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MARINE BIOLOGICAL LABORATORY.
Received
Accession No.
Given by
Place,
***rlo book op pamphlet is to be removed from the Liab-
ofatopy tuithout the permission of tho Tpustees.
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Band XL VIII. No. 1. XII. Jahrgang.
^sches Umtmbh
REFERIRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar TJhlworm und Dr. F. 0. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Yereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Sectiou des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultür zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvctenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Nr. 40.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Üriginal-Mittheilunger.
Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Axtm
der Kieler Föhrde.
Von
Paul Kuckuck.
Mit 6 Figuren.
Die folgenden Untersuchungen wurden im Botanischen Institute
der Universität Kiel angefertigt und stützen sich zum Theil auf
von mir selbst in der Zeit vom März 1890 bis Juni 1891 ge-
sammeltes, zum Theil auf das im Kieler Universitätsherbarium vor-
liegende Material. Da sich dieselben mit Formen der Umgebung
Kiels beschäftigen, so wurden hauptsächlich die von Herrn Prof.
R e i n k e gesammelten Exemplare berücksichtigt, daneben aber auch
eine grössere Anzahl von Original-Exsiccaten zur Bestimmung und
Vergleichung herangezogen, die anderen Meerestheilen entnommen
sind. Ich nenne darunter hauptsächlich die folgenden, für mich
wichtigeren Sammlungen :
Areschoug, Algae scandinavicae exsiccatae. — Die Algues
marines du Finistere von Crouan. — Die Algues marines de
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 1
2 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Cherbourg von Le Jolis. — Die Algae Danmonienses von Wyatt.
— Die Algae Americae borealis von Farlow. — Eine Sammlung
arktischer Algen von Foslie. — Algen des finnischen Meer-
busens von Gobi. — Eine Sammlung dänischer Algen von
Koldcrup -Rosen vinge. — Eine Anzahl von Originalexemplaren
des Herbariums Thuret (communic. Bornet). — Die Phycotheca
universalis von Hauck und Richter. — Die Exsiccaten von
Rabenhorst. — Das Herbarium Suhr. — Zahlreiche Original-
Exsiccaten von Lyngbye.
Ferner hatte Herr Professor Kj eil man in Upsala die Güte,
mir eine Anzahl seiner eigenen Exsiccate und Präparate zur Ver-
fügung zu stellen, wofür ich auch an dieser Stelle dem genannten
G »lehrten meinen herzlichen Dank sage. Vor Allem bin ich aber
Herrn Professor Reinke für die Winke und Rathschläge, die er
mir bei diesen Untersuchungen reichlich zu Theil werden Hess, zu
lebhaftem Danke verpflichtet.
Schon der ältere Agardh bezeichnet (1.*) p. 36) die Ecto-
carpen als eine Gruppe, in welcher die Algologen nur zu häufig
Täuschungen ausgesetzt waren. Auch ich bin mir bewusst, welche
Schwierigkeiten gerade die hier behandelten Formen einer syste-
matischen Behandlung in den Weg stellen, und maasse mir nicht
an, hierbei überall das Richtige getroffen zu haben. „Tot enim
formis sese jaetant species, ut quas non uno eodemque tempore
invenimus et comparare possumus vix sciamus, utrum species novae
an jam cognitarum varietates cernendae sint." (C. A. Agardh,
1. c.)
Erst Kjellman's „Beitrag zur Kenntniss der skandinavischen
Ectocarpeen und Tüop>teridenu , welcher im Jahre 1872 erschien,
gab eine ausführliche Behandlung der damals bekannten skandi-
navischen Arten und brachte Klarheit in die sehr verworrene
Synonymie von Ectocarpus (23.). Vor Allem erfuhren auch die
beiden Arten Ectocarpus confervoides Roth spec. und Pylaiella
litoralis L. spec. eine eingehendere Berücksichtigung.
Das Kützing'sche Genus Corticidaria, welches sich auf die
sehr variable Berindung stützt, habe ich nach dem Vorgange
Kjellman's und anderer Autoren mit Ectocarpus vereinigt, während
ich, entgegen K j e 1 1 m a n , aber mich dem Beispiele C r o u a n 's,
Farlow 's und Reinke 's anschliessend, das Genus Pylaiella,
welches Bory 1823 aufstellte, als Subgenus der Gattung Ecto-
carpus unterordne. Pylaiella litoralis unterscheidet sich in seinen
pluriloculären Sporangien keineswegs von den typischen Formen
des E. silicidosus (in der unten vorgenommenen Begrenzung), dessen
Sporangien nicht nur oft Haare, sondern auch chromatophorenreiche
Zellreihen aufgesetzt sind. Andererseits sind gerade für die Sub-
species divaricata Kjellm. terminale pluriloculäre Sporangien charakte-
ristisch. Auch die uniloculäre Sporangienform erscheint in extremen
Fällen, z. B. bei E. varius {Pylaiella varia Kjellm.), den ich als
Subspecies zu E. litoralis ziehe, terminal auf ein-wenigzelligem
*) Die in Parenthesen beigefügten Zahlen beziehen sich auf das Litteratur-
Verzeichniss am Schlüsse der Arbeit.
Kuckuck, Beiträge zur Kenutniss der Ectocarpus-Arteu etc. 3
Stiel und gleicht darin den entsprechenden Sporangien anderer
Ectocarpus- Arten. Endlich kommen auch intercalare, uniloculäre
Sporangien, wie Reinke (40. Taf. 20, Fig. 6) gezeigt, bei Ecto-
carpus ovatus vor, und ich selbst konnte ähnliche Fälle für Ecto-
carpus penicillatus Ag. constatiren.
Auch die Einziehung von Streblonema Derb, et Sol. erfährt
durch einige von mir beobachtete Fälle eine Unterstützung.
Sporangienformen, wie sie Pringsheim (37. p. 13, Taf. 3, Fig.B.)
für Streblonema fasciculatum Thur. (= Ectocarpus Pringsheimii in
Reinke 's Algenflora) abbildet, fand ich auch bei in der Cultur
gewachsenen Formen von E. dasycarpus n. sp., deren vegetativer
Theil nicht in einem kriechenden, sondern reich entwickelten, auf-
rechten Thallus bestand.
In seiner Flora (39. p. 43) fasst Reinke unter dem Namen
Ectocarpus confervoides Roth sp. alle Ectocarpen der westlichen
Ostsee zusammen, welche bandförmige, verzweigte Chromatophoren
besitzen. Doch sei dabei bemerkt, dass auch E. tomentosus Huds.
sp. sich durch den Besitz bandförmiger, z. Th. wie bei E. confer-
voides spiralig gewundener Chromatophoren auszeichnet, die aber
unverzweigt zu sein pflegen. Reinke's Vermuthung, dass in der
von ihm vorgenommenen Umgrenzung des Confervoides- Typus ge-
nauere Untersuchungen zu einigen Aenderungen führen würden, findet
in der nachstehenden systematischen Uebersicht eine Bestätigung.
Die Species Ectocarpus litoralis L. sp. habe ich mit der schon
1872 von Kj ellman (23.) erweiterten Charakterisirung übernommen,
jedoch, wie schon bemerkt wurde, auch seine Pylaiella varia hinein-
gezogen.
Nur zwei Merkmale sind für die beiden Formenkreise von
völlig durchgreifender Bedeutung : Die Gestalt der Chromatophoren
und die Verzweigung. Auf beide Punkte wird weiter unten näher
eingegangen werden. Hier sei nur bemerkt, dass bei Ectocarpus
litoralis L. sp. die Chromatophoren aus zahlreichen linsenförmigen
Platten, bei Ectocarpus confervoides Roth sp. und verwandten Arten
aus verzweigten Bändern bestehen. Bei der ersteren Art ist die
Verzweigung zerstreut oder opponirt, bei den letzteren durchweg
zerstreut. Aber während selbst bei den Formen von E. litoralis
L. sp., die sich durch eine zerstreute Verästelung auszeichnen, die
opponirte Zweigstellung nicht eben selten ist, wurde dieselbe bei
E. siliculosus Dillw. sp., E. confervoides Roth sp., E. dasycarpus
n. sp. und E. penicillatus Ag. in keinem einzigen Falle von mir
beobachtet und ist so völlig ausgeschlossen, dass man Individuen,
deren Chromatophoren zerstört sind, die aber, wenn auch als
seltene Ausnahmen, opponirte Verzweigung zeigen, ohne Weiteres
von den letztgenannten Arten ausschliessen darf.
Systematisches.
I. Der Formenkreis von Ectocarpus litoralis L. sp.
(erweitert).
Ectocarpus litoralis L. sp. muss trotz seiner in der Regel
mächtigen vegetativen Entwicklung — so erreichen Büschel von
l*
4 Kuckuck, Beiträge zur Kermtniss der Ectocarpus-Arten etc.
a. oppositus forma typica und forma subvei-ticillata nicht selten die
Länge von 0,3 m — als der phylogenetisch am tiefsten stehende
Typus der Gattung Ectocarpus aufgefasst werden. Das Wachsthum
ist intercalar und nur hin und wieder undeutlich trichothallisch ;
echte Phaeosporeen haare mit basalem Vegetationspunkte fehlen
vollkommen. Die Verzweigung ist eine sehr variable, und
die Schwierigkeit der näheren Bestimmung wird dadurch nicht
selten erhöht, dass ein Zweigbüschel einer Pflanze z. B. sehr
regelmässig opponirte Stellung der Aeste zeigt, während bei
einem anderen Zweigbüschel desselben Individuums die Stellung
fast ebenso häufig abwechselnd oder fast einseitig ist. Doch ist
im Gegensatz zu dem zweiten Formenkreise eine durchgehende
Hauptachse deutlich erkennbar und durchzieht die Pflanze meist
in gerader Richtung, ohne an den Verzweigungsstellen eine Knickung
zu erfahren. Irrelevant erscheint mir der Umstand, ob die Zweige
letzter Ordnungen sich nach oben verdünnen oder nicht; es hängt
dies vollkommen von ihrem Alter ab. — Beide Sporangienformen,
die uniloculäre wie die pluriloculäre, entstehen im typischen Falle
durch Umwandlung vegetativer, im Verlauf des Fadens liegender
Zellen und tragen bei der Reife an ihrer Spitze eine mehr oder
weniger lange Reihe vegetativer Zellen, welche in ein farbloses
Haar auslaufen können („spröt" der schwedischen Algologen).
Uniloculäre Sporangienketten, deren Sporangien parallel zur Längs-
achse breit gedrückt sind und nur wenig über den fadenförmigen
Thallus hervorragen, unterscheiden sich deshalb hinsichtlich des
Grades ihrer Differenzirung kaum von fertilen Zellen einer Uloihrix
oder einer Cladophora lanosa. — Der Habitus ist zuweilen sogar
bei einer und derselben Form Schwankungen unterworfen. Die
seilartige Zusammendrehung, welche die Autoren zur Aufstellung
einer forma firma und compaeta veranlasste, entsteht dadurch, dass
fast gleich dicke Hauptachsen und Achsen erster Ordnungen sich
um einander winden ; sie ist bei festgewachsenen Formen am
häufigsten und scheint eine Wirkung der Wellenbewegung zu sein.
Losgerissene Büschel breiten sich meist zu unregelmässigen, wolken-
förmigen Watten aus und verwirren sich nur mit ihren Haupt-
verzweigungen lose in einander.
Dennoch erscheint mir die Eintheilung, welche Kjellman
in seinem 18U0 erschienenen Handbuch (26. p. 84 ff.) vornimmt,
als die zweckmässigste, und es ist nur zu bedauern, dass nicht
auch in anderen Meerestheilen dieser interessanten Formengruppe
eine eingehendere Berücksichtigung zu Theil geworden ist.
Dadurch, dass man auch Ectocarpus varius Kjellman sp. zu
einer Subspecies degradirt, erhält man eine völlig continuirliche
und durch keine Lücke unterbrochene Reihe; a. oppositus f. typica,
subverticillata, rectangidans, ß. firmus f. typica, subglomerata und
licida zeigen völlig intercalare Sporangien, «. oppositus f. rupincola
und ß. firmus f. pachycarpa zeigen nur wenige vegetative Zellen
über den Sporangien, bei y. divaricatus sind die Sporangien sehr
oft terminal, die pluriloculären aber noch meist lang und cylindrisch,
die uniloculären in Ketten von zwei bis vielen Sporangien ver-
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 5
einigt; d. varius weist uniloculäre Sporangien auf, wie sie für höher
stehende Ectocarpen charakteristisch sind.
Farlow (13. p. 73) beschreibt einen E. litoralis, den er als
forma robusta bezeichnet, welcher sich durch kräftige, opponirte
Zweige und uniloculäre Sporangien, die durch Längswände getheilt
sind, auszeichnet. Dergleichen Bildungen sind nicht selten, doch
fand ich sie massenhaft entwickelt nur bei gewissen Formen von
ß. firm us.
Wie sehr die Ausbildung der Sporangien von äusseren Ein-
flüssen abhängen kann, erfuhr ich bei einem Exemplar von ß. firmus
f. typica, welches beim Einsammeln normale intercalare, pluriloculäre
Sporangien trug, nach einigen Wochen aber in der Cultur sich mit
einer grossen Anzahl von kurzen terminalen Sporangien bedeckt
hatte, die sich in nichts von typischen pluriloculären Sporangien
von d. varius unterschieden.
Der Vollständigkeit halber habe ich mir erlaubt, diejenigen
von Kjellman unterschiedenen Formen, die ich in der Kieler
Föhrde nicht auffand, in die ausführliche systematische Uebersicht
einzufügen. Die folgende kurze Zusammenstellung der hiesigen
Formen dürfte bei einer Bestimmimg einige Erleichterung gewähren.
A. Sporangien intercalar.
1 . Verzweigung vorwiegend opponirt. a. oppositus.
a. Zweige in einem spitzen Winkel abgehend.
a. Sterile und fertile Zweige in lange Haare auslaufend.
Von gelblicher Farbe.
* Zweige letzter Ordnung locker stehend, f. typica.
** Zweige letzter Ordnung zu Büschelchen zusammen-
gedrängt, f. subverticillata.
ß. Sterile Zweige oft bis zur Spitze chromatophorenreich;
fertile Zweige mit ein bis wenigen chromatophoren-
haltigen Zellen an der Spitze. Von brauner Farbe.
f. rupincola.
b. Zweige in einem nahezu rechten Winkel abgehend.
f. rectangulans.
"2. Verzweigung vorwiegend zerstreut. ß. firma.
a. Vegetativ stark entwickelt; Hauptachse bis 50 /u dick.
a. Uniloculäre Sporangienketten lang.
* Zweige letzter Ordnung locker stehend, f. typica.
** Zweige letzter Ordnung gedrängt, f. subglomerata.
ß. Uniloculäre Sporangien einzeln oder zu wenigen ver-
einigt, f. livida.
b. Bis 7 mm hoch, meist schon die Zweige erster Ordnung
fertil; Hauptachse bis 18 (.i dick. f. pachycarpa.
B. Sporangien meist terminal; Zweige unregelmässig, oft recht-
winklig abstehend.
1. Uniloculäre Sporangienketten mit zwei bis vielen Sporangien.
Pluriloculäre Sporangien lang, cylindrisch. y. divaricata.
f. ramellosa*
6 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
2. Uniloculäre Sporangien meist einzeln oder zu wenigen
vereinigt, pluriloculäre Sporangien kugelig, ei- oder würfel-
förmig, d. varia.
a. Vegetativ stark entwickelt.
cc. Büschel lose, verworren, bis 30 cm lang; Zellen bis
45 /n dick. f. typica.
ß. Büschel festgewachsen, bis 3 cm hoch; Zellen bis
30 (.i dick. f. contorta.
b. Bis 3 mm hoch, einfach oder spärlich verzweigt.
f. pumila.
Ectocarpus litoralis L. sp. (erweit.).
Syn. : Conferva litoralis ad part. Linne, Spec. Plant. Ed. I. p. 1165.
Pylaiella litoralis ad part. Kjellm., Bidrag u. s. w. p. 99 ff.
„ „ „ „ Kjellm., Handbok. p. 83 ff.
Diagnose: Thallus meist reich verzweigt, Zweige
opponirt oder zerstreut. Echte Phäosporeenhaare
fehlen. Uniloculäre Sporangien intercalar, zu Ketten
vereinigt oder terminal, bald in Ketten, bald einzeln,
kugelig, ellipsoidisch oder scheibenförmig. Pluri-
loculäre Sporangien intercalar, cylindrisch oder
terminal, dann bald lang cylindrisch, bald kurz
kugelig- ei förmig oder fast würfelförmig. Chromato-
phoren zahlreiche, rundliche, locker liegende oder
polygonale, dicht liegende Scheiben.
Subspecies a.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet
I Upsala.
Sitzung am 30. Januar 1890.
Herr R. Sernander lieferte
Einige Beiträge zur Kalktuff -Flora Norrlands.
Die eigenthümliche, in mehreren Kalkgegenden Schwedens
angetroffene Bergart, welche Kalktuff genannt wird, hat in den
letzten Jahren eine besondere Bedeutung erhalten durch die wich-
tigen Untersuchungen, die Nathorst*) über die in demselben auf-
bewahrten Pflanzenreste gemacht hat.
*) A. G. Nathorst, Förberndande meddelande om floran i nägra norr-
landska Kalktuffer. (Geol. Füren. Förbandl. Bd. VII. 1885. Haft 14.)
(A. G. Nathorst.) Ytterligare om floran i kalktuffen vid Längsele i Dorotea
soeken. (1. c. Bd. VIII. 1886. Haft 1.)
Om lemningar af Dryas octopetala L. i Kalktuff vid Rangiltorp nära vad-
stena. (Öfversigr af K. vet. Ahad. Förhandl. 1886. No- 8.)
Föredrag i botanik vid K. Vetenskaps-Akademiens Högtidsdag 1887.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 7
Die Flora in einem Theile norrländischer, besonders jemt-
ländischer KalktufFe lieferte bemerkenswerthe Aufschlüsse über die
Geschichte der Vegetation des nördlichen Schweden. So erhielt
man u. A. einen ersehnten, thatsächlichen Beweis davon, dass rein
glaciale Formen auch hier in der Tiefebene gewachsen sind, wo
sie aber jetzt ganz und gar verschwunden sind. Die Flora,
die hier vorhanden war, warf ein neues Licht auf die Einwan-
derung der Fichte, eines der am meisten vorherrschenden Bäume
Skandinaviens, sowie auf die Anwesenheit einiger eigenthümlichen
Reliktpflanzen, besonders Hipjjojjhae rhamnoides L., die jetzt an
den Ufern des Bottnischen Meerbusens angetroffen wird.*)
Während seines Aufenthaltes im mittleren Jemtland im Sommer
1889 widmete sich der Vortr. einige Zeit lang der Untersuchung
der in diesen Tuffen vorkommenden Flora, besonders um dieselbe
mit derjenigen zu vergleichen, welche er vorher im Laufe desselben
Sommers in den marinen Ablagerungen längs einiger norr-
ländischer Flüsse studirt hatte. Da von den Fundorten, die er
Gelegenheit zu untersuchen hatte, einer in der Litteratur nicht er-
wähnt ist, und da Nathorst über einen anderen nur zerstreute
Aufschlüsse geliefert , könnte vielleicht das Folgende von einigem
Werthe sein als ein geringer Beitrag zur interessanten Kalktuff-
Flora Norrlands.
In der Gemeinde Aspäs im mittleren Jämtland, wäre nach den
Angaben des Herrn Dr. Högbom Kalktuff in fester Kluft vor-
handen. Im Dorfe Näset fand auch der Vortr. ein mächtiges Tuff-
lager wieder, und zwar aut einem mit Moränenkies bedeckten und
bewaldeten Bergrücken in zwei gegen Süden langsam abschüssigen
Thälern, welche sich bald in eine einzige Thalfurche vereinigten,
die sich zu unterst zu einem kleinen Plateau ausbreitete. Quer
über das Terrain streckte sich hier ein niedriger Kieswall, hinter
welchem Moore folgten, worin Kalktuff nur längs eines Bächleins,
das den Wall durchgebrochen hatte, anzutreffen war. An
einigen Punkten hatte man angefangen, das Tufflager zu brechen
und auszunutzen.
Hier konnte der Vortr. an mehreren Stellen den Kalktuff von
der Oberfläche her bis zum Grunde studiren. In den untersten
Theilen war das Tufflager 30—40 cm mächtig, entweder direct
auf von rein silurischen Bergartbruchstücken bestehendem
Moränenkies ruhend , oder auch von diesem durch 5 bis
10 cm mit Thon gemischten Sand getrennt. Es wurde hier von
30 cm theilweise etwas moorartiger lockerer Erde bedeckt, welche
jetzt mit einer wiesenartigen Vegetation bewachsen war. Nach
oben wurde der Tuff bis zu 1 m mächtig und war direct auf dem
Kiese gelagert.
Eine 40 cm tiefe Decke von Walderde und Hylocomien
überlagerte hier den Tuff.
*) Siehe A. G. Hög-bom. Om sekulära köjningen vid vesterbottens kust.
(G. F. F. Bd. IX. 1887. Hüft 1.)
8 Botaniaka Sektionen af Naturvetenskapüga Students;ülsk;ipet i Upsala.
Das ganze Lager schien durch starke, von den Kies- und.
Steinmassen des Hügels herrührende Quelladern gebildet worden
zu sein, welche, in den Thälern und in der Vereinigung derselben
mündend, von dem soeben erwähnten Kieswalle ein wenig auf-
gedämmt worden waren. Freilich finden sich auch jetzt Quelladern
in dem unterliegenden Kiese, diese aber sind nur von geringer
Bedeutung. Alles deutet darauf hin, dass dieser Kalktuff nicht
nur während anderer Drainirungs-, sondern auch ganz anderer kli-
matischer Zustände gebildet worden ist, als sie jetzt auf der Stelle
herrschen.
Im Allgemeinen war der Tuff ein dichter und fester, aber
sehr reich an Pflanzenresten. Eine Verschiedenheit in dem Vor-
kommen und der Art derselben auf verschiedenen Niveaus des
Lagers konnte Vortr. nicht wahrnehmen.
Die Pflanzenreste waren:
Firnis silvestris L.: versteinerte Stämme mit einem Durchmesser
von bis 20 cm (an einem Stammfragmente waren die Jahrringe
durchschnittlich 1,25 mm breit), ein Stückchen der äusseren Rinde.
Zapfen (wovon einer 30X20 cm), Zwergtriebe (die Nadelpaare
27 — 35 mm lang).
Betula odorata Bechst. : Blätter (reichlich).
Populus tremxda L., Blätter, Zwergtriebe.
Salix nigricans Sm. : Blätter.
Salix hastata L.?: Blätter.
Dryas octopetala L. : Blätter, Triebe mit übrig bleibenden
Nebenblättern. In einer Stufe lagen etwa ein Dutzend Blätter in
einer Ecke angehäuft. Das grosste Blatt bezog 15X7 mm«
Vaccinium Vitis idaea L.: Blätter.
Sorhus Aucuparia L. : ein Blattfragment, gemäss gütiger Be-
stimmung vom Herrn Prof. N a t h o r s t.
Gräser und Equiseta-Fragmente.
Weichthierschalen fanden sich sehr allgemein. Die ange-
troffenen Arten waren :
Limnaea ovata Drap., Zonites petronella (Chap.), Conulus fidvus
(Müll.), Pupa muscorum (Müll.).
Ausserdem wurden Abdrücke eines Insektenabdomens wahr-
genommen, woneben eine eigentümliche Bildung nach einer Mit-
theilung des Prof. Nathorst ein Theil des Hauses eines „Haus-
wurms" ausmacht. Zu bemerken ist, dass Vort. bei Näset von
mehreren Personen hörte, dass man vor einigen Jahren in dem
Tuffe einen Klauenabdruck, wahrscheinlich einem Elenthier zuge-
hörend, gefunden habe. In mehreren der eingesammelten Stufen
fanden sich Kohlenstückchen eingesprengt ; ausserdem waren un-
bestimmbare Zweigabdrücke recht gewöhnlich.
An dem Ausflusse des Bächleins von Filsta in den Stors-
jön, dem südlichen Ufer der Insel Frösön gegenüber, liegt ein
Kalktuff lager.
In einer von Linnarson hierselbst eingesammelten Stufe
hat Prof. Nathorst schöne Blätter von Betula odorata Bechst.
und Pinus silvestris L. erkannt. Uebrigens hat er in „Föredrag
Botaniska Sektionen af Naturveteuskapliga Studentsällskapet i Uspala. 9
i Botanik vid Kougl. vetenskaps akadeiniens högtidsdag 1887. Stock-
holm 1887" mitgetheilt, dass der Assistent A. F. Carlsso n hier
Dryas octopetala angetroffen hat.
Das fragliche Tufflager war nahe östlich am Bächlein belegen,
auf einem einige Meter über dem Storsjön liegenden Kieswalle
mit sehr wohl abgerundeten hasel- bis wallnussgrossen Steinchen,
auschliesslich silurischen Bergarten angehörend. Die Ausdehnung
des Lagers oetrug im Norden und Süden etwa 50 und im Osten und
Westen 2b Meter.
Da der Tuff gegen den See und Bach zu scharf abgeschnitten
war, hat man Grund, zu vermutheil, dass einst derselbe nach diesen
Eichtungen hin eine grössere Ausdehnung gehabt, aber vom Bache
und dem zu einem anderen Zeitpunkte vielleicht höher stehenden
See theilweise erodirt worden sei.
Das Lager lag ganz wagrecht, von etwa 1 dm lockerer Erde
bedeckt. Nach unten gegen den Kies, der im Contacte mit Kalk
scharf incrustirt war, bestand der Tuff aus einer spröden, einige
cm tiefen Masse versteinerter Laubmoose, darüber lag ein ziemlich
spröder, 80 cm mächtiger Tuff, übervoll von Pflanzenresten.
Diese waren die ganze Tuffmasse hindurch gleichartig und kamen
theils als Abdrücke , am meisten aber als eigentliche Versteiner-
ungen*) vor.
Die folgenden konnten identificirt werden :
Pinvs silvestris L.: Stämme (einer hatte 13 cm im Durch-
messer), Zwergtriebe (ein Nadelpaar 50 mm lang).
Betula odorata : deutliche und schöne Blätter.
Betida intermedia Thom. : Blätter
Populiis tremula : Blätter.
Salix nigricans: Blätter.
Salix Caprea L.: Blätter.
Vaccinium Vitis idaea : Blätter.
Peltigera canina (L.) ; ein schönes und gut erhaltenes Thallus-
läppchen wurde in der Moosschicht des Bodenlagers gefunden.
Laub mo o s e.
Schnecken waren spärlich vorhanden. Die angetroffenen
gehörten zu den folgenden Arten:
Pupa muscorum, Succinea putris (L.) Helix sp.
Die Flora, die nach den soeben gemachten Aufzählungen
den Kalktuff sowohl bei Näset als bei Filsta auszeichnet,
ist folglich mit derjenigen beinahe identisch, die Nathorst
aus mehreren anderen norrländischen Fundorten beschrieben hat.
Auch hier fanden sich Kiefernreste massenweise, ohne dass
eine einzige Spur von der Fichte entdeckt werden konnte. An
den oben genannten Stellen sind auch die demnächst am meisten
*) In den geologischen Handbüchern wird beinahe immer davon gesprochen,
dass die Pflanzenreste in Kalktuff nur als Abdrücke vorkommen. Wirkliche
Versteinerungen und Abgüsse sind aber gar nicht selten. Hier bei Filsta z. B.
sind sie häufiger, als die Abdrücke. Für Blattbestimmungen hat dies eine ge-
wisse Bedeutung, da die Nervatur der Ober- und Unterseite eines Blattes da-
durch in tesp. zwei Weisen aufbewahrt werden kann.
10 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
vorherrschenden Pflanzenreste Blätter von Betula odorata mit
Espen- und Weidenlaub gemischt, und unter dieser sub-
glacialen Baumvegetation, deren Reste in der Steinmasse aufbewahrt
worden sind, gedieh und blühte auch Dryas. Der Fund dieser
letzteren Pflanze bei Näset ist von einem gewissen Interesse, da
dieser Fundort gleich wie Filsta nur ca. 300 m über dem Meere
liegt. Nur die nachfolgenden Formen sind noch nicht aus den
früher untersuchten Fundorten mitgetheilt: Vaccinium Vitis idaea
(Näset und Filsta), Salix nigricans (Näset und Filsta), Peltigera
canina (Filsta).
Vaccinium Vitis idaea ist eine Pflanze, von deren resistenten
Blättern man bei der Kenntuiss, welche wir über die Rolle be-
sitzen, die das Preiselbeerkraut in der Feldschicht der Kieferwälder
spielt, wohl erwarten kann, einige zusammen mit Kieferresten auf-
bewahrt zu finden.
Nach Lu n d s tr ö m*) hat sich an mehreren Stellen in Schweden
und besonders in Jemtland Salix nigricans nach der Eisperiode
aus S. myrsinites L. entwickelt, wovon jene sich in demselben Maasse
trennte, wie das Klima verändert wurde. Die Blätter, die Vortr.
als zu Salix nigricans gehörend bestimmt, und welche in den ein-
gesammelten Stufen sehr zahlreich aufbewahrt sind, zeigen nach
der Angabe Lundström's eine grosse Uebereinstimmung mit
den Formen von Salix nigricans, die heutzutage in der jemtlän-
dischen Tiefebene wachsen. Diese Art scheint sich daher schon
in einer so entfernten Zeit ausgeprägt zu haben, dass noch rein
glaciale Formen wie Dryas und Salix reticidata auf dem Niveau
des Storsj ön übrig waren.
Der Fund von Peltigera canina ist bemerkenswerth , weil
Flechten so äusserst selten im fossilen Zustande erhalten sind.
In schwedischen Kalktuffen sind Flechtenreste niemals vorher gefunden
worden. Die heutige Verbreitung und das allgemeine Vorkommen
der genannten Art machte es a priori wahrscheinlich, dass Pelti-
gera der alten norrländischen Flora angehöre, wovon die Kalk-
tuffe einige Reste bis auf unsere Tage aufbewahrt haben.
Von den Schnecken, die Vortr. bei Näset und Filsta an-
getroffen hat, sind die folgenden früher nicht angemerkt: Pupa
muscorum, Succinia putris.
Alles, was man bisher über diese Kalktufflager Norrlands
kennt, spricht dafür oder wenigstens nicht dagegen, dass sie
zu fast gleicher Zeit gebildet worden sind, und dass diese Zeit,
geologisch gesprochen, eine sehr begrenzte gewesen ist. Erstens
scheint es, als wären sie gebildet worden, bevor die Fichte ein-
gewandert war, da Reste von diesem jetzt wichtigsten Waldbaume
Norrlands in dem Tuffe ganz und gar fehlen. Ferner finden sich
in allen einigermassen untersuchten Localitäten dieselben charakte-
ristischen Pflanzen wieder, vor Allem die Kiefer und Betida
odorata, und in keiner hat man, wenigstens bisher, Unterschiede
*) A. N. L und ström. Ueber die Salixflora des Jenissej-Ufer. (Botan*
Centralbl.)
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. H
auf verschiedenen Niveaus und Theilen des Tuffes finden können.
An vielen Stellen sind ausserdem unter diesen charakteristischen
Arten Pflanzenformen eingesprengt, die zu dieser Zeit vermuthlich.
sehr allgemein gewesen sind, deren Verdrängen aber innerhalb
eines bewaldeten Gebietes immer eine Zeitfrage sein muss.
Durch das Vorhandensein z. B. von den reichlichen Kiefern-
resten ergibt es sich natürlicherweise von selbst, dass das Klima
in jener Zeit, wo der Kalktuff abgelagert wurde, kein arctisches
sein konnte. Dafür, dass es kälter, als das jetzige gewesen sei,
könnte z. B. das Vorkommen von Dryas nnd Salix reticulata
sprechen. Hierbei ist aber zu bemerken, dass die Reste von
Pinus silvestris gar nicht darauf hindeuten. Diese sind nämlich
von etwa derselben Beschaffenheit wie entsprechende Theile von
der in der Nähe des Fundortes wachsenden Kiefer. Stämme von
13 — 20 cm im Durchmesser sind gefunden worden, und die
Jahrringe widersprechen nicht der Annahme eines Klimas
wie das Gegenwärtige. 50 mm lange Nadeln und Zapfen
von 40X^5 mm deuten auch nicht auf die Kiefernwälder
droben im Gebirge, oder in den nördlichsten Theilen Skan-
dinaviens*).
Da heutzutage Kalktuff nicht in Jemtland gebildet wird, ist
man leider nicht im Stande, durch Vergleich mit dem Theile der
jetzt lebenden Flora, der in der Masse der recenten Tuffe auf-
bewahrt werden würde, etwaige Analogie-Schlüsse im Betreff der
Flora, deren Reste sich in dem alten Tuffe finden, zu ziehen. In-
dessen kann man doch eine Aufklärung über diese Frage liefern
durch Studien über diejenigen Pflanzenreste, welche die kleineren
Bäche mit sich führen. Denkt man sich, dass ein solcher durch
etwaige Aufdämmung austreten musste, und dass die äusseren
Verhältnisse einer Kalktuffbildung günstig waren, so würden natür-
licherweise die mit dem Bache herangeführten Pflanzentheile darin
eingebettet werden müssen.
Man findet dann, dass von der jetzigen Vegetation nur ein er-
staunenswerte kleines Procent repräsentirt werden würde, auch
kennt man in den norrländischen Kalktuffen nur etwa zwanzig
Arten.
Weiter merkt man, dass diese Pflanzenreste hauptsächlich von
derselben Beschaffenheit, wie die in den Kalktuffen aufbewahrten
sind, und dass auch die Proportion zwischen ihnen überhaupt dieselbe
ist. Aber es giebt wichtige Unterschiede. Vergeblich sucht man
Dryas, Salix reticulata und Hyppophae, dagegen sieht man aber
Massen von Fichtenresten, sowie auch bisweilen Reste von einer
oder den anderen Culturpflanze.
Als ein Beispiel wird zuletzt ein Verzeichniss der Pflanzen-
reste geliefert, welche das Bächlein bei Filsta an seinen Ufern,
*) Man vergl. z. B. Th. Ö rtenblad, Om den högnordiska talltbrmen
Pinus silvestris L. ß lapponica (Fr.) Hn. (Bihang tili K. Sv. Akad. Handl.
1888) oder Martin et Bravais, "Voyages en Scandinavie, en Lapponie etc. pen-
dant les annees 1838, 1839 et 1840.
J2 Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden.
unter Steinen in seinem Bette, auf Sandgründen u. s. w. zurück-
gelassen hat:
Blätter: hauptsächlich von Birken (wenigstens die aller-
meisten, wenn nicht alle der Betula odorata angehörend), sodann
von Espen, ferner von verschiedenen Salices (darunter Caprea
und nigricans) und Alnus incana (L.) Willd., sowie ein Blatt von
Vaccinium Vitis idaea.
Nadeln von Kiefern und Fichten sowie von Juniperus.
Rinden (spärlich) von Kiefern und Fichten, ferner von
Espen und Birken.
Zweige von Birken, Weiden, Espen, Alnus incana,
Fichten, Kiefern und Heidekraut.
Zapfen von Kiefern, Fichten und Heidekraut.
Einzelne Moose: Hyloconium proliferum (L.) und triquetrum
(L.), Climacium dendroides (L.).
Weibliche Kätzchen von Salices.
Eine Staude von Fisum sativum (L.).
Holzstückchen und S p lit terchen.
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden etc.
Beyerinck, M. W., Verfahren zum Nachweis der Säure-
absonderung bei Mikrobien. (Centralblatt für Bak-
teriologie und Parasitenkunde. Bd. IX. Nr. 24. p. 781—786.)
Während man bisher die Säureabsonderung bei Mikrobien
dadurch nachzuweisen suchte, dass man die Nährgelatine mit für
Säuren und Alkalien empfindlichen Farbstoffen vermischte, beruht
die Methode Beyerinck's darauf, in einem undurchsichtigen
Nährboden die Säure sofort nach ihrem Entstehen zu binden und
in ein lösliches Salz überzuführen, wobei der Nährboden in der
Umgebung der Kolonien durchsichtig wird. Man setzt zu diesem
Zwecke einer für Säureerzeugung geeigneten Nährmasse so viel
fein geschlemmte Kreide zu, dass ein milchweisser, undurchsichtiger
Nährboden entsteht. Die hier von den Bakterienkolonien ausge-
schiedene Säure erzeugt ein lösliches Kalksalz und bewirkt damit
eine vollständige Klärung des Nährbodens in der Umgebung der
Impfstiche in regelmässig radialer oder ellipsoider Form, welche
so weit reicht, bis die Säure nahezu durch die Kreide neutralisirt
ist und desshalb eine quantitative Schätzung der Säureabsonderung
erlaubt, während man in der qualitativen Beurtheilung der Resultate
vorsichtig sein muss.
Die auf diese Weise erhaltenen, höchst instructiven Präparate
zeichnen sich durch grosse Schönheit und Eleganz aus. Statt der
Kreide verwandte B. auch andere Carbonate, so diejenigen von
Instrumente. — Botanisehe Gürten. 13
Magnesium, Barium, Strontium, Mangan und Zink, und namentlich
das letztere mit sehr gutem Erfolge. Endlich erwies sich die Kreide-
methode auch noch als geeignet, das Maass der Alkaliabsonderung
abzuschätzen, da die von den Mikrokokkenkolonien abgeschiedene
alkalische Substanz eine auffällige Formveränderung in den Säure-
diffusionsf eidern verursachte, welche nicht mehr circular blieben,
sondern eine polyedrische Gestalt annahmen.
Kohl (Marburg).
Kaufmann, Pv Ueber eine neue Anwendung d es Safranins.
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. IX.
No. 22. p. 717—718.)
Färbungsversuche, die Kaufmann nach der Weigert'schen
Fibrinfärbungsmethode mit Safranin an Bakterien anstellte, ergaben,
dass nicht nur die nach Gram färbbaren Bakterien, sondern auch
Zellkerne in schöner Weise gefärbt werden. Die Bakterien nehmen
dabei einen bräunlichen, die Kerne dagegen einen rothen Ton an,
sodass es möglich ist, letztere sehr deutlich hervorzuheben. Noch
mehr aber ist eine Combination mit Gentianaviolett zu empfehlen,
mit welcher man eine prächtige Doppelfärbung erzielt, indem als-
dann die Kerne roth, Fibrin und Bakterien hingegen blau erscheinen.
Die Mischung, deren sich K. hierzu bediente, die sich aber nicht
für längere Zeit haltbar erwies, war folgendermaassen zusammen-
gesetzt:
Gentianaviolett 0 2* ^ ' reSP' 25 CCm WäSSr' Safranin (5°/o)
Aqu. dest. 30^0 „ J " 5 " » Gentianav. (5°/o).
Anilinöl 0,50 „
Alkoh. absol. (oder 98°/0) 2,00 gr.
Kohl (Marburg).
Botanische Gärten und Institute.
Goessmann, C. A., Massachusetts State Agricultural
Experiment Station. (Bulletin No. 39. April 1891. 12. pp.
5 fig.)
Das Bulletin enthält zunächst eine kleine meteorologische Tabelle
über die Monate Juli 1890 bis Februar 1891 und sodann einen
grösseren Aufsatz über die Behandlung von Pilzkrankheiten. Die
Pflanzenzüchter werden dringend aufgefordert, sich der nach der
bisherigen Erfahrung erprobten Mittel zur Bekämpfung der parasi-
tischen Krankheiten der Pflanzen zu bedienen, und die Unterstützung;
der Versuchsstation in Anspruch zu nehmen. Gegen die Pilz-
krankheiten können nur Präventivmassregeln in Anwendung kommen^
da es meist nicht möglich ist, wenn die parasitischen Pilze sich in
den Pflanzen bereits entwickelt haben, die ersteren ohne Schädigung
der letzteren zu zerstören. Die abwehrenden Vorbereitungen be-
14 Algen.
stehen aber einerseits in allgemeiner Feld- und Gartenhygiene,
andererseits in specieller Behandlung der Pflanzen. Zur ersteren
gehört der möglichste Ausschluss der Infectionsquellen, also Ent-
fernung der Reste von kranken Pflanzen und des Unkrauts, das als
Träger der Parasiten dienen kann, sowie auch der Pflanzen, die
eine zweite Entwicklungsform des Pilzes beherbergen, ferner natürlich
gute Ernährung der Kulturpflanzen. Die specielle Behandlung
Gesteht wesentlich in dem Bespritzen mit sogenannten Fungiciden.
Die Zusammensetzung und Herstellung derselben, die dazu nöthigen
Apparate und deren Anwendung werden genauer angegeben und
durch eine Anzahl von Holzschnitten erläutert. Wann und wie oft
die Behandlung der Pflanzen mit den Fungiciden vorzunehmen ist,
darüber lassen sich im Allgemeinen keine Vorschriften geben,
sondern es muss dies in jedem Fall besonders beurtheilt werden.
Auskunft hierüber zu geben ist eine der Aufgaben dieser Versuchs-
station.
Möbius (Heidelberg).
Referate.
Gay, F., Rech er dies sur le de veloppement et la Classi-
fication de quelques algues vertes. These soutenue
devant la faculte des sciences de Paris. 8°. 116 p. avec XV
planches en Chromolithographie. Paris (P. Klincksieck) 1891.
Die mit 15 sehr schön ausgeführten Tafeln versehene Arbeit
bringt Beiträge zur Morphologie und Systematik der Confervaceen,
Uloihrichaceen und Pleurococcaceen, hauptsächlich von dem Gesichts-
punkt aus, den von manchen Seiten behaupteten Polymorphismus
der zu diesen Abtheilungen gehörigen Algen zu untersuchen. In
der Einleitung gibt deshalb Verf. eine kurze kritische Uebersicht
der Angaben verschiedener Autoren über den Polymorphismus der
grünen Algen. Besondere Beachtung verdienen dabei auch die
Ruhezustände derselben und die Bildung von Dauerzellen, die Verf.
als Hypnosporen (= Aplanosporen Wille) und Hypnocysten, welche
sowohl den im normalen Leben gebildeten Akineten Wille's ent-
sprechen, als auch durch ungünstige Beschaffenheit des Mediums
hervorgerufene krankhafte Erscheinungen repräsentiren.
Der erste Theil behandelt die Gattungen Cladophora, Rhizo-
clonhim und Conferva, welche Verf. den Confervaceen zurechnet.
Nach dem Vorgang Wittrocks für Pitophora unterscheidet
Verf. auch bei Cladophora einen rhizoiden und cauloiden Abschnitt des
Thallus und demgemäss der Stelle nach, wo die Hypnocysten gebildet
werden, rhizoide und cauloide. Er beobachtete rhizoide Hypnocysten
bei Cladophora glomerata und beschreibt deren Keimung, wobei
aufrechte und rhizomartige Aeste, sowie Rhizoiden entstehen.
Aehnlich ist es mit den cauloiden Hypnocysten einer Form von
Algen. 1 5
C. fracta, die er als dimorpha bezeichnet, weil die die Hypnocysten
bildenden Aeste fast unverzweigt sind, bei dem Auswachsen jener
aber eine reich verzweigte Form entsteht. Auch C. glomerata konnte
•durch Cultur unter weniger günstigen Verhältnissen zur Bildung
cauloider Hypnocysten gebracht werden ; deren Keimung wird
ebenfalls beschrieben. Schliesslich behandelt Verf. auch noch die
mehrfach erwähnten grünen Zellen im Thallus von Polyides rotundus,
die nach ihm Ruhezustände der Cladophora lanosa sind.
Im nächsten Abschnitt finden wir zuerst einige allgemeine
Bemerkungen über die Arten von Rhizoclonium / genauer untersucht
wurde Rh. Meroglyphicum Kütz. Es unterscheidet sich von Clado-
phora durch das intercalare Wachsthum, durch die oft nur einzeln
in einer Zelle vorhandenen Kerne und durch die Bildung der seit-
lichen einzelligen Rhizoiden. Hypnocysten werden ähnlich wie bei
C. glomerata gebildet.
Von Conferva wurden Formen von C. bombycina und C. tenuis-
sima untersucht. Obgleich Verf. die Unterschiede im Zellbau und
in der Entwicklung deutlich hervorhebt, hält er doch Conferva für
nahe verwandt mit Cladophora und Rhizoclonium. Im Uebrigen
bestätigt er die Angaben Lagerheims, nur hält er die bei C.
bombycina gebildeten Ruhesporen nicht für Aplanosporen, sondern
Hypnocysten (Akineten).
Die Ulothrichaceen (2. Theil) theilt Verf., wie Borzi, in Chaeto-
phoreen und Ulothricheen. Von ersteren behandelt er zunächst
Stigeoclonium, beschreibt die verschiedene Form der Keimung bei
St. amoenum und St. variabile, die Hypnosporen des letzteren
(conform mit den Beobachtungen von Pringsheim) und die
Hypnocysten von St. setigerum. Diese Erscheinungen, die an die
von Cienkowski und Famintzin (Protococcus und Palmella-
Stadium) beobachteten erinnern, dürften nach Verf. nur gelegentliche
Umbildungen infolge specieller Beschaffenheit des Mediums sein,
ein eigentlicher Polymorphismus existirt auch bei dieser Gattung
nicht. Das letztere sucht Verf. ferner für Draparnaldia und Chaeto-
phora nachzuweisen ; sonst werden verschiedene Arten der Keimung
und Bildung der Hypnosporen einiger hierhergehöriger Species
angegeben.
Die zu den Ulothricheen gerechneten Gattungen bespricht Verf.
zunächst in historisch-kritischer Weise und beschränkt sich dann
auf die eigentlichen Ulothrix - Arten, die er in Luft- und Wasser-
bewohnende eintheilt. Von ersteren sind U. parietina, radicans
und crenulata zu Schizogonium zu stellen, U. flaccida, nitens und
varia dürften nur Formen einer Art, U. flaccida, sein, von der eine
Charakteristik gegeben wird. Eine neu gefundene Form nennt
Verf. U. dissecta. Sie lebt an Baumrinden und zeichnet sich durch
die Kürze der Fäden aus, welche sich durch eine Art Auseinander-
brechen vermehren. Es fehlt dieser Form, ebenso wie U. flaccida
selbst, die Bildung von Zoosporen und Hypnosporen, nur Hypno-
cysten werden bei Cultur in Wasser gebildet. Ein genetischer
Zusammenhang zwischen dieser Ulothrix und Pleurococcus- oder
Stichococcus -Formen ist nicht nachzuweisen. Unter den wasserbe-
1 6 Algen.
wohnenden Arten wird zunächst U. sultilis ß. variabilis Kirchn.
erwähnt, da hier Verf. beobachtete, dass die Makrozoosporen durch
Verschleimung der Membran frei wurden, nicht, wie gewöhnlich,
durch ein Loch der unveränderten Membran ausschlüpften. Die
bisher noch nicht beschriebene Hypnosporenbildung wurde an einer
anderen Ulothrix subtilis De Toni (?) beobachtet. Als eine Art
Polymorphismus kann die Verschleimung der Membran, von der
Verf. an verschiedenen Species zwei Modifikationen unter gewissen
Bedingungen eintreten sah, betrachtet werden. Schliesslich wird
noch erwähnt , dass Hormospora mutabilis wahrscheinlich eine
Ulothrix ist.
Die Pleurococcaceen (3. Theil) fasst Verf. in dem Sinne von
Dangeard auf: Ein- oder mehrzellige grüne Algen, die sich nur
durch Theilung der Zellen oder Abtrennung einzelner Zellen, nie
durch Zoosporen vermehren. Ausführlicher besprochen wird zu-
nächst Stichococcus. Von dieser Gattung und ihren Arten (St. bacil-
laris Naeg., St. fragilis = Arthrogonium fragile A. Braun, St.
dissectus, St. ftaccidus = Hormidium flaccidum Braun) gibt Verf.
lateinische Diagnosen. Sodann werden Schizogonium und Prasiola
besprochen, leider ohne Kenntniss der Arbeit von Im hau s er
(1889, Flora) über diesen Gegenstand. Pleurococcus gehört nicht
in den Entwicklungskreis dieser Gattungen, Ulothrix, Schizogonium
und Prasiolat'ormen gehören aber zum Theil zusammen. Schizogonium
(lat. Diagnose) enthält folgende vom Verf. diagnosticirte Arten:
S. crispum (= Prasiola crispa Menegh. mit Hormidium murale Kütz.)
S. murale Kütz., S. cremdatum F. Gay 1888. Diese und die eigent-
lichen Prasiola- Arten sollen zu den Pleurococcaceen gehören. Pleuro-
coccus ist ausser durch die Vermehrungsweise charakterisirt durch
die Theilung nach 2 Richtungen, feste Membran, wandständiges
flächenförmiges, meist hohles Chromatophor ohne Pyrenoid. Typus:
P. vulgaris Menegh Vtri'. beschreibt sein natürliches Vorkommen
und die Versuche, welche seine Widerstandsfähigkeit gegen Aus-
trocknen und die Schädlichkeit vielen Wassers für ihn beweisen.
Von Gloeocystis gibt Verf. nur an, dass die Gattung manche zweifel-
hafte Arten enthält und sich von den anderen unterscheidet durch
die Fähigkeit Hypnocysten zu bilden, was er an einer vorläufig als
G. areolata bezeichneten Art beobachtet hat. Dabei erwähnt er
noch, dass die Tetrasporaformen betrachtet werden können als eine
Vereinigung von Chlamydomonaszellen. Mit Uebergehung einiger
Bemerkungen des Verf. über verschiedene Gattungen sei hier noch
seine Classification der Pleurococcaceen kurz wiedergegeben: Trib. I.
Pleurococceae. Pleurococcus, Stichococcus, Schizogonium, Prasiola.
Trib. IL Dactylococceae. Dactylococcus , Rhaphidium , Selenastrum,
Actinastrum, Crucigenia. Trib. III. Gloeocysteae: Geminella, Gloeo-
cystis, Nephrocytiwii, Oocystis, Trochiscia.
Möbius (Heidelberg).
Pilze. 1 7
Britzelinayr, M., Hymen omyceten aus Südbayern. VI.
(30. Bericht des Maturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben
und Neuburg. Augsburg 1890. p. 1 — 34. 64 Seiten u. Abbildungen.)
Verf. bespricht im 6. Theil seiner „Hymenomyceten aus Süd-
bayern" die äusserst umfangreiche Gruppe der Agaricini — über
1000 Formen — auf beiläufig 2$ Seiten ; es bedingt dies, dass
auf jeder Seite 30 bis 40 Formen behandelt werden müssen, und
dies ist wiederum nur möglich mit Hülfe eines ins Einzelnste aus-
geklügelten Systems von Abkürzungen, dem Originalität nicht
aberkannt werden kann. Verf. erreicht dadurch, die Diagnosen
bekannter Formen in einer Zeile zusammenzudrängen ; neue
Formen benöthigen dagegen zwei Zeilen. Die Diagnose von
Coprinus fimetarius lautet folgendermassen :
18:10; 0,8 gr. ; 14:1, 0,6; 9:4, III. st., 0,1; 170.
Das heisst in unser „geliebtes Deutsch" übertragen; Die Sporen haben
18 p Länge- und 10 p Breitendurchschnitt; die grösste Breite der gedrängt
(gr) stehenden Lamellen beträgt 0,8 cm; der Stiel hat 14 cm Höhe, unten 1 und
oben 0,6 cm Durchmesser; der Hut ist 9 cm breit, der senkrechte Abstand des
Hutrandes von der Hutmitte beträgt 4 cm, und zwar verläuft der Hut vom Rand
nach der stumpfen (st), höherliegenden Hutmitte in coneaver Linie ; das Hut-
fleisch ist durchschnittlich 0,1 cm breit und der Pilz in Figur 1 70 abgebildet.
In ähnlicher Weise sind alle Diagnosen gegeben, die neuer
Formen unter entsprechend abgekürzter Farbenangabe. Es muss
anerkannt werden, dass die Formeln alle Maasse, durch welche die
Gestalt des Fruchtkörpers bestimmt wird, in möglichster Genauigkeit
und möglichster Kürze enthalten ; es mag auch anerkannt werden, dass
man mit weniger Zeichen überhaupt nicht mehr sagen kann, als
hier gesagt wird. Es möchte aber doch zu bedenken sein, ob der
an sich lobenswerthen Kürze des Ausdrucks — wenn diese Be-
zeichnung hier noch gestattet ist — nicht auch eine untere Grenze
gesetzt ist, und zwar da, wo die Verständlichkeit zu leiden beginnt ;
dem Ref. scheint diese Grenze hier nicht unerheblich überschritten
worden zu sein. Auch in Betreff der fehlenden Autornamen wäre
etwas grössere Ausführlichkeit erwünscht.
Die Merkmale, welche der Classification dienen, sind aus obigen
Angaben, die für alle Arten gegeben werden, ersichtlich \ es mag
besonders bemerkt werden, dass auch zur Abgrenzung grösserer
Formengruppen neben den Lamellen wesentlich die Unterschiede in
den Sporen zur Verwendung kommen. Die Begrenzung der
Gattungen ergibt sich aus ihrer Aufzählung; es werden unterschieden:
Coprinus, Agaricus, Cortinarius, Lactarius, Hygrophorus , Russula, Can-
tharellus, Nyctalis, Marasmius, Panus, Schizophyllum, Lenzites; dabei wird
Agaricus nach der Farbe der Sporen in die 4 Gruppen : Leucospori, Hyporhodii,
Der mini (gelbe bis braune Sporen) und Melanospori getheilt; Marasmius und
Panus könnten in 1 Gruppe zusammengezogen werden.
Beigegeben sind 64 Seiten Abbildungen, die mit wenigen
Strichen Habitusbilder und Durchschnitte in charakteristischer und
gewandter Weise wiedergeben: auch hier spricht sich der Grundzug
aus, mit den wenigsten Mitteln möglichst viel zu bieten. Welche
Principien dagegen bei der Nummerirung der einzelnen Figuren
maassgebend waren, konnte Ref. nicht erkennen.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891.
18 Pilze- — Flechten.
Hahn, Gotthold, Die besten Speiseschwämme. Mit natur-
getreu colorirten Abbildungen auf 12 Tafeln. Gera (Herrn.
Kanitz) 1891. Preis 1,20 M.
Das kleine, vorzüglich ausgestattete und dabei sehr billige Pilz-
büchlein enthält auf 12 Tafeln die in Form und Colorit trefflichen
Abbildungen, im Text die Beschreibungen und die ZubereitungsAveise
von folgenden Speisepilzen:
Steinpilz, Kapuziner, Rothhäubchen, Ziegenlippe, Butterpilz, echtem Ziegenbart,
Pfifferling, gemeinem Champignon , rothbraunem Champignon, Waldchampignon,
vergilbenden Champignon, Bratling, echtem Reizker , Speisemorchel, der deutschen
Trüffel, Habichtspilz. Die Abbildungen sind aus des Verf. grösserem Werke
„der Pilzsammler" (mit 172 color. Abb.) entnommen. Unter den „besten" Speise-
schwämmen vermissen wir aber den Stockschwamm , Mousseron, Runzelpilz und
einige andere.
Ludwig (Greiz).
Stizenberger, E., Die Liehen e n der Insel Ascension.
. (Flora. 1890. p. 184—187.)
Die grosse Mehrzahl der afrikanischen Inseln ist, wie Verf.
hervorhebt, in lichenologischer Hinsicht mehr oder weniger bekannt.
Von der Insel Ascension kann man nicht dasselbe sagen, und zwar
sonderbarer Weise ausschliesslich in Folge rein äusserlicher Zu-
fälligkeit. Betreffend die Flechtenflora der Insel führt Verf. fünf
Stellen in der Litteratur an. Der Umstand, dass er eine Angabe aus
Massalon go, Lichenes Capenses (1861) entnehmen musste, brachte
den Verf. auf den Gedanken, dass Massalongo's Bearbeitung
noch mehr von Wawra während der Carolina-Expedition auf der
Insel gesammelte Lichenen zu Grunde liegen. Durch Vergleichung
der Nummern eines von Zahlbruckner gemachten Auszuges
aus Wawra's Tagebüchern wurde die Vermuthung zur Ueber-
zeugung. Aus dem in Folge dessen ermöglichten Verzeichniss von
Flechten soll sich aber nach dem Verf. „als in seiner spezifischen
Zusammensetzung mit Sicherheit auf eine kleine, vulkanische, den
wärmeren Erdgürteln angehörige Insel als Heimath" schliessen
lassen, welcher Schluss wohl schwerlich Beifall finden wird.
Das Verzeichniss umfasst folgende 30 mit kurzen Bemerkungen
versehene Arten:
Leptogium diaphanum (Sw.), Ramalina dendriseoides Nyl. v. subnuda Müll.
Arg. , R. Burgaeana Mont., Boccella tinetoria DC, R. phycopsis Ach., Evernia
prunastri (L.), Pavmclia perjorata (Jacq.) v. cetrata Ach., eadem v. ulophylla Mey.-
Flot., P. olivetorum (Ach.), P. Soyauxii Müll. Arg., Physcia flavicans (Sw.), Ph.
leucomelas (L. Sw.), eadem v. angustifolia Mey.-Flot., Ph. hypoleuca, Ph. Ascen-
sionis (Ach.), Lecanora scoriophila Mass., L. murorum v. obliteratum (Pers.), L.
Ascensionis Müll. Arg., L. chlarona Ach., L. dirinaeformis Mass., L. Fenzliana
Mass., L. tartarea (L.), L. gyalectella (Mass.), Lecidea cupularis (Hedw.), L.
atlantica Müll. Arg., L. anatolodia (Mass.), L. Caroliniana (Mass.), L. paehyspora
(Mass.), Opegrapha aterula Müll. Arg., 0. Zanei Mass., Stigmatidittm Cajiense
(Mass.)
Die Benennung riCapenseu für eine Flechte, zu deren Fundort
Massa longo selber „Ascension" beifügt, gibt dem Verf. Ver-
anlassung zu Bedenken über die geographischen Kenntnisse oder
die Gründlichkeit Massalongo's. Heutzutage herrscht aber
Muscineen — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 19
wohl kaum noch Zweifel darüber, dass Massalongo's licheno-
logische Arbeiten leider zu viel Gründlickeit vermissen lassen.
Minks (Stettin).
Brotherus, V. F. et Saelan, Th., Musci Lapponiae Kolaen-
sis. (Acta Societatis pro Fauna et Flora Fennica. T. VI. Nr. 4.)
8°. 100 pp. Cum mappa. Helsingfors 1890.
Vorliegende Arbeit zerfällt in drei Theile:
I. Eine von Saelan geschriebene Geschichte (p. 3 — 6), worin
alle Botaniker, welche Moose im Gebiete gesammelt haben, ange-
führt werden;
II. Ueber die Moosvegetation des Gebietes (p. 7 — 33) vom
Referenten ;
III. Enumeratio systematica von den beiden Autoren gemein-
schaftlich.
Im zweiten Theile wird die Vertheilung der Moose auf Ge-
stein, auf trockenem Boden, in Sümpfen, in Wasser, auf Baum-
stammen und auf morschem Holz ausführlich erörtert und eine
Vergleichung mit den angrenzenden Gegenden angestellt.
In der Enumeratio systematica werden 307 Arten (22 Sphagna
und 285 Bryaceae) angeführt.
Unter diesen findet sich auch eine neue Art, Bryum Mur-
manicum Broth., die sich von Br. lacustre durch viel grössere
Sporen und flachen Deckel unterscheidet.
Brotherus (Helsingfors).
Brotherus, Y. F., Contributions ä la flore bryologique
du Bresil. (Acta Soc. Scientiarum Fennicae. T. XIX. Nr. 5.)
4°. 30 pp. Helsingfors 1891.
In der vorliegenden Abhandlung beschäftigt sich Ref. mit
jenen Moosen, welche Dr. E. Wainio auf seiner brasilianischen
Reise in Minas Geraes und um Rio de Janeiro sammelte. Folgende
neue Arten werden beschrieben :
Dicranella nitida Broth., D. fusca Broth., Ditrichum subrufescens Broth.,
Cempylopus ditrichoides Broth., C. strictifolius Broth., Thysanomitrium Carassensa
Broth., Conomitrium tenerrimum C. Müll., C. longipedicellatum C. Müll., Möncke-
meyera Wainionis C. Müll., Syrrhopodon gracilescens Broth., S. argenteus Broth.,
S. Carrassensis Broth., S. Wainio! Broth., Schlotheimia Wainioi Broth., S. campy-
lopux C. Müll., Pogonatum camptocaulon C. Müll., Hoaikeria Wainioi Broth.,
Dahonia tenella Broth., Decodon Brasilienais (Broth.) C. Müll, (novum genus
Erpodiacearum) , Ehacocarpus piliformis Broth., Papillaria usneoides Broth.,
P. callochlorosa C. Müll., Sematophyllum subpungifolium Broth., Rhaphidostegium
pseudo-callidioides Broth., Ectropothecium Wainioi Broth., Sphagnum Brasiliense
Warnst., Sph. ovalifolium Warnst., Sph. platyphylloideum Warnst.
Brotherus (Helsingfors).
Geneau de Lamarliere, Structure comparee des racines
renflöes de certaines Ombellif eres. (Comptes rendus
des s^ances de l'Acad. des sciences de Paris 1891. 4. mai. 2 pp.)
Verf. kommt zu dem Resultate, dass die Anomalie, welche bei
den dicken Seitenwurzeln gewisser Umbelliferen (Oenanthe, Carum)
2*
20 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
auftritt, mehr eine scheinbare als eine wirkliche ist. Denn man
kann bei anderen Pflanzen derselben Familie eine Reihe von Zwischen-
stufen finden zwischen dieser sogenannten anormalen Structur und
dem normalen Bau einer angeschwollenen Wurzel (Daucus, Apium).
Es beruht dies auf der schwächeren oder stärkeren Ausbildung des
Parenchyms zwischen den primären Holzbündeln und dem Auftreten
einer Zuwachszone in diesem Parenchym, welche die Holzbündel
ganz umgeben kann und dann hauptsächlich parenchymatisches
Gewebe in dem von ihr erzeugten secundären Holz und Bast ab-
scheidet.
Möbius (Heidelberg),
Sauvageau, C, Sur la tige des Zostera. (Journ. de Botanique.
1891. 1er et 16er fevre. 22 pp. 9 figg.)
Verf. beschreibt die Morphologie und Anatomie des Stammes
für jede der 5 Zostera- Arten, und kommt dabei zu folgenden Re-
sultaten :
Der kriechende Stamm von Zostera ist monopodial, der auf-
rechte ist ebenfalls monopodial bei Z. marina, seine seitlichen Blüten-
stände sind sympodial gebaut, sodass die ganze Inflorescenz eine
Traube mit einzelnen Cymen darstellt. Bei den anderen Zostera- Arten
bleibt der aufrechte Stamm nur anfangs monopodial, dann wird er
sympodial und bildet den Blütenstand. An allen Internodien einer
Inflorescenz ist der Seitenzweig mit dem Stamm auf ein kürzeres
oder längeres Stück verwachsen ; an dem kriechenden Stamm geht
die Verwachsung bis zum nächsten Knoten. Der Zweig bleibt bis-
weilen unentwickelt und seine abortirte Knospe erscheint nur als
ein dunkler Punkt; sie stellt ein rudimentäres Organ dar. Dies
ergiebt sich daraus, dass das Bündel, welches vom Hauptstamm
nach einem Seitenzweig geht, sich schon in der Achse in 3 Stränge
theilt, während das nach einer rudimentären Seitenknospe abgehende
Bündel einfach und schwach bleibt und schon vor ihr endet.
Was die Structur des Stammes betrifft, so setzt sich die
Rinde aus einer dichten äusseren und einer lacunösen inneren Zone
zusammen, in ersterer treten Faserbündel auf, theils bis zur Epi-
dermis reichend (Z. marina, Z. Muelleri, Z. Tasmanica), theils von
ihr entfernt (Z. Capricorni, Z. nana)', nur bei Z. Muelleri kommen
sie auch in der inneren Zone vor und umgeben den Centralstrang.
In der Rinde verlaufen immer Blattspurstränge, theils einzeln auf
einer Seite des abgeflachten Stammes (Z. marina, Z. Capricorni,
Z. nana), theils zu 2 — 5 (Z. Muelleri, Z. Tasmanica). Sie durch-
setzen getrennt von einander das ganze Internodium, im Knoten
vereinigen sie sich mit dem Centralstrang und geben die zu den
seitlichen Nerven der Blätter werdenden Bündel ab. Ihre Zahl ist
aber nicht von der Zahl der Blattnerven abhängig.
Der Centralcylinder ist immer von einer deutlichen Endodermis
umgeben und besteht aus vier Gefässbündeln : die vier Basttheile
sind meist von einander isolirt, die vier Holztheile vereinigen sich
in der Mitte zu einem Luftkanal, der von einer Schicht grosser
Physiol., Biol., Anat. u. Morphol. — Syst. u. Pflanzengeographie. 21
radial gestellter Zellen umgeben ist, dem Holzparenchym. Holz-
gefässe finden sich in dem Luftkanal nur noch in ganz jungen
Internodien und in den Knoten. Die Structur kann komplicirter
werden, indem vier äussere Gefässbündel hinzutreten, die mit den
ersten alterniren und eine spätere Bildung sind {Z. marina und die
dicken Internodien von Z. nana.)
Aus der Untersuchung des Stammbaues ergeben sich auch
Resultate für die Systematik; so können Z. nana und Z. Muelleri
leichter nach der Structur des Stammes, als der des Blattes unter-
schieden werden, und es zeigt sich, dass Z. Muelleri nicht nur eine
australische Varietät von Z. nana ist, wie einige Autoren wollen,
sondern eine distincte Species. Dagegen lassen sich Z. nana und
Z. Capricorni leichter nach der Blatt-, als nach der Stammstructur
unterscheiden.
Demnach können die 5 Arten durch folgendes Schema nach
•dem Bau ihres Stammes bestimmt werden :
Faserbündel bis an die Epider-
mis grenzend: Z. marina.
Faserbündel nicht bis zur Epi-
dermis reichend, Unter-
scheidung nach der Blatt-
structur :
(Faserbündel auch in der inneren
2 — 5 Rindenbündel j Rinde: Z. Muelleri.
auf jeder Seite jFaserbündel in der inneren Rinde
fehlend : Z. Tasmanica.
Möbius (Heidelberg).
IVittmack, Bromeliaceae Schimperianae. (Beibl. Nr. 29 zu Engler 's
bot. Jahrbüchern. Bd. XIII. H. 3/4.)
Die von Prof. Schimper (Bonn) 1886 meist in Süd-Brasilien
gesammelten Bromeliaceae umfassen 22 Arten, die wegen ihrer
genauen Standortsangaben und sonstigen Bemerkungen viel Interesse
bieten. 2 Arten werden als neu beschrieben:
Billbergia Schimpefiana , der B. ?iutans Wendl. sehr nahe stehend, und
Aechmea gamosepala, der A. nudicaulis zunächst verwandt.
Taubert (Berlin).
1 Rindenbündel
auf jeder Seite
Z. Capricorni.
nana.
lVittmack, Bromeliaceae Schenckianae. (Beibl. Nr. 29 zu Engler's
bot. Jahrbüchern. Bd. XIII. H. 3/4.)
Dr. H. S c h e n c k (Bonn) sammelte diese Bromeliaceae zum
Theil gemeinschaftlich mit Prof. Schimper, zum Theil allein
während seines längeren Aufenthalts in Brasilien, der sich noch
bis Mitte 1887 ausdehnte. Die Sammlung umfasst 45 Arten, unter
denen sich folgende neue Species (resp. Varietäten) befinden:
Aechmea suaveolens Knowl. et Weste, var. longifolia , A. Henningsiana,
Pitcaimia Dietrichiana, Dyckia dissitiflora Schult, f. var. bracteata, D. rubra*
Vriesea Schenckiana.
Taubert (Berlin).
22 Systematik und Pflanzengeographie.
Scliinz, Hans, Potamogeton Javanicus Hassk. und dessen
Synonyme. (Berichte der Schweiz, bot. Gesellschaft. Heft I.
1891. pag. 52.)
Vorliegende Arbeit hat insofern ein allgemeines Interesse,
als dieselbe einen werthvollen Beitrag zur Pflanzengeographie
liefert. In der deutschen Interessensphäre Südwest- Afrika's sammelte
Verf. in den Jahren 1884/87 aus Tümpeln bei Kilevi am Kunene
(0' 17° 5+ südl. Br., + 15° östl. L.) Potamogeton-'Exemip\a,re,
welche grosse Aehnlichkeit mit Potamogeton parvifolius (Madagaskar),
von Buchenau beschrieben, zeigten und mit Potamogeton tenuicaulis
(Australien), Ferd. von Müller undP. Javanicus Hasskarl (Java)
nicht verschieden zu sein scheinen.
Durch vergleichende Studien, besonders durch makro- und
mikroskopische Untersuchung der Früchte, gelang es zunächst dem
Verf., die Identification von Pot. parvifolius Buch. und. P. tenuicaulis
F. v. Müller nachzuweisen. Weit schwieriger war es, P. Javanicus
zu erhalten. Durch Vermittlung von Dr. Boerlage (Leiden) kam
Verf. in den Besitz einer aus dem Herbar Hasskarls stammenden,
von W. Sayer 1886 in Trinity Bay (Australien) gesammelten und
von Ferd. v. Müller als P. Javanicus bestimmten und beschriebenen
Pflanze.
Dieses Exemplar zeigte sowohl in Blattform und Grösse, als
auch im Bau der Früchte vollständige Uebereinstimmung mit den
vom Verf. gefundenen Pflanzen. Er steht daher nicht an, Pota-
mogeton Javanicus für synonym mit P. tenuicaulis und P. parvifolius
zu halten. Es würde demnach Potamogeton Javanicus auf dem
Afrikanischen Festland, in Madagascar, in Indien, Java und
Australien vorkommen.
Bucherer (Basel).
Christ, H., Kl eine Beiträge zur Schweizerflora. (Berichte
der Schweiz, bot. Gesellschaft. Heft I. 1891. p. 80.)
Verf. theilt Beobachtungen über einzelne Pflanzen mit, welche
in der Schweiz seltener vorkommen, und beschreibt neue Arten
und Varietäten, die vom Verf. selbst gefunden wurden. Im
Folgenden sei nur das Hauptsächlichste aus der Arbeit erwähnt.
Die Diagnose der einzelnen Pflanzen ist im Originale nachzulesen.
1. Aspidium aculeatum. Die Aculeatengrnppe hat bekanntlich drei Ver-
treter, welche alle in der Schweiz vorkommen.
a. Asp. lobatum Swartz: häufig; b. A. aculeatum Sw. streift das Rheinthal
hinauf bis in die offenen Schwarzwaldthäler, in der Schweiz dagegen selten ~r
Südabhang der Alpen, c. Asp. Braunil Spanner, tritt auf der Nordgrenze der
Schweiz ebenso nahe, in der Schweiz jedoch selten. Engelberg, Schächenthal.
2. Polypodium vulgare L. v. australe (Milde) kommt auch im Rheinthale und
in den Abhängen des Schwarzwaldes vor, in der Schweiz am Felsen von
St. Tryphon, im waadtländischen Rhonethal, dann am Aufstieg des Salvatore-
und auf der Isola Madra (Lago Maggiore).
3. Botrychium Virgianum Sw., von Prof. G. Klebs 1889 im Gebüsch am
See von Flims gefunden.
4. Epipactis sessilifolia Peterm., in gemischter Eichen- und Buchenwaldung
ob Liestal (Baselland).
Systematik und Pflanzengeographie. 23
5. Tilia platyphyllos Scop. var. vitifolia (Host.), im Basler Jura ob Liestal.
6. Alchemilla splendens Christ. Diese Pflanze kommt in den- Berner Alpen
vor und beansprucht ein besonderes Interesse, weil sie früher vom Verf. als
Bastard zwischen A. vulgaiis L. und A. alpina L. aufgefasst wurde; neuerdings
wird sie aber als eine localisirte endemische Art angesehen, weil dieselbe durch-
aus constant und auch in der Pubescens keiner Variation unterworfen ist; zu-
dem ist sie in einem bestimmten Bezirk keineswegs selten, in Menge an den
Standorten auftretend, und scheint furchtbar zu sein. Verf. giebt eine genaue
Diagnose.
7. Eryngium alpinvm L. Bekanntlich wird der kopfförmige Blütenstand
und der Anfang der Verzweigungen des Stengels mit Hüllblättern umgeben,
welche aus zahlreich federartig zerschlitzten Abschnitten bestehen. Verf. hat
nun beobachtet, dass sich diese Hüllblätter mit dem Sonnenauf- und Untergang
öffnen und schliessen. Ob dies zum Schutz gegen die nächtliche Kälte oder gegen
Insecten, welche sich in den Hüllen verbergen wollen, eintritt, lässt Verf.
unentschieden.
8. Dianthus arenario-caesius. Dieser Bastard entstand in des Verf. Garten
bei Liestal. Die Charaktere sind genau in der Mitte zwischen den Stammarten.
Die Pflanze trägt fruchtbare Samen.
9. Sorbus domestica L. Das Vorkommen dieser Pflanze war in der Schweiz
bisher zweifelhaft, während jetzt dieselbe in der Walduug des Höhenzuges, auf
welchem das Dorf Lohn im Kanton Schaffhausen liegt, nachgewiesen wurde.
10. Alnus incana DC. v. sericea Christ. Diese Varietät der Weisserle
wurde in den Nachbarländern noch nicht gefunden oder namhaft gemacht. Ihre
Merkmale sind so axisgesprochene, dass sie im Genus Alnus hinreichen könnten,
eine Art zu begründen. Ihr Vorkommen ist : Val Maggia im Tessin, vereinzelt
am Wallensee und bei Aarau an der Aare, dann auf Felsenschutt von Lavey
gegen Mordes.
Bucherer (Basel).
Singer, Flora Ratisbonensis. Verzeichnis s der um
Regensburg wildwachsenden und häufig cultivirten
Pflanzen. 2., sehr vermehrte Auflage. 8°. 115 pp. Regens-
burg (Pustet) 1891.
Das unscheinbare Büchlein enthält ein Vorwort mit Darlegung
der Grundsätze und Anführung der Abkürzungen, eine Uebersicht
der aufgeführten Familien der Gefässpflanzen nach dem verbesserten
natürlichen System von De Candolle, das eigentliche Pflanzen-
verzeichniss, ein alphabetisches Verzeichniss der Autorennamen und
deren Abkürzungen und ein sorgfältiges Register.
Das eigentliche Pflanzenverzeichniss enthält zunächst alle in
Regenburgs Umgebung (20 km Radius) wildwachsenden und ein-
gebürgerten Gewächse mit laufender Nummer, dabei Angabe der
Häufigkeit des Vorkommens in Ziffern und Abtheilung grösserer
Gattungen in die natürlichen Gruppen; sodann finden sich in dem
Verzeichniss wohl alle einigermaassen verbreiteten Culturpflanzen
des Gebiets (incl. Zimmerpflanzen) ohne laufende Nummer, dabei
das Vaterland. Ueberall ist die Blütezeit in Ziffern, die Lebens-
dauer in den bekannten Zeichen und der Autorenname beige-
setzt. Besondere Abkürzungen weisen auf die Verwendung der
Pflanze hin, andere deuten bei den offizinellen Pflanzen an, welche
Theile oder Bestandteile in Betracht kommen (z. B. c. = cortex,
h. = herba, o. = oleum etc.). Deutsche Namen sind für die
Gattungen und diejenigen Arten beigefügt, die wirklich volksthüm-
liche besitzen.
24 Syst. u. Pflanzengeogr. — Palaeont. — Med.-phann. Botanik.
Ref. hat absichtlich Alles angeführt, was das kleine Werkchen
enthält, um es ganz für sich sprechen zu lassen ; er möchte nur
hinzufügen, dass das Ganze ebenso handlich und praktisch — auch
der Druck ist vorzüglich — wie sachlich und wissenschaftlich-
correct ist, da er hiermit Dinge erwähnt, die in Büchern, welche
sich an ein grösseres Publikum wenden, nicht selbstverständlich
sind. Er darf aber, um selber sachlich zu bleiben, nicht zu er-
wähnen unterlassen, was das Büchlein nicht enthält; es sind dies,
wie gesagt, die sogenannten deutschen Artnamen, Standortsangaben,
alle Varietäten, Bastarde und kritischen Arten ; Ref. kann in
Allem keinen Mangel erkennen, Standortsangaben können bei dem
kleinen Umfang des Gebiets füglich entbehrt werden und ihr Fehlen
wird angesichts energischer Sammler sicher der wirklichen Flora
einen Dienst leisten, einen grösseren, als ihr Vorhandensein der ge-
druckten geleistet hätte. Und wegen der zweifelhaften Arten mag
sich Verf. — er bedauert, nicht solche haben aufnehmen zu können
— auch trösten, die berühmten Gattungen, Rubus voran, sind denn
doch in der gegebenen Gestalt noch geniessbar.
Alles in Allem wird das Büchlein gleicherweise dem Floristen,
dem Blumenfreund wie dem Gärtner werthvolle Dienste leisten, —
vielleicht auch ausserhalb Regensburgs.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Eidston, R., On some fossil plants frora Teilia Quarry,
Gwaenysgor, near Pnestatyn, Flintshire. (Trans-
actions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. XXXV. Part. IL
No. 11. With II plates.)
Die hier vom Verf. beschriebenen Pflanzen stammen aus dem
„Teilia Quarry", wo Schichten der obersten Abtheilung des Kohlen-
kalkes (Upper Black Limestones der Carboniferous Limestone) auf-
geschlossen wurden. Es sind folgende:
A.sNrocolanntes scrobiculalus Schlotli. sp.+, Adiantides antiquus Ettingh. sp.*,
Bhacopferis flabellata Täte sp.*, Rhacopieris inaequüat&ra Göpp. sp.+, ? Archoe-
opteris sp., SphenojJteris sulgeniculata Stur, sp.*, Sphenoptevis Teiliava Kidston
n. sp.*, Sphen. pucliijvaclns Göpp., ? Sph. Schlehani Stur, sp., S2^henopteris sp.,
? Fruetification of Fern.*, Lepidophloios sp., ? Cordaites sp.
Da innerhalb der älteren Steinkohlenformation Schottlands in
deren unteren Abtheilung (Calciferous Sandstone Series) 7 von den
8 genauer bestimmten Pflanzenarten auftreten, während die Flora
der oberen Abtheilung (Carboniferous Limestone Series) nur die 2
oben mit -j- bezeichneten Species enthält, so ist Kidston geneigt,
die Schichten des Teilia Quarry dem ersteren Horizonte zu paralle-
lisiren.
Sterzel (Chemnitz).
Flückiger, Ph armacognosi e des Pflanzenreiches. 3.
Auflage. Gr. 8°. 1117 p Berlin (Gärtner) 1891.
Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage dieses Werkes sind
8 Jahre verflossen, in denen auf dem Gebiet der Pharmacognosie
Med.-pharm. Botanik. — Teratol. u. Pflanzenkrankh. 25
äusserst zahlreiche Errungenschaften gemacht wurden. Es war
daher bei Abfassung der neuen Auflage die Aufgabe des Verf.,
alle diese neuen Ergebnisse der pharmacologischen Forschung-
sorgfältig zu berücksichtigen und kritisch zu beleuchten. Es ist
kein Zweifel, dass Verf. diese Aufgabe in so vorzüglicher Weise
gelöst hat, dass man die neue Auflage mit Recht als getreues
Abbild der Gesammtheit unserer jetzigen pharmacologischen
Kenntnisse bezeichnen kann.
Wesentliche Verbesserungen und Erweiterungen weisen die
Capitel über Gummi-Arten auf, wobei zu erwähnen ist, dass die
vom Verf, als Mesquite- oder Sonora-Gummi liefernd angeführten
Prosojyis- Arten nicht specifisch verschieden sind, sondern sämmtlich
zu einer als P. juliflora DC. zu bezeichnenden Art gehören; ebenso
haben die Abschnitte über Myrrha, Asa foetida, Mastiche, Styrax
liquidus, Opium, Aloe, Succus Liquiritae, Catechu, Gallen, Seeale
cornutum etc. Bereicherungen erfahren ; Rhizoma Hydrastis,
Cortex Purshianus , Radix Senegae werden im Gegensatz zur
zweiten Auflage in besonderen Capiteln behandelt; neu resp.
erheblich erweitert sind die Abschnitte über Cortices Cinnamomi
varii, Cortex Quillajae, Folia Cicae, Semen Arecae und Strophantin.
Unter den Cortices Chinae bezeichnet Verf. wohl mit Recht die
Baillön'sche Ansicht, dass man ungefähr 20 Cinchona- Arten an-
nehmen müsse, als die zutreffendste; es wäre vielleicht besser
gewesen, die längst widerlegte Kuntze'sche Auffassung über die
Cinchona- Arten gänzlich wegzulassen.
Taubert (Berlin).
Alten, H. und Jännicke^ W., Krankheitserscheinungen
an Camellio. Japonica L. (Gartenflora. 1891. p. 173 — 176.)
Vorliegende Mittheilung sucht die Ursache einer Krankheits-
erscheinung festzustellen, die mehrere Jahre hindurch im Spätherbst
oder beginnenden Winter an Gewächshausexemplaren von Camellia
Japonica sich zeigte. Die Krankheit äusserte sich im Auftreten von
Flecken auf den Blättern, die von einem gewissen Stadium an
gleichzeitig schwache Anschwellungen auf der Unterfläche darstellten;
die Flecken erschienen im auffallenden Licht dunkel und waren
daher besonders auf der helleren Unterfläche deutlich, im durch-
fallenden Licht waren sie hell durchscheinend.
Die anatomische Untersuchung führte zu keiner Erklärung,
dagegen Hess sich die Erscheinung mit der von Moll beschriebenen
v Injektion" identifiziren. Dieser Forscher brachte beblätterte Zweige
der verschiedensten Pflanzen unter Glocken, setzte also die Trans-
piration herab und presste in diese Zweige künstlich Wasser ; er
erzielte damit eine theilweise Erfüllung der Intercellularräume des
Blattes mit Flüssigkeit. Die Erscheinungen, welche derartig injicirte
Blätter, u. a. auch solche von Camellia, darboten, stimmen genau
mit. den oben erwähnten der vorliegenden kranken Blätter überein.
Dass das Entstehen der Krankheit auf die gleichen Ursachen
zurückzuführen ist, welche die Injection hervorrufen, dafür spricht
26 Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
zunächst das regelmässige Auftreten im Spätherbst : Wie die ange-
zogenen meteorologischen Zahlen darthun, erreicht in dieser Jahreszeit
die relative Luftfeuchtigkeit ihre höchsten Werthe, die Transpiration
ihre niedersten. Der Wurzeldruck tritt gleichermaassen in Thätigkeit,
als die Transpiration sinkt, und erscheint geeignet, den künstlichen
Druck, den Moll anwandte, zu ersetzen. Dass dies in der That
der Fall ist, lehrt der Versuch : eine kräftige Camellienpflanze wurde
bei genügender Bewässerung unter eine Glocke gesetzt ; nach zwei
bis drei Tagen zeigte bereits eine grössere Zahl von Blättern die
charakteristischen Flecken und weiterhin auch die Anschwellungen
auf der Unterseite.
Ref. will hier noch eine Bemerkung zufügen, die im Original
nur angedeutet war, nämlich die, dass sowohl an dem Versuchs-
exemplar als auch an den Pflanzen der Gewächshäuser die Krankheits-
erscheinungen durch Aenderung der Bedingungen — Verbringen
in trockene Räume, in directen Sonnenschein — nicht gehoben
werden konnten, insbesondere das Versuchsexemplar ging auffallend
zurück und dürfte sich erst in Jahresfrist wieder völlig erholen —
eine Thatsache, die auch von dem Personal der betheiligten Gärten
nach und nach in Erfahrung zu bringen war.*)
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Alten, H. und Jännicke, W., Eine Schädigung von Rosen-
blättern durch Asphaltdämpfe. (Botanische Zeitung. 1891.
p. 195—199.)
In einem Garten zu Frankfurt a. M., in dessen Nachbarschaft
Asphalt gekocht wurde, zeigten eines Tages, und zwar nach voran-
gegangenem Regen, die zahlreich und fast ausschliesslich darin ent-
haltenen Rosenstöcke ein besonderes Aussehen; alle frei nach oben
gerichteten Blattflächen — einerlei ob Ober- oder Unterseite —
waren intensiv gebräunt. Die Bräunung war bedingt durch einen
körnigen Niederschlag, der den Inhalt der Epidermiszellen aus-
machte und eine dunkle Decke herstellte, welche die Assimilations-
thätigkeit des Blattes zum mindesten stark hemmen musste.
Die Entstehung dieses Niederschlags Hess sich in Beziehung
bringen zum Gerbstoffgehalt der Epidermis: Pflanzen ohne solchen
zeigten die Bräunung nicht, bespielsweise Begonien, Pflanzen mit
solchem hatten gebräunte Blätter: Rosen, Erdbeeren. Bei Be-
handlung eines Blattquerschnitts mit Kalium-Bichromat ergab sich
genau das gleiche Bild, wie es die gebräunten Rosenblätter darboten.
Die Entstehung des Niederschlags war nach dem ganzen Befund
ferner gebunden an einen im Regenwasser löslichen und mit diesem
vom Blatte aufgenommenen Stoff. Dass dieser in der That den
* Es mag hier noch angefügt sein, dass uns zwar die Einsicht in die betr.
Gärten und Gewächshäuser stets liebenswürdig gestattet wurde, was dankbar
anerkannt sein soll, dass man aber mit Mittheilungen auch auf Befragen äusserst
zurückhaltend war. Ref. führt dies an, weil er den Grund davon nicht einsieht,
es vielmehr im beiderseitigen Interesse liegend erachtet, wenn Gärtner und
Botaniker Erfahrung um Erfahrung austauschen.
Neue Lilteratur. 27
Asphaltdämpfen entstammte, konnte durch den Versuch festgestellt
werden. Asphalt wurde erhitzt, die Dämpfe in Wasser geleitet
und mit diesem Rosenblätter benetzt, es stellte sich in kurzer
Zeit die charakteristische Bräunung ein. Die Asphaltdämpfe waren
also Ursache der Schädigung, der wirksame Bestandtheil in ihnen»
war Eisen. Nicht nur enthielt der Asphalt an sich reichliche Mengen
davon, auch mit den Dämpfen ging bei nur schwachem Erhitzen
Eisen über und konnte in der wässerigen Lösung derselben nach
kurzem Stehen im Bodensatz direct an der charakteristischen Oxyd-
färbung erkannt werden.
Nach diesen Befunden war die Entstehung der Bräunung an
den Rosenblättern etwa folgend zudenken: Eisen ging in sehr fein
vertheiltem, metallischem Zustand, oder in Form eines flüssigen
Salzes mit den Asphaltdämpfen über; durch den eintretenden Regen
auf die Blattoberflächen niedergeschlagen, drang es, im ersteren
Fall nach vorausgegangener Oxydation, in die Blätter ein, den.
Gerbstoff der Epidermis fällend.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Neue Litteratur.'
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Müller und Pilling, Deutsche Schulflora zum Gebrauch für die Schule und zum.'
Selbstunterricht. Lief. 1. 8°. 8 färb. Tafeln. Gera (Th. Hofmann) 1891.
M. 0.70.
Lexika :
Baillon, H., Dictionnaire de botanique. T. IV. Fase. 1. 4°. 64 pp. Paris
(Hachette & Co.) 1891. Fr. 5.—
Algen :
Deby, J., Notes sur le genre Hydrosera. (Journal de Micrographie. Tome XV-
1891. p. 209.)
Pilze :
Passerini j Diagnosi di funghi nuovi. (Atti della Reale Accademia dei Lincei.
Ser. IV. Rediconti. Vol. VII. 1891. p. 43.)
Saccardo, P. A., Sylloge Fungorum omnium hueusque cognitorum. Vol. IX.
Supplementum universale sistens genera et species nuperius edita nee non ea-
in Sylloges additamentis praecedentibus jam evulgata nunc una systematice
disposita. Pars I. Agaricaceae. — Laboulbeniaceae. 8°. 1141 pp. Patavii
(Selbstverlag) 1891. Fr. 57.—
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe-
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur" möglichste-
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden;,
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen.,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
28 Neue Litteratur.
Muscineen :
Ortloff, Fr., Die Stammblätter von Sphagnum mikrophotographisch nach der
Natur aufgenommen und herausgegeben in 63 Lichtdruckbildern. Coburg
(Selbstverlag) 1891. M. 18 —
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
D'Arbaumont, J., Note sur les teguments seminaux de quelques Cruciferes.
(Journal de Micrographie. T. XV. 1891. p. 212.)
Hanausek, T. F., Die Entwicklungsgeschichte der Frucht und des Samens von
Coffea arabica L. I. Einleitung; die Blüte. (Zeitschrift für Nahrungsmittel-
Untersuchung und Hygiene. 1890. No. 11/12.)
Jorissen, A. und Hairs, Eug., Das Linamarin, ein neues Blausäure lieferndes
Glucosid aus Linum usitatissimum. (Pharmaceutische Post. 1891. No. 34.
p. «59.)
-Juel, Hans Oscar, De floribus Verouicarum. Studier öfver Veronicablommau.
(Sep.-Abdr. aus Acta Horti Bergiani. Bd. 1. 1891. No. 5.) 8°. 20 pp. 2 Tfln.
Stockholm 1891.
Jumelle, Henri, Nouvelles recherches sur l'assimilation et la transpiration
chlorophylliennes. (Sep.-Abdr. aus Revue generale de Botanique. 1891.) 8°.
20 pp. Paus 1*91.
Systematik und Pflanzengeographie:
AlniqYist, E., Zur Vegetation Japans, mit besonderer Berücksichtigung der
Lichenen. [Schluss.] (Eugler's botanische Jahrbücher. Bd. XIV. 1891. p. 225.)
Bolle, C, Florula insularum olim Purpurarium, nunc Lanzarote et Fuertaventura
cum minoribus Isleta de Lobos et la Graciosa in Archipelago canariensi.
(1. c. p. 230.)
Dammer, U., Odontoglossum crispum var. Bluthiana Damm. (Gartenflora. 1891.
p. 482. 1 Tafel.)
— — , Eiiogonum Haussknechtii Damm. n. sp. (1. c. p. 493. Mit Abbild.)
Engler, A., Beiträge zur Flora von Afrika: Gircke, M., Uebersicht über die
Gebiete des tropischen Afrika, in welchen deutsche Reisende ihre im Berliner
botanischen Museum niedergelegten Sammlungen zusammen brachten mit An-
gabe der wichtigsten über ihre Reisen und deren Ergebnisse veröffentlichten
Aufsätze (p. 279). — Pax, F., Capparidaceae africanae. Mit 1 Tafel, (p. 293.)
— Gircke, M., Melanthaceae africanae. Mit 1 Tafel, (p. 307.) — Gircke, M.,
Meliaceae africanae (p. 308). — Gircke, M., Polygalaceae africanae (p. 309).
— Gircke, M., Ebenaceae africanae (p. 311). — Medeuzu, F., Malpighiaceae
africanae (p. 314). — Gilg, E., Connaraceae africanae (316). (Eugler's bota-
nische Jahrbücher. Bd. XIV. 1891. p. 279.)
Der Saphu-Baum. (Sep.-Abdr. aus Deutsches Colonialblatt. 1891. No. 16.)
4°. 2 pp. Berlin 1891.
Gaerdt, H. und Wittmack, L., Aphelandra tetragona Nees var. imperialis.
(Gartenflora. 1891. p. 449. Mit Tafel.)
Huth, E., Monographie der Gattung Paeonia. (Engler's botanische Jahrbücher.
Bd. XIV. 1891. p. 258.)
Jardin, Ed., Apercu sur la flore de Gabon, avec quelques observations sur les
plantes les plus importantes. 8°. 71 pp. Paris (J. B. Bailiiere) 1891.
Mueller, Ferdinand, Baron von, Brief remarks on some rare Tasmanian plants.
(Read August 17. 1891.)
Coprosma Petriei Cheeseman in the transact. of the N. Z. Institute.
XVIII. 316 (1886).
Under this name I wish to bring under notice what appears to be a
new species of Coprosma , lately found as of rare occurrence by Mr.
T. B. Moore on the highlands east of Mount Tyudall. It has the same
very depressed matted growth as C. re2>ens (C. pumila), also very small
leaves and terminal small-sized fruits. But the leaves in all the specimens
received are decidedly pointed, indeed ovate-lanceolar, and the fruit is
beautifully blue outside, a characteristic which separates this species from
all other Australian kinds, and which is not likely subject to Variation.
Mr. Thomas Cheeseman in his excellent review of the 31 New Zea-
Neue Litteratur. 29
landian species of this genus distinguished by him, mentions two as having
fruits blueish outside, namely, C. parviflora and C. acerosa, the former
otherwise very different from our plant, the latter of much larger size,
with pubenilous branchlets, and longer but narrower leaves. Nevertheless
C, Petriei is described as varying in the outside colour of the fruit, red
in the Nelson, blue in the Otago province, but possibly two species became
thus confused, in which regard already some indicatiorjs are given in the
transact. of the N. Z. Inst. XIX. 251 and 252. As the flowers of this
plant are not yet known, it remains for some future opportunity to con-
firm the diiferences existing in this respect between C. repens and C.
Petriei. The fruits are globular or verging into an oval form; so far as
seen on this occasion they ripen only one or two seeds. I find the
embryo only half as longas the albument. Should the Tasmanian plant,
after the flowers have becorae known, prove a peculiar species, then such
ought to be distinguished under the finder's name.
Panax Ounnii.
The fruit of this rare shrub was also for the first time obtained for
me by Mr. T.B. Moore, who gathered it in deep shady gorges at Mount
Lyell, on the Canyon River, the Franklin River and on a tributary of
the Pieman's River. It is succulent, about '/s-inch broad, renate-roundish,
turgid, black outside, at the summit, five denticulated and impressed, so
that the styles are hardly visible ; the two nutlets inside are obliqueovate
or demidiate-roundish, about Vß-inch long, rather turgid, exteriorly grey-
brown and nearly smooth. This plant seems to bear flowers already,
when only 6in. high, and never to exceed 4ft. in height, unless, perhaps,
in cultivation.
Styphelia Milligani.
Under this appellation occurs the Pentachondra verticillata in the second
systematic Census of Australian Plants, p. 178, in anticipation of the fruit
proving that of a Styphelia (or Leucopogon), a surmise fully borne out by
specsmeus sent by Mr. Moore lrom the highlands of Mount Read and
Mount Tyndall, where also a small form of Acacia mucronata is growing
at elevations between 3,600ft. and 3,900ft. The fruit as now seen is only
of about Vs-hich measurement, nearly globular ; its pericarp is very thin
and outside white; the putamen is five-celled. Possibly the fruit obtained
may be over-aged. Until now the plant was only known from Dr.
Milligan's collection. It is from 6in. to 18in. high, but as it is many-
branched from the root, Mr. Moore saw individual plants covering a.
breadth of 2ft.
It may here not be inappropriate to remark that since Sir Joseph
Hook er fini.*bed, in 1860, his süperb work on Tasmanian plants, the
following were first brought under notice as additional amoug vasculares,
with few exceptions by the writer they coming within the scope of his
own researches, as the Tasmanian flora could not be kept apart in trea-
ting that of Continental Australia:
Papaver aculeatum Thunberg. — Cakile maritima Scopoli. — Pitto-
sporum undulatum Andrews. — Comesperma defoliatum F. v. M. — Elaeo-
corpus reticulatus Smith. — Pseudanthus ovalifolius F. v. M. — Euphorbia
Drummondi Boissier. — Casuarina bicuspidata Bentham. — Zieria cyti-
soides Smith. — Z. veronicea F. v. M. — Eriostemon Oldfieldi F. v. M.
— Atriplex paludosum R. Brown. — Polygonum lapathifolium Linne. —
Acacia penninervis Sieber. — Acaena montana J. Hooker. (Recorded as-
a variety in the Fl. Tasm.) — Pimelea Milligani Meissner. — P. stricta:
Meissner. — P. axiflora F. v. M. — P. serpillifolia R. Brown. — Eu-
calyptus Siberiana F. v. M. — Eu. Stuartiana F. v. M. — Panax sambuci-
folius Sieber. — Hakea ulicina R. Brown. — H. nodosa R. Brown. —
Coprosma Petriei Cheeseman. — Cotula filifolia Thunberg. — Calocephalus
citreus Lessing. — Cassinia longifolia R. Brown. — Podosperma angusti-
folium Labillardiere. — Ixiolaena supina F. v. M. — Leptorrhynchus niti-
dulus De Candolle. — Helichrysum Spiceri F. v. M. — H. Gravesii F. v. M.
— Anaphalis Meridithae F. v. M. — Lobelia platycalyx F. v. M. — L.
rhombifolia De Vriese. — L. Broivniana Roemer u. Schultes. — L. micro-
.30 Neue Litteratur.
sperma F. v. M. — L. pratioides Bentham. — Leeuicenkoekia dubia Sonder.
— Donatia Novae Zelandiae J. Hooker. — Scaevola aemula R. Brown. —
Sc. microcarpa Cavanilles. — Goodenia barbata R. Brown. — Styphelia
elliptica Smith. — St. scoparia Smith. — Solanum vescum F. v. M. —
Veronica plebeja R. Brown. — V. notabilis F. v. M. — Westrivgia ros-
mariniformis Smith. — Verbena officinalis Linne. — Myopovum parvifolium
R. Brown. — Prasophyllum nigricans R. Brown. — Pterostylis vittata Lind-
ley. — Orthoceras strictum R. Brown. — Caladenia suaveolens G. Reichen-
bach. — Thismia Rodwayi F. v. M. — Milligania Johnstoni F. v. M. —
Potamogeton perfoliatus Linne. — P. Cheesemani A. Bennett. — P. pecti-
natus Linne. — Zostera nana Mertens and Roth. — Lepyrodia Muelleri
Bentham. — Calostrojihus elongatus F. v. M. — Schoenus Teppen F. v. M.
(Or a closely allied species.) — Heleocharis acicularis R. Brown. — Gahnia
Radida F. v. M. — Carex tereticaulis F. v. M. — C. Bichenoviana Boott.
— Sporobolus Virginicus Kunth. — Agrostis frigida F. v. M. — A. Gunniana
F. v. M. — Zoysia pingens Willdenow. — Imperata arundinacea Cyrillo.
— Cyathea Cunninghami J. Hooker. — Blechnum cartilagineum Swartz. —
Asplenium Hookerianum Colenso. — Aspidium hispidum Swartz. — Hymeno-
phyllum marginatum Hooker and Greville. — H. Malingi J. Hooker.
In the concluding pages of the „Flora Tasmaniae" were already in-
serted solely from Melbourne Communications as additional.
Kennedya monophylla Ventenat. — Geum renifolium F. v. M. — Aci-
phylla "procumbens F. v. M. — Leptomeria glomerata F. v. M. — Abro-
tanella scapigera F. v. M. — Senecio primulifolius F. v. M. — S. papil-
losu» F. v. M. — Dracophyllum minimum F. v. M. — Sebaea albidiflora
F. v. M. — Limnanthemum exigeum F. v. M. — Dendrobium striolatum
G. Reichenbach. — Selaginclla Preissianum Spring.]
Sprenger, C, Drei neue Narzissen. [Schluss.] (Gartenflora. 1891. p. 491.
Mit Abbild.)
TVittrock, Veit Brecher et Juel, Hans Oscar, Catalogus plantarum perennium
bienniumque annis 1890 et 1891 sub die cultarum adjectis adnotationibus bo-
tanicis nonnullis. (Sep.-Abdr. aus Acta Horti Bergiani. Bd. I. 1891. No. 3.)
8°. 95 pp. 1 Tafel. Stockholm 1891.
TVolf, E., Lonicera tatarica var. grandibracteata Wolf. (Gartenflora. 1891. p. 486.
Mit Abbild.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Eckstein, K,, Pflanzengallen und Gallenthiere. (Zoologische Vorträge, hersgeg.
von W. Mar s hall. 1891. Heft VJI/VIII.) 8°. 88 pp. 4 Tafeln. Leipzig
(R. Freese) 1891. M. 3 —
Jone, Leon, Maladies, parasites, animaux et vegeHaux nuisibles a la vigne,
accidents qu'ils entrainent, moyens de les preVenir ou de les combattre. 8°.
36 pp. Draguignan (Impr. Olivier et Rouvier) 1891. 50 cent.
Magnus, P., Ueber den Rost der Weymouthkiefern, Pinus Strobus L. (Garten-
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Schaff, Ernst, Cicadenlarven an Erdbeerpflanzen. (1. c. p. 489.)
Timmen, F. von, Die Black-rot-Krankheit der Weinreben. (Phoma uvicola Berk.
et Curt. — Physalospora Bidwellii Sacc.) (Sep.-Abdr. aus Allgemeine Wein-
Zeitung. 1891.) 8°. 29 pp. Wien (Selbstverlag) 1891.
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No. 6. p. 370—376.)
DenjS, J., Le pneumocoque. (Rev. med., Louvain 1891. p. 97 — 106.)
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Fiedeler, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krank-
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blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X. 1891. No. 11. p. 337— 340.)
Hueppe, F., Ueber Milchsterilisirung und über bittere Milch mit besonderer
Rücksicht auf die Kinderernährung. (Berliner klinische Wochenschrift. 1891.
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Landre, Ch., Pasteur-Koch. Een paar worden betreffende de tegenwoordige
bacillenquaestie. 8°. 12 pp. 'sGravenhave (M. Nijhoff) 1890.
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Tang], F., Das Verhalten des Tuberkelbacillus beim Eintrittsthor der Infection.
(Orvosi hetilap. 1891. No. 25.) [Ungarisch.]
Technische, Forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Acland, Sir T. D., An introduction to the chimistry of farming. Specially
prepared for practical farmers, with records to field experiments. 8°. 230 pp.
London (Simpkin) 1891. 2 sh. 6 d.
Arnold, F. K., Der russische Wald. Bd. III. 8°. XI, 151 pp. Mit 2 Karten.
St. Petersburg 1891. [Russisch.]
Batalin, A. F., Die verschiedenen in Russland angebauten Reis-Sorten. (VI. Heft
der am Kaiserl. botanischen Garten befindlichen Samenstation.) (Sep.-Abdr.
aus Landwirtschaftliche Zeitung. 1891. No. 31/32.) 8°. 16 pp. St. Peters-
burg 1891.
Hayn. E., Die Arbeit der Regenwürmer im Boden. (Gartenflora. 1891. p. 483.)
Scheffler, H., Das Dainage -Wasser und die durch dasselbe hervorgerufenen
Verluste an Pflanzen-Nährstoffen. (Berichte aus dem physiologischen Laborat.
und der Versuchsanstalt des landwirtschaftlichen Institutes der Universität
Halle. Heft VIII. 1891.)
Personalnachrichten,
Dem ausserordentl. Professor an der Universität und Professor
an der landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, Dr. Lndwig
Wittmack, ist der Charakter als Geheimer Regierungs-Rath ver-
liehen worden.
Der K. K. Regierungs-Rath Professor Dr. G. A. Weiss, Director
des pflanzenphysiologischen Laboratoriums der Universität Prag, ist
daselbst im Juli gestorben.
32
Berichtigungen. — Inhalt.
Berichtigungen.
Bot. Centralblatt. Bd. XLVII. Nr. 9:
p. "271, Zeile 9 v. u., anstatt „blühen"4 lies bleiben,
p. 273, Zeile 3 v. o., i.«t ausnahmsweise auszustreichen,
p. 273, Zeile 4 v. o., lies wie ausnahmsweise bei den etc.
Inhalt
\V if-f-enschattlic-he .'JrijjinHl-
.VI it t hei langen.
kuckuck, Beiträge zur KenntDisg der Ecto-
carpug-Arten der Kieler Föhrde, p. 1.
Originalberichte gelehrter
G-esellschaiten.
Botaniska Sektionen af Natorvetenskapliga
Studentsällskapet i Upsala.
Sitzung am 30. Januar 1890.
Sernander, Einige Beiträge zur Kalktuff Flora
Norrlands, p. 0.
Instrumente, Präparations- und
Conservations- Methoden eie.
Beyerinck , Verfahren zum Nachweis der
Säureabsonderung bei Mikrobien, p. 12.
Kaufmann, Ueber eine neue Anwendung des
Safranins, p. 13.
Botanische O-ärten und
Institute.
Goegsniann , Massachusetts State Agricultural
Experiment Station, p. 13.
Reierate.
Alten und Jännicke, Krankheitserscheinungen
an Camellia Japonica L , i>. 25.
— — , Eine Schädigung von Rosenblättern durch
Asphaltdämpfe, p. 26.
Britzelmayr, Hymenomyceten aus Südbayern,
VI., p. 17.
Brotherns, Contribution a la fiore bryologique
du Bresil, p. 19.
Brotherus et Saelan, Musci Lapponiae Kolaen-
sis, p. 19.
Christ, Kleine Beiträge zur Schweizerflora,
p. 22.
Fliickiger, Pbarmacognosie des Pflanzenreiches,
p. 24.
Gay, Recherches gur le developpement et la
Classification de quelques algues verteg,
p. 14.
Genean de Laniarliere, Structure comparee-
des racines renflees de certaines Ombelli-
feres, p 19.
Hahn, Die besten Speiseschwämme, p. 18.
Kidston, Ou some fossil plants from Teilia
Quarry, Gwaeuysgor, near Pnestatyn, Flint-
shire, \\. 24.
Mueller, v., Brief remarks on some rare Tas-
manian plants, p. 28.
Sauvageau, Sur la tige des Zostera, p. 20.
Schinz, Potamogeton Javanieus Hassk. und
dessen Synonyme, p. 22.
Singer, Flora Ratisbonensis. Verzeichniss der
um Regensburg wildwachsenden und häufig
cultivirteu Pflanzen, p. 23.
Stizenbereer, Die Lichenen der Insel Ascension,
p. 18.
Wittmark, Bromeliaceae Sehimperianae, p. 21.
— — , trumeliaceae Schenckianae, p. 21.
.Vene I^itteratur, p. 27.
Personalnachrichten.
Dr. Wittmaek (Geheimer Regierungs-Rath),
p. 31.
Dr. Weis» (in Prag f), p. 31.
Ausgegeben: 7. October 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XLVIII. No. 2. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN *•
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Bitwirkung zahlreicher Gelehrtes
von
Dr. Oscar TMworm und Dr. F. G. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ ,
des
Botanischen Yereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Section des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cnltnr zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Nr. 41.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Üriginal-Mittheilungen.
Beiträge zur Kenntniss der Uctocarpus-Arten
der Kieler Föhrde.
Von
Paul Kuckuck.
Mit 6 Figuren.
(Fortsetzung.)
oppositus.
Verzweigung vorwiegend opponirt.
1. forma typica. Hellgelb-gelbbraun. Büschel bald, besonders an
Fucus vesiculosiis, festgewachsen, dann 5 — 30 cm hoch, aus mehreren
oben freien, unten zusammengedrehten Büschelchen bestehend,
bald lose zwischen Seegras flottirend, dann oft sehr grosse, wolken-
förmige Massen bildend. Hauptachse bis 45 /.i (bei Kjellman
50 — 60 fi) dick; Zellen an den Querwänden etwas eingeschnürt,
halb so lang bis eben so lang, seltener länger, als breit. Chromato-
phoren locker liegend. Zweige in einem mehr oder minder spitzen
Winkel abgehend. Haare auch an den fertilen Zweigen entwickelt,
nach oben nur sehr allmählich verdünnt. Pluriloculäre Sporangien
Botan. Centralis. B<7. XLVIII. 1891. 3
34 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus- Arten etc.
fast eylindrisch, meist wenig dicker, als die vegetativen Zellen, im
unteren Theil der Zweige entwickelt, 18 — 30 (.i dick, bis 200
(meist 100) /a lang. Uniloculäre Sporangien in Ketten von variabler
Länge.
Ueberall häufig; April — September.
Syn. Ectocarpus brachiatus C. A. Agardh, Spec. Alg. Vol. II. p 42 und Syst.
Alg. p. 162.
Ectocarpus litoralis ß. bracliiatus J. G. Ag., Spec. Alg. Vol. I. p 18 u.
19 (mit treffenden Bemerkungen über den Formenwechsel).
Ectocarpus litoralis ß. brachiatus Aresch., Phyc. Scand. p. 176.
Ectocarpus litoralis f. vernalis ad part. Kjellman, Bidrag etc. p. 100.
Pylaiella litoralis a. opposita f. typica Kjellman, Handbok. p. 84.
Exsicc. Ectocarpus firmus f. vernalis Aresch., Alg. Scand. exs. Fase. 4. No. 173.
Bemerk. Die Pflanze ist von der Kjellman 'sehen P. litoralis «. oppo-
sita f. typica nur wenig unterschieden. Die Dicke der Hauptachse ist geringer
und die Verzweigung auch bei den Aesten höherer Ordnung noch sehr regel-
mässig opponirt. Die Büschel variiren in Grösse und Habitus ausserordentlich;
zuweilen fruetificiren sie schon bei einer Höhe von 2 mm, und ich fand dann
sogar völlig unverzweigte Fäden, die ein einziges nach der Spitze gerücktes
pluriloculäres Sporangium besassen. Pylaiella nana Kjellm. (26. p. 83), welcher
sich derartige Büschel nähern, bildet jedoch kleine Polster von 1 mm Höhe
und zeichnet sich durch eine reiche vegetative Entwicklung in horizontaler
Richtung aus.
2. forma subverticillata. Zweige letzter und vorletzter Ordnung
sehr gedrängt und kleine Zweigbüschelchen bildend, zuweilen in
alternirenden, zweigliederigen, seltener in viergliederigen Wirtein
stehend s. w. v. %
Zugleich mit der vorigen.
Syn. Ectocarpus subveriicillatus Kützing, Phyc. germ. p. 255 und Spec. Alg.
p. 458.
Abbild Ectocarpus subverticillatvs Kützing, Tab. phyc. 5. tab. 77. flg. II.
3. forma rupincola. Dunkelbraun — fast schwarzbraun.
Büschel bis 8 cm hoch, wiederholt in pinselig ausgebreitete, nach
unten stark verschmälerte oder der ganzen Länge nach fest zusammen-
gedrehte und verfilzte Büschelchen zertheilt, stets festgewachsen.
Zweige in einem spitzen Winkel entspringend, meist bis zur Spitze
chromatophorenreich, nur selten in ein kurzes Haar auslaufend,
zuweilen abgestutzt und stumpf endigend ; Zweige letzter Ordnung
in der Jugend kurz-pfriemig und oft etwas angedrückt. Zellen
meist rein eylindrisch und an den Querwänden nicht eingeschnürt,
in der Hauptachse 15 — 30 (meist 22) f.i dick. Chromatophoren
dunkelbraun, dicht gelagert und sich gegenseitig polygonal ab-
plattend. Pluriloculäre und uniloculäre Sporangien oft auf derselben
Pflanze ; die ersteren von wechselnder Länge, bis 320 f.i laug, stets
bedeutend dicker als die vegetativen Zellen, 25 — 45 f.i dick, cylin-
drisch, etwas höckerig oder gürtelförmig eingeschnürt, mit meist
nur kurzem Haar an der Spitze; die letzteren in der Regel sehr
lange Ketten bildend, kugelig und mit wenigen chromatophoren-
haltigen Zellen an der Spitze.
An Fuchs vesiculosus Balkenwerk u. s. w. festgewachsen, überall
häufig ; August — Mai, in den übrigen Monaten, wie es scheint, ver-
schwindend.
Syn. Ectocarpus litoralis f. vernalis ad part. bei Kjellman, Bidrag etc.
p. 100 f.
Kuckuck, Ueiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arteu etc. 35
Pjllaiella Utoralis «. oppostia f. rupincola Kjelliu., Handbok. p. 84.
Ectocarpus firmus var. rupincola Areschoug.
Abbild Kützing, Tab. phyc 5. tal>. 76. %. I.
B e m e r k. Bei dem von Kjelliu a n citirten Exsiccat der Areschoug-
stlien Sammlung No. 113 sind die uniloculären und pluriloculären Sporangien
haartragend.
4. forma rectangulans. Bildet grosse, etwas verworrene, gelb-
braune, nieist frei zwischen Seegras flottirende Büschel oder Watten
von unbestimmter Gestalt. Verzweigung ziemlich regelmässig
opponirt; Zweige lang, im rechten oder nahezu rechten Winkel
abgehend, gerade oder im Bogen aufsteigend, entfernt stehend.
Vegetative Zellen bis 40 /< dick, nicht oder nur wenig an den
Querwänden eingeschnürt, meist halb so lang oder eben so lang
als dick. Uniloculäre und pluriloculäre Sporangien haartragend
oder nur mit wenigen vegetativen Zellen an der Spitze, in lange
oder kurze Aeste eingesenkt, im ersteren Falle nach oben gerückt.
Vorzugsweise in brackigem Wasser, Diedrichsdorf, Heikendorf ;
Mai — Juni.
Bemerk. In seinem Handbuch (26.) unterscheidet Kj eil man noch
folgende Formen :
f. elongata Kjellm. mscr. Büschel locker, fast ganz unverworren, blass-
gelb-braun; Gametangien (= pluriloculäre Sporangien) länger und schmäler
als bei f. typica, gewöhnlich über 300 p lang und nur c. 20 — 25 p dick ;
f. crassiuscula Kjellm. mscr. Wenig büschelig, hellbraun mit kurzen und
dicken, 50—75 p langen, 60 — 65 p dicken, cylindrisch bis cylindrischspul-
förmigen, zuweilen terminalen Gametangien •
f. nebulosa Kjellm. mscr. Bildet schliesslich auf der Wasseroberfläche
ausgebreitete, wolkige, mehr oder minder verfilzte Massen. Sprosssystem sehr
locker verzweigt, mit meistentheils opponirten Aesten. Hauptspross 35 — 40 p
dick; seine Zellen l1/« — 3 mal so lang als dick.
Subspecies ß.
firmus.
Verzweigung vorwiegend zerstreut, falschgabelig, abwechselnd
oder fast einseitig.
1. forma typica. Bildet bis 12 cm hohe Büschel von sehr
verschiedenartigem Habitus auf Fticus vesiculosus, Mytilus, Steinen
u. s. w. in der unteren litoralen Region. Büschel bald buschig
und nur in wenige breite Büschelchen zertheilt, bald aus zahlreichen
wiederholt verzweigten Büschelchen bestehend. Büschelchen unten
zusammengedreht und verfilzt, oben pinselig ausgebreitet, bald der
ganzen Länge nach seilartig dünn. Uniloculäre und pluriloculäre
Sporangien auf verschiedenen Individuen. Pflanzen mit uniloculären
Sporangien oben pinselig ausgebreitet, nur sehr selten gegenständig
verzweigt. Hauptachse 50 (i dick, in ein 30 /-i dickes Haar aus-
laufend. Zellen der Hauptachse unten so lang oder doppelt so
lang wie breit, an den Querwänden nicht eingeschnürt; Zellen der
Zweige halb so lang bis eben so lang wie breit, an den Quer-
wänden nur wenig oder gar nicht eingeschnürt. Ausgewachsene
Aestchen in ein gleich breites Haar auslaufend. Uniloculäre
Sporangien scheibenförmig, d. h. in der Richtung der Längsachse
des Fadens, in dem sie liegen, breitgedrückt, breiter als die vege-
tativen Zellen, bis 45 f.i breit, nicht selten durch ein oder mehrere
3*
36 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Längswände getheilt, in ein Haar auslaufend oder seltener nur mit
einer bis wenigen vegetativen Zellen an der Spitze der Ketten.
Chromatophoren dicht liegend, gelbbraun. Pflanzen mit pluri-
loculären Sporangien zarter, in viele Büschelchen zertheilt. Oppo-
nirte Zweige nicht selten. Hauptachse 30 — 40 /t dick, in ein
20 — 25 /< breites Haar auslaufend. Pluriloculäre Sporangien meist
so dick als der Zweig, in dem sie liegen, 20 — 30 ,u dick und
80 — 200 (meist 120) fi lang, stets in ein Haar auslaufend. Chro-
matophoren dicht liegend, gelb.
Von Mai bis September häufig in der Kieler Föhrde.
Syn. Ectocarpus siliculosus y. firmus C. A. Agardh, Spec. Alg. Vol. II. p. 38.
Ectocarpus firmus J. G. Agardh, Spec. Alg. Vol. I. p. 23.
Ectocarpus firmus Areschoug, Pliyc. Scand. p. 173.
Vergleiche auch die Synonymie bei Kj eil man (22. p. 104).
Exsicc. Ectocarpus firmus Areseh., Alg. scand. exs. Fase. 1. No. 24.
Ectocarpus firmus bei Lp Jobs, Alg. mar. de Cherbourg. No. 08.
Ectocarpus firmus bei Cronan, Alg. mar. du Finistere. No. 30.
Ectocarpus firmus Rabenhorst, Algen Europas. No. 1872.
Ectocarpus Utoralis Wyatt, Alg. Daum. No. 129.
2. forma subglomerata. Zweige letzter Ordnung zu Zweig-
büschelchen zusammengedrängt. Bildet bis 15 cm lange, hellrost-
braune, ursprünglich festgewachsene, in garnartig zusammengedrehte,
seitlich unverworrene Büschelchen zertheilte, später sich losreissende
und mit anderen Algen {Florideen) verwickelte, oft etwas verfilzte
Büschel oder Ballen. Sterile und fertile Aeste in Haare auslaufend.
Zellen der Hauptachse 30 — 40 /.i dick ; Chromatophoren locker
liegend, gelb.
August bis October.
3. forma livida. Bildet zarte, hellgelbe, nur unten lose zu-
sammengedrehte Büschel auf Fucus vesicidosus von 6 cm Höhe.
Verzweigung zerstreut, hin und wieder opponirt; Zweige aufrecht
bis fast angeschmiegt, in Haare auslaufend. Vegetative Zellen bis
40 j.i dick, meist doppelt so lang als breit. Chromatophoren locker
liegend, hellgelb. Die Form zeichnet sich durch die sehr kurzen
Sporangienketten (2 — 4 Sporangien) aus , die in ein langes Haar
auslaufen und zuweilen sessil sind oder auf einer langen Stielzelle
stehen. Nicht selten stehen die uniloculären Sporangien auch einzeln
intercalar.
Wicker Bucht, im Mai.
4. forma pachycarpa. Bildet bis 7 mm hohe, völlig unver-
worrene, gelbbraune Büschel. Verzweigung nie opponirt, regelmässig
abwechselnd oder fast einseitig. Hauptachse bis 18 f.t dick, ihre
Zellen meist zwei (und mehr) Mal so lang als breit, in den Neben-
ästen kürzer, tonnenförmig. Chromatophoren sehr dicht. Die
Hauptachse entsendet nur ein bis wenige Langtriebe; Kurztriebe
pfriemig zugespitzt, zumeist in gestielte pluriloculäre Sporangien
verwandelt, denen nur ein bis wenige vegetative Zellen dornartig
aufsitzen. Pluriloculäre Sporangien bedeutend dicker als die vege-
tativen Zellen, bis 45 (meist 30) f.i dick und bis 250 (meist 150) [t
lang, zonenförmig eingeschnürt, cylindrisch oder sich aufwärts
wenig verjüngend ; oft auch im oberen Theile der Langtriebe ent-
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 37
wickelt und dann durch vegetative, Fruchtzweige entsendende
Zellen unterbrochen. Uniloculäre Sporangien spärlich auf demselben
Individuum, zu ca. 10 in Ketten vereinigt, kugelig. Faden im
oberen Theil oft hin- und hergebogen.
Die Pflanze fand sich im Mai an der Glaswand eines Gefässes,
in welchem ein Stein aus ca. 15 m Tiefe cultivirt wurde. Sie
steht wahrscheinlich der Kj ellman'schen forma parvula sehr
nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch die bedeutend dünnere
Hauptachse.
B e in e r k. Ich lasse wiederum die ausserdem noch von K j e 1 1 m a n unter-
schiedenen Formen dieses Subgenus hier folgen:
f. olivacea Kjellm. mscr. Büschelig, tief olivenbraun. Büschel aus sehr
zahlreichen, feinen, unten fest zusammengedrehten Büscheln bestehend. Haupt-
spross und Hauptzweige 40 — 50 p dick. Gametangien gross und lang. Sonst
wie f. typica ;
f. macrocarpa Foslie, Nye Havsalg. 5, 179, t. 2 f. 13 — 15. Sprosssystem
unten entfernt, oben dichter unregelmässig verzweigt, mit theilweise einseitigen,
zuweilen in Gruppen von 2 — 4 einseitig von benachbarten Zellen entspringenden
Zweigen. Sporangienketten bis zu 40 Sporangien enthaltend. Gametangien
cylindrisch oder cylindrisch kegelig, 180 — 1320 /< lang und 24—36 ," dick;
f. parvula Kjellm. mscr. Büschelig, ganz unverworren, 3 — 5 mm hoch
Verticales Sprosssystem sehr sparsam verzweigt, mit meist verzweigten, nach
der Spitze schwach verdünnten, regelmässig alternirenden Zweigen, die meisten
bei den Gametangien-Exemplaren mit den Gametangien weiter unten oder
nicht selten an der Spitze. Hauptachse 30—40 p dick mit 1 — 2 mal so langen
als dicken Zellen. Gametangien cylindrisch spulförmig bis cylindrisch kegelig,
kurz, c 20—30 /-' dick.
S u b s p e c i e s y.
clivaricatus Kjellm. mscr.
Sprosssystem reich verzweigt mit unregelmässig zerstreuten,
abstehenden bis sparrigen, oft bogenförmigen, nicht oder nur schwach
nach der Spitze verdünnten Zweigen (sec. Kjellm an, Handbok,
p. 85).
Bemerk. Von Kjellman aufgeführte Vertreter dieser Subspecies sind
von mir bei Kiel selbst nicht gefunden worden. Auch im Kieler Herbarium
befindet sich nur ein aus dem Herbarium Fröhlich stammendes Exemplar
von Sonderburg, welches als f. compacta bezeichnet ist und als y. divaricata
f. typica Kjellm. von mir bestimmt wurde. Dagegen gelang es mir, in einer
reichhaltigen Sammlung von Formen des E. litoralis der Danziger Bucht, die
mir Herr Dr. L a k o w i t z in Danzig so freundlich war zur Verfügung zu
stellen, die von Kjellman als für die Ostsee eigenthümlich bezeichneten
Formen praetorta und aegayropila aufzufinden. Die folgende Form führt
K j e 1 1 m a n nicht auf:
1. forma ramellosa. Bildet dunkel- bis fast schwarzbraune
verfilzte Büschel von c. 4 cm Höhe auf Fucus vesiculosus. Zweige
zerstreut oder hin und wieder opponirt, oft im rechten Winkel
entspringend. Uniloculäre Sporangien intercalar oder sehr oft in
terminalen, kurz oder langgestielten, zuweilen sitzenden, wenig bis
zu 15 Sporangien enthaltenden Ketten, kugelig. Pluriloculäre
Sporangien intercalar oder ebenfalls terminal, lang cylindrisch oder
kurz, fast würfelförmig (wie bei Subspecies S), schief abgestutzt.
Festgewachsen an Fucus vesiculosus, Pfählen, Brücken, gern
im brackigen Wasser. Herbst.
Syn. Ectocarpus ramellosus ad part. Kütz., Spec. Alg. p. 459.
Abbild. Kützing, Tab. phyc. Bd. V. tab. 78.
38 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpi;s-Arten etc.
Nachfolgend die K j e 1 1 m a n 'sehen Formen:
f. typica (f. compact a auet. ; zum Theil). Büschelig, festgewachsen, tief
sattbraun-schwarzbraun, jedes Büschel aus zahlreichen, fest zusammengedrehten,
garnax'tigen Büscheln bestehend. Hauptachse und Hauptzweige 45 — 60 p dick;
Büschel 10 — 15 cm hoch. Verticales Sprosssystem mit deutlich durchgehender
Hauptachse, von welcher im hohen Grade unregelmässig lungere und kürzere,
dicht sitzende, sparrige, oft bogenförmige, zuweilen knieförmige, ziemlich
steife und spröde, nach der Spitze kaum merkbar sich verdünnende, wiederholt
verzweigte oder einfache Aeste ausgehen. Sporangienketten terminal, kurz,
meist aus nur 2 — 8 zusammengedrückt-kugelrunden Sporangien bestehend.
Gametangien cylindrisch, selten mehr als 120 y lang und (iO p dick, zuweilen
terminal. Sprosszellen fast cylindrisch, sehr ehromatophorenhaltig, 1 — 2 mal
so lang als dick;
f. praetorta Kjellm. mscr. Büschelig, tief-hellolivenbraun, 5 — 10 cm hoch.
Jedes Büschel aus zahlreichen, fest zusammengedrehten und verfilzten, garn-
artigen, filzigen, einfachen oder verzweigten Büscheln bestehend. Verticales
Sprosssystem ziemlich locker, unregelmässig und ungleichförmig verzweigt.
Mehrzahl der Zweige lang, gebogen oder gewunden. Hauptachse und Haupt-
zweige 20 — 30," dick. Sporangien selten einzeln, terminal, meist kurze, nicht
selten terminale Ketten bildend. Sprosszellen cylindrisch oder cylindrisch-
ellipsoidisch, 2 — 4 mal so lang als dick;
f. aegagropila Kjellm. mscr. Bildet kleine, frei auf dem Boden liegende,
leicht verfilzte, hellolivenbraune Ballen. Sprosssystem etwas feiner, langzelliger
und unregelmässiger verzweigt, mit stärker abstehenden Aesten als bei voriger
der sie im Uebrigen gleicht.
f. sabsalsa Kjellm. mscr. Bildet tief olivenbraune bis fast schwarzbraue,
schliesslich frei flottirende oder in andere Algen verwickelte, etwas verfilzte,
unregelmässige Massen. Sprosssystem locker, ziemlich regelmässig und gleich-
förmig verzweigt. Hauptachse ca. 30^ dick. Spi-osszellen 1 — llß mal so lang
als dick.
•
Subspecies d.
varius.
Verzweigung vorwiegend opponirt, aber häufig auch un regel-
mässig zerstreut, abwechselnd oder einseitig. Längere Zweige im
Winkel von 45 °, kürzere Zweige und Sporangienäste im Winkel
von nahezu 90° abgehend. Fäden gleichmässig cylindrisch, an den
Querwänden nicht eingeschnürt. Zellen in der Regel länger als
dick, 25 — 45 /n dick, mit derben Aussenwänden. Uniloculäre und
pluriloculäre Sporangien auf verschiedenen Pflanzen, meist terminal,
selten intercalar. Uniloculäre Sporangien kugelig bis ellipsoidisch,
meist einzeln, auf ein- bis wenigzelligem Stiel, nie sessil, oder zu
mehreren seitlich und terminal auf spärlich verzweigten, kurzen
Aestchen, selten in kurzen Ketten, den Achsen aller Ordnungen
angeheftet. Pluriloculäre Sporangien kugelig, eiförmig, ellipsoidisch
oder von mehr eckigen Umrissen bis fast würfelförmig, stumpf
oder schief abgestutzt, nie in eine scharfe Spitze verlängert, meist
einzeln auf kurzem Stiele, nie sitzend, an den Achsen aller Ord-
nungen stehend. Kürzere oder längere intercalare pluriloculäre
Sporangien bei manchen Exemplaren häufig.
1. forma typica. Bildet bis 30 cm lange, verworrene, oft in
breite, innen seilartig zusammengedrehte Büschelchen zertheilte,
rostbraune, ursprünglich festgewachsene, später frei auf dem Boden
liegende oder in andere Algen verwickelte Büschel in der litoralen
und sublitoralen Region. Verzweigung vorwiegend opponirt, aber
nach den Spitzen der Hauptachsen nicht gedrängt. Fertile Kurz-
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 39
triebe in der Regel senkrecht abstehend, an den Achsen aller
Ordnungen , einzeln oder einem Langtrieb oder seltener einem
anderen Kurztrieb opponirt. Zellen bis 45 /u dick, meist 2 — 3 mal
so lang als dick. Pluriloculäre Sporangien auf 1 — 4zelligem Stiel,
ca. 36 |U breit und ca. 45 /< lang, eiförmig, kugelig-ellipsoidisch
oder würfelförmig, doppelt so dick als die Stielzellen. Uniloculäre
Sporangien meist einzeln, zuweilen auf kurzen, verzweigten Aestchen.
Nicht selten trägt das pluriloculäre oder uniloculäre Sporangium
ein bis zwei vegetative Zellen auf dem Scheitel.
Ausgang der Kieler Föhrde; Mai bis December.
Syn. Pylaiella varia Kjellm., Alg. arct. Sea S. 282. t. 27. f. 1—12. Vergl.
auch Kjellm an, Handbok p. 83.
2. forma contorta. Bildet bis 3 cm hohe, in wenige schmale
oder oben ausgebreitete, seilartig zusammengedrehte und etwas
verfilzte Büschelchen zertheilte, dunkelrostbraune Büschel an Fucus
vesiculosns und serratvs in der litoraien Region. Verzweigung
vorwiegend opponirt. Zellen 25—30 ii dick. Pluriloculäre Spo-
rangien nicht selten in Langtrieben intercalar. Uniloculäre Sporangien
fehlen.
August bis September; Bülk, Vossbrook.
3. forma pumila. Bildet bis 3 mm hohe, völlig unverworrene
gelbe bis rostbraune Büschel auf Fucus in der litoraien Region.
Thallus in der Regel einfach oder nur sehr spärlich verzweigt,
22 — 25 f.i dick, in ein wenig verdünntes Haar auslaufend. Fertile
Kurztriebe senkrecht an der Hauptachse entspringend , einzeln.
Pluriloculäre Sporangien wie bei forma tpyica, aber nie cylindrisch
verlängert. Uniloculäre Sporangien fehlen.
August ; Vossbrook.
II. Der Formenkreis von Ectocarpus confervoides Roth s p.
(nebst verwandten Formen).
Kjellm an charakterisirte in seinem 1872 erschienenen „Bidrag
tili kännedomen om Skandinaviens Ectocarpeer och Tilopterider"
den Formenkreis von E. confervoides folgendermaassen :
E. thallo fibrillis alligantibus adnato, decomposito-subdichotomo,
segmentis interdum brevissimis, fasciculatis, nudis vel ramellis brevi-
bus plus minus attenuatis obsessis; sporangiis plurilocularibus ovoideis,
subulatis vel elongato-conicis, obtusis vel acuminatis, rostratis vel
erostratis, pedunculatis vel sessilibus; cellulis zoosporigenis saepissime
4 — 8 // longis; sporangiis unilocularibus ovoideo- vel subgloboso-
ellipsoideis.
Danach unterscheidet er folgende Formen:
f. arcta Kütz. 1843.
f. silicidosa (Dillw.) 1809.
f. spalatina Kütz. 1843.
f. confervoides s. s. (Roth).
f. jpeniciüata C. A. Ag. 1824.
f. hiemal is Crouan.
Weiterhin führt er von Ectocarpen, die sich durch bandförmig-
verzweigte Chromatophoren auszeichnen, noch an :
40 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
E. pygmaeas Aresch.
E. drapamaldioides Crouan.
E. fascicidatus Harv. 1841 (ad part.).
Während ich mich nun mit diesem Formenkreis genauer be-
schäftigte, veröffentlichte Kjellman sein Handbok i Skandinaviens
Hafsalgflora I (Stockh. 1890), in welcher die einzelnen Arten in
etwas veränderter Umgrenzung erschienen. Es werden aufgezählt:
E. fascicidatus Harv.
E. penicillatus Ag.
E. confervoides Roth sp.
f. typica.
f. pygmaea.
f. arcta.
f. crassa.
E. silicidosus Dillw. sp.
f. typica.
f. nebidosa.
E. hiemalis Crouan.
f. typica.
f. spalatina.
Auch mir erscheint es nach eingehender Prüfung zweckmässiger,
E. penicillatus Ag. aus dem vielgestaltigen Formenkreise als eigene
Art auszuscheiden und die übrig bleibenden Formen in zwei Arten-
kreise zu zerlegen, E. silicidosus Dillw. sp. und E. confervoides
Roth sp., die sich durch ihre pluriloculären Sporangien wohl deutlich
genug unterscheiden. Dagegen dürfte es richtiger sein, E. hiemalis
Cr. als Form zu belassen und zu E. silicidosus, mit dem es die
oft haartragenden Sporangien gemeinsam hat, zu ziehen. E. fascicu-
latus Harv. und E. drapamaldioides Cr., die einer genaueren
Revision bedürfen, da, wie es scheint, von verschiedenen Autoren
zum Theil sehr abweichende Formen darunter verstanden werden,
fand ich in der Kieler Föhrde nicht.
A. Hauptäste ohne deutlich begrenzte Zweigbüschel.
1 . Pluriloculäre Sporangien, oft in ein langes Haar auslaufend,
meist lang cylindrisch oder konisch, 100 — 600 ,« lang.
E. silicidosus.
a. Pluriloculäre Sporangien langpfriemig, bis 275 fi lang,
oft in ein Haar auslaufend. f. typica.
b. Pluriloculäre Sporangien wie bei voriger, aber bedeutend
länger, bis 600 fi lang. f. hiemalis.
c. Pluriloculäre Sporangien kurz eiförmig, nicht oder nur
selten in ein Haar auslaufend. f. arcta.
2. Pluriloculäre Sporangien pfriemig oder spulförmig, 75 — 250
(meist 100) u lang, nie in ein Haar auslaufend.
E. confervoides.
a. Zweige meist in einem Winkel von 30 — 45 ° abgehend.
a. Pluriloculäre Sporangien 75—100 /< lang und circa
25 fi dick. f- typica.
Knuth, Die Bestäubungsemriehtuug von Armeria maritima Willd. 41
ß. Pluriloculäre Sporangien bis 250 (meist 160) (J, lang
und ca. 35 f.i dick. f. nana.
b. Zweige angeschmiegt. f. penicilliformis.
3. Pluriloculäre Sporangien wie bei 2, aber gleichmässig
cylindrisch. E. dasycarpus.
B. Hauptäste an der Spitze mit deutlich begrenzten Zweigbüscheln.
E. penicülatus.
(Fortsetzung folgt.)
Die Bestäubungseinrichtung von Armeria 7naritimaWi\\A.
Von
Dr. Paul Knuth.
Mit 2 Figuren.
Auf der Insel Sylt hatte ich im Anfange des Juli 1891
Gelegenheit, die Bestäubungseinrichtung einer der verbreitetsten
insektenblütigen Meeresstrandpflanzen, Armeria maritima Willd., zu
untersuchen. Die Pflanze gehört ursprünglich der Salzwiesenflora
an, hat sich aber über die ganze Insel verbreitet und bewohnt in
enormer Häufigkeit alle Formationen derselben. Die ungeheure
Verbreitung der Pflanze auf der Insel ist erklärlich sowohl durch
Augenfälligkeit, den dadurch bedingten starken Insektenbesuch und
durch diese Fremdbestäubung herbeigeführte gute Ausbildung der
Früchte, als auch durch die vorzügliche , den starken Winden an-
gepasste Flugvorrichtung derselben.
Aus der grundständigen Rosette der schmal-linealischen Blätter
erhebt sich 5 — 30, selten mehr cm*) hoch der blattlose Schaft,
welcher an der Spitze das hellviolette, aus zahlreichen Blüten be-
stehende, meist hoch über die umgebenden, dem Boden angedrückten
Pflanzen hinausragende und so weithin sichtbare Köpfchen trägt.
Im Knospenzustande ist es gänzlich von den in mehreren Reihen
stehenden, hellbräunlichen, am Rande trockenhäutigen, selten in einen
kurzen, stumpfen Dorn auslaufenden, meist jedoch ganz dornenlosen
Hüllblättern eingeschlossen. Die äusseren haben Fortsätze nach
unten, welche scheidenartig verwachsen sind und den oberen Theil
des Schaftes umgeben. Zuerst durchbrechen einige mittelständige
Blüten die schützenden Hüllblätter und entfalten ihre hellviolette,
nach Cumarin duftende Blumenkrone, worauf, ohne dass ein
regelmässig nach Aussen hin stattfindendes Aufblühen bemerkbar
wäre, die übrigen folgen , schliesslich einen fast halbkugeligen
Blutenstand bildend. Dieses merkwürdige Aufblühen findet darin
seine Erklärung, dass das Köpfchen aus zwei- bis drei-blütigen,
„schraubeiförmig angeordneten Wickeln" zusammengesetzt ist, von
denen immer die unterste Blüte zuerst aufblüht. Sowohl der gemein-
schaftliche Blütenstiel jeder Wickel, als auch jede Einzelblüte ist
") An den Aussendeichen wird der Schaft oft nur 2 cm hoch.
42 Knuth, Die Bestäubungseinrichtung von Armeria maritima Willd.
von einem häutigen, weisslichen, die Kelchspitze nicht erreichenden
Hochblatte gestützt, welches der Einzelknospe noch als Sonder-
umhüllung diente.
Der etwa 5 mm lange kegelförmige Kelch ist am Grunde
weisslich gefärbt; an der Spitze läuft er in einen häutigen, wie
die Blumenkrone gefärbten Saum aus, welcher durch fünf starre,
am Grunde grün gerandete, an der Spitze röthlich gefärbte und
somit zur Augenfälligkeit beitragende Zähne gestützt wird. Mit
diesen Zähnen wechseln die fünf nur am Grunde zusammenhängenden,
8 mm langen Zipfel der Blumenkrone ab. Der Nagel ist wie der
Grund des Kelches weisslich, die 3 mm breite Platte ist helllila
gefärbt und von einem starken , dunkleren Mittelnerven und zwei
schwächeren Seitennerven durchzogen. Die durch den erwähnten
häutigen Saum verbundenen Kelchzähne halten die Zipfel der
Blumenkrone zu einer oben trichterförmig sich erweiternden, etwa
Kz
=^- ii
I.
Frucht Ton Armeria maritima Willd. Vierfach vergrössert photo-
graphirt.
I. Kz. : Die durch häutigen Saum verbundenen Kelchzipfel.
Fk. : Der mit aufwärts gerichteten Härchen versehene Fruchtkelch.
II. Kz.: Kelchzipfel.
n. : Fünfstrahlige Honigdrüse.
7 mm tiefen Röhre zusammen. Am Grunde jedes Nagels ist je
ein weisslicher, 4 — 5 mm langer Staubfaden befestigt, welcher an
der Spitze den in der Mitte befestigten, gelben, anfangs senkrecht
stehenden Staubbeutel trägt. Auf dem Fruchtknoten sitzt eine
fünfstrahlige, grüne, Honig absondernde Drüse, in deren Mitte sich
die fünf staubfadenlangen Griffel erheben. Das unterste Drittel
der Griffel ist mit abstehenden, weissen Härchen besetzt, die nach
oben zu besonders zahlreich und lang sind, so dass sie ein dichtes
Geflecht bilden, welches einen wirksamen Honigschutz bietet. Das
oberste Drittel des Griffels ist papillös.
Die Pflanze ist proterandrisch. Sobald die Blüte sich öffnet,
entleeren sich auch schon die Antheren, und der Pollen haftet an
Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 43
den sich nun bald wagerecht vor den Blüteneingang stellenden
Staubbeuteln, während die Narben an der Wand der Blumenkron-
röhre liegen. Beim Heranreifen biegen sie sich nach innen, und
in diesem Zwitterzustande kann ebensogut spontane Selbstbestäubung
wie Fremdbestäubung eintreten. Im dritten, ganz weiblichen Zu-
stande sind die dann grün gefärbten Antheren ganz frei von Pollen^,
die nach innen umgeschlagenen Narben stehen dann da, wo sich
im ersten (männlichen) Zustande die Staubbeutel befanden.
Der Pollen haftet an den die Blüte besuchenden Insekten,
(s. Liste) entweder auf der Oberseite, wenn sie zwischen Blumen-
krone und Staubbeutel zum Honig gelangen, oder auf der Ober-
und Unterseite des Körpers gleichzeitig, wenn sie zwischen den
Staubbeuteln hindurchkriechen oder den Rüssel dazwischen hinein-
stecken.
Nach der Befruchtung verblassen die Blütenfarben, sodann
fallen Blumenkrone, Staubblätter und Griffel nebst Narbe ab, und
es bleibt, von der Hülle gestützt, ein mehr als halbkugelförmiges,
schmutzig-weisses Köpfchen, bestehend aus der Frucht, dem Kelche
und der eingetrockneten Honigdrüse zurück. An der Einzelfrucht
beträgt der Durchmesser der oberen Oeffnung des Kelches 4 mm,
die Länge der Frucht 6 mm, wovon 2 mm auf den unter einem
Winkel von 45° aufstrebenden , von den fünf starren Kelchzipfeln
gestützten, häutigen Saum kommen. So ist die Frucht von Armeria
mit jenen kleinen Pfeilen zu vergleichen, wie sie aus einem Blase-
rohre geschossen werden. Nach hinreichender Austrocknung der
Blütenstiele wird die Frucht vom Winde losgerissen und fortgeführt.
Nach kurzem Fluge fällt sie zu Boden, bohrt sich mit der nach
unten gerichteten Spitze in denselben ein und haftet in demselben
mit Hülfe von zehn ßeihen etwas nach oben gerichteter, zahlreicher,
starrer Härchen des Fruchtkelches (s. Abbildung), welche zwar das
Eindringen in den Untergrund gestatten und sogar befördern, das
Zurücktreten dagegen verhindern.
Besucher und Befruchter von Armeria maritima Willd.
Hymenoptera : ^xpis mellißca L. sehr häufig, Panurgns ater Ltr. ;
Diptera: Aricia (Anthomyia) vagans Fll., A. Cardaria F., 3 kleinere
Dipteren- Arten ; Lepidoptera : Epinephele (Hipparchia) Janira L. sehr
häufig, Lycaena Semiargus Ktb. sehr häufig.
Kiel, 24. August 1891.
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden.
Umia, P. G., Der D a m p f t richte r. (Centralblatt f. Bakteriologie
und Parasitenkunde. Bd. IX. No. 23. p. 74U— 52.)
Zum Filtriren des Nähragars benutzte Unna einen Dampf-
trichter, dessen wesentliche Vortheile in einer viel beträchtlicheren
Schnelligkeit der Filtration und in bedeutender Gasersparnis be-
44 Instrumente. — Flechten.
stehen. Ferner lassen sich auch stärkere Agarlösungen mit dem-
selben gut filtriren und ist mit der Filtration zugleich auch eine
sichere Sterilisation verbunden. Auch fällt das vorherige Klären
des Agars mit Eiweiss und das lange Garkochen desselben fort.
Der auf 3 eisernen Füssen ruhende Dampftrichter besteht aus einer
kupfernen Hohlkugel, deren oberes Segment als Deckel aufgeschraubt
wird, durch ein im Boden befindliches Loch ragt der Stiel eines
emaillirten eisernen Trichters hindurch, dessen oberer Rand etwas
höher steht, als der Rand der Kupferblase nach Abhebung des
Deckels. Ein in denselben eingelassenes Messingrohr mit Hahn
dient als Ventil. Die Kugel entsendet schräg nach unten einen
kupfernen Hohlfortsatz zum Erhitzen des Wassers. In den Trichter
kommt ein gewöhnliches Filter, welches 2 cm hoch mit gut ge-
glühtem Kieselgur angefüllt ist. Der Dampftrichter ist in 2 Grössen
vorräthig in der Instrumentenfabrik von Bauer und Häselbarth,
Eimsbüttel bei Hamburg.
Kohl (Marburg).
Heim, L., Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungs-
methoden seit dem Jahre 1887. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Bd. X. 1891. No. 11. p. 356—362.)
tVollltniann, F.) Ein Beitrag zur Prüfung und VerYollkommnung der exacten
Versuchsmethode zur Lösung schwebender Pflanzen- und Bodenculturfragen.
(Berichte aus dem physiolog. Laboratorium und der Versuchsanstalt des land-
wirthsch. Institutes der Universität Halle. Heft VIII. 1891.)
Referate.
Stizenberger, E., Neuseeländische Lichenen in allge-
meiner zugänglichen Exsiccate n- Werken. (Flora. 1889.
p. 366 — 367.)
Nach dem Erscheinen von Nyl ander, Lichenes Novae
Zelandiae, hält Verf. es für nützlich, folgende Zusammenstellung
der in den Exsiccaten von Arnold, von Zwack h und Lojka
herausgegebenen Lichenen unter Hinweis auf jene Arbeit zu geben,
während er die wenigen von Ro um eguere herausgegebenen unbe-
rücksichtigt lässt.
Sphaerophorus stereocauloides Nyl. — Arn. n. 1210, Stereocaulon proximum
Nyl. — Arn. n. 1209, Parmelia perlata (L.) — Lojka n. 111, Sticta subcaperata
Nyl. — Lojka n. 116, St. Urvülei v. flavicans Hook. — Arn. n. 1200, St. oryg-
maea Ach. — Lojka n. 117, Arn. n. 1214, St. glaucolurida Nyl. — Arn. n. 1199,
St. multifida Laur. — Lojka n. 118, Arn. n. 1198, St. fossulata Duf. — Lojka
n. 119, Arn. 1215, St. 2)hysciospora Nyl. — Lojka n. 120, St. Freycinet! Del. —
Lojka n. 121, St. amphisticta Knight — Lojka n. 115, Zw. n. 892, Ricasolia
adsaipta Nyl. — Lojka n. 113, E. Montagnei (Bab.) — Lojka n. 114, Psoroma
■ araneosum (Bab.) — Lojka n. 123, Placopsis pevrugosa Nyl. — Lojka n. 126,
-Lecanora argillacea Knight = Placopsis rhodomma Nyl. f. — Lojka n. 127,
Muse. — Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol. (Oek. Botanik.) 45*
PhlycteUa neozelandica Nyl. — Lojka n. 131 — 133, Lecidea marginiflexa Tayl.
— Lojka n. 139, Arn. n. 1240, Verrucaria perfragilis Nyl. = Porina endoclirysa
Bab. non Mont. — Lojka n. 146, Arn. n. 1203, Astrotheliwm pyrenastroides Knight
— Lojka n. 149.
Wir erfahren, dass Nyl an der laut Brief an den Verf. seiner
oben erwähnten Arbeit Placopsis stibparellina Nyl. und den Obs. I.
derselben (Nachträge zu Nyl. Lieh. Fuegiae et Patagoniae)
Pertusaria microcarpa Nyl. einzureihen vergessen hat. Zu den
litterarischen Vorbemerkungen zu obiger Arbeit Nylander's fügt
Verf. noch 4 Arbeiten hinzu. Die Thatsache allein, dass Verf. die
Nichtberücksichtigung der Arbeit von Kr empel huber' s, Neue
Beiträge zur Flechtenflora Neuseelands, und damit den Mangel von
72 Lichenen in Nylander's Arbeit feststellen muss, berechtigt
zu dem Urtheile, dass letztere Arbeit als ein Handbuch, als eine
Flechtenflora Neuseelands, nicht benutzt werden kann.
Minks (Stettin).
Kno IL M., Verzeichniss der im Harze, insbesondere
der Grafschaft Wernigerode, bis jetzt au f gefundenen
Lebermoose. (Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins
des Harzes in Wernigerode. V. 1890. p. 1 — 8.)
Dem vorliegenden Standortsverzeichniss zu Grunde gelegt ist
die Aufzählung, welche sich in Hampe's „Flora hereynica" an-
hangsweise findet; ausser eigenen Beobachtungen des Verf. kommen
auch einige Beobachtungen Andrer zur Benutzung. Die Zahl der
aufgeführten Gattungen und Arten lässt sich nicht ersehen, da
jegliche Numerirung fehlt; es hat dies — an sich wohl ein
Mangel — im vorliegenden Fall keine Bedeutung, da das Verzeichniss
nach des Verf. eigener Angabe noch weit davon entfernt ist, voll-
ständig zu sein. Ob seiner Aufforderung, der Lebermoosflora Auf-
merksamkeit zu widmen, von Vielen nachgekommen wird, mag bei
der Schwierigkeit des Gegenstandes dahingestellt bleiben.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Keilermail, W. A., On the germination oflndian corn>
after immersion in hot water. (Transactions of the Kans-
sas Academy of Science. XII. 1890 p. 134—139.)
Verf. untersucht die Wirkung von heissem Wasser auf die-
Keimfähigkeit der Samen verschiedener Maissorten. Die Versuchs-
anstellung ist folgende : Je 50 Samen werden eine gewisse Zeit.
der Einwirkung von Wasser ausgesetzt, dessen Temperatur —
zwischen 56 und 88V20 C — während dieser Zeitdauer gleich er-
halten wird. Darauf werden die Samen in kaltes Wasser getaucht
und direct gesäet, oder längere Zeit — bis 22 Stunden — in>
Wasser gewöhnlicher Temperatur eingeweicht. Die Ergebnisse-
werden im Einzelnen tabellarisch mitgetheilt ; im Allgemeinen ergibt
sich Folgendes:
Wasser von 88V20 C tödtet gewöhnlich weniger, als die Hälfte
der Samen, wenn die Einwirkung nicht länger, als 20 Sekunden,
46 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
beträft und die Samen direct gesäet werden. Die Procentzahl der
keimfähigen Samen kann sogar bis 90 steigen.
Wasser von 81° C tödtet verhältnissmässig wenige Samen bei
Einwirkung von 1 Minute und directer Aussaat; jegliche Keimung
unterbleibt aber, wenn die Samen nach der Behandlung 18 Stunden
in Wasser liegen.
Bei 76 und 75° kann die Einwirkung auf 3 Minuten ver-
längert werden, ohne dass sich besonders schädliche Folgen geltend
machen ; aber auch hier zerstört nachheriges Einweichen in gewöhn-
lichem Wasser die Keimfähigkeit.
Bei Wasser von 72 oder 73° kann die Dauer der Einwirkung
5 Minuten, bei 59° oder weniger bis 15 Minuten betragen, ohne
dass die Keimfähigkeit nennenswerth leidet. Bis zu 62" abwärts
verstört aber nachheriges Einweichen dieselbe völlig; von da ab
tritt eine entsprechende Verminderung der schädlichen Wirkung
«in; für Samen, die nicht einer derartigen Behandlung mit warmem
Wasser unterworfen waren, hat dasselbe bekanntermaassen keinen
Nachtheil.
Weizen und Hafer verhalten sich ähnlich; ausserdem erweist
sich hier das Eintauchen in Wasser von 57 und mehr Graden als
-ausreichend, eine Brandübertragung zu verhindern.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Yerhoeff, C, Biologische Beobachtungen auf der nord-
friesischen Insel Norde rney über Beziehungen
zwischen Blumen und Insekten. (Abhandlungen heraus-
gegeben vom naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen. Band
XII. 1891. Heft 1. p. 65—88.)
Allken, D., Erster Beitrag zur Insektenfauna der Nord-
see-Insel Juist. (1. c, p. 97 — 130.)
Beide Arbeiten beschäftigen sich mit der Frage nach der
etwaigen Insektenarmut und dem sich hieraus ergebenden Einflüsse
auf die Blumen der ostfriesischen Inseln. Im Anschlüsse an die
zuerst von A. R. W a 1 1 a c e für kleinere oceanische Inseln nach-
gewiesene Beobachtung, dass auf diesen wegen Mangels an be-
stäubungsvermittelnden Insekten die insektenblütigen Pflanzen den
windblütigen gegenüber sehr zurücktreten, ja sogar ursprünglich
offenbar entomophile Gewächse sich in anemophile umwandeln
mussten, hatte W. Behrens nach einem Frühlingsbesuche von
Spiekerooge ähnliche Sätze auch für diese Insel aufgestellt, die
sich auf alle deutschen Nordseeinseln übertragen lassen. Diese
Sätze, auf welche die beiden obigen Arbeiten zurückkommen, lauten
nach dem „Biologische Fragmente" betitelten und in dem Jahres-
bericht von 1880 der naturwiss. Gesellschaft zu Elberfeld abge-
druckten Originalaufsatze: 1) Die Flora der ostfriesischen Inseln
besitzt verhältnissmässig mehr anemophile Pflanzen, als die der
Continentalgegenden Nordwestdeutschlands. 2) Die Flora der Dünen-
thäler der Inseln besitzt weniger anemophile Pflanzen, als die dem
Winde exponirten Wiesendistricte derselben. 3) Die Insektenfauna
der Inseln ist im Vergleich zum naheliegenden Festlande arm, die
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 47
Kreuzungsvermittlung entomophiler Blüten durch dieselben erschwert.
4) Viele Pflanzen der Inseln, zumal die der Frühlingsflora, unter-
scheiden sich, ähnlich wie die der Hochalpen und Polargegenden,
durch Auffälligkeit der Blüten; sie sind deshalb zumal durch inten-
sivere Corollenfärbung von den gleichen Species des nahen Fest-
landes theilweise verschieden. 5) Die Intensität der Corollenfärbung
ist abhängig von der mehr oder minder grossen Spärlichkeit der
bestäubenden Insekten, so zwar, dass sie der Menge der pollen-
übertragenden Thiere etwa umgekehrt proportional ist
Den Sätzen 1, 2 und 5 stimmt Verhoeff im Allgemeinen
zu ; in Bezug auf die Sätze 3 und 4 kommt derselbe zu tolgenden
Ergebnissen: 1) Die entomophile Inselflora weist im Gegensatz
zum nachbarlichen Continent bedeutende Lücken auf. 2) Die ento-
mophile Insektenfauna zeigt ebenfalls, im Gegensatz zum Festlande,
eine ganz veränderte, nämlich lückenhafte Composition. 3) Jede
entomophile Phanerogame besitzt eine bestimmte Besuchergesellschaft
-auf dem Festlande und auf den Inseln. 4) Je mehr eine entomophile
Phanerogame an Insekten angepasst ist, um so weniger darf die
Liste der Kreuzungsvermittler verändert werden (und umgekehrt).
5) Es folgt aus Satz 1 — 4, dass innerhalb der entomophilen Insel-
flora viele Pflanzen unveränderte, manche veränderte Inflorescenzen
aufweisen.
Verf. erläutert diese Sätze an 21 Inselpflanzen , deren Be-
stäubungseinrichtung und Kreuzungsvermittler er mittheilt, nämlich
an Linaria vulgaris L., Mentha arvensis L., Stachys palustris L.,
Polygonum aviculare L. , P. persicaria L., Pirola rotundifolia Li.
var. arenaria Koch., Calluna vulgaris L., Jasione montana L. var.
littoralis Fr., Hieracium umbellatum L. var. armeniaefolium Meyer,
Sonchus asper All., Hypochaeris radicata L., Leontodon autumnalis
L., Cirsium arven&e Scop., Achillea millefoliumL., Aster Tripolium L.,
Parnassia palustris L., Epilobium angustifolium L., Lotus cornicu-
latus L. var. crassifolius n. microphyllus Meyer, Trifolium repens L.,
Viola tricolor L. var. sabulosa DC, Helianthemum guttatum Mill.
Von den 51 bei thatsächlichem Blumenbesuche beobachteten
Insekten gehören 13 zu den Hymenopteren, 28 zu den Dipteren,
3 zu den Coleopteren und 7 zu den Lepidopteren. Als ein Moment
des Ueberwiegens der Dipteren führt Verf. die verhältnissmässig
geringe Zahl der von ihm unter dem Namen Harpakteren zusammen-
gefassten Insekten auf, d. h. derjenigen Gliederthiere, „welche die
Componenten der anthophilen Insektengesellschaft befeinden, sei es,
dass sie dieselben tödten, oder in ihrem Blumenbesuch stören". Weitere
Stützen für diese Behauptung, sowie dafür, dass die Insektenfauna
als eine Relictenfauna aufzufassen sei, wird Verf. in einer späteren
Arbeit: „Beitrag zur Fauna der Insel Norderney" geben.
Eine in diesem Sinne abgefasste Arbeit ist diejenige von
D. Alfken, welcher durch den auf Juist als Lehrer wirkenden
Herrn 0. Leege in den Stand gesetzt wurde, ein ziemlich reich-
haltiges Verzeichnis';* der dortigen Insekten zu veröffentlichen.
Bisher sind 597 Arten auf Juist beobachtet worden, nämlich:
Pkynchota 40, Orihoptera 8, Pseudo-Neuroptera 18, Neuroptera 6,
48 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Diptera 89, Lepidoptera 111, Hymenoptera 79, Coleoptera 246.
„Wenn man bedenkt," sagt Verf., „dass nicht alle Ordnungen gleich-
massig beim Sammeln berücksichtigt wurden, so ist das Verzeichniss
ein reiches zu nennen, und von Insektenarmut kann in Bezug auf
Juist nicht die Rede sein. Ich glaube durch meinen Beitrag zur
Insektenfauna von Juist für immer die Haltlosigkeit der B ehren s-
schen Behauptung bewiesen zu haben."
Ref. ist der Ansicht, dass die Frage über die etwaige Insekten-
armuth und die dadurch bedingte grössere Augenfälligkeit der Blüten
durch die Arbeiten von Verhoeff und Alfken noch nicht
genügend geklärt ist. Ein endgültiger Aufschluss über diese Frage
wird uns durch die vergleichend statistische Untersuchung des
Insektenbesuches auf einer bestimmten Auswahl von Blumenarten-
nicht allein auf den Inseln, sondern auch auf dem gegenüberliegenden
Festlande gegeben. Eine solche Untersuchung hat Ref. im Juli
d. J. auf der Insel Sylt und im Anschluss hieran auf der dieser
Insel gegenüberliegenden schleswigschen Festlandshaide ausgeführt.
Die Veröffentlichung dieses Beitrages zur Klärung der beregten
Frage erfolgt binnen Kurzem.
Kmith (Kiel).
Bokorny, Th., Ueber Stärkebildung aus Formaldehyd.
(Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891.
p. 103—106.)
Nach den Untersuchungen des Verf. ist ein für die Stärke-
bildung aus Formaldehyd sehr geeigneter Stoff das oxymethyl-
sulfonsaure Natron ( CH2<or) -vt ), welches sehr leicht, schon
beim Erwärmen in Wasser, in Formaldehyd und saures schweflig-
saures Natron zerfällt und nach den Untersuchungen von Loew
(Sitzungsber. d. bot. Ver. zu München — Bot. Centralbl. 1890. Nov.)
gewisse Spaltpilze ausgiebig zu ernähren und bei Spirogyren den
Stärkeverbrauch im Dunkeln in auffallender Weise herabzusetzen
vermag. Vermöge seiner leichten Löslichkeit in kaltem Wasser
kann diese Verbindung in die lebende Pflanzenzelle eingeführt
werden, wenn letzterer die wässerige Auflösung des Salzes darge-
boten wird. Seine Verwendbarkeit zur Stärkebildung kann nur in
der Weise vor sich gehen, dass das bei der Zersetzung entstehende
Formaldehyd zu Kohlehydrat condensirt wird, im Sinne folgender
Gleichungen :
OTT
CH2<S03 Na = CH2 0 + HNa SOs.
(CH20)6 = Ce H12 Og.
Zur Verhinderung der schädlichen Wirkung des bei der Zer-
setzung des Salzes frei werdenden sauren schwefligsauren Natrons
wird der Nährlösung etwas Dikaliura- oder Dinatriumphosphat zu-
gesetzt behufs Umwandlung des sauren Sulfits in neutrales unter
gleichzeitiger Bildung von Monometallphosphat.
Als Versuchspflanze diente dem Verfasser hauptsächlich Spiro-
gyra majuscula Ktz., welche Lösungen des oxymethylsulfonsauren
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie (Algen). 49
Natrons von 1 : 1000 und noch stärkere recht gut verträgt und
darin ruhig weiter wächst, vorausgesetzt, dass nicht die nöthigen
mineralischen Stoffe fehlen. Die Zusammensetzung der vom Verf.
verwendeten Nährlösung war folgende:
Calciumnitrat .... 0,1 pCt.
Chlorkalium .... 0,05 „
Magnesiumsulfat (kryst). 0,02 „
Monokaliumphosphat . 0,02 „
Eisenchlorid .... Spur
eventuell: oxymethylsulf. Natrium 0,1 pCt.
Dikaliumphosphat . 0,1 „
Es zeigte sich nun, dass schon vorläufige Versuche am Licht
und bei Zutritt von Kohlensäure bedeutende Ausschläge zu Gunsten
des oxymethylsulfonsauren Natrons ergaben, indem die mit letzterem
versetzten Algenmassen colossale Stärkemengen aufwiesen gegenüber
einem massigen Stärkegehalt in den Controllversuchen. Experimente
jedoch bei Ausschluss von Kohlensäure und Zutritt von
Licht (nach späteren Versuchen des Verf. und solchen von O. L o e w
findet bei Lichtabschluss eine sichtbare Stärkebildung unter
solchen Umständen nicht statt) ergaben:
1) Bei grösseren Algenmengen (stärkearmen Spirogyren), wenn
dieselben in je 200 ccm der oben angegebenen Nährlösung gebracht
und theils ohne weiteren Zusatz, theils unter Zugabe von 0,1 p. Ct.
onymethylsulfonsaurem Natron und 0,1 pCt. Dikaliumphosphat am
Lichte unter einer Glasglocke, welche in einem Gefässe mit starker
Kalilauge stand, aufgestellt waren, nach 5 Tagen bei wechselnder
(meist massiger) Beleuchtung riesige Star kern engen in den
Sjnrogyren, denen oxymethylsulfonsaures Natron zugefügt war, da-
gegen keine Stärke in den Controllalgen, und während die ersteren
sehr gesund aussahen und erheblich gewachsen waren, waren letztere
ausgehungert, zum Theil abgestorben, und nicht gewachsen. — Nach
den Versuchen des Verf. ist auch das oxymethylsulfonsaure Natron
insofern ein sehr günstiger Versuchsstoff, da es offenbar nur wenige
Spaltpilze giebt, die sich von demselben zu ernähren vermögen.
Verfasser erhielt in seinen eigens hierzu aufgestellten Nährlösungen
niemals Spaltpilzvegetation, wodurch es auch von vornherein aus-
geschlossen ist, dass die beobachtete Stärkebildung auf die von
Spaltpilzen producirte Kohlensäure zurückzuführen ist.
2) Lichtversuche, welche nur 6 Stunden dauerten, ergaben
dasselbe Resultat, nur in geringerem Grade. Es wurde in zwei
mit oxymethylsulfonsaurem Natron versetzten Gläschen wiederum
ein Stärkegehalt der Spirogyren constatirt, in den Controllgläschen
jedoch nicht. Spaltpilze waren nicht anwesend.
3) Spirogyra majuscula , welche ausserordentlich empfindlich
gegen Kalimangel war und bald aufhörte, Kohlensäure zu assimiliren,
wenn Kalium aus der Nährlösung weggelassen war, entstärkte sich
bei vollem Licht- und Kohlensäurezutritt binnen wenigen Tagen
und zeigte nach einiger Zeit Hungererscheinungen. Auf Zusatz
von 0,1 pCt. oxymethylsulfonsaurem Natron war innerhalb dreier
Bctan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 4
50 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Tage reichlich Stärke vorhanden, welche auf Gegenwart von
Kohlensäure nicht zurückgeführt werden konnte, da Spirogyra bei
Kaliumabwesenheit die Kohlensäure nicht zu assimiliren vermochte.
Weiter glaubt Verf. hieraus folgern zu müssen, dass Kalium zwar
zur Umbildung von Kohlensäure in Formaldehyd, nicht aber zur
Condensation des Formaldehyds in Kohlehydrat nothwendig sei,
wenn es auch wohl förderlich hierzu sein mag.
Durch diese Versuche des Verfassers ist für die Ansicht von
Baeyers über den chemischen Verlauf der Assimilation der erste
unumstössliche experimental-physiologische Beweis erbracht.
Otto (Berlin).
Lüdtke, F., Ueber die Beschaffenheit der Aleuron-
körner einiger Samen. (Berichte der pharmaceutischen
Gesellschaft. 1891. p. 53—59.)
Nach der Ansicht des Verfs. sind die Grössenverhältnisse der
Aleuronkörner von hohem diagnostischen Werth und es ist durch-
aus nöthig, die Gestalt und die Einschlüsse derselben zu kennen,
wenn man die Aleuronkörner in derselbeu Weise wie das Stärke-
mehl bei der Untersuchung der Pulver von Pflanzensamen zur
Diagnose benutzen will. Verf. hat nun eine Anzahl Samen,
hauptsächlich solche, welche ein pharmaceutisches Interesse besitzen,
untersucht und dabei zunächst die Gestalt und Structur der Aleuron-
körner festgestellt bei Beobachtung der frischen oder einige Zeit in
Alkohol macerirten Schnitte in Wasser. Bezüglich des Verhaltens
der Grundsubstanz gegen Wasser fand er, dass dieselbe durchaus
nicht in allen Fällen so schnell löslich ist, wie es z. B. bei Ricinus,
Amygdalus etc. der Fall ist; dieselbe setzt vielmehr bei einer grossen
Anzahl von Samen der Einwirkung des Wassers einen lebhaften
Widerstand entgegen. In solchen Fällen erscheint die Anwendung
von Kalkwasser oder stark verdünnter Kalilauge geboten, um einen
Einblick in die Natur der Einschlüsse zu gewinnen. — Hinsichtlich
der Art der Vertheilung der Aleuronkörner in der Zelle herrschen
grosse Unterschiede. Samen mit einem hohen Fettgehalt oder
solche, welche gleichzeitig Cellulose oder Amylum als Reserve-
material enthalten, haben Aleuronkörner nur in geringer Anzahl,
höchstens 3 bis 4 in einer Zelle, meist an die Wandungen gedrängt.
Bei der Mehrzahl der Samen jedoch sind die Zellen dicht mit
Aleuronkörnern erfüllt und diese durch gegenseitigen Druck, ähnlich
wie beim Stärkemehl, von polyedrischer Form. Auch in der Ver-
theilung der Aleuronkörner innerhalb der einzelnen Partien des
Samens herrschen grosse Unterschiede. — Die Art und Gestalt der
verschiedenen Einschlüsse, sowie die Beschaffenheit der Grundsubstanz
sind nach Verf. von der grössten Bedeutung.
Nach der Ansicht des Verfs. solle man als Aleuronkörner nur
solche Gebilde bezeichnen, welche als Einschlüsse stets ein oder
mehrere Globoide enthalten müssen, Krystalloide oder Krystalle
führen können.
Physiol., Biolog., Anat. u. Morphol. — Syst. u. Pflanzengeographie. 51
In einer tabellarischen Uebersicht hat dann Verf. die Ergebnisse
der von ihm genauer untersuchten Samen zusammengestellt. Es wurde
geprüft :
1. Die Gestalt und Structur der Aleuronkörner (in Wasser be-
trachtet).
2. Das Verhalten der Grundsubstanz gegen Wasser.
3. Die Vertheiluns: der Aleuronkörner innerhalb der Zelle.
4. Die Art der Einschlüsse und die Beschaffenheit der Grund-
substanz.
5. Die Vertheilung der verschiedenen Arten der Aleuronkörner.
6. Die Begleiter der Aleuronkörner.
7. Die Grössen Verhältnisse der Aleuronkörner, der Krystalloide,
der Globoide und der Krystalle.
Die untersuchten Pflanzen waren folgende:
Juniperus communis L., Sabadilla officinalis Brandt, Colchicum autumnale L.,
Areca Catechu L., Triticum vulgare , Elettaria Cardamom, Ficus Carica L.,
Myristica Surinamensis, Nigella sativa L., Papaver somniferum L., Sinapis alba,
Brassica nigra, Linum usitatissimum L., Vitis vinifera L., Ricinus communis,
Coriand. sativ. L., Foeniculum officinale, Amygdalus communis L., Trigonella foenum
graecum Li., Pisum sativum Li., Stryclinos nux vomica L., Stropliantus hispidus DC,
Datura Stramonium, Hyoscyamus niger L., Citrullus Colocynthis.
Bezüglich der Einzelheiten der Untersuchung sei auf das Ori-
ginal verwiesen.
Otto (Berlin).
Trelease, William, The species of Epilobium occurring
North of Mexico. (From the second annual Report of the
Missouri Botanical Garden, p. 69—117. Mit 48 Tafeln.)
Das Material zu der Arbeit lieferten das Gray Herbarium
der Harvard-Universität, die Sammlungen des Columbia -College,
The United States Department of Agriculture, The Geological and.
Natural History Survey of Canada und der Missouri botanical
Garden, neben den ausgezeichneten Beständen eines W. N. Canby
und H. N. Patterson.
Als neu rinden wir beschrieben Epilobium holosericeum, welches
sich dem E. Watsoni Barbey und theilweise dem E. Californicum
Hausskn. nähert, E. delicatum aus der Nähe von E. alpinum L.
und E. Californicum Hausskn., zugleich var. tenue, E. clavatum
möglicherweise eine Hybride zwischen E. anagallidifolium Lam. und
Hornemanni Rchb.
Die Tafeln enthalten Abbildungen von:
E. spicatum Lam., latifolium L., liirsutum L., luteum Pursh, rigidum Hausskn.,
obcordatum Gray, suffruticosum Nutt., paniculatum Nutt. nebst var. jucundum
Gray, minutwm Lindl., strictum Muhl., lineare Muhl., palustre Li., Davuricum Fish.,
Franciscanum Barbey, Watsoni Barbey, holosericeum Trel., Fendleri Hausskn.,
coloratum Muhl., Novo- mexicanum Hausskn., adenocaulon Hausskn. nebst Formen
und var. occidentale, exaltatum Drew, adenocaulon Hausskn. ? var. perplexans
Californicum Hausskn., Parishii Trel., delicatum Trel., glandulosv.m Schm., brevi-
stylum Barbey, ursinum Parish, nebst var. subfalcatum, Halleanum Hausskn.,
Drummondii Hausskn., saximontanum Hausskn., leptocarpum Hausskn, nebst '? var.
Macounii, glaberrimum Barbey nebst var. latifolium Barbey, Oreganum Greene,
Hornemanni Rchb., Bongardi Hausskn., alpinum Lt., Oregonense Hausskn. ? var.
gracillimum Hausskn., anagallidifolium Lam., clavatum Trel.
4*
52 Systematik und Pflanzengeographie.
Die Eintheilung ist folgende :
A. Stigma duply 41obed or 4cleft.
1. Seeds not prominently papillate, mostly smootb.
Flowers purple or pale never yellow.
Flowers very large, opening nearly flat.
Seeds long and narrow with persistent coma; pubescencenot glandulär
Leaves with very evident looped veins ; bracts small ; style pubes-
cent at base. E. spicatum.
Veins inconspicuous, rarely looped ; bracts leafy ; style glabrous.
E. latifolium.
Seeds broad ; ovary soft glandulär : bracts reduced. E. rigidum.
Flowers smaller, less open; seeds short and broad with easily falling
coma. E. paniculatum.
Flowers bright yellow, lar^e but not opening widely ; leaves broad,
toothed, glabrous. E. luteum.
2. Seeds papillately roughened under the microscope.
Flowers cream. colored, smaller; leaves narrow, entire, canescent.
E. suffruticosum.
Flowers purple or pale, never yellow.
Hirsute or tomentose with long spereading white hairs. E. hirsutum.
Glabrous, canescent or short glandulär.
Flowers very large and open; plants rather low, perennial, nearly
sipple above ; leaves broad.
Leaves acute at both ends, entire. E. rigidum.
Leaves rounded at base, repand-toothed. E. obcordatum.
Flovers less open ; plants tall , dichotomous or panicled , leaves
oblongated. E. panicxdatum and var. jucundum*
E. excätatum (cfr. adenocaulon) , E. Orcyanum (cfr. glaberrimum) and another
supposed hybrid, which is mentionned under Hornemanni would be looked for
under A., because of their stigmatic characters.
B. Stigma entire or only notched ; flowers near yellow.
1. Seeds not prominently papillate mostly smooth.
Seeds broadly obovoid, very blunt; coma easily falling; leaves sub-
petioled, narrow, acute.
Glabrous or glandulär, dichotomous; leaves mostly veined, often
ircurved or folded along the midrib ; seeds very large.
E. paniculatum.
Cripp pubescent, simple or panicled ; leaves mostly veinless, seeds
half as large. E. minutum.
Seeds fusiform ; coma more persistent.
Leaves mintely revolute, . . . smoother seeded forms of the group of
E. palustre^
Leaves not revolute, stein simple or few branched below.
Leaves rather ample, ovate to elliptical, some of them usually
toothed (E. glandidosum with seed papillae collapsed, might be
sought here).
Glandular-pubescent, leaves sessile, some of them broadly decur-
rent, seeds very long, blunt at base, tupering above into
abroad pale apex. E. Halleanum.
Crisp-pubescent in lines, leaves not decurrent, seeds shorter, more
acute below, with narrower sometimes very short and
abrupts beak.
AI uskan species with very flowers.
Erect, leaves elliptical, tapering to each and, petiolated, flowers
nodding. B. Bongardi.
Ascending at base, leaves ovate, the upper sessile, flowers
erect. E. Behringianum.
Extending southward in the mountäins, stems ascending at base,
leaves petiolated.
Flovers violet, medium sized, leaves dark green or purpre, seeds
blunt above . . .
exceptionally smooth, seeded plants of E. Hornemanni.
Systematik und Pflanzengeographie. 53
Flowers white, very small, leaves thin, light green, seeds (seen
from in front) gradually attenuated to the beak. E. alpinum.
Leaves quite small, nsually nearly entire.
Stern ascending or ahnost creeping, öfter G-shaped, cespioste, leaves
relatively broad and sprending, uniformly distributed.
E. anagallidifolium.
Stern erect not cespitose, leaves strict, the uppermost remote and
linear. E. Oregonense.
Ü. Seeds papillately roughened under the microscope.
a. Leaves linear to lanceolate , nearly entire , generally without con-
spicuous lateral veins.
Leaves slightly revolute, sobols filiform, at length endins in large
turions, seeds large, elongated.
Simple or nearly so , crisp. pubescent , leaves sessile, usually
obtuse. E. palustre.
Mostly branched above, leaves more acute.
Crisp. pubescent, leaves very narrow, petioled. E. lineare.
Softly white glandulär, leaves lanceolate sessile. E. strictum.
Leaves not revolute, sometimes involute in paniculatum.
Innovation and seeds as in the last group. Hybrids of E. palustre.
Innovation various, never filiform.
Rosuliforms, unbranched, not cespitose, leaves very blunt, crowded
below, seeds as the last group. E. Davurictim.
Annuals, with broad obovoid seeds and* very deciduous coma.
Dichotomous. glabrous or grandular, seeds large.
E. paniculatum.
Simple or panicled, crisp. pubescent, seeds halr as large.
E. ininutum.
Turioniferous, coma more persistent. Small plants.
Branched, leaves small, acute, petioled, coma reddish.
E. leptocarpum.
Simple or sometimes branched below in the first and cespitose
in the last, leaves sessile or susbessile, seeds broader with
pale coma.
Tomentose throughout and somewhat pilose.
E. ursinum var. subfalcatum.
No long hairs , glabrous below or crisp. pubescent in
lines only.
Not cespitose, pubescence scanty, leaves obtuse drying
light, the upper nearly linear. E. delicatum var. tenue.
Often cespitose, quite glandulär obove, even as to the cub-
acute leaves which dry dark. E. saximontanum.
Soboliferous and cespitose, glaucous, seeds broad. E. glaberrimum.
Cespitose by stolons , very slender-stemmed, not pilose, occasi
onally glaucous in the first, seed elongated.
Leaves erect, narrow, keeled below.
E. Oregonense var. gracillimum,
Leaves more spreading, broader, not keeled. E. clavatum.
1>) Leaves lanceolate to ovate, evidently toothed, reiny (or often subentire
and less reiny in the last three) not revolute.
Dichotomous, aunual, pubescence not crisp, leaves slender — stalked,
acute, seeds very broad and obtuse. E. paniculatum.
Simple or nearly so, apparently annual, pubescence crisp . . . dwarf
form referred to E. adenocaulon.
Rosuliferous, not glaucous, laeves with at least short winged petioles.
Flowers large for the group, the violes petals 6 to 10 mm long.
Pacific species.
Stem subtomentose, little branched, leaves elliptical, obtuse, flowers
protruding beyond the terminal leaves. E. Watsoni.
Glabrate below, more branched, leaves ovate-lanceolate, the upper
acute.
54 Systematik und Pflanzengeographie.
Leaves crowded above; flowers hardly surpassing the uppermost
leaves; glandulär pubescence course and dingy above.
E. Franciscanum.
(Young glandulosum and boreale might be souglothere.)
Leaves more remote ; flowers conspicuously protruding, pubescence
fine, sometimes incurved. E. adenocaulon var. occidentale.
Flowers smaller, the petals 3 to 5 mm long.
Seeds occidental, beakless, 1,5 mm long: coma reddish, leaves lanceo-
late, acute, sharply serrulate. E. coloratum.
Seeds nearly ellipsoidal, about 1 mm long, short beaked at summit ;
coma white or pale.
Leaves narrowly lanceolate.
Much branched ; leaves often obtuse, not deeply serrulate, at
least uppermost and the twics silky. E. holosericeum.
Little branched: leaves acute, sharply toothed, glabrate.
E. Fendleri..
Leaves broader, elliptical to ovate-lanceolate.
Sharply toothed, flower buds crisp-pubescent.
Southwestern, leaves elliptical, obtuse. E. Novo-mexicanum.
Northwestern and Pacißc, leaves ovate to triangular-lanceo-
late, pubescence chiefly glaudular. E. adenocaulon.
Alaskan, leaves broadly lanceolate, acute pubescence crisp.
E. boreale.
Less deeply and sharply toothed, petioles frequently very short
in the first.
Pubescence fine, short-glandular (or in some somewhat crisp).
E. adenocaulon.
Pubescence not glandulär, somewhat divergent above in the
second.
Finally much branched, lower leaves obtuse, pubescence
short and subtomentose on flower buds. E. Parishii.
Little branched, leaves acute, thin and elongated, pubescence
of buds course, somewhat 2 preading. E. Californicum.
Turioniferous plants only exceptionally branching, not glaucous.
Leaves petioled, small and spreading. E. leptocarpum var. Macounii.
Leaves frequently petioled, ample.
Alaskan, branching, leafy, leaves serrate, drying sack. E. boreale..
Of the Columbia Region, simple, less leafy, leaves low-denticu-
late, light-green. E. delicatum..
Leaves sessile (or subpetioled in saximontanum if looked for here
and as to occasional leaves of brevistylum).
Some leaves clasping-decurring, stem mostly simple, seeds ob-
tuse below, gradually tubering above into a broad pale beak.
E. Halleanum.
Leaves not decurrent, seeds acute below, more abruptly short-
beaked.
Leaves medium-sized, petals about 5 mm, seeds rather acute
at top.
Pubescence long and spreading belowe. E. ursinum.
Pubescence not pilose.
Leaves narrow, typically erect ovate. E. Drummondii.
Leaves ovate-lanceolate, acute, stem very crisp. pubes-
cent above. young E. boreale.
Leaves ovate , more obtuse , dryins pale, pubescence
scanty. E. brevistylum.
Leaves ample. broadly ovate, the upper often exceeding the
inflorescence, drying dark, petals about 7 mm, seeds obtuse
at top. E. glandulosum.
Soboliferous, ascending at base, at length often cespitose or with
sterile basal shoots.
Glaucous, without pubescent lines, leaves subsessile, . . . broad-
leaved E. glaberrimum and var. latifolium.
Syßt. u. Pflanzengeogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol.) 55
Not glaucous, crisp-pubescent in lines, leaves evidently petioled,
rather thin. E. Hornemanni.
Stoloniferous, ascending at base, quite cespitose, leaves small for
the group, often nearly sessile, firm. E. clavatum.
E. Roth (Berlin).
Warnung, Eug., Botaniske Exkursioner. I. Fra Vester-
havskystens Marskegne. Med 2 Tavler og 9 Figurgrupper.
(Videnskabelige Meddelelser fra den naturhist. Forening i Kjoben-
bavn. 1890.)
Der vorliegende Excursionsbericht ist im eigentlichen Sinne
des Wortes ein biologischer: er behandelt die Marschvegetation
des dänischen Küstenlandes an der Nordsee. Nach einer Einleitung
über die Marsch, ihre Bildung und die allgemeinen Verhältnisse
derselben giebt Verf. eine ausführliche Darstellung der näheren
Verhältnisse dieser Vegetation, ihre anatomischen und biologischen
Eigenthümlichkeiten. Er theilt sie in 5 Gebiete: A. Die Meer-
grasformation; B. Das Salicomia - G e b i e t ; C. Das Vor-
land, welches in zwei Theile zerfällt: 1) Das Glyceria - T e r r i -
torium und 2) Das Territorium anderer Halophyten;
endlich D. Die Meeraue und E. Die eingedeichte Marsch.
A. Die Meergrasformation.
Sowohl Thiere als Pflanzen spielen eine Rolle bei dem Höhen-
zuwachs des Meeresbodens und unter den letzten müssen nament-
lich Zostera marina und Ruppia hervorgehoben werden.
Die morphologischen und biologischen Verhältnisse von Zostera
marina werden ausführlich beschrieben. Nachdem „die etwas dorsi-
ventralen, weit kriechenden, sich krümmenden, im Durchschnitt runden
Rhizome" und deren Wurzelverhältnisse besprochen sind, leitet Verf.
die Aufmerksamkeit auf die Blätter hin. „Die Blätter stehen an
den Seiten in 2 Reihen und sind alle Laubblätter, und zwar Folia
amplexicaulia, durch kürzere oder längere Internodien getrennt,
welche sich regelmässig nach den beiden Seiten hinkrümmen. Unter
der Dorsalseite jeden Blattes sitzen einander gegenüber zwei Bündel
Wurzeln ; ein jedes Bündel mag am Grunde in eine ziemlich lange
Coleorrhiza umgebildet sein; auf dem älteren Theil des Rhizoms
lassen sie oft grubenförmige Narben zurück. Die Blätter haben,
dem Anschein nach, keinen Axillarspross, aber am oberen Ende
des oben darüber stehenden Internodiums findet man, der Median-
linie des Blattes gegenüber, eine kleine Knospe, welche als die
verschobene AxilJarknospe anzusehen ist." Diese Knospen sind
früher mehr oder weniger deutlich von Grönland und Hof-
meister (1851 — 52) abgebildet worden ; besprochen sind sie wahr-
scheinlich erst von Didrichsen und 1869 von Warming (Bot.
Tidsskrift. Vol. III. p. 56. 1869) ; sonst ist aber dieses Verhältniss
in der Litteratur nicht erwähnt ; Verf. hat es hier genau abgebildet.
Weiter meint Verf., im Gegensatz zu Eng ler (Bot. Zeit. 1879),
dass Zostera keinen unbegrenzten Hauptschoss hat; dafür spricht
auch, dass der Hauptschoss durch eine spadix abgeschlossen ist. —
56 Syst. u. Pflanzengeogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol.)
Auch hebt Verf. hervor, dass der von dem auf dem Hauptschoss
sitzenden Niederblatt hervorgehende Spross (dieser geht nicht von
der Blattachsel aus) nicht ein steriler ist, weil „alle Sprosse,
auch die vegetativen, verschoben sind, kein Spross „ganz frei"
(Engler) ist; die vegetativen sind ja gänzlich verschoben und
„das adossiite Vorblatt" sitzt immer so niedrig auf dem Seiten-
spross, wie es überhaupt möglich ist." Der unterste fertile Spross
verhält sich wie die vegetativen, und die Verschiebungen werden
immer geringer, wenn man nach oben geht.
Im Gegensatz zu E n g 1 e r findet Verf. auch, dass der Quer-
schnitt des Stengels nicht flach ist ; der Stengel ist halbrund mit
einer Furche aut der Seite, wo der Ast sitzt; die Furche kann auf
den Seitenschoss verfolgt werden.
Die Inflorescenzen werden als eine stark dorsiventrale Aus-
bildung der Spica von Rtippia und des Potamogeton beschrieben ;
„die Anzahl der Blütenreihen ist zwei; sie sind aber nach der
einen Seite verschoben und schwach zickzackförmig gestellt. Eine
jede Blüte hat 1 (f und 1 9 5 nur 1 Blütenblatt ist bei Zost. minor
vorhanden, dasselbe wird auch als Hochblatt gedeutet, aber mit
Unrecht; Duval-Jouve hat früher auf Brakteen hingewiesen.
Es ist zu bemerken, dass die hier beschriebene Form Z. an-
gustifolia ist, sie wurde bei Hjerting und Fanö reichlich blühend
gefunden und „hält sich sicherlich Wintergrün im tiefen Wasser".
B. Das Salicomia -Gebiet.
Das Salicomia- Gebiet ist dadurch charakteristisch, dass es zur
Zeit der Ebbe trocken liegt; eigenthümlich dafür sind unter den
Algen: Microcoleus chtonoplastus, Enter omorpha, Oscillaria und Dia-
tomeen. In erster Linie findet man unter den Phanerogamen Sali-
comia herbacea, welche die Absetzung des Schlammes erleichtert;
sie wird indessen von anderen Pflanzen verdrängt, wenn der Boden
sich so viel erhebt, dass das Wasser nur selten bis zur Pflanze
reichen kann. — Die Keimpflanzen sind deutlich abgebildet, und
„die kurzen Keimblätter sind zusammengewachsen, so dass sie
eine kurze Scheide bilden". — Uebrigens hebt Verf. den wüsten-
artigen Charakter dieser Pflanze hervor, es finden sich auch
Spiralzellen in den Blättern ; diese Eigenschaften können aber nicht
mit der Lebensweise dieser Pflanze in Harmonie gebracht werden.
Die vom Verf. untersachten Exemplare hatten nur einen Staub-
träger; die Bestäubung ist Autogamie mit schwacher Proterandrie.
C. Das Vorland.
Die Salicornien werden, nachdem der Boden sich noch mehr
erhoben hat, von den Halophyten verdrängt.
] . Das 6r/?/ce?*ia-Territorium.
1. Olyceria maritima kommt noch unter den Salicornien vor.
Sie bildet kleine Haufen mit Ausläufern, welche meist ganz frei auf
dem Boden liegen. Die Blätter gehen in 2 Reihen aus, ihr eigentüm-
licher Querschnitt ist sehr deutlich abgebildet. Die Sprosse auf den
Ausläufern scheinen spät zur Sommerszeit gebildet zu werden.
Syst. u. Pflanzengeogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol.) 57
2. Suaeda maritima (L.) hat Homogamie oder schwache Pro-
terandrie; die Blätter sind im Durchschnitt halbrund und haben
eigenthüraliche anatomische Verhältnisse ; Wassergewebe scheinen
im Blatte vorhanden zu sein, desgleichen auch andere anatomische
Eigenthümlichkeiten, auf welche Ref. hier nicht eingehen kann.
2. Das Gebiet anderer Halophyten.
Die anderen Halophyten sind hauptsächlich : Plantago maritima,
Spergidaria marina, Aster Tripolium, Atriplex hastata, Triglochia
maritimum, Obione pedunculata und jportidacoides, Cochlearia offici-
nalis und Anglica. Viele biologische, morphologische und ana-
tomische Eigenthümlichkeiten dieser Pflanzen werden besprochen
und durch zahlreiche Abbildungen illustrirt.
Die für die Halophyten charakteristischen Eigenschaften sind
die folgenden :
1) Die Blätter und Stengel sind sehr fleischig, klar und durch-
sichtig. Als Hypothese wird aufgestellt, dass die Ursache der
directe turgescirende Einfluss ist, welchen CINa auf die Zellen hat;
CINa soll auf diese Weise „eine Vergrösserung der Parenchym-
zellen bewirken". Es ist nicht klar, dass die Pflanzen einen directen
„Vortheil" durch diese Fleischigkeit haben können.
2) Die Pallisadenschicht wird in allen Dimensionen augmentirt.
Dieses soll auch durch die Turgescenz vermittelt werden; Verf.
theilt aber nicht die physiologischen Ursachen mit, und ein echt
physiologisches Element liegt durchaus diesen Hypothesen, sowie
der Arbeit Le sage's, durch welche sie gestützt werden sollen,
nicht zu Grunde. (Ref.)
3) Die Blattplatten sind oft mehr oder weniger senkrecht ge-
stellt; weiter sind sie bei manchen Halophyten schmal und linien-
förmig.
4) Die Blätter sind fast stets isolateral. Dieses wird durch
den Einfluss des Lichtes erklärt; besprochen ist aber nicht, wie
das Licht wirkt.
5) Wassergewebe sind vorhanden.
6) Die Epidermisschicht ist ziemlich dünn; die Spaltöffnungen
liegen in demselben Niveau, wie die Oberfläche. Das letzte Ver-
hältniss soll dazu im Causalverhältnisse sein, dass die Pflanzen
dem Einfluss der feuchten Luft in hohem Grade exponirt sind.
7) Die Lufträume sind öfters zahlreich und gross.
8) Besondere mechanische Gewebe fehlen vollständig (Aus-
nahme: Glyceria).
9) Die Gefässbündel sind bandförmig, hoch und schmal.
Dieses wird durch die Turgescenz im Parenchym erklärt.
10) Die Wurzeln sind schwach und gehen nicht tief. Die
Natur des Erdbodens ist vermeintlich hier die Ursache.
D. Die Meer aue.
Juncus Gerardii, Glaux maritima, Artemisia maritima, Trifolium
frugiferum, Potentilla anserina, Triglochin maritimum, Armeria vid-
garis und Statice Scanica bilden namentlich hier die Vegetation.
58 Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
Bei Artemisia maritima hat Verf. sprossbildende Wurzeln gefunden.
Musci und Lichenes sind nicht, Agaricus campester aber vorge-
funden worden.
F. Die eingedeichte Marsch.
Dieses Territorium ist mit einem Teppich der gemeinen Feld-
und Wiesenvegetation — aber nicht besonders üppig — bewachsen.
Der Ref. hebt schliesslich hervor, dass man nach diesen Be-
obachtungen sicherlich zum Versuche übergehen muss. Die Mor-
phologie und die Physiologie können der Experimente nicht entbehren,
und eine Experimentalmorphologie muss ausgebildet werden, sonst
wird die Morphologie nimmer zu den höheren Graden der Erkennt-
niss geführt werden. — Für die Physiologie in dieser Verbindung
gilt dasselbe: Das Experiment muss immer die einzige feste Basis
anatomischer und physiologischer Forschungen bilden , sonst wird
es untrüglich gehen, ganz wie Knop in den letzten Zeilen seines
unsterblichen „Kreislauf des Stoffs" es zum Ausdruck bringt.
J. Christian Bay (Kopenhagen).
Heinricher, E., Neue Beiträge zur Pflanzen-Teratologie
und Blüten-Morphologie. 2. Eine Blüte von Cypri-
pedium Calceolus L. mit Rückschlagserscheinungen.
(Oesterr. botanische Zeitschrift. 1891. p. 41 — 45. Mit 3 Holz-
schnitten).
Bei Innsbruck wurde ein Exemplar von Cypripedium Calceolus
L. gefunden, welches Rückschlagserscheinungen in der Blüte zeigte,
wie sie in ähnlicher Weise bereits bei Paphiopedium- Arten beobachtet
wurden. Die beiden verwachsenen Sepalen waren theilweise getrennt,
das Labellum war den beiden anderen Petalen gleichgestaltet und
vom inneren Staminalkreise war auch das dritte Glied fertil ausge-
bildet. Es ist dies ein neuer Beleg für die — übrigens längst
nicht mehr zweifelhafte — Thatsache, dass der Bau der Orchideen-
Blüte auf den aktinomorphen ; trimeren Monocotyledonen - Typus
zurückzuführen ist.
Fritseh (Wien).
Kramer, E., Bakteriologische Untersuchungen über
die Nassfäule der Kartoffelknollen. (Oesterreichisches
landwirtschaftliches Centralblatt. Jahrg. I. 1891. p. 11 — 26.)
Verf. ist der Erste, welcher den Verursacher der Nassfäule mit
den Hilfsmitteln der Bakteriologie isolirt hat. Derselbe zeigte sich
durchaus verschieden vom anaeroben Bacillus amylobacter {Clostri-
dium hutyricum Prazm.), den fast alle früheren Forscher für die
Ursache gehalten hatten. Vielmehr haben wir es bei der Nass-
fäule mit einem durchaus aeroben Bakterium zu thun, das Gelatine
ausserordentlich rasch verflüssigt. Der Bacillus der Nassfäule bildet
Stäbchen von 2,5 bis 4 fi Länge und 0,7 bis 0,8 fi Breite. Auf
den Nährplatten tritt oft Bildung von Ketten oder scheinbar un-
gegliederten Fäden bis zu 16 /n Länge auf. Die Stäbchen sind
Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 59;
am Ende abgerundet und zeigen lebhafte Eigenbewegung. In.
älteren Culturen treten auch dickere ellipsoidische Formen auf mit
stark entwickelter Membran und mit Sporenbildung. Diese beginnt
mit einer Differenzirung des Plasmas, die sich durch eine stärkere
Lichtbrechung bemerkbar macht. Die fertigen Sporen füllen den
ganzen Zellinhalt aus.
Auf Nähragar bilden die Colonien kleine, schmutzig weisse und
schleimige Tropfen von runder Gestalt mit scharfer Contour. Durch
die Verflüssigung der Gelatine entsteht auf dieser schnell ein
Trichter, auf dessen Grunde die ursprüngliche Colonie liegt. Sehr
charakteristisch sind die Strichculturen auf Nährgelatine: Nach 12.
Stunden schon tritt der Impfstrich als schmutzig weisse, erhabene
Linie hervor, zu beiden Seiten desselben beginnt die Ausbreitung,
welche, am Rande gebuchtet, die Form eines Blattes bekommt.
Mit Lakmus oder Carminsäure gefärbte Gelatine wird durch den
Bacillus bald entfärbt. In Dextroselösung mit Zusatz von Ammo-
niak oder Pepton und den nothigen Nährsalzen entwickelt er sich
kräftig unter Bildung von Kohlensäure und Buttersäure. In mit
weinsaurem Ammon und Nährsalzen versetztem Stärkekleister ge-
deiht er gut, die Auflösung der Stärke ist aber eine geringe, und
Buttersäurebildung tritt nicht ein. Cellulose vermag er ebenfalls
nur in geringem Maasse zu lösen.
Mit Reinculturen dieses Bacillus in einem wässerigen Kartoffel-
brei-Auszug mit einem Zusatz von 1 — 2°/o Dextrose wurden In-
fectionsversuche angestellt, die durchaus befriedigend ausfielen. Ge-
sunde Kartoffeln wurden zunächst mechanisch gereinigt, dann in*
Sublimatlösung getaucht, endlich mit sterilisirtem Wasser wieder-
holt gewaschen und nun je eine in die sterilisirten Nährlösungen
gebracht. Dann wurden diese mit dem reinen Bacillus geimpft und
die Gefässe unter Watteverschluss bei 35° sich selbst überlassen.
In einer Anzahl von Fällen wenigstens entwickelte sich dann nur
der Bacillus der Nassfäule in den Gefässen. In Zwischenräumen
wurden Gefässe geöffnet und untersucht: die in ihnen enthaltenen
Knollen zeigten alle Symptome der Nassfäule, auch in den Ge-
fässen, in denen die Reincultur des oben charakterisirten Bacillus
gelungen war. Damit ist also der sichere Beweis geliefert, dass
dieser und nur dieser der Verursacher der Nassfäule ist.
Die Eintrittswege für den Bacillus in das Innere der Knolle
bilden zunächst zufällige Verletzungen, ferner aber auch die bei
reichlicher Feuchtigkeit üppig wuchernden Lenticellen.
Die chemischen Veränderungen, welche der Bacillus in den
nassfaulen Knollen hervorbringt, sind folgende:
Zunächst zersetzen die eingedrungenen Bakterien unter Bildung
von Kohlensäure und Buttersäure, welch' letztere auch isolirt wurde
aus den Knollen, die zuckerartigen Stoffe, sodann die Intercellular-
substanz, schliesslich auch die Zellmembranen: Stadium der sauren
Reaction des Knolleninhalts. Die Stärke wird nicht angegriffen..
Ausserdem erleiden durch denselben Bacillus die eiweissartigen
Stoffe eine faulige Zersetzung unter Bildung von Ammoniak (mit
N e s s 1 e r 's Reagens nachgewiesen), Methylamin (Platinchlorürdoppel-
(30 Neue Litteratur.
salz) und Trimethylamin (Platinchloriddoppelsalz), gewiss aucli noch
von anderen Verbindungen. Indem diese Basen die Buttersäure
neutralisiren, bringt ihr Ueberschuss die alkalische Reaktion des
Inhalts der nassfaulen Knollen im zweiten Stadium hervor. Mit
dem Gange der Zersetzung, welche der Bacillus der Nassfäule her-
voiTuft, hängt es auch zusammen, dass zuckerreiche Knollen viel
eher angegriffen werden, als stärkereiche.
Dieselben Gährungsvorgänge, wie in den Kartoffeln bringt
übrigens das Bakterium auch in Nährlösungen hervor, Buttersäure-
Oährung in Dextrose - haltigen, faulige z. B. in Pepton - haltigen.
Diese Eigenschaft legte die Vermuthung nahe, ob der Bacillus der
Nassfäule nicht mit dem Bacillus bxdyricus Hueppe identisch sei.
Deshalb wurde sterilisirte Milch mit ihm inficirt, worin er aber
selbst nach 3 Wochen keine weitere Veränderung, als die Gerinnung
des Caseins hervorgerufen hatte, nicht eine Zersetzung unter Auf-
treten von Ammoniak, Leucin, Tyrosin u. s. w. , wie sie für den
Bacillus butyricus charakteristisch ist.
Behrens (Karlsruhe).
Neue Litteratur.
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Mangln, Louis, Cours elementaire de botanique (prograrames officiels du 28 jan-
vier 1890) pour la classe de cinquieme — . 2. edit. 8°. 383 pp. 3 cartes et
2 planch. Paris (Hachette & Co.) 1891. Fr. 3.50.
Algen :
"De Ton!? J. Bapl., Sylloge Algarum omnium hucusque cognitarum. Vol. II.
Bacillaiieae. Sectio I. Rhaphideae, addita bibliotheca diatomologica, curante
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schaft in Wien. Bd. XLI. Abhandlungen. 1891. p. 587—609. 1 Tafel.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren uro
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
•ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur, 62>
JöiiSSOli, Heilet, Beiträge zur Kenntniss des Dickenzuwachses der Rhodophyeeen.
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Lnnd 1891.
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anatomischen Baues der in der Pharmacie, den Gewerben, der Landwirthschaft
und dem Haushalte benutzten pflanzlichen Rohstoffe. Bd. I. Allgemeiner Theil.
Grundriss der Anatomie. Lief. 1. 8°. 64 pp. Wien (Urban & Schwarzen-
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JYIittrieilu ngen.
K ii it t Er . Die Bestäubungseinrichtung von Armeria
maritima Willd., p. 41.
Kuckuck, Beiträge zur Kenntnis» der Ecto-
carpus-Arten der Kieler Föbrde. (Fortsetzung),
p. 33.
Instrumente, Präparations- und.
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com after immersion in hot water, p. 45.
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der Grafschaft Wernigerode, bis jetzt auf-
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körner einiger Samen, p. 50.
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Warming , Botaniske Exkursioner. I. Fra
Vesterhavskystens Marskegne, p. 55.
Neue Litteratur, p. 60.
Personalnachrichten.
Dr. Felix (ausserordentlicher Professor an der
Universität Leipzig), p. 63.
Dr. Murr (Supplent am Gymnasium in Mar-
burg in Steiermark), p. 63.
Der heutigen Nummer liegt ein neues Verzeichniss von wissen-
schaftlichen Werken mit sehr erheblicher Ermässigung
der bisherigen Preise aus dem Verlag von T. 0. Weigel Nachf. in Leipzig bei.
Aasgegeben : 14. October ISOl.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XLVIII. No. 3. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN '•
für das Gresammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
Güter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. F. G. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Tereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Section des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cnltur zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturveteuskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Nr. 42.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Beiträge zur Kenntniss der JEctocarpits-Avtm
der Kieler Föhrde.
Von
Paul Kuckuck.
Mit 6 Figuren.
(Fortsetzung.)
JEctocarpus siliculosiis Dillw. sp. ad park
Diagnose: Büschelig, schlaff; Büschel bis 30 cm
lang, gelblich oder bräunlich, nicht in einzelne
Büschelche n zertheilt, fast ganz frei oder nur in der
Mitte verfilzt. Verzweigung oben deutlich seitlich,
unten falsch gabelig, abwechselnd oder einseitg, nie
opponirt, ohne terminale, begrenzte Zweigbüschel.
Zweige oft bogig aufsteigend, aber nie im rechten
Winkel abgehend. Pluriloculäre Sporangien 50 — 600 <u
lang, 12 — 25 [.t dick, plriemig-keg eiförmig, seltener
kurz-eiförmig, zuweilen etwas gebogen, sehr oft in
Botan. Centralbl. TA. XLVIII. 1891. 5
66
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arteu etc.
ein Haar auslaufend; meist kurz gestielt, seltener
sitzend. Uniloculäre Sporangien 30—65 (meist 50) fi
lang und 20—27 /u dick, eiförmig, ellipsoi disch, sitzend
und dann meist auf recht-an geschmiegt , oder auf ein-
bis wenigzelligem Stiel, dann abstehend.
Fig. 1.
A, ß.
Edocarpus siliculosus Dillw. sp. f. typica, zwei verschiedenen Pflanzen ent-
nommene Zweige mit plurüoculären Sporangien; a junge Anlage eines haar-
tragenden Sporangiums, b sitzendes entleertes Sporangium mit drei seitliehen
Vergr. 100 : 1.
durch einen * bezeichneten Oeffnungen.
Diese Art ist sehr formenreich und zeigt zwischen den drei
unterschiedenen Formen alle Uebergänge; von der folgenden ist
sie jedoch durch die meist längeren Sporangien und durch das
häutige Vorkommen intercalarer pluriloculärer, sowie durch den
Besitz uniloculäre r Sporangien unterschieden.
1. forma ty-pica. Bildet anfangs festgewrachsene, später frei
im Wasser, vorzüglich im Seegras flottirende, oft etwras durch
einander geworrene Watten von unbestimmter Grösse und Um-
grenzung. Die Verzweigung ist nach der Spitze der Hauptäste
oft etwas gedrängt, ohne dass dadurch makroskopisch erkennbare
Kuckuck, Beitrage zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 67
■Zweigbüschel entstehen. Zellen in den oberen dünneren und
jüngeren Theilen so lang als dick oder etwas länger oder kürzer,
in den unteren Theilen oft 4—5 mal länger als dick, an den Quer-
wänden etwas eingeschnürt bis tonnenförmig , 40 — 60 f.i dick.
Chromatophoren reich entwickelt, aber meist schmal, in langen,
verzweigten, oft sehr regelmässig spiralig verlaufenden Bändern der
Zellwand angeschmiegt. Pyrenoide zahlreich, meist so dick als der
Chromatophor breit. Haare wohl entwickelt. — Die pluriloculären
Sporangien schwanken an demselben Individuum zuweilen zwischen
sehr weiten Grenzen ; meist sind sie 200 [i lang, feinpfriemig, lang-
zugespitzt oder mit steriler Haarspitze, auf ein- bis wenigzelligem
Stiele oder sitzend (Fig. 1, A und B). In das Sporangium können
vegetative Zellen eingesprengt sein. Bei manchen Exemplaren
treten auch häufig mehr kurze, gedrungene und nicht in ein Haar
auslaufende Sporangien auf, die sich der für forma arcta charakte-
ristischen Gestalt nähern. Uniloculäre Sporangien breit-gedrückt-
ellipsoidisch, in der Regel sitzend und aufrecht, zuweilen auf ein-
zelligem Stiele abstehend, selten terminal, 50 — 60 /u lang und 20
— 25 {i dick. Sie finden sich meist in spärlicher Anzahl mit den
pluriloculären Sporangien zusammen auf demselben Individuum-,
nur einmal fand ich ein Exemplar, das ausschliesslich, und zwar
sehr reichlich, uniloculäre Sporangien trug (Fig. 2).
In grösserer Tiefe (15 — 20 m) fand ich nicht selten eine Form,
die sich durch kleine Sporangien (30 — 60 /u lang, ca. 15 (J- breit),
welche sich zum Theil als Ersatzsporangien erwiesen, und durch
schmutzig gelblich - weisse Farbe auszeichnet. Die 2 — 4 mal so
langen als breiten Zellen zeigen einen bis wenige sehr schmale
Chromatophorenbänder, deren Windungen von einander sehr ent-
fernt sind. — Bei einer in der Litoralregion verworrene Watten
von röthlicher Farbe bildenden Form waren die Zellwände mit
einer hell roth-braun gefärbten, glatten oder durch Risse unter-
brochenen Inkrustation bedeckt, die wohl hauptsächlich aus kohlen-
saurem Kalke bestand.
Mai bis September; häufig in der litoralen und sublitoralen
Region.
2. forma hiemalis. Bildet 10 — 25 cm hohe, schlaffe Büschel
von brauner Farbe. Pluriloculäre Sporangien 300—600 (meist
350—400) t-i lang, 23—37 (meist 25—30) fi dick, an der Basis
am breitesten, breiter als die Stielzellen, mit meist kurzer Haar-
spitze; s. w. v.
An anderen Algen in einer Tiefe von 15 — 20 m; Juli.
Syn. Ectocarpus confervoides f. hiemalis bei Kjellman, Bidrag. p. 83.
Syn. u. Exsicc. Ectocarpas hiemalis Crouan, Exsicc. No. 26.
3. forma arcta. Bildet gelbbraune, verworrene, frei auf dem
Boden liegende Büschel. Zellen bis 63 fi dick, an den Quer-
wänden etwas eingeschnürt bis tonnenförmig. Chromatophoren
kräftig entwickelt. Pluriloculäre Sporangien 40 — 50 fi lang und
20 — 30 fi dick, eiförmig, stumpf oder etwas zugespitzt, meist un-
gestielt und mit breiter Basis dem Faden aufsitzend, seltener kurz
5*
(38 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
gestielt und verlängert (bis 140 it lang) und zuweilen mit steriler
Haarspitze. Berindung spärlich.
Fig. 2.
Ectocarpus siliculosus Dillw. sp. f. typica, ein Zweig mit uniloculären Sporangien:
bei b ein entleertes Sporangium. Vergr. 100:1.
Syn. E.
E.
Syn.
siliculosus excl.
p. 161—162.
var. praet. <?• nebulosa C.
A. Agardh,
siliculosus excl. var.
Vol. IL p. 37—38
E. siliculosus Kütz., Spec. Alg. p
praet. S. nebulosa C. A. Agardh,
Syst. Alg
Spec.
AU
451.
E. siliculosus f. typica und f. nebulosa Kjellm., Handbok p. 78.
nebst Abbild. E. siliculosus Kütz.
E. gracillimus Kütz., Tab. phyc
E. corymhosus Kütz., Tab. phyc
E. silictdosus Harv., Phyc. brit.
E. amphibius Harv., Phyc. brit.
E. viridis Harv., Nereis, Vol. I.
Tab. phyc. Bd. V. tab. 53, I.
Bd. V. tab. 58, I.
tab. 59, IL
tab. 162 (vergl. den Text).
tab. 183 (vergl. den Text).
tab. 12. fig. B.
des Ale. PL 24.
Bd
Vol,
Vol,
p. 140
zoosp
V.
1.
I.
E. siliculosus Thuret, Rech. s. 1
E. siliculosus Lyngbye, Hydr. Dan. tab. 43. fig. C
C'onferva siliculosa Dillryn, British Conf. Suppl. p. 69. pl. E.
Ceramium confervoides Roth, Cat. I. tab. 8. fig. 3 (Habitus!).
Exsicc. E. siliculosus Aresen., Alg. scand. exs. Fase. 4. No. 176 (non
E. siliculosus Le Jolis, Alg. mar. de Cherb. No. 51.
112;.
Kuckuck, Beiträge zur Kenutniss der Ectocarpus-Arteu etc. q9
E. silicidosus Wyatt, Alg. Danin. No. 172.
E. confervoides <*• ailic.ulos is Hauck und Richter, Phyc. Univ. No. 05.
Meist in grösserer Tiefe zwischen anderen Algen lose liegend ;
Juni bis August.
Syn. Ectocarpus arctus Kütz., Phyc gen. p. 289.
Ectocarpus arctus Kütz., Spec. Alg. p. 449.
Corticularia arcta Kütz., Tab. phyc. Bd. V. Tab. 80. flg. I.
Ectocarpus intermedius Kütz.. Tab. phyc. Bd. V. Tab. 46. fig. I.
Ectocarpus pseudosiliculosiis Crouan, Exs. No 27.
Ectocarpus confervoides f. atcta in Kjellm., Bidrag p. 71 f. und Hand-
bok p. 77.
Bemerk. Diese Form, welche Kjellman zu E. confervoides zieht,
scheint mir wegen des Vorkommens länglicher und sogar haartragender Spo-
rangien, sowie wegen der Dicke ihrer Thalluszellen besser zu E. silicidosus
Dillw. sp. gestellt zu werden.
Ectocarpus confervoides Roth sp.
Diagnose: Büschel aus einzelnen unten zusammen-
gedrehten, oben lockeren Büschelchen zusammen-
gesetzt, oder mehr unverworren, buschig, in de r
Regel von dunkelbrauner Färb e, stets festgewachsen,
Verzweigung zerstreut, seitlich, einseitig oder alter-
n i r e n d , nie o p p o n i r t ; Zweige meist lang, allmählich
verdünnt. Haar meist wenig entwickelt. Zellen an
der Basis 18 — 40 /< dick. Chromatophoren breit band-
förmig, verzweigt, auch in den oberen Zweigzellen
reichlich vorhanden. Pluriloculär e Sporangien nie
in eine Haarspitze auslaufend, kur zpfriemig, spindel-
oder spul förmig, sitzend oder kurz gestielt, 70 — 140
(meist 100) ii lang, ca. 25 /< dick, über die ganze Pflanze
v er t heilt. Uniloculäre Sporangien fehlen. Wurzel -
haare meist spärlich.
1. forma typica. Bildet in der Regel an Holzwerk oder
Fucus vesiculosus (und anderen Algen) festgewachsene, büschelige,
dunkelbraune Pflanzen von 1 — 10 cm Höhe unter der Wasser-
oberfläche. Begrenzte Zweigbüschel fehlen. Die Aeste sind meist
wenig dünner als die Achse, von der sie entspringen, aufrecht, bis
oben hin mit chromatophorenreichen Zellen, sodass man gewöhnlich
keinen haarartigen Theil unterscheiden kann. An den Querwänden
sind die Zellen wenig oder gar nicht eingeschnürt, 25 — 32 ft dick.
Die Chromatophoren zeichnen sich durch ihre Breite aus und sind
dicht gelagert. Die pluriloculären Sporangien (Fig. 3) erreichen
sehr oft ihre grösste Dicke in der Mitte und verjüngen sich nach
oben und unten gleichmässig (spulförmig), oder ihre grösste Dicke
liegt in der Nähe der Basis, sodass sie spindelförmig oder ver-
längert-kegelförmig werden; sitzend oder auf einzelligem, zuweilen
mehrzelligem Stiel, seltener lang gestielt.
Mai bis December; häufig in der Kieler Föhrde.
Syn. Ceramium confervoides Roth, Cat. Bot. Fase. 1. p. 151 — 152.
Ceramium siliculosum ß. atrovirens C. A. Agardh, Syst. Alg. p. 66.
Ectocarpus silicidosus Lyngb., Hydr. Dan. sid. 132. tab. 43 B.
Ectocarpus litoralis var." Aresch., Alg. scand. exs. Fase. 2—3. No. 111.
70
Kackuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus- Arten etc.
Ectocarpus confervoides s. s. Kjellm., Bidrag p. 77 ff.
Ectocarpus confervoides f. typica Kjellm., Handbok p. 77.
2. forma nana. Bildet völlig unverworrene, 5 — 15 mm hohe,,
braungelbe Büschel in der litoralen Region. Zweige lang-peitschen-
förmig. Zellen an den Querwänden nicht eingeschnürt, an der
Basis 18 —20 (.i dick. Die pluriloculären Sporangien sind 100 — 250
(meist 160) /u lang und ca. 35 \i dick, spindelförmig oder unregel-
mässig cylindrisch, auf wenigzelligem bis langem Stiel, selten
sitzend.
Februar; Möltenort an Ulva.
Fig. 3.
Ectocarpus conjervoides Roth sp. f. typica, ein Zweig mit pluriloculären Sporangien;
hei a alte Sporangialhülscn mit jungen Ersatzsporangien, bei b ein entleertes
Sporangium mit apicaler Oeffnung. Vergr. 100:1.
ange-
3. forma penicilliformis. Zweige aufrecht, oft fast
schmiegt, genähert, abwechselnd oder einseitig; Zellen meist so
lang wie dick, 35 — 40 /< dick. Pluriloculäre Sporangien von sehr
constanter Form und Grösse, 90 — 110/* iang und 20 — 25 fi dick,
spindel- bis spulförmig.
Tanfiljef, Ueber subfossile Strünke auf dem Boden von Seen. 71
Bemerk. K j e 1 1 m a n unterscheidet in seinem Handbuch noch folgende
Formen :
Ectocarpus siliculosus f. nebulosa Ag. Syst. Alg. s. 162. Fig. Lyngb. Hydr.
dan. t. 43, C. Bildet schliesslich lose, wolkig ausgebreitete grosse Massen.
Feiner, zarter und heller als die Hauptform, mit langen oberen Gabelzweigen,
die wenigstens bei den Gametangien-Exemplaren der Seitenzweige fast ganz
entbehren.
Ectocarpus hiemalis f. spalatina Kütz. Ectocarpus spalatinus Kütz. Phyc.
gen. p. 288. Fig. Kütz. Tab. phyc. 5. t. 63. f. 2. Bildet lockere, mehr un-
verworrene und heller gefärbte Büschel als die Hauptform. Alle Gabelzweige
lang, auch die oberen bei den Gametangien-Exemplaren fast ohne Seiten-
zweige. Gabelzweige gewöhnlich aus 1— l1/» mal so langen als dicken Zellen
bestehend, jede Zelle mit einem reich- und feinverzweigten Chromatophor.
Ectocarpus confervoides f. pi/gmaea Aresch. Ectocarpus pygmaeus Aresch.
in Kjellm., Ectocarp. p. 85. Büschel locker, ganz unverworren, 3 — 12 mm
hoch, zuweilen polsterartig sich zummenschliessend. Verticale Zellreihen ein-
fach oder sparsam gabelig oder seitlich verzweigt. Gametangien etwas zu-
gespitzt, gewöhnlich 60 — 75 ," lang, 25—30 n dick, zerstreut, stets gestielt,
nicht selten terminal auf den verticalen Sprossen.
E. confervoides f. crassa Kjellm. mscr. Büschelig, locker, stets fest-
gewachsen. Verticales Sprosssystem wiederholt verzweigt, mit langen, etwas
steifen , sparrigen, kilrzzelligen Gabelzweigen. Seitenzweige spärlich oder
fehlend. Gametangien kurz und dick, ca. 60 p lang, 30 — 45 p dick, kurz bis
langgestielt, abstehend.
(Fortsetzung folgt).
Ueber subfossile Strünke auf dem Boden von Seen.
Von
G. Tanfiljef
in St. Petersburg.
In Nr. 11 u. 12 des Botan. Centralbl., Jahrgang 1891, findet
sich ein interessanter Artikel des Herrn Rutger Sernander
„Ueber das Vorkommen von subfossilen Strünken auf dem Boden
schwedischer Seen." Verfasser sucht dieses Vorkommen durch
Annahme von wechselnden Perioden mit continentalem und insu-
larem Klima während der Postglacialzeit zu erklären. Das Vor-
kommen von Baumstrünken im Torf — oft mehrere Lagen über-
einander — und zwar am Ufer von Seen und auf dem Seeboden,
scheint eine sehr verbreitete Erscheinung zu sein, und habe ich
solche überaus häufig, z. B. im Gouvernement St. Petersburg,
Wladimir and Rjäsan zu beobachten Gelegenheit gehabt. Doch
glaube ich diese Erscheinung, wenigstens für die beobachteten
Fälle, auch ohne Annahme von Klimaschwankungen erklären zu
dürfen, wie ich dieselbe auch schon zu erklären versucht habe
(Schriften der Kaiserlichen freien ökonomischen Gesellschaft. 1889.
Heft V. und Verhandlungen des VIII. Congr. Russ. Naturforscher
und Aerzte. 1890). Dass sich in muldenförmigen Vertiefungen,
auch wenn der Boden derselben Anfangs aus durchlässigem Sande
besteht, durch Ansammlung von Regen-, Sinter- oder Quellwasser-
Vermoorungen und — meist als Folge hiervon — sogar kleine
72 Tanfiljef, Ueber subfossile Strünke auf dein Boden von Seen.
seenförmige Becken bilden, ist eine in Russland, wo das Land, be-
sonders Waldland, noch lange nicht allenthalben regelrecht bewirth-
schaftet wird, gar nicht seltene Erscheinung (siehe auch B ü h 1 e r ,
Versumpfung der Wälder. 1831. p. 438 u. ff.). Findet eine solche
seenförmige Wasseransammlung im Walde statt, so geht wohl jede
Baumvegetation schliesslich zu Grunde. Durch Ansammlung am
Boden der Wasserlache abgestorbener Baumstämme und verschiedener
anderer Pflanzenreste, auch durch neuen Zufluss muss das Niveau
des Wassers sich beben, neues Land unter Wasser gesetzt und
eine neue Reihe von Bäumen zum Absterben gebracht werden. Hat
der neugebildete See eine gewisse Grösse erreicht, so können Ver-
dunstung und Zufluss ein Gleichgewicht erreichen und beginnt dann
der See an seinen Ufern energisch zu verwachsen und zu vertorfen.
Auf dem durch solche Verwachsung und Vertorfung neugebildeten
Lande siedeln sich neue Bäume an, erreichen auch eine gewisse
Grösse, bis das durch beständige Ansammlung von (theils aus den
Torfufern ausgewaschenem) Prlanzendetritus am Boden des Sees,
auch durch Regen und Schmelzwasser sich sehr langsam, aber be-
ständig hebende Niveau auch diese Baum Vegetation in seiner
weiteren Entwicklung hemmt und schliesslich tödtet. Die im Torf
steckenden Baumstrünke werden allmälig wiederum von Moor-
pflanzen überwachsen, die schliesslich eine neue Torfschicht und
somit auch einen neuen Boden für Bäume abgeben. Erhält der
See (das Wasser in solchen von Torfufern umgebenen Seen steht
oft höher, als das trockene Land daneben, was auch für die be-
schriebene Bildungsweise derselben spricht) einen Abfluss, so er-
reicht auch dieses Spiel ein Ende, auch kann in Folge von Ent-
blössung durch Waldbrand etc. die Verdunstung so stark zunehmen,
dass ein weiteres Wachsen des Sees unmöglich wird und derselbe
nun rasch einer Umwandlung in ein Torfmoor entgegengeht. —
Auf diese Weise kann, meiner Ansicht nach, das Vorkommen von
Baumstrünken am Boden von Seen sehr wohl erklärt werden, denn
für das Vorhandensein und die Bildung von Mooren ist ein insu-
lares Klima durchaus nicht nothwendig, da sogar Sphagneta auch
in Steppengegenden (z. B. bei Charkow und Woronesch) vor-
kommen.
St. Petersburg, den 20. August (1. September) 1891.
Botanische G-ärten und Institute.
The Missouri Botanical Garden. 8°. 165 pp. with maps and
plates and Portrait. St. Louis 1890.
Vorliegendes Buch bildet den ersten Jahresbericht des genannten
botanischen Gartens und ist vom Director desselben, Professor Dr.
Trelease, herausgegeben worden. Es enthält eine biographische
Skizze und das Portrait des grossmüthigen Begründers des Gartens,
Henry Shaw, welcher fast seine ganze Habe zur Förderung der
botanischen Wissenschaft vermacht hat, seinen letzten Willen, Berichte
Bot. Gärten und Institute. — Instramente etc. — Pilze. 73
über die „Henry Shaw School of Botany" und „Missouri Botanical
Garden", die bei dem ersten jährlichen Bankett der Betrauten des
Gartens vorgetragene Rede und andere Einzelheiten, welche von
Interesse sind.
Auf fünf Plänen ist die Einrichtung des Gartens erklärt und
auf 13 Tafeln sind seine wichtigsten Gebäude und schönsten Punkte
abgebildet.
Es ist zu erwarten, dass bei reichlicher Ausstattung und fernerer
tüchtiger Leitung dieser Garten als eine der wichtigsten Quellen
•der botanischen Thätigkeit in Nord-Amerika bekannt werden wird.
Huniphrey (Amherst, Mass.J.
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden etc.
Aitmaiiii, P., Therm oregulator neuer Co nstruction.
(Centralblatt f. Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. IX. Nr. 24.
p. 791—792.)
Die Firma Dr. Robert Muencke, Berlin NW., Louisen-
.strasse 58, liefert einen neuen Thermoregulator, der die Einhaltung
aller Temperaturen bis zu 100° C mit einer Genauigkeit von
+ 0,05° C gestattet und sich durch einfache Construction und
wenig zerbrechliche Form (er besteht nur aus einem einzigen Stück)
empfiehlt. Das Princip desselben beruht darin, dass das erwärmte
und demzufolge sich ausdehnende Quecksilber die Zuflussöffnung
des zur Heizung dienenden Leuchtgases verschliesst.
'_ Kohl (Marburg).
Kroenig. Eine Vereinfachung und Abkürzung des Biedert'schen Verfahrens zum
Auffinden von Tuberkelbacillen im Sputum vermitteist der Stenbeek'schen
Centrifuge. (Berliner klinische Wochenschrift, 1891. No. 29. p. 730 — 731.)
Referate.
TOSS, Wilhelm, Mycologia carniolica. Ein Beitrag zur
Pilzkunde des Alpenlandes. III Ascomycetes. (Sep.-
Abdr. aus den „Mittheilungen des Musealvereins für Krain".
Jahrgang 1891.) 8°. 70 pp. Berlin (Friedländer) 1891.
Der dritte Theil dieser Veröffentlichung, Bogen 11 bis 15 um-
fassend, "behandelt die Sphaeriaceae und Discomycetes. Ausser der
Aufstellung neuer Arten und der Beobachtung von neuen Nähr-
pflanzen konnte das Vorkommen der Cucurbitaria Ligustri, Lepto-
sphaeria Helvetica, L. crastophila und Cercospora xantha für Krain
festgestellt werden.
An neuen Nährpflanzen wurden beobachtet:
Cucurbitaria Laburni auf Cytisus radiatus Koch.
Sphaerella Leguminis Cytisi auf Cytisus alpinus L.
„ arthopyrenioides auf Papa v er aurantiacum Loisl.
n
n
n
74 Pilze.
Laestadia nebulosa auf Peucedanum Oreoselinum Mönch.
Sphaerulina callista auf Campanula caespitosa Scop.
Physalospora Fesfucae auf Scsleria varia Wettst.
Leptosphaeria culmifraga auf Avena argcntea Willd.
crastophila auf demselben.
sparsa auf Avena distichophylla Vill.
Nielschkei auf Campanula caespitosa Scop.
Niessieana auf Thesium montanum Ehrh.
planiuscula auf Prenanthes purpurea L.
„ . maculans auf Biscutella laecigata L.
Pleospora vulgaris auf Kernera saxatüis Rchb., Papaver aurantiacum Loisl.;.
Peucedanum Oreoselinum Mönch, Thesium montanum Ehrh., Tofieldia
calyculata Wahlb.
Pleospora chrysospora auf Bellidiastrum Michelii Cous.
Mamiania fimbriata auf Ostrya carpinifolia Scop.
Phyllachora Heracleis auf Heracleum Austriacum L., Malabaila Golaka Kern.
Ferner an neuen Unterlagen von Discomycetes:
Hysteropatella Prostii auf Föhrenzapfenschuppen.
Hysferographium Fraxini auf Zweigen von Prunus Padus.
Rhytisma salicimim auf Blättern von Salix glabra.
Pseudopeziza Saniculae f. Astrantiae auf Blättern von Astrantia Carniolica..
Von neuen Arten werden beschrieben:
Sphaerella Deschmannii n o v. s p e c.
„Perithecia in macula foliorum languidorum flava vel rubra, rotundato-
elliptice difformia, circa 5 — 10 mm di.am., vel 10 — 20 mm longa, 10 lata, inter-
dum effusa et foliis magnam partem occupanti, dense gregaria, sessilia, puncti-
formia, globosa, parenchymatice contexta, atra. Asci fasciculati, cylindracei vel
anguste fusiformes, in stipitem brevem producti, apice rotundati, 30 — 35 p longi,
infra mediam 6 — 11 ," lati, 4 — 8-spori. Sporae inordinatae — tristiche, fusi-
formes, utrinque rotundatae, rectae vel curvulae, didymae, medio non constrictae,.
cellula superiori parum latiori, guttulatae demum hyalinae, 21 — 23 p longae,
3 ju latae.
Ad Oenlianae Pneunomanthis folia arida. Carniolia superior : Ad Labacum
et Zalog prope Zirklach. Juli — August."
Leptosphaeria Rehmiana nov. spec.
„Peritheciis serialibus, sparsis, globosis, atris, glabris, sessilibus, minutissimis,
menbranaceis. Ascis cylindraceis, sessilibus, 8-sporis, 64 — 66 ," long., 11 — 13
lat. Sporis oblique monostichis vel subdistichis, oblongis vel late fusoideis,
utrinque rotundatis, rectis vel leniter curvulis, 3-septatis, ad septa constrictis,
locula secundo protuberante, fuscis, 15 — 17 p long., 6 — 8 lat. Paraphysis fili-
formibus. In foliis emortuis Drypidis sjnnosae L. Stranje prope Stein in
Carniolia superiore Aestate."
Diaporthe microcarpa Rehm. nov. spec.
„Stroma ambiens, corticem interiorem nigricans. Perithecia in acervulos
valseos, in cortice interiore uidulantes, ca. 8 monostiche congregata, globosa,
nigra, ca. 0,3 mm diam., ostiolis brevibus, in disco rotundo, piano, pallido, sub-
conico per epidermidem prorumpente, punctiformiter minutissime perspicua. Asci
fusiformes, apice rotundati, — 50 : 8 ,", 8-spori. Sporidia fusiformia.
recta, medio haud constricta, 4 guttulata, utraque apice brevissime filiforme appen-
diculata, hyalina, '5:4 f.
Ad ramos emortuos Cylisi nigricantis L. In monte Ulrichsberg prope-
Zirklach. .Sept. Mens.41
Valsa Myricariae Rehm. nov. spec.
„Stromata minuta, e basi orbiculari subconica, nigra, in cortice interiore,
saepe longe lateque nigrata nidulantia, peridermium rimose perforantia, ab
hvxjus laciniis cincta, spermogonia medium tenentia. Perithecia in singulo
stromate 8 — 12, monosticha, minuta, dense stipitata, collis brevibus, cylindraceis,
connatis in disculo griseo vix prominentibus. Asci fusiforme-clavati, 36 — 40:6:
6>5 ;". Sporidia unicellularia, cylindrica, obtusa, subrecta, hyalina, 6:1.5 ,".
Ad ramulos emortuos Myricariae Germanicae Desv. Ad ripas fluvii Save
prope Lees in Carniolia superiore**.
Jäunicke (Frankfurt a. M.).
Pike. 75-
Setchell, W. A., Contributions from the cryptogomic
laboratory of Harvard University. XIV. Pr eliminary
notes on the species o f Doassansia Co rnu. (Proceedings of"
the American Acad. of Arts and Sciences. Vol. XXVI. p. 13 — 19.)
Verf. hat die Ustilagineen - Gattung Doassansia Cornu einer
eingehenderen Untersuchung unterworfen. Von Entyloma unter-
scheidet sich die Gattung durch das Vorhandensein einer besonderen
Rindenschicht von sterilen Zellen, welche den Sporensorus umhüllt.
Daher werden D. Kiesslii De Toni, D. Limosellae (Kunze) Schrot.,
D. decipiens Wint. und D. Allsmatis Hark, von der Gattung Doas-
sansia ausgeschlossen. D. Comari (ß. und Br.) De Toni et Massee
auf Comarum palustre (England), D. punctiformis Wint. auf Lythrum
hyssopifolium (Australien), D. Lythropsidis Lagerh. auf Lythropsis
peploides (Portugal) bedürfen noch näherer Untersuchung, und 2
Arten werden den neuen Gattungen Burrillia und Cornuella zu-
gewiesen.
Die Gattung Doassansia umfasst folgende Untergattungen und
Arten :
Subgen. I. Eudoassansia (Body of the sorus consisting entireiy of spores, which»
are readily separable from one another at maturity).
1. D. Epilobii Farlow auf Epilobium alpinum. Nordamerika.
2. D. Hottoniae (Rostr.) De Toni auf Hottonia palustris, Dänemark, Deutschland,
Frankreich.
3. D. Sagittariae (Westend.) Fisch auf Sagittaria sagiUifolia, graminea, varia-
bilis und Montevidensis, Italien , Frankreich, Deutschland , Belgien , England,,
Argentin. Republik, Canada, Vereinigte Staaten.
4. D.opaca n. sp. auf Sagittaria variabUis. Vereinigte Staaten {= Protomyces-
Sagittariae Farl.).
5. D. Alismatis (Nees) Cornu auf Alisma natans und Plantago. Italien,,
Frankreich, Deutschland, Finnland, England, Sibirien, Nordamerika.
Subgen. II. Pseudodoassansia. (Central portion of the sorus composed of an.
irregular-shaped mass of fine, densely interwoven hyphae. Spores in several
layers, loosely compacted together. Cortex of large, well differentiated cells.)
6. D. obscura n. sp. an Blatt- und Blütenstielen von Sagittaria variabUis.
Nordamerika.
Subgen. HI. Doassansiopsis, (Sorus compact, not separating into its compo-
nent elements at maturity. Central portion consisting of a compact mass of
parenchymatous tissue. Spores in a single layer. Cortex of small flattened cells.)
7. D. occulta (Hoffm.) auf Potagometon. Deutschland , Nordamerika, var.
Farlowii (Cornu). Canada.
8. Martianoffiana (Thüm.) Schrot, auf Potamogcton. Sibirien, Deutschland,
Schweden, Canada.
9. D. deformans n. sp. auf Sagittaria variabUis, Verdrehungen der Stengel
und Zweige etc. erzeugend. Nordamerika.
Burrillia n. gen. Sorus compact, not separating into its elements on being
cruhed. Central portion composed of an irregulär mass of parenchymatous
tissue. Spores closely resembling those of Entyloma, both in structure and in
germination, compacted into several dense rows. Cortex none or composed only
of a thin, irregulär layer of hardened hyphae.
Burrillia pustulata n. sp., auf Blättern von Sagittaria variabUis. Nordamerika
Cornuella n. gen. Sorus hollow at maturity, the interior containing only
loose, hardened hyphae. Spores compacted into a firm layer on the outside,,.
resembling those of Entyloma.
Cornuella Lemnae n. sp. auf Lemna (Spirodela) polyrhiza Nordamerika.
Ludwig (Greiz).
76 Pilze. — Flechten.
Thaxter, R., Supplementary note on North American
Laboalbeniaceae. (Proceedings of the American Academy of Arts
and Sciences. Vol. XXV. p. 261 — 270.)
Zu den früher*) beobachteten amerikanischen Arten von Laboul-
beniaceen fügt Verf. zwei neue Gattungen und neue Arten hinzu,
wie folgt:
Zodiomyce.t n. gen.. Z. vorticeUaria n. sp. auf Hydrocombas lacustris; Hespero-
myces n. gen., //. vircscens n. sp. auf Chilocorus bivulnerus in Californien; Pey-
ritschiella minima n. sp. auf Platynvs cincticollis ; Laboulbenia Casnoniae n. sp.
auf O. Pennsylvanica; L. truncata n. sp. auf Be.mhidiv.rn sp. ; L arcuata n. sp.
und L. conferta n. sp. auf Hcupahis Pennsylvanicus ; L. paiqiercida n. sp. und
L. scalophila n. sp. auf Platynus extensicollis.
Die Pilze sind sämmtlich, ausser Hesperomyees, in Connecticut
gesammelt worden.
Humphrey (Amherst, Mass.).
Spitzner, W., Beitrag zur Flechtenflora Mährens und
O es terr eich isch- Schlesiens. Strauch-, Blatt- und
Gallert flechten. (Verhandlungen des naturf. Vereins in
Brunn. Bd. XXVIII. 1890. Sonderabdr. 8 p.)
An die Bearbeitung der Flechten, die in den Abhandlungen
über die mährisch- schlesische Kryptogamenflora in den Verh. des
naturf. Ver. zu Brunn (Bd. II — VI) noch fehlt, ist Verf. herangegangen,
nachdem er das einschlägige Material von J. Kalmus, welcher
an der Ausführung dieser Bearbeitung durch den Tod gehindert
worden war, geprüft hat. Verf. hat aber auch selbst in mehreren
Bezirken des mittleren Mährens, in den Karpathen und im Hoch-
gesenke Flechten gesammelt. Endlich sind ausser den schon in
der Litteratur bekannten auch von von Niessl herrührende Funde
berücksichtigt.
Der Aufzählung der Flechten liegt das System Körber' s,
wie es in B. Stein, Kryptogamenflora von Schlesien, Flechten
(1879) zur Anwendung gekommen ist, zu Grunde. Es werden also
jene Eintheilungen der Flechten in Lichenes heteromerici und
L. homoeomerici, in Lichenes thamnoblasti, L. phyllobiasti und
L. kryoblasti, welche in der neuesten Zeit allgemein aufgegeben
worden sind, noch weiter gepflegt. Ueber die Eintheilung nach
dem Typus des Apothecium in Discocarpi, Coniocarpi und
Pyrenocarpi mangelt es bei dem Verf. an dem nöthigen Verständnisse.
Den Terminus Coniocarpi kennt er nicht. Pyrenocarpi und Staub -
früchtige sind ihm gleichbedeutend. Da er nun die Sphaerophoreae
unter diese Abtheilung bringt, so wendet er unbewusst auf diese
Familie zugleich eine alte und eine jüngere Auffassung an. Viel
schlimmer gestaltet sich diese Angelegenheit aber, indem Verf.
auch die Farn. Eudoccnyeae als Pyrenocarpi oder Staubfrüchtige
hinstellt.
Am besten für die Wissenschaft würde es freilich sein, wenn
sich Floristen stets vor Veröffentlichung von Arbeiten soweit mit
der Systematik und Lichenographie vertraut machten, bis dass sie
*) Siehe diese Zeitschr. Bd. XLIII. p. 109.
Flechten. — Gefasskryptogainen. 77"
einen gewissen Grad von Selbstständigkeit erreicht hätten. Es er-
scheint dies besonders für die Flechtenflora Deutschlands wünschens-
werth, weil ein den zeitigen Ansprüchen genügendes Handbuch
behufs Anlehnung fehlt, in Folge dessen das veraltete System
Körb er 's seine den wahren Fortschritt hemmenden Einflüsse
um so mehr geltend machen kann. Unter den obwaltenden Ver-
hältnissen thun Anfänger, welche bis zur Erlangung von Selbst-
ständigkeit nicht warten können oder wollen, gut daran, wenn sie,
die Gattungen Körber 's im Allgemeinen beibehaltend, eine
beliebige Anordnung derselben wählen, welche freilich sich der
Natur, bezw. der zeitigen Erkenntniss derselben, möglichst an-
zupassen sucht, ohne aber Abtheilungen abzugrenzen. Sollte ein
Handbuch, bezw. ein System, als Grundlage erforderlich erscheinenr,
so sei Tuckerman's System, das Verf. in Just, Bot. Jahresber.
III, p. 55 — 64 (1876) im Auszuge wiedergegeben hat, empfohlen.
Das vorliegende Verzeichniss enthält keine hervorragenden
Funde. Da hiermit erst die Anfänge einer Flechtenflora von
Mähren und Oesterreichisch-Schlesien vorliegen, steht Ref. auch,
von dem Entwürfe einer Uebersicht ab.
Minks (Stettin).
Poirault, Ov Recherches d'histogenie vegetale. Deve-
lopp eme n t des tissus da ns les organes vegetatifs des:
Cryptogamesvasculaires. (Memoires de 1' Academie Imperiale
des sciences de St. Petersbourg. Ser. VII. T. XXXVII. 1890..
Nr. 11. 26 pp. 5 Taf.)
Verf. macht die Theiluugsvorgänge in der Scheitelzelle, bez.
in den von dieser abgetheilten Segmenten bei Gelasskryptogamen
zum Gegenstand eingehender Untersuchungen. Insbesondere sind
es die ersten Theilungen und ganz speciell die Richtung der ersten
Wand in einem jeden Segment, die ihn interessiren. Wenn auch
zahlreiche und gründliche Untersuchungen über den Gegenstand
vorliegen, so gaben sie doch nicht in allen Fällen übereinstimmende
und auch nicht immer so vollständige Auskunft, wie Verf. es für
wünschenswerth erachtete.
Die Arbeit zerfallt in drei Capitel, welche die Wurzeln, den
Stengel und das Blatt behandeln.
Die von der dreiseitigen Scheitelzelle der Wurzel abgegliederten
Segmente theilen sich zunächst nur durch verticale Wände 5 horizontale
Wände, die bei Stammorganen sehr frühzeitig auftreten, folgen erst
später. Die erste Wand ist diejenige ungefähr radialer Richtung,
welche von Nägeli Sextantwand, von de Bary und van Tieghem
Radialwand genannt wurde. Poirault nennt sie Curvenwand,
„cloison courbe". Es entstehen so 2 Tochterzellen ungleicher Form,
eine vierseitige und eine dreiseitige. Die zwei folgenden Theilungs-
wände sind der Oberfläche parallel ; die äussere, zuerst erscheinende
nennt P. Rindenwand (cloison corticale) ; die innere ist die Cambium-
wand Nägeli's, nach Verf. „cloison pericyclique". Das ganze
Segment stellt nun eine aus 6 Zellen bestehende Schicht dar, von
'78 Gefässkryptogamen.
denen die beiden innersten die Initialen des Centralcylinders, die
4 äusseren diejenigen der Rindenschicht bilden. Hier sowohl wie
in Bezug auf die nun rasch aufeinander folgenden Theilungen
■weichen die Beobachtungen des Verfs. von denen Nägeli's ab; die
Einzelheiten mögen im Original nachgesehen werden. Von diesem
Theilungsmodus abweichend verhalten sich Equisetum und Azolla.
Bei Equisetum erfolgen die beiden ersten Theilungen tangential, die
Initialen der äusseren und inneren Rinde und des Centralcylinders
liefernd; bei Azolla — Verf. stützt sich auf Strasburger's Arbeit
— erfolgt die erste Theilung tangential („Rindenwand"), die zweite
radial und die dritte wiederum tangential, Rinde und Centralcylinder
trennend.
Die Segmenttheilungen der Stammorgane untersuchte Verf. bei
Salvinia, Marsilia, Azolla und Equisetum arvense. Die drei
erstgenannten wachsen mit zweiseitiger Scheitelzelle — eine drei-
seitige Scheitelzelle, wie sie Hanstein für Marsilia angibt, konnte
wenigstens an Knospen erwachsener Pflanzen nicht beobachtet
werden — und zeigen in ihrer Entwicklung grosse Uebereinstimmung.
Die erste Theilungswand der in 2 Reinen gestellten Segmente ist
stets radial longitudinal und theilt das Segment, entsprechend der
horizontalen Richtung der Stammorgane, in eine obere und eine
untere Hälfte. Die zweite Wand ist transversal und parallel den
beiden ebenen Segmentflächen. Jede der nunmehr vorhandenen
4 Zellen theilt sich durch eine nicht genau radiale „Curvenwand",
auf die mehrfach tangentiale Theilungen folgen, um die Initialen
für die verschiedenen concentrischen Gewebesysteme zu liefern.
Alle genannten Pflanzen zeigen dabei bilaterale Symmetrie, indem
die Oberseite in ihrer Entwicklung gefördert erscheint. Verf. steht
mit diesen Angaben in theilweisem Widerspruch einerseits zu Prings-
heim (bezüglich Salvinia), andrerseits zu Strasburger (bezüglich
Azolla). — Bei Equisetum arvense findet Verf. stets tetraedrische
Scheitelzellen und entsprechend drei Reihen von Segmenten; weder
am Stamm noch an der Wurzel konnte das Auftreten von vier
Segmentreihen, wie Hofmeister angiebt, beobachtet werden. Hin-
sichtlich der Theilungsvorgänge stimmt Verf. im Allgemeinen mit
C ramer, Reess und Sachs überein; die erste Wand ist den ebenen
Flächen der Segmente parallel, die zweite ist die unregelmässig
radiale „Sextantenwand". Das Segment erscheint durch diese
Theilungen aus je zwei übereinanderstehenden dreiseitigen und je zwei
solcher vierseitiger Zellen zusammengesetzt. Auf Kosten der letzteren
theilt die driüe Wand die Initialen des Markes ab. Von hier ab
sind die Theilungsvorgänge nicht genau zu bestimmen ; im All-
gemeinen erinnern sie an diejenigen der Wurzel.
Die Segmenttheilungen im Blatt untersucht Verf. ausser bei
den bereits genannten Pflanzen auch an einigen Farnen. Ueberall
findet sich eine zweiseitige Scheitelzelle mit zwei Reihen von
Segmenten. Die erste Theilungswand entspricht derjenigen eines
zweizeiligen Stammsegments. Die weiteren Theilungen sind zu
verwickelt, um mit einfachen Worten verständlich gemacht werden
zu können; sie führen schliesslich dahin, dass das ursprüngliche
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 79
Segment in eine äussere und eine innere Schicht von secundären
Segmenten, wie Verf. sie nennt, zerfällt. Diese theilen sich weiter
parallel zur Oberfläche und liefern so die Initialen der verschiedenen
Gewebesysteme.
Bezüglich aller Einzelheiten, sofern sie sich besonders auch
auf die weiteren Entwicklungen beziehen, muss auf das Original
verwiesen werden.
Jänuicke (Frankfurt a. M.)
Guignard, L., Sur la Constitution du noyau sexuel chez
les vegetaux. (Comptes rendus de l'Academie des sciences
de Paris. 1891. 11. Mai.)
Die Zahl der Stäbchen in den copulirenden Kernen ist bekanntlich
für jede Pflanzenart eine bestimmte und in beiden copulirenden
Kernen gleich. Da dieselbe, wie Verf. in früheren Arbeiten zeigte,
stets genau halb so gross ist, wie in den Kernen des Keimes, so
muss im Laufe der Entwickelung eine Reduction eintreten. Es
fragt sich, auf welchem Stadium letztere stattfindet.
Die Untersuchungen des Verf. an Lilium Martagon ergaben,
dass von. der Keimbildung bis zur Entstehung der Geschlechts-
organe die karyokinetische Figur stets vierundzwanzig Segmente
aufweist. Die Reduction der letzteren auf 12 zeigt sich in den
Antheren beim ersten Theilungsschritt , der Pollenmutterzellen, im
Ovulum bei der Theilung des Embryosackkernes. Beiderlei Kerne
zeigen demnach ein analoges Verhalten ; sie besitzen vierundzwanzig
Segmente und liefern Kerne, wo letztere nur in der Zwölfzahl vor-
handen sind.
Die gleiche Reduction der Stäbchenzahl in den Sexualkernen,
wie im Pflanzenreich, zeigt sich auch im Thierreich. Sie findet bei
Pyrrocoris apertus, ähnlich wie bei Lilium Martagon, beim ersten
Theilungsschritt der Mutterzelle statt, während 0. Hertwig dieselbe
bei Ascaris meqalocephala erst auf dem nächstfolgenden Stadium
eintreten sah.
Schimper (Bonn).
Tan Tiegheni, Ph., Un nouvel exemple de tissuplisse\
(Journal de Botanique. Annee V. p. 165 — 170.)
Es ist allgemein bekannt, dass die Wände der Endodermis
sehr häufig ein cutinisirtes und gefälteltes Band aufweisen. Diese
eigenartige Structur ist jedoch nicht auf die Endodermis, d. h. nach der
von derjenigen deutscher Autoren abweichenden Definition des
Verf. auf die innerste Rindenschicht, Strasburgers Phloeo-
terma, beschränkt, sondern zeigt sich auch noch in verschiedenen
anderen Gewebezonen, nämlich in der an die Endodermis nach
aussen grenzenden Zellschicht, in der Exodermis (d. h. der äusser-
sten Schicht der Rinde), in der subexodermalen Schicht, im Holz
und im Kork. Verf. weist in der vorliegenden Notiz die An-
wesenheit der erwähnten Structur noch in einer anderen Gewebezone
bei den Coniferen und Cycadeen nach, nämlich in der innersten, allein
80. Physiol., Biol., Anatom, u. Morphol. (System, u. Pfianzengeograpkie.)
persistirenden Schiebt der Wurzelhaube, der „assise pilifere", einer
Epidermalbildung. Die Quer- und Seitenwände dieser Zellschicht
weisen ein schmales verholztes Band auf, welches in einer Lösung
von Carmin und Jodgrün eine grüne Farbe annimmt, während die
aus Cellulose bestehenden Theile der Membran roth gefärbt werden.
Das verholzte Band ist auf den Querwänden glatt, auf den Seiten-
wänden gefältelt.
Da die eben erwähnte Structur auch in der unverletzten Wurzel
erkannt werden kann, so ist die Behauptung Schwendener's,
dass dieselbe erst in Folge der Präparation entsteht, als unrichtig
zurückzuweisen.
Schliesslich betont der Verf., dass die Anwesenheit oder das
Fehlen eines cutinisirten oder verholzten Bandes keineswegs al&
charakteristisches Merkmal der Endodermis zu betrachten ist, da
dieselbe Eigenthümlichkeit noch in anderen Gewebezonen auftritt.
Schimpei" (Bonn.)
Brockballt, W., Notes on seedling Saxifrages grown at
Brockhurst froma Single scape of Saxifraga Macnabiana.
(Memoirs of the Manchester Society. IL p. 227 — 230.')
Verf. hat die Samen eines einzelnen Fruchtstandes von
Saxifraga Macnabiana ausgesäet und dabei Sämlinge erhalten^
die sehr bedeutende und mit dem Alter zunehmende Verschieden-
heiten zeigten und im Ganzen 110 verschiedene Formen dar-
stellten.
Viele derselben erinnerten an andere Saxifraga - Arten, von
denen im betreffenden Garten 150 eultivirt wurden. Verf. glaubt
die Erscheinung auf Bastardbefruchtung zurückführen zu sollen,
um so mehr, als Saxifraga Cotyledon, die Stammart von Macna-
biana, in der That proterandrisch und an Insektenbestäubung an-
gepasst zu sein scheint. Genauere Mittheilungen darüber liegen
in der Litteratur nicht vor und werden vom Verf. auch nicht
gemacht.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Williams, The pinks of Central Europe. 8°. 66 p. mit
2 Tafeln. London (Selbstverlag des Verf.) 1890.
Verf., der bereits eine „Enumeratio specierum varietatumque
generis Dianthus" , sowie eine Monographie der in Westeuropa vor-
kommenden Arten dieser Gattung (Notes on the pinks of Western
Europe. London 1889) veröffentlicht hat, giebt in vorliegender
Arbeit eine monographische Uebersicht der in Centraleuropa auf-
tretenden Nelken. Unter Centraleuropa versteht Verf. alle Länder
östlich von Rhein und Rhone, südlich bis einschliesslich der Lom-
bardei und Venetien, sowie Bosnien und der Herzegowina, östlich
bis zur Linie Rumänien (incl. Dobrudscha), Polen, Preussen, nörd-
lich bis zum südlichen Schweden. In diesem Gebiete kommen, ab-
gesehen von den zwei Tunica- und Velezia- Arten, die Verf. gleich-
Systematik u. Pflanzengeographie. gl
falls aufgenommen hat, 76 Dianthus- Arten vor, davon allein 59
(25°/o aller bekannten Nelkenarten) in Oesterreich. Jeder Species sind
eine kurze, die specifischen Charaktere enthaltende lateinische Diagnose,
die Verbreitung der Art innerhalb des Gebietes, sowie die Grenzen
derselben ausserhalb Centraleuropas, die Volksnamen, sowie zahl-
reiche systematische, historische und pflanzengeographische Notizen
beigegeben. Die Auffassung des Artbegriffes von Seiten des Verf.,
der die Dianthus- Arten als Monograph behandelt, ist natürlich
keineswegs übereinstimmend mit derjenigen solcherLokal-Systematiker,
welche , unbekannt mit den zahlreichen Formen einer Species,
die auch ausserhalb des von ihnen in Betracht gezogenen Gebietes
vorkommen, oftmals Variationen einer polymorphen Art, die in
ihrem Gebiete scheinbar als gut charakterisirte Species auftreten,
als wohl unterschiedene Arten auffassen, während sie in Wirklich-
keit nur weitgehende Varietäten darstellen.
So zieht Verf. Dianthus atrorubeus All., Jacq. etc. als Varietät zu D. Carthu-
sianorum L., ebenso D. Oroaticus Borb., D. Pontederae Kern. u. s. w. Unser
bekannter D. Seguieri wird als var. asper Koch zu D. Sinensis L. gestellt. Die
als Arten bezeichneten D. alpinus Vill. (non L.), neglectus, gelidus, subalpinus,
alpestris etc. werden sämmtlich als Formen des polymorphen D. glacialis Hke.
betrachtet. Dianthus atrorubeus Kit. wird D. Slavonicus, D. brachyanthus
D. microchelus getauft. Neu aufgestellt wird D. Carthusianorum L. var. surulis
und auf einer der beigegebenen Tafeln abgebildet, die andere stellt D. Caryo-
phyllus L. dar.
Vorzüglicher, übersichtlicher Druck und geschmackvolle Aus-
stattung zeichnen das für jeden europäischen Systematiker unent-
behrliche Werkclien aus. Taubert ('Berlin).
Williams, Synopsis of the genus Tunica. (Journal of Botany.
Vol. XXVIII. Nr. 331. p. 193-199.)
Nach Darstellung der Geschichte der Gattuno; Tunica giebt
Verf. folgende Eintheilung der Arten :
Sectio I. Dianthella. Flores solitarii basi involucrati. Calyx tubulosus,
30- v. 35-nervius, dentibus acumiuatis. Annua. — 1. T. Pamphylica Boiss. et Bai.
Sectio II. Tunicastrum. Flores solitarii basi bracteolis imbricatis invo-
lucrati. Calyx 5- v. 15-uervius, dentibus obtusis.
Subsectio 1. Species monotocae. Foiia adpressa. Bracteae acutae, nervo
herbaeeo. Petala integra. — 2. T. Peronini Boiss. 3. T. Syriaca Boiss. 4. T. areni-
cola Duf.
Subsectio 2. Species polytocae. Folia anguste linearia, acuta, uniuervia,
rnargine scabra. Bracteae mucronatae omnino scariosae. Petala emarginata v.
retusa. — 5. T. Gasparini Guss. 6. T. Saxifraga Scop.
Sectio III. Eutunica. Flores fasciculati v. capitati. Capitulum basi
phyllis scariosis involucralum. Calyx 5- v. 15-nervius. Polytocae.
Subsectio 1. Folia uniuervia adpressa. Involucri phylla teuuiter uninervia.
Calyx 5-nervius. Petala retusa v. integra. — 7. T. dianthoides Boiss. 8. T. Thessala
Boiss. 9. T. fascicidata Boiss.
Subsectio 2. Folia univervia adpressa. Involucri phylla valide carinata.
Petala obtusa integra. Calyx 15-nervius. — 10. T. Orphanidesiana Clem.
11. T. macra Boiss., Haussk. 12. T. (ftacilis (sp. n. aus Kurdistan). 13. T.
rigida Boiss.
Sectio IV. Gypsophiloides. — Flores solitarii basi midi. Calyx tenuiter
5- v. 15-nervius. Polytocae.
Subsectio 1. Calyx 15-nervius campanulatus v. turbinatus. — 14. T. graminea
Boiss. 15. T. Phthiotica Boiss. et Heldr. 16. T. Oretica Fisch, et Mey.
17. T. Haynaldiana Janka. 18. T. Sibthorpii Boiss. 19. T. armerioides Will.
Bot. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 6
82 Systematik u. Pflauzeugeographie.
Subsectio 2. Calyx 5-nervius, tubulosus. — 20. T. ocln-oleuca Fisch, et
Mey. 21. T. compresaa Fisch, et Mey.
Sectio V. Pleurotunica. Fiores solitarii basi nudi. Calyx va'.de quitique
costatus, rostis 1- v. 3-nerviis. Monotocae.
Subsectio 1. Folia pateutia. Calyx costis uninerviis. Petaia integra.
— 22. T. illyrica Fisch et Mey. 23. T. Davaeana Coss. 24. T. stricto Bunge.
Subsectio '^. Folia pateutia trinervia. Calyx costis trinerviis. —
25. T. pachygona Fisch, et Mey. 26. T. brachypetala Jaub. et Spacli. 27. T.
hispidula Bois.s. et Heldr.
Das Verbreitungsgebiet der Tunica-Arten erstreckt sich haupt-
sächlich auf die Küstenländer des Mittelmeeres.
Taubert (Berlin).
Willkomm, M., Ueber neue und kritische Pflanzen der
s p a n i s c h - p o r t u g i e s i s c h e n und balearischen Flora.
(Oesterr. botan. Zeitschritt. 1890. p. 143—148, 183—186. 215
-218; 1891 p. 1—5, 51—54, 81—88.)
In dieser Abhandlung veröffentlicht der hochverdiente Verf.
wichtige Nachträge zum „Prodromus Florae Hispanicae." Von
Bedeutung ist schon die Anmerkung auf der ersten Seite der Ab-
handlung, welche jene Zeitschriften und Einzelwerke namhaft macht,
die innerhalb der letzten 20 Jahre bedeutendere Beiträge zur
Kenntniss der iberischen Flora gebracht haben. Die Abhandlung
selbbt beschäftigt sich hauptsächlich mit solchen neuen Arten und
Formen, welche Verf. in seinem Herbarium vorfand; ausserdem
finden sich in derselben kritische Bemerkungen zu den seit Er-
scheinen des „Prodromus" anderwärts publicirten Neuheiten, insoweit
dieselben dem Verf. in Belegexemplaren vorlagen. Die Original-
Exemplare der in der Abhandlung besprochenen Arten befinden
sich zumeist in dem „Herbarium mediterraneum" des Verf.. welches
derselbe bereits an die Universität Coimbra verkauft hat. — Die
Anordnung der Arten ist dieselbe wie im „Prodromus". — Bei der
Wichtigkeit der Abhandlung hält es Ref. für geboten, deren Inhalt
hier auszugsweise wiederzugeben :
Asplenium leptophyllum Lag. Gare. Clam. = A. Haller i R. Br.
Alopecurus salvatoris Lose. 1876 (äff. A. Castellano Boiss. Reut.),
von Castelseras am Flusse Guadalope, wird genau beschrieben. —
Plialaris arundinacea L. var. thyrsoidea Willk. (Südaragonien). —
Arundo Plinii Turr. ist von A. Donax L. kaum speeifisch ver-
schieden. — Phragmites pumila Willk. ist eine kriechende Form
von Phr. communis Trin. mit hellen Aehrchcn. — Psamma Corsica
Mab. ist die südliche Form der Ps. arenaria R. Seh. — Agrostis
Nevadensis Boiss. var. filifolia Willk. (Sierra Nevada). — Avena
sterilis L. zerfallt in zwei Formen : a. maxima Perez-Lara, ß. scabriu-
scula Perez-Lara. — Holcus lanatus L. var. vaginatus Willk. (prov.
G-aditana); die Art ist dort überhaupt sehr variabel. — Koeleria
dasyphylla nov. sp. (äff. Ä'. cristatae Pers.) in regione montana
regni Granatensis (Wink ler 1873). — Oynosurus elegans Desf.
var. chalybeus Willk. (prov. Gaditana). — Festuca rubra L. var.
pruinosa Willk. (regn. Legionense). — Brachypodium sylvaticum
R. Seh. var. midtiftorum Willk. (Menorca). — Brachypodium mu-
Systematik u. Pflanzengeographie. §3
cronatum Willk. und B. ramosvm R. Seh. sind nach Perez-Lara
Formen des B. pinnatum P. B. — Desmazeria Balearica nov. sp.
(Balearen) und D. triticea nov. sp. (Megastachya triticea Presl herb.,
Sicilien) werden Leschrieben und dann ein Bestimmungsschlüssel
für die 4 mediterranen Arten dieser Gattung gegeben.
Carex Halleriana Asso var. bracteosa Willk. (Menorca). —
Carex hordeistichos Vill. var. elongata Willk. (Südaragonien). —
Narcissus (Hermione) dubius Gov. var. (?) minor Willk. (Süd-
aragonien). — Tamus communis L. kommt in Spanien in zwei vielleicht
speeifisch verschiedenen Formen vor. — Die Beeren von Asparagus
albus L. sind nicht schwarz, sondern roth.
Kochia sanguinea nov. sp. (Südaragonien) wird ausführlich be-
sprochen. — Thymelaea ellijjtica Endl., pubescens Meisn. und thesioides
Endl. sind nahe verwandt, aber geographisch getrennt.
Bellis annua L. zerfällt in zwei Formen (B. obtusisquama Pau
ined. und B. acutisquama Pau ined.); letztere ist = B. microce-
phala Lge. — Aster Tripolium L. var. (?) Minoricense Rodr. herb,
(am Strandsee Albufera). — Filago Marecotica Del. wächst auch
in Murcia; im „Prodromus" war sie irrig zu Filago ramosissima Lge.
gezogen. — Artemisia fruticosa Asso ist der richtige Name für A.
incanescens Jord. des „Prodromus". — Senecio Lopezii Boiss. var.
minor Willk. (= 8. Gibraltaricvs Rouy) ist von der Stammart
kaum verschieden. — Senecio Doronicum L. var. longifolia Willk.
(forsan species nova), Centralpyrenäen. — Carlina vulgaris L. var.
spinosissima Willk. (Catalonien, Südaragonien). — Serratida Albarra-
cinensis Pau — Domen solum — (äff. S. nudicaidi DC.) wird be-
schrieben. — Onopordon Acanthium L. var. polycepludum Willk.
(Nord-Catalonien). — Cirsium Anglicum Lob. var. longicaule Willk.
(Catalonien). — Carduus tenuißorus Curt. var. stenolepis Willk.
(Südaragonien, Malaga). — Carduus phyllolepis nov. sp. („C. chry-
sacanthus Ten." des Prodromus p. p.) aus den catalonischen Pyre-
näen und den Gebirgen von Leon. — Leontodon Hispanicus Mer.
var. psilocalyx Willk. (forsan species) von Algeciras. — Sonchus
hieracioides Willk. gehört zu S. aquatilis Pourr. — Crepis pidchra L.
var. Valentina Willk. (= C. Hispanica Pau) aus Valencia. — Hiera-
cium atrovirens Guss. var. Aragonensis Willk. (Südaragonien).
Lonicera Valentina (Pau sine descr.) wird beschrieben (regn.
Valentinum). — Plant ago nivalis Boiss. var. erectifolia Willk. (Sierra
Nevada). — Thymus Arundanus nov, sp. (Sect. Mastichina) in regno
Granatensi occidentali (Reverchon 1890). — Ajuga Chamaepithys
Schreb. var. suffrutescens Willk. (regn. Granatense occideut.J —
Teucrium scordioides Schreb. var. longifolium Willk. (Catalaunia).
— Teucrium Reverchoni nov. sp. (Sect. Polium) in regno Granatensi
(Reverchon 1888). — Convolvulus Valentinus Cav. (Alicante,
Catalonien) ist eine gute Art und wird hier genau beschrieben.
— Linaria satureioides Boiss. var. flaviftora Willk. (ager Granatensis).
— Antirrhinum Barrelieri Bor. vor. latifolium Willk. (regn. Siennense).
— Veronica comnudata nov. sp. (äff. V. Austriacae L.) aus Süd-
Aragonien.
6*
84 Systematik u. Pflanzengeogr. (Oek. u. gärtnerische Botanik).
Torilis infesta Hoffm. var. heterocarpa Willk. (Baetica). —
Oenanthe peucedanifolia Poll. var. brachycarpa Willk. (Südaragonien).
— Conopodium elatum nov. sp. (äff. C. capillifolio Boiss.) in regno
Granatensi occidentali (Reverchon 1890). — Conopodium Bourgaei
Coss. var. stenocarpum Willk. (forsan species), Sierra Nevada.
Vicia sativa L. var. grandißora Willk. (regn. Granatense
occident.) — Vicia atropurpurea Desf. variirt sehr (ß. sericea, y.
punicea, d. tenella). — Lotus idiginosus Schk. var. brachycarpus
Willk. (Ronda, Grazalema). — Medicago Gaditana Perez - Lara in
litt. (äff. M. ciliari Willd.) aus Baetica und Grazalema wird be-
schrieben. — Ononis Cossoniana Boiss. Reut. var. rotundifolia Willk.
prope S. Roque et Gibraltar. — Ononis crotalarioides Coss. var.
(?) rubricaidis Willk. (Baetica). — Ononis Aragonensis Asso var.
microphylla Willk. (Serrania de Ronda, Grazalema). — Cytisus albus
Lk. hat fortan C. Lusitanicus Tourn. zu heissen, wegen Cytisus albus
Hacq. = C. leucanthus W. K.*)
Rhamnus Baeticus Willk. et Reverch. nov. sp. (äff. Rh. Fran-
gulae L.), Baetica. — Linum suffridicosum L. hat eine abweichende
Form (L. differens Pau). — Silene Boissieri J. Gay var. latifolia
Willk. (regn. Granat, occident.) — Dianthus Seguierii Chaix var.
pygmaeus Willk. (Catalonien, Südaragonien). — Viola arborescens
L. hat in Spanien zwei Formen : 1. compacta, 2. elongata. — Helian-
themum leptophyllum Dun. var. albiflorum Willk. (Murcia, Granada).
— Biscutella laevigata L. var. latifolia Willk. (regn. Valentinum). —
lberis Bourgaei Boiss. Reut. = 1. pectinata Boiss. — Draba Hispa-
nica Boiss. var. brachycarpa Willk. (regn. Granat, occident.)
Fritsch (Wien).
Friedrich,?., Die St rauch er und Bäume unserer öffent-
lichen Anlagen, insbesondere der Wälle. Mit einer
Planskizze. (Beilage zum Programm des Katharineums zu Lübeck.
1889 und 1890.) 4°. 64 und 64 p. Lübeck 1889 und 1890.)
Die Anlagen der Stadt Lübeck zeichnen sich durch eine über-
raschend grosse Anzahl von fremdländischen Bäumen und Sträuchern.
aus, welche indem citirten Programm zusammengestellt sind. Es sind
darin auch diejenigen Gärten berücksichtigt, welche von der Strasse
aus leicht einen Einblick gestatten, ebenso der Friedhof und der
an seltenen Zierbäumen reiche Kurpark zu Travemünde. — Nach
einer Geschichte der Lübecker Wälle und Anlagen und einem
Bericht über die städtischen Baumschulen und Alleen werden die
Baumriesen der Umgebung Lübecks nach der zweiten Auflage des
Führers durch die Umgegend der ostholsteinischen Eisenbahnen
von E. Bruhns aufgeführt, von denen hier einige genannt werden
mögen, nämlich die wohl 700 Jahre alten Eichen von Cismar und
Salzau mit einem Stammumfange von 8,60 und 8,31 m.
Nun folgt eine systematische Aufzählung und Beschreibung
der angepflanzten Bäume und Sträucher. Es ist dabei von Be-
*) Diese Nomenclaturfrage ist wohl strittig. Leider fehlt es noch immer an
einem allgemein angenommenen Nomenclaturprincip! — Ref.
Systematik u. Pfianzengeogr. (Gärtnerische Botanik). 35
Stimmungstabellen Abstand genommen, um die Arbeit nicht noch
umfangreicher zu machen. Dafür sind auf der beigegebenen Karte
alle in der Beschreibung angeführten Standorte , soweit diese im
Gebiete der Wälle, also vom Huxterthor bis zum Rangir- Bahnhof,
sowie in der Umgebung des Burgthores von der Jacobikirche bis
zum Jerusalemsberg und der Stadt-Wasserkunst nebst den Never-
mannschen Baumschulen liegen, angegeben, und zwar gewöhnlich
durch die laufende Nummer der betreffenden Art, durch lateinische
Buchstaben nur da, wo mehrere Arten zu Strauch- und Baumgruppen
vereinigt sind. Eine nachahmenswerthe Einrichtung ist es , dass
zum leichteren Auffinden der Arten seit einigen Jahren Nainen-
schilder befestigt sind, die noch vermehrt werden sollen.
Inseesammt werden 44 Familien mit 275 Arten und einer
grossen Menge Varietäten beschrieben und ihre Verbreitung mit-
getheilt. Diese zahlreichen Arten sind Angehörige aller Länder
der nördlichen gemässigten und subtropischen Zone; die südliche
gemässigte Zone weist nur einen Vertreter auf, die immergrünen
Berberis buxifolia aus Patagonien und dem südlichen Chile. Sonst
kommen auf das gemässigte Europa allein 17 Arten, das gemässigte
Europa und Nordasien 66, Sibirien einschliesslich des nördlichen
China 8, die Mittelmeerländer und Vorderasien bis Himalaja 40,
den Kaukasus, Transkaukasien und Mittelasien 15, das chinesisch-
japanische Florengebiet 28, Nordamerika 76 Arten.
Die Lübecker Anlagen enthalten die charakteristischen Wald-
bäume aus fast allen Ländern der nördlichen gemässigten Zone:
1. Die Fichte, Kiefer und Birke der nordeuropäischen Wälder;
2. Die Stiel- und die Steineiche, die gross- und kleinblättrige Linde,
die ungeheuren Waldungen des mittleren Russlands bildend; 3. Die
Buche, den charakteristischen Waldbaum des europäischen See-
klimas; 4. Die Lärche und Arve, die Waldbäume des kontinentalen
Klimas, daher von den Centralalpen bis Ostsibirien verbreitet;
5. Die Zerreiche und die ungarische Eiche, die Wälder Ungarns
und Kroatiens bildend; 6. Die Edeltanne, Schwarzkiefer, Edel-
kastanie und kephalonische Tanne, charakteristische Waldbäume
Südeuropas, letztere ausschliesslich in Griechenland; 7. Die Pinsapo-
tanne, den Waldbaum der südspanischen Gebirge und des Atlas ;
8. Die Kordmannia und die orientalische Fichte, welche im Kaukasus
unsere Edeltanne und Fichte vertreten; 9. Den Mammutbaum, die
immergrüne Sequoje, die Douglastanne, die langnadeligen califor-
nischen Edeltannen, Abies nobilis und amabilis, und die Picea
Menziesii aus dem westlichen Nordamerika ; 10. Die Balsamtaune,
Weisstanne und Hemlocktanne, welche die ungeheuren Tannen-
wälder von Britisch Nordamerika zusammensetzen; 11. Den Silber-
und Eschenahorn, die Weymoutskiefer , die rothe Eiche und die
unserer Buche nahe verwandte Fagtis ferruginea, häufige Wald-
bäume der Zone sommererüner Laubhölzer in den atlantischen
Staaten der Union. In diese Zone dringen nordwärts vor als
Vertreter tropischer Familien der Tulpenbaum, die Magnolie (M.
acuminata) und der Trompetenbaum; 12. Die Sumpfcypresse, der
vorherrschende Waldbaum des Mississippi.
86 Palaeontologie (Gefässkryptogamen).
Ein ausführliches alphabetisches Namensverzeichniss schliesst
die mühevolle Arbeit.
P. Knuth (Kiel.)
Kiflstoil, R.? A d d i t i o n a 1 notes o n s o m e British c a r b o n i-
ferous Lycopods. (Annais and Magazine ot* Natural History.
1889. p. 60—67. PI. IV.)
Der Verf. giebt hierin ergänzende und berichtigende Bemer-
kungen zu seiner in denselben Blättern geschriebenen Arbeit: „On
the relationsship of Ulodendron etc." 1885.
1. Lepidodendron Veliheimianwm Sternb. besitzt seitliche Frucht-
zapfen. Die Exemplare mit Terminalzapfen gehören einer neuen
Art an. — Die Lepidodendron • Blätter sind nicht, wie früher vom
Verf. angenommen wurde, an der ganzen Fläche der Blattnarben
einschliesslich des „Field" angeheftet, sondern nur an der kleinen
schildförmigen Scheibe, welche das Gefässnärbchen und die zwei
seitlichen, wahrscheinlich von Drüsen herrührenden Närbchen trägt.
2. Sigillaria. Ein neuerdings gefundenes und hier abgebildetes
Exemplar des Lepidodendron dwcophorum König zeigt deutlich
die drei für Sigillaria charakteristischen Närbchen und bestätigt
die von K. behauptete, von Zeiller aber bestrittene Zugehörigkeit
der Art zu Sigillaria (Sigillaria discophora König sp.).
Ulodendron majus und U. minus L. und H. sind verschiedene
Alters- und Erhaltungszustände derselben Art. Sigillaria discophora
ist mit Ulodendron minus (nach Zeiller mit U. majus) identisch,
ebenso Sigillaria Menardi Lesquereux,
3. Bothrodendron L. H. Z e i 1 1 e r hat mit Recht das
Rhytidodendron minutifoliwn Boulay von Schottland zu Bothro-
dendron gestellt. Kidston macht darauf aufmerksam, dass bei
Bothrodendron der Nabel der grossen Narben excentrisch, dagegen
bei Ulodendron - artigen Sigillarien und Lepidodendron ganz oder
beinahe central liegt. Bei B. punctatum standen die Fruchtzapfen
in zwei verticalen Reihen, dagegen hat B. minutifolium Boulay
sp. lange, dünne, endständige Zapfen. Die subepidermalen Narben
der letzteren Art erinnern an diejenigen der Sigillarien. Bothrodendron
steht zwischen Lepidodendron und Sigillaria.
Als neue Species wird Bothrodendron Wnkianum aus den
Calciferous Sandstone Series beschrieben, die vielleicht später mit
Lepidodendron Wilhianum Heer als Bothr. Wükianum Heer sp.
zu vereinigen ist. Sie besitzt kleine, querovale, mit drei punkt-
förmigen Närbchen versehene Blattnarben und über jeder eine
weitere kleine, punktförmige Narbe. — Die Gattung Cyclostigma
Haughton ist mit Bothrodendron zu vereinigen.
Stenzel (Chemnitz).
Kidston, Rob., Od the fossil plants in the Ravenhead
collection in the Free Library and Museum, Liver-
pool. (Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol.
XXXV. Part. II. No. 10. p. 391—417. PI. I and II.)
Palaeontologie. — Techn. u. Handelsbotanik (Physiologie). 87
Die Pflanzenreste der Ravenhead Collection wurden von Higgins
gesammelt in einem Einschnitt der Hyiton — St. Helens-Eisenbahn,
welcher hei Ravenhead (South Lancashire) durch die „Middle Coal
Measures" führt und die zwei Ravenhead-Kohlenflötze bloslegt. Im
Liegenden des unteren Flötzes stiess man auf eine Reihe von 4 — 5'
hohen, fossilen Baumstümpfen, die sich noch in ihrer ursprünglichen
Lage befanden. Eine grosse Anzahl anderweiter Pflanzenreste fand
sich unter diesen Stämmen, einige Exemplare wurden auch ge-
sammelt zwischen und einige wenige über den zwei Flötzen.
Der Verf. beschreibt, folgende Arten, von denen die mit * be-
zeichneten abgebildet sind:
Calamitina varians Sternb. var. inconstans Weiss.*, Calamitina varians Sternb.
var., Colamitina approximata Brongn., Eucalamites ramosus Artis., Sti/localamites
Suckowii Brongn., St. undulatus Sternb., St. C'istii Brongn., Calamocladus equiseti-
formis Schloth. sp., C. grandis Sternb. sp., C. lycopodioides Zeiller sp., Spheno-
phyllum cuneifolium Sternb. sp., Spliyropteris obliqua Mairat. sp.*, Zeilleria deli-
catula Sternb. sp., Sphenopteris Sauverii Crepin., Sph. trifoliolata Artis. sp., Sph.
Marratii Kidston. n. sp.*, Sph. obtusiloba Brongn., Sph. mixta Schimper, Sph.
coriacea Marrat.*, Sph. Footneri Marrat.*, Sph. spinosa Göpp , Sph.fwcata Brongn.,
Sph. rnultifida L. et H., Sph. Sternbergii Ettingsh. sp., Neuropteris heterophylla
Brongn., Neur. tenuifolia Schloth. sp., Neur. gigantea Sternb., Neur. macrophylla
Brongn., Neur. dentata Lesqu.*, Odontopteria Reichiana Gutb., ? Od. Britannica
Gutb., Mariopteris muricata Schloth. sp., ? Pecopteris Miltoni Artis sp., Dactylo-
theca plumosa Artis sp., Alethopteris lonchitica Schloth. sp., AI. lonchitica Schloth.
sp. var. decurrens Artis sp., Alethopteris Serlii Brongn., Rhacophyllum crispum
Gutb. sp forma lineare Gutb. sp., Megaphyton frondosum Artis, Lepidodendron
Sternbergii Brongn., Lep, aculeatum Sternb., Lep. Haidingeri Ettingsh., Lepido-
strobus variabilis L. et H., f L. Olryi Zeiller, L. Geinitzü Schimper, Lepidophloios
carinatus "Weiss., Halonia regularis L. et H., Lepidophyllum lanceölatum Brongn.,
Bothrodendron minutifolium Boulay. sp.*. Sigillaria tessellata Brongn., Sig. rnamil-
laris Brongn., var. abbreviata Weiss., Sig. Arzinensis Corda*. Stigmaria ficoides
Sternb. sp., St. rimosa Goldenb., Cordaites principalis Gesmar. sp., Antholitus sp.,
Sti rnbergia approximata Brongn., Trigonocarpus Noeggeraihi Sternb. sp.*, Tr.
Parkinsoni Brongn., Pinnularia capillacea L. et H., Stein.
Der Verf. giebt ausserdem in der Einleitung eine von G. H.
Morton bearbeitete geologische Skizze der South-West Lancashire
Coal Measures mit Protilzeichnungen und erwähnt von Fossil-
resten noch Spuren von Annaliden, Bivalven (?) und von Calamites
Cisti, lerner Reste von Goniatites Listerl und Aviculopecten papy-
raceus aus den Lower Coal Measures („Gannister Series"), sowie
ausgedehnte Lagen von Anthracosien (Anthracosia robusta) und
Fischreste aus den Middle Coal Measures.
Stenzel (Chemnitz).
Haiiausek, T. F., Die Entwicklungsgeschichte der Frucht
und des Samens von Coffea arabica L. Erste Abhand-
lung: Einleitung: die Blüte. (Zeitschrift für Nahrungs-
mittel-Untersuchung und Hygiene. 1890. Nu. 11. p. 237 — 242.
No. 12. p. 257—258.)
Verf. hat durch die freundlichen Bemühungen des Herrn Dr.
H. Sa lomonson aus Amsterdam ein reichhaltiges und ausgezeichnet
conservirtes Untersuchungsmaterial erhalten, welches Proben des
Entwicklungsganges der Kaffeefrucht von der Blüte bis zum aus-
gereiften Product umfasst und aus Java stammt. Bernfsgeschäfte
88 Techu. u. Handelsbotanik (I'hyaiologie).
haben ihn verhindert, das Material auf einmal aufzuarbeiten und so
konnte nur allmählich die Untersuchung vorgenommen werden, von
welcher die erste Abhandlung vorliegt; diese behandelt einige
morphologische Fragen der Blüte und deren anatomischen Bau.
Der Blütenstand von C'offea ist bekanntlich cymös und be-
steht aus zwei bis vier, nach Angabe der Autoren bis aus sieben Blüten,
die den Achseln der gegenständigen Blätter entspringen ; zwischen
diesen befinden sich zwei Nebenblätter, die aber nach Lanessan
selbständige Blätter mit reducirter Ausbildung vorstellen; so dass
also an jedem Nodus zwei Wirtel, ein fertiler und ein steriler
Blattwirtel, vorkommen. — Kelch und Krone sind pentamer ge-
baut, ersterer ist auf fünf äusserst kleine Zipfel reducirt; die Prä-
floration der Krone ist induplicativ-rechts gedreht Alternirend
folgen die fünf Stamina und das unterständige aus zwei Carpiden ge-
bildete Gynaeceum, quer zur Abstammungsachse ; zwei Vorblätter
stehen transversal ; abweichende Verhältnisse in der Stellung der Vor-
blätter konnten ebenfalls constatirt werden. Die Krone beginnt als
stielrunde Rohre, läuft in einen fünflappigen Saum aus, dessen erstes
Stadium des Aufblühens die Bezeichnung „hypokraterimorpha"
rechtfertigt. Nach Ernst sind die Blüten proterandrisch. Ausser
diesen Blüten gibt es nach Bernoulli am Kaffeebaum kleine, mit
derberen Hüllen versehene, rein weibliche Blüten, deren Dasein
viel länger währt, als das der normalen Blüten; sie werden von
dem Pollen der letzteren befruchtet; daraus ergibt sich, dass der
Kafteebaum eine local gy nodiö cische Pflanze sein kann.
Der Kelch ist, wie schon bemerkt , auf kleine Zähnchen
reducirt, die nur als Fortsetzungen der dermatogenen Schicht des
Gynaeceums anzusehen sind. Die Epidermis des Fruchtknotens
besteht aus sehr zarten polygonalen Zellen mit Spaltöffnungen, viele
der letzteren sind noch im Akte der Theilung ; ausgebildete Spalt-
öffnungen besitzen zwei schmale längliche Scbliesszellen, die von
zwei Nebenzellen umschlossen sind. Aus den Entwicklungs-
stadien der Spaltöffnungen ist zu ersehen, dass nicht die Initiale
(De Bary, vgl. Anat. d. Vegetationsorgane, p. 42) die Mutterzelle
der Spaltöffnung ist, sondern dass die Mutterzelle durch eine
neuerliche Theilung der Initiale gebildet wird. Weitere Details
sind im Aufsatze selbst einzusehen.
Der anatomische Bau der Krone ist folgender : Das Epithel
der Innenseite, von zartwandigen polygonalen Zellen gebildet, be-
sitzt eine höchst scharfe, selbst am Querschnitt deutliche Streifung
(Cuticularisirung); das der Aussenseite besteht aus buchtig con-
tourirten Zellen, die als Inhalt einen wandständigen Zellkern und
ein diesem anliegendes Oeltröpfchen besitzen, daselbst sind auch
schmalelliptische Spaltöffnungen vorhanden; das zwischen den Epi-
thelien liegende Schwammparenchym besitzt grosse Lücken. An
der Oberhaut der Antheren wiederholt sich die kräftige Cuticular-
streifung ; die Streifen laufen schiefbogig und dem Verf. erschien
der Verlauf dieser Streifen für die mechanische Thätigkeit der
Locularwände — nach der Entleerung des Pollens — von Bedeutung.
„Es läge nahe, anzunehmen, dass der schraubigen Zusammendrehung
Teelm. u. Haudelsbotanik (Physiologie). 39
<ler ausser Thätigkeit gesetzten Antheren durch den schraubigen
Verlauf der Cuticularstreifen gewissermaassen die Bahn gezeigt
würde, wenn man schon nicht annehmen kann, dass die Streifen
selbst zur Drehung unmittelbar etwas beitragen können." In be-
stimmten Geweben des Staubbeutels sind braune, fast unlösliche
Massen enthalten. Das innerhalb der Oberhaut gelegene Antheren-
gewebe besteht aus senkrecht zur Antheren-Oberfläche gestellten
Zellen, die eine radiale Anordnung zeigen und eine geradezu massive
spiralige Verdickung besitzen, so dass sie, flüchtig betrachtet, als
Spiroidenbündel gehalten werden könnten. Selbstverständlich ist
diese Spiralverdickung der wesentliche Motor des Mechanismus der
Anthere. Zunächst wird die Contraction der Spiralen zur Bildung
des Locularspaltes beitragen; zweitens wird die schraubige Zusammen-
drehung der Anthere durch die Spiralenthätigkeit veranlasst
werden.
Der Pollen besteht aus runden, stachellosen Körnern von
25 — 30 ii Durchmesser ; an jedem Korn sind drei Poren wahr-
nehmbar; in Wasser quillt die. Exine an und wandelt den runden
Contour in einen polyedrischen um. Nachträglich sei noch bemerkt,
dass eine zweite Zelle im Pollenkorn — der Pollen besteht nach
neueren Untersuchungen aus zwei Zellen — nicht deutlich, zum
mindesten nicht einwurfsfrei beobachtet werden konnte.
Bezüglich des Gynaeceums, das in der zweiten Abhandlung aus-
führlicher zu bearbeiten ist, sind nur folgende Angaben enthalten :
Es ist typisch zweifächerig, in jedem Fache befindet sich ein an der
Fachscheidewand entspringendes Ovulum. Die an der Aussenfläche
des Fruchtknotens vorkommenden Höcker chen sind keine
drüsigen Elemente, sondern hervorragende Stellen der Ober-
haut, auf deren Scheitel eine Spaltöffnung sich befindet.
Von Drüsenorganen, Haargebilden ist nichts zu sehen.
Im Fruchtknotengewebe tritt Kalkoxalat als Krystallsand
massenhaft auf. „Während die meisten Zellen noch den Charakter
des Urparenchyms besitzen, in lebhafter Theilung begriffen sind und
demgemäss actives Protoplasma mit Zellkern reichlich enthalten,
sind diese Krystallsandzellen schon als Ablagerungsstätten eines aus
dem Kreisläufe der Lebensstoffe ausgeschiedenen Körpers zu be-
trachten, denen bis zum Ende des ganzen Lebensprocesses, der noch
eine so bedeutende Vergrösserung des Organes zu bewerkstelligen
hat, keine andere Aufgabe und Arbeit mehr zuzukommen scheint.
Nur in dem Fall, als bei dem Aufbau der Gewebe Kalkmangel
eintritt, müssten die Krystallsandzellen sich nochmals in activer
Weise an dem Entwicklungsprocess betheiligen."
T. F. Hanausek (Wien).
90 Neue Litteratur.
Neue Litteratur.
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
Hayward, SylvamiS, Populär names of american plants. (Journal of the Amer^
Folk-Lore. Vol. IV. 1891. p. 147.)
Sndwortll, George B., Britton, N. L., Fernow, B. E., Notes on nomenclature.
(Garden and Forest. Vol. IV. 1391. p. 165 ff.)
Kryptogamen im Allgemeinen :
Levier, E., Crittogame de'll' Ahn Birmanin (Bhamo, Leinzo, Monti Moolegit)
raccolte dal Sig. Leonardo Fe;'.. (Bnllettino della Soeietä Botaniea Italiana.
— Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXIII. 1891. p. 600.)
Pilze:
Atkinson, (reo. F., Some Erysipheae from Carolina and Alabama. (Journal of
tue Elisha Mitchell Scientific Society. Vol. VII. 1891. Part II. p. 61—74. With
plate.)
Cooke, M. C, Additions to Merulius. (Grevillea. Vol. XIX. 1891. p. 108.)
Cllboni, G., Diagtiosi di una nuova speeie di fungo excipulaceo. (Bullettino
della Soeietä Botaniea Italiana. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXIII.
1891. p. 577.)
Dietel, P., Notes on some Uredineae of the United States. (Journal of Myco-
logy. Vol. VII. 1891. p. 42.)
Ellis, J. B. and Tracy, S. 31., New species of Uredineae. (1. c. p. 43.)
Lagerheini, G. von, Observations on new species of Fungi from North and
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Morgan, A. P., North American fungi. IV. The Gastromycetes. (Journal of the
Cincinnati Society of Nat. History. Cincinnati, Ohio. Vol. XI V. 1891. p. 5 — 21.
With plates.)
Phillips, W., Omitted Discomycetes. (Grevillea. Vol. XIX. 1891. p. 106.)
Pirotta, R., Sulla Puccinia Gladioli Gast, e sulle Puccinie con parafisi. (Bullet-
tino della Soeietä Botaniea Italiana. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol.
XX11I. 1891. p. 578.)
Zabriskie, J. L., The fungus Pestalozzia insidens n. sp. (Journal of the New
York Microscopical Society. Vol. VII. 1891. p. 101.)
Muscineen:
Micheletti, L., Elenco di Muscinee raccolte in Toseana. (Nuovo Giornale Bo-
tanico Italiano. Vol. XXIII. 1891. p. 561.)
Gefässkryptogamen :
Beanchanins, W. 31., Our Ferns at home. (Observer. Vol. IL 1891. p. 5.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Areangeli, G., I pronubi nell' Helicodieeros museivorus (L. f.) Engl. (Bullettina
della Soeietä Botaniea Italiana. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXIII.
1891. p. 588.)
Caleri, U., Alcune osservazioni sulla fioritura dell' Arum Dioscoridis. (1. c.
p. 5V3.)
ChristisOl), David, On the diffieulty of ascertaining the age of certain species
of trees in Uruguay from the number of rings. (Transactions and Proceedings
of the Botauical Society of Edinburgh. Vol. XV11I. 1891. p. 447. 1 pl.)
i:) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige L'ebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe der
Titel ihrer neuen Publicationen , damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redaetionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, damit
derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 91
Holm, T., Vitality of some annual plant». (The American Journal of Sciences,
Vol. XLII. 1891. p. 304. With plate.)
Systematik und Pflanzengeographie:
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Brandegee, T. S., The plants peculiar to Magdalena and 8anta Margarita Islands.
(1. c. p. 11.)
— — , Cactaceae of the Chape region of Baja California. (1. e. p. 18.)
— — , Drymaria in Baja. California. (1. c. p. 68.)
— — , A new Astragalus. (1. c. p. 72.)
Britton, N. L., An enumeration of the plants collected by Dr. H. H. Rusby
in South America, 1885 — 1886. (Bulletin of the Torrey Botanical Club of New
York. Vol. XVIII. 1891. p. 261.)
— — , New or nothworthy North American Phanerogams. IV. (1. c. p. 2GV)
Cailipoccia, Gesuallo, Atractilis gummifera o Carlma acaulis. 8°. 12 pp..
Caltagirone (Tip. Scuto) 1891.
Cicioni, G., Süll' Adonis flammea Jacq. trovata recentemente nel territorio di
Perugia. (Bullettino della Societä, Botanica Italiana. — Nuovo Gioruale Bo-
tanico Italiano. Vol. XXIII. 1891. p. 596.)
Clarke, H. L., The pitcher plant or side saddle flower. (Vick"s Magazine. Vol..
XIV. 1891. p. 213. 111.)
Coiltarilli, E., Dieci specie di piante ranuncolacee spontanee nel territorio di'
Bajjnacavallo. 8°. 20 pp. Faenza (Tip. P. Conti) 1891.
Drude, 0. und König, Cl., Ueber das Vorkommen von Alnus viridis DC. in
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1891. p. 43.)
Greene, E. L., Notes on some Western cherries. (Pittonia. Vol. II. 1891.
p. 159.)
— — , New or noteworthy species. X. (1. c. p. 161.)
— — , Native shrubs of California. V. VI. (Garden and Forest. Vol. IV. 1891.
p. 243.)
— — , Are plums and cherries of oue genus? U. c. p. 250.)
Halsted, Byron I)., Southern Mississippi fioral notes. (1. c. p. 250.)
Hervey, E. \V., Flora of New Bedford and the shores of Buzzards Bay, with a
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Higley, Wm. K. and Baddin, Chas. S., The fiora of Cook County Illinois,
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Vol. II. 1891. No. 1.) 8". 168 pp. With map. Chicago 1891.
Horsford, F. H., Bristol Pond Bog. (Garden and Forest. Vol. IV. 1891.
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91 pp. With map. Hanover, N. H., 1891.
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Illustr.)
Read, 31. A., Notes on the later life-history of the flov.-eriug dogwood. (Popul.
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Tanfani, E., Osservazioni sopra dne Silene della riora italiana. (Bullettino
della Societa Botanica Italiana. — Nuovo Giornale Bot'anico Italiano. Vol.
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Uphaill, Warreu, Geographie linoits of species of plants in the F.asin of tht
Red River of the North. (Proceedings of the Boston Society of Natural
History. Vol. XXV. 1891. Part I. p. 140.)
Vrooni, J., Does our indigenous flora give evidence of a recent change of
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1891.)
":92 Neue Litteratur.
Phaenologie :
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samem Plane angestellten pflauzen-phänologischen Beobachtungen. (Abhand-
lungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden. 1891. p. 59.)
'Ziegler, Julias, Pflanzenphäuologische Beobachtungen zu Frankfurt a. M. (Be-
richt über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt a. M.
1891. p. 21.)
Palaeontologie :
Engelhardt, H., Ueber fossile Pflanzen aus tertiären Tuffen Nordböhmens. (Ab-
handlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden. 1891.
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— — , Ueber Tertiärpflanzen von Chile. (Abhandlungen, herausgegeben von der
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Ettingshausen, C. Freiherr von, Die fossile Flora von Schönegg bei Wies in
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(Frey tag in Coinm.) 1891. M. 2.90.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
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Armstrong, L. H., Smut and rast fungus. (Florida Dispatch, Farmer and
Fruit-Grover, Jacksonville, Fla. Vol. III. 1891. p. 429.)
Bjergaard, J. Pedersen, Prevention of rust in cereals. (The American Agri-
culturist. Vol. L. 1891. p. 136.)
Bolle) , H. L., Grain smuts. (Bulletin of Agricultural Experiment Station of
Fargo, N. Dak. Vol. I. 1891. June.)
Butz, George C, Black knot on plums. (Bulletin of Penn. State Agricultural
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(Jubernati, Seraflno, Cura contro la peronospora e contro gliiusetti: istruzioni
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Neue Litteratur. 93;
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Ravizza, F., La peronospora: istruzioni pratiche per combatterla. Diciassettesima~
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Rübsaamen, Ew. H., Mittheilungen über neue und bekannte Gallmücken und!
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Ullderwood, Lucieil M., Diseases of the Orange in Florida. (Journal of Myco-
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Viglietto, F., Come combattere la peronospora nel 1891: riassunto. 8°. 7 pp.
Udine (Tip. Seitz) 1891.
Yoglino, P., I funghi piü dannosi alle piante coltivate ; il carbone de! granturco.
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Casalmonferrato. Vol. XXXVII. 1891. No. 22.) 8°. 8 pp. 1 tav. Casale-
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Zailfrogliini, C, Anomalie del fiore della Viola odorata Linn. (Estratto dagli
Atti della Societä dei Natural, di Modena. Ser. III. Vol. X. 1891.) 8°. 5 pp.
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Medicinisch-pharmaceutische Botanik :
Büchner, Ueber die im Bakterienkörper enthaltene Eiterung erregende Substanz,
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— — , Ueber pyogene Wirkung des Bakterieniuhalts. (1. c. p. 90 — 91.)
— — , Ursache der Sporenbildung beim Milzbrandbacillus. (1. c. p. 87 — 88.)
Fiedeler, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krank-
heits-Erreger derselben. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde..
Bd. X. 1891. No. 12. p. 380—384.)
Hahn, M., Ueber die chemische Natur des wirksamen Stoffes im Koch'schen.
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Hankin, E. H., Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskorper. [Schluss.l
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Band X. 1891. No. 12.
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Kliskoff, N.j Ueber Fälle von acuter Miliartuberculose ohne Koch'sche Tuberkel-
bacillen. (Trudi obsh. Russk. Wratsch. v. St. Petersburg. 1891. p. 11—26.;
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94 Neue Litteratur. — Personalnachrichten.
Loriga, G. et Peiisuti, Y., Sulla etiologia delle pleuriti. (Rivista d'igiene e
san pubbl. 1891. No, 11 — 13. p. 385—402, 431—448.)
Mac Fadyen, A., Observations lipon a mastitis bacillus. (Journal of Anat. and
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Mohr, Carl, Vegetation of Louisiana and adjoining regions, and its products,
in relation to pharmaey and allied industries. (Pharmac. Rundschau. Bd. IX.
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Äannotti, A., Contributo alle suppurazione prodotte dal pneumococco di Fränkel.
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Paminel, L. H., Loco weeds. (Vis Medicatrix. Vol. I. 1891. p. 40. 111.)
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rendus de la Societe de hiologie. 1891. No. 23. p. 511 — 513.)
Power, F. D., Review of some cases of poisoning by the so-called wild parsui]>.
(Pharmac. Rundschau. Bd. IX. 1891. p. 162. 111.) *
Roger, Action des produits solubles du streptocoque de l'erysipele. (Comptes
rendus de la Societe de biologie. 1891. No. 24. p. 538 — 542.)
Technische, Forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Eberiuayer, E., Untersuchungen a) über das Verhalten verschiedener Boden-
arten gegen Wärme; b) über den Einfluss der Meereshöhe auf die Boden-
temperatur; c) über die Bedeutung der Bodenwärme für das Pflanzenleben.
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd XIV. 1891. p. 195.)
Erdmanu, R., Die Grundlehren des rationellen Obstbaues. 8°. VIII, 60 pp.
10 color. Tafeln oder 1 color. Wandtafel. Graz (P. Cieslar) 1891. Fl. 2.40.
Goodale, G. L., Some of the possibilities of economic botany. (American
Journal of Science. Vol. XLII. 1891. p. 271.)
Gower, W. H., Cattleya Schroederae. (Garden. Vol. XXXIX. 1891. p. 30.
With plates.)
Mariaili, Giov., Studi chimico-agrari sugli equiseti, cousiderati come piaute da
foraggio. (Estratto dagli Studi e ricerche istituite nel laboratorio di chimica
agraria della R. uuiversitä di Pisa. 1886/87. Fase. 7.) 8°. 9 pp. Lodi (Tip.
Dell'Aro) 1891.
Mayer, A., Zur Theorie der Wassercapacität von Ackererden und anderer poröser
Medien. (Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XIV. 1891.
p. 254.)
Rothrock, J. T., The tulip poplar, or popolar tree. (Forest Leaves. Vol. III.
1891. p. 85 Illustr.)
Wollny, E., Untersuchungen über den Gewichtsverlust und einige morphologische
Veränderungen der Kartoffelknolleu bei der Aufbewahrung im Keller. (Forsch-
ungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XIV. 1891. p. 286.)
— — , Untersuchungen über das Verhalten der atmosphärischen Niederschläge
zur Pflanze und zum Boden. V. Der Einfluss der atmosphärischen Nieder-
schläge auf die Grundwasserstände im Boden. (1. c. p. 335.)
Varia:
Mac Milla», Conway, The three month course in botany. (Education. Vol. XI.
1891. p. 406.)
Persoiialnachrichteii.
Dr. Fritz Müller zu Blumenau in Brasilien, welcher bis vor
Kurzem die Stellung eines naturalista viajante des Museums zu
Rio de Janeiro bekleidete, ist seines Amtes plötzlich enthoben
worden von der brasilianischen Regierung, der Regierung, unter
der er beinahe 40 Jahre lang gearbeitet und gewirkt hat mit der
Hingabe und den Erfolgen, welche die wissenschaftliche Welt kennt.
Im April dieses Jahres wurde Herrn Dr. M ü 1 1 e r mitgetheilt, der
Personalnachrichten. 95
betreffende Herr Minister zu Rio de Janeiro habe beschlossen, die
Herren naturalistas viajantes sollten alle fortan in Rio wohnen, und
auch er habe demgemäss nach der Hauptstadt überzusiedeln. Seit
beinahe 40 Jahren ist Dr. Müller in Blumenau ansässig, seine
Besitzung hier ist seine Beobachtungsstation; in seinem Garten und
seinem Walde zumeist wurden jene wissenschaftlichen Thatsachen
gewonnen, welche inzwischen Gemeingut der Zoologen und Bo-
taniker aller Länder geworden sind, hier keimten seine Gedanken
auf, welche eines Darwin begeisterte Bewunderung erregten, hier
werden noch täglich an zahlreichen Versuchsobjecten Beobachtungen
fortgesetzt. Wo in aller Welt anders als im heutigen Brasilien
wäre es möglich gewesen, dass man einen Forscher vom Range
Fritz M ü 1 1 e r 's gegen seinen Willen nöthigen wollte , im
70. Lebensjahre seinen liebgewordenen Wohnsitz aufzugeben, eine
beschwerliche Seereise anzutreten nach einer Stadt, die schon durch
ihre ökonomischen Verhältnisse dem Gelehrten bei seinem bis dahin
bezogenen Gehalte kaum eine kärgliche Existenzermöglichen
würde. Dr. Müller musste erklären und erklärte, dass er
der an ihn ergangenen Aufforderung nicht Folge leisten
könne. Darauf erfolgte die Entlassung, welche die Regierung für
gut befand, durch den Steuereinnehmer des Ortes dem Gelehrten
bekannt geben zu lassen. Der Steuereinnehmer, der gewöhnlich
das Gehalt auszahlte, erklärte, zur Fortsetzung dieser Zahlung nicht
weiter ermächtigt zu sein.
Es wird den Lesern des „Botanischen Centralblattes" interessant
sein, die mitgetheilten Thatsachen kennen zu lernen, Kenntniss zu
nehmen von einem Akt der brasilianischen Regierung, welche in
einem ihrer vornehmsten Vertreter die Wissenschaft selbst beleidigte
und die von ihr vertretene Nation zum Range der uncivilisirten
Völker degradirte.
Blumenau, Sa. Catharina, 24. August 1891.
Dr. A. Möller.
Der bisherige ausserordentliche Professor an der Akademie zu
Münster in Westphalen, Dr. Arthur Meyer, ist zum ordentlichen
Professor der Botanik an der Universität Marburg ernannt worden.
Der Privatdocent der Botanik an der Universität Marburg,
Dr. F. G. Kolli, ist zum ausserordentlichen Professor in der philo-
sophischen Facultät daselbst ernannt worden.
Der bisherige Assistent am botanischen Garten und Universitäts-
Herbarium zu Göttingen, Dr. Emil Knoblauch, ist als Assistent
am botanischen Garten der technischen Hochschule zu Karlsruhe
angestellt worden.
Dr. C. Holmiami, bisher in Geisenheim, ist zum Assistenten
an der landwirthschaftlichen Versuchsstation der Akademie in
Poppelsdorf-Bonn ernannt worden.
96
Anzeigen. — Inhalt.
Moose und Flechten
50-
•60 Arten, nur airsgewählte Stücke.
2 Arten Collemaceen, in Gläsern
und Salzlösung, Porto und Emball. f.
1 Postkiste von 3 Kilo n. Deutschi. 8.50 M. — Einstweil, mit Nummern
versehen, werden durch das Wiener Mus. bestimmt, resp. beschrieb, werden.
Schwämme, getrock. Pflanzen, die gell) blüh. Agave Imerina's,
frisch, Lissochilus giganteus etc.
Z71. Sikora,
Naturaliste, Annanarivo, Madagascar via Marseille.
Liste mein, sämmtl. Natural, geg. 15 kr. od. 30 Pf. in B.-Mark., welche
bei Bestellung einrechne.
-♦♦• Artenzahl vergrössert sich nach jeder Reise.
D
ie Stelle des I. Assistenten am Botanischen Institute der
Universität Marburg ist zu besetzen. Bewerber ersuche um
Einsendung eines Curriculum vitae.
Professor Arthur Meyer, Marburg.
Inhalt:
Wissenschaftliche Original-
JVIittheilungeia.
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ecto-
carpus-Arten der Kieler Föhrde. (Fortsetzung),
p. 65.
Tanfiljef, Ueber subfossile Strünke auf dem
Boden von Seen, p. 71.
Botanische Gärten und.
Institute.
The Missouri botanical garden, p. 72.
Instrumente, Präparations- und
Conservations- Methoden etc.
Altniiinii, Tbermoregulator neuer Construction
p. 73.
Referate.
Brockbank, Notes on seedling Saxifrages grown
at Brockhurst from a Single scape of Saxi-
fraga Macnabiana, p. 80.
Friedrich, Die Sträucher und Bäume unserer
öffentlichen Anlagen, insbesondere der Wälle,
p. 84.
Gnijrnard, Sur la Constitution du noyau sexuel
chez les vegetaux, p. 79.
Hanausek , Die Entwicklungsgeschichte der
Frucht und des Samens von Coffea arabica
L. Erste Abhandlung: Einleitung: die Blüte,
p. 87.
Kidston, Additional notes on some British
carboniferous Lycopods, p. 86.
— — , On the fossil plants in the Ravenhead
Collection in the Free Library and Museum,
Liverpool, p. 86.
Poirault, Reeherches d'histogenie vegetale.
Dcveloppement des tissus dans les organes
vegetatifs des Cryptogames vasculaires, p. 77.
Setchell, Contributions from the Cryptogomic
Laboratory of Harvard University. XIV.
Preliminary notes on the species of Doassansia
Cornu, p. 75.
Spitzner, Beitrag zur Flechtenflora Mährens
und Oesterreichiseh-Schlesiens, Strauch-, Blatt-
und Gallertfiechten, p. 76.
Thaxter, Supplementary note on North American
Laboulbeniaceae, p. 76.
Van Tiegheni, Un nouvel exemple de tissu
plisse, p. 79.
Voss, Mycologia carniolica. Ein Beitrag zur
Pilzkunde des Alpenlandes. III. Ascomyeetes,
D. 73.
Williams, The pinks of Central Europe, p. 80.
— — , Synopsis of the genus Tunica, p. 81.
Willkomm. Ueber neue und kritische Pflanzen
der spanisch-portugiesischen uud balearischen
Flora, p. 82.
Neue Litteratur, p. 90.
Personalnachrichten.
Dr. Müller zu Blumenau (seines Amtes ent-
hoben), p. 94.
Dr. Meyer (ordentlicher Professor der Botanik
an der Universität Marburg), p. 95.
Dr. Knoblauch (Assistent am botanischen Gar-
ten der technischen Hochschule zu Karls-
ruhe), p. 95.
Dr. Kohl (ausserordentlicher Professor in der
philosophischen Facultät Marburg), p. 95.
Dr. Hohtuann (Assistent an der landwirt-
schaftlichen Versuchsstation der Akademie in
Poppelsdorf-Bonn), p. 95.
Ausgegeben : 21. October ISOl.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Gasse!.
Band XLVIII. No. 4. XII. Jahrgang
V REFERIRENDES ORGAN *•
für das G-esammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar TJIilworm und Dr. F. GL Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Yereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen SectHita des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Student*
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch* botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Nr. 43.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Urigmal-Mittheilungen.
Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus- Arten
der Kieler Föhrde.
Von
Paul Kuckuck.
Mit 6 Figuren.
(Fortsetzung.)
Ectocarpus dasycarpus n. sp.
Diagn. : Bildet an anderen Algen festgewachsene,
meist unverworrene braune Büschel von 5 — 7 cm Höhe.
Pluriloculäre Sporangien cylindrisch, sitzend oder
auf ein- bis mehrzelligem Stiel oder langgestielt,
sehr häufig terminal, nicht in ein Haar auslaufend,
von sehr variabler Länge (bis 250 fi), aber sehr con-
stanter Dicke (10 — 15 (.t). Uniloculäre Sporangien
fehlen. Verzweigung pseudodichotom, meist nur die
Sporangienäste deutlich seitlich.
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1801. 7
98
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Die Art ist durch die Form der pluriloculären Sporangien
gut charakterisirt. Dieselben sind sehr zahlreich dadurch, dass die
Spitzen von Zweigen aller Ordnungen und die kurzpfriemigen
Aestchen fertil werden können (Fig. 4). Sterile Zweigspitzen sind
selten und laufen dann in ein Haar aus. Vegetative Zellen der
Hauptachse bis 40 /n dick, mit schmalen, wohl entwickelten Chro-
matophoren-Bändern, cylindrisch, an den Querwänden wenig oder
gar nicht eingeschnürt. Thallus in den oberen Theilen dünnfädig.
Fig 4.
Ectocarpus dasycarpus n. sd., ein Zweig mit jungen und reifen pluriloculären
Spoi'angien; bei pi Sporangien bei s sessil, bei pi kurzgestielt, bei ps lang-
gestielt, bei t. terminal. Vergr. 100:1.
An anderen Algen festgewachsen, meist in grösserer Tiefe;
im Sommer. *)
Ectocarpus penicillatus Xg.
Diagn. : Immer fest gewachsen; büschelig mit mehr
oder minder scharf umgrenzten Zw eigbüsch ein, ohne
*) Im Juli d. J. gelang es mir, aus Schwärmern, welche den pluriloculären
Sporangien entstammten und nicht kopulirt hatten, eine neue Generation mit
pluriloculären Sporangien zu ziehen.
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
99
durchgehende Hauptachse. Verzweigung anfangs
seitlich, dann pseudodichotom. Uniloculäre Sporangien
eil i psoidisch-zusammengedrückt, seltener eiförmig,
35 — 50 f.i lang, 25 — 30 (t dick, ungestielt oder auf ein-
bis wen ig zelligem Stiel, angedrückt-aufrecht oder
abstehend. Pluri 1 oculäre Sporangien lang-kegel-
förmig bis dick- pfriemig, bis 250// lang, an der Basis
oder kurz über derselben 20 — 30 /n dick. Chrom ato-
p hören bandförmig, wiederholt verzweigt, breit, un-
regelmässig verlaufend, bis 3,5 ii breit.
Fig. 5. A, B.
Ectocarpus penicillatus Ag. , zwei verschiedenen Pflanzen entnommene, Zweig-
büschel mit pluriloculären (A) und uniloculären Sporangien; bei s sessile
Sporangien, bei p Sporangien mit keilförmiger Stielzelle, bei v trichothallischer
Vegetationspunkt über der jüngsten Sporangiumanlage sp, bei g Doppel-
sporangium. Vergr. 100 : 1.
Bildet bis 10 cm hohe, rostbraune, unten meist etwas ver-
filzte, an der Peripherie freie, mit Zweigbüschelchen bedeckte Büschel
an Scytosiphon lomentarius und Chordaria jlagelliformis in der
Litoralregion. Die Verzweigung ist "anfangs deutlich seitlich, wird
aber bei den älteren Aesten durch rasches Wachsthum des Seiten-
astes, welcher die Hauptachse etwas zur Seite drängt, scheinbar
gabelig. Zweige der letzten Ordnungen zu Zweigbüscheln ver-
einigt, die besonders bei den mit pluriloculären Sporangien bedeckten
Pflanzen sehr dicht sind, gabelig, abwechselnd oder einseitig. Die
gleichbreiten oder sich nur allmählich verdünnenden, bis 20 ii
dicken Haare sind wohl entwickelt und krönen die Zweigbüschel
7*
100 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arteu etc.
mit einem weisslichen Filz. Vegetative Zellen bis 50 /u dick, meist
an den Querwänden etwas eingeschnürt, besonders in den dickeren
Theilen tonnenförmig. Beiwurzeln spärlich, 7 /n dick.
Uniloculäre und pluriloculäre Sporangien auf verschiedenen
oder auf demselben Individuum , die ersteren zuerst erscheinend.
Die uniloculären Sporangien sind meist regelmässig- oder etwas
zusammengedrückt - ellipsoidisch. Bald sind sie sessil (bei s in
Fig. 5, B), bald erheben sie sich auf einzelligem (selten zwei- bis
wenigzelligem) Stiel (bei p in Fig. 5, B). Verläuft ihre Längs-
achse parallel zur Längsachse des Fadens, an welchem sie sitzen,
so sind sie diesem fest angedrückt. Die Stielzelle kann nachträglich
zum Sporangium auswachsen (bei g in Fig. 5, B) und die ur-
sprüngliche Sporangienanlage überholen. Oder sie theilt sich nach-
träglich durch eine schiefe Wand und die obere Zelle verwandelt
sich in ein Sporangium. Später scheinen alsdann zwei gleichwerthige
Sporangien auf einem Stiele zu sitzen. Intercalare Sporangien
kommen hin und wieder vor. — Die pluriloculären Sporangien
haben, wenn sie an Pflanzen mit uniloculären Sporangien entstehen,
zuerst eine mehr gedrungene, der uniloculären sich nähernde Form.
Bald werden aber nur noch lang-kegelförmige, pfriemige oder mehr
cylindrische Sporangien gebildet. Niemals tragen dieselben ein
Haar. Gewöhnlich ist ein ein- bis wenigzelliger Stiel vorhanden
(bei p in Fig. 5, A; bei s ein sessiles Sporangium). — Oft ist
schon bei Büscheln von kaum 1 cm Höhe reichliche Fructification
vorhanden.
Mai bis August, an anderen Algen festgewachsen, nie treibend ;
Bülk, Möltenort, Bellevue, nicht häufig.
Syn. E. siliculosus *• peniciüatus C. A. Agardh, Syst. Alg. p. 162.
E. siliculosus f- peniciüatus C. A. Agardh, Spec. Alg. Vol. IL p. 39.
E. confervoides f. penicillata Kjellm., Bidrag; p. 80 ff.
E. penic.illatus Kjellm., Handbok p. 7G f.
Exsicc. Areschoug, Alg. scand. exs. No. 115, 174, 175.
Morphologisches.
A. Zellinhalt und Sporangien.
I. Der Formen kreis von Ectocaiyus litovalis L. s p.
1. Zellinhalt.
Die Chromatophore n. Die Chromatophoren zeigen mit
grosser Uebereinstimmung auch bei den verschiedensten Formen
eine linsen- oder plattenförmige Gestalt von rundlichen Umrissen
und sind in grösserer Anzahl dem Wandbeleg des Protoplasmas
eingebettet. Ihre Grösse kann bei den einzelnen Formen und auch
bei demselben Individuum, selbst in derselben Zelle, doch immer
nur zwischen engen Grenzen variiren. In den kleineren Zellen
sind sie nicht kleiner, sondern nur weniger zahlreich. Bald liegen
sie locker, weite Zwischenräume zwischen sich lassend, bald so
dicht, dass nur ein feines Netzwerk der Zellwand von ihnen frei
bleibt. Im letzteren Falle verlieren sie ihre rundliche Gestalt und
werden kantig. Chromatophoren, die sich theilen, nehmen erst
elliptische Form an und werden dann bisquitförmig. Sie sind ent-
Kixckuck, Beiträge zur Keuntniss der Ectocarpus-Arten etc. 101
weder an allen Stellen gleich dick, oder sie sind in der Mitte am
dicksten, so dass eine planconvexe Gestalt entsteht. Zuweilen ver-
längern sie sich zu kurzen, etwas gewundenen Bändern ; auf dieses
Merkmal jedoch eine eigene Form zu gründen, erschien nicht an-
gängig, da bei demselben Individuum sich auch zahlreiche Zellen
mit normalen Ckromatophoren zu linden pflegten. Mit Essigsäure
behandelt schrumpfen die Chromatophoren und zeigen einen fein-
porösen Bau.
Pyrenoide. (Ueber die Benennung s. w. u.) In den
Zellen von E. litoralis L. sp. linden sich stets im Zusammen
hang mit den Chromatophoren Gebilde, welche sich in Essigsäure,
Alkohol und Pikrinsäure nicht auflösen, von Alkalien aber zerstört
werden. Mit Karminessigsäure färben sie sich nach 24 Stunden
roth. Von den Pyrenoiden der bandförmigen Chromatophoren
(s. u.) unterscheiden sie sich in mehrfacher Hinsicht. Sie sind
meist nicht rundlich, sondern birnenförmig und sitzen den Chromato-
phoren (gewöhnlich in der Einzahl) vorzugsweise seitlich am Rande
mit einem Spitzcheu auf. Oft befindet sich an dieser Stelle eine
Einkerbung oder Ausbuchtung am Chromatophor, die sich dadurch
am besten erklärt, dass man annimmt, der letztere sei seit der An-
lage des Pyrenoids um die Tiefe der Einkerbung am Rande ge-
wachsen. Eine Schalen structur konnte ich nicht nachweisen.
Sonstige im Protoplasma suspendirte Körper.
Tropfenförmige und körnige Gebilde im protoplasmatischen Wand-
belege und im übrigen Zellplasma machen zuweilen das Erkennen
der Pyrenoide schwierig, können aber leicht durch Alkohol und
Essigsäure, in denen sie sich lösen, beseitigt* werden.
Zusammenballungen in der Nähe des Kernes, welche weit in
die Vacuolen hineinragen und sich bei Zusatz von Eau de Javelle
unter Braunfärbung und Quellung lösen, linden sich häufig und
bei Exemplaren , die längere Zeit cultivirt wurden, massenhaft.
2. S p o r a n g i e n.
Die pluriloculären Sporangien sind in den Verlauf
des Fadens eingesprengt, bald ebenso dick wie dieser, bald dicker
und von den vegetativen Zellen scharf abgesetzt, bald cylindrisch,
bald sich nach oben verjüngend; zuweilen etwas höckerig. In
der Länge variiren sie sehr, selten entsprechen sie nur einer vege-
tativen Zelle, in der Regel einer grösseren Anzahl derselben. Oefter
sind einzelne vegetative Zellen, die sogar junge Aeste anlegen
können, in das Sporangium eingesprengt, so bei E. litoralis ß. firma
f. -pachycarpa. Die Stielzellen können bis auf eine reducirt sein
oder ganz verloren gehen , sodass das Sporangium sessil wird.
Die oberen Zellen laufen olt in ein Haar aus und können gleich
über dem Sporangium eine bedeutende Länge haben. Oft sind
sie aber nur in so geringer Anzahl vorhanden, dass sie dornartig
dem pluriloculären Sporangium aufsitzen, oder sie werden bis auf
eine Zelle reducirt, die endlich auch in das Sporangium hinein-
gezogen werden kann. Noch möchte ich erwähnen, dass die Stelle,
an welcher bei der Reife der Austritt der Zoosporen erfolgt, sich
102
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
schon vorher als Vorwölbung oder Höcker kenntlich macht. Die
Entleerang geht immer an mehreren Stellen des Sporangiums
vor sich.
Die uniloculären Sporangien, deren Entwicklung näher
studirt wurde, liegen gewöhnlich im Verlauf des vegetativen Fadens
zu Ketten vereinigt ; die über und unter der Kette liegenden vege-
tativen Zellen verhalten sich wie beim pluriloculären Sporangium,
doch finden sich sessile Ketten nur selten. Die Form des einzelnen
Sporangiums ist tonnenförmig, wenn die Einschnürung an den die
Sporangien trennenden Scheidewänden eine geringe, fast kugelig,
wenn sie bedeutend ist. Ist seine Längsachse grösser als der
Querdurchmesser, so wird das Sporangium ellipsoidisch, im um-
gekehrten Falle scheibenförmig. Die Zahl der in einer Kette ver-
einigten Sporangien ist oft bei demselben Individuum eine sehr
wechselnde. Selten sind nur ein oder zwei Sporangien vorhanden,
so bei E. litoralis ß. firma f. livida ; im extremen Falle zählte ich 35.
Hin und wieder tritt bei Pflanzen, deren Sporangien sonst normal
sind, in einem jungen Sporangium eine Längswand auf; jede der
beiden so entstandenen Zellen entwickelt sich zu einem uniloculären
Sporangium.
Beginnt die Pflanze uniloculäre Sporangien zu produciren, so
geht mit der Veränderung des Inhaltes in manchen Fällen, besonders.
wenn die reifen Sporangien
eine scheibenförmige Gestalt
besitzen, eine sehr rasch hinter-
einander folgende Anlage von
Querwänden vor sich,' die eine
Reihe von Zellen mit sehr
geringer Höhe zu Stande bringt.
Dieselben dehnen sich sodann
durch Wachsthum und Vor-
wölbung der cylindrischen
Aussenwand aus, sodass schliess-
lich das fertige Sporangium
eine kurz - tonnenförmige Ge-
stalt erhält. Gewöhnlich er-
folgt aber die Anlage von Quer-
wänden in grösseren Pausen,
während welcher die Zellwand
in die Länge wächst, und die
Zellen sind, wenn die ersten
Umlagerungen des Zellinhaltes
beginnen, etwa halb so hoch
als breit oder eben so hoch.
Am klarsten treten die Ver-
änderungen im Zellinhalte her-
vor, wenn man auf den opti-
schen Längsschnitt einstellt.
Gehen
A
Fig. 6.
L.
B.
man
Längsschnitt
wir von der
Ectocavpus litoralis Li. sp., zwei ver-
schiedenen Sporangienketten entnom-
mene junge uniloculäre Sporangien im
optischen Durchschnitt: die Chromato-
phoren weisen noch keine Augen-
punkte auf und sind in dem älteren
Stadium B nach der Sporangienwand
800 : 1.
zurückgewandert.
Vergr.
aus, so liegen hier die Chro-
matophoren sämmtlich mit ihrer ganzen Fläche den Seiten und Quer-
vegetativen Zelle
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 103
wänden an, sind im protoplasmatischen Wandbeleg eingebettet und
tragen auf der dem Plasma zugekehrten Seite die Pyrenoide. Der Kern
liegt etwas seitlich in einer dünnen Kernhülle, von der einzelne Plasma-
fäden nach dem Wandplasma ausstrahlen. Die erste Andeutung, dass
die Zelle in ein Sporangium umgewandelt werden soll, findet sich
darin, dass einzelne Chromatophoren sich von der Wand abzulösen
und dem Zelllumen zuzuwenden beginnen, wobei ein von Theilung
begleitetes Wachsthum derselben in die Fläche stattfindet, während
ihre Dicke abnimmt. Im nächsten Stadium wird das Protoplasma
körnig, vermehrt sich bedeutend und hüllt die sich theilenden
Kerne ein. Durch Behandlung mit Essigkarmin gelingt es meist,
dieselben sichtbar zu machen. Pyrenoide scheinen nicht mehr ge-
bildet und die vorhandenen sogar zurückgebildet und verbraucht
zu werden. In dem in Fig. 6, A abgebildeten Stadium erfüllen
die Chromatophoren, die man bald im Profil, bald in der Fläche
sieht, das ganze Zelllumen gleichmässig. Nunmehr beginnt eine
Rückwanderung derselben nach der Zellwand, bis zuletzt eine
innere von ihnen völlig freie Region übrig bleibt, die dicht
mit körnigem Protoplasma gefüllt und rings von einer gleichmässig
dicken , chromatophorenhaltigen Protoplasmaschicht umgeben ist
(Fig. 6, B). Die zahlreichen, sich fast durchgängig senkrecht zur
Sporangiumwand stellenden Chromatophoren fahren fort sich zu
theilen ; die Protoplasmaschicht, in der sie liegen, ist verhältniss-
mässig arm an körnigen und tropfenförmigen Bestandtheilen.
Färbungen mit Essigkarmin ergeben stets eine intensive Roth-
färbung einer an der Grenze des chromatophorenhaltigen und des
chromatophorenfreien Plasmas doch noch in dem ersteren liegenden
Schicht, während der innere Theil sich nur wenig färbt. Nach
einer gewissen Zeit beginnt ein abermaliger Transport der Chro-
matophoren nach dem Zellinneren und eine Wanderung der körnigen
Plasmabestandtheile nach der Peripherie. Sobald gefärbter und
ungefärbter Inhalt im ganzen Sporangium gleichmässig gemischt
sind und nicht eher bemerkt man die ersten Anfänge der Augen-
punkte. Dieselben vergrössern sich, die Chromatophoren werden
muldenförmig, die einzelnen Schwärmsporen-Portionen platten sich
gegenseitig ab und das Sporangium hat seine Reife erreicht.
Der Austritt d e r S c h w ä r m s p o r e n ist von T h u r e t (48.)
bereits studirt worden und ich finde seine Angaben durch meine
Beobachtungen durchaus bestätigt. Betonen will ich, dass die aus
dem Sporangium ausgeschlüpften Schwärmsporen vor demselben
durch Schleim zu einer Kugel so lange zusammengehalten werden,
bis der letzte Schwärmer sich zu ihnen gesellt hat. Erst dann
beginnt eine Bewegung an der Peripherie des Schwärmerhaufens,
der ein plötzliches oder ruckweises Auseinanderplatzen folgt. Die
Schwärmsporen besitzen stets nur einen Chromatophor. Die Austritts-
öffnung liegt immer seitlich unter der oberen Querwand. Bei ter-
minalen Sporangienketten erfolgt jedoch an dem Scheitelsporangium
der Austritt stets apical und nicht seitlich. Die die Sporangien
trennenden Querwände werden während der Entleerung nie
resorbirt.
104 Botanische Gärten. — Instrumente.
Wird die Entwicklung der Pflanze gestört, so gelangen die
Zoosporen nicht zum Austritt, sondern umgeben sich mit einer
Membran und treiben Wurzelfäden, welche das Sporangium durch-
brechen, in der Regel aber einen wenig lebensfähigen Eindruck
machen. In einem Falle beobachtete ich, dass die Zerklüftung des
Sporangiuminhaltes eingestellt wurde, bevor die definitive Grösse
der Schwärmsporen-Portionen erreicht war. Es hatten sich derbe
Membranen um die mit mehreren, wohl ausgebildeten, dunkelbraunen
Chromatophoren versehenen Protoplasmaballen entwickelt und die
an der Peripherie liegenden Zellen begannen bereits eine Aus-
stülpung zu treiben.
(Fortsetzung folgt.)
Botanische (xärten und Institute.
Tail, Anna »I., Bronx Park. (Garden and Forest. Vol. IV. 1891. p. 314.)
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden.
Dammer, Udo, Handbuch für Pflanzensammler. 8°.
342 p. Mit 59 in den Text gedruckten Abbildungen und 13
Tafeln. Stuttgart (Ferd. Enke) 1891.
Ein Buch, das weit mehr bietet, als es der Wortlaut des Titels
vermuthen lässt. Dasselbe enthält nicht nur eine Anleitung zum
Einsammeln der Pflanzen, sei es bei kleineren Excursionen, sei es
auf grösseren wissenschaftlichen Reisen, sowie zum Conserviren,
Präpariren und Bestimmen des eingesammelten Materials und zur
Anlage von Herbarien oder irgend welcher anderer wissenschaftlicher
Sammlungen, sondern auch eine Einführung in die systematisch-
morphologische Untersuchungsmethode, sowie eine Unterweisung zu
systematisch-monographischen Arbeiten. Ueberhaupt ist das Werk
sehr allgemein gehalten ; es wendet sich nicht nur an den botanischen
Reisenden und den Systematiker und Anatomen von Fach, welche
es in der verschiedensten Weise praktisch bei ihren Arbeiten zu
unterstützen sucht, sondern besonders auch an solche, die sonst keine
Gelegenheit haben, sich irgendwie wissenschaftlich mit Botanik zu
beschäftigen. Es zerfällt in folgende Capitel:
1. Das Botanisiren sonst und jetzt (S. 3 — 5). 2. Ausrüstung,
Hilfsmittel (S. 5—15). 3. Das Einsammeln (S. 15—27). 4. Präparir-
methoden (S. 27 — 48). 5. Das Bestimmen der Pflanzen (S. 48 — 77).
6. Ergänzende Bemerkungen zu den bisherigen Capiteln (S. 77 — 81).
Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 105
7. Das Herbarium (S. 81 — 90). 8. Die biologische Sammlung
<S. 90—99). 9. Die pathologische Sammlung (S. 99 — 104). 10. Die
'teratologische Sammlung (S. 104 — 124). 11. Die Frucht- und
Samensammlung (S. 124 — 131). 12. Die Holzsammlung (S. 131
—136). 13. Die Knospensammlung (S. 136—144). 14. Die Blatt-
sammlung (S. 145—163). 15. Die Farnsammlung (S. 163—194).
16. Die Moossammlung (S. 194—224). 17. Die Thallophyten-
sammlung (S. 224 — 292), mit den Untercapiteln : Die Algensammlung
(S. 288—290). Die Flechtensammlung (S. 290—291). Die Pilz-
sammlung (S. 291 — 29i;). Präpariren fleischiger Hutpilze (S. 292
—295). Cultur der Pilze (S. 295).
Daran schliesst sich eine Zusammenstellung derjenigen Präpa-
rationsmethoden, welche im Werke nicht berücksichtigt worden
sind (S. 296 — 303), ferner ein alphabetisches Verzeichniss derjenigen
Gattungen der Phanerogamen und Gefässkryptogamen , welche in
Garcke's Flora von Deutschland (15. Aufl.) Aufnahme gefunden
haben (S. 304 — 312), und eine Aufführung der wichtigsten floristi-
schen Werke (S. 313 — 316). Auf das Register folgt sodann (S. 335
— 342) eine Tabelle zum Bestimmen der Familien der Blüten-
pflanzen und zum Schlüsse 13 Tafeln mit Blütenanalysen zur Ver-
anschaulichung der wesentlichsten Merkmale der einzelnen Familien.
In den Capiteln über das Einsammeln und Conserviren der
Pflanzen schliesst sich Verf. an Seh weinf urth's Methode an,
dessen Angaben in Neumayers Anleitung zu wissenschaftlichen
Beobachtungen auf Reisen. 2. Aufl. Bd. I. S. 212 u. ff. zum grossen
Theile wörtlich wiedergegeben werden , den Capiteln über die
Knospensammlung sind Frank 's Tabellen zur Bestimmung der
Holzgewächse in winterlichem Zustande, dem über die Kryptogamen
Luerssen's Medicinisch-Pharmaceutische Botanik, woher auch die
diesbezüglichen Abbildungen entlehnt sind, zu Grunde gelegt, dem
über die Farnsammlung insbesondere noch Hooker' s Synopsis
Filicum, während die Tafeln zum grossen Theile Copieen aus
Schnitzle in 's Iconographia familiarum naturalium regni vegeta-
bilis sind.
Vom wissenschaftlichen Standpunkte betrachtet dürften die
Capitel über die Blattsammlung, in welchem sich das Wesentlichste
über die Terminologie, Morphologie, Entwicklungsgeschichte, An-
ordnung, Physiologie und Biologie der Blätter angegeben findet,
sowie besonders das über die teratologische Sammlung als die
wichtigsten erscheinen. In dem letzteren geht Verfasser zunächst
auf eine Besprechung des Endzieles ein, das sich die teratologische
Forschung zu stellen hat und welches er in dem Studium nicht
blos der fertigen Zustände, als vielmehr der Ursachen der Miss-
bildungen erblickt. Darauf wird das von Masters in dessen
„Pflanzenteratologie" gegebene Schema kritisch besprochen und
dafür ein anderes, wesentlich einfacheres vorgeschlagen. Verf. theilt
•die Monstrositäten zunächst in 2 Gruppen, nämlich in a) Aenderungen
des Plasmas, deren Wirkungen sich auf den Zellinhalt beschränken,
wozu hauptsächlich die Aenderungen der Farbe zu rechnen sind,
und b) Aenderungen des Plasmas, deren Wirkungen die Zellbildung
106 Instrumente etc. — Sammlungen.
beeinflussen. Die letztere Gruppe wird folgen dermassen weiter ein-
geteilt :
I. Metagenie, d. h. Aenderungen, welche die Neuanlage von
Organen betreffen.
A. Verstärkte Metagenie oder Pleiogenie.
1. Der Achsen, 2. der Blätter,
a) relativ, a) relativ,
b) absolut. b) absolut.
B. Abgeschwächte Metagenie oder Oligogenie.
1. Der Achsen etc. 2. der Blätter etc.
II. Metauxie, d. h. Aenderungen, welche die Weiterentwicklung
bereits angelegter Organe betreffen.
A. Verstärkt, Pleiauxie \ ,■> ■■>, . T
r, .-, , , ,, .A1. . } weiter eingetheilt wie 1.
B. Abgeschwächt, Ohgauxie J n
Dass Verf. das Pen zig' sehe Werk unberücksichtigt lässt, hat
seinen Grund darin, dass dasselbe zur Zeit, als er sein Capitel
über Teratologie ausarbeitete, noch nicht erschienen war. Doch
wäre es wohl zweckmässig gewesen , dies in der Vorrede oder
wenigstens in einer nachträglichen Anmerkung zu erwähnen.
Der Styl des Verf. ist an manchen Stellen sehr breit, was
dem Ref. besonders in dem Capitel über das Herbarium und in der
Anleitung zur Präparation der Blüten aufgefallen ist. Vieles ergiebt
sich für denjenigen, der einmal praktisch zu arbeiten angefangen
hat, ganz von selbst, und wem nichts mundrecht genug gemacht
werden kann, für den dürften kurze Anmerkungen vollkommen ge-
nügen. Was die Bestimmungstabelle der Familien betrifft, so er-
scheint es dem Ref. unmöglich, für die Bestimmung der Familien
einen Schlüssel in so gedrungener Kürze zu geben, wie der vom
Verf. ausgearbeitete, der zugleich auch der Forderung genügen
könnte, die der Verf. selbst (p. 76) an einen Schlüssel stellt, nämlich
ein sicheres Bestimmen der Pflanzen zu ermöglichen. So sind z. B.
die Polypetalen mit verwachsener Blumenkrone, sowie die Discifloren
ohne Discus unbestimmbar. Endlich sind auch die Tafeln, dadurch,
dass sie sich nur zu einem sehr geringen Theile auf eigene Be-
obachtung stützen, nicht ganz von Fehlern frei. So ist die Ab-
bildung von der Blüte und dem Fruchtquerschnitt bei den Ilicineen
nicht nur ungenau, sondern falsch.
Doch abgesehen von derartigen Mängeln, welche bei einem
Werke, das sovielen Anforderungen gerecht werden soll, kaum zu
vermeiden sein dürften , enthält dasselbe auch für den Botaniker
von Fach viel interessante Thatsachen und Winke zu praktischen
Arbeiten.
Loesener (Berlin).
Sammlungen.
Patterson, H. N., Catalogue of the herbarium of the late Dr. Charles C. Parry
of Davenport, Jovva. 8°. 82 pp. Oquawka, 111. 1891.
Lehrbücher. — Pilze. 10T
Referate.
Poli, A. e Tanfaili, E., Botanica ad uso delle scuole
classiche. Parte III. Classificazioni. kl. 8°. 113 pp. und?
200 Holzschn. Firenze 1891.
Im vorliegenden Bande sind zunächst : Zellstructur , Er-
nährung und Reproduction der Pflanzen ganz kurz abgethan.
Etwas ausführlicher werden die Blütenmorphologie, Blütendiagramme
und die Classifications-Systeme besprochen. Der vorwiegende Theil
des Buches beschäftigt sich mit einer näheren Darstellung der
Ordnungen sämmtlicher Gewächse, welche von instructiveu Illu-
strationen und theilweise auch von Blütendiagrammen begleitet ist.
Die Familien sind aber nur theilweise erwähnt und als typische
Arten kommen hin und wieder nur die bekanntesten Pflanzen bei-
spielshalber vor. Die systematische Anordnung des Stoffes ist nach»
Caruel, Pensieri sulla tassinomia botanica, 1881 (wieder durch-
gesehen und übersichtlich dargestellt in Conspectus Famil. Phanerog.
1889) getroffen; nur sind bei den Gymnogamen ( T hallophyten aus-
schliesslich der Characeen) einige Aenderungen rathsam erschienen,,
welche die seit 1881 angebahnten Studien über die Reproductions-
verhältnisse dieser Kryptogamen nothwendig machten. — Zum.
Schlüsse ist eine knappe Uebersicht des Systems, mit einzelnen
Beispielen , und eine Definition der Botanik und ihrer Ilaupt-
zweige gegeben.
Sollu ( Vallombrosa).
Thaxter, B., On certain new or peculiar North American*
Hyphomycetes. I. (Botanical Gazette. Vol. XVI. 1891. No. 1.
p. 14—26. With plates III and IV.)
Nach einigen Bemerkungen über die Unterschiede zwischen
Oedocephalum und Rhopalomyces gibt Verf. Beschreibungen und
Abbildungen von folgenden Arten, sowie einige Notizen über diese
Formen:
Oedocephalum glomendosum (Bull.) Sacc, 0. echinulatum Thaxt.
n. sp., auf Käse in Massachusetts beobachtet, 0. verticillatum Thaxt.
n. sp. auf Molchmist in Tennessee, 0. pallidum (B. et Br.) Cost.,
Rhopalomyces elegans Cda., Rh. strangulatus Thaxt. n. sp. auf
faulenden thierischen Substanzen in Massachusetts und Connecticut,
und Sigmoideomyces dispiroides Thaxt. n. gen. et sp., auf faulendem
Holz in Tennessee. Die Diagnose dieser neuen Gattung ist wie
folgt :
„Fertile hyphae erect, septate, growing in sigmoid curves , intricately
branehed, the main branches snbdichotomous or falsely dichotomous, the ulti-
mate branches sterile. Spores solitary, thickwalled, borne on the surface of
spherical heads. Heads borne at the apex of short lateral branches which arise
from opposite sides of certain cells in the continuity of the hyphae."
Verf. gibt auch kurze Bemerkungen über Rh. Cucurbitarum
Berk. et Rav. und eine Uebersicht der bisher beschriebenen Arte»
von Oedocephalum und Rhopalomyces.
Humphrey (Amherst, Mass.).
1.08 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Peirce, G. J., Notes on Corticium Oakesii B. et C. and Michenera
Artocreas B. et C. (Bulletin of the Torrey Botanical Club of
New-York. Vol. XVII. 1890. No. 12. p. 301—310. With plate
CX.)
Verf. beschreibt die Entwicklung der Basidien von C. Oakesii
B. et C. aus den Paraphysen und liefert Abbildungen der Ent-
*wicklungsstadien. Die Paraphysen entstehen als Aeste der vege-
tativen Hyphen, werden etwas keulenförmig und tragen auf ihren
Enden zahlreiche, feine, borstenförmige Auswüchse , welche eine
Länge von 3 /< haben. Auf diesen Borsten werden häufig kleine
hyaline Kugeln von 0.8 [i Durchmesser erzeugt, die Verf. für
Conidien hält. Einige der Paraphysen wachsen endlich weiter und
bilden oberhalb der Borstenzone einen zweiten glatten Theil, auf
dessen Ende sich andere Borsten entwickeln. Gewöhnlich geht das
Wachsthum nicht weiter, bisweilen sprosst jedoch aus dem zweiten
ein drittes borstentragendes Segment. Die Zahl der Borsten des
oberen Theiles überschreitet nur ausnahmsweise fünf oder sechs.
Von diesen werden typisch vier zu grossen, langen Sterigmen, die
eine Grösse von 16 X 4 /< erreichen und die elliptischen, 24 X 16 fl
grossen, fleischrothen Sporen erzeugen. Hieraus geht hervor, dass
die Paraphysen und Basidien , die Conidien und Basidiosporen
morphologisch ähnliche Organe sind. Das Verhältniss dieser Beob-
achtungen zu der Frage der Sexualität der Basidiomyceten betont
Verf. nicht.
Bei 0. amorplmm fand Verf. niemals borstige Paraphysen, und
er glaubt, dass C. Oakesii als specifisch verschieden zu betrachten sei.
Das Hymenium von Michenera Artocreas B. et C. besteht aus
fadenförmigen Paraphysen, zwischen welchen vom Mycelium aus
Hyphen wachsen, deren Enden geschwollen sind, mit einem langen,
spitzen, peitschenförmigen Anhängsel. An dem aufgeschwollenen
Ende wird eine grosse Spore gebildet, bei deren Reife die Mutter-
zelle abgetrennt und weggeführt wird. Das Anhängsel mag vielleicht
die Verbreitung der Sporen befördern. Nach sorgfältiger Unter-
suchung kommt Verf. zu der Ansicht, dass diese Gebilde nicht als
Sporen eines auf dem C ort icnim- ähnlichen Hymenium schmarotzen-
den Pilzes, für welche sie von Anderen gehalten worden sind, sondern
als Conidien von Michenera zu betrachten seien. Verf. hat niemals
auf einem unzweifelhaften Michenera-Hymenium Basidien oder Basidio-
sporen beobachtet; er glaubt, dass dieses Stadium des Pilzes von
dem Conidien - Stadium mehr oder minder ersetzt und unter-
drückt ist.
Humphrey (Amherst, Mass ).
Arcangeli, G., Altre osservazioni sul Dracunculus vulgaris
(L.) Schott, e sul sue processo d'impollinazione.
(Malpighia. Anno IV. Vol. IV. 8 pp.)
Schon in einer früheren Arbeit „Süll impollinazione del Dracun-
culus vulgaris (L.) Schott in risposta al Prof. F. D e 1 p i n o. (Mal-
pighia. Anno III, Vol. III.) hatte Verf. die Ansicht Delpino's zu
widerlegen gesucht, dass Dracunculus vulgaris sapro-myiophil ist,
Physiol., Biol., Anat. u. Morphol. — System, u. Prlanzengeographie. 109
durch Aasfligen bestäubt wird, dass dagegen die häufig beobachteten-
Aaskäfer bei der Bestäubung der Pflanze eher hinderlich, als för-
derlich seien. Delpino hatte darauf eine kurze Entgegnung in<
derselben Zeitschrift veröffentlicht. Die neueren Untersuchungen
und Versuche des Verfassers, welche in dem vorliegenden Aufsatz
niedergelegt sind, erbringen nun thatsächlich den Beweis, dass auch
die Aaskäfer Bestäubung vollziehen können und dass die Pflanze
auch in Gärten durch Aaskäfer bestäubt wird und fruchtbar
sein kann. (Vergl. Bot. Centrbl. Bd. XLVI. No. 1,2, p. 38-39.)
Verf. betrachtet daher die Pflanze auch jetzt noch als necrocoleop-
terophil in dem Sinne, dass die Aaskäfer die Hauptbestäubungs-
vermittler darstellen. Am richtigsten wird man nach allem Hin
und Wider thun, wenn man die Pflanze nicht einseitig als Aasfliegen-
blume, oder Aaskäferblume bezeichnet, sondern allgemein als Aas-
blume, die sowohl durch Coleoptera, als durch Diptera bestäubt
werden kann.
Ludwig (Greiz).
Tanfiljew, 0., Zur Frage über das Aussterben der Trapa
natans. (Revue des ciences nat., publiee par la Soc. des Natura-
listes de St. Petersbourg. 1890. No. 1. p. 47 — 53, 56.) [Russisch
mit französischem Resume.]
Da eine Verbreitung dieser Pflanze durch den Menschen und durch
Thiere als ausgeschlossen angesehen werden kann, so bleibt nur ein
Mittel der Verbreitung übrig, nämlich durch fliessendes Wasser und
durch den Wind, welcher die schwimmende Pflanze leicht von Ort zu
Ort treiben kann. Dementsprechend findet sie sich in solchen
Gewässern, die mit Flüssen in Verbindung stehen oder gestanden
haben, z. B. blinden Flussarmen, Seen etc. (hier führt Verf.
mehrere Fundorte aus Russland als Beispiele an), im Allgemeinen,
in stehenden oder nur langsam fliessenden Gewässern. Solche
Gewässer werden häufig allmälig von dem Fluss, mit dem sie zu-
sammenhängen, abgetrennt und verschwinden dann mit der Zeit
durch Versandung oder Vertorfung; damit ist auch die sie bewohnende
Trapa dem Untergange geweiht. Verf. beschreibt ein Torflager
aus dem centralen Russland von offenbar solcher Herkunft, wo er
in einer Tiefe von mehreren Metern zahlreiche wohlerhaltene
Früchte von Trapa gefunden hat.
Eine fernere Ursache des Aussterbens der Trapa sieht Verf.
in ihrem hohen Mangangehalt (14°/o Mm04 in der Asche), während
die analysirten Gewässer, abgesehen von einigen Mineralquellen,
die hier nicht in Betracht kommen, nur ganz minimale Spuren
dieses Elements enthalten (4 bis 24 Hundertmilliontel). In Folge
dessen muss Trapa den Mangangehalt abgeschlossener Wasser-
behälter mit der Zeit erschöpfen, zumal da ihre auf den Boden
sinkenden Früchte der Zersetzung vorzüglich widerstehen — und
so selbst ihre Existenzbedingungen untergraben , denn dass das
Mangan für sie ein nothwendiges Element sein muss, ergibt sich.
HO Systematik und Pflanzengeographie.
schon aus der relativ ungeheuren Menge, in der sie dasselbe aus
dem umgebenden Medium aufnimmt.
Rothert (Kazan).
Hadlkofer, L., Ueber die Gliederung der Familie der
Sapindaceen. (Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe der
k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1890. Heft 1.
2. p. 105—379.)
In Betreff der Umgrenzung der Familie bemerkt Verf., dass
die Hippocastaneen und Acerineen den Sapindaceen nahe verwandt,
aber durch das Blatt hinreichend unterschieden sind, erstere durch
gegenständige und zugleich handförmig zusammengesetzte, diese
durch gegenständige und wenigstens meist handnervige Blätter aus-
gezeichnet.
B e n t h a m und H o o k e r zählten den Sapindaceen die Melian-
thaceen wie Staphyleaceen zu, welche nach der Auffassung von Radi-
kofer wegen ihres anatomischen Baues als selbständige Familien
aufzufassen sind, erstere sich den Zygophylleen anschliessend, letztere
den Celastrineen sich anreihend.
Auszuschliessen sind von den Sapindaceae die bis jetzt zu
ihnen gerechneten folgenden Gattungen, wobei die Klammer die richtige
Stelle angiebt.
Akania {Staphyleaceen) , Alvarodea (Simarubaceen), Aitonia {Meliaceen),
Pteroxylon (Cedreleen).
Eustaihes ist zweifelhaft, aber kaum eine Sapindacee.
Apiocarpus ebenfalls und in Lyon im Original nicht auffindbar.
Als Charakterisirung der Sapindaceen giebt Radlkofer an
exalbuminose und campylosperme Discifloren (Eucyclieae) mit
extrastaminalem Discus und alternirenden Blättern. In anatomischer
Hinsicht besitzen sie eine continuirliche, gemischte Sklerenchymscheide
an der Grenze der primären und secundären Zweigrinde wie ein-
fach durchbrochene Gefässzwischenwandungen und mit Hoftüpfeln
versehene Seiten Wandungen der Gefässe auch da, wo diese nicht
untereinander, sondern mit Parenchym in Verbindung stehen, weiter
einfach getüpfeltes Prosenchym in dem bald regelmässigen, bald
in eigenthümlicher Weise unregelmässigem Holzkörper; ferner sind
Zweige wie Blätter häufig mit kleinen, kurzgestielten, mehrzelligen
Aussendrüsen, häufig auch mit milchsaftführenden, am getrockneten
Blatte oft als durchsichtige Punkte oder Strichelchen erscheinenden
Secretzellen, nie aber mit Secretlücken oder Secretgängen versehen.
Als Ausnahme führt die monotypische Gattung Valenzuelia
gegenständige Blätter, und bei Dodonaea bleibt der Discus in den
männlichen Blüten unentwickelt. Valenzuelia zeigt einen nicht
continuirlichen Sklerenchymring und Xanthoceras eine geringe,
später deutlicher werdende Unterbrechung dieses Ringes.
Die Sapindaceen zeigen zur Eingeschlechtigkeit und Ein-
(oder Zwei-) häusigkeit unter relativer Begünstigung des männlichen
Geschlechtes nach Art und Zeit der Entwicklung, also zum so-
genannten Andromonoecismus oder Androdioecismus neigende,
gewöhnlich 5-gliederige Blüten, abgesehen von dem nur 3- oder
Sytematik und Pflanzengeographie. 111
2-gliedrigen Gynoecium, mit nach rückwärts gekehrtem zweiten
Kelchblatt, Blüten, welche aber gelegentlich durch Verwachsung
zweier Kelchblätter (des dritten und fünften), Unterdrückung eines
Blumenblattes und entsprechende Reducirung des Androeciums den
Anschein der Viergliederigkeit gewinnen (Sajania , Paullinia,
Cardiospermum, Athyana, Diatenopteryx, Thouinia und AUophyllus),
denen im Knospenzustande die wesentlichen Blütentheile nicht, cwie
vielfach gerade bei den nächst verwandten Familien der Rutaceen,
Simarubaceen, Burseraceen, Anacardiaceen und Meliaceen mit im
Allgemeinen sehr kleinem Kelche, eigentlich nur von den Blumen-
blättern überdeckt sind, sondern zugleich auch von den Kelch-
blättern Athyana wie Diatenopteryx ausgenommen); weiter häufig
mit Schuppen versehene (serial dedoublirte) Blumenblätter, welche
Schuppen als Saft- oder Honigdecken erscheinen mit anderssinnig
als im Blumenblatte selbst, wie gewöhnlich bei solchen Emergenzen,
orientirten Gefässbündeln, die höchst entwickelten (bei den Eupaul-
linien) von kaputzenartiger Gestalt und mit besonderen gelb-
gefärbten kammartigen Fortsätzen — sogenannten Pollenmalen —
auf ihrer Spitze versehen, in anderen Fällen durch Spaltung (auch
ihrer Kämme) in ein Paar nebeneinander stehender Schuppen um-
gebildet (2hino7iia. Porocystis, Toulicia Z. T., Guioa, Diplogottis,
Euphorianthus , Sarcopteryx, Jagera, Trigonachras, Toechima, Synima),
in vielen andren eigentümlichen Fällen zu einem trichterig-schild-
förmigen Gebilde vereinigt (Lychnodiscus, Glenniea, Pentascyphus.
Phialodiscus , Lepidopetalum, Paranephelium) oder nur mit dem
Nagel des Blumenblattes verbunden (Hebecoccus, tScyphonychium)
unter Bildung einer Art Tasche (welche durch eine kammartige
Leiste der Länge nach getheilt sein kann wie bei Chytranthus
Mannii), oder bei gleichzeitiger Spaltung nur als einwärts geschlagene
Randtheile oder blattohrenartige Anhängsel der Blumenblätter sich
darstellend (Cupania etc.), welche also mitunter das Blumenblatt
selbst an Grösse übertreffen (Materyba), seltener keine Blumenblätter
(Placodiscus, Melanodiscus, Crossonephelis, Lecaniodiscus, Schleichera,
Haplocollum, Nephelium, Alectryon z. Th., Heterodendron, Podo-
nephelium, Stadmannia, Dictyoneura, Mischocarpus z. Th., Slagunoa,
Dodonaea, Distichostemon, Averrhoidum, Doratoxylon, Ganophyllum) ;
ferner nicht selten zu besonderen drüsenartigen Effigurationen vor
oder (Xanthoceras) zwischen den Blumenblättern ausgebildete Theile
des extrastaminalen Discus, welcher überdies bei nahezu einem
Dritttheile der Gattungen (sei es bei allen, sei es bei einzelnen
Arten derselben) eine ungleichseitige Entwickelung zeigt, dadurch
eine auffällig symmetrische Gestaltung der Blüte bedingend, mit
(in Abhängigkeit von der Wickelstellung der Blüten oder ihrer
Hinneigung zu solcher, wie auch anderwärts stehenden) schiefer,
hier durch das vierte, auf der Rückseite der Blüte seitwärts
gelegene Kelchblatt gehender Symmetralen und mit mehr oder
minder vollständiger Verkümmerung des diesem Kelchblatte diametral
gegenüberstehenden, auf den Intervall zwischen Kelchblatt 3 und
5 treffenden Blumenblattes ; sodann ein meist durch Unterdrückung
zweier (bei Blüten mit ungleichseitigem Discus deutlich rechts und
\\2 Systematik und Pflanzengeographie.
links von den Symmetralen stehender) Glieder unvollständig
diplostemones und uniseriates, seltener (bei Lychnodiscus, Laccodiscus
und zuweilen bei Diploglottis) ein vollzählig diplostemones oder
bei (Crossonephelis, Pseudopteris, Tinopsis, Dictyoneura, Doratoxylon,
Ganophyllum, Filicium und zwischen Arten anderer Gattungen wie
Otojjhora ramiftora, Harpulia ramiftora, arborea etc.) ein haploste-
mones und nur aber ausnahmsweise (bei Deinbollia, Hornea und Disti-
chostemon — wahrscheinlich in Folge von Dedoublirung — ) ein
polystemones Androecium, dessen Glieder in der Knospe gewöhnlich
gerade gestreckt sind (selten doppelt einförmig gebogen, im unteren
Theile nach aussen und unten, im oberen wieder aufwärts, bei
Lychnodiscus, Placodiscus, Lecaniodiscus, Eriandrostacliys, Macpher-
sonia, Aporrhiza, Exothea und Harpullia subgenus Otonychium),
aufrechte, vierfächerige Antheren mit seitlichen, oder introrsen, nur
bei Pseudina subextrorsen, bei Melicocca extrorsen Fächern tragen
und Pollen von gewöhnlich dreieckig polsterförmiger Gestalt mit je
einer Furche und Pore an den Ecken oder von Kugelgestalt bei
entsprechender sonstiger Beschaffenheit bilden ; ferner ein meist drei-
gliedriges syncarpes Synoecium (dessen unpaares Glied in Blüten
mit ungleichseitigem Discus gegen das vordere Ende der Symmetralen
hin, über das Intervall zwischen Kelchblatt 3 und 5 zu stehen
kommt), mit stets mehr oder minder campylotropen, niemals rein
anatropen, gewöhnlich apotropen und meist einzeln im Fache auf-
recht stehenden Samenknospen; endlich Früchte von geringer
Grösse, bald kapselartig, bald nussartig mit corticoser Schale,
bald mehr oder minder drupös, gelegentlich mit Flügeln versehen
und in diesem und anderem Falle als Spaltfrucht ausgebildet, nur
selten geniessbar, manche aber Samen mit geniessbaren Theilen
enthaltend, mit zuckerreichen Arillusbildungen nämlich, oder mit
mandelartigem Embryo, welch' letzterer stets, wenn auch gelegentlich
fast unmerklich, gekrümmt ist.
Die Sapindaceen sind, mit Ausnahme einiger der Gattung
Cardiospermum angehörigen krautartigen Pflanzen, niedere oder
höhere Sträucher und Bäume, viele mit Ranken versehen, oft
lianenartig entwickelt, einzelne auch von palmenartigem Wüchse,
manche von giftiger Beschaffenheit. Die Blätter sind, mit Aus-
nahme der Paullinieen, nebenblattlos und, was die Unterscheidung
von verwandten wie anderen Familien erleichtert, am häufigsten
unecht unpaar gefiedert.
Die Sapindaceen sind am nächsten mit den Meliaceen und
Anacardiaceen verwandt, dann mit den Burseraceen, Simarubaceen
wie Rataceen. Als Hauptreihe sind aufzufassen die Rutaceen,
Simarubaceen, Burseraceen und Meliaceen mit im Allgemeinen epi-
tropen, als Nebenreihe zu betrachten die Anacardiaceen und
Sapindaceen mit den Hippocastaneen und Acerineen mit im Allgemeinen
apotropen Samenknospen, welche zusammen ein Cohors II Rutales
der Discifloren bilden, während die erste {Geraniales) die Linaceae,
Humiraceae, Malphighiaceae, Geraniaceae, Zygophylleae als Haupt-
reihe umfasst, dann in der Nebenreihe die Limnanthaceae an die
Seite treten. Cohors III enthält die Celastrales; in der Hauptreihe
Systematik und Pflanzeilgeographie. 113
Euphorbiaceae, Chailletiaceae, Rhamneae] in der Nebenreihe Buxa-
ceae, lltcineae, Cyrilleae, Olacineae, Celastrirteae, iStackhousieae,
Staphyleaceae, Ampel ideae.
Wichtig für die Eintheilung der Sapindaceae sind die Blätter,
wie das falsche Endblättchen als Charakteristicum zahlreicher
Sapindaceen gelten kann; ferner die Beschaffenheit der Keimblätter,
während als Merkmale engerer Gruppen zu bezeichnen sind der
Habitus, die Frucht- und Samenbeschaffenheit, die Blumenblatt-
schuppen.
Neu aufgestellt ist Tripterodendrou aus Brasilien hinter Matayba.
Da die Eintheilung der Genera etwas mehr als 15 Seiten um-
fasst, beschränken wir uns auf die Wiedergabe der Uebersicht der
einzelnen Tribus mit Angabe der in ihnen enthaltenen Gattungen:
Conspectus tribuum Sapindacearum.
A. Gemmulae in loculis solitariae, apotropae, ereetae vel subereetae.
Series I. Eiisapindaceae.
s. Sapindaceae nomospermae.
a. Folia apice plane evoluta ; cotyledon interior (vel exterior quoque — in
Valenzuelia, Bridgesia, Thouinia spec, Allophyllo — ) transversim biplieata
(rarius cotyledones curvatae tantum — in Serjania cuspidata, Paullinia
spec, Thinonia, Diatenopteryge — ) ; (flores pleruinque disco inaequali
oblique symmetrici).
Subseries 1. Eiisapindaceae monophyllae (et diplecolobae).
aa. Stirpes scandentes fruticosae cirrhosae stipulatae vel subherbaceae
eaeque partim ecirrhosae {Cardiospermum procumbens, anomalum
et strictum), una (C. anomalum) simul exstipulata (omniiim generum,
excepto Cardiosperm. species plures caulis struetura anomala in-
signes. Tribus I. Paullinieae.
u. Petala squamis cucullatis cristatis aueta (flores symmetrici ;
fruetus trialati exeptis Cardiosperm. et Paullinia partim).
Subtiibus 1. Eupaullinieae.
Genus 1 — 4 (Serjania Schum., Paullinia L. emend., Urvillea
Kunth, Cardiospermum Kunth.
ß. Petala squamis subecristatis bifidis (vel squamulis binis) aueta
(flores reguläres vel vix irreguläres, fruetus trialati).
Subtribus 2. Thinonieae.
Genus 5. Thinonia Tr. et Planch.
bb. Stirpes fruticosae vel arborescentes ecirrhosae, exstipulatae (flores
symmetrici ; fruetus alati, exceptis Valenzuelia et Allophyllo).
Tribus II. Thouinieae.
Valenzuelia Bert., Bridgesia Bert., Atthyana R., Diatenopteryx E.,
Thouinia Soid., Allophyllus L.
b. Folia, ni sunt simplicia, apice redueta, in Paranephelio solo plane evoluta (im-
paripinnata) ; cotyledones curvatae vel (in Alectryone et affinibus) sub-
circinatae, varius subdiplecolobae (in Pometia, Guioa, Sarcopteryge, Jagora,
Elattostachye, Gongrodisco) ; arbores frueticesve ecirrhosae, exstipulatae ;
(flores plerumque disco annulari reguläres).
Subseries 2. Eiisapindaceae anomophyllae (et adiplecolobae) .
aa. Fruetus indehiscens vel (in gen. 55 — 59) folliculatim (tantum
dehiscens).
a. Exarillatae (Testa vero extus carnosula in generibus 2 Trib.
VI. Melicocca et Talisia).
au. Fruetus coccatus, coccis secedentibus (in Atalaya, Thouinulio,
Toulicia et Hornea samaroide ; flores in Porocysti et in
speciebus Atalayae, Thouinidii,Touliciae et Sapindi symmetrici.)
Tribus III. Sapindeae.
Gen. 12—18. Atalaya Bl., Thouinidium R., Toulicia Aubl.,
Porocystis R., Sapindus L., Deinbollia Seh. et
Thoun., Hornea Baker.
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 8
\ |4 Systematik und Pflanzengeographie.
ßß. Fructus coccato-lobatus, lobis (sponte) non secedentibus
(flores non nisi in Erioglosso symmetrici, fructus apteri.)
Tribus IV. Aphanieae.
Gen. 19 — 23. Erioglossum Bl., Aphania Bl., Thraulococcus R.,
Hebecoccus R., Aphanococcus R.
yy. Fructus sulcatus vel sulcato-lobatus (in Zollingeria sola
alatus, in Plagioseypho et Cotylodisco ignotus ; flores in
Zollingeria , Lepisanthes spec. , Chytrantho , Pancoivia et
Plagioseypho symmetrici.
Tribus V. Lepisantheae.
Gen. 24 — 35. Zollingeria Kurz, Lepisanthes Bl., Otophora Bl.,
Chytranthus H. f., Pancowia W., ? Smelophyllum
R., Lychnodiscus R., Placodiscus R., Melanodiscus
R., Crossonephelis Baill., ? Plagioscyphus R.,
? Cotylodiscus R.
<?<5. Fructus subintegerrimus (in Tristira sola carinato-alatus, in
Eriandrostachye ignotus, seminis testa drupacea in Melicocca
et Talisia ; flores reguläres).
Tribus VI. Melieocceae.
Gen. 36 — 43. Melicocca L., Talisia Aubl., Glennica H. f.,
Castanospora F. Müll., Eriandrostacliys Baill.,
Macpliersonia Bl., Tristiroj)sis R., Tristira R.
/?. Arillatae (i. e. arillo libero vel plus minus adnato, margiue tau-
tum libero instruetae).
««. Fructus integer (flores reguläres).
Tribus VII. Schleichereae.
Gen. 44 — 47. Schleich era W., Lecaniodiscus Plancli., Haplocoelum
R., Psuedopteris Baill.
/?/?. Fructus coccato- vel sulcato-lobatus, in noiinullis (55 — 59)
folliculatim dehiscens (in Alectryonis speciebus nonnullis
cristato-alatus, in Pseudonepltelio ignotus ; flores reguläres).
Tribus VIII. Nephelieae.
Gen. 48 — 59. Euphoria Comra., Otoneplielium'R.,Pseud,onepheliiun
R., Litchi Sonn., Xerospervmm Bl., Nephelium L.,
Pometia Forst., Alectryon Gtn., Heterodendron'Desi.,
Poclonephelium Baill., Pappea Eckl. et Zucc,
Stadmannia Lam.
bb. Fructus loculieide valvatus (in Sarcopteryge anguste alatus, in
Molinaea, Guioa et Arytera loculis compressis alas mentientibus
spuricalatus, in Scyphonychio, Pentascjpho, Tripterodendro, Lepide-
rema et Euphorianthe ignotus; flores symmetrici, in Dilodendro,
Guioae spec. et in Diploglottide ; semen plerumque arillatum).
Tribus IX. Cupanieae.
a. Embryo lomatorrhizus.
Subtribu.s 1. Cupanieae lomatorrhizae.
Gen. 60—66. Cupania L., Vouarana Aubl., Scyphonijchium R.,
Dilodendron R., Pentascyphus Li., Matayba Aubl.
ein., Tripterodendron \\.
ß. Embryo notorrhizus.
Subtribus 2. Cupaniae notorrhizae.
Gen. 67— 95. Pseudina R., Tina Roem. et S. einend., Tinopsis
R., Molinaea Comra., Luccodiscus R., Aporrhiza
R., Blighia Kön., Eriococlum H. f., Phialodiscus
R., Guioa Cav., Cupcmiopsis R., Ehysotoechia R.,
Lepiderema R., Dictyoneura Bl., Diploglottis H. f.,
Euphorianthus R., Slorthocalyx R., Sarcopteryx R.,
Jagera Bl., Trigonachras R., Toechima R., Lynima
R., Sarcotoechia R., Elattostachys R., Arytera BL,
Mischocarpus Bl., Gongrodiscus R., Lepidopetalum
BL, P&ranephelmm Miqu.
B. Gemmulae in locuüs plerumque 2 vel plures (saepius beterotropae directione
varia), raro solitariae tumque epitropae pendulae (Harpullia, Sect. Thanalo-
Systematik und Pflanzengeographie. 115
phorua et Otonychidium , Filicium) ; arbores fructicesve ecirrhosae , ex-
stipulatae. Series II. Dyssapindaceae (sive Sapindaceae anomospermae).
a. Folia apice plane evoluta ; cotyledones plus minus circinatae.
Subseries I. Dyssapindaceae nomophyllae (et spirolobae).
aa. Capsula inflata niembranacea (loculicida vel — in Erythrophysa —
utriculosa ; flores symmetrici).
Tribus X., Koelrcuterieae.
Gen. 96 — 98. Koelreuteria Laxm., Stocksia Benth., Erythrophysa
E. Mey.
bb. Capsula coriaceo-crustacea vel lignosa (loculicida, vel loculicido-
septicida in Cossignia; flores symmetrici in Llagunoa et Cossig-
niae speciebus). Tribus XI. Cossignieae.
Gen. 99 — 101. Cossignia Comm., ? Delavaya Franch-, Llagunoa
R. et P.
cc. Capsula sulcato- vel coccato-lobata, septicida vel septifraga, rarius
(in Loxodisco) loculicida, cbartaceo-membranacea (alata in Do-
donaeae sp. et in Distichostemone) flores symmetrici in Soxodisco
et T)iplopeltide. Tribus XII. Dodonaeeae.
Gen 102 — 105. Loxodiscus H. f., Diplopeltis Endl., Dodonaea L.,
Distichostemon F. Müll.
b. Folia apice plerumque reducta (plane evoluta in Hypelate, Xanthocerate
et Ungnadia) ; cotyledones curvatae (in Hippobromo solo, vix in Ganojihyllo
quoque subcircinatae).
Subseries 2. Dyssapindaceae anomophyllae (et aspirolobae).
aa. Fructus iudehiscens (flores reguläres).
Tribus XIII. Doratoxyleae.
Gen. 106 — 112. Hypelate Br., Exothea Macf., Averhoidium Baill.,
Hippobromus Eckl. et Zucc, Doratoxylon Thou.,
Ganophylhtm Bl., Filicium Thw.
bb. Fructus dehiscens (flores symmetrici in Magonia, Ungnadia et
Harpulliae speciebus). Tribus XIV. Harpidlieae.
Gen. 113 — 117 . Harpullia Koxb., Conchopetalum R., Magonia
S. Hil., Xanthoceras Bunge, Ungnadia Endl.
E. Roth (Berlin).
Kusuetzoff, N., Die Elemente des Mittelmeergebietes
im westlichen Transkaukasien. Resultate einer
pflanzen geographischen Erforschung des Kaukasus.
(Sep.-Abdr. aus den Memoiren der Kais. Russ. Geogr. Gesellsch.
Bd. XXIII.) 8°. IX, 191 pp. Mit 4 Tafeln und 1 Karte.
St. Petersburg 1891. [Russisch].
Diese Arbeit des seit drei Jahren mit dem Studium der geo-
graphischen Verbreitung der Pflanzen im Kaukasus beschäftigten
Autors behandelt die Vegetation des westlichen Transkaukasiens,
ihren Charakter und ihre Stellung zu dem Mediterrangebiete. Der
Verf. tritt hier der Anschauung der modernen Pflanzengeographen
(Grisebach, Eng ler, Drude, Kern er und Beketoff)
entgegen, welche das westliche Transkaukasien zum Mediterran-
gebiet rechnen, welche Ansicht, wie Verf. meint, ihre Ursache in der
geringen Kenntniss der physikalischen Bedingungen hatte, von
welchen die Vegetation abhängt, und jetzt, nach seinen Forschungen,
wohl kaum noch aufrecht zu halten sein wird. K. schlägt deshalb
vor, das ganze Gebiet am östlichen Ufer des schwarzen Meeres
von Tuapse bis Sinop und landeinwärts bis zu den wasserscheiden-
den Gebirgen : bis zu der Hauptkette des grossen Kaukasus im
Norden, der Mes'chischen Kette im Osten und den Adscharo-Imere-
8*
116 Systematik und Pflanzengeographie.
tischen und politischen Bergketten im Süden und Südosten — al&
eine selbstständige Vegetationsprovinz unter dem Namen poli-
tisches oder kolchisches Gebiet vom Mediterran-
gebiete zu trennen, da sich dasselbe streng von demselben
unterscheidet: 1. durchsein Klima, 2. seine Vegetation, d.h.
durch die Gruppirung der Pflanzen in Formationen, und 3. auch
theilweise durch seine Flora, d. h. den systematischen Bestand des
Pflanzenreiches, obwohl es in dieser Beziehung auch viel Gemein-
sames mit dem Mediterrangebiete hat. Aber das Klima und die
Vegetation des pontischen Gebietes sind von denen des Mediterran-
gebietes ganz verschieden. Die Vegetation des kolchischen Ge-
bietes ist eine uralte, und zwar nach K.'s Meinung dieselbe Vege-
tation, welche am Ende der Tertiärepoche und im Anfange des
Quaternär das ganze Mediterrangebiet und den ganzen Kaukasus
bekleidet hat und die sich nur da in ihrer uralten Ueppigkeit er-
halten konnte, wo sich die klimatischen Bedingungen seit dem Ende
der Tertiärepoche nur wenig verändert hatten. Und solch ein Ge-
biet ist Kolchis, indem sein Klima viel Gemeinsames mit dem Klima
hat, das in der Urzeit in Südeuropa geherrscht haben muss. Während
in Südeuropa und im Kaukasus mit dem Eintritte von neuen kli-
matischen Bedingungen die alte Vegetation aussterben und von
anderen, mehr xerophilen Typen ersetzt werden musste, hat sich
in Kolchis, das nahe am Meere gelegen und von drei Seiten von
Bergen geschützt ist, die alte Vegetation erhalten. — Das ist die
Hauptidee der vorliegenden Arbeit.
Das ganze Buch zerfällt in drei Theile: Im ersten Theile wird
hauptsächlich nach den Angaben von Woj ekoff das Klima des pon-
tischen mit dem des Mediterrangebietes verglichen, da W. der Erste
war, welcher zeigte, dass das Klima des westlichen Transkaukasiens
wenig Gemeinsames mit dem des echten Mediterrangebietes habe. Das
Mediterrangebiet wird durch folgende klimatische Elemente charakteri-
sirt: I. 1. eine genügend hohe Jahrestemperatur, 2. einen massig
warmen Winter ohne Fröste, 3. eine kleine Jahresamplitude (11 bis
20°); IL 4. einen trockenen regenlosen Sommer, 5. eine Regenzeit
im Winter und Herbst, 6. geringe Bewölkung, besonders im Sommer,
7. trockene Atmosphäre und 8. starke Insolation. Von diesen
acht klimatischen Elementen des Mediterranklimas finden sich nur
die ersten drei im pontischen Klima vor, die anderen fünf Elemente
aber sind in Kolchis durch das Gegentheil vertreten , denn hier ist
der Sommer sehr regnerisch und die Menge der atmosphärischen
Niederschläge viel grösser, als im Mediterrangebiete. Die Bewölkung
ist in Kolchis gross, die Feuchtigkeit sehr gross, die Insolation aber
nur schwach, da die meisten Tage nebelig sind. Darum müssen
wir im Pontusgebiete einen anderen Charakter der Vegetation und
z. Th. auch einen anderen systematischen Bestand, als in dem Me-
diterrangebiete erwarten. In dieser Beziehung unterscheidet sich
das pontische Gebiet von dem Mediterrangebiete durch das Vor-
handensein von Baum- und Straucharten, die noch von der Tertiär-
zeit herstammen und die am Ende der Pliocänzeit noch in Süd-
europa verbreitet waren. Es sind das: Zellkowa crenata Spach,
Systematik und Pflanzengeographie. 117
Pierocarya Caucasica C. A. Mey., Rhododendron Ponticum L., Vitis
vinifera L., Azalea Pontica L., Vaccinium Arctostaphylos L., Prunus
Laurocerasus L. u. v. a. Während diese Arten in Südeuropa ent-
sprechend dem jetzigen trockenen Klima und der Sommerruhperiode
der Pflanzen einer mehr xerophilen Vegetation wichen, erhielt sich
in Kolchis eine bygrophile Vegetation — und der Wald, die Haupt-
formation im pontischen Gebiete hat, ähnlich wie der von Japan,
einen gemischten Typus und besteht aus sommergrünen Bäumen
der gemässigten Zone und subtropischen immergrünen Sträuchern
als Unterholz und reicht bis an den Meeresstrand. Die zweite cha-
rakteristische Formation des pontischen Gebietes ist die Lianen-
formation, welche die Wälder undurchdringlich macht — und wenn
auch hie und da durch die Thätigkeit des Menschen vernichtet —
doch schon nach ein paar Jahren wieder sich erholt hat, was ledig-
lich dem Einflüsse des feucht-warmen Klimas zuzuschreiben ist. —
K. findet den echt pontischen Charakter der Vegetation nur von
Tuapse an ausgeprägt, während nördlich von dieser Stadt und
Noworossjisk nach der Krim zu das Klima trockener und kälter
ist. Dieser, von K. als „Krim-Noworossjiskische Bezirk" bezeichnete
Landstrich bildet auch seiner Vegetation nach einen Uebergang
zwischen dem pontischen und dem Mediterrangebiete. Echt poli-
tische Pflanzen fehlen hier, die Lianen und Urwälder sind schwach
ausgebildet und die dominirende Formation ist die der Paliurus-
Maquis.
Der zweite Theil der vorliegenden Arbeit enthält eine aus-
führliche Beschreibung des Tschernomorschen , d. h. Schwarzen
Meerkreises, und eine Charakteristik des Krim-Noworossjiskischen
Bezirkes und des pontischen Gebietes zwischen Tuapse und Sotschi:
Sie enthält hauptsächlich K.'s eigene Beobachtungen und zeigt den
allmählichen Uebergang vom Krim-Noworossjiskischen Bezirke zum
pontischen Gebiete.
Der dritte Theil enthält eine allgemeine Beschreibung der
Vegetation und Cultur des pontischen Gebietes und zeigt, auf pa-
läontologische Angaben gestützt, die genetische Verwandtschaft des
pontischen mit dem Mediterrangebiete. Am Ende der Arbeit ist
ein Verzeichniss der Holzgewächse des pontischen Gebietes und des
Krim-Noworossjiskischen Bezirkes gegeben. Aus diesem Verzeich-
nisse theilen wir zur Charakteristik der politischen Pflanzenwelt
Folgendes mit:
Ranunculaceae lignosae: Clematis YitlceUa L., C. Flammula L. und C.
Yitalba L., letztere besonders charakteristisch für das pontische Gebiet und
seine Lianenformation; Berherideae: Berberis vulgaris L. ; Cistineae: Cistus sal-
viaefolius L. und C. Creticus L. ; Tamariscineae : Tamarix tetrandra Pall. ; Tilia-
ceae: Tilia parvifolia Ehrh., charakteristisch für die obere Bergzone der Nadel-
holzregion von 4500 — 6500' über dem Meere und T. Caucasica Rupr. ; Acerineae:
Acer campestre L., A. laelum C. A. May., A. platanoides L., A. Tataricum L., A.
Pseudoplatanus L.* u. A. Tvautveäeri Medw. ; Ampelideae: Vitis vinifera L., das
pontische Gebiet ist die Htimath dieser Liane; Staphyleaceae: Staphylea pinnata
L., charakteristisch für den Krim-Noworossjiskischen Bezirk, und $. Colchica
Stev.*, charakteristisch für das pontische Gebiet; Celastrineae ; Evonymus Euro-
*) Die Lignosen, welche mit einem Sternchen versehen sind, sind auf der
•dem Werke beigefügten Karte genauer berücksichtigt worden.
118 Systematik und Pflanzengeographie.
aepus L., E. latifolius Scop. und E. sempervirens Rupr., von denen der zweite
charakteristisch für die Buchenformation dar pontischen Wälder ist; Rhamneaez
Paliurus aculeatus Lam.*, Rhamnus cathartica L. var., Caucasica Kusnez., R. al-
pina L. var., Colchica Kusnez. und R. Frangula L.; die vorletzte Art, abgebildet
auf Tafel 3, wurde früher immer mit R. grandifolia Fisch, und Mey. verwechselt
und ist charakteristisch für das subalpine Gebiet des westlichen Transkaukasiens ;
Terebinthaceae : Pistacia mutica Fisch, et Mey.*, Rhus Cotinus L. u. R. Coriaria
L. ; Papilionaceae : Cytisus Austriacus L., C. biflorus L'Herit., C. hirsutus L.,
Colutea arborescens L. u. C. cruenta Ait. ; Amygdalcae : Amygdalus nana L.,
Persica vulgaris L., Prunus domestica L., P. divaricata Ledeb., P. spinosa Li.,
P. avium L., P. Cerasus L., P. Laurocerasus L.*, letztere charakteristisch für
das pontische Gebiet: Rosaceae: 5 Rosa- u. 4 Rubus- Arten; Pomaceae: Cratae-
gus melanocarpa M. B., C. Azarolns L.t C. oxyacantha L., Cotoneaster pyracantha
Li.*, Amelanchier vulgaris Mönch, Mespilus Germanica L., Sorbits domestica L.,
S. Aucuparia L., charakteristisch für das subalpine Gebiet, S. Aria Crantz, S.
subfusca Ledeb , S. torminalis L., Pyrus communis L., P. Malus L. und Cydonia
vulgaris Pers. ; Granateae: Punica Granatum L. ; Pliiladelpheae. Philadelphus
coronarius L., charakteristisch für das pontische Gebiet ; Araliaceae. Hedera
Helix L. und H. Colchica C. Koch; Corneae: Cornus mascula L. Tind C. san-
guinea L. ; Caprifoliaceae : Viburnum Opulus L., V. Orientale Pall., charak-
teristisch für das pontische Gebiet, V. Lantana L., Sambucus nigra L., Lonicera
Caprifoliiim L., L. Iberica M- B. u. L. Caucasica Pall.; Vaccinieae : Vaccinium
Arctostaphylos Li.*, charakteristisch für das pontische Gebiet ; Eri.caceae : Ar-
butus Andracline L., Arctostaphylos Uva ursi L., Erica arborea L., Rhododendron
Smirnovii Trautv., R. Ungernii Trautv., R. Caucasicum Pall., charakteristisch für
das subalpii:e Gebiet ; R. Ponticum Li. und Azalea Pontica L., beide charakter-
istisch für das pontische Gebiet; Ebenaceae: Diospyros Lotus Li.* ; Aquifoliaceae:
Hex Aquifolium Li.*; Oleaceae: Olea Europaea Li., Phillyrea media L., P. Med-
wedevi Sred., Ligustrum vulgare L., Fraxinus excelsior L. und JP. oxyphylla M.
B. ; Jasmineae : Jasminum fruticans Li. und J. officinale Li. ; Asclepiadeae : Peri-
ploca Graeca L. ; Verbenaceae: Vitex Agnus castus L.*; Salsolaceae : Halocnemum
strobilaceum M. B. und Anabasis aphylla Li. ; Polygoneae : Tragopyrum buxifolium
M. B. ; Thymeleae: Daphne Mezereum L., D. Catccasica Pall., D. sericea Vahl.
und .D. Pontica L. ; Elaeagneae: Ilippophae rhamnoides L.* und Elaeagnus hor-
tensis M. B. ; Laurineae : Laurus nobilis Li.*; Lorantliaceae: Viscum album L. ;
Euphorbiaceae: Andrachne Colchica Fisch, et Mey. und Buxus sempervirens Li.* ;
Celtideae: Celtis australis L. und C. Caucasica W. ; Moreae: Morus nigra L.,
M. alba h. und Ficus Carica L.; Ulmaceae: Zelkorca crenata Spach., charak-
teristisch für das pontische Gebiet; Ulmus campestris L. und U. montana Sin.,
Juglandaceae : Pterocarya Caucasica C. A. Mey.,* charakteristisch für das pon-
tische Gebiet, und Juglans regia L. ;* CupuUferae : Quercus pedunculata Ehrh.,
Q. Armeniaca Kotschy, Q. sessiliflora Sm., Q. pubescens W., Q. Pontica C. Koch,
Castanea vtdgaris Lam.*, Fccgus silvatica Li., Corylus Avellana L., Carpinus Be-
tulus L., C. Duinensis Scop. und Ostrya carpinifolia Scop.; Betulaceac: Alnus
glutinosa W., A. incana W., Betula alba L. und B. jmbescens L., beide im sub-
alpinen Gebiete; Salicineae: Populus nigra Li., P. tremula Li., P. alba L., Salix
fragilis L., S. purpurea L., S. angustifolia W., S. Caprea L., S. Silesiaca W., S.
aurita L., S. viminalis Li. und S. apoda Trautv., Gnetaceae : Ephedra procera
Fisch, et Mey., charakteristisch für den östlichen Kaukasus; Taxineae: Taxus
baccata L>.* ; Cupressineae: Juniperus Oxycedrus L., J. excelsa M. B.*, J. foeti-
dissima W.*, alle drei charakteristisch für den Krim-Noworosjiskischen Bezirk,
und Cupressus sempervirens L., verwildert; Abictineae: Pinus sylvestris L., P.
Baricio Poir.*, P. maritima Lamb.*, P. Pinea L., Picea Orientalis Carr. und Abies
Nordmanniana Spach.*, Smilaceae: Smilax excelsa L., Ruscus aculeatus L. und
R. Hypophyllum L. ; im Ganzen 163 Arten, d. h. die grössere Hälfte der für den
Kaukasus von Medwedjeff angef'irten Arten (311 sp.).
Auf der dem Buche beigefügten Karte ist die Verbreitung der
wichtigsten Lignosen des Schwarzmeergebietes durch verschiedene
rothe und blaue Punkte und Striche genau bezeichnet und bildet
so K.'s neueste Arbeit einen sehr wichtigen Beitrag zur Pflanzen-
geographie des Kaukasus und der Pflanzengeographie überhaupt.
v. Herder (St. Petersburg).
System, u. Pflanzengeogr. (Physiol., Biolog., Anat. u. Morphol.). — Palaeont.H9
Yaildenberglie, Ad., Bydrage tot de Studie der belgische
Kustflora. Salicornia herbacea L. (Resume en langue francaise
ä la fin du travail). (Botanisch Jaarboek , uitgeg. door het
kruidkundig genootsch. Dodonaea te Gent. 1890. p. 162 — 194.
PI. V. u. VI.)
Diese Arbeit ist eine weitere Ausführung der kürzeren Mit-
theilung desselben Verf., über die in dieser Zeitschrift Bd. XLVI.
p. 162 referirt wurde. Auf dem kleinen Terrain bei Terneuzen
fand Verf. 5 distincte Formen der Salicornia herbacea: 1) Pflanze
10 cm hoch, ohne eigentliche Aeste; untere Dornäste meist mit 2
sterilen Internodien an der Basis. 2) 10 — 20 cm hoch, an der
Basis verzweigt. 3) 20 — 30 cm hoch, bis zu 2ls der Höhe ver-
zweigt, die terminalen Dornäste 4 — 7 cm. 4) Aehnlich der ersten
Form, aber 2 bis 3 mal höher, die untern Dornäste haben mehr,
als 2 sterile Internodien. 5) Aehnlich der 3., aber kräftiger und
mit an der Basis niederliegenden Haupt- und Seitenästen. Jede
dieser Form findet sich jährlich an bestimmten Standorten wieder.
Die erste wächst zwischen andern Pflanzenarten und ziemlich trocken,
die zweite nur mit ihres gleichen zusammen, bei mehr Feuchtig-
keit, die dritte in einzelstehenden Exemplaren bei hoher Feuchtig-
keit, die vierte muss wieder mit anderen Pflanzen um den Stand-
ort kämpfen, bekommt aber mehr Wasser, als die erste : daher
erklärt sich die verschiedene Entwicklung. (Von der fünften
wurden 1889 erst 5 Exemplare gefunden.) Die Formen vererben
sich nicht, sondern können aus den Samen verschiedener Formen
entstehen. Die Samen werden gegen Ende des Winters (zwischen
25. December und 4. März) ausgestreut, diejenigen welche auf
Algenrasen (Enteromorpha) fallen, bleiben liegen und keimen
sogleich, während die anderen Samen vom Wasser weggespült
werden. Aber auch von jenen Keimlingen werden noch viele weg-
geschwemmt, wenn die Haare des Wurzelhalses, mit denen sie an
dem Algensubstrat angeheftet waren, abgefallen sind, sie befestigen
sich später an anderen Orten mit ihren Wurzeln im Boden. Die
auf den Algen gekeimten und gebliebenen geben die zwTeite Form,
die andern Formen stammen wesentlich von jener ab und haben
somit keinen festen Standort.
Verf. beschreibt eingehend den Samen und die Keimung, an
der sich 4 Stadien unterscheiden lassen: 1) Die Samenschale
öffnet sich zwischen den Kotyledonen und dem hypokotylen Glied (das
viel länger, als das Würzelchen ist), letzteres wird frei. 2) Der ganze
Keimling streckt sich, am Wurzelhals erscheint ein Kranz von
Haaren. 3) Volle Streckung des Keimlings, Abfallen der ersten
Haare, Auftreten von Wurzelhaaren und Anlage von Seitenwurzeln
an der verlängerten Wurzel. 4) Entfaltung der Kotyledonen.
Möbius (Heidelberg).
Früh, J., Der gegenwärtige Standpunkt der Torf-
forschung. (Berichte der Schweiz, bot. Gesellschaft. Heft I.
1891. pag. 62.)
120 Palaeontol. (Syatemat. und Pflanzengeog.) — Ter. u. Pflanzenkrankh.
Die morphologischen Verhältnisse, unter welchen die Torf-
moore auftreten, geben zwei Torfmoor-Typen:
1. Das Hochmoor- oder supra-aquatische Moor,
wesentlich zusammengesetzt aus Sphagnum cymbifolium Ehrh., Erio-
phorum vaginatam L. und Calluna vulgaris Salisb., welches letztere
im nordwestlichen Europa zum Theil durch Erica Tetralix ersetzt
wird. Die Oberfläche ist mehr oder weniger gewölbt = typisches Hoch-
moor d. Aut. Je nach dem Vorherrschen der einen oder der anderen
Pflanzen entstehen verschiedene Typen. Während die holländischen
Hochmoore mit Callunetum beginnen, so gilt für den grössten Theil
der übrigen europäischen Hochmoore die Thatsache , dass ohne
Mithülfe von ISphagnmn kein Hochmoor sich bildet. Hochmoore
bauen sich nur auf organischer Unterlage auf.
2. Das Flachmoor oder infra-aquatische Moor er-
fordert eine directe Benetzung stagnirenden oder langsam fliessenden
Wassers, das Niveau des mittleren Wasserstandes nicht überragend,
nie gewölbt = typische Flachmoore, enthaltend vornämlich Hypneen,
Carices und Gramineen mit zahlreichen accessorischen Gewächsen
nebst Schlamm, der namentlich aus mikroskopischen Crustaceen,
Insectenlarven,Spongillen, Diatomeen und anderen niederen Algen und
aus angeschwemmten Resten höherer Gewächse gebildet wird.
Der Vertorf ungsp r ozess ist trotz der vielen mikro-
skopischen und mikrochemischen Untersuchungen noch ungenügend
bekannt. Alle Pflanzen, mit Ausnahme der Diatomeen und der
meisten Pilze, können Torf liefern. Es gibt keine besonderen Torf-
pflanzen. Pflanzen vertorfen schneller, wenn sie wesentlich aus
Cellulose, schwieriger, wenn sie aus Lignin, Cutose bestehen, die
reichlich mit Kieselsäure imprägnirt sind. Ein eigentlicher Meer-
torf existirt nicht, denn dieser erweist sich immer als ein Ab-
kömmling eines versunkenen, mit Thon oder Dünensand bedeckten
Landmoores. Weder Frost noch Druck üben einen nachweisbaren
Einfluss auf die Vertorfung aus. Die Vertorfung kann nicht einer
Gährung mit grosser Wärmeentwicklung gleich gestellt werden.
Alle Torfmoore sind kalt und liefern kalte Quellen. Alle
Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Vertorfungsprozess eine
langsame Zersetzung der Pflanze bei niederer Temperatur unter
möglichst starkem Abschluss des Sauerstoffes durch Wasser ist.
Das braune Torfwasser, welches Ulminsäure-haltig ist, scheint
conservirende Eigenschaften zu besitzen. Torfwasser wirkt auf
unseren Organismus nicht schädlich und kann als Trinkwasser
gebraucht werden. In Humus- und Moorboden fand Frank
constant ein Bacterium terrigenum : ob sich dieser Moor-Bacillus
auch im Torfe findet, und zwar als vertorfendes Agens, ist unbekannt.
Bücherei- (Basel).
Oliver, F. W., On the effects of urban fog upon culti-
vated plants. Preliminary report presented to the
Scientific Committee of the Royal Horticultural
Teratologie und PflaDzenbrankheiten. 121
Society, March 24 th, 1891. — Reprinted from the Journal
of the R. H. S. 8°. 12 pp.)
Die Königliche Gartenbaugesellschaft zu London hat im ver-
flossenen Jahr eine Commission eingesetzt, um über die Einwirkung
des städtischen Nebels auf die Vegetation und daher auch über
Maassregeln gegen die schädliche Wirkung dieses Nebels Aufschluss
zu erhalten. Verf. erstattet in Vorliegendem über die Arbeiten der
Commission einen vorläufigen Bericht, der trotz seiner Kürze von
bedeutendem Interesse ist und von den in Aussicht gestellten aus-
führlichen Arbeiten der Commission manche nicht nur für den
Gartenbau wichtige Kenntniss erhoffen lässt.
Nach einleitenden Worten, in denen einiges Allgemeine über
Auftreten, Natur und Wirkung der in Betracht kommenden Nebel
gesagt wird, folgt der Nachweis, dass reiner Nebel nicht schädlich
wirkt — auf einzelne Pflanzen kann er unter Umständen sogar
günstig sein — im Gegensatz zu den Nebelmassen, die mit den
Exhalationen der Gross- und Fabrikstädte, London voran , ge-
schwängert sind. Es folgt sodann eine Untersuchung in Bezug auf
die Grösse des Bezirks, in dem sich die Londoner Nebel mit ihrem
schädlichen Einfluss geltend machen. Es sei daraus nur entnommen,
dass dieser Bezirk im Allgemeinen durch einen Radius von 25 bis
35 englischen Meilen bezeichnet wird, und dass im Speciellen die
Nebel am weitesten in westlicher und südwestlicher Richtung sich
erstrecken. Specielle Berücksichtigung finden sodann die Verhält-
nisse des verflossenen Winters, was hier übergangen werden kann.
Die Ermittelung der Zusammensetzung des Nebels bez. der
fremden Beimengungen geschieht nach verschiedenen Methoden.
Einmal werden durch geeignete Waschvorrrichtungen die suspen-
dirten oder löslichen Fremdkörper aus dem Nebel niedergerissen ;
sodann werden die natürlich sich bildenden Absätze auf Schnee,
auf Glasscheiben oder Blättern der Analyse unterworfen; endlich
wird Luft durch oxydirende Agentien (Kaliumpermanganatlösung)
geleitet, wodurch wenigstens vergleichsweise auf den Gehalt des
Nebels an schwefeliger Säure, seines schädlichsten Bestandteils,
geschlossen werden kann. Resultate liegen nur für die 2. und 3.
der angegebenen Methoden vor. Der nach dem Februar-Nebel von 1891
in Kew und Chelsea auf Glasfenstern gesammelte Absatz betrug, auf die
Quadratmeile berechnet, seiner Menge nach 6 Tonnen; sehWZusammen-
setzung war: 40°/'o Mineralsubstanz, 36°/0 Kohle, 15°/o Kohlen-
wasserstoffe, 2 — 3 °/0 metallisches Eisen in sehr feiner Vertheilung,
5 °/o Schwefelsäure, l1/2°/0 Salzsäure. Bei anderen Versuchen
wurde in den täglichen Absätzen auf Blättern und Glasscheiben
Eisenoxyd in beträchtlicherer Menge gefunden. — Bei Durchleiten
von Luft durch Kaliumpermanganatlösung bestimmter Concentration
tritt, falls Nebel zugegen, mit 1 bis 2 Kubikfuss Entfärbung ein ;
bei heiterem Wetter zeigt die gleiche Lösung bei Durchleitung von
30 bis 40 Kubikfuss kaum eine Farben änderung.
Analysen von beschädigten Pflanzen ergaben vorläufig be-
trächtliche Mengen von Eisensalzen in der Asche ; Verf. vermuthet,
dass vielleicht hierin eine Ursache der Schädigung zu suchen sei,
122 Terat. \i. Pflanzenkrankh. — Oekon. Bot. (Physiol., Biol., Anat. n. Pflanzengeog.
wenn er übrigens auch wiederholt betont, dass schwefelige Säure
der wesentlich wirksame Bestandtheil des Nebels ist. In einzelnen
Fällen zeigte sich die Schädigung der einzelnen Pflanzen th eile ab-
hängig von der Zahl der Spaltöffnungen ; bei Phalaenopsis Schille-
riana und Cattleya Trianae sind die Sepala weit empfindlicher, als
die Petala ; erstere besitzen zahlreiche Stomata, letztere verhältniss-
mässig wenige. Weiterhin werden mikroskopische Beobachtungen
mitgetheilt über die Wirkungsweise eines langsamen Stromes von
verdünnter schwefeliger Säure oder von Nebel auf das lebende
Protoplasma, wobei Wurzelhaare von Limnobium und Blätter von
Vallisneria als Versuchsobjecte dienten. In beiden Fällen wird
das Plasma schliesslich körnig, zerfällt und die Strömung hört auf.
Der ganze Prozess dauert mit Nebel einige Stunden. Es wird
weiter festgestellt, dass die Einwirkung schwefeliger Säure sich mit
der Temperatur steigert, mit zunehmender Feuchtigkeit aber ab-
nimmt, und es werden endlich Gegenmaassregeln gegen die schäd-
lichen Wirkungen des Nebels, soweit es sich eben schon thun lässt,
besprochen. Ref. will hierauf nicht näher eingehen, sondern nur
noch seiner Freude Ausdruck geben, dass hier, wie die vorläufigen
Andeutungen schon zeigen, ein gutes Stück Arbeit auf einem sehr
vernachlässigten Gebiete gethan wird, dem Theil der Phytopatho-
logie, der die nichtparasitären Krankheiten behandelt.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Raul in, G., De l'influence de la nature desterrainssur
la Vegetation. (Comptes rendus de l'Academie des sciences
de Paris. Tome CXIL 1891 p. 309 ff.)
Durch Grand eau's Versuche war bez. des Weizens festge-
stellt worden, dass je nach den verschiedenen Bodenarten, abge-
sehen von Saatdichte, Saatgut und Düngung, das Erntegewicht
ausserordentlich variire. Verf. fühlte sich dadurch bewogen, den
besonderen Einfluss der den Ackerboden bildenden Elemente auf
den Ernteertrag genauer zu untersuchen. Die Versuche wurden
auf dem zu Pierre-Benite gelegenen Versuchsfelde der (Faculte des-
Sciences) Universität von Lyon angestellt.
Man hob zunächst auf einer Fläche von 5 Ar den Ackerboden
bis zu einer Tiefe von 95 cm aus und bildete 5 Beete von je ein
Ar. Da Thon den Untergrund bildete, breitete man behufs Drai-
nage darüber eine Lage groben Kies von 5— 6 cm aus und darauf
brachte man auf das Beet 1 eine Erde, die 76 °/o (vom Gewicht
der trocknen Erde) Quarzsand enthielt, auf 2 eine solche, die 47 °/o.
Thon, auf 3 eine solche, die 74 °/0 Kalk enthielt, auf 4 eine Erde,
der 68 °/0 Torferde beigemengt war, und auf 5 eine Mischung von
gleichen Raumtheilen der obengenannten vier Erden.
Auf jede der betreffenden Parzellen wurde der gleiche mine-
ralische Dünger gegeben und jede wurde zur Hälfte mit Mais und
Zuckerrüben bepflanzt.
Die Aussaat erfolgte den 24. April, die Ernte den 17. Nov.
Das Resultat der Versuche war folgendes: 1) Die Mischung
von Sand-, Thon-, Kalk- und Torferde gab von Zuckerrüben und
Neue Litteratur. 123
Mais eine bessere Ernte, als jede einzelne der Bodenarten für sich
und bei den Zuckerrüben einen über's Mittel hinaus gehenden
Zuckergehalt.
2) Die Differenzen bez. des Gewichtes und bei der Zucker-
rübe ausserdem bez. des Zuckergehaltes zeigten sich bei den ver-
schiedenen Bodenarten als sehr beträchtlich.
3) Die erhaltenen Resultate gelten nicht für jede Frucht in
der gleichen Weise: für das Gewicht des Mais hatte der Sand
einen besonders geringen Werth und der Thon nahm (nächst der
Mischung aller Böden) den ersten Rang ein ; für das Gewicht der
Zuckerrüben behauptet der Sand ebenfalls den letzten Rang, aber
die Torferde gewann den ersten. Der Zuckergehalt war im Thon-
boden am geringsten, im Kalkboden aber am grössten (der Misch-
boden konnte sich nur neben den letzteren stellen).
Freilich waren die verwendeten Bodenarten nicht absolut
steril und. enthielten verschiedene Mengen von Stickstoff, Phosphor-
säure und assimilirbarem Kali, die natürlich die Resultate beein-
flussen mussten. Doch hatten die verwendeten Boden seit Jahren keinen
Dünger erhalten und waren sehr erschöpft, so dass sicli unmöglich
durch die Differenzen an ursprünglich vorhandenen Düngstoffen«
die Gesammtheit der enormen Verschiedenheiten bei den gewonne-
nen Resultaten erklären lässt, vielmehr ein bedeutender Einfiuss-.
der Bodenart nicht von der Hand zu weisen ist.
Zimmermann (Chemnitz).
Neue Litteratur.
Geschichte der Botanik :
Dalla Torre, K. W. TOB, Josef Anton Perktold, ein Pionier der bota-
nischen Erforschung Tirols. Zugleich ein Beitrag zur Cryptogamenflora des
Landes. (Sep -Abdr. aus Ferdinandeums-Zeitschrift. 8. Folge. Heft XXXV.
1891. p. 213—291.) Innsbruck 1891.
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten:
Bennettj A. TV., An introduction to the study of flowerless plants ; their structure
and Classification. Reprinted with additions an,d alterations, from the 4th edition
of HeBfrey's Elementary course of botany. 8°. 86 pp. London (Gurney & S.)-
1891. 1 sh. 6 d.
Algen:
Borge, 0., Ett litet Bidrag tili Sibiriens Chlorophyllophyce-flora. (Sep.-Abdiv
aus Bihang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar. Bd. XVII. 1891. Afd. 3.
No. 2.) 8°. 16 pp. 1 Tafel. Stockholm 1891.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe^
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der ^Xeuen Litteratur" möglichste»
Vollständigkeit erreicht wird. Die Kedactionen anderer Zeitschriften werde»
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst raittheilen zn wollen.,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. U h 1 w o nn ,
Terrasse Nr. 7.
"3.24 Neue Litteratur.
Pilze :
"Cooke, M. C, British edible fungi: how to distinguish and how to cook them.
8°. 236 pp. With col. fig. London (Paul) 1891. 7 sh. 6 d.
Fernii, Claudio , Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der
Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X.
1891. No. 13. p. 401—408.)
Niel, Eugene, Observations sur le Cystopus candidus Lev. (Extr. du Bulletin
de la Societe d'amis d'histoire naturelle de Rouen. 1890. Fase. II.) 8°. 8 pp.
Rouen (Impr. Lecerf) 1891.
Patouillard, N., Contributions ä la flore mycologique du Tonkin. [Fin.] (Journal
de Botanique. T. V. 1891. p. 313.)
Perdrix, L., Sur les fermentations produites par un microbe anaerobie de l'eau.
(Revue scientifique. 1891. No. 4. p. 117—118.)
Sanfelice, F., Contributo alla morfologia e biologia dei batteri saprogeui aerobi
ed anaerobi. (Atti della R. Accademia medica di Roma. Vol. V. 1890/91.
Ser. II. p. 379—402.)
Winogradsky, S., Sur la formation et l'oxydation des nitrites pendant la nitri-
fication. (G'omptes rendus des seances de l'Acudemie des sciences de Paris.
T. CXIII. 1891. No. 2. p. 89—92 )
Gefässkryptogamen :
'Wittrock, Veit Brecher, De Filicibus observationes biologicae. Biologiske
ormbunkstudier. (Ur Acta Horti Bergiani. Bd. I. 1891.) 4°. 58 pp. 5 Tafeln.
Stockholm (Samson & Wallin) 1891. Kr. 4.—
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
'.Berge vin, Erueste de, Note sur la coloration et l'albinisme des Graminees. 8°.
7 pp. Rouen (Impr. Lecerf) 1891.
Perrot, E., Contribution a l'etude histologique des Lauracees. [These.] 8°.
62 pp. avec fig. Lons-le-Saulnier (Impr. Declume) 1891.
Warnung, E., Insektodende planter. (Naturen og Mennesket. 1890. No. 8/9.)
— — , Biologisk blomsteranalyse. (1. c. No. 12.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Beck, Günther, Ritter von Mannagetta, Die Wasserpest (Elodea Canadensis
Mx.) in Oesterreich-Ungarn. (Mittheilungeu der Section für Naturkunde des
Oesteir. Touristen-Club. Bd. III. 1891. No. 9. p. 65.)
Bergevill, Erneste de, Remarques sur les variations de Lolium perenue L.
dans ses sous-varietes cristatum Coss. et Germ. Fl. et ramosum P. Fl. (Extr.
du Bulletin de la Societe des amis des sciences naturelles de Rouen. 1890.
Fase. II.) 8°. p. 161—186. Rouen (Impr. Lecerf) 1891.
Bertraud, C. Eg., Des caracteres que l'anatomie peut fournir k la Classification
des vegetaux. (Extrait du Bulletin de la Societe d'histoire naturelle d'Autun.
T. IV. 18yl.) 8°. 54 pp. et tableau. Autun (Impr. Dejussieu) 1891.
Dalla Torre, K. W. VOU, Beitrag zur Flora von Tirol und Vorarlberg. Aus
dem rloristischen Nachlasse von J. Peyritscll zusammengestellt. (Sep.-Abdr.
aus Bericht des naturw.-med. Vereins in Innsbruck. 1890/91. p. 10 — 91.) Inns-
bruck 1891.
Franchet , A. , Monographie du genre Chrysosplenium. [Fin.] (Nouvelles
Archives du Museum d'histoires naturelles. Se>. III. T. III. 1891. Fase. 1.)
Iie Jolis, Auguste, Quelques notes ä propos des „Plantae Europeae" de M. K.
Richter. (Extr. des Memoires de la Societe nationale des Sciences nat. et
mathem. de Cherbourg. T. XXVII. 1891. p. 289.) 8°. 52 pp. Cherbourg 1891.
-Mueller, Ferdinand, Baron von, Brief remarks ou some rare Tasmanian plants.
(From the Proeeedhigs of the Royal Society of Tasmania. 1891. August 17.)
Coprosma Petriei Cheeseman in the Transact. of the N. Z. Institute.
XVIII. 316 (1886).
Under this name I wish to bring under notice what appears to be a
new Tasmanian Coprosma , lately found as of rare oecurrence by Mr.
T. B. Moore ou the highlands east of Mount Tyndall. It has the same
very depressed matted growth at C. repens (C. pumila), also very small
leaves and terminal small-sized fruits. But the leaves in all the speeimens
Neue Litteratur. 125"
received are decidedly pointed, indeed ovate-laneeolar, and the fruit is-
beautifully blue outside, a characteristic which separates this speeies from>
all otber Australian kinds, and which is not likely subject to Variation.
Mr. Thomas Cheeseman in his excellent review of the 31 New Zea-
landian speeies of this genus distinguished by him, mentions two as having
fruits blueish outside, namely, C. parvißora and C. acerosa, the former
otherwise very differeut from our plant, the lattrr of mueh larger size,.
with puberulous branchlets, and longer out narrower leaves. Nevertheless
C. Petriel is described as varying in the outside colour of the fruit, red
in the Nelson, blue in the Otago province, but possibly two speeies became
thus confused, in which regard already some indieations are given in the
transact. of the N. Z. Inst. XIX. 251 and 252. As the flowers of this
plant are not yet known, it remains for some future opportunity to con—
rirm the ditferences existing in this respect between Ct. repens and OL
Petriei. The fruits are globular or verging into an oval form; so far as
seen on this occasion they ripen only one, rarely two seeds. The embryo
is only half as long as the albument. Should the Tasmnnian plant, after
the flowers have become known, prove a peculiar speeies, then such ought
to be distinguished under the finder's name.
Panax Gunnii.
The fruit of this rare shrub was also for the first time obtained for
me by Mr. T. B. Moore, who gathered it in deep shady gorges at Mount
Lyell, on the Canyon River, the Franklin River and on a tributary of
the Pieman's River. It is sueculent, about '/s-inch broad, renate-roundishy
turgid, black outside, at the summit five, denticulated and impressed, so*
that the styles are hardly visible ; the two nutlets inside are oblique-ovate-
or demidiate-roundish, about Ve-inch long, rather turgid, exteriorly grey-
brown and nearly smooth. This plant seems to bear flowers already,
when only 6in. high, and never to exceed 4ft. in height, unless perhaps
in eultivation.
Styphelia Milligani.
Under this appellation oecurs the Pentaehondra verticillata in the secondL
systematie Census of Australian Planta, p. 178, in antieipation of the fruit
proving that of a Styphelia (or Leucopogon), a surmise fully borne out by
speeimens sent by Mr. Moore from the highlands of Mount Read and
Mount Tyndall, where also a small form of Acacia mucronata is growing^
at elevations between 3,600ft. and 3,900ft. The fruit, as now seen, is only
of about 1/8-inch measurement, nearly globular ; its pericarp is very thin-
and outside white; the putamen is five-celled. Possibly the fruit obtained*
may be over-aged. Until now the plant was only known from Dr.
Milligan's collection. It is from 6in. to 18in. high, but as it is many-
branched from the root, Mr. Moore saw individual plant« covering a
breadth of 2ft. When out of flower this plant calls to mind, as regards;
its aspect, some Pultenaeas. (?)
It may here not be inappropriate to remark that since Sir Joseph.
Hook er finished, in 1860, his süperb work on Tasmanian plants, the
following were by me brought under notice as additional among vascu-
lares they (coming within the scope of my own researches) as the Tas-
manian flora could not be kept apart in treating that of Continental
Australia, some few only emanating from other collections :
Popaver aculeahtm Thunberg. — Cakile maritima Scopoli. — Pittosporum
undulatum Andrews. — Comesperma defoliatum F. v. M. — Elaeocarpus
reticulatus Smith. — Pseudanthus ovalifolius F. v. M. — Euphorbia Drum-
mondi Boissier. — Casuarina bicuspidata Bentham. — Zieria cytisoides
Smith. — Zieria veronicea F. v. M. — Eriosternon Oldfieldi F. v. M. —
Atriplex paludosum R. Brown. — Polygonum lapathifolium Linne. — Acacia
penninervis Sieber. — Acaena montana J. Hooker. (Recorded as a
variety in the Fl. Tasm.) — Pimelea Milligani Meissner. — Pimelea strieta
Meissner. — Pimelea axißora F. v. M. — Pimelea serpillifolia R. Brown..
— Eucalyptus Sieberiana F. v. M. — Eucalyptus Stuartiana F. v. M. —
Panax sambueifolius Sieber. — Hakea ulicina R. Brown. — Hakea no-
dosa R. Brown. — C'oprosma Petriei Cheeseman. — Cotula ßlifolia Thun-
226 Neue Litteratur.
beig. — C'alucepliahcs citreus Lessing. — Cassinia longifolia R. Brown. —
Podosperma angustifolium Labillardiere. — Ixiolaena supina F. v. M. —
Leptorrhynchus nitidulus De Candolle. — Helichrysum Spiceri F. v. M. —
Helichrysum Gravesii F. v. M. — Anapltalis Mereditliae F. v. M. — Lo-
belia platycalyx F. v. M — Lobelia rhomhifolia De Vries. — Lobelia
Browniana Roemer aud Schultes. — I,obelia microsperma F. v. M. — Lo-
belia pratioides Bentham. — Leeuivenhoekia dubia Sonder. — Donatia
Novae Zelandiae J. Hooker. — Scaevola aemula R. Brown. — Scaevola
microca>pa Cavanilles. — Goodenia barbata R Brown. — Styphelia elliptica
Smith. — Styphelia scoparia Smith. — Solanum vescum F. v. M. — Ve-
ronica plebeja R. Brown. — Verönica ?iotabilis F. v. M. — Westringia
ro&mariniformis Smith. — Yerbena officinalis Linnee. — Myoporum parvi-
folium R. Brown. — Prasojjhyllum nigricans R. Brown. — Pterostylis vit-
tata Lindley. — Orthoceras strictum R. Brown. — Caladenia suaveolens G.
Reiebentach. — Thismia Eodicayi F. v. M. — Milligania Johnstoni F. v. M.
— Potamogeton perfoliatus Linnee. — P. Cheesemani A. Bennett. — P.
pectinatus Linnee. — Zostera nana Mertens and Roth. — Lepyrodia
Muelleri Bentham. — Calostrophus elongatus F. v. M. — Schoenus Tepperi
F. v. M. (or a closely allied species). — Heleocharis acicularis R. Brown.
— Gahnia Radida F. v. M. — Carex tereticaulis F. v. M. — C. Biche-
noviana Boott. — Sporobolus Yirginicus Kunth. — Agrostis frigida F. v. M.
— A. Grunniana F. v. M. — Zoysia pungens Willdenow. — Imperata
arundinacea Cyrillo. — Cyathea Cunninghami J. Hooker. — Blechnum
■cartilagineum Swartz. — Asplenium Hookerianum Colenso. — Aspidium
lüspidum Swartz. — Hymtnophyllum marginatum Hooker aud Greville. —
H. Maliagi J. Hooker.
In the concluding pages of the „Flora Tasmaniae*' were already in-
serted solely from Melbourne Communications as additional.
Kennedya monophylla Ventenat. — Geum renifolium F. v. M. — Aci-
phylla procumbens F. v. M. — Ijeptomeria glomerata F. v. M. — AbrotaneUa
scapigera F. v. M. — Senecio primulifolius F. v. M. — Senecio jiapillosus
F. v. M. — Dracophyllum minimum F. v. M. — Sebaea albidiflora F. v. M.
— Limnanthemum exigeum F. v. M. — Dendrobium striolatum G. Reichen-
bach. — Selaginella Preissianum Spring.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Cattie? J. Tll., Sur un cas de cohesion et de dyalise dans le Cypripedium
barbatum. (Archives Neerlaudaises des scieuces exactes et nat. Tome XXV.
1891. No. 2.)
MassalongO, C.j La Rogna delle foglie dell'olivo. (Memoria letta all' Accad.
Medico Chirurgica di Ferrara. 1891. 15. luglio.) 8°. 16 pp. 2 Tafeln. Ferrara 1891.
Thüllieu, F. VOll, Ein wenig bekanuter Apl'elbaum-Schädling, Hydnum Schieder-
meyeri. (Zeitschritt für Pflauzenkiaukheiten. 1891. p. lo2.)
Yiala, P. et SailVHirt'ail^C., Sur quelques Champignons parasites de la vigne.
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Daurel, Jos., Elements de viticulture, avec description des cepages les plus
repandus. 2. edition. 8°. XVII, lob' pp. Bordeaux (Feret et fils) 1891.
Fr. 2.50.
Lasche, A., Die Mycoderma und die Praxis. (Braumeister. 1891. No. 10. p. 293
-297.)
Pfuhl, E., Die Jute und ihre Verarbeitung, auf Grund wissenschaftlicher Unter-
suchungen und praktischer Erfahrung dargestellt. Theil II. 8°. XX, 373 pp.
28 Tafeln. Theil III. 8°. XI, 169 pp/ IG Tafeln. Berlin (Jul. Springer)
^ 1891. M. 40.—
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Wiiiter, Heinrich, Onderzoek van eeue melasse. (Meddedeelingen van het
Proefstation „Middeu Java" te Semarang. 1891.) 8°. 6 pp. Semarang 1891.
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Inhalt
Wissenschaftliche vJriginal-
.Mittheilu ngen.
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Eeto-
carpus-Arten der Kieler Föhrde. (Fortsetzung),
p. a7.
Botanische Gärten und.
Institute, p. 104.
Instrumente, Präparations- und
Conservations-Methoden etc.
Dammer , Handbuch für Pfianzensammler,
p. 104.
Sammlungen,
p. 106.
Referate.
Arcangeli, Altre osservazioni sul Draeunculus
vulgaris (L.) Schott, e sul sue processo
d'impollinazione, p. 108.
Früh, Der gegenwärtige Standpunkt der Torf-
forschung, p. 119.
Kusnetzoff, Die Elemente des Mittelmeer-
gebietes im westlichen Transkaukasien. Re-
sultate einer pnanzengeograpbischen Er-
forschung des Kaukasus, p. 115.
Oliver, On the effects of urban fog upon culti-
vated plants. Preliminary report presented
to the Scientific Committee of the Royal
Horticultural Society, March 24 th., p. 120.
Peirce, Notes on Corticium Oakesii B. et C
and Jlichenera Artocreas B. et C, p. 108.
Poli e Tanfani, Botanica ad uso delle scuole
classiche, p. 107.
Radlkofer, Ueber die Gliederung der Familie
der Sapindaceen, p. 110.
Raulin, De l'infiuence de la nature des terrains
sur la Vegetation, p. 122.
Tanflljew, Zur Frage über das Aussterben der
Trapa natans, p. 109.
Thaxter, On certain new or peculiar North
American Hypbomycetes. I., p. 107.
Vandeiiberghe, Bijdrage tot de Studie der
belgische Kustflora. Salicornia herbacea L..
p. 119.
Neue Litteratur, p. 123.
Ausgegeben : 28. Oetober 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Gasse!.
Band XLVIII. No. 5. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN '•
für das Gesammt gebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
TOD
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. F. G. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Yereins in München, der Botanisita Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Section des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section «1er Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cnltnr zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvctenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch »botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Land und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Nr. 44.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchbandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Original-Mittbeilungeii.
Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus- Arten
der Kieler Föhrde.
Von
Paul Kuckuck.
Mit 6 Figuren.
(Fortsetzung u. Schluss.)
II. Der Formenkreis von Ectocarpus confervoides Roth sp.
(nebst verwandten Formen).
1. Zellinhalt.
Die Chromatophoren. Bei E. siliculosus Dillw. sp. durch-
ziehen die Chromatophoren in zahlreichen, verzweigten, sehr un-
regelmässigen oder spiralig verlaufenden Bändern die Zelle, sind
verhältnissmässig schmal und in den Hauptachsen meist spärlicher
entwickelt. Bei E. confervoides Roth sp. sind sie stets kräftig ent-
wickelte, breite und dicke Bänder von dunkel-gelbbrauner Farbe.
Bald durchziehen sie fast parallel zur Längsachse stabförmig die
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 9
loO Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Zelle, bald sind sie mehr unregelmässig, selten spiralig, oft in quer
zur Längsachse verlaufenden Bändern angeordnet. In den Zellen
der seilartig zusammengedrehten Fäden sind sie meist spärlich, in
einzelne kürzere Stäbe zertheilt.
Pyrenoide. Pyrenoide nenne ich den Chromatophoren auf
der dem Zelllumen zugekehrten Fläche aufgelagerte Körper von
fast kugeliger bis mehr polyedrischer Gestalt, die eine deutliche
Schalenstructur aufweisen. Sie finden sich bei allen Zellen, die
I lange, bandförmige Chromatophoren besitzen, und sind von
Schmitz (44. p. 154) als Phäophyceenstärke bezeichnet worden.
Die den Kern bildende Kugel färbt sich mit Carminessigsäure rosa-
roth und scheint nucleinhaltiger Natur zu sein, die den Kern um-
schliessende Hohlkugel bleibt dagegen ungefärbt. Das Verhalten
gegen Jod studirte ich bei solchen Pyrenoiden, die seitlich an den
Chromatophoren hervorragen, da die Braunfärbung der letzteren
leicht eine Täuschung hervorrufen kann. Der Kern zeigte eine
etwas stärkere Gelbfärbung als die Schale, beide waren aber nur
schwach tingirt. Die Pyrenoide lösen sich weder in Alkohol noch
in Essigsäure, bleiben beim Eintrocknen erhalten und reduciren
Osmiumsäure nicht. Dass sie, wie Schmitz angibt, immer unter
dem Einfluss der Chromatophoren entstehen, kann ich bestätigen.
Stets sitzen sie der Farbstoffplatte unmittelbar auf, wie sich heraus-
stellt, wenn man auf den optischen Durchschnitt der Chromato-
phoren einstellt. Ein kurzes Spitzchen, mit welchem sie nach
Bert hold (7. p. 56 ff.) den Farbkörpern seitlich ansitzen sollen,
vermochte ich jedoch nicht zu erkennen (siehe dagegen bei Ecto-
carpus Utoralis). Nie fand ich sie, auch nicht bei aus-
gewachsenen Zellen, frei im Protoplasma eingebettet und muss
deshalb wenigstens für E. confervot'des Roth sp. und verwandte
Formen der Schmitz'schen Ansicht, dass sie nachträglich durch
die Bewegungen des Plasmas in der ganzen Zelle vertheilt werden,
widersprechen. Auch darin finde ich mich in Uebereinstimmung
mit Schmitz, dass die Pyrenoide nie im Innern der Chromato-
phoren entwickelt werden. Sie werden unter Mitwirkung derselben
und der des benachbarten Plasmas an der inneren Oberfläche oder
seltener am Rande der Farbstoffplatten erzeugt. Auch konnte ich
feststellen, dass Plasmafäden von der Kernhülle gerade zu den
Stellen des die Chromatophoren enthaltenden Wandplasmas hinziehen,
an denen Pyrenoide entwickelt werden. Ueber das Verhalten der
Pyrenoide bei der Zoosporenbildung siehe weiter unten.
Schmitz wählte die Bezeichnung Pyrenoide für kugelige
Gebilde im Innern der Chromatophoren, die denselben eingebettet
wären, wie der Nucleolus dem Kern, sah dabei also ganz ab von
ihrer chemischen Beschaffenheit. Da nun aber die hier beschriebenen
Körper stets unmittelbar an den Chromatophoren entstehen und
ganz ähnliche Reactionen wie die Pyrenoide zeigen, so halte ich
die Bezeichnung „Phäophyceenstärke" für entbehrlich. (Vergl.
hierzu auch Schmitz (45.) p. 129 ff.)
SonstigeimProtoplasmasuspendirteKörper. Leicht
mit den Pyrenoiden zu verwechseln sind tropfenförmige, im Proto-
Kuckuck, Beitrüge zur Kenntniss der Ectoearpus-Arten etc. 131
plasma unregelmässig zerstreute Körper, besonders wenn sie sich
den Chromatophoren anlegen. Dieselben lösen sich sofort in
Essigsäure und 96°/o Alkohol auf. Oft umgeben sie, besonders
bei nicht mehr völlig frischem Material, den Kern in grossen Ballen,
welcher durch Behandlung mit Essigsäurecarmin dann leicht sichtbar
gemacht werden kann. Sie färben sich bei Zusatz von Eau de
Javelle unter Quellung rothbraun und zerfliessen darauf unter Ent-
färbung. — Die im Wandbelag des Protoplasmas liegenden kleinen
hellglänzenden Tropfen lassen nach der Auflösung durch Essigsäure
kleine concentrische Ringe auf der Zellmembran zurück. An-
wendung von Jod in Jodkalium und alle anderen Stärkereactionen
ergaben stets negative Resultate.
Während der Beobachtung sah ich öfters Veränderungen in
der Lage der Plasmafäden, Verschiebungen längs der Aussenwand
u. s. w.
2. Sporangien.
Die von T huret (48.) vorgeschlagene und von Kj eil man
(23. p. 42) angenommene Bezeichnung der beiden Sporangienformen
muss auch jetzt noch als die dem gegenwärtigen Standpunkte unserer
Kenntnisse angemessenste betrachtet werden, da sie sich an rein
morphologische Merkmale hält und von der Natur und Bedeutung
der Zoosporen ganz absieht. Ich nenne daher nach wie vor die
aus einer Zelle bestehenden Sporangien uniloculäre Sporangien
(sporangia unilocularia, einfächerige Sporangien) und die aus Zell-
stockwerken bestehenden pluriloculäre Sporangien (sporangia pluri-
locularia, mehr- oder vielfächerige Sporangien). Eine Eintheilung in
Sporangien und Gametangien, wie sie Kj eil man in seinem Hand-
bok i Skandinaviens Hafsalgflora I vornimmt, erscheint nicht räthlich,
da sie die nur für zwei Species (Ectocarpus siliculosus und Scyto-
siphon) bisher unzweifelhaft nachgewiesene geschlechtliche Natur
(s. Berthold 6.) für alle in pluriloculären Sporangien entwickelten
Zoosporen anticipirt. (Vergl. auch Falken b er g 12. p. 220). Ich
selbst habe, Avie ich gleich hier vorweg nehmen will, nie eine
Copulation von Zoosporen oder auch nur eine Andeutung zu
derselben gefunden, trotzdem Zoosporen aus pluriloculären Spo-
rangien (die hauptsächlich in Betracht kommen) und uniloculären
Sporangien zahlreicher Individuen der verschiedensten Formen und
Arten zu den verschiedensten Jahres- und Tageszeiten zu meiner
Beobachtung gelangten.
Was das Auftreten der beiden Sporangienarten betrifft, so
fand ich bei den beobachteten Pflanzen, für welche als Standort
nur der Kieler Hafen und seine Mündung in die Kieler Bucht in
Betracht kommt, pluriloculäre Sporangien ungleich häufiger als
uniloculäre. Bei E. confervoides Roth sp. und seinen verschiedenen
Formen fand ich zu allen Jahreszeiten überhaupt nur die erste
Sporangienart. Bei E. siliculosus Dillw. sp. fand ich einfächerige
Sporangien nur sehr vereinzelt; dagegen waren sie bei E. peni-
cillatus Ag. reichlich entwickelt. Bei dieser letzteren Art gibt es
Individuen (im Sommer), welche nur einfächerige Sporangien er-
9*
132 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arteu etc.
zeugen, dann solche, bei denen vereinzelt pluriloculäre auftreten,
die zuweilen noch als uniloculäre Sporangien angelegt werden,
ferner solche, bei denen uniloculäre und pluriloculäre gleich zahl-
reich sind oder die letzteren schon überwiegen, und endlich Indi-
viduen, bei denen sich nur noch pluriloculäre Sporangien finden
(im Spätsommer und Herbst). Ob freilich diese Entwicklung an
ein und demselben Individuum völlig durchlaufen werden kann,
vermag ich nicht zu sagen. Es ist mir wahrscheinlich, dass die
aus zu verschiedenen Zeiten entlassenen Sporen nach und nach
heranwachsenden Pflänzchen im Sommer uniloculäre, später pluri-
loculäre Sporangien erzeugen. Ein Wechsel von Generationen mit
uniloculären und solchen mit pluriloculären Sporangien ist hierbei
möglich, aber nicht nothwendig. Darauf bezügliche Culturversuche
misslangen leider, wie denn überhaupt Ectocarpus-Avten in der
Cultur sich als äusserst empfindlich enveisen.
Die pluriloculären Sporangien stehen zumeist terminal,
d. h. ganz allgemein, es folgen an ihrer Spitze keine vegetativen
Zellen mehr. Sporangien, deren Stiel Zweige entsendet, nenne ich
terminal im engeren Sinne und unterscheide alle übrigen als lang-
gestielte, als kurzgestielte (eine bis wenig Stielzellen) und als sitzende
Sporangien. Alle Uebergänge finden sich z. B. sehr häufig bei
E. dasycarpus n. sp. (vergl. Fig. 4 nebst Erklärung).
Intercalare Sporangien, die an ihrem Scheitel eine mehr oder
weniger lange Reihe vegetativer Zellen tragen, finden sich besonders
häufig bei E. siliculosus Dillw. sp. (Fig. 1, A) und überbrücken
den Uebergang zu dem Formenkreis von E. litoralis L. sp.
E n t w i c k 1 u n g der pluriloculären Sporangien (vergl.
Kj eil man (23.) p. 43 ff.). Bei E. confervoides Roth sp. treibt
eine Thalluszelle unter der oberen Querwand eine Ausstülpung,
die sich durch eine etwas schief gestellte Wand von der Mutter-
zelle abgliedert und sich in diesem Stadium von einer jungen
Zweiganlage noch nicht unterscheidet. Die Aussprossung wächst
in die Dicke und besonders in die Länge und theilt sich durch
eine Querwand. Mit den nächsten Quertheilungen beginnt eine
Differenzirung des Zellinhaltes. In den oberen Zellen, in welchen
nunmehr die Theilungen lebhafter aufeinander folgen, findet eine
Vermehrung des Protoplasmas statt, während die Chromatophoren
in einzelne Stücke zerfallen. Pyrenoide, die in den unteren, zu
Stielzellen werdenden Zellen noch gebildet werden, werden hier
nicht mehr entwickelt oder bleiben doch sehr klein, um bei der
weiteren Ausbildung des Sporangiums wahrscheinlich wieder auf-
gelöst zu werden. Bald treten die ersten Längswände auf und
mit der Anlage der einzelnen Wände geht gleichzeitig eine Theilung
der Kerne vor sich, wobei derselbe einen immer grösseren Theil
des Zell- oder Fachlumens einnimmt. Die Chromatophoren ver-
lassen zum Theil ihre wandständige Lage und rücken in das Zell-
lumen hinein. Die Augenpunkte sind bei weit vorgeschrittener,
aber noch nicht beendeter Fächerung als winzig kleine, rothe,
glänzende Punkte in der Fläche oder am Rande der Farbstoff-
platten zu erkennen.
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc. 133
Bei E. penicillatus Ag., bei dem zuerst miiloculäre Sporangien
und späterhin an derselben Pflanze pluriloculäre auftreten, ist die
Entwicklung der letzteren etwas anders. Die Pflanze zeigt auch
während der Sporangienbildung noch lebhaftes Wachsthum und im
Zusammenhange damit an den Aesten aller, besonders höherer
Ordnungen kurze, dünne Adventivästchen, die ein ziemlich aus-
gesprochenes trichothallisches Wachsthum haben. Die oberen Zellen
verlängern sich demgemäss und zu einer bestimmten Zeit liegt der
am lebhaftesten wachsende Theil in der Mitte des jungen Astes.
Ist derselbe ausgewachsen, so läuft er in ein langes, gleich breites,
oben absterbendes Haar aus, das nicht viel dünner ist als die
unteren chromatophorenreicheu Zellen. Zur Zeit nun , wo die
pluriloculären Sporangien erscheinen, unterbleibt die Verlängerung
der oberen Zellen, es treten in den oberen zwei Dritteln der bis
dahin noch als vegetativ zu bezeichnenden Anlage bis dicht unter
die Spitze rasche Theilungen, die von einer Vermehrung des Zell-
inhaltes, vorzüglich der nicht gefärbten Bestandteile begleitet sind,
ein, ohne dass eine Verdickung dieses Fadentheiles zu bemerken
wäre. Dieselbe stellt sich erst mit dem weiteren Vorschreiten der
jungen Anlage ein, welche sich von den unteren zu Stielzellen
werdenden Zellen nach der Anlage einer Reihe von Längswänden
abliebt.
Ich gehe nun zu der Sporangienentwicklung bei E. siliculosiis
Dillw. sp. über, dessen pluriloculäre Sporangien in sehr vielen
Fällen Haare tragen. Zu einer Zeit, wo die Pflanze noch lebhaft
wächst, findet man dünnere, an Zweigen verschiedener Ordnung
stehende, in ein kürzeres oder längeres Haar auslaufende Aeste,
welche undeutlich trichothallisch wachsen. Allmählich verschiebt
und concentrirt sich die Region lebhaften Wachsthums in dem
unteren Theile (Fig. 1, A, bei a) und es entsteht eine längere
Reihe scheibenförmiger Zellen, in denen alsbald Längswände auf-
treten. Im ausgebildeten Zustande ist das Sporangium unten meist
am dicksten, verjüngt sich nach oben gleichmässig und der oberste
Theil erscheint dann von den sterilen Zellen abgesetzt oder ist
eben so dick wie diese. In anderen weniger häufigen Fällen ist
das Sporangium gleichmässig dick. Es kann auch, wenn die leb-
haften Theilungen beginnen, eine in der Wachsthumsregion liegende
Zelle ihr Wachsthum einstellen, so dass das reife Sporangium durch
eine vegetative Zelle in zwei Theile zersprengt wird. Endlich
kann sich die Theilungsfähigkeit auf eine Zelle im vegetativen
Ast beschränken, so dass ein intercalares, ovales oder fast kugeliges
pluriloculäres Sporangium entsteht.
Die uniloculären Sporangien treten bei E. penicillatus
Ag. in den Zweigbüscheln auf, sind meist von sehr regelmässiger
ellipsoidischer Gestalt, oft auch mehr eirund, sitzend oder kurz
gestielt, aufrecht und dem vegetativen Faden zuweilen sehr fest
angeschmiegt oder abstehend. — Bei E. siliculosus Dillw. sp. sind
die Sporangien ebenfalls meist sitzend oder kurz gestielt, ellipsoidisch
breitgedrückt oder eiförmig und stehen vorzüglich an den Zweigen
höherer Ordnung.
134 Kuckuck, Beiträge zur Kemitniss der Ectocarpus- Arten etc.
Entwicklung der uniloculären Sporangien. Die-
selbe ist, von dem Zellinhalte abgesehen, eine sehr einfache.
Die vegetative Gliederzelle treibt unter der oberen Quer-
wand vorbei eine Ausstülpung, die sich durch eine in der
Fläche der Mutterzellenmembran liegende oder zu ihr etwas schief
gestellte Wand zu einer selbständigen Zelle abgliedert, sich durch
dichten Inhalt auszeichnet und die Chromatophoren während der
Weiterentwicklung entwickelt und vermehrt. In anderen Fällen
theilt sich die Ausstülpung, sobald sie sich von der Mutterzelle
abgegliedert hat, durch eine Querwand, sodass eine obere hemi-
sphärische Zelle, die zum Sporangium wird, und eine untere oft
scharf keilförmige Zelle, die zur Stielzelle wird, entsteht. In dem
jungen Sporangium rindet dann eine successive Theilung der Zell-
kerne statt, die aber nicht so weit wie bei den entsprechenden
Sporangien von E. litoralis zu schreiten pflegt, wie denn auch das
fertige Sporangium weniger Zoosporen enthält als dort. Treten
keine Zerklüftungen der Zoosporenportionen mehr ein, so platten
sich dieselben polygonal ab. Die Wanderung der Chromatophoren
nach dem Lumen des Sporangiums findet erst statt, wenn das
Sporangium schon eine beträchtliche Grösse erreicht hat, viel später
als bei E. litoralis. Eine mehrfache Umlagerung derselben, wie
sie dort stattfindet, habe ich hier nicht beobachtet. Bei Zusatz
von Eau de Javelle wird der ganze Inhalt innerhalb der Sporangien-
membran zerstört; feste Septa, die gleichzeitig mit dem Austritt
der Sporen gelöst werden, wie bei den vermeintlichen uniloculären
Sporangien von Stictyosiphon tortilis (40. Taf. 32. Fig. 9 — 11)
werden also nicht gebildet.
Im Wesentlichen stimmen mithin meine Beobachtungen mit
denen Kjellman's überein. Jedoch habe ich nie mit den ge-
wöhnlichen Hilfsmitteln Stärke in den Sporangien nachweisen können.
Eine Täuschung, die durch die bei Jodzusatz sich blaugrün färbenden
Augenpunkte hervorgerufen werden könnte, kann kaum vorliegen,
da der genannte Forscher dieselbe auch in den ganz jungen
Sporangienanlagen fand, die sich so „von vegetativen Zweiganlagen
ganz wesentlich unterschieden" (23. p. 42).
U e b e r g ä n g e vom uniloculären z u m p 1 u r i 1 o c u 1 ä r e n
Sporangium. Es finden sich gewisse Sporangiumbildungen, die
man am besten als Uebergangsformen von uniloculären zu pluri-
loculären Sporangien auffasst. Ich fand sie hauptsächlich bei E. peni-
cillatus Ag., und zwar zu der Zeit, wo die mit uniloculären Spo-
rangien bedeckte Pflanze pluriloculäre Sporangien zu bilden anfängt.
In einem Falle war ein Sporangium mit vollkommener Fächerung
unzweifelhaft als uniloculäres angelegt Avorden; die beiden Stiel-
zellen waren, wie es für jene Sporangiumart charakteristisch ist,
keilförmig und schmiegten sich ebenso wie das gedrungene kegel-
förmige Sporangium selbst den vegetativen Gliederzellen des Fadens
an. Eine weitere Neigung uniloculärer Sporangien, die pluriloculäre
Fächerung wenigstens anzustreben, sehe ich darin, dass auf einem
Stiel bis fünf Sporangien gebildet Avurden, die man als eine Ver-
einigung uuiloeuliiror Snoranfifien. abo.v auch als ein einziges pluri-
Kuckuck, Beiträge zur Kenutniss der Ectocarpus-Arten etc. 135
loculäres Sporangium ansehen kann, bei welchem eine weitergehende
Fächerung unterblieben ist.
Entleerung der Sporangien. Hat das pluriloculäre
Sporangium seine volle Reife erreicht, so liegt jede Zoospore in
einer von sehr dünnen, aber deutlich erkennbaren Zellwänden um-
schlossenen Mutterzelle, und die Chromatophoren, welche Anfangs
eine mehr hellgelbe Farbe zeigten, sind nun ebenso intensiv gefärbt,
wie in den vegetativen Zellen. Auf Thur et 's (48.) Ansicht, dass
die Sporangien aus einer einzigen Zellreihe bestehen, und dass in
jeder scheibenförmigen Zelle der Inhalt sich in zahlreiche neben
einander liegende Zoosporen ohne Bildung von Längswänden zer-
klüftet, geht Kjellmann, dieselbe widerlegend, näher ein und
ich kann deshalb auf eine ausführliche Bestätigung der Kjell-
m an 'sehen Beobachtungen verzichten. Im normalen Falle öffnet
sich das Sporangium an der Spitze (bei b in Fig. 3) und es er-
scheint natürlich, als Ursache einen Druck der Stielzellen auf die
unterste Sporangiumschicht, der sich auf die höher liegenden
Schichten fortpflanzt, anzunehmen. Dass die Stielzellen in der
That das Bestreben haben, sich auszudehnen und zu wachsen,
zeigt die sehr oft bald nach der Entleerung beginnende Anlage
eines Ersatzsporangiums in der leeren Sporangiumhülse (a in Fig. 3).
Es ist auch wahrscheinlich, dass die reifen Sporen ihre zartwandigen
Fächer und das ganze Sporangium so prall füllen, dass die Auf-
lösung der Zellwand an einer dazu prädestinirten, weicheren Stelle,
hier der Spitze, eintreten kann. Mit dem Austritt der ersten
Schwärmer werden die dünneren Zellwände zumeist vollständig-
gelöst, sodass nur die durchgehenden Querwände erhalten bleiben.
Dass nicht nur die Randstellen derselben, mit denen sie sich an
die Aussenmembran ansetzen, persistiren, sondern dass nur in der
Mitte eine Lösung der Membran eintritt, lässt sich bei zweck-
mässiger Einstellung mittelst der Mikrometerschraube unschwer
erkennen. Damit in Zusammenhang steht es nun auch, dass die
Schwärmsporen in einem Zuge geordnet das Sporangium verlassen.
Schon in diesem kann man bei den losgelösten Sporen deutlich
ein farbloses zugespitztes und ein gefärbtes abgerundetes Ende
unterscheiden ; welches von beiden der Austrittsöffnung zugekehrt
ist, unterliegt keinem Gesetze und hängt offenbar von der Lage
des Schwärmers im Sporangiumfache ab. Bemerkenswerth ist,
dass wenigstens die längere Geissei (oft beide) sich von dem Sporen-
leibe, schon bevor derselbe die Oeffnung erreicht hat, ablöst, in
welcher Weise, kam bei der Feinheit des Objectes nicht zur näheren
Beobachtung. Dieselbe schleppte entweder träge nach oder war
nach vorn gerichtet und machte bereits schlängelnde Bewegung.
Es kann nun auch, nicht nur bei Sporangien, die in sterile
Zellen auslaufen, vorkommen, dass an der Seite eine oder mehrere
(bis drei) Oeffnungen entstehen (bei b in Fig. 1, B). Dabei tritt
zuweilen eine Knickung des Sporangiums an den Oeffnungsstellen
ein, durch Avelche dieselben v ergrösser t werden. In der Regel
sind die Austrittsöffnungen enger als der grösste Querdurchmesser
der Spore, welche sich beim Herausschlüpfen einschnürt, einen
136 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Moment eingezwängt ist und dann mit einem ,Ruck herausgepresst
wird. Vor der Oeftnung macht der Schwärmer eine pendelnde
Bewegung, um die Cilien zu völlig freiem Gebrauche zu entwickeln,
sodann erfolgt ein Zittern oder Schütteln und derselbe eilt davon.
Bei alten Sporangiumhülsen werden auch die durchgehenden
Querwände gelöst, sodass man dann von einer früheren Fächerung
keine Spur mehr erkennen kann (a in Fig. 3). Andererseits kommt
es zuweilen vor, dass die Längswände wenigstens als Leisten er-
halten bleiben, sodass bei völlig entleertem Sporangium die Fächerung
noch vollständig in ihren Resten bewahrt ist. (Vergl. zu diesem
Abschnitt auch Pringsheim 38. p. 196 f., Tab. XI, Fig. 11—16,
sowie besonders Bert hold 6. und Goebel 18.)
Beim Austritt der Zoosporen werden nicht selten Plasma-
klümpchen, kleine Körnchen und Tröpfchen ausgestossen, die bei
der Schwärmsporenbildung unbenutzt geblieben sind.
Der Austritt der Zoosporen erfolgt zu jeder Tageszeit, am
reichlichsten in den Morgen- und Vormittagsstunden.
Entleerung deruniloculären Sporangien. Den Vor-
gang der Entleerung selbst habe ich in dieser Gruppe zu beob-
achten nicht Gelegenheit gehabt. Sie erfolgt stets am Scheitel,
die leere Sporangiummembran collabirt (bei b in Fig. 2) und wird
an den oft zerfetzten Randpartien zum Theil aufgelöst. Bei E.
penicillatus Ag. hatte es bei mit Schwefelpikrinsäure lixirtem
Material den Anschein , dass die inneren Schichten der ganzen
Membran stark gequollen waren und so einen Druck auf den Inhalt
ausübten. Sicher ist, dass bei lebenden uiriloculären Sporangien
der genannten und auch anderer Arten die Sporangiummembran
am Scheitel bedeutendere Dicke und eine feine Schichtung zeigt.
Die in pluriloculären und uniloculären Sporangien
gebildeten Zoosporen. Die Schwärmer der Phäosporeen sind,
wie bekannt, von sehr übereinstimmendem Bau und auch die hier
in Betracht kommenden Zoosporen zeigen keinerlei Abweichung
von dem Grundtypus. Sie sind in der Regel von birnförmiger
Gestalt ; das vordere zugespitzte Ende ist farblos, das hintere ab-
gerundete enthält einen Chromatophor mit deutlichen, meist rund-
lichen Umrissen. Der rothbraun gefärbte sogenannte Augenpunkt
zeigt oft einen kreisförmigen Umriss, ist im optischen Durchschnitt
coucav-convex und stets der Aussenseite des Chromatophors, mit
der convexen Seite nach oben gekehrt, aufgelagert, nie isolirt.
Auch entspringen die beiden Cilien immer am Augenpunkt, ein
Umstand, der auf einen Zusammenhang in den Functionen dieser
Organe hindeutet. In dem nackten Protoplasmakörper sind meist
eine grössere Anzahl kleiner und einige grössere tropfenartige
Körper, letztere meist in der Nähe oder unter dem Chromatophor
eingelagert. Pyrenoide fehlen der Zoospore.
Was den äusseren Umriss der Schwärmer anbetrifft, so kommen
bedeutende Abweichungen in der birnenförmigen Gestalt vor. Die
in der Regel etwas abgerundete Spitze kann sich so weit abflachen,
dass der Schwärmer eiförmig wird. Oder er kann auch ellipsoidisch
oder flaschenfürmig sein.
&
Kuckuck, Beiträge zur Kenntuiss der Ectocarpus-Arten etc. 137
Die Schwärmer aus imiloculären Sporangien von E. penicittatus
Ag. haben eine bedeutende Grösse und zeigen nicht selten einen
zerschlitzten Chromatophor. Hin und wieder fand ich hier und
bei anderen Arten auch zwei Chromatophoren, von denen zuweilen
jeder seinen eigenen Augenpunkt hatte; oder ein Chromatophor
besass zwei Augenpunkte. Doch hat man es dann, worauf schon
Berthold (6.) aufmerksam machte, immer nur mit nicht normal
ausgebildeten Schwärmern und nicht mit Copulationsproducten zu
thun. Der Grössenunterschied von Schwärmern ein und dieselbe
Sporangiumart tragender Pflanzen ist oft ein sehr beträchtlicher
(bis zum Doppelten des Volumens).
Die Bewegung der Zoosporen ist eine sehr verschiedenartige.
Immer sammelten sich dieselben an der Lichtseite des hängenden
Tropfens und schwammen derselben in unregelmässig wellenartigen
Bewegungen oder auch in gerader Linie zu. Am Rande des
Tropfens angelangt fanden sie entweder nach wenigen Minuten
eine geeignete Stelle zum Ansetzen oder sie irrten, sich um ihre
eigene Achse drehend und in taumelnder Bewegung, eine Zeit lang
(bis eine Stunde) umher.
In keinem Falle konnte ich eine Copulation von Schwärm-
sporen constatiren, wobei ich hauptsächlich auf die in pluriloculären
Sporangien producirten mein Augenmerk richtete. Es kommt
öfters vor, dass zwei schwärmende Sporen besonders bei massen-
haftem Austritt sich mit ihren Cilien verwirren und dann eine
Zeit lang zusammenschwärmen, aber ich fand immer, dass sie sich
entweder wieder trennen oder auch gleichzeitig zur Ruhe kommen,
ohne zu verschmelzen. Häufig bleibt auch eine noch schwärmende
Zoospore an einer bereits zur Ruhe gekommenen hängen und
schmiegt sich derselben beim Festsetzen dicht an.
Festsetzen und Keimen der Zoosporen. In einem
Falle, bei Schwärmern aus imiloculären Sporangien von E. peni-
cillatus Ag., stimmte die Art des Festsetzens völlig mit der Be-
schreibung überein, welche Berthold für die pluriloculären Spo-
rangien von E. siltculosus Dillw. sp. entstammenden Schwärmern
des Golfes von Neapel gegeben hat. Der Schwärmer zwängt sich
in den keilförmigen Rand des hängenden Wassertropfens ein und
macht, selbst hin und her pendelnd, mit der vorderen langen Cilie
unruhig schlängelnde und schlagende, mit der hinteren kurzen und
mehr starren schlagende Bewegungen. Dann zeigt plötzlich die
vordere Cilie eine gleichmässige, wellenförmige Bewegung nach Art
eines an beiden Enden festgehaltenen und abwechselnd gezogenen
Taues: Die Cilie hat sich an der Spitze mit einer saugscheiben-
artigen Verdickung festgesetzt. Fast in demselben Momente ver-
schmilzt sie vom Augenpunkte bis zur Spitze mit dem Protoplasma-
körper und zugleich legt sich auch die hintere Cilie der ganzen
Länge nach an das gefärbte hintere Ende an und verschmilzt mit
demselben. Nunmehr macht die Zoospore, die sich während dieser
Vorgänge ruhig verhalten hat , verschiedene Formveränderungen
nach Art einer Amöbe durch und fliesst auf dem freien Ende der
vorderen Cilie bis an den Befestigungspunkt heran, rundet sich
138 Kuckuck, Beiträge zur Kenutniss der Ectocarpus- Arten etc.
endlich ab und umgibt sich innerhalb der nächsten 24 Stunden
mit einer zarten, kaum als Doppelcontur zu erkennenden Membran.
"Während der amöboiden Bewegung findet eine Verschiebung der
im Plasma eingebetteten Körper statt, die besonders deutlich an
den körnigen Bestandtheilen verfolgt werden kann.
In sehr zahlreichen Fällen beobachtete ich das Festsetzen von
pluriloculären Schwärmern, wie ich sie kurz bezeichnen will, ohne
dass ich über das Verhalten der hinteren Geissei in's Klare kommen
konnte. Es tritt nicht immer ein Verschmelzen des unteren Theiles
der vorderen Geissei mit dem Zoosporenkörper ein. Zuweilen
war, wenn die Schwärmspore längst zur Ruhe gekommen war,
diese Geissei noch in ihrer ganzen Länge vorhanden und starb
allmählich ab, ohne dem Protoplasma einverleibt zu werden.
Erfolgt reichlicher Austritt der Zoosporen , so platten sich
dieselben, wenn sie sich am Tropfenrande zusammendrängen, gegen-
seitig ab ; steht ihnen ein grösserer Raum zur Verfügung, so sammeln
sie sich besonders bei büschelig wachsenden Ectocarpen in oft
kreisrunden Flecken an, die mehrschichtig sein können. Aber auch
dann tritt keine Verschmelzung der Zoosporen ein.
Die Keimung von uniloculären Zoosporen habe ich nie zu
beobachten Gelegenheit gehabt.
Nach 24 bis 4B Stunden hatten sich die Zoosporen mit einer
Membran umgeben ; der Augenpunkt war gewöhnlich noch deutlich
zu erkennen, aber meist in der Rückbildung begriffen. Die Spore
wird erst eiförmig, dann keulenförmig, die Ausstülpung wächst
zum Schlauch heran und gliedert sich durch eine Querwand ab,
während sich die Chromatophoren gleichzeitig strecken und theilen.
Noch bei solchen zweizeiligen Stadien kann der Augenpunkt er-
halten sein. Die durch eine Zellwand abgetheilte Aussprossung
theilt sich alsbald und wächst allmählich zu einem Wurzelfaden
mit ausgebuchteten Wänden heran , während das andere , der
Schwärmspore entsprechende Ende eine Zeit lang ungetheilt bleibt,
aber den Chromatophoreninhalt reich entwickelt. Erst wenn durch
einen mehrzelligen Wurzelfaden die Befestigung am Substrat (hier
dem Objectträger) hergestellt ist, beginnt auch das andere Ende
zu wachsen, sich durch eine Querwand abzuschnüren und zum
verticalen Spross auszuwachsen. (S. unter Wachsthum).
Nach ca. drei Wochen waren aus Haufen von pluriloculären
Schwärmern ca. 2 mm hohe Büschel entwickelt worden , deren
kräftige Ausbildung keinen Zweifel darüber Hess, dass wir es mit
völlig entwicklungsfähigen Zoosporen zu thun haben.
Danach komme ich zu dem Schluss , dass alle pluriloculären
Sporangien, die zu meiner Beobachtung gelangten, Organe der
ungeschlechtlichen Fortpflanzung sind. Das Vorkommen von
Geschlechtspflanzen auch hier in der Kieler Bucht wäre damit
noch nicht ausgeschlossen, aber es kommt hinzu, dass die Angaben
so zuverlässiger Autoren wie T hur et den ungeschlechtlichen
Charakter von vornherein wahrscheinlich machten. Leider gibt
Bert hold nicht an, ob die von ihm bei Neapel beobachteten
Geschlechtspflanzen sich schon äusserlich, etwa durch die Grösse
Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus- Arten etc. 139
oder die Verzweigung von in anderen Meerestheilen gefundenen
Exemplaren des E. siliculosus Dillw. sp. unterschieden.
B. Wachsthum und Verzweigung.
I. Der Formenkreis von Ectocarpus confervoides Roth s p.
(nebst verwandten Formen).
Die Entwicklung war bis zur Anlage des verticalen Sprosses
an dem jungen Keimling von E. confervoides Roth sp. verfolgt
worden. Zählt der Verticalspross etwa 3 — 5 gleich grosse Zellen,
so beginnt die oberste oder die oberen Zellen sich in die Länge
zu strecken und im Verhältniss zum unteren Theil sich zu ver-
dünnen. Das Volumen der Zellen wird dadurch grösser, in der
Entwicklung der Chromatophoren tritt jedoch ein Stillstand ein.
In diesem „haarartigen" Theile treten intercalare Theilungen nur
in längeren Pausen ein und seine Verlängerung geschieht haupt-
sächlich auf Kosten des Volumens der Zelle durch Dehnung der
Zellwand und ausserdem durch Zellenzuwachs an der Basis. Im
unteren, dickeren und chromatophorenführenden Theile des Sprosses
werden dagegen ganz normal in jeder Zelle neue Querwände ge-
bildet und zugleich verbreitert sich der Durchmesser der Zellen,
so dass die Dicke der ursprünglichen Spore, welche Anfangs noch
als Ausbuchtung zu erkennen war, bald erreicht wird. Das Wachs-
thum ist also ein gleichmässig intercalares und es findet keine
Bevorzugung irgend einer Region statt. Unterdessen hat auch der
horizontale, dem Substrate augeschmiegte Wurzeifaden einen Zu-
wachs erfahren und sich zu verzweigen begonnen. An dem verti-
calen Spross werden, und zwar in akropetaler Folge Seitensprosse
erst angelegt, wenn derselbe eine beträchtliche Höhe erreicht hat.
Janczewsky gibt (22. p. 8 ff.) für Ectocarpus simpliciusculus
an, dass ein deutlich localisirter , aus ca. 10 Zellen bestehender
Vegetationspunkt vorhanden sei, der nach oben Haarzellen, nach
unten chromatophorenhaltige Thalluszellen bildet. Er nennt diesen
Wachsthumsmodus trichothallisch und constatirt denselben auch
für E. simplex, finnus, Hincksiae, siliculosuSj seeundus u. s. w.,
„obgleich bei diesen Arten spätere Theilungen in den Thalluszellen
die charakteristische Erscheinung des Vegetationspunktes verdeckten".
Nach meinen Beobachtungen treten aber intercalare Theilungen im
ganzen Verlaufe des Thallus von E. siliculosus, confervoides und
dasycarpus so häufig auf, dass es mir richtiger erscheint, das
Wachsthum dieser Pflanzen als vorwiegend intercalar und nur sehr
undeutlich trichothallisch zu bezeichnen. Nur die Theilungsfahigkeit
derjenigen Zellen, welche Seitenzweige entsenden, ist eine beschränkte
und oft mit diesem Acte bereits erschöpft. Bei E. penicillatus,
derjenigen Art, bei der die Haare am besten entwickelt sind, hält
sieh intercalares und trichothallisches Wachsthum ungefähr das
Gleichgewicht und man zählt nicht selten über der jüngsten Ast-
oder Sporangienanlage acht junge Zellenlagen (bei v in Fig. 5 B)„
Typische Phäosporeenhaare mit scharf localisirtem , basalem
Wachsthum und farblosen Zellen habe ich bei diesen Algen nie
gefunden.
J40 Kuckuck, Beiträge zur Kenntniss der Ectocarpus-Arten etc.
Die Verzweigung ist in der Regel zerstreut, nie opponirt.
Die Zweige stehen besonders in den oberen Theilen des Thallus
oft einseitig gereiht oder regelmässig alternirend und liegen in
verschiedenen Ebenen, doch so, dass immer eine Ebene von einer
Reihe auf einander folgender Zweige bevorzugt wird. Dadurch,
dass ein Seitenzweig zur Dicke des Hauptfadens heranwächst und
diesen zur Seite biegt, entsteht oft eine Gabelung, für die ich nach
Kj eil man 's Vorschlag die Bezeichnung Pseudodichotomie (im
erweiterten Sinne) acceptirt habe. Adventiväste sind sehr häufig,
besonders an den stark wachsenden Regionen des Thallus.
II. Der Formenkreis von Ectocarpus litoralis L. sp.
Die Entwicklung des Keimlings und das Wachsthum des
Thallus verläuft in derselben Weise, wie bei E. confervoides.
Vorzugsweise sind es die mittleren Zellen des Internodiums (des
zwischen zwei Wirtein liegenden Thallusabschnittes), welche eine Reihe
von intercalaren Theilungen einzugehen befähigt sind. Das tricho-
thallische Wachsthum ist schwach entwickelt. Die Verzweigung ist
entweder zerstreut oder nicht selten sehr regelmässig opponirt. Doch
erfolgt die Anlage der opponirten Zweige in den allermeisten
Fällen nicht genau zu derselben Zeit. Nicht selten sind zwei zwei-
gliederige Wirtel benachbarten Zellen inserirt und liegen dann in
derselben Ebene oder der eine Wirtel erscheint um 90° gedreht.
Die Wände, welche die jungen Zweiganlagen von der Mutterzelle
abgliedern, stehen stets schief zur Längsachse der letzteren und
können sich im extremen Falle berühren. Das Wachsthum ist
auch während der Sporangien-Entwicklung noch sehr lebhaft inter-
calar, in den Internodien und über und unter den Sporangienketten
am intensivsten. Selbst nach der Entleerung können die über den
Sporangien liegenden vegetativen Zellen , z. B. bei E. litoralis
a. oppositus, zu Haaren auswachseu. Oder es bildet sich unter
dem Sporangium ein Vegetationspunkt, der dasselbe in die Höhe
schiebt.
In einzelnen Fällen beobachtete ich, dass die leeren Sporangien-
ketten abgeworfen wurden, und es erscheint mir nicht ausgeschlossen,
dass der Thallus sich vegetativ üppig weiter entwickelt und zum
zweiten Male, wenn auch spärlicher, fructificirt.
Alphabetisches Verzeichniss der benutzten Litteratur.
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Instrumente. Präparations- und Conservations
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Heim, L., Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungs-
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Referate.
Massee, Gr., Mycological notes. II. (Journal of Mycology. VI.
189L p. 178—184 u. T. VII.)
Verf. beschreibt und bildet z. T. folgende Pilze ab, unter denen
einige Gattungen neu aufgestellt sind :
Sarcomyces n. g\, eine Haematomyxa Sacc. verwandte Gattung,
-welche sich aber durch ebenes, scharf gerandetes Hymenium und die
im cylindrischen Ascus einreihigen, mauerförmigen Sporen unter-
scheidet. Hierher gehört S. vinosa (B. et C.) Mass. (= Tremella vinosa
B. et C), deren aus Holz hervorbrechende etwas gallertige Recep-
takeln einer Bulgaria iniquans sehr ähnlich, aber von dunkel-
purpurner Farbe sind. Ferner werden besprochen Peziza protusa
B. et C. auf den Blättern von Magnolia glauca, Stamnaria pusio
(B. et C.) Mass. (= Sarcoscypha pusio Sacc), Psüopeziza mirabilis
B. et C. synonym mit Aleurodiscus Oakesii, Cyphella tela (B. et C.)
Mass. (= Tapesia tela (B. et C.) Sacc), einer Peziza äusserlich
ähnlich, aber ein Basidiomycet.
Dacryopsis n. g. begreift kleine, etwas gallertige Pilze
mit kopfförmigem, scharf abgesondertem , fertilem Theil, der auf
einem mehr oder weniger verlängerten Stiel sitzt, welcher aus
parallel verlaufenden Hyphen gebildet wird. Auf dem Köpf-
chen entstehen zuerst auf dünnen Gonidienträgern kleine, ein-
zellige Gonidien, ähnlich wie bei Tubercidaria. Gleichzeitig oder
später bilden sich cylindrische Basidien mit 2 Sterigmen, welche
grössere, einfache oder getheilte Sporen erzeugen, wie bei Dacryo-
myces, welcher die Gattung nahe verwandt ist, von welcher sie
sich aber durch die Structur des Stieles und die Anordnung und
Form der Gonidienträger unterscheidet. Es gehören zu diesem
Genus Arten aus den Gattungen Coryne, Ditiola und Tremella, wie
Tr. gyrocephala B. et C., Cor. Elisii Berk., C. unicolor B. et. C.
und Dit. nuda Berk. Das Gonidienstadium der letzteren Art ist
wegen des kurzen Stiels und der orangerothen Farbe des Köpfchens
morphologisch fast nicht unterscheidbar von Tubercidaria vulgaris
Tode, der Gonidienform von Nectria cinnabarina Fr.
Sodann werden beschrieben Tremella Myricae B. et C., T. de-
epndens B. et C., T. rufo-lidea B. et C., T. vesicaria Bull. = Pe-
Physioi., Biol., Anat. u. Morphol. — Syst. u. Pflanzengeogr. (Physiol.) 143
ziza concrescens Schwein., T. gigantea B. et. C, eine Gallert-
fleclite, Dacryomyces enata (B. et C.) Mass. und D. syringicola B.
et C, welcher Verf. auch D. destrucior B. et C. zurechnet.
Brick (Hamburg).
Robertson, Charles, Flowers and insects. (Botanical Gazette.
Vi. 1891. p. 65—71.)
Die Arbeit enthält Beschreibungen der Blüteneinrichtungen und
ein Verzeichniss der vom Verf. in Amerika beobachteten Bestäubungs-
vermittler von Triosteum perfoliatum, Cephtdanth.ua occidentalis,
Lobelia apicata, Lobelia leptoatachya, Lobelia syphilitica, L. cardinalia,
Lobelia cardinalis X syphilitica, Campanida Americana L., Apo-
cynum cannabinum. Bei Triosteum wurden 4 Apiden und 2 Andre-
niden beobachtet, bei Cephalanthus occidentalis L. 60 Bestäubungs-
vermittler, vorwiegend Hymenoptera und Lepidoptera, bei Lobelia
apicata 9 (Hymenopt. und Lejndopt.), bei Lobelia leptoatachya 21
(vorwiegend Apiden). Bei Lobelia syphilitica, die Delpino von
Bombus Italicua und B. terrestris, Trelease von Bombus- Arten be-
stäubt fand, fand der Verf. Bombus separatus, B. Virginicua, B. vagans,
B. Americanorum, Augochlora pura, Halictus confusus und zwei
Schmetterlinge. An Lobelia cardinalis traf Trelease besonders
Colibris (Trochäus colubris), der Verf. auch Insekten, nämlich Papilio
philenor, P. troilus nektarsammelnd und Augochlora pura und Halictus
confusus pollensammelnd, Hummeln verübten nur Einbruch-Diebstahl.
Es werden zwischen Lobelia syphilitica und cardinalis, trotzdem jene
vorwiegend durch Hummeln, letztere durch Colibris bestäubt wird,
auch Bastarde gebildet, die auch den Hummeln den Eingang zum
Nektar gestatten und durch ihre Farbenpracht die Colibris anziehen.
Campanxda Americana hat vorwiegend Hymenoptera zu Be-
stäubungsvermittlern. Verf. beobachtete 14 Hymenoptera (besonders
Apiden und Andreniden) und 2 Schmetterlinge. Auf Apocynum
cannabinum traf Verf. 19 Hymenoptera, 17 Diptera, 2 Lepidoptera,
2 Käfer, 2 Hemiptera. In Europa traf Ref. auf Apocynum hyperi-
cifolium ausschliesslich Diptera, auf Apocynum androsaemifolium über-
wiegend grössere Syrphiden und Hymenoptera.
Ludwig (Greiz).
Parnieiitier, P., Sur le genre Royena, de la famille des
Ebenacees. (Comptes rendus de l'Acad. des sciences de Paris.
1891. 18. Mai.)
Durch des Referenten Arbeiten angeregt, unternimmt Verf. eine
anatomische Monographie der Ebenaceen, und bringt hier die Resultate,
über die Gattung Royena. Alle Arten lassen sich auf die Nodal-
gruppe R. lucida L., R. cordata E. Mey. zurückführen.
Diese beiden Arten, deren Epharmonie nur quantitativ ver-
schieden ist, sind eben an mittlere Vegetationsbedingungen angepasst,
dürften wohl ziemlich variabel sein und sind ausserdem die am
leichtesten zu cultivirenden des ganzen Genus. Untereinander unter-
scheiden sich dieselben durch die Form der Blätter, das in das
144 Systematik und Pflanzengeographie (Physiologie.)
Mesophyll eingesenkte Bündel der Mittelrippe und die runde oder
elliptische Gestalt der Stomata.
R. sessilifolia schliesst sich an die Nodalgruppe durch die
Vermittelung von R. cordata; sie unterscheidet sich 1. durch
ausgeprägte Diöcie, 2. durch die gewellte Epidermis. Letzteres
Merkmal, welches an und für sich nur wenig Gewicht beanspruchen
kann, gewinnt hier eine ausnahmsweise hohe Bedeutung, weil es in
der Gattung vereinzelt dasteht, während sonst die Epidermis bei-
nahe ganz geradlinig ist, mit collenchymatisch verdickten Seiten -
wänden, und dasselbe noch obendrein mit der ebenfalls vereinzelten
Diöcie übereinstimmt. Dieser Zweig ist monotyp , indem keine
andere Art mit R. sessilifolia eine grössere Affinität aufweist, wie
mit der Nodalgruppe lucida-cordata.
Die drei bis jetzt genannten Arten besitzen relativ grosse
Blätter, während die anderen sich durch Reduction der Blattfläche
an die trockenen Standorte angepasst haben.
Diese Uebereinstimmung bedeutet aber weder Identität noch
„einreihige" Abstammung, sondern lediglich convergirende Ephar-
monie. Eine einzige Art nämlich, trotz der kleinen Blätter, R.
glabra L. (sollte heissen glabrata !), ist heliophob, mit ganz homogenem
Mesophyll. Drei andere Arten bilden einen anderen Tochterzweig
von R. lucida bis zu R. hirsuta L. aufsteigend helio-xerophil.
Alle drei Arten haben verzweigte Haare zwischen den unverzweigten,
sonst kommen verzweigte Haare in der Gattung nicht vor. Diese
Serie umfasst R. microphylla, R. angustifolia und R. hirsuta. R.
microphylla ist R. lucida mit verzweigten Haaren und kleineren
Blättern, it. angustifolia Willd. ist R. microphylla mit heliophiler
Anpassung (lange Palissadenzellen) ; R. hirsuta L. hat dazu noch
ein centrisch gebautes Mesophyll.
Es liegt also auf der Hand, dass bis jetzt schon drei Abstammungs-
zweige aus der Nodalgruppe entspringen, 1. sessilifolia, 2. glabra,
3. microphylla, angustifolia und hirsuta. Die centrale Stellung der
Nodalgruppe lucida-cordata ist also hiermit bestätigt.
Dazu kommt schliesslich noch eine 4. monotype Linie, nämlich
R. lycio'ides Desf., welche, was die Grösse der Blätter angeht,
zwischen den grossblättrigen und kleinblättrigen Arten ihren Platz
findet. Der Griffel ist 3 — 5-theilig, statt 2theilig, der Fruchtknoten
6 — 10- fächerig statt 4- fächerig. Die Holzgefässe sind mit einfachen
•statt behöften Tüpfeln versehen und besitzen Querwände mit mehreren
leiterförmigen Löchern statt einem runden Loch.
Vesque (Paris).
Yelenovsky, J.? Flora Bulgarica. Descriptio et enume-
ratio systematica plantarum vascularium in prin-
cipatu Bulgariae sponte nascentium. 8°. IX. et 676 pp.
Pragae (prostat Rivnäc) 1891.
Zu den wenigen Landstrichen Europas, die eines Floren-
werkes bisher noch entbehrten, zählte bisher auch Bulgarien,
ein Land, von dem zwar zu vermuthen war, dass es in pflanzen
Systematik und Pfianzengeographie. 145
geographischer Hinsicht zu den interessantesten Theilen Europa's
gehört, von dem aber bisher noch gar wenig bekannt geworden
war. Was botanische Reisende dort beobachtet hatten, ist nur in-
soweit zur Kenntniss gelangt, als dies durch wenige Exsiccaten der
Fall sein kann, und der Mann, der am meisten im Stande war,
Aufschluss zu geben, Janka, hat seine Augen für immer ge-
schlossen, bevor er seine Erfahrungen veröffentlicht hat. Unter
diesen Umständen ist es sehr erfreulich anzeigen zu können, dass
tast genau binnen Jahresfrist nach Janka' s Tode eine Flora
Bulgarica erschienen ist, die jene empfindliche Lücke unserer
pflanzengeographischen Kenntnisse ausgefüllt hat und die sich
würdig an die Seite jener modernen Florenwerke stellt, die auch
noch in vielen Jahren als ein würdiges wissenschaftliches Denkmal
unserer schaffensfrohen Zeit in Ansehen stehen werden. Ein reicher
Fond von Wissen, kritische Schärfe und die Autopsie, welche
während dreier längerer Reisen im Lande selbst gewonnen wurde,
haben es dem Verfasser ermöglicht, sein in jeder Hinsicht gutes
Florenwerk über Bulgarien zu veröffentlichen.
In einer von der Litteratur-Uebersicht gefolgten lateinischen
Vorrede bietet der Verf. hauptsächsich einen geschichtlichen Ueber-
blick der botanischen Landesdurchforschung, der sehr zum Ruhme
des jungen Fürstenthums ausgefallen ist, sowie der dort ansässigen
Mithelfer des Verfassers: Skorpil sen. et jun., Stfibrny,
Javasov und Milde. Von grossem Interesse ist sodann der
folgende „Vergleich der bulgarischen mit den Nachbarfloren", auf
den Ref., da dieser Abschnitt in tschechischer Sprache verfasst ist,
hiermit ausführlicher eingeht.
Die Vegetation von Bulgarien hat kein in sich abge-
schlossenes Gepräge, sie hängt vielmehr innig mit jener von
Macedonien, Rumelien und Thrakien zusammen und bildet mit
diesen Landstrichen ein Gebiet, in welchem sich kleinasiatische,
pontische und südrussische Typen begegnen, die aber stellenweise
(Kessel von Sofia) unter den massenhaft vorwaltenden mittel-
europäisch-mediterranen Ubiquisten wenig hervortreten oder auch
von den letzteren verdrängt werden.
Durch das hohe Balkangebirge ist Bulgarien in zwei Theile
getheilt ; einen nördlichen — der nur ein Ausläufer des süd-
russischen Steppengebietes ist, sowie der Ebenen und Hügel der
Dobrudscha — und in einen südlichen, warmen, dem nordwestlichen
Ausläufer der kleinasiatischen Vegetation. Entlang dem Schwarzen
Meere ist die pontische Flora üppig entwickelt. Die kleinasiatische
Flora (in der Auffassung des Verf.) geht nördlich kaum irgendwo
(nur in Serbien) über die Balkan- Kette, in Griechenland, Rumelien
und im Athos-Gebiete mengt sie sich mit der echt mediterranen
Flora, in Dalmatien, Bosnien und der Herzegowina schwindet das
asiatische Element schon fast völlig und die Vegetation dieser Land-
striche setzt sich meist aus mediterranen, endemisch-balkanischen
und alpinen, sowie mitteleuropäischen Typen zusammen und trifft
an der Westgrenze von Serbien erst wieder mit den Ausläufern
der asiatischen Flora zusammen — demnach ist die bosnisch-
Bctsn. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 10
14l) Systematik und Pfhmzeugeograpnie.
herzegowinische Flora von jener Bulgariens total verschieden. Eine
Aufzählung zahlreicher Pflanzen (pag. II.), welche im westlichen
Kleinasien und theihveise in Griechenland verbreitet sind, aber bis
Bulgarien (theil weise nach Süd -Serbien und in die Krim) aus-
strahlen, unterstützt die Ansicht des Verf. Besonders kennzeichnend
sind jedoch nachverzeichnete, bisher entweder fast nur aus Klein-
asien bekannte oder dortigen nahe verwandte Arten :
Polygala Hohenackeriana F. M., Genistet, involucrata Späth., Cytisus Jankae
Vel., Trigonella striata L., Prunus Laurocerasus L., Poterium Gaillardotii Boiss.,
Johrenia selinoides Boiss., Chaerophyllwm Byzantinum Boiss., Valerianella Kotschyi
Boiss., Scabiosa rotata M. B., Sc. hispidula Boiss., Achülea Thracica Vel., Carduus
Olympicus Boiss., C. globifer Vel., Centaurea ThirTcei Seh., Hieracium Cilicicum
Näg. Pet., //. proceriforme Näg. Pet., //. Olympicum Boiss., Campanula velutina
Vel., Myosotis Idaea Boiss. Heldr., M. Cadmea Boiss., Mattia umbellata R. S.,
Verbascum decorum Vel., V. heterophyllum Vel., Scropliularia variegata M. B.,
Satureja Rumelica Vel., Lysirnachia dubia Ait.. Thesium brachyphyllum Boiss..
Cannabis sativa L., Asphodeline Taurica Pall., Ornithogalum SJcorpilii Vel., Muscari
Skorpilii Vel., M. Bulgaricum Vel., Allium Cilicum Boiss., A. cristatum Boiss.,
Merendera sobolifera C. A. M., Glaucium leiocarpum Boiss., Salvia frigida Boiss.,
Linum Orientale Boiss., Pastinaca teretiuscula Boiss.
Der zweite Hauptbestandtheil der bulgarischen Flora sind die
Steppenpflanzen, welche aus Bessarabien über Rumänien herüberreichen
und theilweise über Ungarn bis nach Mähren, Mittelböhmen und Ost-
Deutschland sich verbreiten — Reste einer früher über Europa
weit verbreiteten Steppenflora und keineswegs Einwanderungen aus
neuerer Zeit. Von den interessantesten dieser Arten seien hier nur
nachfolgende genannt:
Ranwnculus oxyspermus M. B., Paeonia tenuifolia L., Corydalis Marschalliana
Pall., Nasturtium proliferum Heuff., Erysimum cuspidatum M. B., Alyssum Orientale
Ard., A. minutum Schlecht., Silene compaeta Hörn., S. densiflora D'Urv., Dianthus
pallens Sibth. Sm., D. pseudoarmeria M. B., D. trifasciculatus Kit., D. giganteus
D'Urv., Moeliringla pendula W. K., Linum Tuuricum Willd., Tilia alba W. K.,
Saplophyllum Biebersteinii Spaeh., Trigonella Besseriana Ser., OnobrycMs gracilis
Bess., Orobus ochroleucus W. K., Amygdalus nana L., Spiraea oblongifolia W. K.,
Sempervivum Riähenicum Koch., Seseli campestre Bess., Ferida Heuffelii Gris.,
Asperula humifusa M. B., A. Tyraica Bess., Valerianella turgida Betke, Scabiosa
tnicrantha Des!'., Achülea crithmifolia W. K., A. compaeta Willd., Echinops Banaticus
Eoch., Jurinea arachnoidea Bunge, Centaurea tenuiflora DC, C. stereojjhylla Bess.,
C. orientalis L., Hieracium Fussianum Heuff., II. foliosum \V. K., Cephalorliynchus
hispidus Boiss., Campamda Grosehii Heuff., Syringa vulgaris L., Anchusa ochro-
leuca M. B., Onosma setosum Led., Verbascum Banaticum Schrad., Pyrethrum
millefoliatum Willd., Salvia amplexicaidis Laos., Statice lalifolia Sm., Comandra
elegans Rchb., Euphorbia agraria M. B., Parietaria Serbien Panc., Iris Peichen-
bachii Heuff., Crocus Moesiacus Lam., FritiUaria minor Ledeb., Tulipa Hnngarica
Borb , Ilyacinthella leueophaea Stev., Allium guttatum Stew, Stipa Lessingiana
Trin., Avena compressa Heuff.
An den Ufern des Schwarzen Meeres (nicht nur Bulgariens,
sondern auch der Krim und sonst) gedeiht eine ausgesprochen
wärmeliebende üppige Vegetation, die eigentlich einen kleinasiatisch-
südrussischen Typus zeigt und die letzten Bestandteile der (im
Sinne des Verf.) bei Constantinopel endenden mediterranen Flora
enthält. Von den Charakterpflanzen dieses Gebiets seien hier auf
gezählt :
Cistus Creticus L., Pistacia Terebinthus L., Ficus Carica L.
und Juniperus macrocarpa SS., welche mit dem pannonischen
lihus Cotinus L. in Thrakien weit landeinwärts gehen. Die ausge-
Systematik und Pflanzengeographie. 147
gezeichnetsten Vertreter dieser (politischen) Flora sind aber die
wilde Rebe (Vitis vinifera L.), die mit den gleichfalls kletternden
Lianen Smilax excelsa M. B. und Periploca Graeca L. eine Zierde
der Baumgruppen und Felsenhänge bildet. „Wer die Rebe hier
in solcher Ueppigkeit wildwachsend sah, wird nicht einen Augen-
blick daran zweifeln, dass sich hier ihre ursprüngliche Heimath
befindet." [Ref. theilt diese Ansicht vollkommen und rechnet zur
ursprünglichen Reben- Heimath noch die Donau-Auen und an-
stossenden Gelände bis Budapest]. Echt politische Typen sind
ausserdem :
Lepidotrichum Ueclitritzianum Vel., Silene supina M. B., Sedum Ponticum
Vel., Daucus Pontiacs Vel., Centaurea euxina Vel., Tragopogon brevirostre DC,
T. elatius Stev., Verbascum glanduligerum Vel., Linaria euxina Vel., Veronica
Velenovskyi Uechtr., Salvia grandiflora Etting., Crocus Pallasii M. B., Colchicum
bulbocodioides M. B., Glyceria arundinacea M. B. und Elymus sdbulosus M. B.
Der dritte Hauptbestandteil der bulgarischen Flora sind die
endemisch -balkanischen Pflanzen, Relicte aus uralter Zeit, indem
die Balkanhalbinsel in ihren Hauptumrissen am längsten die Tertiär-
zeit und die ihr folgenden Umwälzungen überdauert hat. Verf.
erwartet, daher von der seinerzeitigen Durchforschung der jetzt
noch unzugänglichen Gebiete noch überraschende Entdeckungen
und die wichtigsten pflanzengeschichtlichen Aufschlüsse üher die
nachtertiäre Zeit. Die Gattungen Ramondia, Haberlea und Jankaea
sind von den jetzt bekannten die ausgezeichnetsten Vertreter jener
fernen Zeit. Sonst finden sich endemische Arten des Balkanlandes
sowohl in den Gebirgen, als in den Ebenen. Die Gebirge Bulgariens
haben übrigens dieselben Verhältnisse, wie die übrigen Gebiete der
Balkanhalbinsel bis nach Griechenland. Die alpine und subalpine
Vegetation ist üppig, grün, reich und prächtig in der Blüte. Hierin
unterscheidet sie sich von der trockenen Schönblütigkeit der Dalma-
tinisch- herzegowinischen Gebirgs- Arten. Alpine Typen Europas
sind hier selten und jene, die wirklich vertreten sind, sind in Europa
und den asiatischen Alpen weit verbreitet} die Gebirge des Central-
Balkan haben vielmehr ihre eigene, von jener der Alpen ver-
schiedene Flora und sind hierfür folgende Arten ganz besonders
bezeichnend:
Ranunculus Serbiens Panc., Silene Asterias Gris., Dianthus microlepis Boiss.,
D. Pancicii Vel., Acer reginae Amaliae Orph., Trifolium Velenovskyi Vandas,
Orobus Skorpilii Vel., Gcum coccineum Sibth., Q. Bulgaricum Panc., Angelica
Pancicii Vand., Peucedanum aegopodioides Vandas, Pastinaca hirsuta Panc.,
Seracleum verticillatum Panc., Anthriscus Vandasii Vel., Senecio Arnautorum Vel.,
S. erubescens Panc., Achillea multifida DC., Cirsium armatum Vel., C. heterotri-
chum Panc., C. appendiculatum Gris., C. Candeldbrum Gris., Centaurea Kerneriana
Janka, C. Tartarca Vel., Cumpanula orbelica Vel. , Jasione orbiculata Gris.,
Verbascum pannosum Vis. Panc., F. Graecum Heldr., Scrophularia aestivalis Gris.,
Digitalis viridiflora Lindl., Primida frondosa Janka, P. deorum Vel., Pinus Peuce
Gris., Cur ex orbelica Vel. und Sesleria comosa Vel.
Zu den verbreitetsten, fast überall vorkommenden bulgarischen
Gebirgspflanzen zählen :
Panunculus Serbiens Vis. Panc., Visearia atropurpurea Gris., Silene macro-
poda Vel., Trifolium Velenovskyi Vandas, Geum coccineum Sibth., Peucedanum
aegopodioides Vandas, Pastinaca hirsuta Panc., Scabiosa Balcanica Vel., Achillea
multifida DC., Cirsium appendiculatum Gris., C. Candeldbrum Gris., Verbascum
pannosum Vis. Panc., Digitalis viridiflora Lindl., Crocus Veluchensis Herb.
10*
148 Systematik und Pflanzengeographie.
In den Ebenen, im Hügellande und Vorgebirge Bulgariens
kommt eine ganze Reihe von Arten vor, die nur im Balkangebiete
oder hie und da sonst im Oriente vorkommen. Hiervon sind die
bezeichnendsten :
Corydalis Slivenensis Vel., C. bicalcara Vel., Viola Vandasil Vel., Silene
subconica Friv., S. Friwaldskyana Hampe., S. Skorpilii Vel., DiantJtus Friwalds-
kyanus Boiss., D. purpureo - luteus Vel., D. aridus Gris., D. pinifolius Sibth.,
D. cruentus Gris., D. Moesiacus Vis. Panc., Hypericum Rumelicum Boiss., Genistet,
trifoliolata Janka, G. carinalis Gris., G. Rumelica Vel., Scabiosa triniaefolia Heufi*.,
Bidens Orientalis Vel., Achillea clypeolata Sm., A. pseudopectinata Janka, Inula
Aschersoniana Janka, Tragopogon pterodes Panc., Podanthum grandiflorum Vel.,
Trachdium Rumelicum Hampe, Haberlea Rhodopensis Friv., Verbascum malaco-
trichum Boiss. Heldr., V. pulchrum Vel., V. Thracicum Vel., V, humile Janka,
V. Bornmülleri Vel., Linaria concolor Gris., Lathraea Rhodopea Dingl., Thymus
zygioides Gris., Iris Skorpilii Vel., Galanthus gracilis Celak., G. maximus Vel.
und Rottboellia digitata Sibth.
Bemerkenswerthe Zeugen der Verwandtschaft gewisser Theile
der Flora mit den alpinkarpathischen Gebirgen sind z. B. :
C'ardamine rivularis Schur., Viola declinata W. K., Silene Lerchenfeldiana
Baumg., Hypericum Transsylvanicum Celak., Lasapitium alpinum W. K., Knautia
drymeia Heuff., Senecio Carpaticus Herbicb, S. Tianssylvanicus Schur., S. papposus
Rchb., Anthemis macrantha Heuff., Achillea lingulata W. K., Campanula Steveni
M. B., Bruckenthalia spiculifolia Rchb., Svertia punctata Baumg., Pulmonaria
rubra Schott, Veronica Baumgartenii R. S., Pedicidaris campestris Gris., Thymus
pulcherrimus Schur, Plantago gentianoides Baumg., Orchis cordigera Fries, Gym-
nadenia Frivaldszkyana Hampe, Lilium Jankae Kern., Juncus Carpaticus Simonk.,
J. Rochelianus Heuff., Carex Pyrenaica Wahl., C. tristis M. B., Sesleria coeridans
Friv., S. rigida Heuff., Bromus fibrosus Hackel und B. Transsylvanicus Steud.
Schliesslich führt der Verf., der nähere pflanzengeographische
etc. Ausführungen in Aussicht stellt, noch folgende Pflanzen an,
welche die Verwandtschaft der balkanischen mit der Kaukasus-
Flora darthun :
Ranuiiculus Suaneticus Rupr., Arabis mollis Stev., Saxifraga juniperina Adams.,
Doronicum macruphyllum Fisch., Chamaemelum Caucasicum Willd., Campanula
Steveni M. B. und Juncus alpigenus C. Koch.
Wegen weiterer Ausführungen, die durchaus in der allgemein
verständlichen lateinischen Sprache abgefasst sind , kann nur auf
das Buch selbst verwiesen werden. Es sei jedoch erwähnt, dass
dasselbe 158 neu beschriebene und insgesammt 2542 Arten enthält,
wovon 22 für Europa neue. Für die Anordnung ist das DeCandolle-
sche System gewählt und ist die Gattung Hieracium vom Referenten
bearbeitet.
Freyn (Prag).
Groth, H. H., Aus meinem naturgeschichtlichen Tage-
buche. Beobachtungen und Aufzeichnungen für
einen fruchtbaren naturgeschichtlichen Unterricht.
8°. 158 pp. Langensalza 1891.
Verf., der in Kiel als Volksschullehrer thätig ist, hat während
der letzten fünf Jahre eine Anzahl von Abhandlungen in „Deutsche
Blätter für erziehenden Unterricht" veröffentlicht, welche er nun
durchgesehen und stellenweise ergänzt unter obigem Titel mit
einigen anderen Arbeiten vereinigt herausgegeben hat. Dieses Buch
will, wie es in der Vorrede heisst, den jüngeren Lehrern eine
Systematik und Pflauzengeographie. 149
Handreichung bieten, wenn auch der Stoff für einzelne Stufen etc.
nicht zugeschnitten ist ; es wendet sich aber auch an alle Diejenigen,
die ihren eigenen Gang gehen. „Wer seinen Unterricht auf Beob-
achtungen gründen will, findet hier Angaben, wie beobachtet ist;
wer Spaziergänge zu machen gedenkt, dem bietet sich ein Begleiter
an." „Es ward der Versuch gemacht, eine todte. trockne Form
zu beleben, einige Fragen zu beantworten, und damit ein kleiner
Beitrag geliefert zur Reform des naturkundlichen Unterrichts."
Zu dieser stellt Verf. gleichsam als Einleitung die These auf: „Der
Lehrer lege kein Herbarium an, er führe ein naturgeschichtliches
Tagebuch." Verf. ist der Ansicht, dass trotz der grossen Vor-
theile, welche ein Herbarium in Bezug auf Befestigung, Ergänzung,
Beherrschung der Naturkenntniss und als Veranschaulichungsmittel
bietet, die Zeit, welche zur Anlage desselben erforderlich ist, in
keinem Verhältniss zu dem Nutzen steht und daher anderweitig im
Interesse der Schule durch Anlage eines naturgeschichtlichen Tage-
buches verwendet werden müsse, zumal im Herbarium das Lebens-
bild der einzelnen Pflanze, ihre Entwickelung, ihre charakteristischen
Eigenthümlichkeiten nicht zum Ausdruck gebracht werden könnten.
Wie der Ersatz zu schaffen sei, zeigt Verf. in den nun folgenden
„Blättern aus meinem naturgeschichtlichen Tagebuche", in welchen
.20 Themata behandelt werden, nämlich: die Kastanie, der Hasel-
strauch, zwei Brüder: Kälberkropf und Giersch, zwei Nachbarn:
Erle und Weide, zwei Paar Gewappnete: Weiss- und Schlehdorn,
Rosen- und Brombeerstrauch, der erste und letzte Schmetterling:
der kleine Fuchs und der Frostspanner, Schnecken über und unter der
Erde, vier Arbeiter: Specht, Eule, Huhn und Reiher, die Ab-
hängigkeit der Thiere, die Abhängigkeit der Menschen von den
Pflanzen, die Erde im naturgeschichtlichen Unterricht, ein Oster-
gang, ein Pfingstgang, ein Feriengang ein Herbstgang, ein Winter-
gang, noch ein Wintergang, ein Jahresgang, Notizen aus dem
Jahre 1887, Fragen. — In dem Rahmen dieser Aufsätze bringt
Verf. eine grosse Anzahl pädagogischer, morphologischer, physio-
logischer, biologischer, phänologischer Beobachtungen nebst Litte-
raturangaben. Besonders gut haben Ref. die „Notizen aus dem
Jahre 1887" gefallen , welche sehr hübsche phänologische Mit-
theilungen bringen , die allerdings bestimmte Angaben der Art
häufig vermissen lassen. Die erste Woche des Juni wird z. B.
folgendermaassen charakterisirt : Kirschen erbsengross, noch Blüten
am Apfel- und Birnbäume. 1. — Siebenstern, Knabenkraut blüht.
Kätzchen der Buche am Boden. Junge Buche mit zwei Samen-
und zwei Laubblättern. Hopfen 21lz m. Goldregen, Bauernrose,
Lilie blüht. Libelle fliegt. Vogelnest leer. Minirraupe. Esche
mit Blattläusen. Larven an der Gartenlilie. 4. — Ackersenf blüht,
sieht über den Hafer hinweg. Esche mit Früchten. 7. — Weiss-
dorn blüht, Bienen summen in den Himbeerblüten, nicht im Dorn.
Balgkapseln der Dotterblume springen. Ahorn hat ausgewachsene
Früchte. Kuckucksnelke, Klappertopf, Krummhals, Erdrauch,
Schneeballstrauch blüht. 8. —
Knuth (Kiel).
150 Systematik u. Pflanzengeographie.
Müller and Pilling, Deutsche Scbulflora zum Gebrauch
für die Schule und zum Selb s tu nt er rieh t. Gera (Verlag
von Th. Hofmann) 1891.
Diese „deutsche Schulflora" wird 240 Tafeln farbiger Abbil-
dungen einheimischer und einzelner ausländischer Pflanzen enthalten.
Die vorliegende erste Lieferung mit Primula veris L. (als Titel-
blatt), Galanthus nivalis L., Hepatica triloba Gil., Pulmonaria offici-
nalis L., Hypericum perforatum L., Anemone nemorosa L., Centanrea
Cyaaus L., Orobus vernus L., Caltha palustris L. zeigt, dass der
bekannte Zeichner, Walther Müller in Gera, hier wieder Vor-
zügliches leistet. Die noch fehlenden Tafeln werden Vertreter aller
phanerogamischen Pflanzenfamilien enthalten. Der Gedanke an ein
solches für Schüler bestimmtes Werk war dem Ref. schon im April
1888 gekommen. Ref. hatte mit der gleichfalls in Gera ansässigen
Firma Fr. Eugen Köhler Verhandlungen angeknüpft, doch konnte
sich diese Verlagsbuchhandlung damals zu einem solchen Unter-
nehmen nicht entschliessen. Höchst interessant ist es nun, dass
nach Verlauf von 3 Jahren aus derselben Stadt ein Werk erscheint,
welches nicht nur den vom Ref. vorgeschlagenen Titel, sondern
auch genau die Anzahl der vorgeschlagenen Abbildungen und auch
fast dieselben Arten enthält. Ref. hatte damals auch noch einige
wenige Kryptogamen vorgeschlagen; solche werden, „wenn sich
das-Bedürfniss kundgiebt", in einem Anhange, der auch ausländische
Zier- und Kulturgewächse bringen wird, zur Darstellung kommen.
Wie die Ankündigung sagt, wird die Deutsche Schulflora in
4 Theilen zur Ausgabe gelangen, welche den 4 auf einander fol-
genden Stufen des botanischen Unterrichts entsprechen :
Der erste Theil enthält 48 Pflanzenbilder, und zwar von den-
jenigen Pflanzen, welche auf der ersten Stufe des botanischen
Unterrichts beschrieben und verglichen werden, um die Hauptformen
der Organe der Blütenpflanzen zur Anschauung bringen und zu-
sammenstellen zu können.
Der zweite Theil wird 64 Pflanzen behandeln, welche, zusammen
mit denen des I. Theiles, die Möglichkeit bieten, die Hauptfamilien
der Blatt- und Spitzkeimer aufzufinden und ihre Merkmale darzu-
legen.
Daran reiht sich, ergänzend und erweiternd, der dritte Theil,
welcher im Verein mit den beiden ersten Theilen, auf 64 Blättern
die wichtigsten Ordnungen der frei- und verwachsen-kronblättrigen
Dikotylen mit ihren Hauptfamilien und einigen Hauptgattungen und
Arten für die 3. Unterrichtsstufe zum Abschluss bringt.
Der vierte Theil endlich behandelt, ebenfalls auf 64 Tafeln,
die kronenlosen Blattkeimer, die Spitzkeimer (Monokotylen) und
einige Nadelhölzer. Vertreter dieser Classe v/erden schon in den vor-
hergehenden Theilen als Vorläufer beschrieben.
Jeder Theil bildet ein Ganzes für sich, doch ist durch ent-
sprechende Numerirung dafür gesorgt, dass „sämmtliche Tafeln
schliesslich zu einem „Atlas der deutschen Schulflora" geordnet
werden können, welcher die übersichtliche Kenntniss der deutschen
Pflanzenwelt ermöglicht und die Grundlage weiterer botanischer
Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 151
Studien zu bilden vermag. Ein Begleitwort, welches zugleich mit
der Schlusslieferung ausgegeben wird und von dem Bau, Leben und
der Pflege der Pflanzen handelt, soll in gleicher Weise dem Zwecke
des Selbstunterrichts dienen."
„Auserdem hat Prof. Dr. Pilling speciell für den Lehrer
zu dem I. Theile eine Schrift bearbeitet, welche unter dem Titel:
Lehrgang des botanischen Unterrichts auf der untersten Stufe, unter
methodischer Verwendung der 40 Pflanzenbilder des I. Theiles der
„Deutschen Schulflora" zugleich mit der letzten Lieferung dieses
Theiles zur Versendung kommt und dem Lehrer die fruchtbringende
Verwenduno; der Pflanzenbilder im Unterricht wesentlich erleichtern
und ihn zugleich in den Stand setzen wird, in den Schülern ein
lebhaftes Interesse für die Pflanzenwelt zu erwecken."
„Ein zweites für den Lehrer bestimmtes Textheft, weiches im
Anschluss an den II. bis IV. Theil der ,, Deutschen Schulflora" er-
scheint, wird alsdann Material und Fingerzeige für den Unterricht
auf den höheren Stufen geben und namentlich auch biologische
Einzelheiten enthalten."
Knuth (Kiel).
Yiala, Pierre, Le black rot en Amerique. (Annales de
l'ecole nation. d'agriculture de Montpellier. Tome IV. p.
308- 343.)
Black Rot kommt in allen Staaten von Nord- Amerika vor, mit
Ausnahme von Californien, Neu-Mexico, Arizona, Colorado und
Utah. Er beschränkt sich nicht nur auf die cultivirten Reben,
sondern befällt auch die wilden Arten. Der Pilz ist in Amerika
als einheimisch anzusehen und ist die Ursache der gefährlichsten
aller Rebenkrankheiten in diesem Lande. Die europäischen Reben
werden noch leichter vorn Pilz angegriffen, als die amerikanischen.
Am gefährlichsten tritt er in warmen und feuchten Gegenden auf,
wie Verf. ausführlich, auf meteorologische Daten gestützt, nach-
weist. Die Synonymie des Pilzes wird ausführlich behandelt. Der
richtige Name desselben ist Laestadia Bidwellii Viala et Ravaz mit
folgenden Synonymen :
Physplosppra Bidwellii Saec, Sphaeria Bidwellii Ellis, Plioma uvicola Berk.
et Curt., Ph. uvicola ß. Labruscae Timm., Sjihaeropsis uvarum Berk. et Curt.,
Phoma uvarum Sacc., Naemaspora ampelicida Engelm., Phyllosticta Labi'uscae
Thüm., Ph. viticola Berk. et Curt., Ph. vüicola Thüm., Ascochyta Ellisii Thüm.,
Sphaeria viticola Curt., Sacidium viticolvm Cooke, Phoma ustulatum Berk. et Curt.,
Phyllosticta Ampel opsidis Ell. et Mart., Sphaeropsis Ampelopsidis C. et Ell.?,
Phoma Ampel '.opsidis Sacc. ?
Verf. beweist dies durch eine eingehende Schilderung der
Entwicklungsgeschichte des Pilzes. Am Schluss discutirt Verf. die
verschiedenen Behandlungs-Methoden der Black Rot-Krankheit und
hebt die Nothwendigkeit hervor, die Reben vor dem 15. Mai mit
Eau Celeste zu bespritzen, um eine Infection der Blätter zu ver-
hindern.
v. Lagerheim (Quito).
152 Teratologie und Pflanzeiikrankheiteu.
Thaxter, R., Mildew of Lima beans {Phytophtora Phaseoli
T h a x t e r). (Annual Report of the Connecticut Agricultural
Experiment Station for 1889. Report of the Mycologist. Part
107—171. Taf. III. Fig. 29—37.) New Haven, Conn. 1890.
Verf. beschreibt ausführlich eine neue Phytophtora (P. Phaseoli
Thaxt.) welche weisse, sich schnell verbreitende Rasen auf Phaseolus
lunatus bildet. Die Krankheit tritt sehr verheerend auf. Die Art
ähnelt am meisten P. Ca et or um Colin, unterscheidet sich aber wesent-
lich von dieser Art durch kleinere Conidien und durch ganz ver-
schieden verzweigte Conidienträger. Oosporen wurden nicht gefunden.
Die Conidien keimen sowohl mit Zoosporen als mit Keimschlauch.
v. Lagerheim (Quito).
Thaxter, 11., The potato „sc ab". (Fourteenth Annual Report
of the Connecticut Agricultural Experiment Station. 1890. p. 3 — 17
of reprint. With Plate I.)
Verf. hat auf Kartoftelknollen, die durch vom Ref. als „tiefea be-
zeichnete Form des Schorf befallen waren, einen sehr kleinen Faden-
pilz gefunden, welcher auf Nähragar üppig wächst und, aufwachsende
Knollen gesät, die Krankheit wieder erzeugt. Der Pilz besteht aus
einem dichten Geflecht von Fäden von 5 — 9 fi Durchmesser und
bildet in Reinculturen auf Fleisch Pepton- Agar aufrechte Hyphen,
die an den Enden spiralig gewunden und dicht quergetheilt sind
und trennen sich dann zu vielen bakterienähnlichen Theilen. Aus
einem dieser Theile oder aus einem sehr kleinen Stück eines vege-
tativen Fadens entwickelt sich schnell ein neues Hypbengenecht.
Ein sehr eigentümlicher Erfolg des Wachsthums des Pilzes ist die
tiefbraune Färbung der Unterlage.
Die systematische Stellung des Pilzes ist sehr zweifelhaft;
vielleicht ist er zu Oospora oder einer ähnlichen unbestimmten Gattung
zu stellen.
Hninplney (Anilierst, Mass.).
Kraus, (.'., Das Schröpfen und Walzen der Getreide-
saaten als Mittel gegen Lagerung. Theil I. Die
Ursachen der Lagerung. (Forschungen auf dem Gebiete
der Agriculturphysik. Bd. XIII. H. 3/4. p. 252-293.)
Der Darlegung der Mittel, welche gegen Lagerung anzu-
wenden wären, sowie der Erörterung der Art und Weise, in
welcher die Wirkung solcher Mittel zustande kommen möchte, musste
die Klarlegung der Ursachen der Lagerung vorausgehen. Bekannt-
lich wird die Lagerung zur Zeit ziemlich allgemein als Folge der
geringen Biegungsfestigkeit der Halme hingestellt, wie solche bei
der gegenseitigen Beschattung der in geschlossenem Stande befind-
lichen Pflanzen zur Entsehuug kommt. Feuchte Jahrgänge, reichliche
Düngung u. s. w. sind nach dieser zuerst von Sachs aufgestellten
Ansicht nur indirect als fördernde Einflüsse betheiligt, indem die
Pflanzen unter diesen Verhältnissen üppiger wachsen und sich gegen-
seitig stärker beschatten.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 153
Diese Ansicht hat sich aber bei den praktischen Landvvirthen
keine durchgreifende Anerkennung; zu verschaffen vermocht, nach-
dem man thatsächlich beobachtet, dass viele Vorkommnisse nur
ungenügend in dieser Weise erklärt werden können. Dies lallt sofort
auf, wenn man sich die Mühe nimmt , das Verhalten verschieden
dichter und verschieden üppiger Saaten bei verschiedenen Ver-
hältnissen des Bodens, der Lage und des Witterungsverlaufs genauer
zu vergleichen , es liegen auch diesbezüglich in der älteren land-
Avirthschaftlichen Litteratur eine Anzahl von Mittheilungen scharf-
sichtiger Beobachter vor, welche späterhin mit Unrecht ausser Acht
gelassen worden sind. Die im Laufe der Zeit namhaft gemachten
Ursachen der Lagerung lassen sich foigendermaassen gruppiren:
1. Die Halmschwäche lagernden Getreides ist die Folge der
besonderen anatomischen und physikalischen Beschaffenheit, welche
die bei schwachem Lichte sich ausbildenden untersten Internodien
annehmen. Ueppige Ernährung, enger Stand sind blos indirect am
Lagern betheiligt, indem sie die Beschattung oder auch die auf-
recht zu haltende Last erhöhen und äusseren Kräften mehr Gelegen-
heit zum Angriffe bieten.
2. Die Halmschwäche ist die Folge üppiger Vegetations-
bedingungen, indem dieselben die Halme in geilen Zustand bringen,
der eben durch geringere Biegungsfestigkeit charakterisirt ist.
3. Die Halmschwäche rührt davon, dass die unteren Internodien
in dem geschlossenen Bestände dem Luftwechsel weniger ausgesetzt
sind und deshalb weicher bleiben.
4. Die Halmschwäche kommt dadurch zustande, dass die Pflan-
zen bei gedrängterem Stande an sich schwächere Halme entwickeln,
als bei weiterem Standraum.
5. Die Halmschwäche entsteht durch die Beeinträchtigung der
Halrnausbildung in Folge der beschleunigten Streckung, welche bei
dichtem Stande und üppigen Vegetationsbedingungen eintritt.
In Wirklichkeit greifen diese Ursachen mehr oder weniger
ineinander, erfahrungsgemäss ist die Lagerung am häufigsten,
wenn dichter Stand, üppige Ernährung, beschleunigtes Schossen
zusammenwirken.
Diese verschiedenen Aufstellungen werden nun der Reihe nach
an der Hand neuerer physiologischer Untersuchungen kritisch er-
läutert, und wird nachgewiesen, dass sich alle diese Umstände mehr
oder weniger rechtfertigen lassen, dass es aber ein Mangel war, dass
bald dieser, bald jener Umstand einseitig betont und darüber ausser
Acht gelassen wurde, dass der Verlauf des Wachsthums und der
inneren Ausbildung der Halme das Ergebniss der gleichzeitigen
Wirkung verschiedener Factoren ist. Soweit dieselben in gleicher
Richtung wirken, kann das Ergebniss wesentlich anders werden, als
wenn ein einzelner Factor in einem bestimmten Intensitätsgrade
wirksam gewesen wäre. Auch Unterbleiben des Lagerns bei freiem
Stande kann nicht allein auf die Retardirung des Längenwachsthums
und die Förderung der Ausbildung der mechanischen Elemente
durch das Licht zurückgeführt werden, unter Umständen lagern
sogar freistehende Pflanzen, so dass der Satz, einzelne oder recht
154 Oekonomische Botanik.
weit stehende Getreidepflanzen lagern niemals, keineswegs allge-
meine Gültigkeit hat.
„Das Lagern der Getreide ist nicht, wie zur Zeit meist ge-
glaubt wird, ein einfaches und ursächlich leicht zu durchschauendes.
Phänomen, vielmehr wird dasselbe durch die Wechselwirkung der
verschiedenen , das Wachsthum beeinflussenden Umstände und die
mannigfachen Combinationen , in denen diese Umstände je nach
Boden, Lage, Witterung, Standraum der Pflanzen, Art- und Varietäts-
eigenthümlichkeiten thätig sind, in hohem Grade verwickelt. Wenn
auch unbestritten dass durch Beschattung bewirkte partielle Etiolement
der unteren Internodien in den meisten Fällen von ganz besonderer
Wichtigkeit ist, deshalb als äussere Hauptursache des Lagerns der
Lichtmangel bezeichnet werden kann, so ist doch die Theorie, welche
nur den Factor der' Beschattung gelten lassen will, gleichwohl
nicht genügend, um in allen Fällen über Eintritt oder Unterbleiben
des Lagerns befriedigend Rechenschaft geben zu können , es muss
auch auf die sonstigen, das Wachsthum und die innere Ausbildung
der Pflanzen beeinflussenden Factoren Rücksicht genommen werden.
Ohne die Nebenursachen würde das Lagern viel weniger häufig
eintreten, als thatsächlich der Fall ist."
In einer folgenden Mittheilung sollen weitere Belege für diese
Auffassung der Sache beigebracht werden.
Kraus (Weihenstephan).
Brirtet, E., De Tinfluence exercee par l'epoque de l'aba-
tage sur la production et le developpement des
rejets de souches dans le taillis. (Comptes rendus de
l'Academie des sciences de Paris. Tome CX. 1890. p. 1279
—1282.)
Die Laubhölzer haben die Fähigkeit, aus dem Stamm auszu-
schlagen, falls derselbe in Bodenhühe abgeschnitten wird. Darauf
beruht die Buschholz- Wirthschaft, die in Frankreich auf Millionen
Hektaren Waldbodens stattfindet.
Bekanntlich unterscheiden die Forstmänner zwei Arten Sprosser
1. die proventiven, welche sich aus normalen Knospen entwickeln
und bei dem Abschlagen des Stammes schon vorhanden sind,
2, die adventiven, welche aus Adventivknospen hervorgehen, die
nach dem Abschlagen erst aus der Cambialschicht der Pflanzen
erzeugt werden. Die proventiven Sprosse haben günstigere Lage
und sichern die Vermehrung der Individuen besser, als die adven-
tiven.
Gewöhnlich schiäfft man das Buschholz zwischen Ende Herbst
und dem 15. April, aber es geschieht zuweilen auch später, wenn
schon die volle Belaubung eingetreten ist. Um nun zu erfahren,
welchen Einfluss die Schlagzeit auf die Bildung und Entwicklung
der Stockausschläge habe, wurden verschiedene Versuchsreihen an-
gestellt. In der ersten wurde die Schlagzeit auf die Mitte der
Monate März, April, Mai, Juni, Juli, August verlegt. Das Versuchs-
feld lag in der Nähe von Nancy und bestand in einem Buschholz-
terrain, das auf einem Kalklager des oolithischen Plateaus von
Oekouomische Botanik. 155
Haye (380 m Seehöhe) ruht. Die Zahl der beobachteten Stöcke
belief sich auf 628, und zwar gehörten 278 der Eiche (Stein-
und Stieleiche), 240 der Hainbuche und 120 der Rothbuche an ; die
meisten waren 35j ährig.
Die Untersuchungen, die bis 2 Jahre nach dem Fällen fort-
gesetzt wurden, bezogen sich auf die Zeit des Erscheinens der
Schosse, auf ihre Zahl und ihr Wesen (proventiv, adventiv), auf
die Höhe des HauptschÖsslings. Dabei ergab sich hauptsächlich
Folgendes :
1. Wenn das Abschlagen Mitte März oder April erfolgt,
so fangen von Ende Juni ab beinahe alle des Austreibens fähige
Stocke von Eiche und Hainbuche an, auszutreiben ; wird es aber
bis Ende August hinausgeschoben, so erscheinen bei den genannten
Arten die Schösslinge erst im nächsten Frühjahr.
2. Die Schlagzeit scheint wenig Einfluss auf das Zahlenver-
hältniss der Stöcke zu haben, welche keine Schösslinge treiben.
Doch erwies sich das Schlagen von Mitte August ab für die 3 unter-
suchten Arten am nachtheiligsten.
3. Auf die mittlere Zahl der Schösslinge aus dem Stock der
Eiche und Hainbuche scheint die Schlagzeit keinen bemerkenswerthen
Einfluss auszuüben. Bei der Buche aber begünstigt das Schlagen
im Juni offenbar die Bildung der Schosse, während die Stöcke nach
dem Schlagen im August und März die geringste Fruchtbarkeit zeigen.
4. Für Eiche ist die Schlagzeit ohne Einfluss auf das Wesen
der Schosse, mit seltenen Ausnahmen sind dieselben proventiv. Bei
Hainbuche und Rothbnche jedoch, besonders bei der letzteren, ver-
mehrt das Schlagen während der vollen Belaubung die mittlere
Zahl der Adventivsprosse, und es nimmt die Zahl der Stöcke zu,,
die nur Adventivsprosse zeigen. Die grösste Zahl der letzteren
findet sich an den Stöcken der Hainbuche, wenn das Schlagen im
Juli und an der Rothbuche, wenn es im Juni erfolgt. Rothbuchen-
stöcke erzeugen im allgemeinen etwas mehr Adventiv-, als Froventiv-
schosse, während bei der Hainbuche die proventiven etwa 8mal
zahlreicher, als die adventiven sind.
5. Die Höhe der Schösslinge ist sehr ungleich, je nach der
Schlagzeit. Für die untersuchten Baumarten fällt das Maximum
der Höhe mit dem Aprilschlage, das Minimum mit dem August-
schlage zusammen.
6. Sieht, man zweijährige Schosse von einem Aprilschlage als
Norm an, so lässt sich constatiren, dass das Abschlagen des Busch-
werks der Eiche ohne Nachtheil bis zum 15. Mai hinausgeschoben
werden kann, während dies bei der Weissbuche schon 20 ü/o Verlust
ergeben würde. Für die Eiche ist der Schaden beträchtlicher, wenn
die Schlagzeit bis in den Juni hinausgeschoben wird. Aus den
gemachten Beobachtungen ergaben sich noch folgende Schlüsse:
Bez. der Zeit vom 15. März bis 15. August erweist sich für Abschlagen
des Buschwerks von Eiche, Roth- und Hainbuche Mitte August als
ungünstigste Zeit, als vortheilhafteste dagegen Mitte April. Für
die Eiche scheinen gleich günstig auch die Monate März und Mai.,
für Hainbuche März zu sein.
156 Neue Litteratur.
Sämmtliche Versuche fanden auf einem seichten und steinigen
Boden statt. Möglicherweise kommt man bei tieferem Boden und
im milderen Klima zu anderen Resultaten.
Zimmermann (Chemnitz).
Neue Litteratur.*
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
'■Crreene, Edward L., Against the usic of revertible generic names. (Pittonia.
Vol. IL 1891. p. 185.)
— — , Some neglected priorities in generic noinenclature. (1. c. p. 173.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten:
Wilson, J., La petite botanique des ecoles primaires, conforme au programme
du 20 juillet 1880. 5e edition. 8°. 94 pp. Namur (Balon-Vincent) 1891.
M. 0.60.
ZacliaHas, 0., Die Thier- und Pflanzenwelt des Süssvvassers. Einführung in
das Studium derselben. Unter Mitwirkung von C. Apstein, F. Borcherding
etc. herausgegeben. Bd. II. 8°. X, 367 pp. 51 Abbild. Leipzig (J. J. Weber)
1891. M. 12.—
Kryptogamen im Allgemeinen :
HaiiSgirg, Anton, Algologische und bakteriologische Mittheilungeu. (Sep.-Abdr.
aus Sitzungsberichte der Königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in
Prag. 1891. p. 297—365.)
Algen:
MÖbillS, M., Ueber endophytisehe Algen. (Biologisches Centralblatt. Bd. XL
1891. No. 18. p. 545-553.)
Pilze:
Atkinsoil, Geo. F., Sphaerella gossypina n. sp., the perfect stage of Cercospora
gossypina Cooke. (Bulletin of the Torrey Botanical Club of New York. Vol.
XVIII. 1891. p. 300. With pl.)
Bäuilller, J. A., Fungi Schemnitzenses. Ein Beitrag zur ungarischen Pilzflora.
III. (Sep.-Abdr. aus Verhandlungen der K. K. zoolog.-botan. Gesellschaft in
Wien. 1891.) »°. 18 pp. Wien 1891.
Botmjuelot, Eni., Sur Ia presence de l'amidon dans un Champignon appartenant
ä la famille des Polyporees, le Boletus pachypus Fr. (Bulletin de la Societe
mycologique de France. T. VII. 1891. Fase. 3.)
Boyer, Note sur la reproduetion des Morilles. (1. c.)
•{Saillard, A., Observation d'un retour ä l'etat vegetatif des peritheces dans le
genre Meliola. (1. c.)
Godfrili, J., Coutributions ä la flore mycologique des environs de Nancy. [Suite.]
(1. e.) ^
Kra/iani. A., Deux Champignons parasites des feuilles de Coca. (I. c.)
Hariot, P., Notes critiques sur quelques Uredinees du Museum de Paris. (1. c.)
— — , Stemonitis dietyospora Rost. (Journal de Botanique. T. V. 1891. p. 356.)
— — , Trametes hispida Bagl. et T. Trogii Berg. (1. c.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litterntur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Kedactioneu anderer Zeitschriften werden
-ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen.
• damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7,
Neue Litteratur. 157
Kayser, E., Note sur les ferments de l'ananas. (Amiales de l'Institut Pasteur.
1891. No. 7. p. 456—463.)
Patouillard, X. et Lagerhehn, G. de, Champignons de l'Equateur. (Bulletin
de la Societe mycologique de France. T. VII. 1891. Fase. 3.)
Soutlnvorth, Eflie A., Notes on some cuiious fungi. (Bulletin of the Torrey
Botanical Club of New York. Vol. XVIII. 1891. p. 303.)
Muscineen:
Bescherelle, Em., Selectio novorum Muscorum. [Fin.] (Journal de Botanique.
T. V. 1891. p. 342.)
Gefässkryptogamen :
Poiraillt, Georges, Sur la strueture du petiole des Osmondacees. (Journal de-
Botanique. T. V. 1891. p. 355.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Beizung, E., Remarques sur le verdissement. A propos de l'article de M. W.
Palladin: „Ergrünen und Wachsthum der etiolirten Blätter". (Journal de
Botanique. T. V. 1891. p. 350.)
Correns, C, Zur Kenntniss der inneren Structur der vegetabilischen Zellmembran.
(Sep.-Abdr. aus Priugeheim's Jahrbücher für vvissenschaftl. Botanik. Bd. XXIII.
1891. Heft. 1/2.) 8°. 2 Tafeln. Berlin 1891.
Scott, 1). H. and Brebner, George, On internal phloem in the root and stein
of Dicotyledons. (Annais of Botany. Vol. V. 1891. p. 259—300. With 3 pl.) ■
Zacharias, E., Ueber das Wachsthum der Zellhaut bei Wurzelhaaren. (Flora..
1891. Heft 4. p. 466—491. 2 Tafeln.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Caracteres differentiels des arbres de Belgique ; Tableau permettant de deter-
miner facilemeut, sans connaissances speciales, les arbres croissant en Belgique,,
par un regisseur. 1 feuille in folio. Bruxelles (,E. Boquet) 1891. Fr. 0.25.
Crepill, Franoois, Mes excursions rhodologiques dans les Alpes en 1890.
(Bulletin de la Societe Royale de botanique de Belgique. Tome XXX. 1891.
Fase. 1. p. 97.)
Durand, Tli. et Pittier, H., Primitiae florae Costaricensis. (1. c. p. 7.)
Lazenby, W. R., Plauts introduced at Sellsville, near Columbus, Oh. (Bulletin
of the Torrey Botanical Club of New York. Vol. XVJII. 1891. p. 301.)
Porter, TllOS. C, Lespedezea striata (Thunb.) Hook. & Arn. (Bulletin of the-
Torrey Botanical Club of New York. Vol. XVIII. 1891. p. 306.)
Shear, Cornelius L., A new Massachusetts Station for Carex aestivalis M. A-
Curtis. (1. c. p. 305.)
Sllinn, Chas. H,, The destruetion of California wild flowers. (Garden and
Forest. Vol. IV. 1891. p. 382.)
Sturtevant, E. Lewis, Concerning some names for Cucurbitae. (Bulletin of
the Torrey Botanical Club of New York. Vol. XVIII. 1891. p. 295.)
Snlzberger, Rob., La rose. Histoire, botanique, eulture. 8°. Avec 10 pl. et
•J.0 cartes. Namur (Wesmael-Charlier) 1891. Fr. 5. —
Palaeontologie :
Cragiu, F. W., On a leaf-bearing terrane in the Loup Fork. (The American
Geologist. Vol. VIII. 1891. p. 29.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten :
Buckhont, Will. A., Another economical maple. (Bulletin of the Torrey Bo-
tanical Club of New York. Vol. XVIII. 1891. p. 305.)
Halsted, Byron D., A new egg-plant disease. (1. c. p. 302.)
— — , A double-headed Rudbeckia. fl. c. p. 304.)
Xalepa, Alfred, Neue Gallmilben. (Nova Acta der Kaiserl. Leopoldin.-Carolin.
Deutschen Akademie der Naturforscher. Band LV. 1891. No. 6. p. 363 — 395»
Mit 4 Tafeln.)
Riley, C. V., Mexican jumping beans and the plant upon which they are pro-
duced. (The American Garden. Vol. XII. 1891. p. 552. 111.;
158 Neue Litteratur.
Stabler, Louise Merrit, An economical maple. (Bulletin of the Torrey Botanical
Club of New York. Vol. XVIII. 1891. p. 304.)
Viala, Pierre et Boyer, G., Une nouvelle maladie des raisins. (Revue generale
de Botanique. T. III. 1891. No. 44.)
— — et Sauvageau, C, Sur quelques Champignons parasites de la vigne.
(Journal de Botanique. T. V. 1891. p. 337.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik :
Beriiabei, C, Sul passaggio dei germi patogeni nella bile e nel contenuto
enterico e sull' azione che ne riseutono. (Atti della Reale Accademia med.
di Roma 18VI0/91. Ser. IL Vol. V. p. 527—573.)
Freukel. Sur un staphylocoque trouve dans les vesicules d'un herpes. [Soc. d.
scienc' med.] (Lyon med. 1891. No. 31. p. 464—465.)
Geppert, J., Die Wirkung des Sublimats auf Milzbraudsporen. (Deutsche med.
Wochenschrift. 1891. No. 37. p. 1065—1069.)
— — , Nochmals zur Desinfectionsfrage. (1. c. No. 32. p. 979 — 980.)
Giard, A., Nouvelles recherches sur le Champignon parasite du hanneton vulgaire
(Isaria densa Link). (Comptes rendus de la Societo de biologie. 1891. No. 26.
p. 575—579.1
Guiguard et Charräli, Action des toxines sur un microbe. (Comptes rendus de
la Societe de biologie. 1891. No. 26. p. 595—596.)
Klemperer, G. und F., Vei suche über Immunisir ung und Heilung bei der
Pm-umokokkeninfection. (Berliner klinische Wochenschrift. 1891. No. 34, 35.
p. 833—835, 869—875.)
Köttllitz, A., Zur Behandlung der Aktinomykose. (Deutsche medic. Wochenschr.
1891. No. 36. p. 1047—1048.)
Laiuli, 1). L., Sur les substances toxiques produites par la bacteridie char-
bonneuse. (Comptes rendus de la Societe de biologie. 1891. No. 27. p. 632.)
Lortet, Microbes pathogenes des vases de la Mer Morte. (Lyon med. 1891.
No. 33. p. 519—522.)
Martinez Yargas, A., Estudio quimico de la etiologia de las „diarreas de verano"
infantiles ; potencia patogenica de las albüminas microbias. (Anal. d. obst.,
ginecopat. y pediatr. Madrid 1891. p. 65 — 70.)
Nissen, F., Ein Vergleich des sog. Sputumseptikämiecoccus mit dem A. Fräukel-
schen Pneumonie-Erreger. (Fortschritte der Medicin. 1891. No. 16. p. 661
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Xocard, E., Culture de la bacteridie charbonneuse daus la mamelle d'une chevre
vaccinee contre le charbon. (Comptes rendus de la Societe de biologie. 1891.
No. 26. p. 616.)
Beinscll, A., Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. (Central-
blatt für Bakteriologie und Parasiterdumde. Bd. X. 1891. No. 13. p. 415.)
Reiidu, Deux cas d'angine a pneumocoques. (Bulletin med. 1891. p. 449.)
Roviglü, A., Sull' azione microbicida del sangue in diverse coudizioni dell"
organismo. (Atti della Reale Accademia medica di Roma 1890/91. Ser. II.
Vol. V. p. 423—438.)
Scala, A. e Saufelice, F., Azione dell' acido carbonico, disciolto nelle acque
potabili, su aicuni microrganismi patogeni. (Bullettino della Reale Accademia
medica di Roma. 1891. No. 1. p. 74—86.)
Seraflui, A., Analisi chimico-batteriologiche di alcune carni insaccate. [Contri-
buzione allo studio delle conserve alimentari.] (Atti della Reale Accademia
medica di Roma 1890/91. Ser. IL Vol. V. p. 225—256.)
Sewall, H., Observations on tuberculosis and the diagnostic value of the tubercle
bacillus. (Med. News. 1891. Vol. IL No. 4. p. 88—93.)
Stern, C, Ueber einige Injectionsversuche mit Stoffwechselproducten von Tuberkel-
bacillen. (Berliner klinische Wochenschrift. 1891. No. 31. p. 770—773.)
Uffelmann, J., Ueber den Nachweis des Typhusbacillus. (Berliner klinische
Wochenschrift. 1891. No. 35. p. 857—859.)
Taillard, Sur l'inoculation aux animaux du bacille tetanique d^pourvu de toxine.
(Comptes rendus de la Societe de biologie. 1891. No. 27. p. 623—628.)
VigO, G. B., L'aria degli ambienti degli ospedali dal lato chimico e batterio-
logico. (Giornale della Reale Societä Italiana d'igiene. 1891. No. 5/6. p. 268
—281.)
Neue Litteratur. — Personalnachrichten. 159
Technische, Forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Baiiej'? L. H., The soulard crab and its kin. (The American Garden. Vol. XII.
1891. p. 469. 111.)
Brassart. P., Guide pratique pour la culture du pommier et la fabrication du
cidre. 8e edit. entier. refond. Bruxelles (E. Boquet) 1891. Fr. 2.50.
Carman, E. S., The papaw. (The American Garden. Vol. XII. 1891. p. 533.
Illnstr.
De Vuystj Paul, Notas over de voornaamste landbouvruchten met bijzoudere
inachtneming op het verbeteren der znden en het toepassen der kunstmesstoffen.
Nieuwe proefnemingen. 8°. XVIII, 1(53 pp. Brüssel (Polleunis en Ceuterick)
1891. Fr. 2.85.
€rraftian. Firmür, Les semences, leur choix et leur traitement. 8°. 80 pp.
Namur'(Wesmael'-Charlier) 1891. Fr. 1 —
Lebl, 31.. Gemüse- und Obstgärtnerei zum Erwerb und Hausbedarf. Practisches
HHiidbuch. Lief. 1. 8°. 48 pp. Berlin (P. Parey) 1891. M. 0.60.
Struve, E., Der Hopfenhandel. Production, Verkehr und Preise des Hopfens,
nebst Geschichte, Organisation und Technik des Hopfenhandels. 8°. V, 136 pp.
3 Tafeln. Berlin (P. Paiey) 1891. M. 4.—
TJjeHHe», August. Handleiding voor rozenlie) hebbers. 8°. 120 pp. Antwerpen
(Janssen & Zonen) 1891. Fr. 1.50.
Vau TcilH-rseiL C. Gr., Elisena longipetala: (Garden. Vol. XI. 1891. p. 110.
Illustr.
Persoiialiiachricliteii.
Dr. med. et pliil. Hermann Hoffmann
Ordentl. Professor der Botanik in Giessen f.
Geboren den 22. April 1819 in Rödelheim bei Frankfurt a. M.,
studirte er in Giessen und Berlin Medicin, habilitirte sich 1842 in
Giessen für Medicin, wandte sich aber bald der Botanik zu und
wurde 1853 ordentlicher Professor der Botanik in Giessen. Dieses
Amt bekleidete er bis zu seinem Ende; vor vier "Wochen zwangen
ihn seine schwindenden Kräfte, seine Pensionirung einzureichen,
deren Genehmigung durch die oberste Behörde der Tod zuvorkam.
Hoffmann war als Forscher und Lehrer unermüdlich, getreu
seinem Wahlspruch : Das Beste ist und bleibt die Arbeit. Sein
Forschungsgebiet war zuerst wesentlich die Pilzkunde, gleichzeitig
und später ausschliesslich beschäftigte er sich eingehend mit Pflanzen-
klimatologie und verschiedenen Theilen der Pflanzengeographie, so-
wie mit experimentellen Untersuchungen über Variation im Pflanzen-
reich. In neuester Zeit pflegte er besonders die Pflanzenphänologie;
dieser Zweig der Wissenschaft verdankt ihm zum grossen Theile
seine jetzige Gestaltung. Für eine bedeutende Zahl der Arbeiten
Ho ff mann 's ist es charakteristisch, dass sie sich auf ein höchst
umfangreiches Material gründen, das in dreissig- bis vierzigjähriger,
immer in demselben Sinne lückenlos durchgeführter Thätigkeit ge-
wonnen wurde. Hoffraann's Pflanzenkenntniss, sich gleichmässig
über Phanerogamen und Kryptogamen ausdehnend, war von staunens-
werther Sicherheit. Seine Vorlesungen erstreckten sich ausser auf
specielle und allgemeine Botanik noch regelmässig auf forstliche
und pharmaceutische Botanik, Pilzkrankheiten und Klimatologie.
Die Ergebnisse seiner Studien legte er in zahlreichen Schriften und
Aufsätzen grösseren oder — und meistens — kleineren Umfanges
160
Anzeige. — Inhalt.
nieder. In jedem Jahrgang dieser Zeitschrift sind Referate über
Arbeiten Hoffmann's enthalten. Der Oberhessischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde, deren oberste Leitung vielfach in seiner
Hand lag, gehörte er als ein sehr eifriges Mitglied an ; in allen
Berichten, vom ersten, 1847, an bis zum letzterschienenen, 1890,
findet man seinen Namen, sei es, dass er Beiträge lieferte, sei es,
dass er in Vorträgen aus dem reichen Schatze seiner Kenntnisse
mittheilte. Sein ausgedehntes, gründliches Wissen, die Klarheit und
Lauterkeit seines Charakters, die geistvolle Freundlichkeit seines
einfachen Wesens erwarben und sicherten ihm im hohem Maasse
die Achtung und Liebe seiner Collegen und seiner zahlreichen
Schüler.
Friedberg (Hessen), 28. October 1891.
Dr. Egon I h n e.
Ein Seitenstück zn Brehms Tierleben.
Soeben erschien der II. (Schluß-) Band von:
UQn Pmf> Dr. ß. Kerner u. Mwiimn.
Das Hauptwerk des berühmten Pflanzenbiologen! Glänzend
geschrieben, ausgezeichnet durch hohen inuern Gehalt und
geschmückt mit nahezu 1000 originalen Abbildungen im Text
und 40 Chromotafeln von wissenschaftlicher Treue und künst-
lerischer Vollendung, bildet es eine prächtige Gabe für alle
Freunde der Pflanzenwelt, ein Hausbuch edelster Art. das in
der populärwissenschaftlichen Litteratur ohnegleichen dasteht.
Preis in 2 Halbfranzbänden gebunden 32 Mark.
Prospekte gratis durch alle Buchhandlungen, r«
t
Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig.
i
Inhalt:
Wissenschaftliche Oriüinal-
Müttheilungren.
Kuckuck, Beiträge zur Keuntniss der Ecto-
carpus-Arten der Kieler Föbrde. (Sehluss),
p. 129.
Instrumente, Präparations- und
Conservations-Methoden etc.
p. 142.
Referate.
Bartet, De rinfluence exercee par l'epoque de
Tabatage sur la production et le developpement
des rejets de souches dans le taillis, p. 154.
Groth, Aus meinem naturgeschichtliehen Tage-
buche. Beobachtungen und Aufzeichnungen
für einen fruchtbaren naturgeschichtliehen
Unterricht, p. 148.
Kraus, Das Schröpfen und Walzen der Ge-
treidesaaten als Mittel gegen Lagerung. Erster
Theil: Die Ursachen der Lagerung, p. 152.
Massee, Mycological notes. II, p. 142.
Müller und Pilling, Deutsche Schulflora zum
Gebrauch für die Schule und zum Selbst-
unterricht, p. 150.
Piinueiitier, Sur le genre Royena, de lafamille
des Ebenacees, p. 143.
Robertson, Flowers and insects, p. 143.
Thaxter, The potato „scab". p. 152.
, Mildew of Lima beans (Phytophtora
Phaseoli Thaxter), p. 152.
Velenovsky, Flora ßulgarica. Descriptio et
enumeratio systematica plantarum vascularium
in prineipatu Bulgariae sponte nascentium,
p. 144.
Viala, Le black rot en Amerique, p. 151.
Neue Litteratur, p. 156.
Personalnachrichten.
Dr. Ho ff mann (f), p. 159.
Ausgegeben : 4. November 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XLVIII. No. 6/7. XII. Jahrgang.
^s&es CmtraM
X>ö
REFERIRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
Güter fiit\rirkütig zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. F. 0. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Tereins in München, der Botaniska S'ällskapet i Stockholm,
der botanischen Section des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultnr zu Breslau, der Botaniska Sektionen af NaturvctenskapligaStude?it-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsinsrfors.
Nr. 45!46.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Uriginal-Mittheilungen.
Die Einwirkung der Blütenfarben auf die
photographische Platte.
(Vorläufige Mittheilung.)
Von
Dr. Paul Knuth.
(Mit 12 Figuren.)
Es ist eine auffallende Erscheinung, dass manche Blüten mit
scheinbar sehr geringen Anlockungsmitteln eifrig von Insekten auf-
gesucht werden. Ganz besonders trat mir diese Thatsache vor
Kurzem bei der Beobachtung von Sicyos angulata L. entgegen,
deren unscheinbare, grünlich-weisse Blüten von einer so grossen
Anzahl Hymenopteren- und besonders Dipteren-Arten umschwärmt
und besucht werden, wie ich kaum an einer der anderen Pflanzen, die
ich von Ende August bis Ende September im Botanischen Garten
zu Kiel in Bezug auf ihren Insektenbesuch beobachtete, wahr-
nehmen konnte. Bei ihrer geringen Grösse heben sich die Blüten
von Sicyos trotz ihrer etwas weisslichen Färbung, trotz ihrer zahl-
losen Drüsen, trotz der glänzenden Honigscheibe in ihrer Mitte
Botan. Ceutralbl. Bei. XLVIII. 1891. 11
162 Knuth, Die Einwirkung der Blütenfarben etc.
nur wenig von den grünen Laubblättern und Ranken ab, und man
ist versucht, den reichen Insekten besuch auf Anlockungsmittel zu-
rückzuführen, welche auf die menschlichen Sinne nicht einwirken,
wohl aber auf die der Insekten. Der Gedanke liegt nahe, dass
die Drüsen der Blüten (und auch der Stengel und Blätter) äthe-
rische Oele enthalten, welche der Mensch nur sehr schwach wahr-
nimmt, den Insekten jedoch sehr bemerklich sind, zumal die Dip-
teren die Hauptmasse der Besucher stellen.
Eine andere Möglichkeit ist, dass die Blüten von Sicyos Ein-
drücke auf die Augen der Insekten machen, welche dem mensch-
lichen Auge nicht wahrnehmbar sind, also ultraroth oder ultra-
violett. Als ich einen männlichen Blütenstand von Sicyos zusammen
mit einem kleinen Laubblatte der Pflanze in zweifacher Ver-
größerung photographirte, schien mir diese Möglichkeit nicht ganz
ausgeschlossen. Bei trüber Witterung exponirte ich Morgens
zwischen 11 und 12 Uhr im Freien 15 Secunden (Objectiv: Stein-
h e i l'scher Antiplanet, Platte „Meteor" von R o m a i n T a 1 b o t). Bei
der Entwickelung der belichteten Platte (mit Eikonogen-Hydro-
chinon) fiel es mir auf, dass die Blüte nach kurzer Zeit hervor-
trat , besonders die Spitzen der Blumenkronblätter sich bald
ganz scharf hervorhoben, während das grüne Laubblatt erst sehr
spät und selbst nach beendeter Entwickelung sehr schwach er-
schien. Hieraus ergiebt sich, dass die Blüten sehr viel mehr ak-
tinische Strahlen aussenden, als die Blätter, dass also die dem
menschlichen Auge in ihrer Färbung nicht erheblich clifferenzirt
aussehenden Blätter und Blüten einen für aktinische Strahlen em-
pfänglichen Sehorgane sehr verschieden erscheinen müssen. Hier-
aus folgt weiter, dass an ultrarothe Blütenfarbe bei Sicyos nicht
gedacht werden kann, denn diese enthalten überhaupt keine chemisch
wirksamen Strahlen.
Es handelte sich nunmehr darum, die Einwirkung der Blüten-
farben auf die photographische Platte weiter zu studiren. Zu dem
Zwecke exponirte ich folgende Blüten: 1. Eine weisse Blüte von
Phlox sp., 2. eine gelbe Randblütc von Chrysanthemum segetum L..
3. eine orange Randblüte von Calendula qfficinalis L. , 4. eine
dunkelrothe Blüte von Dahlia, 5. eine dunkelblaue Blüte von
Centaurea Cyanus L., 6. eine grünliche cf Blüte von Bryonia dioica
L., T. eine o7" Blüte von Sicyos angulata L. Bei l1/?. facher Ver-
grösserung der Blüten betrug die Expositionszeit 10, 5, 2 und
1 Secunden (Himmel bewölkt, Zeit: zwischen 11 und 12 Uhr,
Objectiv : Extra-Rapid von J o h. S a c h s-Berlin, mittlere Blende,
Platte „Meteor"). Bei der Entwickelung der vier Platten trat zu-
erst, wie zu erwarten, die weisse Blüte von Phlox auf, nach kurzer
Pause folgten gleichzeitig die blaue Blüte der Kornblume und die
Ränder der Blüten von Bryonia und Sicyos und erst nach längerer
Entwickelungsdauer die gelbe, die orange und ganz zuletzt die
rothe Blüte. Auf den nur 2 und 1 Secunde exponirten Platten
ist die gelbe Blüte nur noch als ein Schatten zu erkennen, die
orange und rothe sind überhaupt nicht zu sehen, während weiss,
blau und grünlich deutlich auftreten.
Knuth, Die Einwirkung der Blütenfarben etc.
163
Eine zweite Reihe von
bei bedecktem Himmel und
zwischen 3 und 4 Uhr unter
stellt. Als Objecte wurden
photographischen Aufnahmen wurde
regnerischer Witterung Nachmittags
sonst gleichen Bedingungen herge-
benutzt : Blüte einer Aster (weiss),
von Calendula officinalis L. (orange), von Aster (hellroth), Chrysan-
2. 3.
7.
9. 10.
11.
12.
1. Grünliche männliche Blüte von Bryonia dioica L. 2. Weisse Blüte
einer Aster. 3. Grünlieh-weisse , männliche Blüte von Sicyos angulata L.
4. Hellviolette Bandblüte von Aster salicifolius Scholler. 5. Blaue Blüte von
Centaurea Cyanus L. 6. Männliche Blüte von Sicyos. 7. Orange Randblüte
von Calendula officinalis L. 8. Männliche Blüte von Bryonia. 9. Gelbe Band-
blüte von Chrysanthemum segetum L. 10. Hellrothe Blüte einer Aster.
11. Dunkelrothe Blüte von Dahlia variabilis Desf. 12. Weisslich - grüner,
weiblicher Blütenstand und grünes Laubblatt von Sicyos angulata L.
Expositionszeit: 10 Secunden bei blauem Himmel mit schwacher
Bewölkung, 9 Uhr Vormittags, mittlere Blende. Vergrösserung: lVsfach.
Objectiv: Extra-Rapide von Joh. Sac hs in Berlin. Platte: „Meteor" von
Romain T a 1 b o t. Entwickler: Eikonogen-Hydrochinon.
ihemum segetum L. (gelb), Centaurea Cyanus L. (blau), Sicyos an-
gulata L. (o71 , 9 Blütenstand, Laubblatt), Bryonia dioica (cf). Das
Ergebniss war dasselbe wie vorhin. Bei der ungünstigen Beleuchtung
war auf der 2 Secunden exponirten Platte die weisse Blüte schwach
11*
164 Knuth, Die Einwirkung der Blüteufarben etc.
sichtbar, die blaue Blüte von Centaurea und die Blüten von Sicyos
und Bryonia waren nur noch als Schatten erkennbar, von den
übrigen Blüten war keine Spur zu sehen. Noch schwächer war
das Bild auf der nur 1 Secunde exponirten Platte.
Eine dritte Serie von vier unter denselben Bedingungen her-
gestellten Aufnahmen wurde Morgens um 9 Uhr bei blauem,
schwach bewölktem Himmel, also unter sehr günstigen optischen
Umständen, angefertigt, Die Reihenfolge der Objecte war: 1. Grün-
liche männliche Blüte von Bryonia dioica L., 2. weisse Blüte von
Aster sp., 3. weisslich-grüne männliche Blüte von Sicyos angulata
L., 4. hellviolette Randblüte von Aster salicifolius Scholler, 5. blaue
Blüte von Centaurea Cyanus L., (3. männliche Blüte von Sicyos,
7. orange Randblüte von Calendula ofjicinalis L. , 8. männliche
Blüte von Bryonia, 9. gelbe Randblüte von Chrysanthemum segetum
L., 10. helirothe Blüte von Aster sp., 11. dunkelrothe Blüte von
Dahlia variabilis Desf., 12. weisslich-grüner, weiblicher Blüten-
stand und grünes Laubblatt von Sicyos angulata L.
Es waren also möglichst viele Farben des Sonnenspectrums
gewählt. Bei der Entwicklung der Platte trat wiederum weiss
zuerst auf, kurz darauf gleichzeitig violett, blau und die Blüten
von Sicyos und Bryonia, später hellroth, gelb, orange, dunkelroth und
grün. Also traten die Blütenfarben auf allen 12 Platten in derjenigen
Reihenfolge, wie es nach der bekannten Curve der chemisch wirken-
den Strahlen des Spectrums zu erwarten war, auf, nur dass die weisslich-
grünen von Sicyos und Bryonia früher und stärker hervortraten, als
man nach ihrer Färbung annehmen konnte. Es fragte sich nun,
ob das Weiss in diesen Blüten doch so stark vertreten sei, dass
dadurch diese Erscheinung eine genügende Erklärung fände. Auf
der Photographie erscheinen die hellbeleuchteten Stellen der
grünlichen Blüten ebenso stark, wie die weissen, violetten und
blauen Blüten*), und doch ist die Intensität der Blütenfarbe von
Bryonia und Sicyos vielleicht nur ein Drittel von der Intensität
der weissen Farbe. Diesen Nachweis führte Herr Prof. L. Weber,
dem ich an dieser Stelle für seine Rathschläge und die Ausführung
der optischen Versuche meinen Dank sage, mit Hülfe des von ihm
construirten Photometers. Zum Zwecke dieser Untersuchung wurde
eine grössere Anzahl von Blumenkronblättern sowohl von Sicyos
als auch von Bryonia abgeschnitten, und nun machten diese auf
einem Haufen zusammenliegenden Blütenblätter entschieden den
Eindruck eines hellen Grün auf das Auge. Sie wurden auf eine
weisse Pappscheibe geklebt und dann photometrisch mit weiss ver-
glichen, wobei sich obiges Resultat (aus sin 2 20 ° : sin 2 32,4 und
sin 2 22,°3 : sin 2 38,°0) als Mittel ergab. Da nun aufder Photo-
graphie die Blüten von Sicyos und Bryonia an den be-
lichteten nicht im Schatten liegenden Stellen ebenso
stark hervortreten wie weisse Blüten, ihre Inten-
sität aber nur ein Drittel der selben beträgt, so bleibt
zur Erklärung der eben so starken chemischen
|:) Auf der beigefügten Zeichnung tritt dies nicht deutlich hervor.
Herder, Neuester Beitrag zur Verbreitung der Elodea Canadensis etc. 165
Wirkung- nur die Annahme ultravioletter Strahlen
übrig, und die grosse Zahl der die Blüten von Sicyos*)
besuchenden Insek'ten würde durch die ultraviolette
Farbe der Blumen kröne erklärt werden. Es wäre
dies eine Analogie zu der von Landois für manche
Insekten angenommenen Fähigkeit, höhere Töne
hören z u k önnen, als das menschliche 0 h r w alirzu-
n e h in e n v e r m a g.
Ich gebe zu, dass die angeführten Beobachtungen keineswegs
ausreichen, um einen Beweis ultravioletter Blütenfarben zu er-
bringen. Doch schienen mir die mitgetheilten Thatsachen der
"Veröffentlichung werth. Die Hauptfehlerquelle liegt in der Be-
stimmung der Intensität der Blüte, denn durch das Zusammen-
häufen der Blumenkronblätter wird der Eindruck, den sie auf das
menschliche Auge machen, ein erheblich dunklerer, als die Blüte
in Wirklichkeit ist. Die einzelnen an der Pflanze sitzenden
Blüten lassen nämlich das Licht durchscheinen, während dies bei
■den auf einer Unterlage befestigten Blumenblättern natürlich nicht
möglich ist, erstere erscheinen also heller, aber auch blasser und des-
halb weniger deutlich. Eine Reihe von Versuchen, welche ich mit
rotirenden Scheiben, die zur Herstellung einer den dritten Theil
von Weiss darstellenden Helligkeit zu 2ls mit schwarzem Papier
und V 3 mit weissen Blüten beklebt waren, lieferten daher kein
befriedigendes Vergleichsergebniss.
Ueber diese Versuche werde ich später berichten,wie ich mir
auch weitere Beobachtungen über diesen Gegenstand vorbehalte.
Kiel, den 29. September 1891.
Neuester Beitrag zur Verbreitung der
Elodea Canadensis im Gouvernement St. Petersburg.
Von
F. v. Herder
An unsere Mittheilung in No. 36 des „Botan. Centralblattes"
von 1891 reihen sich weitere Mittheilungen, welche mir von Herrn
Mag. Rob. Regel über den gleichen Gegenstand gemacht wurden.
Demnach erstreckt sich die Verbreitung der Elodea einerseits in
alle die Flüsschen und G1anäle, welche die Newa mit der Wolga
*) Die Blüten der bei Kiel in Folge des durch das schnelle Wachsen dtr
Stadt hervorgerufenen Verschwindens der Knicks immer seltener werdenden
und nur noch vereinzelt auftretenden Bryonia clioica L. habe ich nur von
wenigen Dipteren und Hymenopteren besucht gesehen. Hermann Müller
zählt jedoch („Befruchtung der Blumen durch Insekten," p. 149) 13 Insekten-
arten als Besucher auf und bemerkt über eine derselben, Andrena florea F.,
dass diese ihren Bedarf an Blumennahrung ausschliesslich den Blüten dieser
Pflanze zu entnehmen scheine.
166 Krön fei d, Humboldt über das elektrische Verhalten etc.
verbinden, insbesondere in die Flüsse Pascha und Sjass und in den
Neu-Ladoga-Canal , andererseits in die am finnischen Meerbusen
gelegenen Ortschaften Lachta und Oranienbaüm, sowie nach Gatschina
in die Ishora und alle Teiche und Canäle in den Parks von Gatschina
und Oranienbaüm, d. h. in alle die Gewässer, welche durch
die Lastschiffe von St. Petersburg aus berührt wurden
und erreicht werden können, so dass man als eigentlichen
Verbreitungsvermittler dieser Pflanze die SchifTfahrt betrachten kann.
St. Petersburg, 21. September 1891.
Humboldt über das elektrische Verhalten der Mimosa
pudica und über Pflanzenathmung.
Von
Dr. phil. M. Kronfeld
in Wien.
(Mit 1 Abbildung).
In der „Beilage zur Allgemeinen Zeitunga (München) Nr. 209r
vom 30. Juli dieses Jahres, habe ich Briefe Alexander v. Hum-
boldts an Josef van der Schot und Josef von Jacquin,
aas dem Jahre 1797 — 1798, nach den mir vorgelegenen Originalen
mitgetheilt. Die Briefe stammen aus Salzburg, wo Humboldt mit
Leopold von Buch einen arbeits- und studienreichen Winter
verbrachte. Van der Schot war Wiener Universitätsgärtner, Josef
von Jacquin der Sohn und Nachfolger Nicolaus von Jacquin 's
im akademischen Lehramte. Für botanische Kreise dürfte von
Interesse sein, dass Humboldtmit Van der S c ho t eine Reise nach
Amerika vorhatte. Zumal aber verdient seitens des Physiologen
jener Passus aus Humboldts zweitem Briefe (de dato Salzburg, 31.
Dezember 1797) an Van der Schot Beachtung, welcher vom elek-
trischen Verhalten der Mimosa pudica und von der Pflanzen-
athmung handelt. Ich gebe die betreffende Stelle im Wortlaute
wieder, zugleich mit einem Facsimile jener —
hier zuerst mitzuteilenden — raschen Feder-
zeichnung, welche Humboldt seiner Erörter-
ung über Mimosa pudica beigibt.
„ . . . Rafn in seiner dänisch geschriebene»
Flora von Dänemark (deren erster Band
Pflanzenphysiologie enthält) behauptet, bei Mimosa
pudica unwidersprechliche Zeichen der Wirk-
samkeit des galvanischen oder Metallringes be-
merkt zu haben. Ich . . begreife nicht, wie er
den Verdacht mechanischer Erschütterung ver-
mieden habe. Die zwei möglichen Arten scheinen
mir die zu sein, entweder zu sehen, ob von zwei zusammenge-
falteten Blättern der Mimosa pudica das, an welches man den Metall-
Kronfeld, Humboldt über d;is elektrische Verhalten etc. ](37
ring anlegte, früher als das unberührte erwache, oder ob man die
Blätter durch Zuleitung galvanisiren könne, indem man leitendes
feuchtes Muskelfleisch an den petiolus legte und seine Enden p
und q mit Zink und Silber a und b verbände. So könnte a und
b erschüttert werden, ohne dass die Erschütterung sich auf den
petiolus fortpflanzte."
„Ich bin jetzt beschäftigt, eine Einleitung zu der Abhandlung
von v. Ingenhouss über die Nahrung der Gewächse zu schreiben.*)
Ich werde darin einige Ideen äussern, zu denen mich meine vielen
genauen Versuche über Zerlegung der atmosphärischen Luft be-
wegen.**) Ohne nämlich den Einfluss der Pflanzenrespiration auf
den Dunstkreis zu leugnen , glaube ich doch (besonders wenn ich
die Luft berechne, die ich, bei meinen Versuchen unter Glocken,
die Pflanzen wieder einfangen sehe), dass Zersetzung des atmo-
sphärischen Wassers den grössten Antheil an dem Sauerstoffgehalt
des Luftmeeres hat. Wolken verschwinden vor unseren Augen.
Viele Tausende Kubikfuss Wasser steigen als Dämpfe in eine Luft-
schichte, die ich '20 Minuten darauf mit dem Hygrometer sehr
trocken finde. Entsteht irdischer Nebel oder Regen aus Verbindung
zweier Luftarten, so wird eine grosse Masse Oxygen gebunden.
Umgekehrt ist Autlösung des Wassers in seine Bestandteile eine
reiche Quelle von Lebensluft. Die vegetationsarme Meerestiäche hat
die reinste Lutt über sich. Mit Entblätterung der Bäume und
Ankunft der Winternebel sehe ich die Menge des Sauerstoffs sich
täglich mehren. Im kalten Winter, wo alle Vegetation ausser den
Pinuswäldem bei uns aufhört, ist sie am grössten. Während des
Schnees (der zu seiner Bildung Sauerstoff bindet) linde ich den
Luftkreis um 6 — 7 Grad schlechter, als vor dem Fallen des Schnees.
Bei seinem Aufthauen nimmt die Sauerstoffmenge um ebenso viele
Grade plötzlich zu. Diese Beobachtungen sind für den Vegetations-
process wichtig. Sie bestätigen (was Hass enfraz entdeckte), dass
nicht bloss im Schnee und Wasser Oxygen chemisch gebunden ist,,
sondern auch dass auch die Luft, welche ihm mechanisch einge-
mengt ist, 4ü/ioo Sauerstoff hat, wenn man in der Atmosphäre nur
25/ioo antrifft. Daher wirkt Schnee und Schneewasser reizend auf
die Pflanzen und Samen, wie der Reiz der oxygenirten Koehsalz-
säure." —
Botanische Gärten und Institute.
Verslag omtrent den staut van 's Lands Plauteutuin te Buitenzorg over het jaar
1890. 8°. lßO pp. Batavia (Landsdrukkerij) 1891.
*) Vergl. Humboldt, A. v. Ueber einige Gegenstände der Pflanzenphysio-
lo^ie. (Einleitung zu J. Fischers Uebersetziing von Ingenhouss fechrilt:
„Ueber die Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens.")
**) Vergl. Humboldt, A. v. Versuche über die chemische Zerlegung des
Luftkreises und über einige andere Gegenstände der Naturlehre. Mit 2 Kupfern.
Braunschweiff 1799.
16g Instrumente, Präparatiüus- und Conservations-Methoden.
Instrumente. Präparations- und Conservation:
Methoden.
Braatz, E., lieber eine neue Vorrichtung zur Cultur
von An aeroben im hängenden Tropfen. (Centralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. VIII. 1891. No. 17.
p. 520—521.)
Während bei Nikiforow's Vorrichtung in den hohlen Object-
träger nur ein Tropfen Bu chn er 'scher Pyrogallollösung eingelassen
wird, ermöglicht es Braatz' Apparat, eine grössere Menge genannter
Lösung, und zwar 5 gr, zur Verfügung zu haben. Er zeichnet sich
vor der Niki for o w 'sehen Vorrichtung vor Allem dadurch vor-
teilhaft aus, dass eine grössere Sicherheit und schnellere 0. -Ab-
sorption erzielt wird ; letzterer Umstand dürfte nach Verfs. Ansicht
besonders bei facultativen Anaeroben von Bedeutung sein. Nach
dem Vorschlag von Feils kann man den Hohlraum auch mit H
füllen. Der Apparat ist zu beziehen von Desage zum Preise
von 1,50 Mark.
Kohl (Marburg;.
Stevenson, W. F. und Bruce, I)., Eine neue Methode, Flüssig-
keit e n in die Bauchhöhle der V e r s u c h s t h i e r e einzu-
spritzen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde.
Bd. IX. No. 21. p. 689-690).
Die von Stevenson und Bruce angewendete Nadel ist ge-
krümmt und spitzig, aber nur in ihrer hinteren Hälfte hohl und
hat in ihrer Mitte eine Oeffnung, durch welche die zu injicirende
Flüssigkeit austreten kann. Die Art des Injectionsapparates selbst
ist dabei ganz gleichgültig. Hei der Injection hebt man die Bauch-
haut des durch einen Assistenten in passender Lage gehaltenen
Versuchsthieres faltig in die Höhe, und sticht darauf die Nadel-
spitze derartig ein, dass sich die centrale Oeffnung der Nadel im
Mittelpunkt der emporgezogenen Gewebe befindet. Beim Nachlassen
des Fingerdruckes breitet sich die Bauclnvand über die Nadel aus,
welche herausgezogen wird, sobald die Flüssigkeit in genügender
Menge eingetreten ist.
Durch diese Methode erscheint die Gefahr, mit der Nadelspitze
die Därme zu verwunden, auf das denkbar geringste Maass beseitigt.
Kohl (Marburg-.)
Knaner, Friedrich, Eine bewährte Methode zur Reinigung
gebrauchter Objectträger und Deckgläschen. (Central-
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X. 1891. No. 1.
p. 8 - 9.)
Zur Reinigung der für bakteriologische Untersuchungen be-
nutzten Objectträger und Deckgläschen empfiehlt Verf., dieselben in
einer 10°, 0igen Lysollösung 20 bis 30 Minuten zu kochen, dann
Kryptogamen im Allgemeinen. 16
mit einem kalten Wasserstraße titclitig abzubrausen, hierauf herauszu-
nehmen und mit einem weichen Tuche sorgfältig abzureiben. Um das
Zerbrechen der zarten Deckgläschen möglichst zu vermeiden, ist es
besser, dieselben vorher von den gelinde erwärmten Objectträgern
loszulösen und in einem besonderen Gefässe zu kochen. Diese
Methode hat den Vorzug, dass sie eine vollkommene Reinigung
erzielt und absolut sicher desinficirt, ohne dass doch ätzende Sub-
stanzen zur Verwendung gelangen.
Kohl (Marburg1).
(il'aziaili, A., Des reactifs utilises pour l'etude microscopique des Champignons.
(Bulletin de la Societe mycologique de France. Tome VII. 1891. Fase. 3.)
Heim, L., Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungs-
niethoden seit dem Jahre 1887. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Bd. X. 1891. No. 15. p. 499—505.)
Referate.
Lett, Henry William, Report on the Mosses, Hepaties
and Lichens of the Mourne Mountain D ist riet.
(Proceed. of the Royal Irish Academy. Ser. III. Vol. I. ISo. 3.
p. 265—325. 1890.)
Die Grafschaft Down in Ireland bildet den südlichsten Theil
der nordöstlichen Ecke der Insel, deren südlichsten Vorsprung das
unmittelbar in die Ireländische See zwischen der Dundrum-Bai und
•der Carlingford-Bai hineinragende Mourne-Gebirge darstellt. Die
anorganische Unterlage liefert Granit, Basalt und Schiefer. Die
höchste Erhebung über dem Meere beträgt 2786 Fuss. Verf. hebt
hervor, dass dieses Gebirge in kryptogamischer Hinsicht sehr wenig
durchforscht wurde. In lichenologischer Hinsicht muss es aller-
dings sogar als gänzlich unbekannt angesehen werden, indem in
Lei ght on's „Liehen Flora of Great Britain and Ireland" nur
ein Fundort in demselben erwähnt wird, und die Flechtensammlung
von Jones in dem Science and Art Museum zu Dublin gar nichts
von dort enthält. Letzteres fällt dem Verf. um so mehr auf, als
Jones in beiden benachbarten Grafschaften und bei Donaghadee
in Down Flechten sammelte.
Das Verzeichniss enthält 275 Laubmoose, 64 Lebermoose und
84 Flechten (Arten und Varietäten). Verf. meint, dass die
Lichenologen, welche das Mourne-Gebirge besuchen dürften, ent-
täuscht in Betreff der Ausbeute sein werden. Manche Höhen sind
subalpin, und verschiedene Arten, welche erwartet werden durften
und gesucht wurden, zeichneten sich durch Abwesenheit aus,
während selbst die gemeinsten Gattungen, welche gewöhnlich an
solchen Stellen vorkommen, spärlich und dürftig sind. Immerhin
würde die Durchforschung eines so weiten Gebietes während S
Wochen, wenn sie von einem Lichenologen lediglich zu licheno-
170 Kryptogamen. — Algen. (Palaeontologie.)
logischen Zwecken ausgeführt worden wäre, ein ganz anderes Er-
gebniss gehabt haben, als dieses kleine VerzeichnisB, das kaum*
einen nennenswerthen Fund enthält. Glaubt Verf. doch selbst von-
seiner bryologischen Durchforschung nicht, dass er die Sehätze
alle gehoben habe, um wie viel mehr dürfte also seine Vermuthung,
dass er manche Flechte übersehen habe, bestätigt werden.
Von den aufgezählten Moosen finden sich 28 nicht in S. A.
Stewart' s North East of Ireland Flora vor. 20 Moose sind
vom Verf. zuerst für Ireland nachgewiesen worden, nämlich:
Spliagnnm acutifolium Ehrh. v. ascendens Braithvw, idem v. luriüum. Hübn.,
Sph. int.erme.dium Hoffin, und v. pulchrum Lindb., Sph. molle v. Mülleri Süll...
Sph. rigidum Schimp., Andreaea petrophila Ehrh. v. acumina'a Schimp., eadam v.
yracilis Schimp., A. crassinervis Bruch v. Iluntii, Mottia aeruginosa Liudb. v.
ramosissima B. S. , .1/. tortuosa Schrank v. angiutifolia Braithw. , Dicranella
heteromalla Seh., v. sericea Seh., Dicranum scoparium Hedw. v. alpestre Hüb.,
idem v. turfosum Milde, idem v. spadiceum Zett., Campylopus flexuosus Brid. v.
paludosus Seh. , Grimmia canescens C. Müll. v. erieoides C. Müll . Weissia
intermedia Schimp., Thuidium recognitum Hedw., Brach ytheeium salebrosur»
Hoffmann.
Wie sich das Mourne-Gebiet in Bezug auf die Zahl der
Arten und Varietäten zu den übrigen Theilen des in Betracht
kommenden Reiches hinstellt, erfahren wir aus folgender Ueber-
sicht :
Laubmoose.
Lebermoose,
Die Britischen Inseln
711
233
Ireland
394
154
Nordöstliches Ireland
326
76
Das Mourne-Gebiet
275
04
Die für die Moose angewendete Nomenclatur ist die von*
Braithwaite in British Moss Flora, so weit als sie erschienen,
angenommene und für die übrigen diejenige Lindberg's in seinem
Musci Scandinaviae.
Minks (Stettin).
Brun, Jacq. , Diatomees, especes nouvelles marines,
fossiles ou pelagiques. 12 plane lies avec 120
d e s s i n e s de 1' a u t e u r , 46 m i c r o p h o t o g r a p h i e s de
M. le Professeur Van Heurck et 80 de M. Otto Müll er,
micr opho tograph e ä Zürich. (Sep. Abdr. aus Memoires de
ia soc. de phys. et bist, natur. de Geneve. Tome XXXI. Partie
IL No. 1.) Geneve et Bäle (II. Georg) 1891.
Prix 20 francs.
Die 120 Zeichnungen des Verfassers und die 126 Mikrophoto-
graphien sind als prachtvolle, höchst gelungene zu bezeichnen. Die
Mikrophotographien wurden mit Apochromaten verfertigt, die Zeich-
nung nach der Methode des Verfassers des Atlas für Diatomeen-
kunde, A. Schmidt, mit der Camera lucida.
Beschrieben und abgebildet werden folgende neue Arten und
Varietäten :
AGhnanthes hexagonaClexe Brun.; Actüwcyclus ellipticus Grün. var. Sendaiana
J. Br. ; A. Moroniensis J. Brun.; A. peplum J. Brun.; A. Eotida J. Br. ; Actino-
ptychus Flos Marina J. Brun.; A. heliopelta Grün. var. versicolor J. Br. ; A.
Algen. (Palaeontologie.) 171
(hisjridus Grün, var.) mosalca J. Br. ; A. trivalva J. Br. ; Amphiprora pelagica
J. Br. ; A. pelagiea J. Br. var. rostrata; Amphora lanceolata Cleve var. incurvata
J. Br. ; A. nodosa J. Brun. ; .4. pecten J. Br. ; A. Sendaiana J. Br. ; A&terolampra
decorata Grev. var. Japonica J. Br. ; A. Van Heurckii J. Br. ; Auliscus
luminosus J. Br. ; A. transpennatus J. Br. ; Biddulpliia birostrum J. Br. ; B. polij-
acanthos J. Br. ; JB. primordialis J. Br. (^entschieden ein Cerataulus, welcher
durch Referenten in Beiträge zur Kenntniss der fossilen Bacillarien Ungarns.
Pars III. Tab. 16 Fig. 237 abgebildet und Cerataulus Brunii benannt wurde.
Derselbe wurde in den marinen Depots von Wembets auf Hokkaido gefunden
Ref.); B. pustulata J. Br. (wurde vom Referenten als B. elegantula Grev. var.
polycystinica in loc. cit. pars II. p. 85 beschrieben und dort auf Taf. 16 Fig. 278
abgebildet, die Bemerkung J. Bruns, dass die Abbildung von Kain et
Schnitze in ou a fossil marine Diatiomaceous Deposit from Atlantic City N. J.
Tab 93 Fig. 2. Biddulphia pustuhda wäre, ist unrichtig, es ist dort die wirk-
liche Terpsinoe intermedia Grün, in Front u. Schalenseite abgebildet. Ref.); B. tubu-
losa J. Br. ; B. vitrea J. Br. ; Campylodiscus (lepidus Castr. var.) albifrons J. Br. ;,
C. (ornatus Grev. var.) Altar J. Br. ; C. (Rabenhorstii Janisch var.) Corouilla
J. Br. ; Chaetoceros pliocenum J. Br. ; Clavicula arenosa J. Br. : Clavicida (poly-
morpha Grün et Pant. var.) robusta J. Br. ; Cocconeis formosa J. Br. ; C. fulgur
J. Br. ; C. (jibbocalyx J. Br. ; O. oculus cutis J. Br. (sicher C. sigma Pant. 1. c. Pars I. p. 34.
Tab. S. Fig. 68 Ref.) ; C. sparsipunctata J. Br. ; C. verrucosa J. B. ; C. versicolorJ. Br. ;
C. vitrea J. Br. ; Choreton cometa J. Br ; Ch. pelagicum J. Br. ; Coscinodiscus-
crassus cum placenta J. Br. ; C. enteleyon Grün. var. decorata J. Br ; C. fulguralis-
J. Br.; C. {subvelatus Grün, var.) Herculus J. Br. ; C. (Cestodiscus) intersectus
J. Br. ; C. obscurus A. Schm. var. floralis J. Br. ; Cotyledon nov. genus Cotyle.don
circularis J. Br. ; C. clypeolus J. Br. ; C. (Cyclotella ?) coronalis J. Br. (.entschieden
kein Cotyledon J. Br., sondern ein neues genus Ref.); Cyclotella Castracani
J. Br. (entschieden eine Melosira Ref.); Cymatoplcura Cochlea J. Br. ; Denticula
Van Heurcki J. Br. ; Ditylum (Lithodesmium) segmentale J. Br. ; Entogoniar
conspicua Grev. var. Trigemma J. Br. ; E. (variegata Grev. var.) furcata J. Br.;,
Euodia (Hemidiscus) capillaris J. Br. ; E. inornata Castr. var. curvirotunda Temp.
Br. (ein Hemidiscus! Ref.); Eupodiscus scaber Grev. var. Heliodiscus J. Brun
(.ein neuer Cerataulus! Ref.); Fenestrella convexa J. Br. ; F. gloriosa J. Br;
(eine Cocconeis! Ref.); Fragillaria pliocena J. Br. ; Gomphonema Cymbella J. Br. ;
Goniolhecium decorat.um J. Br. ; G. vitripons J Br. ; Grammatophora Arcus J. Br.;
Gr. monilifera Tpr. Br. var. linearis J. Br. ; Gr. Moroniensis Grev. var. Japonica
J. Br. ; Gr. tabdlaris J. Br. ; Hemiaulus applanatus J. Br. ; H. cavema J. Br. ;,
Hydrosilicon nov. gen. H. mitra J. Br. ; Navicula (Alloeoneis) Amphora J. Br. ;
N. (Diploneis) Basilica J. Br. ; N. Brunii Cleve; N. cardinalia Ehr. var. Africana
J. Br. ; X. circumnodosa J. Br. ; ^V. fluitans J. Br. ; N. galea J. Br. ; AT. gloriosa
J. Br. ; JV. luxuriosa Grev. var. cuneata J. Br. ; N. (Alloeoneis) mediterranea Cl.
et Br.; N. (Allo'ioneis) Monodon J. Brun.; IV. pedalis J. Br. ; IV. Peragallii J. Br. ;
IV. peripunctata J. Br. ; IV. polita J. Br ; IV. polygona J. Br. ; IV. {Alloeoneis)-
scalarifer J. Br. ; IV. Schinzii J. Br. ; IV. Scopulorum Breb. var. perlonga J. Br.j
IV. Sigma J. Br. , IV. (Alloeoneis) simiaevultus J. Br. ; IV. spathula J. Br. ;
IV. supergradala J. Br. ; IV. Thorax J. Br. ; IV. (Alloeoneis) vitriscala J. Br. ;
Pleurosigma Peragalli J. Br. ; Radiopalma nov. gen. J3. dichotoma J. Br. (sicher
ein verkümmerter, schlecht entwickelter Coscinodiscus symbolophorus Grün. Ref.) ;
Rhabdonema musica J. Br. ; Rhizosolenia Cochlea J. Br.; Sehizonema (Navicula)
Japonicum J. Br. ; Skeletonema (Melosira) mediterranea Grün. var. punctifera
J. Br. ; *St. stylifera J. Br. ; /SV,-. (Strangulonema) utriculosa J. Br. ;
Stigmophora capitata J. Br. (eigentlich Navicula! Ref.); Surirella Balteum J. Br. ;
,S'. Caspia J. Br. ; & (Japonica A. Schin. var.) triscalaris J. Br. ; Synedra Van
Heurckii J. Br. ; Terpsinoe inflata J. Br.; (eine Hydrosera! Ref.) ; Tr. Neogradense.
Pant. var. canalifer J. Br. ; 5". globulifer .1. Br. (»S)/h. Entogonia Saratoviana Pant
loc. cit. pars II. pg. 97. Tab. 6. Fig. 105, sicher eine Eutogonia und kein
Tricerateum Ret) — Es werden noch abgebildet Navicula Maulerii J. Br.,.
welche durch Ref. auch in ungarischen Brackwasserablatrerungen nachgewiesen
wurde, und ein Dünnschliff des Cementsteines von Sendai'.
Pantocsek (Tavarnok).
172 Algen. — Pilze.
Mann, Gustav, Some observations on Spirogyra. (Trans-
actions and Proceedings of the Botanical Society of Edinburgh.
Vol. XVIII. p. 421—431. Taf. II. Edinburgh 1891.)
Verf. fand im Loch Duddingston bei Edinburgh bei 4 oder 5
Fuss Tiefe ausgedehnte Rasen schön gewachsener Spirogyra nitida
und Sp. jugalis. Ein Kilogramm dieses Materials wurde der
chemischen Analyse unterworfen , wobei sich 96,8 °/o Wasser,
2,72 brennbare Substanz und 0,48 Asche ergaben. Die Arbeit
enthält ausserdem ausführliche Angaben über Cultur und Tinctions-
methoden , Beobachtungen über die durch Plasmolyse bedingte
Verkürzung, über Kutation der Gipfeitheile, über die Plasmafäden,
welche die Pyrenoide mit dem Kerne verbinden, über Stärke-
bildung, Structur der Chlorophyllbänder, Kalkoxalatkrystalle etc..
die sämmtlich in der Hauptsache mit den Beobachtungen früherer
Autoren übereinstimmen.
Schimper (Bonn).
Dietel , P. , Kotes o n some Uredineae o f the United
States. (Journal of Mycology. Vol. VII. pag. 43 f.)
Diese Notizen beziehen sich auf Uromyces hyalinus Pk., Uro-
myces Cavicis Pk. und Puccinia Vernoniae Schw. Es wird con-
statirt, dass Uromyces hyalinus Pk. mit Uromyces Trifolii (Hedw.)
Lev. nicht identisch u. auch von Uromyces Glycyrrhizae (Rabli.) Magn.
verschieden ist. Desgleichen wird dargethan, dass Puccinia
Vernoniae Schw., die von den amerikanischen Mykologen theils zu
Puccinia Tanaceti DC, theils zu Puccinia Hieracii (Schum.) Mart.
gerechnet wird, von beiden verschieden ist. Auf Vernonia fasci-
culata bildet diese Art viel längere Stiele, als auf Vernonia Bald-
winii, es werden daher beide Formen als var. longipes und var.
jbreoipes unterschieden.
Dietel (Leipzig».
Kariot, P., Kotes critiques de quelques Uredinees de
1 'Herbier du Museum de Paris. (Bulletin de la Soe.
Mycol. de France. 1891. p. 141 — 149.)
Die erneute Untersuchung der aus den Herbarien älterer
Autoren stammenden Originalexemplare ist für die vollständigere
Kenntniss vieler Arten und deren Synonymie gewöhnlich von be-
sonderem Interesse, und so bildet auch die vorliegende Arbeit einen
wichtigen Beitrag zur Kenntniss der Uredineen, insofern sie nament-
lich über viele Arten von Desm azi eres, Montagne, Le-
vel 11 e und Castagne werthvolle Notizen enthält.
Nach dem Urtheile des Verf. sind aus der Liste der Uredineen
folgende Namen zu streichen: Melampsora Pistaciae Gast., Cronar-
tium gramineum Mont.
Als synonym erklärt Verf. folgende Benennungen:
Uromyces acutatus Fuck. = Urom. Ornithogali (Schlecht.) Lev., Urom.
•ambiguus (DC.) Fuck. = Puccinia Porri (Sow.) Wiut. Man vergleiche aber
Pilze. — Flechten. 173
hierzu Schröter's Bemerkung über das biologische Verhallen beider in der
Pilzflora von Schlesien. Melampsora Petrucciana Cast. = Mel. Helioscopiae
(Pers.) Wint., Puecinia Crucianellae Desm. = Pucc. Galii (Pers.) Schw., Pucc
Hieracii murorum Cast. = Pucc. Hieracii (Schum.) Mart., Pucc. Cerdaureae
asperae Cast. auf Centaurea asper a = Pucc. Hieracii, die Exemplare auf Picnomon
Acama = Pucc. Tanaceti DC, Pucc. Apii graveolentis Cast. = Pucc. bullata
(Pers.) Schrot. Nach Plowrigkt (British Uredineae) ist aber die Puecinia auf
Apium als besondere Art beizubehalten, da sie eine Aecidiumgeneration besitzt,
die auf den anderen Nährpfianzen von Pucc. bullata fehlt. Pucc. Cerasi Cast.
hat die Priorität vor Mycogone Cerasi Bereng. Pucc. Allii Cast. = Pucc. Allii
(DC.) Rud., Pucc. Kraussiana Cke. = Pucc. ferrugineae Lev. Pucc. Vossii Koern.
wird auf Stachys setifera aus Luristan angegeben und zugleich ein mit den
Teleutosporenlagern gemeinschaftlich vorkommendes Aecidium beschrieben. Das
Vorkommen in Persien ist übrigens nicht, wie Verf. glaubt, neu, denn schon in
Stapf's „Botan. Ergeb. der Polakischen Exped. in Persien" wird Puecinia Vossii
auf Stacht/s setifera var. glabrescens aus Persien aufgezählt. Pucc. Montagnei de
Toni (Pucc. Herniariae Mont.) = Pucc. Arenariae (Schum.) Schrot. Pucc. Cnici'
oleracei Desmaz. ist als ältere Bezeichnung an Stelle von Pucc. Asteris zu setzen.
Dazu synonym sind ferner Pucc. Cirsiorum Desmaz., Pucc. Silphii Schw. und
wahrscheinlich auch Pucc. Xanthii Schw. (wie übrigens Ref. bereits früher in
dieser Zeitschrift dargethan hat.) Pucc. Leveilleana de Toni = Pucc. Leveillei
Mont. Pucc. Jurineae Rabh. und wahrscheinlich auch Pucc. Jurineae Cke. = Pucc.
pulvinata Rabh. Uredo Bacliaridis Speg. ist mit Uredu Bacharidis Lev. nicht
identisch, die Bezeichnung wird in Uredo Bala?isae Hariot abgeändert. Bezüglich
der anderen angeführten Uredoformen wolle man die Originalarbeit vergleichen.
Wir heben nur folgende hervor: Uredo Camphorosmae Cast. gehört zu Uromyces
Salicorniae (DC.) de Bary, Uredo Holoschoeni Cast. zu Uromyces Junci (.Desm.)
'Pul., Uredo Poae Sudeticae Westd. zu Puecinia Poarum Niels., ferner ist Uredo
Ilicis Cast. — Ur. Qucrcus Brond., Uredo Scirpi Cast. = Uromyces lineolatus
(Desm.) Schrot., Uredo Klciniae Mont. = Coleosporium Seaecionis. Uredo
Berberidis Cast. wird vom Verf. als Caeoma beschrieben wegen des Vorhandenseins
von Spermogonien. Die randständigen Sporen sind sehr verlängert und „spielen
sicherlich die I.'olle von Paraphysen". Auch Uredo cyclostoma Lev. auf Conyza
spec. ist ein Caeoma. Aecidium Foeniculi Cast. = Aecid. Ferulae Rud. Aecidium
Asphodeli Cast., mit welchem Aecidium Barbeyi Roum. identisch ist, welch
letzteres nach Magnus zu Puecinia Barbeyi Magn. gehört, glaubt Verf. bei-
behalten zu sollen. —
Als neu werden folgende Arten beschrieben:
Uromyces Qachrydis Har., Aecidien und Teleutosporen auf Cachrys spec. in
Andalusien und auf Pra-^gos uloptera in Luristan; Melampsora Passifiovae Har.
'nur Uredo) auf Passiflora lutea im botanischen Garten zu Avignon gefunden:
Puecinia longicornis Pat. et Har. auf Bambusa spec. aus Japan, so genannt wegen
eines hornförmigen Fortsatzes der Teleutosporen; Uredo C'ornui Har. auf Euphorbia
spec. von der Insel Wallis; Aecidium Dichondrae Har. auf Dichondra in Chile
gefunden; Aecidium Vieillardi Har., von Vieillard auf einer unbestimmten
Kubiac-ee in Neu Caledonien entdeckt.
Dietel (Leipzig).
Brissoii de Lenharree, T. P., Etüde liehen ographique au
point de vue des climats. — Lichens des environs
d'Amelie (Amelie -Palalda). (Revue mycologique. Annee
XIII. 3 891. No. 41). p. 33—40.)
Amelie- les-Bains liegt in den Ost-Pyrenäen am südlichen Fusse-
des Canigou (2800 m), 38 km von Perpignan, nahe der Grenze von
Spanien. Die naheliegende Gebirgsmasse besteht aus Granit, rothem
Sandstein und Kalk. Verf. berichtet über die Botaniker, welche
die Ost- Pyrenäen besucht haben, da die grossen Reichthümer dieser
Flora seit jeher eine besondere Anziehungskraft ausgeübt haben.
174 Flechten.
Unter den vom Verf. genannten Botanikern kommen für die
Lichenologie. in Betracht DeCandolle, Duby, Montagne,
Schaerer, Nylander und Roumeguere. Amelie-les-Bains
scheint dem Verf. in Folge seines trockenen Klimas, indem diese
Gegend als unfruchtbar und an seltenen oder neuen Arten arm
angesehen wurde, vom Besuche bisher abgeschreckt zu haben.
Seinen Beobachtungen über den Pflanzenwuchs dieses Gebietes
schliesst Verf. besondere über die Flechtenflora an. Das Klima
von Amelie, dessen Luft trocken und rein, fast ohne Nebel und
Feuchtigkeit ist, dehnt sich in das östliche Thal bis Ceret
(8 — 10 km) aus. In diesem Bereiche sind die Felsenbewohner
häufig, die Rindenbewohner aber selten oder schlecht entwickelt,
selbst die Arten von Graphis, Opegrapha und Arthoaia. In dem
westlichen Thal von Arles-sur-Tech dagegen ist alles anders. Die
Luit ist kälter und feuchter, und die Rindenbewohner sind besser
entwickelt und zahlreicher, sodass man sich in die Berge der Vogesen
oder der Schweiz versetzt glaubt.
Verf. hebt die allbekannte Thatsache hervor, dass die Flechten
ihre Nahrung aus der Luft nehmen, und dass dazu eine besondere
Reinheit nothig ist, wesshalb innerhalb grosser Städte die Flechten
sehr selten auftreten. Er wiederholt ferner die ebenfalls bekannte
Thatsache, dass die Flechten hervorspringende Stellen, wo eben der
schnellste Luftwechsel herrscht, lieben. Sie wählen also in einer
von ihnen überhaupt bewohnten Gegend die zusagendsten Stellen.
Hiermit glaubt Verf. den Umstand begründen zu können, dass
gewisse Arten bisweilen ihre Rindenunterlage verlassen, um sich an
Felsen zu heften, weil sie vermeintlich sich einer zu trockenen,
durch austrocknende Winde hervorgebrachten Luft und den brennen-
den Sonnenstrahlen entziehen wollen. Wenn Verf. endlich aus
seinen Beobachtungen sogar den Schluss zu ziehen geneigt ist, dass
die Flechten jener Gegend die Stille und Ruhe lieben, daher wenig-
zugängliche, wilde, unbewohnte Orte aufsuchen, so ist darauf hinzu-
weisen, dass diese vermeintliche Eigenthümlichkeit sich höchst ein-
fach und zwanglos schon aus den obigen Thatsachen erklären lässt.
Die Excursionen des Verfs. haben eine Ausdehnung von nur
wenigen Kilometern gehabt, indem sie ausschliesslich dem Abhänge
der Berge, welche das Thal des Tech beherrschen, galten und sich
nur in einer Höhe zwischen 220 und 450 m bewegten. Dem Ver-
zeichnisse der dort gefundenen 243 Nummern (Arten und Varietäten;
geht eine Uebersicht der Gattungen voraus, um das starke Ueber-
wiegen der Felsenbewohner eingehender darzulegen. Darnach stehen
228 Felsenbewohnern nur 15 Rindenbewohner gegenüber. Unter
den aufgeführten Arten und Varietäten sind 30 neue. Die neuen
Arten sind meist nur mit den Namen angegeben, nur einige mit
Bemerkungen ausgestattet. Allein Lecidea glomerata ist mit einer
dürftigen Diagnose versehen. Diese ist (nach dem Original) ein
kümmerlich entwickeltes Acolium (Epiphyt) , aber nicht eine zur
Gruppe der Lecidea saxatilis gehörige Flechte. Solche Fehler gibt
es aber in dem Verzeichnisse nicht bloss unter den Neuheiten, sondern
auch unter den bekannten Flechten nicht wenige, zu welchem Urtheile
Flechten. 175
Ref. nach der Erwerbung von 125 Nummern sich berechtigt hält.
Es fällt daher schwer, den Wunsch zu unterdrücken, dass Verf. in
Zukunft seine Bestimmungen zuvor wirklich fachmännischer Begut-
-achtung unterbreiten möge. Minks (Stettin).
Hue, A., Lichens de Canisv (Manche) et des environs.
(Extr. du Journal de Botanique. Numeros des 16 Janv., 1 et
16 Mars, 16 Avril, 1 Juin, 16 Juillet, 1 et 16 Aout. 1890.)
48 pp.
Den Canton Canisy in der Normandie, welcher 11 Gemeinden
umfasst, erachtet Verf. als höchst geeignet für den Flechtenwuchs,
weil er sich eines gemässigten und feuchten Klimas erfreut, weder
heftigen Frost, noch starke Wärme kennend. Der Golfstrom, welcher
an den Küsten der Manche wenige Meilen entfernt endet, macht
seinen wärmenden Einfluss sehr deutlich wahrnehmbar. Der Canton
ist ferner nicht nur von mehreren Bächen, sondern auch noch von
zahlreichen kleinen Wasserläufen durchschnitten. Ausserdem ist
Regen dort häufig und reichlich. Die Folge ist eine beständige
Feuchtigkeit, welche die brennenden Sonnenstrahlen des Sommers
nicht verschwinden machen kann. Daher befinden sich dort die
Lichenen fast während des ganzen Jahres in lebhaftem Wachsthum,
und da andererseits die Luft dieses Landes sehr rein ist, wuchern
sie und entwickeln sich wunderbar.
Zur Verbreitung der Flechten trägt sogar die Art der Bebauung
des Landes bei. Man sieht weder grosse Ebenen, noch weite Wiesen.
In der That gibt es nur ziemlich beschränkte Hochebenen zwischen
den unzähligen kleinen Thälern, welche den ganzen Canton durch-
furchen und durch Hügel von 40 — 183 m Höhe getrennt sind.
Dieser Ecke der Normandie ist aber eigenthümlich, dass jede kleine
Hochebene, jede Hügellehne, jede Thalsohle sich aus Parzellen
zusammensetzt. Alle diese Wiesen-, Acker-, Garten-Parzellen haben
an ihren vier Seiten Abdachungen, die mit hochstämmigen Bäumen
und Hecken bildenden Schösslingen bepflanzt sind, und Zäune von
Eichenholz. Bei den klimatischen Verhältnissen des Landes bedeckt
sich dies alles, die Bäume, Hecken, Stümpfe, Abhänge, Zäune mit
Flechten. Namentlich ist die Ausbreitung von Peltigera- Arten eine
höchst üppige.
Nach den fehlenden Spuren zu schliessen, glaubt sich Verf.
zu der Meinung berechtigt, dass man in dieser Gegend überhaupt
noch nicht gesammelt habe. Das Pierbarium von Malbranche,
das Verf. besitzt, ist reich an Zusendungen von Brebisson, Le
Jolis, Godey und Lenormand, von welchem viele durch
Delise mitgetheilte Lichenen herrühren, aber es enthält nichts aus
diesem kleinen Bezirke. Verf. bietet vergleichende Untersuchungen
mit den Exemplaren der genannten Autoren, aber auch mit den
den Arbeiten Malbranche 's zu Grunde liegenden. Die Ver-
besserungen der Bestimmungen des Letzteren erscheinen aber zum
grossen Theil recht fragwürdig, weil Verf. als Jünger Nylander's
zu diesem Zwecke die chemischen Reactionen benutzt.
1 7fj Flechten. — Musciueen.
Das 117 Nummern umfassende Verzeichniss kann nur als erster
Theil angesehen werden. Unter denselben befinden sich als für die
Normandie neue Funde :
Trachylia tympanella Fr., Cladonia carneo-pallida (Flor.), Parmelia Borreri
Turn. v. ulophylla (Ach.), Pertusaria Westmng'd (Ach.) st., Pldyctis argena (Flor.),
Ausserdem erscheinen als beachtenswerte Funde:
Collema aggregutum Nyl., Leptoyium palmatum Monr. st., Parmelia perforata.
Ach., Pertusaria velata Nyl., P. scntellata Hue. st., P. globulifera (Turn,), Lecidea
interserta Nyl.
Verf. bezeichnet auch hier eine rindebewohnende Flechte als
Pertusaria Westringii (Ach.). Vielleicht wird Verf. durch die
Aehnlichkeit und die Uebereinstimmung in der chemischen Reaction
irregeleitet, oder kennt noch nicht genügend die erst in neuester
Zeit mehr klar gelegte Pertusaria coronata Ach. Unter Pertusaria
scutellata Hue (früher P. scutellaris Hue) sind die sterilen Lager
der von den alten Autoren unter Variolaria communis v. orbiculata,
alnea, pinea, leucaspis Ach., V. aspergilla Ach., V. discoidea Pers.
zusammengefasst , aber nur wenn sie keine Reaction zeigen. Ganz
abgesehen davon, dass eine Vergleichung mit Pertusaria globulifera
(Turn.) ausser Acht gelassen wird, überschreitet diese sonderbare
Art von Naturforschung in diesem Falle alle zulässigen Grenzen.
Minks (Stettin).
Lickleder, M., Die Moosflora der Umgegend von Metten.
Abth. IL (Beilage zum Jahresber. der Studien- Anstalt Metten.
1889/90. p. 63—128.)
Ueber die I. Abth. dieser Moosflora wurde bereits im Bot.
Centralbl. Bd. XLVI, No. 1/2, p. 29—31 referirt. Die II. Abth.
behandelt die
Orthotrichaceen, Encalyptaceen, Tetraphidaceen, Schistostegaceen, Splachnaceen,.
Fuiiariaceen, Bryaceen, Polytrichacecn u. Buxbaumiaceen der Acroearpen. Aus
diesen Familien verdienen erwähnt zu werden: Ulota Ludwigii Brid. (selten),
U. cispula, U. HutcMnsiae Hain., Orthotrichum Sturmii Hornsch., 0. obtusifolium
Schrad. (c. fr.), 0. fallax Schpr., 0. rupestre Schi., 0. patens Br., Encalypta
streptocarpa Hdw. (c- fr.), Schistosteya osmundacea W. et M., Splacknum ampullacewm
L., Pyramidulu tetragona Brid. (nach einer handschrift). Notiz Duval's i. d. „Irl-
bacher Flora"), Funaria fascicularis Schpr. (nach Duval), F. ealcarea Schpr.,
Webera elongata Schwgr., W. carnea Schpr., W. annotina Schwgr., Bryum
erythrocaipum Schwgr., Br. Klinggrae.ffii Schpr. (neu für Niederbayern), Br.
Funckii Schwgr., Br. DuvaUi Voit., Br. turbinatum Schwgr., Milium serratum Brid.,
Mn. spinulosum B. S., Mn. spinosum Schwgr., Bartramia Halleriana Hedw.,
B. Oederi Sw. (nach Duval), Catharinea tenella Röhl, Oligotriclium Hereynicuia DC.
(nach Sendtner); Poiytrichmn strictum Banks.
Aus den neu abgehandelten Pleurocarpen mögen hervorgehoben
werden :
Fontinalis sejuampsa Diil. (Sendtner), Neckera crispa Hedw., Pterygophyllum
hteens Brid., Leskea nervosa Myr., Anomodoa longifolius Hartni., A. attenuatus
Hartm., Pseudoleskea airovirens B. S., Heterocladium dimorphum B. S., H. hete-
ropterum B. S., Thuidium delicahdum B. S. in Wäldern an morschen Stöcken,
am Fusse von Bäumen und auf humosen Felsen angegeben, ist wohl Th. recognitum
(Hedw.) Lindb., Pterigynandrum filiforme Hedw. (c. fr.), Lescuraea stricta B. S.,
Platygyrium repens B. 8., Cylindrothecium concinnum Schpr., Thamnium alopecurum
B. S., Rhynchostegium confertum B. S., Brachythecium glareosum B. S., Br. reflexum
B. S., Br. rivxdare B. S., Br. plumosum B. S., mit var. homomallum B. S.,
Plagiothecium Silesiacum B. S., PL pulchellum B. S., PL Schimperi Jur. et Milde,
Mnscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 177
PI. Mülleri Schpr. (für das ausseralpine Bayern neu), PL Mühlenbeckii Schpr.
(für das Gebiet des bayr. Waldes neu), PI. silvaticum B. S. var. inundatum
Warnst., Amblyategium fluviatile Schpr., Ambl. subtile B. S., Ambl. varium (Hedw.)
Lindb., Hypnum Sommerfeldii Myr., IL hygrophilwm Jur., H. elodes Spruce, _ #.
pohjyamum Schpr., II. commntatum Hedw.j //. rugosum Ehrh., II. lyeopodi.oides
Schwgr., H. scorpioides L., H. revolrens S\v., H. incurvalum Schrd. (nach Duval),
H. pallescens Schpr., H. reptile Mich., II. fertile Sendt, II. arcuatum Lindb.,
II. prcdense Koch, H. oehraceum VVils., //. turgescens Schpr., Hylocomium umbratum
B. S., H. loreum B. S. Unter den „Mitsei anomali" (Andreaeaceen u. Sphagnaceen)
sind bemerkenswerth :
Andreaea petrophila Ehrh., Sphagnum Girgensohnii Kuss. in verschiedenen
Formen, Sph. Eussoirii Warnst., Sph. fuscum (Schpr.) v. Klinggr., Sph. teneUum
(Schpr.) v. Klinggr., Sph. Wamstorjü Russ., Sph. quinquefarium (Braithw.)
Warnst., Sph. obtusum Warnst., Sph. leres Angstr., Sph. rufescens Bryol. germ.,
Sph. contortum Schulz (Sph. laricinum Spruce), Sph. medium Limpr. (c. fr.).
In einem Nachtrage wird noch des Vorkommens von Phascum
bryoides D i c k s. u. Fissidens deeipiens De. Not. Erwähnung gethan
und sodann in einem Schlussworte bemerkt, dass das Verzeichniss
im Ganzen 303 Arten Laubmoose, nämlich 179 gipfel- und 100
seitenfrüchtige, 1 Andreaea und 17 Torfmoose aufführt. Etwa
127 Arten fanden sich nur in dem Berg- und Hügellande am linken
Donauufer, gehören also näher oder entfernter dem bayrischen
Walde an, während etwa 34 Arten ausschliesslich in dem rechts
von der Donau gelegenen Flachlande gesammelt wurden. Ein
Register der Gattungsnamen beschliesst diese fleissige Arbeit.
Warnstorf (Neuruppin).
Bütsclili, 0., Ueber die Structur des Protoplasmas. (Sep.-
Abdr. aus den Verhandlungen der Deutschen Zool. Gesellschaft.
1891. p. 14-29.)
Ueber die Ansicht, welche Bütsclili über die Structur des
Protoplasmas gewonnen hat, ist schon früher in dieser Zeitschrift*)
referirt worden. Bei der Wichtigkeit der Sache möge aber hier
auch auf den im Titel genannten Aufsatz hingewiesen werden, in
dem Verf. vor allem seine Ansicht mit den abweichenden anderer
Forscher vergleicht und die Vorzüge der seinigen hervorbebt.
Hauptsächlich sind es folgende 4 Auffassungen, welche sich vor
Bütsclili Geltung zu verschaffen gesucht und sich theilweise ge-
schafft haben: Brücke (1.) betrachtete das Plasma als zusammen-
gesetzt aus flüssigen und festen Theilen, von denen die letzteren
ein netzförmiges Gerüste bilden. Die Netzstructur des Plasmas
wurde dann besonders von Frommann vertheidigt, während
F 1 e m m i n g (2.) u. a. nicht das Netz, sondern die Fibrille für das
eigentliche Structurelement des Plasmas halten. Berthold (3.) be-
trachtet dagegen das Plasma als structurlos und flüssig, als eine
Emulsion, Frank Schwarz schliesst sich ihm im Wesentlichen
an. Nach Altmann (4.) besteht das Plasma aus einer gallertigen
Grundmasse, der sog. Granula, die eigentlichen Träger des Lebens,
eingelagert sind. Bütsclili nun vertritt die Ansicht, dass das
Plasma die Structur eines Schaumes besitze, also eine Emulsion
*) Bd. XLIII. p. 191.
Bot. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 12
178 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
sei, in der die Tröpfchen so dicht liegen, dass sie sich abplatten
und die Zwischenmasse die Geslalt ebener Scheidewände annimmt;
somit schliesst sie sich am nächsten der B ert hold'schen an. Da-
durch wird nun zunächst erklärt, woher das Bild eines netzförmigen
Aufbaues zu Stande kommt. Dass dieses nicht auf Täuschung
oder Kunstproducten beruht, zeigt die Beobachtung lebender Proto-
zoen ; die Anhänger der Lehre von der Structurlosigkeit des
Plasmas (Bert hold u. s. w.) können diese Erscheinungen nicht
erklären. Was Alt mann 's Theorie betrifft, so sind seine Granula
theils die schärfer hervortretenden Knotenpunkte, wo Wabenwände
zusammenstossen, theils Einschlüsse ganz heterogener Art. Die
beobachteten Fibrillen (Flcmming) erscheinen, wenn eine Anzahl
von Wabenwänden in einer Reihe liegt, sie entstehen also nur durch
einen optischen Effect. (Die Muskelfibrillen sind anders zu er-
klären.) Ob der Bau netzig oder wabig ist, lässt sich durch directe
Beobachtung kaum entscheiden, da die Waben nur 0,0005 — 0,001 mm
messen. Für die Waben- oder Schaumstructur spricht aber Fol-
gendes : Das Vorhandensein eines Netzgerüstes lässt sich mit der
flüssigen Beschaffenheit des Plasmas nicht vereinigen, wohl aber
kann ein Schaum flüssig sein. Ferner lassen sich künstliche Schäume
erzeugen , welche hinsichtlich der Feinheit der Schaumstructur
echtem Plasma völlig gleichkommen. Auch das Auftreten und die
Veränderlichkeit von Vacuolen bietet in einem Schaum keine
Schwierigkeit, wohl aber in einem Netzgerüst. Wie ein solches
sich ausbilden soll, bleibt unverständlich, während die Entstehung
des Plasmaschaumes in der Erzeugung eines künstlichen ihr Ana-
logou hat. Besonders zu betonen ist, dass der radiäre Bau der
äussersten Plasmalage an der Oberfläche wie an der Begrenzung
der Vacuolen und anderen Einschlüsse, bei schaumiger Beschaffenheit
eine physikalische Notwendigkeit, sonst aber nicht leicht zu er-
klären ist. Auch die einfacheren Bewegungen des Plasmas sind
durch die Schaumtheorie (Bewegung künstlicher Schäume) zu er-
klären. From mann's Einwände weist Verf. damit zurück, dass
dessen künstliche Schäume ungeeignet bereitet und nicht völlig
flüssig gewesen seien.
Zum Schluss finden wir noch die Bemerkung des Verf. , dass
bei der im Wesentlichen sich in allen Organismen gleichbleibenden
Structur des Plasmas die Grundlagen für die grosse Mannigfaltig-
keit der Organisation vorwiegend auf chemischem Gebiete zu suchen
sein dürften.
Möbius (Heidelberg).
Schneider, Carl Camillo, Untersuchungen über die Zelle.
(Arbeiten des Zoolog. Institutes der Wiener Universität. Bd. IX.
1891. 46 pp. Mit 2 Doppeltafeln.)
Beim Studium der Structurverhältnisse der Pflanzenzelle ist die
Kenntniss analoger Verhältnisse der thierischen Zelle nothwendig
und umgekehrt. In diesem Sinne ist das vorliegende Ref. an dieser
Stelle berechtigt.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 179
Verf. uniersuchte, angeregt durch Altniann's Untersuchungen
über Zellstructuren, an sehr feinen Paraffin-Schnitten (ca. 2 ,« dick,
hergestellt mit dem Spengel-ßecker'schen Mikrotom) Eier von
Stronqylocentrotvs lividns, Ascaris megalocephala, Tiara pileata und
Sphaerechinns brevispinosus, Hodenzellen von Astacus ftuviatilis,
ferner Exemplare von Trichoplax adhaerens und Vorticellen. Das
gesamrnte Material wurde mit Pikrinessigsäure, Eisessig und Alkohol
absolut, behandelt, doch erwies sich letzteres Reagens nicht so all-
gemein gut anwendbar wie ersteres.
Die zumeist mit Borax-Carmin gefärbten Schnitte wurden
schliesslich in Glycerin mit homog. Imm. Zeiss Vis unter Be-
nutzung der Oculare 2 — 5 beobachtet.
Von den vom Verf. auf Grund der thatsächlichen Beobachtung
gewonnenen Ergebnissen seien die nachfolgenden , in kurzer Zu-
sammenfassung, angeführt :
1. Die vom Verf. untersuchten Zellen besitzen ein aus Fasern
gebildetes Gerüst.
2. Die Fasern sind gleichmässig dick , von der Grundmasse
durch starken Glanz abgehoben und haben geschlängelten Verlauf;
ihre Länge ist nicht zu bestimmen.
3. Die Fasern bilden ein verschieden dichtes Maschenwerk;
an den Kreuzungsstellen sind sie durch nichts verbunden.
4. Die Fasern sind bewegungsfähig (Wimpern von Trichoplax) ;
sie vermögen einen geraden Verlauf anzunehmen (Wimpern bei
der Zelltheilung.)
ö. Kern und Protoplasma besitzen gleiches Gerüst, dessen Zu-
sammenhang durch die Kernmembran nicht gehindert wird.
6. Kern-, Vacuolen- und viele Zellmembranen entstehen durch
Verklebung von Faserabschnitten , die gerade passend die Stelle,
wo die Membran gebildet werden soll, durchziehen.
7. Chromatinklumpen und die vom Verf. beobachteten
Nucleolen sind Anhäufungen von Chromatinkörnern , die in den
Gerüstmaschen und um die Fasern herum verschmelzen (oder
verkleben).
8. Ein Nucleolus wird durch die Anwesenheit einer aus Gerüst
gebildeten Membran charakterisirt.
9. Die tingirbaren Körper sind jedenfalls bewegungsunfähig
und werden durch Gerüstbewegung verlagert.
10. Die Chromatophoren entstehen durch Anheftung der
Chromatinkörner an einem aus vielen Faserabschnitten verklebten
Träger.
Für den Botaniker minder wichtig sind die Beobachtungen
über Attractionssphären und die „Polsonne", Ref. verweist daher
diesbezüglich auf das Original.
Die für den Botaniker wichtigsten Ergebnisse der
Schneide r sehen Arbeit resultiren aus seinen Beobachtungen
über die W'andbildung, und denjenigen, welche die Frage betreffen:
„Existirt ein Zellgerüst und wie ist es beschaffen?" Nicht ganz
überflüssig für eine etwaige vergleichende Untersuchung erscheint
es dem Ref., zu bemerken, dass Verf. als eines der schönsten Beispiele
12*
to
1§0 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
für die Membranbildung die Entstehung der zwei parallelen Scheide-
membranen bei Zerfall des Körpers der Furchungszellen von
Strongylocentrotus empfiehlt. Krasser (Wien).
Correns, C, Zur Kenntnis s der inneren Structur der
vegetabilischen Zellmembranen. (Jahrbücher für wissen-
schaftliche Botanik. Bd. XXIII. 1891. Heft 1/2. p. 254—338.
Mit 2 Tafeln und 2 Holzschnitten.)
Die Untersuchungen wurden in München auf N a e g e 1 i ' s
Anregung hin begonnen und im Berliner Institute weiter fortgeführt.
Verfasser steckte sich als Hauptziel die Ergründung der Natur
der Streifung, soweit sie ohne chemische oder mechanische Eingriffe
sichtbar ist.
Diese ist entweder als durch ungleichmässige Verdickung oder
durch Differenzirung zu Stande gekommen zu denken. Die Strei-
fung ist im Allgemeinen eine spiralige, mögen die Ringe nun eng
aufeinander folgen oder weit auseinander gezogen sein.
Durch die Wasserunterschiede der Membransubstanz wurde
in allen von Correns untersuchten Fällen weiterer Differenzirung'
die Streifung sichtbar. Was aber die Ursache der Entstehung der
Streifung ist, vermag auch Verf. nicht zu erklären.
Auch die Schichtung mancher Bastzellen beruht nach Verf.
Untersuchungen auf der Existenz von Wassergehaltsdifferenzen,
doch beruht nicht alle Schichtung auf diesen, so dass nur die An-
nahme übrig bleibt, dass dann die Schichtung die Folge von Substanz-
differenzen ist. Zweifellos sind beide Extreme durch Uebergangs-
formen verbunden.
In Betreff des Wachstimms der Stärkekörner hält Verf. die
Frage nach der Entstehung der Schichten durch Spaltung im Sinne
Naegeli's oder durch Lamellenapposition und nachträgliche Diffe-
renzirung für noch ungelöst.
Der näheren Begründung und Ausführung wegen sei auf die
Arbeit selbst verwiesen.
E. Koth (Halle a. S.).
Peters, Theodor, Untersuchungen über den Zellkern in
den Samen während ihrer Entwickelung, Ruhe und
Keimung. 8. 31 pp. Braunschweig 1891.
Verf. schloss sich in dieser seiner Doktor - Dissertation von
Rostock den Untersuchungen Koeppen's an, welcher 6 Co niferen,
21 Jlono- und 46 LHcotylen untersuchte. (Vergl. Botanisches Central-
blatt. Jahrgang X. Bd. XXXIX. 1889. Nr. 3/4. p. 86, 87.)
Verf. stellt nun Beobachtungen über den Zellkern im ruhen-
den Samen an bei Picea vulgaris, Larix Europaea, Biota orientalis,
Phytolacca, Pisum sativum, Vicia Faba, Leucojum aestivum, Aspho-
delus albus, Paeonia- Arten, Corylus Avellana. Die Untersuchungen
an sich entwickelnden Samen umfassten Phytolacca, Sparganium,
Carccc-Species, während von keimenden Samen herangezogen wurden
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 181
■die von Pinus Larix, Salvia offixinalis, Helianthus annuus, Ricinus
communis, Cucurbita, Lwpinus Intens, Cucumis sativus.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse ergiebt:
1. Das Vorhandensein von Nucleolen konnte nachgewiesen
werden in einer ganzen Reihe von Fällen, für welche die Existenz
von Nucleolen bisher in Abrede gestellt wurde, nämlich:
a) für die Kerne der Endosporen- und Embryozellen ruhen-
der Conifer ensam en (Picea vulgaris, Larix Europaea,
Biota orientalis),
b) für die Kerne der Speicherzellen stärkehaltiger Samen
(Pisum, Vicia Faba, Leucojum aestivum),
c) für die Kerne einiger stärke frei er Samen, in
welchen Nucleolen bis jetzt nicht beobachtet wurden
(Paeonia, Asphodelus albus, Corylus Avellana).
Vor der Bildung der Eiweisskrystalle und Stärke erfolgt bei
Sparganium und Carex eine bedeutende Vermehrung der Zell-
kerne und Nucleolen.
3. Die Bildung der Eiweisskrystalle erfolgt bei Sparganium
und Carex im Innern einer tropfen artigen Ansammlung
von Proteinsubstanzen durch einen Krystallisations-
process, wobei diese nach und nach zur Vergrösserung der
Krystalloide verbraucht wird.
4. Bei Ricinus und Cucurbita zerfallen die Krystalloide wäh-
rend der Keimung in Trümmerstücke, die nach und nach von aussen
gelöst worden.
5. Bei Carex geht die Stärkebildung von der unmittel-
baren Umgebung der Zellkerne aus, welche schliesslich
durch die sich anhäufenden Stärkemassen vollständig umschlossen
werden.
6. In allen keimenden Samen wurde eine bedeutende
O r ö s s e n z u n a h m e der Zellkerne und namentlich der
Nucleolen beobachtet.
7. In den Kernen der keimenden Samen von Lupinus und
■Cucumis wurde eine mehr oder weniger grosse Anzahl tingir-
barer Körperchen von kugeliger Gestalt, die als Neben-
nucleolen bezeichnet sind, angetroffen.
E. Roth (Halle a. S.).
Waliker, J. H., Ein neuer Inhaltskörper der Pflanzen-
zelle. (Pringsheim's Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik.
Bd. XXIII. Heft 1. u. 2.)
Der Verf. hat in den Oberhautzellen der Knollen und in allen
Zellen der Blattscheiden von Tecophilea cyanocrocus (Ammaryllideae)
einen eigenthümlichen Inhaltskörper aufgefunden, den er mit dem
Namen Rhabdoid bezeichnet. Dasselbe hat die Gestalt eines äusserst
dünnen Fadens oder beiderseits zugespitzten Stäbchens, das bald
.gerade , bald leise geschlängelt , auch hufeisenförmig , selbst kreis-
förmig gekrümmt sein kann: öfter zeigt der Körper deutliche
182 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Längsstreifung. In 10°/0 Salpeterlösung, Kalilange und Ammoniak
lösen sich die Körper nach vorhergegangener Quellung. Alkohol,
alkoh. Sublimatlösung und alkoh. Jodlösung machen den Körper
unlöslich, Jodjodkaliumlösung löst ihn. Nach Alkoholbehandlung
färben sich die Körper mit Jod gelb , deutlich roth in eosin-
haltiger 10°/o Salpeterlösung oder in reiner Eosinlösung und schön
blau in wässerigem Anilinblau. Millers Reagens, Xanthoprotem
und Troramer sehe Reaction hatten ein negatives Resultat, nichts
desto weniger hält der Verf. an der Eiweissnatur der Körper fest.
Während des Wachsthums der Knollen werden die Körper an den
oberflächlichen Zellen abgelagert, bei der Entleerung der Knolle
schwinden sie. Als Reservestoff erklärt Verf. die Körper jedoch
nicht, da sie auch in Organen auftreten, wo von einer Ablagerung
der Reservestoffe nicht die Rede sein kann (Blattscheiden); eher
noch ist er der Ansicht geneigt, dass die Rhabdoide zum Schutze
gegen die Angriffe irgend welcher Thiere dienten.
Grosse Uebereinstimmung zeigen die Rhabdoide mit den von
Gardener in den Drüsenzellen der Tentakel von Drosera dicho-
toma aufgefundenen Inhaltskörpern.
Referent bemerkt, dass von Molisch in den Epidermiszellen
von Epiphyllum- Arten (Berichte den deutsch, bot. Gesellsch. 1885.
Heft 6), von Chmielewsky gleichfalls bei Epiphyllum (Bot.
Centralblatt. 1887. II) und von Referenten selbst in den Epidermis-
zellen von Oncidium microchilum (Berichte der deutsch, bot. Gesell-
schaft. 1890. Heft 1) Inhaltskörper von ähnlicher Gestalt, Bau,
chemischer Zusammensetzung und zweifelhafter Function aufgefunden
und beschrieben wurden. Diese Beobachtungen scheinen dem
Verf. entgangen zu sein.
C. Mikosch (Wien).
Zimmermann, A., Beiträge zur Morphologie und Physio-
logie der Pflanzenzelle. Heft II. 104 pp. 2 Tfln.
Tübingen. (Laupp'sche Buchhandlung) 1891.
Das vorliegende Heft enthält 3 von einander unabhängige
Arbeiten, deren Inhalt der Reihe nach besprochen werden soll.
I. Ueber die C hromatophore n in panachirten Blatt ern
(p. 81—111).
Nachdem Ref. in der Einleitung namentlich die angewandte
Nomenclatur besprochen, stellt er im ersten Abschnitte die
Resultate seiner Untersuchungen zusammen. Nach diesen sind
scharf gegen das Cytoplasma abgegrenzte Chromatophoren in den
albicaten Theilen panachirter Blätter viel verbreiteter, als man
nach den zur Zeit in der Litteratur vorliegenden Angaben annehmen
musste. Sie scheinen überhaupt nur bei einigen wenigen Ge-
wächsen mit ganz weiss gefärbten Blatttheilen gänzlich zu fehlen.
Dahingegen zeigen sie nun bei den anderen sehr verschieden
starke Abweichungen von den normalen grünen Chloroplasten.
Diese Abweichungen beziehen sich zunächst auf die Grösse und
Färbung, und es kommen hier alle Uebergänge vor bis zu
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 133
solchen, die ganz farblos sind und einen 4 mal geringeren Durch-
messer besitzen, als die normalen Chloroplasten derselben Pflanze.
Diese Uebergänge findet man bei manchen Pflanzen innerhalb des-
selben Blattes, bei anderen grenzen dagegen Zellen mit normalen
und solche mit stark albicaten Chromatophoren unmittelbar anein-
ander.
Ausserdem fand Ref. aber noch sehr häufig Chromatophoren,
die eine oder mehrere, zum Th eil ziemlich grosse
V a c u o 1 e n enthielten, so d a s s sie zum T h e i 1 ein völlig
b lasen form ige s Aussehen hatten. Dass wir es hier
nicht etwa mit Kunstpro du cten zu thun haben, hat Verf.
durch zahlreiche Beobachtungen nachgewiesen, von denen Ref. hier
nur erwähnen will, dass sie sowohl direkt am lebenden, als auch
am flxirten und tingirten Materiale ausgeführt wurden. Diese
blasenförmigen Chromatophoren, die sich namentlich in den weissen
Theilen panachirter Blätter befinden, sind meist farblos, zuweilen
aber auch noch schwach grün. Bei einigen Gewächsen waren sie
übrigens durch ganz allmähliche Uebergänge mit den normalen
Chloroplasten verbunden.
Von den physiologischen Untersuchungen haben bisher
nur die auf die Stärkebildung bezüglichen zu positiven Ergebnissen
geführt. Während nämlich schon von Saposchni ko ff der Nach-
weis geliefert war, dass verschiedene panachirte Blätter, wenn man
sie nach der Bö hm' sehen Methode auf Zuckerlösung bringt,
auch in den albicaten Theilen Stärke zu bilden vermögen, konnte
Ref. nachweisen , dass die Stärkebildung auch hier stets an die
Anwesenheit von Chromatophoren gebunden ist und ausnahmslos
im Inneren oder an der Oberfläche derselben stattfindet. Uebrigens
sind nicht nur ganz farblose, sondern auch die blasenförmigen
Chromatophoren zur Stärkebildung befähigt.
Von dem zweiten, die angewandten Methoden be-
handelnden Abschnitte sei an dieser Stelle nur hervor-
gehoben, dass Ref., wenn er lebende Zellen untersuchen wollte,
die frischen Blätter vor dem Schneiden mit 5°/o Zuckerlösung
injicirte. Zur Fixirung benutzte er namentlich Sublimat, zur
Färbung Jodgrün und Ammoniak-Fuchsin.
Von den im dritten Abschnitte mitgetheilten Einzel Beob-
achtungen sei nur erwähnt, dass Ref. 36 Gattungen aus 23-
Familien untersucht hat.
II. Ueber Proteinkry stallo i de. II. (p. 112 — 158).
Die vorliegende Mittheilung bildet eine Ergänzung zu einer
früheren Arbeit des Ref., die im I. Heft dieser Beiträge abge-
druckt ist*).
Der I. Abschnitt ist den im Zellkern enthaltenen
Krystalloiden gewidmet, und zwar bespricht Ref. zunächst die
Eigenschaften und Nach Weisung derselben. Diese Kry-
stalloide besitzen nun in vielen Fällen eine so regelmässige Gestalt,
*) cf. Botan. Centralbl. Bd. XLII. 1890. p. 117.
184 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
dass an ihrer Krystallnatur nicht gezweifelt -werden kann. Häufig
weichen sie aber nur unerheblich oder überhaupt nicht von der
Kugelform ab. In diesen Fällen können nur die Tinctionsmethoden
über die Natur der traglichen Körper Aufschluss ertheilen. Ref.
benutzt zu diesem Zwecke namentlich die Färbung mit Säure-
fuchsin und eine Doppelfärbung mit Säurefuchsin und Haematoxylin.
Letztere gestattet namentlich eine völlig zuverlässige Unterscheidung
zwischen den Krvstalloiden und den Nucleolen. Ref. will sehliess-
lieh aus diesem Abschnitte noch besonders hervorheben, dass durch
gleichzeitige Untersuchung des lebenden Materiales die Zuverlässig-
keit der angewandten Methoden geprüft wurde.
Ref. bespricht sodann die Verbreitung der Zellkem-
kry sta 1 lo id e. Er will in dieser Beziehung nur erwähnen, dass
dieselben in 47 Arten, die 10 verschiedenen Familien angehören,
angetroffen wurden. In manchen Familien, wie namentlich bei
den Oleaceen und Scropludariaceen, konnten sie fast bei allen unter-
suchten Arten beobachtet werden.
Uebrigens Hessen sich aus der Verbreitung der Zellkern-
krystalloide auf die Function derselben keine Schlüsse ziehen, denn
sie sind auf der einen Seite weder auf bestimmte Organe oder
Gewebesysteme, noch auf irgend welche Entwicklungsstad«ien be-
schränkt und finden sich auf der anderen Seite auch bei den ver-
schiedenartigsten Gewächsen, während sie bei anderen Pflanzen,
die unter den gleichen Bedingungen leben, fehlen. So giebt es
z. B. Schmarotzerpflanzen sowohl wie insektenfressende, die reich
sind an Krvstalloiden, während dieselben bei anderen Vertretern dieser
Pflanzengruppen gänzlich fehlen.
Einiges Interesse dürfte sodann das Verhalten der K ry st a 11 o i d e
während der Karyokinese beanspruchen. Ref. konnte näm-
lich mit Hilfe der Säurefuchsin- Haematoxylin- Doppelfärbung nach-
weisen, dass die Krystalloide während der karyokinetischen Kern-
theilung ins Cytopiasma ausgestossen werden, wo sie aber alsbald
wieder verschwinden, wahrscheinlich aufgelöst werden, während in
den Tocliterkernen wieder von neuem Krystalloide auftreten. Ob
diese nun auf Kosten der im Cytopiasma verschwindenden ent-
stehen, liess sich durch directe Beobachtung nicht entscheiden.
Im zweiten Abschnitte theilt sodann Verf. einige Beob-
achtungen über die in den Chromatop hören enthaltenen
Krystalloide mit. Die Nachweisung derselben gelang auch in
diesem Falle am besten mit Säuretuchsin, namentlich wenn die
Differenzirang durch eine Lösung von Kaliumbichromat bewirkt
wurde.
Ref. fand nun bei einer Anzahl von Gewächsen Krystalloide
innerhalb der (Jhloroplasteu des Assimilationsgewebes; bei anderen
wurden sie auch innerhalb der Epidermis beobachtet. Eine etwas
eingehendere Untersuchung haben übrigens nur die Orchideen
erfahren, bei diesen ist, wie bisher ganz übersehen wurde, nament-
lich das Gefässbündelparenchym reich an Krystalloiden. Ausser-
dem finden sich bei den Orchideen aber auch rundliche Körper
innerhalb der Chromatophoren, die höchst wahrscheinlich mit den
Physiologie, luoiogie, Anatomie u. Morphologie. IST)
Leukosomen von Iradescantia identisch sind und wohl auch in
die gleiche Kategorie gehören wie die Krystalloide. Ueber die
physiologische Bedeutung dieser Körper konnte bisher Nichts nach-
gewiesen werden.
Im letzten Abschnitte bespricht Ref. die im Oytoplasma oder
Zellsaft gelegenen Krystalloide. Er fand dieselben bei 5 ver-
schiedenen Pflanzen, die 4 verschiedenen Familien angehören.
III. Ueber die mechanischen Erklärungsversuche der
Gestalt und Anordnung der Zellmembranen
(p. 159—181).
Ref. giebt in dieser Abhandlung namentlich eine eingehende
Kritik der von Errera und Berthold aufgestellten mechanischen
Erklärungsversuche der Anordnung der Zellmembranen in wachsen-
den Pflanzentheilen.
Es sind hier zwei verschiedene Processe zu unterscheiden: Die
Anlage der Zellmembranen und die während des
Wachstliums eintretenden Verschiebungen.
Bezüglich des ersteren Punktes kommt Verf. zu dem Resultate :
„Die neugebildete Membran steht zwar dem Sachs' sehen Princip
•der rechtwinkligen Schneidung entsprechend meist senkrecht auf
den Membranen der Mutterzelle, sie ist ferner dem Berthold-
Errera' sehen Princip entsprechend noch häufiger eine Fläche
minimae areae, aber es kommen zahlreiche Ausnahmefälle von
beiden Principien vor. Auch das Princip der kleinsten Flächen
ist zur Zeit einer mechanischen Begründung gänzlich unzugänglich
und kann somit nur als eine aus den Erfahrungsthatsachen ab-
geleitete für die Mehrzahl der Fälle giltige Regel angesehen
werden.
Bevor nun ferner für die während des Wachstliums ein-
tretenden Verschiebungen eine Erklärung aufgestellt werden
kann, muss natürlich die Mechanik des Flächenwacbsthums der Mem-
branen klargelegt sein ; und es findet denn auch in diesem Abschnitte die
vielfach erörterte Frage, ob das Flächenwachsthum der Membranen
durch Apposition oder Int ussuseepti o n stattfindet, eine ein-
gehende Erörterung. In dieser Hinsicht zeigt nun Ref. zunächst,
dass die von Wortmann ausgesprochene Ansicht, nach der das
Flächenwachsthum der Membranen lediglich auf anscheinender
Dehnung beruhen sollte, schon aus mechanischen Gründen völlig
unhaltbar ist. Aber auch gegen die von Klebs, Noll u. a. ver-
tretene Auffassung, nach der der Plasmakörper den Membranen
nur eine grössere Dehnbarkeit verleihen und diese dann ohne
Intussusception wachsen sollen, lassen sich schwerwiegende Bedenken
anführen.
Dahingegen ist die Naegeli'sche Intussusceptionstheorie im
Stande, eine viel bessere Erklärung für die Wachsthumserscheinungen
der pflanzlichen Zellmembranen zu geben.
Nach den Ausführungen des Ref. ist es ferner sehr wahr-
scheinlich, dass die Intensität des Intussusceptions-Flächenwachs-
thums der Membranen in hohem Grade von dem Turgor abhängig
186 Physiologie, Lüologie, Anatomie u. Morphologie.
ist und dass der Turgor die während des Wachsthums eintretenden
Verschiebungen derartig beeinflusst, dass das Membrannetz, soweit
nicht andere Factoren dem entgegenwirken, sich immer mehr der
Gestalt der P late au' sehen Gleichgewichtsfiguren nähert.
Zimmermann (Tübingen).
Fremout, MIIe A., Sur les tubes cribles extra-liberiens
dans la racine des Oenotherees. (Journal de Botanique.
Annee V. 1891. p. 194—196).
Die Verf. hat in den Wurzeln einer Anzahl Oenotheraceen
noch an anderen Stellen als in den Siebtheilen Siebröhren aufge-
funden ; bei Oenothera Fraseri und Oe. riparia befinden sich solche
an der Peripherie des Markcylinders, bei Oe. parviflora, cruciata,
macrocarpa, /SeUoicii, Fraseri im seeundären Holze, bei Epilobium
parviflorum in dem erst in Folge des Dickenwachsthums ent-
stehenden Markcylinder, den die Verf. seines späten Ursprunges
wegen „moelle ulterieure" nennt.
Schimper (Bonn).
Sewell, Ph.? Observations upon the germination and
growth of species of Salvia in the gar den of
Th. Hanbury, Esq., F. L. S., at La Mortola, Venti-
miglia, Italy. (Transactions of the Botanical Society of Edin-
burgh. Vol. XVIII. 1891).
Die Untersuchungen des Verf. erstrecken sich über folgende
Punkte : Welche Arten von Salvia in La Mortola im Freien
eultivirt werden können; Procentsatz der keimenden Samen;
Structur der Nüsschen; Entwickelung und Bau der Kotyledonen,
der Plumula und der später auftretenden Blätter; Beziehungen der
letzteren zu den Kotyledonen ; Uebergänge in Form, Textur u. s. w. ;
allgemeiner Habitus; Eintheilung auf Grund früh auftretender
Merkmale; Bewegungen der Blätter in jungen Pflanzen; mögliche
Bedeutung von besonderen Merkmalen, angedeutet durch grössere
oder geringere Neigung zum Keimen.
Die Untersuchung bietet nichts von allgemeinem Interesse und
lässt sich nicht in Kürze wiedergeben. Zwar bringt Verf. manche
Hypothesen über Anpassung und dergl., die jedoch zu hypothetisch
und zu wenig originell sind, um hier eine Berücksichtigung zu
rechtfertigen.
Schimper (Bonn).
Burgerstehi, Alfred, Uebersicht der Untersuchungen*
über die Wasseraufnahme der Pflanzen durch die
Oberfläche der Blätter. (Sonderdruck a. d. XXVII.
Jahresber. des Leopoldstädter Communal- , Real- und Ober-
gymnasium in Wien.) 47 pp. Wien 1891.
Verf. gliedert seine dankenwerthe, kritischer Bemerkungen und
eigener Beobachtungen nicht entbehrende Abhandlung in drei
Theile. Der erste Theil der Arbeit enthält eine kurz und
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 187
objectiv gehaltene Zusammenstellung jener Untersuchungen, welche
nach verschiedenen Methoden angestellt wurden, am zu ermitteln,
ob und unter welchen Bedingungen, dann in welcher Menge Wasser
durch die Blätter direct aufgenommen wird. Hierbei hat Verf.
die einzelnen Methoden nach demjenigen Autor benannt, der sie
zuerst angewandt hat. Wir ersehen, dass zur Lösung der oben
bezeichneten Frage die folgenden Methoden in Anwendung kamen:
a) Immersion ganzer Pflanzen (Methode von De - C and olle),
b) ein Spross wird ohne Trennung von der Mutterpflanze immergirt
(Methode von Bai Hon), c) von einem Gabelspross wird eine
Hälfte immergirt (Methode von Mari Ott e), d) abgeschnittene und
welk gewordene Sprosse werden mit Ausschluss der Schnittfläche
in mit Wasser imbibirte Tücher eingeschlossen (Methode von
Du-Hamel), e) abgeschnittene, welk gewordene Sprosse werden
mit Ausschluss der Schnittfläche immergirt (Methode von D u c h a r t r e),
i) die Absorption wird durch die Wasseransammlung in einem
Glasrohre gemessen , welches an der Schnittfläche eines mit dem
Gipfeltheil immergirten Sprosses befestigt ist (Methode von van
Mar um), g) von einem Spross taucht ein Blatt oder einige Blätter
in Wasser, während die anderen Blätter sammt dem Stengeltheil
sich ausserhalb des Wassers befinden (Methode von B o n n e t),
h) Immersion einzelner Blätter. Schluss auf die Wasseraufnahme in
Folge Erhaltung oder Wiedererlangung des Turgors (Methode von
Senebier), i) Immersion einzelner Blätter. Bestimmung- der auf-
genommenen Wassermenge durch Wägung (Methode von Burnett),
k) Vergleich der beiden Blattseiten bezüglich der Fähigkeit der
Wasserabsorption (Methode von Bonnet, Duchartre, Boussin-
gault und Wiesner, von Letzterem die exaktesten Versuche*).
An dieser Stelle theilt Verf. eine längerere Versuchsreihe mit, in
welcher die Blätter der Pflanzen , bezüglich der Möglichkeit,
Wasser von aussen aufzunehmen, mehr den natürlichen Verhält-
nissen angepasst wurden. Burg erst ein verklebte abgeschnittene
Zweige an der Schnittfläche mit Vaselin, liess sie welken und wog
hierauf. Dann wurde das Laub mit Wasser bespritzt und die
Objecte im dunstgesättigten Raum aufgestellt, um die Transpiration
auszuschliessen.
Es wurde Sorge getragen, dass das von den Blättern ab-
tropfende Wasser nicht zur Stammbasis gelangen könne. Als nach
sechs bis sieben Stunden der Versuch unterbrochen wurde, war
das Laub nahezu trocken und stand in voller Frische. Die kleinen
Wassermengen, die noch hier und da zurückgeblieben waren, wurden
vor der Wägung mittelst Filtrirpapier entfernt. Dass thatsäch-
lich Wasser aufgenommen wurde, ergab die Gewichtszunahme der
Zweige. — Im zweiten T heile erörtert Verf. die Stellen des
Wassereintrittes (Oberhautzellen, Spaltöffnungen, Haare), sowie die
Anpassungserscheinungen für die Wasseraufnahme und die biologische
Bedeutung der letzteren für die Pflanzen. Burger st ein kommt
zu dem Resultate, dass der Wasseraufnahme durch die Blätter bei.
*) Wiesner beliess die Versuchsobjecte im absolut feuchten Raum.
188 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
der einheimischen Flora und der verwandter Florengebiete im
Naturzustände keine besondere physiologische Bedeutung zukommt.
Eine Ausnahme bilden die wurzellosen Epiphyten, und gewisse
xerophile Gewächse. Die Litteraturnachweise zum Text, wo häufig
zu den Originalabhandlungen Referate citirt werden, bilden den
dritten Theil. Das Litteraturverzeichniss weist 74 Arbeiten auf*).
Krasser (Wien).
ijobertson, Charles, Flowers and insects. Asclepiadaceae to
Scrophulariaceae. (Transactions of the St. Louis Acad. of Science.
Vol. V. Nr. 3. p. 569—598.)
Diese Fortsetzung früherer Publicationen in denselben Berich-
ten und in der Botanical Gazette enthält zunächst dieBesucher-
listen von Asclepiadeen und Nachträge zu den früheren
Veröffentlichungen über die Bestäubungseinrichtungen der As-
clepiadeen. Diese Listen zählen auf für :
Asclepias verticill ata: 52 Hymenoptera , 43 Diptera , 10 Lepidoptera,
3 Coleoptera.
-Asclepias incarnata: 46 Hymenopt., 21 Lepidopt., 7 Diptera, 3 Coleoptera,
2 Ilemipt. und Colibris (Trochilus colubris).
.Asclepias Cornuti: Apis mellifica, 6 Diptera und 3 Lepidoptera wurden hier
todt angetroffen und 32 weitere Insekten besuchen die Blüten gleichfalls mit
grösserer oder geringerer Lebensgefahr, während weitere 27 Insekten ohne
Schwierigkeit die Pollenmassen aus der Blüte heraus reissen und auf andere Blüten
übertragen. Es sind dies: Bombus separatus, B. Pensylvanicus, B. Americanorum,
Melissodes obliqua, Odynerus arve?isis, Cerceris bicornuta, Bembex nubillipennis,
Pelopaeus cementarius, Sphex icJtneumonea, Priononyx atrata, P. Thomae,
Myzine sexcincta , Scolia bicincta, 12 grössere Schmetterlinge, von Diptera:
Midas clavatus, von Coleoptera : Trichius piger.
Asclepias Sullivantii. Nicht dem Bestäubungsgeschäft angepasst
waren und wurden in der Klemmfalle festgehalten 16 Arten (darunter die Honig-
biene und Trichius piger), bei weiteren 23 war der Erfolg unsicher, während
1 1 Arten der Blüttneinrichtuug gut angepasst erschienen (Bombus separatus,
B. Pennsulva nicus, B. scutellaris, Bembex nubillipennis, Pelopaeus cementarius,
Priononyx Thomae, Papilio aslerias, Colias philodice, Danais archippus, Argynnis
*) Aus den zahlreichen, von den verschiedenen Forschern angestellten Beob-
achtungen sind als feststehende Resultate zu betrachten :
1) Die Laubblätter sind im Stande, Wasser in liquider Form durch ihre
Oberfläche von aussen aufzunehmen.
2) Es wurde Wasseraufnahme constatirt bei Blättern mit behaarter und
haarloser, mit spaltöffnungsfreier und spaltöffnuugsführender, dünn- und dick-
wandiger, schwach und stark cuticularisirter, benetzbarer und wachsbedeckter
Epidermis. Ueberhaupt zeigen die Pflanzen, bei denen Wasseraufnahme durch
• die Blätter beobachtet wurde, bezüglich der Organisation, Lebensweise und
systematischen Stellung grosse Mannigfaltigkeiten. Das Vermögen der directen
Wasseraufnahme durch die Blätter kommt daher wahrscheinlich allen Pflanzen zu.
3) Die Grösse der Wasseraufnahme hängt von dem anatomischen Bau und
dem relativen Wassergehalte der Blätter ab.
4) Das Wasser kann durch Epidermiszellen, durch Haare und durch die
Spaltöffnungen in das Innere des Blattes eintreten.
5) Die untere Blattepidermis saugt stärker, als die obere. Es vereinigen
sich eben in der Regel 3 Facloren, welche die Absorption der Bhittuuterseite
begünstigen: a) Die schwächere Cuticularisirung der Aussenwände der Epidermis-
zellen, b) das reichlichere Auftreten von Haaren und c) die grössere Zahl der
• Spaltöffnungen.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 189
cybele, Pyrameis afalunta. Auch Colibris besuchten die Blüte. Podisus spinosus*
geht den eingeklemmten Insektenleichen nach.
Asclepias tuberosa: 13 Lepidoptera, 0 Hymenopt., 1 Dipt. und Tvoehilua
Colubris.
Asclepias purpurascens: 18 Li pi 'dopte ro, 8 Hymenoptera, 1 Dipt.,
1 Hemipt. Trochilus Colubris. Angefressen werden die Blüten durch Tetraopcs
tetraophthalrnirus.
Acerates tongifolia: 13 Hymenopt., 3 Lepidopt., 1 Coleopt. (Trichius piger).
Es folgen sodann Besucherlisten und Bestäubungseinrichtung
folgender Arten aus anderen Familien :
Gentianaceae: Gentiana Andrewsii (Hauptbestäuber Bombus Americanorum).
Polem oniaceae:
Pltlox divaricata ist eine Schm tterlingsblume (9 Tagschmetterlinge und
2 Sphingiden), wird aber auch des Oefteren durch langrüsselige Bienen :
Bombus Yirginicus, B. vagans, B. americanorum, Synhalonia speciosar
besucht.
Polemonium reptans mit proterandrischen Blüten (gleich P. coeruleum) und,,
einigen purpurrothen Linien im Kroneneingang, welche als Saftmal dienen.
H. Müller hat bei P. coeruleum die Arbeiter von 5 Bombusarten in
den Alpen beobachtet. In Amerika fand Verf. bei P. reptans keine
Hummelarbeiter, sondern nur Hummelweibchen von Bombus Americanorum,.
B. vagans, Synkalonia honesta; von andern Hymenoptera fand derselbe
Apis mellißca, Alcidamea producta, Osmia albiventris, Nomada luteola?
Augochlora pura, Andrena sp., ^4. Sayi, A. Polemonii, Halictus pilosusr
die Sylphiden Mesographa marginata Say und Ehingia nasica, .
2 Schmetterlinge: Colias philodice und Nisoniades brizo und 1 Käfer •
Megilla maculata.
Hydro phyllaceae:
Hydrophyllum Virginicum : 6 Hymenopt., 1 Dipt.
H. appendiculatum : 22 Hymenopt., 6 Dipt., 3 Lepidopt.
Borraginaceae:
Mertensia Virginica : 14 Hymenopt., 5 Lepidopt., 3 Dipt.
C onvolvulaceae:
Ipomoea pandurata Meyes: Bombus separatus, B. Americanorum, Entechnia
taurea, Emphor bombiformis, Xenoglossa Ipjomoeae, X. pruinosa, Melissodes
bimaculata.
Convolvulus sepium. In Europa glaubte man die Verbreitung an die des
Sphinx C'onvolvuli gebunden, doch fand H. Müller die Pflanze auch
von anderen Taginsekten besucht. In Amerika fand Verf. Apiden.
nämlich: Bombus Americanum, Anthophora abrupta, Entechnia taurea,
Melissodes bimaculata, Ceralina dupla.
S o 1 a n ac e a e '.
Solanum nigrum: In Amerika Bombus Virginicus B u. 9 >B. Americanorum 9 -
Solanum Carolinense: Bombus americanorum 9«
Datura latulal Deilephila lineata.
Scrophulariaceae:
Verbascum Thapsus : 8 Hymenopt., 7 Dipt.
Linaria vulgaris. Ausgeprägte Hummelblume (Bombus Americanorum besuchte
in 5 Minuten 62 Blüten). 7 Hymenoptera und 4 Schmetterlinge, von-
denen jedoch nur die Bombusuvten als regelrechte Bestäuber (die anderen
als „intruders") betrachtet weiden.
Linaria Canadensis ist durch die enge Blumenröhre mehr den Schmetter-
lingen angepasst. Lepidopt. 14, Hymenopt. 11, Dipt. 3.
Scrophularia nodosa. Die Blüte hat eine besondere Anpassung an Wespen-
befruchtung, denn Müller fand 6 Wespen und 6 andere Insekten,.
Verf. in Amerika 14 Apiden, 11 Vespiden und Eumeniden und 8 Arten,
aus anderen Familien und Colibris.
Coüinsia verna Nutt: 16 Hymenopt., 3 Dipt., 3 Lepidopt.
Penstemon laevigatus var. Digitalis Anpassung an langrüsselige Bienen. Be-
obachtete Insekten: 16 Hymenopt., 3 Lepidopt., 1 Käfer (Trichius piger).
Penstemon pubescens : 9 Hymenopt., 3 Lepidopt., 1 Dipt.
Gratiola Virginica wird hauptsächlich durch Halictusarten bestäubt.
190 Systematik u. Pflanzengeographie. — Teratol. u. Pflanzenkrankh.
Veroniea Virginiea: 1J Hymenopt., 7 Lepidop/., 1 Dipt., 1 Hymenopt.
Seymeria macrophylla : Hunimelblume. — Besucher 6' Hymenopt., 2 Lepidopt.,
1 Syrphide {Milesia ornata).
Gerardia pedicularis: Hauptbestäuber Bombus Americanorum, sonstige Be-
sucher 4 Apiden und 1 Colibri.
G. purpurta: 4 Apiden 1 Schmetterling.
G. tenuifolia: 10 Hymenopt., 3 Lepidopt.
G. auriculata: 5 Hymenopt.
Caslilleia coccinea wird durch C'olibris (Trochüus colibris) bestäubt.
Ludwig (Greiz).
Engler, Siphonogame Pflanzen, gesammelt a u f D r. H a n s
Mey er' s Ki lim an dscharo- Expeditionen 1887 und 1889.
Bei der Bestimmung' der nicht unbedeutenden Sammlungen
wurde Verf. durch die Herren Dr. Schwein fürt h, Dr. O. Hoff-
,mann, Dr. Schumann, Dr. Taubert und Gurke unterstützt.
Eine eingehende Besprechung der Beziehungen, welche die Flora des
Kilimandscharo zur Flora Abessiniens und des Kaplandes zeigt.
wird ebenso wie die Beschreibung der folgenden neuen Arten an
anderer Stelle erfolgen :
Ceropegia Meyeri Joannis Engl., Bosicellia canqjestris Engl., Commiphora
campestris Engl., C. Meyeri Joannis Engl., C'rotalaria Küimandscharica Taub.,
Tephrosia Meyeri joannis Taub., Echinops Hoekneli Schweinf., C'elsia orevipedi-
cellata Engl., Trifolium Kilimandscharicum Taub., Begonia Meyeri Joannis Engl.,
Blaeria Meyeri Joannis Engl., Helichrysum Meyeri Joannis Engl., Orobanche
Küimandscharica Engl., Pupalia affinis K. Schum., Cluytia Küimandscharica Engl.,
Helichrysum Guilelmi Engl, Nuxia glutinosa Engl., Myrica Meyeri Joannis Engl.,
Blaeria silvatica Engl., Bartsia Purtschelleri Engl., Albizzia Maranguensis Taub.,
Peponia Kilimandscharica Engl., Cineraria Küimandscharica Engl., Tillaea obtusi-
folia Engl., Geranium Küimandscharicum'Eiigl., Erigeron Telekii Schwein!'., Blaeria
ghdinosa K. Schum., Galium Kilimandscharicum K. Schum., Protea Küimandscharica
Engl., Anagallis Meyeri Joannis K. Schum., Sicertia Küimandscharica Engl.,
Thesium Kilimandscharicum Engl., Sedum Meyeri Joannis Engl., Bamphicarpa
Meyeri Joannis Engl. , Guidium Meyeri Joannis Engl., Jasminum Meyeri Joannis
Engl., Dolichos Maranguensis Taub., Cycnium Meyeri Johannis Engl.
Taubert (Berlin).
Costerus, J. C9 Intercarpellairc prolificatie bij Plantago
major. [Mit französischem Resume.] (Botanisch Jaarboek. Bd. III.
p. 124—134. Taf. VII.)
Masters bezeichnet als „intercarpellär" eine Art der Proli-
fication, bei welcher die Achse, die sich sonst zwischen den Car-
pellen erhebt, kurz bleibt, so dass die verschiedenen Theile des
Pistills nicht zur DifFerenzirung kommen. Bisher war diese Bildungs-
abweichung nur bei Pflanzen mit centraler Placenta, namentlich
bei Primulaceen, beobachtet worden ; Verf. hingegen konnte sie an
Plantago major erkennen.
Die Resultate der Untersuchung werden vom Verf. in folgen-
den Sätzen zusammengestellt :
1. In den primären Blüten ist der Stempel allein abnorm aus-
gebildet; die übrigen Blütentheile sind normal.
2. Die seeundären Blüten sind, wenn sie aus gut entwickelten
Seitenachsen entspringen, mit einigen Ausnahmen noch normal.
Teratologie und Prkuizenkrankheifen. J91
3. Die obersten Blüten sind, wohl in Folge der Erschöpfung
der Achse, weniger vollständig- entwickelt.
4. Wo eine Achse zum zweiten Male eine Blüte durchwächst,
trägt sie am Gipfel nur noch reducirtc Blätter, mit oder ohne
Axillarknospen.
5. Die in geschlossenen Stempeln verborgenen, oder, wo diese
gespalten sind, etwas aus ihnen hervorragenden Blätter sind
abnorm.
6. Die Stempel sämmtlicher Blüten sind abnorm, sie mögen ge-
schlossen, oder in 3, 4, 5 Carpelle gespalten sein.
7. Samenanlagen fehlen vollständig.
8. Wo zwei freie Carpelle vorhanden sind, besitzen dieselben
Schimper (Bonn).
genau mediane Stellung.
MagllUS, l\f Eine weisse Neottia Nidus avis. (Deutsche bota-
nische Monatsschrift. Jahrg. VIII. 1890. No. 7, 8.)
Verf. macht eine Mittheilung über eine von H. Lindemu th
bei Freienwalde a. O. gesammelte Neottia Kidus avis von schnee-
weisser Farbe, bei deren mikroskopischer Untersuchung sich heraus-
stelle, dass zwar die Chromatophoren, nicht aber der Farbstoff ent-
wickelt waren.
Migula (Karlsruhe).
Müller, Karl, Albinismus bei Lathraea squammaria L. (Deutsche
botanische Monatsschrift. Jahrg. IX. 1891. No. 1.)
In No. 7/8 der Deutschen botanischen Monatsschrift wurde
durch Magnus eine Mittheilung über das Auffinden einer
weissen Neottia Nidus avis gemacht und hieran die Bitte
um Angabe ähnlicher Beobachtungen geknüpft. Verf. erwähnt
nun eines Fundes von La tlivaea squamavia bei Grunewald (Glatz),
welche in grosser Menge vorkam und vollständig weiss war. Verf.
erwähnt auch noch das Vorkommen von rein weissblühenden Orchis
incarnata, 0. militaris, Campanida glomerata, Erythraea Centaureum.
Migula (Karlsruhe).
Portele, Karl, Ueber die Beschädigung von Fichten -
waldbeständen durch schweflige Säure. (Oester-
reichisches landwirtschaftliches Centralblatt. Jahrg. I. 1891.
p. 27—38.)
Die Arbeit behandelt die Resultate, welche anlässlich einer
amtlichen Begutachtung über die Schädigung von Fichtenwald-
beständen im Ridnauner Thal durch schweflige Säure erhalten
wurden. Der Rauch rührt her von der ärarischen Rostofenanlage
in Aal, wo die vom Schneeberge herabbeförderte Zinkblende seit
5 Jahren abgeröstet wird.
Die Fichten in nächster Nähe der Erzöfen hatten nur noch
ein- , höchstens zweijährige Nadeln, deren Spitzen gebräunt waren.
192 Teratologie u. Pflanzenkrankheiten.
Weiter im Umkreise wurden immer ältere Blätter gerunden, die
Verfärbung der Spitzen war in noch weiteren Entfernungen immer
noch sichtbar und charakteristisch. Zu der Schädigung durch das
Gas kam noch der Borkenkäfer, der gerade in der Umgebung der Röst-
ofen sehr stark auftrat. Bekanntlich befällt der Borkenkäfer ja
mit Vorliebe kränkelnde und abgestorbene Bäume.
Die chemische Untersuchung, deren Resultat in einer Tabelle
aufgeführt ist, zeigt einen ausserordentlich hohen Procentsatz
Schwefelsäure in der Trockensubstanz der meistbeschädigten Nadeln.
So bildet die Schwefelsäure (SOs) 1,65 °/0 der Trockensubstanz
(21,24 °/o der Asche) 1 jähriger Blätter aus nächster Nähe (50 m)
der Röstöfen, wogegen der S03-Gehalt einer Controlprobe aus ge-
sunden Lagen 0,19 °/o der Trockensubstanz (5,66 °/0 der Asche) be-
trug. Nach dem Schwefelsäuregehalt theilt Verf. das Gebiet in
Zonen, deren innerste (sehr starke Schädigung) einen Gehalt, der
Nadeln an SO3 von über 1,48 °/o aufweist: die mittlere ist cha-
rakterisirt durch einen S03-Gehalt von 1,29 bis 1,45 °/0, die äussere
durch einen solchen von 0,95 bis 1,29 °/0. Ausserhalb dieser Zone,
in der noch 4jährige Nadeln vorhanden sind, ist die Beschädigung
nur noch schwach. Wie natürlich, weisen die Nadeln den höchsten
Schwefelsäuregehalt in der herrschenden Windrichtung auf.
Eine Skizze veranschaulicht die Vertheilung der Rauchschäden
auf dem Terrain.
Behrens (Karlsruhe).
Lopriore, G., Ueber einen neuen Pilz, welcher die Wei-
zensaaten verdirbt. (Landwirtschaftliche Presse. 1891.
p. 321.)
Verf. theilt in Kürze die bisher erhaltenen Resultate seiner
Untersuchungen mit über einen kleinen Pilz, der von den Wei-
zenkörnern auf die Weizensaaten übergeht und dieselben verdirbt.
Die mit dem Pilz behafteten Weizenkörner unterscheiden sich nur
dadurch von den gesunden Körnern , dass sie oberflächlich kleine,
schwarze Punkte und Streifen zeigen, die fast regelmässig um den
behaarten Scheitel des Kornes einen Kranz bilden. Die mikroskopische
Untei'suchung der fleckigen Theile zeigte auf der Saamenschale
ein braunes Pseudoparenchym, auf dem gleichfalls braune, kurzge-
gliederte Mycelfäden und ein-, zwei- oder mehrzellige Sporen, ähn-
lich denen von Cladosporium, lagen. Ferner fanden sich unter den
Weizenhaaren noch braune, büschelförmige Conidienträger; doch
hingen die schon erwähnten braunen Sporen nicht an den Conidien-
trägern, sondern sie lagen unten auf dem Boden. Vielleicht findet
nach Verf. hier der Pilz unter dem Schutze der Haare günstigere
Entwicklungsbedingungen, als auf den nackten, übrigen Theilen des
Kornes.
Bei der Untersuchung von kleinen Stücken solcher fleckigen
Weizenschale, welche in Pflaumendecoct im hängenden Tropfen
ausgesät waren , fand Verf. schon am nächsten Tage die Sporen
gekeimt mit farblosen , dicken Mycelfäden , aus welchen durch
Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. — Medicinische Botanik. 193
Sprossung hefeartige Zellen hervorgingen , die sich durch wieder-
holte Sprossung noch weiter und sehr rasch vermehrten. Der Pilz,
welcher nunmehr als Dematium puliulans (de Bary) erkannt war,
zeigte am vierten oder fünften Tage, nach fast vollständiger Ein-
trocknung der Nährlösung, braune, semmelförmige, zwei- oder mehr-
zellige Sporen, ähnlich den ursprünglichen, sowie dicke, ebenfalls
kurzgegliederte Mycelfäden.
Bei Keimuno-sversuchen der mit dem Pilz behafteten Weizenkörner
im Boden sah Verf. die Mycelfäden dünner und schlanker als die-
jenigen, welche sich im Pfiaumendecoct entwickelt hatten ; sie waren
auf und durch die Samenschale gekrochen. Ferner zeigten die
jungen Keimlinge, dass das Stengelchen von dem Mycelium ange-
griffen war, da sich nach einigen Tagen auf der Spitze der ersten
Scheide röthliche Flecken zeigten. Die mikroskopische Untersuchung
zeigte dann auch, dass die so fleckig gewordene Scheide reichlich
mit Mycelfäden durchwuchert war.
Der Pilz übt eine parasitische Wirkung auf die jungen Wei-
zenpflanzen aus, wie es Verf. auch thatsächlich durch künstliche
Infection auf gesunden Weizenkeimlingen mit künstlich gewonnenen
Dematium -Sporen nachweisen konnte, und es ist nunmehr der
experimentelle Nachweis evbracht , dass Dematium ptdlulans auch
auf den keimenden Weizenpflanzen parasitisch und
verderbend erscheinen kann.
Da ähnliche Krankheitserscheinungen , wie die eben angeführ-
ten, auf jungen Getreidepflanzen schon manchmal gefunden worden
sind, so ist es nach Verfasser nicht unwahrscheinlich , dass in sol-
chen Fällen auch der hier beobachtete Pilz der Körner , der bis
jetzt noch unbekannt war, die Ursache der Krankheit gewesen ist.
Verf. gedenkt seine Untersuchungen über diese interessante
Krankheit der Weizenkörner im pflanzenphysiologischen Institute der
Königl. Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin noch weiter
fortzusetzen.
Otto (Berlin).
Fiiikelllfoiirg , Ueber einen Befund von Ty phusb aci llen
im Brunnenwasser, nebst Bemerkungen über die
Sedimentirmethode der Untersuchung auf p a t h o -
gene Bakterien in Flüssigkeiten. (Centralblatt f. Bak-
teriologie und Parasitenkunde. Bd. IX. No. 9. p. 301 — 302.)
In einer Wasserprobe, die vorschriftsmässig einem durch die
unmittelbare Nähe der Abtrittsgrube und mehrfache Erkrankungen
der Hausbewohner verdächtigen Brunnen entnommen war, konnten
bei der gewöhnlichen Untersuchungsmethode keine Typhuspilze
wahrgenommen werden, bis Verf. noch eine weitere Reihe von
Plattenculturen anlegte, zu denen er den Niederschlag des Probe-
wassers mittels des von ihm construirten Sedimentirapparates unter
vorheriger Sterilisirung durch absoluten Alkohol benutzte und nun
auf diesen den Eb erth 'sehen Bacillus unzweifelhaft nachwies. Da
Verf. bereits 15 ähnliche Fälle zu verzeichnen hatte, so empfiehlt
Bot. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 13
194 Medicinische Botanik. — Technische Botanik. (Physiologie.)
er die Methode der Niederschlagsuntersuchung im Verein mit dem
bisher üblichen Verfahren namentlich bei der Untersuchung ver-
sandter Wasserproben zu allgemeiner Einführung.
Kohl (Marburg).
Okada, Ueber einen neuen pathogenen Bacillus aus
Fussbodenstaub. (Central blatt f. Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Bd. IX. No. 13. p. 442—444.)
Aus dem zwischen den Dielen des Fussbodens abgelagerten
Staube isolirte Okada ein neues Kurzstäbchen mit leicht abge-
rundeten Enden, das etwa doppelt so lang, als breit und mit Anilin
leicht färbbar ist. Sporenbildung und Eigenbewegung wurden an
demselben nicht wahrgenommen, wohl aber häufiger Fadenbildung.
Von den ihm in mancher Beziehung sehr ähnlichen Emmerich-
schen und Brieg er 'sehen Bacillen unterscheidet es sich dadurch,
dass es bei Strichculturen nicht wie jene fadenförmige Ausbreitungen
in die Gelatine entsendet und auch nicht auf Kartoffelnährboden
gedeiht. Geringeres Wachsthum der Kolonien kennzeichnet das
neue Kurzstäbchen vor den Pf eiff er 'sehen Kapselbacillen , und
von Bacillus murisepticus unterscheidet es schon seine grössere
Dicke. In Strichculturen bildet sich ein dünner Faden mit ober-
flächlicher milchweiser Verbreiterung aus, die aber nie den Rand
des Glases erreichte. Verflüssigung der Nährgelatine trat nicht
ein. In Bacillenculturen ging das Wachsthum besonders energisch
vor sich. Der neue Bacillus zeigte äusserst giftige Wirkungen,
denn alle mit ihm geimpften Versuchsthiere wurden sehr rasch matt
und starben nach 20 — 24 Stunden.
Kohl (Marburg).
Zölffel, Georg, Ueber die Gerbstoffe der Algarobilla
und der Myriobalanen. (Mittheilungen aus dem pharma-
ceutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. — Archiv der
Pharmacie. Band CCXX1X. 1891. Heft 2. p. 123—160.)
Der Gerbstoff der Algarobilla genannten Früchte von
Caesalpinia hrevifolia Benth. ist kein einheitlicher Körper, sondern
ein Gemisch zweier Gerbstoffe.
Der eine der beiden in der Algarobilla in einer Menge von
etwa 8 — 10°/o enthaltene Gerbstoff ist das Glukosid der Gallus-
gerbsäure und liefert bei der Hydrolyse Gallussäure und Zucker.
Der zweite in weitaus grösserer Menge in der Algarobilla ent-
haltene Gerbstoff ist eine zuckerfreie Gerbsäure der Formel
C14 Hio Oio, welche sich leicht in Ellagsäure und Wasser spaltet, und
welcher daher der Name Ellagengerbsäure zukommt. Dieselbe
Gerbsäure ist in unreiner Form bereits früher vonLoewe aus den
Myrobalanen und Dividivifrüchten dargestellt worden.
Der als Spaltungsproduct des Gallusgerbsäureglukosides
auftretende Zucker ist Dextrose und liefert mit Phenylhydrazin
Glukosazon.
Technische und Handelsbotauik. 195
In dem Molekül der Ellagensrerbsäure sind fünf durch den
'Essigsäurerest vertretbare Hydroxyle vorhanden, und kommt ihr
in Berücksichtigung der Beziehungen zur Ellagsäure folgende
donstitutionsformel zu:
COOH
CeHa I 0H
°n
O
f C^
U±l2 j QH
[OK
Lufttrockene Essigsäure verliert bei 100° getrocknet 10,6%
Krystallwasser , entsprechend der Formel Cu Hö Os -j- 2 H2 0.
Die Zusammensetzung der bei 100° getrockneten Ellagsäure
entspricht der Formel CiiHöOs, dieselbe erleidet bei höheren
Temperaturen keinen weiteren Gewichtsverlust.
Die Ellagsäure liefert bei der Acetylirung statt des erwarteten
Diacetylderivates ein Tetraacetylderivat, dessen Constitution ebenso
wie diejenige der Ellagsäure selbst weiterer Aufklärung
bedarf.
Der Gerbstoff der Myriobalanen ist ebenfalls ein Gemisch von
Gallusgerbsäureglukosid zum kleineren und Ellagengerbsäure zum
wesentlich grösseren Theile.
In den Alffarobilla-Früchten, sowie in den Myriobalanen sind
geringe Mengen von Gallussäure praeexistirend vorhanden ; die ersteren
enthalten ausserdem noch geringe Mengen von Oxalsäure.
E. Roth (Berlin).
Hassack, IL, Ramie, ein Rohst off der Textilindustrie.
(Sep. Abdr. aus dem Jahresbericht der Wiener Handels-Akademie.
1890. 46 p. 1. Taf.)
In einer geschichtlichen Einleitung erwähnt der Verfasser, dass
die ersten Ballen Ramiefaser im Jahre 1810 aus Indien nach Eng-
land geschickt wurden. Bis in die Mitte unseres Jahrhunderts be-
hielt der Faserstoff indess nur wissenschaftliches Interesse, und erst
die Londoner Industrie- Ausstellung 1851 lenkte von neuem die
Aufmerksamkeit auf die Ramie, welche auch „Rhea" und „China-
gras" genannt wurde. Wenn auch der Ausspruch Fremy's:
„Ramie wird eines Tages unsere französische Baumwolle werden",
zu optimistisch sein dürfte, so ist es doch gewiss, dass die schöne
und dauerhafte Faser eine bedeutende Rolle in der Textilindustrie
spielen wird. — Die Stammpflanze der Ramie , Boehmeria nivea
Hook et Arn., ähnelt sehr unserer heimischen Nessel, doch fehlen
ihr die Brennhaare. Ausser dieser finden von den etwa 45 Arten
noch B. macrophylla Don, B. platyphylla Don, B. Malabarica
13*
196 Technische und Handelsbotanik.
Wedd., B. caudata Foir. u. a. m. technische Verwendung. Ange-
baut werden 2 Varietäten: Die in China wildwachsende, früher als
Boehmeria nioea speziell bezeichnete weisse Nessel und die auf
den Sundainseln heimische Form B. nivea var. tenacissima. Die
erstere ist zum Anbau in gemässigten Klimaten geeignet, während
die letztere ein warmes Klima verlangt. In den meisten Lehr-
büchern werden Ramie und Chinagras als von 2 verschiedenen
Arten Boehmeria abstammend bezeichnet. Nach des Ref. An-
schauungen sind dieselben indess identisch. Gegenwärtig wird die
Bezeichnung „Chinagras" wenig mehr angewandt, und hat sich das
malayische „Ramie" bis auf England und dessen Kolonien allgemein
eingebürgert. In den letzteren Ländern wird die Faser Rhea fibre
genannt.
Die Bastfasern steilen das Spinnmaterial dar. Der Verfasser
beschreibt im Weiteren eine grössere Anzahl von Mustern aus den
verschiedensten Productionsländern. Die Zellwandungen der Ramie
bestehen aus reiner unverholzter Cellulose. Vor allen andern pflanz-
lichen Fasern ist die Ramiefaser durch die ausserordentliche Länge
ihrer Zellen ausgezeichnet, welche im Durchschnitt 15 — 25 cm be-
trägt. Der Verfasser fand Faserzellen in einer „cotonisirten" Ramie
aus Mexiko von 58 cm Länge bei einer Breite von 48 — 60 mmm.
Demnach sind die Fasern etwa 8400 mal so lang, als breit,
während die Bastfaserzellen des Flachses 1200', des Hanfes 1000r
der Jute nur 90, und die Baumwollhaare 1000 — 2500 mal so lang,
als breit sind. Diese ausserordentliche Faserlänge bedingt, im
Verein mit dem prachtvoll seideartigen Glanz und grosser Festigkeit,
den hohen Werth der Ramie. Die Zerreissfestigkeit von Ramie
und russischem Hanf steht im Verhältniss 280:160.
Verf. bespricht dann weiter die Verbreitung, Cultur und den
Ertrag der Ramiepflanze Die Heimath derselben ist Südostasien,
und ist ihre Cultur und technische Verwerthung in China und auf den
Sundainseln eine uralte. China ist bis heute das Hauptculturland
der Ramie geblieben und werden bedeutende Mengen der rohen
Faser sowohl wie daraus erzeugter Gewebe, welche letztere unter
den Namen Grasscloth, Grasleinen, Nesseltuch bekannt sind, expor-
tirt. Frankreich hat sich grosses Verdienst um die Ausbreitung
der werthvollen Nutzpflanze erworben. Seit 1815 wird dieselbe im
südlichen Frankreich bei Montpellier angebaut. Mit gutem Erfolge
haben Algier, Aegypten, Mexiko und Brasilien die Cultur der
„chinesischen Nessel" aufgenommen. In Europa sind ausser in
Frankreich auch in Italien und Ungarn Anbauversuche gemacht
worden. Ueber Culturen, welche 1889 in feuchten Niederungen
Badens begonnen wurden, sind die Resultate noch unbekannt. —
Die Ramiepflanze verlangt zu gutem Gedeihen einen leichten,
sandigen, humusreichen und feuchten Ackerboden und kommt am
besten fort in niedrig gelegenen Strichen, welche eine reichliche
Bewässerung gestatten. In Europa hat der Anbau wenig Aussicht
auf Erfolg, indem Fröste den überwinternden Wurzelstöcken sehr
schädlich sind. Die Ramiepflanzungen dauern 20 — 25 Jahre aus
bei 2 — 3facher jährlicher Ernte.
Oekonomische Botanik (Lehrbücher.) 197
Die Ursache, dass die Cultur der so werthvollen Ramiepflanze
und ihre Verwerthung so langsam fortschreiten, liegt in der Schwierig-
keit der Entfaserung. Die Methoden der Bearbeitung der Faser-
pflanzen überhaupt, besonders aber von Hanfund Flachs, lassen
noch viel zu wünschen übrig; sie sind zu umständlich für den
Grossbetrieb und gewiss auch theilweise die Ursache, dass der
Flachsbau abnimmt und der Hanfbau fast still steht.
Ueber die gebräuchlichen chemischen und mechanischen
Methoden der Entfaserung, über die Verspinnung, das Bleichen
und Färben, ebenso wie über die Verwendung der Ramiefaser muss
auf das Original verwiesen werden.
Hebebraud (Marburg).
Weber, 0., Kurzer A b r i s s für den ersten Unterricht in
der landwirth schaft liehen Pflanzenkunde an Winter-
schulen und ländlichen Fortbildungsschulen. S°.
20 p. Stuttgart 1891.
— — , Leitfaden für den Unterricht in der 1 and wir tu-
sch aftlichen Pflanzenkunde an mittleren bezw. nie-
deren landwirthschaf tlichen Lehranstalten. 8°. 167 p.
Stuttgart 1892.
Die erste dieser beiden Schriften soll als Wiederholungsheft
den Schülern derjenigen landwirthschaftlichen Lehranstalten dienen,
welche dem Unterrichte in der Botanik nur eine beschränkte Zeit
widmen können. Es ist daher nur das Allernothwendigste dessen
aufgenommen, was der Schüler braucht, um eine auf einfache Ver-
hältnisse beschränkte Pflanzenproductionslehre zu verstehen. Dazu
setzt der Verf., welcher als Lehrer der Naturwissenschaften an der
landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Hohenwestedt in Holstein
thätig ist, voraus, dass die Schule mit einigen Anschauungsmitteln,
(einem kleinen Herbarium, mit einigen Spirituspräparaten, einer
kleinen Frucht- und Samensammlung, einigen Modellen und einigen
guten Abbildungen) versehen ist. Im ersten Abschnitt wird
die äussere Gestalt der Pflanze behandelt, und zwar immer
■unter Hinweis auf landwirtschaftliche Gegenstände und Vor-
kommnisse, wie schon aus den Ueberschriften der 18 Paragraphen
dieses Abschnittes ersichtlich ist: der Same, die Entwicklung der
Bohne, die Blätter, die Knospen, die erste Entwicklung des Roggens,
besondere Sprossformen, die Entwicklung der Kartoffel, Besonder-
heiten der Wurzel, Alter und Veränderungen der Sprosse, die
'Blütenstände, die Blüte, das Staubgefäss, der Stempel, der Be-
rfruchtungsvorgang, die Bestäubungseinrichtung, die vermiedene Selbst-
befruchtung, die Frucht, Vererbung und Züchtung. — Der zweite
Abschnitt, für welchen Verf. voraussetzt, dass der Schüler in-
zwischen mit den landwirtschaftlich wichtigsten chemischen Stoffen
und Vorgängen bekannt gemacht ist, behandelt inneren Bau
ii n d die wichtigsten Lebensbedingungen der Pflanze.
Er zerfällt in 15 Paragraphen: der zellige Bau der Pflanze, die
198 Oekonomische Botanik (Lehrbücher.)
Zelle, die Gewebe, die wichtigsten Lebensbedingungen, die Nähr-
stofFelemente, Trockensubstanz und Asche, die Pflanze als Erzeugerin
der organischen Substanz, die Aufnahme des Wassers, die Aufnahme
der Aschenbestandtheile und des Stickstoffes, die Aufnahme des
Kohlenstoffs und der Reservestoffe, die Athmung, die Wärme, das
Licht, die Schwerkraft, die Keimung der Samen. — Im dritten
Abschnitte werden noch die wichtigsten Pilzkrankheiten
der Culturgewächse behandelt: Die Schmarotzer, die Pilze
im Allgemeinen, das Mutterkorn, der Flugbrand, der Steinbrand,
der Kartoffelpilz, der Getreiderost, der Stroh- und der Kronenrost,
der Mehlthau.
Eine erweiterte und mit 120 Text-Abbildungen versehene Aus-
gabe des „Abrisses" ist der „Leitfaden". Derselbe ist „für einen
Unterricht bestimmt, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Schüler
an der Hand eigener Beobachtung mit den wichtigsten Erscheinungen
des Pflanzenlebens bekannt zu machen und gleichzeitig die erziehen-
den Momente zur Geltung zu bringen, welche diesem Unterrichte
innewohnen, in der weiteren Absicht, dem verhängnissvollen Ein-
flüsse entgegenzuwirken, welche eine rein utilistische Betrachtung
der Natur unfehlbar auf die Charakterbildung ausübt". Beobachtung
und Zeichnung des Gesehenen sind Hauptmittel, für die Erkenntniss
der Naturkörper. Der Satz: „Regelmässige und planvolle, allmählig
auf einen weiteren Umkreis ausgedehnte Excursionen sind ein un-
umgängliches Erforderniss des botanischen Unterrichts" ist dem ReL
aus der Seele gesprochen. „Die Excursionen werden zu einer Quelle
mannigfacher Anregung, wenn man dabei auch die Thierwelt, den
geologischen, pedologischen, meteorologischen etc. und nicht zum
wenigsten den rein landwirtschaftlichen Verhältnissen gebührende
Beachtung schenkt und ihre wechselseitigen Beziehungen erkennen
lehrt." Der erste Abschnitt behandelt in 15 Paragraphen
wiederum die Gestalt der Pflanze in ähnlicher, doch aus-
führlicherer Weise wie im „Abriss." Die beigefügten, vom Verf.
selbst gezeichneten Abbildungen sind sorgfältig ausgewählt und
ausgeführt. Fast jedem Paragraphen sind eine Anzahl Wieder-
holungsfragen, in denen das für die Landwirthschaft Wichtige be-
sonders beachtet ist, beigefügt. — Der zweite Abschnitt
behandelt kurz den inneren Bau der Pflanze, der dritte
das Leben der Pflanze, gleichfalls wieder unter Hinzufügung
von Wiederholungsfragen. Die Pflanzenphysiologie ist auf experi-
menteller Grundlage behandelt, wodurch das kleine Buch nicht nur
für die Landwirthschaftsschulen brauchbar erscheint, sondern ein.
allgemeines Interesse beansprucht. Die fast jedem Paragraphen
vorangestellten Versuche sind mit Geschick ausgewählt und werden
durch hübsche Abbildungen erläutert, die zum Theil aus den Werken
von J. v. Sachs entlehnt sind. Verf. bemerkt in der Vorrede sehr
richtig, dass sich einer solchen Behandlung der Physiologie in der
Schule grosse Schwierigkeiten entgegenstellten, doch seien die noth-
wendigsten Vorbedingungen nicht unerfüllbar: ein Versuchsgartenr
einige hohe Fenster mit inneren und äusseren Blumenbrettern und
einige Geräthe; viel schwerer falle der Umstand ins Gewicht, dass-
Oekonomische Botanik. 199
die experimentelle Behandlung der Pflanzenkunde recht bedeutende
Opfer an Zeit und Arbeitskraft erfordere und dass sie eine viel
grössere Uebune;, eine viel innigere Vertrautheit mit der Natur der
Versuchspflanzen voraussetze, als gemeiniglich angenommen werde.
— Im vierten und letzten Abschnitt wird ein Ueber blick
über das natürliche System der Pflanzen gegeben. Die
Eigenartigkeit wird am besten durch Mittheilung der Paragraphen
angedeutet: die Pilze, bemerkenswerthe Pilze, die Algen und Flechten,
die Moose, die Gefässsporenpflanzen, die Abtheilungen und Classen
des natürlichen Systems, die Nadelhölzer, die Einkeimblättrigen,
die freikronigen Zweikeimblättrigen, die verwachsenkronigen Zwei-
keimblättrigen, die wichtigsten landwirtschaftlichen Cultur- und
Nutzpflanzen, die natürlichen Pflanzenverbände , die künstlichen
Pflanzenverbände und die Unkräuter im Allgemeinen. Den einzelnen
Paragraphen sind Uebersichts- und einzelne Bestimmungstabellen,
sowie Wiederholungsfragen beigefügt.
Knuth (Kiel).
Hösel, L., S t u d i e n über die geographische Verbreitung
der G e t r e i d e a r t e n Nord- und Mittelafrikas, deren
Anbau und Benutzung. (Mittheil. d. Vereins f. Erdkunde
zu Leipzig. 1889, herausgegeben 1890. p. 1 15 — 198. Mit
1 Karte.)
Die Arbeit, welche auf eingehenden Studien in der Reise-
litteratur über N.- und Mittel-Afrika beruht, gliedert sich in folgende
Haupt - Abschnitte : 1. Getreidearten, 2. Verbreitung der Arten,
3. Anbau des Getreides, 4. Preis des Getreides.
Aus dem 1. Abschnitt sei besonders auf die genauen Unter-
suchungen über die Volksnamen der betreffenden Pflanzen hingewiesen,
da die Aufzählung der Arten sich am besten der Kürze halber an die
Verbreitung anschliesst. Der wichtigste Abschnitt für den Botaniker
ist natürlich der zweite , auf diesen soll daher hier besonders ein-
gegangen werden. Im Allgemeinem hebt Verf. hervor, dass die
genaue Umgrenzung der Bezirke der einzelnen Arten natürlich noch
lange nicht mit Sicherheit möglich ist. Nach den bisher bekannten,
einzelnen, vom Verf. aufgezählten Belegen, ergiebt sich folgende Ver-
breitung :
1. Gerste: Marokko, Algier, Tunis, Tripolis (Cyrenaica)^
Aegypten, Nubien, Abessinien, Gebiet südl. von Abessinien (Limmu,
Gera, Djandjero, Afillo, Lagamara), Gebiet westl. von Abessinien
(Gumbabi, Lega-Gebiet), Oasen der Sahara (Dachel, Farafrah, Kufra,
Audschila, Lebba, Sokna, Sirrhen, Qattun, Ghat, Ederi, Ghadames,
Tafilet, Karsas, Aderer, Ssakiet), Kuka und Bamba.
2. Weizen: Marokko, Algier, Tunis, Tripolis (Cyrenaica),
Aegypten, Nubien und Senar, Abessinien, Somali, Legagebiet,
Kordofan, Dar For, Wadai, Kanon, Logone, Baginni, Bomu, Haussa-
Staaten, Nigergebiet (Bambara, Kabara, Timbuktu, Bamba), Oasen
(Dachel, tarafrah, Kufra, Audschila, Dschofra, Sirrhen, Mursuk,,
200 Oekonomische Botanik.
Quatrun, Ghat, Berke, Ghadames, Kursas, Tafilet, Aderer, Ssakiet,
Agades, Tibesti, Borku).
Roggen, Hafer und Hirse werden in sehr geringem Maasse
gebaut; Panicum- Arten werden aus den Haussa- Staaten von Hartert
genannt, aus Algier wird wenig Hafer und noch weniger Roggen
ausgeführt, da die einheimische Bevölkerung selbst das wenige
Gebaute braucht. Auch in Marokko und Aegypten ist der Anbau
von Roggen von sehr geringem Belang. In Abessinien fand Steudner
vereinzelte Haferfelder.
Mais: Marokko (im W. sogar Nationalkost), Tunis (Gebiet
des Madjerdah), Cyrenaika, Aegypten, Nubien, Abessinien, Somali,
(Gebiet südl. und westl. von Abessinien, Aequatorialprovinzen, Bongo,
Mittu, Djur, Niam-Niam, Monbuttu (eigentlich nur als Gartengemüse).
Dar Banda, Dar Runga, Wadai, Bagirmi, Logone, Kanem und
Tsad, Bornu, Adamaua, Haussa, Niger und Senegambien, Oasen
(Borku, Mursuk (?), Ghadames, Dachel und Farafrah, Kufra ['?]).
Sorghum: Aegypten, Nubien, Gebiet zwischen Nil und Massaua.
Abessinien, (Gebiet südlich von Abessinien, Somali-Länder, Gebiet
westlich von Abessinien, Aequatorialprovinz, Niam - Niam, Bongo.
Djur, Mittu, Fertit, Denka, Nuer, Schilluk, Baggara, Senar, Kordofan,
Dar For, Dar Rungu, Wadai, Kanem, Bagirmi, Logone, Bornu.
Adamaua, Sokoto, Gwando , Oberer Niger, Senegambien, Oasen
(Ghadames, Fessan, Sokna, Sirrhen, Mursuk, Qatrun, Kufra, Tibesti.
Borku, Ennedi, Farafrah, Dachel).
Duchu (Penicillaria spicata) : Aegypten, Nubien, Gebiet
zwischen Nil und Massaua, Gebiet zwischen Nil und Abessinien,
Abessinien, Aequatorialprovinz, Dinka , Nuer, Senar, Baggara.
Kordofan, Dar For, Wadai, Dar Rungu, Kanem, Bagirmi, Logone.
Adamana, Bornu, Damerghu, Sokoto, Gwando, Gebiet des Niger,
Oasen (Asben, Tibesti, Borku, Karsas, Temsana, Sokna, Sirrhen,
Mursuk, Qatrun, Audschila, Kufra, Dachel. Farafrah.)
Eleusine Coracana und Tokusso (welche vielleicht specirisch
gar nicht zu trennen sind). Fertit, Kredj, Bongo, Djur, Niam-Niam,
Monbuttu (in äusserst geringer Menge), Aequatorialprovinz, Gebiet
südlich von Abessinien, mittleres und nördliches Abessinien. (Die
Art ist von Nachtigal in Bagirmi wild gefunden, daher vielleicht
auch in den davon östlich gelegenen Ländern, die noch wenig er-
forscht sind, zu vermuthen.)
T e f. (Eragrostis Ahyssinica) : Nur wild in einem westlichen
Bezirk mit seinem Mittelpunkt in Bagirmi mit Ausläufern nach allen
Richtungen ; nur gebaut in Abessinien, wahrscheinlich daher auch
in den zwischenliegenden Ländern zu vermuthen. Nachgewiesen :
südlich von Abessinien, Abessinien, Bahr- el- Asrak, Kordofan,
Wadai, Ennedi, Borku, Tibesti, Manga, Schitati, Bagirmi, Logone,
Bornu, Niger.
Reis (Oryza sativa und punctata). Ersterer wird nur gebaut,
letzterer lebt nur wild. Mit Bezug auf beide lässt sich der Sudan
ungefähr in 3 gleiche Theile theilen, im westlichen findet man neben
dem wildem den angebauten, im mittleren nur den wilden, doch
werden die Körner fleissig gesammelt, im östlichen ist letzterer
Oekonomiscke Botanik. 201
auch zu linden, bleibt aber unbenutzt. Die Grenze zwischen dem
ersten und zweiten Gebiet bildet eine Linie, die sich östlich von
Katsina und Kano hinzieht und Adamaua in der Mitte schneidet.
Das zweite Gebiet umfasst vor allem Bornu, Bagirmi und Wadai
nebst den angrenzenden Ländern. Die Grenze zwischen dem zweiten
und dritten Gebiet ist östlich von Bagirmi zu suchen, doch nicht
genau festzustellen, da die dortigen Gebiete noch zu wenig bekannt
sind ; im N reicht das zweite Gebiet weiter ostwärts, denn auch Dar
For, Kordofan und Baggara gehören dazu. Mindestens eine Art
der Gattung findet sich in folgenden Gebieten: Guinea (Kru-Neger
Togo), El Hodh, Baghena, Senegambien, Gebiet des ganzen Niger,
Gwando, Sokoto, Adamaua, Mnsige, Bornu, Logone, Bagirmi, Wadai,
Dar For, Kordofan, Baggara, Bongo, Niam-Niam, Senar, Abessinien,
Nildelta, Fajum, Tunis (sehr wenig) Farafrah, Dachel, Dschofra.
Nicht angebaute Getreidearten (oft von grosser Be-
deutung für die Ernährung der Bewohner): Pennisetum distichv/m
(wahrscheinlich identisch mit Cenchrus ecliinatus). Panieum turgidum
(Tibesti), P. Petivieri, Arthratherum pungens, Tryachyrum Cordo-
fanum, Vilfa spicata, Dactyloctenium Aegypticum u. a. Das Haupt-
gebiet derselben reiht sich nordwärts an das des Duchubaues und
ist ungefähr von 14 — 16° n. B. So wird nach Barth im Sudan
unter 17° n. R. Panieum colonum, unter I6V20 Pennisetum distichum
benutzt. Nachtigal erwähnt in seiner Reise nach Bornu unter
löVä n. B. Pennisetum dichotomum (wohl identisch mit vorigem)
u. Cenchrus ecliinatus (s. o.). Duveyrier erwähnt Arthratherum
pungens, das sich überall, selbst in den unfruchtbarsten Gegenden
findet und das bei den nördlichen Tuareg hie und da dieselbe
Rolle spielen mag, wie der Askanit bei den südlichen. Durch
verschiedene Reisende wird bestätigt, dass Cenchrus ecliinatus
(Askanit) in Kordofan ungeheure Strecken bedeckt.
Hindernisse für die Verbreitung bilden ausser Klima
und Boden noch besonders die Menschen, denn je nachdem diese
eine Art lieben oder nicht, wird auch ihre Verbreitung begünstigt
oder gehemmt. Dies zeigte sich schon bei den Angaben über den
Reis. Ebenso hat nur der Einfluss der Araber dem Weizen so
weite Gebiete in Mittelafrika erschlossen. Auch am Nil wurde er
sammt der Gerste früher nicht soweit südlich gebaut. Dagegen
findet er sich in Abessinien nicht so verbreitet wie man erwarten
könnte, denn „die Abessinierinnen haben ein entschiedenes Vorurtheil
gegen diese Cerealie, weil sie mit dem daraus zu bereitenden Mehle
mehr Mühe als bei anderen Getreidearten haben". In Dundjero
ist sogar der frühere Maisbau durch königliches Gebot unterdrückt.
da der König nicht leiden konnte, „dass die Kolben besser bedeckt
wären als er, da ihre Barte den Menschenhaaren glichen." Während
der Neger Sinn für Ackerbau hat, fehlt dieser meist dein Araber.
Das Vordringen dieses Volkes ist vielfach daher Schuld an dem
Fehlen von Getreidearten, ferner die vielfachen Räubereien.
Aus dem 3. Haupttheil des Werkes mag hervorgehoben werden,
dass man nach der Zeit des Anbaues die nördliche Hälfte Afrikas
in 3 Gebiete theiien kann :
202 Oekonomische Botanik.
1. Gebiet der Mittelmeerländer mit Wintersaat.
2. Oasen mit Sommer- und Wintersaat.
3. Mittelafrika, vorwiegend mit Sommersaat (in Abessinien und
den Gallaländern nur Sommersaat.)
In den Oasen sät und erntet man das ganze Jahr hindurch,
so dass wohl 5 Ernten in einem Jahr möglich, da man von Regen
unabhängig und Wärme last immer ausreichend ist, doch werden
im Winter Weizen und Gerste, im Sommer Sorghum und Ducnu
gepflanzt. Im Mittelmeergebiet ist nur der feuchte Winter für den
Getreidebau verwendbar. Im Mittelafrika beginnt dagegen mit der
Zeit der Sommerregen der Anbau; am schnellsten reifen Mais und
Duchu, am langsamsten eine grosse Varietät des Sorghum, die
in Senar und Taka 5 — 6, weiter südlich 8 Monate zur Reife bedarf;
Duchu wird dort manchmal 2 mal gesät; immer zum Winter pflanzt
man (wo Wintersaaten vorkommen) in Mittelafrika: Sorghum cemuum,
Weizen und Gerste.
In Aegypten sät man, wenn der Nil bis zu einem gewissen
Grade gefallen ist, im November Sorghum, W'eizen und Gerste
und erntet diese im März und April, wenn der Fluss allmählich
seinen höchsten Stand erreicht hat. Um diese Zeit beginnt man
auf den Scharaki- (nicht vom Nil überschwemmten) Ländereien mit
der Saat der Sommerdurra und Hirse (?), welche nach ungefähr
100 Tagen, also Ende Juni, geschnitten wird. Jetzt erleichtert
der anschwellende Strom die Bewässerung, und schon im Juli und
August schreitet man auf den Scharaki- Ländereien zur zweiten
Saat, man pflanzt Mais, der in 2V2 — 3 Monaten reift, und gelbe
Herbst-Durra, die nach 3V2 — 4 Monaten (Nov.) geerntet wird. Reis
sät man im März und April, er reift mit dem Steigen des Nil (wie
auch am Niger), wird aber erst nach dem Fallen desselben (Nov.)
geerntet (am Niger dagegen beim höchsten Wasserstand, wenn die
Aehren nur aus der Fluth ragen). In Abessinien und den Galla-
ländern werden Weizen und Gerste nur im Sommer gebaut, denn
man pflanzt sie nur hoch im Gebirge. Auch auf Bewässerung,
Düngung, Bestellung der Felder u. s. w. wird eingegangen, doch
muss dafür auf das Original verwiesen werden.
Die Bewohner Afrikas backen nicht Brot in unserem Sinn,
sondern Kuchen oder Fladen, wie Schweinfurth glaubt, da die
afrikanischen Getreidearten nur „eine geringe Menge löslicher
Stärke" enthalten. Zuweilen wird der Brei nur in Klumpen ge-
formt und in Asche gebacken, oft einfach als Teig genossen. Der
4. Abschnitt über den Preis des Getreides ist für den Botaniker
von zu geringem Werth, um hier referirt zu werden.
Auf der beigegebenen Karte sind die Gebiete der einzelnen
TT '
Getreidearten durch besondere Farben umgrenzt. Vert. warnt vor
allem davor, ein Gebiet mit nur einer Art ja nicht immer für wenig.
bebaut zu halten.
F. Hock (Luckenwalde).
Neue Litteratur. 20 3
ISTeue Litteratur."0
Geschichte der Botanik:
Hoffiiiaiuu M., Berichtigung zu der Biographie von Eduard Petzold. (Gartenflora
1891. Heft 19. p. 529.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Kl'ist, G.j Anfangsgründe der Naturlehre für die Unterklassen der Realschulen.
6. Aufl. gr. 8°. X, 264 p. m. 250 Holzschn. Wien (Wilh. Braumüller.)
geb. M. 2.20.
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(De la Pyl.) J. Ag. With plate. [Contributions from the Cryptogamic laboratory
of Harward University. XVII.] (Proceedings of the American Academy of arts-
and sciences. Vol. XXVI. 1891. p. 177—217.)
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AtkillSOll, Geo. F., On the structure and dimorphism of Hypocrea tuberiformis.
(With plate.) (The Botanical Gazette. Vol. XVI. 1891. p. 282—285.)
Brefeld, 0., Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie. Fortsetzung
der Schimmel- und Hefenpilze. Heft IX. u. X.
Inhalt: IX. Die Hemiasci u. die Ascomyceten. Untersuchungen a. d.
königl. botan. Institute in Münster i. W., in Gemeinschaft ausgeführt
m. F. V. Tavel, in d. Untersuchungen über Ascoiden und Eudomyces m.
G. Linda«. (VIII. 156 p. m. 4 Tafeln.)
X. Ascomjrceten IL (Fortsetzung des IX. Heftes.) Untersuchungen.
a. d. königl. botan. Institute in Münster i. W., in Gemeinschaft ausgeführt
mit F. V. Tavel. (IV. u. p. 157—378 mit 10 Tafeln, gr. 4IJ. Münster i. W.
[H. Schöningh.]) M. 42.—
Istväuffi, Gy. V., Ujabbvizsgälatok az üszök gombäkröl. [Neuere Untersuchungen
über die Brandpilze.] (Termeszettud. Közlöny. Pütfuzet. 1891.)
— — , A woarölü gombak s az apaca hernyö. [Die insectentödtenden Pilze und
die Nonne.] (Termeszettud. Közlönjr. Heft. 266. 1891.)
Rabenliorst, L., Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich u. der Schweiz.
2. Aufl. Bd. I. Lfrg. 45. Pilze. Abtheilung IV. Phycomycetes, bearb. von
B.Fischer, p. 1 — 64 m. Abbildungen. Leipzig (Eduard Kummer) 1891. M. 2.40.
Gefässkryptogamen :
Potoilie, H., Die Beziehung zwischen dem Spaltöffnungssystem und dem Skelett-
gewebe (Stereom) bei den Wedelstielen der Farnkräuter (Filicineen). (Natur-
wissenschaftl. Wochenschrift Bd. VI. 1891. No. 44. p. 441—444.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie :
Aveling, E., Die Darwinsche Theorie. 2. Aufl. 8°. VI, 272 pp. Stuttgart
(Dietz) 1891. M. 1.50, geb. bar M. 2.—
Errera, Leo., Sur la loi de la conservation de la vie. (Revue philosophiere.
Tome XXXII. 1891. p. 321—330.)
Gerock, I. E. und Brounert, E., Beitrag zur Anatomie des Stammes von
Strychnos Ignatii. Mit Abbildung. (Archiv der Pharmacie. Band CCXXIX.
1891. Heft 7. p. 565—568.)
HailSgirg, A., Beiträge zur Kenntniss der nyktitropischen, gamotropischen und'
karyotropischen Bewegungen der Knospen, Blüten und Fruchtstiele bezw.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um..
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe der
Titel ihrer neuen Publicationen , damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, damit
derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
204 T\'eue Litteratur.
Stengel und meine Erwiderung' an Kleb.«. (Biologisches Centraiblatt. Bd. XI.
1891. No. 15 u. 16.)
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Leipzig (Hugo Voigt) [Faul Moeser] 1891. M. 2.—, geb. M. 2.50.
Tairofi', YVaSSÜy, Bibliographischer Index aller vom Jahre 1755 bis 1890 incl.
in Russland erschienenen Bücher, Broschüren und Zeitungsartikel, welche auf
Weinbau und Weinbereitung Bezug haben. 1891. 8°. VIII, 196 pp. St. Peters-
burg 1891. [Russisch].
Witte, H., Billbergia leodiensis H. L. B. und Billbergia intermedia H. L. B.
Mit Abbild. (Gartenflora. 1891. Heft 21. p. 563—569.)
Wolf, E., Lonicera taugutica Max. Mit Abbildungen. (Gartenflora. 1891.
Heft 21. p. 580—581.)
Personalnachrichten. — Corrigendum. 207
Persoiialiiacliricliten.
Die von mehreren Tagesblättern und Fachorganen gebrachte
Nachricht, Reg.-Rath Prof. Dr. A. Weiss in Prag sei gestorben,
beruht glücklicherweise auf einer Verwechselung, da derselbe sich
des besten Wohlseins erfreut. (Oesterr. Bot. Zeitschrift.)
Dr. P. A. Dangeard ist zum Maitre de Conferences de
Botanique ä la Faculte des Sciences in Poitiers ernannt worden.
Am 13. September verschied nach kurzem Krankenlager im
Alter von 85 Jahren der Custos am botanischen Museum zu "Berlin,
Friedrich Karl Dietrich.
Am 26. October, früh 3 Uhr, entschlief zu Jena, nach längerem
Leiden und dennoch völlig unerwartet, im Alter von 64 Jahren
der auch um die Botanik hochverdiente Professor der Chemie und
Pharmacie Dr. E. Keichardt.
Corrigendum.
Das Bulletin No. 39 der Massachusetts State Agricultural Station, referirt
im Bot. Centralblatt Bd. XLVIII. p. 13 und 14, ist von Herrn J. E. Humphrey,
Amherst, Mass., verfasst, nicht wie irrthümlich angeführt, von Herrn C. A. Gössmann.
M ö b i u s.
An unsere rerehrlichen Abonnenten.
In Folge des allgemeinen Buchdrucker -Ausstandes, der auch
unsere Buchdruckerei stark betroffen, dürfte es leicht möglich sein,
dass die nächsten Nummern des „Botanischen Centralhlattes"
etwas später als sonst erscheinen, und bitten wir für diesen Fall die
verehrlichen Abonnenten im Voraus um freundliche Kachsicht. Wir
hoffen bestimmt, dass wir in kurzer Zeit in der Lage sein werden,
das Botanische Centralblatt wieder prompt wie bisher herausgeben
zu können.
Casself 18. November lSUL
Gebr. Gotthelft,
Buchdruckerei und Verlagshandlung.
208
Inhalt
Inhalt
Wissenschaftliche Original-
JVXi tt heil u ngen.
Herder, t.j Neuester Beitrag zur Verbreitung
der Elodea Canadensis im Gouvernement St.
Petersburg, p. 165.
Knuth, Die Einwirkung der Blütenfarben auf
die photographische Platte, p. 101.
Kronfeld, Humboldt über das elektrische Ver-
halten der Mimosa pudica und über Pflanzen-
athmung, p. 166.
Botanische Grärten und
Institute, p. 167.
Instrumente, Präparations- und.
Conservations- .Methoden etc.
Braatz, Ueber eine neue Vorrichtung zur
Cultur von Anaeroben im hängenden Tropfen,
p. 16S.
Kuauer, Eine bewährte Methode zur Reinigung
gebrauchter Objectträger und Deckgläschen,
p. 168.
Stevenson und Bruce, Eine neue Methode,
Flüssigkeiten in die Bauchhöhle der Ver-
suehsthiere einzuspritzen, p. 168.
Referate.
Brissoii de Lenharree, Etüde lichenographique
an point de vue des climats. — Lichens des
environs d"Ame"lie (Amelie-Palalda, p. 173.
Brun, Diatomöes, especes nouvelles marines,
fossiles ou pelagiques. 12 planches avec 120
dessines de l'auteur, 46 microphotographies
de M. le Professeur Van Heurck et 80 de M.
Otto Müller, microphotographe ä Zürich, p. 170.
Bütschli, Ueber die Structur des Protoplasmas,
p. 177.
Burgerstein, Uebersicht der Untersuchungen
über die Wasseraufnahme der Pflanzen durch
die Oberfläche der Blätter, p. 186.
Correns, Zur Kenntniss der inneren Structur
der vegetabilischen Zellmembranen, p. 180.
C'osterus, Intercarpellaire proliricaiie bij
Plantago major, p. 190.
Dietel, Notes on some Uredineae of the United
States, p. 172.
En gier, Siphonogame Pflanzen, gesammelt auf
Dr. Hans Meyers Kilimandscharo Expediti-
onen 1887 und 1889, p. 190.
Finkeliiburg, Ueber einen Befund von Typbus-
bacillen im Brunnenwasser, nebst Bemerk-
ungen über die Sedimentirmethode der Unter-
suchung auf pathogene Bakterien in Flüssig-
keiten, p. 193.
Freniont, Sur les tubes cribles extra-liberiens
dans la racine des Oenotherees, p. 186.
Hariot, Notes critiques de quelques Uredinees
de l'Herbier du Museum de Paris, p. 172.
Hassack, Ramie, ein Rohstoff der Textil-
industrie, p. 195.
Hösel, Studien über die geographische Ver-
breitung der Getreidearten Nord- und Mittel-
afrikas, deren Anbau und Benutzung, p. 199.
Hue, Lichens de Canisy (Manche) et des
environs, p. 175.
Lett, Report on the Mosses, Hepatics and
Lichens of the Mourne Mountain District,
p. 169.
Lickleder, Die Moosflora der Umgegend von
Metten, p. 176.
Lopriore, Ueber einen neuen Pilz, welcher die
Weizensaaten verdirbt, p. 192.
Magnus, Eine weisse Neottia Nidus avis, p. 191.
Mann, Some observations on Spirogyra, p. 172.
Müller, Albinismus bei Lathraea squamaria
L., p. 191.
Okada, Ueber einen neuen pathogenen Bacillus
aus Fussbodenstaub, p. 194.
Peters, Untersuchungen über den Zellkern in
den Samen während ihrer Entwickelung,
Ruhe und Keimung, p. 180.
Portcle, Ueber die Beschädigung von Fiehten-
waldbeständen durch schweflige Säure, p. 191.
Robertson, Flowers and insects. Asclepiadaceae
to Scrophulariaceae, p. 188.
Schneider, Untersuchungen über die Zelle, p. 178.
Sewell, Observations upon the germination and
growth of species of Salvia in the Garden
of Tl>. Hanbury, Esq., F. L. S., at La Mortola,
Ventimiglia, Italy, p. 1S6.
Wakker, Ein neuer Inhaltskörper der Prlanzen-
zelle, p. 181.
Weber, Kurzer Abriss für den ersten Unterricht
in der landwirtschaftlichen Pflanzenkunde
an Winterscbulen und ländlichen Fortbildungs-
schulen, p. 197.
— — , Leitfaden für den Unterricht in der land-
wirtschaftlichen Pflanzenkunde an mittleren
bezw. niederen landwirthschaftliehen Lehr-
anstalten, p. 199.
Zimmermann, Beiträge zur Morphologie und
Physiologie der Pflanzenzelle, p. 182.
Zölffel, L'eber die Gerbstoffe der Algarobilla
und der Myriobalanen, p. 194.
Nene Hjitteratur, p. 203.
"Personalnachrichten:
Dr. P. A. Dangeard ist zum Maitre de Confe-
rences de Botanique ä la Faculte des Sciences
in Poitiers ernannt worden, p. 207.
Friedrieh Karl Dietrich (f), p. 207.
Dr. E. Reichard (t), p. 207.
Dr. A. Weiss ist nicht gestorben, p. 207.
Corrigenda, p. 207.
Ausgegeben : 19. November 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XL VIII. No. 8. • XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN '•
für das G-esammtgsbiet der Botanik des In- und Auslandes
Herausgegeben
Euter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar TJhlworiü und Dr. F. G. Kohl
in CasseL in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Section des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlcsischen Gesellschaft für vaterländische
Cnltnr zu Breslau, der Botaniska Sektionen afTfaturvetenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lnnd und der Societas pro Fauna et
^lora Fennica in H>lsin«H'<M-u.
Y , in Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M
i.M . rtj. j dur.'ti mIIa 'Rnf.ViliMnrfliinu'P.Ti und Postanstalteu.
durch alle Buchbandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
lieber den anatomischen Bau des Stammes der
Asclepiadeen.
Von
Karl Treiber
aus Heidelberg.
Mit 2 Tafeln*).
Historische Einleitung.
Bei einer vergleichend-anatomischen Studie über den Bau des
Stammes einer Anzahl kletternder Pflanzen wurden auch mehrere
Asclepiadeen untersucht. Die interessanten Resultate, welche diese
Formen ergaben, veranlassten mich, zumal eine zusammenhängende
Arbeit über diesen Gegenstand meines Wissens bis jetzt noch
nicht erschienen ist, speziell von dieser Pflanzenfamilie eine mög-
lichst grosse Anzahl von Arten, sowohl kletternde als nicht
*) Die Tafeln werden einer späteren Nummer beigelegt.
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 14
210 Treiber, l'ebcr den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
kletternde, einer eingehenderen Prüfung zu unterwerfen und eine
vergleichende Anatomie des Stammes dieser Familie zu geben,
wobei zugleich auf eventuelle Unterschiede zwischen kletternden
und aufrechten Formen einzugehen war, sowie auf etwa sich er-
gebende wichtige Merkmale für die Systematik.
Das Material zu vorliegender Untersuchung erhielt ich theils
aus dem Heidelberger botanischen Garten und Herbarium, theils
wurde mir dasselbe in zuvorkommendster Weise von der Direktion
des Berliner botanischen Gartens zur Verfügung gestellt.
Manche Einzelnheiten, die schon ziemlich früh über die
Asclepiadeen bekannt wurden, sind bereits in die älteren Lehr-
bücher der Botanik aufgenommen, während andererseits sowohl
diese, als auch noch manche später gefundene, von dem normalen
Typus der Dikotylen abweichende Verhältnisse bei den Asclepiadeen
Gegenstand mehrerer eingehender Bearbeitungen wurden; es sind
dies hauptsächlich folgende Momente : Das innere Phloem, die
Milchröhren, die Bastfaserzellen und der Holzkörper.
Sowohl die Bastfaserzellen als die Milchsaftbehälter der
Asclepiadeen waren schon Schultz und Mir bei1) bekannt,
während Mo hl uns dieselben später genauer kennen lehrte. Zu-
gleich ist Mo hl2) der Entdecker eines wichtigen anatomischen
Merkmals der Familie der Asclepiadeen, indem er den inneren
Weichbast derselben zuerst bemerkte.
Schieiden3) macht auf das Vorkommen von Steinzellen im
Blattstiel und in der Rinde des Stengels bei einer Asclepiadee auf-
merksam; er bespricht ferner die Spiralstreifung der Bastfasern
dieser Familie, welche Streifung er hervorgebracht wissen will durch
die Uebereinanderlagerung zweier zarter Schichten, von denen die
eine aus Windungen im entgegengesetzten Sinne wie die andere
besteht. Auch die abwechselnden Auftreibungen und Einschnürungen
dieser Bastfasern werden erwähnt und ihr Inhalt als ein echter
Milchsaft bezeichnet4). Auf eine unregelmässige Ausbildung des
secundären Holzkörpers mancher Asclepiadeen weist Schieiden
ebenfalls kurz hin5).
TreculG) hebt den Unterschied hervor zwischen dem Inhalt
der Bastfasern und demjenigen der Milchsaftgefässe und betont die
Verschiedenheit dieser beiden Gebilde, die sich sowohl aus ihrem
Inhalt als aus ihrer Membranstruktur ergebe. Bei der Be-
sprechung der Milchsaftgefässe ist Tre cul im Zweifel, ob dieselben
Zellfusionen sind, oder ob sie durch das Auswachsen einer einzigen
!) M. de Mirbel: „ Remarques sur la nature et Torigine des couches
cortieales et du liber des arbres dicotyledonees." Ann. d. sc. nat. II. Serie.
Botanique III. 1835. p. 143 ff.
2) H. von Mo hl: „Einige Andeutungen über den Bau des Bastes."
Bot. Ztg. 1855. 13. Jahrg. p. 873 ff. Taf. XV.
s) Schleideu: „Grundziige der wissenschaftlichen Botanik.4" IV. Aufl.
p. 174.
4) Id. eod. p. 190—193.
5i Id. eod. p. 375.
6) A. Tre cul: „Laticiferes et libor des Apocynees et des Asdepiadees."
Ann. d. sc. nat. V. Serie. Botanique V. p. 62 ff.
Treiber, Heber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 211
Zelle entstehen; er führt für Leide Fälle Beispiele an und kommt
zu dem Schlüsse, dass wohl beide Modalitäten der Entstehung von
Milchsaftgefässen vorkommen.
In ausführlicher Weise bespricht Vesque1) Bastfasern und
Collenchym mehrerer Pflanzenfamilien, darunter auch der Ascle-
piadeen ; er erwähnt merkwürdiger Krystalle, die er bei seinen
Untersuchungen im Phloem mancher Asclepiadeen fand, und be-
stätigt bei seiner Besprechung der Milchröhren die Ansicht
David 's2) welcher diese Gebilde bei den Asclepiadeen und einigen
anderen Pflanzenfamilien als dem Grundparenchym angehörige
Zellen betrachtet, die mit beträchtlichem eigenem Wachsthum be-
gabt sind, und in die Intercellularräume zwischen die anderen
Zellen hineinwachsen.
Eine Vermehrung des inneren Weichbastes beobachtete V es que
durch zwei verschiedene Vorgänge, und zwar sowohl durch die
Anlage eines inneren Cambiums, als auch durch unregelmässige
Theilungen in den Zellen des inneren Phloems.
Petersen3) giebt das Vorhandensein inneren WTeichbastes für
die Asclepiadeen als durchgehend an.
Nach Solered er4), der hauptsächlich die Beschaffenheit der
Elemente des Holzkörpers der Asclejnadeen untersucht, besitzen
„der intraxyläre Weichbast, das Auftreten ungegliederter Milch-
röhren, die einfache Gefässperforation und das Hoftüpfelprosenchym"
für diese Familie hohen systematischen Werth.
Börse ow5) stellte Untersuchungen an über die in der Rinde
des Stengels einer Asclepiadee auftretenden Höckerchen auf dem
Rande der Siebporenplatten, sowie über die Beschaffenheit der
letzteren selbst und ihre Beziehungen zu den Milchröhren.
Die bisher berührten anatomischen Eigentümlichkeiten der
Asclepiadeen findet man bei de Bary6), der ausserdem noch
manches Neue hinzufügte, an den die betreffenden Gewebe be-
handelnden Stellen erwähnt. Er bespricht Bastfasern, Stein-
zellen, Milchsaftgetässe, Siebröhren, inneres Phloem, Verlauf der
Blattspuren, Anordnung der Elemente des Holzes und des Weich-
bastes.
1) M. J. Vesque: „Memoire sur l'anatomie compare"e de l'eeorce.'' Ann.
d. sc. nat. VI. Serie. Botanique II. p. 82 ff.
2) G.David: „Ueber die Milchzellen der Euplwrliaceen, Moreen, Apocyneen,
Asclepiadeen." Breslau 1872.
3) O. G. Petersen: „Ueber das Auftreten bicollateraler Gefässbündel in
verschiedenen Pflanzenfamilien, und über den Werth derselben für die Systematik."
Bot. Jahrb. III. p. 359 ff.
4) H. Sole reder: „Ueber den systematischen Werth der Holzstructur
bei den Dicotylen." Inaug.-Diss. München 1885. p. 173 ff.
5) Borscovv: „Ueber gegitterte Parenchymzellen in der Rinde des
Stengels von Ceropegia aphylla und deren Beziehung zu den Milchsaftgefässen.''
Jahrbücher für wissensehaftl. Botanik. Pringsheim. Bd. VII. p. 344 — 355.
Taf. XXI.
6) de Bary: „Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgaue etc."
Leipzig 1877.
14*
'J\'2 Treiber, ''eher den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
Wesentlich auf die Bastfasern bezieht sich die in neuerer Zeit
erschienene Arbeit Krabbe 's1). Im Gegensatz zu den Angaben
Nägeli's behauptet Krabbe, dass bei den Bastzellen niemals
eine Kreuzung zweier Streifensysteme in einer Ebene statt-
findet. Die Dickenzunahme der Membranen wird besprochen für
die Bastzellen, hauptsächlich der Asclepiadeen und Apocyneen;
ebenso die lokalen Erweiterungen und die Einkapsekragen des
Protoplasmas. Die ersteren erklärt Krabbe durch die Annahme
eines auf Intussusception beruhenden Flächenwachsthums. Hieran
schliesst sich an die Besprechung der Spiralstreifung und Quer-
iamellirung der Bastfasern.
Auf die einzelnen, jeweils in Betracht kommenden Angaben
vorstehender Werke wird in der Ausführung- noch näher hinffe-
wiesen werden ; in dieser sollen zunächst die einzelnen Gewebe der
Reihe nach besprochen werden.
Epidermis.
Die Epidermis der meisten untersuchten Asclepiadeen zeigt,
von der Oberfläche gesehen, eine polygonale Gestalt ihrer Zellen:
dieselben sind meist dünnwandig, oft mehr oder weniger in die
Länge gestreckt, und häutig, besonders an jungen Stammtheilen,
in deutliche Längsreihen angeordnet.
Im Querschnitt haben die Epidermiszellen eine annähernd
quadratische Gestalt: sehen sind sie stark in radialer Richtung ge-
streckt, also pallisadenförmig, was bei Kanahia laniflora R. Br. in
besonders hohem Grade der Fall ist. Im Allgemeinen sind die
Aussenwände der Epidermiszellen flach, in manchen Fällen sind
sie sämmthch mehr oder weniger stark convex, so dass sich die
Zellen papillenartig nach aussen vorwölben; dies findet sich z. B.
bei Hoya longifolia Wall. Wight. et Arn. Bei anderen Formen
Tritt dies nicht bei allen, sondern nur bei einzelnen Oberhaut-
zellen auf, wie bei Ceropegia Sandersoni Dcne. und C. stapelii-
formis Haw.
Die inneren sowohl wie die äusseren Membranen der Epidermis-
zellen sind meist dünnwandig, nur in einzelnen Fällen sind sie
mehr oder minder stark collenchymatisch verdickt; (Microioma
lineare R. Br., Oxypetalvm coeruleum Dcne., Asdepias Mexicana
Cav., Tylophora asthmatica Wight., Daemia cordata R. Br.). In
der Regel haben die Epidermiszellen eine derbe Cuticula; dieselbe
ist in den meisten Fällen glatt, selten gerieft (Tacazzea venosa
Dcne., Gomphocarpus arborescens R. Br.). Eine sehr dicke, deut-
lich geschichtete Cuticula zeigt Gonolobus Condurango Triana.
Trichomgebilde fehlen selten ganz; sie sind stets unverzweigt
tum! treten in einer Form, oder in mehreren Formen an derselben
Pflanze zugleich auf. Was die Gestalt der Haare anbelangt, so
v) G. Kiabbe: „Ein Beitrag zur Kenntniss der Stmctnr und des Wachs-
tliunis vegetabilischer Zellhütite." Pringsheim's Jahrb. f. wissenschaftl.
Botanik. Bd. XVITI. 1887. Heft III. p. 346 ff.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 213
finden wir sowohl kurze und längere einzellige, als auch mehr-
zellige, dick- und dünnwandige, gerade und gekrümmte Haare.
Bei den Periploceae1) sind dieselben sowohl ein- als mehr-
zellig und erscheinen bei manchen Formen (Tacazzea venosa Dcne.)
auf kleine Gewebepolster aufgesetzt.
Die Haare der Oynancheae sind fast immer mehrzellig, oft
sehr lang, zugespitzt, manchmal hakenartig nach aufwärts ge-
krümmt {Gomphocarpus arborescens R. Br.), meist dünnwandig,
seltener mit verdickter Membram versehen; die Oberfläche ihrer
Membran ist theils glatt, theils buckelig und höckerig ausgebildet;
es finden sich hier sowohl ein- als mehrzellige Haare manchmal
an derselben Art vor; dies tritt uns z. B, bei Daemia cordata R.
Br. entgegen. Ferner sind bei dieser letzteren Art Bildungen vor-
handen, die als Emergenzen betrachtet werden müssen; dieselben
werden wesentlich von Epidermiszellen gebildet, nur an ihrer Basis
ist auch das dicht unter der Oberhaut liegende, collenchymatisch
verdickte Rindenparenchym an ihrem Aufbau betheiligt.
Bei den Marsdenieae sind die Haare ebenfalls meist mehr-
zellig, seltener einzellig, manchmal auch nur klein, papillen-
artig entwickelt, und fehlen bei vielen der hierher gehörigen
Formen ganz.
Bei den Ceropegieae endlich fehlen Haare, von kleinen,
papillenartigen Vorwölbungen einzelner Epidermiszellen abgesehen,
bei allen untersuchten Arten (Leptadenia abyssinica Dcne., Cero-
pegia Sandersoni Dcne., C. stapeliiformis Haw.? C. Thicaitesii
Hook.; C. macrocarpa2).
Spaltöffnungen sind an grünen Stämmen stets vorhanden;
ihre Schliesszellen sind meist mehr oder weniger tief unter das
Niveau der übrigen Epidermiszellen eingesenkt, und von einer
Anzahl Nebenzellen umgeben.
Die Entwicklung der Spaltöffnungen wurde untersucht bei
Asclepias curassavica L. Im jungen Zustand sind die Oberhaut-
zellen in deutliche Längsreihen angeordnet. Indem sich nun eine
Epidermiszelle durch eine Längswand in zwei ziemlich gleich grosse
Tochterzellen theilt, wird die Mutterzelle der Schliesszellen und
eine primäre Nebenzelle angelegt. Durch Vergrösserung der ersteren
wird an der betreffenden Stelle die Reihenanordnung etwas gestört.
Nachdem sich die Mutterzelle abgerundet hat, theilt sie sich durch
eine Längswand und bildet die beiden Schliesszellen. Die zuerst
entstandene Nebenzelle nimmt in der Regel eine nochmalige Längs-
theilung vor und bildet so zwei, den Schliesszellen parallele Neben-
zellen. Indem in den angrenzenden Epidermiszellen weitere Thei
hingen auftreten, werden die anderen Nebenzellen gebildet, für
welche eine bestimmte Anordnung nicht zu erkennen ist.
x) Einfheilung nach Bentham und Hooker 's „Genera plantarum."
2) Diese Form erhielt ich von Haage und Schmidt aus Erfurt; einen
Autor für dieselbe konnte ich nicht rinden.
214 Treiber, lieber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
Kork.
Hinsichtlich des Entstehungsortes des primären Phellogens
lassen sich zwei Modifikationen unterscheiden :
In der Mehrzahl der untersuchten Fälle wird dasselbe in der
ersten Lage unterhalb der Epidermis, in der Endodermis ent-
wickelt: Periploca graeca L.1), Cryptostegia Madagascariensis
Loddig., C. grandiflora R. Br., C. longiflora hört. bol. Berol.,
Tacazzea venosa Dcne., und bei allen untersuchten Marsdenieen :
Marsdenia erecta R. Br., Stephanotis fioribunda Ad. Brongt., Hoya
carnosa R. Br., H. imperialis Lindl., H. longifolia Wall. Wight.
et Arn., H. spes. I. hört. bot. Berol., H. Bidiaillii hört. bot. Berol.,
Dischidia Bengalensis Colebr. Nach Vesque wäre Cynanchum
monspeliacum ebenfalls hierher zu rechnen.
Die zweite Modifikation, von welcher man mehrfach angegeben
findet2), dass sie nur selten vorkomme, nämlich die Entstehung
des Phellogens in den Epidermiszellen, tritt auch bei den Ascle-
piadeen weniger häufig als die zuerst erwähnte auf, docli fand ich
dieselbe immerhin bei einer ganzen Reihe von Arten, z. B. bei
Cryptolepis longiflora hört. bot. Berol., Gomphocarpus angustifolius
Link., Cynoctonum angustifolium Dcne., Gonolobus Condurango
Triana, Ceropegia Sandersoni Dcne., Asclepias spec. Mönkemeyr
85 hört. bot. Berol.
Bei keiner der untersuchten Asclepiadeen entsteht der Kork in
einer tieferen Zellschicht als in der Endodermis, so dass wir obige
zwei Modifikationen für die Familie wohl als durchgehend annehmen
können.
Die Gestalt der Korkzellen, welche meist dünnwandig, selten
stark verdickt sind {Periploca graeca L., P. laevigata Ait.,
Cynanchum Schimperi Höchst.) , ist die gewöhnliche tafelförmige.
Der Kork entsteht entweder am ganzen Stammumfang gleichmässig,
was der häufigere Fall ist, oder er bildet sieh zunächst an einzelnen
Stellen, und es ist erst später ein geschlossener Korkcylinder vor-
handen, was wir z. B. antreffen bei Ceropegia Sandersoni Dcne.,
C. stapeliiformis Haw., Sarcostemma viminale R. Br., Gonolobus
Condurango Triana.
In den meisten Fällen wird nur Periderm gebildet, doch
kommt es bei beiden Arten der Entstellung des Korkcambiums
vor, dass ausser dem Periderm auch Phelloderm abgeschieden wird,
z. B. bei Cryptolepis longiftora hört. bot. Berol. und Cryptostegia
longiftora hört. bot. Berol., deren Phellodermzellen häufig Einzel-
krystalle von oxalsaurem Kalk einschliessen, ferner bei Periploca
') Vesque, 1. c. p. 192 giebt für Periploca graeca als Bildungsort des
Phellogens die Epidermis an; bei der von mir untersuchten Pflanze, welche dem-
Heidelberger botanischen Garten entnommen ist, war in allen Füllen mit Sicher-
heit die Endodermis als Entstehungsort zu constariren. Es muss mithin
Vesque entweder eine falsche Pflanze vorgelegen nahen, oder es ist das Ver-
hältniss bei verschiedenen Exemplaren von derselben Art wechselnd.
2) Sachs, Lehrb. d. Botanik. IV. Aufl. p. 108.
Prantl, Botanik, VI. Aufl. p. 78.
Wiesner, Botanik I., II. Aufl. p. 97.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Aselepiadeen. 215
graeca L., dessen Phellodermzellen sehr dickwandig sind, bei
Astephanus linearis R. Br. und Cynanckum Schimperi Höchst., bei
•welcher Form sich sowohl Peridermzellen als Phellodermzellen in
Steinzellen umwandeln können.
Bei Sarcostemma viminale R. Br. entsteht zuerst an einzelnen
Steilen ein Phellogen in der Endodermis; an älteren Stämmen
bildet sich ein neues Phellogen dicht vor dem Phloem ans und
durch seine Thätigkeit wird die ganze Rinde nebst den Bastfaser-
gruppen zum Absterben und Abtall gebracht. Ebenso wie das
äussere entstellt auch dieses innere Korkcambiutu, das die Borken-
bildung veranlasst, nicht gleichmässig am ganzen Stammumfang,
sondern stellenweise ; wir werden also eine Schuppenborke er-
halten.
Eine Umbildung von Phellodermzellen in Steinzellen wurde
beobachtet bei Cynanckum Schimperi Höchst, und einer Asclepiadee
von der Insel Mauritius. Hier differenzirt sich dicht innerhalb des
Phellogens ein 2— 3 Zelllagen breiter Ring von Steinzellen.
Rinde.
Die Rinde, die nach innen von einer Schutzscheide begrenzt
wird, besteht entweder aus gleichmässigen, dünnwandigen Parenchym-
zellen, oder es lassen sich an derselben bestimmte Gewebsschichten
unterscheiden. So können z. B. die dicht unter der Epidermis
liegenden Schichten eine mehr oder minder slarke collenchymatische
Verdickung zeigen, oder es kann ein solcher Ring von Coiienchyrn-
zellen tiefer im Innern der Rinde liegen; oft ist ein bestimmter
Theil des Rindenparenchyms besonders chlorophyllreich und bildet
dann ein Assimilationsgewebe; ausserdem treten in der Rinde Stein-
zellen, Sklerenchymfasern und Milchröhren auf, und zwar die beiden
ersteren in einigen Fällen, die letzteren regelmässig.
Wenn wir nun eingehen auf eine genauere Betrachtung des
Baues der Rinde, so tritt uns da zunächst eine Reihe von Formen
entgegen, bei denen collenchymatisch verdickte Zellen in derselben
vollständig fehlen ; es schliesst sich unmittelbar an die Epidermis
das dünnwandige , chlorophyllhaltige Rindenparenchym an , das
keine weiteren Differenzirungen in bestimmte Gewebsschichten er-
kennen lässt. Eine derartig einfach beschaffene Rinde zeigen
folgende Arten : Kanahia laniflora R. Br., Vincetoxicum qfficinale
Mönch., Sarcoslemma viminale R. Br., Tylophora asthmatica Wight.,
Dischidia Benrjaleiisis Colebr., Ceropegia Sandersoni Dcne., C.stapelii-
formis Haw. und mehrere Hoya- Arten.
Bei den meisten untersuchten Asclepiadeen ist jedoch die Rinde
nicht so einfach gebaut, wie bei obigen Formen ; es ist in der
grossen Mehrzahl der Fälle dicht unterhalb der Epidermis ein
wenige Zelllagen breiter Ring vorhanden, dessen Zellen sich durch
verschiedene Momente von dem Grundgewebe der Rinde abheben;
dies «eschieht zunächst dadurch, dass dieselben eine mehr oder
minder starke collenchymatische Verdickung ihrer Membran zeigen;
ist ein solcher Collenchymring vorhanden, so ist derselbe in der
Regel nicht breiter als 2— '6, selten 4 Zelllageu, und stets unter-
216 Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Aselepiadeen.
brochen an den Stellen, wo Spaltöffnungen liegen. Es kann hier-
bei dieser Ring verdickter Zellen durch allmählige Abnahme der
Verdickung nach innen hin in das Grundparenchym der Rinde
übergehen, oder aber er kann scharf gegen das letztere abgesetzt
sein. Es kann ferner ein Ring von Zellen aussen vorhanden sein,
welche gar nicht oder doch nur äusserst schwach collenchymatisch
verdickt sind, sich aber durch den Mangel des Chorophyll vorn
innere)! Rindengewebe abheben; ein wesentlicher Unterschied
existirt zwischen beiden Formen nicht, sie sind vielmehr durch
die mannigfaltigsten Uebergänge mit einander verbunden; es ist
ferner das Alter des Stammes von Einfluss auf die Ausbildung der
Verdickung der Zellen des Ringes. Solche, dicht unterhalb der
Epidermis liegende, besonders differenzirte Zonen wurden gefunden
bei folgenden Formen: Cryptolepis longiflora hört. bot. Berol.,
Cryptostegia Madagascariensis Loddig., C. grandiflora R. Br.,
C longiflora hört. bot. Berol., Tacazzea venosa Dcne., Periploca
graeca L.. Secam one Alpini R. et Schult., Microloma lineare R. Br.,
Arauja allen* G. Don., A. serieifera Brot., Oxypetalum coeruleum
Dcne.. Xysmalobium undulatum R. Br., sämmtlichen untersuchten
Gomphocarpus- Arten, Calotropis procera R. Br., Asclepias Mexicana
Cav., A. curassavica L., A. spec. Mkm. 85 hört. bot. Berol.,
Cynanchum Schimperi Höchst., C. acutum L., Cynoctonum angusti-
folium Dcne., C. alatum Dcne., C. pilosum Ed. Meyer, Daemia
cordata R. Br., Eustegia hastata R. Br., Gonolobus Condurantfo
Triana, Marsdenia ereeta R. Br., Stephanotis floribunda Ad. Brongt.,
Leptadenia abyssinica Dem-.. Ceropegia macrocarpa.
Das innerhalb dieses äusseren Ringes liegende Rindenparenchym
kann ziemlich gleichmässig als Assimilationsgewebe entwickelt sein.
so dass sein Chlorophyllgehalt gegen das Innere des Stammes zu
stetig abnimmt, oder aber es kann eine ganz bestimmt abgegrenzte,
chlorophyllführende Zone ausgebildet, sein, die als Assimilations-
gewebe fungirt. Ist letzteres in dieser Weise scharf begrenzt
nach beiden Seiten, so sind seine Zellen nicht allein durch ihren
Chlorophyllgehalt vor denjenigen des umliegenden chlorophyll-
freien oder -armen Gewebes ausgezeichnet, sondern sie sind auch
meist kleiner als die Zellen des letzteren, stets dünnwandig und
haben entweder rundliche Gestalt, bilden also ein deutliches Schwamm-
parenehym, oder sind stark radial gestreckt und stellen ein Palli-
sadenparenehym dar.
Das ersten: zeigen uns folgende Formen: Periploca graeca h.,
Oxypetalum coeruleum Dcne , Secamone Alpini R. et Schult., Acerat.es
viridifiora EIL, Cynoctonum alatum Dcne., C. crassifolium Ed. Meyer,
Eustegia ha st ata, R. Br.
Ein im Querschnitt etwa 3 Zelllagen breites Pallisaden-
parenchzm ist vorhanden bei Arauja albens G. Don. und. A. seriei-
fera Brot.1) ; bei diesen Formen sind zwischen die Zellen des Pallisaden-
parenehyms grosse, rundliche, drusentührende Zellen eingelagert,
1 1 Vergl. Vesque, 1. c. p. 107.
Treiber. Ueber den anatomischen Hau des Stammes der Asclepiadeen. 217
während diese bei Microloma lineare R. Br. fehlen, dessen Assimi-
lationsgewebe tlieils aus Pallisaden-, theils aus Schwammparenchym-
zellen besteht.
Zuweilen sind die innerhalb des Assimilationsgewebes liegenden
Rindenzellen mehr oder weniger stark collenchymatisch verdickt,
wie bei Periploca graeca L., Arauja albens Gr. Don., A. sericifera
Brot., Microloma lineare R. Br.
Zwischen den Rindenparenchymzellen, welche hantig taugen
tiaie Theilungen zeigen, befinden sich zahlreiche Intercellularen1
die bei manchen Formen eine ziemlieh bedeutende Grösse erreichen'
Nach innen wird die Rinde begrenzt von einer einschichtigen
Lage von Zeilen, die wir als Sehutzscheide bezeichnen wollen;
dieselbe liegt immer dicht ausserhalb der äussersten Bastfaser-
bündel, und zeichnet sich vor den Zellen des umgebenden Gewebes
dadurch aus, dass ihre Zellen seitlich fest aneinander bangen ohne
Intercellularen zwischen sich zu lassen, meist kleiner als die Zellen
des ersteren, und in tangentialer Richtung gestreckt sind; ihre
Längswände sind nicht gewellt. Die Zellen der Schutzscheide sind
nie dickwandig, fallen aber häufig durch Stärkereichthum auf; es
kommen jedoch auch Fälle vor, wo ihnen Stärke vollkommen fehlt.
Eine Form, welche sich wesentlich dadurch auszeichnet, dass die
Zeilen ihrer Schutzscheide viel weniger Stärke enthalten als die-
jenigen des umliegenden stärkereichen Gewebes, erhielt ich aus
dem Berliner botanischen Garten als eine unbestimmte Asclepiadee
von der Insel Mauritius.
Eine schön entwickelte Schutzscheide zeigen folgende Arten :
Cynoctonum angustifolium Dcne., Arauja sericifera Brot., Sarco-
stemma viminale R. Br., Dischidia Bengalensis Colebr., Ceropegia
Sandersoni Dcne., Ceropegia macrocarpa.
Ein nicht seltener Fall ist das Auftreten von Steinzellen in
der Rinde: dieselben liegen entweder vereinzelt, unregelmässig: zer-
streut, oder in grösseren Gruppen, zu sog. Nestern vereinigt; so
finden wir bei Periploca graeca L. in älteren Stämmen einzelne
Steinzellen oder ganze Nester von solchen, und bei Hoya imperialis
Lindl. und Sarcostemma viminale R. Br. grosse Rindenparthieen in
Steinzellen umgewandelt.
Die Steinzellen können aber auch einen geschlossenen Cvlinder
bilden, der auf dein Querschnitt als Ring erscheint und verschiedene
Lagen im Rindenparenchym einnehmen kann :
1) Tief im Innern der Rinde tritt ein geschlossener Steinzell-
ring auf, so dass dessen innerste Zelllage direkt an die Sehutz-
scheide angrenzt; die Steinzellen sind entstanden durch Verdickung
von Rindenzellen. (Hoya camosa R. Br., H rotundifolia hört. bot.
Berol., H. spec. I. hört. bot. Beroh).
2) Ein zweiter Fall wurde bei Hoya Bidwillii hört. bot. Berol.
beobachtet, wo ein solcher Steinzellring in den äusseren Rinden-
schichten, etwa '2 bis 3 Zelllagen innerhalb des Phellogens zur
Ausbildung gelangt, der nicht aus Phelloderm. sondern aus der
nrimären Rinde entsteht.
21 8 Botanische Gärten. — Instrumente.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass neben einem Ring von Stein-
zellen auch noch grössere oder kleinere Gruppen oder Nester von
solchen in der Rinde auftreten; dies finden wir bei Hoya carnosa
R. Br., H. Biclwillii hört. bot. Berol., H. rotundifolia hört. bot.
Berol. und Cynanchum Scliimperi Höchst.
Die Form der Steinzellen ist diejenige, welche die Zellen
hatten, aus denen sie entstanden sind ; die aus dem Phelloderm
entstandenen werden also eine mehr tafelförmige, die aus dem
Grundparenchym hervorgegangenen eine den Zellen dieses Gewebes
ähnliche Gestalt haben.
Sklerenchymfasern treten in der Rinde auf bei Sarcostemma
viminale R. Br., und zwar ist dies die einzige, mir bis jetzt be-
kannt gewordene Asclepiadee, bei der solche Zellen auch ausserhalb
der Schutzscheide vorhanden sind.
Dieselben verlaufen vereinzelt, durch die ganze Rinde anregel-
mässig zerstreut, meist annähernd senkrecht im Stamm, seltener
horizontal oder schier; sowohl in Gestalt und Structur, als auch in
ihrem chemischen Verhalten gleichen dieselben den Bastfasern,
welche später ihre Besprechung finden werden. Ueber die Ent-
stehung dieser rindenständigen Sklerenchymfasern konnte nichts
ermittelt werden , da ganz junge Stämme nicht zur Verfügung
standen ; ihrer Lage und ihrem Verlauf nach wäre eine Ent-
stehung ans Milchröhren nicht ausgeschlossen, es konnten jedoch
keine Uebergänge zwischen beiden beobachtet werden.
(Fortsetzung folgt.)
Botanische Gärten und Institute.
AlexaiKlroff, W. A., Ueber die Errichtung von Schulgarten an den landwirth-
schattlichen Volksschulen. 8°. 50 pp. St. Petersburg 1890. [Russisch.]
Halsted, Byron D., What the Station botanists are doing. ^The Botanical
Gazette. Vol. XVI. 1891. p. 288—291.)
Kolb, Max, Der Pahnengarten in Frankfurt am Main. (Illustrirte Monatshefte
für die Gesamt-Jnteressen des Gartenbaues. 1891. Heft 10. p. 246 — 249.)
— — , Der Aufhau für die Alpengewächse. (Illustrirte Monatshefte für die
Gesamt- Interessen des Gartenbaues 1891. Heft lO. p. 249 — 256.)
Schupp, Fl'., Der Pflanzen- und Blumenschmuck der städtischen Anlagen
Münchens. (Illustrirte Monatshefte für die Gesammtinteressen des Gartenbaues.
1891. Heft 10. p. 241 — 246.)
Instrumente, Präparations- und Conservatioiis-
Methoden ete.
Marpmann, Mi tt hei 1 un g en a u s de r P r axi s. (Central blatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X. 1891. No. 4. p. 122
—124.)
1. Ersatz für Agar. An Stelle des opalisirenden Agars
empfiehlt Verf. einen gleichfalls aus dem Schleim der Algen her-
Instrumente. — Geschichte. — Pil/e. 219
gestellten glashellen Nährboden mit denselben Eigenschaften. Er
verwandte den Sphaerococcus confervoides des Mittelmeeres nach
folgender Methode : 30 Theile desselben werden mit 2 Theilen Salz-
säure und 1 1 Wasser zwei Stunden macerirt, dann mit Wasser
ausgewaschen, bis blaues Lakmuspapier nicht mehr geröthet wird.
Nach dem Abgiessen des Rückstandes setzt man zu:
700 Theile Wasser,
40 „ Glycerin,
20 „ Pepton, liquid. Koch,
2 „ geschlagenes Eiweiss.
Die Mischung wird 20 Minuten im Dampfcylinder gekocht,
dann neutralisirt und durch ein Syrupfilter filtrirt.
2. Ersatz für Gelatine. Hierzu benützt Verf. das Chondrin,
welches man leicht durch ein bei zwei Atmosphären Druck im
P a p i n 'sehen Topfe vorgenommenes Auskochen von fein zerkleinerten
und vom Perichondrium befreiten Rippenknorpeln oder Ohrmuscheln
erhält. Das Chondrin filtrirt heiss durch einen gewöhnlichen Papier-
tilter und wird nach dem Erkalten zu einer festen Gallerte, welche
manche Vorzüge vor der gewöhnlichen Gelatine besitzt und durch
peptonisirende Spaltpilze langsamer zum Zerfliessen gebracht wird,
als diese.
Kohl (Marburg-).
Poulsen, V. A., Botanisk Mikrokemi. En analytisk Vejledning ved fytohisto-
logiske Undersügelser til Urng t*or Loger og Studerende. — 2 det forbedrede
og forögede Oplog med Tilföjelse af den bakteriologisk-s Farvningsteknik.
8°. 87 pp. Copenhagen (Salmonsen) 1891.
Referate.
Kronfeld, M.f Haynald als Botaniker. (Sep.-Abdr. aus-
Pharmaceutische Post. 189L No. 29. Juli.) 2 pp.
Eine wesentlich an Prof. Kanitz' Aufsatz in der „Ungarischen
Revue" angelehnte Darstellung, aus Anlass des Hinscheidens
Haynald's am 4. Juli 1891.
Kronfeld (Wien).
Yiala, Pierre et Boyer, G., Sur un Basidiom ycete in~
ferieur, parasite des grains deraisin. (Comptes rendus
de l'Academie des sciences de Paris. Tome CXII. 1891.
p. 1148 ff.)
Ganz eigenthümliche und von den bisher bekannten Parasiten
ganz unabhängige Krankheitserscheinungen wurden von 1882 — 1885-
in der Bourgogne und im Jahre 1882 in den Weingärten von
Thomery beobachtet. Die Krankheit entwickelte sich an Spalier-
220 Pilze (Pflanzenkrankheiten).
reben und befiel hauptsächlich den Frankenthaler und Gutedel
(les Chasselas). Bedeutendere Verwüstungen richtete sie nur 1882
an, später erwies sie sich wenig schädlich. In feuchten Jahren
erscheint sie besonders in den Monaten September und Oktober.
Die Beeren bekommen an irgend einer Stelle einen kleinen dunkeln
Flecken, der sich vergrössert und fahl wird. Hierauf sinkt die
Schale ein und wird, soweit der Fleck reicht, doch höchstens bis
zum Drittel der Oberfläche der Beere, welk, welche letztere, bisher
weich und saftig , runzelt und zusammentrocknet. Der kranke
Beerentheil bedeckt sich noch vor der Runzelung mit kleinen
isolirten Pusteln von hellgoldgelber Färbung, welche m kleinen,
wenig beständigen, sammetartig erscheinenden Häufchen von 120 bis
200 u Höhe beisammenstehen. Die kleinen hellgelben Häufchen
sind die Fructificationsorgane des Pilzes , der die Krankheit
erzeugt.
Das im Beerenfleisch reichlich vorhandene Mycel ist stark
verästelt, septirt und hat einen gleichartigen körnigen Inhalt.
Immer farblos im Bereich der Kerne, nimmt es gegen die Schale
hin eine hellgelbe Färbung an; im Durchmesser haben die Fäden
1,8 fi. Von diesem Mycel dringen zahlreiche Aeste in ver-
schiedenen Richtungen nach aussen vor, zersprengen Epidermis
und Cuticula, welche die hellgelben Häufchen umrahmen, und
bilden ein fädiges Hymenium, an dem in verschiedener Höhe
zahlreiche Basidien entstehen, die ein wenig beständiges Ganze,
also kein dichtes zusammenhängendes Stroma bilden. Die Basidien
schliessen die Mycelfäden ab und stehen entweder zu je 2 oder 3
auf gleicher Höhe bei dichotomer Verzweigung oder auf ver-
schiedenen Höhen bei alternirender. Behufs ihrer Bildung wird
vor der Hyphe ein Fadenstück durch eine Scheidewand abgeschlossen
und schwillt alimählich an. Infolgedessen erscheint die Basidie
am Ende abgerundet, selten abgeplattet, und an der Basis, wo sie
mit dem Mycelfäden zusammenhängt, zusammengezogen. Im Innern
enthält sie ein körnchen- und vacuolenreicb.es Protoplasma von
gelbbrauner Färbung. Der mittlere Durchmesser beträgt 5 /i. die
Höhe bis zur ersten Scheidewand von 16 f.i ab. Auf der kuglig
abgerundeten Oberfläche der Basidien entstehen ziemlich kleine
ungefärbte Sterigrnen , an deren Enden die Sporen als kleine
weisse Bläschen hervorsprossen. Die Zahl derselben beträgt ziemlich
beständig 6, manchmal auch -1- oder 2, selten 7, 5, 3. Die reifen
Sporen sind länglich, cylindrisch, an beiden Enden abgerundet.
Die Innenseite erscheint schwach krummlinig und die Anheftungs-
stelle wenig mehr abgerundet, als die Spitze. Die Sterigrnen sind
ein wenig seitlich von der Basis der Spore inserirt. Die Sporen haben
eine Länge von 6,25// und einen Durchmesser von 1,5 /u, ihre
Membran ist glatt, ihr Inhalt gleichmässig , ihre Färbung ganz
blassgelb.
Infolge der besonderu Eigenschatten des fädigen Hymeniums,
der Anordnung der Basidien, der Form und Färbung der Sporen
und der Variabilität ihrer Zahl hält sich Verf. für berechtigt, auf
■den neuen pflanzlichen Parasiten ein besonderes Genus zu gründen
Flechten. 221
und ihm den Namen Aureobasidium Vitis beizulegen. Dasselbe
würde der Familie der Hypochneen eingereiht werden müssen, da
die Exobasidien wesentlich abweichen.
Zimmermann (Chemnitz).
Müller, J, Lichenol ogisch e Beiträge. XXXV. (Flora. 1891.
p. 371—382.)
Diese Fortsetzung enthält unter dem Titel Lichenes Araratici
eine Aufzählung von 9 Nummern Flechten, von Eni. Chantre
am See Kip-Göl im Jahre 1890 gesammelt, unter denen zwei als
neue beschrieben werden :
Lecidea Araratica nächstverwandt L. silacea Ach.,
Lecidea Chantriana verwandt mit L. sabutetorum Schreb.
Unter dem Titel Lichenes Columbiani werden ferner 10 Nummern,
welche F. C. Lehmann bei Popayan in Columbien gesammelt hat,
aufgezählt. Endlich wird ein Verzeichniss von 18 von Eggers
auf den Antillen gesammelten Flechten geboten, unter denen zwei
als neue beschrieben werden:
Lecidea (Biatora) pallentior nächstverwandt mit L. pallens Müll.,
Psoroylaena Oubensis.
Letztere Art wird zugleich als Vertreterin einer neuen Gattung
hingestellt, deren Diagnose lautet:
„Thallus foliaceus (minute subcorallino-dissectus), subtus minutissime rhizinu-
losus aut subnudus: gonidia globosa, viridia; apothecia angiocarpica (globosa...
colorata); paraphyses in muco nidulantes, irregulari-rainosae, intricatae; sporae
hyalinae, pavenehymaticae. — Microglaenam Körb, refert, excepto thallo; inter
Pliyllopyrenias Müll. Arg. inserenda est."
Den bei Weitem grössten Theil der Arbeit bildet die Be-
schreibung folgender neuer Flechten.
Halbinsel des Sinai (leg. L. R ü t i m e y e r) :
Omphalaria Arabica zwischen 0. pulvinatula Nyl. und 0. quinquetubera Müll.
stellend und äusserlieh das sein- verschiedene Collema pulposulum Nyl. darstellend.
China, Prov. Hupeh (leg. Aug. Henry — Herb. Kew) :
Sticta Henryana neben St. platyphyUoiäts Nyl. gestellt.
Ost-Indien (leg. G. W a 1 1 . D u t h i e , P. Tliom s o n —
Herb. Kew, herb. Kremph.) :
Stereocaidon macroeepkalum, St. strictum Nyl. pr. p non Th. Fr., neben
St. piluliferum Th. Fr. und St. strictum ej. gestellt.
St. botryopliornm st. im Habitus an St. alpiniim Laur erinnernd, aber durch
die gestielten und zuerst gleichfarbigen Cephalodien vielmehr mit St. ramulosum
Ach. verwandt, aber durch die tranbige Gestalt dieser Gebilde verschieden.
Cetraria (Platysma) hypotrachyna, von der nächststehenden C. rkytidocarpa
Mont. durch die Unterfläche des Thallus verschieden.
Sticta {Eicasolia) adpressa, ähnlich St. Schaereri Mont. et v. d. Bosch und
St. lierbacea Del.
Parmelia Waüiana neben die folgende gestellt,
P. Thomsoniana zwischen P. hypotrypa Nyl. und P. hypotrypodes ej. gestellt.
Sidney (leg. C. Moore):
Sticta podocarpa verwandt mit St. Colensoi Bah.
Afrika (leg. Kirk, Mac Owan, Baer — Herb. Kew,
Herb. Maclay) :
Theloschistes perrugosus neben Th. cillosus Norm, gestellt.
Parmelia ecaperata st.
P. Maclayana neben P. flavescens Nyl. gestellt.
222 Flechten. — Physiol., Biologie, Anatomie u. Morphologie.
P. subquer cina, verwandt mit P. tiliacea und P. atrichoides.
P. leptophylla, dein Habitus nach zwischen P. rudecta Ach. und P. tiliacea ej.,
der Kleinheit der Sporen nach neben P. C'uh-nsis Nyl. stehend.
Oregon -Territorium (leg. L y a 1 1 — Herb. Kew) :
Parmelia sphaerosporella.
Neu-Granada und Jamaica (leg. Wilson):
Sticta (Ricasolia) excixa neben St. Casarettiana (Nyl.), St. cuprea (Müll.
Arg.) und Sf. patinifera gestellt.
Rio de Janeiro (leg. L e y 1 a n d — Herb. Kew) :
Parmelia bicomuta, von den beiden ähnlichen P. revoluta Flor, und P. Hoolceri
Tayl. durch die an beiden Spitzen langgehörnten Sporen verschieden.
Peru (leg. L e c h 1 e r — Herb. Kew) :
Parmelia ßavobrunnea und P. Lechleri.
Montevideo (leg. Felippone — Herb. Kew):
Parmelia Montevidensis.
Die ausserdem zahlreichen neuen Varietäten und Formen ent-
ziehen sich der Wiedergabe in einem Berichte.
Unter den Verbesserungen und Ergänzungen nimmt die erste
Stelle die Gründung einer neuen Gattung Nephromopsis auf Cetraria
Stracheyi Bab. oder Platysma nephromoides Nyl. ein, deren Diagnose
lautet :
„Thallus cetrariaceo-foliaceus, subhorizontalis, centro affixus, rhizinis desti-
tutus (subtus pseuclocyphellis ornatu.s) ; gonidia globosa, viridia; apothecia gyinno-
carpica, in ultimo margine loborum resupinata, margine thallino (tenuissimo)
cincta; sporae hyalinae simplices. — Thallus, apothecia, sporae et gonidia ut in
Cetraria (incl. Platysmate), at Situs apotheciorum ut in Nephromate.1*
Verbesserungen erfahren die Diagnosen von :
Itamalina maciformis (Del.) nach dem Original im Hinblicke auf Nyl. Recog.
Ramalin. p. 56, Platysma Thomsoni Stirt., Lecidea prasino-rubella Nyl. und
Verrucaria ravida Kremph. Parmelia submarginalis Ach. ist nach dem Verf.
P. perlata v. ciliata, P. Peruviana Nyl. ist P. laevigata Ach., P. Amazonica Nyl.
ist P. meizospora Nyl. Von Parmelia hypotropa werden die bisher unbekannten
Apothecien beschrieben.
Minks (Stettin).
Jost, L., Ueber Dickenwach sthum und Jahresring-
bildung. (Botanische Zeitung. 1891. Nr. 30—38. Taf. VI
und VII.)
In dieser Arbeit handelt es sich um die inneren Ursachen,
denen die Ausbildung des Holzes und die Entstehung der Jahres-
ringe zuzuschreiben ist; das Dickenwachsthum der Rinde ist nicht
in Betracht gezogen. Zunächst ist daran zu denken, dass die Menge
der Nahrungszufuhr die Holzbildung bedinge, wie Hart ig und
Wieler es nachzuweisen suchten. Verf. stellte Versuche an Keim-
lingen von Phaseolus und Vicia Faba u. a. an , die er theils im
Dunkeln, theils am Lichte zog und denen er theilweise die Plumula
excidirte. Bei Phaseolus multifloms bewirkte das Entfernen der
Plumula, also die bessere Ernährung des Hypocotyls. ein Fleischig-
werden desselben ohne Neubildung von Gefässen , bei den andern
Pflanzen aber rief der vermehrte Nahrungszufluss zum Hypocotyl
keine verslärkte Thätigkeit des Cambiums hervor. Es ergiebt sich
also, dass der Art der Ernährung kein Einfluss auf das Dicken-
wachsthum zuzuschreiben ist, denn selbst das Verhalten von Ph.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 223
multiflorns lässt sich aus andern biologischen Eigentümlichkeiten
erklären.
Wenn die „Ernährungstheorie" zur Erklärung nicht genügt,
so ist anzunehmen, class Beziehungen zwischen der Gefässbildung
im Stamm und der Organbildung an demselben existiren. Diese
Beziehungen werden im 2. Abschnitt besprochen, der mit einer
historischen Einleitung beginnt und darin besonders die Angaben
von Mo hl, Hartig und de Vries einer kritischen Darstellung
unterzieht. Aber keine der drei durch jene Forscher vertretenen
Ansichten wird vom Verl. angenommen, da ihn seine Versuche zu
anderen Schlussfolgerungen führen. Er experimentirt wieder mit
Keimlingen von Phaseolus multiflorns, denen die im Dunkeln er-
wachsenen Primordialblätter des ersten epicotylen Knotens zum
Theil entfernt wurden, eines oder beide, mit oder ohne Entfernung
des Sprossendes oder der Achselsprosse. Es ergiebt sich, dass die
Ausbildung des Blattspurstranges nicht erfolgt, wenn sich das zu
ihm gehörige Blatt nicht entwickelt: es wird kein secundäres Holz
gebildet und die Cambiumzellen gehen in den Zustand von Dauer-
zellen über. Dies kann nicht auf Ernährungsverhältnissen beruhen,
sondern es muss von den sich entwickelnden Blättern aus eine
Beeinflussung der Cambiumzellen vor sich gehen , wenn diese Ge-
fässe bilden sollen , und zwar denkt sich Verf. die Beeinflussung
als eine Bewegungsübertragung. So kommt Verf. zu dem Satz:
,. Physiologisch lässt sich die Blattspur vom Blatt nicht trennen, sie
bildet vielmehr ihrem ganzen Verhalten nach einen Theil desselben."
Es wird dann noch erörtert, dass die Transpiration nicht die Ur-
sache der Gefässbildung sein kann, während andererseits die Blatt-
grösse in Correlation mit der Mächtigkeit des Dickenwachsthums
steht. Ein geeignetes Versuchsobject sind Zweige von Pinus
(P. Laricio) wegen der vorhandenen Kurztriebe. Werden die Lang-
triebknospen vor oder nach ihrer Entfaltung entfernt, so wird das
Dickenwachsthum des unterstehenden Stammes gehemmt und es
werden einige Kurztriebe zu Langtrieben umgebildet. Da- Aus-
treiben der Kurztriebe aber wiederum bewirkt, dass das Dicken-
wachsthum des Hauptastes nicht ganz erlischt und dass in dem be-
treffenden Kurztrieb selbst ein neuer Jahresring entsteht. Weitere
Beobachtungen werden mitgetheilt, die an den weiblichen Kätzchen
der Erle, den Zapfen der Kiefer und an immergrünen Pflanzen ge-
macht wurden, in solchen Fällen also, wo Blattorgane mehr als
eine Vegetationsperiode an einem des Dickenwachsthums fähigen
Stamme stehen. Auch sie zeigen , dass das Oambium , sofern es
die zum Wachsthum nöthigen Stoffe erhält, doch nur dann thätig
ist, wenn es beständig mit oberhalb stehenden, in Entwicklung
begriffenen Organen zusammenhängt. Es müssen nun aber auch
die Fälle angeführt werden, wo Holz gebildet wird ohne gleich-
zeitige Organent wickelung , z. B. Dickenwachsthum von Baum-
stümpfen, Ueberwallungen von Stümpfen und dergl. Folglich kann
man nur sagen: „Organbildung ist zwar in vielen, aber nicht in
allen Fällen eine nothwendige Bedingung für die Gefässbildung."
Die über die Jahresringbildung mitgetheilten Beobachtungen be-
224 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
zeichnet Verf. selbst als fragmentarisch. Er bespricht zunächst die
Erscheinung, dass laubabwerfende Holzgewächse in einer Vege-
tationsperiode mehrmals treiben. Die hier gemachten Erfahrungen
beweisen , dass unter günstigen Bedingungen jeder Trieb eines
Baumes einen Ring erzeugt. Andererseits — bei manchen tropi-
schen, resp. im Gewächshaus gehaltenen Holzpflanzen — entsteht
bei continuirlicher oder doch nur kurz unterbrochener Blattbildung
ein homogenes, jahresringloses Holz. So ergiebt es sich denn,
dass Jahresringbildung dasselbe Problem ist wie Jahrestriebbildung
und dass wir noch dicht von einer Erklärung der ersteren sprechen
können, bevor die letztere erklärt ist.
Die beigefügten Tafeln erläutern zum Theil den Gefässbündel-
verlauf, zum Theil zeigen sie an Querschnitten den verschiedenen
anatomischen Charakter des Dickenwachsthums, also die verschie-
dene Holzbildung an den Versuchspflanzen Phaseollis und Pinus,
je nach deren Behandlung. Auf der zweiten Tafel sind photn-
graphische Aufnahmen der natürlichen Präparate meist bei schwacher
Vergrösserung dargestellt, die ein sehr anschauliches Bild der Ver-
hältnisse geben und als eine wirklich gelungene Reproduction zu
bezeichnen sind.
Möbius (Heidelberg.)
Protits, Georg, Vergleichend. - anatomische Untersu-
chungen über die Vegetationsorgane der Kerrieen,
Spiraeen und Potentilleen. (Sitzungsber. der kais. Akademie der
Wissenschaften in Wien. Math.-naturw. Classe. Bd. C. Abth. I.
April 1891. p. 236—267. Mit 1 Taf.)
Verf. nahm bei seiner Untersuchung besondere Rücksicht auf
jene Merkmale, die auf Grund der Litteratur als Basis für die
Unterscheidung und Charakterisik der Gattungen verwendet werden
können. Insbesondere wurden berücksichtigt :
1) Ort des Beginnes für die Peridermbildung, 2) Bau des
Periderms , 3) Bestandteile des Holzes und der Rinde, 4) Bau des
Markes, 5) Breite der Markstrahlen, 6) Gefässbündelverlauf,
7) Bau des Blattes, 8) Trichome.
Die wichtigsten Resultate, zu welchen Verf. gelangte, sind,
dass Kerria Japonica und. Keviusia Alabamensis unter sich in allen
wesentlichen anatomischen Merkmalen übereinstimmen, während
Rhodotyi^us kerrloides sich anders, als die genannten Arten verhält.
Während bei Rhodotypus die Peridermbildung in der ersten unter-
halb der Epidermis gelegenen Zellreihe ihren Anfang nimmt, —
worin Verf. einen Hinweis auf die Verwandtschaft mit den Amyg-
daleen erblickt — , beginnt sie bei Kerria und Neviusia innerhalb
einer verkorkten Schutzscheide, mit der die primäre Rinde abschliesst.
Auf Grund dieses anatomischen Unterschiedes und der morpho-
logischen Eigenthümlichkeiten (gegenständige Stellung der Blätter,
tetramerer Blütenbau und der sonderbare über den Carpellen
zusammenschliessende Discus) schliesst Protits Rhodotypus aus
der Gruppe der Kerrieen aus. Bezüglich der Mittelstellung der
Physiol., Biol., Anatomie u. Morphol. — System, u. Pflanzengeogr. 225
Kerrieae zwischen Spiraeae und Poteatilleae spricht sich Verf. dahin
aus, dass dieselbe, wenn man Rhodotypus ausschliesst, im Allge-
meinen gerechtfertigt sei, denn einerseits stimmen Kerria und Neviusia
mit der Gattung- Spiraea in Bezug auf die Initiale und den Bau
des Periderms vollständig überein und andererseits besitzen sie
denselben anatomischen Bau des Holzes wie die PotentiUeen, da
das Holz bei den Kerrieen wie bei den PotentiUeen aus Gelassen,
Tracheiden , Holzparenchym und Ersatzfasern besteht. Für die
Gattung Spiraea ist bemerkenswert!*, dass sie sich von den Poten-
tiUeen und Kerrieen im Bau des seeundären Holzes auffällig dadurch
unterscheidet, dass hier statt Holzparenchym ausschliesslich Ersatz-
fasern vorhanden sind, zudem noch sowohl angefächertes als
gefächertes Libriform. Durch die Breite der Markstrahlen nähert
sich die Gattung Spiraea viel mehr den Kerrieen, wie den Poten-
tiUeen, welch letztere meist nur 1 — 2 reihige Markstrahlen besitzen.
Das Mark der Spiraeen und PotentiUeen ist reichlich gerbstofffüh-
rend und unterscheidet sich dadurch von dem der Kerrieen. Erwähnt
sei noch, dass das Periderm bei den PotentiUeen innerhalb des
Hartbastes beginnt und auch Phelloidzelien führt.
Verf. hat untersucht:
Rhodotypus kerrioides Sieb, et Zucc, Kerria Japonica D. C, "Seviusia Alaha-
mensis A. Gr., Spiraea crenata L., Sp. ohlongifolia W. K., Sp. chamaedrifolia L.,
Sp. id/mifölia Scop., Sp. Japonica L. f., Sp. salicifolia L., Potentilla fruticosa L.,
P. Davurica Poir.
Aus den anatomischen Verhältnissen der untersuchten Spiraea-
Arten leitet Verf. Einiges bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse
ab. So spricht für die nähere Zusammengehörigkeit der Sp. crenata
und Sp. ohlongifolia das Vorhandensein und die identische Verthei-
lungsweise der activen Zellen im Marke. Sp. chamaedrifolia zeigt
die meiste Ueb er ein Stimmung mit Sp. ulmifolia, Sp. Japonica nähert
sich anatomisch am meisten Sp. salicifolia und Sp. chamaedrifolia.
Bezüglich der Blattanatomie und der Detailbeobachtungen sei
auf das Original verwiesen.
Krasser (Wien).
Huth, Ernst, .Monographie der Gattung Caltha. (Ab-
handlungen und Vorträge aus dem Gesammtgebiete der Natur-
wissenschaften, herausgeg. von Ernst Huth. Band IV. Heft I.) 8°.
32 pp. Tafel I. Berlin (Friedländer & Sohn) 1891.
Die Gattung, von der bisher keine Monographie bestand, ist
in folgender Weise untertheilt:
I. Psichvophyla Gay (pr. genere) : Folia radicalia appendiculata, appendices
sursum inflexae ; scapi uniflori ; sepala plerumque persistentia.
a.) Folia margine haud ciliata, 8 — 40 mm longa: C. sagittata Cav. mit
ß. latifolia Huth, C. appendiculata Pers. mit ß. Chilensis Huth, C. Novae Zelandiae
Hook, mit ß- introloba F. Müll.
b.) Folia setoso-ciliata, 3 — 4 mm longa et lata : C. dionaeifolia Hook.
II. Populcif/O Tourn. : Folia cordata v. reniformia, rarius triangularia,
appeudiees haud sursum inflexae.
a. Flores albi: 0. natans Pall., C. leptosepala DC. mit ß. rotundifola Huth
und y- Howellii Huth, C. alba Camb.
b. Flores lutei: C. scaposa Hook. Thoms., C. palustris L.
Botan. Centralbl. Bd. XL VIII. USÖ1. 15
226 Systematik und Pflanzengeographie.
Unter letztgenanntem Kamen sind alle kritischen, gelbblühenden
Formen mit beblättertem Stengel vereinigt, einschliesslich C. poly-
petala Höchst. Von dieser letzteren wird jedoch im Nachtrage
gesagt, dass sie vielleicht doch eine eigene Art sei.
Die Tafel stellt Blatt- und Fruchtformen verschiedener Arten dar.
Freyn (Prag).
Huth, Ev Revision der Arten von Trollius. (Sonder-Abdr.
aus Helios . monatliche Mittheilungen aus dem Gesammtgebiete
der Naturwissenschaft. Band IX. No. 1. 8°. 8 pp.)
Der Verfasser stellt die blumenblattlose einzige Calathodes-Art
den mit nektarientragenden Blumenblättern versehenen echten
Trollius-Arten gegenüber und gruppirt letztere in nachverzeichneter
"Weise :
A. Flos luteus rarius rufescens v. subviridis; ovarium glandulosum (Eutrollius).
a. Sepala ultra decem (plerumque 15 — 20): T. Europäern L. (mit vielen
Varietäten), T. Asiaticus L. (mit 3 Varietäten), T. Dscliungaricus Kegel, T. Altaicus
C. A. Mey.
b. Sepala 5 — 10, patula: T. Ledebourü Rehb. (mit 1 Varietät), T. Chinensis
Buuge (mit 1 Varietät), T. patulus Salisb. (mit 4 Varietäten), T. pumilus Don
(mit 1 Varietät), T. Americanus Mübl. Gaiss. (mit 2 Varietäten) und T. acaulis Lindl.
B. Flos lilacinus, Ovaria haud glandulosa {Hegemone) : T. lilacinus Bunge.
Zwei Namen bleiben unaufgeklärt, ein Inhalt der Synonyme
beschliesst die Abhandlung. Freyn (Prag).
Willkomm , Maurice , Illustration es florae Hispaniae
insular umque Balearium. Figures de plantes nou-
velles ou rares decrites dans le Prodromus florae
Hispaniae o u recemmentdecouvertes enEspagne et
aux iles Baleares, accompagnees d'observations
critiques et historiqu es. Livrais. XVIII. p. 113 — 126.
Tab. CLVI— CLXIV. Stuttgart (Schweizerbart) 1891.
Die vorliegende 18. Lieferung enthält den Text zu der
Tafel CLV B., welche Arrhenatheruvi erianthum Boiss. Reut, vor-
stellt und schon in der 17. Lieferung erschienen war, dann zu
folgenden der neuen Lieferung angehörenden Tafeln;
Armeria Gadüana Boiss. (Tafel 159 a), A. macrophylla Boiss. Reut. (159 b),
Cynoglossum heterocarpum Willk. (160), 0. Loreyi Jord. (161 a), Desmazeria
Balearica Willk. (157 a), D. trüicea Willk. (157 b), Geranium malvaeflorum Boiss.
Reut. (164), Holcus grandiflorus Boiss. Reut. (156), Myosotis gracillima Lose.
Pard. (162 b), M. minutiflora Boiss. Reut. (162 a), Omphalodes Kuzinskyanae
Willk. (,161b), Ornithoqalum Beverchoni Lange (158) und Rhamnus Baetica
Rev. et Willk.
Zufolge mündlicher Mittheilung des Verf. ist Cynoglossum
Loreyi Jord. nach einer dem Ref. nachträglich bekannt geworde-
nen Mittheilung Paus mit C. Valentinum Cav. identisch. Im
Uebrigen bezieht sich Ref. auf seine früheren Referate über dieses
Lieferungswerk.
Freyn (Prag).
Zittel, Handbuch der Palaeontol ogie. II. Abtheilung.
P a 1 a e o p h y t o 1 o g i e von Ph. Schimper u n d A. Schenk .
Palaeontologie. — Med.-pharm. Botanik. 227
Gr. 8°. 958 pp. mit 429 Originalholzschnitten. München und
Leipzig (R. Oldenbourg) 1890.*) M. 38.
Noch kurz vor seinem Tode war es dem greisen Forscher
.A. Schenk, vergönnt, das Werk, dessen Fortsetzung er nachdem
Dahinscheiden Ph. Schimper's übernommen hatte, fertig gestellt
zu sehen. Mit peinlichster Sorgfalt hat Verf. das gesammte Material
und die umfangreiche Litteratur in den Kreis seiner Darstellung
gezogen, sodass uns das vorliegende Werk ein getreues Abbild
vom gegenwärtigen Stande unserer phytopalaeontologischen Kennt-
nisse darbietet. Im Anschluss an die mit den Thallopliyten begin-
nende und den Sympetalen schliessende Bearbeitung behandelt Verf.
die fossilen Hölzer im Zusammenhang. Der Standpunkt , den
Verf. bei der Abfassung des Handbuches eingenommen hat, dürfte
die meisten Palaeontologen wenig befriedigen, ist jedoch nach An-
sicht des Ref. sehr ^gerechtfertigt. Verf. weist darauf hin, dass
wir bei der Mehrzahl der Reste den Zusammenhans; der Pflanzen-
theile nicht kennen, dass vielmehr Blätter, Blüten und Früchte
isolirt vorkommen ; erstere sind in keiner Weise zur Charakterisi-
rung grösserer Gruppen zu verwerthen, letztere beiden gestatten
jedoch beinahe in allen Fällen eine Untersuchung wie sie bei re-
centen Pflanzen möglich ist, durchaus nicht; es sind daher die
meisten Deutungen fossiler Pflanzen fraglich, namentlich haben
jene der jüngeren Formationen nur insofern Werth, als ihnen ein
Name gegeben ist; ob sie ihn verdienen, ist eine andere Frage.
In Bezug auf die aus den fossilen Funden gezogenen Folgerungen
über Vorkommen, Verbreitung und Entwicklung vorweltlicher
Pflanzen meint Verf. einmal, dass die Aufgabe der Palaeontologie
nicht darin bestehe, unbeweisbare Behauptungen aufzustellen oder
unbewiesene Aussprüche durch nicht beweiskräftige Beobachtungen
zu stützen, sondern darin, auf Grund beobachteter und kritisch
gesichteter Thatsachen die Entwickelung der Pflanzen- und Floren -
gruppen zu ermitteln, gewiss eine Forderung, der jeder exacte
Forscher beistimmen wird, und die namentlich die Botaniker freudig
begrüssen werden, die nicht mit Unrecht den Resten untergegangener
Vegetationsperioden bisher wenig Berücksichtigung zu Theil werden
Hessen, zumal da vielfach die botanischen Kenntnisse der Palaeonto-
logen ungenügend waren und auch noch jetzt theilweise zu wün-
schen übrig lassen.
Druck und Ausstattung des Werkes sind tadellos ; besondere
Sorgfalt ist auf die Anfertigung der zahlreichen Holzschnitte ver-
wandt worden. Taubert (Berlin).
ROSS, Vorläufige Mittheilung über einige Fälle von
Mykosis im Menschen. (Centralblatt f. Bakteriologie und
Parasitenkunde. Bd. IX. No. 15. p. 504—507.)
Aus dem Urin zweier an Nephromycosis aspergillina leidenden
Patienten züchtete Ross auf Plattenkulturen typische Aspergillus-
rasen, wahrscheinlich Aspergillus fumigatus. Derselbe erwies sich
*) Vergl. auch die Referate über die einzelnen Lieferungen dieses Werkes.
15*
228 Medicinische Botanik. — Teratologie u. Fflanzenkrankheiten.
als sein' pathogen für Kaninchen und tüdtete die inficirten Versuchs-
thiere innerhalb 48 Stunden. Ferner fand Vert. im Verein mit
Desmond auch bei Rindern, die an einer in Australien weit ver-
breiteten Art von Tuberculose gestorben waren , den Aspergillus
auf, während die Koch 'sehen Bacillen oder Actinomyces bisher
nicht wahrgenommen werden konnten. Es ist nicht unwahrschein-
lich, dass diese Krankheiten auf Australien beschränkt sind, welches
ja so viele Eigenthümlichkeiten in Fauna und Flora autzuweisen
hat. In dem Sputum einer an Pneumonomycosis vidica erkrankten
Patientin wurde ferner Saccharomyces albicans aufgefunden und auf
Plattenkulturen weitergezüchtet. Die mit Aufschwemmungen dieser
Culturen injicirten Kaninchen starben schon am 2. Tage. Verf.
hoffte bis zu dem im September d. J. in Sydney tagenden medicini-
schen Kongress in der Lage zu sein, Näheres über seine Unter-
suchungen und namentlich über die historischen Details zur allge-
meinen Kenntnis zu bringen.
Kohl (Marburg).
3Iiczvnski, It., Oczmarzaniu tkanek gruszy. [Ueber das
Erfrieren der Gewebe des Birnbaums.] (Separat-Ab-
druck aus den Verhandlungen und Sitzungsberichten der Krakauer
Akademie. Mathem.-naturw. Classe. Bd. XX. 8°. 26 pp. mit
Doppeltafel.) [Polnisch mit französischem Resume.]
Nach dem ungewöhnlich kalten Winter 1887/88, während dessen
die Temperatur manchmal tagelang — 30° C betrug, erwiesen sich unter
vielen anderen namentlich die Birnbäume, und unter diesen besonders
jüngere Exemplare und edlere Sorten, stark beschädigt. Der
Knospenaustrieb der beschädigten Zweige war im folgenden
Frühling mehr oder weniger stark beeinträchtigt, und zwar ent-
wickelten sich die Knospen um so kümmerlicher, je näher sie der
Spitze der Zweige sich befanden. Auf Veranlassung des Prof.
Janczewski unternahm Verf. eine Untersuchung der Frostwirkungen
in anatomischer und physiologischer Hinsicht.
Am empfindlichsten erwies sieh das Markgewebe, dann suc-
cessive die Markstrahlen und das Ilolzparenchyra, von innen nach
aussen fortschreitend. In diesen Geweben stirbt zunächst das
Protoplasma der Zellen ab. in Folge dessen die in denselben ge-
speicherte Stärke in der nächsten Vegetationsperiode unverändert
bleibt. Gegen den Frühling beginnt das abgestorbene Plasma sich
zu zersetzen und zu bräunen, so dass die abgestorbenen Gewebe-
partieen leicht als solche erkannt werden können. Ist nur das
Mark abgestorben, so erleidet die fernere Entwickelung des Zweiges
keine Störung; wenn hingegen das lebende Parenchym des ge-
sammten Holzkörpers abgestorben ist, so ist weder Wachsthum der
Knospen, noch Cambiumthätigkeit mehr möglich; es findet über-
haupt eine strenge Proportionalität statt zwischen der Menge der
abgestorbenen Gewebe und dem weiteren Wachsthum des Zweiges,
wie Verf. an zahlreichen Beispielen des Nähern ausführt. Die
Wachsthumshemmung ist, wie einige einfache Ueberlegungen er-
Teratologie und Prtauzenkraukheiten. 229
geben, die Folge nicht der Immobilisirung eines Teiles der Reserve-
stärke, sondern der eingeschränkten oder aufgehobenen Wasserzu-
fuhr. Dies bildet einen Beweis zu Gunsten der Godle wski'schen
Wasserleitungstheorie, wonach die Motoren der Wasserleitung im
Protoplasma der lebenden Holzzellen zu suchen sind, denn durch
das Absterben der Holzparenchym- und Markstrahlzellen wird die
Wasserzufuhr unterbrochen, obgleich die Gefässe im Frühling und
Sommer noch ganz unverändert sind. — Erst gegen den Herbst
machen sich auch in den Gelassen der abgestorbenen Holzpartieen
Veränderungen bemerklich : die Lumina derselben werden zum
Teil ausgefüllt mit Tropfen einer lichtbrechenden, gelben oder
braunen, gegen Lösungsmittel sehr resistenten Substanz, die Lignin.
enthält, ein Gemisch von Schleim mit anderweitigen Stoffen ist
und anscheinend mit der Substanz übereinstimmt, welche bei den
meisten Bäumen die Gefässe im Kernholz verstopft. Gleichzeitig
beginnt in den todten Zellen jeder Art, hauptsächlich an der Grenze
gegen das lebende Gewebe, ein schwarzvioletter Farbstoff aufzu-
treten, der die erwähnten Ausscheidungen in den Gelassen und die
Membranen dunkel färbt; er ist in Wasser unlöslich, in Alkohol,
Aether, Benzin leicht löslich und nimmt mit Kalilauge eine durch
Wasser ausziehbare grüne Farbe an, ohne gelöst zu werden.
Das Rindengewebe ist verhältnissmässig viel resistenter gegen
Frost, als das Mark- und Holzgewebe; am ehesten erfrieren und
bräunen sich noch die Parenchympartieen, welche die Sclerenehym-
stränge umgeben.
Die offenbar seltenen Fälle, in denen auch Theile des Cambiums
durch den Frost getöatet worden waren, gaben zu einer interessanten
Beobachtung Anlass. Ueber den abgestorbenen Cambiumstreifen
hatte sich nämlich im Frühjahr neues Cambium aus den innersten
Schichten des Bastes gebildet ("was bisher noch nie beobachtet
worden), und dieses neue Cambium erzeugte zunächst ein markartiges
Gewebe mit kurzen, fast isodiametrischen* Zellen und darauf erst
normales gefässführendes Holz. Die anfängliche Bildung des gross-
zelligen, parenehymatischen Gewebes erklärt Verf. durch den Mangel
jeglichen Gegendruckes seitens des abgestorbenen alten Cambiums,
welches durch das genannte Gewebe zu einer formlosen Masse zu-
sammengepresst wird. Die Gruppen markähnlichen Gewebes zeigen
eine auffallende Uebereinstimmung mit den sogenannten Markflecken,
und dürtte die Entstellung dieser wohl überhaupt, bei dem Birn-
baum wenigstens, auf das Absterben von Cambiumpartieen in
Folge von Frost zurückzuführen sein (während sie bei verschiedenen
anderen Bäumen bekanntlich eine andere Ursache haben).
Aus dieser Arbeit ersieht sich u. a. die interessante Folgerung,
dass die verschiedenen Gewebe desselben Zweiges ungleich resistent
sind und durch Frost bei ungleichen Temperaturen getödtet
werden, das Mark am leichtesten, die Rinde und das Cambium am
schwersten.
Rothert (Kazan).
230 Forstliche Botanik.
Branclis, D., Der Waid in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika. (Verhandlungen des naturliistorischen Vereins
der Rheinlande. 1890. p. 264—306.)
Der ausführlich mitgetheilte Vortrag stützt sich neben anderen
neueren Publicationen wesentlich auf das Mayr'sche Werk über
die Waldungen von Nordamerika. Verf. findet dabei Gelegenheit,
einige in ihrer Allgemeinheit nicht ganz richtige Sätze Mayr's zu
berichtigen, wobei er ganz besonders auf die Verhältnisse in Ost-
indien, bez. im tropischen Asien Bezug nimmt. Eine derartige Er-
örterung behandelt zunächst das Vorkommen periodisch belaubter
Wälder in den Tropen; entgegen der Behauptung May r's, dass eine
winterkahle Vegetation in der eigentlich tropischen Region fehle,
erinnert Verf. besonders an das Vorkommen sommergrüner Wald-
ungen von Teakbäumen u. a. in Burma und Vorderindien , sowie
in Java, — anderer Beispiele nicht zu gedenken. Ebenso ist die
Abnahme des Holzgewichts und der Nadellänge der Kiefern nach
Norden hin, die Mayr in Amerika beobachtete, nicht allgemein; bei
den Kiefern Ostindiens findet keine derartige Beziehung statt, weder
wenn man alle 5 Arten zusammennimmt, noch wenn man die 3
zur Section Taeda gehörigen für sich betrachtet , was des Nähern
ausgeführt wird. In Bezug auf die Bemerkung M a y r's, Früchte
seien um so schmackhafter, je trockener und wärmer das Klima
ist, bemerkt Verf., dass in Ostindien Orangen wenigstens ihre grösste
Vollkommenheit sowohl in sehr heissem und trockenem Klima
(Delhi , Nagpur), als auch in sehr feuchtem erreichen (Shalla mit
8 monatlicher Regenzeit und 500 cm Regenhöhe). Dass die Existenz
der Prärieen in Nordamerika mit der Luftfeuchtigkeit und Vertheilung
der Niederschläge zusammenhängt, ist eine berechtigte Ansicht;
anders aber liegen die Verhältnisse in Ostindien, wo für die Existenz
von Savannen oder Prärieen im Ueberschwemmungsgebiet des Ira-
waddi und in feuchten, theilweise selbst mit immergrünem Wald
bedeckten Gebirgsregionen andere Gründe gesucht werden müssen.
Die Schilderung, die Verf. dabei von der erstgenannten Vegetation
macht , ist eine so lebendige , dass Ref. sie im Wortlaut anführen
will : „In dem Ueberschwemmungsgebiet des Irawaddi sind weite
Strecken mit hohem Grase bestockt, ein undurchdringliches Dickicht,
o — 4 m hoch, bildend. In der Provinz Pegu nehmen diese Savannen
(Kaindoh, Graswald genannt) gegen 500000 ha ein und haben im
Thale des Irawaddi-Flusses eine Breite unter 18° n. Br. von 50 km.
Vom Juni bis August stehen diese Gegenden 1 — 2 m tief unter
Wasser. Reisbau ist unmöglich, denn die niedrige Reispflanze kann
unter einer solchen Wasserdecke nicht leben. Die Riesengräser
aber (mehrere Arten von Saccharum und andere Andropogoueen).
welche diese Savannen bilden, gedeihen vortrefflich. Einige Monate
nach dem Ablauf des Wassers tritt die trockene Jahreszeit ein, und
wenn im März und April das Gras dürr geworden ist, so fegen die
Waldbrände durch das Land, und das Resultat ist eine unabsehbare
Fläche, schwarz von verkohlten Stoppeln. Bald aber spriessen die
jungen grünen Halme mächtig aus den schwarzen Stoppeln hervor,
ein willkommenes Futter für die grossen Büffelheerden der Bur-
Oekonomische Botanik. (Pflanzenkrankheiten.) 23.1
raant'ii. Nur einige Baumarten gedeihen unter diesen exceptionellen
Verhältnissen, und unter diesen ist Bombax Malabaricicm, der Baum-
wollbaum, hervorzuheben, der laublos in der heissen Jahreszeit im
Schmuck seiner grossen scharlachrothen Blüten an den quirlförmig
gestellten Zweigen prangt."
Schliesslich kommt Verf. auch auf die Waldverwüstung in
Nordamerika zu sprechen und drückt dabei die vielleicht etwas
optimistische Hoffnung aus, dass es über kurz oder lang auch dort
gelingen werde, der Zukunft ihr Recht zu verschaffen und eine ge-
ordnete Waldwirtschaft einzuführen.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
May, W., Die Rohrzucker-Culturen auf Java und ihre
G e f ä h r d u n g d u r c h die S e r e h - K r a n k h e i t. (Botanische
Zeitung. 1891. p. 10—15.)
Das Zuckerrohr {Sacchariim officiiiarvm) ist die ältere und
noch bis heute eine sehr bedeutende Quelle für die Gewinnung
des Zuckers. Es gedeiht nicht bloss in der tropischen und sub-
tropischen Zone, sondern auch über diese hinaus in dem warmen
Theiie der gemässigten Zone, wenn nur die Gegend vor klima-
tischen Bedrohungen geschützt ist. Zur üppigen Entwicklung
der Pflanze ist feuchter, jedoch nicht versumpfter Boden und
feuchte Luft erforderlich ; ist letztere durch Seebrisen gemildert,
so ist dieses für die Pflanze noch vorteilhafter. Der Boden darf
nur wenig Salze enthalten, doch ist ein gewisser Zusatz von Kalk
unbedingt nothwendig zur Gewinnung von zuckerhaltigem Rohr.
Das Hauptproductionsgebiet für das asiatische Zuckerrohr
ist Java. — Was die Bodenart betrifft, welche für die Zucker-
rohrcultur Java's die beste ist, so wird bald dem Lehmboden,
bald dem Sand- oder dem gemischten Boden der Vorzug gegeben.
Am Ende der Regenzeit, dem sogenannten West- Monsun, im April
und Mai eines jeden Jahres, wird in der Rege! mit der Boden-
bearbeitung für den Anbau begonnen und dann Ende Juni bis
zum Beginn Juli das Auspflanzen vollzogen. Im November und
December ist dann die Pflanze soweit entwickelt, um stärkeren
Regengüssen und Winden Widerstand bieten zu können. Ab-
norme Witterungsverhältnisse , wie z. B. ein nasser Ost- , ein
trockener West-Monsun oder das verspätete Eintreten der einen
oder der anderen Saison, bleiben meist nicht ohne nachtheiligen
Einfluss auf die Qualität des Rohres. Es wird in Java eine grosse
Anzahl der verschiedensten Zuckerrohrarten angebaut, deren
Varietäten jedoch noch nicht wissenschaftlich festgestellt sind.
Am häufigsten findet sich das sogenannte „Tabu item", eine
dunkelgefärbte Varietät, welche n\\r\\ unter dem Namen „Cheri-
bonisches Rohr" bekannt ist. Ferner eine hellere, manchmal
gelblieh- gelbe oder hellrothe und in anderen Farben vorkommende
Art, das „Jap arasche Rohr". Diese Sorten werden bisweilen
10 bis 15 Fuss hoch, und es wiegen die einzelnen Rohrstocke
2—4 kg.
232 Oekouomische Botanik (Pflanzenkrankheiten.)
Die Erntezeit dauert vom Mai bis December, für die meisten
Fabriken jedoch nur vom Juni bis October. Das reife Rohr darf
zur Vermeidung des sonst schnell eintretenden Saftrückganges
nicht unnöthig auf den Feldern gelassen werden, wo dasselbe dann
sehr schnell austrocknen würde. Die richtige Bestimmung des
Höhepunktes der Reife, bezw. des Zeitpunktes, an welchem das
Rohr geschnitten werden muss, ist schwierig, trotzdem ist ein
gleichniässiger Reifezustand des Rohres von sehr grosser Wichtig-
keit, da eine gleichzeitige Verarbeitung verschiedenartiger Säfte
Nachtheile in der Fabrication mit sich führt. — Man kann das
Rohr entweder mit der Wurzel ernten, oder man haut es ober-
halb derselben ab.
Bekanntlich hat sich seit mehreren Jahren eine sehr bedenk-
liche Krankheit des Zuckerrohres auf den Plantagen in Java, die
sogenannte „S er eh "-Krankheit, eingestellt, welche, wenn sie in
dem gleichen Maasse wie bisher fortschreitet, die ganzen Culturen
zu vernichten droht. Diese Krankheit trat zuerst in den Jahren
1879 und 1880 auf und hat in den letzten fünf Jahren in besorg-
nisserregender Weise zugenommen. Vom Westen aus sich sehr
schnell bis zum äussersten Osten der Insel verbreitend und nur
hier und du einzelne Striche überspringend oder in einzelnen Be-
zirken milder auftretend, scheint sie gegenwärtig am verheerendsten
in Mittel-Java zu sein.
Die Krankheit giebt sieh äusserlich in folgender "Weise zu
erkennen: Die Zwischenglieder des Stockes bleiben kurz und die
Blätter erscheinen infolge dessen dicht aufeinander gedrängt. Es
entstehen zahlreiche Luftwurzeln und oberirdische Seiten triebt-.
Das Rohr entwickelt sich also nicht, wie bei den gesunden Pflanzen,
zu einem hohen, aufrechtstrebenden Stengel, sondern es bleibt
klein und bildet durch seitliche Ausschüsse einen fächerförmigen
Blattbüschel. Im ärgsten Stadium der Krankheit wird überhaupt
kein Rohr, sondern nur Blätter erzeugt. In zweiter Linie wird
dann auch noch die Pflanze von zahlreichen thierischen und
pflanzlichen Schmarotzern befallen.
Ais weitere Krankheitsanzeichen sind noch zu nennen, dass
gewisse Gewebepartien des Stockes stark geröthet werden.
Werden aus solchen Pflanzen geschnittene Stecklinge, ausgepflanzt,
so zeigen auch diese eine vermehrte Röthuug und gehen schliess-
lich in Verrottung über.
Die kranken Pflanzen haben einen niedrigen Zuckergehalt,
dessen Ausbeute sehr gering und überhaupt nicht mehr lohnend
ist. Ferner ist auch die Qualität des Saftes eine sehr schlechte,
und es lässt sich der im Saft vorhandene Zucker nicht so voll-
ständig wie gewöhnlich gewinnen.
Zur Verhütung der weiteren Ausbreitung der „Sereh" werden
jetzt fast überall in Java von den Fabriken eigene Felder angelegt
zur Erzeugung von Stecklingen, sogenannten „Bibit", für die jähr-
liehen Neuauspflanzungen, während früher der „Bibit" immer den
Erntefeldern selbst entnommen wurde. Auch wird jetzt seitens
der dortigen Versuchsstationen das Augenmerk mehr als früher
Oekonomische und technische Botanik (Gährung.) v;jj
auf die rationellste Düngung, Sammlung, Auspflanzung und Unter-
suchung von fremden Rohrsorten gerichtet.
Die Ursachen der Sereh -Krankheit sind noch nicht alle mit
Sicherheit erkannt, obwohl die abnormen Erscheinungen bei den
serehkranken Pflanzen einigermaassen festgestellt sind. Man hat
die Ursache theils in der Wirkung von Nematoden, theils in der-
jenigen von Bakterien gesucht, auch sollten die in den letzten
Jahren angewandten neuen Culturmethoden hier eine wichtige
Rolle mitgespielt haben; es sind dieses Alles vorläufig noch Hypo-
thesen, deren Richtig- oder Nichtigkeit hoffentlich bald von der
Wissenschaft bewiesen wird.
Als das wirksamste Mittel zur Bekämpfung clor Krankheit
gilt gegenwärtig die Benutzung von aus serehfreien Distrieten
eingeführtem Bibit, wenngleich sieh auch jetzt schon mit der Aus-
breitung der Krankheit nach Mittel- und Ost- Java die Beschaffung
von gesunden Stecklingen immer schwieriger gestaltet.
Otto (Berlin).
Müller-Thurgau, H., 1 . U eb e r d i e V e r ä n d e r u n gen, welche
die Edel faule an den Trauben verursacht und über
d e n W e r t h dieser Erschein u n g f ü r d i e Weinpro-
duktion. 2. Welches ist die geeignetste Temperatur
für die W e i ng ä h r u n g ? Zwei Vorträge bei G e 1 e g e n-
heit des X. deutschen W einbau - Co n gr esses in Frei-
burg in Breisgau am 10. und 11. Sept. 1887 gehalten.
8°. 33 pp. Mainz (Ph. v. Zabern) 1888.
Der Inhalt des ersten Vortrags, der ausführlicher in Thiels
Landwirtschaftlichen Jahrbüchern (1888. p. 83 — 100) mitgetheilt
wurde, ist bereits im Botanischen Central blatt Bd. XXXV. p. 94.)
referirt worden. Aus dem zweiten sei Folgendes wiedergegeben : Be-
treffs des Einflusses verschiedener Temperaturen auf die Gährung des
Weines muss unterschieden werden zwischen der Einwirkung auf den
Verlauf der Gährung und derjenigen auf die Qualität des Productes. Die
Gährung des Mostes tritt um so früher ein und wird um so stürmischer,
je mehr sich ihre Temperatur 30° C nähert. Es hört aber bei hoher
Temperatur (28 — 30°) die Gährung schon auf, bevor sich eine genügende
Menge Alkohol gebildet hat, und so können diese Grade gegen das
Ende nachtheilig einwirken. Bei 10° dagegen geht Hefewachsthum
und Gährung sehr langsam vor sieh. Die günstigen Temperaturen
liegen demnach zwischen 15 und 2b° C, doch lässt sich in der
Praxis die Gährung nicht bei constanter Temperatur durchführen.
Was den Einfluss eler Wärme auf die Qualität des Weines betrifft,
so bleibt bei höherer Gährtemperatur ein grösserer Zuckerrest, als
bei niederer zurück: ferner steigern alle Umstände, welche das
Wachsthum und die Lebensvorgänge der Hefe lebhafter machen,
auch den Glyceringehalt des Weines: auf sein Bouquet üben selbst
Temperaturen von 28 — 30° keinen ungünstigen Einfluss aus.
Die Verfahren , um im Moste die gewünschten Temperaturen
zu erzielen, sind nach äusseren Umständen. Witterung zur Lesezeit,
234 Oekonomische Botanik.
Beschaffenheit der Trauben u. s. w. einzurichten. Um in einem
kalten Herbst eine günstige Gährungstemperatur herzustellen , hält
es Verf. für vorteilhafter, das Gährlocal massig zu heizen, als den
Most, bevor man ihn in den Keller bringt, zu erwärmen. Betreffs
der übrigen für die Praxis gegebenen RathscMäge sei auf das
Original verwiesen.
•&
Möbius (Heidelberg).
Colin, H., W., Ueber einen bittere Milch erzeugenden
Micrococcus. (Centralbl. f. Bakteriologie und Parasitenkunde.
Bd. IX. No. 20. p. 653—655.)
Nachdem schon Krüger und Weigemann zwei Bacillen
beschrieben haben , welche durch ihre Einwirkung die Bildung
bitterer Milch hervorrufen, hat nunmehr Conn aus einer Probe
von bitter gewordenem Rahm einen dritten hierher gehörigen
Micrococcus isolirt. Derselbe ist von ziemlicher Grösse, unbeweg-
lich, aerobisch und wächst langsam unter energischer Verflüssigung
des Nährsubstrates, welches eine ausserordentlich schleimige und
zähe Beschaffenheit erhält. In Agar-Agarculturen zeigte sich eine
ausgesprochene Neigung zur Kettenbildung, in Gelatineculturen
dagegen nicht. In sterilisirter Milch ist das Wachsthum schnell
und die Milch wird sehr bitter. Butter, welche aus dem inficirten
Rahm hergestellt wurde, zeigte einen ranzigen Geruch und brenz-
lichen Geschmack, eignete sich schlecht zur Aufbewahrung und
war überhaupt zur Verwendung untauglich.
Kohl (Marburg).
Wilhelm, G., Ein lästiges Unkraut. [Das Franzosenkraut.
Galinsof/a parviftora Cav.] (Oesterreichisches Landwirtschaft-
liches Centralblatt. Jahrgang I. Heft I p. 1 — 7.)
Bringt Beiträge zur Kenntniss der Biologie und geographischen
Verbreitung des gefürchteten Unkrauts, denen wir als Beleg für
die rapide Vermehrung der Pflanze die Angabe entnehmen, dass
an einem Exemplare bis zu 36 851 Früchte gezählt wurden. Die
Keimfähigkeit nur zu 43,75 °/o angenommen (Durchschnitt von 4
Keimproben), ergiebt das schon eine Pflanzenmenge von 16 122.
Ein Theil der Samen keimt sehr langsam, erst nach Monaten,
die Keimkraft bleibt Jahre hindurch erhalten. Als Gegenmittel
gegen die Weiterverbreitung des Eindringlings wird Verhinderung
des Blühens und Samentragens durch frühzeitiges Jäten und Hacken
als einzig wirksam empfohlen.
Behrens I Karlsruhe l.
Neue Litteratur. 235
Neue Litteratur.^
Geschichte der Botanik:
diedenkblatt zur Kerner-Feier am 12. November 1891. Ausgegeben vom
Comit«'. — Adh. Verzeichniss der Kerner'schen Schriften. 8°. 24 pp. Wien
iFranz Deudicke) 1891.
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Massee, Gr., Tbe plant world: its past , present, and future: an introduction
to the study of botany. 8°. 222 pp. With 56 illustrations. London (Whittaker)
1891. 3 s. 6 d.
Prantl, K.j Lehrbuch der Botanik für mittlere und höhere Lehranstalten.
Bearbeitet unter Zugrundelegung des Lehrbuches der Botanik von J. Sachs.
8. Aufl. gr. 8°. VIII, 355 pp. mit 326 Fig. Leipzig (Engelmann) 1891. M. 4.—
Kryptogamen im Allgemeinen:
Ravaud, l'Abbe, Guide du botaniste dans le Dauphine. Excursions bryologiques
et lichenologiques, etc. I. excursion , comprenant les environs de Grenoble.
(Publication du Journal „le Dauphine'", — Bibliotheque du touriste en Dauphine.)
8°. 68 pp. Grenoble (Drevet) 1891.
Algen :
Istvällffy, Gr. tle, Sur l'habitat de C'ystoclonium purpurascens dans la Mer
Adriatique. (Neptunia 1. 1891. No. 7.) 8°. 2 pp.
Pilze:
Beyeriuck, M. W., Die Lebensgeschichte einer Pigmentbakterie. Mit Tafeln.
(Botanische Zeitung. 1891. No. 43. p. 705—712. No. 45. p. 741 — 752.No. 46..
p. 757 — 770.)
Bourqiielot, E., Sur la presence de Famidon dans un Champignon appartenant
ä la famille des Polyporees , le Boletus pachvpus. (Journal de Pharmacie et
de Chimie. T. XXIV. 1891. No. 5.)
Raciborski, M., Pythium dietyosporum, ein neuer Parasit von Spirogyra.
(Anzeiger der Akademie der Wissensch. in Krakau. 1891. October. p. 283 — 287).
Flechten:
Hlie, l'Abbe., Lichens de Canisy (Manche) et des environs. [Suite.] (Journal de
Botanique. V. 1891. No. 21. p. 366—372.)
Muscineen :
Bescherelle, E., Musci novi guadelupenses. [Syrrhopodon laevidorsus, Splachno-
bryum Mariei, S. julaceum, S. atrovirens, Districhophyllum Mariei.] (Revue
bryologique. 1891. Nr. 5.)
Russow, E., Sur l'idee d'espece dans les Sphaignes. (Revue bryologique. 1891
No. 5.)
Ventnri, Les Sphaignes europeennes d*apres Warnsto rf et Russow. [Suite.]
(Revue bryologique. 1891. No. 5.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Berckholz, TVilly, Beiträge zur Kentniss der Morphologie und Anatomie von
Gunnera manicata Lindm. 8°. V, 19 pp. Erlangen 1891.
BlasS, J., Untersuchungen über die physiologische Bedeutung des Siebtheiles
der Gefässbündel. [Inaug.-Diss.] Mit 2 Tafeln. 8°. 40 pp. Erlangen 1891.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige IJebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe der
Titel ihrer neuen Publicationen , damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactiouen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, damit,
derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
236 Neue Litteratur.
Blieseniek, Herrn., Ueber die Obliteration der Siebrühren. [Inaug.-Diss.]
Mit 1 Tafel. 8n. G3 pp. Erlangen 1*91.
Claes, Paul et Thyes, Emile, Morphologie comparee des tests des Brassica
oleracea, napus, rapa et nigra et des Siuapis alba et arvensis avec planches
hors texte. 'Extrait du Bulletin de l'agriculture.) 8°. 16 pp. Bruxelles
(P. Weissenbruch) 1891. Fr. 1.50.
Darwin, Charles, De la fecondation des Orchidees par les insectes et des bons
resultats du croisement. Traduit de l'anglais par J. Berolle. 2. edit. 8°..
356 pp. Avec 34 gravures dans le texte. Baris (Reinwald et Cie.) 1891.
Darwin, Francis, Le geotiopisme et i'heliotropisme des plantes. (Revue
Scientifique. Tome XL VIII. 1891. p. 461— 464.)
Fanvelle, Le transformisme dans le regne vegetal. (1. c. p. 513 — 519.)
Holfert, Johs., Die Nährschicht der Samenschalen. [Inaug.-Diss.] 8". 35 pp.
2 Tafeln. Erlangen 1891.
Morara, UgO., Composizioue chimica delle foglie del Quercus Cerris. (Studi
e ricerche instituite nel laboratorio di chimica agraria della reale universita
di Pisa. Fase. IX.)
Müller. H. F., Ein Beitrag zur Lehre vom Verhalten der Kern- zur Zellsubstanz
während der Mitose. (Sep.-Abdr.) 8°. 10 pp. mit 1 Tafel. Leipzig (Freytag)
1891. M. 0.80.
Sigmund, Ueber fettspaltende Fermente im Pflanzenreiche. IL (Sitzungsberichte
der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Mathem.-naturw. Klasse.
Abtheilung I. Band C. No. 5—7.)
Strasburger, E., Das Protoplasma und die Reizbarkeit. [Rede.] gr. 8°. 38 pp.
Jena (Gust. Fischer) 1891. M. 1.—
Weismann, A., Amphimixis oder die Vermischung der Individuen, gr. 8°. VI,
176 pp. mit 12 Textfig. Jena (Gustav Bischer) 1891. M. 3.(50.
Weiss, Entwicklungsgeschichte der Trichome im Corollenschlunde von Pinguicula
vulgaris L. (Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien.
Mathem.-naturw. Klasse. Abtheilung I. Band C. No. 5 — 7.)
Zawada, Karol,. Das anatomische Verhalten der Palmblätter zu dem System
dieser Familie. [Inang.-Diss.] 8°. 40 pp. Erlangen 1891.
Systematik und Pflanzengeographie:
Baillon. IL, Histoire des plautes. T. XL: Monographie des Eb.ua
Oleacees et Sapotacees. 8°. 221 p. Paris (Hachette et Cie.) 1891. Fr. 4.—
Boerlage, J. Gr., Handleiding tot de kenuis der flora van Xederlandsch Indie.
Beschrijving van de f amilies en geslachten der nederl. indische Phanerogamen.
Deel II. üicotyledones Gamopetalae. Stuk 1. Inferae — Heteromerae.
Farn. LXVII. Caprifoliaceae — Farn. LXXXII. Styracaceae. 8". 3-22 pp.
Leiden (E. J. Brill) 1891.
Brancsik, (.'., Ket kiränduläs a Sztrazsö-hegysegbe Zliecho közeleben. [Zwei
Ausflüge auf den Berg Strazso]. (Jahresber. d. naturw. Vereins in Treucsin.
1890/91. p. 1 — 9.)
Buchholz, P.j Hülfsbücher zur Belebung des geographischen Unterrichts.
1. u. 2. Aufl. Pflanzen-Geographie. 8°. XII, 106. pp. Leipzig (Hinrichs) 1891.
M. 1.60.
Chanel, L., Enumeratio plantarum anuis 1888, 1889, 1890 et 1891 in Macedonia
austraii collectarum. (Oesterr. botan. Zeitschr. XVi. 1891. No. 11. p. 374— 375.)
Freyn, J., Plautae novae Orieutales. IL (1. e. p. 361 365.)
Halacsy, E.V., Beiträge zur Flora der Balkanhalbinsel. VI. (I.e. p. 370—372.)
Majerszky, Ad. V., Pflanzengeographisches aus dem Trencsiner Comitate.
(Jahresber. des naturw. Vereins in Treucsin 1890/91. p. 10—18.)
Oborny, A., Flora von Oesterr eich-Ungarn, Mähren. (Oesterreichische botan.
Zeitschrift. 1891. No. 11. p. 387-394.)
Parmentier, Paul. Contribution ä l'etude du genre Pulmonaria. (Extrait
Memoires de. la Societe d'öinulation du Doubs, seance du 14 fevrier 1881.)
8°. 24 pages. Besancon (imprim. Dudivers) 1891.
Rechinger, Karl, Ueber Hutchinsia alpina R. Br. und Hutchinsia brevicaulis
Hopp-. Mit Tafel. (Oesterr. botan. Zeitschrift, XLI. 1891. No. 11. p. 372— 373.)
Sahransky. H., Weitere Heiträge zur Brombeerenflora der Kleinen Karpatheu.
(1. c. p. 375 — 379.)
Neue Litteratur. 2'67
Waisbecker, A., Köszeg es oidekenek eddnyes növe nvei. 8°. 70 pp. Köszeg
(Feigl Gyula) 1891.
Wettstein, Richard von, Untersuchungen über Pflanzen der österreichisch-
ungarischen Monarchie. I. Die Arten der Gattung Gentiana aus der Section
„Endotricha" Fröl -Mit 1 Tafel und 1 Karte. (Oesterr. botan. Zeitschrift.
XLI. 1891. Ko. 11. p. 367—370.)
Palaeontologie :
Call, R. Ellsworth, The tertiary silicified woods of Eastem Arkansas. (The
American Journal of Science. Vol. XLII. 1891. p. 394 — 401.)
Edwards, Arthur M., Report of the examination by means of the microscope
of specimens of infusorial earths of the Pacific Coast of the United States.
(1. c. p. 369—384.)
Sandberger, V., Bemerkungen über pflanzenführende Schichten des obersten
Mitteldevons in Nassau und Westfalen. (Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie und Paläontologie. 1S91. II. No. 3.)
Schulz, Gustav, Der Bernstein. III. Der Bernsteinhandel. [Schluss.] (Prometheus.
Illustr. Wochenschrift über die Fortschritte der angewandten Naturwissensch>
Jahrg. III. 1891. Nr. 4.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Kartig, Robert, Traite des maladies des arbres. Traduit snr la 2. edit.
allemande par J. Gerschel et E. Henry, gr. 8°. XII, 316 pp. Avec 137 flg.
dans le texte et une planche eu couleurs. Nancy (Berger-Levrault et Cie.) 1891.
Maglliu, Aul., Observation sur le parasitisme et la castration chez les Anemones
et les Euphovbes. Avec fig. (Extrait du Bulletin scientifique de la France et
de la Belgique. T. XXIII.) 8°. 25 pp. Paris (Carre) 1891.
Massa, €., Nozioni elementari teorico-pratiche sulla fillossera e sui rimedi per
combatterla. (Laboratorio di entomologia agraria e patolugia vegetale delP
Agricoltore calabro-sicnlo.) 8°. 32 pp. Catania (tip. di L. Kizzo) 1891.
Mnri, Antonio, In quäl modo opera lo zolfo snllo oidio delle viti. (Studi e
ricerche instituite nel laboratorio di chimica agraria della r. universitä di
Pisa. Fase. IX. 1891.)
Sadebeck, R., Kritische Untersuchung über die durch Taphrina-Arten hervor-
gebrachten Baumkraiikheiteu. [Ans: „Jahrbuch der Hamburger wissenschaftl.
Anstalten."] 8°. 37 pp. mit 5 Tafeln. Hamburg (Gräfe & Sillem) 1891. M. 4.—
Sestini, F., Avvertimenti a chi deve fare uso del solfato di rame contro la
peronospora. «Studi e ricerche instituite nel laboratorio di chimica agraria
della r. universitä di Pisa. Fase. IX. 1891.)
Targioni Tozzetti, Adolfo, Sopra aleuui nuove emnlsioni insettieide. (Atti
delia r. accademia eeonomico-agraria dei Georgotili di Firenze. Serie IV.
Vol. XIV. 1891. Disp. 2—3.)
— — , Prove sperimentali intorno agli effetti di varie emulsioni insettieide
sopra le viti. (1. c.)
Vannuccini, Vanuucio, Esperienze per la distruzione delle orobanche delle
fave. (1. c.)
Viala P. et Sauvageau, C, Sur quelques Champignons parasites de la Vigne.
[Fin.] (Joural de Botanique. V. 1891. No. 21. p. 357—365.)
?*ledicinisch-pharmaceutische Botanik :
Ball, M. Y.j Essentials of Bacteriology : being a concise and systematic
introduetion to the study of Micro-Organisms for the use of students and
practitionsrs. With 77 illustrations, some in colours. [Saunders' question
compeuds, No. 20.] 8°. 159 pp. Philadelphia (W. B. Saunders) 1891.
Culbreth, D. M. R., To what extent should the study of botany be compulsory
in Colleges of Pharmacy. And what are the best methods of giving Instruction
in that braneb. So as to make it interesting to the studeut. (Bulletin of
Pharmacy. 1891. p. 405—408.)
Hegewald, Die Citrone, die Pomeranze, die Zwiebel, deren grosse Heilkraft und
weitgehende Verwendung. Nebst einer Zusammenstellung der wichtigsten Haus-
mittel, die auch bis zur Ankunft des Arztes gebraucht werden können. 2. Aufl.
gr. 8°. 54 pp. München (Konrad Fischer) 1891. M. — .75.
238 Neue Litteratur.
Jaiumes, Ludowic, Manuel de l'etudiant en pharmacie. Aide-memoire de
botanique pharmaceutique pour la pn'paration du deuxieme exameu. 8°. 288 pp.
Avec 173 tig. dans le texte. Paris (J. B. Bailiiere et fils) 1892. Fr. 3 —
Jungfleisch, Sur la production de la saiitonine. (Journal de Pharmacie et de
Chimie T. XXIV. 1891. No. 6.)
Mace, E., Traite pratique de bacteriologie. 2e. edition, revue et augmentee,
avec 201 tigures dans le texte, noires et coloriees. Partie II. 8°. VII pp.
et 481 ä 744, titre et preface, fin. Paris (J. B. Bailliere et fils.) 1892.
Maiden, J. H., Notes on Eucalyptus oils. (Bulletin of Pharmacy. 1891. p. 461
—464.)
Planchon, Louis, Les Aristoloches, etude de matrere medicale. gr. 8°. 266 pp.
Montpellier (Hanielin freres) 1891.
Repetitorilini, Kurzes, der Bakteriologie (Methode, Verfahren und Technik, sowie
(Systematik der pathogenen Mikroorganismen) als Vademecum für Studirende
und praktische Aerzte. Gearbeitet nach den Werken und Vorlesungen von
Babes, Baum garten, Eisenberg etc. 8°. VI, 52 p. Wien (Bieitenstein)
1891. M. 1.10.
Stockwell, G. Arcllie, Eucalyptus oil and eucalyptol. (Bulletin of Pharmacy.
1891. p. 447-453.)
Technische, Forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Ackermann, E., Aualyses des vins blaues du cantou de Geneve et essais
comparatifs sur les methodes de uosage du residu sec des vins. [These.] 8°.
34 pp. Geneve (H. Georg) 1890. Fr. 1.—
Audibert, J. F., Ce qu'il faut connaitre et employer pour faire le vin ou le
eidre, l'ameliorer, le claritier, le conserver. 163e edit. 8°. (34 pp. Avec flg.
Marseille (Achard et Cie.) 1891. Fr. 1.50.
Briers, Frederic et Schreiber, Constant, Tableaux et discu6sion de quelques
aualyses botaniques de pres ä faucher. (Extrait du Bulletin de l'agriculture.
1891.) 8°. 36 pp. Bruxelles (P. Weissenbruch) 1891. Fr. 1.50.
Core, F., L'agriculture en France et en Algerie. 8U. 264 pp. Paris (Charaire
et fils) 1891.
Entleutner, A., Die immergrünen Ziergehölze von Süd-Tirol. Mit 114 Abbild.
auf 73 Tafeln nach Federskizzen des Verf. und 8 Lichtdruck-Bildern nach
photographischen Aufnahmen. 8°. 173 pp. München (Konr. Fischer) 1891.
M. 15. —
Gentiluomo, A., Analisi chimica della Cynara Scolyinus (Carciofo comuue).
(Studi e ricerche instituite nel laboratorio di chimica agraria della r. universitä
di Pisa. Fase. IX. 1891.)
Girling, ß. N., Notes on the Orange and Lemon, and their eultivation in the
Southern States. (Bulletin of Pharmacy. 1891. p. 408—409.)
Heckel, Edouard, Sur le bunya-bunya (Araucaria Bidwilli Hook). Son utilite
et son aeclimatation en Algerie et dans nos colonies fraucaises. (Extrait de
la Revue des sciences naturelles appliquees. 1891. No. 16, 20.) 8 . 16 pp.
Versailles (Cerf et fils) 1891.
Hehn, Yict., Cultivated plants and domestic animals on their migration from
Asia to Europe. 8°. 530 pp. London (James Steven Stallybrass) 1891.
10 sh. 6 d.
Holuby, JOS., Die Holzgewächse des Bosaczthales und deren Verwendung.
(Jahresbericht des naturwissensch. Vereins in Trencsin. 1890/91. p. 89 115.)
Jouffroy, G., L'agriculture dans le departement de 1'AUier. (Extrait des
„Departements francais.") 8°. 76 pp. Moulins (Auclaire) 1891.
Jouzier, E., Greffage de la vigne eu ecusson et en fente herbaeee. Avec fig.
(Extrait des Annales de lTnstitut national agronomique T. XII. 1887.) 8 .
16 pp. Nancy (Berger-Levrault et Cie.) 1891.
, La viticulture ä Tokay (Hongrie). (Extrait des Annales de lTnstitut
national agronomique. T. XII. 1887.) 8°. 33 pp. Nancy (Berger-Levrault
et Cie.) 1891.
Keim, Willi., Studien über die chemischen Vorgänge bei der Eutwickelung und
Keife der Kirschfrucht, sowie über die Producte der Gährung des Kirschsaftes
und Johannisbeersaftes mit Einschluss des Farbstoffes von Kibes nigrum und
Neue Litteratur. — Personalnachrichten. 239
Ribes rubrum. [Inaug.-Diss.] 8°. 38 pp. mit 1 Tafel. Wiesbaden (J. F. Berg-
mann) 1891. M. 1. —
Larbaletrier, Albert, Les engrais et la fertilisation du sol. [Bibliotheque de
connai.ssances utiles.j 8°. VIII, 352 pp. Avec 74 fig. interealees dans le texte.
Paris (J. B. Bailliere et fils) 1891.
— — , Le Tabao. Etudes historiques, chimiques, agronomiques, industielles,
hygieniques et fiscales sur le tabac ä fumer , ä priser et ä mächer. Manuel
pratique ä l'usage des consommateurs, amateurs, planteurs et depitants. 8°.
IV, 307 pp. Paris (Reiuwald et Cie.) 1891. Fr. 3.—
Personalnachrichten.
Dev bisherige Docent an der Technischen Hochschule in Darm-
stadt, Dr. A. Hausen, ist als Nachfolger des Geh. Raths Hoffmaiiii
zum ord. Professor der Botanik in Giessen ernannt worden.
Privatdocent Dr. E. v. Esiuarcli in Berlin ist als ausserordent-
licher Professor für Hygiene nach Königsberg berufen.
An der Universität Krakau ist der bisherige ausserord. Professor
an der Hochschule f. Bodenkultur in Wien, Dr. L. Adametz, zum
ausserord. Prof. für Thierzuchtlehre mit Titel und Charakter als
ordentl. Professor ernannt worden.
Prof. Dr. Gr. Haberlaudt in Graz trat im Verlaufe des Monats
October eine längere Studienreise nach Buitenzorg auf Java an.
Mit Prof. Goebel ist auch Dr. C. Giesenliageil nach München
übergesiedelt.
Dr. E. Palla hat sich als Privatdocent für Botanik an der
Universität in Graz habilitirt.
Am 8. October starb in Wien der in Botanikerkreisen wohl-
bekannte ehemalige Leibarzt des Schah N asr- Edin von Persien,
Dr. J. E. Polak, im Alter von 71 Jahren. Vom Jahre 1851 bis
1860 weilte er in Persien und leistete in dieser Zeit Ausserordent-
liches für die geographische und naturwissenschaftliche Erforschung
des Landes Nach Wien zurückgekehrt, widmete er sich der Be-
arbeitung der Ergebnisse seiner Studien und sorgte durch eine
ganze Reihe von Expeditionen, die er auf eigene Kosten veran-
staltete, für die weitere Durchforschung des Landes. Als die be-
deutendsten derselben seien erwähnt eine von ihm selbst in Ge-
meinschaft mit Tli. Pickler und Dr. F. Wähner im Jahre 1881
unternommene Reise, die Reise Dr. 0. Stapf S im Jahre 1885,
ferner Unternehmungen der Geologen Dr. A. Rodler und des Herrn
J. A. Knapp. Auch für alle anderen naturwissenschaftlichen,
speziell botanischen Unternehmungen bekundete der Verstorbene
240
Corrigendum. — Inhalt.
stets ein lebhaftes und forderndes Interesse. Nach ihm sind meh-
rere Arten benannt, auch ein Labiaten-Genus wurde von Dr. Stapf
Polakia benannt. (Oesterr. Bot. Zeitschr.)
Corrigendum.
In dem Referate: Hue, A.? Lichens de Canisy in Nr. 45-46 des
„Bot. Centralbl." ist zu lesen:
Seite 175:
Zeile 19 von oben: können statt kann;
Zeile 12 von unten: schliessend statt zu schliessen.
Seite 176:
Zeile 18 von oben setze vor zusammengefasst : begriffenen.
Inhalt:
Wissenschaftliche Original-
iVIitt.heilungen.
Treiber, lieber den anatomischen
Stammes der Asclepiadeen, p. 209.
Bau des
Botanische Gärten und
Institute, p. 218.
Instrumente, Präparations- und.
Conservations-JMethoden etc.
Marpmann, Mittheilnngen aus der Praxis, p. 218.
Referate.
Brandts, Der Wald in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika, p. 230.
Conn, Ueber einen bittere Milch erzeugenden
Micrococcus, p. 234.
Huth, Monographie der Gattung Caltha, p. 225.
— — , Revision der Arten von Trollius, p. 226.
Jost, Ueber Dickeuwachsthum und Jahresring-
bildung, p. 222.
Kronfeld, Haynald als Botaniker, p. 219.
May, Die Rohrzueker-Culturen auf Java und
ihre Gefährdung durch die Sereh-Krankheit,
p. 231.
Miczynski, Ozmarzaniu tkanek gruszy, p. 228.
Müller, Lichenologische Beiträge, p. 221.
Miiller-Tkurgau, 1. Ueber die Veränderungen,
welche die Edelfäule an den Trauben ver-
ursacht und über den Werth dieser Er-
scheinung für die Weinproduction. 2.
Welches ist die geeignetste Temperatur für
die Weingährung ? Zwei Vorträge bei Ge-
legenheit des X. deutschen Weinbau-Con-
gresses in Freiburg in Breisgau am 10. und
11. Sept. 1887 gehalten, p. 233.
Protits, Vergleichend-anatomische Unter-
suchungen über die Vegetationsorgane der
Kerrieen, Spiraeen und Potentilleen, p. 224.
Boss, Vorläufige Mittheilung über einige Fälle
von Mykosis im Menschen, p. 227.
Viala, Pierre et Boyer, Sur un Basidiomycete
inferieur, parasite des grains de raisin, p. 219.
Wilhelm, Ein lästiges Unkraut, p. 234.
Willkomm, Illustrationes florae Hispaniae
insularumque Balearium, p. 226.
Zittel, Handbuch der Palaeontologie. II. Ab-
theilung. Palaeophytologie von Ph. Schimper
und A. Schenk, p. 226.
Neue H.itteratur, p. 235.
Pei'sonalnaohriohten :
Dr. Adametz, ausserordentlicher Prof. für
Thicrzuchtlehre in Krakau, p. 239.
Dr. v. Esmarch, ausserordentl. Professor in
Königsberg, p. 239.
Dr. Giesenhagen, nach"München übergesiedelt,
p. 239.
Prof. Dr. Haberlandt, Studienreise nach
Buitenzorg, p. 239.
Dr. Hansen, ord. Professor in Giesen, p. 239.
Dr. Palla, Privatdocent an der Universität in
Graz, p. 239.
Dr. Polak (f), p. 239.
Corrigencla, p. 240.
Ausgegeben : äff. November 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Gasse!.
Band XLVIII. No. 9. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN ^
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- nnd Auslandes.
Herausgegeben
outer Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar TJhl worin und Dr. F. 0. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der botanischen Sectio« des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvctenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanäseben Geseilschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsinsfors.
Nr. 48.
Abonnement für das halbe iahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Original-Mitt-heilungen.
Ueber den anatomischen Bau des Stammes der
Asclepiadeen.
Von
Karl Treiber
aus Heidelberg.
Mit 2 Tafeln.
(Fortsetzung.)
Das Auftreten von Milchröhren in der Rinde ist für die
Asclepiadeen constant ; dieselben sollen später mit denjenigen des
Marks zusammen besprochen werden.
Schliesslich sei noch einiger, von anderer Seite für eine Ascle-
piadee schon beschriebener, interessanter Gebilde Erwähnung gethan,
die sich in der Rinde des Stammes vorfinden. Es sind dies die von
Borscow1) für Ceropegia aphylla beschriebenen Höckerchen auf
dem Rande der Porenplatten der Rindenparenchymzellen. Diese
*) Borscow, 1. c, p. 344 ff.
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 16
242 Treiber, Ueber den anatomischen Ba i des Stammes der Asclepiadeen.
Höcker wurden im Laufe meiner Untersuchungen im Stamm
mehrerer Asclepiadeen gefunden ; besonders reichlich treten sie in
der Rinde von Cynoctonum angustifolium Dcne. auf. Eine genauere
Untersuchung dieser Gebilde wurde ausgeführt bei Ceropegia
Sandcrsoni Dcne., derjenigen Form, bei welcher mir dieselben zum
ersten Mal vorkamen.
Hier sind die Höckerchen, die dem Rand der Porenplatten auf-
sitzen, besonders in älteren Stämmen gross ausgebildet, während
dieselben in jüngeren, wo die Intercellularen ziemlich klein sind,
nur angedeutet sind, oder noch ganz fehlen. Am stärksten und
zahlreichsten entwickelt fand ich dieselben stets da, wo schon Kork
gebildet war. Sie sind nicht auf allen Porenplatten vorhanden,
sondern es sind auch viele der letzteren gegen die Intercellularen
hin ganz glatt begrenzt. Es finden sich jedoch nicht nur solche
weissglänzende, stark lichtbrechende Höckerchen auf dem Rande der
Porenplatten, sondern die Intercellularräume sind häufig von ganzen
Stäbchen oder feinen Fäden durchsetzt, die von einer Porenplatte
durch den Intercellularraum hindurch zu einer benachbarten hin-
laufen. Die Höckerchen haben eine halbkugelige Gestalt, vergl.
Fig. IV und V, Taf. II; die Stäbchen sind entweder spitze, stachel-
artige Gebilde, oder sie tragen am Ende einen kleinen runden
Knopf, oder sie sind stiefeiförmig etc. Es können 2 solcher Stäbchen
in ihrem Verlauf zu einem einzigen verschmelzen, so dass sie einen,
wenn auch nur kleinen doch deutlich sichtbaren freien Raum
zwischen sich lassen.
Sowohl die Höckerchen als die Stäbchen und Fäden bestehen
aus der gleichen Substanz und zeigen folgendes chemische Ver-
halten :
Sie verschwinden sofort bei einem Macerationsversuch mit dem
Schulze' sehen Gemisch (chlorsaures Kali und Salpetersäure);
ebenso bei einem Macerationsversuch mit stark verdünnter Kalilösung.
Ein Versuch, mit dieser letzteren bei niedrigerer Temperatur
(30° — 40° C.) durch längere Einwirkung Maceration hervorzurufen,
gelang nicht; die Schnitte blieben ca. 6 Tage unverändert; bei
zunehmender Temperatur in derselben Flüssigkeiten belassen, ver-
schwanden die H.Öckerchen und Stäbchen bei 60° — 70° C. Kalte
concentrirte Kalisösung bewirkt bei gewöhnlicher Temperatur
(15° C.) keine Veränderung; Ammoniak ebenfalls nicht. Con-
centrirte Schwefelsäure dagegen wirkt sofort zerstörend auf diese
Gebilde ein, noch bevor die Membranen der Parenchymzellen zerstört
werden. Chlorzinkjod färbt die Membran der Rindenparenchym-
zellen gelb, die Porenplatten intensiv blau, wobei die Poren deut-
lich durch ihre Helle hervortreten ; die Höcker und Stäbchen färben
sich hierbei nicht.
Aller Wahrscheinlichkeit nach bestehen diese Gebilde aus
einer gummi- oder schleimartigen Substanz, welche entweder von
den Zellen ausgeschieden wird, oder schon zwischen denselben im
jungen Zustand eingelagert ist, und beim Auseinanderweichen der
Zellen ausgezogen wird in Stäbchen, die sich dann zwischen zwei
Porenplatten ausspannen und bei noch weiterem Auseinanderweichen
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiad«en. 243
zerreissen und so dem Rand der Platte als Höcker aufgesetzt er-
scheinen. Dies wird noch wahrscheinlicher dadurch, dass bei zwei
benachbarten Porenplatten die Höcker oder Stäbchen oft genau
correspondirend stehen.
Es konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden, ob diese Ge-
bilde mit einer feinen Membran überkleidet sind oder nicht; da-
gegen spricht der Umstand, dass sie so sehr rasch von Säuren
angegriffen werden, dafür jedoch derjenige, dass dieselben bei ver-
schiedenen Färbungen, z. ß. mit Methylenblau, am Rande einen
dunkleren Saum zeigen, der jedoch vielleicht auch auf eine Ver-
änderung der äussersten, an die Intercellularen, also an Luft
grenzenden Schichten der Substanz der Höckerchen zurückgeführt
werden könnte.
Ihrer ganzen Beschaffenheit und ihrem chemischen Ver-
halten nach erinnern diese Gebilde lebhaft an die von Schenk1)
beschriebenen Stäbchen in den Parenchym-Intercellularen der
Marattiaceen, doch sind sie bei den Asclepiadeen viel kleiner und
seltener als bei jenen.
Es dürfte von Vortheil sein, vor der Besprechung der übrigen
Gewebe kurz die Entwicklung des Gefässbündelsystems zu be-
trachten. Dieselbe wurde untersucht an mehreren Formen, meist
^IscZ^/irts-Arten (Asclepias Curassavica L., A. fascicularis DC), und
es ergab sich im Wesentlichen Folgendes :
Zunächst ist zu bemerken, dass sich in keinem Zustand scharf
getrennte Procambiumstränge2) unterscheiden lassen, sondern dass
bereits ein Querschnitt dicht unterhalb des Vegetationspunktes
einen Ring von kleinzelligem Gewebe zeigt, welcher sich durch
die geringe Gröäse seiner Zellen, ihre polygonale Gestalt und die
helle Färbung ihres Inhalts von den rundlichen Zellen der Rinde
und des Markes deutlich abhebt. Aus diesem kleinzelligen Gewebe,
das als Procambiumring bezeichnet werden kann, differenziren sich
nicht nur die Xylem- und Phloemelemente und das zwischen ihnen
liegende Cambium, sondern auch die Bastfasergruppen.
Zuerst werden an der inneren und äusseren Grenze des
Procambiumringes Gruppen sehr kleiner Zellen sichtbar, welche
durch Theilungen von Procambiumzellen entstehen, und von denen
die inneren die Anlage des primären endoxylären Phloems, die
äusseren diejenige der Bastfaserbündel sind. Alsdann treten in
dem Gewebe des Procambiumringes tangentiale Theilungen auf,
welche sich gleichmässig auf den ganzen Ring erstrecken und
wodurch derselbe sich verbreitert; hierdurch werden die an seiner
Aussen- und Innengrenze liegenden Zellgruppen auseinander-
geschoben. Hierauf tritt innerhalb der Bastfasergruppen ein neuer
l) Schenk: „Ueber die Stäbehen in den Parenchym-Intercellularen der
Marattiaceen."' (Berichte der deutsch, bot. Gesellschaft. Jahrg. 1886. Bd. IV.
Heft III.
'-') de Bary (1. c. p. 471) erwähnt bereits das Zusammenfliessen der Biatt-
spurstränge zu einem Ring- bei den Asclepiadeen, ohne die Entwicklung genauer
darzustellen.
16*
244 Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
Kreis von kleinzelligen Gewebeparthieen auf; das ist die Anlage
der primären äusseren Phloemtlieile. Während dessen sind die die
Bastfaserbündel umgebenden Zellen des Procambiumringes stark
gewachsen und haben sich abgerundet, so dass jetzt die hellen
Bastfaserbündel noch deutlicher hervortreten. Nun werden ausser-
halb der inneren Phloemgruppen die ersten primären Gefässe sicht-
bar; dieselben entstehen hauptsächlich an 4 Stellen, welche den
Insertionen der decussirt stehenden Blätter entsprechen ; zwischen diesen
4 Gruppen treten weitere vereinzelte Gefässe auf. Zwischen den
primären Gefässen und den äusseren Phloemtheilen wird das
Cambium angelegt, indem zuerst an den betreffenden 4 gefässreichen
Stellen tangentiale Theilungen auftreten, welche sich jedoch nur in
4 schmalen Bogenstücken des Procambiumringes vollziehen; bald
stellen sich diese Theilungen auch in dem dazwischenliegenden pro-
cambialen Gewebe ein, wodurch dann der Abschluss des Cambium-
ringes hergestellt wird.
Es difFerenziren sich mithin aus dem Procambiumring folgende
Gewebe in nachstehender Reihenfolge: Zuerst entstehen die primären
inneren Phloemgruppen und die Bastfaserbündel , dann folgen die
äusseren primären Phloemtlieile , kurz nach diesen die ersten pri-
mären Gefässe und schliesslich tritt der Cambiumring auf.
Bei dem im Allgemeinen sehr gleichmässigen anatomischen
Bau der Asclepiadeen wird die Annahme in hohem Grade wahr-
scheinlich, dass alle Formen dieser Familie in ihrem Entwicklungs-
gang sich ziemlich gleich verhalten ; die Untersuchungen darüber
konnten sich nur auf wenige Formen erstrecken, weil geeignetes
junges Material nur in beschränktem Maasse zur Verfügung stand.
Die einzelnen Gewebe, die aus diesem procambialen King ent-
standen sind, sollen im Folgenden gesondert betrachtet werden; auch
das Mark wäre denselben noch anzuschliessen, sowie eine Betrachtung-
der Milchrühren und Krystalle.
Bastfasern.
Die an die Schutzscheide nach innen angrenzenden Gruppen
von Bastfasern sind im ausgebildeten Stamme durch mehr oder
minder breite Parenchymstreifen getrennt. Das Vorkommen der
Bastfasergruppen kann wohl für die Familie der Asclepiadeen als
ein constantes betrachtet werden, wenigstens fehlten dieselben bei
keiner der ca. 60 von mir untersuchten Arten. Die Grösse der
Gruppen ist eine sehr wechselnde; wir finden bald sehr grosse,
nur durch 1 — 2 Lagen von Parenchymzellen getrennte, bald kleine,
durch breite Parenchymstreifen geschiedene ; es zeigt sich sogar auf
demselben Querschnitt häufig eine bedeutende Verschiedenheit in
der Grösse und Gestalt derselben. Es ist entweder nur ein Kreis
solcher Bastfaserbündel vorhanden, oder es sind deren mehrere da;
der erste Fall tritt am häufigsten auf, doch giebt es auch eine
Anzahl von Formen, wo 2 oder 3 Kreise ausgebildet sind, die sich
sämmtlich aus dem procambialen Ring differenzirt haben, z. B. bei
Steplianotis floribunda Ad. Brongt. , Calotropis procera R. Br.,.
Hoya carnosa R. Br., H. spec. I. hört. bot. Berol., H. imperialis
Treiber, lieber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 245
■Lindl., H. Bidwiliii bort. bot. Berol., Ceropegia macrocarpa. Unter
diesen letzteren begegnen wir Fällen, wo die Anordnung der
Bündel in Kreise sehr undeutlich wird, so dass dieselben auf
dem Querschnitt unregelmässig zerstreut erscheinen; in jedem
Falle aber ist ein Kreis vorhanden, welcher dicht innerhalb der
Schutzscheide liegt.
Die Bastfasern sind stets in geschlossene , rundliche oder
radial gestreckte Gruppen vereinigt, es treten aber auch in vielen
Fällen daneben noch vereinzelte Bastfasern im Parenchym auf,
z. B. bei Gomphocarpus arborescens R. Br., Asclepias spec. Mkm.
85 hört. bot. Berol., Asclepiadee von der Insel Mauritius hört. bot.
Berol., StepJianotis ßoribunda Ad. Brongt. etc. Die Bastfasergruppen
schiiessen zuweilen einzelne dünnwandige Parenchymzellen oder
kleine Complexe von solchen vollständig ein.
Was die Gestalt der einzelnen Bastfaserzellen anbelangt, so
sei hier nochmals erwähnt, dass dieselben, wie schon in der Ein-
leitung hervorgehoben wurde, charakteristische Erweiterungen und
starke Einschnürungen zeigen, so dass ihr Lumen theils sehr weit,
theils klein, punktförmig erscheint. Die Länge verschiedener dieser
Zellen wurde gemessen bei Sarcostemma vimincde R. Br., und es
ergab sich als Durchschnitt 1 Ctm. und darüber. Als wichtige
Reaktion, die mir die Bastfasern aller Asclepiadeen gaben, sei er-
wähnt, dass dieselben mit Jod (in Jodkaliumlösung) eine hell ziegel-
rothe Färbung annehmen. Im übrigen sei hier nochmals auf die
ausgedehnten Untersuchungen von Krabbe1) über die Bastfasern
hingewiesen.
Zwischen den Bastfasern liegendes Gewebe.
Ebenso wie in dem Grundparenchym der Rinde können auch
;in dem innerhalb der Schutzscheide liegenden , dünnwandigen
Parenchymgewebe, das sich aus dem Procambiumring differenzirt
hat, Steinzellen auftreten, und zwar entweder in Gestalt eines ge-
schlossenen Ringes, oder in Gestalt von Nestern, oder schliesslich
beides zugleich.
Ist ein Steinzellenring entwickelt, so liegt derselbe stets dicht
ausserhalb der primären Phloemgruppen, auf diese Weise das
Phloem von dem Parenchym trennend. Dies zeigen uns: Lepta-
denia Äbyssinica Dcne., Periploca laevigata Ait. und /Sarcostemma
viminale R. Br.
Seltener finden wir einzelne, in das Parenchym eingebettete
Gruppen von Steinzellen, z. B. bei Hoya Bidwiliii hört. bot. Berol.
und Sarcostemma viminale R. ßr., während bei Cynanchum Schim-
peri Höchst, nur ganz vereinzelte Parenchymzellen sich zu Stein-
zellen umgestalten.
W'enn ein geschlossener Ring von Steinzellen sich differenzirt,
so ist nicht in allen Fällen dessen Entstehung am ganzen Umfang
eine gleichzeitige. Wie wir später bei der Besprechung des Holz-
körpers und des Phloems sehen werden, sind bei deren Ausbildung
l) Krabbe, 1. c, p. 354 ff.
240 Treiber, Ceber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
häufig gewisse Seiten des Stammes vor anderen, zwischen diesen
ersteren liegenden, bevorzugt. Eine derartige Bevorzugung kann
sich bei solchen Stämmen auch in dem Auftreten der Steinzellen
geltend machen, indem diese zunächst da entstehen, wo der Holz-
körper stärker entwickelt ist. So erscheinen z. B. im Stamm von
Sarcostemma viminale R. Br., im Querschnitt betrachtet, zuerst 2
durch Parenchymparthieen von einander getrennte Kreisviertel von
Steinzellen, während sich erst später der Ring vollständig schliefst-
was leicht durch successive Querschnitte verfolgt werden kann.
Phloem.
Bei den Asclepiadeen treten uns fast alle, nach ihrer Anord-
nung und Lage in Beziehung auf die übrigen Gewebe des Stammes
denkbaren Arten von Phloem entgegen, die wir unterscheiden
wollen als:
I. Normales äusseres oder exoxyläres Phloem.
II. Inneres oder endoxyläres Phloem.
III. Markständiges Phloem.
IV. Holzständiges oder paraxyläres Phloem.
Wie bereits bekannt !), treten bei den Asclepiadeen das exo- und
endoxyläre Phloem durchgehends auf, wie ich es auch bei sänrait-
lichen untersuchten Formen fand; markständiges und paraxy-
läres Phloem dagegen kommen nur in einigen Fällen vor.
Die Bestandteile des Phloems sind: Siebröhren, welche ziem-
lich eng, an den Siebplatten etwas erweitert sind, Cambiform,
langgestreckte, dünnwandige Bastparenchymzellen, und in einigen
Fällen Bastfaserzellen; die Geleitzellen sind englumig und lang-
gestreckt.
I. Das exoxyläre Phloem.
Die kleinen primären Phloemgruppen, die sich aus dem pro-
cambialen Ring differenzirt haben, bleiben bei manchen Formen,
bei denen die Thätigkeit des Cambiums nur geringe Mengen seeun-
dären Phloems produzirt, lange Zeit in ihrem ursprünglichen Zu-
stand erhalten ; bei anderen dagegen, wo grössere, seeundäre Phloem-
massen entwickelt werden, erscheinen dieselben frühzeitig zerdrückt
und gequetscht, ihre Zellen zeigen stark verbogene Wände, sodass
das Lumen derselben oft vollständig verschwindet.
Das seeundäre exoxyläre Phloem wird von einem durchlaufenden
Cambium als geschlossener Ring abgeschieden, in dem schmale
seeundäre Markstrahlen verlaufen; es zeigt in der Regel eine nicht
sehr starke Entwicklung.
II. Das endoxyläre Phloem.
Die primären inneren Phloemgruppen verhalten sich, was ihre
spätere Beschaffenheit anbelangt, im Wesentlichen wie die primären
äusseren. Wenn auf dem Querschnitt eines Stammes das Mark
eine runde oder doch annähernd rundliche Gestalt besitzt, so liegen.
') Vergl. Petersen, 1. c, p. 384.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des .Stammes der Asclepiadeen. 247
in der Regel die inneren Phloemgruppen ziemlich gleichmässig an
der ganzen Peripherie desselben vertheilt; bei einer elliptischen
Querschnittsgestalt des Markes verhält sich das nicht so ; das
innere Phloem ist hier hauptsächlich auf 4 Stellen concentrirt,
welche den Endpunkten der beiden Axen der Markellipse ent-
sprechen, wenn auch einzelne Phloemgruppen noch ziemlich un-
regelmässig zerstreut zwischen diesen 4 Punkten auftreten. (Vevgl.
Fig. I. Taf. I.)
Bei vielen Formen findet sich auf der dem Holz zugewandten
Seite der inneren Phloemgruppen eine theilungsfähige Zellschicht,
welche durch Abscheidung seeundärer Phloemmassen nach innen
die kleinen Gruppen bedeutend zu vergrössern im Stande ist.
Vesque1) nennt diese theilungsfähige Schicht ,,un faux cambium".
Da dieselbe nach aussen hin keinerlei Gewebe producirt, weil
stets ihre peripherisch gelegenen Zellen die theilungsfähigen bleiben,
sondern nur nach innen hin thätig ist zur Abscheidung von Phloem,
so wollen wir sie als Phloemcambium bezeichnen.
Wo sich solche Phloemcambien bilden, entstehen dieselben
dadurch, dass auf der dem Xylem zugewandten Seite der inneren
Weichbastgruppen die aus dem procambialen Ring entstandenen
Parenchymzellen sich tangential theilen. Liegen 2 innere Phloem-
gruppen, welche Phloemcambien bilden, ziemlich dicht bei
einander, so können in den Zellen des zwischen ihnen liegenden
parenehymatischen Gewebes ebenfalls tangentiale Theilungen ein-
treten, durch welche die Phloemcambien der beiden benachbarten
Gruppen sich zu einem grösseren inneren Phloemcambiumbogen ver-
binden. Diesen Fall treffen wir jedoch nur da an, wo das trennende
parenehymatische Gewebe eine gewisse Breite, etwa 5 — 4 Zeillagen,
nicht übersteigt; andernfalls ist eine Vereinigung zweier Cambien
nicht bobachtet worden. (Vergl. Fig. I., Taf. II.) Wir werden
mithin in älteren Stämmen, wo sich die einzelnen Phloemcambien
fertig gebildet haben, dieselben in wenigen Fällen gleichmässig
am ganzen Markumfang vertheilt finden, nämlich nur bei Stämmen
mit rundem Mark, wo die inneren Phloemgruppen ziemlich regel-
mässig liegen. Wenn jedoch ein stark elliptisches Mark vorhanden
ist, so gestaltet sich die Sache wesentlich anders ; es werden sich
die einzelnen Phloemcambien zu grösseren cambialen Bogen haupt-
sächlich da herausbilden, wo die inneren Phloemgruppen am zahl-
reichsten und am dichtesten liegen, also in der Gegend der 4 End-
punkte der Axen der Markellipse.
Was nun die Thätigkeit der Phloemcambien anbelangt, so
kann diese eine sehr verschiedene sein. Wenn ein giclchmässiger,
normaler Holzkörper entsteht, so ist ;iuch ihre Thätigkeit an der
ganzen Peripherie des Markes eine in der Regel ziemlich gleich-
massige. Anders wird dieses Verhältnis, wenn bei der Ausgestal-
tung des Holzkörpers 2 oder 4 Stellen desselben vor den dazwischen-
liegenden stark bevorzugt werden; es sind dann fast immer auch
') Vesque, 1. c, p. 145.
248 Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
2 bezw. 4 Stellen, welche, den bevorzugten des Holzkörpers ent-
sprechend, eine lebhafte Thätigkeit der Phloemcambien zeigen.
Vesque l) constatirte einen bedeutenden Zuwachs des inneren
Phloems durch „un faux cambium" bei Öynanchum Monspeliacum.
Wie diese Art zeigen nach ineinen Untersuchungen eine beträcht-
liche Vermehrung des inneren Weichbastes durch die Thätigkeit
von Phloemcambien folgende Formen: Periploca Graeca L., Sarco-
stemma viminale R. Br., Gonolobus Condurango Triana, Hoya carnosa
R. Br., H. rotundifolia hört. bot. Berol., Asclepiadee von der Insel Mau-
ritius hört. bot. Berol., Ceropegia macrocarpa. Entsprechend dem Bau
des Holzkörpers obiger Arten waren es hier 2 Seiten des Stammes,
die sich hauptsächlich durch die Produktion grosser innerer seoun-
darer Phloemmassen auszeichneten; es treten in dieser Beziehung
besonders 4 Stellen hervor bei Aravja albens G. Don., A. sericifera
Brot., Stephanotis floribunda Ad. Brongt.
Ausser dieser Vermehrung des inneren Weichbastes durch
Phloemcambien kann, wie Vesque 2) ebenfalls angiebt, eine Ver-
grösserung der inneren Phloemgruppen dadurch herbeigeführt
werden, dass ihre Zellen sich beliebig theilen. Dieser Fall wurde
beobachtet bei Oxypetalum coerideum Dcne., Gomplwcarpiis arbore-
scens R. Br., Hoya imperialis Lincll. und H. Bidwillii hört.
bot. Berol.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass beide Modifikationen der
Vermehrung des inneren Phloems an ein und derselben Form
successive auftreten können ; gerade die vier zuletzt genannten
Formen geben uns ein Beispiel dafür. Nachdem sich bei ihnen
die inneren Phloemgruppen eine Zeit lang durch beliebige Thei-
lungen vergrössert hatten, wurde an ihrer äusseren Seite die
deutliche Anlage von Phloemcambien sichtbar, deren Thätigkeit
jedoch nicht weiter verfolgt werden konnte, da die zur Verfügung
stehenden Stämme hierzu noch zu jung waren. Es mag dies wohl
auch der Grund sein, der Vesque veranlasste, Hoya carnosa und
Stephanotis floribunda zu denjenigen Formen zu stellen, welche
durch unregelmässige Theilungen ihr inneres Phloem vermehren;
in älteren Stämmen zeigen dieselben deutliche Phloemcambien.
Es darf mithin wohl angenommen werden, dass bei den. Asclepiadeen
alle möglichen Uebergänge vorkommen zwischen der Vermehrung
ihrer inneren Weichbastelemente durch unregelmässige Theilungen
und durch die Bildung von Phloemcambien.
Bei einer ganzen Anzahl von Formen konnte eine Zunahme
der Grösse der inneren Phloemgruppen überhaupt nicht constatirt
werden ; es fanden sich sogar Fälle, wo die letzteren so stark
zerdrückt werden, dass ein Lumen ihrer Zellen selbst mit starken
Vergrösserungen nicht mehr zu finden war ; als ausgezeichnetes
Beispiel hierfür sei Ceropegia Sandersoni Dcne. erwähnt. Eine
Zerdrückung der inneren Phloemgruppen findet natürlich auch da
statt, wo das Phloemcambium eine starke Thätigkeit entfaltet.
'; Vesque, !. c, p. 146.
-) Id. cod. p. 1 1 -J .
Botanischer Verein in München. 249
Durch die neu producirten Phloemmassen kann auch das Mark
verändert werden, indem letzteres in manchen jungen Stämmen von
zahlreichen grossen Intercellularen durchsetzt ist, während es in
älteren mehr compact erscheint: das ursprünglich lockere Mark
wird durch die entstandenen secundären Phloemparthieen zusammen-
gepresst, so dass die grossen Intercellularen nach und nach ver-
schwinden.
Bisweilen rindet man an der Grenze zwischen den inneren
Phloemgruppen und dem Mark Bastfasern1), welche sich in jeder
Beziehung wie die der äusseren Bastfaserbündel verhalten ; dieselben
verlaufen entweder einzeln, oder sie liegen in kleinen Gruppen zu
o — 4 beisammen ; sie wurden gefunden bei folgenden Formen :
Periploca Graeca L., Gomphocarpus arborescens R. Br., Calotropis
procera R. Br., Asclepias spec. Mkm. 85 hört. bot. BeroL, Sarco-
stemma viminale R. Br., Hoya longifolia Wall. Wight. et. Arn.,
H. Bidicillii hört. bot. Berol. Das Auffallende in dem Auftreten
dieser Bastfasern ist der Umstand, dass sie sich erst in ziemlich
alten Stämmen vorfinden, während sie in jungen fehlen. Bei
Perijploca Graeca L. z. B., wo die äusseren Bastfasergruppen schon
im ersten Jahr deutlich vorhanden sind, ist zur selben Zeit von
den inneren noch nichts zu bemerken; dieselben finden sich erst
in 4 — 5 Jahre alten Stämmen.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des botanischen Vereins in München.
Generalversammlung und I. ordentliche Monatssitzung,
Montag den 9. November 1891.
Nach Begrüssung der Versammlung durch den I. Vorsitzenden,
Herrn Professor Dr. Hartig, wurde Rechenschaftsbericht abgelegt
und der Vorstand für das Jahr 1891/92 gewählt. Die Wahl hatte
folgendes Ergebniss:
I. Vorsitzender: Professor Dr. H artig, IL Vorsitzender:
Professor Dr. Harz, I. Schriftführer: Privatdocent Dr. v. Tubeuf,
II. Schriftführer: Privatdocent Dr. Solereder, Kassirer: Haupt-
lehrer All es eher.
Nach Eröffnung der ersten ordentlichen Sitzung berichtete
Herr Professor Dr. R. Hartig über die Ergebnisse seiner Unter-
suchungen über
das Erkranken und Absterben der Fichte
in den von der Nonne kahlgefressenen Beständen, welche aus-
führlich in dem ersten Hefte der forstlich- naturwissenschaftlichen
v) Vergl. Wiesner, Botanik L, II. Aufl.. p. 106.
250 Botanischer Verein in München.
Zeitschrift, herausgegeben von Dr. v. Tubeuf, veröffentlicht werden
sollen. Es mag deshalb genügen, hier darauf hinzuweisen, dass
Vortragender im Laufe des letzten Jahres über 80 Bäume unter-
suchte, und zwar in Bezug auf den Reservestoffgehalt der benadelten
und entnadelten Bäume, in Bezug auf den Zuwachs desselben im
Frassjahre und im darauf folgenden Jahre und dabei höchst
eigenartige Umwandlungen der jüngsten Siebhaut und Holzschicht
in parenchymatische Gewebe constatirt. Es wurde ferner der
Wassergehalt und die Temperatur der benadelten und entnadelten
Bäume in verschiedenen Baumhöhen im Schatten und in der Sonne
ermittelt, wobei sich ergab, dass in Folge der Entnadelung die
Wärme der Cambialregion und der äusseren Holzschichten bis auf
44° C emporstieg, während im benadelten Fichtenwalde die höchste
nachgewiesene Temperatur nur 28° C betrug.
Herr Privatdocent Dr. 0. Loew sprach über:
Die Wirkung des sti ckstoff wasserst off sauren Natrium»
a
u f Pflanzenzellen.
Die von Th. Curtius im vergangenen Jahre entdeckte
Stickstoffwasserstoffsäure Nstl ist eine sehr starke Säure, welche
wohl charakterisirte Salze liefert. Es schien von Interesse, festzu-
stellen, ob aus den Salzen dieser Säure Pflanzenzellen den Stickstoff
assimiliren könnten. Die angestellten Versuche ergaben aber, dass
jene Salze intensive Gifte für die meisten Pflanzenzellen sind.*)
Kur bei Algen und Sprosspilzen ist die Giftwirkung eine ziemlich
langsame. Gersten- und Lupinenkeimlinge starben nach wenigen
Tagen in einer Lösung ab, welche 0,2 p. m. Stickstoffnatrium N?,Na
enthielt; ebenso rasch gingen die Zellen der Vallisneria-hläXter
zu Grunde.
In mit weinsauren Salzen hergestellten Nährlösungen wirkten
schon 0,2 p. m. NsNa antiseptisch; auch Schimmelpilze konnten
sich darin nicht entwickeln. Eine 1 p. m. - Lösung jenes Natrium-
salzes verhinderte die Entwickelung von Fäulnissbakterien auf
Fleisch. Bierhefe jedoch vertrug mehrere Tage lang eine Lösung
von 0,5 Procent, ohne die Gährkraft völlig einzubüssen.
Auffallend langsam wirkte das Salz auf verschiedene Algen .;
so Hess sich in einer Lösung von 1 p. m. NsNa nach 18 Stunde;)
noch nicht die geringste schädliche Wirkung wahrnehmen bei
Zygnemaceen, OscUlarien, Desmidiaceen und Diatomeen. Erst am
3. Tage begann ein langsam fortschreitendes Absterben; nach
5 Tagen waren Diatomeen, Desmidiaceen (Closterium, Cosmarium)
und OscUlarien ganz abgestorben ; bei den Spirogyren aber Hessen
sich einige lebende Zellen selbst noch am 10. Tage beobachten.
Die abgestorbenen SpirogyrenzeWen zeigten eine starke Granulation,
wie bei Ammoniak- Einwirkung. In der That lässt sich Ammoniak-
bildung aus jenem Salze auch beobachten, wenn man die wässerige
*) Ausführlicheres über die Giftwirb ung ist in den Berichten der Deutschen
Chem. Gesellschaft. Bd. 24. S. 2947 mitgetheilt.
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 251
Lösung mit Platinmohr erwärmt, wobei zugleich ein indifferentes
Gas entweicht — wahrscheinlich Stickstoffe- xydul. Im Protoplasma
dürfte dieser Vorgang auch stattlinden. Es lag die Vermuthung
deshalb nahe, dass die Stickstoffwasserstoffsauren Salze bei sehr
grosser Verdünnung einen ernährenden Effect haben müssten;
denn alle die Stickstoffverbindungen sind hiezu günstig, welche in
den Pflanzenzellen in Ammoniak umgewandelt werden können.*)
In der That blieben in einer Nährlösung mit 0,1 p. m. NsNa und
ebensoviel Magnesiumsulfat, Calciumsulfat und Monokaliumphosphat
die erwähnten Algenarten lebend und gesund und Vaucheria trieb
zahlreiche neue Schläuche.**)
Herr Privatdocent Dr. von Tubeuf stellte eine
Sammlung von ca. 120 grösseren Photographien
aus, welche er im vorigen Sommer im oberbayerischen Frassgebiete
der Nonne aufgenommen hatte. Dieselben illustriren die Calamität
in ihrem ganzen Verlaufe, die Nonne in den verschiedenen Stadien
ihrer Entwicklung, die gegen den Schädling vorgenommenen
forstlichen Maassregeln sowie die Reproductions- Erscheinungen der
befressenen Holzarten.
Abroilieit, Bericht über die wissenschaftlichen Verhandlungen der 29. Jahres-
versammlung des preussischen botanischen Vereins zu Elbing am 7. October
1890, sowie über die Thätigkeit desselben für 1889/90. (Sep.-Abdr.) gr. 4V
Hl pp. Königsberg i. Pr. (Wilh. Koch) 1891. M. 1.20.
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden.
Favrat, A. und Christmaim, F., Ueber eine einfache
Methode zur Gewinnung bacillen reichen Lepra-
Materials zu Versuchszwecken. (Centralblatt für Bak-
teriologie und Parasitenkunde. Bd. X. 1891. No. 4. p. 119 — 122.)
Nachdem die Verff. vergeblich versucht hatten, sich durch
Auflegen von Blasenpflastern auf lepröse Hautknoten und dann
durch Injection von 0,3 Ol. tereb. rect. bacillenreiches Lepra-
material zu verschaffen , gewannen sie solches schliesslich durch
folgendes Verfahren : Reinigung der Haut mit Seife, Sublimat l°/oo,
Alkohol, Aether; Cauterisation der Knoten; Collodiumüberzug;
aseptischer Verband. Letzterer wird nach C — 4 Tagen entfernt,
*) Vergl. O. Loew, Biol. Centralbl. X. 579.
**) Wenn wir das Azoimid oder die Stickstoffwasserstoffsäure N3H mit
Hydroxylamin XH2OH und Diamid X2H4 vergleichen, so finden wir .;!-o einen«
ernährenden Effect jener Verbindung bei einer Verdünnung, wo dies«! beiderb
Specifica für Aldehyde intensive Giftwirkung entfalten.
252 Instrumente, Priiparations U. Coü^eivations-Methoden etc.
nochmals mit Alkohol abgespült, der Brandschorf mit einem ge-
glühten scharfen Löffel aufgehoben und die darunter befindliche
Eiterschicht abgekratzt oder direct auf die betreffenden Cultur-
medien verimpft. Freilich ist es fraglich, ob die Mehrzahl der so
gewonnenen Bacillen lebend ist, wofür ihre Massenhaftigkeit und
die leichte Aufnahme von Farbstoffen zu sprechen scheinen, während
andererseits die wenigen angestellten Culturversuche negativ aus-
fielen, und die Thierversuche noch nicht zum Abschluss gebracht
werden konnten.
Kohl (Marburg).
Muencke, Robert, Ein neuer Apparat zum Sterilisiren
mit strömendem Wasserdampf bei geringem Ueber-
druck und anhaltender Temperatur von 101- — 102°
im Innern des A r b e i t s r a u m e s , mit Vorrichtung zum
Trocknen der sterilisirten Gegenstände. (Central -
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Band VIII. No. 20.
p. 615—616.)
Der Apparat erhielt eine cylindrische, liegende Form, weil
diese eine viel sichere Dichtung ermöglicht, als die viereckige
Kastenform. Der mit Wasserstandsrohr und Einfüllungstubus
versehene Wasserkessel befindet sich unterhalb des eigentlichen
Sterilisationsraumes, sodass der Wasserdampf von oben nach unten
den doppelwandigen Cvlinder und die zu sterilisirenden Gegenstände
durchstreicht. Der Dampf wird in einem Rohr nach aussen und
zwecks Absorption in ein mit Wasser gefülltes Gefäss geleitet. Ein
an diesem Rohr befindlicher Hahn regulirt die Spannung des
Dampfes im Cylinder. Einer der beiden aus dem Inneren des
Arbeitsraumes hervorragenden Tuben enthält das Thermometer,
während der andere mit einem verschraubbaren Sicherheitsventil
versehen ist. Bügelverschluss mit Centralschraube ermöglicht
absolute Dichtung und durch einmaliges Herumdrehen der Schraube
Entfernung des Bügels und Oeffnung der Thüre. Durch Umdrehung
eines Ventils kann der Dampf abgesperrt und gleichzeitig durch
ein anderes Rohr abgeleitet werden. Der untere Behälter wird zu
3U mit Wasser gefüllt, worauf der Apparat mit den zu sterilisirenden
Objecten beschickt wird. Nach Verschluss der Thüre durch die
Centralschraube am Bügelverschluss lässt man durch Hochdrehen
des grossen mittleren Ventils den Dampf zuströmen, worauf man
zu heizen anfängt. Die Muencke'sche Patentgaslampe liefert in
15 Minuten den erforderlichen Wasserdampf. Soll eine Trocknung
'vorgenommen werden, so muss umgeschaltet werden. Durch
Herabdrehen des grossen Ventils wird die Dampfzufuhr abgeschlossen
und durch Wegnahme des Thermometers eine Oeffnung für die zu
entweichende Feuchtigkeit hergestellt. Für die Luftaspiration
befindet sich am hinteren Theile eine besondere Vorrichtung.
Der noch im Mantel eingeschlossene Dampf dient jetzt nur noch
als Wärmequelle. Das grosse Rohr über dem Ventil soll den
Sammlungen. — Peridiueen. 253
lästigen Dampf ableiten. Diese Apparate werden aus reinem
Kupfer, das im Innenraum stark verzinnt ist, hergestellt.
Kohl (Marburg).
Unna, P. Gr.? Die Färbung der Mikroorganismen im Horngewebe. gr. 8". 38 pp.
Hamburg und Leipzig (Leopold Voss) 1891.
Van Heurck, Henri, Le mieroscope, sa construction, son maniement, la technique
microscopique en general; la photomicrographie ; le passe et l'avenir du
mieroscope. 4. edit., entierement refondue et considerableinent augmentee :
avec 1 planche en phototypie et 227 tig. dans le texte. 8°. VIII, 316 pp.,
avec nombreuses tig. Anvers (edite au frais de 1'auteur), Bruxelles (E. Ramlot)
1891. Fr. 7.50.
Sammlungen.
Das Mooslierbar des verstorbenen Prof. S. 0. Lindberg ist
&
für das botanische Museum der Universität Helsingfors erworben
in'
worden. Ausser Doubletten und zahlreichen Exsiccaten enthält die
Sammlung 5046 Species in 47 858 Exemplaren ; die Collection nor-
discher Lebermoose ist durch Vollständigkeit, Reichhalti°-keit und
kritische Bearbeitung des Materiales besonders bemerkenswerth.
(Botanische Zeitung.)
Referate.
Schilling-, Aug. Jakob, Die S ü s s wa s s e r - P e ri d i n e e n.% [Inau-
gural-Dissertation.] (Separat- Abdr. aus „Flora oder allg. bot..
Zeitung". 1891. Heft 6. pag. 1—81. 3 Tafeln).
Vorliegende Arbeit will neben einer möglichst vollständigen
Beschreibung der Süsswasser-Peridineen gleichzeitig unsere Kennt-
nisse über die Fortpflanzungserscheinungen dieser Gruppe erweitern,,
so dass man einen, wo möglich vollen Einblick in dieses dunkle
Forschungsgebiet erhält. Dass dennoch manches unaufgeklärt und
lückenhaft bleibt, ist bei der Kleinheit dieser Organismen nicht
anders zu erwarten. Nach einer geschichtlichen Einleitung nebst
einer Angabe der betreffenden Litteratur spricht der Verf. über die
Organisation der Süsswasser-Peridineen. Das Hauptmerkmal der
ganzen Familie besteht darin, dass der Körper eine Quer- und
Längsfurche besitzt, welche zur Aufnahme der Bewegungsorgane
dienen. Die Zelle ist entweder völlig nackt, wie bei der Gattung
Gymnodinium, oder sie besitzt eine äusserst dünne Membran, wie
bei Hemidinium, oder dieselbe ist glatt und von derberer Beschaf-
fenheit, wie bei Glenodinium. Die Gattungen Peridinium und
Ceratium haben Zellwände, deren Oberfläche polygonal getäfelt
ist. Die Oberfläche dieser Tafeln ist bald glatt, bald mit einer
feinen Areolirung versehen. Zwischen diesen Tafeln finden sich
mehr oder weniger schmale Zwischenleisten, die selbst zu kleinen
254 Peridineen.
Zwischentafeln werden können. Die Querfurche bildet einen Ring
von Zwischentafeln, während die Längsiürche eine einzige Zwischen-
tafel darstellt. Da, wo Quer- und Längsfurche zusammenstossen,
befindet sich eine kleine spaltenförmige Oeffnung, welche zum
Austritt der Geissein dient. Verf. nimmt an, dass der Verband unter
den Tafeln nicht als eine später eintretende Verschmelzung aufzu-
fassen ist, sondern schon durch die einheitliche Beschaffenheit der
noch unverdickten Hülle von vornherein gegeben ist. Die Anord-
nung der einzelnen Tafeln ist innerhalb der einzelnen Gattungen
und Arten verschieden und wird für die Systematik verwerthet.
Ueber die chemische Beschaffenheit der Wand giebt der Verf. an,
dass sie aus Cellulose besteht, welche durch eine anorganische
Substanz imprägnirt ist. Wie das Wachstiram der Zellhaut statt-
findet, ist nicht klargelegt, da noch wenig Beobachtungen vor-
liegen. Ueber den Protoplasmakörper , besonders über Zellkern,
Vacuolen, Farbstoffe etc. werden vom Verf. keine ihm angehörenden
Mittheilungen gemacht, dagegen konnte Verf. an den von ihm gefun-
denen Formen Gymnodinium hyalinum, G. carinatum und G. pusil-
lum, ferner innerhalb der Gattung von Glenodinium, mit Ausnahme
von Gl. uliginosum und Gl. /ndviscidus, Augenflecken nachweisen.
Der Augenfleck hat die Form einer polygonalen oder hufeisenför-
migen Scheibe und findet sich ohne Ausnahme in der Längsfurche
unmittelbar unter der Oberfläche des Körpers. Ueber das Verhalten
dieser Gebilde bei der Fortpflanzung konnte V. so viel feststellen,
„dass ihre Vermehrung, ob sie nun durch Theilung oder durch
Neubildung geschehen mag, eine der ersten Erscheinungen ist, welche
diesen Vorgang begleiten'1. Von der Bewegung der Längsfurchen-
geissel sagt der Verf., dass sie sowohl das Ruder, als auch das Steuer
an einem Schiff versieht und von der Querfurchengeissel, die kein
einfacher Faden, sondern ein äusserst schmales Band ist und sich
mit Chlorzinkjod fixiren und färben lässt, wird eine wellenförmige
Bewegung angegeben.
Die Fortpflanzungserscheinungen bei den Peridineen hat Verf.
besonders in's Auge gefasst. Von allen bisher von den verschie-
densten Forschern geschilderten Vermehrungsweisen ist nur eine
einzige, nämlich diejenige durch Theilung, mit Sicherheit aufgefun-
den worden. Bei den zwei Gattungen Hemidinium und Ceratium, bei
der letzteren mit aller Sicherheit, konnte eine Theilung im beweg-
lichen Zustande beobachtet werden, während eine Theilung im
ruhenden Zustande bei allen Gattungen aufgefunden wurde. Bei
dieser letzteren Vermehrungsweise sind zwei Fälle zu unterscheiden :
1) Theilung im vorausgehenden Ruhezustand. Hier
vollzieht sich die Theilung innerhalb der ursprünglichen Zellwand,
welche hierauf auseinander fällt und die beweglichen mit neuen
Zellhüllen ausgestatteten Theilsprösslinge austreten lässt. Stein
und K 1 e b s haben diesen Vorgang bei Peridinium tabulatum und
P. cinctum gefunden, Verf. ausser an der Gattung Peridinium auch
noch bei Hemidinium und Glenodinium. Mit Ausnahme von Ceratium
erstreckt sich diese Vermehrungsweise auf alle Süsswassergattungen,
deren Angehörige feste Zellwände besitzen.
Peridineen. 255
2) Theilung im dauerden Ruhezustand. Die ursprüng-
liche Zellwand wird abgeworfen, der frei gewordene Körper um-
giebt sich mit einer structurlosen Hülle und nun erfolgt die
Theilung, die sich also nicht allein auf den Protoplasmakörper
erstreckt, sondern zugleich auch auf die Cystenwand, welche dann
zur Hülle der beiden Theilsprösslinge wird. Diese Vermehrungs-
weise ist die verbreitetste innerhalb sämmtlicher Süsswassergattungen,
mit Ausnahme von Hemidinium. Der Encystirung muss nicht
immer eine Theilung folgen und dies gilt, nach einzelnen Fällen zu
schliessen, auch umgekehrt. Die Cystenbildung hängt zum grossen
Theil von äusseren Einflüssen ab : kältere Jahreszeit, Sauerstoff-
mangel etc., und lässt sich auf künstlichem Wege hervorrufen.
Der Vorgang wird eingeleitet durch Abwerfen der Bewegungsor-
gane. Die hüllenlosen Formen, also die Gattung Gymnodinium,
scheiden unter gewöhnlichen Umständen eine sehr umfangreiche,
aus Gallerte bestehende Hülle aus. Diese ist structurlos und durch-
sichtig, nimmt aber Methylviolett in grosser Menge auf; neben
dieser Schleimhülle werden auch feste ausgeschieden {G. palustre
und G. aemginosum). Verf. schildert nun den Theilungsvorgang bei
Glenodinium cinctum und bei der Gattung Peridinium, dann bei
den beiden Süss\vasser-Ce?'«fa°e>t eingehender. Ueber die Bildung
von gehörnten Cysten sind die vorliegenden Beobachtungen noch
ungenügend, um entscheiden zu können, ob diese eigenthümliche
Bildung auf einzelne Gattungen und Arten beschränkt bleibt oder
über die ganze Familie verbreitet ist. An Glenodinium cornifax wird
der ganze Vorgang genauer geschildert.
Verf. geht hierauf zur Beschreibung der Süsswasser-Pem?mee/t
über. Im Folgenden erwähnt Ref. die Gattungen und Arten ohne
Beschreibung, nur da, wo Verf. neue Species gefunden, ist eine
solche in Kürze beio-eo-eben:
1. Hemidinium: H. nasutum Stein.
2. Gymnodinium: G. fuscum Stein, G. aemginosum Stein,
G. Vorticella Stein, G. pulviscidus Klebs;
Gymnodinium palustre (nova species). In den Sümpfen
von Neudorf und Dornach bei Basel sehr verbreitet. Länge 44,17 ,«,
Breite 37,5 it. Körperhälften ungleich. Querfurche schwach rechts-
schraubig, Längsfurche zieht sich von dieser aus bis zum hinteren
Körperende und bildet eine tiefe Rinne. Keine feste Umhüllung
neigt zur Gallertbildung. Gelbe bis dunkelbraune Chromatophoren
in dichten Massen unter der Haut. Aucenfleck nicht vorhanden.
Cysten mit schleimigen und festen Hüllen.
Gymnodinium carinatum (nova species). Vereinzelt in den
Sümpfen von Neudorf. Länge 39,7 fi, Breite 34,5 (i. Körper-
haften fast gleich, vordere breit abgerundet, hintere verschmälert.
Querfurche schwach, in einer kaum ansteigenden Schraubenlinie;
Längsfurche verläuft in der Längsachse. Keine Umhüllung. Helle
bis dunkelbraune Chromatophoren, in der Mitte des Körpers ange-
häuft. Augenfleck nicht vorhanden. Ruhezustände nicht bekannt.
Gymnodinium paradoxum (nova species.) Vereinzelt in den
Sümpfen von Neudorf. Länge 26,8 /«, Breite 34,5 fi. Gestalt
256 Peridineen.
kugelig. Querfurche kaum bemerkbar, Längsfurche scheint zu-
fehlen. Keine Umhüllung. Dunkelroth -braune Chromatophoren in-
der Mitte des Körpers. Ein Augenfleck unterhalb des Geisselan -
satzes. Ruhezustände nicht bekannt.
Gymnodinium hyalinum (nova species). In den Teichen des
botanischen Gartens in Basel. Länge 33,6 //, Breite 20,7 u.
Ovaler Umriss. Asymmetrischer Bau. Querfurche rechtswindend
mit ungewöhnlich steilem Verlauf. Längsfurche schwach. Keine
Umhüllung. Keine Chromatophoren, dagegen Haufen von kleinen
Körnern (Stärke). Rothgefärbter Augenfleck in der Längsfurche.
Cystenbildung.
Gymnodinium pusillum (nova species.) In den Sümpfen von
Neudorf. Länge 23,0 /u, Breite 18,4 [i. Körperbau ähnlich der
vorigen Species. Keine Umhüllung. Wenig hellgelb gefärbte
Chromatophoren unter der Körperobertläche. Runder hellroth gefärbter
Augenfleck in der Längsfurche. Cystenbildung.
3. Amphidinium: A. lacustre Stein.
4. Glenodinium: G. cinctum Ehrbrg., G. oculatum Stein.
Glenodinium uliginosum (nova species). Auf dem Jungholz
bei Brennet in Baden. Länge 38,25 f.i, Breite 30,18 ii. Körper-
hälften ungleich, vordere grösser, kugelig abgerundet, hintere
kleiner, kurz abgestumpft. Bauch- und Rückenseite schwach abge-
plattet. Querfurche in schwach rechtsläufiger Linie. Längsfurche
in der Längsachse bis zum Endpol. Aeusserst derbe Zellwand.
Kleine, zahlreiche schwarzbraune Chromatophoren unter der Ober-
fläche. Augenfleck nicht vorhanden. Cystenbildung.
Glenodinium neglectum (nova species.) In Gesellschaft mit der
vorigen. Länge 31,2 fi, Breite 28,94 {.i. In Gestalt ähnlich der
vorigen. Hülle derb, widerstandsfähig. Chromatophoren hellgelb,
zahlreich, dicht unter der Körperoberfläche. Länglich runder, rothge-
färbter Augenfleck in der Längsfurche. Encystirun'g in kugeligen
und in gehörnten Cysten.
Glenodinium comifax (nova species.) In den Sümpfen von
Neudorf. Gestalt länglich. Länge 25 ,«, Breite 20,7 (.t. Körper-
hälften ungleich, vordere kugelig abgerundet, hintere zugespitzt.
Querfurche rechtsschraubig, Längsfurche bis zum Pol. Zeilwand
äusserst fein. Roth bis schwarzbraune Ohroma tophorenplatten
unter der Oberfläche. Augenfleck in der Längsfurche. Gehörnte Cysten.
Glenodinium pulvisculus Stein.
5. Peridinium: P. tabidatum Clap. Lachm., P. cinctum Ehrbg.,
P. bipes Stein, P. quadridens Stein, P. umbonatum Stein.
Peridinium minimum (nova species). Sehr verbreitet. Länge
19,29 /*, Breite 16,88 f.i. Gestalt eiförmig. Körperhälften etwas
ungleich. Tafeln ohne Sculptur. Querfurche rechtsschraubig.
Längsfurche, in der Vorderhälfte des Körpers beginnend, durch-
kreuzt die Querfurche und zieht in einer von der Längsachse nach
rechts abweichenden Linie bis zum Endpol. Chromatophoren
hellgelb. Augenfleck nicht vorhanden. Cystenbildung.
6. Ceratium: C. cornutum Claparede und Lachmann, C. hirun-
della 0. Fr. Müller. Bueherer (Basel).
Pike (Pflanzenkrankheiten.) 257
Prillieux et Delacroix, Note sur leparasitisme d u B o t r y t i s
cinerea et du Cladosporium herbar um. (Bulletin de la
Societe mycol. de France. Tome. VI. 1890. p. 134 ff.)
Anknüpfend an die von Kissling geschilderte Botrytis-Kyt'idemie
von Gentiana lutea im Jura theilen die Verff. hier einige weitere
Fälle mit, in welchen sich dieser früher für harmlos gehaltene Pilz
als Parasit zeigte. Hyacinthen- und Prlrigstrosenblüten wurden mit
Conidien von Botrytis inficirt, die von todten Salatblättern entnommen
waren , Blüten und Blütenstiele wurden vom Mycel überzogen
und getödtet, später erschienen auf den abgestorbenen Organen
zahlreiche Conidienträger. Listera ovata wurde auf einer Excursion,
in gleicher Weise von diesem Schimmel überzogen, angetroffen und
endlich waren in einem Treibhause bei Roubaix, wo die Trauben-
treiberei einen wichtigen Industriezweig bildet, lebende Trauben-
blätter durch Botrytis deformirt und mit Conidienträgern bedeckt.
Des Weiteren scheint- es sehr wahrscheinlich, dass auch Clado-
sporium herbarum, besonders in der Form Cladosporium fasciculare
die Blätter verschiedener wichtiger Culturpflanzen parasitisch angreift.
Ais wichtigster Fall wird eine Epidemie der Apfelbäume an vielen
Orten im Westen und Centrum Frankreichs erwähnt, bei welcher
das am Rande vertrocknende, mit zahlreichen Cladosjiorium-TSüscheln
besetzte Laub vorzeitig abfiel. Häufig sind auch Himbeerblätter in
charakteristischer Weise erkrankt: lange vertrocknete Streifen ziehen
vom Mediannerv zwischen den Secundärnerven und dieselben sind
mit Cladosporium-Büsclieln besetzt und im Innern von dem Mycelium
durchzogen. Ob in diesen Fällen das „post hoc" das „propter hoc"
war, ist übrigens, wie die Verff. auch selbst zugeben, durch Ex-
perimente zu erweisen. Solche Experimente waren von den Verff.
geplant, doch ist über den Erfolg derselben dem Ref. bis jetzt noch
nichts bekannt geworden.
L. Klein (Freiburg' i. B.).
Misrola, W., Die Bakterien. 8°. 216 p. Leipzig (J. J. Weber's
Naturw. Bibliothek. No. 2.) 1891.
In zwei Haupttheilen,, Naturgeschichte der Bakterien" p. 33 —
164, und „Die Beziehungen der Bakterien zur belebten und unbe-
lebten Natur" p. 165 — 216, denen als Einleitung gleichfalls zwei
kurze Haupttheile : „Was sind Bakterien" und „Die Entwickelung
der Lehre von den Mikroorganismen1' vorangeschickt sind, will
Verf. für Laienkreise das Wichtigste unserer gegenwärtigen Kennt-
nisse von den Bakterien behandeln. Die Naturgeschichte der Bak-
terien gliedert er in 3 Abschnitte, Morphologie und Entwicklungs-
geschichte p. 33 — 69, die Untersuchungsmethoden, p. 70 — 91 und
die Systematik der Bakterien, p. 92 — 164. In dem ersten dieser
2 Abschnitte finden wir neben Formen der Bakterien , Wachs-
thum, Theilung, Sporenbildung, Sporenkeimung auch Lebenser-
scheinungen und Lebensbedingungen der Bakterien und Vorkommen
der Bakterien in der Natur. Diese beiden letzten Abschnitte sind
hier nicht am Platze; sie gehören nothwendig mit dem letzten
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 17
258 Pilze. — Museireen. — Pliysiol., Bio!., Anat. u. Morphol.
Haupt-Theil „Die Beziehungen der Bakterien zur belebten und un-
belebten Natur", in welchem Fäulnissund Gährung „Die ansteckenden
Krankheiten und die Bakterien im Haushalte der Natur abgehandelt
werden zu einer Physiologie und Biologie der Bakterien vereint,
da man sonst durchaus zusammengehörige Dinge bald vorn, bald
hinten in dem Buche suchen muss und oft nicht weiss, ob vorn
oder ob hinten. Von diesem Fehler in der Disposition und von
einigen hier nicht weiter zu erwähnenden Ungenauigkeiten und Un-
gleichmässigkeiten, auf die im Centralbl. f. Bakteriologie näher hinge-
wiesen wurde, abgesehen, ist das Buch als durchaus geeignet für seinen
Zweck zu bezeichnen; es ist klar und im Grossen und Ganzen correct
und übersichtlich geschrieben. Wenn aber der Verf. in der Einleitung
sagt: „Der Grund, weshalb so wenig von den Bakterien in weiteren
Kreisen bekannt ist, liegt grösstenteils darin, dass es noch keine
Litterat. ur giebt, welche das in hochgelehrten Werken nieder-
gelegte umfangreiche Wissen für Laien geniessbar macht", so hat
er sich diesen Satz wohl nicht hinreichend überlegt, oder sollte er
im Ernste de Barys geradezu mustergültige Vorlesungen über
Bakterien wirklich für Laien nicht geniessbar halten?
L. Klein (Freiburg i. Bj.
Vaizey, J. IL, O n t h e m o r p h o 1 o g y o f th e sporo p h y t e o f
Splachnum luteum. (Annais of Botany. Vol. V. No. XVII.
November 1890. p. 1—10, plate I and IL)
Die früheren Untersuchungen des Verfassers hatten ihn über-
zeugt, dass es höchst wichtig sei, weitere Kenntnisse über den
höchsten Grad der Entwickelung, welche der Sporophyt der Moose
erreichen kann, zu erhalten. Als das geeignetste Material hierzu
erwies sich Splachnum luteum, rubrum und einige andere Arten.
Die Anatomie des Sporophyten wird eingehend geschildert.
Die Apophysis ist nach dem Verf. ein dem Blatte der Gefäss-
pflanzen homologes Gebilde. Die Schlussfolgerungen fehlen, da die
Arbeit im Nachlass des Verfassers gefunden wurde.
Zander (Berlin).
Yöcktiug, Hermann. Uebcr die Abhängigkeit des Laub-
blattes von seiner Assi milatio ns - Thätigkei t. (Bo-
tanische Zeitung. 1891. Nr. 8 u. 9.)
Zur Entscheidung der Frage nach der Abhängigkeit des Laub-
blattes von seiner Assimilationsthätigkeit ist schon eine Reihe von
Untersuchungen ausgeführt; da die Resultate derselben aber nicht
einwurfsfrei sind, so nimmt Verf. die Frage wieder auf und sucht
sie experimentell dadurch zu entscheiden, dass er einzelne Pflanzen-
theile bei Tageslicht längere Zeit hindurch am Assimiliren hindert,
indem er sie in kohlensäurefreier Luft cultivirt. Dieses geschieht nach
zwei verschiedenenMethoden : a) unter Lufterneuerung : Ein Zweig der
Versuchspflanze wird, ohne von der Mutterpflanze getrennt zu werden,
in einen grossen Glasballon eingeführt und darin, durch Kork und
Wachs gegen die Atmosphäre abgeschlossen , mehrere Tage er-
Physiol., Biol., Anat. u. Morpliol. — System, u. Pflanzengeogr. 259
halten, während gleichzeitig kohlensäurefreie, feuchte Luft con-
tinuirlich durch den Ballon gesaugt wird, b) in stehender Luft-
schicht: Der in gleicher Weise mit einem Zweige der Versuchs-
pflanze beschickte Glasrecipient wird durch Aetzkali kohlensäurefrei
gehalten. In beiden Fällen bleibt der in das Versuchsgefäss ein-
geschlossene Zweig in Verbindung mit der Pflanze, die theils durch
die Assimilation der nicht mit eingeschlossenen Zweige, theils durch
seinen aufgestapelten Reservestoff ernährt wird. Als empfindlichste
'Versuchspflanze diente Mimosa pudica. Ferner wurde operirt mit
normalen grünen und mit etiolirten Sprossen von Solanum tube-
rosum, mit Sprossen von Tropaeolum Lobbianum, Dolichospermum
Halicacabwn, Mimulus Tillingi, Zierkürbis.
Die Versuche ergaben ausnahmslos das Resultat, dass das
Leben des ausgebildeten Laubblattes an seine Assimilationsthätigkeit
gebunden ist. Wird dieselbe durch Entziehung der Kohlensäure
gehemmt, so treten Störungen ein, welche früher oder später mit
dem Tode endigen. An empfindlichen, besonders den periodisch be-
weglichen Blättern, äussern sich die Störungen rasch; sie zeigen
sich in Aenderungen der normalen Bewegung, eigentümlichen Krüm-
mungen, Verwandlungen der Farbe, Erlöschen der Empfindlichkeit
bei reizbaren Organen, und schliesslich im Einschrumpfen oder Ab-
fallen. Aber nicht nur das ausgewachsene, auch das sich ent-
wickelnde Blatt ist von seiner Assilimationsthätigkeit abhängig, doch
sind hier zwei Stadien zu unterscheiden. Das erste (Stadium der
Anlage des Blattes) ist nicht an den Assimilationsprocess gebunden,
das zweite (Stadium der Entfaltung, der Flächen- und Volumen-
zunahme) ist abhängig von der Assimilationsthätigkeit. Wird diese
verhindert, so erlangt das Blatt seine normale Gestalt nicht, es
treten Störungen ein, die unheilbar auch dann bleiben, wenn die
Pflanze wieder unter normale Lebensbedingungen versetzt wird.
Schutt (Kiel).
Heiinerl, Nyctaginiaceae. (Warnung: Symbolae ad floram Brasiliae
centralis conoscendam. — Videnskabelige Meddelelser fra den
naturhist. Forening i Kjöbenhavn for Aaret 1890.)
Die folgenden neuen Arten und Varietäten der centralbrasilianisehen Flora
wurden vom Verfasser beschrieben.
1. Bouginvillea glabra Choisy « obtusibracteata Heim. Diagnose: ßracteis
latissime subcordatis vel ellipticis apice obtusis v. subrotundatis. — id. ß acutibracteata
Heim. Diagnose : Bracteis apice brevius v. longius acuminatis acutisque.
2. Pi&onia Pernambucensis Casaretto. « cordata .Heim. Diagn.: foliis latissimis,
basi subcordatis vel rotundatis, apice rotundatis, paulo longioribus q. latis,
(Pisonia cordifolia Mart.). — id. ß elliptica Heim. Diagn.: foliis evidenter longioribus
q. latis, apice plerumque obtusatis rarius rotundatis, basi subrotundata subito in
petiolum contractis.
3. Pisonia areolata nova spec. Heim. Diagn. : Kamis adultis glabris, ramis
novellis, gemmis, foliis primuin parce rufo-puberulis ; foliis inter formam late
ellipticam et elliptico-oblongam variantibus, basi in petiolum validum cito augustatis,
apice breve vel longius acuminatis, ipsa in apice obtusiusculis, siccitate coriaceis,
supra magis minusve lucentibus, infra subopacis (vel paulum nitentibus), nervo
mediano valido, nervis lateralibus plurimis, arcuatis, multis venulis anastomosis-
que conjunctis, foliis itaque in primis in pagina inferiore prominente et subdense
reticulatim venosis, glaberrimis, subintegris, margine paululum undulatis (pet.
260 Systematik und Pflanzengeographie.
8-28 mm, fol. lat. 36 — 93 mm, fol. longt. 97 — 183 mm): infloreseentiis primum
parce et brevissime ferruginoso-puberulis, demum subglabris, pedunculo firmiusculo
varia longitndine (15 — 42 mm) suft'ultis, late pyramidatis vel corj-mbosis, pauci-
vel multifloris, ramis primariis binis typice oppositis vel subalternantibus, obli(|iie
vel subhorizontale patentibus, iterum paulum ramificatis, ramulis ultimis flores
complures saepius dense approximatos, subsessiles gerentibus, bracteis in basi
ramorum primariorum longius persistentibus, lanceolatis-perianthiis rj1 cyathiformibus
(4,5 mm longis) glabriusculis ; staminibus plerumque 7 perianthia ad V2-plo
longioribus; per 9 subtubuloso-campanulatis (3 mm longis), limbo patulo ; germine
(ca. 4 mm. longo), stigmate exserto, penicillato. (Anthocarpia desnnt.) — Arbor
silvestris cortice glabro canescente, m. Sept.-Dec. fl.
4. Pisonia platystemon Heim. Eine neue Art oder Varietät ex aftinitate
Pis. noxiae Netto. Diagnose: Staminibus paucioribus [quam Pis. noxia] (6.),
tilamentis applanatis, basin versu sensim dilatatis ibique latiusculis, perianthiis
minoribus (4 — 4,5 mm), inflorescentiis corymboso-umbellatis, parvis, foliis longius
tenueque petiolatis, antice plerumque acuminatis, infra griseo-rutescentibus, vix
reticularis.
5. Pisonia OJfersiana Link et al. « typica Heim. Foliis in apice vel brevius
vel longius attenuatis acutisque, basilaribus ramorum solum apice obtusis. —
id var. ß ohtusata Heim. Foliis plerisque in apice obtusatis vel rotundatis.
6. Pisonia W&rmingii nov. subspec. Heim, ex affin. Pis. nitidae Mart,
verisimile cum Pis. pubescenti Heimerl (uon Kunth) identica. — Diagnose: —
statu evoluto glabra ramulis junioribus, inflorescentiis, petiolis, foliorum pagina
inferiore magis mimisve pubescenti-subhirsutis, foliis ceterura inflorescentiisque
ab hac vix diversis. —
Die Hauptbehandlung der Nyctaginiaceae ist von Schmidt in
„Flora Brasiliensis", Vol. XIV geleistet.
J. Christian Bay (Copenhagen.)
"Wilson, J. H., The effects of cultivation on Allium vi-
neale L. (Transactions and Proceedings of the Botanical Society
of Edinburgh. Vol. XIX. 1891.)
Allium vineale zeigt sich in der Umgebung von St. Andrews
ausschliesslich auf dem Gipfel der alten Abteimaner, da aber in
solcher Menge, dass es der Ruine ein eigenartiges Gepräge ver-
leiht. Der Standort ist trocken, im Sommer recht heiss, dem Winde
ausgesetzt.
Wie die Pflanze ihren eigenartigen Standort erreicht hat, ist
zur Zeit nicht mehr zu errathen; möglicherweise war sie früher in
der Umgebung häufig und wurde durch die Cultur verdrängt.
Gegen Wind und Trockenheit zeigt sie sich wohl geschützt, dank
der schmalen Form ihrer Blätter, die dem Winde nur wenig Fläche
bieten, der Zähigkeit ihrer Stengel, dem dichten Ueberzug ihrer
Zwiebeln. Die Inflorescenz erzeugt ausschliesslich Bulbillen ; es
ist möglich , dass auch hierin eine Anpassung an Trockenheit zu
erblicken ist.
In den Garten versetzt, wurden die Pflanzen in ihren sämmt-
lichen Theilen weit grösser; sie erzeugten aber ebenfalls nur Bul-
billen, und zwar in viel grösserer Menge, als am natürlichen Stand-
orte.
Schimper (Bonn.)
Systematik und Pdanzengeographie. 261
Celakovsky, Lad., Ueber die Verwandtschaft von Typha
und Sparganium. (Oesterr. botan. Zeitschrift. 1891. p. 117 — 121,
154-160', 195—199, 224—22S, 266—272.)
Der vorliegende Aufsatz, den Jeder, der sich für den Gegen-
stand näher interessirt, im Original lesen wird, beschäftigt sich zunächst
mit der Auffassung der 2?/^«-Innorescenz. Bekanntlich stehen sich
zwei Ansichten gegenüber: die von Dietz und Engler, wonach
diese Inflorescenz als eine Aehre aufzufassen ist, und die von
Schnizlein, Doli und A. Braun, welche Verf. im Jahrgang
1885 der „Flora" im Wesentlichen acceptirt und näher begründet
hat. Verf. wendet sich zunächst gegen Dietz, dem gegenüber er
die Existenz einer ,, congenitalen Verwachsung" vertheidigt. Engler
gegenüber hebt Verf. hervor, dass das Auftreten der alternirenden
Spathablätter, die Anlage derselben, sowie auch der Blüten, und
endlich auch das regelmässige Vorhandensein einer Rinne gegenüber
der Spatha im weiblichen Theile des Blütenstandes entschieden gegen
eine Aehre sprechen. Mit Aroideen- Kolben, die niemals mehrere
Spathablätter besitzen, dürfe die Inflorescenz von Typha nicht ver-
glichen werden. Die Ansicht Engler's, dass die übrigen Deck-
blätter frühzeitig geschwunden seien und dafür die übrigbleibenden
sich stark vergrüssert hätten, weist Verf. als unbegreiflich und ohne
Analogie dastehend zurück. Der Blütenstand von Typha könne
somit aus einer Aehre nicht abgeleitet werden; alle Thatsachen
sprechen dafür, dass ,, jedes interibliare Stockwerk des Blütenstandes
•als Achselspross der darunter stehenden spathaförmigen Bractee"
aufzufassen ist. Verfasser vergleicht hierauf die Ty [iha-Infiorescenz mit
der von Sparganium; dieses Capitel ist von einigen Abbildungen
begleitet. Auch die Darstellung dieser Verhältnisse von Sc hur wird
ausführlich besprochen.
Ein weiteres Capitel beschäftigt sich mit den Haaren an den
Blütenstielen von Typha. Verf. vertheidigt in demselben seine An-
sicht, dass dieselben gleich jenen von Eriophorum als reducirtes
Perigon aufzufassen seien. Als Beweismittel für die Richtigkeit
dieser Ansicht führt Verf. folgende an :
1. Behaarung fehlt bei Typha überhaupt;
2. auch die übrigen Blütentheile sind bei Typha reducirt;
'S. die Haare kommen nur dort vor, wo ein Perigon stehen kann;
4. die Haare sind morphologisch Emergenzen ;
5. auch die Hüllblätter der Hauptachse zerfallen im obersten Theile
des männlichen Kolbens in trichomähnliche Theile;
6. auch die Deckblätter der Blüten von Typha angustifolia u. a.
sind in ähnlicher Weise reducirt;
7. Vergrünungserscheinungen bei Typha minima.
Hierdurch fallen wohl die wesentlichsten Punkte, welche gegen
die nahe Verwandtschaft von rTypha mit Sparganium angeführt
wurden. Man ist somit nicht berechtigt, die beiden Gattungen in
zwei verschiedene Familien zu stellen, sondern kann sie höchstens
als Repräsentanten zweier Unterfamilien auflassen.
Fritsch (Wien).
■^OZ Systematik. — Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
Colenso, W., A description of some newly-discovered
indigenous plants being a further contribution
towards the making known the botany of New Zea-
land. (Transactions and Proceedings of the New Zealand In-
stitute. Vol. XXIII. 1891. p. 381—391.)
Die Arbeit enthält folgende neuaufgestellte Typen :
Ranunculus muricatulus verwandt mit R. multiscapus Hook., C'allha margi-
nata zu C. Novae Zealandiae Hook, zu stellen ; Carmichaelia Suteri aus der Nähe
von C. uniflora Krk. ; Acaena macrantha eine seltene Art; Drosera flagellifera
zu D. binata Lab. aus Australien zu stellen; Metrosideros aurata zu M. florida
Sin. zu bringen; Hydrocotyle nitens eine sehr gefällige Erscheinung; Pozoa
{Azorella) elegans die Mitte zwischen P. trifoliata Hook, und P. microdonta Co-
lenso haltend; P. (A.) microdonta ; Cotula vcnosa verwandt mit O, auslralis Hook.,
Permettya nana; Corysanthes orbiculata; Hymenophyllum truncatum in gewisser
Hinsicht mit H. midtifidum Sw. übereinstimmend.
E. Roth (Halle a. S.).
Fockeu, H.. Les Hy menopterocecidies du Säule. (Revue
Biologique du Nord de la France. T. IV. 1891. p. 35-40).
Diese Arbeit, die erste des Verf., welche Ref. genau einzusehen
Gelegenheit und Veranlassung hatte, kann kaum als eine Bereicherung
der Gallenlitteratur bezeichnet werden. Sie gibt nur eine allgemeine
Orientirung und ohne genaue Hinweise, so dass der in diesem Zweige
der Cecidiologie noch unbewanderte Leser auch nicht im Stande ist,
durch Aufsuchen der Originalarbeiten sich zuverlässig zu belehren,
sowie auch etwaige eingeschlichene Fehler zu eliminiren. Als einen
solchen nennt Ref., dass die Galle von Cryptocampus pentandrae Zadd.
nach dem Verf. am Blattstiele (petiole) vorkommt, während sie sich
an den Zweigen findet. Die Angabe, dass Cr. testaceipes auf Salix
gracilis L. vorkomme, ist natürlich nur Schreib- oder Druckfehler
für fragilis. Allgemeine Bemerkungen über die Gleichartigkeit des
Aussehens und Baues der Blattwespengallen der Weide und Ver-
gleichungen mit der Lebensweise nichtgallenbildender verwandter
Insekten bilden den Haupttheil der Abhandlung. Auf Seite 39 be-
spricht Verf. die Entwicklung der Galle von Nematus galUcola
Westw. ohne jeden Hinweis auf die in der Botan. Zeitung 1888
erschienene Arbeit von Beyerinck, dessen Name sich in der
Arbeit gar nicht findet. Irgend ein wichtiges neues Factum bringt
die Mittheilung überhaupt nicht, lässt aber den Leser an den meisten
Stellen im Zweifel darüber, ob das Gebrachte ein Resultat eigener
Beobachtung des Verf. ist oder nicht. Gelegentliche Hinweise auf
An d r e und Kriechbaume r sind ohne Angabe des Ortes. Wer
die Objecte und die Litteratur kennt, findet natürlich heraus, woher
die eine und andere Angabe rührt. Was z. B. S. 37 über die
Galle von Nematus galUcola an Salix Silesiaca gesagt ist, ent-
stammt den „Beiträgen" von Hieronymus, dessen Name aber
keinmal genannt ist. Von bestimmten Angaben kann Ref. nur finden :
dass noch keine Gry pto camp us- Galle aus Frankreich bekannt sei
(Verf. sagt: „dans notre pays", was zwar ebensogut Gegend wie
Heimathland bedeutet, hier aber, weil im Gegensatz zu Deutschland
stehend, wohl ganz Frankreich bezeichnen soll) und dass die Gallen
Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 263
des Nematus gallicola und N. gallarum in dortiger Gegend (also
bei Lille) häutig seien. Das sind sie aber in ganz Mitteleuropa;
und da der Verf. bei Nematus vesicator gar keine Angabe über
dessen Vorkommen macht, so ist daraus mit grosser Wahrscheinlich-
keit zu schliessen, dass er seine Umgegend noch nicht ausreichend
sorgsam durchsucht hat.
Thomas (Ohrdruf).
Kieffer, J. J., D i e G a 1 1 m ü ck e n des PI o r n k 1 e e s. (Wiener
Entomolog. Zeitung. IX. 1890. Seite 29—32.)
Zu den bisher bekannten zwei Arten, welche die Blütenau-
schwellungen an Lotus corniculatus und L. uliginnsus (Diplosis LotiDG.)
und die Triebspitzendeformation an letztgenanntem Substrate erzeugen
(Cecidomyia loticola Rübs.), kommen durch vorstehende Publication
zwei neue Gallenerzeuger: 1) Diplosis Barbiclti Kieff., verursacht
die Triebspitzendeforrnation auf Lotus corniculatus, bei welcher die
aneinandergedrängten, sich deckenden, etwas knorpeligen Blätter
ein eiförmiges Gebilde darstellen. Verf. beobachtete vier Generationen
in einem Sommer. Die Verwandlung findet in der Erde statt.
2) Asphondylia melanopus Kieff. veranlasst Deformation der Hülsen,
welche an ihrer Basis, selten in der Mitte, bis erbsendick an-
schwellen und infolgedessen ihre normale Länge nicht erreichen oder
sich einkrümmen. Die Verwandlung geschieht in der Galle. (Ver-
fasser sagt hierbei nicht, auf welcher Lotus-Art er die deformirten
Hülsen gefunden. Da aber, wie er angibt, Luzerne „an derselben
Stelle" wuchs, so kann diese nicht sumpfig, also das Substrat nur
Lotus corniculatus gewesen sein. I). Ref.)
Thomas (Ohrdruf).
Cornevili, CIi., Action de poisons sur la germination des
graines des vegetaux dont ils proviennent. (Comptes
rendus de l'Academie des sciences de Paris. Tome CXIII. 1891
p. 274 ff.)
Bei der Production von Giften durch Phanerogamen sind zwei
Fälle zu unterscheiden: 1. Das Gift findet sich im Samen und
geht aus demselben in die ganze Pflanze über, hier ist die Giftigkeit
der Pflanze nirgends unterbrochen. 2. Das Gift findet sich weder
im Samen, noch in der jungen Pflanze, sondern bildet sich erst
später, wenn gewisse Theile, die es hervorbringen, wie bei manchen
Pflanzen die Milchsaftgefässe, sich unter den für diese Production
geeigneten Bedingungen befinden, und es localisirt sich. Die Wirkung
der betreffenden Gifte auf die keimenden Samen der Pflanze, die
das Gift liefern, wurde in beiden Fällen untersucht: a. Die Wirkung
eines giftigen Auszugs aus den Samen auf die Keimung der Samen
von der Species, welche das Gift lieferte. Zur Untersuchung dieses
Punktes wurden Saponin, das sich in den Samen von Agrostemma
Githago findet, und Cytisin, das in den Samen von Cytisus Laburnum
auftritt, gewählt. Der Gang der Versuche war folgender : In
dem einen Falle tauchte man den Samen während einer Zeit, die
264 Teratologie imd Pflanzenkrankheiten (Med. Botanik.;
zwischen 6 und 48 Stunden variirte, in die giftige Lösung, während
man im andern eine bestimmte Menge ausgeglühter und dann
in eine Schale vertheilter Erde mit derselben Lösung imbibirte und
die Samen darein säte. Zur Controle wurden auch Samen, die nicht
mit dem Gifte behandelt waren, ausgesät. Ferner wurde, um dem
Gifte den Eintritt in den Samen zu verschaffen, die Samenschale
mit Hilfe eines feinen Scalpels eingeschnitten. Das Ergebniss dieser
Versuche war sehr deutlich: Das Saponin verhinderte nicht die
Keimung der Samen von Agrost&mma, das Cytisin nicht die von
Cytisns. b. Die Wirkung, welche ein Gift, das in einem andern
Pflanzentheile. als im Samen localisirt ist, auf die Keimung der
Samen der Pflanze ausübt, die das Gift liefert. Die beiden ge-
meinsten Vertreter dieser Kategorie sind Tabak und Mohn, welche
das Nikotin und das Opium liefern. Beider Samen wurden in gleicher
Weise behandelt, wie in der ersten Versuchsreihe. Die Tabak-
samen, welche 38 Stunden in einer Nikotinlösung von 1 : 150 ge-
halten worden waren, keimten 48 Stunden später, als solche, die
nicht so behandelt worden waren. Von denen, die in eine mit
Nikotin imprägnirte Erde gesät worden waren, keimte eine kleine
Zahl 10 Tage später, die Hälfte davon starb aber den dritten Tag
ab; andere keimten 23 Tage später, aber die jetzt angestellte
mikroskopische Untersuchung der Erde wies eine Menge Mikro-
organismen nach, die zweifellos das Nikotin zerstört hatten. Der
wässerige Auszug des Opium wurde theils zur Einweichung der
Mohnsamen benützt, theils wurde mit ihm die Erde getränkt, in die sie
gesät wurden. Hier beobachtete man, dass die Keimung in Opiumextract
eingeweichter Samen 24 Stunden eher eintrat, als die der Control-
samen und dass das Keimverhältniss ein um ein Drittel höheres
war. Da das Opium ein complexer Körper ist, handelte es sich
darum, zu erfahren, ob die ihn bildenden Alkaloide in gleicher
Weise wirken. Dabei fand sich, dass Nikotin, Codein und Narcein
die Keimfähigkeit anregen; Morphem und Thebain schienen sie nicht
zu beeinflussen, und Papaverin verzögerte sie um 24 Stunden.
Bildet also eine phanerogame Pflanze in einem anderen Theile, als
den Samen ein Gift und wird dieses während einer genügenden
Zeit mit den erwähnten Samen in Berührung gebracht, so verhindert
es bald die Keimung wie das Nikotin, bald begünstigt es dieselbe
wie das Opium. Die mit der gleichen Substanz imprägnirte Erde
ist, je nach der Art des Giftes, entweder geeignet für die Ent-
wickelung des pflanzlichen Embryo, oder sie begünstigt dieselbe,
gleich als ob dieselbe eine geeignete Düngung empfangen hätte.
Zimmermann (Chemnitz).
.Jorissen,A., und HairS, Eng., Das Linamarin, ein neues Blau-
säure lieferndes Glucosid aus Linum usitatissimum. (Pliar-
maceat. Post. 1891. No. 34. p. 659 — 660. — Aus Journ. de Pharm.
d'Anvers.)
Blausäure fanden die Verff. in den destillirten Wässern von Ar um
maculatum, Ribes aureum, Aquilegia vulgaris, Fori aquatica und in
den Samenkeimen von Linum usitatissimum.
Mediciuische Botanik. 2(>">
Aus den Keimlingen des Leins stellten Verff. einen neuen
Körper dar, der dem Amygdalin und Laurocerasin insofern ähnlich
ist, dass er unter gewissen Bedingungen Zucker und Blausäure
liefert; im Uebiigen ist er xon diesen Glycosiden verschieden. Der
neue Stoff, Lina marin genannt, zeigte folgende Zusammensetzung;
C 47.88°/0, H 6.68°/o, N 5.55°/0, 0 39.89%. Kr entwickelt bei
Gegenwart von Leinsamenmehlemulsionen oder durch Einwirkung
verdünnter, kochender Mineralsäuren Blausäure, ist sehr leicht in
kaltem Wasser löslich, schmilzt bei 134°, wird durch conc. H2 SO 4
nicht gefärbt, ist viel stickstoffreicher, als Amygdalin und gibt bei
Zersetzung kein Benzaldehyd.
Hanausek (Wien).
Quiriiii, Alois, Ueber Gymnemasilvestris und Gymnesinsäure.
(Pharm. Post. 1891. No. 34. p. 660—661.)
Das Kauen der Blätter dieser Pflanze hat eine Geschmack ab-
stumpfende Wirkung. Die Ursache ist die Gymnesinsäure, welche
Verf. darstellte und näher beschreibt.
Hanausek (Wien).
Moeller, Joseph, Die Falten des Cocablattes. (Pharm. Post.
1891. No. 35. p. 683-684.)
Die Cocablätter besitzen zu beiden Seiten des Mittelnervs
Streifen, die ursprünglich als Blattrippen, dann aber als Falten be-
zeichnet worden sind, indem die noch in der Knospe befindlichen
Blätter längst dieser Linien gefaltet sind. Mo eller hat gegen
diese Auffassung Bedenken und weist nach, dass die sog. Falten
Streifen oder Leisten vorstellen. Auf der Unterseite und bei auf-
fallendem Lichte treten die Streifen viel deutlicher hervor: ihr
Verlauf ist nicht geradlinig, wie man bei einer Faltung erwarten
dürlte, sondern bogenförmig; aber auch die Entwickelungsgeschichte
der Blätter spricht dagegen. Die Blätter haben basales Wachsthum,
nur die Blattspitze ist in der Knospe vorgebildet und gefaltet, der
Blattgrund entwickelt sich erst später; die Streiten des Cocablattes
laufen aber von der Spitze bis zum Blattgrunde. An frischem
Materiale constatirte Verf., dass die der Knospenhülle entwachsenen
Blätter keine Spur von Faltung wahrnehmen Hessen ; Querschnitte
durch Knospen zeigten innerhalb zweirippiger Deckblätter das
embryonale Laubblatt mit spiralig eingerollter Spreite. In der Knospen-
lage fehlt jede Andeutung der Streifen und an den jüngsten ent-
falteten Blättern waren die letzteren bereits vorhanden, ohne dass
ein Zusammenhang mit der Knospenfaltung ersichtlich wäre. Auf
Querschnitten erscheinen die Streifen als buckelartige Erhebungen
des Schwammparenchyms, bedeckt von kleinzelliger Oberhaut, ein
Collenchym ist das Gewebe der Streifen nicht. Die Oberhaut längs
der Streifen ist aus parallelepipedischen Zellen aufgebaut, wie sie
auch längs der Gefässbündel sich vorfinden.
Hanausek. (Wien).
266 Med. Botanik. — Techn. und ökon. Botanik.
Wender Neuniami, Ueber Grault he riaöl. (Zeitsclir. des allg. öst.
Apotheker-Vereines. 1891. No. 20. p. 359—361.)
Gaultheria procumbens und Betida lenta liefern ein als Gaul-
theriaöl oder Wintergreenöl bekanntes ätherisches Oel, das sehr kost-
spielig ist und die künstliche Erzeugung rechtfertigt. Künstliches G. ist
- '"' roorifq
reiner Salicylsäure-Methylester Ce H* cT qjj und entbehrt
eines Terpens, welches im echten G. enthalten ist und zu einer
Reaction verwendet werden kann, um echtes G. von künstlichem
zu unterscheiden. Löst man einen Tropfen echtes G. in 1 cm3
Alkohol und gibt 1 cm s conc. H2SO4 und 2 Tropfen Furfurol-
wasser (0,5 : 100) hinzu, so nimmt die Mischung beim Erwärmen eine
t iefvi olettbrauneFärbungan. Dieselbe Reaction mit künstlichem
G. gibt eine schwach rosenrothe, nach 24 Stunden schwach rothviolette
Färbung.
Hanausek (Wien).
Aitclrison, J. T. E., Notes to assist in a fürt her know-
1 ed ge of the pr od uct s of W ester n Afghanistan and
of North Eastern Persia. (Transactions of the Botanical
•Society of Edinburgh. Vol. XVIII. 1891.)
Die umfangreiche Arbeit bringt in alphabetischer Reihenfolge
eine Liste der organischen und anorganischen Naturproducte von
West-Afghanistan und Nord-Ost-Persien mit den einheimischen
Namen. Z. Th. sind die einzelnen Gegenstände mit Notizen über
Vorkommen, Verwendung etc. begleitet, die manches Neue und
Interessante bieten. Beispielsweise seien im Auszug folgende
Angaben hervorgehoben :
Agriophyllum latifolium und Gundelia Toumefortii sind „Wander-
pflanzen" (wanderers), die durch die Wüstenwinde auf grosse Ent-
fernungen fortgepflanzt werden. Gundelia, die grössere der beiden
Arten, eine Cynaree, erschreckt häufig durch ihre Bewegungen
die Viehheerden; ihre zarten, krautigen Theile werden nach Art
der Cardonen als Gemüse gegessen.
Ö^fcT
Die jungen Triebe von Cercis Siliquastrum dienen zur Her-
stellung sehr feiner Körbe und sonstiger Flechtarbeiten.
Einheimische Condimente von grösserer Wichtigkeit sind die
Früchte von Berberis vulgaris und Psammogeton setifolium ;
Manna von Alhagi camelorum und Cotoneaster Nu mmularia ; Sarco-
colla von Astragalvs Sarcocolla. Dieselben werden auch sämmtlich
exportirt, namentlich nach Indien.
Der gelbe Farbstoff der Blüten von Ddphbiium Zalil ist zum
Färben von Seidenstoffen hochgeschätzt. Die getrockneten Blätter
werden theils wegen desselben, theils als Droge exportirt.
Die Stammpflanzen der officinellen Umbelliferen - Gummiharze
(Ammoniacum, Asa loetida, Galbanum) werden nach Structur und
Vorkommen genauer geschildert, die Gewinnung der Droge ein-
gehend behandelt.
Technische u. ökonomische Botanik (Phaenologie). 267
Die wichtigsten einheimischen essbaren Früchte und Samen
werden geliefert von Berberis vulgaris (meist ohne Samen). Zizyphus
vulgaris, Pistacia vera, Pyrus sp., Elaeagnus hortensis, Celtis Cau-
casica, Ficus Carica.
Salep wird von Orchis latifolia und 0. laxiflora geliefert.
Zu Wohlgerüchen werden destillirt oder in anderer Weise ver-
arbeitet die Blüten von Rosa Damascena, diejenigen einer Weide
(Salix Caprea ?), die Rhizome von Iris-Arten, Ferula Sumbul, Ferula
suaveolens, Valeriana Wallichiana.
Zucker und Melasse werden meist importirt, jedoch auch aus-
Trauben gewonnen.
Unter den einheimischen Gemüsen seien als Curiosa Orobanche-
Arten hervorgehoben.
Schimper (Bonn).
Tscherepachill, ß. P., Bericht über das Versuchsfeld der
Poltawischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft
in den Jahren 1885 — 1887. 4°. 154 pp. Poltawa 1888.
[Russisch.]
Die letzten 4 Seiten dieses Werkes, welches uns, wie so
viele in der Provinz erschienene Druckschriften, erst jetzt zu
Gesicht kommt, enthält pflanzenphänologische Nachrichten, welche
um so werthvoller sind, als aus diesem Gouvernement bisher noch
sehr wenig derartiges bekannt geworden ist. Wir haben zwar am
Ende unseres Referats über „Krassnoff's Materialien zu einer Flora
des Gouv. Poltawa (im Botan. Centralblatt. 1891. p. 233 — 234),
schon auf einen Anhang dazu von Tscherepachin hingewiesen,
welcher eine Uebersicht der Blütezeiten der bei Poltawa wild wach-
senden Pflanzen im Jahre 1889 enthält. Darunter befanden sich
aber fast nur Stauden und keine einzige Pflanze, welche sich auf
der H o f f m a n n - 1 h n e ' sehen Liste befindet.
In dem uns jetzt vorliegenden „Berichte" finden sich unter
dem Titel : „Nachrichten aus dem Pflanzenreiche" phänologische
Beobachtungen über Bäume und Sträucher, über Fruchtbäume und
Fruchtsträucher und über wild wachsende krautartige Pflanzen aus
den Jahren 1886 und 1887, und zwar befinden sich auch einige,
welche sich auf der Hof fmann-Ihne'schen Liste befinden, wie:
Syringa vulgaris L. Beg. d. Bl. 13. Mai 1886 und 16. Mai 1887.
Prunus Fadus L. „ „ „ 10. Juni* 1886 u. 4. Juni* 1887.
Ruins Idaeus L. „ „ „ 7. Juni 1886 und 29. Mai 1887.
„ „ „ Fruchtreife 2. Juli 1886 und 14. Juli 1887.
Ribes rubrum L. Beg. d. Bl. 3. Mai 1886 und 11. Mai 1887.
„ „ „ Fruchtreife 27. Juli 1888 und 25. Juni 1887.
v. Herder (St. Petersburg-.)
* Soll wohl Mai heisseu!
268 Neue Litteratur.
Neue Litteratur.
Geschichte der Botanik:
Koltz, Notice biographique sur J. B. Reinhard. (Recueil de la Soc. Botanique
du Grand-Duche de Luxembourg. 1891. No. XII.)
Yainainoto, Y., Biographieal sketch of Japanese botanists. (The Botanieal
Magazine. Vol. V. Tokyo 1891. No. 53. p. -.'-'3—225.) [Japanisch.]
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
Frrera, Leo., De gräce, des noms latins. (Comptes-rendus des seances de Ia
Societe royale de botanique de Belgique. 1891. p. 164 — 166.)
Weber, Lezeburjesch-latein-franzesch-deitsehen Dixioner fun de plauzen.
(Recueil de la Soc. Botanique du Grand-Duche de Luxembuurg. 1891. No. XII.)
Algen.
Agardh, J. G., Species Sargassorum Australiae deseriptae et dispositae. (Kongl.
svenska Yetenskaps-akademiens Handlingar. Ny följd. Bandet XXIII.
1888 och 1889.) 4°. 133 pp. 31 pl. Stockholm (P. A. Nordstedt & Süner)
(1S8S— 91), Stockholm (Fritze) 1891.
Eeinsch, P. F., Ueber das Protococcaceen-Genus Actidesmium. (Flora. 1891.
Heft 4.5.)
Pilze :
Beyerinck, M. W.j Die Lebensgeschichte einer Pigmentbakterie. Mit Tafel I.
(Botanische Zeitung. 1891. No. 43. p. 705—712.)
Buckliall, C.j Bristol Pungi. Part. XIII. (Proceedings of the Naturalisfs Soc.
of Bristol. Vol. VI. 1891. Part III.)
— — , Iudex to Bristol Fungi. (Proceedings of the Naturalisfs Soc. of Bristol.
Vol. VI. 1891. Part III.)
Chat in. Ad. , Contribution ä l'histoire botanique de la Truffe, Kamine des Damas,
Terfezia Claveryi. (Comptes rendus hebdomadaires des seances de l'Academie
des sciences de Paris. T. CX1II. 1891. No. 11.)
Fasching, Moriz, Ueber einen neuen Kapselbacillus (Bac. capsulatus mucosus).
(Seji.-Abdr. aus Sitzungsber. d. kais. Akademie der Wissensch. in Wien. Mathem.-
naturvrissensch. Classe. Band C. Abtheilung III. 1891.) 8°. 15 pp. Wien
(Tempsky) 1891.
Geisler, F. K., Ueber die Wirkung des Lichts auf Bakterien. ( Wratsch. 1891.
No. 36. p. 793—797,) [Russisch.]
Hatch, J. L., A study of the Bacillus subtilis. (Philad. hosp. Reports. 1890.
p. 255—260.)
Leilha, F., Die essbaren Schwämme und die giftigen Arten, mit welchen
dieselben verwechselt weiden können. Lieferung 14. [Schluss.] gr. 4". XLII.
p. 101—119 mit 2 Tafeln. Basel (H. Georg) 1891. M. 2.40.
jMalerba, P., Untersuchungen über die Natur der von dem Glisciobacterium
gebildeten schleimigen Substanz. (Zeitschrift für physiol. Chemie. Bd. XV.
1891. Heft 6. p. 539 — 545.)
Kostrup, F., Bidrag til Kundskaben om Norges Soparter. IL Ascomyceter fra
Dovre samlede af Axel Blj^tt, E. Rostrup m. rl. (Kristiania Videnkabs-Selskabs
Porhandlinger. 1891. No. 9.) 8°. 14 pp. Kristiania (I. Commission hos Jac.
Dybwad) 1891.
Schwall), Karl, Das Buch der Pilze. Beschreibung der wichtigsten Basidien-
und Schlauchpilze, mit besonderer Berücksichtigung der essbaren und giftigen
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoreu um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur1* möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
-ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen.
•damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Xr. 7.
Neue Litteratur. 269
Arten. 8°. 214 pp. ZVIit 13 colorirten Tafeln und mehreren Holzschnitten.
Wien (Pichler's Wittwe & Sohn) 18.il. Fl. 3.—
Trabut, L., Les Champignons parasites du Criquet pelerin. (Revue generale
de Botanique. 1891. 15. October.)
De Wildeiuau, E., Notes sur quelques organismes inferieurs (Comptes-rendus
des seances de la Society royale de botanique de Belgique. Annee 1891.
p. 169—177.)
Flechten:
Gasilien, Lichens rares ou nouveaux de la flore d'Auvergue. (Journal de
Botanique. V. 1891. p. 390.)
Muscineen:
Bastit, Eugene, Recherches anatomiques et physiolojriques sur la tige et la
feuille des Mousses. [Suite.] (Revue generale de Botanique. 1891. 15. Octobre.)
Baiir, YVilh., Beiträge zur Laubmoosüora der Insel Malta. (Hedwigia. XXX.
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Lindbei'g, S. 0. und Arnell, H. YV., Musci Asiae borealis. Theil I. Leber-
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Ungar. Ny följd. Bandet XXIII. 1888 och 1889.) 4°. 133 pp. 31 pl. Stock-
holm (P. A. Nordstedt & Söner) 1888—91, Stockholm (Fritze! 1891.
RllSSOW, E., Sur l'idee d'espeee dans les Sphaignes. (Revue bryologique
1891. No. 5.)
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(Revue bryologique. 1891. No. 5.)
Gefässkryptogamen :
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270 Neue Litterauir.
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Farisli, S. B., Notes on California plants. I. Tuberiferous roots of Hydrocotyle
Amerhaua Kellogg. (Zoe. Vol. II. 1891. No. 2. p. 116—117.)
Richter, P., Die Bromeliaceen, vergleichend anatomisch betrachtet. Ein Beitrag
zur Physiologie der Gewebe, gr. 8°. 24 pp. mit 1 farbigen Tafel. Lübben
(F. Winkler) 1891. M. 1.50.
Route, H., Beiträge zur Kenntniss der Blütengestaltung einiger Tropenpflanzen.
(Flora. 1891. Heft 4/5.)
Roth. J. Karl. Die Plugorgane der Pflanzen. (Sonntagsbeilage No. 45 zur
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Strasburger, Ueber die Mechanik der Saftbewegung in den Pflanzen. (Ver-
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Jahrgang XLV11I. 1891. 1. Hälfte, p. 37.)
Yan Tiegheni, Ph., Nouvelles remaiques sur la disposition des canaux secreteurs
dans les Dipterocarpees, les Simarubacees et les Liquidambarees. (Journal
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Yoegler, Karl, Beiträge zur Kenntniss der Keizerscheinungen. [Schluss.]
(Botanische Zeitung. 1891. No. 43. p. 712—717.)
De Wildeilian, E., Sur les sphüres attractives dans les cellules vegetales.
(Comptes rendus des seances de la Societe royale de botanique de Belgique.
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Zacharias, E., Ueber das Wachsthum der Zellhaut bei Wurzelhaaren. (Flora.
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Brandegee, T. S,, The Vegetation of „Bums". (1. c. p. 118 — 122.)
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Stockholm (P. A. Nordstedt & Söner) 1888—91, Stockholm (C.E.Fritze) 1891.
Düesberg, Walter, Romneya Coulteri Harvey. Mit Abbildung. (Gartenflora.
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Richter, 0., Ueber Cyperns Naturschätze. (Verhandlungen des naturhistor.
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p. 217—218. Tokyo 1891.)
Neue Litteratur. — Personalnachriehten. 271
Yalabe. Rvükichi, Yatabeajaponica Maxim, aßd Berberis sikokiana. With plate.
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Saporta, 6. de, Sur les plus anciennes Dicotylees europeenues observees dans
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Bakteriologisches vom VII. internationalen Congress für Hygiene und Demo-
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No. 17. p. 580—585, No. 18. p. 616—620, No. 19. p. 647—652.)
Barbacci, 0., II bacterinm coli commune e le peritoniti da perforazione.
(Sperimentale. 1891. No. 15. p. 313—318.)
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p. 4 1><— 421.)
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seit dem Erscheinen der Bakteriologie. (Deutsche medic. Wochenschr. 1891.
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No. 8. p. 201—205.)
Goll, F., Ueber die Häufigkeit des Vorkommens von Gonokokken bei chronischer
Urethritis. (Internat. Centralblatt f. d. Physiol. u. Pathol. d. Harn- u. Sexual-
Org. Band III. 1891. No. 3. p. 129-135.)
Heim, L., Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungs-
methoden seit dem Jahre 1887. [Schluss.] (Centralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde. Band X. 1891. No. 16. p. 529—535.)
Persoiialiiacliricliteii.
Prof. Schnetzler in Lausanne hat aus Gesundheitsrücksichten
seine Demission gegeben.
Dr. Jean Dufour, Dirigent der Weinbauversuchsstation in
Lausanne, wurde an der dortigen Universität als ausserordentlicher
Professor für allgemeine Botanik ernannt.
Dr. TT. Jäiinicke ist zum Bibliothekar an der Sencken-
bergischen Bibliothek in Frankfurt a. M. ernannt und auch weiter-
hin mit den botan. Vorlesungen am Senckenbergischen Institute be-
traut worden.
272
Anzeige. — Inhal:.
.Ajuzei&reii.
Schröder,
Verlag von Gnstav Fischer in Jena.
Soeben sind erschienen:
H., Untersuchungen über sibirische Cephalopoden. Mit
6 Tafeln und 1 Textfigur. Preis: 10 Mark.
Palaeontologische Abhandlungen, herausgegeben von W. Dames und
E. Kayser. Neue Folge. Band I. Heft 4.)
Qfrnchlirnpr Ed.. Das Protoplasma und die Reizbarkeit. Rede
OirdSDUrgtJr, zum Antritt des Rektorates der Rhein. Friedr.-Wilh.-
Universität am 18. October 1891. Preis: 1 Mark.
Inhalt
Wissensc hat t liehe Original-
iVLittheilu ngen.
Treiber, Ueber deu anatomischen Bau des
Stammes der Asclepiadeen. (Fortsetzung), p. 241.
Origj.rialbevich.te gelehrter
Gesellschaften.
Botanischer Verein in München.
Generalversammlung und I. ordentliche Monats-
sitzung, Montag den 9. November 1891.
Loew , Die "Wirkung des stickstoffsauren
Natrums auf Pflanzenzellen, p. 250.
Instrumente, Präparations- und
Conser vations- Riethoden etc.
Favrat und Christmann, Ueber eine einfache
Methode zur Gewinnung baeillenreiehen
Lepra-Materials zu Versuchszwecken, p. 251.
Mnencke, Ein neuer Apparat zum Sterilisiren
mit strömendem Wasserdampf bei geringem
Ueberdruck und anhaltender Temperatur von
101 — 102° im Innern des Arbeitsraumes, mit
Vorrichtung zum Trocknen der sterilisirten
Gegenstände, p. 252.
Sammlungen, p. 253.
Referate.
Aitchisou, Notes to assist in a further kuow-
ledge of the produets of Western Afghanistan
and of North Eastern Persia, p. 266.
Celakovsky, Ueber die Verwandtschaft von
Typha und Sparganium, p. 261.
Colenso, A description of some newly-disco-
vered indigenous plants being a further
contribution towards the making known the
Botany of New Zealand, p. 262.
Cornevin, Action de poisons sur la germination
des graines des vegetaux dont ils proviennent,
p. 263.
Fockeu, Les Hymenopterocec.idies du Säule
p. 262.
Heimerl, Nyctaginiaceae (in Warming : Symbolae
ad floram Brasiliae centralis cognoscendam),
p. 259.
Jorissen und Hairs, Das Linamarin, ein neues
Blausäure lieferndes Glucosid aus Linum
usitatissimum, p. 264.
Kieffer, Die Gallmücken des Hornklees, p. 263.
Migula, Die Bacterien, p. 257.
Moeller, Die Falten des Cocablattes, p. 265.
Prillieux et Delacroix, Note sur le parasitisme
d i Botrytis cinerea et du Cladosporium
herbarum, p. 257.
Qnirini, Ueber Gymnema silvestiis u. Gymnesin-
säure, p. 265.
Schilling', Die Süsswasser-Peridineen, p. 253.
Tscherepachin, Bericht über das Versuchsfeld
der Poltawischen Landwirtschaftlichen Ge-
sellschaft in den Jahren 1885 — 1887, p. 267.
Vaizay, On the morphology oft he sporophyte
of Splachnum luteum, p. 258.
Vöchting, Ueber die Abhängigkeit des Laub-
blattes von seiner Assimilations-Thätigkeit,
p. 258.
Wender, Ueber Gaultheriaöl, p. 266.
Wilsou, The effects of eultivation on Allium
vineaie L., p. 260.
Neue Liitteratur, p. 268.
Pei-sonalnachrichten :
Dr. Dufour, ausserord. Professor in Lausanne,
p. 271.
Dr. Jännicke, Bibliothekar in Frankfurt a. M..
p. 271.
Prof. Schneztler demissionirt, p. 271.
Der heutigen Nummer liegt ein Prospect der M. Kiegei*"schen
kgl. üniversitäts-Buchhandlung in München über eine vom Januar 1892
an erscheinende Forstlich-naturwissenschaftliche Zeitschrift bei.
Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Verlagshandlimg von
Panl Parey in Berlin über ein soeben erschienenes Werk:
„Forstliche Botanik*' von Dr. Frank Schwarz, Professor an der
Kgl. Forstakademie in Eberswalde, bei.
Ausgegeben : 3. i>eceiuber 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XLVIII. No. 10. XII. Jahrgang.
V REFERTRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Eotanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Ulli worin und Dr. F. G. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Siillskapel i Stockholm,
der botanischen Sectio« des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur zu Breslau, der Botauiska Sektionen afNaturvctenskapliga Student-
sällskapet i Upsala, der k. k. zoologisch 'botanischen Gesellschaft in
Wien, dea Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsinkiers.
Nr. 49.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Wissenschaftliche Üriginal-Mittheilungen.
Ueber den anatomischen Bau des Stammes der
Asclepiadeen.
Von
Karl Treiber
aus Heidelberg.
Mit 2 Tafeln*).
(Fortsetzung.)
III. Mark stand ig es Phloem.
'ö
Das markständige Phloem unterscheidet sich von dem endoxy-
lären dadurch, dass es sich nicht, aus dem procambialen Ring
differenzfrt, sondern die markständigen Phloembündel entstehen
ev.st ziemlich spät, aus Markzellen, was leicht, aus der Dicke, der
Wände und der Grösse der Bündel ersichtlich ist, die meist gleich
derjenigen von 2 oder 3 Markzellen ist. Solche durch das ganze
*) Die Tafeln liegen der heutigen Nummer bei.
Botau. Oentralbl. Bd. XLVIII. ISO). 1«
274 Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
Mark unregelmässig zerstreute Phloemstränge finden sich bei fol-
genden Formen: Kanahia laniflora R. Br., Stephanotis jloribundn
Ad. Brongt. und Ceropegia stapeluformis Haw.
IV. Paraxyläres Phloem.
Bei Ceropegia macrocarpa bilden sich zahlreiche Parthieen des
dünnwandigen Holzparenchyms zu Phloemsträngen um, welche durch
den ganzen dünnwandigen Holzkörper unregelmässig zerstreut liegen.
(Vergl. Fig. IV, Tat*. I.) Da es bei dieser Form häufig
vorkommt, dass ganze Portionen dünnwandigen Holzparenchyms
eingeschlossen erscheinen von Gefässen und anderen dickwandigen
Xylemelementen, so finden wir auch manche von dickwandigem
Holz ganz umgebene Phloemstränge.
Dass diese paraxylären Weichbastgruppen sich erst nachträglich
ans dem dünnwandigen Holzparenchym diflferenziren und nicht
vom Cambium gleich als solche nach innen abgeschieden werden,
ist deutlich ersichtlich; die Zellen des Holzparenchyms liegen genau
in radiale Reihen angeordnet; an den Punkten, wo solche Phloem -
gruppen sich gebildet haben, wird die Reihenanordnung etwas
gestört, ist aber immerhin noch zu erkennen, da eine ziemliche
Verschiedenheit sich bemerklich macht zwischen der Dicke der
Wände der Holzparenchymzellen und den viel dünneren, erst später
auftretenden der Phloemelemente; ausserdem sind die ersteren Zellen
viel grösser als die der letzteren, da ja diese durch Theilungen
aus jenen hervorgehen. (Vergl. Taf. II, Fig. III.)
Meines Wissens waren die beiden letzteren Arten von Phloem,
also das markständige und das paraxyläre, bei den Asclepiadeen
bis jetzt, noch nicht bekannt, wenigstens konnte ich nirgends An-
gaben hierüber finden.
Holzkörper.
A . P r i m ä res X y 1 e m.
Wie bei der Entwicklungsgeschichte1) des Gefässbündel-
systems schon bemerkt wurde, sind die primären Gelasse meistens
(vergl. Fig. I. Taf. I. u. Fig. III. Taf. II) in 4 Gruppen ange-
ordnet, während einzelne zwischen diesen 4 Stellen unregelmässig
zerstreut, liegen. Die Anzahl der entstehenden primären Gefässe,
die theils ringsförmige, theils spiralige Verdickung zeigen, ist in
der Regel eine nicht, sehr grosse.
B. Secundäres Xylem.
Das frühzeitig auftretende Cambium erzeugt einen geschlossenen,
im Querschnitt gesehen ringförmigen, seeundären Holzkörper, dessen
innerster Theil sich häufig dadurch auszeichnet, dass er aus regel
massig abwechselnden radialen Reihen von Gefässen und Holz-
parenchymzellen besteht, welche so angeordnet sind, dass zwischen
je 2 Gefässreihen 1—2 Reihen von Holzparenchymzellen liegen,
') Vergl. p. 18.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 275
während in den äusseren Theilen des secundären Holzkörpers die
Gefässe unregelmässig zerstreut sind, so dass die Reihenatiordnung
häufig durch die Grösse derselben gestört ist. Dieser innerste
Holzring entspricht nicht dem ersten Jahresring, sondern nur einem
Theil desselben und rindet sich im ganzen Umfang deutlich ausge-
bildet bei folgenden Formen : Periploca graeca L., Secamone Alpini
R. et Schult., Microloma lineare R. Br., Ar au ja albens G. Don., A.
sericifera Brot., Oxypetalum coeruleum Dcne., Enslenia albida Nutt.,
Cynanchum acutum L., C. monspeliacum L., C. pubescens Bunge,
Cynoctonum alatum Dcne., C. pilosum Ed. Meyer, C. crassifolium
Ed. Meyer, Gonolobus Condurango Triana, G. hirsutus Michx.,
und Tylophora asthmatica Wight. (Vergl. Taf. I, Fig. VI.)
Bei anderen Arten ist dieser innerste Ring nicht in seinem
ganzen Umfang so gleichmässig gebaut, wie bei obigen, sondern
es sind oft grössere Unterbrechungen desselben vorhanden, indem
an manchen Stellen keine Gefässe, sondern nur breite Streiten von
Holzparenchym liegen, welche die gefässreichen Theile des Ringes
von einander trennen. Es sind gewöhnlich 2 oder 4 solcher
Unterbrechungen vorhanden, welche dann an den 4 Stellen liegen,
die von den Axen des elliptischen Markes durchschnitten werden,
also entsprechend den 4 Gruppen, in denen sich hauptsächlich die
primären Bündel anordnen. Solche Verhältnisse zeigen z. B.
folgende Arten: Jacazzea venosa Dcne., Acerates viridiflora EH.,
Cynanchum Schimperi Höchst., Daemia cordata R. Br., Sareos-
temma viminalc R' Br.
Bei einer grossen Anzahl von Formen fehlt ein solch innerer
Ring vollständig, so bei: Cryptolepis longiflora hört. bot. Berol.,
Cryptostegia longiflora hört. bot. Berol., C. grandiflora R. Br.,
Periploca laevigata Ait., Gomplwcarpns f mucosus R. Br., G. crispas
R. Br., G. arborescens R. Br., G. angustifolius Link., Asclepias
curassavica L., A. spec. Mkm. 85 hört. bot. Berol., Asclepiadee
von der Insel Mauritius hört. bot. Berol., Cynoctonum angustifolium
Dcne., Stephanotis floribunda Ad. Brongt., Hoya carnossa R. Br.,
H. spec. I. hört. bot. Berol., Ii. imperialis Li ndl., //. longifolia
Wall. Wight. ct. Arn., H. hella Hook., H. Bidwillii hört. bot.
Berol., H. rotundifolia hört. bot. Berol., Ceropegia Sandersoni
Dcne., C. stapeliiformis Haw.
Was nun die Ausbildung des ganzen secundären Holzkörpers
der Asclepiadeen anbelangt, so ist. dieselbe in den seltensten Fällen
eine ganz normale, so dass uns also der Querschnitt einen überall
gleichförmig dicken Holzring zeigt, in welchem die Gefässe gleich-
mässig vertlieilt sind. Dies fand sich nur bei folgenden wenigen
Arten: Cryptostegia Maäagascariensis Loddig., C. grandiflora R. Br.,
C. longiflora hört. bot. Berol., Oxypetalum coeruleum Dcne., Gom-
phocarpus angustifolius Link., Asclepias Mexicana Cav., A. curas-
savica L., A. spec. Mkm. 85 hört. bot. Berol. und Hoya spec. I.
hört. bot. Berol.
In der grossen Mehrzahl der Fälle zeigt der Holzkörper eine
von dem normalen Typus der dicotylen abweichende Gestalt;
dieselbe kann zunächst dadurch zu Stande kommen, dass auf einer
18*
276 Treiber, Üeber den anatomischen 6atl des »Stammes der Asclepiadeen.
Seite des Stammes mehr Holz und zahlreichere Gefässe abge-
schieden werden, als auf allen anderen Seiten ; dadurch erhalten
wir ein excentisches Mark und einen auf einer Seite bedeutend
verbreiterten Holzkörper. Dieser Modus rindet sich bei: Periploca
laevigata Ait., Kanahia laniflora R. Br., Cgnoctonum angustifolium
Dcne., Marsdenia ereeta R. Br. und Leptadenia dbyssinica Dcne.
Ob dieser Bau constant ist, oder ob wir es hier mit einer durch
den Standort der Pflanze hervorgebrachten abweichenden Ausbil-
dung des Stammes zu thun haben, konnte nicht ermittelt werden.
Ein weiterer Modus ergiebt sich, wenn 2 einander diametral
gegenüberliegende Stellen in dieser Weise vor den übrigen bevor-
zugt werden ; wenn dies der Fall ist, so sind die beiden bevorzugten
Seiten immer diejenigen, welche von der kleinen Axe des ellip-
tischen Markes durchschnitten werden; die äussere Grenze des
Holzkörpers nimmt hierbei eine regelmässige elliptische Gestalt an.
Es ist dies ein ziemlich häufiger Fall ; er rindet sich bei folgenden
Formen: Tacazzea venosa Dcne., Astephanus linearis R, Br.,
Gomphocarpus purpurascens Rieh., Asclepiadee von Mauritius hört.
bot. Berol., Enslenia albida Nutt.. Cynanchum Schimperi Höchst.
C. virens Steud., Daernia cordata B. Br., Eustegia hast ata R. Br.,
Sarcostemma viminiale R. Br., Tylophora asthmatica Wight., Hoya
carnosa R. Br., H. imperialis Lindl., H. rotundifolia hört. bot.
Berol., H. Bidwillii hört. bot. Berol., und Ceropegia 8tapelnformisHa.w.
Von obigem Typus unterscheidet sich der folgende dadurch,
dass nicht nur mehr Holz an 2 gegenüberliegenden Stellen gebildet
wird, sondern dass auch die Struktur des Holzes an diesen Stellen
eine andere ist, als an den dazwischenliegenden; in diesem Falle
erhalten wir nämlich auf dem Querschnitt einen geschlossenen
schmalen inneren Holzring, welcher an 2 gegenüberliegenden Stellen
mächtige Vorsprünge von seeundärem Holz besitzt, in welchem
zahlreiche grosse Gefässe liegen, während an den dazwischenlie-
genden Theilen gar keine oder nur vereinzelte, engere Gefässe zur
Ausbildung gelangen. Wir haben also im Stamm einen ziemlich
dünnen inneren Holzcylinder, ausserhalb dessen an 2 diametral
gegenüberliegenden Stellen 2 starke, gefässreiche Holzbalken ver-
laufen. Dies findet sich bei Secamone Alpini R. et. Schult., Arauja
albens G. Don., A. serieifera Brot., Cynanchum acutum L., C. mon-
speliacum L., C. pubescens Bunge, Cynoctonum pilosum Ed. Meyer,
C. crasssifolium Ed. Meyer, Gonolobus Condurango Triana. Dischi-
dia Bengalensis Colebr., Ceropegia Sandersoni Dcne. und Ceropegia
macrocarpa. Am ausgesprochensten findet sich dieser Bau bei
den kletternden Ceropegien, besonders bei Ceropegia Sandersoni
Dcne. und C. macrocarpa. (Vergl. Fig. I Taf. I und Fig. III Taf. II.)
Bei den meisten dieser Formen grenzt das Cambium unmittel-
bar an den dickwandigen Holzkörper an, seiner Form folgend ;
nur in wenigen Fällen hat das Cambium auch dünnwandiges Holz-
parenehym abgeschieden ; letzteres ist in reichem Maasse vorhanden
bei : Ceropegia macrocarpa, Gonolobus Condurango Triana, Ceropegia
Sandersoni Dcne. Bei diesen Formen, deren dickwandiger Holz-
körper sehr stark buchtig und lappig entwickelt ist, füllt es die
Treiber, Ueber deu anatomischen Bau des Stammes der Aselepiadeen. 277
Buchten aus; das Cambram verläuft also hier nicht so uuregelmässig,
wie bei den erstgenannten Formen, sondern in einer Ellipse. Bei
Ceropegia macrocarpa findet man nicht selten grössere Parthieen
dünnwandigen Holzparenchyms vollständig eingeschlossen von Ge-
lassen und anderen dickwandigen Xylemelementen.
Manchmal sind nicht 2, sondern 4 solcher bevorzugten Stellen
vorhanden, sodass der Holzkörper 4 breitere gefässreiche Stellen
aufweist, getrennt von 4 gefässarmen oder gefässlosen schmäleren.
Einen solchen Bau zeigen : Microloma lineare R. Br., Gomphocarpus
f mucosus R. Br., G. crispus R. Br., G. arhorescens R. Br., Acerates
oiridiflora EH., Vincetoxicum officinale Mönch., Stephanotis flombunda
Ad. Brongt.
Hieran schliesst sich an ein Fall, der uns einen äusserst unregel-
mässig gebauten Holzkörper zeigt, und der sich rindet bei Calo-
tropis procera R. Br. Der Querschnitt des Stammes hat eine
unregelmässige, vierlappige Gestalt; zwischen den 4 Lappen zeigt
der Holzkörper 4 starke Einbuchtungen nach dem Mark zu; an
diesen eingebuchteten Stellen fehlen Gefässe entweder vollständig,
oder wenn solche vorhanden sind, ist ihre Zahl eine kleine und
ihr Lumen ein sehr enges; an den 4 dazwischenliegenden stark nach
aussen vorspringenden Theilen des Holzkörpers finden sich zahl-
reiche, weitlumige Gefässe. Dadurch entspricht der Umfang des
Markes dem des ganzen Stammquerschnitts.
Es ist noch zu bemerken, dass oft ein wesentlicher Unterschied
sich geltend macht in der Ausbildung der Haupt- und Seitensprosse.
So zeigt uns z. B. der Querschnitt durch einen Hauptspross von
Oryptolepis longifiora hört. bot. Berol. ein quadratisches Mark;
dementsprechend ist auch der Holzkörper viereckig ausgebildet, und
zwar nach allen Seiten hin ziemlich gleichmässig ; an den Knoten giebt
der Hauptspross 4 Seitenzweige ab, welche vor den 4 Seiten des Holz-
körpers desselben stehen. Ein Querschnitt durch einen Seitenspross
giebt uns ein wesentlich anderes Bild ; das Mark hat etwa die
Gestalt eines sphärischen Dreiecks, während der Holzkörper eine
sehr ungleichmässige Entwicklung zeigt. Es wird auf einer Seite
des Dreiecks nur sehr wenig Holz abgeschieden, auf den beiden
anderen immer mehr und mehr, so dass das Maximum erreicht
wird an der gegenüberliegenden Ecke. Diejenige Seite des Seiten-
zweiges, auf welcher am wenigsten Holz abgeschieden wird , ist
stets dem Hauptspross zugekehrt. Treten an einem Knoten 2
Blätter auf, so stehen dieselben nicht genau opponirt, sondern sie
sind etwas auf die äussere Seite des Sprosses gerückt, so dass sie
über den 2 stärker ausgebildeten Dreiecksseiten des Holzkörpers
liegen. Es kommt aber auch vor, dass an einem Knoten 3 Blätter
auftreten; ist dies der Fall, so steht jedes Blatt über einer Seite
des Dreiecks. Aehnliche Unterschiede finden sich bei anderen
Formen, z. B. bei Crypstotegia- Arten.
Sind in einem Stamme 2 gegenüberliegende Stellen durch die
Ausbildung starker Holzmassen ausgezeichnet, so werden diese
beiden Stellen wie erwähnt stets von der kleinen Axe der Mark-
ellipse durchschnitten. Eine Ebene, die wir uns durch die Axe
27h5 Treiber, lieber den anatomischen Bau des Stamme^ der Asclepiadeen.
und die .starken Holzparthieen gelegt denken, fällt stets zusammen
mit der Ebene der beiden darunterstellenden Blätter. Da nun die
Blattstellung eine deeussirte ist, so wechselt in 2 aufeinanderfolgen-
den Internodien der Verlauf der opponirten grösseren Holzmassen
so ab, dass die in beiden Internodien durch sie und die Axe
gelegten Ebenen auf einander senkrecht stehen ; der Verlauf ist
also gleich im 1., 3., 5 - . . . ten, und 2., 4., 6 . . . ten Interno-
diurn. Es kommt dies dadurch zu Stande, dass sich im Knoten
jeder der Holzstränge in 2, also A in ai und aa, B in bi und bi
gabelt; unterhalb des Knotens vereinigen sich dann ai und bi, ebenso
a2 und 1)2 zu je einem neuen Strang. Es ergiebt sich hieraus
leicht, dass auch die Markellipse in jedem Internodium in ihrem
Axcnverhältniss umsetzen muss, da es immer die verlängerte kleine
Axe ist, welche die starken Holztheile trifft.
Es seien hier angeschlossen einige im Holzkörper auftretende
Unregelmässigkeiten.
Manchmal verdicken sich einzelne Zellen des Xylems oder
kleine Zellkomplexe schon frühzeitig und vor den umliegenden
Holzzellen sehr stark, so dass ihr Lumen fast ganz verschwindet,
z. B. bei Hoya carnosa R. Br. und Astephanus linearis R. Br.
Ceropegia Sandersoni Dcne. zeigt, wie schon erwähnt, im
Querschnitt einen inneren Holzring mit 2 stark entwickelten seit-
lichen Holzlappen ; in älteren Stämmen bemerkt man nun häutig
eine Unterbrechung dieses 3 — 4 Zcllagen breiten Holzringes durch
dünnwandige Parenchymzellen; (Vergl. Tat'. I., Fig. I.) in jüngeren
Stämmen, in wclchenerst wenige seeundäre Gefüsse entwickelt sind,
gelingt es nicht, solche Unterbrechungen aufzufinden.
Ganz ähnliche Verhältnisse zeigt uns Gomphocarpus arhoresa-us
R. Br. ; auch hier wird an manchen Stellen der Holzkörper ge-
sprengt, und zwar macht es ganz den Eindruck, als ob ein Keil
von Markzellen von innen nach aussen in denselben hineinge-
trieben würde.
Was für einen Nutzen diese localen Veränderungen des Holz-
körpers für die Pflanze haben, und wie dieselben zu Stande kommen,
dürfte schwer zu entscheiden sein; soviel darf als sicher angenom-
men werden, dass mit denselben meist Hand in Hand geht eine
starke Gestaltsveränderung des ganzen Markes, was uns namentlich
Ceropeijia Sandersoni Dcne. deutlieh zeigt. Im jungen Zustand ist
das Mark dieser Form nur schwach, im alten Stamm dagegen sehr
stark elliptisch.
Körperlich haben wir uns diese Unterbrechungen des Holz-
körpers vorzustellen als zahlreiche kleine rundliche oder ovale
Zapfen von parenehymatischem Gewebe, welche unregelmässig
über den ganzen llolzcylinder zerstreut sind , aber immer nur aut
denjenigen beiden Seiten des Stammes liegen, auf welchen der
Holzkörper schmal und gefassarm ist; es werden mithin auch diese
Zapfen in jedem folgenden Internodium umsetzen.
Achnliche Vorgänge müssen sieh abspielen im jungen Holz-
körper von Microloma lineare R. Br. und Daemia cordata R. Br.,
doch konnte bei diesen die Sache nicht so genau verfolgt werden,
Treiber, Ueber .den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 279
da nur Herbarmaterial zu Gebote stand. Bei Daemia cordata R. Br.
scheint der innerste Holzring in jungem Zustand ebenfalls öfter
gesprengt worden zu sein; hier wird, wie später noch deutlich zu
erkennen ist, die Sprengung vollzogen durch Markstrahl- oder
Parenchymzellen, die sich stark tangential strecken und nachträg-
lich verholzen. Dadurch zeigt ein Querschnitt eines älteren Stammes
oft sehr unregelmässige Bilder des Holzkörpers an dessen Innen-
grenze. Später gelangt dann ein gleichmässiger Holzkörper ohne
Unterbrechungen zur Ausbildung.
Bei der Besprechung der Elemente des Holzkörpers sagt
Sole reder:1) „Das Prosenclvym ist bei allen Apocyneen und Ascle-
piadeen hofgetüpfelt, wenn auch verschieden reichlich, und wenn
auch mitunter der Hof etwas kleiner als der Spalt wird." Es
wäre nach Obigem das Fehlen der Libriformfasern bei den Ascle-
piadeen als durchgehendes Merkmal für diese Familie zu betrachten.
Im Gegensatz hierzu fand ich im Holzkörper von Sarcostemma
viminale R. Br. zahlreiche Libriformzellen, welche deutliche, ein-
fache, schlitzförmige Poren zeigen, ohne dass an denselben auch
nur die Spur eines Hofes zu bemerken wäre. Es finden sich
ferner im Holzkörper derselben Art ähnlich geformte Elemente,
welche, im optischen Längsschnitt gesehen, deutliche Poren erkennen
lassen, die in ihrem Verlauf nicht von ganz geraden Linien be-
grenzt sind; es biegen vielmehr die Begrenzungslinien in der Mitte
schwach zusammen und zeigen uns so einen Uebergang vom ein-
fachen Porus zum Hoftüpfel.
Die Wahrnehmung obiger Ergebnisse veranlasste mich, auch
solche Formen bei der Untersuchung der Elemente des Holzkör-
pers in Betracht zu ziehen, die schon von Solered er untersucht
waren; es ergab hierbei die Untersuchung von Daemia cordata
R. Br. dieselben Resultate wie Sarcostemma viminale R. Br.; auch
bei dieser Form finden sich im Holzkörper zahlreiche, einfach
getüpfelte Libriformfasern.
Die Gelasse der Asclepiadeen zeigen, wie auch Solereder2)
angiebt, einfache Perforation. Die secundären Gefässe sind ge-
tüpfelt mit quer gestelltem behöftem Porus. Die Markstrahlen
sind sehr sehmal, 1 — 2-. höchstens 3 reihig, Die Markstrahlzellen
sind aufrecht, mit verticalem grösstem Durehmesser. 3).
Mark.
Das Mark ist von dem Holzkörper getrennt durch einen
geschlossenen Ring parenchym atischer Zellen, die sich aus dem
procambialen Ring differenzirt haben, und mithin nicht als Mark-
zellen betrachtet werden dürfen, und worin die endoxylären
Phloemgruppen liegen. Dasselbe hat entweder eine rundliche, oder
aber, was am häufigsten der Fall ist, eine stark elliptische Gestalt.
1) Solereder, 1. c, p. 175.
2) Solereder, 1. c, p. 175.
3) de Bary, 1. c, p. 501.
280 Treiber, lieber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
Wenn grosse innere secundäre Phloemgruppen vorhanden sind, so
nimmt das innere Parenchymgewebe die Gestalt eines mehr oder
minder vielstrahligen Sternes an, indem zwischen je "2 Phloem-
gruppen ein Fortsatz von parenchymatischem Gewebe eingreift.
Das Mark besteht aus rundliehen Parenchymzellen, welche
häufig isodiametrisch, manchmal stärker oder schwächer in die
Länge gestreckt sind. Gewöhnlich ist dasselbe compakt, seltener
treten grössere Intercellularen auf; dieselben können bei manchen
Formen so gross werden, dass sie mehr Raum einnehmen als das
übrig bleibende Gewebe des Markes. Folgende Arten zeigen
besonders grosse Intercellularen: Periploca graeca L., (Vergl. Taf. II.
Fig. VI.). Ar au ja albens G. Don., A. serieifera Brot., Gomphocarpus
arborescens R. Br., G. fruticostis R. Br. Die Intercellularräume
verschwinden oder verkleinern sich in älteren Stämmen häufig wieder,
indem das Mark durch die Bildung seeundärer Phloemmassen im
Innern stark zusammengepresst wird.
Als nie fehlender Bestandtheil des Markes rinden sich unge-
gliederte Milchröhren ; ferner treten im Mark in manchen Fällen
Steinzellen, seltener Sklerenchymfasern auf.
Grosse Gruppen oder Nester von Steinzellen linden sich im
Mark von: Astephanus linearis R. Br., Hoya carnosa R. Br.,1)
H. rotundifolia hört. bot. Berol., II. Bidwillii hört. bot. Berol. und
//. spec. I hört. bot. Rerol.
Sklerenchymfasern mit verholzten stark verdickten Wänden
und zugespitzten Enden zeigt in ziemlich beträchtlicher Zahl das
Mark von Gryptolepis longiflora hört. bot. Berol und Cryptostegia
Uliflora hört. bot. Berol.
Milchröhren.
Die Milchröhren der Asclepiadeen sind nach de Bary2) stets
ungegliedert; sie fehlen bei keiner der untersuchten Formen und
sind in Mark und Rinde immer am reichlichsten vorhanden. Ihr
Verlauf im Stamm ist meistens ein annähernd senkrechter, docli
treten auch Queranastomosen von der Rinde durch Phloem und
Holzkörper nach dem Mark und umgekehrt auf. Trccul3) fand
solche Queranastomosen durch den Holzkörper bei Cryptostegia
grandiflora, deren Milchröhren sich im Holzkörper manchmal gabeln ;
im Laufe der vorliegenden Untersuehung war es möglich, für fol-
gende Formen solche quere Verbindungen zu constatiren: Crypto-
stegia Madagascariensis Loddig., Stephanotis floribunda Ad. Brongt.,
Sa rcostemma viminale R. Br., Asclepiadee von Mauritius hört. not.
Berol., Hoya imperhdis Lindl., //. spec. I hört. bot. Berol., Dischi-
dia Bengaiensis Colebr. Es ist möglich, dass solche Queranasto-
mosen der Milchröhren bei allen Asclepiadeen vorkommen, doch
sind dieselben jedenfalls sehr verschieden reichlich entwickelt und
x) Vergl. de Bary, 1. e., p. 134.
2) de Bary, 1. c, p. 454.
3) Trecul, 1. c, p. 65.
K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 281
in manchen Fällen so selten, dass es nicht gelingt, sie ohne grosse
Mühe aufzufinden.
Ebenso wechselnd ist auch die Menge der auftretenden Milch-
röhren bei verschiedenen Arten; während sie bei den einen in
enormer Zahl entwickelt sind, sind sie bei den anderen nur in sehr
spärlichem Maase vorhanden. Als Formen mit relativ wenig Milch-
saftgefässen seien angeführt: Cryptolepis longiftora hört. bot. Berol.,
Gomphocarpus fruticosus R. Br., G. angustifolius Link., Asclepias
curassavica L , Cynanchum virens Steud.. Cynoctonum angustifolium
Dcnc, C. alatum Dcne., C. crassifolium Ed. Meyer. Diesen stehen
gegenüber Formen mit zahlreichen Milchrühren wie Cryptostegia
Madagascariensis Loddig., Periploca graeca L., Arauja albens
G. Don., .4. serieifera Brot, Cynanchum Schimperi Höchst., Cyno-
ctonum crassifolium Ed. Meyer etc. Ihre Membran ist meist dünn,
doch finden sich auch Fälle, wo dieselbe eine mehr oder minder
starke Verdickung aufweist. Meist ist die Wand gerade, bei wenigen
Formen zeigt sie eine deutliche Wellung, wie z. B. bei Gompho-
carpus arborescens R. Br., Stephanotis floribunda Ad. Brongt. u. a. m.
Auch bezügl. des Lumens herrschen ziemlich beträchtliche
Differenzen ; einige der weitesten Milchröhren wurden gemessen,
und es ergaben sich hierbei folgende Zahlen in Mieren :
Gomphocarpus arborescens R. Br. 46,59, [t
Periploca graeca L. 36,36, „
/Sarcostemma viminale R. Br. 33,30, „
Ceropegia macrocarpa 23 — 26, „
Arauja albens G. Don. 23,31, „
Ceropegia >Sandersoui Dcne. 16 — 20. „
(Schluss folgt.)
üriginalbericlite gelehrter Gesellschaften.
K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien.
Botanischer Discussionsabend am 20. März 1891.
Herr Gustos Dr. Günther Beck Ritter v. Manna getta besprach
und demonstrirte eine Anzahl von neuen und interessanten Pflanzen
aus Nieder Österreich und überreichte ein diesbezügliches
Manuscript. (Siehe Abhandlungen, Seite 640.)
Herr Dr. Franz Ostermeyer legte einen kleinen Nachtrag zu
seiner Abhandlung: „Beitrag zur Flora von Kreta" vor.
("Siehe Sitzungsberichte, Seite 35.)
Botanischer Discussionsabend am 17. April 1891.
Herr Prof. Hugo Znkal sprach:
„U e b e r Nostoc-Bildung."
Monats-Versammlung am 6. Mai 1891.
Herr Dr. Moriz Kronfeld machte Mittheilungen aus der
Geschichte des Schönbrunner Gartens. Dieselben betrafen
die Zeit N. J. Jacquin's.
2H2 K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien.
Botanischer Dis cussionsab end am 22. Mai 1891.
Herr Dr. Fr. Krasser sprach unter Demonstration der ent-
sprechenden Präparate über:
„Neue Methoden zur dauerhaften Präparation des
Aleuron und seiner Einschlüsse".
Die Structurvcrhältnisse der Aleuronkörner bieten bekanntlich
viel des Interessanten, doch ist die Erkennung der Details oft mit
►Schwierigkeiten verbunden, ein Umstand, der bei Untersuchungen
des Aleuron den Wunsch nach geeigneten Methoden zur Herstellung
von Dauerpräparaten rege macht, namentlich dann, wenn es sich
darum handelt, scharfe Bilder der Einschlüsse zu erhalten und zur
Demonstration bereit zu haben.
Pfeffer, Strasburger, A. Zimmermann u. J. H. Wakker
empfahlen verschiedene Methoden zur Präparation des Aleuron.
Die Methode des letzgenannten Autors kann leicht zur Anfertigung
von Dauerpräparaten benützt werden. Um Grundsubstanz,
Krystalloide und Globoide in differenter Färbung zu erhalten, kann
der Vortragende folgende Methoden empfehlen :
I. Pikrin- E osi n. Fixirung der Schnitte mit Pikrinsäure,
gelöst in absolutem Alkohol, hierauf Entfernung des Ueberschusses
durch Abspülen mit absolutem oder wenigstens hoclsprocentigem
Alkohol, Tinction mit Eosin, gelöst in absolutem Alkohol, Abtönung
der Tinction mit absolutem Alkohol, Aufhellung durch Nelkenöl,
Einschluss in Canadabalsam (gelöst in Chloroform). Den Verlauf
der Tinction verfolgt man am besten unter dem Mikroskop, ebenso
die Abtönung. Die Färbung ist in wenigen Minuten vollendet.
Die gelungensten Stellen des Präparates zeigen die Grundsabstanz
dunkelroth, das Krystalloid gelb und scharf contourirt, das Globoid
nahezu farblos bis röthlich. An weniger gelungenen Präparaten
zeigt sich das Krystalloid orange gefärbt.
Modification : Einlegen der Schnitte durch mehrere Stunden
in eine coneentrirte Lösung von Eosin in der oben erwähnten
Pikrinsäurelösung in absolutem Alkohol. Weiterbehandlung wie oben.
IL Pikrin -Nig rosin. In einer gesättigten Lösung von
Pikrinsäure in absolutem Alkohol löst man Nigrosin,*) ungefähr Ins
zur Sättigung. In dieses alkoholische Pikrin-Nigrosin kommen die
Schnitte hinein und müssen bis zur Vollendung der Tinction in
kürzeren Zwischenräumen durch Beobachtung in absolutem Alkohol
eontrollirt werden. Die Tinction wird abgebrochen, sobald die
Grundsubstanz des Aleurons blau erscheint. Nach Waschung mit
absolutem Alkohol Uebertragung in Nelkenöl behufs Aufhellung,
sehr kurze Zeit, am besten am Objectträger auszuführen. Hierauf
Einschluss in Canadabalsam nach Absaugung des Nelkenöls mit
*) In der von E. Pfitzer in der Abhandlung „lieber ein Härtung und
Färbung vereinigendes Verfahren für die Untersuchung des plasmatischen Zell-
leibes" (Her. der deutsehen botan. GeseHsch. Bd. 1. 1883. S. 44) angegebenen
Darstellungsweise deshalb — in unserem Falle — nicht verwendbar, weil
Zerstörung der Grundsubstanz und Quellung der Krystalloide eintritt.
K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 283
Filterpapier. An gelungenen Präparaten erseheint die Grund-
substanz blau, das Globoid farblos, das Krystalloid gelbgrün und
schart" abgegrenzt.
Handelt es sich allein darum, schöne Dauerpäparate von
Kr y stalloiden zu gewinnen, so empfiehlt es sieh, behufs Lösung
der Grnndsubstanz und Globoide die schon von Pfeffer ange-
gebene verdünnte wässerige Lösung von Natriumphosphat an-
zuwenden , die Wirkung desselben unter dem Mikroskop zu
verfolgen, mit absolutem Alkohol das Präparat zu waschen, dann
etwa mit einer Lösung von Eosin in absulutem Alkohol zu tingiren
(Tinction fast momentan), hierauf wieder mit absolutem Alkohol
abzuspülen. Nun kann mit Nelkenöl aufgehellt und in Balsam ein-
geschlossen werden.
Die auf diese Art angefertigten Präparate sind sehr instruetiv
und dadurch ausgezeichnet, dass die Krystalloide nicht im mindesten
gequollen, also die Winkel sehr scharf erscheinen.
Um die Einschlüsse von oxalsaurem Kalk isolirt zu
demonstriren und in die Form eines Dauerpräparates zu bringen,
bedarf es keineswegs immer einer so umständlichen Methode, als
man nach verschiedenen Angaben glauben möchte. Bei Vitis vinifeva
genügt die Anwendung von phosphorsaurem Natron» Die weitere
Behandlung des Präparates so, wie ich unmittelbar vorher für die
Krystalloide angegeben habe. Tingirt erscheinen die Membranen
der Endospermzellen und die Eiweisskerne der Kalkoxalatdrusen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich die von mir angegebenen
Methoden hauptsächlich auf Ricinus beziehen, welches Object ich
hiermit auch zur Einübung empfohlen haben möchte.
Hierauf zeigte Herr Dr. Richard v. Wettstein zwei für
Nieder Österreich neue Pflanzen vor: Anchusa Barrelieri
(All.) DC. bei Wiener Neustadt und Myosotis saaveolens W. K. im
Gurhofgraben bei Melk.
Monats-Versam m 1 u n g am o. Juni 1 89 1 .
Herr Prof. E. Rätlniv hielt einen Vortrag:
„U e b e r den Einfluss von Blitzschlägen auf die
Weinrebe"
und sprach dann noch über die Black- Rot-Krankheit des Weinstockes.
Herr Gustav Seimholz legte hierauf
einige Orchideen -Bastarde aus Nie d e röste rreic h
vor; darunter die neue Orcliis Influenza Sennh. (maculata /\ sam-
buc'tna) und die seltene Oi-chis Erdingeri (Kern.) {sambucina /^ vi'
ridis), beide vom Semmering. Orcliis und Coeloglossum hält Vor-
tragender nicht für generell verschieden.
Botanischer D iscussionsab end am 10. Juni 1801.
Herr J. A. Knapp überreichte ein eingehendes Referat über
F. v. Herder's „Die Flora des europäischen Russland".
(Siehe Sitzungsberichte, Seite 47.)
284 Instrumente, Präparations- u. Conservations Methoden etc.
Herr Dr. F. Krasser besprach die erste Lieferung von
F. G. Kohl's „13 i e officin eilen Pflanzen der Pharma-
copeea germanica".
M o n a t s - V e r s a m m 1 u n g am 1 . ,1 u 1 i 1 80 1 .
Herr Dr. Fl'idolill Krasser hielt einen Vortrag:
„lieber die Gattung Fagus."
Botanische Garten und Institute.
Sallidussi, J., Tachea nemoralis L. im botanischen Garten zu Klagenfurt,
(Naturhistor. Landesmuseuoi Carinthia zu Klagenfurt. 1891. Nu. 4. p. 97 .)
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden etc.
Haiiausck, T. F., Zur histo chemischen Ca ff ein r eaction.
(Zeitschr. des Allg. Oesterr. Apotheker- Vereins. 1891. No. 31.
p. 606—608. Mit 2 Fig.)
Verf. bespricht den von H. Mo lisch entdeckten Caffein-
Nachweis in Pflanzengeweben mittelst Goldtrichlorid und Salzsäure
und findet diesen Nachweis zweifellos sicher und verlässlich. Er
konnte mit Hilfe dieser Reaction nachweisen, dass in keinem Ent-
wickl ungs Stadium des C'o^ea-Pericarps Kaffein auftrete, so dass
dessen Vorkommen nur auf den Coffea- Samen beschränkt bleibt.
Hervorzuheben ist, dass die bei der Reaction entstehenden Nadeln des
chlorwasserstoffsauren Caffein- Goldchlorids sehr fein-spitze Enden be-
sitzen und büschelig ausstrahlen. Bei einigen Versuchen mit zweifel-
los kaffeinfreien Pflanzenobjecten sah Verf. Krystalle auftreten, die
sich auch unabhängig von den Pflanzenobjecten entwickelten und
sonach nur aus der Verbindung des Goldchlorids und der Salzsäure
entstehen mussten. Diese Krystalle könnten bei flüchtiger Beobach-
tung zu Verwechslungen mit Caffein-Goldchloridkrystallen Anlass
bieten. Ist nämlich die Goldtrichloridlösung etwas stärker, als drei-
procentig und lässt man einen Tropfen derselben zu conc. HCl
treten, so schiessen beim Verdunsten Krystalle aus, die aber nie-
mals spitz endende und niemals büschelig ausstrahlende
Nadeln bilden, sondern aus theils sehr kurzen, zickzackartig an-
geordneten, theils auffallend langen, zarten gelben Stab-
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 285
chenprismen und aus Tafeln mit rechtwinkeligen Vorsprüngen be-
stehen. Ihrer chemischen Zusammensetzung nach dürften sie Was-
s e r s t o f f - G o 1 d c h 1 o r i d , Au Cls HCl . 4 H20 = AuCU IT . 4 HsO,
darstellen, also einen Körper, der sich auch bei der Erzeugung desGold-
chlorids, bezw. Lösung des Goldes in Königswasser und nachfol-
gender Verdampfung der Lösung ausscheidet. Verf. glaubt das
Auftreten dieser Krystalle im Interesse der Mol i s c h'schen Reaction
mittheilen zu sollen.
Hanausok (Wien).
Wange, Tli., Z ur Fra ge de r C o ff ei n b e s t i m m u n g. (Berichte
der pharmaceutischen Gesellsehalt. 1891. p. Gl — ß(>.)
Die Ungenauigkeiten der bis jetzt üblichen Methoden der Coffein -
bestimmun«' sind nach Verfasser zu suchen :
o
1) In der unvollkommenen Beraubung dos Thees vom Coffein.
2) in der Wald einer unzweckmässigen Extraetionsflüssigkeit für den Thee
sowohl, wie namentlich den Auszug' desselben.
:<) In der Unreinheit des als Resultat gewogenen CofiVinriiekstundes, welche
einerseits auf fertige und färbende Substanzen, andererseits auf mit
extrahirte Korksubstanz, auf mechanisch durchgerissene Magnesia und
noch andere Dingo zurückzuführen ist.
Zur Abwendung dieser Uebelstände hat nun Verfasser eine
Anzahl von Versuchen angestellt, deren Resulte folgende sind :
1. Der Thee ist nur durch wiederholtes Auskochen mit Wasser — wenn
man von einem Alkalizusatze absiebt — vollkommen von seinem Coffein -
gehalte zu befreien.
2. Alkohol, Aether, eine Mischung beider Körper unter sich, sowie eines
jeden von beiden mit Chloroform nimmt wesentlich mehr Farbstoffe etc.
auf, als Chloroform allein, welches daher am besten auch vollkommen
Weingeist- und wasserfrei zu verwenden ist.
3. Die Gewinnung eines möglichst reinen Coffe'inrückstandes wird befördert
einmal durch Einschaltung einer Asbestpapierlage zwischen Filtrirpapier-
lagen zwecks Zurückhaltung der Magnesia in der Extractionshülse, sodann
durch Verwendung eingeschliffener Extractionsgefässe zwecks möglichster
Vermeidung der Korken. Eine letzte Reinigung durch Auflösen des Rück-
standes in Wasser, Erhitzen zum Sieden, Filtriren und Eindampfen ist un-
erlässlich. Aus den Untersuchungen des Verfassers ergibt sich ferner, dass
der wirkliche Coffeingehalt der Theeblätter nicht, höher ist, als mau bisher
glaubte, d. h. dass derselbe für volle, gute (indische) Sorten bei 2,5«/»
liegt und für gewöhnlich 3°/o nicht viel übersteigt, dagegen meist weit
geringer ist.
Otto (Berlin).
Carpenter, W. B., The microscope and its revelations. 7. edit. in which the
iirst seven chapters have been entirely re-written and the text throug hont
re-constructed, enlarged, and revised by W. H. Dallinger. With 21 plates
and 8Ü0 wood engravings. 8°. IL 18 pp. London (Churchill) 1891. 26 sh.
Dufour, Leon, Revue des travaux relatifs aux methodes de technique publit's
en 1889, 1890 et jusqu'en avril 1891. (Revue generale de Botanique.
15. octobre 1891.)
IFeilll, L., Zwei Apparate für bakteriologische Arbeiten. Untersuchung des
Auswurfs auf Tuberkelbacillen. (Sonderabdr.) gr. 8". 5 pp. Würzburg
(Stahel) 1891. M. 0.50.
Kaatzer, P., Das Sputum und die Technik seiner Untersuchung. 3. Aufl. 8°.
VIII, 106 pp. mit 24 Fig. Wiesbaden (Bergmann) 1891. M. 2.—
28ß Sammlungen. — Algen.
Sammlungen.
Conwentz, lieber ein Herbarium Prussicnm des Georg
Andreas H e 1 w i n g an s d e m Jahre 1717. (Schriften der
naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Bd. VII.
lieft 2. p. 181—183.)
Das Herbarium besteht aus fünf dicken Lederbänden in Folio,
welche vom Propst Helwing dem Danzigef Sekretär Jacob
Theodor Klein (1685 — 1759) geschenkt wurden und dann einen
Theil dessen Cabinets gebildet hatten , mit diesem Cabinet sodann
vom Markgrafen Friedrich der Universität Erlangen geschenkt
wurden und nun an das Danziger Provinzial-Museum gegen Pflanzen-
dubletten gelangt sind.
Das Herbarium enthält Phanerogamen, sowie Vertreter aus
allen Ordnungen der Kryptogamen, die nicht immer bestimmbar
sind. Gesammelt ist es wahrscheinlich um Angerburg. Bemerkens-
wert!) ist 7 dass schon damals /Senecio vernalis W. K. dort vor-
handen war; derselbe ist also nicht erst in diesem Jahrhundert in
West-Preussen eingewandert. Mehrfach enthält das Herbar auch
Missbildungen.
Freyn (Prag.)
Referate.
Hieronymus, G., Ueber Dicranochaete reniformis H i e r o n y m., eine
neue Pr otoc o ccacee des Süsswassers. (Cohn's Beiträge
zur Biologie der Pflanzen. Bd. V. 1890. p. 351—372. 2 Tfln.)
Im Jahre 1887 hat Verf. bereits kurz über den in der Ueber
schrift genannten Organismus berichtet (cf. das \Iq£. im Bot. Centralbl.
Bd. XXXV. 1888. p. 321); hier bietet er genauere Untersuchungen über
die Zellenbestandtheile desselben und die wesentlichen Punkte der
Entwicklungsgeschichte, welche den Vorbericht in manchen Be-
ziehungen ergänzen und berichtigen. — Die eigenthümliche Borste
wird direct vom Plasma in der Weise gebildet, dass das vordere
Ende der zur Ruhe gekommenen Schwärmspore nach Verlust der
Geissein zu einem protoplasmatischen Faden auswächst, der sich
einige Male dichotomisch verzweigt und sogleich beim Entstehen
eine Gallerthülle ausscheidet. Ist der Faden ausgewachsen, so tritt
das Protoplasma nach und nach wieder aus dem Höhrensystem in
die Zelle zurück, die Röhre füllt sich mit Gallertmasse und wird
massiv. In dieser Borste, die mitunter in der Mehrzahl vorkommt
und dann als eine einzige im Status nascens getheilte Borste gedeutet
wird, glaubt Verf. ein Schutzorgan gegen niedere Thiere, insbesondere
Infusorien sehen zu dürfen, ein Schutzorgan, das allerdings weniger
den erwachsenen, ausserdem durch ihre Gallerthülle geschützten In-
Algen. 287
dividuen zu gute kommt, als der nachfolgenden Generation, den
schlitzbedürftigen Schwärmsporen, die sicli meist nur wenig vom
Substrate entfernen, und den ganz jungen, der starken Gallerthülle
noch entbehrenden Pflänzchen. Für diese Deutung scheint auch das
liäufig typische Fehlen der Borste bei den letzten Sommergenerationen
zu sprechen, die sich zu einer Zeit bilden, in welcher die schädlichen In-
fusorien nur noch in geringer Zahl, wenn überhaupt, vorhanden sind.
Einen eigenartigen Bau besitzt die Membran : Dieselbe besteht bei der
erwachsenen Zelle aus einer häufig mit kleinen Stacheln gezierten,
Congoroth stark speichernden Cellulose-Kappe auf dem Scheitel der
Zelle, über den Rand dieser Kappe greift eine nach der Basis zu sich
stark verdickende zweischichtige Hüllmembran aus Gallerte scheiden-
artig über; die äussere Schicht ist stark verquollen. In radialer
Richtung ist diese Gallerte von feinen Stäbchen durchsetzt, welche
gewisse Farbstoffe, die auch die Grundsubstanz zwischen den Strahlen
stärker tingiren, stark aufnehmen und in hohem Grade gegen Ent-
färbungsmittel zurückhalten: Safranin, Fuchsin, Methylgrün, we-
niger stark Haematoxylin, ammoniakal. Carmin, Nigrosin, Alkanna.
Congoroth färbt die Gallertscheide nur wenig, dagegen wird in der-
selben sogleich ein schöner blauer Farbstoff niedergeschlagen, wenn
man etwas Salz- oder Essigsäure dem Präparate zufügt. Auch
Turn bull' s Blau lässt sich nach dem Verfahren von Klebs darin
niederschlagen. Die Entwickclungsgeschichte lehrt, dass diese
Gallerthülle eine Neubildung ist, welche an der Basis vom Plasma-
körper abgesondert wird , die primäre Zellwand hier, wo sie am
schwächsten ist, zerreisst, sich dann aus dem ringförmigen Riss
hervordrängt und noch einen Theil der Cellulosekappe überwallt.
Das späte Wachsthum der Zellhülle findet dann wohl nur in der Gallert-
hülle, und zwar vermuthlich nur in einer intercalaren Zone an ihrem
Grunde statt. Besondere Sorgfalt ist den Inhaltskörpern der Zellen,
den Pyrenoiden und Kernen und ihrem Verhalten gegen Tinctions-
mittel zugewendet*). Die Pyrenoide bestehen überall aus Kern
(Eiweisskrystalloid) und Hülle; ihrem Verhalten gegen Reagentien
nach sind es höchst wahrscheinlich geformte Reservestoffe, die nach
Bedarf aufgelöst oder neugebildet werden. Besonders intensiv
färben sich nach Fixirung mit Alkohol die Krystalloide mit Fuchsin
und Safranin, Farbstoffe, die auch Entfärbungsmitteln gegenüber bis
zu gewissem Grade festgehalten werden ; Safranin wird von der
vermuthlich aus einem Nuclein bestehenden Hülle fast gar nicht
aufgenommen, dagegen sehr intensiv Haematoxylin, so dass sich mit
Safranin und Haematoxylin sehr schöne Doppelfärbungen erzielen
lassen. (Ueberfärben mit Hacmatein-Ammoniak. Entfärben mit Alaun-
wasser, bis nur noch die Hülle gefärbt erscheint, nach sauberem
Auswaschen des Präparats in destill. Wasser Färben mit Safranin
durch 12 — 24stündiges Einlegen in mit Wasser stark verdünnte
alkoholische Safraninlösung.) Haemateinammoniak zieht. Verf. allen
übrigen Haematoxylinlösungen vor; er bereitet ihn, indem er einen
*) Cf. das ausführt. Referat in der Zeitschr, f. wiss. Mikroskopie. 1891,
pr. 247 ff.
288 Algen.
am Objectträger hängenden Wassertopfen, dem ein Haematoxylin-
körnclien zugefügt ist, über einem Ammoniakfläschchen hin und lier
bewegt. Färbt sicli das direct aus Alkohol in diese Lösung ein-
gelegte Object nicht sogleich, so lässt man von neuem Ammoniak -
dampf auf den Tropfen einwirken, bis das Object gefärbt oder
besser überfärbt ist, und beseitigt den Ueberschuss mit Alaunwasser.
Um den in der Jugend chromatinreichcn Zellkern von starkhülligen
Pyramiden zu unterscheiden, behandelt Verf. Alkoholmaterial vor-
sichtig mit Salzsäure (15 — 20 Min. mit concentrirter oder längere
Zeit mit verdünnter), um die Hüllen der Pyrenoide zu lösen, und
färbt nach Gründlichem Auswaschen mit Haemateinammoniak. Aus
der zusammenhängenden Darstellung der Entwickelungsgeschichte
sei hier, in Rücksicht auf das citirte Referat, nur hervorgehoben,
dass Verf. die Kerntheilung im Zoosporangium für eine directe
hält, er fand wiederholt bisquitförmige Figuren, die sich kaum
anders alsTheilungsfiguren deuten lassen, niemals aber karyokinetische
Figuren. Die Specialgallerthüllen der Schwärmsporen verschmelzen
untereinander und mit der Gallerthülle der Mutterzelle zu einem
homogenen Schleim, der durch stärkere Wasseraufnahme allmählich
die Cellulosekappe aus der Schleimhülle herausschiebt; die Schleim-
hülle zerreisst dabei häufig mit einigen Längsrissen. Die Schwärmsporen
besitzen zwei lange, nur mit starken Immersionen erkennbare Cilien.
Ein Ruheznstand existirt wahrscheinlich in Form einer von starker
Gallertmembran umhüllter Aplanospore. Den Schluss der Abhand-
lung bildet eine geradezu mustergiltig zu nennende ausführliche
lateinische Diagnose der Gattung und Species, welche auch die
Hauptdaten der Entwickelungsgeschichte enthält.
Dicranocliaete gen. nov. Thallus unicellularis. Cellulae solitariae
cytoblasto, chlorophoro corpusculum pyrenoideum unicum vel pluria
saepeque granula amylacea gereute praeditae, semireniformes vel
subsemireniformes vel semiellipsoideae, rarius subsemiglobosae et inde
2 — 4 sinuato-lobatae. Membrana cellulosa hyalina, saepe supra
tuberculis minimis coronata, posterius velamento gelatinoso hyalino
basi cincta, sinu vel sinubus seta gelatinosa semel atque iterum,
ter, quaterve dichotoma, raro simplici exornata. Cellulae vegetativae
intumescentes omnes in 200sporangia transmutantur. Zoosporac
agamicae ciliis 2 vibrantibus, cytoblasto, ocello rubro, polo antico
hyalino, chlorophoro unico instructae content] divisione succedanea
repetita ortae, ca. 8 — 24 in quaque cellula, adhuc Strato gelatinoso
velatae, rima seil fissura saepe basi subparallela erumpentes, postea
strato gelatinoso rupto et liquefacto liberatae, inter se discedentes
ciliis vibrantibus paulum motae, denique ciliis evanescentibus requies-
centes, in thallum transformantur. Generationes quotannis per tempus
vernum usque ad auctumnum complures enascuntur (circiter 25 — 30).
— D. reniformis Hier. Cellulae vegetativae semireniformes vel
semiellipsoideae, seta dichotoma unica praeditae. Diam. cell. veg.
35 //, seta 80 — 160 ,« longa. Varietas seu forma pleiotricha cellulis
vegetativis subsemiglobosis 2 — 4 lobulato sinuatis, setis 2 — 4
simplicibus vel semel dichotomis minoribus exornatis. Habitat in
fontibus, paludibus, locis uliginosis montium Sudetorum epiphytica,
Püze. 289
muscis frondosis (Sphagnaceis et Hypnaceis) et Hepaticis (calpyogeia
etc.) et liquis foliisque putrescentibus nee nori lapidibus insidens.
L. Klein (Freiburg i. B.).
Dangeard, P. A., Reclierclies h.istologiques snr les
Champignons. (Le Botaniste. Ser. II. 1890. p. 03 — 149 avec
4 planches.)
Mittelst der Kern tinetions verfahren untersuchte Verfasser Zahl,
Bau und Veränderung der Kerne in den vegetativen Organen sowie
in den verschiedenen Entwicklungsstufen der Sexualorgane nnd
Sporangien hei einer ganzen Reihe niederer Pilze, vorwiegend
Phykomyceten. Zur Untersuchung kamen Spumaria alba, Synchy-
trium Taraxaci, Woroninia polycystis, Rozetta septigena, Olpidiopsis
Saprolegniae und Aphanomyces , Rhizidium intestinum, Ancy-
liat.es Closterii, Re&ticularia nov. gen., Saprolegnia Ihureti nnd
monoica , Aphanomyces laevis und eine 2. Species, Pythium
monospermum und proliferum, Cystopus candidus und cubicus, Phy-
tophihora infestans, Ilremia gangliformis, Plasmopara nivea und
densa. Die Resultate, zu welchen Verf. dabei gelangte, lassen sich
etwa folgendermaassen kurz zusammenfassen:
Die Kerne sind zumeist durch eine achromatische, doppeltcon-
tourirte Membran begrenzt; im Centrum befindet sich ein sphärischer
Nucleolus, welcher sich stark mit Ilämatoxylin färbt und fast ganz
aus Chromatin besteht. Das Hyaloplasma zwischen Nucleolus und
Membran enthält Granulationen, von welchen wenigstens einige aus
Chromatin bestehen (Spumaria, /Synchytrium, Saprolegniaceen). Die
Grösse dieser Kerne unterliegt geringen Schwankungen, vom ein-
fachen zum doppelten, höchstens zwischen 1 und 5 fi ; nur bei
Synchytrium fanden sich Kerne von erheblichen Dimensionen, bis
zu einem Durchmesser von 14 fi mit einem Nucleolus von 9 f.t,
doch sinken diese Kerne in Folge zahlreicher Zweitheilungen in den
Zoosporen bis zur normalen Grösse herab. Die Normalgestalt ist
kugelig, bisweilen elliptisch, nur in lebhaft wachsenden Fäden zeigten
sie auch strangförmige Gestalt. Die junge Zelle enthalt nur einen
einzigen Kern fjunge Sporangien und Cysten von /Synchytrium,
Sporen, Zoosporen) ; später, besonders in den vegetativen Zellen,
kann die Zahl der Kerne oft mehrere Tausende betragen. Die
Structur der Kerne schwankt innerhalb beträchtlicher Grenzen ; der
Nucleolus kann auf einen centralen, kaum wahrnehmbaren Punkt
reduzirt sein und das ihn umgebende Hyaloplasma ist frei von
Granulationen; auf der anderen Seite kann sein Durchmesser die
Hallte des Kernes übertreffen und das Hyaloplasma ist theilweise
oder völlig mit Chromatinkörnern erfüllt; im letzteren Falle sind
Nucleolus und Kernhaut verdeckt. Endlich kann der Nucleolus
bisweilen gänzlich schwinden und der Kern ist auf eine einfache Blase
mit wässerigem Inhalte reducirt. Die Fälle, in welchen der
Chromatinreichthum des Hyaloplasmas Nucleolus und Kernhaut ver-
deckt, lassen sich schwer scharf von den nicht seltenen trennen, in
welchen die sehr kleinen Kerne sich nur als gleichmässig gefärbte,
Bot. Centralis. Bd. XLVIII. 1891. 19
290 Pilze.
membranlose, chromatische Flecke darstellen (Olpidiaceen, Ancylisteen);
dieses Stadium führt zu einem andern, dem Vorläufer der indirecten
Theilung, in welchem der Nucleolus verschwunden ist und das
Chromatin in Stäbchen und Schleifen angeordnet ist. Indirecte
Kerntheilung scheint indess nicht häufig zu sein, wenigstens sind die
Charakteristiken Stadien selten zu finden und meist ist die Theilung
direct. Die Vermehrung der Kerne findet in den vegetativen Fäden
statt; in den Sporangien, Conidien und zweifelsohne auch in den
Oogonien findet keine Kerntheilung statt (Wagner will zwar eine
solche im Oogon von Peronospora parasitiert bemerkt haben !).
Dagegen ist die Kerntheilung stets eine Vorläuferin oder Beglei-
terin der Keimung von Sporen, Zoosporen, Cysten und Oosporen.
— Die Vertheilung der Kerne wechselt je nach Species und Organ,
stets aber liegen sie im Plasma, dicht beisammen oder entfernt; ist
das Plasma auf ein weitmaschiges Netzwerk reducirt, dann liegen
sie in den Knoten der Maschen. Die Sporangien und Conidien ent-
halten eine bestimmte Zahl in regelmässigen Abständen; dieselbe
entspricht der Zahl der gebildeten Zoosporen. Auch die Sporen
können mehrere Kerne führen. Die Cysten sind bald einzellig
(Synchytrium) und dann liegt der Kern entweder im Centrum oder
unter der Wand, bald mehrzellig (Olpidiopsis) mit im Plasma ver-
teilten Kernen. Die Bildung der Eier lässt bis jetzt keine durch-
greifende Generalisirung zu. Bei Ancylistes birgt die Eizelle in
allen Entwicklungsstadien mehrere Kerne und ebenso das Antheri-
dium. Bei Saprolegnia 7 hureti enthalten die Oogonien anfangs eine
grosse Zahl zerstreuter Kerne, die sich später in der Wandschicht
localisiren ; im Moment der Eiballung werden die Kerne undeut-
lich und ihr Chromatin scheint sich im Zellinhalt zerstreut zu
haben (? Ref.). Im Centrum der Eizelle zeigt sich von Anfang
an ein sphärisches, aus homogener Substanz gebildetes Körperchen,
das sich mit Haematoxylin wenig oder nicht färbt, es wächst
langsam heran, wird empfindlicher für Farbstoffe und erfüllt schliess-
lich einen breiten centralen Raum der Oospore; sein Verhalten
gegen längere Einwirkung von Chloroform und Alkohol erweist
seine ölartige Natur. In jungen Oosphaeren sind kaum Spuren von
Kernen nachzuweisen, mitunter findet man eine kleine Anhäufung
von Chromatin, von der es dahingestellt bleiben muss, ob sie als
Kern zu betrachten ist, oder ob die wirklichen Kerne maskirt sind.
In den älteren Oosporen dagegen findet man 3 — 7, im Piasina
zwischen Oelkugel und Membran liegende Kerne; man findet sie
auch bei der Keimung in der Wandschicht wieder, wenn die Oel-
kugel verschwunden ist. Möglicher Weise stammen diese Kerne
von einem einzigen reproduktiven Kerne ab. Möglicherweise sind
auch Unterschiede in der Kernzahl zu constatiren, je nachdem die
Oospore zur sofortigen Keimung befähigt ist, oder solche erst nach
längerer Ruhezeit eintritt. Auf Zusatz von Jod zu den Oosporen
erscheinen im Innern derselben kleine bräunliche Tropfen, Glykogen,
das, wie Verf. meint, an dieser Stelle noch nicht beobachtet wurde ;
in den Eizellen sowohl wie in den älteren Oosporen rindet man ei n
oder zwei dicke Tröpfchen oder eine grössere Anzahl. Errera's
Wisse. 291
Ansicht, dass das Glykogen zur Oelproduction verwendet werden
könnte, hält Verf., wenigstens für Saprolegnia Thureti, für zweifel-
haft, da Glykogentrüpfchen und Oelkugel ungefähr gleichzeitig auf-
treten, das Oel sogar häufig zuerst und die Entwicklung der Oel-
kugel in keiner Weise ein Verschwinden des Glykogens veranlasst.
— Bei Saprolegnia monoica gleicht die histologische Structur der
eben beschriebenen sehr, es werden mehrere Kerne in den Anthe-
ridien und zahlreiche Chromatintlecke in den Oosphären und jungen
Oosporen wahrgenommen. Die Differenzen mit. den Angaben von
Hartog, der die Bildung zusammengesetzter Kerne in den
Oosporangien und die Verschmelzung der zusammengesetzten Kerne
zu einem einzigen in jeder Oospore beschreibt, vermag Verf. nicht
aufzuklären. Bei Aphanomyces sind Oogonien und Antheridien
mehrkernig, die Zahl der Oogoniumkerne beträgt etwa 15, diejenige
der Antheridien o — 6 im Mittel. Vom Antheridium soll ein commu-
nicirender Canal (Befruchtungsschlauch) zur Oosphäre gehen, durch
welchen eine durch Haematoxylin färbbare Substanz, ohne Zweifel
Chromatin, passirt. In diesem Stadium werden die Kerne der
Oospore undeutlich und die Oelkugel entwickelt sich wie bei
Saprolegnia Ihureti. Bei den Pythium- Arten lassen sich die Kerne
im Oogon bis zur Bildung der Oosphäre verfolgen, wo sie undeutlich
werden ; sie sind je nach Species und Moment der Untersuchung
in der Zahl 5 — 15 vorhanden; die der Antheridien sind schwieriger
zu sehen, bei Pythium proliferum wurden 3 — 4 gezählt. Die Oel-
kugel entwickelt sich wie gewöhnlich, die ersten Spuren davon
finden sich schon im Oogon ; die reite Oospore setzt dem Eindringen
von färbenden Reagentien grossen Widerstand entgegen. Die Angaben
von Fisch über die Verschmelzung der männlichen und weiblichen
Kerne zu einem einzigen im Centrum der Oospore konnte Verf.
nicht bestätigen. Von den Peronosporeen besitzt das Oogon bei
Cystopus zahlreiche kleine Kerne, die anfänglich in den Maschen
eines netzigen Plasmas eingebettet liegen, in Uebereinstimmung mit
den Angaben von Fisch und im Gegensatz zu denen von Chmi-
lewskij; der einzige, von letzterem Autor angegebene Kern ist
die Oelkugel, die in der That während ihrer Entwickelung mehr
und mehr für färbende Reagentien empfänglich wird. Ihre Oel-
natur wurde auch hier durch die langsame, mehr oder weniger
vollkommene Löslichkeit in Chloroform dargethan. Während dieses
Lösungsprocesses bietet sie die mannigfachsten Bilder, die dazu ver-
führt haben, den Process als Kernverschmelzung zu beschreiben.
In der That sind aber von den zahlreichen Kernen eine Anzahl im
Periplasma zurückgeblieben, wo sie zur Bildung des Exospors dienen;
die, welche in der Oosphäre eingeschlossen sind, werden eine kurze
Zeit lang undeutlich, man findet sie aber bald mit ihren gewöhn-
lichen Kennzeichen wieder im Protoplasma zwischen der Oelkugel
und dem Endospor. Vielleicht theilen sie sich auch in der Oospore,
da diese letztere im Momente der Keimung, der Zahl der zu produ-
cirenden Zoosporen entsprechend, bis zu 100 Kerne enthalten muss.
Bei Plasmopara densa liegen die Verhältnisse ähnlich, von einigen
leichten Differenzen abgesehen. Oogonien wie Antheridien sind
19*
292 Pilze. — Muscineoil.
mehrkernig. Im Momente der Eiballung wandert der grösste Tlieil
der Kerne an die Peripherie und Lüdet mit dem Periplasraa das
Exospor (im Original steht, zweifelsohne in Folge eines Druck-
felders, Oospore): 2 Kerne allein bleiben im Centrum der Oospore,
die etwas später 5 Kerne zeigte. Diese Darstellung ähnelt der von
Wagner für 1\ parasitica gegebenen, nur glaubt dieser Autor an
Verschmelzung zu einem einzigen Kern, zuerst der beiden Oogon-
kerne untereinander und dann mit einem aus dem Antheridium
stammenden Kern. Verf. hält auch hier Verwechslung mit der Oel
kugel für wahrscheinlich. Zum Schlüsse macht Verf. folgenden
Gen eralisirungs versuch: Oogonien und Antheridien sind mehrkernig,
diejenigen des Oogons sind in 2 Gruppen zu scheiden, die einen
bleiben im Periplasma und gehen in der Membranbildung auf, die
andern bleiben in der Oosphaere : im Momente der Befruchtung
werden sie alle undeutlich oder 2 von ihnen bleiben allein im
Centrum sichtbar, etwas später findet man wieder mehr Kerne im
Plasma zwischen der Oelkugel und der Membran ; diese Kerne
liefern durch Theilung bei der Keimung die Kerne der Zoosporen
oder vegetativen Fäden. Aehnlich scheinen die Verhältnisse bei den
Antheriden zu liegen, indem die Mehrzahl der Kerne sich im Antheri-
dium zersetzt und wahrscheinlich nur dazu dient, die Thiitig-
keit des letzteren zu verlängern. Möglicherweise kann ein Antheri-
diumkern in die Oospore durch den sog. Befruchtungscanal ein-
dringen. Welche Rolle er aber dort spielt, ob er mit einem Oosporen-
kern von speciellen Eigenschaften verschmilzt, ob die zahlreichen,
zur Reifezeit der Oospore zwischen Oelkugel und Membran vor-
handenen Kerne etwa von einem solchen Verschmelzungskerne ab-
stammen, diese Fragen sind alle noch zu lösen.
L. Klein (Freiburg i. B.).
IJastit, Eugene, Influence de l'etat hygrometrique de
l'air sur la position et les fonctions des feuilles
chez les Mousses. (Comptes rendus des seances de l'Aca-
demie des sciences de Paris. T. CXII. 1891. No. 5. p. 314 — 316.)
An Individuen derselben Art von Polytrichum, welche an ver-
schiedenen Stellen, die einen an feuchten, die anderen an trockenen
Plätzen, wachsen, beobachtet man, dass bei den ersteren die Blätter
weit entfaltet sind und eine convexe und stark nach dem Stamme
geneigte Oberfläche zeigen, während bei letzteren sie seitlich
über sich selbst geschlossen sind und die Achse fast umfassen.
Diese beiden Stellungen werden durch den verschiedenen Gehalt
der Luft an Wasserdampf hervorgerufen.
Denn transversale und longitudinale Schnitte durch die Blätter
zeigen, dass die Structur auf beiden Seiten verschieden ist: die
Ober- oder Innenseite zeigt reine Cellulosegewebe, die Unter- oder
Aussenseite nur mechanisch verstärkte Gewebe ; daraus erklären
sich leicht die erwähnten Bewegungen.
Ausser diesen Längsbewegungen zeigt das Blatt auch Sciten-
bewegungen, welche in Gliederungs- und Beugungsbewegungen zer-
Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphologie, 293
legbar sind. Erstere finden um drei Paar Achsen herum statt,
welche parallel der Symmetrieebene des Blattes gehen: zu innerst an
der seitlichen Grenze des innern Ilypoderms ; die folgende an der
Grenze des äusseren Hypodeims; die seitlichste an der Grenze der
inneren Epidermis. Jeder Theil des Blattes, der zwischen zwei auf
einanderfolgenden Achsen liegt, führt gleichzeitig eine seitliche
Beugungsbewegung aus, welche die innere Fläche transversal concav
macht. Durch diese seitlichen Bewegungen soll die innere Concavität
des Blattes erhöht werden bis zur gegenseitigen Berührung der
beiden Blattränder.
Ueber den Einfluss, welchen ein solcher geschlossener Stamm
auf die Respiration und Chlorophyllfunction ausübt, hat Verfasser
Folgendes eruirt:
1. Respiration: In beiden Fällen geht der Gaswechsel in gleicher
Weise und mit gleicher Regelmässigkeit vor sich. Das Verhältniss
des Volumens der ausgeathmeten Kohlensäure zum absorbirten
Sauerstoff- Volumen ist stets constant und sehr nahe der Einheit,
ohne dieselbe zu überschreiten. Sonst ist das Verhältniss des in
der Atmosphäre enthaltenen Sauerstoffes am Ende des Aufenthalts
in der Dunkelheit niemals unter 16°/o gewesen. Dagegen ist das
Verhältniss der Intensität stets geringer als 1, woraus hervorgeht,
dass die Respiration der Stämme in geschlossenem Zustande stets
sehr herabgesetzt ist.
2. Chlorophyllfunction: Die Art und Weise des Gasaustausches,
sowie das Verhältniss der Volumina des Sauerstoffes und der zer-
legten Kohlensäure ist in beiden Fällen gleich. Aber die Kohlen-
säurezersetzung und Sauerstoffentbindung ist bei geschlossenem
Stamme bedeutend geringer, als wenn die Blätter entfaltet sind,
woraus man auch auf eine bedeutende Herabsetzung der Chlorophyll-
function in dem angeführten Falle schliessen darf.
Deshalb verarbeiten auch die Moose während des Winters die
meisten Nährstoffe , was wiederum die Bildung des Ovulums und
Sporogoniums während der kalten Jahreszeit erklärlich macht.
Zander (Berlin).
Laurent, E., Experiences sur la reduetion des nitrates
par les vegetaux. (Annales de 1' Institut Pasteur. 181)0.
p. 722—744.)
I. Keimende Samen. Dass solche die Fähigkeit haben,
Nitrate zu reduciren, ist zwar schon von Schönbein behauptet
worden, doch ist dieser Angabe keine Bedeutung zuzuschreiben, da
zu jener Zeit auf die sehr wahrscheinliche Anwesenheit von redu-
cirenden Bakterien keine Rücksicht genommen wurde. Um diese
auszuschliessen, verfuhr Verf. folgendermaasen :
Samen wurden in grossen Reagensgläsern mit l°/oo Sublimat
übergössen, nach 1U Stunde mehrmals mit sterilisirtem Wasser aus-
gewaschen und hierauf keimen lassen ; wenn die Keimung genügend
fortgeschritten war, wurden die Samen mit soviel sterilisirter
l°/0 Nitratlösung übergössen, dass sie, bei aufrecht gehaltenem
Glase, von derselben ganz bedeckt wurden. Die so hergerichteten
294 Physiologie, Biologie, Auatomie u. Morphologie.
Reagensröhren (natürlich von Anfang an mit Wattepfropf verschlossen)
wurden nun ins Dunkle gestellt und nach einiger Zeit die Flüssig
keit mittels eines sehr empfindlichen Reagens (Naphthylaminehlorid
bei Anwesenheit von verdünnter Salzsäure und Suitanilinsäure) auf
Nitrite geprüft. Es sei bemerkt, dass die mannigfachen möglichen
Fehlerquellen vom Verf. gebührend berücksichtigt Avurden ; nament-
lich führte er Controlculturen, die ganz ebenso eingerichtet waren,
nur mit dem Unterschied, dass anstatt der Nitratlösung, destillirtes
Wasser gegeben wurde; fand sich nun in den Versuchsculturen Nitrit,
in den Controlculturen aber keines, so konnte geschlossen werden,
dass es in ersteren in der That durch Reduction des zugesetzten
Nitrates entstanden ist. Die Abwesenheit von Bakterien in den
Culturen wurde durch das völlige Klarbleiben der Flüssigkeit an-
gezeigt.
Nach dieser Methode hat Verf. mit 7 verschiedeneu Samen
experimentirt und erhielt stets positive Resultate. Eine mehr oder
weniger starke Nitritreaction tritt nach verschiedenen Zeiten ein,
bei Erbsen schon nach 1 Stunde, bei Mais erst nach 2 Tagen ; an-
fangs nimmt die Intensität der Reaction zu, nach längerer Zeit aber
verschwindet sie wieder (letzteres ist, wie Verf. weiter zeigt, wahr-
scheinlich eine Wirkung von aus den Pflänzchen hinaus diffundirenden
organischen Säuren). Die reducirende Wirkung kommt ruhenden
Samen nicht zu, beginnt aber mit den ersten Stadien der Keimung.
Verf. führte nach verschiedenen Methoden eine annähernde Be
Stimmung der relativen Nitritmenge aus, welche durch keimende
Erbsen im Laufe von 4 Stunden gebildet wurde, und fand in 2
Fällen, dass die Flüssigkeit ca. 0,l°/o resp. 0,05°/o Kaliumnitrit
enthielt.
Die Reduction der Nitrate ist eine Folge von Sauerstoffmangel.
Wurden die Keimlinge, caeteris paribus, nicht in engen Röhren,
sondern in flachen Gefässen gehalten, so trat kein Nitrit auf; hin-
gegen wurde im Vadium oder in Wasserstoff die Bildung desselben
erheblich gesteigert. Es scheint also, dass die Pflanzen, wenn
Mangel an freiem Sauerstoff entsteht, ihren Bedarf an Sauerstoff
auch dadurch zu decken im Stande sind, dass sie denselben der
Salpetersäure entziehen.
II. Saftige T heile erwachsener Pflanzen. Knollen,
Zwiebeln, Blattstiele, Stengel und Früchte einer grösseren Reihe
von Pflanzen wurden mit l°/o Salpeterlösung übergössen und nach
3 Stunden auf Nitrite untersucht: in der grossen Mehrzahl der
Fälle wurde eine mehr oder weniger starke Nitritreaction erhalten
(mit Kartoffelscheiben schon nach einer Stunde). Bei mehreren
dieser Pflanzentheile wurde constatirt, dass ihr Saft kein Nitrit ent-
hält. Sterilisation dieser Objecto war natürlich ausgeschlossen, doch
hält Verf. die Zeit von 3 Stunden für zu kurz, als dass Bakterien
hätten eine merkliche Reduction hervorbringen können. Auch hier
versehwand das gebildete Nitrit nach kürzerer oder längerer Zeit ;
ebenso wurde die Abhängigkeit der Reductiousthätigkeit vom Sauer-
stoffmangel constatirt.
Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol. (Systematik u. Geogr.) 295
Bemerkenswerth ist, dass die fleischigen Organe erwachsener
Pflanzen, wenigstens in der Regel, auch dann die Nitrate rednciren,
wenn sie durch Alkohol, Aether, Chloroform und andere ähnlich
wirkende Körper getödtct worden sind (was für keimende Samen
nicht gilt). Es ist daraus zu schliessen, dass die Nitratreduetion
nicht eine Folge der Lebensthätigkeit dieser Organe ist, sondern
dass in ihnen leicht oxydirbare Stoffe enthalten sind, welche normaler-
weise den Sauerstoff der Luft an sich ziehen, eventuell ihn aber
auch der Salpetersäure entnehmen. In der That ergab sieh, dass
gewisse Pflanzensäfte, z. B. derjenige der Wurzeln von Vicia Faha,
der weissen Kirschen, energisch und schnell Nitrate reduciren;
andere Säfte thun dies in geringerem Grade, noch andere gar nicht
— zum Theil wohl in Folge davon, dass die reducirenden Sub-
stanzen derselben schon während des Auspressens des Saftes oxydirt
werden. Aus letzterem Grunde begegnete auch der Versuch, die
fraglichen Substanzen behufs näherer Untersuchung zu isoliren, un-
überwindlichen Schwierigkeiten.
III. Niedere Pflanzen. Die Fähigkeit, Nitrate zu reduciren,
wurde für mehrere grüne Fadenalgen und für das fleischige Hut-
gewebe eines Theiles der darauf untersuchten Hymenomyceten con-
statirt ; die Abwesenheit von Bakterien wurde hier durch mikro-
skopische Untersuchung festgestellt. Ueber dieselbe Fähigkeit bei
einigen (aber nicht allen) Schimmelpilzen und den Sprosspilzen hat
Verf. bereits früher berichtet. In Bezug auf die Bakterien fügt
Verf. dem bereits Bekannten die Beobachtungen hinzu, dass die
Nitritbildung auch hier nur bei Sauerstoffmangel eintritt und dass
das gebildete Nitrit bei saurer Reaetion der Flüssigkeit allmählich
wieder zerstört wird.
Kultiert (Leipzig).
Poulsen, V. A., Anatomische Untersuchungen über die
vegetativen Organe der Xyris. [Sep.-Abdr. aus Viden-
skabelige Meddelelser fra d. naturhist. Forening i Kjöbenhavn for
1891.) Mit 3 Tafeln. Copenhagen 1891. [Dänisch].
Verf. macht in dieser Abhandlung darauf aufmerksam, dass
man auf anatomischer Grundlage keine Meinung darüber sich bilden
kann, ob man von einer Zusammengehörigkeit zwischen den Xyrideen
und den Eriocaulaceen sprechen kann. Demnach geht er zu seinen
anatomischen Untersuchungen über 1. Xyris angustifolia*) und
2. Xyris plantaginea Kth., aus Brasilien herstammend, über. Das
Herbariummaterial von Xyrideen lässt sich — im Gegensatz zu den
Eriocaulaceen — sehr gut zum Aufweichen nach der Pfitzer'schen
Alkohol-Ammoniak-Methode benutzen ; die Untersuchung ist daher
auch auf (Herbarienmaterial von) 3. X. asperata Kth., 4. X.montivaga
Kth., 5. X. teretifolia nov. sp*)., 6. X. schizachne Mart., 7. X.
caloeephala nov. sp.*) und X. alata nov. sp.*) erstreckt worden.
*) nov. spec. : alle in dieser Abhandlung besprochenen neuen Arten werden
in War ming's Symbolae ad florarn Brasiliae centralis cognoscendam beschrieben.
296 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morph. (Syst.). -- Ter. u. Krkh.
Die Arten lassen sich leicht von einander durch anatomische
Kennzeichen unterscheiden, doch fehlt noch für die Aufstellung einer
anatomischen Clavis eine vollständige Bearbeitung aller bisher be-
kannten Arten.
1) Die Epidermiszellen sind verschieden ausgebildet:
a. dickwandig bei Nr. 3, 5 und 7 ;
b. die äusseren Wände sind an den Stellen, wo die Zellen durch die
Endwände mit einander zusammenstossen, bucklig: Nr. 1, 3 u. 1;
c. dünnwandig: Nr. 2, (i und 8.
2) Die Spaltöffnungen sind überall von Nebenzellen begleitet;
sie liegen bei Nr. 1, 3 und 4 etwas über dein Niveau der Epidermis.
3) Trichome sind allein an den dickwandigen und radial gestreckten
Epidermiszellen auf den Kanten des Blattes und auf dem Kiele des
Scapus gefunden worden. Die Trichome sind Auswüchse auf der
Mitte der Zellen, sehr dick und bei Nr. 1 ganz niedrig, bei Nr. 3
und 6 von Mittelhöhe und bei 8 ziemlich hoch ; bei 4 und 5 fehlen
gänzlich Trichome.
4) Der Mostomstrang ist immer von einer Mestomscheide und von
einer parenehymatischen Leitungsscheide umgeben ; das mechanische
Gewebe erreicht jedoch nimmer die Epidermis. Die Gefässbündcl
in der Blattlamina laufen meist zu 3 und 3 zusammen mit gemein-
schaftlicher Stereom- und Pleröm- Schicht. Die dünneren Gefässe sind
den grossen gegenüber in einer bestimmten Art und Weise angeordnet.
5) Der Scapus enthält nicht diese Verbindung der Mestomstränge.
(i) Qu er anas tom osen rinden sich nicht zwischen den Gefässbündeln
des Xy ris-Blattes. Die mechanische Schicht ist ein Stereom-Cylindcr,
an dessen innerer Seite ein Kreis von abwechselnd dünneren
und dickeren Mestomsträngen (die letzten mit Protohadroinlacune)
sich stützt, mehr oder minder im mechanischen Gewebe eingelagert.
Aus der Figur des Querschnittes des Stereomcyliuders und aus der
Anzahl der Fibrovasalstränge können Artmerkmale beigebracht
werden.
7) Bei keiner Xyris-Art sind Kr y stalle vorgefunden.
8) Auf der Dorsalseite der Bractcen findet sich ein breiter oder
schmaler, länglich-runder, glanzloser „Fleck". „Dieser ist ein gänzlich
locales Assimilationsorgan, dessen Zellen chlorophyllhaltig
und mit Intercellularräuinen versehen sind ; weiter sind sie von einer
Epidermis mit zahlreichen, grossen Spaltöffnungen bedeckt." „Die
assiinilireude Gewebeschicht erstreckt sich nicht durch die ganze Bractee
in der Tiefe hin, nimmt aber ungefähr die äusserste Hälfte derselben
ein." Das Gewebe innerhalb derselben ist sclerotisirt, was auch
für den ganzen Rest der Gewebe der Bractee mit Ausnahme einiger
sehr dünner Gefässbündcl gilt.
J. Christian Bay (Kopenhagen).
Galloway, 1$. T., A new pine leaf rust (Coleosporium Pini n. sp.).
(Journal of Mycology. Vol. VII. No. 1. p. 44.)
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse, die de Bary für
Chnjsomijxa Abietis und Chrysomyxa Uhododendri seinerzeit erörtert
Teratologie und Pflanzenkrankheiten (Pilze.) — Med. Botanik. 297
hat, haben nunmehr eine Parallele erhalten durch Auffindung des
obengenannten Coleosjjoriums. Dasselbe kommt auf Pinüs inoj)s bei
Washington vor. Es sind nur Teleutosporen gefunden worden, die
zwei- bis vierzellig sind und wie bei allen Coleosporiumarten sofort
in der für diese Gattung charakteristischen Weise keimen. Da Verf.
das Coleosporium fast immer gemeinsam mit Peridermium cerebrmnVk.
angetroffen hat, so hält er die Zusammengehörigkeit beider Formen
für möglich und stellt diesbezügliche Culturversuche in Aussicht.
Dietel (Leipzig).
(xraziafli, A., Deux Champignons parasites des feuilles
de Co ca. (Bullet, de la Soc. Mycol. de France. 1891. pag.
153 und 154. Mit Tafel.)
Zwei pilzlichc Parasiten der Blätter des Rothholzbaumes (Ery-
throxylon Coca) werden als Uredo Eryihroxylonis nov. spec. und
Phyllosticta Erythroseylonis nov. spec. beschrieben, erstere in Bolivia
und Peru anscheinend verbreitet, letztere nur auf Blättern aus
Bolivia gefunden.
Dietel (Leipzig.)
Arustamoff, M., Ueber die Natur des Fischgift es. (Centralblatt
f. Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X. No. 4. p. 113 — 119.)
Arustamoff hatte Gelegenheit, 11 Vergiftungsfälle mit z. Th.
letalem Ausgang zu untersuchen, welche durch den Genuss von
rohem, gesalzenem Fleisch vom Hausen, Stör, Ssewrjuga (eine
Störart) und Lachs hervorgerufen worden waren. Die äussere Be-
schaffenheit der betreffenden Fische, sowie ihr Geschmack waren
durchaus gut, und von irgend welchem Fäulnissprocess nichts zu
bemerken. Dagegen fanden sich auf mikroskopischen Schnitten des
Fischfleisches kolossale Mengen von Mikroben, die A. auch in Leber,
Milz und Nieren der vergifteten Individuen antraf. Dieselben er-
wiesen sich nicht als identisch, sondern es scheint, als ob jeder
Fisch seine eigene Art besässe. Die Reinkulturen, welche an die-
jenigen von Bacillen des Unterleibstyphus erinnerten, erschienen
erst am 3. Tage auf der Oberfläche des Agars, um sich aber dann
sehr rasch auszubreiten. Die Lachsmikroben verflüssigen die Nähr-
gelatine, die anderen dagegen nicht. Fäulnissgeruch ist niemals be-
merklich. Die Störbakterien sind ein wenig grösser, als diejenigen
der Ssewrjuga, die Hausenbakterien dagegen fast zweimal dicker
und länger, als die ersteren; die beweglichen Lachsmikroben sind
1 fi dick und 2 — 2Va /< lang. Die mit den Culturen geimpften
Kaninchen gingen sämmtlich mehr oder minder rasch zu Grunde,
während Hunde und Katzen zwar sehr schwer erkrankten, aber am
Leben blieben. In den ersten Tagen der Cultur waren die Bakterien
weniger giftig, als in den folgenden und verlor sich die Giftigkeit
der Mikroben bei fortgesetzter Reincultur auch in den folgenden
Generationen nicht. Wir haben es hier wohl nicht mit Fäulniss-
bakterien zu thun, sondern die betreffenden Mikroben sind wahr-
298 Oekonomische Botanik,
scheinlich die specifischen Erreger von Krankheiten, welchen die
angeführten Fischgattungen unterworfen sind.
Kohl (Marburg.)
Bnschaii, (*., Zur Geschichte des Weinbaus in Deutsch-
land. (Ausland. 1890. p. 868— 872.)
Verf. weist zunächst darauf hin, dass sowohl die neueren Er-
gebnisse der Paläontologie als die der Urgeschichte die Rebe als
eine auch in Europa heimische Pflanze betrachten lassen. Clericis
Studien in ersterer Wissenschaft haben ergeben, dass ein mit
unserem Weinstock identisches Gewächs schon im oberen Pliocän
in unserem Erdtheil wuchs, und ein neolithischer Fund aus dem
Pfahlbau von Bovere im Scheidethai beweist sogar ihre frühe
Existenz in Mitteleuropa. Als CulturpHanze scheint sie allerdings
erst nach Beginn unserer Zeitrechnung bei uns eingeführt zu sein,
und zwar schon in den ersten Jahrhunderten ins westrheinische
Gebiet, dagegen erst zur Zeit der Merowinger östlich vom Rhein.
Besondere Verdienste um ihre Verbreitung erwarb sich Karl der
Grosse. Aber erst nach dem Jahre 1000 drang die Rebe vielfach
gleichzeitig mit der christlichen Religion in's nordöstliche Deutsch-
land ein. Ihr Rückzug aus diesem Gebiet begann mit dem 30 jäh-
rigen Kriege, in welchem viele Weinberge vernichtet wurden. Die
übrigen Einzelheiten, welche theils aus Chroniken, theils aus älteren
Funden geschöpft sind, müssen im Original eingesehen werden.
Hock (Luckenwalde).
Busclian, (*., Zur Geschichte des Hopfens; seine Ein-
führung und Verbreitung in Deuts hl and, speciell
in Schlesien. (Separat- Abdruck aus „Ausland". 1891. No. 31.)
Wie über den Weinstock stellt Verf. hier über den Hopfen Unter-
suchungen bezüglich seines Culturalters in Deutschland an. Im Gegen-
satz zu jener Pflanze scheint diese von Osten her eingedrungen zu sein,
und zwar aus den Ländern mit slavischer Bevölkerung. Unter
diesen Völkern scheint er auch zuerst als Zusatz zum Bier benutzt.
Die erste allenfalls auf den Hopfen zu deutende Kunde aus unserem
Vaterlande stammt aus der Zeit Pipins , doch ist diese sehr zweifel-
haft, da indem bekannten Capitulare Karl's des Grossen über
Culturpflanzen der Hopfen keine Erwähnung findet. Eine sieliere
Kunde über ihn stammt erst von der Aebtissin Hildegard v. Bing en
(f 1079), die seine Verwendung zum Bier erwähnt; wahrscheinlich
ein Jahrhundert älter ist die Erwähnung des Hopfens durch den
Abt Irmino von St. Germain des-Pres. Frühzeitig wurde Böhmen ein
weiterer Ausgangspunkt für Hoptenbau. Von da aus drang der-
selbe dann auch in Schlesien ein, auf welches Land Verf. näher
eingeht. Schon 1241 wird auch Hopfenbau aus Brandenburg er-
wähnt. Ein halbes Jahrhundert später treffen wir ihn in Holstein an.
Hock (Luckenwalde).
Neue Litteratur. 299
Neue Litteratur.0
Geschichte der Botanik:
Heuriques, J. A., Dr. H. M. Willkomm. (Boletim da Sociedade Broteriana di
Coimbra. Tom. IX. 1891. p. 5 — 8.)
Lexica.
Baillon, H., Dictionnaire de botanique : Avec la collaboration de J. de Seynes,
J. de La nes sau, E. Mussat, W. N y laude r, E. Tison, E. Foürnier,
J. Poisson, L. So üb ei ran, 11. Bocquillon, G. Dulailly etc.
Dessius d'A. Faguet. Tome IV. Ease. 31 et 32. 4°. p. 65 ä 224. Paris
(Hachette & Co.) 1891. Fr. 5 —
Algen:
Klelts, Georg, lieber die Bildung der Fortpflanzungszellen bei Hydrodictyon
utriculatum Roth. Mit Tafel. (Botanische Zeitung. 1891. No. 48. p. 789 — 798.)
Keillke, J., Die braunen und rothen Algen von Helgolaud. (Berichte der
Denischen botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891. Heft 8. p. 271—273.)
Pilze:
Beyerilick, M. W., Die Lebensgeschichte eiuer Pigmeutbakterie. Mit Tafel.
| Sehhiss.] (Botanische Zeitung. 1891. No. 47. p. 773 — 781.)
ltresadola, J. l'abbc, Contributions ä la Acre mycologüiue de l'Ile de St. Thome.
(Boletim da Sociedade Broteriana di Coimbra. Tom. IX. 1891. p. 38.)
Gefässkryptogamen :
l'alon/i« r, Einilc, Essai d'une monographie des fougeres francaises. (These).
8°. 103 pp. Montpellier (imp. Boehin) 1891.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Bauer, 11. W., Ueber eine aus Quittenschleim entstehende Zuckerart. (Die
landwirtschaftlichen Versuchsstatonen. Herausgegeben von Nobbe. Bd. XXXIX.
1891. Heft 6.)
Belajefl', W. €., Zur Lehre von dem Pollenschlauche der Gymnospermen. Mit
Tafel. (Berichte der Deutscheu botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891.
Heft 8. p. 280—286.)
Clops, D., Individualite des faisceaux tibro-vasculaires des appendices des plantes.
Avec planches. (Extrait des Mümoires de l'Academie des sciences, inscriptions
et belles-lettres de Toulouse. Tome XI. 1889.) 8". 20 pp. Toulouse (Imp.
Douladoure-Privat) 1891.
Hegelinaier, Fr., Ueber paitielle Abschuürung und Obliteration des Keimsacks.
Mit Tafel. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891.
Heft 8. p. 257 — 266.)
Heinricber, E., Ueber massenhaftes Auftreten von Krystalloiden in Laubtriebeu
der Kartoffelprlanze. (1. c. p. 287—291.)
Hoffnieistcr, W., Die Cellulose und ihre Formen. (Die landwirthsehafl liehen
Versuchsstationen. Herausgegeben von Nobbe. Bd. XXXIX. 1891. Heft 6.)
Holm, Theo., On the vitality of some aunual plants. (Amer. Journ. of
Sciences. XLH. 1891. p. 304. 1 pl.)
Lindau, U., Zur Entwicklungsgeschichte einiger Samen. 1. Rhamnus cathartica L.,
2. Coccoloba populifolia Wedd. Mit Tafel. (Berichte der Deutschen botau.
Gesellschaft. Bd. IX. 1891. Heft 8. p. 274 — 279.)
Massce, 6., The evolution of plant life. Lower forms. (University Extension
Series.) 8°. 240. London (Methner) 1891. 2 s. 6 d.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Ueberseudung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe dei
Titel ihrer neuen Publieationen , damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Kedactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, damit
derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
300 Neue Litteratur.
Molisch, Hans, Bemerkung zu J. H. Wakker's Arbeit „Ein neuer Inhalfs-
körper der Pflanzenzelle. u (1. c. p. 270.)
Nihoul, Edonard, Contribution a I'etude anatomique des Renoneulaeees.
Ranunculus arvensis L. (Extrait des Memoires couronnes et Memoires des
savants etrangers, publies par l'Acad. roy. des sc, des lettre» et des beaux arts
de Belgique. 1891.) 4°. 41 p. Bruxelles (F. Hayez) 1891.
Potter, C, Observalions on tbe protection of buds in the tropics. With 4 plates.
(Extracted from the Linnean Society's Journal. Botany. Vol. XXVI11. Read
19. June, 1890) p. 343-352.)
TolleiiS, B., Untersuchungen über Kohlehydrate. (Die landwirtschaftlichen
Versuchsstationen. Bd. XXXIX. 1891. Heft 6.)
Weiss, J. E., Selbstschutz der Pflanzen gegen äussere Einflüsse, (Illustrirte
Monatshefte für die Gesammt-Interessen des Garteubaues. 1891. Heft 11.
p. 266—275.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Henriqnes, J., Resumen de los datos estadisticos concemieutes a la Vegetation
espontanea de la peninsula Hispano-Lusitana e Islas Baleares. (Boletim da
Soeiedade Broteriana di Coimbra. 1891. Tom. IX. p. 9 — 25.)
Palaeontologie:
Meschilielli, L., Di un probabile agaricino miocenico. Con tavola. (Estrattu
dagli Atti della societä veneto-trentina di scienze naturali. Vol. XII. Fase. 2.)
8°. 5 pp. Padova (stab. tip. Prosperini) 1891.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Böttcher, E. F. N., Die Kartoffelkrankheit und ihre Bekämpfung. (Illustr.
Monatshefte für die Gesammt-Interessen des Gartenbaues. 1891. Heft 11.
p. 281 -282.)
Clos, D., La tdratologie vegetale et ses prineipes. (Extrait des Memoires de
PAcademie des sciences, insriptions et belles-lettres de Toulouse. Serie IX.
Tome III. 1891.) 8°. 48 pp. Toulouse (Imp. Douladoure-Privat) 1891.
Eriksson, Jacob, Wie soll ein internationales phytopathologisches Versuchs-
wesen organisirt werden? Eine den Mitgliedern der internationalen phyto-
pathologischen Commission zum Erwägen und Diskutiren vorgelegte Präge.
8°. 12 pp. Stockholm (Druck von Älander) 1891.
Jältllickc, W., Bildungsabweichungen an Weigelien. Mit Tafel. (Berichte der
Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891. Heft 8. p. 266—270.)
Kessler, H. F., Die Ausbreitung der Reblauskrankheit in Deutschland und
deren Bekämpfung, unter Benutzung von amtlichen Schriftstücken beleuchtet.
8°. III, 50 pp. Berlin (Friedländer & Sohn) 1891. M. — .HO.
Ricclietti, E., Giudizi sugli apparecchi per applicare i rimedi liquidi per
combattere la peronospora della vite. (Annali della r. scuola pratica d'agricol
tura Gaetano Cantoni in Grumello del Monte (provincia Bergamo). 1891. Vol. 1.)
— — , La Tychea del frumento. (1. c.)
Tamaro, 1)., La lotta contro la peronospora nel triennio 1887 — 90. (1. c.)
— — , La peronospora delle patate. (1. c.)
— — , Le due crittogame che maggiormente danneggiano i pomidoro. (1. c.)
Viala, P. et Boyer, G., Une maladie des raisins produite par l'Aureobasidimn
vitis. Avec 1 planche. (Extrait des Annales de l'Ecole nationale d'agrieulture
de Montpellier.) 8°. 7 pp. Montpellier (Coulet), Paris (Masson) 1891.
Viala, P. et Sanvageatl, C, Sur quelques Champignons parasites de la vigne.
Avec 2 planches. 8°. 20 pp. Montpellier (Coulet), Paris (Masson) 1891.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik :
Abhott, A. C, The relation of the pseudo-diphtheritic bacillus to the diphtheritic
bacillus. (Bullet, of the Johns Hopk. hosp. 1891. No. 15. p. 110-111.)
Äkcriliail, J., Actinomycosis hominis. (Hygiea. Stockholm 1891. p. 595 — 607.)
Berfiamp, A., Considdrations physiologiques sur les globules et les microzymas
laiteux de laits de vache anormaux. (Bullet, de l'acad. de med. 1891. No. 34.
p. 262—278.)
Bonardi, F. e Silvestrilli, Osservazioni cliniche, anatomo-patologiche e batterio-
logiche sulla febbre tifoide teste svoltasi epidemicamente in Pisa. (l\iv. gener.
ital. di clin. med. Pisa. 1891. p. 2, 36, 58.)
Neue LittP.rat.ur. 30i
ßoucbard, G., De la diphtherie; natnre, causes, manifestations ; dinerents
traiteinents pendant ces dernieres amiees. (Gaz. mdd. d'Orient. 1890. No. 6,
7, 12—19, 21 — 23. p. 87-91, 105—107, 186—189, 204—206, 220—222,
231—233, 251 — »53, 265—267, 285—286, 299—300, 331 — 332, 346—348,
3f>8— 359. 1891. No. 1, 5, 8—11, 13. p. 12—14, 69-70, 119-122, 134
-138, 154 — 155, 170 — 173, 203—204.)
Breton. Dothienenterie. Mt'ningite suppure.e conseentive (lue au bacille d'Eberth.
(Kev. mens. d. malad, de l'enfance. 1891. Oct. p. 445—448.)
('apranica, S., Sul potere battericida del siero di sangue. Note prevent.
((Jazz. d. ospit. 1891. No. 70. p. 670.)
de Christinas, .1.. Etüde sur les snbstances microbicides du serum et. des
organes d'animaux ä sang chaud, (Annales de lf Institut Pasteur. 1891. No. 8.
p. 487— 505.)
Crookshank, Actinomycosis. (Veterin. Journ. 1891. Oct. p. 249 — 254.)
Hahnieu, M., Neues Verfahren zur Auffindung der Tuberkelbaeillen im Sputum.
(Münchener medicin. Wochenschrift. 1891. No. 38. p. 667—668.)
Doyen« Des diverses espee.es de suppurations examint'es au point de vue
bacteriologique et clinique. (Congres franc. de chir. 5. Session. Paris 1891.
p. 270—293.)
liisano, A., La difterite; stato presente delle qnistioni relative alla etiologia,
patngenesi, postnmi, profilassi e cuva di questo morbo. (Arcli. interna/,, d.
specialitä med.-ehir. 1891. No. 11/12. p. 241-246.)
Frenzel, J., Die Verdauung lebenden Gewebes und die Darmparasiten. (Anli,
f. Physiol. 1891. No. 3/4. p. 293- 314.)
Gärtner. F., Versuch der praktischen Verwerthung des Nachweises von Eiter-
kokken im Sehweisse Septischer. (Centralblatt. für Gynäkol. 1891. No 40.
p. 804—808.)
Gerard-Marchant; Tbyro'idite ä pneumocoques. (Congres franc. de chir.
5. session. Paris 1891. p. 268—270.)
de Ciaxa et Guarnieri, G.« Contribution ä la connaissance du pouvoir bacterieide
du sang. (Annal. de microgr. No. 12. 1891. p. 545—560.)
Guyon, P. et Albarran, J.« Sur la gangrene urinaire d'origine micröbienne.
(Congres franc. de chir. 5. session. Paris 1891. p. 511 — 517.)
Haushalte!', P., Notes sur la diphterie aviaire. Les rapports avec la diphterie
humaine. (Rev. med. de Pest. 1891. p. 289—300.)
Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikro-
organismen, umfassend Bakterien, Pilze und Protozoen. Unter Mitwirkung
von Fachgenossen bearbeitet von P. Baum garten. Namen- und Sachregister
zum L— V. Jahrgang. 1885—1889. gr. 8°. III. 98 pp. Brannschweig (Harald
Bruhn) 1891. M. 2.60.
Johnston, W., Notes on the bacteriological study of diphtheria. (Montreal
Med. Journ. 1891. Sept. p. 161—175.)
Kanthack, A. A. and Barclay, A., Cultivation of the bacillus leprae. (Brit.
Med. Journ. No. 1600. 1891. p. 476.)
K an I hack, A. A. und Barklay, A., Ein Beitrag zur Kultur des Bacillus leprae.
(Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXXV. 1891. No. 2. p. 398 — 404.)
Koiidorski, M. K., Ein Fall von Anthraxinfection durch die unverletzte Haut.
(Wratsch. 1891. No. 30. p. 714.) [Russisch.]
Kosljurin, S. und Kra'insky, N., Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulniss-
toxine (Extracte) bei Thieren. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Band X. 1891. No. 17. p. 553—557, No. 18. p. 599—605.)
de Lacerda, J. B., Natureza, causa, prophylaxia e tratamento do beri-beri.
(Ann. de Acad. de med. do Rio de Janairo 1889/90. p. 279—319.)
Lafar, F., Bakteriologische Studien über Butter. (Arch. f. Hyg. Bd. XIII.
1891. No. 1. p. 1—39.)
Lange, J., Geschichte der prophylaktischen Maassregeln gegen Milzbrand und
der beim Kasaner Veterinär-Institut errichteten bakteriologischen Abtheilung,
(liehen. Zapiski Kasan. Vet. Inst. 1890. p. 515—532.) [Russisch.]
Laimelongne, Des osteomyelites ä staphylocoques, a streptocoques et ä
pneumocoques, au point de vue experimeutel et clinique. (Congres franc. de
chir. 5. session. Paris 1891. p. 239—248.)
302 Neue Litteratur.
Lefort, P., Aide-memoire de pathologie generale et de baeteriologie. 18°.
Paris (J. B. Bailliere & fils) 1891. Fr. 3.—
Leloir, H. et Taveniier, A., Reclierches nouvelles sur l'action combhu'e du
bacille de Koch etc. (Annal. de dermatol. et de syphiligr. 1891. No. 8/9.
p. 683—685.)
Maggiora, Arnaldo und Gradenigo, Giuseppe, Beitrag zur Aetiologie der
katarrhalischen Ohrentzündungen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Band X. 1891. No. 19. p. 625—635.)
Malvoz, E., Une epidemie de fievre typhoide avec presence du microbe
pathogüne dans l'eau de boisson. (Annal. de la soc. med.-chir. de Liege.
1891. p. 201 — 204.)
Mai'tiliotti, Giovanni und Tedesclli, Alessaildro, Untersuchungen über die
Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervencentra. (Centralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Band X. 1891. No. 17. p. 545 — 553,
No. 18. p. 593—599, No. 19. p. 635—641.)
Metscllllikoff, E. et RoilX, E., Sur la propriete bactericide du sang de rat.
(Annal. de l'Instit. Pasteur. 1891. No. 8. p. 478—486.)
MetschnikofT, E., et Rondenko, T., Reclierches sur l'accoutumance aux produits
microbiens. (Annal. de l'Instit. Pasteur 1891. No. 9. p. 567—576.)
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durch Bakterien. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXXV. 1891. Heft 3.
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Niedeil, A., Ueber Conjunctivitis blennorrhoica neonatorum bei einem in den
Eihäuten geborenen Kinde. (Klin. Monatsblatt für Augenheilkunde. 1891. Oct.
p. 353—357.)
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esentei de terebentina si a iodoformului. (Spitatul, Bukarest. 1891. p. 114 — 121.)
Reclus, P.j Une Observation d'abces a streptocoques. (Congrös franc. de chir.
5. session. Paris 1891. p. 248—249.)
Reichel, P., Ueber Immunität gegen das Virus von Eiterkokken. (Arch. f. klin.
Chir. Bd. XLII. 1891. No. 2. p. 237—281.)
Rendu, H. et Bouloche, P«? Deux cas d'infection pneumococcique a localisation
particulicre. (Bullet, et memoir. de la soc. med. d. höpitaux de Paris. 1891.
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Rendn, H. et Boulloclie, P.5 Deux cas d'infection pneumococcique a localisation
particuliere (angine et meningite ä pnenmocoques). (Gaz. d. hopit. 1891.
p. 593—596.)
Rodel, Paul, De l'action comparee de la Kola et de la cafeme sur la nutrition.
8°. 14 pp. Clermont (Oise) (imprim. Daix freies), Paris (Antonie Dubois) 1891.
Ro.HCoe, Sir II. E. and Lunt, J., Contributions to the chemical bacteriology
of sevvage. (Proceed. of the Royal soc. of London. 1891. p. 455 — 457.)
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— — , Plants employed in medicine in the Japanese Pbarmacopoea [Continued],
(1. c. No. 55. p. 284—289.) [Japanisch.]
Sanarelli, Giuseppe, Weitere Mittheilungen über Gifttheorie und Phagocytose.
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Sanarelli, G., La saliva umana ed i microorganismi patogeni del cavo orale.
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Neue Litteratnr. 303
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Vaughan, V. C, Aetiology of diphtheria. (Med. Age. 1891. No. 15. p. 449— 452.)
Verneuil, A., Indications fournies an traitement des suppurations par le.s
t'tudes bacteriologiques. (Congrüs franc,. de chir. 5. session. Paris 1891.
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Wachsmuthj G. F., Die Invasion der Diphtheritis-Bacillen. (Allg. medic.
Central-Ztg. 1891. No. 72. p. 1605—1606.)
Wollt', M. und Israel, S., Ueber Reinkultur des Actinomyces und seine Leber-
tran barkeit auf Thiere. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. Bd. CXXVI. lfr 91.
No. 1. p. 11—59.)
Wlinkow, N. N., Zur Bakteriologie der Lepra. (Wratsch. 1891. No. 27. p. 635
—636.) [Russisch.]
Technische, Forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Bellair, Georges, Traite d'horticulture pratique. Culture maraichere; arbori-
culture fruitiere ; floriculture ; arboriculture d'ornement; multiplication des
vügetaux, maladies et animaux nuisibles. Avec 340 figures daus le texte.
8°. VI11, 742 pp. Evreux (imprini. Herissey), Paris (lib. Doin) 1892. Fr. 6-
Rouquet, E., L'Eucalyptus e la Wellingtonia nel rimboschimento. 8U. 36 pp.
Mondovi (tip. Giovanni Issoglio) 1891.
Conder, J., The flowers of Japan and the art of Floral arrangement. 4. 42 pp.
Tokio 1891.
Hillner, L., Ueber die Beziehungen verschiedener Bakterien und Schimmelpilss-
arten zu Futtermitteln und Samen. (Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen.
Herausgegeben von Nobbe. Bd. XXXIX. 1891. Heft 6.)
Missaglia, Fl"., Cenni sulla razionale coltura del salice e sulla industria dei
vimini. [Estratto dal giornale L'Agricoltura vicentina.] 8°. 23 pp. Vicenza
(stab. tip. G. Burato) 1891.
Reutlie, G., Die Gattung Crocus (Irideae). (Illustrirte Monatshefte für die
Gesammt-Interessen des Gartenbaues. 1891. Heft 11. p. 275 — 281.)
Rossati, A. C, Relazione di ottanta varieta di patate ottenute da seine, immuni
da malattie. 8°. 9 pp. Udine (tip. G. B. Doretti) 1891.
Siber, Fuchsia triphylla H. B. K. (= F. racemosa Lam.) Mit Tafel. (Illustr.
Monatshefte für die Gesammt-Interessen des Gartenbaues. 1891. Heft 11.
p. 265—266.)
Tainaro, D., Esperienze sulla conservazione delle frutte. (Annali della r. scuola
pratica d'agricoltura Gaetano Cantoni in Grnmello del Monte (proviueia
Bergamo.) Vol. I. 1891.)
— — , La coneimazione delle piante da frutto. (1. c.)
— — , Le viti aniericane per la proviueia di Bergamo. (I. c.)
— — , Sulla convenienza di tagliare gli alberi da frutto al momento dell'
impianto. (1. c.)
Personaliiachrichteii.
Privatdocent Dr. F. OltüiailliS ist zum ausserordentlichen
Professor für Botanik an der Universität Rostock ernannt worden
304
Personalnachriciiten. — Anzeige. — Inhalt.
Dr. W. A. Kellerniail , Professor der Botanik an der Ohio
State University in Colimibus, ist als Professor der Botanik an das
State Agricultiiral College zu Manhattan, Kansas, berufen worden.
Dr. W. T. Thiselton . Dyer, Director des botan. Gartens und
Museums in Kew, erhielt als Auszeichnung- für seine Verdienste
von der kaiserlichen Leopoldin. -Carolinischen Akademie den Ehren-
titel als Doctor der Philosophie.
Franz Maly, k. k. Burggarteninspector in Wien, ist nach
längerem Leiden im 68. Lebensjahre gestorben. Während seiner
Thätigkeit als k. k. Hofgärtner im Belvedere hatte er sich besondere
Verdienste um die Cultur und Erforschung der Flora austriaca
erworben.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
»Soeben sind erschienen:
SphrftriPT H-> Untersuchungen über sibirische Cephalopoden. Mit
' 6 Tafeln und 1 Textfigur. Preis: 10 Mark.
(Palaeontologische Abhandlungen, herausgegeben von W. Dames und
E. Kayser. Neue Folge. Band I. Heft 4.)
Ed., Das Protoplasma und die Reizbarkeit. Rede.
zum Antritt des .Rektorates der Rhein. Friedr.-Wilh.-
Universität am 18. October 1891. Preis: 1 Mark.
Strasburger,
Inhalt:
Wissenschaftliche Original-
JVIi ttheilu ngen.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des
Stammes der Asclepiadeen. (Fortsetzung), p. 273.
Originalberichte gelehrter
Gesellschaften.
K. K. zoologisch-botanische (Gesellschaft
in Wien.
Krasser, Neue Methoden zur dauerhaften
Präparation des Aleuron und seiner Ein-
schlüsse, p. 282.
Kennholz, Einige Orchideenbastarde aus Nieder-
österreieh, p. 283.
Botanische Gärten und
Institute, p. 281.
Instrumente, Präparations- untl
Oonservations- Methoden etc.
Hanausek, Zur histochemischen Kaffeinreaction,
p. 284.
Waage, Zur Frage der Coffeinbestiinmung, p. 285.
Sammlungen.
(Oinventz, lieber ein Herbarium Prussicum des
Georg Andreas Helwing aus dem Jahre 1717,
p. 28«.
Referate.
Arustamoff, lieber die Natur des Fischgiftes
p. 297.
Bastit, Influence de l't'tat hygroinctrique de
l'air sur la position et les fonctions des
feuilles chez les Mousses, p. 292.
Buschan, Zur Geschichte des Weinbaus in
Deutschland, p. 298.
— — , Zur Geschichte des Hopfens; seine Ein-
führung und Verbreitung in Deutschland,
speciell in Schlesien, p. 298.
Dangeard, Kecherches histologiques sur les
Champignons, p. 287.
Galloway, A new pine leaf rust, p. 29G.
Uraziaui, Deux Champignons parasites des
feuilles de Coca, p. 297.
Hie roii) in ns, lieber Dicranochaete renifoimis
Hieronym., eine neue Protococcacee des SUss-
wassers, p. 286.
Laurent, ExpeYiences sur la rediictiou des
nitrates par les vegetaux, p. 293.
Poulsen, Anatomische Untersuchungen über
die vegetativen Organe der Xyris, p. 295.
Neue Litteratur, p. 299.
■Personalnachrichten :
Dyer, Dr. der Philosophie in Kew, p. 304.
Dr. Kellerniail , zum Professor in Manhattan,
Kansas, ernannt, p. 304.
Maly, (f), p. 304.
Dr. Oltnianns, ausserord. Professor für Botanik
in Rostock, p. 303.
Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt bei über das soeben im
Selbstverlage des Verfassers, Herrn Dr. Fr. Ort! oft" in Cobnrg, er-
schienene Werk: „Die Stammblätter von Sphagnum."
Die nächste Nummer des Botanischen Cent ralblat tes
erscheint voraussichtlich als Doppeluummer.
Ausseeeben : lO. December 1891.
Druck und Verlag von Gebr. Gottbelft iu Camml.
Band XLVIII. No. 11/12. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN ^#
für das Gresammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
outer Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar TJhlworm und Dr. F. G. "Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
dea
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sallskapet i Stockholm,
der botanischen Sectio» des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Naturvctenskapliga Student«
sallskapet i Upsala, der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsinkiers.
vr , -am Abonnement .für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. j iom
JMr. OUpi. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. I *®'l*»
Wissenschaftliche Uriginal-Mittheilungen.
lieber den anatomischen Bau des Stammes der
Asclepiadeen.
Von
Karl Treiber
aus Heidelberg.
Mit 2 Tafeln.
(Schluss.)
Krystalle.
Das Auftreten von Kalkoxalat-Krystallen ist in der Familie
der Asclepiadeen ein sehr häufiges; dieselben finden sich meistens
im Grundgewebe des Stammes, seltener im Phloem. Bei nur
wenigen Formen fehlen Krystalle überhaupt, z. ß. bei Gomjohocar-
2)us arborescens R. Br., Ceropegia Sandersonl Dcne., C. stapelu-
formis Haw.
Oxalsaurer Kalk tritt im Parenchym sowohl in Form von
Drusen, als Einzelkrystallen, Zwillingsbildungen und Wachsthums-
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1891. 20
306 Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
formen auf. In Kinde und Mark von Cryptolepis longiflora hört,
bot. Berol., Periploca graeca L., Sarcostemma viminale R. Br.,
Cryptostegia longiflora hört. bot. Berol., Asclepiadee von Mauritius
hört. bot. Berol. und verschiedenen Hoya- Arten finden sich com-
plicirte Krystallformen. Es erscheinen bei diesen Arten z. B.
Krystalle, die, von der Fläche gesehen, eine rhombische Form
zeigen und den Eindruck machen, als ob sie in der Mitte durch-
löchert wären, oder einen Fremdkörper enthielten von viel schwä-
cherem Lichtbrechungsvermögen, als die Substanz der Krystalle
selbst. Es dürfte diese Erscheinung wohl gedeutet werden als eine
Erhebung oder Einsenkung an der Oberfläche dieser Krystalle, die
wir als Wachsthumsformen betrachten müssen, und nicht als der
Ausdruck wahrer Löcher.
Seltener als im Parenchym finden sich Krystalle im Phloem
vor. Vesque1) bemerkte im Weichbast von Periploca graeca L.
eigenthümlich geformte Krystalle, welche in der Flächenansicht
zusammengesetzt erscheinen aus einem mittleren Theil, bestehend
aus 2 abgestumpften Pyramiden, die mit ihren Grundflächen zu-
sammenhängen, und aus 2 äusseren abgestumpften Pyramiden,
deren abgestumpfte Flächen mit denjenigen der mittleren zusam-
menhängen, während ihre Grundflächen nach aussen gekehrt sind.
Aehnliche Krystalle fand ich bei mehreren Formen, und zwar bei :
Cryptolepis longiflora hört. bot. Berol., Cryptostegia Madagascariensis
Loddig., C. longiflora hört. bot. Berol., C. grandiflora R. Br
Periploca graeca L., P. laevigata Ait. und einer Asclepiadee von
Mauritius hört. bot. Berol. Die Krystalle liegen in langen gefächerten
Schläuchen und treten häufiger in dem äusseren als in dem inneren
Phloem auf; sie erscheinen mit einem feinen Häutchen umgeben,
das sich mit Jod (in .Todkaliumlösung) gelb färbt; nach Auflösung
der Krystalle durch verdünnte Salpetersäure bleibt dasselbe in der
Zelle zurück; aller Wahrscheinlichkeit nach ist jeder ein-
zelne Krystall mit einer feinen Plasmahülle umkleidet. Wenn wir
von der bei obiger Aufzählung zuletzt erwähnten Form, Asclepiadee
von Mauritius hört. bot. Berol., absehen, so dürfte es von Interesse
sein zu constatiren, dass alle Arten, bei denen diese eigenthüm-
lichen Krystalle gefunden wurden, in die Unterabtheilung der
Periploceae gehören, und dass es nicht gelang, dieselben in irgend
einer anderen Unterabtheilung der Asclepiadeen aufzufinden. Dies
macht die Annahme in hohem Grade wahrscheinlich, dass obige
Form selbst bei den Periploceae einzureihen ist. Es dürfte kaum
einem Zweifel unterliegen, dass diese eigenthümlichen Krystalle
Zwillingsbildungen des Oxalsäuren Kalkes sind. Ausser diesen
Gebilden treten in den im Phloem liegenden Krystallschläuchen der
oben erwähnten Formen häufig noch andere, mehr oder minder
unregelmässig ausgebildete Krystalle in ziemlich erheblicher Menge
auf. Die häufigsten dieser Art sind lange, an beiden Enden ver-
breiterte, prismatische Stäbchen, deren grössere Elasticitätsaxe
parallel ihrer Längsaxe gerichtet ist. Diese sowohl, als noch
•,
l) Vesque, 1. c, p. 121.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeeu. 307
zahlreiche andere, viel unregelmässiger ausgebildete Krystalle
dürften als Wachsthumsformen des Oxalsäuren Kalks betrachtet
werden.
Das Vorhandensein von Kalkoxalat-Kiystallen im Holzkörper
beschränkt sich auf eine geringe Anzahl von Arten ; so treten
z. B. im dünnwandigen Holzparenchym von Gonolobus Condurango
Triana und Ceropegia macrocarpa zahlreiche Drusen und Einzel-
krystalle desselben auf.
Vereinzelte Drusen einer nicht näher bestimmten Substanz
finden sich in einigen secundären Gefässen von Astephanus linearis
R, Br.
Eine äusserst auffallende Erscheinung bietet Cryptolepis longi-
flora hört. bot. Berol.; es treten bei dieser Form in vereinzelten
primären Gefässen Einzelkrystalle auf; so fand ich z. B. ein Spiral -
gefäss, welches auf eine Strecke von 0,166 mm. unterbrochen und
durch 9 Querwände gefächert war: auf beiden Seiten lief das
Spiralgefäss als solches weiter. In jeder der auf diese Weise ge-
bildeten 8 kleinen Zellen, deren Längsdurchmesser etwas grösser
war, als ihr Querdurchmesser, lag ein einzelner Krystall ; die spiralige
Wandverdickung wurde an dieser Stelle etwas undeutlich, war
aber immerhin noch wahrzunehmen.
Krystalle, welche sowohl ihrer Lage als ihrem chemischen
Verhalten nach noch besonderer Erwähnung bedürfen, fanden sich
bei Oxypetcdum coerideitm Dcne. In den secundären Gefässen dieser
Art beobachtete ich Krystalle in verschiedenen Formen; es sind
meist längliche Blättchen mit gerader Alislöschung, deren kleinere
Elasticitätsaxe parallel ihrer Längsrichtung ist. Dieselben geben
folgende Reaktionen : Sie sind unlöslich in Wasser, Kalilösung
kalt und warm, Essigsäure, concentrirter Schwefelsäure, (Einwir-
kungszeit 24 Stunden) und concentrirter Salpetersäure (Einwir-
kungszeit 6 Stunden). Nach dem Glühen des Schnittes leuchten
sie im polarisirten Licht noch auf. Es konnte nicht genau ermit-
telt werden, woraus diese interessanten Krystalle, die sich nur in
den secundären Gefässen vorfinden, bestehen; ihr ganzes Verhalten
deutet auf eine Siliciumverbindung hin (vielleicht Quarz).
Bei verschiedenen Formen scheiden sich durch das Liegen in
Alkohol zahlreiche Sphärokrystalle aus.
Anatomische Ergebnisse.
In diesem Abschnitt soll alles dasjenige nochmals kurz zusam-
mengefasst werden, was als in anatomischer Beziehung neu und
beachtenswerth erscheint.
Entwicklungsgeschichtlich wurde festgestellt, dass im Stamm
der Asclepiadeeu niemals getrennte Procambiumstränge vorhanden
sind, sondern dass sofort ein geschlossener Procambiumring auftritt,
aus welchem sich sowohl die primären Bastfasergruppen, als auch
die primären inneren und äusseren Phloemgruppen und Gefässe,
sowie parenchymatisches Gewebe und das Cambium differenziren.
Was die Bastfasern betrifft, so sei ihre Färbung mit Jod her-
vorgehoben; mit Jod (in Jodkaliumlösung) nehmen die Bastfasern
20*
308 Treiber, Ueher den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
aller Asclepiadeen eine hell ziegelrothe Farbe an. Jm Mark kom-
men Bastfasern nur in einzelnen Fällen vor; dieselben verhalten
sich analog den äusseren.
Ausser dem ea-o- und dem endoxylären kann Phloem auch
noch in anderen Geweben des Stammes auftreten. So haben
manche Arten (Stephanotis floribunda Ad. Brongt., Kanahia lani-
flora R. Br., Ceropegia stapeliiformis Haw.) markständige Phloem-
bündel, welche sich von den endoxylären dadurch unterscheiden,
dass sie zum Theil mitten im Mark liegen, und sich nicht wie
diese aus dem procambialen Ring, sondern erst später aus Mark-
zellen differenziren.
Ceropegia macrocarpa zeigt paraxyläres Phloem im dünnwandi-
gen Holzparenchym, aus welchem es nachträglich entstanden ist.
Eine Vergrösserung der primären endoxylären Phloemgruppen
wurde constatirt für eine ganze Anzahl von Formen ; dieselbe
erfolgt theils durch die Bildung eines Phloemcambiums, theils
durch unregelmässige Theilungen ; bei anderen Formen unterbleibt
dieselbe ganz.
Die primären Gefässe sind hauptsächlich in 4 Gruppen ange-
ordnet, entsprechend den Insertionen der decussirt stehenden
Blätter; einzelne liegen zwischen diesen 4 Stellen unregelmässig
zerstreut.
Der secundäre Holzkörper vieler Asclepiadeen zeigt Abwei-
chungen von dem normalen Typus der Dicotylen, indem derselbe
an 2 oder 4 Stellen besonders stark und gefässreich ausgebildet
ist, während er an den dazwischenliegenden Parthieen schmäler und
gefässarm erscheint. Ist der Holzkörper symmetrisch entwickelt,
also auf zwei gegenüberliegenden Seiten besonders stark ausge-
bildet, so findet in 2 aufeinanderfolgenden Internodien immer eine
Umsetzung der Axenverhältnisse desselben um 90° statt; ebenso
setzen die Axen des Markes um, wenn dasselbe eine elliptische
Gestalt hat.
Queranastomosen der Milchröhren, die in den Markstrahlen
durch den Holzkörper verlaufen und nur für einzelne Formen
constatirt waren, wurden bei 7 Arten beobachtet.
Krystalle treten bei den Asclepiadeen ziemlich häufig auf in
Gestalt von Drusen, Einzelkrystallen, Zwillingsbildungen und
Wachsthumsformen des Oxalsäuren Kalks. Bei manchen Formen
(den Periploceae), sind die im Phloem in gefächerten Schläuchen
liegenden Ki ystalle von feinen Plasma-Hüllen umkleidet; in nur we-
nigen Fällen wurden Krystalle in Gefässen gefunden, und zwar so-
wohl in gefächerten primären , als in secundären ; die letzteren
bestehen nicht aus Kalkoxalat, sondern aus einer Siliciumverbindung.
Bei mehreren Asclepiadeen finden sich in der Rinde des Stam-
mes auf dem Rande der Porenplatten der Parenchymzellen Höcker-
chen und Stäbchen, aus einer weissglänzenden, stark lichtbrechenden
Substanz bestehend ; dieselben wurden einer eingehenden Unter-
suchung unterworfen, wonach sie aus einer Gummi- oder Schleim-
ähnlichen Substanz bestehen.
Treiber, Ueber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 309
Kletternde und aufrechte Ascleniadeen.
Es dürfte von Interesse sein, mit einigen Worten auf die
Frage einzugehen: Unterscheiden sich die kletternden Asclepiadeen
von den aufrechten Formen dieser Familie, und wodurch und in
wie weit ist dies der Fall?
Der Stamm vieler typisch kletternden Asclepiadeen lässt sich
von dem nicht kletternder oft schon makroskopisch unterscheiden
durch die Gestalt seines Querschnittes, der bei den ersteren in den
meisten Fällen mehr oder minder stark elliptisch, bei den letzteren
ganz oder doch nahezu kreisrund ist. So zeigt uns z. B. die fol-
gende Reihe von Formen, welche alle zu den typisch kletternden
Asclepiadeen gehören, eine stark elliptische Querschnittsgestalt :
Aravja albens G. Don., A. sericifera Brot., Oxypetalum coendeum
Dcne., Enslenia albida Nutt., Cynanchum pubescens Bunge, Gono-
lobus Condurango Triana, Stephanotis jioribunda Ad. Brongt.,
Discliidia Bengalensis Colebr., Ceropegia Sandersoni Dcne., C. stape-
liiformis Haw. und C. macrocarpa.
Zwischen der stark elliptischen Form des Querschnitts dieser
kletternden Arten und der mehr rundlichen der aufrechten kommen
jedoch alle möglichen Uebergänge vor; auch giebt es kletternde
Arten, deren Querschnitt nahezu kreisrund ist, wie z. B. Cryptostegia
grandiflora R. Br. und C. longiflora hört. bot. Berol., während
andrerseits aufrechte eine elliptische Gestalt desselben zeigen, z. B.
Tacazzea venosa Dcne.
Mikroskopisch betrachtet, springen diese Unterschiede weit
mehr in die Augen. Alle typisch kletternden Asclepiadeen besitzen
ein elliptisch gestaltetes Mark, dessen grosse Axe senkrecht
steht auf der grossen Axe des elliptischen Stammquerschnitts.
Die Gestalt des letzteren kommt dadurch zu Stande, dass auf 2
Seiten des Stammes grössere Mengen von Holzelementen abge-
schieden werden, als an den dazwischenliegenden Parthieen. Es
sei hier kurz zurückverwiesen auf die Besprechung der Ausbildung
des seeundären Holzkörpers ; wir können uns dort überzeugen, dass
fast alle kletternden Arten eingereiht sind unter diejenigen Typen,
deren Holzkörper eine von dem normalen Bau der Dicotylen ab-
weichende Gestalt erkennen lässt. Jedoch auch in dieser Beziehung
begegnen wir allen möglichen Uebergängen und Abweichungen
von dem einen Extrem, der stark symmetrischen Entwicklung des
seeundären Holzkörpers bei den typisch kletternden Asclepiadeen,
zu dem anderen, der normalen Entwicklung bei den aufrechten
Arten. Solche Uebergänge findeu sich besonders schön ausge-
bildet bei nur sehr schwach kletternden Formen, wie z. B. bei
Sarcostemma viminale R. Br.; hier zeigt der Holzkörper nur noch
eine schwach symmetrische Entwicklung, dieselbe ist aber immer-
hin noch angedeutet, und spricht sich sowohl hier, als auch bei
zahlreichen anderen Arten noch deutlich aus in der Vertheilung
der seeundären Holzgefässe. Es giebt schwach kletternde Asclepia-
deen, die einen nahezu normalen Bau zeigen, und wo die Symmetrie
nur noch in der Vertheilung der Gefässe zum Ausdruck gebracht
310 Treiber, üeber den anatomischen Bau des »Stammes der Asclepiadeen.
wird, während umgekehrt typisch aufrechte Formen auch mehr
oder minder stark symmetrisch entwickelt sein können (Taccazzece
venosa Dcne.).
Bei alledem darf nicht unerwähnt bleiben, dass bei obigen
Betrachtungen auch das Alter des Stammes in Rechnung gezogen
werden muss. So ist z. B. in jüngeren stark kletternden Stamm-
theilen von Arauja albens G. Don., Pervploca graeca L. etc. der
secundäre Holzkörper stark symmetrisch entwickelt, während in
den älteren Stammtheilen nach und nach eine Ausgleichung erfolgt,
so dass hier der Holzkörper ziemlich gleichmässig ausgebildet
erscheint.
Während wir also im Allgemeinen sagen können , dass der
Holzkörper der aufrechten Asclepiadeen eine nach allen Seiten
ziemlich gleichmässige Ausbildung erkennen lässt, haben wir
uns den Xylemtheil stark kletternder Formen vorzustellen als
einen Cylinder, bei dem an 2 diametral gegenüberliegenden Seiten
2 gefässreiche, häufig stark gelappte, derbe Stränge von dickwan-
digen Holzelementen verlaufen, die in jedem folgenden Internodium
so umsetzen, dass ihre Medianebenen auf einander senkrecht stehen.
Es ist klar, dass durch einen derartigen Bau die Biegsamkeit dieser
Lianenstämme bedeutend erhöht wird.
Auch was die Dimensionen der Getässe anbetrifft, ergeben sich
erhebliche Unterschiede zwischen kletternden und aufrechten Ascle-
piadeen ; die Angabe einiger Maasse von Gefäss weiten wird uns
dies vielleicht am besten vergegenwärtigen:
Kletternd: Mieren. Aufrecht: Mieren..
Ceropegia macrocarpa 230. Gomphocarpus aborescens R. Br. 70.
Periploca graeca L. 200. Asclepias spec. Mkm. 85 hört.
Arauja albens G. Don. 190. bot. Berol. (55.
Enslenia albida Nutt. 150. A. curasaaviea L. 50.
Cynanchum acutum L. 150. Gomphocarpus angustifolius Link. 50.
Gonolobus hirsutus Michx. 135. G. fruticosus R. Br. 50.
Cynanchum pubescens Bunge 135. Cryptolepie longiflora hört. bot.
Ceropegia Sande rsoni Dcne. 135. Berol. 40.
Hoya imperalis Lindl. 125.
Cynanchum monspel iacum L. 120.
Arauja serieifera Brot. 110.
Obige Verhältnisse zeigen uns, dass viele kletternde Asclepia-
deen ein ziemlich beträchtliches Lumen ihrer Gefässe aufweisen,.
während dasselbe bei den aufrechten verhältnismässig gering ist.
Es giebt jedoch immerhin auch eine Anzahl kletternder For-
men, deren Gefässe ein ziemlich enges Lumen haben, wie die
untersuchten Hoya-Arten (ca. 50 /<) und Cryptostegia- Arten (bis
60 (.i) etc. Andere Schlingpflanzen weisen noch bedeutend grössere
Getässweiten auf, als die Asclepiadeen mit weitesten Gelassen; so
besitzt z. B. Cobaea scandens Cav. (Polemoniaceae) Gefässe mit
einem Durchmesser von 325 //.
Auch in der Ausbildung des endoxylären Phloems lassen sich
Unterschiede zwischen kletternden und aufrechten Arten constatiren.
Wenn wir zunächst diejenigen Formen in's Auge fassen, bei denen
eine erhebliche Vergrösserung der inneren Phloemgruppen durch
die Thätigkeit von Phloemcambien bis jetzt constatirt wurde, sc*
Treiber, lieber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen. 311
sehen wir, dass dies ausnahmslos kletternde Arten sind; es sind
hier auch stets die den breiten, gefässreichen Ilolzparthieen ent-
sprechenden Stellen, an welchen die erheblichste Vermehrung des
inneren Phloems sich zeigt, während bei den aufrechten Formen
diese letztere am ganzen Markumfang eine ziemlich gleichmässige
ist, wenn überhaupt eine Vermehrung stattfindet; doch giebt es
auch hier Uebergänge und geringe Ausnahmen.
In der Vertheilung und Ausbildung der Bastfasergruppen
ergeben sich keine merklichen Unterschiede zwischen kletternden
und aufrechten Arten, wenn auch bei ersteren häufiger Bastfasern
in Beziehung zum endoxylären Phloem auftreten, als dies bei
letzteren der Fall ist.
Was die Ausbildung des Markes anbelangt, so zeigt dasselbe
bei den kletternden Formen eine elliptische, bei den aufrechten
eine kreisrunde Gestalt; diejenigen Formen, welche die grössten
Intercellularen im Mark aufweisen, sind kletternd ( ' Periploca graeca
L., Aranja albens G. Don., A. sericifera Brot.).
Betreffs der übrigen Gewebe des Stammes ergaben sich keine
wesentlichen Unterschiede zwischen kletternden und aufrechten
Asclepiadeen.
Beziehungen der Anatomie zur Systematik.
Ais letzter Punkt bliebe zu untersuchen, ob und in wie weit
die im Vorstehenden gewonnenen Resultate sich bezüglich der
Systematik der Asclepiadeen verwerthen lassen ; wir wollen uns
deshalb die beiden Fragen vorlegen :
1) Kann man Asclepiadeen anatomisch erkennen und wodurch?
2) Lassen sich für die einzelnen Tribus charakteristische
Merkmale aufstellen und welche sind diese?
1.
Es mögen hier zunächst die für die grosse Gruppe der Ascle-
piadeen gemeinsamen und charakteristischen Merkmale kurz zusam-
mengefasst werden;
Alle Asclepiadeen besitzen endoxyläres Phloem ; ebenso ist das
Auftreten primärer Bastfasergruppen, welche dicht innerhalb der
Schutzscheide liegen, und deren einzelne Zellen sich mit Jod ziegel-
roth färben, durchgehend. Es lassen sich im Stamm niemals
getrennte Gefässbündel unterscheiden, sondern es ist immer ein
cylindrischer geschlossener Holzkörper vorhanden, in welchem 1 — 2,
selten Sreihige Markstrahlen verlaufen, die nur da etwas verbreitert
erscheinen, wo sie Milchrühren enthalten ; die Markstrahlzellen sind
aufrecht mit verticalem grösstem Durchmesser. Die Gefässperfo-
ration ist stets einfach ; die Gefässe sind getüpfelt mit quergestelltem
behüftem Porus. Auch das Vorkommen ungegliederter Milchröhren
in Mark und Rinde muss als constant betrachtet werden. Die
Trichomgebilde sind, wenn überhaupt solche vorhanden sind, stets
unverzweigt. In der Ausbildung des Phellogens herrscht bei den
einzelnen Formen eine grosse Uebereinstimmung, indem dasselbe
312 Treiber, l'eber den anatomischen Bau des Stammes der Asclepiadeen.
entweder in der Epidermis oder in der Endodermis, nie dagegen
gleich anfangs in tieferen Lagen entstellt.
Wie aus dieser Zusammenstellung ersichtlich, herrscht in dem
anatomischen Bau des Asclepiadeen-Stammes bei den einzelnen
Formen eine grosse Uebereinstimmung, es ist dieser Bau ein sehr
charakteristischer, doch dürfte es immerhin schwerfallen, Asclepiadeen
direct anatomisch daran zu erkennen, besonders wegen des sehr
ähnlichen Baues des Stammes der nahe verwandten Apocyneen.
Es möge mir gestattet sein, hier mit einigen Worten noch ein-
zugehen auf eine Arbeit von Leonhard1), welche die Familie
der Apocynaceen in derselben Weise behandelt, in welcher die
Asclepiadeen von mir bearbeitet wurden. Ein angestellter Vergleich
ergiebt eine bis in das Detail gehende Aehnlichkeit in dem anato-
mischen Bau des Stammes der beiden Familien, sodass eine ev. hier-
auf zu begründende Unterscheidung von Formen derselben wohl
als undurchführbar betrachtet werden darf.
Die einzige Form, welche von dem gleichmässigen Bau beider
Familien sehr starke Abweichungen zeigte, ist von Leonhard
später selbst als eine nicht hierher gehörige Pflanze erkannt
worden. 2)
2.
Da der Bau des Stammes, wie aus dem im vorhergehenden
Abschnitt Gesagten zu entnehmen ist, bei allen untersuchten Ascle-
piadeen ein sehr gleichförmiger ist, so könnte eine hierauf gegrün-
dete Unterscheidung der einzelnen Tribus auf verhältnissmässig nur
geringe Differenzen zurückgeführt werden. B entham und Ho oker3)
stellen für die Asclepiadeen folgende Tribus auf:
Periploceae. Davon wurden untersucht 7 Arten.
Secamoneae.
Cynancheae.
Ceropegieae.
Marsdenieae.
Gonolobeue.
Stapelieae.
Die auch schon in ihrem äusseren Habitus von allen anderen Ascle-
piadeen so abweichende Gruppe der Stapelieae wurde nicht mit in die
Untersuchung hineingezogen, da diese Gruppe zur Zeit der Anferti-
gung dieser Arbeit von einem Herrn in Würzburg bereits in Bear-
beitung genommen war.
Wenn wir obige Eintheilung rein vom Standpunkt des ana-
tomischen Aufbaues des Stammes betrachten, so ergeben sich
aus meiner Untersuchung keine zwingenden Gründe, die einzelnen
Arten so in obige Tribus einzureihen, wie es B entham und
Ho oker gethan haben; immerhin lassen sich für einzelne der
genannten Tribus gewisse anatomische Eigenthümlichkeiten an-
n n
?i v
n 7>
i-, n
n n
77
77
77
32
77
77
5
77
n
12
77
77
2
77
1) Leonhard: „Beiträge zur Anatomie der Apocynaceen". Botan. Central-
hlatt Bd. XLV. .Jahrg. XII. Nr. 1 ff.
a) Botan. Centralblatt, Bd. XLVII. Jahrg. XII. p. 94.
3) B entham und Hooker, 1. c.
Treiber, lieber den anatomischin Bau des Stammes der Asclepiadeen. 313
geben. So z. B. treten mir bei den Periploceae die in gefächerten
Schläuchen im Phloem liegenden, mit einer feinen Hülle umgebenen
Zwillingskrystalle von Kalkoxalat auf. Von den Ceropegieae zeigt
keine der 5 untersuchten Arten Trichomgebilde, kleine papillen-
artige Vorwölbungen einzelner Epidermiszellen abgerechnet; doch
falls sogar diese letztere Erscheinung für die ganze Gruppe der
Ceropegieae durchgehend sein sollte, so wäre sie nicht als absolut
sicheres Bestimmungsmoment zu verwerthen, da ja Trichomgebilde
oft auch bei anderen Tribus fehlen. Dasselbe würde gelten, wenn
wir hierbei dem Entstehungsort des Phellogens Rechnung tragen
wollten, das z. B., wie wir gesehen haben, bei allen untersuchten
Marsdenieae in der Endodermis zur Ausbildung gelangt.
Andrerseits muss jedoch bemerkt werden, dass ich noch weni-
ger constante anatomische Charaktere auffinden konnte, welche eine
andere Gruppirung als die von Bentham und Hooker dringend
erheischten.
Vorliegende Arbeit wurde angefertigt in dem botanischen
Institut zu Heidelberg unter der Leitung des Herrn Hofrath
Pfitzer, dem ich für seine gütige Unterstützung an dieser Stelle
nochmals meinen Dank mir auszusprechen erlaube.
Erklärung der Abbildungen.
Es sind durchge'hends folgende Abkürzungen eingeführt: Kinde R, Bast-
fasergruppe F., Bastfaser Fz., äusseres Phloem a. P., äusseres Cambium a. Cb.,
parenchyniatisches Gewebe P. G., seeundärer Holzkörper X., dünnwandiges
Holzparenchym Hp., primäres Bündel p. B., inneres Phloem i. P., Mark M,
Krystall K., * Druse D., Getäss G., Phloeincambium Pebv Milehsaftgefäss Mg.,
Pa'renchymzelle Pz., Siebporenplatte Sp., Pore P., Intereellularraum J.
Tafel I.
Fig. I. Querschnitt durch den windenden Stamm von Ceropegia Sandersoni
Dcne. ; die Breite der Kinde ist nicht berücksichtigt.
Fig. II. Querschnitt einer Bastfasergruppe aus dem windenden Stamm von
Ceropegia macrocarpa.
Fig. HI. Einige Bastfasern ans Fig. II, stark vergrössert.
Fig. IV. Querschnitt durch oii.en Theil des Holzkörpers von Ceropegia macro-
cavpa, um die im dünnwandigen Holzparenchym zerstreuten Phloeminseln
zu zeigen.
Fig. V. Stammquerschnitt von Gonolobus Condurango Triana (schwach vergrössert).
Fig. VI. Die Haltte des letzteren, stärker vergrössert.
Tafel II.
Fig. I. Querschnitt durch eine endoxyläre Phloemgruppe mit Phloemcambium
von Sarcostemma vlminale R. Br.
Fig. II. Läng.sscnitt durch die Rinde des Stammes von Ceropegia Sandersoni
Dcne. ; Milehsaftgefäss, Parencliymzellen, Porenplatte mit Höckerchen im
Längsschnitt.
Fig. III. Stammquerschnitt von Ceropegia macrocarpa.
Fig IV. Siebporenplatte und Parenchymzellen aus der Rinde des Stammes von
Ceropegia Sandersoni Dcne. im Querschnitt.
Fig. V. Dassslbe in jüngerem Stadium.
Fig. VI. Querschnitt durch das lockere Mark vou Periploca graeca L.
314 Knuth, Weitere Beobachtungen über die Anlockuugsmittel etc.
Weitere Beobachtungen über die Anlockungsmittel der
Blüten von Sicyos angulata L, und Bryonia dioica L.
Von
Dr. Paul Knuth.
In einer vorläufigen Mittheilung über die Einwirkung von
Blütenfarben auf die photographische Platte (Botan. Centralbl. 1891.
Bd. XL VIII. No. 6/7) habe ich das starke Hervortreten der grün-
lichen Blüten von Sicyos angulata L. und Bryonia dioica L. auf
der Photographie durch die Annahme ultravioletter Blütenfarben
zu erklären versucht. Ein direkter Beweis lässt sich nicht liefern,
weil es keine Methode zum Nachweis ultravioletter mit anderen
gemischter Strahlen giebt; es wurde deshalb versucht, auf in-
directem Wege die Richtigkeit der Annahme zu erbringen. Die
Beobachtungen über die Intensität der Blütenfarben von /Sicyos und
Bryonia mittelst des Weber 'sehen Photometers gab deshalb kein
befriedigendes Ergebniss, weil die einem Hintergrunde angedrückten
Blüten kein Licht durchliessen und deshalb dunkler erschienen,
als sie in Wirklichkeit sind: sowohl die offenbar viel helleren
Blüten von Sicyos, als auch die dunkler grünen von Bryonia zeigten
hiernach denselben Grad der Helligkeit, nämlich ein Drittel von
Weiss.
Es wurde deshalb nunmehr eine andere Art der Helligkeits-
messung dieser Blüten versucht. Ich befestigte eine der Blüten
im Freien und entfernte mich von ihr soweit, dass ich sie gerade
noch sehen konnte. Alsdann wurde an die Stelle derselben ein
gleichgrosser Abschnitt einer weissen Phlox • Blüte gesetzt und
gleichfalls die Entfernung bestimmt, in welcher dieser noch eben
erblickt werden konnte. Die Intensitäten verhalten sich dann wie
die Quadrate der Entfernungen.
Diese Messungen wiederholte ich öfters zu verschiedenen Tages-
zeiten und bei verschiedenen Beleuchtungen , auch in Begleitung
anderer Beobachter, da ihre Ergebnisse die Grundlage für meine
Annahmen bilden. In der That ist diese Art der Intensitäts-
bestimmung eine so genaue, dass ein einziger Schritt vorwärts oder
rückwärts die Blüten, bezüglich die Blütentheile erscheinen oder
verschwinden lässt.
Die Ergebnisse einer Anzahl von Messungen sind folgende,
gut übereinstimmende Zahlen :
Sicyos
W
e iss
Bi
'yonia
\
V eiss
38 Schritte,
53 S
chritte,
24 „
36
i)
36
Sc
liritte,
64
Schritte,
48
67
n
53
T)
75
ii
40
60
ii
35
11
60
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20 „
29
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23
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45
7)
18
26
ii
61
1
84
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50 „
70
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54
n
81
71
51 „
73
n
55
■•
84
11
Knuth, Weitere Beobachtungen über die Anlockungsmittel etc. 315>
Die Intensitäten sind also:
1444 : 2809
576 : 1296 1296 : 4096
2204 : 4489 2809 : 5528
1600 : 3600 1225 : 3600
400:841 529:1936
324 : 676 3721 : 7056
2500:4900 2916:6581
2601 : 5329 3025 : 7056
Mithin ist das Maass der Helligkeiten ziemlich genau:
1 :2
1 : 2V4 1 : 3
1:2 1:2
1 : 2V* 1 : 3
1:2 1:3V»
1:2 1:2
1:2 1:2V4
1:2 l:2Vs.
Es besitzt hiernach die Blüte von Sicyos angulata L. etwa die-
Hälfte der Intensität von Weiss und die Blüte von Bryonia dioica
L. etwa den dritten Theil. Die Uebereinstimmung dieser Be-
obachtungsergebnisse liess mich annehmen, dass diese Zahlen der-
Wirklichkeit nahe kommen. Zwar unterscheiden sich manche Re-
sultate von einander nicht unwesentlich, besonders bei weiteren
Entfernungen , aber immer blieb das Intensitäts Verhältnis s von
Sicyos: Weiss zwischen 1:2 bis l:2Vs; das von Bryonia: Weiss
schwankte allerdings zwischen 1:2 bis 1 : 3Vs.
Auf das Gesammtergebniss dieser Untersuchungen haben in-
dessen die abweichenden Werthe keinen Einrluss , wie aus der fol-
genden Darstellung hervorgeht.
Es handelte sich nun darum, die Einwirkung der Blüten von
/Sicyos und Bryonia einerseits und diejenige einer nach dem Grade
der gefundenen Helligkeit modificirten weissen Blüte auf einer
photographischen Platte zn vergleichen: ist dann das Bild d er-
Blüten der genannten Cucurbitaceen stärker hervortretend als die
des durch die Mischung von weissen Blüten mit schwarz hervor-
gebrachten gleich hellen Grau, so kann der Grund hierfür nur von
dem Vorhandensrin einer grösseren Anzahl chemisch wirksamer-
Strahlen herrühren, d. h. die Einwirkung muss einer ultravioletten
Blütenfärbung zugeschrieben werden.
Zur Entscheidung dieser Frage wurde eine etwa 7\;2 cm im«
Durchmesser betragende Pappscheibe zu einem Drittel mit den
weissen Blüten der zur Vergleichung dienenden Phlox-Specles und
zu 2 3 mit glanzlosem schwarzen Papier beklebt. Diese mittelst
eines Rotationsapparates in kreisende Bewegung gesetzte Scheibe
besitzt also eine Mischfarbe , deren Intensität gleich dem dritten
• Theil der Phlox-Blüte ist, und das so erzeugte Grau hat mithin für
das menschliche Auge eine Helligkeit, wie sie in den meisten Fällen
für die Bryonia-Blüte gefunden wurde. Nun wurde die rotirende
Scheibe zusammen mit je einer Blüte von Sicyos und Bryonia etwas-
316 Knuth, Weitere Beobachtungen über die Anlockungsmittel etc.
unter natürlicher Grösse photograpliirt. Bei der Entwickelung (mit
Eikonogen-Hydrochinon) der bei blauem, schwach bewölktem Himmel
unter Anwendung eines Steinheil'schen Antiplaneten und einer
mittleren Blende 10 Secunden exponirten Romain Talbot'schen
„Meteor" -Platte zeigte sich, dass trotz der gleichen Helligkeit der
rotirenden Scheibe und der Bryonia-Blixten letztere früher erschienen
als erstere. Es traten nämlich zuerst die beiden Blüten gleich-
zeitig klar hervor, viel später erschien der Kreis. Die Entwickelung
wurde so lange fortgesetzt, bis die Einzelheiten der Blüten auf
der entgegengesetzten Seite des sehr dicken (2,55 mm) Glases bei
auffallendem Lichte deutlich erkennbar waren; der Kreis erschien
dort überhaupt nicht.
Nunmehr wurde dieselbe Pappscheibe zur Hälfte mit weissen
Phlox-Bliiien und zur Hälfte mit mattschwarzem Papier beklebt
und der Versuch in derselben Weise wie oben wiederholt. Die
Totirende Scheibe hatte jetzt die für die Sicyos -Blüte (im Mittel)
gefundene Helligkeit, übertraf aber die Bryonia-Blüte bereits an
Intensität. Bei der Hervorrufung der Platte erschienen trotzdem
nicht nur die Blütenspitzen von Sicyos, sondern auch gleichzeitig
diejenigen von Bryonia früher als die Scheibe; mit dem Auftreten
der letzteren waren auch die Blüten bis in's Detail herausgekommen.
Sie blieben bis zu ihrem klaren Hervortreten auf der Unterseite
der Platte während der Entwicklung erheblich dunkler als der
Kreis, der überhaupt auf der anderen Seite nicht zu sehen war.
Die Scheibe wurde sodann auf zwei Drittel der Helligkeit
von Weiss gebracht, indem sie Vs mit Schwarz und 2/s mit weissen
Phlox- Blüten beklebt und, während sie rotirte, mit den Blüten der
genannten Cucurbitaceen zusammen photograpliirt wurde. Bei der
Entwickelung ergab sich dasselbe Resultat wie beim vorigen Versuche.
Endlich wurde die nur noch lU mit Schwarz und drei
Viertel mit Weiss beklebte und in Rotation versetzte Scheibe
mit den Blüten photograpliirt. Auch hier traten bei der Ent-
wicklung der photographischen Platte zuerst gleichzeitig die Spitzen
der beiden Blüten deutlich hervor, sodann erst der Kreis zusammen
mit den Details der Blüten. Diese waren immer noch deutlich
dunkler als der Kreis, der auch am Schlüsse der Entwickelung
auf der entgegengesetztesten Seite der dicken Glasplatte nicht er-
schien, während hier auch jetzt wieder alle Einzelheiten der Blüten
klar erkennbar waren. Ein Versuch, die hierbei erhaltenen Photo-
graphien durch beizufügende Abbildungen wiederzugeben, misslang.
Weiter wurden die Versuche, welche mit demselben Erfolge
noch zweimal wiederholt wurden, nicht fortgesetzt, weil bei keiner
Helligkeitsbestimmung der Blüten von Sicyos und Bryonia 3U der
Intensität von Weiss erreicht wurde. Auch wenn dies der Fall
wäre , so übertreffen die genannten Blüten selbst diesen Grad der
Helligkeit einer weissen Blume noch erheblich in ihrer Wirkung
..auf die photographische Platte, und diese Thatsache findet nur ihre
Erklärung in der Annahme chemisch stark wirkender, ultravioletter
Strahlen. Die Positive können diese Wirkung bei weitem nicht
;S0 deutlich wiedergeben , wie sie sich bei der beschriebenen Ent-
Knuth, Weitere Beobachtungen über die Anlockungsmittel erc. o!7
Wickelung des Bildes auf der photographischen Platte zu erkennen
gab. Um auf der fertigen Photographie die Helligkeiten der
Blüten und der Scheibe beurtheilen zu können , müssen nicht die
in Folge der Wölbungen und Vertiefungen der Blüten beschatteten,
dunklen , sondern die hellsten Partien derselben mit der überall
gleichmässig und vortheilhaft beleuchteten Scheibe verglichen
werden.
Kiel, den 5. October 1891.
Zusatz: Nachträglich habe ich noch eine Anzahl Intensitäts-
messungen gemacht und zwar (wie auch bei den oben mitgetheilten)
in Begleitung mehrerer Mitbeobachter, um ein möglichst objectives
Urtheil zu erhalten. Bei diesen Messungen wurde immer darauf
Bedacht genommen, dass die Blüten bezügl. Blütentheile sich von
keinem anderen Hintergrund abhoben als vom Himmel, was der
Wirklichkeit am besten entspricht, da sich die Blüten von Bryonia
und Slcyos fast immer über ihre Umgebung erheben. Sodann
stellte sich, wenn die Sonne dem Beobachter im Rücken stand und
den Blüten die günstigste Beleuchtung zu Theil wurde, das Inten-
sitätsverhältniss zwischen Bryonia und Weiss auf 1 : 4 bis 1 : r>
und dasjenige zwischen Sicyos und Weiss auf 1 : 3 bis 1 : 4, so-
dass hierdurch die Wahrscheinlichkeit für die Annahme ultravioletter
Blüten noch erhöht wurde,
Es möge noch bemerkt werden, dass die theilweise Beklebung"
der Scheiben mit weissen Blüten nöthig ist und dafür nicht weisses-
Papier genommen werden darf, da durch mehrere Aufnahmen fest-
gestellt wurde, dass die Einwirkung des letzteren auf die photo-
graphische Platte stärker ist, als diejenige weisser Blüten. Die
auf der weissen Pappscheibe befestigten weissen Phlox- Blüten
scheinen an ihren hellgelblichen Mittelpunkten allerdings ein wenig
dunkler, doch ist dies so unerheblich, dass das menschliche Auge
eine mit weissem Papier überzogene Scheibe und eine ebenso grosse
mit weissen Blüten beklebte auf 100 Meter Entfernung sowohl in
der günstigsten Mittagssonnenbeleuchtung als auch im Schatten
durchaus gleich hell sieht. Auf der Photographie erscheinen die
gelblichen Blütenmittelpunkte als etwas dunklere Kreise.
Die Versuche mit rotirende.n Scheiben habe ich wiederholt
bezügl. fortgesetzt und zwar wiederum mit „Meteor"-Platten, aber
aus einer anderen Schachtel. Die Ergebnisse wichen ein wenig
von den früheren ab, indem der Kreis verhältnissmässig früher er-
schien. Bei der Entwickelung der 10 Secunden bei Sonnenschein
und blauem Himmel zwischen 12 und 1 Uhr unter Anwendung
eines Steinheil'schen Antiplaneten und mittlerer Blende exponirten.
Platten ergab sich Folgendes :
1. Scheibe ganz mit weissen Blüten beklebt: Die Blüten er-
scheinen viel später als der Kreis, der auf der entgegengesetzten/
Seite sichtbar wurde.
2. Scheibe 1!s schwarz, 7/s weiss: Blüten erscheinen erheblich
nach dem Kreise.
318 Botanische Gärten und Institute. (Pflanzenkrankheiten.)
3. Scheibe V* schwarz, 3U weiss: Blüten erscheinen noch deut-
lich nach dem Kreise. (Abweichung von den trüberen Beob-
achtungen.)
4. Scheibe Vs schwarz, 23 weiss: Die Blüten erscheinen mit
dem Kreise. (Gleichfalls Abweichung.)
5. Scheibe 1/s schwarz, \ 2 weiss : Die Blüten erscheinen früher
als der Kreis.
Alle Platten hatten diesmal merkwürdigerweise einen gleich-
altrigen Schleier, wahrscheinlich durch falsches Licht, weshalb die
Entwicklung nicht bis zum Durchscheinen der Blüten fortgesetzt
werden konnte. Es ist mir unklar, wodurch dieser Fehler ent-
standen ist. Aus den letzten Resultaten folgt, dass die diesmal ge-
brauchten Platten, obwohl sie von derselben Sorte wie die früheren
waren, eine andere Empfindlichkeit besassen, dass also verschiedene
Emulsionen auch derselben Plattenarten sich der Einwirkung des
Lichtes gegenüber verschieden verhalten. Es ist daher rathsam,
bei Versuchsreihen immer die Platten aus einem Packet zu nehmen.
Aus Mangel an Blütenmaterial mussten weitere Beobachtungen
unterbleiben ; die mitgetheilten gestatten bei ihren wechselnden Er-
gebnissen noch keinen sicheren, endgültigen Schluss. Wenn daher
die Versuche nicht zum Abschluss gebracht werden konnten, so
ist doch durch die bisherigen Untersuchungen die Frage angeregt
und das Vorkommen ultravioletter Blüten wahrscheinlich gemacht.
Eine andere zum Schluss zu erwähnende Möglichkeit, um die
auffallend starke Einwirkung der Sicyos- und Bryonia -Blüten auf
die photographische Platte zu erklären, ist, dass die vielen tausend
kleinen Drüsen, welche die Blüten bedecken, als ebenso viele das
Licht auffangende und zurückwerfende Spiegelchen oder Linsen
wirken , deren Glanz sowohl auf die lichtempfindliche Bromsilber-
gelatine, als auch auf die Sehnerven der Insekten besonders stark
einwirken. Jedenfalls scheint das festzustehen, dass die genannten
Blüten Anlockungsmittel besitzen, für welche das menschliche Auge
weniger empfindlich ist, als das Insektenauge.
Botanische Gärten und Institute.
Humpkrey, J. E., Report of the Department of vege-
table Physiology. (From the VIII. annual Report of the
Massachusetts Agricultural Experiment Station. 1890. p. 200
— 226. Taf. I— IL)
Der Bericht enthält das Studium einiger Pflanzenkrankheiten,
welche schwere Verluste verursachten und in den Vereinigten
Staaten mehr oder weniger weit verbreitet sind.
Die als „schwarzer Krebs" oder „Warzen" an der
Pflaume und auch der Kirsche, sowohl sämmtlichen cultivirten
Botanische Gürteii x\. Institute. 319
wie wilden Sorten, bekannten dunklen, rauhen, sich vergrößernden
und vermehrenden Auswüchse werden bekanntlich durch einen Pilz,
Ploiorightia morbosa (Schw.) Sacc, veranlasst. Nach einer ausführ-
lichen Geschichte der Erforschung der verbreiteten Krankheit in
Nordamerika bespricht Verf. die Entwicklung des Pilzes zunächst
auf dem Baume und sodann in künstlichen Culturen. In dem an-
geschwollenen Phloem bemerkt man radial angeordnete Bündel von
verflochtenen Pilzfäden, die Anschwellung vergrössert sich im Früh-
jahr, und schliesslich bricht die grünbraune, feste, fleischige, ober-
seits unregelmässig zerborstene und körnige Gewebemasse aus der
zersprengten Oberhaut hervor. Im Mai erscheinen auf derselben
die Conidienträger des Pilzes als sammetartiger, dunkelbrauner
Ueberzug und erzeugen dieselben an und nahe der Spitze verkehrt
•eiförmige, bräunliche Sommersporen. Mitte Sommers verschwinden
diese Conidienträger, der Knoten wird hart, trocken und schwarz,
ist inwendig gewöhnlich von Insektenlarven zerstört und an der
Oberfläche rundlich gefeldert. Jedes Feld besitzt eine centrale Ver-
tiefung und stellt die Anlage eines Peritheciums dar. Die Asko-
sporen derselben bestehen aus zwei Zellen von ungleicher Grösse,
welche Mitte Januar ihre Keimfähigkeit erreichen. In Nährgelatine
mit Pflaumenabkochung entwickeln dieselben einen oder mehrere
Keimschläuche aus einer oder beiden Zellen, aus welchen zunächst
ein dichter, dunkelbrauner Filz entsteht, und auf diesem entwickeln
sich sodann kugelige Pykniden, aus welchen durch eine obere
Oeffnung die im Schleim gebetteten, kugeligen bis elliptischen, bräun-
lichen Pyknosporen in Ranken austreten. Diese Sporen wurden zu-
weilen auch in beschränkter Zahl bei Untersuchung der Perithecien
gefunden, ohne dass indess ihre Herkunft daselbst festgestellt werden
konnte. Die Pyknosporen keimen leicht in Wasser oder auf Gelatine,
und es entstellen aus dem entwickelten Mycel neue Pykniden. Die
vom Verf. beschriebenen Pykniden des Pilzes sind wesentlich ver-
schieden von den durch Farlow bekannt gewordenen. Dieses
zweite Pyknidenstadium mit oblongen oder dreiseitigen Höhlungen
und mit farblosen, ovalen, nur halb so langen Sporen glaubt Verf.
bei einigen Schnitten zwischen den Perithecien beobachtet zu haben.
Dagegen konnte er das von Farlow beschriebene Stylosporen-
stadium, von Saccardo Hendersonula morbosa benannt, nicht auf-
finden, und glaubt daher Verf., sowohl wie Farlow selbst, dass
dieses Stadium nicht zur Ploiorightia gehört. Spermogonien wurden
ebenfalls nicht gefunden. Spermogonien und Perithecien künstlich
zu erziehen, gelang nicht. Aus den Sommersporen erwuchs in der
Cultur Mycel, welches wiederum nur Conidien trug.
Von den beiden aus Amerika bekannten Mehlthaupilzen
auf Cucurbitaceen, Peronospora Cnbensis B. et C, auf Cucurbita aus
Ouba, und P. australis Speg., aus Argentinien und Wisconsin, auf
Cucurbita und Sicyos, ist erstere kürzlich auch aus Japan und
mehreren Staaten Nordamerikas bekannt geworden und auf Gurken
und Melonenkürbis sehr verderblich aufgetreten , indem sie die
Blätter tödtet und das Wachsthum der Pflanze und Früchte hindert,
320 Botanische Gärten u. Institute.
während letztere wohl in Zukunft auch auf cultivirten Cucurbitaceen
gefunden werden mag. Verf. bespiücht daher die Unterschiede
beider Pilze, welche ausser in der Structur der Conidienträger auch
in der Anzahl der aus den Spaltöffnungen hervordringenden Co-
nidienträger besteht, indem bei P. Cubensis selten mehr, als zwei
heraustreten und daher keinen Filz bilden , während sie bei P.
australis in dichten weissen Büscheln entwickelt werden. Die Co-
nidien erzeugen bei der Keimung Zoosporen, und daher müssen
beide Arten zur Gattung Plasmopara gerechnet werden. Dauer-
sporen konnten nicht beobachtet werden.
Die Braunfäule des Steinobstes, erzeugt durch Monilia
fructigena Pers., führt in den Vereinigten Staaten ziemlich grosse
Verluste besonders am Pfirsich, Pflaume und Kirsche herbei; auch
auf Apfel, Birne und andere Früchte geht der Pilz über, aber
seine zerstörende Wirkung scheint hauptsächlich auf die erstge-
nannten Obstsorten beschränkt zu sein. Zuweilen erkrankt der
grösste Theil der Früchte eines Obstgartens, besonders nach warmem
und feuchtem Wetter, daran, und ist daher anzunehmen, dass der
Pilz mit den Keimfäden seiner Conidien nicht nur in verletzte
Früchte, sondern auch durch die unverletzte Oberhaut derselben,
in die Gewebe der Blüten, Blätter oder jungen Zweige eindringen
kann. In dem vertrockneten Fruchtfleisch der getöteten und mumi-
licirten Früchte finden sich zahlreiche Fäden, welche aus grossen,
dünnwandigen Zellen und aus einzelnen, dickwandigen, in der Form
abweichenden Zellen zusammengesetzt sind. Die letzteren sind
wahrscheinlich als Chlamydosporen oder Gemmae aufzufassen. Sie
überdauern vermuthlich die imgünstigen Bedingungen des Winters,
scheinen aber der Trockenheit weniger widerstehen zu können. In
der Feuchtigkeit und Wärme des Frühlings bekleidet sich die
Frucht mit dem aschfarbenen Sporenkleid. Diese Conidien, welche
bekanntlich in Ketten zusammenbleiben, bilden sich durch eine Art
Sprossung und ist die endständige Spore die jüngste. Dadurch
dass eine Zelle zwei Sprosse erzeugt, entsteht eine Verzweigung
der Kette. In der Cultur auf Nährgelatine mit Pflaumenabkochung
erreichen die Sporenketten eine grosse Länge und verzweigen sich
reichlicher. Andere Entwiekelungsstadhm des Pilzes in diesen Cul-
turen zu erziehen, gelang nicht, es entwickelten sich stets nur
wiederum Conidien. Weil der Pilz durch Gemmen überwintern
kann, scheint er die früher mit ihm verbundenen anderen Formen
verloren zu haben, und ist derselbe daher ziemlich sicher als selbst-
ständiger Pilz zu betrachten. Allgemeine Entfernung der erkrankten
Früchte ist das bekannte Bekämpfungsmittel.
Feld- Experimente, unternommen zur Untersuchung und Be-
kämpfung des K a r t o f f e 1 g r i n d e s , welcher nach B o 1 1 e y durch
ein parasitisches, auf den Kartoffelknollen lebendes Bacterium des
Bodens, nach Th axter u. A. durch den Einfluss anderer parasitischer
oder halbparasitischer Organismen hervorgerufen werden soll, hatten
keinen wesentlichen Erfolg. Sie zeigten aber, dass auch die dick-
häutigen und rothhäutigen Kartoffelsorten keinen grösseren Wider-
stand besitzen, als die andern, und dass leichter, poröser, sandiger
Sammhingen (Flechten)« 321
resp. gründlich drainirter Boden die Entwicklung der Krankheit
am meisten verhindert.
Ferner werden folgende im Gebiete von Massachusetts als mehr
oder minder schädlich beobachtete Krankheiten besprochen: Um-
fallen von Gurkensämlingen durch Pyihium de Baryanum Hesse,
Mehlthau des Spinats, Peronospora effusa Grev., Mehlthau des Weines,
Plasmopara viticola (B. et C.) Berl. et de T., ausser auf Ampelopsis
quinqiiefolia auch auf der japanischen A. Veitchii, der Mehlthau
der Cruciferen, Peronospora parasitica (P.) Tul. und der weisse
Rost derselben, Cystopus candidus de By., gleichzeitig auf einer
purpurspitzigen weissen Rübe, die Kartoffelfäule, durch Phytophthora
infestans (Mont.) d. By., der Hollunderrost, Aecidium Sambuci Schw.,
auf Sambucus Canadensis und deren var. aurea, aber auch auf S.
nigra var. laciniata, der Rost der Brombeeren und Himbeeren, Caeoma
nitens Schw., sehr verbreitet, der Eibischrost, Puccinia Malvacearum
Mont., und die in den östlichen und centralen Staaten Nordamerikas
herrschende Bakterienkrankheit des Getreides.
Brich (Hamburg).
Sammlungen.
Flagey, C., L i c h e n e s A 1 g e r i e n s e s*, e x s i c c a t i. (Revue mycolo-
gique. Annee XIII. 1891. Nr. 50 p. 83— 87, Nr. 51 p. 107—117.
Trotz seiner günstigen Lage dürfte Algerien, wie Verf. mit
Recht meint, im Hinblicke auf das in neuester Zeit bedeutend ge-
hobene Studium der Exoten zu den am wenigsten gekannten Län-
dern zu rechnen sein. SeitMontngne undDurieu de Maison-
neuve haben nämlich nur Balansa und Norrlin die Kenntniss
der Flechtenflora dieses Landes vermehrt. Nach Nylander's Pro-
dromus lichenographiae Galliae et Algeriae (1857) betrug die Zahl
der von Algerien bekannten Lichenen 189 und 2 spätere Arbeiten
desselben vermehrten diese Zahl bis zu 237 Arten. Zur Zeit be-
rechnet Verf. die Zahl der bekannten Arten der Provinzen Gran,
Algier und Constantine auf 450—500 Arten.
Die Erwägung, dass es heutezutage äusserst schwierig ist, die
von unseren Vorgängern gesammelten Typen kennen zu lernen,
bestimmte Verf., seine gesammelten Vorräthe in wenigen Exem-
plaren als Exsiccaten zu vertheilen.
Verf. sah sich zur Schaffung einer Anzahl von neuen Arten
und Varietäten genöthigt. Mehrere sind schon in „Stizenb erger,
Lichenaea Africana'"' beschrieben worden. Der Aufzählung der in
Aussicht stehenden ersten Centurie schickt Verf. eine botanisch-
geographische Beschreibung hauptsächlich der Provinz Constantine
voraus.
Botan. Centralbl. Ed. XLVIII. 1891. 21
322 Sammlungen.
Algerien sondert sich scharf in 2 Theile, das Teil - Gebiet im
Norden und die Sahara im Süden. Ersteres theilt sich wieder in
2 der Küste parallele Zonen, das Sahel-Gebiet und die Hochebenen.
Die Breite jeder Zone schwankt nach den Provinzen, aber sie
reichen von Tunis bis Marokko.
Das Sahel - Gebiet dehnt sich von der Küste 80 — 100 km.
aus. Dieses, ein unebenes Gebiet, nimmt mit der Entfernung vom
Meere an Höhe zu. Die hauptsächlichen Gipfel von Constantine,
die Verf. aufzählt, haben eine Höhe von 1000 — 1700 m. Hier
findet man die Pomeranze, die Mandel, den Oelbaum und den
Weinstock. Vom geologischen und auch lichenologischen Standpunkte
aus betrachtet, setzt sich das Sahel-Gebiet aus 2 der Küste paral-
lelen Streifen von sehr ungleicher Breite zusammen. Der Boden
des ersteren ist überall kieselartig und wird im Allgemeinen von
Nummulith-Sandstein gebildet, in einem Bereiche aber abwechselnd
zur Hälfte wenigstens mit Gneiss und Glimmerschiefer. Der Strand
ist sumpfiges Gelände, gebildet von röthlichem Thon und Roll-
kieseln. Einige Inselchen und Stellen der Küste sind plutonisch.
Die Gebirgsketten sind gewöhnlich mit niedrigem Gesträuche be-
deckt, hin und wieder findet man einige schöne Eichenwälder.
Mit Recht fiel dem Verf. auf, dass in den Wäldern sich weder
Usneeii, noch Alectorien finden, nur einige Parmdien, wenig Pelti-
gerae, aber reichlich Physcien.
Der Boden des zweiten Streifens ist im Allgemeinen sumpfig.
Die ebenso, wie im ersten, häufigen Gebirge gehören fast nur der
unteren, mittleren und oberen Kreide an. Das Fehlen des Pflanzen-
wuchses zieht im Gebirge den Mangel an Rindenbewohnern nach
sich, aber man findet hier die erwählte Heimath der Kalkbewohner,
die hier selten einen P'leck unbewohnt lassen. Verf. hat haupt-
sächlich den mittleren, zwischen Constantine und Mila gelegenen
Theil dieses Streifens durchforscht.
Im Mittelmeer- Becken laufen alle Wasseradern von Süden
nach Norden und verlieren sich in kaum beträchtlichere Bäche,
welche zum Meere gehen. Von der scharfen Wasserscheide aus
wandelt sich die Richtung in die entgegengesetzte nach den Hoch-
ebenen zu um. Letztere sind ungeheure Kessel, die sich von Tunis
bis Marokko ausdehnen; sie sind von verschiedener Breite und von
kleinen und niedrigen Ketten durchschnitten. Da hier das Wasser
keinen Abfluss hat, sammelt es sich an den tiefsten Stellen, wo es
ausgedehnte Chotts oder Salzseeen bildet. Einer dieser Seeen ist
70 km. lang und 12 — 20 breit. Die kleinen Ketten gehören der
unteren Kreide an, der ebene Bereich ist ausschliesslich sumpfig.
Hier giebt es keine Pomeranzen, Weinstöcke mehr, selbst das Ge-
treide gedeiht schlecht. Die unbebauten Flächen von weiter Aus-
dehnung werden von Schafheerden beweidet. Diese Gegend ist
arm an Flechten : einige seltene Kieselbewohner auf den Rollkieseln,
auf den Kalkvorsprüngen die im Sahel- Gebiete gefundenen Arten,
aber weniger schön und reichlich.
Am Rande der Hochebenen findet man lange und schöne Ge-
birgszüge, welche in der Provinz Constantine die Aures-Kette mit
Sammlungen. — Pilze. 323
dem Chelia (2310 m.) als höchster Spitze bilden. Diese Kette ge-
hört der oberen und mittleren Kreide an. Die steilen Nordabhänge
sind sehr oft mit Wäldern von Zedern und Eichen bedeckt. Das
Wasser derselben sammelt sich in Chotts zu den inneren Becken.
Von den weniger steilen Südabhängen läuft das Wasser von Norden
nach Süden in das Becken der Sahara, wo es in dem durchlässigen
Sande verschwindet. Hier treten an den Zedern die Usneen,
Alectorien, Ramalinen, Peltigeren zahlreich auf. Auf dem Lande
finden sich neben Lecanora esculenta Peltula, Heppia etc. vertreten.
Mit dem Verf. beklagt Ref. es, dass der Einleitung eines für
die Lichenographie so bedeutungsvollen Unternehmens so wenig
Raum gegönnt wurde, dass überall übergrosse Kürze herrschen
musste. Zum Schlüsse muss Verf. sich mit der nackten Aufzählung
der von der Eisenbahn aus, und zwar von Philippeville an der
Küste bis Biskra am Rande der Sahara, gewählten Ausflugspunkte
nebst den Angaben der Höhe, der Unterlage u. dergl. m. be-
gnügen.
Fast jeder Nummer in der Aufzählung der ersten Centurie
sind diagnostische Bemerkungen ausser den Angaben des Fund-
ortes, der Unterlage u. a. m. beigefügt. Da die den neuen Arten
beigefügten Diagnosen den berechtigten Ansprüchen der Gegenwart
kaum genügen dürften, zieht Ref. es vor, als Veröffentlichungsstelle
die Exsiccaten selbst zu betrachten. Eine Wiedergabe des Ver-
zeichnisses verschiebt Ret. bis zum Erscheinen dieses verdienst-
vollen Unternehmens selbst.
Minks (Stettin).
Referate.
Fischer, Ed., Beiträge zur Kenntniss exotischer Pilze.
Theil II. Pachyma Cocos und ähnliche sklerotien artige
Bildungen. (Hedwigia. 1891. Heft 2. p. 61—103. Mit
8 Tafeln*).
I. Unter Pachyma Cocos Fries versteht man grössere knollen-
förmige Körper mit dunkler, runzeliger, dünner Rinde und einer
weissen oder gelblich weissen, dichten Innenmasse; sie werden
an Baumwurzeln oder doch in Wäldern unterirdisch gefunden und
sind am längsten aus China bekannt, wo die Knollen als Arzneimittel
Anwendung finden. In Europa wurde diese Knollenbildung zuerst in
der Schweiz bei Bern (1865) und dann in St. Palais-sur-mer in
der Charente inferieure (1889) beobachtet.
Die weisse Innenmasse besteht aus dünnen Hyphen, aus grös-
seren lichtbrechenden unregelmässigen Klumpen mit Andeutung
einer Streifung und aus stark lichtbrechenden gekröseartig ge-
wundenen Körpern. Die einheitliche Pilznatur wurde von Pril-
*) Das Referat über den I. Theil siehe Bot. Centr.-Bl. Bd. XLV. 1891. p. 343.
21*
324 Pilze.
lieux nachgewiesen. Verf. zeigt zunächst die Pilznatur der
lichtbrechenden , unregelmässig gestalteten Körper. Sie bilden
den Hauptbestandteil der weissen Innenmasse und bestehen aus
einer farblosen homogenen Substanz. Das Verhalten gegen Reagen-
tien ist folgendes : In Kahlösung tritt totale Lösung der Substanz
ein, und zwar so, dass ausser einigen Inhaltsresten ein dünnes äus-
seres Häutchen übrig bleibt ; die Überflächenschicht des Körpers
bleibt also unverändert, während die inneren Theile herausquellen.
Bei Zusatz von Salz- oder Salpetersäure tritt in den dickeren der
lichtbrechenden Körper eine eigenthümliche streifige Structur auf.
In Chlorzinkjod tritt Verquellung, aber keine Violettfärbung ein.
Jod färbt nicht, dagegen färben sie sich in Methylenblau, in Congo-
roth, was für die Hyphen nicht gilt; dann in Methylviolett, nicht
dagegen in Methylgrün und Safranin. Diese unregelmässig gestal-
teten Körper entstehen aus Hyphen, und zwar in der Weise, dass an
einzelnen Stellen, ganz lokal, unter der peripherischen Membranschicht
eine Substanz auftritt, die in Kali löslich, in Methylenblau färbbar
ist. Diese Masse nimmt immer mehr zu , erreicht aber auf den
verschiedenen Punkten des Umfanges, sowie des Längsverlaufes der
Hyphe sehr ungleiche Mächtigkeit, wodurch die Gesammtgestalt der
so umgewandelten Hyphe eine höchst unregelmässige wird. Die
ganze lichtbrechende Masse ist demnach als ein Umwandlungsproduct
der Membran zu betrachten.
Die stark lichtbrechenden grösseren, mit einer Streifung ver-
sehenen Körper sind zwischen den obengeschilderten Elementen in
grosser Zahl eingestreut, sind von diesen nicht principiell ver-
schiedene Bildungen, daher auch als Umbildungsproducte von
Hyphen zu betrachten. Pachyma Cocos ist also eine einheitliche,
pilzliche Bildung und muss dem Bau nach als ein Sklerotium
angesehen werden. lieber die Beziehung des Pilzes konnte Verf.
nachweisen, dass Pachyma Cocos ein holzzerstörender Parasit ist,
welcher an der befallenen Wurzel zu einer sklerotienartigen, knollen-
förmigen Bildung heranwächst. Die Hyphen dringen in das Wurzel-
gewebe ein und verbreiten sich daselbst in Cambium, Bastkörper
und Holz, dabei zu lichtbrechenden Körpern anschwellend. Zu was
für einer Pilzgruppe Pachyma gehört und welches seine Fructifi-
cation ist, konnte aus Mangel an genügendem Material nicht fest-
gestellt werden.
II. Das Sklerotium von Polyporus sacer Fr.
Dieser Polyporus sitzt mit der Basis seines Stieles einem grossen
Sklerotium auf, welches eine hellbraune Oberfläche hat und die
Gestalt und Dimensionen einer mittelgrossen Birne zeigt. Das Skle-
rotium besteht aus einer dünnen braunen Rinde und einer inneren
gelblichweissen Substanz, es wird von dickwandigen Hyphen ge-
bildet, zwischen welchen glänzend lichtbrechende Körper gelagert
sind, die an corrodirte Stärke erinnern. Diese Körper, welche
oft deutliche concentrische Schichtung zeigen, verquellen in Kali-
lauge so, dass die äusserste Schicht als ein feines zartes Häutchen
zurückbleibt, werden weder durch Jod, noch durch Jod und
Schwefelsäure blau gefärbt, färben sich dagegen intensiv in Methyl-
Pike. 325
•grün und Safranin. Zwischen diesen lichtbrechenden Körpern finden
sich zerstreut kleinere, länglich runde Elemente, die bei Kalizusatz
aber unverändert bleiben. Nur in wenigen Fällen konnte Verf.
einen Zusammenhang dieser rundlichen Zellen und jener licht-
brechenden Körper mit den dazwischen verlaufenden Hyphen nach-
weisen, dagegen war es möglich, den Zusammenhang der Hyphen
-des Sklerotiums mit dem Polyporus festzustellen. Der Polyporus
wäre demnach der Fruchtkörper des Sklerotiums. In Betreff der
lichtbrechenden Körper nimmt Verf. an, dass sie aufgespeicherten
Reservestoff darstellen. Diese Annahme stützt sich hauptsächlich
darauf, dass dieselben Corrosionen zeigen, welche durch die im
Sklerotium verlaufenden Hyphen hervorgebracht werden. Verf.
y.ieht noch einige Parallelen zwischen dem Sklerotium des Polyporus
und dem Pachyma Cocos, auf die hier nur hingewiesen sei.
III. Im Anschluss an diese Untersuchungen werden noch
andere Sklerotien oder sklerotienartige Bildungen besprochen, z. B.
Tuber regium , Pachyma Woermanni , Mylitta , Sclerotium stipi-
tatum. Pietra fungaja. Auf diese Besprechung wird blos aufmerksam
gemacht, da sie eine Zusammenstellung der Untersuchungen anderer
Autoren ist.
Buclierer (Basel).
Patouillanl, N., Le genre Podaxon. (Bulletin de la Soc.
mycologique de France. Tome VI. 1890. p. 159 — 167. Avec 1 pl.)
Form und Vertheilung der Basidien sind noch bei vielen
Gasteromyceten unbekannt: in den meisten Fällen sind die Basidien
nur an der jungen Pflanze zu sehen und mitunter sind sie schon
verschwanden, wenn der Pilz über der Erdoberfläche erscheint.
Diese Schwierigkeiten sind natürlich bei exotischen Formen beson-
ders schwer zu überwinden ; bei Podaxon dagegen persistiren glück-
licher Weise die sporentragenden Organe bis zur Reife der Pflanze
und sind auch bei nicht gar zu alten getrockneten Exemplaren zu
untersuchen. De Bary hatte zuerst für Podaxon Basidien mit
sitzenden Sporen angegeben und später Fischer die gleichen Organe
bei Podaxon carcinomale gefunden. Damit schien das Vorhandensein
von Basidien bei Podaxon ausser Zweifel, bis kürzlich Massee
behauptete, die von de Bary untersuchte Pflanze sei überhaupt kein
Podaxon gewesen und die Fischer'sche Figur stelle einen Ascus
(theque) dar, auf dem zufällig Sporen aufgelagert seien. Um diese
Controversen zu schlichten, untersuchte Verf. von Deflers kürz-
lich in Arabien, von Dybowski in Süd - Algerien gesammeltes
Material, sowie die Collection des Pariser Museums, und giebt hier
eine kurze Monographie der Gattung. Für die mikroskopische
Untersuchung der Reproductionsorgane wurde die Gleba nach dem
Lag er h eim'schen Verfahren mit Milchsäure behandelt. Aus der
ziemlich eingehenden anatomischen Schilderung sei hier hervorge-
hoben, dass die Trama aus feinen, zarten, septirten, unter einander
zu langen, mehr oder weniger dicken Fäden verbundenen Hyphen
besteht ; diese Fäden verästeln und anastomosiren sich verschiedentlich
326 Pilze. — Flechten.
und bilden in ihrer Gesammtheit eine schwammige Masse, von
einer Unzahl mikroskopischer Hohlräume durchsetzt, gleich der
Gleba von Lycoperdon. Die Sporophore sind ovale, birnförmige
Zellen, den Hyphen der Trama durch Vermittlung eines sehr kurz-
zelligen Gewebes aufgesetzt , ähnlich der subhymenialen Schicht
der Agaricineen. Ihre Vertheilung scheint von einer Art zur
anderen und mitunter sogar bei der nämlichen Art wechseln zu
können. Am gewöhnlichsten sind sie in grosser Zahl an mehr oder
weniger von einander entfernten Punkten der Trama gruppirt und
bilden so grosse runde Büschel. In anderen Fällen bekleiden sie
die ganze. Oberfläche der Glebalacunen ähnlich wie das Hymenium
der Hymenomyceten ; in einigen Fällen endlich (P. Arabicus) sind
die Sporophore auf der Trama isolirt und zerstreut. Auf dem
oberen Theile vieler dieser Organe befindet sich ein Kranz von
4 Anfangs eiförmigen Sporen, die zuerst ungefärbt sind, später sich
intensiv färben und ihre definitiven Dimensionen annehmen. Die
Sporophore sind also ächte Basidien, an denen man, auch wenn die
Sporen abgefallen sind, die Insertionstellen wahrnehmen kann, vor-
züglich bei den Arten mit gefärbten Basidien als 4 kreisrunde
weisse Flecke. Bei einigen Arten, so bei P. Defiersü und Arabicus,
sind die Sporen nicht sitzend, sondern mit einem äusserst kurzen
Sterigma versehen. Im Allgemeinen sind die Poda.nm-Sporen in
einiger Entfernung vom Gipfel der Basidie inserirt, bei P. axatum
ungefähr im oberen Drittel. Bemerkenswerth ist schliesslich noch,
dass die Sporen, wie immer auch ihre Farbe in Massen oder im
Wasser sein möge, bei Behandlung mit heisser Milchsäure eine
rothgelbe (rousse) Farbe annehmen.
Den Schluss des Aufsatzes bildet eine Aufzählung und Charakteri-
sirung von II Arten, mit Angaben der Basidien- und Sporengrösse,
sowie der geographischen Verbreitung. Die Anordnung geschieht
nach der Farbe von Sporen und Basidien. Zwei Arten sind neu,
nämlich Podaxon Defiersü von Arabien und P. Schiveinfurthii von
Hodeida; diese sowie P. Arabicus Pat. sind auf der Tafel abgebildet.
Klein (Freiburg i. B.)
Jatta, A., Su di alcuni Licheni diSicilia e di Pan tella ri a.
(Bullettino della Soc. Bot. ital. in N. Giorn. botanico italiano.
Vol. XXIII. 1891. Nr. 2. p. 353—355.)
Bei der Untersuchung der von Ross, Lanza, Guzzino
und R e auf den Inseln Sicilien und Pantellaria gesammelten
Flechten gibt Verf. ein Verzeichniss von mehreren Arten, unter
denen folgende für Italien neu sind: Lecanora alplioplaca Ach.,
Endopyreniwn cinereum Pers., Rinodina Guzzinii n. sp., Parmelia
Cucomela Mich., Pertusaria amarescens Nyl.
Folgende Flechten sind für die obenerwähnten Inseln neu:
Parmelia caesia Ach., Lecanora atra Hdt. var. gruinosa Ach., Lee. Floto-
niana Sprgl., Callopisma vitellinellum Mudd., Acarospora vulcanica Jatt., Dirina
repanda Ach., Hymenelia hiascens Mass., Pertusaria sulphurea Hffm., Lecidea
psoioides Anzi, L. platycarpa Ach., L. contigua Fr., L. ochracea Hep., Sacrogyne
pruiuosa Sm., Diplotomma ealeareum Weiss., Endopyrenium rufescens Pers., Micro-
thelia pygmaea Krb., Collema tenax S\v., Ramalina Arabum Nyl., R. scopidosum
Gefässkry ptogamen . 327
Acb., Roccclla fusiformis Ach., Cladonia ßmbriala var. scyphosa prolifera Sehaer.,
Parmelia intricata Schaer., Physcia ßavicans D.C., Lecanora gypsacea >Sin.,
Rinodina alro-cinerea Dckj., Aspicllia cinerea L. v. trachitria Mass., L. goniophila
Flk., Diplothomma atro-album L.
De Toni (Venedig).
Dailgeard, P. A,, Memoire sur la morphologie et l'ana-
tomi e des Tmesipteris. (LeBotaniste. Serie 11. 1891. p. 163 — 222.
Avec 7 planches.)
Eine alle Theile der Pflanze umfassende gründliche anatomisch-
morphologische Untersuchung von Tmesipteris ist entschieden ein
dankbares Unternehmen , weil diese Pflanze als Vertreter einer
kleinen, nur wenige lebende Formen umfassenden natürlichen Gruppe
an und lür sich ein erhöhtes Interesse beanspruchen darf und dann
auch, weil nur sehr selten Jemand in der Lage sein dürfte, wirk-
lich genügendes und so vollständiges Untersuchungsmaterial zur
Verfügung zu haben, wie es bei Verf. der Fall gewesen zu sein
scheint.
1. Das Rhizom. Imesipteris besitzt wie Psilotum keine
Wurzeln, ihre Function übernimmt ein mit absorbirenden Haaren
besetztes, mehr oder weniger reich verzweigtes Rhizom, welches in
dem Wurzelfilz, der den Stamm der Baumfarne bedeckt, lebt, sich
aber auch, wie es scheint, in feuchter Erde entwickeln kann ; die Ver-
zweigungen können in beblätterte Stämme auslaufen. Das Gefäss-
bündelsystem besteht normaler Weise aus einem diarchen Bündel
oder Centralcylinder (Stele binaire franz. Terminol.) ; es verzweigt
sich dichotom mit sympodialer Weiterentwicklung; mitunter ist
das Gefässbündel auch triarch, was im eigentlichen Stamme stets
der Fall ist. Die Zellen des Basttheiles unterscheiden sich von
denen im Stamm durch grössere Dimensionen und dünnere Wände;
zur Bildung von Bastfasern kommt es nicht. Die Wand der Rin-
denzellen besitzt die eigenthümliche Fähigkeit, zu verschleimen
und oft die ganze Zelle mit einem schwärzlichen Schleim zu erfüllen,
eine Erscheinung, die auf die Endodermis beschränkt bleiben oder
in allen Zellen der Rinde auftreten kann. Die stark gefärbten,
schwach in Richtung der Längsachse gestreckten Epidermiszellen
besitzen eine sehr dünne Aussenmembran.
2. Der Stamm. Die Gefässbündel besitzen bei allen Arten
der Hauptsache nach die gleiche Structur; es wechseln nur ihre
Anordnung und Zahl, selbst bei der gleichen Species in verschie-
dener Höhe. Das Centrum des Bündels wird von einem aus
Tracheen gebildeten Protoxylem eingenommen, ■ — an dessen Stelle
sich oft frühzeitig eine Höhlung findet — und ringsherum liegen
Treppengefässe (oder Tracheiden, Ref.). Der Basttheil bildet nur
auf der der Oberfläche zugewendeten Seite einen Bogen und die
verschiedenen Basttheile vereinigen sich zu einem die Holzbündel
umgebenden Kranze, in dem (nach den Figuren) nicht selten ver-
einzelte Bastfasern liegen. (Was Verf. mit dem Satze „les elements
grillages" se transf'orment frequemment en fibres" eigentlich meint,
ist dem Ref., wie auch der Ausdruck grillages [gegittert], völlig unver-
328 Gefässkryptogatnen.
ständlich geblieben: Siebrühren [tubes cribles] sind doch wohl nicht
gemeint). Die Epidermiszellen besitzen eine dicke, geschichtete,
von Cuticula überzogene Aussenmembran. Der schwärzliche
Schleim des Rhizoms kommt auch im Stamme vor, er kann bis
zur Spitze aufsteigen und selbst die Blattspurbündel umgeben.
3. Das Blatt. "Mit Ausnahme des unteren Stengeltheils, wo
sie zu Schuppen reducirt sind, sind die Blätter wohl entwickelt,
dem Stamme ohne erkennbare Ordnung (? Ref.) inserirt. Ihre
Fläche liegt in einer Verticalebene und gegen den Gipfel des
Stämmchens erscheinen sie oft regelmässig 2zeilig angeordnet; mit
Ausnahme der Sporophylle sind sie sitzend mit am Stamme herab-
laufendem Flügel. Die Sporophylle sind gestielt und werden als
zwei mit den Blattstiel verwachsene Blätter gedeutet, weil
2 ausgesprochene Flügel auf der Unterseite des Stiels herablaufen.
Die Anatomie des Blattes bietet nicht viel Besonderes: Die Aussen-
wand der Epidermiszellen ist auf der Innenseite ungleichmässig
verdickt, was den Membranen in der Flächenansicht ein getüp-
feltes Aussehen verleiht. Das Blattbündel ist eine Vereinfachung
des Stammbündels und besitzt als Blattspur in der Stammrinde
noch den gleichen Bau: eine Gruppe von 5 oder 6 Gelassen , von
einem Basttheil umgeben. Weiter nach oben im Blatte reducirt
sich die Gefässgruppe auf ein einziges und endlich findet sich nur
ein Procambialstrang. Eine schlecht, differenzirte Endodermis umgibt
das Bündel. Die Sporophylle können steril sein und dann vereini-
gen sich in ihrem Stiel die Gefässbündel der beiden Blätter zu
einem nur durch grössere Anzahl der Gewebeelemente von einem
gewöhnlichen Blattbünde! unterschiedenen Strang; sind sie lertil.
so geht von dem Sporangium noch ein kleiner Strang ab, um sich
mit den beiden anderen zu vereinigen. Stomata linden sich im
allgemeinen auf der der Blattunterseite anderer Pflanzen entspre-
chenden Seite; sie können aber — und das ist besonders bei den
Sporophyllen der Fall — an beliebigen Stellen der anderen Seite auf-
treten, sobald an dieser Stelle ein anderes Blatt einen Schirm
gegen das Sonnenlicht bildet (V Ref.) Das zweifächerige Sporangium
(Göbel deutet es als 2 einfächerige, Ref.) stellt am Ende des Blatt-
stiels auf dessen Oberseite, dem Stamme zugewendet; es besitzt
einen kurzen Stiel, dessen Gefässbündel sich oben in einen rechten
und linken Arm theilt, die aber beide in die, die beiden Sporangien
trennende Querwand einlaufen. Ref. muss hier gestehen, dass ihm
die Deutung des Sporophylls als Verwachsungsproduct gar nicht
einleuchten will, obwohl Verl" diese Theorie in bequemer Weise
mit ein paar Superlativen begründet: „Interpretation la plus simple,
la plus conforme ou faits et celle qui se presente naturel lernen t
ä I'esprit . . ." ; würde es sich um eine Verwachsung handeln, so
müssten doch die beiden Sporangien quergestellt erwartet werden
und das Gefässbündel des Stieles dürfte nicht völlig mit dem eines
vegetativen Blattes übereinstimmen. Ob endlich die Sporophylle
wirklich als solche aufzufassen oder ob die Göbel'sche Deutung
zutrifft (Bot. Ztg. 1881. p. 692), muss bei dem Mangel entwickelungs-
geschichtlicher Untersuchung seitens des Verf. dahin gestellt
Gefässkryptogamen. 329
bleiben; indess scheint die erstere Deutung bei der anatomischen
Uebereinstimmung derselben mit vegetativen Blättern und nament-
lieh bei dem Vorkommen von sterilen Sporophyllen die wahr-
scheinlichere.
Hinsichtlich der Systematik von Tmesijrteris kam Verf.
zu dem Resultate, dass diese Gattung, nicht wie früher angenommen,
nur eine einzige Species umfasst, sondern fünf scharf charakte-
r i s i r t e Arten:
1. Tmesipteris Vieillardi sp. nov. Grosse, robuste, und
durch düstere Färbung charakterisirte Art; wohlentwickeltes
Rhizom, zahlreiche Schuppen am unteren Theil des Stammes,
zahlreiche, schmale, lineale, abgestumpfte, lederige,
einander genäherte, lang herablaufende Blätter mit ganz vertical
gestellter Fläche. — Anatomische Hauptmerkmale: Stamm
und Rhizomrinde sehr dick, stark c ollen c hymat i seh ; Cen-
tralcylinder (Stele) binaire im Rhizom, im Stamm .(Mitte) aus zahl-
reichen, isolirten, um ein parenehymatisch - collenchymatischea
Mark herumliegenden und von einer continuirlichen Bastschicht
umgebenen Holzbündeln aufgebaut; Aussenwand der Epidermiszellen
ungleichmässig verdickt, so dass in der Oberflächenansicht ein
weitmaschiges Netzwerk sehr deutlich erscheint; Mesophyll
aus verästelten Zellen. Heimath: Neu Caledonien. Scheint auch
auf feuchter Erde zu leben.
2. T. elongatum sp. nov., feine, schlanke, biegsame,
längste Gattung mit wohl entwickeltem Rhizom ; wenig Schuppen
unten am Stamm; abgestumpfte oder lanzettliche, schmale, in
der Mitte breitere, sehr lange, herablaufende in drei oder
vier Zeilen angeordnete Blätter; Sporophylle sehr lang gestielt;
Blattfläche vertical. Anatomische Hauptmerkmale: Wenig
dicke, wenig collenchymatische Rinde; Stele binaire im Rhizom,
im Stengel ein Centralcylinder aus 3 oder 4 im Centrum mehr
oder weniger enge verbundenen Holzbündeln, Stammquerschnitt
anfangs 4eckig, weiter oben 3eckig; Verzierungen der Epidermis-
zellen in Form von Spalten oder Punkten auf den Blattrand oder
die Nervatur beschränkt. Mesophyll aus verästelten, ein loses
Gewebe bildenden Zellen. Heimath: Van Diemens Land, Neu-
Süd- Wales; lebt auf dem Stamm von Baumfarnen. Syn. Psilotum
truncatum Br.
3. T. tannensis Bernhardi. Starke und robuste Art;
Rhizom an den Herbarexemplaren unvollständig; wenig Schuppen
an der Stammbasis; Blätter abgestumpft, sehr breit, dick,
herablaufend, unregelmässig in drei oder vier Reihen gestellt,
Stiele der Sporophylle dick und im Allgemeinen ziemlich kurz. —
Anatomische Hauptmerkmale: Ziemlich dicke, collenchyma-
tische Rinde; Centralcylinder (normalerweise?) im Rhizom aus 3
getrennten Holzgruppen, im Stamm aus wenigen, isolirten,
um ein p arenehym a tische s Mark liegenden Holzbündeln;
Blätter von breitem und dickem Querschnitt; Verzierungen der
Epidermis aus kleineren und zahlreicheren Punktirungen,
als bei T. elongatum: Mesophyll dick, Zellen verästelt, nach dem
330 Gefässkryptogamen.
Austrocknen leicht wieder ihre normale Gestalt annehmend; festes
Gewebe; wohl entwickeltes Blattbündel. Heimath: Tasma-
nien, Victoria, Neu - Seeland etc. Stamm der Baumfarne. Syn.
T. Forsteri Endl. u. wahrsch. Psüotnm oxyphyllum Hook, fil.,
Lycopod. tannense Syn.
4. T. truncatum (truncata) Desvaux. Habitus von T. Vieillardi,
aber ohne die düstere Färbung und die starke Entwicke-
lung ; zahlreiche Schuppen an der Stammbasis; abgestumpfte,
schmale, ziemlich lineale, herablaufende, zahlreiche Blätter: Blatt-
fläche vertical, wenig lederig. — Anatomische Hauptmerk-
male: Rinde im Stamm mitteldick, mit dicker Membran, wenig
collenchymatiseh; Centralcylinder im Rhizom aus (normalerweise?)
zwei oder drei isolirten Holzgruppen, im Stamm 7 oder 8 Holz-
bündel, um ein aus Faserzellen bestehendes Mark in einen
Ring vereinigt; Blätter mit lacunösem Mesophyll, vom Typus des
T. tannensis, aber weniger dicht. Heimath: Neu Holland, Neu-
seeland etc. Auf dem Stamm von Baumfarnen. Syn. Psilotum
truncatum R. Rr., T. tannensis Labill. ; T. Billiardieri Endl.
5. T. lanceolatum sp. nov. Schlanke, aufrechte Art; wenige
Schuppen an der Stammbasis ; Blätter breit, alle lanzettlich, in
stark vorspringendem Flügel herablaufend, ziemlich regelmässig nach
rechts und links angeordnet. Anatomische Hauptmerkmale:
Rindenzellen beim Eintrocknen stark eingesunken und schwierig in den
normalen Stand zurückzuführen; Stele binaire im Rhizom; im Stamm
demjenigen von 7. truncatum ähnlich; Holzbündel um ein aus
Faserzellen bestehendes Mark; Mesophyllzellen lacunös, Gewebe
schlaff, wie bei T. elongdtum. Heimath: Montagnes-Bleues.
Auf Grund dieser Untersuchungen kommt Verf. zu dem
Schlüsse, dass die Anatomie für die Bestimmung dieser
Arten die grösste Hülfe geleistet habe; um diesen Satz
unterschreiben zu können, müsste man aber doch wenigstens etwas
über Menge, Beschaffenheit, Conservirungsart etc. des vom Verf.
benutzten Materials wissen, worüber sich nirgends auch nur die
leiseste Andeutung findet. Verf. theilt die gefundenen anatomischen
Unterschiede in solche der Art und solche des Niveaus; (ob indi-
viduelle und Standorts unterschiede dabei genügend
berücksichtigt wurden, lässt sich aus dem oben angegebenen Grunde
nicht ersehen). Nach dem Bau des Markes unterscheidet man
2 Gruppen:
I. Keine Markfasern.
1) Zahlreiche Holzbündel; Mark sehr weich, collenchy-
matiseh ; Verzierungen der Epidermiszellen des Blattrandes
ein Netz bildend. T. Vieülardi.
2) Minder zahlreiche Holzbündel, Mark weniger breit, Epider-
mis Verzierungen punktförmig. T. tannensis.
3) Drei oder 4, mehr oder weniger eng im Centrum vereinigte
Holzbündel. T. dongatum,
II. Markfasern.
1) Mesophyll lacunös, elastisch; Blattquerschnitt schmal und
gegen die Ränder zu verschmälert. T. truncatum.
Gefässkr. — Physiologie, Biologie, Anat. n. Morphol. (Pilze). 331
2) Mesophyll lacunös, eingesunken ; Blattquerschnitt breit , an
den Rändern angeschwollen. T. lanceolatum..
Im übrigen fasst Verf. die hauptsächlichsten anderen Resultate
noch folgendermassen zusammen:
Abgesehen von der verticalen Orientirung der Blattfläche be-
sitzen die Tmesipteris- Arten die normale Orientirung der anderen
Pflanzen und man darf bei ihnen keine Fasciationen, Cladodien
oder Sympodien von Cladodien zu suchen.
Das Gefässbündel von Tmesipteris besteht, wie dasjenige der
Selaginellen, aus Protoxylem 'Blattspuren), an welches sich Metaxylem
(Stammeigene Stränge) anlegen kann ; aber das Metaxylem, anstatt
sich nur auf der einen Seite anzulagern, entwickelt sich am ganzen
Umfang. Das geschlossene Bündel der Phanerogamen soll dem
Protoxylem der Kryptogamen, das offene dem Proto- und Metaxylem
zu vergleichen sein und mit ihm die physiologische und mechanische
Rolle theilen.
Nach der verschiedenen Anordnung des Gefässbündelsystems
lassen sich die Tmesipteris in plantes monosteliques, ä stele
binaire (2 Bündel) oder composees (mehr als 2 Bündel), mit Mark,
oder ohne Mark eintheilen.
Die Tmesipteris sind ein ausgezeichnetes Object , um die
Organisation phytonnaire (cf. Bot. Centralbl. Bd. XLIV. 1890. p. 190)-
einer Pflanze zu studiren ; die Individualität der Phytons zeigt sich deut-
lich auf der Oberfläche wie im Innern des Stammes.
Mit einem Loblied auf die Gaudichaud-Dangcard 'sehe
Phyt ontheorie schliesst die Abhandlung; Ref. ist leider auch da-
durch nicht bekehrt worden (cf. Bot. Centralblatt. 1. c).
L. Klein (Freiburg i. B.).
Fernbach, A., Sur le dosage de la sucrase. 3. memoire::
Formation de la sucrase chez rAspergillus niger-
(Annales de l'Institut Pasteur. 1890. pag. 1 — 24).
— — : Sur l'invertine ou sucrase de la levure (1. C,
pag. 641—673.)
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, eine Methode zur
quantitativen Bestimmung des Invertins („sucrase" nach der Termino-
logie von Duclaux) auszuarbeiten. Eine solche Methode kann-
natürlich nur eine indirecte und die Bestimmung nur eine relative
sein ; so erscheint denn als Resultat der Untersuchungen, die Verf.
in zwei früher publicirten Aufsätzen mitgetheilt hat, die Aufstellung
einer willkürlichen Einheit der Invertins; es ist dies dasjenige
Invertinquantum, welches im Stande ist, bei einer bestimmten Tem-
peratur (54 — 56°) und bei einer bestimmten optimalen Acidität der~
Flüssigkeit im Laufe einer Stunde 20 egr Saccharose zu invertiren..
In diesen Einheiten werden im Laufe der Arbeit die gefundenen
Invertinmengen ausgedrückt. Da eine Darlegung der nun zu refe-
rirenden Untersuchungen sich nicht ausführen liesse, ohne specieller-
auf die complicirte chemische Methodik derselben einzugehen, so-
muss sich Referent darauf beschränken, nur die letzten, physiologisch
332 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie (Pilze. — Instr.)
wichtigen Resultate wiederzugeben, wegen deren näherer Begründung
und aller Einzelheiten auf das Original verweisend.
Bei Aspergillus niger ergab sich die autfallende und ganz
paradox erscheinende Thatsache, dass am Anfange der Cultur sich
in der Nährflüssigkeit gar kein Invertin nachweisen lässt, während
bereits der gössere Theil des Zuckers invertirt ist, und dass auch
späterhin die Menge des Invertins relativ gering bleibt, so lange
Inversion und Verbrauch von Zucker stattfindet und das Trocken-
gewicht des Pilzes zunimmt; erst wenn bereits sämmtlicher Zucker
.aus der Nährlösung verschwunden und die Trockensubstanz des
Pilzes im Abnehmen begriffen ist, nimmt die Menge des Invertins
bedeutend zu und steigert sich im Laufe einiger Tage bis auf das
Mehrfache des ursprünglichen Quantums. Dies erweckte in dem
Verf. den Gedanken, dass die Inversion des Zuckers nicht, wie
man gewöhnlich annimmt, ausserhalb der Zellen durch von diesen
ausgeschiedenes Enzym bewirkt wird, sondern dass dieser Process
im Innern der Zellen vor sich geht. Und in der That, als er junges,
in lebhafter Ernährung befindliches Mycel mit Wasser und Sand
zerrieb, fand er in dem gewonnenen Saft sehr erhebliche Mengen
Invertin. Im Verlaufe der Cultur nimmt dieses intracellulare Invertin
in noch stärkerem Maasse ab, als das extracellulare zunimmt, es
findet somit ein allmählig immer stärker werdender Uebertritt des
Enzyms aus den Zeilen in die Nährlösung statt, und ausserdem eine
langsame Zerstörung eines Theiles derselben (wahrscheinlich infolge
Oxydation). Die Exosmose des Invertins aus den Zellen tritt, wie
Verf. zeigt, erst dann ein, wenn der Verbrauch der in denselben
angehäuften Reservestoffe, also die Erschöpfung der Zellen, beginnt.
In der zweiten Abhandlung wird zunächst gezeigt, dass zwischen
dem Invertin des Aspergillus und demjenigen der Sprosspilze nicht
unerhebliche Differenzen bestehen und dass auch die von ver-
schiedenen Sprosspilz-Species oder -Rassen producirteu Invertine sich
in freilich minder hohem Grade von einander unterscheiden. So
ist das Optimum der Acidität der Nährlösung, d. i. derjenige Ge-
halt derselben an Essigsäure, bei dem eine gegebene Menge des
Enzyms caeteris paribus die grösste Menge Zucker inventirt, für das
Asperg illus-Invertm l°/o, für das Invertin gewisser Hefesorten 0,05°/o,
für dasjenige anderer 0,02°/0.
Ein ferneres Resultat ist, dass die Ausgiebigkeit der Invertin-
bildung seitens der nämlichen Hefe (auf gleiches Gewicht derselben
bezogen) eine wesentlich verschiedene ist, wenn dieselbe in ver-
schiedenen Nährlösungen cultivirt wird. Und zwar hängt dies nicht
von der Natur des gebotenen Zuckers ab, sondern von der sonstigen
-Zusammensetzung der Nährlösung, hauptsächlich von der Natur der
vorhandenen Stickstoffverbindungen. So wird, mit demselben Zucker,
in Hefedecoct bei weitem mehr Invertin gebildet als in Decoct von
Gerstencotyledonen; wird letzteres mit 2°,'o Pepton versetzt, so
steigert dies die Invertinbildung enorm; hingegen vermindert ein
Zusatz von l°/o Ammoniumphosphat zum Hefedecoct die absolute
Menge des gebildeten Invertins, während das Gewicht der producirten
Hefe dadurch vermehrt wird. — Dies gilt für eine bestimmte Hefe.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 333
31it anderen Hefesorten erwies sich das nämliche Hefedecoct als ein
für die Invertinbildung weit weniger günstiges Nährmedium ; es war
zwar immerhin günstiger, als das Decoct von Gerstenkotyledonen,
aber der Unterschied war lange nicht so bedeutend.
Kothert (Leipzig-).
Ludwig, F., Die Aggregation als Artenbildendes Princip.
(Wissenschaftliche Rundschau der Münch. Neu. Nachrichten. 1891»
N. 330. p. 1 u. 2.)
In der Entwicklungsgeschichte der Lebensformen, welche gegen-
wärtig unseren Erdkörper bewohnen, ist neben der fortgesetzten
Diff erenzirung niederer einfacher Organismen zu höheren com-
plicirteren Formen weitgehender Arbeitsteilung ein zweiter Ent-
wicklungsgang bemerkenswerth, bei welchem die höheren Formen
durch Vereinigung einfacher Organismen zu einem
Organismus höherer Ordnung zu Stande gekommen sind.
Dabei kann es sich handeln um das Zusammentreten gleichartiger
O r g a n i s m e n oder um die A g g r e g a t i o n verschiedenartiger
Organismen, es kann ferner die Ausbildung der aggregirten
Formen bei der jeweiligen Bildung des neuen Individuum (höherer
Ordnung) gegenwärtig in jedem einzelnen Falle noch stattfinden,
oder in einer früheren Entwickelungsperiode stattgefunden haben,.
so dass heutzutage auch aus dem einfachen Fortpflanzungskörper
(Ei, Spore etc.) die zusammengesetzte Form noch entspringt. Um
die A g g r e g a t i o n gleichartiger Organismen handelt oder
handelte es sich z. B. bei den höheren Formen der Basidiomyceten
und Ascomyceten. Die Gattungen von Agaricas, Boletus, Hydnumr
Thelephora etc. sind als Aggregationsarten der einfachen Formen
von Tomentella und Verwandter, die von Peziza etc. als Aggregations-
arten der Exoasceen (Endomyces , Taphrina etc.) zu betrachten.
Auch heutzutage kann der Hutkörper eines Agaricus etc. noch
durch das Zusammentreten der Hyphen entstehen, welche aus-
verschiedenen Sporen der gleichen Art ihren Ursprung ge-
nommen haben. Durch fortgesetzte Aggregation sind sodann die
zusammengesetzten Pyrenomyceten etc. (Poronia, Nummularia,
Melogramma, Cordyceps etc.) aus den einfachen entstanden zu
denken. Die Gasteromyceten- Gattung Broomeia (B. aggregata Berk.r
B. Guadalupensis Levj wird als Aggregationsform zu Geaster,
die Rostgattungen Ravenelia und eine verwandte, von G. v. Lager-
heim neuerdings in Ecuador entdeckte, noch unbeschriebene Gattung
sind durch Verwachsung einfacher Puccinia - artiger Fruchtkörper
entstanden, wie ja auch Melampsora, Thecaspora, Gymnosporangium
etc. Die Myxomyceten Dictyostelium und Polysphondylium entstehen
in jedem einzelnen Falle durch Aggregation zahlreicher Einzel-
individuen (Amöben). Aggregationen, die unter gewissen Ernährungs-
bedingungen zu Stande kommen, sind die „C'oreTmwm-Bildungen""
(Coremium vulgare aus Penicillium crustaceum, Isaria farinosa aus
tipicaria, Stysanus Stemonitis aus Hormodendron etc.).
Aggregationen von verschiedenen Organismen stellen die-
verschiedenen Fälle von Symbiose dar, von Algen und Thieren bei'
334 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
Hydra viridis, grünen Spongillen, Infusorien, Radiolarien atc, von
Algen und Pilzen bei den Flechten, Pilzen und höheren Pflanzen,
bei den Mycorrhizcn, Wurzelknollen der Leguminosen, Erlen, etc. etc.
Es dürfte zu untersuchen sein, in wie weit hier das Zusammentreten
der verschiedenen Organismen zur Ausbildung neuer Arten geführt
hat, d. h. in der Vorzeit zu Stande gekommen ist, ohne dass heute
noch eine gleiche Synthese möglich wäre. Bei den Flechten ist in
vielen Fällen die Synthese aus Pilz und Alge noch gelungen,
wTährend doch bestimmte Arten entstanden sind, die sich auch ohne
erneute Synthese erhalten, indem Portionen von Pilzhyphen und
Algengonidien zur Fortpflanzung der Art abgegliedert werden.
Gleiches ist bei Hydra viridis von Beyerinck u. A. constatirt
worden. Mit der Theilung der Zellkerne geht hier eine Theilung
der Algen, der Zoochlorellen vor sich, die Eier erhalten die letzteren
vom Mutterkörper, so dass diese Aggregation von Alge und Thier
sich erblich erhält. Beyerinck hat hier die Algenzellen aus dem
Thierkörper isolirt und in Gelatine gezüchtet und ihre Identität
mit einer in Gräben und Teichen sehr verbreiteten Alge, die er
Chlorella vulgaris nennt, erwiesen, doch scheint es, als ob heut-
zutage die Vereinigung farbloser Hydren mit der Chlorella nicht
mehr oder nur unter besonderen Umständen möglich wäre. Ebenso
wie die Hydra viridis ist die grüne durch Chlorella verursachte Form
des Trompeterthierchens erblich konstant, während bei der grünen
Form unseres Süsswasserschwammes die Eier noch keine Chlorellen
enthalten, die Symbiose von Chlorella infusionum (Zoochlorella
parasitica) mit der Sjjongiella fluviatilis noch nicht zur Art- Aggre-
gation fortgeschritten ist. Mit allen Uebergängen von der ge-
legentlichen Symbiose bis zur Ausbildung differenter Arten findet
sich die Aggregation der Chlorellen und Zoxanthellen bei den See-
anemonen, Quallen , Radiolarien, Infusorien (hierher gehörig eine
grüne Form des Leuchtthierchens, Noctiluca miliaris von der Küste
•der Insel Symbawa). Eine Aggregation von Bakterien mit Thieren
liefern Pholas dactylus und Pelagia, deren Leuchtvermögen nach
Dubois u. A. der Wirkung von symbiontischen Photobakterien
zuzuschreiben ist. Ludwig (Greiz).
'Chauveaud, Gustave, Recherches embryogeniques sur
l'appareil lactifere des Euphorbiacees, Urticacees,
Apocynees et Ascleuiadees. (Annales des sciences nat.
Botanique. Ser. VII. Tome XIV. 1891. p. 1—162. Avec 8 planches.)
Der erste Abschnitt dieser höchst bemerkenswerthen Abhand-
lung gibt eine kurze historische Uebersicht über die Untersuchungen,
die früher über die Milchsaftgefässe angestellt wurden, über die ver-
schiedenen Theorien, wrelche über den Zweck dieser Organe aufge-
stellt wurden und endlich über die letzten Arbeiten, welche sich
mit der Bildung dieser Apparate befassten, die Arbeiten von
Schmal hausen und Schul ler us.
Darauf folgt eine genaue Beschreibung zweier ebenso einfacher
wie practischer kleiner Apparate, der sog. „Mikroplyne", zur Be-
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 335
handlung der Schnitte mit Reagentien und der „Mikrozete" zum
weiteren Verarbeiten der Schnitte. Der erstgenannte Apparat ist ein
kleiner Glastrichter mit feinem, quer in die Röhre eingeschmolzenen
Platinnetz, auf das Glaspulver, dann die Schnitte, dann nochmals
Glaspulver gebracht wird, was es möglich macht, mit unver-
hältnissmässig geringem Zeitaufwand und ohne Verlust der kleinen,
schwer sichtbaren Schnitte befürchten zu müssen, die Schnitte erst
zu säubern und dann zu färben. Die Mikrozete ist ein Präparir-
tisch, zur Aufnahme von Uhrgläsern mit Präparaten bestimmt, welche
von unten durch einen drehbaren, doppelten, schwarz und weissen
Spiegel beleuchtet werden Diese Apparate konnten hier, wo eine
grosse Anzahl kleinster Kmbryoschnitte zu verarbeiten waren, ihre
Zweckmässigkeit glänzend bewähren.
Im dritten, grössten Capitel wird die Entwickelungsgeschichte
des Milchsaftgefässsystems in der Familie der Euphorbiaceen mit be-
sonderer Berücksichtigung der Gattung Euphorbia geschildert.
Das vergleichende Studium der verschiedenen Arten dieser Familie
lehrte, dass die Entwicklung des Milchsaftgefässsystems nicht,
wie Seh mal hausen glaubte, überall nach dem gleichen Schema vor
sich geht, sondern eine ganze Reihe Verschiedenheiten aufweist.
Diese Verschiedenheiten lassen sich auf einige Typen zurückführen
und sind im Uebrigen enge mit der Zahl der im Embryo vor-
handenen Initialzellen verknüpft. Diese Zahl schwankt innerhalb
recht erheblicher Grenzen; sie ist bei keiner der untersuchten Arten
von den früheren Autoren genau angegeben worden. Im häufigsten Falle
bilden die zahlreichen Initialen anfänglich eine geschlossene Schicht,
die den Centralcylinder als vollständiger Ring umgiebt (Euphorbia
falcata, helioscopia, Portlandlca etc.) Der von den Initialen gebildete
Kreis kann sich auf zwei ausgedehnte Bögen reduciren (E. myrsinites),
auf vier kleinere Bögen (E. segetalis), endlich kann die Zahl der
Initialen, welche diese vier kleineren Bögen bilden, auf zwei zurück-
gehen (E. exigua, Peplis etc.) und selbst auf eine einzige (E. Engel-
manni). Die Schicht der Mutterzellen dieser Initialen liegt immer
im gleichen Querschnitt, der als Knotenebene (plan nodal) be-
zeichnet wird, weil er mit der Insertionsbasis der Kotyledonen zu-
sammenfällt. Ausnahmsweise wurden zwei Initialkreise gefunden
(Croton pungens), ein innerer, welcher mit der Aussenschicht des Cen-
tralcylinders correspondirt, und ein äusserer in der Mitte der Rinde.
Auf diesen beiden concentrischen Kreisen nehmen die Initialen nicht
den ganzen Raum ein, sondern sind von einander jeweils durch meh-
rere Parenchymzellen getrennt. Später verhalten sich die Initialen,
je nachdem sie im Kreise oder in Bögen angeordnet waren, ver-
schieden bei der Weiterentwickelung. Im ersteren Falle verlängern
sie sich radial nach aussen, dringen zwischen die Zellen der Rinde
ein und steigen später mehr oder weniger schief zur Wurzel herab.
Im zweiten Falle bilden sie tangentiale Verlängerungen, die der
Peripherie des Centralcylinders folgen und ebenso viele Bögen
bilden, welche in ihrer Gesammtheit ein ringförmiges Geflecht dar-
stellen. Von diesem Geflecht strahlen dann radiale Schläuche aus,
die wie im vorhergehenden Falle mehr oder weniger schief durch
336 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
die Rinde zur "Wurzel steigen. Zwischen den beiden extremen
Fällen, einem absolut vollständigen Initialenkreis und vier einzelligen
Bögen, gibt es, wie gesagt, Zwischenstufen; daraus folgt eine grosse
Verschiedenheit der Querschnittsbilder durch die Knotenebene der
verschiedenen Embryonen. Bemerkenswerth ist ferner die Regel-
mässigkeit, mit welcher die verschiedenen Verlängerungen der
Initialzellen in der embryonalen Achse auftreten. Da die Initialen
verschiedene Kategorien von Verlängerungen treiben, so werden
dieselben, je nach dem Ort ihres Auftretens, der bequemeren Be-
schreibung halber als kotyledonare, centrale, rindenständige und
markständige bezeichnet. Die centralen wie die rindenständigen
Schläuche weisen sehr oft in ihrer Zahl und vor allem in ihrer
Lagerung eine frappante Regelmässigkeit auf. Die Vertheilung der
Milchsaftschläuche gibt uns in den meisten Fällen Mittel an die
Hand, speciell genug, um die Embryonen zweier verwandter Species
mit grosser Sicherheit zu unterscheiden. — Anastomosen werden
niemals beobachtet, weder zwischen Milchsaftschläuchen allein, noch
zwischen solchen und benachbarten Zellen, eine Bestätigung der
von Schul ler us geäusserten Ansicht, trotz seiner sehr ungenauen
Beschreibung der Milchsaftge fasse in den Kotyledonen von E. Laihyris.
Ein einheitliches System von Milchrühren, demjenigen der
Euphorbiaceen ähnlich, wurde im Embryo gewisser Pflanzen ge-
funden, die man bisher stets als ausschliesslich mit gegliederten
Milchsaftgefässen versehen betrachtet hatte (Aleurites triloba,
Jatropha Curcas etc.)
Die Untersuchung der Asclejjiadeen und Apocyneen lieferte
einen neuen Typus für die embryonale Entwickelung des Milch-
röhrensystems. Bei einigen dieser Pflanzen besitzt der Embryo im
Stämmchen in der That keinerlei rindenständige Schläuche (Apo-
cynum venetum). Bei allen treten die Initialen in der Knotenebene
auf und liegen im Kreise an der Peripherie des Centralcylinders,
durch eine oder mehrere Parenchymzellen von einander getrennt.
Eine Eigenthümlichkeit erscheint in der Familie der Asclepiadeen
allgemein zu sein, die Krümmung der centralen Schläuche in der
,,Collet" Region (Vereinigungsstelle von Stamm und Wurzel);
hier verlassen die Milchsaftschläuche den Centralcylinder, um in
die Rinde einzudringen und fernerhin in derselben weiter zu
wachsen. Bei einzelnen Apocyneen, die im erwachsenen Zustande
Milchsaftgefässe führen (Vinca major, minor, Amsonla latifolia,
Tabernaemontana Wallichiana) wurden solche im Embryo ver-
geblich gesucht.
Bei den Urticaceen liegen die Initialen in Gruppen von je
fünf den beiden Kotyledonarausbogungen gegenüber, während bei
allen anderen Pflanzen, die keinen geschlossenen Initialring be-
sitzen, diese beiden Regionen niemals solchen aufweisen. Der
ununterbrochene embryonale Milchgefässapparat ist bei den ver-
schiedenen Familien, bei denen er auftritt, aus den verschiedenen
Theilen zusammengesetzt, die bei den Euphorbiaceen geschildert
wurden; dort scheint er die höchste Stufe seiner Entwickelung zu
erreichen.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 337
Beim Verfolge der Entwicklungsgeschichte des Milchgefäss-
systems vom embryonalen Stadium an zeigt es sich zunächst, dass
er in der postembryonalen Entwickelung im wesentlichen die gleiche
Anordnung beibehält, wie im Embryo. Sind die rindenständigen
Schläuche im Keimstämmchen subepidermal, so bleiben sie es auch
in den verschiedenen' Theilen des Stammes und seiner Aeste und
ebenso sind sie in den Blättern der erwachsenen Pflanze in der-
gleichen Weise wie in den Kotyledonen angeordnet. Im Gegensatze
dazu ist diese Anordnung in der Haupt- und den Seitenwurzeln
verschieden ; so wurden in den Seitenwurzeln (von E. Lathyris,
Peplis etc.) niemals rindenständige Schläuche angetroffen, während
die Hauptwurzel eine grosse Zahl solcher besitzt. Die centralen
Milchsaftgefässe der Seitenwurzeln sind an Zahl den Bastbündeln
gleich und deren Aussenseite in der Mitte angelagert. Bei den
Pflanzen, welche secundäre Bildungen hervorbringen, stammen die
Milchröhren, welche diese Bildungen durchziehen, von den nächst-
liegenden Aesten der Mutterzellschichten 5 diese Aeste gehörendem
primären Milchsaftgefässapparat an, derart, dass das Auftreten neuer
Milchzellen ausserhalb der ersten embryonalen Stadien niemals zur
Beobachtung kam.
Ein besonderes Capitel ist der kritischen Prüfung der Rolle
gewidmet, welche dem Milchröhrensystem in der Classification zu-
getheilt wurde. Musste hier auch die auf diesem Punkte basirende bis-
herige Classification durch den Autor selbst geändert werden, so hat das
lediglich in der früher nicht genügend genauen Kenntniss des Milchge-
fässapparates seinen Grund. Die Merkmale, welche die Embryogenie
hier liefert, bestätigen nicht nur die auf morphologische Merkmale
begründeten Unterabtheilungen, sondern sie sind sogar geeignet,
mehr Klarheit über die Verwandtschaftsgrade einiger Gattungen zu
verbreiten. Cannabineen, Moreen und Arthocarpeen lassen sich nicht
zu einer einzigen Gruppe zusammenfassen, deren gemeinsames
Merkmal ähnliche Milchröhren sind, denn Cannabis sativa zeigt auch
keine Spur von einem embryonalen Milchgefässsystem.
Endlich werden die verschiedenen Theorien über die wahre
morphologische Natur der Milchröhren discutirt. Aus theoretischen
Gründen setzt der Verf. der von Pax und Scott vertretenen de
Bary'schen Hypothese eine entgegengesetzte entgegen, nach welcher
die continuirliche Milchröhre den Urzustand repräsentiren soll;
diese theoretischen Erwägungen werden durch positive Thatsachen
in sofern gestützt, als gewisse Pflanzen {Aleurites triloba etc.) an-
fänglich im Embryo ein ungegliedertes Milchgefässsystem besitzen
und erst später in der postembryonalen Entwickelungsperiode ein
gegliedertes Milchgefässsystem erhalten. Diese Thatsachen zeigen
ausserdem an, dass die beiden typischen Formen der Milchgefässe,
die gegliederten und ungegliederten, sich keineswegs, wie man bisher
annahm, bei einer und derselben Pflanze ausschliessen, obwohl sie
in der Regel stets durch eine Reihe von Merkmaien getrennt,
deutlich von einander verschieden sind.
Botan. Centralbl. Bd. XL VIII. 1891. 22
338 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Auf Grund der vorliegenden Untersuchungen fasst Verl. unser
derzeitiges Wissen von den Milchröhren in folgende Sätze knapp
zusammen, wobei seine eigenen Resultate gesperrt gedruckt sind :
Der ununterbrochene primitive Milchgefässapparat ist durch
Specialzellen (Initialen) gebildet, welche die ersten differenzirten
Elemente im Embryo darstellen.
Diese Initialzellen, selten in der Zahl vier, bis-
weilen zu acht, oft viel zahlreicher, repräsentiren eine für
jede Art constante Zahl.
Sie erscheinen immer in d e r g 1 e i c h e n Q u e r s c h n i 1 1 s-
ebene (Knotenebene) und bilden sich in der Mehrzahl
der Fälle ausschliesslich auf Kosten der pericyk-
lischen Schicht.
Diese Initialen verlängern sich zu Schläuchen und verästeln sich
stark, indem sie so im Embryo ein geschlossenes System bilden.
das oft einen hohen ürad von Regelmässigkeit auf-
weis t.
Dieses System wächst später heran, um zunächst das Milch-
saftgefasasystem des Keimpflänzchens, später der erwachsenen Pflanze
zu bilden. In den Fällen, in welchen die Pflanze seeun-
d ä r e Bildungen erzeugt, sind diese Bildungen von
Mil chgefässe n durchzogen, welche von den benach-
barten Aesten der generativen Schichten abstammen
und dem primären M i 1 c h r ö h r e n s y s t e m angehören;
man beobachtet niemals das Auftreten neuer Initialen
nach den ersten Stadien der embryonalen Entwicke-
lun g.
Diese Schläuche zeigen weder Anastomosen noch Querwände.
Ihre Aeste können sich bei gewissen Arten ebenso gut im
Mark wie in der Rinde verbreiten.
Ihre Bedingungen sind nicht auf ein spezielles Gewebe be-
schränkt; man findet sie in den Laubblättern, wie in den Kotyle-
donen, bald mitten im Parenchym, bald unter den Palissadenzellen
und sogar ziemlich häufig im Contact mit der Epidermis.
Bei gewissen Pflanzen können ungegliederte Milchröhren dem
Auftreten der gegliederten vorausgehen.
Gefunden werden sie nur bei folgenden Familien : Euplwrbiaceen,
Urticaceen, Apocyneen und Asclepiadeen, w o s i e zur C h a r a k t e r i-
sirung gewisser Tribus dienen können.
L. Klein (Freiburg i. B.).
Tschirch, A., Physiologische Studien über die Samen,
insbesondere die Saugorgane derselben. (Annales du
Jardin Botanique de Buitenzorg. Vol. IX. p. 143 — 183. 6 Tafeln).
Die ersten 10 Seiten dieser höchst interessanten Abhandlung
geben in gedrängter Kürze eine sehr klare Uebersicht über eine
Reihe von Arbeiten, die im Laufe der letzten Jahre theils vom
Verf.. theils von einer Anzahl seiner Schüler angestellt wurden,
Arbeiten, die unter einander in mehr oder weniger innigen Zusammen-
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 339
hang stehen und die sämmtlich das Ziel verfolgen, über die physiolo-
gischen Vorgänge, besonders bei der Keimung der Samen, weiteren
Aufschluss zu gewähren. Ueberall wurde versucht, die betreffenden
Fragen an der Hand des Experimentes ihrer Lösung näher zu führen.
Diese Untersuchungen betreffen das System von Festigungsein-
richtungen der sog. Markschicht der Samenschalen, die Schleimepi-
dermis, die nicht in erster Linie als Wasserspeicher, sondern als
Anheftungsorgan dient, dann die dichte Schicht der Samenschale,
die sog. Nährschicht, die im reifen Samen fast stets aus todten,
zusammengefallenen Zellen besteht, welche den reifenden Samen
mit Wasser und Nährstoffen versorgten. Als vierte, die Physiolo-
gie der Samenschale behandelnde Untersuchung kommen hier
Studien über die pfropfartigen Verschlüsse bei monokotylen Samen
hinzu. Kurz berührt werden ferner die Untersuchungen über
Bau und Function der Aleuronkörner, die Bedeutung der Zellkerne in
den Endospermzellen als Träger der Lebensthätigkeit der Samen,
besonders bei der Entleerung der Reservestoffbehälterzelle, die
Lösung der Kalkoxalatkrystalle bei der Keimung (die Verf., wie
Kraus, als Reservestofte betrachtet), das chemisch-physiologische
Studium der Speichergewebe, des Endosperms und Perisperms über-
haupt; die inneren Quellschichten : die sog. Schleimendosperme als
Reservestoffe, die Frage nach den Leitungsbahnen der gelösten
Reservestoffe und das Auftreten und Verschwinden des Chloro-
phylls in den Keimlingen.
Den Hauptgegenstand vorliegender Schrift bildet das experi-
mentelle Studium der Physiologie und Biologie der Keimung einer
Anzahl tropischer Monokotylensamen, ausgeführt im Laboratorium
des Botanischen Gartens zu Buitenzorg auf Java. Die gleichfalls
dort untersuchten Dikotylensamen sind in vorliegender Arbeit nicht
berücksichtigt, ebenso die merkwürdige Thatsache nur kurz gestreift,
dass Gerbstoffe einen sehr häufigen Bestandtheil des Samenkernes
tropischer Samen bilden und in dem feucht-warmen Klima der
Tropen sehr wesentlich zur Erhaltung der Samen bis zu erfolgter
Keimung und zur Sicherung dieser in den ersten Stadien beitragen;
darüber soll eine spätere Publication berichten.
Die hauptsächlichsten Resultate der Untersuchungen über die
Saugorgane der monokotylen Samen fasst Verf. in folgende Sätze
zusammen :
1. Alle Monocotylensamen mit Speicher- (Nähr-) Gewebe —
Endosperm, Pensperm — besitzen ein Saugorgan, welches bei der
Keimung im Samen stecken bleibt und das Nährgewebe aussaugt.
2. Das Saugorgan ist im ruhenden Samen bald scutellumartig
{Gramineentypus: Gramineen, Centrolepis) , bald keulenförmig,
blattartig oder fädig (Zingiberaceeutypus: Zingiberaceen, Marantaceen,
Cannaceen, Liliaceen, Irideen, Amaryllideen, Restiaceen, Aroideen,
Juncaceen, Bromeliaceen u. a.), bald der Form nach unbestimmt
und kurz. Im letzteren Falle vergrössert es sich stark beim
Keimen des Samens und dringt tief in das Endosperm ein (Palmen-
typus : Palmen, Cyperaceen, Commelinaceen, Musa). Die Epidermis
des Saugorgans ist bald papillös, bald nicht.
22*
340 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
3. Dem Saugorgan der Monokotylen entspricht ein solches bei
den Gnetaceen und Cycadeen, ebenso|ist der „Fuss" des Embryos
bei den Gefässkryptogamen und der . „Fuss" der Mooskapsel als
Saugorgan zu betrachten.
4. Vergleichende Untersuchungen aller Monokotylen - Familien
lehren , dass das bei den endospermfreien Familien (Abtheilung
Helobiae und Najadeen) und Gattungen auftretende, die Plumula
bescheidende, meist keulige Organ sicher der Kotyledon ist und
dass andererseits bei dem Zingiberaceen- und Palmentypus der Samen
mit Nährgewebe ein Zweifel darüber nicht bestehen kann, dass das
Saug organ und die Keimb latt scheide (Koleoptile, Kotyle-
donarscheide, Pileole) eine Einheit, nämlich den Kotyledon
bilden, letzterer also aus einem scheidigen, die Plumula anfänglich
umhüllenden (Koleoptile), aus einem im Samen steckenbleibenden
'Saugorgan) und einem diese beiden verbindenden fädigen Theile
(dem verlängerten „Halse" des Saugorgans) besteht.
5. Auch bei dem Gr amineenty pus und den Samen mit sog.
„angeschwollenem Hypokotyl" ist die Koleoptile der Kotyledon 5 die
morphologische Bedeutung des Scutellums und des sog. „ange-
schwollenen Hypokotyls" ist noch fraglich. Das Kotyledon allein
stellen sie keinesfalls dar. Nach dem Vergleiche mit den Grami-
neen ist das letztere bei Ruyopia, Pothos etc., das Keimknüllchen
A. Meyers bei den Orchideen, das Protocorm der Lycopodiaceen,
überall als „funct ion sloses Saugorgan" zu betrachten, das als
vorübergehender Speicher von Reservestoffen und Wasser, als
„t r a n s i t o r i s c h e r Reservesto ff behalte r" fungirt. Dabei
erscheint es von untergeordneter Bedeutung, ob diese Organe schon
im Samen entwickelt sind, oder sich erst bei der Keimung mächtiger
entwickeln.
6. Bei einigen Monokotylen - Familien ist der Same mit sog.
Deckeln oder Pfropfen ausgerüstet, die zur Erleichterung der
Keimung und Sicherung der vollständigen Ausnutzung des Nährge-
webes dienen.
L. Klein (Freiburg i. B.).
Brandza, Marcel, Developpement des teguments de 1 a
graine. (Revue generale de Botanique. 1891. No. 28 — 29. Avec
10 planches.)
Wenn man den Geschichtsschreiber auf irgend einem Gebiete
der Wissenschaft spielen will, dann ist eine einigermaassen um-
fassende Uebersicht über das zu behandelnde Material erste Be-
dingung. Nach Art der französischen Dissertationen beginnt auch
diese Schrift mit einer historischen Einleitung, einer kurzen Charak-
terisirung der früheren Arbeiten über Bau und Entwickelung der
Samenschale, bei der sich der Verf. der im Uebrigen durchaus
tüchtigen Arbeit die Aufgabe herzlich leicht gemacht und gezeigt
hat, dass er von der ziemlich umfangreichen, allerdings auch sehr
zerstreuten Litteratur, die über diesen Gegenstand existirt, keine
Ahnung hat. Besonders schlecht ist die deutsche Litteratur weg-
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 341
gekommen und, um wenigstens ein paar Namen zu nennen, nicht
einmal Bach mann, „Samenschale der Scrophularineenu . Harz,
„Landwirtschaftliche Samenkunde1', und die Arbeiten von Tsc h irch
und seinen Schülern sind genannt. Dagegen hat Verf. trotzdem
Recht mit 'seiner Behauptung, dass in den früheren Arbeiten die
Entwicklungsgeschichte zumeist recht stiefmütterlich behandelt worden
und dass eine, eine grosse Anzahl Familien und Gattungen umfas-
sende Arbeit über das Thema bislang fehlt.
Folgendes sind die hauptsächlichsten Resultate dei
Studie :
I. Samen mit zwei Tegumenten. Dabei lassen sich
mehrere Fälle unterscheiden:
1) Bei vielen Dialypetalen mit offenem Fruchtknoten (Eesedaceen,
Capparideen, Violarieen, Cistineen, Malvaceen, Tiliaceen, Sterculia-
■ceen, Passifi loreen, Hypericineen) sind die beidenlntegemente der Samen-
knospe auch in der Samenschale noch vorhanden. Verf. hat stets
gefunden, dass die Samenschalen in diesen Familien einen gänzlich
verschiedenen Bau von demjenigen, den man bisher allgemein an-
nahm, besassen. Es findet weder eine Resorption des inneren
Integuments der Samenknospe, noch eines Theiles der äusseren
statt und das letztere Integument bildet keineswegs die Samenschale
allein. Das äursere Integument ist vielmehr im reifen Samen auf
2 oder 3 Zellschichten reducirt und das innere Integument bildet
den Haupttheil der Samenschale; die äusserste Schicht des inneren
Integuments bildet die verholzte oder Schutzschicht, die Testa des
Samens. Das Gefässbündel liegt immer im äusseren Integument,
ausserhalb der verholzten Partieen.
2) In anderen verschiedenen Gruppen der den Angiospermen
angehörenden Familien (Berberideen, Papaveraceen, Fumariaceen,
Portulacaceen, Cruciferen, gewisse Aroideen, Irideen, gewisse Lilia-
ceen, Juncaceen) bleibt das innere Integument erhalten, ohne eine
Schutzschicht zu bilden, alsdann aber sondert es sich in mehrere
distinete Schichten, die innerhalb des Gefässbündels liegen.
3) Wenn in der erwachsenen Samenschale zwei verholzte über-
einanderliegende Schichten vorhanden sind (Geranieen, Oenothereen,
Lythrarieen, Ampelideen, Aristolochieen), dann stammt allein die
äussere Schicht von dem äusseren Integument ab, die innere dagegen
von der äussersten Schicht des inneren Integumentes. Bei den
Oenothereen, Lythrarieen und Aristolochieen betheiligt sich sogar
der Knospenkern, wenigstens mit seinen äussersten Schichten an der
Bildung der innersten Schichten der Samenschale.
4) Bei den Magnolieen geht aus dem ganzen inneren, aus drei
übereinander liegenden Schichten bestehenden Integumente die
Schutzschicht hervor, unter welcher im Samen die Epidermis des
Knospenkernes liegt.
5) Bei einigen Familien endlich (Ranunculaceen, Papilio)iaceen, ge-
wisse Liliaceen, Amaryllideen) finden sich der Knospenkern und
-das innere Integument im erwachsenen Samen nicht mehr.
342 Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol. (Oekonom. u. Handelsbotanik.)
IL Samen mit einem e i n z i g e n T e g u m e n t.
1) Bei der Mehrzahl der Gamopetalen und Apetalen ist die
Samenschale nur durch das einzige Integument der Samenknospe
gebildet, ohne dass sich der Nucellus dabei betheiligt.
2) Bei einigen Familien (Balsam ineen, Polemoniaceen, Planta-
gineen) stammt die Samenschale allein von den äussersten Schichten
und der Innenepidermis des einzigen Integuments; die mittleren
Parenchymschichten verschwinden.
3) Bei den Lineen stammen die Samenschalen zugleich von
dem einzigen Integument und der äussersten und innersten Schicht
des Knospenkerns, die mittleren Schichten des letzteren werden
resorbirt. In diesem Falle bildet die Epidermis des Knospenkerns
die verholzte Schicht.
Im Allgemeinen gestatten die Untersuchungen über die Structur
des erwachsenen Kernes und über die Entwicklung von der Samen-
knospe bis zur Reife folgende allgemeine Schlussfolgerungen :
1) Bei den Pflanzen, deren Samenknospe zwei Integumente be-
sitzt, ist die Zusammensetzung und Bildung der Samenschale eine
andere, als man sie bisher beschrieben hat. In der Mehrzahl der
Fälle ist das innere Integument nicht verbraucht ; es bleibt erhalten
und kann oft den verholzten Theil der Samenschale bilden. Mit-
unter betheiligt sich der Nucellus selbst an der Bildung der Samen-
schalen. Nur in einigen Familien wird die Samenschale durch den
äusseren Theil des äusseren Integuments gebildet.
2) Bei den Pflanzen, deren Samenknospe nur ein einziges Inte-
gument besitzt, stammen die Samenschalen entweder von diesem
einzigen Integument, oder zugleich von diesem Integument und dem
Nucellus. Mitunter kann sogar die verholzte Partie der Schale
ihren Ursprung von der Epidermis des Nucellus ableiten.
L. Klein (Freiburg i. B ).
Hanausek, T. F., Die Entwicklungsgeschichte der Frucht
und des Samens vonCoffea arabicaL. Abtheilung IL
Die Entwicklungsgeschichte des Perikarps (Frucht-
schal e). (Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene.
1891. Nr. 9. p. 185—192 und Nr. 10. p. 218—219. Mit 11
Figuren.*)
Das Gynaeceum der Kaffeeblüte ist typisch zweifächrig; nicht
selten schlägt ein Ovulum fehl und es entwickelt sich nur ein
Same, Perlkaffee, Erbsenbohne oder männliche Bohne
genannt. Verf. berichtet über die Anschauungen und Erfahrungen
der Pflanzer, von denen einige meinen, die Erbsenbohnen seien
unvollkommen entwickelte Bohnen, indem sie vorzugsweise an alten,
der Erschöpfung sich nähernden Bäumen vorkommen. Dass der
Perlkaffee besonders geschätzt ist, will Verfasser nicht mit Sem ler
als Modethorheit ansehen, sondern, wenn nicht physiologische
Gründe mitspielen (welche angedeutet werden), als eine Folge der
höchst sorgfältigen Auslese.
*) Vergl. das Rtf. der 1. Abhandl. im Bot. Centralb. Bd. XLVI1I. Nr. 3. \>. 87—89,.
Physiologie, Biologie, Ansit. u. Morphol. (Meriicin. u. Ökonom. Botanik.) 343
Schon im Fruchtknotengewebe lassen sich die Gewebeformen
der künftigen Frucht gut erkennen ; die Aenderung der Zelldimen-
sionen, die zunehmende Mächtigkeit der Zellmembranen, die Aus-
gestaltung der Zellformen in Folge des Wachsthums, der Verschie-
bungen und des gegenseitigen Druckes bedingen auffällige Verän-
derungen, die wohl am durchgreifendsten an den inneren Frucht-
knotenschichten vor sich gehen. Im Wesentlichen besteht der
Fruchtknoten aus einer Epidermis und aus einem Parenchym
verhältnissmässig dickwandiger Zellen mit Intercellularräumen, das
nach innen zu in ein 4 — 6reihiges, aus langgestreckten, schmalen
Zellen gebildetes Gewebe übergeht. In den ersten 2 Monaten geht
hauptsächlich Zellvermehrung und Zellvergrösserung vor sich.
Vereinzelt treten Zellen auf, deren Wände tiefbraun gefärbt sind,
ihren deutlichen Contour verlieren und auch in kochendem Aetzkali
und in Schwefelsäure erhalten bleiben; sie befinden sich in einem
Zustande der Metamorphose, über den nichts Näheres in Erfahrung
zu bringen war; sie machten den Eindruck von Zellen, die in
lysigener Umwandlung begriffen seien. Im 3. und. 4. Monate
schreitet die Gewebe- Differenzirung weiter vor. Während vorher
die Gewebe von Kalilauge bräunlichroth gefärbt wurden, so tritt
jetzt bei Anwendung dieses Körpers eine canariengelbe Färbung
auf. Die Gefässbündelelemente erhalten starke Lignineinlagerungen,
die Krystallsandzellen sind zumeist nur zur Hälfte mit dem Oxalat
erfüllt; die innersten Perikarpschichten weisen folgende Verände-
rungen auf: Einige (der Aussenseite zugewendete) Reihen haben
durch zahlreiche Quertheilungen gewissermaassen radial gestellte
Zellen gebildet, die innersten dagegen sind langgestreckt geblieben;
so sieht das Gewebe im Querschnitt aus. Am radialen Längs-
schnitt zeigen sich die ersterwähnten ebenfalls längsgestreckt, die
innersten dagegen erscheinen im Querschnitt; es sind also gewisser-
maassen 2 Schichten prosenchymatiseher Elemente vorhanden, von
welchen die erste radial laufende, die innere tangential laufende
Zellen besitzt; diese typische Entwicklung ist allerdings nicht
immer so regelmässig zu beobachten; Verholzung hat noch nicht
stattgefunden. Erst im 5. Monate der Entwickehmg beginnen sich
diese Zellen zu verdicken, die ersten Verdickungsanlagen erscheinen
an den (kurzen) Querwänden und es erfolgt auch die erste Lignin-
Einlagerung.
Im 8. Monate lassen sich folgende Zustände tixiren: Die Epi-
dermis ist fast vollkommen entwickelt. Die Spaltöffnungszellen
überwölben eine kleine Athemhöhle, die Wände der Parenchym-
zellen erscheinen stellenweise collenchymatisch 'verdickt und sind porös,
die Intercellularen erreichen oft beträchtliche Dimensionen, in den
obersten Perikarpschichten unter dem Discus bilden die Intercellu-
laren rundliche, oft perlschnurartig aneinandergereihte Räume, die
den Contour der Zellen in barocker Weise herausmodelliren.
Die äusseren Parenchymreihen enthalten reichlich Chlorophyll;
Stärke fehlt und tritt niemals im Perikarp auf.
Die innersten Gewebepartien haben sich nun in ein definitives
Endocarp umgewandelt, das aus verdickten und verholzten
344 Physiol., Biol., Anat. u. Morphol. (Oekcm. u. Handelsbotanik.)
Fasern zusammengesetzt ist. Als Abgrenzung zur Perikarphölile
fungirt eine innere Epidermis, deren Zellen wohl auch prosenchy-
matiscli gestreckt sind, aber nur Cellulosewände besitzen. In
manchen Zellen des Perikarps sind schwarzbraune, opake, wie be-
stachelt aussehende Körper enthalten, die vielleicht ein parasitisches
Gebilde (Pilzform) darstellen.
Die Gel'ässbündel bilden eine ungefähr in der Mitte des Peri-
karpquerschnittes gelegene Zone; sie enthalten wenige Spiroiden
(mit mächtigem Spiralband), reichgetüpfelte Tracheiden, Bastfasern
und besitzen eine von Collenchym gebildete Umhüllung. Reine
conc. HCl färbt alle verholzten Elemente tiefviolett, beweist sonach
das Vorhandensein von Phloroglucin.
im 10. Monate tritt die Fruchtreife ein. Die Kaffeefrucht
erscheint als eine Steinbeere (Drupa apocarpa) und zeigt die
o typischen Schichten: Exocarp, durch die Aussenepidermis
gebildet, Mesocarp, das Parenchym, und Endocarp, das Prosen-
chym. — Das Exocarp besitzt Spaltöffnungen, deren Zellen von
2 Neben zellen umsäumt sind. Das Mesocarp zeigt zwei in
ihrem Baue verschiedene Schichten. Die peripherische Abtheilung
besteht aus ziemlich dickwandigen (oft collenchymatisch verdickten;
rundlichen Zellen und trägt an ihrer Innenseite die Gefässbündel-
zone. Die innere Partie des Mesocarps setzt sich dagegen aus
sehr dünnwandigen, reichlich mit Zucker und Kalkoxalatsand ge-
füllten Zellen zusammen, deren Wände so zart sind, dass beim
Aufbrechen einer Frucht die peripherische Abtheiiung des Mesocarps
mit den Gefässbündeln sich von der inneren Zone abtrennt, während
diese letztere als eine klebrig-saftige Pulpa an dem Endocarp
haften bleibt. Das Endocarp besteht aus nun vollständig verdickten,
stark porösen und verholzten Sklerenchymfasern, die eine compacte
glatte Schale, das sog. Pergament, bilden und durch die lignin-
freie Innenepidermis abgeschlossen werden.
Am Schlüsse des Aufsatzes wird jener Angaben gedacht,
welche dem Pericarp einen Kaffe'ingehalt zugeschrieben haben.
Mit Hilfe der M o li sch'schen Reactionen konnte der Verf. nach-
weisen, dass in keinem E nt wi ckelungsstadium des Peri-
carps das Raffe in ein Bes tan dt heil desselben sei. Endlich
macht er noch Mittheilung über das Vorkommen von Ph 1 o r o g lucin,
wobei die schönen Untersuchungen von T h. Waage (über das
Vorkommen und die Rolle des Phloroglucins in der Pflanze. — Ber.
d. deutsch, bot. Gesellseh. 1890. p. 250 ff.) entsprechende Berück-
sichtigung gefunden haben. In den noch im Wachsthum begriffe-
nen Pericarpzellen der Kaffeefrucht lässt sich das Phloroglucin mit
Vanillin-Salzsäure durch Rothfärbung leicht nachweisen, aber eine
feinkörnige Fällung ist nicht wahrzunehmen, was auch Waage für
meristematische Gewebe gefunden hat. Interessant ist, dass Waage
auch in der Epidermis, im Rindenparenchym und im Blattmesophyll
von Coffea Phloroglucin aufgefunden hat. Es scheinen somit die
meisten Organe des Kaffeebaumes diesen als aromatischen
Zucker bezeichneten Körper zu enthalten. Bekanntlich nimmt
der o-enannte Autor an. dass die Genesis des Phloroglucins sich
Systematik und Pflanzengeographie. ;54f>
von der Stärke herleiten lasse, indem man sich vorstellen könne,
dass an den Punkten einer Pflanze, wo die Lebenskraft und der
Stoffwechsel am stärksten zum Ausdrucke kommt (Blätter, Blüten,
Neubildungen), die Energie der Reaction weiter geht, aus dem
Zuckermolekül nicht ein, sondern drei Moleküle Wasser abgespalten
werden und aus dem primären Körper, der Stärke, durch den
ZwischenstofT Zucker das Phloroglucin entstünde. Da im Coßea-
Pericarp zu keiner Zeit Stärke enthalten ist. so ist in diesem Falle
die Hypothese dahin zu modiriciren, dass die Bildung des Phloro-
glucins direct aus dem Traubenzucker erfolgt, d. h. dass der Trau-
benzucker a priori das Bildungsmaterial abgibt.
Dagegen konnte der von Waage aufgestellte Satz, dass mit
dem Phloroglucin auch immer Gerbstoffe vorhanden sein müssen,
deshalb nicht bestätigt werden, weil Verf. mit conservirtem und
nicht mit frischem (oder einfach getrocknetem) Materiale arbeitete, an
dem die Gerbstoffreaction negativ ausfiel.*!
T. F. Hanausek (Wien).
Müller, Baron, Ferdinand von, Iconography o t australian
s als blaceotts plant s. Decade I. — VI. 4°. 60 Tfln. mit je
1 Blatt Erklärungen. Melbourne löSlJ— *J0.
Die Publication schliesst sich an die Arbeiten desselben Verf.
über Eucalyptus, Acacia etc. an und zeichnet sich, wie die meisten
Schriften Müller' s, durch vorzügliche Ausführung der Tatein aus.
Abgebildet sind:
Atriplex fissivalve F. v. M., A. crystallinum J. Hook., A. leptocarpuin F.
v. M., A. liinbatum Benth., A. velutinelhim F. v. M., A. löbativalve F. v. M., A.
Muelleri Benth., A. semibaccatam R.Brown, A. humile F. v. M., A. pi ostiutum
R. Brown, A. angulatum Benth., A. Quinii F. v. M., A. stipitatum Benth., A.
paludosum R. Brown, A. einer eum Poiret, A. nummularium Lindley, A. hymenc-
thecum Moijuin, A. vesicarium Heward, A. halimoides Lindl., A. spongionam F.
v. M., — Rhagodia Billardleri R. Brown, Eh. spinescens R. Brown, Rh. linifolia
R. Brown, Rh. nutans R. Brown, Rh. hastata R. Brown, — Chenopodium trianguläre
R. Brown, Ch. microphyllum F. v. M., Ch. nitrariaceum F. v. M., Ch auricomum
Lindley, Ch. atriplicinum F. v. M., Ch. cristatum F. v. M., Ch. carinatum R. Br.,
Ch. rhadinostaehyus F. v. M. — Dysphania simulans F. v. M. et Täte, D. planta-
ginella F. v. M , D. litoralis R. Br. — , Babbagia diptarocarpa F. v. M., B. scle-
roptera F. v. M., B. ucroptera F. v. M. et Täte, B. pentaptera F. v. M. et Täte,
Koclria äichoptera F. v. M., K. opposilifolia F. v. M., K. Lrevifolia R. Brown,
K. fim ' ■ iolata F. v. M., K. lobiflora F. v. M., K. lanosa Lindb., K. prestheco-
cha'-ta V. v. M., K. melanocoma F. v. M., Ä'. pyramidata Benth., K. triptera
Benth., K. spo/tgiocarpa F. v. Rt., K. microphylla F. v. M., K. villosu Lindley,
K. sedifolia F. v. M., K. aphylla R. Br., K. humillima F. v. M., K. eriantha
V. v. AI., K. ciliata F. v. M., Ä". braehyptera F. v. M., — Didymanthus Roei
Endlicher.
E. Roth (Halle a. S.).
Kränz] hl, Beiträge zu einer Monographie der Gattung
Habenaria Willd. [Inaug.-Diss.J Berlin 1891.
Nach kurzen einleitenden Bemerkungen über die Abgrenzung
■der Gattung Habenaria, wie sie von Willdenow, Swartz,
*) Die dritte Abhandlung über die Entwickelung des Samens ist Loch
rieht veröffentlicht worden.
346 Systematik u. Geogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol.)
L. C. Richard und Lindley vorgenommen wurde, behandelt
Verf. die vegetativen Merkmale der Habenaria- Arten. Alle sind
krautartige Gewächse nach Art unserer Wiesen- Orchideen, denen
sie im Habitus oft ausserordentlich ähneln. Viele Arten haben
rundliche oder eiförmige Knollen; dieselben entstehen an einem
Seitensprosse, der aus der Achsel eines der Niederblätter entspringt
und dieses durchbricht. Zahlreiche andere Arten haben dagegen
dicke, fleischige Wurzelfasern, die oft mit zahlreichen Wurzelhaaren
besetzt sind. Bezüglich des allgemeinen Habitus lassen sich drei
Typen unterscheiden:
1. Der gewöhnliche Orc/w's-Typus. Der Stengel trägt unten
einige Nieder blätter, sodann eine wechselnde Anzahl von Laub-
blättern, die nach oben in Scheidenblätter und schliesslich in die
Brakteen übergehen.
2. Der Bifolia-Typus. Zwei grosse, kreisrunde oder mehr
oder weniger ovale bis elliptische Blätter stehen opponirt am Stengel-
grunde unmittelbar über dem Erdboden, dem sie meist angeschmiegt
sind ; sie sind entweder einander gleich oder bisweilen merklich
verschieden, von meist lederartiger Textur und augenscheinlich auf
eine gewisse Resistenz gegen die Feuchtigkeit des Bodens sowohl
wie gegen das Ausgetrocknetwerden durch die Sonnenstrahlen be-
rechnet; ausserdem beschatten sie die unmittelbare Umgebung der
Pflanze in höchst ausgiebiger Weise. Es sind ausnahmslos Pflanzen
entweder afrikanischer Steppengegenden oder ähnlicher Gebiete des
nordwestlichen Indiens.
3. Typus der unterdrückten Laubblatt-Bildung. Bei diesem
lassen sich zwei Formen unterscheiden, solche, welche noch mit
enorm entwickelten Scheiden, die wie Tüten in einander stecken,
bekleidet sind (westafrikanische Arten und südamerikanische aus
der Verwandtschaft der H. Sartor Rchb.) und solche, bei denen
selbst diese Blattbildung unterbleibt, sodass der Stengel nur mit
minimalen, krautartigen Schuppen bekleidet erscheint (z. B. H. Le-
j)riettrii Rchb.).
Da diese habituellen Merkmale, namentlich die sub 2 und 3
erwähnten, permanent sind und mit gewissen Blüteneigenthümlich-
keiten zusammentreffen, so bilden sie ein brauchbares Merkmal für
die systematische Eintheilung der Arten.
Die Blütenstände sind Trauben mit meist zahlreichen Blüten,,
die stets resupinirt sind.
Was den Blütenbau der Habenaria- Arten betrifft, so ist derselbe
bis jetzt noch nicht Gegenstand entwicklungsgeschichtlicher Unter-
suchungen gewesen ; auch Verf. war nicht in der Lage, die Blüten-
entwicklung dieser Pflanzen zu studiren, da ihm lebendiges Material
fehlte. Wir wissen daher nichts über die successive Anlage der
Blütentheile, nichts über die eigenthümliche Art der Theilung bei
den Petalen und dem Labellum, über das Wachsthum des Spornes,
das bei manchen Arten ein ziemlich rapides sein muss, etc.
Verf. geht nun zur Beschreibung der einzelnen Blütentheile
über. Die Sepalen der Habenarien lassen zwei ziemlich scharf ge-
sonderte Gruppen erkennen : in den häufigsten Fällen sind alle drei
System, u. Pflanzengeogr. (Physiol., Biol., Anat. u. Morphol.) 347
Sepalen melir oder minder gleich oder wenigstens sehr ähnlich und
sämmtlich mehr oder weniger zurückgebogen. Die zweite Gruppe
ist diejenige mit sehr kleinem dorsalen Sepalum und vielfach grösseren,
in der Form völlig verschiedenen seitlichen Sepalen. Theilung der
Sepalen wurde nur ein einziges Mal bei H. anomala Lindl. beobachtet.
Die Vereinigung des dorsalen Sepalum mit den Petalen ist stets
nur eine scheinbare ; Verf. ist der Ansicht, dass diese oft sehr feste
Vereinigung nur eine Folge starken, rein mechanischen Anhaftens
ist; jedenfalls zeigen aufgeweichte Blütentheile auch dann, wenn die
Vereinigung eine so innige war, dass die Vereinigungsstelle sich
nur als kaum sichtbare Linie abhob, beiderseitig Contactflächen von
absolut glatter Beschaffenheit.
Die seitlichen Petalen weisen bei Habenaria eine sehr starke
Tendenz zur Theilung auf, eine bei Monokotyledonen im Allgemeinen
und bei Orchideen im Besonderen sehr seltene Erscheinung. Absolut
ganzrandige, kurz gestielte Petalen fand Verf. bei H. Arechavaletae
Krzl., einfache, von den Sepalen ähnlicher Gestalt sind für mehrere
Gruppen constantes Merkmal. Bei weitem häufiger sind jedoch
Arten mit zweitheiligen Petalen, in seltenen Fällen mit Andeutung
eines dritten Abschnittes. Bei zweitheiligen Petalen sind entweder
beide Abschnitte gleich lang, oder der vordere ist stärker ent-
wickelt, oder, was ungleich häufiger ist, der hintere ist der aus-
gebildetere ; im zweiten Falle ist die partitio antica oft von ausser-
ordentlicher Länge und hornähnlich zurückgebogen. Das Merkmal,
welches die Theilung der Petalen bietet, ist von hohem systematischen
Werth, und dies um so mehr, als Arten, die hinsichtlich dieser
Theile einander ausgesprochen nahe stehen, auch sonst in weitaus
den meisten Fällen starke Uebereinstimmung zeigen. Es ist bei
den zweitheiligen Petalen nicht selten, dass beide Abschnitte in der
Textur verschieden sind, ja sogar, dass ein und derselbe Abschnitt
(stets die partitio postica) zwei hierin verschiedene Hälften besitzt.
Es gelten hierbei im Allgemeinen folgende Regeln: Ist der hintere
Abschnitt der Petalen erheblich grösser, als der vordere, oder bei
gleicher Länge erheblich breiter, als dieser, so sind die Petalen
den Sepalen meist sehr ähnlich und in der Mehrzahl der Fälle
durchweg krautig. Ist der vordere Theil jedoch länger, als der
hintere, so ist letzterer oft dem sepalum dorsale ähnlich, der vordere
gleicht dagegen den Abschnitten des Labellums. Bezüglich der
Textur ist schliesslich zu erwähnen, dass der unter dem sepalum
dorsale liegende Theil der Petalen oder ihrer partitio postica oft
auffallend zartwandig ist.
Das Labelluni ist bei der grösseren Anzahl der Habenaria-
Arten dreitheilig, und zwar geht die Theilung fast bis zur Insertions-
stelle. Einfache Labellen sind auf einzelne Gruppen meist süd-
amerikanischer Herkunft beschränkt; einfaches Labellum, aber mit
allen Uebergängen zum dreitheiligen, findet sich bei der kleinen
afrikanischen Gruppe der Parvifoliae. Es sind beim Labellum wie
bei den Petalen ausspringende Ecken und Zähne als „Theile" zu
deuten, was in der Diagnose als „lobi v. partes laterales in angulum
parvum rectum reducti" bezeichnet worden ist. Die Abschnitte
348 Syst. u. Pflanzengeogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. MorphoL)
oderTheile sind meist schmal linealisch, oft fadenförmig und stimmen,
sobald die Petalen zweitheilig sind , mit dem vorderen Abschnitte
derselben so völlig überein, dass oft der Anschein eines fünftheiligen
Labellums hervorgerufen wird. Einige andere Gruppen besitzen
durchaus petaloide Labellen, welche an diejenigen anderer Orchideen,
ja sogar in einigen Fällen an Orchis direct erinnern. Hierbei sind
zwei Typen zu unterscheiden: Labellen mit einfachem lobus inter-
medius und getheilten, oft gekrümmten lobi laterales (sect. Multi-
jyartitae) oder Labellen mit mächtig entwickeltem, oft zweitheiligem
lobus intermedius und mehr oder minder zurücktretenden lobi
laterales. Das Labellum ist stets gespornt, und zwar ist der Sporn
fast immer länger, als das Labellum, sehr oft übertrifft er auch
das Ovarium an Länge ; seine gewöhnliche Form ist die einer
feinen fadenförmigen Röhre, die nach unten keulen- oder blasen-
förmig erweitert oder seitlich zusammengedrückt ist.
Die Anthere ist meist deutlich, zweitheilig mit schwach ent-
wickeltem Connectiv, nach vorn hin jedoch in eine in der Regel
gespaltene Röhre verlängert, welche die Caudiculae der beiden
getrennten Pollenmassen einschliesst ; Antheren mit stark entwickeltem
Connectiv sind nicht häufle'. An der Bildung; des Antherencanals
betheiligt sich das Rostellum insofern, als seine Seiten mit einem
der Länge nach sehr variablen Hautfortsatz sich bis nach den
Antherenfächern ausbreiten ; letztere können an Länge dem sepalum
dorsale fast gleichkommen (H. macrandra Lindl.), und in solchen
Fällen ist stets ein meist spitz endendes Connectiv vorhanden. Die
Canäle der Caudiculae variiren an Länge ungemein. Der Winkel,
den die Antherencanäle (und die Caudiculae) mit der Anthere
machen, variirt von fast 180° bis 0°; der gewöhnliche Fall ist der,
dass die Anthere mit dem Ovarium einen gestreckten Winkel bildet
und ihre Canäle massig stark aufwärts gebogen hervorragen. Die
gegenseitigen Längenverhältnisse der Antherencanäle und der
Karbenfortsätze sind von Art zu Art befrachtet sehr wichtige und
constante Merkmale.
Die „Processus stigmatici", das wichtigste aller Merkmale der
-Gattung, zeigen drei im Allgemeinen gut zu unterscheidende Typen.
Entweder sind es lang vorgestreckte, gerade Gebilde, die die typische
-Griffelform der meisten Phanerogamen in einer für Orchideen gänzlich
ungewöhnlichen Weise zeigen ; dieselben sind von cylindrischer oder
schwach keulenförmiger Gestalt mit kopfförmigen Narben am Ende,
-oder sie haben (bei geringerer Länge und stets keulenförmiger
Gestalt) eine löffelähnlich ausgehöhlte Receptionsfläche auf der
Innenseite. Ferner ist die kurz-cylindrische Form zu unterscheiden,
die jedoch so variabel ist, dass dazu eine Menge von Bildungen
gehört, die sich von direct cylindrischer Gestalt bis zur Kugel-
gestalt verkürzen können ; ebenso sind hierzu die ziemlich häufigen
Hufeisenformen zu rechnen, wobei nicht selten die beiden Narben-
fortsätze nach vorn zugespitzt und aufwärts gekrümmt sind ; die
Receptionsfläche ist bei diesen cylindrischen Narbenfortsätze über
•die ganze Oberfläche verbreitet. Von hohem Interesse ist es, dass
•die Neigung zur Zweitheilung, die sich bei den Petalen so aus-
Syst. u. Pflanzetigeogr. (Physiologie, Biologie, Anat. u. Morphol.) 349
gesprochen rindet, in einigen Fällen auch bei den Processus stigmatici
beobachtet ist. Da auch noch andere Abweichungen (Fehlen der
Antherencanäle) dazu kommen, so sind diese Arten von Reichen-
bach mit vollem Recht von Habenaria abgetrennt und unter dem
Namen Roeperocharis zu einer besonderen Gattung vereinigt worden.
Das Rostellum zeigt bei Habenaria meist die Form einer
grösseren oder kleineren Kapuze ; bei weitem die häufigste Gestalt
desselben ist die eines gleichschenkeligen, spitzeren oder stumpferen
Dreiecks mit Schenkeln, die sich beiderseits an die Anthere an-
schliessen. Während der untere Theil eine mehr oder minder ver-
tiefte Höhle bildet, ist der obere blattartig und rückenseitig nicht
an das Connectiv der Anthere angewachsen, sondern frei; dieses
letztere Moment wird mit besonderem Nachdruck vom Verf. hervor-
gehoben.
Die Staminodien fehlen bei Habenaria und denverwandten
Gattungen sehr selten. Sie variiren von kleinen Protuberanzen, die
sich kaum aus dem Massiv des Gynostemiums erheben, bis zu
linearen oder von spateiförmigen Lamellen von 2 mm Länge. Ihre
Stellung ist ausnahmslos seitlich, neben den Antherencanälen; ihre
Oberfläche erscheint tuberculös, ist aber niemals klebrig.
Im Anschluss an diese allgemeinen Auseinandersetzungen be-
spricht Verf. noch Grösse, Farbe und Duft der Blüten, und stellt
dann die Diagnose der Gattung auf. Der folgende Abschnitt be-
handelt Geschichtliches über Habenaria , sowie Discussion über
verwandte Gattungen; ihm schliesst sich ein Capitel über geographische
Verbreitung und Charakteristik der Sectionen an; bezüglich ersterer
mag erwähnt werden, dass die Gattung Habenaria die tropischen
Gebiete der Erde bewohnt und die Wendekreise nur da über-
schreitet, wo ein Uebergreifen tropischer Pflanzenformen in die
wärmeren Theile der gemässigten Zonen stattfindet ; sie fehlt in den
Tropen nur da, wo der Charakter der Aequatorialflora nicht voll
zum Ausdruck kommt, also z. B. in bedeutender Meereshöhe. Sie
fehlt in beiden nördlichen Waldgebieten, berührt das Mediterran-
gebiet nur in den äussersten Punkten im Osten und Westen und
tritt im ganzen Gebiet der Steppen und Wüsten der alten Welt
nicht auf. Man kann sagen, dass dort keine Habenarien mehr zu
erwarten sind, wo die epiphytischen Pflanzenformen ihr Ende
erreichen.
Der Charakteristik der Sectionen ist folgender Bestimmungs-
schlüssel beigegeben:
I. Labellum tripartitum.
A. Petala bipartita.
a. Processus longi.
«• Flores nudi.
-§. Kostellum maximuin cucullatum. 1. Bonatae..
§§. Rostellum mediocre aut complicatum aut elougatum aut lanceo-
latum.
© Sepala reflexa. .
t Sepalum dorsale lateralibus subaequale. Neotropicae
2. Macroceratitae.
Palaeotropicae. 3. Ceratopetalae*
ff Sepalura dorsale multo minus. 4. Replicatae.
@© Sepala vix vel non reflexa. 5. Salaccenses,
oöO System, u. Pflauzeugeographie (Physiologie, Biologie, Auat. u. Morphol.).
ß. Flores plus minusve pilosi.
§. Petala ciliata. 6. Bilabrella.
§§. Flores omniuo pilosi. 7. Cultratae.
b. Processus media longitudine v. breviores.
"• C'aulis vaginatus v. squamatus.
§. Caulis vaginis amplis maximis (sese tegentibus) omniuo vestitus.
8. Macrurae.
§§. Caulis squamis magnis herbaceis (sese non tegentibus) vestitus.
9. Sartores.
§§§. Caulis squamis brevissimis (saepius cartilagiueis) vestitus.
10. Microdactylae.
ß. Caulis foliosus, praesertim basi, nempe folia basilaria multo majora.
§. Labelli partitiones v. lobi + ciliatae fissae.
11. Plantagineae.
§§. Labelli partitioues integrae.
1. Flores mediocres, plantae robustiores elatae (palaeotrop.).
12. Dolichostachyat .
2. Flores minimi, plantae graciles (neotrop.).
13. Micranihae.
§§§. Labelli et petalorum partitiones anticae inter se simillimae.
14. Pentadactylae.
§§§§. Labelli partitiones et omnia perigonii foliola inter se ple-
rumque similia. 15. Pratenses.
v. Caulis omnino foliosus.
1. Foliorum vaginae nigro-maculatae ; plantae elatae.
16. Maculosae.
2. Foliorum vaginae non maculatae ; plantae humiles, sepalum
dorsale saepius explanatum. 17. Chjpentae.
B. Petala simplicia.
a. Processus longi.
«• Caulis omnino foliosus.
1. Sepalum dorsale minus, lateralia cuneata. Labellum ^•. basi
integrum trilobum v. tripartitum. 18. Contmelynifoliae.
2. Sepala plerumque subaequalia, lateralia falcata. Labellum tri-
dactylum. 19. Tridactylae.
ß. Caulis basi mono- vel plerumque diphyllus. 20. Diphyllae.
b. Processus breves.
<*• Labelli partitiones laterales in dentes teretes reductae.
21. Acrriferae.
ß. Labelli partitiones laterales in laminam evolutae.
1. Calcar ovario subaequale, rarissime longius. 22. Chlorinae.
2. Calcar breve scrotiforme. 23. Peristylmdeae.
3. Calcar labello aequilongum.
a. Pstala insolita latitudine (longa == lata I. 24. Quadratav.
b. Petala angustiora. 25. Microslylinae.
II. Labellum trilobum (i. e. a basi medium usque integrum, deinde lobatum).
A. Petala basi integra, deinde biloba 26. Ate.
B. Petala simplicia.
a. Labelli lobi laterales pectinati. 27. Multipartitae.
b. Labelli lobi laterales cum intermedio cruciati. 28. Stauroglossae.
III. Labellum simplex (v. basi tantuni dentatum).
A. Petala bipartita (sepal. dors. 3-partitum). 29. Anomalat.
B. Petala simplicia. 30. Platycor//n<\
C. Labellum et sepala basi dentata.
a. Processus brevissimi.
c Canales antherae lougiores quam processus. 31. Setlcaudue.
ß. Canales antherae breviores quam processus. 32. Steiiochilae.
b. Processus hippocrepici. 33. Odontopetalac
Es wäre zu wünschen, dass Verf. diesem allgemeinen Theile
der Monographie der Gattung Habenaria auch bald den speciellen
folgen Hesse.
Taubert (Berlin).
Systematik und Pflanzengeographie. 351
Maximowicz, C. J., Flora Tangutica. Theil I. Heft 1. 4°.
110 pp. Mit. Index und 31 Tatein. St. Petersburg 188iJ.
[Lateinisch und Russisch.]
■ — , Flora Mongolica. Theil II. Heft 1. 4°. 139 pp. Mit
Index und 14 Tafeln. St. Petersburg 1889. [Lateinisch und
Kussisch.]
Diese beiden Hefte bilden den Anfang der wissenschaftlichen
Bearbeitung des von Przewalsky undPotanin auf ihren Reisen
nach Mittel-, Ost- und Südost- Asien gesammelten Pflanzenmaterials.
Die in den letzten 15 Jahren erschienenen Diagnoses plantarum
Asiaticarum von Maximowicz. Decas I — VII. enthielten zwar
zahlreiche neue oder kritische Arts-, Gattungs- und selbst Familien-
Beschreibungen und -Bearbeitungen, aber hier erst tritt uns der
Anfang einer systematischen Beschreibung des Ganzen entgegen.
Die Einleitung zur Flora Tangutica (p. I — XVIID bringt zu-
nächst eine ziemlich ausführliche Schilderung der geographischen
Verhältnisse der von Przewalsky*) und Potanin erforschten
Gegenden, welcher wir Folgendes entnehmen : Das von den Tanguten
bewohnte Land bildet den westlichen Theil der chinesischen Provinz
Kansu und den nordöstlichen Theil von Tibet. Tsaidam, von Mon-
golen und Tanguten bewohnt und ebenfalls dem Gouverneur von
Kansu unterthan, gehört eigentlich geographisch eher zu Tibet, so
dass seine arme Flora mit der Flora Tangutica zusammengefasst
werden musste, sowie auch die in der hochalpinen Zone von Keria
gesammelten Pflanzen, welche der nordwestlichen Tibet-Flora an-
gehören. — Die Hochebene von Tibet, ausgenommen ihr südlicher
Theil, den wir hier übergehen und der von einer sesshaften Be-
völkerung bewohnt wird, bildet ein ungleiches und schmales Viereck
zwischen dem 31. und 36. (und Tsaidam mitgerechnet) 38. Grad
n. Br. und dem 80. bis 104. Grad ö. L, Seine Grenzen sind: nach
Westen der Gebirgszug von Karakorum, nach Süden Tibet mit der
sesshaften Bevölkerung und der Himalaya, nach Norden die hohen
Gebirgszüge des Kuen-lün, Togus-daban, Altyn-tag und Nanschan ;
die Grenze nach Osten ist nicht so genau zu bezeichnen und lässt
sich mehr aus der Höhe ü. d. M., dem Charakter der darauf vor-
kommenden Pflanzen und Thiere und nach der Bevölkerung (Tanguten)
genau feststellen. Die 10 — 12,000' hohe Hochebene ist hier nur
an wenigen Stellen von tiefen und schmalen Flussthälern ein-
geschnitten: so von dem Thale des Yedsin, 8000', des Sining-ho
und Hoang-ho, 7600', und des Urun-wu und Tumur-kuan, 1000'
ü. d. M., wobei die Thäler meist südwärts gerichtet sind. Von
hier aus ostwärts zwischen dem 35. und 36. Grad n. Br. erstrecken
sich über die Provinz Shansi die ausgedehnten Lössablagerungen,
nach Süden aber, zwischen dem 35. und 32. Grad n. Br. und
z. Th. schon innerhalb der Provinz Sze-tshuan eine bergige Gegend,
bestehend aus hohen, schmalen Jochen und tiefen Thälern, deren
*) Referate vom Ref. über die dritte und vierte Reise Przewalsky 's
finden sich im Botan. Centralbl. Bd. XV. 1883. No. 4. p. 111—112 und Bd. XXIX.
1887. No. 7. p. 204—207. v. K.
352 Systematik und Pflanzengeographie.
Gewässer dem Yang-tze kiang zufliessen und welche den Uebergang
zu dem Chinesischen Tieflande bildet. Der hohe Kuen-lün streift
in ostsüdöstlicher Richtung bis an die Grenzen von China und dar-
über hinaus, indem er von Tibet Tsaidam abschneidet, welches so
den Uebergang zu der Tarimo-Mongolischen Ebene bildet. Der
nördliche Theil von Tsaidam ist bergig und hügelig und erinnert
durch seine Trockenheit an die schlechtesten Theile der Wüste Gobi,
indem der lehmige und salzhaltige Boden nach Osten zu in Flug-
sand übergeht, am Fusse der Berge dagegen sumpfig wird. Das
südliche Tsaidam, welches früher ein grosser See gewesen zu sein
scheint, ist jetzt ein weites Salzfeld, unterbrochen von Sümpfen, an
deren Rändern sich das Salz daumendick absetzt. — Die Tibetische
Hochebene lässt sich durch eine Diagonale in zwei Theile theilen,
deren Enden sich südlich vom See Tengri bis nördlich in's Quell-
gebiet des Hoangho in der Wüste Odon-tala erstrecken. Man er-
hält auf diese Weise zwei Theile : einen westlichen und einen östlichen ;
der westliche, fast gleich hoch, 14 — 15,000' ü. d. M., sendet dem
Meere keine Gewässer zu, sondern ist nur in seinem südlichen Theile
von Flüssen und Bächen durchzogen, welche sich alle in zahlreiche,
z. Th. grössere Salzseen ergiessen; der östliche Theil dagegen
sendet seine Gewässer alle dem Meere zu, er ist nicht gleich hoch,
sondern erhebt sich zu einer Alpenregion im mittleren Kuen-lün. —
Das Klima ist continental; die Durchschnitts-Temperatur ist — 14,1° C,
die niedrigste beobachtete Nachttemperatur im Januar war — 33,5° C;
im Juli die höchste -J- 30° C, ist aber während des Tages sehr
schwankend. Schneefälle, selbst im Juli, und Regengüsse sind nicht
selten; häufige Westwinde, die scharfe Luft und die Sommertemperatur
trocknen den Boden oft derart aus, dass die Ueberreste der Pflanzen
bei der Berührung in Staub zerfallen. Die Entwicklung der Vege-
tation erfolgt nach der Höhenlage vom April bis Juli ; schon im
September machen jedoch die ersten Fröste dem Pflanzenleben ein
Ende. Tiefer gelegene Gegenden, wie Tsaidam, sind im Winter
etwas wärmer und weniger von Schneestürmen heimgesucht; im
Sommer aber auch um so trockener; oft wird hier auch noch jede
Vegetation durch das massenhafte Auftreten grosser Heuschrecken-
schwärme zerstört.
Was die Vegetations -Verhältnisse des östlichen Tibetschen Hoch-
plateaus anbetrifft, so erinnert die Flora auf dem Nanschan, Altyn-
tag und bis zum Keria- Gebirge, sowie in den Löss- Gebieten am
Hoang-ho und zwischen den Flussthälern der Provinz Ando und
des Tsaidam-Gebietes an die der benachbarten Mongolei; die Flora
der Alpenregion zeigt aber, je trockener die Standorte sind, eine
um so grössere Aehnlichkeit mit der der Gebirge des nördlichen
Centralasiens. Eigentliche Wälder gibt es nicht und nur im Nanschan
treten hier und da kleine Haine auf. In den Thälern des Keria-
Gebirges gibt es nur wenige Sträucher, wie Tamarix Pallasii,
Myricaria Germanica, Caragana pygmaea, Hedysarum, Nitraria,
Lycium Turcomanicum. — Von dem nördlichen Abhänge des Altyn-
tag herabsteigend, finden wir zwischen 9 und 7000':
Systematik und Pflanzengeographie. 353
Tamurix laxa, Popvlus divernifolia, Ephedra, Halostaehy orgyalis, Zygo-
phyllum, JReaumuria, Kalidium, Carolinia, Phragmites, Lasiagrostis und ehii^e
schon oben genannte Arten, am Fusse der Berge aber Alkuni Camelorum.
In denUeberschwemmungen ausgesetzten Wüstenthälevn zwischen
den Bergen des Nanschan findet sich eine seltene und grau aus-
sehende Flora, bestehend aus:
Salsola abrotanoides, Sympegma Regelii, Astragalus monophyllus, Stellera
Chamaejasme, Potent illa fruticosa, Festuca.
Hiezu kommen noch auf besser bewässertem Boden:
Hedysarum multijagum, Tamarix elongata, Comarum Sdlessovii, Caryopteris
Mongolica, Hippophae, Calimeris alyssoides, Salix, Mulgedium Tataricum, Rheum
tpiriforme, Gentiana barbat a, Adenophora, Potent illa u. n. a.
Die Alpenwiesen der Keria-Berge beherbergen eine artenarme
Flora : einige Gräser, Artemisia parvula, Allium, Iris, Statice, Saxi-
fraga, Androsace und andere in Nord-Tibet häufige Arten. Wenig-
besser ist der Anblick der Alpenwiesen des Nanschan, eine Zone
von 11 — 13,000' bildend, welche häufig von Abgründen und Fels-
abstürzen unterbrochen wird; hier wachsen ungefähr 11 — 12 Oxy-
tropis- und Astragalus- Arten, darunter Ox. tragacanthoides, Sterigma
sulphureum, Crepis Pallasii, Allium Szovitsianum, Potentilla multifida ;
und höher hinauf an der Nordseite bis 13700' und an der Südseite
bis 15,000' findet man zerstreut: Saussurea sorocephala, Leontopodium
alpinum, Thylacospermum, Sedum quadrifidum, Draba alpina, D.
Himalaica und Werneria nana. — Tsaidam, obwohl theilweise an
die Wüste Gobi erinnernd, beherbergt in seinen Gebirgen, wenn
auch keine sehr verschiedenartige, so doch üppigere Flora. In den
Sümpfen am Fusse der Berge sehen wir: Scirpns maritimus, Typha
stenophylla, Hippuris vulgaris, Utricidaria vulgaris und am Rande
derselben Elymus Sibiriens. Die Salzebene, weite Räume zwischen
zahlreichen Sümpfen bildend, ist grösstenteils mit Phragmites be-
deckt, während die Flüsse von Sträuchern, wie Myricaria Germanica,
Xitraria und Lucium Turcomanicum eingerahmt werden. Auf den
Salzplätzen findet man Kalidium gracile, Salsola Kali, Halogeton,
Kochia mollis, an den trockenen Stellen:
Nitraria Schoben, Eurotia ceratoides, Atraphaxis lanceolata, Reaumuria Son-
gorica und B. trigyna.
Auf den Hügeln des Flugsandes:
Haloxylon Ammodendron, Hedysarum arbuscula, Psamma rülösa, Apocynum
venetum, Tamarix Pallasii, T. laxa und Artemisia campestris.
An den Bergseiten des Kuku-nor innerhalb Tsaidam findet man
einen Wald von Juniperus P'seudosabina, läno-s der Flüsse Bäin
und Nomochun, gegen die Grenzen Tibets zu, tritt Tamarix Pallasii
baumartig auf, ausserdem findet sich hier noch Callignum Mongolicum,
Sphaerophysa und Cynomorium coccineum. — Die Hochebene zwischen
Kuku-nor und dem oberen Hoangh-ho ist salzig- sumpfig und mit
wenigen Kräutern bewachsen, wie:
Nitraria, Kalidium, Polygonum Laxmanni, Orchis salina, Iris ensata, Pcdi-
cularis cheilanthifolia, Primula Sibirica, Lasiagrostis splendens, Sttpa orientalis,
Calimeris Altaica, Thalictrum petaloideum, Oxytropis aciphylla, Hypecoum lepto-
carpum, Hymenolaena u. a.
Alle höheren Holzgewächse ziehen sich vor den rauhen Winden
in Bergthäler, Abgründe und feuchte Löss-Schluchten zurück, wie
Botan. Centralis. Bd. XLVIir. 1890. 23
354 Systematik und Pflanzengeographie.
Populus Przewalskyi, -welcher 70' hoch und 2' dick wird, Hippophae
40', resp. 1 ', eine Abies von 100' Höhe und 3 — 4' Dicke, baum-
artige Juniperus Pseudosabina und viele sibirische Sträucher, wie
Herberts, Sorbus, Cotoneaster, Lonicera, Rosa, Ribes u. a. Auf der
eigentlichen Tibetschen Hochebene kommen auch viele sibirische
und mongolische Pflanzen vor, besonders auf den Salzgründen.
Die für die Tangutische Flora charakteristischen Pflanzen
wachsen in dem nordöstlichen Tibet und in den Alpenflussthälern
der Provinz Amdo am üppigsten. Die Wälder an den Tetungischen
Gebirgen in einer Höhe von 8000' und in dem südlichen Kukunor-
Gebirge bei 11,500' beginnend, sowie auch die Sträucher der Alpen-
region bestehen aus ungefähr 60 Arten in den Wäldern:
Betitln Baojpattra, B. alba, Pinus leueosperma, Ahlen Schrenhiana, Sorbus
Aucuparia, S. microphylla, Prunus stipulacea, 7 Lonicera- Arten, Bibes stenocarpum,
R.nigrum, 2 neue Berberis, Phüadelphus coro?iarins, Hydrangea pubescens, Spiraea
longigemmis, Eleutherococcus senticosus, Daphne Tangulica u. a.; Alpensti-äucher :
4 neue Rhododendron, Caragana julaba, Sjriraca laevigata, Potentiüa fruticosa,
P. glabra u. a.
Im Schatten der Waldbäume und Sträucher treten zahlreiche
üppige und stattliche krautartige Gewächse, darunter mehrere neue,
auf: aus den Gattungen Senecio, Saussurea, Salvia u. a., Podo-
phyllum Emodi etc. — Charakteristische Formen bieten auch die
Alpenwiesen am Flusse Tetung zwischen 13,000 und 15,000' ü. d. M.,
in zahlreichen Arten von Corydalis, Gentiana, l'edicularis, Primida,
Lagotis u. a., untermischt mit Himalaya-Formen, wie Trollius pumilus,
Crepis glomerata, Saussurea hieracifolia, Lancea Tibetica, Halenia
elliptica, Dracocephalum heterophyllum etc. — Auf der eigentlichen
Hochebene von Tibet fehlen Bäume und Sträucher gänzlich und
nur einige Spannen hohe Sträuchlein kommen am Ufer des Flusses
Yang-tze vor, wie Lonicera hispida, L. rupicola, L. parvifolia,
Spiraea, Hippophae, Caragana, Berberis crataegina, Ribes, Salix, d. h.
eine Mischung von sibirischen und Himalava-Formen. Die lehmigen
oder kiesigen Flächen scheinen auf den ersten Anblick alles Leben
zu entbehren, ernähren aber doch eine Anzahl 1 — 3 Daumen hoher
Kräuter, welche Hasen und Polster mit Zwischenräumen bilden,
darunter auch Zwergformeu der Incarvillea compaeta, Mecenopsis
integrifolia, M. punicea, Przewalskia, Anaphalis, Werneria, Creman-
thodiuin, Arenaria, Ranuncidus trictispis, R. pidchellus u. a. Dazu
kommt noch eine Menge neuer Formen, wie A asi u rtium Tibeticum,Parr//n
villosa, Androsace tapete und zahlreiche ganz niedrige AstragaJus-,
Oxytropis- und Saussurea- Arten. — Selten gewahrt man am Laufe
der Flüsse, wie z. B. an der Shaga, Blumen -Wiesen, bestehend
aus Stipa, Elymus, Comarum, Nitraria, Clematis orientalis, Ällium,
Iris, Astragahis, Statice, Rheum spiriforme u. a. — Die Sümpfe
am Rande der nördlichen Gebirge sind von Rasen der Kobresia
Tibetica bedeckt.
I. Flora Tangutica.
Phanerogamae. Dicotyledoneae. Thalamißorae.
I. Banunculaceae. Jeder Familie und innerhalb derselben jeder Gattung,
die durch mehr als eine Art im Gebiet vertreten ist, ist ein diehotomer Schlüssel
zur Bestimmung1 der Gattungen und der Arten beigegeben. — Vertreten sind die
Sytematik und Pflanzengeographie. .'335
Gattungen: Clematis L. mit 5 Arten, darunter abgebildet auf tab. 1: C'l nanno-
phylla Max. und Ol. Orientalis L. mit zwei neuen var. glauca und Tangutica Max. -r
Thalictrwm L. mit 7 Arten, wovon abgeb. auf tab. 2: Th. PrzewalsJcyi Max.;
Anemone L. mit 7 Arten, worunter A. Japonica Sieb, et Zucc. mit einer neuen
var. tomentosu Max. und zwei neuen Arten aus der Sectio Anemonanthea DC:
A. imbricato und A. exigua Max., jene auf tab. 22, diese auf tab. 2 abgebildet;
Adonis L. mit 2 Arten, wovon abgeb. auf tab. 1 : A. caerulea Max.; Callianthemum
C A. Mey mit 1 Art; Banunculas L. mit 9 Arten, worunter zwei neue: B. tri-
cuspis Max. (Seet. Hecatonia DC), abgeb. auf tab. IV Fl. Mongol. und B. in-
rolucratus Max. (Sect. Oxygrapliis), abgeb. auf tab. 22 ; eine neue Form <?• Tibeticus
Max. von B. pulchellus C A. Mey. und 5 Formen von B. affinis R. Br. : a-typicus,
ß. Tanguticus, y. indivisus, 3. Stracheyanus und ?. Tibeticus Max. ; Caltha L. mit
1 Art (C. palustris L.) und 1 neuen var. scaposa Max. derselben; Trollius L.
mit 1 Art; Isopyrum L. mit 4 Arten, worunter neu: I. vaginatum Max., abgeb.
auf tab. 30; ausserdem finden sich noch abgeb. auf tab. 8 und 9: I. anemonoides
Kar. et Kir. und /. thalictroides L. ; Aquilegia L. mit 2 Arten, worunter 1 neu:
A. ecalcarata Max. abgeb. auf tab. 8; Delphinium L. mit 6 Arten, darunter abgeb.
auf tab. 3, 4 und 5 : I). Pylzoioi Max., D. albocaerideum Max. und D. sparsiflorum
Max., und eine neue var. Tangutica Max. des Z>. crassifolium Schrad., sowie eine
neue var. densa Max. des D. Brunonianum Eoyle ; Aconitum L. mit 5 Arten,
worunter eine neue Form von A. Anthora L. y. gilvum Max. und eine neue var.
Tangutica Max. von A. rotundifolium Kar. et Kir.; abgeb. auf tab. G rindet sich:
A. gymnandrum Max.; Actaea L. mit 1 Art; Cimicifuga L. mit 1 Art und Pa eonia
Li. mit 3 Arten, worunter 2 cultivirte : P. albiflora Pall. und P. montana Sims.
II. Berbiridaceae. Berberis L. mit 7 Arten, worunter eine neue var. steno-
pliylla Max. der B. integerrima Bnge. ; abgeb. sind auf tab. 7, 8 und 23 : B. dasy-
stachya Max., B. bracJiypoda Max., B. diaphana Max. und B. Kaschgarica Kup.;
Podophyllum L. mit 1 Art.
III. Papaveraceae. Papaver L. mit 1 Art; Meeono2?sis Vig. mit 4 Arten,
worunter neu M. Punicea Max., abgeb. auf tab. 23 ; ausserdem finden sich noch
abgeb. auf tab. 9 und 23: M. integrifolia Franch. und M. racemosa Max. ; Hypecoum
Tournef. mit 1 Art; Corydalis DC. mit 19 Ai-ten, worunter neu: C. scaberula Max.,
C. curviftora Max., C. straminea Max., C. cristagalli Max., (C. Potanini Max., C.
Heida Max.) C. conspersa Max. und C. mucronifera Max.*), abgeb. auf tab. 24,
20, 25, 24 ; ausserdem wurden einige neue Varietäten älterer Arten von M. auf-
gestellt, C.paucifloraYQYS. var. latiloba 'Max., abgeb. auf tab. 24, C. melanochlora
var. 2^('llescens Max., abgeb. auf tab. 10, C. capnoides Pers. var. Tibetica Max.,
abgeb. auf tab. 24 ; abgeb. finden sich ausserdem noch C. linarioides Max. und
C. trachycarpa Max. auf tab. 10, C. dasyptera Max. auf tab. 7 und 24, C. rosea
Max. auf tab. 11, C. adunca Max. mit der var. nov. humilis Max. auf tab. 6, C.
Dutliiei Max. auf tab. 25, C. streptocarpa Max. auf tab. 11; Dieentra DC. mit
einer eultivirten Art : D. speetabilis Miq.
V. Cruciferae. Nasturtium DC. mit 2 Arten, worunter eine neue: N. Tibeticum
Max. (Sectio 1. Oardaminum DC), abgeb. auf tab. 26; Parrya R. Br. mit 3 neuen
Arten : P. villosa Max., P. eurycarpa Max. und P. prolifera Max., abgeb. auf
tab. 27; Cheiranthus L. mit 1 neuen Art: Ch. roseus Max., abgeb. auf tab. 21;
Arabis L. mit 2 Arten, von denen A. Piasetzkyi Max. abgeb. ist auf tab. 12 u. 26;
Cardamine L. mit 1 Art; Sisymbrium L. mit 5 Arten, darunter S. glandulosum
Max. (= Arabis g. Kar. et Kir.), „ob embryonis strueturam infra expositam ex
Arabide expellendum", mit einer neuen var. linearifolium Max. und einer neuen
Art S. mollipilum Max. (Sect. Arabidopsis DC), abgeb. auf tab. 21; Erysimum L.
mit 1 neuen Art : E. ? chamaephyton Max., abgeb. auf tab. 28 ; Malcolmia R. Br.
mit 1, Eruca Tourn. mit 1 und Brassica L. mit 1 Art; Draba L. mit 8 Arten,
darunter eine neue var. Tibetica Max. der D. lasiophylla Royle ; Cochlearia L.
mit 1 Art; Eutrema R. Br. mit 2 Arten, worunter eine neue: E. ? Przeicalskyi
Max., abgeb. auf tab. 28 ; Braya Sternb. et Hoppe mit 2 Arten, von denen eine
neu ist : B. sinuata Max., abgeb. auf tab. 28 ; Dilophia Thoms. mit 4 Arten,
darunter eine D. fontana Max., abgeb. auf tab. 13, und 2 neue Arten: D. sinuata
*) C. Potanini Max. und C. livida Max. sind zwar neue Arten, aber nicht
abgebildet ; und C. mucronifera Max. ist auf tab. 24 fälschlich mit dem Namen
mucronata bezeichnet.
356 Systematik und Pflanzengeographie.
Max. und D. ebracteata Max., beide abgeb. auf tab. 28; Lepidium L. mit 2 Arten,
worunter eine neue Form von L. ruderale L.: y. auriculatum Max.; Hymeno-
physa C. A. Mey mit 1 Art, Coelonema Max. mit 1 Art: C. draboides Max., abgeb.
auf tab. 14; Capsclla Veut. mit 3, Tldaspi L. mit 1, Sterigma DC. mit 1 und
Goldbachia DC. mit 1 Art; Megadenia Max. (Isatideae), eine neue Gattung mit
einer neuen Art: M. pygmaea Max. abgeb. auf tab. 12.
VI. Violarieae. Viola L. mit 5 Arten, worunter V. bulbosa Max , abgeb.
auf tab. 13.
VII. Polygalaceae. Polygala L. mit 2 Arten.
VIII. Caryophyllaceae. 1. Sileneae. Dianthus L., GypsopMla L. und Sapo-
noria L. mit je 1 Art; Silene L. mit 4 Arten; Lychnis L. mit 2 Arten, unter
denen eine neue, L. glandulosa Max. (Seet. Pl/ysolychnis), auf tab. 29 abgebildet
ist. — 2. Alsineae. Lepirodiclis Fzl. mit 2 Arten, worunter eine neue : L. quadri-
dentala Max., abgeb. auf tab. 31 ; Krascheninikovia Turcz. mit 1 Art; Arenaria L.
mit 6 Arten, von welchen 2 neu sind : A. Roborowskyi Max. (Sect. Eremogone)
und A. saginoides Max. (Sect. Alsine Benth. et Hook.) und auf tab. 29 und 31
abgeb. sind; ausserdem sind noch abgeb : A. Kansuensis Max. und A. Przewalskyi
Max. auf tab. 14 und 15; Thylacosperinum Fzl. mit 1 Art; Stellaria L. mit 6 Arten,
darunter 3 neue Varietäten von St. graminea L. : var. Chinensis, viridescens und
pilosida Max., und eine neue Art: St. arenaria Max. (Sect. Adenonerna Bnge.j,
abgeb. auf tab. 29 ; Cerastium L. mit 3 Arten, von denen C. rnelanandrvm Max.
auf tab. 15 abgebildet ist; Spergularia Pers. mit 1 Art.
IX Tamariseivi ac. Tamarix L. mit 2 Arten, darunter eine neue var. viridis
Max. von T. Pallasii Desv. ;, Myricaria Desv. mit 3 Arten, von denen M.prostrata
Benth. et Hook, abgeb. ist auf tab. 31 ; zu M. Germanica Desv. hat M. als Varie-
täten gezogen: M. alopecuroides Schrenk und M. squamosa Desv.; Reaumuric
Hasselq. mit 2 Arten : B. Songorica Max. (bisher Hololachnes. Ehrenb.) und R.
Kaschgarica Rupr. mit 3 Formen: «. typica, ß. Nansclwniea und }'. Przewalskyt
Max., abgeb. auf tab. X der Enum. Mongolica.
X. Hypericaceac. Hypericum L. mit 1 Art: //. Przewalskyi Max., abgeb.
auf tab. 18.
XI. Malvaceae. Malta L., Hibiscus L. und Gossypium L. mit je 1 Art.
Disciflorae.
XII. Linaceae. Linum L. mit 3 Arten, von denen L. nutans Max. abgeb.
ist auf tab. 18.
XIII. Zygophylleae. Tribulus L. und Nitraria L. mit 1 Art, Zygophyllum L.
mit 2 Arten, von welchen Z. mu er o natura Max. abgeb. ist auf tab. 17; Peganum
L. mit 1 Art und einer neuen var. multiseeta Max, von P. Harrnala L.
XIV. Geraniaceae. Biebersteinia Steph. mit 1 Art: B. lieterostemon Max.
abgeb. aul tab. 16; Geranium L. mit 5 Arten, worunter G. Pylzovcianvm Max.
abgeb. auf tab. 17; Erodinm L'IL'r. mit 1 Art; Impatiens L. mit 1 Art.
XV. Rutaceae. Zautiioxylum L.
XVI. Simarubeae. Ailantltus Desf. mit 1 Art.
XVII. Celastrineae. Evonymus L. mit G Arten, worunter E. Przeioalsky
Max. abgeb. ist auf tab. 19.
XVIII. Rhamnaceac. RJiamnus L. mit 1 Art.
II. Flora Mongolica.
Phanerogamae. Dicotyledoneae. Thalamiflorae.
Obwohl die Einleitung zur Flora Tangutica auch in mancher
Beziehung für diesen Theil gilt, so hat doch M. für die Flora
Mongolica eine kleine Einleitung geschrieben, in welcher ausgeführt
wird, auf welche Weise die Flora Mongolica zu Stande gekommen
ist, Ihr Grund ward gelegt durch den in den „Primitiae florae
Arnurensis", 1859 von M. veröffentlichten Index. Derselbe enthält
489 Arten, welche von verschiedenen Reisenden in den Jahren
1830 — 1847 längs der alten Handelsstrasse, welche von Kiachta
nach Kaigan führt, gesammelt wurden und einigen anderen, welche
von Turcz an i n off, als aus dem Daurien zunächst gelegenen
Systematik und Pflanzengeographie. 357
Mongolischen Grenzlande stammend, in der Flora Baicalensi-Dahurica
veröffentlicht worden sind. Einen zweiten Beitrag hierzu lieferte
Trautvetter durch seine im Jahre 1871 erschienene Bearbeitung
der von Lomonossoff in der östlichen Mongolei 1870 gesammelten
Pflanzen, welche 111 Arten enthält. — Das Pflanzenmaterial zur
vorliegenden Arbeit wurde grösstentheils durch Przewalsky und
Potanin auf ihren Reisen in den Jahren 1871 — -1886 zusammen-
gebracht. Dazu kamen noch einige kleinere Sammlungen, welche
in den zur Mongolei gehörigen Landstrichen von 1870 — 1888 von
Pevtsoff, Kalning, Adrianoff, Artselaer, Fritsche,
Harnack und A. Regel an M. gelangten, während alle in dem
chinesischen Turkestan. sowie auch natürlich im russischen Turkestan,
gesammelten Pflanzen von der Bearbeitung der Mongolischen Flora
ausgeschlossen blieben.
I. Ranunculaceae. Die Gattung' Clemätis L. mit 8 Arten, worunter eine
neue var. lobata Max. von C. fruticosa Turcz. und eine neue var. macropetala
Max. von C. alpina Müll.; Thalietrum L. mit 6 Arten; Anemone L. mit 9 Arten.
von welchen A. Eegeliana Max. auf tab. 3 abgebildet ist ; Adonis L. mit 1 Art :
, C'allianthcmum CA. Mey mit 1 Art: Ranuncidus L. mit 20 Arten ; darunter neu:
E. Gobicus Max. (Sect. Eanunculastrum DC), abgeb. auf tab. IV; ausserdem
finden sich abgeb. : E. tricuspis Max. auf tab. 4 und E. euneifolius Max. ;
als neue Varietäten wurden aufgestellt: E. Songorieus Sehr. var. lasio-
petala Max.. E. ajfinis R. Br., «. typicus und S. Glelmianus Max.; Ceratocephalvs
Mch. mit 1 Art, Galtita L. mit 1 Art und Trollius L. mit 3 Arten ; Isopyrum L.
mit 4 Arten, Aqiiilegia L. mit 3 Arten, Delphi //tum L. mit C Arten, Aconitum L.
mit 6 Arten, Actaea L. mit 1, Cimicifuga L. mit 1 und Paeonia L. mit 2 Arten.
II. Menispermaceac . Menispcrmttm L. mit 1 Art.
III. Berberideae. Berberis L. mit 4 Arten und Leontice L. mit 1 Art.
IV. Nymphaeaceae Nymphaea. L. mit 2 Arten.
V. Papareraceae. Papaver L. mit 2 Arten, worunter eine eultivirte : P.
somniferum L. ; Chelidonium L. mit 1, Glauc'mm Tourn. mit 1 und Hypecoum L.
mit 3 Arten; Oorydalis DC. mit 8 Arten, darunter eine neue Arar. Alaschanica
Max. von C. paueiflora Pers. und eine neue var. liumilis Max. von 0. adunca
Max. ; Fuiuaria Tourn. mit 1 Art.
VI. Cruciferae. Parrya R. Br. mit 3 Arten; Nasturtium R. Br. und Barbarea
11. Br. mit 1 Art; Arabis L. mit 6 Arten, worunter A, i Alaschanica Max., abgeb.
auf tab. 2 ; Turritis Dill., Stevenia Ad. et Fisch, und Macropodium R. Br. mit je
1 Art, Cardamine L. mit 4, Alyssum L. mit 3, Pailotrichum C. A. Mey mit 1 und
Meniocus DC. mit 1 Art; Berteroa DC. mit 2 Arten, wovon eine B. Potunini
Max. abgeb. ist auf tab. 2; Drctba Li. mit 8, Taphrospermum C. A. Mey mit 1.
Hesperis L. mit 3 und Malcolmia R. Br. mit 2 Arten; Dontostemon Andrz. mit
G Arten, von denen D. sessilis Max. auf tab. 1, D. crassifolius Bnge. auf tab. 7
und D. elegans Max. auf tab. 7 abgeb. sind ; Sisymbrium L. mit 9 Arten, darunter
eine neue Art: S. Mongolicum Max. (Subgen. Malcolmia strum Tourn.), abgeb. auf
tab. 8 und eine neue var. Piazezkyi Max. (früher in den Mel. biol. X als Art
beschrieben) von 8. humile C. A. Mey; Eutrema R. Br. mit 3 und Smcloicskya
C. A. Mey mit 2 Arten; Erysimum L. mit 7 Arten; Syrenia Andrz. mit 1, Lepta-
leum DC. mit 1, Braya Sternb. et Hoppe mit 1, Brassica L. mit 2, Eruca Tourn.
mit 1, Capsella Vent. mit 2, Lcpidium L. mit 5, Physolepidiitm Schrenk. mit 1,
Hymenophysa C. A. Mey mit 1, Megacarpaea DC mit 1, Thlaspi Dill, mit 3,
Pachypteryqiwn Bnge. mit 1, Isatis L. mit 1 und Tauscheria Fisch, mit 1 Art;
Pugionium Gaertn. mit 2 Arten, welche beide (P. cornutum Gaertu. und P. dola-
bratum Max.) abgeb. auf tab. 5 und 8; Euclidium R. Br. mit 1, Bunias L. mit 1,
Goldbachia DC mit 1, (Jliorispora DC. mit 2 und Sterigma DC mit 1 Art.
VII. Capparideae. Capparis L. mit 1 Art.
VIII. Yiolarieae. Viola L. mit 10 Arten, von denen F. Thianschanica Max.
auf tab. 2 abgeb. ist; bei V. unifiora L. wurden von M. 3 Formen unterschieden:
■&. typica, ß. orientalis und y. Kareliniana Max.
IX. Polygalaceae. Polygala L. mit 2 Arten.
358 Systematik u. Geogr. — Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
X. Caryophylleae. 1. Sileneae. Dianthus L. mit 4 Arten ; Gypsophila L. mit
7 Arten; Saponaria L. mit 1 Art; Silene L. mit 13 Arten, von denen S. Mon-
golica Max. auf tab. 13 abgeb. ist; bei S. foliosa Max. wurde eine neue var.
mongolica Max. unterschieden ; Lychnis L. mit 4 Arten, von denen L. Alaschanica
Max. auf tab. 6 und L. Mongolica Max. (Sect. Pliysolachnis), eine neue Art, auf
tab. 13 abgeb. ist; Acanihophyllum C. A. Mey mit 1 Art. — 2. Alslneae. Möh-
ringia L. mit 1, Lepjyrodiclis Fzl. mit 1 und Alsine Wahlenb. mit 2 Arten:
Arenaria L. mit 5 Arten, von denen A. pentandra Max. auf tab. G abgeb. ist;
Stellaria L. mit 7 Arten; llolosteum L. mit 1 Art; Ceraslium L. mit 9 Arten;
Spergularia Pers. mit 1 Art.
XI. Portulacaceae. Claatonia L. mit 1 Art.
XII. Tamariscineae. Reaumuria Hasselq. mit 2 Arten, von denen R. trigyna
Max. auf tab. 10 abgeb. ist; Tamarix L. mit 6 Arten; Myricaria Desv. mit
5 Arten, von denen M. platyphalla Max. auf tab. 9 abgeb. ist.
XIII. Ilypericaceae. Hypericum L. mit 4 Arten.
XIV. Malvaceae. Althaea L. mit 3 Arten, worunter eine cultivirte: A. rosea
Cav. ; Lavatera L. mit 1, Malva L. mit 2, Abutilon L. mit 1, Hiliscus L. mit 1
und Gossypium L. mit 1 Art.
XV. Tiliaceae. Tilia L. mit 1 Art: T. Mongolica Max., abgeb. auf tab. 11.
Disciflorac.
XVI. Linaceae. Linum L. mit 2 Arten.
XVII. Zygophallaccae. Nitraria L. mit 2 Arten, von denen V. sphaero-
carpa Max. auf tab. 12 abgeb. ist; Tribulus L. mit 1 Art; Zygophyllum L. mit
10 Arten , von denen Z. Gobicum Max. auf tab. 14 und Z. Potanini Max. auf
tab. 12 abgeb. sind; bei Z. macropterum C. A. Mey werden zwei neue var.
y. brachapetalum und $. longistamineum Max. unterschieden ; Peganum L. mit
2 Arten; am Schlüsse dieser Familie wird von M. eine neue Gattung Tetraeva
aufgestellt: genus propositum nimis incomplete cognitum provisorie ad Zygo-
phgllaceas relatum, quibus habitu consimile. Die eine dazu gehörige Art: T.
Mongolica Max. findet sich abgeb. auf tab. 12.
XVIII. Gcraniaceae. Geranium L. mit 9 Arten ; Erodium L'Her. mit 2 Arten ;
Impatiens L. mit 1 Art.
XIX. Butaceae. Haplophyllum A. Juss. mit 2 Arten; bei II. Davuricum
Ledeb. wurde eine neue Form : ß. unifiorum Max., unterschieden ; Dictamnus L.
mit 1 Art.
XX. Simarubaceae. Ailanthus Desf. mit 1 Art.
XXI. Celastrineae. Evonymus L. mit 2 Arten.
XXII. Phamnaceae. Zizyphus Juss. mit 1 Art; Phamnus L. mit 2 Arten;
bei R. virgala Eoxb wurde eine neue var. Mongolica Max. aufgestellt.
XXIII. Ampelidcac. Vitis R. Br. mit 3 Arten, worunter eine cultivirte:
V. vinifera L.
XXIV. Sapindaceae. Xanthoceras Bnge. mit 1 Art und Acer L. mit 1 Art
(*4. Tataricum L. var. Ginndia Max.).
v. Herder (St. Petersburg).
Barber, C. A., 0 n a chauge o f flowers t o tub ers in
Xymphaea Lotus var. monströs a. (Annais of Botany. Vol. IV.
Nr. XIII. p. 105—115. PI. V.)
Verf. beschreibt und bildet ab die zu Knollen umgewandelten
Blütenknospen, welche ein Exemplar von Xymphaea Lotus im Kew-
Garden producirte. Es sind 4 Sepalen entwickelt, innerhalb der-
selben stehen grüne Blätter mit Achselknospen von reichlichen
Haaren eingehüllt; an der Basis der Aussenseite der Blätter ent-
springen Wurzeln. Die äusseren Blattorgane gehen mit den Sepalen
und Wurzeln zu Grunde, das Keceptaculum schwillt an, trennt sich
vom Stiel und kann nach der Ueberwinterung eine neue Pflanze
produciren. Verf. vergleicht sodann diese Erscheinung mit anderen
Blütenmissbildungen bei Nymphaea, die aber doch ziemlich ver-
Teratologie1 und Pflanzenkrankheiterj. o59
schieden von dieser sind. Ferner weist er auf die viviparen Pflanzen
hin und erörtert die Gründe für die Monstrosität. In diesem Falle
seheint die Ueberbringung der Pflanze aus ihrem Heimathland in
das Glashans Englands den Anstoss gegeben zu haben; die Knollen-
bildung an Stelle der Blüte hängt offenbar mit der Production von
Knollen als vegetativen Vermehrungsorganen bei der Nymphaea Lotus
zusammen.
Möbius (Heidelberg).
Arcangeli, GL, Sopra i tuber coli radicali delle Legumi-
nose. (Rendiconti della R. Accademia dei Lincei. Vol. VII.
1891. Sem. 1. Fase. 6. p. 223—227.)
Enthält einige kritische und historische Bemerkungen über die
Knollen der Leguminosen- Wurzeln, über die Entdeckung derselben,
welche, wie schon früher Prof. Pirotta bemerkt hatte, nicht von
Woronin (1S67), sondern von Gasparrini (1851) gemacht
worden ist.
Dann erwähnt Verf. die Untersuchungen von Berthelot,
Hellriegel, Prazmowski, Schloesing, Laurent, Frank,
Otto, Beyerin ck über die wichtige Frage, ob der freie Stickstoff
der Luft assimilirt werden könne.
De Toni (Venedig).
Thomas, Fl*., Die Blatt flohkrankheit der L o r b e e r -
bäume. (Gartenflora. 1891. Heft 2. 8°. 4 pp.)
Die genannte Krankheit ist keine neue Erscheinung, wohl aber
in der Litteratur bisher nirgends eingehender berücksichtigt worden.
Sie äussert sich an mehr oder minder zahlreichen Blättern der
jüngsten Triebe in Einrollung des Randes — ■ die Blattoberseite
bildet die Aussenseite der Rolle — , Verkrümmung und Verfärbung
der Spreite. Die anatomische Untersuchung zeigt Verdickung des
Blattes auf das Dreifache und Fehlen der Differenzirung in Palli-
saden- und Schwammparenchym. An Stelle dieser Gewebeformen
tritt ein lückenloses Parenchym aus isodiametrischen, Chlorophyll -
armen und dünnwandigen Zelllen abnormer Grösse. Die Oberhaut
zeigt ebenfalls vergrösserte Zellen; dabei sind die stärker modifi-
cirten unterseitigen Epidermiszeilen reich an festem Inhalt und
vorgewölbt. Normale Spaltöffnungen fehlen. Die Harzzellen zeigen
keine Vergrösserung, wohl aber Verdickung der Wand.
Der Hohlraum der Rolle birgt neben klebriger Flüssigkeit und
weisser wachsartiger Wolle die Erzeuger beider Substanzen, die Larven
einer Psyllide, Trioza alacris Flor. Dieselben sollen als ausge-
bildete Insekten überwintern, die im kommenden Frühjahr ihre
Eier auf der Blattunterseite in der Nähe des Randes ablegen. Die
Entartung des Blattes soll (nach Targioni-Tozzetti) Folge der
Eiablage und vielleicht des Saugens der Mutterthiere sein. Uebrigens
scheint das Thier mehr als eine Generation im Jahr zu haben.
Von natürlichen Feinden des Lorbeerblattflohs lernte Verf. nur
360 Neue Litteratur.
eine Syr-pluden-Ltürve kennen, die aber dem Umsichgreifen der
Krankheit in unserm Klima keine genügende Grenze zu setzei.
vermag. Die Krankheit ist bekannt von Mittel- und Südeuropa,
kommt auch wohl in Nordafrika vor und wurde in Deutschland
zuerst 1884 beobachtet. Als Gegenmittel wird das möglichst früh-
zeitige Wegschneiden und Verbrennen der deformirten Triebe
empfohlen.
Ein Yerzeicbniss der Schriften, in denen der Krankheit Erwäh-
nung gethan wird, beschliesst die kurze, aber — wie das Referat
wohl gezeigt haben dürfte — gründliche Mittheilung.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Thomas, Fr., Zum Gitterrost der Birnbäume. (Garten-
flora. 1891. Heft 3. 8. 2 pp.)
Verf. beobachtete das Auftreten des Gitterrosts an Birnbäumen
eines Gartens, der u. a. auch zwei meterhohe Exemplare von Juni-
perus Sahina enthielt, die von Gtpnnosporangium fuscum befallen
waren. Nach Entfernung dieser Stöcke zeigten sich die Birnbäume
frei vom Rost, was darthut, dass eine ernste Erkrankung der
Bäume eine in jedem Frühjahr sich wiederholende Masseninfection
voraussetzt.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Neue Litteratur.
)
Bibliographie:
Faiuintziu, A., Iivauowsky, I)., KusnctzofF, IS., Massalsky, W.j Fürst und
Transchel. W., Ueberblick über die botanische Litteratur Kusslande im
Jahre 1890. gr. 8". XXI, 157 pp. St. Petersburg- 1891. [Russisch.]
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
Rand, Edward L., Nomenclature i'roin the practica! Standpoint. (The Botanical
Gazette. Vol. XVI. 1891. No. 11. p. 318—319.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Legrand, Alfred. Fleurs et plantes. Lectures auglaises, aecompagnees d'iui
vocabulaire dounant la prononciation figuree et la traduetion francaise de tous
les termes d'horticulture et de botanique. 8°. VIII, 376 pp. Paris (Mesnil-
Dramard et Oie.) 1891.
Müller und Pilling. Deutsche Schulflora zum Gebrauch für die Schule und zum
Selbstunterricht. Liefet ung 4 und 5. ä 8 farbige Tafeln, gr. 8°. Gera
(Hofmann) 1891. a —.70 = M. 1.40.
Algen.
Grenfell. J. G.. Oa the oecurrence of pseudopodia in the Diatomaceous genera
Melosira and Cyclotella. (The Quaterly Journal of Microscopical Sciences.
1891. October.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ilirer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur" möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Kedactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelneu Nummer gefälligst raittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 361
Klebs, Georg, Ueber die Bildung der Fortpflanzimgszeuen bei Hydrodictyon
utriculatum Roth. Mit Tafel. (Fortsetzimg.) (Botanische Zeituno-. 1891.
No. 9. p. 805—818.)
Pilze :
AtkillSOll, Geo F.. A new Ravenelia from Alabama. (The Botanical Gazette.
Vol. XVI. 1891. No. 11. p. 313—314.)
Coccoui, Gil'OlaiUOj Osservazioni e ricerche sullo sviluppo di tre piccoli funghi:
nota letta alla r. accademia delle scienze dell' istituto di Bologna nella
sessione del 22 raarzo 1891. 4°. 12 pp. con 2 tavole. (Estratto dalle Memorie
della r. accademia delle scienze delF isttiuto di Bologna. Serie V. Tomo II.)
Bologna (tip. Gamberini e Parmeggiani) 1891.
Hesse, Rudolph, Die Hypogaeen Deutscblands. Natur- und Entwickelungs-
geschichte. sowie Anatomie und Morphologie der in Deutschland vorkommenden
Trüffeln und der diesen verwandten Organismen nebst praktischen Anleitungen
bezüglich deren Gewinnung und Verwendung. Eine Monographie. Lieferung
4— G. (Schluss des ersten Bandes.) 4°. p. 49—133. Mit Tafel VIII— XL
Halle a. S. (Ludwig Hofstetter) 1891. M. 14.40.
LiboriUS, P. F., Ueber phosphorescirende Bakterien. (Protok. zasaid. obsh.
Morsk. vrach. v. Kronstadt. 1890 p. 161—167.) [Russisch.]
Rabenhorst, L., Kryptogamen-Flora von Deutschland, Oesterreich und der
Schweiz. 2. Auflage. Bd. I. Lieferung 46. (Inhalt: Pilze, IV. Abtheilung,
Phyccmycetes, bearbeitet von A. Fischer, p. 65—128, mit Abbildungen.) 8°.
Leipzig '(Kummer) 1891. M. 2.40.
■Saccardo. P. A., Sylloge fungorum omnium bucusque cognitorum. Vol. IX.
Supplementum universale, sistens genera et species nuperius edita, nee nor.
ea in sylloges additamentis praecedentibus jam evulgata, nunc una systematice
disposita. Pars I. (Agaricaceae — Laboulbeniaceae.) 8°. 1141 pp. Patavii (typ.
Seminarii) 1891. L. 57.—
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Haeckel, Ernst, Storia della creazione naturale: conferenze scientifico-popolari
suila teoria doli' evoluzione in generale e specialmente su quella di Darwin,
Goethe e Lamarck. Prima traduzione italiana fatta sull' ottava edizione
tedesca, col consenso dell* autore, a cura del Daniele Rosa. Disp. 9. 8°.
p. 385 — 432, con tavola. Torino (Uuione tipograueo-editrice.) 1891. L. 1. —
Hill, E, J., The sling-fruit of Cryptotaenia Canadensis. (The Botanical-Gazette.
Vol. XVI. 1891. No. 11. p. 300—302.)
Kearuey, T. !!.. Cleistogamy in Polygonum acre. (The Botanical Gazette.
Vol. XVI. 1891. No. 11, p. 314.)
Xoningsberger, Jacob Cliristiaau, Bijdrage tot de Kennis der Zetmeel-
vorming bij de Angiospermen. 8°. 100 pp. 1 Tafel. [Proefschrift.] Utrecht
(ßeijers) 1891.
Kronfeld, M., Die wichtigsten Blütenformeln. Für Studireude erläutert und
nach dem natürlichen System angeordnet. 8°. 28 pp. Berlin (Parey) 1891.
M. 1 —
Mac Millail, Conway, Interesting auatomical and physiological researches.
The leaves of aquatic mouocotyledons. (The Botanical Gazette. Vol. XVI.
1891. No. 11. p. 305—311.)
Malfatti, H., Beiträge zur Kenntniss der Nucleine. (Zeitschrift für physiologische
Chemie. Bd. XVI. 1892. Heft 1 und 2.)
Meehan, Thomas, Helianthus mollis. (The Botanical Gazette. Vol. XVI. 1891.
No. 11. p. 312.)'
Mussi, Ubaldo, Ricerche chimiche sul latice del Ficus carica (R. istituto di
studi superiori di Firenze : laboratorio di materia medica ). 8°. 8 pp. (Estr.
dall' Orosi, giornale di chimica, farmacia, ecc, 1891. No. 8.) Firenze (tip.
della pia casa di Patronato) 1891.
Schneck, Jacob, Further notes on the mutilation of flowers by insects. (The
Botanical Gazette. Vol. XVI. 1891. No. 11. p. 312—313.)
— — , Mutilation of the flower of Tecoma radicans. (1. c. p. 314—315.)
Sigmund, "W., Ueber fettspaltende Fermente im Pflanzenreiche. IL Mittheilung.
(Sonderabdr.) Lex.-8°. 8 pp. Leipzig (Freytag in Comm.) 1891. M. —.30.
TfYyplel, M., Ueber den Einfluss einiger Chloride, besonders des Natriumchlorids
auf das Wacbsthum der Pflanzen. (Gymnasial-Programm.) 8". 45 pp. Waid-
hofen a. d. Thava 1891.
362 Neue Litteratur.
Systematik und Pfianzengeographie :
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domänyi Közlöny. 1691. p. 499—500.)
Bnchanan, John, The indigenous Grasses of New-Zealaud. (Colonial-Museum
of N.-Zealand. Fol. 64 Tafeln.)
Fiala, F., Floristicki prilozi. (Glasnik zemaljs muzeja u Bosn. i Herc. 1891.
3 pp.)
— — , Primula Bosniaka. (1. c.)
Freyn, J., Plantae novae Orientales. II. [Fortsetzung.] (Oesterreichische botan.
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Haläcsy, E. V., Beiträge zur Flora der Balkauhalbinsel. VII. (1. e. p. 408—409.)
Korschiusky, S., Phytographische Untersuchungen in den Gouv. Simbirsk,
Samara, Uta, Perm und Wjatka (z. Th.). (Arbeiten der Naturforscher-Gesell-
schaft an der Kaiserl. Universität Kasan. Bd. XXII. Heft 6.) 8°. '204 pp.
Mit 1 Karte. Kasan 1891. [Russisch.]
Kränzlin , F., Appendicula Peyeriana n. sp. (The Gardeners Chronicle.
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Lindberg, G. A., Rhipsalis (Lepismium '?) dissimilis (G. A. Lindberg) K. Schu-
mann. Mit Abbildungen. (Gartenflora. 1891. Heft 23. p. &:'A. I
Medicus, W., Flora von Deutschland. Illustr. Pflanzenbuch. Anleitung zur
Kenntniss der Pflanzen nebst Anweisung zur praktischen Anlage von Herbarien.
Lieferung 2. gr. 8°. p. 33 — 64 mit 8 färb. Tafeln. Kaiserslautern (Gotthold)
1891. M. 1 —
Moiltresor, W. Graf, Uebersicht der Pflanzen, welche zum Bestände der Flora
des Kiew'schen Unterrichtsbezirkes gehören, d. h. den Gouvernements Kiew,
Podolien, Wolhynien, Tschernigov und Pultava angehören. Heft 5. 8 '.
p. 419—508. (Schluss.) Kiew 1891. [Russisch.]
Mueller, Baron Ferdinand von, Descriptions of new Australiau plants, with
occasional other annotations. [Continued.] (Extra print from the Victorian
Naturalist. 1891. November.)
Peperomia enervis.
Rather dvvarf, erect or diffuse, flaccid, glabrous ; branehes upvvards
angular ; leaves small, on short petioles, ternately or some quaternately
verticillate, cuneate-obovate, the lateral venules almost obliterated; spikes
extremely slender, mostly terminal, conspicuously but thinly pedunculate;
flowers in close proximity ; bracts very miuute, orbicular ; ovulary
almost entirely emersed, bearing the stigma obliquely ; fruitlet minute,
almost globular.
On Mount Bartle Freie; Stephen Johnson.
From some few inches to nearly one foot high. Leaves l/a — s/4 inch
long. Spikes solitary or occasionally two togetber, generally 1 — l1/2 inches
long. Flowers unknown. Fruitlets, when dry, slightly rough. Mons.
Casimir de Candolle, who received specimens from me, to bring his
unrivalled knovvledge of Piperaceae to bear on this singularly local plant,
places it near P. obversa among the 370 Peperomias, known to him since
describing them monographically in 1869. It received the specific name
under our Joint authority. Lately also a representative of the order
Piper Holtzei) has been discovered in N. W. Australia.
Gavcinia Warn nii.
Glabrous; brauchlets robust, angular; leaves of firm texture, on Short
petioles, mostly lanceolar-ovate, their primary lateral venules numerous
and somewhat prominent particularly beneath ; flowers rather large, crowded
into axiüary Clusters; outer sepals very short; petals four, largely pale;
staminal mass of the male flowers divided almost to the base into four
ovate lobes, about half as long as the petals ; anthers extremely numerous,
densely covering the inner side of the lobes to near the base, pale, partly
on very short rilaments, partly sessile, their cells divergent, widely dehiscent;
rudimentary pistil rather thick, angular, with a convex stigma.
Near the Coen- River; Stephen Johnson.
Neue Litteratur. 363
A tree, to 40 feet high. Well developed leaves 3 — 5 inches long-.
Flowers on short thick pedicels. Sepals almost semiorbicular, the innei?
only about */s inch long-, though exceeding the outer. Petals obovate or
verging somewhat into an orbicular form, incurved, with broad base
sessile, seldom longer than 1/s inch, in front slightly and irregularly
denticulated. Staminal mass somewhat adherent to the petals.
Anthers almost quadrivalvular. Eudimentary pistil about 1J8 inch long.
Female flowers and fruit not yet seen. The staminal arrangement is-
much like that of G. Cornea and Gr. Merguensis, but both are in several
other respects very distinct. The leaves are not unlike those of the
imperfectly known G. neglecla (Vieillard) ; the venulation of them ia
much more prominent than in G. subtilinervis, of which the tlowers are
unknown.
This in the flora of Australia very remarkable plant is dedicated to
Dr. Warren, the accomplished and learned Professor of Engineering in
the Sydney University.
Glossog yne orthochaeta,
Stern towards the base few-branched, somewhat woody ; leaves much
crowded along the lower part of the branches and of the stein, mostly
pinnately divided, their segments distant, narrowlinear, much pointed ;
upper leaves few, remote, undivided, linear; tlower-headlets solitarily
terminatiug elongated simple pedunclelike branches ; involucral bracts
rat her numerous, somewhat scarious towards the summit and thus far soon>
reflexed ; floral bracts bluntish ; receptacle rather ample ; fruits numerous,
about as long as the bracts, terminated into two much shorter quite erect
slightly retro-hispidulous setules.
Near the South Coen-Eiver; Stephen Johnson.
Eoot not seen. Height to 2 feet. Leaves to 3 inches long, the lower
often reflexed and some of these undivided. Corollas and therefore also
stamens and Stigmas not yet available. Fruiting headlets fully 1/a inch
in diameter. Fruits J/5 to J/4 inch long, compressed, narrow, blackish,
streaked ; the setules often only at the apex barbed.
So far as the vegetative and carpologic characters allow to judgs
this plant cannot be excluded from the geuus Glossogyne; but it is
possible that hereafter from floral notes another geueric place may havo
to be assigned to this species. The bracts almost conceal the fruits ; this
already gives the plant an aspect different to that of G. tenuifolia; the
ramification is also less, the leaves are longer and their segments narrower,
furthermore the fruits are shorter and their setules not divergent; the
leaves are in form not unlike those of Bidens lineariloba, but seem never
doubly segmentose.
Rccllillger, Karl, Beitrag zur Kenntniss der Gattung Eumex. (Oesterr. botan.
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Rolfe, R. A., Epidendrum pusillum Eolfe n. sp. (The Gardeners Chronicle..
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Sabransky, II., Weitere Beiträge zur Brombeerenflora der kleinen Karpatlien..
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VeleilOVSky, J., Nachträge zur „Flora bulgarica". (1. c. p. 397—400.)
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Hag^emaiui, Axel, Vore norske Forstinsekter, eller de for Skovene skadelige og-
nyttige Insekter, deres Optraeden og Udbredelse i Xorge. En Haandbog toi
364 Neue Litteratur.
Skovejere og Forstmaend. Med 35 in Texten iudtrykte Figurer. 8°. VIII,
144 pp. Christiania og Kjobenhavn (Cammermeyer) 1891. Kr. 2.- —
Halsted, Byron D., Bacteria of the Melons. (The Botanical Gazette. Vol. XVI.
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Panlscn, F. e Guerrieri, F., Sopra alcune galle rinvenute sui tralci e sulle
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Palermo: rapporto dei lavori eseguiti dalP aprile 1881 a gingno 1889.)
Palermo (stab. tip. Virzi) 1891.
Poggi, Tito, Come combatteremo la peronospora. 3e edizione riveduta dall*
autore e pubblicata per cura della associazione agraria del basso Veronese.
8°. 51 pp. Legnago (tip. di V. Bardellini) 1891.
Thomas, Der Fichtennestwickler in Thüringen. (Gartenflora. 1891. Heft 23.
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Vol. X. 1891. No. 258. p. 679—680.)
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Neue Litteratm-. 365
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Eismann, Gustav, Renanthera Lowii Rchb. fil. syn. Vanda Lowii Lindl. in
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8°. VIII, 266 pp. Berlin (Paul Parey) 1891. geb. M. 5. —
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Römer, B., Grundriss der landwirthschaftlichen Pflanzenbaulehre. Ein Leit-
faden für den Unterricht an landwirthschaftlichen Lehranstalten und zum
Selbstunterricht. 4. Aufl. von G. Böhme. (Deutsche landwirthschaftliche
Taschenbibliothek. Heft 24.) 8°. XII, 172 pp. Leipzig (Karl Scholtze) 1891.
geb. M. 1.80.
Sauger, Obstbautafeln für Schule und Haus. 2 Tafeln in Holzsehn. 72X84 cm.
Mit Begleitwort. gr. 8°. 3 pp. In Mappe. Stuttgart (Eugen Ulmer) 1891.
M. 1.60.
Schaffer, De l'action du Mycoderma vini sur la composition du vin. (Annales
de Mierographie. 1891. September.)
Lasserre, Gontran, Regles elementaires de la fabrication et de i'emploi des
engrais ckimiques sans di'pense, et de la culture de ble. 2 edition, revue,
eorrigee et augmentee. 8". 66 pp. Paris (Belin freres) 1891.
Martelli, Bomenico, Su i metodi per la determinazione della cellulosa nei
foraggi studio. (Studi e ricerche istituite nel laboratorio di chimica agraria
della r. universita di Pisa. Fase. IX.)
Müller, Ferdinand, Baron von, Select extra-tropical plants, readily eligible
for industrial culture or naturalisation, with indications of their native countries
and some of their uses. 8 edition, revised and enlarged. 8°. 594 pp.
Melbourne (Chas. Troedel & Co.) 1891.
Fapasogli, Giorgio, Del cotone, dei prodotto che fomisce, e dei metodi per
riconoscere la mescolanza con Folio d'oliva. (Saggi di esperienze agrarie.
1891. Fase. IX.) Firenze 1891.
— — , La colorazione artificiale nei vini e modo di riconoscerla: nota. 8n. 14 pp,
Firenze 1891.
Picore, J. J., Culture et taille de la vigne du vignoble lorraiu. 4°. 55 pp.
Nancy (Munier impr.) 1891.
3ß(! Neue Litteratur. — Personalnachrichten.
Satlebeck, lt., Die tropischen Nutzpflanzen Ostafrikas, ihre Anzucht und ihr
ev. Plantagenbetrieb. Eine orientir. Mittheilnug über einige Aufgaben und
Arbeiten des Hamburger botati. Museums und Laboratoriums für Waarenkunde.
(Aus: „Jahrbuch der Hamburger wissensch. Anstalten" 1891.) 8°. 26 pp.
Hamburg (L. Gräfe und Sillem in Komm.) 1801. M. 1. —
SauvaigO, Les plantes exotiques introduits sur le littoral mediterraneen. Une
visite ä la villa Hutner, ä San-Remo (30 mars 1891). (Extrait de la Revue
des scieuces naturelles appliquees. 1891. No. 17, 5 septbr.) 8°. 12 pp.
Versailles et Paris (Cerf et fils) 1891.
Schmidt, M. Y., Anleitung zur Ausführung agricultur-chemischer Analysen.
Zum Gebrauche für landwirtschaftliche ITnterrichtsanstalten. 8°. VI, 69 pp.
Wien (Franz Deuticke) 1891. M. 1.80.
Serieux, L., Petit traue pratique pour la culture des haies, des arbres fruitiers
et d'agrement et des bois taillis. 8°. 50 pp. Avec 12 planches et 31 fig.
Geneve (H. Georg) 1891. Fr. 1.—
Tschauz, W.j Die Weinbereitung aus Beerenobst, nebst einem Anhange über
Kultur der Johannisbeere. 8°. 20 pp. Thun (E. Stämpfli) 1891. Fr. —.30.
Van Scherpenzeel Thilll, L., Rapport sur l'exposition des produits de l'Asie
centrale ä Moscou (juin 1891). (Extrait du Recueil consulaire.) 8°. 10 pp.
Bruxelles (P. Weissenbruch) 1891. Fr. —.50.
Viaml, S.? Notice sur le bananier et ses rapports avec l'agriculture, l'industrie
et la medecine. (Bulletin de la Societc des etudes Indo-Chinoises de Saigon.
1891. 1. septbr.)
Zoebl, Anton, Bericht an das hohe k. k. Ackerbau - Ministerium über das
landwirtschaftliche Versuchswesen und seine Beziehungen zur Pflanzen-
Veredelung in Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen. 8°. 74 pp.
Brunn (Rud. M. Rohrer) 1891.
Weig'inanu, IL, Zur Beseitigung von Butterfehlern durch Anwendung von
Bakterien-Reinkulturen bei der Rahmsäuernug. (Landwhthsehaftl. Thierzncht.
1891. No. 37. p. 527—528.)
Personalnachrichten.
Dr. 0. Warburg hat sich an der Universität zu Berlin für
Botanik habilitirt.
Prof. Dr. A. Beyer in Graz, bekannt als eifriger Bryologe,
ist am 8. November d. J. gestorben.
Am 7. October d. J. starb in Ealing der englische Botaniker
P. W. F. Myles.
Die Herren J. Bornmüller und Sintenis sind von ihrer Reise
zurückgekehrt. Sie haben im Laufe des Sommers die Insel Thasos
botanisch durchforscht und den Athos, sowie den thessalischen
Olymp besucht.
Dr. Ed. Forilläliek unternahm in den diesjährigen Ferien eine
6 wöchentliche Reise nach Serbien und Macedonien, botanisirte bei
Paracin in Serbien, Uesküb, Veneziani-Gradsko, Demirkapu und
Bitolia-Monastir in Macedonien, bestieg die Baba- und Inor plania
in Serbien, den Peristerie und die Bratucina planina in Macedonien.
(Oesterr. botan. Zeitschrift.)
Gr. Scliweinfurtli und Professor 0. Penzig sind von ihrer
abyssinischen Reise zurückgekehrt.
Prof. E. Warming hat eine Forschungsreise nach Westindien
und Venezuela angetreten.
Aufruf. — Anzeige. 3ß7
^Lnf i-iif !
Am 31. März 1892 vollendet
Fritz Mülle r
in Blume nau (Brasilien) sein' 70. Lebensjahr.
Sein Name hat bei Allen, welche der Biologie ihr Interesse widmen,
den besten Klang. Jeder von uns ist dem unermüdlichen Forscher zu
Dank verpflichtet, sei es, dass er durch dessen scharfsichtige Beobachtungen
neue Anregung empfing, oder dass er auch bei eigenen Arbeiten in uneigen-
nütziger Weise von ihm unterstützt wurde.
Wie durch zuverlässige Nachrichten bekannt geworden, hat die brasi-
lianische Regierung den greisen Gelehrten kürzlieh seiner Stellung als
Naturalista viajante enthoben, weil derselbe aus zwingenden Gründen ab-
gelehnt hatte, den Ort seiner bisherigen erfolgreichen Thätigkeit zu vor-
lassen und nach Bio de Janeiro überzusiedeln. Gerade jetzt, wo sein
Adoptiv- Vaterland ihn mit unverdienter Härte behandelt, wird es ihm
doppelt wohlthuend sein, wenn das Geburtsland, das ihm geistig stets
die Heiina tli geblieben ist, seiner Verdienste um die Wissenschaft ge-
denkt.
Diejenigen, welche mit uns der Theilnahme und dem Danke für den
verdienten Mann Ausdruck zu geben wünschen, bitten wir, ihre Photo-
graphie in Cabinet- oder Visitenkarten-Format, mit eigenhändigem Namens-
zuge versehen, nebst einem Beitrage von 5 Mark an Herrn Professor
Dr. Magnus in Berlin W., Blumeshof 15, bis spätestens Mitte
Januar 1892 einsenden zu wollen. Die eingegangenen Portraits sollen, zu
einem Album vereinigt, Herrn Dr. Fritz Müller als Ehrengabe übersendet
Averden.
Berlin, den 21. November 1891.
P. Asch ers ou- Berlin; I. B o e h in - Wien ; F. Buch e nau -Bremen; F. Cohn-
Breslau; A. En g 1 er- Berlin ; B. Frank-Berlin; F. Hilclebr an d-Freiburg
i. B. ; A. Kern er von Marilaun - Wien ; L. Kny- Berlin; Henry Lange-
lierlin; F. Lud wig -Greiz; P. M a gn u s -Berlin; K. Müll e r -Halle ; W.
Pf e ffe r - Leipzig ; E. P fitz er- Heidelberg; N. Prin gshei m- Berlin; L.
Badlkofer- München ; W. Schönlank- Berlin ; S. Seh wendener- Berlin ;
H. Graf S ol ms -L aub a c h-Strassburg i. E. ; E. Stahl -Jena; E. Stras-
burger-Bonn; I. Urb an-Berlin; W. W e tekam p -Breslau; K. von Wett-
stein-Wien; J. Wiesne r- Wien ; L. Wittmeck- Berlin.
.A^nzeisre.
Soeben ist erschienen :
Goebel, K.. Pflanzenbiologische Schilderungen,
II. Teil, I. Lieferung. Mit 57 Holzschnitten und 16 Tafeln.
(Enthält : Die Vegetation der Venezolanischen Paramos
und die Injektionen. Preis 12 Mark.
I. Teil 1889 14 Mark.
N. G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung
in Marburg.
368
Inhalt.
An die verehrt. Mitarbeiter!
Den Originalarbeiten beizugebende Abbildungen , welche im.
Texte zur Verwendung kommen sollen, sind in der Zeichnung so an-
zufertigen.) dass sie durch Zinkätzung wiedergegeben werden können.
Dieselben müssen als Federzeichnungen mit schwarzer Tusche auf
glattem Carton gezeichnet sein. Ist diese Form der Darstellung für
die Zeichnung unthunMch und lässt sich dieselbe nur mit Bleistij
oder in sog. Halbton- Vorlage herstellen, so muss sie jedenfalls so-
klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie-Verfahren
(Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können
nur in Ausnahmefällen zugestanden loerden, und die Redaction wie
die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall dir
Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Be-
schaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden
Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegebt),
werden, können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt
werden.
Inhalt
'Wissenso'aaf tüche Original-
Mittheilungen.
Knuth, Weitere Beobachtungen über die An-
lockungsmittel der Blüten von Sisyos angulata
L. und Bryouia "Jioica L., p. 314.
Treiber, Ueber iao, auatjansstiea Bau des
Stammes der Aselepiadeea. (Sehlasä). p. 335.
Botanische <3-ärten und.
Institute,
Humphrey, Report of tbe Departement of
vegetable Physiology, p. 318.
Sammlungen.
Flasrey, Lichenes Algerienses exsiccati, p. Ö21
Referate.
Arcangeli, Sopra i tubercoli radicali delle
Leguminose, p. 359.
Barbcr, On a change of flowers to tubers iu
Nymphaea Lotus var. mon?trosa, p. 358.
Brandza, Developpement des töguments de la
graine, p. 340.
Chanveaud, Röcherches embryogeniques sur
Tappareil lactifere des Eupborbiacees, Urtica-
c^es, Apocyn^es et Asclepiadees, p. 334.
Dangeard, Memoire sur la morphologie et
l'anatomie des Tmesipteris, p. 327.
Fernbach, Sur le dosage de la sucrase. 3.
memoire: Formation de la sucrase chez
l'Aspergillus niger. p. 331.
, Sur l'invertine ou sucrase de la levure,
p. 331.
Fischer, Beiträge zur Kenutniss exotischer
Pilze. H., p. 323.
Hanausek, Die Entwicklungsgeschichte der
Frucht und des Samens von Corfea arabica L.,
p. 342.
Jatta, Su di aleuni Licheni di Sicilia e di
Pantellaria, p. 32ti.
Kränzlin, Beiträge zu einer Monographie der
Gattung Habenaria Willd., p. 345.
Lndwig, Die Aggregation als Artenbildendes
Princip, p. 333.
Maximoivicz, Flora Tangutica, p. 351.
— — , Flora Jlongolica. p. 351.
Mueller, Baron, Ferdinand von, Descriptious
of new Australiau plants, with ocuasioual
other annotations, p. 362.
Müller, v., Iconography ot australian Salsola-
ceous plants, p. 345.
Patouillard, Le gerne Podaxon, p. 325.
Thomas, Die Blattflohkrankheit der Lorbeer-
bäume, p. 359.
. Zum Gitterrost der Birnbäume, p. 360.
Neue Litteratur, p. 360.
Personalnaohrichten :
Bormitüllcr und Sintenis sind von ihrer Reise
zurückgekehrt, p. 366.
Forniünek unternahm eine Reise nach Serbien
und Macedonien, p. 366.
Myles, ff), p. 366.
Prof. Dr. Reyer (f), p. 366.
Schwfiinfurth und Penzig sind von ihrer Reise
zurii -kge kehrt, p. 366.
Warburg, habihtirt für Botanik in Berlin, p. 366.
Warminguuteruimint eine Forschungsreise nach
Westindien, p. 396.
Ausgegeben : 18. Deceniber l*i>l.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XLVIII. No. 13. XII. Jahrgang.
V REFERIRENDES ORGAN '♦
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. F. G. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Yereins in München, der Botaniska Sällsfcapet i Stockholm,
der botanischen Sectio« des naturwissenschaftlichen Yereins zu Hamburg:,
der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cnltnr zu Breslau, der Botaniska Sektionen af Natarvctenskapliga Student-
6ällskapet i Unsala, der k. k. zoologisch -botanischen Geseilschaft in
Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsinkiers.
Nr. 52.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
1891.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsbericht des botanischen Vereins in München.
II. ordentliche Monatssitzung,
Montag, den 14. December 1891.
Herr Professor Dr. Goebel hielt einen Vortrag über
die Vegetation der venezolanischen Paramos
und illustrirte denselben durch zahlreiche Zeichnungen und Photo-
graphien, welche er bei seiner Reise aufnahm und die grösstenteils
in des Vortragenden kürzlich erschienenen „Pflanzenbiologischen
Schilderungen. II" reproducirt sind.
Herr Professor Dr. Holzner aus Freising- Weihenstephan be-
richtete über
einige von Dr. Lermer und ihm angestellte Unter-
suchungen über die Entwick e lung der weiblichen
Hopfenrebe und im Besonderen über die Entwick e-
lung und die Bildungsabweichungen des Hopfen-
zapfens.
Botan. Centralbl. Bd. XLVIII. 1801. '24
370 Botanischer Verein in München.
In der Einleitung bemerkte derselbe, dass die sogenannten
Klimmhaare auf den unteren Stengelgliedern verhältnissmässig hohe
Polster haben, weshalb sie sich auf einer Stütze nicht festhaken
können ; dagegen sind sie zum Schutze gegen Schnecken sehr
gut geeignet. Weiter bemerkte er, dass im Allgemeinen die
Drehungsrichtung der Stengelglieder dieselbe ist, wie die Richtung
der Windungen, also West-Nord- Ost. Häufig aber ist die Richtung
der Drehung einzelner Internodien die entgegengesetzte, und manch-
mal wechselt die Richtung an dem nämlichen Stengelgliede. —
Die Verzweigung wiederholt sich immer in gleicher Weise Jeder
Zweig der Blütenregion endet regelmässig mit einem Zapfen. Dieser
entsteht durch eine monopodiale Sprossverkettung. Unterhalb der
Spitze des Kegels erscheint ein Zellenhügel, welcher sich alsbald in
ein Caulom und Phyllom theilt. Das Phyllom bildet drei Theile,
von denen der kleinere, mittlere die Anlage des Tragblattes ist,
welche sich in der Regel nicht weiter entwickelt. Aus den beiden
Seitentheilen entstehen die Deckblätter für das Aehrchen. Das
Caulom oder das noch ungegliederte Aehrchen theilt sich ebenfalls
in drei Lappen, von denen der kleinere, mittlere die regelmässig
nicht weiter entwickelte Primanachse des Aehrchens ist. Die seit-
lichen Lappen spalten sich in je zwei (selten drei) Blütenachsen.
Am Grunde einer jeden dieser letzteren, und zwar dem Deckblatte
zugekehrt, entsteht das Vorblatt der Blüte. Etwas oberhalb und
wieder nach der Aussenseite liegend wird das Perigon angelegt.
Zwei seitliche Hervorrajnme'en an der Spitze der Blütenachse machen
den Anfang des Stempels mit zwei Narben. Die Samenknospe ist.
achsenbürtig. Die beiden Blüten eines Aehrchenastes sind antidrom.
Durch Aenderungen der Stellung der Aehrchen und infolge der
Entwicklung solcher Theile, welche in der Regel unentwickelt bleiben,
entstehen verschiedene Bildungsabweichungen. I. Stellung der
Aehrchen: 1) „Brausche Zapfen" entstehen dadurch, dass sich
die einzelnen Stengelglieder stärker als gewöhnlich verlängern. 2)
Bei manchen Zapfen haben bald nur wenige, bald die meisten
Aehrchen eine gekreuzte Stellung. 3) Zwei Aehrchen stehen au!"
gleicher Höhe um SO0 von einander entfernt, wodurch scheinbar
acht -, sieben- oder sechsblütige Aehrchen entstehen. 4) Die einzelnen
Blüten können in einer wenig aufwärts steigenden Spirale stehen.
Wenn dann der Divergenzwinkel der aufeinander folgenden Aehrchen
90° beträgt, so entsteht scheinbar eine Art Spiralstellung einer
grösseren Anzahl von Blüten. II. Durch Ausbildung des
Pri in anz weiges des Aehrchens können erzeugt werden: 1)
kleine Knospen an der Spitze der im Uebrigen nicht verlängerten
Achse. 2) Ein spreublattartiges, verlängertes Blättchen. 3) Zu-
sammengesetzte Zapfen, a) Nur der Primanzweig des Aehrchens
I. Ordnung bildet eine Seitenspindel, welche ein oder mehrere Aehrchen
IL Ordnung trägt, b) Die Primanachse des Aehrchens I. Ordnung
wächst zu einer Seitenspindel IL Ordnung aus, welche ein Aehrchen
IL Ordnung hervorbringt. Die Primanachse des letzteren Aehrchens
wächst abermals zu einer Seitenspindel (Ast III. Ordnung) aus,
welche wieder ein Aehrchen hervorbringt u. s. w. III. D i e
Botanischer Verein in München. 371
mittleren von drei Blütenachsen eines Aerchenastes trägt
statt einer Blüte ein rundliches Blättchen. Hierher gehören auch
die Blättchen, welche bisweilen an der Seite einer vollkommenen
Blütenachse erscheinen. IV. Durch Entwickelung anderer
Theile des Zapfens, welche regelmässig unentwickelt bleiben,
oder ganz verkümmert sind, entstehen schon oft beschriebene Bil-
dungsabweichungen. 1) Durchwachsungen. 2) Vergrünungen. 3)
Drei Deckblätter. 4) Lappen an einem der beiden Deckblätter.
5) Durch Verhinderung des Wach st hu ms an bestimmten
Stellen von Deck- und Vorblättern können mehr oder minder tief
greifende Spaltungen derselben verursacht werden.
Herr Privatdocent Dr. 0. LOW sprach
„Ueber den Einfluss der Phosphorsäure auf die
Chlorophyll bildung."
Bei Versuchen mit Algen, welche ich in phosphathaltiger und
phosphatfreier Nährlösung 2 Monate lang züchtete, hatte ich be-
obachtet, dass trotz des Eisengehaltes der Nährlösung die Algen
dann eine gelbliche Färbung annahmen, wenn Phosphate mangelten,
während bei Anwesenheit von Phosphaten sie schön dunkelgrün er
schienen. *) Die Folgerung, dass zur vollständigen Ausbildung des
Chlorophyllkörpers auch Phosphorsäure nöthig sei, lag nahe und ist
um so mehr gerechtfertigt, als Hoppe- Sey ler i. J. 1879 einen
Phosphorgehak von l,38°/o im krystallisirten Chlorophyllfarbstoff
nachgewiesen hatte.**) Zwei Jahre später fand er, dass der Chloro-
phyllfarbstoff beim Kochen mit alkoholischer Kalilösung in Cholin,
Glycerinphosphorsäure und Chlorophyllansäure gespalten wird. Da
eine Beimengung von Lecithin nicht wohl angenommen werden
konnte, schloss Hoppe-Seyler , dass der Chlorophyllfarbstoff selbst
wahrscheinlich eine Art von Lecithin ist, in welchem die Chloro-
phyllansäure die Rolle von Fettsäuren spiele.***)
Um nun weitere physiologische Anhaltspunkte für den Einfluss
der Phosphorsäure bei der Chlorophyllbildung zu sammeln, wurden
Fäden von Spirogyra majuscula zunächst in eine mit destillirtem
Wasser (2 L.) hergestellte Nährlösung gebracht, welche nichts weiter
enthielt als :
0,2 p. mille Calciumnitrat und
0,02 p. mille Ammoniumsulfat.
In die sehr geräumige, mit Glasstöpsel verschlossene Flasche
wurde hier und da etwas Kohlensäure geleitet. Nach 6 Wochen
Stehen im zerstreuten Tageslicht bei 14 — 16° waren trotz der Un-
vollständigkeit der Nährlösung nur wenige Zellen abgestorben.
Die Zellen enthielten viel gespeichertes actives Eiweiss, f) massige
*) O. Low, „Ueher die phjrsiologischen Functionen der Phosphorsäure".
(Biolog'. Centralbl. XI. 269.)
**) Zeitschr. f. physiolog. Chem. III. 348.
***) Zeitschr. f. physiol. Chem. V. 75. Die Chlorophyllansäure ist von
schön grüner Farbe und ähnelt noch in optischen Eigenschaften dem ursprüng-
lichen Chlorophyllfarbstoff.
t) Siehe Low und Bokorny, Biolog. Centralbl. XI. 9.
•24*
372 Botanischer Verein in München.
Stärkemengen und noch Spuren von Gerbstoff. Sie waren von
255 ft im Maximum, bis auf 380, manche bis auf 712 fi gewachsen,
aber die Zunahme der Gesammtmassc erschien dabei so unwesentlich,
dass man auf das Unterbleiben der Zelltheilung in Folge des
Phosphatmangels schliessen konnte.*) Manche Zellen zeigten eine
bauchige Auftreibung und schlauchartige Auswüchse,
wie wenn sie sich zur Copulation anschicken wollten — aber
nirgends waren wirklich copulirende Zellen zu bemerken. Das
Chlorophyll band hatte eine fahle gelbliche Farbe ange-
nommen, functionirte aber trotzdem noch, wenn auch weit weniger
energisch, als im gesunden Zustand bei dunkelgrüner Färbung.**)
Nun wurde zur Nährlösung noch 0,02 p. mille Eisenvitriol zugesetzt
und die Lösung mit den Fäden in zwei möglichst gleiche Portionen
getheilt und zur einen Hälfte noch 0,03 p. mille Dinatrium-
phosphat gesetzt. Schon nach 5 Tagen ergab sich ein höchst
auffälliger Unterschied: Die Phosphat-Algen hatten eine inten-
sive dunkelgrüne Farbe angenommen, die Control- Algen aber
hatten ihre gelbe Nuance behalten — trotz des Zusatzes eines
Eisensalzes. Das Chlorophyllband war dort in jeder Beziehung-
normal, hier aber schien ausser dem Farbstoff auch die protoplasma-
tische Grundlage gelitten zu haben, die Bänder schienen sehr dünn
zu sein. Bei den Phosphatalgen liess sich ferner die wieder ein-
tretende Zelltheilung wahrnehmen, die übergrossen Zellen waren
bereits in zwei getheilt und der Process der Zelltheilung selbst war
in vielen Zellen zu sehen.*) Ein krankhafter Zustand in Folge des
Mangels an Kalium- und Magnesiumsalzen war auch nach einiger
Zeit noch nicht zu erkennen, würde sich aber wohl bei weiterer
Züchtung eingestellt haben.
Dass nicht nur Eisensalze, sondern auch Phosphate zur Bildung
eines normalen Chlorophyllfarbstoffs nöthig sind, wie die chemischer.
Studien bereits ergaben, dürfte durch diese physiologische Be-
obachtung wohl eine weitere Stütze erhalten.
Instrumente, Präparations- und Conservations-
Methoden etc.
Petruscliky, Johannes, Ein plattes Kölbchen (m o difi zirte
Feldflasche) zur Anlegung von Fl ä clien kultur e n..
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. VIII.
Nr. 20. p. 609—614.)
*) Unter anoeren Verhältnissen bleibt bei Phosphatmangel auch das Wachs-
tbum der Zellen zurück. (Hiebe Biolog. Centralbl. XI. 278.)
**) Es war bei der lange dauernden Züchtung in jener einseitigen Nähr-
lösung wohl zu vermuthen, dass etwaige Spuren gespeicherter Eisensalze und
Phosphate Verwendung gefunden hatten.
***) Diese rege Zelltheilungsarbeit bangt mit dem Voirathe an activem Eiweiss
zusammen. (Vergl. Biol, Centralbl. XI. 281.)
Instrumente, Präparations- u. Conservations-Methoileu etc. 373
Verf. trat der Frage der Plattencuiturgefässe näher, um eine
Form zu finden , welche die Nachtheile der bisher gebräuchlichen
Gefässe beseitigen und bei leichter Transportirbarkeit wenig Raum
einnehmen sollte. P. wurde bei genauer Erwägung auf die von
Schill bereits empfohlene Feldflasche geführt. Bei den käuflichen
Feldflaschen zeigte sich der Uebelstand, dass die Gelatine sich im
Inneren an einer Ecke sammelte, anstatt sich auf der ganzen Flach-
seite auszubreiten, und dies in Folge der zu sehr von der Ebene
abweichenden Breitseite der Flasche. Auch war die ungleichmässige
und erhebliche Dicke des Glases selbst für schwache Vergrösse-
rungen fast undurchdringlich, ferner kann die behufs Abimpfung in
die Flasche einzulassende Platinnadel in Folge des sehr engen
Flaschenhalses nicht alle Stellen der Gelatine erreichen. Bei weitem
Hals fliesst beim Umlegen der Flasche die Gelatine in den Hal-
und an den Wattepfropf. P. liess, um diese Uebelstände zu bes
seitigen, zwei Muster eines Flachkölbchens anfertigen. Das erste
ist aus vorzüglichem, dünnem, durchsichtigem Jenenser Normalglas
durch Lampenarbeit hergestellt, 10 — 11 cm hoch, b1i-2 — 6 cm breit
und etwa lVs cm tief, mit am Halse ringförmiger Kerbung, wäh-
rend das zweite Muster durch Form hergestellt und dickwandiger
: ist; die Höhe beträgt 12,5 cm, die Breite 6 cm, die Tiefe 2 cm.
Die Halskerbung befindet sich an den Breitseiten. Selbstredend
eignet sich das erste Muster für die feineren Arbeiten. Was die
Gestalt der Kölbchen anlangt, so verjüngt sie sich nach dem Halse
hin , damit man alle Stellen des Inneren mit der Nadel erreichen
kann. Bei grosser Oeffnung des Halses zeigt derselbe nur geringe
Länge, um der Nadel möglichst bequeme Excursionen zu ge-
statten. Eine Einkerbung am Halse verhindert beim Umlegen der
Flasche das Ausfliessen der Gelatine. P. zählt die Vorzüge auf,
welche seine Kölbchen vor den Esmarch'schen, Petri'schen und
K owalski'schen besitzen, giebt an, wie man sich derselben zu be-
dienen habe und für welche bakteriologischen Zwecke sie besonders
geeignet seien (Wasseruntersuchungen und Plattenculturen anaerober
'Bakterien in der Wasserstoffatmosphäre). Diese Kölbchen sind zu
beziehen von Chr. D ackert, Königsberg i. Pr., Drummstrasse
Xo. 9.
Kohl (Marburg).
Referate.
Andersen, Anton, Danmarks Bregner (Ftlices Daniae), en
populaer Monografi. 8°. 36 pp. Odense (Hempel)
1890.
Es geht aus dieser schön ausgestatteten und sorgfältig behan-
delten Monographie hervor, dass bisher 40 Arten und Varietäten
der Familie der Farrenkräuter in der dänischen Flora gefunden
sind: sie sind auf 13 Genera vertheilt. Zwei dieser Arten sind
374 Gefässkryptogamen. — Palaeontologie.
jedoch für die Flora zweifelhaft, nämlich : Scolopendrium officinarum
und Cystopteris montana.
Es muss überraschen, dass bisher nur 7 Arten häufig gefunden
sind (auf 4 genera vertheilt) : Pteridium aquilinum, Polypodium vid-
gare, Lastraea Filix mas, id. var. crenata, L. spinulosa, L. Thelyp-
teris, Athyrium Filix femina. Diese repräsentiren 17,5°/o der
ganzen Anzahl.
Mehr oder minder selten sind die folgenden:
Polypodium Phegopteris, P. Dryopteris, Asplenium Trichomanes, A. Buta,
muraria, A. septentrionale, A. Adianthum nigrum (nur auf Bornholm gefundenja
Aspidium aculeatum, Lastraea Filix mas, var. incisa, id. var. palacea, Lastrae-
spinulosa var. elevata, L. dilatata, id. var. pumila, id. var. pumila, id. var. Chan-
teriae, id. var. recurva, id. var. davallioides, id. var. lepidota; L. eristata, id.
var. uliginosa, L. Oreopteris • Athyrium Filix femina, var. dentatum, id* var.
fissidens, id. var. pallidum, id. var. multidentatum, id var. laxum; Cystopteris
fragilis, Bleclinum Spicant, Sfruthiopteris Oirmanica, Ophioglossum vulgatum, Botry-
chium Lunaria, B. matricariaefolium, B. ternatum und Osmunda regalis.
Diese ausgezeichnete Arbeit sei bestens empfohlen !
J. Christian Bay (Kopenhagen).
Ettingshausen, Baron von. Contributions to the know-
ledge of the fossil flora of New Zealand. (Transactions
and Proceedings of the New Zealand Institute. Volume XXIII.
1890. New Series. Volume VI. p. 237—310. With 9 Plates.)
Die Hauptergebnisse der Arbeit lassen sich in folgende Thesen
zusammenfassen :
1. In Neu-Seeland führt eine genetische Verbindung vom Tertiär
zu der heute lebenden Flora.
2. Die Tertiärflora von Neu-Seeland umfasst die Elemente ver-
schiedener Floren.
3. Die Tertiärflora von Neu - Seeland bildet einen Theil der
gesammten Original-Flora, von welcher alle lebenden Pflanzen der
Erde abstammen.
4) In Neu-Seeland ist nur der eine Theil dieser Tertiär- Flora
auf die Jetztzeit lebend überkommen, während der andere nur im
versteinerten Zustande vorliegt.
Eine Liste führt uns den Vergleich der Tertiärflora in Neu-
Seeland, Europa, Nordamerika, Australien wie mit der lebenden
Flora vor. Kurz zusammengefasst erhalten wir:
Neu-Seeland. Europa. Nordamerika. Australien. Lebende Flora. -
Kryptogamen 3 2 — — 3
Gymnospermen 116 3 4 9
Monokotylen 2 2 1 — 1
Apetalen 22 17 12 13 IG
Gamopetalen 3 3 — 1 — -
Dialypetalen 10 7 5 5 o
Die Kreidepflanzen ergeben :
Neu-Seeland. Eutopa. Arkt. Zone. Nordam. TertiUr u. leb. Flora..
Kryptogamni 4 — 3 4
Gymnospermen 8 — 1 — 8
Monokotylen 4 1 — —
Apetalen 13 6 6 5 11
Dialypetalen 8 3 3 1 4
Palaeontologie. — Med. -pharm, und techn. Botanik. 1375
Alsdann linden wir aufgestellt und abgebildet von der Tertiär-
flora Neu-Seelands:
Lomariopsis Dunstanensis, Aspidium Otagoicum, As]j. tertiario-zeelandicum,
Zamites spec, Taxodium distichum eocenicum, Seauoia novo-Zeelandiae, Pinna
spec. (?), Araucaria Haastii, Ar. Danai, Dammava Oweni, I). uninervis, Podocarpus
ParJceri, P. Hochstetteri, Dacrydium praecwpressinwm, Caulinites Otagoicus, Sea-
jortliia Zeelandica, Casuarina deleta, Myrica subintegrifolia, M.proxima, M. prae-
quercifolia, Alnus )ioco-Zeeland,iae, Quercus ParJceri, Qu. deleta, Qu. celastrifolia,
Qu. lonchitoides, JJryopht/llum dubium, Fayus ulmifolia {F. Ninnisiana L'nger),
F. Lendevfeldi, ülmus Sectori, Planera australis, Fiats sublanceolata, Hedycarya
praecedens, C'innamomum intermedium, Laurophyllum tenuinerve, Duphnophyllum
austräte, Sanlalum subacheronticum, Dryandra eomptoniaefolia, Apocynophyllum
elegans, Ap. affine, Diospyros novae Zeelandiae, Aralia Tasmani, Loranthus Uta-
ijoicus, Acer subtrilobatum, Sapindus subfalcifolius, Elaeodendron rigidum, Cisso-
phyllum malvernicum, Eucalyptus dubia, Dalbergia australis, Cassia pseudophaseo-
lites, C. pseudomemnonia.
Plantae incertae sedis:
Caipolithes Otagoicus.
Die Kalkflora liefert an neuen Arten:
BlecJtnum priscum, Aspidium cretaceo-zeelandicum, Dicksonia pterioides,
Gleichenia (Martensia) obscura, Dammara Mantelli, Taxo-Torreya trinervia, Podo-
carpium Ungeri, P. cupressinum, P. tenuifolium, P. praedacrydioides, Dacrydium
cuprcssinum, Ginykocladus novae - Zeelandiae, Poaeites ^elsonicus, Bambusites
australis, Haastia speciosa, F. lahellaria sublongirhachis, Casuarinites cretaceus,
Quercus pacliyphylla, Qu.Nelsonica, Qu. calliprinoides, DryopJiyllumNelsonicum, Fagus
Xclxonica, Fagus producta, Ulmophylon lotifolium, Ul. planer aej 'olium, Heus similis,
Cinnamomum Haastii, Knightiophyllum primaevum, Dryandroides Palawauica, Cera-
topetalum rivulare, Greviopsis Pakauauica, Sapindopkyllum coriaeeum, Companites
uovae-Zeelandiae, Ci'last^ojjliyllurii austräte, D alber giophyllum rivulare, D. Xelso-
iiiatm, Palaeocassia phaseolithioides.
E. Roth (Berlin).
Siedler, P. und Waage, Th., U eber Togotorinde. (Berichte der
pliarmaceutischen Gesellschaft. 1 891. p. 77 — 79.)
Nach den Untersuchungen der Verfasser ist von zwei Rinden,
■deren Stammpflanzen noch unbekannt sind, die aber beide als
Gerbstoffmaterial neuerdings in den Handel kommen und von denen
die eine den Namen „Tohotorinde" führen sollte, während
die andere noch ohne Namen ist, die eine identisch mit der im
Handel bereits vorkommenden brasilianischen Togotorinde gefunden.
Die Hauptmenge der gerbstoffartigen Körper und des Phloro-
glucins berindet sich bei dieser Rinde im Grundgewebe, und zwar
wechseln meist gerbstofffreie, mehrreihige Zellbänder mit davon
erfüllten ab; in letzteren liegen zumeist die Secretbehälter, welche
jedoch selbst frei von den genannten Stoffen sind. (Bezüglich der
weiteren Einzelheiten, insbesondere des anatomischen Baues dieser
Rinde, sei auf das Original verwiesen. Ref.)
Die zweite noch unbekannte Rinde kommt in starken gerollten
Röhren, an denen die primäre Rinde fehlt, in den Handel. Aussen-
und Innenfläche sind schmutzig-braunroth, erstere ist rauh, letztere
ülatt. Der Bruch ist wenig; fa< erio-. Der Querschnitt anthokvanroth
und zeigt ein etwas marmorirtes Gefüge. Auf Querschnitten
der Rinde traten drei Zellgattungen hauptsächlich hervor: 1.
Das eigentliche Grundgewebe mit partiell verdickten Wandungen.
376
Med.-pharm. und technische Botanik.
2. Zartwandige, ein- bis dreireihige Rindenstrahlen. 3. Ausserge-
wöhnlich grosse Sclerei'den, deren Lumina nach abgesclilossener
Ausbildung vollkommen geschwunden sind. Die Verdickungen sind
sehr dicht und deutlich geschichtet, Poren selten sichtbar. Eine
Phloroglucinreaction zeigt diese Kinde nicht. Das Vorkommen der
gerbstoffartigen Körper ist ziemlich gleichmässig auf die Elemente
des Rindenparenchyms vertheilt, dessen Membranen durchweg Phlo-
baphenfärbung zeigen.
Otto (Berlin).
Siedler P.? und "Waage, Th. Ueber den Aschengehalt der
Kamala. (Berichte der pharmaceutischen Gesellschaft. 1891.
]». 80—87.)
Die Verfasser haben verschiedene Proben der Kamala, welche
sowohl in der Technik, unter Anderem zum Färben von Seide, be-
nutzt wird als auch in der Pharmacie mehrfach Verwendung findet,
auf ihren Aschengehalt geprüft und denselben, wie folgt, gefunden:
5,06— 5,20 —6,00 — 6,20 — 6,74 — 6,78 — 7,50 — 7,76 — 8,02 —
8,37 -8,53 — 8,76—9,20 — 9,84—10,05 — 10,18— 12,29 —12,40
— 13,15 — 13,35—15,50 u. s. w. bis 35,90 — 36,68—46,37 —
71,92 — 7690 und 83,21 °/o. Hiervon entsprechen die ersten drei
Muster den Anforderungen des neuen Arzneibuches, doch sind nach
den Verlassein auch die nächsten 11 noch als pharmaceutisch ver-
wendbar zu bezeichnen.
Betreffs der Bestandteile der Kamaladrüsen fanden die Ver-
fasser im Vergleich zu der Analyse von Anderson (Harz =
78,19 °/o; Eiweissstoffe = 7,34; Cellulose = 7,14; Wasser = 3,49;
Asche =3,84; Flüchtiges Oel (Spuren) in zwei Mustern:
T.
IL
Feuchtigkeit
2,42 °/o
Feuchtigkeit
3,92
°/
'0
Asche
5,40 „
Asche
8,76
n
Alkohol. Extract
Aeth. Extract
(Harz)
73,44 .,
(Harz)
62,91
71
Asche der Extractes
0,48 „
Asche d. Extract.
0,45
Tl
Asche des
Asche des
Rückstandes
4,92 „
Rückstandes
8,34
IJ
Der Rückstand
war von
Der Rückstand
war
von
schmutzig- grauer F
arbe.
gelblicher Farbe.
Otto
(Berlin^
.
Tangi, F., Zur FragederSeharlackdiphtheritis. (Central-
blatt f. Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. X. Ko. 1. p. 3 — 8.)
Denjenigen Forschern, welche die Aetiologie der Scharlach-
diphtheritis und der genuinen Diphtherie nicht für identisch halten,
schliesst sich auch Tan gl an. Da der Klebs - Loe ff ler' sehe
Diphtheriebacillus jetzt fast allgemein als Erreger der letztgenannten
Krankheit anerkannt wird, so handelt es sich darum, ob er auch
bei typischen Fällen der Scharlachdiphtheritis sich nachweisen lässt
Medicinisuhe Botanik. — Pflanzeakrankbeiten. 377
oder nicht. Von denjenigen Forschern, welche sich bisher mit
dieser Frage beschäftigt haben, fanden die Einen den Diphtherie-
bacillus niemals bei Scharlachdiphtheritis, Andere ihn in einzelnen
Fällen, die dann aber stets nicht typischer Natur waren, wie Verf.
mit besonderem Nachdruck hervorhebt. Tan gl selbst untersuchte
nach bewährter Methode 7 Fälle, ohne den gesuchten Bacillus zu
rinden. In zweien dieser Fälle war das Material ganz frischen
Belägen an den Tonsillen entnommen, wodurch der wohl berech-
tigte Einwand Baum garten 's widerlegt wird, dass ja anfangs
lie Bacillen vorhanden sein könnten und dann erst secundär von
anderen Mikroben überwuchert würden. Die auf Glycerinagar an-
gelegten Culturen zeigten dagegen stets zahlreiche Colonien von
Streptokokken, welche Tan gl für identisch mit Erysipelcoccus hält.
Ueber die Bedeutung dieser Streptokokken für die Krankheit selbst
lässt sich jetzt kaum etwas sagen ; doch scheinen sie bei der Ent-
zündung des Rachens eine Rolle zu spielen. Wenn also auch wohl
die genuine Diphtherie und die Scharlachdiphtheritis ätiologisch ver-
schieden sind, so ist doch andererseits nicht ausgeschlossen, sondern
vielmehr aus mehrfachen Gründen sehr wahrscheinlich, dass bei
nicht typischen Fällen der letzteren die erstere als secundäre Com-
plikation hinzutreten kann.
Kohl ^Marburg).
liitzema Eos, J., Zwei neue Nematoden krank heite n der
Er dbeer pflanz e. Vorläufige Mittheilung. (Zeitschrift
für Pflanzenkrankheiten. I. 1891. p. 1—16. Mit 1 Taf.)
Aphehnchus Fragariae n. sp., ein sehr beweglicher, 0,57 — 0,85
mm langer Nematode, welcher sich vor den verwandten Arten u. a.
dadurch auszeichnet, dass sein Körper sich beim Beginne des
Schwanzes plötzlich etwas verschmälert, veranlasst bei der Erdbeere
eine Erkrankung, welche vom Verf. als „Blumenkohl kr a n k h e it"
bezeichnet wird. Bei den befallenen Pflanzen rindet Aufhören des
Längenwachsthums, starke Verästelung der Gefässbündel, Hyper-
trophie der parenchymatischen Gewebe, wodurch eine starke Ver-
dickung und Verästelung aller Stengeltheile, welche theilweise mit
einander verwachsen sind, zu Stande kommt, und ferner Ausbildung
einer grossen Anzahl neuer Knospen statt. Hierdurch können dem
Habitus nach sehr verschiedene Missbildungen entstehen, je nach dem
Grade der Heimsuchung. Die häufigste Erscheinung ist die einer
verdickten Verbänderung, seltener ist eine einfache, bandförmige
Verbreiterung des Stengels. Der Gipfel dieser Fasciation kann
wiederum Aeste mit normalen Blüten und Blättern tragen, zumeist
aber ist der Kamm mit mehr oder weniger verbreiterten, kurz ge-
bliebenen Aesten, mit kleinen, normalen, dreizähligen oder auch
nur aus einem Stücke bestehenden, gefalteten Blättern und mit
Blüten mit schuppenförmigen Blättchen besetzt, so dass das ganze
einem Stücke Blumenkohl am ehesten vergleichbar erscheint. In
den abnorm entwickelten Theilen der Erdbeerpflanze finden sich die
Nematoden in grosser Zahl, und zwar im Mai und Juni im Larven-
378 Pflanzenkrankheiten.
zustande. Die Fortpflanzung- scheint erst in der zweiten Hälfte des
Sommers stattzufinden. Die weiteren Lebenseigenthümlichkeiten der
neuen Aphelenchus- Art, z. ß. die Zahl der Generationen in einem
Jahre, Fortpflanzungsvermögen, Zustand der Ueberwinterung, Ver-
breitungsweise im Boden und in den Pflanzen, das Ueberdauern
von Austrocknung, Kälte u. s, w., sind vorläufig noch nicht studirt.
Die andere vom Verf. erwähnte Krankheit der Erdbeere ist
der vorigen ganz ähnlich. Auch hier sind die Stengeltheile dick
und angeschwollen, weiss oder hellgrün bis hellgelblich, die Wurzel-
bildung ist spärlich und die Ausläuferbildung ist auf früher Stufe
stehen geblieben. Als Veranlasser derselben fand sich hier indess
eine andere Aphelenchus- Art, A. Ormerodis n. sp., vor, welche 0,55 —
0,65 mm lang, aber doppelt so breit, als A. Fragariae ist, deren
Körper sich nicht plötzlich verschmälert, sondern nach beiden Enden
hin allmählich dünner wird und am Schwänze in eine sehr feine
Spitze endigt. Neben diesem Parasiten fanden sich häufig auch
Arten von Cephalobus vor, welche aber erst nachträglich hineinge-
kommen sind.
Beide Krankheiten stammen aus der Grafschaft Kent in England,
wo sie seit dem Jahre 1890 vereinzelt beobachtet worden sind.
Brick ^Hamburg).
Smith, E. F., The Peach Rosette. (Journal of Mycology. VI.
1891. p. 143-148 und Taf. VIII— XIII.)
In den Obstgärten Georgiens und wahrscheinlich auch in den-
jenigen von Kansas tritt seit einer Reihe von Jahren eine Krank-
heit an den Pfirsichbäumen äusserst verderblich auf, welche von
dem Verl, als „Rosettenkrank heitdesPfir sich" bezeichnet wird.
Dieselbe äussert sich darin, dass im Frühjahr Knospen und schla-
fende Augen in zahlreiche, kranke Sprosse austreiben, deren Achse
sich aber nicht verlängert, trotzdem aber eine grosse Zahl von
Seitenzweigen entwickelt, sodass jeder Spross einen dichten Busch,
eine grüne oder gelbliche Blattrosette, darstellt, wodurch der er-
griffene Baum ein sehr sonderbares Aussehen erhält. Die unteren
Blätter dieser Rosette rollen und drehen sich, werden gelb, ver-
trocknen an den Rändern und fallen schon in der Mitte des Sommers
ab. Die Winterknospen entfalten sich zumeist schon im Sommer
und selbst noch im Spätherbst zu unreifen, schwachen Trieben.
Die erkrankten Bäume tragen natürlich selten Früchte. Die Krank-
heit kann nur einen Theil des Baumes ergreifen, während der
übrige normal bleibt, und kann gesunden Bäumen mitgetheilt werden,
wenn kranke Knospen übertragen werden, meistens aber wird der
Baum schnell gänzlich ergriffen und oft schon im ersten Jahre,
spätestens aber im zweiten Jahre getödtet. Sowohl cultivirte wie
wilde Arten, z. B. Prunus Chicasa, werden von der Krankheit er-
griffen, und ist dieselbe im Freien noch verbreiteter, als im Obst-
garten. Sie wird nicht durch die Bodenarten beeinflusst und ist
unabhängig von der Culturmethode. Ob die in den oben genannten
Staaten ebenfalls unter den Pfirsichbäumen herrschende Gelbsucht
mit der Rosettenkrankheit identisch ist, ist noch nicht sicher.
PÖanzeiikrankheiten. 379
Die Rosettenkrankheit ist irrtliümlicherweise den Angriffen eines
Käfers, Scolytus rugulosus, zugeschrieben worden, welcher sich in
den erkrankten Bäumen zuweilen rindet, aber meist nur in geringer
Menge. Die ansteckende Natur der sich schnell verbreitenden
Krankheit ist ausser Zweifel. Als Gegenroaassregel ist das baldige
Verbrennen der ausgegrabenen Bäume anzuwenden.
Brick (Hamburg).
Le Moult, Le parasite du hanneton. (Comptes rendus de
l'Academie des sciences de Paris. Tome CXIII. 1891 p. 272 ff.)
Verf. macht darauf aufmerksam, dass das Jahr 1892 fast in
ganz Frankreich ein sogenanntes Maikäferjahr sein werde. Da möge
mann ich vereinigen, um vor der Eiablage soviel als möglich voll
kommene Insekten zu vertilgen. Aber es bleibe erfahrungsgemäss-
nach solchen Maassnahmen immer noch eine sehr grosse Zahl von
Schädlingen übrig. Hier könne nun der von ihm an den Enger-
lingen aufgefundene, der Botrytis Bassiana ähnliche Parasit behufs
weiterer Vertilgung mithelfen, wenn man ihn nach der Ernte 1891 oder
während der Frühjahrsbestellung 1892 in den Boden einführe. Trotz
des schützenden Chitinpanzers werde der Maikäfer ergriffen werden,
solange er sich noch in der Erde aufhalte. Zum Beweise habe er
an P r i 1 1 i e u x und D e 1 a c r o i x bereits vor einiger Zeit einen vom Para-
siten ergriffenen vollkommenen Maikäfer geschickt. Die Unter-
suchungen, die Verf. mit dem Parasit anstellte, Hessen beobachten,
dass derselbe zweierlei Sporen hervorbringe.
Ein angesteckter Engerling, wenige Tage nach dem Hervor-
treten des Pilzes untersucht, zeigt nur ein Mycelium, aber keine
Sporen. Tritt der Tod in einer früheren Zeit ein, so beobachtet
man in den zahlreicheren und längeren Filamenten des Mycels sehr
feinen Staub, welcher sich aus unzähligen, gleichgrossen, eiförmigen
Sporen zusammensetzt. Dieselben sind so klein, dass sie bei
jiner Vergr. von 1800/1 noch lange nicht die Grösse eines Steck-
nadelkopfes erreichen, und ein einziger Engerling davon wohl eine
Milliarde zu erzeugen vermag. Schneidet man die Larve entzwei
und bringt ein wenig von der inneren Masse unter das Mikroskop,
so findet man darin ein Gewebe von Mycelfäden, in denen in
regelmässiger Anordnung sich andere kleinere runde Sporen be-
finden. Bald darnach lösen sich die äusseren Fäden von der Larve
ab, welche mumificirt. Jetzt haben die inneren Sporen alles
Protoplasma aufgezehrt, und beim Zerbrechen der Larve, das
ohne jede Zerreissung vor sich geht, findet sich eine Masse weissen
Staubes, der neben dem Kopfe und einigen Hautfragmenten die
ganzen Ueberbleibsel des Engerlings ausmacht. Dieser Sporenstaub
besteht aus unzähligen eiförmigen Sporen, die völlig mit denen der
äusseren Filamente übereinstimmen. Letztere können kaum etwas
anderes sein, als die weiter entwickelten runden Sporen. Demnach
hat der Pilz zweierlei Fortpflanzungsapparate, welche aber schliess-
lich identische Sporen hervorbringen.
380 Pflanzenkrankheiten.
In einem Culturmittel entwickelt sich der Pilz ähnlich wie
im Engerling. Die Cultur nimmt schon in den ersten Tagen eine
rosenrothe Färbung an, wie man sie auch bei den befallenen Enger-
lingen beobachtet. Bald darauf sieht man zahlreiche Mycelfäden
hervortreten, die dem blossen Auge als zarter, die Cultur be-
deckender Flaum erscheinen. Darauf verschwindet der Flaum und
an seiner Stelle beobachtet man eine mehlige Masse, die nur allein
aus den Sporen des Parasiten zusammengesetzt ist. Wie beim
Engerling verschwindet jetzt auch bei der Cultur die besondere
Färbung und macht der ursprünglichen wieder Platz. Die Botrytis
Bassiana unterscheidet sich von dem Parasiten des Engerlings sehr
scharf durch grosse runde Sporen.
Zimmermann (Chemnitz.)
'Giard, Alfred, S ur l'Isaria densa, parasite du Ver
blanc. (Comptes reudus de l'Academie des sciences de Paris.
Tome CXIII. 1891. p. 269 ff.)
Verf. resumirt das, was er über die Muskardine des Enger-
lings in den Mittheilungen der Societe de Biologie und den Comptes
rendus der Academie bisher veröffentlicht hat:
1. Der Pilz des Maikäfers, auf den le Moult vor Kurzem die
Aufmerksamkeit der Landwirthe richtete, wurde 1866 im Zustande
der Epidemie zuerst von Reisset in der Normandie, später 1869
in Deutschland von Bail und de Bary beobachtet und ist seit dem
letzten Jahre mehr oder weniger häufig im ganzen nördlichen
Frankreich gefunden worden.
2. Beschrieben wurde der Pilz 1809 zuerst von Ditmar, dann
1820 von H. F. Link als Sjporotrichum densum. 1832 erkannte
Fries seine Zugehörigkeif zu Isaria. Nach dem Gesetz der Priorität
ist der Name, den ihn Saccardo gegeben und der von Prillieux
adoptirt wurde, durch Isaria densa (Link) zu ersetzen.
3. Die Isaria densa wird gewöhnlich von Engerling auf Enger-
ling übertragen ; man kann sie aber auch durch Impfung oder
Besprengung (nach Vertheilung in Wasser) auf Insekten anderer
Ordnung verpflanzen. Aber die betreffenden Insekten bringen nur
die Sporen hervor, wenn sie unter der Erde oder an feuchten Orten
leben. Im anderen Falle lassen sich Hyphen und Sporen hervor-
rufen, wenn man mumificirte Insekten in eine feuchte Kammer
einschliesst.
4. Isaria densa lässt sich nicht bloss auf Fleisch, sondern auch
in den verschiedensten künstlichen Mitteln, festen wie flüssigen, zu
jeder Jahreszeit leicht eultiviren. Die trockenen Sporen bewahren
ein Jahr lang ihre Keimfähigkeit.
5. Die Isaria densa lässt sich auch auf die Seidenraupen über-
tragen, ist aber für dieselben nicht gefährlich, weil dieselben nur
mumificiren und dann nicht anstecken.
6. B o n a f o u s , T u r p i n, Audouin, Montagne und viele An-
dere haben gezeigt, dass sich die Muskardine auf verschiedene Insekten
im Larven- oder im vollkommenen Zustande übertragen lässt. Aber es
Pflanzenkrankheiten. — Oekonomische Botanik. 381
ist absolut ungenau, wenn Prillieux und Delacroix behaupten,,
dass der Körper der betr. Insekten ungefärbt bleibe, wenn die Botrytis
Bassiana darin vegetire. Schon Audouin bezeichnet 1837 in seiner
classischen Arbeit über Muscardine die befallenen Larven ganz oder
theilweise als rothviolett oder bleichweinroth. Dabei bemerkt er noch,
dass die weinrothe Färbung an den Insekten verschiedenster Ord-
nung, falls sie mit Muscardine inficirt sind, auftritt. Aber auch in
den Culturen anderer parasitischer Kryptogamen tritt sie auf, so
nach Schulz und M e g n i n bei Culturen des Epidermophyton gallinae
(dem weissen Hühnergrind). Andererseits kommt es vor (die Ur-
sache dieser Erscheinung ist Verf. noch dunkel geblieben), dass
Culturen von Isaria densa auf Agar sehr bleich und vollständig-
farblos bleiben. In diesem Falle ist der Pilz weniger virulent oder
gar nicht infectionsfähig. Es scheint hier ähnlich zu sein, wie bei
den auf Amphip öden und Isopoden lebenden pathogenen Photobakterien,
die mit dem Leuchtvermögen ihre pathogenen Eigenschaften ver-
lieren.
7. Mit flüssigen, beträchtlich verdünnten Culturen oder mit einer
Mischung der Sporen mit trockener Erde kann man dem Engerlinge
leicht zu Leibe gehen und ihn ATernichten, besonders dann, wenn er
an die Oberfläche des Bodens kommt. Es sind dieselben Methoden,
die auch andere Forscher bei anderen schädlichen Insekten
empfohlen haben und die sich leicht ausführen lassen.
Zimmermann (Chemnitz).
Wollny, E., Untersuchung über das Verhalten der atmo-
sphärischen Niederschläge zur Pflanze und zum
Boden. Dritte Mitth eilung*): Das Eindringen des
Regens in den Boden. (Forschungen auf dem Gebiete der
Agriculturphysik. Bd. XIII. Heft 3/4. p. 316-356.)
Abgesehen von der Verdunstung sind für die Durchfeuchtung
des Erdreichs seitens des Niederschlagswassers hauptsächlich drei
Umstände von Belang: Die oberirdische Abfuhr an geneigten
Flächen; die Hindernisse, welche sich den auffallenden Wässern
entgegenstellen (Bodenbedeckung); die physikalischen Eigenschaften
des Bodens.
Die oberirdische Abfuhr machte sich nach den Versuchen
in der Weise geltend, dass sie um so stärker war, je stärker die
Flächenneigung; bei verschiedener Lage der Hänge gegen die
Himmelsrichtung liefern die Nordseiten die grössten Abflussmengen,
dann folgen in absteigendem Grade die westlich, hierauf die östlich,
schliesslich die südlich exponirten Abdachungen ; die oberirdische
Abfuhr ist um so beträchtlicher, je bündiger und feinkörniger der
Boden ist. Von nackten Bodenflächen läuft unter sonst gleichen
Verhältnissen mehr Wasser ab, als von bewachsenen. Letzteres
rührt daher, dass der Widerstand der Pflanzen die Geschwindigkeit
des oberflächlich strömenden Wassers vermindert und die Einsickerung
*) Botan. Centralbl. Bd. XXXII. Xo. 3. p. 80; Bd. XLIV. Xo. 6. p. 210.
,°>82 Oekonomische Botanik.
desselben begünstigt. Bei schwachen Niederschlägen macht sich
auch der von der Pflanzendecke selbst zurückgehaltene Theil des
Niederschlagswassers sehr bemerklich. Besteht die Decke aus
Waldbäumen, so erleidet das Regenwasser in den Kronen einen
besonders grossen Widerstand, das langsamer abtropfende Wasser
kann auch in die Streudecke leichter versickern, als in einem mehr
oder weniger festgelagerten Grasboden.
Die Wirkung der Bedeckung mit lebenden Pflanzen und
Streu wurde noch besonders verfolgt. Auf den Versuchsflächen
wurden verschiedene Gewächse bei verschieden dichtem Stande
angebaut und nach guter Entwicklung der Pflanzen in der Mitte
jeder Parzelle ein kleiner Regenmesser bis zur Auffangfläche ver-
senkt. Die angesammelten Regenmengen waren zu vergleichen mit
jenen in einem ebensolchen auf einer unbebauten Parzelle ange-
brachten Instrumente. Die Zahlen lassen ersehen, dass dem Boden
zwischen den Pflanzen bei dichtem Stande ca. 31 °/o weniger von
der gefallenen Regenmenge zugeführt wurden als dem nicht be-
deckten Boden ; die Differenz ist um so grösser, je enger die
Pflanzen stehen. In Wirklichkeit kommt dem bepflanzten Boden
allerdings mehr Wasser zu gegenüber dem nackten Boden, da an
den Stengeln ein Theil des Regens abläuft, der natürlich nicht in
die Regenmesser gelangt. Bei krautartigen Gewächsen lassen sich
diese Wassermengen nicht wohl ermitteln, sie sind jedenfalls nach
der Beschaffenheit der Pflanzen verschieden, ebenso nach Ent-
wickelungszustand, Standdichte und Vegetationsdauer, auch die Aus-
giebigkeit der Niederschläge ist von Einfluss. Ueber die Bedeutung
der Streudecken sind die anderweitig referirten Forschungen des
Verf.'s zu vergleichen.
Die Frage, in welcher Abhängigkeit die Tiefe, bis zu welcher
das Wasser bei verschiedener Niederschiaashöhe in den Boden ein-
zudringen vermag, von der physikalischen Beschaffenheit
des letzteren steht, wurde an Quarzsand und Lehm studirt. Das
Wasser dringt um so schneller ein, je grösser die Bodentheilchen
sind: bei krümeliger Beschaffenheit des Bodens rascher, als bei
pulveriger; um so tiefer, je grösser die Regenmenge, aber letzterer
nicht proportional, sondern bei dem feinkörnigen Material in einem
schwächeren, bei dem grobkörnigen Boden in einem stärkeren Ver-
hältniss. Wenn aber auch die Grösse der Bodentheilchen und die.
Structur des Bodens, abgesehen vom grobkörnigen Sand, in der
angegebenen Richtung maassgebend sind für die Geschwindigkeit
der Wasserbewegung, so ist dieser Einfluss doch verhältnissmässig
gering. Die Vertheilung des Wassers im Boden ist je nach der
physikalischen Beschaffenheit desselben sehr verschieden. In fein-
körnigen, thon- und humusreichen Bodenarten sind während des
Niederschlags die oberen Schichten feuchter, als die tieferen, wenn
sich dieselben im Zustande der Einzelkornstructur befinden. Nach
Aufhören der Zufuhr sinkt das Wasser langsam ein, sobald die
Wasserbewegung sistirt ist, sind die tieferen Schichten stärker
durchfeuchtet, als die oberen, aber mit relativ geringem Unterschiede.
Aehnlich verhält sich der feinporige Boden im krümeligen Zustande,
Oeko nomische Botanik. 383
nur dass das Wasser schneller eindringt. Der grobkörnige Boden
dagegen nimmt in den oberen Schichten nur wenig auf und sättigt
sich nur in den untersten Schichten. — Verwendet man zu den
Versuchen statt eines trockenen einen feuchten Boden, so zeigt
sich, dass letzterer von dem oben aufgeführten Wasser bis in
grössere Tiefen durchfeuchtet wird, als der trockene. Dies wird
dadurch erklärlich, dass bei trockenem Boden ein Theil des Wassers
zur Benetzung der Bodentheilchen, Imbibition der Colloidsubstanz
und Erfüllung der feinsten Capillaren in den obersten Boden-
schichten verwendet wird, deshalb ein geringerer Ueberschuss zur
Durchfeuchtung der tieferen Schichten bleibt. Der Vorgang des
Eindringens des Wassers in feuchten Boden ist je nach dessen
physikalischer Beschaffenheit und Sättigungsgrad verschieden. Fein-
körnige, an Thon und Humus reiche Böden sind im pulverförmigen
und feuchten Zustande für Wasser schwer durchdringbar.
Kraus (Weihenstephau).
Ebermay er, E., Untersuchungen über die Sickerwasser-
mengen in verschiedenen Bodenarten. ( W o 1 1 n y 's
Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XIII.
Heft 1/2. p. 1—14.)
Es war behauptet worden, dass das Wasser in der Erde nicht
vom Regen herrühre, sondern das Condensationsproduct der mit der
atmosphärischen Luft in den Boden eindringenden Wasserdämpfe
sei. Die atmosphärischen Niederschläge sollen nur die oberen
Schichten der Bodenkrume durchfeuchten, aber nicht bis zum Grund-
wasser vordringen, also könne die Quellenbildung auch nicht nach
der fast allgemein angenommenen Theorie geschehen.
Behufs näherer Untersuchung wui'den während einer Reihe von
Jahren die Sickerwassermengen ermittelt, welche durch eine Erd-
schicht von 1 m Tiefe (grob- und feinkörnigen Quarzsand, löss-
artigen Lehm, Kalksand, Moorerde,) hindurchdringen. Es stellte
sich heraus, dass thatsächlich erhebliche Wassermengen aus den
Niederschlägen durchsickerten , am meisten durch feinkörnigen
Quarzsand, am wenigsten durch Moorerde. Absolut waren die
Sickerwassermengen am grössten im Sommer, am geringsten im
Winter, relativ, d. h. im Verhältniss zur Niederschlagshöhe, waren
sie am grössten im Winter. Im vierjährigen Durchschnitt sickerten
von den Niederschlägen: durch Moorboden 39, Lehmboden 43,
grobkörnigen Quarzsand 86, feinkörnigen Quarzsand 84 °/0. Während
beim Lehm- und Moorboden der Wasserabfiuss stets beträchtlich
geringer war als die Niederschlagshöhe, sickerte bei den feinkörnigen
Bodenarten insbesondere im Winter mehr Wasser ab, als durch
Niederschläge zugeführt wurde. So lieferte feinkörniger Quarz-
sand im Winter um 29, im Sommer und Herbst um 4, im Jahres-
durchschnitt um 7 °/o mehr Sickerwasser als er von oben erhielt.
Beim feinkörnigen Kalksand kam die Erscheinung nur im Winter
vor, beim grobkörnigen Quarzsand nur in 2 Jahrgängen im Winter.
384
Anzeige. — Inhalt.
Der Wasserübersclmss wird durch Condensation von atmosphärischem
Wasserdampf im Boden entstanden sein. Dass dieser Vorgang
gerade bei dem feinkörnigen Sande in solchem Betrage stattfand,
erklärt sicli daraus, dass die Voraussetzung eines lebhaften Luft-
wechsels am ersten für stark durchlüftete Böden zutrifft. Verf.
schreibt dieser Eigenschaft der feinkörnigen Sandböden eine grosse
Bedeutung für die Vegetation zu, besonders da bei dieser Conden-
sation auch Nitrate im Boden niedergeschlagen werden dürften.
Die Eingangs erwähnte Behauptung, kein Wasser in der Erde
rühre vom Regen her, ist jedenfalls unrichtig, im Gegentheil werden
die unterirdischen Wasserreservoire grösstenthcils durch die ober-
irdischen Niederschläge gespeist. Je grösser aber der Humusgehalt
des Bodens wird, um so geringer wird der Abfluss in die Tiefe.
Wäre die Erde überall mit einem humusreichen Boden bedeckt, so
wären die unterirdischen Wasseransammlungen so gering, dass die
Quellen nur kümmerlich fliessen und ständig fliessende Quellen ganz
fehlen würden.
Kraus (Weihenstephan).
^Luzeisreii.
Ein grösseres Privatherbar, hauptsächlich
skandinavische Gefässpfiatizen,
wird billicr verkauft. Nähere Auskünfte ertheilt
Dr. A. O. Kielilmaii,
Helsingfors, Finland.
Inhalt:
Originalberichte gelehrter
Gesellschaften.
Botanischer Verein in München.
Montag, den 14. December 1891.
Goebel, Die Vegetation der venezolanischen
Paramos, p. 369.
Holzner, Einige von Dr. Lermer und ihm an-
gestellte Untersuchungen über die Entwieke-
lung der weiblichen Hopfenrebe und im Be-
sonderen über die Entwickelung und die
Bildungsabweichungen des Hofenzapfens,
p. 369.
Low, ,Ueber den Einfluss der Phosphorsäure
auf die Chlorophyllbildung, " p. 371.
Instrumente, Präparati >n*- and
Conservations-Aiethoclen et 3.
Petruschky, Ein plattes Kölbchen (modifizirte
Feldflasche) zur Anlegung von Flächen-
kulturen, p. 372.
Referate.
Andersen, Danmarks Bregner (Filices Daniae),
en populaer Monograti, p. 373.
Eliermayer, Untersuchungen über die Sicker-
wassermengen in verschiedenen Bodenarten,
p. 383.
Ettingshausen, von, Coutributions to the
knowledge of the fossil flora of New Zea-
land, p. 374.
Giard, Sur l'Isaria densa, parasite du Ver blanc,
p. 380.
Le Moult, Le parasite du hanneton, p. 379.
Ritzema Bos, Zwei neue Nematodenkrankheitec
der Erdbeerpflanze, p. 377.
Siedler und Waage, Ueber Togotorinde, p. 375.
— — , Ueber den Aschengehalt der Kamala,
p. 376.
Smith, The Peach Rosette, p. 378.
Tangl, Zur Frage der Scharlachdiphtheritis,
p. 376.
Wollny, Untersuchung über das Verhalten der
atmosphärischen Niederschläge zur Pflanze
und zum Boden. Dritte Mittheilung: Das
Eindringen des Regens in den Boden, p. 381.
Wegen Erkrankung des Herausgebers Herrn Dr. Uhlworm wird das
Register zu diesem Bande mit Nr. 1 des nächsten Bandes ausgegeben.
AuHjjesehen: 31. December 1891.
DrueK und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Botan. i>ntrall>latt Bd. XLVIH L891
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