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Full text of "Botanisches Zentralblatt; referierendes Organ für das Gesamtgebiet der Botanik"

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MARINE  BIOLOGICAL  LABORATORY. 

Received 

Accession  No. 

Given  by 

Place, 

***rlo  book  op  pamphlet   is  to  be  removed   from  the  Liab- 
ofatopy  tuithout  the  permission  of  tho  Tpustees. 

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Band  XL VIII.  No.  1.  XII.  Jahrgang. 


^sches  Umtmbh 


REFERIRENDES  ORGAN 

für  das  Gesammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  TJhlworm  und  Dr.  F.  0.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Yereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Sectiou  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultür  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvctenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsingfors. 


Nr.  40. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Üriginal-Mittheilunger. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Axtm 
der  Kieler  Föhrde. 

Von 

Paul  Kuckuck. 

Mit  6  Figuren. 


Die  folgenden  Untersuchungen  wurden  im  Botanischen  Institute 
der  Universität  Kiel  angefertigt  und  stützen  sich  zum  Theil  auf 
von  mir  selbst  in  der  Zeit  vom  März  1890  bis  Juni  1891  ge- 
sammeltes, zum  Theil  auf  das  im  Kieler  Universitätsherbarium  vor- 
liegende Material.  Da  sich  dieselben  mit  Formen  der  Umgebung 
Kiels  beschäftigen,  so  wurden  hauptsächlich  die  von  Herrn  Prof. 
R  e  i  n  k  e  gesammelten  Exemplare  berücksichtigt,  daneben  aber  auch 
eine  grössere  Anzahl  von  Original-Exsiccaten  zur  Bestimmung  und 
Vergleichung  herangezogen,  die  anderen  Meerestheilen  entnommen 
sind.  Ich  nenne  darunter  hauptsächlich  die  folgenden,  für  mich 
wichtigeren  Sammlungen : 

Areschoug,  Algae  scandinavicae  exsiccatae.  —  Die  Algues 
marines   du  Finistere   von    Crouan.    —    Die   Algues    marines   de 

Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  1 


2  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

Cherbourg  von  Le  Jolis.  —  Die  Algae  Danmonienses  von  Wyatt. 
—  Die  Algae  Americae  borealis  von  Farlow.  —  Eine  Sammlung 
arktischer  Algen  von  Foslie.  —  Algen  des  finnischen  Meer- 
busens von  Gobi.  —  Eine  Sammlung  dänischer  Algen  von 
Koldcrup -Rosen  vinge.  —  Eine  Anzahl  von  Originalexemplaren 
des  Herbariums  Thuret  (communic.  Bornet).  —  Die  Phycotheca 
universalis  von  Hauck  und  Richter.  —  Die  Exsiccaten  von 
Rabenhorst.  —  Das  Herbarium  Suhr.  —  Zahlreiche  Original- 
Exsiccaten  von  Lyngbye. 

Ferner  hatte  Herr  Professor  Kj  eil  man  in  Upsala  die  Güte, 
mir  eine  Anzahl  seiner  eigenen  Exsiccate  und  Präparate  zur  Ver- 
fügung zu  stellen,  wofür  ich  auch  an  dieser  Stelle  dem  genannten 
G »lehrten  meinen  herzlichen  Dank  sage.  Vor  Allem  bin  ich  aber 
Herrn  Professor  Reinke  für  die  Winke  und  Rathschläge,  die  er 
mir  bei  diesen  Untersuchungen  reichlich  zu  Theil  werden  Hess,  zu 
lebhaftem  Danke  verpflichtet. 

Schon  der  ältere  Agardh  bezeichnet  (1.*)  p.  36)  die  Ecto- 
carpen  als  eine  Gruppe,  in  welcher  die  Algologen  nur  zu  häufig 
Täuschungen  ausgesetzt  waren.  Auch  ich  bin  mir  bewusst,  welche 
Schwierigkeiten  gerade  die  hier  behandelten  Formen  einer  syste- 
matischen Behandlung  in  den  Weg  stellen,  und  maasse  mir  nicht 
an,  hierbei  überall  das  Richtige  getroffen  zu  haben.  „Tot  enim 
formis  sese  jaetant  species,  ut  quas  non  uno  eodemque  tempore 
invenimus  et  comparare  possumus  vix  sciamus,  utrum  species  novae 
an  jam  cognitarum    varietates  cernendae   sint."     (C.  A.  Agardh, 

1.  c.) 

Erst  Kjellman's  „Beitrag  zur  Kenntniss  der  skandinavischen 
Ectocarpeen  und  Tüop>teridenu  ,  welcher  im  Jahre  1872  erschien, 
gab  eine  ausführliche  Behandlung  der  damals  bekannten  skandi- 
navischen Arten  und  brachte  Klarheit  in  die  sehr  verworrene 
Synonymie  von  Ectocarpus  (23.).  Vor  Allem  erfuhren  auch  die 
beiden  Arten  Ectocarpus  confervoides  Roth  spec.  und  Pylaiella 
litoralis  L.  spec.  eine  eingehendere  Berücksichtigung. 

Das  Kützing'sche  Genus  Corticidaria,  welches  sich  auf  die 
sehr  variable  Berindung  stützt,  habe  ich  nach  dem  Vorgange 
Kjellman's  und  anderer  Autoren  mit  Ectocarpus  vereinigt,  während 
ich,  entgegen  K  j  e  1 1  m  a  n  ,  aber  mich  dem  Beispiele  C  r  o  u a  n  's, 
Farlow 's  und  Reinke 's  anschliessend,  das  Genus  Pylaiella, 
welches  Bory  1823  aufstellte,  als  Subgenus  der  Gattung  Ecto- 
carpus unterordne.  Pylaiella  litoralis  unterscheidet  sich  in  seinen 
pluriloculären  Sporangien  keineswegs  von  den  typischen  Formen 
des  E.  silicidosus  (in  der  unten  vorgenommenen  Begrenzung),  dessen 
Sporangien  nicht  nur  oft  Haare,  sondern  auch  chromatophorenreiche 
Zellreihen  aufgesetzt  sind.  Andererseits  sind  gerade  für  die  Sub- 
species  divaricata  Kjellm.  terminale  pluriloculäre  Sporangien  charakte- 
ristisch. Auch  die  uniloculäre  Sporangienform  erscheint  in  extremen 
Fällen,  z.  B.  bei  E.  varius  {Pylaiella  varia  Kjellm.),  den  ich  als 
Subspecies    zu   E.  litoralis    ziehe,    terminal    auf  ein-wenigzelligem 

*)  Die  in  Parenthesen  beigefügten  Zahlen  beziehen  sich  auf  das  Litteratur- 
Verzeichniss  am  Schlüsse  der  Arbeit. 


Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenutniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc.  3 

Stiel  und  gleicht  darin  den  entsprechenden  Sporangien  anderer 
Ectocarpus- Arten.  Endlich  kommen  auch  intercalare,  uniloculäre 
Sporangien,  wie  Reinke  (40.  Taf.  20,  Fig.  6)  gezeigt,  bei  Ecto- 
carpus ovatus  vor,  und  ich  selbst  konnte  ähnliche  Fälle  für  Ecto- 
carpus penicillatus  Ag.  constatiren. 

Auch  die  Einziehung  von  Streblonema  Derb,  et  Sol.  erfährt 
durch  einige  von  mir  beobachtete  Fälle  eine  Unterstützung. 
Sporangienformen,  wie  sie  Pringsheim  (37.  p.  13,  Taf.  3,  Fig.B.) 
für  Streblonema  fasciculatum  Thur.  (=  Ectocarpus  Pringsheimii  in 
Reinke 's  Algenflora)  abbildet,  fand  ich  auch  bei  in  der  Cultur 
gewachsenen  Formen  von  E.  dasycarpus  n.  sp.,  deren  vegetativer 
Theil  nicht  in  einem  kriechenden,  sondern  reich  entwickelten,  auf- 
rechten Thallus  bestand. 

In  seiner  Flora  (39.  p.  43)  fasst  Reinke  unter  dem  Namen 
Ectocarpus  confervoides  Roth  sp.  alle  Ectocarpen  der  westlichen 
Ostsee  zusammen,  welche  bandförmige,  verzweigte  Chromatophoren 
besitzen.  Doch  sei  dabei  bemerkt,  dass  auch  E.  tomentosus  Huds. 
sp.  sich  durch  den  Besitz  bandförmiger,  z.  Th.  wie  bei  E.  confer- 
voides spiralig  gewundener  Chromatophoren  auszeichnet,  die  aber 
unverzweigt  zu  sein  pflegen.  Reinke's  Vermuthung,  dass  in  der 
von  ihm  vorgenommenen  Umgrenzung  des  Confervoides-  Typus  ge- 
nauere Untersuchungen  zu  einigen  Aenderungen  führen  würden,  findet 
in  der  nachstehenden    systematischen  Uebersicht  eine  Bestätigung. 

Die  Species  Ectocarpus  litoralis  L.  sp.  habe  ich  mit  der  schon 
1872  von  Kj  ellman  (23.)  erweiterten  Charakterisirung  übernommen, 
jedoch,  wie  schon  bemerkt  wurde,  auch  seine  Pylaiella  varia  hinein- 
gezogen. 

Nur  zwei  Merkmale  sind  für  die  beiden  Formenkreise  von 
völlig  durchgreifender  Bedeutung :  Die  Gestalt  der  Chromatophoren 
und  die  Verzweigung.  Auf  beide  Punkte  wird  weiter  unten  näher 
eingegangen  werden.  Hier  sei  nur  bemerkt,  dass  bei  Ectocarpus 
litoralis  L.  sp.  die  Chromatophoren  aus  zahlreichen  linsenförmigen 
Platten,  bei  Ectocarpus  confervoides  Roth  sp.  und  verwandten  Arten 
aus  verzweigten  Bändern  bestehen.  Bei  der  ersteren  Art  ist  die 
Verzweigung  zerstreut  oder  opponirt,  bei  den  letzteren  durchweg 
zerstreut.  Aber  während  selbst  bei  den  Formen  von  E.  litoralis 
L.  sp.,  die  sich  durch  eine  zerstreute  Verästelung  auszeichnen,  die 
opponirte  Zweigstellung  nicht  eben  selten  ist,  wurde  dieselbe  bei 
E.  siliculosus  Dillw.  sp.,  E.  confervoides  Roth  sp.,  E.  dasycarpus 
n.  sp.  und  E.  penicillatus  Ag.  in  keinem  einzigen  Falle  von  mir 
beobachtet  und  ist  so  völlig  ausgeschlossen,  dass  man  Individuen, 
deren  Chromatophoren  zerstört  sind,  die  aber,  wenn  auch  als 
seltene  Ausnahmen,  opponirte  Verzweigung  zeigen,  ohne  Weiteres 
von  den  letztgenannten  Arten  ausschliessen  darf. 

Systematisches. 

I.  Der  Formenkreis  von  Ectocarpus  litoralis  L.  sp. 

(erweitert). 

Ectocarpus  litoralis  L.  sp.  muss  trotz  seiner  in  der  Regel 
mächtigen   vegetativen  Entwicklung   —   so    erreichen  Büschel  von 

l* 


4  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kermtniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

a.  oppositus  forma  typica  und  forma  subvei-ticillata  nicht  selten  die 
Länge  von  0,3  m  —  als  der  phylogenetisch  am  tiefsten  stehende 
Typus  der  Gattung  Ectocarpus  aufgefasst  werden.  Das  Wachsthum 
ist  intercalar  und  nur  hin  und  wieder  undeutlich  trichothallisch ; 
echte  Phaeosporeen haare  mit  basalem  Vegetationspunkte  fehlen 
vollkommen.  Die  Verzweigung  ist  eine  sehr  variable,  und 
die  Schwierigkeit  der  näheren  Bestimmung  wird  dadurch  nicht 
selten  erhöht,  dass  ein  Zweigbüschel  einer  Pflanze  z.  B.  sehr 
regelmässig  opponirte  Stellung  der  Aeste  zeigt,  während  bei 
einem  anderen  Zweigbüschel  desselben  Individuums  die  Stellung 
fast  ebenso  häufig  abwechselnd  oder  fast  einseitig  ist.  Doch  ist 
im  Gegensatz  zu  dem  zweiten  Formenkreise  eine  durchgehende 
Hauptachse  deutlich  erkennbar  und  durchzieht  die  Pflanze  meist 
in  gerader  Richtung,  ohne  an  den  Verzweigungsstellen  eine  Knickung 
zu  erfahren.  Irrelevant  erscheint  mir  der  Umstand,  ob  die  Zweige 
letzter  Ordnungen  sich  nach  oben  verdünnen  oder  nicht;  es  hängt 
dies  vollkommen  von  ihrem  Alter  ab.  —  Beide  Sporangienformen, 
die  uniloculäre  wie  die  pluriloculäre,  entstehen  im  typischen  Falle 
durch  Umwandlung  vegetativer,  im  Verlauf  des  Fadens  liegender 
Zellen  und  tragen  bei  der  Reife  an  ihrer  Spitze  eine  mehr  oder 
weniger  lange  Reihe  vegetativer  Zellen,  welche  in  ein  farbloses 
Haar  auslaufen  können  („spröt"  der  schwedischen  Algologen). 
Uniloculäre  Sporangienketten,  deren  Sporangien  parallel  zur  Längs- 
achse breit  gedrückt  sind  und  nur  wenig  über  den  fadenförmigen 
Thallus  hervorragen,  unterscheiden  sich  deshalb  hinsichtlich  des 
Grades  ihrer  Differenzirung  kaum  von  fertilen  Zellen  einer  Uloihrix 
oder  einer  Cladophora  lanosa.  —  Der  Habitus  ist  zuweilen  sogar 
bei  einer  und  derselben  Form  Schwankungen  unterworfen.  Die 
seilartige  Zusammendrehung,  welche  die  Autoren  zur  Aufstellung 
einer  forma  firma  und  compaeta  veranlasste,  entsteht  dadurch,  dass 
fast  gleich  dicke  Hauptachsen  und  Achsen  erster  Ordnungen  sich 
um  einander  winden ;  sie  ist  bei  festgewachsenen  Formen  am 
häufigsten  und  scheint  eine  Wirkung  der  Wellenbewegung  zu  sein. 
Losgerissene  Büschel  breiten  sich  meist  zu  unregelmässigen,  wolken- 
förmigen  Watten  aus  und  verwirren  sich  nur  mit  ihren  Haupt- 
verzweigungen lose  in  einander. 

Dennoch  erscheint  mir  die  Eintheilung,  welche  Kjellman 
in  seinem  18U0  erschienenen  Handbuch  (26.  p.  84  ff.)  vornimmt, 
als  die  zweckmässigste,  und  es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  nicht 
auch  in  anderen  Meerestheilen  dieser  interessanten  Formengruppe 
eine  eingehendere  Berücksichtigung  zu  Theil  geworden  ist. 

Dadurch,  dass  man  auch  Ectocarpus  varius  Kjellman  sp.  zu 
einer  Subspecies  degradirt,  erhält  man  eine  völlig  continuirliche 
und  durch  keine  Lücke  unterbrochene  Reihe;  a.  oppositus  f.  typica, 
subverticillata,  rectangidans,  ß.  firmus  f.  typica,  subglomerata  und 
licida  zeigen  völlig  intercalare  Sporangien,  «.  oppositus  f.  rupincola 
und  ß.  firmus  f.  pachycarpa  zeigen  nur  wenige  vegetative  Zellen 
über  den  Sporangien,  bei  y.  divaricatus  sind  die  Sporangien  sehr 
oft  terminal,  die  pluriloculären  aber  noch  meist  lang  und  cylindrisch, 
die  uniloculären    in    Ketten    von    zwei    bis    vielen    Sporangien    ver- 


Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  5 

einigt;  d.  varius  weist  uniloculäre  Sporangien  auf,  wie  sie  für  höher 
stehende  Ectocarpen  charakteristisch  sind. 

Farlow  (13.  p.  73)  beschreibt  einen  E.  litoralis,  den  er  als 
forma  robusta  bezeichnet,  welcher  sich  durch  kräftige,  opponirte 
Zweige  und  uniloculäre  Sporangien,  die  durch  Längswände  getheilt 
sind,  auszeichnet.  Dergleichen  Bildungen  sind  nicht  selten,  doch 
fand  ich  sie  massenhaft  entwickelt  nur  bei  gewissen  Formen  von 
ß.  firm  us. 

Wie  sehr  die  Ausbildung  der  Sporangien  von  äusseren  Ein- 
flüssen abhängen  kann,  erfuhr  ich  bei  einem  Exemplar  von  ß.  firmus 
f.  typica,  welches  beim  Einsammeln  normale  intercalare,  pluriloculäre 
Sporangien  trug,  nach  einigen  Wochen  aber  in  der  Cultur  sich  mit 
einer  grossen  Anzahl  von  kurzen  terminalen  Sporangien  bedeckt 
hatte,  die  sich  in  nichts  von  typischen  pluriloculären  Sporangien 
von  d.  varius  unterschieden. 

Der  Vollständigkeit  halber  habe  ich  mir  erlaubt,  diejenigen 
von  Kjellman  unterschiedenen  Formen,  die  ich  in  der  Kieler 
Föhrde  nicht  auffand,  in  die  ausführliche  systematische  Uebersicht 
einzufügen.  Die  folgende  kurze  Zusammenstellung  der  hiesigen 
Formen  dürfte  bei  einer  Bestimmimg  einige  Erleichterung  gewähren. 

A.  Sporangien  intercalar. 

1 .  Verzweigung  vorwiegend  opponirt.  a.  oppositus. 

a.  Zweige  in  einem  spitzen  Winkel  abgehend. 

a.  Sterile  und  fertile  Zweige  in  lange  Haare  auslaufend. 
Von   gelblicher  Farbe. 

*  Zweige  letzter  Ordnung  locker  stehend,    f.  typica. 
**  Zweige  letzter  Ordnung  zu  Büschelchen  zusammen- 
gedrängt, f.  subverticillata. 

ß.  Sterile  Zweige  oft  bis  zur  Spitze  chromatophorenreich; 
fertile  Zweige  mit  ein  bis  wenigen  chromatophoren- 
haltigen  Zellen  an  der  Spitze.     Von  brauner  Farbe. 

f.  rupincola. 

b.  Zweige  in  einem  nahezu  rechten  Winkel  abgehend. 

f.  rectangulans. 

"2.  Verzweigung  vorwiegend  zerstreut.  ß.  firma. 

a.  Vegetativ  stark  entwickelt;    Hauptachse  bis  50  /u  dick. 
a.  Uniloculäre  Sporangienketten  lang. 

*  Zweige  letzter  Ordnung  locker  stehend,    f.  typica. 
**  Zweige  letzter  Ordnung  gedrängt,    f.  subglomerata. 

ß.  Uniloculäre  Sporangien  einzeln  oder  zu  wenigen  ver- 
einigt, f.  livida. 

b.  Bis  7  mm  hoch,  meist  schon  die  Zweige  erster  Ordnung 
fertil;  Hauptachse  bis   18  (.i  dick.  f.  pachycarpa. 

B.  Sporangien  meist  terminal;    Zweige  unregelmässig,    oft  recht- 
winklig abstehend. 

1.  Uniloculäre  Sporangienketten  mit  zwei  bis  vielen  Sporangien. 
Pluriloculäre  Sporangien  lang,  cylindrisch.      y.  divaricata. 

f.  ramellosa* 


6  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

2.  Uniloculäre  Sporangien  meist  einzeln  oder  zu  wenigen 
vereinigt,  pluriloculäre  Sporangien  kugelig,  ei-  oder  würfel- 
förmig, d.  varia. 

a.  Vegetativ  stark  entwickelt. 

cc.  Büschel  lose,  verworren,  bis  30  cm  lang;  Zellen  bis 
45  /n  dick.  f.  typica. 

ß.  Büschel  festgewachsen,  bis  3  cm  hoch;  Zellen  bis 
30  (.i  dick.  f.  contorta. 

b.  Bis  3  mm  hoch,  einfach  oder  spärlich  verzweigt. 

f.  pumila. 
Ectocarpus  litoralis  L.  sp.  (erweit.). 

Syn. :  Conferva  litoralis  ad  part.     Linne,  Spec.  Plant.  Ed.  I.  p.  1165. 
Pylaiella  litoralis  ad  part.     Kjellm.,  Bidrag  u.  s.  w.  p.  99  ff. 
„  „  „       „        Kjellm.,  Handbok.  p.  83  ff. 

Diagnose:  Thallus  meist  reich  verzweigt,  Zweige 
opponirt  oder  zerstreut.  Echte  Phäosporeenhaare 
fehlen.  Uniloculäre  Sporangien  intercalar,  zu  Ketten 
vereinigt  oder  terminal,  bald  in  Ketten,  bald  einzeln, 
kugelig,  ellipsoidisch  oder  scheibenförmig.  Pluri- 
loculäre Sporangien  intercalar,  cylindrisch  oder 
terminal,  dann  bald  lang  cylindrisch,  bald  kurz 
kugelig- ei  förmig  oder  fast  würfelförmig.  Chromato- 
phoren  zahlreiche,  rundliche,  locker  liegende  oder 
polygonale,  dicht  liegende  Scheiben. 

Subspecies  a. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Originalberichte  gelehrter  Gesellschaften. 

Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Studentsällskapet 

I  Upsala. 

Sitzung  am  30.  Januar  1890. 

Herr  R.  Sernander  lieferte 
Einige  Beiträge   zur  Kalktuff -Flora    Norrlands. 

Die  eigenthümliche,  in  mehreren  Kalkgegenden  Schwedens 
angetroffene  Bergart,  welche  Kalktuff  genannt  wird,  hat  in  den 
letzten  Jahren  eine  besondere  Bedeutung  erhalten  durch  die  wich- 
tigen Untersuchungen,  die  Nathorst*)  über  die  in  demselben  auf- 
bewahrten Pflanzenreste  gemacht  hat. 


*)  A.  G.  Nathorst,  Förberndande  meddelande  om  floran  i  nägra  norr- 
landska  Kalktuffer.     (Geol.  Füren.  Förbandl.  Bd.  VII.   1885.  Haft  14.) 

(A.  G.  Nathorst.)  Ytterligare  om  floran  i  kalktuffen  vid  Längsele  i  Dorotea 
soeken.  (1.  c.  Bd.  VIII.  1886.  Haft  1.) 

Om  lemningar  af  Dryas  octopetala  L.  i  Kalktuff  vid  Rangiltorp  nära  vad- 
stena.  (Öfversigr  af  K.  vet.   Ahad.   Förhandl.   1886.  No-  8.) 

Föredrag  i  botanik  vid  K.  Vetenskaps-Akademiens  Högtidsdag  1887. 


Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Studentsällskapet  i  Upsala.       7 

Die  Flora  in  einem  Theile  norrländischer,  besonders  jemt- 
ländischer  KalktufFe  lieferte  bemerkenswerthe  Aufschlüsse  über  die 
Geschichte  der  Vegetation  des  nördlichen  Schweden.  So  erhielt 
man  u.  A.  einen  ersehnten,  thatsächlichen  Beweis  davon,  dass  rein 
glaciale  Formen  auch  hier  in  der  Tiefebene  gewachsen  sind,  wo 
sie  aber  jetzt  ganz  und  gar  verschwunden  sind.  Die  Flora, 
die  hier  vorhanden  war,  warf  ein  neues  Licht  auf  die  Einwan- 
derung der  Fichte,  eines  der  am  meisten  vorherrschenden  Bäume 
Skandinaviens,  sowie  auf  die  Anwesenheit  einiger  eigenthümlichen 
Reliktpflanzen,  besonders  Hipjjojjhae  rhamnoides  L.,  die  jetzt  an 
den  Ufern  des  Bottnischen  Meerbusens  angetroffen  wird.*) 

Während  seines  Aufenthaltes  im  mittleren  Jemtland  im  Sommer 
1889  widmete  sich  der  Vortr.  einige  Zeit  lang  der  Untersuchung 
der  in  diesen  Tuffen  vorkommenden  Flora,  besonders  um  dieselbe 
mit  derjenigen  zu  vergleichen,  welche  er  vorher  im  Laufe  desselben 
Sommers  in  den  marinen  Ablagerungen  längs  einiger  norr- 
ländischer Flüsse  studirt  hatte.  Da  von  den  Fundorten,  die  er 
Gelegenheit  zu  untersuchen  hatte,  einer  in  der  Litteratur  nicht  er- 
wähnt ist,  und  da  Nathorst  über  einen  anderen  nur  zerstreute 
Aufschlüsse  geliefert ,  könnte  vielleicht  das  Folgende  von  einigem 
Werthe  sein  als  ein  geringer  Beitrag  zur  interessanten  Kalktuff- 
Flora  Norrlands. 

In  der  Gemeinde  Aspäs  im  mittleren  Jämtland,  wäre  nach  den 
Angaben  des  Herrn  Dr.  Högbom  Kalktuff  in  fester  Kluft  vor- 
handen. Im  Dorfe  Näset  fand  auch  der  Vortr.  ein  mächtiges  Tuff- 
lager wieder,  und  zwar  aut  einem  mit  Moränenkies  bedeckten  und 
bewaldeten  Bergrücken  in  zwei  gegen  Süden  langsam  abschüssigen 
Thälern,  welche  sich  bald  in  eine  einzige  Thalfurche  vereinigten, 
die  sich  zu  unterst  zu  einem  kleinen  Plateau  ausbreitete.  Quer 
über  das  Terrain  streckte  sich  hier  ein  niedriger  Kieswall,  hinter 
welchem  Moore  folgten,  worin  Kalktuff  nur  längs  eines  Bächleins, 
das  den  Wall  durchgebrochen  hatte,  anzutreffen  war.  An 
einigen  Punkten  hatte  man  angefangen,  das  Tufflager  zu  brechen 
und  auszunutzen. 

Hier  konnte  der  Vortr.  an  mehreren  Stellen  den  Kalktuff  von 
der  Oberfläche  her  bis  zum  Grunde  studiren.  In  den  untersten 
Theilen  war  das  Tufflager  30—40  cm  mächtig,  entweder  direct 
auf  von  rein  silurischen  Bergartbruchstücken  bestehendem 
Moränenkies  ruhend ,  oder  auch  von  diesem  durch  5  bis 
10  cm  mit  Thon  gemischten  Sand  getrennt.  Es  wurde  hier  von 
30  cm  theilweise  etwas  moorartiger  lockerer  Erde  bedeckt,  welche 
jetzt  mit  einer  wiesenartigen  Vegetation  bewachsen  war.  Nach 
oben  wurde  der  Tuff  bis  zu  1  m  mächtig  und  war  direct  auf  dem 
Kiese  gelagert. 

Eine  40  cm  tiefe  Decke  von  Walderde  und  Hylocomien 
überlagerte  hier  den  Tuff. 


*)  Siehe  A.  G.  Hög-bom.     Om  sekulära  köjningen  vid  vesterbottens  kust. 
(G.  F.  F.     Bd.  IX.   1887.  Hüft  1.) 


8      Botaniaka  Sektionen  af  Naturvetenskapüga  Students;ülsk;ipet  i  Upsala. 

Das  ganze  Lager  schien  durch  starke,  von  den  Kies-  und. 
Steinmassen  des  Hügels  herrührende  Quelladern  gebildet  worden 
zu  sein,  welche,  in  den  Thälern  und  in  der  Vereinigung  derselben 
mündend,  von  dem  soeben  erwähnten  Kieswalle  ein  wenig  auf- 
gedämmt worden  waren.  Freilich  finden  sich  auch  jetzt  Quelladern 
in  dem  unterliegenden  Kiese,  diese  aber  sind  nur  von  geringer 
Bedeutung.  Alles  deutet  darauf  hin,  dass  dieser  Kalktuff  nicht 
nur  während  anderer  Drainirungs-,  sondern  auch  ganz  anderer  kli- 
matischer Zustände  gebildet  worden  ist,  als  sie  jetzt  auf  der  Stelle 
herrschen. 

Im  Allgemeinen  war  der  Tuff  ein  dichter  und  fester,  aber 
sehr  reich  an  Pflanzenresten.  Eine  Verschiedenheit  in  dem  Vor- 
kommen und  der  Art  derselben  auf  verschiedenen  Niveaus  des 
Lagers  konnte  Vortr.  nicht  wahrnehmen. 

Die  Pflanzenreste  waren: 

Firnis  silvestris  L.:  versteinerte  Stämme  mit  einem  Durchmesser 
von  bis  20  cm  (an  einem  Stammfragmente  waren  die  Jahrringe 
durchschnittlich  1,25  mm  breit),  ein  Stückchen  der  äusseren  Rinde. 
Zapfen  (wovon  einer  30X20  cm),  Zwergtriebe  (die  Nadelpaare 
27 — 35  mm  lang). 

Betula  odorata  Bechst. :  Blätter  (reichlich). 

Populus  tremxda  L.,  Blätter,  Zwergtriebe. 

Salix  nigricans  Sm. :  Blätter. 

Salix  hastata  L.?:   Blätter. 

Dryas  octopetala  L. :  Blätter,  Triebe  mit  übrig  bleibenden 
Nebenblättern.  In  einer  Stufe  lagen  etwa  ein  Dutzend  Blätter  in 
einer  Ecke  angehäuft.     Das  grosste  Blatt  bezog  15X7  mm« 

Vaccinium    Vitis  idaea  L.:  Blätter. 

Sorhus  Aucuparia  L. :  ein  Blattfragment,  gemäss  gütiger  Be- 
stimmung vom  Herrn  Prof.  N  a  t  h  o  r  s  t. 

Gräser  und  Equiseta-Fragmente. 

Weichthierschalen  fanden  sich  sehr  allgemein.  Die  ange- 
troffenen Arten  waren  : 

Limnaea  ovata  Drap.,  Zonites  petronella  (Chap.),  Conulus  fidvus 
(Müll.),   Pupa  muscorum   (Müll.). 

Ausserdem  wurden  Abdrücke  eines  Insektenabdomens  wahr- 
genommen, woneben  eine  eigentümliche  Bildung  nach  einer  Mit- 
theilung des  Prof.  Nathorst  ein  Theil  des  Hauses  eines  „Haus- 
wurms" ausmacht.  Zu  bemerken  ist,  dass  Vort.  bei  Näset  von 
mehreren  Personen  hörte,  dass  man  vor  einigen  Jahren  in  dem 
Tuffe  einen  Klauenabdruck,  wahrscheinlich  einem  Elenthier  zuge- 
hörend, gefunden  habe.  In  mehreren  der  eingesammelten  Stufen 
fanden  sich  Kohlenstückchen  eingesprengt ;  ausserdem  waren  un- 
bestimmbare Zweigabdrücke  recht  gewöhnlich. 

An  dem  Ausflusse  des  Bächleins  von  Filsta  in  den  Stors- 
jön,  dem  südlichen  Ufer  der  Insel  Frösön  gegenüber,  liegt  ein 
Kalktuff  lager. 

In  einer  von  Linnarson  hierselbst  eingesammelten  Stufe 
hat  Prof.  Nathorst  schöne  Blätter  von  Betula  odorata  Bechst. 
und  Pinus  silvestris  L.     erkannt.     Uebrigens    hat    er  in  „Föredrag 


Botaniska  Sektionen  af  Naturveteuskapliga  Studentsällskapet  i  Uspala.         9 

i  Botanik  vid  Kougl.  vetenskaps  akadeiniens  högtidsdag  1887.  Stock- 
holm 1887"  mitgetheilt,  dass  der  Assistent  A.  F.  Carlsso  n  hier 
Dryas  octopetala  angetroffen  hat. 

Das  fragliche  Tufflager  war  nahe  östlich  am  Bächlein  belegen, 
auf  einem  einige  Meter  über  dem  Storsjön  liegenden  Kieswalle 
mit  sehr  wohl  abgerundeten  hasel-  bis  wallnussgrossen  Steinchen, 
auschliesslich  silurischen  Bergarten  angehörend.  Die  Ausdehnung 
des  Lagers  oetrug  im  Norden  und  Süden  etwa  50  und  im  Osten  und 
Westen  2b  Meter. 

Da  der  Tuff  gegen  den  See  und  Bach  zu  scharf  abgeschnitten 
war,  hat  man  Grund,  zu  vermutheil,  dass  einst  derselbe  nach  diesen 
Eichtungen  hin  eine  grössere  Ausdehnung  gehabt,  aber  vom  Bache 
und  dem  zu  einem  anderen  Zeitpunkte  vielleicht  höher  stehenden 
See  theilweise  erodirt  worden  sei. 

Das  Lager  lag  ganz  wagrecht,  von  etwa  1  dm  lockerer  Erde 
bedeckt.  Nach  unten  gegen  den  Kies,  der  im  Contacte  mit  Kalk 
scharf  incrustirt  war,  bestand  der  Tuff  aus  einer  spröden,  einige 
cm  tiefen  Masse  versteinerter  Laubmoose,  darüber  lag  ein  ziemlich 
spröder,  80  cm  mächtiger  Tuff,  übervoll  von  Pflanzenresten. 
Diese  waren  die  ganze  Tuffmasse  hindurch  gleichartig  und  kamen 
theils  als  Abdrücke ,  am  meisten  aber  als  eigentliche  Versteiner- 
ungen*) vor. 

Die  folgenden  konnten  identificirt  werden : 

Pinvs  silvestris  L.:  Stämme  (einer  hatte  13  cm  im  Durch- 
messer), Zwergtriebe  (ein  Nadelpaar  50  mm  lang). 

Betula  odorata :  deutliche  und  schöne  Blätter. 

Betida  intermedia  Thom. :  Blätter 

Populiis  tremula :  Blätter. 

Salix  nigricans:  Blätter. 

Salix  Caprea  L.:  Blätter. 

Vaccinium   Vitis  idaea :  Blätter. 

Peltigera  canina  (L.) ;  ein  schönes  und  gut  erhaltenes  Thallus- 
läppchen  wurde  in  der  Moosschicht  des  Bodenlagers  gefunden. 

Laub mo o s  e. 

Schnecken  waren  spärlich  vorhanden.  Die  angetroffenen 
gehörten  zu  den  folgenden   Arten: 

Pupa  muscorum,  Succinea  putris  (L.)  Helix  sp. 

Die  Flora,  die  nach  den  soeben  gemachten  Aufzählungen 
den  Kalktuff  sowohl  bei  Näset  als  bei  Filsta  auszeichnet, 
ist  folglich  mit  derjenigen  beinahe  identisch,  die  Nathorst 
aus  mehreren  anderen  norrländischen  Fundorten  beschrieben  hat. 
Auch  hier  fanden  sich  Kiefernreste  massenweise,  ohne  dass 
eine  einzige  Spur  von  der  Fichte  entdeckt  werden  konnte.  An 
den  oben  genannten  Stellen    sind    auch  die  demnächst  am  meisten 


*)  In  den  geologischen  Handbüchern  wird  beinahe  immer  davon  gesprochen, 
dass  die  Pflanzenreste  in  Kalktuff  nur  als  Abdrücke  vorkommen.  Wirkliche 
Versteinerungen  und  Abgüsse  sind  aber  gar  nicht  selten.  Hier  bei  Filsta  z.  B. 
sind  sie  häufiger,  als  die  Abdrücke.  Für  Blattbestimmungen  hat  dies  eine  ge- 
wisse Bedeutung,  da  die  Nervatur  der  Ober-  und  Unterseite  eines  Blattes  da- 
durch in  tesp.  zwei   Weisen  aufbewahrt  werden  kann. 


10        Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Studentsällskapet  i  Upsala. 

vorherrschenden  Pflanzenreste  Blätter  von  Betula  odorata  mit 
Espen-  und  Weidenlaub  gemischt,  und  unter  dieser  sub- 
glacialen  Baumvegetation,  deren  Reste  in  der  Steinmasse  aufbewahrt 
worden  sind,  gedieh  und  blühte  auch  Dryas.  Der  Fund  dieser 
letzteren  Pflanze  bei  Näset  ist  von  einem  gewissen  Interesse,  da 
dieser  Fundort  gleich  wie  Filsta  nur  ca.  300  m  über  dem  Meere 
liegt.  Nur  die  nachfolgenden  Formen  sind  noch  nicht  aus  den 
früher  untersuchten  Fundorten  mitgetheilt:  Vaccinium  Vitis  idaea 
(Näset  und  Filsta),  Salix  nigricans  (Näset  und  Filsta),  Peltigera 
canina  (Filsta). 

Vaccinium  Vitis  idaea  ist  eine  Pflanze,  von  deren  resistenten 
Blättern  man  bei  der  Kenntuiss,  welche  wir  über  die  Rolle  be- 
sitzen, die  das  Preiselbeerkraut  in  der  Feldschicht  der  Kieferwälder 
spielt,  wohl  erwarten  kann,  einige  zusammen  mit  Kieferresten  auf- 
bewahrt zu  finden. 

Nach  Lu  n  d  s  tr  ö  m*)  hat  sich  an  mehreren  Stellen  in  Schweden 
und  besonders  in  Jemtland  Salix  nigricans  nach  der  Eisperiode 
aus  S.  myrsinites  L.  entwickelt,  wovon  jene  sich  in  demselben  Maasse 
trennte,  wie  das  Klima  verändert  wurde.  Die  Blätter,  die  Vortr. 
als  zu  Salix  nigricans  gehörend  bestimmt,  und  welche  in  den  ein- 
gesammelten Stufen  sehr  zahlreich  aufbewahrt  sind,  zeigen  nach 
der  Angabe  Lundström's  eine  grosse  Uebereinstimmung  mit 
den  Formen  von  Salix  nigricans,  die  heutzutage  in  der  jemtlän- 
dischen  Tiefebene  wachsen.  Diese  Art  scheint  sich  daher  schon 
in  einer  so  entfernten  Zeit  ausgeprägt  zu  haben,  dass  noch  rein 
glaciale  Formen  wie  Dryas  und  Salix  reticidata  auf  dem  Niveau 
des  Storsj  ön  übrig  waren. 

Der  Fund  von  Peltigera  canina  ist  bemerkenswerth ,  weil 
Flechten  so  äusserst  selten  im  fossilen  Zustande  erhalten  sind. 
In  schwedischen  Kalktuffen  sind  Flechtenreste  niemals  vorher  gefunden 
worden.  Die  heutige  Verbreitung  und  das  allgemeine  Vorkommen 
der  genannten  Art  machte  es  a  priori  wahrscheinlich,  dass  Pelti- 
gera der  alten  norrländischen  Flora  angehöre,  wovon  die  Kalk- 
tuffe einige  Reste  bis  auf  unsere  Tage  aufbewahrt  haben. 

Von  den  Schnecken,  die  Vortr.  bei  Näset  und  Filsta  an- 
getroffen hat,  sind  die  folgenden  früher  nicht  angemerkt:  Pupa 
muscorum,  Succinia  putris. 

Alles,  was  man  bisher  über  diese  Kalktufflager  Norrlands 
kennt,  spricht  dafür  oder  wenigstens  nicht  dagegen,  dass  sie 
zu  fast  gleicher  Zeit  gebildet  worden  sind,  und  dass  diese  Zeit, 
geologisch  gesprochen,  eine  sehr  begrenzte  gewesen  ist.  Erstens 
scheint  es,  als  wären  sie  gebildet  worden,  bevor  die  Fichte  ein- 
gewandert war,  da  Reste  von  diesem  jetzt  wichtigsten  Waldbaume 
Norrlands  in  dem  Tuffe  ganz  und  gar  fehlen.  Ferner  finden  sich 
in  allen  einigermassen  untersuchten  Localitäten  dieselben  charakte- 
ristischen Pflanzen  wieder,  vor  Allem  die  Kiefer  und  Betida 
odorata,    und  in  keiner  hat    man,  wenigstens  bisher,    Unterschiede 


*)  A.  N.  L  und  ström.     Ueber    die    Salixflora    des  Jenissej-Ufer.      (Botan* 
Centralbl.) 


Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Studentsällskapet  i  Upsala.      H 

auf  verschiedenen  Niveaus  und  Theilen  des  Tuffes  finden  können. 
An  vielen  Stellen  sind  ausserdem  unter  diesen  charakteristischen 
Arten  Pflanzenformen  eingesprengt,  die  zu  dieser  Zeit  vermuthlich. 
sehr  allgemein  gewesen  sind,  deren  Verdrängen  aber  innerhalb 
eines  bewaldeten  Gebietes  immer  eine  Zeitfrage  sein  muss. 

Durch  das  Vorhandensein  z.  B.  von  den  reichlichen  Kiefern- 
resten ergibt  es  sich  natürlicherweise  von  selbst,  dass  das  Klima 
in  jener  Zeit,  wo  der  Kalktuff  abgelagert  wurde,  kein  arctisches 
sein  konnte.  Dafür,  dass  es  kälter,  als  das  jetzige  gewesen  sei, 
könnte  z.  B.  das  Vorkommen  von  Dryas  nnd  Salix  reticulata 
sprechen.  Hierbei  ist  aber  zu  bemerken,  dass  die  Reste  von 
Pinus  silvestris  gar  nicht  darauf  hindeuten.  Diese  sind  nämlich 
von  etwa  derselben  Beschaffenheit  wie  entsprechende  Theile  von 
der  in  der  Nähe  des  Fundortes  wachsenden  Kiefer.  Stämme  von 
13 — 20  cm  im  Durchmesser  sind  gefunden  worden,  und  die 
Jahrringe  widersprechen  nicht  der  Annahme  eines  Klimas 
wie  das  Gegenwärtige.  50  mm  lange  Nadeln  und  Zapfen 
von  40X^5  mm  deuten  auch  nicht  auf  die  Kiefernwälder 
droben  im  Gebirge,  oder  in  den  nördlichsten  Theilen  Skan- 
dinaviens*). 

Da  heutzutage  Kalktuff  nicht  in  Jemtland  gebildet  wird,  ist 
man  leider  nicht  im  Stande,  durch  Vergleich  mit  dem  Theile  der 
jetzt  lebenden  Flora,  der  in  der  Masse  der  recenten  Tuffe  auf- 
bewahrt werden  würde,  etwaige  Analogie-Schlüsse  im  Betreff  der 
Flora,  deren  Reste  sich  in  dem  alten  Tuffe  finden,  zu  ziehen.  In- 
dessen kann  man  doch  eine  Aufklärung  über  diese  Frage  liefern 
durch  Studien  über  diejenigen  Pflanzenreste,  welche  die  kleineren 
Bäche  mit  sich  führen.  Denkt  man  sich,  dass  ein  solcher  durch 
etwaige  Aufdämmung  austreten  musste,  und  dass  die  äusseren 
Verhältnisse  einer  Kalktuffbildung  günstig  waren,  so  würden  natür- 
licherweise die  mit  dem  Bache  herangeführten  Pflanzentheile  darin 
eingebettet  werden  müssen. 

Man  findet  dann,  dass  von  der  jetzigen  Vegetation  nur  ein  er- 
staunenswerte kleines  Procent  repräsentirt  werden  würde,  auch 
kennt  man  in  den  norrländischen  Kalktuffen  nur  etwa  zwanzig 
Arten. 

Weiter  merkt  man,  dass  diese  Pflanzenreste  hauptsächlich  von 
derselben  Beschaffenheit,  wie  die  in  den  Kalktuffen  aufbewahrten 
sind,  und  dass  auch  die  Proportion  zwischen  ihnen  überhaupt  dieselbe 
ist.  Aber  es  giebt  wichtige  Unterschiede.  Vergeblich  sucht  man 
Dryas,  Salix  reticulata  und  Hyppophae,  dagegen  sieht  man  aber 
Massen  von  Fichtenresten,  sowie  auch  bisweilen  Reste  von  einer 
oder  den  anderen  Culturpflanze. 

Als  ein  Beispiel  wird  zuletzt  ein  Verzeichniss  der  Pflanzen- 
reste geliefert,    welche  das  Bächlein   bei   Filsta    an    seinen    Ufern, 


*)  Man  vergl.  z.  B.  Th.  Ö  rtenblad,  Om  den  högnordiska  talltbrmen 
Pinus  silvestris  L.  ß  lapponica  (Fr.)  Hn.  (Bihang  tili  K.  Sv.  Akad.  Handl. 
1888)  oder  Martin  et  Bravais,  "Voyages  en  Scandinavie,  en  Lapponie  etc.  pen- 
dant  les  annees  1838,   1839  et  1840. 


J2  Instrumente,  Präparations-  und  Conservations-Methoden. 

unter  Steinen  in  seinem  Bette,  auf  Sandgründen  u.  s.  w.  zurück- 
gelassen hat: 

Blätter:  hauptsächlich  von  Birken  (wenigstens  die  aller- 
meisten, wenn  nicht  alle  der  Betula  odorata  angehörend),  sodann 
von  Espen,  ferner  von  verschiedenen  Salices  (darunter  Caprea 
und  nigricans)  und  Alnus  incana  (L.)  Willd.,  sowie  ein  Blatt  von 
Vaccinium   Vitis  idaea. 

Nadeln  von  Kiefern  und  Fichten  sowie  von  Juniperus. 

Rinden  (spärlich)  von  Kiefern  und  Fichten,  ferner  von 
Espen  und  Birken. 

Zweige  von  Birken,  Weiden,  Espen,  Alnus  incana, 
Fichten,  Kiefern  und  Heidekraut. 

Zapfen  von  Kiefern,  Fichten  und  Heidekraut. 

Einzelne  Moose:  Hyloconium  proliferum  (L.)  und  triquetrum 
(L.),  Climacium  dendroides  (L.). 

Weibliche  Kätzchen  von  Salices. 

Eine  Staude  von  Fisum  sativum  (L.). 

Holzstückchen  und  S  p  lit  terchen. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 
Methoden  etc. 


Beyerinck,  M.  W.,  Verfahren  zum  Nachweis  der  Säure- 
absonderung bei  Mikrobien.  (Centralblatt  für  Bak- 
teriologie und  Parasitenkunde.  Bd.  IX.  Nr.  24.  p.  781—786.) 
Während  man  bisher  die  Säureabsonderung  bei  Mikrobien 
dadurch  nachzuweisen  suchte,  dass  man  die  Nährgelatine  mit  für 
Säuren  und  Alkalien  empfindlichen  Farbstoffen  vermischte,  beruht 
die  Methode  Beyerinck's  darauf,  in  einem  undurchsichtigen 
Nährboden  die  Säure  sofort  nach  ihrem  Entstehen  zu  binden  und 
in  ein  lösliches  Salz  überzuführen,  wobei  der  Nährboden  in  der 
Umgebung  der  Kolonien  durchsichtig  wird.  Man  setzt  zu  diesem 
Zwecke  einer  für  Säureerzeugung  geeigneten  Nährmasse  so  viel 
fein  geschlemmte  Kreide  zu,  dass  ein  milchweisser,  undurchsichtiger 
Nährboden  entsteht.  Die  hier  von  den  Bakterienkolonien  ausge- 
schiedene Säure  erzeugt  ein  lösliches  Kalksalz  und  bewirkt  damit 
eine  vollständige  Klärung  des  Nährbodens  in  der  Umgebung  der 
Impfstiche  in  regelmässig  radialer  oder  ellipsoider  Form,  welche 
so  weit  reicht,  bis  die  Säure  nahezu  durch  die  Kreide  neutralisirt 
ist  und  desshalb  eine  quantitative  Schätzung  der  Säureabsonderung 
erlaubt,  während  man  in  der  qualitativen  Beurtheilung  der  Resultate 
vorsichtig  sein  muss. 

Die  auf  diese  Weise  erhaltenen,  höchst  instructiven  Präparate 
zeichnen  sich  durch  grosse  Schönheit  und  Eleganz  aus.  Statt  der 
Kreide    verwandte  B.    auch    andere   Carbonate,    so    diejenigen    von 


Instrumente.  —  Botanisehe  Gürten.  13 

Magnesium,  Barium,  Strontium,  Mangan  und  Zink,  und  namentlich 
das  letztere  mit  sehr  gutem  Erfolge.  Endlich  erwies  sich  die  Kreide- 
methode auch  noch  als  geeignet,  das  Maass  der  Alkaliabsonderung 
abzuschätzen,  da  die  von  den  Mikrokokkenkolonien  abgeschiedene 
alkalische  Substanz  eine  auffällige  Formveränderung  in  den  Säure- 
diffusionsf eidern  verursachte,  welche  nicht  mehr  circular  blieben, 
sondern  eine  polyedrische  Gestalt  annahmen. 

Kohl  (Marburg). 


Kaufmann,  Pv  Ueber  eine  neue  Anwendung  d  es  Safranins. 

(Centralblatt    für    Bakteriologie    und    Parasitenkunde.      Bd.  IX. 

No.  22.  p.  717—718.) 

Färbungsversuche,  die  Kaufmann  nach  der  Weigert'schen 
Fibrinfärbungsmethode  mit  Safranin  an  Bakterien  anstellte,  ergaben, 
dass  nicht  nur  die  nach  Gram  färbbaren  Bakterien,  sondern  auch 
Zellkerne  in  schöner  Weise  gefärbt  werden.  Die  Bakterien  nehmen 
dabei  einen  bräunlichen,  die  Kerne  dagegen  einen  rothen  Ton  an, 
sodass  es  möglich  ist,  letztere  sehr  deutlich  hervorzuheben.  Noch 
mehr  aber  ist  eine  Combination  mit  Gentianaviolett  zu  empfehlen, 
mit  welcher  man  eine  prächtige  Doppelfärbung  erzielt,  indem  als- 
dann die  Kerne  roth,  Fibrin  und  Bakterien  hingegen  blau  erscheinen. 
Die  Mischung,  deren  sich  K.  hierzu  bediente,  die  sich  aber  nicht 
für  längere  Zeit  haltbar  erwies,  war  folgendermaassen  zusammen- 
gesetzt: 

Gentianaviolett    0  2*  ^  '  reSP'   25   CCm  WäSSr'  Safranin   (5°/o) 
Aqu.   dest.         30^0  „  J      "         5      "  »       Gentianav.  (5°/o). 

Anilinöl  0,50  „ 

Alkoh.   absol.  (oder  98°/0)    2,00  gr. 

Kohl  (Marburg). 


Botanische  Gärten  und  Institute. 


Goessmann,  C.  A.,  Massachusetts  State  Agricultural 
Experiment  Station.  (Bulletin  No.  39.  April  1891.  12.  pp. 
5  fig.) 

Das  Bulletin  enthält  zunächst  eine  kleine  meteorologische  Tabelle 
über  die  Monate  Juli  1890  bis  Februar  1891  und  sodann  einen 
grösseren  Aufsatz  über  die  Behandlung  von  Pilzkrankheiten.  Die 
Pflanzenzüchter  werden  dringend  aufgefordert,  sich  der  nach  der 
bisherigen  Erfahrung  erprobten  Mittel  zur  Bekämpfung  der  parasi- 
tischen Krankheiten  der  Pflanzen  zu  bedienen,  und  die  Unterstützung; 
der  Versuchsstation  in  Anspruch  zu  nehmen.  Gegen  die  Pilz- 
krankheiten können  nur  Präventivmassregeln  in  Anwendung  kommen^ 
da  es  meist  nicht  möglich  ist,  wenn  die  parasitischen  Pilze  sich  in 
den  Pflanzen  bereits  entwickelt  haben,  die  ersteren  ohne  Schädigung 
der   letzteren   zu   zerstören.     Die    abwehrenden  Vorbereitungen  be- 


14  Algen. 

stehen  aber  einerseits  in  allgemeiner  Feld-  und  Gartenhygiene, 
andererseits  in  specieller  Behandlung  der  Pflanzen.  Zur  ersteren 
gehört  der  möglichste  Ausschluss  der  Infectionsquellen,  also  Ent- 
fernung der  Reste  von  kranken  Pflanzen  und  des  Unkrauts,  das  als 
Träger  der  Parasiten  dienen  kann,  sowie  auch  der  Pflanzen,  die 
eine  zweite  Entwicklungsform  des  Pilzes  beherbergen,  ferner  natürlich 
gute  Ernährung  der  Kulturpflanzen.  Die  specielle  Behandlung 
Gesteht  wesentlich  in  dem  Bespritzen  mit  sogenannten  Fungiciden. 
Die  Zusammensetzung  und  Herstellung  derselben,  die  dazu  nöthigen 
Apparate  und  deren  Anwendung  werden  genauer  angegeben  und 
durch  eine  Anzahl  von  Holzschnitten  erläutert.  Wann  und  wie  oft 
die  Behandlung  der  Pflanzen  mit  den  Fungiciden  vorzunehmen  ist, 
darüber  lassen  sich  im  Allgemeinen  keine  Vorschriften  geben, 
sondern  es  muss  dies  in  jedem  Fall  besonders  beurtheilt  werden. 
Auskunft  hierüber  zu  geben  ist  eine  der  Aufgaben  dieser  Versuchs- 
station. 

Möbius  (Heidelberg). 


Referate. 


Gay,  F.,  Rech  er  dies  sur  le  de  veloppement  et  la  Classi- 
fication   de    quelques    algues    vertes.      These    soutenue 
devant  la  faculte    des    sciences    de    Paris.     8°.      116  p.  avec  XV 
planches  en  Chromolithographie.     Paris  (P.  Klincksieck)   1891. 
Die  mit  15    sehr  schön    ausgeführten  Tafeln    versehene  Arbeit 
bringt  Beiträge  zur  Morphologie  und  Systematik  der  Confervaceen, 
Uloihrichaceen  und  Pleurococcaceen,  hauptsächlich  von  dem  Gesichts- 
punkt aus,  den    von    manchen    Seiten    behaupteten  Polymorphismus 
der    zu  diesen    Abtheilungen    gehörigen    Algen   zu  untersuchen.     In 
der  Einleitung    gibt    deshalb  Verf.    eine    kurze  kritische  Uebersicht 
der  Angaben  verschiedener  Autoren  über  den  Polymorphismus  der 
grünen    Algen.      Besondere    Beachtung    verdienen    dabei    auch    die 
Ruhezustände  derselben  und  die  Bildung  von  Dauerzellen,  die  Verf. 
als  Hypnosporen  (=  Aplanosporen  Wille)  und  Hypnocysten,  welche 
sowohl  den  im  normalen   Leben  gebildeten  Akineten  Wille's  ent- 
sprechen, als    auch    durch    ungünstige    Beschaffenheit    des  Mediums 
hervorgerufene  krankhafte  Erscheinungen  repräsentiren. 

Der  erste  Theil  behandelt  die  Gattungen  Cladophora,  Rhizo- 
clonhim  und  Conferva,  welche  Verf.  den  Confervaceen  zurechnet. 

Nach  dem  Vorgang  Wittrocks  für  Pitophora  unterscheidet 
Verf.  auch  bei  Cladophora  einen  rhizoiden  und  cauloiden  Abschnitt  des 
Thallus  und  demgemäss  der  Stelle  nach,  wo  die  Hypnocysten  gebildet 
werden,  rhizoide  und  cauloide.  Er  beobachtete  rhizoide  Hypnocysten 
bei  Cladophora  glomerata  und  beschreibt  deren  Keimung,  wobei 
aufrechte  und  rhizomartige  Aeste,  sowie  Rhizoiden  entstehen. 
Aehnlich   ist   es  mit  den    cauloiden   Hypnocysten   einer    Form    von 


Algen.  1 5 

C.  fracta,  die  er  als  dimorpha  bezeichnet,  weil  die  die  Hypnocysten 
bildenden  Aeste  fast  unverzweigt  sind,  bei  dem  Auswachsen  jener 
aber  eine  reich  verzweigte  Form  entsteht.  Auch  C.  glomerata  konnte 
•durch  Cultur  unter  weniger  günstigen  Verhältnissen  zur  Bildung 
cauloider  Hypnocysten  gebracht  werden ;  deren  Keimung  wird 
ebenfalls  beschrieben.  Schliesslich  behandelt  Verf.  auch  noch  die 
mehrfach  erwähnten  grünen  Zellen  im  Thallus  von  Polyides  rotundus, 
die  nach  ihm  Ruhezustände  der  Cladophora  lanosa  sind. 

Im  nächsten  Abschnitt  finden  wir  zuerst  einige  allgemeine 
Bemerkungen  über  die  Arten  von  Rhizoclonium /  genauer  untersucht 
wurde  Rh.  Meroglyphicum  Kütz.  Es  unterscheidet  sich  von  Clado- 
phora durch  das  intercalare  Wachsthum,  durch  die  oft  nur  einzeln 
in  einer  Zelle  vorhandenen  Kerne  und  durch  die  Bildung  der  seit- 
lichen einzelligen  Rhizoiden.  Hypnocysten  werden  ähnlich  wie  bei 
C.  glomerata  gebildet. 

Von  Conferva  wurden  Formen  von  C.  bombycina  und  C.  tenuis- 
sima  untersucht.  Obgleich  Verf.  die  Unterschiede  im  Zellbau  und 
in  der  Entwicklung  deutlich  hervorhebt,  hält  er  doch  Conferva  für 
nahe  verwandt  mit  Cladophora  und  Rhizoclonium.  Im  Uebrigen 
bestätigt  er  die  Angaben  Lagerheims,  nur  hält  er  die  bei  C. 
bombycina  gebildeten  Ruhesporen  nicht  für  Aplanosporen,  sondern 
Hypnocysten  (Akineten). 

Die  Ulothrichaceen  (2.  Theil)  theilt  Verf.,  wie  Borzi,  in  Chaeto- 
phoreen  und  Ulothricheen.  Von  ersteren  behandelt  er  zunächst 
Stigeoclonium,  beschreibt  die  verschiedene  Form  der  Keimung  bei 
St.  amoenum  und  St.  variabile,  die  Hypnosporen  des  letzteren 
(conform  mit  den  Beobachtungen  von  Pringsheim)  und  die 
Hypnocysten  von  St.  setigerum.  Diese  Erscheinungen,  die  an  die 
von  Cienkowski  und  Famintzin  (Protococcus  und  Palmella- 
Stadium)  beobachteten  erinnern,  dürften  nach  Verf.  nur  gelegentliche 
Umbildungen  infolge  specieller  Beschaffenheit  des  Mediums  sein, 
ein  eigentlicher  Polymorphismus  existirt  auch  bei  dieser  Gattung 
nicht.  Das  letztere  sucht  Verf.  ferner  für  Draparnaldia  und  Chaeto- 
phora  nachzuweisen ;  sonst  werden  verschiedene  Arten  der  Keimung 
und  Bildung  der  Hypnosporen  einiger  hierhergehöriger  Species 
angegeben. 

Die  zu  den  Ulothricheen  gerechneten  Gattungen  bespricht  Verf. 
zunächst  in  historisch-kritischer  Weise  und  beschränkt  sich  dann 
auf  die  eigentlichen  Ulothrix  -  Arten,  die  er  in  Luft-  und  Wasser- 
bewohnende eintheilt.  Von  ersteren  sind  U.  parietina,  radicans 
und  crenulata  zu  Schizogonium  zu  stellen,  U.  flaccida,  nitens  und 
varia  dürften  nur  Formen  einer  Art,  U.  flaccida,  sein,  von  der  eine 
Charakteristik  gegeben  wird.  Eine  neu  gefundene  Form  nennt 
Verf.  U.  dissecta.  Sie  lebt  an  Baumrinden  und  zeichnet  sich  durch 
die  Kürze  der  Fäden  aus,  welche  sich  durch  eine  Art  Auseinander- 
brechen vermehren.  Es  fehlt  dieser  Form,  ebenso  wie  U.  flaccida 
selbst,  die  Bildung  von  Zoosporen  und  Hypnosporen,  nur  Hypno- 
cysten werden  bei  Cultur  in  Wasser  gebildet.  Ein  genetischer 
Zusammenhang  zwischen  dieser  Ulothrix  und  Pleurococcus-  oder 
Stichococcus -Formen  ist   nicht   nachzuweisen.     Unter  den  wasserbe- 


1 6  Algen. 

wohnenden  Arten  wird  zunächst  U.  sultilis  ß.  variabilis  Kirchn. 
erwähnt,  da  hier  Verf.  beobachtete,  dass  die  Makrozoosporen  durch 
Verschleimung  der  Membran  frei  wurden,  nicht,  wie  gewöhnlich, 
durch  ein  Loch  der  unveränderten  Membran  ausschlüpften.  Die 
bisher  noch  nicht  beschriebene  Hypnosporenbildung  wurde  an  einer 
anderen  Ulothrix  subtilis  De  Toni  (?)  beobachtet.  Als  eine  Art 
Polymorphismus  kann  die  Verschleimung  der  Membran,  von  der 
Verf.  an  verschiedenen  Species  zwei  Modifikationen  unter  gewissen 
Bedingungen  eintreten  sah,  betrachtet  werden.  Schliesslich  wird 
noch  erwähnt ,  dass  Hormospora  mutabilis  wahrscheinlich  eine 
Ulothrix  ist. 

Die  Pleurococcaceen  (3.  Theil)  fasst  Verf.  in  dem  Sinne  von 
Dangeard  auf:  Ein-  oder  mehrzellige  grüne  Algen,  die  sich  nur 
durch  Theilung  der  Zellen  oder  Abtrennung  einzelner  Zellen,  nie 
durch  Zoosporen  vermehren.  Ausführlicher  besprochen  wird  zu- 
nächst Stichococcus.  Von  dieser  Gattung  und  ihren  Arten  (St.  bacil- 
laris  Naeg.,  St.  fragilis  =  Arthrogonium  fragile  A.  Braun,  St. 
dissectus,  St.  ftaccidus  =  Hormidium  flaccidum  Braun)  gibt  Verf. 
lateinische  Diagnosen.  Sodann  werden  Schizogonium  und  Prasiola 
besprochen,  leider  ohne  Kenntniss  der  Arbeit  von  Im  hau  s  er 
(1889,  Flora)  über  diesen  Gegenstand.  Pleurococcus  gehört  nicht 
in  den  Entwicklungskreis  dieser  Gattungen,  Ulothrix,  Schizogonium 
und  Prasiolat'ormen  gehören  aber  zum  Theil  zusammen.  Schizogonium 
(lat.  Diagnose)  enthält  folgende  vom  Verf.  diagnosticirte  Arten: 
S.  crispum  (=  Prasiola  crispa  Menegh.  mit  Hormidium  murale  Kütz.) 
S.  murale  Kütz.,  S.  cremdatum  F.  Gay  1888.  Diese  und  die  eigent- 
lichen Prasiola-  Arten  sollen  zu  den  Pleurococcaceen  gehören.  Pleuro- 
coccus ist  ausser  durch  die  Vermehrungsweise  charakterisirt  durch 
die  Theilung  nach  2  Richtungen,  feste  Membran,  wandständiges 
flächenförmiges,  meist  hohles  Chromatophor  ohne  Pyrenoid.  Typus: 
P.  vulgaris  Menegh  Vtri'.  beschreibt  sein  natürliches  Vorkommen 
und  die  Versuche,  welche  seine  Widerstandsfähigkeit  gegen  Aus- 
trocknen und  die  Schädlichkeit  vielen  Wassers  für  ihn  beweisen. 
Von  Gloeocystis  gibt  Verf.  nur  an,  dass  die  Gattung  manche  zweifel- 
hafte Arten  enthält  und  sich  von  den  anderen  unterscheidet  durch 
die  Fähigkeit  Hypnocysten  zu  bilden,  was  er  an  einer  vorläufig  als 
G.  areolata  bezeichneten  Art  beobachtet  hat.  Dabei  erwähnt  er 
noch,  dass  die  Tetrasporaformen  betrachtet  werden  können  als  eine 
Vereinigung  von  Chlamydomonaszellen.  Mit  Uebergehung  einiger 
Bemerkungen  des  Verf.  über  verschiedene  Gattungen  sei  hier  noch 
seine  Classification  der  Pleurococcaceen  kurz  wiedergegeben:  Trib.  I. 
Pleurococceae.  Pleurococcus,  Stichococcus,  Schizogonium,  Prasiola. 
Trib.  IL  Dactylococceae.  Dactylococcus ,  Rhaphidium ,  Selenastrum, 
Actinastrum,  Crucigenia.  Trib.  III.  Gloeocysteae:  Geminella,  Gloeo- 
cystis, Nephrocytiwii,  Oocystis,   Trochiscia. 

Möbius  (Heidelberg). 


Pilze.  1 7 

Britzelinayr,  M.,  Hymen  omyceten  aus  Südbayern.  VI. 
(30.  Bericht  des  Maturwissenschaftlichen  Vereins  für  Schwaben 
und  Neuburg.  Augsburg  1890.  p.  1 — 34.  64  Seiten  u.  Abbildungen.) 

Verf.  bespricht  im  6.  Theil  seiner  „Hymenomyceten  aus  Süd- 
bayern" die  äusserst  umfangreiche  Gruppe  der  Agaricini  —  über 
1000  Formen  —  auf  beiläufig  2$  Seiten ;  es  bedingt  dies,  dass 
auf  jeder  Seite  30  bis  40  Formen  behandelt  werden  müssen,  und 
dies  ist  wiederum  nur  möglich  mit  Hülfe  eines  ins  Einzelnste  aus- 
geklügelten Systems  von  Abkürzungen,  dem  Originalität  nicht 
aberkannt  werden  kann.  Verf.  erreicht  dadurch,  die  Diagnosen 
bekannter  Formen  in  einer  Zeile  zusammenzudrängen ;  neue 
Formen  benöthigen  dagegen  zwei  Zeilen.  Die  Diagnose  von 
Coprinus  fimetarius  lautet  folgendermassen : 

18:10;  0,8  gr.  ;  14:1,  0,6;  9:4,  III.  st.,  0,1;  170. 

Das  heisst  in  unser  „geliebtes  Deutsch"  übertragen;  Die  Sporen  haben 
18  p  Länge-  und  10  p  Breitendurchschnitt;  die  grösste  Breite  der  gedrängt 
(gr)  stehenden  Lamellen  beträgt  0,8  cm;  der  Stiel  hat  14  cm  Höhe,  unten  1  und 
oben  0,6  cm  Durchmesser;  der  Hut  ist  9  cm  breit,  der  senkrechte  Abstand  des 
Hutrandes  von  der  Hutmitte  beträgt  4  cm,  und  zwar  verläuft  der  Hut  vom  Rand 
nach  der  stumpfen  (st),  höherliegenden  Hutmitte  in  coneaver  Linie  ;  das  Hut- 
fleisch   ist   durchschnittlich    0,1    cm   breit   und  der  Pilz  in  Figur  1 70  abgebildet. 

In  ähnlicher  Weise  sind  alle  Diagnosen  gegeben,  die  neuer 
Formen  unter  entsprechend  abgekürzter  Farbenangabe.  Es  muss 
anerkannt  werden,  dass  die  Formeln  alle  Maasse,  durch  welche  die 
Gestalt  des  Fruchtkörpers  bestimmt  wird,  in  möglichster  Genauigkeit 
und  möglichster  Kürze  enthalten ;  es  mag  auch  anerkannt  werden,  dass 
man  mit  weniger  Zeichen  überhaupt  nicht  mehr  sagen  kann,  als 
hier  gesagt  wird.  Es  möchte  aber  doch  zu  bedenken  sein,  ob  der 
an  sich  lobenswerthen  Kürze  des  Ausdrucks  —  wenn  diese  Be- 
zeichnung hier  noch  gestattet  ist  —  nicht  auch  eine  untere  Grenze 
gesetzt  ist,  und  zwar  da,  wo  die  Verständlichkeit  zu  leiden  beginnt ; 
dem  Ref.  scheint  diese  Grenze  hier  nicht  unerheblich  überschritten 
worden  zu  sein.  Auch  in  Betreff  der  fehlenden  Autornamen  wäre 
etwas  grössere  Ausführlichkeit  erwünscht. 

Die  Merkmale,  welche  der  Classification  dienen,  sind  aus  obigen 
Angaben,  die  für  alle  Arten  gegeben  werden,  ersichtlich  \  es  mag 
besonders  bemerkt  werden,  dass  auch  zur  Abgrenzung  grösserer 
Formengruppen  neben  den  Lamellen  wesentlich  die  Unterschiede  in 
den  Sporen  zur  Verwendung  kommen.  Die  Begrenzung  der 
Gattungen  ergibt  sich  aus  ihrer  Aufzählung;  es  werden  unterschieden: 

Coprinus,  Agaricus,  Cortinarius,  Lactarius,  Hygrophorus ,  Russula,  Can- 
tharellus,  Nyctalis,  Marasmius,  Panus,  Schizophyllum,  Lenzites;  dabei  wird 
Agaricus  nach  der  Farbe  der  Sporen  in  die  4  Gruppen  :  Leucospori,  Hyporhodii, 
Der  mini  (gelbe  bis  braune  Sporen)  und  Melanospori  getheilt;  Marasmius  und 
Panus  könnten  in  1  Gruppe  zusammengezogen  werden. 

Beigegeben  sind  64  Seiten  Abbildungen,  die  mit  wenigen 
Strichen  Habitusbilder  und  Durchschnitte  in  charakteristischer  und 
gewandter  Weise  wiedergeben:  auch  hier  spricht  sich  der  Grundzug 
aus,  mit  den  wenigsten  Mitteln  möglichst  viel  zu  bieten.  Welche 
Principien  dagegen  bei  der  Nummerirung  der  einzelnen  Figuren 
maassgebend  waren,  konnte  Ref.  nicht  erkennen. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.   1891. 


18  Pilze-  —  Flechten. 

Hahn,  Gotthold,  Die  besten  Speiseschwämme.  Mit  natur- 
getreu colorirten  Abbildungen  auf  12  Tafeln.  Gera  (Herrn. 
Kanitz)   1891.  Preis  1,20  M. 

Das  kleine,  vorzüglich  ausgestattete  und  dabei  sehr  billige  Pilz- 
büchlein enthält  auf  12  Tafeln  die  in  Form  und  Colorit  trefflichen 
Abbildungen,  im  Text  die  Beschreibungen  und  die  ZubereitungsAveise 
von  folgenden  Speisepilzen: 

Steinpilz,  Kapuziner,  Rothhäubchen,  Ziegenlippe,  Butterpilz,  echtem  Ziegenbart, 
Pfifferling,  gemeinem  Champignon ,  rothbraunem  Champignon,  Waldchampignon, 
vergilbenden  Champignon,  Bratling,  echtem  Reizker ,  Speisemorchel,  der  deutschen 
Trüffel,  Habichtspilz.  Die  Abbildungen  sind  aus  des  Verf.  grösserem  Werke 
„der  Pilzsammler"  (mit  172  color.  Abb.)  entnommen.  Unter  den  „besten"  Speise- 
schwämmen vermissen  wir  aber  den  Stockschwamm ,  Mousseron,  Runzelpilz  und 
einige  andere. 

Ludwig  (Greiz). 


Stizenberger,   E.,    Die     Liehen  e  n    der    Insel    Ascension. 
.  (Flora.  1890.  p.  184—187.) 

Die  grosse  Mehrzahl  der  afrikanischen  Inseln  ist,  wie  Verf. 
hervorhebt,  in  lichenologischer  Hinsicht  mehr  oder  weniger  bekannt. 
Von  der  Insel  Ascension  kann  man  nicht  dasselbe  sagen,  und  zwar 
sonderbarer  Weise  ausschliesslich  in  Folge  rein  äusserlicher  Zu- 
fälligkeit. Betreffend  die  Flechtenflora  der  Insel  führt  Verf.  fünf 
Stellen  in  der  Litteratur  an.  Der  Umstand,  dass  er  eine  Angabe  aus 
Massalon go,  Lichenes  Capenses  (1861)  entnehmen  musste,  brachte 
den  Verf.  auf  den  Gedanken,  dass  Massalongo's  Bearbeitung 
noch  mehr  von  Wawra  während  der  Carolina-Expedition  auf  der 
Insel  gesammelte  Lichenen  zu  Grunde  liegen.  Durch  Vergleichung 
der  Nummern  eines  von  Zahlbruckner  gemachten  Auszuges 
aus  Wawra's  Tagebüchern  wurde  die  Vermuthung  zur  Ueber- 
zeugung.  Aus  dem  in  Folge  dessen  ermöglichten  Verzeichniss  von 
Flechten  soll  sich  aber  nach  dem  Verf.  „als  in  seiner  spezifischen 
Zusammensetzung  mit  Sicherheit  auf  eine  kleine,  vulkanische,  den 
wärmeren  Erdgürteln  angehörige  Insel  als  Heimath"  schliessen 
lassen,  welcher  Schluss  wohl  schwerlich  Beifall  finden  wird. 

Das  Verzeichniss  umfasst  folgende  30  mit  kurzen  Bemerkungen 
versehene  Arten: 

Leptogium  diaphanum  (Sw.),  Ramalina  dendriseoides  Nyl.  v.  subnuda  Müll. 
Arg.  ,  R.  Burgaeana  Mont.,  Boccella  tinetoria  DC,  R.  phycopsis  Ach.,  Evernia 
prunastri  (L.),  Pavmclia  perjorata  (Jacq.)  v.  cetrata  Ach.,  eadem  v.  ulophylla  Mey.- 
Flot.,  P.  olivetorum  (Ach.),  P.  Soyauxii  Müll.  Arg.,  Physcia  flavicans  (Sw.),  Ph. 
leucomelas  (L.  Sw.),  eadem  v.  angustifolia  Mey.-Flot.,  Ph.  hypoleuca,  Ph.  Ascen- 
sionis  (Ach.),  Lecanora  scoriophila  Mass.,  L.  murorum  v.  obliteratum  (Pers.),  L. 
Ascensionis  Müll.  Arg.,  L.  chlarona  Ach.,  L.  dirinaeformis  Mass.,  L.  Fenzliana 
Mass.,  L.  tartarea  (L.),  L.  gyalectella  (Mass.),  Lecidea  cupularis  (Hedw.),  L. 
atlantica  Müll.  Arg.,  L.  anatolodia  (Mass.),  L.  Caroliniana  (Mass.),  L.  paehyspora 
(Mass.),  Opegrapha  aterula  Müll.  Arg.,  0.  Zanei  Mass.,  Stigmatidittm  Cajiense 
(Mass.) 

Die  Benennung  riCapenseu  für  eine  Flechte,  zu  deren  Fundort 
Massa longo  selber  „Ascension"  beifügt,  gibt  dem  Verf.  Ver- 
anlassung zu  Bedenken  über  die  geographischen  Kenntnisse  oder 
die    Gründlichkeit    Massalongo's.      Heutzutage    herrscht    aber 


Muscineen  —  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  19 

wohl   kaum  noch  Zweifel  darüber,    dass    Massalongo's  licheno- 
logische  Arbeiten  leider  zu  viel  Gründlickeit  vermissen  lassen. 

Minks  (Stettin). 


Brotherus,  V.  F.  et  Saelan,  Th.,  Musci  Lapponiae  Kolaen- 
sis.    (Acta  Societatis  pro  Fauna  et  Flora  Fennica.  T.  VI.  Nr.  4.) 
8°.  100  pp.  Cum  mappa.     Helsingfors  1890. 
Vorliegende  Arbeit  zerfällt  in  drei  Theile: 

I.  Eine  von  Saelan  geschriebene  Geschichte  (p.  3 — 6),  worin 
alle  Botaniker,  welche  Moose  im  Gebiete  gesammelt  haben,  ange- 
führt werden; 

II.  Ueber  die  Moosvegetation  des  Gebietes  (p.  7 — 33)  vom 
Referenten ; 

III.  Enumeratio  systematica  von  den  beiden  Autoren  gemein- 
schaftlich. 

Im  zweiten  Theile  wird  die  Vertheilung  der  Moose  auf  Ge- 
stein, auf  trockenem  Boden,  in  Sümpfen,  in  Wasser,  auf  Baum- 
stammen und  auf  morschem  Holz  ausführlich  erörtert  und  eine 
Vergleichung  mit  den  angrenzenden  Gegenden  angestellt. 

In  der  Enumeratio  systematica  werden  307  Arten  (22  Sphagna 
und  285  Bryaceae)  angeführt. 

Unter  diesen  findet  sich  auch  eine  neue  Art,  Bryum  Mur- 
manicum  Broth.,  die  sich  von  Br.  lacustre  durch  viel  grössere 
Sporen  und  flachen  Deckel  unterscheidet. 

Brotherus  (Helsingfors). 

Brotherus,  Y.  F.,  Contributions  ä  la  flore  bryologique 
du  Bresil.  (Acta  Soc.  Scientiarum  Fennicae.  T.  XIX.  Nr.  5.) 
4°.  30  pp.  Helsingfors  1891. 

In  der  vorliegenden  Abhandlung  beschäftigt  sich  Ref.  mit 
jenen  Moosen,  welche  Dr.  E.  Wainio  auf  seiner  brasilianischen 
Reise  in  Minas  Geraes  und  um  Rio  de  Janeiro  sammelte.  Folgende 
neue  Arten  werden  beschrieben : 

Dicranella  nitida  Broth.,  D.  fusca  Broth.,  Ditrichum  subrufescens  Broth., 
Cempylopus  ditrichoides  Broth.,  C.  strictifolius  Broth.,  Thysanomitrium  Carassensa 
Broth.,  Conomitrium  tenerrimum  C.  Müll.,  C.  longipedicellatum  C.  Müll.,  Möncke- 
meyera  Wainionis  C.  Müll.,  Syrrhopodon  gracilescens  Broth.,  S.  argenteus  Broth., 
S.  Carrassensis  Broth.,  S.  Wainio!  Broth.,  Schlotheimia  Wainioi  Broth.,  S.  campy- 
lopux  C.  Müll.,  Pogonatum  camptocaulon  C.  Müll.,  Hoaikeria  Wainioi  Broth., 
Dahonia  tenella  Broth.,  Decodon  Brasilienais  (Broth.)  C.  Müll,  (novum  genus 
Erpodiacearum) ,  Ehacocarpus  piliformis  Broth.,  Papillaria  usneoides  Broth., 
P.  callochlorosa  C.  Müll.,  Sematophyllum  subpungifolium  Broth.,  Rhaphidostegium 
pseudo-callidioides  Broth.,  Ectropothecium  Wainioi  Broth.,  Sphagnum  Brasiliense 
Warnst.,  Sph.  ovalifolium  Warnst.,  Sph.  platyphylloideum  Warnst. 

Brotherus  (Helsingfors). 


Geneau  de  Lamarliere,   Structure  comparee  des  racines 

renflöes    de    certaines    Ombellif eres.      (Comptes  rendus 

des  s^ances  de  l'Acad.  des  sciences  de  Paris  1891.  4.  mai.  2  pp.) 

Verf.  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  die  Anomalie,  welche  bei 

den  dicken  Seitenwurzeln  gewisser  Umbelliferen  (Oenanthe,  Carum) 

2* 


20  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

auftritt,  mehr  eine  scheinbare  als  eine  wirkliche  ist.  Denn  man 
kann  bei  anderen  Pflanzen  derselben  Familie  eine  Reihe  von  Zwischen- 
stufen finden  zwischen  dieser  sogenannten  anormalen  Structur  und 
dem  normalen  Bau  einer  angeschwollenen  Wurzel  (Daucus,  Apium). 
Es  beruht  dies  auf  der  schwächeren  oder  stärkeren  Ausbildung  des 
Parenchyms  zwischen  den  primären  Holzbündeln  und  dem  Auftreten 
einer  Zuwachszone  in  diesem  Parenchym,  welche  die  Holzbündel 
ganz  umgeben  kann  und  dann  hauptsächlich  parenchymatisches 
Gewebe  in  dem  von  ihr  erzeugten  secundären  Holz  und  Bast  ab- 
scheidet. 

Möbius  (Heidelberg), 


Sauvageau,  C,  Sur  la    tige    des  Zostera.  (Journ.  de  Botanique. 
1891.  1er  et  16er  fevre.  22  pp.  9  figg.) 

Verf.  beschreibt  die  Morphologie  und  Anatomie  des  Stammes 
für  jede  der  5  Zostera- Arten,  und  kommt  dabei  zu  folgenden  Re- 
sultaten : 

Der  kriechende  Stamm  von  Zostera  ist  monopodial,  der  auf- 
rechte ist  ebenfalls  monopodial  bei  Z.  marina,  seine  seitlichen  Blüten- 
stände sind  sympodial  gebaut,  sodass  die  ganze  Inflorescenz  eine 
Traube  mit  einzelnen  Cymen  darstellt.  Bei  den  anderen  Zostera- Arten 
bleibt  der  aufrechte  Stamm  nur  anfangs  monopodial,  dann  wird  er 
sympodial  und  bildet  den  Blütenstand.  An  allen  Internodien  einer 
Inflorescenz  ist  der  Seitenzweig  mit  dem  Stamm  auf  ein  kürzeres 
oder  längeres  Stück  verwachsen ;  an  dem  kriechenden  Stamm  geht 
die  Verwachsung  bis  zum  nächsten  Knoten.  Der  Zweig  bleibt  bis- 
weilen unentwickelt  und  seine  abortirte  Knospe  erscheint  nur  als 
ein  dunkler  Punkt;  sie  stellt  ein  rudimentäres  Organ  dar.  Dies 
ergiebt  sich  daraus,  dass  das  Bündel,  welches  vom  Hauptstamm 
nach  einem  Seitenzweig  geht,  sich  schon  in  der  Achse  in  3  Stränge 
theilt,  während  das  nach  einer  rudimentären  Seitenknospe  abgehende 
Bündel  einfach  und  schwach  bleibt  und  schon  vor  ihr  endet. 

Was  die  Structur  des  Stammes  betrifft,  so  setzt  sich  die 
Rinde  aus  einer  dichten  äusseren  und  einer  lacunösen  inneren  Zone 
zusammen,  in  ersterer  treten  Faserbündel  auf,  theils  bis  zur  Epi- 
dermis reichend  (Z.  marina,  Z.  Muelleri,  Z.  Tasmanica),  theils  von 
ihr  entfernt  (Z.  Capricorni,  Z.  nana)',  nur  bei  Z.  Muelleri  kommen 
sie  auch  in  der  inneren  Zone  vor  und  umgeben  den  Centralstrang. 
In  der  Rinde  verlaufen  immer  Blattspurstränge,  theils  einzeln  auf 
einer  Seite  des  abgeflachten  Stammes  (Z.  marina,  Z.  Capricorni, 
Z.  nana),  theils  zu  2 — 5  (Z.  Muelleri,  Z.  Tasmanica).  Sie  durch- 
setzen getrennt  von  einander  das  ganze  Internodium,  im  Knoten 
vereinigen  sie  sich  mit  dem  Centralstrang  und  geben  die  zu  den 
seitlichen  Nerven  der  Blätter  werdenden  Bündel  ab.  Ihre  Zahl  ist 
aber  nicht  von  der  Zahl  der  Blattnerven  abhängig. 

Der  Centralcylinder  ist  immer  von  einer  deutlichen  Endodermis 
umgeben  und  besteht  aus  vier  Gefässbündeln :  die  vier  Basttheile 
sind  meist  von  einander  isolirt,  die  vier  Holztheile  vereinigen  sich 
in   der  Mitte    zu    einem  Luftkanal,    der    von    einer    Schicht    grosser 


Physiol.,  Biol.,  Anat.  u.  Morphol.  —  Syst.  u.  Pflanzengeographie.        21 

radial  gestellter  Zellen  umgeben  ist,  dem  Holzparenchym.  Holz- 
gefässe  finden  sich  in  dem  Luftkanal  nur  noch  in  ganz  jungen 
Internodien  und  in  den  Knoten.  Die  Structur  kann  komplicirter 
werden,  indem  vier  äussere  Gefässbündel  hinzutreten,  die  mit  den 
ersten  alterniren  und  eine  spätere  Bildung  sind  {Z.  marina  und  die 
dicken  Internodien  von  Z.  nana.) 

Aus  der  Untersuchung  des  Stammbaues  ergeben  sich  auch 
Resultate  für  die  Systematik;  so  können  Z.  nana  und  Z.  Muelleri 
leichter  nach  der  Structur  des  Stammes,  als  der  des  Blattes  unter- 
schieden werden,  und  es  zeigt  sich,  dass  Z.  Muelleri  nicht  nur  eine 
australische  Varietät  von  Z.  nana  ist,  wie  einige  Autoren  wollen, 
sondern  eine  distincte  Species.  Dagegen  lassen  sich  Z.  nana  und 
Z.  Capricorni  leichter  nach  der  Blatt-,  als  nach  der  Stammstructur 
unterscheiden. 

Demnach  können  die  5  Arten  durch  folgendes  Schema  nach 
•dem  Bau  ihres  Stammes  bestimmt  werden : 

Faserbündel  bis  an  die  Epider- 
mis grenzend:  Z.  marina. 
Faserbündel  nicht  bis  zur  Epi- 
dermis      reichend,       Unter- 
scheidung   nach    der    Blatt- 
structur : 
(Faserbündel  auch  in  der  inneren 
2 — 5  Rindenbündel    j     Rinde:                                          Z.  Muelleri. 
auf  jeder  Seite            jFaserbündel  in  der  inneren  Rinde 

fehlend :  Z.    Tasmanica. 

Möbius  (Heidelberg). 


IVittmack,  Bromeliaceae  Schimperianae.  (Beibl.  Nr.  29  zu  Engler 's 
bot.  Jahrbüchern.  Bd.  XIII.  H.  3/4.) 

Die  von  Prof.  Schimper  (Bonn)  1886  meist  in  Süd-Brasilien 
gesammelten  Bromeliaceae  umfassen  22  Arten,  die  wegen  ihrer 
genauen  Standortsangaben  und  sonstigen  Bemerkungen  viel  Interesse 
bieten.     2  Arten  werden  als  neu  beschrieben: 

Billbergia  Schimpefiana ,  der  B.  ?iutans  Wendl.  sehr  nahe  stehend,  und 
Aechmea  gamosepala,  der  A.  nudicaulis  zunächst  verwandt. 

Taubert  (Berlin). 


1   Rindenbündel 
auf  jeder  Seite 


Z.    Capricorni. 


nana. 


lVittmack,  Bromeliaceae  Schenckianae.  (Beibl.  Nr.  29  zu  Engler's 
bot.  Jahrbüchern.  Bd.  XIII.   H.  3/4.) 

Dr.  H.  S  c  h  e  n  c  k  (Bonn)  sammelte  diese  Bromeliaceae  zum 
Theil  gemeinschaftlich  mit  Prof.  Schimper,  zum  Theil  allein 
während  seines  längeren  Aufenthalts  in  Brasilien,  der  sich  noch 
bis  Mitte  1887  ausdehnte.  Die  Sammlung  umfasst  45  Arten,  unter 
denen  sich  folgende  neue  Species  (resp.  Varietäten)  befinden: 

Aechmea  suaveolens  Knowl.  et  Weste,  var.  longifolia ,  A.  Henningsiana, 
Pitcaimia  Dietrichiana,  Dyckia  dissitiflora  Schult,  f.  var.  bracteata,  D.  rubra* 
Vriesea  Schenckiana. 

Taubert  (Berlin). 


22  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Scliinz,  Hans,  Potamogeton  Javanicus  Hassk.  und  dessen 
Synonyme.  (Berichte  der  Schweiz,  bot.  Gesellschaft.  Heft  I. 
1891.  pag.  52.) 

Vorliegende  Arbeit  hat  insofern  ein  allgemeines  Interesse, 
als  dieselbe  einen  werthvollen  Beitrag  zur  Pflanzengeographie 
liefert.  In  der  deutschen  Interessensphäre  Südwest- Afrika's  sammelte 
Verf.  in  den  Jahren  1884/87  aus  Tümpeln  bei  Kilevi  am  Kunene 
(0'  17°  5+  südl.  Br.,  +  15°  östl.  L.)  Potamogeton-'Exemip\a,re, 
welche  grosse  Aehnlichkeit  mit  Potamogeton  parvifolius  (Madagaskar), 
von  Buchenau  beschrieben,  zeigten  und  mit  Potamogeton  tenuicaulis 
(Australien),  Ferd.  von  Müller  undP.  Javanicus  Hasskarl  (Java) 
nicht  verschieden  zu  sein  scheinen. 

Durch  vergleichende  Studien,  besonders  durch  makro-  und 
mikroskopische  Untersuchung  der  Früchte,  gelang  es  zunächst  dem 
Verf.,  die  Identification  von  Pot.  parvifolius  Buch.  und.  P.  tenuicaulis 
F.  v.  Müller  nachzuweisen.  Weit  schwieriger  war  es,  P.  Javanicus 
zu  erhalten.  Durch  Vermittlung  von  Dr.  Boerlage  (Leiden)  kam 
Verf.  in  den  Besitz  einer  aus  dem  Herbar  Hasskarls  stammenden, 
von  W.  Sayer  1886  in  Trinity  Bay  (Australien)  gesammelten  und 
von  Ferd.  v.  Müller  als  P.  Javanicus  bestimmten  und  beschriebenen 
Pflanze. 

Dieses  Exemplar  zeigte  sowohl  in  Blattform  und  Grösse,  als 
auch  im  Bau  der  Früchte  vollständige  Uebereinstimmung  mit  den 
vom  Verf.  gefundenen  Pflanzen.  Er  steht  daher  nicht  an,  Pota- 
mogeton Javanicus  für  synonym  mit  P.  tenuicaulis  und  P.  parvifolius 
zu  halten.  Es  würde  demnach  Potamogeton  Javanicus  auf  dem 
Afrikanischen  Festland,  in  Madagascar,  in  Indien,  Java  und 
Australien  vorkommen. 

Bucherer  (Basel). 


Christ,  H.,  Kl  eine  Beiträge  zur  Schweizerflora.  (Berichte 
der  Schweiz,  bot.  Gesellschaft.     Heft  I.  1891.  p.  80.) 

Verf.  theilt  Beobachtungen  über  einzelne  Pflanzen  mit,  welche 
in  der  Schweiz  seltener  vorkommen,  und  beschreibt  neue  Arten 
und  Varietäten,  die  vom  Verf.  selbst  gefunden  wurden.  Im 
Folgenden  sei  nur  das  Hauptsächlichste  aus  der  Arbeit  erwähnt. 
Die  Diagnose    der  einzelnen  Pflanzen  ist  im  Originale  nachzulesen. 

1.  Aspidium  aculeatum.  Die  Aculeatengrnppe  hat  bekanntlich  drei  Ver- 
treter, welche  alle  in  der  Schweiz  vorkommen. 

a.  Asp.  lobatum  Swartz:  häufig;  b.  A.  aculeatum  Sw.  streift  das  Rheinthal 
hinauf  bis  in  die  offenen  Schwarzwaldthäler,  in  der  Schweiz  dagegen  selten  ~r 
Südabhang  der  Alpen,  c.  Asp.  Braunil  Spanner,  tritt  auf  der  Nordgrenze  der 
Schweiz  ebenso  nahe,  in  der  Schweiz  jedoch  selten.  Engelberg,  Schächenthal. 
2.  Polypodium  vulgare  L.  v.  australe  (Milde)  kommt  auch  im  Rheinthale  und 
in  den  Abhängen  des  Schwarzwaldes  vor,  in  der  Schweiz  am  Felsen  von 
St.  Tryphon,  im  waadtländischen  Rhonethal,  dann  am  Aufstieg  des  Salvatore- 
und  auf  der  Isola  Madra  (Lago  Maggiore). 

3.  Botrychium  Virgianum  Sw.,  von  Prof.  G.  Klebs  1889  im  Gebüsch  am 
See  von  Flims  gefunden. 

4.  Epipactis  sessilifolia  Peterm.,  in  gemischter  Eichen-  und  Buchenwaldung 
ob  Liestal  (Baselland). 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  23 

5.  Tilia  platyphyllos  Scop.  var.  vitifolia  (Host.),  im  Basler  Jura  ob  Liestal. 

6.  Alchemilla  splendens  Christ.  Diese  Pflanze  kommt  in  den-  Berner  Alpen 
vor  und  beansprucht  ein  besonderes  Interesse,  weil  sie  früher  vom  Verf.  als 
Bastard  zwischen  A.  vulgaiis  L.  und  A.  alpina  L.  aufgefasst  wurde;  neuerdings 
wird  sie  aber  als  eine  localisirte  endemische  Art  angesehen,  weil  dieselbe  durch- 
aus constant  und  auch  in  der  Pubescens  keiner  Variation  unterworfen  ist;  zu- 
dem ist  sie  in  einem  bestimmten  Bezirk  keineswegs  selten,  in  Menge  an  den 
Standorten  auftretend,  und  scheint  furchtbar  zu  sein.  Verf.  giebt  eine  genaue 
Diagnose. 

7.  Eryngium  alpinvm  L.  Bekanntlich  wird  der  kopfförmige  Blütenstand 
und  der  Anfang  der  Verzweigungen  des  Stengels  mit  Hüllblättern  umgeben, 
welche  aus  zahlreich  federartig  zerschlitzten  Abschnitten  bestehen.  Verf.  hat 
nun  beobachtet,  dass  sich  diese  Hüllblätter  mit  dem  Sonnenauf-  und  Untergang 
öffnen  und  schliessen.  Ob  dies  zum  Schutz  gegen  die  nächtliche  Kälte  oder  gegen 
Insecten,  welche  sich  in  den  Hüllen  verbergen  wollen,  eintritt,  lässt  Verf. 
unentschieden. 

8.  Dianthus  arenario-caesius.  Dieser  Bastard  entstand  in  des  Verf.  Garten 
bei  Liestal.  Die  Charaktere  sind  genau  in  der  Mitte  zwischen  den  Stammarten. 
Die  Pflanze  trägt  fruchtbare  Samen. 

9.  Sorbus  domestica  L.  Das  Vorkommen  dieser  Pflanze  war  in  der  Schweiz 
bisher  zweifelhaft,  während  jetzt  dieselbe  in  der  Walduug  des  Höhenzuges,  auf 
welchem  das  Dorf  Lohn  im  Kanton  Schaffhausen  liegt,  nachgewiesen  wurde. 

10.  Alnus  incana  DC.  v.  sericea  Christ.  Diese  Varietät  der  Weisserle 
wurde  in  den  Nachbarländern  noch  nicht  gefunden  oder  namhaft  gemacht.  Ihre 
Merkmale  sind  so  axisgesprochene,  dass  sie  im  Genus  Alnus  hinreichen  könnten, 
eine  Art  zu  begründen.  Ihr  Vorkommen  ist  :  Val  Maggia  im  Tessin,  vereinzelt 
am  Wallensee  und  bei  Aarau  an  der  Aare,  dann  auf  Felsenschutt  von  Lavey 
gegen  Mordes. 

Bucherer  (Basel). 


Singer,  Flora  Ratisbonensis.  Verzeichnis  s  der  um 
Regensburg  wildwachsenden  und  häufig  cultivirten 
Pflanzen.  2.,  sehr  vermehrte  Auflage.  8°.  115  pp.  Regens- 
burg (Pustet)  1891. 

Das  unscheinbare  Büchlein  enthält  ein  Vorwort  mit  Darlegung 
der  Grundsätze  und  Anführung  der  Abkürzungen,  eine  Uebersicht 
der  aufgeführten  Familien  der  Gefässpflanzen  nach  dem  verbesserten 
natürlichen  System  von  De  Candolle,  das  eigentliche  Pflanzen- 
verzeichniss,  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  Autorennamen  und 
deren  Abkürzungen  und  ein  sorgfältiges  Register. 

Das  eigentliche  Pflanzenverzeichniss  enthält  zunächst  alle  in 
Regenburgs  Umgebung  (20  km  Radius)  wildwachsenden  und  ein- 
gebürgerten Gewächse  mit  laufender  Nummer,  dabei  Angabe  der 
Häufigkeit  des  Vorkommens  in  Ziffern  und  Abtheilung  grösserer 
Gattungen  in  die  natürlichen  Gruppen;  sodann  finden  sich  in  dem 
Verzeichniss  wohl  alle  einigermaassen  verbreiteten  Culturpflanzen 
des  Gebiets  (incl.  Zimmerpflanzen)  ohne  laufende  Nummer,  dabei 
das  Vaterland.  Ueberall  ist  die  Blütezeit  in  Ziffern,  die  Lebens- 
dauer in  den  bekannten  Zeichen  und  der  Autorenname  beige- 
setzt. Besondere  Abkürzungen  weisen  auf  die  Verwendung  der 
Pflanze  hin,  andere  deuten  bei  den  offizinellen  Pflanzen  an,  welche 
Theile  oder  Bestandteile  in  Betracht  kommen  (z.  B.  c.  =  cortex, 
h.  =  herba,  o.  =  oleum  etc.).  Deutsche  Namen  sind  für  die 
Gattungen  und  diejenigen  Arten  beigefügt,  die  wirklich  volksthüm- 
liche  besitzen. 


24  Syst.  u.  Pflanzengeogr.  —   Palaeont.  —  Med.-phann.  Botanik. 

Ref.  hat  absichtlich  Alles  angeführt,  was  das  kleine  Werkchen 
enthält,  um  es  ganz  für  sich  sprechen  zu  lassen ;  er  möchte  nur 
hinzufügen,  dass  das  Ganze  ebenso  handlich  und  praktisch  —  auch 
der  Druck  ist  vorzüglich  —  wie  sachlich  und  wissenschaftlich- 
correct  ist,  da  er  hiermit  Dinge  erwähnt,  die  in  Büchern,  welche 
sich  an  ein  grösseres  Publikum  wenden,  nicht  selbstverständlich 
sind.  Er  darf  aber,  um  selber  sachlich  zu  bleiben,  nicht  zu  er- 
wähnen unterlassen,  was  das  Büchlein  nicht  enthält;  es  sind  dies, 
wie  gesagt,  die  sogenannten  deutschen  Artnamen,  Standortsangaben, 
alle  Varietäten,  Bastarde  und  kritischen  Arten ;  Ref.  kann  in 
Allem  keinen  Mangel  erkennen,  Standortsangaben  können  bei  dem 
kleinen  Umfang  des  Gebiets  füglich  entbehrt  werden  und  ihr  Fehlen 
wird  angesichts  energischer  Sammler  sicher  der  wirklichen  Flora 
einen  Dienst  leisten,  einen  grösseren,  als  ihr  Vorhandensein  der  ge- 
druckten geleistet  hätte.  Und  wegen  der  zweifelhaften  Arten  mag 
sich  Verf.  —  er  bedauert,  nicht  solche  haben  aufnehmen  zu  können 
—  auch  trösten,  die  berühmten  Gattungen,  Rubus  voran,  sind  denn 
doch  in  der  gegebenen  Gestalt  noch  geniessbar. 

Alles  in  Allem  wird  das  Büchlein  gleicherweise  dem  Floristen, 

dem  Blumenfreund  wie  dem  Gärtner  werthvolle  Dienste  leisten,  — 

vielleicht  auch  ausserhalb  Regensburgs. 

Jännicke   (Frankfurt  a.  M.). 


Eidston,  R.,  On  some  fossil  plants  frora  Teilia  Quarry, 
Gwaenysgor,  near  Pnestatyn,  Flintshire.  (Trans- 
actions  of  the  Royal  Society  of  Edinburgh.  Vol.  XXXV.  Part.  IL 
No.   11.     With  II  plates.) 

Die  hier  vom  Verf.  beschriebenen  Pflanzen  stammen  aus  dem 
„Teilia  Quarry",  wo  Schichten  der  obersten  Abtheilung  des  Kohlen- 
kalkes (Upper  Black  Limestones  der  Carboniferous  Limestone)  auf- 
geschlossen wurden.     Es  sind  folgende: 

A.sNrocolanntes  scrobiculalus  Schlotli.  sp.+,  Adiantides  antiquus  Ettingh.  sp.*, 
Bhacopferis  flabellata  Täte  sp.*,  Rhacopieris  inaequüat&ra  Göpp.  sp.+,  ?  Archoe- 
opteris  sp.,  SphenojJteris  sulgeniculata  Stur,  sp.*,  Sphenoptevis  Teiliava  Kidston 
n.  sp.*,  Sphen.  pucliijvaclns  Göpp.,  ?  Sph.  Schlehani  Stur,  sp.,  S2^henopteris  sp., 
?  Fruetification  of  Fern.*,  Lepidophloios  sp.,  ?  Cordaites  sp. 

Da  innerhalb  der  älteren  Steinkohlenformation  Schottlands  in 
deren  unteren  Abtheilung  (Calciferous  Sandstone  Series)  7  von  den 
8  genauer  bestimmten  Pflanzenarten  auftreten,  während  die  Flora 
der  oberen  Abtheilung  (Carboniferous  Limestone  Series)  nur  die  2 
oben  mit  -j-  bezeichneten  Species  enthält,  so  ist  Kidston  geneigt, 
die  Schichten  des  Teilia  Quarry  dem  ersteren  Horizonte  zu  paralle- 

lisiren. 

Sterzel  (Chemnitz). 

Flückiger,  Ph  armacognosi  e  des  Pflanzenreiches.  3. 
Auflage.  Gr.  8°.   1117  p    Berlin  (Gärtner)   1891. 

Seit    dem   Erscheinen    der   zweiten  Auflage  dieses  Werkes  sind 
8  Jahre    verflossen,    in    denen  auf  dem  Gebiet  der  Pharmacognosie 


Med.-pharm.  Botanik.  —  Teratol.  u.  Pflanzenkrankh.  25 

äusserst  zahlreiche  Errungenschaften  gemacht  wurden.  Es  war 
daher  bei  Abfassung  der  neuen  Auflage  die  Aufgabe  des  Verf., 
alle  diese  neuen  Ergebnisse  der  pharmacologischen  Forschung- 
sorgfältig  zu  berücksichtigen  und  kritisch  zu  beleuchten.  Es  ist 
kein  Zweifel,  dass  Verf.  diese  Aufgabe  in  so  vorzüglicher  Weise 
gelöst  hat,  dass  man  die  neue  Auflage  mit  Recht  als  getreues 
Abbild  der  Gesammtheit  unserer  jetzigen  pharmacologischen 
Kenntnisse  bezeichnen   kann. 

Wesentliche  Verbesserungen  und  Erweiterungen  weisen  die 
Capitel  über  Gummi-Arten  auf,  wobei  zu  erwähnen  ist,  dass  die 
vom  Verf,  als  Mesquite-  oder  Sonora-Gummi  liefernd  angeführten 
Prosojyis- Arten  nicht  specifisch  verschieden  sind,  sondern  sämmtlich 
zu  einer  als  P.  juliflora  DC.  zu  bezeichnenden  Art  gehören;  ebenso 
haben  die  Abschnitte  über  Myrrha,  Asa  foetida,  Mastiche,  Styrax 
liquidus,  Opium,  Aloe,  Succus  Liquiritae,  Catechu,  Gallen,  Seeale 
cornutum  etc.  Bereicherungen  erfahren ;  Rhizoma  Hydrastis, 
Cortex  Purshianus ,  Radix  Senegae  werden  im  Gegensatz  zur 
zweiten  Auflage  in  besonderen  Capiteln  behandelt;  neu  resp. 
erheblich  erweitert  sind  die  Abschnitte  über  Cortices  Cinnamomi 
varii,  Cortex  Quillajae,  Folia  Cicae,  Semen  Arecae  und  Strophantin. 
Unter  den  Cortices  Chinae  bezeichnet  Verf.  wohl  mit  Recht  die 
Baillön'sche  Ansicht,  dass  man  ungefähr  20  Cinchona- Arten  an- 
nehmen müsse,  als  die  zutreffendste;  es  wäre  vielleicht  besser 
gewesen,  die  längst  widerlegte  Kuntze'sche  Auffassung  über  die 
Cinchona- Arten  gänzlich  wegzulassen. 

Taubert  (Berlin). 


Alten,  H.  und  Jännicke^  W.,  Krankheitserscheinungen 
an   Camellio.  Japonica  L.     (Gartenflora.   1891.  p.   173 — 176.) 

Vorliegende  Mittheilung  sucht  die  Ursache  einer  Krankheits- 
erscheinung festzustellen,  die  mehrere  Jahre  hindurch  im  Spätherbst 
oder  beginnenden  Winter  an  Gewächshausexemplaren  von  Camellia 
Japonica  sich  zeigte.  Die  Krankheit  äusserte  sich  im  Auftreten  von 
Flecken  auf  den  Blättern,  die  von  einem  gewissen  Stadium  an 
gleichzeitig  schwache  Anschwellungen  auf  der  Unterfläche  darstellten; 
die  Flecken  erschienen  im  auffallenden  Licht  dunkel  und  waren 
daher  besonders  auf  der  helleren  Unterfläche  deutlich,  im  durch- 
fallenden Licht  waren  sie  hell  durchscheinend. 

Die  anatomische  Untersuchung  führte  zu  keiner  Erklärung, 
dagegen  Hess  sich  die  Erscheinung  mit  der  von  Moll  beschriebenen 
v Injektion"  identifiziren.  Dieser  Forscher  brachte  beblätterte  Zweige 
der  verschiedensten  Pflanzen  unter  Glocken,  setzte  also  die  Trans- 
piration herab  und  presste  in  diese  Zweige  künstlich  Wasser ;  er 
erzielte  damit  eine  theilweise  Erfüllung  der  Intercellularräume  des 
Blattes  mit  Flüssigkeit.  Die  Erscheinungen,  welche  derartig  injicirte 
Blätter,  u.  a.  auch  solche  von  Camellia,  darboten,  stimmen  genau 
mit.  den  oben  erwähnten  der  vorliegenden  kranken  Blätter  überein. 

Dass  das  Entstehen  der  Krankheit  auf  die  gleichen  Ursachen 
zurückzuführen  ist,  welche    die  Injection  hervorrufen,  dafür  spricht 


26  Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten. 

zunächst  das  regelmässige  Auftreten  im  Spätherbst :  Wie  die  ange- 
zogenen meteorologischen  Zahlen  darthun,  erreicht  in  dieser  Jahreszeit 
die  relative  Luftfeuchtigkeit  ihre  höchsten  Werthe,  die  Transpiration 
ihre  niedersten.  Der  Wurzeldruck  tritt  gleichermaassen  in  Thätigkeit, 
als  die  Transpiration  sinkt,  und  erscheint  geeignet,  den  künstlichen 
Druck,  den  Moll  anwandte,  zu  ersetzen.  Dass  dies  in  der  That 
der  Fall  ist,  lehrt  der  Versuch :  eine  kräftige  Camellienpflanze  wurde 
bei  genügender  Bewässerung  unter  eine  Glocke  gesetzt ;  nach  zwei 
bis  drei  Tagen  zeigte  bereits  eine  grössere  Zahl  von  Blättern  die 
charakteristischen  Flecken  und  weiterhin  auch  die  Anschwellungen 
auf  der  Unterseite. 

Ref.  will  hier  noch  eine  Bemerkung  zufügen,  die  im  Original 
nur  angedeutet  war,  nämlich  die,  dass  sowohl  an  dem  Versuchs- 
exemplar als  auch  an  den  Pflanzen  der  Gewächshäuser  die  Krankheits- 
erscheinungen durch  Aenderung  der  Bedingungen  —  Verbringen 
in  trockene  Räume,  in  directen  Sonnenschein  —  nicht  gehoben 
werden  konnten,  insbesondere  das  Versuchsexemplar  ging  auffallend 
zurück  und  dürfte  sich  erst  in  Jahresfrist  wieder  völlig  erholen  — 
eine  Thatsache,  die  auch  von  dem  Personal  der  betheiligten  Gärten 
nach  und  nach  in  Erfahrung  zu  bringen  war.*) 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Alten,  H.  und  Jännicke,  W.,  Eine  Schädigung  von  Rosen- 
blättern durch  Asphaltdämpfe.  (Botanische  Zeitung.  1891. 
p.  195—199.) 

In  einem  Garten  zu  Frankfurt  a.  M.,  in  dessen  Nachbarschaft 
Asphalt  gekocht  wurde,  zeigten  eines  Tages,  und  zwar  nach  voran- 
gegangenem Regen,  die  zahlreich  und  fast  ausschliesslich  darin  ent- 
haltenen Rosenstöcke  ein  besonderes  Aussehen;  alle  frei  nach  oben 
gerichteten  Blattflächen  —  einerlei  ob  Ober-  oder  Unterseite  — 
waren  intensiv  gebräunt.  Die  Bräunung  war  bedingt  durch  einen 
körnigen  Niederschlag,  der  den  Inhalt  der  Epidermiszellen  aus- 
machte und  eine  dunkle  Decke  herstellte,  welche  die  Assimilations- 
thätigkeit  des  Blattes  zum  mindesten  stark  hemmen  musste. 

Die  Entstehung  dieses  Niederschlags  Hess  sich  in  Beziehung 
bringen  zum  Gerbstoffgehalt  der  Epidermis:  Pflanzen  ohne  solchen 
zeigten  die  Bräunung  nicht,  bespielsweise  Begonien,  Pflanzen  mit 
solchem  hatten  gebräunte  Blätter:  Rosen,  Erdbeeren.  Bei  Be- 
handlung eines  Blattquerschnitts  mit  Kalium-Bichromat  ergab  sich 
genau  das  gleiche  Bild,  wie  es  die  gebräunten  Rosenblätter  darboten. 
Die  Entstehung  des  Niederschlags  war  nach  dem  ganzen  Befund 
ferner  gebunden  an  einen  im  Regenwasser  löslichen  und  mit  diesem 
vom  Blatte    aufgenommenen    Stoff.     Dass    dieser    in    der   That  den 

*  Es  mag  hier  noch  angefügt  sein,  dass  uns  zwar  die  Einsicht  in  die  betr. 
Gärten  und  Gewächshäuser  stets  liebenswürdig  gestattet  wurde,  was  dankbar 
anerkannt  sein  soll,  dass  man  aber  mit  Mittheilungen  auch  auf  Befragen  äusserst 
zurückhaltend  war.  Ref.  führt  dies  an,  weil  er  den  Grund  davon  nicht  einsieht, 
es  vielmehr  im  beiderseitigen  Interesse  liegend  erachtet,  wenn  Gärtner  und 
Botaniker  Erfahrung  um  Erfahrung  austauschen. 


Neue  Lilteratur.  27 

Asphaltdämpfen  entstammte,  konnte  durch  den  Versuch  festgestellt 
werden.  Asphalt  wurde  erhitzt,  die  Dämpfe  in  Wasser  geleitet 
und  mit  diesem  Rosenblätter  benetzt,  es  stellte  sich  in  kurzer 
Zeit  die  charakteristische  Bräunung  ein.  Die  Asphaltdämpfe  waren 
also  Ursache  der  Schädigung,  der  wirksame  Bestandtheil  in  ihnen» 
war  Eisen.  Nicht  nur  enthielt  der  Asphalt  an  sich  reichliche  Mengen 
davon,  auch  mit  den  Dämpfen  ging  bei  nur  schwachem  Erhitzen 
Eisen  über  und  konnte  in  der  wässerigen  Lösung  derselben  nach 
kurzem  Stehen  im  Bodensatz  direct  an  der  charakteristischen  Oxyd- 
färbung erkannt  werden. 

Nach  diesen  Befunden  war  die  Entstehung  der  Bräunung  an 
den  Rosenblättern  etwa  folgend  zudenken:  Eisen  ging  in  sehr  fein 
vertheiltem,  metallischem  Zustand,  oder  in  Form  eines  flüssigen 
Salzes  mit  den  Asphaltdämpfen  über;  durch  den  eintretenden  Regen 
auf  die  Blattoberflächen  niedergeschlagen,  drang  es,  im  ersteren 
Fall  nach  vorausgegangener  Oxydation,  in  die  Blätter  ein,  den. 
Gerbstoff  der  Epidermis  fällend. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Neue  Litteratur.' 


Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten  etc.: 

Müller  und  Pilling,  Deutsche  Schulflora  zum  Gebrauch  für  die  Schule  und  zum.' 
Selbstunterricht.     Lief.  1.     8°.     8  färb.  Tafeln.     Gera  (Th.  Hofmann)  1891. 

M.  0.70. 

Lexika : 

Baillon,  H.,    Dictionnaire    de   botanique.     T.  IV.     Fase.  1.     4°.     64  pp.     Paris 
(Hachette  &  Co.)  1891.  Fr.  5.— 

Algen : 

Deby,  J.,  Notes  sur  le  genre  Hydrosera.     (Journal  de  Micrographie.  Tome  XV- 
1891.  p.  209.) 

Pilze : 

Passerini j    Diagnosi  di  funghi   nuovi.     (Atti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei. 
Ser.  IV.  Rediconti.  Vol.  VII.  1891.  p.  43.) 

Saccardo,  P.   A.,    Sylloge  Fungorum    omnium   hueusque    cognitorum.     Vol.  IX. 
Supplementum  universale  sistens  genera  et  species   nuperius  edita  nee  non  ea- 
in  Sylloges    additamentis  praecedentibus  jam    evulgata   nunc   una    systematice 
disposita.     Pars  I.     Agaricaceae.  —   Laboulbeniaceae.     8°.     1141  pp.     Patavii 
(Selbstverlag)  1891.  Fr.  57.— 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  Uebersendung  von  Separat- Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe- 
der  Titel  ihrer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste- 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redactionen  anderer  Zeitschriften  werden;, 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen., 
damit  derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    Uhlworm, 
Terrasse  Nr.  7. 


28  Neue  Litteratur. 

Muscineen : 

Ortloff,  Fr.,  Die  Stammblätter  von  Sphagnum  mikrophotographisch  nach  der 
Natur  aufgenommen  und  herausgegeben  in  63  Lichtdruckbildern.  Coburg 
(Selbstverlag)   1891.  M.   18  — 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 

D'Arbaumont,  J.,    Note    sur    les    teguments    seminaux  de    quelques    Cruciferes. 

(Journal  de  Micrographie.  T.   XV.   1891.  p.  212.) 
Hanausek,  T.  F.,   Die  Entwicklungsgeschichte  der  Frucht  und  des  Samens  von 

Coffea  arabica  L.     I.    Einleitung;    die   Blüte.     (Zeitschrift    für  Nahrungsmittel- 
Untersuchung  und  Hygiene.   1890.  No.   11/12.) 
Jorissen,   A.  und  Hairs,   Eug.,   Das  Linamarin,  ein  neues  Blausäure  lieferndes 

Glucosid    aus    Linum    usitatissimum.      (Pharmaceutische    Post.    1891.    No.    34. 

p.  «59.) 
-Juel,  Hans   Oscar,    De  floribus  Verouicarum.     Studier  öfver  Veronicablommau. 

(Sep.-Abdr.  aus  Acta  Horti  Bergiani.  Bd.  1.   1891.  No.  5.)     8°.     20  pp.    2  Tfln. 

Stockholm   1891. 
Jumelle,     Henri,     Nouvelles    recherches    sur    l'assimilation    et    la    transpiration 

chlorophylliennes.     (Sep.-Abdr.    aus    Revue  generale  de  Botanique.    1891.)     8°. 

20  pp.     Paus   1*91. 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

AlniqYist,  E.,  Zur  Vegetation  Japans,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Lichenen.     [Schluss.]     (Eugler's  botanische  Jahrbücher.  Bd.  XIV.   1891.  p.  225.) 

Bolle,  C,  Florula  insularum  olim  Purpurarium,  nunc  Lanzarote  et  Fuertaventura 
cum  minoribus  Isleta  de  Lobos  et  la  Graciosa  in  Archipelago  canariensi. 
(1.   c.  p.  230.) 

Dammer,  U.,  Odontoglossum  crispum  var.  Bluthiana  Damm.  (Gartenflora.  1891. 
p.  482.    1   Tafel.) 

—  — ,  Eiiogonum  Haussknechtii  Damm.  n.  sp.     (1.  c.   p.  493.    Mit  Abbild.) 

Engler,  A.,  Beiträge  zur  Flora  von  Afrika:  Gircke,  M.,  Uebersicht  über  die 
Gebiete  des  tropischen  Afrika,  in  welchen  deutsche  Reisende  ihre  im  Berliner 
botanischen  Museum  niedergelegten  Sammlungen  zusammen  brachten  mit  An- 
gabe der  wichtigsten  über  ihre  Reisen  und  deren  Ergebnisse  veröffentlichten 
Aufsätze  (p.  279).  —   Pax,  F.,  Capparidaceae  africanae.    Mit  1  Tafel,  (p.  293.) 

—  Gircke,  M.,  Melanthaceae  africanae.  Mit  1  Tafel,  (p.  307.)  —  Gircke,  M., 
Meliaceae  africanae  (p.  308).  —   Gircke,  M.,  Polygalaceae  africanae  (p.  309). 

—  Gircke,  M.,  Ebenaceae  africanae  (p.  311).  —  Medeuzu,  F.,  Malpighiaceae 
africanae  (p.  314).  —  Gilg,  E.,  Connaraceae  africanae  (316).  (Eugler's  bota- 
nische Jahrbücher.  Bd.  XIV.   1891.  p.  279.) 

Der  Saphu-Baum.     (Sep.-Abdr.    aus    Deutsches  Colonialblatt.     1891.    No.   16.) 

4°.     2  pp.     Berlin  1891. 
Gaerdt,   H.    und    Wittmack,  L.,     Aphelandra    tetragona    Nees    var.    imperialis. 

(Gartenflora.   1891.  p.  449.    Mit  Tafel.) 
Huth,   E.,  Monographie  der  Gattung  Paeonia.     (Engler's  botanische  Jahrbücher. 

Bd.  XIV.  1891.  p.  258.) 
Jardin,   Ed.,    Apercu  sur  la  flore  de  Gabon,  avec  quelques  observations  sur  les 

plantes  les  plus  importantes.     8°.     71   pp.     Paris  (J.  B.  Bailiiere)   1891. 
Mueller,   Ferdinand,  Baron  von,  Brief  remarks  on  some  rare  Tasmanian  plants. 
(Read  August  17.  1891.) 

Coprosma  Petriei  Cheeseman  in  the  transact.  of  the  N.  Z.  Institute. 
XVIII.  316  (1886). 

Under  this  name  I  wish  to  bring  under  notice  what  appears  to  be  a 
new  species  of  Coprosma ,  lately  found  as  of  rare  occurrence  by  Mr. 
T.  B.  Moore  on  the  highlands  east  of  Mount  Tyudall.  It  has  the  same 
very  depressed  matted  growth  as  C.  re2>ens  (C.  pumila),  also  very  small 
leaves  and  terminal  small-sized  fruits.  But  the  leaves  in  all  the  specimens 
received  are  decidedly  pointed,  indeed  ovate-lanceolar,  and  the  fruit  is 
beautifully  blue  outside,  a  characteristic  which  separates  this  species  from 
all  other  Australian  kinds,  and  which  is  not  likely  subject  to  Variation. 
Mr.  Thomas  Cheeseman    in  his  excellent  review  of  the  31   New  Zea- 


Neue  Litteratur.  29 

landian  species  of  this  genus  distinguished  by  him,  mentions  two  as  having 
fruits  blueish  outside,  namely,  C.  parviflora  and  C.  acerosa,  the  former 
otherwise  very  different  from  our  plant,  the  latter  of  much  larger  size, 
with  pubenilous  branchlets,  and  longer  but  narrower  leaves.  Nevertheless 
C,  Petriei  is  described  as  varying  in  the  outside  colour  of  the  fruit,  red 
in  the  Nelson,  blue  in  the  Otago  province,  but  possibly  two  species  became 
thus  confused,  in  which  regard  already  some  indicatiorjs  are  given  in  the 
transact.  of  the  N.  Z.  Inst.  XIX.  251  and  252.  As  the  flowers  of  this 
plant  are  not  yet  known,  it  remains  for  some  future  opportunity  to  con- 
firm  the  diiferences  existing  in  this  respect  between  C.  repens  and  C. 
Petriei.  The  fruits  are  globular  or  verging  into  an  oval  form;  so  far  as 
seen  on  this  occasion  they  ripen  only  one  or  two  seeds.  I  find  the 
embryo  only  half  as  longas  the  albument.  Should  the  Tasmanian  plant, 
after  the  flowers  have  becorae  known,  prove  a  peculiar  species,  then  such 
ought  to  be  distinguished  under  the  finder's  name. 
Panax  Ounnii. 

The  fruit  of  this  rare  shrub  was  also  for  the  first  time  obtained  for 
me  by  Mr.  T.B.  Moore,  who  gathered  it  in  deep  shady  gorges  at  Mount 
Lyell,  on  the  Canyon  River,  the  Franklin  River  and  on  a  tributary  of 
the  Pieman's  River.  It  is  succulent,  about  '/s-inch  broad,  renate-roundish, 
turgid,  black  outside,  at  the  summit,  five  denticulated  and  impressed,  so 
that  the  styles  are  hardly  visible ;  the  two  nutlets  inside  are  obliqueovate 
or  demidiate-roundish,  about  Vß-inch  long,  rather  turgid,  exteriorly  grey- 
brown  and  nearly  smooth.  This  plant  seems  to  bear  flowers  already, 
when  only  6in.  high,  and  never  to  exceed  4ft.  in  height,  unless,  perhaps, 
in  cultivation. 

Styphelia  Milligani. 

Under  this  appellation  occurs  the  Pentachondra  verticillata  in  the  second 
systematic  Census  of  Australian  Plants,  p.  178,  in  anticipation  of  the  fruit 
proving  that  of  a  Styphelia  (or  Leucopogon),  a  surmise  fully  borne  out  by 
specsmeus  sent  by  Mr.  Moore  lrom  the  highlands  of  Mount  Read  and 
Mount  Tyndall,  where  also  a  small  form  of  Acacia  mucronata  is  growing 
at  elevations  between  3,600ft.  and  3,900ft.  The  fruit  as  now  seen  is  only 
of  about  Vs-hich  measurement,  nearly  globular ;  its  pericarp  is  very  thin 
and  outside  white;  the  putamen  is  five-celled.  Possibly  the  fruit  obtained 
may  be  over-aged.  Until  now  the  plant  was  only  known  from  Dr. 
Milligan's  collection.  It  is  from  6in.  to  18in.  high,  but  as  it  is  many- 
branched  from  the  root,  Mr.  Moore  saw  individual  plants  covering  a. 
breadth  of  2ft. 

It  may  here  not  be  inappropriate  to  remark  that  since  Sir  Joseph 
Hook  er  fini.*bed,  in  1860,  his  süperb  work  on  Tasmanian  plants,  the 
following  were  first  brought  under  notice  as  additional  amoug  vasculares, 
with  few  exceptions  by  the  writer  they  coming  within  the  scope  of  his 
own  researches,  as  the  Tasmanian  flora  could  not  be  kept  apart  in  trea- 
ting  that   of  Continental  Australia: 

Papaver  aculeatum  Thunberg.  —  Cakile  maritima  Scopoli.  —  Pitto- 
sporum  undulatum  Andrews.  —  Comesperma  defoliatum  F.  v.  M.  —  Elaeo- 
corpus  reticulatus  Smith.  —  Pseudanthus  ovalifolius  F.  v.  M.  —  Euphorbia 
Drummondi  Boissier.  —  Casuarina  bicuspidata  Bentham.  —  Zieria  cyti- 
soides  Smith.    —    Z.  veronicea   F.  v.  M.    —    Eriostemon  Oldfieldi   F.  v.  M. 

—  Atriplex  paludosum  R.  Brown.  —  Polygonum  lapathifolium  Linne.  — 
Acacia  penninervis  Sieber.  —  Acaena  montana  J.  Hooker.  (Recorded  as- 
a  variety  in  the  Fl.  Tasm.)  —  Pimelea  Milligani  Meissner.  —  P.  stricta: 
Meissner.  —  P.  axiflora  F.  v.  M.  —  P.  serpillifolia  R.  Brown.  —  Eu- 
calyptus Siberiana  F.  v.  M.  —  Eu.  Stuartiana  F.  v.  M.  —  Panax  sambuci- 
folius  Sieber.  —  Hakea  ulicina  R.  Brown.  —  H.  nodosa  R.  Brown.  — 
Coprosma  Petriei  Cheeseman.  —  Cotula  filifolia  Thunberg.  —  Calocephalus 
citreus  Lessing.  —  Cassinia  longifolia  R.  Brown.  —  Podosperma  angusti- 
folium  Labillardiere.  —  Ixiolaena  supina  F.  v.  M.  —  Leptorrhynchus  niti- 
dulus  De  Candolle.  —  Helichrysum  Spiceri  F.  v.  M.  —  H.  Gravesii  F.  v.  M. 

—  Anaphalis  Meridithae  F.  v.  M.    —    Lobelia  platycalyx  F.  v.  M.    —    L. 
rhombifolia  De  Vriese.  —  L.  Broivniana  Roemer  u.  Schultes.  —  L.  micro- 


.30  Neue  Litteratur. 

sperma  F.  v.  M.  —  L.  pratioides  Bentham.  —  Leeuicenkoekia  dubia  Sonder. 

—  Donatia  Novae  Zelandiae  J.  Hooker.  —  Scaevola  aemula  R.  Brown.  — 
Sc.  microcarpa  Cavanilles.  —  Goodenia  barbata  R.  Brown.  —  Styphelia 
elliptica  Smith.  —  St.  scoparia  Smith.  —  Solanum  vescum  F.  v.  M.  — 
Veronica  plebeja  R.  Brown.  —  V.  notabilis  F.  v.  M.  —  Westrivgia  ros- 
mariniformis  Smith.  —  Verbena  officinalis  Linne.  —  Myopovum  parvifolium 
R.  Brown.  —  Prasophyllum  nigricans  R.  Brown.  —  Pterostylis  vittata  Lind- 
ley.  —  Orthoceras  strictum  R.  Brown.  —  Caladenia  suaveolens  G.  Reichen- 
bach. —  Thismia  Rodwayi  F.  v.  M.  —  Milligania  Johnstoni  F.  v.  M.  — 
Potamogeton  perfoliatus  Linne.  —  P.  Cheesemani  A.  Bennett.  —  P.  pecti- 
natus  Linne.  —  Zostera  nana  Mertens  and  Roth.  —  Lepyrodia  Muelleri 
Bentham.  —  Calostrojihus  elongatus  F.  v.  M.  —  Schoenus  Teppen  F.  v.  M. 
(Or  a  closely  allied  species.)  —  Heleocharis  acicularis  R.  Brown.  —  Gahnia 
Radida  F.  v.  M.  —  Carex  tereticaulis  F.  v.  M.  —  C.  Bichenoviana  Boott. 

—  Sporobolus  Virginicus  Kunth.  —  Agrostis  frigida  F.  v.  M.  —  A.  Gunniana 
F.  v.  M.  —  Zoysia  pingens  Willdenow.  —    Imperata  arundinacea  Cyrillo. 

—  Cyathea  Cunninghami  J.  Hooker.  —  Blechnum  cartilagineum  Swartz.  — 
Asplenium  Hookerianum  Colenso.  —  Aspidium  hispidum  Swartz.  —  Hymeno- 
phyllum  marginatum    Hooker    and    Greville.    —    H.  Malingi   J.  Hooker. 

In  the  concluding  pages  of  the  „Flora  Tasmaniae"  were  already  in- 
serted  solely  from  Melbourne  Communications  as  additional. 

Kennedya  monophylla  Ventenat.  —  Geum  renifolium  F.  v.  M.  —  Aci- 
phylla  "procumbens  F.  v.  M.  —  Leptomeria  glomerata  F.  v.  M.  —  Abro- 
tanella  scapigera  F.  v.  M.  —  Senecio  primulifolius  F.  v.  M.  —  S.  papil- 
losu»  F.  v.  M.    —    Dracophyllum  minimum  F.  v.  M.    —    Sebaea  albidiflora 

F.  v.  M.    —    Limnanthemum   exigeum    F.  v.  M.    —    Dendrobium    striolatum 

G.  Reichenbach.  —  Selaginclla  Preissianum  Spring.] 

Sprenger,    C,    Drei    neue    Narzissen.     [Schluss.]      (Gartenflora.     1891.    p.  491. 

Mit  Abbild.) 
TVittrock,  Veit  Brecher  et  Juel,  Hans  Oscar,  Catalogus  plantarum  perennium 

bienniumque  annis  1890  et  1891   sub  die  cultarum  adjectis  adnotationibus  bo- 

tanicis  nonnullis.     (Sep.-Abdr.    aus   Acta  Horti  Bergiani.    Bd.  I.    1891.  No.  3.) 

8°.     95  pp.     1   Tafel.     Stockholm  1891. 
TVolf,  E.,  Lonicera  tatarica  var.  grandibracteata  Wolf.   (Gartenflora.  1891.  p.  486. 

Mit  Abbild.) 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

Eckstein,  K,,  Pflanzengallen  und  Gallenthiere.  (Zoologische  Vorträge,  hersgeg. 
von  W.  Mar s hall.  1891.  Heft  VJI/VIII.)  8°.  88  pp.  4  Tafeln.  Leipzig 
(R.  Freese)  1891.  M.  3  — 

Jone,  Leon,  Maladies,  parasites,  animaux  et  vegeHaux  nuisibles  a  la  vigne, 
accidents  qu'ils  entrainent,  moyens  de  les  preVenir  ou  de  les  combattre.  8°. 
36  pp.     Draguignan  (Impr.  Olivier  et  Rouvier)  1891.  50  cent. 

Magnus,  P.,  Ueber  den  Rost  der  Weymouthkiefern,  Pinus  Strobus  L.  (Garten- 
flora. 1891.  p.  452.) 

Schaff,  Ernst,  Cicadenlarven  an  Erdbeerpflanzen.     (1.  c.  p.  489.) 

Timmen,  F.  von,  Die  Black-rot-Krankheit  der  Weinreben.  (Phoma  uvicola  Berk. 
et  Curt.  —  Physalospora  Bidwellii  Sacc.)  (Sep.-Abdr.  aus  Allgemeine  Wein- 
Zeitung.  1891.)     8°.     29  pp.     Wien  (Selbstverlag)  1891. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Canestrini,  G.,  Le  rivelazioni  della  batteriologia.  (Atti  della  R.  Istituto  veneto 
di  scienze,  lettere  ed  arti.  1889/90.  p.  837—856.) 

Cirelli,  F.,  Sopra  un  caso  di  stafilococchemia  metastatizzante.  (Morgagni.  1891. 
No.  6.  p.  370—376.) 

DenjS,  J.,  Le  pneumocoque.     (Rev.  med.,  Louvain  1891.  p.  97 — 106.) 

Evans,  C>  S.,  Bakteria  and  their  relations  to  certain  diseases.  (Buffalo  Med. 
and  Surg.  Journ.  1891.  July.  p.  711—717.) 

Fiedeler,  Ueber  die  Brustseuche  im  Koseier  Landgestüte  und  über  den  Krank- 
heits-Erreger derselben.  (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 
Bd.  X.  1891.  No.  11.  p.  341—348.) 


Neue  Litteratur.  31 

Fleniining,  Gr.,    Infectious    pneumonia   of  the    horse.     (Veterin.    Journal.    1891. 

July.  p.   1  —  13.) 
Franke,  E.,  Untersuchungen  über  Infection  und  Desiufection  von  Augenwässern. 

(Archiv  für  Ophthalmol.  Bd.  XXXVII.  1891.  Heft  2.  p.  92—150.) 
Hankin,   E.  H.,  lieber  die  Nomenclatur  der  schützenden  Eiweisskörper.    (Central- 

blatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  1891.  No.  11.  p.  337— 340.) 
Hueppe,  F.,    Ueber   Milchsterilisirung   und   über   bittere   Milch    mit    besonderer 

Rücksicht  auf   die  Kinderernährung.     (Berliner  klinische  Wochenschrift.    1891. 

No.  29.  p.  717—721.) 
Landre,  Ch.,    Pasteur-Koch.     Een    paar   worden   betreffende    de    tegenwoordige 

bacillenquaestie.     8°.     12  pp.     'sGravenhave  (M.  Nijhoff)  1890. 
Lortet,    Microbes  pathogenes    de  la  mer   morte.     [Societe  nationale    de  m^d.  de 

Lyon.]     (Lyon  med.  1891.    No.  30.  p.  431—432.) 
Oulmont  et  Barbier,  Eudocardite  infectieuse  ä  streptocoques  probablement  d'ori- 

gine  grippale.     (Med.  moderne.  1891.  No.  28.  p.  515 — 518.) 
Pease,  H.  T.,    Actinomycosis    in    the    buffalo.     (Veterin.    Journal.    1891.    July. 

p.   14—15.) 
Qnirini,  Alois,  Ueber  Gymnema  silvestris  und  Gymnesinsäure.    (Pharmaceutische 

Post.  1891.  No.  34.  p.  660.) 
Reuter,  Ludwig,  On  the  relation  between  the  proportion  of  filicic  acid  and  the 

activity  of  ethereal  extract  of  male-fern.     (Translated  from    Pharmac.  Zeitung. 

1891.  April  18.  —  Bulletin  of  Pharmacy.  Vol.  V.   1891.  p.  310.) 
RusUY,  H.  H.,  Viburnum.     (Bulletin  of  Pharmacy.  Vol.  V.  1891.  p.  312.   1  pl.) 
Smith,  J.  L.,    The    etiology  of  diphtheria.     (Journ.    of  the   Amer.   Med.  Assoc. 

1891.  Vol.  II.  No.  1.  p.  25—28.) 
Suow,   H.,    Gase  of  actinomycosis    with  tuberculosis.     (British  Medical  Journal. 

No.  1594.  1891.  p.  124—125.) 
Tang],  F.,  Das  Verhalten  des  Tuberkelbacillus  beim  Eintrittsthor  der  Infection. 

(Orvosi  hetilap.  1891.  No.  25.)     [Ungarisch.] 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Acland,  Sir  T.  D.,  An  introduction  to  the  chimistry  of  farming.  Specially 
prepared  for  practical  farmers,  with  records  to  field  experiments.  8°.  230  pp. 
London  (Simpkin)  1891.  2  sh.  6  d. 

Arnold,  F.  K.,  Der  russische  Wald.  Bd.  III.  8°.  XI,  151  pp.  Mit  2  Karten. 
St.  Petersburg  1891.     [Russisch.] 

Batalin,  A.  F.,  Die  verschiedenen  in  Russland  angebauten  Reis-Sorten.  (VI.  Heft 
der  am  Kaiserl.  botanischen  Garten  befindlichen  Samenstation.)  (Sep.-Abdr. 
aus  Landwirtschaftliche  Zeitung.  1891.  No.  31/32.)  8°.  16  pp.  St.  Peters- 
burg 1891. 

Hayn.   E.,  Die  Arbeit  der  Regenwürmer  im  Boden.     (Gartenflora.  1891.  p.  483.) 

Scheffler,  H.,  Das  Dainage -Wasser  und  die  durch  dasselbe  hervorgerufenen 
Verluste  an  Pflanzen-Nährstoffen.  (Berichte  aus  dem  physiologischen  Laborat. 
und  der  Versuchsanstalt  des  landwirtschaftlichen  Institutes  der  Universität 
Halle.  Heft  VIII.  1891.) 


Personalnachrichten, 

Dem  ausserordentl.  Professor  an  der  Universität  und  Professor 
an  der  landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin,  Dr.  Lndwig 
Wittmack,  ist  der  Charakter  als  Geheimer  Regierungs-Rath  ver- 
liehen worden. 

Der  K.  K.  Regierungs-Rath  Professor  Dr.  G.  A.  Weiss,  Director 
des  pflanzenphysiologischen  Laboratoriums  der  Universität  Prag,  ist 
daselbst  im  Juli  gestorben. 


32 


Berichtigungen.  —  Inhalt. 


Berichtigungen. 


Bot.  Centralblatt.  Bd.  XLVII.  Nr.  9: 

p.  "271,  Zeile  9  v.  u.,  anstatt  „blühen"4  lies  bleiben, 

p.   273,  Zeile  3  v.  o.,  i.«t  ausnahmsweise  auszustreichen, 

p.  273,  Zeile  4  v.  o.,  lies  wie  ausnahmsweise  bei  den  etc. 


Inhalt 


\V  if-f-enschattlic-he  .'JrijjinHl- 
.VI  it  t  hei  langen. 

kuckuck,  Beiträge  zur  KenntDisg  der  Ecto- 
carpug-Arten  der  Kieler  Föhrde,  p.  1. 

Originalberichte  gelehrter 
G-esellschaiten. 

Botaniska    Sektionen  af  Natorvetenskapliga 
Studentsällskapet  i  Upsala. 

Sitzung  am  30.  Januar  1890. 
Sernander,  Einige  Beiträge  zur  Kalktuff  Flora 
Norrlands,  p.  0. 

Instrumente,  Präparations-  und 
Conservations-  Methoden  eie. 

Beyerinck  ,  Verfahren  zum  Nachweis  der 
Säureabsonderung  bei  Mikrobien,  p.  12. 

Kaufmann,  Ueber  eine  neue  Anwendung  des 
Safranins,  p.  13. 

Botanische  O-ärten  und 
Institute. 

Goegsniann ,  Massachusetts  State  Agricultural 
Experiment  Station,  p.  13. 


Reierate. 

Alten   und    Jännicke,  Krankheitserscheinungen 

an  Camellia  Japonica  L  ,  i>.  25. 
—  — ,  Eine  Schädigung  von  Rosenblättern  durch 

Asphaltdämpfe,  p.  26. 
Britzelmayr,  Hymenomyceten   aus  Südbayern, 

VI.,  p.  17. 
Brotherns,  Contribution  a  la  fiore  bryologique 

du  Bresil,  p.  19. 


Brotherus  et  Saelan,  Musci  Lapponiae  Kolaen- 

sis,  p.  19. 
Christ,    Kleine    Beiträge    zur    Schweizerflora, 

p.  22. 
Fliickiger,  Pbarmacognosie  des  Pflanzenreiches, 

p.  24. 
Gay,   Recherches    gur  le  developpement   et  la 

Classification     de     quelques    algues    verteg, 

p.  14. 
Genean    de    Laniarliere,     Structure    comparee- 

des    racines    renflees    de    certaines    Ombelli- 

feres,  p    19. 
Hahn,  Die  besten  Speiseschwämme,  p.  18. 
Kidston,    Ou    some    fossil    plants    from    Teilia 

Quarry,   Gwaeuysgor,   near  Pnestatyn,  Flint- 

shire,  \\.  24. 
Mueller,  v.,   Brief  remarks  on  some  rare  Tas- 

manian  plants,  p.  28. 
Sauvageau,  Sur  la  tige  des  Zostera,  p.  20. 
Schinz,    Potamogeton     Javanieus     Hassk.     und 

dessen  Synonyme,  p.  22. 
Singer,  Flora  Ratisbonensis.     Verzeichniss  der 

um    Regensburg   wildwachsenden   und  häufig 

cultivirteu  Pflanzen,  p.  23. 
Stizenbereer,  Die  Lichenen  der  Insel  Ascension, 

p.  18. 
Wittmark,  Bromeliaceae  Sehimperianae,  p.  21. 
—  — ,  trumeliaceae  Schenckianae,  p.  21. 


.Vene   I^itteratur,  p.  27. 


Personalnachrichten. 

Dr.     Wittmaek      (Geheimer    Regierungs-Rath), 

p.  31. 
Dr.  Weis»  (in  Prag  f),  p.  31. 


Ausgegeben:  7.  October  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XLVIII.  No.  2.  XII.  Jahrgang. 


V  REFERIRENDES  ORGAN  *• 

für  das  Gesammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Bitwirkung  zahlreicher  Gelehrtes 
von 

Dr.  Oscar  TMworm  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ  , 

des 

Botanischen  Yereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Section  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cnltnr  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der  Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsingfors. 


Nr.  41. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Üriginal-Mittheilungen. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Uctocarpus-Arten 
der  Kieler  Föhrde. 

Von 

Paul  Kuckuck. 

Mit  6  Figuren. 
(Fortsetzung.) 

oppositus. 

Verzweigung  vorwiegend  opponirt. 

1.  forma  typica.  Hellgelb-gelbbraun.  Büschel  bald,  besonders  an 
Fucus  vesiculosiis,  festgewachsen,  dann  5 — 30  cm  hoch,  aus  mehreren 
oben  freien,  unten  zusammengedrehten  Büschelchen  bestehend, 
bald  lose  zwischen  Seegras  flottirend,  dann  oft  sehr  grosse,  wolken- 
förmige  Massen  bildend.  Hauptachse  bis  45  /.i  (bei  Kjellman 
50 — 60  fi)  dick;  Zellen  an  den  Querwänden  etwas  eingeschnürt, 
halb  so  lang  bis  eben  so  lang,  seltener  länger,  als  breit.  Chromato- 
phoren  locker  liegend.  Zweige  in  einem  mehr  oder  minder  spitzen 
Winkel  abgehend.  Haare  auch  an  den  fertilen  Zweigen  entwickelt, 
nach  oben  nur  sehr  allmählich  verdünnt.    Pluriloculäre  Sporangien 

Botan.  Centralis.  B<7.  XLVIII.  1891.  3 


34  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten  etc. 

fast  eylindrisch,  meist  wenig  dicker,  als  die  vegetativen  Zellen,  im 
unteren  Theil  der  Zweige  entwickelt,  18 — 30  (.i  dick,  bis  200 
(meist  100)  /a  lang.  Uniloculäre  Sporangien  in  Ketten  von  variabler 
Länge. 

Ueberall  häufig;  April — September. 
Syn.       Ectocarpus  brachiatus  C.  A.  Agardh,  Spec.  Alg.  Vol.  II.  p   42  und  Syst. 
Alg.  p.  162. 

Ectocarpus  litoralis  ß.  bracliiatus  J.  G.  Ag.,  Spec.  Alg.  Vol.  I.  p    18  u. 
19  (mit  treffenden  Bemerkungen  über  den  Formenwechsel). 

Ectocarpus  litoralis  ß.  brachiatus  Aresch.,  Phyc.  Scand.   p.   176. 

Ectocarpus  litoralis  f.  vernalis  ad  part.     Kjellman,    Bidrag  etc.    p.   100. 

Pylaiella  litoralis  a.  opposita  f.  typica  Kjellman,  Handbok.  p.  84. 
Exsicc.  Ectocarpus  firmus  f.  vernalis  Aresch.,  Alg.  Scand.  exs.  Fase.  4.  No.  173. 
Bemerk.  Die  Pflanze  ist  von  der  Kjellman 'sehen  P.  litoralis  «.  oppo- 
sita f.  typica  nur  wenig  unterschieden.  Die  Dicke  der  Hauptachse  ist  geringer 
und  die  Verzweigung  auch  bei  den  Aesten  höherer  Ordnung  noch  sehr  regel- 
mässig opponirt.  Die  Büschel  variiren  in  Grösse  und  Habitus  ausserordentlich; 
zuweilen  fruetificiren  sie  schon  bei  einer  Höhe  von  2  mm,  und  ich  fand  dann 
sogar  völlig  unverzweigte  Fäden,  die  ein  einziges  nach  der  Spitze  gerücktes 
pluriloculäres  Sporangium  besassen.  Pylaiella  nana  Kjellm.  (26.  p.  83),  welcher 
sich  derartige  Büschel  nähern,  bildet  jedoch  kleine  Polster  von  1  mm  Höhe 
und  zeichnet  sich  durch  eine  reiche  vegetative  Entwicklung  in  horizontaler 
Richtung  aus. 

2.  forma  subverticillata.  Zweige  letzter  und  vorletzter  Ordnung 
sehr  gedrängt  und  kleine  Zweigbüschelchen  bildend,  zuweilen  in 
alternirenden,  zweigliederigen,  seltener  in  viergliederigen  Wirtein 
stehend  s.  w.  v.  % 

Zugleich  mit   der  vorigen. 

Syn.       Ectocarpus  subveriicillatus  Kützing,  Phyc.  germ.  p.  255  und  Spec.  Alg. 

p.  458. 
Abbild  Ectocarpus  subverticillatvs  Kützing,  Tab.  phyc.  5.  tab.   77.  flg.  II. 

3.  forma  rupincola.  Dunkelbraun  —  fast  schwarzbraun. 
Büschel  bis  8  cm  hoch,  wiederholt  in  pinselig  ausgebreitete,  nach 
unten  stark  verschmälerte  oder  der  ganzen  Länge  nach  fest  zusammen- 
gedrehte und  verfilzte  Büschelchen  zertheilt,  stets  festgewachsen. 
Zweige  in  einem  spitzen  Winkel  entspringend,  meist  bis  zur  Spitze 
chromatophorenreich,  nur  selten  in  ein  kurzes  Haar  auslaufend, 
zuweilen  abgestutzt  und  stumpf  endigend ;  Zweige  letzter  Ordnung 
in  der  Jugend  kurz-pfriemig  und  oft  etwas  angedrückt.  Zellen 
meist  rein  eylindrisch  und  an  den  Querwänden  nicht  eingeschnürt, 
in  der  Hauptachse  15 — 30  (meist  22)  f.i  dick.  Chromatophoren 
dunkelbraun,  dicht  gelagert  und  sich  gegenseitig  polygonal  ab- 
plattend. Pluriloculäre  und  uniloculäre  Sporangien  oft  auf  derselben 
Pflanze ;  die  ersteren  von  wechselnder  Länge,  bis  320  f.i  laug,  stets 
bedeutend  dicker  als  die  vegetativen  Zellen,  25 — 45  f.i  dick,  cylin- 
drisch, etwas  höckerig  oder  gürtelförmig  eingeschnürt,  mit  meist 
nur  kurzem  Haar  an  der  Spitze;  die  letzteren  in  der  Regel  sehr 
lange  Ketten  bildend,  kugelig  und  mit  wenigen  chromatophoren- 
haltigen  Zellen  an  der  Spitze. 

An  Fuchs  vesiculosus  Balkenwerk  u.  s.  w.  festgewachsen,  überall 
häufig ;  August — Mai,  in  den  übrigen  Monaten,  wie  es  scheint,  ver- 
schwindend. 

Syn.       Ectocarpus   litoralis   f.   vernalis   ad   part.   bei   Kjellman,    Bidrag   etc. 
p.   100  f. 


Kuckuck,    Ueiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc.  35 

Pjllaiella  Utoralis  «.  oppostia  f.  rupincola  Kjelliu.,  Handbok.  p.  84. 
Ectocarpus  firmus  var.   rupincola  Areschoug. 
Abbild  Kützing,  Tab.  phyc    5.  tal>.  76.  %.  I. 

B e m e r  k.  Bei  dem  von  Kjelliu a n  citirten  Exsiccat  der  Areschoug- 
stlien  Sammlung  No.  113  sind  die  uniloculären  und  pluriloculären  Sporangien 
haartragend. 

4.  forma  rectangulans.  Bildet  grosse,  etwas  verworrene,  gelb- 
braune, nieist  frei  zwischen  Seegras  flottirende  Büschel  oder  Watten 
von  unbestimmter  Gestalt.  Verzweigung  ziemlich  regelmässig 
opponirt;  Zweige  lang,  im  rechten  oder  nahezu  rechten  Winkel 
abgehend,  gerade  oder  im  Bogen  aufsteigend,  entfernt  stehend. 
Vegetative  Zellen  bis  40  /<  dick,  nicht  oder  nur  wenig  an  den 
Querwänden  eingeschnürt,  meist  halb  so  lang  oder  eben  so  lang 
als  dick.  Uniloculäre  und  pluriloculäre  Sporangien  haartragend 
oder  nur  mit  wenigen  vegetativen  Zellen  an  der  Spitze,  in  lange 
oder  kurze  Aeste  eingesenkt,  im  ersteren  Falle  nach  oben  gerückt. 

Vorzugsweise  in  brackigem  Wasser,  Diedrichsdorf,  Heikendorf ; 
Mai — Juni. 

Bemerk.  In  seinem  Handbuch  (26.)  unterscheidet  Kj  eil  man  noch 
folgende  Formen : 

f.  elongata  Kjellm.  mscr.  Büschel  locker,  fast  ganz  unverworren,  blass- 
gelb-braun; Gametangien  (=  pluriloculäre  Sporangien)  länger  und  schmäler 
als  bei  f.  typica,  gewöhnlich  über  300  p  lang  und  nur  c.  20 — 25  p  dick ; 

f.  crassiuscula  Kjellm.  mscr.  Wenig  büschelig,  hellbraun  mit  kurzen  und 
dicken,  50—75  p  langen,  60 — 65  p  dicken,  cylindrisch  bis  cylindrischspul- 
förmigen,  zuweilen  terminalen  Gametangien  • 

f.  nebulosa  Kjellm.  mscr.  Bildet  schliesslich  auf  der  Wasseroberfläche 
ausgebreitete,  wolkige,  mehr  oder  minder  verfilzte  Massen.  Sprosssystem  sehr 
locker  verzweigt,  mit  meistentheils  opponirten  Aesten.  Hauptspross  35 — 40  p 
dick;  seine  Zellen  l1/« — 3  mal  so  lang  als  dick. 

Subspecies  ß. 
firmus. 

Verzweigung  vorwiegend  zerstreut,  falschgabelig,  abwechselnd 
oder  fast  einseitig. 

1.  forma  typica.  Bildet  bis  12  cm  hohe  Büschel  von  sehr 
verschiedenartigem  Habitus  auf  Fticus  vesiculosus,  Mytilus,  Steinen 
u.  s.  w.  in  der  unteren  litoralen  Region.  Büschel  bald  buschig 
und  nur  in  wenige  breite  Büschelchen  zertheilt,  bald  aus  zahlreichen 
wiederholt  verzweigten  Büschelchen  bestehend.  Büschelchen  unten 
zusammengedreht  und  verfilzt,  oben  pinselig  ausgebreitet,  bald  der 
ganzen  Länge  nach  seilartig  dünn.  Uniloculäre  und  pluriloculäre 
Sporangien  auf  verschiedenen  Individuen.  Pflanzen  mit  uniloculären 
Sporangien  oben  pinselig  ausgebreitet,  nur  sehr  selten  gegenständig 
verzweigt.  Hauptachse  50  (i  dick,  in  ein  30  /-i  dickes  Haar  aus- 
laufend. Zellen  der  Hauptachse  unten  so  lang  oder  doppelt  so 
lang  wie  breit,  an  den  Querwänden  nicht  eingeschnürt;  Zellen  der 
Zweige  halb  so  lang  bis  eben  so  lang  wie  breit,  an  den  Quer- 
wänden nur  wenig  oder  gar  nicht  eingeschnürt.  Ausgewachsene 
Aestchen  in  ein  gleich  breites  Haar  auslaufend.  Uniloculäre 
Sporangien  scheibenförmig,  d.  h.  in  der  Richtung  der  Längsachse 
des  Fadens,  in  dem  sie  liegen,  breitgedrückt,  breiter  als  die  vege- 
tativen Zellen,  bis  45  f.i  breit,  nicht  selten  durch  ein  oder  mehrere 

3* 


36  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

Längswände  getheilt,  in  ein  Haar  auslaufend  oder  seltener  nur  mit 
einer  bis  wenigen  vegetativen  Zellen  an  der  Spitze  der  Ketten. 
Chromatophoren  dicht  liegend,  gelbbraun.  Pflanzen  mit  pluri- 
loculären  Sporangien  zarter,  in  viele  Büschelchen  zertheilt.  Oppo- 
nirte  Zweige  nicht  selten.  Hauptachse  30 — 40  /t  dick,  in  ein 
20 — 25  /<  breites  Haar  auslaufend.  Pluriloculäre  Sporangien  meist 
so  dick  als  der  Zweig,  in  dem  sie  liegen,  20 — 30  ,u  dick  und 
80 — 200  (meist  120)  fi  lang,  stets  in  ein  Haar  auslaufend.  Chro- 
matophoren dicht  liegend,  gelb. 

Von  Mai  bis  September  häufig  in  der  Kieler  Föhrde. 

Syn.       Ectocarpus  siliculosus  y.  firmus  C.  A.  Agardh,  Spec.  Alg.  Vol.  II.  p.  38. 

Ectocarpus  firmus  J.  G.  Agardh,  Spec.  Alg.  Vol.  I.  p.  23. 

Ectocarpus  firmus  Areschoug,  Pliyc.  Scand.  p.  173. 

Vergleiche  auch  die  Synonymie  bei  Kj  eil  man  (22.  p.  104). 
Exsicc.  Ectocarpus  firmus  Areseh.,  Alg.  scand.  exs.  Fase.  1.  No.  24. 

Ectocarpus  firmus  bei  Lp  Jobs,  Alg.  mar.  de  Cherbourg.  No.  08. 

Ectocarpus  firmus  bei  Cronan,  Alg.  mar.  du  Finistere.  No.  30. 

Ectocarpus  firmus  Rabenhorst,  Algen  Europas.  No.  1872. 

Ectocarpus  Utoralis  Wyatt,  Alg.  Daum.  No.  129. 

2.  forma  subglomerata.  Zweige  letzter  Ordnung  zu  Zweig- 
büschelchen zusammengedrängt.  Bildet  bis  15  cm  lange,  hellrost- 
braune, ursprünglich  festgewachsene,  in  garnartig  zusammengedrehte, 
seitlich  unverworrene  Büschelchen  zertheilte,  später  sich  losreissende 
und  mit  anderen  Algen  {Florideen)  verwickelte,  oft  etwas  verfilzte 
Büschel  oder  Ballen.  Sterile  und  fertile  Aeste  in  Haare  auslaufend. 
Zellen  der  Hauptachse  30 — 40  /.i  dick ;  Chromatophoren  locker 
liegend,  gelb. 

August  bis  October. 

3.  forma  livida.  Bildet  zarte,  hellgelbe,  nur  unten  lose  zu- 
sammengedrehte Büschel  auf  Fucus  vesicidosus  von  6  cm  Höhe. 
Verzweigung  zerstreut,  hin  und  wieder  opponirt;  Zweige  aufrecht 
bis  fast  angeschmiegt,  in  Haare  auslaufend.  Vegetative  Zellen  bis 
40  j.i  dick,  meist  doppelt  so  lang  als  breit.  Chromatophoren  locker 
liegend,  hellgelb.  Die  Form  zeichnet  sich  durch  die  sehr  kurzen 
Sporangienketten  (2 — 4  Sporangien)  aus ,  die  in  ein  langes  Haar 
auslaufen  und  zuweilen  sessil  sind  oder  auf  einer  langen  Stielzelle 
stehen.  Nicht  selten  stehen  die  uniloculären  Sporangien  auch  einzeln 
intercalar. 

Wicker  Bucht,  im  Mai. 

4.  forma  pachycarpa.  Bildet  bis  7  mm  hohe,  völlig  unver- 
worrene,  gelbbraune  Büschel.  Verzweigung  nie  opponirt,  regelmässig 
abwechselnd  oder  fast  einseitig.  Hauptachse  bis  18  f.t  dick,  ihre 
Zellen  meist  zwei  (und  mehr)  Mal  so  lang  als  breit,  in  den  Neben- 
ästen kürzer,  tonnenförmig.  Chromatophoren  sehr  dicht.  Die 
Hauptachse  entsendet  nur  ein  bis  wenige  Langtriebe;  Kurztriebe 
pfriemig  zugespitzt,  zumeist  in  gestielte  pluriloculäre  Sporangien 
verwandelt,  denen  nur  ein  bis  wenige  vegetative  Zellen  dornartig 
aufsitzen.  Pluriloculäre  Sporangien  bedeutend  dicker  als  die  vege- 
tativen Zellen,  bis  45  (meist  30)  f.i  dick  und  bis  250  (meist  150)  [t 
lang,  zonenförmig  eingeschnürt,  cylindrisch  oder  sich  aufwärts 
wenig  verjüngend  ;  oft  auch  im  oberen  Theile  der  Langtriebe  ent- 


Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  37 

wickelt  und  dann  durch  vegetative,  Fruchtzweige  entsendende 
Zellen  unterbrochen.  Uniloculäre  Sporangien  spärlich  auf  demselben 
Individuum,  zu  ca.  10  in  Ketten  vereinigt,  kugelig.  Faden  im 
oberen  Theil  oft  hin-  und  hergebogen. 

Die  Pflanze  fand  sich  im  Mai  an  der  Glaswand  eines  Gefässes, 
in  welchem  ein  Stein  aus  ca.  15  m  Tiefe  cultivirt  wurde.  Sie 
steht  wahrscheinlich  der  Kj  ellman'schen  forma  parvula  sehr 
nahe,  unterscheidet  sich  aber  von  ihr  durch  die  bedeutend  dünnere 
Hauptachse. 

B  e  in  e  r  k.  Ich  lasse  wiederum  die  ausserdem  noch  von  K  j  e  1 1  m  a  n  unter- 
schiedenen Formen  dieses  Subgenus  hier  folgen: 

f.  olivacea  Kjellm.  mscr.  Büschelig,  tief  olivenbraun.  Büschel  aus  sehr 
zahlreichen,  feinen,  unten  fest  zusammengedrehten  Büscheln  bestehend.  Haupt- 
spross  und  Hauptzweige  40 — 50  p  dick.  Gametangien  gross  und  lang.  Sonst 
wie  f.  typica ; 

f.  macrocarpa  Foslie,  Nye  Havsalg.  5,  179,  t.  2  f.  13 — 15.  Sprosssystem 
unten  entfernt,  oben  dichter  unregelmässig  verzweigt,  mit  theilweise  einseitigen, 
zuweilen  in  Gruppen  von  2 — 4  einseitig  von  benachbarten  Zellen  entspringenden 
Zweigen.  Sporangienketten  bis  zu  40  Sporangien  enthaltend.  Gametangien 
cylindrisch   oder   cylindrisch    kegelig,    180 — 1320  /<  lang    und  24—36  ,"  dick; 

f.  parvula  Kjellm.  mscr.  Büschelig,  ganz  unverworren,  3 — 5  mm  hoch 
Verticales  Sprosssystem  sehr  sparsam  verzweigt,  mit  meist  verzweigten,  nach 
der  Spitze  schwach  verdünnten,  regelmässig  alternirenden  Zweigen,  die  meisten 
bei  den  Gametangien-Exemplaren  mit  den  Gametangien  weiter  unten  oder 
nicht  selten  an  der  Spitze.  Hauptachse  30—40  p  dick  mit  1 — 2  mal  so  langen 
als  dicken  Zellen.  Gametangien  cylindrisch  spulförmig  bis  cylindrisch  kegelig, 
kurz,  c  20—30  /-'  dick. 

S  u  b  s  p  e  c  i  e  s  y. 

clivaricatus  Kjellm.  mscr. 

Sprosssystem  reich  verzweigt  mit  unregelmässig  zerstreuten, 
abstehenden  bis  sparrigen,  oft  bogenförmigen,  nicht  oder  nur  schwach 
nach  der  Spitze  verdünnten  Zweigen  (sec.  Kjellm  an,  Handbok, 
p.  85). 

Bemerk.  Von  Kjellman  aufgeführte  Vertreter  dieser  Subspecies  sind 
von  mir  bei  Kiel  selbst  nicht  gefunden  worden.  Auch  im  Kieler  Herbarium 
befindet  sich  nur  ein  aus  dem  Herbarium  Fröhlich  stammendes  Exemplar 
von  Sonderburg,  welches  als  f.  compacta  bezeichnet  ist  und  als  y.  divaricata 
f.  typica  Kjellm.  von  mir  bestimmt  wurde.  Dagegen  gelang  es  mir,  in  einer 
reichhaltigen  Sammlung  von  Formen  des  E.  litoralis  der  Danziger  Bucht,  die 
mir  Herr  Dr.  L  a  k  o  w  i  t  z  in  Danzig  so  freundlich  war  zur  Verfügung  zu 
stellen,  die  von  Kjellman  als  für  die  Ostsee  eigenthümlich  bezeichneten 
Formen  praetorta  und  aegayropila  aufzufinden.  Die  folgende  Form  führt 
K j  e  1 1  m  a  n  nicht  auf: 

1.  forma  ramellosa.  Bildet  dunkel-  bis  fast  schwarzbraune 
verfilzte  Büschel  von  c.  4  cm  Höhe  auf  Fucus  vesiculosus.  Zweige 
zerstreut  oder  hin  und  wieder  opponirt,  oft  im  rechten  Winkel 
entspringend.  Uniloculäre  Sporangien  intercalar  oder  sehr  oft  in 
terminalen,  kurz  oder  langgestielten,  zuweilen  sitzenden,  wenig  bis 
zu  15  Sporangien  enthaltenden  Ketten,  kugelig.  Pluriloculäre 
Sporangien  intercalar  oder  ebenfalls  terminal,  lang  cylindrisch  oder 
kurz,    fast  würfelförmig    (wie  bei  Subspecies  S),   schief  abgestutzt. 

Festgewachsen  an  Fucus  vesiculosus,  Pfählen,  Brücken,  gern 
im  brackigen  Wasser.     Herbst. 

Syn.       Ectocarpus  ramellosus  ad  part.  Kütz.,  Spec.  Alg.  p.  459. 
Abbild.  Kützing,  Tab.  phyc.  Bd.  V.  tab.  78. 


38  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpi;s-Arten  etc. 

Nachfolgend  die  K  j  e  1 1  m a n 'sehen  Formen: 

f.  typica  (f.  compact a  auet. ;  zum  Theil).  Büschelig,  festgewachsen,  tief 
sattbraun-schwarzbraun,  jedes  Büschel  aus  zahlreichen,  fest  zusammengedrehten, 
garnax'tigen  Büscheln  bestehend.  Hauptachse  und  Hauptzweige  45 — 60  p  dick; 
Büschel  10 — 15  cm  hoch.  Verticales  Sprosssystem  mit  deutlich  durchgehender 
Hauptachse,  von  welcher  im  hohen  Grade  unregelmässig  lungere  und  kürzere, 
dicht  sitzende,  sparrige,  oft  bogenförmige,  zuweilen  knieförmige,  ziemlich 
steife  und  spröde,  nach  der  Spitze  kaum  merkbar  sich  verdünnende,  wiederholt 
verzweigte  oder  einfache  Aeste  ausgehen.  Sporangienketten  terminal,  kurz, 
meist  aus  nur  2 — 8  zusammengedrückt-kugelrunden  Sporangien  bestehend. 
Gametangien  cylindrisch,  selten  mehr  als  120  y  lang  und  (iO  p  dick,  zuweilen 
terminal.  Sprosszellen  fast  cylindrisch,  sehr  ehromatophorenhaltig,  1 — 2  mal 
so  lang  als  dick; 

f.  praetorta  Kjellm.  mscr.  Büschelig,  tief-hellolivenbraun,  5 — 10  cm  hoch. 
Jedes  Büschel  aus  zahlreichen,  fest  zusammengedrehten  und  verfilzten,  garn- 
artigen, filzigen,  einfachen  oder  verzweigten  Büscheln  bestehend.  Verticales 
Sprosssystem  ziemlich  locker,  unregelmässig  und  ungleichförmig  verzweigt. 
Mehrzahl  der  Zweige  lang,  gebogen  oder  gewunden.  Hauptachse  und  Haupt- 
zweige 20 — 30,"  dick.  Sporangien  selten  einzeln,  terminal,  meist  kurze,  nicht 
selten  terminale  Ketten  bildend.  Sprosszellen  cylindrisch  oder  cylindrisch- 
ellipsoidisch,  2 — 4  mal  so  lang  als  dick; 

f.  aegagropila  Kjellm.  mscr.    Bildet  kleine,  frei  auf  dem  Boden   liegende, 
leicht  verfilzte,  hellolivenbraune  Ballen.    Sprosssystem  etwas  feiner,  langzelliger 
und  unregelmässiger  verzweigt,  mit  stärker  abstehenden  Aesten  als  bei  voriger 
der  sie  im  Uebrigen  gleicht. 

f.  sabsalsa  Kjellm.  mscr.  Bildet  tief  olivenbraune  bis  fast  schwarzbraue, 
schliesslich  frei  flottirende  oder  in  andere  Algen  verwickelte,  etwas  verfilzte, 
unregelmässige  Massen.  Sprosssystem  locker,  ziemlich  regelmässig  und  gleich- 
förmig verzweigt.  Hauptachse  ca.  30^  dick.  Spi-osszellen  1  —  llß  mal  so  lang 
als  dick. 

• 
Subspecies  d. 

varius. 

Verzweigung  vorwiegend  opponirt,  aber  häufig  auch  un regel- 
mässig zerstreut,  abwechselnd  oder  einseitig.  Längere  Zweige  im 
Winkel  von  45  °,  kürzere  Zweige  und  Sporangienäste  im  Winkel 
von  nahezu  90°  abgehend.  Fäden  gleichmässig  cylindrisch,  an  den 
Querwänden  nicht  eingeschnürt.  Zellen  in  der  Regel  länger  als 
dick,  25 — 45  /n  dick,  mit  derben  Aussenwänden.  Uniloculäre  und 
pluriloculäre  Sporangien  auf  verschiedenen  Pflanzen,  meist  terminal, 
selten  intercalar.  Uniloculäre  Sporangien  kugelig  bis  ellipsoidisch, 
meist  einzeln,  auf  ein-  bis  wenigzelligem  Stiel,  nie  sessil,  oder  zu 
mehreren  seitlich  und  terminal  auf  spärlich  verzweigten,  kurzen 
Aestchen,  selten  in  kurzen  Ketten,  den  Achsen  aller  Ordnungen 
angeheftet.  Pluriloculäre  Sporangien  kugelig,  eiförmig,  ellipsoidisch 
oder  von  mehr  eckigen  Umrissen  bis  fast  würfelförmig,  stumpf 
oder  schief  abgestutzt,  nie  in  eine  scharfe  Spitze  verlängert,  meist 
einzeln  auf  kurzem  Stiele,  nie  sitzend,  an  den  Achsen  aller  Ord- 
nungen stehend.  Kürzere  oder  längere  intercalare  pluriloculäre 
Sporangien  bei  manchen  Exemplaren   häufig. 

1.  forma  typica.  Bildet  bis  30  cm  lange,  verworrene,  oft  in 
breite,  innen  seilartig  zusammengedrehte  Büschelchen  zertheilte, 
rostbraune,  ursprünglich  festgewachsene,  später  frei  auf  dem  Boden 
liegende  oder  in  andere  Algen  verwickelte  Büschel  in  der  litoralen 
und  sublitoralen  Region.  Verzweigung  vorwiegend  opponirt,  aber 
nach  den  Spitzen  der  Hauptachsen  nicht  gedrängt.     Fertile  Kurz- 


Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  39 

triebe  in  der  Regel  senkrecht  abstehend,  an  den  Achsen  aller 
Ordnungen ,  einzeln  oder  einem  Langtrieb  oder  seltener  einem 
anderen  Kurztrieb  opponirt.  Zellen  bis  45  /u  dick,  meist  2 — 3  mal 
so  lang  als  dick.  Pluriloculäre  Sporangien  auf  1 — 4zelligem  Stiel, 
ca.  36  |U  breit  und  ca.  45  /<  lang,  eiförmig,  kugelig-ellipsoidisch 
oder  würfelförmig,  doppelt  so  dick  als  die  Stielzellen.  Uniloculäre 
Sporangien  meist  einzeln,  zuweilen  auf  kurzen,  verzweigten  Aestchen. 
Nicht  selten  trägt  das  pluriloculäre  oder  uniloculäre  Sporangium 
ein  bis  zwei  vegetative  Zellen  auf  dem  Scheitel. 

Ausgang  der  Kieler  Föhrde;  Mai  bis  December. 
Syn.       Pylaiella  varia  Kjellm.,  Alg.  arct.  Sea   S.    282.    t.  27.  f.   1—12.     Vergl. 
auch  Kjellm  an,  Handbok  p.  83. 

2.  forma  contorta.  Bildet  bis  3  cm  hohe,  in  wenige  schmale 
oder  oben  ausgebreitete,  seilartig  zusammengedrehte  und  etwas 
verfilzte  Büschelchen  zertheilte,  dunkelrostbraune  Büschel  an  Fucus 
vesiculosns  und  serratvs  in  der  litoraien  Region.  Verzweigung 
vorwiegend  opponirt.  Zellen  25—30  ii  dick.  Pluriloculäre  Spo- 
rangien nicht  selten  in  Langtrieben  intercalar.  Uniloculäre  Sporangien 
fehlen. 

August  bis  September;  Bülk,  Vossbrook. 

3.  forma  pumila.  Bildet  bis  3  mm  hohe,  völlig  unverworrene 
gelbe  bis  rostbraune  Büschel  auf  Fucus  in  der  litoraien  Region. 
Thallus  in  der  Regel  einfach  oder  nur  sehr  spärlich  verzweigt, 
22 — 25  f.i  dick,  in  ein  wenig  verdünntes  Haar  auslaufend.  Fertile 
Kurztriebe  senkrecht  an  der  Hauptachse  entspringend ,  einzeln. 
Pluriloculäre  Sporangien  wie  bei  forma  tpyica,  aber  nie  cylindrisch 
verlängert.     Uniloculäre  Sporangien  fehlen. 

August ;  Vossbrook. 

II.  Der   Formenkreis    von  Ectocarpus  confervoides  Roth    s p. 
(nebst  verwandten  Formen). 

Kjellm  an  charakterisirte  in  seinem  1872  erschienenen  „Bidrag 
tili  kännedomen  om  Skandinaviens  Ectocarpeer  och  Tilopterider" 
den  Formenkreis  von  E.  confervoides  folgendermaassen : 

E.  thallo  fibrillis  alligantibus  adnato,  decomposito-subdichotomo, 
segmentis  interdum  brevissimis,  fasciculatis,  nudis  vel  ramellis  brevi- 
bus  plus  minus  attenuatis  obsessis;  sporangiis  plurilocularibus  ovoideis, 
subulatis  vel  elongato-conicis,  obtusis  vel  acuminatis,  rostratis  vel 
erostratis,  pedunculatis  vel  sessilibus;  cellulis  zoosporigenis  saepissime 
4 — 8  //  longis;  sporangiis  unilocularibus  ovoideo-  vel  subgloboso- 
ellipsoideis. 

Danach  unterscheidet  er  folgende  Formen: 

f.  arcta  Kütz.   1843. 

f.  silicidosa  (Dillw.)   1809. 

f.  spalatina  Kütz.   1843. 

f.  confervoides  s.  s.   (Roth). 

f.  jpeniciüata  C.  A.  Ag.   1824. 

f.  hiemal is  Crouan. 

Weiterhin  führt  er  von  Ectocarpen,  die  sich  durch  bandförmig- 
verzweigte Chromatophoren   auszeichnen,  noch  an  : 


40  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

E.  pygmaeas  Aresch. 

E.  drapamaldioides  Crouan. 

E.  fascicidatus  Harv.  1841  (ad  part.). 

Während  ich  mich  nun  mit  diesem  Formenkreis  genauer  be- 
schäftigte, veröffentlichte  Kjellman  sein  Handbok  i  Skandinaviens 
Hafsalgflora  I  (Stockh.  1890),  in  welcher  die  einzelnen  Arten  in 
etwas  veränderter  Umgrenzung  erschienen.    Es  werden  aufgezählt: 

E.  fascicidatus  Harv. 

E.  penicillatus  Ag. 

E.  confervoides  Roth  sp. 

f.  typica. 

f.  pygmaea. 

f.  arcta. 

f.  crassa. 
E.  silicidosus  Dillw.  sp. 

f.  typica. 

f.   nebidosa. 
E.  hiemalis  Crouan. 

f.  typica. 

f.  spalatina. 

Auch  mir  erscheint  es  nach  eingehender  Prüfung  zweckmässiger, 
E.  penicillatus  Ag.  aus  dem  vielgestaltigen  Formenkreise  als  eigene 
Art  auszuscheiden  und  die  übrig  bleibenden  Formen  in  zwei  Arten- 
kreise zu  zerlegen,  E.  silicidosus  Dillw.  sp.  und  E.  confervoides 
Roth  sp.,  die  sich  durch  ihre  pluriloculären  Sporangien  wohl  deutlich 
genug  unterscheiden.  Dagegen  dürfte  es  richtiger  sein,  E.  hiemalis 
Cr.  als  Form  zu  belassen  und  zu  E.  silicidosus,  mit  dem  es  die 
oft  haartragenden  Sporangien  gemeinsam  hat,  zu  ziehen.  E.  fascicu- 
latus  Harv.  und  E.  drapamaldioides  Cr.,  die  einer  genaueren 
Revision  bedürfen,  da,  wie  es  scheint,  von  verschiedenen  Autoren 
zum  Theil  sehr  abweichende  Formen  darunter  verstanden  werden, 
fand  ich  in  der  Kieler  Föhrde  nicht. 

A.  Hauptäste  ohne  deutlich  begrenzte  Zweigbüschel. 

1 .  Pluriloculäre  Sporangien,  oft  in  ein  langes  Haar  auslaufend, 
meist  lang  cylindrisch  oder  konisch,  100 — 600  ,«  lang. 

E.  silicidosus. 

a.  Pluriloculäre  Sporangien  langpfriemig,  bis  275  fi  lang, 
oft  in  ein  Haar  auslaufend.  f.  typica. 

b.  Pluriloculäre  Sporangien  wie  bei  voriger,  aber  bedeutend 
länger,  bis  600  fi  lang.  f.  hiemalis. 

c.  Pluriloculäre  Sporangien  kurz  eiförmig,  nicht  oder  nur 
selten  in  ein  Haar  auslaufend.  f.  arcta. 

2.  Pluriloculäre  Sporangien  pfriemig  oder  spulförmig,  75 — 250 
(meist  100)  u  lang,  nie  in  ein  Haar  auslaufend. 

E.  confervoides. 

a.  Zweige  meist  in  einem  Winkel  von  30 — 45  °  abgehend. 

a.  Pluriloculäre  Sporangien  75—100  /<  lang  und  circa 

25  fi  dick.  f-  typica. 


Knuth,  Die  Bestäubungsemriehtuug  von  Armeria  maritima  Willd.         41 

ß.  Pluriloculäre  Sporangien  bis  250  (meist  160)  (J,  lang 

und  ca.  35  f.i  dick.  f.  nana. 

b.  Zweige  angeschmiegt.  f.  penicilliformis. 

3.  Pluriloculäre    Sporangien    wie    bei    2,    aber    gleichmässig 

cylindrisch.  E.  dasycarpus. 

B.  Hauptäste  an  der  Spitze  mit  deutlich  begrenzten  Zweigbüscheln. 

E.  penicülatus. 
(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Bestäubungseinrichtung  von  Armeria  7naritimaWi\\A. 

Von 

Dr.  Paul  Knuth. 

Mit  2  Figuren. 

Auf  der  Insel  Sylt  hatte  ich  im  Anfange  des  Juli  1891 
Gelegenheit,  die  Bestäubungseinrichtung  einer  der  verbreitetsten 
insektenblütigen  Meeresstrandpflanzen,  Armeria  maritima  Willd.,  zu 
untersuchen.  Die  Pflanze  gehört  ursprünglich  der  Salzwiesenflora 
an,  hat  sich  aber  über  die  ganze  Insel  verbreitet  und  bewohnt  in 
enormer  Häufigkeit  alle  Formationen  derselben.  Die  ungeheure 
Verbreitung  der  Pflanze  auf  der  Insel  ist  erklärlich  sowohl  durch 
Augenfälligkeit,  den  dadurch  bedingten  starken  Insektenbesuch  und 
durch  diese  Fremdbestäubung  herbeigeführte  gute  Ausbildung  der 
Früchte,  als  auch  durch  die  vorzügliche ,  den  starken  Winden  an- 
gepasste  Flugvorrichtung  derselben. 

Aus  der  grundständigen  Rosette  der  schmal-linealischen  Blätter 
erhebt  sich  5 — 30,  selten  mehr  cm*)  hoch  der  blattlose  Schaft, 
welcher  an  der  Spitze  das  hellviolette,  aus  zahlreichen  Blüten  be- 
stehende, meist  hoch  über  die  umgebenden,  dem  Boden  angedrückten 
Pflanzen  hinausragende  und  so  weithin  sichtbare  Köpfchen  trägt. 
Im  Knospenzustande  ist  es  gänzlich  von  den  in  mehreren  Reihen 
stehenden,  hellbräunlichen,  am  Rande  trockenhäutigen,  selten  in  einen 
kurzen,  stumpfen  Dorn  auslaufenden,  meist  jedoch  ganz  dornenlosen 
Hüllblättern  eingeschlossen.  Die  äusseren  haben  Fortsätze  nach 
unten,  welche  scheidenartig  verwachsen  sind  und  den  oberen  Theil 
des  Schaftes  umgeben.  Zuerst  durchbrechen  einige  mittelständige 
Blüten  die  schützenden  Hüllblätter  und  entfalten  ihre  hellviolette, 
nach  Cumarin  duftende  Blumenkrone,  worauf,  ohne  dass  ein 
regelmässig  nach  Aussen  hin  stattfindendes  Aufblühen  bemerkbar 
wäre,  die  übrigen  folgen ,  schliesslich  einen  fast  halbkugeligen 
Blutenstand  bildend.  Dieses  merkwürdige  Aufblühen  findet  darin 
seine  Erklärung,  dass  das  Köpfchen  aus  zwei-  bis  drei-blütigen, 
„schraubeiförmig  angeordneten  Wickeln"  zusammengesetzt  ist,  von 
denen  immer  die  unterste  Blüte  zuerst  aufblüht.  Sowohl  der  gemein- 
schaftliche Blütenstiel   jeder  Wickel,    als   auch  jede  Einzelblüte  ist 


")  An  den  Aussendeichen  wird  der  Schaft  oft  nur  2  cm  hoch. 


42        Knuth,  Die  Bestäubungseinrichtung  von  Armeria  maritima  Willd. 

von  einem  häutigen,  weisslichen,  die  Kelchspitze  nicht  erreichenden 
Hochblatte  gestützt,  welches  der  Einzelknospe  noch  als  Sonder- 
umhüllung diente. 

Der  etwa  5  mm  lange  kegelförmige  Kelch  ist  am  Grunde 
weisslich  gefärbt;  an  der  Spitze  läuft  er  in  einen  häutigen,  wie 
die  Blumenkrone  gefärbten  Saum  aus,  welcher  durch  fünf  starre, 
am  Grunde  grün  gerandete,  an  der  Spitze  röthlich  gefärbte  und 
somit  zur  Augenfälligkeit  beitragende  Zähne  gestützt  wird.  Mit 
diesen  Zähnen  wechseln  die  fünf  nur  am  Grunde  zusammenhängenden, 
8  mm  langen  Zipfel  der  Blumenkrone  ab.  Der  Nagel  ist  wie  der 
Grund  des  Kelches  weisslich,  die  3  mm  breite  Platte  ist  helllila 
gefärbt  und  von  einem  starken ,  dunkleren  Mittelnerven  und  zwei 
schwächeren  Seitennerven  durchzogen.  Die  durch  den  erwähnten 
häutigen  Saum  verbundenen  Kelchzähne  halten  die  Zipfel  der 
Blumenkrone  zu  einer    oben  trichterförmig    sich  erweiternden,  etwa 


Kz 


=^- ii 


I. 

Frucht    Ton  Armeria  maritima    Willd.     Vierfach    vergrössert    photo- 

graphirt. 

I.  Kz. :  Die  durch  häutigen  Saum  verbundenen  Kelchzipfel. 

Fk. :  Der  mit  aufwärts  gerichteten  Härchen  versehene  Fruchtkelch. 
II.  Kz.:  Kelchzipfel. 

n. :  Fünfstrahlige  Honigdrüse. 

7  mm  tiefen  Röhre  zusammen.  Am  Grunde  jedes  Nagels  ist  je 
ein  weisslicher,  4 — 5  mm  langer  Staubfaden  befestigt,  welcher  an 
der  Spitze  den  in  der  Mitte  befestigten,  gelben,  anfangs  senkrecht 
stehenden  Staubbeutel  trägt.  Auf  dem  Fruchtknoten  sitzt  eine 
fünfstrahlige,  grüne,  Honig  absondernde  Drüse,  in  deren  Mitte  sich 
die  fünf  staubfadenlangen  Griffel  erheben.  Das  unterste  Drittel 
der  Griffel  ist  mit  abstehenden,  weissen  Härchen  besetzt,  die  nach 
oben  zu  besonders  zahlreich  und  lang  sind,  so  dass  sie  ein  dichtes 
Geflecht  bilden,  welches  einen  wirksamen  Honigschutz  bietet.  Das 
oberste  Drittel  des  Griffels  ist  papillös. 

Die  Pflanze    ist    proterandrisch.     Sobald  die  Blüte  sich  öffnet, 
entleeren  sich  auch  schon    die   Antheren,  und   der  Pollen  haftet  an 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservationsmethoden.  43 

den  sich  nun  bald  wagerecht  vor  den  Blüteneingang  stellenden 
Staubbeuteln,  während  die  Narben  an  der  Wand  der  Blumenkron- 
röhre  liegen.  Beim  Heranreifen  biegen  sie  sich  nach  innen,  und 
in  diesem  Zwitterzustande  kann  ebensogut  spontane  Selbstbestäubung 
wie  Fremdbestäubung  eintreten.  Im  dritten,  ganz  weiblichen  Zu- 
stande sind  die  dann  grün  gefärbten  Antheren  ganz  frei  von  Pollen^, 
die  nach  innen  umgeschlagenen  Narben  stehen  dann  da,  wo  sich 
im  ersten  (männlichen)  Zustande  die  Staubbeutel  befanden. 

Der  Pollen  haftet  an  den  die  Blüte  besuchenden  Insekten, 
(s.  Liste)  entweder  auf  der  Oberseite,  wenn  sie  zwischen  Blumen- 
krone und  Staubbeutel  zum  Honig  gelangen,  oder  auf  der  Ober- 
und  Unterseite  des  Körpers  gleichzeitig,  wenn  sie  zwischen  den 
Staubbeuteln  hindurchkriechen  oder  den  Rüssel  dazwischen  hinein- 
stecken. 

Nach  der  Befruchtung  verblassen  die  Blütenfarben,  sodann 
fallen  Blumenkrone,  Staubblätter  und  Griffel  nebst  Narbe  ab,  und 
es  bleibt,  von  der  Hülle  gestützt,  ein  mehr  als  halbkugelförmiges, 
schmutzig-weisses  Köpfchen,  bestehend  aus  der  Frucht,  dem  Kelche 
und  der  eingetrockneten  Honigdrüse  zurück.  An  der  Einzelfrucht 
beträgt  der  Durchmesser  der  oberen  Oeffnung  des  Kelches  4  mm, 
die  Länge  der  Frucht  6  mm,  wovon  2  mm  auf  den  unter  einem 
Winkel  von  45°  aufstrebenden ,  von  den  fünf  starren  Kelchzipfeln 
gestützten,  häutigen  Saum  kommen.  So  ist  die  Frucht  von  Armeria 
mit  jenen  kleinen  Pfeilen  zu  vergleichen,  wie  sie  aus  einem  Blase- 
rohre geschossen  werden.  Nach  hinreichender  Austrocknung  der 
Blütenstiele  wird  die  Frucht  vom  Winde  losgerissen  und  fortgeführt. 
Nach  kurzem  Fluge  fällt  sie  zu  Boden,  bohrt  sich  mit  der  nach 
unten  gerichteten  Spitze  in  denselben  ein  und  haftet  in  demselben 
mit  Hülfe  von  zehn  ßeihen  etwas  nach  oben  gerichteter,  zahlreicher, 
starrer  Härchen  des  Fruchtkelches  (s.  Abbildung),  welche  zwar  das 
Eindringen  in  den  Untergrund  gestatten  und  sogar  befördern,  das 
Zurücktreten   dagegen  verhindern. 

Besucher  und  Befruchter  von  Armeria  maritima  Willd. 
Hymenoptera :    ^xpis    mellißca  L.    sehr    häufig,    Panurgns  ater  Ltr. ; 
Diptera:  Aricia  (Anthomyia)  vagans  Fll.,  A.  Cardaria  F.,  3  kleinere 
Dipteren- Arten  ;  Lepidoptera  :  Epinephele  (Hipparchia)  Janira  L.  sehr 
häufig,  Lycaena  Semiargus  Ktb.  sehr  häufig. 

Kiel,  24.  August  1891. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden. 


Umia,  P.  G.,  Der  D  a  m  p  f  t  richte  r.    (Centralblatt  f.  Bakteriologie 
und  Parasitenkunde.     Bd.  IX.  No.  23.  p.   74U— 52.) 

Zum  Filtriren  des  Nähragars  benutzte  Unna  einen  Dampf- 
trichter, dessen  wesentliche  Vortheile  in  einer  viel  beträchtlicheren 
Schnelligkeit    der    Filtration    und    in    bedeutender  Gasersparnis  be- 


44  Instrumente.  —  Flechten. 

stehen.  Ferner  lassen  sich  auch  stärkere  Agarlösungen  mit  dem- 
selben gut  filtriren  und  ist  mit  der  Filtration  zugleich  auch  eine 
sichere  Sterilisation  verbunden.  Auch  fällt  das  vorherige  Klären 
des  Agars  mit  Eiweiss  und  das  lange  Garkochen  desselben  fort. 
Der  auf  3  eisernen  Füssen  ruhende  Dampftrichter  besteht  aus  einer 
kupfernen  Hohlkugel,  deren  oberes  Segment  als  Deckel  aufgeschraubt 
wird,  durch  ein  im  Boden  befindliches  Loch  ragt  der  Stiel  eines 
emaillirten  eisernen  Trichters  hindurch,  dessen  oberer  Rand  etwas 
höher  steht,  als  der  Rand  der  Kupferblase  nach  Abhebung  des 
Deckels.  Ein  in  denselben  eingelassenes  Messingrohr  mit  Hahn 
dient  als  Ventil.  Die  Kugel  entsendet  schräg  nach  unten  einen 
kupfernen  Hohlfortsatz  zum  Erhitzen  des  Wassers.  In  den  Trichter 
kommt  ein  gewöhnliches  Filter,  welches  2  cm  hoch  mit  gut  ge- 
glühtem Kieselgur  angefüllt  ist.  Der  Dampftrichter  ist  in  2  Grössen 
vorräthig  in  der  Instrumentenfabrik  von  Bauer  und  Häselbarth, 
Eimsbüttel  bei  Hamburg. 

Kohl  (Marburg). 


Heim,  L.,  Die  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  bakteriologischen  Untersuchungs- 
methoden seit  dem  Jahre  1887.  (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde. Bd.  X.  1891.  No.  11.  p.  356—362.) 

tVollltniann,  F.)  Ein  Beitrag  zur  Prüfung  und  VerYollkommnung  der  exacten 
Versuchsmethode  zur  Lösung  schwebender  Pflanzen-  und  Bodenculturfragen. 
(Berichte  aus  dem  physiolog.  Laboratorium  und  der  Versuchsanstalt  des  land- 
wirthsch.  Institutes  der  Universität  Halle.  Heft  VIII.  1891.) 


Referate. 


Stizenberger,  E.,  Neuseeländische  Lichenen  in  allge- 
meiner zugänglichen  Exsiccate  n- Werken.  (Flora.  1889. 
p.  366 — 367.) 

Nach  dem  Erscheinen  von  Nyl  ander,  Lichenes  Novae 
Zelandiae,  hält  Verf.  es  für  nützlich,  folgende  Zusammenstellung 
der  in  den  Exsiccaten  von  Arnold,  von  Zwack h  und  Lojka 
herausgegebenen  Lichenen  unter  Hinweis  auf  jene  Arbeit  zu  geben, 
während  er  die  wenigen  von  Ro um eguere  herausgegebenen  unbe- 
rücksichtigt lässt. 

Sphaerophorus  stereocauloides  Nyl.  —  Arn.  n.  1210,  Stereocaulon  proximum 
Nyl.  —  Arn.  n.  1209,  Parmelia  perlata  (L.)  —  Lojka  n.  111,  Sticta  subcaperata 
Nyl.  —  Lojka  n.  116,  St.  Urvülei  v.  flavicans  Hook.  —  Arn.  n.  1200,  St.  oryg- 
maea  Ach.  —  Lojka  n.  117,  Arn.  n.  1214,  St.  glaucolurida  Nyl.  —  Arn.  n.  1199, 
St.  multifida  Laur.  —  Lojka  n.  118,  Arn.  n.  1198,  St.  fossulata  Duf.  —  Lojka 
n.  119,  Arn.  1215,  St.  2)hysciospora  Nyl.  —  Lojka  n.  120,  St.  Freycinet!  Del.  — 
Lojka  n.  121,  St.  amphisticta  Knight  —  Lojka  n.  115,  Zw.  n.  892,  Ricasolia 
adsaipta  Nyl.  —  Lojka  n.  113,  E.  Montagnei  (Bab.)  —  Lojka  n.  114,  Psoroma 
■  araneosum  (Bab.)  —  Lojka  n.  123,  Placopsis  pevrugosa  Nyl.  —  Lojka  n.  126, 
-Lecanora    argillacea    Knight    =    Placopsis   rhodomma    Nyl.    f.    —    Lojka    n.  127, 


Muse.  —  Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.  (Oek.  Botanik.)         45* 

PhlycteUa  neozelandica  Nyl.   —    Lojka   n.    131 — 133,    Lecidea  marginiflexa  Tayl. 

—  Lojka  n.  139,  Arn.  n.  1240,    Verrucaria  perfragilis  Nyl.   =  Porina  endoclirysa 
Bab.  non  Mont.  —  Lojka  n.  146,  Arn.  n.  1203,  Astrotheliwm  pyrenastroides  Knight 

—  Lojka  n.  149. 

Wir  erfahren,  dass  Nyl  an  der  laut  Brief  an  den  Verf.  seiner 
oben  erwähnten  Arbeit  Placopsis  stibparellina  Nyl.  und  den  Obs.  I. 
derselben  (Nachträge  zu  Nyl.  Lieh.  Fuegiae  et  Patagoniae) 
Pertusaria  microcarpa  Nyl.  einzureihen  vergessen  hat.  Zu  den 
litterarischen  Vorbemerkungen  zu  obiger  Arbeit  Nylander's  fügt 
Verf.  noch  4  Arbeiten  hinzu.  Die  Thatsache  allein,  dass  Verf.  die 
Nichtberücksichtigung  der  Arbeit  von  Kr  empel huber'  s,  Neue 
Beiträge  zur  Flechtenflora  Neuseelands,  und  damit  den  Mangel  von 
72  Lichenen  in  Nylander's  Arbeit  feststellen  muss,  berechtigt 
zu  dem  Urtheile,  dass  letztere  Arbeit  als  ein  Handbuch,  als  eine 
Flechtenflora  Neuseelands,  nicht  benutzt  werden  kann. 

Minks  (Stettin). 


Kno IL  M.,  Verzeichniss  der  im  Harze,  insbesondere 
der  Grafschaft  Wernigerode,  bis  jetzt  au  f  gefundenen 
Lebermoose.  (Schriften  des  naturwissenschaftlichen  Vereins 
des  Harzes  in  Wernigerode.  V.  1890.  p.  1 — 8.) 

Dem  vorliegenden  Standortsverzeichniss  zu  Grunde  gelegt  ist 
die  Aufzählung,  welche  sich  in  Hampe's  „Flora  hereynica"  an- 
hangsweise findet;  ausser  eigenen  Beobachtungen  des  Verf.  kommen 
auch  einige  Beobachtungen  Andrer  zur  Benutzung.  Die  Zahl  der 
aufgeführten  Gattungen  und  Arten  lässt  sich  nicht  ersehen,  da 
jegliche  Numerirung  fehlt;  es  hat  dies  —  an  sich  wohl  ein 
Mangel  —  im  vorliegenden  Fall  keine  Bedeutung,  da  das  Verzeichniss 
nach  des  Verf.  eigener  Angabe  noch  weit  davon  entfernt  ist,  voll- 
ständig zu  sein.  Ob  seiner  Aufforderung,  der  Lebermoosflora  Auf- 
merksamkeit zu  widmen,  von  Vielen  nachgekommen  wird,  mag  bei 
der  Schwierigkeit  des  Gegenstandes  dahingestellt  bleiben. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Keilermail,  W.  A.,  On  the  germination  oflndian  corn> 
after  immersion  in  hot  water.  (Transactions  of  the  Kans- 
sas  Academy  of  Science.  XII.  1890  p.  134—139.) 

Verf.  untersucht  die  Wirkung  von  heissem  Wasser  auf  die- 
Keimfähigkeit  der  Samen  verschiedener  Maissorten.  Die  Versuchs- 
anstellung ist  folgende :  Je  50  Samen  werden  eine  gewisse  Zeit. 
der  Einwirkung  von  Wasser  ausgesetzt,  dessen  Temperatur  — 
zwischen  56  und  88V20  C  —  während  dieser  Zeitdauer  gleich  er- 
halten wird.  Darauf  werden  die  Samen  in  kaltes  Wasser  getaucht 
und  direct  gesäet,  oder  längere  Zeit  —  bis  22  Stunden  —  in> 
Wasser  gewöhnlicher  Temperatur  eingeweicht.  Die  Ergebnisse- 
werden im  Einzelnen  tabellarisch  mitgetheilt ;  im  Allgemeinen  ergibt 
sich  Folgendes: 

Wasser  von  88V20  C  tödtet  gewöhnlich  weniger,  als  die  Hälfte 
der  Samen,  wenn    die  Einwirkung   nicht   länger,    als   20   Sekunden, 


46  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

beträft  und  die  Samen  direct  gesäet  werden.    Die  Procentzahl  der 
keimfähigen  Samen  kann  sogar  bis  90  steigen. 

Wasser  von  81°  C  tödtet  verhältnissmässig  wenige  Samen  bei 
Einwirkung  von  1  Minute  und  directer  Aussaat;  jegliche  Keimung 
unterbleibt  aber,  wenn  die  Samen  nach  der  Behandlung  18  Stunden 
in  Wasser  liegen. 

Bei  76  und  75°  kann  die  Einwirkung  auf  3  Minuten  ver- 
längert werden,  ohne  dass  sich  besonders  schädliche  Folgen  geltend 
machen ;  aber  auch  hier  zerstört  nachheriges  Einweichen  in  gewöhn- 
lichem Wasser  die  Keimfähigkeit. 

Bei  Wasser  von  72  oder  73°  kann  die  Dauer  der  Einwirkung 
5  Minuten,  bei  59°  oder  weniger  bis  15  Minuten  betragen,  ohne 
dass  die  Keimfähigkeit  nennenswerth  leidet.  Bis  zu  62"  abwärts 
verstört  aber  nachheriges  Einweichen  dieselbe  völlig;  von  da  ab 
tritt  eine  entsprechende  Verminderung  der  schädlichen  Wirkung 
«in;  für  Samen,  die  nicht  einer  derartigen  Behandlung  mit  warmem 
Wasser  unterworfen  waren,  hat  dasselbe  bekanntermaassen  keinen 
Nachtheil. 

Weizen  und  Hafer  verhalten  sich  ähnlich;  ausserdem  erweist 
sich  hier  das  Eintauchen  in  Wasser  von  57  und  mehr  Graden  als 
-ausreichend,  eine  Brandübertragung  zu  verhindern. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Yerhoeff,  C,  Biologische  Beobachtungen  auf  der  nord- 
friesischen Insel  Norde  rney  über  Beziehungen 
zwischen  Blumen  und  Insekten.  (Abhandlungen  heraus- 
gegeben vom  naturwissenschaftlichen  Vereine  zu  Bremen.  Band 
XII.  1891.  Heft  1.  p.  65—88.) 
Allken,  D.,  Erster  Beitrag  zur  Insektenfauna  der  Nord- 
see-Insel Juist.     (1.  c,  p.  97  — 130.) 

Beide  Arbeiten  beschäftigen  sich  mit  der  Frage  nach  der 
etwaigen  Insektenarmut  und  dem  sich  hieraus  ergebenden  Einflüsse 
auf  die  Blumen  der  ostfriesischen  Inseln.  Im  Anschlüsse  an  die 
zuerst  von  A.  R.  W  a  1 1  a  c  e  für  kleinere  oceanische  Inseln  nach- 
gewiesene Beobachtung,  dass  auf  diesen  wegen  Mangels  an  be- 
stäubungsvermittelnden Insekten  die  insektenblütigen  Pflanzen  den 
windblütigen  gegenüber  sehr  zurücktreten,  ja  sogar  ursprünglich 
offenbar  entomophile  Gewächse  sich  in  anemophile  umwandeln 
mussten,  hatte  W.  Behrens  nach  einem  Frühlingsbesuche  von 
Spiekerooge  ähnliche  Sätze  auch  für  diese  Insel  aufgestellt,  die 
sich  auf  alle  deutschen  Nordseeinseln  übertragen  lassen.  Diese 
Sätze,  auf  welche  die  beiden  obigen  Arbeiten  zurückkommen,  lauten 
nach  dem  „Biologische  Fragmente"  betitelten  und  in  dem  Jahres- 
bericht von  1880  der  naturwiss.  Gesellschaft  zu  Elberfeld  abge- 
druckten Originalaufsatze:  1)  Die  Flora  der  ostfriesischen  Inseln 
besitzt  verhältnissmässig  mehr  anemophile  Pflanzen,  als  die  der 
Continentalgegenden  Nordwestdeutschlands.  2)  Die  Flora  der  Dünen- 
thäler  der  Inseln  besitzt  weniger  anemophile  Pflanzen,  als  die  dem 
Winde  exponirten  Wiesendistricte  derselben.  3)  Die  Insektenfauna 
der  Inseln  ist  im  Vergleich  zum   naheliegenden  Festlande  arm,  die 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  47 

Kreuzungsvermittlung  entomophiler  Blüten  durch  dieselben  erschwert. 

4)  Viele  Pflanzen  der  Inseln,  zumal  die  der  Frühlingsflora,  unter- 
scheiden sich,  ähnlich  wie  die  der  Hochalpen  und  Polargegenden, 
durch  Auffälligkeit  der  Blüten;  sie  sind  deshalb  zumal  durch  inten- 
sivere Corollenfärbung  von  den  gleichen  Species  des  nahen  Fest- 
landes theilweise  verschieden.  5)  Die  Intensität  der  Corollenfärbung 
ist  abhängig  von  der  mehr  oder  minder  grossen  Spärlichkeit  der 
bestäubenden  Insekten,  so  zwar,  dass  sie  der  Menge  der  pollen- 
übertragenden Thiere  etwa  umgekehrt  proportional  ist 

Den  Sätzen  1,  2  und  5  stimmt  Verhoeff  im  Allgemeinen 
zu ;  in  Bezug  auf  die  Sätze  3  und  4  kommt  derselbe  zu  tolgenden 
Ergebnissen:  1)  Die  entomophile  Inselflora  weist  im  Gegensatz 
zum  nachbarlichen  Continent  bedeutende  Lücken  auf.  2)  Die  ento- 
mophile Insektenfauna  zeigt  ebenfalls,  im  Gegensatz  zum  Festlande, 
eine  ganz  veränderte,  nämlich  lückenhafte  Composition.  3)  Jede 
entomophile  Phanerogame  besitzt  eine  bestimmte  Besuchergesellschaft 
-auf  dem  Festlande  und  auf  den  Inseln.  4)  Je  mehr  eine  entomophile 
Phanerogame  an  Insekten  angepasst  ist,  um  so  weniger  darf  die 
Liste  der  Kreuzungsvermittler    verändert   werden    (und  umgekehrt). 

5)  Es  folgt  aus  Satz  1 — 4,  dass  innerhalb  der  entomophilen  Insel- 
flora viele  Pflanzen  unveränderte,  manche  veränderte  Inflorescenzen 
aufweisen. 

Verf.  erläutert  diese  Sätze  an  21  Inselpflanzen ,  deren  Be- 
stäubungseinrichtung und  Kreuzungsvermittler  er  mittheilt,  nämlich 
an  Linaria  vulgaris  L.,  Mentha  arvensis  L.,  Stachys  palustris  L., 
Polygonum  aviculare  L. ,  P.  persicaria  L.,  Pirola  rotundifolia  Li. 
var.  arenaria  Koch.,  Calluna  vulgaris  L.,  Jasione  montana  L.  var. 
littoralis  Fr.,  Hieracium  umbellatum  L.  var.  armeniaefolium  Meyer, 
Sonchus  asper  All.,  Hypochaeris  radicata  L.,  Leontodon  autumnalis 
L.,  Cirsium  arven&e  Scop.,  Achillea  millefoliumL.,  Aster  Tripolium  L., 
Parnassia  palustris  L.,  Epilobium  angustifolium  L.,  Lotus  cornicu- 
latus  L.  var.  crassifolius  n.  microphyllus  Meyer,  Trifolium  repens  L., 
Viola   tricolor  L.  var.    sabulosa  DC,    Helianthemum   guttatum  Mill. 

Von  den  51  bei  thatsächlichem  Blumenbesuche  beobachteten 
Insekten  gehören  13  zu  den  Hymenopteren,  28  zu  den  Dipteren, 
3  zu  den  Coleopteren  und  7  zu  den  Lepidopteren.  Als  ein  Moment 
des  Ueberwiegens  der  Dipteren  führt  Verf.  die  verhältnissmässig 
geringe  Zahl  der  von  ihm  unter  dem  Namen  Harpakteren  zusammen- 
gefassten  Insekten  auf,  d.  h.  derjenigen  Gliederthiere,  „welche  die 
Componenten  der  anthophilen  Insektengesellschaft  befeinden,  sei  es, 
dass  sie  dieselben  tödten,  oder  in  ihrem  Blumenbesuch  stören".  Weitere 
Stützen  für  diese  Behauptung,  sowie  dafür,  dass  die  Insektenfauna 
als  eine  Relictenfauna  aufzufassen  sei,  wird  Verf.  in  einer  späteren 
Arbeit:   „Beitrag  zur  Fauna  der  Insel  Norderney"   geben. 

Eine  in  diesem  Sinne  abgefasste  Arbeit  ist  diejenige  von 
D.  Alfken,  welcher  durch  den  auf  Juist  als  Lehrer  wirkenden 
Herrn  0.  Leege  in  den  Stand  gesetzt  wurde,  ein  ziemlich  reich- 
haltiges Verzeichnis';*  der  dortigen  Insekten  zu  veröffentlichen. 
Bisher  sind  597  Arten  auf  Juist  beobachtet  worden,  nämlich: 
Pkynchota  40,    Orihoptera  8,    Pseudo-Neuroptera  18,  Neuroptera  6, 


48  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

Diptera  89,  Lepidoptera  111,  Hymenoptera  79,  Coleoptera  246. 
„Wenn  man  bedenkt,"  sagt  Verf.,  „dass  nicht  alle  Ordnungen  gleich- 
massig  beim  Sammeln  berücksichtigt  wurden,  so  ist  das  Verzeichniss 
ein  reiches  zu  nennen,  und  von  Insektenarmut  kann  in  Bezug  auf 
Juist  nicht  die  Rede  sein.  Ich  glaube  durch  meinen  Beitrag  zur 
Insektenfauna  von  Juist  für  immer  die  Haltlosigkeit  der  B ehren s- 
schen  Behauptung  bewiesen  zu  haben." 

Ref.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Frage  über  die  etwaige  Insekten- 
armuth  und  die  dadurch  bedingte  grössere  Augenfälligkeit  der  Blüten 
durch  die  Arbeiten  von  Verhoeff  und  Alfken  noch  nicht 
genügend  geklärt  ist.  Ein  endgültiger  Aufschluss  über  diese  Frage 
wird  uns  durch  die  vergleichend  statistische  Untersuchung  des 
Insektenbesuches  auf  einer  bestimmten  Auswahl  von  Blumenarten- 
nicht  allein  auf  den  Inseln,  sondern  auch  auf  dem  gegenüberliegenden 
Festlande  gegeben.  Eine  solche  Untersuchung  hat  Ref.  im  Juli 
d.  J.  auf  der  Insel  Sylt  und  im  Anschluss  hieran  auf  der  dieser 
Insel  gegenüberliegenden  schleswigschen  Festlandshaide  ausgeführt. 
Die  Veröffentlichung  dieses  Beitrages  zur  Klärung  der  beregten 
Frage  erfolgt  binnen  Kurzem. 

Kmith  (Kiel). 


Bokorny,  Th.,  Ueber  Stärkebildung    aus    Formaldehyd. 

(Berichte  der  deutschen   botanischen  Gesellschaft.  Bd.  IX.  1891. 

p.  103—106.) 

Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  ist  ein  für  die  Stärke- 
bildung aus  Formaldehyd   sehr   geeigneter  Stoff  das  oxymethyl- 

sulfonsaure  Natron  (  CH2<or)    -vt   ),  welches  sehr  leicht,  schon 

beim  Erwärmen  in  Wasser,  in  Formaldehyd  und  saures  schweflig- 
saures Natron  zerfällt  und  nach  den  Untersuchungen  von  Loew 
(Sitzungsber.  d.  bot.  Ver.  zu  München  —  Bot.  Centralbl.  1890.  Nov.) 
gewisse  Spaltpilze  ausgiebig  zu  ernähren  und  bei  Spirogyren  den 
Stärkeverbrauch  im  Dunkeln  in  auffallender  Weise  herabzusetzen 
vermag.  Vermöge  seiner  leichten  Löslichkeit  in  kaltem  Wasser 
kann  diese  Verbindung  in  die  lebende  Pflanzenzelle  eingeführt 
werden,  wenn  letzterer  die  wässerige  Auflösung  des  Salzes  darge- 
boten wird.  Seine  Verwendbarkeit  zur  Stärkebildung  kann  nur  in 
der  Weise  vor  sich  gehen,  dass  das  bei  der  Zersetzung  entstehende 
Formaldehyd  zu  Kohlehydrat  condensirt  wird,  im  Sinne  folgender 
Gleichungen : 

OTT 
CH2<S03  Na  =  CH2  0  +  HNa  SOs. 
(CH20)6  =  Ce  H12  Og. 

Zur  Verhinderung  der  schädlichen  Wirkung  des  bei  der  Zer- 
setzung des  Salzes  frei  werdenden  sauren  schwefligsauren  Natrons 
wird  der  Nährlösung  etwas  Dikaliura-  oder  Dinatriumphosphat  zu- 
gesetzt behufs  Umwandlung  des  sauren  Sulfits  in  neutrales  unter 
gleichzeitiger  Bildung  von  Monometallphosphat. 

Als  Versuchspflanze  diente  dem  Verfasser  hauptsächlich  Spiro- 
gyra  majuscula  Ktz.,   welche  Lösungen    des  oxymethylsulfonsauren 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie  (Algen).  49 

Natrons  von  1 :  1000  und  noch  stärkere  recht  gut  verträgt  und 
darin  ruhig  weiter  wächst,  vorausgesetzt,  dass  nicht  die  nöthigen 
mineralischen  Stoffe  fehlen.  Die  Zusammensetzung  der  vom  Verf. 
verwendeten  Nährlösung  war  folgende: 

Calciumnitrat     ....     0,1     pCt. 

Chlorkalium       ....     0,05     „ 

Magnesiumsulfat  (kryst).     0,02     „ 

Monokaliumphosphat       .     0,02     „ 

Eisenchlorid       ....     Spur 

eventuell:  oxymethylsulf.  Natrium     0,1  pCt. 
Dikaliumphosphat     .     0,1      „ 

Es  zeigte  sich  nun,  dass  schon  vorläufige  Versuche  am  Licht 
und  bei  Zutritt  von  Kohlensäure  bedeutende  Ausschläge  zu  Gunsten 
des  oxymethylsulfonsauren  Natrons  ergaben,  indem  die  mit  letzterem 
versetzten  Algenmassen  colossale  Stärkemengen  aufwiesen  gegenüber 
einem  massigen  Stärkegehalt  in  den  Controllversuchen.  Experimente 
jedoch  bei  Ausschluss  von  Kohlensäure  und  Zutritt  von 
Licht  (nach  späteren  Versuchen  des  Verf.  und  solchen  von  O.  L  o  e  w 
findet  bei  Lichtabschluss  eine  sichtbare  Stärkebildung  unter 
solchen  Umständen  nicht  statt)  ergaben: 

1)  Bei  grösseren  Algenmengen  (stärkearmen  Spirogyren),  wenn 
dieselben  in  je  200  ccm  der  oben  angegebenen  Nährlösung  gebracht 
und  theils  ohne  weiteren  Zusatz,  theils  unter  Zugabe  von  0,1  p.  Ct. 
onymethylsulfonsaurem  Natron  und  0,1  pCt.  Dikaliumphosphat  am 
Lichte  unter  einer  Glasglocke,  welche  in  einem  Gefässe  mit  starker 
Kalilauge  stand,  aufgestellt  waren,  nach  5  Tagen  bei  wechselnder 
(meist  massiger)  Beleuchtung  riesige  Star  kern  engen  in  den 
Sjnrogyren,  denen  oxymethylsulfonsaures  Natron  zugefügt  war,  da- 
gegen keine  Stärke  in  den  Controllalgen,  und  während  die  ersteren 
sehr  gesund  aussahen  und  erheblich  gewachsen  waren,  waren  letztere 
ausgehungert,  zum  Theil  abgestorben,  und  nicht  gewachsen.  —  Nach 
den  Versuchen  des  Verf.  ist  auch  das  oxymethylsulfonsaure  Natron 
insofern  ein  sehr  günstiger  Versuchsstoff,  da  es  offenbar  nur  wenige 
Spaltpilze  giebt,  die  sich  von  demselben  zu  ernähren  vermögen. 
Verfasser  erhielt  in  seinen  eigens  hierzu  aufgestellten  Nährlösungen 
niemals  Spaltpilzvegetation,  wodurch  es  auch  von  vornherein  aus- 
geschlossen ist,  dass  die  beobachtete  Stärkebildung  auf  die  von 
Spaltpilzen  producirte  Kohlensäure  zurückzuführen  ist. 

2)  Lichtversuche,  welche  nur  6  Stunden  dauerten,  ergaben 
dasselbe  Resultat,  nur  in  geringerem  Grade.  Es  wurde  in  zwei 
mit  oxymethylsulfonsaurem  Natron  versetzten  Gläschen  wiederum 
ein  Stärkegehalt  der  Spirogyren  constatirt,  in  den  Controllgläschen 
jedoch  nicht.     Spaltpilze  waren  nicht  anwesend. 

3)  Spirogyra  majuscula ,  welche  ausserordentlich  empfindlich 
gegen  Kalimangel  war  und  bald  aufhörte,  Kohlensäure  zu  assimiliren, 
wenn  Kalium  aus  der  Nährlösung  weggelassen  war,  entstärkte  sich 
bei  vollem  Licht-  und  Kohlensäurezutritt  binnen  wenigen  Tagen 
und  zeigte  nach  einiger  Zeit  Hungererscheinungen.  Auf  Zusatz 
von  0,1   pCt.    oxymethylsulfonsaurem  Natron    war    innerhalb    dreier 

Bctan.  Centralbl.     Bd.  XLVIII.     1891.  4 


50  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

Tage  reichlich  Stärke  vorhanden,  welche  auf  Gegenwart  von 
Kohlensäure  nicht  zurückgeführt  werden  konnte,  da  Spirogyra  bei 
Kaliumabwesenheit  die  Kohlensäure  nicht  zu  assimiliren  vermochte. 
Weiter  glaubt  Verf.  hieraus  folgern  zu  müssen,  dass  Kalium  zwar 
zur  Umbildung  von  Kohlensäure  in  Formaldehyd,  nicht  aber  zur 
Condensation  des  Formaldehyds  in  Kohlehydrat  nothwendig  sei, 
wenn  es  auch  wohl  förderlich  hierzu  sein  mag. 

Durch  diese  Versuche  des  Verfassers  ist  für  die  Ansicht  von 
Baeyers  über  den  chemischen  Verlauf  der  Assimilation  der  erste 
unumstössliche  experimental-physiologische  Beweis  erbracht. 

Otto  (Berlin). 


Lüdtke,  F.,  Ueber  die  Beschaffenheit  der  Aleuron- 
körner  einiger  Samen.  (Berichte  der  pharmaceutischen 
Gesellschaft.  1891.  p.  53—59.) 

Nach  der  Ansicht  des  Verfs.  sind  die  Grössenverhältnisse  der 
Aleuronkörner  von  hohem  diagnostischen  Werth  und  es  ist  durch- 
aus nöthig,  die  Gestalt  und  die  Einschlüsse  derselben  zu  kennen, 
wenn  man  die  Aleuronkörner  in  derselbeu  Weise  wie  das  Stärke- 
mehl bei  der  Untersuchung  der  Pulver  von  Pflanzensamen  zur 
Diagnose  benutzen  will.  Verf.  hat  nun  eine  Anzahl  Samen, 
hauptsächlich  solche,  welche  ein  pharmaceutisches  Interesse  besitzen, 
untersucht  und  dabei  zunächst  die  Gestalt  und  Structur  der  Aleuron- 
körner festgestellt  bei  Beobachtung  der  frischen  oder  einige  Zeit  in 
Alkohol  macerirten  Schnitte  in  Wasser.  Bezüglich  des  Verhaltens 
der  Grundsubstanz  gegen  Wasser  fand  er,  dass  dieselbe  durchaus 
nicht  in  allen  Fällen  so  schnell  löslich  ist,  wie  es  z.  B.  bei  Ricinus, 
Amygdalus  etc.  der  Fall  ist;  dieselbe  setzt  vielmehr  bei  einer  grossen 
Anzahl  von  Samen  der  Einwirkung  des  Wassers  einen  lebhaften 
Widerstand  entgegen.  In  solchen  Fällen  erscheint  die  Anwendung 
von  Kalkwasser  oder  stark  verdünnter  Kalilauge  geboten,  um  einen 
Einblick  in  die  Natur  der  Einschlüsse  zu  gewinnen.  —  Hinsichtlich 
der  Art  der  Vertheilung  der  Aleuronkörner  in  der  Zelle  herrschen 
grosse  Unterschiede.  Samen  mit  einem  hohen  Fettgehalt  oder 
solche,  welche  gleichzeitig  Cellulose  oder  Amylum  als  Reserve- 
material enthalten,  haben  Aleuronkörner  nur  in  geringer  Anzahl, 
höchstens  3  bis  4  in  einer  Zelle,  meist  an  die  Wandungen  gedrängt. 
Bei  der  Mehrzahl  der  Samen  jedoch  sind  die  Zellen  dicht  mit 
Aleuronkörnern  erfüllt  und  diese  durch  gegenseitigen  Druck,  ähnlich 
wie  beim  Stärkemehl,  von  polyedrischer  Form.  Auch  in  der  Ver- 
theilung der  Aleuronkörner  innerhalb  der  einzelnen  Partien  des 
Samens  herrschen  grosse  Unterschiede.  —  Die  Art  und  Gestalt  der 
verschiedenen  Einschlüsse,  sowie  die  Beschaffenheit  der  Grundsubstanz 
sind  nach  Verf.  von  der  grössten  Bedeutung. 

Nach  der  Ansicht  des  Verfs.  solle  man  als  Aleuronkörner  nur 

solche  Gebilde  bezeichnen,    welche    als  Einschlüsse  stets   ein  oder 

mehrere  Globoide  enthalten  müssen,  Krystalloide  oder  Krystalle 
führen  können. 


Physiol.,  Biolog.,  Anat.  u.  Morphol.  —  Syst.  u.  Pflanzengeographie.        51 

In  einer  tabellarischen  Uebersicht  hat  dann  Verf.  die  Ergebnisse 
der  von  ihm  genauer  untersuchten  Samen  zusammengestellt.  Es  wurde 
geprüft : 

1.  Die  Gestalt   und  Structur  der  Aleuronkörner   (in  Wasser  be- 
trachtet). 

2.  Das  Verhalten  der  Grundsubstanz  gegen  Wasser. 

3.  Die  Vertheiluns:  der  Aleuronkörner  innerhalb  der  Zelle. 

4.  Die  Art    der  Einschlüsse    und    die  Beschaffenheit   der  Grund- 
substanz. 

5.  Die  Vertheilung  der   verschiedenen  Arten   der  Aleuronkörner. 

6.  Die  Begleiter  der  Aleuronkörner. 

7.  Die  Grössen  Verhältnisse  der  Aleuronkörner,    der  Krystalloide, 
der  Globoide  und  der  Krystalle. 

Die  untersuchten  Pflanzen  waren  folgende: 

Juniperus  communis  L.,  Sabadilla  officinalis  Brandt,  Colchicum  autumnale  L., 
Areca  Catechu  L.,  Triticum  vulgare ,  Elettaria  Cardamom,  Ficus  Carica  L., 
Myristica  Surinamensis,  Nigella  sativa  L.,  Papaver  somniferum  L.,  Sinapis  alba, 
Brassica  nigra,  Linum  usitatissimum  L.,  Vitis  vinifera  L.,  Ricinus  communis, 
Coriand.  sativ.  L.,  Foeniculum  officinale,  Amygdalus  communis  L.,  Trigonella  foenum 
graecum  Li.,  Pisum  sativum  Li.,  Stryclinos  nux  vomica  L.,  Stropliantus  hispidus  DC, 
Datura  Stramonium,  Hyoscyamus  niger  L.,  Citrullus  Colocynthis. 

Bezüglich  der  Einzelheiten  der  Untersuchung  sei  auf  das  Ori- 
ginal verwiesen. 

Otto   (Berlin). 


Trelease,  William,  The  species  of  Epilobium  occurring 
North  of  Mexico.  (From  the  second  annual  Report  of  the 
Missouri  Botanical  Garden,  p.  69—117.  Mit  48  Tafeln.) 

Das  Material  zu  der  Arbeit  lieferten  das  Gray  Herbarium 
der  Harvard-Universität,  die  Sammlungen  des  Columbia -College, 
The  United  States  Department  of  Agriculture,  The  Geological  and. 
Natural  History  Survey  of  Canada  und  der  Missouri  botanical 
Garden,  neben  den  ausgezeichneten  Beständen  eines  W.  N.  Canby 
und  H.  N.  Patterson. 

Als  neu  rinden  wir  beschrieben  Epilobium  holosericeum,  welches 
sich  dem  E.  Watsoni  Barbey  und  theilweise  dem  E.  Californicum 
Hausskn.  nähert,  E.  delicatum  aus  der  Nähe  von  E.  alpinum  L. 
und  E.  Californicum  Hausskn.,  zugleich  var.  tenue,  E.  clavatum 
möglicherweise  eine  Hybride  zwischen  E.  anagallidifolium  Lam.  und 
Hornemanni  Rchb. 

Die  Tafeln  enthalten  Abbildungen  von: 

E.  spicatum  Lam.,  latifolium  L.,  liirsutum  L.,  luteum  Pursh,  rigidum  Hausskn., 
obcordatum  Gray,  suffruticosum  Nutt.,  paniculatum  Nutt.  nebst  var.  jucundum 
Gray,  minutwm  Lindl.,  strictum  Muhl.,  lineare  Muhl.,  palustre  Li.,  Davuricum  Fish., 
Franciscanum  Barbey,  Watsoni  Barbey,  holosericeum  Trel.,  Fendleri  Hausskn., 
coloratum  Muhl.,  Novo-  mexicanum  Hausskn.,  adenocaulon  Hausskn.  nebst  Formen 
und  var.  occidentale,  exaltatum  Drew,  adenocaulon  Hausskn.  ?  var.  perplexans 
Californicum  Hausskn.,  Parishii  Trel.,  delicatum  Trel.,  glandulosv.m  Schm.,  brevi- 
stylum  Barbey,  ursinum  Parish,  nebst  var.  subfalcatum,  Halleanum  Hausskn., 
Drummondii  Hausskn.,  saximontanum  Hausskn.,  leptocarpum  Hausskn,  nebst  '?  var. 
Macounii,  glaberrimum  Barbey  nebst  var.  latifolium  Barbey,  Oreganum  Greene, 
Hornemanni  Rchb.,  Bongardi  Hausskn.,  alpinum  Lt.,  Oregonense  Hausskn.  ?  var. 
gracillimum  Hausskn.,  anagallidifolium  Lam.,  clavatum  Trel. 

4* 


52  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Die  Eintheilung  ist  folgende : 

A.  Stigma  duply  41obed  or  4cleft. 

1.  Seeds  not  prominently  papillate,  mostly  smootb. 

Flowers  purple  or  pale  never  yellow. 
Flowers  very  large,  opening  nearly  flat. 

Seeds  long  and  narrow  with  persistent  coma;  pubescencenot  glandulär 
Leaves  with  very  evident  looped  veins ;  bracts  small ;  style  pubes- 
cent  at  base.  E.  spicatum. 

Veins  inconspicuous,  rarely  looped ;   bracts  leafy ;    style    glabrous. 

E.  latifolium. 
Seeds  broad  ;  ovary  soft  glandulär :  bracts  reduced.  E.  rigidum. 

Flowers    smaller,    less    open;   seeds   short   and  broad    with  easily  falling 
coma.  E.  paniculatum. 

Flowers    bright   yellow,    lar^e    but   not   opening    widely ;    leaves    broad, 
toothed,  glabrous.  E.  luteum. 

2.  Seeds  papillately  roughened  under  the  microscope. 

Flowers  cream.  colored,  smaller;   leaves  narrow,  entire,  canescent. 

E.  suffruticosum. 
Flowers  purple  or  pale,  never  yellow. 

Hirsute  or  tomentose  with  long  spereading  white  hairs.  E.  hirsutum. 
Glabrous,  canescent  or  short  glandulär. 

Flowers  very  large  and  open;  plants  rather  low,  perennial,  nearly 
sipple  above ;  leaves  broad. 

Leaves  acute  at  both  ends,  entire.  E.  rigidum. 

Leaves  rounded  at  base,  repand-toothed.  E.  obcordatum. 

Flovers    less    open ;    plants    tall ,    dichotomous    or    panicled ,    leaves 

oblongated.  E.  panicxdatum  and  var.  jucundum* 

E.  excätatum  (cfr.  adenocaulon) ,  E.  Orcyanum  (cfr.  glaberrimum)  and  another 

supposed  hybrid,    which  is  mentionned  under  Hornemanni   would   be   looked  for 

under  A.,  because  of  their  stigmatic  characters. 

B.  Stigma  entire  or  only  notched ;  flowers  near  yellow. 
1.  Seeds  not  prominently  papillate  mostly  smooth. 

Seeds    broadly    obovoid,    very    blunt;    coma  easily    falling;    leaves    sub- 
petioled,  narrow,  acute. 

Glabrous    or    glandulär,    dichotomous;    leaves    mostly    veined,     often 
ircurved  or  folded    along    the    midrib ;    seeds  very  large. 

E.  paniculatum. 
Cripp  pubescent,  simple  or  panicled ;  leaves  mostly  veinless,  seeds 
half  as  large.  E.  minutum. 

Seeds  fusiform  ;  coma  more  persistent. 

Leaves  mintely  revolute,  .  .  .    smoother  seeded  forms  of  the  group  of 

E.  palustre^ 
Leaves  not  revolute,  stein  simple  or  few  branched  below. 

Leaves  rather  ample,  ovate  to  elliptical,  some  of  them  usually 
toothed  (E.  glandidosum  with  seed  papillae  collapsed,  might  be 
sought  here). 

Glandular-pubescent,  leaves  sessile,  some  of  them  broadly  decur- 
rent,  seeds  very  long,  blunt  at  base,  tupering  above  into 
abroad  pale  apex.  E.  Halleanum. 

Crisp-pubescent  in  lines,  leaves  not  decurrent,  seeds  shorter,  more 
acute     below,      with       narrower       sometimes      very     short      and 
abrupts  beak. 
AI  uskan  species  with  very  flowers. 

Erect,  leaves  elliptical,  tapering  to  each  and,  petiolated,  flowers 
nodding.  B.  Bongardi. 

Ascending    at    base,    leaves    ovate,    the    upper    sessile,    flowers 
erect.  E.  Behringianum. 

Extending  southward  in  the  mountäins,  stems  ascending  at  base, 
leaves  petiolated. 

Flovers  violet,  medium  sized,  leaves  dark  green  or  purpre,  seeds 
blunt  above  .   .  . 

exceptionally  smooth,  seeded  plants  of  E.  Hornemanni. 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  53 

Flowers  white,  very  small,  leaves  thin,  light  green,  seeds  (seen 
from  in  front)  gradually  attenuated  to  the  beak.        E.  alpinum. 
Leaves  quite  small,  nsually  nearly  entire. 

Stern  ascending  or  ahnost  creeping,  öfter  G-shaped,  cespioste,  leaves 
relatively  broad  and  sprending,  uniformly  distributed. 

E.  anagallidifolium. 
Stern  erect  not  cespitose,  leaves  strict,  the  uppermost  remote  and 
linear.  E.  Oregonense. 

Ü.  Seeds  papillately  roughened  under  the  microscope. 

a.  Leaves    linear    to    lanceolate ,    nearly    entire ,    generally    without    con- 
spicuous  lateral  veins. 

Leaves  slightly   revolute,    sobols    filiform,    at   length    endins    in  large 
turions,  seeds  large,  elongated. 

Simple    or    nearly    so ,     crisp.    pubescent ,    leaves     sessile,    usually 
obtuse.  E.  palustre. 

Mostly  branched  above,   leaves  more  acute. 

Crisp.  pubescent,  leaves  very  narrow,  petioled.  E.  lineare. 

Softly  white  glandulär,  leaves  lanceolate  sessile.  E.  strictum. 

Leaves  not  revolute,  sometimes  involute  in  paniculatum. 

Innovation  and  seeds  as  in  the  last  group.  Hybrids  of  E.  palustre. 
Innovation  various,  never  filiform. 

Rosuliforms,  unbranched,  not  cespitose,  leaves  very  blunt,  crowded 
below,  seeds  as  the  last  group.  E.  Davurictim. 

Annuals,  with  broad  obovoid  seeds  and*  very  deciduous  coma. 
Dichotomous.    glabrous    or    grandular,    seeds    large. 

E.  paniculatum. 
Simple  or  panicled,  crisp.  pubescent,  seeds  halr  as  large. 

E.  ininutum. 
Turioniferous,  coma  more  persistent.     Small  plants. 
Branched,    leaves  small,    acute,   petioled,    coma   reddish. 

E.  leptocarpum. 
Simple  or  sometimes  branched  below  in  the  first  and  cespitose 
in  the  last,  leaves  sessile  or  susbessile,  seeds  broader  with 
pale  coma. 

Tomentose  throughout  and  somewhat  pilose. 

E.  ursinum  var.  subfalcatum. 
No  long  hairs ,  glabrous  below  or  crisp.  pubescent  in 
lines  only. 

Not   cespitose,    pubescence    scanty,    leaves    obtuse    drying 

light,  the  upper  nearly  linear.  E.  delicatum  var.  tenue. 

Often  cespitose,    quite  glandulär  obove,    even  as  to  the  cub- 

acute  leaves  which  dry  dark.  E.  saximontanum. 

Soboliferous  and  cespitose,  glaucous,  seeds  broad.    E.  glaberrimum. 

Cespitose    by    stolons ,    very    slender-stemmed,    not    pilose,    occasi 

onally  glaucous  in  the  first,  seed  elongated. 

Leaves  erect,  narrow,   keeled  below. 

E.  Oregonense  var.  gracillimum, 

Leaves  more  spreading,  broader,  not  keeled.  E.  clavatum. 

1>)  Leaves  lanceolate  to  ovate,  evidently  toothed,  reiny  (or  often  subentire 
and  less  reiny  in  the  last  three)  not  revolute. 

Dichotomous,    aunual,    pubescence   not  crisp,   leaves  slender  —  stalked, 
acute,  seeds  very  broad  and  obtuse.  E.  paniculatum. 

Simple  or   nearly    so,    apparently    annual,    pubescence    crisp  .  .  .  dwarf 
form  referred  to  E.  adenocaulon. 

Rosuliferous,  not  glaucous,  laeves  with  at  least  short  winged  petioles. 
Flowers  large  for  the  group,  the  violes  petals  6  to  10  mm  long. 
Pacific  species. 

Stem  subtomentose,  little  branched,  leaves  elliptical,  obtuse,  flowers 
protruding  beyond  the  terminal  leaves.  E.   Watsoni. 

Glabrate  below,    more  branched,  leaves  ovate-lanceolate,    the  upper 
acute. 


54  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Leaves    crowded  above;  flowers  hardly  surpassing  the  uppermost 
leaves;   glandulär  pubescence  course  and  dingy  above. 

E.  Franciscanum. 
(Young  glandulosum  and  boreale  might  be  souglothere.) 
Leaves  more  remote ;  flowers  conspicuously  protruding,  pubescence 
fine,  sometimes  incurved.  E.  adenocaulon  var.  occidentale. 

Flowers  smaller,  the  petals  3  to  5  mm  long. 

Seeds  occidental,  beakless,  1,5  mm  long:  coma  reddish,  leaves  lanceo- 
late,  acute,  sharply  serrulate.  E.  coloratum. 

Seeds  nearly  ellipsoidal,  about  1  mm  long,  short   beaked  at  summit ; 
coma  white   or  pale. 

Leaves  narrowly  lanceolate. 

Much  branched ;    leaves  often  obtuse,    not  deeply    serrulate,  at 
least  uppermost  and  the  twics  silky.  E.  holosericeum. 

Little  branched:  leaves  acute,  sharply  toothed,  glabrate. 

E.  Fendleri.. 
Leaves  broader,  elliptical  to  ovate-lanceolate. 
Sharply  toothed,  flower  buds  crisp-pubescent. 

Southwestern,  leaves  elliptical,  obtuse.  E.  Novo-mexicanum. 
Northwestern  and  Pacißc,  leaves  ovate  to  triangular-lanceo- 
late,  pubescence  chiefly  glaudular.  E.  adenocaulon. 

Alaskan,  leaves  broadly    lanceolate,    acute  pubescence  crisp. 

E.  boreale. 
Less  deeply  and  sharply  toothed,  petioles  frequently  very  short 
in  the  first. 

Pubescence  fine,  short-glandular  (or  in  some  somewhat  crisp). 

E.  adenocaulon. 
Pubescence  not  glandulär,  somewhat  divergent  above  in  the 
second. 

Finally  much  branched,    lower  leaves    obtuse,    pubescence 
short  and  subtomentose  on  flower  buds.  E.  Parishii. 

Little  branched,  leaves  acute,  thin  and  elongated,  pubescence 
of  buds  course,  somewhat  2  preading.  E.   Californicum. 

Turioniferous  plants  only  exceptionally  branching,  not  glaucous. 
Leaves  petioled,  small  and  spreading.  E.  leptocarpum  var.  Macounii. 
Leaves  frequently  petioled,  ample. 

Alaskan,  branching,  leafy,  leaves  serrate,  drying  sack.  E.  boreale.. 

Of  the  Columbia  Region,  simple,  less  leafy,  leaves  low-denticu- 

late,   light-green.  E.  delicatum.. 

Leaves  sessile  (or  subpetioled  in  saximontanum  if  looked  for  here 

and  as  to   occasional  leaves  of  brevistylum). 

Some  leaves  clasping-decurring,   stem  mostly  simple,  seeds  ob- 
tuse below,    gradually   tubering  above  into  a  broad  pale  beak. 

E.  Halleanum. 
Leaves  not  decurrent,  seeds  acute  below,  more  abruptly  short- 
beaked. 

Leaves  medium-sized,  petals  about  5  mm,  seeds  rather  acute 
at  top. 

Pubescence  long  and  spreading  belowe.  E.  ursinum. 

Pubescence  not  pilose. 

Leaves  narrow,  typically  erect  ovate.       E.  Drummondii. 

Leaves  ovate-lanceolate,    acute,    stem  very  crisp.  pubes- 

cent  above.  young  E.  boreale. 

Leaves    ovate ,    more    obtuse ,    dryins    pale,    pubescence 

scanty.  E.  brevistylum. 

Leaves  ample.   broadly  ovate,  the  upper  often  exceeding  the 

inflorescence,  drying  dark,  petals  about  7  mm,   seeds  obtuse 

at  top.  E.  glandulosum. 

Soboliferous,  ascending  at    base,    at  length    often  cespitose  or  with 

sterile  basal  shoots. 

Glaucous,  without  pubescent  lines,  leaves  subsessile,    .  .  .  broad- 
leaved  E.  glaberrimum  and  var.  latifolium. 


Syßt.  u.  Pflanzengeogr.  (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.)  55 

Not  glaucous,  crisp-pubescent  in  lines,   leaves   evidently  petioled, 

rather  thin.  E.   Hornemanni. 

Stoloniferous,   ascending   at  base,   quite  cespitose,    leaves  small  for 

the  group,  often  nearly  sessile,  firm.  E.  clavatum. 

E.  Roth  (Berlin). 


Warnung,  Eug.,  Botaniske  Exkursioner.  I.  Fra  Vester- 
havskystens  Marskegne.  Med  2  Tavler  og  9  Figurgrupper. 
(Videnskabelige  Meddelelser  fra  den  naturhist.  Forening  i  Kjoben- 
bavn.     1890.) 

Der  vorliegende  Excursionsbericht  ist  im  eigentlichen  Sinne 
des  Wortes  ein  biologischer:  er  behandelt  die  Marschvegetation 
des  dänischen  Küstenlandes  an  der  Nordsee.  Nach  einer  Einleitung 
über  die  Marsch,  ihre  Bildung  und  die  allgemeinen  Verhältnisse 
derselben  giebt  Verf.  eine  ausführliche  Darstellung  der  näheren 
Verhältnisse  dieser  Vegetation,  ihre  anatomischen  und  biologischen 
Eigenthümlichkeiten.  Er  theilt  sie  in  5  Gebiete:  A.  Die  Meer- 
grasformation; B.  Das  Salicomia - G e b i e t ;  C.  Das  Vor- 
land, welches  in  zwei  Theile  zerfällt:  1)  Das  Glyceria -  T e r r i - 
torium  und  2)  Das  Territorium  anderer  Halophyten; 
endlich  D.  Die  Meeraue  und  E.  Die  eingedeichte  Marsch. 

A.    Die  Meergrasformation. 

Sowohl  Thiere  als  Pflanzen  spielen  eine  Rolle  bei  dem  Höhen- 
zuwachs des  Meeresbodens  und  unter  den  letzten  müssen  nament- 
lich Zostera  marina  und  Ruppia  hervorgehoben  werden. 

Die  morphologischen  und  biologischen  Verhältnisse  von  Zostera 
marina  werden  ausführlich  beschrieben.  Nachdem  „die  etwas  dorsi- 
ventralen,  weit  kriechenden,  sich  krümmenden,  im  Durchschnitt  runden 
Rhizome"  und  deren  Wurzelverhältnisse  besprochen  sind,  leitet  Verf. 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  Blätter  hin.  „Die  Blätter  stehen  an 
den  Seiten  in  2  Reihen  und  sind  alle  Laubblätter,  und  zwar  Folia 
amplexicaulia,  durch  kürzere  oder  längere  Internodien  getrennt, 
welche  sich  regelmässig  nach  den  beiden  Seiten  hinkrümmen.  Unter 
der  Dorsalseite  jeden  Blattes  sitzen  einander  gegenüber  zwei  Bündel 
Wurzeln  ;  ein  jedes  Bündel  mag  am  Grunde  in  eine  ziemlich  lange 
Coleorrhiza  umgebildet  sein;  auf  dem  älteren  Theil  des  Rhizoms 
lassen  sie  oft  grubenförmige  Narben  zurück.  Die  Blätter  haben, 
dem  Anschein  nach,  keinen  Axillarspross,  aber  am  oberen  Ende 
des  oben  darüber  stehenden  Internodiums  findet  man,  der  Median- 
linie des  Blattes  gegenüber,  eine  kleine  Knospe,  welche  als  die 
verschobene  AxilJarknospe  anzusehen  ist."  Diese  Knospen  sind 
früher  mehr  oder  weniger  deutlich  von  Grönland  und  Hof- 
meister (1851 — 52)  abgebildet  worden ;  besprochen  sind  sie  wahr- 
scheinlich erst  von  Didrichsen  und  1869  von  Warming  (Bot. 
Tidsskrift.  Vol.  III.  p.  56.  1869) ;  sonst  ist  aber  dieses  Verhältniss 
in  der  Litteratur  nicht  erwähnt ;  Verf.  hat  es  hier  genau  abgebildet. 

Weiter  meint  Verf.,  im  Gegensatz  zu  Eng  ler  (Bot.  Zeit.  1879), 
dass  Zostera  keinen  unbegrenzten  Hauptschoss  hat;  dafür  spricht 
auch,  dass  der  Hauptschoss  durch  eine  spadix  abgeschlossen  ist.  — 


56  Syst.  u.  Pflanzengeogr.  (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.) 

Auch  hebt  Verf.  hervor,  dass  der  von  dem  auf  dem  Hauptschoss 
sitzenden  Niederblatt  hervorgehende  Spross  (dieser  geht  nicht  von 
der  Blattachsel  aus)  nicht  ein  steriler  ist,  weil  „alle  Sprosse, 
auch  die  vegetativen,  verschoben  sind,  kein  Spross  „ganz  frei" 
(Engler)  ist;  die  vegetativen  sind  ja  gänzlich  verschoben  und 
„das  adossiite  Vorblatt"  sitzt  immer  so  niedrig  auf  dem  Seiten- 
spross,  wie  es  überhaupt  möglich  ist."  Der  unterste  fertile  Spross 
verhält  sich  wie  die  vegetativen,  und  die  Verschiebungen  werden 
immer  geringer,  wenn  man  nach  oben  geht. 

Im  Gegensatz  zu  E  n  g  1  e  r  findet  Verf.  auch,  dass  der  Quer- 
schnitt des  Stengels  nicht  flach  ist ;  der  Stengel  ist  halbrund  mit 
einer  Furche  aut  der  Seite,  wo  der  Ast  sitzt;  die  Furche  kann  auf 
den  Seitenschoss  verfolgt  werden. 

Die  Inflorescenzen  werden  als  eine  stark  dorsiventrale  Aus- 
bildung der  Spica  von  Rtippia  und  des  Potamogeton  beschrieben ; 
„die  Anzahl  der  Blütenreihen  ist  zwei;  sie  sind  aber  nach  der 
einen  Seite  verschoben  und  schwach  zickzackförmig  gestellt.  Eine 
jede  Blüte  hat  1  (f  und  1  9  5  nur  1  Blütenblatt  ist  bei  Zost.  minor 
vorhanden,  dasselbe  wird  auch  als  Hochblatt  gedeutet,  aber  mit 
Unrecht;    Duval-Jouve    hat    früher    auf   Brakteen    hingewiesen. 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  hier  beschriebene  Form  Z.  an- 
gustifolia  ist,  sie  wurde  bei  Hjerting  und  Fanö  reichlich  blühend 
gefunden    und    „hält   sich    sicherlich  Wintergrün  im  tiefen  Wasser". 

B.  Das  Salicomia  -Gebiet. 
Das  Salicomia- Gebiet  ist  dadurch  charakteristisch,  dass  es  zur 
Zeit  der  Ebbe  trocken  liegt;  eigenthümlich  dafür  sind  unter  den 
Algen:  Microcoleus  chtonoplastus,  Enter  omorpha,  Oscillaria  und  Dia- 
tomeen. In  erster  Linie  findet  man  unter  den  Phanerogamen  Sali- 
comia herbacea,  welche  die  Absetzung  des  Schlammes  erleichtert; 
sie  wird  indessen  von  anderen  Pflanzen  verdrängt,  wenn  der  Boden 
sich  so  viel  erhebt,  dass  das  Wasser  nur  selten  bis  zur  Pflanze 
reichen  kann.  —  Die  Keimpflanzen  sind  deutlich  abgebildet,  und 
„die  kurzen  Keimblätter  sind  zusammengewachsen,  so  dass  sie 
eine  kurze  Scheide  bilden".  —  Uebrigens  hebt  Verf.  den  wüsten- 
artigen Charakter  dieser  Pflanze  hervor,  es  finden  sich  auch 
Spiralzellen  in  den  Blättern ;  diese  Eigenschaften  können  aber  nicht 
mit  der  Lebensweise  dieser  Pflanze  in  Harmonie  gebracht  werden. 
Die  vom  Verf.  untersachten  Exemplare  hatten  nur  einen  Staub- 
träger; die  Bestäubung  ist  Autogamie  mit  schwacher  Proterandrie. 

C.    Das  Vorland. 

Die  Salicornien  werden,    nachdem  der  Boden  sich  noch  mehr 
erhoben  hat,   von  den  Halophyten  verdrängt. 

] .  Das  6r/?/ce?*ia-Territorium. 
1.  Olyceria  maritima  kommt  noch  unter  den  Salicornien  vor. 
Sie  bildet  kleine  Haufen  mit  Ausläufern,  welche  meist  ganz  frei  auf 
dem  Boden  liegen.  Die  Blätter  gehen  in  2  Reihen  aus,  ihr  eigentüm- 
licher Querschnitt  ist  sehr  deutlich  abgebildet.  Die  Sprosse  auf  den 
Ausläufern  scheinen  spät  zur  Sommerszeit  gebildet  zu  werden. 


Syst.  u.  Pflanzengeogr.  (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.)  57 

2.  Suaeda  maritima  (L.)  hat  Homogamie  oder  schwache  Pro- 
terandrie;  die  Blätter  sind  im  Durchschnitt  halbrund  und  haben 
eigenthüraliche  anatomische  Verhältnisse ;  Wassergewebe  scheinen 
im  Blatte  vorhanden  zu  sein,  desgleichen  auch  andere  anatomische 
Eigenthümlichkeiten,    auf  welche  Ref.    hier  nicht  eingehen  kann. 

2.  Das  Gebiet  anderer  Halophyten. 

Die  anderen  Halophyten  sind  hauptsächlich :  Plantago  maritima, 
Spergidaria  marina,  Aster  Tripolium,  Atriplex  hastata,  Triglochia 
maritimum,  Obione  pedunculata  und  jportidacoides,  Cochlearia  offici- 
nalis  und  Anglica.  Viele  biologische,  morphologische  und  ana- 
tomische Eigenthümlichkeiten  dieser  Pflanzen  werden  besprochen 
und  durch  zahlreiche  Abbildungen  illustrirt. 

Die  für  die  Halophyten  charakteristischen  Eigenschaften  sind 
die  folgenden : 

1)  Die  Blätter  und  Stengel  sind  sehr  fleischig,  klar  und  durch- 
sichtig. Als  Hypothese  wird  aufgestellt,  dass  die  Ursache  der 
directe  turgescirende  Einfluss  ist,  welchen  CINa  auf  die  Zellen  hat; 
CINa  soll  auf  diese  Weise  „eine  Vergrösserung  der  Parenchym- 
zellen  bewirken".  Es  ist  nicht  klar,  dass  die  Pflanzen  einen  directen 
„Vortheil"  durch  diese  Fleischigkeit  haben  können. 

2)  Die  Pallisadenschicht  wird  in  allen  Dimensionen  augmentirt. 
Dieses  soll  auch  durch  die  Turgescenz  vermittelt  werden;  Verf. 
theilt  aber  nicht  die  physiologischen  Ursachen  mit,  und  ein  echt 
physiologisches  Element  liegt  durchaus  diesen  Hypothesen,  sowie 
der  Arbeit  Le sage's,  durch  welche  sie  gestützt  werden  sollen, 
nicht  zu  Grunde.     (Ref.) 

3)  Die  Blattplatten  sind  oft  mehr  oder  weniger  senkrecht  ge- 
stellt; weiter  sind  sie  bei  manchen  Halophyten  schmal  und  linien- 
förmig. 

4)  Die  Blätter  sind  fast  stets  isolateral.  Dieses  wird  durch 
den  Einfluss  des  Lichtes  erklärt;  besprochen  ist  aber  nicht,  wie 
das  Licht  wirkt. 

5)  Wassergewebe  sind  vorhanden. 

6)  Die  Epidermisschicht  ist  ziemlich  dünn;  die  Spaltöffnungen 
liegen  in  demselben  Niveau,  wie  die  Oberfläche.  Das  letzte  Ver- 
hältniss  soll  dazu  im  Causalverhältnisse  sein,  dass  die  Pflanzen 
dem  Einfluss  der  feuchten  Luft  in  hohem  Grade  exponirt  sind. 

7)  Die  Lufträume  sind  öfters  zahlreich  und  gross. 

8)  Besondere  mechanische  Gewebe  fehlen  vollständig  (Aus- 
nahme: Glyceria). 

9)  Die  Gefässbündel  sind  bandförmig,  hoch  und  schmal. 
Dieses  wird  durch  die  Turgescenz  im  Parenchym  erklärt. 

10)  Die  Wurzeln  sind  schwach  und  gehen  nicht  tief.  Die 
Natur  des  Erdbodens  ist  vermeintlich  hier  die  Ursache. 

D.    Die  Meer aue. 

Juncus  Gerardii,  Glaux  maritima,  Artemisia  maritima,  Trifolium 
frugiferum,  Potentilla  anserina,  Triglochin  maritimum,  Armeria  vid- 
garis   und   Statice  Scanica    bilden    namentlich    hier    die  Vegetation. 


58  Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten. 

Bei  Artemisia  maritima  hat  Verf.  sprossbildende  Wurzeln  gefunden. 
Musci  und  Lichenes  sind  nicht,  Agaricus  campester  aber  vorge- 
funden worden. 

F.    Die  eingedeichte  Marsch. 

Dieses  Territorium  ist  mit  einem  Teppich  der  gemeinen  Feld- 
und  Wiesenvegetation  —  aber  nicht  besonders  üppig  —  bewachsen. 

Der  Ref.  hebt  schliesslich  hervor,  dass  man  nach  diesen  Be- 
obachtungen sicherlich  zum  Versuche  übergehen  muss.  Die  Mor- 
phologie und  die  Physiologie  können  der  Experimente  nicht  entbehren, 
und  eine  Experimentalmorphologie  muss  ausgebildet  werden,  sonst 
wird  die  Morphologie  nimmer  zu  den  höheren  Graden  der  Erkennt- 
niss  geführt  werden.  —  Für  die  Physiologie  in  dieser  Verbindung 
gilt  dasselbe:  Das  Experiment  muss  immer  die  einzige  feste  Basis 
anatomischer  und  physiologischer  Forschungen  bilden ,  sonst  wird 
es  untrüglich  gehen,  ganz  wie  Knop  in  den  letzten  Zeilen  seines 
unsterblichen  „Kreislauf  des  Stoffs"  es  zum  Ausdruck  bringt. 

J.  Christian  Bay  (Kopenhagen). 


Heinricher,  E.,  Neue  Beiträge  zur  Pflanzen-Teratologie 
und  Blüten-Morphologie.  2.  Eine  Blüte  von  Cypri- 
pedium  Calceolus  L.  mit  Rückschlagserscheinungen. 
(Oesterr.  botanische  Zeitschrift.  1891.  p.  41 — 45.  Mit  3  Holz- 
schnitten). 

Bei  Innsbruck  wurde  ein  Exemplar  von  Cypripedium  Calceolus 
L.  gefunden,  welches  Rückschlagserscheinungen  in  der  Blüte  zeigte, 
wie  sie  in  ähnlicher  Weise  bereits  bei  Paphiopedium- Arten  beobachtet 
wurden.  Die  beiden  verwachsenen  Sepalen  waren  theilweise  getrennt, 
das  Labellum  war  den  beiden  anderen  Petalen  gleichgestaltet  und 
vom  inneren  Staminalkreise  war  auch  das  dritte  Glied  fertil  ausge- 
bildet. Es  ist  dies  ein  neuer  Beleg  für  die  —  übrigens  längst 
nicht  mehr  zweifelhafte  —  Thatsache,  dass  der  Bau  der  Orchideen- 
Blüte  auf  den  aktinomorphen ;  trimeren  Monocotyledonen  -  Typus 
zurückzuführen  ist. 

Fritseh  (Wien). 


Kramer,    E.,    Bakteriologische    Untersuchungen    über 
die  Nassfäule  der  Kartoffelknollen.     (Oesterreichisches 
landwirtschaftliches  Centralblatt.     Jahrg.  I.     1891.    p.   11 — 26.) 
Verf.  ist  der  Erste,  welcher  den  Verursacher  der  Nassfäule  mit 
den  Hilfsmitteln  der  Bakteriologie  isolirt  hat.    Derselbe  zeigte  sich 
durchaus  verschieden   vom  anaeroben  Bacillus   amylobacter  {Clostri- 
dium hutyricum  Prazm.),  den    fast    alle    früheren  Forscher   für    die 
Ursache    gehalten    hatten.     Vielmehr    haben    wir    es  bei  der  Nass- 
fäule mit  einem  durchaus  aeroben  Bakterium  zu  thun,  das  Gelatine 
ausserordentlich  rasch  verflüssigt.    Der  Bacillus  der  Nassfäule  bildet 
Stäbchen    von   2,5  bis  4  fi  Länge  und  0,7  bis  0,8  fi  Breite.     Auf 
den  Nährplatten   tritt   oft  Bildung   von  Ketten    oder    scheinbar  un- 
gegliederten Fäden  bis    zu    16  /n   Länge  auf.      Die  Stäbchen    sind 


Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten.  59; 

am  Ende  abgerundet  und  zeigen  lebhafte  Eigenbewegung.  In. 
älteren  Culturen  treten  auch  dickere  ellipsoidische  Formen  auf  mit 
stark  entwickelter  Membran  und  mit  Sporenbildung.  Diese  beginnt 
mit  einer  Differenzirung  des  Plasmas,  die  sich  durch  eine  stärkere 
Lichtbrechung  bemerkbar  macht.  Die  fertigen  Sporen  füllen  den 
ganzen  Zellinhalt  aus. 

Auf  Nähragar  bilden  die  Colonien  kleine,  schmutzig  weisse  und 
schleimige  Tropfen  von  runder  Gestalt  mit  scharfer  Contour.  Durch 
die  Verflüssigung  der  Gelatine  entsteht  auf  dieser  schnell  ein 
Trichter,  auf  dessen  Grunde  die  ursprüngliche  Colonie  liegt.  Sehr 
charakteristisch  sind  die  Strichculturen  auf  Nährgelatine:  Nach  12. 
Stunden  schon  tritt  der  Impfstrich  als  schmutzig  weisse,  erhabene 
Linie  hervor,  zu  beiden  Seiten  desselben  beginnt  die  Ausbreitung, 
welche,  am  Rande  gebuchtet,  die  Form  eines  Blattes  bekommt. 
Mit  Lakmus  oder  Carminsäure  gefärbte  Gelatine  wird  durch  den 
Bacillus  bald  entfärbt.  In  Dextroselösung  mit  Zusatz  von  Ammo- 
niak oder  Pepton  und  den  nothigen  Nährsalzen  entwickelt  er  sich 
kräftig  unter  Bildung  von  Kohlensäure  und  Buttersäure.  In  mit 
weinsaurem  Ammon  und  Nährsalzen  versetztem  Stärkekleister  ge- 
deiht er  gut,  die  Auflösung  der  Stärke  ist  aber  eine  geringe,  und 
Buttersäurebildung  tritt  nicht  ein.  Cellulose  vermag  er  ebenfalls 
nur  in  geringem  Maasse  zu  lösen. 

Mit  Reinculturen  dieses  Bacillus  in  einem  wässerigen  Kartoffel- 
brei-Auszug mit  einem  Zusatz  von  1 — 2°/o  Dextrose  wurden  In- 
fectionsversuche  angestellt,  die  durchaus  befriedigend  ausfielen.  Ge- 
sunde Kartoffeln  wurden  zunächst  mechanisch  gereinigt,  dann  in* 
Sublimatlösung  getaucht,  endlich  mit  sterilisirtem  Wasser  wieder- 
holt gewaschen  und  nun  je  eine  in  die  sterilisirten  Nährlösungen 
gebracht.  Dann  wurden  diese  mit  dem  reinen  Bacillus  geimpft  und 
die  Gefässe  unter  Watteverschluss  bei  35°  sich  selbst  überlassen. 
In  einer  Anzahl  von  Fällen  wenigstens  entwickelte  sich  dann  nur 
der  Bacillus  der  Nassfäule  in  den  Gefässen.  In  Zwischenräumen 
wurden  Gefässe  geöffnet  und  untersucht:  die  in  ihnen  enthaltenen 
Knollen  zeigten  alle  Symptome  der  Nassfäule,  auch  in  den  Ge- 
fässen, in  denen  die  Reincultur  des  oben  charakterisirten  Bacillus 
gelungen  war.  Damit  ist  also  der  sichere  Beweis  geliefert,  dass 
dieser  und  nur  dieser  der  Verursacher  der  Nassfäule  ist. 

Die  Eintrittswege  für  den  Bacillus  in  das  Innere  der  Knolle 
bilden  zunächst  zufällige  Verletzungen,  ferner  aber  auch  die  bei 
reichlicher  Feuchtigkeit  üppig  wuchernden  Lenticellen. 

Die    chemischen  Veränderungen,    welche    der  Bacillus    in    den 
nassfaulen  Knollen  hervorbringt,  sind  folgende: 

Zunächst  zersetzen  die  eingedrungenen  Bakterien  unter  Bildung 
von  Kohlensäure  und  Buttersäure,  welch'  letztere  auch  isolirt  wurde 
aus  den  Knollen,  die  zuckerartigen  Stoffe,  sodann  die  Intercellular- 
substanz,  schliesslich  auch  die  Zellmembranen:  Stadium  der  sauren 
Reaction  des  Knolleninhalts.  Die  Stärke  wird  nicht  angegriffen.. 
Ausserdem  erleiden  durch  denselben  Bacillus  die  eiweissartigen 
Stoffe  eine  faulige  Zersetzung  unter  Bildung  von  Ammoniak  (mit 
N  e  s  s  1  e  r  's  Reagens  nachgewiesen),  Methylamin  (Platinchlorürdoppel- 


(30  Neue  Litteratur. 

salz)  und  Trimethylamin  (Platinchloriddoppelsalz),  gewiss  aucli  noch 
von  anderen  Verbindungen.  Indem  diese  Basen  die  Buttersäure 
neutralisiren,  bringt  ihr  Ueberschuss  die  alkalische  Reaktion  des 
Inhalts  der  nassfaulen  Knollen  im  zweiten  Stadium  hervor.  Mit 
dem  Gange  der  Zersetzung,  welche  der  Bacillus  der  Nassfäule  her- 
voiTuft,  hängt  es  auch  zusammen,  dass  zuckerreiche  Knollen  viel 
eher  angegriffen  werden,  als  stärkereiche. 

Dieselben  Gährungsvorgänge,  wie  in  den  Kartoffeln  bringt 
übrigens  das  Bakterium  auch  in  Nährlösungen  hervor,  Buttersäure- 
Oährung  in  Dextrose  -  haltigen,  faulige  z.  B.  in  Pepton  -  haltigen. 
Diese  Eigenschaft  legte  die  Vermuthung  nahe,  ob  der  Bacillus  der 
Nassfäule  nicht  mit  dem  Bacillus  bxdyricus  Hueppe  identisch  sei. 
Deshalb  wurde  sterilisirte  Milch  mit  ihm  inficirt,  worin  er  aber 
selbst  nach  3  Wochen  keine  weitere  Veränderung,  als  die  Gerinnung 
des  Caseins  hervorgerufen  hatte,  nicht  eine  Zersetzung  unter  Auf- 
treten von  Ammoniak,  Leucin,  Tyrosin  u.  s.  w. ,  wie  sie  für  den 
Bacillus  butyricus  charakteristisch  ist. 

Behrens  (Karlsruhe). 


Neue  Litteratur. 


Geschichte  der  Botanik : 

Yainamoto,  Y.,  Biographical  sketch  of  Japanese  botanists.  (The  Botanical 
Magazine.  Tokyo.  Vol.  V.   1891.  No.  51.  p.  167.)     [Jap.] 

Nomenclatur,  Pflanzennamen,  Terminologie  etc.: 

Ferry,  Rene,  De  la  nomenclature  des  couleurs.  (Revue  Mycologique.  T.  XIII. 
1891.  p.  180.) 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten: 

Mangln,  Louis,  Cours  elementaire  de  botanique  (prograrames  officiels  du  28  jan- 
vier  1890)  pour  la  classe  de  cinquieme — .  2.  edit.  8°.  383  pp.  3  cartes  et 
2  planch.     Paris   (Hachette  &  Co.)  1891.  Fr.  3.50. 

Algen : 

"De  Ton!?  J.  Bapl.,  Sylloge  Algarum  omnium  hucusque  cognitarum.  Vol.  II. 
Bacillaiieae.  Sectio  I.  Rhaphideae,  addita  bibliotheca  diatomologica,  curante 
J.  Deby.     8°.     CXXXII,  490  pp.     Patavii  (Tip.  Serainarii)  1891.  L.  34.— 

Oill,  C.  H.,  On  the  structure  of  certain  Diatom-valves  as  a  shown  by  sections 
of  charged  specimens.  (Journal  of  the  Royal  Microscopical  Society  of  London. 
1891.  Aug.) 

Hariot,  P.j  Sur  quelques  Coenogonium.  (Journal  de  Botanique.  T.  V.  1891. 
p.  288.) 

Heimerlj  A.,  Desmidiaceae  alpinae.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Desmidiaceen 
von  Salzburg  und  Steiermark.  (Verhandlungen  der  K.  K.  zool.-botan.  Gesell- 
schaft in  Wien.  Bd.  XLI.  Abhandlungen.  1891.  p.  587—609.    1  Tafel.) 

*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  uro 
gefällige  Uebersendung  von  Separat- Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe 
der  Titel  ihrer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redactionen  anderer  Zeitschriften  werden 
•ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen, 
damit  derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    Uhlworm, 
Terrasse  Nr.  7. 


Neue  Litteratur,  62> 

JöiiSSOli,  Heilet,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Dickenzuwachses  der  Rhodophyeeen. 

(Sep.-Abdr.  aus  Lunds  Univers.  Ärsskrift.  T.  XXVII.   1891.)    4°.    41  pp.  2  Tfln. 

Lnnd  1891. 
Okamura,   K .,   On  the  reproduction  of  Laminaria  Japonica  Aresch.  ?     (The  Bo- 

tanical  Magazine.  Tokyo.  Vol.  V.  1891.  No.  52.  p.  193.)     [Jap.] 
Yatabe,  RiokicIÜ,  A  new  Japanese  Prasiola.     (The  Botanical  Magazine.  Tokyo. 

Vol.  V.  1891.  No.  52.  p.  187.    Mit  Tafel.)     [Englisch.] 
Zacharias,  E.,    Ueber   Valerian  Deinega's    Schrift    „Der   gegenwärtige  Zustand1, 

unserer  Kenntnisse  über  den  Zellinhalt  der  Phycochromaceen.    (Botan.  Zeitung. 

1891.  p.  664.) 

Pilze : 

Buchner,  H.,  Einfluss  höherer  Concentration  des  Nährraediums  auf  Bakterien. 
(Sitzungsber.  der  Gesellschaft   für  Morphologie   und    Physiologie    in  München. 

1890.  No.  2.  p.  88.) 

Cavara,  F.,  Note  sur  le  parasitisme  de  quelques  Champignons.  (Revue  Myco- 
logique. T.  XIII.  1891.  p.  177.) 

Fischer,  Ed.,  Nachtrag  zur  Abhandlung  über  Pachyma  Cocos.  (Hedwigia. 
Vol.  XXX.  1891.  Heft  4.) 

—  — ,  Notice  sur  le  genre  Pachyma.  (Revue  Mycologique.  Tome  XIII.  1891. 
p.   157.) 

Gaillard,    A.,     Etüde    de    l'appareil    conidifere    dans   le    genre    Meliola.     (1.    c. 

p.  174.) 
Hugounenq,  L.  et  Eraud,  J.,   Recherches  sur  les  produits  solubles  secretes  pay 

un  microbe  du  pus  blennorrhagique.     (Lyon  med.  1891.  No.  29.  p.  381 — 389.) 
I\ijani/yii,  J.  J.,    Ueber   den  Einfluss  der   Temperatur,    Feuchtigkeit   und  Luft 

auf    die    Bildung    von    Ptomainen.      (Wratsch.    1891.    No.    26.    p.    611—613.) 

[Russisch.] 
Magnus,  P.,  Eine  Bemerkung  zu  Uromyces  excavatus  (DC.)  Magn.     (Hedwigia.. 

Vol.  XXX.  1891.   Heft  4.) 
Patouillard,  N.,  Contributions  ä  la  flore  mycologique  du  Tonkin.     (Journal  de 

Botanique.  T.  V.   1891.  p.  306.) 
Ronmeguere,    C,    Fungi   Gallici    exsiccati.     Cent.   LIX.     (Revue    Mycologique. 

T.  XIII.  1891.  p.  163.) 
Schnurmans  Stekhoven,  Jac.  Herrn.,  Saecharomyces  Kefyr.  Proefschrift  — .  8°. 

54  pp.     Utrecht  (G.  H.  E.  Breijer)  1891. 

Flechten: 

Miyoshi,  Eine  essbare  japanische  Flechte.  (The  Botanical  Magazine.  Tokyo. 
Vol.  V.   1891.  No.  51.  p.  152.)     [Deutsch.] 

—  — ,  New  Japanese  Lichens.     (1.  c.  No.  52.  p.  197.)     [Jap.] 

3Iüller,  J.,  Lichenes  Tonkinenses  a  cl.  B.  Balansa  lecti.     (Hedwigia.  Vol.  XXX„ 

1891.  Heft  4.) 

Muscineen : 
Stephaili,  F.,  Treubia  insignis  Göb.     (Hedwigia.  Vol.  XXX.  1891.  Heft  4.) 

Gefässkryptogamen : 

Poirault,  Georges,    Sur   les   tubes    cribles   des    Filicinees    et    des  Equisetinees. 

(Comptes  rendus  des  seances  de  l'Academie   des  sciences  de  Paris.    T.  CXIII» 

1891.  No.  4.) 
Tatabe,  R.,    Acrostichum  Tosaense    sp.  nov.     (The  Botanical  Magazine.  Tokycv 

Vol.  V.  1891.  No.  52.  p.  149.)     [Englisch.] 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 

Acqua,  C,  La  quistione  dei  tonoplasti  e  del  loro  valore.  Rassegna  critica  de» 
principali  lavori  still'  argomento.     (Malpighia.  Vol.  V.  1891.  p.  106.) 

Aloi,  Antonio,  Dell'  influenza  dell'  elettricitä  atmosferica  sulla  vegetazione  delle 
piante.     (1.   c.  p.   116.) 

Burgerstein,  Alfred,  Uebersicht  der  Untersuchungen  über  die  Wasseraufnahme 
der  Pflanzen  durch  die  Oberfläche  der  Blätter.  (Sep.-Abdr.  aus  XXVII.  Jahres- 
bericht des  Leopoldstädter  Communal-Real-  und  Obergymnasiums  in  WievO 
8°.     47  pp.     Wien  (Selbstverlag)  1891. 


•  62  Neue  Litteratur. 

Chauveand,    L.    G.,    Recherches    embryogeniques    sur    l'appareil    laticifere    des 

Euphorbiacees,  Urticacees,  Apocynees    et  Asclepiadees.     (Annales  des  sciences 

naturelles.  Botanique.  Ser.  VII.  T.  XIV.  1891.  No.  1/2.) 
Xkeno,  S.,  A  recent  problein   in  vegetable  physiology.    (The  Botanical  Magazine. 

Tokyo.  Vol.   V.   1891.  No.  52.  p.  200.)     [Jap.] 
Vesque,    .5.,    La    tribu    des    Clusiees.     Resultats    generaux    d'une    monographie 

morphologique    et  anatomique    de    ces  plantes.     (Journal  de  Botanique.    T.  V. 

1891.  p.  297.) 
Voegler,  Kar!,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Reizerscheinungen.     (Botan.  Zeitung. 

1891.  p.  641.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie : 

Borzi,  A.,  Di  alcune  piante  avventizie  dell'  Agro  messinese.    (Malpighia.  Vol.  V. 

1891.  p.  140.) 
Coulter,  John  M.,    The  future    of  systematic   botany.     (The  Botanical  Gazette. 

Vol.  XVI.  1891.  p.   243.) 
Degen,  Arpad  Ton,    Ergebnisse    einer  botanischen  Reise  nach  der  Insel  Samo- 

thrake.     [Schluss.]     (Oesterreichische  botanische  Zeitschrift.    Band  XLI.    1891. 

p.  329.) 
Gandoger,  Michael,   Flora   Europae    terrarumque    adjacentium.     Tome  XXVII. 

Potamogetoneae,    Lemnaceae,    Equisetaceae ,    Filices,    Marsiliaceae    etc.     8°. 

322  pp.     Paris  (Savy)   1891. 
Magnin,  .1.,    Glanes    botaniques:    observations    diverses,    localites    interessantes, 

plantes  nouvell  js  pour  la  flore  du  Gard.  8°.  43  pp.  Nimes  (Impr.  Chastanier)  1891. 
Makino,  T.,  Notes  on  Japanese  plants.  XIII.     (The  Botanical  Magazine.  Tokyo. 

Vol.  V.  1891.  No.  51.  p.  165.)     [Jap.] 
Miyoshi,  A  botanical  tour  to  Chichibu   and  Mt.  Tsukuba.    (1.  c.  p.  153.)    [Jap.] 
Okubo,  Plants  from   Sado.     (1.  c.  p.  163.) 
Parmentier,  Paul,    Sur    le    genre    Euclea,    Ebenacees.     (Comptes   rendus    des 

seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXIII.  1891.  No.  2.) 
Reckinger,  K.,    Beiträge    zur  Flora   von  Oesterreich.     (Oesterreich.  botanische 

Zeitschrift.  Bd.  XLI.  1891.  p.  338.) 
Ronx,  Niäius,    Herborisation   au  col  de  Chaviere    et  au  mont  Thabor.     (Extrait 

des  Annales  de  la  Societe  botanique   de  Lyon.    T.  XVII.    1891.)     8°.     15  pp. 

Lyon   1891. 
Schott,  Anton,  Ueber  das  Verhältniss  von  Phyteuma  spicatum  L.  zu  Phyteuma 

nigrum  Sm.     (Oesterreichische  botanische  Zeitschrift.   Bd.  XLI.  1891.  p.  345.) 
Solla,  R.  F.,  Bericht  über  einen  Ausflug  nach  dem  südlichen  Istrien.    "Schluss. 

(1.  c.  p.  340.) 
Van  Tieghem,  Ph.,    Sur  la  structure    primaire  et  les  affinites  des  Pins.     [Fin.  ] 

(Journal  de  Botanique.  T.  V.   1891.  p.  281.) 
Watson,  Sereno,  Oligonema.     (The  Botanical  Gazette.  Vol.  XVI.  1891.  p.  267.) 

Palaeontologie : 

Myczynski,  K.,  Ueber  einige  Pflanzenreste  von  Radäcs  bei  Eperjes,  Comitat 
Säros.  (Mittheilungen  aus  dem  Jahrbuch  der  K.  ungar.  geol.  Anstalt.  Bd.  IX. 
1891.  Heft  3.  p.  65.) 

Prosser,  Charles  S.,  The  geologic  position  of  the  Catskill.  (The  American 
Geologist.   1891.  June.  p.  351—366.) 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 
Alten,  H.    und   Jännicke,    \V.,    Nachtrag    zu    unserer    Mittheilung    über    „eine 

Schädigung    von   Rosenblättern    durch   Asphaltdämpfe".     (Botanische    Zeitung. 

1891.  p.  649.) 
Bonzi,    Gaspare,    La    peronospora    viticola:    cenni  e  norme    pratiche   per   com- 

batterla.     8°.     34  pp.     Alessandria  (Tip.  G.  M.  Piccone)  1891.  25  cent. 

JÖnsson,  Bengt,  Om  brannfläckar  pä  växtblad.     (Sep.-Abdr.  aus  Botaniska  No- 

tiser.  1891.)     8°.     62  pp.     2  col.  Tafeln.     Lund  1891. 
Martelli,  Ugolino,  Parassitismo  e  modo  di  riprodursi  del  Cynomorium  coccineumL. 

(Malpighia.  Vol.  V.  1891.  p.  97.    5  tavole.) 
Moritz,  J.,    Die  Rebenschädlinge ,    vornehmlich    die    Phylloxera    devastatrix  PL, 

ihr  Wesen,  ihre  Erkennung   und  die  Massregeln  zu  ihrer  Vertilgung.     2.  Aufl. 

8°.     IV,  92  pp.  mit  48  Abbild.     Berlin  (P.   Parey)  1891.  M.  2.— 


Neue  Litteratur.  —  Personalnachrichten.  63 

Poggi,  Tito,  Come  corabatteremo  la  peronospora.  2.  ediz.  8°.  40  pp.  Rovigo 
(Tip.  Vianello)   1891. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Gay,  F.,    Essai  d'une  Classification  des  drogues,   precede  de  quelques  d^finitions 

g^neYales  relatives  ä  la  matiere  medicale.     (Extr.  de   la    Gazette  hebdomadaire 

des  sciences  medic.  1891.)     8°.     7  pp.     Montpellier  (Impr.  ßoehm)  1891. 
Loebj    Ueber    einen    bei   Keratomalacia    infantum    beobachteten    Kapselbacillus. 

(Centralblatt    für  Bakteriologie   und   Parasitenkunde.    Band  X.     1891.    No.  12. 

p.  369—376.) 
Moeller,  Joseph,  Die   „Falten"  des  Cocablattes.     (Pharmaceutische  Post.  1891. 

p.  683.) 
Sawarda,    K.,    Plants    employed    in   medicine   in    the  Japanese  Pharmacopoea. 

(The  Botanical  Magazine.  Tokyo.  Vol.  V.  1891.  No.  52.  p.  189.)     [Jap.] 
"Wender  Neumann,  Ueber  Gaultheriaöl.    (Zeitschrift  des  Allgem.  österreichischen 

Apotheker-Vereins.  1891.  p.  359.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Bosshard,  A.  und  Kraft,  A.,  Auswahl  der  besten  Obstsorten,  die  in  der  Schweiz 
als  Tafel-  und  Mostobst  zu  empfehlen  sind,  und  der  in  der  Schweiz  anerkannten 
besten  Trauben  für  Tafel-  und  Weintrauben.  8°.  88  pp.  Bern  (K.  J.  Wyss) 
1891.  M.  0.60. 

Chatin,  A.,  Contribution  ä  l'etude  des  prairies  dites  naturelles.  (Comptes  rend. 
des  seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.    Tome  CXIII.    1891.    No.  2.) 

Dippel,  Leopold,  Handbuch  der  Laubholzkunde.  Beschreibung  der  in  Deutsch- 
land heimischen  und  im  Freien  cultivirten  Bäume  und  Sträucher.  Für  Bota- 
niker, Gärtner  und  Forstleute.  Theil  II.  Dycotyleae,  Choripetalae  (einschliessl. 
Apetalae),  Urticinae  bis  Frangulinae.  8°.  591  pp.  272  Textabbild.  Berlin 
(P.  Parey)  1891.  M.  20.— 

Frank,  IL,  Inwieweit  ist  der  freie  Luftstickstoff  für  die  Ernährung  der  Pflanzen 
verwerthbar?     (Deutsche  Landw.  Presse.  1891.  No.  77.) 

HÖhnel,  F.,  Ritter  von,  Ueber  Fasern  aus  Föhrennadeln.  (Centralorgan  für 
Waarenkunde  und  Technol.  1891.  p.  144—147.) 

—  — ,  Ueber  die  Anzahl  der  Hefezellen  im  Biere.     (1.  c.  p.  147 — 149.) 

König,  J.,  Die  Früchte  der  Wachspalme  als  Kaffee-Surrogat.     (1.  c.  p.  1.) 

Lewin,  L.,  Ueber  Areca  Catechu.     (1.  c.  p.  25.) 

Malfatti,  JOS.,  Eine  neue  Verfälschung  des  Zimmtpulvers.  (Zeitschrift  für 
Nahrungsmittel-Untersuchung  und  Hygiene.  1891.  p.  133.) 

Miciol,  Note  sur  les  veg^tations  qui  se  developpent  pendant  la  fabrication  du 
tabac.     8°.     11  pp.     Nancy  (Impr.  Berger-Levrault  &  Co.)  1891. 

Pässerini,  Nap«,  Elementi  di  agraria,  ad  uso  degli  studenti  di  agraria.  Vol.  II. 
Coltivazione  delle  piante  erbacee.  8°.  765  pp.  Firenze  (Loescher  &  Seeber) 
1891.  L.  6.— 

Possetto,  Gr.,  Safran  aus  Algier,  ein  neues  Safransurrogat.  (Zeitschrift  für 
Nahrungsmittel-Untersuchung  und  Hygiene.  1891.  p.  45.) 

Raux,  F.,  Aux  cultivateurs  de  mon  eher  Bocage  normand.  Le  Cidre :  fabrication, 
conservation,  soutirage.  2.  edit.  rev.  et  corrig.  8°.  36  pp.  Kouen  (Impr. 
Cagniard)  1891. 

Sintoni,  Ant.,  Esperienzi  di  coneimazione  sul  frummento  di  Kieti  e  di  Ravenna 
nell'  anno  1889/90.     8°.     53  pp.     Forli  (Tip.  Croppi)   1891. 

Tschircll,  A.,  Angewandte  Pflanzenanatomie.  Ein  Handbuch  zum  Studium  des 
anatomischen  Baues  der  in  der  Pharmacie,  den  Gewerben,  der  Landwirthschaft 
und  dem  Haushalte  benutzten  pflanzlichen  Rohstoffe.  Bd.  I.  Allgemeiner  Theil. 
Grundriss  der  Anatomie.  Lief.  1.  8°.  64  pp.  Wien  (Urban  &  Schwarzen- 
berg)  1891.  M.  2  — 

Personalnachrichteii, 

Dr.  J.  Felix  ist  zum  ausserordentlichen  Professor  an  der  Uni- 
versität Leipzig  ernannt  worden. 

Dr.  J.  Murr  ist  zum  Supplenten  am  Gymnasium  in  Marburg 
in  Steiermark  ernannt  worden. 


64 


Anzeigen.  —  Inhalt. 


R.  Fried  I  an  der  &  Sohn,   Berlin,  Carlstrasse  11. 

Soeben  erschien  und  steht  auf  Verlangen  gratis  und  franko  zur  Ver- 
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Pflanzengeographie  und  Floren. 

78  Gross-Oktav-Seiten  mit  2915  Titeln. 

Der  vollständigste  Catalog,  der  jemals  über  dieses  Speeialfach  er- 
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Inhalt: 


vV  issssenschaftliche  Orijacinal- 
JYIittrieilu  ngen. 

K  ii  it  t  Er .  Die  Bestäubungseinrichtung  von  Armeria 

maritima  Willd.,  p.  41. 
Kuckuck,    Beiträge    zur    Kenntnis»    der    Ecto- 

carpus-Arten  der  Kieler  Föbrde.  (Fortsetzung), 

p.  33. 

Instrumente,  Präparations-  und. 
Conservations-Methoden  etc. 

Unna,  Der  Dampftrichter,  p.  43. 


Referate. 

Altken,  Erster  Beitrag  zur  Insektenfauna  der 
Nordsee-Insel  Juist,  p.  46. 

Bokorny,  Ueber  Stärkebildung  aus  Formal- 
dehyd, p.  48. 

Heinricher ,  Neue  Beiträge  zur  Pflanzen- 
Teratologie  und  Blüten-Morphologie.  2.  Eine 
Blüte  von  Cypripedium  Calceolus  L.  mit 
Rückschlagserscheinungen,  p.  58. 

Keller niii n ,  Om  the  germination  of  Indian 
com  after  immersion  in  hot  water,  p.  45. 


Kii oll,  Verzeichniss  der  im  Harze, insbesondere 
der  Grafschaft  Wernigerode,  bis  jetzt  auf- 
gefundenen Lebermoose,  p.  44. 

Kramer,  Bakteriologische  Untersuchungen  über 
die  Nassfäule  der  Kartoffelknollen,  p.  58. 

Lüdt kc,  Ueber  die  Beschaffenheit  der  Aleuron- 
körner  einiger  Samen,  p.  50. 

Stizenberger,  Neuseeländische  Lichenen  in 
allgemeiner  zugänglichen  Exsiccaten-Werken, 
p.  45. 

Trelease,  The  species  of  Epilobium  occurring 
North  of  Mexico,  p.  51. 

A'erhoeff,  Biologische  Beobachtungen  auf  der 
nordfriesischen  Insel  Norderney  über  Be- 
ziehungen zwischen  Blumen  und  Insekten, 
p.  46. 

Warming ,  Botaniske  Exkursioner.  I.  Fra 
Vesterhavskystens  Marskegne,  p.  55. 

Neue  Litteratur,  p.  60. 

Personalnachrichten. 

Dr.  Felix  (ausserordentlicher  Professor  an  der 
Universität  Leipzig),  p.  63. 

Dr.  Murr  (Supplent  am  Gymnasium  in  Mar- 
burg in  Steiermark),  p.  63. 


Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  neues  Verzeichniss  von  wissen- 
schaftlichen   Werken   mit   sehr   erheblicher   Ermässigung 
der  bisherigen  Preise  aus  dem  Verlag  von  T.  0.  Weigel  Nachf.  in  Leipzig  bei. 


Aasgegeben :  14.  October  ISOl. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XLVIII.  No.  3.  XII.  Jahrgang. 

V  REFERIRENDES  ORGAN  '• 

für  das  Gresammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

Güter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  Uhlworm  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Tereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Section  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cnltur  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturveteuskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der  Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsingfors. 


Nr.  42. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Original-Mittheilungen. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  JEctocarpits-Avtm 
der  Kieler  Föhrde. 

Von 

Paul  Kuckuck. 

Mit  6  Figuren. 

(Fortsetzung.) 

JEctocarpus  siliculosiis  Dillw.  sp.  ad  park 

Diagnose:  Büschelig,  schlaff;  Büschel  bis  30  cm 
lang,  gelblich  oder  bräunlich,  nicht  in  einzelne 
Büschelche n  zertheilt,  fast  ganz  frei  oder  nur  in  der 
Mitte  verfilzt.  Verzweigung  oben  deutlich  seitlich, 
unten  falsch  gabelig,  abwechselnd  oder  einseitg,  nie 
opponirt,  ohne  terminale,  begrenzte  Zweigbüschel. 
Zweige  oft  bogig  aufsteigend,  aber  nie  im  rechten 
Winkel  abgehend.  Pluriloculäre  Sporangien  50 — 600  <u 
lang,  12 — 25  [.t  dick,  plriemig-keg eiförmig,  seltener 
kurz-eiförmig,    zuweilen  etwas   gebogen,    sehr   oft  in 

Botan.  Centralbl.  TA.  XLVIII.  1891.  5 


66 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc. 


ein  Haar  auslaufend;  meist  kurz  gestielt,  seltener 
sitzend.  Uniloculäre  Sporangien  30—65  (meist  50)  fi 
lang  und  20—27  /u  dick,  eiförmig,  ellipsoi  disch,  sitzend 
und  dann  meist  auf  recht-an  geschmiegt ,  oder  auf  ein- 
bis  wenigzelligem  Stiel,  dann  abstehend. 


Fig.  1. 


A,  ß. 


Edocarpus  siliculosus  Dillw.  sp.  f.  typica,  zwei  verschiedenen  Pflanzen  ent- 
nommene Zweige  mit  plurüoculären  Sporangien;  a  junge  Anlage  eines  haar- 
tragenden Sporangiums,  b  sitzendes  entleertes  Sporangium  mit  drei  seitliehen 

Vergr.  100  :  1. 


durch  einen  *  bezeichneten  Oeffnungen. 


Diese  Art  ist  sehr  formenreich  und  zeigt  zwischen  den  drei 
unterschiedenen  Formen  alle  Uebergänge;  von  der  folgenden  ist 
sie  jedoch  durch  die  meist  längeren  Sporangien  und  durch  das 
häutige  Vorkommen  intercalarer  pluriloculärer,  sowie  durch  den 
Besitz  uniloculäre r  Sporangien  unterschieden. 

1.  forma  ty-pica.  Bildet  anfangs  festgewrachsene,  später  frei 
im  Wasser,  vorzüglich  im  Seegras  flottirende,  oft  etwras  durch 
einander  geworrene  Watten  von  unbestimmter  Grösse  und  Um- 
grenzung. Die  Verzweigung  ist  nach  der  Spitze  der  Hauptäste 
oft  etwas  gedrängt,    ohne  dass  dadurch  makroskopisch  erkennbare 


Kuckuck,    Beitrage  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  67 

■Zweigbüschel  entstehen.  Zellen  in  den  oberen  dünneren  und 
jüngeren  Theilen  so  lang  als  dick  oder  etwas  länger  oder  kürzer, 
in  den  unteren  Theilen  oft  4—5  mal  länger  als  dick,  an  den  Quer- 
wänden etwas  eingeschnürt  bis  tonnenförmig ,  40 — 60  f.i  dick. 
Chromatophoren  reich  entwickelt,  aber  meist  schmal,  in  langen, 
verzweigten,  oft  sehr  regelmässig  spiralig  verlaufenden  Bändern  der 
Zellwand  angeschmiegt.  Pyrenoide  zahlreich,  meist  so  dick  als  der 
Chromatophor  breit.  Haare  wohl  entwickelt.  —  Die  pluriloculären 
Sporangien  schwanken  an  demselben  Individuum  zuweilen  zwischen 
sehr  weiten  Grenzen ;  meist  sind  sie  200  [i  lang,  feinpfriemig,  lang- 
zugespitzt oder  mit  steriler  Haarspitze,  auf  ein-  bis  wenigzelligem 
Stiele  oder  sitzend  (Fig.  1,  A  und  B).  In  das  Sporangium  können 
vegetative  Zellen  eingesprengt  sein.  Bei  manchen  Exemplaren 
treten  auch  häufig  mehr  kurze,  gedrungene  und  nicht  in  ein  Haar 
auslaufende  Sporangien  auf,  die  sich  der  für  forma  arcta  charakte- 
ristischen Gestalt  nähern.  Uniloculäre  Sporangien  breit-gedrückt- 
ellipsoidisch,  in  der  Regel  sitzend  und  aufrecht,  zuweilen  auf  ein- 
zelligem Stiele  abstehend,  selten  terminal,  50 — 60  /u  lang  und  20 
— 25  {i  dick.  Sie  finden  sich  meist  in  spärlicher  Anzahl  mit  den 
pluriloculären  Sporangien  zusammen  auf  demselben  Individuum-, 
nur  einmal  fand  ich  ein  Exemplar,  das  ausschliesslich,  und  zwar 
sehr  reichlich,  uniloculäre  Sporangien  trug  (Fig.  2). 

In  grösserer  Tiefe  (15 — 20  m)  fand  ich  nicht  selten  eine  Form, 
die  sich  durch  kleine  Sporangien  (30 — 60  /u  lang,  ca.  15  (J-  breit), 
welche  sich  zum  Theil  als  Ersatzsporangien  erwiesen,  und  durch 
schmutzig  gelblich  -  weisse  Farbe  auszeichnet.  Die  2 — 4  mal  so 
langen  als  breiten  Zellen  zeigen  einen  bis  wenige  sehr  schmale 
Chromatophorenbänder,  deren  Windungen  von  einander  sehr  ent- 
fernt sind.  —  Bei  einer  in  der  Litoralregion  verworrene  Watten 
von  röthlicher  Farbe  bildenden  Form  waren  die  Zellwände  mit 
einer  hell  roth-braun  gefärbten,  glatten  oder  durch  Risse  unter- 
brochenen Inkrustation  bedeckt,  die  wohl  hauptsächlich  aus  kohlen- 
saurem Kalke  bestand. 

Mai  bis  September;  häufig  in  der  litoralen  und  sublitoralen 
Region. 

2.  forma  hiemalis.  Bildet  10 — 25  cm  hohe,  schlaffe  Büschel 
von  brauner  Farbe.  Pluriloculäre  Sporangien  300—600  (meist 
350—400)  t-i  lang,  23—37  (meist  25—30)  fi  dick,  an  der  Basis 
am  breitesten,  breiter  als  die  Stielzellen,  mit  meist  kurzer  Haar- 
spitze; s.  w.  v. 

An  anderen  Algen  in  einer  Tiefe  von  15 — 20  m;  Juli. 

Syn.       Ectocarpus  confervoides  f.  hiemalis  bei  Kjellman,  Bidrag.  p.  83. 
Syn.  u.  Exsicc.  Ectocarpas  hiemalis  Crouan,  Exsicc.  No.  26. 

3.  forma  arcta.  Bildet  gelbbraune,  verworrene,  frei  auf  dem 
Boden  liegende  Büschel.  Zellen  bis  63  fi  dick,  an  den  Quer- 
wänden etwas  eingeschnürt  bis  tonnenförmig.  Chromatophoren 
kräftig  entwickelt.  Pluriloculäre  Sporangien  40 — 50  fi  lang  und 
20 — 30  fi  dick,  eiförmig,  stumpf  oder  etwas  zugespitzt,  meist  un- 
gestielt und  mit  breiter  Basis  dem  Faden  aufsitzend,  seltener  kurz 

5* 


(38  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

gestielt  und  verlängert  (bis  140  it  lang)   und  zuweilen  mit  steriler 
Haarspitze.     Berindung  spärlich. 


Fig.  2. 

Ectocarpus  siliculosus  Dillw.  sp.  f.  typica,  ein  Zweig  mit  uniloculären  Sporangien: 
bei  b  ein  entleertes  Sporangium.     Vergr.  100:1. 


Syn.       E. 
E. 


Syn. 


siliculosus    excl. 
p.   161—162. 


var.   praet.    <?•   nebulosa   C. 


A.  Agardh, 


siliculosus  excl.    var. 
Vol.  IL  p.  37—38 
E.  siliculosus  Kütz.,  Spec.  Alg.  p 


praet.    S.  nebulosa    C.   A.    Agardh, 


Syst.    Alg 
Spec. 


AU 


451. 


E.  siliculosus  f.  typica  und  f.   nebulosa  Kjellm.,  Handbok  p.  78. 


nebst  Abbild.   E.  siliculosus  Kütz. 
E.  gracillimus  Kütz.,  Tab.  phyc 
E.  corymhosus  Kütz.,  Tab.  phyc 
E.  silictdosus  Harv.,  Phyc.  brit. 
E.  amphibius  Harv.,  Phyc.  brit. 
E.  viridis  Harv.,  Nereis,  Vol.  I. 


Tab.  phyc.  Bd.  V.  tab.  53,  I. 
Bd.  V.  tab.  58,  I. 

tab.  59,  IL 

tab.  162  (vergl.  den  Text). 

tab.  183  (vergl.  den  Text). 

tab.  12.  fig.  B. 

des  Ale.  PL  24. 


Bd 
Vol, 
Vol, 
p.  140 

zoosp 


V. 

1. 

I. 


E.  siliculosus  Thuret,  Rech.  s.  1 
E.  siliculosus  Lyngbye,  Hydr.  Dan.  tab.  43.  fig.  C 
C'onferva  siliculosa  Dillryn,  British  Conf.  Suppl.  p.  69.  pl.  E. 
Ceramium  confervoides  Roth,  Cat.  I.  tab.  8.  fig.  3  (Habitus!). 
Exsicc.  E.  siliculosus  Aresen.,  Alg.  scand.  exs.  Fase.  4.  No.   176  (non 
E.  siliculosus  Le  Jolis,  Alg.  mar.  de  Cherb.  No.  51. 


112;. 


Kuckuck,   Beiträge  zur  Kenutniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc.  q9 

E.  silicidosus  Wyatt,  Alg.  Danin.  No.  172. 

E.  confervoides  <*•  ailic.ulos  is  Hauck  und  Richter,    Phyc.  Univ.    No.  05. 

Meist  in  grösserer  Tiefe  zwischen  anderen  Algen  lose  liegend ; 
Juni  bis  August. 

Syn.       Ectocarpus  arctus  Kütz.,  Phyc  gen.  p.  289. 

Ectocarpus  arctus  Kütz.,  Spec.  Alg.  p.  449. 

Corticularia  arcta  Kütz.,  Tab.  phyc.  Bd.  V.  Tab.  80.  flg.  I. 

Ectocarpus  intermedius  Kütz..  Tab.  phyc.  Bd.  V.  Tab.  46.   fig.  I. 

Ectocarpus  pseudosiliculosiis  Crouan,  Exs.  No    27. 

Ectocarpus  confervoides  f.  atcta  in  Kjellm.,  Bidrag   p.  71   f.  und  Hand- 
bok  p.  77. 
Bemerk.     Diese   Form,    welche    Kjellman    zu    E.   confervoides   zieht, 
scheint  mir  wegen  des  Vorkommens  länglicher  und  sogar  haartragender  Spo- 
rangien,   sowie    wegen    der  Dicke  ihrer  Thalluszellen  besser  zu    E.  silicidosus 
Dillw.  sp.  gestellt  zu  werden. 

Ectocarpus  confervoides  Roth  sp. 

Diagnose:  Büschel  aus  einzelnen  unten  zusammen- 
gedrehten,  oben  lockeren  Büschelchen  zusammen- 
gesetzt, oder  mehr  unverworren,  buschig,  in  de  r 
Regel  von  dunkelbrauner  Färb  e,  stets  festgewachsen, 
Verzweigung  zerstreut,  seitlich,  einseitig  oder  alter- 
n  i  r  e  n  d ,  nie  o  p  p  o  n  i  r  t ;  Zweige  meist  lang,  allmählich 
verdünnt.  Haar  meist  wenig  entwickelt.  Zellen  an 
der  Basis  18 — 40 /<  dick.  Chromatophoren  breit  band- 
förmig, verzweigt,  auch  in  den  oberen  Zweigzellen 
reichlich  vorhanden.  Pluriloculär e  Sporangien  nie 
in  eine  Haarspitze  auslaufend,  kur zpfriemig,  spindel- 
oder  spul  förmig,  sitzend  oder  kurz  gestielt,  70 — 140 
(meist  100)  ii  lang,  ca.  25 /<  dick,  über  die  ganze  Pflanze 
v er t heilt.  Uniloculäre  Sporangien  fehlen.  Wurzel  - 
haare  meist  spärlich. 

1.  forma  typica.  Bildet  in  der  Regel  an  Holzwerk  oder 
Fucus  vesiculosus  (und  anderen  Algen)  festgewachsene,  büschelige, 
dunkelbraune  Pflanzen  von  1 — 10  cm  Höhe  unter  der  Wasser- 
oberfläche. Begrenzte  Zweigbüschel  fehlen.  Die  Aeste  sind  meist 
wenig  dünner  als  die  Achse,  von  der  sie  entspringen,  aufrecht,  bis 
oben  hin  mit  chromatophorenreichen  Zellen,  sodass  man  gewöhnlich 
keinen  haarartigen  Theil  unterscheiden  kann.  An  den  Querwänden 
sind  die  Zellen  wenig  oder  gar  nicht  eingeschnürt,  25 — 32  ft  dick. 
Die  Chromatophoren  zeichnen  sich  durch  ihre  Breite  aus  und  sind 
dicht  gelagert.  Die  pluriloculären  Sporangien  (Fig.  3)  erreichen 
sehr  oft  ihre  grösste  Dicke  in  der  Mitte  und  verjüngen  sich  nach 
oben  und  unten  gleichmässig  (spulförmig),  oder  ihre  grösste  Dicke 
liegt  in  der  Nähe  der  Basis,  sodass  sie  spindelförmig  oder  ver- 
längert-kegelförmig  werden;  sitzend  oder  auf  einzelligem,  zuweilen 
mehrzelligem  Stiel,  seltener  lang  gestielt. 

Mai  bis  December;  häufig  in  der  Kieler  Föhrde. 

Syn.     Ceramium  confervoides  Roth,  Cat.  Bot.  Fase.  1.  p.  151 — 152. 

Ceramium  siliculosum  ß.  atrovirens  C.  A.  Agardh,  Syst.  Alg.  p.  66. 
Ectocarpus  silicidosus  Lyngb.,  Hydr.  Dan.  sid.  132.  tab.  43  B. 
Ectocarpus  litoralis   var."  Aresch.,   Alg.  scand.  exs.   Fase.  2—3.   No.  111. 


70 


Kackuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten  etc. 


Ectocarpus  confervoides  s.  s.  Kjellm.,  Bidrag  p.  77  ff. 
Ectocarpus  confervoides  f.  typica  Kjellm.,  Handbok  p.  77. 

2.  forma  nana.  Bildet  völlig  unverworrene,  5 — 15  mm  hohe,, 
braungelbe  Büschel  in  der  litoralen  Region.  Zweige  lang-peitschen- 
förmig.  Zellen  an  den  Querwänden  nicht  eingeschnürt,  an  der 
Basis  18  —20  (.i  dick.  Die  pluriloculären  Sporangien  sind  100 — 250 
(meist  160)  /u  lang  und  ca.  35  \i  dick,  spindelförmig  oder  unregel- 
mässig cylindrisch,  auf  wenigzelligem  bis  langem  Stiel,  selten 
sitzend. 

Februar;  Möltenort  an   Ulva. 


Fig.  3. 

Ectocarpus  conjervoides  Roth  sp.  f.  typica,  ein  Zweig  mit  pluriloculären  Sporangien; 

hei  a  alte  Sporangialhülscn  mit  jungen  Ersatzsporangien,  bei  b  ein  entleertes 

Sporangium  mit  apicaler  Oeffnung.     Vergr.  100:1. 


ange- 


3.  forma  penicilliformis.  Zweige  aufrecht,  oft  fast 
schmiegt,  genähert,  abwechselnd  oder  einseitig;  Zellen  meist  so 
lang  wie  dick,  35 — 40  /<  dick.  Pluriloculäre  Sporangien  von  sehr 
constanter  Form  und  Grösse,  90 — 110/*  iang  und  20 — 25  fi  dick, 
spindel-  bis  spulförmig. 


Tanfiljef,  Ueber  subfossile  Strünke  auf  dem  Boden  von  Seen.  71 

Bemerk.  K  j  e  1 1  m  a  n  unterscheidet  in  seinem  Handbuch  noch  folgende 
Formen : 

Ectocarpus  siliculosus  f.  nebulosa  Ag.  Syst.  Alg.  s.  162.  Fig.  Lyngb.  Hydr. 
dan.  t.  43,  C.  Bildet  schliesslich  lose,  wolkig  ausgebreitete  grosse  Massen. 
Feiner,  zarter  und  heller  als  die  Hauptform,  mit  langen  oberen  Gabelzweigen, 
die  wenigstens  bei  den  Gametangien-Exemplaren  der  Seitenzweige  fast  ganz 
entbehren. 

Ectocarpus  hiemalis  f.  spalatina  Kütz.  Ectocarpus  spalatinus  Kütz.  Phyc. 
gen.  p.  288.  Fig.  Kütz.  Tab.  phyc.  5.  t.  63.  f.  2.  Bildet  lockere,  mehr  un- 
verworrene und  heller  gefärbte  Büschel  als  die  Hauptform.  Alle  Gabelzweige 
lang,  auch  die  oberen  bei  den  Gametangien-Exemplaren  fast  ohne  Seiten- 
zweige. Gabelzweige  gewöhnlich  aus  1— l1/»  mal  so  langen  als  dicken  Zellen 
bestehend,  jede  Zelle    mit   einem   reich-   und   feinverzweigten  Chromatophor. 

Ectocarpus  confervoides  f.  pi/gmaea  Aresch.  Ectocarpus  pygmaeus  Aresch. 
in  Kjellm.,  Ectocarp.  p.  85.  Büschel  locker,  ganz  unverworren,  3 — 12  mm 
hoch,  zuweilen  polsterartig  sich  zummenschliessend.  Verticale  Zellreihen  ein- 
fach oder  sparsam  gabelig  oder  seitlich  verzweigt.  Gametangien  etwas  zu- 
gespitzt, gewöhnlich  60 — 75  ,"  lang,  25—30  n  dick,  zerstreut,  stets  gestielt, 
nicht  selten  terminal  auf  den  verticalen  Sprossen. 

E.  confervoides  f.  crassa  Kjellm.  mscr.  Büschelig,  locker,  stets  fest- 
gewachsen. Verticales  Sprosssystem  wiederholt  verzweigt,  mit  langen,  etwas 
steifen ,  sparrigen,  kilrzzelligen  Gabelzweigen.  Seitenzweige  spärlich  oder 
fehlend.  Gametangien  kurz  und  dick,  ca.  60  p  lang,  30 — 45  p  dick,  kurz  bis 
langgestielt,  abstehend. 

(Fortsetzung  folgt). 


Ueber  subfossile  Strünke  auf  dem  Boden  von  Seen. 

Von 

G.  Tanfiljef 

in   St.  Petersburg. 


In  Nr.  11  u.  12  des  Botan.  Centralbl.,  Jahrgang  1891,  findet 
sich  ein  interessanter  Artikel  des  Herrn  Rutger  Sernander 
„Ueber  das  Vorkommen  von  subfossilen  Strünken  auf  dem  Boden 
schwedischer  Seen."  Verfasser  sucht  dieses  Vorkommen  durch 
Annahme  von  wechselnden  Perioden  mit  continentalem  und  insu- 
larem Klima  während  der  Postglacialzeit  zu  erklären.  Das  Vor- 
kommen von  Baumstrünken  im  Torf  —  oft  mehrere  Lagen  über- 
einander —  und  zwar  am  Ufer  von  Seen  und  auf  dem  Seeboden, 
scheint  eine  sehr  verbreitete  Erscheinung  zu  sein,  und  habe  ich 
solche  überaus  häufig,  z.  B.  im  Gouvernement  St.  Petersburg, 
Wladimir  and  Rjäsan  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt.  Doch 
glaube  ich  diese  Erscheinung,  wenigstens  für  die  beobachteten 
Fälle,  auch  ohne  Annahme  von  Klimaschwankungen  erklären  zu 
dürfen,  wie  ich  dieselbe  auch  schon  zu  erklären  versucht  habe 
(Schriften  der  Kaiserlichen  freien  ökonomischen  Gesellschaft.  1889. 
Heft  V.  und  Verhandlungen  des  VIII.  Congr.  Russ.  Naturforscher 
und  Aerzte.  1890).  Dass  sich  in  muldenförmigen  Vertiefungen, 
auch  wenn  der  Boden  derselben  Anfangs  aus  durchlässigem  Sande 
besteht,  durch  Ansammlung  von  Regen-,  Sinter-  oder  Quellwasser- 
Vermoorungen    und    —    meist    als  Folge    hiervon    —    sogar    kleine 


72  Tanfiljef,  Ueber  subfossile  Strünke  auf  dein  Boden  von  Seen. 

seenförmige  Becken  bilden,  ist  eine  in  Russland,  wo  das  Land,  be- 
sonders Waldland,  noch  lange  nicht  allenthalben  regelrecht  bewirth- 
schaftet  wird,  gar  nicht  seltene  Erscheinung  (siehe    auch   B  ü  h  1  e  r , 
Versumpfung  der  Wälder.  1831.  p.  438  u.  ff.).     Findet  eine  solche 
seenförmige  Wasseransammlung  im  Walde  statt,  so  geht  wohl  jede 
Baumvegetation    schliesslich    zu    Grunde.     Durch  Ansammlung    am 
Boden  der  Wasserlache  abgestorbener  Baumstämme  und  verschiedener 
anderer  Pflanzenreste,    auch   durch   neuen  Zufluss  muss  das  Niveau 
des  Wassers   sich  beben,    neues    Land    unter    Wasser    gesetzt    und 
eine  neue  Reihe  von  Bäumen  zum  Absterben  gebracht  werden.    Hat 
der  neugebildete  See  eine  gewisse  Grösse  erreicht,  so  können  Ver- 
dunstung und  Zufluss  ein  Gleichgewicht  erreichen  und  beginnt  dann 
der  See  an  seinen  Ufern  energisch  zu  verwachsen  und  zu  vertorfen. 
Auf  dem  durch  solche  Verwachsung  und  Vertorfung  neugebildeten 
Lande  siedeln    sich    neue    Bäume    an,    erreichen    auch    eine  gewisse 
Grösse,  bis  das  durch  beständige  Ansammlung  von  (theils  aus  den 
Torfufern   ausgewaschenem)    Prlanzendetritus  am    Boden    des    Sees, 
auch  durch  Regen  und  Schmelzwasser  sich   sehr  langsam,  aber  be- 
ständig   hebende    Niveau     auch    diese    Baum  Vegetation    in    seiner 
weiteren  Entwicklung  hemmt    und  schliesslich  tödtet.     Die  im  Torf 
steckenden    Baumstrünke    werden    allmälig    wiederum    von    Moor- 
pflanzen   überwachsen,    die    schliesslich    eine    neue    Torfschicht    und 
somit    auch    einen    neuen  Boden    für  Bäume    abgeben.     Erhält    der 
See  (das  Wasser  in  solchen   von  Torfufern    umgebenen  Seen    steht 
oft  höher,  als  das   trockene  Land  daneben,    was   auch    für    die    be- 
schriebene Bildungsweise    derselben   spricht)    einen  Abfluss,    so    er- 
reicht auch   dieses  Spiel  ein  Ende,    auch    kann    in  Folge    von   Ent- 
blössung  durch  Waldbrand  etc.  die  Verdunstung  so  stark  zunehmen, 
dass  ein  weiteres  Wachsen    des  Sees    unmöglich  wird  und  derselbe 
nun    rasch   einer    Umwandlung    in    ein   Torfmoor    entgegengeht.    — 
Auf  diese  Weise  kann,  meiner  Ansicht  nach,    das  Vorkommen  von 
Baumstrünken  am  Boden  von  Seen  sehr  wohl  erklärt  werden,  denn 
für  das  Vorhandensein    und    die  Bildung  von  Mooren   ist    ein  insu- 
lares Klima  durchaus    nicht  nothwendig,    da  sogar  Sphagneta  auch 
in    Steppengegenden    (z.    B.    bei    Charkow    und    Woronesch)    vor- 
kommen. 

St.  Petersburg,  den  20.  August  (1.  September)  1891. 


Botanische  G-ärten  und  Institute. 

The  Missouri  Botanical  Garden.    8°.  165  pp.  with  maps  and 
plates  and  Portrait.     St.  Louis  1890. 

Vorliegendes  Buch  bildet  den  ersten  Jahresbericht  des  genannten 
botanischen  Gartens  und  ist  vom  Director  desselben,  Professor  Dr. 
Trelease,  herausgegeben  worden.  Es  enthält  eine  biographische 
Skizze  und  das  Portrait  des  grossmüthigen  Begründers  des  Gartens, 
Henry  Shaw,  welcher  fast  seine  ganze  Habe  zur  Förderung  der 
botanischen  Wissenschaft  vermacht  hat,  seinen  letzten  Willen,  Berichte 


Bot.  Gärten  und  Institute.  —     Instramente  etc.  —  Pilze.  73 

über  die  „Henry  Shaw  School  of  Botany"  und  „Missouri  Botanical 
Garden",  die  bei  dem  ersten  jährlichen  Bankett  der  Betrauten  des 
Gartens  vorgetragene  Rede  und  andere  Einzelheiten,  welche  von 
Interesse  sind. 

Auf  fünf  Plänen  ist  die  Einrichtung  des  Gartens  erklärt  und 
auf  13  Tafeln  sind  seine  wichtigsten  Gebäude  und  schönsten  Punkte 
abgebildet. 

Es  ist  zu  erwarten,  dass  bei  reichlicher  Ausstattung  und  fernerer 
tüchtiger  Leitung  dieser  Garten  als  eine  der  wichtigsten  Quellen 
•der  botanischen  Thätigkeit   in  Nord-Amerika  bekannt  werden  wird. 

Huniphrey  (Amherst,  Mass.J. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden  etc. 

Aitmaiiii,  P.,  Therm  oregulator  neuer  Co  nstruction. 
(Centralblatt  f.  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  IX.  Nr.  24. 

p.  791—792.) 

Die  Firma  Dr.  Robert  Muencke,  Berlin  NW.,  Louisen- 
.strasse 58,  liefert  einen  neuen  Thermoregulator,  der  die  Einhaltung 
aller  Temperaturen  bis  zu  100°  C  mit  einer  Genauigkeit  von 
+  0,05°  C  gestattet  und  sich  durch  einfache  Construction  und 
wenig  zerbrechliche  Form  (er  besteht  nur  aus  einem  einzigen  Stück) 
empfiehlt.  Das  Princip  desselben  beruht  darin,  dass  das  erwärmte 
und  demzufolge  sich  ausdehnende  Quecksilber  die  Zuflussöffnung 
des  zur  Heizung  dienenden  Leuchtgases  verschliesst. 

'_  Kohl  (Marburg). 

Kroenig.  Eine  Vereinfachung  und  Abkürzung  des  Biedert'schen  Verfahrens  zum 
Auffinden  von  Tuberkelbacillen  im  Sputum  vermitteist  der  Stenbeek'schen 
Centrifuge.     (Berliner  klinische  Wochenschrift,   1891.  No.  29.  p.  730  —  731.) 


Referate. 

TOSS,  Wilhelm,  Mycologia  carniolica.  Ein  Beitrag  zur 
Pilzkunde  des  Alpenlandes.  III  Ascomycetes.  (Sep.- 
Abdr.  aus  den  „Mittheilungen  des  Musealvereins  für  Krain". 
Jahrgang  1891.)     8°.     70  pp.  Berlin  (Friedländer)   1891. 

Der  dritte  Theil  dieser  Veröffentlichung,  Bogen  11  bis  15  um- 
fassend, "behandelt  die  Sphaeriaceae  und  Discomycetes.  Ausser  der 
Aufstellung  neuer  Arten  und  der  Beobachtung  von  neuen  Nähr- 
pflanzen konnte  das  Vorkommen  der  Cucurbitaria  Ligustri,  Lepto- 
sphaeria  Helvetica,  L.  crastophila  und  Cercospora  xantha  für  Krain 
festgestellt  werden. 

An  neuen  Nährpflanzen  wurden  beobachtet: 
Cucurbitaria  Laburni  auf  Cytisus  radiatus  Koch. 
Sphaerella  Leguminis  Cytisi  auf  Cytisus  alpinus  L. 

„  arthopyrenioides  auf  Papa v er  aurantiacum  Loisl. 


n 
n 
n 


74  Pilze. 

Laestadia  nebulosa  auf  Peucedanum  Oreoselinum  Mönch. 
Sphaerulina  callista  auf  Campanula  caespitosa  Scop. 
Physalospora  Fesfucae  auf  Scsleria  varia  Wettst. 
Leptosphaeria  culmifraga  auf  Avena  argcntea  Willd. 
crastophila  auf  demselben. 
sparsa  auf  Avena  distichophylla  Vill. 
Nielschkei  auf  Campanula  caespitosa  Scop. 
Niessieana  auf  Thesium  montanum  Ehrh. 
planiuscula  auf  Prenanthes  purpurea  L. 
„  .    maculans  auf  Biscutella  laecigata  L. 

Pleospora  vulgaris  auf  Kernera  saxatüis  Rchb.,  Papaver  aurantiacum  Loisl.;. 
Peucedanum  Oreoselinum  Mönch,   Thesium  montanum  Ehrh.,   Tofieldia 
calyculata   Wahlb. 
Pleospora  chrysospora  auf  Bellidiastrum  Michelii  Cous. 
Mamiania  fimbriata  auf  Ostrya  carpinifolia  Scop. 

Phyllachora  Heracleis  auf  Heracleum  Austriacum  L.,  Malabaila  Golaka  Kern. 
Ferner  an  neuen  Unterlagen  von  Discomycetes: 
Hysteropatella  Prostii  auf  Föhrenzapfenschuppen. 
Hysferographium  Fraxini  auf  Zweigen  von  Prunus  Padus. 
Rhytisma  salicimim  auf  Blättern  von  Salix  glabra. 
Pseudopeziza  Saniculae  f.  Astrantiae  auf   Blättern  von  Astrantia  Carniolica.. 

Von  neuen  Arten  werden  beschrieben: 

Sphaerella  Deschmannii  n  o  v.  s  p  e  c. 

„Perithecia  in  macula  foliorum  languidorum  flava  vel  rubra,  rotundato- 
elliptice  difformia,  circa  5 — 10  mm  di.am.,  vel  10 — 20  mm  longa,  10  lata,  inter- 
dum  effusa  et  foliis  magnam  partem  occupanti,  dense  gregaria,  sessilia,  puncti- 
formia,  globosa,  parenchymatice  contexta,  atra.  Asci  fasciculati,  cylindracei  vel 
anguste  fusiformes,  in  stipitem  brevem  producti,  apice  rotundati,  30 — 35  p  longi, 
infra  mediam  6 — 11  ,"  lati,  4 — 8-spori.  Sporae  inordinatae  —  tristiche,  fusi- 
formes, utrinque  rotundatae,  rectae  vel  curvulae,  didymae,  medio  non  constrictae,. 
cellula  superiori  parum  latiori,  guttulatae  demum  hyalinae,  21 — 23  p  longae, 
3  ju  latae. 

Ad  Oenlianae  Pneunomanthis  folia  arida.  Carniolia  superior :  Ad  Labacum 
et  Zalog  prope  Zirklach.     Juli — August." 

Leptosphaeria  Rehmiana  nov.  spec. 

„Peritheciis  serialibus,  sparsis,  globosis,  atris,  glabris,  sessilibus,  minutissimis, 
menbranaceis.  Ascis  cylindraceis,  sessilibus,  8-sporis,  64 — 66  ,"  long.,  11  — 13 
lat.  Sporis  oblique  monostichis  vel  subdistichis,  oblongis  vel  late  fusoideis, 
utrinque  rotundatis,  rectis  vel  leniter  curvulis,  3-septatis,  ad  septa  constrictis, 
locula  secundo  protuberante,  fuscis,  15 — 17  p  long.,  6  —  8  lat.  Paraphysis  fili- 
formibus.  In  foliis  emortuis  Drypidis  sjnnosae  L.  Stranje  prope  Stein  in 
Carniolia  superiore      Aestate." 

Diaporthe  microcarpa  Rehm.  nov.  spec. 

„Stroma  ambiens,  corticem  interiorem  nigricans.  Perithecia  in  acervulos 
valseos,  in  cortice  interiore  uidulantes,  ca.  8  monostiche  congregata,  globosa, 
nigra,  ca.  0,3  mm  diam.,  ostiolis  brevibus,  in  disco  rotundo,  piano,  pallido,  sub- 
conico  per  epidermidem  prorumpente,  punctiformiter  minutissime  perspicua.  Asci 
fusiformes,  apice  rotundati,  —  50 : 8  ,",  8-spori.  Sporidia  fusiformia. 
recta,  medio  haud  constricta,  4  guttulata,  utraque  apice  brevissime  filiforme  appen- 
diculata,  hyalina,   '5:4  f. 

Ad  ramos  emortuos  Cylisi  nigricantis  L.  In  monte  Ulrichsberg  prope- 
Zirklach.  .Sept.   Mens.41 

Valsa  Myricariae  Rehm.  nov.  spec. 

„Stromata  minuta,  e  basi  orbiculari  subconica,  nigra,  in  cortice  interiore, 
saepe  longe  lateque  nigrata  nidulantia,  peridermium  rimose  perforantia,  ab 
hvxjus  laciniis  cincta,  spermogonia  medium  tenentia.  Perithecia  in  singulo 
stromate  8 — 12,  monosticha,  minuta,  dense  stipitata,  collis  brevibus,  cylindraceis, 
connatis  in  disculo  griseo  vix  prominentibus.  Asci  fusiforme-clavati,  36 — 40:6: 
6>5  ;".     Sporidia  unicellularia,  cylindrica,  obtusa,  subrecta,  hyalina,  6:1.5  ,". 

Ad  ramulos  emortuos  Myricariae  Germanicae  Desv.  Ad  ripas  fluvii  Save 
prope  Lees  in  Carniolia  superiore**. 

Jäunicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Pike.  75- 

Setchell,    W.   A.,    Contributions    from    the    cryptogomic 
laboratory  of  Harvard  University.  XIV.  Pr eliminary 
notes  on  the  species  o  f  Doassansia  Co  rnu.    (Proceedings  of" 
the  American  Acad.  of  Arts  and  Sciences.    Vol.  XXVI.  p.  13 — 19.) 

Verf.  hat  die  Ustilagineen  -  Gattung  Doassansia  Cornu  einer 
eingehenderen  Untersuchung  unterworfen.  Von  Entyloma  unter- 
scheidet sich  die  Gattung  durch  das  Vorhandensein  einer  besonderen 
Rindenschicht  von  sterilen  Zellen,  welche  den  Sporensorus  umhüllt. 
Daher  werden  D.  Kiesslii  De  Toni,  D.  Limosellae  (Kunze)  Schrot., 
D.  decipiens  Wint.  und  D.  Allsmatis  Hark,  von  der  Gattung  Doas- 
sansia ausgeschlossen.  D.  Comari  (ß.  und  Br.)  De  Toni  et  Massee 
auf  Comarum  palustre  (England),  D.  punctiformis  Wint.  auf  Lythrum 
hyssopifolium  (Australien),  D.  Lythropsidis  Lagerh.  auf  Lythropsis 
peploides  (Portugal)  bedürfen  noch  näherer  Untersuchung,  und  2 
Arten  werden  den  neuen  Gattungen  Burrillia  und  Cornuella  zu- 
gewiesen. 

Die  Gattung  Doassansia  umfasst  folgende  Untergattungen  und 
Arten : 

Subgen.  I.  Eudoassansia  (Body  of  the  sorus  consisting  entireiy  of  spores,  which» 
are  readily  separable  from  one  another  at  maturity). 

1.  D.  Epilobii  Farlow  auf  Epilobium  alpinum.  Nordamerika. 

2.  D.  Hottoniae  (Rostr.)  De  Toni  auf  Hottonia palustris,  Dänemark,  Deutschland, 
Frankreich. 

3.  D.  Sagittariae  (Westend.)  Fisch  auf  Sagittaria  sagiUifolia,  graminea,  varia- 
bilis  und  Montevidensis,  Italien ,  Frankreich,  Deutschland  ,  Belgien ,  England,, 
Argentin.  Republik,  Canada,  Vereinigte  Staaten. 

4.  D.opaca  n.  sp.  auf  Sagittaria  variabUis.  Vereinigte  Staaten  {=  Protomyces- 
Sagittariae  Farl.). 

5.  D.  Alismatis  (Nees)  Cornu  auf  Alisma  natans  und  Plantago.  Italien,, 
Frankreich,  Deutschland,  Finnland,  England,  Sibirien,  Nordamerika. 

Subgen.  II.  Pseudodoassansia.  (Central  portion  of  the  sorus  composed  of  an. 
irregular-shaped  mass  of  fine,  densely  interwoven  hyphae.  Spores  in  several 
layers,  loosely  compacted  together.     Cortex  of  large,  well  differentiated  cells.) 

6.  D.  obscura  n.  sp.  an  Blatt-  und  Blütenstielen  von  Sagittaria  variabUis. 
Nordamerika. 

Subgen.  HI.  Doassansiopsis,  (Sorus  compact,  not  separating  into  its  compo- 
nent  elements  at  maturity.  Central  portion  consisting  of  a  compact  mass  of 
parenchymatous  tissue.     Spores  in  a  single  layer.    Cortex  of  small  flattened  cells.) 

7.  D.  occulta  (Hoffm.)  auf  Potagometon.  Deutschland ,  Nordamerika,  var. 
Farlowii  (Cornu).  Canada. 

8.  Martianoffiana  (Thüm.)  Schrot,  auf  Potamogcton.  Sibirien,  Deutschland, 
Schweden,  Canada. 

9.  D.  deformans  n.  sp.  auf  Sagittaria  variabUis,  Verdrehungen  der  Stengel 
und  Zweige  etc.  erzeugend.     Nordamerika. 

Burrillia  n.  gen.  Sorus  compact,  not  separating  into  its  elements  on  being 
cruhed.  Central  portion  composed  of  an  irregulär  mass  of  parenchymatous 
tissue.  Spores  closely  resembling  those  of  Entyloma,  both  in  structure  and  in 
germination,  compacted  into  several  dense  rows.  Cortex  none  or  composed  only 
of  a  thin,  irregulär  layer  of  hardened  hyphae. 

Burrillia  pustulata  n.  sp.,  auf  Blättern  von  Sagittaria  variabUis.  Nordamerika 

Cornuella  n.  gen.  Sorus  hollow  at  maturity,  the  interior  containing  only 
loose,  hardened  hyphae.  Spores  compacted  into  a  firm  layer  on  the  outside,,. 
resembling  those  of  Entyloma. 

Cornuella  Lemnae  n.  sp.  auf  Lemna  (Spirodela)  polyrhiza  Nordamerika. 

Ludwig  (Greiz). 


76  Pilze.  —  Flechten. 

Thaxter,  R.,  Supplementary  note  on  North  American 
Laboalbeniaceae.  (Proceedings  of  the  American  Academy  of  Arts 
and  Sciences.  Vol.  XXV.  p.  261 — 270.) 

Zu  den  früher*)  beobachteten  amerikanischen  Arten  von  Laboul- 
beniaceen  fügt  Verf.  zwei  neue  Gattungen  und  neue  Arten  hinzu, 
wie  folgt: 

Zodiomyce.t  n.  gen..  Z.  vorticeUaria  n.  sp.  auf  Hydrocombas  lacustris;  Hespero- 
myces  n.  gen.,  //.  vircscens  n.  sp.  auf  Chilocorus  bivulnerus  in  Californien;  Pey- 
ritschiella  minima  n.  sp.  auf  Platynvs  cincticollis ;  Laboulbenia  Casnoniae  n.  sp. 
auf  O.  Pennsylvanica;  L.  truncata  n.  sp.  auf  Be.mhidiv.rn  sp. ;  L  arcuata  n.  sp. 
und  L.  conferta  n.  sp.  auf  Hcupahis  Pennsylvanicus ;  L.  paiqiercida  n.  sp.  und 
L.  scalophila  n.  sp.  auf  Platynus  extensicollis. 

Die  Pilze  sind  sämmtlich,  ausser  Hesperomyees,  in  Connecticut 
gesammelt  worden. 

Humphrey  (Amherst,  Mass.). 

Spitzner,  W.,  Beitrag  zur  Flechtenflora  Mährens  und 
O  es terr eich isch- Schlesiens.  Strauch-,  Blatt-  und 
Gallert  flechten.  (Verhandlungen  des  naturf.  Vereins  in 
Brunn.     Bd.  XXVIII.   1890.  Sonderabdr.  8  p.) 

An  die  Bearbeitung  der  Flechten,  die  in  den  Abhandlungen 
über  die  mährisch- schlesische  Kryptogamenflora  in  den  Verh.  des 
naturf.  Ver.  zu  Brunn  (Bd.  II — VI)  noch  fehlt,  ist  Verf.  herangegangen, 
nachdem  er  das  einschlägige  Material  von  J.  Kalmus,  welcher 
an  der  Ausführung  dieser  Bearbeitung  durch  den  Tod  gehindert 
worden  war,  geprüft  hat.  Verf.  hat  aber  auch  selbst  in  mehreren 
Bezirken  des  mittleren  Mährens,  in  den  Karpathen  und  im  Hoch- 
gesenke Flechten  gesammelt.  Endlich  sind  ausser  den  schon  in 
der  Litteratur  bekannten  auch  von  von  Niessl  herrührende  Funde 
berücksichtigt. 

Der  Aufzählung  der  Flechten  liegt  das  System  Körber' s, 
wie  es  in  B.  Stein,  Kryptogamenflora  von  Schlesien,  Flechten 
(1879)  zur  Anwendung  gekommen  ist,  zu  Grunde.  Es  werden  also 
jene  Eintheilungen  der  Flechten  in  Lichenes  heteromerici  und 
L.  homoeomerici,  in  Lichenes  thamnoblasti,  L.  phyllobiasti  und 
L.  kryoblasti,  welche  in  der  neuesten  Zeit  allgemein  aufgegeben 
worden  sind,  noch  weiter  gepflegt.  Ueber  die  Eintheilung  nach 
dem  Typus  des  Apothecium  in  Discocarpi,  Coniocarpi  und 
Pyrenocarpi  mangelt  es  bei  dem  Verf.  an  dem  nöthigen  Verständnisse. 
Den  Terminus  Coniocarpi  kennt  er  nicht.  Pyrenocarpi  und  Staub - 
früchtige  sind  ihm  gleichbedeutend.  Da  er  nun  die  Sphaerophoreae 
unter  diese  Abtheilung  bringt,  so  wendet  er  unbewusst  auf  diese 
Familie  zugleich  eine  alte  und  eine  jüngere  Auffassung  an.  Viel 
schlimmer  gestaltet  sich  diese  Angelegenheit  aber,  indem  Verf. 
auch  die  Farn.  Eudoccnyeae  als  Pyrenocarpi  oder  Staubfrüchtige 
hinstellt. 

Am  besten  für  die  Wissenschaft  würde  es  freilich  sein,  wenn 
sich  Floristen  stets  vor  Veröffentlichung  von  Arbeiten  soweit  mit 
der    Systematik  und  Lichenographie  vertraut  machten,  bis  dass  sie 


*)  Siehe  diese  Zeitschr.  Bd.  XLIII.  p.   109. 


Flechten.  —  Gefasskryptogainen.  77" 

einen  gewissen  Grad  von  Selbstständigkeit  erreicht  hätten.  Es  er- 
scheint dies  besonders  für  die  Flechtenflora  Deutschlands  wünschens- 
werth,  weil  ein  den  zeitigen  Ansprüchen  genügendes  Handbuch 
behufs  Anlehnung  fehlt,  in  Folge  dessen  das  veraltete  System 
Körb  er 's  seine  den  wahren  Fortschritt  hemmenden  Einflüsse 
um  so  mehr  geltend  machen  kann.  Unter  den  obwaltenden  Ver- 
hältnissen thun  Anfänger,  welche  bis  zur  Erlangung  von  Selbst- 
ständigkeit nicht  warten  können  oder  wollen,  gut  daran,  wenn  sie, 
die  Gattungen  Körber 's  im  Allgemeinen  beibehaltend,  eine 
beliebige  Anordnung  derselben  wählen,  welche  freilich  sich  der 
Natur,  bezw.  der  zeitigen  Erkenntniss  derselben,  möglichst  an- 
zupassen sucht,  ohne  aber  Abtheilungen  abzugrenzen.  Sollte  ein 
Handbuch,  bezw.  ein  System,  als  Grundlage  erforderlich  erscheinenr, 
so  sei  Tuckerman's  System,  das  Verf.  in  Just,  Bot.  Jahresber. 
III,  p.  55 — 64  (1876)  im  Auszuge  wiedergegeben  hat,  empfohlen. 
Das  vorliegende  Verzeichniss  enthält  keine  hervorragenden 
Funde.  Da  hiermit  erst  die  Anfänge  einer  Flechtenflora  von 
Mähren  und  Oesterreichisch-Schlesien  vorliegen,  steht  Ref.  auch, 
von  dem  Entwürfe  einer  Uebersicht  ab. 

Minks  (Stettin). 


Poirault,  Ov  Recherches  d'histogenie  vegetale.  Deve- 
lopp  eme  n  t  des  tissus  da  ns  les  organes  vegetatifs  des: 
Cryptogamesvasculaires.  (Memoires  de  1' Academie  Imperiale 
des  sciences  de  St.  Petersbourg.  Ser.  VII.  T.  XXXVII.  1890.. 
Nr.  11.  26  pp.  5  Taf.) 

Verf.  macht  die  Theiluugsvorgänge  in  der  Scheitelzelle,  bez. 
in  den  von  dieser  abgetheilten  Segmenten  bei  Gelasskryptogamen 
zum  Gegenstand  eingehender  Untersuchungen.  Insbesondere  sind 
es  die  ersten  Theilungen  und  ganz  speciell  die  Richtung  der  ersten 
Wand  in  einem  jeden  Segment,  die  ihn  interessiren.  Wenn  auch 
zahlreiche  und  gründliche  Untersuchungen  über  den  Gegenstand 
vorliegen,  so  gaben  sie  doch  nicht  in  allen  Fällen  übereinstimmende 
und  auch  nicht  immer  so  vollständige  Auskunft,  wie  Verf.  es  für 
wünschenswerth  erachtete. 

Die  Arbeit  zerfallt  in  drei  Capitel,  welche  die  Wurzeln,  den 
Stengel  und  das  Blatt  behandeln. 

Die  von  der  dreiseitigen  Scheitelzelle  der  Wurzel  abgegliederten 
Segmente  theilen  sich  zunächst  nur  durch  verticale  Wände  5  horizontale 
Wände,  die  bei  Stammorganen  sehr  frühzeitig  auftreten,  folgen  erst 
später.  Die  erste  Wand  ist  diejenige  ungefähr  radialer  Richtung, 
welche  von  Nägeli  Sextantwand,  von  de  Bary  und  van  Tieghem 
Radialwand  genannt  wurde.  Poirault  nennt  sie  Curvenwand, 
„cloison  courbe".  Es  entstehen  so  2  Tochterzellen  ungleicher  Form, 
eine  vierseitige  und  eine  dreiseitige.  Die  zwei  folgenden  Theilungs- 
wände  sind  der  Oberfläche  parallel ;  die  äussere,  zuerst  erscheinende 
nennt  P.  Rindenwand  (cloison  corticale) ;  die  innere  ist  die  Cambium- 
wand  Nägeli's,  nach  Verf.  „cloison  pericyclique".  Das  ganze 
Segment  stellt  nun   eine  aus  6  Zellen  bestehende  Schicht  dar,  von 


'78  Gefässkryptogamen. 

denen  die  beiden  innersten  die  Initialen  des  Centralcylinders,  die 
4  äusseren  diejenigen  der  Rindenschicht  bilden.  Hier  sowohl  wie 
in  Bezug  auf  die  nun  rasch  aufeinander  folgenden  Theilungen 
■weichen  die  Beobachtungen  des  Verfs.  von  denen  Nägeli's  ab;  die 
Einzelheiten  mögen  im  Original  nachgesehen  werden.  Von  diesem 
Theilungsmodus  abweichend  verhalten  sich  Equisetum  und  Azolla. 
Bei  Equisetum  erfolgen  die  beiden  ersten  Theilungen  tangential,  die 
Initialen  der  äusseren  und  inneren  Rinde  und  des  Centralcylinders 
liefernd;  bei  Azolla — Verf.  stützt  sich  auf  Strasburger's  Arbeit 
—  erfolgt  die  erste  Theilung  tangential  („Rindenwand"),  die  zweite 
radial  und  die  dritte  wiederum  tangential,  Rinde  und  Centralcylinder 
trennend. 

Die  Segmenttheilungen  der  Stammorgane  untersuchte  Verf.  bei 
Salvinia,  Marsilia,  Azolla  und  Equisetum  arvense.  Die  drei 
erstgenannten  wachsen  mit  zweiseitiger  Scheitelzelle  —  eine  drei- 
seitige Scheitelzelle,  wie  sie  Hanstein  für  Marsilia  angibt,  konnte 
wenigstens  an  Knospen  erwachsener  Pflanzen  nicht  beobachtet 
werden  —  und  zeigen  in  ihrer  Entwicklung  grosse  Uebereinstimmung. 
Die  erste  Theilungswand  der  in  2  Reinen  gestellten  Segmente  ist 
stets  radial  longitudinal  und  theilt  das  Segment,  entsprechend  der 
horizontalen  Richtung  der  Stammorgane,  in  eine  obere  und  eine 
untere  Hälfte.  Die  zweite  Wand  ist  transversal  und  parallel  den 
beiden  ebenen  Segmentflächen.  Jede  der  nunmehr  vorhandenen 
4  Zellen  theilt  sich  durch  eine  nicht  genau  radiale  „Curvenwand", 
auf  die  mehrfach  tangentiale  Theilungen  folgen,  um  die  Initialen 
für  die  verschiedenen  concentrischen  Gewebesysteme  zu  liefern. 
Alle  genannten  Pflanzen  zeigen  dabei  bilaterale  Symmetrie,  indem 
die  Oberseite  in  ihrer  Entwicklung  gefördert  erscheint.  Verf.  steht 
mit  diesen  Angaben  in  theilweisem  Widerspruch  einerseits  zu  Prings- 
heim  (bezüglich  Salvinia),  andrerseits  zu  Strasburger  (bezüglich 
Azolla).  —  Bei  Equisetum  arvense  findet  Verf.  stets  tetraedrische 
Scheitelzellen  und  entsprechend  drei  Reihen  von  Segmenten;  weder 
am  Stamm  noch  an  der  Wurzel  konnte  das  Auftreten  von  vier 
Segmentreihen,  wie  Hofmeister  angiebt,  beobachtet  werden.  Hin- 
sichtlich der  Theilungsvorgänge  stimmt  Verf.  im  Allgemeinen  mit 
C  ramer,  Reess  und  Sachs  überein;  die  erste  Wand  ist  den  ebenen 
Flächen  der  Segmente  parallel,  die  zweite  ist  die  unregelmässig 
radiale  „Sextantenwand".  Das  Segment  erscheint  durch  diese 
Theilungen  aus  je  zwei  übereinanderstehenden  dreiseitigen  und  je  zwei 
solcher  vierseitiger  Zellen  zusammengesetzt.  Auf  Kosten  der  letzteren 
theilt  die  driüe  Wand  die  Initialen  des  Markes  ab.  Von  hier  ab 
sind  die  Theilungsvorgänge  nicht  genau  zu  bestimmen ;  im  All- 
gemeinen erinnern  sie  an  diejenigen  der  Wurzel. 

Die  Segmenttheilungen  im  Blatt  untersucht  Verf.  ausser  bei 
den  bereits  genannten  Pflanzen  auch  an  einigen  Farnen.  Ueberall 
findet  sich  eine  zweiseitige  Scheitelzelle  mit  zwei  Reihen  von 
Segmenten.  Die  erste  Theilungswand  entspricht  derjenigen  eines 
zweizeiligen  Stammsegments.  Die  weiteren  Theilungen  sind  zu 
verwickelt,  um  mit  einfachen  Worten  verständlich  gemacht  werden 
zu  können;    sie    führen   schliesslich    dahin,  dass    das    ursprüngliche 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  79 

Segment  in  eine  äussere  und  eine  innere  Schicht  von  secundären 
Segmenten,  wie  Verf.  sie  nennt,  zerfällt.  Diese  theilen  sich  weiter 
parallel  zur  Oberfläche  und  liefern  so  die  Initialen  der  verschiedenen 
Gewebesysteme. 

Bezüglich  aller  Einzelheiten,  sofern  sie  sich  besonders  auch 
auf  die  weiteren  Entwicklungen  beziehen,  muss  auf  das  Original 
verwiesen  werden. 

Jänuicke  (Frankfurt  a.  M.) 


Guignard,  L.,  Sur  la  Constitution  du  noyau  sexuel  chez 
les  vegetaux.  (Comptes  rendus  de  l'Academie  des  sciences 
de  Paris.     1891.     11.  Mai.) 

Die  Zahl  der  Stäbchen  in  den  copulirenden  Kernen  ist  bekanntlich 
für  jede  Pflanzenart  eine  bestimmte  und  in  beiden  copulirenden 
Kernen  gleich.  Da  dieselbe,  wie  Verf.  in  früheren  Arbeiten  zeigte, 
stets  genau  halb  so  gross  ist,  wie  in  den  Kernen  des  Keimes,  so 
muss  im  Laufe  der  Entwickelung  eine  Reduction  eintreten.  Es 
fragt  sich,  auf  welchem  Stadium  letztere  stattfindet. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  an  Lilium  Martagon  ergaben, 
dass  von.  der  Keimbildung  bis  zur  Entstehung  der  Geschlechts- 
organe die  karyokinetische  Figur  stets  vierundzwanzig  Segmente 
aufweist.  Die  Reduction  der  letzteren  auf  12  zeigt  sich  in  den 
Antheren  beim  ersten  Theilungsschritt ,  der  Pollenmutterzellen,  im 
Ovulum  bei  der  Theilung  des  Embryosackkernes.  Beiderlei  Kerne 
zeigen  demnach  ein  analoges  Verhalten ;  sie  besitzen  vierundzwanzig 
Segmente  und  liefern  Kerne,  wo  letztere  nur  in  der  Zwölfzahl  vor- 
handen sind. 

Die  gleiche  Reduction  der  Stäbchenzahl  in  den  Sexualkernen, 
wie  im  Pflanzenreich,  zeigt  sich  auch  im  Thierreich.  Sie  findet  bei 
Pyrrocoris  apertus,  ähnlich  wie  bei  Lilium  Martagon,  beim  ersten 
Theilungsschritt  der  Mutterzelle  statt,  während  0.  Hertwig  dieselbe 
bei  Ascaris  meqalocephala  erst  auf  dem  nächstfolgenden  Stadium 
eintreten  sah. 

Schimper  (Bonn). 

Tan  Tiegheni,  Ph.,  Un  nouvel  exemple  de  tissuplisse\ 
(Journal  de  Botanique.     Annee  V.  p.   165 — 170.) 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  die  Wände  der  Endodermis 
sehr  häufig  ein  cutinisirtes  und  gefälteltes  Band  aufweisen.  Diese 
eigenartige  Structur  ist  jedoch  nicht  auf  die  Endodermis,  d.  h.  nach  der 
von  derjenigen  deutscher  Autoren  abweichenden  Definition  des 
Verf.  auf  die  innerste  Rindenschicht,  Strasburgers  Phloeo- 
terma,  beschränkt,  sondern  zeigt  sich  auch  noch  in  verschiedenen 
anderen  Gewebezonen,  nämlich  in  der  an  die  Endodermis  nach 
aussen  grenzenden  Zellschicht,  in  der  Exodermis  (d.  h.  der  äusser- 
sten  Schicht  der  Rinde),  in  der  subexodermalen  Schicht,  im  Holz 
und  im  Kork.  Verf.  weist  in  der  vorliegenden  Notiz  die  An- 
wesenheit der  erwähnten  Structur  noch  in  einer  anderen  Gewebezone 
bei  den  Coniferen  und  Cycadeen  nach,  nämlich  in  der  innersten,  allein 


80.       Physiol.,  Biol.,  Anatom,  u.  Morphol.  (System,  u.  Pfianzengeograpkie.) 

persistirenden  Schiebt  der  Wurzelhaube,  der  „assise  pilifere",  einer 
Epidermalbildung.  Die  Quer-  und  Seitenwände  dieser  Zellschicht 
weisen  ein  schmales  verholztes  Band  auf,  welches  in  einer  Lösung 
von  Carmin  und  Jodgrün  eine  grüne  Farbe  annimmt,  während  die 
aus  Cellulose  bestehenden  Theile  der  Membran  roth  gefärbt  werden. 
Das  verholzte  Band  ist  auf  den  Querwänden  glatt,  auf  den  Seiten- 
wänden gefältelt. 

Da  die  eben  erwähnte  Structur  auch  in  der  unverletzten  Wurzel 
erkannt  werden  kann,  so  ist  die  Behauptung  Schwendener's, 
dass  dieselbe  erst  in  Folge  der  Präparation  entsteht,  als  unrichtig 
zurückzuweisen. 

Schliesslich  betont  der  Verf.,  dass  die  Anwesenheit  oder  das 
Fehlen  eines  cutinisirten  oder  verholzten  Bandes  keineswegs  al& 
charakteristisches  Merkmal  der  Endodermis  zu  betrachten  ist,  da 
dieselbe  Eigenthümlichkeit  noch  in  anderen  Gewebezonen  auftritt. 

Schimpei"  (Bonn.) 


Brockballt,  W.,  Notes  on  seedling  Saxifrages  grown  at 
Brockhurst  froma  Single  scape  of  Saxifraga  Macnabiana. 
(Memoirs  of  the  Manchester  Society.  IL  p.  227 — 230.') 

Verf.  hat  die  Samen  eines  einzelnen  Fruchtstandes  von 
Saxifraga  Macnabiana  ausgesäet  und  dabei  Sämlinge  erhalten^ 
die  sehr  bedeutende  und  mit  dem  Alter  zunehmende  Verschieden- 
heiten zeigten  und  im  Ganzen  110  verschiedene  Formen  dar- 
stellten. 

Viele  derselben  erinnerten  an  andere  Saxifraga  -  Arten,  von 
denen  im  betreffenden  Garten  150  eultivirt  wurden.  Verf.  glaubt 
die  Erscheinung  auf  Bastardbefruchtung  zurückführen  zu  sollen, 
um  so  mehr,  als  Saxifraga  Cotyledon,  die  Stammart  von  Macna- 
biana, in  der  That  proterandrisch  und  an  Insektenbestäubung  an- 
gepasst  zu  sein  scheint.  Genauere  Mittheilungen  darüber  liegen 
in    der    Litteratur    nicht    vor    und    werden   vom    Verf.    auch    nicht 

gemacht. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Williams,    The   pinks    of  Central    Europe.      8°.    66  p.    mit 
2  Tafeln.     London  (Selbstverlag  des  Verf.)  1890. 

Verf.,  der  bereits  eine  „Enumeratio  specierum  varietatumque 
generis  Dianthus" ,  sowie  eine  Monographie  der  in  Westeuropa  vor- 
kommenden Arten  dieser  Gattung  (Notes  on  the  pinks  of  Western 
Europe.  London  1889)  veröffentlicht  hat,  giebt  in  vorliegender 
Arbeit  eine  monographische  Uebersicht  der  in  Centraleuropa  auf- 
tretenden Nelken.  Unter  Centraleuropa  versteht  Verf.  alle  Länder 
östlich  von  Rhein  und  Rhone,  südlich  bis  einschliesslich  der  Lom- 
bardei und  Venetien,  sowie  Bosnien  und  der  Herzegowina,  östlich 
bis  zur  Linie  Rumänien  (incl.  Dobrudscha),  Polen,  Preussen,  nörd- 
lich bis  zum  südlichen  Schweden.  In  diesem  Gebiete  kommen,  ab- 
gesehen von  den  zwei  Tunica-  und   Velezia- Arten,  die  Verf.  gleich- 


Systematik  u.  Pflanzengeographie.  gl 

falls  aufgenommen  hat,  76  Dianthus- Arten  vor,  davon  allein  59 
(25°/o  aller  bekannten  Nelkenarten)  in  Oesterreich.  Jeder  Species  sind 
eine  kurze,  die  specifischen  Charaktere  enthaltende  lateinische  Diagnose, 
die  Verbreitung  der  Art  innerhalb  des  Gebietes,  sowie  die  Grenzen 
derselben  ausserhalb  Centraleuropas,  die  Volksnamen,  sowie  zahl- 
reiche systematische,  historische  und  pflanzengeographische  Notizen 
beigegeben.  Die  Auffassung  des  Artbegriffes  von  Seiten  des  Verf., 
der  die  Dianthus- Arten  als  Monograph  behandelt,  ist  natürlich 
keineswegs  übereinstimmend  mit  derjenigen  solcherLokal-Systematiker, 
welche  ,  unbekannt  mit  den  zahlreichen  Formen  einer  Species, 
die  auch  ausserhalb  des  von  ihnen  in  Betracht  gezogenen  Gebietes 
vorkommen,  oftmals  Variationen  einer  polymorphen  Art,  die  in 
ihrem  Gebiete  scheinbar  als  gut  charakterisirte  Species  auftreten, 
als  wohl  unterschiedene  Arten  auffassen,  während  sie  in  Wirklich- 
keit nur  weitgehende  Varietäten  darstellen. 

So  zieht  Verf.  Dianthus  atrorubeus  All.,  Jacq.  etc.  als  Varietät  zu  D.  Carthu- 
sianorum  L.,  ebenso  D.  Oroaticus  Borb.,  D.  Pontederae  Kern.  u.  s.  w.  Unser 
bekannter  D.  Seguieri  wird  als  var.  asper  Koch  zu  D.  Sinensis  L.  gestellt.  Die 
als  Arten  bezeichneten  D.  alpinus  Vill.  (non  L.),  neglectus,  gelidus,  subalpinus, 
alpestris  etc.  werden  sämmtlich  als  Formen  des  polymorphen  D.  glacialis  Hke. 
betrachtet.  Dianthus  atrorubeus  Kit.  wird  D.  Slavonicus,  D.  brachyanthus 
D.  microchelus  getauft.  Neu  aufgestellt  wird  D.  Carthusianorum  L.  var.  surulis 
und  auf  einer  der  beigegebenen  Tafeln  abgebildet,  die  andere  stellt  D.  Caryo- 
phyllus  L.  dar. 

Vorzüglicher,  übersichtlicher  Druck  und  geschmackvolle  Aus- 
stattung zeichnen  das  für  jeden  europäischen  Systematiker  unent- 
behrliche  Werkclien   aus.  Taubert  ('Berlin). 


Williams,  Synopsis   of  the  genus  Tunica.  (Journal  of  Botany. 
Vol.  XXVIII.  Nr.  331.  p.  193-199.) 

Nach  Darstellung  der  Geschichte  der  Gattuno;  Tunica  giebt 
Verf.  folgende  Eintheilung  der  Arten  : 

Sectio  I.  Dianthella.  Flores  solitarii  basi  involucrati.  Calyx  tubulosus, 
30-  v.  35-nervius,  dentibus  acumiuatis.  Annua.  —   1.  T.  Pamphylica  Boiss.  et  Bai. 

Sectio  II.  Tunicastrum.  Flores  solitarii  basi  bracteolis  imbricatis  invo- 
lucrati.    Calyx  5-  v.   15-uervius,  dentibus  obtusis. 

Subsectio  1.  Species  monotocae.  Foiia  adpressa.  Bracteae  acutae,  nervo 
herbaeeo.  Petala  integra.  —  2.  T.  Peronini  Boiss.  3.  T.  Syriaca  Boiss.  4.  T.  areni- 
cola  Duf. 

Subsectio  2.  Species  polytocae.  Folia  anguste  linearia,  acuta,  uniuervia, 
rnargine  scabra.  Bracteae  mucronatae  omnino  scariosae.  Petala  emarginata  v. 
retusa.  —  5.   T.  Gasparini  Guss.  6.   T.  Saxifraga  Scop. 

Sectio  III.  Eutunica.  Flores  fasciculati  v.  capitati.  Capitulum  basi 
phyllis  scariosis  involucralum.     Calyx  5-  v.   15-nervius.     Polytocae. 

Subsectio  1.  Folia  uniuervia  adpressa.  Involucri  phylla  teuuiter  uninervia. 
Calyx  5-nervius.  Petala  retusa  v.  integra.  —  7.  T.  dianthoides  Boiss.  8.  T.  Thessala 
Boiss.     9.   T.  fascicidata  Boiss. 

Subsectio  2.  Folia  univervia  adpressa.  Involucri  phylla  valide  carinata. 
Petala  obtusa  integra.  Calyx  15-nervius.  —  10.  T.  Orphanidesiana  Clem. 
11.  T.  macra  Boiss.,  Haussk.  12.  T.  (ftacilis  (sp.  n.  aus  Kurdistan).  13.  T. 
rigida  Boiss. 

Sectio  IV.  Gypsophiloides.  —  Flores  solitarii  basi  midi.  Calyx  tenuiter 
5-  v.   15-nervius.     Polytocae. 

Subsectio  1.  Calyx  15-nervius  campanulatus  v.  turbinatus.   —    14.  T.  graminea 
Boiss.     15.    T.    Phthiotica    Boiss.    et    Heldr.     16.     T.    Oretica    Fisch,     et     Mey. 
17.   T.  Haynaldiana  Janka.     18.   T.  Sibthorpii  Boiss.     19.   T.  armerioides  Will. 
Bot.  Centralbl.    Bd.  XLVIII.  1891.  6 


82  Systematik  u.  Pflauzeugeographie. 

Subsectio  2.  Calyx  5-nervius,  tubulosus.  —  20.  T.  ocln-oleuca  Fisch,  et 
Mey.     21.   T.  compresaa  Fisch,  et  Mey. 

Sectio  V.  Pleurotunica.  Fiores  solitarii  basi  nudi.  Calyx  va'.de  quitique 
costatus,  rostis   1-  v.  3-nerviis.     Monotocae. 

Subsectio  1.  Folia  pateutia.  Calyx  costis  uninerviis.  Petaia  integra. 
—  22.   T.  illyrica  Fisch  et  Mey.     23.   T.  Davaeana  Coss.     24.   T.  stricto  Bunge. 

Subsectio  '^.  Folia  pateutia  trinervia.  Calyx  costis  trinerviis.  — 
25.  T.  pachygona  Fisch,  et  Mey.  26.  T.  brachypetala  Jaub.  et  Spacli.  27.  T. 
hispidula  Bois.s.  et  Heldr. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  Tunica-Arten  erstreckt  sich  haupt- 
sächlich auf  die  Küstenländer  des  Mittelmeeres. 

Taubert  (Berlin). 


Willkomm,  M.,  Ueber  neue  und  kritische  Pflanzen  der 
s  p  a  n  i  s  c  h  -  p  o  r  t  u  g  i  e  s  i  s  c  h  e  n  und  balearischen  Flora. 
(Oesterr.  botan.  Zeitschritt.  1890.  p.  143—148,  183—186.  215 
-218;  1891   p.  1—5,  51—54,  81—88.) 

In  dieser  Abhandlung  veröffentlicht  der  hochverdiente  Verf. 
wichtige  Nachträge  zum  „Prodromus  Florae  Hispanicae."  Von 
Bedeutung  ist  schon  die  Anmerkung  auf  der  ersten  Seite  der  Ab- 
handlung, welche  jene  Zeitschriften  und  Einzelwerke  namhaft  macht, 
die  innerhalb  der  letzten  20  Jahre  bedeutendere  Beiträge  zur 
Kenntniss  der  iberischen  Flora  gebracht  haben.  Die  Abhandlung 
selbbt  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  solchen  neuen  Arten  und 
Formen,  welche  Verf.  in  seinem  Herbarium  vorfand;  ausserdem 
finden  sich  in  derselben  kritische  Bemerkungen  zu  den  seit  Er- 
scheinen des  „Prodromus"  anderwärts  publicirten  Neuheiten,  insoweit 
dieselben  dem  Verf.  in  Belegexemplaren  vorlagen.  Die  Original- 
Exemplare  der  in  der  Abhandlung  besprochenen  Arten  befinden 
sich  zumeist  in  dem  „Herbarium  mediterraneum"  des  Verf..  welches 
derselbe  bereits  an  die  Universität  Coimbra  verkauft  hat.  —  Die 
Anordnung  der  Arten  ist  dieselbe  wie  im  „Prodromus".  —  Bei  der 
Wichtigkeit  der  Abhandlung  hält  es  Ref.  für  geboten,  deren  Inhalt 
hier  auszugsweise  wiederzugeben : 

Asplenium  leptophyllum  Lag.  Gare.  Clam.  =  A.  Haller i  R.  Br. 
Alopecurus  salvatoris  Lose.  1876  (äff.  A.  Castellano  Boiss.  Reut.), 
von  Castelseras  am  Flusse  Guadalope,  wird  genau  beschrieben.  — 
Plialaris  arundinacea  L.  var.  thyrsoidea  Willk.  (Südaragonien).  — 
Arundo  Plinii  Turr.  ist  von  A.  Donax  L.  kaum  speeifisch  ver- 
schieden. —  Phragmites  pumila  Willk.  ist  eine  kriechende  Form 
von  Phr.  communis  Trin.  mit  hellen  Aehrchcn.  —  Psamma  Corsica 
Mab.  ist  die  südliche  Form  der  Ps.  arenaria  R.  Seh.  —  Agrostis 
Nevadensis  Boiss.  var.  filifolia  Willk.  (Sierra  Nevada).  —  Avena 
sterilis  L.  zerfallt  in  zwei  Formen :  a.  maxima  Perez-Lara,  ß.  scabriu- 
scula  Perez-Lara.  —  Holcus  lanatus  L.  var.  vaginatus  Willk.  (prov. 
G-aditana);  die  Art  ist  dort  überhaupt  sehr  variabel.  —  Koeleria 
dasyphylla  nov.  sp.  (äff.  Ä'.  cristatae  Pers.)  in  regione  montana 
regni  Granatensis  (Wink  ler  1873).  —  Oynosurus  elegans  Desf. 
var.  chalybeus  Willk.  (prov.  Gaditana).  —  Festuca  rubra  L.  var. 
pruinosa  Willk.  (regn.  Legionense).  —  Brachypodium  sylvaticum 
R.   Seh.  var.  midtiftorum  Willk.    (Menorca).   —    Brachypodium  mu- 


Systematik  u.  Pflanzengeographie.  §3 

cronatum  Willk.  und  B.  ramosvm  R.  Seh.  sind  nach  Perez-Lara 
Formen  des  B.  pinnatum  P.  B.  —  Desmazeria  Balearica  nov.  sp. 
(Balearen)  und  D.  triticea  nov.  sp.  (Megastachya  triticea  Presl  herb., 
Sicilien)  werden  Leschrieben  und  dann  ein  Bestimmungsschlüssel 
für  die  4  mediterranen  Arten  dieser  Gattung  gegeben. 

Carex  Halleriana  Asso  var.  bracteosa  Willk.  (Menorca).  — 
Carex  hordeistichos  Vill.  var.  elongata  Willk.  (Südaragonien).  — 
Narcissus  (Hermione)  dubius  Gov.  var.  (?)  minor  Willk.  (Süd- 
aragonien). —  Tamus  communis  L.  kommt  in  Spanien  in  zwei  vielleicht 
speeifisch  verschiedenen  Formen  vor.  —  Die  Beeren  von  Asparagus 
albus  L.  sind  nicht  schwarz,  sondern  roth. 

Kochia  sanguinea  nov.  sp.  (Südaragonien)  wird  ausführlich  be- 
sprochen. —  Thymelaea  ellijjtica  Endl.,  pubescens  Meisn.  und  thesioides 
Endl.  sind  nahe  verwandt,  aber  geographisch  getrennt. 

Bellis  annua  L.  zerfällt  in  zwei  Formen  (B.  obtusisquama  Pau 
ined.  und  B.  acutisquama  Pau  ined.);  letztere  ist  =  B.  microce- 
phala  Lge.  —  Aster  Tripolium  L.  var.  (?)  Minoricense  Rodr.  herb, 
(am  Strandsee  Albufera).  —  Filago  Marecotica  Del.  wächst  auch 
in  Murcia;  im  „Prodromus"  war  sie  irrig  zu  Filago  ramosissima  Lge. 
gezogen.  —  Artemisia  fruticosa  Asso  ist  der  richtige  Name  für  A. 
incanescens  Jord.  des  „Prodromus".  —  Senecio  Lopezii  Boiss.  var. 
minor  Willk.  (=  8.  Gibraltaricvs  Rouy)  ist  von  der  Stammart 
kaum  verschieden.  —  Senecio  Doronicum  L.  var.  longifolia  Willk. 
(forsan  species  nova),  Centralpyrenäen.  —  Carlina  vulgaris  L.  var. 
spinosissima  Willk.  (Catalonien,  Südaragonien).  —  Serratida  Albarra- 
cinensis  Pau  —  Domen  solum  —  (äff.  S.  nudicaidi  DC.)  wird  be- 
schrieben. —  Onopordon  Acanthium  L.  var.  polycepludum  Willk. 
(Nord-Catalonien).  —  Cirsium  Anglicum  Lob.  var.  longicaule  Willk. 
(Catalonien).  —  Carduus  tenuißorus  Curt.  var.  stenolepis  Willk. 
(Südaragonien,  Malaga).  —  Carduus  phyllolepis  nov.  sp.  („C.  chry- 
sacanthus  Ten."  des  Prodromus  p.  p.)  aus  den  catalonischen  Pyre- 
näen und  den  Gebirgen  von  Leon.  —  Leontodon  Hispanicus  Mer. 
var.  psilocalyx  Willk.  (forsan  species)  von  Algeciras.  —  Sonchus 
hieracioides  Willk.  gehört  zu  S.  aquatilis  Pourr.  —  Crepis  pidchra  L. 
var.  Valentina  Willk.  (=  C.  Hispanica  Pau)  aus  Valencia.  —  Hiera- 
cium  atrovirens  Guss.  var.  Aragonensis  Willk.   (Südaragonien). 

Lonicera  Valentina  (Pau  sine  descr.)  wird  beschrieben  (regn. 
Valentinum).  —  Plant ago  nivalis  Boiss.  var.  erectifolia  Willk.  (Sierra 
Nevada).  —  Thymus  Arundanus  nov,  sp.  (Sect.  Mastichina)  in  regno 
Granatensi  occidentali  (Reverchon  1890).  —  Ajuga  Chamaepithys 
Schreb.  var.  suffrutescens  Willk.  (regn.  Granatense  occideut.J  — 
Teucrium   scordioides    Schreb.    var.  longifolium  Willk.   (Catalaunia). 

—  Teucrium  Reverchoni  nov.  sp.  (Sect.  Polium)  in  regno  Granatensi 
(Reverchon  1888).  —  Convolvulus  Valentinus  Cav.  (Alicante, 
Catalonien)    ist  eine    gute    Art    und   wird    hier    genau   beschrieben. 

—  Linaria  satureioides  Boiss.  var.  flaviftora  Willk.  (ager  Granatensis). 

—  Antirrhinum  Barrelieri  Bor.  vor.  latifolium  Willk.  (regn.  Siennense). 

—  Veronica  comnudata  nov.  sp.  (äff.  V.  Austriacae  L.)  aus  Süd- 
Aragonien. 

6* 


84  Systematik  u.  Pflanzengeogr.  (Oek.  u.  gärtnerische  Botanik). 

Torilis    infesta    Hoffm.    var.    heterocarpa   Willk.    (Baetica).  — 
Oenanthe  peucedanifolia  Poll.  var.  brachycarpa  Willk.  (Südaragonien). 

—  Conopodium  elatum  nov.  sp.  (äff.  C.  capillifolio  Boiss.)  in  regno 
Granatensi  occidentali  (Reverchon  1890).  — Conopodium  Bourgaei 
Coss.  var.  stenocarpum  Willk.  (forsan  species),  Sierra  Nevada. 

Vicia  sativa  L.  var.  grandißora  Willk.  (regn.  Granatense 
occident.)  —  Vicia  atropurpurea  Desf.  variirt  sehr  (ß.  sericea,  y. 
punicea,  d.  tenella).  —  Lotus  idiginosus  Schk.  var.  brachycarpus 
Willk.  (Ronda,  Grazalema).  —  Medicago  Gaditana  Perez  -  Lara  in 
litt.  (äff.  M.  ciliari  Willd.)  aus  Baetica  und  Grazalema  wird  be- 
schrieben. —  Ononis  Cossoniana  Boiss.  Reut.  var.  rotundifolia  Willk. 
prope  S.  Roque  et  Gibraltar.  —  Ononis  crotalarioides  Coss.  var. 
(?)  rubricaidis  Willk.  (Baetica).  —  Ononis  Aragonensis  Asso  var. 
microphylla  Willk.  (Serrania  de  Ronda,  Grazalema).  —  Cytisus  albus 
Lk.  hat  fortan  C.  Lusitanicus  Tourn.  zu  heissen,  wegen  Cytisus  albus 
Hacq.   =  C.  leucanthus  W.  K.*) 

Rhamnus  Baeticus  Willk.  et  Reverch.  nov.  sp.  (äff.  Rh.  Fran- 
gulae  L.),  Baetica.  —  Linum  suffridicosum  L.  hat  eine  abweichende 
Form  (L.  differens  Pau).  —  Silene  Boissieri  J.  Gay  var.  latifolia 
Willk.  (regn.  Granat,  occident.)  —  Dianthus  Seguierii  Chaix  var. 
pygmaeus  Willk.  (Catalonien,  Südaragonien).  —  Viola  arborescens 
L.  hat  in  Spanien  zwei  Formen :  1.  compacta,  2.  elongata.  —  Helian- 
themum  leptophyllum  Dun.  var.  albiflorum  Willk.  (Murcia,  Granada). 

—  Biscutella  laevigata  L.  var.  latifolia  Willk.  (regn.  Valentinum).  — 
lberis  Bourgaei  Boiss.  Reut.  =  1.  pectinata  Boiss.  —  Draba  Hispa- 
nica  Boiss.  var.  brachycarpa  Willk.  (regn.  Granat,  occident.) 

Fritsch  (Wien). 


Friedrich,?.,  Die  St  rauch  er  und  Bäume  unserer  öffent- 
lichen   Anlagen,    insbesondere    der   Wälle.     Mit    einer 
Planskizze.     (Beilage  zum  Programm  des  Katharineums  zu  Lübeck. 
1889  und  1890.)     4°.    64  und  64  p.     Lübeck    1889   und  1890.) 
Die  Anlagen  der  Stadt  Lübeck  zeichnen  sich  durch  eine  über- 
raschend grosse  Anzahl  von  fremdländischen  Bäumen  und  Sträuchern. 
aus,  welche  indem  citirten  Programm  zusammengestellt  sind.  Es  sind 
darin  auch  diejenigen  Gärten  berücksichtigt,  welche  von  der  Strasse 
aus  leicht    einen  Einblick    gestatten,    ebenso    der  Friedhof  und  der 
an  seltenen  Zierbäumen    reiche    Kurpark  zu  Travemünde.   —  Nach 
einer    Geschichte    der    Lübecker    Wälle    und    Anlagen    und    einem 
Bericht  über    die    städtischen    Baumschulen  und  Alleen  werden  die 
Baumriesen  der  Umgebung  Lübecks  nach  der  zweiten  Auflage  des 
Führers    durch    die     Umgegend    der    ostholsteinischen    Eisenbahnen 
von  E.  Bruhns  aufgeführt,  von  denen  hier  einige  genannt  werden 
mögen,  nämlich  die  wohl  700  Jahre   alten  Eichen  von  Cismar  und 
Salzau  mit  einem  Stammumfange  von  8,60  und  8,31   m. 

Nun    folgt    eine    systematische    Aufzählung   und    Beschreibung 
der    angepflanzten    Bäume    und    Sträucher.     Es    ist    dabei    von   Be- 


*)  Diese  Nomenclaturfrage  ist    wohl  strittig.    Leider  fehlt  es  noch  immer  an 
einem  allgemein  angenommenen  Nomenclaturprincip!   —  Ref. 


Systematik  u.  Pfianzengeogr.  (Gärtnerische  Botanik).  35 

Stimmungstabellen  Abstand  genommen,  um  die  Arbeit  nicht  noch 
umfangreicher  zu  machen.  Dafür  sind  auf  der  beigegebenen  Karte 
alle  in  der  Beschreibung  angeführten  Standorte ,  soweit  diese  im 
Gebiete  der  Wälle,  also  vom  Huxterthor  bis  zum  Rangir- Bahnhof, 
sowie  in  der  Umgebung  des  Burgthores  von  der  Jacobikirche  bis 
zum  Jerusalemsberg  und  der  Stadt-Wasserkunst  nebst  den  Never- 
mannschen  Baumschulen  liegen,  angegeben,  und  zwar  gewöhnlich 
durch  die  laufende  Nummer  der  betreffenden  Art,  durch  lateinische 
Buchstaben  nur  da,  wo  mehrere  Arten  zu  Strauch-  und  Baumgruppen 
vereinigt  sind.  Eine  nachahmenswerthe  Einrichtung  ist  es ,  dass 
zum  leichteren  Auffinden  der  Arten  seit  einigen  Jahren  Nainen- 
schilder  befestigt  sind,  die  noch  vermehrt  werden  sollen. 

Inseesammt  werden  44  Familien  mit  275  Arten  und  einer 
grossen  Menge  Varietäten  beschrieben  und  ihre  Verbreitung  mit- 
getheilt.  Diese  zahlreichen  Arten  sind  Angehörige  aller  Länder 
der  nördlichen  gemässigten  und  subtropischen  Zone;  die  südliche 
gemässigte  Zone  weist  nur  einen  Vertreter  auf,  die  immergrünen 
Berberis  buxifolia  aus  Patagonien  und  dem  südlichen  Chile.  Sonst 
kommen  auf  das  gemässigte  Europa  allein  17  Arten,  das  gemässigte 
Europa  und  Nordasien  66,  Sibirien  einschliesslich  des  nördlichen 
China  8,  die  Mittelmeerländer  und  Vorderasien  bis  Himalaja  40, 
den  Kaukasus,  Transkaukasien  und  Mittelasien  15,  das  chinesisch- 
japanische  Florengebiet  28,  Nordamerika  76  Arten. 

Die  Lübecker  Anlagen  enthalten  die  charakteristischen  Wald- 
bäume   aus    fast  allen    Ländern    der    nördlichen    gemässigten  Zone: 

1.  Die    Fichte,    Kiefer   und    Birke    der    nordeuropäischen    Wälder; 

2.  Die  Stiel-  und  die  Steineiche,  die  gross-  und  kleinblättrige  Linde, 
die  ungeheuren  Waldungen  des  mittleren  Russlands  bildend;  3.  Die 
Buche,  den  charakteristischen  Waldbaum  des  europäischen  See- 
klimas; 4.  Die  Lärche  und  Arve,  die  Waldbäume  des  kontinentalen 
Klimas,  daher  von  den  Centralalpen  bis  Ostsibirien  verbreitet; 
5.  Die  Zerreiche  und  die  ungarische  Eiche,  die  Wälder  Ungarns 
und  Kroatiens  bildend;  6.  Die  Edeltanne,  Schwarzkiefer,  Edel- 
kastanie und  kephalonische  Tanne,  charakteristische  Waldbäume 
Südeuropas,  letztere  ausschliesslich  in  Griechenland;  7.  Die  Pinsapo- 
tanne,  den  Waldbaum  der  südspanischen  Gebirge  und  des  Atlas ; 
8.  Die  Kordmannia  und  die  orientalische  Fichte,  welche  im  Kaukasus 
unsere  Edeltanne  und  Fichte  vertreten;  9.  Den  Mammutbaum,  die 
immergrüne  Sequoje,  die  Douglastanne,  die  langnadeligen  califor- 
nischen  Edeltannen,  Abies  nobilis  und  amabilis,  und  die  Picea 
Menziesii  aus  dem  westlichen  Nordamerika ;  10.  Die  Balsamtaune, 
Weisstanne  und  Hemlocktanne,  welche  die  ungeheuren  Tannen- 
wälder von  Britisch  Nordamerika  zusammensetzen;  11.  Den  Silber- 
und Eschenahorn,  die  Weymoutskiefer ,  die  rothe  Eiche  und  die 
unserer  Buche  nahe  verwandte  Fagtis  ferruginea,  häufige  Wald- 
bäume der  Zone  sommererüner  Laubhölzer  in  den  atlantischen 
Staaten  der  Union.  In  diese  Zone  dringen  nordwärts  vor  als 
Vertreter  tropischer  Familien  der  Tulpenbaum,  die  Magnolie  (M. 
acuminata)  und  der  Trompetenbaum;  12.  Die  Sumpfcypresse,  der 
vorherrschende  Waldbaum  des  Mississippi. 


86  Palaeontologie  (Gefässkryptogamen). 

Ein  ausführliches  alphabetisches  Namensverzeichniss  schliesst 
die  mühevolle  Arbeit. 

P.  Knuth  (Kiel.) 

Kiflstoil,  R.?  A  d d i t i  o n  a  1  notes  o n  s  o m  e  British  c a r  b  o n i- 
ferous  Lycopods.  (Annais  and  Magazine  ot*  Natural  History. 
1889.  p.  60—67.  PI.  IV.) 

Der  Verf.  giebt  hierin  ergänzende  und  berichtigende  Bemer- 
kungen zu  seiner  in  denselben  Blättern  geschriebenen  Arbeit:  „On 
the  relationsship  of  Ulodendron  etc."   1885. 

1.  Lepidodendron  Veliheimianwm  Sternb.  besitzt  seitliche  Frucht- 
zapfen. Die  Exemplare  mit  Terminalzapfen  gehören  einer  neuen 
Art  an.  —  Die  Lepidodendron •  Blätter  sind  nicht,  wie  früher  vom 
Verf.  angenommen  wurde,  an  der  ganzen  Fläche  der  Blattnarben 
einschliesslich  des  „Field"  angeheftet,  sondern  nur  an  der  kleinen 
schildförmigen  Scheibe,  welche  das  Gefässnärbchen  und  die  zwei 
seitlichen,  wahrscheinlich  von  Drüsen  herrührenden  Närbchen  trägt. 

2.  Sigillaria.  Ein  neuerdings  gefundenes  und  hier  abgebildetes 
Exemplar  des  Lepidodendron  dwcophorum  König  zeigt  deutlich 
die  drei  für  Sigillaria  charakteristischen  Närbchen  und  bestätigt 
die  von  K.  behauptete,  von  Zeiller  aber  bestrittene  Zugehörigkeit 
der    Art  zu  Sigillaria  (Sigillaria  discophora  König  sp.). 

Ulodendron  majus  und  U.  minus  L.  und  H.  sind  verschiedene 
Alters-  und  Erhaltungszustände  derselben  Art.  Sigillaria  discophora 
ist  mit  Ulodendron  minus  (nach  Zeiller  mit  U.  majus)  identisch, 
ebenso  Sigillaria  Menardi  Lesquereux, 

3.  Bothrodendron  L.  H.  Z  e  i  1 1  e  r  hat  mit  Recht  das 
Rhytidodendron  minutifoliwn  Boulay  von  Schottland  zu  Bothro- 
dendron gestellt.  Kidston  macht  darauf  aufmerksam,  dass  bei 
Bothrodendron  der  Nabel  der  grossen  Narben  excentrisch,  dagegen 
bei  Ulodendron  -  artigen  Sigillarien  und  Lepidodendron  ganz  oder 
beinahe  central  liegt.  Bei  B.  punctatum  standen  die  Fruchtzapfen 
in  zwei  verticalen  Reihen,  dagegen  hat  B.  minutifolium  Boulay 
sp.  lange,  dünne,  endständige  Zapfen.  Die  subepidermalen  Narben 
der  letzteren  Art  erinnern  an  diejenigen  der  Sigillarien.  Bothrodendron 
steht  zwischen  Lepidodendron  und  Sigillaria. 

Als  neue  Species  wird  Bothrodendron  Wnkianum  aus  den 
Calciferous  Sandstone  Series  beschrieben,  die  vielleicht  später  mit 
Lepidodendron  Wilhianum  Heer  als  Bothr.  Wükianum  Heer  sp. 
zu  vereinigen  ist.  Sie  besitzt  kleine,  querovale,  mit  drei  punkt- 
förmigen Närbchen  versehene  Blattnarben  und  über  jeder  eine 
weitere  kleine,  punktförmige  Narbe.  —  Die  Gattung  Cyclostigma 
Haughton  ist  mit  Bothrodendron  zu  vereinigen. 

Stenzel  (Chemnitz). 


Kidston,  Rob.,  Od  the  fossil  plants  in  the  Ravenhead 
collection  in  the  Free  Library  and  Museum,  Liver- 
pool. (Transactions  of  the  Royal  Society  of  Edinburgh.  Vol. 
XXXV.  Part.  II.     No.    10.     p.  391—417.    PI.  I  and  II.) 


Palaeontologie.  —  Techn.  u.  Handelsbotanik  (Physiologie).  87 

Die  Pflanzenreste  der  Ravenhead  Collection  wurden  von  Higgins 
gesammelt  in  einem  Einschnitt  der  Hyiton  —  St.  Helens-Eisenbahn, 
welcher  hei  Ravenhead  (South  Lancashire)  durch  die  „Middle  Coal 
Measures"  führt  und  die  zwei  Ravenhead-Kohlenflötze  bloslegt.  Im 
Liegenden  des  unteren  Flötzes  stiess  man  auf  eine  Reihe  von  4 — 5' 
hohen,  fossilen  Baumstümpfen,  die  sich  noch  in  ihrer  ursprünglichen 
Lage  befanden.  Eine  grosse  Anzahl  anderweiter  Pflanzenreste  fand 
sich  unter  diesen  Stämmen,  einige  Exemplare  wurden  auch  ge- 
sammelt zwischen  und  einige  wenige  über  den  zwei  Flötzen. 

Der  Verf.  beschreibt,  folgende  Arten,  von  denen  die  mit  *  be- 
zeichneten abgebildet  sind: 

Calamitina  varians  Sternb.  var.  inconstans  Weiss.*,  Calamitina  varians  Sternb. 
var.,  Colamitina  approximata  Brongn.,  Eucalamites  ramosus  Artis.,  Sti/localamites 
Suckowii  Brongn.,  St.  undulatus  Sternb.,  St.  C'istii  Brongn.,  Calamocladus  equiseti- 
formis  Schloth.  sp.,  C.  grandis  Sternb.  sp.,  C.  lycopodioides  Zeiller  sp.,  Spheno- 
phyllum  cuneifolium  Sternb.  sp.,  Spliyropteris  obliqua  Mairat.  sp.*,  Zeilleria  deli- 
catula  Sternb.  sp.,  Sphenopteris  Sauverii  Crepin.,  Sph.  trifoliolata  Artis.  sp.,  Sph. 
Marratii  Kidston.  n.  sp.*,  Sph.  obtusiloba  Brongn.,  Sph.  mixta  Schimper,  Sph. 
coriacea  Marrat.*,  Sph.  Footneri  Marrat.*,  Sph.  spinosa  Göpp  ,  Sph.fwcata  Brongn., 
Sph.  rnultifida  L.  et  H.,  Sph.  Sternbergii  Ettingsh.  sp.,  Neuropteris  heterophylla 
Brongn.,  Neur.  tenuifolia  Schloth.  sp.,  Neur.  gigantea  Sternb.,  Neur.  macrophylla 
Brongn.,  Neur.  dentata  Lesqu.*,  Odontopteria  Reichiana  Gutb.,  ?  Od.  Britannica 
Gutb.,  Mariopteris  muricata  Schloth.  sp.,  ?  Pecopteris  Miltoni  Artis  sp.,  Dactylo- 
theca  plumosa  Artis  sp.,  Alethopteris  lonchitica  Schloth.  sp.,  AI.  lonchitica  Schloth. 
sp.  var.  decurrens  Artis  sp.,  Alethopteris  Serlii  Brongn.,  Rhacophyllum  crispum 
Gutb.  sp  forma  lineare  Gutb.  sp.,  Megaphyton  frondosum  Artis,  Lepidodendron 
Sternbergii  Brongn.,  Lep,  aculeatum  Sternb.,  Lep.  Haidingeri  Ettingsh.,  Lepido- 
strobus  variabilis  L.  et  H.,  f  L.  Olryi  Zeiller,  L.  Geinitzü  Schimper,  Lepidophloios 
carinatus  "Weiss.,  Halonia  regularis  L.  et  H.,  Lepidophyllum  lanceölatum  Brongn., 
Bothrodendron  minutifolium  Boulay.  sp.*.  Sigillaria  tessellata  Brongn.,  Sig.  rnamil- 
laris  Brongn.,  var.  abbreviata  Weiss.,  Sig.  Arzinensis  Corda*.  Stigmaria  ficoides 
Sternb.  sp.,  St.  rimosa  Goldenb.,  Cordaites principalis  Gesmar.  sp.,  Antholitus  sp., 
Sti  rnbergia  approximata  Brongn.,  Trigonocarpus  Noeggeraihi  Sternb.  sp.*,  Tr. 
Parkinsoni  Brongn.,  Pinnularia  capillacea  L.  et  H.,  Stein. 

Der  Verf.  giebt  ausserdem  in  der  Einleitung  eine  von  G.  H. 
Morton  bearbeitete  geologische  Skizze  der  South-West  Lancashire 
Coal  Measures  mit  Protilzeichnungen  und  erwähnt  von  Fossil- 
resten noch  Spuren  von  Annaliden,  Bivalven  (?)  und  von  Calamites 
Cisti,  lerner  Reste  von  Goniatites  Listerl  und  Aviculopecten  papy- 
raceus  aus  den  Lower  Coal  Measures  („Gannister  Series"),  sowie 
ausgedehnte  Lagen  von  Anthracosien  (Anthracosia  robusta)  und 
Fischreste  aus  den  Middle  Coal  Measures. 

Stenzel  (Chemnitz). 


Haiiausek,  T.  F.,  Die  Entwicklungsgeschichte  der  Frucht 
und  des  Samens  von  Coffea  arabica  L.  Erste  Abhand- 
lung: Einleitung:  die  Blüte.  (Zeitschrift  für  Nahrungs- 
mittel-Untersuchung und  Hygiene.  1890.  Nu.  11.  p.  237 — 242. 
No.   12.  p.  257—258.) 

Verf.  hat  durch  die  freundlichen  Bemühungen  des  Herrn  Dr. 
H.  Sa  lomonson  aus  Amsterdam  ein  reichhaltiges  und  ausgezeichnet 
conservirtes  Untersuchungsmaterial  erhalten,  welches  Proben  des 
Entwicklungsganges  der  Kaffeefrucht  von  der  Blüte  bis  zum  aus- 
gereiften Product    umfasst    und   aus  Java  stammt.     Bernfsgeschäfte 


88  Techu.  u.  Handelsbotanik  (I'hyaiologie). 

haben  ihn  verhindert,  das  Material  auf  einmal  aufzuarbeiten  und  so 
konnte  nur  allmählich  die  Untersuchung  vorgenommen  werden,  von 
welcher  die  erste  Abhandlung  vorliegt;  diese  behandelt  einige 
morphologische  Fragen  der  Blüte  und  deren  anatomischen  Bau. 

Der  Blütenstand  von  C'offea  ist  bekanntlich  cymös  und  be- 
steht aus  zwei  bis  vier,  nach  Angabe  der  Autoren  bis  aus  sieben  Blüten, 
die  den  Achseln  der  gegenständigen  Blätter  entspringen ;  zwischen 
diesen  befinden  sich  zwei  Nebenblätter,  die  aber  nach  Lanessan 
selbständige  Blätter  mit  reducirter  Ausbildung  vorstellen;  so  dass 
also  an  jedem  Nodus  zwei  Wirtel,  ein  fertiler  und  ein  steriler 
Blattwirtel,  vorkommen.  —  Kelch  und  Krone  sind  pentamer  ge- 
baut, ersterer  ist  auf  fünf  äusserst  kleine  Zipfel  reducirt;  die  Prä- 
floration  der  Krone  ist  induplicativ-rechts  gedreht  Alternirend 
folgen  die  fünf  Stamina  und  das  unterständige  aus  zwei  Carpiden  ge- 
bildete Gynaeceum,  quer  zur  Abstammungsachse ;  zwei  Vorblätter 
stehen  transversal ;  abweichende  Verhältnisse  in  der  Stellung  der  Vor- 
blätter konnten  ebenfalls  constatirt  werden.  Die  Krone  beginnt  als 
stielrunde  Rohre,  läuft  in  einen  fünflappigen  Saum  aus,  dessen  erstes 
Stadium  des  Aufblühens  die  Bezeichnung  „hypokraterimorpha" 
rechtfertigt.  Nach  Ernst  sind  die  Blüten  proterandrisch.  Ausser 
diesen  Blüten  gibt  es  nach  Bernoulli  am  Kaffeebaum  kleine,  mit 
derberen  Hüllen  versehene,  rein  weibliche  Blüten,  deren  Dasein 
viel  länger  währt,  als  das  der  normalen  Blüten;  sie  werden  von 
dem  Pollen  der  letzteren  befruchtet;  daraus  ergibt  sich,  dass  der 
Kafteebaum   eine  local  gy  nodiö  cische  Pflanze  sein  kann. 

Der  Kelch  ist,  wie  schon  bemerkt ,  auf  kleine  Zähnchen 
reducirt,  die  nur  als  Fortsetzungen  der  dermatogenen  Schicht  des 
Gynaeceums  anzusehen  sind.  Die  Epidermis  des  Fruchtknotens 
besteht  aus  sehr  zarten  polygonalen  Zellen  mit  Spaltöffnungen,  viele 
der  letzteren  sind  noch  im  Akte  der  Theilung ;  ausgebildete  Spalt- 
öffnungen besitzen  zwei  schmale  längliche  Scbliesszellen,  die  von 
zwei  Nebenzellen  umschlossen  sind.  Aus  den  Entwicklungs- 
stadien der  Spaltöffnungen  ist  zu  ersehen,  dass  nicht  die  Initiale 
(De  Bary,  vgl.  Anat.  d.  Vegetationsorgane,  p.  42)  die  Mutterzelle 
der  Spaltöffnung  ist,  sondern  dass  die  Mutterzelle  durch  eine 
neuerliche  Theilung  der  Initiale  gebildet  wird.  Weitere  Details 
sind  im  Aufsatze  selbst  einzusehen. 

Der  anatomische  Bau  der  Krone  ist  folgender :  Das  Epithel 
der  Innenseite,  von  zartwandigen  polygonalen  Zellen  gebildet,  be- 
sitzt eine  höchst  scharfe,  selbst  am  Querschnitt  deutliche  Streifung 
(Cuticularisirung);  das  der  Aussenseite  besteht  aus  buchtig  con- 
tourirten  Zellen,  die  als  Inhalt  einen  wandständigen  Zellkern  und 
ein  diesem  anliegendes  Oeltröpfchen  besitzen,  daselbst  sind  auch 
schmalelliptische  Spaltöffnungen  vorhanden;  das  zwischen  den  Epi- 
thelien  liegende  Schwammparenchym  besitzt  grosse  Lücken.  An 
der  Oberhaut  der  Antheren  wiederholt  sich  die  kräftige  Cuticular- 
streifung ;  die  Streifen  laufen  schiefbogig  und  dem  Verf.  erschien 
der  Verlauf  dieser  Streifen  für  die  mechanische  Thätigkeit  der 
Locularwände  —  nach  der  Entleerung  des  Pollens  —  von  Bedeutung. 
„Es  läge  nahe,  anzunehmen,  dass  der  schraubigen  Zusammendrehung 


Teelm.  u.  Haudelsbotanik  (Physiologie).  39 

<ler  ausser  Thätigkeit  gesetzten  Antheren  durch  den  schraubigen 
Verlauf  der  Cuticularstreifen  gewissermaassen  die  Bahn  gezeigt 
würde,  wenn  man  schon  nicht  annehmen  kann,  dass  die  Streifen 
selbst  zur  Drehung  unmittelbar  etwas  beitragen  können."  In  be- 
stimmten Geweben  des  Staubbeutels  sind  braune,  fast  unlösliche 
Massen  enthalten.  Das  innerhalb  der  Oberhaut  gelegene  Antheren- 
gewebe  besteht  aus  senkrecht  zur  Antheren-Oberfläche  gestellten 
Zellen,  die  eine  radiale  Anordnung  zeigen  und  eine  geradezu  massive 
spiralige  Verdickung  besitzen,  so  dass  sie,  flüchtig  betrachtet,  als 
Spiroidenbündel  gehalten  werden  könnten.  Selbstverständlich  ist 
diese  Spiralverdickung  der  wesentliche  Motor  des  Mechanismus  der 
Anthere.  Zunächst  wird  die  Contraction  der  Spiralen  zur  Bildung 
des  Locularspaltes  beitragen;  zweitens  wird  die  schraubige  Zusammen- 
drehung der  Anthere  durch  die  Spiralenthätigkeit  veranlasst 
werden. 

Der  Pollen  besteht  aus  runden,  stachellosen  Körnern  von 
25 — 30  ii  Durchmesser ;  an  jedem  Korn  sind  drei  Poren  wahr- 
nehmbar; in  Wasser  quillt  die.  Exine  an  und  wandelt  den  runden 
Contour  in  einen  polyedrischen  um.  Nachträglich  sei  noch  bemerkt, 
dass  eine  zweite  Zelle  im  Pollenkorn  —  der  Pollen  besteht  nach 
neueren  Untersuchungen  aus  zwei  Zellen  —  nicht  deutlich,  zum 
mindesten  nicht  einwurfsfrei  beobachtet  werden  konnte. 

Bezüglich  des  Gynaeceums,  das  in  der  zweiten  Abhandlung  aus- 
führlicher zu  bearbeiten  ist,  sind  nur  folgende  Angaben  enthalten : 
Es  ist  typisch  zweifächerig,  in  jedem  Fache  befindet  sich  ein  an  der 
Fachscheidewand  entspringendes  Ovulum.  Die  an  der  Aussenfläche 
des  Fruchtknotens  vorkommenden  Höcker  chen  sind  keine 
drüsigen  Elemente,  sondern  hervorragende  Stellen  der  Ober- 
haut, auf  deren  Scheitel  eine  Spaltöffnung  sich  befindet. 

Von  Drüsenorganen,  Haargebilden  ist  nichts  zu  sehen. 

Im  Fruchtknotengewebe  tritt  Kalkoxalat  als  Krystallsand 
massenhaft  auf.  „Während  die  meisten  Zellen  noch  den  Charakter 
des  Urparenchyms  besitzen,  in  lebhafter  Theilung  begriffen  sind  und 
demgemäss  actives  Protoplasma  mit  Zellkern  reichlich  enthalten, 
sind  diese  Krystallsandzellen  schon  als  Ablagerungsstätten  eines  aus 
dem  Kreisläufe  der  Lebensstoffe  ausgeschiedenen  Körpers  zu  be- 
trachten, denen  bis  zum  Ende  des  ganzen  Lebensprocesses,  der  noch 
eine  so  bedeutende  Vergrösserung  des  Organes  zu  bewerkstelligen 
hat,  keine  andere  Aufgabe  und  Arbeit  mehr  zuzukommen  scheint. 
Nur  in  dem  Fall,  als  bei  dem  Aufbau  der  Gewebe  Kalkmangel 
eintritt,  müssten  die  Krystallsandzellen  sich  nochmals  in  activer 
Weise  an  dem   Entwicklungsprocess  betheiligen." 

T.   F.  Hanausek  (Wien). 


90  Neue  Litteratur. 

Neue  Litteratur. 


Nomenclatur,  Pflanzennamen,  Terminologie  etc.: 
Hayward,  SylvamiS,  Populär  names  of  american  plants.     (Journal  of  the  Amer^ 

Folk-Lore.  Vol.  IV.   1891.  p.   147.) 
Sndwortll,  George  B.,  Britton,  N.  L.,  Fernow,  B.  E.,  Notes  on  nomenclature. 

(Garden  and  Forest.  Vol.  IV.   1391.  p.  165  ff.) 

Kryptogamen  im  Allgemeinen  : 

Levier,  E.,  Crittogame  de'll'  Ahn  Birmanin  (Bhamo,  Leinzo,  Monti  Moolegit) 
raccolte  dal  Sig.  Leonardo  Fe;'..  (Bnllettino  della  Soeietä  Botaniea  Italiana. 
—  Nuovo  Giornale  Botanico  Italiano.  Vol.  XXIII.   1891.  p.  600.) 

Pilze: 
Atkinson,  (reo.  F.,   Some  Erysipheae  from  Carolina  and  Alabama.     (Journal  of 

tue  Elisha  Mitchell  Scientific  Society.  Vol.  VII.  1891.  Part  II.  p.  61—74.    With 

plate.) 
Cooke,  M.  C,  Additions  to  Merulius.     (Grevillea.  Vol.  XIX.   1891.  p.   108.) 
Cllboni,   G.,    Diagtiosi    di  una    nuova    speeie    di    fungo  excipulaceo.     (Bullettino 

della  Soeietä  Botaniea  Italiana.  —  Nuovo  Giornale  Botanico  Italiano.  Vol.  XXIII. 

1891.  p.  577.) 
Dietel,  P.,  Notes   on  some  Uredineae  of  the  United  States.     (Journal  of  Myco- 

logy.  Vol.  VII.   1891.  p.  42.) 
Ellis,  J.  B.  and  Tracy,  S.  31.,  New  species  of  Uredineae.     (1.   c.  p.  43.) 
Lagerheini,  G.  von,    Observations    on    new    species    of  Fungi    from  North    and 

South  America.     (1.   c.  p.  44.    1  pl.) 
Morgan,  A.  P.,  North  American  fungi.    IV.  The  Gastromycetes.     (Journal  of  the 

Cincinnati  Society  of  Nat.  History.  Cincinnati,  Ohio.  Vol.  XI V.   1891.  p.  5 — 21. 

With  plates.) 
Phillips,  W.,  Omitted  Discomycetes.     (Grevillea.  Vol.  XIX.  1891.  p.   106.) 
Pirotta,  R.,   Sulla  Puccinia  Gladioli  Gast,  e  sulle  Puccinie   con  parafisi.    (Bullet- 
tino  della  Soeietä  Botaniea  Italiana.  —  Nuovo  Giornale  Botanico  Italiano.  Vol. 

XX11I.   1891.  p.  578.) 
Zabriskie,  J.  L.,    The  fungus  Pestalozzia  insidens  n.  sp.     (Journal  of  the  New 

York  Microscopical  Society.  Vol.  VII.   1891.  p.  101.) 

Muscineen: 

Micheletti,  L.,  Elenco  di  Muscinee  raccolte  in  Toseana.  (Nuovo  Giornale  Bo- 
tanico Italiano.  Vol.  XXIII.  1891.  p.  561.) 

Gefässkryptogamen : 
Beanchanins,  W.  31.,   Our  Ferns  at  home.     (Observer.  Vol.  IL   1891.  p.  5.) 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 
Areangeli,  G.,  I  pronubi  nell'  Helicodieeros  museivorus  (L.  f.)  Engl.    (Bullettina 

della  Soeietä  Botaniea  Italiana.  —  Nuovo  Giornale  Botanico  Italiano.  Vol.  XXIII. 

1891.  p.  588.) 
Caleri,  U.,     Alcune    osservazioni    sulla    fioritura    dell'    Arum    Dioscoridis.     (1.  c. 

p.  5V3.) 
ChristisOl),  David,    On  the  diffieulty  of  ascertaining  the  age  of  certain  species 

of  trees  in   Uruguay  from  the  number  of  rings.     (Transactions  and  Proceedings 

of  the  Botauical  Society  of  Edinburgh.    Vol.  XV11I.   1891.  p.  447.    1   pl.) 


i:)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  L'ebersendung  von  Separat-Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe  der 
Titel  ihrer  neuen  Publicationen ,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redaetionen  anderer  Zeitschriften  werden 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen,  damit 
derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.  Uhlworm, 
Terrasse  Nr.   7. 


Neue  Litteratur.  91 

Holm,  T.,  Vitality  of  some  annual  plant».  (The  American  Journal  of  Sciences, 
Vol.  XLII.   1891.  p.  304.    With  plate.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

Behr,  H.  H.,  Botanical  reminiscences.     (Zoe.  Vol.  II.   1891.  p.  2—6.) 
Brandegee,  T.  S.,  The  plants  peculiar  to  Magdalena  and  8anta  Margarita  Islands. 
(1.  c.  p.   11.) 

—  — ,  Cactaceae  of  the  Chape  region   of  Baja  California.     (1.  e.   p.   18.) 

—  — ,  Drymaria  in  Baja.  California.     (1.  c.  p.  68.) 

—  — ,  A  new  Astragalus.     (1.   c.    p.  72.) 

Britton,  N.  L.,  An  enumeration  of  the  plants  collected  by  Dr.  H.  H.  Rusby 
in  South  America,  1885 — 1886.  (Bulletin  of  the  Torrey  Botanical  Club  of  New 
York.  Vol.  XVIII.   1891.  p.  261.) 

—  — ,  New  or  nothworthy  North  American  Phanerogams.  IV.     (1.  c.  p.   2GV) 
Cailipoccia,    Gesuallo,     Atractilis    gummifera    o    Carlma    acaulis.     8°.     12    pp.. 

Caltagirone  (Tip.  Scuto)   1891. 
Cicioni,  G.,    Süll'  Adonis  flammea  Jacq.    trovata    recentemente  nel  territorio  di 

Perugia.     (Bullettino  della  Societä,    Botanica  Italiana.    —    Nuovo  Gioruale  Bo- 

tanico  Italiano.  Vol.  XXIII.   1891.  p.  596.) 
Clarke,  H.  L.,  The  pitcher  plant  or  side  saddle  flower.     (Vick"s  Magazine.   Vol.. 

XIV.   1891.  p.  213.    111.) 
Coiltarilli,   E.,    Dieci  specie  di    piante    ranuncolacee    spontanee  nel  territorio  di' 

Bajjnacavallo.     8°.     20  pp.     Faenza  (Tip.  P.  Conti)  1891. 
Drude,  0.  und  König,  Cl.,    Ueber    das  Vorkommen    von    Alnus  viridis  DC.  in 

Sachsen.     (Abhandlungen  d.  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  in  Dresden.. 

1891.  p.  43.) 
Greene,    E.    L.,    Notes    on    some    Western    cherries.     (Pittonia.    Vol.    II.     1891. 

p.   159.) 

—  — ,  New  or  noteworthy    species.  X.     (1.  c.  p.   161.) 

—  — ,  Native  shrubs  of  California.  V.  VI.  (Garden  and  Forest.  Vol.  IV.  1891. 
p.  243.) 

—  — ,  Are  plums  and  cherries   of  oue  genus?     U.  c.  p.   250.) 
Halsted,  Byron  I).,  Southern  Mississippi  fioral  notes.     (1.  c.  p.  250.) 
Hervey,  E.  \V.,   Flora  of  New  Bedford  and  the  shores  of  Buzzards  Bay,  with  a 

procession  of  the  flowers.     8°.     80  pp.     New  Bedford,  Mass.   1891. 
Higley,  Wm.  K.  and  Baddin,   Chas.   S.,    The    fiora    of   Cook    County    Illinois, 

and  a  part  of  Lake  County  Indiana.  (Bulletin  of  the  Chicago  Academy  of  Science. 

Vol.  II.   1891.  No.   1.)     8".      168  pp.     With  map.     Chicago   1891. 
Horsford,    F.  H.,    Bristol    Pond    Bog.     (Garden    and    Forest.     Vol.  IV.     1891. 

p.  290.) 
Jesup,    H.   G.,    Flora    and    fauna    within    thirty    miles    of   Hanover,    N.    H.     8°. 

91   pp.     With  map.     Hanover,  N.  H.,  1891. 
Jones,  Marcus  E.,  New  plants  from  Arizona,  Utah  and  Nevada.     (Zoe.  Vol.  II. 

1891.  p.   12.) 
Orcutt,  C.  R.,  The  Tuna.     (WTest  American  Science.  Vol.  VII.   1891.   p.   153.) 
,  Epiphyllum.     (1.  c.   p.   169.    111.) 

—  — ,  Through  San  Gorgonia  Pass.     (1.  c.  p.  174.) 

—  — ,  Rosa  minutifolia.     (1.  c.  p.   181.) 

Parish,  W.  F.,     Yucca  Whipplei.     (,Vick's  Magazine.    Vol.  XIV.     1891.    p.  211. 

Illustr.) 
Read,   31.  A.,  Notes  on  the  later  life-history  of  the  flov.-eriug  dogwood.    (Popul. 

Science  News.  Vol.  XXV.   1891.  p.  47.    111.) 

Tanfani,    E.,     Osservazioni    sopra    dne    Silene    della    riora    italiana.     (Bullettino 

della    Societa    Botanica    Italiana.    —    Nuovo  Giornale  Bot'anico    Italiano.    Vol. 

XXIII.  1891.  p.  603.) 
Uphaill,  Warreu,    Geographie    linoits  of   species    of   plants  in    the    F.asin  of  tht 

Red    River    of   the    North.      (Proceedings    of    the    Boston    Society    of    Natural 

History.      Vol.  XXV.   1891.  Part  I.  p.  140.) 
Vrooni,  J.,    Does    our    indigenous    flora    give    evidence    of  a    recent    change    of 

climate?     (Bulletin  of  the  Nat.  History   Society  of  New  Brunswick     Voi.  VII. 

1891.) 


":92  Neue  Litteratur. 

Phaenologie : 

Drude,  0.,  Die  Ergebnisse  der  in  Sachsen  seit  dem  Jahre  1882  nach  gemein- 
samem Plane  angestellten  pflauzen-phänologischen  Beobachtungen.  (Abhand- 
lungen der  naturwissenschaftlichen    Gesellschaft   Isis  in  Dresden.   1891.  p.  59.) 

'Ziegler,  Julias,  Pflanzenphäuologische  Beobachtungen  zu  Frankfurt  a.  M.  (Be- 
richt über  die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M. 
1891.  p.  21.) 

Palaeontologie : 

Engelhardt,  H.,  Ueber  fossile  Pflanzen  aus  tertiären  Tuffen  Nordböhmens.  (Ab- 
handlungen der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  in  Dresden.  1891. 
p.  20.    1  Tafel.) 

—  — ,  Ueber  Tertiärpflanzen  von  Chile.  (Abhandlungen,  herausgegeben  von  der 
Senckenbergischen  Naturforscher-Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  Bd.  XVI.  1891. 
Heft  4.  p.  629—692.    14  Tafeln.) 

Ettingshausen,  C.  Freiherr  von,  Die  fossile  Flora  von  Schönegg  bei  Wies  in 
Steiermark.  Th.  II.  Gamopetalen.  (Sep.-Abdr.)  4°.  24  pp.  2  Tafeln.  Leipzig 
(Frey tag  in  Coinm.)   1891.  M.  2.90. 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

Antoniotti,  Pa.,   Genera  alla  peronospora  e  ad  altri  parassiti:  istruzioni  pratiche. 

2.  ediz.     (Supplemento  al  Bollettino  del  comizio  agrario  biellese.  1891.  No.  4.) 

8°.     31   pp.     Biella  (Tip.  Chiorino)   1891. 
Armstrong,    L.    H.,    Smut    and   rast   fungus.      (Florida   Dispatch,    Farmer   and 

Fruit-Grover,  Jacksonville,  Fla.  Vol.  III.  1891.  p.  429.) 
Bjergaard,  J.  Pedersen,    Prevention  of  rust  in  cereals.     (The  American  Agri- 

culturist.  Vol.  L.   1891.  p.  136.) 
Bolle) ,  H.  L.,    Grain  smuts.     (Bulletin    of  Agricultural    Experiment  Station    of 

Fargo,  N.  Dak.  Vol.  I.  1891.  June.) 
Butz,  George  C,    Black  knot  on  plums.     (Bulletin  of  Penn.  State  Agricultural 

Experiment  Station.  1890.  October.  p.  34.    With  plates.) 
Cavara,  F.,   Un  altro  parassita  del  frumento,  la  Gibellina  cerealis  Pass.    8°.   7  pp. 

1   tav.     Torino  (F.  Casanova)  1891.  50  cent. 

Clarli,  JollU  W.,  Spraying  for  codling  moth  and  apple  scab,    Fusicladium  den- 

driticum  (Wall.)  Fckl.    (Bulletin  of  the  Missouri  Agricultural  Experiment  Station. 

Vol.  XIII.  1891.  p.  6.) 

—  — ,  Black  rot  of  the  grape.     (1.  c.) 

Fairchild,  1).  0.,  A  few  common  orchard  diseases.  (Fancier  and  Farm  Herald, 
Denver,  Col.   1891.) 

—  — ,  Diseases  of  the  grape  in  western  New  York.  (Annual  Meeting  of  the 
Western  New  York  Horticultural  Society,  Rochester.  1891.  Jan.) 

Eigdor,  W.,  Experimentelle  und  histologische  Studien  über  die  Erscheinung  der 
Verwachsung  im  Pflanzenreiche.  (Sep.-Abdr.)  8°.  24  pp.  2  Tafeln.  Leipzig 
(Freytag  in  Comm.)  1891.  M.  0.90. 

Fletcher,  James,  Black  knot  of  the  grape.  (Appendix  to  Report  of  Minister 
of  Canadian  Agricultural  Experimental  Farm,   Ontario,  Canada  for  1S89/90.) 

Freda,  Pas.,  Sui  rimedi  per  combattere  la  peronospora  della  vite.  (.Sep.-Abdr. 
aus  Atti  dell'esposizior.e  iutt-rnazionale  di  apparecchi  e  prodotti  anticrittogamici 
ed  iusetticidi.   1891.)     8U.     24  pp.     Roma  (Tip.  Naziouale,   1891. 

Galloway,  B.  T.,  Experiments  in  the  treatment  of  plant  diseases.  Part  III. 
(Journal  of  Mycology.  Vol.   VII.   1891.   12  pp.  With  1   pl.) 

—  — ,  The  improved  Japy  Knapsack  Sprayer.     (1.  c.  p.  39.    3  pl.) 

—  — ,  A  new  Pine  leaf  rust.     (1.  c.  p.  44.) 

■Ooff,  E.  S.,  Bordeaux  mixture  as  a  preventive  of  potato  rot.    (Rural  New  Yorker. 

Vol.  L.   1891.  p.  453.) 
(Jubernati,   Seraflno,  Cura  contro  la  peronospora  e  contro  gliiusetti:  istruzioni 

pratiche.     8°.     12  pp.     Biella  (Tip.  Amosso)   1891. 
Bialsted,  B.  U.,  Destroy  the  black  knot  of  plum  and  cherry  trees.    An  appeal. 

(Bulletin    of   the    Agricultural    Experiment    Station    of   New    Brunswick,    N.    J. 

Vol.  LXXVIII.  1891.  p.  1—14.) 
,  Smut  fungi.     (Cultivator  and  Country  Gentleman,  Albany,  N.  Y.  Vol.  LVI. 

1891.  p.  491.) 


Neue  Litteratur.  93; 

Halsted,  B.  1). ,  The  black  knot  of  plura  and  cherry  trees.  (The  American« 
Agriculturist.     Vol.  L.  1891.  p.  281.    With  figs.) 

—  — ,  The  soft  rot  of  the  sweet  potato.     (1.  c.  p.   146.    With  figs.) 

—  — ,  The  theory  of  fungicidal  action.     (1.   c.  p.  323.) 

—  —  and  Fairchild,  D.  G.,  Sweet-potato  black  rot.  (Journal  of  Mycology.. 
Vol.  VII.   1891.  p.  1.    3  plates.) 

Martelli,  U.,    11  Black-rot   sulle    viti    presso   Firenze.     (Buliettino    della  Societä 

Botanica    Italiana.    —    Nuovo    Giornale    Botanico    Italiano.    Vol.  XXIII.    1891. 

p.  604.) 
Massey,  W.  F.,    Clover  and  cotton  rust.     (The  American  Agriculturist.    Vol.  L_ 

1891.  p.  144.) 
Maynard,  S.  T.,  Fungous  pests.     (Bulletin  of  the  Massachusetts  Hatch.  Exper. 

Station.  Vol.  XIII.  1891.  p.  3—10.) 
Mc  Carthy,    Gerald,    Copper    salto    a    possible    surce    of  danger.     (Agricultural.' 

Science.  Vol.  V.  1891.  p.   156—158.) 
Ravizza,  F.,  La  peronospora:  istruzioni  pratiche  per  combatterla.    Diciassettesima~ 

edizione.     8°.     32  pp.     Torino  (E.  Barbero)  1891. 
Rübsaamen,  Ew.   H.,    Mittheilungen  über    neue    und  bekannte  Gallmücken  und! 

Gallen.     (Zeitschrift   für  Naturwissenschaften.    Bd.  LXIV.    1891.    p.  123—156.. 

Tafel  3.) 
Scribner,  F.  L.,    Powders    for  combating  the   fungous    or  cryptogamic  diseases 

of  plants.     (Rural  New  Yorker.  Vol.  L.  1891.  p.  453.) 

—  — ,  Leaf-spot  of  the  India-rubber  tree,  Leptostromella  elastica  Ell.  et  Scribn.. 
(Orchard  and  Garden,  Little  Silver,  N.  J.  Vol.  XIII.  1891.  p.  6.) 

—  — ,  Leaf-spot  of  screw  palm,  Physalospora  Pandani  Ell.  et  Scribn.    (1.  c.  p.  6.)/ 

—  — ,  Plum  leaf  of  shot-hole  fungus.  (Canadian  Horticulturist.  Vol.  XIII.  1890. 
p.  315.) 

—  — ,  Black  knot  of  the  plum  and  cherry.  (Bulletin  of  the  Tenn.  Agricultural 
Experiment  Station,  Knoxville,  Tenn.  Vol,   IV.  1891.  p.  26.     With  plates.) 

Smith,  Erwin  F.,  Peach  yellows.  (Proceedings  of  Peninsula  Horticultural  Soc. 
at  Easton,  Md.  1891.  p.  8.) 

,  Peach  Blight.     (Journal  of  Mycology.  Vol.  VII.  1891.  p.  36.    2  pl.) 

Thomas,  Ueber  Pilzsporentransport  durch  die  Rosenschabe.  (Mittheilungen  des. 
Thüring.  botanischen  Vereins.  Neue  Folge.  Bd.  I.  1891.  p.   10.) 

Ullderwood,  Lucieil  M.,  Diseases  of  the  Orange  in  Florida.  (Journal  of  Myco- 
logy. Vol.  VII.  1891.  p.  27.) 

Viglietto,  F.,  Come  combattere  la  peronospora  nel  1891:  riassunto.  8°.  7  pp. 
Udine  (Tip.  Seitz)  1891. 

Yoglino,  P.,  I  funghi  piü  dannosi  alle  piante  coltivate ;  il  carbone  de!  granturco. 
Ustilago  Maydis  Corda :  osservazioni  e  consigli.  (Estratto  dai  Coltivatore  di 
Casalmonferrato.  Vol.  XXXVII.  1891.  No.  22.)  8°.  8  pp.  1  tav.  Casale- 
(Tip.  Cassone)   1891. 

Zailfrogliini,  C,  Anomalie  del  fiore  della  Viola  odorata  Linn.  (Estratto  dagli 
Atti  della  Societä  dei  Natural,  di  Modena.  Ser.  III.  Vol.  X.  1891.)  8°.  5  pp. 
Modena  (Tip.  Vincenzi)   1891. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Büchner,  Ueber  die  im  Bakterienkörper  enthaltene  Eiterung  erregende  Substanz, 
(Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  für  Morphologie  und  Physiologie  in  München. 
1890.  No.  2.  p.  88—89.) 

—  — ,  Ueber  pyogene  Wirkung  des  Bakterieniuhalts.     (1.  c.  p.  90 — 91.) 

—  — ,  Ursache  der  Sporenbildung  beim  Milzbrandbacillus.     (1.  c.  p.  87 — 88.) 
Fiedeler,    Ueber  die  Brustseuche  im  Koseier  Landgestüte  und  über  den  Krank- 
heits-Erreger derselben.     (Centralblatt    für    Bakteriologie    und    Parasitenkunde.. 
Bd.  X.  1891.  No.  12.  p.  380—384.) 

Hahn,  M.,    Ueber   die    chemische    Natur   des    wirksamen    Stoffes    im  Koch'schen. 

Tuberkulin.     (Berliner  klinische  Wochenschrift.   1891.  No.  30.  p.  741  —  744.) 
Hankin,  E.  H.,  Ueber  die  Nomenclatur  der  schützenden  Eiweisskorper.  [Schluss.l 

(Centralblatt    für  Bakteriologie    und    Parasitenkunde.    Band  X.    1891.    No.  12. 

p.  377—379.) 
Kliskoff,  N.j  Ueber  Fälle  von  acuter  Miliartuberculose  ohne  Koch'sche  Tuberkel- 

bacillen.     (Trudi    obsh.    Russk.  Wratsch.  v.  St.  Petersburg.    1891.    p.  11—26.; 

[Russisch.] 


94  Neue  Litteratur.  —  Personalnachrichten. 

Loriga,  G.  et  Peiisuti,  Y.,    Sulla    etiologia    delle    pleuriti.     (Rivista  d'igiene  e 

san  pubbl.   1891.  No,   11  —  13.  p.  385—402,  431—448.) 
Mac  Fadyen,   A.,   Observations  lipon  a  mastitis  bacillus.    (Journal  of  Anat.  and 

Physiol.  Vol.  XXV.  1891.  No.  4.  p.  571—577.) 
Mohr,  Carl,    Vegetation    of  Louisiana    and  adjoining  regions,    and  its  products, 

in  relation  to  pharmaey  and   allied  industries.     (Pharmac.  Rundschau.  Bd.  IX. 

1891.  p.   132.) 
Äannotti,  A.,  Contributo  alle  suppurazione  prodotte  dal  pneumococco  di  Fränkel. 

(Speriraentale.   1891.  No.  12.  p.  253—260.) 
Paminel,  L.  H.,  Loco  weeds.     (Vis  Medicatrix.  Vol.  I.  1891.  p.  40.    111.) 
Pestaiia,  C,   De  la  diffusion  du  poison  du  tetanos  dans  l'organisme.     (Comptes 

rendus  de  la  Societe  de  hiologie.  1891.  No.  23.  p.  511 — 513.) 
Power,  F.   D.,  Review  of  some  cases  of  poisoning  by  the  so-called  wild  parsui]>. 

(Pharmac.  Rundschau.  Bd.  IX.  1891.  p.   162.    111.)  * 
Roger,    Action    des    produits  solubles    du  streptocoque  de  l'erysipele.     (Comptes 

rendus  de  la  Societe  de  biologie.   1891.  No.  24.  p.  538 — 542.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Eberiuayer,  E.,  Untersuchungen  a)  über  das  Verhalten  verschiedener  Boden- 
arten gegen  Wärme;  b)  über  den  Einfluss  der  Meereshöhe  auf  die  Boden- 
temperatur; c)  über  die  Bedeutung  der  Bodenwärme  für  das  Pflanzenleben. 
(Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik.    Bd    XIV.    1891.  p.   195.) 

Erdmanu,  R.,  Die  Grundlehren  des  rationellen  Obstbaues.  8°.  VIII,  60  pp. 
10  color.  Tafeln  oder  1   color.  Wandtafel.     Graz  (P.  Cieslar)  1891.       Fl.  2.40. 

Goodale,  G.  L.,  Some  of  the  possibilities  of  economic  botany.  (American 
Journal  of  Science.  Vol.  XLII.   1891.  p.  271.) 

Gower,  W.  H.,  Cattleya  Schroederae.  (Garden.  Vol.  XXXIX.  1891.  p.  30. 
With  plates.) 

Mariaili,  Giov.,  Studi  chimico-agrari  sugli  equiseti,  cousiderati  come  piaute  da 
foraggio.  (Estratto  dagli  Studi  e  ricerche  istituite  nel  laboratorio  di  chimica 
agraria  della  R.  uuiversitä  di  Pisa.  1886/87.  Fase.  7.)  8°.  9  pp.  Lodi  (Tip. 
Dell'Aro)   1891. 

Mayer,  A.,  Zur  Theorie  der  Wassercapacität  von  Ackererden  und  anderer  poröser 
Medien.  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik.  Bd.  XIV.  1891. 
p.  254.) 

Rothrock,  J.  T.,  The  tulip  poplar,  or  popolar  tree.  (Forest  Leaves.  Vol.  III. 
1891.  p.  85      Illustr.) 

Wollny,  E.,  Untersuchungen  über  den  Gewichtsverlust  und  einige  morphologische 
Veränderungen  der  Kartoffelknolleu  bei  der  Aufbewahrung  im  Keller.  (Forsch- 
ungen auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik.  Bd.  XIV.  1891.  p.  286.) 

—  — ,  Untersuchungen  über  das  Verhalten  der  atmosphärischen  Niederschläge 
zur  Pflanze  und  zum  Boden.  V.  Der  Einfluss  der  atmosphärischen  Nieder- 
schläge auf  die  Grundwasserstände  im  Boden.     (1.  c.  p.  335.) 

Varia: 

Mac  Milla»,  Conway,  The  three  month  course  in  botany.  (Education.  Vol.  XI. 
1891.  p.  406.) 


Persoiialnachrichteii. 


Dr.  Fritz  Müller  zu  Blumenau  in  Brasilien,  welcher  bis  vor 
Kurzem  die  Stellung  eines  naturalista  viajante  des  Museums  zu 
Rio  de  Janeiro  bekleidete,  ist  seines  Amtes  plötzlich  enthoben 
worden  von  der  brasilianischen  Regierung,  der  Regierung,  unter 
der  er  beinahe  40  Jahre  lang  gearbeitet  und  gewirkt  hat  mit  der 
Hingabe  und  den  Erfolgen,  welche  die  wissenschaftliche  Welt  kennt. 
Im  April  dieses  Jahres  wurde  Herrn  Dr.  M  ü  1 1  e  r  mitgetheilt,  der 


Personalnachrichten.  95 

betreffende  Herr  Minister  zu  Rio  de  Janeiro  habe  beschlossen,  die 
Herren  naturalistas  viajantes  sollten  alle  fortan  in  Rio  wohnen,  und 
auch  er  habe  demgemäss  nach  der  Hauptstadt  überzusiedeln.  Seit 
beinahe  40  Jahren  ist  Dr.  Müller  in  Blumenau  ansässig,  seine 
Besitzung  hier  ist  seine  Beobachtungsstation;  in  seinem  Garten  und 
seinem  Walde  zumeist  wurden  jene  wissenschaftlichen  Thatsachen 
gewonnen,  welche  inzwischen  Gemeingut  der  Zoologen  und  Bo- 
taniker aller  Länder  geworden  sind,  hier  keimten  seine  Gedanken 
auf,  welche  eines  Darwin  begeisterte  Bewunderung  erregten,  hier 
werden  noch  täglich  an  zahlreichen  Versuchsobjecten  Beobachtungen 
fortgesetzt.  Wo  in  aller  Welt  anders  als  im  heutigen  Brasilien 
wäre  es  möglich  gewesen,  dass  man  einen  Forscher  vom  Range 
Fritz  M  ü  1 1  e  r  's  gegen  seinen  Willen  nöthigen  wollte ,  im 
70.  Lebensjahre  seinen  liebgewordenen  Wohnsitz  aufzugeben,  eine 
beschwerliche  Seereise  anzutreten  nach  einer  Stadt,  die  schon  durch 
ihre  ökonomischen  Verhältnisse  dem  Gelehrten  bei  seinem  bis  dahin 
bezogenen  Gehalte  kaum  eine  kärgliche  Existenzermöglichen 
würde.  Dr.  Müller  musste  erklären  und  erklärte,  dass  er 
der  an  ihn  ergangenen  Aufforderung  nicht  Folge  leisten 
könne.  Darauf  erfolgte  die  Entlassung,  welche  die  Regierung  für 
gut  befand,  durch  den  Steuereinnehmer  des  Ortes  dem  Gelehrten 
bekannt  geben  zu  lassen.  Der  Steuereinnehmer,  der  gewöhnlich 
das  Gehalt  auszahlte,  erklärte,  zur  Fortsetzung  dieser  Zahlung  nicht 
weiter  ermächtigt  zu  sein. 

Es  wird  den  Lesern  des  „Botanischen  Centralblattes"  interessant 
sein,  die  mitgetheilten  Thatsachen  kennen  zu  lernen,  Kenntniss  zu 
nehmen  von  einem  Akt  der  brasilianischen  Regierung,  welche  in 
einem  ihrer  vornehmsten  Vertreter  die  Wissenschaft  selbst  beleidigte 
und  die  von  ihr  vertretene  Nation  zum  Range  der  uncivilisirten 
Völker  degradirte. 

Blumenau,  Sa.  Catharina,  24.  August  1891. 

Dr.  A.  Möller. 


Der  bisherige  ausserordentliche  Professor  an  der  Akademie  zu 
Münster  in  Westphalen,  Dr.  Arthur  Meyer,  ist  zum  ordentlichen 
Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Marburg  ernannt  worden. 

Der  Privatdocent  der  Botanik  an  der  Universität  Marburg, 
Dr.  F.  G.  Kolli,  ist  zum  ausserordentlichen  Professor  in  der  philo- 
sophischen Facultät  daselbst  ernannt  worden. 

Der  bisherige  Assistent  am  botanischen  Garten  und  Universitäts- 
Herbarium  zu  Göttingen,  Dr.  Emil  Knoblauch,  ist  als  Assistent 
am  botanischen  Garten  der  technischen  Hochschule  zu  Karlsruhe 
angestellt  worden. 

Dr.  C.  Holmiami,  bisher  in  Geisenheim,  ist  zum  Assistenten 
an  der  landwirthschaftlichen  Versuchsstation  der  Akademie  in 
Poppelsdorf-Bonn  ernannt  worden. 


96 


Anzeigen.  —  Inhalt. 


Moose  und  Flechten 


50- 


•60  Arten,    nur    airsgewählte    Stücke. 

2  Arten  Collemaceen,  in  Gläsern 
und  Salzlösung,  Porto  und  Emball.  f. 
1  Postkiste  von  3  Kilo  n.  Deutschi.  8.50  M.  —  Einstweil,  mit  Nummern 
versehen,  werden  durch  das  Wiener  Mus.  bestimmt,  resp.  beschrieb,  werden. 

Schwämme,  getrock.  Pflanzen,  die  gell)  blüh.  Agave  Imerina's, 
frisch,  Lissochilus  giganteus  etc. 

Z71.  Sikora, 
Naturaliste,  Annanarivo,  Madagascar  via  Marseille. 

Liste    mein,    sämmtl.    Natural,   geg.   15  kr.  od.  30  Pf.  in  B.-Mark.,    welche 

bei  Bestellung  einrechne. 

-♦♦•  Artenzahl  vergrössert  sich  nach  jeder  Reise. 


D 


ie  Stelle  des  I.  Assistenten  am  Botanischen  Institute  der 

Universität   Marburg    ist   zu    besetzen.     Bewerber   ersuche   um 
Einsendung  eines  Curriculum  vitae. 

Professor  Arthur  Meyer,  Marburg. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche  Original- 
JVIittheilungeia. 

Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ecto- 
carpus-Arten  der  Kieler  Föhrde.  (Fortsetzung), 
p.  65. 

Tanfiljef,  Ueber  subfossile  Strünke  auf  dem 
Boden  von  Seen,  p.  71. 

Botanische  Gärten  und. 
Institute. 

The  Missouri  botanical  garden,  p.  72. 

Instrumente,  Präparations-  und 
Conservations- Methoden  etc. 

Altniiinii,  Tbermoregulator  neuer  Construction 
p.  73. 

Referate. 

Brockbank,  Notes  on  seedling  Saxifrages  grown 

at    Brockhurst   from    a   Single    scape  of  Saxi- 

fraga  Macnabiana,  p.  80. 
Friedrich,  Die   Sträucher  und  Bäume  unserer 

öffentlichen  Anlagen,  insbesondere  der  Wälle, 

p.  84. 
Gnijrnard,  Sur  la  Constitution  du  noyau  sexuel 

chez  les  vegetaux,  p.  79. 
Hanausek ,     Die     Entwicklungsgeschichte     der 

Frucht   und   des    Samens  von    Coffea  arabica 

L.    Erste  Abhandlung:  Einleitung:  die  Blüte, 

p.  87. 
Kidston,     Additional    notes    on    some    British 

carboniferous  Lycopods,  p.  86. 
—  — ,    On   the   fossil   plants  in  the  Ravenhead 

Collection   in  the  Free  Library  and  Museum, 

Liverpool,  p.  86. 


Poirault,     Reeherches     d'histogenie     vegetale. 

Dcveloppement   des   tissus   dans   les  organes 

vegetatifs  des  Cryptogames  vasculaires,  p.  77. 
Setchell,   Contributions   from  the  Cryptogomic 

Laboratory     of     Harvard    University.     XIV. 

Preliminary  notes  on  the  species  of  Doassansia 

Cornu,  p.  75. 
Spitzner,   Beitrag   zur    Flechtenflora    Mährens 

und  Oesterreichiseh-Schlesiens,  Strauch-,  Blatt- 

und  Gallertfiechten,  p.  76. 
Thaxter,  Supplementary  note  on  North  American 

Laboulbeniaceae,  p.  76. 
Van  Tiegheni,    Un   nouvel   exemple    de    tissu 

plisse,  p.  79. 
Voss,   Mycologia   carniolica.     Ein    Beitrag   zur 

Pilzkunde  des  Alpenlandes.    III.  Ascomyeetes, 

D.  73. 
Williams,  The  pinks  of  Central  Europe,  p.  80. 
—  — ,  Synopsis  of  the  genus  Tunica,  p.  81. 
Willkomm.  Ueber  neue  und  kritische  Pflanzen 

der  spanisch-portugiesischen  uud  balearischen 

Flora,  p.  82. 

Neue  Litteratur,  p.  90. 

Personalnachrichten. 

Dr.  Müller  zu  Blumenau  (seines  Amtes  ent- 
hoben), p.  94. 

Dr.  Meyer  (ordentlicher  Professor  der  Botanik 
an  der  Universität  Marburg),  p.  95. 

Dr.  Knoblauch  (Assistent  am  botanischen  Gar- 
ten der  technischen  Hochschule  zu  Karls- 
ruhe), p.  95. 

Dr.  Kohl  (ausserordentlicher  Professor  in  der 
philosophischen  Facultät  Marburg),  p.  95. 

Dr.  Hohtuann  (Assistent  an  der  landwirt- 
schaftlichen Versuchsstation  der  Akademie  in 
Poppelsdorf-Bonn),  p.  95. 


Ausgegeben  :  21.  October  ISOl. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Gasse!. 


Band  XLVIII.  No.  4.  XII.  Jahrgang 


V  REFERIRENDES  ORGAN  *• 

für  das  G-esammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  TJIilworm  und  Dr.  F.  GL  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Yereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  SectHita  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvetenskapliga  Student* 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch* botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsingfors. 


Nr.  43. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Urigmal-Mittheilungen. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten 
der  Kieler  Föhrde. 

Von 

Paul  Kuckuck. 

Mit  6  Figuren. 
(Fortsetzung.) 

Ectocarpus  dasycarpus  n.  sp. 

Diagn. :  Bildet  an  anderen  Algen  festgewachsene, 
meist  unverworrene  braune  Büschel  von  5 — 7  cm  Höhe. 
Pluriloculäre  Sporangien  cylindrisch,  sitzend  oder 
auf  ein-  bis  mehrzelligem  Stiel  oder  langgestielt, 
sehr  häufig  terminal,  nicht  in  ein  Haar  auslaufend, 
von  sehr  variabler  Länge  (bis  250  fi),  aber  sehr  con- 
stanter  Dicke  (10 — 15  (.t).  Uniloculäre  Sporangien 
fehlen.  Verzweigung  pseudodichotom,  meist  nur  die 
Sporangienäste  deutlich  seitlich. 

Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1801.  7 


98 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 


Die  Art  ist  durch  die  Form  der  pluriloculären  Sporangien 
gut  charakterisirt.  Dieselben  sind  sehr  zahlreich  dadurch,  dass  die 
Spitzen  von  Zweigen  aller  Ordnungen  und  die  kurzpfriemigen 
Aestchen  fertil  werden  können  (Fig.  4).  Sterile  Zweigspitzen  sind 
selten  und  laufen  dann  in  ein  Haar  aus.  Vegetative  Zellen  der 
Hauptachse  bis  40  /n  dick,  mit  schmalen,  wohl  entwickelten  Chro- 
matophoren-Bändern,  cylindrisch,  an  den  Querwänden  wenig  oder 
gar  nicht  eingeschnürt.     Thallus  in  den  oberen  Theilen  dünnfädig. 


Fig    4. 

Ectocarpus  dasycarpus  n.  sd.,    ein  Zweig  mit  jungen    und  reifen  pluriloculären 
Spoi'angien;  bei  pi  Sporangien  bei  s  sessil,    bei  pi    kurzgestielt,   bei  ps  lang- 
gestielt, bei  t.  terminal.     Vergr.  100:1. 

An  anderen  Algen  festgewachsen,  meist  in  grösserer  Tiefe; 
im  Sommer.  *) 

Ectocarpus  penicillatus  Xg. 

Diagn. :  Immer  fest  gewachsen;  büschelig  mit  mehr 
oder  minder  scharf  umgrenzten  Zw eigbüsch ein,  ohne 

*)  Im  Juli  d.  J.  gelang  es  mir,  aus  Schwärmern,  welche  den  pluriloculären 
Sporangien  entstammten  und  nicht  kopulirt  hatten,  eine  neue  Generation  mit 
pluriloculären  Sporangien  zu  ziehen. 


Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 


99 


durchgehende  Hauptachse.  Verzweigung  anfangs 
seitlich,  dann  pseudodichotom.  Uniloculäre  Sporangien 
eil  i  psoidisch-zusammengedrückt,  seltener  eiförmig, 
35 — 50  f.i  lang,  25 — 30  (t  dick,  ungestielt  oder  auf  ein- 
bis  wen  ig  zelligem  Stiel,  angedrückt-aufrecht  oder 
abstehend.  Pluri  1  oculäre  Sporangien  lang-kegel- 
förmig bis  dick- pfriemig,  bis  250//  lang,  an  der  Basis 
oder  kurz  über  derselben  20 — 30  /n  dick.  Chrom  ato- 
p hören  bandförmig,  wiederholt  verzweigt,  breit,  un- 
regelmässig verlaufend,  bis  3,5  ii  breit. 


Fig.  5.   A,  B. 

Ectocarpus  penicillatus  Ag. ,  zwei  verschiedenen  Pflanzen  entnommene,  Zweig- 
büschel mit  pluriloculären  (A)  und  uniloculären  Sporangien;  bei  s  sessile 
Sporangien,  bei  p  Sporangien  mit  keilförmiger  Stielzelle,  bei  v  trichothallischer 
Vegetationspunkt   über  der   jüngsten    Sporangiumanlage   sp,    bei    g    Doppel- 

sporangium.     Vergr.  100  :  1. 


Bildet  bis  10  cm  hohe,  rostbraune,  unten  meist  etwas  ver- 
filzte, an  der  Peripherie  freie,  mit  Zweigbüschelchen  bedeckte  Büschel 
an  Scytosiphon  lomentarius  und  Chordaria  jlagelliformis  in  der 
Litoralregion.  Die  Verzweigung  ist  "anfangs  deutlich  seitlich,  wird 
aber  bei  den  älteren  Aesten  durch  rasches  Wachsthum  des  Seiten- 
astes, welcher  die  Hauptachse  etwas  zur  Seite  drängt,  scheinbar 
gabelig.  Zweige  der  letzten  Ordnungen  zu  Zweigbüscheln  ver- 
einigt, die  besonders  bei  den  mit  pluriloculären  Sporangien  bedeckten 
Pflanzen  sehr  dicht  sind,  gabelig,  abwechselnd  oder  einseitig.  Die 
gleichbreiten  oder  sich  nur  allmählich  verdünnenden,  bis  20  ii 
dicken  Haare  sind  wohl  entwickelt   und  krönen    die  Zweigbüschel 

7* 


100  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc. 

mit  einem  weisslichen  Filz.  Vegetative  Zellen  bis  50  /u  dick,  meist 
an  den  Querwänden  etwas  eingeschnürt,  besonders  in  den  dickeren 
Theilen  tonnenförmig.     Beiwurzeln  spärlich,  7  /n  dick. 

Uniloculäre  und  pluriloculäre  Sporangien  auf  verschiedenen 
oder  auf  demselben  Individuum ,  die  ersteren  zuerst  erscheinend. 
Die  uniloculären  Sporangien  sind  meist  regelmässig-  oder  etwas 
zusammengedrückt  -  ellipsoidisch.  Bald  sind  sie  sessil  (bei  s  in 
Fig.  5,  B),  bald  erheben  sie  sich  auf  einzelligem  (selten  zwei-  bis 
wenigzelligem)  Stiel  (bei  p  in  Fig.  5,  B).  Verläuft  ihre  Längs- 
achse parallel  zur  Längsachse  des  Fadens,  an  welchem  sie  sitzen, 
so  sind  sie  diesem  fest  angedrückt.  Die  Stielzelle  kann  nachträglich 
zum  Sporangium  auswachsen  (bei  g  in  Fig.  5,  B)  und  die  ur- 
sprüngliche Sporangienanlage  überholen.  Oder  sie  theilt  sich  nach- 
träglich durch  eine  schiefe  Wand  und  die  obere  Zelle  verwandelt 
sich  in  ein  Sporangium.  Später  scheinen  alsdann  zwei  gleichwerthige 
Sporangien  auf  einem  Stiele  zu  sitzen.  Intercalare  Sporangien 
kommen  hin  und  wieder  vor.  —  Die  pluriloculären  Sporangien 
haben,  wenn  sie  an  Pflanzen  mit  uniloculären  Sporangien  entstehen, 
zuerst  eine  mehr  gedrungene,  der  uniloculären  sich  nähernde  Form. 
Bald  werden  aber  nur  noch  lang-kegelförmige,  pfriemige  oder  mehr 
cylindrische  Sporangien  gebildet.  Niemals  tragen  dieselben  ein 
Haar.  Gewöhnlich  ist  ein  ein-  bis  wenigzelliger  Stiel  vorhanden 
(bei  p  in  Fig.  5,  A;  bei  s  ein  sessiles  Sporangium).  —  Oft  ist 
schon  bei  Büscheln  von  kaum  1  cm  Höhe  reichliche  Fructification 
vorhanden. 

Mai  bis  August,  an  anderen  Algen  festgewachsen,  nie  treibend ; 
Bülk,  Möltenort,  Bellevue,  nicht  häufig. 

Syn.       E.  siliculosus  *•  peniciüatus  C.  A.  Agardh,  Syst.  Alg.  p.  162. 

E.  siliculosus  f-  peniciüatus  C.  A.  Agardh,  Spec.  Alg.  Vol.  IL  p.  39. 

E.  confervoides  f.  penicillata  Kjellm.,  Bidrag;  p.  80  ff. 

E.  penic.illatus  Kjellm.,  Handbok  p.   7G  f. 
Exsicc.  Areschoug,  Alg.  scand.  exs.  No.  115,  174,  175. 

Morphologisches. 

A.  Zellinhalt  und  Sporangien. 
I.  Der  Formen  kreis  von  Ectocaiyus  litovalis  L.  s  p. 

1.  Zellinhalt. 

Die  Chromatophore n.  Die  Chromatophoren  zeigen  mit 
grosser  Uebereinstimmung  auch  bei  den  verschiedensten  Formen 
eine  linsen-  oder  plattenförmige  Gestalt  von  rundlichen  Umrissen 
und  sind  in  grösserer  Anzahl  dem  Wandbeleg  des  Protoplasmas 
eingebettet.  Ihre  Grösse  kann  bei  den  einzelnen  Formen  und  auch 
bei  demselben  Individuum,  selbst  in  derselben  Zelle,  doch  immer 
nur  zwischen  engen  Grenzen  variiren.  In  den  kleineren  Zellen 
sind  sie  nicht  kleiner,  sondern  nur  weniger  zahlreich.  Bald  liegen 
sie  locker,  weite  Zwischenräume  zwischen  sich  lassend,  bald  so 
dicht,  dass  nur  ein  feines  Netzwerk  der  Zellwand  von  ihnen  frei 
bleibt.  Im  letzteren  Falle  verlieren  sie  ihre  rundliche  Gestalt  und 
werden  kantig.  Chromatophoren,  die  sich  theilen,  nehmen  erst 
elliptische  Form  an  und  werden  dann  bisquitförmig.     Sie  sind  ent- 


Kixckuck,   Beiträge  zur  Keuntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  101 

weder  an  allen  Stellen  gleich  dick,  oder  sie  sind  in  der  Mitte  am 
dicksten,  so  dass  eine  planconvexe  Gestalt  entsteht.  Zuweilen  ver- 
längern sie  sich  zu  kurzen,  etwas  gewundenen  Bändern ;  auf  dieses 
Merkmal  jedoch  eine  eigene  Form  zu  gründen,  erschien  nicht  an- 
gängig, da  bei  demselben  Individuum  sich  auch  zahlreiche  Zellen 
mit  normalen  Ckromatophoren  zu  linden  pflegten.  Mit  Essigsäure 
behandelt  schrumpfen  die  Chromatophoren  und  zeigen  einen  fein- 
porösen Bau. 

Pyrenoide.  (Ueber  die  Benennung  s.  w.  u.)  In  den 
Zellen  von  E.  litoralis  L.  sp.  linden  sich  stets  im  Zusammen 
hang  mit  den  Chromatophoren  Gebilde,  welche  sich  in  Essigsäure, 
Alkohol  und  Pikrinsäure  nicht  auflösen,  von  Alkalien  aber  zerstört 
werden.  Mit  Karminessigsäure  färben  sie  sich  nach  24  Stunden 
roth.  Von  den  Pyrenoiden  der  bandförmigen  Chromatophoren 
(s.  u.)  unterscheiden  sie  sich  in  mehrfacher  Hinsicht.  Sie  sind 
meist  nicht  rundlich,  sondern  birnenförmig  und  sitzen  den  Chromato- 
phoren (gewöhnlich  in  der  Einzahl)  vorzugsweise  seitlich  am  Rande 
mit  einem  Spitzcheu  auf.  Oft  befindet  sich  an  dieser  Stelle  eine 
Einkerbung  oder  Ausbuchtung  am  Chromatophor,  die  sich  dadurch 
am  besten  erklärt,  dass  man  annimmt,  der  letztere  sei  seit  der  An- 
lage des  Pyrenoids  um  die  Tiefe  der  Einkerbung  am  Rande  ge- 
wachsen.    Eine  Schalen structur  konnte  ich  nicht  nachweisen. 

Sonstige  im  Protoplasma  suspendirte  Körper. 
Tropfenförmige  und  körnige  Gebilde  im  protoplasmatischen  Wand- 
belege und  im  übrigen  Zellplasma  machen  zuweilen  das  Erkennen 
der  Pyrenoide  schwierig,  können  aber  leicht  durch  Alkohol  und 
Essigsäure,  in  denen  sie  sich  lösen,  beseitigt* werden. 

Zusammenballungen  in  der  Nähe  des  Kernes,  welche  weit  in 
die  Vacuolen  hineinragen  und  sich  bei  Zusatz  von  Eau  de  Javelle 
unter  Braunfärbung  und  Quellung  lösen,  linden  sich  häufig  und 
bei    Exemplaren ,    die    längere    Zeit    cultivirt    wurden,    massenhaft. 

2.  S  p  o  r  a  n  g  i  e  n. 

Die  pluriloculären  Sporangien  sind  in  den  Verlauf 
des  Fadens  eingesprengt,  bald  ebenso  dick  wie  dieser,  bald  dicker 
und  von  den  vegetativen  Zellen  scharf  abgesetzt,  bald  cylindrisch, 
bald  sich  nach  oben  verjüngend;  zuweilen  etwas  höckerig.  In 
der  Länge  variiren  sie  sehr,  selten  entsprechen  sie  nur  einer  vege- 
tativen Zelle,  in  der  Regel  einer  grösseren  Anzahl  derselben.  Oefter 
sind  einzelne  vegetative  Zellen,  die  sogar  junge  Aeste  anlegen 
können,  in  das  Sporangium  eingesprengt,  so  bei  E.  litoralis  ß.  firma 
f.  -pachycarpa.  Die  Stielzellen  können  bis  auf  eine  reducirt  sein 
oder  ganz  verloren  gehen ,  sodass  das  Sporangium  sessil  wird. 
Die  oberen  Zellen  laufen  olt  in  ein  Haar  aus  und  können  gleich 
über  dem  Sporangium  eine  bedeutende  Länge  haben.  Oft  sind 
sie  aber  nur  in  so  geringer  Anzahl  vorhanden,  dass  sie  dornartig 
dem  pluriloculären  Sporangium  aufsitzen,  oder  sie  werden  bis  auf 
eine  Zelle  reducirt,  die  endlich  auch  in  das  Sporangium  hinein- 
gezogen werden  kann.  Noch  möchte  ich  erwähnen,  dass  die  Stelle, 
an  welcher  bei  der  Reife  der  Austritt  der  Zoosporen  erfolgt,   sich 


102 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 


schon  vorher  als  Vorwölbung  oder  Höcker  kenntlich  macht.  Die 
Entleerang  geht  immer  an  mehreren  Stellen  des  Sporangiums 
vor  sich. 

Die  uniloculären  Sporangien,  deren  Entwicklung  näher 
studirt  wurde,  liegen  gewöhnlich  im  Verlauf  des  vegetativen  Fadens 
zu  Ketten  vereinigt ;  die  über  und  unter  der  Kette  liegenden  vege- 
tativen Zellen  verhalten  sich  wie  beim  pluriloculären  Sporangium, 
doch  finden  sich  sessile  Ketten  nur  selten.  Die  Form  des  einzelnen 
Sporangiums  ist  tonnenförmig,  wenn  die  Einschnürung  an  den  die 
Sporangien  trennenden  Scheidewänden  eine  geringe,  fast  kugelig, 
wenn  sie  bedeutend  ist.  Ist  seine  Längsachse  grösser  als  der 
Querdurchmesser,  so  wird  das  Sporangium  ellipsoidisch,  im  um- 
gekehrten Falle  scheibenförmig.  Die  Zahl  der  in  einer  Kette  ver- 
einigten Sporangien  ist  oft  bei  demselben  Individuum  eine  sehr 
wechselnde.  Selten  sind  nur  ein  oder  zwei  Sporangien  vorhanden, 
so  bei  E.  litoralis  ß.  firma  f.  livida ;  im  extremen  Falle  zählte  ich  35. 
Hin  und  wieder  tritt  bei  Pflanzen,  deren  Sporangien  sonst  normal 
sind,  in  einem  jungen  Sporangium  eine  Längswand  auf;  jede  der 
beiden  so  entstandenen  Zellen  entwickelt  sich  zu  einem  uniloculären 
Sporangium. 

Beginnt  die  Pflanze  uniloculäre  Sporangien  zu  produciren,  so 
geht  mit  der  Veränderung  des  Inhaltes  in  manchen  Fällen,  besonders. 
wenn  die  reifen  Sporangien 
eine  scheibenförmige  Gestalt 
besitzen,  eine  sehr  rasch  hinter- 
einander folgende  Anlage  von 
Querwänden  vor  sich,'  die  eine 
Reihe  von  Zellen  mit  sehr 
geringer  Höhe  zu  Stande  bringt. 
Dieselben  dehnen  sich  sodann 
durch  Wachsthum  und  Vor- 
wölbung der  cylindrischen 
Aussenwand  aus,  sodass  schliess- 
lich das  fertige  Sporangium 
eine  kurz  -  tonnenförmige  Ge- 
stalt erhält.  Gewöhnlich  er- 
folgt aber  die  Anlage  von  Quer- 
wänden in  grösseren  Pausen, 
während  welcher  die  Zellwand 
in  die  Länge  wächst,  und  die 
Zellen  sind,  wenn  die  ersten 
Umlagerungen  des  Zellinhaltes 
beginnen,  etwa  halb  so  hoch 
als  breit  oder  eben  so  hoch. 
Am  klarsten  treten  die  Ver- 
änderungen im  Zellinhalte  her- 
vor, wenn  man  auf  den  opti- 
schen Längsschnitt  einstellt. 
Gehen 


A 


Fig.  6. 


L. 


B. 


man 

Längsschnitt 
wir  von  der 


Ectocavpus  litoralis  Li.  sp.,  zwei  ver- 
schiedenen Sporangienketten  entnom- 
mene junge  uniloculäre  Sporangien  im 
optischen  Durchschnitt:  die  Chromato- 
phoren  weisen  noch  keine  Augen- 
punkte auf  und  sind  in  dem  älteren 
Stadium    B   nach    der    Sporangienwand 

800  :  1. 


zurückgewandert. 


Vergr. 


aus,  so  liegen  hier  die  Chro- 
matophoren  sämmtlich  mit  ihrer  ganzen  Fläche  den  Seiten  und  Quer- 


vegetativen Zelle 


Kuckuck,   Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  103 

wänden  an,  sind  im  protoplasmatischen  Wandbeleg  eingebettet  und 
tragen  auf  der  dem  Plasma  zugekehrten  Seite  die  Pyrenoide.  Der  Kern 
liegt  etwas  seitlich  in  einer  dünnen  Kernhülle,  von  der  einzelne  Plasma- 
fäden nach  dem  Wandplasma  ausstrahlen.  Die  erste  Andeutung,  dass 
die  Zelle  in  ein  Sporangium  umgewandelt  werden  soll,  findet  sich 
darin,  dass  einzelne  Chromatophoren  sich  von  der  Wand  abzulösen 
und  dem  Zelllumen  zuzuwenden  beginnen,  wobei  ein  von  Theilung 
begleitetes  Wachsthum  derselben  in  die  Fläche  stattfindet,  während 
ihre  Dicke  abnimmt.  Im  nächsten  Stadium  wird  das  Protoplasma 
körnig,  vermehrt  sich  bedeutend  und  hüllt  die  sich  theilenden 
Kerne  ein.  Durch  Behandlung  mit  Essigkarmin  gelingt  es  meist, 
dieselben  sichtbar  zu  machen.  Pyrenoide  scheinen  nicht  mehr  ge- 
bildet und  die  vorhandenen  sogar  zurückgebildet  und  verbraucht 
zu  werden.  In  dem  in  Fig.  6,  A  abgebildeten  Stadium  erfüllen 
die  Chromatophoren,  die  man  bald  im  Profil,  bald  in  der  Fläche 
sieht,  das  ganze  Zelllumen  gleichmässig.  Nunmehr  beginnt  eine 
Rückwanderung  derselben  nach  der  Zellwand,  bis  zuletzt  eine 
innere  von  ihnen  völlig  freie  Region  übrig  bleibt,  die  dicht 
mit  körnigem  Protoplasma  gefüllt  und  rings  von  einer  gleichmässig 
dicken ,  chromatophorenhaltigen  Protoplasmaschicht  umgeben  ist 
(Fig.  6,  B).  Die  zahlreichen,  sich  fast  durchgängig  senkrecht  zur 
Sporangiumwand  stellenden  Chromatophoren  fahren  fort  sich  zu 
theilen ;  die  Protoplasmaschicht,  in  der  sie  liegen,  ist  verhältniss- 
mässig  arm  an  körnigen  und  tropfenförmigen  Bestandtheilen. 
Färbungen  mit  Essigkarmin  ergeben  stets  eine  intensive  Roth- 
färbung einer  an  der  Grenze  des  chromatophorenhaltigen  und  des 
chromatophorenfreien  Plasmas  doch  noch  in  dem  ersteren  liegenden 
Schicht,  während  der  innere  Theil  sich  nur  wenig  färbt.  Nach 
einer  gewissen  Zeit  beginnt  ein  abermaliger  Transport  der  Chro- 
matophoren nach  dem  Zellinneren  und  eine  Wanderung  der  körnigen 
Plasmabestandtheile  nach  der  Peripherie.  Sobald  gefärbter  und 
ungefärbter  Inhalt  im  ganzen  Sporangium  gleichmässig  gemischt 
sind  und  nicht  eher  bemerkt  man  die  ersten  Anfänge  der  Augen- 
punkte. Dieselben  vergrössern  sich,  die  Chromatophoren  werden 
muldenförmig,  die  einzelnen  Schwärmsporen-Portionen  platten  sich 
gegenseitig  ab  und  das  Sporangium  hat  seine  Reife  erreicht. 

Der  Austritt  d  e  r  S  c  h  w  ä  r  m  s  p  o  r  e  n  ist  von  T  h  u  r  e  t  (48.) 
bereits  studirt  worden  und  ich  finde  seine  Angaben  durch  meine 
Beobachtungen  durchaus  bestätigt.  Betonen  will  ich,  dass  die  aus 
dem  Sporangium  ausgeschlüpften  Schwärmsporen  vor  demselben 
durch  Schleim  zu  einer  Kugel  so  lange  zusammengehalten  werden, 
bis  der  letzte  Schwärmer  sich  zu  ihnen  gesellt  hat.  Erst  dann 
beginnt  eine  Bewegung  an  der  Peripherie  des  Schwärmerhaufens, 
der  ein  plötzliches  oder  ruckweises  Auseinanderplatzen  folgt.  Die 
Schwärmsporen  besitzen  stets  nur  einen  Chromatophor.  Die  Austritts- 
öffnung liegt  immer  seitlich  unter  der  oberen  Querwand.  Bei  ter- 
minalen Sporangienketten  erfolgt  jedoch  an  dem  Scheitelsporangium 
der  Austritt  stets  apical  und  nicht  seitlich.  Die  die  Sporangien 
trennenden  Querwände  werden  während  der  Entleerung  nie 
resorbirt. 


104  Botanische  Gärten.  —  Instrumente. 

Wird  die  Entwicklung  der  Pflanze  gestört,  so  gelangen  die 
Zoosporen  nicht  zum  Austritt,  sondern  umgeben  sich  mit  einer 
Membran  und  treiben  Wurzelfäden,  welche  das  Sporangium  durch- 
brechen, in  der  Regel  aber  einen  wenig  lebensfähigen  Eindruck 
machen.  In  einem  Falle  beobachtete  ich,  dass  die  Zerklüftung  des 
Sporangiuminhaltes  eingestellt  wurde,  bevor  die  definitive  Grösse 
der  Schwärmsporen-Portionen  erreicht  war.  Es  hatten  sich  derbe 
Membranen  um  die  mit  mehreren,  wohl  ausgebildeten,  dunkelbraunen 
Chromatophoren  versehenen  Protoplasmaballen  entwickelt  und  die 
an  der  Peripherie  liegenden  Zellen  begannen  bereits  eine  Aus- 
stülpung zu  treiben. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Botanische  (xärten  und  Institute. 


Tail,  Anna  »I.,  Bronx  Park.     (Garden  and  Forest.  Vol.  IV.  1891.  p.  314.) 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden. 


Dammer,     Udo,     Handbuch    für     Pflanzensammler.      8°. 

342  p.      Mit   59    in    den    Text    gedruckten   Abbildungen  und  13 

Tafeln.     Stuttgart  (Ferd.  Enke)   1891. 

Ein  Buch,  das  weit  mehr  bietet,  als  es  der  Wortlaut  des  Titels 
vermuthen  lässt.  Dasselbe  enthält  nicht  nur  eine  Anleitung  zum 
Einsammeln  der  Pflanzen,  sei  es  bei  kleineren  Excursionen,  sei  es 
auf  grösseren  wissenschaftlichen  Reisen,  sowie  zum  Conserviren, 
Präpariren  und  Bestimmen  des  eingesammelten  Materials  und  zur 
Anlage  von  Herbarien  oder  irgend  welcher  anderer  wissenschaftlicher 
Sammlungen,  sondern  auch  eine  Einführung  in  die  systematisch- 
morphologische Untersuchungsmethode,  sowie  eine  Unterweisung  zu 
systematisch-monographischen  Arbeiten.  Ueberhaupt  ist  das  Werk 
sehr  allgemein  gehalten ;  es  wendet  sich  nicht  nur  an  den  botanischen 
Reisenden  und  den  Systematiker  und  Anatomen  von  Fach,  welche 
es  in  der  verschiedensten  Weise  praktisch  bei  ihren  Arbeiten  zu 
unterstützen  sucht,  sondern  besonders  auch  an  solche,  die  sonst  keine 
Gelegenheit  haben,  sich  irgendwie  wissenschaftlich  mit  Botanik  zu 
beschäftigen.     Es  zerfällt  in  folgende  Capitel: 

1.  Das  Botanisiren  sonst  und  jetzt  (S.  3 — 5).  2.  Ausrüstung, 
Hilfsmittel  (S.  5—15).  3.  Das  Einsammeln  (S.  15—27).  4.  Präparir- 
methoden  (S.  27 — 48).  5.  Das  Bestimmen  der  Pflanzen  (S.  48 — 77). 
6.  Ergänzende  Bemerkungen  zu  den  bisherigen  Capiteln  (S.  77 — 81). 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservationsmethoden.  105 

7.  Das  Herbarium  (S.  81 — 90).  8.  Die  biologische  Sammlung 
<S.  90—99).  9.  Die  pathologische  Sammlung  (S.  99  —  104).  10.  Die 
'teratologische  Sammlung  (S.  104 — 124).  11.  Die  Frucht-  und 
Samensammlung  (S.  124 — 131).  12.  Die  Holzsammlung  (S.  131 
—136).  13.  Die  Knospensammlung  (S.  136—144).  14.  Die  Blatt- 
sammlung (S.  145—163).  15.  Die  Farnsammlung  (S.  163—194). 
16.  Die  Moossammlung  (S.  194—224).  17.  Die  Thallophyten- 
sammlung  (S.  224 — 292),  mit  den  Untercapiteln :  Die  Algensammlung 
(S.  288—290).  Die  Flechtensammlung  (S.  290—291).  Die  Pilz- 
sammlung (S.  291 — 29i;).  Präpariren  fleischiger  Hutpilze  (S.  292 
—295).     Cultur  der  Pilze  (S.  295). 

Daran  schliesst  sich  eine  Zusammenstellung  derjenigen  Präpa- 
rationsmethoden, welche  im  Werke  nicht  berücksichtigt  worden 
sind  (S.  296 — 303),  ferner  ein  alphabetisches  Verzeichniss  derjenigen 
Gattungen  der  Phanerogamen  und  Gefässkryptogamen ,  welche  in 
Garcke's  Flora  von  Deutschland  (15.  Aufl.)  Aufnahme  gefunden 
haben  (S.  304 — 312),  und  eine  Aufführung  der  wichtigsten  floristi- 
schen Werke  (S.  313 — 316).  Auf  das  Register  folgt  sodann  (S.  335 
— 342)  eine  Tabelle  zum  Bestimmen  der  Familien  der  Blüten- 
pflanzen und  zum  Schlüsse  13  Tafeln  mit  Blütenanalysen  zur  Ver- 
anschaulichung der  wesentlichsten  Merkmale  der  einzelnen  Familien. 

In  den  Capiteln  über  das  Einsammeln  und  Conserviren  der 
Pflanzen  schliesst  sich  Verf.  an  Seh  weinf  urth's  Methode  an, 
dessen  Angaben  in  Neumayers  Anleitung  zu  wissenschaftlichen 
Beobachtungen  auf  Reisen.  2.  Aufl.  Bd.  I.  S.  212  u.  ff.  zum  grossen 
Theile  wörtlich  wiedergegeben  werden  ,  den  Capiteln  über  die 
Knospensammlung  sind  Frank 's  Tabellen  zur  Bestimmung  der 
Holzgewächse  in  winterlichem  Zustande,  dem  über  die  Kryptogamen 
Luerssen's  Medicinisch-Pharmaceutische  Botanik,  woher  auch  die 
diesbezüglichen  Abbildungen  entlehnt  sind,  zu  Grunde  gelegt,  dem 
über  die  Farnsammlung  insbesondere  noch  Hooker' s  Synopsis 
Filicum,  während  die  Tafeln  zum  grossen  Theile  Copieen  aus 
Schnitzle  in 's  Iconographia  familiarum  naturalium  regni  vegeta- 
bilis  sind. 

Vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  betrachtet  dürften  die 
Capitel  über  die  Blattsammlung,  in  welchem  sich  das  Wesentlichste 
über  die  Terminologie,  Morphologie,  Entwicklungsgeschichte,  An- 
ordnung, Physiologie  und  Biologie  der  Blätter  angegeben  findet, 
sowie  besonders  das  über  die  teratologische  Sammlung  als  die 
wichtigsten  erscheinen.  In  dem  letzteren  geht  Verfasser  zunächst 
auf  eine  Besprechung  des  Endzieles  ein,  das  sich  die  teratologische 
Forschung  zu  stellen  hat  und  welches  er  in  dem  Studium  nicht 
blos  der  fertigen  Zustände,  als  vielmehr  der  Ursachen  der  Miss- 
bildungen erblickt.  Darauf  wird  das  von  Masters  in  dessen 
„Pflanzenteratologie"  gegebene  Schema  kritisch  besprochen  und 
dafür  ein  anderes,  wesentlich  einfacheres  vorgeschlagen.  Verf.  theilt 
•die  Monstrositäten  zunächst  in  2  Gruppen,  nämlich  in  a)  Aenderungen 
des  Plasmas,  deren  Wirkungen  sich  auf  den  Zellinhalt  beschränken, 
wozu  hauptsächlich  die  Aenderungen  der  Farbe  zu  rechnen  sind, 
und  b)  Aenderungen  des  Plasmas,  deren  Wirkungen  die  Zellbildung 


106  Instrumente  etc.  —  Sammlungen. 

beeinflussen.    Die  letztere  Gruppe  wird  folgen dermassen  weiter  ein- 
geteilt : 

I.  Metagenie,  d.  h.  Aenderungen,  welche  die  Neuanlage  von 
Organen  betreffen. 

A.  Verstärkte  Metagenie  oder  Pleiogenie. 
1.  Der  Achsen,  2.  der  Blätter, 

a)  relativ,  a)  relativ, 

b)  absolut.  b)  absolut. 

B.  Abgeschwächte  Metagenie  oder  Oligogenie. 
1.  Der  Achsen  etc.  2.  der  Blätter  etc. 

II.  Metauxie,  d.  h.  Aenderungen,  welche  die  Weiterentwicklung 
bereits  angelegter  Organe  betreffen. 

A.  Verstärkt,  Pleiauxie  \  ,■>    ■■>,      .     T 
r,     .-,          ,     ,  ,,    .A1.          .     }  weiter  eingetheilt  wie  1. 

B.  Abgeschwächt,   Ohgauxie  J  n 

Dass  Verf.  das  Pen  zig' sehe  Werk  unberücksichtigt  lässt,  hat 
seinen  Grund  darin,  dass  dasselbe  zur  Zeit,  als  er  sein  Capitel 
über  Teratologie  ausarbeitete,  noch  nicht  erschienen  war.  Doch 
wäre  es  wohl  zweckmässig  gewesen ,  dies  in  der  Vorrede  oder 
wenigstens  in  einer  nachträglichen  Anmerkung  zu  erwähnen. 

Der  Styl  des  Verf.  ist  an  manchen  Stellen  sehr  breit,  was 
dem  Ref.  besonders  in  dem  Capitel  über  das  Herbarium  und  in  der 
Anleitung  zur  Präparation  der  Blüten  aufgefallen  ist.  Vieles  ergiebt 
sich  für  denjenigen,  der  einmal  praktisch  zu  arbeiten  angefangen 
hat,  ganz  von  selbst,  und  wem  nichts  mundrecht  genug  gemacht 
werden  kann,  für  den  dürften  kurze  Anmerkungen  vollkommen  ge- 
nügen. Was  die  Bestimmungstabelle  der  Familien  betrifft,  so  er- 
scheint es  dem  Ref.  unmöglich,  für  die  Bestimmung  der  Familien 
einen  Schlüssel  in  so  gedrungener  Kürze  zu  geben,  wie  der  vom 
Verf.  ausgearbeitete,  der  zugleich  auch  der  Forderung  genügen 
könnte,  die  der  Verf.  selbst  (p.  76)  an  einen  Schlüssel  stellt,  nämlich 
ein  sicheres  Bestimmen  der  Pflanzen  zu  ermöglichen.  So  sind  z.  B. 
die  Polypetalen  mit  verwachsener  Blumenkrone,  sowie  die  Discifloren 
ohne  Discus  unbestimmbar.  Endlich  sind  auch  die  Tafeln,  dadurch, 
dass  sie  sich  nur  zu  einem  sehr  geringen  Theile  auf  eigene  Be- 
obachtung stützen,  nicht  ganz  von  Fehlern  frei.  So  ist  die  Ab- 
bildung von  der  Blüte  und  dem  Fruchtquerschnitt  bei  den  Ilicineen 
nicht  nur  ungenau,  sondern  falsch. 

Doch  abgesehen  von  derartigen  Mängeln,  welche  bei  einem 
Werke,  das  sovielen  Anforderungen  gerecht  werden  soll,  kaum  zu 
vermeiden  sein  dürften ,  enthält  dasselbe  auch  für  den  Botaniker 
von  Fach  viel  interessante  Thatsachen  und  Winke  zu  praktischen 
Arbeiten. 

Loesener  (Berlin). 


Sammlungen. 


Patterson,  H.  N.,  Catalogue  of  the  herbarium  of  the  late  Dr.  Charles  C.  Parry 
of  Davenport,  Jovva.     8°.     82  pp.     Oquawka,  111.   1891. 


Lehrbücher.  —  Pilze.  10T 

Referate. 


Poli,  A.  e  Tanfaili,  E.,  Botanica  ad  uso  delle  scuole 
classiche.  Parte  III.  Classificazioni.  kl.  8°.  113  pp.  und? 
200  Holzschn.     Firenze    1891. 

Im  vorliegenden  Bande  sind  zunächst :  Zellstructur ,  Er- 
nährung und  Reproduction  der  Pflanzen  ganz  kurz  abgethan. 
Etwas  ausführlicher  werden  die  Blütenmorphologie,  Blütendiagramme 
und  die  Classifications-Systeme  besprochen.  Der  vorwiegende  Theil 
des  Buches  beschäftigt  sich  mit  einer  näheren  Darstellung  der 
Ordnungen  sämmtlicher  Gewächse,  welche  von  instructiveu  Illu- 
strationen und  theilweise  auch  von  Blütendiagrammen  begleitet  ist. 
Die  Familien  sind  aber  nur  theilweise  erwähnt  und  als  typische 
Arten  kommen  hin  und  wieder  nur  die  bekanntesten  Pflanzen  bei- 
spielshalber vor.  Die  systematische  Anordnung  des  Stoffes  ist  nach» 
Caruel,  Pensieri  sulla  tassinomia  botanica,  1881  (wieder  durch- 
gesehen und  übersichtlich  dargestellt  in  Conspectus  Famil.  Phanerog. 
1889)  getroffen;  nur  sind  bei  den  Gymnogamen  ( T hallophyten  aus- 
schliesslich der  Characeen)  einige  Aenderungen  rathsam  erschienen,, 
welche  die  seit  1881  angebahnten  Studien  über  die  Reproductions- 
verhältnisse  dieser  Kryptogamen  nothwendig  machten.  —  Zum. 
Schlüsse  ist  eine  knappe  Uebersicht  des  Systems,  mit  einzelnen 
Beispielen  ,    und    eine    Definition    der    Botanik    und    ihrer    Ilaupt- 

zweige  gegeben. 

Sollu  ( Vallombrosa). 

Thaxter,  B.,  On  certain  new  or  peculiar  North  American* 
Hyphomycetes.  I.  (Botanical  Gazette.  Vol.  XVI.  1891.  No.  1. 
p.   14—26.    With  plates  III  and  IV.) 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Unterschiede  zwischen 
Oedocephalum  und  Rhopalomyces  gibt  Verf.  Beschreibungen  und 
Abbildungen  von  folgenden  Arten,  sowie  einige  Notizen  über  diese 
Formen: 

Oedocephalum  glomendosum  (Bull.)  Sacc,  0.  echinulatum  Thaxt. 
n.  sp.,  auf  Käse  in  Massachusetts  beobachtet,  0.  verticillatum  Thaxt. 
n.  sp.  auf  Molchmist  in  Tennessee,  0.  pallidum  (B.  et  Br.)  Cost., 
Rhopalomyces  elegans  Cda.,  Rh.  strangulatus  Thaxt.  n.  sp.  auf 
faulenden  thierischen  Substanzen  in  Massachusetts  und  Connecticut, 
und  Sigmoideomyces  dispiroides  Thaxt.  n.  gen.  et  sp.,  auf  faulendem 
Holz    in    Tennessee.     Die  Diagnose    dieser    neuen    Gattung    ist    wie 

folgt : 

„Fertile  hyphae  erect,  septate,  growing  in  sigmoid  curves ,  intricately 
branehed,  the  main  branches  snbdichotomous  or  falsely  dichotomous,  the  ulti- 
mate  branches  sterile.  Spores  solitary,  thickwalled,  borne  on  the  surface  of 
spherical  heads.  Heads  borne  at  the  apex  of  short  lateral  branches  which  arise 
from  opposite  sides  of  certain  cells  in  the  continuity  of  the  hyphae." 

Verf.  gibt  auch  kurze  Bemerkungen  über  Rh.  Cucurbitarum 
Berk.  et  Rav.  und  eine  Uebersicht  der  bisher  beschriebenen  Arte» 
von  Oedocephalum  und  Rhopalomyces. 

Humphrey  (Amherst,  Mass.). 


1.08  Pilze.  —  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

Peirce,  G.  J.,  Notes  on  Corticium  Oakesii  B.  et  C.  and  Michenera 
Artocreas  B.  et  C.  (Bulletin  of  the  Torrey  Botanical  Club  of 
New-York.  Vol.  XVII.  1890.  No.  12.  p.  301—310.  With  plate 
CX.) 

Verf.  beschreibt  die  Entwicklung  der  Basidien  von  C.  Oakesii 
B.  et  C.  aus  den  Paraphysen  und  liefert  Abbildungen  der  Ent- 
*wicklungsstadien.  Die  Paraphysen  entstehen  als  Aeste  der  vege- 
tativen Hyphen,  werden  etwas  keulenförmig  und  tragen  auf  ihren 
Enden  zahlreiche,  feine,  borstenförmige  Auswüchse ,  welche  eine 
Länge  von  3  /<  haben.  Auf  diesen  Borsten  werden  häufig  kleine 
hyaline  Kugeln  von  0.8  [i  Durchmesser  erzeugt,  die  Verf.  für 
Conidien  hält.  Einige  der  Paraphysen  wachsen  endlich  weiter  und 
bilden  oberhalb  der  Borstenzone  einen  zweiten  glatten  Theil,  auf 
dessen  Ende  sich  andere  Borsten  entwickeln.  Gewöhnlich  geht  das 
Wachsthum  nicht  weiter,  bisweilen  sprosst  jedoch  aus  dem  zweiten 
ein  drittes  borstentragendes  Segment.  Die  Zahl  der  Borsten  des 
oberen  Theiles  überschreitet  nur  ausnahmsweise  fünf  oder  sechs. 
Von  diesen  werden  typisch  vier  zu  grossen,  langen  Sterigmen,  die 
eine  Grösse  von  16  X  4  /<  erreichen  und  die  elliptischen,  24  X  16  fl 
grossen,  fleischrothen  Sporen  erzeugen.  Hieraus  geht  hervor,  dass 
die  Paraphysen  und  Basidien ,  die  Conidien  und  Basidiosporen 
morphologisch  ähnliche  Organe  sind.  Das  Verhältniss  dieser  Beob- 
achtungen zu  der  Frage  der  Sexualität  der  Basidiomyceten  betont 
Verf.  nicht. 

Bei  0.  amorplmm  fand  Verf.  niemals  borstige  Paraphysen,  und 
er  glaubt,  dass  C.  Oakesii  als  specifisch  verschieden  zu  betrachten  sei. 
Das  Hymenium  von  Michenera  Artocreas  B.  et  C.  besteht  aus 
fadenförmigen  Paraphysen,  zwischen  welchen  vom  Mycelium  aus 
Hyphen  wachsen,  deren  Enden  geschwollen  sind,  mit  einem  langen, 
spitzen,  peitschenförmigen  Anhängsel.  An  dem  aufgeschwollenen 
Ende  wird  eine  grosse  Spore  gebildet,  bei  deren  Reife  die  Mutter- 
zelle abgetrennt  und  weggeführt  wird.  Das  Anhängsel  mag  vielleicht 
die  Verbreitung  der  Sporen  befördern.  Nach  sorgfältiger  Unter- 
suchung kommt  Verf.  zu  der  Ansicht,  dass  diese  Gebilde  nicht  als 
Sporen  eines  auf  dem  C ort icnim- ähnlichen  Hymenium  schmarotzen- 
den Pilzes,  für  welche  sie  von  Anderen  gehalten  worden  sind,  sondern 
als  Conidien  von  Michenera  zu  betrachten  seien.  Verf.  hat  niemals 
auf  einem  unzweifelhaften  Michenera-Hymenium  Basidien  oder  Basidio- 
sporen beobachtet;  er  glaubt,  dass  dieses  Stadium  des  Pilzes  von 
dem  Conidien  -  Stadium  mehr  oder  minder  ersetzt  und  unter- 
drückt ist. 

Humphrey  (Amherst,  Mass  ). 

Arcangeli,  G.,  Altre  osservazioni  sul  Dracunculus  vulgaris 
(L.)  Schott,  e  sul  sue  processo  d'impollinazione. 
(Malpighia.  Anno  IV.  Vol.  IV.     8  pp.) 

Schon  in  einer  früheren  Arbeit  „Süll  impollinazione  del  Dracun- 
culus vulgaris  (L.)  Schott  in  risposta  al   Prof.  F.   D  e  1  p  i  n  o.    (Mal- 
pighia. Anno  III,  Vol.  III.)   hatte  Verf.  die  Ansicht  Delpino's  zu 
widerlegen  gesucht,    dass  Dracunculus  vulgaris    sapro-myiophil    ist, 


Physiol.,  Biol.,  Anat.  u.  Morphol.  —  System,  u.  Prlanzengeographie.      109 

durch  Aasfligen  bestäubt  wird,  dass  dagegen  die  häufig  beobachteten- 
Aaskäfer  bei  der  Bestäubung  der  Pflanze  eher  hinderlich,  als  för- 
derlich seien.  Delpino  hatte  darauf  eine  kurze  Entgegnung  in< 
derselben  Zeitschrift  veröffentlicht.  Die  neueren  Untersuchungen 
und  Versuche  des  Verfassers,  welche  in  dem  vorliegenden  Aufsatz 
niedergelegt  sind,  erbringen  nun  thatsächlich  den  Beweis,  dass  auch 
die  Aaskäfer  Bestäubung  vollziehen  können  und  dass  die  Pflanze 
auch  in  Gärten  durch  Aaskäfer  bestäubt  wird  und  fruchtbar 
sein  kann.  (Vergl.  Bot.  Centrbl.  Bd.  XLVI.  No.  1,2,  p.  38-39.) 
Verf.  betrachtet  daher  die  Pflanze  auch  jetzt  noch  als  necrocoleop- 
terophil  in  dem  Sinne,  dass  die  Aaskäfer  die  Hauptbestäubungs- 
vermittler darstellen.  Am  richtigsten  wird  man  nach  allem  Hin 
und  Wider  thun,  wenn  man  die  Pflanze  nicht  einseitig  als  Aasfliegen- 
blume, oder  Aaskäferblume  bezeichnet,  sondern  allgemein  als  Aas- 
blume, die  sowohl  durch  Coleoptera,  als  durch  Diptera  bestäubt 
werden  kann. 

Ludwig  (Greiz). 


Tanfiljew,  0.,  Zur  Frage  über  das  Aussterben  der  Trapa 
natans.  (Revue  des  ciences  nat.,  publiee  par  la  Soc.  des  Natura- 
listes  de  St.  Petersbourg.  1890.  No.  1.  p.  47 — 53,  56.)  [Russisch 
mit  französischem  Resume.] 

Da  eine  Verbreitung  dieser  Pflanze  durch  den  Menschen  und  durch 
Thiere  als  ausgeschlossen  angesehen  werden  kann,  so  bleibt  nur  ein 
Mittel  der  Verbreitung  übrig,  nämlich  durch  fliessendes  Wasser  und 
durch  den  Wind,  welcher  die  schwimmende  Pflanze  leicht  von  Ort  zu 
Ort  treiben  kann.  Dementsprechend  findet  sie  sich  in  solchen 
Gewässern,  die  mit  Flüssen  in  Verbindung  stehen  oder  gestanden 
haben,  z.  B.  blinden  Flussarmen,  Seen  etc.  (hier  führt  Verf. 
mehrere  Fundorte  aus  Russland  als  Beispiele  an),  im  Allgemeinen, 
in  stehenden  oder  nur  langsam  fliessenden  Gewässern.  Solche 
Gewässer  werden  häufig  allmälig  von  dem  Fluss,  mit  dem  sie  zu- 
sammenhängen, abgetrennt  und  verschwinden  dann  mit  der  Zeit 
durch  Versandung  oder  Vertorfung;  damit  ist  auch  die  sie  bewohnende 
Trapa  dem  Untergange  geweiht.  Verf.  beschreibt  ein  Torflager 
aus  dem  centralen  Russland  von  offenbar  solcher  Herkunft,  wo  er 
in  einer  Tiefe  von  mehreren  Metern  zahlreiche  wohlerhaltene 
Früchte  von  Trapa  gefunden  hat. 

Eine  fernere  Ursache  des  Aussterbens  der  Trapa  sieht  Verf. 
in  ihrem  hohen  Mangangehalt  (14°/o  Mm04  in  der  Asche),  während 
die  analysirten  Gewässer,  abgesehen  von  einigen  Mineralquellen, 
die  hier  nicht  in  Betracht  kommen,  nur  ganz  minimale  Spuren 
dieses  Elements  enthalten  (4  bis  24  Hundertmilliontel).  In  Folge 
dessen  muss  Trapa  den  Mangangehalt  abgeschlossener  Wasser- 
behälter mit  der  Zeit  erschöpfen,  zumal  da  ihre  auf  den  Boden 
sinkenden  Früchte  der  Zersetzung  vorzüglich  widerstehen  —  und 
so  selbst  ihre  Existenzbedingungen  untergraben ,  denn  dass  das 
Mangan    für    sie   ein   nothwendiges    Element   sein  muss,  ergibt  sich. 


HO  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

schon    aus    der   relativ  ungeheuren  Menge,  in  der  sie  dasselbe  aus 
dem  umgebenden  Medium  aufnimmt. 

Rothert  (Kazan). 


Hadlkofer,  L.,  Ueber  die  Gliederung  der  Familie  der 
Sapindaceen.  (Sitzungsberichte  der  math.-naturw.  Classe  der 
k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München.  1890.  Heft  1. 
2.  p.  105—379.) 

In  Betreff  der  Umgrenzung  der  Familie  bemerkt  Verf.,  dass 
die  Hippocastaneen  und  Acerineen  den  Sapindaceen  nahe  verwandt, 
aber  durch  das  Blatt  hinreichend  unterschieden  sind,  erstere  durch 
gegenständige  und  zugleich  handförmig  zusammengesetzte,  diese 
durch  gegenständige  und  wenigstens  meist  handnervige  Blätter  aus- 
gezeichnet. 

B  e  n  t  h  a  m  und  H  o  o  k  e  r  zählten  den  Sapindaceen  die  Melian- 
thaceen  wie  Staphyleaceen  zu,  welche  nach  der  Auffassung  von  Radi- 
kofer  wegen  ihres  anatomischen  Baues  als  selbständige  Familien 
aufzufassen  sind,  erstere  sich  den  Zygophylleen  anschliessend,  letztere 
den  Celastrineen  sich  anreihend. 

Auszuschliessen  sind  von  den  Sapindaceae  die  bis  jetzt  zu 
ihnen  gerechneten  folgenden  Gattungen,  wobei  die  Klammer  die  richtige 
Stelle  angiebt. 

Akania  {Staphyleaceen) ,  Alvarodea  (Simarubaceen),  Aitonia  {Meliaceen), 
Pteroxylon  (Cedreleen). 

Eustaihes  ist  zweifelhaft,  aber  kaum  eine  Sapindacee. 

Apiocarpus  ebenfalls  und  in  Lyon  im   Original  nicht  auffindbar. 

Als  Charakterisirung  der  Sapindaceen  giebt  Radlkofer  an 
exalbuminose  und  campylosperme  Discifloren  (Eucyclieae)  mit 
extrastaminalem  Discus  und  alternirenden  Blättern.  In  anatomischer 
Hinsicht  besitzen  sie  eine  continuirliche,  gemischte  Sklerenchymscheide 
an  der  Grenze  der  primären  und  secundären  Zweigrinde  wie  ein- 
fach durchbrochene  Gefässzwischenwandungen  und  mit  Hoftüpfeln 
versehene  Seiten  Wandungen  der  Gefässe  auch  da,  wo  diese  nicht 
untereinander,  sondern  mit  Parenchym  in  Verbindung  stehen,  weiter 
einfach  getüpfeltes  Prosenchym  in  dem  bald  regelmässigen,  bald 
in  eigenthümlicher  Weise  unregelmässigem  Holzkörper;  ferner  sind 
Zweige  wie  Blätter  häufig  mit  kleinen,  kurzgestielten,  mehrzelligen 
Aussendrüsen,  häufig  auch  mit  milchsaftführenden,  am  getrockneten 
Blatte  oft  als  durchsichtige  Punkte  oder  Strichelchen  erscheinenden 
Secretzellen,  nie  aber  mit  Secretlücken  oder  Secretgängen  versehen. 

Als  Ausnahme  führt  die  monotypische  Gattung  Valenzuelia 
gegenständige  Blätter,  und  bei  Dodonaea  bleibt  der  Discus  in  den 
männlichen  Blüten  unentwickelt.  Valenzuelia  zeigt  einen  nicht 
continuirlichen  Sklerenchymring  und  Xanthoceras  eine  geringe, 
später  deutlicher  werdende  Unterbrechung  dieses  Ringes. 

Die  Sapindaceen  zeigen  zur  Eingeschlechtigkeit  und  Ein- 
(oder  Zwei-)  häusigkeit  unter  relativer  Begünstigung  des  männlichen 
Geschlechtes  nach  Art  und  Zeit  der  Entwicklung,  also  zum  so- 
genannten Andromonoecismus  oder  Androdioecismus  neigende, 
gewöhnlich   5-gliederige    Blüten,   abgesehen   von  dem   nur  3-  oder 


Sytematik  und  Pflanzengeographie.  111 

2-gliedrigen    Gynoecium,    mit    nach    rückwärts    gekehrtem    zweiten 
Kelchblatt,   Blüten,    welche    aber    gelegentlich    durch    Verwachsung 
zweier  Kelchblätter  (des  dritten  und  fünften),  Unterdrückung  eines 
Blumenblattes  und  entsprechende  Reducirung  des  Androeciums  den 
Anschein     der      Viergliederigkeit     gewinnen     (Sajania ,    Paullinia, 
Cardiospermum,  Athyana,  Diatenopteryx,  Thouinia  und  AUophyllus), 
denen  im  Knospenzustande  die  wesentlichen  Blütentheile  nicht,  cwie 
vielfach  gerade  bei  den  nächst  verwandten  Familien  der  Rutaceen, 
Simarubaceen,    Burseraceen,    Anacardiaceen    und    Meliaceen    mit    im 
Allgemeinen  sehr   kleinem  Kelche,  eigentlich  nur  von  den  Blumen- 
blättern   überdeckt    sind,    sondern    zugleich   auch    von   den  Kelch- 
blättern   Athyana  wie    Diatenopteryx   ausgenommen);    weiter  häufig 
mit  Schuppen   versehene  (serial  dedoublirte)  Blumenblätter,  welche 
Schuppen  als  Saft-    oder   Honigdecken    erscheinen    mit  anderssinnig 
als  im  Blumenblatte  selbst,  wie  gewöhnlich  bei  solchen  Emergenzen, 
orientirten  Gefässbündeln,  die  höchst  entwickelten  (bei  den  Eupaul- 
linien)    von     kaputzenartiger    Gestalt    und    mit     besonderen    gelb- 
gefärbten kammartigen    Fortsätzen  —  sogenannten  Pollenmalen  — 
auf  ihrer  Spitze  versehen,  in  anderen  Fällen  durch  Spaltung  (auch 
ihrer    Kämme)    in  ein  Paar  nebeneinander  stehender  Schuppen  um- 
gebildet   (2hino7iia.  Porocystis,    Toulicia   Z.    T.,    Guioa,  Diplogottis, 
Euphorianthus ,  Sarcopteryx,  Jagera,  Trigonachras,  Toechima,  Synima), 
in  vielen  andren  eigentümlichen   Fällen  zu  einem  trichterig-schild- 
förmigen   Gebilde    vereinigt    (Lychnodiscus,    Glenniea,  Pentascyphus. 
Phialodiscus ,   Lepidopetalum,    Paranephelium)     oder     nur    mit    dem 
Nagel    des    Blumenblattes   verbunden    (Hebecoccus,    tScyphonychium) 
unter    Bildung    einer    Art    Tasche   (welche    durch  eine  kammartige 
Leiste    der    Länge    nach   getheilt   sein    kann   wie   bei    Chytranthus 
Mannii),  oder  bei  gleichzeitiger  Spaltung  nur  als  einwärts  geschlagene 
Randtheile  oder  blattohrenartige  Anhängsel  der  Blumenblätter  sich 
darstellend   (Cupania    etc.),    welche    also    mitunter  das  Blumenblatt 
selbst  an  Grösse  übertreffen  (Materyba),  seltener  keine  Blumenblätter 
(Placodiscus,  Melanodiscus,  Crossonephelis,  Lecaniodiscus,  Schleichera, 
Haplocollum,    Nephelium,    Alectryon  z.  Th.,    Heterodendron,    Podo- 
nephelium,  Stadmannia,  Dictyoneura,  Mischocarpus  z.  Th.,  Slagunoa, 
Dodonaea,  Distichostemon,  Averrhoidum,  Doratoxylon,  Ganophyllum) ; 
ferner  nicht  selten    zu    besonderen  drüsenartigen  Effigurationen  vor 
oder  (Xanthoceras)  zwischen  den  Blumenblättern  ausgebildete  Theile 
des    extrastaminalen    Discus,    welcher    überdies    bei   nahezu    einem 
Dritttheile  der  Gattungen    (sei    es    bei    allen,   sei  es    bei    einzelnen 
Arten    derselben)    eine   ungleichseitige  Entwickelung  zeigt,  dadurch 
eine  auffällig   symmetrische   Gestaltung   der    Blüte    bedingend,   mit 
(in    Abhängigkeit   von   der   Wickelstellung   der   Blüten    oder   ihrer 
Hinneigung  zu   solcher,   wie    auch   anderwärts    stehenden)  schiefer, 
hier    durch    das    vierte,    auf   der    Rückseite     der    Blüte     seitwärts 
gelegene    Kelchblatt    gehender    Symmetralen    und   mit   mehr     oder 
minder  vollständiger  Verkümmerung  des  diesem  Kelchblatte  diametral 
gegenüberstehenden,    auf  den   Intervall  zwischen  Kelchblatt  3  und 
5  treffenden  Blumenblattes ;  sodann  ein  meist  durch  Unterdrückung 
zweier  (bei  Blüten   mit  ungleichseitigem  Discus  deutlich  rechts  und 


\\2  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

links  von  den  Symmetralen  stehender)  Glieder  unvollständig 
diplostemones  und  uniseriates,  seltener  (bei  Lychnodiscus,  Laccodiscus 
und  zuweilen  bei  Diploglottis)  ein  vollzählig  diplostemones  oder 
bei  (Crossonephelis,  Pseudopteris,  Tinopsis,  Dictyoneura,  Doratoxylon, 
Ganophyllum,  Filicium  und  zwischen  Arten  anderer  Gattungen  wie 
Otojjhora  ramiftora,  Harpulia  ramiftora,  arborea  etc.)  ein  haploste- 
mones  und  nur  aber  ausnahmsweise  (bei  Deinbollia,  Hornea  und  Disti- 
chostemon  —  wahrscheinlich  in  Folge  von  Dedoublirung  — )  ein 
polystemones  Androecium,  dessen  Glieder  in  der  Knospe  gewöhnlich 
gerade  gestreckt  sind  (selten  doppelt  einförmig  gebogen,  im  unteren 
Theile  nach  aussen  und  unten,  im  oberen  wieder  aufwärts,  bei 
Lychnodiscus,  Placodiscus,  Lecaniodiscus,  Eriandrostacliys,  Macpher- 
sonia,  Aporrhiza,  Exothea  und  Harpullia  subgenus  Otonychium), 
aufrechte,  vierfächerige  Antheren  mit  seitlichen,  oder  introrsen,  nur 
bei  Pseudina  subextrorsen,  bei  Melicocca  extrorsen  Fächern  tragen 
und  Pollen  von  gewöhnlich  dreieckig  polsterförmiger  Gestalt  mit  je 
einer  Furche  und  Pore  an  den  Ecken  oder  von  Kugelgestalt  bei 
entsprechender  sonstiger  Beschaffenheit  bilden ;  ferner  ein  meist  drei- 
gliedriges syncarpes  Synoecium  (dessen  unpaares  Glied  in  Blüten 
mit  ungleichseitigem  Discus  gegen  das  vordere  Ende  der  Symmetralen 
hin,  über  das  Intervall  zwischen  Kelchblatt  3  und  5  zu  stehen 
kommt),  mit  stets  mehr  oder  minder  campylotropen,  niemals  rein 
anatropen,  gewöhnlich  apotropen  und  meist  einzeln  im  Fache  auf- 
recht stehenden  Samenknospen;  endlich  Früchte  von  geringer 
Grösse,  bald  kapselartig,  bald  nussartig  mit  corticoser  Schale, 
bald  mehr  oder  minder  drupös,  gelegentlich  mit  Flügeln  versehen 
und  in  diesem  und  anderem  Falle  als  Spaltfrucht  ausgebildet,  nur 
selten  geniessbar,  manche  aber  Samen  mit  geniessbaren  Theilen 
enthaltend,  mit  zuckerreichen  Arillusbildungen  nämlich,  oder  mit 
mandelartigem  Embryo,  welch'  letzterer  stets,  wenn  auch  gelegentlich 
fast  unmerklich,  gekrümmt  ist. 

Die  Sapindaceen  sind,  mit  Ausnahme  einiger  der  Gattung 
Cardiospermum  angehörigen  krautartigen  Pflanzen,  niedere  oder 
höhere  Sträucher  und  Bäume,  viele  mit  Ranken  versehen,  oft 
lianenartig  entwickelt,  einzelne  auch  von  palmenartigem  Wüchse, 
manche  von  giftiger  Beschaffenheit.  Die  Blätter  sind,  mit  Aus- 
nahme der  Paullinieen,  nebenblattlos  und,  was  die  Unterscheidung 
von  verwandten  wie  anderen  Familien  erleichtert,  am  häufigsten 
unecht  unpaar  gefiedert. 

Die  Sapindaceen  sind  am  nächsten  mit  den  Meliaceen  und 
Anacardiaceen  verwandt,  dann  mit  den  Burseraceen,  Simarubaceen 
wie  Rataceen.  Als  Hauptreihe  sind  aufzufassen  die  Rutaceen, 
Simarubaceen,  Burseraceen  und  Meliaceen  mit  im  Allgemeinen  epi- 
tropen,  als  Nebenreihe  zu  betrachten  die  Anacardiaceen  und 
Sapindaceen  mit  den  Hippocastaneen  und  Acerineen  mit  im  Allgemeinen 
apotropen  Samenknospen,  welche  zusammen  ein  Cohors  II  Rutales 
der  Discifloren  bilden,  während  die  erste  {Geraniales)  die  Linaceae, 
Humiraceae,  Malphighiaceae,  Geraniaceae,  Zygophylleae  als  Haupt- 
reihe umfasst,  dann  in  der  Nebenreihe  die  Limnanthaceae  an  die 
Seite  treten.     Cohors  III  enthält  die  Celastrales;  in  der  Hauptreihe 


Systematik  und  Pflanzeilgeographie.  113 

Euphorbiaceae,  Chailletiaceae,  Rhamneae]  in  der  Nebenreihe  Buxa- 
ceae,  lltcineae,  Cyrilleae,  Olacineae,  Celastrirteae,  iStackhousieae, 
Staphyleaceae,  Ampel  ideae. 

Wichtig  für  die  Eintheilung  der  Sapindaceae  sind  die  Blätter, 
wie  das  falsche  Endblättchen  als  Charakteristicum  zahlreicher 
Sapindaceen  gelten  kann;  ferner  die  Beschaffenheit  der  Keimblätter, 
während  als  Merkmale  engerer  Gruppen  zu  bezeichnen  sind  der 
Habitus,  die  Frucht-  und  Samenbeschaffenheit,  die  Blumenblatt- 
schuppen. 

Neu  aufgestellt  ist  Tripterodendrou  aus  Brasilien  hinter  Matayba. 

Da  die  Eintheilung  der  Genera  etwas  mehr  als  15  Seiten  um- 
fasst,  beschränken  wir  uns  auf  die  Wiedergabe  der  Uebersicht  der 
einzelnen   Tribus  mit    Angabe  der  in  ihnen  enthaltenen  Gattungen: 

Conspectus  tribuum  Sapindacearum. 
A.  Gemmulae  in  loculis  solitariae,  apotropae,  ereetae  vel  subereetae. 

Series  I.  Eiisapindaceae. 
s.  Sapindaceae  nomospermae. 

a.  Folia  apice  plane  evoluta ;  cotyledon  interior  (vel  exterior  quoque  —  in 
Valenzuelia,  Bridgesia,  Thouinia  spec,  Allophyllo  — )  transversim  biplieata 
(rarius  cotyledones  curvatae  tantum  —  in  Serjania  cuspidata,  Paullinia 
spec,  Thinonia,  Diatenopteryge  — ) ;  (flores  pleruinque  disco  inaequali 
oblique  symmetrici). 

Subseries   1.     Eiisapindaceae  monophyllae  (et  diplecolobae). 

aa.    Stirpes  scandentes  fruticosae  cirrhosae  stipulatae    vel   subherbaceae 

eaeque    partim     ecirrhosae    {Cardiospermum   procumbens,    anomalum 

et  strictum),  una  (C.  anomalum)  simul  exstipulata  (omniiim  generum, 

excepto  Cardiosperm.  species   plures    caulis    struetura   anomala   in- 

signes.  Tribus  I.     Paullinieae. 

u.  Petala    squamis  cucullatis    cristatis     aueta    (flores    symmetrici ; 

fruetus  trialati  exeptis  Cardiosperm.  et  Paullinia  partim). 

Subtiibus   1.  Eupaullinieae. 
Genus  1 — 4  (Serjania    Schum.,    Paullinia    L.    emend.,    Urvillea 

Kunth,  Cardiospermum  Kunth. 
ß.  Petala  squamis  subecristatis    bifidis  (vel  squamulis  binis)  aueta 
(flores  reguläres  vel  vix  irreguläres,  fruetus  trialati). 

Subtribus  2.   Thinonieae. 
Genus  5.      Thinonia  Tr.  et  Planch. 
bb.  Stirpes    fruticosae  vel  arborescentes  ecirrhosae,    exstipulatae    (flores 
symmetrici ;  fruetus  alati,  exceptis   Valenzuelia  et  Allophyllo). 

Tribus  II.  Thouinieae. 
Valenzuelia  Bert.,  Bridgesia  Bert.,  Atthyana  R.,  Diatenopteryx  E., 
Thouinia  Soid.,  Allophyllus  L. 

b.  Folia,  ni  sunt  simplicia,  apice  redueta,  in  Paranephelio  solo  plane  evoluta  (im- 
paripinnata)  ;  cotyledones  curvatae  vel  (in  Alectryone  et  affinibus)  sub- 
circinatae,  varius  subdiplecolobae  (in  Pometia,  Guioa,  Sarcopteryge,  Jagora, 
Elattostachye,  Gongrodisco) ;  arbores  frueticesve  ecirrhosae,  exstipulatae ; 
(flores  plerumque  disco  annulari  reguläres). 

Subseries    2.  Eiisapindaceae  anomophyllae   (et   adiplecolobae) . 
aa.    Fruetus  indehiscens    vel     (in     gen.     55 — 59)     folliculatim     (tantum 
dehiscens). 

a.  Exarillatae    (Testa   vero    extus    carnosula    in    generibus    2   Trib. 
VI.  Melicocca  et  Talisia). 

au.  Fruetus  coccatus,  coccis  secedentibus  (in  Atalaya,  Thouinulio, 
Toulicia  et  Hornea  samaroide ;  flores  in  Porocysti  et  in 
speciebus  Atalayae,  Thouinidii,Touliciae  et  Sapindi symmetrici.) 

Tribus  III.  Sapindeae. 

Gen.   12—18.  Atalaya     Bl.,     Thouinidium    R.,     Toulicia    Aubl., 

Porocystis  R.,    Sapindus    L.,    Deinbollia    Seh.    et 

Thoun.,  Hornea  Baker. 
Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  8 


\  |4  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

ßß.  Fructus    coccato-lobatus,     lobis     (sponte)     non     secedentibus 
(flores  non  nisi    in  Erioglosso  symmetrici,  fructus  apteri.) 

Tribus  IV.  Aphanieae. 
Gen.   19 — 23.  Erioglossum  Bl.,    Aphania  Bl.,   Thraulococcus  R., 

Hebecoccus  R.,  Aphanococcus  R. 

yy.    Fructus     sulcatus     vel    sulcato-lobatus    (in    Zollingeria     sola 

alatus,    in     Plagioseypho    et     Cotylodisco    ignotus  ;    flores    in 

Zollingeria ,     Lepisanthes    spec. ,      Chytrantho ,    Pancoivia    et 

Plagioseypho  symmetrici. 

Tribus  V.  Lepisantheae. 

Gen.  24 — 35.  Zollingeria    Kurz,    Lepisanthes    Bl.,    Otophora  Bl., 

Chytranthus    H.    f.,    Pancowia  W.,  ?  Smelophyllum 

R.,  Lychnodiscus  R.,  Placodiscus  R.,  Melanodiscus 

R.,     Crossonephelis     Baill.,    ?     Plagioscyphus     R., 

?  Cotylodiscus  R. 
<?<5.    Fructus    subintegerrimus  (in    Tristira  sola  carinato-alatus,  in 
Eriandrostachye  ignotus,  seminis  testa  drupacea  in  Melicocca 
et  Talisia ;  flores  reguläres). 

Tribus  VI.  Melieocceae. 

Gen.    36 — 43.    Melicocca     L.,     Talisia     Aubl.,    Glennica      H.    f., 

Castanospora     F.     Müll.,    Eriandrostacliys    Baill., 

Macpliersonia  Bl.,   Tristiroj)sis  R.,   Tristira  R. 

/?.  Arillatae  (i.  e.  arillo  libero  vel  plus  minus  adnato,  margiue  tau- 

tum  libero  instruetae). 

««.    Fructus  integer  (flores  reguläres). 

Tribus  VII.  Schleichereae. 
Gen.  44 — 47.  Schleich era  W.,  Lecaniodiscus  Plancli.,  Haplocoelum 

R.,  Psuedopteris  Baill. 

/?/?.    Fructus    coccato-    vel    sulcato-lobatus,    in    noiinullis  (55 — 59) 

folliculatim     dehiscens    (in    Alectryonis    speciebus    nonnullis 

cristato-alatus,  in    Pseudonepltelio   ignotus ;    flores   reguläres). 

Tribus  VIII.  Nephelieae. 

Gen.  48 — 59.  Euphoria  Comra.,  Otoneplielium'R.,Pseud,onepheliiun 

R.,  Litchi  Sonn.,  Xerospervmm  Bl.,  Nephelium  L., 

Pometia  Forst.,  Alectryon  Gtn.,  Heterodendron'Desi., 

Poclonephelium    Baill.,     Pappea    Eckl.     et    Zucc, 

Stadmannia  Lam. 

bb.  Fructus  loculieide  valvatus  (in  Sarcopteryge  anguste  alatus,  in 
Molinaea,  Guioa  et  Arytera  loculis  compressis  alas  mentientibus 
spuricalatus,  in  Scyphonychio,  Pentascjpho,  Tripterodendro,  Lepide- 
rema  et  Euphorianthe  ignotus;  flores  symmetrici,  in  Dilodendro, 
Guioae  spec.  et  in  Diploglottide ;  semen  plerumque  arillatum). 

Tribus  IX.  Cupanieae. 

a.  Embryo  lomatorrhizus. 

Subtribu.s    1.  Cupanieae  lomatorrhizae. 

Gen.  60—66.  Cupania    L.,    Vouarana    Aubl.,  Scyphonijchium  R., 

Dilodendron    R.,  Pentascyphus  Li.,  Matayba  Aubl. 

ein.,   Tripterodendron  \\. 
ß.  Embryo  notorrhizus. 

Subtribus  2.  Cupaniae  notorrhizae. 
Gen.  67— 95.  Pseudina  R.,  Tina  Roem.  et  S.  einend.,  Tinopsis 
R.,  Molinaea  Comra.,  Luccodiscus  R.,  Aporrhiza 
R.,  Blighia  Kön.,  Eriococlum  H.  f.,  Phialodiscus 
R.,  Guioa  Cav.,  Cupcmiopsis  R.,  Ehysotoechia  R., 
Lepiderema  R.,  Dictyoneura  Bl.,  Diploglottis  H.  f., 
Euphorianthus  R.,  Slorthocalyx  R.,  Sarcopteryx  R., 
Jagera  Bl.,  Trigonachras  R.,  Toechima  R.,  Lynima 
R.,  Sarcotoechia  R.,  Elattostachys  R.,  Arytera  BL, 
Mischocarpus  Bl.,  Gongrodiscus  R.,  Lepidopetalum 

BL,  P&ranephelmm  Miqu. 

B.  Gemmulae  in  locuüs  plerumque  2  vel  plures  (saepius  beterotropae    directione 

varia),  raro    solitariae    tumque    epitropae  pendulae  (Harpullia,  Sect.  Thanalo- 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  115 

phorua     et     Otonychidium ,     Filicium)  ;     arbores     fructicesve    ecirrhosae ,     ex- 
stipulatae.  Series  II.  Dyssapindaceae  (sive  Sapindaceae  anomospermae). 

a.  Folia  apice  plane  evoluta ;  cotyledones  plus  minus  circinatae. 

Subseries  I.  Dyssapindaceae  nomophyllae  (et  spirolobae). 
aa.    Capsula  inflata  niembranacea  (loculicida  vel  —  in  Erythrophysa  — 
utriculosa  ;  flores  symmetrici). 

Tribus  X.,  Koelrcuterieae. 
Gen.  96 — 98.  Koelreuteria  Laxm.,  Stocksia  Benth.,  Erythrophysa 

E.  Mey. 

bb.    Capsula  coriaceo-crustacea    vel    lignosa    (loculicida,    vel    loculicido- 

septicida    in    Cossignia;    flores    symmetrici    in   Llagunoa    et    Cossig- 

niae  speciebus).  Tribus  XI.   Cossignieae. 

Gen.  99 — 101.  Cossignia   Comm.,    ?  Delavaya  Franch-,  Llagunoa 

R.  et  P. 

cc.    Capsula  sulcato-  vel  coccato-lobata,  septicida  vel  septifraga,  rarius 

(in    Loxodisco)    loculicida,    cbartaceo-membranacea    (alata    in    Do- 

donaeae  sp.    et  in  Distichostemone)   flores    symmetrici   in   Soxodisco 

et  T)iplopeltide.  Tribus  XII.  Dodonaeeae. 

Gen    102 — 105.  Loxodiscus  H.  f.,  Diplopeltis  Endl.,  Dodonaea  L., 

Distichostemon  F.  Müll. 

b.  Folia  apice  plerumque  reducta  (plane  evoluta  in  Hypelate,  Xanthocerate 
et  Ungnadia) ;  cotyledones  curvatae  (in  Hippobromo  solo,  vix  in  Ganojihyllo 
quoque  subcircinatae). 

Subseries  2.  Dyssapindaceae    anomophyllae   (et   aspirolobae). 
aa.    Fructus  iudehiscens  (flores  reguläres). 

Tribus  XIII.  Doratoxyleae. 

Gen.  106 — 112.  Hypelate  Br.,  Exothea  Macf.,  Averhoidium  Baill., 

Hippobromus  Eckl.  et  Zucc,  Doratoxylon  Thou., 

Ganophylhtm   Bl.,  Filicium  Thw. 

bb.    Fructus     dehiscens     (flores    symmetrici    in    Magonia,    Ungnadia    et 

Harpulliae  speciebus).  Tribus  XIV.  Harpidlieae. 

Gen.  113 — 117 .  Harpullia    Koxb.,     Conchopetalum    R.,     Magonia 

S.  Hil.,  Xanthoceras  Bunge,    Ungnadia  Endl. 

E.  Roth  (Berlin). 


Kusuetzoff,  N.,  Die  Elemente  des  Mittelmeergebietes 
im  westlichen  Transkaukasien.  Resultate  einer 
pflanzen  geographischen  Erforschung  des  Kaukasus. 
(Sep.-Abdr.  aus  den  Memoiren  der  Kais.  Russ.  Geogr.  Gesellsch. 
Bd.  XXIII.)  8°.  IX,  191  pp.  Mit  4  Tafeln  und  1  Karte. 
St.  Petersburg  1891.     [Russisch]. 

Diese  Arbeit  des  seit  drei  Jahren  mit  dem  Studium  der  geo- 
graphischen Verbreitung  der  Pflanzen  im  Kaukasus  beschäftigten 
Autors  behandelt  die  Vegetation  des  westlichen  Transkaukasiens, 
ihren  Charakter  und  ihre  Stellung  zu  dem  Mediterrangebiete.  Der 
Verf.  tritt  hier  der  Anschauung  der  modernen  Pflanzengeographen 
(Grisebach,  Eng  ler,  Drude,  Kern  er  und  Beketoff) 
entgegen,  welche  das  westliche  Transkaukasien  zum  Mediterran- 
gebiet rechnen,  welche  Ansicht,  wie  Verf.  meint,  ihre  Ursache  in  der 
geringen  Kenntniss  der  physikalischen  Bedingungen  hatte,  von 
welchen  die  Vegetation  abhängt,  und  jetzt,  nach  seinen  Forschungen, 
wohl  kaum  noch  aufrecht  zu  halten  sein  wird.  K.  schlägt  deshalb 
vor,  das  ganze  Gebiet  am  östlichen  Ufer  des  schwarzen  Meeres 
von  Tuapse  bis  Sinop  und  landeinwärts  bis  zu  den  wasserscheiden- 
den Gebirgen :  bis  zu  der  Hauptkette  des  grossen  Kaukasus  im 
Norden,  der  Mes'chischen  Kette  im  Osten  und  den  Adscharo-Imere- 

8* 


116  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

tischen  und  politischen  Bergketten  im  Süden  und  Südosten  —  al& 
eine  selbstständige  Vegetationsprovinz  unter  dem  Namen  poli- 
tisches oder  kolchisches  Gebiet  vom  Mediterran- 
gebiete zu  trennen,  da  sich  dasselbe  streng  von  demselben 
unterscheidet:  1.  durchsein  Klima,  2.  seine  Vegetation,  d.h. 
durch  die  Gruppirung  der  Pflanzen  in  Formationen,  und  3.  auch 
theilweise  durch  seine  Flora,  d.  h.  den  systematischen  Bestand  des 
Pflanzenreiches,  obwohl  es  in  dieser  Beziehung  auch  viel  Gemein- 
sames mit  dem  Mediterrangebiete  hat.  Aber  das  Klima  und  die 
Vegetation  des  pontischen  Gebietes  sind  von  denen  des  Mediterran- 
gebietes ganz  verschieden.  Die  Vegetation  des  kolchischen  Ge- 
bietes ist  eine  uralte,  und  zwar  nach  K.'s  Meinung  dieselbe  Vege- 
tation, welche  am  Ende  der  Tertiärepoche  und  im  Anfange  des 
Quaternär  das  ganze  Mediterrangebiet  und  den  ganzen  Kaukasus 
bekleidet  hat  und  die  sich  nur  da  in  ihrer  uralten  Ueppigkeit  er- 
halten konnte,  wo  sich  die  klimatischen  Bedingungen  seit  dem  Ende 
der  Tertiärepoche  nur  wenig  verändert  hatten.  Und  solch  ein  Ge- 
biet ist  Kolchis,  indem  sein  Klima  viel  Gemeinsames  mit  dem  Klima 
hat,  das  in  der  Urzeit  in  Südeuropa  geherrscht  haben  muss.  Während 
in  Südeuropa  und  im  Kaukasus  mit  dem  Eintritte  von  neuen  kli- 
matischen Bedingungen  die  alte  Vegetation  aussterben  und  von 
anderen,  mehr  xerophilen  Typen  ersetzt  werden  musste,  hat  sich 
in  Kolchis,  das  nahe  am  Meere  gelegen  und  von  drei  Seiten  von 
Bergen  geschützt  ist,  die  alte  Vegetation  erhalten.  —  Das  ist  die 
Hauptidee  der  vorliegenden  Arbeit. 

Das  ganze  Buch  zerfällt  in  drei  Theile:  Im  ersten  Theile  wird 
hauptsächlich  nach  den  Angaben  von  Woj  ekoff  das  Klima  des  pon- 
tischen mit  dem  des  Mediterrangebietes  verglichen,  da  W.  der  Erste 
war,  welcher  zeigte,  dass  das  Klima  des  westlichen  Transkaukasiens 
wenig  Gemeinsames  mit  dem  des  echten  Mediterrangebietes  habe.  Das 
Mediterrangebiet  wird  durch  folgende  klimatische  Elemente  charakteri- 
sirt:  I.  1.  eine  genügend  hohe  Jahrestemperatur,  2.  einen  massig 
warmen  Winter  ohne  Fröste,  3.  eine  kleine  Jahresamplitude  (11  bis 
20°);  IL  4.  einen  trockenen  regenlosen  Sommer,  5.  eine  Regenzeit 
im  Winter  und  Herbst,  6.  geringe  Bewölkung,  besonders  im  Sommer, 
7.  trockene  Atmosphäre  und  8.  starke  Insolation.  Von  diesen 
acht  klimatischen  Elementen  des  Mediterranklimas  finden  sich  nur 
die  ersten  drei  im  pontischen  Klima  vor,  die  anderen  fünf  Elemente 
aber  sind  in  Kolchis  durch  das  Gegentheil  vertreten ,  denn  hier  ist 
der  Sommer  sehr  regnerisch  und  die  Menge  der  atmosphärischen 
Niederschläge  viel  grösser,  als  im  Mediterrangebiete.  Die  Bewölkung 
ist  in  Kolchis  gross,  die  Feuchtigkeit  sehr  gross,  die  Insolation  aber 
nur  schwach,  da  die  meisten  Tage  nebelig  sind.  Darum  müssen 
wir  im  Pontusgebiete  einen  anderen  Charakter  der  Vegetation  und 
z.  Th.  auch  einen  anderen  systematischen  Bestand,  als  in  dem  Me- 
diterrangebiete erwarten.  In  dieser  Beziehung  unterscheidet  sich 
das  pontische  Gebiet  von  dem  Mediterrangebiete  durch  das  Vor- 
handensein von  Baum-  und  Straucharten,  die  noch  von  der  Tertiär- 
zeit herstammen  und  die  am  Ende  der  Pliocänzeit  noch  in  Süd- 
europa   verbreitet    waren.      Es    sind  das:    Zellkowa  crenata  Spach, 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  117 

Pierocarya  Caucasica  C.  A.  Mey.,  Rhododendron  Ponticum  L.,  Vitis 
vinifera  L.,  Azalea  Pontica  L.,  Vaccinium  Arctostaphylos  L.,  Prunus 
Laurocerasus  L.  u.  v.  a.  Während  diese  Arten  in  Südeuropa  ent- 
sprechend dem  jetzigen  trockenen  Klima  und  der  Sommerruhperiode 
der  Pflanzen  einer  mehr  xerophilen  Vegetation  wichen,  erhielt  sich 
in  Kolchis  eine  bygrophile  Vegetation  —  und  der  Wald,  die  Haupt- 
formation im  pontischen  Gebiete  hat,  ähnlich  wie  der  von  Japan, 
einen  gemischten  Typus  und  besteht  aus  sommergrünen  Bäumen 
der  gemässigten  Zone  und  subtropischen  immergrünen  Sträuchern 
als  Unterholz  und  reicht  bis  an  den  Meeresstrand.  Die  zweite  cha- 
rakteristische Formation  des  pontischen  Gebietes  ist  die  Lianen- 
formation, welche  die  Wälder  undurchdringlich  macht  —  und  wenn 
auch  hie  und  da  durch  die  Thätigkeit  des  Menschen  vernichtet  — 
doch  schon  nach  ein  paar  Jahren  wieder  sich  erholt  hat,  was  ledig- 
lich dem  Einflüsse  des  feucht-warmen  Klimas  zuzuschreiben  ist.  — 
K.  findet  den  echt  pontischen  Charakter  der  Vegetation  nur  von 
Tuapse  an  ausgeprägt,  während  nördlich  von  dieser  Stadt  und 
Noworossjisk  nach  der  Krim  zu  das  Klima  trockener  und  kälter 
ist.  Dieser,  von  K.  als  „Krim-Noworossjiskische  Bezirk"  bezeichnete 
Landstrich  bildet  auch  seiner  Vegetation  nach  einen  Uebergang 
zwischen  dem  pontischen  und  dem  Mediterrangebiete.  Echt  poli- 
tische Pflanzen  fehlen  hier,  die  Lianen  und  Urwälder  sind  schwach 
ausgebildet  und  die  dominirende  Formation  ist  die  der  Paliurus- 
Maquis. 

Der  zweite  Theil  der  vorliegenden  Arbeit  enthält  eine  aus- 
führliche Beschreibung  des  Tschernomorschen ,  d.  h.  Schwarzen 
Meerkreises,  und  eine  Charakteristik  des  Krim-Noworossjiskischen 
Bezirkes  und  des  pontischen  Gebietes  zwischen  Tuapse  und  Sotschi: 
Sie  enthält  hauptsächlich  K.'s  eigene  Beobachtungen  und  zeigt  den 
allmählichen  Uebergang  vom  Krim-Noworossjiskischen  Bezirke  zum 
pontischen  Gebiete. 

Der  dritte  Theil  enthält  eine  allgemeine  Beschreibung  der 
Vegetation  und  Cultur  des  pontischen  Gebietes  und  zeigt,  auf  pa- 
läontologische Angaben  gestützt,  die  genetische  Verwandtschaft  des 
pontischen  mit  dem  Mediterrangebiete.  Am  Ende  der  Arbeit  ist 
ein  Verzeichniss  der  Holzgewächse  des  pontischen  Gebietes  und  des 
Krim-Noworossjiskischen  Bezirkes  gegeben.  Aus  diesem  Verzeich- 
nisse theilen  wir  zur  Charakteristik  der  politischen  Pflanzenwelt 
Folgendes  mit: 

Ranunculaceae  lignosae:  Clematis  YitlceUa  L.,  C.  Flammula  L.  und  C. 
Yitalba  L.,  letztere  besonders  charakteristisch  für  das  pontische  Gebiet  und 
seine  Lianenformation;  Berherideae:  Berberis  vulgaris  L. ;  Cistineae:  Cistus  sal- 
viaefolius  L.  und  C.  Creticus  L. ;  Tamariscineae :  Tamarix  tetrandra  Pall. ;  Tilia- 
ceae:  Tilia  parvifolia  Ehrh.,  charakteristisch  für  die  obere  Bergzone  der  Nadel- 
holzregion von  4500 — 6500'  über  dem  Meere  und  T.  Caucasica  Rupr. ;  Acerineae: 
Acer  campestre  L.,  A.  laelum  C.  A.  May.,  A.  platanoides  L.,  A.  Tataricum  L.,  A. 
Pseudoplatanus  L.*  u.  A.  Tvautveäeri  Medw. ;  Ampelideae:  Vitis  vinifera  L.,  das 
pontische  Gebiet  ist  die  Htimath  dieser  Liane;  Staphyleaceae:  Staphylea  pinnata 
L.,  charakteristisch  für  den  Krim-Noworossjiskischen  Bezirk,  und  $.  Colchica 
Stev.*,  charakteristisch  für  das  pontische  Gebiet;    Celastrineae ;  Evonymus    Euro- 

*)  Die  Lignosen,  welche  mit  einem  Sternchen  versehen  sind,  sind  auf  der 
•dem  Werke  beigefügten  Karte  genauer  berücksichtigt  worden. 


118  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

aepus  L.,  E.  latifolius  Scop.  und  E.  sempervirens  Rupr.,  von  denen  der  zweite 
charakteristisch  für  die  Buchenformation  dar  pontischen  Wälder  ist;  Rhamneaez 
Paliurus  aculeatus  Lam.*,  Rhamnus  cathartica  L.  var.,  Caucasica  Kusnez.,  R.  al- 
pina  L.  var.,  Colchica  Kusnez.  und  R.  Frangula  L.;  die  vorletzte  Art,  abgebildet 
auf  Tafel  3,  wurde  früher  immer  mit  R.  grandifolia  Fisch,  und  Mey.  verwechselt 
und  ist  charakteristisch  für  das  subalpine  Gebiet  des  westlichen  Transkaukasiens ; 
Terebinthaceae :  Pistacia  mutica  Fisch,  et  Mey.*,  Rhus  Cotinus  L.  u.  R.  Coriaria 
L. ;  Papilionaceae :  Cytisus  Austriacus  L.,  C.  biflorus  L'Herit.,  C.  hirsutus  L., 
Colutea  arborescens  L.  u.  C.  cruenta  Ait. ;  Amygdalcae :  Amygdalus  nana  L., 
Persica  vulgaris  L.,  Prunus  domestica  L.,  P.  divaricata  Ledeb.,  P.  spinosa  Li., 
P.  avium  L.,  P.  Cerasus  L.,  P.  Laurocerasus  L.*,  letztere  charakteristisch  für 
das  pontische  Gebiet:  Rosaceae:  5  Rosa-  u.  4  Rubus- Arten;  Pomaceae:  Cratae- 
gus melanocarpa  M.  B.,  C.  Azarolns  L.t  C.  oxyacantha  L.,  Cotoneaster  pyracantha 
Li.*,  Amelanchier  vulgaris  Mönch,  Mespilus  Germanica  L.,  Sorbits  domestica  L., 
S.  Aucuparia  L.,  charakteristisch  für  das  subalpine  Gebiet,  S.  Aria  Crantz,  S. 
subfusca  Ledeb  ,  S.  torminalis  L.,  Pyrus  communis  L.,  P.  Malus  L.  und  Cydonia 
vulgaris  Pers. ;  Granateae:  Punica  Granatum  L. ;  Pliiladelpheae.  Philadelphus 
coronarius  L.,  charakteristisch  für  das  pontische  Gebiet ;  Araliaceae.  Hedera 
Helix  L.  und  H.  Colchica  C.  Koch;  Corneae:  Cornus  mascula  L.  Tind  C.  san- 
guinea  L.  ;  Caprifoliaceae :  Viburnum  Opulus  L.,  V.  Orientale  Pall.,  charak- 
teristisch für  das  pontische  Gebiet,  V.  Lantana  L.,  Sambucus  nigra  L.,  Lonicera 
Caprifoliiim  L.,  L.  Iberica  M-  B.  u.  L.  Caucasica  Pall.;  Vaccinieae :  Vaccinium 
Arctostaphylos  Li.*,  charakteristisch  für  das  pontische  Gebiet ;  Eri.caceae :  Ar- 
butus  Andracline  L.,  Arctostaphylos  Uva  ursi  L.,  Erica  arborea  L.,  Rhododendron 
Smirnovii  Trautv.,  R.  Ungernii  Trautv.,  R.  Caucasicum  Pall.,  charakteristisch  für 
das  subalpii:e  Gebiet ;  R.  Ponticum  Li.  und  Azalea  Pontica  L.,  beide  charakter- 
istisch für  das  pontische  Gebiet;  Ebenaceae:  Diospyros  Lotus  Li.* ;  Aquifoliaceae: 
Hex  Aquifolium  Li.*;  Oleaceae:  Olea  Europaea  Li.,  Phillyrea  media  L.,  P.  Med- 
wedevi  Sred.,  Ligustrum  vulgare  L.,  Fraxinus  excelsior  L.  und  JP.  oxyphylla  M. 
B. ;  Jasmineae :  Jasminum  fruticans  Li.  und  J.  officinale  Li. ;  Asclepiadeae :  Peri- 
ploca  Graeca  L. ;  Verbenaceae:  Vitex  Agnus  castus  L.*;  Salsolaceae :  Halocnemum 
strobilaceum  M.  B.  und  Anabasis  aphylla  Li. ;  Polygoneae :  Tragopyrum  buxifolium 
M.  B. ;  Thymeleae:  Daphne  Mezereum  L.,  D.  Catccasica  Pall.,  D.  sericea  Vahl. 
und  .D.  Pontica  L. ;  Elaeagneae:  Ilippophae  rhamnoides  L.*  und  Elaeagnus  hor- 
tensis  M.  B. ;  Laurineae :  Laurus  nobilis  Li.*;  Lorantliaceae:  Viscum  album  L. ; 
Euphorbiaceae:  Andrachne  Colchica  Fisch,  et  Mey.  und  Buxus  sempervirens  Li.* ; 
Celtideae:  Celtis  australis  L.  und  C.  Caucasica  W. ;  Moreae:  Morus  nigra  L., 
M.  alba  h.  und  Ficus  Carica  L.;  Ulmaceae:  Zelkorca  crenata  Spach.,  charak- 
teristisch für  das  pontische  Gebiet;  Ulmus  campestris  L.  und  U.  montana  Sin., 
Juglandaceae :  Pterocarya  Caucasica  C.  A.  Mey.,*  charakteristisch  für  das  pon- 
tische Gebiet,  und  Juglans  regia  L.  ;*  CupuUferae :  Quercus  pedunculata  Ehrh., 
Q.  Armeniaca  Kotschy,  Q.  sessiliflora  Sm.,  Q.  pubescens  W.,  Q.  Pontica  C.  Koch, 
Castanea  vtdgaris  Lam.*,  Fccgus  silvatica  Li.,  Corylus  Avellana  L.,  Carpinus  Be- 
tulus  L.,  C.  Duinensis  Scop.  und  Ostrya  carpinifolia  Scop.;  Betulaceac:  Alnus 
glutinosa  W.,  A.  incana  W.,  Betula  alba  L.  und  B.  jmbescens  L.,  beide  im  sub- 
alpinen Gebiete;  Salicineae:  Populus  nigra  Li.,  P.  tremula  Li.,  P.  alba  L.,  Salix 
fragilis  L.,  S.  purpurea  L.,  S.  angustifolia  W.,  S.  Caprea  L.,  S.  Silesiaca  W.,  S. 
aurita  L.,  S.  viminalis  Li.  und  S.  apoda  Trautv.,  Gnetaceae :  Ephedra  procera 
Fisch,  et  Mey.,  charakteristisch  für  den  östlichen  Kaukasus;  Taxineae:  Taxus 
baccata  L>.* ;  Cupressineae:  Juniperus  Oxycedrus  L.,  J.  excelsa  M.  B.*,  J.  foeti- 
dissima  W.*,  alle  drei  charakteristisch  für  den  Krim-Noworosjiskischen  Bezirk, 
und  Cupressus  sempervirens  L.,  verwildert;  Abictineae:  Pinus  sylvestris  L.,  P. 
Baricio  Poir.*,  P.  maritima  Lamb.*,  P.  Pinea  L.,  Picea  Orientalis  Carr.  und  Abies 
Nordmanniana  Spach.*,  Smilaceae:  Smilax  excelsa  L.,  Ruscus  aculeatus  L.  und 
R.  Hypophyllum  L. ;  im  Ganzen  163  Arten,  d.  h.  die  grössere  Hälfte  der  für  den 
Kaukasus  von  Medwedjeff  angef'irten  Arten  (311   sp.). 

Auf  der  dem  Buche  beigefügten  Karte  ist  die  Verbreitung  der 
wichtigsten  Lignosen  des  Schwarzmeergebietes  durch  verschiedene 
rothe  und  blaue  Punkte  und  Striche  genau  bezeichnet  und  bildet 
so  K.'s  neueste  Arbeit  einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  Pflanzen- 
geographie des  Kaukasus  und  der  Pflanzengeographie  überhaupt. 

v.  Herder  (St.  Petersburg). 


System,  u.  Pflanzengeogr.  (Physiol.,  Biolog.,  Anat.  u.  Morphol.).  —  Palaeont.H9 

Yaildenberglie,  Ad.,  Bydrage  tot  de  Studie  der  belgische 
Kustflora.  Salicornia  herbacea  L.  (Resume  en  langue  francaise 
ä  la  fin  du  travail).  (Botanisch  Jaarboek  ,  uitgeg.  door  het 
kruidkundig  genootsch.  Dodonaea  te  Gent.  1890.  p.  162 — 194. 
PI.  V.  u.  VI.) 

Diese  Arbeit  ist  eine  weitere  Ausführung  der  kürzeren  Mit- 
theilung desselben  Verf.,  über  die  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  XLVI. 
p.  162  referirt  wurde.  Auf  dem  kleinen  Terrain  bei  Terneuzen 
fand  Verf.  5  distincte  Formen  der  Salicornia  herbacea:  1)  Pflanze 
10  cm  hoch,  ohne  eigentliche  Aeste;  untere  Dornäste  meist  mit  2 
sterilen  Internodien  an  der  Basis.  2)  10 — 20  cm  hoch,  an  der 
Basis  verzweigt.  3)  20 — 30  cm  hoch,  bis  zu  2ls  der  Höhe  ver- 
zweigt, die  terminalen  Dornäste  4 — 7  cm.  4)  Aehnlich  der  ersten 
Form,  aber  2  bis  3  mal  höher,  die  untern  Dornäste  haben  mehr, 
als  2  sterile  Internodien.  5)  Aehnlich  der  3.,  aber  kräftiger  und 
mit  an  der  Basis  niederliegenden  Haupt-  und  Seitenästen.  Jede 
dieser  Form  findet  sich  jährlich  an  bestimmten  Standorten  wieder. 
Die  erste  wächst  zwischen  andern  Pflanzenarten  und  ziemlich  trocken, 
die  zweite  nur  mit  ihres  gleichen  zusammen,  bei  mehr  Feuchtig- 
keit, die  dritte  in  einzelstehenden  Exemplaren  bei  hoher  Feuchtig- 
keit, die  vierte  muss  wieder  mit  anderen  Pflanzen  um  den  Stand- 
ort kämpfen,  bekommt  aber  mehr  Wasser,  als  die  erste :  daher 
erklärt  sich  die  verschiedene  Entwicklung.  (Von  der  fünften 
wurden  1889  erst  5  Exemplare  gefunden.)  Die  Formen  vererben 
sich  nicht,  sondern  können  aus  den  Samen  verschiedener  Formen 
entstehen.  Die  Samen  werden  gegen  Ende  des  Winters  (zwischen 
25.  December  und  4.  März)  ausgestreut,  diejenigen  welche  auf 
Algenrasen  (Enteromorpha)  fallen,  bleiben  liegen  und  keimen 
sogleich,  während  die  anderen  Samen  vom  Wasser  weggespült 
werden.  Aber  auch  von  jenen  Keimlingen  werden  noch  viele  weg- 
geschwemmt, wenn  die  Haare  des  Wurzelhalses,  mit  denen  sie  an 
dem  Algensubstrat  angeheftet  waren,  abgefallen  sind,  sie  befestigen 
sich  später  an  anderen  Orten  mit  ihren  Wurzeln  im  Boden.  Die 
auf  den  Algen  gekeimten  und  gebliebenen  geben  die  zwTeite  Form, 
die  andern  Formen  stammen  wesentlich  von  jener  ab  und  haben 
somit  keinen  festen  Standort. 

Verf.  beschreibt  eingehend  den  Samen  und  die  Keimung,  an 
der  sich  4  Stadien  unterscheiden  lassen:  1)  Die  Samenschale 
öffnet  sich  zwischen  den  Kotyledonen  und  dem  hypokotylen  Glied  (das 
viel  länger,  als  das  Würzelchen  ist),  letzteres  wird  frei.  2)  Der  ganze 
Keimling  streckt  sich,  am  Wurzelhals  erscheint  ein  Kranz  von 
Haaren.  3)  Volle  Streckung  des  Keimlings,  Abfallen  der  ersten 
Haare,  Auftreten  von  Wurzelhaaren  und  Anlage  von  Seitenwurzeln 
an  der  verlängerten  Wurzel.     4)  Entfaltung  der  Kotyledonen. 

Möbius  (Heidelberg). 


Früh,  J.,  Der  gegenwärtige  Standpunkt  der  Torf- 
forschung. (Berichte  der  Schweiz,  bot.  Gesellschaft.  Heft  I. 
1891.  pag.  62.) 


120    Palaeontol.  (Syatemat.  und  Pflanzengeog.)  —  Ter.  u.  Pflanzenkrankh. 

Die  morphologischen  Verhältnisse,  unter  welchen  die  Torf- 
moore auftreten,  geben  zwei  Torfmoor-Typen: 

1.  Das  Hochmoor-  oder  supra-aquatische  Moor, 
wesentlich  zusammengesetzt  aus  Sphagnum  cymbifolium  Ehrh.,  Erio- 
phorum  vaginatam  L.  und  Calluna  vulgaris  Salisb.,  welches  letztere 
im  nordwestlichen  Europa  zum  Theil  durch  Erica  Tetralix  ersetzt 
wird.  Die  Oberfläche  ist  mehr  oder  weniger  gewölbt  =  typisches  Hoch- 
moor d.  Aut.  Je  nach  dem  Vorherrschen  der  einen  oder  der  anderen 
Pflanzen  entstehen  verschiedene  Typen.  Während  die  holländischen 
Hochmoore  mit  Callunetum  beginnen,  so  gilt  für  den  grössten  Theil 
der  übrigen  europäischen  Hochmoore  die  Thatsache ,  dass  ohne 
Mithülfe  von  ISphagnmn  kein  Hochmoor  sich  bildet.  Hochmoore 
bauen  sich  nur  auf  organischer  Unterlage  auf. 

2.  Das  Flachmoor  oder  infra-aquatische  Moor  er- 
fordert eine  directe  Benetzung  stagnirenden  oder  langsam  fliessenden 
Wassers,  das  Niveau  des  mittleren  Wasserstandes  nicht  überragend, 
nie  gewölbt  =  typische  Flachmoore,  enthaltend  vornämlich  Hypneen, 
Carices  und  Gramineen  mit  zahlreichen  accessorischen  Gewächsen 
nebst  Schlamm,  der  namentlich  aus  mikroskopischen  Crustaceen, 
Insectenlarven,Spongillen,  Diatomeen  und  anderen  niederen  Algen  und 
aus  angeschwemmten  Resten  höherer  Gewächse  gebildet  wird. 

Der  Vertorf  ungsp  r  ozess  ist  trotz  der  vielen  mikro- 
skopischen und  mikrochemischen  Untersuchungen  noch  ungenügend 
bekannt.  Alle  Pflanzen,  mit  Ausnahme  der  Diatomeen  und  der 
meisten  Pilze,  können  Torf  liefern.  Es  gibt  keine  besonderen  Torf- 
pflanzen. Pflanzen  vertorfen  schneller,  wenn  sie  wesentlich  aus 
Cellulose,  schwieriger,  wenn  sie  aus  Lignin,  Cutose  bestehen,  die 
reichlich  mit  Kieselsäure  imprägnirt  sind.  Ein  eigentlicher  Meer- 
torf existirt  nicht,  denn  dieser  erweist  sich  immer  als  ein  Ab- 
kömmling eines  versunkenen,  mit  Thon  oder  Dünensand  bedeckten 
Landmoores.  Weder  Frost  noch  Druck  üben  einen  nachweisbaren 
Einfluss  auf  die  Vertorfung  aus.  Die  Vertorfung  kann  nicht  einer 
Gährung  mit  grosser  Wärmeentwicklung  gleich  gestellt  werden. 
Alle  Torfmoore  sind  kalt  und  liefern  kalte  Quellen.  Alle 
Beobachtungen  deuten  darauf  hin,  dass  der  Vertorfungsprozess  eine 
langsame  Zersetzung  der  Pflanze  bei  niederer  Temperatur  unter 
möglichst  starkem  Abschluss  des  Sauerstoffes  durch  Wasser  ist. 
Das  braune  Torfwasser,  welches  Ulminsäure-haltig  ist,  scheint 
conservirende  Eigenschaften  zu  besitzen.  Torfwasser  wirkt  auf 
unseren  Organismus  nicht  schädlich  und  kann  als  Trinkwasser 
gebraucht  werden.  In  Humus-  und  Moorboden  fand  Frank 
constant  ein  Bacterium  terrigenum :  ob  sich  dieser  Moor-Bacillus 
auch  im  Torfe  findet,  und  zwar  als  vertorfendes  Agens,  ist  unbekannt. 

Bücherei-  (Basel). 


Oliver,  F.  W.,  On  the  effects  of  urban  fog  upon  culti- 
vated  plants.  Preliminary  report  presented  to  the 
Scientific    Committee    of    the    Royal    Horticultural 


Teratologie  und  PflaDzenbrankheiten.  121 

Society,  March  24  th,  1891.  —  Reprinted  from  the  Journal 
of  the  R.  H.  S.     8°.     12  pp.) 

Die  Königliche  Gartenbaugesellschaft  zu  London  hat  im  ver- 
flossenen Jahr  eine  Commission  eingesetzt,  um  über  die  Einwirkung 
des  städtischen  Nebels  auf  die  Vegetation  und  daher  auch  über 
Maassregeln  gegen  die  schädliche  Wirkung  dieses  Nebels  Aufschluss 
zu  erhalten.  Verf.  erstattet  in  Vorliegendem  über  die  Arbeiten  der 
Commission  einen  vorläufigen  Bericht,  der  trotz  seiner  Kürze  von 
bedeutendem  Interesse  ist  und  von  den  in  Aussicht  gestellten  aus- 
führlichen Arbeiten  der  Commission  manche  nicht  nur  für  den 
Gartenbau  wichtige  Kenntniss  erhoffen  lässt. 

Nach  einleitenden  Worten,  in  denen  einiges  Allgemeine  über 
Auftreten,  Natur  und  Wirkung  der  in  Betracht  kommenden  Nebel 
gesagt  wird,  folgt  der  Nachweis,  dass  reiner  Nebel  nicht  schädlich 
wirkt  —  auf  einzelne  Pflanzen  kann  er  unter  Umständen  sogar 
günstig  sein  —  im  Gegensatz  zu  den  Nebelmassen,  die  mit  den 
Exhalationen  der  Gross-  und  Fabrikstädte,  London  voran ,  ge- 
schwängert sind.  Es  folgt  sodann  eine  Untersuchung  in  Bezug  auf 
die  Grösse  des  Bezirks,  in  dem  sich  die  Londoner  Nebel  mit  ihrem 
schädlichen  Einfluss  geltend  machen.  Es  sei  daraus  nur  entnommen, 
dass  dieser  Bezirk  im  Allgemeinen  durch  einen  Radius  von  25  bis 
35  englischen  Meilen  bezeichnet  wird,  und  dass  im  Speciellen  die 
Nebel  am  weitesten  in  westlicher  und  südwestlicher  Richtung  sich 
erstrecken.  Specielle  Berücksichtigung  finden  sodann  die  Verhält- 
nisse des  verflossenen  Winters,    was  hier  übergangen  werden  kann. 

Die  Ermittelung  der  Zusammensetzung  des  Nebels  bez.  der 
fremden  Beimengungen  geschieht  nach  verschiedenen  Methoden. 
Einmal  werden  durch  geeignete  Waschvorrrichtungen  die  suspen- 
dirten  oder  löslichen  Fremdkörper  aus  dem  Nebel  niedergerissen ; 
sodann  werden  die  natürlich  sich  bildenden  Absätze  auf  Schnee, 
auf  Glasscheiben  oder  Blättern  der  Analyse  unterworfen;  endlich 
wird  Luft  durch  oxydirende  Agentien  (Kaliumpermanganatlösung) 
geleitet,  wodurch  wenigstens  vergleichsweise  auf  den  Gehalt  des 
Nebels  an  schwefeliger  Säure,  seines  schädlichsten  Bestandteils, 
geschlossen  werden  kann.  Resultate  liegen  nur  für  die  2.  und  3. 
der  angegebenen  Methoden  vor.  Der  nach  dem  Februar-Nebel  von  1891 
in  Kew  und  Chelsea  auf  Glasfenstern  gesammelte  Absatz  betrug,  auf  die 
Quadratmeile  berechnet,  seiner  Menge  nach  6  Tonnen;  sehWZusammen- 
setzung  war:  40°/'o  Mineralsubstanz,  36°/0  Kohle,  15°/o  Kohlen- 
wasserstoffe, 2 — 3  °/0  metallisches  Eisen  in  sehr  feiner  Vertheilung, 
5  °/o  Schwefelsäure,  l1/2°/0  Salzsäure.  Bei  anderen  Versuchen 
wurde  in  den  täglichen  Absätzen  auf  Blättern  und  Glasscheiben 
Eisenoxyd  in  beträchtlicherer  Menge  gefunden.  —  Bei  Durchleiten 
von  Luft  durch  Kaliumpermanganatlösung  bestimmter  Concentration 
tritt,  falls  Nebel  zugegen,  mit  1  bis  2  Kubikfuss  Entfärbung  ein ; 
bei  heiterem  Wetter  zeigt  die  gleiche  Lösung  bei  Durchleitung  von 
30  bis  40  Kubikfuss  kaum  eine  Farben änderung. 

Analysen  von  beschädigten  Pflanzen  ergaben  vorläufig  be- 
trächtliche Mengen  von  Eisensalzen  in  der  Asche ;  Verf.  vermuthet, 
dass    vielleicht    hierin    eine  Ursache  der  Schädigung  zu  suchen  sei, 


122  Terat.  \i.  Pflanzenkrankh.  —  Oekon.  Bot.  (Physiol.,  Biol.,  Anat.  n.  Pflanzengeog. 

wenn  er  übrigens  auch  wiederholt  betont,  dass  schwefelige  Säure 
der  wesentlich  wirksame  Bestandtheil  des  Nebels  ist.  In  einzelnen 
Fällen  zeigte  sich  die  Schädigung  der  einzelnen  Pflanzen th eile  ab- 
hängig von  der  Zahl  der  Spaltöffnungen ;  bei  Phalaenopsis  Schille- 
riana  und  Cattleya  Trianae  sind  die  Sepala  weit  empfindlicher,  als 
die  Petala ;  erstere  besitzen  zahlreiche  Stomata,  letztere  verhältniss- 
mässig  wenige.  Weiterhin  werden  mikroskopische  Beobachtungen 
mitgetheilt  über  die  Wirkungsweise  eines  langsamen  Stromes  von 
verdünnter  schwefeliger  Säure  oder  von  Nebel  auf  das  lebende 
Protoplasma,  wobei  Wurzelhaare  von  Limnobium  und  Blätter  von 
Vallisneria  als  Versuchsobjecte  dienten.  In  beiden  Fällen  wird 
das  Plasma  schliesslich  körnig,  zerfällt  und  die  Strömung  hört  auf. 
Der  ganze  Prozess  dauert  mit  Nebel  einige  Stunden.  Es  wird 
weiter  festgestellt,  dass  die  Einwirkung  schwefeliger  Säure  sich  mit 
der  Temperatur  steigert,  mit  zunehmender  Feuchtigkeit  aber  ab- 
nimmt, und  es  werden  endlich  Gegenmaassregeln  gegen  die  schäd- 
lichen Wirkungen  des  Nebels,  soweit  es  sich  eben  schon  thun  lässt, 
besprochen.  Ref.  will  hierauf  nicht  näher  eingehen,  sondern  nur 
noch  seiner  Freude  Ausdruck  geben,  dass  hier,  wie  die  vorläufigen 
Andeutungen  schon  zeigen,  ein  gutes  Stück  Arbeit  auf  einem  sehr 
vernachlässigten  Gebiete  gethan  wird,  dem  Theil  der  Phytopatho- 
logie, der  die  nichtparasitären  Krankheiten  behandelt. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Raul  in,  G.,  De  l'influence  de  la  nature  desterrainssur 
la  Vegetation.  (Comptes  rendus  de  l'Academie  des  sciences 
de  Paris.     Tome  CXIL   1891   p.  309  ff.) 

Durch  Grand  eau's  Versuche  war  bez.  des  Weizens  festge- 
stellt worden,  dass  je  nach  den  verschiedenen  Bodenarten,  abge- 
sehen von  Saatdichte,  Saatgut  und  Düngung,  das  Erntegewicht 
ausserordentlich  variire.  Verf.  fühlte  sich  dadurch  bewogen,  den 
besonderen  Einfluss  der  den  Ackerboden  bildenden  Elemente  auf 
den  Ernteertrag  genauer  zu  untersuchen.  Die  Versuche  wurden 
auf  dem  zu  Pierre-Benite  gelegenen  Versuchsfelde  der  (Faculte  des- 
Sciences)  Universität  von  Lyon  angestellt. 

Man  hob  zunächst  auf  einer  Fläche  von  5  Ar  den  Ackerboden 
bis  zu  einer  Tiefe  von  95  cm  aus  und  bildete  5  Beete  von  je  ein 
Ar.  Da  Thon  den  Untergrund  bildete,  breitete  man  behufs  Drai- 
nage darüber  eine  Lage  groben  Kies  von  5—  6  cm  aus  und  darauf 
brachte  man  auf  das  Beet  1  eine  Erde,  die  76  °/o  (vom  Gewicht 
der  trocknen  Erde)  Quarzsand  enthielt,  auf  2  eine  solche,  die  47  °/o. 
Thon,  auf  3  eine  solche,  die  74  °/0  Kalk  enthielt,  auf  4  eine  Erde, 
der  68  °/0  Torferde  beigemengt  war,  und  auf  5  eine  Mischung  von 
gleichen  Raumtheilen  der  obengenannten  vier  Erden. 

Auf  jede  der  betreffenden  Parzellen  wurde  der  gleiche  mine- 
ralische Dünger  gegeben  und  jede  wurde  zur  Hälfte  mit  Mais  und 
Zuckerrüben  bepflanzt. 

Die  Aussaat  erfolgte  den  24.  April,  die  Ernte  den  17.  Nov. 

Das  Resultat  der  Versuche  war  folgendes:  1)  Die  Mischung 
von  Sand-,  Thon-,    Kalk-  und  Torferde  gab  von  Zuckerrüben  und 


Neue  Litteratur.  123 

Mais  eine  bessere  Ernte,  als  jede  einzelne  der  Bodenarten  für  sich 
und  bei  den  Zuckerrüben  einen  über's  Mittel  hinaus  gehenden 
Zuckergehalt. 

2)  Die  Differenzen  bez.  des  Gewichtes  und  bei  der  Zucker- 
rübe ausserdem  bez.  des  Zuckergehaltes  zeigten  sich  bei  den  ver- 
schiedenen Bodenarten  als  sehr  beträchtlich. 

3)  Die  erhaltenen  Resultate  gelten  nicht  für  jede  Frucht  in 
der  gleichen  Weise:  für  das  Gewicht  des  Mais  hatte  der  Sand 
einen  besonders  geringen  Werth  und  der  Thon  nahm  (nächst  der 
Mischung  aller  Böden)  den  ersten  Rang  ein  ;  für  das  Gewicht  der 
Zuckerrüben  behauptet  der  Sand  ebenfalls  den  letzten  Rang,  aber 
die  Torferde  gewann  den  ersten.  Der  Zuckergehalt  war  im  Thon- 
boden  am  geringsten,  im  Kalkboden  aber  am  grössten  (der  Misch- 
boden konnte  sich  nur  neben  den  letzteren  stellen). 

Freilich  waren  die  verwendeten  Bodenarten  nicht  absolut 
steril  und.  enthielten  verschiedene  Mengen  von  Stickstoff,  Phosphor- 
säure und  assimilirbarem  Kali,  die  natürlich  die  Resultate  beein- 
flussen mussten.  Doch  hatten  die  verwendeten  Boden  seit  Jahren  keinen 
Dünger  erhalten  und  waren  sehr  erschöpft,  so  dass  sicli  unmöglich 
durch  die  Differenzen  an  ursprünglich  vorhandenen  Düngstoffen« 
die  Gesammtheit  der  enormen  Verschiedenheiten  bei  den  gewonne- 
nen Resultaten  erklären  lässt,  vielmehr  ein  bedeutender  Einfiuss-. 
der  Bodenart  nicht  von   der  Hand  zu  weisen  ist. 

Zimmermann  (Chemnitz). 


Neue  Litteratur. 


Geschichte  der  Botanik : 

Dalla  Torre,  K.  W.  TOB,  Josef  Anton  Perktold,  ein  Pionier  der  bota- 
nischen Erforschung  Tirols.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Cryptogamenflora  des 
Landes.  (Sep  -Abdr.  aus  Ferdinandeums-Zeitschrift.  8.  Folge.  Heft  XXXV. 
1891.  p.  213—291.)     Innsbruck   1891. 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten: 

Bennettj   A.  TV.,  An  introduction  to  the  study  of  flowerless  plants ;  their  structure 
and  Classification.    Reprinted  with  additions  an,d  alterations,  from  the  4th  edition 
of  HeBfrey's  Elementary  course  of  botany.    8°.    86  pp.    London  (Gurney  &  S.)- 
1891.  1  sh.  6  d. 

Algen: 

Borge,  0.,  Ett  litet  Bidrag  tili  Sibiriens  Chlorophyllophyce-flora.  (Sep.-Abdiv 
aus  Bihang  tili  K.  Svenska  Vet.-Akad.  Handlingar.  Bd.  XVII.  1891.  Afd.  3. 
No.  2.)     8°.     16  pp.     1  Tafel.     Stockholm  1891. 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  Uebersendung  von  Separat- Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe^ 
der  Titel  ihrer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  ^Xeuen  Litteratur"  möglichste» 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Kedactionen  anderer  Zeitschriften  werde» 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  raittheilen  zn  wollen., 
damit  derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    U  h  1  w  o  nn  , 
Terrasse  Nr.  7. 


"3.24  Neue  Litteratur. 

Pilze : 

"Cooke,  M.  C,  British  edible  fungi:  how  to   distinguish  and  how  to  cook  them. 

8°.     236  pp.     With  col.  fig.     London  (Paul)  1891.  7  sh.  6  d. 

Fernii,    Claudio ,    Weitere    Untersuchungen   über    die   tryptischen   Enzyme    der 

Mikroorganismen.     (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  X. 

1891.  No.  13.  p.  401—408.) 
Niel,  Eugene,    Observations    sur  le    Cystopus  candidus  Lev.     (Extr.  du  Bulletin 

de  la  Societe  d'amis  d'histoire  naturelle  de  Rouen.  1890.  Fase.  II.)     8°.    8  pp. 

Rouen  (Impr.  Lecerf)  1891. 
Patouillard,  N.,  Contributions  ä  la  flore  mycologique  du  Tonkin.    [Fin.]    (Journal 

de  Botanique.  T.  V.   1891.  p.  313.) 
Perdrix,  L.,  Sur  les  fermentations  produites  par  un  microbe  anaerobie  de  l'eau. 

(Revue  scientifique.   1891.  No.  4.  p.  117—118.) 
Sanfelice,  F.,  Contributo  alla  morfologia  e  biologia  dei  batteri  saprogeui  aerobi 

ed    anaerobi.      (Atti    della   R.    Accademia   medica   di   Roma.    Vol.  V.    1890/91. 

Ser.  II.  p.  379—402.) 
Winogradsky,  S.,  Sur  la  formation  et  l'oxydation  des  nitrites  pendant  la  nitri- 

fication.     (G'omptes    rendus    des    seances    de  l'Acudemie  des    sciences  de  Paris. 

T.  CXIII.  1891.  No.  2.  p.  89—92  ) 

Gefässkryptogamen : 

'Wittrock,  Veit  Brecher,  De  Filicibus  observationes  biologicae.  Biologiske 
ormbunkstudier.  (Ur  Acta  Horti  Bergiani.  Bd.  I.  1891.)  4°.  58  pp.  5  Tafeln. 
Stockholm  (Samson  &  Wallin)  1891.  Kr.  4.— 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 

'.Berge  vin,  Erueste  de,  Note  sur  la  coloration  et  l'albinisme  des  Graminees.    8°. 

7  pp.     Rouen  (Impr.  Lecerf)  1891. 
Perrot,  E.,    Contribution    a    l'etude    histologique    des   Lauracees.     [These.]     8°. 

62  pp.  avec  fig.     Lons-le-Saulnier  (Impr.  Declume)   1891. 
Warnung,  E.,    Insektodende  planter.     (Naturen  og  Mennesket.    1890.    No.  8/9.) 
—  — ,  Biologisk  blomsteranalyse.     (1.  c.  No.   12.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 
Beck,  Günther,  Ritter  von  Mannagetta,   Die  Wasserpest  (Elodea  Canadensis 
Mx.)    in    Oesterreich-Ungarn.     (Mittheilungeu    der  Section    für  Naturkunde  des 
Oesteir.  Touristen-Club.  Bd.  III.   1891.  No.  9.  p.  65.) 
Bergevill,    Erneste    de,    Remarques    sur    les    variations    de    Lolium  perenue  L. 
dans  ses  sous-varietes  cristatum  Coss.  et  Germ.  Fl.  et  ramosum  P.  Fl.    (Extr. 
du    Bulletin    de  la  Societe  des    amis    des  sciences    naturelles  de  Rouen.     1890. 
Fase.  II.)     8°.     p.  161—186.     Rouen  (Impr.  Lecerf)  1891. 
Bertraud,  C.  Eg.,  Des  caracteres  que  l'anatomie  peut  fournir  k  la  Classification 
des  vegetaux.     (Extrait  du  Bulletin  de  la  Societe    d'histoire  naturelle  d'Autun. 
T.  IV.   18yl.)     8°.     54  pp.  et  tableau.     Autun  (Impr.  Dejussieu)   1891. 
Dalla  Torre,   K.  W.  VOU,    Beitrag    zur  Flora    von    Tirol    und  Vorarlberg.     Aus 
dem  rloristischen  Nachlasse  von   J.  Peyritscll    zusammengestellt.     (Sep.-Abdr. 
aus  Bericht  des  naturw.-med.  Vereins  in  Innsbruck.   1890/91.  p.  10 — 91.)    Inns- 
bruck  1891. 
Franchet ,     A.  ,     Monographie    du     genre     Chrysosplenium.      [Fin.]     (Nouvelles 

Archives  du  Museum  d'histoires  naturelles.  Se>.  III.  T.  III.  1891.  Fase.   1.) 

Iie  Jolis,  Auguste,  Quelques  notes  ä  propos  des  „Plantae  Europeae"  de  M.  K. 

Richter.     (Extr.  des    Memoires  de    la   Societe    nationale    des  Sciences  nat.  et 

mathem.  de  Cherbourg.  T.  XXVII.  1891.  p.  289.)    8°.    52  pp.    Cherbourg  1891. 

-Mueller,   Ferdinand,  Baron  von,  Brief  remarks  ou  some  rare  Tasmanian  plants. 

(From    the    Proeeedhigs    of  the  Royal  Society  of  Tasmania.   1891.  August  17.) 

Coprosma    Petriei   Cheeseman    in  the    Transact.  of  the   N.  Z.  Institute. 

XVIII.  316  (1886). 

Under  this  name  I  wish  to  bring  under  notice  what  appears  to  be  a 
new  Tasmanian  Coprosma ,  lately  found  as  of  rare  oecurrence  by  Mr. 
T.  B.  Moore  ou  the  highlands  east  of  Mount  Tyndall.  It  has  the  same 
very  depressed  matted  growth  at  C.  repens  (C.  pumila),  also  very  small 
leaves  and  terminal  small-sized  fruits.     But  the  leaves  in  all  the  speeimens 


Neue  Litteratur.  125" 

received    are  decidedly  pointed,    indeed    ovate-laneeolar,    and   the   fruit    is- 
beautifully  blue  outside,  a  characteristic  which  separates  this  speeies  from> 
all  otber  Australian  kinds,    and  which    is  not    likely    subject    to  Variation. 
Mr.  Thomas  Cheeseman    in  his  excellent  review  of  the  31   New  Zea- 
landian  speeies  of  this  genus  distinguished  by  him,  mentions  two  as  having 
fruits  blueish    outside,    namely,    C.  parvißora    and    C.  acerosa,    the  former 
otherwise    very    differeut    from  our  plant,    the    lattrr  of  mueh    larger  size,. 
with  puberulous  branchlets,  and  longer   out  narrower  leaves.    Nevertheless 
C.  Petriel  is  described    as  varying  in  the  outside  colour    of  the  fruit,  red 
in  the  Nelson,  blue  in  the  Otago  province,  but  possibly  two  speeies  became 
thus  confused,  in  which  regard  already  some  indieations  are  given  in  the 
transact.  of  the  N.  Z.    Inst.  XIX.  251    and  252.     As    the    flowers    of  this 
plant  are  not  yet  known,  it  remains  for  some    future  opportunity  to  con— 
rirm   the    ditferences    existing   in    this   respect   between    Ct.  repens   and    OL 
Petriei.     The  fruits  are  globular  or  verging  into  an  oval  form;    so  far  as 
seen  on  this  occasion  they  ripen  only  one,  rarely  two  seeds.    The  embryo 
is  only  half  as  long  as  the  albument.     Should  the  Tasmnnian  plant,  after 
the  flowers  have  become  known,  prove  a  peculiar  speeies,  then  such  ought 
to  be  distinguished  under  the  finder's  name. 
Panax  Gunnii. 

The  fruit  of  this  rare  shrub  was  also  for  the  first  time  obtained  for 
me  by  Mr.  T.  B.  Moore,  who  gathered  it  in  deep  shady  gorges  at  Mount 
Lyell,  on  the  Canyon  River,  the  Franklin  River  and  on  a  tributary  of 
the  Pieman's  River.  It  is  sueculent,  about  '/s-inch  broad,  renate-roundishy 
turgid,  black  outside,  at  the  summit  five,  denticulated  and  impressed,  so* 
that  the  styles  are  hardly  visible ;  the  two  nutlets  inside  are  oblique-ovate- 
or  demidiate-roundish,  about  Ve-inch  long,  rather  turgid,  exteriorly  grey- 
brown  and  nearly  smooth.  This  plant  seems  to  bear  flowers  already, 
when  only  6in.  high,  and  never  to  exceed  4ft.  in  height,  unless  perhaps 
in  eultivation. 

Styphelia  Milligani. 

Under  this  appellation  oecurs  the  Pentaehondra  verticillata  in  the  secondL 
systematie  Census  of  Australian  Planta,  p.  178,  in  antieipation  of  the  fruit 
proving  that  of  a  Styphelia  (or  Leucopogon),  a  surmise  fully  borne  out  by 
speeimens    sent   by  Mr.  Moore    from    the    highlands    of  Mount  Read  and 
Mount  Tyndall,  where  also  a  small   form  of  Acacia  mucronata  is  growing^ 
at  elevations  between  3,600ft.  and  3,900ft.     The  fruit,  as  now  seen,  is  only 
of  about  1/8-inch  measurement,  nearly  globular ;    its  pericarp  is    very  thin- 
and  outside  white;  the  putamen  is  five-celled.     Possibly  the  fruit  obtained* 
may    be    over-aged.      Until    now    the    plant    was    only    known    from    Dr. 
Milligan's  collection.     It  is  from  6in.  to  18in.  high,  but  as  it  is  many- 
branched    from    the  root,    Mr.    Moore    saw    individual    plant«    covering  a 
breadth  of  2ft.     When  out    of  flower  this  plant  calls  to  mind,    as  regards; 
its  aspect,  some  Pultenaeas.  (?) 

It  may  here  not  be  inappropriate  to  remark  that  since  Sir  Joseph. 
Hook  er  finished,  in  1860,  his  süperb  work  on  Tasmanian  plants,  the 
following  were  by  me  brought  under  notice  as  additional  among  vascu- 
lares  they  (coming  within  the  scope  of  my  own  researches)  as  the  Tas- 
manian flora  could  not  be  kept  apart  in  treating  that  of  Continental 
Australia,  some  few  only  emanating  from  other  collections : 

Popaver  aculeahtm  Thunberg. —  Cakile  maritima  Scopoli. —  Pittosporum 
undulatum  Andrews.  —  Comesperma  defoliatum  F.  v.  M.  —  Elaeocarpus 
reticulatus  Smith.  —  Pseudanthus  ovalifolius  F.  v.  M.  —  Euphorbia  Drum- 
mondi  Boissier.  —  Casuarina  bicuspidata  Bentham.  —  Zieria  cytisoides 
Smith.  —  Zieria  veronicea  F.  v.  M.  —  Eriosternon  Oldfieldi  F.  v.  M.  — 
Atriplex  paludosum  R.  Brown.  —  Polygonum  lapathifolium  Linne.  —  Acacia 
penninervis  Sieber.  —  Acaena  montana  J.  Hooker.  (Recorded  as  a 
variety  in  the  Fl.  Tasm.)  —  Pimelea  Milligani  Meissner.  —  Pimelea  strieta 
Meissner.  —  Pimelea  axißora  F.  v.  M.  —  Pimelea  serpillifolia  R.  Brown.. 
—  Eucalyptus  Sieberiana  F.  v.  M.  —  Eucalyptus  Stuartiana  F.  v.  M.  — 
Panax  sambueifolius  Sieber.  —  Hakea  ulicina  R.  Brown.  —  Hakea  no- 
dosa R.  Brown.    —   C'oprosma  Petriei  Cheeseman.  —  Cotula  ßlifolia  Thun- 


226  Neue  Litteratur. 

beig.  —  C'alucepliahcs  citreus  Lessing.  —  Cassinia  longifolia  R.  Brown.  — 
Podosperma  angustifolium  Labillardiere.  —  Ixiolaena  supina  F.  v.  M.  — 
Leptorrhynchus  nitidulus  De  Candolle.  —  Helichrysum  Spiceri  F.  v.  M.  — 
Helichrysum  Gravesii  F.  v.  M.  —  Anapltalis  Mereditliae  F.  v.  M.  —  Lo- 
belia platycalyx  F.  v.  M  —  Lobelia  rhomhifolia  De  Vries.  —  Lobelia 
Browniana  Roemer  aud  Schultes.  —  I,obelia  microsperma  F.  v.  M.  —  Lo- 
belia pratioides  Bentham.  —  Leeuivenhoekia  dubia  Sonder.  —  Donatia 
Novae  Zelandiae  J.  Hooker.  —  Scaevola  aemula  R.  Brown.  —  Scaevola 
microca>pa  Cavanilles.  —  Goodenia  barbata  R  Brown.  —  Styphelia  elliptica 
Smith.  —  Styphelia  scoparia  Smith.  —  Solanum  vescum  F.  v.  M.  —  Ve- 
ronica  plebeja  R.  Brown.  —  Verönica  ?iotabilis  F.  v.  M.  —  Westringia 
ro&mariniformis  Smith.  —  Yerbena  officinalis  Linnee.  —  Myoporum  parvi- 
folium  R.  Brown.  —  Prasojjhyllum  nigricans  R.  Brown.  —  Pterostylis  vit- 
tata  Lindley.  —  Orthoceras  strictum  R.  Brown.  —  Caladenia  suaveolens  G. 
Reiebentach.  —  Thismia  Eodicayi  F.  v.  M.  —  Milligania  Johnstoni  F.  v.  M. 

—  Potamogeton  perfoliatus  Linnee.  —  P.  Cheesemani  A.  Bennett.  —  P. 
pectinatus  Linnee.  —  Zostera  nana  Mertens  and  Roth.  —  Lepyrodia 
Muelleri  Bentham.  —  Calostrophus  elongatus  F.  v.  M.  —  Schoenus  Tepperi 
F.  v.  M.  (or  a  closely  allied  species).  —  Heleocharis  acicularis  R.  Brown. 

—  Gahnia  Radida  F.  v.  M.  —  Carex  tereticaulis  F.  v.  M.  —  C.  Biche- 
noviana  Boott.  —  Sporobolus  Yirginicus  Kunth.  —  Agrostis  frigida  F.  v.  M. 

—  A.  Grunniana  F.  v.  M.  —  Zoysia  pungens  Willdenow.  —  Imperata 
arundinacea  Cyrillo.  —  Cyathea  Cunninghami  J.  Hooker.  —  Blechnum 
■cartilagineum  Swartz.  —  Asplenium  Hookerianum  Colenso.  —  Aspidium 
lüspidum  Swartz.  —  Hymtnophyllum  marginatum  Hooker  aud  Greville.  — 
H.  Maliagi  J.  Hooker. 

In  the  concluding  pages  of  the  „Flora  Tasmaniae*'  were  already  in- 
serted  solely  from  Melbourne  Communications  as  additional. 

Kennedya  monophylla  Ventenat.  —  Geum  renifolium  F.  v.  M.  —  Aci- 
phylla  procumbens  F.  v.  M.  —  Ijeptomeria  glomerata  F.  v.  M.  —  AbrotaneUa 
scapigera  F.  v.  M.  —  Senecio  primulifolius  F.  v.  M.  —  Senecio  jiapillosus 
F.  v.  M.  —  Dracophyllum  minimum  F.  v.  M.  —  Sebaea  albidiflora  F.  v.  M. 

—  Limnanthemum  exigeum  F.  v.  M.  —  Dendrobium  striolatum  G.  Reichen- 
bach. —  Selaginella  Preissianum   Spring. 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

Cattie?  J.  Tll.,  Sur  un  cas  de  cohesion  et  de  dyalise  dans  le  Cypripedium 
barbatum.  (Archives  Neerlaudaises  des  scieuces  exactes  et  nat.  Tome  XXV. 
1891.  No.  2.) 

MassalongO,  C.j  La  Rogna  delle  foglie  dell'olivo.  (Memoria  letta  all'  Accad. 
Medico  Chirurgica  di  Ferrara.  1891.  15.  luglio.)    8°.  16  pp.  2  Tafeln.  Ferrara  1891. 

Thüllieu,  F.  VOll,  Ein  wenig  bekanuter  Apl'elbaum-Schädling,  Hydnum  Schieder- 
meyeri.     (Zeitschritt  für  Pflauzenkiaukheiten.   1891.   p.    lo2.) 

Yiala,  P.  et  SailVHirt'ail^C.,  Sur  quelques  Champignons  parasites  de  la  vigne. 
(Extr.  des  Anuaies  de  i'Ecole  Xouv.  d'Agriculture  de  Montpellier.  T.  VI.  1891.) 
8°.     21   pp.     2  pl.  color.     Montpellier  (C.  Coulet),  Paris  (G.  Masson)  1891. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik: 

Brunuer,  C,  Zur  Pathogenese  des  Kopftetanus.  (Berliner  klinische  Wochen- 
schrift. 1891.  No.  36.  p.  881—883.) 

Craiuer,  E.,  Die  Ursache  der  Resistenz  der  Sporen  gegen  trockne  Hitze.  (Arch. 
für  Hygiene.  Bd.  XIII.  1891.  Heft  1.  p.  70—112.) 

Eschericll,  T.,  Zur  Frage  der  Milchsterilisirung  zum  Zwecke  der  Säuglings- 
Ernährung.  (Müuchener  mediciniscbe  Wochenschrift.  1891.  No.  30.  p.  521  — 
523.) 

Fabry,  .)..  Zur  Aetiologie  der  Sycosis  simplex.  (Deutsche  medic.  Wocheuschr. 
1891.  No.  32.  p.  976.) 

Fiedeler,  Ueber  die  Brustseuche  im  Koseier  Landgestüte  und  über  den  Krank- 
heits-Erreger  derselben.  (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 
Bd.  X.  1891.  No.  13/14.  p.  408—415,  454—458.) 

Frauke,  E.,  Ueber  Infectiou  und  Desinfection  von  Augentropfwässern.  (Deutsche 
mediciniscbe  Wochenschrift.  1891.  No.  33.  p.  990-993.) 


Neue  Litteratur. 


127 


Laser,  H.,  lieber  das  Verhalten  von  Typhusbacillen ,  Cholerabakterien  und 
Tuberkelbacillen  in  der  Butter.  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  X.  1891.  Heft". 
p.  513-520.) 

Mibelli,  V.,     Sul    fungo    del   favo.     (Riforma    medica.     1891.    p.    817—821.    II 
p.  37—41.) 

Middeudor»,  H.  W.,  Weitere  Mittheilungen  über  die  von  Prof.  Dr.  R.  Koch 
vermeintlich  entdeckten,  aber  nicht  bestehenden  Tuberkelbacillen,  den  funda- 
mentalen Irrthum  in  seiner  Lehre  von  der  Aetiologie  der  Tuberkulose  und  die 
Wertlosigkeit  und  die  Gefahren  seines  Heilverfahrens.  8°.  30  pp.  Groningen 
(J.  B.  Wolters)  1891.  M.  1.— 

Sclineidemühl,  Gr.,  Bemerkung  zu  dem  Vortrage  über  eine  infectiöse  Kälber- 
pneumonie.  (Wochenschrift  für  Thierheilkunde  und  Viehzucht.  1891.  No.  30. 
p.  293—294.) 

Schnirer,  31.  T.,  Zweiter  Tuberculose-Congress.  (Centralblatt  für  Bakteriologie 
und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  1891.  Xo.   13.  p.  439.) 

lYermaiiii,  Ueber  Alopecia  areata.  (Correspondenzblatt  des  ärztl.  Kreis-  und 
Bez.- Vereins  im  Königreich  Sachsen.   1891.   No.  3.  p.  38  —  41.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 
Daurel,  Jos.,    Elements    de    viticulture,    avec    description    des  cepages    les  plus 

repandus.     2.  edition.     8°.     XVII,   lob'   pp.     Bordeaux  (Feret  et  fils)  1891. 

Fr.  2.50. 
Lasche,  A.,  Die  Mycoderma  und  die  Praxis.     (Braumeister.   1891.  No.  10.  p.  293 

-297.) 
Pfuhl,  E.,  Die  Jute  und  ihre  Verarbeitung,  auf  Grund  wissenschaftlicher  Unter- 
suchungen und  praktischer  Erfahrung  dargestellt.     Theil  II.     8°.     XX,  373  pp. 

28  Tafeln.     Theil    III.     8°.     XI,    169  pp/    IG    Tafeln.     Berlin    (Jul.    Springer) 
^  1891.  M.  40.— 

Schaffer,   F.,  Ueber  den  Einfluss  der  Mycoderma  vini  auf  die  Zusammensetzung 

des    Weines.      (Schweizerische    Wochenschrift    für    Pharmacie.     1891.    No.  25. 

p.  237—240.) 
Wiiiter,    Heinrich,    Onderzoek    van    eeue    melasse.      (Meddedeelingen   van    het 

Proefstation  „Middeu  Java"  te  Semarang.  1891.)     8°.     6  pp.     Semarang  1891. 


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Das  Hauptwerk  des  berühmten  Pflanzenbiologen!  Glänzend 
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128 


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Botanischer  Lagerkatalog  51,  52  und  53. 


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I.  Cryptogamae.    1219  Nr. 

II.  Anatomia  et  physiologia  plantarnm.    1363  Nr. 
III.  Phanerogamae.  Florae.  Plantae  fossiles  etc.  2777  Nr. 

Die    Bibliotheken    des    f    Herrn    Geh.    Hofrath    Prof.    Dr.    A.    Schenk  in 
Leipzig  und  des  t  Herrn  Dr.  C.  Sailio  in  Lyck  enthaltend. 

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Inhalt 


Wissenschaftliche  vJriginal- 
.Mittheilu  ngen. 

Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Eeto- 
carpus-Arten  der  Kieler  Föhrde.  (Fortsetzung), 
p.  a7. 

Botanische  Gärten  und. 
Institute,  p.  104. 

Instrumente,  Präparations-  und 
Conservations-Methoden  etc. 

Dammer ,  Handbuch  für  Pfianzensammler, 
p.  104. 

Sammlungen, 
p.  106. 

Referate. 

Arcangeli,  Altre  osservazioni  sul  Draeunculus 
vulgaris  (L.)  Schott,  e  sul  sue  processo 
d'impollinazione,  p.  108. 

Früh,  Der  gegenwärtige  Standpunkt  der  Torf- 
forschung, p.  119. 


Kusnetzoff,  Die  Elemente  des  Mittelmeer- 
gebietes im  westlichen  Transkaukasien.  Re- 
sultate einer  pnanzengeograpbischen  Er- 
forschung des  Kaukasus,  p.  115. 

Oliver,  On  the  effects  of  urban  fog  upon  culti- 
vated  plants.  Preliminary  report  presented 
to  the  Scientific  Committee  of  the  Royal 
Horticultural  Society,  March  24  th.,  p.  120. 

Peirce,  Notes  on  Corticium  Oakesii  B.  et  C 
and  Jlichenera  Artocreas  B.  et  C,  p.  108. 

Poli  e  Tanfani,  Botanica  ad  uso  delle  scuole 
classiche,  p.  107. 

Radlkofer,  Ueber  die  Gliederung  der  Familie 
der  Sapindaceen,  p.  110. 

Raulin,  De  l'infiuence  de  la  nature  des  terrains 
sur  la  Vegetation,  p.  122. 

Tanflljew,  Zur  Frage  über  das  Aussterben  der 
Trapa  natans,  p.  109. 

Thaxter,  On  certain  new  or  peculiar  North 
American  Hypbomycetes.     I.,  p.  107. 

Vandeiiberghe,  Bijdrage  tot  de  Studie  der 
belgische  Kustflora.  Salicornia  herbacea  L.. 
p.  119. 

Neue  Litteratur,  p.  123. 


Ausgegeben :  28.  Oetober  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Gasse!. 


Band  XLVIII.  No.  5.  XII.  Jahrgang. 

V  REFERIRENDES  ORGAN  '• 

für  das  Gesammt gebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 

TOD 

Dr.  Oscar  Uhlworm  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Yereins  in  München,  der  Botanisita  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Section  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  «1er  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cnltnr  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvctenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch  »botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Land  und  der  Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsingfors. 


Nr.  44. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchbandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Original-Mittbeilungeii. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten 
der  Kieler  Föhrde. 

Von 

Paul  Kuckuck. 

Mit  6  Figuren. 
(Fortsetzung  u.  Schluss.) 

II.  Der  Formenkreis    von  Ectocarpus  confervoides   Roth   sp. 
(nebst  verwandten  Formen). 

1.  Zellinhalt. 

Die  Chromatophoren.  Bei  E.  siliculosus  Dillw.  sp.  durch- 
ziehen die  Chromatophoren  in  zahlreichen,  verzweigten,  sehr  un- 
regelmässigen oder  spiralig  verlaufenden  Bändern  die  Zelle,  sind 
verhältnissmässig  schmal  und  in  den  Hauptachsen  meist  spärlicher 
entwickelt.  Bei  E.  confervoides  Roth  sp.  sind  sie  stets  kräftig  ent- 
wickelte, breite  und  dicke  Bänder  von  dunkel-gelbbrauner  Farbe. 
Bald  durchziehen    sie    fast  parallel  zur  Längsachse   stabförmig   die 

Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  9 


loO  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

Zelle,  bald  sind  sie  mehr  unregelmässig,  selten  spiralig,  oft  in  quer 
zur  Längsachse  verlaufenden  Bändern  angeordnet.  In  den  Zellen 
der  seilartig  zusammengedrehten  Fäden  sind  sie  meist  spärlich,  in 
einzelne  kürzere  Stäbe  zertheilt. 

Pyrenoide.  Pyrenoide  nenne  ich  den  Chromatophoren  auf 
der  dem  Zelllumen  zugekehrten  Fläche  aufgelagerte  Körper  von 
fast  kugeliger  bis  mehr  polyedrischer  Gestalt,  die  eine  deutliche 
Schalenstructur  aufweisen.  Sie  finden  sich  bei  allen  Zellen,  die 
I  lange,  bandförmige  Chromatophoren  besitzen,  und  sind  von 
Schmitz  (44.  p.  154)  als  Phäophyceenstärke  bezeichnet  worden. 
Die  den  Kern  bildende  Kugel  färbt  sich  mit  Carminessigsäure  rosa- 
roth  und  scheint  nucleinhaltiger  Natur  zu  sein,  die  den  Kern  um- 
schliessende  Hohlkugel  bleibt  dagegen  ungefärbt.  Das  Verhalten 
gegen  Jod  studirte  ich  bei  solchen  Pyrenoiden,  die  seitlich  an  den 
Chromatophoren  hervorragen,  da  die  Braunfärbung  der  letzteren 
leicht  eine  Täuschung  hervorrufen  kann.  Der  Kern  zeigte  eine 
etwas  stärkere  Gelbfärbung  als  die  Schale,  beide  waren  aber  nur 
schwach  tingirt.  Die  Pyrenoide  lösen  sich  weder  in  Alkohol  noch 
in  Essigsäure,  bleiben  beim  Eintrocknen  erhalten  und  reduciren 
Osmiumsäure  nicht.  Dass  sie,  wie  Schmitz  angibt,  immer  unter 
dem  Einfluss  der  Chromatophoren  entstehen,  kann  ich  bestätigen. 
Stets  sitzen  sie  der  Farbstoffplatte  unmittelbar  auf,  wie  sich  heraus- 
stellt, wenn  man  auf  den  optischen  Durchschnitt  der  Chromato- 
phoren einstellt.  Ein  kurzes  Spitzchen,  mit  welchem  sie  nach 
Bert  hold  (7.  p.  56  ff.)  den  Farbkörpern  seitlich  ansitzen  sollen, 
vermochte  ich  jedoch  nicht  zu  erkennen  (siehe  dagegen  bei  Ecto- 
carpus  Utoralis).  Nie  fand  ich  sie,  auch  nicht  bei  aus- 
gewachsenen Zellen,  frei  im  Protoplasma  eingebettet  und  muss 
deshalb  wenigstens  für  E.  confervot'des  Roth  sp.  und  verwandte 
Formen  der  Schmitz'schen  Ansicht,  dass  sie  nachträglich  durch 
die  Bewegungen  des  Plasmas  in  der  ganzen  Zelle  vertheilt  werden, 
widersprechen.  Auch  darin  finde  ich  mich  in  Uebereinstimmung 
mit  Schmitz,  dass  die  Pyrenoide  nie  im  Innern  der  Chromato- 
phoren entwickelt  werden.  Sie  werden  unter  Mitwirkung  derselben 
und  der  des  benachbarten  Plasmas  an  der  inneren  Oberfläche  oder 
seltener  am  Rande  der  Farbstoffplatten  erzeugt.  Auch  konnte  ich 
feststellen,  dass  Plasmafäden  von  der  Kernhülle  gerade  zu  den 
Stellen  des  die  Chromatophoren  enthaltenden  Wandplasmas  hinziehen, 
an  denen  Pyrenoide  entwickelt  werden.  Ueber  das  Verhalten  der 
Pyrenoide  bei  der  Zoosporenbildung  siehe  weiter  unten. 

Schmitz  wählte  die  Bezeichnung  Pyrenoide  für  kugelige 
Gebilde  im  Innern  der  Chromatophoren,  die  denselben  eingebettet 
wären,  wie  der  Nucleolus  dem  Kern,  sah  dabei  also  ganz  ab  von 
ihrer  chemischen  Beschaffenheit.  Da  nun  aber  die  hier  beschriebenen 
Körper  stets  unmittelbar  an  den  Chromatophoren  entstehen  und 
ganz  ähnliche  Reactionen  wie  die  Pyrenoide  zeigen,  so  halte  ich 
die  Bezeichnung  „Phäophyceenstärke"  für  entbehrlich.  (Vergl. 
hierzu  auch  Schmitz  (45.)  p.  129  ff.) 

SonstigeimProtoplasmasuspendirteKörper.  Leicht 
mit  den  Pyrenoiden  zu  verwechseln  sind  tropfenförmige,  im  Proto- 


Kuckuck,    Beitrüge  zur  Kenntniss  der  Ectoearpus-Arten  etc.  131 

plasma  unregelmässig  zerstreute  Körper,  besonders  wenn  sie  sich 
den  Chromatophoren  anlegen.  Dieselben  lösen  sich  sofort  in 
Essigsäure  und  96°/o  Alkohol  auf.  Oft  umgeben  sie,  besonders 
bei  nicht  mehr  völlig  frischem  Material,  den  Kern  in  grossen  Ballen, 
welcher  durch  Behandlung  mit  Essigsäurecarmin  dann  leicht  sichtbar 
gemacht  werden  kann.  Sie  färben  sich  bei  Zusatz  von  Eau  de 
Javelle  unter  Quellung  rothbraun  und  zerfliessen  darauf  unter  Ent- 
färbung. —  Die  im  Wandbelag  des  Protoplasmas  liegenden  kleinen 
hellglänzenden  Tropfen  lassen  nach  der  Auflösung  durch  Essigsäure 
kleine  concentrische  Ringe  auf  der  Zellmembran  zurück.  An- 
wendung von  Jod  in  Jodkalium  und  alle  anderen  Stärkereactionen 
ergaben  stets  negative  Resultate. 

Während  der  Beobachtung  sah  ich  öfters  Veränderungen  in 
der  Lage  der  Plasmafäden,  Verschiebungen  längs  der  Aussenwand 
u.  s.  w. 

2.  Sporangien. 

Die  von  T  huret  (48.)  vorgeschlagene  und  von  Kj  eil  man 
(23.  p.  42)  angenommene  Bezeichnung  der  beiden  Sporangienformen 
muss  auch  jetzt  noch  als  die  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  unserer 
Kenntnisse  angemessenste  betrachtet  werden,  da  sie  sich  an  rein 
morphologische  Merkmale  hält  und  von  der  Natur  und  Bedeutung 
der  Zoosporen  ganz  absieht.  Ich  nenne  daher  nach  wie  vor  die 
aus  einer  Zelle  bestehenden  Sporangien  uniloculäre  Sporangien 
(sporangia  unilocularia,  einfächerige  Sporangien)  und  die  aus  Zell- 
stockwerken bestehenden  pluriloculäre  Sporangien  (sporangia  pluri- 
locularia,  mehr-  oder  vielfächerige  Sporangien).  Eine  Eintheilung  in 
Sporangien  und  Gametangien,  wie  sie  Kj  eil  man  in  seinem  Hand- 
bok  i  Skandinaviens  Hafsalgflora  I  vornimmt,  erscheint  nicht  räthlich, 
da  sie  die  nur  für  zwei  Species  (Ectocarpus  siliculosus  und  Scyto- 
siphon)  bisher  unzweifelhaft  nachgewiesene  geschlechtliche  Natur 
(s.  Berthold  6.)  für  alle  in  pluriloculären  Sporangien  entwickelten 
Zoosporen  anticipirt.  (Vergl.  auch  Falken b er g  12.  p.  220).  Ich 
selbst  habe,  Avie  ich  gleich  hier  vorweg  nehmen  will,  nie  eine 
Copulation  von  Zoosporen  oder  auch  nur  eine  Andeutung  zu 
derselben  gefunden,  trotzdem  Zoosporen  aus  pluriloculären  Spo- 
rangien (die  hauptsächlich  in  Betracht  kommen)  und  uniloculären 
Sporangien  zahlreicher  Individuen  der  verschiedensten  Formen  und 
Arten  zu  den  verschiedensten  Jahres-  und  Tageszeiten  zu  meiner 
Beobachtung  gelangten. 

Was  das  Auftreten  der  beiden  Sporangienarten  betrifft,  so 
fand  ich  bei  den  beobachteten  Pflanzen,  für  welche  als  Standort 
nur  der  Kieler  Hafen  und  seine  Mündung  in  die  Kieler  Bucht  in 
Betracht  kommt,  pluriloculäre  Sporangien  ungleich  häufiger  als 
uniloculäre.  Bei  E.  confervoides  Roth  sp.  und  seinen  verschiedenen 
Formen  fand  ich  zu  allen  Jahreszeiten  überhaupt  nur  die  erste 
Sporangienart.  Bei  E.  siliculosus  Dillw.  sp.  fand  ich  einfächerige 
Sporangien  nur  sehr  vereinzelt;  dagegen  waren  sie  bei  E.  peni- 
cillatus  Ag.  reichlich  entwickelt.  Bei  dieser  letzteren  Art  gibt  es 
Individuen    (im  Sommer),   welche  nur  einfächerige  Sporangien   er- 

9* 


132  Kuckuck,    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arteu  etc. 

zeugen,  dann  solche,  bei  denen  vereinzelt  pluriloculäre  auftreten, 
die  zuweilen  noch  als  uniloculäre  Sporangien  angelegt  werden, 
ferner  solche,  bei  denen  uniloculäre  und  pluriloculäre  gleich  zahl- 
reich sind  oder  die  letzteren  schon  überwiegen,  und  endlich  Indi- 
viduen, bei  denen  sich  nur  noch  pluriloculäre  Sporangien  finden 
(im  Spätsommer  und  Herbst).  Ob  freilich  diese  Entwicklung  an 
ein  und  demselben  Individuum  völlig  durchlaufen  werden  kann, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Es  ist  mir  wahrscheinlich,  dass  die 
aus  zu  verschiedenen  Zeiten  entlassenen  Sporen  nach  und  nach 
heranwachsenden  Pflänzchen  im  Sommer  uniloculäre,  später  pluri- 
loculäre Sporangien  erzeugen.  Ein  Wechsel  von  Generationen  mit 
uniloculären  und  solchen  mit  pluriloculären  Sporangien  ist  hierbei 
möglich,  aber  nicht  nothwendig.  Darauf  bezügliche  Culturversuche 
misslangen  leider,  wie  denn  überhaupt  Ectocarpus-Avten  in  der 
Cultur  sich  als  äusserst  empfindlich  enveisen. 

Die  pluriloculären  Sporangien  stehen  zumeist  terminal, 
d.  h.  ganz  allgemein,  es  folgen  an  ihrer  Spitze  keine  vegetativen 
Zellen  mehr.  Sporangien,  deren  Stiel  Zweige  entsendet,  nenne  ich 
terminal  im  engeren  Sinne  und  unterscheide  alle  übrigen  als  lang- 
gestielte, als  kurzgestielte  (eine  bis  wenig  Stielzellen)  und  als  sitzende 
Sporangien.  Alle  Uebergänge  finden  sich  z.  B.  sehr  häufig  bei 
E.  dasycarpus  n.  sp.   (vergl.  Fig.  4  nebst  Erklärung). 

Intercalare  Sporangien,  die  an  ihrem  Scheitel  eine  mehr  oder 
weniger  lange  Reihe  vegetativer  Zellen  tragen,  finden  sich  besonders 
häufig  bei  E.  siliculosus  Dillw.  sp.  (Fig.  1,  A)  und  überbrücken 
den  Uebergang  zu  dem  Formenkreis  von  E.  litoralis  L.  sp. 

E n  t w i c k  1  u n g  der  pluriloculären  Sporangien  (vergl. 
Kj  eil  man  (23.)  p.  43  ff.).  Bei  E.  confervoides  Roth  sp.  treibt 
eine  Thalluszelle  unter  der  oberen  Querwand  eine  Ausstülpung, 
die  sich  durch  eine  etwas  schief  gestellte  Wand  von  der  Mutter- 
zelle abgliedert  und  sich  in  diesem  Stadium  von  einer  jungen 
Zweiganlage  noch  nicht  unterscheidet.  Die  Aussprossung  wächst 
in  die  Dicke  und  besonders  in  die  Länge  und  theilt  sich  durch 
eine  Querwand.  Mit  den  nächsten  Quertheilungen  beginnt  eine 
Differenzirung  des  Zellinhaltes.  In  den  oberen  Zellen,  in  welchen 
nunmehr  die  Theilungen  lebhafter  aufeinander  folgen,  findet  eine 
Vermehrung  des  Protoplasmas  statt,  während  die  Chromatophoren 
in  einzelne  Stücke  zerfallen.  Pyrenoide,  die  in  den  unteren,  zu 
Stielzellen  werdenden  Zellen  noch  gebildet  werden,  werden  hier 
nicht  mehr  entwickelt  oder  bleiben  doch  sehr  klein,  um  bei  der 
weiteren  Ausbildung  des  Sporangiums  wahrscheinlich  wieder  auf- 
gelöst zu  werden.  Bald  treten  die  ersten  Längswände  auf  und 
mit  der  Anlage  der  einzelnen  Wände  geht  gleichzeitig  eine  Theilung 
der  Kerne  vor  sich,  wobei  derselbe  einen  immer  grösseren  Theil 
des  Zell-  oder  Fachlumens  einnimmt.  Die  Chromatophoren  ver- 
lassen zum  Theil  ihre  wandständige  Lage  und  rücken  in  das  Zell- 
lumen hinein.  Die  Augenpunkte  sind  bei  weit  vorgeschrittener, 
aber  noch  nicht  beendeter  Fächerung  als  winzig  kleine,  rothe, 
glänzende  Punkte  in  der  Fläche  oder  am  Rande  der  Farbstoff- 
platten zu  erkennen. 


Kuckuck,   Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  133 

Bei  E.  penicillatus  Ag.,  bei  dem  zuerst  miiloculäre  Sporangien 
und  späterhin  an  derselben  Pflanze  pluriloculäre  auftreten,  ist  die 
Entwicklung  der  letzteren  etwas  anders.  Die  Pflanze  zeigt  auch 
während  der  Sporangienbildung  noch  lebhaftes  Wachsthum  und  im 
Zusammenhange  damit  an  den  Aesten  aller,  besonders  höherer 
Ordnungen  kurze,  dünne  Adventivästchen,  die  ein  ziemlich  aus- 
gesprochenes trichothallisches  Wachsthum  haben.  Die  oberen  Zellen 
verlängern  sich  demgemäss  und  zu  einer  bestimmten  Zeit  liegt  der 
am  lebhaftesten  wachsende  Theil  in  der  Mitte  des  jungen  Astes. 
Ist  derselbe  ausgewachsen,  so  läuft  er  in  ein  langes,  gleich  breites, 
oben  absterbendes  Haar  aus,  das  nicht  viel  dünner  ist  als  die 
unteren  chromatophorenreicheu  Zellen.  Zur  Zeit  nun ,  wo  die 
pluriloculären  Sporangien  erscheinen,  unterbleibt  die  Verlängerung 
der  oberen  Zellen,  es  treten  in  den  oberen  zwei  Dritteln  der  bis 
dahin  noch  als  vegetativ  zu  bezeichnenden  Anlage  bis  dicht  unter 
die  Spitze  rasche  Theilungen,  die  von  einer  Vermehrung  des  Zell- 
inhaltes, vorzüglich  der  nicht  gefärbten  Bestandteile  begleitet  sind, 
ein,  ohne  dass  eine  Verdickung  dieses  Fadentheiles  zu  bemerken 
wäre.  Dieselbe  stellt  sich  erst  mit  dem  weiteren  Vorschreiten  der 
jungen  Anlage  ein,  welche  sich  von  den  unteren  zu  Stielzellen 
werdenden  Zellen  nach  der  Anlage  einer  Reihe  von  Längswänden 
abliebt. 

Ich  gehe  nun  zu  der  Sporangienentwicklung  bei  E.  siliculosiis 
Dillw.  sp.  über,  dessen  pluriloculäre  Sporangien  in  sehr  vielen 
Fällen  Haare  tragen.  Zu  einer  Zeit,  wo  die  Pflanze  noch  lebhaft 
wächst,  findet  man  dünnere,  an  Zweigen  verschiedener  Ordnung 
stehende,  in  ein  kürzeres  oder  längeres  Haar  auslaufende  Aeste, 
welche  undeutlich  trichothallisch  wachsen.  Allmählich  verschiebt 
und  concentrirt  sich  die  Region  lebhaften  Wachsthums  in  dem 
unteren  Theile  (Fig.  1,  A,  bei  a)  und  es  entsteht  eine  längere 
Reihe  scheibenförmiger  Zellen,  in  denen  alsbald  Längswände  auf- 
treten. Im  ausgebildeten  Zustande  ist  das  Sporangium  unten  meist 
am  dicksten,  verjüngt  sich  nach  oben  gleichmässig  und  der  oberste 
Theil  erscheint  dann  von  den  sterilen  Zellen  abgesetzt  oder  ist 
eben  so  dick  wie  diese.  In  anderen  weniger  häufigen  Fällen  ist 
das  Sporangium  gleichmässig  dick.  Es  kann  auch,  wenn  die  leb- 
haften Theilungen  beginnen,  eine  in  der  Wachsthumsregion  liegende 
Zelle  ihr  Wachsthum  einstellen,  so  dass  das  reife  Sporangium  durch 
eine  vegetative  Zelle  in  zwei  Theile  zersprengt  wird.  Endlich 
kann  sich  die  Theilungsfähigkeit  auf  eine  Zelle  im  vegetativen 
Ast  beschränken,  so  dass  ein  intercalares,  ovales  oder  fast  kugeliges 
pluriloculäres  Sporangium  entsteht. 

Die  uniloculären  Sporangien  treten  bei  E.  penicillatus 
Ag.  in  den  Zweigbüscheln  auf,  sind  meist  von  sehr  regelmässiger 
ellipsoidischer  Gestalt,  oft  auch  mehr  eirund,  sitzend  oder  kurz 
gestielt,  aufrecht  und  dem  vegetativen  Faden  zuweilen  sehr  fest 
angeschmiegt  oder  abstehend.  —  Bei  E.  siliculosus  Dillw.  sp.  sind 
die  Sporangien  ebenfalls  meist  sitzend  oder  kurz  gestielt,  ellipsoidisch 
breitgedrückt  oder  eiförmig  und  stehen  vorzüglich  an  den  Zweigen 
höherer   Ordnung. 


134  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kemitniss  der  Ectocarpus- Arten  etc. 

Entwicklung  der  uniloculären  Sporangien.  Die- 
selbe ist,  von  dem  Zellinhalte  abgesehen,  eine  sehr  einfache. 
Die  vegetative  Gliederzelle  treibt  unter  der  oberen  Quer- 
wand vorbei  eine  Ausstülpung,  die  sich  durch  eine  in  der 
Fläche  der  Mutterzellenmembran  liegende  oder  zu  ihr  etwas  schief 
gestellte  Wand  zu  einer  selbständigen  Zelle  abgliedert,  sich  durch 
dichten  Inhalt  auszeichnet  und  die  Chromatophoren  während  der 
Weiterentwicklung  entwickelt  und  vermehrt.  In  anderen  Fällen 
theilt  sich  die  Ausstülpung,  sobald  sie  sich  von  der  Mutterzelle 
abgegliedert  hat,  durch  eine  Querwand,  sodass  eine  obere  hemi- 
sphärische Zelle,  die  zum  Sporangium  wird,  und  eine  untere  oft 
scharf  keilförmige  Zelle,  die  zur  Stielzelle  wird,  entsteht.  In  dem 
jungen  Sporangium  rindet  dann  eine  successive  Theilung  der  Zell- 
kerne statt,  die  aber  nicht  so  weit  wie  bei  den  entsprechenden 
Sporangien  von  E.  litoralis  zu  schreiten  pflegt,  wie  denn  auch  das 
fertige  Sporangium  weniger  Zoosporen  enthält  als  dort.  Treten 
keine  Zerklüftungen  der  Zoosporenportionen  mehr  ein,  so  platten 
sich  dieselben  polygonal  ab.  Die  Wanderung  der  Chromatophoren 
nach  dem  Lumen  des  Sporangiums  findet  erst  statt,  wenn  das 
Sporangium  schon  eine  beträchtliche  Grösse  erreicht  hat,  viel  später 
als  bei  E.  litoralis.  Eine  mehrfache  Umlagerung  derselben,  wie 
sie  dort  stattfindet,  habe  ich  hier  nicht  beobachtet.  Bei  Zusatz 
von  Eau  de  Javelle  wird  der  ganze  Inhalt  innerhalb  der  Sporangien- 
membran  zerstört;  feste  Septa,  die  gleichzeitig  mit  dem  Austritt 
der  Sporen  gelöst  werden,  wie  bei  den  vermeintlichen  uniloculären 
Sporangien  von  Stictyosiphon  tortilis  (40.  Taf.  32.  Fig.  9 — 11) 
werden  also  nicht  gebildet. 

Im  Wesentlichen  stimmen  mithin  meine  Beobachtungen  mit 
denen  Kjellman's  überein.  Jedoch  habe  ich  nie  mit  den  ge- 
wöhnlichen Hilfsmitteln  Stärke  in  den  Sporangien  nachweisen  können. 
Eine  Täuschung,  die  durch  die  bei  Jodzusatz  sich  blaugrün  färbenden 
Augenpunkte  hervorgerufen  werden  könnte,  kann  kaum  vorliegen, 
da  der  genannte  Forscher  dieselbe  auch  in  den  ganz  jungen 
Sporangienanlagen  fand,  die  sich  so  „von  vegetativen  Zweiganlagen 
ganz  wesentlich  unterschieden"  (23.  p.  42). 

U e b e r g ä n g e  vom  uniloculären  z u m  p  1  u r i  1  o c u  1  ä r e n 
Sporangium.  Es  finden  sich  gewisse  Sporangiumbildungen,  die 
man  am  besten  als  Uebergangsformen  von  uniloculären  zu  pluri- 
loculären  Sporangien  auffasst.  Ich  fand  sie  hauptsächlich  bei  E.  peni- 
cillatus  Ag.,  und  zwar  zu  der  Zeit,  wo  die  mit  uniloculären  Spo- 
rangien bedeckte  Pflanze  pluriloculäre  Sporangien  zu  bilden  anfängt. 
In  einem  Falle  war  ein  Sporangium  mit  vollkommener  Fächerung 
unzweifelhaft  als  uniloculäres  angelegt  Avorden;  die  beiden  Stiel- 
zellen waren,  wie  es  für  jene  Sporangiumart  charakteristisch  ist, 
keilförmig  und  schmiegten  sich  ebenso  wie  das  gedrungene  kegel- 
förmige Sporangium  selbst  den  vegetativen  Gliederzellen  des  Fadens 
an.  Eine  weitere  Neigung  uniloculärer  Sporangien,  die  pluriloculäre 
Fächerung  wenigstens  anzustreben,  sehe  ich  darin,  dass  auf  einem 
Stiel  bis  fünf  Sporangien  gebildet  Avurden,  die  man  als  eine  Ver- 
einigung uuiloeuliiror  Snoranfifien.  abo.v  auch  als  ein  einziges  pluri- 


Kuckuck,   Beiträge  zur  Kenutniss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  135 

loculäres  Sporangium  ansehen  kann,  bei  welchem  eine  weitergehende 
Fächerung  unterblieben  ist. 

Entleerung  der  Sporangien.  Hat  das  pluriloculäre 
Sporangium  seine  volle  Reife  erreicht,  so  liegt  jede  Zoospore  in 
einer  von  sehr  dünnen,  aber  deutlich  erkennbaren  Zellwänden  um- 
schlossenen Mutterzelle,  und  die  Chromatophoren,  welche  Anfangs 
eine  mehr  hellgelbe  Farbe  zeigten,  sind  nun  ebenso  intensiv  gefärbt, 
wie  in  den  vegetativen  Zellen.  Auf  Thur  et  's  (48.)  Ansicht,  dass 
die  Sporangien  aus  einer  einzigen  Zellreihe  bestehen,  und  dass  in 
jeder  scheibenförmigen  Zelle  der  Inhalt  sich  in  zahlreiche  neben 
einander  liegende  Zoosporen  ohne  Bildung  von  Längswänden  zer- 
klüftet, geht  Kjellmann,  dieselbe  widerlegend,  näher  ein  und 
ich  kann  deshalb  auf  eine  ausführliche  Bestätigung  der  Kjell- 
m an 'sehen  Beobachtungen  verzichten.  Im  normalen  Falle  öffnet 
sich  das  Sporangium  an  der  Spitze  (bei  b  in  Fig.  3)  und  es  er- 
scheint natürlich,  als  Ursache  einen  Druck  der  Stielzellen  auf  die 
unterste  Sporangiumschicht,  der  sich  auf  die  höher  liegenden 
Schichten  fortpflanzt,  anzunehmen.  Dass  die  Stielzellen  in  der 
That  das  Bestreben  haben,  sich  auszudehnen  und  zu  wachsen, 
zeigt  die  sehr  oft  bald  nach  der  Entleerung  beginnende  Anlage 
eines  Ersatzsporangiums  in  der  leeren  Sporangiumhülse  (a  in  Fig.  3). 
Es  ist  auch  wahrscheinlich,  dass  die  reifen  Sporen  ihre  zartwandigen 
Fächer  und  das  ganze  Sporangium  so  prall  füllen,  dass  die  Auf- 
lösung der  Zellwand  an  einer  dazu  prädestinirten,  weicheren  Stelle, 
hier  der  Spitze,  eintreten  kann.  Mit  dem  Austritt  der  ersten 
Schwärmer  werden  die  dünneren  Zellwände  zumeist  vollständig- 
gelöst,  sodass  nur  die  durchgehenden  Querwände  erhalten  bleiben. 
Dass  nicht  nur  die  Randstellen  derselben,  mit  denen  sie  sich  an 
die  Aussenmembran  ansetzen,  persistiren,  sondern  dass  nur  in  der 
Mitte  eine  Lösung  der  Membran  eintritt,  lässt  sich  bei  zweck- 
mässiger Einstellung  mittelst  der  Mikrometerschraube  unschwer 
erkennen.  Damit  in  Zusammenhang  steht  es  nun  auch,  dass  die 
Schwärmsporen  in  einem  Zuge  geordnet  das  Sporangium  verlassen. 
Schon  in  diesem  kann  man  bei  den  losgelösten  Sporen  deutlich 
ein  farbloses  zugespitztes  und  ein  gefärbtes  abgerundetes  Ende 
unterscheiden ;  welches  von  beiden  der  Austrittsöffnung  zugekehrt 
ist,  unterliegt  keinem  Gesetze  und  hängt  offenbar  von  der  Lage 
des  Schwärmers  im  Sporangiumfache  ab.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  wenigstens  die  längere  Geissei  (oft  beide)  sich  von  dem  Sporen- 
leibe, schon  bevor  derselbe  die  Oeffnung  erreicht  hat,  ablöst,  in 
welcher  Weise,  kam  bei  der  Feinheit  des  Objectes  nicht  zur  näheren 
Beobachtung.  Dieselbe  schleppte  entweder  träge  nach  oder  war 
nach    vorn    gerichtet   und  machte    bereits    schlängelnde  Bewegung. 

Es  kann  nun  auch,  nicht  nur  bei  Sporangien,  die  in  sterile 
Zellen  auslaufen,  vorkommen,  dass  an  der  Seite  eine  oder  mehrere 
(bis  drei)  Oeffnungen  entstehen  (bei  b  in  Fig.  1,  B).  Dabei  tritt 
zuweilen  eine  Knickung  des  Sporangiums  an  den  Oeffnungsstellen 
ein,  durch  Avelche  dieselben  v ergrösser t  werden.  In  der  Regel 
sind  die  Austrittsöffnungen  enger  als  der  grösste  Querdurchmesser 
der    Spore,    welche    sich    beim    Herausschlüpfen    einschnürt,    einen 


136  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

Moment  eingezwängt  ist  und  dann  mit  einem  ,Ruck  herausgepresst 
wird.  Vor  der  Oeftnung  macht  der  Schwärmer  eine  pendelnde 
Bewegung,  um  die  Cilien  zu  völlig  freiem  Gebrauche  zu  entwickeln, 
sodann  erfolgt  ein  Zittern  oder  Schütteln  und  derselbe  eilt  davon. 

Bei  alten  Sporangiumhülsen  werden  auch  die  durchgehenden 
Querwände  gelöst,  sodass  man  dann  von  einer  früheren  Fächerung 
keine  Spur  mehr  erkennen  kann  (a  in  Fig.  3).  Andererseits  kommt 
es  zuweilen  vor,  dass  die  Längswände  wenigstens  als  Leisten  er- 
halten bleiben,  sodass  bei  völlig  entleertem  Sporangium  die  Fächerung 
noch  vollständig  in  ihren  Resten  bewahrt  ist.  (Vergl.  zu  diesem 
Abschnitt  auch  Pringsheim  38.  p.  196  f.,  Tab.  XI,  Fig.  11—16, 
sowie  besonders  Bert  hold  6.  und  Goebel  18.) 

Beim  Austritt  der  Zoosporen  werden  nicht  selten  Plasma- 
klümpchen,  kleine  Körnchen  und  Tröpfchen  ausgestossen,  die  bei 
der  Schwärmsporenbildung  unbenutzt  geblieben  sind. 

Der  Austritt  der  Zoosporen  erfolgt  zu  jeder  Tageszeit,  am 
reichlichsten  in  den  Morgen-  und  Vormittagsstunden. 

Entleerung  deruniloculären  Sporangien.  Den  Vor- 
gang der  Entleerung  selbst  habe  ich  in  dieser  Gruppe  zu  beob- 
achten nicht  Gelegenheit  gehabt.  Sie  erfolgt  stets  am  Scheitel, 
die  leere  Sporangiummembran  collabirt  (bei  b  in  Fig.  2)  und  wird 
an  den  oft  zerfetzten  Randpartien  zum  Theil  aufgelöst.  Bei  E. 
penicillatus  Ag.  hatte  es  bei  mit  Schwefelpikrinsäure  lixirtem 
Material  den  Anschein ,  dass  die  inneren  Schichten  der  ganzen 
Membran  stark  gequollen  waren  und  so  einen  Druck  auf  den  Inhalt 
ausübten.  Sicher  ist,  dass  bei  lebenden  uiriloculären  Sporangien 
der  genannten  und  auch  anderer  Arten  die  Sporangiummembran 
am  Scheitel    bedeutendere  Dicke  und  eine    feine  Schichtung  zeigt. 

Die  in  pluriloculären  und  uniloculären  Sporangien 
gebildeten  Zoosporen.  Die  Schwärmer  der  Phäosporeen  sind, 
wie  bekannt,  von  sehr  übereinstimmendem  Bau  und  auch  die  hier 
in  Betracht  kommenden  Zoosporen  zeigen  keinerlei  Abweichung 
von  dem  Grundtypus.  Sie  sind  in  der  Regel  von  birnförmiger 
Gestalt ;  das  vordere  zugespitzte  Ende  ist  farblos,  das  hintere  ab- 
gerundete enthält  einen  Chromatophor  mit  deutlichen,  meist  rund- 
lichen Umrissen.  Der  rothbraun  gefärbte  sogenannte  Augenpunkt 
zeigt  oft  einen  kreisförmigen  Umriss,  ist  im  optischen  Durchschnitt 
coucav-convex  und  stets  der  Aussenseite  des  Chromatophors,  mit 
der  convexen  Seite  nach  oben  gekehrt,  aufgelagert,  nie  isolirt. 
Auch  entspringen  die  beiden  Cilien  immer  am  Augenpunkt,  ein 
Umstand,  der  auf  einen  Zusammenhang  in  den  Functionen  dieser 
Organe  hindeutet.  In  dem  nackten  Protoplasmakörper  sind  meist 
eine  grössere  Anzahl  kleiner  und  einige  grössere  tropfenartige 
Körper,  letztere  meist  in  der  Nähe  oder  unter  dem  Chromatophor 
eingelagert.     Pyrenoide  fehlen  der  Zoospore. 

Was  den  äusseren  Umriss  der  Schwärmer  anbetrifft,  so  kommen 
bedeutende  Abweichungen  in  der  birnenförmigen  Gestalt  vor.  Die 
in  der  Regel  etwas  abgerundete  Spitze  kann  sich  so  weit  abflachen, 
dass  der  Schwärmer  eiförmig  wird.  Oder  er  kann  auch  ellipsoidisch 
oder  flaschenfürmig  sein. 


& 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntuiss  der  Ectocarpus-Arten  etc.  137 

Die  Schwärmer  aus  imiloculären  Sporangien  von  E.  penicittatus 
Ag.  haben  eine  bedeutende  Grösse  und  zeigen  nicht  selten  einen 
zerschlitzten  Chromatophor.  Hin  und  wieder  fand  ich  hier  und 
bei  anderen  Arten  auch  zwei  Chromatophoren,  von  denen  zuweilen 
jeder  seinen  eigenen  Augenpunkt  hatte;  oder  ein  Chromatophor 
besass  zwei  Augenpunkte.  Doch  hat  man  es  dann,  worauf  schon 
Berthold  (6.)  aufmerksam  machte,  immer  nur  mit  nicht  normal 
ausgebildeten  Schwärmern  und  nicht  mit  Copulationsproducten  zu 
thun.  Der  Grössenunterschied  von  Schwärmern  ein  und  dieselbe 
Sporangiumart  tragender  Pflanzen  ist  oft  ein  sehr  beträchtlicher 
(bis  zum  Doppelten  des  Volumens). 

Die  Bewegung  der  Zoosporen  ist  eine  sehr  verschiedenartige. 
Immer  sammelten  sich  dieselben  an  der  Lichtseite  des  hängenden 
Tropfens  und  schwammen  derselben  in  unregelmässig  wellenartigen 
Bewegungen  oder  auch  in  gerader  Linie  zu.  Am  Rande  des 
Tropfens  angelangt  fanden  sie  entweder  nach  wenigen  Minuten 
eine  geeignete  Stelle  zum  Ansetzen  oder  sie  irrten,  sich  um  ihre 
eigene  Achse  drehend  und  in  taumelnder  Bewegung,  eine  Zeit  lang 
(bis  eine  Stunde)  umher. 

In  keinem  Falle  konnte  ich  eine  Copulation  von  Schwärm- 
sporen constatiren,  wobei  ich  hauptsächlich  auf  die  in  pluriloculären 
Sporangien  producirten  mein  Augenmerk  richtete.  Es  kommt 
öfters  vor,  dass  zwei  schwärmende  Sporen  besonders  bei  massen- 
haftem Austritt  sich  mit  ihren  Cilien  verwirren  und  dann  eine 
Zeit  lang  zusammenschwärmen,  aber  ich  fand  immer,  dass  sie  sich 
entweder  wieder  trennen  oder  auch  gleichzeitig  zur  Ruhe  kommen, 
ohne  zu  verschmelzen.  Häufig  bleibt  auch  eine  noch  schwärmende 
Zoospore  an  einer  bereits  zur  Ruhe  gekommenen  hängen  und 
schmiegt  sich  derselben  beim  Festsetzen  dicht  an. 

Festsetzen  und  Keimen  der  Zoosporen.  In  einem 
Falle,  bei  Schwärmern  aus  imiloculären  Sporangien  von  E.  peni- 
cillatus  Ag.,  stimmte  die  Art  des  Festsetzens  völlig  mit  der  Be- 
schreibung überein,  welche  Berthold  für  die  pluriloculären  Spo- 
rangien von  E.  siltculosus  Dillw.  sp.  entstammenden  Schwärmern 
des  Golfes  von  Neapel  gegeben  hat.  Der  Schwärmer  zwängt  sich 
in  den  keilförmigen  Rand  des  hängenden  Wassertropfens  ein  und 
macht,  selbst  hin  und  her  pendelnd,  mit  der  vorderen  langen  Cilie 
unruhig  schlängelnde  und  schlagende,  mit  der  hinteren  kurzen  und 
mehr  starren  schlagende  Bewegungen.  Dann  zeigt  plötzlich  die 
vordere  Cilie  eine  gleichmässige,  wellenförmige  Bewegung  nach  Art 
eines  an  beiden  Enden  festgehaltenen  und  abwechselnd  gezogenen 
Taues:  Die  Cilie  hat  sich  an  der  Spitze  mit  einer  saugscheiben- 
artigen  Verdickung  festgesetzt.  Fast  in  demselben  Momente  ver- 
schmilzt sie  vom  Augenpunkte  bis  zur  Spitze  mit  dem  Protoplasma- 
körper und  zugleich  legt  sich  auch  die  hintere  Cilie  der  ganzen 
Länge  nach  an  das  gefärbte  hintere  Ende  an  und  verschmilzt  mit 
demselben.  Nunmehr  macht  die  Zoospore,  die  sich  während  dieser 
Vorgänge  ruhig  verhalten  hat ,  verschiedene  Formveränderungen 
nach  Art  einer  Amöbe  durch  und  fliesst  auf  dem  freien  Ende  der 
vorderen  Cilie   bis    an   den  Befestigungspunkt    heran,    rundet  sich 


138  Kuckuck,   Beiträge  zur  Kenutniss  der  Ectocarpus- Arten  etc. 

endlich  ab  und  umgibt  sich  innerhalb  der  nächsten  24  Stunden 
mit  einer  zarten,  kaum  als  Doppelcontur  zu  erkennenden  Membran. 
"Während  der  amöboiden  Bewegung  findet  eine  Verschiebung  der 
im  Plasma  eingebetteten  Körper  statt,  die  besonders  deutlich  an 
den  körnigen  Bestandtheilen  verfolgt  werden  kann. 

In  sehr  zahlreichen  Fällen  beobachtete  ich  das  Festsetzen  von 
pluriloculären  Schwärmern,  wie  ich  sie  kurz  bezeichnen  will,  ohne 
dass  ich  über  das  Verhalten  der  hinteren  Geissei  in's  Klare  kommen 
konnte.  Es  tritt  nicht  immer  ein  Verschmelzen  des  unteren  Theiles 
der  vorderen  Geissei  mit  dem  Zoosporenkörper  ein.  Zuweilen 
war,  wenn  die  Schwärmspore  längst  zur  Ruhe  gekommen  war, 
diese  Geissei  noch  in  ihrer  ganzen  Länge  vorhanden  und  starb 
allmählich  ab,  ohne  dem  Protoplasma  einverleibt  zu  werden. 

Erfolgt  reichlicher  Austritt  der  Zoosporen ,  so  platten  sich 
dieselben,  wenn  sie  sich  am  Tropfenrande  zusammendrängen,  gegen- 
seitig ab  ;  steht  ihnen  ein  grösserer  Raum  zur  Verfügung,  so  sammeln 
sie  sich  besonders  bei  büschelig  wachsenden  Ectocarpen  in  oft 
kreisrunden  Flecken  an,  die  mehrschichtig  sein  können.  Aber  auch 
dann  tritt  keine  Verschmelzung  der  Zoosporen  ein. 

Die  Keimung  von  uniloculären  Zoosporen  habe  ich  nie  zu 
beobachten  Gelegenheit  gehabt. 

Nach  24  bis  4B  Stunden  hatten  sich  die  Zoosporen  mit  einer 
Membran  umgeben ;  der  Augenpunkt  war  gewöhnlich  noch  deutlich 
zu  erkennen,  aber  meist  in  der  Rückbildung  begriffen.  Die  Spore 
wird  erst  eiförmig,  dann  keulenförmig,  die  Ausstülpung  wächst 
zum  Schlauch  heran  und  gliedert  sich  durch  eine  Querwand  ab, 
während  sich  die  Chromatophoren  gleichzeitig  strecken  und  theilen. 
Noch  bei  solchen  zweizeiligen  Stadien  kann  der  Augenpunkt  er- 
halten sein.  Die  durch  eine  Zellwand  abgetheilte  Aussprossung 
theilt  sich  alsbald  und  wächst  allmählich  zu  einem  Wurzelfaden 
mit  ausgebuchteten  Wänden  heran ,  während  das  andere ,  der 
Schwärmspore  entsprechende  Ende  eine  Zeit  lang  ungetheilt  bleibt, 
aber  den  Chromatophoreninhalt  reich  entwickelt.  Erst  wenn  durch 
einen  mehrzelligen  Wurzelfaden  die  Befestigung  am  Substrat  (hier 
dem  Objectträger)  hergestellt  ist,  beginnt  auch  das  andere  Ende 
zu  wachsen,  sich  durch  eine  Querwand  abzuschnüren  und  zum 
verticalen  Spross    auszuwachsen.     (S.  unter  Wachsthum). 

Nach  ca.  drei  Wochen  waren  aus  Haufen  von  pluriloculären 
Schwärmern  ca.  2  mm  hohe  Büschel  entwickelt  worden ,  deren 
kräftige  Ausbildung  keinen  Zweifel  darüber  Hess,  dass  wir  es  mit 
völlig  entwicklungsfähigen  Zoosporen  zu  thun  haben. 

Danach  komme  ich  zu  dem  Schluss ,  dass  alle  pluriloculären 
Sporangien,  die  zu  meiner  Beobachtung  gelangten,  Organe  der 
ungeschlechtlichen  Fortpflanzung  sind.  Das  Vorkommen  von 
Geschlechtspflanzen  auch  hier  in  der  Kieler  Bucht  wäre  damit 
noch  nicht  ausgeschlossen,  aber  es  kommt  hinzu,  dass  die  Angaben 
so  zuverlässiger  Autoren  wie  T  hur  et  den  ungeschlechtlichen 
Charakter  von  vornherein  wahrscheinlich  machten.  Leider  gibt 
Bert  hold  nicht  an,  ob  die  von  ihm  bei  Neapel  beobachteten 
Geschlechtspflanzen    sich    schon  äusserlich,    etwa    durch  die  Grösse 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten  etc.  139 

oder   die  Verzweigung   von    in   anderen  Meerestheilen    gefundenen 
Exemplaren  des  E.  siliculosus  Dillw.  sp.    unterschieden. 

B.  Wachsthum  und  Verzweigung. 

I.  Der  Formenkreis  von  Ectocarpus  confervoides  Roth  s p. 
(nebst  verwandten  Formen). 
Die  Entwicklung  war  bis  zur  Anlage  des  verticalen  Sprosses 
an  dem  jungen  Keimling  von  E.  confervoides  Roth  sp.  verfolgt 
worden.  Zählt  der  Verticalspross  etwa  3 — 5  gleich  grosse  Zellen, 
so  beginnt  die  oberste  oder  die  oberen  Zellen  sich  in  die  Länge 
zu  strecken  und  im  Verhältniss  zum  unteren  Theil  sich  zu  ver- 
dünnen. Das  Volumen  der  Zellen  wird  dadurch  grösser,  in  der 
Entwicklung  der  Chromatophoren  tritt  jedoch  ein  Stillstand  ein. 
In  diesem  „haarartigen"  Theile  treten  intercalare  Theilungen  nur 
in  längeren  Pausen  ein  und  seine  Verlängerung  geschieht  haupt- 
sächlich auf  Kosten  des  Volumens  der  Zelle  durch  Dehnung  der 
Zellwand  und  ausserdem  durch  Zellenzuwachs  an  der  Basis.  Im 
unteren,  dickeren  und  chromatophorenführenden  Theile  des  Sprosses 
werden  dagegen  ganz  normal  in  jeder  Zelle  neue  Querwände  ge- 
bildet und  zugleich  verbreitert  sich  der  Durchmesser  der  Zellen, 
so  dass  die  Dicke  der  ursprünglichen  Spore,  welche  Anfangs  noch 
als  Ausbuchtung  zu  erkennen  war,  bald  erreicht  wird.  Das  Wachs- 
thum ist  also  ein  gleichmässig  intercalares  und  es  findet  keine 
Bevorzugung  irgend  einer  Region  statt.  Unterdessen  hat  auch  der 
horizontale,  dem  Substrate  augeschmiegte  Wurzeifaden  einen  Zu- 
wachs erfahren  und  sich  zu  verzweigen  begonnen.  An  dem  verti- 
calen Spross  werden,  und  zwar  in  akropetaler  Folge  Seitensprosse 
erst  angelegt,  wenn  derselbe   eine   beträchtliche  Höhe  erreicht  hat. 

Janczewsky  gibt  (22.  p.  8 ff.)  für  Ectocarpus  simpliciusculus 
an,  dass  ein  deutlich  localisirter ,  aus  ca.  10  Zellen  bestehender 
Vegetationspunkt  vorhanden  sei,  der  nach  oben  Haarzellen,  nach 
unten  chromatophorenhaltige  Thalluszellen  bildet.  Er  nennt  diesen 
Wachsthumsmodus  trichothallisch  und  constatirt  denselben  auch 
für  E.  simplex,  finnus,  Hincksiae,  siliculosuSj  seeundus  u.  s.  w., 
„obgleich  bei  diesen  Arten  spätere  Theilungen  in  den  Thalluszellen 
die  charakteristische  Erscheinung  des  Vegetationspunktes  verdeckten". 
Nach  meinen  Beobachtungen  treten  aber  intercalare  Theilungen  im 
ganzen  Verlaufe  des  Thallus  von  E.  siliculosus,  confervoides  und 
dasycarpus  so  häufig  auf,  dass  es  mir  richtiger  erscheint,  das 
Wachsthum  dieser  Pflanzen  als  vorwiegend  intercalar  und  nur  sehr 
undeutlich  trichothallisch  zu  bezeichnen.  Nur  die  Theilungsfahigkeit 
derjenigen  Zellen,  welche  Seitenzweige  entsenden,  ist  eine  beschränkte 
und  oft  mit  diesem  Acte  bereits  erschöpft.  Bei  E.  penicillatus, 
derjenigen  Art,  bei  der  die  Haare  am  besten  entwickelt  sind,  hält 
sieh  intercalares  und  trichothallisches  Wachsthum  ungefähr  das 
Gleichgewicht  und  man  zählt  nicht  selten  über  der  jüngsten  Ast- 
oder Sporangienanlage  acht  junge  Zellenlagen  (bei  v  in  Fig.  5  B)„ 

Typische  Phäosporeenhaare  mit  scharf  localisirtem ,  basalem 
Wachsthum  und  farblosen  Zellen  habe  ich  bei  diesen  Algen  nie 
gefunden. 


J40  Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus-Arten  etc. 

Die  Verzweigung  ist  in  der  Regel  zerstreut,  nie  opponirt. 
Die  Zweige  stehen  besonders  in  den  oberen  Theilen  des  Thallus 
oft  einseitig  gereiht  oder  regelmässig  alternirend  und  liegen  in 
verschiedenen  Ebenen,  doch  so,  dass  immer  eine  Ebene  von  einer 
Reihe  auf  einander  folgender  Zweige  bevorzugt  wird.  Dadurch, 
dass  ein  Seitenzweig  zur  Dicke  des  Hauptfadens  heranwächst  und 
diesen  zur  Seite  biegt,  entsteht  oft  eine  Gabelung,  für  die  ich  nach 
Kj  eil  man 's  Vorschlag  die  Bezeichnung  Pseudodichotomie  (im 
erweiterten  Sinne)  acceptirt  habe.  Adventiväste  sind  sehr  häufig, 
besonders  an  den  stark  wachsenden  Regionen  des  Thallus. 

II.  Der  Formenkreis  von  Ectocarpus  litoralis  L.  sp. 

Die  Entwicklung  des  Keimlings  und  das  Wachsthum  des 
Thallus  verläuft  in  derselben  Weise,  wie  bei  E.  confervoides. 
Vorzugsweise  sind  es  die  mittleren  Zellen  des  Internodiums  (des 
zwischen  zwei  Wirtein  liegenden  Thallusabschnittes),  welche  eine  Reihe 
von  intercalaren  Theilungen  einzugehen  befähigt  sind.  Das  tricho- 
thallische  Wachsthum  ist  schwach  entwickelt.  Die  Verzweigung  ist 
entweder  zerstreut  oder  nicht  selten  sehr  regelmässig  opponirt.  Doch 
erfolgt  die  Anlage  der  opponirten  Zweige  in  den  allermeisten 
Fällen  nicht  genau  zu  derselben  Zeit.  Nicht  selten  sind  zwei  zwei- 
gliederige Wirtel  benachbarten  Zellen  inserirt  und  liegen  dann  in 
derselben  Ebene  oder  der  eine  Wirtel  erscheint  um  90°  gedreht. 
Die  Wände,  welche  die  jungen  Zweiganlagen  von  der  Mutterzelle 
abgliedern,  stehen  stets  schief  zur  Längsachse  der  letzteren  und 
können  sich  im  extremen  Falle  berühren.  Das  Wachsthum  ist 
auch  während  der  Sporangien-Entwicklung  noch  sehr  lebhaft  inter- 
calar,  in  den  Internodien  und  über  und  unter  den  Sporangienketten 
am  intensivsten.  Selbst  nach  der  Entleerung  können  die  über  den 
Sporangien  liegenden  vegetativen  Zellen ,  z.  B.  bei  E.  litoralis 
a.  oppositus,  zu  Haaren  auswachseu.  Oder  es  bildet  sich  unter 
dem  Sporangium  ein  Vegetationspunkt,  der  dasselbe  in  die  Höhe 
schiebt. 

In  einzelnen  Fällen  beobachtete  ich,  dass  die  leeren  Sporangien- 
ketten abgeworfen  wurden,  und  es  erscheint  mir  nicht  ausgeschlossen, 
dass  der  Thallus  sich  vegetativ  üppig  weiter  entwickelt  und  zum 
zweiten  Male,  wenn  auch  spärlicher,  fructificirt. 


Alphabetisches  Verzeichniss  der  benutzten  Litteratur. 

1.  Agardh,  C.  A.,  Species  Algarum.  Vol.  II.  1828. 
.2. ,  Systema  Algarum.   1824. 

3.  Agardh,  J.  G.,  Species,  genera  et  ordines  Algarum.  Vol.  I.  1848. 

4.  Areschoug,  Phyceae  Scandinavicae  marinae.  1850. 

5.  Askenasy,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gattung  Ectocarpns.    (Botanisehe 

Zeitung.  1809.) 
<5.  Berthold,    Die    geschlechtliche    Fortpflanzung    der    eigentlichen    Pliäo- 

sporeen.  1881.     (Mittheilungen  aus  der  zoologischen  Station  zu  Neapel. 

Bd.  II.) 
7.  —  — ,  Studien  über  Protoplasmamechanik.  1886. 
S.  Crouan,  H.  M.    et   P.  L.,    Algues   marines    du   Finistere.    1852.     (Algae 

exsiccatae.) 

9. ,  Florule  du  Finistere.  1867. 

10.  Dillvvyn,  British  Confervae.  1809. 


Kuckuck,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Ectocarpus- Arten  etc.  141 

11.  English  Botany  or  coloured  figures  of  british  plants  with  their  essentia 

characters  etc.  by  J.  E.  Smith  and  J.  Sowerbay.    1790 — 1814. 

12.  Falkenberg-,  Die  Algen  im  weitesten  Sinne.  1882.    (In  Schenk,  Hand- 

buch der  Botanik.  Bd.  IL) 

13.  Farlow,  The  marine  Algae  of  new  England.  1880. 

14.  Foslie.  Nye  havsalger.  1887. 

15.  Flora  Danica.     Icones  plantarum  etc.  1761 — 1874. 

16.  Gobi,  Die  Brauntange  des  Finnischen  Meerbusens.    1874.     (Memoires  de 

l'Academie  imperiale  des  Sciences  de  St.  Petersbonrg.  Ser.  VII.  T.  XXI. 
No.  9.) 

17.  —  — ,  Die   Algenflora   des   weissen  Meeres   und   der  demselben   zunächst 

liegenden  Theile  des  nördlichen  Eismeeres.  1878.  (1.  c.  Tome  XXVI. 
No.  1.) 

18.  Goebel,  Zur  Kenntniss  einiger  Meeresalgen.    (Botanische  Zeitung.  1878.) 

19.  Harvey,  Phycologia  Britannica.  1871. 

20.  —  — ,  Nereis  Boreali-Americana.    P.  I.    Melanospermeae.    1852. 

21.  Hauck,  Die  Meeresalgen  Deutschlands  und  Oesterreichs.  1885. 

22.  Janczewsky,  Observations  sur  1'accroissement  du  thalle  des  Phaeosporees 

1875.  (Memoires  de  la  Soeiete  nationale  des  Sciences  naturelles  de 
Cherbourg.  T.  XIX.) 

23.  Kjellman,   Bidrag  tili  kännedomen   om  Scandinaviens  Ectocarpeer  oeb 

Tilopterider.  1872.     (Akademisk  afhandling.) 

24.  —  — ,  Ueber  die  Algenvegetation  des  Murmanschen  Meeres  an  der  West- 

küste von  Novaja  Semjla  und  Wajgatsch.  1877.  (Nova  acta  regiae 
Societatis  scientiarum  Upsaliensis.  Ser.  III.  Volumen  extra  ordinem 
editum.) 

25.  —  — ,  The  Algae  of   the  Arctic  Sea.  1883.     (Kongl.  Svenska  Vetenskaps- 

Akademiens  Handlingar.  Bd.  XX.  No.  5.) 

26.  —  — ,  Handbok  i  Skandinaviens  Hafsalgflora.  I.  Fucoideae.  1890. 

27.  Kützing,  Phycologia  generalis.    1843. 

28.  —  — ,  Phycologia  germanica.   1845. 

29.  —  — ,  Tabulae  phycologicae.  1845 — 71. 
30. ,  Species  Algarum.   1849. 

31.  Le  Jolis,  Liste  des  Algues  marines  de  Cherbourg.   1863. 

32.  —  — ,  Algues  marines  de  Cherbourg.     (Algae  exsiccatae.) 

33.  Lyngbye.  Ten  tarnen  Hydrophytologiae  Danicae.  1819. 

34.  Magnus,    Botanische  Untersuchungen   der  Pommerania-Expedition  1871. 

(Aus  dem  Bericht  über  die  Expedition  zur    physikal.-chem.  und  biolog. 
Untersuchung    der    Ostsee    im    Sommer    1871    auf  S.    M.  Avisodampfer" 
Pommerania.) 
?>ö.  Nägeli,  Die  neueren  Algensysteme.  1847. 

36.  Poulsen,  Botanische  Mikrochemie  (deutsch  von  C.  Müller.  1881). 

37.  Pringsheim,    Beiträge   zur  Morphologie   der  Meeresalgen.    1862.     (Ab- 

handlungen der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin.  1861.) 

38.  —  — ,  Ueber  den  Gang  der  morphologischen  Differenzirung  in  der  Sphace- 

larien-Reihe.  1873.     (1.  c.  1873.) 

39.  Eeinke,    Algenflora   der  westlichen   Ostsee   deutschen   Antheils.    1889. 

(Bericht  der  Kommission  zur  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel.  6.) 

40. ,    Atlas    deutscher   Meeresalgen.    Heft.  I.    Taf.  1—25    und    Heft  IL 

Taf.  26—35.    1889  und  1890. 

41.  —  — ,  Lehrbuch  der  allgemeinen  Botanik.  1880. 

42.  —  — ,  Ueber   die  Gestalt    der  Chromatophoren   bei    einigen  Phäosporeen. 

(Berichte  der  Deutschen  Botanischen  Gesellschaft.  Jahrg.  1888.  Bd.  VI. 
Heft  6.) 

43.  Roth,  Catalecta  Botanica.    1797—1806. 

44.  Schmitz,  Die  Chromatophoren  der  Algen.    1882. 

45. ,  Beiträge   zur  Kenntniss    der  Chromatophoren.  1884.     (Pringsheim's 

Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik.  Bd.  XV.  Heft  1.) 

46.  St  rassburger,  Botanisches  Practicum.    2.  Auflage.    1887. 

47.  T huret,   Recherches  sur  les  zoospores  des  algues  et  les  antheridies  des 

Cryptogames.  1.  P.  Zoospores  des  Algues.  1850.  (Annales  des  sciences 
naturelles.  T.  XIV.) 


142  Instrumente.  —  Pilze. 


Instrumente.  Präparations-  und  Conservations 

Methoden  etc. 


Marjnnar.li.  Praktische  Mittheilungen.  Mit  2  Figuren.  (Centralhlatt  für  Bakterio- 
logie und  Parasitenkunde.  Band  X.  1891.  No.  14.  p.  458—460.) 

Heim,  L.,  Die  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  bakteriologischen  Untersuchungs- 
methoden seit  dem  Jahre  1887.  (Centralhlatt  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde.  Bd.  X.   1891.  No.  13/14.  p.  430—438,  471—476.) 


Referate. 


Massee,  Gr.,  Mycological  notes.  II.  (Journal  of  Mycology.  VI. 
189L  p.  178—184  u.  T.  VII.) 

Verf.  beschreibt  und  bildet  z.  T.  folgende  Pilze  ab,  unter  denen 
einige  Gattungen  neu  aufgestellt  sind : 

Sarcomyces  n.  g\,  eine  Haematomyxa  Sacc.  verwandte  Gattung, 
-welche  sich  aber  durch  ebenes,  scharf  gerandetes  Hymenium  und  die 
im  cylindrischen  Ascus  einreihigen,  mauerförmigen  Sporen  unter- 
scheidet. Hierher  gehört  S.  vinosa  (B.  et  C.)  Mass.  (=  Tremella  vinosa 
B.  et  C),  deren  aus  Holz  hervorbrechende  etwas  gallertige  Recep- 
takeln  einer  Bulgaria  iniquans  sehr  ähnlich,  aber  von  dunkel- 
purpurner Farbe  sind.  Ferner  werden  besprochen  Peziza  protusa 
B.  et  C.  auf  den  Blättern  von  Magnolia  glauca,  Stamnaria  pusio 
(B.  et  C.)  Mass.  (=  Sarcoscypha  pusio  Sacc),  Psüopeziza  mirabilis 
B.  et  C.  synonym  mit  Aleurodiscus  Oakesii,  Cyphella  tela  (B.  et  C.) 
Mass.  (=  Tapesia  tela  (B.  et  C.)  Sacc),  einer  Peziza  äusserlich 
ähnlich,  aber    ein    Basidiomycet. 

Dacryopsis  n.  g.  begreift  kleine,  etwas  gallertige  Pilze 
mit  kopfförmigem,  scharf  abgesondertem ,  fertilem  Theil,  der  auf 
einem  mehr  oder  weniger  verlängerten  Stiel  sitzt,  welcher  aus 
parallel  verlaufenden  Hyphen  gebildet  wird.  Auf  dem  Köpf- 
chen entstehen  zuerst  auf  dünnen  Gonidienträgern  kleine,  ein- 
zellige Gonidien,  ähnlich  wie  bei  Tubercidaria.  Gleichzeitig  oder 
später  bilden  sich  cylindrische  Basidien  mit  2  Sterigmen,  welche 
grössere,  einfache  oder  getheilte  Sporen  erzeugen,  wie  bei  Dacryo- 
myces,  welcher  die  Gattung  nahe  verwandt  ist,  von  welcher  sie 
sich  aber  durch  die  Structur  des  Stieles  und  die  Anordnung  und 
Form  der  Gonidienträger  unterscheidet.  Es  gehören  zu  diesem 
Genus  Arten  aus  den  Gattungen  Coryne,  Ditiola  und  Tremella,  wie 
Tr.  gyrocephala  B.  et  C.,  Cor.  Elisii  Berk.,  C.  unicolor  B.  et.  C. 
und  Dit.  nuda  Berk.  Das  Gonidienstadium  der  letzteren  Art  ist 
wegen  des  kurzen  Stiels  und  der  orangerothen  Farbe  des  Köpfchens 
morphologisch  fast  nicht  unterscheidbar  von  Tubercidaria  vulgaris 
Tode,  der  Gonidienform  von  Nectria  cinnabarina  Fr. 

Sodann  werden  beschrieben  Tremella  Myricae  B.  et  C.,  T.  de- 
epndens  B.  et  C.,   T.  rufo-lidea  B.  et  C.,   T.  vesicaria  Bull.  =  Pe- 


Physioi.,  Biol.,  Anat.  u.  Morphol.  —  Syst.  u.  Pflanzengeogr.  (Physiol.)     143 

ziza  concrescens  Schwein.,  T.  gigantea  B.  et.  C,  eine  Gallert- 
fleclite,  Dacryomyces  enata  (B.  et  C.)  Mass.  und  D.  syringicola  B. 
et  C,  welcher  Verf.  auch  D.  destrucior  B.  et  C.  zurechnet. 

Brick  (Hamburg). 

Robertson,  Charles,  Flowers  and  insects.    (Botanical  Gazette. 
Vi.  1891.  p.  65—71.) 

Die  Arbeit  enthält  Beschreibungen  der  Blüteneinrichtungen  und 
ein  Verzeichniss  der  vom  Verf.  in  Amerika  beobachteten  Bestäubungs- 
vermittler von  Triosteum  perfoliatum,  Cephtdanth.ua  occidentalis, 
Lobelia  apicata,  Lobelia  leptoatachya,  Lobelia  syphilitica,  L.  cardinalia, 
Lobelia  cardinalis  X  syphilitica,  Campanida  Americana  L.,  Apo- 
cynum  cannabinum.  Bei  Triosteum  wurden  4  Apiden  und  2  Andre- 
niden  beobachtet,  bei  Cephalanthus  occidentalis  L.  60  Bestäubungs- 
vermittler, vorwiegend  Hymenoptera  und  Lepidoptera,  bei  Lobelia 
apicata  9  (Hymenopt.  und  Lejndopt.),  bei  Lobelia  leptoatachya  21 
(vorwiegend  Apiden).  Bei  Lobelia  syphilitica,  die  Delpino  von 
Bombus  Italicua  und  B.  terrestris,  Trelease  von  Bombus- Arten  be- 
stäubt fand,  fand  der  Verf.  Bombus  separatus,  B.  Virginicua,  B.  vagans, 
B.  Americanorum,  Augochlora  pura,  Halictus  confusus  und  zwei 
Schmetterlinge.  An  Lobelia  cardinalis  traf  Trelease  besonders 
Colibris  (Trochäus  colubris),  der  Verf.  auch  Insekten,  nämlich  Papilio 
philenor,  P.  troilus  nektarsammelnd  und  Augochlora  pura  und  Halictus 
confusus  pollensammelnd,  Hummeln  verübten  nur  Einbruch-Diebstahl. 
Es  werden  zwischen  Lobelia  syphilitica  und  cardinalis,  trotzdem  jene 
vorwiegend  durch  Hummeln,  letztere  durch  Colibris  bestäubt  wird, 
auch  Bastarde  gebildet,  die  auch  den  Hummeln  den  Eingang  zum 
Nektar  gestatten  und  durch  ihre  Farbenpracht  die  Colibris  anziehen. 
Campanxda  Americana  hat  vorwiegend  Hymenoptera  zu  Be- 
stäubungsvermittlern.  Verf.  beobachtete  14  Hymenoptera  (besonders 
Apiden  und  Andreniden)  und  2  Schmetterlinge.  Auf  Apocynum 
cannabinum  traf  Verf.  19  Hymenoptera,  17  Diptera,  2  Lepidoptera, 
2  Käfer,  2  Hemiptera.  In  Europa  traf  Ref.  auf  Apocynum  hyperi- 
cifolium  ausschliesslich  Diptera,  auf  Apocynum  androsaemifolium  über- 
wiegend grössere  Syrphiden  und  Hymenoptera. 

Ludwig  (Greiz). 


Parnieiitier,  P.,  Sur  le  genre  Royena,  de  la  famille  des 
Ebenacees.  (Comptes  rendus  de  l'Acad.  des  sciences  de  Paris. 
1891.     18.  Mai.) 

Durch  des  Referenten  Arbeiten  angeregt,  unternimmt  Verf.  eine 
anatomische  Monographie  der  Ebenaceen,  und  bringt  hier  die  Resultate, 
über  die  Gattung  Royena.  Alle  Arten  lassen  sich  auf  die  Nodal- 
gruppe  R.  lucida  L.,  R.  cordata  E.  Mey.  zurückführen. 

Diese  beiden  Arten,  deren  Epharmonie  nur  quantitativ  ver- 
schieden ist,  sind  eben  an  mittlere  Vegetationsbedingungen  angepasst, 
dürften  wohl  ziemlich  variabel  sein  und  sind  ausserdem  die  am 
leichtesten  zu  cultivirenden  des  ganzen  Genus.  Untereinander  unter- 
scheiden  sich    dieselben   durch   die   Form    der   Blätter,    das  in  das 


144  Systematik  und  Pflanzengeographie  (Physiologie.) 

Mesophyll    eingesenkte  Bündel   der  Mittelrippe  und  die  runde  oder 
elliptische  Gestalt  der  Stomata. 

R.  sessilifolia  schliesst  sich  an  die  Nodalgruppe  durch  die 
Vermittelung  von  R.  cordata;  sie  unterscheidet  sich  1.  durch 
ausgeprägte  Diöcie,  2.  durch  die  gewellte  Epidermis.  Letzteres 
Merkmal,  welches  an  und  für  sich  nur  wenig  Gewicht  beanspruchen 
kann,  gewinnt  hier  eine  ausnahmsweise  hohe  Bedeutung,  weil  es  in 
der  Gattung  vereinzelt  dasteht,  während  sonst  die  Epidermis  bei- 
nahe ganz  geradlinig  ist,  mit  collenchymatisch  verdickten  Seiten  - 
wänden,  und  dasselbe  noch  obendrein  mit  der  ebenfalls  vereinzelten 
Diöcie  übereinstimmt.  Dieser  Zweig  ist  monotyp ,  indem  keine 
andere  Art  mit  R.  sessilifolia  eine  grössere  Affinität  aufweist,  wie 
mit  der  Nodalgruppe  lucida-cordata. 

Die  drei  bis  jetzt  genannten  Arten  besitzen  relativ  grosse 
Blätter,  während  die  anderen  sich  durch  Reduction  der  Blattfläche 
an  die  trockenen  Standorte  angepasst  haben. 

Diese  Uebereinstimmung  bedeutet  aber  weder  Identität  noch 
„einreihige"  Abstammung,  sondern  lediglich  convergirende  Ephar- 
monie.  Eine  einzige  Art  nämlich,  trotz  der  kleinen  Blätter,  R. 
glabra  L.  (sollte  heissen  glabrata !),  ist  heliophob,  mit  ganz  homogenem 
Mesophyll.  Drei  andere  Arten  bilden  einen  anderen  Tochterzweig 
von  R.  lucida  bis  zu  R.  hirsuta  L.  aufsteigend  helio-xerophil. 
Alle  drei  Arten  haben  verzweigte  Haare  zwischen  den  unverzweigten, 
sonst  kommen  verzweigte  Haare  in  der  Gattung  nicht  vor.  Diese 
Serie  umfasst  R.  microphylla,  R.  angustifolia  und  R.  hirsuta.  R. 
microphylla  ist  R.  lucida  mit  verzweigten  Haaren  und  kleineren 
Blättern,  it.  angustifolia  Willd.  ist  R.  microphylla  mit  heliophiler 
Anpassung  (lange  Palissadenzellen) ;  R.  hirsuta  L.  hat  dazu  noch 
ein  centrisch  gebautes  Mesophyll. 

Es  liegt  also  auf  der  Hand,  dass  bis  jetzt  schon  drei  Abstammungs- 
zweige aus  der  Nodalgruppe  entspringen,  1.  sessilifolia,  2.  glabra, 
3.  microphylla,  angustifolia  und  hirsuta.  Die  centrale  Stellung  der 
Nodalgruppe  lucida-cordata  ist  also  hiermit  bestätigt. 

Dazu  kommt  schliesslich  noch  eine  4.  monotype  Linie,  nämlich 
R.  lycio'ides  Desf.,  welche,  was  die  Grösse  der  Blätter  angeht, 
zwischen  den  grossblättrigen  und  kleinblättrigen  Arten  ihren  Platz 
findet.  Der  Griffel  ist  3 — 5-theilig,  statt  2theilig,  der  Fruchtknoten 
6 — 10- fächerig  statt  4- fächerig.  Die  Holzgefässe  sind  mit  einfachen 
•statt  behöften  Tüpfeln  versehen  und  besitzen  Querwände  mit  mehreren 
leiterförmigen  Löchern  statt  einem  runden  Loch. 

Vesque  (Paris). 


Yelenovsky,  J.?  Flora  Bulgarica.  Descriptio  et  enume- 
ratio  systematica  plantarum  vascularium  in  prin- 
cipatu  Bulgariae  sponte  nascentium.  8°.  IX.  et  676  pp. 
Pragae  (prostat  Rivnäc)  1891. 

Zu  den  wenigen  Landstrichen  Europas,  die  eines  Floren- 
werkes bisher  noch  entbehrten,  zählte  bisher  auch  Bulgarien, 
ein  Land,  von  dem   zwar  zu  vermuthen  war,    dass    es    in   pflanzen 


Systematik  und  Pfianzengeographie.  145 

geographischer  Hinsicht  zu  den  interessantesten  Theilen  Europa's 
gehört,  von  dem  aber  bisher  noch  gar  wenig  bekannt  geworden 
war.  Was  botanische  Reisende  dort  beobachtet  hatten,  ist  nur  in- 
soweit zur  Kenntniss  gelangt,  als  dies  durch  wenige  Exsiccaten  der 
Fall  sein  kann,  und  der  Mann,  der  am  meisten  im  Stande  war, 
Aufschluss  zu  geben,  Janka,  hat  seine  Augen  für  immer  ge- 
schlossen, bevor  er  seine  Erfahrungen  veröffentlicht  hat.  Unter 
diesen  Umständen  ist  es  sehr  erfreulich  anzeigen  zu  können,  dass 
tast  genau  binnen  Jahresfrist  nach  Janka' s  Tode  eine  Flora 
Bulgarica  erschienen  ist,  die  jene  empfindliche  Lücke  unserer 
pflanzengeographischen  Kenntnisse  ausgefüllt  hat  und  die  sich 
würdig  an  die  Seite  jener  modernen  Florenwerke  stellt,  die  auch 
noch  in  vielen  Jahren  als  ein  würdiges  wissenschaftliches  Denkmal 
unserer  schaffensfrohen  Zeit  in  Ansehen  stehen  werden.  Ein  reicher 
Fond  von  Wissen,  kritische  Schärfe  und  die  Autopsie,  welche 
während  dreier  längerer  Reisen  im  Lande  selbst  gewonnen  wurde, 
haben  es  dem  Verfasser  ermöglicht,  sein  in  jeder  Hinsicht  gutes 
Florenwerk  über  Bulgarien  zu  veröffentlichen. 

In  einer  von  der  Litteratur-Uebersicht  gefolgten  lateinischen 
Vorrede  bietet  der  Verf.  hauptsächsich  einen  geschichtlichen  Ueber- 
blick  der  botanischen  Landesdurchforschung,  der  sehr  zum  Ruhme 
des  jungen  Fürstenthums  ausgefallen  ist,  sowie  der  dort  ansässigen 
Mithelfer  des  Verfassers:  Skorpil  sen.  et  jun.,  Stfibrny, 
Javasov  und  Milde.  Von  grossem  Interesse  ist  sodann  der 
folgende  „Vergleich  der  bulgarischen  mit  den  Nachbarfloren",  auf 
den  Ref.,  da  dieser  Abschnitt  in  tschechischer  Sprache  verfasst  ist, 
hiermit  ausführlicher  eingeht. 

Die  Vegetation  von  Bulgarien  hat  kein  in  sich  abge- 
schlossenes Gepräge,  sie  hängt  vielmehr  innig  mit  jener  von 
Macedonien,  Rumelien  und  Thrakien  zusammen  und  bildet  mit 
diesen  Landstrichen  ein  Gebiet,  in  welchem  sich  kleinasiatische, 
pontische  und  südrussische  Typen  begegnen,  die  aber  stellenweise 
(Kessel  von  Sofia)  unter  den  massenhaft  vorwaltenden  mittel- 
europäisch-mediterranen Ubiquisten  wenig  hervortreten  oder  auch 
von  den  letzteren  verdrängt  werden. 

Durch  das  hohe  Balkangebirge  ist  Bulgarien  in  zwei  Theile 
getheilt ;  einen  nördlichen  —  der  nur  ein  Ausläufer  des  süd- 
russischen Steppengebietes  ist,  sowie  der  Ebenen  und  Hügel  der 
Dobrudscha  —  und  in  einen  südlichen,  warmen,  dem  nordwestlichen 
Ausläufer  der  kleinasiatischen  Vegetation.  Entlang  dem  Schwarzen 
Meere  ist  die  pontische  Flora  üppig  entwickelt.  Die  kleinasiatische 
Flora  (in  der  Auffassung  des  Verf.)  geht  nördlich  kaum  irgendwo 
(nur  in  Serbien)  über  die  Balkan- Kette,  in  Griechenland,  Rumelien 
und  im  Athos-Gebiete  mengt  sie  sich  mit  der  echt  mediterranen 
Flora,  in  Dalmatien,  Bosnien  und  der  Herzegowina  schwindet  das 
asiatische  Element  schon  fast  völlig  und  die  Vegetation  dieser  Land- 
striche setzt  sich  meist  aus  mediterranen,  endemisch-balkanischen 
und  alpinen,  sowie  mitteleuropäischen  Typen  zusammen  und  trifft 
an  der  Westgrenze  von  Serbien  erst  wieder  mit  den  Ausläufern 
der    asiatischen    Flora    zusammen    —    demnach    ist    die    bosnisch- 

Bctsn.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  10 


14l)  Systematik  und  Pfhmzeugeograpnie. 


herzegowinische  Flora  von  jener  Bulgariens  total  verschieden.  Eine 
Aufzählung  zahlreicher  Pflanzen  (pag.  II.),  welche  im  westlichen 
Kleinasien  und  theihveise  in  Griechenland  verbreitet  sind,  aber  bis 
Bulgarien  (theil  weise  nach  Süd -Serbien  und  in  die  Krim)  aus- 
strahlen, unterstützt  die  Ansicht  des  Verf.  Besonders  kennzeichnend 
sind  jedoch  nachverzeichnete,  bisher  entweder  fast  nur  aus  Klein- 
asien bekannte  oder  dortigen  nahe  verwandte  Arten : 

Polygala  Hohenackeriana  F.  M.,  Genistet,  involucrata  Späth.,  Cytisus  Jankae 
Vel.,  Trigonella  striata  L.,  Prunus  Laurocerasus  L.,  Poterium  Gaillardotii  Boiss., 
Johrenia  selinoides  Boiss.,  Chaerophyllwm  Byzantinum  Boiss.,  Valerianella  Kotschyi 
Boiss.,  Scabiosa  rotata  M.  B.,  Sc.  hispidula  Boiss.,  Achülea  Thracica  Vel.,  Carduus 
Olympicus  Boiss.,  C.  globifer  Vel.,  Centaurea  ThirTcei  Seh.,  Hieracium  Cilicicum 
Näg.  Pet.,  //.  proceriforme  Näg.  Pet.,  //.  Olympicum  Boiss.,  Campanula  velutina 
Vel.,  Myosotis  Idaea  Boiss.  Heldr.,  M.  Cadmea  Boiss.,  Mattia  umbellata  R.  S., 
Verbascum  decorum  Vel.,  V.  heterophyllum  Vel.,  Scropliularia  variegata  M.  B., 
Satureja  Rumelica  Vel.,  Lysirnachia  dubia  Ait..  Thesium  brachyphyllum  Boiss.. 
Cannabis  sativa  L.,  Asphodeline  Taurica  Pall.,  Ornithogalum  SJcorpilii  Vel.,  Muscari 
Skorpilii  Vel.,  M.  Bulgaricum  Vel.,  Allium  Cilicum  Boiss.,  A.  cristatum  Boiss., 
Merendera  sobolifera  C.  A.  M.,  Glaucium  leiocarpum  Boiss.,  Salvia  frigida  Boiss., 
Linum  Orientale  Boiss.,  Pastinaca  teretiuscula   Boiss. 

Der  zweite  Hauptbestandtheil  der  bulgarischen  Flora  sind  die 
Steppenpflanzen,  welche  aus  Bessarabien  über  Rumänien  herüberreichen 
und  theilweise  über  Ungarn  bis  nach  Mähren,  Mittelböhmen  und  Ost- 
Deutschland  sich  verbreiten  —  Reste  einer  früher  über  Europa 
weit  verbreiteten  Steppenflora  und  keineswegs  Einwanderungen  aus 
neuerer  Zeit.  Von  den  interessantesten  dieser  Arten  seien  hier  nur 
nachfolgende  genannt: 

Ranwnculus  oxyspermus  M.  B.,  Paeonia  tenuifolia  L.,  Corydalis  Marschalliana 
Pall.,  Nasturtium  proliferum  Heuff.,  Erysimum  cuspidatum  M.  B.,  Alyssum  Orientale 
Ard.,  A.  minutum  Schlecht.,  Silene  compaeta  Hörn.,  S.  densiflora  D'Urv.,  Dianthus 
pallens  Sibth.  Sm.,  D.  pseudoarmeria  M.  B.,  D.  trifasciculatus  Kit.,  D.  giganteus 
D'Urv.,  Moeliringla  pendula  W.  K.,  Linum  Tuuricum  Willd.,  Tilia  alba  W.  K., 
Saplophyllum  Biebersteinii  Spaeh.,  Trigonella  Besseriana  Ser.,  OnobrycMs  gracilis 
Bess.,  Orobus  ochroleucus  W.  K.,  Amygdalus  nana  L.,  Spiraea  oblongifolia  W.  K., 
Sempervivum  Riähenicum  Koch.,  Seseli  campestre  Bess.,  Ferida  Heuffelii  Gris., 
Asperula  humifusa  M.  B.,  A.  Tyraica  Bess.,  Valerianella  turgida  Betke,  Scabiosa 
tnicrantha  Des!'.,  Achülea  crithmifolia  W.  K.,  A.  compaeta  Willd.,  Echinops  Banaticus 
Eoch.,  Jurinea  arachnoidea  Bunge,  Centaurea  tenuiflora  DC,  C.  stereojjhylla  Bess., 
C.  orientalis  L.,  Hieracium  Fussianum  Heuff.,  II.  foliosum  \V.  K.,  Cephalorliynchus 
hispidus  Boiss.,  Campamda  Grosehii  Heuff.,  Syringa  vulgaris  L.,  Anchusa  ochro- 
leuca  M.  B.,  Onosma  setosum  Led.,  Verbascum  Banaticum  Schrad.,  Pyrethrum 
millefoliatum  Willd.,  Salvia  amplexicaidis  Laos.,  Statice  lalifolia  Sm.,  Comandra 
elegans  Rchb.,  Euphorbia  agraria  M.  B.,  Parietaria  Serbien  Panc.,  Iris  Peichen- 
bachii  Heuff.,  Crocus  Moesiacus  Lam.,  FritiUaria  minor  Ledeb.,  Tulipa  Hnngarica 
Borb  ,  Ilyacinthella  leueophaea  Stev.,  Allium  guttatum  Stew,  Stipa  Lessingiana 
Trin.,  Avena  compressa  Heuff. 

An  den  Ufern  des  Schwarzen  Meeres  (nicht  nur  Bulgariens, 
sondern  auch  der  Krim  und  sonst)  gedeiht  eine  ausgesprochen 
wärmeliebende  üppige  Vegetation,  die  eigentlich  einen  kleinasiatisch- 
südrussischen  Typus  zeigt  und  die  letzten  Bestandteile  der  (im 
Sinne  des  Verf.)  bei  Constantinopel  endenden  mediterranen  Flora 
enthält.  Von  den  Charakterpflanzen  dieses  Gebiets  seien  hier  auf 
gezählt : 

Cistus  Creticus  L.,  Pistacia  Terebinthus  L.,  Ficus  Carica  L. 
und  Juniperus  macrocarpa  SS.,  welche  mit  dem  pannonischen 
lihus  Cotinus  L.  in  Thrakien  weit  landeinwärts  gehen.     Die  ausge- 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  147 

gezeichnetsten  Vertreter  dieser  (politischen)  Flora  sind  aber  die 
wilde  Rebe  (Vitis  vinifera  L.),  die  mit  den  gleichfalls  kletternden 
Lianen  Smilax  excelsa  M.  B.  und  Periploca  Graeca  L.  eine  Zierde 
der  Baumgruppen  und  Felsenhänge  bildet.  „Wer  die  Rebe  hier 
in  solcher  Ueppigkeit  wildwachsend  sah,  wird  nicht  einen  Augen- 
blick daran  zweifeln,  dass  sich  hier  ihre  ursprüngliche  Heimath 
befindet."  [Ref.  theilt  diese  Ansicht  vollkommen  und  rechnet  zur 
ursprünglichen  Reben- Heimath  noch  die  Donau-Auen  und  an- 
stossenden  Gelände  bis  Budapest].  Echt  politische  Typen  sind 
ausserdem  : 

Lepidotrichum  Ueclitritzianum  Vel.,  Silene  supina  M.  B.,  Sedum  Ponticum 
Vel.,  Daucus  Pontiacs  Vel.,  Centaurea  euxina  Vel.,  Tragopogon  brevirostre  DC, 
T.  elatius  Stev.,  Verbascum  glanduligerum  Vel.,  Linaria  euxina  Vel.,  Veronica 
Velenovskyi  Uechtr.,  Salvia  grandiflora  Etting.,  Crocus  Pallasii  M.  B.,  Colchicum 
bulbocodioides  M.  B.,  Glyceria  arundinacea  M.  B.  und  Elymus  sdbulosus  M.  B. 
Der  dritte  Hauptbestandteil  der  bulgarischen  Flora  sind  die 
endemisch -balkanischen  Pflanzen,  Relicte  aus  uralter  Zeit,  indem 
die  Balkanhalbinsel  in  ihren  Hauptumrissen  am  längsten  die  Tertiär- 
zeit und  die  ihr  folgenden  Umwälzungen  überdauert  hat.  Verf. 
erwartet,  daher  von  der  seinerzeitigen  Durchforschung  der  jetzt 
noch  unzugänglichen  Gebiete  noch  überraschende  Entdeckungen 
und  die  wichtigsten  pflanzengeschichtlichen  Aufschlüsse  üher  die 
nachtertiäre  Zeit.  Die  Gattungen  Ramondia,  Haberlea  und  Jankaea 
sind  von  den  jetzt  bekannten  die  ausgezeichnetsten  Vertreter  jener 
fernen  Zeit.  Sonst  finden  sich  endemische  Arten  des  Balkanlandes 
sowohl  in  den  Gebirgen,  als  in  den  Ebenen.  Die  Gebirge  Bulgariens 
haben  übrigens  dieselben  Verhältnisse,  wie  die  übrigen  Gebiete  der 
Balkanhalbinsel  bis  nach  Griechenland.  Die  alpine  und  subalpine 
Vegetation  ist  üppig,  grün,  reich  und  prächtig  in  der  Blüte.  Hierin 
unterscheidet  sie  sich  von  der  trockenen  Schönblütigkeit  der  Dalma- 
tinisch- herzegowinischen  Gebirgs- Arten.  Alpine  Typen  Europas 
sind  hier  selten  und  jene,  die  wirklich  vertreten  sind,  sind  in  Europa 
und  den  asiatischen  Alpen  weit  verbreitet}  die  Gebirge  des  Central- 
Balkan  haben  vielmehr  ihre  eigene,  von  jener  der  Alpen  ver- 
schiedene Flora  und  sind  hierfür  folgende  Arten  ganz  besonders 
bezeichnend: 

Ranunculus  Serbiens  Panc.,  Silene  Asterias  Gris.,  Dianthus  microlepis  Boiss., 
D.  Pancicii  Vel.,  Acer  reginae  Amaliae  Orph.,  Trifolium  Velenovskyi  Vandas, 
Orobus  Skorpilii  Vel.,  Gcum  coccineum  Sibth.,  Q.  Bulgaricum  Panc.,  Angelica 
Pancicii  Vand.,  Peucedanum  aegopodioides  Vandas,  Pastinaca  hirsuta  Panc., 
Seracleum  verticillatum  Panc.,  Anthriscus  Vandasii  Vel.,  Senecio  Arnautorum  Vel., 
S.  erubescens  Panc.,  Achillea  multifida  DC.,  Cirsium  armatum  Vel.,  C.  heterotri- 
chum  Panc.,  C.  appendiculatum  Gris.,  C.  Candeldbrum  Gris.,  Centaurea  Kerneriana 
Janka,  C.  Tartarca  Vel.,  Cumpanula  orbelica  Vel. ,  Jasione  orbiculata  Gris., 
Verbascum  pannosum  Vis.  Panc.,  F.  Graecum  Heldr.,  Scrophularia  aestivalis  Gris., 
Digitalis  viridiflora  Lindl.,  Primida  frondosa  Janka,  P.  deorum  Vel.,  Pinus  Peuce 
Gris.,  Cur  ex  orbelica  Vel.  und  Sesleria  comosa  Vel. 

Zu  den  verbreitetsten,  fast  überall    vorkommenden  bulgarischen 
Gebirgspflanzen  zählen : 

Panunculus  Serbiens  Vis.  Panc.,  Visearia  atropurpurea  Gris.,  Silene  macro- 
poda  Vel.,  Trifolium  Velenovskyi  Vandas,  Geum  coccineum  Sibth.,  Peucedanum 
aegopodioides  Vandas,  Pastinaca  hirsuta  Panc.,  Scabiosa  Balcanica  Vel.,  Achillea 
multifida  DC.,  Cirsium  appendiculatum  Gris.,  C.  Candeldbrum  Gris.,  Verbascum 
pannosum  Vis.  Panc.,  Digitalis  viridiflora  Lindl.,  Crocus   Veluchensis  Herb. 

10* 


148  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

In  den  Ebenen,  im  Hügellande  und  Vorgebirge  Bulgariens 
kommt  eine  ganze  Reihe  von  Arten  vor,  die  nur  im  Balkangebiete 
oder  hie  und  da  sonst  im  Oriente  vorkommen.  Hiervon  sind  die 
bezeichnendsten : 

Corydalis  Slivenensis  Vel.,  C.  bicalcara  Vel.,  Viola  Vandasil  Vel.,  Silene 
subconica  Friv.,  S.  Friwaldskyana  Hampe.,  S.  Skorpilii  Vel.,  DiantJtus  Friwalds- 
kyanus  Boiss.,  D.  purpureo - luteus  Vel.,  D.  aridus  Gris.,  D.  pinifolius  Sibth., 
D.  cruentus  Gris.,  D.  Moesiacus  Vis.  Panc.,  Hypericum  Rumelicum  Boiss.,  Genistet, 
trifoliolata  Janka,  G.  carinalis  Gris.,  G.  Rumelica  Vel.,  Scabiosa  triniaefolia  Heufi*., 
Bidens  Orientalis  Vel.,  Achillea  clypeolata  Sm.,  A.  pseudopectinata  Janka,  Inula 
Aschersoniana  Janka,  Tragopogon  pterodes  Panc.,  Podanthum  grandiflorum  Vel., 
Trachdium  Rumelicum  Hampe,  Haberlea  Rhodopensis  Friv.,  Verbascum  malaco- 
trichum  Boiss.  Heldr.,  V.  pulchrum  Vel.,  V.  Thracicum  Vel.,  V,  humile  Janka, 
V.  Bornmülleri  Vel.,  Linaria  concolor  Gris.,  Lathraea  Rhodopea  Dingl.,  Thymus 
zygioides  Gris.,  Iris  Skorpilii  Vel.,  Galanthus  gracilis  Celak.,  G.  maximus  Vel. 
und  Rottboellia  digitata  Sibth. 

Bemerkenswerthe  Zeugen  der  Verwandtschaft  gewisser  Theile 
der  Flora  mit  den  alpinkarpathischen  Gebirgen  sind  z.  B. : 

C'ardamine  rivularis  Schur.,  Viola  declinata  W.  K.,  Silene  Lerchenfeldiana 
Baumg.,  Hypericum  Transsylvanicum  Celak.,  Lasapitium  alpinum  W.  K.,  Knautia 
drymeia  Heuff.,  Senecio  Carpaticus  Herbicb,  S.  Tianssylvanicus  Schur.,  S.  papposus 
Rchb.,  Anthemis  macrantha  Heuff.,  Achillea  lingulata  W.  K.,  Campanula  Steveni 
M.  B.,  Bruckenthalia  spiculifolia  Rchb.,  Svertia  punctata  Baumg.,  Pulmonaria 
rubra  Schott,  Veronica  Baumgartenii  R.  S.,  Pedicidaris  campestris  Gris.,  Thymus 
pulcherrimus  Schur,  Plantago  gentianoides  Baumg.,  Orchis  cordigera  Fries,  Gym- 
nadenia  Frivaldszkyana  Hampe,  Lilium  Jankae  Kern.,  Juncus  Carpaticus  Simonk., 
J.  Rochelianus  Heuff.,  Carex  Pyrenaica  Wahl.,  C.  tristis  M.  B.,  Sesleria  coeridans 
Friv.,  S.  rigida  Heuff.,  Bromus  fibrosus  Hackel  und  B.   Transsylvanicus  Steud. 

Schliesslich  führt  der  Verf.,  der  nähere  pflanzengeographische 
etc.  Ausführungen  in  Aussicht  stellt,  noch  folgende  Pflanzen  an, 
welche  die  Verwandtschaft  der  balkanischen  mit  der  Kaukasus- 
Flora  darthun : 

Ranuiiculus  Suaneticus  Rupr.,  Arabis  mollis  Stev.,  Saxifraga  juniperina  Adams., 
Doronicum  macruphyllum  Fisch.,  Chamaemelum  Caucasicum  Willd.,  Campanula 
Steveni  M.  B.  und  Juncus  alpigenus  C.  Koch. 

Wegen  weiterer  Ausführungen,  die  durchaus  in  der  allgemein 
verständlichen  lateinischen  Sprache  abgefasst  sind ,  kann  nur  auf 
das  Buch  selbst  verwiesen  werden.  Es  sei  jedoch  erwähnt,  dass 
dasselbe  158  neu  beschriebene  und  insgesammt  2542  Arten  enthält, 
wovon  22  für  Europa  neue.  Für  die  Anordnung  ist  das  DeCandolle- 
sche  System  gewählt  und  ist  die  Gattung  Hieracium  vom  Referenten 

bearbeitet. 

Freyn  (Prag). 


Groth,  H.  H.,  Aus  meinem  naturgeschichtlichen  Tage- 
buche. Beobachtungen  und  Aufzeichnungen  für 
einen  fruchtbaren  naturgeschichtlichen  Unterricht. 
8°.  158  pp.  Langensalza  1891. 

Verf.,  der  in  Kiel  als  Volksschullehrer  thätig  ist,  hat  während 
der  letzten  fünf  Jahre  eine  Anzahl  von  Abhandlungen  in  „Deutsche 
Blätter  für  erziehenden  Unterricht"  veröffentlicht,  welche  er  nun 
durchgesehen  und  stellenweise  ergänzt  unter  obigem  Titel  mit 
einigen  anderen  Arbeiten  vereinigt  herausgegeben  hat.  Dieses  Buch 
will,    wie    es    in    der   Vorrede   heisst,    den  jüngeren    Lehrern    eine 


Systematik  und  Pflauzengeographie.  149 

Handreichung  bieten,  wenn  auch  der  Stoff  für  einzelne  Stufen  etc. 
nicht  zugeschnitten  ist ;  es  wendet  sich  aber  auch  an  alle  Diejenigen, 
die  ihren  eigenen  Gang  gehen.  „Wer  seinen  Unterricht  auf  Beob- 
achtungen gründen  will,  findet  hier  Angaben,  wie  beobachtet  ist; 
wer  Spaziergänge  zu  machen  gedenkt,  dem  bietet  sich  ein  Begleiter 
an."  „Es  ward  der  Versuch  gemacht,  eine  todte.  trockne  Form 
zu  beleben,  einige  Fragen  zu  beantworten,  und  damit  ein  kleiner 
Beitrag  geliefert  zur  Reform  des  naturkundlichen  Unterrichts." 
Zu  dieser  stellt  Verf.  gleichsam  als  Einleitung  die  These  auf:  „Der 
Lehrer  lege  kein  Herbarium  an,  er  führe  ein  naturgeschichtliches 
Tagebuch."  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  trotz  der  grossen  Vor- 
theile,  welche  ein  Herbarium  in  Bezug  auf  Befestigung,  Ergänzung, 
Beherrschung  der  Naturkenntniss  und  als  Veranschaulichungsmittel 
bietet,  die  Zeit,  welche  zur  Anlage  desselben  erforderlich  ist,  in 
keinem  Verhältniss  zu  dem  Nutzen  steht  und  daher  anderweitig  im 
Interesse  der  Schule  durch  Anlage  eines  naturgeschichtlichen  Tage- 
buches verwendet  werden  müsse,  zumal  im  Herbarium  das  Lebens- 
bild der  einzelnen  Pflanze,  ihre  Entwickelung,  ihre  charakteristischen 
Eigenthümlichkeiten  nicht  zum  Ausdruck  gebracht  werden  könnten. 
Wie  der  Ersatz  zu  schaffen  sei,  zeigt  Verf.  in  den  nun  folgenden 
„Blättern  aus  meinem  naturgeschichtlichen  Tagebuche",  in  welchen 
.20  Themata  behandelt  werden,  nämlich:  die  Kastanie,  der  Hasel- 
strauch, zwei  Brüder:  Kälberkropf  und  Giersch,  zwei  Nachbarn: 
Erle  und  Weide,  zwei  Paar  Gewappnete:  Weiss-  und  Schlehdorn, 
Rosen-  und  Brombeerstrauch,  der  erste  und  letzte  Schmetterling: 
der  kleine  Fuchs  und  der  Frostspanner,  Schnecken  über  und  unter  der 
Erde,  vier  Arbeiter:  Specht,  Eule,  Huhn  und  Reiher,  die  Ab- 
hängigkeit der  Thiere,  die  Abhängigkeit  der  Menschen  von  den 
Pflanzen,  die  Erde  im  naturgeschichtlichen  Unterricht,  ein  Oster- 
gang,  ein  Pfingstgang,  ein  Feriengang  ein  Herbstgang,  ein  Winter- 
gang, noch  ein  Wintergang,  ein  Jahresgang,  Notizen  aus  dem 
Jahre  1887,  Fragen.  —  In  dem  Rahmen  dieser  Aufsätze  bringt 
Verf.  eine  grosse  Anzahl  pädagogischer,  morphologischer,  physio- 
logischer, biologischer,  phänologischer  Beobachtungen  nebst  Litte- 
raturangaben.  Besonders  gut  haben  Ref.  die  „Notizen  aus  dem 
Jahre  1887"  gefallen  ,  welche  sehr  hübsche  phänologische  Mit- 
theilungen bringen ,  die  allerdings  bestimmte  Angaben  der  Art 
häufig  vermissen  lassen.  Die  erste  Woche  des  Juni  wird  z.  B. 
folgendermaassen  charakterisirt :  Kirschen  erbsengross,  noch  Blüten 
am  Apfel-  und  Birnbäume.  1.  —  Siebenstern,  Knabenkraut  blüht. 
Kätzchen  der  Buche  am  Boden.  Junge  Buche  mit  zwei  Samen- 
und  zwei  Laubblättern.  Hopfen  21lz  m.  Goldregen,  Bauernrose, 
Lilie  blüht.  Libelle  fliegt.  Vogelnest  leer.  Minirraupe.  Esche 
mit  Blattläusen.  Larven  an  der  Gartenlilie.  4.  —  Ackersenf  blüht, 
sieht  über  den  Hafer  hinweg.  Esche  mit  Früchten.  7.  —  Weiss- 
dorn blüht,  Bienen  summen  in  den  Himbeerblüten,  nicht  im  Dorn. 
Balgkapseln  der  Dotterblume  springen.  Ahorn  hat  ausgewachsene 
Früchte.      Kuckucksnelke,     Klappertopf,     Krummhals,     Erdrauch, 

Schneeballstrauch  blüht.  8.  — 

Knuth  (Kiel). 


150  Systematik  u.  Pflanzengeographie. 

Müller  and  Pilling,  Deutsche  Scbulflora  zum  Gebrauch 
für  die  Schule  und  zum  Selb  s  tu  nt  er  rieh  t.  Gera  (Verlag 
von  Th.  Hofmann)   1891. 

Diese  „deutsche  Schulflora"  wird  240  Tafeln  farbiger  Abbil- 
dungen einheimischer  und  einzelner  ausländischer  Pflanzen  enthalten. 
Die  vorliegende  erste  Lieferung  mit  Primula  veris  L.  (als  Titel- 
blatt), Galanthus  nivalis  L.,  Hepatica  triloba  Gil.,  Pulmonaria  offici- 
nalis  L.,  Hypericum  perforatum  L.,  Anemone  nemorosa  L.,  Centanrea 
Cyaaus  L.,  Orobus  vernus  L.,  Caltha  palustris  L.  zeigt,  dass  der 
bekannte  Zeichner,  Walther  Müller  in  Gera,  hier  wieder  Vor- 
zügliches leistet.  Die  noch  fehlenden  Tafeln  werden  Vertreter  aller 
phanerogamischen  Pflanzenfamilien  enthalten.  Der  Gedanke  an  ein 
solches  für  Schüler  bestimmtes  Werk  war  dem  Ref.  schon  im  April 
1888  gekommen.  Ref.  hatte  mit  der  gleichfalls  in  Gera  ansässigen 
Firma  Fr.  Eugen  Köhler  Verhandlungen  angeknüpft,  doch  konnte 
sich  diese  Verlagsbuchhandlung  damals  zu  einem  solchen  Unter- 
nehmen nicht  entschliessen.  Höchst  interessant  ist  es  nun,  dass 
nach  Verlauf  von  3  Jahren  aus  derselben  Stadt  ein  Werk  erscheint, 
welches  nicht  nur  den  vom  Ref.  vorgeschlagenen  Titel,  sondern 
auch  genau  die  Anzahl  der  vorgeschlagenen  Abbildungen  und  auch 
fast  dieselben  Arten  enthält.  Ref.  hatte  damals  auch  noch  einige 
wenige  Kryptogamen  vorgeschlagen;  solche  werden,  „wenn  sich 
das-Bedürfniss  kundgiebt",  in  einem  Anhange,  der  auch  ausländische 
Zier-  und  Kulturgewächse   bringen  wird,  zur  Darstellung  kommen. 

Wie  die  Ankündigung  sagt,  wird  die  Deutsche  Schulflora  in 
4  Theilen  zur  Ausgabe  gelangen,  welche  den  4  auf  einander  fol- 
genden Stufen  des  botanischen  Unterrichts  entsprechen : 

Der  erste  Theil  enthält  48  Pflanzenbilder,  und  zwar  von  den- 
jenigen Pflanzen,  welche  auf  der  ersten  Stufe  des  botanischen 
Unterrichts  beschrieben  und  verglichen  werden,  um  die  Hauptformen 
der  Organe  der  Blütenpflanzen  zur  Anschauung  bringen  und  zu- 
sammenstellen zu  können. 

Der  zweite  Theil  wird  64  Pflanzen  behandeln,  welche,  zusammen 
mit  denen  des  I.  Theiles,  die  Möglichkeit  bieten,  die  Hauptfamilien 
der  Blatt-  und  Spitzkeimer  aufzufinden  und  ihre  Merkmale  darzu- 
legen. 

Daran  reiht  sich,  ergänzend  und  erweiternd,  der  dritte  Theil, 
welcher  im  Verein  mit  den  beiden  ersten  Theilen,  auf  64  Blättern 
die  wichtigsten  Ordnungen  der  frei-  und  verwachsen-kronblättrigen 
Dikotylen  mit  ihren  Hauptfamilien  und  einigen  Hauptgattungen  und 
Arten  für  die  3.  Unterrichtsstufe  zum  Abschluss  bringt. 

Der  vierte  Theil  endlich  behandelt,  ebenfalls  auf  64  Tafeln, 
die  kronenlosen  Blattkeimer,  die  Spitzkeimer  (Monokotylen)  und 
einige  Nadelhölzer.  Vertreter  dieser  Classe  v/erden  schon  in  den  vor- 
hergehenden Theilen   als  Vorläufer  beschrieben. 

Jeder  Theil  bildet  ein  Ganzes  für  sich,  doch  ist  durch  ent- 
sprechende Numerirung  dafür  gesorgt,  dass  „sämmtliche  Tafeln 
schliesslich  zu  einem  „Atlas  der  deutschen  Schulflora"  geordnet 
werden  können,  welcher  die  übersichtliche  Kenntniss  der  deutschen 
Pflanzenwelt    ermöglicht    und    die    Grundlage    weiterer    botanischer 


Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten.  151 

Studien  zu  bilden  vermag.  Ein  Begleitwort,  welches  zugleich  mit 
der  Schlusslieferung  ausgegeben  wird  und  von  dem  Bau,  Leben  und 
der  Pflege  der  Pflanzen  handelt,  soll  in  gleicher  Weise  dem  Zwecke 
des  Selbstunterrichts  dienen." 

„Auserdem  hat  Prof.  Dr.  Pilling  speciell  für  den  Lehrer 
zu  dem  I.  Theile  eine  Schrift  bearbeitet,  welche  unter  dem  Titel: 
Lehrgang  des  botanischen  Unterrichts  auf  der  untersten  Stufe,  unter 
methodischer  Verwendung  der  40  Pflanzenbilder  des  I.  Theiles  der 
„Deutschen  Schulflora"  zugleich  mit  der  letzten  Lieferung  dieses 
Theiles  zur  Versendung  kommt  und  dem  Lehrer  die  fruchtbringende 
Verwenduno;  der  Pflanzenbilder  im  Unterricht  wesentlich  erleichtern 
und  ihn  zugleich  in  den  Stand  setzen  wird,  in  den  Schülern  ein 
lebhaftes  Interesse  für  die  Pflanzenwelt  zu  erwecken." 

„Ein  zweites  für  den  Lehrer  bestimmtes  Textheft,  weiches  im 
Anschluss  an  den  II.  bis  IV.  Theil  der  ,, Deutschen  Schulflora"  er- 
scheint, wird  alsdann  Material  und  Fingerzeige  für  den  Unterricht 
auf  den  höheren  Stufen  geben  und  namentlich  auch  biologische 
Einzelheiten  enthalten." 

Knuth  (Kiel). 


Yiala,  Pierre,  Le  black  rot  en  Amerique.  (Annales  de 
l'ecole  nation.  d'agriculture  de  Montpellier.  Tome  IV.  p. 
308-  343.) 

Black  Rot  kommt  in  allen  Staaten  von  Nord- Amerika  vor,  mit 
Ausnahme  von  Californien,  Neu-Mexico,  Arizona,  Colorado  und 
Utah.  Er  beschränkt  sich  nicht  nur  auf  die  cultivirten  Reben, 
sondern  befällt  auch  die  wilden  Arten.  Der  Pilz  ist  in  Amerika 
als  einheimisch  anzusehen  und  ist  die  Ursache  der  gefährlichsten 
aller  Rebenkrankheiten  in  diesem  Lande.  Die  europäischen  Reben 
werden  noch  leichter  vorn  Pilz  angegriffen,  als  die  amerikanischen. 
Am  gefährlichsten  tritt  er  in  warmen  und  feuchten  Gegenden  auf, 
wie  Verf.  ausführlich,  auf  meteorologische  Daten  gestützt,  nach- 
weist. Die  Synonymie  des  Pilzes  wird  ausführlich  behandelt.  Der 
richtige  Name  desselben  ist  Laestadia  Bidwellii  Viala  et  Ravaz  mit 
folgenden  Synonymen : 

Physplosppra  Bidwellii  Saec,  Sphaeria  Bidwellii  Ellis,  Plioma  uvicola  Berk. 
et  Curt.,  Ph.  uvicola  ß.  Labruscae  Timm.,  Sjihaeropsis  uvarum  Berk.  et  Curt., 
Phoma  uvarum  Sacc.,  Naemaspora  ampelicida  Engelm.,  Phyllosticta  Labi'uscae 
Thüm.,  Ph.  viticola  Berk.  et  Curt.,  Ph.  vüicola  Thüm.,  Ascochyta  Ellisii  Thüm., 
Sphaeria  viticola  Curt.,  Sacidium  viticolvm  Cooke,  Phoma  ustulatum  Berk.  et  Curt., 
Phyllosticta  Ampel opsidis  Ell.  et  Mart.,  Sphaeropsis  Ampelopsidis  C.  et  Ell.?, 
Phoma  Ampel '.opsidis  Sacc.  ? 

Verf.  beweist  dies  durch  eine  eingehende  Schilderung  der 
Entwicklungsgeschichte  des  Pilzes.  Am  Schluss  discutirt  Verf.  die 
verschiedenen  Behandlungs-Methoden  der  Black  Rot-Krankheit  und 
hebt  die  Nothwendigkeit  hervor,  die  Reben  vor  dem  15.  Mai  mit 
Eau  Celeste  zu  bespritzen,  um  eine  Infection  der  Blätter  zu  ver- 
hindern. 

v.  Lagerheim  (Quito). 


152  Teratologie  und  Pflanzeiikrankheiteu. 

Thaxter,    R.,    Mildew    of  Lima   beans    {Phytophtora    Phaseoli 
T  h  a  x  t  e  r).      (Annual   Report    of   the    Connecticut  Agricultural 
Experiment    Station    for    1889.     Report  of  the  Mycologist.    Part 
107—171.    Taf.    III.    Fig.  29—37.)     New   Haven,    Conn.  1890. 
Verf.  beschreibt  ausführlich  eine  neue  Phytophtora  (P.  Phaseoli 
Thaxt.)   welche  weisse,  sich  schnell  verbreitende  Rasen  auf  Phaseolus 
lunatus  bildet.     Die  Krankheit    tritt  sehr  verheerend  auf.     Die  Art 
ähnelt  am  meisten  P.  Ca  et  or  um  Colin,  unterscheidet  sich  aber  wesent- 
lich von  dieser  Art    durch    kleinere  Conidien    und  durch    ganz  ver- 
schieden verzweigte  Conidienträger.    Oosporen  wurden  nicht  gefunden. 
Die  Conidien  keimen  sowohl  mit  Zoosporen  als    mit  Keimschlauch. 

v.  Lagerheim  (Quito). 


Thaxter,  11.,  The  potato  „sc ab".  (Fourteenth  Annual  Report 
of  the  Connecticut  Agricultural  Experiment  Station.  1890.  p.  3 — 17 
of  reprint.    With  Plate  I.) 

Verf.  hat  auf  Kartoftelknollen,  die  durch  vom  Ref.  als  „tiefea  be- 
zeichnete Form  des  Schorf  befallen  waren,  einen  sehr  kleinen  Faden- 
pilz gefunden,  welcher  auf  Nähragar  üppig  wächst  und,  aufwachsende 
Knollen  gesät,  die  Krankheit  wieder  erzeugt.  Der  Pilz  besteht  aus 
einem  dichten  Geflecht  von  Fäden  von  5 — 9  fi  Durchmesser  und 
bildet  in  Reinculturen  auf  Fleisch  Pepton- Agar  aufrechte  Hyphen, 
die  an  den  Enden  spiralig  gewunden  und  dicht  quergetheilt  sind 
und  trennen  sich  dann  zu  vielen  bakterienähnlichen  Theilen.  Aus 
einem  dieser  Theile  oder  aus  einem  sehr  kleinen  Stück  eines  vege- 
tativen Fadens  entwickelt  sich  schnell  ein  neues  Hypbengenecht. 
Ein  sehr  eigentümlicher  Erfolg  des  Wachsthums  des  Pilzes  ist  die 
tiefbraune   Färbung  der  Unterlage. 

Die  systematische  Stellung  des  Pilzes  ist  sehr  zweifelhaft; 
vielleicht  ist  er  zu  Oospora  oder  einer  ähnlichen  unbestimmten  Gattung 
zu  stellen. 

Hninplney  (Anilierst,  Mass.). 


Kraus,  (.'.,  Das  Schröpfen  und  Walzen  der  Getreide- 
saaten als  Mittel  gegen  Lagerung.  Theil  I.  Die 
Ursachen  der  Lagerung.  (Forschungen  auf  dem  Gebiete 
der    Agriculturphysik.     Bd.  XIII.  H.  3/4.  p.  252-293.) 

Der  Darlegung  der  Mittel,  welche  gegen  Lagerung  anzu- 
wenden wären,  sowie  der  Erörterung  der  Art  und  Weise,  in 
welcher  die  Wirkung  solcher  Mittel  zustande  kommen  möchte,  musste 
die  Klarlegung  der  Ursachen  der  Lagerung  vorausgehen.  Bekannt- 
lich wird  die  Lagerung  zur  Zeit  ziemlich  allgemein  als  Folge  der 
geringen  Biegungsfestigkeit  der  Halme  hingestellt,  wie  solche  bei 
der  gegenseitigen  Beschattung  der  in  geschlossenem  Stande  befind- 
lichen Pflanzen  zur  Entsehuug  kommt.  Feuchte  Jahrgänge,  reichliche 
Düngung  u.  s.  w.  sind  nach  dieser  zuerst  von  Sachs  aufgestellten 
Ansicht  nur  indirect  als  fördernde  Einflüsse  betheiligt,  indem  die 
Pflanzen  unter  diesen  Verhältnissen  üppiger  wachsen  und  sich  gegen- 
seitig stärker  beschatten. 


Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten.  153 

Diese  Ansicht  hat  sich  aber  bei  den  praktischen  Landvvirthen 
keine  durchgreifende  Anerkennung;  zu  verschaffen  vermocht,  nach- 
dem man  thatsächlich  beobachtet,  dass  viele  Vorkommnisse  nur 
ungenügend  in  dieser  Weise  erklärt  werden  können.  Dies  lallt  sofort 
auf,  wenn  man  sich  die  Mühe  nimmt ,  das  Verhalten  verschieden 
dichter  und  verschieden  üppiger  Saaten  bei  verschiedenen  Ver- 
hältnissen des  Bodens,  der  Lage  und  des  Witterungsverlaufs  genauer 
zu  vergleichen ,  es  liegen  auch  diesbezüglich  in  der  älteren  land- 
Avirthschaftlichen  Litteratur  eine  Anzahl  von  Mittheilungen  scharf- 
sichtiger Beobachter  vor,  welche  späterhin  mit  Unrecht  ausser  Acht 
gelassen  worden  sind.  Die  im  Laufe  der  Zeit  namhaft  gemachten 
Ursachen  der  Lagerung  lassen  sich  foigendermaassen  gruppiren: 
1.  Die  Halmschwäche  lagernden  Getreides  ist  die  Folge  der 
besonderen  anatomischen  und  physikalischen  Beschaffenheit,  welche 
die  bei  schwachem  Lichte  sich  ausbildenden  untersten  Internodien 
annehmen.  Ueppige  Ernährung,  enger  Stand  sind  blos  indirect  am 
Lagern  betheiligt,  indem  sie  die  Beschattung  oder  auch  die  auf- 
recht zu  haltende  Last  erhöhen  und  äusseren  Kräften  mehr  Gelegen- 
heit zum  Angriffe  bieten. 

2.  Die  Halmschwäche  ist  die  Folge  üppiger  Vegetations- 
bedingungen, indem  dieselben  die  Halme  in  geilen  Zustand  bringen, 
der  eben  durch  geringere  Biegungsfestigkeit  charakterisirt  ist. 

3.  Die  Halmschwäche  rührt  davon,  dass  die  unteren  Internodien 
in  dem  geschlossenen  Bestände  dem  Luftwechsel  weniger  ausgesetzt 
sind  und  deshalb  weicher  bleiben. 

4.  Die  Halmschwäche  kommt  dadurch  zustande,  dass  die  Pflan- 
zen bei  gedrängterem  Stande  an  sich  schwächere  Halme  entwickeln, 
als  bei   weiterem  Standraum. 

5.  Die  Halmschwäche  entsteht  durch  die  Beeinträchtigung  der 
Halrnausbildung  in  Folge  der  beschleunigten  Streckung,  welche  bei 
dichtem  Stande  und  üppigen  Vegetationsbedingungen  eintritt. 

In  Wirklichkeit  greifen  diese  Ursachen  mehr  oder  weniger 
ineinander,  erfahrungsgemäss  ist  die  Lagerung  am  häufigsten, 
wenn  dichter  Stand,  üppige  Ernährung,  beschleunigtes  Schossen 
zusammenwirken. 

Diese  verschiedenen  Aufstellungen  werden  nun  der  Reihe  nach 
an  der  Hand  neuerer  physiologischer  Untersuchungen  kritisch  er- 
läutert, und  wird  nachgewiesen,  dass  sich  alle  diese  Umstände  mehr 
oder  weniger  rechtfertigen  lassen,  dass  es  aber  ein  Mangel  war,  dass 
bald  dieser,  bald  jener  Umstand  einseitig  betont  und  darüber  ausser 
Acht  gelassen  wurde,  dass  der  Verlauf  des  Wachsthums  und  der 
inneren  Ausbildung  der  Halme  das  Ergebniss  der  gleichzeitigen 
Wirkung  verschiedener  Factoren  ist.  Soweit  dieselben  in  gleicher 
Richtung  wirken,  kann  das  Ergebniss  wesentlich  anders  werden,  als 
wenn  ein  einzelner  Factor  in  einem  bestimmten  Intensitätsgrade 
wirksam  gewesen  wäre.  Auch  Unterbleiben  des  Lagerns  bei  freiem 
Stande  kann  nicht  allein  auf  die  Retardirung  des  Längenwachsthums 
und  die  Förderung  der  Ausbildung  der  mechanischen  Elemente 
durch  das  Licht  zurückgeführt  werden,  unter  Umständen  lagern 
sogar  freistehende  Pflanzen,    so  dass    der  Satz,  einzelne    oder   recht 


154  Oekonomische  Botanik. 

weit  stehende    Getreidepflanzen     lagern   niemals,    keineswegs   allge- 
meine Gültigkeit  hat. 

„Das  Lagern  der  Getreide  ist  nicht,  wie  zur  Zeit  meist  ge- 
glaubt wird,  ein  einfaches  und  ursächlich  leicht  zu  durchschauendes. 
Phänomen,  vielmehr  wird  dasselbe  durch  die  Wechselwirkung  der 
verschiedenen ,  das  Wachsthum  beeinflussenden  Umstände  und  die 
mannigfachen  Combinationen ,  in  denen  diese  Umstände  je  nach 
Boden,  Lage,  Witterung,  Standraum  der  Pflanzen,  Art-  und  Varietäts- 
eigenthümlichkeiten  thätig  sind,  in  hohem  Grade  verwickelt.  Wenn 
auch  unbestritten  dass  durch  Beschattung  bewirkte  partielle  Etiolement 
der  unteren  Internodien  in  den  meisten  Fällen  von  ganz  besonderer 
Wichtigkeit  ist,  deshalb  als  äussere  Hauptursache  des  Lagerns  der 
Lichtmangel  bezeichnet  werden  kann,  so  ist  doch  die  Theorie,  welche 
nur  den  Factor  der'  Beschattung  gelten  lassen  will,  gleichwohl 
nicht  genügend,  um  in  allen  Fällen  über  Eintritt  oder  Unterbleiben 
des  Lagerns  befriedigend  Rechenschaft  geben  zu  können ,  es  muss 
auch  auf  die  sonstigen,  das  Wachsthum  und  die  innere  Ausbildung 
der  Pflanzen  beeinflussenden  Factoren  Rücksicht  genommen  werden. 
Ohne  die  Nebenursachen  würde  das  Lagern  viel  weniger  häufig 
eintreten,  als  thatsächlich  der  Fall  ist." 

In  einer  folgenden  Mittheilung  sollen  weitere  Belege  für   diese 
Auffassung  der  Sache  beigebracht  werden. 

Kraus  (Weihenstephan). 


Brirtet,  E.,  De  Tinfluence  exercee  par  l'epoque  de  l'aba- 
tage  sur  la  production  et  le  developpement  des 
rejets  de  souches  dans  le  taillis.  (Comptes  rendus  de 
l'Academie  des  sciences  de  Paris.  Tome  CX.  1890.  p.  1279 
—1282.) 

Die  Laubhölzer  haben  die  Fähigkeit,  aus  dem  Stamm  auszu- 
schlagen, falls  derselbe  in  Bodenhühe  abgeschnitten  wird.  Darauf 
beruht  die  Buschholz- Wirthschaft,  die  in  Frankreich  auf  Millionen 
Hektaren  Waldbodens  stattfindet. 

Bekanntlich  unterscheiden  die  Forstmänner  zwei  Arten  Sprosser 

1.  die  proventiven,  welche  sich  aus  normalen  Knospen  entwickeln 
und    bei    dem    Abschlagen    des     Stammes    schon    vorhanden    sind, 

2,  die  adventiven,  welche  aus  Adventivknospen  hervorgehen,  die 
nach  dem  Abschlagen  erst  aus  der  Cambialschicht  der  Pflanzen 
erzeugt  werden.  Die  proventiven  Sprosse  haben  günstigere  Lage 
und  sichern  die  Vermehrung  der  Individuen  besser,  als  die  adven- 
tiven. 

Gewöhnlich  schiäfft  man  das  Buschholz  zwischen  Ende  Herbst 
und  dem  15.  April,  aber  es  geschieht  zuweilen  auch  später,  wenn 
schon  die  volle  Belaubung  eingetreten  ist.  Um  nun  zu  erfahren, 
welchen  Einfluss  die  Schlagzeit  auf  die  Bildung  und  Entwicklung 
der  Stockausschläge  habe,  wurden  verschiedene  Versuchsreihen  an- 
gestellt. In  der  ersten  wurde  die  Schlagzeit  auf  die  Mitte  der 
Monate  März,  April,  Mai,  Juni,  Juli,  August  verlegt.  Das  Versuchs- 
feld lag  in  der  Nähe  von  Nancy  und  bestand  in  einem  Buschholz- 
terrain,   das    auf    einem    Kalklager    des    oolithischen    Plateaus    von 


Oekouomische  Botanik.  155 

Haye  (380  m  Seehöhe)  ruht.  Die  Zahl  der  beobachteten  Stöcke 
belief  sich  auf  628,  und  zwar  gehörten  278  der  Eiche  (Stein- 
und  Stieleiche),  240  der  Hainbuche  und  120  der  Rothbuche  an ;  die 
meisten  waren  35j ährig. 

Die  Untersuchungen,  die  bis  2  Jahre  nach  dem  Fällen  fort- 
gesetzt wurden,  bezogen  sich  auf  die  Zeit  des  Erscheinens  der 
Schosse,  auf  ihre  Zahl  und  ihr  Wesen  (proventiv,  adventiv),  auf 
die  Höhe  des  HauptschÖsslings.  Dabei  ergab  sich  hauptsächlich 
Folgendes : 

1.  Wenn  das  Abschlagen  Mitte  März  oder  April  erfolgt, 
so  fangen  von  Ende  Juni  ab  beinahe  alle  des  Austreibens  fähige 
Stocke  von  Eiche  und  Hainbuche  an,  auszutreiben ;  wird  es  aber 
bis  Ende  August  hinausgeschoben,  so  erscheinen  bei  den  genannten 
Arten  die  Schösslinge  erst  im  nächsten  Frühjahr. 

2.  Die  Schlagzeit  scheint  wenig  Einfluss  auf  das  Zahlenver- 
hältniss  der  Stöcke  zu  haben,  welche  keine  Schösslinge  treiben. 
Doch  erwies  sich  das  Schlagen  von  Mitte  August  ab  für  die  3  unter- 
suchten Arten  am  nachtheiligsten. 

3.  Auf  die  mittlere  Zahl  der  Schösslinge  aus  dem  Stock  der 
Eiche  und  Hainbuche  scheint  die  Schlagzeit  keinen  bemerkenswerthen 
Einfluss  auszuüben.  Bei  der  Buche  aber  begünstigt  das  Schlagen 
im  Juni  offenbar  die  Bildung  der  Schosse,  während  die  Stöcke  nach 
dem  Schlagen  im  August  und  März  die  geringste  Fruchtbarkeit  zeigen. 

4.  Für  Eiche  ist  die  Schlagzeit  ohne  Einfluss  auf  das  Wesen 
der  Schosse,  mit  seltenen  Ausnahmen  sind  dieselben  proventiv.  Bei 
Hainbuche  und  Rothbnche  jedoch,  besonders  bei  der  letzteren,  ver- 
mehrt das  Schlagen  während  der  vollen  Belaubung  die  mittlere 
Zahl  der  Adventivsprosse,  und  es  nimmt  die  Zahl  der  Stöcke  zu,, 
die  nur  Adventivsprosse  zeigen.  Die  grösste  Zahl  der  letzteren 
findet  sich  an  den  Stöcken  der  Hainbuche,  wenn  das  Schlagen  im 
Juli  und  an  der  Rothbuche,  wenn  es  im  Juni  erfolgt.  Rothbuchen- 
stöcke erzeugen  im  allgemeinen  etwas  mehr  Adventiv-,  als  Froventiv- 
schosse,  während  bei  der  Hainbuche  die  proventiven  etwa  8mal 
zahlreicher,  als  die  adventiven  sind. 

5.  Die  Höhe  der  Schösslinge  ist  sehr  ungleich,  je  nach  der 
Schlagzeit.  Für  die  untersuchten  Baumarten  fällt  das  Maximum 
der  Höhe  mit  dem  Aprilschlage,  das  Minimum  mit  dem  August- 
schlage zusammen. 

6.  Sieht,  man  zweijährige  Schosse  von  einem  Aprilschlage  als 
Norm  an,  so  lässt  sich  constatiren,  dass  das  Abschlagen  des  Busch- 
werks der  Eiche  ohne  Nachtheil  bis  zum  15.  Mai  hinausgeschoben 
werden  kann,  während  dies  bei  der  Weissbuche  schon  20  ü/o  Verlust 
ergeben  würde.  Für  die  Eiche  ist  der  Schaden  beträchtlicher,  wenn 
die  Schlagzeit  bis  in  den  Juni  hinausgeschoben  wird.  Aus  den 
gemachten  Beobachtungen  ergaben  sich  noch  folgende  Schlüsse: 
Bez.  der  Zeit  vom  15.  März  bis  15.  August  erweist  sich  für  Abschlagen 
des  Buschwerks  von  Eiche,  Roth-  und  Hainbuche  Mitte  August  als 
ungünstigste  Zeit,  als  vortheilhafteste  dagegen  Mitte  April.  Für 
die  Eiche  scheinen  gleich  günstig  auch  die  Monate  März  und  Mai., 
für  Hainbuche  März  zu  sein. 


156  Neue  Litteratur. 

Sämmtliche  Versuche  fanden  auf  einem  seichten  und  steinigen 
Boden  statt.  Möglicherweise  kommt  man  bei  tieferem  Boden  und 
im  milderen  Klima  zu  anderen  Resultaten. 

Zimmermann  (Chemnitz). 


Neue  Litteratur.* 


Nomenclatur,  Pflanzennamen,  Terminologie  etc.: 

'■Crreene,  Edward  L.,    Against  the  usic  of   revertible    generic  names.     (Pittonia. 
Vol.  IL  1891.  p.   185.) 

—  — ,  Some  neglected  priorities  in  generic  noinenclature.     (1.  c.  p.  173.) 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten: 

Wilson,  J.,  La  petite  botanique  des  ecoles  primaires,  conforme  au  programme 
du  20  juillet  1880.     5e  edition.     8°.     94  pp.     Namur  (Balon-Vincent)   1891. 

M.  0.60. 

ZacliaHas,  0.,  Die  Thier-  und  Pflanzenwelt  des  Süssvvassers.  Einführung  in 
das  Studium  derselben.  Unter  Mitwirkung  von  C.  Apstein,  F.  Borcherding 
etc.  herausgegeben.  Bd.  II.  8°.  X,  367  pp.  51  Abbild.  Leipzig  (J.  J.  Weber) 
1891.  M.   12.— 

Kryptogamen  im  Allgemeinen : 

HaiiSgirg,  Anton,  Algologische  und  bakteriologische  Mittheilungeu.  (Sep.-Abdr. 
aus  Sitzungsberichte  der  Königl.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in 
Prag.  1891.  p.  297—365.) 

Algen: 

MÖbillS,  M.,  Ueber  endophytisehe  Algen.  (Biologisches  Centralblatt.  Bd.  XL 
1891.  No.  18.  p.  545-553.) 

Pilze: 
Atkinsoil,  Geo.  F.,   Sphaerella  gossypina  n.  sp.,  the  perfect  stage  of  Cercospora 

gossypina  Cooke.     (Bulletin  of  the   Torrey  Botanical  Club  of  New  York.  Vol. 

XVIII.  1891.  p.  300.    With  pl.) 
Bäuilller,  J.   A.,  Fungi  Schemnitzenses.     Ein  Beitrag  zur  ungarischen  Pilzflora. 

III.     (Sep.-Abdr.    aus  Verhandlungen    der    K.   K.    zoolog.-botan.  Gesellschaft  in 

Wien.   1891.)     »°.     18  pp.     Wien   1891. 
Botmjuelot,  Eni.,   Sur  Ia  presence  de  l'amidon  dans  un  Champignon  appartenant 

ä  la  famille  des  Polyporees,    le  Boletus    pachypus  Fr.     (Bulletin  de  la  Societe 

mycologique  de  France.  T.   VII.   1891.  Fase.  3.) 
Boyer,  Note  sur  la  reproduetion  des  Morilles.     (1.   c.) 
•{Saillard,  A.,    Observation  d'un  retour  ä  l'etat  vegetatif   des  peritheces  dans  le 

genre  Meliola.     (1.  c.) 
Godfrili,  J.,  Coutributions  ä  la  flore  mycologique  des  environs  de  Nancy.    [Suite.] 

(1.  e.)  ^ 
Kra/iani.  A.,  Deux  Champignons  parasites  des  feuilles  de  Coca.     (I.  c.) 
Hariot,  P.,  Notes  critiques  sur  quelques  Uredinees  du  Museum  de  Paris.    (1.  c.) 

—  — ,  Stemonitis  dietyospora  Rost.     (Journal  de  Botanique.  T.  V.   1891.  p.  356.) 
—   — ,  Trametes  hispida  Bagl.  et  T.  Trogii  Berg.     (1.  c.) 

*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete   bittet    dringend    die  Herren  Autoren    um 

gefällige    Uebersendung    von    Separat- Abdrücken    oder    wenigstens    um    Angabe 

der  Titel  ihrer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  „Neuen  Litterntur"  möglichste 

Vollständigkeit    erreicht    wird.      Die    Kedactioneu    anderer    Zeitschriften    werden 

-ersucht,    den    Inhalt   jeder    einzelnen    Nummer  gefälligst    mittheilen  zu    wollen. 

•  damit  derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    Uhlworm, 
Terrasse  Nr.  7, 


Neue  Litteratur.  157 

Kayser,   E.,    Note  sur  les  ferments  de  l'ananas.     (Amiales  de  l'Institut  Pasteur. 

1891.  No.  7.  p.  456—463.) 
Patouillard,  X.  et  Lagerhehn,  G.  de,   Champignons  de  l'Equateur.     (Bulletin 

de  la  Societe  mycologique  de  France.  T.  VII.   1891.  Fase.  3.) 
Soutlnvorth,  Eflie  A.,    Notes  on    some  cuiious  fungi.     (Bulletin    of   the  Torrey 

Botanical  Club  of  New  York.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  303.) 

Muscineen: 
Bescherelle,  Em.,  Selectio  novorum  Muscorum.     [Fin.]     (Journal  de  Botanique. 
T.  V.   1891.  p.  342.) 

Gefässkryptogamen : 

Poiraillt,  Georges,  Sur  la  strueture  du  petiole  des  Osmondacees.  (Journal  de- 
Botanique.  T.  V.   1891.  p.  355.) 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 
Beizung,  E.,    Remarques  sur   le  verdissement.     A  propos  de  l'article  de  M.  W. 

Palladin:    „Ergrünen    und  Wachsthum    der    etiolirten  Blätter".     (Journal  de 

Botanique.  T.   V.   1891.  p.  350.) 
Correns,  C,  Zur  Kenntniss  der  inneren  Structur  der  vegetabilischen  Zellmembran. 

(Sep.-Abdr.  aus  Priugeheim's  Jahrbücher  für  vvissenschaftl.  Botanik.  Bd.  XXIII. 

1891.   Heft.  1/2.)     8°.     2  Tafeln.     Berlin  1891. 
Scott,  1).  H.  and  Brebner,  George,  On  internal  phloem  in  the  root  and  stein 

of  Dicotyledons.     (Annais   of  Botany.    Vol.  V.  1891.  p.  259—300.    With  3  pl.)  ■ 
Zacharias,   E.,    Ueber  das  Wachsthum  der  Zellhaut   bei  Wurzelhaaren.     (Flora.. 

1891.  Heft  4.  p.  466—491.    2  Tafeln.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

Caracteres  differentiels    des  arbres  de  Belgique ;    Tableau    permettant  de  deter- 

miner  facilemeut,  sans  connaissances  speciales,  les  arbres  croissant  en  Belgique,, 

par  un  regisseur.      1   feuille  in  folio.     Bruxelles  (,E.  Boquet)  1891.       Fr.  0.25. 
Crepill,    Franoois,     Mes    excursions    rhodologiques    dans    les    Alpes    en    1890. 

(Bulletin  de  la  Societe  Royale    de  botanique    de  Belgique.    Tome  XXX.    1891. 

Fase.   1.    p.  97.) 
Durand,  Tli.  et  Pittier,   H.,   Primitiae  florae  Costaricensis.     (1.  c.  p.  7.) 
Lazenby,   W.   R.,  Plauts  introduced  at  Sellsville,  near  Columbus,  Oh.    (Bulletin 

of  the  Torrey   Botanical  Club  of  New  York.  Vol.  XVJII.   1891.  p.  301.) 
Porter,  TllOS.  C,    Lespedezea  striata  (Thunb.)  Hook.  &  Arn.     (Bulletin  of  the- 

Torrey   Botanical   Club  of  New  York.  Vol.  XVIII.   1891.  p.  306.) 
Shear,   Cornelius   L.,    A  new  Massachusetts  Station  for  Carex  aestivalis  M.  A- 

Curtis.      (1.   c.   p.   305.) 
Sllinn,    Chas.    H,,    The    destruetion    of   California    wild    flowers.     (Garden    and 

Forest.  Vol.  IV.  1891.  p.  382.) 
Sturtevant,    E.  Lewis,    Concerning    some    names    for    Cucurbitae.     (Bulletin  of 

the  Torrey  Botanical  Club  of  New  York.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  295.) 
Snlzberger,  Rob.,    La  rose.     Histoire,  botanique,  eulture.     8°.     Avec  10  pl.  et 

•J.0  cartes.     Namur  (Wesmael-Charlier)   1891.  Fr.  5. — 

Palaeontologie : 

Cragiu,  F.  W.,  On  a  leaf-bearing  terrane  in  the  Loup  Fork.  (The  American 
Geologist.  Vol.  VIII.  1891.  p.  29.) 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten : 

Buckhont,  Will.  A.,  Another  economical  maple.  (Bulletin  of  the  Torrey  Bo- 
tanical Club  of  New  York.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  305.) 

Halsted,  Byron  D.,  A  new  egg-plant  disease.     (1.  c.  p.  302.) 

—   — ,  A  double-headed  Rudbeckia.     fl.  c.  p.  304.) 

Xalepa,  Alfred,  Neue  Gallmilben.  (Nova  Acta  der  Kaiserl.  Leopoldin.-Carolin. 
Deutschen  Akademie  der  Naturforscher.  Band  LV.  1891.  No.  6.  p.  363 — 395» 
Mit  4  Tafeln.) 

Riley,  C.  V.,  Mexican  jumping  beans  and  the  plant  upon  which  they  are  pro- 
duced.     (The  American  Garden.  Vol.  XII.  1891.  p.  552.    111.; 


158  Neue  Litteratur. 

Stabler,  Louise  Merrit,  An  economical  maple.    (Bulletin  of  the  Torrey  Botanical 

Club  of  New  York.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  304.) 
Viala,   Pierre  et  Boyer,  G.,  Une  nouvelle  maladie  des  raisins.    (Revue  generale 

de  Botanique.  T.  III.  1891.  No.  44.) 

—  —   et  Sauvageau,    C,     Sur    quelques    Champignons    parasites    de    la    vigne. 
(Journal  de  Botanique.  T.  V.   1891.  p.  337.) 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Beriiabei,  C,    Sul    passaggio    dei   germi    patogeni    nella    bile  e    nel    contenuto 

enterico  e    sull'    azione    che    ne  riseutono.     (Atti  della  Reale  Accademia  med. 

di  Roma  18VI0/91.  Ser.  IL  Vol.  V.  p.  527—573.) 
Freukel.   Sur  un  staphylocoque  trouve  dans  les  vesicules  d'un  herpes.     [Soc.   d. 

scienc'  med.]     (Lyon  med.   1891.  No.  31.  p.  464—465.) 
Geppert,  J.,  Die  Wirkung  des  Sublimats  auf  Milzbraudsporen.     (Deutsche  med. 

Wochenschrift.   1891.  No.  37.  p.  1065—1069.) 

—  — ,  Nochmals  zur  Desinfectionsfrage.     (1.   c.  No.  32.  p.  979 — 980.) 

Giard,  A.,  Nouvelles  recherches  sur  le  Champignon  parasite  du  hanneton  vulgaire 

(Isaria  densa  Link).     (Comptes  rendus  de  la  Societo  de  biologie.   1891.  No.  26. 

p.  575—579.1 
Guiguard  et  Charräli,  Action  des   toxines  sur  un  microbe.     (Comptes  rendus  de 

la  Societe  de  biologie.   1891.  No.  26.  p.  595—596.) 
Klemperer,    G.    und  F.,    Vei suche    über    Immunisir ung    und    Heilung    bei    der 

Pm-umokokkeninfection.     (Berliner  klinische  Wochenschrift.    1891.  No.  34,  35. 

p.  833—835,  869—875.) 
Köttllitz,  A.,  Zur  Behandlung  der  Aktinomykose.     (Deutsche  medic.  Wochenschr. 

1891.  No.   36.  p.  1047—1048.) 
Laiuli,  1).  L.,    Sur    les    substances    toxiques    produites    par    la    bacteridie    char- 

bonneuse.     (Comptes  rendus  de  la  Societe  de  biologie.   1891.  No.  27.    p.  632.) 
Lortet,    Microbes    pathogenes    des    vases    de  la    Mer  Morte.     (Lyon  med.     1891. 

No.  33.  p.   519—522.) 
Martinez  Yargas,  A.,  Estudio  quimico  de  la  etiologia  de  las  „diarreas  de  verano" 

infantiles ;    potencia    patogenica    de  las  albüminas    microbias.     (Anal.  d.  obst., 

ginecopat.  y  pediatr.  Madrid  1891.  p.  65  —  70.) 
Nissen,  F.,  Ein  Vergleich  des  sog.  Sputumseptikämiecoccus  mit  dem  A.  Fräukel- 

schen    Pneumonie-Erreger.      (Fortschritte    der    Medicin.    1891.    No.  16.    p.  661 

—668.) 
Xocard,  E.,  Culture   de  la  bacteridie  charbonneuse  daus  la  mamelle  d'une  chevre 

vaccinee  contre  le  charbon.    (Comptes  rendus  de  la  Societe  de  biologie.   1891. 

No.  26.  p.  616.) 
Beinscll,   A.,    Zur  bakteriologischen  Untersuchung  des  Trinkwassers.     (Central- 

blatt  für  Bakteriologie  und  Parasiterdumde.  Bd.   X.   1891.  No.  13.  p.  415.) 
Reiidu,  Deux  cas   d'angine  a  pneumocoques.     (Bulletin  med.   1891.  p.  449.) 
Roviglü,  A.,     Sull'    azione    microbicida    del    sangue    in    diverse    coudizioni    dell" 

organismo.     (Atti    della    Reale  Accademia    medica    di    Roma    1890/91.    Ser.  II. 

Vol.  V.  p.  423—438.) 
Scala,  A.  e  Saufelice,  F.,    Azione  dell'  acido  carbonico,    disciolto  nelle  acque 

potabili,  su  aicuni  microrganismi  patogeni.     (Bullettino  della  Reale  Accademia 

medica  di  Roma.   1891.   No.   1.  p.   74—86.) 
Seraflui,  A.,  Analisi  chimico-batteriologiche  di  alcune  carni  insaccate.     [Contri- 

buzione  allo  studio    delle    conserve    alimentari.]     (Atti   della    Reale  Accademia 

medica  di  Roma  1890/91.  Ser.  IL  Vol.  V.  p.  225—256.) 
Sewall,  H.,  Observations  on  tuberculosis  and  the  diagnostic  value  of  the  tubercle 

bacillus.     (Med.  News.  1891.  Vol.  IL  No.  4.  p.  88—93.) 
Stern,  C,  Ueber  einige  Injectionsversuche  mit  Stoffwechselproducten  von  Tuberkel- 

bacillen.     (Berliner  klinische  Wochenschrift.   1891.  No.  31.  p.  770—773.) 
Uffelmann,  J.,     Ueber    den    Nachweis    des    Typhusbacillus.     (Berliner    klinische 

Wochenschrift.  1891.  No.  35.  p.  857—859.) 
Taillard,  Sur  l'inoculation  aux  animaux  du  bacille  tetanique  d^pourvu  de  toxine. 

(Comptes  rendus  de  la  Societe  de  biologie.  1891.  No.  27.  p.  623—628.) 
VigO,  G.  B.,    L'aria    degli  ambienti  degli   ospedali  dal   lato  chimico  e  batterio- 

logico.     (Giornale   della  Reale  Societä  Italiana  d'igiene.  1891.  No.  5/6.  p.  268 

—281.) 


Neue  Litteratur.  —  Personalnachrichten.  159 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Baiiej'?  L.    H.,  The  soulard  crab  and  its  kin.     (The  American  Garden.  Vol.  XII. 

1891.  p.  469.    111.) 
Brassart.  P.,    Guide  pratique  pour  la  culture  du  pommier  et  la  fabrication  du 

cidre.     8e   edit.  entier.  refond.     Bruxelles  (E.  Boquet)  1891.  Fr.   2.50. 

Carman,  E.  S.,    The  papaw.     (The    American  Garden.    Vol.  XII.    1891.  p.  533. 

Illnstr. 
De  Vuystj  Paul,    Notas    over   de  voornaamste  landbouvruchten    met    bijzoudere 

inachtneming  op  het  verbeteren  der  znden  en  het  toepassen  der  kunstmesstoffen. 

Nieuwe  proefnemingen.     8°.     XVIII,   1(53  pp.     Brüssel  (Polleunis  en  Ceuterick) 

1891.  Fr.  2.85. 

€rraftian.    Firmür,    Les    semences,    leur    choix  et  leur    traitement.     8°.     80  pp. 

Namur'(Wesmael'-Charlier)  1891.  Fr.  1  — 

Lebl,   31..  Gemüse-  und  Obstgärtnerei  zum  Erwerb  und  Hausbedarf.     Practisches 

HHiidbuch.     Lief.   1.     8°.     48  pp.     Berlin  (P.  Parey)   1891.  M.  0.60. 

Struve,  E.,    Der  Hopfenhandel.     Production,    Verkehr    und  Preise  des  Hopfens, 

nebst  Geschichte,  Organisation  und  Technik  des  Hopfenhandels.    8°.  V,  136  pp. 

3  Tafeln.     Berlin  (P.  Paiey)  1891.  M.  4.— 

TJjeHHe»,  August.  Handleiding  voor  rozenlie)  hebbers.     8°.     120  pp.     Antwerpen 

(Janssen  &  Zonen)  1891.  Fr.  1.50. 

Vau  TcilH-rseiL  C.   Gr.,   Elisena  longipetala:     (Garden.    Vol.  XI.    1891.    p.  110. 

Illustr. 


Persoiialiiachricliteii. 


Dr.  med.  et  pliil.  Hermann  Hoffmann 
Ordentl.  Professor  der  Botanik  in  Giessen  f. 
Geboren  den  22.  April  1819  in  Rödelheim  bei  Frankfurt  a.  M., 
studirte  er  in  Giessen  und  Berlin  Medicin,  habilitirte  sich  1842  in 
Giessen  für  Medicin,  wandte  sich  aber  bald  der  Botanik  zu  und 
wurde  1853  ordentlicher  Professor  der  Botanik  in  Giessen.  Dieses 
Amt  bekleidete  er  bis  zu  seinem  Ende;  vor  vier  "Wochen  zwangen 
ihn  seine  schwindenden  Kräfte,  seine  Pensionirung  einzureichen, 
deren  Genehmigung  durch  die  oberste  Behörde  der  Tod  zuvorkam. 
Hoffmann  war  als  Forscher  und  Lehrer  unermüdlich,  getreu 
seinem  Wahlspruch :  Das  Beste  ist  und  bleibt  die  Arbeit.  Sein 
Forschungsgebiet  war  zuerst  wesentlich  die  Pilzkunde,  gleichzeitig 
und  später  ausschliesslich  beschäftigte  er  sich  eingehend  mit  Pflanzen- 
klimatologie  und  verschiedenen  Theilen  der  Pflanzengeographie,  so- 
wie mit  experimentellen  Untersuchungen  über  Variation  im  Pflanzen- 
reich. In  neuester  Zeit  pflegte  er  besonders  die  Pflanzenphänologie; 
dieser  Zweig  der  Wissenschaft  verdankt  ihm  zum  grossen  Theile 
seine  jetzige  Gestaltung.  Für  eine  bedeutende  Zahl  der  Arbeiten 
Ho  ff  mann 's  ist  es  charakteristisch,  dass  sie  sich  auf  ein  höchst 
umfangreiches  Material  gründen,  das  in  dreissig-  bis  vierzigjähriger, 
immer  in  demselben  Sinne  lückenlos  durchgeführter  Thätigkeit  ge- 
wonnen wurde.  Hoffraann's  Pflanzenkenntniss,  sich  gleichmässig 
über  Phanerogamen  und  Kryptogamen  ausdehnend,  war  von  staunens- 
werther  Sicherheit.  Seine  Vorlesungen  erstreckten  sich  ausser  auf 
specielle  und  allgemeine  Botanik  noch  regelmässig  auf  forstliche 
und  pharmaceutische  Botanik,  Pilzkrankheiten  und  Klimatologie. 
Die  Ergebnisse  seiner  Studien  legte  er  in  zahlreichen  Schriften  und 
Aufsätzen    grösseren  oder  —  und   meistens  —  kleineren  Umfanges 


160 


Anzeige.  —  Inhalt. 


nieder.  In  jedem  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  sind  Referate  über 
Arbeiten  Hoffmann's  enthalten.  Der  Oberhessischen  Gesellschaft 
für  Natur-  und  Heilkunde,  deren  oberste  Leitung  vielfach  in  seiner 
Hand  lag,  gehörte  er  als  ein  sehr  eifriges  Mitglied  an ;  in  allen 
Berichten,  vom  ersten,  1847,  an  bis  zum  letzterschienenen,  1890, 
findet  man  seinen  Namen,  sei  es,  dass  er  Beiträge  lieferte,  sei  es, 
dass  er  in  Vorträgen  aus  dem  reichen  Schatze  seiner  Kenntnisse 
mittheilte.  Sein  ausgedehntes,  gründliches  Wissen,  die  Klarheit  und 
Lauterkeit  seines  Charakters,  die  geistvolle  Freundlichkeit  seines 
einfachen  Wesens  erwarben  und  sicherten  ihm  im  hohem  Maasse 
die  Achtung  und  Liebe  seiner  Collegen  und  seiner  zahlreichen 
Schüler. 

Friedberg  (Hessen),  28.  October  1891. 

Dr.  Egon  I  h  n  e. 


Ein  Seitenstück  zn  Brehms  Tierleben. 

Soeben  erschien  der  II.  (Schluß-)  Band  von: 


UQn  Pmf>  Dr.  ß.  Kerner  u.  Mwiimn. 


Das  Hauptwerk  des  berühmten  Pflanzenbiologen!  Glänzend 
geschrieben,  ausgezeichnet  durch  hohen  inuern  Gehalt  und 
geschmückt  mit  nahezu  1000  originalen  Abbildungen  im  Text 
und  40  Chromotafeln  von  wissenschaftlicher  Treue  und  künst- 
lerischer Vollendung,  bildet  es  eine  prächtige  Gabe  für  alle 
Freunde  der  Pflanzenwelt,  ein  Hausbuch  edelster  Art.  das  in 
der  populärwissenschaftlichen  Litteratur  ohnegleichen  dasteht. 

Preis  in  2  Halbfranzbänden  gebunden  32  Mark. 
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Verlag  des  Bibliographischen  Instituts  in  Leipzig. 


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Inhalt: 


Wissenschaftliche  Oriüinal- 
Müttheilungren. 

Kuckuck,  Beiträge  zur  Keuntniss  der  Ecto- 
carpus-Arten  der  Kieler  Föbrde.  (Sehluss), 
p.  129. 

Instrumente,  Präparations-  und 
Conservations-Methoden  etc. 

p.  142. 

Referate. 

Bartet,  De  rinfluence  exercee  par  l'epoque  de 
Tabatage  sur  la  production  et  le  developpement 
des  rejets  de    souches  dans   le  taillis,  p.  154. 

Groth,  Aus  meinem  naturgeschichtliehen  Tage- 
buche. Beobachtungen  und  Aufzeichnungen 
für  einen  fruchtbaren  naturgeschichtliehen 
Unterricht,  p.  148. 

Kraus,  Das  Schröpfen  und  Walzen  der  Ge- 
treidesaaten als  Mittel  gegen  Lagerung.  Erster 
Theil:  Die  Ursachen  der  Lagerung,  p.  152. 


Massee,  Mycological  notes.  II,  p.  142. 

Müller  und  Pilling,  Deutsche  Schulflora  zum 
Gebrauch  für  die  Schule  und  zum  Selbst- 
unterricht, p.  150. 

Piinueiitier,  Sur  le  genre  Royena,  de  lafamille 
des  Ebenacees,  p.  143. 

Robertson,  Flowers  and  insects,  p.  143. 

Thaxter,  The  potato  „scab".  p.  152. 

,    Mildew    of    Lima     beans    (Phytophtora 

Phaseoli  Thaxter),  p.  152. 

Velenovsky,  Flora  ßulgarica.  Descriptio  et 
enumeratio  systematica  plantarum  vascularium 
in  prineipatu  Bulgariae  sponte  nascentium, 
p.  144. 

Viala,  Le  black  rot  en  Amerique,  p.  151. 

Neue  Litteratur,  p.  156. 

Personalnachrichten. 
Dr.  Ho  ff  mann  (f),  p.  159. 


Ausgegeben :  4.  November  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XLVIII.  No.  6/7.  XII.  Jahrgang. 


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REFERIRENDES  ORGAN 

für  das  Gesammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

Güter  fiit\rirkütig  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  Uhlworm  und  Dr.  F.  0.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 
des 

Botanischen  Tereins  in  München,  der  Botaniska  S'ällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Section  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultnr  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  NaturvctenskapligaStude?it- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsinsrfors. 


Nr.  45!46. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Uriginal-Mittheilungen. 


Die  Einwirkung  der  Blütenfarben  auf  die 
photographische  Platte. 

(Vorläufige  Mittheilung.) 
Von 

Dr.  Paul  Knuth. 

(Mit  12  Figuren.) 

Es  ist  eine  auffallende  Erscheinung,  dass  manche  Blüten  mit 
scheinbar  sehr  geringen  Anlockungsmitteln  eifrig  von  Insekten  auf- 
gesucht werden.  Ganz  besonders  trat  mir  diese  Thatsache  vor 
Kurzem  bei  der  Beobachtung  von  Sicyos  angulata  L.  entgegen, 
deren  unscheinbare,  grünlich-weisse  Blüten  von  einer  so  grossen 
Anzahl  Hymenopteren-  und  besonders  Dipteren-Arten  umschwärmt 
und  besucht  werden,  wie  ich  kaum  an  einer  der  anderen  Pflanzen,  die 
ich  von  Ende  August  bis  Ende  September  im  Botanischen  Garten 
zu  Kiel  in  Bezug  auf  ihren  Insektenbesuch  beobachtete,  wahr- 
nehmen konnte.  Bei  ihrer  geringen  Grösse  heben  sich  die  Blüten 
von  Sicyos  trotz  ihrer  etwas  weisslichen  Färbung,  trotz  ihrer  zahl- 
losen Drüsen,    trotz    der    glänzenden  Honigscheibe    in  ihrer  Mitte 

Botan.  Ceutralbl.  Bei.  XLVIII.  1891.  11 


162  Knuth,  Die   Einwirkung  der  Blütenfarben  etc. 

nur  wenig  von  den  grünen  Laubblättern  und  Ranken  ab,  und  man 
ist  versucht,  den  reichen  Insekten  besuch  auf  Anlockungsmittel  zu- 
rückzuführen, welche  auf  die  menschlichen  Sinne  nicht  einwirken, 
wohl  aber  auf  die  der  Insekten.  Der  Gedanke  liegt  nahe,  dass 
die  Drüsen  der  Blüten  (und  auch  der  Stengel  und  Blätter)  äthe- 
rische Oele  enthalten,  welche  der  Mensch  nur  sehr  schwach  wahr- 
nimmt, den  Insekten  jedoch  sehr  bemerklich  sind,  zumal  die  Dip- 
teren die  Hauptmasse  der  Besucher  stellen. 

Eine  andere  Möglichkeit  ist,  dass  die  Blüten  von  Sicyos  Ein- 
drücke auf  die  Augen  der  Insekten  machen,  welche  dem  mensch- 
lichen Auge  nicht  wahrnehmbar  sind,  also  ultraroth  oder  ultra- 
violett. Als  ich  einen  männlichen  Blütenstand  von  Sicyos  zusammen 
mit  einem  kleinen  Laubblatte  der  Pflanze  in  zweifacher  Ver- 
größerung photographirte,  schien  mir  diese  Möglichkeit  nicht  ganz 
ausgeschlossen.  Bei  trüber  Witterung  exponirte  ich  Morgens 
zwischen  11  und  12  Uhr  im  Freien  15  Secunden  (Objectiv:  Stein- 
h e  i l'scher  Antiplanet,  Platte  „Meteor"  von  R  o  m  a i  n  T  a  1  b o  t).  Bei 
der  Entwickelung  der  belichteten  Platte  (mit  Eikonogen-Hydro- 
chinon)  fiel  es  mir  auf,  dass  die  Blüte  nach  kurzer  Zeit  hervor- 
trat ,  besonders  die  Spitzen  der  Blumenkronblätter  sich  bald 
ganz  scharf  hervorhoben,  während  das  grüne  Laubblatt  erst  sehr 
spät  und  selbst  nach  beendeter  Entwickelung  sehr  schwach  er- 
schien. Hieraus  ergiebt  sich,  dass  die  Blüten  sehr  viel  mehr  ak- 
tinische  Strahlen  aussenden,  als  die  Blätter,  dass  also  die  dem 
menschlichen  Auge  in  ihrer  Färbung  nicht  erheblich  clifferenzirt 
aussehenden  Blätter  und  Blüten  einen  für  aktinische  Strahlen  em- 
pfänglichen Sehorgane  sehr  verschieden  erscheinen  müssen.  Hier- 
aus folgt  weiter,  dass  an  ultrarothe  Blütenfarbe  bei  Sicyos  nicht 
gedacht  werden  kann,  denn  diese  enthalten  überhaupt  keine  chemisch 
wirksamen  Strahlen. 

Es  handelte  sich  nunmehr  darum,  die  Einwirkung  der  Blüten- 
farben auf  die  photographische  Platte  weiter  zu  studiren.  Zu  dem 
Zwecke  exponirte  ich  folgende  Blüten:  1.  Eine  weisse  Blüte  von 
Phlox  sp.,  2.  eine  gelbe  Randblütc  von  Chrysanthemum  segetum  L.. 
3.  eine  orange  Randblüte  von  Calendula  qfficinalis  L. ,  4.  eine 
dunkelrothe  Blüte  von  Dahlia,  5.  eine  dunkelblaue  Blüte  von 
Centaurea  Cyanus  L.,  6.  eine  grünliche  cf  Blüte  von  Bryonia  dioica 
L.,  T.  eine  o7"  Blüte  von  Sicyos  angulata  L.  Bei  l1/?.  facher  Ver- 
grösserung  der  Blüten  betrug  die  Expositionszeit  10,  5,  2  und 
1  Secunden  (Himmel  bewölkt,  Zeit:  zwischen  11  und  12  Uhr, 
Objectiv  :  Extra-Rapid  von  J  o  h.  S  a  c  h  s-Berlin,  mittlere  Blende, 
Platte  „Meteor").  Bei  der  Entwickelung  der  vier  Platten  trat  zu- 
erst, wie  zu  erwarten,  die  weisse  Blüte  von  Phlox  auf,  nach  kurzer 
Pause  folgten  gleichzeitig  die  blaue  Blüte  der  Kornblume  und  die 
Ränder  der  Blüten  von  Bryonia  und  Sicyos  und  erst  nach  längerer 
Entwickelungsdauer  die  gelbe,  die  orange  und  ganz  zuletzt  die 
rothe  Blüte.  Auf  den  nur  2  und  1  Secunde  exponirten  Platten 
ist  die  gelbe  Blüte  nur  noch  als  ein  Schatten  zu  erkennen,  die 
orange  und  rothe  sind  überhaupt  nicht  zu  sehen,  während  weiss, 
blau  und  grünlich  deutlich  auftreten. 


Knuth,  Die  Einwirkung  der  Blütenfarben  etc. 


163 


Eine    zweite  Reihe   von 
bei  bedecktem    Himmel   und 
zwischen  3  und  4  Uhr    unter 
stellt.      Als   Objecte    wurden 


photographischen   Aufnahmen    wurde 

regnerischer   Witterung   Nachmittags 

sonst   gleichen  Bedingungen    herge- 

benutzt :    Blüte   einer    Aster   (weiss), 


von   Calendula  officinalis  L.  (orange),  von  Aster  (hellroth),  Chrysan- 


2.    3. 


7. 


9.      10. 


11. 


12. 


1.  Grünliche  männliche  Blüte  von  Bryonia  dioica  L.  2.  Weisse  Blüte 
einer  Aster.  3.  Grünlieh-weisse ,  männliche  Blüte  von  Sicyos  angulata  L. 
4.  Hellviolette  Bandblüte  von  Aster  salicifolius  Scholler.  5.  Blaue  Blüte  von 
Centaurea  Cyanus  L.  6.  Männliche  Blüte  von  Sicyos.  7.  Orange  Randblüte 
von  Calendula  officinalis  L.  8.  Männliche  Blüte  von  Bryonia.  9.  Gelbe  Band- 
blüte von  Chrysanthemum  segetum  L.  10.  Hellrothe  Blüte  einer  Aster. 
11.  Dunkelrothe  Blüte  von  Dahlia  variabilis  Desf.  12.  Weisslich  -  grüner, 
weiblicher  Blütenstand  und  grünes  Laubblatt  von  Sicyos  angulata  L. 

Expositionszeit:  10  Secunden  bei  blauem  Himmel  mit  schwacher 
Bewölkung,  9  Uhr  Vormittags,  mittlere  Blende.  Vergrösserung:  lVsfach. 
Objectiv:  Extra-Rapide  von  Joh.  Sac  hs  in  Berlin.  Platte:  „Meteor"  von 
Romain  T  a  1  b  o  t.     Entwickler:  Eikonogen-Hydrochinon. 

ihemum  segetum  L.  (gelb),  Centaurea  Cyanus  L.  (blau),  Sicyos  an- 
gulata L.  (o71 ,  9  Blütenstand,  Laubblatt),  Bryonia  dioica  (cf).  Das 
Ergebniss  war  dasselbe  wie  vorhin.  Bei  der  ungünstigen  Beleuchtung 
war  auf  der  2  Secunden  exponirten  Platte  die  weisse  Blüte  schwach 

11* 


164  Knuth,  Die  Einwirkung  der  Blüteufarben  etc. 

sichtbar,  die  blaue  Blüte  von  Centaurea  und  die  Blüten  von  Sicyos 
und  Bryonia  waren  nur  noch  als  Schatten  erkennbar,  von  den 
übrigen  Blüten  war  keine  Spur  zu  sehen.  Noch  schwächer  war 
das  Bild  auf  der  nur  1  Secunde  exponirten  Platte. 

Eine  dritte  Serie  von  vier  unter  denselben  Bedingungen  her- 
gestellten Aufnahmen  wurde  Morgens  um  9  Uhr  bei  blauem, 
schwach  bewölktem  Himmel,  also  unter  sehr  günstigen  optischen 
Umständen,  angefertigt,  Die  Reihenfolge  der  Objecte  war:  1.  Grün- 
liche männliche  Blüte  von  Bryonia  dioica  L.,  2.  weisse  Blüte  von 
Aster  sp.,  3.  weisslich-grüne  männliche  Blüte  von  Sicyos  angulata 
L.,  4.  hellviolette  Randblüte  von  Aster  salicifolius  Scholler,  5.  blaue 
Blüte  von  Centaurea  Cyanus  L.,  (3.  männliche  Blüte  von  Sicyos, 
7.  orange  Randblüte  von  Calendula  ofjicinalis  L. ,  8.  männliche 
Blüte  von  Bryonia,  9.  gelbe  Randblüte  von  Chrysanthemum  segetum 
L.,  10.  helirothe  Blüte  von  Aster  sp.,  11.  dunkelrothe  Blüte  von 
Dahlia  variabilis  Desf.,  12.  weisslich-grüner,  weiblicher  Blüten- 
stand und  grünes  Laubblatt  von  Sicyos  angulata  L. 

Es  waren  also  möglichst  viele  Farben  des  Sonnenspectrums 
gewählt.  Bei  der  Entwicklung  der  Platte  trat  wiederum  weiss 
zuerst  auf,  kurz  darauf  gleichzeitig  violett,  blau  und  die  Blüten 
von  Sicyos  und  Bryonia,  später  hellroth,  gelb,  orange,  dunkelroth  und 
grün.  Also  traten  die  Blütenfarben  auf  allen  12  Platten  in  derjenigen 
Reihenfolge,  wie  es  nach  der  bekannten  Curve  der  chemisch  wirken- 
den Strahlen  des  Spectrums  zu  erwarten  war,  auf,  nur  dass  die  weisslich- 
grünen  von  Sicyos  und  Bryonia  früher  und  stärker  hervortraten,  als 
man  nach  ihrer  Färbung  annehmen  konnte.  Es  fragte  sich  nun, 
ob  das  Weiss  in  diesen  Blüten  doch  so  stark  vertreten  sei,  dass 
dadurch  diese  Erscheinung  eine  genügende  Erklärung  fände.  Auf 
der  Photographie  erscheinen  die  hellbeleuchteten  Stellen  der 
grünlichen  Blüten  ebenso  stark,  wie  die  weissen,  violetten  und 
blauen  Blüten*),  und  doch  ist  die  Intensität  der  Blütenfarbe  von 
Bryonia  und  Sicyos  vielleicht  nur  ein  Drittel  von  der  Intensität 
der  weissen  Farbe.  Diesen  Nachweis  führte  Herr  Prof.  L.  Weber, 
dem  ich  an  dieser  Stelle  für  seine  Rathschläge  und  die  Ausführung 
der  optischen  Versuche  meinen  Dank  sage,  mit  Hülfe  des  von  ihm 
construirten  Photometers.  Zum  Zwecke  dieser  Untersuchung  wurde 
eine  grössere  Anzahl  von  Blumenkronblättern  sowohl  von  Sicyos 
als  auch  von  Bryonia  abgeschnitten,  und  nun  machten  diese  auf 
einem  Haufen  zusammenliegenden  Blütenblätter  entschieden  den 
Eindruck  eines  hellen  Grün  auf  das  Auge.  Sie  wurden  auf  eine 
weisse  Pappscheibe  geklebt  und  dann  photometrisch  mit  weiss  ver- 
glichen, wobei  sich  obiges  Resultat  (aus  sin  2  20  °  :  sin  2  32,4  und 
sin  2  22,°3  :  sin  2  38,°0)  als  Mittel  ergab.  Da  nun  aufder  Photo- 
graphie die  Blüten  von  Sicyos  und  Bryonia  an  den  be- 
lichteten nicht  im  Schatten  liegenden  Stellen  ebenso 
stark  hervortreten  wie  weisse  Blüten,  ihre  Inten- 
sität aber  nur  ein  Drittel  der  selben  beträgt,  so  bleibt 
zur     Erklärung     der      eben    so     starken      chemischen 


|:)  Auf  der  beigefügten  Zeichnung  tritt  dies  nicht  deutlich  hervor. 


Herder,  Neuester  Beitrag  zur  Verbreitung  der  Elodea  Canadensis  etc.      165 

Wirkung-  nur  die  Annahme  ultravioletter  Strahlen 
übrig,  und  die  grosse  Zahl  der  die  Blüten  von  Sicyos*) 
besuchenden  Insek'ten  würde  durch  die  ultraviolette 
Farbe  der  Blumen  kröne  erklärt  werden.  Es  wäre 
dies  eine  Analogie  zu  der  von  Landois  für  manche 
Insekten  angenommenen  Fähigkeit,  höhere  Töne 
hören  z u  k önnen,  als  das  menschliche  0 h r  w alirzu- 
n  e  h  in  e  n  v  e  r  m  a  g. 

Ich  gebe  zu,  dass  die  angeführten  Beobachtungen  keineswegs 
ausreichen,  um  einen  Beweis  ultravioletter  Blütenfarben  zu  er- 
bringen. Doch  schienen  mir  die  mitgetheilten  Thatsachen  der 
"Veröffentlichung  werth.  Die  Hauptfehlerquelle  liegt  in  der  Be- 
stimmung der  Intensität  der  Blüte,  denn  durch  das  Zusammen- 
häufen der  Blumenkronblätter  wird  der  Eindruck,  den  sie  auf  das 
menschliche  Auge  machen,  ein  erheblich  dunklerer,  als  die  Blüte 
in  Wirklichkeit  ist.  Die  einzelnen  an  der  Pflanze  sitzenden 
Blüten  lassen  nämlich  das  Licht  durchscheinen,  während  dies  bei 
■den  auf  einer  Unterlage  befestigten  Blumenblättern  natürlich  nicht 
möglich  ist,  erstere  erscheinen  also  heller,  aber  auch  blasser  und  des- 
halb weniger  deutlich.  Eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  ich  mit 
rotirenden  Scheiben,  die  zur  Herstellung  einer  den  dritten  Theil 
von  Weiss  darstellenden  Helligkeit  zu  2ls  mit  schwarzem  Papier 
und  V  3  mit  weissen  Blüten  beklebt  waren,  lieferten  daher  kein 
befriedigendes  Vergleichsergebniss. 

Ueber  diese  Versuche  werde  ich  später  berichten,wie  ich  mir 
auch    weitere  Beobachtungen    über   diesen  Gegenstand    vorbehalte. 

Kiel,  den  29.  September  1891. 


Neuester  Beitrag  zur  Verbreitung  der 
Elodea  Canadensis  im  Gouvernement  St.  Petersburg. 

Von 

F.  v.  Herder 


An  unsere  Mittheilung  in  No.  36  des  „Botan.  Centralblattes" 
von  1891  reihen  sich  weitere  Mittheilungen,  welche  mir  von  Herrn 
Mag.  Rob.  Regel  über  den  gleichen  Gegenstand  gemacht  wurden. 
Demnach  erstreckt  sich  die  Verbreitung  der  Elodea  einerseits  in 
alle  die  Flüsschen    und  G1anäle,    welche    die  Newa    mit    der  Wolga 


*)  Die  Blüten  der  bei  Kiel  in  Folge  des  durch  das  schnelle  Wachsen  dtr 
Stadt  hervorgerufenen  Verschwindens  der  Knicks  immer  seltener  werdenden 
und  nur  noch  vereinzelt  auftretenden  Bryonia  clioica  L.  habe  ich  nur  von 
wenigen  Dipteren  und  Hymenopteren  besucht  gesehen.  Hermann  Müller 
zählt  jedoch  („Befruchtung  der  Blumen  durch  Insekten,"  p.  149)  13  Insekten- 
arten als  Besucher  auf  und  bemerkt  über  eine  derselben,  Andrena  florea  F., 
dass  diese  ihren  Bedarf  an  Blumennahrung  ausschliesslich  den  Blüten  dieser 
Pflanze  zu  entnehmen  scheine. 


166  Krön  fei  d,  Humboldt  über  das  elektrische  Verhalten  etc. 

verbinden,  insbesondere  in  die  Flüsse  Pascha  und  Sjass  und  in  den 
Neu-Ladoga-Canal ,  andererseits  in  die  am  finnischen  Meerbusen 
gelegenen  Ortschaften  Lachta  und  Oranienbaüm,  sowie  nach  Gatschina 
in  die  Ishora  und  alle  Teiche  und  Canäle  in  den  Parks  von  Gatschina 
und  Oranienbaüm,  d.  h.  in  alle  die  Gewässer,  welche  durch 
die  Lastschiffe  von  St.  Petersburg  aus  berührt  wurden 
und  erreicht  werden  können,  so  dass  man  als  eigentlichen 
Verbreitungsvermittler  dieser  Pflanze  die  SchifTfahrt  betrachten  kann. 

St.  Petersburg,  21.  September  1891. 


Humboldt  über  das  elektrische  Verhalten  der  Mimosa 
pudica  und  über  Pflanzenathmung. 

Von 

Dr.  phil.  M.  Kronfeld 

in  Wien. 
(Mit  1  Abbildung). 

In  der  „Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitunga  (München)  Nr.  209r 
vom  30.  Juli  dieses  Jahres,  habe  ich  Briefe  Alexander  v.  Hum- 
boldts an  Josef  van  der  Schot  und  Josef  von  Jacquin, 
aas  dem  Jahre  1797 — 1798,  nach  den  mir  vorgelegenen  Originalen 
mitgetheilt.  Die  Briefe  stammen  aus  Salzburg,  wo  Humboldt  mit 
Leopold  von  Buch  einen  arbeits-  und  studienreichen  Winter 
verbrachte.  Van  der  Schot  war  Wiener  Universitätsgärtner,  Josef 
von  Jacquin  der  Sohn  und  Nachfolger  Nicolaus  von  Jacquin 's 
im  akademischen  Lehramte.  Für  botanische  Kreise  dürfte  von 
Interesse  sein,  dass  Humboldtmit  Van  der  S  c  ho  t  eine  Reise  nach 
Amerika  vorhatte.  Zumal  aber  verdient  seitens  des  Physiologen 
jener  Passus  aus  Humboldts  zweitem  Briefe  (de  dato  Salzburg,  31. 
Dezember  1797)  an  Van  der  Schot  Beachtung,  welcher  vom  elek- 
trischen Verhalten  der  Mimosa  pudica  und  von  der  Pflanzen- 
athmung   handelt.     Ich  gebe  die  betreffende  Stelle  im  Wortlaute 

wieder,  zugleich  mit  einem  Facsimile  jener  — 
hier  zuerst  mitzuteilenden  —  raschen  Feder- 
zeichnung, welche  Humboldt  seiner  Erörter- 
ung über  Mimosa  pudica  beigibt. 

„  .  .  .  Rafn  in  seiner  dänisch  geschriebene» 
Flora  von  Dänemark  (deren  erster  Band 
Pflanzenphysiologie  enthält)  behauptet,  bei  Mimosa 
pudica  unwidersprechliche  Zeichen  der  Wirk- 
samkeit des  galvanischen  oder  Metallringes  be- 
merkt zu  haben.  Ich  .  .  begreife  nicht,  wie  er 
den  Verdacht  mechanischer  Erschütterung  ver- 
mieden habe.  Die  zwei  möglichen  Arten  scheinen 
mir  die  zu  sein,  entweder  zu  sehen,  ob  von  zwei  zusammenge- 
falteten Blättern  der  Mimosa  pudica  das,  an  welches  man  den  Metall- 


Kronfeld,  Humboldt  über  d;is  elektrische   Verhalten  etc.  ](37 

ring  anlegte,  früher  als  das  unberührte  erwache,  oder  ob  man  die 
Blätter  durch  Zuleitung  galvanisiren  könne,  indem  man  leitendes 
feuchtes  Muskelfleisch  an  den  petiolus  legte  und  seine  Enden  p 
und  q  mit  Zink  und  Silber  a  und  b  verbände.  So  könnte  a  und 
b  erschüttert  werden,  ohne  dass  die  Erschütterung  sich  auf  den 
petiolus  fortpflanzte." 

„Ich  bin  jetzt  beschäftigt,  eine  Einleitung  zu  der  Abhandlung 
von  v.  Ingenhouss  über  die  Nahrung  der  Gewächse  zu  schreiben.*) 
Ich  werde  darin  einige  Ideen  äussern,  zu  denen  mich  meine  vielen 
genauen  Versuche  über  Zerlegung  der  atmosphärischen  Luft  be- 
wegen.**) Ohne  nämlich  den  Einfluss  der  Pflanzenrespiration  auf 
den  Dunstkreis  zu  leugnen ,  glaube  ich  doch  (besonders  wenn  ich 
die  Luft  berechne,  die  ich,  bei  meinen  Versuchen  unter  Glocken, 
die  Pflanzen  wieder  einfangen  sehe),  dass  Zersetzung  des  atmo- 
sphärischen Wassers  den  grössten  Antheil  an  dem  Sauerstoffgehalt 
des  Luftmeeres  hat.  Wolken  verschwinden  vor  unseren  Augen. 
Viele  Tausende  Kubikfuss  Wasser  steigen  als  Dämpfe  in  eine  Luft- 
schichte, die  ich  '20  Minuten  darauf  mit  dem  Hygrometer  sehr 
trocken  finde.  Entsteht  irdischer  Nebel  oder  Regen  aus  Verbindung 
zweier  Luftarten,  so  wird  eine  grosse  Masse  Oxygen  gebunden. 
Umgekehrt  ist  Autlösung  des  Wassers  in  seine  Bestandteile  eine 
reiche  Quelle  von  Lebensluft.  Die  vegetationsarme  Meerestiäche  hat 
die  reinste  Lutt  über  sich.  Mit  Entblätterung  der  Bäume  und 
Ankunft  der  Winternebel  sehe  ich  die  Menge  des  Sauerstoffs  sich 
täglich  mehren.  Im  kalten  Winter,  wo  alle  Vegetation  ausser  den 
Pinuswäldem  bei  uns  aufhört,  ist  sie  am  grössten.  Während  des 
Schnees  (der  zu  seiner  Bildung  Sauerstoff  bindet)  linde  ich  den 
Luftkreis  um  6 — 7  Grad  schlechter,  als  vor  dem  Fallen  des  Schnees. 
Bei  seinem  Aufthauen  nimmt  die  Sauerstoffmenge  um  ebenso  viele 
Grade  plötzlich  zu.  Diese  Beobachtungen  sind  für  den  Vegetations- 
process  wichtig.  Sie  bestätigen  (was  Hass  enfraz  entdeckte),  dass 
nicht  bloss  im  Schnee  und  Wasser  Oxygen  chemisch  gebunden  ist,, 
sondern  auch  dass  auch  die  Luft,  welche  ihm  mechanisch  einge- 
mengt ist,  4ü/ioo  Sauerstoff  hat,  wenn  man  in  der  Atmosphäre  nur 
25/ioo  antrifft.  Daher  wirkt  Schnee  und  Schneewasser  reizend  auf 
die  Pflanzen  und  Samen,  wie  der  Reiz  der  oxygenirten  Koehsalz- 
säure."  — 


Botanische  Gärten  und  Institute. 


Verslag  omtrent  den   staut  van  's  Lands  Plauteutuin  te  Buitenzorg  over  het jaar 
1890.     8°.     lßO  pp.     Batavia   (Landsdrukkerij)  1891. 


*)  Vergl.  Humboldt,  A.  v.  Ueber  einige  Gegenstände  der  Pflanzenphysio- 
lo^ie.  (Einleitung  zu  J.  Fischers  Uebersetziing  von  Ingenhouss  fechrilt: 
„Ueber  die  Ernährung  der  Pflanzen  und  Fruchtbarkeit  des  Bodens.") 

**)  Vergl.  Humboldt,  A.  v.  Versuche  über  die  chemische  Zerlegung  des 
Luftkreises  und  über  einige  andere  Gegenstände  der  Naturlehre.  Mit  2  Kupfern. 
Braunschweiff  1799. 


16g  Instrumente,  Präparatiüus-  und  Conservations-Methoden. 

Instrumente.  Präparations-  und  Conservation: 

Methoden. 


Braatz,  E.,  lieber  eine  neue  Vorrichtung  zur  Cultur 
von  An  aeroben  im  hängenden  Tropfen.  (Centralblatt 
für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  VIII.  1891.  No.  17. 
p.  520—521.) 

Während  bei  Nikiforow's  Vorrichtung  in  den  hohlen  Object- 
träger  nur  ein  Tropfen  Bu  chn  er  'scher  Pyrogallollösung  eingelassen 
wird,  ermöglicht  es  Braatz'  Apparat,  eine  grössere  Menge  genannter 
Lösung,  und  zwar  5  gr,  zur  Verfügung  zu  haben.  Er  zeichnet  sich 
vor  der  Niki  for  o  w 'sehen  Vorrichtung  vor  Allem  dadurch  vor- 
teilhaft aus,  dass  eine  grössere  Sicherheit  und  schnellere  0. -Ab- 
sorption erzielt  wird  ;  letzterer  Umstand  dürfte  nach  Verfs.  Ansicht 
besonders  bei  facultativen  Anaeroben  von  Bedeutung  sein.  Nach 
dem  Vorschlag  von  Feils  kann  man  den  Hohlraum  auch  mit  H 
füllen.  Der  Apparat  ist  zu  beziehen  von  Desage  zum  Preise 
von   1,50  Mark. 

Kohl  (Marburg;. 


Stevenson,  W.  F.  und  Bruce,  I).,  Eine  neue  Methode,  Flüssig- 
keit e n  in  die  Bauchhöhle  der  V e r s u c h s t h  i e r  e  einzu- 
spritzen. (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 
Bd.  IX.     No.  21.     p.  689-690). 

Die  von  Stevenson  und  Bruce  angewendete  Nadel  ist  ge- 
krümmt und  spitzig,  aber  nur  in  ihrer  hinteren  Hälfte  hohl  und 
hat  in  ihrer  Mitte  eine  Oeffnung,  durch  welche  die  zu  injicirende 
Flüssigkeit  austreten  kann.  Die  Art  des  Injectionsapparates  selbst 
ist  dabei  ganz  gleichgültig.  Hei  der  Injection  hebt  man  die  Bauch- 
haut des  durch  einen  Assistenten  in  passender  Lage  gehaltenen 
Versuchsthieres  faltig  in  die  Höhe,  und  sticht  darauf  die  Nadel- 
spitze derartig  ein,  dass  sich  die  centrale  Oeffnung  der  Nadel  im 
Mittelpunkt  der  emporgezogenen  Gewebe  befindet.  Beim  Nachlassen 
des  Fingerdruckes  breitet  sich  die  Bauclnvand  über  die  Nadel  aus, 
welche  herausgezogen  wird,  sobald  die  Flüssigkeit  in  genügender 
Menge  eingetreten  ist. 

Durch  diese  Methode  erscheint  die  Gefahr,  mit  der  Nadelspitze 
die  Därme  zu  verwunden,  auf  das  denkbar  geringste  Maass  beseitigt. 

Kohl  (Marburg-.) 


Knaner,  Friedrich,  Eine  bewährte  Methode  zur  Reinigung 
gebrauchter  Objectträger  und  Deckgläschen.  (Central- 
blatt für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  1891.  No.  1. 
p.  8  -  9.) 

Zur  Reinigung  der  für  bakteriologische  Untersuchungen  be- 
nutzten Objectträger  und  Deckgläschen  empfiehlt  Verf.,  dieselben  in 
einer  10°,  0igen  Lysollösung    20    bis    30  Minuten    zu  kochen,    dann 


Kryptogamen  im  Allgemeinen.  16 

mit  einem  kalten  Wasserstraße  titclitig  abzubrausen,  hierauf  herauszu- 
nehmen und  mit  einem  weichen  Tuche  sorgfältig  abzureiben.  Um  das 
Zerbrechen  der  zarten  Deckgläschen  möglichst  zu  vermeiden,  ist  es 
besser,  dieselben  vorher  von  den  gelinde  erwärmten  Objectträgern 
loszulösen  und  in  einem  besonderen  Gefässe  zu  kochen.  Diese 
Methode  hat  den  Vorzug,  dass  sie  eine  vollkommene  Reinigung 
erzielt  und  absolut  sicher  desinficirt,  ohne  dass  doch  ätzende  Sub- 
stanzen zur  Verwendung  gelangen. 

Kohl  (Marburg1). 

(il'aziaili,  A.,  Des  reactifs  utilises  pour  l'etude  microscopique  des  Champignons. 
(Bulletin  de  la  Societe  mycologique  de  France.  Tome  VII.  1891.  Fase.  3.) 

Heim,  L.,  Die  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  bakteriologischen  Untersuchungs- 
niethoden seit  dem  Jahre  1887.  (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde. Bd.  X.   1891.  No.  15.  p.  499—505.) 


Referate. 


Lett,  Henry  William,  Report  on  the  Mosses,  Hepaties 
and  Lichens  of  the  Mourne  Mountain  D  ist  riet. 
(Proceed.  of  the  Royal  Irish  Academy.  Ser.  III.  Vol.  I.  ISo.  3. 
p.  265—325.  1890.) 

Die  Grafschaft  Down  in  Ireland  bildet  den  südlichsten  Theil 
der  nordöstlichen  Ecke  der  Insel,  deren  südlichsten  Vorsprung  das 
unmittelbar  in  die  Ireländische  See  zwischen  der  Dundrum-Bai  und 
•der  Carlingford-Bai  hineinragende  Mourne-Gebirge  darstellt.  Die 
anorganische  Unterlage  liefert  Granit,  Basalt  und  Schiefer.  Die 
höchste  Erhebung  über  dem  Meere  beträgt  2786  Fuss.  Verf.  hebt 
hervor,  dass  dieses  Gebirge  in  kryptogamischer  Hinsicht  sehr  wenig 
durchforscht  wurde.  In  lichenologischer  Hinsicht  muss  es  aller- 
dings sogar  als  gänzlich  unbekannt  angesehen  werden,  indem  in 
Lei  ght  on's  „Liehen  Flora  of  Great  Britain  and  Ireland"  nur 
ein  Fundort  in  demselben  erwähnt  wird,  und  die  Flechtensammlung 
von  Jones  in  dem  Science  and  Art  Museum  zu  Dublin  gar  nichts 
von  dort  enthält.  Letzteres  fällt  dem  Verf.  um  so  mehr  auf,  als 
Jones  in  beiden  benachbarten  Grafschaften  und  bei  Donaghadee 
in  Down  Flechten  sammelte. 

Das  Verzeichniss  enthält  275  Laubmoose,  64  Lebermoose  und 
84  Flechten  (Arten  und  Varietäten).  Verf.  meint,  dass  die 
Lichenologen,  welche  das  Mourne-Gebirge  besuchen  dürften,  ent- 
täuscht in  Betreff  der  Ausbeute  sein  werden.  Manche  Höhen  sind 
subalpin,  und  verschiedene  Arten,  welche  erwartet  werden  durften 
und  gesucht  wurden,  zeichneten  sich  durch  Abwesenheit  aus, 
während  selbst  die  gemeinsten  Gattungen,  welche  gewöhnlich  an 
solchen  Stellen  vorkommen,  spärlich  und  dürftig  sind.  Immerhin 
würde  die  Durchforschung  eines  so  weiten  Gebietes  während  S 
Wochen,    wenn    sie    von    einem  Lichenologen    lediglich    zu  licheno- 


170  Kryptogamen.  —  Algen.  (Palaeontologie.) 

logischen  Zwecken  ausgeführt  worden  wäre,  ein  ganz  anderes  Er- 
gebniss  gehabt  haben,  als  dieses  kleine  VerzeichnisB,  das  kaum* 
einen  nennenswerthen  Fund  enthält.  Glaubt  Verf.  doch  selbst  von- 
seiner  bryologischen  Durchforschung  nicht,  dass  er  die  Sehätze 
alle  gehoben  habe,  um  wie  viel  mehr  dürfte  also  seine  Vermuthung, 
dass  er  manche  Flechte  übersehen  habe,  bestätigt  werden. 

Von  den  aufgezählten  Moosen  finden  sich  28  nicht  in  S.  A. 
Stewart' s  North  East  of  Ireland  Flora  vor.  20  Moose  sind 
vom  Verf.  zuerst  für  Ireland  nachgewiesen   worden,  nämlich: 

Spliagnnm  acutifolium  Ehrh.  v.  ascendens  Braithvw,  idem  v.  luriüum.  Hübn., 
Sph.  int.erme.dium  Hoffin,  und  v.  pulchrum  Lindb.,  Sph.  molle  v.  Mülleri  Süll... 
Sph.  rigidum  Schimp.,  Andreaea  petrophila  Ehrh.  v.  acumina'a  Schimp.,  eadam  v. 
yracilis  Schimp.,  A.  crassinervis  Bruch  v.  Iluntii,  Mottia  aeruginosa  Liudb.  v. 
ramosissima  B.  S. ,  .1/.  tortuosa  Schrank  v.  angiutifolia  Braithw. ,  Dicranella 
heteromalla  Seh.,  v.  sericea  Seh.,  Dicranum  scoparium  Hedw.  v.  alpestre  Hüb., 
idem  v.  turfosum  Milde,  idem  v.  spadiceum  Zett.,  Campylopus  flexuosus  Brid.  v. 
paludosus  Seh. ,  Grimmia  canescens  C.  Müll.  v.  erieoides  C.  Müll .  Weissia 
intermedia  Schimp.,  Thuidium  recognitum  Hedw.,  Brach  ytheeium  salebrosur» 
Hoffmann. 

Wie  sich  das  Mourne-Gebiet  in  Bezug  auf  die  Zahl  der 
Arten  und  Varietäten  zu  den  übrigen  Theilen  des  in  Betracht 
kommenden  Reiches  hinstellt,  erfahren  wir  aus  folgender  Ueber- 
sicht : 


Laubmoose. 

Lebermoose, 

Die  Britischen  Inseln 

711 

233 

Ireland 

394 

154 

Nordöstliches  Ireland 

326 

76 

Das   Mourne-Gebiet 

275 

04 

Die    für    die    Moose    angewendete    Nomenclatur    ist    die    von* 

Braithwaite  in  British  Moss  Flora,    so    weit    als    sie  erschienen, 

angenommene  und  für  die  übrigen  diejenige  Lindberg's    in  seinem 

Musci   Scandinaviae. 

Minks  (Stettin). 


Brun,  Jacq. ,  Diatomees,  especes  nouvelles  marines, 
fossiles  ou  pelagiques.  12  plane  lies  avec  120 
d e s s i n e s  de  1'  a u t e u r ,  46  m i c r  o p  h o t  o  g r  a p h  i  e s  de 
M.  le  Professeur  Van  Heurck  et  80  de  M.  Otto  Müll  er, 
micr  opho  tograph  e  ä  Zürich.  (Sep.  Abdr.  aus  Memoires  de 
ia  soc.  de  phys.  et  bist,  natur.  de  Geneve.  Tome  XXXI.  Partie 
IL  No.  1.)    Geneve  et  Bäle  (II.  Georg)    1891. 

Prix  20  francs. 
Die  120  Zeichnungen  des  Verfassers  und  die  126  Mikrophoto- 
graphien sind  als  prachtvolle,  höchst  gelungene  zu  bezeichnen.  Die 
Mikrophotographien  wurden  mit  Apochromaten  verfertigt,  die  Zeich- 
nung nach  der  Methode  des  Verfassers  des  Atlas  für  Diatomeen- 
kunde, A.   Schmidt,  mit  der  Camera  lucida. 

Beschrieben    und    abgebildet  werden  folgende  neue  Arten  und 

Varietäten : 

AGhnanthes  hexagonaClexe  Brun.;  Actüwcyclus  ellipticus  Grün.  var.  Sendaiana 
J.  Br.  ;  A.  Moroniensis  J.  Brun.;  A.  peplum  J.  Brun.;  A.  Eotida  J.  Br. ;  Actino- 
ptychus  Flos  Marina   J.  Brun.;  A.    heliopelta    Grün.    var.    versicolor    J.    Br. ;    A. 


Algen.  (Palaeontologie.)  171 

(hisjridus  Grün,  var.)    mosalca    J.    Br. ;    A.   trivalva   J.    Br. ;  Amphiprora  pelagica 
J.  Br.  ;  A.  pelagiea  J.  Br.  var.  rostrata;  Amphora  lanceolata  Cleve  var.  incurvata 
J.  Br. ;  A.  nodosa  J.  Brun. ;  .4.  pecten  J.  Br. ;  A.  Sendaiana  J.  Br. ;  A&terolampra 
decorata     Grev.     var.     Japonica     J.    Br. ;      A.    Van    Heurckii    J.    Br. ;     Auliscus 
luminosus  J.  Br. ;  A.  transpennatus  J.  Br. ;  Biddulpliia  birostrum   J.   Br. ;  B.  polij- 
acanthos   J.   Br. ;    JB.    primordialis    J.    Br.    (^entschieden    ein    Cerataulus,    welcher 
durch  Referenten    in    Beiträge    zur    Kenntniss    der    fossilen    Bacillarien   Ungarns. 
Pars    III.  Tab.    16  Fig.  237    abgebildet    und  Cerataulus    Brunii    benannt    wurde. 
Derselbe    wurde    in    den    marinen  Depots    von  Wembets  auf  Hokkaido  gefunden 
Ref.);  B.  pustulata  J.  Br.    (wurde   vom    Referenten    als    B.  elegantula  Grev.  var. 
polycystinica  in  loc.  cit.  pars  II.  p.  85  beschrieben  und  dort  auf  Taf.    16  Fig.  278 
abgebildet,    die    Bemerkung    J.    Bruns,    dass    die    Abbildung    von     Kain     et 
Schnitze  in  ou  a  fossil  marine  Diatiomaceous  Deposit  from  Atlantic  City  N.  J. 
Tab    93  Fig.  2.    Biddulphia  pustuhda  wäre,  ist  unrichtig,    es    ist    dort  die  wirk- 
liche Terpsinoe  intermedia  Grün,  in  Front  u.  Schalenseite  abgebildet.  Ref.);  B.  tubu- 
losa  J.  Br. ;  B.   vitrea  J.  Br. ;  Campylodiscus  (lepidus  Castr.  var.)  albifrons  J.  Br. ;, 
C.    (ornatus    Grev.    var.)    Altar    J.    Br. ;    C.    (Rabenhorstii  Janisch  var.)   Corouilla 
J.  Br. ;  Chaetoceros  pliocenum  J.  Br. ;    Clavicula  arenosa  J.  Br. :    Clavicida  (poly- 
morpha  Grün  et  Pant.  var.)  robusta  J.  Br. ;  Cocconeis  formosa  J.  Br. ;    C.  fulgur 
J.  Br. ;  C.  (jibbocalyx  J.  Br. ;  O.  oculus  cutis  J.  Br.  (sicher  C.  sigma  Pant.  1.  c.  Pars  I.  p.  34. 
Tab.  S.  Fig.  68  Ref.) ;   C.  sparsipunctata  J.  Br. ;  C.  verrucosa  J.  B. ;  C.  versicolorJ.  Br. ; 
C.   vitrea    J.  Br.  ;    Choreton   cometa    J.  Br  ;     Ch.   pelagicum   J.    Br. ;    Coscinodiscus- 
crassus  cum  placenta  J.  Br. ;  C.  enteleyon  Grün.  var.  decorata  J.  Br  ;  C.  fulguralis- 
J.   Br.;    C.    {subvelatus    Grün,    var.)    Herculus  J.  Br.  ;    C.    (Cestodiscus)    intersectus 
J.  Br. ;  C.  obscurus  A.  Schm.  var.  floralis  J.  Br. ;  Cotyledon  nov.  genus  Cotyle.don 
circularis  J.  Br. ;   C.  clypeolus  J.  Br.  ;  C.  (Cyclotella  ?)  coronalis  J.  Br.  (.entschieden 
kein    Cotyledon    J.  Br.,    sondern    ein    neues    genus    Ref.);     Cyclotella    Castracani 
J.  Br.  (entschieden  eine  Melosira  Ref.);    Cymatoplcura  Cochlea  J.  Br. ;    Denticula 
Van    Heurcki    J.    Br. ;     Ditylum     (Lithodesmium)    segmentale    J.    Br. ;     Entogoniar 
conspicua  Grev.  var.   Trigemma  J.  Br. ;    E.  (variegata  Grev.  var.)  furcata  J.  Br.;, 
Euodia  (Hemidiscus)  capillaris  J.  Br.  ;    E.  inornata  Castr.  var.  curvirotunda  Temp. 
Br.    (ein    Hemidiscus!    Ref.);    Eupodiscus    scaber  Grev.  var.  Heliodiscus  J.  Brun 
(.ein    neuer    Cerataulus!   Ref.);    Fenestrella    convexa    J.    Br. ;    F.    gloriosa    J.    Br; 
(eine  Cocconeis!  Ref.);  Fragillaria  pliocena  J.  Br. ;  Gomphonema  Cymbella  J.  Br. ; 
Goniolhecium  decorat.um  J.  Br. ;  G.  vitripons  J    Br.  ;  Grammatophora  Arcus  J.  Br.; 
Gr.  monilifera  Tpr.  Br.  var.  linearis  J.  Br. ;  Gr.  Moroniensis  Grev.  var.  Japonica 
J.  Br. ;    Gr.  tabdlaris    J.  Br.  ;    Hemiaulus  applanatus  J.  Br. ;    H.  cavema  J.   Br. ;, 
Hydrosilicon   nov.    gen.    H.  mitra  J.  Br. ;    Navicula  (Alloeoneis)  Amphora  J.  Br.  ; 
N.  (Diploneis)  Basilica  J.  Br. ;  N.  Brunii  Cleve;  N.  cardinalia  Ehr.  var.  Africana 
J.  Br. ;    X.  circumnodosa  J.  Br. ;    ^V.  fluitans  J.  Br. ;  N.  galea  J.  Br. ;  AT.  gloriosa 
J.  Br. ;    JV.    luxuriosa  Grev.  var.   cuneata  J.  Br.  ;  N.  (Alloeoneis)  mediterranea  Cl. 
et  Br.;  N.  (Allo'ioneis)  Monodon  J.  Brun.;  IV.  pedalis  J.  Br. ;  IV.  Peragallii  J.  Br. ; 
IV.  peripunctata   J.    Br. ;    IV.   polita    J.    Br  ;    IV.   polygona    J.  Br. ;    IV.  {Alloeoneis)- 
scalarifer  J.  Br. ;  IV.  Schinzii  J.  Br. ;  IV.  Scopulorum  Breb.  var.  perlonga  J.  Br.j 
IV.    Sigma    J.    Br. ,     IV.    (Alloeoneis)    simiaevultus    J.    Br. ;     IV.    spathula    J.    Br. ; 
IV.  supergradala  J.  Br. ;  IV.    Thorax   J.    Br. ;    IV.    (Alloeoneis)    vitriscala    J.    Br.  ; 
Pleurosigma  Peragalli  J.    Br. ;  Radiopalma  nov.  gen.  J3.  dichotoma  J.  Br.  (sicher 
ein  verkümmerter,  schlecht  entwickelter  Coscinodiscus  symbolophorus  Grün.  Ref.) ; 
Rhabdonema    musica    J.    Br. ;  Rhizosolenia    Cochlea  J.  Br.;  Sehizonema  (Navicula) 
Japonicum  J.    Br. ;  Skeletonema    (Melosira)    mediterranea     Grün.    var.    punctifera 
J.     Br.  ;      *St.     stylifera      J.     Br. ;      /SV,-.     (Strangulonema)      utriculosa      J.     Br. ; 
Stigmophora  capitata  J.  Br.  (eigentlich  Navicula!  Ref.);  Surirella  Balteum  J.  Br. ; 
,S'.  Caspia  J.  Br. ;    &  (Japonica    A.  Schin.  var.)  triscalaris   J.  Br. ;    Synedra    Van 
Heurckii  J.  Br. ;   Terpsinoe  inflata  J.  Br.;  (eine  Hydrosera!  Ref.) ;   Tr.  Neogradense. 
Pant.  var.  canalifer  J.  Br. ;   5".  globulifer  .1.  Br.  (»S)/h.  Entogonia  Saratoviana  Pant 
loc.    cit.    pars    II.    pg.  97.    Tab.  6.    Fig.    105,    sicher    eine    Eutogonia    und    kein 
Tricerateum    Ret)    —    Es    werden    noch    abgebildet    Navicula    Maulerii    J.    Br.,. 
welche    durch  Ref.    auch   in  ungarischen  Brackwasserablatrerungen  nachgewiesen 
wurde,  und  ein  Dünnschliff  des  Cementsteines  von  Sendai'. 

Pantocsek    (Tavarnok). 


172  Algen.  —   Pilze. 

Mann,  Gustav,  Some  observations  on  Spirogyra.  (Trans- 
actions  and  Proceedings  of  the  Botanical  Society  of  Edinburgh. 
Vol.  XVIII.  p.  421—431.  Taf.  II.  Edinburgh  1891.) 

Verf.  fand  im  Loch  Duddingston  bei  Edinburgh  bei  4  oder  5 
Fuss  Tiefe  ausgedehnte  Rasen  schön  gewachsener  Spirogyra  nitida 
und  Sp.  jugalis.  Ein  Kilogramm  dieses  Materials  wurde  der 
chemischen  Analyse  unterworfen ,  wobei  sich  96,8  °/o  Wasser, 
2,72  brennbare  Substanz  und  0,48  Asche  ergaben.  Die  Arbeit 
enthält  ausserdem  ausführliche  Angaben  über  Cultur  und  Tinctions- 
methoden ,  Beobachtungen  über  die  durch  Plasmolyse  bedingte 
Verkürzung,  über  Kutation  der  Gipfeitheile,  über  die  Plasmafäden, 
welche  die  Pyrenoide  mit  dem  Kerne  verbinden,  über  Stärke- 
bildung, Structur  der  Chlorophyllbänder,  Kalkoxalatkrystalle  etc.. 
die  sämmtlich  in  der  Hauptsache  mit  den  Beobachtungen  früherer 
Autoren  übereinstimmen. 

Schimper  (Bonn). 


Dietel ,     P. ,    Kotes    o  n     some     Uredineae     o  f    the     United 
States.     (Journal  of  Mycology.     Vol.  VII.  pag.  43  f.) 

Diese  Notizen  beziehen  sich  auf  Uromyces  hyalinus  Pk.,  Uro- 
myces Cavicis  Pk.  und  Puccinia  Vernoniae  Schw.  Es  wird  con- 
statirt,  dass  Uromyces  hyalinus  Pk.  mit  Uromyces  Trifolii  (Hedw.) 
Lev.  nicht  identisch  u.  auch  von  Uromyces  Glycyrrhizae  (Rabli.)  Magn. 
verschieden  ist.  Desgleichen  wird  dargethan,  dass  Puccinia 
Vernoniae  Schw.,  die  von  den  amerikanischen  Mykologen  theils  zu 
Puccinia  Tanaceti  DC,  theils  zu  Puccinia  Hieracii  (Schum.)  Mart. 
gerechnet  wird,  von  beiden  verschieden  ist.  Auf  Vernonia  fasci- 
culata  bildet  diese  Art  viel  längere  Stiele,  als  auf  Vernonia  Bald- 
winii,  es  werden  daher  beide  Formen  als  var.  longipes  und  var. 
jbreoipes  unterschieden. 

Dietel  (Leipzig». 


Kariot,  P.,  Kotes  critiques  de  quelques  Uredinees  de 
1 'Herbier  du  Museum  de  Paris.  (Bulletin  de  la  Soe. 
Mycol.  de  France.     1891.     p.   141  —  149.) 

Die  erneute  Untersuchung  der  aus  den  Herbarien  älterer 
Autoren  stammenden  Originalexemplare  ist  für  die  vollständigere 
Kenntniss  vieler  Arten  und  deren  Synonymie  gewöhnlich  von  be- 
sonderem Interesse,  und  so  bildet  auch  die  vorliegende  Arbeit  einen 
wichtigen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Uredineen,  insofern  sie  nament- 
lich über  viele  Arten  von  Desm  azi  eres,  Montagne,  Le- 
vel 11  e  und   Castagne  werthvolle  Notizen  enthält. 

Nach  dem  Urtheile  des  Verf.  sind  aus  der  Liste  der  Uredineen 
folgende  Namen  zu  streichen:  Melampsora  Pistaciae  Gast.,  Cronar- 
tium  gramineum  Mont. 

Als  synonym  erklärt  Verf.  folgende  Benennungen: 
Uromyces    acutatus    Fuck.    =    Urom.   Ornithogali    (Schlecht.)   Lev.,      Urom. 
•ambiguus   (DC.)    Fuck.    =    Puccinia    Porri  (Sow.)    Wiut.      Man   vergleiche    aber 


Pilze.  —  Flechten.  173 

hierzu  Schröter's  Bemerkung  über  das  biologische  Verhallen  beider  in  der 
Pilzflora  von  Schlesien.  Melampsora  Petrucciana  Cast.  =  Mel.  Helioscopiae 
(Pers.)  Wint.,  Puecinia  Crucianellae  Desm.  =  Pucc.  Galii  (Pers.)  Schw.,  Pucc 
Hieracii  murorum  Cast.  =  Pucc.  Hieracii  (Schum.)  Mart.,  Pucc.  Cerdaureae 
asperae  Cast.  auf  Centaurea  asper a  =  Pucc.  Hieracii,  die  Exemplare  auf  Picnomon 
Acama  =  Pucc.  Tanaceti  DC,  Pucc.  Apii  graveolentis  Cast.  =  Pucc.  bullata 
(Pers.)  Schrot.  Nach  Plowrigkt  (British  Uredineae)  ist  aber  die  Puecinia  auf 
Apium  als  besondere  Art  beizubehalten,  da  sie  eine  Aecidiumgeneration  besitzt, 
die  auf  den  anderen  Nährpfianzen  von  Pucc.  bullata  fehlt.  Pucc.  Cerasi  Cast. 
hat  die  Priorität  vor  Mycogone  Cerasi  Bereng.  Pucc.  Allii  Cast.  =  Pucc.  Allii 
(DC.)  Rud.,  Pucc.  Kraussiana  Cke.  =  Pucc.  ferrugineae  Lev.  Pucc.  Vossii  Koern. 
wird  auf  Stachys  setifera  aus  Luristan  angegeben  und  zugleich  ein  mit  den 
Teleutosporenlagern  gemeinschaftlich  vorkommendes  Aecidium  beschrieben.  Das 
Vorkommen  in  Persien  ist  übrigens  nicht,  wie  Verf.  glaubt,  neu,  denn  schon  in 
Stapf's  „Botan.  Ergeb.  der  Polakischen  Exped.  in  Persien"  wird  Puecinia  Vossii 
auf  Stacht/s  setifera  var.  glabrescens  aus  Persien  aufgezählt.  Pucc.  Montagnei  de 
Toni  (Pucc.  Herniariae  Mont.)  =  Pucc.  Arenariae  (Schum.)  Schrot.  Pucc.  Cnici' 
oleracei  Desmaz.  ist  als  ältere  Bezeichnung  an  Stelle  von  Pucc.  Asteris  zu  setzen. 
Dazu  synonym  sind  ferner  Pucc.  Cirsiorum  Desmaz.,  Pucc.  Silphii  Schw.  und 
wahrscheinlich  auch  Pucc.  Xanthii  Schw.  (wie  übrigens  Ref.  bereits  früher  in 
dieser  Zeitschrift  dargethan  hat.)  Pucc.  Leveilleana  de  Toni  =  Pucc.  Leveillei 
Mont.  Pucc.  Jurineae  Rabh.  und  wahrscheinlich  auch  Pucc.  Jurineae  Cke.  =  Pucc. 
pulvinata  Rabh.  Uredo  Bacliaridis  Speg.  ist  mit  Uredu  Bacharidis  Lev.  nicht 
identisch,  die  Bezeichnung  wird  in  Uredo  Bala?isae  Hariot  abgeändert.  Bezüglich 
der  anderen  angeführten  Uredoformen  wolle  man  die  Originalarbeit  vergleichen. 
Wir  heben  nur  folgende  hervor:  Uredo  Camphorosmae  Cast.  gehört  zu  Uromyces 
Salicorniae  (DC.)  de  Bary,  Uredo  Holoschoeni  Cast.  zu  Uromyces  Junci  (.Desm.) 
'Pul.,  Uredo  Poae  Sudeticae  Westd.  zu  Puecinia  Poarum  Niels.,  ferner  ist  Uredo 
Ilicis  Cast.  —  Ur.  Qucrcus  Brond.,  Uredo  Scirpi  Cast.  =  Uromyces  lineolatus 
(Desm.)  Schrot.,  Uredo  Klciniae  Mont.  =  Coleosporium  Seaecionis.  Uredo 
Berberidis  Cast.  wird  vom  Verf.  als  Caeoma  beschrieben  wegen  des  Vorhandenseins 
von  Spermogonien.  Die  randständigen  Sporen  sind  sehr  verlängert  und  „spielen 
sicherlich  die  I.'olle  von  Paraphysen".  Auch  Uredo  cyclostoma  Lev.  auf  Conyza 
spec.  ist  ein  Caeoma.  Aecidium  Foeniculi  Cast.  =  Aecid.  Ferulae  Rud.  Aecidium 
Asphodeli  Cast.,  mit  welchem  Aecidium  Barbeyi  Roum.  identisch  ist,  welch 
letzteres  nach  Magnus  zu  Puecinia  Barbeyi  Magn.  gehört,  glaubt  Verf.  bei- 
behalten zu  sollen.  — 

Als  neu  werden  folgende  Arten  beschrieben: 

Uromyces  Qachrydis  Har.,  Aecidien  und  Teleutosporen  auf  Cachrys  spec.  in 
Andalusien  und  auf  Pra-^gos  uloptera  in  Luristan;  Melampsora  Passifiovae  Har. 
'nur  Uredo)  auf  Passiflora  lutea  im  botanischen  Garten  zu  Avignon  gefunden: 
Puecinia  longicornis  Pat.  et  Har.  auf  Bambusa  spec.  aus  Japan,  so  genannt  wegen 
eines  hornförmigen  Fortsatzes  der  Teleutosporen;  Uredo  C'ornui  Har.  auf  Euphorbia 
spec.  von  der  Insel  Wallis;  Aecidium  Dichondrae  Har.  auf  Dichondra  in  Chile 
gefunden;  Aecidium  Vieillardi  Har.,  von  Vieillard  auf  einer  unbestimmten 
Kubiac-ee  in  Neu  Caledonien  entdeckt. 

Dietel  (Leipzig). 

Brissoii  de  Lenharree,  T.  P.,  Etüde  liehen  ographique  au 
point  de  vue  des  climats.  —  Lichens  des  environs 
d'Amelie  (Amelie  -Palalda).  (Revue  mycologique.  Annee 
XIII.  3  891.  No.  41).  p.  33—40.) 

Amelie- les-Bains  liegt  in  den  Ost-Pyrenäen  am  südlichen  Fusse- 
des  Canigou  (2800  m),  38  km  von  Perpignan,  nahe  der  Grenze  von 
Spanien.  Die  naheliegende  Gebirgsmasse  besteht  aus  Granit,  rothem 
Sandstein  und  Kalk.  Verf.  berichtet  über  die  Botaniker,  welche 
die  Ost- Pyrenäen  besucht  haben,  da  die  grossen  Reichthümer  dieser 
Flora    seit   jeher   eine   besondere  Anziehungskraft    ausgeübt  haben. 


174  Flechten. 

Unter  den  vom  Verf.  genannten  Botanikern  kommen  für  die 
Lichenologie.  in  Betracht  DeCandolle,  Duby,  Montagne, 
Schaerer,  Nylander  und  Roumeguere.  Amelie-les-Bains 
scheint  dem  Verf.  in  Folge  seines  trockenen  Klimas,  indem  diese 
Gegend  als  unfruchtbar  und  an  seltenen  oder  neuen  Arten  arm 
angesehen  wurde,  vom  Besuche  bisher  abgeschreckt  zu  haben. 
Seinen  Beobachtungen  über  den  Pflanzenwuchs  dieses  Gebietes 
schliesst  Verf.  besondere  über  die  Flechtenflora  an.  Das  Klima 
von  Amelie,  dessen  Luft  trocken  und  rein,  fast  ohne  Nebel  und 
Feuchtigkeit  ist,  dehnt  sich  in  das  östliche  Thal  bis  Ceret 
(8 — 10  km)  aus.  In  diesem  Bereiche  sind  die  Felsenbewohner 
häufig,  die  Rindenbewohner  aber  selten  oder  schlecht  entwickelt, 
selbst  die  Arten  von  Graphis,  Opegrapha  und  Arthoaia.  In  dem 
westlichen  Thal  von  Arles-sur-Tech  dagegen  ist  alles  anders.  Die 
Luit  ist  kälter  und  feuchter,  und  die  Rindenbewohner  sind  besser 
entwickelt  und  zahlreicher,  sodass  man  sich  in  die  Berge  der  Vogesen 
oder  der  Schweiz  versetzt  glaubt. 

Verf.  hebt  die  allbekannte  Thatsache  hervor,  dass  die  Flechten 
ihre  Nahrung  aus  der  Luft  nehmen,  und  dass  dazu  eine  besondere 
Reinheit  nothig  ist,  wesshalb  innerhalb  grosser  Städte  die  Flechten 
sehr  selten  auftreten.  Er  wiederholt  ferner  die  ebenfalls  bekannte 
Thatsache,  dass  die  Flechten  hervorspringende  Stellen,  wo  eben  der 
schnellste  Luftwechsel  herrscht,  lieben.  Sie  wählen  also  in  einer 
von  ihnen  überhaupt  bewohnten  Gegend  die  zusagendsten  Stellen. 
Hiermit  glaubt  Verf.  den  Umstand  begründen  zu  können,  dass 
gewisse  Arten  bisweilen  ihre  Rindenunterlage  verlassen,  um  sich  an 
Felsen  zu  heften,  weil  sie  vermeintlich  sich  einer  zu  trockenen, 
durch  austrocknende  Winde  hervorgebrachten  Luft  und  den  brennen- 
den Sonnenstrahlen  entziehen  wollen.  Wenn  Verf.  endlich  aus 
seinen  Beobachtungen  sogar  den  Schluss  zu  ziehen  geneigt  ist,  dass 
die  Flechten  jener  Gegend  die  Stille  und  Ruhe  lieben,  daher  wenig- 
zugängliche,  wilde,  unbewohnte  Orte  aufsuchen,  so  ist  darauf  hinzu- 
weisen, dass  diese  vermeintliche  Eigenthümlichkeit  sich  höchst  ein- 
fach und  zwanglos  schon  aus  den  obigen  Thatsachen  erklären  lässt. 

Die  Excursionen  des  Verfs.  haben  eine  Ausdehnung  von  nur 
wenigen  Kilometern  gehabt,  indem  sie  ausschliesslich  dem  Abhänge 
der  Berge,  welche  das  Thal  des  Tech  beherrschen,  galten  und  sich 
nur  in  einer  Höhe  zwischen  220  und  450  m  bewegten.  Dem  Ver- 
zeichnisse der  dort  gefundenen  243  Nummern  (Arten  und  Varietäten; 
geht  eine  Uebersicht  der  Gattungen  voraus,  um  das  starke  Ueber- 
wiegen  der  Felsenbewohner  eingehender  darzulegen.  Darnach  stehen 
228  Felsenbewohnern  nur  15  Rindenbewohner  gegenüber.  Unter 
den  aufgeführten  Arten  und  Varietäten  sind  30  neue.  Die  neuen 
Arten  sind  meist  nur  mit  den  Namen  angegeben,  nur  einige  mit 
Bemerkungen  ausgestattet.  Allein  Lecidea  glomerata  ist  mit  einer 
dürftigen  Diagnose  versehen.  Diese  ist  (nach  dem  Original)  ein 
kümmerlich  entwickeltes  Acolium  (Epiphyt) ,  aber  nicht  eine  zur 
Gruppe  der  Lecidea  saxatilis  gehörige  Flechte.  Solche  Fehler  gibt 
es  aber  in  dem  Verzeichnisse  nicht  bloss  unter  den  Neuheiten,  sondern 
auch  unter  den  bekannten  Flechten  nicht  wenige,  zu  welchem  Urtheile 


Flechten.  175 

Ref.  nach  der  Erwerbung  von  125  Nummern  sich  berechtigt  hält. 
Es  fällt  daher  schwer,  den  Wunsch  zu  unterdrücken,  dass  Verf.  in 
Zukunft  seine  Bestimmungen  zuvor  wirklich  fachmännischer  Begut- 
-achtung  unterbreiten  möge.  Minks  (Stettin). 

Hue,  A.,  Lichens  de  Canisv  (Manche)  et  des  environs. 
(Extr.  du  Journal  de  Botanique.  Numeros  des  16  Janv.,  1  et 
16  Mars,  16  Avril,  1  Juin,  16  Juillet,  1  et  16  Aout.  1890.) 
48  pp. 

Den  Canton  Canisy  in  der  Normandie,  welcher  11  Gemeinden 
umfasst,  erachtet  Verf.  als  höchst  geeignet  für  den  Flechtenwuchs, 
weil  er  sich  eines  gemässigten  und  feuchten  Klimas  erfreut,  weder 
heftigen  Frost,  noch  starke  Wärme  kennend.  Der  Golfstrom,  welcher 
an  den  Küsten  der  Manche  wenige  Meilen  entfernt  endet,  macht 
seinen  wärmenden  Einfluss  sehr  deutlich  wahrnehmbar.  Der  Canton 
ist  ferner  nicht  nur  von  mehreren  Bächen,  sondern  auch  noch  von 
zahlreichen  kleinen  Wasserläufen  durchschnitten.  Ausserdem  ist 
Regen  dort  häufig  und  reichlich.  Die  Folge  ist  eine  beständige 
Feuchtigkeit,  welche  die  brennenden  Sonnenstrahlen  des  Sommers 
nicht  verschwinden  machen  kann.  Daher  befinden  sich  dort  die 
Lichenen  fast  während  des  ganzen  Jahres  in  lebhaftem  Wachsthum, 
und  da  andererseits  die  Luft  dieses  Landes  sehr  rein  ist,  wuchern 
sie  und  entwickeln  sich  wunderbar. 

Zur  Verbreitung  der  Flechten  trägt  sogar  die  Art  der  Bebauung 
des  Landes  bei.  Man  sieht  weder  grosse  Ebenen,  noch  weite  Wiesen. 
In  der  That  gibt  es  nur  ziemlich  beschränkte  Hochebenen  zwischen 
den  unzähligen  kleinen  Thälern,  welche  den  ganzen  Canton  durch- 
furchen und  durch  Hügel  von  40 — 183  m  Höhe  getrennt  sind. 
Dieser  Ecke  der  Normandie  ist  aber  eigenthümlich,  dass  jede  kleine 
Hochebene,  jede  Hügellehne,  jede  Thalsohle  sich  aus  Parzellen 
zusammensetzt.  Alle  diese  Wiesen-,  Acker-,  Garten-Parzellen  haben 
an  ihren  vier  Seiten  Abdachungen,  die  mit  hochstämmigen  Bäumen 
und  Hecken  bildenden  Schösslingen  bepflanzt  sind,  und  Zäune  von 
Eichenholz.  Bei  den  klimatischen  Verhältnissen  des  Landes  bedeckt 
sich  dies  alles,  die  Bäume,  Hecken,  Stümpfe,  Abhänge,  Zäune  mit 
Flechten.  Namentlich  ist  die  Ausbreitung  von  Peltigera- Arten  eine 
höchst  üppige. 

Nach  den  fehlenden  Spuren  zu  schliessen,  glaubt  sich  Verf. 
zu  der  Meinung  berechtigt,  dass  man  in  dieser  Gegend  überhaupt 
noch  nicht  gesammelt  habe.  Das  Pierbarium  von  Malbranche, 
das  Verf.  besitzt,  ist  reich  an  Zusendungen  von  Brebisson,  Le 
Jolis,  Godey  und  Lenormand,  von  welchem  viele  durch 
Delise  mitgetheilte  Lichenen  herrühren,  aber  es  enthält  nichts  aus 
diesem  kleinen  Bezirke.  Verf.  bietet  vergleichende  Untersuchungen 
mit  den  Exemplaren  der  genannten  Autoren,  aber  auch  mit  den 
den  Arbeiten  Malbranche 's  zu  Grunde  liegenden.  Die  Ver- 
besserungen der  Bestimmungen  des  Letzteren  erscheinen  aber  zum 
grossen  Theil  recht  fragwürdig,  weil  Verf.  als  Jünger  Nylander's 
zu  diesem  Zwecke  die  chemischen  Reactionen  benutzt. 


1  7fj  Flechten.   —  Musciueen. 

Das  117  Nummern  umfassende  Verzeichniss  kann  nur  als  erster 
Theil  angesehen  werden.  Unter  denselben  befinden  sich  als  für  die 
Normandie  neue  Funde : 

Trachylia  tympanella  Fr.,  Cladonia  carneo-pallida  (Flor.),  Parmelia  Borreri 
Turn.  v.  ulophylla  (Ach.),  Pertusaria  Westmng'd  (Ach.)  st.,  Pldyctis  argena  (Flor.), 

Ausserdem  erscheinen  als  beachtenswerte  Funde: 

Collema  aggregutum  Nyl.,  Leptoyium  palmatum  Monr.  st.,  Parmelia  perforata. 
Ach.,  Pertusaria  velata  Nyl.,  P.  scntellata  Hue.  st.,  P.  globulifera  (Turn,),  Lecidea 
interserta  Nyl. 

Verf.  bezeichnet  auch  hier  eine  rindebewohnende  Flechte  als 
Pertusaria  Westringii  (Ach.).  Vielleicht  wird  Verf.  durch  die 
Aehnlichkeit  und  die  Uebereinstimmung  in  der  chemischen  Reaction 
irregeleitet,  oder  kennt  noch  nicht  genügend  die  erst  in  neuester 
Zeit  mehr  klar  gelegte  Pertusaria  coronata  Ach.  Unter  Pertusaria 
scutellata  Hue  (früher  P.  scutellaris  Hue)  sind  die  sterilen  Lager 
der  von  den  alten  Autoren  unter  Variolaria  communis  v.  orbiculata, 
alnea,  pinea,  leucaspis  Ach.,  V.  aspergilla  Ach.,  V.  discoidea  Pers. 
zusammengefasst ,  aber  nur  wenn  sie  keine  Reaction  zeigen.  Ganz 
abgesehen  davon,  dass  eine  Vergleichung  mit  Pertusaria  globulifera 
(Turn.)  ausser  Acht  gelassen  wird,  überschreitet  diese  sonderbare 
Art  von  Naturforschung    in    diesem  Falle    alle   zulässigen  Grenzen. 

Minks  (Stettin). 


Lickleder,  M.,  Die  Moosflora  der  Umgegend  von  Metten. 

Abth.  IL    (Beilage    zum  Jahresber.    der    Studien- Anstalt  Metten. 

1889/90.  p.  63—128.) 

Ueber    die  I.  Abth.  dieser    Moosflora   wurde    bereits    im    Bot. 

Centralbl.  Bd.  XLVI,  No.   1/2,  p.  29—31   referirt.     Die   II.  Abth. 

behandelt  die 

Orthotrichaceen,  Encalyptaceen,  Tetraphidaceen,  Schistostegaceen,  Splachnaceen,. 
Fuiiariaceen,  Bryaceen,  Polytrichacecn  u.  Buxbaumiaceen  der  Acroearpen.  Aus 
diesen  Familien  verdienen  erwähnt  zu  werden:  Ulota  Ludwigii  Brid.  (selten), 
U.  cispula,  U.  HutcMnsiae  Hain.,  Orthotrichum  Sturmii  Hornsch.,  0.  obtusifolium 
Schrad.  (c.  fr.),  0.  fallax  Schpr.,  0.  rupestre  Schi.,  0.  patens  Br.,  Encalypta 
streptocarpa  Hdw.  (c-  fr.),  Schistosteya  osmundacea  W.  et  M.,  Splacknum  ampullacewm 
L.,  Pyramidulu  tetragona  Brid.  (nach  einer  handschrift).  Notiz  Duval's  i.  d.  „Irl- 
bacher  Flora"),  Funaria  fascicularis  Schpr.  (nach  Duval),  F.  ealcarea  Schpr., 
Webera  elongata  Schwgr.,  W.  carnea  Schpr.,  W.  annotina  Schwgr.,  Bryum 
erythrocaipum  Schwgr.,  Br.  Klinggrae.ffii  Schpr.  (neu  für  Niederbayern),  Br. 
Funckii  Schwgr.,  Br.  DuvaUi  Voit.,  Br.  turbinatum  Schwgr.,  Milium  serratum  Brid., 
Mn.  spinulosum  B.  S.,  Mn.  spinosum  Schwgr.,  Bartramia  Halleriana  Hedw., 
B.  Oederi  Sw.  (nach  Duval),  Catharinea  tenella  Röhl,  Oligotriclium  Hereynicuia  DC. 
(nach  Sendtner);  Poiytrichmn  strictum  Banks. 

Aus  den  neu  abgehandelten  Pleurocarpen  mögen  hervorgehoben 
werden : 

Fontinalis  sejuampsa  Diil.  (Sendtner),  Neckera  crispa  Hedw.,  Pterygophyllum 
hteens  Brid.,  Leskea  nervosa  Myr.,  Anomodoa  longifolius  Hartni.,  A.  attenuatus 
Hartm.,  Pseudoleskea  airovirens  B.  S.,  Heterocladium  dimorphum  B.  S.,  H.  hete- 
ropterum  B.  S.,  Thuidium  delicahdum  B.  S.  in  Wäldern  an  morschen  Stöcken, 
am  Fusse  von  Bäumen  und  auf  humosen  Felsen  angegeben,  ist  wohl  Th.  recognitum 
(Hedw.)  Lindb.,  Pterigynandrum  filiforme  Hedw.  (c.  fr.),  Lescuraea  stricta  B.  S., 
Platygyrium  repens  B.  8.,  Cylindrothecium  concinnum  Schpr.,  Thamnium  alopecurum 
B.  S.,  Rhynchostegium  confertum  B.  S.,  Brachythecium  glareosum  B.  S.,  Br.  reflexum 
B.  S.,  Br.  rivxdare  B.  S.,  Br.  plumosum  B.  S.,  mit  var.  homomallum  B.  S., 
Plagiothecium  Silesiacum  B.  S.,  PL  pulchellum  B.  S.,  PL  Schimperi  Jur.  et  Milde, 


Mnscineen.   —  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.         177 

PI.  Mülleri  Schpr.  (für  das  ausseralpine  Bayern  neu),  PL  Mühlenbeckii  Schpr. 
(für  das  Gebiet  des  bayr.  Waldes  neu),  PI.  silvaticum  B.  S.  var.  inundatum 
Warnst.,  Amblyategium  fluviatile  Schpr.,  Ambl.  subtile  B.  S.,  Ambl.  varium  (Hedw.) 
Lindb.,  Hypnum  Sommerfeldii  Myr.,  IL  hygrophilwm  Jur.,  H.  elodes  Spruce,  _  #. 
pohjyamum  Schpr.,  II.  commntatum  Hedw.j  //.  rugosum  Ehrh.,  II.  lyeopodi.oides 
Schwgr.,  H.  scorpioides  L.,  H.  revolrens  S\v.,  H.  incurvalum  Schrd.  (nach  Duval), 
H.  pallescens  Schpr.,  H.  reptile  Mich.,  II.  fertile  Sendt,  II.  arcuatum  Lindb., 
II.  prcdense  Koch,  H.  oehraceum  VVils.,  //.  turgescens  Schpr.,  Hylocomium  umbratum 
B.  S.,  H.  loreum  B.  S.  Unter  den  „Mitsei  anomali"  (Andreaeaceen  u.  Sphagnaceen) 
sind  bemerkenswerth : 

Andreaea  petrophila  Ehrh.,  Sphagnum  Girgensohnii  Kuss.  in  verschiedenen 
Formen,  Sph.  Eussoirii  Warnst.,  Sph.  fuscum  (Schpr.)  v.  Klinggr.,  Sph.  teneUum 
(Schpr.)  v.  Klinggr.,  Sph.  Wamstorjü  Russ.,  Sph.  quinquefarium  (Braithw.) 
Warnst.,  Sph.  obtusum  Warnst.,  Sph.  leres  Angstr.,  Sph.  rufescens  Bryol.  germ., 
Sph.  contortum  Schulz  (Sph.  laricinum  Spruce),  Sph.  medium  Limpr.  (c.  fr.). 

In  einem  Nachtrage  wird  noch  des  Vorkommens  von  Phascum 
bryoides  D  i  c  k  s.  u.  Fissidens  deeipiens  De.  Not.  Erwähnung  gethan 
und  sodann  in  einem  Schlussworte  bemerkt,  dass  das  Verzeichniss 
im  Ganzen  303  Arten  Laubmoose,  nämlich  179  gipfel-  und  100 
seitenfrüchtige,  1  Andreaea  und  17  Torfmoose  aufführt.  Etwa 
127  Arten  fanden  sich  nur  in  dem  Berg-  und  Hügellande  am  linken 
Donauufer,  gehören  also  näher  oder  entfernter  dem  bayrischen 
Walde  an,  während  etwa  34  Arten  ausschliesslich  in  dem  rechts 
von  der  Donau  gelegenen  Flachlande  gesammelt  wurden.  Ein 
Register  der  Gattungsnamen  beschliesst  diese  fleissige  Arbeit. 

Warnstorf  (Neuruppin). 

Bütsclili,  0.,  Ueber  die  Structur  des  Protoplasmas.  (Sep.- 
Abdr.  aus  den  Verhandlungen  der  Deutschen  Zool.  Gesellschaft. 
1891.  p.  14-29.) 

Ueber  die  Ansicht,  welche  Bütsclili  über  die  Structur  des 
Protoplasmas  gewonnen  hat,  ist  schon  früher  in  dieser  Zeitschrift*) 
referirt  worden.  Bei  der  Wichtigkeit  der  Sache  möge  aber  hier 
auch  auf  den  im  Titel  genannten  Aufsatz  hingewiesen  werden,  in 
dem  Verf.  vor  allem  seine  Ansicht  mit  den  abweichenden  anderer 
Forscher  vergleicht  und  die  Vorzüge  der  seinigen  hervorbebt. 
Hauptsächlich  sind  es  folgende  4  Auffassungen,  welche  sich  vor 
Bütsclili  Geltung  zu  verschaffen  gesucht  und  sich  theilweise  ge- 
schafft haben:  Brücke  (1.)  betrachtete  das  Plasma  als  zusammen- 
gesetzt aus  flüssigen  und  festen  Theilen,  von  denen  die  letzteren 
ein  netzförmiges  Gerüste  bilden.  Die  Netzstructur  des  Plasmas 
wurde  dann  besonders  von  Frommann  vertheidigt,  während 
F 1  e  m  m  i  n  g  (2.)  u.  a.  nicht  das  Netz,  sondern  die  Fibrille  für  das 
eigentliche  Structurelement  des  Plasmas  halten.  Berthold  (3.)  be- 
trachtet dagegen  das  Plasma  als  structurlos  und  flüssig,  als  eine 
Emulsion,  Frank  Schwarz  schliesst  sich  ihm  im  Wesentlichen 
an.  Nach  Altmann  (4.)  besteht  das  Plasma  aus  einer  gallertigen 
Grundmasse,  der  sog.  Granula,  die  eigentlichen  Träger  des  Lebens, 
eingelagert  sind.  Bütsclili  nun  vertritt  die  Ansicht,  dass  das 
Plasma    die  Structur    eines    Schaumes   besitze,    also    eine   Emulsion 


*)  Bd.  XLIII.  p.  191. 
Bot.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  12 


178  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

sei,  in  der  die  Tröpfchen  so  dicht  liegen,  dass  sie  sich  abplatten 
und  die  Zwischenmasse  die  Geslalt  ebener  Scheidewände  annimmt; 
somit  schliesst  sie  sich  am  nächsten  der  B  ert  hold'schen  an.  Da- 
durch wird  nun  zunächst  erklärt,  woher  das  Bild  eines  netzförmigen 
Aufbaues  zu  Stande  kommt.  Dass  dieses  nicht  auf  Täuschung 
oder  Kunstproducten  beruht,  zeigt  die  Beobachtung  lebender  Proto- 
zoen ;  die  Anhänger  der  Lehre  von  der  Structurlosigkeit  des 
Plasmas  (Bert hold  u.  s.  w.)  können  diese  Erscheinungen  nicht 
erklären.  Was  Alt  mann 's  Theorie  betrifft,  so  sind  seine  Granula 
theils  die  schärfer  hervortretenden  Knotenpunkte,  wo  Wabenwände 
zusammenstossen,  theils  Einschlüsse  ganz  heterogener  Art.  Die 
beobachteten  Fibrillen  (Flcmming)  erscheinen,  wenn  eine  Anzahl 
von  Wabenwänden  in  einer  Reihe  liegt,  sie  entstehen  also  nur  durch 
einen  optischen  Effect.  (Die  Muskelfibrillen  sind  anders  zu  er- 
klären.) Ob  der  Bau  netzig  oder  wabig  ist,  lässt  sich  durch  directe 
Beobachtung  kaum  entscheiden,  da  die  Waben  nur  0,0005 — 0,001  mm 
messen.  Für  die  Waben-  oder  Schaumstructur  spricht  aber  Fol- 
gendes :  Das  Vorhandensein  eines  Netzgerüstes  lässt  sich  mit  der 
flüssigen  Beschaffenheit  des  Plasmas  nicht  vereinigen,  wohl  aber 
kann  ein  Schaum  flüssig  sein.  Ferner  lassen  sich  künstliche  Schäume 
erzeugen ,  welche  hinsichtlich  der  Feinheit  der  Schaumstructur 
echtem  Plasma  völlig  gleichkommen.  Auch  das  Auftreten  und  die 
Veränderlichkeit  von  Vacuolen  bietet  in  einem  Schaum  keine 
Schwierigkeit,  wohl  aber  in  einem  Netzgerüst.  Wie  ein  solches 
sich  ausbilden  soll,  bleibt  unverständlich,  während  die  Entstehung 
des  Plasmaschaumes  in  der  Erzeugung  eines  künstlichen  ihr  Ana- 
logou  hat.  Besonders  zu  betonen  ist,  dass  der  radiäre  Bau  der 
äussersten  Plasmalage  an  der  Oberfläche  wie  an  der  Begrenzung 
der  Vacuolen  und  anderen  Einschlüsse,  bei  schaumiger  Beschaffenheit 
eine  physikalische  Notwendigkeit,  sonst  aber  nicht  leicht  zu  er- 
klären ist.  Auch  die  einfacheren  Bewegungen  des  Plasmas  sind 
durch  die  Schaumtheorie  (Bewegung  künstlicher  Schäume)  zu  er- 
klären. From  mann's  Einwände  weist  Verf.  damit  zurück,  dass 
dessen  künstliche  Schäume  ungeeignet  bereitet  und  nicht  völlig 
flüssig  gewesen  seien. 

Zum  Schluss  finden  wir  noch  die  Bemerkung  des  Verf. ,  dass 
bei  der  im  Wesentlichen  sich  in  allen  Organismen  gleichbleibenden 
Structur  des  Plasmas  die  Grundlagen  für  die  grosse  Mannigfaltig- 
keit der  Organisation  vorwiegend  auf  chemischem  Gebiete  zu  suchen 
sein  dürften. 

Möbius  (Heidelberg). 

Schneider,  Carl  Camillo,  Untersuchungen  über  die  Zelle. 

(Arbeiten  des  Zoolog.  Institutes  der  Wiener  Universität.     Bd.  IX. 

1891.     46  pp.     Mit  2  Doppeltafeln.) 

Beim  Studium  der  Structurverhältnisse  der  Pflanzenzelle  ist  die 
Kenntniss  analoger  Verhältnisse  der  thierischen  Zelle  nothwendig 
und  umgekehrt.  In  diesem  Sinne  ist  das  vorliegende  Ref.  an  dieser 
Stelle  berechtigt. 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  179 

Verf.  uniersuchte,  angeregt  durch  Altniann's  Untersuchungen 
über  Zellstructuren,  an  sehr  feinen  Paraffin-Schnitten  (ca.  2  ,«  dick, 
hergestellt  mit  dem  Spengel-ßecker'schen  Mikrotom)  Eier  von 
Stronqylocentrotvs  lividns,  Ascaris  megalocephala,  Tiara  pileata  und 
Sphaerechinns  brevispinosus,  Hodenzellen  von  Astacus  ftuviatilis, 
ferner  Exemplare  von  Trichoplax  adhaerens  und  Vorticellen.  Das 
gesamrnte  Material  wurde  mit  Pikrinessigsäure,  Eisessig  und  Alkohol 
absolut,  behandelt,  doch  erwies  sich  letzteres  Reagens  nicht  so  all- 
gemein gut  anwendbar  wie  ersteres. 

Die  zumeist  mit  Borax-Carmin  gefärbten  Schnitte  wurden 
schliesslich  in  Glycerin  mit  homog.  Imm.  Zeiss  Vis  unter  Be- 
nutzung der  Oculare  2 — 5  beobachtet. 

Von  den  vom  Verf.  auf  Grund  der  thatsächlichen  Beobachtung 
gewonnenen  Ergebnissen  seien  die  nachfolgenden ,  in  kurzer  Zu- 
sammenfassung, angeführt : 

1.  Die  vom  Verf.  untersuchten  Zellen  besitzen  ein  aus  Fasern 
gebildetes  Gerüst. 

2.  Die  Fasern  sind  gleichmässig  dick ,  von  der  Grundmasse 
durch  starken  Glanz  abgehoben  und  haben  geschlängelten  Verlauf; 
ihre  Länge  ist  nicht  zu  bestimmen. 

3.  Die  Fasern  bilden  ein  verschieden  dichtes  Maschenwerk; 
an  den  Kreuzungsstellen  sind  sie  durch  nichts  verbunden. 

4.  Die  Fasern  sind  bewegungsfähig  (Wimpern  von  Trichoplax) ; 
sie  vermögen  einen  geraden  Verlauf  anzunehmen  (Wimpern  bei 
der  Zelltheilung.) 

ö.  Kern  und  Protoplasma  besitzen  gleiches  Gerüst,  dessen  Zu- 
sammenhang durch  die  Kernmembran  nicht  gehindert  wird. 

6.  Kern-,  Vacuolen-  und  viele  Zellmembranen  entstehen  durch 
Verklebung  von  Faserabschnitten ,  die  gerade  passend  die  Stelle, 
wo  die  Membran  gebildet  werden  soll,  durchziehen. 

7.  Chromatinklumpen  und  die  vom  Verf.  beobachteten 
Nucleolen  sind  Anhäufungen  von  Chromatinkörnern ,  die  in  den 
Gerüstmaschen  und  um  die  Fasern  herum  verschmelzen  (oder 
verkleben). 

8.  Ein  Nucleolus  wird  durch  die  Anwesenheit  einer  aus  Gerüst 
gebildeten  Membran  charakterisirt. 

9.  Die  tingirbaren  Körper  sind  jedenfalls  bewegungsunfähig 
und  werden  durch  Gerüstbewegung  verlagert. 

10.  Die  Chromatophoren  entstehen  durch  Anheftung  der 
Chromatinkörner  an  einem  aus  vielen  Faserabschnitten  verklebten 
Träger. 

Für  den  Botaniker  minder  wichtig  sind  die  Beobachtungen 
über  Attractionssphären  und  die  „Polsonne",  Ref.  verweist  daher 
diesbezüglich  auf  das  Original. 

Die  für  den  Botaniker  wichtigsten  Ergebnisse  der 
Schneide r sehen  Arbeit  resultiren  aus  seinen  Beobachtungen 
über  die  W'andbildung,  und  denjenigen,  welche  die  Frage  betreffen: 
„Existirt  ein  Zellgerüst  und  wie  ist  es  beschaffen?"  Nicht  ganz 
überflüssig  für  eine  etwaige  vergleichende  Untersuchung  erscheint 
es  dem  Ref.,  zu  bemerken,  dass  Verf.  als  eines  der  schönsten  Beispiele 

12* 


to 


1§0  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

für  die  Membranbildung  die  Entstehung  der  zwei  parallelen  Scheide- 
membranen bei  Zerfall  des  Körpers  der  Furchungszellen  von 
Strongylocentrotus  empfiehlt.  Krasser  (Wien). 

Correns,  C,  Zur  Kenntnis  s  der  inneren  Structur  der 
vegetabilischen  Zellmembranen.  (Jahrbücher  für  wissen- 
schaftliche Botanik.  Bd.  XXIII.  1891.  Heft  1/2.  p.  254—338. 
Mit  2  Tafeln  und  2  Holzschnitten.) 

Die  Untersuchungen  wurden  in  München  auf  N  a  e  g  e  1  i '  s 
Anregung  hin  begonnen  und  im    Berliner  Institute  weiter  fortgeführt. 

Verfasser  steckte  sich  als  Hauptziel  die  Ergründung  der  Natur 
der  Streifung,  soweit  sie  ohne  chemische  oder  mechanische  Eingriffe 
sichtbar  ist. 

Diese  ist  entweder  als  durch  ungleichmässige  Verdickung  oder 
durch  Differenzirung  zu  Stande  gekommen  zu  denken.      Die  Strei- 
fung  ist  im  Allgemeinen  eine  spiralige,    mögen   die  Ringe  nun  eng 
aufeinander  folgen   oder  weit  auseinander  gezogen  sein. 

Durch  die  Wasserunterschiede  der  Membransubstanz  wurde 
in  allen  von  Correns  untersuchten  Fällen  weiterer  Differenzirung' 
die  Streifung  sichtbar.  Was  aber  die  Ursache  der  Entstehung  der 
Streifung  ist,  vermag  auch  Verf.  nicht  zu  erklären. 

Auch  die  Schichtung  mancher  Bastzellen  beruht  nach  Verf. 
Untersuchungen  auf  der  Existenz  von  Wassergehaltsdifferenzen, 
doch  beruht  nicht  alle  Schichtung  auf  diesen,  so  dass  nur  die  An- 
nahme übrig  bleibt,  dass  dann  die  Schichtung  die  Folge  von  Substanz- 
differenzen  ist.  Zweifellos  sind  beide  Extreme  durch  Uebergangs- 
formen  verbunden. 

In  Betreff  des  Wachstimms  der  Stärkekörner  hält  Verf.  die 
Frage  nach  der  Entstehung  der  Schichten  durch  Spaltung  im  Sinne 
Naegeli's  oder  durch  Lamellenapposition  und  nachträgliche  Diffe- 
renzirung für  noch  ungelöst. 

Der  näheren  Begründung  und  Ausführung  wegen    sei  auf  die 

Arbeit  selbst  verwiesen. 

E.  Koth  (Halle  a.  S.). 

Peters,  Theodor,  Untersuchungen  über  den  Zellkern  in 
den  Samen  während  ihrer  Entwickelung,  Ruhe  und 
Keimung.     8.     31  pp.     Braunschweig  1891. 

Verf.  schloss  sich  in  dieser  seiner  Doktor  -  Dissertation  von 
Rostock  den  Untersuchungen  Koeppen's  an,  welcher  6  Co niferen, 
21  Jlono-  und  46  LHcotylen  untersuchte.  (Vergl.  Botanisches  Central- 
blatt.    Jahrgang  X.    Bd.  XXXIX.    1889.    Nr.  3/4.    p.  86,  87.) 

Verf.  stellt  nun  Beobachtungen  über  den  Zellkern  im  ruhen- 
den Samen  an  bei  Picea  vulgaris,  Larix  Europaea,  Biota  orientalis, 
Phytolacca,  Pisum  sativum,  Vicia  Faba,  Leucojum  aestivum,  Aspho- 
delus  albus,  Paeonia- Arten,  Corylus  Avellana.  Die  Untersuchungen 
an  sich  entwickelnden  Samen  umfassten  Phytolacca,  Sparganium, 
Carccc-Species,  während  von  keimenden  Samen  herangezogen  wurden 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  181 

■die  von  Pinus  Larix,  Salvia  offixinalis,  Helianthus  annuus,  Ricinus 
communis,  Cucurbita,  Lwpinus  Intens,  Cucumis  sativus. 
Die  Zusammenfassung  der  Ergebnisse  ergiebt: 
1.  Das    Vorhandensein    von    Nucleolen    konnte    nachgewiesen 
werden  in  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen,  für  welche  die  Existenz 
von  Nucleolen  bisher  in  Abrede  gestellt  wurde,  nämlich: 

a)  für  die  Kerne  der  Endosporen-  und  Embryozellen  ruhen- 
der Conifer  ensam  en  (Picea  vulgaris,  Larix  Europaea, 
Biota  orientalis), 

b)  für  die  Kerne  der  Speicherzellen  stärkehaltiger  Samen 
(Pisum,   Vicia  Faba,  Leucojum  aestivum), 

c)  für  die  Kerne  einiger  stärke  frei  er  Samen,  in 
welchen  Nucleolen  bis  jetzt  nicht  beobachtet  wurden 
(Paeonia,  Asphodelus  albus,  Corylus  Avellana). 

Vor  der  Bildung  der  Eiweisskrystalle  und  Stärke  erfolgt  bei 
Sparganium  und  Carex  eine  bedeutende  Vermehrung  der  Zell- 
kerne und  Nucleolen. 

3.  Die  Bildung  der  Eiweisskrystalle  erfolgt  bei  Sparganium 
und  Carex  im  Innern  einer  tropfen  artigen  Ansammlung 
von  Proteinsubstanzen  durch  einen  Krystallisations- 
process,  wobei  diese  nach  und  nach  zur  Vergrösserung  der 
Krystalloide  verbraucht  wird. 

4.  Bei  Ricinus  und  Cucurbita  zerfallen  die  Krystalloide  wäh- 
rend der  Keimung  in  Trümmerstücke,  die  nach  und  nach  von  aussen 
gelöst  worden. 

5.  Bei  Carex  geht  die  Stärkebildung  von  der  unmittel- 
baren Umgebung  der  Zellkerne  aus,  welche  schliesslich 
durch  die  sich  anhäufenden  Stärkemassen  vollständig  umschlossen 
werden. 

6.  In  allen  keimenden  Samen  wurde  eine  bedeutende 
O  r  ö  s  s  e  n  z  u  n  a  h  m  e  der  Zellkerne  und  namentlich  der 
Nucleolen  beobachtet. 

7.  In  den  Kernen  der  keimenden  Samen  von  Lupinus  und 
■Cucumis  wurde  eine  mehr  oder  weniger  grosse  Anzahl  tingir- 
barer  Körperchen  von  kugeliger  Gestalt,  die  als  Neben- 
nucleolen  bezeichnet  sind,  angetroffen. 

E.  Roth  (Halle  a.  S.). 


Waliker,  J.  H.,  Ein  neuer  Inhaltskörper  der  Pflanzen- 
zelle. (Pringsheim's  Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik. 
Bd.  XXIII.     Heft  1.  u.  2.) 

Der  Verf.  hat  in  den  Oberhautzellen  der  Knollen  und  in  allen 
Zellen  der  Blattscheiden  von  Tecophilea  cyanocrocus  (Ammaryllideae) 
einen  eigenthümlichen  Inhaltskörper  aufgefunden,  den  er  mit  dem 
Namen  Rhabdoid  bezeichnet.  Dasselbe  hat  die  Gestalt  eines  äusserst 
dünnen  Fadens  oder  beiderseits  zugespitzten  Stäbchens,  das  bald 
.gerade ,  bald  leise  geschlängelt ,  auch  hufeisenförmig ,  selbst  kreis- 
förmig   gekrümmt    sein    kann:     öfter    zeigt    der    Körper    deutliche 


182  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

Längsstreifung.  In  10°/0  Salpeterlösung,  Kalilange  und  Ammoniak 
lösen  sich  die  Körper  nach  vorhergegangener  Quellung.  Alkohol, 
alkoh.  Sublimatlösung  und  alkoh.  Jodlösung  machen  den  Körper 
unlöslich,  Jodjodkaliumlösung  löst  ihn.  Nach  Alkoholbehandlung 
färben  sich  die  Körper  mit  Jod  gelb ,  deutlich  roth  in  eosin- 
haltiger  10°/o  Salpeterlösung  oder  in  reiner  Eosinlösung  und  schön 
blau  in  wässerigem  Anilinblau.  Millers  Reagens,  Xanthoprotem 
und  Troramer  sehe  Reaction  hatten  ein  negatives  Resultat,  nichts 
desto  weniger  hält  der  Verf.  an  der  Eiweissnatur  der  Körper  fest. 
Während  des  Wachsthums  der  Knollen  werden  die  Körper  an  den 
oberflächlichen  Zellen  abgelagert,  bei  der  Entleerung  der  Knolle 
schwinden  sie.  Als  Reservestoff  erklärt  Verf.  die  Körper  jedoch 
nicht,  da  sie  auch  in  Organen  auftreten,  wo  von  einer  Ablagerung 
der  Reservestoffe  nicht  die  Rede  sein  kann  (Blattscheiden);  eher 
noch  ist  er  der  Ansicht  geneigt,  dass  die  Rhabdoide  zum  Schutze 
gegen  die  Angriffe  irgend  welcher  Thiere  dienten. 

Grosse  Uebereinstimmung  zeigen  die  Rhabdoide  mit  den  von 
Gardener  in  den  Drüsenzellen  der  Tentakel  von  Drosera  dicho- 
toma  aufgefundenen  Inhaltskörpern. 

Referent  bemerkt,  dass  von  Molisch  in  den  Epidermiszellen 
von  Epiphyllum- Arten  (Berichte  den  deutsch,  bot.  Gesellsch.  1885. 
Heft  6),  von  Chmielewsky  gleichfalls  bei  Epiphyllum  (Bot. 
Centralblatt.  1887.  II)  und  von  Referenten  selbst  in  den  Epidermis- 
zellen von  Oncidium  microchilum  (Berichte  der  deutsch,  bot.  Gesell- 
schaft. 1890.  Heft  1)  Inhaltskörper  von  ähnlicher  Gestalt,  Bau, 
chemischer  Zusammensetzung  und  zweifelhafter  Function  aufgefunden 
und  beschrieben  wurden.  Diese  Beobachtungen  scheinen  dem 
Verf.  entgangen  zu  sein. 

C.  Mikosch  (Wien). 


Zimmermann,  A.,  Beiträge  zur  Morphologie  und  Physio- 
logie der  Pflanzenzelle.  Heft  II.  104  pp.  2  Tfln. 
Tübingen.    (Laupp'sche  Buchhandlung)  1891. 

Das  vorliegende  Heft  enthält  3  von  einander  unabhängige 
Arbeiten,  deren  Inhalt   der  Reihe  nach  besprochen  werden  soll. 

I.  Ueber  die  C  hromatophore  n  in  panachirten  Blatt ern 

(p.  81—111). 

Nachdem  Ref.  in  der  Einleitung  namentlich  die  angewandte 
Nomenclatur  besprochen,  stellt  er  im  ersten  Abschnitte  die 
Resultate  seiner  Untersuchungen  zusammen.  Nach  diesen  sind 
scharf  gegen  das  Cytoplasma  abgegrenzte  Chromatophoren  in  den 
albicaten  Theilen  panachirter  Blätter  viel  verbreiteter,  als  man 
nach  den  zur  Zeit  in  der  Litteratur  vorliegenden  Angaben  annehmen 
musste.  Sie  scheinen  überhaupt  nur  bei  einigen  wenigen  Ge- 
wächsen   mit    ganz    weiss  gefärbten  Blatttheilen  gänzlich  zu  fehlen. 

Dahingegen  zeigen  sie  nun  bei  den  anderen  sehr  verschieden 
starke  Abweichungen  von  den  normalen  grünen  Chloroplasten. 
Diese  Abweichungen  beziehen  sich  zunächst  auf  die  Grösse  und 
Färbung,  und    es    kommen    hier    alle    Uebergänge    vor    bis    zu 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  133 

solchen,  die  ganz  farblos  sind  und  einen  4  mal  geringeren  Durch- 
messer besitzen,  als  die  normalen  Chloroplasten  derselben  Pflanze. 
Diese  Uebergänge  findet  man  bei  manchen  Pflanzen  innerhalb  des- 
selben Blattes,  bei  anderen  grenzen  dagegen  Zellen  mit  normalen 
und  solche  mit  stark  albicaten  Chromatophoren  unmittelbar  anein- 
ander. 

Ausserdem  fand  Ref.  aber  noch  sehr  häufig  Chromatophoren, 
die  eine  oder  mehrere,  zum  Th eil  ziemlich  grosse 
V a c u o  1  e n  enthielten,  so  d  a s s  sie  zum  T  h  e  i  1  ein  völlig 
b  lasen  form  ige  s  Aussehen  hatten.  Dass  wir  es  hier 
nicht  etwa  mit  Kunstpro  du  cten  zu  thun  haben,  hat  Verf. 
durch  zahlreiche  Beobachtungen  nachgewiesen,  von  denen  Ref.  hier 
nur  erwähnen  will,  dass  sie  sowohl  direkt  am  lebenden,  als  auch 
am  flxirten  und  tingirten  Materiale  ausgeführt  wurden.  Diese 
blasenförmigen  Chromatophoren,  die  sich  namentlich  in  den  weissen 
Theilen  panachirter  Blätter  befinden,  sind  meist  farblos,  zuweilen 
aber  auch  noch  schwach  grün.  Bei  einigen  Gewächsen  waren  sie 
übrigens  durch  ganz  allmähliche  Uebergänge  mit  den  normalen 
Chloroplasten   verbunden. 

Von  den  physiologischen  Untersuchungen  haben  bisher 
nur  die  auf  die  Stärkebildung  bezüglichen  zu  positiven  Ergebnissen 
geführt.  Während  nämlich  schon  von  Saposchni  ko ff  der  Nach- 
weis geliefert  war,  dass  verschiedene  panachirte  Blätter,  wenn  man 
sie  nach  der  Bö  hm' sehen  Methode  auf  Zuckerlösung  bringt, 
auch  in  den  albicaten  Theilen  Stärke  zu  bilden  vermögen,  konnte 
Ref.  nachweisen ,  dass  die  Stärkebildung  auch  hier  stets  an  die 
Anwesenheit  von  Chromatophoren  gebunden  ist  und  ausnahmslos 
im  Inneren  oder  an  der  Oberfläche  derselben  stattfindet.  Uebrigens 
sind  nicht  nur  ganz  farblose,  sondern  auch  die  blasenförmigen 
Chromatophoren  zur  Stärkebildung  befähigt. 

Von  dem  zweiten,  die  angewandten  Methoden  be- 
handelnden Abschnitte  sei  an  dieser  Stelle  nur  hervor- 
gehoben, dass  Ref.,  wenn  er  lebende  Zellen  untersuchen  wollte, 
die  frischen  Blätter  vor  dem  Schneiden  mit  5°/o  Zuckerlösung 
injicirte.  Zur  Fixirung  benutzte  er  namentlich  Sublimat,  zur 
Färbung  Jodgrün  und  Ammoniak-Fuchsin. 

Von  den  im  dritten  Abschnitte  mitgetheilten  Einzel  Beob- 
achtungen sei  nur  erwähnt,  dass  Ref.  36  Gattungen  aus  23- 
Familien  untersucht  hat. 

II.  Ueber  Proteinkry  stallo  i  de.    II.    (p.   112  —  158). 

Die  vorliegende  Mittheilung  bildet  eine  Ergänzung  zu  einer 
früheren  Arbeit  des  Ref.,  die  im  I.  Heft  dieser  Beiträge  abge- 
druckt ist*). 

Der  I.  Abschnitt  ist  den  im  Zellkern  enthaltenen 
Krystalloiden  gewidmet,  und  zwar  bespricht  Ref.  zunächst  die 
Eigenschaften  und  Nach  Weisung  derselben.  Diese  Kry- 
stalloide  besitzen  nun  in  vielen  Fällen  eine  so  regelmässige  Gestalt, 


*)  cf.  Botan.  Centralbl.  Bd.  XLII.    1890.  p.   117. 


184  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

dass  an  ihrer  Krystallnatur  nicht  gezweifelt  -werden  kann.  Häufig 
weichen  sie  aber  nur  unerheblich  oder  überhaupt  nicht  von  der 
Kugelform  ab.  In  diesen  Fällen  können  nur  die  Tinctionsmethoden 
über  die  Natur  der  traglichen  Körper  Aufschluss  ertheilen.  Ref. 
benutzt  zu  diesem  Zwecke  namentlich  die  Färbung  mit  Säure- 
fuchsin und  eine  Doppelfärbung  mit  Säurefuchsin  und  Haematoxylin. 
Letztere  gestattet  namentlich  eine  völlig  zuverlässige  Unterscheidung 
zwischen  den  Krvstalloiden  und  den  Nucleolen.  Ref.  will  sehliess- 
lieh  aus  diesem  Abschnitte  noch  besonders  hervorheben,  dass  durch 
gleichzeitige  Untersuchung  des  lebenden  Materiales  die  Zuverlässig- 
keit der  angewandten  Methoden  geprüft   wurde. 

Ref.  bespricht  sodann  die  Verbreitung  der  Zellkem- 
kry  sta  1  lo  id  e.  Er  will  in  dieser  Beziehung  nur  erwähnen,  dass 
dieselben  in  47  Arten,  die  10  verschiedenen  Familien  angehören, 
angetroffen  wurden.  In  manchen  Familien,  wie  namentlich  bei 
den  Oleaceen  und  Scropludariaceen,  konnten  sie  fast  bei  allen  unter- 
suchten Arten  beobachtet  werden. 

Uebrigens  Hessen  sich  aus  der  Verbreitung  der  Zellkern- 
krystalloide  auf  die  Function  derselben  keine  Schlüsse  ziehen,  denn 
sie  sind  auf  der  einen  Seite  weder  auf  bestimmte  Organe  oder 
Gewebesysteme,  noch  auf  irgend  welche  Entwicklungsstad«ien  be- 
schränkt und  finden  sich  auf  der  anderen  Seite  auch  bei  den  ver- 
schiedenartigsten Gewächsen,  während  sie  bei  anderen  Pflanzen, 
die  unter  den  gleichen  Bedingungen  leben,  fehlen.  So  giebt  es 
z.  B.  Schmarotzerpflanzen  sowohl  wie  insektenfressende,  die  reich 
sind  an  Krvstalloiden,  während  dieselben  bei  anderen  Vertretern  dieser 
Pflanzengruppen  gänzlich  fehlen. 

Einiges  Interesse  dürfte  sodann  das  Verhalten  der  K  ry st  a  11  o  i  d  e 
während  der  Karyokinese  beanspruchen.  Ref.  konnte  näm- 
lich mit  Hilfe  der  Säurefuchsin- Haematoxylin- Doppelfärbung  nach- 
weisen, dass  die  Krystalloide  während  der  karyokinetischen  Kern- 
theilung  ins  Cytopiasma  ausgestossen  werden,  wo  sie  aber  alsbald 
wieder  verschwinden,  wahrscheinlich  aufgelöst  werden,  während  in 
den  Tocliterkernen  wieder  von  neuem  Krystalloide  auftreten.  Ob 
diese  nun  auf  Kosten  der  im  Cytopiasma  verschwindenden  ent- 
stehen, liess  sich  durch  directe    Beobachtung  nicht  entscheiden. 

Im  zweiten  Abschnitte  theilt  sodann  Verf.  einige  Beob- 
achtungen über  die  in  den  Chromatop hören  enthaltenen 
Krystalloide  mit.  Die  Nachweisung  derselben  gelang  auch  in 
diesem  Falle  am  besten  mit  Säuretuchsin,  namentlich  wenn  die 
Differenzirang  durch  eine  Lösung  von  Kaliumbichromat  bewirkt 
wurde. 

Ref.  fand  nun  bei  einer  Anzahl  von  Gewächsen  Krystalloide 
innerhalb  der  (Jhloroplasteu  des  Assimilationsgewebes;  bei  anderen 
wurden  sie  auch  innerhalb  der  Epidermis  beobachtet.  Eine  etwas 
eingehendere  Untersuchung  haben  übrigens  nur  die  Orchideen 
erfahren,  bei  diesen  ist,  wie  bisher  ganz  übersehen  wurde,  nament- 
lich das  Gefässbündelparenchym  reich  an  Krystalloiden.  Ausser- 
dem finden  sich  bei  den  Orchideen  aber  auch  rundliche  Körper 
innerhalb  der  Chromatophoren,    die    höchst    wahrscheinlich  mit  den 


Physiologie,  luoiogie,  Anatomie  u.  Morphologie.  IST) 

Leukosomen  von  Iradescantia  identisch  sind  und  wohl  auch  in 
die  gleiche  Kategorie  gehören  wie  die  Krystalloide.  Ueber  die 
physiologische  Bedeutung  dieser  Körper  konnte  bisher  Nichts  nach- 
gewiesen  werden. 

Im  letzten  Abschnitte  bespricht  Ref.  die  im  Oytoplasma  oder 
Zellsaft  gelegenen  Krystalloide.  Er  fand  dieselben  bei  5  ver- 
schiedenen Pflanzen,  die  4  verschiedenen  Familien  angehören. 

III.  Ueber  die  mechanischen  Erklärungsversuche  der 
Gestalt   und  Anordnung    der    Zellmembranen 

(p.  159—181). 

Ref.  giebt  in  dieser  Abhandlung  namentlich  eine  eingehende 
Kritik  der  von  Errera  und  Berthold  aufgestellten  mechanischen 
Erklärungsversuche  der  Anordnung  der  Zellmembranen  in  wachsen- 
den Pflanzentheilen. 

Es  sind  hier  zwei  verschiedene  Processe  zu  unterscheiden:  Die 
Anlage  der  Zellmembranen  und  die  während  des 
Wachstliums  eintretenden  Verschiebungen. 

Bezüglich  des  ersteren  Punktes  kommt  Verf.  zu  dem  Resultate : 
„Die  neugebildete  Membran  steht  zwar  dem  Sachs' sehen  Princip 
•der  rechtwinkligen  Schneidung  entsprechend  meist  senkrecht  auf 
den  Membranen  der  Mutterzelle,  sie  ist  ferner  dem  Berthold- 
Errera' sehen  Princip  entsprechend  noch  häufiger  eine  Fläche 
minimae  areae,  aber  es  kommen  zahlreiche  Ausnahmefälle  von 
beiden  Principien  vor.  Auch  das  Princip  der  kleinsten  Flächen 
ist  zur  Zeit  einer  mechanischen  Begründung  gänzlich  unzugänglich 
und  kann  somit  nur  als  eine  aus  den  Erfahrungsthatsachen  ab- 
geleitete für  die  Mehrzahl  der  Fälle  giltige  Regel  angesehen 
werden. 

Bevor  nun  ferner  für  die  während  des  Wachstliums  ein- 
tretenden Verschiebungen  eine  Erklärung  aufgestellt  werden 
kann,  muss  natürlich  die  Mechanik  des  Flächenwacbsthums  der  Mem- 
branen klargelegt  sein ;  und  es  findet  denn  auch  in  diesem  Abschnitte  die 
vielfach  erörterte  Frage,  ob  das  Flächenwachsthum  der  Membranen 
durch  Apposition  oder  Int  ussuseepti  o  n  stattfindet,  eine  ein- 
gehende Erörterung.  In  dieser  Hinsicht  zeigt  nun  Ref.  zunächst, 
dass  die  von  Wortmann  ausgesprochene  Ansicht,  nach  der  das 
Flächenwachsthum  der  Membranen  lediglich  auf  anscheinender 
Dehnung  beruhen  sollte,  schon  aus  mechanischen  Gründen  völlig 
unhaltbar  ist.  Aber  auch  gegen  die  von  Klebs,  Noll  u.  a.  ver- 
tretene Auffassung,  nach  der  der  Plasmakörper  den  Membranen 
nur  eine  grössere  Dehnbarkeit  verleihen  und  diese  dann  ohne 
Intussusception  wachsen  sollen,  lassen  sich  schwerwiegende  Bedenken 
anführen. 

Dahingegen  ist  die  Naegeli'sche  Intussusceptionstheorie  im 
Stande,  eine  viel  bessere  Erklärung  für  die  Wachsthumserscheinungen 
der  pflanzlichen  Zellmembranen  zu  geben. 

Nach  den  Ausführungen  des  Ref.  ist  es  ferner  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  die  Intensität  des  Intussusceptions-Flächenwachs- 
thums  der  Membranen  in  hohem  Grade  von  dem  Turgor  abhängig 


186  Physiologie,  Lüologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

ist  und  dass  der  Turgor  die  während  des  Wachsthums  eintretenden 
Verschiebungen  derartig  beeinflusst,  dass  das  Membrannetz,  soweit 
nicht  andere  Factoren  dem  entgegenwirken,  sich  immer  mehr  der 
Gestalt  der  P  late  au' sehen  Gleichgewichtsfiguren  nähert. 

Zimmermann  (Tübingen). 

Fremout,  MIIe  A.,  Sur  les  tubes  cribles  extra-liberiens 
dans  la  racine  des  Oenotherees.  (Journal  de  Botanique. 
Annee  V.  1891.  p.   194—196). 

Die  Verf.  hat  in  den  Wurzeln  einer  Anzahl  Oenotheraceen 
noch  an  anderen  Stellen  als  in  den  Siebtheilen  Siebröhren  aufge- 
funden ;  bei  Oenothera  Fraseri  und  Oe.  riparia  befinden  sich  solche 
an  der  Peripherie  des  Markcylinders,  bei  Oe.  parviflora,  cruciata, 
macrocarpa,  /SeUoicii,  Fraseri  im  seeundären  Holze,  bei  Epilobium 
parviflorum  in  dem  erst  in  Folge  des  Dickenwachsthums  ent- 
stehenden Markcylinder,  den  die  Verf.  seines  späten  Ursprunges 
wegen   „moelle  ulterieure"  nennt. 

Schimper  (Bonn). 


Sewell,  Ph.?  Observations  upon  the  germination  and 
growth  of  species  of  Salvia  in  the  gar  den  of 
Th.  Hanbury,  Esq.,  F.  L.  S.,  at  La  Mortola,  Venti- 
miglia,  Italy.  (Transactions  of  the  Botanical  Society  of  Edin- 
burgh. Vol.  XVIII.  1891). 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  erstrecken  sich  über  folgende 
Punkte :  Welche  Arten  von  Salvia  in  La  Mortola  im  Freien 
eultivirt  werden  können;  Procentsatz  der  keimenden  Samen; 
Structur  der  Nüsschen;  Entwickelung  und  Bau  der  Kotyledonen, 
der  Plumula  und  der  später  auftretenden  Blätter;  Beziehungen  der 
letzteren  zu  den  Kotyledonen ;  Uebergänge  in  Form,  Textur  u.  s.  w. ; 
allgemeiner  Habitus;  Eintheilung  auf  Grund  früh  auftretender 
Merkmale;  Bewegungen  der  Blätter  in  jungen  Pflanzen;  mögliche 
Bedeutung  von  besonderen  Merkmalen,  angedeutet  durch  grössere 
oder  geringere  Neigung  zum  Keimen. 

Die  Untersuchung  bietet  nichts  von  allgemeinem  Interesse  und 
lässt  sich  nicht  in  Kürze  wiedergeben.  Zwar  bringt  Verf.  manche 
Hypothesen  über  Anpassung  und  dergl.,  die  jedoch  zu  hypothetisch 
und  zu  wenig  originell  sind,  um  hier  eine  Berücksichtigung  zu 
rechtfertigen. 

Schimper  (Bonn). 

Burgerstehi,  Alfred,  Uebersicht  der  Untersuchungen* 
über  die  Wasseraufnahme  der  Pflanzen  durch  die 
Oberfläche  der  Blätter.  (Sonderdruck  a.  d.  XXVII. 
Jahresber.  des  Leopoldstädter  Communal- ,  Real-  und  Ober- 
gymnasium in  Wien.)  47  pp.  Wien  1891. 

Verf.  gliedert  seine  dankenwerthe,  kritischer  Bemerkungen  und 
eigener  Beobachtungen  nicht  entbehrende  Abhandlung  in  drei 
Theile.      Der    erste    Theil    der    Arbeit    enthält    eine    kurz    und 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  187 

objectiv  gehaltene  Zusammenstellung  jener  Untersuchungen,  welche 
nach  verschiedenen  Methoden  angestellt  wurden,  am  zu  ermitteln, 
ob  und  unter  welchen  Bedingungen,  dann  in  welcher  Menge  Wasser 
durch  die  Blätter  direct  aufgenommen  wird.  Hierbei  hat  Verf. 
die  einzelnen  Methoden  nach  demjenigen  Autor  benannt,  der  sie 
zuerst  angewandt  hat.  Wir  ersehen,  dass  zur  Lösung  der  oben 
bezeichneten  Frage  die  folgenden  Methoden  in  Anwendung  kamen: 

a)  Immersion    ganzer    Pflanzen    (Methode    von    De  -  C  and  olle), 

b)  ein  Spross  wird  ohne  Trennung  von  der  Mutterpflanze  immergirt 
(Methode  von  Bai  Hon),  c)  von  einem  Gabelspross  wird  eine 
Hälfte  immergirt  (Methode  von  Mari  Ott  e),  d)  abgeschnittene  und 
welk  gewordene  Sprosse  werden  mit  Ausschluss  der  Schnittfläche 
in  mit  Wasser  imbibirte  Tücher  eingeschlossen  (Methode  von 
Du-Hamel),  e)  abgeschnittene,  welk  gewordene  Sprosse  werden 
mit  Ausschluss  der  Schnittfläche  immergirt  (Methode  von  D  u  c  h  a  r  t  r  e), 
i)  die  Absorption  wird  durch  die  Wasseransammlung  in  einem 
Glasrohre  gemessen ,  welches  an  der  Schnittfläche  eines  mit  dem 
Gipfeltheil  immergirten  Sprosses  befestigt  ist  (Methode  von  van 
Mar  um),  g)  von  einem  Spross  taucht  ein  Blatt  oder  einige  Blätter 
in  Wasser,  während  die  anderen  Blätter  sammt  dem  Stengeltheil 
sich  ausserhalb  des  Wassers  befinden  (Methode  von  B  o  n  n  e  t), 
h)  Immersion  einzelner  Blätter.  Schluss  auf  die  Wasseraufnahme  in 
Folge  Erhaltung  oder  Wiedererlangung  des  Turgors  (Methode  von 
Senebier),  i)  Immersion  einzelner  Blätter.  Bestimmung-  der  auf- 
genommenen Wassermenge  durch  Wägung  (Methode  von  Burnett), 
k)  Vergleich  der  beiden  Blattseiten  bezüglich  der  Fähigkeit  der 
Wasserabsorption  (Methode  von  Bonnet,  Duchartre,  Boussin- 
gault  und  Wiesner,  von  Letzterem  die  exaktesten  Versuche*). 
An  dieser  Stelle  theilt  Verf.  eine  längerere  Versuchsreihe  mit,  in 
welcher  die  Blätter  der  Pflanzen ,  bezüglich  der  Möglichkeit, 
Wasser  von  aussen  aufzunehmen,  mehr  den  natürlichen  Verhält- 
nissen angepasst  wurden.  Burg  erst  ein  verklebte  abgeschnittene 
Zweige  an  der  Schnittfläche  mit  Vaselin,  liess  sie  welken  und  wog 
hierauf.  Dann  wurde  das  Laub  mit  Wasser  bespritzt  und  die 
Objecte  im  dunstgesättigten  Raum  aufgestellt,  um  die  Transpiration 
auszuschliessen. 

Es  wurde  Sorge  getragen,  dass  das  von  den  Blättern  ab- 
tropfende Wasser  nicht  zur  Stammbasis  gelangen  könne.  Als  nach 
sechs  bis  sieben  Stunden  der  Versuch  unterbrochen  wurde,  war 
das  Laub  nahezu  trocken  und  stand  in  voller  Frische.  Die  kleinen 
Wassermengen,  die  noch  hier  und  da  zurückgeblieben  waren,  wurden 
vor  der  Wägung  mittelst  Filtrirpapier  entfernt.  Dass  thatsäch- 
lich  Wasser  aufgenommen  wurde,  ergab  die  Gewichtszunahme  der 
Zweige.  —  Im  zweiten  T heile  erörtert  Verf.  die  Stellen  des 
Wassereintrittes  (Oberhautzellen,  Spaltöffnungen,  Haare),  sowie  die 
Anpassungserscheinungen  für  die  Wasseraufnahme  und  die  biologische 
Bedeutung  der  letzteren  für  die  Pflanzen.  Burger  st  ein  kommt 
zu  dem  Resultate,  dass  der  Wasseraufnahme  durch  die  Blätter  bei. 


*)  Wiesner  beliess  die  Versuchsobjecte  im  absolut  feuchten  Raum. 


188  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

der  einheimischen  Flora  und  der  verwandter  Florengebiete  im 
Naturzustände  keine  besondere  physiologische  Bedeutung  zukommt. 
Eine  Ausnahme  bilden  die  wurzellosen  Epiphyten,  und  gewisse 
xerophile  Gewächse.  Die  Litteraturnachweise  zum  Text,  wo  häufig 
zu  den  Originalabhandlungen  Referate  citirt  werden,  bilden  den 
dritten  Theil.   Das  Litteraturverzeichniss  weist  74  Arbeiten  auf*). 

Krasser  (Wien). 

ijobertson,  Charles,  Flowers  and  insects.  Asclepiadaceae  to 
Scrophulariaceae.  (Transactions  of  the  St.  Louis  Acad.  of  Science. 
Vol.  V.     Nr.  3.     p.  569—598.) 

Diese  Fortsetzung  früherer  Publicationen  in  denselben  Berich- 
ten und  in  der  Botanical  Gazette  enthält  zunächst  dieBesucher- 
listen  von  Asclepiadeen  und  Nachträge  zu  den  früheren 
Veröffentlichungen  über  die  Bestäubungseinrichtungen  der  As- 
clepiadeen.    Diese  Listen  zählen  auf  für  : 

Asclepias  verticill  ata:  52  Hymenoptera ,  43  Diptera ,  10  Lepidoptera, 
3  Coleoptera. 

-Asclepias  incarnata:  46  Hymenopt.,  21  Lepidopt.,  7  Diptera,  3  Coleoptera, 
2  Ilemipt.  und  Colibris  (Trochilus  colubris). 

.Asclepias  Cornuti:  Apis  mellifica,  6  Diptera  und  3  Lepidoptera  wurden  hier 
todt  angetroffen  und  32  weitere  Insekten  besuchen  die  Blüten  gleichfalls  mit 
grösserer  oder  geringerer  Lebensgefahr,  während  weitere  27  Insekten  ohne 
Schwierigkeit  die  Pollenmassen  aus  der  Blüte  heraus  reissen  und  auf  andere  Blüten 
übertragen.  Es  sind  dies:  Bombus  separatus,  B.  Pensylvanicus,  B.  Americanorum, 
Melissodes  obliqua,  Odynerus  arve?isis,  Cerceris  bicornuta,  Bembex  nubillipennis, 
Pelopaeus  cementarius,  Sphex  icJtneumonea,  Priononyx  atrata,  P.  Thomae, 
Myzine  sexcincta ,  Scolia  bicincta,  12  grössere  Schmetterlinge,  von  Diptera: 
Midas  clavatus,  von   Coleoptera :   Trichius  piger. 

Asclepias  Sullivantii.  Nicht  dem  Bestäubungsgeschäft  angepasst 
waren  und  wurden  in  der  Klemmfalle  festgehalten  16  Arten  (darunter  die  Honig- 
biene und  Trichius  piger),  bei  weiteren  23  war  der  Erfolg  unsicher,  während 
1 1  Arten  der  Blüttneinrichtuug  gut  angepasst  erschienen  (Bombus  separatus, 
B.  Pennsulva nicus,  B.  scutellaris,  Bembex  nubillipennis,  Pelopaeus  cementarius, 
Priononyx  Thomae,  Papilio  aslerias,  Colias  philodice,  Danais  archippus,  Argynnis 


*)  Aus  den  zahlreichen,  von  den  verschiedenen  Forschern  angestellten  Beob- 
achtungen sind  als  feststehende  Resultate  zu  betrachten : 

1)  Die  Laubblätter  sind  im  Stande,  Wasser  in  liquider  Form  durch  ihre 
Oberfläche  von  aussen  aufzunehmen. 

2)  Es  wurde  Wasseraufnahme  constatirt  bei  Blättern  mit  behaarter  und 
haarloser,  mit  spaltöffnungsfreier  und  spaltöffnuugsführender,  dünn-  und  dick- 
wandiger, schwach  und  stark  cuticularisirter,  benetzbarer  und  wachsbedeckter 
Epidermis.     Ueberhaupt  zeigen  die  Pflanzen,    bei    denen  Wasseraufnahme  durch 

•  die  Blätter  beobachtet  wurde,  bezüglich  der  Organisation,  Lebensweise  und 
systematischen  Stellung  grosse  Mannigfaltigkeiten.  Das  Vermögen  der  directen 
Wasseraufnahme  durch  die  Blätter  kommt  daher  wahrscheinlich  allen  Pflanzen  zu. 

3)  Die  Grösse  der  Wasseraufnahme  hängt  von  dem  anatomischen  Bau  und 
dem  relativen  Wassergehalte  der  Blätter  ab. 

4)  Das  Wasser  kann  durch  Epidermiszellen,  durch  Haare  und  durch  die 
Spaltöffnungen  in  das  Innere  des  Blattes  eintreten. 

5)  Die  untere  Blattepidermis  saugt  stärker,  als  die  obere.  Es  vereinigen 
sich  eben  in  der  Regel  3  Facloren,  welche  die  Absorption  der  Bhittuuterseite 
begünstigen:  a)  Die  schwächere  Cuticularisirung  der  Aussenwände  der  Epidermis- 
zellen, b)  das  reichlichere  Auftreten  von  Haaren    und    c)    die    grössere  Zahl    der 

•  Spaltöffnungen. 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  189 

cybele,  Pyrameis  afalunta.     Auch  Colibris  besuchten  die  Blüte.     Podisus  spinosus* 
geht  den  eingeklemmten  Insektenleichen  nach. 
Asclepias    tuberosa:     13   Lepidoptera,    0   Hymenopt.,  1  Dipt.  und  Tvoehilua 

Colubris. 
Asclepias     purpurascens:      18     Li pi 'dopte ro,     8   Hymenoptera,     1     Dipt., 
1  Hemipt.   Trochilus  Colubris.     Angefressen  werden  die  Blüten  durch  Tetraopcs 
tetraophthalrnirus. 
Acerates  tongifolia:  13  Hymenopt.,  3  Lepidopt.,  1  Coleopt.  (Trichius  piger). 
Es  folgen    sodann     Besucherlisten    und   Bestäubungseinrichtung 
folgender  Arten  aus  anderen  Familien : 

Gentianaceae:    Gentiana  Andrewsii  (Hauptbestäuber  Bombus  Americanorum). 
Polem  oniaceae: 

Pltlox    divaricata    ist    eine    Schm  tterlingsblume    (9    Tagschmetterlinge    und 
2  Sphingiden),  wird  aber  auch  des  Oefteren  durch  langrüsselige  Bienen : 
Bombus   Yirginicus,  B.  vagans,    B.  americanorum,    Synhalonia  speciosar 
besucht. 
Polemonium  reptans   mit    proterandrischen    Blüten  (gleich  P.  coeruleum)  und,, 
einigen  purpurrothen  Linien  im  Kroneneingang,  welche  als  Saftmal  dienen. 
H.  Müller  hat  bei  P.  coeruleum  die  Arbeiter  von  5    Bombusarten    in 
den  Alpen    beobachtet.     In  Amerika    fand  Verf.    bei  P.  reptans    keine 
Hummelarbeiter,  sondern  nur  Hummelweibchen  von  Bombus  Americanorum,. 
B.  vagans,  Synkalonia  honesta;  von  andern  Hymenoptera  fand   derselbe 
Apis  mellißca,  Alcidamea  producta,    Osmia  albiventris,    Nomada  luteola? 
Augochlora  pura,  Andrena  sp.,  ^4.  Sayi,  A.  Polemonii,  Halictus  pilosusr 
die      Sylphiden      Mesographa     marginata     Say    und    Ehingia     nasica, . 
2  Schmetterlinge:    Colias  philodice  und  Nisoniades  brizo    und   1   Käfer • 
Megilla  maculata. 
Hydro  phyllaceae: 

Hydrophyllum   Virginicum :  6  Hymenopt.,  1  Dipt. 
H.  appendiculatum :  22  Hymenopt.,  6  Dipt.,  3  Lepidopt. 
Borraginaceae: 

Mertensia   Virginica :  14  Hymenopt.,  5  Lepidopt.,  3  Dipt. 
C onvolvulaceae: 

Ipomoea  pandurata  Meyes:  Bombus  separatus,  B.  Americanorum,  Entechnia 
taurea,  Emphor  bombiformis,  Xenoglossa  Ipjomoeae,  X.  pruinosa,  Melissodes 
bimaculata. 
Convolvulus  sepium.  In  Europa  glaubte  man  die  Verbreitung  an  die  des 
Sphinx  C'onvolvuli  gebunden,  doch  fand  H.  Müller  die  Pflanze  auch 
von  anderen  Taginsekten  besucht.  In  Amerika  fand  Verf.  Apiden. 
nämlich:  Bombus  Americanum,  Anthophora  abrupta,  Entechnia  taurea, 
Melissodes  bimaculata,  Ceralina  dupla. 
S  o  1  a  n  ac  e  a  e  '. 

Solanum    nigrum:     In    Amerika  Bombus     Virginicus  B  u.  9  >B.  Americanorum  9 - 
Solanum  Carolinense:    Bombus    americanorum    9« 
Datura   latulal  Deilephila  lineata. 
Scrophulariaceae: 

Verbascum   Thapsus  :  8  Hymenopt.,  7  Dipt. 

Linaria  vulgaris.     Ausgeprägte  Hummelblume  (Bombus  Americanorum  besuchte 
in  5  Minuten  62  Blüten).     7  Hymenoptera  und    4  Schmetterlinge,  von- 
denen  jedoch  nur  die  Bombusuvten  als  regelrechte  Bestäuber  (die  anderen 
als   „intruders")  betrachtet  weiden. 
Linaria  Canadensis  ist  durch    die    enge    Blumenröhre    mehr    den  Schmetter- 
lingen angepasst.     Lepidopt.  14,  Hymenopt.  11,  Dipt.  3. 
Scrophularia  nodosa.     Die  Blüte  hat  eine  besondere  Anpassung  an   Wespen- 
befruchtung,  denn  Müller    fand    6  Wespen    und  6    andere  Insekten,. 
Verf.  in  Amerika  14  Apiden,   11    Vespiden  und  Eumeniden  und  8  Arten, 
aus  anderen  Familien  und  Colibris. 
Coüinsia  verna  Nutt:  16  Hymenopt.,  3  Dipt.,  3  Lepidopt. 

Penstemon    laevigatus    var.    Digitalis    Anpassung    an    langrüsselige    Bienen.      Be- 
obachtete Insekten:    16  Hymenopt.,  3  Lepidopt.,  1  Käfer  (Trichius  piger). 
Penstemon  pubescens :    9  Hymenopt.,  3  Lepidopt.,  1  Dipt. 
Gratiola   Virginica  wird  hauptsächlich  durch  Halictusarten  bestäubt. 


190  Systematik  u.  Pflanzengeographie.   —  Teratol.  u.  Pflanzenkrankh. 

Veroniea    Virginiea:  1J  Hymenopt.,  7  Lepidop/.,    1  Dipt.,  1  Hymenopt. 

Seymeria  macrophylla :     Hunimelblume.    —    Besucher    6'   Hymenopt.,    2  Lepidopt., 
1  Syrphide  {Milesia  ornata). 

Gerardia    pedicularis:     Hauptbestäuber    Bombus    Americanorum,     sonstige     Be- 
sucher 4  Apiden  und   1   Colibri. 

G.  purpurta:  4  Apiden   1    Schmetterling. 

G.  tenuifolia:   10  Hymenopt.,  3  Lepidopt. 

G.  auriculata:  5  Hymenopt. 

Caslilleia  coccinea  wird  durch  C'olibris  (Trochüus  colibris)  bestäubt. 

Ludwig  (Greiz). 

Engler,  Siphonogame  Pflanzen,  gesammelt  a  u  f  D  r.  H  a  n  s 

Mey  er'  s  Ki  lim  an  dscharo-  Expeditionen  1887  und  1889. 

Bei    der    Bestimmung'    der    nicht    unbedeutenden    Sammlungen 

wurde  Verf.  durch  die  Herren  Dr.  Schwein  fürt h,  Dr.  O.  Hoff- 

,mann,  Dr.   Schumann,  Dr.  Taubert  und  Gurke  unterstützt. 

Eine  eingehende  Besprechung  der  Beziehungen,  welche  die  Flora  des 

Kilimandscharo    zur    Flora    Abessiniens    und    des  Kaplandes    zeigt. 

wird  ebenso  wie    die  Beschreibung  der    folgenden    neuen    Arten  an 

anderer    Stelle  erfolgen : 

Ceropegia  Meyeri  Joannis  Engl.,  Bosicellia  canqjestris  Engl.,  Commiphora 
campestris  Engl.,  C.  Meyeri  Joannis  Engl.,  C'rotalaria  Küimandscharica  Taub., 
Tephrosia  Meyeri  joannis  Taub.,  Echinops  Hoekneli  Schweinf.,  C'elsia  orevipedi- 
cellata  Engl.,  Trifolium  Kilimandscharicum  Taub.,  Begonia  Meyeri  Joannis  Engl., 
Blaeria  Meyeri  Joannis  Engl.,  Helichrysum  Meyeri  Joannis  Engl.,  Orobanche 
Küimandscharica  Engl.,  Pupalia  affinis  K.  Schum.,  Cluytia  Küimandscharica  Engl., 
Helichrysum  Guilelmi  Engl,  Nuxia  glutinosa  Engl.,  Myrica  Meyeri  Joannis  Engl., 
Blaeria  silvatica  Engl.,  Bartsia  Purtschelleri  Engl.,  Albizzia  Maranguensis  Taub., 
Peponia  Kilimandscharica  Engl.,  Cineraria  Küimandscharica  Engl.,  Tillaea  obtusi- 
folia  Engl.,  Geranium  Küimandscharicum'Eiigl.,  Erigeron  Telekii  Schwein!'.,  Blaeria 
ghdinosa  K.  Schum.,  Galium  Kilimandscharicum  K.  Schum.,  Protea  Küimandscharica 
Engl.,  Anagallis  Meyeri  Joannis  K.  Schum.,  Sicertia  Küimandscharica  Engl., 
Thesium  Kilimandscharicum  Engl.,  Sedum  Meyeri  Joannis  Engl.,  Bamphicarpa 
Meyeri  Joannis  Engl.  ,  Guidium  Meyeri  Joannis  Engl.,  Jasminum  Meyeri  Joannis 
Engl.,  Dolichos  Maranguensis  Taub.,   Cycnium  Meyeri  Johannis  Engl. 

Taubert  (Berlin). 

Costerus,  J.  C9  Intercarpellairc  prolificatie  bij  Plantago 
major.  [Mit  französischem  Resume.]  (Botanisch  Jaarboek.  Bd.  III. 
p.  124—134.  Taf.  VII.) 

Masters  bezeichnet  als  „intercarpellär"  eine  Art  der  Proli- 
fication,  bei  welcher  die  Achse,  die  sich  sonst  zwischen  den  Car- 
pellen  erhebt,  kurz  bleibt,  so  dass  die  verschiedenen  Theile  des 
Pistills  nicht  zur  DifFerenzirung  kommen.  Bisher  war  diese  Bildungs- 
abweichung nur  bei  Pflanzen  mit  centraler  Placenta,  namentlich 
bei  Primulaceen,  beobachtet  worden ;  Verf.  hingegen  konnte  sie  an 
Plantago  major  erkennen. 

Die  Resultate  der  Untersuchung  werden  vom  Verf.  in  folgen- 
den Sätzen  zusammengestellt : 

1.  In    den   primären  Blüten  ist  der  Stempel  allein  abnorm  aus- 
gebildet; die  übrigen  Blütentheile  sind  normal. 

2.  Die  seeundären  Blüten  sind,    wenn  sie   aus   gut  entwickelten 
Seitenachsen  entspringen,  mit  einigen  Ausnahmen  noch  normal. 


Teratologie  und  Prkuizenkrankheifen.  J91 

3.  Die  obersten  Blüten  sind,  wohl  in  Folge  der  Erschöpfung 
der  Achse,  weniger  vollständig-  entwickelt. 

4.  Wo  eine  Achse  zum  zweiten  Male  eine  Blüte  durchwächst, 
trägt  sie  am  Gipfel  nur  noch  reducirtc  Blätter,  mit  oder  ohne 
Axillarknospen. 

5.  Die  in  geschlossenen  Stempeln  verborgenen,  oder,  wo  diese 
gespalten  sind,  etwas  aus  ihnen  hervorragenden  Blätter  sind 
abnorm. 

6.  Die  Stempel  sämmtlicher  Blüten  sind  abnorm,  sie  mögen  ge- 
schlossen, oder  in  3,  4,  5  Carpelle  gespalten  sein. 

7.  Samenanlagen  fehlen  vollständig. 


8.  Wo  zwei    freie  Carpelle    vorhanden  sind,    besitzen    dieselben 

Schimper  (Bonn). 


genau  mediane  Stellung. 


MagllUS,  l\f  Eine  weisse  Neottia  Nidus  avis.  (Deutsche  bota- 
nische Monatsschrift.  Jahrg.  VIII.  1890.  No.  7,  8.) 

Verf.  macht  eine  Mittheilung  über  eine  von  H.  Lindemu th 
bei  Freienwalde  a.  O.  gesammelte  Neottia  Kidus  avis  von  schnee- 
weisser  Farbe,  bei  deren  mikroskopischer  Untersuchung  sich  heraus- 
stelle, dass  zwar  die  Chromatophoren,  nicht  aber  der  Farbstoff  ent- 
wickelt waren. 

Migula  (Karlsruhe). 

Müller,  Karl,  Albinismus  bei  Lathraea  squammaria  L.  (Deutsche 
botanische  Monatsschrift.  Jahrg.  IX.   1891.  No.   1.) 

In  No.  7/8  der  Deutschen  botanischen  Monatsschrift  wurde 
durch  Magnus  eine  Mittheilung  über  das  Auffinden  einer 
weissen  Neottia  Nidus  avis  gemacht  und  hieran  die  Bitte 
um  Angabe  ähnlicher  Beobachtungen  geknüpft.  Verf.  erwähnt 
nun  eines  Fundes  von  La  tlivaea  squamavia  bei  Grunewald  (Glatz), 
welche  in  grosser  Menge  vorkam  und  vollständig  weiss  war.  Verf. 
erwähnt  auch  noch  das  Vorkommen  von  rein  weissblühenden  Orchis 
incarnata,  0.  militaris,  Campanida  glomerata,  Erythraea  Centaureum. 

Migula  (Karlsruhe). 

Portele,  Karl,  Ueber  die  Beschädigung  von  Fichten  - 
waldbeständen  durch  schweflige  Säure.  (Oester- 
reichisches  landwirtschaftliches  Centralblatt.  Jahrg.  I.  1891. 
p.  27—38.) 

Die  Arbeit  behandelt  die  Resultate,  welche  anlässlich  einer 
amtlichen  Begutachtung  über  die  Schädigung  von  Fichtenwald- 
beständen im  Ridnauner  Thal  durch  schweflige  Säure  erhalten 
wurden.  Der  Rauch  rührt  her  von  der  ärarischen  Rostofenanlage 
in  Aal,  wo  die  vom  Schneeberge  herabbeförderte  Zinkblende  seit 
5  Jahren  abgeröstet  wird. 

Die  Fichten  in  nächster  Nähe  der  Erzöfen  hatten  nur  noch 
ein- ,  höchstens  zweijährige  Nadeln,  deren  Spitzen  gebräunt  waren. 


192  Teratologie  u.  Pflanzenkrankheiten. 

Weiter  im  Umkreise  wurden  immer  ältere  Blätter  gerunden,  die 
Verfärbung  der  Spitzen  war  in  noch  weiteren  Entfernungen  immer 
noch  sichtbar  und  charakteristisch.  Zu  der  Schädigung  durch  das 
Gas  kam  noch  der  Borkenkäfer,  der  gerade  in  der  Umgebung  der  Röst- 
ofen sehr  stark  auftrat.  Bekanntlich  befällt  der  Borkenkäfer  ja 
mit  Vorliebe  kränkelnde  und  abgestorbene  Bäume. 

Die  chemische  Untersuchung,  deren  Resultat  in  einer  Tabelle 
aufgeführt  ist,  zeigt  einen  ausserordentlich  hohen  Procentsatz 
Schwefelsäure  in  der  Trockensubstanz  der  meistbeschädigten  Nadeln. 
So  bildet  die  Schwefelsäure  (SOs)  1,65  °/0  der  Trockensubstanz 
(21,24  °/o  der  Asche)  1  jähriger  Blätter  aus  nächster  Nähe  (50  m) 
der  Röstöfen,  wogegen  der  S03-Gehalt  einer  Controlprobe  aus  ge- 
sunden Lagen  0,19  °/o  der  Trockensubstanz  (5,66  °/0  der  Asche)  be- 
trug. Nach  dem  Schwefelsäuregehalt  theilt  Verf.  das  Gebiet  in 
Zonen,  deren  innerste  (sehr  starke  Schädigung)  einen  Gehalt,  der 
Nadeln  an  SO3  von  über  1,48  °/o  aufweist:  die  mittlere  ist  cha- 
rakterisirt  durch  einen  S03-Gehalt  von  1,29  bis  1,45  °/0,  die  äussere 
durch  einen  solchen  von  0,95  bis  1,29  °/0.  Ausserhalb  dieser  Zone, 
in  der  noch  4jährige  Nadeln  vorhanden  sind,  ist  die  Beschädigung 
nur  noch  schwach.  Wie  natürlich,  weisen  die  Nadeln  den  höchsten 
Schwefelsäuregehalt  in  der  herrschenden  Windrichtung  auf. 

Eine  Skizze  veranschaulicht  die  Vertheilung  der  Rauchschäden 
auf  dem  Terrain. 

Behrens  (Karlsruhe). 

Lopriore,  G.,  Ueber  einen  neuen  Pilz,  welcher  die  Wei- 
zensaaten verdirbt.  (Landwirtschaftliche  Presse.  1891. 
p.  321.) 

Verf.  theilt  in  Kürze  die  bisher  erhaltenen  Resultate  seiner 
Untersuchungen  mit  über  einen  kleinen  Pilz,  der  von  den  Wei- 
zenkörnern auf  die  Weizensaaten  übergeht  und  dieselben  verdirbt. 
Die  mit  dem  Pilz  behafteten  Weizenkörner  unterscheiden  sich  nur 
dadurch  von  den  gesunden  Körnern ,  dass  sie  oberflächlich  kleine, 
schwarze  Punkte  und  Streifen  zeigen,  die  fast  regelmässig  um  den 
behaarten  Scheitel  des  Kornes  einen  Kranz  bilden.  Die  mikroskopische 
Untei'suchung  der  fleckigen  Theile  zeigte  auf  der  Saamenschale 
ein  braunes  Pseudoparenchym,  auf  dem  gleichfalls  braune,  kurzge- 
gliederte Mycelfäden  und  ein-,  zwei-  oder  mehrzellige  Sporen,  ähn- 
lich denen  von  Cladosporium,  lagen.  Ferner  fanden  sich  unter  den 
Weizenhaaren  noch  braune,  büschelförmige  Conidienträger;  doch 
hingen  die  schon  erwähnten  braunen  Sporen  nicht  an  den  Conidien- 
trägern,  sondern  sie  lagen  unten  auf  dem  Boden.  Vielleicht  findet 
nach  Verf.  hier  der  Pilz  unter  dem  Schutze  der  Haare  günstigere 
Entwicklungsbedingungen,  als  auf  den  nackten,  übrigen  Theilen  des 
Kornes. 

Bei  der  Untersuchung  von  kleinen  Stücken  solcher  fleckigen 
Weizenschale,  welche  in  Pflaumendecoct  im  hängenden  Tropfen 
ausgesät  waren ,  fand  Verf.  schon  am  nächsten  Tage  die  Sporen 
gekeimt  mit    farblosen ,     dicken    Mycelfäden ,     aus    welchen    durch 


Teratologie  u.  Pflanzenkrankheiten.  —  Medicinische  Botanik.  193 

Sprossung  hefeartige  Zellen  hervorgingen ,  die  sich  durch  wieder- 
holte Sprossung  noch  weiter  und  sehr  rasch  vermehrten.  Der  Pilz, 
welcher  nunmehr  als  Dematium  puliulans  (de  Bary)  erkannt  war, 
zeigte  am  vierten  oder  fünften  Tage,  nach  fast  vollständiger  Ein- 
trocknung der  Nährlösung,  braune,  semmelförmige,  zwei-  oder  mehr- 
zellige Sporen,  ähnlich  den  ursprünglichen,  sowie  dicke,  ebenfalls 
kurzgegliederte  Mycelfäden. 

Bei  Keimuno-sversuchen  der  mit  dem  Pilz  behafteten  Weizenkörner 
im  Boden  sah  Verf.  die  Mycelfäden  dünner  und  schlanker  als  die- 
jenigen, welche  sich  im  Pfiaumendecoct  entwickelt  hatten ;  sie  waren 
auf  und  durch  die  Samenschale  gekrochen.  Ferner  zeigten  die 
jungen  Keimlinge,  dass  das  Stengelchen  von  dem  Mycelium  ange- 
griffen war,  da  sich  nach  einigen  Tagen  auf  der  Spitze  der  ersten 
Scheide  röthliche  Flecken  zeigten.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
zeigte  dann  auch,  dass  die  so  fleckig  gewordene  Scheide  reichlich 
mit  Mycelfäden  durchwuchert  war. 

Der  Pilz  übt  eine  parasitische  Wirkung  auf  die  jungen  Wei- 
zenpflanzen aus,  wie  es  Verf.  auch  thatsächlich  durch  künstliche 
Infection  auf  gesunden  Weizenkeimlingen  mit  künstlich  gewonnenen 
Dematium  -Sporen  nachweisen  konnte,  und  es  ist  nunmehr  der 
experimentelle  Nachweis  evbracht ,  dass  Dematium  ptdlulans  auch 
auf  den  keimenden  Weizenpflanzen  parasitisch  und 
verderbend  erscheinen  kann. 

Da  ähnliche  Krankheitserscheinungen ,  wie  die  eben  angeführ- 
ten, auf  jungen  Getreidepflanzen  schon  manchmal  gefunden  worden 
sind,  so  ist  es  nach  Verfasser  nicht  unwahrscheinlich ,  dass  in  sol- 
chen Fällen  auch  der  hier  beobachtete  Pilz  der  Körner ,  der  bis 
jetzt  noch  unbekannt  war,  die  Ursache  der  Krankheit  gewesen  ist. 

Verf.  gedenkt  seine  Untersuchungen  über  diese  interessante 
Krankheit  der  Weizenkörner  im  pflanzenphysiologischen  Institute  der 
Königl.  Landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin  noch  weiter 
fortzusetzen. 

Otto  (Berlin). 


Fiiikelllfoiirg ,  Ueber  einen  Befund  von  Ty  phusb  aci  llen 
im  Brunnenwasser,  nebst  Bemerkungen  über  die 
Sedimentirmethode  der  Untersuchung  auf  p  a  t  h  o  - 
gene  Bakterien  in  Flüssigkeiten.  (Centralblatt  f.  Bak- 
teriologie und  Parasitenkunde.  Bd.  IX.  No.  9.  p.  301 — 302.) 

In  einer  Wasserprobe,  die  vorschriftsmässig  einem  durch  die 
unmittelbare  Nähe  der  Abtrittsgrube  und  mehrfache  Erkrankungen 
der  Hausbewohner  verdächtigen  Brunnen  entnommen  war,  konnten 
bei  der  gewöhnlichen  Untersuchungsmethode  keine  Typhuspilze 
wahrgenommen  werden,  bis  Verf.  noch  eine  weitere  Reihe  von 
Plattenculturen  anlegte,  zu  denen  er  den  Niederschlag  des  Probe- 
wassers mittels  des  von  ihm  construirten  Sedimentirapparates  unter 
vorheriger  Sterilisirung  durch  absoluten  Alkohol  benutzte  und  nun 
auf  diesen  den  Eb  erth 'sehen  Bacillus  unzweifelhaft  nachwies.  Da 
Verf.  bereits  15  ähnliche  Fälle  zu  verzeichnen  hatte,    so  empfiehlt 

Bot.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  13 


194  Medicinische   Botanik.   —  Technische  Botanik.  (Physiologie.) 

er  die  Methode  der  Niederschlagsuntersuchung  im  Verein  mit  dem 
bisher  üblichen  Verfahren  namentlich  bei  der  Untersuchung  ver- 
sandter Wasserproben  zu  allgemeiner  Einführung. 

Kohl  (Marburg). 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Bacillus  aus 
Fussbodenstaub.  (Central blatt  f.  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde.    Bd.  IX.     No.  13.     p.  442—444.) 

Aus  dem  zwischen  den  Dielen  des  Fussbodens  abgelagerten 
Staube  isolirte  Okada  ein  neues  Kurzstäbchen  mit  leicht  abge- 
rundeten Enden,  das  etwa  doppelt  so  lang,  als  breit  und  mit  Anilin 
leicht  färbbar  ist.  Sporenbildung  und  Eigenbewegung  wurden  an 
demselben  nicht  wahrgenommen,  wohl  aber  häufiger  Fadenbildung. 
Von  den  ihm  in  mancher  Beziehung  sehr  ähnlichen  Emmerich- 
schen  und  Brieg  er 'sehen  Bacillen  unterscheidet  es  sich  dadurch, 
dass  es  bei  Strichculturen  nicht  wie  jene  fadenförmige  Ausbreitungen 
in  die  Gelatine  entsendet  und  auch  nicht  auf  Kartoffelnährboden 
gedeiht.  Geringeres  Wachsthum  der  Kolonien  kennzeichnet  das 
neue  Kurzstäbchen  vor  den  Pf  eiff  er 'sehen  Kapselbacillen ,  und 
von  Bacillus  murisepticus  unterscheidet  es  schon  seine  grössere 
Dicke.  In  Strichculturen  bildet  sich  ein  dünner  Faden  mit  ober- 
flächlicher milchweiser  Verbreiterung  aus,  die  aber  nie  den  Rand 
des  Glases  erreichte.  Verflüssigung  der  Nährgelatine  trat  nicht 
ein.  In  Bacillenculturen  ging  das  Wachsthum  besonders  energisch 
vor  sich.  Der  neue  Bacillus  zeigte  äusserst  giftige  Wirkungen, 
denn  alle  mit  ihm  geimpften  Versuchsthiere  wurden  sehr  rasch  matt 
und  starben  nach  20 — 24  Stunden. 

Kohl  (Marburg). 

Zölffel,  Georg,  Ueber  die  Gerbstoffe  der  Algarobilla 
und  der  Myriobalanen.  (Mittheilungen  aus  dem  pharma- 
ceutisch-chemischen  Institut  der  Universität  Marburg.  —  Archiv  der 
Pharmacie.     Band  CCXX1X.     1891.     Heft  2.    p.  123—160.) 

Der  Gerbstoff  der  Algarobilla  genannten  Früchte  von 
Caesalpinia  hrevifolia  Benth.  ist  kein  einheitlicher  Körper,  sondern 
ein  Gemisch  zweier  Gerbstoffe. 

Der  eine  der  beiden  in  der  Algarobilla  in  einer  Menge  von 
etwa  8 — 10°/o  enthaltene  Gerbstoff  ist  das  Glukosid  der  Gallus- 
gerbsäure  und  liefert  bei    der  Hydrolyse  Gallussäure    und  Zucker. 

Der  zweite  in  weitaus  grösserer  Menge  in  der  Algarobilla  ent- 
haltene Gerbstoff  ist  eine  zuckerfreie  Gerbsäure  der  Formel 
C14  Hio  Oio,  welche  sich  leicht  in  Ellagsäure  und  Wasser  spaltet,  und 
welcher  daher  der  Name  Ellagengerbsäure  zukommt.  Dieselbe 
Gerbsäure  ist  in  unreiner  Form  bereits  früher  vonLoewe  aus  den 
Myrobalanen  und  Dividivifrüchten  dargestellt  worden. 

Der  als  Spaltungsproduct  des  Gallusgerbsäureglukosides 
auftretende  Zucker  ist  Dextrose  und  liefert  mit  Phenylhydrazin 
Glukosazon. 


Technische  und  Handelsbotauik.  195 

In  dem  Molekül  der  Ellagensrerbsäure  sind  fünf  durch  den 
'Essigsäurerest  vertretbare  Hydroxyle  vorhanden,  und  kommt  ihr 
in  Berücksichtigung  der  Beziehungen  zur  Ellagsäure  folgende 
donstitutionsformel  zu: 

COOH 


CeHa    I  0H 

°n 

O 
f  C^ 

U±l2      j    QH 

[OK 

Lufttrockene  Essigsäure  verliert  bei  100°  getrocknet  10,6% 
Krystallwasser  ,      entsprechend     der     Formel      Cu  Hö  Os  -j-  2  H2  0. 

Die  Zusammensetzung  der  bei  100°  getrockneten  Ellagsäure 
entspricht  der  Formel  CiiHöOs,  dieselbe  erleidet  bei  höheren 
Temperaturen  keinen  weiteren  Gewichtsverlust. 

Die  Ellagsäure  liefert  bei  der  Acetylirung  statt  des  erwarteten 
Diacetylderivates  ein  Tetraacetylderivat,  dessen  Constitution  ebenso 
wie  diejenige  der  Ellagsäure  selbst  weiterer  Aufklärung 
bedarf. 

Der  Gerbstoff  der  Myriobalanen  ist  ebenfalls  ein  Gemisch  von 
Gallusgerbsäureglukosid  zum  kleineren  und  Ellagengerbsäure  zum 
wesentlich  grösseren  Theile. 

In  den  Alffarobilla-Früchten,  sowie  in  den  Myriobalanen  sind 
geringe  Mengen  von  Gallussäure  praeexistirend  vorhanden ;  die  ersteren 
enthalten  ausserdem  noch  geringe  Mengen  von  Oxalsäure. 

E.  Roth  (Berlin). 

Hassack,  IL,    Ramie,  ein  Rohst  off  der  Textilindustrie. 

(Sep.  Abdr.  aus  dem  Jahresbericht  der  Wiener  Handels-Akademie. 

1890.  46  p.  1.  Taf.) 

In  einer  geschichtlichen  Einleitung  erwähnt  der  Verfasser,  dass 
die  ersten  Ballen  Ramiefaser  im  Jahre  1810  aus  Indien  nach  Eng- 
land geschickt  wurden.  Bis  in  die  Mitte  unseres  Jahrhunderts  be- 
hielt der  Faserstoff  indess  nur  wissenschaftliches  Interesse,  und  erst 
die  Londoner  Industrie- Ausstellung  1851  lenkte  von  neuem  die 
Aufmerksamkeit  auf  die  Ramie,  welche  auch  „Rhea"  und  „China- 
gras" genannt  wurde.  Wenn  auch  der  Ausspruch  Fremy's: 
„Ramie  wird  eines  Tages  unsere  französische  Baumwolle  werden", 
zu  optimistisch  sein  dürfte,  so  ist  es  doch  gewiss,  dass  die  schöne 
und  dauerhafte  Faser  eine  bedeutende  Rolle  in  der  Textilindustrie 
spielen  wird.  —  Die  Stammpflanze  der  Ramie ,  Boehmeria  nivea 
Hook  et  Arn.,  ähnelt  sehr  unserer  heimischen  Nessel,  doch  fehlen 
ihr  die  Brennhaare.  Ausser  dieser  finden  von  den  etwa  45  Arten 
noch    B.    macrophylla  Don,    B.    platyphylla    Don,    B.    Malabarica 

13* 


196  Technische  und  Handelsbotanik. 

Wedd.,  B.  caudata  Foir.  u.  a.  m.  technische  Verwendung.  Ange- 
baut werden  2  Varietäten:  Die  in  China  wildwachsende,  früher  als 
Boehmeria  nioea  speziell  bezeichnete  weisse  Nessel  und  die  auf 
den  Sundainseln  heimische  Form  B.  nivea  var.  tenacissima.  Die 
erstere  ist  zum  Anbau  in  gemässigten  Klimaten  geeignet,  während 
die  letztere  ein  warmes  Klima  verlangt.  In  den  meisten  Lehr- 
büchern werden  Ramie  und  Chinagras  als  von  2  verschiedenen 
Arten  Boehmeria  abstammend  bezeichnet.  Nach  des  Ref.  An- 
schauungen sind  dieselben  indess  identisch.  Gegenwärtig  wird  die 
Bezeichnung  „Chinagras"  wenig  mehr  angewandt,  und  hat  sich  das 
malayische  „Ramie"  bis  auf  England  und  dessen  Kolonien  allgemein 
eingebürgert.  In  den  letzteren  Ländern  wird  die  Faser  Rhea  fibre 
genannt. 

Die  Bastfasern  steilen  das  Spinnmaterial  dar.  Der  Verfasser 
beschreibt  im  Weiteren  eine  grössere  Anzahl  von  Mustern  aus  den 
verschiedensten  Productionsländern.  Die  Zellwandungen  der  Ramie 
bestehen  aus  reiner  unverholzter  Cellulose.  Vor  allen  andern  pflanz- 
lichen Fasern  ist  die  Ramiefaser  durch  die  ausserordentliche  Länge 
ihrer  Zellen  ausgezeichnet,  welche  im  Durchschnitt  15 — 25  cm  be- 
trägt. Der  Verfasser  fand  Faserzellen  in  einer  „cotonisirten"  Ramie 
aus  Mexiko  von  58  cm  Länge  bei  einer  Breite  von  48 — 60  mmm. 
Demnach  sind  die  Fasern  etwa  8400  mal  so  lang,  als  breit, 
während  die  Bastfaserzellen  des  Flachses  1200',  des  Hanfes  1000r 
der  Jute  nur  90,  und  die  Baumwollhaare  1000 — 2500  mal  so  lang, 
als  breit  sind.  Diese  ausserordentliche  Faserlänge  bedingt,  im 
Verein  mit  dem  prachtvoll  seideartigen  Glanz  und  grosser  Festigkeit, 
den  hohen  Werth  der  Ramie.  Die  Zerreissfestigkeit  von  Ramie 
und  russischem  Hanf  steht  im  Verhältniss  280:160. 

Verf.  bespricht  dann  weiter  die  Verbreitung,  Cultur  und  den 
Ertrag  der  Ramiepflanze  Die  Heimath  derselben  ist  Südostasien, 
und  ist  ihre  Cultur  und  technische  Verwerthung  in  China  und  auf  den 
Sundainseln  eine  uralte.  China  ist  bis  heute  das  Hauptculturland 
der  Ramie  geblieben  und  werden  bedeutende  Mengen  der  rohen 
Faser  sowohl  wie  daraus  erzeugter  Gewebe,  welche  letztere  unter 
den  Namen  Grasscloth,  Grasleinen,  Nesseltuch  bekannt  sind,  expor- 
tirt.  Frankreich  hat  sich  grosses  Verdienst  um  die  Ausbreitung 
der  werthvollen  Nutzpflanze  erworben.  Seit  1815  wird  dieselbe  im 
südlichen  Frankreich  bei  Montpellier  angebaut.  Mit  gutem  Erfolge 
haben  Algier,  Aegypten,  Mexiko  und  Brasilien  die  Cultur  der 
„chinesischen  Nessel"  aufgenommen.  In  Europa  sind  ausser  in 
Frankreich  auch  in  Italien  und  Ungarn  Anbauversuche  gemacht 
worden.  Ueber  Culturen,  welche  1889  in  feuchten  Niederungen 
Badens  begonnen  wurden,  sind  die  Resultate  noch  unbekannt.  — 
Die  Ramiepflanze  verlangt  zu  gutem  Gedeihen  einen  leichten, 
sandigen,  humusreichen  und  feuchten  Ackerboden  und  kommt  am 
besten  fort  in  niedrig  gelegenen  Strichen,  welche  eine  reichliche 
Bewässerung  gestatten.  In  Europa  hat  der  Anbau  wenig  Aussicht 
auf  Erfolg,  indem  Fröste  den  überwinternden  Wurzelstöcken  sehr 
schädlich  sind.  Die  Ramiepflanzungen  dauern  20 — 25  Jahre  aus 
bei  2 — 3facher  jährlicher  Ernte. 


Oekonomische  Botanik      (Lehrbücher.)  197 

Die  Ursache,  dass  die  Cultur  der  so  werthvollen  Ramiepflanze 
und  ihre  Verwerthung  so  langsam  fortschreiten,  liegt  in  der  Schwierig- 
keit der  Entfaserung.  Die  Methoden  der  Bearbeitung  der  Faser- 
pflanzen überhaupt,  besonders  aber  von  Hanfund  Flachs,  lassen 
noch  viel  zu  wünschen  übrig;  sie  sind  zu  umständlich  für  den 
Grossbetrieb  und  gewiss  auch  theilweise  die  Ursache,  dass  der 
Flachsbau  abnimmt  und  der  Hanfbau  fast  still  steht. 

Ueber  die  gebräuchlichen  chemischen  und  mechanischen 
Methoden  der  Entfaserung,  über  die  Verspinnung,  das  Bleichen 
und  Färben,  ebenso  wie  über  die  Verwendung  der  Ramiefaser  muss 
auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Hebebraud  (Marburg). 


Weber,  0.,  Kurzer  A b r i s s  für  den  ersten  Unterricht  in 
der  landwirth schaft liehen  Pflanzenkunde  an  Winter- 
schulen und  ländlichen  Fortbildungsschulen.  S°. 
20  p.  Stuttgart  1891. 

—  — ,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  1  and  wir  tu- 
sch aftlichen  Pflanzenkunde  an  mittleren  bezw.  nie- 
deren landwirthschaf tlichen  Lehranstalten.  8°.  167  p. 
Stuttgart  1892. 

Die  erste  dieser  beiden  Schriften  soll  als  Wiederholungsheft 
den  Schülern  derjenigen  landwirthschaftlichen  Lehranstalten  dienen, 
welche  dem  Unterrichte  in  der  Botanik  nur  eine  beschränkte  Zeit 
widmen  können.  Es  ist  daher  nur  das  Allernothwendigste  dessen 
aufgenommen,  was  der  Schüler  braucht,  um  eine  auf  einfache  Ver- 
hältnisse beschränkte  Pflanzenproductionslehre  zu  verstehen.  Dazu 
setzt  der  Verf.,  welcher  als  Lehrer  der  Naturwissenschaften  an  der 
landwirthschaftlichen  Lehranstalt  zu  Hohenwestedt  in  Holstein 
thätig  ist,  voraus,  dass  die  Schule  mit  einigen  Anschauungsmitteln, 
(einem  kleinen  Herbarium,  mit  einigen  Spirituspräparaten,  einer 
kleinen  Frucht-  und  Samensammlung,  einigen  Modellen  und  einigen 
guten  Abbildungen)  versehen  ist.  Im  ersten  Abschnitt  wird 
die  äussere  Gestalt  der  Pflanze  behandelt,  und  zwar  immer 
■unter  Hinweis  auf  landwirtschaftliche  Gegenstände  und  Vor- 
kommnisse, wie  schon  aus  den  Ueberschriften  der  18  Paragraphen 
dieses  Abschnittes  ersichtlich  ist:  der  Same,  die  Entwicklung  der 
Bohne,  die  Blätter,  die  Knospen,  die  erste  Entwicklung  des  Roggens, 
besondere  Sprossformen,  die  Entwicklung  der  Kartoffel,  Besonder- 
heiten der  Wurzel,  Alter  und  Veränderungen  der  Sprosse,  die 
'Blütenstände,  die  Blüte,  das  Staubgefäss,  der  Stempel,  der  Be- 
rfruchtungsvorgang,  die  Bestäubungseinrichtung,  die  vermiedene  Selbst- 
befruchtung, die  Frucht,  Vererbung  und  Züchtung.  —  Der  zweite 
Abschnitt,  für  welchen  Verf.  voraussetzt,  dass  der  Schüler  in- 
zwischen mit  den  landwirtschaftlich  wichtigsten  chemischen  Stoffen 
und  Vorgängen  bekannt  gemacht  ist,  behandelt  inneren  Bau 
ii  n  d  die  wichtigsten  Lebensbedingungen  der  Pflanze. 
Er  zerfällt   in    15   Paragraphen:    der   zellige   Bau   der  Pflanze,  die 


198  Oekonomische  Botanik  (Lehrbücher.) 

Zelle,  die  Gewebe,  die  wichtigsten  Lebensbedingungen,  die  Nähr- 
stofFelemente,  Trockensubstanz  und  Asche,  die  Pflanze  als  Erzeugerin 
der  organischen  Substanz,  die  Aufnahme  des  Wassers,  die  Aufnahme 
der  Aschenbestandtheile  und  des  Stickstoffes,  die  Aufnahme  des 
Kohlenstoffs  und  der  Reservestoffe,  die  Athmung,  die  Wärme,  das 
Licht,  die  Schwerkraft,  die  Keimung  der  Samen.  —  Im  dritten 
Abschnitte  werden  noch  die  wichtigsten  Pilzkrankheiten 
der  Culturgewächse  behandelt:  Die  Schmarotzer,  die  Pilze 
im  Allgemeinen,  das  Mutterkorn,  der  Flugbrand,  der  Steinbrand, 
der  Kartoffelpilz,  der  Getreiderost,  der  Stroh-  und  der  Kronenrost, 
der  Mehlthau. 

Eine  erweiterte  und  mit  120  Text-Abbildungen  versehene  Aus- 
gabe des  „Abrisses"  ist  der  „Leitfaden".  Derselbe  ist  „für  einen 
Unterricht  bestimmt,  der  sich  zum  Ziel  gesetzt  hat,  den  Schüler 
an  der  Hand  eigener  Beobachtung  mit  den  wichtigsten  Erscheinungen 
des  Pflanzenlebens  bekannt  zu  machen  und  gleichzeitig  die  erziehen- 
den Momente  zur  Geltung  zu  bringen,  welche  diesem  Unterrichte 
innewohnen,  in  der  weiteren  Absicht,  dem  verhängnissvollen  Ein- 
flüsse entgegenzuwirken,  welche  eine  rein  utilistische  Betrachtung 
der  Natur  unfehlbar  auf  die  Charakterbildung  ausübt".  Beobachtung 
und  Zeichnung  des  Gesehenen  sind  Hauptmittel,  für  die  Erkenntniss 
der  Naturkörper.  Der  Satz:  „Regelmässige  und  planvolle,  allmählig 
auf  einen  weiteren  Umkreis  ausgedehnte  Excursionen  sind  ein  un- 
umgängliches Erforderniss  des  botanischen  Unterrichts"  ist  dem  ReL 
aus  der  Seele  gesprochen.  „Die  Excursionen  werden  zu  einer  Quelle 
mannigfacher  Anregung,  wenn  man  dabei  auch  die  Thierwelt,  den 
geologischen,  pedologischen,  meteorologischen  etc.  und  nicht  zum 
wenigsten  den  rein  landwirtschaftlichen  Verhältnissen  gebührende 
Beachtung  schenkt  und  ihre  wechselseitigen  Beziehungen  erkennen 
lehrt."  Der  erste  Abschnitt  behandelt  in  15  Paragraphen 
wiederum  die  Gestalt  der  Pflanze  in  ähnlicher,  doch  aus- 
führlicherer Weise  wie  im  „Abriss."  Die  beigefügten,  vom  Verf. 
selbst  gezeichneten  Abbildungen  sind  sorgfältig  ausgewählt  und 
ausgeführt.  Fast  jedem  Paragraphen  sind  eine  Anzahl  Wieder- 
holungsfragen, in  denen  das  für  die  Landwirthschaft  Wichtige  be- 
sonders beachtet  ist,  beigefügt.  —  Der  zweite  Abschnitt 
behandelt  kurz  den  inneren  Bau  der  Pflanze,  der  dritte 
das  Leben  der  Pflanze,  gleichfalls  wieder  unter  Hinzufügung 
von  Wiederholungsfragen.  Die  Pflanzenphysiologie  ist  auf  experi- 
menteller Grundlage  behandelt,  wodurch  das  kleine  Buch  nicht  nur 
für  die  Landwirthschaftsschulen  brauchbar  erscheint,  sondern  ein. 
allgemeines  Interesse  beansprucht.  Die  fast  jedem  Paragraphen 
vorangestellten  Versuche  sind  mit  Geschick  ausgewählt  und  werden 
durch  hübsche  Abbildungen  erläutert,  die  zum  Theil  aus  den  Werken 
von  J.  v.  Sachs  entlehnt  sind.  Verf.  bemerkt  in  der  Vorrede  sehr 
richtig,  dass  sich  einer  solchen  Behandlung  der  Physiologie  in  der 
Schule  grosse  Schwierigkeiten  entgegenstellten,  doch  seien  die  noth- 
wendigsten  Vorbedingungen  nicht  unerfüllbar:  ein  Versuchsgartenr 
einige  hohe  Fenster  mit  inneren  und  äusseren  Blumenbrettern  und 
einige  Geräthe;  viel  schwerer  falle  der  Umstand  ins  Gewicht,  dass- 


Oekonomische  Botanik.  199 

die  experimentelle  Behandlung  der  Pflanzenkunde  recht  bedeutende 
Opfer  an  Zeit  und  Arbeitskraft  erfordere  und  dass  sie  eine  viel 
grössere  Uebune;,  eine  viel  innigere  Vertrautheit  mit  der  Natur  der 
Versuchspflanzen  voraussetze,  als  gemeiniglich  angenommen  werde. 
—  Im  vierten  und  letzten  Abschnitt  wird  ein  Ueber blick 
über  das  natürliche  System  der  Pflanzen  gegeben.  Die 
Eigenartigkeit  wird  am  besten  durch  Mittheilung  der  Paragraphen 
angedeutet:  die  Pilze,  bemerkenswerthe  Pilze,  die  Algen  und  Flechten, 
die  Moose,  die  Gefässsporenpflanzen,  die  Abtheilungen  und  Classen 
des  natürlichen  Systems,  die  Nadelhölzer,  die  Einkeimblättrigen, 
die  freikronigen  Zweikeimblättrigen,  die  verwachsenkronigen  Zwei- 
keimblättrigen,  die  wichtigsten  landwirtschaftlichen  Cultur-  und 
Nutzpflanzen,  die  natürlichen  Pflanzenverbände  ,  die  künstlichen 
Pflanzenverbände  und  die  Unkräuter  im  Allgemeinen.  Den  einzelnen 
Paragraphen  sind  Uebersichts-  und  einzelne  Bestimmungstabellen, 
sowie  Wiederholungsfragen  beigefügt. 

Knuth  (Kiel). 


Hösel,  L.,  S  t  u  d  i  e  n  über  die  geographische  Verbreitung 
der  G  e t r  e  i d  e  a  r t e n  Nord-  und  Mittelafrikas,  deren 
Anbau  und  Benutzung.  (Mittheil.  d.  Vereins  f.  Erdkunde 
zu  Leipzig.  1889,  herausgegeben  1890.  p.  1 15  —  198.  Mit 
1   Karte.) 

Die  Arbeit,  welche  auf  eingehenden  Studien  in  der  Reise- 
litteratur  über  N.-  und  Mittel-Afrika  beruht,  gliedert  sich  in  folgende 
Haupt  -  Abschnitte :  1.  Getreidearten,  2.  Verbreitung  der  Arten, 
3.  Anbau  des  Getreides,  4.  Preis  des  Getreides. 

Aus  dem  1.  Abschnitt  sei  besonders  auf  die  genauen  Unter- 
suchungen über  die  Volksnamen  der  betreffenden  Pflanzen  hingewiesen, 
da  die  Aufzählung  der  Arten  sich  am  besten  der  Kürze  halber  an  die 
Verbreitung  anschliesst.  Der  wichtigste  Abschnitt  für  den  Botaniker 
ist  natürlich  der  zweite ,  auf  diesen  soll  daher  hier  besonders  ein- 
gegangen werden.  Im  Allgemeinem  hebt  Verf.  hervor,  dass  die 
genaue  Umgrenzung  der  Bezirke  der  einzelnen  Arten  natürlich  noch 
lange  nicht  mit  Sicherheit  möglich  ist.  Nach  den  bisher  bekannten, 
einzelnen,  vom  Verf.  aufgezählten  Belegen,  ergiebt  sich  folgende  Ver- 
breitung : 

1.  Gerste:  Marokko,  Algier,  Tunis,  Tripolis  (Cyrenaica)^ 
Aegypten,  Nubien,  Abessinien,  Gebiet  südl.  von  Abessinien  (Limmu, 
Gera,  Djandjero,  Afillo,  Lagamara),  Gebiet  westl.  von  Abessinien 
(Gumbabi,  Lega-Gebiet),  Oasen  der  Sahara  (Dachel,  Farafrah,  Kufra, 
Audschila,  Lebba,  Sokna,  Sirrhen,  Qattun,  Ghat,  Ederi,  Ghadames, 
Tafilet,  Karsas,  Aderer,  Ssakiet),  Kuka  und  Bamba. 

2.  Weizen:  Marokko,  Algier,  Tunis,  Tripolis  (Cyrenaica), 
Aegypten,  Nubien  und  Senar,  Abessinien,  Somali,  Legagebiet, 
Kordofan,  Dar  For,  Wadai,  Kanon,  Logone,  Baginni,  Bomu,  Haussa- 
Staaten,  Nigergebiet  (Bambara,  Kabara,  Timbuktu,  Bamba),  Oasen 
(Dachel,    tarafrah,    Kufra,    Audschila,    Dschofra,    Sirrhen,    Mursuk,, 


200  Oekonomische  Botanik. 

Quatrun,  Ghat,  Berke,  Ghadames,  Kursas,  Tafilet,  Aderer,  Ssakiet, 
Agades,  Tibesti,  Borku). 

Roggen,  Hafer  und  Hirse  werden  in  sehr  geringem  Maasse 
gebaut;  Panicum- Arten  werden  aus  den  Haussa- Staaten  von  Hartert 
genannt,  aus  Algier  wird  wenig  Hafer  und  noch  weniger  Roggen 
ausgeführt,  da  die  einheimische  Bevölkerung  selbst  das  wenige 
Gebaute  braucht.  Auch  in  Marokko  und  Aegypten  ist  der  Anbau 
von  Roggen  von  sehr  geringem  Belang.  In  Abessinien  fand  Steudner 
vereinzelte  Haferfelder. 

Mais:  Marokko  (im  W.  sogar  Nationalkost),  Tunis  (Gebiet 
des  Madjerdah),  Cyrenaika,  Aegypten,  Nubien,  Abessinien,  Somali, 
(Gebiet  südl.  und  westl.  von  Abessinien,  Aequatorialprovinzen,  Bongo, 
Mittu,  Djur,  Niam-Niam,  Monbuttu  (eigentlich  nur  als  Gartengemüse). 
Dar  Banda,  Dar  Runga,  Wadai,  Bagirmi,  Logone,  Kanem  und 
Tsad,  Bornu,  Adamaua,  Haussa,  Niger  und  Senegambien,  Oasen 
(Borku,    Mursuk  (?),    Ghadames,  Dachel    und  Farafrah,  Kufra  ['?]). 

Sorghum:  Aegypten,  Nubien,  Gebiet  zwischen  Nil  und  Massaua. 
Abessinien,  (Gebiet  südlich  von  Abessinien,  Somali-Länder,  Gebiet 
westlich  von  Abessinien,  Aequatorialprovinz,  Niam  -  Niam,  Bongo. 
Djur,  Mittu,  Fertit,  Denka,  Nuer,  Schilluk,  Baggara,  Senar,  Kordofan, 
Dar  For,  Dar  Rungu,  Wadai,  Kanem,  Bagirmi,  Logone,  Bornu. 
Adamaua,  Sokoto,  Gwando ,  Oberer  Niger,  Senegambien,  Oasen 
(Ghadames,  Fessan,  Sokna,  Sirrhen,  Mursuk,  Qatrun,  Kufra,  Tibesti. 
Borku,  Ennedi,  Farafrah,  Dachel). 

Duchu  (Penicillaria  spicata)  :  Aegypten,  Nubien,  Gebiet 
zwischen  Nil  und  Massaua,  Gebiet  zwischen  Nil  und  Abessinien, 
Abessinien,  Aequatorialprovinz,  Dinka ,  Nuer,  Senar,  Baggara. 
Kordofan,  Dar  For,  Wadai,  Dar  Rungu,  Kanem,  Bagirmi,  Logone. 
Adamana,  Bornu,  Damerghu,  Sokoto,  Gwando,  Gebiet  des  Niger, 
Oasen  (Asben,  Tibesti,  Borku,  Karsas,  Temsana,  Sokna,  Sirrhen, 
Mursuk,  Qatrun,  Audschila,  Kufra,  Dachel.  Farafrah.) 

Eleusine  Coracana  und  Tokusso  (welche  vielleicht  specirisch 
gar  nicht  zu  trennen  sind).  Fertit,  Kredj,  Bongo,  Djur,  Niam-Niam, 
Monbuttu  (in  äusserst  geringer  Menge),  Aequatorialprovinz,  Gebiet 
südlich  von  Abessinien,  mittleres  und  nördliches  Abessinien.  (Die 
Art  ist  von  Nachtigal  in  Bagirmi  wild  gefunden,  daher  vielleicht 
auch  in  den  davon  östlich  gelegenen  Ländern,  die  noch  wenig  er- 
forscht sind,  zu  vermuthen.) 

T  e  f.  (Eragrostis  Ahyssinica) :  Nur  wild  in  einem  westlichen 
Bezirk  mit  seinem  Mittelpunkt  in  Bagirmi  mit  Ausläufern  nach  allen 
Richtungen ;  nur  gebaut  in  Abessinien,  wahrscheinlich  daher  auch 
in  den  zwischenliegenden  Ländern  zu  vermuthen.  Nachgewiesen : 
südlich  von  Abessinien,  Abessinien,  Bahr-  el-  Asrak,  Kordofan, 
Wadai,  Ennedi,  Borku,  Tibesti,  Manga,  Schitati,  Bagirmi,  Logone, 
Bornu,  Niger. 

Reis  (Oryza  sativa  und  punctata).  Ersterer  wird  nur  gebaut, 
letzterer  lebt  nur  wild.  Mit  Bezug  auf  beide  lässt  sich  der  Sudan 
ungefähr  in  3  gleiche  Theile  theilen,  im  westlichen  findet  man  neben 
dem  wildem  den  angebauten,  im  mittleren  nur  den  wilden,  doch 
werden    die    Körner    fleissig   gesammelt,    im    östlichen    ist    letzterer 


Oekonomiscke  Botanik.  201 

auch  zu  linden,  bleibt  aber  unbenutzt.  Die  Grenze  zwischen  dem 
ersten  und  zweiten  Gebiet  bildet  eine  Linie,  die  sich  östlich  von 
Katsina  und  Kano  hinzieht  und  Adamaua  in  der  Mitte  schneidet. 
Das  zweite  Gebiet  umfasst  vor  allem  Bornu,  Bagirmi  und  Wadai 
nebst  den  angrenzenden  Ländern.  Die  Grenze  zwischen  dem  zweiten 
und  dritten  Gebiet  ist  östlich  von  Bagirmi  zu  suchen,  doch  nicht 
genau  festzustellen,  da  die  dortigen  Gebiete  noch  zu  wenig  bekannt 
sind ;  im  N  reicht  das  zweite  Gebiet  weiter  ostwärts,  denn  auch  Dar 
For,  Kordofan  und  Baggara  gehören  dazu.  Mindestens  eine  Art 
der  Gattung  findet  sich  in  folgenden  Gebieten:  Guinea  (Kru-Neger 
Togo),  El  Hodh,  Baghena,  Senegambien,  Gebiet  des  ganzen  Niger, 
Gwando,  Sokoto,  Adamaua,  Mnsige,  Bornu,  Logone,  Bagirmi,  Wadai, 
Dar  For,  Kordofan,  Baggara,  Bongo,  Niam-Niam,  Senar,  Abessinien, 
Nildelta,  Fajum,    Tunis    (sehr    wenig)    Farafrah,  Dachel,  Dschofra. 

Nicht  angebaute  Getreidearten  (oft  von  grosser  Be- 
deutung für  die  Ernährung  der  Bewohner):  Pennisetum  distichv/m 
(wahrscheinlich  identisch  mit  Cenchrus  ecliinatus).  Panieum  turgidum 
(Tibesti),  P.  Petivieri,  Arthratherum  pungens,  Tryachyrum  Cordo- 
fanum,  Vilfa  spicata,  Dactyloctenium  Aegypticum  u.  a.  Das  Haupt- 
gebiet derselben  reiht  sich  nordwärts  an  das  des  Duchubaues  und 
ist  ungefähr  von  14 — 16°  n.  B.  So  wird  nach  Barth  im  Sudan 
unter  17°  n.  R.  Panieum  colonum,  unter  I6V20  Pennisetum  distichum 
benutzt.  Nachtigal  erwähnt  in  seiner  Reise  nach  Bornu  unter 
löVä  n.  B.  Pennisetum  dichotomum  (wohl  identisch  mit  vorigem) 
u.  Cenchrus  ecliinatus  (s.  o.).  Duveyrier  erwähnt  Arthratherum 
pungens,  das  sich  überall,  selbst  in  den  unfruchtbarsten  Gegenden 
findet  und  das  bei  den  nördlichen  Tuareg  hie  und  da  dieselbe 
Rolle  spielen  mag,  wie  der  Askanit  bei  den  südlichen.  Durch 
verschiedene  Reisende  wird  bestätigt,  dass  Cenchrus  ecliinatus 
(Askanit)  in  Kordofan  ungeheure  Strecken  bedeckt. 

Hindernisse  für  die  Verbreitung  bilden  ausser  Klima 
und  Boden  noch  besonders  die  Menschen,  denn  je  nachdem  diese 
eine  Art  lieben  oder  nicht,  wird  auch  ihre  Verbreitung  begünstigt 
oder  gehemmt.  Dies  zeigte  sich  schon  bei  den  Angaben  über  den 
Reis.  Ebenso  hat  nur  der  Einfluss  der  Araber  dem  Weizen  so 
weite  Gebiete  in  Mittelafrika  erschlossen.  Auch  am  Nil  wurde  er 
sammt  der  Gerste  früher  nicht  soweit  südlich  gebaut.  Dagegen 
findet  er  sich  in  Abessinien  nicht  so  verbreitet  wie  man  erwarten 
könnte,  denn  „die  Abessinierinnen  haben  ein  entschiedenes  Vorurtheil 
gegen  diese  Cerealie,  weil  sie  mit  dem  daraus  zu  bereitenden  Mehle 
mehr  Mühe  als  bei  anderen  Getreidearten  haben".  In  Dundjero 
ist  sogar  der  frühere  Maisbau  durch  königliches  Gebot  unterdrückt. 
da  der  König  nicht  leiden  konnte,  „dass  die  Kolben  besser  bedeckt 
wären  als  er,  da  ihre  Barte  den  Menschenhaaren  glichen."  Während 
der  Neger  Sinn  für  Ackerbau  hat,  fehlt  dieser  meist  dein  Araber. 
Das  Vordringen  dieses  Volkes  ist  vielfach  daher  Schuld  an  dem 
Fehlen  von  Getreidearten,  ferner  die  vielfachen  Räubereien. 

Aus  dem  3.  Haupttheil  des  Werkes  mag  hervorgehoben  werden, 
dass  man  nach  der  Zeit  des  Anbaues  die  nördliche  Hälfte  Afrikas 
in  3  Gebiete  theiien  kann : 


202  Oekonomische  Botanik. 

1.  Gebiet  der  Mittelmeerländer  mit  Wintersaat. 

2.  Oasen  mit  Sommer-  und  Wintersaat. 

3.  Mittelafrika,  vorwiegend  mit  Sommersaat  (in  Abessinien  und 
den  Gallaländern  nur  Sommersaat.) 

In  den  Oasen  sät  und  erntet  man  das  ganze  Jahr  hindurch, 
so  dass  wohl  5  Ernten  in  einem  Jahr  möglich,  da  man  von  Regen 
unabhängig  und  Wärme  last  immer  ausreichend  ist,  doch  werden 
im  Winter  Weizen  und  Gerste,  im  Sommer  Sorghum  und  Ducnu 
gepflanzt.  Im  Mittelmeergebiet  ist  nur  der  feuchte  Winter  für  den 
Getreidebau  verwendbar.  Im  Mittelafrika  beginnt  dagegen  mit  der 
Zeit  der  Sommerregen  der  Anbau;  am  schnellsten  reifen  Mais  und 
Duchu,  am  langsamsten  eine  grosse  Varietät  des  Sorghum,  die 
in  Senar  und  Taka  5 — 6,  weiter  südlich  8  Monate  zur  Reife  bedarf; 
Duchu  wird  dort  manchmal  2 mal  gesät;  immer  zum  Winter  pflanzt 
man  (wo  Wintersaaten  vorkommen)  in  Mittelafrika:  Sorghum  cemuum, 
Weizen  und  Gerste. 

In  Aegypten  sät  man,  wenn  der  Nil  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  gefallen  ist,  im  November  Sorghum,  W'eizen  und  Gerste 
und  erntet  diese  im  März  und  April,  wenn  der  Fluss  allmählich 
seinen  höchsten  Stand  erreicht  hat.  Um  diese  Zeit  beginnt  man 
auf  den  Scharaki-  (nicht  vom  Nil  überschwemmten)  Ländereien  mit 
der  Saat  der  Sommerdurra  und  Hirse  (?),  welche  nach  ungefähr 
100  Tagen,  also  Ende  Juni,  geschnitten  wird.  Jetzt  erleichtert 
der  anschwellende  Strom  die  Bewässerung,  und  schon  im  Juli  und 
August  schreitet  man  auf  den  Scharaki- Ländereien  zur  zweiten 
Saat,  man  pflanzt  Mais,  der  in  2V2 — 3  Monaten  reift,  und  gelbe 
Herbst-Durra,  die  nach  3V2 — 4  Monaten  (Nov.)  geerntet  wird.  Reis 
sät  man  im  März  und  April,  er  reift  mit  dem  Steigen  des  Nil  (wie 
auch  am  Niger),  wird  aber  erst  nach  dem  Fallen  desselben  (Nov.) 
geerntet  (am  Niger  dagegen  beim  höchsten  Wasserstand,  wenn  die 
Aehren  nur  aus  der  Fluth  ragen).  In  Abessinien  und  den  Galla- 
ländern werden  Weizen  und  Gerste  nur  im  Sommer  gebaut,  denn 
man  pflanzt  sie  nur  hoch  im  Gebirge.  Auch  auf  Bewässerung, 
Düngung,  Bestellung  der  Felder  u.  s.  w.  wird  eingegangen,  doch 
muss  dafür  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Die  Bewohner  Afrikas  backen  nicht  Brot  in  unserem  Sinn, 
sondern  Kuchen  oder  Fladen,  wie  Schweinfurth  glaubt,  da  die 
afrikanischen  Getreidearten  nur  „eine  geringe  Menge  löslicher 
Stärke"  enthalten.  Zuweilen  wird  der  Brei  nur  in  Klumpen  ge- 
formt und  in  Asche  gebacken,  oft  einfach  als  Teig  genossen.  Der 
4.  Abschnitt  über  den  Preis  des  Getreides  ist  für  den  Botaniker 
von  zu  geringem  Werth,  um  hier  referirt  zu  werden. 

Auf   der   beigegebenen    Karte    sind    die    Gebiete   der  einzelnen 

TT  ' 

Getreidearten    durch  besondere  Farben  umgrenzt.      Vert.  warnt  vor 

allem  davor,  ein  Gebiet  mit  nur  einer  Art  ja  nicht  immer  für  wenig. 

bebaut  zu  halten. 

F.  Hock  (Luckenwalde). 


Neue  Litteratur.  20 3 

ISTeue  Litteratur."0 


Geschichte  der  Botanik: 

Hoffiiiaiuu  M.,  Berichtigung  zu  der  Biographie  von  Eduard  Petzold.  (Gartenflora 
1891.  Heft  19.  p.  529.) 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten  etc.: 

Kl'ist,  G.j  Anfangsgründe  der  Naturlehre  für  die  Unterklassen  der  Realschulen. 
6.  Aufl.  gr.  8°.  X,  264  p.  m.  250  Holzschn.     Wien  (Wilh.  Braumüller.) 

geb.  M.   2.20. 
Algen: 

Setcliell,  William  Albert,  Concerning  the  life-history  of  Saccorhiza  dermatodea 
(De  la  Pyl.)  J.  Ag.  With  plate.  [Contributions  from  the  Cryptogamic  laboratory 
of  Harward  University.  XVII.]  (Proceedings  of  the  American  Academy  of  arts- 
and  sciences.  Vol.  XXVI.  1891.    p.  177—217.) 

Pilze: 

AtkillSOll,  Geo.  F.,   On  the  structure  and  dimorphism  of  Hypocrea  tuberiformis. 

(With  plate.)     (The  Botanical  Gazette.  Vol.  XVI.  1891.  p.  282—285.) 
Brefeld,  0.,  Untersuchungen  aus  dem  Gesamtgebiete  der  Mykologie.    Fortsetzung 
der  Schimmel-  und  Hefenpilze.    Heft  IX.  u.  X. 

Inhalt:  IX.  Die  Hemiasci  u.  die  Ascomyceten.  Untersuchungen  a.  d. 
königl.  botan.  Institute  in  Münster  i.  W.,  in  Gemeinschaft  ausgeführt 
m.  F.  V.  Tavel,  in  d.  Untersuchungen  über  Ascoiden  und  Eudomyces  m. 
G.  Linda«.     (VIII.  156  p.  m.  4  Tafeln.) 

X.    Ascomjrceten    IL     (Fortsetzung    des    IX.    Heftes.)     Untersuchungen. 

a.  d.  königl.  botan.  Institute  in  Münster  i.  W.,  in  Gemeinschaft  ausgeführt 

mit  F.  V.  Tavel.  (IV.  u.  p.   157—378  mit  10  Tafeln,  gr.  4IJ.     Münster  i.  W. 

[H.  Schöningh.])  M.  42.— 

Istväuffi,  Gy.  V.,  Ujabbvizsgälatok  az  üszök  gombäkröl.  [Neuere   Untersuchungen 

über  die  Brandpilze.]  (Termeszettud.     Közlöny.     Pütfuzet.  1891.) 
—  — ,  A  woarölü    gombak   s  az  apaca  hernyö.    [Die  insectentödtenden  Pilze  und 

die  Nonne.]   (Termeszettud.     Közlönjr.    Heft.  266.    1891.) 
Rabenliorst,  L.,   Kryptogamenflora  von  Deutschland,  Oesterreich  u.  der  Schweiz. 
2.  Aufl.     Bd.  I.     Lfrg.  45.     Pilze.     Abtheilung   IV.    Phycomycetes,    bearb.    von 
B.Fischer,  p.  1  —  64  m.  Abbildungen.  Leipzig  (Eduard  Kummer)   1891.  M.   2.40. 

Gefässkryptogamen : 

Potoilie,  H.,  Die  Beziehung  zwischen  dem  Spaltöffnungssystem  und  dem  Skelett- 
gewebe (Stereom)  bei  den  Wedelstielen  der  Farnkräuter  (Filicineen).  (Natur- 
wissenschaftl.  Wochenschrift  Bd.  VI.  1891.  No.  44.  p.  441—444.) 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie : 

Aveling,  E.,    Die  Darwinsche    Theorie.      2.  Aufl.    8°.  VI,    272  pp.     Stuttgart 

(Dietz)     1891.  M.  1.50,  geb.  bar  M.  2.— 

Errera,  Leo.,    Sur  la  loi  de  la   conservation  de  la  vie.     (Revue    philosophiere. 

Tome  XXXII.  1891.  p.  321—330.) 
Gerock,    I.  E.  und  Brounert,    E.,    Beitrag    zur    Anatomie    des    Stammes    von 

Strychnos    Ignatii.     Mit  Abbildung.     (Archiv    der    Pharmacie.    Band  CCXXIX. 

1891.    Heft  7.  p.  565—568.) 
HailSgirg,  A.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  nyktitropischen,   gamotropischen  und' 

karyotropischen    Bewegungen    der    Knospen,    Blüten    und    Fruchtstiele    bezw. 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um.. 
gefällige  Uebersendung  von  Separat-Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe  der 
Titel  ihrer  neuen  Publicationen ,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redactionen  anderer  Zeitschriften  werden 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen,  damit 
derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.  Uhlworm, 
Terrasse  Nr.   7. 


204  T\'eue  Litteratur. 

Stengel    und    meine  Erwiderung'  an  Kleb.«.     (Biologisches  Centraiblatt.  Bd.  XI. 
1891.  No.  15  u.  16.) 
lloln;.   Theod.,    A    study    of   sorne    anatomical    characters    of    North    American 
Gramineae.  III.    Distichiis  and  Pleurqpogon.    (The  Botauical  Gazette.  Vol.  XVI. 
1891.  p.   275—281.     With  plates.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

JMeck,   G.q  Ein    dendrologischer  Spaziergang    nach    dem  Kaukasus    und  Pontus. 

[Schluss.]     (Gartenflora.   1S91.  Heft   19.  p.  509.) 
JFloderus,  JB.  G.  0.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Salix-Flora  der  Gebirgsgegenden 

in  S\V.  Jiimtland.  (Sep.-Abdr.  a.  Bihang  til  kgl.  svenska  Vet.  Akad.  Handlingar. 

X\rII.  Afd.  III.  Nr.   1.)   8°.    52  pp.     Stockholm  1891.    [Schwedisch.] 
ttolb,   Max,    Der  Mammutbaum,    Sequoia  gigantea,  Wellingtonia  gigantea,    einer 

der  Kiesenbäume  der  Welt.     (Illustr.  Monatshefte    für    die   Gesammt-Interessen 

des  Gartenbaues.    1891.  Heft  10.  p.  256—259.) 
Kuntze,  Otto,  Revisio  generum  plantarum  vascularium  omnium  atque  cellularium 

multarum     secundum    leges    nomenclaturae    internationales    cum    enumeratione 

plantarum     exoticarum     in    itinere     mundi     collectarum.       Mit    Erläuterungen. 

Pars      I.    II.      8°.      CLV,      1011       pp.       Leipzig       (Arthur      Felix),      London 

(Dulau  &  Co.),  Milano  (U.  Hoepli),    New- York  (G.  E.  Stechert),   Paris  (Charles 

Kliucksieck)  1891. 
Mueller,     Ferd.    Bai'Oll    V.,     Iconography    of    Australian    salsolaceous    plants. 

Decade  VII.  4°.  pl.  LXI  —  LXX.     Melbourne  (Kobt.  S.  Brain)   1891. 
Macoun,  James  M.,    Notes    ou    the    flora    of  Cauada.     (The  Botauical  Gazette. 

Vol.  XVI.  1891.  p.  2S5-288.) 
Majewsky,  P.,    Die  Gräser    des    mittleren  Kussland.    Illustrirtes  Handbuch    zur 

Bestimmung  der  mittelrussischen  Gräser.    8°.  157  pp.    Moskau   1891.    [Russisch.] 
Wathorst,    A.  G.,    Fortsatta    anmärkninger    om    den    grönländska  vegetationeus 

historia.  (Öfversigt  af  kgl.  sv.  Vet.  Akad.    Förhandl.   1891.    Nr.  4.) 
Skaiosnboff,  N.  L.,  Materialien  zur  Kenntniss    der    auf  den  Feldern  des  Gouv. 

Perm    vorkommenden    Unkräuter.    I.    Verzeichniss    der    Unkräuter    der    Kreise 

Krassuoufimsk  und  Ossa.     (Memoiren  der  Urai'schen  Naturforscher-Gesellschaft. 

Band    XII.    2.  und    letzte    Lieferung.     Katharinenburg     1890/91.     p.     81  —  88.) 

[Russisch   und  französisch.] 
Suseff,    P.,     Florenskizze    der    Domäne    Bilimbzi.      (Memoiren     der    Ural'schen 

Naturforscher-Gesellschaft.    Band  XII.  2.  und  letzte  Lieferung.    Katharinenburg 

1890/91.  p.  13—41.)     [Russisch  und  französisch.] 
Udinzeff,    S.   A.,    Vorläufige   Florenskizze    des    Kreises    Irbit    im    Gouv.    Perm. 

(Memoiren  der  Ural'schen  Naturforscher-Gesellschaft.     Band  XII.    Lieferung  1. 

Katharinenburg   1889/90.     p.  31—44.)     [Russisch.] 
Vasey.   Geo.,  A  neglected  Spartina.     (Botanical  Gazette.  XVI.  p.  292.) 
Warnung,   Eng.,    Grönlands    Natur  og  Historie.    Antikritiske  Bemaarkninger    til 

Prof.  Nathorst.     (Videnskabel.    Meddel.    fra  d.  naturhist.    Foren,  i  Kjöbenhavn 

for  Aaret  1890.)     Gedruckt  1891. 
Weti stein,  Richard  V.,    Zwei   für  Niederösterreich  neue  Pflanzen.     (Sep.-Abdr. 

aus    den    Sitzungsberichten    der    k.    k.    zoologisch- botanischen    Gesellschaft    in 

Wien.     Bd.  XLI.   1891.)     8°.  2  p.     Wien  1891. 
Wigand,  A.,  Flora  von  Hessen  und  Nassau.    Th.  II.    Fundorts-Verzeichniss  der 

in  Hessen  und  Nassau  beobachteten  Samenpflanzen  und  Pteridophyten.  (Schriften 

der    Gesellschaft     zur    Beförderung    der     gesammten    Naturwissenschaften    zu 

Marburg.     Bd.   XII.    Abhandlung    4.     Hrsg.    von    F.  M  ei  gen.)     gr.  8".     VIII. 

565  p.  mit  Diagrammen  und   1   Karte.     Marburg  (Elwert)    1891.  M.   7.— 

Tatahe,  Ryökichi,  Iconographia    florae  Japonicae;    or  descriptions  with  figures 

of  plants  indigenous  to  Japan.     Vol.  I.   Part  1.    4°.  66  p.    Tokyo  (Z.  P.  Maruya 

&  Co.)   1891.  "  [Englisch  und  Japanisch.] 

Palaeontologie: 

Wettstein,  Richard,  Ritter  von,  Der  Bernstein  und  die  Bernsteinbäume. 
(Vorträge  des  Vereins  zur  Verbreitung  naturwissensch.  Kenntnisse  in  Wien. 
Jahrg.  XXXI.    Heft  10.)     8°.  24  p.     Wien  {Ed.  Hölzel)   1891. 


Neue  Litteratur.  205 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

ßela,  Pater,  A  burgonyavesz  es  az  ellene  valo  vcdekezes.  [Die  Kartoffel- 
krankheit  und  deren  Bekämpfung'.]  (Külön  lenyomat  a  „Gyakorlati  Mezögazda". 
1891.  evi  43  szämäböl.)     8°.   15  p.    Kassa  1891. 

Benecke,  Franz,  De  bestrijding  der  onder  den  naam  ,.Sereh"  saamgevatte 
ziekteverschijnselen  van  het  suikerriet.  (Mededeelingen  van  het  Proefstation 
„Midden-Java"  te  Samarang.)  gr.  8U.  11  pp.  Met  eene  plaat.  Semarang  (van 
Dorp  &  Co.)  1891. 

Hof  mann.  Die  Schlafsucht  (Flacherie)  der  Nonne  (Liparis  Monacha),  nebst 
einem  Anh.:  Vortrag  über  insektentötende  Pilze,  gr.  8°.  IC  u.  15  pp.  mit 
20  Abbildungen.     Frankfurt  a.  M.  (P.  Weber)   1891.  M.   1.— 

Koelller,  H.,  Die  Verluste  von  Pflanzen  im  Winter  1890  91.  (Gartenflora.  1891. 
Heft  19.  p.  518.) 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Achalllie,  P.,    Examen  bacteriologique  d'un  cas  de  rhumatisme  articulaire  aigu 

mort  de  rhumatisme  cerebral.     (Comptes   rendus  de  la  Soc.  de  biologie.    1891. 

No.  27.  p.  651  —  656.) 
Alioing,   S.,  De  l'influence  des  produits  de  culture  du  staphyiocoque  dore,    sur 

le  Systeme  nerveux  vaso-dilatateur  et  sur  la  formation  du  pus.    (Comptes  rend. 

des  seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.    Tome  CXI II.   1891.  No.   10. 

p.  362—365.) 

Bakteriologisches  vom  VII.  internationalen  Congress  für  Hygiene  und  Demo- 
graphie zu  London,  10. — 17.  August  1891.  (Centraiblatt  für  Bakteriologie  und 
Parasitenkunde.  Bd.  X.   1891.  No.   15.  p.  505—508.) 

Ball,  M.  V.,  Essentials  of  Bacteriology  being  a  concise  and  systematio 
introduction  to  the  study  of  Micro-Organisms  for  the  use  of  students  and 
practitioners.  8°.  159  pp.  With  77  illustrations,  some  in  colours.  Philadelphia 
(W.  B.  Saunders)   1891. 

BoilOllie,  A.,  Der  Diplococcus  pneumonicus  und  die  Bakterie  der  hämorrhagischen 

Kauincherjseptikämie.     (Fortschritte  der  Mediein.    1891.    No.  IS.  p.   743 — 754.) 
Buchanan,  R.  M.,    A  case  of   tetanus    in    which  the    iufection  was  traced  to  a 

chronic  ulcer.     (Glasgow  Medical  Journal.   1891.  Aug\  p.   127  — 130.) 
Charrill,   A.  et  (rley,  E.,  A  propos  de  l'action  exei'cee  par  les  produits  solubles 

du    bacille    pyocyanique    sur  le  Systeme  nerveux  vasomoteur.     (Comptes  rend. 

de  la  Societe  de"  biologie.  1891.  No.  27.  p.  633  —  634.) 
Cliarrin  et  Roger,    Presence  du  bacille  d'Eberth  dans  un    epanchement  pleural 

hemorrhagique.     (Bulletin    et  Memoires  de    la  Societe    med.  d.  hopit.  de  Paris. 

1891.  p.   185—190.) 

Evans,  J.  F.,  On  the  demonstration  by  staining  of  the  pathogenic  fungns  of 
malaria,  its  artificial  cultivation  and  the  results  of  inoculation  of  the  same, 
(Proceediugs  of  the  Royal  Society  of  London.   1891.  p.   199.) 

Herrmanu,  G.  et  Camt,  E.,  Sur  un  Champignon  parasite  du  talitre.  (Comptes 
rendus  de  la  Societe  de  biologie.  1891.  No.  27.  p.  646 — 651.) 

Maljean,  F.  A.,  La  fievre  typhoide  et  l'eau  de  boisson  ä  Amiens.  (Archives  de 
med.  et  de  pharm,  militair.    1891.  No.  8.  p.  113—122.) 

Massart,  J.  et  Bordet,  Cll.,  Le  chimiotaxisme  des  leucocytes  et  l'infection 
microbienne.     (Annales  de  l'Institut  Pasteur.  1891.  No.  7.  p.  417 — 444.) 

Pasquale,  A.,  Sul  tifo  a  Massaua ;  studio  clinico  ed  osservazioni  batteriologiche. 
(Giornale  medico  d.  R.  esercito  e  d.  R.  marina.   1891.  No.  7.  p.  865 — 927.) 

Piugge,  P.  C,  Andromedotoxinhaltige  Ericaceen.  (Archiv  der  Pharmacie. 
Bd.  CCXXIX.  1891.  Heft  7.  p.  552—554.) 

—  — ,  Das  Alkaloid  von  Sophora  tomentosa  L.  [Vorläufige  Mittheilung.]  (Archiv 
der  Pharmacie.    Bd.  CCXXIX.    1891.    Heft  7.    p.  561—565.) 

—  — ,  Giftiger  Honig  von  Rhododendron  ponticum.  (Archiv  der  Pharmacie. 
Bd.  CCXXIX.  1891.  Heft  7.  p.  554—558.) 

Robb,  H.  and  Glll'iskey,  A.  A.,  Iufection  through  the  drainage  tube,  the  result 
of  the  bacteriological  examination  of  drainage  tube  fluids  in  sixteen  consecutive 
cases  of  coeliotomy.     (Johns  Hopkins   Hosp.  Bulletin.    Vol.  II.    1891.    No.  14.. 
p.  93—95..» 


206  Neue  Litteratur. 

Sauarelli,  G.,  Come  si  distrugge  il  virus  carbonchioso  nel  tessuto  sottocutaneo 
degli  animali  non  immuni.  (Atti  della  Reale  Accad.  d.  fisiocntici  in  Siena. 
Ser.  IV.  Vol.  III.   1891.  Ko.  5/6.  p.  231—246.) 

Santori,  F.  S.,  Su  di  alcuni  microorganismi  somiglianti  a  quello  del  tifo  ab- 
dominale riscontrati  in  alcune  acque  potabili  di  Roma.  (Atti  della  R.  Accad. 
medica  di  Roma.  Vol.  V.  Ser.  II.  1890/91.     p.  97—110.) 

Schütte,  W.,  Beiträge  zur  Keuntniss  der  Solanaceenalkaloide.  (Archiv  der 
Pharmacie.     Bd.  CCXXIX.     1891.    Heft  7.    p.  492—531.) 

Siebert,  Karl,  Ueber  das  Lupaniu,  das  Alkaloid  der  blauen  Lupine.  (Archiv 
der  Pharmacie.    Bd.  CCXXIX.    1891.    Heft  7.    p.  531—546.) 

Mc  Weeney,  E.  J.,  Exhibit  of  micro-organisms  with  some  remarks.  (Transactions 
of  the  Royal  Academy  of  Med.  of  Ireland.  1890.  p.  372.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Kaufmann,  A.,  Der  Gartenbau  im  Mittelalter  und  während  der  Periode  der 
Renaissance,  dargestellt  in  5  Vorträgen,  gr.  8°.  80  pp.  Berlin  (B.  Grundmann). 
1891.  M.   1.50. 

Kleemauu,  A.,  Der  Obstbau  in  Böhmen.  [Schluss.]  (Gartenflora.  1891.  Heft  21. 
p.  571—574.) 

Kolb,  Max,  Primula  rosea  Royle  syn.  elegans  Duby.  (Himalaya  2950 — 3500  m.) 
Mit  Tafel.  (Illustrirte  Monatshefte  für  die  Gesamt-Iuteressen  des  Gartenbaues. 
1891.  Heft  10.  p.  241.) 

Krän/.lin,  F.,  Aerides  suavissimum  Lindl.  var.  blandum  Kränzlin.  (Gartenflora. 
1891.   Heft  21.  p.  576—578.) 

Kulomsin,  Gehrüder,  Das  Phosphoimehl  als  Düngungsmittel  für  Felder  und 
Wiesen.    8°.  59  pp.     St.  Petersburg  1890.     [Russisch.] 

Lange,  Tb.,  Die  Orchideencultur  in  kleineren  Privatgärten.  (Gartenflora.  1891. 
Heft  19.  p.  523.) 

Mendizabal,  AlfonSO,  Gewinnung  des  Agavenweins  „Pulque"  aus  der  Agave 
in  Mexiko.     (Gartenflora.   1891.    Heft  19.  p.  525.) 

Ponomareff,  N.  IV.,  Landwirtschaftliches  Anfangs-Studium.  Ein  Lesebuch  für 
Volksschulen  und  landwirtschaftliche  Primarschulen.  gr.  8°.  236  pp. 
Mit  141   Textabbildungen.     St.  Petersburg     1890.     [Russisch.] 

Eadetzki,  A.,  Die  Obstkultur  im  Hausgarten.  8°.  70  pp.  Berlin  (Gebr.  Radetzki) 
1891.  M.  1.— 

Regel,  E.,  Iris  Korolkowi  Rgl.  var.  venosa  pulcherrima.  Mit  Tafel.  (Garten- 
flora. 1891.  Heft  21.  p.  561—562.) 

Schwarz,  Franz,  Forstliche  Botanik.  8°.  513  pp.  Mit  456  Textabbildungen 
und  2  Lichtdruck-Tafeln.     Berlin  (Paul  Paray)    1892. 

Sidersky,  N«  IV.,  Der  weisse  Senf  (Sinapis  alba  L.)  Seine  Cultur  und  Ge- 
winnung.    8°.    68  p.     St.  Petersburg    1890. 

Sprenger,  C,  Arisaema  enneaphyllum  Höchst.  Mit  Abbild.  (Gartenflora.  1891. 
Hett  21.  p.  578—580.) 

Stutzer,  A.,  Leitfaden  der  Diingerlehre  für  praktische  Laudwirthe,  sowie  zum 
Unterricht  an  landwirthschaftlichen  Lehranstalten.  2.  Aufl.  8tJ.  VII,  111  pp. 
Leipzig  (Hugo  Voigt)  [Faul  Moeser]    1891.  M.  2.—,  geb.  M.  2.50. 

Tairofi',  YVaSSÜy,  Bibliographischer  Index  aller  vom  Jahre  1755  bis  1890  incl. 
in  Russland  erschienenen  Bücher,  Broschüren  und  Zeitungsartikel,  welche  auf 
Weinbau  und  Weinbereitung  Bezug  haben.  1891.  8°.  VIII,  196  pp.  St.  Peters- 
burg 1891.     [Russisch]. 

Witte,  H.,  Billbergia  leodiensis  H.  L.  B.  und  Billbergia  intermedia  H.  L.  B. 
Mit  Abbild.     (Gartenflora.  1891.    Heft  21.    p.  563—569.) 

Wolf,  E.,  Lonicera  taugutica  Max.  Mit  Abbildungen.  (Gartenflora.  1891. 
Heft  21.  p.  580—581.) 


Personalnachrichten.  —  Corrigendum.  207 

Persoiialiiacliricliten. 


Die  von  mehreren  Tagesblättern  und  Fachorganen  gebrachte 
Nachricht,  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  A.  Weiss  in  Prag  sei  gestorben, 
beruht  glücklicherweise  auf  einer  Verwechselung,  da  derselbe  sich 
des  besten  Wohlseins  erfreut.  (Oesterr.  Bot.  Zeitschrift.) 

Dr.  P.  A.  Dangeard  ist  zum  Maitre  de  Conferences  de 
Botanique  ä  la  Faculte  des  Sciences  in  Poitiers  ernannt  worden. 

Am  13.  September  verschied  nach  kurzem  Krankenlager  im 
Alter  von  85  Jahren  der  Custos  am  botanischen  Museum  zu  "Berlin, 
Friedrich  Karl  Dietrich. 

Am  26.  October,  früh  3  Uhr,  entschlief  zu  Jena,  nach  längerem 
Leiden  und  dennoch  völlig  unerwartet,  im  Alter  von  64  Jahren 
der  auch  um  die  Botanik  hochverdiente  Professor  der  Chemie  und 
Pharmacie  Dr.  E.  Keichardt. 


Corrigendum. 

Das  Bulletin  No.  39  der  Massachusetts  State  Agricultural  Station,  referirt 
im  Bot.  Centralblatt  Bd.  XLVIII.  p.  13  und  14,  ist  von  Herrn  J.  E.  Humphrey, 
Amherst,  Mass.,  verfasst,  nicht  wie  irrthümlich  angeführt,  von  Herrn  C.  A.  Gössmann. 

M  ö  b  i  u  s. 


An  unsere  rerehrlichen  Abonnenten. 

In  Folge  des  allgemeinen  Buchdrucker -Ausstandes,  der  auch 
unsere  Buchdruckerei  stark  betroffen,  dürfte  es  leicht  möglich  sein, 
dass  die  nächsten  Nummern  des  „Botanischen  Centralhlattes" 
etwas  später  als  sonst  erscheinen,  und  bitten  wir  für  diesen  Fall  die 
verehrlichen  Abonnenten  im  Voraus  um  freundliche  Kachsicht.  Wir 
hoffen  bestimmt,  dass  wir  in  kurzer  Zeit  in  der  Lage  sein  werden, 
das  Botanische  Centralblatt  wieder  prompt  wie  bisher  herausgeben 
zu  können. 

Casself  18.  November  lSUL 

Gebr.  Gotthelft, 

Buchdruckerei  und    Verlagshandlung. 


208 


Inhalt 


Inhalt 


Wissenschaftliche  Original- 
JVXi  tt  heil  u  ngen. 

Herder,  t.j  Neuester  Beitrag  zur  Verbreitung 
der  Elodea  Canadensis  im  Gouvernement  St. 
Petersburg,  p.  165. 

Knuth,  Die  Einwirkung  der  Blütenfarben  auf 
die  photographische  Platte,  p.  101. 

Kronfeld,  Humboldt  über  das  elektrische  Ver- 
halten der  Mimosa  pudica  und  über  Pflanzen- 
athmung,  p.  166. 

Botanische  Grärten  und 
Institute,  p.  167. 

Instrumente,  Präparations-  und. 
Conservations- .Methoden  etc. 

Braatz,     Ueber    eine     neue    Vorrichtung    zur 

Cultur  von  Anaeroben  im  hängenden  Tropfen, 

p.  16S. 
Kuauer,  Eine  bewährte  Methode  zur  Reinigung 

gebrauchter    Objectträger   und  Deckgläschen, 

p.  168. 
Stevenson    und    Bruce,    Eine     neue    Methode, 

Flüssigkeiten    in    die    Bauchhöhle     der    Ver- 

suehsthiere  einzuspritzen,  p.  168. 

Referate. 

Brissoii  de  Lenharree,  Etüde  lichenographique 
an  point  de  vue  des  climats.  —  Lichens  des 
environs  d"Ame"lie  (Amelie-Palalda,  p.  173. 

Brun,  Diatomöes,  especes  nouvelles  marines, 
fossiles  ou  pelagiques.  12  planches  avec  120 
dessines  de  l'auteur,  46  microphotographies 
de  M.  le  Professeur  Van  Heurck  et  80  de  M. 
Otto  Müller,  microphotographe  ä  Zürich,  p.  170. 

Bütschli,  Ueber  die  Structur  des  Protoplasmas, 
p.  177. 

Burgerstein,  Uebersicht  der  Untersuchungen 
über  die  Wasseraufnahme  der  Pflanzen  durch 
die  Oberfläche  der  Blätter,  p.  186. 

Correns,  Zur  Kenntniss  der  inneren  Structur 
der  vegetabilischen  Zellmembranen,  p.  180. 

C'osterus,  Intercarpellaire  proliricaiie  bij 
Plantago  major,  p.  190. 

Dietel,  Notes  on  some  Uredineae  of  the  United 
States,  p.  172. 

En gier,  Siphonogame  Pflanzen,  gesammelt  auf 
Dr.  Hans  Meyers  Kilimandscharo  Expediti- 
onen 1887  und  1889,  p.  190. 

Finkeliiburg,  Ueber  einen  Befund  von  Typbus- 
bacillen  im  Brunnenwasser,  nebst  Bemerk- 
ungen über  die  Sedimentirmethode  der  Unter- 
suchung auf  pathogene  Bakterien  in  Flüssig- 
keiten, p.  193. 

Freniont,  Sur  les  tubes  cribles  extra-liberiens 
dans  la  racine  des  Oenotherees,  p.  186. 

Hariot,  Notes  critiques  de  quelques  Uredinees 
de  l'Herbier  du  Museum  de  Paris,  p.  172. 

Hassack,  Ramie,  ein  Rohstoff  der  Textil- 
industrie, p.  195. 


Hösel,  Studien  über  die  geographische  Ver- 
breitung der  Getreidearten  Nord-  und  Mittel- 
afrikas, deren  Anbau  und   Benutzung,  p.  199. 

Hue,  Lichens  de  Canisy  (Manche)  et  des 
environs,  p.  175. 

Lett,  Report  on  the  Mosses,  Hepatics  and 
Lichens  of  the  Mourne  Mountain  District, 
p.  169. 

Lickleder,  Die  Moosflora  der  Umgegend  von 
Metten,  p.  176. 

Lopriore,  Ueber  einen  neuen  Pilz,  welcher  die 
Weizensaaten  verdirbt,  p.  192. 

Magnus,  Eine  weisse  Neottia  Nidus  avis,  p.  191. 

Mann,  Some  observations  on  Spirogyra,  p.  172. 

Müller,  Albinismus  bei  Lathraea  squamaria 
L.,  p.  191. 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Bacillus 
aus  Fussbodenstaub,  p.  194. 

Peters,  Untersuchungen  über  den  Zellkern  in 
den  Samen  während  ihrer  Entwickelung, 
Ruhe  und  Keimung,  p.  180. 

Portcle,  Ueber  die  Beschädigung  von  Fiehten- 
waldbeständen  durch  schweflige  Säure,  p.  191. 

Robertson,  Flowers  and  insects.  Asclepiadaceae 
to  Scrophulariaceae,  p.  188. 

Schneider,  Untersuchungen  über  die  Zelle, p.  178. 

Sewell,  Observations  upon  the  germination  and 
growth  of  species  of  Salvia  in  the  Garden 
of  Tl>.  Hanbury,  Esq.,  F.  L.  S.,  at  La  Mortola, 
Ventimiglia,  Italy,  p.  1S6. 

Wakker,  Ein  neuer  Inhaltskörper  der  Prlanzen- 
zelle,  p.  181. 

Weber,  Kurzer  Abriss  für  den  ersten  Unterricht 
in  der  landwirtschaftlichen  Pflanzenkunde 
an  Winterscbulen  und  ländlichen  Fortbildungs- 
schulen, p.  197. 

—  — ,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  land- 
wirtschaftlichen Pflanzenkunde  an  mittleren 
bezw.  niederen  landwirthschaftliehen  Lehr- 
anstalten, p.  199. 

Zimmermann,  Beiträge  zur  Morphologie  und 
Physiologie  der  Pflanzenzelle,  p.  182. 

Zölffel,  L'eber  die  Gerbstoffe  der  Algarobilla 
und  der  Myriobalanen,  p.  194. 


Nene  Hjitteratur,  p.  203. 


"Personalnachrichten: 

Dr.  P.  A.  Dangeard  ist  zum  Maitre  de  Confe- 
rences de  Botanique  ä  la  Faculte  des  Sciences 
in  Poitiers  ernannt  worden,  p.  207. 

Friedrieh  Karl  Dietrich  (f),  p.  207. 

Dr.  E.  Reichard  (t),  p.  207. 

Dr.  A.  Weiss  ist  nicht  gestorben,  p.  207. 


Corrigenda,  p.  207. 


Ausgegeben :  19.  November  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XL VIII.  No.  8.  •  XII.  Jahrgang. 


V  REFERIRENDES  ORGAN  '• 

für  das  G-esammtgsbiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes 

Herausgegeben 

Euter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  TJhlworiü  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  CasseL  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Vereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Section  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlcsischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cnltnr  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  afTfaturvetenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch  -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lnnd  und   der   Societas  pro  Fauna  et 

^lora  Fennica  in  H>lsin«H'<M-u. 


Y  ,      in  Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M 

i.M  .     rtj.  j  dur.'ti    mIIa    'Rnf.ViliMnrfliinu'P.Ti    und    Postanstalteu. 


durch  alle  Buchbandlungen  und  Postanstalten. 


Wissenschaftliche  Original-Mittheilungen. 


lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der 

Asclepiadeen. 

Von 

Karl  Treiber 

aus   Heidelberg. 
Mit  2  Tafeln*). 


Historische  Einleitung. 

Bei  einer  vergleichend-anatomischen  Studie  über  den  Bau  des 
Stammes  einer  Anzahl  kletternder  Pflanzen  wurden  auch  mehrere 
Asclepiadeen  untersucht.  Die  interessanten  Resultate,  welche  diese 
Formen  ergaben,  veranlassten  mich,  zumal  eine  zusammenhängende 
Arbeit  über  diesen  Gegenstand  meines  Wissens  bis  jetzt  noch 
nicht  erschienen  ist,  speziell  von  dieser  Pflanzenfamilie  eine  mög- 
lichst   grosse     Anzahl    von    Arten,     sowohl     kletternde    als    nicht 


*)  Die  Tafeln  werden   einer  späteren  Nummer  beigelegt. 
Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  14 


210   Treiber,  l'ebcr  den  anatomischen  Bau  des  Stammes   der  Asclepiadeen. 

kletternde,  einer  eingehenderen  Prüfung  zu  unterwerfen  und  eine 
vergleichende  Anatomie  des  Stammes  dieser  Familie  zu  geben, 
wobei  zugleich  auf  eventuelle  Unterschiede  zwischen  kletternden 
und  aufrechten  Formen  einzugehen  war,  sowie  auf  etwa  sich  er- 
gebende wichtige  Merkmale   für  die  Systematik. 

Das  Material  zu  vorliegender  Untersuchung  erhielt  ich  theils 
aus  dem  Heidelberger  botanischen  Garten  und  Herbarium,  theils 
wurde  mir  dasselbe  in  zuvorkommendster  Weise  von  der  Direktion 
des  Berliner  botanischen  Gartens  zur  Verfügung  gestellt. 

Manche  Einzelnheiten,  die  schon  ziemlich  früh  über  die 
Asclepiadeen  bekannt  wurden,  sind  bereits  in  die  älteren  Lehr- 
bücher der  Botanik  aufgenommen,  während  andererseits  sowohl 
diese,  als  auch  noch  manche  später  gefundene,  von  dem  normalen 
Typus  der  Dikotylen  abweichende  Verhältnisse  bei  den  Asclepiadeen 
Gegenstand  mehrerer  eingehender  Bearbeitungen  wurden;  es  sind 
dies  hauptsächlich  folgende  Momente :  Das  innere  Phloem,  die 
Milchröhren,   die  Bastfaserzellen  und  der  Holzkörper. 

Sowohl  die  Bastfaserzellen  als  die  Milchsaftbehälter  der 
Asclepiadeen  waren  schon  Schultz  und  Mir  bei1)  bekannt, 
während  Mo  hl  uns  dieselben  später  genauer  kennen  lehrte.  Zu- 
gleich ist  Mo  hl2)  der  Entdecker  eines  wichtigen  anatomischen 
Merkmals  der  Familie  der  Asclepiadeen,  indem  er  den  inneren 
Weichbast  derselben  zuerst  bemerkte. 

Schieiden3)  macht  auf  das  Vorkommen  von  Steinzellen  im 
Blattstiel  und  in  der  Rinde  des  Stengels  bei  einer  Asclepiadee  auf- 
merksam; er  bespricht  ferner  die  Spiralstreifung  der  Bastfasern 
dieser  Familie,  welche  Streifung  er  hervorgebracht  wissen  will  durch 
die  Uebereinanderlagerung  zweier  zarter  Schichten,  von  denen  die 
eine  aus  Windungen  im  entgegengesetzten  Sinne  wie  die  andere 
besteht.  Auch  die  abwechselnden  Auftreibungen  und  Einschnürungen 
dieser  Bastfasern  werden  erwähnt  und  ihr  Inhalt  als  ein  echter 
Milchsaft  bezeichnet4).  Auf  eine  unregelmässige  Ausbildung  des 
secundären  Holzkörpers  mancher  Asclepiadeen  weist  Schieiden 
ebenfalls  kurz  hin5). 

TreculG)  hebt  den  Unterschied  hervor  zwischen  dem  Inhalt 
der  Bastfasern  und  demjenigen  der  Milchsaftgefässe  und  betont  die 
Verschiedenheit  dieser  beiden  Gebilde,  die  sich  sowohl  aus  ihrem 
Inhalt  als  aus  ihrer  Membranstruktur  ergebe.  Bei  der  Be- 
sprechung der  Milchsaftgefässe  ist  Tre  cul  im  Zweifel,  ob  dieselben 
Zellfusionen  sind,  oder  ob  sie  durch  das  Auswachsen  einer  einzigen 


!)  M.  de  Mirbel:  „ Remarques  sur  la  nature  et  Torigine  des  couches 
cortieales  et  du  liber  des  arbres  dicotyledonees."  Ann.  d.  sc.  nat.  II.  Serie. 
Botanique  III.   1835.  p.   143  ff. 

2)  H.  von  Mo  hl:  „Einige  Andeutungen  über  den  Bau  des  Bastes." 
Bot.  Ztg.    1855.   13.  Jahrg.  p.  873  ff.  Taf.  XV. 

s)  Schleideu:  „Grundziige  der  wissenschaftlichen  Botanik.4"  IV.  Aufl. 
p.  174. 

4)  Id.  eod.  p.   190—193. 

5i  Id.  eod.  p.  375. 

6)  A.  Tre  cul:  „Laticiferes  et  libor  des  Apocynees  et  des  Asdepiadees." 
Ann.   d.  sc.  nat.  V.  Serie.   Botanique  V.  p.   62  ff. 


Treiber,   Heber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.    211 

Zelle  entstehen;  er  führt  für  Leide  Fälle  Beispiele  an  und  kommt 
zu  dem  Schlüsse,  dass  wohl  beide  Modalitäten  der  Entstehung  von 
Milchsaftgefässen  vorkommen. 

In  ausführlicher  Weise  bespricht  Vesque1)  Bastfasern  und 
Collenchym  mehrerer  Pflanzenfamilien,  darunter  auch  der  Ascle- 
piadeen ;  er  erwähnt  merkwürdiger  Krystalle,  die  er  bei  seinen 
Untersuchungen  im  Phloem  mancher  Asclepiadeen  fand,  und  be- 
stätigt bei  seiner  Besprechung  der  Milchröhren  die  Ansicht 
David 's2)  welcher  diese  Gebilde  bei  den  Asclepiadeen  und  einigen 
anderen  Pflanzenfamilien  als  dem  Grundparenchym  angehörige 
Zellen  betrachtet,  die  mit  beträchtlichem  eigenem  Wachsthum  be- 
gabt sind,  und  in  die  Intercellularräume  zwischen  die  anderen 
Zellen  hineinwachsen. 

Eine  Vermehrung  des  inneren  Weichbastes  beobachtete  V  es que 
durch  zwei  verschiedene  Vorgänge,  und  zwar  sowohl  durch  die 
Anlage  eines  inneren  Cambiums,  als  auch  durch  unregelmässige 
Theilungen  in  den  Zellen  des  inneren  Phloems. 

Petersen3)  giebt  das  Vorhandensein  inneren  WTeichbastes  für 
die  Asclepiadeen  als  durchgehend   an. 

Nach  Solered  er4),  der  hauptsächlich  die  Beschaffenheit  der 
Elemente  des  Holzkörpers  der  Asclejnadeen  untersucht,  besitzen 
„der  intraxyläre  Weichbast,  das  Auftreten  ungegliederter  Milch- 
röhren, die  einfache  Gefässperforation  und  das  Hoftüpfelprosenchym" 
für  diese  Familie  hohen  systematischen  Werth. 

Börse  ow5)  stellte  Untersuchungen  an  über  die  in  der  Rinde 
des  Stengels  einer  Asclepiadee  auftretenden  Höckerchen  auf  dem 
Rande  der  Siebporenplatten,  sowie  über  die  Beschaffenheit  der 
letzteren  selbst  und  ihre  Beziehungen  zu  den  Milchröhren. 

Die  bisher  berührten  anatomischen  Eigentümlichkeiten  der 
Asclepiadeen  findet  man  bei  de  Bary6),  der  ausserdem  noch 
manches  Neue  hinzufügte,  an  den  die  betreffenden  Gewebe  be- 
handelnden Stellen  erwähnt.  Er  bespricht  Bastfasern,  Stein- 
zellen,  Milchsaftgetässe,  Siebröhren,  inneres  Phloem,  Verlauf  der 
Blattspuren,  Anordnung  der  Elemente  des  Holzes  und  des  Weich- 
bastes. 


1)  M.  J.  Vesque:  „Memoire  sur  l'anatomie  compare"e  de  l'eeorce.''  Ann. 
d.   sc.  nat.  VI.   Serie.  Botanique  II.  p.  82  ff. 

2)  G.David:  „Ueber  die  Milchzellen  der  Euplwrliaceen,  Moreen,  Apocyneen, 
Asclepiadeen."     Breslau  1872. 

3)  O.  G.  Petersen:  „Ueber  das  Auftreten  bicollateraler  Gefässbündel  in 
verschiedenen  Pflanzenfamilien,  und  über  den  Werth  derselben  für  die  Systematik." 
Bot.  Jahrb.  III.  p.  359  ff. 

4)  H.  Sole  reder:  „Ueber  den  systematischen  Werth  der  Holzstructur 
bei  den  Dicotylen."     Inaug.-Diss.  München  1885.  p.   173  ff. 

5)  Borscovv:  „Ueber  gegitterte  Parenchymzellen  in  der  Rinde  des 
Stengels  von  Ceropegia  aphylla  und  deren  Beziehung  zu  den  Milchsaftgefässen.'' 
Jahrbücher  für  wissensehaftl.  Botanik.  Pringsheim.  Bd.  VII.  p.  344 — 355. 
Taf.  XXI. 

6)  de  Bary:  „Vergleichende  Anatomie  der  Vegetationsorgaue  etc." 
Leipzig  1877. 

14* 


'J\'2    Treiber,   ''eher  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

Wesentlich  auf  die  Bastfasern  bezieht  sich  die  in  neuerer  Zeit 
erschienene  Arbeit  Krabbe 's1).  Im  Gegensatz  zu  den  Angaben 
Nägeli's  behauptet  Krabbe,  dass  bei  den  Bastzellen  niemals 
eine  Kreuzung  zweier  Streifensysteme  in  einer  Ebene  statt- 
findet. Die  Dickenzunahme  der  Membranen  wird  besprochen  für 
die  Bastzellen,  hauptsächlich  der  Asclepiadeen  und  Apocyneen; 
ebenso  die  lokalen  Erweiterungen  und  die  Einkapsekragen  des 
Protoplasmas.  Die  ersteren  erklärt  Krabbe  durch  die  Annahme 
eines  auf  Intussusception  beruhenden  Flächenwachsthums.  Hieran 
schliesst  sich  an  die  Besprechung  der  Spiralstreifung  und  Quer- 
iamellirung  der  Bastfasern. 

Auf  die  einzelnen,  jeweils  in  Betracht  kommenden  Angaben 
vorstehender  Werke  wird  in  der  Ausführung-  noch  näher  hinffe- 
wiesen  werden  ;  in  dieser  sollen  zunächst  die  einzelnen  Gewebe  der 
Reihe  nach  besprochen  werden. 

Epidermis. 

Die  Epidermis  der  meisten  untersuchten  Asclepiadeen  zeigt, 
von  der  Oberfläche  gesehen,  eine  polygonale  Gestalt  ihrer  Zellen: 
dieselben  sind  meist  dünnwandig,  oft  mehr  oder  weniger  in  die 
Länge  gestreckt,  und  häutig,  besonders  an  jungen  Stammtheilen, 
in  deutliche  Längsreihen    angeordnet. 

Im  Querschnitt  haben  die  Epidermiszellen  eine  annähernd 
quadratische  Gestalt:  sehen  sind  sie  stark  in  radialer  Richtung  ge- 
streckt, also  pallisadenförmig,  was  bei  Kanahia  laniflora  R.  Br.  in 
besonders  hohem  Grade  der  Fall  ist.  Im  Allgemeinen  sind  die 
Aussenwände  der  Epidermiszellen  flach,  in  manchen  Fällen  sind 
sie  sämmthch  mehr  oder  weniger  stark  convex,  so  dass  sich  die 
Zellen  papillenartig  nach  aussen  vorwölben;  dies  findet  sich  z.  B. 
bei  Hoya  longifolia  Wall.  Wight.  et  Arn.  Bei  anderen  Formen 
Tritt  dies  nicht  bei  allen,  sondern  nur  bei  einzelnen  Oberhaut- 
zellen  auf,  wie  bei  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.  und  C.  stapelii- 
formis  Haw. 

Die  inneren  sowohl  wie  die  äusseren  Membranen  der  Epidermis- 
zellen sind  meist  dünnwandig,  nur  in  einzelnen  Fällen  sind  sie 
mehr  oder  minder  stark  collenchymatisch  verdickt;  (Microioma 
lineare  R.  Br.,  Oxypetalvm  coeruleum  Dcne.,  Asdepias  Mexicana 
Cav.,  Tylophora  asthmatica  Wight.,  Daemia  cordata  R.  Br.).  In 
der  Regel  haben  die  Epidermiszellen  eine  derbe  Cuticula;  dieselbe 
ist  in  den  meisten  Fällen  glatt,  selten  gerieft  (Tacazzea  venosa 
Dcne.,  Gomphocarpus  arborescens  R.  Br.).  Eine  sehr  dicke,  deut- 
lich geschichtete  Cuticula  zeigt  Gonolobus  Condurango  Triana. 

Trichomgebilde  fehlen  selten  ganz;  sie  sind  stets  unverzweigt 
tum!  treten  in  einer  Form,  oder  in  mehreren  Formen  an  derselben 
Pflanze  zugleich    auf.     Was    die    Gestalt    der  Haare    anbelangt,    so 


v)  G.  Kiabbe:  „Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Stmctnr  und  des  Wachs- 
tliunis  vegetabilischer  Zellhütite."  Pringsheim's  Jahrb.  f.  wissenschaftl. 
Botanik.  Bd.  XVITI.   1887.  Heft  III.  p.  346  ff. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau   des  Stammes  der  Asclepiadeen.    213 

finden    wir    sowohl    kurze    und   längere    einzellige,    als    auch    mehr- 
zellige, dick-   und  dünnwandige,  gerade  und  gekrümmte   Haare. 

Bei  den  Periploceae1)  sind  dieselben  sowohl  ein-  als  mehr- 
zellig und  erscheinen  bei  manchen  Formen  (Tacazzea  venosa  Dcne.) 
auf  kleine   Gewebepolster  aufgesetzt. 

Die  Haare  der  Oynancheae  sind  fast  immer  mehrzellig,  oft 
sehr  lang,  zugespitzt,  manchmal  hakenartig  nach  aufwärts  ge- 
krümmt {Gomphocarpus  arborescens  R.  Br.),  meist  dünnwandig, 
seltener  mit  verdickter  Membram  versehen;  die  Oberfläche  ihrer 
Membran  ist  theils  glatt,  theils  buckelig  und  höckerig  ausgebildet; 
es  finden  sich  hier  sowohl  ein-  als  mehrzellige  Haare  manchmal 
an  derselben  Art  vor;  dies  tritt  uns  z.  B,  bei  Daemia  cordata  R. 
Br.  entgegen.  Ferner  sind  bei  dieser  letzteren  Art  Bildungen  vor- 
handen, die  als  Emergenzen  betrachtet  werden  müssen;  dieselben 
werden  wesentlich  von  Epidermiszellen  gebildet,  nur  an  ihrer  Basis 
ist  auch  das  dicht  unter  der  Oberhaut  liegende,  collenchymatisch 
verdickte  Rindenparenchym  an  ihrem  Aufbau   betheiligt. 

Bei  den  Marsdenieae  sind  die  Haare  ebenfalls  meist  mehr- 
zellig, seltener  einzellig,  manchmal  auch  nur  klein,  papillen- 
artig  entwickelt,  und  fehlen  bei  vielen  der  hierher  gehörigen 
Formen  ganz. 

Bei  den  Ceropegieae  endlich  fehlen  Haare,  von  kleinen, 
papillenartigen  Vorwölbungen  einzelner  Epidermiszellen  abgesehen, 
bei  allen  untersuchten  Arten  (Leptadenia  abyssinica  Dcne.,  Cero- 
pegia  Sandersoni  Dcne.,  C.  stapeliiformis  Haw.?  C.  Thicaitesii 
Hook.;   C.  macrocarpa2). 

Spaltöffnungen  sind  an  grünen  Stämmen  stets  vorhanden; 
ihre  Schliesszellen  sind  meist  mehr  oder  weniger  tief  unter  das 
Niveau  der  übrigen  Epidermiszellen  eingesenkt,  und  von  einer 
Anzahl  Nebenzellen  umgeben. 

Die  Entwicklung  der  Spaltöffnungen  wurde  untersucht  bei 
Asclepias  curassavica  L.  Im  jungen  Zustand  sind  die  Oberhaut- 
zellen in  deutliche  Längsreihen  angeordnet.  Indem  sich  nun  eine 
Epidermiszelle  durch  eine  Längswand  in  zwei  ziemlich  gleich  grosse 
Tochterzellen  theilt,  wird  die  Mutterzelle  der  Schliesszellen  und 
eine  primäre  Nebenzelle  angelegt.  Durch  Vergrösserung  der  ersteren 
wird  an  der  betreffenden  Stelle  die  Reihenanordnung  etwas  gestört. 
Nachdem  sich  die  Mutterzelle  abgerundet  hat,  theilt  sie  sich  durch 
eine  Längswand  und  bildet  die  beiden  Schliesszellen.  Die  zuerst 
entstandene  Nebenzelle  nimmt  in  der  Regel  eine  nochmalige  Längs- 
theilung vor  und  bildet  so  zwei,  den  Schliesszellen  parallele  Neben- 
zellen. Indem  in  den  angrenzenden  Epidermiszellen  weitere  Thei 
hingen  auftreten,  werden  die  anderen  Nebenzellen  gebildet,  für 
welche   eine  bestimmte  Anordnung  nicht  zu  erkennen  ist. 


x)  Einfheilung  nach  Bentham  und  Hooker 's   „Genera  plantarum." 
2)  Diese    Form    erhielt    ich    von  Haage  und  Schmidt  aus  Erfurt;    einen 
Autor  für  dieselbe  konnte  ich  nicht  rinden. 


214   Treiber,   lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes   der  Asclepiadeen. 

Kork. 

Hinsichtlich  des  Entstehungsortes  des  primären  Phellogens 
lassen  sich  zwei  Modifikationen  unterscheiden : 

In  der  Mehrzahl  der  untersuchten  Fälle  wird  dasselbe  in  der 
ersten  Lage  unterhalb  der  Epidermis,  in  der  Endodermis  ent- 
wickelt: Periploca  graeca  L.1),  Cryptostegia  Madagascariensis 
Loddig.,  C.  grandiflora  R.  Br.,  C.  longiflora  hört.  bol.  Berol., 
Tacazzea  venosa  Dcne.,  und  bei  allen  untersuchten  Marsdenieen : 
Marsdenia  erecta  R.  Br.,  Stephanotis  fioribunda  Ad.  Brongt.,  Hoya 
carnosa  R.  Br.,  H.  imperialis  Lindl.,  H.  longifolia  Wall.  Wight. 
et  Arn.,  H.  spes.  I.  hört.  bot.  Berol.,  H.  Bidiaillii  hört.  bot.  Berol., 
Dischidia  Bengalensis  Colebr.  Nach  Vesque  wäre  Cynanchum 
monspeliacum  ebenfalls  hierher  zu  rechnen. 

Die  zweite  Modifikation,  von  welcher  man  mehrfach  angegeben 
findet2),  dass  sie  nur  selten  vorkomme,  nämlich  die  Entstehung 
des  Phellogens  in  den  Epidermiszellen,  tritt  auch  bei  den  Ascle- 
piadeen weniger  häufig  als  die  zuerst  erwähnte  auf,  docli  fand  ich 
dieselbe  immerhin  bei  einer  ganzen  Reihe  von  Arten,  z.  B.  bei 
Cryptolepis  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  Gomphocarpus  angustifolius 
Link.,  Cynoctonum  angustifolium  Dcne.,  Gonolobus  Condurango 
Triana,  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.,  Asclepias  spec.  Mönkemeyr 
85  hört.    bot.  Berol. 

Bei  keiner  der  untersuchten  Asclepiadeen  entsteht  der  Kork  in 
einer  tieferen  Zellschicht  als  in  der  Endodermis,  so  dass  wir  obige 
zwei  Modifikationen  für  die  Familie  wohl  als  durchgehend  annehmen 
können. 

Die  Gestalt  der  Korkzellen,  welche  meist  dünnwandig,  selten 
stark  verdickt  sind  {Periploca  graeca  L.,  P.  laevigata  Ait., 
Cynanchum  Schimperi  Höchst.) ,  ist  die  gewöhnliche  tafelförmige. 
Der  Kork  entsteht  entweder  am  ganzen  Stammumfang  gleichmässig, 
was  der  häufigere  Fall  ist,  oder  er  bildet  sieh  zunächst  an  einzelnen 
Stellen,  und  es  ist  erst  später  ein  geschlossener  Korkcylinder  vor- 
handen, was  wir  z.  B.  antreffen  bei  Ceropegia  Sandersoni  Dcne., 
C.  stapeliiformis  Haw.,  Sarcostemma  viminale  R.  Br.,  Gonolobus 
Condurango  Triana. 

In  den  meisten  Fällen  wird  nur  Periderm  gebildet,  doch 
kommt  es  bei  beiden  Arten  der  Entstellung  des  Korkcambiums 
vor,  dass  ausser  dem  Periderm  auch  Phelloderm  abgeschieden  wird, 
z.  B.  bei  Cryptolepis  longiftora  hört.  bot.  Berol.  und  Cryptostegia 
longiftora  hört.  bot.  Berol.,  deren  Phellodermzellen  häufig  Einzel- 
krystalle  von  oxalsaurem  Kalk    einschliessen,    ferner    bei    Periploca 


')  Vesque,    1.  c.  p.  192    giebt    für    Periploca  graeca    als    Bildungsort   des 
Phellogens  die  Epidermis  an;  bei  der  von  mir  untersuchten  Pflanze,  welche  dem- 
Heidelberger  botanischen  Garten  entnommen  ist,  war  in  allen  Füllen  mit  Sicher- 
heit   die    Endodermis     als     Entstehungsort     zu     constariren.       Es     muss    mithin 
Vesque  entweder  eine  falsche  Pflanze  vorgelegen  nahen,    oder  es  ist  das  Ver- 
hältniss  bei  verschiedenen  Exemplaren  von  derselben  Art  wechselnd. 
2)  Sachs,  Lehrb.  d.  Botanik.  IV.  Aufl.  p.   108. 
Prantl,  Botanik,  VI.  Aufl.  p.   78. 
Wiesner,  Botanik   I.,  II.  Aufl.  p.  97. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Aselepiadeen.    215 

graeca  L.,  dessen  Phellodermzellen  sehr  dickwandig  sind,  bei 
Astephanus  linearis  R.  Br.  und  Cynanckum  Schimperi  Höchst.,  bei 
•welcher  Form  sich  sowohl  Peridermzellen  als  Phellodermzellen  in 
Steinzellen  umwandeln  können. 

Bei  Sarcostemma  viminale  R.  Br.  entsteht  zuerst  an  einzelnen 
Steilen  ein  Phellogen  in  der  Endodermis;  an  älteren  Stämmen 
bildet  sich  ein  neues  Phellogen  dicht  vor  dem  Phloem  ans  und 
durch  seine  Thätigkeit  wird  die  ganze  Rinde  nebst  den  Bastfaser- 
gruppen  zum  Absterben  und  Abtall  gebracht.  Ebenso  wie  das 
äussere  entstellt  auch  dieses  innere  Korkcambiutu,  das  die  Borken- 
bildung veranlasst,  nicht  gleichmässig  am  ganzen  Stammumfang, 
sondern  stellenweise ;  wir  werden  also  eine  Schuppenborke  er- 
halten. 

Eine  Umbildung  von  Phellodermzellen  in  Steinzellen  wurde 
beobachtet  bei  Cynanckum  Schimperi  Höchst,  und  einer  Asclepiadee 
von  der  Insel  Mauritius.  Hier  differenzirt  sich  dicht  innerhalb  des 
Phellogens  ein  2—  3  Zelllagen  breiter  Ring  von  Steinzellen. 

Rinde. 

Die  Rinde,  die  nach  innen  von  einer  Schutzscheide  begrenzt 
wird,  besteht  entweder  aus  gleichmässigen,  dünnwandigen  Parenchym- 
zellen,  oder  es  lassen  sich  an  derselben  bestimmte  Gewebsschichten 
unterscheiden.  So  können  z.  B.  die  dicht  unter  der  Epidermis 
liegenden  Schichten  eine  mehr  oder  minder  slarke  collenchymatische 
Verdickung  zeigen,  oder  es  kann  ein  solcher  Ring  von  Coiienchyrn- 
zellen  tiefer  im  Innern  der  Rinde  liegen;  oft  ist  ein  bestimmter 
Theil  des  Rindenparenchyms  besonders  chlorophyllreich  und  bildet 
dann  ein  Assimilationsgewebe;  ausserdem  treten  in  der  Rinde  Stein- 
zellen, Sklerenchymfasern  und  Milchröhren  auf,  und  zwar  die  beiden 
ersteren  in  einigen  Fällen,  die  letzteren  regelmässig. 

Wenn  wir  nun  eingehen  auf  eine  genauere  Betrachtung  des 
Baues  der  Rinde,  so  tritt  uns  da  zunächst  eine  Reihe  von  Formen 
entgegen,  bei  denen  collenchymatisch  verdickte  Zellen  in  derselben 
vollständig  fehlen  ;  es  schliesst  sich  unmittelbar  an  die  Epidermis 
das  dünnwandige ,  chlorophyllhaltige  Rindenparenchym  an ,  das 
keine  weiteren  Differenzirungen  in  bestimmte  Gewebsschichten  er- 
kennen lässt.  Eine  derartig  einfach  beschaffene  Rinde  zeigen 
folgende  Arten  :  Kanahia  laniflora  R.  Br.,  Vincetoxicum  qfficinale 
Mönch.,  Sarcoslemma  viminale  R.  Br.,  Tylophora  asthmatica  Wight., 
Dischidia  Benrjaleiisis  Colebr.,  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.,  C.stapelii- 
formis  Haw.  und  mehrere  Hoya- Arten. 

Bei  den  meisten  untersuchten  Asclepiadeen  ist  jedoch  die  Rinde 
nicht  so  einfach  gebaut,  wie  bei  obigen  Formen ;  es  ist  in  der 
grossen  Mehrzahl  der  Fälle  dicht  unterhalb  der  Epidermis  ein 
wenige  Zelllagen  breiter  Ring  vorhanden,  dessen  Zellen  sich  durch 
verschiedene  Momente  von  dem  Grundgewebe  der  Rinde  abheben; 
dies  «eschieht  zunächst  dadurch,  dass  dieselben  eine  mehr  oder 
minder  starke  collenchymatische  Verdickung  ihrer  Membran  zeigen; 
ist  ein  solcher  Collenchymring  vorhanden,  so  ist  derselbe  in  der 
Regel  nicht  breiter  als  2—  '6,    selten   4   Zelllageu,    und    stets    unter- 


216   Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des   Stammes   der  Aselepiadeen. 

brochen  an  den  Stellen,  wo  Spaltöffnungen  liegen.  Es  kann  hier- 
bei dieser  Ring  verdickter  Zellen  durch  allmählige  Abnahme  der 
Verdickung  nach  innen  hin  in  das  Grundparenchym  der  Rinde 
übergehen,  oder  aber  er  kann  scharf  gegen  das  letztere  abgesetzt 
sein.  Es  kann  ferner  ein  Ring  von  Zellen  aussen  vorhanden  sein, 
welche  gar  nicht  oder  doch  nur  äusserst  schwach  collenchymatisch 
verdickt  sind,  sich  aber  durch  den  Mangel  des  Chorophyll  vorn 
innere)!  Rindengewebe  abheben;  ein  wesentlicher  Unterschied 
existirt  zwischen  beiden  Formen  nicht,  sie  sind  vielmehr  durch 
die  mannigfaltigsten  Uebergänge  mit  einander  verbunden;  es  ist 
ferner  das  Alter  des  Stammes  von  Einfluss  auf  die  Ausbildung  der 
Verdickung  der  Zellen  des  Ringes.  Solche,  dicht  unterhalb  der 
Epidermis  liegende,  besonders  differenzirte  Zonen  wurden  gefunden 
bei  folgenden  Formen:  Cryptolepis  longiflora  hört.  bot.  Berol., 
Cryptostegia  Madagascariensis  Loddig.,  C.  grandiflora  R.  Br., 
C  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  Tacazzea  venosa  Dcne.,  Periploca 
graeca  L..  Secam one  Alpini  R.  et  Schult.,  Microloma  lineare  R.  Br., 
Arauja  allen*  G.  Don.,  A.  serieifera  Brot.,  Oxypetalum  coeruleum 
Dcne..  Xysmalobium  undulatum  R.  Br.,  sämmtlichen  untersuchten 
Gomphocarpus- Arten,  Calotropis  procera  R.  Br.,  Asclepias  Mexicana 
Cav.,  A.  curassavica  L.,  A.  spec.  Mkm.  85  hört.  bot.  Berol., 
Cynanchum  Schimperi  Höchst.,  C.  acutum  L.,  Cynoctonum  angusti- 
folium  Dcne.,  C.  alatum  Dcne.,  C.  pilosum  Ed.  Meyer,  Daemia 
cordata  R.  Br.,  Eustegia  hastata  R.  Br.,  Gonolobus  Condurantfo 
Triana,  Marsdenia  ereeta  R.  Br.,  Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt., 
Leptadenia  abyssinica   Dem-..  Ceropegia  macrocarpa. 

Das  innerhalb  dieses  äusseren  Ringes  liegende  Rindenparenchym 
kann  ziemlich  gleichmässig  als  Assimilationsgewebe  entwickelt  sein. 
so  dass  sein  Chlorophyllgehalt  gegen  das  Innere  des  Stammes  zu 
stetig  abnimmt,  oder  aber  es  kann  eine  ganz  bestimmt  abgegrenzte, 
chlorophyllführende  Zone  ausgebildet,  sein,  die  als  Assimilations- 
gewebe fungirt.  Ist  letzteres  in  dieser  Weise  scharf  begrenzt 
nach  beiden  Seiten,  so  sind  seine  Zellen  nicht  allein  durch  ihren 
Chlorophyllgehalt  vor  denjenigen  des  umliegenden  chlorophyll- 
freien oder  -armen  Gewebes  ausgezeichnet,  sondern  sie  sind  auch 
meist  kleiner  als  die  Zellen  des  letzteren,  stets  dünnwandig  und 
haben  entweder  rundliche  Gestalt,  bilden  also  ein  deutliches  Schwamm- 
parenehym,  oder  sind  stark  radial  gestreckt  und  stellen  ein  Palli- 
sadenparenehym  dar. 

Das  ersten:  zeigen  uns  folgende  Formen:  Periploca  graeca  h., 
Oxypetalum  coeruleum  Dcne  ,  Secamone  Alpini  R.  et  Schult.,  Acerat.es 
viridifiora  EIL,  Cynoctonum  alatum  Dcne.,  C.  crassifolium  Ed.  Meyer, 
Eustegia  ha  st  ata,  R.  Br. 

Ein  im  Querschnitt  etwa  3  Zelllagen  breites  Pallisaden- 
parenchzm  ist  vorhanden  bei  Arauja  albens  G.  Don.  und.  A.  seriei- 
fera Brot.1) ;  bei  diesen  Formen  sind  zwischen  die  Zellen  des  Pallisaden- 
parenehyms    grosse,    rundliche,    drusentührende    Zellen    eingelagert, 


1 1  Vergl.  Vesque,  1.  c.  p.   107. 


Treiber.  Ueber  den  anatomischen  Hau  des   Stammes  der  Asclepiadeen.   217 

während  diese  bei  Microloma  lineare  R.  Br.  fehlen,  dessen  Assimi- 
lationsgewebe tlieils  aus  Pallisaden-,  theils  aus  Schwammparenchym- 
zellen  besteht. 

Zuweilen  sind  die  innerhalb  des  Assimilationsgewebes  liegenden 
Rindenzellen  mehr  oder  weniger  stark  collenchymatisch  verdickt, 
wie  bei  Periploca  graeca  L.,  Arauja  albens  Gr.  Don.,  A.  sericifera 
Brot.,   Microloma  lineare  R.  Br. 

Zwischen    den    Rindenparenchymzellen,    welche    hantig  taugen 
tiaie    Theilungen    zeigen,     befinden    sich    zahlreiche    Intercellularen1 
die   bei   manchen  Formen  eine  ziemlieh  bedeutende  Grösse  erreichen' 

Nach  innen  wird  die  Rinde  begrenzt  von  einer  einschichtigen 
Lage  von  Zeilen,  die  wir  als  Sehutzscheide  bezeichnen  wollen; 
dieselbe  liegt  immer  dicht  ausserhalb  der  äussersten  Bastfaser- 
bündel, und  zeichnet  sich  vor  den  Zellen  des  umgebenden  Gewebes 
dadurch  aus,  dass  ihre  Zellen  seitlich  fest  aneinander  bangen  ohne 
Intercellularen  zwischen  sich  zu  lassen,  meist  kleiner  als  die  Zellen 
des  ersteren,  und  in  tangentialer  Richtung  gestreckt  sind;  ihre 
Längswände  sind  nicht  gewellt.  Die  Zellen  der  Schutzscheide  sind 
nie  dickwandig,  fallen  aber  häufig  durch  Stärkereichthum  auf;  es 
kommen  jedoch  auch  Fälle  vor,  wo  ihnen  Stärke  vollkommen  fehlt. 
Eine  Form,  welche  sich  wesentlich  dadurch  auszeichnet,  dass  die 
Zeilen  ihrer  Schutzscheide  viel  weniger  Stärke  enthalten  als  die- 
jenigen des  umliegenden  stärkereichen  Gewebes,  erhielt  ich  aus 
dem  Berliner  botanischen  Garten  als  eine  unbestimmte  Asclepiadee 
von   der  Insel  Mauritius. 

Eine  schön  entwickelte  Schutzscheide  zeigen  folgende  Arten : 
Cynoctonum  angustifolium  Dcne.,  Arauja  sericifera  Brot.,  Sarco- 
stemma  viminale  R.  Br.,  Dischidia  Bengalensis  Colebr.,  Ceropegia 
Sandersoni  Dcne.,   Ceropegia  macrocarpa. 

Ein  nicht  seltener  Fall  ist  das  Auftreten  von  Steinzellen  in 
der  Rinde:  dieselben  liegen  entweder  vereinzelt,  unregelmässig:  zer- 
streut,  oder  in  grösseren  Gruppen,  zu  sog.  Nestern  vereinigt;  so 
finden  wir  bei  Periploca  graeca  L.  in  älteren  Stämmen  einzelne 
Steinzellen  oder  ganze  Nester  von  solchen,  und  bei  Hoya  imperialis 
Lindl.  und  Sarcostemma  viminale  R.  Br.  grosse  Rindenparthieen  in 
Steinzellen   umgewandelt. 

Die  Steinzellen  können  aber  auch  einen  geschlossenen  Cvlinder 
bilden,  der  auf  dein  Querschnitt  als  Ring  erscheint  und  verschiedene 
Lagen  im  Rindenparenchym  einnehmen  kann  : 

1)  Tief  im  Innern  der  Rinde  tritt  ein  geschlossener  Steinzell- 
ring auf,  so  dass  dessen  innerste  Zelllage  direkt  an  die  Sehutz- 
scheide angrenzt;  die  Steinzellen  sind  entstanden  durch  Verdickung 
von  Rindenzellen.  (Hoya  camosa  R.  Br.,  H  rotundifolia  hört.  bot. 
Berol.,  H.  spec.  I.  hört.  bot.   Beroh). 

2)  Ein  zweiter  Fall  wurde  bei  Hoya  Bidwillii  hört.  bot.  Berol. 
beobachtet,  wo  ein  solcher  Steinzellring  in  den  äusseren  Rinden- 
schichten, etwa  '2  bis  3  Zelllagen  innerhalb  des  Phellogens  zur 
Ausbildung  gelangt,  der  nicht  aus  Phelloderm.  sondern  aus  der 
nrimären  Rinde   entsteht. 


21 8  Botanische  Gärten.  —   Instrumente. 


Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  neben  einem  Ring  von  Stein- 
zellen auch  noch  grössere  oder  kleinere  Gruppen  oder  Nester  von 
solchen  in  der  Rinde  auftreten;  dies  finden  wir  bei  Hoya  carnosa 
R.  Br.,  H.  Biclwillii  hört.  bot.  Berol.,  H.  rotundifolia  hört.  bot. 
Berol.  und  Cynanchum  Scliimperi  Höchst. 

Die  Form  der  Steinzellen  ist  diejenige,  welche  die  Zellen 
hatten,  aus  denen  sie  entstanden  sind ;  die  aus  dem  Phelloderm 
entstandenen  werden  also  eine  mehr  tafelförmige,  die  aus  dem 
Grundparenchym  hervorgegangenen  eine  den  Zellen  dieses  Gewebes 
ähnliche  Gestalt  haben. 

Sklerenchymfasern  treten  in  der  Rinde  auf  bei  Sarcostemma 
viminale  R.  Br.,  und  zwar  ist  dies  die  einzige,  mir  bis  jetzt  be- 
kannt gewordene  Asclepiadee,  bei  der  solche  Zellen  auch  ausserhalb 
der  Schutzscheide  vorhanden  sind. 

Dieselben  verlaufen  vereinzelt,  durch  die  ganze  Rinde  anregel- 
mässig zerstreut,  meist  annähernd  senkrecht  im  Stamm,  seltener 
horizontal  oder  schier;  sowohl  in  Gestalt  und  Structur,  als  auch  in 
ihrem  chemischen  Verhalten  gleichen  dieselben  den  Bastfasern, 
welche  später  ihre  Besprechung  finden  werden.  Ueber  die  Ent- 
stehung dieser  rindenständigen  Sklerenchymfasern  konnte  nichts 
ermittelt  werden ,  da  ganz  junge  Stämme  nicht  zur  Verfügung 
standen ;  ihrer  Lage  und  ihrem  Verlauf  nach  wäre  eine  Ent- 
stehung ans  Milchröhren  nicht  ausgeschlossen,  es  konnten  jedoch 
keine  Uebergänge  zwischen  beiden  beobachtet  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Botanische  Gärten  und  Institute. 


AlexaiKlroff,   W.   A.,  Ueber  die  Errichtung  von  Schulgarten    an    den  landwirth- 

schattlichen  Volksschulen.     8°.    50  pp.    St.  Petersburg    1890.     [Russisch.] 
Halsted,   Byron  D.,    What    the    Station    botanists    are    doing.     ^The   Botanical 

Gazette.    Vol.  XVI.   1891.  p.  288—291.) 
Kolb,  Max,  Der  Pahnengarten    in  Frankfurt    am  Main.     (Illustrirte  Monatshefte 

für  die  Gesamt-Jnteressen  des  Gartenbaues.    1891.    Heft   10.    p.  246 —  249.) 
—  — ,    Der    Aufhau    für    die    Alpengewächse.      (Illustrirte    Monatshefte    für    die 

Gesamt- Interessen  des  Gartenbaues    1891.  Heft    lO.  p.  249  —  256.) 
Schupp,     Fl'.,     Der     Pflanzen-    und     Blumenschmuck     der     städtischen    Anlagen 

Münchens.     (Illustrirte  Monatshefte  für  die  Gesammtinteressen  des  Gartenbaues. 

1891.  Heft  10.  p.  241  —  246.) 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservatioiis- 

Methoden  ete. 


Marpmann,  Mi tt hei  1  un g en  a u s  de  r  P r axi  s.    (Central blatt  für 

Bakteriologie  und   Parasitenkunde.    Bd.  X.    1891.  No.  4.    p.   122 
—124.) 

1.   Ersatz    für    Agar.      An    Stelle    des    opalisirenden    Agars 
empfiehlt  Verf.   einen  gleichfalls    aus    dem    Schleim    der  Algen  her- 


Instrumente.  —   Geschichte.   —  Pil/e.  219 

gestellten  glashellen  Nährboden  mit  denselben  Eigenschaften.  Er 
verwandte  den  Sphaerococcus  confervoides  des  Mittelmeeres  nach 
folgender  Methode  :  30  Theile  desselben  werden  mit  2  Theilen  Salz- 
säure und  1  1  Wasser  zwei  Stunden  macerirt,  dann  mit  Wasser 
ausgewaschen,  bis  blaues  Lakmuspapier  nicht  mehr  geröthet  wird. 
Nach  dem  Abgiessen  des  Rückstandes  setzt  man  zu: 
700  Theile  Wasser, 

40        „        Glycerin, 

20       „        Pepton,  liquid.  Koch, 
2        „        geschlagenes  Eiweiss. 
Die    Mischung    wird    20    Minuten    im    Dampfcylinder    gekocht, 
dann  neutralisirt  und  durch  ein  Syrupfilter  filtrirt. 

2.  Ersatz  für  Gelatine.  Hierzu  benützt  Verf.  das  Chondrin, 
welches  man  leicht  durch  ein  bei  zwei  Atmosphären  Druck  im 
P  a  p  i  n  'sehen  Topfe  vorgenommenes  Auskochen  von  fein  zerkleinerten 
und  vom  Perichondrium  befreiten  Rippenknorpeln  oder  Ohrmuscheln 
erhält.  Das  Chondrin  filtrirt  heiss  durch  einen  gewöhnlichen  Papier- 
tilter  und  wird  nach  dem  Erkalten  zu  einer  festen  Gallerte,  welche 
manche  Vorzüge  vor  der  gewöhnlichen  Gelatine  besitzt  und  durch 
peptonisirende  Spaltpilze  langsamer  zum  Zerfliessen  gebracht  wird, 
als  diese. 

Kohl  (Marburg-). 

Poulsen,  V.   A.,  Botanisk  Mikrokemi.      En    analytisk  Vejledning  ved  fytohisto- 

logiske  Undersügelser  til  Urng  t*or  Loger  og  Studerende.  —  2  det  forbedrede 
og  forögede  Oplog  med  Tilföjelse  af  den  bakteriologisk-s  Farvningsteknik. 
8°.  87  pp.     Copenhagen  (Salmonsen)   1891. 


Referate. 


Kronfeld,  M.f  Haynald  als  Botaniker.  (Sep.-Abdr.  aus- 
Pharmaceutische  Post.  189L    No.  29.  Juli.)     2  pp. 

Eine  wesentlich  an  Prof.  Kanitz'  Aufsatz  in  der  „Ungarischen 
Revue"  angelehnte  Darstellung,  aus  Anlass  des  Hinscheidens 
Haynald's  am  4.  Juli  1891. 

Kronfeld  (Wien). 

Yiala,  Pierre  et  Boyer,  G.,  Sur  un  Basidiom  ycete  in~ 
ferieur,  parasite  des  grains  deraisin.  (Comptes  rendus 
de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.  Tome  CXII.  1891. 
p.   1148  ff.) 

Ganz  eigenthümliche  und  von  den    bisher  bekannten   Parasiten 
ganz  unabhängige  Krankheitserscheinungen  wurden  von  1882 — 1885- 
in  der  Bourgogne    und    im     Jahre    1882    in  den    Weingärten  von 
Thomery  beobachtet.     Die    Krankheit    entwickelte  sich  an  Spalier- 


220  Pilze  (Pflanzenkrankheiten). 

reben  und  befiel  hauptsächlich  den  Frankenthaler  und  Gutedel 
(les  Chasselas).  Bedeutendere  Verwüstungen  richtete  sie  nur  1882 
an,  später  erwies  sie  sich  wenig  schädlich.  In  feuchten  Jahren 
erscheint  sie  besonders  in  den  Monaten  September  und  Oktober. 
Die  Beeren  bekommen  an  irgend  einer  Stelle  einen  kleinen  dunkeln 
Flecken,  der  sich  vergrössert  und  fahl  wird.  Hierauf  sinkt  die 
Schale  ein  und  wird,  soweit  der  Fleck  reicht,  doch  höchstens  bis 
zum  Drittel  der  Oberfläche  der  Beere,  welk,  welche  letztere,  bisher 
weich  und  saftig ,  runzelt  und  zusammentrocknet.  Der  kranke 
Beerentheil  bedeckt  sich  noch  vor  der  Runzelung  mit  kleinen 
isolirten  Pusteln  von  hellgoldgelber  Färbung,  welche  m  kleinen, 
wenig  beständigen,  sammetartig  erscheinenden  Häufchen  von  120  bis 
200  u  Höhe  beisammenstehen.  Die  kleinen  hellgelben  Häufchen 
sind  die  Fructificationsorgane  des  Pilzes ,  der  die  Krankheit 
erzeugt. 

Das  im  Beerenfleisch  reichlich  vorhandene  Mycel  ist  stark 
verästelt,  septirt  und  hat  einen  gleichartigen  körnigen  Inhalt. 
Immer  farblos  im  Bereich  der  Kerne,  nimmt  es  gegen  die  Schale 
hin  eine  hellgelbe  Färbung  an;  im  Durchmesser  haben  die  Fäden 
1,8  fi.  Von  diesem  Mycel  dringen  zahlreiche  Aeste  in  ver- 
schiedenen Richtungen  nach  aussen  vor,  zersprengen  Epidermis 
und  Cuticula,  welche  die  hellgelben  Häufchen  umrahmen,  und 
bilden  ein  fädiges  Hymenium,  an  dem  in  verschiedener  Höhe 
zahlreiche  Basidien  entstehen,  die  ein  wenig  beständiges  Ganze, 
also  kein  dichtes  zusammenhängendes  Stroma  bilden.  Die  Basidien 
schliessen  die  Mycelfäden  ab  und  stehen  entweder  zu  je  2  oder  3 
auf  gleicher  Höhe  bei  dichotomer  Verzweigung  oder  auf  ver- 
schiedenen Höhen  bei  alternirender.  Behufs  ihrer  Bildung  wird 
vor  der  Hyphe  ein  Fadenstück  durch  eine  Scheidewand  abgeschlossen 
und  schwillt  alimählich  an.  Infolgedessen  erscheint  die  Basidie 
am  Ende  abgerundet,  selten  abgeplattet,  und  an  der  Basis,  wo  sie 
mit  dem  Mycelfäden  zusammenhängt,  zusammengezogen.  Im  Innern 
enthält  sie  ein  körnchen-  und  vacuolenreicb.es  Protoplasma  von 
gelbbrauner  Färbung.  Der  mittlere  Durchmesser  beträgt  5  /i.  die 
Höhe  bis  zur  ersten  Scheidewand  von  16  f.i  ab.  Auf  der  kuglig 
abgerundeten  Oberfläche  der  Basidien  entstehen  ziemlich  kleine 
ungefärbte  Sterigrnen ,  an  deren  Enden  die  Sporen  als  kleine 
weisse  Bläschen  hervorsprossen.  Die  Zahl  derselben  beträgt  ziemlich 
beständig  6,  manchmal  auch  -1-  oder  2,  selten  7,  5,  3.  Die  reifen 
Sporen  sind  länglich,  cylindrisch,  an  beiden  Enden  abgerundet. 
Die  Innenseite  erscheint  schwach  krummlinig  und  die  Anheftungs- 
stelle  wenig  mehr  abgerundet,  als  die  Spitze.  Die  Sterigrnen  sind 
ein  wenig  seitlich  von  der  Basis  der  Spore  inserirt.  Die  Sporen  haben 
eine  Länge  von  6,25//  und  einen  Durchmesser  von  1,5 /u,  ihre 
Membran  ist  glatt,  ihr  Inhalt  gleichmässig ,  ihre  Färbung  ganz 
blassgelb. 

Infolge  der  besonderu  Eigenschatten  des  fädigen  Hymeniums, 
der  Anordnung  der  Basidien,  der  Form  und  Färbung  der  Sporen 
und  der  Variabilität  ihrer  Zahl  hält  sich  Verf.  für  berechtigt,  auf 
■den   neuen  pflanzlichen   Parasiten  ein  besonderes  Genus  zu  gründen 


Flechten.  221 

und  ihm  den  Namen  Aureobasidium  Vitis  beizulegen.  Dasselbe 
würde  der  Familie  der  Hypochneen  eingereiht  werden  müssen,  da 
die  Exobasidien  wesentlich  abweichen. 

Zimmermann  (Chemnitz). 

Müller,  J,     Lichenol  ogisch  e  Beiträge.  XXXV.    (Flora.  1891. 
p.  371—382.) 

Diese  Fortsetzung  enthält  unter  dem  Titel  Lichenes  Araratici 
eine  Aufzählung  von  9  Nummern  Flechten,  von  Eni.  Chantre 
am  See  Kip-Göl  im  Jahre  1890  gesammelt,  unter  denen  zwei  als 
neue   beschrieben  werden : 

Lecidea  Araratica  nächstverwandt  L.  silacea  Ach., 

Lecidea  Chantriana  verwandt  mit  L.  sabutetorum  Schreb. 

Unter  dem  Titel  Lichenes  Columbiani  werden  ferner  10  Nummern, 
welche  F.  C.  Lehmann  bei  Popayan  in  Columbien  gesammelt  hat, 
aufgezählt.  Endlich  wird  ein  Verzeichniss  von  18  von  Eggers 
auf  den  Antillen  gesammelten  Flechten  geboten,  unter  denen  zwei 
als  neue  beschrieben  werden: 

Lecidea  (Biatora)  pallentior  nächstverwandt  mit  L.  pallens  Müll., 

Psoroylaena  Oubensis. 

Letztere  Art  wird  zugleich  als  Vertreterin  einer  neuen  Gattung 
hingestellt,  deren  Diagnose  lautet: 

„Thallus  foliaceus  (minute  subcorallino-dissectus),  subtus  minutissime  rhizinu- 
losus  aut  subnudus:  gonidia  globosa,  viridia;  apothecia  angiocarpica  (globosa... 
colorata);  paraphyses  in  muco  nidulantes,  irregulari-rainosae,  intricatae;  sporae 
hyalinae,  pavenehymaticae.  —  Microglaenam  Körb,  refert,  excepto  thallo;  inter 
Pliyllopyrenias  Müll.  Arg.  inserenda  est." 

Den  bei  Weitem  grössten  Theil  der  Arbeit  bildet  die  Be- 
schreibung  folgender  neuer  Flechten. 

Halbinsel  des  Sinai  (leg.  L.  R  ü  t  i  m  e  y  e  r) : 
Omphalaria  Arabica  zwischen  0.  pulvinatula  Nyl.  und  0.  quinquetubera  Müll. 
stellend   und  äusserlieh  das  sein-  verschiedene  Collema  pulposulum  Nyl.   darstellend. 

China,   Prov.  Hupeh   (leg.  Aug.  Henry  —   Herb.   Kew) : 
Sticta   Henryana  neben   St.  platyphyUoiäts  Nyl.   gestellt. 

Ost-Indien  (leg.  G.   W  a  1 1 .   D  u  t  h  i  e ,  P.  Tliom  s  o  n   — 
Herb.  Kew,  herb.  Kremph.) : 

Stereocaidon  macroeepkalum,  St.  strictum  Nyl.  pr.  p  non  Th.  Fr.,  neben 
St.  piluliferum  Th.   Fr.  und  St.  strictum  ej.  gestellt. 

St.  botryopliornm  st.  im  Habitus  an  St.  alpiniim  Laur  erinnernd,  aber  durch 
die  gestielten  und  zuerst  gleichfarbigen  Cephalodien  vielmehr  mit  St.  ramulosum 
Ach.  verwandt,  aber  durch  die  tranbige  Gestalt  dieser  Gebilde  verschieden. 

Cetraria  (Platysma)  hypotrachyna,  von  der  nächststehenden  C.  rkytidocarpa 
Mont.  durch  die  Unterfläche  des  Thallus  verschieden. 

Sticta  {Eicasolia)  adpressa,  ähnlich  St.  Schaereri  Mont.  et  v.  d.  Bosch  und 
St.  lierbacea   Del. 

Parmelia    Waüiana  neben  die  folgende  gestellt, 

P.  Thomsoniana  zwischen  P.  hypotrypa  Nyl.  und  P.  hypotrypodes  ej.  gestellt. 

Sidney  (leg.   C.  Moore): 
Sticta  podocarpa  verwandt  mit  St.   Colensoi  Bah. 

Afrika  (leg.  Kirk,    Mac  Owan,  Baer  —  Herb.  Kew, 

Herb.  Maclay) : 

Theloschistes  perrugosus  neben   Th.   cillosus  Norm,  gestellt. 

Parmelia  ecaperata  st. 

P.   Maclayana  neben  P.  flavescens  Nyl.  gestellt. 


222  Flechten.  —  Physiol.,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

P.  subquer cina,  verwandt  mit  P.  tiliacea  und  P.  atrichoides. 

P.  leptophylla,  dein  Habitus  nach  zwischen  P.  rudecta  Ach.  und  P.  tiliacea  ej., 
der  Kleinheit  der  Sporen  nach  neben  P.  C'uh-nsis  Nyl.  stehend. 

Oregon -Territorium  (leg.  L  y  a  1 1  —  Herb.  Kew) : 
Parmelia  sphaerosporella. 

Neu-Granada  und  Jamaica  (leg.  Wilson): 
Sticta    (Ricasolia)    excixa    neben    St.    Casarettiana    (Nyl.),    St.  cuprea    (Müll. 
Arg.)  und  Sf.  patinifera  gestellt. 

Rio  de  Janeiro  (leg.  L  e  y  1  a  n  d  —  Herb.  Kew) : 

Parmelia  bicomuta,  von  den  beiden  ähnlichen  P.  revoluta  Flor,  und  P.  Hoolceri 
Tayl.   durch  die  an  beiden  Spitzen  langgehörnten  Sporen  verschieden. 
Peru  (leg.  L  e  c  h  1  e  r  —  Herb.  Kew) : 

Parmelia  ßavobrunnea   und  P.  Lechleri. 

Montevideo  (leg.  Felippone  —  Herb.  Kew): 

Parmelia  Montevidensis. 
Die  ausserdem  zahlreichen  neuen  Varietäten  und  Formen  ent- 
ziehen sich  der  Wiedergabe  in  einem  Berichte. 

Unter  den  Verbesserungen  und  Ergänzungen  nimmt  die  erste 
Stelle  die  Gründung  einer  neuen  Gattung  Nephromopsis  auf  Cetraria 
Stracheyi  Bab.  oder  Platysma  nephromoides  Nyl.  ein,  deren  Diagnose 
lautet : 

„Thallus  cetrariaceo-foliaceus,  subhorizontalis,  centro  affixus,  rhizinis  desti- 
tutus  (subtus  pseuclocyphellis  ornatu.s) ;  gonidia  globosa,  viridia;  apothecia  gyinno- 
carpica,  in  ultimo  margine  loborum  resupinata,  margine  thallino  (tenuissimo) 
cincta;  sporae  hyalinae  simplices.  —  Thallus,  apothecia,  sporae  et  gonidia  ut  in 
Cetraria  (incl.  Platysmate),  at  Situs  apotheciorum  ut  in  Nephromate.1* 

Verbesserungen  erfahren  die  Diagnosen  von : 

Itamalina  maciformis  (Del.)  nach  dem  Original  im  Hinblicke  auf  Nyl.  Recog. 
Ramalin.  p.  56,  Platysma  Thomsoni  Stirt.,  Lecidea  prasino-rubella  Nyl.  und 
Verrucaria  ravida  Kremph.  Parmelia  submarginalis  Ach.  ist  nach  dem  Verf. 
P.  perlata  v.  ciliata,  P.  Peruviana  Nyl.  ist  P.  laevigata  Ach.,  P.  Amazonica  Nyl. 
ist  P.  meizospora  Nyl.  Von  Parmelia  hypotropa  werden  die  bisher  unbekannten 
Apothecien   beschrieben. 

Minks  (Stettin). 


Jost,  L.,  Ueber  Dickenwach sthum  und  Jahresring- 
bildung. (Botanische  Zeitung.  1891.  Nr.  30—38.  Taf.  VI 
und  VII.) 

In  dieser  Arbeit  handelt  es  sich  um  die  inneren  Ursachen, 
denen  die  Ausbildung  des  Holzes  und  die  Entstehung  der  Jahres- 
ringe zuzuschreiben  ist;  das  Dickenwachsthum  der  Rinde  ist  nicht 
in  Betracht  gezogen.  Zunächst  ist  daran  zu  denken,  dass  die  Menge 
der  Nahrungszufuhr  die  Holzbildung  bedinge,  wie  Hart  ig  und 
Wieler  es  nachzuweisen  suchten.  Verf.  stellte  Versuche  an  Keim- 
lingen von  Phaseolus  und  Vicia  Faba  u.  a.  an ,  die  er  theils  im 
Dunkeln,  theils  am  Lichte  zog  und  denen  er  theilweise  die  Plumula 
excidirte.  Bei  Phaseolus  multifloms  bewirkte  das  Entfernen  der 
Plumula,  also  die  bessere  Ernährung  des  Hypocotyls.  ein  Fleischig- 
werden desselben  ohne  Neubildung  von  Gefässen ,  bei  den  andern 
Pflanzen  aber  rief  der  vermehrte  Nahrungszufluss  zum  Hypocotyl 
keine  verslärkte  Thätigkeit  des  Cambiums  hervor.  Es  ergiebt  sich 
also,  dass  der  Art  der  Ernährung  kein  Einfluss  auf  das  Dicken- 
wachsthum   zuzuschreiben    ist,    denn    selbst  das  Verhalten  von   Ph. 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.   Morphologie.  223 

multiflorns  lässt  sich  aus  andern  biologischen  Eigentümlichkeiten 
erklären. 

Wenn  die  „Ernährungstheorie"  zur  Erklärung  nicht  genügt, 
so  ist  anzunehmen,  class  Beziehungen  zwischen  der  Gefässbildung 
im  Stamm  und  der  Organbildung  an  demselben  existiren.  Diese 
Beziehungen  werden  im  2.  Abschnitt  besprochen,  der  mit  einer 
historischen  Einleitung  beginnt  und  darin  besonders  die  Angaben 
von  Mo  hl,  Hartig  und  de  Vries  einer  kritischen  Darstellung 
unterzieht.  Aber  keine  der  drei  durch  jene  Forscher  vertretenen 
Ansichten  wird  vom  Verl.  angenommen,  da  ihn  seine  Versuche  zu 
anderen  Schlussfolgerungen  führen.  Er  experimentirt  wieder  mit 
Keimlingen  von  Phaseolus  multiflorns,  denen  die  im  Dunkeln  er- 
wachsenen Primordialblätter  des  ersten  epicotylen  Knotens  zum 
Theil  entfernt  wurden,  eines  oder  beide,  mit  oder  ohne  Entfernung 
des  Sprossendes  oder  der  Achselsprosse.  Es  ergiebt  sich,  dass  die 
Ausbildung  des  Blattspurstranges  nicht  erfolgt,  wenn  sich  das  zu 
ihm  gehörige  Blatt  nicht  entwickelt:  es  wird  kein  secundäres  Holz 
gebildet  und  die  Cambiumzellen  gehen  in  den  Zustand  von  Dauer- 
zellen über.  Dies  kann  nicht  auf  Ernährungsverhältnissen  beruhen, 
sondern  es  muss  von  den  sich  entwickelnden  Blättern  aus  eine 
Beeinflussung  der  Cambiumzellen  vor  sich  gehen ,  wenn  diese  Ge- 
fässe  bilden  sollen ,  und  zwar  denkt  sich  Verf.  die  Beeinflussung 
als  eine  Bewegungsübertragung.  So  kommt  Verf.  zu  dem  Satz: 
,.  Physiologisch  lässt  sich  die  Blattspur  vom  Blatt  nicht  trennen,  sie 
bildet  vielmehr  ihrem  ganzen  Verhalten  nach  einen  Theil  desselben." 
Es  wird  dann  noch  erörtert,  dass  die  Transpiration  nicht  die  Ur- 
sache der  Gefässbildung  sein  kann,  während  andererseits  die  Blatt- 
grösse  in  Correlation  mit  der  Mächtigkeit  des  Dickenwachsthums 
steht.  Ein  geeignetes  Versuchsobject  sind  Zweige  von  Pinus 
(P.  Laricio)  wegen  der  vorhandenen  Kurztriebe.  Werden  die  Lang- 
triebknospen vor  oder  nach  ihrer  Entfaltung  entfernt,  so  wird  das 
Dickenwachsthum  des  unterstehenden  Stammes  gehemmt  und  es 
werden  einige  Kurztriebe  zu  Langtrieben  umgebildet.  Da-  Aus- 
treiben der  Kurztriebe  aber  wiederum  bewirkt,  dass  das  Dicken- 
wachsthum des  Hauptastes  nicht  ganz  erlischt  und  dass  in  dem  be- 
treffenden Kurztrieb  selbst  ein  neuer  Jahresring  entsteht.  Weitere 
Beobachtungen  werden  mitgetheilt,  die  an  den  weiblichen  Kätzchen 
der  Erle,  den  Zapfen  der  Kiefer  und  an  immergrünen  Pflanzen  ge- 
macht wurden,  in  solchen  Fällen  also,  wo  Blattorgane  mehr  als 
eine  Vegetationsperiode  an  einem  des  Dickenwachsthums  fähigen 
Stamme  stehen.  Auch  sie  zeigen ,  dass  das  Oambium ,  sofern  es 
die  zum  Wachsthum  nöthigen  Stoffe  erhält,  doch  nur  dann  thätig 
ist,  wenn  es  beständig  mit  oberhalb  stehenden,  in  Entwicklung 
begriffenen  Organen  zusammenhängt.  Es  müssen  nun  aber  auch 
die  Fälle  angeführt  werden,  wo  Holz  gebildet  wird  ohne  gleich- 
zeitige Organent wickelung ,  z.  B.  Dickenwachsthum  von  Baum- 
stümpfen, Ueberwallungen  von  Stümpfen  und  dergl.  Folglich  kann 
man  nur  sagen:  „Organbildung  ist  zwar  in  vielen,  aber  nicht  in 
allen  Fällen    eine    nothwendige  Bedingung    für  die    Gefässbildung." 

Die  über  die  Jahresringbildung  mitgetheilten  Beobachtungen  be- 


224  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

zeichnet  Verf.  selbst  als  fragmentarisch.  Er  bespricht  zunächst  die 
Erscheinung,  dass  laubabwerfende  Holzgewächse  in  einer  Vege- 
tationsperiode mehrmals  treiben.  Die  hier  gemachten  Erfahrungen 
beweisen ,  dass  unter  günstigen  Bedingungen  jeder  Trieb  eines 
Baumes  einen  Ring  erzeugt.  Andererseits  —  bei  manchen  tropi- 
schen, resp.  im  Gewächshaus  gehaltenen  Holzpflanzen  —  entsteht 
bei  continuirlicher  oder  doch  nur  kurz  unterbrochener  Blattbildung 
ein  homogenes,  jahresringloses  Holz.  So  ergiebt  es  sich  denn, 
dass  Jahresringbildung  dasselbe  Problem  ist  wie  Jahrestriebbildung 
und  dass  wir  noch  dicht  von  einer  Erklärung  der  ersteren  sprechen 
können,   bevor  die  letztere  erklärt  ist. 

Die  beigefügten  Tafeln  erläutern  zum  Theil  den  Gefässbündel- 
verlauf,  zum  Theil  zeigen  sie  an  Querschnitten  den  verschiedenen 
anatomischen  Charakter  des  Dickenwachsthums,  also  die  verschie- 
dene Holzbildung  an  den  Versuchspflanzen  Phaseollis  und  Pinus, 
je  nach  deren  Behandlung.  Auf  der  zweiten  Tafel  sind  photn- 
graphische  Aufnahmen  der  natürlichen  Präparate  meist  bei  schwacher 
Vergrösserung  dargestellt,  die  ein  sehr  anschauliches  Bild  der  Ver- 
hältnisse geben    und    als  eine    wirklich    gelungene   Reproduction  zu 

bezeichnen  sind. 

Möbius  (Heidelberg.) 

Protits,  Georg,  Vergleichend.  -  anatomische  Untersu- 
chungen über  die  Vegetationsorgane  der  Kerrieen, 
Spiraeen  und  Potentilleen.  (Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Wien.  Math.-naturw.  Classe.  Bd.  C.  Abth.  I. 
April  1891.  p.  236—267.  Mit  1  Taf.) 

Verf.  nahm  bei  seiner  Untersuchung  besondere  Rücksicht  auf 
jene  Merkmale,  die  auf  Grund  der  Litteratur  als  Basis  für  die 
Unterscheidung  und  Charakterisik  der  Gattungen  verwendet  werden 
können.     Insbesondere  wurden  berücksichtigt : 

1)  Ort  des  Beginnes  für  die  Peridermbildung,  2)  Bau  des 
Periderms ,  3)  Bestandteile  des  Holzes  und  der  Rinde,  4)  Bau  des 
Markes,  5)  Breite  der  Markstrahlen,  6)  Gefässbündelverlauf, 
7)  Bau  des  Blattes,  8)   Trichome. 

Die  wichtigsten  Resultate,  zu  welchen  Verf.  gelangte,  sind, 
dass  Kerria  Japonica  und.  Keviusia  Alabamensis  unter  sich  in  allen 
wesentlichen  anatomischen  Merkmalen  übereinstimmen,  während 
Rhodotyi^us  kerrloides  sich  anders,  als  die  genannten  Arten  verhält. 
Während  bei  Rhodotypus  die  Peridermbildung  in  der  ersten  unter- 
halb der  Epidermis  gelegenen  Zellreihe  ihren  Anfang  nimmt,  — 
worin  Verf.  einen  Hinweis  auf  die  Verwandtschaft  mit  den  Amyg- 
daleen  erblickt  — ,  beginnt  sie  bei  Kerria  und  Neviusia  innerhalb 
einer  verkorkten  Schutzscheide,  mit  der  die  primäre  Rinde  abschliesst. 
Auf  Grund  dieses  anatomischen  Unterschiedes  und  der  morpho- 
logischen Eigenthümlichkeiten  (gegenständige  Stellung  der  Blätter, 
tetramerer  Blütenbau  und  der  sonderbare  über  den  Carpellen 
zusammenschliessende  Discus)  schliesst  Protits  Rhodotypus  aus 
der  Gruppe  der  Kerrieen    aus.     Bezüglich    der    Mittelstellung    der 


Physiol.,  Biol.,  Anatomie  u.  Morphol.   —  System,  u.  Pflanzengeogr.       225 

Kerrieae  zwischen  Spiraeae  und  Poteatilleae  spricht  sich  Verf.  dahin 
aus,  dass  dieselbe,  wenn  man  Rhodotypus  ausschliesst,  im  Allge- 
meinen gerechtfertigt  sei,  denn  einerseits  stimmen Kerria  und  Neviusia 
mit  der  Gattung-  Spiraea  in  Bezug  auf  die  Initiale  und  den  Bau 
des  Periderms  vollständig  überein  und  andererseits  besitzen  sie 
denselben  anatomischen  Bau  des  Holzes  wie  die  PotentiUeen,  da 
das  Holz  bei  den  Kerrieen  wie  bei  den  PotentiUeen  aus  Gelassen, 
Tracheiden ,  Holzparenchym  und  Ersatzfasern  besteht.  Für  die 
Gattung  Spiraea  ist  bemerkenswert!*,  dass  sie  sich  von  den  Poten- 
tiUeen und  Kerrieen  im  Bau  des  seeundären  Holzes  auffällig  dadurch 
unterscheidet,  dass  hier  statt  Holzparenchym  ausschliesslich  Ersatz- 
fasern  vorhanden  sind,  zudem  noch  sowohl  angefächertes  als 
gefächertes  Libriform.  Durch  die  Breite  der  Markstrahlen  nähert 
sich  die  Gattung  Spiraea  viel  mehr  den  Kerrieen,  wie  den  Poten- 
tiUeen, welch  letztere  meist  nur  1 — 2  reihige  Markstrahlen  besitzen. 
Das  Mark  der  Spiraeen  und  PotentiUeen  ist  reichlich  gerbstofffüh- 
rend und  unterscheidet  sich  dadurch  von  dem  der  Kerrieen.  Erwähnt 
sei  noch,  dass  das  Periderm  bei  den  PotentiUeen  innerhalb  des 
Hartbastes  beginnt  und   auch  Phelloidzelien  führt. 

Verf.  hat  untersucht: 

Rhodotypus  kerrioides  Sieb,  et  Zucc,  Kerria  Japonica  D.  C,  "Seviusia  Alaha- 
mensis  A.  Gr.,  Spiraea  crenata  L.,  Sp.  ohlongifolia  W.  K.,  Sp.  chamaedrifolia  L., 
Sp.  id/mifölia  Scop.,  Sp.  Japonica  L.  f.,  Sp.  salicifolia  L.,  Potentilla  fruticosa  L., 
P.  Davurica  Poir. 

Aus  den  anatomischen  Verhältnissen  der  untersuchten  Spiraea- 
Arten  leitet  Verf.  Einiges  bezüglich  der  Verwandtschaftsverhältnisse 
ab.  So  spricht  für  die  nähere  Zusammengehörigkeit  der  Sp.  crenata 
und  Sp.  ohlongifolia  das  Vorhandensein  und  die  identische  Verthei- 
lungsweise  der  activen  Zellen  im  Marke.  Sp.  chamaedrifolia  zeigt 
die  meiste  Ueb  er  ein  Stimmung  mit  Sp.  ulmifolia,  Sp.  Japonica  nähert 
sich  anatomisch  am  meisten  Sp.  salicifolia  und  Sp.  chamaedrifolia. 

Bezüglich  der  Blattanatomie  und  der  Detailbeobachtungen  sei 
auf  das  Original  verwiesen. 

Krasser  (Wien). 


Huth,  Ernst,  .Monographie  der  Gattung  Caltha.  (Ab- 
handlungen und  Vorträge  aus  dem  Gesammtgebiete  der  Natur- 
wissenschaften, herausgeg.  von  Ernst  Huth.  Band  IV.  Heft  I.)  8°. 
32  pp.  Tafel  I.     Berlin  (Friedländer  &  Sohn)  1891. 

Die  Gattung,  von  der  bisher  keine  Monographie  bestand,  ist 
in  folgender  Weise  untertheilt: 

I.  Psichvophyla  Gay  (pr.  genere) :  Folia  radicalia  appendiculata,  appendices 
sursum  inflexae ;  scapi  uniflori ;  sepala  plerumque  persistentia. 

a.)  Folia  margine  haud  ciliata,  8 — 40  mm  longa:  C.  sagittata  Cav.  mit 
ß.  latifolia  Huth,  C.  appendiculata  Pers.  mit  ß.  Chilensis  Huth,  C.  Novae  Zelandiae 
Hook,  mit  ß-  introloba  F.  Müll. 

b.)  Folia  setoso-ciliata,  3 — 4  mm  longa  et  lata :    C.   dionaeifolia  Hook. 

II.  Populcif/O  Tourn. :  Folia  cordata  v.  reniformia,  rarius  triangularia, 
appeudiees  haud  sursum  inflexae. 

a.  Flores  albi:  0.  natans  Pall.,  C.  leptosepala  DC.  mit  ß.  rotundifola  Huth 
und  y-  Howellii  Huth,  C.  alba  Camb. 

b.  Flores  lutei:  C.  scaposa  Hook.  Thoms.,  C.  palustris  L. 
Botan.  Centralbl.     Bd.  XL VIII.    USÖ1.  15 


226  Systematik  und  Pflanzengeographie. 


Unter  letztgenanntem  Kamen  sind  alle  kritischen,  gelbblühenden 
Formen  mit  beblättertem  Stengel  vereinigt,  einschliesslich  C.  poly- 
petala  Höchst.  Von  dieser  letzteren  wird  jedoch  im  Nachtrage 
gesagt,  dass  sie  vielleicht  doch  eine  eigene  Art  sei. 

Die  Tafel  stellt  Blatt-  und  Fruchtformen  verschiedener  Arten  dar. 

Freyn  (Prag). 

Huth,  Ev  Revision  der  Arten  von  Trollius.  (Sonder-Abdr. 
aus  Helios .  monatliche  Mittheilungen  aus  dem  Gesammtgebiete 
der  Naturwissenschaft.     Band  IX.  No.   1.   8°.  8  pp.) 

Der  Verfasser  stellt  die  blumenblattlose  einzige  Calathodes-Art 
den  mit  nektarientragenden  Blumenblättern  versehenen  echten 
Trollius-Arten  gegenüber  und  gruppirt  letztere  in  nachverzeichneter 
"Weise : 

A.  Flos  luteus  rarius  rufescens  v.  subviridis;  ovarium  glandulosum  (Eutrollius). 

a.  Sepala  ultra  decem  (plerumque  15  —  20):  T.  Europäern  L.  (mit  vielen 
Varietäten),  T.  Asiaticus  L.  (mit  3  Varietäten),  T.  Dscliungaricus  Kegel,  T.  Altaicus 
C.  A.  Mey. 

b.  Sepala  5 — 10,  patula:  T.  Ledebourü  Rehb.  (mit  1  Varietät),  T.  Chinensis 
Buuge  (mit  1  Varietät),  T.  patulus  Salisb.  (mit  4  Varietäten),  T.  pumilus  Don 
(mit  1  Varietät),  T.  Americanus  Mübl.  Gaiss.  (mit  2  Varietäten)  und  T.  acaulis  Lindl. 

B.  Flos  lilacinus,  Ovaria  haud    glandulosa  {Hegemone) :    T.  lilacinus  Bunge. 
Zwei  Namen    bleiben    unaufgeklärt,    ein  Inhalt    der  Synonyme 

beschliesst  die  Abhandlung.  Freyn  (Prag). 

Willkomm ,  Maurice ,  Illustration  es  florae  Hispaniae 
insular umque  Balearium.  Figures  de  plantes  nou- 
velles  ou  rares  decrites  dans  le  Prodromus  florae 
Hispaniae  o u  recemmentdecouvertes  enEspagne  et 
aux  iles  Baleares,  accompagnees  d'observations 
critiques  et  historiqu  es.  Livrais.  XVIII.  p.  113 — 126. 
Tab.  CLVI— CLXIV.     Stuttgart  (Schweizerbart)  1891. 

Die  vorliegende  18.  Lieferung  enthält  den  Text  zu  der 
Tafel  CLV  B.,  welche  Arrhenatheruvi  erianthum  Boiss.  Reut,  vor- 
stellt und  schon  in  der  17.  Lieferung  erschienen  war,  dann  zu 
folgenden  der  neuen  Lieferung  angehörenden  Tafeln; 

Armeria  Gadüana  Boiss.  (Tafel  159  a),  A.  macrophylla  Boiss.  Reut.  (159  b), 
Cynoglossum  heterocarpum  Willk.  (160),  0.  Loreyi  Jord.  (161  a),  Desmazeria 
Balearica  Willk.  (157  a),  D.  trüicea  Willk.  (157  b),  Geranium  malvaeflorum  Boiss. 
Reut.  (164),  Holcus  grandiflorus  Boiss.  Reut.  (156),  Myosotis  gracillima  Lose. 
Pard.  (162  b),  M.  minutiflora  Boiss.  Reut.  (162  a),  Omphalodes  Kuzinskyanae 
Willk.  (,161b),  Ornithoqalum  Beverchoni  Lange  (158)  und  Rhamnus  Baetica 
Rev.   et  Willk. 

Zufolge  mündlicher  Mittheilung  des  Verf.  ist  Cynoglossum 
Loreyi  Jord.  nach  einer  dem  Ref.  nachträglich  bekannt  geworde- 
nen Mittheilung  Paus  mit  C.  Valentinum  Cav.  identisch.  Im 
Uebrigen  bezieht  sich  Ref.  auf  seine  früheren  Referate  über  dieses 
Lieferungswerk. 

Freyn  (Prag). 

Zittel,  Handbuch  der  Palaeontol  ogie.  II.  Abtheilung. 
P  a  1  a  e  o  p  h  y  t  o  1  o  g  i  e    von  Ph.    Schimper    u  n d    A.    Schenk . 


Palaeontologie.  —  Med.-pharm.   Botanik.  227 

Gr.  8°.  958  pp.    mit    429    Originalholzschnitten.      München    und 
Leipzig  (R.  Oldenbourg)   1890.*)  M.  38. 

Noch  kurz  vor  seinem  Tode  war  es  dem  greisen  Forscher 
.A.  Schenk,  vergönnt,  das  Werk,  dessen  Fortsetzung  er  nachdem 
Dahinscheiden  Ph.  Schimper's  übernommen  hatte,  fertig  gestellt 
zu  sehen.  Mit  peinlichster  Sorgfalt  hat  Verf.  das  gesammte  Material 
und  die  umfangreiche  Litteratur  in  den  Kreis  seiner  Darstellung 
gezogen,  sodass  uns  das  vorliegende  Werk  ein  getreues  Abbild 
vom  gegenwärtigen  Stande  unserer  phytopalaeontologischen  Kennt- 
nisse darbietet.  Im  Anschluss  an  die  mit  den  Thallopliyten  begin- 
nende und  den  Sympetalen  schliessende  Bearbeitung  behandelt  Verf. 
die  fossilen  Hölzer  im  Zusammenhang.  Der  Standpunkt ,  den 
Verf.  bei  der  Abfassung  des  Handbuches  eingenommen  hat,  dürfte 
die  meisten  Palaeontologen  wenig  befriedigen,  ist  jedoch  nach  An- 
sicht des  Ref.  sehr  ^gerechtfertigt.  Verf.  weist  darauf  hin,  dass 
wir  bei  der  Mehrzahl  der  Reste  den  Zusammenhans;  der  Pflanzen- 
theile  nicht  kennen,  dass  vielmehr  Blätter,  Blüten  und  Früchte 
isolirt  vorkommen ;  erstere  sind  in  keiner  Weise  zur  Charakterisi- 
rung  grösserer  Gruppen  zu  verwerthen,  letztere  beiden  gestatten 
jedoch  beinahe  in  allen  Fällen  eine  Untersuchung  wie  sie  bei  re- 
centen  Pflanzen  möglich  ist,  durchaus  nicht;  es  sind  daher  die 
meisten  Deutungen  fossiler  Pflanzen  fraglich,  namentlich  haben 
jene  der  jüngeren  Formationen  nur  insofern  Werth,  als  ihnen  ein 
Name  gegeben  ist;  ob  sie  ihn  verdienen,  ist  eine  andere  Frage. 
In  Bezug  auf  die  aus  den  fossilen  Funden  gezogenen  Folgerungen 
über  Vorkommen,  Verbreitung  und  Entwicklung  vorweltlicher 
Pflanzen  meint  Verf.  einmal,  dass  die  Aufgabe  der  Palaeontologie 
nicht  darin  bestehe,  unbeweisbare  Behauptungen  aufzustellen  oder 
unbewiesene  Aussprüche  durch  nicht  beweiskräftige  Beobachtungen 
zu  stützen,  sondern  darin,  auf  Grund  beobachteter  und  kritisch 
gesichteter  Thatsachen  die  Entwickelung  der  Pflanzen-  und  Floren - 
gruppen  zu  ermitteln,  gewiss  eine  Forderung,  der  jeder  exacte 
Forscher  beistimmen  wird,  und  die  namentlich  die  Botaniker  freudig 
begrüssen  werden,  die  nicht  mit  Unrecht  den  Resten  untergegangener 
Vegetationsperioden  bisher  wenig  Berücksichtigung  zu  Theil  werden 
Hessen,  zumal  da  vielfach  die  botanischen  Kenntnisse  der  Palaeonto- 
logen ungenügend  waren  und  auch  noch  jetzt  theilweise  zu  wün- 
schen übrig  lassen. 

Druck  und  Ausstattung  des  Werkes  sind  tadellos ;  besondere 
Sorgfalt  ist  auf  die  Anfertigung  der  zahlreichen  Holzschnitte  ver- 
wandt worden.  Taubert  (Berlin). 

ROSS,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige  Fälle  von 
Mykosis  im  Menschen.  (Centralblatt  f.  Bakteriologie  und 
Parasitenkunde.  Bd.  IX.     No.  15.     p.  504—507.) 

Aus  dem  Urin  zweier  an  Nephromycosis  aspergillina  leidenden 
Patienten  züchtete  Ross  auf  Plattenkulturen  typische  Aspergillus- 
rasen,  wahrscheinlich  Aspergillus  fumigatus.     Derselbe    erwies    sich 

*)  Vergl.  auch  die  Referate  über  die  einzelnen  Lieferungen  dieses  Werkes. 

15* 


228  Medicinische  Botanik.  —  Teratologie  u.  Fflanzenkrankheiten. 

als  sein'  pathogen  für  Kaninchen  und  tüdtete  die  inficirten  Versuchs- 
thiere  innerhalb  48  Stunden.  Ferner  fand  Vert.  im  Verein  mit 
Desmond  auch  bei  Rindern,  die  an  einer  in  Australien  weit  ver- 
breiteten Art  von  Tuberculose  gestorben  waren ,  den  Aspergillus 
auf,  während  die  Koch 'sehen  Bacillen  oder  Actinomyces  bisher 
nicht  wahrgenommen  werden  konnten.  Es  ist  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  diese  Krankheiten  auf  Australien  beschränkt  sind,  welches 
ja  so  viele  Eigenthümlichkeiten  in  Fauna  und  Flora  autzuweisen 
hat.  In  dem  Sputum  einer  an  Pneumonomycosis  vidica  erkrankten 
Patientin  wurde  ferner  Saccharomyces  albicans  aufgefunden  und  auf 
Plattenkulturen  weitergezüchtet.  Die  mit  Aufschwemmungen  dieser 
Culturen  injicirten  Kaninchen  starben  schon  am  2.  Tage.  Verf. 
hoffte  bis  zu  dem  im  September  d.  J.  in  Sydney  tagenden  medicini- 
schen  Kongress  in  der  Lage  zu  sein,  Näheres  über  seine  Unter- 
suchungen und  namentlich  über  die  historischen  Details  zur  allge- 
meinen Kenntnis  zu  bringen. 

Kohl  (Marburg). 


3Iiczvnski,  It.,  Oczmarzaniu  tkanek  gruszy.  [Ueber  das 
Erfrieren  der  Gewebe  des  Birnbaums.]  (Separat-Ab- 
druck  aus  den  Verhandlungen  und  Sitzungsberichten  der  Krakauer 
Akademie.  Mathem.-naturw.  Classe.  Bd.  XX.  8°.  26  pp.  mit 
Doppeltafel.)     [Polnisch  mit  französischem  Resume.] 

Nach  dem  ungewöhnlich  kalten  Winter  1887/88,  während  dessen 
die  Temperatur  manchmal  tagelang  — 30°  C  betrug,  erwiesen  sich  unter 
vielen  anderen  namentlich  die  Birnbäume,  und  unter  diesen  besonders 
jüngere  Exemplare  und  edlere  Sorten,  stark  beschädigt.  Der 
Knospenaustrieb  der  beschädigten  Zweige  war  im  folgenden 
Frühling  mehr  oder  weniger  stark  beeinträchtigt,  und  zwar  ent- 
wickelten sich  die  Knospen  um  so  kümmerlicher,  je  näher  sie  der 
Spitze  der  Zweige  sich  befanden.  Auf  Veranlassung  des  Prof. 
Janczewski  unternahm  Verf.  eine  Untersuchung  der  Frostwirkungen 
in  anatomischer  und  physiologischer  Hinsicht. 

Am  empfindlichsten  erwies  sieh  das  Markgewebe,  dann  suc- 
cessive  die  Markstrahlen  und  das  Ilolzparenchyra,  von  innen  nach 
aussen  fortschreitend.  In  diesen  Geweben  stirbt  zunächst  das 
Protoplasma  der  Zellen  ab.  in  Folge  dessen  die  in  denselben  ge- 
speicherte Stärke  in  der  nächsten  Vegetationsperiode  unverändert 
bleibt.  Gegen  den  Frühling  beginnt  das  abgestorbene  Plasma  sich 
zu  zersetzen  und  zu  bräunen,  so  dass  die  abgestorbenen  Gewebe- 
partieen  leicht  als  solche  erkannt  werden  können.  Ist  nur  das 
Mark  abgestorben,  so  erleidet  die  fernere  Entwickelung  des  Zweiges 
keine  Störung;  wenn  hingegen  das  lebende  Parenchym  des  ge- 
sammten  Holzkörpers  abgestorben  ist,  so  ist  weder  Wachsthum  der 
Knospen,  noch  Cambiumthätigkeit  mehr  möglich;  es  findet  über- 
haupt eine  strenge  Proportionalität  statt  zwischen  der  Menge  der 
abgestorbenen  Gewebe  und  dem  weiteren  Wachsthum  des  Zweiges, 
wie  Verf.  an  zahlreichen  Beispielen  des  Nähern  ausführt.  Die 
Wachsthumshemmung  ist,   wie    einige    einfache    Ueberlegungen    er- 


Teratologie  und  Prtauzenkraukheiten.  229 

geben,  die  Folge  nicht  der  Immobilisirung  eines  Teiles  der  Reserve- 
stärke, sondern  der  eingeschränkten  oder  aufgehobenen  Wasserzu- 
fuhr. Dies  bildet  einen  Beweis  zu  Gunsten  der  Godle  wski'schen 
Wasserleitungstheorie,  wonach  die  Motoren  der  Wasserleitung  im 
Protoplasma  der  lebenden  Holzzellen  zu  suchen  sind,  denn  durch 
das  Absterben  der  Holzparenchym-  und  Markstrahlzellen  wird  die 
Wasserzufuhr  unterbrochen,  obgleich  die  Gefässe  im  Frühling  und 
Sommer  noch  ganz  unverändert  sind.  —  Erst  gegen  den  Herbst 
machen  sich  auch  in  den  Gelassen  der  abgestorbenen  Holzpartieen 
Veränderungen  bemerklich :  die  Lumina  derselben  werden  zum 
Teil  ausgefüllt  mit  Tropfen  einer  lichtbrechenden,  gelben  oder 
braunen,  gegen  Lösungsmittel  sehr  resistenten  Substanz,  die  Lignin. 
enthält,  ein  Gemisch  von  Schleim  mit  anderweitigen  Stoffen  ist 
und  anscheinend  mit  der  Substanz  übereinstimmt,  welche  bei  den 
meisten  Bäumen  die  Gefässe  im  Kernholz  verstopft.  Gleichzeitig 
beginnt  in  den  todten  Zellen  jeder  Art,  hauptsächlich  an  der  Grenze 
gegen  das  lebende  Gewebe,  ein  schwarzvioletter  Farbstoff  aufzu- 
treten, der  die  erwähnten  Ausscheidungen  in  den  Gelassen  und  die 
Membranen  dunkel  färbt;  er  ist  in  Wasser  unlöslich,  in  Alkohol, 
Aether,  Benzin  leicht  löslich  und  nimmt  mit  Kalilauge  eine  durch 
Wasser  ausziehbare  grüne  Farbe  an,  ohne  gelöst  zu  werden. 

Das  Rindengewebe  ist  verhältnissmässig  viel  resistenter  gegen 
Frost,  als  das  Mark-  und  Holzgewebe;  am  ehesten  erfrieren  und 
bräunen  sich  noch  die  Parenchympartieen,  welche  die  Sclerenehym- 
stränge  umgeben. 

Die  offenbar  seltenen  Fälle,  in  denen  auch  Theile  des  Cambiums 
durch  den  Frost  getöatet  worden  waren,  gaben  zu  einer  interessanten 
Beobachtung  Anlass.  Ueber  den  abgestorbenen  Cambiumstreifen 
hatte  sich  nämlich  im  Frühjahr  neues  Cambium  aus  den  innersten 
Schichten  des  Bastes  gebildet  ("was  bisher  noch  nie  beobachtet 
worden),  und  dieses  neue  Cambium  erzeugte  zunächst  ein  markartiges 
Gewebe  mit  kurzen,  fast  isodiametrischen*  Zellen  und  darauf  erst 
normales  gefässführendes  Holz.  Die  anfängliche  Bildung  des  gross- 
zelligen,  parenehymatischen  Gewebes  erklärt  Verf.  durch  den  Mangel 
jeglichen  Gegendruckes  seitens  des  abgestorbenen  alten  Cambiums, 
welches  durch  das  genannte  Gewebe  zu  einer  formlosen  Masse  zu- 
sammengepresst  wird.  Die  Gruppen  markähnlichen  Gewebes  zeigen 
eine  auffallende  Uebereinstimmung  mit  den  sogenannten  Markflecken, 
und  dürtte  die  Entstellung  dieser  wohl  überhaupt,  bei  dem  Birn- 
baum wenigstens,  auf  das  Absterben  von  Cambiumpartieen  in 
Folge  von  Frost  zurückzuführen  sein  (während  sie  bei  verschiedenen 
anderen  Bäumen  bekanntlich  eine  andere  Ursache  haben). 

Aus  dieser  Arbeit  ersieht  sich  u.  a.  die  interessante  Folgerung, 
dass  die  verschiedenen  Gewebe  desselben  Zweiges  ungleich  resistent 
sind  und  durch  Frost  bei  ungleichen  Temperaturen  getödtet 
werden,  das  Mark  am  leichtesten,  die  Rinde  und  das  Cambium  am 
schwersten. 

Rothert  (Kazan). 


230  Forstliche  Botanik. 

Branclis,  D.,  Der  Waid  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika.  (Verhandlungen  des  naturliistorischen  Vereins 
der  Rheinlande.     1890.  p.  264—306.) 

Der  ausführlich  mitgetheilte  Vortrag  stützt  sich  neben  anderen 
neueren  Publicationen  wesentlich  auf  das  Mayr'sche  Werk  über 
die  Waldungen  von  Nordamerika.  Verf.  findet  dabei  Gelegenheit, 
einige  in  ihrer  Allgemeinheit  nicht  ganz  richtige  Sätze  Mayr's  zu 
berichtigen,  wobei  er  ganz  besonders  auf  die  Verhältnisse  in  Ost- 
indien, bez.  im  tropischen  Asien  Bezug  nimmt.  Eine  derartige  Er- 
örterung behandelt  zunächst  das  Vorkommen  periodisch  belaubter 
Wälder  in  den  Tropen;  entgegen  der  Behauptung  May  r's,  dass  eine 
winterkahle  Vegetation  in  der  eigentlich  tropischen  Region  fehle, 
erinnert  Verf.  besonders  an  das  Vorkommen  sommergrüner  Wald- 
ungen von  Teakbäumen  u.  a.  in  Burma  und  Vorderindien ,  sowie 
in  Java,  —  anderer  Beispiele  nicht  zu  gedenken.  Ebenso  ist  die 
Abnahme  des  Holzgewichts  und  der  Nadellänge  der  Kiefern  nach 
Norden  hin,  die  Mayr  in  Amerika  beobachtete,  nicht  allgemein;  bei 
den  Kiefern  Ostindiens  findet  keine  derartige  Beziehung  statt,  weder 
wenn  man  alle  5  Arten  zusammennimmt,  noch  wenn  man  die  3 
zur  Section  Taeda  gehörigen  für  sich  betrachtet ,  was  des  Nähern 
ausgeführt  wird.  In  Bezug  auf  die  Bemerkung  M  a  y  r's,  Früchte 
seien  um  so  schmackhafter,  je  trockener  und  wärmer  das  Klima 
ist,  bemerkt  Verf.,  dass  in  Ostindien  Orangen  wenigstens  ihre  grösste 
Vollkommenheit  sowohl  in  sehr  heissem  und  trockenem  Klima 
(Delhi ,  Nagpur),  als  auch  in  sehr  feuchtem  erreichen  (Shalla  mit 
8  monatlicher  Regenzeit  und  500  cm  Regenhöhe).  Dass  die  Existenz 
der  Prärieen  in  Nordamerika  mit  der  Luftfeuchtigkeit  und  Vertheilung 
der  Niederschläge  zusammenhängt,  ist  eine  berechtigte  Ansicht; 
anders  aber  liegen  die  Verhältnisse  in  Ostindien,  wo  für  die  Existenz 
von  Savannen  oder  Prärieen  im  Ueberschwemmungsgebiet  des  Ira- 
waddi  und  in  feuchten,  theilweise  selbst  mit  immergrünem  Wald 
bedeckten  Gebirgsregionen  andere  Gründe  gesucht  werden  müssen. 
Die  Schilderung,  die  Verf.  dabei  von  der  erstgenannten  Vegetation 
macht ,  ist  eine  so  lebendige ,  dass  Ref.  sie  im  Wortlaut  anführen 
will :  „In  dem  Ueberschwemmungsgebiet  des  Irawaddi  sind  weite 
Strecken  mit  hohem  Grase  bestockt,  ein  undurchdringliches  Dickicht, 
o — 4  m  hoch,  bildend.  In  der  Provinz  Pegu  nehmen  diese  Savannen 
(Kaindoh,  Graswald  genannt)  gegen  500000  ha  ein  und  haben  im 
Thale  des  Irawaddi-Flusses  eine  Breite  unter  18°  n.  Br.  von  50  km. 
Vom  Juni  bis  August  stehen  diese  Gegenden  1  —  2  m  tief  unter 
Wasser.  Reisbau  ist  unmöglich,  denn  die  niedrige  Reispflanze  kann 
unter  einer  solchen  Wasserdecke  nicht  leben.  Die  Riesengräser 
aber  (mehrere  Arten  von  Saccharum  und  andere  Andropogoueen). 
welche  diese  Savannen  bilden,  gedeihen  vortrefflich.  Einige  Monate 
nach  dem  Ablauf  des  Wassers  tritt  die  trockene  Jahreszeit  ein,  und 
wenn  im  März  und  April  das  Gras  dürr  geworden  ist,  so  fegen  die 
Waldbrände  durch  das  Land,  und  das  Resultat  ist  eine  unabsehbare 
Fläche,  schwarz  von  verkohlten  Stoppeln.  Bald  aber  spriessen  die 
jungen  grünen  Halme  mächtig  aus  den  schwarzen  Stoppeln  hervor, 
ein   willkommenes  Futter    für    die    grossen   Büffelheerden    der  Bur- 


Oekonomische  Botanik.  (Pflanzenkrankheiten.)  23.1 

raant'ii.  Nur  einige  Baumarten  gedeihen  unter  diesen  exceptionellen 
Verhältnissen,  und  unter  diesen  ist  Bombax  Malabaricicm,  der  Baum- 
wollbaum, hervorzuheben,  der  laublos  in  der  heissen  Jahreszeit  im 
Schmuck  seiner  grossen  scharlachrothen  Blüten  an  den  quirlförmig 
gestellten  Zweigen  prangt." 

Schliesslich  kommt  Verf.  auch  auf  die  Waldverwüstung  in 
Nordamerika  zu  sprechen  und  drückt  dabei  die  vielleicht  etwas 
optimistische  Hoffnung  aus,  dass  es  über  kurz  oder  lang  auch  dort 
gelingen  werde,  der  Zukunft  ihr  Recht  zu  verschaffen  und  eine  ge- 
ordnete Waldwirtschaft  einzuführen. 

Jännicke   (Frankfurt  a.  M.). 

May,  W.,  Die  Rohrzucker-Culturen  auf  Java  und  ihre 
G  e  f  ä  h  r  d  u  n  g  d  u  r  c  h  die  S  e  r  e  h  -  K r  a  n  k  h  e  i  t.  (Botanische 
Zeitung.     1891.  p.  10—15.) 

Das  Zuckerrohr  {Sacchariim  officiiiarvm)  ist  die  ältere  und 
noch  bis  heute  eine  sehr  bedeutende  Quelle  für  die  Gewinnung 
des  Zuckers.  Es  gedeiht  nicht  bloss  in  der  tropischen  und  sub- 
tropischen Zone,  sondern  auch  über  diese  hinaus  in  dem  warmen 
Theiie  der  gemässigten  Zone,  wenn  nur  die  Gegend  vor  klima- 
tischen Bedrohungen  geschützt  ist.  Zur  üppigen  Entwicklung 
der  Pflanze  ist  feuchter,  jedoch  nicht  versumpfter  Boden  und 
feuchte  Luft  erforderlich ;  ist  letztere  durch  Seebrisen  gemildert, 
so  ist  dieses  für  die  Pflanze  noch  vorteilhafter.  Der  Boden  darf 
nur  wenig  Salze  enthalten,  doch  ist  ein  gewisser  Zusatz  von  Kalk 
unbedingt    nothwendig    zur  Gewinnung    von  zuckerhaltigem  Rohr. 

Das  Hauptproductionsgebiet  für  das  asiatische  Zuckerrohr 
ist  Java.  —  Was  die  Bodenart  betrifft,  welche  für  die  Zucker- 
rohrcultur  Java's  die  beste  ist,  so  wird  bald  dem  Lehmboden, 
bald  dem  Sand-  oder  dem  gemischten  Boden  der  Vorzug  gegeben. 
Am  Ende  der  Regenzeit,  dem  sogenannten  West- Monsun,  im  April 
und  Mai  eines  jeden  Jahres,  wird  in  der  Rege!  mit  der  Boden- 
bearbeitung für  den  Anbau  begonnen  und  dann  Ende  Juni  bis 
zum  Beginn  Juli  das  Auspflanzen  vollzogen.  Im  November  und 
December  ist  dann  die  Pflanze  soweit  entwickelt,  um  stärkeren 
Regengüssen  und  Winden  Widerstand  bieten  zu  können.  Ab- 
norme Witterungsverhältnisse ,  wie  z.  B.  ein  nasser  Ost- ,  ein 
trockener  West-Monsun  oder  das  verspätete  Eintreten  der  einen 
oder  der  anderen  Saison,  bleiben  meist  nicht  ohne  nachtheiligen 
Einfluss  auf  die  Qualität  des  Rohres.  Es  wird  in  Java  eine  grosse 
Anzahl  der  verschiedensten  Zuckerrohrarten  angebaut,  deren 
Varietäten  jedoch  noch  nicht  wissenschaftlich  festgestellt  sind. 
Am  häufigsten  findet  sich  das  sogenannte  „Tabu  item",  eine 
dunkelgefärbte  Varietät,  welche  n\\r\\  unter  dem  Namen  „Cheri- 
bonisches  Rohr"  bekannt  ist.  Ferner  eine  hellere,  manchmal 
gelblieh- gelbe  oder  hellrothe  und  in  anderen  Farben  vorkommende 
Art,  das  „Jap arasche  Rohr".  Diese  Sorten  werden  bisweilen 
10  bis  15  Fuss  hoch,  und  es  wiegen  die  einzelnen  Rohrstocke 
2—4  kg. 


232  Oekouomische  Botanik  (Pflanzenkrankheiten.) 

Die  Erntezeit  dauert  vom  Mai  bis  December,  für  die  meisten 
Fabriken  jedoch  nur  vom  Juni  bis  October.  Das  reife  Rohr  darf 
zur  Vermeidung  des  sonst  schnell  eintretenden  Saftrückganges 
nicht  unnöthig  auf  den  Feldern  gelassen  werden,  wo  dasselbe  dann 
sehr  schnell  austrocknen  würde.  Die  richtige  Bestimmung  des 
Höhepunktes  der  Reife,  bezw.  des  Zeitpunktes,  an  welchem  das 
Rohr  geschnitten  werden  muss,  ist  schwierig,  trotzdem  ist  ein 
gleichniässiger  Reifezustand  des  Rohres  von  sehr  grosser  Wichtig- 
keit, da  eine  gleichzeitige  Verarbeitung  verschiedenartiger  Säfte 
Nachtheile  in  der  Fabrication  mit  sich  führt.  —  Man  kann  das 
Rohr  entweder  mit  der  Wurzel  ernten,  oder  man  haut  es  ober- 
halb derselben  ab. 

Bekanntlich  hat  sich  seit  mehreren  Jahren  eine  sehr  bedenk- 
liche Krankheit  des  Zuckerrohres  auf  den  Plantagen  in  Java,  die 
sogenannte  „S  er  eh  "-Krankheit,  eingestellt,  welche,  wenn  sie  in 
dem  gleichen  Maasse  wie  bisher  fortschreitet,  die  ganzen  Culturen 
zu  vernichten  droht.  Diese  Krankheit  trat  zuerst  in  den  Jahren 
1879  und  1880  auf  und  hat  in  den  letzten  fünf  Jahren  in  besorg- 
nisserregender  Weise  zugenommen.  Vom  Westen  aus  sich  sehr 
schnell  bis  zum  äussersten  Osten  der  Insel  verbreitend  und  nur 
hier  und  du  einzelne  Striche  überspringend  oder  in  einzelnen  Be- 
zirken  milder  auftretend,  scheint  sie  gegenwärtig  am  verheerendsten 
in  Mittel-Java  zu  sein. 

Die  Krankheit  giebt  sieh  äusserlich  in  folgender  "Weise  zu 
erkennen:  Die  Zwischenglieder  des  Stockes  bleiben  kurz  und  die 
Blätter  erscheinen  infolge  dessen  dicht  aufeinander  gedrängt.  Es 
entstehen  zahlreiche  Luftwurzeln  und  oberirdische  Seiten  triebt-. 
Das  Rohr  entwickelt  sich  also  nicht,  wie  bei  den  gesunden  Pflanzen, 
zu  einem  hohen,  aufrechtstrebenden  Stengel,  sondern  es  bleibt 
klein  und  bildet  durch  seitliche  Ausschüsse  einen  fächerförmigen 
Blattbüschel.  Im  ärgsten  Stadium  der  Krankheit  wird  überhaupt 
kein  Rohr,  sondern  nur  Blätter  erzeugt.  In  zweiter  Linie  wird 
dann  auch  noch  die  Pflanze  von  zahlreichen  thierischen  und 
pflanzlichen  Schmarotzern  befallen. 

Ais  weitere  Krankheitsanzeichen  sind  noch  zu  nennen,  dass 
gewisse  Gewebepartien  des  Stockes  stark  geröthet  werden. 
Werden  aus  solchen  Pflanzen  geschnittene  Stecklinge,  ausgepflanzt, 
so  zeigen  auch  diese  eine  vermehrte  Röthuug  und  gehen  schliess- 
lich in  Verrottung  über. 

Die  kranken  Pflanzen  haben  einen  niedrigen  Zuckergehalt, 
dessen  Ausbeute  sehr  gering  und  überhaupt  nicht  mehr  lohnend 
ist.  Ferner  ist  auch  die  Qualität  des  Saftes  eine  sehr  schlechte, 
und  es  lässt  sich  der  im  Saft  vorhandene  Zucker  nicht  so  voll- 
ständig wie  gewöhnlich  gewinnen. 

Zur  Verhütung  der  weiteren  Ausbreitung  der  „Sereh"  werden 
jetzt  fast  überall  in  Java  von  den  Fabriken  eigene  Felder  angelegt 
zur  Erzeugung  von  Stecklingen,  sogenannten  „Bibit",  für  die  jähr- 
liehen Neuauspflanzungen,  während  früher  der  „Bibit"  immer  den 
Erntefeldern  selbst  entnommen  wurde.  Auch  wird  jetzt  seitens 
der    dortigen  Versuchsstationen    das  Augenmerk    mehr    als  früher 


Oekonomische  und   technische  Botanik      (Gährung.)  v;jj 

auf  die  rationellste  Düngung,  Sammlung,  Auspflanzung  und  Unter- 
suchung von  fremden  Rohrsorten  gerichtet. 

Die  Ursachen  der  Sereh -Krankheit  sind  noch  nicht  alle  mit 
Sicherheit  erkannt,  obwohl  die  abnormen  Erscheinungen  bei  den 
serehkranken  Pflanzen  einigermaassen  festgestellt  sind.  Man  hat 
die  Ursache  theils  in  der  Wirkung  von  Nematoden,  theils  in  der- 
jenigen von  Bakterien  gesucht,  auch  sollten  die  in  den  letzten 
Jahren  angewandten  neuen  Culturmethoden  hier  eine  wichtige 
Rolle  mitgespielt  haben;  es  sind  dieses  Alles  vorläufig  noch  Hypo- 
thesen, deren  Richtig-  oder  Nichtigkeit  hoffentlich  bald  von  der 
Wissenschaft  bewiesen  wird. 

Als  das  wirksamste  Mittel  zur  Bekämpfung  clor  Krankheit 
gilt  gegenwärtig  die  Benutzung  von  aus  serehfreien  Distrieten 
eingeführtem  Bibit,  wenngleich  sieh  auch  jetzt  schon  mit  der  Aus- 
breitung der  Krankheit  nach  Mittel-  und  Ost- Java  die  Beschaffung 
von  gesunden  Stecklingen  immer  schwieriger  gestaltet. 

Otto  (Berlin). 

Müller-Thurgau,  H.,  1 .  U  eb  e  r  d i e  V  e r ä n  d  e r  u n gen,  welche 
die  Edel  faule  an  den  Trauben  verursacht  und  über 
d  e  n  W  e  r  t  h  dieser  Erschein  u  n  g  f  ü  r  d  i  e  Weinpro- 
duktion. 2.  Welches  ist  die  geeignetste  Temperatur 
für  die  W  e  i  ng  ä  h  r  u  n  g  ?  Zwei  Vorträge  bei  G  e  1  e  g  e  n- 
heit  des  X.  deutschen  W  einbau  -  Co  n  gr  esses  in  Frei- 
burg in  Breisgau  am  10.  und  11.  Sept.  1887  gehalten. 
8°.  33  pp.     Mainz  (Ph.  v.  Zabern)   1888. 

Der  Inhalt  des  ersten  Vortrags,  der  ausführlicher  in  Thiels 
Landwirtschaftlichen  Jahrbüchern  (1888.  p.  83 — 100)  mitgetheilt 
wurde,  ist  bereits  im  Botanischen  Central blatt  Bd.  XXXV.  p.  94.) 
referirt  worden.  Aus  dem  zweiten  sei  Folgendes  wiedergegeben  :  Be- 
treffs des  Einflusses  verschiedener  Temperaturen  auf  die  Gährung  des 
Weines  muss  unterschieden  werden  zwischen  der  Einwirkung  auf  den 
Verlauf  der  Gährung  und  derjenigen  auf  die  Qualität  des  Productes.  Die 
Gährung  des  Mostes  tritt  um  so  früher  ein  und  wird  um  so  stürmischer, 
je  mehr  sich  ihre  Temperatur  30°  C  nähert.  Es  hört  aber  bei  hoher 
Temperatur  (28 — 30°)  die  Gährung  schon  auf,  bevor  sich  eine  genügende 
Menge  Alkohol  gebildet  hat,  und  so  können  diese  Grade  gegen  das 
Ende  nachtheilig  einwirken.  Bei  10°  dagegen  geht  Hefewachsthum 
und  Gährung  sehr  langsam  vor  sieh.  Die  günstigen  Temperaturen 
liegen  demnach  zwischen  15  und  2b°  C,  doch  lässt  sich  in  der 
Praxis  die  Gährung  nicht  bei  constanter  Temperatur  durchführen. 
Was  den  Einfluss  eler  Wärme  auf  die  Qualität  des  Weines  betrifft, 
so  bleibt  bei  höherer  Gährtemperatur  ein  grösserer  Zuckerrest,  als 
bei  niederer  zurück:  ferner  steigern  alle  Umstände,  welche  das 
Wachsthum  und  die  Lebensvorgänge  der  Hefe  lebhafter  machen, 
auch  den  Glyceringehalt  des  Weines:  auf  sein  Bouquet  üben  selbst 
Temperaturen  von  28  —  30°  keinen  ungünstigen  Einfluss  aus. 

Die  Verfahren ,  um  im  Moste  die  gewünschten  Temperaturen 
zu  erzielen,  sind  nach  äusseren  Umständen.  Witterung  zur  Lesezeit, 


234  Oekonomische  Botanik. 

Beschaffenheit  der  Trauben  u.  s.  w.  einzurichten.  Um  in  einem 
kalten  Herbst  eine  günstige  Gährungstemperatur  herzustellen  ,  hält 
es  Verf.  für  vorteilhafter,  das  Gährlocal  massig  zu  heizen,  als  den 
Most,  bevor  man  ihn  in  den  Keller  bringt,  zu  erwärmen.  Betreffs 
der  übrigen  für  die  Praxis  gegebenen  RathscMäge  sei  auf  das 
Original  verwiesen. 


•& 


Möbius  (Heidelberg). 


Colin,  H.,  W.,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugenden 
Micrococcus.  (Centralbl.  f.  Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 
Bd.  IX.    No.  20.    p.  653—655.) 

Nachdem  schon  Krüger  und  Weigemann  zwei  Bacillen 
beschrieben  haben ,  welche  durch  ihre  Einwirkung  die  Bildung 
bitterer  Milch  hervorrufen,  hat  nunmehr  Conn  aus  einer  Probe 
von  bitter  gewordenem  Rahm  einen  dritten  hierher  gehörigen 
Micrococcus  isolirt.  Derselbe  ist  von  ziemlicher  Grösse,  unbeweg- 
lich, aerobisch  und  wächst  langsam  unter  energischer  Verflüssigung 
des  Nährsubstrates,  welches  eine  ausserordentlich  schleimige  und 
zähe  Beschaffenheit  erhält.  In  Agar-Agarculturen  zeigte  sich  eine 
ausgesprochene  Neigung  zur  Kettenbildung,  in  Gelatineculturen 
dagegen  nicht.  In  sterilisirter  Milch  ist  das  Wachsthum  schnell 
und  die  Milch  wird  sehr  bitter.  Butter,  welche  aus  dem  inficirten 
Rahm  hergestellt  wurde,  zeigte  einen  ranzigen  Geruch  und  brenz- 
lichen  Geschmack,  eignete  sich  schlecht  zur  Aufbewahrung  und 
war  überhaupt  zur  Verwendung  untauglich. 

Kohl  (Marburg). 

Wilhelm,  G.,  Ein  lästiges  Unkraut.  [Das  Franzosenkraut. 
Galinsof/a  parviftora  Cav.]  (Oesterreichisches  Landwirtschaft- 
liches Centralblatt.     Jahrgang  I.     Heft  I  p.   1 — 7.) 

Bringt  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Biologie  und  geographischen 
Verbreitung  des  gefürchteten  Unkrauts,  denen  wir  als  Beleg  für 
die  rapide  Vermehrung  der  Pflanze  die  Angabe  entnehmen,  dass 
an  einem  Exemplare  bis  zu  36  851  Früchte  gezählt  wurden.  Die 
Keimfähigkeit  nur  zu  43,75  °/o  angenommen  (Durchschnitt  von  4 
Keimproben),  ergiebt  das  schon  eine  Pflanzenmenge  von  16 122. 
Ein  Theil  der  Samen  keimt  sehr  langsam,  erst  nach  Monaten, 
die  Keimkraft  bleibt  Jahre  hindurch  erhalten.  Als  Gegenmittel 
gegen  die  Weiterverbreitung  des  Eindringlings  wird  Verhinderung 
des  Blühens  und  Samentragens  durch  frühzeitiges  Jäten  und  Hacken 
als  einzig  wirksam   empfohlen. 

Behrens  I  Karlsruhe  l. 


Neue  Litteratur.  235 

Neue  Litteratur.^ 


Geschichte  der  Botanik: 

diedenkblatt  zur  Kerner-Feier  am  12.  November  1891.  Ausgegeben  vom 
Comit«'.  —  Adh.  Verzeichniss  der  Kerner'schen  Schriften.  8°.  24  pp.  Wien 
iFranz  Deudicke)  1891. 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten  etc.: 

Massee,  Gr.,  Tbe  plant  world:  its  past ,  present,  and  future:  an  introduction 
to  the  study  of  botany.  8°.  222  pp.  With  56  illustrations.  London  (Whittaker) 
1891.  3  s.   6  d. 

Prantl,  K.j  Lehrbuch  der  Botanik  für  mittlere  und  höhere  Lehranstalten. 
Bearbeitet  unter  Zugrundelegung  des  Lehrbuches  der  Botanik  von  J.  Sachs. 
8.    Aufl.    gr.  8°.  VIII,  355  pp.  mit  326  Fig.     Leipzig  (Engelmann)  1891.     M.  4.— 

Kryptogamen  im  Allgemeinen: 

Ravaud,  l'Abbe,  Guide  du  botaniste  dans  le  Dauphine.    Excursions  bryologiques 

et  lichenologiques,  etc.  I.  excursion ,  comprenant  les  environs  de  Grenoble. 
(Publication  du  Journal  „le  Dauphine'",  —  Bibliotheque  du  touriste  en  Dauphine.) 
8°.  68  pp.     Grenoble  (Drevet)   1891. 

Algen : 

Istvällffy,  Gr.  tle,  Sur  l'habitat  de  C'ystoclonium  purpurascens  dans  la  Mer 
Adriatique.     (Neptunia  1.    1891.    No.  7.)    8°.  2  pp. 

Pilze: 

Beyeriuck,  M.   W.,  Die  Lebensgeschichte    einer    Pigmentbakterie.     Mit  Tafeln. 

(Botanische  Zeitung.    1891.    No.  43.  p.   705—712.  No.  45.   p.   741  — 752.No.  46.. 

p.   757  —  770.) 
Bourqiielot,  E.,  Sur  la  presence  de  Famidon  dans    un  Champignon  appartenant 

ä  la  famille  des  Polyporees ,    le  Boletus    pachvpus.     (Journal  de  Pharmacie  et 

de  Chimie.     T.  XXIV.   1891.   No.  5.) 
Raciborski,    M.,    Pythium    dietyosporum,     ein    neuer    Parasit    von    Spirogyra. 

(Anzeiger  der  Akademie  der  Wissensch.  in  Krakau.    1891.  October.  p.  283 — 287). 

Flechten: 

Hlie,  l'Abbe.,  Lichens  de  Canisy  (Manche)  et  des  environs.  [Suite.]  (Journal  de 
Botanique.  V.    1891.  No.  21.  p.  366—372.) 

Muscineen : 

Bescherelle,  E.,  Musci  novi  guadelupenses.     [Syrrhopodon  laevidorsus,  Splachno- 

bryum    Mariei,    S.  julaceum,    S.  atrovirens,    Districhophyllum    Mariei.]    (Revue 

bryologique.      1891.     Nr.  5.) 
Russow,  E.,   Sur  l'idee  d'espece  dans  les  Sphaignes.     (Revue  bryologique.    1891 

No.  5.) 
Ventnri,    Les  Sphaignes  europeennes  d*apres  Warnsto  rf  et  Russow.    [Suite.] 

(Revue  bryologique.   1891.    No.  5.) 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 
Berckholz,  TVilly,  Beiträge   zur   Kentniss    der  Morphologie    und  Anatomie  von 

Gunnera  manicata  Lindm.     8°.  V,  19  pp.     Erlangen   1891. 
BlasS,  J.,  Untersuchungen    über    die    physiologische  Bedeutung  des  Siebtheiles 

der  Gefässbündel.     [Inaug.-Diss.]     Mit  2  Tafeln.     8°.    40  pp.      Erlangen    1891. 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  IJebersendung  von  Separat-Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe  der 
Titel  ihrer  neuen  Publicationen ,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redactiouen  anderer  Zeitschriften  werden 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen,  damit, 
derselbe  ebenfalls  schnell   berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.  Uhlworm, 
Terrasse   Nr.    7. 


236  Neue  Litteratur. 

Blieseniek,    Herrn.,     Ueber    die    Obliteration     der     Siebrühren.      [Inaug.-Diss.] 

Mit  1   Tafel.     8n.  G3  pp.     Erlangen   1*91. 
Claes,  Paul    et    Thyes,  Emile,    Morphologie    comparee    des  tests  des  Brassica 

oleracea,  napus,  rapa  et  nigra    et    des  Siuapis    alba  et   arvensis  avec  planches 

hors    texte.      'Extrait    du    Bulletin    de    l'agriculture.)      8°.     16    pp.     Bruxelles 

(P.   Weissenbruch)   1891.  Fr.   1.50. 

Darwin,  Charles,  De  la  fecondation  des  Orchidees  par  les  insectes  et  des  bons 

resultats    du    croisement.     Traduit    de    l'anglais    par    J.    Berolle.    2.    edit.  8°.. 

356   pp.     Avec   34  gravures  dans  le  texte.     Baris  (Reinwald  et  Cie.)  1891. 
Darwin,    Francis,     Le     geotiopisme    et    i'heliotropisme    des    plantes.      (Revue 

Scientifique.     Tome  XL VIII.   1891.  p.  461—  464.) 
Fanvelle,  Le  transformisme  dans  le  regne  vegetal.     (1.  c.  p.  513 — 519.) 
Holfert,  Johs.,    Die  Nährschicht  der  Samenschalen.     [Inaug.-Diss.]     8".    35  pp. 

2  Tafeln.     Erlangen   1891. 
Morara,  UgO.,    Composizioue    chimica    delle   foglie    del   Quercus  Cerris.     (Studi 

e  ricerche  instituite  nel  laboratorio  di  chimica    agraria    della    reale    universita 

di  Pisa.     Fase.  IX.) 
Müller.  H.  F.,   Ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  Verhalten  der  Kern-  zur  Zellsubstanz 

während  der  Mitose.     (Sep.-Abdr.)     8°.  10  pp.  mit  1   Tafel.     Leipzig  (Freytag) 

1891.  M.  0.80. 

Sigmund,   Ueber  fettspaltende  Fermente  im  Pflanzenreiche.  IL  (Sitzungsberichte 

der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien.     Mathem.-naturw.  Klasse. 

Abtheilung  I.    Band  C.  No.  5—7.) 
Strasburger,   E.,  Das  Protoplasma  und  die  Reizbarkeit.    [Rede.]    gr.  8°.  38  pp. 

Jena  (Gust.  Fischer)   1891.  M.   1.— 

Weismann,  A.,  Amphimixis    oder    die  Vermischung  der  Individuen,     gr.  8°.  VI, 

176  pp.   mit  12  Textfig.     Jena  (Gustav  Bischer)   1891.  M.  3.(50. 

Weiss,   Entwicklungsgeschichte  der  Trichome  im  Corollenschlunde  von  Pinguicula 

vulgaris  L.  (Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien. 

Mathem.-naturw.  Klasse.     Abtheilung  I.    Band  C.  No.  5 — 7.) 
Zawada,    Karol,.    Das     anatomische   Verhalten    der  Palmblätter    zu  dem  System 

dieser  Familie.     [Inang.-Diss.]     8°.  40  pp.     Erlangen   1891. 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

Baillon.     IL,     Histoire     des     plautes.      T.     XL:     Monographie     des     Eb.ua 

Oleacees  et  Sapotacees.     8°.  221   p.      Paris  (Hachette  et  Cie.)  1891.      Fr.  4.— 
Boerlage,  J.   Gr.,  Handleiding  tot  de   kenuis    der    flora  van  Xederlandsch  Indie. 

Beschrijving  van   de  f amilies  en  geslachten  der  nederl.  indische  Phanerogamen. 

Deel    II.      üicotyledones    Gamopetalae.      Stuk    1.      Inferae    —     Heteromerae. 

Farn.   LXVII.      Caprifoliaceae  —    Farn.  LXXXII.      Styracaceae.      8".    3-22  pp. 

Leiden  (E.  J.  Brill)   1891. 
Brancsik,  (.'.,    Ket    kiränduläs    a    Sztrazsö-hegysegbe    Zliecho  közeleben.    [Zwei 

Ausflüge  auf    den    Berg  Strazso].     (Jahresber.  d.  naturw.  Vereins  in  Treucsin. 

1890/91.  p.  1  —  9.) 
Buchholz,     P.j     Hülfsbücher    zur     Belebung     des     geographischen     Unterrichts. 

1.  u.  2.  Aufl.     Pflanzen-Geographie.  8°.    XII,   106.  pp.     Leipzig  (Hinrichs)  1891. 

M.   1.60. 
Chanel,   L.,  Enumeratio   plantarum  anuis  1888,  1889,  1890  et  1891  in  Macedonia 

austraii  collectarum.    (Oesterr.  botan.  Zeitschr.  XVi.  1891.  No.  11.  p.  374— 375.) 
Freyn,  J.,  Plautae  novae  Orieutales.    IL     (1.  e.  p.  361     365.) 
Halacsy,  E.V.,  Beiträge  zur  Flora  der  Balkanhalbinsel.   VI.     (I.e.  p.  370—372.) 
Majerszky,    Ad.    V.,      Pflanzengeographisches    aus    dem    Trencsiner    Comitate. 

(Jahresber.  des  naturw.   Vereins  in  Treucsin   1890/91.     p.    10—18.) 
Oborny,  A.,    Flora    von    Oesterr  eich-Ungarn,  Mähren.     (Oesterreichische  botan. 

Zeitschrift.    1891.    No.   11.  p.  387-394.) 
Parmentier,  Paul.  Contribution    ä  l'etude    du    genre  Pulmonaria.     (Extrait 

Memoires  de.  la  Societe    d'öinulation  du    Doubs,    seance    du    14    fevrier   1881.) 

8°.  24  pages.     Besancon  (imprim.  Dudivers)  1891. 
Rechinger,  Karl,    Ueber  Hutchinsia    alpina  R.  Br.  und  Hutchinsia    brevicaulis 

Hopp-.    Mit  Tafel.    (Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  XLI.  1891.  No.  11.  p.  372— 373.) 
Sahransky.  H.,   Weitere   Heiträge  zur  Brombeerenflora    der  Kleinen  Karpatheu. 

(1.  c.  p.  375  —  379.) 


Neue  Litteratur.  2'67 

Waisbecker,  A.,  Köszeg  es  oidekenek  eddnyes  növe  nvei.  8°.  70  pp.  Köszeg 
(Feigl  Gyula)  1891. 

Wettstein,  Richard  von,  Untersuchungen  über  Pflanzen  der  österreichisch- 
ungarischen  Monarchie.  I.  Die  Arten  der  Gattung  Gentiana  aus  der  Section 
„Endotricha"  Fröl  -Mit  1  Tafel  und  1  Karte.  (Oesterr.  botan.  Zeitschrift. 
XLI.  1891.  Ko.   11.  p.  367—370.) 

Palaeontologie : 

Call,  R.  Ellsworth,    The    tertiary    silicified  woods  of  Eastem   Arkansas.     (The 

American  Journal  of  Science.    Vol.  XLII.     1891.   p.  394 — 401.) 
Edwards,  Arthur  M.,  Report    of  the    examination    by  means  of  the  microscope 

of  specimens  of  infusorial    earths    of  the  Pacific  Coast    of   the    United  States. 

(1.  c.  p.  369—384.) 
Sandberger,  V.,  Bemerkungen    über    pflanzenführende    Schichten    des    obersten 

Mitteldevons    in    Nassau    und    Westfalen.     (Neues    Jahrbuch    für    Mineralogie, 

Geologie  und  Paläontologie.     1S91.    II.  No.  3.) 
Schulz,  Gustav,  Der  Bernstein.  III.  Der  Bernsteinhandel.   [Schluss.]  (Prometheus. 

Illustr.   Wochenschrift  über  die  Fortschritte  der    angewandten  Naturwissensch> 

Jahrg.  III.   1891.   Nr.  4.) 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

Kartig,    Robert,    Traite    des    maladies    des    arbres.      Traduit    snr    la    2.    edit. 

allemande  par  J.  Gerschel  et   E.  Henry,     gr.  8°.    XII,  316  pp.     Avec  137  flg. 

dans  le  texte  et  une  planche  eu  couleurs.    Nancy  (Berger-Levrault  et  Cie.)  1891. 
Maglliu,  Aul.,  Observation  sur  le  parasitisme  et  la  castration  chez  les  Anemones 

et  les  Euphovbes.    Avec  fig.    (Extrait    du     Bulletin  scientifique    de  la  France  et 

de    la    Belgique.     T.    XXIII.)  8°.  25  pp.     Paris  (Carre)  1891. 
Massa,  €.,  Nozioni  elementari   teorico-pratiche  sulla  fillossera  e  sui  rimedi  per 

combatterla.     (Laboratorio    di    entomologia  agraria    e    patolugia  vegetale    delP 

Agricoltore  calabro-sicnlo.)     8°.  32  pp.     Catania  (tip.  di  L.   Kizzo)   1891. 
Mnri,  Antonio,    In    quäl    modo    opera   lo  zolfo    snllo  oidio    delle  viti.     (Studi  e 

ricerche    instituite    nel    laboratorio    di    chimica    agraria    della  r.  universitä  di 

Pisa.     Fase.  IX.   1891.) 
Sadebeck,  R.,  Kritische  Untersuchung    über    die    durch  Taphrina-Arten  hervor- 
gebrachten Baumkraiikheiteu.     [Ans:   „Jahrbuch  der   Hamburger  wissenschaftl. 

Anstalten."]    8°.  37  pp.  mit  5  Tafeln.    Hamburg  (Gräfe  &  Sillem)  1891.     M.  4.— 
Sestini,   F.,  Avvertimenti    a    chi    deve    fare    uso    del    solfato  di  rame  contro  la 

peronospora.     «Studi    e   ricerche    instituite    nel    laboratorio  di  chimica  agraria 

della  r.  universitä  di  Pisa.     Fase.  IX.   1891.) 
Targioni  Tozzetti,  Adolfo,    Sopra    aleuui    nuove    emnlsioni    insettieide.      (Atti 

delia    r.    accademia    eeonomico-agraria    dei    Georgotili    di    Firenze.     Serie    IV. 

Vol.  XIV.   1891.  Disp.  2—3.) 
—   — ,    Prove    sperimentali     intorno    agli    effetti    di    varie    emulsioni    insettieide 

sopra  le  viti.     (1.  c.) 
Vannuccini,   Vanuucio,  Esperienze    per    la    distruzione    delle    orobanche    delle 

fave.     (1.  c.) 
Viala  P.  et  Sauvageau,  C,  Sur  quelques  Champignons  parasites  de  la  Vigne. 

[Fin.]     (Joural  de  Botanique.  V.   1891.  No.  21.  p.  357—365.) 

?*ledicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Ball,  M.  Y.j  Essentials  of  Bacteriology :  being  a  concise  and  systematic 
introduetion  to  the  study  of  Micro-Organisms  for  the  use  of  students  and 
practitionsrs.  With  77  illustrations,  some  in  colours.  [Saunders'  question 
compeuds,  No.   20.]     8°.  159  pp.     Philadelphia  (W.  B.  Saunders)  1891. 

Culbreth,  D.  M.  R.,  To  what  extent  should  the  study  of  botany  be  compulsory 
in  Colleges  of  Pharmacy.  And  what  are  the  best  methods  of  giving  Instruction 
in  that  braneb.  So  as  to  make  it  interesting  to  the  studeut.  (Bulletin  of 
Pharmacy.     1891.    p.  405—408.) 

Hegewald,  Die  Citrone,  die  Pomeranze,  die  Zwiebel,  deren  grosse  Heilkraft  und 
weitgehende  Verwendung.  Nebst  einer  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Haus- 
mittel, die  auch  bis  zur  Ankunft  des  Arztes  gebraucht  werden  können.  2.  Aufl. 
gr.  8°.   54  pp.     München  (Konrad  Fischer)   1891.  M.  — .75. 


238  Neue  Litteratur. 

Jaiumes,  Ludowic,  Manuel  de  l'etudiant  en  pharmacie.  Aide-memoire  de 
botanique  pharmaceutique  pour  la  pn'paration  du  deuxieme  exameu.  8°.  288  pp. 
Avec   173  tig.  dans  le  texte.     Paris  (J.  B.  Bailiiere  et  fils)  1892.  Fr.  3  — 

Jungfleisch,  Sur  la  production  de  la  saiitonine.  (Journal  de  Pharmacie  et  de 
Chimie  T.  XXIV.     1891.     No.  6.) 

Mace,  E.,  Traite  pratique  de  bacteriologie.  2e.  edition,  revue  et  augmentee, 
avec  201  tigures  dans  le  texte,  noires  et  coloriees.  Partie  II.  8°.  VII  pp. 
et    481   ä   744,  titre  et  preface,  fin.     Paris  (J.  B.  Bailliere  et  fils.)   1892. 

Maiden,  J.  H.,  Notes  on  Eucalyptus  oils.  (Bulletin  of  Pharmacy.  1891.  p.  461 
—464.) 

Planchon,  Louis,  Les  Aristoloches,  etude  de  matrere  medicale.  gr.  8°.  266  pp. 
Montpellier  (Hanielin  freres)   1891. 

Repetitorilini,  Kurzes,  der  Bakteriologie  (Methode,  Verfahren  und  Technik,  sowie 
(Systematik  der  pathogenen  Mikroorganismen)  als  Vademecum  für  Studirende 
und  praktische  Aerzte.  Gearbeitet  nach  den  Werken  und  Vorlesungen  von 
Babes,  Baum  garten,  Eisenberg  etc.  8°.  VI,  52  p.  Wien  (Bieitenstein) 
1891.  M.  1.10. 

Stockwell,  G.  Arcllie,  Eucalyptus  oil  and  eucalyptol.  (Bulletin  of  Pharmacy. 
1891.  p.  447-453.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Ackermann,  E.,   Aualyses    des    vins    blaues    du    cantou    de    Geneve    et    essais 

comparatifs  sur  les  methodes  de  uosage  du  residu  sec   des  vins.     [These.]     8°. 

34  pp.     Geneve  (H.  Georg)   1890.  Fr.   1.— 

Audibert,  J.  F.,  Ce  qu'il  faut  connaitre  et  employer    pour    faire    le    vin    ou  le 

eidre,  l'ameliorer,    le  claritier,  le  conserver.     163e    edit.     8°.    (34  pp.     Avec  flg. 

Marseille  (Achard  et  Cie.)  1891.  Fr.   1.50. 

Briers,  Frederic  et  Schreiber,  Constant,  Tableaux  et  discu6sion  de  quelques 

aualyses  botaniques  de  pres  ä    faucher.     (Extrait    du  Bulletin   de  l'agriculture. 

1891.)     8°.  36  pp.     Bruxelles  (P.   Weissenbruch)   1891.  Fr.  1.50. 

Core,  F.,  L'agriculture  en  France  et  en  Algerie.     8U.    264  pp.     Paris  (Charaire 

et  fils)   1891. 
Entleutner,  A.,  Die    immergrünen  Ziergehölze  von  Süd-Tirol.     Mit  114  Abbild. 

auf  73  Tafeln    nach    Federskizzen  des  Verf.    und    8    Lichtdruck-Bildern    nach 

photographischen  Aufnahmen.      8°.    173  pp.      München  (Konr.   Fischer)    1891. 

M.  15. — 
Gentiluomo,  A.,    Analisi    chimica    della    Cynara    Scolyinus  (Carciofo    comuue). 

(Studi  e  ricerche  instituite  nel  laboratorio  di  chimica  agraria  della  r.  universitä 

di  Pisa.     Fase.  IX.    1891.) 
Girling,  ß.  N.,  Notes  on  the  Orange  and  Lemon,    and    their    eultivation  in  the 

Southern  States.     (Bulletin  of  Pharmacy.    1891.     p.  408—409.) 
Heckel,  Edouard,    Sur    le  bunya-bunya  (Araucaria  Bidwilli  Hook).    Son  utilite 

et  son  aeclimatation  en  Algerie    et    dans    nos  colonies  fraucaises.     (Extrait  de 

la  Revue  des  sciences    naturelles    appliquees.     1891.    No.  16,  20.)     8  .    16  pp. 

Versailles  (Cerf  et  fils)  1891. 
Hehn,  Yict.,  Cultivated    plants  and    domestic   animals  on  their    migration    from 

Asia    to    Europe.      8°.     530    pp.      London    (James    Steven    Stallybrass)    1891. 

10  sh.   6  d. 
Holuby,    JOS.,    Die    Holzgewächse    des    Bosaczthales    und    deren    Verwendung. 

(Jahresbericht  des  naturwissensch.  Vereins  in  Trencsin.     1890/91.  p.  89     115.) 
Jouffroy,    G.,     L'agriculture    dans    le    departement    de    1'AUier.      (Extrait    des 

„Departements  francais.")     8°.   76  pp.     Moulins  (Auclaire)   1891. 
Jouzier,  E.,  Greffage  de  la  vigne  eu  ecusson    et    en    fente    herbaeee.     Avec  fig. 

(Extrait  des  Annales    de   lTnstitut    national    agronomique    T.    XII.  1887.)     8  . 

16  pp.     Nancy  (Berger-Levrault  et  Cie.)  1891. 
,  La  viticulture    ä    Tokay    (Hongrie).      (Extrait    des    Annales    de    lTnstitut 

national    agronomique.    T.    XII.    1887.)     8°.    33    pp.      Nancy    (Berger-Levrault 

et  Cie.)  1891. 
Keim,  Willi.,   Studien  über  die  chemischen  Vorgänge  bei  der  Eutwickelung  und 

Keife  der  Kirschfrucht,  sowie  über  die  Producte  der  Gährung  des  Kirschsaftes 

und  Johannisbeersaftes    mit  Einschluss    des  Farbstoffes  von  Kibes  nigrum  und 


Neue  Litteratur.  —  Personalnachrichten.  239 

Ribes  rubrum.  [Inaug.-Diss.]  8°.  38  pp.  mit  1  Tafel.  Wiesbaden  (J.  F.  Berg- 
mann)  1891.  M.   1. — 

Larbaletrier,  Albert,  Les  engrais  et  la  fertilisation  du  sol.  [Bibliotheque  de 
connai.ssances  utiles.j  8°.  VIII,  352  pp.  Avec  74  fig.  interealees  dans  le  texte. 
Paris  (J.  B.  Bailliere  et  fils)   1891. 

—  — ,  Le  Tabao.  Etudes  historiques,  chimiques,  agronomiques,  industielles, 
hygieniques  et  fiscales  sur  le  tabac  ä  fumer ,  ä  priser  et  ä  mächer.  Manuel 
pratique  ä  l'usage  des  consommateurs,  amateurs,  planteurs  et  depitants.  8°. 
IV,  307  pp.     Paris  (Reiuwald  et  Cie.)  1891.  Fr.  3.— 


Personalnachrichten. 


Dev  bisherige  Docent  an  der  Technischen  Hochschule  in  Darm- 
stadt, Dr.  A.  Hausen,  ist  als  Nachfolger  des  Geh.  Raths  Hoffmaiiii 
zum  ord.  Professor  der  Botanik  in   Giessen  ernannt  worden. 

Privatdocent  Dr.  E.  v.  Esiuarcli  in  Berlin  ist  als  ausserordent- 
licher Professor  für  Hygiene  nach  Königsberg  berufen. 

An  der  Universität  Krakau  ist  der  bisherige  ausserord.  Professor 
an  der  Hochschule  f.  Bodenkultur  in  Wien,  Dr.  L.  Adametz,  zum 
ausserord.  Prof.  für  Thierzuchtlehre  mit  Titel  und  Charakter  als 
ordentl.   Professor  ernannt  worden. 

Prof.  Dr.  Gr.  Haberlaudt  in  Graz  trat  im  Verlaufe  des  Monats 
October  eine  längere  Studienreise  nach  Buitenzorg  auf  Java  an. 

Mit  Prof.  Goebel  ist  auch  Dr.  C.  Giesenliageil  nach  München 
übergesiedelt. 

Dr.  E.  Palla  hat  sich  als  Privatdocent  für  Botanik  an  der 
Universität   in  Graz  habilitirt. 

Am  8.  October  starb  in  Wien  der  in  Botanikerkreisen  wohl- 
bekannte ehemalige  Leibarzt  des  Schah N asr- Edin  von  Persien, 
Dr.  J.  E.  Polak,  im  Alter  von  71  Jahren.  Vom  Jahre  1851  bis 
1860  weilte  er  in  Persien  und  leistete  in  dieser  Zeit  Ausserordent- 
liches für  die  geographische  und  naturwissenschaftliche  Erforschung 
des  Landes  Nach  Wien  zurückgekehrt,  widmete  er  sich  der  Be- 
arbeitung der  Ergebnisse  seiner  Studien  und  sorgte  durch  eine 
ganze  Reihe  von  Expeditionen,  die  er  auf  eigene  Kosten  veran- 
staltete, für  die  weitere  Durchforschung  des  Landes.  Als  die  be- 
deutendsten derselben  seien  erwähnt  eine  von  ihm  selbst  in  Ge- 
meinschaft mit  Tli.  Pickler  und  Dr.  F.  Wähner  im  Jahre  1881 
unternommene  Reise,  die  Reise  Dr.  0.  Stapf  S  im  Jahre  1885, 
ferner  Unternehmungen  der  Geologen  Dr.  A.  Rodler  und  des  Herrn 
J.  A.  Knapp.  Auch  für  alle  anderen  naturwissenschaftlichen, 
speziell  botanischen     Unternehmungen    bekundete    der    Verstorbene 


240 


Corrigendum.  —  Inhalt. 


stets  ein  lebhaftes  und  forderndes  Interesse.  Nach  ihm  sind  meh- 
rere Arten  benannt,  auch  ein  Labiaten-Genus  wurde  von  Dr.  Stapf 
Polakia    benannt.  (Oesterr.    Bot.    Zeitschr.) 


Corrigendum. 

In    dem    Referate:    Hue,  A.?  Lichens    de  Canisy    in    Nr.    45-46    des 
„Bot.  Centralbl."  ist  zu  lesen: 

Seite  175: 
Zeile  19  von  oben:    können  statt  kann; 
Zeile  12  von  unten:    schliessend  statt  zu  schliessen. 

Seite   176: 
Zeile  18  von  oben  setze  vor  zusammengefasst :    begriffenen. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche  Original- 
iVIitt.heilungen. 


Treiber,    lieber    den    anatomischen 
Stammes  der  Asclepiadeen,  p.  209. 


Bau    des 


Botanische  Gärten  und 
Institute,  p.  218. 

Instrumente,  Präparations-  und. 
Conservations-JMethoden  etc. 

Marpmann,  Mittheilnngen  aus  der  Praxis,  p.  218. 

Referate. 

Brandts,  Der  Wald  in  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika,  p.  230. 

Conn,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugenden 
Micrococcus,  p.  234. 

Huth,  Monographie  der  Gattung  Caltha,  p.  225. 

—  — ,  Revision  der  Arten  von  Trollius,   p.  226. 

Jost,  Ueber  Dickeuwachsthum  und  Jahresring- 
bildung, p.  222. 

Kronfeld,  Haynald  als  Botaniker,  p.  219. 

May,  Die  Rohrzueker-Culturen  auf  Java  und 
ihre  Gefährdung  durch  die  Sereh-Krankheit, 
p.  231. 

Miczynski,  Ozmarzaniu    tkanek  gruszy,    p.  228. 

Müller,  Lichenologische  Beiträge,  p.  221. 

Miiller-Tkurgau,  1.  Ueber  die  Veränderungen, 
welche  die  Edelfäule  an  den  Trauben  ver- 
ursacht und  über  den  Werth  dieser  Er- 
scheinung für  die  Weinproduction.  2. 
Welches  ist  die  geeignetste  Temperatur  für 
die  Weingährung  ?     Zwei    Vorträge    bei    Ge- 


legenheit des  X.  deutschen  Weinbau-Con- 
gresses  in  Freiburg  in  Breisgau  am  10.  und 
11.  Sept.  1887  gehalten,  p.  233. 

Protits,  Vergleichend-anatomische  Unter- 
suchungen über  die  Vegetationsorgane  der 
Kerrieen,   Spiraeen    und  Potentilleen,    p.  224. 

Boss,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige  Fälle 
von  Mykosis  im  Menschen,  p.  227. 

Viala,  Pierre  et  Boyer,  Sur  un  Basidiomycete 
inferieur,  parasite  des  grains  de  raisin,  p.  219. 

Wilhelm,  Ein  lästiges  Unkraut,  p.  234. 

Willkomm,  Illustrationes  florae  Hispaniae 
insularumque  Balearium,  p.  226. 

Zittel,  Handbuch  der  Palaeontologie.  II.  Ab- 
theilung.  Palaeophytologie  von  Ph.  Schimper 
und  A.  Schenk,  p.  226. 

Neue  H.itteratur,  p.  235. 

Pei'sonalnaohriohten : 

Dr.     Adametz,     ausserordentlicher     Prof.     für 

Thicrzuchtlehre  in  Krakau,  p.  239. 
Dr.    v.    Esmarch,    ausserordentl.    Professor     in 

Königsberg,  p.  239. 
Dr.  Giesenhagen,  nach"München  übergesiedelt, 

p.  239. 
Prof.      Dr.     Haberlandt,      Studienreise      nach 

Buitenzorg,  p.  239. 
Dr.   Hansen,  ord.  Professor  in  Giesen,  p.  239. 
Dr.  Palla,   Privatdocent   an    der  Universität  in 

Graz,  p.  239. 
Dr.  Polak  (f),  p.  239. 

Corrigencla,  p.  240. 


Ausgegeben  :  äff.  November  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Gasse!. 


Band  XLVIII.  No.  9.  XII.  Jahrgang. 

V  REFERIRENDES  ORGAN  ^ 

für  das  Gesammtgebiet  der  Botanik  des  In-  nnd  Auslandes. 

Herausgegeben 

outer  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  TJhl worin  und  Dr.  F.  0.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Vereins  in  München,  der  Botaniska  Sällskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Sectio«  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvctenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanäseben  Geseilschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsinsfors. 


Nr.  48. 


Abonnement  für  das  halbe  iahr  (2  Bände)  mit  14  M. 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Original-Mitt-heilungen. 


Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der 

Asclepiadeen. 

Von 

Karl  Treiber 

aus  Heidelberg. 
Mit  2  Tafeln. 


(Fortsetzung.) 

Das  Auftreten  von  Milchröhren  in  der  Rinde  ist  für  die 
Asclepiadeen  constant ;  dieselben  sollen  später  mit  denjenigen  des 
Marks  zusammen  besprochen  werden. 

Schliesslich  sei  noch  einiger,  von  anderer  Seite  für  eine  Ascle- 
piadee  schon  beschriebener,  interessanter  Gebilde  Erwähnung  gethan, 
die  sich  in  der  Rinde  des  Stammes  vorfinden.  Es  sind  dies  die  von 
Borscow1)  für  Ceropegia  aphylla  beschriebenen  Höckerchen  auf 
dem    Rande    der    Porenplatten    der    Rindenparenchymzellen.     Diese 


*)  Borscow,  1.  c,  p.  344  ff. 
Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  16 


242   Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Ba  i  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

Höcker  wurden  im  Laufe  meiner  Untersuchungen  im  Stamm 
mehrerer  Asclepiadeen  gefunden ;  besonders  reichlich  treten  sie  in 
der  Rinde  von  Cynoctonum  angustifolium  Dcne.  auf.  Eine  genauere 
Untersuchung  dieser  Gebilde  wurde  ausgeführt  bei  Ceropegia 
Sandcrsoni  Dcne.,  derjenigen  Form,  bei  welcher  mir  dieselben  zum 
ersten  Mal  vorkamen. 

Hier  sind  die  Höckerchen,  die  dem  Rand  der  Porenplatten  auf- 
sitzen, besonders  in  älteren  Stämmen  gross  ausgebildet,  während 
dieselben  in  jüngeren,  wo  die  Intercellularen  ziemlich  klein  sind, 
nur  angedeutet  sind,  oder  noch  ganz  fehlen.  Am  stärksten  und 
zahlreichsten  entwickelt  fand  ich  dieselben  stets  da,  wo  schon  Kork 
gebildet  war.  Sie  sind  nicht  auf  allen  Porenplatten  vorhanden, 
sondern  es  sind  auch  viele  der  letzteren  gegen  die  Intercellularen 
hin  ganz  glatt  begrenzt.  Es  finden  sich  jedoch  nicht  nur  solche 
weissglänzende,  stark  lichtbrechende  Höckerchen  auf  dem  Rande  der 
Porenplatten,  sondern  die  Intercellularräume  sind  häufig  von  ganzen 
Stäbchen  oder  feinen  Fäden  durchsetzt,  die  von  einer  Porenplatte 
durch  den  Intercellularraum  hindurch  zu  einer  benachbarten  hin- 
laufen. Die  Höckerchen  haben  eine  halbkugelige  Gestalt,  vergl. 
Fig.  IV  und  V,  Taf.  II;  die  Stäbchen  sind  entweder  spitze,  stachel- 
artige Gebilde,  oder  sie  tragen  am  Ende  einen  kleinen  runden 
Knopf,  oder  sie  sind  stiefeiförmig  etc.  Es  können  2  solcher  Stäbchen 
in  ihrem  Verlauf  zu  einem  einzigen  verschmelzen,  so  dass  sie  einen, 
wenn  auch  nur  kleinen  doch  deutlich  sichtbaren  freien  Raum 
zwischen  sich  lassen. 

Sowohl  die  Höckerchen  als  die  Stäbchen  und  Fäden  bestehen 
aus  der  gleichen  Substanz  und  zeigen  folgendes  chemische  Ver- 
halten : 

Sie  verschwinden  sofort  bei  einem  Macerationsversuch  mit  dem 
Schulze' sehen  Gemisch  (chlorsaures  Kali  und  Salpetersäure); 
ebenso  bei  einem  Macerationsversuch  mit  stark  verdünnter  Kalilösung. 
Ein  Versuch,  mit  dieser  letzteren  bei  niedrigerer  Temperatur 
(30° — 40°  C.)  durch  längere  Einwirkung  Maceration  hervorzurufen, 
gelang  nicht;  die  Schnitte  blieben  ca.  6  Tage  unverändert;  bei 
zunehmender  Temperatur  in  derselben  Flüssigkeiten  belassen,  ver- 
schwanden die  H.Öckerchen  und  Stäbchen  bei  60° — 70°  C.  Kalte 
concentrirte  Kalisösung  bewirkt  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
(15°  C.)  keine  Veränderung;  Ammoniak  ebenfalls  nicht.  Con- 
centrirte Schwefelsäure  dagegen  wirkt  sofort  zerstörend  auf  diese 
Gebilde  ein,  noch  bevor  die  Membranen  der  Parenchymzellen  zerstört 
werden.  Chlorzinkjod  färbt  die  Membran  der  Rindenparenchym- 
zellen  gelb,  die  Porenplatten  intensiv  blau,  wobei  die  Poren  deut- 
lich durch  ihre  Helle  hervortreten ;  die  Höcker  und  Stäbchen  färben 
sich  hierbei  nicht. 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bestehen  diese  Gebilde  aus 
einer  gummi-  oder  schleimartigen  Substanz,  welche  entweder  von 
den  Zellen  ausgeschieden  wird,  oder  schon  zwischen  denselben  im 
jungen  Zustand  eingelagert  ist,  und  beim  Auseinanderweichen  der 
Zellen  ausgezogen  wird  in  Stäbchen,  die  sich  dann  zwischen  zwei 
Porenplatten  ausspannen  und  bei  noch  weiterem  Auseinanderweichen 


Treiber,   Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiad«en.    243 

zerreissen  und  so  dem  Rand  der  Platte  als  Höcker  aufgesetzt  er- 
scheinen. Dies  wird  noch  wahrscheinlicher  dadurch,  dass  bei  zwei 
benachbarten  Porenplatten  die  Höcker  oder  Stäbchen  oft  genau 
correspondirend  stehen. 

Es  konnte  nicht  mit  Sicherheit  ermittelt  werden,  ob  diese  Ge- 
bilde mit  einer  feinen  Membran  überkleidet  sind  oder  nicht;  da- 
gegen spricht  der  Umstand,  dass  sie  so  sehr  rasch  von  Säuren 
angegriffen  werden,  dafür  jedoch  derjenige,  dass  dieselben  bei  ver- 
schiedenen Färbungen,  z.  ß.  mit  Methylenblau,  am  Rande  einen 
dunkleren  Saum  zeigen,  der  jedoch  vielleicht  auch  auf  eine  Ver- 
änderung der  äussersten,  an  die  Intercellularen,  also  an  Luft 
grenzenden  Schichten  der  Substanz  der  Höckerchen  zurückgeführt 
werden  könnte. 

Ihrer  ganzen  Beschaffenheit  und  ihrem  chemischen  Ver- 
halten nach  erinnern  diese  Gebilde  lebhaft  an  die  von  Schenk1) 
beschriebenen  Stäbchen  in  den  Parenchym-Intercellularen  der 
Marattiaceen,  doch  sind  sie  bei  den  Asclepiadeen  viel  kleiner  und 
seltener  als  bei  jenen. 

Es  dürfte  von  Vortheil  sein,  vor  der  Besprechung  der  übrigen 
Gewebe  kurz  die  Entwicklung  des  Gefässbündelsystems  zu  be- 
trachten. Dieselbe  wurde  untersucht  an  mehreren  Formen,  meist 
^IscZ^/irts-Arten  (Asclepias  Curassavica  L.,  A.  fascicularis  DC),  und 
es  ergab  sich  im  Wesentlichen  Folgendes : 

Zunächst  ist  zu  bemerken,  dass  sich  in  keinem  Zustand  scharf 
getrennte  Procambiumstränge2)  unterscheiden  lassen,  sondern  dass 
bereits  ein  Querschnitt  dicht  unterhalb  des  Vegetationspunktes 
einen  Ring  von  kleinzelligem  Gewebe  zeigt,  welcher  sich  durch 
die  geringe  Gröäse  seiner  Zellen,  ihre  polygonale  Gestalt  und  die 
helle  Färbung  ihres  Inhalts  von  den  rundlichen  Zellen  der  Rinde 
und  des  Markes  deutlich  abhebt.  Aus  diesem  kleinzelligen  Gewebe, 
das  als  Procambiumring  bezeichnet  werden  kann,  differenziren  sich 
nicht  nur  die  Xylem-  und  Phloemelemente  und  das  zwischen  ihnen 
liegende  Cambium,  sondern  auch  die  Bastfasergruppen. 

Zuerst  werden  an  der  inneren  und  äusseren  Grenze  des 
Procambiumringes  Gruppen  sehr  kleiner  Zellen  sichtbar,  welche 
durch  Theilungen  von  Procambiumzellen  entstehen,  und  von  denen 
die  inneren  die  Anlage  des  primären  endoxylären  Phloems,  die 
äusseren  diejenige  der  Bastfaserbündel  sind.  Alsdann  treten  in 
dem  Gewebe  des  Procambiumringes  tangentiale  Theilungen  auf, 
welche  sich  gleichmässig  auf  den  ganzen  Ring  erstrecken  und 
wodurch  derselbe  sich  verbreitert;  hierdurch  werden  die  an  seiner 
Aussen-  und  Innengrenze  liegenden  Zellgruppen  auseinander- 
geschoben.    Hierauf  tritt  innerhalb  der  Bastfasergruppen  ein  neuer 


l)  Schenk:  „Ueber  die  Stäbehen  in  den  Parenchym-Intercellularen  der 
Marattiaceen."'  (Berichte  der  deutsch,  bot.  Gesellschaft.  Jahrg.  1886.  Bd.  IV. 
Heft  III. 

'-')  de  Bary  (1.  c.  p.  471)  erwähnt  bereits  das  Zusammenfliessen  der  Biatt- 
spurstränge  zu  einem  Ring-  bei  den  Asclepiadeen,  ohne  die  Entwicklung  genauer 
darzustellen. 

16* 


244    Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des   Stammes  der  Asclepiadeen. 

Kreis  von  kleinzelligen  Gewebeparthieen  auf;  das  ist  die  Anlage 
der  primären  äusseren  Phloemtlieile.  Während  dessen  sind  die  die 
Bastfaserbündel  umgebenden  Zellen  des  Procambiumringes  stark 
gewachsen  und  haben  sich  abgerundet,  so  dass  jetzt  die  hellen 
Bastfaserbündel  noch  deutlicher  hervortreten.  Nun  werden  ausser- 
halb der  inneren  Phloemgruppen  die  ersten  primären  Gefässe  sicht- 
bar; dieselben  entstehen  hauptsächlich  an  4  Stellen,  welche  den 
Insertionen  der  decussirt  stehenden  Blätter  entsprechen  ;  zwischen  diesen 
4  Gruppen  treten  weitere  vereinzelte  Gefässe  auf.  Zwischen  den 
primären  Gefässen  und  den  äusseren  Phloemtheilen  wird  das 
Cambium  angelegt,  indem  zuerst  an  den  betreffenden  4  gefässreichen 
Stellen  tangentiale  Theilungen  auftreten,  welche  sich  jedoch  nur  in 
4  schmalen  Bogenstücken  des  Procambiumringes  vollziehen;  bald 
stellen  sich  diese  Theilungen  auch  in  dem  dazwischenliegenden  pro- 
cambialen  Gewebe  ein,  wodurch  dann  der  Abschluss  des  Cambium- 
ringes  hergestellt  wird. 

Es  difFerenziren  sich  mithin  aus  dem  Procambiumring  folgende 
Gewebe  in  nachstehender  Reihenfolge:  Zuerst  entstehen  die  primären 
inneren  Phloemgruppen  und  die  Bastfaserbündel ,  dann  folgen  die 
äusseren  primären  Phloemtlieile ,  kurz  nach  diesen  die  ersten  pri- 
mären Gefässe  und  schliesslich  tritt  der  Cambiumring  auf. 

Bei  dem  im  Allgemeinen  sehr  gleichmässigen  anatomischen 
Bau  der  Asclepiadeen  wird  die  Annahme  in  hohem  Grade  wahr- 
scheinlich, dass  alle  Formen  dieser  Familie  in  ihrem  Entwicklungs- 
gang sich  ziemlich  gleich  verhalten ;  die  Untersuchungen  darüber 
konnten  sich  nur  auf  wenige  Formen  erstrecken,  weil  geeignetes 
junges  Material  nur  in  beschränktem  Maasse  zur  Verfügung  stand. 

Die  einzelnen  Gewebe,  die  aus  diesem  procambialen  King  ent- 
standen sind,  sollen  im  Folgenden  gesondert  betrachtet  werden;  auch 
das  Mark  wäre  denselben  noch  anzuschliessen,  sowie  eine  Betrachtung- 
der  Milchrühren  und  Krystalle. 

Bastfasern. 

Die  an  die  Schutzscheide  nach  innen  angrenzenden  Gruppen 
von  Bastfasern  sind  im  ausgebildeten  Stamme  durch  mehr  oder 
minder  breite  Parenchymstreifen  getrennt.  Das  Vorkommen  der 
Bastfasergruppen  kann  wohl  für  die  Familie  der  Asclepiadeen  als 
ein  constantes  betrachtet  werden,  wenigstens  fehlten  dieselben  bei 
keiner  der  ca.  60  von  mir  untersuchten  Arten.  Die  Grösse  der 
Gruppen  ist  eine  sehr  wechselnde;  wir  finden  bald  sehr  grosse, 
nur  durch  1 — 2  Lagen  von  Parenchymzellen  getrennte,  bald  kleine, 
durch  breite  Parenchymstreifen  geschiedene ;  es  zeigt  sich  sogar  auf 
demselben  Querschnitt  häufig  eine  bedeutende  Verschiedenheit  in 
der  Grösse  und  Gestalt  derselben.  Es  ist  entweder  nur  ein  Kreis 
solcher  Bastfaserbündel  vorhanden,  oder  es  sind  deren  mehrere  da; 
der  erste  Fall  tritt  am  häufigsten  auf,  doch  giebt  es  auch  eine 
Anzahl  von  Formen,  wo  2  oder  3  Kreise  ausgebildet  sind,  die  sich 
sämmtlich  aus  dem  procambialen  Ring  differenzirt  haben,  z.  B.  bei 
Steplianotis  floribunda  Ad.  Brongt. ,  Calotropis  procera  R.  Br.,. 
Hoya  carnosa  R.  Br.,    H.  spec.    I.    hört.    bot.  Berol.,    H.  imperialis 


Treiber,  lieber  den  anatomischen  Bau   des  Stammes  der  Asclepiadeen.    245 

■Lindl.,  H.  Bidwiliii  bort.  bot.  Berol.,  Ceropegia  macrocarpa.  Unter 
diesen  letzteren  begegnen  wir  Fällen,  wo  die  Anordnung  der 
Bündel  in  Kreise  sehr  undeutlich  wird,  so  dass  dieselben  auf 
dem  Querschnitt  unregelmässig  zerstreut  erscheinen;  in  jedem 
Falle  aber  ist  ein  Kreis  vorhanden,  welcher  dicht  innerhalb  der 
Schutzscheide  liegt. 

Die  Bastfasern  sind  stets  in  geschlossene ,  rundliche  oder 
radial  gestreckte  Gruppen  vereinigt,  es  treten  aber  auch  in  vielen 
Fällen  daneben  noch  vereinzelte  Bastfasern  im  Parenchym  auf, 
z.  B.  bei  Gomphocarpus  arborescens  R.  Br.,  Asclepias  spec.  Mkm. 
85  hört.  bot.  Berol.,  Asclepiadee  von  der  Insel  Mauritius  hört.  bot. 
Berol.,  StepJianotis  ßoribunda  Ad.  Brongt.  etc.  Die  Bastfasergruppen 
schiiessen  zuweilen  einzelne  dünnwandige  Parenchymzellen  oder 
kleine  Complexe  von  solchen  vollständig  ein. 

Was  die  Gestalt  der  einzelnen  Bastfaserzellen  anbelangt,  so 
sei  hier  nochmals  erwähnt,  dass  dieselben,  wie  schon  in  der  Ein- 
leitung hervorgehoben  wurde,  charakteristische  Erweiterungen  und 
starke  Einschnürungen  zeigen,  so  dass  ihr  Lumen  theils  sehr  weit, 
theils  klein,  punktförmig  erscheint.  Die  Länge  verschiedener  dieser 
Zellen  wurde  gemessen  bei  Sarcostemma  vimincde  R.  Br.,  und  es 
ergab  sich  als  Durchschnitt  1  Ctm.  und  darüber.  Als  wichtige 
Reaktion,  die  mir  die  Bastfasern  aller  Asclepiadeen  gaben,  sei  er- 
wähnt, dass  dieselben  mit  Jod  (in  Jodkaliumlösung)  eine  hell  ziegel- 
rothe  Färbung  annehmen.  Im  übrigen  sei  hier  nochmals  auf  die 
ausgedehnten  Untersuchungen  von  Krabbe1)  über  die  Bastfasern 
hingewiesen. 

Zwischen  den  Bastfasern  liegendes  Gewebe. 

Ebenso  wie  in  dem  Grundparenchym  der  Rinde  können  auch 
;in  dem  innerhalb  der  Schutzscheide  liegenden ,  dünnwandigen 
Parenchymgewebe,  das  sich  aus  dem  Procambiumring  differenzirt 
hat,  Steinzellen  auftreten,  und  zwar  entweder  in  Gestalt  eines  ge- 
schlossenen Ringes,  oder  in  Gestalt  von  Nestern,  oder  schliesslich 
beides  zugleich. 

Ist  ein  Steinzellenring  entwickelt,  so  liegt  derselbe  stets  dicht 
ausserhalb  der  primären  Phloemgruppen,  auf  diese  Weise  das 
Phloem  von  dem  Parenchym  trennend.  Dies  zeigen  uns:  Lepta- 
denia  Äbyssinica  Dcne.,  Periploca  laevigata  Ait.  und  /Sarcostemma 
viminale  R.   Br. 

Seltener  finden  wir  einzelne,  in  das  Parenchym  eingebettete 
Gruppen  von  Steinzellen,  z.  B.  bei  Hoya  Bidwiliii  hört.  bot.  Berol. 
und  Sarcostemma  viminale  R.  ßr.,  während  bei  Cynanchum  Schim- 
peri  Höchst,  nur  ganz  vereinzelte  Parenchymzellen  sich  zu  Stein- 
zellen umgestalten. 

W'enn  ein  geschlossener  Ring  von  Steinzellen  sich  differenzirt, 
so  ist  nicht  in  allen  Fällen  dessen  Entstehung  am  ganzen  Umfang 
eine  gleichzeitige.  Wie  wir  später  bei  der  Besprechung  des  Holz- 
körpers und  des  Phloems  sehen  werden,  sind  bei  deren  Ausbildung 


l)  Krabbe,  1.  c,  p.  354  ff. 


240   Treiber,   Ceber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

häufig  gewisse  Seiten  des  Stammes  vor  anderen,  zwischen  diesen 
ersteren  liegenden,  bevorzugt.  Eine  derartige  Bevorzugung  kann 
sich  bei  solchen  Stämmen  auch  in  dem  Auftreten  der  Steinzellen 
geltend  machen,  indem  diese  zunächst  da  entstehen,  wo  der  Holz- 
körper stärker  entwickelt  ist.  So  erscheinen  z.  B.  im  Stamm  von 
Sarcostemma  viminale  R.  Br.,  im  Querschnitt  betrachtet,  zuerst  2 
durch  Parenchymparthieen  von  einander  getrennte  Kreisviertel  von 
Steinzellen,  während  sich  erst  später  der  Ring  vollständig  schliefst- 
was  leicht  durch  successive  Querschnitte  verfolgt  werden  kann. 

Phloem. 

Bei  den  Asclepiadeen  treten  uns  fast  alle,  nach  ihrer  Anord- 
nung und  Lage  in  Beziehung  auf  die  übrigen  Gewebe  des  Stammes 
denkbaren  Arten  von  Phloem  entgegen,  die  wir  unterscheiden 
wollen  als: 

I.  Normales  äusseres  oder  exoxyläres  Phloem. 

II.  Inneres  oder  endoxyläres  Phloem. 

III.  Markständiges  Phloem. 

IV.  Holzständiges  oder  paraxyläres  Phloem. 

Wie  bereits  bekannt !),  treten  bei  den  Asclepiadeen  das  exo-  und 
endoxyläre  Phloem  durchgehends  auf,  wie  ich  es  auch  bei  sänrait- 
lichen  untersuchten  Formen  fand;  markständiges  und  paraxy- 
läres Phloem  dagegen  kommen  nur  in  einigen  Fällen  vor. 

Die  Bestandteile  des  Phloems  sind:  Siebröhren,  welche  ziem- 
lich eng,  an  den  Siebplatten  etwas  erweitert  sind,  Cambiform, 
langgestreckte,  dünnwandige  Bastparenchymzellen,  und  in  einigen 
Fällen  Bastfaserzellen;  die  Geleitzellen  sind  englumig  und  lang- 
gestreckt. 

I.     Das  exoxyläre  Phloem. 

Die  kleinen  primären  Phloemgruppen,  die  sich  aus  dem  pro- 
cambialen  Ring  differenzirt  haben,  bleiben  bei  manchen  Formen, 
bei  denen  die  Thätigkeit  des  Cambiums  nur  geringe  Mengen  seeun- 
dären  Phloems  produzirt,  lange  Zeit  in  ihrem  ursprünglichen  Zu- 
stand erhalten  ;  bei  anderen  dagegen,  wo  grössere,  seeundäre  Phloem- 
massen  entwickelt  werden,  erscheinen  dieselben  frühzeitig  zerdrückt 
und  gequetscht,  ihre  Zellen  zeigen  stark  verbogene  Wände,  sodass 
das  Lumen  derselben   oft  vollständig  verschwindet. 

Das  seeundäre  exoxyläre  Phloem  wird  von  einem  durchlaufenden 
Cambium  als  geschlossener  Ring  abgeschieden,  in  dem  schmale 
seeundäre  Markstrahlen  verlaufen;  es  zeigt  in  der  Regel  eine  nicht 
sehr  starke  Entwicklung. 

II.     Das  endoxyläre  Phloem. 
Die  primären  inneren  Phloemgruppen  verhalten  sich,  was  ihre 
spätere  Beschaffenheit  anbelangt,  im  Wesentlichen  wie  die  primären 
äusseren.     Wenn    auf  dem  Querschnitt     eines    Stammes    das    Mark 
eine  runde  oder  doch   annähernd  rundliche  Gestalt  besitzt,  so  liegen. 


')  Vergl.  Petersen,  1.  c,  p.  384. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  .Stammes  der  Asclepiadeen.    247 

in  der  Regel  die  inneren  Phloemgruppen  ziemlich  gleichmässig  an 
der  ganzen  Peripherie  desselben  vertheilt;  bei  einer  elliptischen 
Querschnittsgestalt  des  Markes  verhält  sich  das  nicht  so ;  das 
innere  Phloem  ist  hier  hauptsächlich  auf  4  Stellen  concentrirt, 
welche  den  Endpunkten  der  beiden  Axen  der  Markellipse  ent- 
sprechen, wenn  auch  einzelne  Phloemgruppen  noch  ziemlich  un- 
regelmässig zerstreut  zwischen  diesen  4  Punkten  auftreten.  (Vevgl. 
Fig.  I.  Taf.  I.) 

Bei  vielen  Formen  findet  sich  auf  der  dem  Holz  zugewandten 
Seite  der  inneren  Phloemgruppen  eine  theilungsfähige  Zellschicht, 
welche  durch  Abscheidung  seeundärer  Phloemmassen  nach  innen 
die  kleinen  Gruppen  bedeutend  zu  vergrössern  im  Stande  ist. 
Vesque1)  nennt  diese  theilungsfähige  Schicht  ,,un  faux  cambium". 
Da  dieselbe  nach  aussen  hin  keinerlei  Gewebe  producirt,  weil 
stets  ihre  peripherisch  gelegenen  Zellen  die  theilungsfähigen  bleiben, 
sondern  nur  nach  innen  hin  thätig  ist  zur  Abscheidung  von  Phloem, 
so  wollen  wir  sie  als  Phloemcambium   bezeichnen. 

Wo  sich  solche  Phloemcambien  bilden,  entstehen  dieselben 
dadurch,  dass  auf  der  dem  Xylem  zugewandten  Seite  der  inneren 
Weichbastgruppen  die  aus  dem  procambialen  Ring  entstandenen 
Parenchymzellen  sich  tangential  theilen.  Liegen  2  innere  Phloem- 
gruppen, welche  Phloemcambien  bilden,  ziemlich  dicht  bei 
einander,  so  können  in  den  Zellen  des  zwischen  ihnen  liegenden 
parenehymatischen  Gewebes  ebenfalls  tangentiale  Theilungen  ein- 
treten, durch  welche  die  Phloemcambien  der  beiden  benachbarten 
Gruppen  sich  zu  einem  grösseren  inneren  Phloemcambiumbogen  ver- 
binden. Diesen  Fall  treffen  wir  jedoch  nur  da  an,  wo  das  trennende 
parenehymatische  Gewebe  eine  gewisse  Breite,  etwa  5 — 4  Zeillagen, 
nicht  übersteigt;  andernfalls  ist  eine  Vereinigung  zweier  Cambien 
nicht  bobachtet  worden.  (Vergl.  Fig.  I.,  Taf.  II.)  Wir  werden 
mithin  in  älteren  Stämmen,  wo  sich  die  einzelnen  Phloemcambien 
fertig  gebildet  haben,  dieselben  in  wenigen  Fällen  gleichmässig 
am  ganzen  Markumfang  vertheilt  finden,  nämlich  nur  bei  Stämmen 
mit  rundem  Mark,  wo  die  inneren  Phloemgruppen  ziemlich  regel- 
mässig liegen.  Wenn  jedoch  ein  stark  elliptisches  Mark  vorhanden 
ist,  so  gestaltet  sich  die  Sache  wesentlich  anders ;  es  werden  sich 
die  einzelnen  Phloemcambien  zu  grösseren  cambialen  Bogen  haupt- 
sächlich da  herausbilden,  wo  die  inneren  Phloemgruppen  am  zahl- 
reichsten und  am  dichtesten  liegen,  also  in  der  Gegend  der  4  End- 
punkte der  Axen  der  Markellipse. 

Was  nun  die  Thätigkeit  der  Phloemcambien  anbelangt,  so 
kann  diese  eine  sehr  verschiedene  sein.  Wenn  ein  giclchmässiger, 
normaler  Holzkörper  entsteht,  so  ist  ;iuch  ihre  Thätigkeit  an  der 
ganzen  Peripherie  des  Markes  eine  in  der  Regel  ziemlich  gleich- 
massige.  Anders  wird  dieses  Verhältnis,  wenn  bei  der  Ausgestal- 
tung des  Holzkörpers  2  oder  4  Stellen  desselben  vor  den  dazwischen- 
liegenden stark  bevorzugt  werden;  es  sind    dann    fast   immer   auch 


')  Vesque,  1.  c,  p.   145. 


248    Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des   Stammes  der  Asclepiadeen. 

2  bezw.  4  Stellen,  welche,  den  bevorzugten  des  Holzkörpers  ent- 
sprechend, eine  lebhafte  Thätigkeit  der  Phloemcambien  zeigen. 

Vesque  l)  constatirte  einen  bedeutenden  Zuwachs  des  inneren 
Phloems  durch  „un  faux  cambium"  bei  Öynanchum  Monspeliacum. 
Wie  diese  Art  zeigen  nach  ineinen  Untersuchungen  eine  beträcht- 
liche Vermehrung  des  inneren  Weichbastes  durch  die  Thätigkeit 
von  Phloemcambien  folgende  Formen:  Periploca  Graeca  L.,  Sarco- 
stemma  viminale  R.  Br.,  Gonolobus  Condurango  Triana,  Hoya  carnosa 
R.  Br.,  H.  rotundifolia  hört.  bot.  Berol.,  Asclepiadee  von  der  Insel  Mau- 
ritius hört.  bot.  Berol.,  Ceropegia  macrocarpa.  Entsprechend  dem  Bau 
des  Holzkörpers  obiger  Arten  waren  es  hier  2  Seiten  des  Stammes, 
die  sich  hauptsächlich  durch  die  Produktion  grosser  innerer  seoun- 
darer  Phloemmassen  auszeichneten;  es  treten  in  dieser  Beziehung 
besonders  4  Stellen  hervor  bei  Aravja  albens  G.  Don.,  A.  sericifera 
Brot.,  Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt. 

Ausser  dieser  Vermehrung  des  inneren  Weichbastes  durch 
Phloemcambien  kann,  wie  Vesque  2)  ebenfalls  angiebt,  eine  Ver- 
grösserung  der  inneren  Phloemgruppen  dadurch  herbeigeführt 
werden,  dass  ihre  Zellen  sich  beliebig  theilen.  Dieser  Fall  wurde 
beobachtet  bei  Oxypetalum  coerideum  Dcne.,  Gomplwcarpiis  arbore- 
scens  R.  Br.,  Hoya  imperialis  Lincll.  und  H.  Bidwillii  hört. 
bot.  Berol. 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  beide  Modifikationen  der 
Vermehrung  des  inneren  Phloems  an  ein  und  derselben  Form 
successive  auftreten  können ;  gerade  die  vier  zuletzt  genannten 
Formen  geben  uns  ein  Beispiel  dafür.  Nachdem  sich  bei  ihnen 
die  inneren  Phloemgruppen  eine  Zeit  lang  durch  beliebige  Thei- 
lungen  vergrössert  hatten,  wurde  an  ihrer  äusseren  Seite  die 
deutliche  Anlage  von  Phloemcambien  sichtbar,  deren  Thätigkeit 
jedoch  nicht  weiter  verfolgt  werden  konnte,  da  die  zur  Verfügung 
stehenden  Stämme  hierzu  noch  zu  jung  waren.  Es  mag  dies  wohl 
auch  der  Grund  sein,  der  Vesque  veranlasste,  Hoya  carnosa  und 
Stephanotis  floribunda  zu  denjenigen  Formen  zu  stellen,  welche 
durch  unregelmässige  Theilungen  ihr  inneres  Phloem  vermehren; 
in  älteren  Stämmen  zeigen  dieselben  deutliche  Phloemcambien. 
Es  darf  mithin  wohl  angenommen  werden,  dass  bei  den.  Asclepiadeen 
alle  möglichen  Uebergänge  vorkommen  zwischen  der  Vermehrung 
ihrer  inneren  Weichbastelemente  durch  unregelmässige  Theilungen 
und  durch  die  Bildung  von  Phloemcambien. 

Bei  einer  ganzen  Anzahl  von  Formen  konnte  eine  Zunahme 
der  Grösse  der  inneren  Phloemgruppen  überhaupt  nicht  constatirt 
werden ;  es  fanden  sich  sogar  Fälle,  wo  die  letzteren  so  stark 
zerdrückt  werden,  dass  ein  Lumen  ihrer  Zellen  selbst  mit  starken 
Vergrösserungen  nicht  mehr  zu  finden  war ;  als  ausgezeichnetes 
Beispiel  hierfür  sei  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.  erwähnt.  Eine 
Zerdrückung  der  inneren  Phloemgruppen  findet  natürlich  auch  da 
statt,    wo    das    Phloemcambium    eine    starke     Thätigkeit     entfaltet. 


';  Vesque,  !.  c,  p.  146. 
-)  Id.  cod.  p.  1 1  -J . 


Botanischer  Verein  in  München.  249 

Durch  die  neu  producirten  Phloemmassen  kann  auch  das  Mark 
verändert  werden,  indem  letzteres  in  manchen  jungen  Stämmen  von 
zahlreichen  grossen  Intercellularen  durchsetzt  ist,  während  es  in 
älteren  mehr  compact  erscheint:  das  ursprünglich  lockere  Mark 
wird  durch  die  entstandenen  secundären  Phloemparthieen  zusammen- 
gepresst,  so  dass  die  grossen  Intercellularen  nach  und  nach  ver- 
schwinden. 

Bisweilen  rindet  man  an  der  Grenze  zwischen  den  inneren 
Phloemgruppen  und  dem  Mark  Bastfasern1),  welche  sich  in  jeder 
Beziehung  wie  die  der  äusseren  Bastfaserbündel  verhalten  ;  dieselben 
verlaufen  entweder  einzeln,  oder  sie  liegen  in  kleinen  Gruppen  zu 
o — 4  beisammen ;  sie  wurden  gefunden  bei  folgenden  Formen : 
Periploca  Graeca  L.,  Gomphocarpus  arborescens  R.  Br.,  Calotropis 
procera  R.  Br.,  Asclepias  spec.  Mkm.  85  hört.  bot.  BeroL,  Sarco- 
stemma  viminale  R.  Br.,  Hoya  longifolia  Wall.  Wight.  et.  Arn., 
H.  Bidicillii  hört.  bot.  Berol.  Das  Auffallende  in  dem  Auftreten 
dieser  Bastfasern  ist  der  Umstand,  dass  sie  sich  erst  in  ziemlich 
alten  Stämmen  vorfinden,  während  sie  in  jungen  fehlen.  Bei 
Perijploca  Graeca  L.  z.  B.,  wo  die  äusseren  Bastfasergruppen  schon 
im  ersten  Jahr  deutlich  vorhanden  sind,  ist  zur  selben  Zeit  von 
den  inneren  noch  nichts  zu  bemerken;  dieselben  finden  sich  erst 
in  4 — 5  Jahre  alten  Stämmen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Originalberichte  gelehrter  Gesellschaften. 

Sitzungsberichte  des  botanischen  Vereins  in  München. 


Generalversammlung  und  I.  ordentliche  Monatssitzung, 
Montag  den  9.  November  1891. 

Nach  Begrüssung  der  Versammlung  durch  den  I.  Vorsitzenden, 
Herrn  Professor  Dr.  Hartig,  wurde  Rechenschaftsbericht  abgelegt 
und  der  Vorstand  für  das  Jahr  1891/92  gewählt.  Die  Wahl  hatte 
folgendes  Ergebniss: 

I.  Vorsitzender:  Professor  Dr.  H  artig,  IL  Vorsitzender: 
Professor  Dr.  Harz,  I.  Schriftführer:  Privatdocent  Dr.  v.  Tubeuf, 
II.  Schriftführer:  Privatdocent  Dr.  Solereder,  Kassirer:  Haupt- 
lehrer All  es  eher. 

Nach  Eröffnung  der  ersten  ordentlichen  Sitzung  berichtete 
Herr  Professor  Dr.  R.  Hartig  über  die  Ergebnisse  seiner  Unter- 
suchungen über 

das  Erkranken  und  Absterben  der  Fichte 

in    den    von    der  Nonne    kahlgefressenen  Beständen,    welche    aus- 
führlich   in    dem    ersten  Hefte    der    forstlich- naturwissenschaftlichen 


v)  Vergl.  Wiesner,  Botanik  L,  II.  Aufl..  p.   106. 


250  Botanischer  Verein  in  München. 

Zeitschrift,  herausgegeben  von  Dr.  v.  Tubeuf,  veröffentlicht  werden 
sollen.  Es  mag  deshalb  genügen,  hier  darauf  hinzuweisen,  dass 
Vortragender  im  Laufe  des  letzten  Jahres  über  80  Bäume  unter- 
suchte, und  zwar  in  Bezug  auf  den  Reservestoffgehalt  der  benadelten 
und  entnadelten  Bäume,  in  Bezug  auf  den  Zuwachs  desselben  im 
Frassjahre  und  im  darauf  folgenden  Jahre  und  dabei  höchst 
eigenartige  Umwandlungen  der  jüngsten  Siebhaut  und  Holzschicht 
in  parenchymatische  Gewebe  constatirt.  Es  wurde  ferner  der 
Wassergehalt  und  die  Temperatur  der  benadelten  und  entnadelten 
Bäume  in  verschiedenen  Baumhöhen  im  Schatten  und  in  der  Sonne 
ermittelt,  wobei  sich  ergab,  dass  in  Folge  der  Entnadelung  die 
Wärme  der  Cambialregion  und  der  äusseren  Holzschichten  bis  auf 
44°  C  emporstieg,  während  im  benadelten  Fichtenwalde  die  höchste 
nachgewiesene  Temperatur  nur  28°  C  betrug. 

Herr  Privatdocent  Dr.   0.  Loew  sprach  über: 
Die  Wirkung  des  sti  ckstoff  wasserst  off  sauren  Natrium» 


a 


u f  Pflanzenzellen. 


Die  von  Th.  Curtius  im  vergangenen  Jahre  entdeckte 
Stickstoffwasserstoffsäure  Nstl  ist  eine  sehr  starke  Säure,  welche 
wohl  charakterisirte  Salze  liefert.  Es  schien  von  Interesse,  festzu- 
stellen, ob  aus  den  Salzen  dieser  Säure  Pflanzenzellen  den  Stickstoff 
assimiliren  könnten.  Die  angestellten  Versuche  ergaben  aber,  dass 
jene  Salze  intensive  Gifte  für  die  meisten  Pflanzenzellen  sind.*) 
Kur  bei  Algen  und  Sprosspilzen  ist  die  Giftwirkung  eine  ziemlich 
langsame.  Gersten-  und  Lupinenkeimlinge  starben  nach  wenigen 
Tagen  in  einer  Lösung  ab,  welche  0,2  p.  m.  Stickstoffnatrium  N?,Na 
enthielt;  ebenso  rasch  gingen  die  Zellen  der  Vallisneria-hläXter 
zu  Grunde. 

In  mit  weinsauren  Salzen  hergestellten  Nährlösungen  wirkten 
schon  0,2  p.  m.  NsNa  antiseptisch;  auch  Schimmelpilze  konnten 
sich  darin  nicht  entwickeln.  Eine  1  p.  m.  -  Lösung  jenes  Natrium- 
salzes verhinderte  die  Entwickelung  von  Fäulnissbakterien  auf 
Fleisch.  Bierhefe  jedoch  vertrug  mehrere  Tage  lang  eine  Lösung 
von  0,5  Procent,  ohne  die  Gährkraft  völlig  einzubüssen. 

Auffallend  langsam  wirkte  das  Salz  auf  verschiedene  Algen .; 
so  Hess  sich  in  einer  Lösung  von  1  p.  m.  NsNa  nach  18  Stunde;) 
noch  nicht  die  geringste  schädliche  Wirkung  wahrnehmen  bei 
Zygnemaceen,  OscUlarien,  Desmidiaceen  und  Diatomeen.  Erst  am 
3.  Tage  begann  ein  langsam  fortschreitendes  Absterben;  nach 
5  Tagen  waren  Diatomeen,  Desmidiaceen  (Closterium,  Cosmarium) 
und  OscUlarien  ganz  abgestorben ;  bei  den  Spirogyren  aber  Hessen 
sich  einige  lebende  Zellen  selbst  noch  am  10.  Tage  beobachten. 
Die  abgestorbenen  SpirogyrenzeWen  zeigten  eine  starke  Granulation, 
wie  bei  Ammoniak- Einwirkung.  In  der  That  lässt  sich  Ammoniak- 
bildung aus  jenem  Salze  auch  beobachten,  wenn  man  die  wässerige 


*)  Ausführlicheres  über  die  Giftwirb  ung  ist  in  den  Berichten  der  Deutschen 


Chem.  Gesellschaft.  Bd.  24.  S.  2947  mitgetheilt. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations-Methoden.  251 

Lösung  mit  Platinmohr  erwärmt,  wobei  zugleich  ein  indifferentes 
Gas  entweicht  —  wahrscheinlich  Stickstoffe- xydul.  Im  Protoplasma 
dürfte  dieser  Vorgang  auch  stattlinden.  Es  lag  die  Vermuthung 
deshalb  nahe,  dass  die  Stickstoffwasserstoffsauren  Salze  bei  sehr 
grosser  Verdünnung  einen  ernährenden  Effect  haben  müssten; 
denn  alle  die  Stickstoffverbindungen  sind  hiezu  günstig,  welche  in 
den  Pflanzenzellen  in  Ammoniak  umgewandelt  werden  können.*) 
In  der  That  blieben  in  einer  Nährlösung  mit  0,1  p.  m.  NsNa  und 
ebensoviel  Magnesiumsulfat,  Calciumsulfat  und  Monokaliumphosphat 
die  erwähnten  Algenarten  lebend  und  gesund  und  Vaucheria  trieb 
zahlreiche  neue  Schläuche.**) 

Herr  Privatdocent  Dr.  von  Tubeuf  stellte  eine 

Sammlung  von  ca.   120  grösseren  Photographien 

aus,  welche  er  im  vorigen  Sommer  im  oberbayerischen  Frassgebiete 
der  Nonne  aufgenommen  hatte.  Dieselben  illustriren  die  Calamität 
in  ihrem  ganzen  Verlaufe,  die  Nonne  in  den  verschiedenen  Stadien 
ihrer  Entwicklung,  die  gegen  den  Schädling  vorgenommenen 
forstlichen  Maassregeln  sowie  die  Reproductions- Erscheinungen  der 
befressenen  Holzarten. 


Abroilieit,    Bericht    über    die  wissenschaftlichen  Verhandlungen    der  29.  Jahres- 
versammlung des  preussischen  botanischen  Vereins    zu  Elbing    am    7.   October 
1890,  sowie  über  die  Thätigkeit    desselben    für    1889/90.     (Sep.-Abdr.)     gr.  4V 
Hl  pp.     Königsberg  i.  Pr.  (Wilh.  Koch)  1891.  M.   1.20. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden. 


Favrat,  A.    und   Christmaim,   F.,    Ueber    eine    einfache 
Methode    zur    Gewinnung    bacillen reichen    Lepra- 
Materials    zu   Versuchszwecken.     (Centralblatt    für   Bak- 
teriologie und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  1891.  No.  4.  p.  119 — 122.) 
Nachdem    die    Verff.    vergeblich    versucht    hatten,    sich    durch 
Auflegen    von    Blasenpflastern    auf    lepröse    Hautknoten    und    dann 
durch    Injection    von    0,3    Ol.    tereb.    rect.    bacillenreiches    Lepra- 
material   zu    verschaffen ,    gewannen    sie    solches    schliesslich    durch 
folgendes  Verfahren  :  Reinigung  der  Haut  mit  Seife,  Sublimat  l°/oo, 
Alkohol,    Aether;     Cauterisation     der    Knoten;     Collodiumüberzug; 
aseptischer    Verband.     Letzterer    wird    nach    C — 4    Tagen    entfernt, 


*)   Vergl.  O.  Loew,  Biol.  Centralbl.  X.  579. 
**)  Wenn    wir   das  Azoimid    oder    die    Stickstoffwasserstoffsäure    N3H    mit 
Hydroxylamin  XH2OH  und  Diamid  X2H4  vergleichen,    so  finden  wir  .;!-o  einen« 
ernährenden  Effect  jener  Verbindung    bei    einer  Verdünnung,    wo    dies«!    beiderb 
Specifica  für  Aldehyde  intensive  Giftwirkung  entfalten. 


252  Instrumente,   Priiparations    U.  Coü^eivations-Methoden  etc. 

nochmals  mit  Alkohol  abgespült,  der  Brandschorf  mit  einem  ge- 
glühten scharfen  Löffel  aufgehoben  und  die  darunter  befindliche 
Eiterschicht  abgekratzt  oder  direct  auf  die  betreffenden  Cultur- 
medien  verimpft.  Freilich  ist  es  fraglich,  ob  die  Mehrzahl  der  so 
gewonnenen  Bacillen  lebend  ist,  wofür  ihre  Massenhaftigkeit  und 
die  leichte  Aufnahme  von  Farbstoffen  zu  sprechen  scheinen,  während 
andererseits  die  wenigen  angestellten  Culturversuche  negativ  aus- 
fielen, und  die  Thierversuche  noch  nicht  zum  Abschluss  gebracht 
werden  konnten. 

Kohl  (Marburg). 


Muencke,  Robert,  Ein  neuer  Apparat  zum  Sterilisiren 
mit  strömendem  Wasserdampf  bei  geringem  Ueber- 
druck  und  anhaltender  Temperatur  von  101- — 102° 
im  Innern  des  A r  b  e  i t s  r a u m e s  ,  mit  Vorrichtung  zum 
Trocknen  der  sterilisirten  Gegenstände.  (Central  - 
blatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Band  VIII.  No.  20. 
p.  615—616.) 

Der  Apparat  erhielt  eine  cylindrische,  liegende  Form,  weil 
diese  eine  viel  sichere  Dichtung  ermöglicht,  als  die  viereckige 
Kastenform.  Der  mit  Wasserstandsrohr  und  Einfüllungstubus 
versehene  Wasserkessel  befindet  sich  unterhalb  des  eigentlichen 
Sterilisationsraumes,  sodass  der  Wasserdampf  von  oben  nach  unten 
den  doppelwandigen  Cvlinder  und  die  zu  sterilisirenden  Gegenstände 
durchstreicht.  Der  Dampf  wird  in  einem  Rohr  nach  aussen  und 
zwecks  Absorption  in  ein  mit  Wasser  gefülltes  Gefäss  geleitet.  Ein 
an  diesem  Rohr  befindlicher  Hahn  regulirt  die  Spannung  des 
Dampfes  im  Cylinder.  Einer  der  beiden  aus  dem  Inneren  des 
Arbeitsraumes  hervorragenden  Tuben  enthält  das  Thermometer, 
während  der  andere  mit  einem  verschraubbaren  Sicherheitsventil 
versehen  ist.  Bügelverschluss  mit  Centralschraube  ermöglicht 
absolute  Dichtung  und  durch  einmaliges  Herumdrehen  der  Schraube 
Entfernung  des  Bügels  und  Oeffnung  der  Thüre.  Durch  Umdrehung 
eines  Ventils  kann  der  Dampf  abgesperrt  und  gleichzeitig  durch 
ein  anderes  Rohr  abgeleitet  werden.  Der  untere  Behälter  wird  zu 
3U  mit  Wasser  gefüllt,  worauf  der  Apparat  mit  den  zu  sterilisirenden 
Objecten  beschickt  wird.  Nach  Verschluss  der  Thüre  durch  die 
Centralschraube  am  Bügelverschluss  lässt  man  durch  Hochdrehen 
des  grossen  mittleren  Ventils  den  Dampf  zuströmen,  worauf  man 
zu  heizen  anfängt.  Die  Muencke'sche  Patentgaslampe  liefert  in 
15  Minuten  den  erforderlichen  Wasserdampf.  Soll  eine  Trocknung 
'vorgenommen  werden,  so  muss  umgeschaltet  werden.  Durch 
Herabdrehen  des  grossen  Ventils  wird  die  Dampfzufuhr  abgeschlossen 
und  durch  Wegnahme  des  Thermometers  eine  Oeffnung  für  die  zu 
entweichende  Feuchtigkeit  hergestellt.  Für  die  Luftaspiration 
befindet  sich  am  hinteren  Theile  eine  besondere  Vorrichtung. 
Der  noch  im  Mantel  eingeschlossene  Dampf  dient  jetzt  nur  noch 
als  Wärmequelle.      Das    grosse    Rohr    über    dem  Ventil    soll    den 


Sammlungen.  —  Peridiueen.  253 

lästigen    Dampf    ableiten.       Diese    Apparate    werden     aus    reinem 
Kupfer,  das  im  Innenraum  stark  verzinnt  ist,   hergestellt. 

Kohl  (Marburg). 

Unna,  P.  Gr.?  Die  Färbung  der  Mikroorganismen  im  Horngewebe.  gr.  8".  38  pp. 
Hamburg  und  Leipzig  (Leopold  Voss)   1891. 

Van  Heurck,  Henri,  Le  mieroscope,  sa  construction,  son  maniement,  la  technique 
microscopique  en  general;  la  photomicrographie ;  le  passe  et  l'avenir  du 
mieroscope.  4.  edit.,  entierement  refondue  et  considerableinent  augmentee : 
avec  1  planche  en  phototypie  et  227  tig.  dans  le  texte.  8°.  VIII,  316  pp., 
avec  nombreuses  tig.  Anvers  (edite  au  frais  de  1'auteur),  Bruxelles  (E.  Ramlot) 
1891.  Fr.   7.50. 


Sammlungen. 


Das  Mooslierbar    des    verstorbenen  Prof.    S.    0.    Lindberg    ist 


& 


für  das  botanische  Museum    der    Universität    Helsingfors    erworben 


in' 


worden.  Ausser  Doubletten  und  zahlreichen  Exsiccaten  enthält  die 
Sammlung  5046  Species  in  47  858  Exemplaren ;  die  Collection  nor- 
discher Lebermoose  ist  durch  Vollständigkeit,  Reichhalti°-keit  und 
kritische  Bearbeitung  des  Materiales  besonders  bemerkenswerth. 

(Botanische  Zeitung.) 


Referate. 


Schilling-,  Aug.  Jakob,  Die  S  ü  s s  wa  s  s  e r -  P  e  ri  d  i  n  e  e  n.%  [Inau- 
gural-Dissertation.]  (Separat- Abdr.  aus  „Flora  oder  allg.  bot.. 
Zeitung".    1891.     Heft  6.  pag.   1—81.     3  Tafeln). 

Vorliegende  Arbeit  will  neben  einer  möglichst  vollständigen 
Beschreibung  der  Süsswasser-Peridineen  gleichzeitig  unsere  Kennt- 
nisse über  die  Fortpflanzungserscheinungen  dieser  Gruppe  erweitern,, 
so  dass  man  einen,  wo  möglich  vollen  Einblick  in  dieses  dunkle 
Forschungsgebiet  erhält.  Dass  dennoch  manches  unaufgeklärt  und 
lückenhaft  bleibt,  ist  bei  der  Kleinheit  dieser  Organismen  nicht 
anders  zu  erwarten.  Nach  einer  geschichtlichen  Einleitung  nebst 
einer  Angabe  der  betreffenden  Litteratur  spricht  der  Verf.  über  die 
Organisation  der  Süsswasser-Peridineen.  Das  Hauptmerkmal  der 
ganzen  Familie  besteht  darin,  dass  der  Körper  eine  Quer-  und 
Längsfurche  besitzt,  welche  zur  Aufnahme  der  Bewegungsorgane 
dienen.  Die  Zelle  ist  entweder  völlig  nackt,  wie  bei  der  Gattung 
Gymnodinium,  oder  sie  besitzt  eine  äusserst  dünne  Membran,  wie 
bei  Hemidinium,  oder  dieselbe  ist  glatt  und  von  derberer  Beschaf- 
fenheit, wie  bei  Glenodinium.  Die  Gattungen  Peridinium  und 
Ceratium  haben  Zellwände,  deren  Oberfläche  polygonal  getäfelt 
ist.  Die  Oberfläche  dieser  Tafeln  ist  bald  glatt,  bald  mit  einer 
feinen  Areolirung  versehen.  Zwischen  diesen  Tafeln  finden  sich 
mehr  oder  weniger  schmale  Zwischenleisten,  die    selbst   zu  kleinen 


254  Peridineen. 

Zwischentafeln  werden  können.  Die  Querfurche  bildet  einen  Ring 
von  Zwischentafeln,  während  die  Längsiürche  eine  einzige  Zwischen- 
tafel darstellt.  Da,  wo  Quer-  und  Längsfurche  zusammenstossen, 
befindet  sich  eine  kleine  spaltenförmige  Oeffnung,  welche  zum 
Austritt  der  Geissein  dient.  Verf.  nimmt  an,  dass  der  Verband  unter 
den  Tafeln  nicht  als  eine  später  eintretende  Verschmelzung  aufzu- 
fassen ist,  sondern  schon  durch  die  einheitliche  Beschaffenheit  der 
noch  unverdickten  Hülle  von  vornherein  gegeben  ist.  Die  Anord- 
nung der  einzelnen  Tafeln  ist  innerhalb  der  einzelnen  Gattungen 
und  Arten  verschieden  und  wird  für  die  Systematik  verwerthet. 
Ueber  die  chemische  Beschaffenheit  der  Wand  giebt  der  Verf.  an, 
dass  sie  aus  Cellulose  besteht,  welche  durch  eine  anorganische 
Substanz  imprägnirt  ist.  Wie  das  Wachstiram  der  Zellhaut  statt- 
findet, ist  nicht  klargelegt,  da  noch  wenig  Beobachtungen  vor- 
liegen. Ueber  den  Protoplasmakörper ,  besonders  über  Zellkern, 
Vacuolen,  Farbstoffe  etc.  werden  vom  Verf.  keine  ihm  angehörenden 
Mittheilungen  gemacht,  dagegen  konnte  Verf.  an  den  von  ihm  gefun- 
denen Formen  Gymnodinium  hyalinum,  G.  carinatum  und  G.  pusil- 
lum,  ferner  innerhalb  der  Gattung  von  Glenodinium,  mit  Ausnahme 
von  Gl.  uliginosum  und  Gl.  /ndviscidus,  Augenflecken  nachweisen. 
Der  Augenfleck  hat  die  Form  einer  polygonalen  oder  hufeisenför- 
migen Scheibe  und  findet  sich  ohne  Ausnahme  in  der  Längsfurche 
unmittelbar  unter  der  Oberfläche  des  Körpers.  Ueber  das  Verhalten 
dieser  Gebilde  bei  der  Fortpflanzung  konnte  V.  so  viel  feststellen, 
„dass  ihre  Vermehrung,  ob  sie  nun  durch  Theilung  oder  durch 
Neubildung  geschehen  mag,  eine  der  ersten  Erscheinungen  ist,  welche 
diesen  Vorgang  begleiten'1.  Von  der  Bewegung  der  Längsfurchen- 
geissel  sagt  der  Verf.,  dass  sie  sowohl  das  Ruder,  als  auch  das  Steuer 
an  einem  Schiff  versieht  und  von  der  Querfurchengeissel,  die  kein 
einfacher  Faden,  sondern  ein  äusserst  schmales  Band  ist  und  sich 
mit  Chlorzinkjod  fixiren  und  färben  lässt,  wird  eine  wellenförmige 
Bewegung  angegeben. 

Die  Fortpflanzungserscheinungen  bei  den  Peridineen  hat  Verf. 
besonders  in's  Auge  gefasst.  Von  allen  bisher  von  den  verschie- 
densten Forschern  geschilderten  Vermehrungsweisen  ist  nur  eine 
einzige,  nämlich  diejenige  durch  Theilung,  mit  Sicherheit  aufgefun- 
den worden.  Bei  den  zwei  Gattungen  Hemidinium  und  Ceratium,  bei 
der  letzteren  mit  aller  Sicherheit,  konnte  eine  Theilung  im  beweg- 
lichen Zustande  beobachtet  werden,  während  eine  Theilung  im 
ruhenden  Zustande  bei  allen  Gattungen  aufgefunden  wurde.  Bei 
dieser  letzteren  Vermehrungsweise  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden : 
1)  Theilung  im  vorausgehenden  Ruhezustand.  Hier 
vollzieht  sich  die  Theilung  innerhalb  der  ursprünglichen  Zellwand, 
welche  hierauf  auseinander  fällt  und  die  beweglichen  mit  neuen 
Zellhüllen  ausgestatteten  Theilsprösslinge  austreten  lässt.  Stein 
und  K 1  e  b  s  haben  diesen  Vorgang  bei  Peridinium  tabulatum  und 
P.  cinctum  gefunden,  Verf.  ausser  an  der  Gattung  Peridinium  auch 
noch  bei  Hemidinium  und  Glenodinium.  Mit  Ausnahme  von  Ceratium 
erstreckt  sich  diese  Vermehrungsweise  auf  alle  Süsswassergattungen, 
deren  Angehörige  feste  Zellwände  besitzen. 


Peridineen.  255 

2)  Theilung  im  dauerden  Ruhezustand.  Die  ursprüng- 
liche  Zellwand  wird  abgeworfen,  der  frei  gewordene  Körper  um- 
giebt  sich  mit  einer  structurlosen  Hülle  und  nun  erfolgt  die 
Theilung,  die  sich  also  nicht  allein  auf  den  Protoplasmakörper 
erstreckt,  sondern  zugleich  auch  auf  die  Cystenwand,  welche  dann 
zur  Hülle  der  beiden  Theilsprösslinge  wird.  Diese  Vermehrungs- 
weise  ist  die  verbreitetste  innerhalb  sämmtlicher  Süsswassergattungen, 
mit  Ausnahme  von  Hemidinium.  Der  Encystirung  muss  nicht 
immer  eine  Theilung  folgen  und  dies  gilt,  nach  einzelnen  Fällen  zu 
schliessen,  auch  umgekehrt.  Die  Cystenbildung  hängt  zum  grossen 
Theil  von  äusseren  Einflüssen  ab :  kältere  Jahreszeit,  Sauerstoff- 
mangel etc.,  und  lässt  sich  auf  künstlichem  Wege  hervorrufen. 
Der  Vorgang  wird  eingeleitet  durch  Abwerfen  der  Bewegungsor- 
gane.  Die  hüllenlosen  Formen,  also  die  Gattung  Gymnodinium, 
scheiden  unter  gewöhnlichen  Umständen  eine  sehr  umfangreiche, 
aus  Gallerte  bestehende  Hülle  aus.  Diese  ist  structurlos  und  durch- 
sichtig, nimmt  aber  Methylviolett  in  grosser  Menge  auf;  neben 
dieser  Schleimhülle  werden  auch  feste  ausgeschieden  {G.  palustre 
und  G.  aemginosum).  Verf.  schildert  nun  den  Theilungsvorgang  bei 
Glenodinium  cinctum  und  bei  der  Gattung  Peridinium,  dann  bei 
den  beiden  Süss\vasser-Ce?'«fa°e>t  eingehender.  Ueber  die  Bildung 
von  gehörnten  Cysten  sind  die  vorliegenden  Beobachtungen  noch 
ungenügend,  um  entscheiden  zu  können,  ob  diese  eigenthümliche 
Bildung  auf  einzelne  Gattungen  und  Arten  beschränkt  bleibt  oder 
über  die  ganze  Familie  verbreitet  ist.  An  Glenodinium  cornifax  wird 
der    ganze  Vorgang    genauer    geschildert. 

Verf.  geht  hierauf  zur  Beschreibung  der  Süsswasser-Pem?mee/t 
über.  Im  Folgenden  erwähnt  Ref.  die  Gattungen  und  Arten  ohne 
Beschreibung,  nur  da,  wo  Verf.  neue  Species  gefunden,  ist  eine 
solche  in  Kürze  beio-eo-eben: 

1.  Hemidinium:  H.  nasutum  Stein. 

2.  Gymnodinium:  G.  fuscum  Stein,  G.  aemginosum  Stein, 
G.   Vorticella  Stein,  G.  pulviscidus  Klebs; 

Gymnodinium  palustre  (nova  species).  In  den  Sümpfen 
von  Neudorf  und  Dornach  bei  Basel  sehr  verbreitet.  Länge  44,17  ,«, 
Breite  37,5  it.  Körperhälften  ungleich.  Querfurche  schwach  rechts- 
schraubig,  Längsfurche  zieht  sich  von  dieser  aus  bis  zum  hinteren 
Körperende  und  bildet  eine  tiefe  Rinne.  Keine  feste  Umhüllung 
neigt  zur  Gallertbildung.  Gelbe  bis  dunkelbraune  Chromatophoren 
in  dichten  Massen  unter  der  Haut.  Aucenfleck  nicht  vorhanden. 
Cysten  mit  schleimigen  und  festen  Hüllen. 

Gymnodinium  carinatum  (nova  species).  Vereinzelt  in  den 
Sümpfen  von  Neudorf.  Länge  39,7  fi,  Breite  34,5  (i.  Körper- 
haften fast  gleich,  vordere  breit  abgerundet,  hintere  verschmälert. 
Querfurche  schwach,  in  einer  kaum  ansteigenden  Schraubenlinie; 
Längsfurche  verläuft  in  der  Längsachse.  Keine  Umhüllung.  Helle 
bis  dunkelbraune  Chromatophoren,  in  der  Mitte  des  Körpers  ange- 
häuft.    Augenfleck  nicht  vorhanden.     Ruhezustände  nicht  bekannt. 

Gymnodinium  paradoxum  (nova  species.)  Vereinzelt  in  den 
Sümpfen   von   Neudorf.     Länge    26,8    /«,    Breite   34,5    fi.     Gestalt 


256  Peridineen. 

kugelig.  Querfurche  kaum  bemerkbar,  Längsfurche  scheint  zu- 
fehlen.  Keine  Umhüllung.  Dunkelroth -braune  Chromatophoren  in- 
der  Mitte  des  Körpers.  Ein  Augenfleck  unterhalb  des  Geisselan - 
satzes.     Ruhezustände  nicht  bekannt. 

Gymnodinium  hyalinum  (nova  species).  In  den  Teichen  des 
botanischen  Gartens  in  Basel.  Länge  33,6  //,  Breite  20,7  u. 
Ovaler  Umriss.  Asymmetrischer  Bau.  Querfurche  rechtswindend 
mit  ungewöhnlich  steilem  Verlauf.  Längsfurche  schwach.  Keine 
Umhüllung.  Keine  Chromatophoren,  dagegen  Haufen  von  kleinen 
Körnern  (Stärke).  Rothgefärbter  Augenfleck  in  der  Längsfurche. 
Cystenbildung. 

Gymnodinium  pusillum  (nova  species.)  In  den  Sümpfen  von 
Neudorf.  Länge  23,0  /u,  Breite  18,4  [i.  Körperbau  ähnlich  der 
vorigen  Species.  Keine  Umhüllung.  Wenig  hellgelb  gefärbte 
Chromatophoren  unter  der  Körperobertläche.  Runder  hellroth  gefärbter 
Augenfleck  in  der  Längsfurche.     Cystenbildung. 

3.  Amphidinium:  A.  lacustre  Stein. 

4.  Glenodinium:  G.  cinctum  Ehrbrg.,  G.  oculatum  Stein. 
Glenodinium   uliginosum    (nova    species).     Auf    dem    Jungholz 

bei  Brennet  in  Baden.  Länge  38,25  f.i,  Breite  30,18  ii.  Körper- 
hälften ungleich,  vordere  grösser,  kugelig  abgerundet,  hintere 
kleiner,  kurz  abgestumpft.  Bauch-  und  Rückenseite  schwach  abge- 
plattet. Querfurche  in  schwach  rechtsläufiger  Linie.  Längsfurche 
in  der  Längsachse  bis  zum  Endpol.  Aeusserst  derbe  Zellwand. 
Kleine,  zahlreiche  schwarzbraune  Chromatophoren  unter  der  Ober- 
fläche.    Augenfleck  nicht  vorhanden.     Cystenbildung. 

Glenodinium  neglectum  (nova  species.)  In  Gesellschaft  mit  der 
vorigen.  Länge  31,2  fi,  Breite  28,94  {.i.  In  Gestalt  ähnlich  der 
vorigen.  Hülle  derb,  widerstandsfähig.  Chromatophoren  hellgelb, 
zahlreich,  dicht  unter  der  Körperoberfläche.  Länglich  runder,  rothge- 
färbter Augenfleck  in  der  Längsfurche.  Encystirun'g  in  kugeligen 
und  in  gehörnten   Cysten. 

Glenodinium  comifax  (nova  species.)  In  den  Sümpfen  von 
Neudorf.  Gestalt  länglich.  Länge  25  ,«,  Breite  20,7  (.t.  Körper- 
hälften ungleich,  vordere  kugelig  abgerundet,  hintere  zugespitzt. 
Querfurche  rechtsschraubig,  Längsfurche  bis  zum  Pol.  Zeilwand 
äusserst  fein.  Roth  bis  schwarzbraune  Ohroma  tophorenplatten 
unter  der  Oberfläche.  Augenfleck  in  der  Längsfurche.  Gehörnte  Cysten. 

Glenodinium  pulvisculus  Stein. 

5.  Peridinium:  P.  tabidatum  Clap.  Lachm.,  P.  cinctum  Ehrbg., 
P.   bipes  Stein,  P.  quadridens  Stein,  P.  umbonatum  Stein. 

Peridinium  minimum  (nova  species).  Sehr  verbreitet.  Länge 
19,29  /*,  Breite  16,88  f.i.  Gestalt  eiförmig.  Körperhälften  etwas 
ungleich.  Tafeln  ohne  Sculptur.  Querfurche  rechtsschraubig. 
Längsfurche,  in  der  Vorderhälfte  des  Körpers  beginnend,  durch- 
kreuzt die  Querfurche  und  zieht  in  einer  von  der  Längsachse  nach 
rechts  abweichenden  Linie  bis  zum  Endpol.  Chromatophoren 
hellgelb.     Augenfleck  nicht  vorhanden.     Cystenbildung. 

6.  Ceratium:  C.  cornutum  Claparede  und  Lachmann,  C.  hirun- 
della    0.    Fr.    Müller.  Bueherer  (Basel). 


Pike  (Pflanzenkrankheiten.)  257 

Prillieux  et  Delacroix,  Note  sur  leparasitisme  d u  B o  t  r y  t i s 
cinerea  et  du  Cladosporium  herbar  um.  (Bulletin  de  la 
Societe  mycol.  de  France.     Tome.  VI.   1890.  p.  134  ff.) 

Anknüpfend  an  die  von  Kissling  geschilderte  Botrytis-Kyt'idemie 
von  Gentiana  lutea  im  Jura  theilen  die  Verff.  hier  einige  weitere 
Fälle  mit,  in  welchen  sich  dieser  früher  für  harmlos  gehaltene  Pilz 
als  Parasit  zeigte.  Hyacinthen-  und  Prlrigstrosenblüten  wurden  mit 
Conidien  von  Botrytis  inficirt,  die  von  todten  Salatblättern  entnommen 
waren ,  Blüten  und  Blütenstiele  wurden  vom  Mycel  überzogen 
und  getödtet,  später  erschienen  auf  den  abgestorbenen  Organen 
zahlreiche  Conidienträger.  Listera  ovata  wurde  auf  einer  Excursion, 
in  gleicher  Weise  von  diesem  Schimmel  überzogen,  angetroffen  und 
endlich  waren  in  einem  Treibhause  bei  Roubaix,  wo  die  Trauben- 
treiberei einen  wichtigen  Industriezweig  bildet,  lebende  Trauben- 
blätter durch  Botrytis  deformirt  und  mit  Conidienträgern  bedeckt. 
Des  Weiteren  scheint- es  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  Clado- 
sporium herbarum,  besonders  in  der  Form  Cladosporium  fasciculare 
die  Blätter  verschiedener  wichtiger  Culturpflanzen  parasitisch  angreift. 
Ais  wichtigster  Fall  wird  eine  Epidemie  der  Apfelbäume  an  vielen 
Orten  im  Westen  und  Centrum  Frankreichs  erwähnt,  bei  welcher 
das  am  Rande  vertrocknende,  mit  zahlreichen  Cladosjiorium-TSüscheln 
besetzte  Laub  vorzeitig  abfiel.  Häufig  sind  auch  Himbeerblätter  in 
charakteristischer  Weise  erkrankt:  lange  vertrocknete  Streifen  ziehen 
vom  Mediannerv  zwischen  den  Secundärnerven  und  dieselben  sind 
mit  Cladosporium-Büsclieln  besetzt  und  im  Innern  von  dem  Mycelium 
durchzogen.  Ob  in  diesen  Fällen  das  „post  hoc"  das  „propter  hoc" 
war,  ist  übrigens,  wie  die  Verff.  auch  selbst  zugeben,  durch  Ex- 
perimente zu  erweisen.  Solche  Experimente  waren  von  den  Verff. 
geplant,  doch  ist  über  den  Erfolg  derselben  dem  Ref.  bis  jetzt  noch 
nichts  bekannt  geworden. 

L.  Klein  (Freiburg'  i.  B.). 

Misrola,  W.,  Die  Bakterien.  8°.  216  p.  Leipzig  (J.  J.  Weber's 
Naturw.  Bibliothek.  No.  2.)  1891. 

In  zwei  Haupttheilen,,  Naturgeschichte  der  Bakterien"  p.  33 — 
164,  und  „Die  Beziehungen  der  Bakterien  zur  belebten  und  unbe- 
lebten Natur"  p.  165 — 216,  denen  als  Einleitung  gleichfalls  zwei 
kurze  Haupttheile :  „Was  sind  Bakterien"  und  „Die  Entwickelung 
der  Lehre  von  den  Mikroorganismen1'  vorangeschickt  sind,  will 
Verf.  für  Laienkreise  das  Wichtigste  unserer  gegenwärtigen  Kennt- 
nisse von  den  Bakterien  behandeln.  Die  Naturgeschichte  der  Bak- 
terien gliedert  er  in  3  Abschnitte,  Morphologie  und  Entwicklungs- 
geschichte p.  33 — 69,  die  Untersuchungsmethoden,  p.  70 — 91  und 
die  Systematik  der  Bakterien,  p.  92 — 164.  In  dem  ersten  dieser 
2  Abschnitte  finden  wir  neben  Formen  der  Bakterien ,  Wachs- 
thum,  Theilung,  Sporenbildung,  Sporenkeimung  auch  Lebenser- 
scheinungen und  Lebensbedingungen  der  Bakterien  und  Vorkommen 
der  Bakterien  in  der  Natur.  Diese  beiden  letzten  Abschnitte  sind 
hier    nicht    am    Platze;    sie    gehören    nothwendig    mit    dem  letzten 

Botan.  Centralbl.    Bd.  XLVIII.  1891.  17 


258  Pilze.   —  Museireen.   —  Pliysiol.,  Bio!.,  Anat.  u.  Morphol. 

Haupt-Theil  „Die  Beziehungen  der  Bakterien  zur  belebten  und  un- 
belebten Natur",  in  welchem  Fäulnissund  Gährung  „Die  ansteckenden 
Krankheiten  und  die  Bakterien  im  Haushalte  der  Natur  abgehandelt 
werden  zu  einer  Physiologie  und  Biologie  der  Bakterien  vereint, 
da  man  sonst  durchaus  zusammengehörige  Dinge  bald  vorn,  bald 
hinten  in  dem  Buche  suchen  muss  und  oft  nicht  weiss,  ob  vorn 
oder  ob  hinten.  Von  diesem  Fehler  in  der  Disposition  und  von 
einigen  hier  nicht  weiter  zu  erwähnenden  Ungenauigkeiten  und  Un- 
gleichmässigkeiten,  auf  die  im  Centralbl.  f.  Bakteriologie  näher  hinge- 
wiesen wurde,  abgesehen,  ist  das  Buch  als  durchaus  geeignet  für  seinen 
Zweck  zu  bezeichnen;  es  ist  klar  und  im  Grossen  und  Ganzen  correct 
und  übersichtlich  geschrieben.  Wenn  aber  der  Verf.  in  der  Einleitung 
sagt:  „Der  Grund,  weshalb  so  wenig  von  den  Bakterien  in  weiteren 
Kreisen  bekannt  ist,  liegt  grösstenteils  darin,  dass  es  noch  keine 
Litterat.  ur  giebt,  welche  das  in  hochgelehrten  Werken  nieder- 
gelegte umfangreiche  Wissen  für  Laien  geniessbar  macht",  so  hat 
er  sich  diesen  Satz  wohl  nicht  hinreichend  überlegt,  oder  sollte  er 
im  Ernste  de  Barys  geradezu  mustergültige  Vorlesungen  über 
Bakterien  wirklich  für  Laien  nicht  geniessbar  halten? 

L.  Klein  (Freiburg  i.  Bj. 

Vaizey,  J.  IL,  O  n  t  h  e  m  o  r  p  h  o  1  o  g  y  o  f  th  e  sporo  p  h  y  t  e  o  f 
Splachnum  luteum.  (Annais  of  Botany.  Vol.  V.  No.  XVII. 
November  1890.  p.   1—10,  plate  I  and  IL) 

Die  früheren  Untersuchungen  des  Verfassers  hatten  ihn  über- 
zeugt, dass  es  höchst  wichtig  sei,  weitere  Kenntnisse  über  den 
höchsten  Grad  der  Entwickelung,  welche  der  Sporophyt  der  Moose 
erreichen  kann,  zu  erhalten.  Als  das  geeignetste  Material  hierzu 
erwies  sich  Splachnum   luteum,  rubrum   und  einige  andere   Arten. 

Die  Anatomie  des  Sporophyten  wird  eingehend  geschildert. 
Die  Apophysis  ist  nach  dem  Verf.  ein  dem  Blatte  der  Gefäss- 
pflanzen  homologes  Gebilde.  Die  Schlussfolgerungen  fehlen,  da  die 
Arbeit  im  Nachlass  des  Verfassers  gefunden  wurde. 

Zander  (Berlin). 

Yöcktiug,  Hermann.  Uebcr  die  Abhängigkeit  des  Laub- 
blattes von  seiner  Assi  milatio  ns  -  Thätigkei  t.  (Bo- 
tanische Zeitung.      1891.  Nr.  8  u.  9.) 

Zur  Entscheidung  der  Frage  nach  der  Abhängigkeit  des  Laub- 
blattes  von  seiner  Assimilationsthätigkeit  ist  schon  eine  Reihe  von 
Untersuchungen  ausgeführt;  da  die  Resultate  derselben  aber  nicht 
einwurfsfrei  sind,  so  nimmt  Verf.  die  Frage  wieder  auf  und  sucht 
sie  experimentell  dadurch  zu  entscheiden,  dass  er  einzelne  Pflanzen- 
theile  bei  Tageslicht  längere  Zeit  hindurch  am  Assimiliren  hindert, 
indem  er  sie  in  kohlensäurefreier  Luft  cultivirt.  Dieses  geschieht  nach 
zwei  verschiedenenMethoden  :  a)  unter  Lufterneuerung  :  Ein  Zweig  der 
Versuchspflanze  wird,  ohne  von  der  Mutterpflanze  getrennt  zu  werden, 
in  einen  grossen  Glasballon  eingeführt  und  darin,  durch  Kork  und 
Wachs   gegen    die    Atmosphäre    abgeschlossen ,    mehrere    Tage    er- 


Physiol.,  Biol.,  Anat.  u.  Morpliol.  —   System,  u.  Pflanzengeogr.         259 

halten,  während  gleichzeitig  kohlensäurefreie,  feuchte  Luft  con- 
tinuirlich  durch  den  Ballon  gesaugt  wird,  b)  in  stehender  Luft- 
schicht: Der  in  gleicher  Weise  mit  einem  Zweige  der  Versuchs- 
pflanze beschickte  Glasrecipient  wird  durch  Aetzkali  kohlensäurefrei 
gehalten.  In  beiden  Fällen  bleibt  der  in  das  Versuchsgefäss  ein- 
geschlossene Zweig  in  Verbindung  mit  der  Pflanze,  die  theils  durch 
die  Assimilation  der  nicht  mit  eingeschlossenen  Zweige,  theils  durch 
seinen  aufgestapelten  Reservestoff  ernährt  wird.  Als  empfindlichste 
'Versuchspflanze  diente  Mimosa  pudica.  Ferner  wurde  operirt  mit 
normalen  grünen  und  mit  etiolirten  Sprossen  von  Solanum  tube- 
rosum, mit  Sprossen  von  Tropaeolum  Lobbianum,  Dolichospermum 
Halicacabwn,  Mimulus   Tillingi,  Zierkürbis. 

Die  Versuche  ergaben  ausnahmslos  das  Resultat,  dass  das 
Leben  des  ausgebildeten  Laubblattes  an  seine  Assimilationsthätigkeit 
gebunden  ist.  Wird  dieselbe  durch  Entziehung  der  Kohlensäure 
gehemmt,  so  treten  Störungen  ein,  welche  früher  oder  später  mit 
dem  Tode  endigen.  An  empfindlichen,  besonders  den  periodisch  be- 
weglichen Blättern,  äussern  sich  die  Störungen  rasch;  sie  zeigen 
sich  in  Aenderungen  der  normalen  Bewegung,  eigentümlichen  Krüm- 
mungen, Verwandlungen  der  Farbe,  Erlöschen  der  Empfindlichkeit 
bei  reizbaren  Organen,  und  schliesslich  im  Einschrumpfen  oder  Ab- 
fallen. Aber  nicht  nur  das  ausgewachsene,  auch  das  sich  ent- 
wickelnde Blatt  ist  von  seiner  Assilimationsthätigkeit  abhängig,  doch 
sind  hier  zwei  Stadien  zu  unterscheiden.  Das  erste  (Stadium  der 
Anlage  des  Blattes)  ist  nicht  an  den  Assimilationsprocess  gebunden, 
das  zweite  (Stadium  der  Entfaltung,  der  Flächen-  und  Volumen- 
zunahme) ist  abhängig  von  der  Assimilationsthätigkeit.  Wird  diese 
verhindert,  so  erlangt  das  Blatt  seine  normale  Gestalt  nicht,  es 
treten  Störungen  ein,  die  unheilbar  auch  dann  bleiben,  wenn  die 
Pflanze  wieder     unter     normale    Lebensbedingungen    versetzt    wird. 

Schutt  (Kiel). 

Heiinerl,  Nyctaginiaceae.    (Warnung:  Symbolae  ad  floram  Brasiliae 

centralis  conoscendam.  —  Videnskabelige    Meddelelser    fra     den 

naturhist.  Forening  i  Kjöbenhavn  for  Aaret  1890.) 

Die  folgenden  neuen  Arten  und  Varietäten  der  centralbrasilianisehen  Flora 
wurden  vom  Verfasser  beschrieben. 

1.  Bouginvillea  glabra  Choisy  «  obtusibracteata  Heim.  Diagnose:  ßracteis 
latissime  subcordatis  vel  ellipticis  apice  obtusis  v.  subrotundatis.  —  id.  ß  acutibracteata 
Heim.  Diagnose :  Bracteis  apice  brevius  v.  longius  acuminatis  acutisque. 

2.  Pi&onia  Pernambucensis  Casaretto.  «  cordata .Heim.  Diagn.:  foliis  latissimis, 
basi  subcordatis  vel  rotundatis,  apice  rotundatis,  paulo  longioribus  q.  latis, 
(Pisonia  cordifolia  Mart.).  —  id.  ß  elliptica  Heim.  Diagn.:  foliis  evidenter  longioribus 
q.  latis,  apice  plerumque  obtusatis  rarius  rotundatis,  basi  subrotundata  subito  in 
petiolum  contractis. 

3.  Pisonia  areolata  nova  spec.  Heim.  Diagn. :  Kamis  adultis  glabris,  ramis 
novellis,  gemmis,  foliis  primuin  parce  rufo-puberulis ;  foliis  inter  formam  late 
ellipticam  et  elliptico-oblongam  variantibus,  basi  in  petiolum  validum  cito  augustatis, 
apice  breve  vel  longius  acuminatis,  ipsa  in  apice  obtusiusculis,  siccitate  coriaceis, 
supra  magis  minusve  lucentibus,  infra  subopacis  (vel  paulum  nitentibus),  nervo 
mediano  valido,  nervis  lateralibus  plurimis,  arcuatis,  multis  venulis  anastomosis- 
que  conjunctis,  foliis  itaque  in  primis  in  pagina  inferiore  prominente  et  subdense 
reticulatim    venosis,    glaberrimis,    subintegris,    margine    paululum   undulatis  (pet. 


260  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

8-28  mm,  fol.  lat.  36 — 93  mm,  fol.  longt.  97 — 183  mm):  infloreseentiis  primum 
parce  et  brevissime  ferruginoso-puberulis,  demum  subglabris,  pedunculo  firmiusculo 
varia  longitndine  (15 — 42  mm)  suft'ultis,  late  pyramidatis  vel  corj-mbosis,  pauci- 
vel  multifloris,  ramis  primariis  binis  typice  oppositis  vel  subalternantibus,  obli(|iie 
vel  subhorizontale  patentibus,  iterum  paulum  ramificatis,  ramulis  ultimis  flores 
complures  saepius  dense  approximatos,  subsessiles  gerentibus,  bracteis  in  basi 
ramorum  primariorum  longius  persistentibus,  lanceolatis-perianthiis  rj1  cyathiformibus 
(4,5  mm  longis)  glabriusculis ;  staminibus  plerumque  7  perianthia  ad  V2-plo 
longioribus;  per  9  subtubuloso-campanulatis  (3  mm  longis),  limbo  patulo  ;  germine 
(ca.  4  mm.  longo),  stigmate  exserto,  penicillato.  (Anthocarpia  desnnt.)  —  Arbor 
silvestris  cortice  glabro  canescente,  m.  Sept.-Dec.  fl. 

4.  Pisonia  platystemon  Heim.  Eine  neue  Art  oder  Varietät  ex  aftinitate 
Pis.  noxiae  Netto.  Diagnose:  Staminibus  paucioribus  [quam  Pis.  noxia]  (6.), 
tilamentis  applanatis,  basin  versu  sensim  dilatatis  ibique  latiusculis,  perianthiis 
minoribus  (4 — 4,5  mm),  inflorescentiis  corymboso-umbellatis,  parvis,  foliis  longius 
tenueque  petiolatis,  antice  plerumque  acuminatis,  infra  griseo-rutescentibus,  vix 
reticularis. 

5.  Pisonia  OJfersiana  Link  et  al.  «  typica  Heim.  Foliis  in  apice  vel  brevius 
vel  longius  attenuatis  acutisque,  basilaribus  ramorum  solum  apice  obtusis.  — 
id  var.  ß  ohtusata  Heim.     Foliis  plerisque  in  apice  obtusatis  vel  rotundatis. 

6.  Pisonia  W&rmingii  nov.  subspec.  Heim,  ex  affin.  Pis.  nitidae  Mart, 
verisimile  cum  Pis.  pubescenti  Heimerl  (uon  Kunth)  identica.  —  Diagnose:  — 
statu  evoluto  glabra  ramulis  junioribus,  inflorescentiis,  petiolis,  foliorum  pagina 
inferiore  magis  mimisve  pubescenti-subhirsutis,  foliis  ceterura  inflorescentiisque 
ab  hac  vix  diversis.  — 

Die  Hauptbehandlung  der  Nyctaginiaceae  ist  von  Schmidt  in 
„Flora  Brasiliensis",  Vol.  XIV  geleistet. 

J.  Christian  Bay  (Copenhagen.) 


"Wilson,  J.  H.,    The    effects    of   cultivation    on  Allium    vi- 

neale  L.     (Transactions  and  Proceedings   of  the  Botanical  Society 
of  Edinburgh.     Vol.  XIX.     1891.) 

Allium  vineale  zeigt  sich  in  der  Umgebung  von  St.  Andrews 
ausschliesslich  auf  dem  Gipfel  der  alten  Abteimaner,  da  aber  in 
solcher  Menge,  dass  es  der  Ruine  ein  eigenartiges  Gepräge  ver- 
leiht. Der  Standort  ist  trocken,  im  Sommer  recht  heiss,  dem  Winde 
ausgesetzt. 

Wie  die  Pflanze  ihren  eigenartigen  Standort  erreicht  hat,  ist 
zur  Zeit  nicht  mehr  zu  errathen;  möglicherweise  war  sie  früher  in 
der  Umgebung  häufig  und  wurde  durch  die  Cultur  verdrängt. 
Gegen  Wind  und  Trockenheit  zeigt  sie  sich  wohl  geschützt,  dank 
der  schmalen  Form  ihrer  Blätter,  die  dem  Winde  nur  wenig  Fläche 
bieten,  der  Zähigkeit  ihrer  Stengel,  dem  dichten  Ueberzug  ihrer 
Zwiebeln.  Die  Inflorescenz  erzeugt  ausschliesslich  Bulbillen ;  es 
ist  möglich ,  dass  auch  hierin  eine  Anpassung  an  Trockenheit  zu 
erblicken  ist. 

In  den  Garten  versetzt,  wurden  die  Pflanzen  in  ihren  sämmt- 
lichen  Theilen  weit  grösser;  sie  erzeugten  aber  ebenfalls  nur  Bul- 
billen, und  zwar  in  viel  grösserer  Menge,  als  am  natürlichen  Stand- 
orte. 

Schimper  (Bonn.) 


Systematik  und  Pdanzengeographie.  261 

Celakovsky,  Lad.,  Ueber  die  Verwandtschaft  von  Typha 
und  Sparganium.  (Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  1891.  p.  117 — 121, 
154-160',  195—199,  224—22S,  266—272.) 

Der  vorliegende  Aufsatz,  den  Jeder,  der  sich  für  den  Gegen- 
stand näher  interessirt,  im  Original  lesen  wird,  beschäftigt  sich  zunächst 
mit  der  Auffassung  der  2?/^«-Innorescenz.  Bekanntlich  stehen  sich 
zwei  Ansichten  gegenüber:  die  von  Dietz  und  Engler,  wonach 
diese  Inflorescenz  als  eine  Aehre  aufzufassen  ist,  und  die  von 
Schnizlein,  Doli  und  A.  Braun,  welche  Verf.  im  Jahrgang 
1885  der  „Flora"  im  Wesentlichen  acceptirt  und  näher  begründet 
hat.  Verf.  wendet  sich  zunächst  gegen  Dietz,  dem  gegenüber  er 
die  Existenz  einer  ,, congenitalen  Verwachsung"  vertheidigt.  Engler 
gegenüber  hebt  Verf.  hervor,  dass  das  Auftreten  der  alternirenden 
Spathablätter,  die  Anlage  derselben,  sowie  auch  der  Blüten,  und 
endlich  auch  das  regelmässige  Vorhandensein  einer  Rinne  gegenüber 
der  Spatha  im  weiblichen  Theile  des  Blütenstandes  entschieden  gegen 
eine  Aehre  sprechen.  Mit  Aroideen- Kolben,  die  niemals  mehrere 
Spathablätter  besitzen,  dürfe  die  Inflorescenz  von  Typha  nicht  ver- 
glichen werden.  Die  Ansicht  Engler's,  dass  die  übrigen  Deck- 
blätter frühzeitig  geschwunden  seien  und  dafür  die  übrigbleibenden 
sich  stark  vergrüssert  hätten,  weist  Verf.  als  unbegreiflich  und  ohne 
Analogie  dastehend  zurück.  Der  Blütenstand  von  Typha  könne 
somit  aus  einer  Aehre  nicht  abgeleitet  werden;  alle  Thatsachen 
sprechen  dafür,  dass  ,, jedes  interibliare  Stockwerk  des  Blütenstandes 
•als  Achselspross  der  darunter  stehenden  spathaförmigen  Bractee" 
aufzufassen  ist.  Verfasser  vergleicht  hierauf  die  Ty [iha-Infiorescenz  mit 
der  von  Sparganium;  dieses  Capitel  ist  von  einigen  Abbildungen 
begleitet.  Auch  die  Darstellung  dieser  Verhältnisse  von  Sc  hur  wird 
ausführlich  besprochen. 

Ein  weiteres  Capitel  beschäftigt  sich  mit  den  Haaren  an  den 
Blütenstielen  von  Typha.  Verf.  vertheidigt  in  demselben  seine  An- 
sicht, dass  dieselben  gleich  jenen  von  Eriophorum  als  reducirtes 
Perigon  aufzufassen  seien.  Als  Beweismittel  für  die  Richtigkeit 
dieser    Ansicht    führt    Verf.    folgende    an : 

1.  Behaarung    fehlt    bei   Typha  überhaupt; 

2.  auch  die  übrigen  Blütentheile  sind  bei   Typha  reducirt; 

'S.  die  Haare  kommen  nur  dort  vor,  wo  ein  Perigon  stehen  kann; 

4.  die  Haare  sind  morphologisch  Emergenzen  ; 

5.  auch  die  Hüllblätter  der  Hauptachse  zerfallen  im  obersten  Theile 
des  männlichen  Kolbens  in  trichomähnliche  Theile; 

6.  auch  die  Deckblätter  der  Blüten  von   Typha  angustifolia  u.  a. 
sind  in  ähnlicher  Weise  reducirt; 

7.  Vergrünungserscheinungen  bei   Typha  minima. 

Hierdurch  fallen  wohl  die  wesentlichsten  Punkte,  welche  gegen 
die  nahe  Verwandtschaft  von  rTypha  mit  Sparganium  angeführt 
wurden.  Man  ist  somit  nicht  berechtigt,  die  beiden  Gattungen  in 
zwei  verschiedene  Familien  zu  stellen,  sondern  kann  sie  höchstens 
als  Repräsentanten  zweier  Unterfamilien  auflassen. 

Fritsch  (Wien). 


■^OZ  Systematik.    —    Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten. 

Colenso,  W.,  A  description  of  some  newly-discovered 
indigenous  plants  being  a  further  contribution 
towards  the  making  known  the  botany  of  New  Zea- 
land.  (Transactions  and  Proceedings  of  the  New  Zealand  In- 
stitute.   Vol.  XXIII.     1891.     p.  381—391.) 

Die  Arbeit  enthält  folgende  neuaufgestellte  Typen : 

Ranunculus  muricatulus  verwandt  mit  R.  multiscapus  Hook.,  C'allha  margi- 
nata  zu  C.  Novae  Zealandiae  Hook,  zu  stellen ;  Carmichaelia  Suteri  aus  der  Nähe 
von  C.  uniflora  Krk.  ;  Acaena  macrantha  eine  seltene  Art;  Drosera  flagellifera 
zu  D.  binata  Lab.  aus  Australien  zu  stellen;  Metrosideros  aurata  zu  M.  florida 
Sin.  zu  bringen;  Hydrocotyle  nitens  eine  sehr  gefällige  Erscheinung;  Pozoa 
{Azorella)  elegans  die  Mitte  zwischen  P.  trifoliata  Hook,  und  P.  microdonta  Co- 
lenso  haltend;  P.  (A.)  microdonta ;  Cotula  vcnosa  verwandt  mit  O,  auslralis  Hook., 
Permettya  nana;  Corysanthes  orbiculata;  Hymenophyllum  truncatum  in  gewisser 
Hinsicht  mit  H.  midtifidum  Sw.  übereinstimmend. 

E.  Roth  (Halle  a.  S.). 

Fockeu,  H..  Les  Hy menopterocecidies  du  Säule.  (Revue 
Biologique  du  Nord  de  la  France.     T.  IV.  1891.  p.  35-40). 

Diese  Arbeit,  die  erste  des  Verf.,  welche  Ref.  genau  einzusehen 
Gelegenheit  und  Veranlassung  hatte,  kann  kaum  als  eine  Bereicherung 
der  Gallenlitteratur  bezeichnet  werden.  Sie  gibt  nur  eine  allgemeine 
Orientirung  und  ohne  genaue  Hinweise,  so  dass  der  in  diesem  Zweige 
der  Cecidiologie  noch  unbewanderte  Leser  auch  nicht  im  Stande  ist, 
durch  Aufsuchen  der  Originalarbeiten  sich  zuverlässig  zu  belehren, 
sowie  auch  etwaige  eingeschlichene  Fehler  zu  eliminiren.  Als  einen 
solchen  nennt  Ref.,  dass  die  Galle  von  Cryptocampus  pentandrae  Zadd. 
nach  dem  Verf.  am  Blattstiele  (petiole)  vorkommt,  während  sie  sich 
an  den  Zweigen  findet.  Die  Angabe,  dass  Cr.  testaceipes  auf  Salix 
gracilis  L.  vorkomme,  ist  natürlich  nur  Schreib-  oder  Druckfehler 
für  fragilis.  Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Gleichartigkeit  des 
Aussehens  und  Baues  der  Blattwespengallen  der  Weide  und  Ver- 
gleichungen  mit  der  Lebensweise  nichtgallenbildender  verwandter 
Insekten  bilden  den  Haupttheil  der  Abhandlung.  Auf  Seite  39  be- 
spricht Verf.  die  Entwicklung  der  Galle  von  Nematus  galUcola 
Westw.  ohne  jeden  Hinweis  auf  die  in  der  Botan.  Zeitung  1888 
erschienene  Arbeit  von  Beyerinck,  dessen  Name  sich  in  der 
Arbeit  gar  nicht  findet.  Irgend  ein  wichtiges  neues  Factum  bringt 
die  Mittheilung  überhaupt  nicht,  lässt  aber  den  Leser  an  den  meisten 
Stellen  im  Zweifel  darüber,  ob  das  Gebrachte  ein  Resultat  eigener 
Beobachtung  des  Verf.  ist  oder  nicht.  Gelegentliche  Hinweise  auf 
An  d r e  und  Kriechbaume r  sind  ohne  Angabe  des  Ortes.  Wer 
die  Objecte  und  die  Litteratur  kennt,  findet  natürlich  heraus,  woher 
die  eine  und  andere  Angabe  rührt.  Was  z.  B.  S.  37  über  die 
Galle  von  Nematus  galUcola  an  Salix  Silesiaca  gesagt  ist,  ent- 
stammt den  „Beiträgen"  von  Hieronymus,  dessen  Name  aber 
keinmal  genannt  ist.  Von  bestimmten  Angaben  kann  Ref.  nur  finden : 
dass  noch  keine  Gry pto camp us-  Galle  aus  Frankreich  bekannt  sei 
(Verf.  sagt:  „dans  notre  pays",  was  zwar  ebensogut  Gegend  wie 
Heimathland  bedeutet,  hier  aber,  weil  im  Gegensatz  zu  Deutschland 
stehend,  wohl  ganz  Frankreich  bezeichnen  soll)  und  dass  die  Gallen 


Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten.  263 

des  Nematus  gallicola  und  N.  gallarum  in  dortiger  Gegend  (also 
bei  Lille)  häutig  seien.  Das  sind  sie  aber  in  ganz  Mitteleuropa; 
und  da  der  Verf.  bei  Nematus  vesicator  gar  keine  Angabe  über 
dessen  Vorkommen  macht,  so  ist  daraus  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit zu  schliessen,  dass  er  seine  Umgegend  noch   nicht  ausreichend 

sorgsam  durchsucht  hat. 

Thomas  (Ohrdruf). 

Kieffer,  J.  J.,  D  i  e  G  a  1 1  m  ü  ck  e  n  des  PI  o  r  n  k  1  e  e  s.  (Wiener 
Entomolog.  Zeitung.    IX.    1890.    Seite  29—32.) 

Zu  den  bisher  bekannten  zwei  Arten,  welche  die  Blütenau- 
schwellungen  an  Lotus  corniculatus und  L.  uliginnsus  (Diplosis LotiDG.) 
und  die  Triebspitzendeformation  an  letztgenanntem  Substrate  erzeugen 
(Cecidomyia  loticola  Rübs.),  kommen  durch  vorstehende  Publication 
zwei  neue  Gallenerzeuger:  1)  Diplosis  Barbiclti  Kieff.,  verursacht 
die  Triebspitzendeforrnation  auf  Lotus  corniculatus,  bei  welcher  die 
aneinandergedrängten,  sich  deckenden,  etwas  knorpeligen  Blätter 
ein  eiförmiges  Gebilde  darstellen.  Verf.  beobachtete  vier  Generationen 
in  einem  Sommer.  Die  Verwandlung  findet  in  der  Erde  statt. 
2)  Asphondylia  melanopus  Kieff.  veranlasst  Deformation  der  Hülsen, 
welche  an  ihrer  Basis,  selten  in  der  Mitte,  bis  erbsendick  an- 
schwellen und  infolgedessen  ihre  normale  Länge  nicht  erreichen  oder 
sich  einkrümmen.  Die  Verwandlung  geschieht  in  der  Galle.  (Ver- 
fasser sagt  hierbei  nicht,  auf  welcher  Lotus-Art  er  die  deformirten 
Hülsen  gefunden.  Da  aber,  wie  er  angibt,  Luzerne  „an  derselben 
Stelle"  wuchs,  so  kann  diese  nicht  sumpfig,  also  das  Substrat  nur 
Lotus  corniculatus  gewesen  sein.     I).  Ref.) 

Thomas  (Ohrdruf). 

Cornevili,  CIi.,  Action  de  poisons  sur  la  germination  des 
graines  des  vegetaux  dont  ils  proviennent.  (Comptes 
rendus  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.  Tome  CXIII.  1891 
p.  274  ff.) 

Bei  der  Production  von  Giften  durch  Phanerogamen  sind  zwei 
Fälle  zu  unterscheiden:  1.  Das  Gift  findet  sich  im  Samen  und 
geht  aus  demselben  in  die  ganze  Pflanze  über,  hier  ist  die  Giftigkeit 
der  Pflanze  nirgends  unterbrochen.  2.  Das  Gift  findet  sich  weder 
im  Samen,  noch  in  der  jungen  Pflanze,  sondern  bildet  sich  erst 
später,  wenn  gewisse  Theile,  die  es  hervorbringen,  wie  bei  manchen 
Pflanzen  die  Milchsaftgefässe,  sich  unter  den  für  diese  Production 
geeigneten  Bedingungen  befinden,  und  es  localisirt  sich.  Die  Wirkung 
der  betreffenden  Gifte  auf  die  keimenden  Samen  der  Pflanze,  die 
das  Gift  liefern,  wurde  in  beiden  Fällen  untersucht:  a.  Die  Wirkung 
eines  giftigen  Auszugs  aus  den  Samen  auf  die  Keimung  der  Samen 
von  der  Species,  welche  das  Gift  lieferte.  Zur  Untersuchung  dieses 
Punktes  wurden  Saponin,  das  sich  in  den  Samen  von  Agrostemma 
Githago  findet,  und  Cytisin,  das  in  den  Samen  von  Cytisus  Laburnum 
auftritt,  gewählt.  Der  Gang  der  Versuche  war  folgender :  In 
dem  einen  Falle  tauchte    man  den  Samen  während    einer   Zeit,    die 


264  Teratologie  imd  Pflanzenkrankheiten  (Med.  Botanik.; 

zwischen  6  und  48  Stunden  variirte,  in  die  giftige  Lösung,  während 
man  im  andern  eine  bestimmte  Menge  ausgeglühter  und  dann 
in  eine  Schale  vertheilter  Erde  mit  derselben  Lösung  imbibirte  und 
die  Samen  darein  säte.  Zur  Controle  wurden  auch  Samen,  die  nicht 
mit  dem  Gifte  behandelt  waren,  ausgesät.  Ferner  wurde,  um  dem 
Gifte  den  Eintritt  in  den  Samen  zu  verschaffen,  die  Samenschale 
mit  Hilfe  eines  feinen  Scalpels  eingeschnitten.  Das  Ergebniss  dieser 
Versuche  war  sehr  deutlich:  Das  Saponin  verhinderte  nicht  die 
Keimung  der  Samen  von  Agrost&mma,  das  Cytisin  nicht  die  von 
Cytisns.  b.  Die  Wirkung,  welche  ein  Gift,  das  in  einem  andern 
Pflanzentheile.  als  im  Samen  localisirt  ist,  auf  die  Keimung  der 
Samen  der  Pflanze  ausübt,  die  das  Gift  liefert.  Die  beiden  ge- 
meinsten Vertreter  dieser  Kategorie  sind  Tabak  und  Mohn,  welche 
das  Nikotin  und  das  Opium  liefern.  Beider  Samen  wurden  in  gleicher 
Weise  behandelt,  wie  in  der  ersten  Versuchsreihe.  Die  Tabak- 
samen, welche  38  Stunden  in  einer  Nikotinlösung  von  1 :  150  ge- 
halten worden  waren,  keimten  48  Stunden  später,  als  solche,  die 
nicht  so  behandelt  worden  waren.  Von  denen,  die  in  eine  mit 
Nikotin  imprägnirte  Erde  gesät  worden  waren,  keimte  eine  kleine 
Zahl  10  Tage  später,  die  Hälfte  davon  starb  aber  den  dritten  Tag 
ab;  andere  keimten  23  Tage  später,  aber  die  jetzt  angestellte 
mikroskopische  Untersuchung  der  Erde  wies  eine  Menge  Mikro- 
organismen nach,  die  zweifellos  das  Nikotin  zerstört  hatten.  Der 
wässerige  Auszug  des  Opium  wurde  theils  zur  Einweichung  der 
Mohnsamen  benützt,  theils  wurde  mit  ihm  die  Erde  getränkt,  in  die  sie 
gesät  wurden.  Hier  beobachtete  man,  dass  die  Keimung  in  Opiumextract 
eingeweichter  Samen  24  Stunden  eher  eintrat,  als  die  der  Control- 
samen  und  dass  das  Keimverhältniss  ein  um  ein  Drittel  höheres 
war.  Da  das  Opium  ein  complexer  Körper  ist,  handelte  es  sich 
darum,  zu  erfahren,  ob  die  ihn  bildenden  Alkaloide  in  gleicher 
Weise  wirken.  Dabei  fand  sich,  dass  Nikotin,  Codein  und  Narcein 
die  Keimfähigkeit  anregen;  Morphem  und  Thebain  schienen  sie  nicht 
zu  beeinflussen,  und  Papaverin  verzögerte  sie  um  24  Stunden. 
Bildet  also  eine  phanerogame  Pflanze  in  einem  anderen  Theile,  als 
den  Samen  ein  Gift  und  wird  dieses  während  einer  genügenden 
Zeit  mit  den  erwähnten  Samen  in  Berührung  gebracht,  so  verhindert 
es  bald  die  Keimung  wie  das  Nikotin,  bald  begünstigt  es  dieselbe 
wie  das  Opium.  Die  mit  der  gleichen  Substanz  imprägnirte  Erde 
ist,  je  nach  der  Art  des  Giftes,  entweder  geeignet  für  die  Ent- 
wickelung  des  pflanzlichen  Embryo,  oder  sie  begünstigt  dieselbe, 
gleich  als  ob  dieselbe  eine  geeignete  Düngung  empfangen  hätte. 

Zimmermann  (Chemnitz). 

.Jorissen,A.,  und  HairS,  Eng.,  Das  Linamarin,  ein  neues  Blau- 
säure lieferndes  Glucosid  aus  Linum  usitatissimum.  (Pliar- 
maceat.  Post.  1891.  No.  34.  p.  659 — 660.  —  Aus  Journ.  de  Pharm. 
d'Anvers.) 

Blausäure  fanden  die  Verff.  in  den  destillirten  Wässern  von  Ar  um 

maculatum,  Ribes  aureum,  Aquilegia  vulgaris,  Fori  aquatica  und  in 

den  Samenkeimen  von  Linum  usitatissimum. 


Mediciuische  Botanik.  2(>"> 

Aus  den  Keimlingen  des  Leins  stellten  Verff.  einen  neuen 
Körper  dar,  der  dem  Amygdalin  und  Laurocerasin  insofern  ähnlich 
ist,  dass  er  unter  gewissen  Bedingungen  Zucker  und  Blausäure 
liefert;  im  Uebiigen  ist  er  xon  diesen  Glycosiden  verschieden.  Der 
neue  Stoff,  Lina  marin  genannt,  zeigte  folgende  Zusammensetzung; 
C  47.88°/0,  H  6.68°/o,  N  5.55°/0,  0  39.89%.  Kr  entwickelt  bei 
Gegenwart  von  Leinsamenmehlemulsionen  oder  durch  Einwirkung 
verdünnter,  kochender  Mineralsäuren  Blausäure,  ist  sehr  leicht  in 
kaltem  Wasser  löslich,  schmilzt  bei  134°,  wird  durch  conc.  H2  SO  4 
nicht  gefärbt,   ist  viel  stickstoffreicher,  als    Amygdalin  und  gibt  bei 

Zersetzung  kein   Benzaldehyd. 

Hanausek  (Wien). 

Quiriiii,  Alois,    Ueber  Gymnemasilvestris  und  Gymnesinsäure. 

(Pharm.  Post.    1891.  No.  34.  p.  660—661.) 

Das  Kauen  der  Blätter  dieser  Pflanze  hat  eine  Geschmack  ab- 
stumpfende Wirkung.     Die  Ursache  ist  die  Gymnesinsäure,    welche 

Verf.  darstellte  und  näher  beschreibt. 

Hanausek  (Wien). 

Moeller,  Joseph,  Die  Falten  des  Cocablattes.  (Pharm.  Post. 
1891.  No.  35.  p.  683-684.) 

Die  Cocablätter  besitzen  zu  beiden  Seiten  des  Mittelnervs 
Streifen,  die  ursprünglich  als  Blattrippen,  dann  aber  als  Falten  be- 
zeichnet worden  sind,  indem  die  noch  in  der  Knospe  befindlichen 
Blätter  längst  dieser  Linien  gefaltet  sind.  Mo  eller  hat  gegen 
diese  Auffassung  Bedenken  und  weist  nach,  dass  die  sog.  Falten 
Streifen  oder  Leisten  vorstellen.  Auf  der  Unterseite  und  bei  auf- 
fallendem Lichte  treten  die  Streifen  viel  deutlicher  hervor:  ihr 
Verlauf  ist  nicht  geradlinig,  wie  man  bei  einer  Faltung  erwarten 
dürlte,  sondern  bogenförmig;  aber  auch  die  Entwickelungsgeschichte 
der  Blätter  spricht  dagegen.  Die  Blätter  haben  basales  Wachsthum, 
nur  die  Blattspitze  ist  in  der  Knospe  vorgebildet  und  gefaltet,  der 
Blattgrund  entwickelt  sich  erst  später;  die  Streiten  des  Cocablattes 
laufen  aber  von  der  Spitze  bis  zum  Blattgrunde.  An  frischem 
Materiale  constatirte  Verf.,  dass  die  der  Knospenhülle  entwachsenen 
Blätter  keine  Spur  von  Faltung  wahrnehmen  Hessen  ;  Querschnitte 
durch  Knospen  zeigten  innerhalb  zweirippiger  Deckblätter  das 
embryonale  Laubblatt  mit  spiralig  eingerollter  Spreite.  In  der  Knospen- 
lage fehlt  jede  Andeutung  der  Streifen  und  an  den  jüngsten  ent- 
falteten Blättern  waren  die  letzteren  bereits  vorhanden,  ohne  dass 
ein  Zusammenhang  mit  der  Knospenfaltung  ersichtlich  wäre.  Auf 
Querschnitten  erscheinen  die  Streifen  als  buckelartige  Erhebungen 
des  Schwammparenchyms,  bedeckt  von  kleinzelliger  Oberhaut,  ein 
Collenchym  ist  das  Gewebe  der  Streifen  nicht.  Die  Oberhaut  längs 
der  Streifen  ist    aus    parallelepipedischen  Zellen  aufgebaut,    wie  sie 

auch  längs  der  Gefässbündel  sich  vorfinden. 

Hanausek.  (Wien). 


266  Med.  Botanik.  —  Techn.  und  ökon.  Botanik. 

Wender  Neuniami,  Ueber  Grault  he  riaöl.  (Zeitsclir.  des  allg.  öst. 
Apotheker-Vereines.  1891.  No.  20.  p.  359—361.) 

Gaultheria  procumbens  und  Betida  lenta  liefern  ein  als  Gaul- 
theriaöl  oder  Wintergreenöl  bekanntes  ätherisches  Oel,  das  sehr  kost- 
spielig ist  und  die  künstliche  Erzeugung  rechtfertigt.    Künstliches  G.  ist 

- '"'  roorifq 

reiner  Salicylsäure-Methylester   Ce  H*  cT       qjj  und    entbehrt 

eines  Terpens,  welches  im  echten  G.  enthalten  ist  und  zu  einer 
Reaction  verwendet  werden  kann,  um  echtes  G.  von  künstlichem 
zu  unterscheiden.  Löst  man  einen  Tropfen  echtes  G.  in  1  cm3 
Alkohol  und  gibt  1  cm s  conc.  H2SO4  und  2  Tropfen  Furfurol- 
wasser  (0,5  :  100)  hinzu,  so  nimmt  die  Mischung  beim  Erwärmen  eine 
t  iefvi  olettbrauneFärbungan.  Dieselbe  Reaction  mit  künstlichem 
G.  gibt  eine  schwach  rosenrothe,  nach  24  Stunden  schwach  rothviolette 

Färbung. 

Hanausek  (Wien). 


Aitclrison,  J.  T.  E.,  Notes  to  assist  in  a  fürt  her  know- 
1  ed  ge  of  the  pr  od  uct  s  of  W  ester  n  Afghanistan  and 
of  North  Eastern  Persia.  (Transactions  of  the  Botanical 
•Society  of  Edinburgh.     Vol.  XVIII.  1891.) 

Die  umfangreiche  Arbeit  bringt  in  alphabetischer  Reihenfolge 
eine  Liste  der  organischen  und  anorganischen  Naturproducte  von 
West-Afghanistan  und  Nord-Ost-Persien  mit  den  einheimischen 
Namen.  Z.  Th.  sind  die  einzelnen  Gegenstände  mit  Notizen  über 
Vorkommen,  Verwendung  etc.  begleitet,  die  manches  Neue  und 
Interessante  bieten.  Beispielsweise  seien  im  Auszug  folgende 
Angaben  hervorgehoben : 

Agriophyllum  latifolium  und  Gundelia  Toumefortii  sind  „Wander- 
pflanzen" (wanderers),  die  durch  die  Wüstenwinde  auf  grosse  Ent- 
fernungen fortgepflanzt  werden.  Gundelia,  die  grössere  der  beiden 
Arten,  eine  Cynaree,  erschreckt  häufig  durch  ihre  Bewegungen 
die  Viehheerden;  ihre  zarten,  krautigen  Theile  werden  nach  Art 
der   Cardonen  als  Gemüse  gegessen. 


Ö^fcT 


Die  jungen  Triebe  von  Cercis  Siliquastrum  dienen  zur  Her- 
stellung sehr  feiner  Körbe  und  sonstiger  Flechtarbeiten. 

Einheimische  Condimente  von  grösserer  Wichtigkeit  sind  die 
Früchte  von  Berberis  vulgaris  und  Psammogeton  setifolium ; 
Manna  von  Alhagi  camelorum  und  Cotoneaster  Nu mmularia ;  Sarco- 
colla  von  Astragalvs  Sarcocolla.  Dieselben  werden  auch  sämmtlich 
exportirt,  namentlich  nach  Indien. 

Der  gelbe  Farbstoff  der  Blüten  von  Ddphbiium  Zalil  ist  zum 
Färben  von  Seidenstoffen  hochgeschätzt.  Die  getrockneten  Blätter 
werden  theils  wegen  desselben,  theils  als   Droge    exportirt. 

Die  Stammpflanzen  der  officinellen  Umbelliferen  -  Gummiharze 
(Ammoniacum,  Asa  loetida,  Galbanum)  werden  nach  Structur  und 
Vorkommen  genauer  geschildert,  die  Gewinnung  der  Droge  ein- 
gehend behandelt. 


Technische  u.  ökonomische  Botanik   (Phaenologie).  267 

Die  wichtigsten  einheimischen  essbaren  Früchte  und  Samen 
werden  geliefert  von  Berberis  vulgaris  (meist  ohne  Samen).  Zizyphus 
vulgaris,  Pistacia  vera,  Pyrus  sp.,  Elaeagnus  hortensis,  Celtis  Cau- 
casica,  Ficus  Carica. 

Salep  wird  von  Orchis  latifolia  und  0.  laxiflora    geliefert. 

Zu  Wohlgerüchen  werden  destillirt  oder  in  anderer  Weise  ver- 
arbeitet die  Blüten  von  Rosa  Damascena,  diejenigen  einer  Weide 
(Salix  Caprea  ?),  die  Rhizome  von  Iris-Arten,  Ferula  Sumbul,  Ferula 
suaveolens,    Valeriana    Wallichiana. 

Zucker  und  Melasse  werden  meist  importirt,    jedoch    auch  aus- 
Trauben gewonnen. 

Unter  den  einheimischen  Gemüsen  seien  als   Curiosa   Orobanche- 

Arten  hervorgehoben. 

Schimper  (Bonn). 


Tscherepachill,  ß.  P.,  Bericht  über  das  Versuchsfeld  der 
Poltawischen  Landwirtschaftlichen  Gesellschaft 
in  den  Jahren  1885  —  1887.  4°.  154  pp.  Poltawa  1888. 
[Russisch.] 

Die  letzten  4  Seiten  dieses  Werkes,  welches  uns,  wie  so 
viele  in  der  Provinz  erschienene  Druckschriften,  erst  jetzt  zu 
Gesicht  kommt,  enthält  pflanzenphänologische  Nachrichten,  welche 
um  so  werthvoller  sind,  als  aus  diesem  Gouvernement  bisher  noch 
sehr  wenig  derartiges  bekannt  geworden  ist.  Wir  haben  zwar  am 
Ende  unseres  Referats  über  „Krassnoff's  Materialien  zu  einer  Flora 
des  Gouv.  Poltawa  (im  Botan.  Centralblatt.  1891.  p.  233 — 234), 
schon  auf  einen  Anhang  dazu  von  Tscherepachin  hingewiesen, 
welcher  eine  Uebersicht  der  Blütezeiten  der  bei  Poltawa  wild  wach- 
senden Pflanzen  im  Jahre  1889  enthält.  Darunter  befanden  sich 
aber  fast  nur  Stauden  und  keine  einzige  Pflanze,  welche  sich  auf 
der  H  o  f  f  m  a  n  n  - 1  h  n  e '  sehen  Liste  befindet. 

In  dem  uns  jetzt  vorliegenden  „Berichte"  finden  sich  unter 
dem  Titel :  „Nachrichten  aus  dem  Pflanzenreiche"  phänologische 
Beobachtungen  über  Bäume  und  Sträucher,  über  Fruchtbäume  und 
Fruchtsträucher  und  über  wild  wachsende  krautartige  Pflanzen  aus 
den  Jahren  1886  und  1887,  und  zwar  befinden  sich  auch  einige, 
welche  sich  auf  der  Hof  fmann-Ihne'schen  Liste  befinden,  wie: 
Syringa  vulgaris  L.  Beg.  d.  Bl.  13.  Mai  1886  und  16. Mai  1887. 
Prunus  Fadus  L.  „  „  „  10.  Juni*  1886  u.  4.  Juni*  1887. 
Ruins  Idaeus  L.  „        „     „       7.  Juni  1886  und  29.  Mai     1887. 

„  „  „  Fruchtreife      2.  Juli  1886  und  14.  Juli     1887. 

Ribes   rubrum    L.        Beg.  d.  Bl.     3.  Mai   1886  und  11.  Mai     1887. 
„  „  „        Fruchtreife    27.  Juli  1888  und  25.  Juni    1887. 

v.   Herder  (St.  Petersburg-.) 


*  Soll  wohl  Mai  heisseu! 


268  Neue  Litteratur. 

Neue  Litteratur. 


Geschichte  der  Botanik: 

Koltz,  Notice  biographique  sur  J.  B.  Reinhard.     (Recueil  de  la  Soc.  Botanique 

du   Grand-Duche  de  Luxembourg.    1891.    No.  XII.) 
Yainainoto,  Y.,    Biographieal    sketch    of    Japanese     botanists.      (The    Botanieal 

Magazine.    Vol.  V.    Tokyo   1891.    No.  53.  p.   -.'-'3—225.)     [Japanisch.] 

Nomenclatur,  Pflanzennamen,  Terminologie  etc.: 

Frrera,  Leo.,  De  gräce,  des  noms  latins.  (Comptes-rendus  des  seances  de  Ia 
Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.   1891.   p.   164 — 166.) 

Weber,  Lezeburjesch-latein-franzesch-deitsehen  Dixioner  fun  de  plauzen. 
(Recueil  de  la  Soc.  Botanique  du  Grand-Duche  de  Luxembuurg.  1891.  No.  XII.) 

Algen. 
Agardh,  J.  G.,  Species  Sargassorum  Australiae  deseriptae  et  dispositae.  (Kongl. 
svenska  Yetenskaps-akademiens  Handlingar.  Ny  följd.  Bandet  XXIII. 
1888  och  1889.)  4°.  133  pp.  31  pl.  Stockholm  (P.  A.  Nordstedt  &  Süner) 
(1S8S— 91),  Stockholm  (Fritze)  1891. 
Eeinsch,  P.  F.,  Ueber  das  Protococcaceen-Genus  Actidesmium.  (Flora.  1891. 
Heft  4.5.) 

Pilze : 

Beyerinck,  M.  W.j  Die  Lebensgeschichte  einer  Pigmentbakterie.     Mit  Tafel    I. 

(Botanische  Zeitung.   1891.  No.  43.  p.  705—712.) 
Buckliall,  C.j  Bristol  Pungi.    Part.  XIII.     (Proceedings  of  the  Naturalisfs  Soc. 

of  Bristol.    Vol.  VI.   1891.  Part  III.) 
—   — ,  Iudex  to  Bristol   Fungi.     (Proceedings  of  the  Naturalisfs  Soc.  of  Bristol. 

Vol.  VI.  1891.  Part  III.) 
Chat  in.    Ad. ,  Contribution  ä  l'histoire  botanique  de  la  Truffe,  Kamine  des  Damas, 

Terfezia  Claveryi.     (Comptes  rendus  hebdomadaires  des  seances  de  l'Academie 

des  sciences  de  Paris.     T.  CX1II.  1891.     No.  11.) 
Fasching,  Moriz,  Ueber  einen  neuen  Kapselbacillus  (Bac.  capsulatus  mucosus). 

(Seji.-Abdr.  aus  Sitzungsber.  d.  kais.  Akademie  der  Wissensch.  in  Wien.  Mathem.- 

naturvrissensch.    Classe.      Band    C.    Abtheilung    III.    1891.)     8°.    15  pp.      Wien 

(Tempsky)  1891. 
Geisler,   F.  K.,    Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf  Bakterien.    ( Wratsch.   1891. 

No.  36.  p.  793—797,)     [Russisch.] 
Hatch,  J.  L.,    A    study    of    the  Bacillus  subtilis.     (Philad.  hosp.  Reports.   1890. 

p.  255—260.) 
Leilha,    F.,    Die    essbaren    Schwämme    und    die     giftigen    Arten,     mit    welchen 

dieselben  verwechselt  weiden  können.     Lieferung  14.    [Schluss.]    gr.  4".     XLII. 

p.   101—119  mit  2  Tafeln.     Basel  (H.  Georg)  1891.  M.   2.40. 

jMalerba,  P.,  Untersuchungen    über    die  Natur    der   von    dem  Glisciobacterium 

gebildeten    schleimigen    Substanz.     (Zeitschrift    für    physiol.  Chemie.    Bd.  XV. 

1891.  Heft  6.  p.  539  —  545.) 
Kostrup,  F.,  Bidrag  til  Kundskaben    om    Norges  Soparter.    IL  Ascomyceter  fra 

Dovre  samlede  af  Axel  Blj^tt,  E.  Rostrup  m.  rl.     (Kristiania  Videnkabs-Selskabs 

Porhandlinger.    1891.  No.  9.)     8°.    14  pp.     Kristiania    (I.  Commission  hos  Jac. 

Dybwad)  1891. 
Schwall),  Karl,  Das  Buch   der  Pilze.     Beschreibung    der    wichtigsten  Basidien- 

und  Schlauchpilze,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  essbaren   und  giftigen 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoreu  um 
gefällige  Uebersendung  von  Separat- Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe 
der  Titel  ihrer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur1*  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Redactionen  anderer  Zeitschriften  werden 
-ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen. 
•damit   derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    Uhlworm, 
Terrasse  Xr.  7. 


Neue  Litteratur.  269 

Arten.     8°.    214  pp.     ZVIit    13    colorirten  Tafeln    und    mehreren    Holzschnitten. 

Wien  (Pichler's  Wittwe  &  Sohn)  18.il.  Fl.  3.— 

Trabut,  L.,    Les  Champignons    parasites    du  Criquet    pelerin.     (Revue  generale 

de  Botanique.     1891.    15.   October.) 
De   Wildeiuau,  E.,  Notes  sur  quelques  organismes    inferieurs      (Comptes-rendus 

des    seances    de    la    Society    royale    de    botanique    de    Belgique.     Annee  1891. 

p.  169—177.) 

Flechten: 
Gasilien,    Lichens    rares    ou    nouveaux    de    la    flore    d'Auvergue.      (Journal    de 

Botanique.  V.  1891.  p.  390.) 

Muscineen: 

Bastit,  Eugene,  Recherches  anatomiques  et  physiolojriques  sur  la  tige  et  la 
feuille  des  Mousses.  [Suite.]     (Revue  generale  de  Botanique.  1891.  15.  Octobre.) 

Baiir,  YVilh.,  Beiträge  zur  Laubmoosüora  der  Insel  Malta.  (Hedwigia.  XXX. 
1891.  Heft  5.) 

Bescherelle,  E.,  Musci  novi  Guadelupenses.  [Syrrhopodon  laevidorsus,  Splachno- 
bryum  Mariei,  S.  julaceiun,  S.  atrovirens,  Distichophyllum  Mariei.]  (Revue- 
bryologique.  1891.  No.  5.) 

Dalmer,  M.,  Ueber  stärkereiche  Chlorophyllkörper  im  Wassergewebe  der  Laub- 
moose.    (Flora.  1891.  Heft  4/5.) 

Lindbei'g,  S.  0.  und  Arnell,  H.  YV.,  Musci  Asiae  borealis.  Theil  I.  Leber- 
moose. Theil  II.  Laubmoose.  (Kongl.  svenska  Vetenskaps  akademieus  Hand- 
Ungar.  Ny  följd.  Bandet  XXIII.  1888  och  1889.)  4°.  133  pp.  31  pl.  Stock- 
holm (P.  A.  Nordstedt  &  Söner)  1888—91,  Stockholm  (Fritze!  1891. 

RllSSOW,    E.,     Sur    l'idee    d'espeee    dans    les    Sphaignes.      (Revue    bryologique 
1891.  No.  5.) 

Underwood,  L.  M.  and  Cook,  0.  F.,  List  of  Mosses  collected  by  T.  S.. 
Brandegee  in  the  Yakima  region  of  Washington,  1882  —  83.  (Zoe.  Vol.  II.  1891. 
No.  2.  p.  107— 108.) 

Yenturi,  Les  Sphaignes  europeennes  d'apres  Warnsdorf  et  Russow.  [Suite.} 
(Revue  bryologique.   1891.  No.  5.) 

Gefässkryptogamen : 

Parsons,  3Iary  Elizabeth,  The  Ferns  ofTamalpais.     (Zoe.  Vol.  IL  1891.  No.  2. 

p.   129— !  33.) 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 

Chatin,  Ad.,  Anatomie  comparee  des  vegetaux.     (Comptes  rendus  hebdomadaires 

des  seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.     T.  CXIII.   1891.     No.  9.) 
Coi'lievin,  Cli.,  Action  de  poisons  sur  la  germination   des  graines  des  vegetaux 

dont  ils  proviennent.     (1.  c.  No.  5.) 
CorretfS,  C,  Zur  Kenntniss  der  inneren  Structur  der  Zellmembranen.    (Pringsheim's 

Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik.     Bd.  XXIII.    1891    Heft  1/2.) 
Daniel,  Lncien,  Sur  la  greffe    des    parties    souterraines  des    plantes.     (Comptes 

rendus     hebdomadaires     des    seances    de    l'Academie     des    sciences    de    Paris. 

T.    CXIII.     1891.     No.   12.) 
Eastnood,  Alice,  The  fertilization    of  Geraniums.     (Zoe.    Vol.  II.    1891.    No.  2. 

y.  112.) 
Eisen,  Gustay,    The    iufluence    of  pollen   upon   the    quality  of  the  fruits.     (1.  c. 

p.  101.) 
Fauvelle,  Le  transformisme  dans  le  regne  vegetal.     (Revue  Scientifique.  XLVIII. 

1891.  No.  21.  p.  638—655.) 
Hori,  S.,  Scents    and    colours    of   flowers.     (The    Botanical    Magazine.     Vol.  V. 

No.  55.  p.  298—298.     Tokyo  1891.)     [Japanisch.] 
Ikeno,  S.,   A  recent   problem    in  vegetable   physiology.     (1.  c.  No.  53.  p.  225 — 

231.     Tokyo   1891.)     [Japanisch.] 
Jumelle,    Henri,    Revue    des    travaux    de    physiologie    et    de    chimie   vegetales 

parus    d'avril    1890    ä    juin    1891.      [Suite.]      (Revue    generale    de    Botanique. 

1891.     15.  octobre.) 
Lange,  Tll.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Entwickelung  der  Gefässe  und  Tracheiden. 

(Flora.    1891.  Heft  4/5.) 
Lechartier,     Gr.,    Variation    de    composition    des    Tobinambours     aux    diverses 

epoques  de  leur  Vegetation.     Role  des  feuilles.     (Comptes  rendus  hebdomadaires 

des  seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.     T.  CXIII.     1891.     No.  15.) 


270  Neue  Litterauir. 

Lesage,  Pierre,    Sur    la    quantite    d'araidon    contenue    dans    les   tubercules    du 

Kadis!     [}.  c.  No.   10.) 
Loew,     E.,     Blütenbiologische     Beiträge.     II.       (Pringsheim's    Jahrbücher     für 

wissenschaftliche  Botanik.    Bd.  XXIII.  1891.  Heft   1/2.) 
Reiche,  K.,   Ueber    nachträgliche   Verbindungen    frei    angelegter  Pflanzenorgane. 

(Flora.  1891.    Heft  4/5.) 
Farisli,  S.  B.,  Notes  on  California  plants.    I.  Tuberiferous  roots  of  Hydrocotyle 

Amerhaua  Kellogg.     (Zoe.  Vol.  II.  1891.  No.  2.  p.  116—117.) 
Richter,  P.,  Die  Bromeliaceen,  vergleichend  anatomisch  betrachtet.     Ein  Beitrag 

zur  Physiologie    der  Gewebe,     gr.  8°.    24  pp.    mit    1    farbigen  Tafel.     Lübben 

(F.  Winkler)   1891.  M.   1.50. 

Route,  H.,   Beiträge  zur  Kenntniss  der  Blütengestaltung  einiger  Tropenpflanzen. 

(Flora.   1891.  Heft  4/5.) 
Roth.   J.  Karl.    Die    Plugorgane    der    Pflanzen.      (Sonntagsbeilage    No.  45    zur 

Vossischen  Zeitung.   1891.  No.  523.) 
Strasburger,    Ueber    die  Mechanik    der  Saftbewegung    in    den  Pflanzen.     (Ver- 
handlungen   des    naturhistor.    Vereins    für    die    prenss.    Kbeiulande    zu    Bonn. 

Jahrgang  XLV11I.    1891.    1.  Hälfte,  p.  37.) 
Yan  Tiegheni,  Ph.,  Nouvelles  remaiques  sur  la  disposition  des  canaux  secreteurs 

dans    les    Dipterocarpees,    les    Simarubacees    et    les  Liquidambarees.     (Journal 

de  Botanique.  T.  V.  1891.   p.  377.) 
Yoegler,     Karl,     Beiträge    zur     Kenntniss     der    Keizerscheinungen.       [Schluss.] 

(Botanische  Zeitung.   1891.  No.  43.  p.  712—717.) 
De    Wildeilian,    E.,    Sur    les    sphüres    attractives    dans     les    cellules    vegetales. 

(Comptes  rendus  des  seances    de  la  Societe  royale    de    botanique    de  Belgique. 

Annee   1891.  p.  167—169.) 
Zacharias,  E.,  Ueber    das  Wachsthum    der  Zellhaut    bei  Wurzelhaaren.     (Flora. 

1891.  Heft  4,5.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

Brandegee,   Katharine,  The    flora  of  Yo  Semite.     (Zoe.  Vol.  II.    1891.    No.  2. 

p.   155—167.) 
Brandegee,    T.  S,,  The  Vegetation  of  „Bums".     (1.  c.  p.   118  —  122.) 
Dalllstedt,   Hugo,    Bidrag    tili    sydöstra  Sveriges    (Smälands,  Ostergötlauds    och 

Götlands)     Hieraciumflora.     I.     Pilloselloiden.      (Kongl.     svenska    Vetenskaps- 

akademiens  Handlingar.     Ny  följd.  Bandet  XXIII.  1888  och  1889.)     4°.    135  pp. 

Stockholm    (P.  A.  Nordstedt  &  Söner)   1888—91,    Stockholm   (C.E.Fritze)   1891. 
Düesberg,  Walter,    Romneya    Coulteri    Harvey.     Mit  Abbildung.     (Gartenflora. 

1891.  Heft  22.  p.  593—594.) 
Eastwood,  Alice,  The    common    shrubs    of    Southwest    Colorado.     (Zoe.  Vol.  II. 

1891.  No.  2.  p.   102—104.) 
Elliot    Scott,  (}.    F.,    New  and    little    known    Madagascar    plants.     (Journal  of 

the  Linnean  Society.  Botany.     Vol.  XXIX.    1891.    No.   197.) 
Leeds,  B.  Frank.,  Notes    on    introduced    plants  of  Santa  Clara.     (Zoe.  Vol.  II. 

1891.  No.  2.  p.   124—128.) 
Malinvaud,  Emest,  Une  decouverte  interessante  dans  la  Haute-Loire.    (Journal 

de   Botanique.  V.  p.  388.) 
Martins,    C.    F.    Pll.    de,    Eichler,   A.  W.    et    Urbau,  J.,    Flora    Brasiliensis. 

Enumeratio  plantarum  in  Brasilia  hactenus  detectarum.    Fase.  CX.    Mit  12  Tafeln. 

Fol.   214  Sp.     Leipzig  (Friedr.  Fleischer)  1891.  M.   18.— 

Nomura,  H.,  A  history  of  „Soba".     (The  Botanical  Magazine.     Vol.  V.  No.  55. 

p.  298—301.     Tokyo  1891.)    [Japanisch.] 
Palmer,  Edward,  Chia.     (Zoe.  Vol.  II.  1891.  No.  2.  140—142.) 
Richter,    0.,    Ueber    Cyperns    Naturschätze.      (Verhandlungen    des    naturhistor. 

Vereins     für     die     preussischen     Rheinlande     zu    Bonn.       Jahrgang    XLV1II. 

1891.  1.  Hälfte,    p.  43.) 
Schütze,  J.,  Laelia  crispa  Rchb.     Mit  Abbildung.     (Gartenflora.    1891.   Heft  22. 

p.  601.) 
Watanabe,  K.  and  Matsuda,  S.,  Plants  collected  on  Mr.  Fuji.     (The  Botanical 

Magazine.    Vol.  V.  No.  55.  p.  289—295.     Tokyo  1891.)     [Japanisch.] 
Yatabe,  Ryökichi,   A  new  Japanese  Wikstroemia,  Wikstroemia  albiflora,  nov.  sp. 

Nom.  jap.  Hiö.     With  plate.     (The  Botanical  Magazine.    Yol.  V.  1891.  No.  53. 

p.  217—218.     Tokyo   1891.) 


Neue  Litteratur.  —  Personalnachriehten.  271 

Yalabe.  Rvükichi,  Yatabeajaponica Maxim,  aßd  Berberis  sikokiana.     With  plate. 

(The  Botanical  Magazine.  Vol.  V.  No.  55.  p.  281— 284.  Tokyo  1891.)  [Englisch.] 

Palaeontologie: 
Saporta,  6.  de,  Sur  les  plus  anciennes  Dicotylees    europeenues  observees  dans 

le    gisement    de    Cercal,    en    Portugal.      (Comptes    rendus    hebdomadaires    des 

seances  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris.    T.  CXIII.  No.  5.) 
Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 
Dendropliyle,    Quelques    cas    de    Teratologie   vegetale    observes    dans  le  Grand- 

Duche.    (Kecueil  d.  Soc.  Botan.  du  Grand-Duche  de  Luxembourg.   1891.  No.  XII.) 
Smith,  E.  F.,    The    black    peach  Aphis.     A    nevv    species    of   the    genus  Aphis. 

(Entomol.  Anier.  1890.  No.  6,   11.) 
Yiala.   P.  et  Sauvageau,  C,  Sur  quelques  Champignons  parasites  de  la  vigne. 

[Fin.]     (Journal  de  Botanique.  V.  1891.  p.  357.) 
YrieSj    H.  de,    Monographie    der    Zwangsdrehungen.     (Pringsheim's    Jahrbücher 

für  wissenschaftliche  Botanik.    Bd.  XXIII.    1891.     Heft  1/2.) 
Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 
Bakteriologisches   vom   VII.  internationalen    Congress    für  Hygiene  und  Demo- 
graphie   zu    London,  10.— 17.    August    1891.     [Fortsetzung.]     (Centralblatt    für 

Bakteriologie    und    Parasitenkunde.     Band    X.     1891.     No.    16.     p.    535— 539, 

No.  17.  p.  580—585,  No.  18.  p.  616—620,    No.  19.  p.  647—652.) 
Barbacci,    0.,    II    bacterinm    coli    commune    e    le    peritoniti    da    perforazione. 

(Sperimentale.   1891.  No.  15.  p.  313—318.) 
Bard,  L.  et  Allbert,  P.,  De   l'influence    de    la  fievre    sur    les  niicro-organismes 

des  uiatieres  fecales.    2.  art.    (Gaz.  hebdom.  de  med.  et  de  chir.   1891.  Nr.  35. 

p.   4  1><— 421.) 
Baumgaiteu,  Ueber  Wandlungen  in  den  pathologisch-anatomischen  Anschauungen 

seit    dem  Erscheinen    der  Bakteriologie.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891. 

No.  42.  p.  1168—1172.) 
Blaclistein,  A.  Ct.,    Intravenous    inoculation    of    rabbits    with    the  Bacillus  coli 

communis    and  the  Bacillus  typhi    abdominalis.     (Johns  Hopkins  Hosp.  Bullet. 

1891.  Vol.  II.  No.  14.  p.  96—103.) 
Brown,  E.  J.,    Milk   as    a   medium    of   contagion   in    typhoid  fever.     (Med.  and 

Surg.   Reporter.  1891.  Vol.  II.  No.  6.  p.  210-211.) 
Cianücian,  G.  et  Silber,  P.,  Sur  l'hydrocoto'ine,    im    des    principes  de  l'ecoree 

de  „Coto".     (Archives  Italiennes  de  Biologie.     T.  XV.  1891.  Fase.  3.) 
Eichberg,  J.,  Hepatic  abscess  and  the  amoeba  coli.     (Med.  News.  1891.  Vol.  II. 

No.  8.  p.  201—205.) 
Goll,  F.,  Ueber  die  Häufigkeit  des  Vorkommens  von  Gonokokken  bei  chronischer 

Urethritis.     (Internat.  Centralblatt  f.  d.  Physiol.  u.  Pathol.  d.  Harn-  u.  Sexual- 

Org.  Band  III.    1891.  No.   3.  p.   129-135.) 
Heim,  L.,   Die  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  bakteriologischen  Untersuchungs- 

methoden  seit  dem  Jahre   1887.     [Schluss.]     (Centralblatt  für  Bakteriologie  und 

Parasitenkunde.     Band  X.    1891.  No.   16.  p.  529—535.) 


Persoiialiiacliricliteii. 


Prof.  Schnetzler  in  Lausanne  hat  aus  Gesundheitsrücksichten 
seine  Demission  gegeben. 

Dr.  Jean  Dufour,  Dirigent  der  Weinbauversuchsstation  in 
Lausanne,  wurde  an  der  dortigen  Universität  als  ausserordentlicher 
Professor  für  allgemeine  Botanik  ernannt. 

Dr.  TT.  Jäiinicke  ist  zum  Bibliothekar  an  der  Sencken- 
bergischen  Bibliothek  in  Frankfurt  a.  M.  ernannt  und  auch  weiter- 
hin mit  den  botan.  Vorlesungen  am  Senckenbergischen  Institute  be- 
traut worden. 


272 


Anzeige.  —  Inhal:. 


.Ajuzei&reii. 


Schröder, 


Verlag  von  Gnstav  Fischer  in  Jena. 

Soeben  sind  erschienen: 

H.,  Untersuchungen  über    sibirische  Cephalopoden.     Mit 

6  Tafeln  und  1  Textfigur.  Preis:  10  Mark. 

Palaeontologische   Abhandlungen,   herausgegeben    von  W.    Dames    und 

E.  Kayser.     Neue  Folge.     Band  I.  Heft  4.) 

Qfrnchlirnpr     Ed..    Das  Protoplasma  und    die    Reizbarkeit.      Rede 

OirdSDUrgtJr,    zum   Antritt   des   Rektorates   der  Rhein.  Friedr.-Wilh.- 

Universität  am  18.  October  1891.  Preis:  1  Mark. 


Inhalt 


Wissensc hat t  liehe  Original- 
iVLittheilu  ngen. 

Treiber,    Ueber     deu    anatomischen     Bau    des 
Stammes  der  Asclepiadeen.  (Fortsetzung),  p.  241. 

Origj.rialbevich.te  gelehrter 
Gesellschaften. 

Botanischer  Verein  in  München. 

Generalversammlung  und  I.  ordentliche  Monats- 
sitzung, Montag  den  9.  November  1891. 
Loew ,      Die      "Wirkung      des      stickstoffsauren 
Natrums  auf  Pflanzenzellen,  p.  250. 

Instrumente,  Präparations-  und 
Conser vations-  Riethoden  etc. 

Favrat  und  Christmann,  Ueber  eine  einfache 
Methode  zur  Gewinnung  baeillenreiehen 
Lepra-Materials   zu  Versuchszwecken,  p.  251. 

Mnencke,  Ein  neuer  Apparat  zum  Sterilisiren 
mit  strömendem  Wasserdampf  bei  geringem 
Ueberdruck  und  anhaltender  Temperatur  von 
101 — 102°  im  Innern  des  Arbeitsraumes,  mit 
Vorrichtung  zum  Trocknen  der  sterilisirten 
Gegenstände,  p.   252. 

Sammlungen,  p.  253. 

Referate. 
Aitchisou,  Notes   to  assist  in   a   further  kuow- 

ledge  of  the  produets  of  Western  Afghanistan 

and  of  North  Eastern  Persia,  p.  266. 
Celakovsky,    Ueber    die     Verwandtschaft    von 

Typha  und  Sparganium,  p.  261. 
Colenso,    A   description    of   some   newly-disco- 

vered     indigenous     plants     being     a     further 

contribution   towards   the  making    known  the 

Botany  of  New  Zealand,  p.  262. 
Cornevin,  Action  de  poisons  sur  la  germination 

des  graines  des  vegetaux  dont  ils  proviennent, 

p.  263. 


Fockeu,  Les  Hymenopterocec.idies  du  Säule 
p.  262. 

Heimerl,  Nyctaginiaceae  (in  Warming :  Symbolae 
ad  floram  Brasiliae  centralis  cognoscendam), 
p.  259. 

Jorissen  und  Hairs,  Das  Linamarin,  ein  neues 
Blausäure  lieferndes  Glucosid  aus  Linum 
usitatissimum,  p.  264. 

Kieffer,  Die  Gallmücken  des  Hornklees,  p.  263. 

Migula,  Die  Bacterien,  p.  257. 

Moeller,  Die  Falten  des  Cocablattes,  p.  265. 

Prillieux  et  Delacroix,  Note  sur  le  parasitisme 
d  i  Botrytis  cinerea  et  du  Cladosporium 
herbarum,  p.  257. 

Qnirini,  Ueber  Gymnema  silvestiis  u.  Gymnesin- 
säure,  p.  265. 

Schilling',  Die  Süsswasser-Peridineen,  p.  253. 

Tscherepachin,  Bericht  über  das  Versuchsfeld 
der  Poltawischen  Landwirtschaftlichen  Ge- 
sellschaft in  den  Jahren  1885 — 1887,  p.  267. 

Vaizay,  On  the  morphology  oft  he  sporophyte 
of  Splachnum  luteum,  p.  258. 

Vöchting,  Ueber  die  Abhängigkeit  des  Laub- 
blattes von  seiner  Assimilations-Thätigkeit, 
p.  258. 

Wender,  Ueber  Gaultheriaöl,  p.  266. 

Wilsou,  The  effects  of  eultivation  on  Allium 
vineaie  L.,  p.  260. 


Neue  Liitteratur,  p.  268. 


Pei-sonalnachrichten : 

Dr.  Dufour,  ausserord.  Professor  in  Lausanne, 

p.  271. 
Dr.  Jännicke,  Bibliothekar  in  Frankfurt  a.  M.. 

p.  271. 
Prof.  Schneztler  demissionirt,  p.  271. 


Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  Prospect  der  M.  Kiegei*"schen 
kgl.  üniversitäts-Buchhandlung  in  München  über  eine  vom  Januar  1892 
an  erscheinende  Forstlich-naturwissenschaftliche  Zeitschrift  bei. 

Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  Prospekt  der  Verlagshandlimg  von 
Panl  Parey  in  Berlin  über  ein  soeben  erschienenes  Werk: 
„Forstliche  Botanik*'  von  Dr.  Frank  Schwarz,  Professor  an  der 
Kgl.  Forstakademie  in  Eberswalde,  bei. 


Ausgegeben :  3.  i>eceiuber  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XLVIII.  No.  10.  XII.  Jahrgang. 


V  REFERTRENDES  ORGAN 

für  das  Gesammtgebiet  der  Eotanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  Ulli  worin  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Vereins  in  München,  der  Botaniska  Siillskapel  i  Stockholm, 
der  botanischen  Sectio«  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  zu  Breslau,  der  Botauiska  Sektionen  afNaturvctenskapliga  Student- 
sällskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch 'botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  dea  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsinkiers. 


Nr.  49. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M. 
durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Wissenschaftliche  Üriginal-Mittheilungen. 


Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der 

Asclepiadeen. 


Von 

Karl  Treiber 

aus   Heidelberg. 
Mit  2  Tafeln*). 


(Fortsetzung.) 

III.     Mark  stand  ig  es  Phloem. 


'ö 


Das  markständige  Phloem  unterscheidet  sich  von  dem  endoxy- 
lären  dadurch,  dass  es  sich  nicht,  aus  dem  procambialen  Ring 
differenzfrt,  sondern  die  markständigen  Phloembündel  entstehen 
ev.st  ziemlich  spät,  aus  Markzellen,  was  leicht,  aus  der  Dicke,  der 
Wände  und  der  Grösse  der  Bündel  ersichtlich  ist,  die  meist  gleich 
derjenigen  von  2  oder    3  Markzellen    ist.     Solche  durch  das  ganze 


*)  Die  Tafeln  liegen  der  heutigen  Nummer  bei. 
Botau.  Oentralbl.  Bd.  XLVIII.  ISO).  1« 


274   Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

Mark  unregelmässig  zerstreute  Phloemstränge  finden  sich  bei  fol- 
genden Formen:  Kanahia  laniflora  R.  Br.,  Stephanotis  jloribundn 
Ad.  Brongt.  und  Ceropegia  stapeluformis  Haw. 

IV.     Paraxyläres  Phloem. 

Bei  Ceropegia  macrocarpa  bilden  sich  zahlreiche  Parthieen  des 
dünnwandigen  Holzparenchyms  zu  Phloemsträngen  um,  welche  durch 
den  ganzen  dünnwandigen  Holzkörper  unregelmässig  zerstreut  liegen. 
(Vergl.  Fig.  IV,  Tat*.  I.)  Da  es  bei  dieser  Form  häufig 
vorkommt,  dass  ganze  Portionen  dünnwandigen  Holzparenchyms 
eingeschlossen  erscheinen  von  Gefässen  und  anderen  dickwandigen 
Xylemelementen,  so  finden  wir  auch  manche  von  dickwandigem 
Holz  ganz  umgebene  Phloemstränge. 

Dass  diese  paraxylären  Weichbastgruppen  sich  erst  nachträglich 
ans  dem  dünnwandigen  Holzparenchym  diflferenziren  und  nicht 
vom  Cambium  gleich  als  solche  nach  innen  abgeschieden  werden, 
ist  deutlich  ersichtlich;  die  Zellen  des  Holzparenchyms  liegen  genau 
in  radiale  Reihen  angeordnet;  an  den  Punkten,  wo  solche  Phloem - 
gruppen  sich  gebildet  haben,  wird  die  Reihenanordnung  etwas 
gestört,  ist  aber  immerhin  noch  zu  erkennen,  da  eine  ziemliche 
Verschiedenheit  sich  bemerklich  macht  zwischen  der  Dicke  der 
Wände  der  Holzparenchymzellen  und  den  viel  dünneren,  erst  später 
auftretenden  der  Phloemelemente;  ausserdem  sind  die  ersteren  Zellen 
viel  grösser  als  die  der  letzteren,  da  ja  diese  durch  Theilungen 
aus  jenen  hervorgehen.     (Vergl.  Taf.  II,  Fig.  III.) 

Meines  Wissens  waren  die  beiden  letzteren  Arten  von  Phloem, 
also  das  markständige  und  das  paraxyläre,  bei  den  Asclepiadeen 
bis  jetzt,  noch  nicht  bekannt,  wenigstens  konnte  ich  nirgends  An- 
gaben hierüber  finden. 

Holzkörper. 

A .     P  r  i  m  ä  res  X  y 1 e m. 

Wie  bei  der  Entwicklungsgeschichte1)  des  Gefässbündel- 
systems  schon  bemerkt  wurde,  sind  die  primären  Gelasse  meistens 
(vergl.  Fig.  I.  Taf.  I.  u.  Fig.  III.  Taf.  II)  in  4  Gruppen  ange- 
ordnet, während  einzelne  zwischen  diesen  4  Stellen  unregelmässig 
zerstreut,  liegen.  Die  Anzahl  der  entstehenden  primären  Gefässe, 
die  theils  ringsförmige,  theils  spiralige  Verdickung  zeigen,  ist  in 
der  Regel   eine  nicht,  sehr  grosse. 

B.    Secundäres    Xylem. 

Das  frühzeitig  auftretende  Cambium  erzeugt  einen  geschlossenen, 
im  Querschnitt  gesehen  ringförmigen,  seeundären  Holzkörper,  dessen 
innerster  Theil  sich  häufig  dadurch  auszeichnet,  dass  er  aus  regel 
massig  abwechselnden  radialen  Reihen  von  Gefässen  und  Holz- 
parenchymzellen besteht,  welche  so  angeordnet  sind,  dass  zwischen 
je    2  Gefässreihen    1—2  Reihen    von    Holzparenchymzellen    liegen, 


')  Vergl.  p.  18. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.   275 

während  in  den  äusseren  Theilen  des  secundären  Holzkörpers  die 
Gefässe  unregelmässig  zerstreut  sind,  so  dass  die  Reihenatiordnung 
häufig  durch  die  Grösse  derselben  gestört  ist.  Dieser  innerste 
Holzring  entspricht  nicht  dem  ersten  Jahresring,  sondern  nur  einem 
Theil  desselben  und  rindet  sich  im  ganzen  Umfang  deutlich  ausge- 
bildet bei  folgenden  Formen :  Periploca  graeca  L.,  Secamone  Alpini 
R.  et  Schult.,  Microloma  lineare  R.  Br.,  Ar  au  ja  albens  G.  Don.,  A. 
sericifera  Brot.,  Oxypetalum  coeruleum  Dcne.,  Enslenia  albida  Nutt., 
Cynanchum  acutum  L.,  C.  monspeliacum  L.,  C.  pubescens  Bunge, 
Cynoctonum  alatum  Dcne.,  C.  pilosum  Ed.  Meyer,  C.  crassifolium 
Ed.  Meyer,  Gonolobus  Condurango  Triana,  G.  hirsutus  Michx., 
und  Tylophora  asthmatica  Wight.    (Vergl.  Taf.  I,  Fig.  VI.) 

Bei  anderen  Arten  ist  dieser  innerste  Ring  nicht  in  seinem 
ganzen  Umfang  so  gleichmässig  gebaut,  wie  bei  obigen,  sondern 
es  sind  oft  grössere  Unterbrechungen  desselben  vorhanden,  indem 
an  manchen  Stellen  keine  Gefässe,  sondern  nur  breite  Streiten  von 
Holzparenchym  liegen,  welche  die  gefässreichen  Theile  des  Ringes 
von  einander  trennen.  Es  sind  gewöhnlich  2  oder  4  solcher 
Unterbrechungen  vorhanden,  welche  dann  an  den  4  Stellen  liegen, 
die  von  den  Axen  des  elliptischen  Markes  durchschnitten  werden, 
also  entsprechend  den  4  Gruppen,  in  denen  sich  hauptsächlich  die 
primären  Bündel  anordnen.  Solche  Verhältnisse  zeigen  z.  B. 
folgende  Arten:  Jacazzea  venosa  Dcne.,  Acerates  viridiflora  EH., 
Cynanchum  Schimperi  Höchst.,  Daemia  cordata  R.  Br.,  Sareos- 
temma  viminalc  R'  Br. 

Bei  einer  grossen  Anzahl  von  Formen  fehlt  ein  solch  innerer 
Ring  vollständig,  so  bei:  Cryptolepis  longiflora  hört.  bot.  Berol., 
Cryptostegia  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  C.  grandiflora  R.  Br., 
Periploca  laevigata  Ait.,  Gomplwcarpns  f mucosus  R.  Br.,  G.  crispas 
R.  Br.,  G.  arborescens  R.  Br.,  G.  angustifolius  Link.,  Asclepias 
curassavica  L.,  A.  spec.  Mkm.  85  hört.  bot.  Berol.,  Asclepiadee 
von  der  Insel  Mauritius  hört.  bot.  Berol.,  Cynoctonum  angustifolium 
Dcne.,  Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt.,  Hoya  carnossa  R.  Br., 
H.  spec.  I.  hört.  bot.  Berol.,  Ii.  imperialis  Li  ndl.,  //.  longifolia 
Wall.  Wight.  ct.  Arn.,  H.  hella  Hook.,  H.  Bidwillii  hört.  bot. 
Berol.,  H.  rotundifolia  hört.  bot.  Berol.,  Ceropegia  Sandersoni 
Dcne.,  C.  stapeliiformis  Haw. 

Was  nun  die  Ausbildung  des  ganzen  secundären  Holzkörpers 
der  Asclepiadeen  anbelangt,  so  ist.  dieselbe  in  den  seltensten  Fällen 
eine  ganz  normale,  so  dass  uns  also  der  Querschnitt  einen  überall 
gleichförmig  dicken  Holzring  zeigt,  in  welchem  die  Gefässe  gleich- 
mässig vertlieilt  sind.  Dies  fand  sich  nur  bei  folgenden  wenigen 
Arten:  Cryptostegia  Maäagascariensis  Loddig.,  C.  grandiflora  R.  Br., 
C.  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  Oxypetalum  coeruleum  Dcne.,  Gom- 
phocarpus  angustifolius  Link.,  Asclepias  Mexicana  Cav.,  A.  curas- 
savica L.,  A.  spec.  Mkm.  85  hört.  bot.  Berol.  und  Hoya  spec.  I. 
hört.  bot.   Berol. 

In  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  zeigt  der  Holzkörper  eine 
von  dem  normalen  Typus  der  dicotylen  abweichende  Gestalt; 
dieselbe  kann  zunächst  dadurch  zu  Stande  kommen,  dass  auf  einer 

18* 


276   Treiber,  Üeber  den  anatomischen  6atl  des  »Stammes  der  Asclepiadeen. 

Seite  des  Stammes  mehr  Holz  und  zahlreichere  Gefässe  abge- 
schieden werden,  als  auf  allen  anderen  Seiten ;  dadurch  erhalten 
wir  ein  excentisches  Mark  und  einen  auf  einer  Seite  bedeutend 
verbreiterten  Holzkörper.  Dieser  Modus  rindet  sich  bei:  Periploca 
laevigata  Ait.,  Kanahia  laniflora  R.  Br.,  Cgnoctonum  angustifolium 
Dcne.,  Marsdenia  ereeta  R.  Br.  und  Leptadenia  dbyssinica  Dcne. 
Ob  dieser  Bau  constant  ist,  oder  ob  wir  es  hier  mit  einer  durch 
den  Standort  der  Pflanze  hervorgebrachten  abweichenden  Ausbil- 
dung des  Stammes  zu  thun  haben,  konnte    nicht  ermittelt    werden. 

Ein  weiterer  Modus  ergiebt  sich,  wenn  2  einander  diametral 
gegenüberliegende  Stellen  in  dieser  Weise  vor  den  übrigen  bevor- 
zugt werden  ;  wenn  dies  der  Fall  ist,  so  sind  die  beiden  bevorzugten 
Seiten  immer  diejenigen,  welche  von  der  kleinen  Axe  des  ellip- 
tischen Markes  durchschnitten  werden;  die  äussere  Grenze  des 
Holzkörpers  nimmt  hierbei  eine  regelmässige  elliptische  Gestalt  an. 
Es  ist  dies  ein  ziemlich  häufiger  Fall ;  er  rindet  sich  bei  folgenden 
Formen:  Tacazzea  venosa  Dcne.,  Astephanus  linearis  R,  Br., 
Gomphocarpus  purpurascens  Rieh.,  Asclepiadee  von  Mauritius  hört. 
bot.  Berol.,  Enslenia  albida  Nutt..  Cynanchum  Schimperi  Höchst. 
C.  virens  Steud.,  Daernia  cordata  B.  Br.,  Eustegia  hast  ata  R.  Br., 
Sarcostemma  viminiale  R.  Br.,  Tylophora  asthmatica  Wight.,  Hoya 
carnosa  R.  Br.,  H.  imperialis  Lindl.,  H.  rotundifolia  hört.  bot. 
Berol.,  H.  Bidwillii  hört.  bot.  Berol.,  und  Ceropegia  8tapelnformisHa.w. 

Von  obigem  Typus  unterscheidet  sich  der  folgende  dadurch, 
dass  nicht  nur  mehr  Holz  an  2  gegenüberliegenden  Stellen  gebildet 
wird,  sondern  dass  auch  die  Struktur  des  Holzes  an  diesen  Stellen 
eine  andere  ist,  als  an  den  dazwischenliegenden;  in  diesem  Falle 
erhalten  wir  nämlich  auf  dem  Querschnitt  einen  geschlossenen 
schmalen  inneren  Holzring,  welcher  an  2  gegenüberliegenden  Stellen 
mächtige  Vorsprünge  von  seeundärem  Holz  besitzt,  in  welchem 
zahlreiche  grosse  Gefässe  liegen,  während  an  den  dazwischenlie- 
genden Theilen  gar  keine  oder  nur  vereinzelte,  engere  Gefässe  zur 
Ausbildung  gelangen.  Wir  haben  also  im  Stamm  einen  ziemlich 
dünnen  inneren  Holzcylinder,  ausserhalb  dessen  an  2  diametral 
gegenüberliegenden  Stellen  2  starke,  gefässreiche  Holzbalken  ver- 
laufen. Dies  findet  sich  bei  Secamone  Alpini  R.  et.  Schult.,  Arauja 
albens  G.  Don.,  A.  serieifera  Brot.,  Cynanchum  acutum  L.,  C.  mon- 
speliacum  L.,  C.  pubescens  Bunge,  Cynoctonum  pilosum  Ed.  Meyer, 
C.  crasssifolium  Ed.  Meyer,  Gonolobus  Condurango  Triana.  Dischi- 
dia  Bengalensis  Colebr.,  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.  und  Ceropegia 
macrocarpa.  Am  ausgesprochensten  findet  sich  dieser  Bau  bei 
den  kletternden  Ceropegien,  besonders  bei  Ceropegia  Sandersoni 
Dcne.  und  C.  macrocarpa.  (Vergl.  Fig.  I  Taf.  I  und  Fig.  III  Taf.  II.) 
Bei  den  meisten  dieser  Formen  grenzt  das  Cambium  unmittel- 
bar an  den  dickwandigen  Holzkörper  an,  seiner  Form  folgend ; 
nur  in  wenigen  Fällen  hat  das  Cambium  auch  dünnwandiges  Holz- 
parenehym  abgeschieden ;  letzteres  ist  in  reichem  Maasse  vorhanden 
bei :  Ceropegia  macrocarpa,  Gonolobus  Condurango  Triana,  Ceropegia 
Sandersoni  Dcne.  Bei  diesen  Formen,  deren  dickwandiger  Holz- 
körper  sehr  stark  buchtig  und   lappig    entwickelt    ist,    füllt    es    die 


Treiber,  Ueber  deu  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Aselepiadeen.   277 

Buchten  aus;  das  Cambram  verläuft  also  hier  nicht  so  uuregelmässig, 
wie  bei  den  erstgenannten  Formen,  sondern  in  einer  Ellipse.  Bei 
Ceropegia  macrocarpa  findet  man  nicht  selten  grössere  Parthieen 
dünnwandigen  Holzparenchyms  vollständig  eingeschlossen  von  Ge- 
lassen und  anderen  dickwandigen  Xylemelementen. 

Manchmal  sind  nicht  2,  sondern  4  solcher  bevorzugten  Stellen 
vorhanden,  sodass  der  Holzkörper  4  breitere  gefässreiche  Stellen 
aufweist,  getrennt  von  4  gefässarmen  oder  gefässlosen  schmäleren. 
Einen  solchen  Bau  zeigen :  Microloma  lineare  R.  Br.,  Gomphocarpus 
f mucosus  R.  Br.,  G.  crispus  R.  Br.,  G.  arhorescens  R.  Br.,  Acerates 
oiridiflora  EH.,  Vincetoxicum  officinale  Mönch.,  Stephanotis  flombunda 
Ad.  Brongt. 

Hieran  schliesst  sich  an  ein  Fall,  der  uns  einen  äusserst  unregel- 
mässig gebauten  Holzkörper  zeigt,  und  der  sich  rindet  bei  Calo- 
tropis  procera  R.  Br.  Der  Querschnitt  des  Stammes  hat  eine 
unregelmässige,  vierlappige  Gestalt;  zwischen  den  4  Lappen  zeigt 
der  Holzkörper  4  starke  Einbuchtungen  nach  dem  Mark  zu;  an 
diesen  eingebuchteten  Stellen  fehlen  Gefässe  entweder  vollständig, 
oder  wenn  solche  vorhanden  sind,  ist  ihre  Zahl  eine  kleine  und 
ihr  Lumen  ein  sehr  enges;  an  den  4  dazwischenliegenden  stark  nach 
aussen  vorspringenden  Theilen  des  Holzkörpers  finden  sich  zahl- 
reiche, weitlumige  Gefässe.  Dadurch  entspricht  der  Umfang  des 
Markes  dem  des  ganzen   Stammquerschnitts. 

Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  oft  ein  wesentlicher  Unterschied 
sich  geltend  macht  in  der  Ausbildung  der  Haupt-  und  Seitensprosse. 
So  zeigt  uns  z.  B.  der  Querschnitt  durch  einen  Hauptspross  von 
Oryptolepis  longifiora  hört.  bot.  Berol.  ein  quadratisches  Mark; 
dementsprechend  ist  auch  der  Holzkörper  viereckig  ausgebildet,  und 
zwar  nach  allen  Seiten  hin  ziemlich  gleichmässig ;  an  den  Knoten  giebt 
der  Hauptspross  4  Seitenzweige  ab,  welche  vor  den  4  Seiten  des  Holz- 
körpers desselben  stehen.  Ein  Querschnitt  durch  einen  Seitenspross 
giebt  uns  ein  wesentlich  anderes  Bild ;  das  Mark  hat  etwa  die 
Gestalt  eines  sphärischen  Dreiecks,  während  der  Holzkörper  eine 
sehr  ungleichmässige  Entwicklung  zeigt.  Es  wird  auf  einer  Seite 
des  Dreiecks  nur  sehr  wenig  Holz  abgeschieden,  auf  den  beiden 
anderen  immer  mehr  und  mehr,  so  dass  das  Maximum  erreicht 
wird  an  der  gegenüberliegenden  Ecke.  Diejenige  Seite  des  Seiten- 
zweiges, auf  welcher  am  wenigsten  Holz  abgeschieden  wird ,  ist 
stets  dem  Hauptspross  zugekehrt.  Treten  an  einem  Knoten  2 
Blätter  auf,  so  stehen  dieselben  nicht  genau  opponirt,  sondern  sie 
sind  etwas  auf  die  äussere  Seite  des  Sprosses  gerückt,  so  dass  sie 
über  den  2  stärker  ausgebildeten  Dreiecksseiten  des  Holzkörpers 
liegen.  Es  kommt  aber  auch  vor,  dass  an  einem  Knoten  3  Blätter 
auftreten;  ist  dies  der  Fall,  so  steht  jedes  Blatt  über  einer  Seite 
des  Dreiecks.  Aehnliche  Unterschiede  finden  sich  bei  anderen 
Formen,   z.   B.   bei   Crypstotegia- Arten. 

Sind  in  einem  Stamme  2  gegenüberliegende  Stellen  durch  die 
Ausbildung  starker  Holzmassen  ausgezeichnet,  so  werden  diese 
beiden  Stellen  wie  erwähnt  stets  von  der  kleinen  Axe  der  Mark- 
ellipse durchschnitten.     Eine    Ebene,    die    wir   uns    durch    die    Axe 


27h5   Treiber,  lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stamme^  der  Asclepiadeen. 

und  die  .starken  Holzparthieen  gelegt  denken,  fällt  stets  zusammen 
mit  der  Ebene  der  beiden  darunterstellenden  Blätter.  Da  nun  die 
Blattstellung  eine  deeussirte  ist,  so  wechselt  in  2  aufeinanderfolgen- 
den Internodien  der  Verlauf  der  opponirten  grösseren  Holzmassen 
so  ab,  dass  die  in  beiden  Internodien  durch  sie  und  die  Axe 
gelegten  Ebenen  auf  einander  senkrecht  stehen ;  der  Verlauf  ist 
also  gleich  im  1.,  3.,  5  -  .  .  .  ten,  und  2.,  4.,  6  .  .  .  ten  Interno- 
diurn.  Es  kommt  dies  dadurch  zu  Stande,  dass  sich  im  Knoten 
jeder  der  Holzstränge  in  2,  also  A  in  ai  und  aa,  B  in  bi  und  bi 
gabelt;  unterhalb  des  Knotens  vereinigen  sich  dann  ai  und  bi,  ebenso 
a2  und  1)2  zu  je  einem  neuen  Strang.  Es  ergiebt  sich  hieraus 
leicht,  dass  auch  die  Markellipse  in  jedem  Internodium  in  ihrem 
Axcnverhältniss  umsetzen  muss,  da  es  immer  die  verlängerte  kleine 
Axe  ist,  welche  die  starken  Holztheile  trifft. 

Es  seien  hier  angeschlossen  einige  im  Holzkörper  auftretende 
Unregelmässigkeiten. 

Manchmal  verdicken  sich  einzelne  Zellen  des  Xylems  oder 
kleine  Zellkomplexe  schon  frühzeitig  und  vor  den  umliegenden 
Holzzellen  sehr  stark,  so  dass  ihr  Lumen  fast  ganz  verschwindet, 
z.   B.   bei  Hoya  carnosa  R.  Br.  und  Astephanus  linearis   R.  Br. 

Ceropegia  Sandersoni  Dcne.  zeigt,  wie  schon  erwähnt,  im 
Querschnitt  einen  inneren  Holzring  mit  2  stark  entwickelten  seit- 
lichen Holzlappen ;  in  älteren  Stämmen  bemerkt  man  nun  häutig 
eine  Unterbrechung  dieses  3  —  4  Zcllagen  breiten  Holzringes  durch 
dünnwandige  Parenchymzellen;  (Vergl.  Tat'.  I.,  Fig.  I.)  in  jüngeren 
Stämmen,  in  wclchenerst  wenige  seeundäre  Gefüsse  entwickelt  sind, 
gelingt  es  nicht,  solche  Unterbrechungen  aufzufinden. 

Ganz  ähnliche  Verhältnisse  zeigt  uns  Gomphocarpus  arhoresa-us 
R.  Br. ;  auch  hier  wird  an  manchen  Stellen  der  Holzkörper  ge- 
sprengt, und  zwar  macht  es  ganz  den  Eindruck,  als  ob  ein  Keil 
von  Markzellen  von  innen  nach  aussen  in  denselben  hineinge- 
trieben   würde. 

Was  für  einen  Nutzen  diese  localen  Veränderungen  des  Holz- 
körpers für  die  Pflanze  haben,  und  wie  dieselben  zu  Stande  kommen, 
dürfte  schwer  zu  entscheiden  sein;  soviel  darf  als  sicher  angenom- 
men werden,  dass  mit  denselben  meist  Hand  in  Hand  geht  eine 
starke  Gestaltsveränderung  des  ganzen  Markes,  was  uns  namentlich 
Ceropeijia  Sandersoni  Dcne.  deutlieh  zeigt.  Im  jungen  Zustand  ist 
das  Mark  dieser  Form  nur  schwach,  im  alten  Stamm  dagegen  sehr 
stark  elliptisch. 

Körperlich  haben  wir  uns  diese  Unterbrechungen  des  Holz- 
körpers vorzustellen  als  zahlreiche  kleine  rundliche  oder  ovale 
Zapfen  von  parenehymatischem  Gewebe,  welche  unregelmässig 
über  den  ganzen  llolzcylinder  zerstreut  sind  ,  aber  immer  nur  aut 
denjenigen  beiden  Seiten  des  Stammes  liegen,  auf  welchen  der 
Holzkörper  schmal  und  gefassarm  ist;  es  werden  mithin  auch  diese 
Zapfen  in   jedem  folgenden  Internodium   umsetzen. 

Achnliche  Vorgänge  müssen  sieh  abspielen  im  jungen  Holz- 
körper von  Microloma  lineare  R.  Br.  und  Daemia  cordata  R.  Br., 
doch   konnte  bei  diesen  die  Sache  nicht  so   genau  verfolgt  werden, 


Treiber,  Ueber  .den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.   279 

da  nur  Herbarmaterial  zu  Gebote  stand.  Bei  Daemia  cordata  R.  Br. 
scheint  der  innerste  Holzring  in  jungem  Zustand  ebenfalls  öfter 
gesprengt  worden  zu  sein;  hier  wird,  wie  später  noch  deutlich  zu 
erkennen  ist,  die  Sprengung  vollzogen  durch  Markstrahl-  oder 
Parenchymzellen,  die  sich  stark  tangential  strecken  und  nachträg- 
lich verholzen.  Dadurch  zeigt  ein  Querschnitt  eines  älteren  Stammes 
oft  sehr  unregelmässige  Bilder  des  Holzkörpers  an  dessen  Innen- 
grenze. Später  gelangt  dann  ein  gleichmässiger  Holzkörper  ohne 
Unterbrechungen  zur  Ausbildung. 

Bei  der  Besprechung  der  Elemente  des  Holzkörpers  sagt 
Sole  reder:1)  „Das  Prosenclvym  ist  bei  allen  Apocyneen  und  Ascle- 
piadeen hofgetüpfelt,  wenn  auch  verschieden  reichlich,  und  wenn 
auch  mitunter  der  Hof  etwas  kleiner  als  der  Spalt  wird."  Es 
wäre  nach  Obigem  das  Fehlen  der  Libriformfasern  bei  den  Ascle- 
piadeen als  durchgehendes  Merkmal  für  diese  Familie  zu  betrachten. 
Im  Gegensatz  hierzu  fand  ich  im  Holzkörper  von  Sarcostemma 
viminale  R.  Br.  zahlreiche  Libriformzellen,  welche  deutliche,  ein- 
fache, schlitzförmige  Poren  zeigen,  ohne  dass  an  denselben  auch 
nur  die  Spur  eines  Hofes  zu  bemerken  wäre.  Es  finden  sich 
ferner  im  Holzkörper  derselben  Art  ähnlich  geformte  Elemente, 
welche,  im  optischen  Längsschnitt  gesehen,  deutliche  Poren  erkennen 
lassen,  die  in  ihrem  Verlauf  nicht  von  ganz  geraden  Linien  be- 
grenzt sind;  es  biegen  vielmehr  die  Begrenzungslinien  in  der  Mitte 
schwach  zusammen  und  zeigen  uns  so  einen  Uebergang  vom  ein- 
fachen Porus  zum  Hoftüpfel. 

Die  Wahrnehmung  obiger  Ergebnisse  veranlasste  mich,  auch 
solche  Formen  bei  der  Untersuchung  der  Elemente  des  Holzkör- 
pers in  Betracht  zu  ziehen,  die  schon  von  Solered  er  untersucht 
waren;  es  ergab  hierbei  die  Untersuchung  von  Daemia  cordata 
R.  Br.  dieselben  Resultate  wie  Sarcostemma  viminale  R.  Br.;  auch 
bei  dieser  Form  finden  sich  im  Holzkörper  zahlreiche,  einfach 
getüpfelte  Libriformfasern. 

Die  Gelasse  der  Asclepiadeen  zeigen,  wie  auch  Solereder2) 
angiebt,  einfache  Perforation.  Die  secundären  Gefässe  sind  ge- 
tüpfelt mit  quer  gestelltem  behöftem  Porus.  Die  Markstrahlen 
sind  sehr  sehmal,  1 — 2-.  höchstens  3  reihig,  Die  Markstrahlzellen 
sind  aufrecht,  mit  verticalem  grösstem  Durehmesser. 3). 

Mark. 

Das  Mark  ist  von  dem  Holzkörper  getrennt  durch  einen 
geschlossenen  Ring  parenchym atischer  Zellen,  die  sich  aus  dem 
procambialen  Ring  differenzirt  haben,  und  mithin  nicht  als  Mark- 
zellen  betrachtet  werden  dürfen,  und  worin  die  endoxylären 
Phloemgruppen  liegen.  Dasselbe  hat  entweder  eine  rundliche,  oder 
aber,  was  am   häufigsten  der  Fall  ist,  eine  stark  elliptische  Gestalt. 


1)  Solereder,  1.  c,  p.  175. 

2)  Solereder,  1.  c,  p.   175. 

3)  de  Bary,  1.  c,  p.  501. 


280   Treiber,  lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

Wenn  grosse  innere  secundäre  Phloemgruppen  vorhanden  sind,  so 
nimmt  das  innere  Parenchymgewebe  die  Gestalt  eines  mehr  oder 
minder  vielstrahligen  Sternes  an,  indem  zwischen  je  "2  Phloem- 
gruppen ein  Fortsatz  von  parenchymatischem  Gewebe  eingreift. 

Das  Mark  besteht  aus  rundliehen  Parenchymzellen,  welche 
häufig  isodiametrisch,  manchmal  stärker  oder  schwächer  in  die 
Länge  gestreckt  sind.  Gewöhnlich  ist  dasselbe  compakt,  seltener 
treten  grössere  Intercellularen  auf;  dieselben  können  bei  manchen 
Formen  so  gross  werden,  dass  sie  mehr  Raum  einnehmen  als  das 
übrig  bleibende  Gewebe  des  Markes.  Folgende  Arten  zeigen 
besonders  grosse  Intercellularen:  Periploca  graeca  L.,  (Vergl.  Taf.  II. 
Fig.  VI.).  Ar  au  ja  albens  G.  Don.,  A.  serieifera  Brot.,  Gomphocarpus 
arborescens  R.  Br.,  G.  fruticostis  R.  Br.  Die  Intercellularräume 
verschwinden  oder  verkleinern  sich  in  älteren  Stämmen  häufig  wieder, 
indem  das  Mark  durch  die  Bildung  seeundärer  Phloemmassen  im 
Innern  stark  zusammengepresst  wird. 

Als  nie  fehlender  Bestandtheil  des  Markes  rinden  sich  unge- 
gliederte Milchröhren ;  ferner  treten  im  Mark  in  manchen  Fällen 
Steinzellen,  seltener  Sklerenchymfasern  auf. 

Grosse  Gruppen  oder  Nester  von  Steinzellen  linden  sich  im 
Mark  von:  Astephanus  linearis  R.  Br.,  Hoya  carnosa  R.  Br.,1) 
H.  rotundifolia  hört.  bot.  Berol.,  II.  Bidwillii  hört.  bot.  Berol.  und 
//.  spec.  I  hört.  bot.  Rerol. 

Sklerenchymfasern  mit  verholzten  stark  verdickten  Wänden 
und  zugespitzten  Enden  zeigt  in  ziemlich  beträchtlicher  Zahl  das 
Mark  von  Gryptolepis  longiflora  hört.  bot.  Berol  und  Cryptostegia 
Uliflora  hört.  bot.  Berol. 


Milchröhren. 

Die  Milchröhren  der  Asclepiadeen  sind  nach  de  Bary2)  stets 
ungegliedert;  sie  fehlen  bei  keiner  der  untersuchten  Formen  und 
sind  in  Mark  und  Rinde  immer  am  reichlichsten  vorhanden.  Ihr 
Verlauf  im  Stamm  ist  meistens  ein  annähernd  senkrechter,  docli 
treten  auch  Queranastomosen  von  der  Rinde  durch  Phloem  und 
Holzkörper  nach  dem  Mark  und  umgekehrt  auf.  Trccul3)  fand 
solche  Queranastomosen  durch  den  Holzkörper  bei  Cryptostegia 
grandiflora,  deren  Milchröhren  sich  im  Holzkörper  manchmal  gabeln  ; 
im  Laufe  der  vorliegenden  Untersuehung  war  es  möglich,  für  fol- 
gende Formen  solche  quere  Verbindungen  zu  constatiren:  Crypto- 
stegia Madagascariensis  Loddig.,  Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt., 
Sa rcostemma  viminale  R.  Br.,  Asclepiadee  von  Mauritius  hört.  not. 
Berol.,  Hoya  imperhdis  Lindl.,  //.  spec.  I  hört.  bot.  Berol.,  Dischi- 
dia  Bengaiensis  Colebr.  Es  ist  möglich,  dass  solche  Queranasto- 
mosen der  Milchröhren  bei  allen  Asclepiadeen  vorkommen,  doch 
sind  dieselben   jedenfalls  sehr  verschieden   reichlich    entwickelt    und 


x)  Vergl.  de  Bary,  1.   e.,  p.   134. 

2)  de  Bary,  1.  c,  p.  454. 

3)  Trecul,  1.  c,  p.  65. 


K.  K.   zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien.  281 

in  manchen  Fällen  so  selten,  dass  es  nicht  gelingt,  sie  ohne  grosse 
Mühe  aufzufinden. 

Ebenso  wechselnd  ist  auch  die  Menge  der  auftretenden  Milch- 
röhren bei  verschiedenen  Arten;  während  sie  bei  den  einen  in 
enormer  Zahl  entwickelt  sind,  sind  sie  bei  den  anderen  nur  in  sehr 
spärlichem  Maase  vorhanden.  Als  Formen  mit  relativ  wenig  Milch- 
saftgefässen  seien  angeführt:  Cryptolepis  longiftora  hört.  bot.  Berol., 
Gomphocarpus  fruticosus  R.  Br.,  G.  angustifolius  Link.,  Asclepias 
curassavica  L  ,  Cynanchum  virens  Steud..  Cynoctonum  angustifolium 
Dcnc,  C.  alatum  Dcne.,  C.  crassifolium  Ed.  Meyer.  Diesen  stehen 
gegenüber  Formen  mit  zahlreichen  Milchrühren  wie  Cryptostegia 
Madagascariensis  Loddig.,  Periploca  graeca  L.,  Arauja  albens 
G.  Don.,  .4.  serieifera  Brot,  Cynanchum  Schimperi  Höchst.,  Cyno- 
ctonum  crassifolium  Ed.  Meyer  etc.  Ihre  Membran  ist  meist  dünn, 
doch  finden  sich  auch  Fälle,  wo  dieselbe  eine  mehr  oder  minder 
starke  Verdickung  aufweist.  Meist  ist  die  Wand  gerade,  bei  wenigen 
Formen  zeigt  sie  eine  deutliche  Wellung,  wie  z.  B.  bei  Gompho- 
carpus arborescens  R.  Br.,  Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt.  u.  a.  m. 
Auch  bezügl.  des  Lumens  herrschen  ziemlich  beträchtliche 
Differenzen ;  einige  der  weitesten  Milchröhren  wurden  gemessen, 
und  es  ergaben  sich  hierbei  folgende  Zahlen  in  Mieren  : 
Gomphocarpus  arborescens  R.  Br.  46,59,  [t 
Periploca  graeca  L.  36,36,   „ 

/Sarcostemma  viminale  R.  Br.  33,30,   „ 

Ceropegia  macrocarpa  23 — 26,   „ 

Arauja  albens  G.  Don.  23,31,   „ 

Ceropegia  >Sandersoui  Dcne.  16 — 20.  „ 

(Schluss  folgt.) 

üriginalbericlite  gelehrter  Gesellschaften. 

K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien. 


Botanischer  Discussionsabend  am  20.  März   1891. 
Herr  Gustos  Dr.  Günther  Beck  Ritter  v.  Manna getta  besprach 
und  demonstrirte  eine  Anzahl  von  neuen  und  interessanten  Pflanzen 
aus     Nieder  Österreich     und     überreichte     ein     diesbezügliches 
Manuscript.     (Siehe  Abhandlungen,  Seite  640.) 

Herr  Dr.  Franz  Ostermeyer  legte  einen  kleinen  Nachtrag  zu 
seiner  Abhandlung:  „Beitrag  zur  Flora  von  Kreta"  vor. 
("Siehe  Sitzungsberichte,  Seite  35.) 

Botanischer  Discussionsabend  am  17.  April  1891. 

Herr  Prof.  Hugo  Znkal  sprach: 

„U  e  b  e  r  Nostoc-Bildung." 
Monats-Versammlung  am  6.  Mai   1891. 

Herr  Dr.  Moriz  Kronfeld  machte  Mittheilungen  aus  der 
Geschichte  des  Schönbrunner  Gartens.  Dieselben  betrafen 
die  Zeit  N.  J.  Jacquin's. 


2H2  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien. 

Botanischer  Dis  cussionsab  end  am  22.  Mai  1891. 

Herr  Dr.  Fr.  Krasser  sprach  unter  Demonstration  der  ent- 
sprechenden Präparate  über: 

„Neue    Methoden     zur     dauerhaften    Präparation    des 
Aleuron  und  seiner  Einschlüsse". 

Die  Structurvcrhältnisse  der  Aleuronkörner  bieten  bekanntlich 
viel  des  Interessanten,  doch  ist  die  Erkennung  der  Details  oft  mit 
►Schwierigkeiten  verbunden,  ein  Umstand,  der  bei  Untersuchungen 
des  Aleuron  den  Wunsch  nach  geeigneten  Methoden  zur  Herstellung 
von  Dauerpräparaten  rege  macht,  namentlich  dann,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  scharfe  Bilder  der  Einschlüsse  zu  erhalten  und  zur 
Demonstration  bereit  zu  haben. 

Pfeffer,  Strasburger,  A.  Zimmermann  u.  J.  H.  Wakker 
empfahlen  verschiedene  Methoden  zur  Präparation  des  Aleuron. 
Die  Methode  des  letzgenannten  Autors  kann  leicht  zur  Anfertigung 
von  Dauerpräparaten  benützt  werden.  Um  Grundsubstanz, 
Krystalloide  und  Globoide  in  differenter  Färbung  zu  erhalten,  kann 
der  Vortragende  folgende  Methoden  empfehlen : 

I.  Pikrin-  E  osi  n.  Fixirung  der  Schnitte  mit  Pikrinsäure, 
gelöst  in  absolutem  Alkohol,  hierauf  Entfernung  des  Ueberschusses 
durch  Abspülen  mit  absolutem  oder  wenigstens  hoclsprocentigem 
Alkohol,  Tinction  mit  Eosin,  gelöst  in  absolutem  Alkohol,  Abtönung 
der  Tinction  mit  absolutem  Alkohol,  Aufhellung  durch  Nelkenöl, 
Einschluss  in  Canadabalsam  (gelöst  in  Chloroform).  Den  Verlauf 
der  Tinction  verfolgt  man  am  besten  unter  dem  Mikroskop,  ebenso 
die  Abtönung.  Die  Färbung  ist  in  wenigen  Minuten  vollendet. 
Die  gelungensten  Stellen  des  Präparates  zeigen  die  Grundsabstanz 
dunkelroth,  das  Krystalloid  gelb  und  scharf  contourirt,  das  Globoid 
nahezu  farblos  bis  röthlich.  An  weniger  gelungenen  Präparaten 
zeigt  sich  das  Krystalloid  orange  gefärbt. 

Modification :  Einlegen  der  Schnitte  durch  mehrere  Stunden 
in  eine  coneentrirte  Lösung  von  Eosin  in  der  oben  erwähnten 
Pikrinsäurelösung  in  absolutem  Alkohol.  Weiterbehandlung  wie  oben. 

IL  Pikrin  -Nig  rosin.  In  einer  gesättigten  Lösung  von 
Pikrinsäure  in  absolutem  Alkohol  löst  man  Nigrosin,*)  ungefähr  Ins 
zur  Sättigung.  In  dieses  alkoholische  Pikrin-Nigrosin  kommen  die 
Schnitte  hinein  und  müssen  bis  zur  Vollendung  der  Tinction  in 
kürzeren  Zwischenräumen  durch  Beobachtung  in  absolutem  Alkohol 
eontrollirt  werden.  Die  Tinction  wird  abgebrochen,  sobald  die 
Grundsubstanz  des  Aleurons  blau  erscheint.  Nach  Waschung  mit 
absolutem  Alkohol  Uebertragung  in  Nelkenöl  behufs  Aufhellung, 
sehr  kurze  Zeit,  am  besten  am  Objectträger  auszuführen.  Hierauf 
Einschluss   in    Canadabalsam    nach    Absaugung    des    Nelkenöls    mit 


*)  In  der  von  E.  Pfitzer  in  der  Abhandlung  „lieber  ein  Härtung  und 
Färbung  vereinigendes  Verfahren  für  die  Untersuchung  des  plasmatischen  Zell- 
leibes" (Her.  der  deutsehen  botan.  GeseHsch.  Bd.  1.  1883.  S.  44)  angegebenen 
Darstellungsweise  deshalb  —  in  unserem  Falle  —  nicht  verwendbar,  weil 
Zerstörung  der  Grundsubstanz  und  Quellung  der  Krystalloide  eintritt. 


K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien.  283 

Filterpapier.  An  gelungenen  Präparaten  erseheint  die  Grund- 
substanz blau,  das  Globoid  farblos,  das  Krystalloid  gelbgrün  und 
schart"  abgegrenzt. 

Handelt  es  sich  allein  darum,  schöne  Dauerpäparate  von 
Kr y stalloiden  zu  gewinnen,  so  empfiehlt  es  sieh,  behufs  Lösung 
der  Grnndsubstanz  und  Globoide  die  schon  von  Pfeffer  ange- 
gebene verdünnte  wässerige  Lösung  von  Natriumphosphat  an- 
zuwenden ,  die  Wirkung  desselben  unter  dem  Mikroskop  zu 
verfolgen,  mit  absolutem  Alkohol  das  Präparat  zu  waschen,  dann 
etwa  mit  einer  Lösung  von  Eosin  in  absulutem  Alkohol  zu  tingiren 
(Tinction  fast  momentan),  hierauf  wieder  mit  absolutem  Alkohol 
abzuspülen.  Nun  kann  mit  Nelkenöl  aufgehellt  und  in  Balsam  ein- 
geschlossen werden. 

Die  auf  diese  Art  angefertigten  Präparate  sind  sehr  instruetiv 
und  dadurch  ausgezeichnet,  dass  die  Krystalloide  nicht  im  mindesten 
gequollen,  also  die  Winkel  sehr  scharf  erscheinen. 

Um  die  Einschlüsse  von  oxalsaurem  Kalk  isolirt  zu 
demonstriren  und  in  die  Form  eines  Dauerpräparates  zu  bringen, 
bedarf  es  keineswegs  immer  einer  so  umständlichen  Methode,  als 
man  nach  verschiedenen  Angaben  glauben  möchte.  Bei  Vitis  vinifeva 
genügt  die  Anwendung  von  phosphorsaurem  Natron»  Die  weitere 
Behandlung  des  Präparates  so,  wie  ich  unmittelbar  vorher  für  die 
Krystalloide  angegeben  habe.  Tingirt  erscheinen  die  Membranen 
der  Endospermzellen    und    die    Eiweisskerne    der   Kalkoxalatdrusen. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  sich  die  von  mir  angegebenen 
Methoden  hauptsächlich  auf  Ricinus  beziehen,  welches  Object  ich 
hiermit  auch   zur   Einübung  empfohlen    haben  möchte. 

Hierauf  zeigte  Herr  Dr.  Richard  v.  Wettstein  zwei  für 
Nieder  Österreich  neue  Pflanzen  vor:  Anchusa  Barrelieri 
(All.)  DC.  bei  Wiener  Neustadt  und  Myosotis  saaveolens  W.  K.  im 
Gurhofgraben  bei  Melk. 

Monats-Versam m  1  u n g  am  o.  Juni  1 89 1 . 
Herr  Prof.  E.  Rätlniv  hielt  einen  Vortrag: 

„U  e  b  e  r      den     Einfluss      von     Blitzschlägen     auf     die 

Weinrebe" 

und  sprach  dann  noch  über  die  Black- Rot-Krankheit  des  Weinstockes. 

Herr  Gustav  Seimholz  legte  hierauf 

einige  Orchideen -Bastarde  aus  Nie  d  e  röste  rreic  h 

vor;  darunter  die  neue  Orcliis  Influenza  Sennh.  (maculata  /\  sam- 
buc'tna)  und  die  seltene  Oi-chis  Erdingeri  (Kern.)  {sambucina  /^  vi' 
ridis),  beide  vom  Semmering.  Orcliis  und  Coeloglossum  hält  Vor- 
tragender nicht  für  generell  verschieden. 

Botanischer  D  iscussionsab  end  am   10.  Juni   1801. 

Herr  J.  A.  Knapp  überreichte  ein  eingehendes  Referat  über 
F.  v.  Herder's  „Die  Flora  des  europäischen  Russland". 
(Siehe  Sitzungsberichte,  Seite  47.) 


284  Instrumente,  Präparations-  u.  Conservations  Methoden  etc. 

Herr    Dr.    F.    Krasser    besprach     die    erste    Lieferung    von 
F.  G.  Kohl's    „13  i  e    officin  eilen    Pflanzen    der    Pharma- 

copeea  germanica". 

M  o  n  a  t  s  -  V  e  r  s  a  m  m  1  u  n  g  am   1 .  ,1  u  1  i   1 80 1 . 
Herr  Dr.  Fl'idolill  Krasser  hielt  einen  Vortrag: 
„lieber    die    Gattung    Fagus." 


Botanische  Garten  und  Institute. 


Sallidussi,    J.,    Tachea    nemoralis    L.    im    botanischen    Garten    zu    Klagenfurt, 
(Naturhistor.  Landesmuseuoi  Carinthia  zu  Klagenfurt.   1891.  Nu.  4.  p.  97 .) 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden  etc. 


Haiiausck,   T.  F.,  Zur   histo  chemischen   Ca  ff  ein  r  eaction. 

(Zeitschr.    des  Allg.  Oesterr.  Apotheker- Vereins.      1891.    No.  31. 

p.  606—608.     Mit  2  Fig.) 

Verf.  bespricht  den  von  H.  Mo  lisch  entdeckten  Caffein- 
Nachweis  in  Pflanzengeweben  mittelst  Goldtrichlorid  und  Salzsäure 
und  findet  diesen  Nachweis  zweifellos  sicher  und  verlässlich.  Er 
konnte  mit  Hilfe  dieser  Reaction  nachweisen,  dass  in  keinem  Ent- 
wickl  ungs  Stadium  des  C'o^ea-Pericarps  Kaffein  auftrete,  so  dass 
dessen  Vorkommen  nur  auf  den  Coffea-  Samen  beschränkt  bleibt. 
Hervorzuheben  ist,  dass  die  bei  der  Reaction  entstehenden  Nadeln  des 
chlorwasserstoffsauren  Caffein-  Goldchlorids  sehr  fein-spitze  Enden  be- 
sitzen und  büschelig  ausstrahlen.  Bei  einigen  Versuchen  mit  zweifel- 
los kaffeinfreien  Pflanzenobjecten  sah  Verf.  Krystalle  auftreten,  die 
sich  auch  unabhängig  von  den  Pflanzenobjecten  entwickelten  und 
sonach  nur  aus  der  Verbindung  des  Goldchlorids  und  der  Salzsäure 
entstehen  mussten.  Diese  Krystalle  könnten  bei  flüchtiger  Beobach- 
tung zu  Verwechslungen  mit  Caffein-Goldchloridkrystallen  Anlass 
bieten.  Ist  nämlich  die  Goldtrichloridlösung  etwas  stärker,  als  drei- 
procentig  und  lässt  man  einen  Tropfen  derselben  zu  conc.  HCl 
treten,  so  schiessen  beim  Verdunsten  Krystalle  aus,  die  aber  nie- 
mals spitz  endende  und  niemals  büschelig  ausstrahlende 
Nadeln  bilden,  sondern  aus  theils  sehr  kurzen,  zickzackartig  an- 
geordneten, theils  auffallend    langen,    zarten   gelben  Stab- 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations-Methoden.  285 

chenprismen  und  aus  Tafeln  mit  rechtwinkeligen  Vorsprüngen  be- 
stehen. Ihrer  chemischen  Zusammensetzung  nach  dürften  sie  Was- 
s  e  r  s  t  o  f  f  -  G  o  1  d  c  h  1  o  r  i  d ,  Au  Cls  HCl  .  4  H20  =  AuCU  IT  .  4  HsO, 
darstellen,  also  einen  Körper,  der  sich  auch  bei  der  Erzeugung  desGold- 
chlorids,  bezw.  Lösung  des  Goldes  in  Königswasser  und  nachfol- 
gender Verdampfung  der  Lösung  ausscheidet.  Verf.  glaubt  das 
Auftreten  dieser  Krystalle  im  Interesse  der  Mol  i  s  c  h'schen  Reaction 
mittheilen  zu  sollen. 

Hanausok  (Wien). 


Wange,  Tli.,    Z  ur  Fra  ge  de  r  C  o  ff  ei  n  b  e  s  t  i  m  m  u  n  g.    (Berichte 
der  pharmaceutischen  Gesellsehalt.    1891.  p.  Gl  —  ß(>.) 

Die  Ungenauigkeiten  der  bis  jetzt  üblichen  Methoden  der  Coffein - 
bestimmun«'  sind  nach   Verfasser  zu  suchen : 

o 

1)  In  der  unvollkommenen  Beraubung  dos  Thees  vom  Coffein. 

2)  in  der  Wald  einer  unzweckmässigen  Extraetionsflüssigkeit  für  den  Thee 
sowohl,  wie  namentlich  den  Auszug'  desselben. 

:<)  In  der  Unreinheit  des  als  Resultat  gewogenen  CofiVinriiekstundes,  welche 
einerseits  auf  fertige  und  färbende  Substanzen,  andererseits  auf  mit 
extrahirte  Korksubstanz,  auf  mechanisch  durchgerissene  Magnesia  und 
noch  andere  Dingo  zurückzuführen  ist. 

Zur    Abwendung    dieser    Uebelstände    hat    nun    Verfasser    eine 
Anzahl  von  Versuchen  angestellt,  deren  Resulte  folgende  sind : 

1.  Der  Thee  ist  nur  durch  wiederholtes  Auskochen  mit  Wasser  —  wenn 
man  von  einem  Alkalizusatze  absiebt  —  vollkommen  von  seinem  Coffein  - 
gehalte  zu  befreien. 

2.  Alkohol,  Aether,  eine  Mischung  beider  Körper  unter  sich,  sowie  eines 
jeden  von  beiden  mit  Chloroform  nimmt  wesentlich  mehr  Farbstoffe  etc. 
auf,  als  Chloroform  allein,  welches  daher  am  besten  auch  vollkommen 
Weingeist-  und  wasserfrei  zu  verwenden  ist. 

3.  Die  Gewinnung  eines  möglichst  reinen  Coffe'inrückstandes  wird  befördert 
einmal  durch  Einschaltung  einer  Asbestpapierlage  zwischen  Filtrirpapier- 
lagen  zwecks  Zurückhaltung  der  Magnesia  in  der  Extractionshülse,  sodann 
durch  Verwendung  eingeschliffener  Extractionsgefässe  zwecks  möglichster 
Vermeidung  der  Korken.  Eine  letzte  Reinigung  durch  Auflösen  des  Rück- 
standes in  Wasser,  Erhitzen  zum  Sieden,  Filtriren  und  Eindampfen  ist  un- 
erlässlich.  Aus  den  Untersuchungen  des  Verfassers  ergibt  sich  ferner,  dass 
der  wirkliche  Coffeingehalt  der  Theeblätter  nicht,  höher  ist,  als  mau  bisher 
glaubte,  d.  h.  dass  derselbe  für  volle,  gute  (indische)  Sorten  bei  2,5«/» 
liegt  und  für  gewöhnlich  3°/o  nicht  viel  übersteigt,  dagegen  meist  weit 
geringer  ist. 

Otto  (Berlin). 


Carpenter,  W.  B.,  The  microscope  and  its  revelations.  7.  edit.  in  which  the 
iirst  seven  chapters  have  been  entirely  re-written  and  the  text  throug  hont 
re-constructed,  enlarged,  and  revised  by  W.  H.  Dallinger.  With  21  plates 
and  8Ü0  wood  engravings.     8°.    IL  18  pp.     London  (Churchill)  1891.  26  sh. 

Dufour,  Leon,  Revue  des  travaux  relatifs  aux  methodes  de  technique  publit's 
en  1889,  1890  et  jusqu'en  avril  1891.  (Revue  generale  de  Botanique. 
15.  octobre  1891.) 

IFeilll,  L.,  Zwei  Apparate  für  bakteriologische  Arbeiten.  Untersuchung  des 
Auswurfs  auf  Tuberkelbacillen.  (Sonderabdr.)  gr.  8".  5  pp.  Würzburg 
(Stahel)   1891.  M.  0.50. 

Kaatzer,  P.,  Das  Sputum  und  die  Technik  seiner  Untersuchung.  3.  Aufl.  8°. 
VIII,  106  pp.  mit  24   Fig.     Wiesbaden  (Bergmann)   1891.  M.  2.— 


28ß  Sammlungen.  —  Algen. 

Sammlungen. 


Conwentz,  lieber  ein  Herbarium  Prussicnm  des  Georg 
Andreas  H  e  1  w  i  n  g  an  s  d  e  m  Jahre  1717.  (Schriften  der 
naturforschenden  Gesellschaft  in  Danzig.  Neue  Folge.  Bd.  VII. 
lieft  2.  p.  181—183.) 

Das  Herbarium  besteht  aus  fünf  dicken  Lederbänden  in  Folio, 
welche  vom  Propst  Helwing  dem  Danzigef  Sekretär  Jacob 
Theodor  Klein  (1685 — 1759)  geschenkt  wurden  und  dann  einen 
Theil  dessen  Cabinets  gebildet  hatten ,  mit  diesem  Cabinet  sodann 
vom  Markgrafen  Friedrich  der  Universität  Erlangen  geschenkt 
wurden  und  nun  an  das  Danziger  Provinzial-Museum  gegen  Pflanzen- 
dubletten gelangt  sind. 

Das  Herbarium  enthält  Phanerogamen,  sowie  Vertreter  aus 
allen  Ordnungen  der  Kryptogamen,  die  nicht  immer  bestimmbar 
sind.  Gesammelt  ist  es  wahrscheinlich  um  Angerburg.  Bemerkens- 
wert!) ist  7  dass  schon  damals  /Senecio  vernalis  W.  K.  dort  vor- 
handen war;  derselbe  ist  also  nicht  erst  in  diesem  Jahrhundert  in 
West-Preussen  eingewandert.  Mehrfach  enthält  das  Herbar  auch 
Missbildungen. 

Freyn  (Prag.) 


Referate. 


Hieronymus,  G.,  Ueber  Dicranochaete  reniformis  H  i  e  r  o  n  y  m.,  eine 
neue  Pr  otoc  o  ccacee  des  Süsswassers.  (Cohn's  Beiträge 
zur  Biologie  der  Pflanzen.  Bd.  V.  1890.  p.  351—372.  2  Tfln.) 
Im  Jahre  1887  hat  Verf.  bereits  kurz  über  den  in  der  Ueber 
schrift  genannten  Organismus  berichtet  (cf.  das  \Iq£.  im  Bot.  Centralbl. 
Bd.  XXXV.  1888.  p.  321);  hier  bietet  er  genauere  Untersuchungen  über 
die  Zellenbestandtheile  desselben  und  die  wesentlichen  Punkte  der 
Entwicklungsgeschichte,  welche  den  Vorbericht  in  manchen  Be- 
ziehungen ergänzen  und  berichtigen.  —  Die  eigenthümliche  Borste 
wird  direct  vom  Plasma  in  der  Weise  gebildet,  dass  das  vordere 
Ende  der  zur  Ruhe  gekommenen  Schwärmspore  nach  Verlust  der 
Geissein  zu  einem  protoplasmatischen  Faden  auswächst,  der  sich 
einige  Male  dichotomisch  verzweigt  und  sogleich  beim  Entstehen 
eine  Gallerthülle  ausscheidet.  Ist  der  Faden  ausgewachsen,  so  tritt 
das  Protoplasma  nach  und  nach  wieder  aus  dem  Höhrensystem  in 
die  Zelle  zurück,  die  Röhre  füllt  sich  mit  Gallertmasse  und  wird 
massiv.  In  dieser  Borste,  die  mitunter  in  der  Mehrzahl  vorkommt 
und  dann  als  eine  einzige  im  Status  nascens  getheilte  Borste  gedeutet 
wird,  glaubt  Verf.  ein  Schutzorgan  gegen  niedere  Thiere,  insbesondere 
Infusorien  sehen  zu  dürfen,  ein  Schutzorgan,  das  allerdings  weniger 
den  erwachsenen,  ausserdem  durch  ihre  Gallerthülle  geschützten  In- 


Algen.  287 

dividuen  zu  gute  kommt,  als  der  nachfolgenden  Generation,  den 
schlitzbedürftigen  Schwärmsporen,  die  sicli  meist  nur  wenig  vom 
Substrate  entfernen,  und  den  ganz  jungen,  der  starken  Gallerthülle 
noch  entbehrenden  Pflänzchen.  Für  diese  Deutung  scheint  auch  das 
liäufig  typische  Fehlen  der  Borste  bei  den  letzten  Sommergenerationen 
zu  sprechen,  die  sich  zu  einer  Zeit  bilden,  in  welcher  die  schädlichen  In- 
fusorien nur  noch  in  geringer  Zahl,  wenn  überhaupt,  vorhanden  sind. 
Einen  eigenartigen  Bau  besitzt  die  Membran :  Dieselbe  besteht  bei  der 
erwachsenen  Zelle  aus  einer  häufig  mit  kleinen  Stacheln  gezierten, 
Congoroth  stark  speichernden  Cellulose-Kappe  auf  dem  Scheitel  der 
Zelle,  über  den  Rand  dieser  Kappe  greift  eine  nach  der  Basis  zu  sich 
stark  verdickende  zweischichtige  Hüllmembran  aus  Gallerte  scheiden- 
artig  über;  die  äussere  Schicht  ist  stark  verquollen.  In  radialer 
Richtung  ist  diese  Gallerte  von  feinen  Stäbchen  durchsetzt,  welche 
gewisse  Farbstoffe,  die  auch  die  Grundsubstanz  zwischen  den  Strahlen 
stärker  tingiren,  stark  aufnehmen  und  in  hohem  Grade  gegen  Ent- 
färbungsmittel zurückhalten:  Safranin,  Fuchsin,  Methylgrün,  we- 
niger stark  Haematoxylin,  ammoniakal.  Carmin,  Nigrosin,  Alkanna. 
Congoroth  färbt  die  Gallertscheide  nur  wenig,  dagegen  wird  in  der- 
selben sogleich  ein  schöner  blauer  Farbstoff  niedergeschlagen,  wenn 
man  etwas  Salz-  oder  Essigsäure  dem  Präparate  zufügt.  Auch 
Turn  bull' s  Blau  lässt  sich  nach  dem  Verfahren  von  Klebs  darin 
niederschlagen.  Die  Entwickclungsgeschichte  lehrt,  dass  diese 
Gallerthülle  eine  Neubildung  ist,  welche  an  der  Basis  vom  Plasma- 
körper abgesondert  wird ,  die  primäre  Zellwand  hier,  wo  sie  am 
schwächsten  ist,  zerreisst,  sich  dann  aus  dem  ringförmigen  Riss 
hervordrängt  und  noch  einen  Theil  der  Cellulosekappe  überwallt. 
Das  späte  Wachsthum  der  Zellhülle  findet  dann  wohl  nur  in  der  Gallert- 
hülle, und  zwar  vermuthlich  nur  in  einer  intercalaren  Zone  an  ihrem 
Grunde  statt.  Besondere  Sorgfalt  ist  den  Inhaltskörpern  der  Zellen, 
den  Pyrenoiden  und  Kernen  und  ihrem  Verhalten  gegen  Tinctions- 
mittel  zugewendet*).  Die  Pyrenoide  bestehen  überall  aus  Kern 
(Eiweisskrystalloid)  und  Hülle;  ihrem  Verhalten  gegen  Reagentien 
nach  sind  es  höchst  wahrscheinlich  geformte  Reservestoffe,  die  nach 
Bedarf  aufgelöst  oder  neugebildet  werden.  Besonders  intensiv 
färben  sich  nach  Fixirung  mit  Alkohol  die  Krystalloide  mit  Fuchsin 
und  Safranin,  Farbstoffe,  die  auch  Entfärbungsmitteln  gegenüber  bis 
zu  gewissem  Grade  festgehalten  werden ;  Safranin  wird  von  der 
vermuthlich  aus  einem  Nuclein  bestehenden  Hülle  fast  gar  nicht 
aufgenommen,  dagegen  sehr  intensiv  Haematoxylin,  so  dass  sich  mit 
Safranin  und  Haematoxylin  sehr  schöne  Doppelfärbungen  erzielen 
lassen.  (Ueberfärben  mit  Hacmatein-Ammoniak.  Entfärben  mit  Alaun- 
wasser, bis  nur  noch  die  Hülle  gefärbt  erscheint,  nach  sauberem 
Auswaschen  des  Präparats  in  destill.  Wasser  Färben  mit  Safranin 
durch  12 — 24stündiges  Einlegen  in  mit  Wasser  stark  verdünnte 
alkoholische  Safraninlösung.)  Haemateinammoniak  zieht.  Verf.  allen 
übrigen  Haematoxylinlösungen   vor;  er  bereitet  ihn,   indem   er  einen 


*)  Cf.    das    ausführt.    Referat    in    der    Zeitschr,    f.    wiss.   Mikroskopie.   1891, 
pr.  247  ff. 


288  Algen. 

am  Objectträger  hängenden  Wassertopfen,  dem  ein  Haematoxylin- 
körnclien  zugefügt  ist,  über  einem  Ammoniakfläschchen  hin  und  lier 
bewegt.  Färbt  sicli  das  direct  aus  Alkohol  in  diese  Lösung  ein- 
gelegte Object  nicht  sogleich,  so  lässt  man  von  neuem  Ammoniak - 
dampf  auf  den  Tropfen  einwirken,  bis  das  Object  gefärbt  oder 
besser  überfärbt  ist,  und  beseitigt  den  Ueberschuss  mit  Alaunwasser. 
Um  den  in  der  Jugend  chromatinreichcn  Zellkern  von  starkhülligen 
Pyramiden  zu  unterscheiden,  behandelt  Verf.  Alkoholmaterial  vor- 
sichtig mit  Salzsäure  (15 — 20  Min.  mit  concentrirter  oder  längere 
Zeit  mit  verdünnter),  um  die  Hüllen  der  Pyrenoide  zu  lösen,  und 
färbt  nach  Gründlichem  Auswaschen  mit  Haemateinammoniak.  Aus 
der  zusammenhängenden  Darstellung  der  Entwickelungsgeschichte 
sei  hier,  in  Rücksicht  auf  das  citirte  Referat,  nur  hervorgehoben, 
dass  Verf.  die  Kerntheilung  im  Zoosporangium  für  eine  directe 
hält,  er  fand  wiederholt  bisquitförmige  Figuren,  die  sich  kaum 
anders  alsTheilungsfiguren  deuten  lassen,  niemals  aber  karyokinetische 
Figuren.  Die  Specialgallerthüllen  der  Schwärmsporen  verschmelzen 
untereinander  und  mit  der  Gallerthülle  der  Mutterzelle  zu  einem 
homogenen  Schleim,  der  durch  stärkere  Wasseraufnahme  allmählich 
die  Cellulosekappe  aus  der  Schleimhülle  herausschiebt;  die  Schleim- 
hülle zerreisst  dabei  häufig  mit  einigen  Längsrissen.  Die  Schwärmsporen 
besitzen  zwei  lange,  nur  mit  starken  Immersionen  erkennbare  Cilien. 
Ein  Ruheznstand  existirt  wahrscheinlich  in  Form  einer  von  starker 
Gallertmembran  umhüllter  Aplanospore.  Den  Schluss  der  Abhand- 
lung bildet  eine  geradezu  mustergiltig  zu  nennende  ausführliche 
lateinische  Diagnose  der  Gattung  und  Species,  welche  auch  die 
Hauptdaten  der  Entwickelungsgeschichte  enthält. 

Dicranocliaete  gen.  nov.  Thallus  unicellularis.  Cellulae  solitariae 
cytoblasto,  chlorophoro  corpusculum  pyrenoideum  unicum  vel  pluria 
saepeque  granula  amylacea  gereute  praeditae,  semireniformes  vel 
subsemireniformes  vel  semiellipsoideae,  rarius  subsemiglobosae  et  inde 
2 — 4  sinuato-lobatae.  Membrana  cellulosa  hyalina,  saepe  supra 
tuberculis  minimis  coronata,  posterius  velamento  gelatinoso  hyalino 
basi  cincta,  sinu  vel  sinubus  seta  gelatinosa  semel  atque  iterum, 
ter,  quaterve  dichotoma,  raro  simplici  exornata.  Cellulae  vegetativae 
intumescentes  omnes  in  200sporangia  transmutantur.  Zoosporac 
agamicae  ciliis  2  vibrantibus,  cytoblasto,  ocello  rubro,  polo  antico 
hyalino,  chlorophoro  unico  instructae  content]  divisione  succedanea 
repetita  ortae,  ca.  8 — 24  in  quaque  cellula,  adhuc  Strato  gelatinoso 
velatae,  rima  seil  fissura  saepe  basi  subparallela  erumpentes,  postea 
strato  gelatinoso  rupto  et  liquefacto  liberatae,  inter  se  discedentes 
ciliis  vibrantibus  paulum  motae,  denique  ciliis  evanescentibus  requies- 
centes,  in  thallum  transformantur.  Generationes  quotannis  per  tempus 
vernum  usque  ad  auctumnum  complures  enascuntur  (circiter  25 — 30). 
—  D.  reniformis  Hier.  Cellulae  vegetativae  semireniformes  vel 
semiellipsoideae,  seta  dichotoma  unica  praeditae.  Diam.  cell.  veg. 
35  //,  seta  80  —  160  ,«  longa.  Varietas  seu  forma  pleiotricha  cellulis 
vegetativis  subsemiglobosis  2  —  4  lobulato  sinuatis,  setis  2 — 4 
simplicibus  vel  semel  dichotomis  minoribus  exornatis.  Habitat  in 

fontibus,  paludibus,    locis  uliginosis  montium  Sudetorum  epiphytica, 


Püze.  289 

muscis  frondosis  (Sphagnaceis  et  Hypnaceis)  et  Hepaticis  (calpyogeia 
etc.)    et    liquis    foliisque  putrescentibus    nee    nori    lapidibus  insidens. 

L.  Klein  (Freiburg  i.  B.). 

Dangeard,    P.  A.,      Reclierclies     h.istologiques     snr     les 

Champignons.     (Le  Botaniste.  Ser.  II.   1890.    p.  03  — 149  avec 
4  planches.) 

Mittelst  der  Kern tinetions verfahren  untersuchte  Verfasser  Zahl, 
Bau  und  Veränderung  der  Kerne  in  den  vegetativen  Organen  sowie 
in  den  verschiedenen  Entwicklungsstufen  der  Sexualorgane  nnd 
Sporangien  hei  einer  ganzen  Reihe  niederer  Pilze,  vorwiegend 
Phykomyceten.  Zur  Untersuchung  kamen  Spumaria  alba,  Synchy- 
trium  Taraxaci,  Woroninia  polycystis,  Rozetta  septigena,  Olpidiopsis 
Saprolegniae  und  Aphanomyces ,  Rhizidium  intestinum,  Ancy- 
liat.es  Closterii,  Re&ticularia  nov.  gen.,  Saprolegnia  Ihureti  nnd 
monoica ,  Aphanomyces  laevis  und  eine  2.  Species,  Pythium 
monospermum  und  proliferum,  Cystopus  candidus  und  cubicus,  Phy- 
tophihora  infestans,  Ilremia  gangliformis,  Plasmopara  nivea  und 
densa.  Die  Resultate,  zu  welchen  Verf.  dabei  gelangte,  lassen  sich 
etwa  folgendermaassen  kurz  zusammenfassen: 

Die  Kerne  sind  zumeist  durch  eine  achromatische,  doppeltcon- 
tourirte  Membran  begrenzt;  im  Centrum  befindet  sich  ein  sphärischer 
Nucleolus,  welcher  sich  stark  mit  Ilämatoxylin  färbt  und  fast  ganz 
aus  Chromatin  besteht.  Das  Hyaloplasma  zwischen  Nucleolus  und 
Membran  enthält  Granulationen,  von  welchen  wenigstens  einige  aus 
Chromatin  bestehen  (Spumaria,  /Synchytrium,  Saprolegniaceen).  Die 
Grösse  dieser  Kerne  unterliegt  geringen  Schwankungen,  vom  ein- 
fachen zum  doppelten,  höchstens  zwischen  1  und  5  fi ;  nur  bei 
Synchytrium  fanden  sich  Kerne  von  erheblichen  Dimensionen,  bis 
zu  einem  Durchmesser  von  14  fi  mit  einem  Nucleolus  von  9  f.t, 
doch  sinken  diese  Kerne  in  Folge  zahlreicher  Zweitheilungen  in  den 
Zoosporen  bis  zur  normalen  Grösse  herab.  Die  Normalgestalt  ist 
kugelig,  bisweilen  elliptisch,  nur  in  lebhaft  wachsenden  Fäden  zeigten 
sie  auch  strangförmige  Gestalt.  Die  junge  Zelle  enthalt  nur  einen 
einzigen  Kern  fjunge  Sporangien  und  Cysten  von  /Synchytrium, 
Sporen,  Zoosporen) ;  später,  besonders  in  den  vegetativen  Zellen, 
kann  die  Zahl  der  Kerne  oft  mehrere  Tausende  betragen.  Die 
Structur  der  Kerne  schwankt  innerhalb  beträchtlicher  Grenzen  ;  der 
Nucleolus  kann  auf  einen  centralen,  kaum  wahrnehmbaren  Punkt 
reduzirt  sein  und  das  ihn  umgebende  Hyaloplasma  ist  frei  von 
Granulationen;  auf  der  anderen  Seite  kann  sein  Durchmesser  die 
Hallte  des  Kernes  übertreffen  und  das  Hyaloplasma  ist  theilweise 
oder  völlig  mit  Chromatinkörnern  erfüllt;  im  letzteren  Falle  sind 
Nucleolus  und  Kernhaut  verdeckt.  Endlich  kann  der  Nucleolus 
bisweilen  gänzlich  schwinden  und  der  Kern  ist  auf  eine  einfache  Blase 
mit  wässerigem  Inhalte  reducirt.  Die  Fälle,  in  welchen  der 
Chromatinreichthum  des  Hyaloplasmas  Nucleolus  und  Kernhaut  ver- 
deckt, lassen  sich  schwer  scharf  von  den  nicht  seltenen  trennen,  in 
welchen  die  sehr  kleinen  Kerne  sich  nur  als  gleichmässig  gefärbte, 

Bot.  Centralis.  Bd.  XLVIII.  1891.  19 


290  Pilze. 

membranlose,  chromatische  Flecke  darstellen  (Olpidiaceen,  Ancylisteen); 
dieses  Stadium  führt  zu  einem  andern,  dem  Vorläufer  der  indirecten 
Theilung,  in  welchem  der  Nucleolus  verschwunden  ist  und  das 
Chromatin  in  Stäbchen  und  Schleifen  angeordnet  ist.  Indirecte 
Kerntheilung  scheint  indess  nicht  häufig  zu  sein,  wenigstens  sind  die 
Charakteristiken  Stadien  selten  zu  finden  und  meist  ist  die  Theilung 
direct.  Die  Vermehrung  der  Kerne  findet  in  den  vegetativen  Fäden 
statt;  in  den  Sporangien,  Conidien  und  zweifelsohne  auch  in  den 
Oogonien  findet  keine  Kerntheilung  statt  (Wagner  will  zwar  eine 
solche  im  Oogon  von  Peronospora  parasitiert  bemerkt  haben !). 
Dagegen  ist  die  Kerntheilung  stets  eine  Vorläuferin  oder  Beglei- 
terin der  Keimung  von  Sporen,  Zoosporen,  Cysten  und  Oosporen. 
—  Die  Vertheilung  der  Kerne  wechselt  je  nach  Species  und  Organ, 
stets  aber  liegen  sie  im  Plasma,  dicht  beisammen  oder  entfernt;  ist 
das  Plasma  auf  ein  weitmaschiges  Netzwerk  reducirt,  dann  liegen 
sie  in  den  Knoten  der  Maschen.  Die  Sporangien  und  Conidien  ent- 
halten eine  bestimmte  Zahl  in  regelmässigen  Abständen;  dieselbe 
entspricht  der  Zahl  der  gebildeten  Zoosporen.  Auch  die  Sporen 
können  mehrere  Kerne  führen.  Die  Cysten  sind  bald  einzellig 
(Synchytrium)  und  dann  liegt  der  Kern  entweder  im  Centrum  oder 
unter  der  Wand,  bald  mehrzellig  (Olpidiopsis)  mit  im  Plasma  ver- 
teilten Kernen.  Die  Bildung  der  Eier  lässt  bis  jetzt  keine  durch- 
greifende Generalisirung  zu.  Bei  Ancylistes  birgt  die  Eizelle  in 
allen  Entwicklungsstadien  mehrere  Kerne  und  ebenso  das  Antheri- 
dium.  Bei  Saprolegnia  7 hureti  enthalten  die  Oogonien  anfangs  eine 
grosse  Zahl  zerstreuter  Kerne,  die  sich  später  in  der  Wandschicht 
localisiren ;  im  Moment  der  Eiballung  werden  die  Kerne  undeut- 
lich und  ihr  Chromatin  scheint  sich  im  Zellinhalt  zerstreut  zu 
haben  (?  Ref.).  Im  Centrum  der  Eizelle  zeigt  sich  von  Anfang 
an  ein  sphärisches,  aus  homogener  Substanz  gebildetes  Körperchen, 
das  sich  mit  Haematoxylin  wenig  oder  nicht  färbt,  es  wächst 
langsam  heran,  wird  empfindlicher  für  Farbstoffe  und  erfüllt  schliess- 
lich einen  breiten  centralen  Raum  der  Oospore;  sein  Verhalten 
gegen  längere  Einwirkung  von  Chloroform  und  Alkohol  erweist 
seine  ölartige  Natur.  In  jungen  Oosphaeren  sind  kaum  Spuren  von 
Kernen  nachzuweisen,  mitunter  findet  man  eine  kleine  Anhäufung 
von  Chromatin,  von  der  es  dahingestellt  bleiben  muss,  ob  sie  als 
Kern  zu  betrachten  ist,  oder  ob  die  wirklichen  Kerne  maskirt  sind. 
In  den  älteren  Oosporen  dagegen  findet  man  3 — 7,  im  Piasina 
zwischen  Oelkugel  und  Membran  liegende  Kerne;  man  findet  sie 
auch  bei  der  Keimung  in  der  Wandschicht  wieder,  wenn  die  Oel- 
kugel verschwunden  ist.  Möglicher  Weise  stammen  diese  Kerne 
von  einem  einzigen  reproduktiven  Kerne  ab.  Möglicherweise  sind 
auch  Unterschiede  in  der  Kernzahl  zu  constatiren,  je  nachdem  die 
Oospore  zur  sofortigen  Keimung  befähigt  ist,  oder  solche  erst  nach 
längerer  Ruhezeit  eintritt.  Auf  Zusatz  von  Jod  zu  den  Oosporen 
erscheinen  im  Innern  derselben  kleine  bräunliche  Tropfen,  Glykogen, 
das,  wie  Verf.  meint,  an  dieser  Stelle  noch  nicht  beobachtet  wurde  ; 
in  den  Eizellen  sowohl  wie  in  den  älteren  Oosporen  rindet  man  ei  n 
oder  zwei  dicke   Tröpfchen    oder  eine  grössere  Anzahl.     Errera's 


Wisse.  291 

Ansicht,  dass  das  Glykogen  zur  Oelproduction  verwendet  werden 
könnte,  hält  Verf.,  wenigstens  für  Saprolegnia  Thureti,  für  zweifel- 
haft, da  Glykogentrüpfchen  und  Oelkugel  ungefähr  gleichzeitig  auf- 
treten, das  Oel  sogar  häufig  zuerst  und  die  Entwicklung  der  Oel- 
kugel in  keiner  Weise  ein  Verschwinden  des  Glykogens  veranlasst. 
—  Bei  Saprolegnia  monoica  gleicht  die  histologische  Structur  der 
eben  beschriebenen  sehr,  es  werden  mehrere  Kerne  in  den  Anthe- 
ridien  und  zahlreiche  Chromatintlecke  in  den  Oosphären  und  jungen 
Oosporen  wahrgenommen.  Die  Differenzen  mit.  den  Angaben  von 
Hartog,  der  die  Bildung  zusammengesetzter  Kerne  in  den 
Oosporangien  und  die  Verschmelzung  der  zusammengesetzten  Kerne 
zu  einem  einzigen  in  jeder  Oospore  beschreibt,  vermag  Verf.  nicht 
aufzuklären.  Bei  Aphanomyces  sind  Oogonien  und  Antheridien 
mehrkernig,  die  Zahl  der  Oogoniumkerne  beträgt  etwa  15,  diejenige 
der  Antheridien  o — 6  im  Mittel.  Vom  Antheridium  soll  ein  commu- 
nicirender  Canal  (Befruchtungsschlauch)  zur  Oosphäre  gehen,  durch 
welchen  eine  durch  Haematoxylin  färbbare  Substanz,  ohne  Zweifel 
Chromatin,  passirt.  In  diesem  Stadium  werden  die  Kerne  der 
Oospore  undeutlich  und  die  Oelkugel  entwickelt  sich  wie  bei 
Saprolegnia  Ihureti.  Bei  den  Pythium- Arten  lassen  sich  die  Kerne 
im  Oogon  bis  zur  Bildung  der  Oosphäre  verfolgen,  wo  sie  undeutlich 
werden  ;  sie  sind  je  nach  Species  und  Moment  der  Untersuchung 
in  der  Zahl  5 — 15  vorhanden;  die  der  Antheridien  sind  schwieriger 
zu  sehen,  bei  Pythium  proliferum  wurden  3 — 4  gezählt.  Die  Oel- 
kugel entwickelt  sich  wie  gewöhnlich,  die  ersten  Spuren  davon 
finden  sich  schon  im  Oogon ;  die  reite  Oospore  setzt  dem  Eindringen 
von  färbenden  Reagentien  grossen  Widerstand  entgegen.  Die  Angaben 
von  Fisch  über  die  Verschmelzung  der  männlichen  und  weiblichen 
Kerne  zu  einem  einzigen  im  Centrum  der  Oospore  konnte  Verf. 
nicht  bestätigen.  Von  den  Peronosporeen  besitzt  das  Oogon  bei 
Cystopus  zahlreiche  kleine  Kerne,  die  anfänglich  in  den  Maschen 
eines  netzigen  Plasmas  eingebettet  liegen,  in  Uebereinstimmung  mit 
den  Angaben  von  Fisch  und  im  Gegensatz  zu  denen  von  Chmi- 
lewskij;  der  einzige,  von  letzterem  Autor  angegebene  Kern  ist 
die  Oelkugel,  die  in  der  That  während  ihrer  Entwickelung  mehr 
und  mehr  für  färbende  Reagentien  empfänglich  wird.  Ihre  Oel- 
natur  wurde  auch  hier  durch  die  langsame,  mehr  oder  weniger 
vollkommene  Löslichkeit  in  Chloroform  dargethan.  Während  dieses 
Lösungsprocesses  bietet  sie  die  mannigfachsten  Bilder,  die  dazu  ver- 
führt haben,  den  Process  als  Kernverschmelzung  zu  beschreiben. 
In  der  That  sind  aber  von  den  zahlreichen  Kernen  eine  Anzahl  im 
Periplasma  zurückgeblieben,  wo  sie  zur  Bildung  des  Exospors  dienen; 
die,  welche  in  der  Oosphäre  eingeschlossen  sind,  werden  eine  kurze 
Zeit  lang  undeutlich,  man  findet  sie  aber  bald  mit  ihren  gewöhn- 
lichen Kennzeichen  wieder  im  Protoplasma  zwischen  der  Oelkugel 
und  dem  Endospor.  Vielleicht  theilen  sie  sich  auch  in  der  Oospore, 
da  diese  letztere  im  Momente  der  Keimung,  der  Zahl  der  zu  produ- 
cirenden  Zoosporen  entsprechend,  bis  zu  100  Kerne  enthalten  muss. 
Bei  Plasmopara  densa  liegen  die  Verhältnisse  ähnlich,  von  einigen 
leichten    Differenzen    abgesehen.      Oogonien    wie    Antheridien     sind 

19* 


292  Pilze.  —  Muscineoil. 

mehrkernig.  Im  Momente  der  Eiballung  wandert  der  grösste  Tlieil 
der  Kerne  an  die  Peripherie  und  Lüdet  mit  dem  Periplasraa  das 
Exospor  (im  Original  steht,  zweifelsohne  in  Folge  eines  Druck- 
felders,  Oospore):  2  Kerne  allein  bleiben  im  Centrum  der  Oospore, 
die  etwas  später  5  Kerne  zeigte.  Diese  Darstellung  ähnelt  der  von 
Wagner  für  1\  parasitica  gegebenen,  nur  glaubt  dieser  Autor  an 
Verschmelzung  zu  einem  einzigen  Kern,  zuerst  der  beiden  Oogon- 
kerne  untereinander  und  dann  mit  einem  aus  dem  Antheridium 
stammenden  Kern.  Verf.  hält  auch  hier  Verwechslung  mit  der  Oel 
kugel  für  wahrscheinlich.  Zum  Schlüsse  macht  Verf.  folgenden 
Gen  eralisirungs  versuch:  Oogonien  und  Antheridien  sind  mehrkernig, 
diejenigen  des  Oogons  sind  in  2  Gruppen  zu  scheiden,  die  einen 
bleiben  im  Periplasma  und  gehen  in  der  Membranbildung  auf,  die 
andern  bleiben  in  der  Oosphaere :  im  Momente  der  Befruchtung 
werden  sie  alle  undeutlich  oder  2  von  ihnen  bleiben  allein  im 
Centrum  sichtbar,  etwas  später  findet  man  wieder  mehr  Kerne  im 
Plasma  zwischen  der  Oelkugel  und  der  Membran ;  diese  Kerne 
liefern  durch  Theilung  bei  der  Keimung  die  Kerne  der  Zoosporen 
oder  vegetativen  Fäden.  Aehnlich  scheinen  die  Verhältnisse  bei  den 
Antheriden  zu  liegen,  indem  die  Mehrzahl  der  Kerne  sich  im  Antheri- 
dium zersetzt  und  wahrscheinlich  nur  dazu  dient,  die  Thiitig- 
keit  des  letzteren  zu  verlängern.  Möglicherweise  kann  ein  Antheri- 
diumkern  in  die  Oospore  durch  den  sog.  Befruchtungscanal  ein- 
dringen. Welche  Rolle  er  aber  dort  spielt,  ob  er  mit  einem  Oosporen- 
kern  von  speciellen  Eigenschaften  verschmilzt,  ob  die  zahlreichen, 
zur  Reifezeit  der  Oospore  zwischen  Oelkugel  und  Membran  vor- 
handenen Kerne  etwa  von  einem  solchen  Verschmelzungskerne  ab- 
stammen, diese  Fragen  sind  alle  noch  zu  lösen. 

L.  Klein  (Freiburg  i.  B.). 

IJastit,  Eugene,  Influence  de  l'etat  hygrometrique  de 
l'air  sur  la  position  et  les  fonctions  des  feuilles 
chez  les  Mousses.  (Comptes  rendus  des  seances  de  l'Aca- 
demie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXII.  1891.  No.  5.  p.  314 — 316.) 

An  Individuen  derselben  Art  von  Polytrichum,  welche  an  ver- 
schiedenen Stellen,  die  einen  an  feuchten,  die  anderen  an  trockenen 
Plätzen,  wachsen,  beobachtet  man,  dass  bei  den  ersteren  die  Blätter 
weit  entfaltet  sind  und  eine  convexe  und  stark  nach  dem  Stamme 
geneigte  Oberfläche  zeigen,  während  bei  letzteren  sie  seitlich 
über  sich  selbst  geschlossen  sind  und  die  Achse  fast  umfassen. 
Diese  beiden  Stellungen  werden  durch  den  verschiedenen  Gehalt 
der  Luft  an  Wasserdampf  hervorgerufen. 

Denn  transversale  und  longitudinale  Schnitte  durch  die  Blätter 
zeigen,  dass  die  Structur  auf  beiden  Seiten  verschieden  ist:  die 
Ober-  oder  Innenseite  zeigt  reine  Cellulosegewebe,  die  Unter-  oder 
Aussenseite  nur  mechanisch  verstärkte  Gewebe ;  daraus  erklären 
sich  leicht  die  erwähnten  Bewegungen. 

Ausser  diesen  Längsbewegungen  zeigt  das  Blatt  auch  Sciten- 
bewegungen,  welche  in  Gliederungs-  und  Beugungsbewegungen  zer- 


Muscineen.  —   Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphologie,  293 

legbar  sind.  Erstere  finden  um  drei  Paar  Achsen  herum  statt, 
welche  parallel  der  Symmetrieebene  des  Blattes  gehen:  zu  innerst  an 
der  seitlichen  Grenze  des  innern  Ilypoderms ;  die  folgende  an  der 
Grenze  des  äusseren  Hypodeims;  die  seitlichste  an  der  Grenze  der 
inneren  Epidermis.  Jeder  Theil  des  Blattes,  der  zwischen  zwei  auf 
einanderfolgenden  Achsen  liegt,  führt  gleichzeitig  eine  seitliche 
Beugungsbewegung  aus,  welche  die  innere  Fläche  transversal  concav 
macht.  Durch  diese  seitlichen  Bewegungen  soll  die  innere  Concavität 
des  Blattes  erhöht  werden  bis  zur  gegenseitigen  Berührung  der 
beiden  Blattränder. 

Ueber  den  Einfluss,  welchen  ein  solcher  geschlossener  Stamm 
auf  die  Respiration  und  Chlorophyllfunction  ausübt,  hat  Verfasser 
Folgendes  eruirt: 

1.  Respiration:  In  beiden  Fällen  geht  der  Gaswechsel  in  gleicher 
Weise  und  mit  gleicher  Regelmässigkeit  vor  sich.  Das  Verhältniss 
des  Volumens  der  ausgeathmeten  Kohlensäure  zum  absorbirten 
Sauerstoff- Volumen  ist  stets  constant  und  sehr  nahe  der  Einheit, 
ohne  dieselbe  zu  überschreiten.  Sonst  ist  das  Verhältniss  des  in 
der  Atmosphäre  enthaltenen  Sauerstoffes  am  Ende  des  Aufenthalts 
in  der  Dunkelheit  niemals  unter  16°/o  gewesen.  Dagegen  ist  das 
Verhältniss  der  Intensität  stets  geringer  als  1,  woraus  hervorgeht, 
dass  die  Respiration  der  Stämme  in  geschlossenem  Zustande  stets 
sehr  herabgesetzt  ist. 

2.  Chlorophyllfunction:  Die  Art  und  Weise  des  Gasaustausches, 
sowie  das  Verhältniss  der  Volumina  des  Sauerstoffes  und  der  zer- 
legten Kohlensäure  ist  in  beiden  Fällen  gleich.  Aber  die  Kohlen- 
säurezersetzung und  Sauerstoffentbindung  ist  bei  geschlossenem 
Stamme  bedeutend  geringer,  als  wenn  die  Blätter  entfaltet  sind, 
woraus  man  auch  auf  eine  bedeutende  Herabsetzung  der  Chlorophyll- 
function in  dem  angeführten  Falle  schliessen  darf. 

Deshalb  verarbeiten  auch  die  Moose  während  des  Winters  die 
meisten  Nährstoffe ,  was  wiederum  die  Bildung  des  Ovulums  und 
Sporogoniums  während  der  kalten  Jahreszeit  erklärlich  macht. 

Zander  (Berlin). 

Laurent,  E.,  Experiences  sur  la  reduetion  des  nitrates 
par  les  vegetaux.  (Annales  de  1' Institut  Pasteur.  181)0. 
p.  722—744.) 

I.  Keimende  Samen.  Dass  solche  die  Fähigkeit  haben, 
Nitrate  zu  reduciren,  ist  zwar  schon  von  Schönbein  behauptet 
worden,  doch  ist  dieser  Angabe  keine  Bedeutung  zuzuschreiben,  da 
zu  jener  Zeit  auf  die  sehr  wahrscheinliche  Anwesenheit  von  redu- 
cirenden  Bakterien  keine  Rücksicht  genommen  wurde.  Um  diese 
auszuschliessen,  verfuhr  Verf.  folgendermaasen  : 

Samen  wurden  in  grossen  Reagensgläsern  mit  l°/oo  Sublimat 
übergössen,  nach  1U  Stunde  mehrmals  mit  sterilisirtem  Wasser  aus- 
gewaschen und  hierauf  keimen  lassen  ;  wenn  die  Keimung  genügend 
fortgeschritten  war,  wurden  die  Samen  mit  soviel  sterilisirter 
l°/0  Nitratlösung  übergössen,  dass  sie,  bei  aufrecht  gehaltenem 
Glase,   von  derselben  ganz  bedeckt  wurden.     Die  so  hergerichteten 


294  Physiologie,  Biologie,  Auatomie  u.  Morphologie. 

Reagensröhren  (natürlich  von  Anfang  an  mit  Wattepfropf  verschlossen) 
wurden  nun  ins  Dunkle  gestellt  und  nach  einiger  Zeit  die  Flüssig 
keit  mittels  eines  sehr  empfindlichen  Reagens  (Naphthylaminehlorid 
bei  Anwesenheit  von  verdünnter  Salzsäure  und  Suitanilinsäure)  auf 
Nitrite  geprüft.  Es  sei  bemerkt,  dass  die  mannigfachen  möglichen 
Fehlerquellen  vom  Verf.  gebührend  berücksichtigt  Avurden ;  nament- 
lich führte  er  Controlculturen,  die  ganz  ebenso  eingerichtet  waren, 
nur  mit  dem  Unterschied,  dass  anstatt  der  Nitratlösung,  destillirtes 
Wasser  gegeben  wurde;  fand  sich  nun  in  den  Versuchsculturen  Nitrit, 
in  den  Controlculturen  aber  keines,  so  konnte  geschlossen  werden, 
dass  es  in  ersteren  in  der  That  durch  Reduction  des  zugesetzten 
Nitrates  entstanden  ist.  Die  Abwesenheit  von  Bakterien  in  den 
Culturen  wurde  durch  das  völlige  Klarbleiben  der  Flüssigkeit  an- 
gezeigt. 

Nach  dieser  Methode  hat  Verf.  mit  7  verschiedeneu  Samen 
experimentirt  und  erhielt  stets  positive  Resultate.  Eine  mehr  oder 
weniger  starke  Nitritreaction  tritt  nach  verschiedenen  Zeiten  ein, 
bei  Erbsen  schon  nach  1  Stunde,  bei  Mais  erst  nach  2  Tagen  ;  an- 
fangs nimmt  die  Intensität  der  Reaction  zu,  nach  längerer  Zeit  aber 
verschwindet  sie  wieder  (letzteres  ist,  wie  Verf.  weiter  zeigt,  wahr- 
scheinlich eine  Wirkung  von  aus  den  Pflänzchen  hinaus  diffundirenden 
organischen  Säuren).  Die  reducirende  Wirkung  kommt  ruhenden 
Samen  nicht  zu,  beginnt  aber  mit  den  ersten  Stadien  der  Keimung. 
Verf.  führte  nach  verschiedenen  Methoden  eine  annähernde  Be 
Stimmung  der  relativen  Nitritmenge  aus,  welche  durch  keimende 
Erbsen  im  Laufe  von  4  Stunden  gebildet  wurde,  und  fand  in  2 
Fällen,  dass  die  Flüssigkeit  ca.  0,l°/o  resp.  0,05°/o  Kaliumnitrit 
enthielt. 

Die  Reduction  der  Nitrate  ist  eine  Folge  von  Sauerstoffmangel. 
Wurden  die  Keimlinge,  caeteris  paribus,  nicht  in  engen  Röhren, 
sondern  in  flachen  Gefässen  gehalten,  so  trat  kein  Nitrit  auf;  hin- 
gegen wurde  im  Vadium  oder  in  Wasserstoff  die  Bildung  desselben 
erheblich  gesteigert.  Es  scheint  also,  dass  die  Pflanzen,  wenn 
Mangel  an  freiem  Sauerstoff  entsteht,  ihren  Bedarf  an  Sauerstoff 
auch  dadurch  zu  decken  im  Stande  sind,  dass  sie  denselben  der 
Salpetersäure  entziehen. 

II.  Saftige  T heile  erwachsener  Pflanzen.  Knollen, 
Zwiebeln,  Blattstiele,  Stengel  und  Früchte  einer  grösseren  Reihe 
von  Pflanzen  wurden  mit  l°/o  Salpeterlösung  übergössen  und  nach 
3  Stunden  auf  Nitrite  untersucht:  in  der  grossen  Mehrzahl  der 
Fälle  wurde  eine  mehr  oder  weniger  starke  Nitritreaction  erhalten 
(mit  Kartoffelscheiben  schon  nach  einer  Stunde).  Bei  mehreren 
dieser  Pflanzentheile  wurde  constatirt,  dass  ihr  Saft  kein  Nitrit  ent- 
hält. Sterilisation  dieser  Objecto  war  natürlich  ausgeschlossen,  doch 
hält  Verf.  die  Zeit  von  3  Stunden  für  zu  kurz,  als  dass  Bakterien 
hätten  eine  merkliche  Reduction  hervorbringen  können.  Auch  hier 
versehwand  das  gebildete  Nitrit  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  ; 
ebenso  wurde  die  Abhängigkeit  der  Reductiousthätigkeit  vom  Sauer- 
stoffmangel constatirt. 


Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.  (Systematik  u.  Geogr.)  295 

Bemerkenswerth  ist,  dass  die  fleischigen  Organe  erwachsener 
Pflanzen,  wenigstens  in  der  Regel,  auch  dann  die  Nitrate  rednciren, 
wenn  sie  durch  Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  andere  ähnlich 
wirkende  Körper  getödtct  worden  sind  (was  für  keimende  Samen 
nicht  gilt).  Es  ist  daraus  zu  schliessen,  dass  die  Nitratreduetion 
nicht  eine  Folge  der  Lebensthätigkeit  dieser  Organe  ist,  sondern 
dass  in  ihnen  leicht  oxydirbare  Stoffe  enthalten  sind,  welche  normaler- 
weise den  Sauerstoff  der  Luft  an  sich  ziehen,  eventuell  ihn  aber 
auch  der  Salpetersäure  entnehmen.  In  der  That  ergab  sieh,  dass 
gewisse  Pflanzensäfte,  z.  B.  derjenige  der  Wurzeln  von  Vicia  Faha, 
der  weissen  Kirschen,  energisch  und  schnell  Nitrate  reduciren; 
andere  Säfte  thun  dies  in  geringerem  Grade,  noch  andere  gar  nicht 
—  zum  Theil  wohl  in  Folge  davon,  dass  die  reducirenden  Sub- 
stanzen derselben  schon  während  des  Auspressens  des  Saftes  oxydirt 
werden.  Aus  letzterem  Grunde  begegnete  auch  der  Versuch,  die 
fraglichen  Substanzen  behufs  näherer  Untersuchung  zu  isoliren,  un- 
überwindlichen Schwierigkeiten. 

III.  Niedere  Pflanzen.  Die  Fähigkeit,  Nitrate  zu  reduciren, 
wurde  für  mehrere  grüne  Fadenalgen  und  für  das  fleischige  Hut- 
gewebe eines  Theiles  der  darauf  untersuchten  Hymenomyceten  con- 
statirt ;  die  Abwesenheit  von  Bakterien  wurde  hier  durch  mikro- 
skopische Untersuchung  festgestellt.  Ueber  dieselbe  Fähigkeit  bei 
einigen  (aber  nicht  allen)  Schimmelpilzen  und  den  Sprosspilzen  hat 
Verf.  bereits  früher  berichtet.  In  Bezug  auf  die  Bakterien  fügt 
Verf.  dem  bereits  Bekannten  die  Beobachtungen  hinzu,  dass  die 
Nitritbildung  auch  hier  nur  bei  Sauerstoffmangel  eintritt  und  dass 
das    gebildete    Nitrit  bei  saurer  Reaetion  der  Flüssigkeit  allmählich 

wieder  zerstört  wird. 

Kultiert  (Leipzig). 

Poulsen,  V.  A.,  Anatomische  Untersuchungen  über  die 
vegetativen  Organe  der  Xyris.  [Sep.-Abdr.  aus  Viden- 
skabelige  Meddelelser  fra  d.  naturhist.  Forening  i  Kjöbenhavn  for 
1891.)     Mit  3  Tafeln.     Copenhagen  1891.    [Dänisch]. 

Verf.  macht  in  dieser  Abhandlung  darauf  aufmerksam,  dass 
man  auf  anatomischer  Grundlage  keine  Meinung  darüber  sich  bilden 
kann,  ob  man  von  einer  Zusammengehörigkeit  zwischen  den  Xyrideen 
und  den  Eriocaulaceen  sprechen  kann.  Demnach  geht  er  zu  seinen 
anatomischen  Untersuchungen  über  1.  Xyris  angustifolia*)  und 
2.  Xyris  plantaginea  Kth.,  aus  Brasilien  herstammend,  über.  Das 
Herbariummaterial  von  Xyrideen  lässt  sich  —  im  Gegensatz  zu  den 
Eriocaulaceen  —  sehr  gut  zum  Aufweichen  nach  der  Pfitzer'schen 
Alkohol-Ammoniak-Methode  benutzen ;  die  Untersuchung  ist  daher 
auch  auf  (Herbarienmaterial  von)  3.  X.  asperata  Kth.,  4.  X.montivaga 
Kth.,  5.  X.  teretifolia  nov.  sp*).,  6.  X.  schizachne  Mart.,  7.  X. 
caloeephala  nov.  sp.*)  und  X.  alata  nov.  sp.*)  erstreckt  worden. 


*)  nov.  spec. :  alle  in  dieser  Abhandlung  besprochenen  neuen  Arten  werden 
in  War  ming's  Symbolae  ad  florarn  Brasiliae  centralis  cognoscendam  beschrieben. 


296      Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morph.  (Syst.).  --  Ter.  u.  Krkh. 

Die  Arten  lassen  sich  leicht  von  einander  durch  anatomische 
Kennzeichen  unterscheiden,  doch  fehlt  noch  für  die  Aufstellung  einer 
anatomischen  Clavis  eine  vollständige  Bearbeitung  aller  bisher  be- 
kannten Arten. 

1)  Die   Epidermiszellen   sind   verschieden  ausgebildet: 

a.  dickwandig  bei   Nr.    3,    5   und    7  ; 

b.  die  äusseren  Wände  sind  an  den  Stellen,   wo   die  Zellen   durch  die 
Endwände  mit  einander  zusammenstossen,   bucklig:   Nr.  1,    3  u.   1; 

c.  dünnwandig:    Nr.    2,    (i    und   8. 

2)  Die  Spaltöffnungen  sind  überall  von  Nebenzellen  begleitet; 
sie   liegen   bei  Nr.  1,  3    und   4  etwas  über  dein  Niveau  der  Epidermis. 

3)  Trichome  sind  allein  an  den  dickwandigen  und  radial  gestreckten 
Epidermiszellen  auf  den  Kanten  des  Blattes  und  auf  dem  Kiele  des 
Scapus  gefunden  worden.  Die  Trichome  sind  Auswüchse  auf  der 
Mitte  der  Zellen,  sehr  dick  und  bei  Nr.  1  ganz  niedrig,  bei  Nr.  3 
und  6  von  Mittelhöhe  und  bei  8  ziemlich  hoch  ;  bei  4  und  5  fehlen 
gänzlich  Trichome. 

4)  Der  Mostomstrang  ist  immer  von  einer  Mestomscheide  und  von 
einer  parenehymatischen  Leitungsscheide  umgeben ;  das  mechanische 
Gewebe  erreicht  jedoch  nimmer  die  Epidermis.  Die  Gefässbündcl 
in  der  Blattlamina  laufen  meist  zu  3  und  3  zusammen  mit  gemein- 
schaftlicher Stereom-  und  Pleröm- Schicht.  Die  dünneren  Gefässe  sind 
den  grossen  gegenüber  in  einer  bestimmten  Art  und  Weise  angeordnet. 

5)  Der   Scapus   enthält  nicht   diese  Verbindung   der   Mestomstränge. 

(i)  Qu  er  anas  tom  osen  rinden  sich  nicht  zwischen  den  Gefässbündeln 
des  Xy  ris-Blattes.  Die  mechanische  Schicht  ist  ein  Stereom-Cylindcr, 
an  dessen  innerer  Seite  ein  Kreis  von  abwechselnd  dünneren 
und  dickeren  Mestomsträngen  (die  letzten  mit  Protohadroinlacune) 
sich  stützt,  mehr  oder  minder  im  mechanischen  Gewebe  eingelagert. 
Aus  der  Figur  des  Querschnittes  des  Stereomcyliuders  und  aus  der 
Anzahl  der  Fibrovasalstränge  können  Artmerkmale  beigebracht 
werden. 

7)  Bei  keiner  Xyris-Art   sind  Kr y stalle   vorgefunden. 

8)  Auf  der  Dorsalseite  der  Bractcen  findet  sich  ein  breiter  oder 
schmaler,  länglich-runder,  glanzloser  „Fleck".  „Dieser  ist  ein  gänzlich 
locales  Assimilationsorgan,  dessen  Zellen  chlorophyllhaltig 
und  mit  Intercellularräuinen  versehen  sind  ;  weiter  sind  sie  von  einer 
Epidermis  mit  zahlreichen,  grossen  Spaltöffnungen  bedeckt."  „Die 
assiinilireude  Gewebeschicht  erstreckt  sich  nicht  durch  die  ganze  Bractee 
in  der  Tiefe  hin,  nimmt  aber  ungefähr  die  äusserste  Hälfte  derselben 
ein."  Das  Gewebe  innerhalb  derselben  ist  sclerotisirt,  was  auch 
für  den  ganzen  Rest  der  Gewebe  der  Bractee  mit  Ausnahme  einiger 
sehr   dünner   Gefässbündcl   gilt. 

J.  Christian  Bay  (Kopenhagen). 

Galloway,  1$.  T.,  A  new  pine  leaf  rust  (Coleosporium  Pini n.  sp.). 
(Journal  of  Mycology.     Vol.  VII.  No.   1.  p.  44.) 

Die     verwandtschaftlichen     Verhältnisse,     die    de    Bary    für 
Chnjsomijxa  Abietis  und  Chrysomyxa  Uhododendri  seinerzeit  erörtert 


Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten  (Pilze.)   —  Med.  Botanik.  297 

hat,  haben  nunmehr  eine  Parallele  erhalten  durch  Auffindung  des 
obengenannten  Coleosjjoriums.  Dasselbe  kommt  auf  Pinüs  inoj)s  bei 
Washington  vor.  Es  sind  nur  Teleutosporen  gefunden  worden,  die 
zwei-  bis  vierzellig  sind  und  wie  bei  allen  Coleosporiumarten  sofort 
in  der  für  diese  Gattung  charakteristischen  Weise  keimen.  Da  Verf. 
das Coleosporium  fast  immer  gemeinsam  mit Peridermium  cerebrmnVk. 
angetroffen  hat,  so  hält  er  die  Zusammengehörigkeit  beider  Formen 
für   möglich    und   stellt   diesbezügliche  Culturversuche    in  Aussicht. 

Dietel  (Leipzig). 

(xraziafli,  A.,  Deux  Champignons  parasites  des  feuilles 
de  Co  ca.  (Bullet,  de  la  Soc.  Mycol.  de  France.  1891.  pag. 
153  und   154.     Mit  Tafel.) 

Zwei  pilzlichc  Parasiten  der  Blätter  des  Rothholzbaumes  (Ery- 
throxylon  Coca)  werden  als  Uredo  Eryihroxylonis  nov.  spec.  und 
Phyllosticta  Erythroseylonis  nov.  spec.  beschrieben,  erstere  in  Bolivia 
und  Peru  anscheinend  verbreitet,  letztere  nur  auf  Blättern  aus 
Bolivia  gefunden. 

Dietel  (Leipzig.) 


Arustamoff,  M.,  Ueber  die  Natur  des  Fischgift  es.  (Centralblatt 
f.  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  No.  4.  p.  113 — 119.) 

Arustamoff  hatte  Gelegenheit,  11  Vergiftungsfälle  mit  z.  Th. 
letalem  Ausgang  zu  untersuchen,  welche  durch  den  Genuss  von 
rohem,  gesalzenem  Fleisch  vom  Hausen,  Stör,  Ssewrjuga  (eine 
Störart)  und  Lachs  hervorgerufen  worden  waren.  Die  äussere  Be- 
schaffenheit der  betreffenden  Fische,  sowie  ihr  Geschmack  waren 
durchaus  gut,  und  von  irgend  welchem  Fäulnissprocess  nichts  zu 
bemerken.  Dagegen  fanden  sich  auf  mikroskopischen  Schnitten  des 
Fischfleisches  kolossale  Mengen  von  Mikroben,  die  A.  auch  in  Leber, 
Milz  und  Nieren  der  vergifteten  Individuen  antraf.  Dieselben  er- 
wiesen sich  nicht  als  identisch,  sondern  es  scheint,  als  ob  jeder 
Fisch  seine  eigene  Art  besässe.  Die  Reinkulturen,  welche  an  die- 
jenigen von  Bacillen  des  Unterleibstyphus  erinnerten,  erschienen 
erst  am  3.  Tage  auf  der  Oberfläche  des  Agars,  um  sich  aber  dann 
sehr  rasch  auszubreiten.  Die  Lachsmikroben  verflüssigen  die  Nähr- 
gelatine, die  anderen  dagegen  nicht.  Fäulnissgeruch  ist  niemals  be- 
merklich.  Die  Störbakterien  sind  ein  wenig  grösser,  als  diejenigen 
der  Ssewrjuga,  die  Hausenbakterien  dagegen  fast  zweimal  dicker 
und  länger,  als  die  ersteren;  die  beweglichen  Lachsmikroben  sind 
1  fi  dick  und  2 — 2Va  /<  lang.  Die  mit  den  Culturen  geimpften 
Kaninchen  gingen  sämmtlich  mehr  oder  minder  rasch  zu  Grunde, 
während  Hunde  und  Katzen  zwar  sehr  schwer  erkrankten,  aber  am 
Leben  blieben.  In  den  ersten  Tagen  der  Cultur  waren  die  Bakterien 
weniger  giftig,  als  in  den  folgenden  und  verlor  sich  die  Giftigkeit 
der  Mikroben  bei  fortgesetzter  Reincultur  auch  in  den  folgenden 
Generationen  nicht.  Wir  haben  es  hier  wohl  nicht  mit  Fäulniss- 
bakterien zu  thun,   sondern   die   betreffenden   Mikroben   sind  wahr- 


298  Oekonomische  Botanik, 

scheinlich    die   specifischen   Erreger   von   Krankheiten,    welchen  die 
angeführten  Fischgattungen  unterworfen  sind. 

Kohl  (Marburg.) 

Bnschaii,  (*.,  Zur  Geschichte  des  Weinbaus  in  Deutsch- 
land.    (Ausland.  1890.  p.  868— 872.) 

Verf.  weist  zunächst  darauf  hin,  dass  sowohl  die  neueren  Er- 
gebnisse der  Paläontologie  als  die  der  Urgeschichte  die  Rebe  als 
eine  auch  in  Europa  heimische  Pflanze  betrachten  lassen.  Clericis 
Studien  in  ersterer  Wissenschaft  haben  ergeben,  dass  ein  mit 
unserem  Weinstock  identisches  Gewächs  schon  im  oberen  Pliocän 
in  unserem  Erdtheil  wuchs,  und  ein  neolithischer  Fund  aus  dem 
Pfahlbau  von  Bovere  im  Scheidethai  beweist  sogar  ihre  frühe 
Existenz  in  Mitteleuropa.  Als  CulturpHanze  scheint  sie  allerdings 
erst  nach  Beginn  unserer  Zeitrechnung  bei  uns  eingeführt  zu  sein, 
und  zwar  schon  in  den  ersten  Jahrhunderten  ins  westrheinische 
Gebiet,  dagegen  erst  zur  Zeit  der  Merowinger  östlich  vom  Rhein. 
Besondere  Verdienste  um  ihre  Verbreitung  erwarb  sich  Karl  der 
Grosse.  Aber  erst  nach  dem  Jahre  1000  drang  die  Rebe  vielfach 
gleichzeitig  mit  der  christlichen  Religion  in's  nordöstliche  Deutsch- 
land ein.  Ihr  Rückzug  aus  diesem  Gebiet  begann  mit  dem  30 jäh- 
rigen Kriege,  in  welchem  viele  Weinberge  vernichtet  wurden.  Die 
übrigen  Einzelheiten,  welche  theils  aus  Chroniken,  theils  aus  älteren 
Funden  geschöpft  sind,  müssen  im  Original  eingesehen  werden. 

Hock  (Luckenwalde). 

Busclian,  (*.,  Zur  Geschichte  des  Hopfens;  seine  Ein- 
führung und  Verbreitung  in  Deuts  hl  and,  speciell 
in  Schlesien.   (Separat- Abdruck  aus  „Ausland".  1891.  No.  31.) 

Wie  über  den  Weinstock  stellt  Verf.  hier  über  den  Hopfen  Unter- 
suchungen bezüglich  seines  Culturalters  in  Deutschland  an.  Im  Gegen- 
satz zu  jener  Pflanze  scheint  diese  von  Osten  her  eingedrungen  zu  sein, 
und  zwar  aus  den  Ländern  mit  slavischer  Bevölkerung.  Unter 
diesen  Völkern  scheint  er  auch  zuerst  als  Zusatz  zum  Bier  benutzt. 
Die  erste  allenfalls  auf  den  Hopfen  zu  deutende  Kunde  aus  unserem 
Vaterlande  stammt  aus  der  Zeit  Pipins  ,  doch  ist  diese  sehr  zweifel- 
haft, da  indem  bekannten  Capitulare  Karl's  des  Grossen  über 
Culturpflanzen  der  Hopfen  keine  Erwähnung  findet.  Eine  sieliere 
Kunde  über  ihn  stammt  erst  von  der  Aebtissin  Hildegard  v.  Bing  en 
(f  1079),  die  seine  Verwendung  zum  Bier  erwähnt;  wahrscheinlich 
ein  Jahrhundert  älter  ist  die  Erwähnung  des  Hopfens  durch  den 
Abt  Irmino  von  St.  Germain  des-Pres.  Frühzeitig  wurde  Böhmen  ein 
weiterer  Ausgangspunkt  für  Hoptenbau.  Von  da  aus  drang  der- 
selbe dann  auch  in  Schlesien  ein,  auf  welches  Land  Verf.  näher 
eingeht.  Schon  1241  wird  auch  Hopfenbau  aus  Brandenburg  er- 
wähnt.    Ein  halbes  Jahrhundert  später  treffen  wir  ihn  in  Holstein  an. 

Hock  (Luckenwalde). 


Neue  Litteratur.  299 

Neue  Litteratur.0 


Geschichte  der  Botanik: 
Heuriques,  J.  A.,  Dr.  H.  M.  Willkomm.     (Boletim  da  Sociedade   Broteriana  di 

Coimbra.     Tom.  IX.     1891.    p.   5  —  8.) 

Lexica. 
Baillon,  H.,  Dictionnaire  de  botanique :    Avec  la  collaboration  de  J.  de  Seynes, 

J.  de  La  nes  sau,  E.  Mussat,   W.  N  y  laude  r,  E.  Tison,  E.  Foürnier, 

J.    Poisson,      L.     So  üb  ei  ran,      11.    Bocquillon,     G.    Dulailly     etc. 

Dessius    d'A.  Faguet.     Tome    IV.    Ease.  31    et  32.     4°.     p.  65  ä  224.     Paris 

(Hachette  &  Co.)  1891.  Fr.  5  — 

Algen: 
Klelts,  Georg,  lieber    die  Bildung    der    Fortpflanzungszellen    bei    Hydrodictyon 

utriculatum  Roth.    Mit  Tafel.    (Botanische  Zeitung.   1891.  No.  48.  p.  789  —  798.) 
Keillke,    J.,    Die    braunen    und    rothen    Algen    von    Helgolaud.      (Berichte    der 

Denischen  botanischen  Gesellschaft.  Bd.  IX.   1891.  Heft  8.  p.  271—273.) 

Pilze: 
Beyerilick,   M.   W.,    Die    Lebensgeschichte    eiuer    Pigmeutbakterie.     Mit  Tafel. 

| Sehhiss.]     (Botanische  Zeitung.   1891.  No.  47.  p.   773  —  781.) 
ltresadola,  J.  l'abbc,  Contributions  ä  la  Acre  mycologüiue  de  l'Ile  de  St.  Thome. 

(Boletim  da  Sociedade  Broteriana  di  Coimbra.    Tom.  IX.   1891.    p.   38.) 

Gefässkryptogamen : 
l'alon/i«  r,   Einilc,    Essai    d'une    monographie  des  fougeres  francaises.   (These). 

8°.    103  pp.     Montpellier  (imp.  Boehin)  1891. 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 
Bauer,  11.    W.,    Ueber    eine    aus    Quittenschleim    entstehende    Zuckerart.     (Die 

landwirtschaftlichen  Versuchsstatonen.   Herausgegeben  von  Nobbe.   Bd.  XXXIX. 

1891.    Heft  6.) 
Belajefl',  W.  €.,  Zur  Lehre  von  dem  Pollenschlauche  der  Gymnospermen.     Mit 

Tafel.       (Berichte    der    Deutscheu     botanischen    Gesellschaft.     Bd.    IX.      1891. 

Heft  8.  p.  280—286.) 
Clops,  D.,  Individualite  des  faisceaux  tibro-vasculaires  des  appendices  des  plantes. 

Avec  planches.     (Extrait  des  Mümoires  de  l'Academie  des  sciences,  inscriptions 

et    belles-lettres    de   Toulouse.     Tome  XI.    1889.)    8".    20  pp.     Toulouse  (Imp. 

Douladoure-Privat)   1891. 
Hegelinaier,    Fr.,   Ueber  paitielle  Abschuürung  und  Obliteration  des  Keimsacks. 

Mit  Tafel.     (Berichte   der  Deutschen    botanischen  Gesellschaft.    Bd.  IX.    1891. 

Heft  8.  p.  257  —  266.) 
Heinricber,  E.,  Ueber  massenhaftes  Auftreten  von  Krystalloiden  in  Laubtriebeu 

der  Kartoffelprlanze.     (1.  c.  p.  287—291.) 
Hoffnieistcr,   W.,    Die  Cellulose    und    ihre    Formen.     (Die  landwirthsehafl liehen 

Versuchsstationen.     Herausgegeben  von  Nobbe.     Bd.  XXXIX.    1891.     Heft  6.) 
Holm,    Theo.,    On     the    vitality    of     some    aunual    plants.      (Amer.    Journ.    of 

Sciences.  XLH.   1891.    p.  304.   1   pl.) 
Lindau,  U.,  Zur  Entwicklungsgeschichte  einiger  Samen.   1.  Rhamnus  cathartica  L., 

2.  Coccoloba    populifolia   Wedd.     Mit  Tafel.     (Berichte    der  Deutschen    botau. 

Gesellschaft.    Bd.  IX.    1891.  Heft  8.   p.  274  —  279.) 
Massce,  6.,  The  evolution    of   plant  life.     Lower  forms.     (University  Extension 

Series.)     8°.    240.     London  (Methner)  1891.  2  s.  6  d. 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  Ueberseudung  von  Separat-Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe  dei 
Titel  ihrer  neuen  Publieationen ,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Kedactionen  anderer  Zeitschriften  werden 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelnen  Nummer  gefälligst  mittheilen  zu  wollen,  damit 
derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.  Uhlworm, 
Terrasse  Nr.  7. 


300  Neue  Litteratur. 

Molisch,  Hans,    Bemerkung    zu  J.  H.  Wakker's  Arbeit    „Ein    neuer    Inhalfs- 

körper  der  Pflanzenzelle. u     (1.  c.  p.  270.) 
Nihoul,     Edonard,     Contribution     a    I'etude     anatomique     des     Renoneulaeees. 

Ranunculus    arvensis  L.     (Extrait  des  Memoires    couronnes    et    Memoires    des 

savants  etrangers,  publies  par  l'Acad.  roy.  des  sc,  des  lettre»  et  des  beaux  arts 

de  Belgique.  1891.)     4°.     41  p.     Bruxelles  (F.  Hayez)  1891. 
Potter,  C,  Observalions  on  tbe  protection  of  buds  in  the  tropics.    With  4  plates. 

(Extracted    from    the    Linnean   Society's  Journal.  Botany.  Vol.  XXVI11.    Read 

19.  June,  1890)  p.  343-352.) 
TolleiiS,    B.,    Untersuchungen    über    Kohlehydrate.      (Die    landwirtschaftlichen 

Versuchsstationen.    Bd.  XXXIX.    1891.    Heft  6.) 
Weiss,  J.  E.,  Selbstschutz    der    Pflanzen    gegen    äussere    Einflüsse,     (Illustrirte 

Monatshefte    für    die    Gesammt-Interessen    des    Garteubaues.     1891.     Heft   11. 

p.  266—275.) 

Systematik  und  Pflanzengeographie: 

Henriqnes,  J.,  Resumen  de  los  datos  estadisticos  concemieutes  a  la  Vegetation 
espontanea  de  la  peninsula  Hispano-Lusitana  e  Islas  Baleares.  (Boletim  da 
Soeiedade  Broteriana  di  Coimbra.     1891.    Tom.  IX.  p.  9 — 25.) 

Palaeontologie: 

Meschilielli,  L.,  Di  un  probabile  agaricino  miocenico.  Con  tavola.  (Estrattu 
dagli  Atti  della  societä  veneto-trentina  di  scienze  naturali.  Vol.  XII.  Fase.  2.) 
8°.  5  pp.     Padova  (stab.  tip.  Prosperini)  1891. 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 

Böttcher,  E.  F.  N.,  Die  Kartoffelkrankheit  und  ihre  Bekämpfung.  (Illustr. 
Monatshefte  für  die  Gesammt-Interessen  des  Gartenbaues.  1891.  Heft  11. 
p.  281  -282.) 

Clos,  D.,  La  tdratologie  vegetale  et  ses  prineipes.  (Extrait  des  Memoires  de 
PAcademie  des  sciences,  insriptions  et  belles-lettres  de  Toulouse.  Serie  IX. 
Tome  III.  1891.)     8°.  48  pp.     Toulouse  (Imp.  Douladoure-Privat)  1891. 

Eriksson,  Jacob,  Wie  soll  ein  internationales  phytopathologisches  Versuchs- 
wesen organisirt  werden?  Eine  den  Mitgliedern  der  internationalen  phyto- 
pathologischen  Commission  zum  Erwägen  und  Diskutiren  vorgelegte  Präge. 
8°.   12  pp.     Stockholm  (Druck  von  Älander)   1891. 

Jältllickc,  W.,  Bildungsabweichungen  an  Weigelien.  Mit  Tafel.  (Berichte  der 
Deutschen  botanischen  Gesellschaft.  Bd.  IX.   1891.  Heft  8.  p.  266—270.) 

Kessler,  H.  F.,  Die  Ausbreitung  der  Reblauskrankheit  in  Deutschland  und 
deren  Bekämpfung,  unter  Benutzung  von  amtlichen  Schriftstücken  beleuchtet. 
8°.  III,  50  pp.     Berlin  (Friedländer  &  Sohn)  1891.  M.  —  .HO. 

Ricclietti,    E.,     Giudizi    sugli    apparecchi    per     applicare    i    rimedi    liquidi    per 
combattere  la  peronospora  della  vite.     (Annali  della  r.  scuola  pratica  d'agricol 
tura  Gaetano  Cantoni  in  Grumello  del  Monte  (provincia  Bergamo).  1891.  Vol.  1.) 

—  — ,  La  Tychea  del  frumento.     (1.  c.) 

Tamaro,  1).,  La  lotta  contro  la  peronospora  nel  triennio  1887 — 90.     (1.  c.) 

—  — ,  La  peronospora  delle  patate.     (1.  c.) 

—  — ,  Le    due    crittogame    che    maggiormente    danneggiano    i  pomidoro.     (1.  c.) 
Viala,  P.  et  Boyer,   G.,  Une  maladie  des  raisins  produite  par  l'Aureobasidimn 

vitis.     Avec   1   planche.     (Extrait  des  Annales  de  l'Ecole  nationale  d'agrieulture 
de  Montpellier.)     8°.  7  pp.     Montpellier  (Coulet),   Paris  (Masson)   1891. 
Viala,  P.  et  Sanvageatl,  C,  Sur  quelques  Champignons  parasites  de  la  vigne. 
Avec  2  planches.     8°.  20  pp.     Montpellier  (Coulet),  Paris  (Masson)  1891. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Abhott,  A.  C,  The  relation  of  the  pseudo-diphtheritic  bacillus  to  the  diphtheritic 

bacillus.     (Bullet,  of  the  Johns  Hopk.  hosp.  1891.  No.  15.  p.   110-111.) 
Äkcriliail,  J.,  Actinomycosis  hominis.     (Hygiea.    Stockholm  1891.  p.  595  —  607.) 
Berfiamp,  A.,  Considdrations  physiologiques  sur  les  globules  et  les  microzymas 

laiteux  de  laits  de  vache  anormaux.     (Bullet,  de  l'acad.  de  med.   1891.  No.  34. 

p.  262—278.) 
Bonardi,  F.  e  Silvestrilli,  Osservazioni  cliniche,  anatomo-patologiche  e  batterio- 

logiche  sulla  febbre  tifoide  teste  svoltasi  epidemicamente  in  Pisa.     (l\iv.  gener. 

ital.  di  clin.  med.  Pisa.  1891.  p.  2,  36,  58.) 


Neue  LittP.rat.ur.  30i 

ßoucbard,  G.,  De  la  diphtherie;  natnre,  causes,  manifestations ;  dinerents 
traiteinents  pendant  ces  dernieres  amiees.  (Gaz.  mdd.  d'Orient.  1890.  No.  6, 
7,  12—19,  21  —  23.  p.  87-91,  105—107,  186—189,  204—206,  220—222, 
231—233,  251  — »53,  265—267,  285—286,  299—300,  331  —  332,  346—348, 
3f>8— 359.  1891.  No.  1,  5,  8—11,  13.  p.  12—14,  69-70,  119-122,  134 
-138,   154  —  155,   170  —  173,  203—204.) 

Breton.  Dothienenterie.  Mt'ningite  suppure.e  conseentive  (lue  au  bacille  d'Eberth. 
(Kev.  mens.  d.  malad,  de  l'enfance.   1891.  Oct.  p.  445—448.) 

('apranica,  S.,  Sul  potere  battericida  del  siero  di  sangue.  Note  prevent. 
((Jazz.  d.  ospit.  1891.  No.   70.  p.  670.) 

de  Christinas,  .1..  Etüde  sur  les  snbstances  microbicides  du  serum  et.  des 
organes  d'animaux  ä  sang  chaud,  (Annales  de  lf Institut  Pasteur.  1891.  No.  8. 
p.   487— 505.) 

Crookshank,  Actinomycosis.     (Veterin.  Journ.  1891.  Oct.  p.  249 — 254.) 

Hahnieu,  M.,  Neues  Verfahren  zur  Auffindung  der  Tuberkelbaeillen  im  Sputum. 
(Münchener  medicin.   Wochenschrift.   1891.   No.  38.  p.  667—668.) 

Doyen«  Des  diverses  espee.es  de  suppurations  examint'es  au  point  de  vue 
bacteriologique  et  clinique.  (Congres  franc.  de  chir.  5.  Session.  Paris  1891. 
p.  270—293.) 

liisano,  A.,  La  difterite;  stato  presente  delle  qnistioni  relative  alla  etiologia, 
patngenesi,  postnmi,  profilassi  e  cuva  di  questo  morbo.  (Arcli.  interna/,,  d. 
specialitä  med.-ehir.   1891.  No.  11/12.  p.  241-246.) 

Frenzel,  J.,  Die  Verdauung  lebenden  Gewebes  und  die  Darmparasiten.  (Anli, 
f.   Physiol.  1891.  No.  3/4.  p.  293-  314.) 

Gärtner.  F.,  Versuch  der  praktischen  Verwerthung  des  Nachweises  von  Eiter- 
kokken im  Sehweisse  Septischer.  (Centralblatt.  für  Gynäkol.  1891.  No  40. 
p.  804—808.) 

Gerard-Marchant;  Tbyro'idite  ä  pneumocoques.  (Congres  franc.  de  chir. 
5.  session.     Paris  1891.    p.  268—270.) 

de  Ciaxa  et  Guarnieri,  G.«  Contribution  ä  la  connaissance  du  pouvoir  bacterieide 
du  sang.     (Annal.  de  microgr.  No.  12.  1891.  p.  545—560.) 

Guyon,  P.  et  Albarran,  J.«  Sur  la  gangrene  urinaire  d'origine  micröbienne. 
(Congres  franc.   de  chir.     5.  session.     Paris  1891.    p.  511  —  517.) 

Haushalte!',  P.,  Notes  sur  la  diphterie  aviaire.  Les  rapports  avec  la  diphterie 
humaine.     (Rev.  med.  de  Pest.  1891.  p.  289—300.) 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in  der  Lehre  von  den  pathogenen  Mikro- 
organismen, umfassend  Bakterien,  Pilze  und  Protozoen.  Unter  Mitwirkung 
von  Fachgenossen  bearbeitet  von  P.  Baum  garten.  Namen-  und  Sachregister 
zum  L— V.  Jahrgang.  1885—1889.  gr.  8°.  III.  98  pp.  Brannschweig  (Harald 
Bruhn)  1891.  M.  2.60. 

Johnston,  W.,  Notes  on  the  bacteriological  study  of  diphtheria.  (Montreal 
Med.  Journ.  1891.  Sept.  p.  161—175.) 

Kanthack,  A.  A.  and  Barclay,  A.,  Cultivation  of  the  bacillus  leprae.  (Brit. 
Med.  Journ.  No.   1600.    1891.    p.  476.) 

K an I hack,  A.  A.  und  Barklay,  A.,  Ein  Beitrag  zur  Kultur  des  Bacillus  leprae. 
(Arch.  f.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXV.  1891.  No.  2.  p.   398  —  404.) 

Koiidorski,  M.  K.,  Ein  Fall  von  Anthraxinfection  durch  die  unverletzte  Haut. 
(Wratsch.  1891.  No.  30.  p.  714.)     [Russisch.] 

Kosljurin,  S.  und  Kra'insky,  N.,  Ueber  Heilung  des  Milzbrandes  durch  Fäulniss- 
toxine  (Extracte)  bei  Thieren.  (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde.    Band  X.    1891.    No.  17.  p.  553—557,  No.  18.  p.  599—605.) 

de  Lacerda,  J.  B.,  Natureza,  causa,  prophylaxia  e  tratamento  do  beri-beri. 
(Ann.  de  Acad.  de  med.  do  Rio  de  Janairo  1889/90.  p.  279—319.) 

Lafar,  F.,  Bakteriologische  Studien  über  Butter.  (Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XIII. 
1891.  No.  1.  p.  1—39.) 

Lange,  J.,  Geschichte  der  prophylaktischen  Maassregeln  gegen  Milzbrand  und 
der  beim  Kasaner  Veterinär-Institut  errichteten  bakteriologischen  Abtheilung, 
(liehen.  Zapiski  Kasan.  Vet.  Inst.  1890.  p.  515—532.)     [Russisch.] 

Laimelongne,  Des  osteomyelites  ä  staphylocoques,  a  streptocoques  et  ä 
pneumocoques,  au  point  de  vue  experimeutel  et  clinique.  (Congres  franc.  de 
chir.     5.  session.     Paris  1891.    p.  239—248.) 


302  Neue  Litteratur. 

Lefort,    P.,    Aide-memoire    de     pathologie    generale    et    de    baeteriologie.      18°. 

Paris  (J.  B.   Bailliere  &  fils)   1891.  Fr.  3.— 

Leloir,  H.  et  Taveniier,  A.,    Reclierches    nouvelles    sur   l'action    combhu'e  du 

bacille  de   Koch  etc.     (Annal.    de    dermatol.    et    de    syphiligr.     1891.     No.  8/9. 

p.   683—685.) 

Maggiora,  Arnaldo   und   Gradenigo,  Giuseppe,   Beitrag   zur   Aetiologie    der 

katarrhalischen  Ohrentzündungen.    (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 

kunde.    Band  X.  1891.  No.  19.  p.  625—635.) 
Malvoz,     E.,    Une     epidemie    de    fievre     typhoide    avec    presence    du    microbe 

pathogüne    dans    l'eau    de    boisson.     (Annal.    de    la    soc.    med.-chir.  de   Liege. 

1891.  p.  201  —  204.) 
Mai'tiliotti,  Giovanni    und    Tedesclli,   Alessaildro,    Untersuchungen    über    die 

Wirkungen  der  Inokulation  des  Milzbrandes  in  die  Nervencentra.     (Centralblatt 

für  Bakteriologie   und  Parasitenkunde.     Band  X.    1891.    No.  17.    p.  545 — 553, 

No.   18.  p.  593—599,  No.  19.  p.  635—641.) 
Metscllllikoff,   E.  et  RoilX,  E.,  Sur    la  propriete    bactericide    du    sang    de    rat. 

(Annal.  de  l'Instit.  Pasteur.   1891.  No.  8.  p.  478—486.) 
MetschnikofT,  E.,  et  Rondenko,  T.,  Reclierches  sur  l'accoutumance  aux  produits 

microbiens.     (Annal.  de  l'Instit.  Pasteur  1891.  No.  9.  p.   567—576.) 
NetSfliajeff,  P.,  Ueber  die  Bedeutung  der  Leukocyten  bei  Infection  des  Organismus 

durch  Bakterien.     (Arch.  f.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXV.   1891.  Heft  3. 

p.  415—452.) 
Newcoml),  J.  F.,   One  form  of  pharyngeal  mycosis  —  Mycosis  leptothrica.    (Med. 

Record.  1891.  Vol.  II.  No.  9.  p.  232—235.) 
Niedeil,  A.,  Ueber  Conjunctivitis  blennorrhoica    neonatorum    bei    einem    in    den 

Eihäuten   geborenen  Kinde.     (Klin.  Monatsblatt  für  Augenheilkunde.   1891.  Oct. 

p.  353—357.) 
Nocard,  Une  broncho-pneumonie    infectieuse  des  boeufs  americains,  „The  Corn- 

Stalk  disease".     (Rec.  de  med.  veterin.  1891.  No.   16.  p.  424—430.) 
Petermann,  Sur  la  substance    bactericide    du    sang    decrite    par    le    professeur 

Ogata.     (Annal.  de  l'Instit.  Pasteur.  1891.  No.  8.  p.  506—514.) 
PetresCU,  Z.,  Actiunea  microbicidä    a  eucaliptolnlui,  a    creosotulni,    gaiacohilui, 

esentei  de  terebentina  si  a  iodoformului.  (Spitatul,  Bukarest.   1891.  p.  114 — 121.) 
Reclus,  P.j  Une  Observation  d'abces  a  streptocoques.     (Congrös    franc.  de  chir. 

5.  session.     Paris  1891.     p.  248—249.) 
Reichel,   P.,  Ueber  Immunität  gegen  das  Virus  von  Eiterkokken.     (Arch.  f.  klin. 

Chir.  Bd.  XLII.  1891.  No.  2.  p.  237—281.) 
Rendu,   H.  et  Bouloche,  P«?  Deux  cas  d'infection  pneumococcique  a  localisation 

particulicre.     (Bullet,  et    memoir.  de    la   soc.  med.  d.  höpitaux  de  Paris.    1891. 

p.  219—228.) 
Rendn,  H.  et  Boulloclie,  P.5  Deux  cas  d'infection  pneumococcique  a  localisation 

particuliere    (angine    et    meningite    ä    pnenmocoques).     (Gaz.    d.    hopit.      1891. 

p.  593—596.) 
Rodel,  Paul,  De  l'action  comparee  de  la  Kola  et  de  la  cafeme  sur  la  nutrition. 

8°.  14  pp.     Clermont  (Oise)  (imprim.  Daix  freies),  Paris  (Antonie  Dubois)  1891. 
Ro.HCoe,  Sir  II.  E.  and  Lunt,  J.,    Contributions    to    the    chemical    bacteriology 

of  sevvage.     (Proceed.  of  the  Royal  soc.  of  London.   1891.  p.  455 — 457.) 
Sainada,  K.,  Plauts  employed  in  medicine  in  the  .Japanese  Pharmacopoea.    (The 

Botanical  Magazine.  Vol.  V.  1891.  No.  53.  p.  218— 222J  Tokyo  1891.  [Japaniscb.j 
—  — ,  Plants  employed  in  medicine  in  the  Japanese  Pbarmacopoea  [Continued], 

(1.  c.  No.  55.  p.  284—289.)     [Japanisch.] 
Sanarelli,  Giuseppe,  Weitere  Mittheilungen  über  Gifttheorie    und  Phagocytose. 

(Centralblatt    für  Bakteriologie    und    Parasitenkunde.    Band  X.    1891.    No.   16. 

p.  513—517.) 
Sanarelli,  G.,  La  saliva  umana    ed  i  microorganismi    patogeni    del  cavo    orale. 

(Riv.  clin.  arch.  ital.  di  clin.  med.  1891.  No.  3.  p.  232—256.) 
Schepetilnikoff,  A.,  Untersuchungen    über    die    Milzbrandepidemie    im    Krasno- 

slobodskischen  Distrikt,    Gouv.  Pensa.     (Zemsk.    wratsch,    Tschernigotf.     1891. 

p.^  157— 160.)     [Russisch.] 
Schilliug,     Experimenteller     Beitrag     zur    Vervverthung     des     Mallein     für    die 

Diagnose    der    Rotzkrankheit.      (Berliner    tbierärztliche    Wochenschrift.     1891. 

No.  36.  p.  324—325.) 


Neue  Litteratnr.  303 

Schllirer,    M.  T.,    Zweiter    Tuberculose-Congress.     [Fortsetzung.]     (Centralblatt 

für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.     Hand  X.    1891.    No.    17.   p.  585—588.) 
Serattni,   A.„    Chemisch-bakteriologische    Analyse    einiger  Wurst  waaren.     (Arch. 

f.  Uyg.  Bd.  XIII.   1891.  Heft  2.  p.  173—206.) 
Sirena,  S.,    Sulla    resistenza    vitale    del    bacillo    virgola    di    Koch    nelle  acque. 

(Atti  d.  r.  Accad.  d.  scienze  med.  in  Palermo  [1889]   1890.  p.  36—53.) 
Sirena,  S.   e  Misuraca,   G-,  Azione  della  creolina  di  Pearson    sul  bacillo  della 

tubercolosi.     (Riforma  med.  1891.  p.  87—90.) 
Tliiery,  P.  et  Beretta,   Metastase    purulente    de    l'anthrax.     (Congres  franc.  de 

chir.     5.  sessiou.     Paris  1891.  p.  262—267.) 
Tliiriar,  Un  caso  di  actinomicosi.     (Gazz.  d.  ospit.    1891.  No.  65.  p.  623—626.) 
Tower,  F.  J.,  Milk  infectiou.     (Med.  News.    1891.   Vol.  II.  No.  6.  p.   151  —  153.) 
Vaughan,  V.  C,  Aetiology  of  diphtheria.    (Med.  Age.   1891.  No.  15.  p.  449— 452.) 
Verneuil,    A.,    Indications    fournies    an    traitement    des    suppurations    par    le.s 

t'tudes    bacteriologiques.     (Congrüs    franc,.    de    chir.     5.    session.     Paris    1891. 

p.  293—313.) 
Wachsmuthj    G.    F.,    Die    Invasion    der    Diphtheritis-Bacillen.      (Allg.    medic. 

Central-Ztg.   1891.  No.   72.  p.   1605—1606.) 
Wollt',   M.  und   Israel,  S.,  Ueber  Reinkultur  des  Actinomyces  und  seine  Leber- 
tran barkeit   auf  Thiere.     (Arch.  f.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXVI.   lfr  91. 

No.   1.  p.   11—59.) 
Wlinkow,  N.  N.,  Zur  Bakteriologie  der  Lepra.     (Wratsch.   1891.  No.  27.  p.  635 

—636.)     [Russisch.] 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Bellair,  Georges,  Traite  d'horticulture  pratique.  Culture  maraichere;  arbori- 
culture  fruitiere ;  floriculture ;  arboriculture  d'ornement;  multiplication  des 
vügetaux,  maladies  et  animaux  nuisibles.  Avec  340  figures  daus  le  texte. 
8°.  VI11,  742  pp.     Evreux  (imprini.  Herissey),  Paris  (lib.  Doin)  1892.     Fr.  6- 

Rouquet,  E.,  L'Eucalyptus  e  la  Wellingtonia  nel  rimboschimento.  8U.  36  pp. 
Mondovi  (tip.  Giovanni  Issoglio)   1891. 

Conder,  J.,  The  flowers  of  Japan  and  the  art  of  Floral  arrangement.  4.  42  pp. 
Tokio   1891. 

Hillner,  L.,  Ueber  die  Beziehungen  verschiedener  Bakterien  und  Schimmelpilss- 
arten zu  Futtermitteln  und  Samen.    (Die  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen. 

Herausgegeben  von  Nobbe.    Bd.  XXXIX.     1891.  Heft  6.) 
Missaglia,  Fl".,   Cenni    sulla    razionale    coltura    del    salice  e  sulla  industria  dei 

vimini.     [Estratto    dal    giornale  L'Agricoltura    vicentina.]     8°.  23  pp.     Vicenza 

(stab.  tip.  G.  Burato)  1891. 
Reutlie,    G.,    Die    Gattung    Crocus    (Irideae).     (Illustrirte    Monatshefte    für    die 

Gesammt-Interessen  des  Gartenbaues.    1891.  Heft  11.  p.  275 — 281.) 
Rossati,  A.  C,  Relazione  di  ottanta  varieta  di  patate  ottenute  da  seine,  immuni 

da  malattie.     8°.  9  pp.     Udine  (tip.  G.  B.  Doretti)  1891. 
Siber,  Fuchsia  triphylla  H.  B.  K.    (=  F.  racemosa  Lam.)     Mit   Tafel.     (Illustr. 

Monatshefte    für    die    Gesammt-Interessen    des    Gartenbaues.     1891.     Heft  11. 

p.  265—266.) 
Tainaro,   D.,  Esperienze  sulla  conservazione  delle  frutte.     (Annali  della  r.  scuola 

pratica    d'agricoltura     Gaetano     Cantoni     in     Grnmello     del     Monte    (proviueia 

Bergamo.)     Vol.  I.    1891.) 

—  — ,  La  coneimazione  delle  piante  da  frutto.     (1.  c.) 

—  — ,  Le  viti  aniericane  per  la  proviueia  di  Bergamo.     (I.  c.) 

—  — ,  Sulla  convenienza  di  tagliare  gli  alberi  da  frutto  al  momento  dell' 
impianto.     (1.  c.) 


Personaliiachrichteii. 


Privatdocent    Dr.    F.    OltüiailliS    ist    zum     ausserordentlichen 
Professor  für  Botanik  an  der  Universität  Rostock    ernannt  worden 


304 


Personalnachriciiten.  —  Anzeige.  —  Inhalt. 


Dr.  W.  A.  Kellerniail ,  Professor  der  Botanik  an  der  Ohio 
State  University  in  Colimibus,  ist  als  Professor  der  Botanik  an  das 
State  Agricultiiral  College  zu  Manhattan,  Kansas,    berufen  worden. 

Dr.  W.  T.  Thiselton .  Dyer,  Director  des  botan.  Gartens  und 
Museums  in  Kew,  erhielt  als  Auszeichnung-  für  seine  Verdienste 
von  der  kaiserlichen  Leopoldin. -Carolinischen  Akademie  den  Ehren- 
titel als  Doctor  der  Philosophie. 

Franz  Maly,  k.  k.  Burggarteninspector  in  Wien,  ist  nach 
längerem  Leiden  im  68.  Lebensjahre  gestorben.  Während  seiner 
Thätigkeit  als  k.  k.  Hofgärtner  im  Belvedere  hatte  er  sich  besondere 
Verdienste  um  die  Cultur  und  Erforschung  der  Flora  austriaca 
erworben. 

Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

»Soeben  sind  erschienen: 
SphrftriPT    H->  Untersuchungen  über  sibirische  Cephalopoden.    Mit 
'    6  Tafeln  und  1  Textfigur.  Preis:  10  Mark. 

(Palaeontologische    Abhandlungen,   herausgegeben    von  W.   Dames  und 
E.  Kayser.     Neue  Folge.     Band  I.  Heft  4.) 

Ed.,   Das  Protoplasma  und    die    Reizbarkeit.     Rede. 

zum   Antritt   des   .Rektorates   der  Rhein.  Friedr.-Wilh.- 
Universität  am  18.  October  1891.  Preis:  1  Mark. 


Strasburger, 


Inhalt: 

Wissenschaftliche  Original- 

JVIi  ttheilu  ngen. 

Treiber,    Ueber    den    anatomischen     Bau    des 

Stammes  der  Asclepiadeen.  (Fortsetzung),  p.  273. 


Originalberichte  gelehrter 
Gesellschaften. 

K.  K.  zoologisch-botanische  (Gesellschaft 
in  Wien. 

Krasser,  Neue  Methoden  zur  dauerhaften 
Präparation  des  Aleuron  und  seiner  Ein- 
schlüsse, p.  282. 

Kennholz,  Einige  Orchideenbastarde  aus  Nieder- 
österreieh,  p.  283. 

Botanische  Gärten  und 
Institute,  p.  281. 

Instrumente,  Präparations-  untl 
Oonservations- Methoden  etc. 

Hanausek,  Zur  histochemischen  Kaffeinreaction, 

p.  284. 
Waage,  Zur  Frage  der  Coffeinbestiinmung,  p.  285. 

Sammlungen. 
(Oinventz,  lieber  ein  Herbarium  Prussicum  des 
Georg  Andreas  Helwing  aus  dem  Jahre  1717, 
p.  28«. 

Referate. 
Arustamoff,   lieber  die  Natur    des  Fischgiftes 
p.  297. 


Bastit,   Influence   de    l't'tat    hygroinctrique   de 

l'air     sur    la    position    et    les    fonctions    des 

feuilles  chez  les  Mousses,  p.  292. 
Buschan,    Zur    Geschichte     des    Weinbaus    in 

Deutschland,  p.  298. 
—  — ,  Zur  Geschichte  des  Hopfens;  seine  Ein- 
führung    und    Verbreitung     in     Deutschland, 

speciell  in  Schlesien,  p.  298. 
Dangeard,    Kecherches    histologiques    sur    les 

Champignons,  p.  287. 
Galloway,  A  new  pine  leaf  rust,  p.  29G. 
Uraziaui,    Deux    Champignons    parasites    des 

feuilles  de  Coca,  p.  297. 
Hie roii) in ns,   lieber    Dicranochaete    renifoimis 

Hieronym.,  eine  neue  Protococcacee  des  SUss- 

wassers,  p.  286. 
Laurent,    ExpeYiences    sur   la    rediictiou   des 

nitrates  par  les  vegetaux,  p.  293. 
Poulsen,     Anatomische     Untersuchungen    über 

die  vegetativen  Organe  der  Xyris,  p.  295. 

Neue  Litteratur,  p.  299. 

■Personalnachrichten : 
Dyer,  Dr.  der  Philosophie  in  Kew,  p.  304. 
Dr.  Kellerniail ,    zum  Professor   in    Manhattan, 

Kansas,  ernannt,  p.  304. 
Maly,  (f),  p.  304. 
Dr.  Oltnianns,  ausserord.  Professor  für  Botanik 

in  Rostock,  p.  303. 


Der  heutigen  Nummer  liegt  ein  Prospekt  bei  über  das  soeben  im 
Selbstverlage  des  Verfassers,  Herrn  Dr.  Fr.  Ort!  oft"  in  Cobnrg,  er- 
schienene Werk:    „Die  Stammblätter  von  Sphagnum." 

Die  nächste   Nummer  des   Botanischen   Cent  ralblat  tes 
erscheint  voraussichtlich  als  Doppeluummer. 

Ausseeeben :  lO.  December  1891. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gottbelft  iu  Camml. 


Band  XLVIII.  No.  11/12.  XII.  Jahrgang. 


V  REFERIRENDES  ORGAN  ^# 

für  das  Gresammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

outer  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  TJhlworm  und  Dr.  F.  G.  "Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

dea 

Botanischen  Vereins  in  München,  der  Botaniska  Sallskapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Sectio»  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Naturvctenskapliga  Student« 
sallskapet  i  Upsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Gesellschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora   Fennica  in  Helsinkiers. 


vr ,  -am  Abonnement  .für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14  M.        j  iom 

JMr.  OUpi.  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  I    *®'l*» 


Wissenschaftliche  Uriginal-Mittheilungen. 


lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der 

Asclepiadeen. 

Von 

Karl  Treiber 

aus   Heidelberg. 
Mit  2  Tafeln. 


(Schluss.) 

Krystalle. 

Das  Auftreten  von  Kalkoxalat-Krystallen  ist  in  der  Familie 
der  Asclepiadeen  ein  sehr  häufiges;  dieselben  finden  sich  meistens 
im  Grundgewebe  des  Stammes,  seltener  im  Phloem.  Bei  nur 
wenigen  Formen  fehlen  Krystalle  überhaupt,  z.  ß.  bei  Gomjohocar- 
2)us  arborescens  R.  Br.,  Ceropegia  Sandersonl  Dcne.,  C.  stapelu- 
formis  Haw. 

Oxalsaurer  Kalk  tritt  im  Parenchym  sowohl  in  Form  von 
Drusen,  als  Einzelkrystallen,  Zwillingsbildungen    und  Wachsthums- 

Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1891.  20 


306   Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

formen  auf.  In  Kinde  und  Mark  von  Cryptolepis  longiflora  hört, 
bot.  Berol.,  Periploca  graeca  L.,  Sarcostemma  viminale  R.  Br., 
Cryptostegia  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  Asclepiadee  von  Mauritius 
hört.  bot.  Berol.  und  verschiedenen  Hoya- Arten  finden  sich  com- 
plicirte  Krystallformen.  Es  erscheinen  bei  diesen  Arten  z.  B. 
Krystalle,  die,  von  der  Fläche  gesehen,  eine  rhombische  Form 
zeigen  und  den  Eindruck  machen,  als  ob  sie  in  der  Mitte  durch- 
löchert wären,  oder  einen  Fremdkörper  enthielten  von  viel  schwä- 
cherem Lichtbrechungsvermögen,  als  die  Substanz  der  Krystalle 
selbst.  Es  dürfte  diese  Erscheinung  wohl  gedeutet  werden  als  eine 
Erhebung  oder  Einsenkung  an  der  Oberfläche  dieser  Krystalle,  die 
wir  als  Wachsthumsformen  betrachten  müssen,  und  nicht  als  der 
Ausdruck  wahrer   Löcher. 

Seltener  als  im  Parenchym  finden  sich  Krystalle  im  Phloem 
vor.  Vesque1)  bemerkte  im  Weichbast  von  Periploca  graeca  L. 
eigenthümlich  geformte  Krystalle,  welche  in  der  Flächenansicht 
zusammengesetzt  erscheinen  aus  einem  mittleren  Theil,  bestehend 
aus  2  abgestumpften  Pyramiden,  die  mit  ihren  Grundflächen  zu- 
sammenhängen, und  aus  2  äusseren  abgestumpften  Pyramiden, 
deren  abgestumpfte  Flächen  mit  denjenigen  der  mittleren  zusam- 
menhängen, während  ihre  Grundflächen  nach  aussen  gekehrt  sind. 
Aehnliche  Krystalle  fand  ich  bei  mehreren  Formen,  und  zwar  bei : 
Cryptolepis  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  Cryptostegia  Madagascariensis 
Loddig.,  C.  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  C.  grandiflora  R.  Br 
Periploca  graeca  L.,  P.  laevigata  Ait.  und  einer  Asclepiadee  von 
Mauritius  hört.  bot.  Berol.  Die  Krystalle  liegen  in  langen  gefächerten 
Schläuchen  und  treten  häufiger  in  dem  äusseren  als  in  dem  inneren 
Phloem  auf;  sie  erscheinen  mit  einem  feinen  Häutchen  umgeben, 
das  sich  mit  Jod  (in  .Todkaliumlösung)  gelb  färbt;  nach  Auflösung 
der  Krystalle  durch  verdünnte  Salpetersäure  bleibt  dasselbe  in  der 
Zelle  zurück;  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  jeder  ein- 
zelne Krystall  mit  einer  feinen  Plasmahülle  umkleidet.  Wenn  wir 
von  der  bei  obiger  Aufzählung  zuletzt  erwähnten  Form,  Asclepiadee 
von  Mauritius  hört.  bot.  Berol.,  absehen,  so  dürfte  es  von  Interesse 
sein  zu  constatiren,  dass  alle  Arten,  bei  denen  diese  eigenthüm- 
lichen  Krystalle  gefunden  wurden,  in  die  Unterabtheilung  der 
Periploceae  gehören,  und  dass  es  nicht  gelang,  dieselben  in  irgend 
einer  anderen  Unterabtheilung  der  Asclepiadeen  aufzufinden.  Dies 
macht  die  Annahme  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  obige 
Form  selbst  bei  den  Periploceae  einzureihen  ist.  Es  dürfte  kaum 
einem  Zweifel  unterliegen,  dass  diese  eigenthümlichen  Krystalle 
Zwillingsbildungen  des  Oxalsäuren  Kalkes  sind.  Ausser  diesen 
Gebilden  treten  in  den  im  Phloem  liegenden  Krystallschläuchen  der 
oben  erwähnten  Formen  häufig  noch  andere,  mehr  oder  minder 
unregelmässig  ausgebildete  Krystalle  in  ziemlich  erheblicher  Menge 
auf.  Die  häufigsten  dieser  Art  sind  lange,  an  beiden  Enden  ver- 
breiterte, prismatische  Stäbchen,  deren  grössere  Elasticitätsaxe 
parallel    ihrer    Längsaxe    gerichtet   ist.     Diese    sowohl,    als    noch 


•, 


l)  Vesque,  1.  c,  p.  121. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeeu.   307 

zahlreiche  andere,  viel  unregelmässiger  ausgebildete  Krystalle 
dürften  als  Wachsthumsformen  des  Oxalsäuren  Kalks  betrachtet 
werden. 

Das  Vorhandensein  von  Kalkoxalat-Kiystallen  im  Holzkörper 
beschränkt  sich  auf  eine  geringe  Anzahl  von  Arten ;  so  treten 
z.  B.  im  dünnwandigen  Holzparenchym  von  Gonolobus  Condurango 
Triana  und  Ceropegia  macrocarpa  zahlreiche  Drusen  und  Einzel- 
krystalle  desselben  auf. 

Vereinzelte  Drusen  einer  nicht  näher  bestimmten  Substanz 
finden  sich  in  einigen  secundären  Gefässen  von  Astephanus  linearis 
R,  Br. 

Eine  äusserst  auffallende  Erscheinung  bietet  Cryptolepis  longi- 
flora  hört.  bot.  Berol.;  es  treten  bei  dieser  Form  in  vereinzelten 
primären  Gefässen  Einzelkrystalle  auf;  so  fand  ich  z.  B.  ein  Spiral - 
gefäss,  welches  auf  eine  Strecke  von  0,166  mm.  unterbrochen  und 
durch  9  Querwände  gefächert  war:  auf  beiden  Seiten  lief  das 
Spiralgefäss  als  solches  weiter.  In  jeder  der  auf  diese  Weise  ge- 
bildeten 8  kleinen  Zellen,  deren  Längsdurchmesser  etwas  grösser 
war,  als  ihr  Querdurchmesser,  lag  ein  einzelner  Krystall ;  die  spiralige 
Wandverdickung  wurde  an  dieser  Stelle  etwas  undeutlich,  war 
aber  immerhin  noch  wahrzunehmen. 

Krystalle,  welche  sowohl  ihrer  Lage  als  ihrem  chemischen 
Verhalten  nach  noch  besonderer  Erwähnung  bedürfen,  fanden  sich 
bei  Oxypetcdum  coerideitm  Dcne.  In  den  secundären  Gefässen  dieser 
Art  beobachtete  ich  Krystalle  in  verschiedenen  Formen;  es  sind 
meist  längliche  Blättchen  mit  gerader  Alislöschung,  deren  kleinere 
Elasticitätsaxe  parallel  ihrer  Längsrichtung  ist.  Dieselben  geben 
folgende  Reaktionen :  Sie  sind  unlöslich  in  Wasser,  Kalilösung 
kalt  und  warm,  Essigsäure,  concentrirter  Schwefelsäure,  (Einwir- 
kungszeit 24  Stunden)  und  concentrirter  Salpetersäure  (Einwir- 
kungszeit 6  Stunden).  Nach  dem  Glühen  des  Schnittes  leuchten 
sie  im  polarisirten  Licht  noch  auf.  Es  konnte  nicht  genau  ermit- 
telt werden,  woraus  diese  interessanten  Krystalle,  die  sich  nur  in 
den  secundären  Gefässen  vorfinden,  bestehen;  ihr  ganzes  Verhalten 
deutet  auf  eine  Siliciumverbindung  hin  (vielleicht  Quarz). 

Bei  verschiedenen  Formen  scheiden  sich  durch  das  Liegen  in 
Alkohol  zahlreiche  Sphärokrystalle  aus. 

Anatomische  Ergebnisse. 

In  diesem  Abschnitt  soll  alles  dasjenige  nochmals  kurz  zusam- 
mengefasst  werden,  was  als  in  anatomischer  Beziehung  neu  und 
beachtenswerth  erscheint. 

Entwicklungsgeschichtlich  wurde  festgestellt,  dass  im  Stamm 
der  Asclepiadeeu  niemals  getrennte  Procambiumstränge  vorhanden 
sind,  sondern  dass  sofort  ein  geschlossener  Procambiumring  auftritt, 
aus  welchem  sich  sowohl  die  primären  Bastfasergruppen,  als  auch 
die  primären  inneren  und  äusseren  Phloemgruppen  und  Gefässe, 
sowie  parenchymatisches   Gewebe   und   das  Cambium    differenziren. 

Was  die  Bastfasern  betrifft,  so  sei  ihre  Färbung  mit  Jod  her- 
vorgehoben; mit  Jod  (in  Jodkaliumlösung)    nehmen    die  Bastfasern 

20* 


308   Treiber,  Ueher  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

aller  Asclepiadeen  eine  hell  ziegelrothe  Farbe  an.  Jm  Mark  kom- 
men Bastfasern  nur  in  einzelnen  Fällen  vor;  dieselben  verhalten 
sich  analog  den  äusseren. 

Ausser  dem  ea-o-  und  dem  endoxylären  kann  Phloem  auch 
noch  in  anderen  Geweben  des  Stammes  auftreten.  So  haben 
manche  Arten  (Stephanotis  floribunda  Ad.  Brongt.,  Kanahia  lani- 
flora  R.  Br.,  Ceropegia  stapeliiformis  Haw.)  markständige  Phloem- 
bündel,  welche  sich  von  den  endoxylären  dadurch  unterscheiden, 
dass  sie  zum  Theil  mitten  im  Mark  liegen,  und  sich  nicht  wie 
diese  aus  dem  procambialen  Ring,  sondern  erst  später  aus  Mark- 
zellen differenziren. 

Ceropegia  macrocarpa  zeigt  paraxyläres  Phloem  im  dünnwandi- 
gen Holzparenchym,  aus    welchem    es    nachträglich    entstanden    ist. 

Eine  Vergrösserung  der  primären  endoxylären  Phloemgruppen 
wurde  constatirt  für  eine  ganze  Anzahl  von  Formen ;  dieselbe 
erfolgt  theils  durch  die  Bildung  eines  Phloemcambiums,  theils 
durch  unregelmässige  Theilungen ;  bei  anderen  Formen  unterbleibt 
dieselbe  ganz. 

Die  primären  Gefässe  sind  hauptsächlich  in  4  Gruppen  ange- 
ordnet, entsprechend  den  Insertionen  der  decussirt  stehenden 
Blätter;  einzelne  liegen  zwischen  diesen  4  Stellen  unregelmässig 
zerstreut. 

Der  secundäre  Holzkörper  vieler  Asclepiadeen  zeigt  Abwei- 
chungen von  dem  normalen  Typus  der  Dicotylen,  indem  derselbe 
an  2  oder  4  Stellen  besonders  stark  und  gefässreich  ausgebildet 
ist,  während  er  an  den  dazwischenliegenden  Parthieen  schmäler  und 
gefässarm  erscheint.  Ist  der  Holzkörper  symmetrisch  entwickelt, 
also  auf  zwei  gegenüberliegenden  Seiten  besonders  stark  ausge- 
bildet, so  findet  in  2  aufeinanderfolgenden  Internodien  immer  eine 
Umsetzung  der  Axenverhältnisse  desselben  um  90°  statt;  ebenso 
setzen  die  Axen  des  Markes  um,  wenn  dasselbe  eine  elliptische 
Gestalt  hat. 

Queranastomosen  der  Milchröhren,  die  in  den  Markstrahlen 
durch  den  Holzkörper  verlaufen  und  nur  für  einzelne  Formen 
constatirt  waren,  wurden  bei  7   Arten  beobachtet. 

Krystalle  treten  bei  den  Asclepiadeen  ziemlich  häufig  auf  in 
Gestalt  von  Drusen,  Einzelkrystallen,  Zwillingsbildungen  und 
Wachsthumsformen  des  Oxalsäuren  Kalks.  Bei  manchen  Formen 
(den  Periploceae),  sind  die  im  Phloem  in  gefächerten  Schläuchen 
liegenden  Ki ystalle  von  feinen  Plasma-Hüllen  umkleidet;  in  nur  we- 
nigen Fällen  wurden  Krystalle  in  Gefässen  gefunden,  und  zwar  so- 
wohl in  gefächerten  primären ,  als  in  secundären ;  die  letzteren 
bestehen  nicht  aus  Kalkoxalat,  sondern  aus  einer  Siliciumverbindung. 

Bei  mehreren  Asclepiadeen  finden  sich  in  der  Rinde  des  Stam- 
mes auf  dem  Rande  der  Porenplatten  der  Parenchymzellen  Höcker- 
chen und  Stäbchen,  aus  einer  weissglänzenden,  stark  lichtbrechenden 
Substanz  bestehend ;  dieselben  wurden  einer  eingehenden  Unter- 
suchung unterworfen,  wonach  sie  aus  einer  Gummi-  oder  Schleim- 
ähnlichen Substanz  bestehen. 


Treiber,  Ueber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.    309 

Kletternde  und  aufrechte  Ascleniadeen. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  mit  einigen  Worten  auf  die 
Frage  einzugehen:  Unterscheiden  sich  die  kletternden  Asclepiadeen 
von  den  aufrechten  Formen  dieser  Familie,  und  wodurch  und  in 
wie  weit  ist  dies  der  Fall? 

Der  Stamm  vieler  typisch  kletternden  Asclepiadeen  lässt  sich 
von  dem  nicht  kletternder  oft  schon  makroskopisch  unterscheiden 
durch  die  Gestalt  seines  Querschnittes,  der  bei  den  ersteren  in  den 
meisten  Fällen  mehr  oder  minder  stark  elliptisch,  bei  den  letzteren 
ganz  oder  doch  nahezu  kreisrund  ist.  So  zeigt  uns  z.  B.  die  fol- 
gende Reihe  von  Formen,  welche  alle  zu  den  typisch  kletternden 
Asclepiadeen  gehören,  eine  stark  elliptische  Querschnittsgestalt : 
Aravja  albens  G.  Don.,  A.  sericifera  Brot.,  Oxypetalum  coendeum 
Dcne.,  Enslenia  albida  Nutt.,  Cynanchum  pubescens  Bunge,  Gono- 
lobus  Condurango  Triana,  Stephanotis  jioribunda  Ad.  Brongt., 
Discliidia  Bengalensis  Colebr.,  Ceropegia  Sandersoni  Dcne.,  C.  stape- 
liiformis  Haw.  und  C.  macrocarpa. 

Zwischen  der  stark  elliptischen  Form  des  Querschnitts  dieser 
kletternden  Arten  und  der  mehr  rundlichen  der  aufrechten  kommen 
jedoch  alle  möglichen  Uebergänge  vor;  auch  giebt  es  kletternde 
Arten,  deren  Querschnitt  nahezu  kreisrund  ist,  wie  z.  B.  Cryptostegia 
grandiflora  R.  Br.  und  C.  longiflora  hört.  bot.  Berol.,  während 
andrerseits  aufrechte  eine  elliptische  Gestalt  desselben  zeigen,  z.  B. 
Tacazzea  venosa  Dcne. 

Mikroskopisch  betrachtet,  springen  diese  Unterschiede  weit 
mehr  in  die  Augen.  Alle  typisch  kletternden  Asclepiadeen  besitzen 
ein  elliptisch  gestaltetes  Mark,  dessen  grosse  Axe  senkrecht 
steht  auf  der  grossen  Axe  des  elliptischen  Stammquerschnitts. 
Die  Gestalt  des  letzteren  kommt  dadurch  zu  Stande,  dass  auf  2 
Seiten  des  Stammes  grössere  Mengen  von  Holzelementen  abge- 
schieden werden,  als  an  den  dazwischenliegenden  Parthieen.  Es 
sei  hier  kurz  zurückverwiesen  auf  die  Besprechung  der  Ausbildung 
des  seeundären  Holzkörpers  ;  wir  können  uns  dort  überzeugen,  dass 
fast  alle  kletternden  Arten  eingereiht  sind  unter  diejenigen  Typen, 
deren  Holzkörper  eine  von  dem  normalen  Bau  der  Dicotylen  ab- 
weichende Gestalt  erkennen  lässt.  Jedoch  auch  in  dieser  Beziehung 
begegnen  wir  allen  möglichen  Uebergängen  und  Abweichungen 
von  dem  einen  Extrem,  der  stark  symmetrischen  Entwicklung  des 
seeundären  Holzkörpers  bei  den  typisch  kletternden  Asclepiadeen, 
zu  dem  anderen,  der  normalen  Entwicklung  bei  den  aufrechten 
Arten.  Solche  Uebergänge  findeu  sich  besonders  schön  ausge- 
bildet bei  nur  sehr  schwach  kletternden  Formen,  wie  z.  B.  bei 
Sarcostemma  viminale  R.  Br.;  hier  zeigt  der  Holzkörper  nur  noch 
eine  schwach  symmetrische  Entwicklung,  dieselbe  ist  aber  immer- 
hin noch  angedeutet,  und  spricht  sich  sowohl  hier,  als  auch  bei 
zahlreichen  anderen  Arten  noch  deutlich  aus  in  der  Vertheilung 
der  seeundären  Holzgefässe.  Es  giebt  schwach  kletternde  Asclepia- 
deen, die  einen  nahezu  normalen  Bau  zeigen,  und  wo  die  Symmetrie 
nur  noch  in  der  Vertheilung  der  Gefässe    zum  Ausdruck    gebracht 


310   Treiber,   üeber  den  anatomischen  Bau  des  »Stammes  der  Asclepiadeen. 

wird,  während  umgekehrt  typisch  aufrechte  Formen  auch  mehr 
oder  minder  stark  symmetrisch  entwickelt  sein  können  (Taccazzece 
venosa  Dcne.). 

Bei  alledem  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  bei  obigen 
Betrachtungen  auch  das  Alter  des  Stammes  in  Rechnung  gezogen 
werden  muss.  So  ist  z.  B.  in  jüngeren  stark  kletternden  Stamm- 
theilen  von  Arauja  albens  G.  Don.,  Pervploca  graeca  L.  etc.  der 
secundäre  Holzkörper  stark  symmetrisch  entwickelt,  während  in 
den  älteren  Stammtheilen  nach  und  nach  eine  Ausgleichung  erfolgt, 
so  dass  hier  der  Holzkörper  ziemlich  gleichmässig  ausgebildet 
erscheint. 

Während  wir  also  im  Allgemeinen  sagen  können ,  dass  der 
Holzkörper  der  aufrechten  Asclepiadeen  eine  nach  allen  Seiten 
ziemlich  gleichmässige  Ausbildung  erkennen  lässt,  haben  wir 
uns  den  Xylemtheil  stark  kletternder  Formen  vorzustellen  als 
einen  Cylinder,  bei  dem  an  2  diametral  gegenüberliegenden  Seiten 
2  gefässreiche,  häufig  stark  gelappte,  derbe  Stränge  von  dickwan- 
digen Holzelementen  verlaufen,  die  in  jedem  folgenden  Internodium 
so  umsetzen,  dass  ihre  Medianebenen  auf  einander  senkrecht  stehen. 
Es  ist  klar,  dass  durch  einen  derartigen  Bau  die  Biegsamkeit  dieser 
Lianenstämme  bedeutend  erhöht  wird. 

Auch  was  die  Dimensionen  der  Getässe  anbetrifft,  ergeben  sich 
erhebliche  Unterschiede  zwischen  kletternden  und  aufrechten  Ascle- 
piadeen ;  die  Angabe  einiger  Maasse  von  Gefäss  weiten  wird  uns 
dies  vielleicht  am  besten  vergegenwärtigen: 

Kletternd:  Mieren.                              Aufrecht:                      Mieren.. 

Ceropegia  macrocarpa  230.  Gomphocarpus  aborescens  R.  Br.        70. 

Periploca  graeca  L.  200.  Asclepias  spec.    Mkm.    85    hört. 

Arauja  albens  G.  Don.  190.              bot.    Berol.                                           (55. 

Enslenia  albida  Nutt.  150.  A.  curasaaviea  L.                                 50. 

Cynanchum  acutum  L.  150.  Gomphocarpus  angustifolius  Link.      50. 

Gonolobus  hirsutus  Michx.  135.  G.  fruticosus  R.  Br.                              50. 

Cynanchum  pubescens  Bunge  135.  Cryptolepie    longiflora  hört.    bot. 

Ceropegia  Sande rsoni  Dcne.  135.              Berol.                                                     40. 

Hoya  imperalis  Lindl.  125. 

Cynanchum  monspel  iacum  L.  120. 

Arauja  serieifera  Brot.  110. 

Obige  Verhältnisse  zeigen  uns,  dass  viele  kletternde  Asclepia- 
deen ein  ziemlich  beträchtliches  Lumen  ihrer  Gefässe  aufweisen,. 
während  dasselbe  bei  den  aufrechten  verhältnismässig  gering  ist. 

Es  giebt  jedoch  immerhin  auch  eine  Anzahl  kletternder  For- 
men, deren  Gefässe  ein  ziemlich  enges  Lumen  haben,  wie  die 
untersuchten  Hoya-Arten  (ca.  50  /<)  und  Cryptostegia- Arten  (bis 
60  (.i)  etc.  Andere  Schlingpflanzen  weisen  noch  bedeutend  grössere 
Getässweiten  auf,  als  die  Asclepiadeen  mit  weitesten  Gelassen;  so 
besitzt  z.  B.  Cobaea  scandens  Cav.  (Polemoniaceae)  Gefässe  mit 
einem  Durchmesser  von  325  //. 

Auch  in  der  Ausbildung  des  endoxylären  Phloems  lassen  sich 
Unterschiede  zwischen  kletternden  und  aufrechten  Arten  constatiren. 
Wenn  wir  zunächst  diejenigen  Formen  in's  Auge  fassen,  bei  denen 
eine  erhebliche  Vergrösserung  der  inneren  Phloemgruppen  durch 
die  Thätigkeit    von  Phloemcambien    bis    jetzt    constatirt    wurde,    sc* 


Treiber,  lieber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.   311 

sehen  wir,  dass  dies  ausnahmslos  kletternde  Arten  sind;  es  sind 
hier  auch  stets  die  den  breiten,  gefässreichen  Ilolzparthieen  ent- 
sprechenden Stellen,  an  welchen  die  erheblichste  Vermehrung  des 
inneren  Phloems  sich  zeigt,  während  bei  den  aufrechten  Formen 
diese  letztere  am  ganzen  Markumfang  eine  ziemlich  gleichmässige 
ist,  wenn  überhaupt  eine  Vermehrung  stattfindet;  doch  giebt  es 
auch  hier  Uebergänge  und  geringe  Ausnahmen. 

In  der  Vertheilung  und  Ausbildung  der  Bastfasergruppen 
ergeben  sich  keine  merklichen  Unterschiede  zwischen  kletternden 
und  aufrechten  Arten,  wenn  auch  bei  ersteren  häufiger  Bastfasern 
in  Beziehung  zum  endoxylären  Phloem  auftreten,  als  dies  bei 
letzteren  der  Fall  ist. 

Was  die  Ausbildung  des  Markes  anbelangt,  so  zeigt  dasselbe 
bei  den  kletternden  Formen  eine  elliptische,  bei  den  aufrechten 
eine  kreisrunde  Gestalt;  diejenigen  Formen,  welche  die  grössten 
Intercellularen  im  Mark  aufweisen,  sind  kletternd  ( '  Periploca  graeca 
L.,  Aranja  albens  G.  Don.,  A.  sericifera  Brot.). 

Betreffs  der  übrigen  Gewebe  des  Stammes  ergaben  sich  keine 
wesentlichen  Unterschiede  zwischen  kletternden  und  aufrechten 
Asclepiadeen. 

Beziehungen  der  Anatomie  zur  Systematik. 

Ais  letzter  Punkt  bliebe  zu  untersuchen,  ob  und  in  wie  weit 
die  im  Vorstehenden  gewonnenen  Resultate  sich  bezüglich  der 
Systematik  der  Asclepiadeen  verwerthen  lassen ;  wir  wollen  uns 
deshalb  die  beiden  Fragen  vorlegen : 

1)  Kann  man  Asclepiadeen  anatomisch  erkennen  und  wodurch? 

2)  Lassen  sich  für  die  einzelnen  Tribus  charakteristische 
Merkmale   aufstellen  und  welche  sind  diese? 

1. 

Es  mögen  hier  zunächst  die  für  die  grosse  Gruppe  der  Ascle- 
piadeen gemeinsamen  und  charakteristischen  Merkmale  kurz  zusam- 
mengefasst  werden; 

Alle  Asclepiadeen  besitzen  endoxyläres  Phloem  ;  ebenso  ist  das 
Auftreten  primärer  Bastfasergruppen,  welche  dicht  innerhalb  der 
Schutzscheide  liegen,  und  deren  einzelne  Zellen  sich  mit  Jod  ziegel- 
roth  färben,  durchgehend.  Es  lassen  sich  im  Stamm  niemals 
getrennte  Gefässbündel  unterscheiden,  sondern  es  ist  immer  ein 
cylindrischer  geschlossener  Holzkörper  vorhanden,  in  welchem  1 — 2, 
selten  Sreihige  Markstrahlen  verlaufen,  die  nur  da  etwas  verbreitert 
erscheinen,  wo  sie  Milchrühren  enthalten  ;  die  Markstrahlzellen  sind 
aufrecht  mit  verticalem  grösstem  Durchmesser.  Die  Gefässperfo- 
ration  ist  stets  einfach ;  die  Gefässe  sind  getüpfelt  mit  quergestelltem 
behüftem  Porus.  Auch  das  Vorkommen  ungegliederter  Milchröhren 
in  Mark  und  Rinde  muss  als  constant  betrachtet  werden.  Die 
Trichomgebilde  sind,  wenn  überhaupt  solche  vorhanden  sind,  stets 
unverzweigt.  In  der  Ausbildung  des  Phellogens  herrscht  bei  den 
einzelnen  Formen    eine    grosse    Uebereinstimmung,    indem    dasselbe 


312   Treiber,   l'eber  den  anatomischen  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen. 

entweder  in  der  Epidermis  oder  in    der    Endodermis,    nie    dagegen 
gleich  anfangs  in  tieferen  Lagen  entstellt. 

Wie  aus  dieser  Zusammenstellung  ersichtlich,  herrscht  in  dem 
anatomischen  Bau  des  Asclepiadeen-Stammes  bei  den  einzelnen 
Formen  eine  grosse  Uebereinstimmung,  es  ist  dieser  Bau  ein  sehr 
charakteristischer,  doch  dürfte  es  immerhin  schwerfallen,  Asclepiadeen 
direct  anatomisch  daran  zu  erkennen,  besonders  wegen  des  sehr 
ähnlichen  Baues  des  Stammes  der  nahe  verwandten  Apocyneen. 

Es  möge  mir  gestattet  sein,  hier  mit  einigen  Worten  noch  ein- 
zugehen auf  eine  Arbeit  von  Leonhard1),  welche  die  Familie 
der  Apocynaceen  in  derselben  Weise  behandelt,  in  welcher  die 
Asclepiadeen  von  mir  bearbeitet  wurden.  Ein  angestellter  Vergleich 
ergiebt  eine  bis  in  das  Detail  gehende  Aehnlichkeit  in  dem  anato- 
mischen Bau  des  Stammes  der  beiden  Familien,  sodass  eine  ev.  hier- 
auf zu  begründende  Unterscheidung  von  Formen  derselben  wohl 
als  undurchführbar  betrachtet  werden  darf. 

Die  einzige  Form,  welche  von  dem  gleichmässigen  Bau  beider 
Familien  sehr  starke  Abweichungen  zeigte,  ist  von  Leonhard 
später  selbst  als  eine  nicht  hierher  gehörige  Pflanze  erkannt 
worden.  2) 

2. 

Da  der  Bau  des  Stammes,  wie  aus  dem  im  vorhergehenden 
Abschnitt  Gesagten  zu  entnehmen  ist,  bei  allen  untersuchten  Ascle- 
piadeen ein  sehr  gleichförmiger  ist,  so  könnte  eine  hierauf  gegrün- 
dete Unterscheidung  der  einzelnen  Tribus  auf  verhältnissmässig  nur 
geringe  Differenzen  zurückgeführt  werden.  B  entham  und  Ho  oker3) 
stellen  für  die  Asclepiadeen  folgende  Tribus  auf: 

Periploceae.     Davon  wurden  untersucht      7  Arten. 

Secamoneae. 

Cynancheae. 

Ceropegieae. 

Marsdenieae. 

Gonolobeue. 

Stapelieae. 

Die  auch  schon  in  ihrem  äusseren  Habitus  von  allen  anderen  Ascle- 
piadeen so  abweichende  Gruppe  der  Stapelieae  wurde  nicht  mit  in  die 
Untersuchung  hineingezogen,  da  diese  Gruppe  zur  Zeit  der  Anferti- 
gung dieser  Arbeit  von  einem  Herrn  in  Würzburg  bereits  in  Bear- 
beitung genommen  war. 

Wenn  wir  obige  Eintheilung  rein  vom  Standpunkt  des  ana- 
tomischen Aufbaues  des  Stammes  betrachten,  so  ergeben  sich 
aus  meiner  Untersuchung  keine  zwingenden  Gründe,  die  einzelnen 
Arten  so  in  obige  Tribus  einzureihen,  wie  es  B  entham  und 
Ho  oker  gethan  haben;  immerhin  lassen  sich  für  einzelne  der 
genannten     Tribus     gewisse    anatomische    Eigenthümlichkeiten     an- 


n  n 

?i  v 

n  7> 

i-,  n 

n  n 


77 

77 

77 

32 

77 

77 

5 

77 

n 

12 

77 

77 

2 

77 

1)  Leonhard:   „Beiträge  zur  Anatomie  der  Apocynaceen".     Botan.  Central- 
hlatt  Bd.  XLV.     .Jahrg.  XII.  Nr.   1   ff. 

a)  Botan.  Centralblatt,  Bd.   XLVII.    Jahrg.  XII.  p.  94. 
3)  B  entham   und  Hooker,  1.  c. 


Treiber,  lieber  den  anatomischin  Bau  des  Stammes  der  Asclepiadeen.   313 

geben.  So  z.  B.  treten  mir  bei  den  Periploceae  die  in  gefächerten 
Schläuchen  im  Phloem  liegenden,  mit  einer  feinen  Hülle  umgebenen 
Zwillingskrystalle  von  Kalkoxalat  auf.  Von  den  Ceropegieae  zeigt 
keine  der  5  untersuchten  Arten  Trichomgebilde,  kleine  papillen- 
artige  Vorwölbungen  einzelner  Epidermiszellen  abgerechnet;  doch 
falls  sogar  diese  letztere  Erscheinung  für  die  ganze  Gruppe  der 
Ceropegieae  durchgehend  sein  sollte,  so  wäre  sie  nicht  als  absolut 
sicheres  Bestimmungsmoment  zu  verwerthen,  da  ja  Trichomgebilde 
oft  auch  bei  anderen  Tribus  fehlen.  Dasselbe  würde  gelten,  wenn 
wir  hierbei  dem  Entstehungsort  des  Phellogens  Rechnung  tragen 
wollten,  das  z.  B.,  wie  wir  gesehen  haben,  bei  allen  untersuchten 
Marsdenieae  in  der  Endodermis  zur  Ausbildung  gelangt. 

Andrerseits  muss  jedoch  bemerkt  werden,  dass  ich  noch  weni- 
ger constante  anatomische  Charaktere  auffinden  konnte,  welche  eine 
andere  Gruppirung  als  die  von  Bentham  und  Hooker  dringend 
erheischten. 

Vorliegende  Arbeit  wurde  angefertigt  in  dem  botanischen 
Institut  zu  Heidelberg  unter  der  Leitung  des  Herrn  Hofrath 
Pfitzer,  dem  ich  für  seine  gütige  Unterstützung  an  dieser  Stelle 
nochmals  meinen  Dank  mir  auszusprechen  erlaube. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Es  sind  durchge'hends  folgende  Abkürzungen  eingeführt:  Kinde  R,  Bast- 
fasergruppe F.,  Bastfaser  Fz.,  äusseres  Phloem  a.  P.,  äusseres  Cambium  a.  Cb., 
parenchyniatisches  Gewebe  P.  G.,  seeundärer  Holzkörper  X.,  dünnwandiges 
Holzparenchym  Hp.,  primäres  Bündel  p.  B.,  inneres  Phloem  i.  P.,  Mark  M, 
Krystall  K.,  *  Druse  D.,  Getäss  G.,  Phloeincambium  Pebv  Milehsaftgefäss  Mg., 
Pa'renchymzelle  Pz.,  Siebporenplatte  Sp.,  Pore  P.,  Intereellularraum  J. 

Tafel  I. 

Fig.  I.  Querschnitt  durch  den  windenden  Stamm  von  Ceropegia  Sandersoni 
Dcne. ;  die  Breite  der  Kinde  ist  nicht  berücksichtigt. 

Fig.  II.  Querschnitt  einer  Bastfasergruppe  aus  dem  windenden  Stamm  von 
Ceropegia  macrocarpa. 

Fig.  HI.     Einige   Bastfasern  ans  Fig.  II,  stark  vergrössert. 

Fig.  IV.  Querschnitt  durch  oii.en  Theil  des  Holzkörpers  von  Ceropegia  macro- 
cavpa, um  die  im  dünnwandigen  Holzparenchym  zerstreuten  Phloeminseln 
zu  zeigen. 

Fig.  V.     Stammquerschnitt  von  Gonolobus  Condurango  Triana  (schwach  vergrössert). 

Fig.  VI.     Die  Haltte  des  letzteren,  stärker  vergrössert. 

Tafel  II. 

Fig.  I.     Querschnitt  durch  eine    endoxyläre   Phloemgruppe    mit    Phloemcambium 

von  Sarcostemma  vlminale  R.  Br. 
Fig.  II.     Läng.sscnitt  durch  die  Rinde    des  Stammes    von    Ceropegia    Sandersoni 

Dcne.  ;    Milehsaftgefäss,    Parencliymzellen,    Porenplatte    mit    Höckerchen    im 

Längsschnitt. 
Fig.  III.     Stammquerschnitt  von   Ceropegia  macrocarpa. 
Fig    IV.     Siebporenplatte  und  Parenchymzellen  aus  der  Rinde  des  Stammes  von 

Ceropegia  Sandersoni  Dcne.  im  Querschnitt. 
Fig.  V.     Dassslbe  in  jüngerem  Stadium. 
Fig.   VI.     Querschnitt  durch  das  lockere  Mark  vou  Periploca  graeca  L. 


314       Knuth,    Weitere  Beobachtungen  über  die  Anlockuugsmittel  etc. 

Weitere  Beobachtungen  über  die  Anlockungsmittel  der 
Blüten  von  Sicyos  angulata  L,  und  Bryonia  dioica  L. 

Von 

Dr.  Paul  Knuth. 

In  einer  vorläufigen  Mittheilung  über  die  Einwirkung  von 
Blütenfarben  auf  die  photographische  Platte  (Botan.  Centralbl.  1891. 
Bd.  XL VIII.  No.  6/7)  habe  ich  das  starke  Hervortreten  der  grün- 
lichen Blüten  von  Sicyos  angulata  L.  und  Bryonia  dioica  L.  auf 
der  Photographie  durch  die  Annahme  ultravioletter  Blütenfarben 
zu  erklären  versucht.  Ein  direkter  Beweis  lässt  sich  nicht  liefern, 
weil  es  keine  Methode  zum  Nachweis  ultravioletter  mit  anderen 
gemischter  Strahlen  giebt;  es  wurde  deshalb  versucht,  auf  in- 
directem  Wege  die  Richtigkeit  der  Annahme  zu  erbringen.  Die 
Beobachtungen  über  die  Intensität  der  Blütenfarben  von  /Sicyos  und 
Bryonia  mittelst  des  Weber 'sehen  Photometers  gab  deshalb  kein 
befriedigendes  Ergebniss,  weil  die  einem  Hintergrunde  angedrückten 
Blüten  kein  Licht  durchliessen  und  deshalb  dunkler  erschienen, 
als  sie  in  Wirklichkeit  sind:  sowohl  die  offenbar  viel  helleren 
Blüten  von  Sicyos,  als  auch  die  dunkler  grünen  von  Bryonia  zeigten 
hiernach  denselben  Grad  der  Helligkeit,  nämlich  ein  Drittel  von 
Weiss. 

Es  wurde  deshalb  nunmehr  eine  andere  Art  der  Helligkeits- 
messung dieser  Blüten  versucht.  Ich  befestigte  eine  der  Blüten 
im  Freien  und  entfernte  mich  von  ihr  soweit,  dass  ich  sie  gerade 
noch  sehen  konnte.  Alsdann  wurde  an  die  Stelle  derselben  ein 
gleichgrosser  Abschnitt  einer  weissen  Phlox  •  Blüte  gesetzt  und 
gleichfalls  die  Entfernung  bestimmt,  in  welcher  dieser  noch  eben 
erblickt  werden  konnte.  Die  Intensitäten  verhalten  sich  dann  wie 
die   Quadrate  der  Entfernungen. 

Diese  Messungen  wiederholte  ich  öfters  zu  verschiedenen  Tages- 
zeiten und  bei  verschiedenen  Beleuchtungen ,  auch  in  Begleitung 
anderer  Beobachter,  da  ihre  Ergebnisse  die  Grundlage  für  meine 
Annahmen  bilden.  In  der  That  ist  diese  Art  der  Intensitäts- 
bestimmung eine  so  genaue,  dass  ein  einziger  Schritt  vorwärts  oder 
rückwärts  die  Blüten,  bezüglich  die  Blütentheile  erscheinen  oder 
verschwinden  lässt. 

Die  Ergebnisse  einer  Anzahl  von  Messungen  sind  folgende, 
gut  übereinstimmende  Zahlen : 


Sicyos 

W 

e  iss 

Bi 

'yonia 

\ 

V  eiss 

38  Schritte, 

53  S 

chritte, 

24         „ 

36 

i) 

36 

Sc 

liritte, 

64 

Schritte, 

48 

67 

n 

53 

T) 

75 

ii 

40 

60 

ii 

35 

11 

60 

n 

20         „ 

29 

ii 

23 

V 

45 

7) 

18 

26 

ii 

61 

1 

84 

n 

50         „ 

70 

n 

54 

n 

81 

71 

51         „ 

73 

n 

55 

■• 

84 

11 

Knuth,    Weitere  Beobachtungen  über  die  Anlockungsmittel  etc.        315> 

Die  Intensitäten  sind  also: 
1444 :  2809 
576  :  1296  1296  :  4096 

2204  :  4489  2809  :  5528 

1600  :  3600  1225  :  3600 

400:841  529:1936 

324  :  676  3721  :  7056 

2500:4900  2916:6581 

2601  :  5329  3025  :  7056 

Mithin  ist  das  Maass  der  Helligkeiten  ziemlich  genau: 

1  :2 

1  :  2V4  1  :  3 

1:2  1:2 

1  :  2V*  1  :  3 

1:2  1:3V» 

1:2  1:2 

1:2  1:2V4 

1:2  l:2Vs. 

Es  besitzt  hiernach  die  Blüte  von  Sicyos  angulata  L.  etwa  die- 
Hälfte  der  Intensität  von  Weiss  und  die  Blüte  von  Bryonia  dioica 
L.  etwa  den  dritten  Theil.  Die  Uebereinstimmung  dieser  Be- 
obachtungsergebnisse liess  mich  annehmen,  dass  diese  Zahlen  der- 
Wirklichkeit  nahe  kommen.  Zwar  unterscheiden  sich  manche  Re- 
sultate von  einander  nicht  unwesentlich,  besonders  bei  weiteren 
Entfernungen ,  aber  immer  blieb  das  Intensitäts  Verhältnis  s  von 
Sicyos:  Weiss  zwischen  1:2  bis  l:2Vs;  das  von  Bryonia:  Weiss 
schwankte  allerdings  zwischen   1:2  bis  1  :  3Vs. 

Auf  das  Gesammtergebniss  dieser  Untersuchungen  haben  in- 
dessen die  abweichenden  Werthe  keinen  Einrluss ,  wie  aus  der  fol- 
genden Darstellung  hervorgeht. 

Es  handelte  sich  nun  darum,  die  Einwirkung  der  Blüten  von 
/Sicyos  und  Bryonia  einerseits  und  diejenige  einer  nach  dem  Grade 
der  gefundenen  Helligkeit  modificirten  weissen  Blüte  auf  einer 
photographischen  Platte  zn  vergleichen:  ist  dann  das  Bild  d er- 
Blüten der  genannten  Cucurbitaceen  stärker  hervortretend  als  die 
des  durch  die  Mischung  von  weissen  Blüten  mit  schwarz  hervor- 
gebrachten gleich  hellen  Grau,  so  kann  der  Grund  hierfür  nur  von 
dem  Vorhandensrin  einer  grösseren  Anzahl  chemisch  wirksamer- 
Strahlen  herrühren,  d.  h.  die  Einwirkung  muss  einer  ultravioletten 
Blütenfärbung  zugeschrieben  werden. 

Zur  Entscheidung  dieser  Frage  wurde  eine  etwa  7\;2  cm  im« 
Durchmesser  betragende  Pappscheibe  zu  einem  Drittel  mit  den 
weissen  Blüten  der  zur  Vergleichung  dienenden  Phlox-Specles  und 
zu  2  3  mit  glanzlosem  schwarzen  Papier  beklebt.  Diese  mittelst 
eines  Rotationsapparates  in  kreisende  Bewegung  gesetzte  Scheibe 
besitzt  also  eine  Mischfarbe ,  deren  Intensität  gleich  dem  dritten 
•  Theil  der  Phlox-Blüte  ist,  und  das  so  erzeugte  Grau  hat  mithin  für 
das  menschliche  Auge  eine  Helligkeit,  wie  sie  in  den  meisten  Fällen 
für  die  Bryonia-Blüte  gefunden  wurde.  Nun  wurde  die  rotirende 
Scheibe  zusammen  mit  je  einer  Blüte  von  Sicyos  und  Bryonia  etwas- 


316       Knuth,   Weitere  Beobachtungen  über  die  Anlockungsmittel  etc. 

unter  natürlicher  Grösse  photograpliirt.  Bei  der  Entwickelung  (mit 
Eikonogen-Hydrochinon)  der  bei  blauem,  schwach  bewölktem  Himmel 
unter  Anwendung  eines  Steinheil'schen  Antiplaneten  und  einer 
mittleren  Blende  10  Secunden  exponirten  Romain  Talbot'schen 
„Meteor" -Platte  zeigte  sich,  dass  trotz  der  gleichen  Helligkeit  der 
rotirenden  Scheibe  und  der  Bryonia-Blixten  letztere  früher  erschienen 
als  erstere.  Es  traten  nämlich  zuerst  die  beiden  Blüten  gleich- 
zeitig klar  hervor,  viel  später  erschien  der  Kreis.  Die  Entwickelung 
wurde  so  lange  fortgesetzt,  bis  die  Einzelheiten  der  Blüten  auf 
der  entgegengesetzten  Seite  des  sehr  dicken  (2,55  mm)  Glases  bei 
auffallendem  Lichte  deutlich  erkennbar  waren;  der  Kreis  erschien 
dort  überhaupt  nicht. 

Nunmehr  wurde  dieselbe  Pappscheibe  zur  Hälfte  mit  weissen 
Phlox-Bliiien  und  zur  Hälfte  mit  mattschwarzem  Papier  beklebt 
und  der  Versuch  in  derselben  Weise  wie  oben  wiederholt.  Die 
Totirende  Scheibe  hatte  jetzt  die  für  die  Sicyos -Blüte  (im  Mittel) 
gefundene  Helligkeit,  übertraf  aber  die  Bryonia-Blüte  bereits  an 
Intensität.  Bei  der  Hervorrufung  der  Platte  erschienen  trotzdem 
nicht  nur  die  Blütenspitzen  von  Sicyos,  sondern  auch  gleichzeitig 
diejenigen  von  Bryonia  früher  als  die  Scheibe;  mit  dem  Auftreten 
der  letzteren  waren  auch  die  Blüten  bis  in's  Detail  herausgekommen. 
Sie  blieben  bis  zu  ihrem  klaren  Hervortreten  auf  der  Unterseite 
der  Platte  während  der  Entwicklung  erheblich  dunkler  als  der 
Kreis,    der   überhaupt   auf    der  anderen    Seite    nicht    zu  sehen  war. 

Die  Scheibe  wurde  sodann  auf  zwei  Drittel  der  Helligkeit 
von  Weiss  gebracht,  indem  sie  Vs  mit  Schwarz  und  2/s  mit  weissen 
Phlox- Blüten  beklebt  und,  während  sie  rotirte,  mit  den  Blüten  der 
genannten  Cucurbitaceen  zusammen  photograpliirt  wurde.  Bei  der 
Entwickelung  ergab  sich  dasselbe  Resultat  wie  beim  vorigen  Versuche. 

Endlich  wurde  die  nur  noch  lU  mit  Schwarz  und  drei 
Viertel  mit  Weiss  beklebte  und  in  Rotation  versetzte  Scheibe 
mit  den  Blüten  photograpliirt.  Auch  hier  traten  bei  der  Ent- 
wicklung der  photographischen  Platte  zuerst  gleichzeitig  die  Spitzen 
der  beiden  Blüten  deutlich  hervor,  sodann  erst  der  Kreis  zusammen 
mit  den  Details  der  Blüten.  Diese  waren  immer  noch  deutlich 
dunkler  als  der  Kreis,  der  auch  am  Schlüsse  der  Entwickelung 
auf  der  entgegengesetztesten  Seite  der  dicken  Glasplatte  nicht  er- 
schien, während  hier  auch  jetzt  wieder  alle  Einzelheiten  der  Blüten 
klar  erkennbar  waren.  Ein  Versuch,  die  hierbei  erhaltenen  Photo- 
graphien durch  beizufügende  Abbildungen  wiederzugeben,  misslang. 

Weiter  wurden  die  Versuche,  welche  mit  demselben  Erfolge 
noch  zweimal  wiederholt  wurden,  nicht  fortgesetzt,  weil  bei  keiner 
Helligkeitsbestimmung  der  Blüten  von  Sicyos  und  Bryonia  3U  der 
Intensität  von  Weiss  erreicht  wurde.  Auch  wenn  dies  der  Fall 
wäre ,  so  übertreffen  die  genannten  Blüten  selbst  diesen  Grad  der 
Helligkeit  einer  weissen  Blume  noch  erheblich  in  ihrer  Wirkung 
..auf  die  photographische  Platte,  und  diese  Thatsache  findet  nur  ihre 
Erklärung  in  der  Annahme  chemisch  stark  wirkender,  ultravioletter 
Strahlen.  Die  Positive  können  diese  Wirkung  bei  weitem  nicht 
;S0  deutlich  wiedergeben ,    wie  sie    sich  bei    der  beschriebenen  Ent- 


Knuth,    Weitere  Beobachtungen  über  die  Anlockungsmittel  erc.       o!7 

Wickelung  des  Bildes  auf  der  photographischen  Platte  zu  erkennen 
gab.  Um  auf  der  fertigen  Photographie  die  Helligkeiten  der 
Blüten  und  der  Scheibe  beurtheilen  zu  können ,  müssen  nicht  die 
in  Folge  der  Wölbungen  und  Vertiefungen  der  Blüten  beschatteten, 
dunklen ,  sondern  die  hellsten  Partien  derselben  mit  der  überall 
gleichmässig  und  vortheilhaft  beleuchteten  Scheibe  verglichen 
werden. 

Kiel,  den  5.  October  1891. 

Zusatz:  Nachträglich  habe  ich  noch  eine  Anzahl  Intensitäts- 
messungen gemacht  und  zwar  (wie  auch  bei  den  oben  mitgetheilten) 
in  Begleitung  mehrerer  Mitbeobachter,  um  ein  möglichst  objectives 
Urtheil  zu  erhalten.  Bei  diesen  Messungen  wurde  immer  darauf 
Bedacht  genommen,  dass  die  Blüten  bezügl.  Blütentheile  sich  von 
keinem  anderen  Hintergrund  abhoben  als  vom  Himmel,  was  der 
Wirklichkeit  am  besten  entspricht,  da  sich  die  Blüten  von  Bryonia 
und  Slcyos  fast  immer  über  ihre  Umgebung  erheben.  Sodann 
stellte  sich,  wenn  die  Sonne  dem  Beobachter  im  Rücken  stand  und 
den  Blüten  die  günstigste  Beleuchtung  zu  Theil  wurde,  das  Inten- 
sitätsverhältniss  zwischen  Bryonia  und  Weiss  auf  1  : 4  bis  1  :  r> 
und  dasjenige  zwischen  Sicyos  und  Weiss  auf  1  :  3  bis  1  : 4,  so- 
dass hierdurch  die  Wahrscheinlichkeit  für  die  Annahme  ultravioletter 
Blüten  noch  erhöht  wurde, 

Es  möge  noch  bemerkt  werden,  dass  die  theilweise  Beklebung" 
der  Scheiben  mit  weissen  Blüten  nöthig  ist  und  dafür  nicht  weisses- 
Papier  genommen  werden  darf,  da  durch  mehrere  Aufnahmen  fest- 
gestellt wurde,  dass  die  Einwirkung  des  letzteren  auf  die  photo- 
graphische Platte  stärker  ist,  als  diejenige  weisser  Blüten.  Die 
auf  der  weissen  Pappscheibe  befestigten  weissen  Phlox-  Blüten 
scheinen  an  ihren  hellgelblichen  Mittelpunkten  allerdings  ein  wenig 
dunkler,  doch  ist  dies  so  unerheblich,  dass  das  menschliche  Auge 
eine  mit  weissem  Papier  überzogene  Scheibe  und  eine  ebenso  grosse 
mit  weissen  Blüten  beklebte  auf  100  Meter  Entfernung  sowohl  in 
der  günstigsten  Mittagssonnenbeleuchtung  als  auch  im  Schatten 
durchaus  gleich  hell  sieht.  Auf  der  Photographie  erscheinen  die 
gelblichen  Blütenmittelpunkte  als  etwas  dunklere  Kreise. 

Die  Versuche  mit  rotirende.n  Scheiben  habe  ich  wiederholt 
bezügl.  fortgesetzt  und  zwar  wiederum  mit  „Meteor"-Platten,  aber 
aus  einer  anderen  Schachtel.  Die  Ergebnisse  wichen  ein  wenig 
von  den  früheren  ab,  indem  der  Kreis  verhältnissmässig  früher  er- 
schien. Bei  der  Entwickelung  der  10  Secunden  bei  Sonnenschein 
und  blauem  Himmel  zwischen  12  und  1  Uhr  unter  Anwendung 
eines  Steinheil'schen  Antiplaneten  und  mittlerer  Blende  exponirten. 
Platten  ergab  sich  Folgendes : 

1.  Scheibe  ganz  mit  weissen  Blüten  beklebt:  Die  Blüten  er- 
scheinen viel  später  als  der  Kreis,  der  auf  der  entgegengesetzten/ 
Seite  sichtbar  wurde. 

2.  Scheibe  1!s  schwarz,  7/s  weiss:  Blüten  erscheinen  erheblich 
nach  dem   Kreise. 


318  Botanische  Gärten  und  Institute.     (Pflanzenkrankheiten.) 

3.  Scheibe  V*  schwarz,  3U  weiss:  Blüten  erscheinen  noch  deut- 
lich nach  dem  Kreise.  (Abweichung  von  den  trüberen  Beob- 
achtungen.) 

4.  Scheibe  Vs  schwarz,  23  weiss:  Die  Blüten  erscheinen  mit 
dem  Kreise.     (Gleichfalls  Abweichung.) 

5.  Scheibe  1/s  schwarz,  \  2  weiss :  Die  Blüten  erscheinen  früher 
als  der  Kreis. 

Alle  Platten  hatten  diesmal  merkwürdigerweise  einen  gleich- 
altrigen Schleier,  wahrscheinlich  durch  falsches  Licht,  weshalb  die 
Entwicklung  nicht  bis  zum  Durchscheinen  der  Blüten  fortgesetzt 
werden  konnte.  Es  ist  mir  unklar,  wodurch  dieser  Fehler  ent- 
standen ist.  Aus  den  letzten  Resultaten  folgt,  dass  die  diesmal  ge- 
brauchten Platten,  obwohl  sie  von  derselben  Sorte  wie  die  früheren 
waren,  eine  andere  Empfindlichkeit  besassen,  dass  also  verschiedene 
Emulsionen  auch  derselben  Plattenarten  sich  der  Einwirkung  des 
Lichtes  gegenüber  verschieden  verhalten.  Es  ist  daher  rathsam, 
bei  Versuchsreihen  immer  die  Platten  aus  einem  Packet  zu  nehmen. 

Aus  Mangel  an  Blütenmaterial  mussten  weitere  Beobachtungen 
unterbleiben ;  die  mitgetheilten  gestatten  bei  ihren  wechselnden  Er- 
gebnissen noch  keinen  sicheren,  endgültigen  Schluss.  Wenn  daher 
die  Versuche  nicht  zum  Abschluss  gebracht  werden  konnten,  so 
ist  doch  durch  die  bisherigen  Untersuchungen  die  Frage  angeregt 
und    das  Vorkommen    ultravioletter  Blüten  wahrscheinlich  gemacht. 

Eine  andere  zum  Schluss  zu  erwähnende  Möglichkeit,  um  die 
auffallend  starke  Einwirkung  der  Sicyos-  und  Bryonia -Blüten  auf 
die  photographische  Platte  zu  erklären,  ist,  dass  die  vielen  tausend 
kleinen  Drüsen,  welche  die  Blüten  bedecken,  als  ebenso  viele  das 
Licht  auffangende  und  zurückwerfende  Spiegelchen  oder  Linsen 
wirken ,  deren  Glanz  sowohl  auf  die  lichtempfindliche  Bromsilber- 
gelatine, als  auch  auf  die  Sehnerven  der  Insekten  besonders  stark 
einwirken.  Jedenfalls  scheint  das  festzustehen,  dass  die  genannten 
Blüten  Anlockungsmittel  besitzen,  für  welche  das  menschliche  Auge 
weniger  empfindlich  ist,  als  das  Insektenauge. 


Botanische  Gärten  und  Institute. 


Humpkrey,   J.   E.,    Report    of  the    Department   of  vege- 
table    Physiology.     (From   the   VIII.  annual  Report  of  the 
Massachusetts    Agricultural    Experiment   Station.     1890.     p.  200 
—  226.     Taf.  I— IL) 

Der  Bericht  enthält  das  Studium  einiger  Pflanzenkrankheiten, 
welche  schwere  Verluste  verursachten  und  in  den  Vereinigten 
Staaten  mehr  oder  weniger  weit  verbreitet  sind. 

Die  als  „schwarzer  Krebs"  oder  „Warzen"  an  der 
Pflaume   und  auch  der  Kirsche,    sowohl   sämmtlichen   cultivirten 


Botanische  Gürteii  x\.  Institute.  319 

wie  wilden  Sorten,  bekannten  dunklen,  rauhen,  sich  vergrößernden 
und  vermehrenden  Auswüchse  werden  bekanntlich  durch  einen  Pilz, 
Ploiorightia  morbosa  (Schw.)  Sacc,  veranlasst.  Nach  einer  ausführ- 
lichen Geschichte  der  Erforschung  der  verbreiteten  Krankheit  in 
Nordamerika  bespricht  Verf.  die  Entwicklung  des  Pilzes  zunächst 
auf  dem  Baume  und  sodann  in  künstlichen  Culturen.  In  dem  an- 
geschwollenen Phloem  bemerkt  man  radial  angeordnete  Bündel  von 
verflochtenen  Pilzfäden,  die  Anschwellung  vergrössert  sich  im  Früh- 
jahr, und  schliesslich  bricht  die  grünbraune,  feste,  fleischige,  ober- 
seits  unregelmässig  zerborstene  und  körnige  Gewebemasse  aus  der 
zersprengten  Oberhaut  hervor.  Im  Mai  erscheinen  auf  derselben 
die  Conidienträger  des  Pilzes  als  sammetartiger,  dunkelbrauner 
Ueberzug  und  erzeugen  dieselben  an  und  nahe  der  Spitze  verkehrt 
•eiförmige,  bräunliche  Sommersporen.  Mitte  Sommers  verschwinden 
diese  Conidienträger,  der  Knoten  wird  hart,  trocken  und  schwarz, 
ist  inwendig  gewöhnlich  von  Insektenlarven  zerstört  und  an  der 
Oberfläche  rundlich  gefeldert.  Jedes  Feld  besitzt  eine  centrale  Ver- 
tiefung und  stellt  die  Anlage  eines  Peritheciums  dar.  Die  Asko- 
sporen  derselben  bestehen  aus  zwei  Zellen  von  ungleicher  Grösse, 
welche  Mitte  Januar  ihre  Keimfähigkeit  erreichen.  In  Nährgelatine 
mit  Pflaumenabkochung  entwickeln  dieselben  einen  oder  mehrere 
Keimschläuche  aus  einer  oder  beiden  Zellen,  aus  welchen  zunächst 
ein  dichter,  dunkelbrauner  Filz  entsteht,  und  auf  diesem  entwickeln 
sich  sodann  kugelige  Pykniden,  aus  welchen  durch  eine  obere 
Oeffnung  die  im  Schleim  gebetteten,  kugeligen  bis  elliptischen,  bräun- 
lichen Pyknosporen  in  Ranken  austreten.  Diese  Sporen  wurden  zu- 
weilen auch  in  beschränkter  Zahl  bei  Untersuchung  der  Perithecien 
gefunden,  ohne  dass  indess  ihre  Herkunft  daselbst  festgestellt  werden 
konnte.  Die  Pyknosporen  keimen  leicht  in  Wasser  oder  auf  Gelatine, 
und  es  entstellen  aus  dem  entwickelten  Mycel  neue  Pykniden.  Die 
vom  Verf.  beschriebenen  Pykniden  des  Pilzes  sind  wesentlich  ver- 
schieden von  den  durch  Farlow  bekannt  gewordenen.  Dieses 
zweite  Pyknidenstadium  mit  oblongen  oder  dreiseitigen  Höhlungen 
und  mit  farblosen,  ovalen,  nur  halb  so  langen  Sporen  glaubt  Verf. 
bei  einigen  Schnitten  zwischen  den  Perithecien  beobachtet  zu  haben. 
Dagegen  konnte  er  das  von  Farlow  beschriebene  Stylosporen- 
stadium,  von  Saccardo  Hendersonula  morbosa  benannt,  nicht  auf- 
finden, und  glaubt  daher  Verf.,  sowohl  wie  Farlow  selbst,  dass 
dieses  Stadium  nicht  zur  Ploiorightia  gehört.  Spermogonien  wurden 
ebenfalls  nicht  gefunden.  Spermogonien  und  Perithecien  künstlich 
zu  erziehen,  gelang  nicht.  Aus  den  Sommersporen  erwuchs  in  der 
Cultur  Mycel,  welches  wiederum  nur  Conidien  trug. 

Von  den  beiden  aus  Amerika  bekannten  Mehlthaupilzen 
auf  Cucurbitaceen,  Peronospora  Cnbensis  B.  et  C,  auf  Cucurbita  aus 
Ouba,  und  P.  australis  Speg.,  aus  Argentinien  und  Wisconsin,  auf 
Cucurbita  und  Sicyos,  ist  erstere  kürzlich  auch  aus  Japan  und 
mehreren  Staaten  Nordamerikas  bekannt  geworden  und  auf  Gurken 
und  Melonenkürbis  sehr  verderblich  aufgetreten ,  indem  sie  die 
Blätter  tödtet  und  das  Wachsthum  der  Pflanze  und  Früchte  hindert, 


320  Botanische  Gärten  u.  Institute. 

während  letztere  wohl  in  Zukunft  auch  auf  cultivirten  Cucurbitaceen 
gefunden  werden  mag.  Verf.  bespiücht  daher  die  Unterschiede 
beider  Pilze,  welche  ausser  in  der  Structur  der  Conidienträger  auch 
in  der  Anzahl  der  aus  den  Spaltöffnungen  hervordringenden  Co- 
nidienträger besteht,  indem  bei  P.  Cubensis  selten  mehr,  als  zwei 
heraustreten  und  daher  keinen  Filz  bilden ,  während  sie  bei  P. 
australis  in  dichten  weissen  Büscheln  entwickelt  werden.  Die  Co- 
nidien  erzeugen  bei  der  Keimung  Zoosporen,  und  daher  müssen 
beide  Arten  zur  Gattung  Plasmopara  gerechnet  werden.  Dauer- 
sporen konnten  nicht  beobachtet  werden. 

Die  Braunfäule  des  Steinobstes,  erzeugt  durch  Monilia 
fructigena  Pers.,  führt  in  den  Vereinigten  Staaten  ziemlich  grosse 
Verluste  besonders  am  Pfirsich,  Pflaume  und  Kirsche  herbei;  auch 
auf  Apfel,  Birne  und  andere  Früchte  geht  der  Pilz  über,  aber 
seine  zerstörende  Wirkung  scheint  hauptsächlich  auf  die  erstge- 
nannten Obstsorten  beschränkt  zu  sein.  Zuweilen  erkrankt  der 
grösste  Theil  der  Früchte  eines  Obstgartens,  besonders  nach  warmem 
und  feuchtem  Wetter,  daran,  und  ist  daher  anzunehmen,  dass  der 
Pilz  mit  den  Keimfäden  seiner  Conidien  nicht  nur  in  verletzte 
Früchte,  sondern  auch  durch  die  unverletzte  Oberhaut  derselben, 
in  die  Gewebe  der  Blüten,  Blätter  oder  jungen  Zweige  eindringen 
kann.  In  dem  vertrockneten  Fruchtfleisch  der  getöteten  und  mumi- 
licirten  Früchte  finden  sich  zahlreiche  Fäden,  welche  aus  grossen, 
dünnwandigen  Zellen  und  aus  einzelnen,  dickwandigen,  in  der  Form 
abweichenden  Zellen  zusammengesetzt  sind.  Die  letzteren  sind 
wahrscheinlich  als  Chlamydosporen  oder  Gemmae  aufzufassen.  Sie 
überdauern  vermuthlich  die  imgünstigen  Bedingungen  des  Winters, 
scheinen  aber  der  Trockenheit  weniger  widerstehen  zu  können.  In 
der  Feuchtigkeit  und  Wärme  des  Frühlings  bekleidet  sich  die 
Frucht  mit  dem  aschfarbenen  Sporenkleid.  Diese  Conidien,  welche 
bekanntlich  in  Ketten  zusammenbleiben,  bilden  sich  durch  eine  Art 
Sprossung  und  ist  die  endständige  Spore  die  jüngste.  Dadurch 
dass  eine  Zelle  zwei  Sprosse  erzeugt,  entsteht  eine  Verzweigung 
der  Kette.  In  der  Cultur  auf  Nährgelatine  mit  Pflaumenabkochung 
erreichen  die  Sporenketten  eine  grosse  Länge  und  verzweigen  sich 
reichlicher.  Andere  Entwiekelungsstadhm  des  Pilzes  in  diesen  Cul- 
turen  zu  erziehen,  gelang  nicht,  es  entwickelten  sich  stets  nur 
wiederum  Conidien.  Weil  der  Pilz  durch  Gemmen  überwintern 
kann,  scheint  er  die  früher  mit  ihm  verbundenen  anderen  Formen 
verloren  zu  haben,  und  ist  derselbe  daher  ziemlich  sicher  als  selbst- 
ständiger Pilz  zu  betrachten.  Allgemeine  Entfernung  der  erkrankten 
Früchte  ist  das  bekannte  Bekämpfungsmittel. 

Feld- Experimente,  unternommen  zur  Untersuchung  und  Be- 
kämpfung des  K  a  r  t o  f  f  e  1  g  r  i  n  d  e  s ,  welcher  nach  B  o  1 1  e  y  durch 
ein  parasitisches,  auf  den  Kartoffelknollen  lebendes  Bacterium  des 
Bodens,  nach  Th  axter  u.  A.  durch  den  Einfluss  anderer  parasitischer 
oder  halbparasitischer  Organismen  hervorgerufen  werden  soll,  hatten 
keinen  wesentlichen  Erfolg.  Sie  zeigten  aber,  dass  auch  die  dick- 
häutigen und  rothhäutigen  Kartoffelsorten  keinen  grösseren  Wider- 
stand besitzen,  als  die  andern,   und  dass  leichter,  poröser,  sandiger 


Sammhingen  (Flechten)«  321 

resp.  gründlich    drainirter  Boden    die    Entwicklung    der  Krankheit 
am  meisten  verhindert. 

Ferner  werden  folgende  im  Gebiete  von  Massachusetts  als  mehr 
oder  minder  schädlich  beobachtete  Krankheiten  besprochen:  Um- 
fallen von  Gurkensämlingen  durch  Pyihium  de  Baryanum  Hesse, 
Mehlthau  des  Spinats,  Peronospora  effusa  Grev.,  Mehlthau  des  Weines, 
Plasmopara  viticola  (B.  et  C.)  Berl.  et  de  T.,  ausser  auf  Ampelopsis 
quinqiiefolia  auch  auf  der  japanischen  A.  Veitchii,  der  Mehlthau 
der  Cruciferen,  Peronospora  parasitica  (P.)  Tul.  und  der  weisse 
Rost  derselben,  Cystopus  candidus  de  By.,  gleichzeitig  auf  einer 
purpurspitzigen  weissen  Rübe,  die  Kartoffelfäule,  durch  Phytophthora 
infestans  (Mont.)  d.  By.,  der  Hollunderrost,  Aecidium  Sambuci  Schw., 
auf  Sambucus  Canadensis  und  deren  var.  aurea,  aber  auch  auf  S. 
nigra  var.  laciniata,  der  Rost  der  Brombeeren  und  Himbeeren,  Caeoma 
nitens  Schw.,  sehr  verbreitet,  der  Eibischrost,  Puccinia  Malvacearum 
Mont.,  und  die  in  den  östlichen  und  centralen  Staaten  Nordamerikas 
herrschende  Bakterienkrankheit  des  Getreides. 

Brich  (Hamburg). 


Sammlungen. 


Flagey,  C.,  L  i  c  h  e n  e  s  A 1  g  e  r  i  e  n  s  e  s*,  e  x  s  i  c  c  a  t  i.  (Revue  mycolo- 
gique.  Annee  XIII.  1891.  Nr.  50  p.  83— 87,  Nr.  51  p.  107—117. 

Trotz  seiner  günstigen  Lage  dürfte  Algerien,  wie  Verf.  mit 
Recht  meint,  im  Hinblicke  auf  das  in  neuester  Zeit  bedeutend  ge- 
hobene Studium  der  Exoten  zu  den  am  wenigsten  gekannten  Län- 
dern zu  rechnen  sein.  SeitMontngne  undDurieu  de  Maison- 
neuve  haben  nämlich  nur  Balansa  und  Norrlin  die  Kenntniss 
der  Flechtenflora  dieses  Landes  vermehrt.  Nach  Nylander's  Pro- 
dromus  lichenographiae  Galliae  et  Algeriae  (1857)  betrug  die  Zahl 
der  von  Algerien  bekannten  Lichenen  189  und  2  spätere  Arbeiten 
desselben  vermehrten  diese  Zahl  bis  zu  237  Arten.  Zur  Zeit  be- 
rechnet Verf.  die  Zahl  der  bekannten  Arten  der  Provinzen  Gran, 
Algier  und  Constantine  auf  450—500  Arten. 

Die  Erwägung,  dass  es  heutezutage  äusserst  schwierig  ist,  die 
von  unseren  Vorgängern  gesammelten  Typen  kennen  zu  lernen, 
bestimmte  Verf.,  seine  gesammelten  Vorräthe  in  wenigen  Exem- 
plaren als  Exsiccaten  zu  vertheilen. 

Verf.  sah  sich  zur  Schaffung  einer  Anzahl  von  neuen  Arten 
und  Varietäten  genöthigt.  Mehrere  sind  schon  in  „Stizenb  erger, 
Lichenaea  Africana'"'  beschrieben  worden.  Der  Aufzählung  der  in 
Aussicht  stehenden  ersten  Centurie  schickt  Verf.  eine  botanisch- 
geographische Beschreibung  hauptsächlich  der  Provinz  Constantine 
voraus. 

Botan.  Centralbl.    Ed.  XLVIII.  1891.  21 


322  Sammlungen. 

Algerien  sondert  sich  scharf  in  2  Theile,  das  Teil  -  Gebiet  im 
Norden  und  die  Sahara  im  Süden.  Ersteres  theilt  sich  wieder  in 
2  der  Küste  parallele  Zonen,  das  Sahel-Gebiet  und  die  Hochebenen. 
Die  Breite  jeder  Zone  schwankt  nach  den  Provinzen,  aber  sie 
reichen  von  Tunis  bis  Marokko. 

Das  Sahel  -  Gebiet  dehnt  sich  von  der  Küste  80 — 100  km. 
aus.  Dieses,  ein  unebenes  Gebiet,  nimmt  mit  der  Entfernung  vom 
Meere  an  Höhe  zu.  Die  hauptsächlichen  Gipfel  von  Constantine, 
die  Verf.  aufzählt,  haben  eine  Höhe  von  1000 — 1700  m.  Hier 
findet  man  die  Pomeranze,  die  Mandel,  den  Oelbaum  und  den 
Weinstock.  Vom  geologischen  und  auch  lichenologischen  Standpunkte 
aus  betrachtet,  setzt  sich  das  Sahel-Gebiet  aus  2  der  Küste  paral- 
lelen Streifen  von  sehr  ungleicher  Breite  zusammen.  Der  Boden 
des  ersteren  ist  überall  kieselartig  und  wird  im  Allgemeinen  von 
Nummulith-Sandstein  gebildet,  in  einem  Bereiche  aber  abwechselnd 
zur  Hälfte  wenigstens  mit  Gneiss  und  Glimmerschiefer.  Der  Strand 
ist  sumpfiges  Gelände,  gebildet  von  röthlichem  Thon  und  Roll- 
kieseln. Einige  Inselchen  und  Stellen  der  Küste  sind  plutonisch. 
Die  Gebirgsketten  sind  gewöhnlich  mit  niedrigem  Gesträuche  be- 
deckt, hin  und  wieder  findet  man  einige  schöne  Eichenwälder. 

Mit  Recht  fiel  dem  Verf.  auf,  dass  in  den  Wäldern  sich  weder 
Usneeii,  noch  Alectorien  finden,  nur  einige  Parmdien,  wenig  Pelti- 
gerae,  aber  reichlich  Physcien. 

Der  Boden  des  zweiten  Streifens  ist  im  Allgemeinen  sumpfig. 
Die  ebenso,  wie  im  ersten,  häufigen  Gebirge  gehören  fast  nur  der 
unteren,  mittleren  und  oberen  Kreide  an.  Das  Fehlen  des  Pflanzen- 
wuchses zieht  im  Gebirge  den  Mangel  an  Rindenbewohnern  nach 
sich,  aber  man  findet  hier  die  erwählte  Heimath  der  Kalkbewohner, 
die  hier  selten  einen  P'leck  unbewohnt  lassen.  Verf.  hat  haupt- 
sächlich den  mittleren,  zwischen  Constantine  und  Mila  gelegenen 
Theil  dieses  Streifens  durchforscht. 

Im  Mittelmeer- Becken  laufen  alle  Wasseradern  von  Süden 
nach  Norden  und  verlieren  sich  in  kaum  beträchtlichere  Bäche, 
welche  zum  Meere  gehen.  Von  der  scharfen  Wasserscheide  aus 
wandelt  sich  die  Richtung  in  die  entgegengesetzte  nach  den  Hoch- 
ebenen zu  um.  Letztere  sind  ungeheure  Kessel,  die  sich  von  Tunis 
bis  Marokko  ausdehnen;  sie  sind  von  verschiedener  Breite  und  von 
kleinen  und  niedrigen  Ketten  durchschnitten.  Da  hier  das  Wasser 
keinen  Abfluss  hat,  sammelt  es  sich  an  den  tiefsten  Stellen,  wo  es 
ausgedehnte  Chotts  oder  Salzseeen  bildet.  Einer  dieser  Seeen  ist 
70  km.  lang  und  12 — 20  breit.  Die  kleinen  Ketten  gehören  der 
unteren  Kreide  an,  der  ebene  Bereich  ist  ausschliesslich  sumpfig. 
Hier  giebt  es  keine  Pomeranzen,  Weinstöcke  mehr,  selbst  das  Ge- 
treide gedeiht  schlecht.  Die  unbebauten  Flächen  von  weiter  Aus- 
dehnung werden  von  Schafheerden  beweidet.  Diese  Gegend  ist 
arm  an  Flechten  :  einige  seltene  Kieselbewohner  auf  den  Rollkieseln, 
auf  den  Kalkvorsprüngen  die  im  Sahel- Gebiete  gefundenen  Arten, 
aber  weniger  schön  und  reichlich. 

Am  Rande  der  Hochebenen  findet  man  lange  und  schöne  Ge- 
birgszüge, welche  in  der  Provinz  Constantine  die  Aures-Kette    mit 


Sammlungen.  —  Pilze.  323 

dem  Chelia  (2310  m.)  als  höchster  Spitze  bilden.  Diese  Kette  ge- 
hört der  oberen  und  mittleren  Kreide  an.  Die  steilen  Nordabhänge 
sind  sehr  oft  mit  Wäldern  von  Zedern  und  Eichen  bedeckt.  Das 
Wasser  derselben  sammelt  sich  in  Chotts  zu  den  inneren  Becken. 
Von  den  weniger  steilen  Südabhängen  läuft  das  Wasser  von  Norden 
nach  Süden  in  das  Becken  der  Sahara,  wo  es  in  dem  durchlässigen 
Sande  verschwindet.  Hier  treten  an  den  Zedern  die  Usneen, 
Alectorien,  Ramalinen,  Peltigeren  zahlreich  auf.  Auf  dem  Lande 
finden  sich  neben  Lecanora  esculenta  Peltula,  Heppia  etc.  vertreten. 

Mit  dem  Verf.  beklagt  Ref.  es,  dass  der  Einleitung  eines  für 
die  Lichenographie  so  bedeutungsvollen  Unternehmens  so  wenig 
Raum  gegönnt  wurde,  dass  überall  übergrosse  Kürze  herrschen 
musste.  Zum  Schlüsse  muss  Verf.  sich  mit  der  nackten  Aufzählung 
der  von  der  Eisenbahn  aus,  und  zwar  von  Philippeville  an  der 
Küste  bis  Biskra  am  Rande  der  Sahara,  gewählten  Ausflugspunkte 
nebst  den  Angaben  der  Höhe,  der  Unterlage  u.  dergl.  m.  be- 
gnügen. 

Fast  jeder  Nummer  in  der  Aufzählung  der  ersten  Centurie 
sind  diagnostische  Bemerkungen  ausser  den  Angaben  des  Fund- 
ortes, der  Unterlage  u.  a.  m.  beigefügt.  Da  die  den  neuen  Arten 
beigefügten  Diagnosen  den  berechtigten  Ansprüchen  der  Gegenwart 
kaum  genügen  dürften,  zieht  Ref.  es  vor,  als  Veröffentlichungsstelle 
die  Exsiccaten  selbst  zu  betrachten.  Eine  Wiedergabe  des  Ver- 
zeichnisses verschiebt  Ret.  bis  zum  Erscheinen  dieses  verdienst- 
vollen  Unternehmens  selbst. 

Minks  (Stettin). 


Referate. 


Fischer,  Ed.,  Beiträge  zur  Kenntniss  exotischer  Pilze. 
Theil  II.  Pachyma  Cocos  und  ähnliche  sklerotien artige 
Bildungen.  (Hedwigia.  1891.  Heft  2.  p.  61—103.  Mit 
8  Tafeln*). 

I.  Unter  Pachyma  Cocos  Fries  versteht  man  grössere  knollen- 
förmige Körper  mit  dunkler,  runzeliger,  dünner  Rinde  und  einer 
weissen  oder  gelblich  weissen,  dichten  Innenmasse;  sie  werden 
an  Baumwurzeln  oder  doch  in  Wäldern  unterirdisch  gefunden  und 
sind  am  längsten  aus  China  bekannt,  wo  die  Knollen  als  Arzneimittel 
Anwendung  finden.  In  Europa  wurde  diese  Knollenbildung  zuerst  in 
der  Schweiz  bei  Bern  (1865)  und  dann  in  St.  Palais-sur-mer  in 
der  Charente  inferieure  (1889)  beobachtet. 

Die  weisse  Innenmasse  besteht  aus  dünnen  Hyphen,  aus  grös- 
seren lichtbrechenden  unregelmässigen  Klumpen  mit  Andeutung 
einer  Streifung  und  aus  stark  lichtbrechenden  gekröseartig  ge- 
wundenen   Körpern.      Die  einheitliche  Pilznatur  wurde    von  Pril- 

*)  Das  Referat  über  den  I.  Theil  siehe  Bot.  Centr.-Bl.  Bd.  XLV.  1891.  p.  343. 

21* 


324  Pilze. 

lieux  nachgewiesen.  Verf.  zeigt  zunächst  die  Pilznatur  der 
lichtbrechenden ,  unregelmässig  gestalteten  Körper.  Sie  bilden 
den  Hauptbestandteil  der  weissen  Innenmasse  und  bestehen  aus 
einer  farblosen  homogenen  Substanz.  Das  Verhalten  gegen  Reagen- 
tien  ist  folgendes :  In  Kahlösung  tritt  totale  Lösung  der  Substanz 
ein,  und  zwar  so,  dass  ausser  einigen  Inhaltsresten  ein  dünnes  äus- 
seres Häutchen  übrig  bleibt ;  die  Überflächenschicht  des  Körpers 
bleibt  also  unverändert,  während  die  inneren  Theile  herausquellen. 
Bei  Zusatz  von  Salz-  oder  Salpetersäure  tritt  in  den  dickeren  der 
lichtbrechenden  Körper  eine  eigenthümliche  streifige  Structur  auf. 
In  Chlorzinkjod  tritt  Verquellung,  aber  keine  Violettfärbung  ein. 
Jod  färbt  nicht,  dagegen  färben  sie  sich  in  Methylenblau,  in  Congo- 
roth,  was  für  die  Hyphen  nicht  gilt;  dann  in  Methylviolett,  nicht 
dagegen  in  Methylgrün  und  Safranin.  Diese  unregelmässig  gestal- 
teten Körper  entstehen  aus  Hyphen,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  an 
einzelnen  Stellen,  ganz  lokal,  unter  der  peripherischen  Membranschicht 
eine  Substanz  auftritt,  die  in  Kali  löslich,  in  Methylenblau  färbbar 
ist.  Diese  Masse  nimmt  immer  mehr  zu ,  erreicht  aber  auf  den 
verschiedenen  Punkten  des  Umfanges,  sowie  des  Längsverlaufes  der 
Hyphe  sehr  ungleiche  Mächtigkeit,  wodurch  die  Gesammtgestalt  der 
so  umgewandelten  Hyphe  eine  höchst  unregelmässige  wird.  Die 
ganze  lichtbrechende  Masse  ist  demnach  als  ein  Umwandlungsproduct 
der  Membran  zu  betrachten. 

Die  stark  lichtbrechenden  grösseren,  mit  einer  Streifung  ver- 
sehenen Körper  sind  zwischen  den  obengeschilderten  Elementen  in 
grosser  Zahl  eingestreut,  sind  von  diesen  nicht  principiell  ver- 
schiedene Bildungen,  daher  auch  als  Umbildungsproducte  von 
Hyphen  zu  betrachten.  Pachyma  Cocos  ist  also  eine  einheitliche, 
pilzliche  Bildung  und  muss  dem  Bau  nach  als  ein  Sklerotium 
angesehen  werden.  lieber  die  Beziehung  des  Pilzes  konnte  Verf. 
nachweisen,  dass  Pachyma  Cocos  ein  holzzerstörender  Parasit  ist, 
welcher  an  der  befallenen  Wurzel  zu  einer  sklerotienartigen,  knollen- 
förmigen Bildung  heranwächst.  Die  Hyphen  dringen  in  das  Wurzel- 
gewebe ein  und  verbreiten  sich  daselbst  in  Cambium,  Bastkörper 
und  Holz,  dabei  zu  lichtbrechenden  Körpern  anschwellend.  Zu  was 
für  einer  Pilzgruppe  Pachyma  gehört  und  welches  seine  Fructifi- 
cation  ist,  konnte  aus  Mangel  an  genügendem  Material  nicht  fest- 
gestellt werden. 

II.  Das  Sklerotium  von  Polyporus  sacer  Fr. 

Dieser  Polyporus  sitzt  mit  der  Basis  seines  Stieles  einem  grossen 
Sklerotium  auf,  welches  eine  hellbraune  Oberfläche  hat  und  die 
Gestalt  und  Dimensionen  einer  mittelgrossen  Birne  zeigt.  Das  Skle- 
rotium besteht  aus  einer  dünnen  braunen  Rinde  und  einer  inneren 
gelblichweissen  Substanz,  es  wird  von  dickwandigen  Hyphen  ge- 
bildet, zwischen  welchen  glänzend  lichtbrechende  Körper  gelagert 
sind,  die  an  corrodirte  Stärke  erinnern.  Diese  Körper,  welche 
oft  deutliche  concentrische  Schichtung  zeigen,  verquellen  in  Kali- 
lauge so,  dass  die  äusserste  Schicht  als  ein  feines  zartes  Häutchen 
zurückbleibt,  werden  weder  durch  Jod,  noch  durch  Jod  und 
Schwefelsäure  blau  gefärbt,  färben  sich  dagegen  intensiv  in  Methyl- 


Pike.  325 

•grün  und  Safranin.  Zwischen  diesen  lichtbrechenden  Körpern  finden 
sich  zerstreut  kleinere,  länglich  runde  Elemente,  die  bei  Kalizusatz 
aber  unverändert  bleiben.  Nur  in  wenigen  Fällen  konnte  Verf. 
einen  Zusammenhang  dieser  rundlichen  Zellen  und  jener  licht- 
brechenden Körper  mit  den  dazwischen  verlaufenden  Hyphen  nach- 
weisen, dagegen  war  es  möglich,  den  Zusammenhang  der  Hyphen 
-des  Sklerotiums  mit  dem  Polyporus  festzustellen.  Der  Polyporus 
wäre  demnach  der  Fruchtkörper  des  Sklerotiums.  In  Betreff  der 
lichtbrechenden  Körper  nimmt  Verf.  an,  dass  sie  aufgespeicherten 
Reservestoff  darstellen.  Diese  Annahme  stützt  sich  hauptsächlich 
darauf,  dass  dieselben  Corrosionen  zeigen,  welche  durch  die  im 
Sklerotium  verlaufenden  Hyphen  hervorgebracht  werden.  Verf. 
y.ieht  noch  einige  Parallelen  zwischen  dem  Sklerotium  des  Polyporus 
und   dem   Pachyma  Cocos,  auf  die  hier  nur  hingewiesen    sei. 

III.  Im  Anschluss  an  diese  Untersuchungen  werden  noch 
andere  Sklerotien  oder  sklerotienartige  Bildungen  besprochen,  z.  B. 
Tuber  regium  ,  Pachyma  Woermanni  ,  Mylitta  ,  Sclerotium  stipi- 
tatum.  Pietra  fungaja.  Auf  diese  Besprechung  wird  blos  aufmerksam 
gemacht,  da  sie  eine  Zusammenstellung  der  Untersuchungen  anderer 
Autoren  ist. 

Buclierer  (Basel). 


Patouillanl,    N.,    Le    genre    Podaxon.      (Bulletin     de     la     Soc. 
mycologique  de  France.  Tome  VI.  1890.  p.  159  — 167.  Avec  1  pl.) 

Form  und  Vertheilung  der  Basidien  sind  noch  bei  vielen 
Gasteromyceten  unbekannt:  in  den  meisten  Fällen  sind  die  Basidien 
nur  an  der  jungen  Pflanze  zu  sehen  und  mitunter  sind  sie  schon 
verschwanden,  wenn  der  Pilz  über  der  Erdoberfläche  erscheint. 
Diese  Schwierigkeiten  sind  natürlich  bei  exotischen  Formen  beson- 
ders schwer  zu  überwinden ;  bei  Podaxon  dagegen  persistiren  glück- 
licher Weise  die  sporentragenden  Organe  bis  zur  Reife  der  Pflanze 
und  sind  auch  bei  nicht  gar  zu  alten  getrockneten  Exemplaren  zu 
untersuchen.  De  Bary  hatte  zuerst  für  Podaxon  Basidien  mit 
sitzenden  Sporen  angegeben  und  später  Fischer  die  gleichen  Organe 
bei  Podaxon  carcinomale  gefunden.  Damit  schien  das  Vorhandensein 
von  Basidien  bei  Podaxon  ausser  Zweifel,  bis  kürzlich  Massee 
behauptete,  die  von  de  Bary  untersuchte  Pflanze  sei  überhaupt  kein 
Podaxon  gewesen  und  die  Fischer'sche  Figur  stelle  einen  Ascus 
(theque)  dar,  auf  dem  zufällig  Sporen  aufgelagert  seien.  Um  diese 
Controversen  zu  schlichten,  untersuchte  Verf.  von  Deflers  kürz- 
lich in  Arabien,  von  Dybowski  in  Süd  -  Algerien  gesammeltes 
Material,  sowie  die  Collection  des  Pariser  Museums,  und  giebt  hier 
eine  kurze  Monographie  der  Gattung.  Für  die  mikroskopische 
Untersuchung  der  Reproductionsorgane  wurde  die  Gleba  nach  dem 
Lag  er  h  eim'schen  Verfahren  mit  Milchsäure  behandelt.  Aus  der 
ziemlich  eingehenden  anatomischen  Schilderung  sei  hier  hervorge- 
hoben, dass  die  Trama  aus  feinen,  zarten,  septirten,  unter  einander 
zu  langen,  mehr  oder  weniger  dicken  Fäden  verbundenen  Hyphen 
besteht ;  diese  Fäden  verästeln  und  anastomosiren  sich  verschiedentlich 


326  Pilze.  —  Flechten. 

und  bilden  in  ihrer  Gesammtheit  eine  schwammige  Masse,  von 
einer  Unzahl  mikroskopischer  Hohlräume  durchsetzt,  gleich  der 
Gleba  von  Lycoperdon.  Die  Sporophore  sind  ovale,  birnförmige 
Zellen,  den  Hyphen  der  Trama  durch  Vermittlung  eines  sehr  kurz- 
zelligen  Gewebes  aufgesetzt ,  ähnlich  der  subhymenialen  Schicht 
der  Agaricineen.  Ihre  Vertheilung  scheint  von  einer  Art  zur 
anderen  und  mitunter  sogar  bei  der  nämlichen  Art  wechseln  zu 
können.  Am  gewöhnlichsten  sind  sie  in  grosser  Zahl  an  mehr  oder 
weniger  von  einander  entfernten  Punkten  der  Trama  gruppirt  und 
bilden  so  grosse  runde  Büschel.  In  anderen  Fällen  bekleiden  sie 
die  ganze.  Oberfläche  der  Glebalacunen  ähnlich  wie  das  Hymenium 
der  Hymenomyceten ;  in  einigen  Fällen  endlich  (P.  Arabicus)  sind 
die  Sporophore  auf  der  Trama  isolirt  und  zerstreut.  Auf  dem 
oberen  Theile  vieler  dieser  Organe  befindet  sich  ein  Kranz  von 
4  Anfangs  eiförmigen  Sporen,  die  zuerst  ungefärbt  sind,  später  sich 
intensiv  färben  und  ihre  definitiven  Dimensionen  annehmen.  Die 
Sporophore  sind  also  ächte  Basidien,  an  denen  man,  auch  wenn  die 
Sporen  abgefallen  sind,  die  Insertionstellen  wahrnehmen  kann,  vor- 
züglich bei  den  Arten  mit  gefärbten  Basidien  als  4  kreisrunde 
weisse  Flecke.  Bei  einigen  Arten,  so  bei  P.  Defiersü  und  Arabicus, 
sind  die  Sporen  nicht  sitzend,  sondern  mit  einem  äusserst  kurzen 
Sterigma  versehen.  Im  Allgemeinen  sind  die  Poda.nm-Sporen  in 
einiger  Entfernung  vom  Gipfel  der  Basidie  inserirt,  bei  P.  axatum 
ungefähr  im  oberen  Drittel.  Bemerkenswerth  ist  schliesslich  noch, 
dass  die  Sporen,  wie  immer  auch  ihre  Farbe  in  Massen  oder  im 
Wasser  sein  möge,  bei  Behandlung  mit  heisser  Milchsäure  eine 
rothgelbe  (rousse)  Farbe  annehmen. 

Den  Schluss  des  Aufsatzes  bildet  eine  Aufzählung  und  Charakteri- 
sirung  von  II  Arten,  mit  Angaben  der  Basidien-  und  Sporengrösse, 
sowie  der  geographischen  Verbreitung.  Die  Anordnung  geschieht 
nach  der  Farbe  von  Sporen  und  Basidien.  Zwei  Arten  sind  neu, 
nämlich  Podaxon  Defiersü  von  Arabien  und  P.  Schiveinfurthii  von 
Hodeida;  diese  sowie  P.  Arabicus  Pat.  sind  auf  der  Tafel  abgebildet. 

Klein  (Freiburg  i.  B.) 

Jatta,  A.,  Su  di  alcuni  Licheni  diSicilia  e  di  Pan  tella  ri  a. 

(Bullettino    della    Soc.  Bot.  ital.    in    N.  Giorn.    botanico    italiano. 

Vol.  XXIII.     1891.     Nr.  2.     p.     353—355.) 

Bei  der  Untersuchung  der  von  Ross,  Lanza,  Guzzino 
und  R  e  auf  den  Inseln  Sicilien  und  Pantellaria  gesammelten 
Flechten  gibt  Verf.  ein  Verzeichniss  von  mehreren  Arten,  unter 
denen  folgende  für  Italien  neu  sind:  Lecanora  alplioplaca  Ach., 
Endopyreniwn  cinereum  Pers.,  Rinodina  Guzzinii  n.  sp.,  Parmelia 
Cucomela  Mich.,  Pertusaria  amarescens  Nyl. 

Folgende  Flechten  sind  für  die  obenerwähnten  Inseln  neu: 

Parmelia  caesia  Ach.,  Lecanora  atra  Hdt.  var.  gruinosa  Ach.,  Lee.  Floto- 
niana  Sprgl.,  Callopisma  vitellinellum  Mudd.,  Acarospora  vulcanica  Jatt.,  Dirina 
repanda  Ach.,  Hymenelia  hiascens  Mass.,  Pertusaria  sulphurea  Hffm.,  Lecidea 
psoioides  Anzi,  L.  platycarpa  Ach.,  L.  contigua  Fr.,  L.  ochracea  Hep.,  Sacrogyne 
pruiuosa  Sm.,  Diplotomma  ealeareum  Weiss.,  Endopyrenium  rufescens  Pers.,  Micro- 
thelia  pygmaea  Krb.,    Collema  tenax  S\v.,    Ramalina  Arabum  Nyl.,    R.  scopidosum 


Gefässkry  ptogamen .  327 

Acb.,  Roccclla  fusiformis  Ach.,  Cladonia  ßmbriala  var.  scyphosa  prolifera  Sehaer., 
Parmelia  intricata  Schaer.,  Physcia  ßavicans  D.C.,  Lecanora  gypsacea  >Sin., 
Rinodina  alro-cinerea  Dckj.,  Aspicllia  cinerea  L.  v.  trachitria  Mass.,  L.  goniophila 
Flk.,  Diplothomma  atro-album  L. 

De  Toni  (Venedig). 

Dailgeard,  P.  A,,  Memoire  sur  la  morphologie  et  l'ana- 
tomi  e  des  Tmesipteris.  (LeBotaniste.  Serie  11. 1891.  p.  163 — 222. 
Avec  7  planches.) 

Eine  alle  Theile  der  Pflanze  umfassende  gründliche  anatomisch- 
morphologische  Untersuchung  von  Tmesipteris  ist  entschieden  ein 
dankbares  Unternehmen ,  weil  diese  Pflanze  als  Vertreter  einer 
kleinen,  nur  wenige  lebende  Formen  umfassenden  natürlichen  Gruppe 
an  und  lür  sich  ein  erhöhtes  Interesse  beanspruchen  darf  und  dann 
auch,  weil  nur  sehr  selten  Jemand  in  der  Lage  sein  dürfte,  wirk- 
lich genügendes  und  so  vollständiges  Untersuchungsmaterial  zur 
Verfügung  zu  haben,  wie  es  bei  Verf.  der  Fall  gewesen  zu  sein 
scheint. 

1.  Das  Rhizom.  Imesipteris  besitzt  wie  Psilotum  keine 
Wurzeln,  ihre  Function  übernimmt  ein  mit  absorbirenden  Haaren 
besetztes,  mehr  oder  weniger  reich  verzweigtes  Rhizom,  welches  in 
dem  Wurzelfilz,  der  den  Stamm  der  Baumfarne  bedeckt,  lebt,  sich 
aber  auch,  wie  es  scheint,  in  feuchter  Erde  entwickeln  kann  ;  die  Ver- 
zweigungen können  in  beblätterte  Stämme  auslaufen.  Das  Gefäss- 
bündelsystem  besteht  normaler  Weise  aus  einem  diarchen  Bündel 
oder  Centralcylinder  (Stele  binaire  franz.  Terminol.) ;  es  verzweigt 
sich  dichotom  mit  sympodialer  Weiterentwicklung;  mitunter  ist 
das  Gefässbündel  auch  triarch,  was  im  eigentlichen  Stamme  stets 
der  Fall  ist.  Die  Zellen  des  Basttheiles  unterscheiden  sich  von 
denen  im  Stamm  durch  grössere  Dimensionen  und  dünnere  Wände; 
zur  Bildung  von  Bastfasern  kommt  es  nicht.  Die  Wand  der  Rin- 
denzellen besitzt  die  eigenthümliche  Fähigkeit,  zu  verschleimen 
und  oft  die  ganze  Zelle  mit  einem  schwärzlichen  Schleim  zu  erfüllen, 
eine  Erscheinung,  die  auf  die  Endodermis  beschränkt  bleiben  oder 
in  allen  Zellen  der  Rinde  auftreten  kann.  Die  stark  gefärbten, 
schwach  in  Richtung  der  Längsachse  gestreckten  Epidermiszellen 
besitzen  eine  sehr  dünne  Aussenmembran. 

2.  Der  Stamm.  Die  Gefässbündel  besitzen  bei  allen  Arten 
der  Hauptsache  nach  die  gleiche  Structur;  es  wechseln  nur  ihre 
Anordnung  und  Zahl,  selbst  bei  der  gleichen  Species  in  verschie- 
dener Höhe.  Das  Centrum  des  Bündels  wird  von  einem  aus 
Tracheen  gebildeten  Protoxylem  eingenommen,  ■ —  an  dessen  Stelle 
sich  oft  frühzeitig  eine  Höhlung  findet  —  und  ringsherum  liegen 
Treppengefässe  (oder  Tracheiden,  Ref.).  Der  Basttheil  bildet  nur 
auf  der  der  Oberfläche  zugewendeten  Seite  einen  Bogen  und  die 
verschiedenen  Basttheile  vereinigen  sich  zu  einem  die  Holzbündel 
umgebenden  Kranze,  in  dem  (nach  den  Figuren)  nicht  selten  ver- 
einzelte Bastfasern  liegen.  (Was  Verf.  mit  dem  Satze  „les  elements 
grillages"  se  transf'orment  frequemment  en  fibres"  eigentlich  meint, 
ist  dem  Ref.,  wie  auch  der  Ausdruck  grillages  [gegittert],  völlig  unver- 


328  Gefässkryptogatnen. 

ständlich  geblieben:  Siebrühren  [tubes  cribles]  sind  doch  wohl  nicht 
gemeint).  Die  Epidermiszellen  besitzen  eine  dicke,  geschichtete, 
von  Cuticula  überzogene  Aussenmembran.  Der  schwärzliche 
Schleim  des  Rhizoms  kommt  auch  im  Stamme  vor,  er  kann  bis 
zur  Spitze  aufsteigen  und  selbst  die  Blattspurbündel  umgeben. 

3.  Das  Blatt.  "Mit  Ausnahme  des  unteren  Stengeltheils,  wo 
sie  zu  Schuppen  reducirt  sind,  sind  die  Blätter  wohl  entwickelt, 
dem  Stamme  ohne  erkennbare  Ordnung  (?  Ref.)  inserirt.  Ihre 
Fläche  liegt  in  einer  Verticalebene  und  gegen  den  Gipfel  des 
Stämmchens  erscheinen  sie  oft  regelmässig  2zeilig  angeordnet;  mit 
Ausnahme  der  Sporophylle  sind  sie  sitzend  mit  am  Stamme  herab- 
laufendem Flügel.  Die  Sporophylle  sind  gestielt  und  werden  als 
zwei  mit  den  Blattstiel  verwachsene  Blätter  gedeutet,  weil 
2  ausgesprochene  Flügel  auf  der  Unterseite  des  Stiels  herablaufen. 
Die  Anatomie  des  Blattes  bietet  nicht  viel  Besonderes:  Die  Aussen- 
wand  der  Epidermiszellen  ist  auf  der  Innenseite  ungleichmässig 
verdickt,  was  den  Membranen  in  der  Flächenansicht  ein  getüp- 
feltes Aussehen  verleiht.  Das  Blattbündel  ist  eine  Vereinfachung 
des  Stammbündels  und  besitzt  als  Blattspur  in  der  Stammrinde 
noch  den  gleichen  Bau:  eine  Gruppe  von  5  oder  6  Gelassen ,  von 
einem  Basttheil  umgeben.  Weiter  nach  oben  im  Blatte  reducirt 
sich  die  Gefässgruppe  auf  ein  einziges  und  endlich  findet  sich  nur 
ein  Procambialstrang.  Eine  schlecht,  differenzirte  Endodermis  umgibt 
das  Bündel.  Die  Sporophylle  können  steril  sein  und  dann  vereini- 
gen sich  in  ihrem  Stiel  die  Gefässbündel  der  beiden  Blätter  zu 
einem  nur  durch  grössere  Anzahl  der  Gewebeelemente  von  einem 
gewöhnlichen  Blattbünde!  unterschiedenen  Strang;  sind  sie  lertil. 
so  geht  von  dem  Sporangium  noch  ein  kleiner  Strang  ab,  um  sich 
mit  den  beiden  anderen  zu  vereinigen.  Stomata  linden  sich  im 
allgemeinen  auf  der  der  Blattunterseite  anderer  Pflanzen  entspre- 
chenden Seite;  sie  können  aber  —  und  das  ist  besonders  bei  den 
Sporophyllen  der  Fall  —  an  beliebigen  Stellen  der  anderen  Seite  auf- 
treten, sobald  an  dieser  Stelle  ein  anderes  Blatt  einen  Schirm 
gegen  das  Sonnenlicht  bildet  (V  Ref.)  Das  zweifächerige  Sporangium 
(Göbel  deutet  es  als  2  einfächerige,  Ref.)  stellt  am  Ende  des  Blatt- 
stiels auf  dessen  Oberseite,  dem  Stamme  zugewendet;  es  besitzt 
einen  kurzen  Stiel,  dessen  Gefässbündel  sich  oben  in  einen  rechten 
und  linken  Arm  theilt,  die  aber  beide  in  die,  die  beiden  Sporangien 
trennende  Querwand  einlaufen.  Ref.  muss  hier  gestehen,  dass  ihm 
die  Deutung  des  Sporophylls  als  Verwachsungsproduct  gar  nicht 
einleuchten  will,  obwohl  Verl"  diese  Theorie  in  bequemer  Weise 
mit  ein  paar  Superlativen  begründet:  „Interpretation  la  plus  simple, 
la  plus  conforme  ou  faits  et  celle  qui  se  presente  naturel  lernen  t 
ä  I'esprit  .  .  ."  ;  würde  es  sich  um  eine  Verwachsung  handeln,  so 
müssten  doch  die  beiden  Sporangien  quergestellt  erwartet  werden 
und  das  Gefässbündel  des  Stieles  dürfte  nicht  völlig  mit  dem  eines 
vegetativen  Blattes  übereinstimmen.  Ob  endlich  die  Sporophylle 
wirklich  als  solche  aufzufassen  oder  ob  die  Göbel'sche  Deutung 
zutrifft  (Bot.  Ztg.  1881.  p.  692),  muss  bei  dem  Mangel  entwickelungs- 
geschichtlicher     Untersuchung    seitens     des      Verf.     dahin     gestellt 


Gefässkryptogamen.  329 

bleiben;  indess  scheint  die  erstere  Deutung  bei  der  anatomischen 
Uebereinstimmung  derselben  mit  vegetativen  Blättern  und  nament- 
lieh  bei  dem  Vorkommen  von  sterilen  Sporophyllen  die  wahr- 
scheinlichere. 

Hinsichtlich  der  Systematik  von  Tmesijrteris  kam  Verf. 
zu  dem  Resultate,  dass  diese  Gattung,  nicht  wie  früher  angenommen, 
nur  eine  einzige  Species  umfasst,  sondern  fünf  scharf  charakte- 
r  i  s  i  r  t  e  Arten: 

1.  Tmesipteris  Vieillardi  sp.  nov.  Grosse,  robuste,  und 
durch  düstere  Färbung  charakterisirte  Art;  wohlentwickeltes 
Rhizom,  zahlreiche  Schuppen  am  unteren  Theil  des  Stammes, 
zahlreiche,  schmale,  lineale,  abgestumpfte,  lederige, 
einander  genäherte,  lang  herablaufende  Blätter  mit  ganz  vertical 
gestellter  Fläche.  —  Anatomische  Hauptmerkmale:  Stamm 
und  Rhizomrinde  sehr  dick,  stark  c  ollen  c  hymat  i  seh  ;  Cen- 
tralcylinder  (Stele)  binaire  im  Rhizom,  im  Stamm  .(Mitte)  aus  zahl- 
reichen, isolirten,  um  ein  parenehymatisch  -  collenchymatischea 
Mark  herumliegenden  und  von  einer  continuirlichen  Bastschicht 
umgebenen  Holzbündeln  aufgebaut;  Aussenwand  der  Epidermiszellen 
ungleichmässig  verdickt,  so  dass  in  der  Oberflächenansicht  ein 
weitmaschiges  Netzwerk  sehr  deutlich  erscheint;  Mesophyll 
aus  verästelten  Zellen.  Heimath:  Neu  Caledonien.  Scheint  auch 
auf  feuchter  Erde  zu  leben. 

2.  T.  elongatum  sp.  nov.,  feine,  schlanke,  biegsame, 
längste  Gattung  mit  wohl  entwickeltem  Rhizom ;  wenig  Schuppen 
unten  am  Stamm;  abgestumpfte  oder  lanzettliche,  schmale,  in 
der  Mitte  breitere,  sehr  lange,  herablaufende  in  drei  oder 
vier  Zeilen  angeordnete  Blätter;  Sporophylle  sehr  lang  gestielt; 
Blattfläche  vertical.  Anatomische  Hauptmerkmale:  Wenig 
dicke,  wenig  collenchymatische  Rinde;  Stele  binaire  im  Rhizom, 
im  Stengel  ein  Centralcylinder  aus  3  oder  4  im  Centrum  mehr 
oder  weniger  enge  verbundenen  Holzbündeln,  Stammquerschnitt 
anfangs  4eckig,  weiter  oben  3eckig;  Verzierungen  der  Epidermis- 
zellen in  Form  von  Spalten  oder  Punkten  auf  den  Blattrand  oder 
die  Nervatur  beschränkt.  Mesophyll  aus  verästelten,  ein  loses 
Gewebe  bildenden  Zellen.  Heimath:  Van  Diemens  Land,  Neu- 
Süd- Wales;  lebt  auf  dem  Stamm  von  Baumfarnen.  Syn.  Psilotum 
truncatum  Br. 

3.  T.  tannensis  Bernhardi.  Starke  und  robuste  Art; 
Rhizom  an  den  Herbarexemplaren  unvollständig;  wenig  Schuppen 
an  der  Stammbasis;  Blätter  abgestumpft,  sehr  breit,  dick, 
herablaufend,  unregelmässig  in  drei  oder  vier  Reihen  gestellt, 
Stiele  der  Sporophylle  dick  und  im  Allgemeinen  ziemlich  kurz.  — 
Anatomische  Hauptmerkmale:  Ziemlich  dicke,  collenchyma- 
tische Rinde;  Centralcylinder  (normalerweise?)  im  Rhizom  aus  3 
getrennten  Holzgruppen,  im  Stamm  aus  wenigen,  isolirten, 
um  ein  p  arenehym a tische s  Mark  liegenden  Holzbündeln; 
Blätter  von  breitem  und  dickem  Querschnitt;  Verzierungen  der 
Epidermis  aus  kleineren  und  zahlreicheren  Punktirungen, 
als  bei  T.  elongatum:    Mesophyll  dick,  Zellen  verästelt,  nach  dem 


330  Gefässkryptogamen. 

Austrocknen  leicht  wieder  ihre  normale  Gestalt  annehmend;  festes 
Gewebe;  wohl  entwickeltes  Blattbündel.  Heimath:  Tasma- 
nien, Victoria,  Neu  -  Seeland  etc.  Stamm  der  Baumfarne.  Syn. 
T.  Forsteri  Endl.  u.  wahrsch.  Psüotnm  oxyphyllum  Hook,  fil., 
Lycopod.  tannense  Syn. 

4.  T.  truncatum  (truncata)  Desvaux.  Habitus  von  T.  Vieillardi, 
aber  ohne  die  düstere  Färbung  und  die  starke  Entwicke- 
lung ;  zahlreiche  Schuppen  an  der  Stammbasis;  abgestumpfte, 
schmale,  ziemlich  lineale,  herablaufende,  zahlreiche  Blätter:  Blatt- 
fläche vertical,  wenig  lederig.  —  Anatomische  Hauptmerk- 
male: Rinde  im  Stamm  mitteldick,  mit  dicker  Membran,  wenig 
collenchymatiseh;  Centralcylinder  im  Rhizom  aus  (normalerweise?) 
zwei  oder  drei  isolirten  Holzgruppen,  im  Stamm  7  oder  8  Holz- 
bündel, um  ein  aus  Faserzellen  bestehendes  Mark  in  einen 
Ring  vereinigt;  Blätter  mit  lacunösem  Mesophyll,  vom  Typus  des 
T.  tannensis,  aber  weniger  dicht.  Heimath:  Neu  Holland,  Neu- 
seeland etc.  Auf  dem  Stamm  von  Baumfarnen.  Syn.  Psilotum 
truncatum  R.  Rr.,   T.  tannensis  Labill. ;   T.  Billiardieri  Endl. 

5.  T.  lanceolatum  sp.  nov.  Schlanke,  aufrechte  Art;  wenige 
Schuppen  an  der  Stammbasis ;  Blätter  breit,  alle  lanzettlich,  in 
stark  vorspringendem  Flügel  herablaufend,  ziemlich  regelmässig  nach 
rechts  und  links  angeordnet.  Anatomische  Hauptmerkmale: 
Rindenzellen  beim  Eintrocknen  stark  eingesunken  und  schwierig  in  den 
normalen  Stand  zurückzuführen;  Stele  binaire  im  Rhizom;  im  Stamm 
demjenigen  von  7.  truncatum  ähnlich;  Holzbündel  um  ein  aus 
Faserzellen  bestehendes  Mark;  Mesophyllzellen  lacunös,  Gewebe 
schlaff,  wie  bei  T.  elongdtum.     Heimath:  Montagnes-Bleues. 

Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  kommt  Verf.  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Anatomie  für  die  Bestimmung  dieser 
Arten  die  grösste  Hülfe  geleistet  habe;  um  diesen  Satz 
unterschreiben  zu  können,  müsste  man  aber  doch  wenigstens  etwas 
über  Menge,  Beschaffenheit,  Conservirungsart  etc.  des  vom  Verf. 
benutzten  Materials  wissen,  worüber  sich  nirgends  auch  nur  die 
leiseste  Andeutung  findet.  Verf.  theilt  die  gefundenen  anatomischen 
Unterschiede  in  solche  der  Art  und  solche  des  Niveaus;  (ob  indi- 
viduelle und  Standorts  unterschiede  dabei  genügend 
berücksichtigt  wurden,  lässt  sich  aus  dem  oben  angegebenen  Grunde 
nicht  ersehen).  Nach  dem  Bau  des  Markes  unterscheidet  man 
2  Gruppen: 

I.  Keine  Markfasern. 

1)  Zahlreiche  Holzbündel;  Mark  sehr  weich,  collenchy- 
matiseh ;  Verzierungen  der  Epidermiszellen  des  Blattrandes 
ein  Netz  bildend.  T.    Vieülardi. 

2)  Minder  zahlreiche  Holzbündel,  Mark  weniger  breit,  Epider- 
mis Verzierungen  punktförmig.  T.  tannensis. 

3)  Drei  oder  4,  mehr  oder  weniger  eng  im  Centrum  vereinigte 
Holzbündel.  T.  dongatum, 

II.  Markfasern. 

1)  Mesophyll  lacunös,  elastisch;  Blattquerschnitt  schmal  und 
gegen  die  Ränder  zu  verschmälert.  T.  truncatum. 


Gefässkr.  —  Physiologie,  Biologie,   Anat.  n.  Morphol.    (Pilze).  331 

2)  Mesophyll  lacunös,  eingesunken ;  Blattquerschnitt  breit ,    an 
den  Rändern  angeschwollen.  T.  lanceolatum.. 

Im  übrigen  fasst  Verf.  die  hauptsächlichsten  anderen  Resultate 
noch  folgendermassen  zusammen: 

Abgesehen  von  der  verticalen  Orientirung  der  Blattfläche  be- 
sitzen die  Tmesipteris- Arten  die  normale  Orientirung  der  anderen 
Pflanzen  und  man  darf  bei  ihnen  keine  Fasciationen,  Cladodien 
oder  Sympodien  von  Cladodien  zu  suchen. 

Das  Gefässbündel  von  Tmesipteris  besteht,  wie  dasjenige  der 
Selaginellen,  aus Protoxylem  'Blattspuren),  an  welches  sich  Metaxylem 
(Stammeigene  Stränge)  anlegen  kann ;  aber  das  Metaxylem,  anstatt 
sich  nur  auf  der  einen  Seite  anzulagern,  entwickelt  sich  am  ganzen 
Umfang.  Das  geschlossene  Bündel  der  Phanerogamen  soll  dem 
Protoxylem  der  Kryptogamen,  das  offene  dem  Proto-  und  Metaxylem 
zu  vergleichen  sein  und  mit  ihm  die  physiologische  und  mechanische 
Rolle  theilen. 

Nach  der  verschiedenen  Anordnung  des  Gefässbündelsystems 
lassen  sich  die  Tmesipteris  in  plantes  monosteliques,  ä  stele 
binaire  (2  Bündel)  oder  composees  (mehr  als  2  Bündel),  mit  Mark, 
oder  ohne  Mark  eintheilen. 

Die    Tmesipteris    sind     ein    ausgezeichnetes    Object ,     um     die 
Organisation  phytonnaire  (cf.  Bot.  Centralbl.  Bd.  XLIV.  1890.  p.  190)- 
einer  Pflanze  zu  studiren ;  die  Individualität  der  Phytons  zeigt  sich  deut- 
lich auf  der  Oberfläche  wie  im  Innern  des  Stammes. 

Mit  einem  Loblied  auf  die  Gaudichaud-Dangcard  'sehe 
Phyt ontheorie  schliesst  die  Abhandlung;  Ref.  ist  leider  auch  da- 
durch nicht  bekehrt  worden  (cf.  Bot.  Centralblatt.  1.  c). 

L.  Klein  (Freiburg  i.  B.). 

Fernbach,  A.,  Sur  le  dosage  de  la  sucrase.  3.  memoire:: 
Formation  de  la  sucrase  chez  rAspergillus  niger- 
(Annales  de  l'Institut  Pasteur.   1890.  pag.   1 — 24). 

—     —   :  Sur  l'invertine  ou  sucrase  de  la  levure  (1.  C, 

pag.  641—673.) 

Der    Verf.    hat    sich    die    Aufgabe    gestellt,    eine    Methode    zur 
quantitativen  Bestimmung  des  Invertins  („sucrase"  nach  der  Termino- 
logie   von  Duclaux)    auszuarbeiten.     Eine    solche    Methode    kann- 
natürlich  nur  eine    indirecte  und    die  Bestimmung  nur  eine  relative 
sein ;  so  erscheint  denn  als  Resultat  der  Untersuchungen,  die  Verf. 
in  zwei  früher  publicirten  Aufsätzen  mitgetheilt  hat,  die  Aufstellung 
einer    willkürlichen    Einheit     der    Invertins;     es    ist    dies    dasjenige 
Invertinquantum,  welches  im  Stande  ist,  bei  einer  bestimmten  Tem- 
peratur (54 — 56°)  und  bei  einer  bestimmten  optimalen  Acidität  der~ 
Flüssigkeit  im   Laufe  einer  Stunde  20  egr    Saccharose  zu  invertiren.. 
In    diesen  Einheiten    werden    im  Laufe    der  Arbeit    die    gefundenen 
Invertinmengen  ausgedrückt.     Da  eine  Darlegung  der  nun  zu  refe- 
rirenden  Untersuchungen  sich  nicht  ausführen  liesse,  ohne  specieller- 
auf   die    complicirte    chemische    Methodik   derselben  einzugehen,    so- 
muss  sich  Referent  darauf  beschränken,  nur  die  letzten,  physiologisch 


332        Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie  (Pilze.  —  Instr.) 

wichtigen  Resultate  wiederzugeben,  wegen  deren  näherer  Begründung 
und  aller  Einzelheiten  auf  das  Original  verweisend. 

Bei  Aspergillus  niger  ergab  sich  die  autfallende  und  ganz 
paradox  erscheinende  Thatsache,  dass  am  Anfange  der  Cultur  sich 
in  der  Nährflüssigkeit  gar  kein  Invertin  nachweisen  lässt,  während 
bereits  der  gössere  Theil  des  Zuckers  invertirt  ist,  und  dass  auch 
späterhin  die  Menge  des  Invertins  relativ  gering  bleibt,  so  lange 
Inversion  und  Verbrauch  von  Zucker  stattfindet  und  das  Trocken- 
gewicht des  Pilzes  zunimmt;  erst  wenn  bereits  sämmtlicher  Zucker 
.aus  der  Nährlösung  verschwunden  und  die  Trockensubstanz  des 
Pilzes  im  Abnehmen  begriffen  ist,  nimmt  die  Menge  des  Invertins 
bedeutend  zu  und  steigert  sich  im  Laufe  einiger  Tage  bis  auf  das 
Mehrfache  des  ursprünglichen  Quantums.  Dies  erweckte  in  dem 
Verf.  den  Gedanken,  dass  die  Inversion  des  Zuckers  nicht,  wie 
man  gewöhnlich  annimmt,  ausserhalb  der  Zellen  durch  von  diesen 
ausgeschiedenes  Enzym  bewirkt  wird,  sondern  dass  dieser  Process 
im  Innern  der  Zellen  vor  sich  geht.  Und  in  der  That,  als  er  junges, 
in  lebhafter  Ernährung  befindliches  Mycel  mit  Wasser  und  Sand 
zerrieb,  fand  er  in  dem  gewonnenen  Saft  sehr  erhebliche  Mengen 
Invertin.  Im  Verlaufe  der  Cultur  nimmt  dieses  intracellulare  Invertin 
in  noch  stärkerem  Maasse  ab,  als  das  extracellulare  zunimmt,  es 
findet  somit  ein  allmählig  immer  stärker  werdender  Uebertritt  des 
Enzyms  aus  den  Zeilen  in  die  Nährlösung  statt,  und  ausserdem  eine 
langsame  Zerstörung  eines  Theiles  derselben  (wahrscheinlich  infolge 
Oxydation).  Die  Exosmose  des  Invertins  aus  den  Zellen  tritt,  wie 
Verf.  zeigt,  erst  dann  ein,  wenn  der  Verbrauch  der  in  denselben 
angehäuften  Reservestoffe,   also  die  Erschöpfung  der  Zellen,  beginnt. 

In  der  zweiten  Abhandlung  wird  zunächst  gezeigt,  dass  zwischen 
dem  Invertin  des  Aspergillus  und  demjenigen  der  Sprosspilze  nicht 
unerhebliche  Differenzen  bestehen  und  dass  auch  die  von  ver- 
schiedenen Sprosspilz-Species  oder  -Rassen  producirteu  Invertine  sich 
in  freilich  minder  hohem  Grade  von  einander  unterscheiden.  So 
ist  das  Optimum  der  Acidität  der  Nährlösung,  d.  i.  derjenige  Ge- 
halt derselben  an  Essigsäure,  bei  dem  eine  gegebene  Menge  des 
Enzyms  caeteris  paribus  die  grösste  Menge  Zucker  inventirt,  für  das 
Asperg  illus-Invertm  l°/o,  für  das  Invertin  gewisser  Hefesorten  0,05°/o, 
für  dasjenige  anderer  0,02°/0. 

Ein  ferneres  Resultat  ist,  dass  die  Ausgiebigkeit  der  Invertin- 
bildung  seitens  der  nämlichen  Hefe  (auf  gleiches  Gewicht  derselben 
bezogen)  eine  wesentlich  verschiedene  ist,  wenn  dieselbe  in  ver- 
schiedenen Nährlösungen  cultivirt  wird.  Und  zwar  hängt  dies  nicht 
von  der  Natur  des  gebotenen  Zuckers  ab,  sondern  von  der  sonstigen 
-Zusammensetzung  der  Nährlösung,  hauptsächlich  von  der  Natur  der 
vorhandenen  Stickstoffverbindungen.  So  wird,  mit  demselben  Zucker, 
in  Hefedecoct  bei  weitem  mehr  Invertin  gebildet  als  in  Decoct  von 
Gerstencotyledonen;  wird  letzteres  mit  2°,'o  Pepton  versetzt,  so 
steigert  dies  die  Invertinbildung  enorm;  hingegen  vermindert  ein 
Zusatz  von  l°/o  Ammoniumphosphat  zum  Hefedecoct  die  absolute 
Menge  des  gebildeten  Invertins,  während  das  Gewicht  der  producirten 
Hefe  dadurch  vermehrt  wird.  —  Dies  gilt  für  eine  bestimmte  Hefe. 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie.  333 

31it  anderen  Hefesorten  erwies  sich  das  nämliche  Hefedecoct  als  ein 
für  die  Invertinbildung  weit  weniger  günstiges  Nährmedium  ;  es  war 
zwar  immerhin  günstiger,  als  das  Decoct  von  Gerstenkotyledonen, 
aber    der  Unterschied  war  lange  nicht  so  bedeutend. 

Kothert  (Leipzig-). 

Ludwig,  F.,  Die  Aggregation  als  Artenbildendes  Princip. 

(Wissenschaftliche  Rundschau  der  Münch.  Neu.  Nachrichten.  1891» 

N.  330.  p.  1  u.  2.) 

In  der  Entwicklungsgeschichte  der  Lebensformen,  welche  gegen- 
wärtig unseren  Erdkörper  bewohnen,  ist  neben  der  fortgesetzten 
Diff erenzirung  niederer  einfacher  Organismen  zu  höheren  com- 
plicirteren  Formen  weitgehender  Arbeitsteilung  ein  zweiter  Ent- 
wicklungsgang bemerkenswerth,  bei  welchem  die  höheren  Formen 
durch  Vereinigung  einfacher  Organismen  zu  einem 
Organismus  höherer  Ordnung  zu  Stande  gekommen  sind. 
Dabei  kann  es  sich  handeln  um  das  Zusammentreten  gleichartiger 
O  r g  a n i  s  m  e  n  oder  um  die  A  g  g  r  e  g a  t  i  o  n  verschiedenartiger 
Organismen,  es  kann  ferner  die  Ausbildung  der  aggregirten 
Formen  bei  der  jeweiligen  Bildung  des  neuen  Individuum  (höherer 
Ordnung)  gegenwärtig  in  jedem  einzelnen  Falle  noch  stattfinden, 
oder  in  einer  früheren  Entwickelungsperiode  stattgefunden  haben,. 
so  dass  heutzutage  auch  aus  dem  einfachen  Fortpflanzungskörper 
(Ei,  Spore  etc.)  die  zusammengesetzte  Form  noch  entspringt.  Um 
die  A  g  g  r  e  g  a  t  i  o  n  gleichartiger  Organismen  handelt  oder 
handelte  es  sich  z.  B.  bei  den  höheren  Formen  der  Basidiomyceten 
und  Ascomyceten.  Die  Gattungen  von  Agaricas,  Boletus,  Hydnumr 
Thelephora  etc.  sind  als  Aggregationsarten  der  einfachen  Formen 
von  Tomentella  und  Verwandter,  die  von  Peziza  etc.  als  Aggregations- 
arten der  Exoasceen  (Endomyces ,  Taphrina  etc.)  zu  betrachten. 
Auch  heutzutage  kann  der  Hutkörper  eines  Agaricus  etc.  noch 
durch  das  Zusammentreten  der  Hyphen  entstehen,  welche  aus- 
verschiedenen  Sporen  der  gleichen  Art  ihren  Ursprung  ge- 
nommen haben.  Durch  fortgesetzte  Aggregation  sind  sodann  die 
zusammengesetzten  Pyrenomyceten  etc.  (Poronia,  Nummularia, 
Melogramma,  Cordyceps  etc.)  aus  den  einfachen  entstanden  zu 
denken.  Die  Gasteromyceten- Gattung  Broomeia  (B.  aggregata  Berk.r 
B.  Guadalupensis  Levj  wird  als  Aggregationsform  zu  Geaster, 
die  Rostgattungen  Ravenelia  und  eine  verwandte,  von  G.  v.  Lager- 
heim neuerdings  in  Ecuador  entdeckte,  noch  unbeschriebene  Gattung 
sind  durch  Verwachsung  einfacher  Puccinia  -  artiger  Fruchtkörper 
entstanden,  wie  ja  auch  Melampsora,  Thecaspora,  Gymnosporangium 
etc.  Die  Myxomyceten  Dictyostelium  und  Polysphondylium  entstehen 
in  jedem  einzelnen  Falle  durch  Aggregation  zahlreicher  Einzel- 
individuen (Amöben).  Aggregationen,  die  unter  gewissen  Ernährungs- 
bedingungen zu  Stande  kommen,  sind  die  „C'oreTmwm-Bildungen"" 
(Coremium  vulgare  aus  Penicillium  crustaceum,  Isaria  farinosa  aus 
tipicaria,  Stysanus  Stemonitis  aus  Hormodendron  etc.). 

Aggregationen  von  verschiedenen  Organismen  stellen  die- 
verschiedenen  Fälle  von  Symbiose  dar,  von  Algen  und  Thieren  bei' 


334  Physiologie,  Biologie,  Anatomie   und  Morphologie. 

Hydra  viridis,  grünen  Spongillen,  Infusorien,  Radiolarien  atc,  von 
Algen  und  Pilzen  bei  den  Flechten,  Pilzen  und  höheren  Pflanzen, 
bei  den  Mycorrhizcn,  Wurzelknollen  der  Leguminosen,  Erlen,  etc.  etc. 
Es  dürfte  zu  untersuchen  sein,  in  wie  weit  hier  das  Zusammentreten 
der  verschiedenen  Organismen  zur  Ausbildung  neuer  Arten  geführt 
hat,  d.  h.  in  der  Vorzeit  zu  Stande  gekommen  ist,  ohne  dass  heute 
noch  eine  gleiche  Synthese  möglich  wäre.  Bei  den  Flechten  ist  in 
vielen  Fällen  die  Synthese  aus  Pilz  und  Alge  noch  gelungen, 
wTährend  doch  bestimmte  Arten  entstanden  sind,  die  sich  auch  ohne 
erneute  Synthese  erhalten,  indem  Portionen  von  Pilzhyphen  und 
Algengonidien  zur  Fortpflanzung  der  Art  abgegliedert  werden. 
Gleiches  ist  bei  Hydra  viridis  von  Beyerinck  u.  A.  constatirt 
worden.  Mit  der  Theilung  der  Zellkerne  geht  hier  eine  Theilung 
der  Algen,  der  Zoochlorellen  vor  sich,  die  Eier  erhalten  die  letzteren 
vom  Mutterkörper,  so  dass  diese  Aggregation  von  Alge  und  Thier 
sich  erblich  erhält.  Beyerinck  hat  hier  die  Algenzellen  aus  dem 
Thierkörper  isolirt  und  in  Gelatine  gezüchtet  und  ihre  Identität 
mit  einer  in  Gräben  und  Teichen  sehr  verbreiteten  Alge,  die  er 
Chlorella  vulgaris  nennt,  erwiesen,  doch  scheint  es,  als  ob  heut- 
zutage die  Vereinigung  farbloser  Hydren  mit  der  Chlorella  nicht 
mehr  oder  nur  unter  besonderen  Umständen  möglich  wäre.  Ebenso 
wie  die  Hydra  viridis  ist  die  grüne  durch  Chlorella  verursachte  Form 
des  Trompeterthierchens  erblich  konstant,  während  bei  der  grünen 
Form  unseres  Süsswasserschwammes  die  Eier  noch  keine  Chlorellen 
enthalten,  die  Symbiose  von  Chlorella  infusionum  (Zoochlorella 
parasitica)  mit  der  Sjjongiella  fluviatilis  noch  nicht  zur  Art- Aggre- 
gation fortgeschritten  ist.  Mit  allen  Uebergängen  von  der  ge- 
legentlichen Symbiose  bis  zur  Ausbildung  differenter  Arten  findet 
sich  die  Aggregation  der  Chlorellen  und  Zoxanthellen  bei  den  See- 
anemonen, Quallen ,  Radiolarien,  Infusorien  (hierher  gehörig  eine 
grüne  Form  des  Leuchtthierchens,  Noctiluca  miliaris  von  der  Küste 
•der  Insel  Symbawa).  Eine  Aggregation  von  Bakterien  mit  Thieren 
liefern  Pholas  dactylus  und  Pelagia,  deren  Leuchtvermögen  nach 
Dubois  u.  A.  der  Wirkung  von  symbiontischen  Photobakterien 
zuzuschreiben  ist.  Ludwig  (Greiz). 

'Chauveaud,    Gustave,      Recherches    embryogeniques     sur 
l'appareil  lactifere  des  Euphorbiacees,  Urticacees, 
Apocynees    et   Ascleuiadees.     (Annales    des    sciences  nat. 
Botanique.  Ser.  VII.  Tome  XIV.  1891.  p.  1—162.  Avec  8  planches.) 
Der  erste  Abschnitt  dieser  höchst  bemerkenswerthen    Abhand- 
lung gibt  eine  kurze  historische  Uebersicht  über  die  Untersuchungen, 
die  früher  über  die  Milchsaftgefässe  angestellt  wurden,  über  die  ver- 
schiedenen Theorien,  wrelche  über  den  Zweck  dieser  Organe    aufge- 
stellt wurden  und  endlich    über    die    letzten    Arbeiten,    welche    sich 
mit    der    Bildung    dieser    Apparate    befassten,     die    Arbeiten     von 
Schmal  hausen  und  Schul  ler  us. 

Darauf  folgt  eine  genaue  Beschreibung  zweier  ebenso  einfacher 
wie  practischer  kleiner  Apparate,    der  sog.    „Mikroplyne",   zur  Be- 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie.  335 

handlung  der  Schnitte  mit  Reagentien  und  der  „Mikrozete"  zum 
weiteren  Verarbeiten  der  Schnitte.  Der  erstgenannte  Apparat  ist  ein 
kleiner  Glastrichter  mit  feinem,  quer  in  die  Röhre  eingeschmolzenen 
Platinnetz,  auf  das  Glaspulver,  dann  die  Schnitte,  dann  nochmals 
Glaspulver  gebracht  wird,  was  es  möglich  macht,  mit  unver- 
hältnissmässig  geringem  Zeitaufwand  und  ohne  Verlust  der  kleinen, 
schwer  sichtbaren  Schnitte  befürchten  zu  müssen,  die  Schnitte  erst 
zu  säubern  und  dann  zu  färben.  Die  Mikrozete  ist  ein  Präparir- 
tisch,  zur  Aufnahme  von  Uhrgläsern  mit  Präparaten  bestimmt,  welche 
von  unten  durch  einen  drehbaren,  doppelten,  schwarz  und  weissen 
Spiegel  beleuchtet  werden  Diese  Apparate  konnten  hier,  wo  eine 
grosse  Anzahl  kleinster  Kmbryoschnitte  zu  verarbeiten  waren,  ihre 
Zweckmässigkeit  glänzend   bewähren. 

Im  dritten,  grössten  Capitel  wird  die  Entwickelungsgeschichte 
des  Milchsaftgefässsystems  in  der  Familie  der  Euphorbiaceen  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Gattung  Euphorbia  geschildert. 
Das  vergleichende  Studium  der  verschiedenen  Arten  dieser  Familie 
lehrte,  dass  die  Entwicklung  des  Milchsaftgefässsystems  nicht, 
wie  Seh  mal  hausen  glaubte,  überall  nach  dem  gleichen  Schema  vor 
sich  geht,  sondern  eine  ganze  Reihe  Verschiedenheiten  aufweist. 
Diese  Verschiedenheiten  lassen  sich  auf  einige  Typen  zurückführen 
und  sind  im  Uebrigen  enge  mit  der  Zahl  der  im  Embryo  vor- 
handenen Initialzellen  verknüpft.  Diese  Zahl  schwankt  innerhalb 
recht  erheblicher  Grenzen;  sie  ist  bei  keiner  der  untersuchten  Arten 
von  den  früheren  Autoren  genau  angegeben  worden.  Im  häufigsten  Falle 
bilden  die  zahlreichen  Initialen  anfänglich  eine  geschlossene  Schicht, 
die  den  Centralcylinder  als  vollständiger  Ring  umgiebt  (Euphorbia 
falcata,  helioscopia,  Portlandlca  etc.)  Der  von  den  Initialen  gebildete 
Kreis  kann  sich  auf  zwei  ausgedehnte  Bögen  reduciren  (E.  myrsinites), 
auf  vier  kleinere  Bögen  (E.  segetalis),  endlich  kann  die  Zahl  der 
Initialen,  welche  diese  vier  kleineren  Bögen  bilden,  auf  zwei  zurück- 
gehen (E.  exigua,  Peplis  etc.)  und  selbst  auf  eine  einzige  (E.  Engel- 
manni).  Die  Schicht  der  Mutterzellen  dieser  Initialen  liegt  immer 
im  gleichen  Querschnitt,  der  als  Knotenebene  (plan  nodal)  be- 
zeichnet wird,  weil  er  mit  der  Insertionsbasis  der  Kotyledonen  zu- 
sammenfällt. Ausnahmsweise  wurden  zwei  Initialkreise  gefunden 
(Croton  pungens),  ein  innerer,  welcher  mit  der  Aussenschicht  des  Cen- 
tralcylinders  correspondirt,  und  ein  äusserer  in  der  Mitte  der  Rinde. 
Auf  diesen  beiden  concentrischen  Kreisen  nehmen  die  Initialen  nicht 
den  ganzen  Raum  ein,  sondern  sind  von  einander  jeweils  durch  meh- 
rere Parenchymzellen  getrennt.  Später  verhalten  sich  die  Initialen, 
je  nachdem  sie  im  Kreise  oder  in  Bögen  angeordnet  waren,  ver- 
schieden bei  der  Weiterentwickelung.  Im  ersteren  Falle  verlängern 
sie  sich  radial  nach  aussen,  dringen  zwischen  die  Zellen  der  Rinde 
ein  und  steigen  später  mehr  oder  weniger  schief  zur  Wurzel  herab. 
Im  zweiten  Falle  bilden  sie  tangentiale  Verlängerungen,  die  der 
Peripherie  des  Centralcylinders  folgen  und  ebenso  viele  Bögen 
bilden,  welche  in  ihrer  Gesammtheit  ein  ringförmiges  Geflecht  dar- 
stellen. Von  diesem  Geflecht  strahlen  dann  radiale  Schläuche  aus, 
die  wie   im   vorhergehenden  Falle  mehr  oder  weniger  schief  durch 


336  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie. 

die  Rinde  zur  "Wurzel  steigen.  Zwischen  den  beiden  extremen 
Fällen,  einem  absolut  vollständigen  Initialenkreis  und  vier  einzelligen 
Bögen,  gibt  es,  wie  gesagt,  Zwischenstufen;  daraus  folgt  eine  grosse 
Verschiedenheit  der  Querschnittsbilder  durch  die  Knotenebene  der 
verschiedenen  Embryonen.  Bemerkenswerth  ist  ferner  die  Regel- 
mässigkeit, mit  welcher  die  verschiedenen  Verlängerungen  der 
Initialzellen  in  der  embryonalen  Achse  auftreten.  Da  die  Initialen 
verschiedene  Kategorien  von  Verlängerungen  treiben,  so  werden 
dieselben,  je  nach  dem  Ort  ihres  Auftretens,  der  bequemeren  Be- 
schreibung halber  als  kotyledonare,  centrale,  rindenständige  und 
markständige  bezeichnet.  Die  centralen  wie  die  rindenständigen 
Schläuche  weisen  sehr  oft  in  ihrer  Zahl  und  vor  allem  in  ihrer 
Lagerung  eine  frappante  Regelmässigkeit  auf.  Die  Vertheilung  der 
Milchsaftschläuche  gibt  uns  in  den  meisten  Fällen  Mittel  an  die 
Hand,  speciell  genug,  um  die  Embryonen  zweier  verwandter  Species 
mit  grosser  Sicherheit  zu  unterscheiden.  —  Anastomosen  werden 
niemals  beobachtet,  weder  zwischen  Milchsaftschläuchen  allein,  noch 
zwischen  solchen  und  benachbarten  Zellen,  eine  Bestätigung  der 
von  Schul  ler us  geäusserten  Ansicht,  trotz  seiner  sehr  ungenauen 
Beschreibung  der  Milchsaftge fasse  in  den  Kotyledonen  von  E.  Laihyris. 

Ein  einheitliches  System  von  Milchrühren,  demjenigen  der 
Euphorbiaceen  ähnlich,  wurde  im  Embryo  gewisser  Pflanzen  ge- 
funden, die  man  bisher  stets  als  ausschliesslich  mit  gegliederten 
Milchsaftgefässen  versehen  betrachtet  hatte  (Aleurites  triloba, 
Jatropha  Curcas  etc.) 

Die  Untersuchung  der  Asclejjiadeen  und  Apocyneen  lieferte 
einen  neuen  Typus  für  die  embryonale  Entwickelung  des  Milch- 
röhrensystems. Bei  einigen  dieser  Pflanzen  besitzt  der  Embryo  im 
Stämmchen  in  der  That  keinerlei  rindenständige  Schläuche  (Apo- 
cynum  venetum).  Bei  allen  treten  die  Initialen  in  der  Knotenebene 
auf  und  liegen  im  Kreise  an  der  Peripherie  des  Centralcylinders, 
durch  eine  oder  mehrere  Parenchymzellen  von  einander  getrennt. 
Eine  Eigenthümlichkeit  erscheint  in  der  Familie  der  Asclepiadeen 
allgemein  zu  sein,  die  Krümmung  der  centralen  Schläuche  in  der 
,,Collet"  Region  (Vereinigungsstelle  von  Stamm  und  Wurzel); 
hier  verlassen  die  Milchsaftschläuche  den  Centralcylinder,  um  in 
die  Rinde  einzudringen  und  fernerhin  in  derselben  weiter  zu 
wachsen.  Bei  einzelnen  Apocyneen,  die  im  erwachsenen  Zustande 
Milchsaftgefässe  führen  (Vinca  major,  minor,  Amsonla  latifolia, 
Tabernaemontana  Wallichiana)  wurden  solche  im  Embryo  ver- 
geblich gesucht. 

Bei  den  Urticaceen  liegen  die  Initialen  in  Gruppen  von  je 
fünf  den  beiden  Kotyledonarausbogungen  gegenüber,  während  bei 
allen  anderen  Pflanzen,  die  keinen  geschlossenen  Initialring  be- 
sitzen, diese  beiden  Regionen  niemals  solchen  aufweisen.  Der 
ununterbrochene  embryonale  Milchgefässapparat  ist  bei  den  ver- 
schiedenen Familien,  bei  denen  er  auftritt,  aus  den  verschiedenen 
Theilen  zusammengesetzt,  die  bei  den  Euphorbiaceen  geschildert 
wurden;  dort  scheint  er  die  höchste  Stufe  seiner  Entwickelung  zu 
erreichen. 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  337 

Beim  Verfolge  der  Entwicklungsgeschichte  des  Milchgefäss- 
systems  vom  embryonalen  Stadium  an  zeigt  es  sich  zunächst,  dass 
er  in  der  postembryonalen  Entwickelung  im  wesentlichen  die  gleiche 
Anordnung  beibehält,  wie  im  Embryo.  Sind  die  rindenständigen 
Schläuche  im  Keimstämmchen  subepidermal,  so  bleiben  sie  es  auch 
in  den  verschiedenen'  Theilen  des  Stammes  und  seiner  Aeste  und 
ebenso  sind  sie  in  den  Blättern  der  erwachsenen  Pflanze  in  der- 
gleichen Weise  wie  in  den  Kotyledonen  angeordnet.  Im  Gegensatze 
dazu  ist  diese  Anordnung  in  der  Haupt-  und  den  Seitenwurzeln 
verschieden ;  so  wurden  in  den  Seitenwurzeln  (von  E.  Lathyris, 
Peplis  etc.)  niemals  rindenständige  Schläuche  angetroffen,  während 
die  Hauptwurzel  eine  grosse  Zahl  solcher  besitzt.  Die  centralen 
Milchsaftgefässe  der  Seitenwurzeln  sind  an  Zahl  den  Bastbündeln 
gleich  und  deren  Aussenseite  in  der  Mitte  angelagert.  Bei  den 
Pflanzen,  welche  secundäre  Bildungen  hervorbringen,  stammen  die 
Milchröhren,  welche  diese  Bildungen  durchziehen,  von  den  nächst- 
liegenden Aesten  der  Mutterzellschichten  5  diese  Aeste  gehörendem 
primären  Milchsaftgefässapparat  an,  derart,  dass  das  Auftreten  neuer 
Milchzellen  ausserhalb  der  ersten  embryonalen  Stadien  niemals  zur 
Beobachtung  kam. 

Ein  besonderes  Capitel  ist  der  kritischen  Prüfung  der  Rolle 
gewidmet,  welche  dem  Milchröhrensystem  in  der  Classification  zu- 
getheilt  wurde.  Musste  hier  auch  die  auf  diesem  Punkte  basirende  bis- 
herige Classification  durch  den  Autor  selbst  geändert  werden,  so  hat  das 
lediglich  in  der  früher  nicht  genügend  genauen  Kenntniss  des  Milchge- 
fässapparates  seinen  Grund.  Die  Merkmale,  welche  die  Embryogenie 
hier  liefert,  bestätigen  nicht  nur  die  auf  morphologische  Merkmale 
begründeten  Unterabtheilungen,  sondern  sie  sind  sogar  geeignet, 
mehr  Klarheit  über  die  Verwandtschaftsgrade  einiger  Gattungen  zu 
verbreiten.  Cannabineen,  Moreen  und  Arthocarpeen  lassen  sich  nicht 
zu  einer  einzigen  Gruppe  zusammenfassen,  deren  gemeinsames 
Merkmal  ähnliche  Milchröhren  sind,  denn  Cannabis  sativa  zeigt  auch 
keine  Spur  von  einem  embryonalen  Milchgefässsystem. 

Endlich  werden  die  verschiedenen  Theorien  über  die  wahre 
morphologische  Natur  der  Milchröhren  discutirt.  Aus  theoretischen 
Gründen  setzt  der  Verf.  der  von  Pax  und  Scott  vertretenen  de 
Bary'schen  Hypothese  eine  entgegengesetzte  entgegen,  nach  welcher 
die  continuirliche  Milchröhre  den  Urzustand  repräsentiren  soll; 
diese  theoretischen  Erwägungen  werden  durch  positive  Thatsachen 
in  sofern  gestützt,  als  gewisse  Pflanzen  {Aleurites  triloba  etc.)  an- 
fänglich im  Embryo  ein  ungegliedertes  Milchgefässsystem  besitzen 
und  erst  später  in  der  postembryonalen  Entwickelungsperiode  ein 
gegliedertes  Milchgefässsystem  erhalten.  Diese  Thatsachen  zeigen 
ausserdem  an,  dass  die  beiden  typischen  Formen  der  Milchgefässe, 
die  gegliederten  und  ungegliederten,  sich  keineswegs,  wie  man  bisher 
annahm,  bei  einer  und  derselben  Pflanze  ausschliessen,  obwohl  sie 
in  der  Regel  stets  durch  eine  Reihe  von  Merkmaien  getrennt, 
deutlich  von  einander  verschieden  sind. 

Botan.  Centralbl.     Bd.  XL VIII.     1891.  22 


338  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie. 

Auf  Grund  der  vorliegenden  Untersuchungen  fasst  Verl.  unser 
derzeitiges  Wissen  von  den  Milchröhren  in  folgende  Sätze  knapp 
zusammen,    wobei    seine  eigenen  Resultate  gesperrt  gedruckt    sind : 

Der  ununterbrochene  primitive  Milchgefässapparat  ist  durch 
Specialzellen  (Initialen)  gebildet,  welche  die  ersten  differenzirten 
Elemente  im  Embryo  darstellen. 

Diese  Initialzellen,  selten  in  der  Zahl  vier,  bis- 
weilen zu  acht,  oft  viel  zahlreicher,  repräsentiren  eine  für 
jede  Art  constante  Zahl. 

Sie  erscheinen  immer  in  d e r  g  1  e i c h e n  Q u e r  s c h  n i 1 1 s- 
ebene  (Knotenebene)  und  bilden  sich  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  ausschliesslich  auf  Kosten  der  pericyk- 
lischen  Schicht. 

Diese  Initialen  verlängern  sich  zu  Schläuchen  und  verästeln  sich 
stark,  indem  sie  so  im  Embryo  ein  geschlossenes  System  bilden. 
das  oft  einen  hohen  ürad  von  Regelmässigkeit  auf- 
weis t. 

Dieses  System  wächst  später  heran,  um  zunächst  das  Milch- 
saftgefasasystem  des  Keimpflänzchens,  später  der  erwachsenen  Pflanze 
zu  bilden.  In  den  Fällen,  in  welchen  die  Pflanze  seeun- 
d  ä  r  e  Bildungen  erzeugt,  sind  diese  Bildungen  von 
Mil  chgefässe  n  durchzogen,  welche  von  den  benach- 
barten Aesten  der  generativen  Schichten  abstammen 
und  dem  primären  M  i  1  c  h  r  ö  h  r  e  n  s  y  s  t  e  m  angehören; 
man  beobachtet  niemals  das  Auftreten  neuer  Initialen 
nach  den  ersten  Stadien  der  embryonalen  Entwicke- 
lun  g. 

Diese  Schläuche  zeigen  weder  Anastomosen    noch  Querwände. 

Ihre  Aeste  können  sich  bei  gewissen  Arten  ebenso  gut  im 
Mark  wie  in  der  Rinde  verbreiten. 

Ihre  Bedingungen  sind  nicht  auf  ein  spezielles  Gewebe  be- 
schränkt; man  findet  sie  in  den  Laubblättern,  wie  in  den  Kotyle- 
donen, bald  mitten  im  Parenchym,  bald  unter  den  Palissadenzellen 
und  sogar  ziemlich  häufig  im  Contact  mit  der  Epidermis. 

Bei  gewissen  Pflanzen  können  ungegliederte  Milchröhren  dem 
Auftreten  der  gegliederten  vorausgehen. 

Gefunden  werden  sie  nur  bei  folgenden  Familien :  Euplwrbiaceen, 
Urticaceen,  Apocyneen  und  Asclepiadeen,  w  o  s  i  e  zur  C  h  a  r  a  k  t  e  r  i- 
sirung  gewisser  Tribus  dienen  können. 

L.  Klein  (Freiburg  i.  B.). 

Tschirch,  A.,  Physiologische  Studien  über  die  Samen, 
insbesondere  die  Saugorgane  derselben.  (Annales  du 
Jardin  Botanique  de  Buitenzorg.  Vol.  IX.  p.  143 — 183.  6  Tafeln). 

Die  ersten  10  Seiten  dieser  höchst  interessanten  Abhandlung 
geben  in  gedrängter  Kürze  eine  sehr  klare  Uebersicht  über  eine 
Reihe  von  Arbeiten,  die  im  Laufe  der  letzten  Jahre  theils  vom 
Verf..  theils  von  einer  Anzahl  seiner  Schüler  angestellt  wurden, 
Arbeiten,  die  unter  einander  in  mehr  oder  weniger  innigen  Zusammen- 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  u.  Morphologie.  339 

hang  stehen  und  die  sämmtlich  das  Ziel  verfolgen,  über  die  physiolo- 
gischen Vorgänge,  besonders  bei  der  Keimung  der  Samen,  weiteren 
Aufschluss  zu  gewähren.  Ueberall  wurde  versucht,  die  betreffenden 
Fragen  an  der  Hand  des  Experimentes  ihrer  Lösung  näher  zu  führen. 
Diese  Untersuchungen  betreffen  das  System  von  Festigungsein- 
richtungen der  sog.  Markschicht  der  Samenschalen,  die  Schleimepi- 
dermis,  die  nicht  in  erster  Linie  als  Wasserspeicher,  sondern  als 
Anheftungsorgan  dient,  dann  die  dichte  Schicht  der  Samenschale, 
die  sog.  Nährschicht,  die  im  reifen  Samen  fast  stets  aus  todten, 
zusammengefallenen  Zellen  besteht,  welche  den  reifenden  Samen 
mit  Wasser  und  Nährstoffen  versorgten.  Als  vierte,  die  Physiolo- 
gie der  Samenschale  behandelnde  Untersuchung  kommen  hier 
Studien  über  die  pfropfartigen  Verschlüsse  bei  monokotylen  Samen 
hinzu.  Kurz  berührt  werden  ferner  die  Untersuchungen  über 
Bau  und  Function  der  Aleuronkörner,  die  Bedeutung  der  Zellkerne  in 
den  Endospermzellen  als  Träger  der  Lebensthätigkeit  der  Samen, 
besonders  bei  der  Entleerung  der  Reservestoffbehälterzelle,  die 
Lösung  der  Kalkoxalatkrystalle  bei  der  Keimung  (die  Verf.,  wie 
Kraus,  als  Reservestofte  betrachtet),  das  chemisch-physiologische 
Studium  der  Speichergewebe,  des  Endosperms  und  Perisperms  über- 
haupt; die  inneren  Quellschichten :  die  sog.  Schleimendosperme  als 
Reservestoffe,  die  Frage  nach  den  Leitungsbahnen  der  gelösten 
Reservestoffe  und  das  Auftreten  und  Verschwinden  des  Chloro- 
phylls in  den  Keimlingen. 

Den  Hauptgegenstand  vorliegender  Schrift  bildet  das  experi- 
mentelle Studium  der  Physiologie  und  Biologie  der  Keimung  einer 
Anzahl  tropischer  Monokotylensamen,  ausgeführt  im  Laboratorium 
des  Botanischen  Gartens  zu  Buitenzorg  auf  Java.  Die  gleichfalls 
dort  untersuchten  Dikotylensamen  sind  in  vorliegender  Arbeit  nicht 
berücksichtigt,  ebenso  die  merkwürdige  Thatsache  nur  kurz  gestreift, 
dass  Gerbstoffe  einen  sehr  häufigen  Bestandtheil  des  Samenkernes 
tropischer  Samen  bilden  und  in  dem  feucht-warmen  Klima  der 
Tropen  sehr  wesentlich  zur  Erhaltung  der  Samen  bis  zu  erfolgter 
Keimung  und  zur  Sicherung  dieser  in  den  ersten  Stadien  beitragen; 
darüber  soll  eine  spätere  Publication  berichten. 

Die  hauptsächlichsten  Resultate  der  Untersuchungen  über  die 
Saugorgane  der  monokotylen  Samen  fasst  Verf.  in  folgende  Sätze 
zusammen : 

1.  Alle  Monocotylensamen  mit  Speicher- (Nähr-)  Gewebe  — 
Endosperm,  Pensperm  —  besitzen  ein  Saugorgan,  welches  bei  der 
Keimung  im  Samen  stecken  bleibt  und  das  Nährgewebe    aussaugt. 

2.  Das  Saugorgan  ist  im  ruhenden  Samen  bald  scutellumartig 
{Gramineentypus:  Gramineen,  Centrolepis) ,  bald  keulenförmig, 
blattartig  oder  fädig  (Zingiberaceeutypus:  Zingiberaceen,  Marantaceen, 
Cannaceen,  Liliaceen,  Irideen,  Amaryllideen,  Restiaceen,  Aroideen, 
Juncaceen,  Bromeliaceen  u.  a.),  bald  der  Form  nach  unbestimmt 
und  kurz.  Im  letzteren  Falle  vergrössert  es  sich  stark  beim 
Keimen  des  Samens  und  dringt  tief  in  das  Endosperm  ein  (Palmen- 
typus :  Palmen,  Cyperaceen,  Commelinaceen,  Musa).  Die  Epidermis 
des  Saugorgans  ist  bald  papillös,  bald  nicht. 

22* 


340  Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie. 

3.  Dem  Saugorgan  der  Monokotylen  entspricht  ein  solches  bei 
den  Gnetaceen  und  Cycadeen,  ebenso|ist  der  „Fuss"  des  Embryos 
bei  den  Gefässkryptogamen  und  der  .  „Fuss"  der  Mooskapsel  als 
Saugorgan   zu  betrachten. 

4.  Vergleichende  Untersuchungen  aller  Monokotylen  -  Familien 
lehren ,  dass  das  bei  den  endospermfreien  Familien  (Abtheilung 
Helobiae  und  Najadeen)  und  Gattungen  auftretende,  die  Plumula 
bescheidende,  meist  keulige  Organ  sicher  der  Kotyledon  ist  und 
dass  andererseits  bei  dem  Zingiberaceen-  und  Palmentypus  der  Samen 
mit  Nährgewebe  ein  Zweifel  darüber  nicht  bestehen  kann,  dass  das 
Saug  organ  und  die  Keimb  latt  scheide  (Koleoptile,  Kotyle- 
donarscheide, Pileole)  eine  Einheit,  nämlich  den  Kotyledon 
bilden,  letzterer  also  aus  einem  scheidigen,  die  Plumula  anfänglich 
umhüllenden  (Koleoptile),  aus  einem  im  Samen  steckenbleibenden 
'Saugorgan)  und  einem  diese  beiden  verbindenden  fädigen  Theile 
(dem  verlängerten  „Halse"  des  Saugorgans)  besteht. 

5.  Auch  bei  dem  Gr  amineenty  pus  und  den  Samen  mit  sog. 
„angeschwollenem  Hypokotyl"  ist  die  Koleoptile  der  Kotyledon  5  die 
morphologische  Bedeutung  des  Scutellums  und  des  sog.  „ange- 
schwollenen Hypokotyls"  ist  noch  fraglich.  Das  Kotyledon  allein 
stellen  sie  keinesfalls  dar.  Nach  dem  Vergleiche  mit  den  Grami- 
neen ist  das  letztere  bei  Ruyopia,  Pothos  etc.,  das  Keimknüllchen 
A.  Meyers  bei  den  Orchideen,  das  Protocorm  der  Lycopodiaceen, 
überall  als  „funct  ion  sloses  Saugorgan"  zu  betrachten,  das  als 
vorübergehender  Speicher  von  Reservestoffen  und  Wasser,  als 
„t  r  a  n  s  i  t  o  r  i  s  c  h  e  r  Reservesto  ff  behalte  r"  fungirt.  Dabei 
erscheint  es  von  untergeordneter  Bedeutung,  ob  diese  Organe  schon 
im  Samen  entwickelt  sind,  oder  sich  erst  bei  der  Keimung  mächtiger 
entwickeln. 

6.  Bei  einigen  Monokotylen  -  Familien  ist  der  Same  mit  sog. 
Deckeln  oder  Pfropfen  ausgerüstet,  die  zur  Erleichterung  der 
Keimung  und  Sicherung  der  vollständigen  Ausnutzung  des  Nährge- 
webes dienen. 

L.  Klein  (Freiburg  i.  B.). 


Brandza,  Marcel,  Developpement  des  teguments  de  1  a 
graine.  (Revue  generale  de  Botanique.  1891.  No.  28 — 29.  Avec 
10  planches.) 

Wenn  man  den  Geschichtsschreiber  auf  irgend  einem  Gebiete 
der  Wissenschaft  spielen  will,  dann  ist  eine  einigermaassen  um- 
fassende Uebersicht  über  das  zu  behandelnde  Material  erste  Be- 
dingung. Nach  Art  der  französischen  Dissertationen  beginnt  auch 
diese  Schrift  mit  einer  historischen  Einleitung,  einer  kurzen  Charak- 
terisirung  der  früheren  Arbeiten  über  Bau  und  Entwickelung  der 
Samenschale,  bei  der  sich  der  Verf.  der  im  Uebrigen  durchaus 
tüchtigen  Arbeit  die  Aufgabe  herzlich  leicht  gemacht  und  gezeigt 
hat,  dass  er  von  der  ziemlich  umfangreichen,  allerdings  auch  sehr 
zerstreuten  Litteratur,  die  über  diesen  Gegenstand  existirt,  keine 
Ahnung  hat.     Besonders  schlecht  ist    die    deutsche  Litteratur  weg- 


Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie.  341 

gekommen  und,  um  wenigstens  ein  paar  Namen  zu  nennen,  nicht 
einmal  Bach  mann,  „Samenschale  der  Scrophularineenu .  Harz, 
„Landwirtschaftliche  Samenkunde1',  und  die  Arbeiten  von  Tsc  h  irch 
und  seinen  Schülern  sind  genannt.  Dagegen  hat  Verf.  trotzdem 
Recht  mit 'seiner  Behauptung,  dass  in  den  früheren  Arbeiten  die 
Entwicklungsgeschichte  zumeist  recht  stiefmütterlich  behandelt  worden 
und  dass  eine,  eine  grosse  Anzahl  Familien  und  Gattungen  umfas- 
sende Arbeit  über  das  Thema  bislang  fehlt. 

Folgendes  sind  die  hauptsächlichsten  Resultate  dei 
Studie : 

I.  Samen  mit  zwei  Tegumenten.  Dabei  lassen  sich 
mehrere  Fälle  unterscheiden: 

1)  Bei  vielen  Dialypetalen  mit  offenem  Fruchtknoten  (Eesedaceen, 
Capparideen,  Violarieen,  Cistineen,  Malvaceen,  Tiliaceen,  Sterculia- 
■ceen,  Passifi loreen,  Hypericineen)  sind  die  beidenlntegemente  der  Samen- 
knospe auch  in  der  Samenschale  noch  vorhanden.  Verf.  hat  stets 
gefunden,  dass  die  Samenschalen  in  diesen  Familien  einen  gänzlich 
verschiedenen  Bau  von  demjenigen,  den  man  bisher  allgemein  an- 
nahm, besassen.  Es  findet  weder  eine  Resorption  des  inneren 
Integuments  der  Samenknospe,  noch  eines  Theiles  der  äusseren 
statt  und  das  letztere  Integument  bildet  keineswegs  die  Samenschale 
allein.  Das  äursere  Integument  ist  vielmehr  im  reifen  Samen  auf 
2  oder  3  Zellschichten  reducirt  und  das  innere  Integument  bildet 
den  Haupttheil  der  Samenschale;  die  äusserste  Schicht  des  inneren 
Integuments  bildet  die  verholzte  oder  Schutzschicht,  die  Testa  des 
Samens.  Das  Gefässbündel  liegt  immer  im  äusseren  Integument, 
ausserhalb   der  verholzten  Partieen. 

2)  In  anderen  verschiedenen  Gruppen  der  den  Angiospermen 
angehörenden  Familien  (Berberideen,  Papaveraceen,  Fumariaceen, 
Portulacaceen,  Cruciferen,  gewisse  Aroideen,  Irideen,  gewisse  Lilia- 
ceen,  Juncaceen)  bleibt  das  innere  Integument  erhalten,  ohne  eine 
Schutzschicht  zu  bilden,  alsdann  aber  sondert  es  sich  in  mehrere 
distinete  Schichten,  die  innerhalb  des  Gefässbündels  liegen. 

3)  Wenn  in  der  erwachsenen  Samenschale  zwei  verholzte  über- 
einanderliegende Schichten  vorhanden  sind  (Geranieen,  Oenothereen, 
Lythrarieen,  Ampelideen,  Aristolochieen),  dann  stammt  allein  die 
äussere  Schicht  von  dem  äusseren  Integument  ab,  die  innere  dagegen 
von  der  äussersten  Schicht  des  inneren  Integumentes.  Bei  den 
Oenothereen,  Lythrarieen  und  Aristolochieen  betheiligt  sich  sogar 
der  Knospenkern,  wenigstens  mit  seinen  äussersten  Schichten  an  der 
Bildung  der  innersten  Schichten  der  Samenschale. 

4)  Bei  den  Magnolieen  geht  aus  dem  ganzen  inneren,  aus  drei 
übereinander  liegenden  Schichten  bestehenden  Integumente  die 
Schutzschicht  hervor,  unter  welcher  im  Samen  die  Epidermis  des 
Knospenkernes  liegt. 

5)  Bei  einigen  Familien  endlich  (Ranunculaceen,  Papilio)iaceen,  ge- 
wisse Liliaceen,  Amaryllideen)  finden  sich  der  Knospenkern  und 
-das  innere  Integument  im  erwachsenen  Samen  nicht  mehr. 


342    Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.  (Oekonom.  u.  Handelsbotanik.) 

IL  Samen    mit    einem    e  i  n  z  i  g  e  n  T  e  g  u  m  e  n  t. 

1)  Bei  der  Mehrzahl  der  Gamopetalen  und  Apetalen  ist  die 
Samenschale  nur  durch  das  einzige  Integument  der  Samenknospe 
gebildet,  ohne  dass  sich  der  Nucellus  dabei  betheiligt. 

2)  Bei  einigen  Familien  (Balsam ineen,  Polemoniaceen,  Planta- 
gineen)  stammt  die  Samenschale  allein  von  den  äussersten  Schichten 
und  der  Innenepidermis  des  einzigen  Integuments;  die  mittleren 
Parenchymschichten  verschwinden. 

3)  Bei  den  Lineen  stammen  die  Samenschalen  zugleich  von 
dem  einzigen  Integument  und  der  äussersten  und  innersten  Schicht 
des  Knospenkerns,  die  mittleren  Schichten  des  letzteren  werden 
resorbirt.  In  diesem  Falle  bildet  die  Epidermis  des  Knospenkerns 
die  verholzte  Schicht. 

Im  Allgemeinen  gestatten  die  Untersuchungen  über  die  Structur 
des  erwachsenen  Kernes  und  über  die  Entwicklung  von  der  Samen- 
knospe bis  zur  Reife  folgende  allgemeine  Schlussfolgerungen : 

1)  Bei  den  Pflanzen,  deren  Samenknospe  zwei  Integumente  be- 
sitzt, ist  die  Zusammensetzung  und  Bildung  der  Samenschale  eine 
andere,  als  man  sie  bisher  beschrieben  hat.  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle  ist  das  innere  Integument  nicht  verbraucht ;  es  bleibt  erhalten 
und  kann  oft  den  verholzten  Theil  der  Samenschale  bilden.  Mit- 
unter betheiligt  sich  der  Nucellus  selbst  an  der  Bildung  der  Samen- 
schalen. Nur  in  einigen  Familien  wird  die  Samenschale  durch  den 
äusseren  Theil  des  äusseren  Integuments  gebildet. 

2)  Bei  den  Pflanzen,  deren  Samenknospe  nur  ein  einziges  Inte- 
gument besitzt,  stammen  die  Samenschalen  entweder  von  diesem 
einzigen  Integument,  oder  zugleich  von  diesem  Integument  und  dem 
Nucellus.  Mitunter  kann  sogar  die  verholzte  Partie  der  Schale 
ihren  Ursprung  von  der  Epidermis  des  Nucellus  ableiten. 

L.  Klein  (Freiburg  i.   B  ). 

Hanausek,  T.  F.,  Die  Entwicklungsgeschichte  der  Frucht 
und  des  Samens  vonCoffea  arabicaL.  Abtheilung  IL 
Die  Entwicklungsgeschichte  des  Perikarps  (Frucht- 
schal e).  (Zeitschrift  für  Nahrungsmittel-Untersuchung  und  Hygiene. 
1891.  Nr.  9.  p.  185—192  und  Nr.  10.  p.  218—219.  Mit  11 
Figuren.*) 

Das  Gynaeceum  der  Kaffeeblüte  ist  typisch  zweifächrig;  nicht 
selten  schlägt  ein  Ovulum  fehl  und  es  entwickelt  sich  nur  ein 
Same,  Perlkaffee,  Erbsenbohne  oder  männliche  Bohne 
genannt.  Verf.  berichtet  über  die  Anschauungen  und  Erfahrungen 
der  Pflanzer,  von  denen  einige  meinen,  die  Erbsenbohnen  seien 
unvollkommen  entwickelte  Bohnen,  indem  sie  vorzugsweise  an  alten, 
der  Erschöpfung  sich  nähernden  Bäumen  vorkommen.  Dass  der 
Perlkaffee  besonders  geschätzt  ist,  will  Verfasser  nicht  mit  Sem ler 
als  Modethorheit  ansehen,  sondern,  wenn  nicht  physiologische 
Gründe  mitspielen  (welche  angedeutet  werden),  als  eine  Folge  der 
höchst  sorgfältigen  Auslese. 


*)  Vergl.  das  Rtf.  der  1.  Abhandl.  im  Bot.  Centralb.  Bd.  XLVI1I.  Nr.  3.  \>.  87—89,. 


Physiologie,  Biologie,  Ansit.  u.   Morphol.   (Meriicin.   u.   Ökonom.  Botanik.)  343 

Schon  im  Fruchtknotengewebe  lassen  sich  die  Gewebeformen 
der  künftigen  Frucht  gut  erkennen  ;  die  Aenderung  der  Zelldimen- 
sionen, die  zunehmende  Mächtigkeit  der  Zellmembranen,  die  Aus- 
gestaltung der  Zellformen  in  Folge  des  Wachsthums,  der  Verschie- 
bungen und  des  gegenseitigen  Druckes  bedingen  auffällige  Verän- 
derungen, die  wohl  am  durchgreifendsten  an  den  inneren  Frucht- 
knotenschichten vor  sich  gehen.  Im  Wesentlichen  besteht  der 
Fruchtknoten  aus  einer  Epidermis  und  aus  einem  Parenchym 
verhältnissmässig  dickwandiger  Zellen  mit  Intercellularräumen,  das 
nach  innen  zu  in  ein  4 — 6reihiges,  aus  langgestreckten,  schmalen 
Zellen  gebildetes  Gewebe  übergeht.  In  den  ersten  2  Monaten  geht 
hauptsächlich  Zellvermehrung  und  Zellvergrösserung  vor  sich. 
Vereinzelt  treten  Zellen  auf,  deren  Wände  tiefbraun  gefärbt  sind, 
ihren  deutlichen  Contour  verlieren  und  auch  in  kochendem  Aetzkali 
und  in  Schwefelsäure  erhalten  bleiben;  sie  befinden  sich  in  einem 
Zustande  der  Metamorphose,  über  den  nichts  Näheres  in  Erfahrung 
zu  bringen  war;  sie  machten  den  Eindruck  von  Zellen,  die  in 
lysigener  Umwandlung  begriffen  seien.  Im  3.  und.  4.  Monate 
schreitet  die  Gewebe- Differenzirung  weiter  vor.  Während  vorher 
die  Gewebe  von  Kalilauge  bräunlichroth  gefärbt  wurden,  so  tritt 
jetzt  bei  Anwendung  dieses  Körpers  eine  canariengelbe  Färbung 
auf.  Die  Gefässbündelelemente  erhalten  starke  Lignineinlagerungen, 
die  Krystallsandzellen  sind  zumeist  nur  zur  Hälfte  mit  dem  Oxalat 
erfüllt;  die  innersten  Perikarpschichten  weisen  folgende  Verände- 
rungen auf:  Einige  (der  Aussenseite  zugewendete)  Reihen  haben 
durch  zahlreiche  Quertheilungen  gewissermaassen  radial  gestellte 
Zellen  gebildet,  die  innersten  dagegen  sind  langgestreckt  geblieben; 
so  sieht  das  Gewebe  im  Querschnitt  aus.  Am  radialen  Längs- 
schnitt zeigen  sich  die  ersterwähnten  ebenfalls  längsgestreckt,  die 
innersten  dagegen  erscheinen  im  Querschnitt;  es  sind  also  gewisser- 
maassen 2  Schichten  prosenchymatiseher  Elemente  vorhanden,  von 
welchen  die  erste  radial  laufende,  die  innere  tangential  laufende 
Zellen  besitzt;  diese  typische  Entwicklung  ist  allerdings  nicht 
immer  so  regelmässig  zu  beobachten;  Verholzung  hat  noch  nicht 
stattgefunden.  Erst  im  5.  Monate  der  Entwickehmg  beginnen  sich 
diese  Zellen  zu  verdicken,  die  ersten  Verdickungsanlagen  erscheinen 
an  den  (kurzen)  Querwänden  und  es  erfolgt  auch  die  erste  Lignin- 
Einlagerung. 

Im  8.  Monate  lassen  sich  folgende  Zustände  tixiren:  Die  Epi- 
dermis ist  fast  vollkommen  entwickelt.  Die  Spaltöffnungszellen 
überwölben  eine  kleine  Athemhöhle,  die  Wände  der  Parenchym- 
zellen  erscheinen  stellenweise  collenchymatisch  'verdickt  und  sind  porös, 
die  Intercellularen  erreichen  oft  beträchtliche  Dimensionen,  in  den 
obersten  Perikarpschichten  unter  dem  Discus  bilden  die  Intercellu- 
laren rundliche,  oft  perlschnurartig  aneinandergereihte  Räume,  die 
den  Contour  der  Zellen  in   barocker  Weise  herausmodelliren. 

Die  äusseren  Parenchymreihen  enthalten  reichlich  Chlorophyll; 
Stärke  fehlt  und  tritt  niemals  im  Perikarp  auf. 

Die  innersten  Gewebepartien  haben  sich  nun  in  ein  definitives 
Endocarp    umgewandelt,    das     aus     verdickten     und     verholzten 


344  Physiol.,   Biol.,  Anat.  u.  Morphol.     (Oekcm.  u.  Handelsbotanik.) 

Fasern  zusammengesetzt  ist.  Als  Abgrenzung  zur  Perikarphölile 
fungirt  eine  innere  Epidermis,  deren  Zellen  wohl  auch  prosenchy- 
matiscli  gestreckt  sind,  aber  nur  Cellulosewände  besitzen.  In 
manchen  Zellen  des  Perikarps  sind  schwarzbraune,  opake,  wie  be- 
stachelt aussehende  Körper  enthalten,  die  vielleicht  ein  parasitisches 
Gebilde  (Pilzform)  darstellen. 

Die  Gel'ässbündel  bilden  eine  ungefähr  in  der  Mitte  des  Peri- 
karpquerschnittes  gelegene  Zone;  sie  enthalten  wenige  Spiroiden 
(mit  mächtigem  Spiralband),  reichgetüpfelte  Tracheiden,  Bastfasern 
und  besitzen  eine  von  Collenchym  gebildete  Umhüllung.  Reine 
conc.  HCl  färbt  alle  verholzten  Elemente  tiefviolett,  beweist  sonach 
das  Vorhandensein  von  Phloroglucin. 

im  10.  Monate  tritt  die  Fruchtreife  ein.  Die  Kaffeefrucht 
erscheint  als  eine  Steinbeere  (Drupa  apocarpa)  und  zeigt  die 
o  typischen  Schichten:  Exocarp,  durch  die  Aussenepidermis 
gebildet,  Mesocarp,  das  Parenchym,  und  Endocarp,  das  Prosen- 
chym.  —  Das  Exocarp  besitzt  Spaltöffnungen,  deren  Zellen  von 
2  Neben zellen  umsäumt  sind.  Das  Mesocarp  zeigt  zwei  in 
ihrem  Baue  verschiedene  Schichten.  Die  peripherische  Abtheilung 
besteht  aus  ziemlich  dickwandigen  (oft  collenchymatisch  verdickten; 
rundlichen  Zellen  und  trägt  an  ihrer  Innenseite  die  Gefässbündel- 
zone.  Die  innere  Partie  des  Mesocarps  setzt  sich  dagegen  aus 
sehr  dünnwandigen,  reichlich  mit  Zucker  und  Kalkoxalatsand  ge- 
füllten Zellen  zusammen,  deren  Wände  so  zart  sind,  dass  beim 
Aufbrechen  einer  Frucht  die  peripherische  Abtheiiung  des  Mesocarps 
mit  den  Gefässbündeln  sich  von  der  inneren  Zone  abtrennt,  während 
diese  letztere  als  eine  klebrig-saftige  Pulpa  an  dem  Endocarp 
haften  bleibt.  Das  Endocarp  besteht  aus  nun  vollständig  verdickten, 
stark  porösen  und  verholzten  Sklerenchymfasern,  die  eine  compacte 
glatte  Schale,  das  sog.  Pergament,  bilden  und  durch  die  lignin- 
freie  Innenepidermis  abgeschlossen  werden. 

Am  Schlüsse  des  Aufsatzes  wird  jener  Angaben  gedacht, 
welche  dem  Pericarp  einen  Kaffe'ingehalt  zugeschrieben  haben. 
Mit  Hilfe  der  M  o  li  sch'schen  Reactionen  konnte  der  Verf.  nach- 
weisen, dass  in  keinem  E  nt wi  ckelungsstadium  des  Peri- 
carps  das  Raffe  in  ein  Bes  tan  dt  heil  desselben  sei.  Endlich 
macht  er  noch  Mittheilung  über  das  Vorkommen  von  Ph  1  o  r  o  g lucin, 
wobei  die  schönen  Untersuchungen  von  T  h.  Waage  (über  das 
Vorkommen  und  die  Rolle  des  Phloroglucins  in  der  Pflanze.  —  Ber. 
d.  deutsch,  bot.  Gesellseh.  1890.  p.  250  ff.)  entsprechende  Berück- 
sichtigung gefunden  haben.  In  den  noch  im  Wachsthum  begriffe- 
nen Pericarpzellen  der  Kaffeefrucht  lässt  sich  das  Phloroglucin  mit 
Vanillin-Salzsäure  durch  Rothfärbung  leicht  nachweisen,  aber  eine 
feinkörnige  Fällung  ist  nicht  wahrzunehmen,  was  auch  Waage  für 
meristematische  Gewebe  gefunden  hat.  Interessant  ist,  dass  Waage 
auch  in  der  Epidermis,  im  Rindenparenchym  und  im  Blattmesophyll 
von  Coffea  Phloroglucin  aufgefunden  hat.  Es  scheinen  somit  die 
meisten  Organe  des  Kaffeebaumes  diesen  als  aromatischen 
Zucker  bezeichneten  Körper  zu  enthalten.  Bekanntlich  nimmt 
der  o-enannte  Autor  an.  dass    die   Genesis    des    Phloroglucins    sich 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  ;54f> 

von  der  Stärke  herleiten  lasse,  indem  man  sich  vorstellen  könne, 
dass  an  den  Punkten  einer  Pflanze,  wo  die  Lebenskraft  und  der 
Stoffwechsel  am  stärksten  zum  Ausdrucke  kommt  (Blätter,  Blüten, 
Neubildungen),  die  Energie  der  Reaction  weiter  geht,  aus  dem 
Zuckermolekül  nicht  ein,  sondern  drei  Moleküle  Wasser  abgespalten 
werden  und  aus  dem  primären  Körper,  der  Stärke,  durch  den 
ZwischenstofT  Zucker  das  Phloroglucin  entstünde.  Da  im  Coßea- 
Pericarp  zu  keiner  Zeit  Stärke  enthalten  ist.  so  ist  in  diesem  Falle 
die  Hypothese  dahin  zu  modiriciren,  dass  die  Bildung  des  Phloro- 
glucins  direct  aus  dem  Traubenzucker  erfolgt,  d.  h.  dass  der  Trau- 
benzucker a  priori  das  Bildungsmaterial  abgibt. 

Dagegen  konnte  der  von  Waage  aufgestellte  Satz,  dass  mit 
dem  Phloroglucin  auch  immer  Gerbstoffe  vorhanden  sein  müssen, 
deshalb  nicht  bestätigt  werden,  weil  Verf.  mit  conservirtem  und 
nicht  mit  frischem  (oder  einfach  getrocknetem)  Materiale  arbeitete,  an 
dem  die  Gerbstoffreaction  negativ  ausfiel.*! 

T.   F.  Hanausek  (Wien). 

Müller,  Baron,  Ferdinand  von,  Iconography  o  t  australian 
s  als  blaceotts  plant  s.  Decade  I.  —  VI.  4°.  60  Tfln.  mit  je 
1   Blatt  Erklärungen.     Melbourne   löSlJ—  *J0. 

Die  Publication  schliesst  sich  an  die  Arbeiten  desselben  Verf. 
über  Eucalyptus,  Acacia  etc.  an  und  zeichnet  sich,  wie  die  meisten 
Schriften  Müller' s,  durch  vorzügliche  Ausführung  der  Tatein  aus. 

Abgebildet  sind: 

Atriplex  fissivalve  F.  v.  M.,  A.  crystallinum  J.  Hook.,  A.  leptocarpuin  F. 
v.  M.,  A.  liinbatum  Benth.,  A.  velutinelhim  F.  v.  M.,  A.  löbativalve  F.  v.  M.,  A. 
Muelleri  Benth.,  A.  semibaccatam  R.Brown,  A.  humile  F.  v.  M.,  A.  pi  ostiutum 
R.  Brown,  A.  angulatum  Benth.,  A.  Quinii  F.  v.  M.,  A.  stipitatum  Benth.,  A. 
paludosum  R.  Brown,  A.  einer eum  Poiret,  A.  nummularium  Lindley,  A.  hymenc- 
thecum  Moijuin,  A.  vesicarium  Heward,  A.  halimoides  Lindl.,  A.  spongionam  F. 
v.  M.,  —  Rhagodia  Billardleri  R.  Brown,  Eh.  spinescens  R.  Brown,  Rh.  linifolia 
R.  Brown,  Rh.  nutans  R.  Brown,  Rh.  hastata  R.  Brown,  —  Chenopodium  trianguläre 
R.  Brown,  Ch.  microphyllum  F.  v.  M.,  Ch.  nitrariaceum  F.  v.  M.,  Ch  auricomum 
Lindley,  Ch.  atriplicinum  F.  v.  M.,  Ch.  cristatum  F.  v.  M.,  Ch.  carinatum  R.  Br., 
Ch.  rhadinostaehyus  F.  v.  M.  —  Dysphania  simulans  F.  v.  M.  et  Täte,  D.  planta- 
ginella  F.  v.  M  ,  D.  litoralis  R.  Br.  — ,  Babbagia  diptarocarpa  F.  v.  M.,  B.  scle- 
roptera  F.  v.  M.,  B.  ucroptera  F.  v.  M.  et  Täte,  B.  pentaptera  F.  v.  M.  et  Täte, 
Koclria  äichoptera  F.  v.  M.,  K.  opposilifolia  F.  v.  M.,  K.  Lrevifolia  R.  Brown, 
K.  fim '  ■  iolata  F.  v.  M.,  K.  lobiflora  F.  v.  M.,  K.  lanosa  Lindb.,  K.  prestheco- 
cha'-ta  V.  v.  M.,  K.  melanocoma  F.  v.  M.,  Ä'.  pyramidata  Benth.,  K.  triptera 
Benth.,  K.  spo/tgiocarpa  F.  v.  Rt.,  K.  microphylla  F.  v.  M.,  K.  villosu  Lindley, 
K.  sedifolia  F.  v.  M.,  K.  aphylla  R.  Br.,  K.  humillima  F.  v.  M.,  K.  eriantha 
V.  v.   AI.,    K.  ciliata    F.  v.   M.,    Ä".  braehyptera   F.  v.  M.,    —    Didymanthus  Roei 


Endlicher. 


E.  Roth  (Halle  a.  S.). 


Kränz] hl,    Beiträge  zu  einer   Monographie  der  Gattung 
Habenaria  Willd.     [Inaug.-Diss.J     Berlin   1891. 

Nach  kurzen    einleitenden  Bemerkungen  über    die  Abgrenzung 
■der    Gattung    Habenaria,    wie    sie    von    Willdenow,    Swartz, 

*)  Die    dritte    Abhandlung    über    die     Entwickelung  des   Samens  ist    Loch 
rieht  veröffentlicht  worden. 


346  Systematik   u.   Geogr.   (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.) 

L.  C.  Richard  und  Lindley  vorgenommen  wurde,  behandelt 
Verf.  die  vegetativen  Merkmale  der  Habenaria- Arten.  Alle  sind 
krautartige  Gewächse  nach  Art  unserer  Wiesen- Orchideen,  denen 
sie  im  Habitus  oft  ausserordentlich  ähneln.  Viele  Arten  haben 
rundliche  oder  eiförmige  Knollen;  dieselben  entstehen  an  einem 
Seitensprosse,  der  aus  der  Achsel  eines  der  Niederblätter  entspringt 
und  dieses  durchbricht.  Zahlreiche  andere  Arten  haben  dagegen 
dicke,  fleischige  Wurzelfasern,  die  oft  mit  zahlreichen  Wurzelhaaren 
besetzt  sind.  Bezüglich  des  allgemeinen  Habitus  lassen  sich  drei 
Typen  unterscheiden: 

1.  Der  gewöhnliche  Orc/w's-Typus.  Der  Stengel  trägt  unten 
einige  Nieder blätter,  sodann  eine  wechselnde  Anzahl  von  Laub- 
blättern,  die  nach  oben  in  Scheidenblätter  und  schliesslich  in  die 
Brakteen  übergehen. 

2.  Der  Bifolia-Typus.  Zwei  grosse,  kreisrunde  oder  mehr 
oder  weniger  ovale  bis  elliptische  Blätter  stehen  opponirt  am  Stengel- 
grunde unmittelbar  über  dem  Erdboden,  dem  sie  meist  angeschmiegt 
sind ;  sie  sind  entweder  einander  gleich  oder  bisweilen  merklich 
verschieden,  von  meist  lederartiger  Textur  und  augenscheinlich  auf 
eine  gewisse  Resistenz  gegen  die  Feuchtigkeit  des  Bodens  sowohl 
wie  gegen  das  Ausgetrocknetwerden  durch  die  Sonnenstrahlen  be- 
rechnet; ausserdem  beschatten  sie  die  unmittelbare  Umgebung  der 
Pflanze  in  höchst  ausgiebiger  Weise.  Es  sind  ausnahmslos  Pflanzen 
entweder  afrikanischer  Steppengegenden  oder  ähnlicher  Gebiete  des 
nordwestlichen  Indiens. 

3.  Typus  der  unterdrückten  Laubblatt-Bildung.  Bei  diesem 
lassen  sich  zwei  Formen  unterscheiden,  solche,  welche  noch  mit 
enorm  entwickelten  Scheiden,  die  wie  Tüten  in  einander  stecken, 
bekleidet  sind  (westafrikanische  Arten  und  südamerikanische  aus 
der  Verwandtschaft  der  H.  Sartor  Rchb.)  und  solche,  bei  denen 
selbst  diese  Blattbildung  unterbleibt,  sodass  der  Stengel  nur  mit 
minimalen,  krautartigen  Schuppen  bekleidet  erscheint  (z.  B.  H.  Le- 
j)riettrii  Rchb.). 

Da  diese  habituellen  Merkmale,  namentlich  die  sub  2  und  3 
erwähnten,  permanent  sind  und  mit  gewissen  Blüteneigenthümlich- 
keiten  zusammentreffen,  so  bilden  sie  ein  brauchbares  Merkmal  für 
die  systematische   Eintheilung  der  Arten. 

Die  Blütenstände  sind  Trauben  mit  meist  zahlreichen  Blüten,, 
die  stets  resupinirt  sind. 

Was  den  Blütenbau  der  Habenaria- Arten  betrifft,  so  ist  derselbe 
bis  jetzt  noch  nicht  Gegenstand  entwicklungsgeschichtlicher  Unter- 
suchungen gewesen ;  auch  Verf.  war  nicht  in  der  Lage,  die  Blüten- 
entwicklung dieser  Pflanzen  zu  studiren,  da  ihm  lebendiges  Material 
fehlte.  Wir  wissen  daher  nichts  über  die  successive  Anlage  der 
Blütentheile,  nichts  über  die  eigenthümliche  Art  der  Theilung  bei 
den  Petalen  und  dem  Labellum,  über  das  Wachsthum  des  Spornes, 
das  bei  manchen  Arten  ein  ziemlich  rapides  sein  muss,  etc. 

Verf.  geht  nun  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Blütentheile 
über.  Die  Sepalen  der  Habenarien  lassen  zwei  ziemlich  scharf  ge- 
sonderte Gruppen  erkennen  :  in  den  häufigsten  Fällen  sind  alle  drei 


System,  u.  Pflanzengeogr.  (Physiol.,  Biol.,  Anat.  u.  Morphol.)  347 

Sepalen  melir  oder  minder  gleich  oder  wenigstens  sehr  ähnlich  und 
sämmtlich  mehr  oder  weniger  zurückgebogen.  Die  zweite  Gruppe 
ist  diejenige  mit  sehr  kleinem  dorsalen  Sepalum  und  vielfach  grösseren, 
in  der  Form  völlig  verschiedenen  seitlichen  Sepalen.  Theilung  der 
Sepalen  wurde  nur  ein  einziges  Mal  bei  H.  anomala  Lindl.  beobachtet. 
Die  Vereinigung  des  dorsalen  Sepalum  mit  den  Petalen  ist  stets 
nur  eine  scheinbare ;  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  diese  oft  sehr  feste 
Vereinigung  nur  eine  Folge  starken,  rein  mechanischen  Anhaftens 
ist;  jedenfalls  zeigen  aufgeweichte  Blütentheile  auch  dann,  wenn  die 
Vereinigung  eine  so  innige  war,  dass  die  Vereinigungsstelle  sich 
nur  als  kaum  sichtbare  Linie  abhob,  beiderseitig  Contactflächen  von 
absolut  glatter  Beschaffenheit. 

Die  seitlichen  Petalen  weisen  bei  Habenaria  eine  sehr  starke 
Tendenz  zur  Theilung  auf,  eine  bei  Monokotyledonen  im  Allgemeinen 
und  bei  Orchideen  im  Besonderen  sehr  seltene  Erscheinung.  Absolut 
ganzrandige,  kurz  gestielte  Petalen  fand  Verf.  bei  H.  Arechavaletae 
Krzl.,  einfache,  von  den  Sepalen  ähnlicher  Gestalt  sind  für  mehrere 
Gruppen  constantes  Merkmal.  Bei  weitem  häufiger  sind  jedoch 
Arten  mit  zweitheiligen  Petalen,  in  seltenen  Fällen  mit  Andeutung 
eines  dritten  Abschnittes.  Bei  zweitheiligen  Petalen  sind  entweder 
beide  Abschnitte  gleich  lang,  oder  der  vordere  ist  stärker  ent- 
wickelt, oder,  was  ungleich  häufiger  ist,  der  hintere  ist  der  aus- 
gebildetere ;  im  zweiten  Falle  ist  die  partitio  antica  oft  von  ausser- 
ordentlicher Länge  und  hornähnlich  zurückgebogen.  Das  Merkmal, 
welches  die  Theilung  der  Petalen  bietet,  ist  von  hohem  systematischen 
Werth,  und  dies  um  so  mehr,  als  Arten,  die  hinsichtlich  dieser 
Theile  einander  ausgesprochen  nahe  stehen,  auch  sonst  in  weitaus 
den  meisten  Fällen  starke  Uebereinstimmung  zeigen.  Es  ist  bei 
den  zweitheiligen  Petalen  nicht  selten,  dass  beide  Abschnitte  in  der 
Textur  verschieden  sind,  ja  sogar,  dass  ein  und  derselbe  Abschnitt 
(stets  die  partitio  postica)  zwei  hierin  verschiedene  Hälften  besitzt. 
Es  gelten  hierbei  im  Allgemeinen  folgende  Regeln:  Ist  der  hintere 
Abschnitt  der  Petalen  erheblich  grösser,  als  der  vordere,  oder  bei 
gleicher  Länge  erheblich  breiter,  als  dieser,  so  sind  die  Petalen 
den  Sepalen  meist  sehr  ähnlich  und  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
durchweg  krautig.  Ist  der  vordere  Theil  jedoch  länger,  als  der 
hintere,  so  ist  letzterer  oft  dem  sepalum  dorsale  ähnlich,  der  vordere 
gleicht  dagegen  den  Abschnitten  des  Labellums.  Bezüglich  der 
Textur  ist  schliesslich  zu  erwähnen,  dass  der  unter  dem  sepalum 
dorsale  liegende  Theil  der  Petalen  oder  ihrer  partitio  postica  oft 
auffallend  zartwandig  ist. 

Das  Labelluni  ist  bei  der  grösseren  Anzahl  der  Habenaria- 
Arten  dreitheilig,  und  zwar  geht  die  Theilung  fast  bis  zur  Insertions- 
stelle.  Einfache  Labellen  sind  auf  einzelne  Gruppen  meist  süd- 
amerikanischer Herkunft  beschränkt;  einfaches  Labellum,  aber  mit 
allen  Uebergängen  zum  dreitheiligen,  findet  sich  bei  der  kleinen 
afrikanischen  Gruppe  der  Parvifoliae.  Es  sind  beim  Labellum  wie 
bei  den  Petalen  ausspringende  Ecken  und  Zähne  als  „Theile"  zu 
deuten,  was  in  der  Diagnose  als  „lobi  v.  partes  laterales  in  angulum 
parvum    rectum    reducti"    bezeichnet    worden    ist.      Die    Abschnitte 


348        Syst.  u.   Pflanzengeogr.  (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  MorphoL) 

oderTheile  sind  meist  schmal  linealisch,  oft  fadenförmig  und  stimmen, 
sobald  die  Petalen  zweitheilig  sind ,  mit  dem  vorderen  Abschnitte 
derselben  so  völlig  überein,  dass  oft  der  Anschein  eines  fünftheiligen 
Labellums  hervorgerufen  wird.  Einige  andere  Gruppen  besitzen 
durchaus  petaloide  Labellen,  welche  an  diejenigen  anderer  Orchideen, 
ja  sogar  in  einigen  Fällen  an  Orchis  direct  erinnern.  Hierbei  sind 
zwei  Typen  zu  unterscheiden:  Labellen  mit  einfachem  lobus  inter- 
medius  und  getheilten,  oft  gekrümmten  lobi  laterales  (sect.  Multi- 
jyartitae)  oder  Labellen  mit  mächtig  entwickeltem,  oft  zweitheiligem 
lobus  intermedius  und  mehr  oder  minder  zurücktretenden  lobi 
laterales.  Das  Labellum  ist  stets  gespornt,  und  zwar  ist  der  Sporn 
fast  immer  länger,  als  das  Labellum,  sehr  oft  übertrifft  er  auch 
das  Ovarium  an  Länge ;  seine  gewöhnliche  Form  ist  die  einer 
feinen  fadenförmigen  Röhre,  die  nach  unten  keulen-  oder  blasen- 
förmig  erweitert  oder  seitlich  zusammengedrückt  ist. 

Die  Anthere  ist  meist  deutlich,  zweitheilig  mit  schwach  ent- 
wickeltem Connectiv,  nach  vorn  hin  jedoch  in  eine  in  der  Regel 
gespaltene  Röhre  verlängert,  welche  die  Caudiculae  der  beiden 
getrennten  Pollenmassen  einschliesst ;  Antheren  mit  stark  entwickeltem 
Connectiv  sind  nicht  häufle'.  An  der  Bildung;  des  Antherencanals 
betheiligt  sich  das  Rostellum  insofern,  als  seine  Seiten  mit  einem 
der  Länge  nach  sehr  variablen  Hautfortsatz  sich  bis  nach  den 
Antherenfächern  ausbreiten ;  letztere  können  an  Länge  dem  sepalum 
dorsale  fast  gleichkommen  (H.  macrandra  Lindl.),  und  in  solchen 
Fällen  ist  stets  ein  meist  spitz  endendes  Connectiv  vorhanden.  Die 
Canäle  der  Caudiculae  variiren  an  Länge  ungemein.  Der  Winkel, 
den  die  Antherencanäle  (und  die  Caudiculae)  mit  der  Anthere 
machen,  variirt  von  fast  180°  bis  0°;  der  gewöhnliche  Fall  ist  der, 
dass  die  Anthere  mit  dem  Ovarium  einen  gestreckten  Winkel  bildet 
und  ihre  Canäle  massig  stark  aufwärts  gebogen  hervorragen.  Die 
gegenseitigen  Längenverhältnisse  der  Antherencanäle  und  der 
Karbenfortsätze  sind  von  Art  zu  Art  befrachtet  sehr  wichtige  und 
constante  Merkmale. 

Die  „Processus  stigmatici",  das  wichtigste  aller  Merkmale  der 
-Gattung,  zeigen  drei  im  Allgemeinen  gut  zu  unterscheidende  Typen. 
Entweder  sind  es  lang  vorgestreckte,  gerade  Gebilde,  die  die  typische 
-Griffelform  der  meisten  Phanerogamen  in  einer  für  Orchideen  gänzlich 
ungewöhnlichen  Weise  zeigen ;  dieselben  sind  von  cylindrischer  oder 
schwach  keulenförmiger  Gestalt  mit  kopfförmigen  Narben  am  Ende, 
-oder  sie  haben  (bei  geringerer  Länge  und  stets  keulenförmiger 
Gestalt)  eine  löffelähnlich  ausgehöhlte  Receptionsfläche  auf  der 
Innenseite.  Ferner  ist  die  kurz-cylindrische  Form  zu  unterscheiden, 
die  jedoch  so  variabel  ist,  dass  dazu  eine  Menge  von  Bildungen 
gehört,  die  sich  von  direct  cylindrischer  Gestalt  bis  zur  Kugel- 
gestalt verkürzen  können  ;  ebenso  sind  hierzu  die  ziemlich  häufigen 
Hufeisenformen  zu  rechnen,  wobei  nicht  selten  die  beiden  Narben- 
fortsätze nach  vorn  zugespitzt  und  aufwärts  gekrümmt  sind ;  die 
Receptionsfläche  ist  bei  diesen  cylindrischen  Narbenfortsätze  über 
•die  ganze  Oberfläche  verbreitet.  Von  hohem  Interesse  ist  es,  dass 
•die  Neigung    zur    Zweitheilung,    die    sich    bei    den   Petalen    so  aus- 


Syst.  u.  Pflanzetigeogr.  (Physiologie,  Biologie,  Anat.  u.  Morphol.)        349 

gesprochen  rindet,  in  einigen  Fällen  auch  bei  den  Processus  stigmatici 
beobachtet  ist.  Da  auch  noch  andere  Abweichungen  (Fehlen  der 
Antherencanäle)  dazu  kommen,  so  sind  diese  Arten  von  Reichen- 
bach mit  vollem  Recht  von  Habenaria  abgetrennt  und  unter  dem 
Namen  Roeperocharis  zu  einer  besonderen  Gattung  vereinigt  worden. 
Das  Rostellum  zeigt  bei  Habenaria  meist  die  Form  einer 
grösseren  oder  kleineren  Kapuze ;  bei  weitem  die  häufigste  Gestalt 
desselben  ist  die  eines  gleichschenkeligen,  spitzeren  oder  stumpferen 
Dreiecks  mit  Schenkeln,  die  sich  beiderseits  an  die  Anthere  an- 
schliessen.  Während  der  untere  Theil  eine  mehr  oder  minder  ver- 
tiefte Höhle  bildet,  ist  der  obere  blattartig  und  rückenseitig  nicht 
an  das  Connectiv  der  Anthere  angewachsen,  sondern  frei;  dieses 
letztere  Moment  wird  mit  besonderem  Nachdruck  vom  Verf.  hervor- 
gehoben. 

Die  Staminodien  fehlen  bei  Habenaria  und  denverwandten 
Gattungen  sehr  selten.  Sie  variiren  von  kleinen  Protuberanzen,  die 
sich  kaum  aus  dem  Massiv  des  Gynostemiums  erheben,  bis  zu 
linearen  oder  von  spateiförmigen  Lamellen  von  2  mm  Länge.  Ihre 
Stellung  ist  ausnahmslos  seitlich,  neben  den  Antherencanälen;  ihre 
Oberfläche  erscheint  tuberculös,  ist  aber  niemals  klebrig. 

Im  Anschluss  an  diese  allgemeinen  Auseinandersetzungen  be- 
spricht Verf.  noch  Grösse,  Farbe  und  Duft  der  Blüten,  und  stellt 
dann  die  Diagnose  der  Gattung  auf.  Der  folgende  Abschnitt  be- 
handelt Geschichtliches  über  Habenaria ,  sowie  Discussion  über 
verwandte  Gattungen;  ihm  schliesst  sich  ein  Capitel  über  geographische 
Verbreitung  und  Charakteristik  der  Sectionen  an;  bezüglich  ersterer 
mag  erwähnt  werden,  dass  die  Gattung  Habenaria  die  tropischen 
Gebiete  der  Erde  bewohnt  und  die  Wendekreise  nur  da  über- 
schreitet, wo  ein  Uebergreifen  tropischer  Pflanzenformen  in  die 
wärmeren  Theile  der  gemässigten  Zonen  stattfindet ;  sie  fehlt  in  den 
Tropen  nur  da,  wo  der  Charakter  der  Aequatorialflora  nicht  voll 
zum  Ausdruck  kommt,  also  z.  B.  in  bedeutender  Meereshöhe.  Sie 
fehlt  in  beiden  nördlichen  Waldgebieten,  berührt  das  Mediterran- 
gebiet nur  in  den  äussersten  Punkten  im  Osten  und  Westen  und 
tritt  im  ganzen  Gebiet  der  Steppen  und  Wüsten  der  alten  Welt 
nicht  auf.  Man  kann  sagen,  dass  dort  keine  Habenarien  mehr  zu 
erwarten  sind,  wo  die  epiphytischen  Pflanzenformen  ihr  Ende 
erreichen. 

Der  Charakteristik    der  Sectionen   ist    folgender    Bestimmungs- 
schlüssel beigegeben: 
I.  Labellum  tripartitum. 
A.  Petala  bipartita. 
a.  Processus  longi. 
«•  Flores  nudi. 

-§.  Kostellum  maximuin  cucullatum.  1.  Bonatae.. 

§§.  Rostellum  mediocre  aut  complicatum  aut  elougatum  aut  lanceo- 
latum. 

©  Sepala  reflexa.     . 

t  Sepalum  dorsale  lateralibus  subaequale.     Neotropicae 

2.  Macroceratitae. 

Palaeotropicae.  3.  Ceratopetalae* 

ff  Sepalura  dorsale  multo  minus.  4.  Replicatae. 

@©  Sepala  vix  vel  non  reflexa.  5.  Salaccenses, 


oöO  System,  u.  Pflauzeugeographie  (Physiologie,  Biologie,  Auat.  u.  Morphol.). 

ß.  Flores  plus  minusve  pilosi. 

§.   Petala  ciliata.  6.   Bilabrella. 

§§.  Flores  omniuo  pilosi.  7.  Cultratae. 

b.  Processus  media  longitudine  v.  breviores. 
"•  C'aulis  vaginatus  v.  squamatus. 

§.  Caulis  vaginis  amplis  maximis  (sese  tegentibus)  omniuo  vestitus. 

8.  Macrurae. 
§§.  Caulis  squamis  magnis  herbaceis  (sese  non  tegentibus)  vestitus. 

9.  Sartores. 
§§§.   Caulis  squamis  brevissimis  (saepius  cartilagiueis)  vestitus. 

10.  Microdactylae. 
ß.  Caulis  foliosus,  praesertim  basi,  nempe  folia  basilaria  multo  majora. 
§.  Labelli    partitiones  v.  lobi  +  ciliatae  fissae. 

11.  Plantagineae. 
§§.  Labelli  partitioues  integrae. 

1.  Flores  mediocres,  plantae  robustiores  elatae  (palaeotrop.). 

12.  Dolichostachyat . 

2.  Flores  minimi,    plantae    graciles    (neotrop.). 

13.  Micranihae. 
§§§.  Labelli  et  petalorum  partitiones  anticae  inter  se  simillimae. 

14.  Pentadactylae. 
§§§§.  Labelli    partitiones  et    omnia    perigonii   foliola    inter    se  ple- 
rumque  similia.  15.   Pratenses. 

v.   Caulis  omnino  foliosus. 

1.  Foliorum  vaginae  nigro-maculatae ;    plantae  elatae. 

16.  Maculosae. 

2.  Foliorum    vaginae    non    maculatae ;     plantae    humiles,    sepalum 
dorsale  saepius  explanatum.  17.   Chjpentae. 

B.  Petala  simplicia. 

a.  Processus  longi. 

«•  Caulis  omnino  foliosus. 

1.  Sepalum    dorsale    minus,    lateralia    cuneata.      Labellum    ^•.    basi 
integrum  trilobum  v.  tripartitum.  18.  Contmelynifoliae. 

2.  Sepala  plerumque    subaequalia,    lateralia  falcata.     Labellum  tri- 
dactylum.  19.   Tridactylae. 

ß.  Caulis  basi  mono-  vel  plerumque  diphyllus.  20.  Diphyllae. 

b.  Processus  breves. 

<*•  Labelli  partitiones  laterales  in  dentes  teretes  reductae. 

21.  Acrriferae. 
ß.  Labelli  partitiones  laterales  in  laminam  evolutae. 

1.  Calcar  ovario  subaequale,  rarissime  longius.  22.  Chlorinae. 

2.  Calcar  breve  scrotiforme.  23.  Peristylmdeae. 

3.  Calcar  labello  aequilongum. 

a.  Pstala  insolita  latitudine  (longa  ==  lata  I.  24.  Quadratav. 

b.  Petala  angustiora.  25.  Microslylinae. 
II.  Labellum  trilobum    (i.  e.  a    basi  medium  usque  integrum,  deinde  lobatum). 

A.  Petala   basi   integra,   deinde   biloba  26.   Ate. 

B.  Petala  simplicia. 

a.  Labelli  lobi  laterales  pectinati.  27.  Multipartitae. 

b.  Labelli  lobi  laterales  cum  intermedio  cruciati.  28.  Stauroglossae. 
III.  Labellum  simplex  (v.  basi  tantuni  dentatum). 

A.  Petala  bipartita  (sepal.  dors.  3-partitum).  29.  Anomalat. 

B.  Petala  simplicia.  30.  Platycor//n<\ 

C.  Labellum  et  sepala  basi  dentata. 

a.  Processus  brevissimi. 

c  Canales  antherae  lougiores  quam  processus.  31.  Setlcaudue. 

ß.  Canales  antherae  breviores  quam  processus.  32.  Steiiochilae. 

b.  Processus  hippocrepici.  33.  Odontopetalac 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  Verf.  diesem  allgemeinen  Theile 
der  Monographie  der  Gattung  Habenaria  auch  bald  den  speciellen 
folgen  Hesse. 

Taubert  (Berlin). 


Systematik   und  Pflanzengeographie.  351 

Maximowicz,  C.  J.,  Flora  Tangutica.  Theil  I.  Heft  1.  4°. 
110  pp.  Mit.  Index  und  31  Tatein.  St.  Petersburg  188iJ. 
[Lateinisch  und  Russisch.] 

■  — ,  Flora  Mongolica.  Theil  II.  Heft  1.  4°.  139  pp.  Mit 
Index  und  14  Tafeln.  St.  Petersburg  1889.  [Lateinisch  und 
Kussisch.] 

Diese  beiden  Hefte  bilden  den  Anfang  der  wissenschaftlichen 
Bearbeitung  des  von  Przewalsky  undPotanin  auf  ihren  Reisen 
nach  Mittel-,  Ost-  und  Südost- Asien  gesammelten  Pflanzenmaterials. 
Die  in  den  letzten  15  Jahren  erschienenen  Diagnoses  plantarum 
Asiaticarum  von  Maximowicz.  Decas  I — VII.  enthielten  zwar 
zahlreiche  neue  oder  kritische  Arts-,  Gattungs-  und  selbst  Familien- 
Beschreibungen  und  -Bearbeitungen,  aber  hier  erst  tritt  uns  der 
Anfang    einer    systematischen   Beschreibung    des    Ganzen    entgegen. 

Die  Einleitung  zur  Flora  Tangutica  (p.  I — XVIID  bringt  zu- 
nächst eine  ziemlich  ausführliche  Schilderung  der  geographischen 
Verhältnisse  der  von  Przewalsky*)  und  Potanin  erforschten 
Gegenden,  welcher  wir  Folgendes  entnehmen :  Das  von  den  Tanguten 
bewohnte  Land  bildet  den  westlichen  Theil  der  chinesischen  Provinz 
Kansu  und  den  nordöstlichen  Theil  von  Tibet.  Tsaidam,  von  Mon- 
golen und  Tanguten  bewohnt  und  ebenfalls  dem  Gouverneur  von 
Kansu  unterthan,  gehört  eigentlich  geographisch  eher  zu  Tibet,  so 
dass  seine  arme  Flora  mit  der  Flora  Tangutica  zusammengefasst 
werden  musste,  sowie  auch  die  in  der  hochalpinen  Zone  von  Keria 
gesammelten  Pflanzen,  welche  der  nordwestlichen  Tibet-Flora  an- 
gehören. —  Die  Hochebene  von  Tibet,  ausgenommen  ihr  südlicher 
Theil,  den  wir  hier  übergehen  und  der  von  einer  sesshaften  Be- 
völkerung bewohnt  wird,  bildet  ein  ungleiches  und  schmales  Viereck 
zwischen  dem  31.  und  36.  (und  Tsaidam  mitgerechnet)  38.  Grad 
n.  Br.  und  dem  80.  bis  104.  Grad  ö.  L,  Seine  Grenzen  sind:  nach 
Westen  der  Gebirgszug  von  Karakorum,  nach  Süden  Tibet  mit  der 
sesshaften  Bevölkerung  und  der  Himalaya,  nach  Norden  die  hohen 
Gebirgszüge  des  Kuen-lün,  Togus-daban,  Altyn-tag  und  Nanschan ; 
die  Grenze  nach  Osten  ist  nicht  so  genau  zu  bezeichnen  und  lässt 
sich  mehr  aus  der  Höhe  ü.  d.  M.,  dem  Charakter  der  darauf  vor- 
kommenden Pflanzen  und  Thiere  und  nach  der  Bevölkerung  (Tanguten) 
genau  feststellen.  Die  10 — 12,000'  hohe  Hochebene  ist  hier  nur 
an  wenigen  Stellen  von  tiefen  und  schmalen  Flussthälern  ein- 
geschnitten: so  von  dem  Thale  des  Yedsin,  8000',  des  Sining-ho 
und  Hoang-ho,  7600',  und  des  Urun-wu  und  Tumur-kuan,  1000' 
ü.  d.  M.,  wobei  die  Thäler  meist  südwärts  gerichtet  sind.  Von 
hier  aus  ostwärts  zwischen  dem  35.  und  36.  Grad  n.  Br.  erstrecken 
sich  über  die  Provinz  Shansi  die  ausgedehnten  Lössablagerungen, 
nach  Süden  aber,  zwischen  dem  35.  und  32.  Grad  n.  Br.  und 
z.  Th.  schon  innerhalb  der  Provinz  Sze-tshuan  eine  bergige  Gegend, 
bestehend  aus  hohen,    schmalen   Jochen    und    tiefen  Thälern,    deren 


*)  Referate  vom  Ref.  über  die  dritte  und  vierte  Reise  Przewalsky 's 
finden  sich  im  Botan.  Centralbl.  Bd.  XV.  1883.  No.  4.  p.  111—112  und  Bd.  XXIX. 
1887.  No.  7.  p.  204—207.  v.  K. 


352  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Gewässer  dem  Yang-tze  kiang  zufliessen  und  welche  den  Uebergang 
zu  dem  Chinesischen  Tieflande  bildet.  Der  hohe  Kuen-lün  streift 
in  ostsüdöstlicher  Richtung  bis  an  die  Grenzen  von  China  und  dar- 
über hinaus,  indem  er  von  Tibet  Tsaidam  abschneidet,  welches  so 
den  Uebergang  zu  der  Tarimo-Mongolischen  Ebene  bildet.  Der 
nördliche  Theil  von  Tsaidam  ist  bergig  und  hügelig  und  erinnert 
durch  seine  Trockenheit  an  die  schlechtesten  Theile  der  Wüste  Gobi, 
indem  der  lehmige  und  salzhaltige  Boden  nach  Osten  zu  in  Flug- 
sand übergeht,  am  Fusse  der  Berge  dagegen  sumpfig  wird.  Das 
südliche  Tsaidam,  welches  früher  ein  grosser  See  gewesen  zu  sein 
scheint,  ist  jetzt  ein  weites  Salzfeld,  unterbrochen  von  Sümpfen,  an 
deren  Rändern  sich  das  Salz  daumendick  absetzt.  —  Die  Tibetische 
Hochebene  lässt  sich  durch  eine  Diagonale  in  zwei  Theile  theilen, 
deren  Enden  sich  südlich  vom  See  Tengri  bis  nördlich  in's  Quell- 
gebiet des  Hoangho  in  der  Wüste  Odon-tala  erstrecken.  Man  er- 
hält auf  diese  Weise  zwei  Theile  :  einen  westlichen  und  einen  östlichen ; 
der  westliche,  fast  gleich  hoch,  14 — 15,000'  ü.  d.  M.,  sendet  dem 
Meere  keine  Gewässer  zu,  sondern  ist  nur  in  seinem  südlichen  Theile 
von  Flüssen  und  Bächen  durchzogen,  welche  sich  alle  in  zahlreiche, 
z.  Th.  grössere  Salzseen  ergiessen;  der  östliche  Theil  dagegen 
sendet  seine  Gewässer  alle  dem  Meere  zu,  er  ist  nicht  gleich  hoch, 
sondern  erhebt  sich  zu  einer  Alpenregion  im  mittleren  Kuen-lün.  — 
Das  Klima  ist  continental;  die  Durchschnitts-Temperatur  ist  — 14,1°  C, 
die  niedrigste  beobachtete  Nachttemperatur  im  Januar  war  — 33,5°  C; 
im  Juli  die  höchste  -J-  30°  C,  ist  aber  während  des  Tages  sehr 
schwankend.  Schneefälle,  selbst  im  Juli,  und  Regengüsse  sind  nicht 
selten;  häufige  Westwinde,  die  scharfe  Luft  und  die  Sommertemperatur 
trocknen  den  Boden  oft  derart  aus,  dass  die  Ueberreste  der  Pflanzen 
bei  der  Berührung  in  Staub  zerfallen.  Die  Entwicklung  der  Vege- 
tation erfolgt  nach  der  Höhenlage  vom  April  bis  Juli ;  schon  im 
September  machen  jedoch  die  ersten  Fröste  dem  Pflanzenleben  ein 
Ende.  Tiefer  gelegene  Gegenden,  wie  Tsaidam,  sind  im  Winter 
etwas  wärmer  und  weniger  von  Schneestürmen  heimgesucht;  im 
Sommer  aber  auch  um  so  trockener;  oft  wird  hier  auch  noch  jede 
Vegetation  durch  das  massenhafte  Auftreten  grosser  Heuschrecken- 
schwärme  zerstört. 

Was  die  Vegetations -Verhältnisse  des  östlichen  Tibetschen  Hoch- 
plateaus anbetrifft,  so  erinnert  die  Flora  auf  dem  Nanschan,  Altyn- 
tag  und  bis  zum  Keria- Gebirge,  sowie  in  den  Löss- Gebieten  am 
Hoang-ho  und  zwischen  den  Flussthälern  der  Provinz  Ando  und 
des  Tsaidam-Gebietes  an  die  der  benachbarten  Mongolei;  die  Flora 
der  Alpenregion  zeigt  aber,  je  trockener  die  Standorte  sind,  eine 
um  so  grössere  Aehnlichkeit  mit  der  der  Gebirge  des  nördlichen 
Centralasiens.  Eigentliche  Wälder  gibt  es  nicht  und  nur  im  Nanschan 
treten  hier  und  da  kleine  Haine  auf.  In  den  Thälern  des  Keria- 
Gebirges  gibt  es  nur  wenige  Sträucher,  wie  Tamarix  Pallasii, 
Myricaria  Germanica,  Caragana  pygmaea,  Hedysarum,  Nitraria, 
Lycium  Turcomanicum.  —  Von  dem  nördlichen  Abhänge  des  Altyn- 
tag  herabsteigend,  finden  wir  zwischen  9  und  7000': 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  353 

Tamurix  laxa,  Popvlus  divernifolia,  Ephedra,  Halostaehy  orgyalis,  Zygo- 
phyllum,  JReaumuria,  Kalidium,  Carolinia,  Phragmites,  Lasiagrostis  und  ehii^e 
schon  oben  genannte  Arten,  am  Fusse  der  Berge  aber  Alkuni  Camelorum. 

In  denUeberschwemmungen  ausgesetzten  Wüstenthälevn  zwischen 
den  Bergen  des  Nanschan  findet  sich  eine  seltene  und  grau  aus- 
sehende Flora,   bestehend  aus: 

Salsola  abrotanoides,  Sympegma  Regelii,  Astragalus  monophyllus,  Stellera 
Chamaejasme,  Potent  illa  fruticosa,  Festuca. 

Hiezu  kommen  noch  auf  besser  bewässertem  Boden: 
Hedysarum  multijagum,    Tamarix  elongata,  Comarum  Sdlessovii,    Caryopteris 

Mongolica,  Hippophae,  Calimeris  alyssoides,    Salix,   Mulgedium   Tataricum,  Rheum 

tpiriforme,  Gentiana  barbat a,  Adenophora,  Potent  illa  u.  n.  a. 

Die  Alpenwiesen  der  Keria-Berge  beherbergen  eine  artenarme 
Flora :  einige  Gräser,  Artemisia  parvula,  Allium,  Iris,  Statice,  Saxi- 
fraga,  Androsace  und  andere  in  Nord-Tibet  häufige  Arten.  Wenig- 
besser  ist  der  Anblick  der  Alpenwiesen  des  Nanschan,  eine  Zone 
von  11 — 13,000'  bildend,  welche  häufig  von  Abgründen  und  Fels- 
abstürzen unterbrochen  wird;  hier  wachsen  ungefähr  11 — 12  Oxy- 
tropis-  und  Astragalus- Arten,  darunter  Ox.  tragacanthoides,  Sterigma 
sulphureum,  Crepis  Pallasii,  Allium  Szovitsianum,  Potentilla  multifida ; 
und  höher  hinauf  an  der  Nordseite  bis  13700'  und  an  der  Südseite 
bis  15,000'  findet  man  zerstreut:  Saussurea  sorocephala,  Leontopodium 
alpinum,  Thylacospermum,  Sedum  quadrifidum,  Draba  alpina,  D. 
Himalaica  und  Werneria  nana.  —  Tsaidam,  obwohl  theilweise  an 
die  Wüste  Gobi  erinnernd,  beherbergt  in  seinen  Gebirgen,  wenn 
auch  keine  sehr  verschiedenartige,  so  doch  üppigere  Flora.  In  den 
Sümpfen  am  Fusse  der  Berge  sehen  wir:  Scirpns  maritimus,  Typha 
stenophylla,  Hippuris  vulgaris,  Utricidaria  vulgaris  und  am  Rande 
derselben  Elymus  Sibiriens.  Die  Salzebene,  weite  Räume  zwischen 
zahlreichen  Sümpfen  bildend,  ist  grösstenteils  mit  Phragmites  be- 
deckt, während  die  Flüsse  von  Sträuchern,  wie  Myricaria  Germanica, 
Xitraria  und  Lucium  Turcomanicum  eingerahmt  werden.  Auf  den 
Salzplätzen  findet  man  Kalidium  gracile,  Salsola  Kali,  Halogeton, 
Kochia  mollis,  an  den  trockenen  Stellen: 

Nitraria  Schoben,  Eurotia  ceratoides,   Atraphaxis  lanceolata,  Reaumuria  Son- 
gorica  und  B.  trigyna. 

Auf  den  Hügeln  des  Flugsandes: 

Haloxylon  Ammodendron,  Hedysarum  arbuscula,  Psamma  rülösa,  Apocynum 
venetum,  Tamarix  Pallasii,   T.  laxa  und  Artemisia  campestris. 

An  den  Bergseiten  des  Kuku-nor  innerhalb  Tsaidam  findet  man 
einen  Wald  von  Juniperus  P'seudosabina,  läno-s  der  Flüsse  Bäin 
und  Nomochun,  gegen  die  Grenzen  Tibets  zu,  tritt  Tamarix  Pallasii 
baumartig  auf,  ausserdem  findet  sich  hier  noch  Callignum  Mongolicum, 
Sphaerophysa  und  Cynomorium  coccineum.  —  Die  Hochebene  zwischen 
Kuku-nor  und  dem  oberen  Hoangh-ho  ist  salzig- sumpfig  und  mit 
wenigen  Kräutern  bewachsen,  wie: 

Nitraria,  Kalidium,  Polygonum  Laxmanni,  Orchis  salina,  Iris  ensata,  Pcdi- 
cularis  cheilanthifolia,  Primula  Sibirica,  Lasiagrostis  splendens,  Sttpa  orientalis, 
Calimeris  Altaica,  Thalictrum  petaloideum,  Oxytropis  aciphylla,  Hypecoum  lepto- 
carpum,  Hymenolaena  u.  a. 

Alle  höheren  Holzgewächse  ziehen  sich  vor  den  rauhen  Winden 
in  Bergthäler,  Abgründe  und   feuchte  Löss-Schluchten  zurück,    wie 

Botan.  Centralis.     Bd.  XLVIir.     1890.  23 


354  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Populus  Przewalskyi,  -welcher  70'  hoch  und  2'  dick  wird,  Hippophae 
40',  resp.  1 ',  eine  Abies  von  100'  Höhe  und  3 — 4'  Dicke,  baum- 
artige Juniperus  Pseudosabina  und  viele  sibirische  Sträucher,  wie 
Herberts,  Sorbus,  Cotoneaster,  Lonicera,  Rosa,  Ribes  u.  a.  Auf  der 
eigentlichen  Tibetschen  Hochebene  kommen  auch  viele  sibirische 
und  mongolische  Pflanzen  vor,  besonders  auf  den  Salzgründen. 

Die  für  die  Tangutische  Flora  charakteristischen  Pflanzen 
wachsen  in  dem  nordöstlichen  Tibet  und  in  den  Alpenflussthälern 
der  Provinz  Amdo  am  üppigsten.  Die  Wälder  an  den  Tetungischen 
Gebirgen  in  einer  Höhe  von  8000'  und  in  dem  südlichen  Kukunor- 
Gebirge  bei  11,500' beginnend,  sowie  auch  die  Sträucher  der  Alpen- 
region bestehen  aus  ungefähr  60  Arten  in   den  Wäldern: 

Betitln  Baojpattra,  B.  alba,  Pinus  leueosperma,  Ahlen  Schrenhiana,  Sorbus 
Aucuparia,  S.  microphylla,  Prunus  stipulacea,  7  Lonicera- Arten,  Bibes  stenocarpum, 
R.nigrum,  2  neue  Berberis,  Phüadelphus  coro?iarins,  Hydrangea  pubescens,  Spiraea 
longigemmis,  Eleutherococcus  senticosus,  Daphne  Tangulica  u.  a.;  Alpensti-äucher : 
4  neue  Rhododendron,  Caragana  julaba,  Sjriraca  laevigata,  Potentiüa  fruticosa, 
P.  glabra  u.  a. 

Im  Schatten    der  Waldbäume    und   Sträucher    treten  zahlreiche 

üppige  und  stattliche  krautartige  Gewächse,  darunter  mehrere  neue, 

auf:    aus    den    Gattungen    Senecio,    Saussurea,    Salvia    u.    a.,    Podo- 

phyllum  Emodi    etc.    —    Charakteristische  Formen    bieten   auch    die 

Alpenwiesen  am  Flusse  Tetung  zwischen  13,000  und  15,000'  ü.  d.  M., 

in  zahlreichen  Arten  von  Corydalis,  Gentiana,  l'edicularis,  Primida, 

Lagotis  u.  a.,  untermischt  mit  Himalaya-Formen,  wie  Trollius  pumilus, 

Crepis  glomerata,    Saussurea  hieracifolia,  Lancea  Tibetica,    Halenia 

elliptica,  Dracocephalum  heterophyllum  etc.  —  Auf  der  eigentlichen 

Hochebene    von  Tibet    fehlen  Bäume    und   Sträucher    gänzlich    und 

nur  einige  Spannen  hohe  Sträuchlein  kommen  am  Ufer  des  Flusses 

Yang-tze    vor,    wie    Lonicera    hispida,    L.    rupicola,    L.  parvifolia, 

Spiraea,  Hippophae,  Caragana,  Berberis  crataegina,  Ribes,  Salix,  d.  h. 

eine  Mischung  von  sibirischen  und  Himalava-Formen.     Die  lehmigen 

oder  kiesigen  Flächen  scheinen  auf  den  ersten  Anblick  alles  Leben 

zu  entbehren,  ernähren  aber  doch  eine  Anzahl   1 — 3  Daumen  hoher 

Kräuter,    welche    Hasen    und    Polster    mit    Zwischenräumen    bilden, 

darunter    auch    Zwergformeu    der    Incarvillea  compaeta,    Mecenopsis 

integrifolia,  M.  punicea,  Przewalskia,  Anaphalis,  Werneria,  Creman- 

thodiuin,  Arenaria,  Ranuncidus  trictispis,  R.  pidchellus  u.  a.     Dazu 

kommt  noch  eine  Menge  neuer  Formen,  wie  A  asi  u rtium  Tibeticum,Parr//n 

villosa,  Androsace    tapete   und  zahlreiche  ganz  niedrige  AstragaJus-, 

Oxytropis-  und  Saussurea- Arten.  —  Selten  gewahrt  man  am  Laufe 

der  Flüsse,    wie    z.  B.    an    der    Shaga,    Blumen -Wiesen,    bestehend 

aus  Stipa,  Elymus,  Comarum,  Nitraria,  Clematis  orientalis,  Ällium, 

Iris,  Astragahis,    Statice,    Rheum  spiriforme    u.    a.    —    Die    Sümpfe 

am  Rande    der    nördlichen  Gebirge    sind    von    Rasen    der    Kobresia 

Tibetica  bedeckt. 

I.  Flora  Tangutica. 

Phanerogamae.    Dicotyledoneae.     Thalamißorae. 
I.  Banunculaceae.     Jeder  Familie    und    innerhalb    derselben  jeder  Gattung, 
die  durch  mehr  als  eine  Art  im  Gebiet  vertreten  ist,  ist  ein  diehotomer  Schlüssel 
zur  Bestimmung1  der  Gattungen  und  der  Arten  beigegeben.  —  Vertreten  sind  die 


Sytematik  und  Pflanzengeographie.  .'335 

Gattungen:  Clematis  L.  mit  5  Arten,  darunter  abgebildet  auf  tab.  1:  C'l  nanno- 
phylla  Max.  und  Ol.  Orientalis  L.  mit  zwei  neuen  var.  glauca  und  Tangutica  Max.  -r 
Thalictrwm  L.  mit  7  Arten,  wovon  abgeb.  auf  tab.  2:  Th.  PrzewalsJcyi  Max.; 
Anemone  L.  mit  7  Arten,  worunter  A.  Japonica  Sieb,  et  Zucc.  mit  einer  neuen 
var.  tomentosu  Max.  und  zwei  neuen  Arten  aus  der  Sectio  Anemonanthea  DC: 
A.  imbricato  und  A.  exigua  Max.,  jene  auf  tab.  22,  diese  auf  tab.  2  abgebildet; 
Adonis  L.  mit  2  Arten,  wovon  abgeb.  auf  tab.  1 :  A.  caerulea  Max.;  Callianthemum 
C  A.  Mey  mit  1  Art;  Banunculas  L.  mit  9  Arten,  worunter  zwei  neue:  B.  tri- 
cuspis  Max.  (Seet.  Hecatonia  DC),  abgeb.  auf  tab.  IV  Fl.  Mongol.  und  B.  in- 
rolucratus  Max.  (Sect.  Oxygrapliis),  abgeb.  auf  tab.  22 ;  eine  neue  Form  <?•  Tibeticus 
Max.  von  B.  pulchellus  C  A.  Mey.  und  5  Formen  von  B.  affinis  R.  Br. :  a-typicus, 
ß.  Tanguticus,  y.  indivisus,  3.  Stracheyanus  und  ?.  Tibeticus  Max. ;  Caltha  L.  mit 
1  Art  (C.  palustris  L.)  und  1  neuen  var.  scaposa  Max.  derselben;  Trollius  L. 
mit  1  Art;  Isopyrum  L.  mit  4  Arten,  worunter  neu:  I.  vaginatum  Max.,  abgeb. 
auf  tab.  30;  ausserdem  finden  sich  noch  abgeb.  auf  tab.  8  und  9:  I.  anemonoides 
Kar.  et  Kir.  und  /.  thalictroides  L. ;  Aquilegia  L.  mit  2  Arten,  worunter  1  neu: 
A.  ecalcarata  Max.  abgeb.  auf  tab.  8;  Delphinium  L.  mit  6  Arten,  darunter  abgeb. 
auf  tab.  3,  4  und  5 :  I).  Pylzoioi  Max.,  D.  albocaerideum  Max.  und  D.  sparsiflorum 
Max.,  und  eine  neue  var.  Tangutica  Max.  des  Z>.  crassifolium  Schrad.,  sowie  eine 
neue  var.  densa  Max.  des  D.  Brunonianum  Eoyle ;  Aconitum  L.  mit  5  Arten, 
worunter  eine  neue  Form  von  A.  Anthora  L.  y.  gilvum  Max.  und  eine  neue  var. 
Tangutica  Max.  von  A.  rotundifolium  Kar.  et  Kir.;  abgeb.  auf  tab.  G  rindet  sich: 
A.  gymnandrum  Max.;  Actaea  L.  mit  1  Art;  Cimicifuga  L.  mit  1  Art  und  Pa eonia 
Li.  mit  3  Arten,    worunter  2  cultivirte :    P.  albiflora    Pall.  und    P.  montana   Sims. 

II.  Berbiridaceae.  Berberis  L.  mit  7  Arten,  worunter  eine  neue  var.  steno- 
pliylla  Max.  der  B.  integerrima  Bnge. ;  abgeb.  sind  auf  tab.  7,  8  und  23 :  B.  dasy- 
stachya  Max.,  B.  bracJiypoda  Max.,  B.  diaphana  Max.  und  B.  Kaschgarica  Kup.; 
Podophyllum  L.  mit   1  Art. 

III.  Papaveraceae.  Papaver  L.  mit  1  Art;  Meeono2?sis  Vig.  mit  4  Arten, 
worunter  neu  M.  Punicea  Max.,  abgeb.  auf  tab.  23 ;  ausserdem  finden  sich  noch 
abgeb.  auf  tab.  9  und  23:  M.  integrifolia  Franch.  und  M.  racemosa  Max. ;  Hypecoum 
Tournef.  mit  1  Art;  Corydalis  DC.  mit  19  Ai-ten,  worunter  neu:  C.  scaberula  Max., 
C.  curviftora  Max.,  C.  straminea  Max.,  C.  cristagalli  Max.,  (C.  Potanini  Max.,  C. 
Heida  Max.)  C.  conspersa  Max.  und  C.  mucronifera  Max.*),  abgeb.  auf  tab.  24, 
20,  25,  24 ;  ausserdem  wurden  einige  neue  Varietäten  älterer  Arten  von  M.  auf- 
gestellt, C.paucifloraYQYS.  var.  latiloba 'Max.,  abgeb.  auf  tab.  24,  C.  melanochlora 
var.  2^('llescens  Max.,  abgeb.  auf  tab.  10,  C.  capnoides  Pers.  var.  Tibetica  Max., 
abgeb.  auf  tab.  24 ;  abgeb.  finden  sich  ausserdem  noch  C.  linarioides  Max.  und 
C.  trachycarpa  Max.  auf  tab.  10,  C.  dasyptera  Max.  auf  tab.  7  und  24,  C.  rosea 
Max.  auf  tab.  11,  C.  adunca  Max.  mit  der  var.  nov.  humilis  Max.  auf  tab.  6,  C. 
Dutliiei  Max.  auf  tab.  25,  C.  streptocarpa  Max.  auf  tab.  11;  Dieentra  DC.  mit 
einer  eultivirten  Art :  D.  speetabilis  Miq. 

V.  Cruciferae.  Nasturtium  DC.  mit  2  Arten,  worunter  eine  neue:  N.  Tibeticum 
Max.  (Sectio  1.  Oardaminum  DC),  abgeb.  auf  tab.  26;  Parrya  R.  Br.  mit  3  neuen 
Arten :  P.  villosa  Max.,  P.  eurycarpa  Max.  und  P.  prolifera  Max.,  abgeb.  auf 
tab.  27;  Cheiranthus  L.  mit  1  neuen  Art:  Ch.  roseus  Max.,  abgeb.  auf  tab.  21; 
Arabis  L.  mit  2  Arten,  von  denen  A.  Piasetzkyi  Max.  abgeb.  ist  auf  tab.  12  u.  26; 
Cardamine  L.  mit  1  Art;  Sisymbrium  L.  mit  5  Arten,  darunter  S.  glandulosum 
Max.  (=  Arabis  g.  Kar.  et  Kir.),  „ob  embryonis  strueturam  infra  expositam  ex 
Arabide  expellendum",  mit  einer  neuen  var.  linearifolium  Max.  und  einer  neuen 
Art  S.  mollipilum  Max.  (Sect.  Arabidopsis  DC),  abgeb.  auf  tab.  21;  Erysimum  L. 
mit  1  neuen  Art :  E.  ?  chamaephyton  Max.,  abgeb.  auf  tab.  28 ;  Malcolmia  R.  Br. 
mit  1,  Eruca  Tourn.  mit  1  und  Brassica  L.  mit  1  Art;  Draba  L.  mit  8  Arten, 
darunter  eine  neue  var.  Tibetica  Max.  der  D.  lasiophylla  Royle ;  Cochlearia  L. 
mit  1  Art;  Eutrema  R.  Br.  mit  2  Arten,  worunter  eine  neue:  E.  ?  Przeicalskyi 
Max.,  abgeb.  auf  tab.  28 ;  Braya  Sternb.  et  Hoppe  mit  2  Arten,  von  denen  eine 
neu  ist :  B.  sinuata  Max.,  abgeb.  auf  tab.  28 ;  Dilophia  Thoms.  mit  4  Arten, 
darunter  eine  D.  fontana  Max.,  abgeb.  auf  tab.  13,  und  2  neue  Arten:  D.  sinuata 


*)  C.  Potanini  Max.  und  C.  livida  Max.  sind  zwar  neue  Arten,  aber  nicht 
abgebildet ;  und  C.  mucronifera  Max.  ist  auf  tab.  24  fälschlich  mit  dem  Namen 
mucronata  bezeichnet. 


356  Systematik  und  Pflanzengeographie. 

Max.  und  D.  ebracteata  Max.,  beide  abgeb.  auf  tab.  28;  Lepidium  L.  mit  2  Arten, 
worunter  eine  neue  Form  von  L.  ruderale  L.:  y.  auriculatum  Max.;  Hymeno- 
physa  C.  A.  Mey  mit  1  Art,  Coelonema  Max.  mit  1  Art:  C.  draboides  Max.,  abgeb. 
auf  tab.  14;  Capsclla  Veut.  mit  3,  Tldaspi  L.  mit  1,  Sterigma  DC.  mit  1  und 
Goldbachia  DC.  mit  1  Art;  Megadenia  Max.  (Isatideae),  eine  neue  Gattung  mit 
einer  neuen  Art:  M.  pygmaea  Max.  abgeb.  auf  tab.  12. 

VI.  Violarieae.  Viola  L.  mit  5  Arten,  worunter  V.  bulbosa  Max  ,  abgeb. 
auf  tab.  13. 

VII.  Polygalaceae.     Polygala  L.  mit  2  Arten. 

VIII.  Caryophyllaceae.  1.  Sileneae.  Dianthus  L.,  GypsopMla  L.  und  Sapo- 
noria L.  mit  je  1  Art;  Silene  L.  mit  4  Arten;  Lychnis  L.  mit  2  Arten,  unter 
denen  eine  neue,  L.  glandulosa  Max.  (Seet.  Pl/ysolychnis),  auf  tab.  29  abgebildet 
ist.  —  2.  Alsineae.  Lepirodiclis  Fzl.  mit  2  Arten,  worunter  eine  neue :  L.  quadri- 
dentala  Max.,  abgeb.  auf  tab.  31 ;  Krascheninikovia  Turcz.  mit  1  Art;  Arenaria  L. 
mit  6  Arten,  von  welchen  2  neu  sind :  A.  Roborowskyi  Max.  (Sect.  Eremogone) 
und  A.  saginoides  Max.  (Sect.  Alsine  Benth.  et  Hook.)  und  auf  tab.  29  und  31 
abgeb.  sind;  ausserdem  sind  noch  abgeb  :  A.  Kansuensis  Max.  und  A.  Przewalskyi 
Max.  auf  tab.  14  und  15;  Thylacosperinum  Fzl.  mit  1  Art;  Stellaria  L.  mit  6  Arten, 
darunter  3  neue  Varietäten  von  St.  graminea  L. :  var.  Chinensis,  viridescens  und 
pilosida  Max.,  und  eine  neue  Art:  St.  arenaria  Max.  (Sect.  Adenonerna  Bnge.j, 
abgeb.  auf  tab.  29  ;  Cerastium  L.  mit  3  Arten,  von  denen  C.  rnelanandrvm  Max. 
auf  tab.  15  abgebildet  ist;  Spergularia  Pers.  mit  1   Art. 

IX  Tamariseivi  ac.  Tamarix  L.  mit  2  Arten,  darunter  eine  neue  var.  viridis 
Max.  von  T.  Pallasii  Desv. ;,  Myricaria  Desv.  mit  3  Arten,  von  denen  M.prostrata 
Benth.  et  Hook,  abgeb.  ist  auf  tab.  31 ;  zu  M.  Germanica  Desv.  hat  M.  als  Varie- 
täten gezogen:  M.  alopecuroides  Schrenk  und  M.  squamosa  Desv.;  Reaumuric 
Hasselq.  mit  2  Arten :  B.  Songorica  Max.  (bisher  Hololachnes.  Ehrenb.)  und  R. 
Kaschgarica  Rupr.  mit  3  Formen:  «.  typica,  ß.  Nansclwniea  und  }'.  Przewalskyt 
Max.,  abgeb.  auf  tab.  X  der  Enum.  Mongolica. 

X.  Hypericaceac.  Hypericum  L.  mit  1  Art:  //.  Przewalskyi  Max.,  abgeb. 
auf  tab.  18. 

XI.  Malvaceae.     Malta  L.,  Hibiscus  L.  und  Gossypium  L.  mit  je  1  Art. 

Disciflorae. 

XII.  Linaceae.  Linum  L.  mit  3  Arten,  von  denen  L.  nutans  Max.  abgeb. 
ist  auf  tab.  18. 

XIII.  Zygophylleae.  Tribulus  L.  und  Nitraria  L.  mit  1  Art,  Zygophyllum  L. 
mit  2  Arten,  von  welchen  Z.  mu er o natura  Max.  abgeb.  ist  auf  tab.  17;  Peganum 
L.  mit  1  Art  und  einer  neuen  var.  multiseeta  Max,  von   P.   Harrnala  L. 

XIV.  Geraniaceae.  Biebersteinia  Steph.  mit  1  Art:  B.  lieterostemon  Max. 
abgeb.  aul  tab.  16;  Geranium  L.  mit  5  Arten,  worunter  G.  Pylzovcianvm  Max. 
abgeb.  auf  tab.   17;    Erodinm  L'IL'r.  mit  1  Art;  Impatiens  L.  mit  1  Art. 

XV.  Rutaceae.     Zautiioxylum  L. 

XVI.  Simarubeae.     Ailantltus  Desf.  mit  1  Art. 

XVII.  Celastrineae.     Evonymus    L.    mit    G  Arten,    worunter    E.  Przeioalsky 
Max.  abgeb.  ist  auf  tab.  19. 

XVIII.  Rhamnaceac.     RJiamnus  L.  mit  1    Art. 

II.  Flora  Mongolica. 
Phanerogamae.  Dicotyledoneae.  Thalamiflorae. 
Obwohl  die  Einleitung  zur  Flora  Tangutica  auch  in  mancher 
Beziehung  für  diesen  Theil  gilt,  so  hat  doch  M.  für  die  Flora 
Mongolica  eine  kleine  Einleitung  geschrieben,  in  welcher  ausgeführt 
wird,  auf  welche  Weise  die  Flora  Mongolica  zu  Stande  gekommen 
ist,  Ihr  Grund  ward  gelegt  durch  den  in  den  „Primitiae  florae 
Arnurensis",  1859  von  M.  veröffentlichten  Index.  Derselbe  enthält 
489  Arten,  welche  von  verschiedenen  Reisenden  in  den  Jahren 
1830 — 1847  längs  der  alten  Handelsstrasse,  welche  von  Kiachta 
nach  Kaigan  führt,  gesammelt  wurden  und  einigen  anderen,  welche 
von    Turcz  an  i  n  off,    als    aus    dem    Daurien    zunächst    gelegenen 


Systematik  und  Pflanzengeographie.  357 

Mongolischen  Grenzlande  stammend,  in  der  Flora  Baicalensi-Dahurica 
veröffentlicht  worden  sind.  Einen  zweiten  Beitrag  hierzu  lieferte 
Trautvetter  durch  seine  im  Jahre  1871  erschienene  Bearbeitung 
der  von  Lomonossoff  in  der  östlichen  Mongolei  1870  gesammelten 
Pflanzen,  welche  111  Arten  enthält.  —  Das  Pflanzenmaterial  zur 
vorliegenden  Arbeit  wurde  grösstentheils  durch  Przewalsky  und 
Potanin  auf  ihren  Reisen  in  den  Jahren  1871 — -1886  zusammen- 
gebracht. Dazu  kamen  noch  einige  kleinere  Sammlungen,  welche 
in  den  zur  Mongolei  gehörigen  Landstrichen  von  1870 — 1888  von 
Pevtsoff,  Kalning,  Adrianoff,  Artselaer,  Fritsche, 
Harnack  und  A.  Regel  an  M.  gelangten,  während  alle  in  dem 
chinesischen  Turkestan.  sowie  auch  natürlich  im  russischen  Turkestan, 
gesammelten  Pflanzen  von  der  Bearbeitung  der  Mongolischen  Flora 
ausgeschlossen  blieben. 

I.  Ranunculaceae.  Die  Gattung'  Clemätis  L.  mit  8  Arten,  worunter  eine 
neue  var.  lobata  Max.  von  C.  fruticosa  Turcz.  und  eine  neue  var.  macropetala 
Max.  von  C.  alpina  Müll.;  Thalietrum  L.  mit  6  Arten;  Anemone  L.  mit  9  Arten. 
von  welchen  A.  Eegeliana  Max.  auf  tab.  3  abgebildet  ist ;  Adonis  L.  mit  1   Art : 

,  C'allianthcmum  CA.  Mey  mit  1  Art:  Ranuncidus  L.  mit  20  Arten ;  darunter  neu: 
E.  Gobicus  Max.  (Sect.  Eanunculastrum  DC),  abgeb.  auf  tab.  IV;  ausserdem 
finden  sich  abgeb. :  E.  tricuspis  Max.  auf  tab.  4  und  E.  euneifolius  Max. ; 
als  neue  Varietäten  wurden  aufgestellt:  E.  Songorieus  Sehr.  var.  lasio- 
petala  Max..  E.  ajfinis  R.  Br.,  «.  typicus  und  S.  Glelmianus  Max.;  Ceratocephalvs 
Mch.  mit  1  Art,  Galtita  L.  mit  1  Art  und  Trollius  L.  mit  3  Arten ;  Isopyrum  L. 
mit  4  Arten,  Aqiiilegia  L.  mit  3  Arten,  Delphi //tum  L.  mit  C  Arten,  Aconitum  L. 
mit  6  Arten,  Actaea  L.  mit  1,  Cimicifuga  L.  mit  1  und  Paeonia  L.  mit  2  Arten. 

II.  Menispermaceac .     Menispcrmttm  L.  mit  1   Art. 

III.  Berberideae.     Berberis  L.  mit  4  Arten  und  Leontice  L.  mit  1   Art. 

IV.  Nymphaeaceae      Nymphaea.  L.  mit  2  Arten. 

V.  Papareraceae.  Papaver  L.  mit  2  Arten,  worunter  eine  eultivirte :  P. 
somniferum  L. ;  Chelidonium  L.  mit  1,  Glauc'mm  Tourn.  mit  1  und  Hypecoum  L. 
mit  3  Arten;  Oorydalis  DC.  mit  8  Arten,  darunter  eine  neue  Arar.  Alaschanica 
Max.  von  C.  paueiflora  Pers.  und  eine  neue  var.  liumilis  Max.  von  0.  adunca 
Max. ;  Fuiuaria  Tourn.  mit  1   Art. 

VI.  Cruciferae.  Parrya  R.  Br.  mit  3  Arten;  Nasturtium  R.  Br.  und  Barbarea 
11.  Br.  mit  1  Art;  Arabis  L.  mit  6  Arten,  worunter  A,  i  Alaschanica  Max.,  abgeb. 
auf  tab.  2 ;  Turritis  Dill.,  Stevenia  Ad.  et  Fisch,  und  Macropodium  R.  Br.  mit  je 
1  Art,  Cardamine  L.  mit  4,  Alyssum  L.  mit  3,  Pailotrichum  C.  A.  Mey  mit  1  und 
Meniocus  DC.  mit  1  Art;  Berteroa  DC.  mit  2  Arten,  wovon  eine  B.  Potunini 
Max.  abgeb.  ist  auf  tab.  2;  Drctba  Li.  mit  8,  Taphrospermum  C.  A.  Mey  mit  1. 
Hesperis  L.  mit  3  und  Malcolmia  R.  Br.  mit  2  Arten;  Dontostemon  Andrz.  mit 
G  Arten,  von  denen  D.  sessilis  Max.  auf  tab.  1,  D.  crassifolius  Bnge.  auf  tab.  7 
und  D.  elegans  Max.  auf  tab.  7  abgeb.  sind ;  Sisymbrium  L.  mit  9  Arten,  darunter 
eine  neue  Art:  S.  Mongolicum  Max.  (Subgen.  Malcolmia strum  Tourn.),  abgeb.  auf 
tab.  8  und  eine  neue  var.  Piazezkyi  Max.  (früher  in  den  Mel.  biol.  X  als  Art 
beschrieben)  von  8.  humile  C.  A.  Mey;  Eutrema  R.  Br.  mit  3  und  Smcloicskya 
C.  A.  Mey  mit  2  Arten;  Erysimum  L.  mit  7  Arten;  Syrenia  Andrz.  mit  1,  Lepta- 
leum  DC.  mit  1,  Braya  Sternb.  et  Hoppe  mit  1,  Brassica  L.  mit  2,  Eruca  Tourn. 
mit  1,  Capsella  Vent.  mit  2,  Lcpidium  L.  mit  5,  Physolepidiitm  Schrenk.  mit  1, 
Hymenophysa  C.  A.  Mey  mit  1,  Megacarpaea  DC  mit  1,  Thlaspi  Dill,  mit  3, 
Pachypteryqiwn  Bnge.  mit  1,  Isatis  L.  mit  1  und  Tauscheria  Fisch,  mit  1  Art; 
Pugionium  Gaertn.  mit  2  Arten,  welche  beide  (P.  cornutum  Gaertu.  und  P.  dola- 
bratum  Max.)  abgeb.  auf  tab.  5  und  8;  Euclidium  R.  Br.  mit  1,  Bunias  L.  mit  1, 
Goldbachia  DC  mit  1,  (Jliorispora  DC.  mit  2  und  Sterigma  DC  mit  1   Art. 

VII.  Capparideae.     Capparis  L.  mit  1  Art. 

VIII.  Yiolarieae.  Viola  L.  mit  10  Arten,  von  denen  F.  Thianschanica  Max. 
auf  tab.  2  abgeb.  ist;  bei  V.  unifiora  L.  wurden  von  M.  3  Formen  unterschieden: 
■&.  typica,  ß.  orientalis  und  y.  Kareliniana  Max. 

IX.  Polygalaceae.     Polygala  L.  mit  2  Arten. 


358  Systematik  u.  Geogr.    —  Teratologie   und  Pflanzenkrankheiten. 

X.  Caryophylleae.  1.  Sileneae.  Dianthus  L.  mit  4  Arten ;  Gypsophila  L.  mit 
7  Arten;  Saponaria  L.  mit  1  Art;  Silene  L.  mit  13  Arten,  von  denen  S.  Mon- 
golica Max.  auf  tab.  13  abgeb.  ist;  bei  S.  foliosa  Max.  wurde  eine  neue  var. 
mongolica  Max.  unterschieden ;  Lychnis  L.  mit  4  Arten,  von  denen  L.  Alaschanica 
Max.  auf  tab.  6  und  L.  Mongolica  Max.  (Sect.  Pliysolachnis),  eine  neue  Art,  auf 
tab.  13  abgeb.  ist;  Acanihophyllum  C.  A.  Mey  mit  1  Art.  —  2.  Alslneae.  Möh- 
ringia  L.  mit  1,  Lepjyrodiclis  Fzl.  mit  1  und  Alsine  Wahlenb.  mit  2  Arten: 
Arenaria  L.  mit  5  Arten,  von  denen  A.  pentandra  Max.  auf  tab.  G  abgeb.  ist; 
Stellaria  L.  mit  7  Arten;  llolosteum  L.  mit  1  Art;  Ceraslium  L.  mit  9  Arten; 
Spergularia  Pers.  mit  1  Art. 

XI.  Portulacaceae.     Claatonia  L.  mit  1  Art. 

XII.  Tamariscineae.  Reaumuria  Hasselq.  mit  2  Arten,  von  denen  R.  trigyna 
Max.  auf  tab.  10  abgeb.  ist;  Tamarix  L.  mit  6  Arten;  Myricaria  Desv.  mit 
5  Arten,  von  denen  M.  platyphalla  Max.  auf  tab.  9  abgeb.  ist. 

XIII.  Ilypericaceae.     Hypericum  L.  mit  4  Arten. 

XIV.  Malvaceae.  Althaea  L.  mit  3  Arten,  worunter  eine  cultivirte:  A.  rosea 
Cav. ;  Lavatera  L.  mit  1,  Malva  L.  mit  2,  Abutilon  L.  mit  1,  Hiliscus  L.  mit  1 
und  Gossypium  L.  mit  1  Art. 

XV.  Tiliaceae.      Tilia  L.  mit  1  Art:    T.  Mongolica  Max.,  abgeb.  auf  tab.   11. 

Disciflorac. 

XVI.  Linaceae.     Linum  L.  mit  2  Arten. 

XVII.  Zygophallaccae.  Nitraria  L.  mit  2  Arten,  von  denen  V.  sphaero- 
carpa  Max.  auf  tab.  12  abgeb.  ist;  Tribulus  L.  mit  1  Art;  Zygophyllum  L.  mit 
10  Arten ,  von  denen  Z.  Gobicum  Max.  auf  tab.  14  und  Z.  Potanini  Max.  auf 
tab.  12  abgeb.  sind;  bei  Z.  macropterum  C.  A.  Mey  werden  zwei  neue  var. 
y.  brachapetalum  und  $.  longistamineum  Max.  unterschieden ;  Peganum  L.  mit 
2  Arten;  am  Schlüsse  dieser  Familie  wird  von  M.  eine  neue  Gattung  Tetraeva 
aufgestellt:  genus  propositum  nimis  incomplete  cognitum  provisorie  ad  Zygo- 
phgllaceas  relatum,  quibus  habitu  consimile.  Die  eine  dazu  gehörige  Art:  T. 
Mongolica  Max.  findet  sich  abgeb.  auf  tab.    12. 

XVIII.  Gcraniaceae.  Geranium  L.  mit  9  Arten  ;  Erodium  L'Her.  mit  2  Arten  ; 
Impatiens  L.  mit  1   Art. 

XIX.  Butaceae.  Haplophyllum  A.  Juss.  mit  2  Arten;  bei  II.  Davuricum 
Ledeb.  wurde  eine  neue  Form :  ß.  unifiorum  Max.,  unterschieden ;  Dictamnus  L. 
mit  1   Art. 

XX.  Simarubaceae.     Ailanthus  Desf.  mit  1   Art. 

XXI.  Celastrineae.     Evonymus  L.  mit  2  Arten. 

XXII.  Phamnaceae.  Zizyphus  Juss.  mit  1  Art;  Phamnus  L.  mit  2  Arten; 
bei  R.   virgala  Eoxb   wurde  eine  neue  var.  Mongolica  Max.  aufgestellt. 

XXIII.  Ampelidcac.  Vitis  R.  Br.  mit  3  Arten,  worunter  eine  cultivirte: 
V.  vinifera  L. 

XXIV.  Sapindaceae.  Xanthoceras  Bnge.  mit  1  Art  und  Acer  L.  mit  1  Art 
(*4.   Tataricum  L.  var.  Ginndia  Max.). 

v.  Herder  (St.  Petersburg). 

Barber,  C.  A.,  0 n  a  chauge  o  f  flowers  t  o  tub  ers  in 
Xymphaea  Lotus  var.  monströs  a.  (Annais  of  Botany.  Vol.  IV. 
Nr.  XIII.     p.  105—115.    PI.  V.) 

Verf.  beschreibt  und  bildet  ab  die  zu  Knollen  umgewandelten 
Blütenknospen,  welche  ein  Exemplar  von  Xymphaea  Lotus  im  Kew- 
Garden  producirte.  Es  sind  4  Sepalen  entwickelt,  innerhalb  der- 
selben stehen  grüne  Blätter  mit  Achselknospen  von  reichlichen 
Haaren  eingehüllt;  an  der  Basis  der  Aussenseite  der  Blätter  ent- 
springen Wurzeln.  Die  äusseren  Blattorgane  gehen  mit  den  Sepalen 
und  Wurzeln  zu  Grunde,  das  Keceptaculum  schwillt  an,  trennt  sich 
vom  Stiel  und  kann  nach  der  Ueberwinterung  eine  neue  Pflanze 
produciren.  Verf.  vergleicht  sodann  diese  Erscheinung  mit  anderen 
Blütenmissbildungen    bei    Nymphaea,    die    aber   doch   ziemlich  ver- 


Teratologie1  und  Pflanzenkrankheiterj.  o59 

schieden  von  dieser  sind.  Ferner  weist  er  auf  die  viviparen  Pflanzen 
hin  und  erörtert  die  Gründe  für  die  Monstrosität.  In  diesem  Falle 
seheint  die  Ueberbringung  der  Pflanze  aus  ihrem  Heimathland  in 
das  Glashans  Englands  den  Anstoss  gegeben  zu  haben;  die  Knollen- 
bildung an  Stelle  der  Blüte  hängt  offenbar  mit  der  Production  von 
Knollen  als  vegetativen  Vermehrungsorganen  bei  der  Nymphaea  Lotus 
zusammen. 

Möbius  (Heidelberg). 


Arcangeli,  GL,  Sopra  i  tuber  coli  radicali  delle  Legumi- 
nose.  (Rendiconti  della  R.  Accademia  dei  Lincei.  Vol.  VII. 
1891.     Sem.   1.     Fase.  6.  p.  223—227.) 

Enthält  einige  kritische  und  historische  Bemerkungen  über  die 
Knollen  der  Leguminosen- Wurzeln,  über  die  Entdeckung  derselben, 
welche,  wie  schon  früher  Prof.  Pirotta  bemerkt  hatte,  nicht  von 
Woronin  (1S67),  sondern  von  Gasparrini  (1851)  gemacht 
worden  ist. 

Dann  erwähnt  Verf.  die  Untersuchungen  von  Berthelot, 
Hellriegel,  Prazmowski,  Schloesing,  Laurent,  Frank, 
Otto,  Beyerin  ck  über  die  wichtige  Frage,  ob  der  freie  Stickstoff 
der  Luft  assimilirt  werden  könne. 

De  Toni  (Venedig). 


Thomas,    Fl*.,     Die    Blatt  flohkrankheit     der     L  o  r  b  e  e  r  - 
bäume.     (Gartenflora.    1891.     Heft  2.  8°.  4  pp.) 

Die  genannte  Krankheit  ist  keine  neue  Erscheinung,  wohl  aber 
in  der  Litteratur  bisher  nirgends  eingehender  berücksichtigt  worden. 
Sie  äussert  sich  an  mehr  oder  minder  zahlreichen  Blättern  der 
jüngsten  Triebe  in  Einrollung  des  Randes  — ■  die  Blattoberseite 
bildet  die  Aussenseite  der  Rolle  — ,  Verkrümmung  und  Verfärbung 
der  Spreite.  Die  anatomische  Untersuchung  zeigt  Verdickung  des 
Blattes  auf  das  Dreifache  und  Fehlen  der  Differenzirung  in  Palli- 
saden-  und  Schwammparenchym.  An  Stelle  dieser  Gewebeformen 
tritt  ein  lückenloses  Parenchym  aus  isodiametrischen,  Chlorophyll  - 
armen  und  dünnwandigen  Zelllen  abnormer  Grösse.  Die  Oberhaut 
zeigt  ebenfalls  vergrösserte  Zellen;  dabei  sind  die  stärker  modifi- 
cirten  unterseitigen  Epidermiszeilen  reich  an  festem  Inhalt  und 
vorgewölbt.  Normale  Spaltöffnungen  fehlen.  Die  Harzzellen  zeigen 
keine  Vergrösserung,  wohl  aber  Verdickung  der  Wand. 

Der  Hohlraum  der  Rolle  birgt  neben  klebriger  Flüssigkeit  und 
weisser  wachsartiger  Wolle  die  Erzeuger  beider  Substanzen,  die  Larven 
einer  Psyllide,  Trioza  alacris  Flor.  Dieselben  sollen  als  ausge- 
bildete Insekten  überwintern,  die  im  kommenden  Frühjahr  ihre 
Eier  auf  der  Blattunterseite  in  der  Nähe  des  Randes  ablegen.  Die 
Entartung  des  Blattes  soll  (nach  Targioni-Tozzetti)  Folge  der 
Eiablage  und  vielleicht  des  Saugens  der  Mutterthiere  sein.  Uebrigens 
scheint  das  Thier  mehr  als  eine  Generation  im  Jahr  zu  haben. 
Von  natürlichen    Feinden    des    Lorbeerblattflohs     lernte    Verf.    nur 


360  Neue  Litteratur. 

eine  Syr-pluden-Ltürve  kennen,  die  aber  dem  Umsichgreifen  der 
Krankheit  in  unserm  Klima  keine  genügende  Grenze  zu  setzei. 
vermag.  Die  Krankheit  ist  bekannt  von  Mittel-  und  Südeuropa, 
kommt  auch  wohl  in  Nordafrika  vor  und  wurde  in  Deutschland 
zuerst  1884  beobachtet.  Als  Gegenmittel  wird  das  möglichst  früh- 
zeitige Wegschneiden  und  Verbrennen  der  deformirten  Triebe 
empfohlen. 

Ein  Yerzeicbniss  der  Schriften,  in  denen  der  Krankheit  Erwäh- 
nung gethan  wird,  beschliesst  die  kurze,  aber  —  wie  das  Referat 
wohl  gezeigt  haben  dürfte  —  gründliche  Mittheilung. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 

Thomas,  Fr.,     Zum  Gitterrost    der  Birnbäume.     (Garten- 
flora.    1891.     Heft  3.    8.     2  pp.) 

Verf.  beobachtete  das  Auftreten  des  Gitterrosts  an  Birnbäumen 
eines  Gartens,  der  u.  a.  auch  zwei  meterhohe  Exemplare  von  Juni- 
perus Sahina  enthielt,  die  von  Gtpnnosporangium  fuscum  befallen 
waren.  Nach  Entfernung  dieser  Stöcke  zeigten  sich  die  Birnbäume 
frei  vom  Rost,  was  darthut,  dass  eine  ernste  Erkrankung  der 
Bäume  eine  in  jedem  Frühjahr  sich  wiederholende  Masseninfection 
voraussetzt. 

Jännicke  (Frankfurt  a.  M.). 


Neue  Litteratur. 


) 


Bibliographie: 
Faiuintziu,  A.,  Iivauowsky,  I).,  KusnctzofF,  IS.,  Massalsky,  W.j  Fürst  und 
Transchel.    W.,     Ueberblick    über    die     botanische    Litteratur    Kusslande    im 
Jahre   1890.     gr.  8".  XXI,   157  pp.     St.  Petersburg-  1891.     [Russisch.] 

Nomenclatur,  Pflanzennamen,  Terminologie  etc.: 

Rand,  Edward  L.,  Nomenclature  i'roin  the  practica!  Standpoint.  (The  Botanical 
Gazette.    Vol.  XVI.    1891.  No.   11.  p.  318—319.) 

Allgemeines,  Lehr-  und  Handbücher,  Atlanten  etc.: 

Legrand,  Alfred.  Fleurs  et  plantes.  Lectures  auglaises,  aecompagnees  d'iui 
vocabulaire  dounant  la  prononciation  figuree  et  la  traduetion  francaise  de  tous 
les  termes  d'horticulture  et  de  botanique.  8°.  VIII,  376  pp.  Paris  (Mesnil- 
Dramard  et  Oie.)  1891. 

Müller  und  Pilling.  Deutsche  Schulflora  zum  Gebrauch  für  die  Schule  und  zum 
Selbstunterricht.  Liefet  ung  4  und  5.  ä  8  farbige  Tafeln,  gr.  8°.  Gera 
(Hofmann)  1891.  a  —.70  =  M.  1.40. 

Algen. 

Grenfell.  J.  G..  Oa  the  oecurrence  of  pseudopodia  in  the  Diatomaceous  genera 
Melosira  and  Cyclotella.  (The  Quaterly  Journal  of  Microscopical  Sciences. 
1891.  October.) 


*)  Der  ergebenst  Unterzeichnete  bittet  dringend  die  Herren  Autoren  um 
gefällige  Uebersendung  von  Separat- Abdrücken  oder  wenigstens  um  Angabe 
der  Titel  ilirer  neuen  Veröffentlichungen,  damit  in  der  „Neuen  Litteratur"  möglichste 
Vollständigkeit  erreicht  wird.  Die  Kedactionen  anderer  Zeitschriften  werden 
ersucht,  den  Inhalt  jeder  einzelneu  Nummer  gefälligst  raittheilen  zu  wollen, 
damit  derselbe  ebenfalls  schnell  berücksichtigt  werden  kann. 

Dr.    Uhlworm, 
Terrasse  Nr.  7. 


Neue  Litteratur.  361 

Klebs,  Georg,  Ueber    die  Bildung    der    Fortpflanzimgszeuen    bei   Hydrodictyon 
utriculatum    Roth.      Mit    Tafel.      (Fortsetzimg.)     (Botanische     Zeituno-.     1891. 
No.  9.  p.  805—818.) 

Pilze : 
AtkillSOll,  Geo  F..  A  new  Ravenelia    from  Alabama.     (The    Botanical  Gazette. 

Vol.  XVI.  1891.  No.  11.  p.  313—314.) 

Coccoui,  Gil'OlaiUOj  Osservazioni  e  ricerche  sullo  sviluppo  di  tre  piccoli  funghi: 

nota    letta    alla    r.    accademia    delle     scienze     dell'    istituto    di    Bologna    nella 

sessione  del  22  raarzo  1891.    4°.   12  pp.  con   2  tavole.    (Estratto  dalle  Memorie 

della  r.  accademia  delle  scienze  delF  isttiuto  di  Bologna.    Serie  V.    Tomo  II.) 

Bologna  (tip.   Gamberini  e  Parmeggiani)   1891. 

Hesse,  Rudolph,    Die    Hypogaeen    Deutscblands.     Natur-    und    Entwickelungs- 

geschichte.  sowie  Anatomie  und  Morphologie  der  in  Deutschland  vorkommenden 

Trüffeln  und  der  diesen  verwandten  Organismen  nebst  praktischen  Anleitungen 

bezüglich  deren  Gewinnung  und  Verwendung.     Eine    Monographie.     Lieferung 

4— G.     (Schluss    des    ersten    Bandes.)     4°.    p.  49—133.     Mit    Tafel  VIII— XL 

Halle  a.  S.  (Ludwig  Hofstetter)    1891.  M.  14.40. 

LiboriUS,  P.   F.,    Ueber    phosphorescirende    Bakterien.      (Protok.    zasaid.    obsh. 

Morsk.  vrach.  v.  Kronstadt.   1890  p.  161—167.)     [Russisch.] 

Rabenhorst,    L.,    Kryptogamen-Flora    von    Deutschland,    Oesterreich    und     der 

Schweiz.     2.  Auflage.     Bd.  I.    Lieferung    46.     (Inhalt:     Pilze,    IV.  Abtheilung, 

Phyccmycetes,    bearbeitet  von  A.  Fischer,    p.  65—128,  mit  Abbildungen.)    8°. 

Leipzig '(Kummer)   1891.  M.  2.40. 

■Saccardo.  P.  A.,    Sylloge    fungorum    omnium    bucusque    cognitorum.    Vol.  IX. 

Supplementum  universale,    sistens    genera  et  species  nuperius  edita,    nee    nor. 

ea  in  sylloges  additamentis  praecedentibus  jam  evulgata,  nunc  una  systematice 

disposita.    Pars  I.    (Agaricaceae — Laboulbeniaceae.)    8°.  1141  pp.    Patavii  (typ. 

Seminarii)  1891.  L.  57.— 

Physiologie,  Biologie,  Anatomie  und  Morphologie: 

Haeckel,  Ernst,   Storia  della  creazione  naturale:    conferenze  scientifico-popolari 

suila  teoria  doli'  evoluzione  in  generale  e  specialmente  su  quella  di  Darwin, 

Goethe  e  Lamarck.     Prima    traduzione    italiana   fatta  sull'  ottava  edizione 

tedesca,    col    consenso    dell*    autore,  a  cura  del   Daniele  Rosa.     Disp.  9.    8°. 

p.  385 — 432,  con  tavola.     Torino  (Uuione  tipograueo-editrice.)   1891.      L.  1. — 

Hill,  E,  J.,  The  sling-fruit  of  Cryptotaenia  Canadensis.    (The  Botanical-Gazette. 

Vol.  XVI.  1891.  No.  11.  p.  300—302.) 
Kearuey,  T.   !!..    Cleistogamy    in    Polygonum    acre.      (The    Botanical    Gazette. 

Vol.  XVI.  1891.  No.  11,  p.  314.) 
Xoningsberger,    Jacob    Cliristiaau,    Bijdrage    tot    de    Kennis    der    Zetmeel- 
vorming  bij   de  Angiospermen.     8°.    100  pp.     1   Tafel.     [Proefschrift.]     Utrecht 
(ßeijers)   1891. 
Kronfeld,  M.,    Die    wichtigsten    Blütenformeln.     Für    Studireude    erläutert    und 
nach  dem  natürlichen  System    angeordnet.     8°.     28  pp.     Berlin    (Parey)    1891. 

M.  1  — 

Mac    Millail,    Conway,    Interesting    auatomical    and    physiological    researches. 

The    leaves    of   aquatic    mouocotyledons.     (The  Botanical  Gazette.     Vol.  XVI. 

1891.  No.   11.  p.  305—311.) 

Malfatti,  H.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Nucleine.     (Zeitschrift  für  physiologische 

Chemie.     Bd.  XVI.   1892.  Heft   1   und  2.) 
Meehan,  Thomas,  Helianthus  mollis.     (The  Botanical  Gazette.  Vol.  XVI.  1891. 

No.  11.  p.  312.)' 
Mussi,  Ubaldo,    Ricerche    chimiche    sul    latice    del    Ficus    carica  (R.  istituto  di 
studi  superiori  di  Firenze :    laboratorio    di    materia  medica ).     8°.  8  pp.     (Estr. 
dall'  Orosi,  giornale  di    chimica,    farmacia,    ecc,    1891.    No.  8.)     Firenze  (tip. 
della  pia  casa  di  Patronato)  1891. 
Schneck,  Jacob,  Further  notes  on  the  mutilation  of  flowers    by    insects.     (The 

Botanical  Gazette.  Vol.  XVI.  1891.  No.  11.  p.  312—313.) 
—  — ,  Mutilation  of  the  flower  of  Tecoma  radicans.     (1.  c.    p.  314—315.) 
Sigmund,  "W.,  Ueber  fettspaltende  Fermente  im  Pflanzenreiche.    IL  Mittheilung. 
(Sonderabdr.)     Lex.-8°.    8  pp.     Leipzig  (Freytag  in  Comm.)  1891.       M.  —.30. 
TfYyplel,  M.,  Ueber  den  Einfluss  einiger  Chloride,  besonders  des  Natriumchlorids 
auf  das  Wacbsthum  der  Pflanzen.     (Gymnasial-Programm.)     8".  45  pp.     Waid- 
hofen  a.  d.  Thava  1891. 


362  Neue  Litteratur. 

Systematik  und  Pfianzengeographie : 

Bailey,  >V.  >Vhitman.  A  remarkable  orange  tree.  (The  Botanical  Gazette, 
Vol.'  XVI.  1891.  No.  11.  p.  311—312.) 

Borbäs,  VinceilZ  V.,  Die  Cultnr  der  Menthen  auf  Sandboden.  (Termeszettu- 
domänyi  Közlöny.   1691.  p.  499—500.) 

Bnchanan,  John,  The  indigenous  Grasses  of  New-Zealaud.  (Colonial-Museum 
of  N.-Zealand.  Fol.  64  Tafeln.) 

Fiala,  F.,  Floristicki  prilozi.  (Glasnik  zemaljs  muzeja  u  Bosn.  i  Herc.  1891. 
3  pp.) 

—  — ,  Primula  Bosniaka.     (1.  c.) 

Freyn,  J.,  Plantae  novae  Orientales.  II.  [Fortsetzung.]  (Oesterreichische  botan. 
Zeitschrift.    1891.    No.   12.  p.  404-108.) 

Haläcsy,  E.  V.,  Beiträge  zur  Flora  der  Balkauhalbinsel.  VII.    (1.  e.  p.  408—409.) 

Korschiusky,  S.,  Phytographische  Untersuchungen  in  den  Gouv.  Simbirsk, 
Samara,  Uta,  Perm  und  Wjatka  (z.  Th.).  (Arbeiten  der  Naturforscher-Gesell- 
schaft an  der  Kaiserl.  Universität  Kasan.  Bd.  XXII.  Heft  6.)  8°.  '204  pp. 
Mit   1   Karte.     Kasan  1891.     [Russisch.] 

Kränzlin ,  F.,  Appendicula  Peyeriana  n.  sp.  (The  Gardeners  Chronicle. 
Serie  III.    Vol.  X.    1891.    No.  258.  p.  669.) 

Lindberg,  G.  A.,  Rhipsalis  (Lepismium  '?)  dissimilis  (G.  A.  Lindberg)  K.  Schu- 
mann.    Mit  Abbildungen.     (Gartenflora.    1891.    Heft  23.    p.  &:'A.  I 

Medicus,  W.,  Flora  von  Deutschland.  Illustr.  Pflanzenbuch.  Anleitung  zur 
Kenntniss  der  Pflanzen  nebst  Anweisung  zur  praktischen  Anlage  von  Herbarien. 
Lieferung  2.  gr.  8°.  p.  33 — 64  mit  8  färb.  Tafeln.  Kaiserslautern  (Gotthold) 
1891.  M.  1  — 

Moiltresor,  W.  Graf,  Uebersicht  der  Pflanzen,  welche  zum  Bestände  der  Flora 
des  Kiew'schen  Unterrichtsbezirkes  gehören,  d.  h.  den  Gouvernements  Kiew, 
Podolien,  Wolhynien,  Tschernigov  und  Pultava  angehören.  Heft  5.  8 '. 
p.  419—508.     (Schluss.)     Kiew   1891.     [Russisch.] 

Mueller,  Baron  Ferdinand  von,  Descriptions  of  new  Australiau  plants,  with 
occasional  other  annotations.  [Continued.]  (Extra  print  from  the  Victorian 
Naturalist.   1891.  November.) 

Peperomia  enervis. 

Rather  dvvarf,  erect  or  diffuse,  flaccid,  glabrous ;  branehes  upvvards 
angular ;  leaves  small,  on  short  petioles,  ternately  or  some  quaternately 
verticillate,  cuneate-obovate,  the  lateral  venules  almost  obliterated;  spikes 
extremely  slender,  mostly  terminal,  conspicuously  but  thinly  pedunculate; 
flowers  in  close  proximity ;  bracts  very  miuute,  orbicular ;  ovulary 
almost  entirely  emersed,  bearing  the  stigma  obliquely ;  fruitlet  minute, 
almost  globular. 

On  Mount  Bartle  Freie;  Stephen  Johnson. 

From  some  few  inches  to  nearly  one  foot  high.  Leaves  l/a — s/4  inch 
long.  Spikes  solitary  or  occasionally  two  togetber,  generally  1  —  l1/2  inches 
long.  Flowers  unknown.  Fruitlets,  when  dry,  slightly  rough.  Mons. 
Casimir  de  Candolle,  who  received  specimens  from  me,  to  bring  his 
unrivalled  knovvledge  of  Piperaceae  to  bear  on  this  singularly  local  plant, 
places  it  near  P.  obversa  among  the  370  Peperomias,  known  to  him  since 
describing  them  monographically  in  1869.  It  received  the  specific  name 
under  our  Joint  authority.  Lately  also  a  representative  of  the  order 
Piper  Holtzei)  has  been  discovered  in  N.  W.  Australia. 

Gavcinia    Warn  nii. 

Glabrous;  brauchlets  robust,  angular;  leaves  of  firm  texture,  on  Short 
petioles,  mostly  lanceolar-ovate,  their  primary  lateral  venules  numerous 
and  somewhat  prominent  particularly  beneath ;  flowers  rather  large,  crowded 
into  axiüary  Clusters;  outer  sepals  very  short;  petals  four,  largely  pale; 
staminal  mass  of  the  male  flowers  divided  almost  to  the  base  into  four 
ovate  lobes,  about  half  as  long  as  the  petals ;  anthers  extremely  numerous, 
densely  covering  the  inner  side  of  the  lobes  to  near  the  base,  pale,  partly 
on  very  short  rilaments,  partly  sessile,  their  cells  divergent,  widely  dehiscent; 
rudimentary  pistil  rather  thick,  angular,  with  a  convex  stigma. 

Near  the  Coen- River;   Stephen  Johnson. 


Neue  Litteratur.  363 

A  tree,  to  40  feet  high.  Well  developed  leaves  3 — 5  inches  long-. 
Flowers  on  short  thick  pedicels.  Sepals  almost  semiorbicular,  the  innei? 
only  about  */s  inch  long-,  though  exceeding  the  outer.  Petals  obovate  or 
verging  somewhat  into  an  orbicular  form,  incurved,  with  broad  base 
sessile,  seldom  longer  than  1/s  inch,  in  front  slightly  and  irregularly 
denticulated.  Staminal  mass  somewhat  adherent  to  the  petals. 
Anthers  almost  quadrivalvular.  Eudimentary  pistil  about  1J8  inch  long. 
Female  flowers  and  fruit  not  yet  seen.  The  staminal  arrangement  is- 
much  like  that  of  G.  Cornea  and  Gr.  Merguensis,  but  both  are  in  several 
other  respects  very  distinct.  The  leaves  are  not  unlike  those  of  the 
imperfectly  known  G.  neglecla  (Vieillard) ;  the  venulation  of  them  ia 
much  more  prominent  than  in  G.  subtilinervis,  of  which  the  tlowers  are 
unknown. 

This  in  the  flora  of  Australia  very  remarkable  plant  is  dedicated  to 
Dr.  Warren,  the  accomplished  and  learned  Professor  of  Engineering  in 
the  Sydney  University. 

Glossog yne  orthochaeta, 

Stern  towards  the  base  few-branched,  somewhat  woody ;  leaves  much 
crowded  along  the  lower  part  of  the  branches  and  of  the  stein,  mostly 
pinnately  divided,  their  segments  distant,  narrowlinear,  much  pointed ; 
upper  leaves  few,  remote,  undivided,  linear;  tlower-headlets  solitarily 
terminatiug  elongated  simple  pedunclelike  branches ;  involucral  bracts 
rat  her  numerous,  somewhat  scarious  towards  the  summit  and  thus  far  soon> 
reflexed ;  floral  bracts  bluntish ;  receptacle  rather  ample  ;  fruits  numerous, 
about  as  long  as  the  bracts,  terminated  into  two  much  shorter  quite  erect 
slightly  retro-hispidulous  setules. 

Near  the  South  Coen-Eiver;  Stephen  Johnson. 

Eoot  not  seen.  Height  to  2  feet.  Leaves  to  3  inches  long,  the  lower 
often  reflexed  and  some  of  these  undivided.  Corollas  and  therefore  also 
stamens  and  Stigmas  not  yet  available.  Fruiting  headlets  fully  1/a  inch 
in  diameter.  Fruits  J/5  to  J/4  inch  long,  compressed,  narrow,  blackish, 
streaked ;  the  setules  often  only  at  the  apex  barbed. 

So  far  as  the  vegetative  and  carpologic  characters  allow  to  judgs 
this  plant  cannot  be  excluded  from  the  geuus  Glossogyne;  but  it  is 
possible  that  hereafter  from  floral  notes  another  geueric  place  may  havo 
to  be  assigned  to  this  species.  The  bracts  almost  conceal  the  fruits  ;  this 
already  gives  the  plant  an  aspect  different  to  that  of  G.  tenuifolia;  the 
ramification  is  also  less,  the  leaves  are  longer  and  their  segments  narrower, 
furthermore  the  fruits  are  shorter  and  their  setules  not  divergent;  the 
leaves  are  in  form  not  unlike  those  of  Bidens  lineariloba,  but  seem  never 
doubly  segmentose. 

Rccllillger,  Karl,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Gattung  Eumex.     (Oesterr.  botan. 

Zeitschrift.    1891.  No.   12.  p.  400—404.) 
Rolfe,  R.  A.,    Epidendrum    pusillum    Eolfe    n.  sp.     (The    Gardeners  Chronicle.. 

Serie  III.    Vol.  X.   1891.  No.  258.  p.  669.) 
Sabransky,   II.,   Weitere  Beiträge    zur  Brombeerenflora  der    kleinen  Karpatlien.. 

[Fortsetzung.]     (Oesterr.  botan.  Zeitschrift.    1891.  No.  12.  p.  409—413.) 
VeleilOVSky,  J.,  Nachträge  zur  „Flora  bulgarica".     (1.  c.  p.  397—400.) 
Watsoil,  SereilO,  Penstemon  Haydeui  n.  sp.    (.The  Botanical  Gazette.    Vol.  XVI. 

1891.  No.   11.  p.  311.) 
Widmer,   E.,  Die  europäischen  Arten  der  Gattung  Primula.     Mit  einer  Einleitung 

von  C.  v.  Nägeli.     8°.  VII.    154  pp.     München  (Oldenbourg)   1891.     M.  5.— 

Teratologie  und  Pflanzenkrankheiten: 
Dauesi,  L.,  Una  visita  ai  vigneti    fillosserati   in  Francia:    relazione    a.  S.  E.   il 

Ministro  di  agricoltura,  industria  e  cominercio.     (Atti  della  r.  stazione  chimico- 

agraria  speiimentale  di  Palermo:  rapporto  dei   lavori  eseguite  dall'  aprile  1884 

ä  giugno  1889.)     Palermo   (stab.  tip.  Virzi)  1891. 
(Jt,  W.  W.,  The  Potato-disease  question.     (The  Gardeners  Chronicle.     Serie  HL. 

Vol.  X.  1891.  No.  258.  p.  671—672.) 
Hag^emaiui,  Axel,  Vore  norske  Forstinsekter,  eller  de  for  Skovene  skadelige  og- 

nyttige    Insekter,    deres  Optraeden    og  Udbredelse  i  Xorge.     En  Haandbog  toi 


364  Neue  Litteratur. 

Skovejere  og  Forstmaend.     Med    35    in    Texten    iudtrykte  Figurer.     8°.  VIII, 

144   pp.     Christiania  og  Kjobenhavn  (Cammermeyer)  1891.  Kr.  2.- — 

Halsted,  Byron  D.,  Bacteria  of  the  Melons.     (The  Botanical  Gazette.  Vol.  XVI. 

1891.  No.  11.  p.  303—305.) 
Panlscn,  F.  e  Guerrieri,  F.,    Sopra    alcune    galle    rinvenute   sui  tralci  e  sulle 

foglie    delle    viti.      (Atti    della    r.    stazione    cliimico  -  agraria    sperimentale    di 

Palermo:     rapporto     dei    lavori    eseguiti    dalP     aprile     1881    a     gingno     1889.) 

Palermo  (stab.  tip.  Virzi)   1891. 
Poggi,  Tito,  Come  combatteremo    la    peronospora.    3e    edizione     riveduta    dall* 

autore  e  pubblicata  per  cura    della    associazione    agraria    del    basso  Veronese. 

8°.  51  pp.     Legnago   (tip.  di  V.  Bardellini)   1891. 
Thomas,    Der    Fichtennestwickler    in   Thüringen.     (Gartenflora.    1891.    Heft  23. 

p.  619—620.) 
Wilson,  G.   F.,    Notes    from  Oakwood.     (The    Gardeners    Chronicle.     »Serie   III. 

Vol.  X.  1891.  No.  258.  p.  679—680.) 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik : 

Brunns,  G.  und  KoSSel,  A.,    Ueber  Adenin    und  Hypoxanthin.     (Zeitschrift  für 

physiologische  Chemie.    Bd.  XVI.  1892.  Heft  1   u.  2.) 
Eraild ,    J.,    Des    raisons    qui    semblent    militer    en    faveur    de    la    nonspecificite 

du  gonocoque.     (Bullet,    de    la    soc.    franc.    de    dermatol.    et    syphiligr.    1891. 

p.  231  —  235.) 
Fratiui,  F.,  Sul  potere  patogeno    del    suolo    di  Padova.     (Giorn.  d.  r.  soc.  ital. 

d'igiene.    1891.    No.  7/8.  p.  401—450.) 
Frenkel,  Sur  la  variabilite    des    proprietes    pathogene.s    des    microbes.     (Soc.   d. 

scienc.  m£d.  de  Lyon.)     (Lyon  med.  1891.  No.  38.  p.  94—96.) 
De  Giaxa,  V.  et  Gnarnieri,  G.,    Contribution    a   la   connaissance    du    pouvoir 

bactericide  du  sang.     (Annal.  de  Microgr.   1891.  No.  10/11.  p.  474 — 488.) 
Hugounenq  et  Eraud,  Sur  une  toxalbumine    secretee    par    un    microbe    du  pus 

blennorrhagique.     (Compt.  rend.  de  TAcad.    des  sciences    de  Paris.     T.  CXIII. 

1891.     No.  3.     p.  145—147.) 
Kluge,     lt..      Chemotaktische     Wirkungen      des     Tuberculins      auf     Bakterien. 

(Centralblatt   für   Bakteriologie    und    Parasitenkunde.    Band  X.    1891.    No.  20. 

p.  661—663.) 
Krüger,  M..  Zur  Kenntniss  des  Adenins.     (Zeitschrift  fiir  physiologische  Chemie. 

Bd.  XVI.   1892.  Heft  1    u.  2.) 
Kuskofi",     N.,     Fälle    von     akuten     Miliartuberkeln     ohne    Koch'sche    Bacillen. 

(Bolnitsch.  gaz.  Botkina.  1891.     p.  233,  265.)     [Kussisch.] 
Lortet,  L.,  Recherches  sur  les  microbes  pathogünes  des  vases  de  la  mer  Morte. 

(Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  sciences  de  Paris.  T.CXIII.  1891.  No.4.  p.221— 223.) 
Malvoz,   E.,  Le  bacterium  coli  commune.     (Arch.  de  med.  experim.    1891.  No.  5. 

p.  593—614.) 
Pane,  K.,  Süll'  azione  del  siero  di  sangue  del  coniglio,  del  cane  e  del  colombo 

contro  il  bacillo  del  carbonchio.     (Riv.  clin.  e  terapeut.    1891.    No.  9.    p.  481 

—483.) 
Pasquale,  A.,  Ricerche    batteriologiche    sul    colera  a  Massaua  e  considerazioni 

igieuiche.     (Giorn.    med.  d.  r.   esercito    e    d.  r.  marina.    1891.    No.  8.    p.   1009 

—  1031.) 
Raymond,     F.,     Sur    les    rapports    de    certaines    affections    du    foie    avec    les 

infections  microbiennes,    a    propos    de    deux   cas  d'ictere  termines  par  la  mort 

(ictere    calculeux,    ictere    de    la    grossesse).      (Semaine    med.     1891.     No.    38. 

p.  305—308.) 
Schaut  vr.    J.,    Untersuchungen     über    die    Mikroorganismen    der    Hundestaupe. 

(Deutsche  Zeitschrift  für  Thiermed.    Bd.  XVIII.    1891.    No.  1.    p.  1—20.) 
Tromuetta,    Sergi,    Die  Fäulnissbakterien  und  die  Organe    und    das  Blut    ganz 

gesund  getödteter  Thiere.     (Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 
Band  X.    1891.    No.  20.  p.  664-669.) 
Willianis,  W.  R.,  Remarks  on  the  pathogeny  of   Cancer,  with  special  reference 

to  the  microbe  theory.     (Lancet.    1891.  Vol.  II.    No.  11.  p.  606  —  607.) 

Technische,  Forst-,  ökonomische  und  gärtnerische  Botanik: 

Booth,  Jolin,  Die  „uadellosen"  Douglas-Fichten  des  Herrn  Köhler  und  die 
144  ha  grossen  Bestandesflächen  dieser  Fichte  in  den  Königlich  Preussischen 
Staatsforsten.     (Gartenflora.  1891.  Heft  22.  p.  595—598.) 


Neue  Litteratm-.  365 

Borggreve,  B.,   Die  Holzzucht.     Ein  Grundriss  für  Unterricht  und  Wirthschaft. 

2.  Auflage.     Mit  Textabbildungen  und  15  Tafeln.     8°.    XXIV,  363  pp.     Berlin 

(Parey)  1891.  M.  12.— 

Boutroux,  L.,    Sur    la    fermentation    pauaire.      (Compt.    rend.    de    l'Acad.    des 

sciences  de  Paris.     T.  CXI1I.    1891.     No.  4.  p.  203—206.) 
Banesi,  L.,  Della  vinificazione  e  della   gessatura    dei    mosti  e  vini.     (Atti  della 

r.    stazione    chimico  -  agraria    sperimentale    di    Palermo:    rapporto     dei    lavori 

eseguiti  dall  aprile   1884  ä  giugno   1889.)     Palermo  (stab.  tip.  Virzi)  1891. 
Bauest,  L.  e  Boschi,  C,  Kicherche  sugli  agrumi.     (1.  c.   1891.) 
Danesi,   L.  e  MancilSO-Lima,   G.,  Analisi  dei  vini  siciliani.     (1.  c.   1891.) 
Bieck,  Gr.,    Dendrblogische  Plaudereien.     V.     Der    zweite    Band    des    „Dippel". 

(Gartenflora.    1891.    Heft  23.  p.  625—631.) 
Eismann,  Gustav,    Renanthera    Lowii   Rchb.    fil.    syn.    Vanda    Lowii    Lindl.    in 

Blüte.     (1.  c.  p.  598—600.) 

—  — ,  Amherstia  nobilis  und  was  dieselbe  alles  ertragen  kann.  (1.  c.  p.  601 
—  603.) 

Fritz,  Die  Perioden  der  Weinertrage.  (Vierteljahrsschrift  der  Naturforscher- 
Gesellschaft  in  Zürich.     XXXV.  und  XXXVI.    Heft  1.) 

Hammer,  A.,  Die  Gemüsetreiberei.  Eine  praktische  Anleitung  zur  Erziehung 
und  Cultur  der  vorzüglichsten  Gemüse  in  den  Wintermonaten.  8°.  47  pp.. 
Wien  (Hartleben)  1891.  Fl.  —.90. 

Koltz,  Le  balai  de  sorcier  sur  le  Pin  Weymouth.  (Recueil  d.  Soc.  Botanique 
du  Grand-Duche  d.  Luxembourg.    No.  XII.    1891.) 

Erafft,  G.,  Lehrbuch  der  Landwhthschaft  auf  wissenschaftlicher  und  praktischer 
Grundlage.  5.  Auflage.  Bd.  IV.  Die  Betriebslehre.  Mit  11  Holzschnitten. 
8°.   VIII,  266  pp.     Berlin  (Paul  Parey)   1891.  geb.  M.  5. — 

Kramer,  E.,  Die  Bakteriologie  in  ihren  Beziehungen  zur  Laudwirthschaft  und. 
den  landw.-technischen  Gewerben.  [Schluss.]  Theil  II.  Die  Bakterien  in 
ihrem  Verhältnisse  zu  den  landw.-technischen  Gewerben.  8".  VI,  178  pp.  mit 
79  Abbildungen.     Wien  (Gerold's  Sohn)  1891.  M.  4  — 

Krause,  Ernst  H.  L.,  Die  Ursachen  des  säcularen  Baumwechsels  in  den 
Wäldern  Mitteleuropas.  (Naturwissenschaftliche  Wochenschrift.  Bd.  VI.  1891. 
No.  49.    p.  493—495.) 

Pohl,  J.,  Elemente  der  landwirthschaitlichen  Pflanzenphysiologie.  8°.  VI, 
142  pp.  mit  42  Abbildungen.     Wien  (Pichlers  Wittwe  &  Sohn)  1891.     M.  2.40. 

Römer,  B.,  Grundriss  der  landwirthschaftlichen  Pflanzenbaulehre.  Ein  Leit- 
faden für  den  Unterricht  an  landwirthschaftlichen  Lehranstalten  und  zum 
Selbstunterricht.  4.  Aufl.  von  G.  Böhme.  (Deutsche  landwirthschaftliche 
Taschenbibliothek.    Heft  24.)     8°.  XII,  172  pp.     Leipzig  (Karl  Scholtze)  1891. 

geb.  M.  1.80. 

Sauger,  Obstbautafeln  für  Schule  und  Haus.  2  Tafeln  in  Holzsehn.  72X84  cm. 
Mit    Begleitwort.     gr.  8°.    3  pp.     In  Mappe.     Stuttgart    (Eugen    Ulmer)    1891. 

M.   1.60. 

Schaffer,  De  l'action  du  Mycoderma  vini  sur  la  composition  du  vin.  (Annales 
de   Mierographie.    1891.  September.) 

Lasserre,  Gontran,  Regles  elementaires  de  la  fabrication  et  de  i'emploi  des 
engrais  ckimiques  sans  di'pense,  et  de  la  culture  de  ble.  2  edition,  revue, 
eorrigee  et  augmentee.     8".  66  pp.     Paris  (Belin  freres)   1891. 

Martelli,  Bomenico,  Su  i  metodi  per  la  determinazione  della  cellulosa  nei 
foraggi  studio.  (Studi  e  ricerche  istituite  nel  laboratorio  di  chimica  agraria 
della  r.  universita  di  Pisa.    Fase.  IX.) 

Müller,  Ferdinand,  Baron  von,  Select  extra-tropical  plants,  readily  eligible 
for  industrial  culture  or  naturalisation,  with  indications  of  their  native  countries 
and  some  of  their  uses.  8  edition,  revised  and  enlarged.  8°.  594  pp. 
Melbourne  (Chas.  Troedel  &  Co.)  1891. 

Fapasogli,  Giorgio,  Del  cotone,  dei  prodotto  che  fomisce,  e  dei  metodi  per 
riconoscere  la  mescolanza  con  Folio  d'oliva.  (Saggi  di  esperienze  agrarie. 
1891.  Fase.  IX.)     Firenze  1891. 

—  — ,  La  colorazione  artificiale  nei  vini  e  modo  di  riconoscerla:  nota.  8n.  14  pp, 
Firenze  1891. 

Picore,  J.  J.,  Culture  et  taille  de  la  vigne  du  vignoble  lorraiu.  4°.  55  pp. 
Nancy  (Munier  impr.)   1891. 


3ß(!  Neue  Litteratur.  —  Personalnachrichten. 

Satlebeck,  lt.,  Die   tropischen    Nutzpflanzen   Ostafrikas,    ihre  Anzucht    und    ihr 

ev.    Plantagenbetrieb.     Eine    orientir.    Mittheilnug    über    einige   Aufgaben    und 

Arbeiten  des  Hamburger  botati.  Museums  und  Laboratoriums  für  Waarenkunde. 

(Aus:     „Jahrbuch    der    Hamburger    wissensch.    Anstalten"    1891.)     8°.     26    pp. 

Hamburg  (L.  Gräfe  und  Sillem  in  Komm.)  1801.  M.  1. — 

SauvaigO,  Les    plantes   exotiques  introduits  sur  le    littoral  mediterraneen.     Une 

visite  ä  la  villa  Hutner,    ä    San-Remo    (30   mars   1891).     (Extrait  de  la  Revue 

des    scieuces    naturelles    appliquees.     1891.    No.    17,    5    septbr.)      8°.     12    pp. 

Versailles  et  Paris  (Cerf  et  fils)   1891. 
Schmidt,    M.    Y.,     Anleitung    zur    Ausführung    agricultur-chemischer    Analysen. 

Zum  Gebrauche    für    landwirtschaftliche  ITnterrichtsanstalten.     8°.  VI,    69  pp. 

Wien  (Franz  Deuticke)   1891.  M.   1.80. 

Serieux,  L.,  Petit  traue  pratique  pour  la  culture  des  haies,  des  arbres  fruitiers 

et    d'agrement  et  des    bois  taillis.     8°.    50  pp.     Avec    12    planches    et    31    fig. 

Geneve  (H.   Georg)   1891.  Fr.   1.— 

Tschauz,  W.j   Die  Weinbereitung   aus  Beerenobst,    nebst    einem  Anhange    über 

Kultur  der  Johannisbeere.     8°.  20  pp.     Thun  (E.  Stämpfli)  1891.        Fr.  —.30. 
Van   Scherpenzeel  Thilll,  L.,  Rapport    sur    l'exposition  des    produits  de  l'Asie 

centrale  ä  Moscou    (juin  1891).     (Extrait    du  Recueil    consulaire.)     8°.    10  pp. 

Bruxelles  (P.  Weissenbruch)  1891.  Fr.  —.50. 

Viaml,   S.?  Notice  sur  le  bananier  et  ses  rapports    avec  l'agriculture,    l'industrie 

et  la  medecine.     (Bulletin  de  la  Societc    des  etudes  Indo-Chinoises  de  Saigon. 

1891.   1.  septbr.) 
Zoebl,    Anton,    Bericht    an    das    hohe    k.    k.    Ackerbau  -  Ministerium    über    das 

landwirtschaftliche     Versuchswesen     und     seine     Beziehungen     zur     Pflanzen- 
Veredelung  in  Deutschland,    Dänemark,    Schweden  und  Norwegen.     8°.    74  pp. 

Brunn  (Rud.  M.  Rohrer)  1891. 
Weig'inanu,    IL,    Zur    Beseitigung    von    Butterfehlern     durch    Anwendung    von 

Bakterien-Reinkulturen  bei  der  Rahmsäuernug.     (Landwhthsehaftl.  Thierzncht. 

1891.    No.  37.  p.  527—528.) 


Personalnachrichten. 


Dr.  0.  Warburg  hat  sich  an  der  Universität  zu  Berlin  für 
Botanik  habilitirt. 

Prof.  Dr.  A.  Beyer  in  Graz,  bekannt  als  eifriger  Bryologe, 
ist  am  8.  November  d.  J.  gestorben. 

Am  7.  October  d.  J.  starb  in  Ealing  der  englische  Botaniker 
P.  W.  F.  Myles. 

Die  Herren  J.  Bornmüller  und  Sintenis  sind  von  ihrer  Reise 
zurückgekehrt.  Sie  haben  im  Laufe  des  Sommers  die  Insel  Thasos 
botanisch  durchforscht  und  den  Athos,  sowie  den  thessalischen 
Olymp  besucht. 

Dr.  Ed.  Forilläliek  unternahm  in  den  diesjährigen  Ferien  eine 
6 wöchentliche  Reise  nach  Serbien  und  Macedonien,  botanisirte  bei 
Paracin  in  Serbien,  Uesküb,  Veneziani-Gradsko,  Demirkapu  und 
Bitolia-Monastir  in  Macedonien,  bestieg  die  Baba-  und  Inor  plania 
in  Serbien,  den  Peristerie  und  die  Bratucina  planina  in  Macedonien. 

(Oesterr.  botan.  Zeitschrift.) 

Gr.  Scliweinfurtli  und  Professor  0.  Penzig  sind  von  ihrer 
abyssinischen  Reise  zurückgekehrt. 

Prof.  E.  Warming  hat  eine  Forschungsreise  nach  Westindien 
und  Venezuela  angetreten. 


Aufruf.  —  Anzeige.  3ß7 

^Lnf  i-iif ! 


Am    31.   März    1892   vollendet 

Fritz    Mülle  r 

in   Blume  nau   (Brasilien)   sein' 70.   Lebensjahr. 

Sein  Name  hat  bei  Allen,  welche  der  Biologie  ihr  Interesse  widmen, 
den  besten  Klang.  Jeder  von  uns  ist  dem  unermüdlichen  Forscher  zu 
Dank  verpflichtet,  sei  es,  dass  er  durch  dessen  scharfsichtige  Beobachtungen 
neue  Anregung  empfing,  oder  dass  er  auch  bei  eigenen  Arbeiten  in  uneigen- 
nütziger Weise   von   ihm   unterstützt   wurde. 

Wie  durch  zuverlässige  Nachrichten  bekannt  geworden,  hat  die  brasi- 
lianische Regierung  den  greisen  Gelehrten  kürzlieh  seiner  Stellung  als 
Naturalista  viajante  enthoben,  weil  derselbe  aus  zwingenden  Gründen  ab- 
gelehnt hatte,  den  Ort  seiner  bisherigen  erfolgreichen  Thätigkeit  zu  vor- 
lassen und  nach  Bio  de  Janeiro  überzusiedeln.  Gerade  jetzt,  wo  sein 
Adoptiv- Vaterland  ihn  mit  unverdienter  Härte  behandelt,  wird  es  ihm 
doppelt  wohlthuend  sein,  wenn  das  Geburtsland,  das  ihm  geistig  stets 
die  Heiina tli  geblieben  ist,  seiner  Verdienste  um  die  Wissenschaft  ge- 
denkt. 

Diejenigen,  welche  mit  uns  der  Theilnahme  und  dem  Danke  für  den 
verdienten  Mann  Ausdruck  zu  geben  wünschen,  bitten  wir,  ihre  Photo- 
graphie in  Cabinet-  oder  Visitenkarten-Format,  mit  eigenhändigem  Namens- 
zuge versehen,  nebst  einem  Beitrage  von  5  Mark  an  Herrn  Professor 
Dr.  Magnus  in  Berlin  W.,  Blumeshof  15,  bis  spätestens  Mitte 
Januar  1892  einsenden  zu  wollen.  Die  eingegangenen  Portraits  sollen,  zu 
einem  Album  vereinigt,  Herrn  Dr.  Fritz  Müller  als  Ehrengabe  übersendet 
Averden. 

Berlin,   den    21.  November    1891. 

P.  Asch  ers  ou- Berlin;  I.  B  o  e  h  in  -  Wien ;  F.  Buch  e  nau -Bremen;  F.  Cohn- 
Breslau;  A.  En  g  1  er- Berlin  ;  B.  Frank-Berlin;  F.  Hilclebr  an  d-Freiburg 
i.  B. ;  A.  Kern  er  von  Marilaun  -  Wien  ;  L.  Kny-  Berlin;  Henry  Lange- 
lierlin;  F.  Lud  wig -Greiz;  P.  M  a  gn  u  s -Berlin;  K.  Müll  e  r -Halle  ;  W. 
Pf  e  ffe  r  -  Leipzig  ;  E.  P  fitz  er-  Heidelberg;  N.  Prin  gshei  m- Berlin;  L. 
Badlkofer-  München  ;  W.  Schönlank-  Berlin  ;  S.  Seh  wendener-  Berlin  ; 
H.  Graf  S  ol  ms -L  aub  a  c  h-Strassburg  i.  E. ;  E.  Stahl -Jena;  E.  Stras- 
burger-Bonn; I.  Urb  an-Berlin;  W.  W  e  tekam  p -Breslau;  K.  von  Wett- 
stein-Wien;   J.  Wiesne  r-  Wien  ;  L.  Wittmeck- Berlin. 


.A^nzeisre. 


Soeben  ist  erschienen : 

Goebel,  K..  Pflanzenbiologische  Schilderungen, 

II.    Teil,    I.   Lieferung.     Mit   57    Holzschnitten   und  16  Tafeln. 
(Enthält :  Die  Vegetation  der  Venezolanischen  Paramos 
und  die  Injektionen.    Preis  12  Mark. 
I.  Teil  1889  14  Mark. 

N.  G.  Elwert'sche  Verlagsbuchhandlung 

in  Marburg. 


368 


Inhalt. 


An  die  verehrt.  Mitarbeiter! 

Den  Originalarbeiten  beizugebende  Abbildungen ,  welche  im. 
Texte  zur  Verwendung  kommen  sollen,  sind  in  der  Zeichnung  so  an- 
zufertigen.) dass  sie  durch  Zinkätzung  wiedergegeben  werden  können. 
Dieselben  müssen  als  Federzeichnungen  mit  schwarzer  Tusche  auf 
glattem  Carton  gezeichnet  sein.  Ist  diese  Form  der  Darstellung  für 
die  Zeichnung  unthunMch  und  lässt  sich  dieselbe  nur  mit  Bleistij 
oder  in  sog.  Halbton- Vorlage  herstellen,  so  muss  sie  jedenfalls  so- 
klar  und  deutlich  gezeichnet  sein,  dass  sie  im  Autotypie-Verfahren 
(Patent  Meisenbach)  vervielfältigt  werden  kann.  Holzschnitte  können 
nur  in  Ausnahmefällen  zugestanden  loerden,  und  die  Redaction  wie 
die  Verlagshandlung  behalten  sich  hierüber  von  Fall  zu  Fall  dir 
Entscheidung  vor.  Die  Aufnahme  von  Tafeln  hängt  von  der  Be- 
schaffenheit der  Originale  und  von  dem  Umfange  des  begleitenden 
Textes  ab.  Die  Bedingungen,  unter  denen  dieselben  beigegebt), 
werden,  können  daher  erst  bei  Einlieferung  der  Arbeiten  festgestellt 
werden. 


Inhalt 


'Wissenso'aaf  tüche  Original- 
Mittheilungen. 

Knuth,  Weitere  Beobachtungen  über  die  An- 
lockungsmittel der  Blüten  von  Sisyos  angulata 
L.  und  Bryouia  "Jioica  L.,  p.  314. 

Treiber,  Ueber  iao,  auatjansstiea  Bau  des 
Stammes  der  Aselepiadeea.  (Sehlasä).  p.  335. 

Botanische  <3-ärten  und. 
Institute, 

Humphrey,  Report  of  tbe  Departement  of 
vegetable  Physiology,  p.  318. 


Sammlungen. 
Flasrey,  Lichenes  Algerienses  exsiccati,  p.  Ö21 

Referate. 

Arcangeli,    Sopra    i    tubercoli    radicali    delle 

Leguminose,  p.  359. 
Barbcr,  On  a   change    of  flowers  to  tubers  iu 

Nymphaea  Lotus  var.  mon?trosa,  p.  358. 
Brandza,  Developpement  des   töguments   de  la 

graine,  p.  340. 
Chanveaud,    Röcherches    embryogeniques     sur 

Tappareil  lactifere  des  Eupborbiacees,  Urtica- 

c^es,  Apocyn^es  et  Asclepiadees,  p.  334. 
Dangeard,    Memoire    sur    la   morphologie    et 

l'anatomie  des  Tmesipteris,  p.  327. 
Fernbach,    Sur    le    dosage    de   la  sucrase.    3. 

memoire:     Formation     de     la    sucrase     chez 

l'Aspergillus  niger.  p.  331. 
,  Sur  l'invertine    ou  sucrase  de  la  levure, 

p.  331. 


Fischer,    Beiträge     zur     Kenutniss     exotischer 

Pilze.  H.,  p.  323. 
Hanausek,     Die     Entwicklungsgeschichte     der 

Frucht  und  des  Samens  von  Corfea  arabica  L., 

p.  342. 
Jatta,    Su   di   aleuni    Licheni    di    Sicilia    e    di 

Pantellaria,  p.  32ti. 
Kränzlin,   Beiträge    zu  einer   Monographie  der 

Gattung  Habenaria  Willd.,  p.  345. 
Lndwig,    Die    Aggregation    als    Artenbildendes 

Princip,  p.  333. 
Maximoivicz,  Flora  Tangutica,  p.  351. 
—  — ,  Flora  Jlongolica.  p.  351. 
Mueller,  Baron,  Ferdinand  von,    Descriptious 

of  new    Australiau    plants,    with    ocuasioual 

other  annotations,  p.  362. 
Müller,  v.,  Iconography  ot  australian    Salsola- 

ceous  plants,  p.  345. 
Patouillard,  Le  gerne  Podaxon,  p.  325. 
Thomas,   Die    Blattflohkrankheit   der   Lorbeer- 
bäume, p.  359. 
.  Zum  Gitterrost  der  Birnbäume,  p.  360. 

Neue  Litteratur,  p.  360. 


Personalnaohrichten : 

Bormitüllcr  und  Sintenis  sind  von  ihrer  Reise 

zurückgekehrt,  p.  366. 
Forniünek  unternahm  eine  Reise  nach  Serbien 

und  Macedonien,  p.  366. 
Myles,  ff),  p.  366. 
Prof.  Dr.  Reyer  (f),  p.  366. 
Schwfiinfurth  und  Penzig  sind  von  ihrer  Reise 

zurii  -kge kehrt,  p.  366. 
Warburg,  habihtirt  für  Botanik  in  Berlin,  p.  366. 
Warminguuteruimint  eine  Forschungsreise  nach 

Westindien,  p.  396. 


Ausgegeben  :  18.  Deceniber  l*i>l. 


Druck  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Band  XLVIII.  No.  13.  XII.  Jahrgang. 

V  REFERIRENDES  ORGAN  '♦ 

für  das  Gesammtgebiet  der  Botanik  des  In-  und  Auslandes. 

Herausgegeben 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Gelehrten 
von 

Dr.  Oscar  Uhlworm  und  Dr.  F.  G.  Kohl 

in  Cassel.  in  Marburg. 

Zugleich  Organ 

des 

Botanischen  Yereins  in  München,  der  Botaniska  Sällsfcapet  i  Stockholm, 
der  botanischen  Sectio«  des  naturwissenschaftlichen  Yereins  zu  Hamburg:, 
der  botanischen  Section  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cnltnr  zu  Breslau,  der  Botaniska  Sektionen  af  Natarvctenskapliga  Student- 
6ällskapet  i  Unsala,  der  k.  k.  zoologisch -botanischen  Geseilschaft  in 
Wien,  des  Botanischen  Vereins  in  Lund  und  der   Societas  pro  Fauna  et 

Flora  Fennica  in  Helsinkiers. 


Nr.  52. 


Abonnement  für  das  halbe  Jahr  (2  Bände)  mit  14 

durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


1891. 


Originalberichte  gelehrter  Gesellschaften. 


Sitzungsbericht  des  botanischen  Vereins  in  München. 

II.    ordentliche    Monatssitzung, 
Montag,     den     14.     December     1891. 

Herr  Professor  Dr.  Goebel  hielt  einen  Vortrag  über 

die    Vegetation    der    venezolanischen  Paramos 

und  illustrirte  denselben  durch  zahlreiche  Zeichnungen  und  Photo- 
graphien, welche  er  bei  seiner  Reise  aufnahm  und  die  grösstenteils 
in  des  Vortragenden  kürzlich  erschienenen  „Pflanzenbiologischen 
Schilderungen.    II"  reproducirt  sind. 

Herr    Professor  Dr.  Holzner    aus  Freising- Weihenstephan    be- 
richtete über 

einige  von  Dr.  Lermer  und  ihm  angestellte  Unter- 
suchungen über  die  Entwick  e  lung  der  weiblichen 
Hopfenrebe  und  im  Besonderen  über  die  Entwick e- 
lung  und  die  Bildungsabweichungen  des  Hopfen- 
zapfens. 

Botan.  Centralbl.  Bd.  XLVIII.  1801.  '24 


370  Botanischer  Verein  in  München. 

In    der    Einleitung    bemerkte    derselbe,    dass    die    sogenannten 
Klimmhaare  auf  den  unteren  Stengelgliedern  verhältnissmässig  hohe 
Polster  haben,    weshalb    sie  sich    auf   einer  Stütze    nicht    festhaken 
können ;    dagegen     sind    sie    zum    Schutze    gegen    Schnecken    sehr 
gut    geeignet.       Weiter     bemerkte     er,    dass    im    Allgemeinen    die 
Drehungsrichtung  der  Stengelglieder  dieselbe  ist,  wie  die  Richtung 
der  Windungen,  also  West-Nord- Ost.     Häufig  aber  ist  die  Richtung 
der  Drehung  einzelner  Internodien  die  entgegengesetzte,  und  manch- 
mal   wechselt    die    Richtung    an    dem    nämlichen    Stengelgliede.    — 
Die  Verzweigung  wiederholt  sich  immer  in  gleicher  Weise      Jeder 
Zweig  der  Blütenregion  endet  regelmässig  mit  einem  Zapfen.    Dieser 
entsteht  durch    eine  monopodiale  Sprossverkettung.     Unterhalb  der 
Spitze  des  Kegels  erscheint  ein  Zellenhügel,  welcher  sich  alsbald  in 
ein  Caulom    und  Phyllom    theilt.     Das  Phyllom    bildet  drei  Theile, 
von    denen    der    kleinere,    mittlere    die  Anlage  des  Tragblattes  ist, 
welche  sich  in  der  Regel  nicht  weiter  entwickelt.     Aus  den  beiden 
Seitentheilen    entstehen    die    Deckblätter    für    das    Aehrchen.     Das 
Caulom  oder  das  noch  ungegliederte  Aehrchen  theilt  sich  ebenfalls 
in  drei  Lappen,    von    denen    der  kleinere,    mittlere  die  regelmässig 
nicht   weiter  entwickelte  Primanachse  des  Aehrchens  ist.     Die  seit- 
lichen Lappen    spalten    sich    in  je    zwei   (selten  drei)  Blütenachsen. 
Am  Grunde  einer  jeden  dieser  letzteren,  und  zwar  dem  Deckblatte 
zugekehrt,  entsteht  das  Vorblatt    der  Blüte.     Etwas    oberhalb    und 
wieder    nach    der    Aussenseite  liegend    wird    das  Perigon    angelegt. 
Zwei  seitliche  Hervorrajnme'en  an  der  Spitze  der  Blütenachse  machen 
den   Anfang  des  Stempels   mit  zwei  Narben.     Die  Samenknospe  ist. 
achsenbürtig.     Die  beiden  Blüten  eines  Aehrchenastes  sind  antidrom. 
Durch  Aenderungen    der  Stellung    der    Aehrchen    und   infolge    der 
Entwicklung  solcher  Theile,  welche  in  der  Regel  unentwickelt  bleiben, 
entstehen  verschiedene  Bildungsabweichungen.     I.    Stellung    der 
Aehrchen:     1)   „Brausche  Zapfen"    entstehen  dadurch,    dass  sich 
die    einzelnen  Stengelglieder    stärker  als  gewöhnlich  verlängern.    2) 
Bei    manchen  Zapfen    haben    bald    nur    wenige,    bald    die    meisten 
Aehrchen    eine   gekreuzte  Stellung.     3)  Zwei  Aehrchen    stehen    au!" 
gleicher    Höhe    um    SO0    von    einander  entfernt,    wodurch  scheinbar 
acht  -,  sieben-  oder  sechsblütige  Aehrchen  entstehen.     4)  Die  einzelnen 
Blüten    können    in  einer  wenig  aufwärts  steigenden  Spirale    stehen. 
Wenn  dann  der  Divergenzwinkel  der  aufeinander  folgenden  Aehrchen 
90°    beträgt,    so    entsteht    scheinbar    eine    Art    Spiralstellung    einer 
grösseren  Anzahl    von    Blüten.     II.    Durch    Ausbildung    des 
Pri  in  anz  weiges    des    Aehrchens  können  erzeugt  werden:   1) 
kleine  Knospen    an  der  Spitze  der   im  Uebrigen  nicht  verlängerten 
Achse.     2)  Ein    spreublattartiges,    verlängertes    Blättchen.     3)    Zu- 
sammengesetzte  Zapfen,     a)  Nur    der    Primanzweig    des  Aehrchens 
I.  Ordnung  bildet  eine  Seitenspindel,  welche  ein  oder  mehrere  Aehrchen 
IL   Ordnung  trägt,     b)   Die  Primanachse  des  Aehrchens  I.  Ordnung 
wächst  zu  einer  Seitenspindel  IL  Ordnung  aus,  welche  ein  Aehrchen 
IL  Ordnung  hervorbringt.     Die  Primanachse  des  letzteren  Aehrchens 
wächst    abermals    zu    einer   Seitenspindel    (Ast  III.  Ordnung)    aus, 
welche    wieder    ein    Aehrchen    hervorbringt    u.    s.    w.      III.    D  i  e 


Botanischer  Verein  in  München.  371 

mittleren  von  drei  Blütenachsen  eines  Aerchenastes  trägt 
statt  einer  Blüte  ein  rundliches  Blättchen.  Hierher  gehören  auch 
die  Blättchen,  welche  bisweilen  an  der  Seite  einer  vollkommenen 
Blütenachse  erscheinen.  IV.  Durch  Entwickelung  anderer 
Theile  des  Zapfens,  welche  regelmässig  unentwickelt  bleiben, 
oder  ganz  verkümmert  sind,  entstehen  schon  oft  beschriebene  Bil- 
dungsabweichungen. 1)  Durchwachsungen.  2)  Vergrünungen.  3) 
Drei  Deckblätter.  4)  Lappen  an  einem  der  beiden  Deckblätter. 
5)  Durch  Verhinderung  des  Wach  st  hu  ms  an  bestimmten 
Stellen  von  Deck-  und  Vorblättern  können  mehr  oder  minder  tief 
greifende  Spaltungen  derselben  verursacht  werden. 

Herr  Privatdocent  Dr.  0.  LOW  sprach 

„Ueber    den    Einfluss    der    Phosphorsäure    auf   die 

Chlorophyll  bildung." 

Bei  Versuchen  mit  Algen,  welche  ich  in  phosphathaltiger  und 
phosphatfreier  Nährlösung  2  Monate  lang  züchtete,  hatte  ich  be- 
obachtet, dass  trotz  des  Eisengehaltes  der  Nährlösung  die  Algen 
dann  eine  gelbliche  Färbung  annahmen,  wenn  Phosphate  mangelten, 
während  bei  Anwesenheit  von  Phosphaten  sie  schön  dunkelgrün  er 
schienen.  *)  Die  Folgerung,  dass  zur  vollständigen  Ausbildung  des 
Chlorophyllkörpers  auch  Phosphorsäure  nöthig  sei,  lag  nahe  und  ist 
um  so  mehr  gerechtfertigt,  als  Hoppe-  Sey  ler  i.  J.  1879  einen 
Phosphorgehak  von  l,38°/o  im  krystallisirten  Chlorophyllfarbstoff 
nachgewiesen  hatte.**)  Zwei  Jahre  später  fand  er,  dass  der  Chloro- 
phyllfarbstoff  beim  Kochen  mit  alkoholischer  Kalilösung  in  Cholin, 
Glycerinphosphorsäure  und  Chlorophyllansäure  gespalten  wird.  Da 
eine  Beimengung  von  Lecithin  nicht  wohl  angenommen  werden 
konnte,  schloss  Hoppe-Seyler ,  dass  der  Chlorophyllfarbstoff  selbst 
wahrscheinlich  eine  Art  von  Lecithin  ist,  in  welchem  die  Chloro- 
phyllansäure die  Rolle  von  Fettsäuren  spiele.***) 

Um  nun  weitere  physiologische  Anhaltspunkte  für  den  Einfluss 
der  Phosphorsäure  bei  der  Chlorophyllbildung  zu  sammeln,  wurden 
Fäden  von  Spirogyra  majuscula  zunächst  in  eine  mit  destillirtem 
Wasser  (2  L.)  hergestellte  Nährlösung  gebracht,  welche  nichts  weiter 
enthielt  als  : 

0,2  p.  mille  Calciumnitrat  und 
0,02  p.  mille  Ammoniumsulfat. 

In  die  sehr  geräumige,  mit  Glasstöpsel  verschlossene  Flasche 
wurde  hier  und  da  etwas  Kohlensäure  geleitet.  Nach  6  Wochen 
Stehen  im  zerstreuten  Tageslicht  bei  14 — 16°  waren  trotz  der  Un- 
vollständigkeit  der  Nährlösung  nur  wenige  Zellen  abgestorben. 
Die  Zellen  enthielten  viel  gespeichertes  actives  Eiweiss,  f)    massige 

*)  O.  Low,  „Ueher  die  phjrsiologischen  Functionen  der  Phosphorsäure". 
(Biolog'.  Centralbl.  XI.  269.) 

**)  Zeitschr.  f.  physiolog.  Chem.  III.   348. 
***)  Zeitschr.    f.    physiol.    Chem.    V.     75.     Die    Chlorophyllansäure    ist    von 
schön  grüner  Farbe  und  ähnelt  noch  in  optischen  Eigenschaften    dem  ursprüng- 
lichen  Chlorophyllfarbstoff. 

t)  Siehe  Low  und  Bokorny,  Biolog.  Centralbl.  XI.  9. 

•24* 


372  Botanischer  Verein  in  München. 

Stärkemengen  und  noch  Spuren  von  Gerbstoff.  Sie  waren  von 
255  ft  im  Maximum,  bis  auf  380,  manche  bis  auf  712  fi  gewachsen, 
aber  die  Zunahme  der  Gesammtmassc  erschien  dabei  so  unwesentlich, 
dass  man  auf  das  Unterbleiben  der  Zelltheilung  in  Folge  des 
Phosphatmangels  schliessen  konnte.*)  Manche  Zellen  zeigten  eine 
bauchige  Auftreibung  und  schlauchartige  Auswüchse, 
wie  wenn  sie  sich  zur  Copulation  anschicken  wollten  —  aber 
nirgends  waren  wirklich  copulirende  Zellen  zu  bemerken.  Das 
Chlorophyll  band  hatte  eine  fahle  gelbliche  Farbe  ange- 
nommen, functionirte  aber  trotzdem  noch,  wenn  auch  weit  weniger 
energisch,  als  im  gesunden  Zustand  bei  dunkelgrüner  Färbung.**) 
Nun  wurde  zur  Nährlösung  noch  0,02  p.  mille  Eisenvitriol  zugesetzt 
und  die  Lösung  mit  den  Fäden  in  zwei  möglichst  gleiche  Portionen 
getheilt  und  zur  einen  Hälfte  noch  0,03  p.  mille  Dinatrium- 
phosphat  gesetzt.  Schon  nach  5  Tagen  ergab  sich  ein  höchst 
auffälliger  Unterschied:  Die  Phosphat-Algen  hatten  eine  inten- 
sive dunkelgrüne  Farbe  angenommen,  die  Control- Algen  aber 
hatten  ihre  gelbe  Nuance  behalten  —  trotz  des  Zusatzes  eines 
Eisensalzes.  Das  Chlorophyllband  war  dort  in  jeder  Beziehung- 
normal,  hier  aber  schien  ausser  dem  Farbstoff  auch  die  protoplasma- 
tische Grundlage  gelitten  zu  haben,  die  Bänder  schienen  sehr  dünn 
zu  sein.  Bei  den  Phosphatalgen  liess  sich  ferner  die  wieder  ein- 
tretende Zelltheilung  wahrnehmen,  die  übergrossen  Zellen  waren 
bereits  in  zwei  getheilt  und  der  Process  der  Zelltheilung  selbst  war 
in  vielen  Zellen  zu  sehen.*)  Ein  krankhafter  Zustand  in  Folge  des 
Mangels  an  Kalium-  und  Magnesiumsalzen  war  auch  nach  einiger 
Zeit  noch  nicht  zu  erkennen,  würde  sich  aber  wohl  bei  weiterer 
Züchtung  eingestellt  haben. 

Dass  nicht  nur  Eisensalze,  sondern  auch  Phosphate  zur  Bildung 
eines  normalen  Chlorophyllfarbstoffs  nöthig  sind,  wie  die  chemischer. 
Studien  bereits  ergaben,  dürfte  durch  diese  physiologische  Be- 
obachtung wohl  eine  weitere  Stütze  erhalten. 


Instrumente,  Präparations-  und  Conservations- 

Methoden  etc. 


Petruscliky,  Johannes,  Ein  plattes  Kölbchen  (m o difi zirte 

Feldflasche)  zur  Anlegung  von  Fl  ä  clien  kultur  e  n.. 
(Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  VIII. 
Nr.  20.     p.  609—614.) 

*)  Unter  anoeren  Verhältnissen  bleibt  bei  Phosphatmangel  auch  das  Wachs- 
tbum  der  Zellen  zurück.     (Hiebe  Biolog.   Centralbl.  XI.  278.) 

**)  Es  war  bei  der  lange  dauernden  Züchtung  in  jener  einseitigen  Nähr- 
lösung wohl  zu  vermuthen,  dass  etwaige  Spuren  gespeicherter  Eisensalze  und 
Phosphate   Verwendung  gefunden  hatten. 

***)  Diese  rege  Zelltheilungsarbeit  bangt  mit  dem  Voirathe  an  activem  Eiweiss 
zusammen.  (Vergl.  Biol,   Centralbl.  XI.  281.) 


Instrumente,  Präparations-  u.  Conservations-Methoileu  etc.  373 

Verf.  trat  der  Frage  der  Plattencuiturgefässe  näher,  um  eine 
Form  zu  finden ,  welche  die  Nachtheile  der  bisher  gebräuchlichen 
Gefässe  beseitigen  und  bei  leichter  Transportirbarkeit  wenig  Raum 
einnehmen  sollte.  P.  wurde  bei  genauer  Erwägung  auf  die  von 
Schill  bereits  empfohlene  Feldflasche  geführt.  Bei  den  käuflichen 
Feldflaschen  zeigte  sich  der  Uebelstand,  dass  die  Gelatine  sich  im 
Inneren  an  einer  Ecke  sammelte,  anstatt  sich  auf  der  ganzen  Flach- 
seite auszubreiten,  und  dies  in  Folge  der  zu  sehr  von  der  Ebene 
abweichenden  Breitseite  der  Flasche.  Auch  war  die  ungleichmässige 
und  erhebliche  Dicke  des  Glases  selbst  für  schwache  Vergrösse- 
rungen  fast  undurchdringlich,  ferner  kann  die  behufs  Abimpfung  in 
die  Flasche  einzulassende  Platinnadel  in  Folge  des  sehr  engen 
Flaschenhalses  nicht  alle  Stellen  der  Gelatine  erreichen.  Bei  weitem 
Hals  fliesst  beim  Umlegen  der  Flasche  die  Gelatine  in  den  Hal- 
und  an  den  Wattepfropf.  P.  liess,  um  diese  Uebelstände  zu  bes 
seitigen,  zwei  Muster  eines  Flachkölbchens  anfertigen.  Das  erste 
ist  aus  vorzüglichem,  dünnem,  durchsichtigem  Jenenser  Normalglas 
durch  Lampenarbeit  hergestellt,  10 — 11  cm  hoch,  b1i-2  —  6  cm  breit 
und  etwa  lVs  cm  tief,  mit  am  Halse  ringförmiger  Kerbung,  wäh- 
rend das  zweite  Muster  durch  Form  hergestellt  und  dickwandiger 
:  ist;  die  Höhe  beträgt  12,5  cm,  die  Breite  6  cm,  die  Tiefe  2  cm. 
Die  Halskerbung  befindet  sich  an  den  Breitseiten.  Selbstredend 
eignet  sich  das  erste  Muster  für  die  feineren  Arbeiten.  Was  die 
Gestalt  der  Kölbchen  anlangt,  so  verjüngt  sie  sich  nach  dem  Halse 
hin ,  damit  man  alle  Stellen  des  Inneren  mit  der  Nadel  erreichen 
kann.  Bei  grosser  Oeffnung  des  Halses  zeigt  derselbe  nur  geringe 
Länge,  um  der  Nadel  möglichst  bequeme  Excursionen  zu  ge- 
statten. Eine  Einkerbung  am  Halse  verhindert  beim  Umlegen  der 
Flasche  das  Ausfliessen  der  Gelatine.  P.  zählt  die  Vorzüge  auf, 
welche  seine  Kölbchen  vor  den  Esmarch'schen,  Petri'schen  und 
K  owalski'schen  besitzen,  giebt  an,  wie  man  sich  derselben  zu  be- 
dienen habe  und  für  welche  bakteriologischen  Zwecke  sie  besonders 
geeignet  seien  (Wasseruntersuchungen  und  Plattenculturen  anaerober 
'Bakterien  in  der  Wasserstoffatmosphäre).  Diese  Kölbchen  sind  zu 
beziehen  von  Chr.  D  ackert,  Königsberg  i.  Pr.,  Drummstrasse 
Xo.  9. 

Kohl  (Marburg). 


Referate. 


Andersen,  Anton,  Danmarks  Bregner  (Ftlices  Daniae),  en 
populaer  Monografi.  8°.  36  pp.  Odense  (Hempel) 
1890. 

Es  geht  aus  dieser  schön  ausgestatteten  und  sorgfältig  behan- 
delten Monographie  hervor,  dass  bisher  40  Arten  und  Varietäten 
der  Familie  der  Farrenkräuter  in  der  dänischen  Flora  gefunden 
sind:    sie    sind  auf   13  Genera    vertheilt.     Zwei    dieser    Arten    sind 


374  Gefässkryptogamen.  —  Palaeontologie. 

jedoch  für  die  Flora  zweifelhaft,  nämlich :  Scolopendrium  officinarum 
und  Cystopteris  montana. 

Es  muss  überraschen,  dass  bisher  nur  7  Arten  häufig  gefunden 
sind  (auf  4  genera  vertheilt) :  Pteridium  aquilinum,  Polypodium  vid- 
gare,  Lastraea  Filix  mas,  id.  var.  crenata,  L.  spinulosa,  L.  Thelyp- 
teris,  Athyrium  Filix  femina.  Diese  repräsentiren  17,5°/o  der 
ganzen  Anzahl. 

Mehr  oder  minder  selten  sind  die  folgenden: 

Polypodium  Phegopteris,  P.  Dryopteris,  Asplenium  Trichomanes,  A.  Buta, 
muraria,  A.  septentrionale,  A.  Adianthum  nigrum  (nur  auf  Bornholm  gefundenja 
Aspidium  aculeatum,  Lastraea  Filix  mas,  var.  incisa,  id.  var.  palacea,  Lastrae- 
spinulosa  var.  elevata,  L.  dilatata,  id.  var.  pumila,  id.  var.  pumila,  id.  var.  Chan- 
teriae,  id.  var.  recurva,  id.  var.  davallioides,  id.  var.  lepidota;  L.  eristata,  id. 
var.  uliginosa,  L.  Oreopteris  •  Athyrium  Filix  femina,  var.  dentatum,  id*  var. 
fissidens,  id.  var.  pallidum,  id.  var.  multidentatum,  id  var.  laxum;  Cystopteris 
fragilis,  Bleclinum  Spicant,  Sfruthiopteris  Oirmanica,  Ophioglossum  vulgatum,  Botry- 
chium  Lunaria,  B.  matricariaefolium,  B.  ternatum  und  Osmunda  regalis. 

Diese  ausgezeichnete  Arbeit  sei  bestens  empfohlen ! 

J.  Christian  Bay  (Kopenhagen). 

Ettingshausen,   Baron    von.     Contributions    to   the  know- 

ledge  of  the  fossil    flora  of  New  Zealand.  (Transactions 

and  Proceedings  of  the   New  Zealand  Institute.    Volume  XXIII. 

1890.     New  Series.    Volume  VI.    p.  237—310.     With  9  Plates.) 

Die  Hauptergebnisse  der  Arbeit  lassen  sich  in  folgende  Thesen 

zusammenfassen : 

1.  In  Neu-Seeland  führt  eine  genetische  Verbindung  vom  Tertiär 
zu  der  heute  lebenden  Flora. 

2.  Die  Tertiärflora  von  Neu-Seeland  umfasst  die  Elemente  ver- 
schiedener Floren. 

3.  Die  Tertiärflora  von  Neu  -  Seeland  bildet  einen  Theil  der 
gesammten  Original-Flora,  von  welcher  alle  lebenden  Pflanzen  der 
Erde  abstammen. 

4)  In  Neu-Seeland  ist  nur  der  eine  Theil  dieser  Tertiär- Flora 
auf  die  Jetztzeit  lebend  überkommen,  während  der  andere  nur  im 
versteinerten  Zustande  vorliegt. 

Eine  Liste  führt  uns  den  Vergleich  der  Tertiärflora  in  Neu- 
Seeland,  Europa,  Nordamerika,  Australien  wie  mit  der  lebenden 
Flora  vor.     Kurz  zusammengefasst  erhalten  wir: 

Neu-Seeland.     Europa.     Nordamerika.     Australien.     Lebende   Flora. - 
Kryptogamen      3  2  —  —  3 

Gymnospermen  116  3  4  9 

Monokotylen        2  2  1  —  1 

Apetalen  22  17  12  13  IG 

Gamopetalen       3  3  —  1  — - 

Dialypetalen     10  7  5  5  o 

Die  Kreidepflanzen  ergeben : 

Neu-Seeland.    Eutopa.     Arkt.  Zone.    Nordam.    TertiUr  u.  leb.  Flora.. 
Kryptogamni      4  —  3  4 

Gymnospermen    8  —  1  —  8 

Monokotylen        4  1  —  — 

Apetalen  13  6  6  5  11 

Dialypetalen      8  3  3  1  4 


Palaeontologie.  —  Med. -pharm,  und  techn.  Botanik.  1375 

Alsdann  linden  wir  aufgestellt  und  abgebildet  von  der  Tertiär- 
flora Neu-Seelands: 

Lomariopsis  Dunstanensis,  Aspidium  Otagoicum,  As]j.  tertiario-zeelandicum, 
Zamites  spec,  Taxodium  distichum  eocenicum,  Seauoia  novo-Zeelandiae,  Pinna 
spec.  (?),  Araucaria  Haastii,  Ar.  Danai,  Dammava  Oweni,  I).  uninervis,  Podocarpus 
ParJceri,  P.  Hochstetteri,  Dacrydium  praecwpressinwm,  Caulinites  Otagoicus,  Sea- 
jortliia  Zeelandica,  Casuarina  deleta,  Myrica  subintegrifolia,  M.proxima,  M.  prae- 
quercifolia,  Alnus  )ioco-Zeeland,iae,  Quercus  ParJceri,  Qu.  deleta,  Qu.  celastrifolia, 
Qu.  lonchitoides,  JJryopht/llum  dubium,  Fayus  ulmifolia  {F.  Ninnisiana  L'nger), 
F.  Lendevfeldi,  ülmus  Sectori,  Planera  australis,  Fiats  sublanceolata,  Hedycarya 
praecedens,  C'innamomum  intermedium,  Laurophyllum  tenuinerve,  Duphnophyllum 
austräte,  Sanlalum  subacheronticum,  Dryandra  eomptoniaefolia,  Apocynophyllum 
elegans,  Ap.  affine,  Diospyros  novae  Zeelandiae,  Aralia  Tasmani,  Loranthus  Uta- 
ijoicus,  Acer  subtrilobatum,  Sapindus  subfalcifolius,  Elaeodendron  rigidum,  Cisso- 
phyllum  malvernicum,  Eucalyptus  dubia,  Dalbergia  australis,  Cassia  pseudophaseo- 
lites,  C.  pseudomemnonia. 

Plantae  incertae  sedis: 

Caipolithes   Otagoicus. 

Die  Kalkflora  liefert  an  neuen  Arten: 
BlecJtnum  priscum,  Aspidium  cretaceo-zeelandicum,  Dicksonia  pterioides, 
Gleichenia  (Martensia)  obscura,  Dammara  Mantelli,  Taxo-Torreya  trinervia,  Podo- 
carpium  Ungeri,  P.  cupressinum,  P.  tenuifolium,  P.  praedacrydioides,  Dacrydium 
cuprcssinum,  Ginykocladus  novae  -  Zeelandiae,  Poaeites  ^elsonicus,  Bambusites 
australis,  Haastia  speciosa,  F.  lahellaria  sublongirhachis,  Casuarinites  cretaceus, 
Quercus  pacliyphylla,  Qu.Nelsonica,  Qu.  calliprinoides,  DryopJiyllumNelsonicum,  Fagus 
Xclxonica,  Fagus  producta,  Ulmophylon  lotifolium,  Ul.  planer aej 'olium,  Heus  similis, 
Cinnamomum  Haastii,  Knightiophyllum  primaevum,  Dryandroides  Palawauica,  Cera- 
topetalum  rivulare,  Greviopsis  Pakauauica,  Sapindopkyllum  coriaeeum,  Companites 
uovae-Zeelandiae,  Ci'last^ojjliyllurii  austräte,  D  alber giophyllum  rivulare,  D.  Xelso- 
iiiatm,  Palaeocassia   phaseolithioides. 

E.   Roth  (Berlin). 

Siedler,  P.  und  Waage,  Th.,  U  eber  Togotorinde.  (Berichte  der 
pliarmaceutischen  Gesellschaft.      1 891.  p.  77 — 79.) 

Nach  den  Untersuchungen  der  Verfasser  ist  von  zwei  Rinden, 
■deren  Stammpflanzen  noch  unbekannt  sind,  die  aber  beide  als 
Gerbstoffmaterial  neuerdings  in  den  Handel  kommen  und  von  denen 
die  eine  den  Namen  „Tohotorinde"  führen  sollte,  während 
die  andere  noch  ohne  Namen  ist,  die  eine  identisch  mit  der  im 
Handel  bereits  vorkommenden  brasilianischen  Togotorinde  gefunden. 

Die  Hauptmenge  der  gerbstoffartigen  Körper  und  des  Phloro- 
glucins  berindet  sich  bei  dieser  Rinde  im  Grundgewebe,  und  zwar 
wechseln  meist  gerbstofffreie,  mehrreihige  Zellbänder  mit  davon 
erfüllten  ab;  in  letzteren  liegen  zumeist  die  Secretbehälter,  welche 
jedoch  selbst  frei  von  den  genannten  Stoffen  sind.  (Bezüglich  der 
weiteren  Einzelheiten,  insbesondere  des  anatomischen  Baues  dieser 
Rinde,  sei  auf  das  Original  verwiesen.     Ref.) 

Die  zweite  noch  unbekannte  Rinde  kommt  in  starken  gerollten 
Röhren,  an  denen  die  primäre  Rinde  fehlt,  in  den  Handel.  Aussen- 
und  Innenfläche  sind  schmutzig-braunroth,  erstere  ist  rauh,  letztere 
ülatt.  Der  Bruch  ist  wenig;  fa<  erio-.  Der  Querschnitt  anthokvanroth 
und  zeigt  ein  etwas  marmorirtes  Gefüge.  Auf  Querschnitten 
der  Rinde  traten  drei  Zellgattungen  hauptsächlich  hervor:  1. 
Das  eigentliche  Grundgewebe    mit    partiell   verdickten  Wandungen. 


376 


Med.-pharm.  und  technische  Botanik. 


2.  Zartwandige,  ein-  bis  dreireihige  Rindenstrahlen.  3.  Ausserge- 
wöhnlich  grosse  Sclerei'den,  deren  Lumina  nach  abgesclilossener 
Ausbildung  vollkommen  geschwunden  sind.  Die  Verdickungen  sind 
sehr  dicht  und  deutlich  geschichtet,  Poren  selten  sichtbar.  Eine 
Phloroglucinreaction  zeigt  diese  Kinde  nicht.  Das  Vorkommen  der 
gerbstoffartigen  Körper  ist  ziemlich  gleichmässig  auf  die  Elemente 
des  Rindenparenchyms  vertheilt,  dessen  Membranen  durchweg  Phlo- 
baphenfärbung  zeigen. 

Otto  (Berlin). 


Siedler  P.?  und  "Waage,  Th.  Ueber  den  Aschengehalt  der 
Kamala.  (Berichte  der  pharmaceutischen  Gesellschaft.  1891. 
]».  80—87.) 

Die  Verfasser  haben  verschiedene  Proben  der  Kamala,  welche 
sowohl  in  der  Technik,  unter  Anderem  zum  Färben  von  Seide,  be- 
nutzt wird  als  auch  in  der  Pharmacie  mehrfach  Verwendung  findet, 
auf  ihren  Aschengehalt  geprüft  und  denselben,  wie  folgt,  gefunden: 
5,06—  5,20  —6,00  —  6,20  —  6,74  —  6,78  —  7,50  —  7,76  —  8,02  — 
8,37  -8,53  —  8,76—9,20  —  9,84—10,05  —  10,18—  12,29  —12,40 
—  13,15  —  13,35—15,50  u.  s.  w.  bis  35,90  —  36,68—46,37  — 
71,92  —  7690  und  83,21  °/o.  Hiervon  entsprechen  die  ersten  drei 
Muster  den  Anforderungen  des  neuen  Arzneibuches,  doch  sind  nach 
den  Verlassein  auch  die  nächsten  11  noch  als  pharmaceutisch  ver- 
wendbar zu  bezeichnen. 

Betreffs  der  Bestandteile  der  Kamaladrüsen  fanden  die  Ver- 
fasser im  Vergleich  zu  der  Analyse  von  Anderson  (Harz  = 
78,19  °/o;  Eiweissstoffe  =  7,34;  Cellulose  =  7,14;  Wasser  =  3,49; 
Asche  =3,84;  Flüchtiges  Oel  (Spuren)  in  zwei  Mustern: 


T. 

IL 

Feuchtigkeit 

2,42  °/o 

Feuchtigkeit 

3,92 

°/ 
'0 

Asche 

5,40    „ 

Asche 

8,76 

n 

Alkohol.  Extract 

Aeth.  Extract 

(Harz) 

73,44    ., 

(Harz) 

62,91 

71 

Asche  der  Extractes 

0,48    „ 

Asche  d.  Extract. 

0,45 

Tl 

Asche  des 

Asche  des 

Rückstandes 

4,92  „ 

Rückstandes 

8,34 

IJ 

Der    Rückstand 

war    von 

Der    Rückstand 

war 

von 

schmutzig- grauer  F 

arbe. 

gelblicher  Farbe. 
Otto 

(Berlin^ 

. 

Tangi,  F.,  Zur  FragederSeharlackdiphtheritis.  (Central- 
blatt  f.  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  X.  Ko.  1.  p.  3 — 8.) 
Denjenigen  Forschern,  welche  die  Aetiologie  der  Scharlach- 
diphtheritis  und  der  genuinen  Diphtherie  nicht  für  identisch  halten, 
schliesst  sich  auch  Tan  gl  an.  Da  der  Klebs  -  Loe  ff  ler' sehe 
Diphtheriebacillus  jetzt  fast  allgemein  als  Erreger  der  letztgenannten 
Krankheit  anerkannt  wird,  so  handelt  es  sich  darum,  ob  er  auch 
bei  typischen  Fällen  der  Scharlachdiphtheritis  sich  nachweisen    lässt 


Medicinisuhe  Botanik.  —  Pflanzeakrankbeiten.  377 

oder  nicht.  Von  denjenigen  Forschern,  welche  sich  bisher  mit 
dieser  Frage  beschäftigt  haben,  fanden  die  Einen  den  Diphtherie- 
bacillus  niemals  bei  Scharlachdiphtheritis,  Andere  ihn  in  einzelnen 
Fällen,  die  dann  aber  stets  nicht  typischer  Natur  waren,  wie  Verf. 
mit  besonderem  Nachdruck  hervorhebt.  Tan  gl  selbst  untersuchte 
nach  bewährter  Methode  7  Fälle,  ohne  den  gesuchten  Bacillus  zu 
rinden.  In  zweien  dieser  Fälle  war  das  Material  ganz  frischen 
Belägen  an  den  Tonsillen  entnommen,  wodurch  der  wohl  berech- 
tigte Einwand  Baum  garten 's  widerlegt  wird,  dass  ja  anfangs 
lie  Bacillen  vorhanden  sein  könnten  und  dann  erst  secundär  von 
anderen  Mikroben  überwuchert  würden.  Die  auf  Glycerinagar  an- 
gelegten Culturen  zeigten  dagegen  stets  zahlreiche  Colonien  von 
Streptokokken,  welche  Tan  gl  für  identisch  mit  Erysipelcoccus  hält. 
Ueber  die  Bedeutung  dieser  Streptokokken  für  die  Krankheit  selbst 
lässt  sich  jetzt  kaum  etwas  sagen  ;  doch  scheinen  sie  bei  der  Ent- 
zündung des  Rachens  eine  Rolle  zu  spielen.  Wenn  also  auch  wohl 
die  genuine  Diphtherie  und  die  Scharlachdiphtheritis  ätiologisch  ver- 
schieden sind,  so  ist  doch  andererseits  nicht  ausgeschlossen,  sondern 
vielmehr  aus  mehrfachen  Gründen  sehr  wahrscheinlich,  dass  bei 
nicht  typischen  Fällen  der  letzteren  die  erstere  als  secundäre  Com- 
plikation   hinzutreten  kann. 

Kohl  ^Marburg). 

liitzema  Eos,  J.,  Zwei  neue  Nematoden  krank  heite  n  der 
Er  dbeer  pflanz  e.  Vorläufige  Mittheilung.  (Zeitschrift 
für  Pflanzenkrankheiten.  I.      1891.  p.  1—16.    Mit  1   Taf.) 

Aphehnchus  Fragariae  n.  sp.,  ein  sehr  beweglicher,  0,57 — 0,85 
mm  langer  Nematode,  welcher  sich  vor  den  verwandten  Arten  u.  a. 
dadurch  auszeichnet,  dass  sein  Körper  sich  beim  Beginne  des 
Schwanzes  plötzlich  etwas  verschmälert,  veranlasst  bei  der  Erdbeere 
eine  Erkrankung,  welche  vom  Verf.  als  „Blumenkohl kr  a n  k h  e it" 
bezeichnet  wird.  Bei  den  befallenen  Pflanzen  rindet  Aufhören  des 
Längenwachsthums,  starke  Verästelung  der  Gefässbündel,  Hyper- 
trophie der  parenchymatischen  Gewebe,  wodurch  eine  starke  Ver- 
dickung und  Verästelung  aller  Stengeltheile,  welche  theilweise  mit 
einander  verwachsen  sind,  zu  Stande  kommt,  und  ferner  Ausbildung 
einer  grossen  Anzahl  neuer  Knospen  statt.  Hierdurch  können  dem 
Habitus  nach  sehr  verschiedene  Missbildungen  entstehen,  je  nach  dem 
Grade  der  Heimsuchung.  Die  häufigste  Erscheinung  ist  die  einer 
verdickten  Verbänderung,  seltener  ist  eine  einfache,  bandförmige 
Verbreiterung  des  Stengels.  Der  Gipfel  dieser  Fasciation  kann 
wiederum  Aeste  mit  normalen  Blüten  und  Blättern  tragen,  zumeist 
aber  ist  der  Kamm  mit  mehr  oder  weniger  verbreiterten,  kurz  ge- 
bliebenen Aesten,  mit  kleinen,  normalen,  dreizähligen  oder  auch 
nur  aus  einem  Stücke  bestehenden,  gefalteten  Blättern  und  mit 
Blüten  mit  schuppenförmigen  Blättchen  besetzt,  so  dass  das  ganze 
einem  Stücke  Blumenkohl  am  ehesten  vergleichbar  erscheint.  In 
den  abnorm  entwickelten  Theilen  der  Erdbeerpflanze  finden  sich  die 
Nematoden  in  grosser  Zahl,  und  zwar  im  Mai  und  Juni  im  Larven- 


378  Pflanzenkrankheiten. 

zustande.  Die  Fortpflanzung-  scheint  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Sommers  stattzufinden.  Die  weiteren  Lebenseigenthümlichkeiten  der 
neuen  Aphelenchus- Art,  z.  ß.  die  Zahl  der  Generationen  in  einem 
Jahre,  Fortpflanzungsvermögen,  Zustand  der  Ueberwinterung,  Ver- 
breitungsweise im  Boden  und  in  den  Pflanzen,  das  Ueberdauern 
von  Austrocknung,  Kälte  u.  s,  w.,  sind  vorläufig  noch  nicht  studirt. 

Die  andere  vom  Verf.  erwähnte  Krankheit  der  Erdbeere  ist 
der  vorigen  ganz  ähnlich.  Auch  hier  sind  die  Stengeltheile  dick 
und  angeschwollen,  weiss  oder  hellgrün  bis  hellgelblich,  die  Wurzel- 
bildung ist  spärlich  und  die  Ausläuferbildung  ist  auf  früher  Stufe 
stehen  geblieben.  Als  Veranlasser  derselben  fand  sich  hier  indess 
eine  andere  Aphelenchus- Art,  A.  Ormerodis  n.  sp.,  vor,  welche  0,55 — 
0,65  mm  lang,  aber  doppelt  so  breit,  als  A.  Fragariae  ist,  deren 
Körper  sich  nicht  plötzlich  verschmälert,  sondern  nach  beiden  Enden 
hin  allmählich  dünner  wird  und  am  Schwänze  in  eine  sehr  feine 
Spitze  endigt.  Neben  diesem  Parasiten  fanden  sich  häufig  auch 
Arten  von  Cephalobus  vor,  welche  aber  erst  nachträglich  hineinge- 
kommen sind. 

Beide  Krankheiten  stammen  aus  der  Grafschaft  Kent  in  England, 
wo  sie  seit  dem  Jahre  1890  vereinzelt  beobachtet  worden  sind. 

Brick  ^Hamburg). 

Smith,  E.  F.,  The  Peach  Rosette.    (Journal  of  Mycology.  VI. 
1891.     p.  143-148  und  Taf.  VIII— XIII.) 

In  den  Obstgärten  Georgiens  und  wahrscheinlich  auch  in  den- 
jenigen von  Kansas  tritt  seit  einer  Reihe  von  Jahren  eine  Krank- 
heit an  den  Pfirsichbäumen  äusserst  verderblich  auf,  welche  von 
dem  Verl,  als  „Rosettenkrank  heitdesPfir  sich"  bezeichnet  wird. 
Dieselbe  äussert  sich  darin,  dass  im  Frühjahr  Knospen  und  schla- 
fende Augen  in  zahlreiche,  kranke  Sprosse  austreiben,  deren  Achse 
sich  aber  nicht  verlängert,  trotzdem  aber  eine  grosse  Zahl  von 
Seitenzweigen  entwickelt,  sodass  jeder  Spross  einen  dichten  Busch, 
eine  grüne  oder  gelbliche  Blattrosette,  darstellt,  wodurch  der  er- 
griffene Baum  ein  sehr  sonderbares  Aussehen  erhält.  Die  unteren 
Blätter  dieser  Rosette  rollen  und  drehen  sich,  werden  gelb,  ver- 
trocknen an  den  Rändern  und  fallen  schon  in  der  Mitte  des  Sommers 
ab.  Die  Winterknospen  entfalten  sich  zumeist  schon  im  Sommer 
und  selbst  noch  im  Spätherbst  zu  unreifen,  schwachen  Trieben. 
Die  erkrankten  Bäume  tragen  natürlich  selten  Früchte.  Die  Krank- 
heit kann  nur  einen  Theil  des  Baumes  ergreifen,  während  der 
übrige  normal  bleibt,  und  kann  gesunden  Bäumen  mitgetheilt  werden, 
wenn  kranke  Knospen  übertragen  werden,  meistens  aber  wird  der 
Baum  schnell  gänzlich  ergriffen  und  oft  schon  im  ersten  Jahre, 
spätestens  aber  im  zweiten  Jahre  getödtet.  Sowohl  cultivirte  wie 
wilde  Arten,  z.  B.  Prunus  Chicasa,  werden  von  der  Krankheit  er- 
griffen, und  ist  dieselbe  im  Freien  noch  verbreiteter,  als  im  Obst- 
garten. Sie  wird  nicht  durch  die  Bodenarten  beeinflusst  und  ist 
unabhängig  von  der  Culturmethode.  Ob  die  in  den  oben  genannten 
Staaten  ebenfalls  unter  den  Pfirsichbäumen  herrschende  Gelbsucht 
mit  der  Rosettenkrankheit  identisch  ist,  ist  noch  nicht  sicher. 


PÖanzeiikrankheiten.  379 

Die  Rosettenkrankheit  ist  irrtliümlicherweise  den  Angriffen  eines 
Käfers,  Scolytus  rugulosus,  zugeschrieben  worden,  welcher  sich  in 
den  erkrankten  Bäumen  zuweilen  rindet,  aber  meist  nur  in  geringer 
Menge.  Die  ansteckende  Natur  der  sich  schnell  verbreitenden 
Krankheit  ist  ausser  Zweifel.  Als  Gegenroaassregel  ist  das  baldige 
Verbrennen  der  ausgegrabenen  Bäume  anzuwenden. 

Brick  (Hamburg). 


Le  Moult,  Le    parasite    du    hanneton.      (Comptes    rendus  de 
l'Academie  des  sciences  de  Paris.     Tome  CXIII.  1891  p.  272  ff.) 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  das  Jahr  1892  fast  in 
ganz  Frankreich  ein  sogenanntes  Maikäferjahr  sein  werde.  Da  möge 
mann  ich  vereinigen,  um  vor  der  Eiablage  soviel  als  möglich  voll 
kommene  Insekten  zu  vertilgen.  Aber  es  bleibe  erfahrungsgemäss- 
nach  solchen  Maassnahmen  immer  noch  eine  sehr  grosse  Zahl  von 
Schädlingen  übrig.  Hier  könne  nun  der  von  ihm  an  den  Enger- 
lingen aufgefundene,  der  Botrytis  Bassiana  ähnliche  Parasit  behufs 
weiterer  Vertilgung  mithelfen,  wenn  man  ihn  nach  der  Ernte  1891  oder 
während  der  Frühjahrsbestellung  1892  in  den  Boden  einführe.  Trotz 
des  schützenden  Chitinpanzers  werde  der  Maikäfer  ergriffen  werden, 
solange  er  sich  noch  in  der  Erde  aufhalte.  Zum  Beweise  habe  er 
an  P  r  i  1 1  i  e  u  x  und  D  e  1  a  c  r  o  i  x  bereits  vor  einiger  Zeit  einen  vom  Para- 
siten ergriffenen  vollkommenen  Maikäfer  geschickt.  Die  Unter- 
suchungen, die  Verf.  mit  dem  Parasit  anstellte,  Hessen  beobachten, 
dass  derselbe  zweierlei  Sporen  hervorbringe. 

Ein  angesteckter  Engerling,  wenige  Tage  nach  dem  Hervor- 
treten des  Pilzes  untersucht,  zeigt  nur  ein  Mycelium,  aber  keine 
Sporen.  Tritt  der  Tod  in  einer  früheren  Zeit  ein,  so  beobachtet 
man  in  den  zahlreicheren  und  längeren  Filamenten  des  Mycels  sehr 
feinen  Staub,  welcher  sich  aus  unzähligen,  gleichgrossen,  eiförmigen 
Sporen  zusammensetzt.  Dieselben  sind  so  klein,  dass  sie  bei 
jiner  Vergr.  von  1800/1  noch  lange  nicht  die  Grösse  eines  Steck- 
nadelkopfes erreichen,  und  ein  einziger  Engerling  davon  wohl  eine 
Milliarde  zu  erzeugen  vermag.  Schneidet  man  die  Larve  entzwei 
und  bringt  ein  wenig  von  der  inneren  Masse  unter  das  Mikroskop, 
so  findet  man  darin  ein  Gewebe  von  Mycelfäden,  in  denen  in 
regelmässiger  Anordnung  sich  andere  kleinere  runde  Sporen  be- 
finden. Bald  darnach  lösen  sich  die  äusseren  Fäden  von  der  Larve 
ab,  welche  mumificirt.  Jetzt  haben  die  inneren  Sporen  alles 
Protoplasma  aufgezehrt,  und  beim  Zerbrechen  der  Larve,  das 
ohne  jede  Zerreissung  vor  sich  geht,  findet  sich  eine  Masse  weissen 
Staubes,  der  neben  dem  Kopfe  und  einigen  Hautfragmenten  die 
ganzen  Ueberbleibsel  des  Engerlings  ausmacht.  Dieser  Sporenstaub 
besteht  aus  unzähligen  eiförmigen  Sporen,  die  völlig  mit  denen  der 
äusseren  Filamente  übereinstimmen.  Letztere  können  kaum  etwas 
anderes  sein,  als  die  weiter  entwickelten  runden  Sporen.  Demnach 
hat  der  Pilz  zweierlei  Fortpflanzungsapparate,  welche  aber  schliess- 
lich identische  Sporen  hervorbringen. 


380  Pflanzenkrankheiten. 

In  einem  Culturmittel  entwickelt  sich  der  Pilz  ähnlich  wie 
im  Engerling.  Die  Cultur  nimmt  schon  in  den  ersten  Tagen  eine 
rosenrothe  Färbung  an,  wie  man  sie  auch  bei  den  befallenen  Enger- 
lingen beobachtet.  Bald  darauf  sieht  man  zahlreiche  Mycelfäden 
hervortreten,  die  dem  blossen  Auge  als  zarter,  die  Cultur  be- 
deckender Flaum  erscheinen.  Darauf  verschwindet  der  Flaum  und 
an  seiner  Stelle  beobachtet  man  eine  mehlige  Masse,  die  nur  allein 
aus  den  Sporen  des  Parasiten  zusammengesetzt  ist.  Wie  beim 
Engerling  verschwindet  jetzt  auch  bei  der  Cultur  die  besondere 
Färbung  und  macht  der  ursprünglichen  wieder  Platz.  Die  Botrytis 
Bassiana  unterscheidet  sich  von  dem  Parasiten  des  Engerlings  sehr 
scharf  durch  grosse  runde  Sporen. 

Zimmermann  (Chemnitz.) 

'Giard,  Alfred,  S  ur  l'Isaria  densa,  parasite  du  Ver 
blanc.  (Comptes  reudus  de  l'Academie  des  sciences  de  Paris. 
Tome  CXIII.   1891.  p.  269  ff.) 

Verf.  resumirt  das,  was  er  über  die  Muskardine  des  Enger- 
lings in  den  Mittheilungen  der  Societe  de  Biologie  und  den  Comptes 
rendus  der  Academie  bisher  veröffentlicht  hat: 

1.  Der  Pilz  des  Maikäfers,  auf  den  le  Moult  vor  Kurzem  die 
Aufmerksamkeit  der  Landwirthe  richtete,  wurde  1866  im  Zustande 
der  Epidemie  zuerst  von  Reisset  in  der  Normandie,  später  1869 
in  Deutschland  von  Bail  und  de  Bary  beobachtet  und  ist  seit  dem 
letzten  Jahre  mehr  oder  weniger  häufig  im  ganzen  nördlichen 
Frankreich  gefunden  worden. 

2.  Beschrieben  wurde  der  Pilz  1809  zuerst  von  Ditmar,  dann 
1820  von  H.  F.  Link  als  Sjporotrichum  densum.  1832  erkannte 
Fries  seine  Zugehörigkeif  zu  Isaria.  Nach  dem  Gesetz  der  Priorität 
ist  der  Name,  den  ihn  Saccardo  gegeben  und  der  von  Prillieux 
adoptirt  wurde,  durch  Isaria  densa  (Link)  zu  ersetzen. 

3.  Die  Isaria  densa  wird  gewöhnlich  von  Engerling  auf  Enger- 
ling übertragen ;  man  kann  sie  aber  auch  durch  Impfung  oder 
Besprengung  (nach  Vertheilung  in  Wasser)  auf  Insekten  anderer 
Ordnung  verpflanzen.  Aber  die  betreffenden  Insekten  bringen  nur 
die  Sporen  hervor,  wenn  sie  unter  der  Erde  oder  an  feuchten  Orten 
leben.  Im  anderen  Falle  lassen  sich  Hyphen  und  Sporen  hervor- 
rufen, wenn  man  mumificirte  Insekten  in  eine  feuchte  Kammer 
einschliesst. 

4.  Isaria  densa  lässt  sich  nicht  bloss  auf  Fleisch,  sondern  auch 
in  den  verschiedensten  künstlichen  Mitteln,  festen  wie  flüssigen,  zu 
jeder  Jahreszeit  leicht  eultiviren.  Die  trockenen  Sporen  bewahren 
ein  Jahr  lang  ihre  Keimfähigkeit. 

5.  Die  Isaria  densa  lässt  sich  auch  auf  die  Seidenraupen  über- 
tragen, ist  aber  für  dieselben  nicht  gefährlich,  weil  dieselben  nur 
mumificiren    und  dann  nicht  anstecken. 

6.  B  o  n  a  f  o  u  s ,  T  u  r  p  i  n,  Audouin,  Montagne  und  viele  An- 
dere haben  gezeigt,  dass  sich  die  Muskardine  auf  verschiedene  Insekten 
im  Larven-  oder  im  vollkommenen  Zustande  übertragen  lässt.    Aber  es 


Pflanzenkrankheiten.  —   Oekonomische  Botanik.  381 

ist  absolut  ungenau,  wenn  Prillieux  und  Delacroix  behaupten,, 
dass  der  Körper  der  betr.  Insekten  ungefärbt  bleibe,  wenn  die  Botrytis 
Bassiana  darin  vegetire.  Schon  Audouin  bezeichnet  1837  in  seiner 
classischen  Arbeit  über  Muscardine  die  befallenen  Larven  ganz  oder 
theilweise  als  rothviolett  oder  bleichweinroth.  Dabei  bemerkt  er  noch, 
dass  die  weinrothe  Färbung  an  den  Insekten  verschiedenster  Ord- 
nung, falls  sie  mit  Muscardine  inficirt  sind,  auftritt.  Aber  auch  in 
den  Culturen  anderer  parasitischer  Kryptogamen  tritt  sie  auf,  so 
nach  Schulz  und  M  e  g  n  i  n  bei  Culturen  des  Epidermophyton  gallinae 
(dem  weissen  Hühnergrind).  Andererseits  kommt  es  vor  (die  Ur- 
sache dieser  Erscheinung  ist  Verf.  noch  dunkel  geblieben),  dass 
Culturen  von  Isaria  densa  auf  Agar  sehr  bleich  und  vollständig- 
farblos  bleiben.  In  diesem  Falle  ist  der  Pilz  weniger  virulent  oder 
gar  nicht  infectionsfähig.  Es  scheint  hier  ähnlich  zu  sein,  wie  bei 
den  auf  Amphip öden  und  Isopoden  lebenden  pathogenen  Photobakterien, 
die  mit  dem  Leuchtvermögen  ihre  pathogenen  Eigenschaften  ver- 
lieren. 

7.  Mit  flüssigen,  beträchtlich  verdünnten  Culturen  oder  mit  einer 
Mischung  der  Sporen  mit  trockener  Erde  kann  man  dem  Engerlinge 
leicht  zu  Leibe  gehen  und  ihn  ATernichten,  besonders  dann,  wenn  er 
an  die  Oberfläche  des  Bodens  kommt.  Es  sind  dieselben  Methoden, 
die  auch  andere  Forscher  bei  anderen  schädlichen  Insekten 
empfohlen  haben  und  die  sich  leicht  ausführen  lassen. 

Zimmermann  (Chemnitz). 

Wollny,  E.,  Untersuchung  über  das  Verhalten  der  atmo- 
sphärischen Niederschläge  zur  Pflanze  und  zum 
Boden.  Dritte  Mitth eilung*):  Das  Eindringen  des 
Regens  in  den  Boden.  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der 
Agriculturphysik.  Bd.  XIII.  Heft  3/4.  p.  316-356.) 

Abgesehen  von  der  Verdunstung  sind  für  die  Durchfeuchtung 
des  Erdreichs  seitens  des  Niederschlagswassers  hauptsächlich  drei 
Umstände  von  Belang:  Die  oberirdische  Abfuhr  an  geneigten 
Flächen;  die  Hindernisse,  welche  sich  den  auffallenden  Wässern 
entgegenstellen  (Bodenbedeckung);  die  physikalischen  Eigenschaften 
des  Bodens. 

Die  oberirdische  Abfuhr  machte  sich  nach  den  Versuchen 
in  der  Weise  geltend,  dass  sie  um  so  stärker  war,  je  stärker  die 
Flächenneigung;  bei  verschiedener  Lage  der  Hänge  gegen  die 
Himmelsrichtung  liefern  die  Nordseiten  die  grössten  Abflussmengen, 
dann  folgen  in  absteigendem  Grade  die  westlich,  hierauf  die  östlich, 
schliesslich  die  südlich  exponirten  Abdachungen ;  die  oberirdische 
Abfuhr  ist  um  so  beträchtlicher,  je  bündiger  und  feinkörniger  der 
Boden  ist.  Von  nackten  Bodenflächen  läuft  unter  sonst  gleichen 
Verhältnissen  mehr  Wasser  ab,  als  von  bewachsenen.  Letzteres 
rührt  daher,  dass  der  Widerstand  der  Pflanzen  die  Geschwindigkeit 
des  oberflächlich  strömenden  Wassers  vermindert  und  die  Einsickerung 


*)  Botan.  Centralbl.   Bd.  XXXII.  Xo.  3.  p.  80;  Bd.  XLIV.   Xo.  6.  p.  210. 


,°>82  Oekonomische  Botanik. 

desselben  begünstigt.  Bei  schwachen  Niederschlägen  macht  sich 
auch  der  von  der  Pflanzendecke  selbst  zurückgehaltene  Theil  des 
Niederschlagswassers  sehr  bemerklich.  Besteht  die  Decke  aus 
Waldbäumen,  so  erleidet  das  Regenwasser  in  den  Kronen  einen 
besonders  grossen  Widerstand,  das  langsamer  abtropfende  Wasser 
kann  auch  in  die  Streudecke  leichter  versickern,  als  in  einem  mehr 
oder  weniger  festgelagerten  Grasboden. 

Die  Wirkung  der  Bedeckung  mit  lebenden  Pflanzen  und 
Streu  wurde  noch  besonders  verfolgt.  Auf  den  Versuchsflächen 
wurden  verschiedene  Gewächse  bei  verschieden  dichtem  Stande 
angebaut  und  nach  guter  Entwicklung  der  Pflanzen  in  der  Mitte 
jeder  Parzelle  ein  kleiner  Regenmesser  bis  zur  Auffangfläche  ver- 
senkt. Die  angesammelten  Regenmengen  waren  zu  vergleichen  mit 
jenen  in  einem  ebensolchen  auf  einer  unbebauten  Parzelle  ange- 
brachten Instrumente.  Die  Zahlen  lassen  ersehen,  dass  dem  Boden 
zwischen  den  Pflanzen  bei  dichtem  Stande  ca.  31  °/o  weniger  von 
der  gefallenen  Regenmenge  zugeführt  wurden  als  dem  nicht  be- 
deckten Boden ;  die  Differenz  ist  um  so  grösser,  je  enger  die 
Pflanzen  stehen.  In  Wirklichkeit  kommt  dem  bepflanzten  Boden 
allerdings  mehr  Wasser  zu  gegenüber  dem  nackten  Boden,  da  an 
den  Stengeln  ein  Theil  des  Regens  abläuft,  der  natürlich  nicht  in 
die  Regenmesser  gelangt.  Bei  krautartigen  Gewächsen  lassen  sich 
diese  Wassermengen  nicht  wohl  ermitteln,  sie  sind  jedenfalls  nach 
der  Beschaffenheit  der  Pflanzen  verschieden,  ebenso  nach  Ent- 
wickelungszustand,  Standdichte  und  Vegetationsdauer,  auch  die  Aus- 
giebigkeit der  Niederschläge  ist  von  Einfluss.  Ueber  die  Bedeutung 
der  Streudecken  sind  die  anderweitig  referirten  Forschungen  des 
Verf.'s  zu  vergleichen. 

Die  Frage,  in  welcher  Abhängigkeit  die  Tiefe,  bis  zu  welcher 
das  Wasser  bei  verschiedener  Niederschiaashöhe  in  den  Boden  ein- 
zudringen  vermag,  von  der  physikalischen  Beschaffenheit 
des  letzteren  steht,  wurde  an  Quarzsand  und  Lehm  studirt.  Das 
Wasser  dringt  um  so  schneller  ein,  je  grösser  die  Bodentheilchen 
sind:  bei  krümeliger  Beschaffenheit  des  Bodens  rascher,  als  bei 
pulveriger;  um  so  tiefer,  je  grösser  die  Regenmenge,  aber  letzterer 
nicht  proportional,  sondern  bei  dem  feinkörnigen  Material  in  einem 
schwächeren,  bei  dem  grobkörnigen  Boden  in  einem  stärkeren  Ver- 
hältniss.  Wenn  aber  auch  die  Grösse  der  Bodentheilchen  und  die. 
Structur  des  Bodens,  abgesehen  vom  grobkörnigen  Sand,  in  der 
angegebenen  Richtung  maassgebend  sind  für  die  Geschwindigkeit 
der  Wasserbewegung,  so  ist  dieser  Einfluss  doch  verhältnissmässig 
gering.  Die  Vertheilung  des  Wassers  im  Boden  ist  je  nach  der 
physikalischen  Beschaffenheit  desselben  sehr  verschieden.  In  fein- 
körnigen, thon-  und  humusreichen  Bodenarten  sind  während  des 
Niederschlags  die  oberen  Schichten  feuchter,  als  die  tieferen,  wenn 
sich  dieselben  im  Zustande  der  Einzelkornstructur  befinden.  Nach 
Aufhören  der  Zufuhr  sinkt  das  Wasser  langsam  ein,  sobald  die 
Wasserbewegung  sistirt  ist,  sind  die  tieferen  Schichten  stärker 
durchfeuchtet,  als  die  oberen,  aber  mit  relativ  geringem  Unterschiede. 
Aehnlich  verhält  sich  der  feinporige  Boden  im  krümeligen  Zustande, 


Oeko nomische  Botanik.  383 

nur  dass  das  Wasser  schneller  eindringt.  Der  grobkörnige  Boden 
dagegen  nimmt  in  den  oberen  Schichten  nur  wenig  auf  und  sättigt 
sich  nur  in  den  untersten  Schichten.  —  Verwendet  man  zu  den 
Versuchen  statt  eines  trockenen  einen  feuchten  Boden,  so  zeigt 
sich,  dass  letzterer  von  dem  oben  aufgeführten  Wasser  bis  in 
grössere  Tiefen  durchfeuchtet  wird,  als  der  trockene.  Dies  wird 
dadurch  erklärlich,  dass  bei  trockenem  Boden  ein  Theil  des  Wassers 
zur  Benetzung  der  Bodentheilchen,  Imbibition  der  Colloidsubstanz 
und  Erfüllung  der  feinsten  Capillaren  in  den  obersten  Boden- 
schichten verwendet  wird,  deshalb  ein  geringerer  Ueberschuss  zur 
Durchfeuchtung  der  tieferen  Schichten  bleibt.  Der  Vorgang  des 
Eindringens  des  Wassers  in  feuchten  Boden  ist  je  nach  dessen 
physikalischer  Beschaffenheit  und  Sättigungsgrad  verschieden.  Fein- 
körnige, an  Thon  und  Humus  reiche  Böden  sind  im  pulverförmigen 
und  feuchten  Zustande  für  Wasser  schwer  durchdringbar. 

Kraus  (Weihenstephau). 


Ebermay  er,  E.,  Untersuchungen  über  die  Sickerwasser- 
mengen  in  verschiedenen  Bodenarten.  ( W o  1 1  n y 's 
Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik.  Bd.  XIII. 
Heft  1/2.  p.   1—14.) 

Es  war  behauptet  worden,  dass  das  Wasser  in  der  Erde  nicht 
vom  Regen  herrühre,  sondern  das  Condensationsproduct  der  mit  der 
atmosphärischen  Luft  in  den  Boden  eindringenden  Wasserdämpfe 
sei.  Die  atmosphärischen  Niederschläge  sollen  nur  die  oberen 
Schichten  der  Bodenkrume  durchfeuchten,  aber  nicht  bis  zum  Grund- 
wasser vordringen,  also  könne  die  Quellenbildung  auch  nicht  nach 
der  fast  allgemein  angenommenen  Theorie  geschehen. 

Behufs  näherer  Untersuchung  wui'den  während  einer  Reihe  von 
Jahren  die  Sickerwassermengen  ermittelt,  welche  durch  eine  Erd- 
schicht von  1  m  Tiefe  (grob-  und  feinkörnigen  Quarzsand,  löss- 
artigen  Lehm,  Kalksand,  Moorerde,)  hindurchdringen.  Es  stellte 
sich  heraus,  dass  thatsächlich  erhebliche  Wassermengen  aus  den 
Niederschlägen  durchsickerten ,  am  meisten  durch  feinkörnigen 
Quarzsand,  am  wenigsten  durch  Moorerde.  Absolut  waren  die 
Sickerwassermengen  am  grössten  im  Sommer,  am  geringsten  im 
Winter,  relativ,  d.  h.  im  Verhältniss  zur  Niederschlagshöhe,  waren 
sie  am  grössten  im  Winter.  Im  vierjährigen  Durchschnitt  sickerten 
von  den  Niederschlägen:  durch  Moorboden  39,  Lehmboden  43, 
grobkörnigen  Quarzsand  86,  feinkörnigen  Quarzsand  84  °/0.  Während 
beim  Lehm-  und  Moorboden  der  Wasserabfiuss  stets  beträchtlich 
geringer  war  als  die  Niederschlagshöhe,  sickerte  bei  den  feinkörnigen 
Bodenarten  insbesondere  im  Winter  mehr  Wasser  ab,  als  durch 
Niederschläge  zugeführt  wurde.  So  lieferte  feinkörniger  Quarz- 
sand im  Winter  um  29,  im  Sommer  und  Herbst  um  4,  im  Jahres- 
durchschnitt um  7  °/o  mehr  Sickerwasser  als  er  von  oben  erhielt. 
Beim  feinkörnigen  Kalksand  kam  die  Erscheinung  nur  im  Winter 
vor,  beim  grobkörnigen  Quarzsand  nur  in  2  Jahrgängen  im  Winter. 


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Anzeige.  —  Inhalt. 


Der  Wasserübersclmss  wird  durch  Condensation  von  atmosphärischem 
Wasserdampf  im  Boden  entstanden  sein.  Dass  dieser  Vorgang 
gerade  bei  dem  feinkörnigen  Sande  in  solchem  Betrage  stattfand, 
erklärt  sicli  daraus,  dass  die  Voraussetzung  eines  lebhaften  Luft- 
wechsels am  ersten  für  stark  durchlüftete  Böden  zutrifft.  Verf. 
schreibt  dieser  Eigenschaft  der  feinkörnigen  Sandböden  eine  grosse 
Bedeutung  für  die  Vegetation  zu,  besonders  da  bei  dieser  Conden- 
sation auch  Nitrate  im  Boden  niedergeschlagen  werden  dürften. 

Die  Eingangs  erwähnte  Behauptung,  kein  Wasser  in  der  Erde 
rühre  vom  Regen  her,  ist  jedenfalls  unrichtig,  im  Gegentheil  werden 
die  unterirdischen  Wasserreservoire  grösstenthcils  durch  die  ober- 
irdischen Niederschläge  gespeist.  Je  grösser  aber  der  Humusgehalt 
des  Bodens  wird,  um  so  geringer  wird  der  Abfluss  in  die  Tiefe. 
Wäre  die  Erde  überall  mit  einem  humusreichen  Boden  bedeckt,  so 
wären  die  unterirdischen  Wasseransammlungen  so  gering,  dass  die 
Quellen  nur  kümmerlich  fliessen  und  ständig  fliessende  Quellen  ganz 
fehlen  würden. 

Kraus  (Weihenstephan). 


^Luzeisreii. 


Ein  grösseres  Privatherbar,  hauptsächlich 

skandinavische  Gefässpfiatizen, 


wird  billicr  verkauft.     Nähere  Auskünfte  ertheilt 


Dr.  A.  O.  Kielilmaii, 

Helsingfors,  Finland. 


Inhalt: 


Originalberichte  gelehrter 
Gesellschaften. 

Botanischer  Verein  in  München. 

Montag,  den  14.  December  1891. 

Goebel,  Die  Vegetation  der  venezolanischen 
Paramos,  p.  369. 

Holzner,  Einige  von  Dr.  Lermer  und  ihm  an- 
gestellte Untersuchungen  über  die  Entwieke- 
lung  der  weiblichen  Hopfenrebe  und  im  Be- 
sonderen über  die  Entwickelung  und  die 
Bildungsabweichungen  des  Hofenzapfens, 
p.  369. 

Low,  ,Ueber  den  Einfluss  der  Phosphorsäure 
auf  die  Chlorophyllbildung, "  p.  371. 

Instrumente,  Präparati  >n*-  and 
Conservations-Aiethoclen  et 3. 

Petruschky,  Ein  plattes  Kölbchen  (modifizirte 
Feldflasche)  zur  Anlegung  von  Flächen- 
kulturen, p.  372. 


Referate. 


Andersen,  Danmarks  Bregner  (Filices  Daniae), 
en  populaer  Monograti,  p.  373. 

Eliermayer,  Untersuchungen  über  die  Sicker- 
wassermengen in  verschiedenen  Bodenarten, 
p.  383. 

Ettingshausen,  von,  Coutributions  to  the 
knowledge  of  the  fossil  flora  of  New  Zea- 
land,  p.  374. 

Giard,  Sur  l'Isaria  densa,  parasite  du  Ver  blanc, 
p.  380. 

Le  Moult,  Le  parasite  du  hanneton,  p.  379. 

Ritzema  Bos,  Zwei  neue  Nematodenkrankheitec 
der  Erdbeerpflanze,  p.  377. 

Siedler  und  Waage,  Ueber  Togotorinde,  p.  375. 

—  — ,  Ueber  den  Aschengehalt  der  Kamala, 
p.  376. 

Smith,  The  Peach  Rosette,  p.  378. 

Tangl,  Zur  Frage  der  Scharlachdiphtheritis, 
p.  376. 

Wollny,  Untersuchung  über  das  Verhalten  der 
atmosphärischen  Niederschläge  zur  Pflanze 
und  zum  Boden.  Dritte  Mittheilung:  Das 
Eindringen  des  Regens  in  den  Boden,  p.  381. 


Wegen  Erkrankung  des  Herausgebers   Herrn  Dr.  Uhlworm  wird  das 
Register  zu  diesem  Bande  mit  Nr.  1  des  nächsten  Bandes  ausgegeben. 


AuHjjesehen:  31.  December  1891. 


DrueK  und  Verlag  von  Gebr.  Gotthelft  in  Cassel. 


Botan. i>ntrall>latt  Bd. XLVIH  L891 


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