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Full text of "Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans"

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LIT 



%. 4ik/iJ,^r^ 



BIBLIOTHEK 



DES 



LITTERARISCHEN VEREINS 



JN STUTTGART. 



CXUV. 



TÜBINGEN 



• 



GEDRUCKT AUF KOSTEN DES UTTKBA BISCH KW TBBBIHS 

1879. 



PROTECTOR 

DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART : 

SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG. 



VERWALTUNG : 

Präsident: 
Dr A. y. K e 1 1 e r, ordentlicher professor an der k. Universität in Tübingen. 

Kassier: 
Kanzleirath Roller, universitäts-secretär in Tübingen. 

Agent: 
Fues, buchhändler in Tübingen. 



GESELLSCHAPTSAUSSCHUSS : 

Professor dr Barack, oberbibliothekar der kais. universitäts- und 
landesbibliothek in Siraßburg. 

Geheimer hofrath drBartsch, ordentlicher professor au der g. Univer- 
sität in Heidelberg. 

K. Cotta freiherr v. Cottendorf in Stuttgart. 

Hofrath dr Hemsen, Vorsteher der k. handbibliothek in Stuttgart. 

Dr Holland, professor an der k. Universität in Tübingen. 

Dr Klüpfel, bibliothekar an der k. Universität in Tübingen. 

Director dr 0. v. Klump p in Stuttgart. 

Dr l£ y.Maurer, ordentlicher professor an der k. Universität in München. 

Dr Vollmer in Stuttgart. 

Geheimer regierungsrath dr Waitz, ordentlicher professor an der k. 
Universität in Berlin. 

Dr Wattenbach, ordentlicher professor an der k. Universität in 
Berlin. 

Dr Zarncke, ordentlicher professor an der k. Universität in Leipzig. 



BRIEFE 



DER 



HERZOGIN ELISABETH CHARLOTTE 

VON OBLtiANS 



AUS DEM JAHRE 1720 



HERAUSGEGEBEN 



VON 



DB WILHELM LUDWIG HOLLAND 

PROFESSOR DER GEBMANISCHES UND ROMANISCHEN PHILOLOGIE AX DER UNIVERSITÄT 
ZU TÜBINGEN, ORDENTLICHEM MITGLIEDE DER BERLINISCHEN GESELLSCHAFT FÜR 
DEUT8CHE SPRACHE, CORRES POS GIERENDEM MITGLIEDE DER AKADEMIE DER WISSEN- 
SCHAFTEN, KÜNSTE UND SCHÖNEN LITTERATUR ZU CAEX , MIT GLIEDS DER GESELL- 
SCHAFT FÜR NIEDERLÄNDISCHE LITTERATUR ZV LEYDKN, CoRRESPONDIKRENDEM MIT- 
GLIEDE DES VEREINS FÜR GESCHICHTE UND ALTKRTHUMSKUNDE ZU FRANKFURT AM 
MAIN, MITGLIEDE DES GELEHRTENAUSSCHU88ES DES GERMANISCHEN MUSbUMS ZV 

NÜRNBERG. 



THE 

HILDEBRAND 

LIBBAEY. 



GEDRUCKT FÜR DEN LITTERARISCHEN VEREIN IN STUTTGART 

MACH BE8Cm.t'SS DES AUSSCHUSSES VOM MAI 1865 

TCBDIGEN 1879. 




fl. *b ^>q -]5 



DRUCK VON H. LAUPP IN TÜBINGEN. 



1 



1084. 

Paris den 4 Januari 1720. 
Hertzallerliebe Louisse, ich habe mein 1720 jähr nicht ahn- 
genehmer ahngefangen, alß ich es den sontag, da ich Euch geschrie- 
ben, geendet habe. Ich habe abendts kopffwehe davon bekommen 
undt solche grampff von viellen auffstehen undt niedersitzen, daß 
ich mich abendts nicht mehr rühren könte. - Aber ich will nichts 
mehr von dießen 3 verdrießliche [n] tage[n] reden, so ich da zugebracht 
habe, komme auff Ewer ljebes schreiben vom 19 December 1 719, no 102, 
so ich, wie Ihr woll wist, den letzten tag Im jähr entpfangen; den 
ich habe es Euch selbigen tag geschrieben, liebe Louise! Man sagt, 
die wegen seindt sehr abscheulich, undt es solle auch viel gewäßer 
überloffen sein, so daß die Courier mühe zu renen haben. Die post 
von Turin, so ordinarie alle freytag morgendts ahnkommen, kom- 
men jetzt erst montag abendts ahn; also wundert es mich gar nicht, 
daß Euch die post von hir gefehlet hatt. Meine ahnkunfft in 
Paris habe ich thewer genung bezahlt, wie Ihr auß meine schreiben 
werdt ersehen haben, liebe Louise! Aber nun rechne ich mein 
husten vor nichts mehr, weillen ich nachts woll schlaffe undt nicht 
mehr huste, hab auch kein kopffwehe, gott lob! Dieße 3 tage 
seindt aber arger undt verdrießlicher geweßen , alß wie ich von 
St Clou kommen. Es were kein wunder, daß einer zum naren 
drüber würde ; den ich [kann] keinen bißen eßen , noch dropffen 
drincken ohne plag, muß 10 mahl auffstehen, allezeit reden. Daß 
ist eine rechte quäl undt macht einem daß leben müde. Paris ist 
woll daß verdrießlichste leben, so in der weit kan gefunden ge- 
werden * , insonderheit vor mich 2 . Ich habe hir nur quäl undt 



1 ? werden. 2 loh erinnere an die vielen früheren klagen unserer her- 
zogin über Paris, das ihr unleidlich ist. Äußerungen in demselben sinne kehren 
Elisabeth Charlotte 1 . 



zwauck undt nie nichts abugenehmes biß auff die eommedien, so 
die eintzige lust ist, so mir tu meinem alter geblieben. Die kön- 
nen mir hir nicht gefablea; den die leütte seindt so abgeschmackt 
liir, dass sie sieb hauffeuweiß auff daß tbeatre stellen undt setzen, 
daß die comedianten kein platz zu sniellen [nahen] '; daß ist recht 



■uofa iD der folge öfters, inletit noch 


nachher in dem briefe rem 21 Deeember 


wider. 




1 Ähnliobos war bekanntlich auch 


auf der alten englischen bUhue der fall 


Man vergleiche: II. Ulrioi, Shakspea 


es dramatische kuuat. Geschichte und 


Charakteristik des shakspe areseben drs 


du. Dritte neu bearbeitete aaflage. I 


Leipzig 1868. s. 130. Dorr Dr Juliu 


Fried! ander erinnert mich an dasjenige 


was Söthe (Aus meinem leben, wahrhe 


t und diohtung, drittes buch, sitmmtlioh 


werke, XX, Stuttgart 1K10, 8. 110) er 


aalt: «Was mir meine besuche auf dein 


theater sehr erleichterte, war, daß mir 


mein fmibillet, ah aus den händen de 


eehult heiß bq , den weg iu allen platz 


n eröffnete und also auoh EU den Bitsei 


im prosconium. Dieses war nach fnuw 


iisischer art sehr tief und an beiden sei 


ton mit aiUen eingefaßt, die, durch e 




mehreren reihen hinter einander anfba 


teil und »war dergestalt, daß die ersten 



sitze nur wenig über die bubno erhoben waren. Das ganze galt für einen be- 
sondern ehrenplatz; nur ofneiere bedienten sich gewöhnlich demselben, obgleich 
die nähe der Schauspieler, ich will nicht sagen jede Illusion, sundern gewisser- 
maßen jedes gefallen aufhob. Sogar jenen gebrauch oder inisbraueh, über den 
sich Voltaire so sehr beschwert, habe ich noch erlebt und mit äugen gesehen. 
Wenn bei sehr vollem hause und etwa zur zeit von durebmäreeben angesehene 
officicre naeh jenem ohronplati strebten, der aber gewöhnlich schon besetzt war, 
so stellte man noch einige reihen bänko und stuhle ins proseeuium auf die 
bübno selbst und es blieb den hehlen und heldiuuen nichts übrig, als in einem 
sehr mäßigen räume zwischen den uniformen und erden ihre geheimnisse iu 
enthüllen. lob habe die Hypermnestra selbst, unter solchen umständen auf- 
führen sehen.» Die Störung, welche <jenor gebrauch oder misbrauch» mit sioh 
brachte, suhildert Moliere in seiner komödie "Lei faoheux» vum jähre 1861; 
Ecaste, den Moliere selbst spielte, oreffnet dieses stück mit folgender rede: 
Sons quo] astro, bon Diau, faut-il que je suis ni, 



e ohaque jour qnolquo nonvelli 
st den d'egal au fi 



.nJDO 



s d6bar 



f> lui 



Et cont l'eis j'ai maudit cotto innoconte envie 
Qui m'a pric ii diner de voir la comedie, 
öü, penBBQt m'Ggayer, j'ai misfrablement 
Trouvfi de inea peoh6e le rudo ehätiment. 
II faut quo je te fasse un reeit de 1'aSaire, 



inahngeuehm. Gestern hatten wir eint 1 neue tragedie, so nicht i 



Car je m'eii sens e 
J'etoia sur la thfiät 
La piSoe, qu'ä plaa 






snooii 



Lonqae, d'nr. n.ir bruyi 
Un bomme ü gcuadn co 
En criant: .Holäl ho 
Et, de bdd grand fraaaa surpreoant i 
Dam Je plus bei endroit a la pieo« 
• Hei mon Dieul dos Flanotü, i! soi 
Ne preadront-ila JEiiuais un air de gl 
Ai-je dit; «ot faut-il sur no! defanta 



chacun [iietoit ailence ; 
et plein d'extraragance, 
s est entrfi brusquemant 

i «icgc [.romptement !• 



Ce qne oben uns 
Tondis que li-di 
Log aotaurs ont 



an dit partout de t: 



I IViir i 



Iravorsnnt encor la theätre ä granda pas. 
Bleu qua daus las cGt6s il put Ctre ä eon aise, 
Au milieu du deiant il a plante aa ohaise, 
El, da son large dos morguant las speotateura, 

troia quarts du parterre a oacbe loa uoteurs. 

iruit a'eat Älevi, dont un autre eiit au honte; 

i lui, terrae et constaüt, o'eo a fall aucun compta, 



Si, p. 


mr m» 


NifurtuuB 


il 


ne m 


'eat 


avis6. 




«Hai 


marquii 


!■, m'a-t-i 


1 dl 


t, pre: 


Ult 


pre. 


de moi place 


«Comnient to 


portos-tu 


! it 


nffre 


qua 


je t'o: 


nbrasael» 


Au rl 


■HP n 


r 1'kton, 


un 


rougo 


rn'n 


st mo 


Ute, 


Quo 1' 


os ine 


Vit oonnu 


d'u 


1 pmr. 


ill 6 


.ent6. 




Je l'etoie pai 


1 pourtant 


i m 


all oe 


BD 


TOlt ] 


laroitro 


De ce 


1 gens 


qul de rie 


n * 


ülll.'Ill 


ton 


■ TOD! 


oonnoitre. 


Dont 


il fant 


an salut 1 


aa 


i&iieri 


1 tat 


ujar, 




Et qu 


i lont ; 


■amiliera J 


isq> 


i'a to 


is tuloyer 








t qnen 



Flua haut quo les acte 

11 le maudissait ; et moi, pour 1 
•Jo BeroiB", ai-je dit, «bien aise d'ei 
d'&b point in eoei, m:ir<[uis '.' 
Je le trouve aasei drole, et je 11'; av 
■ par qaolles lais un outrage e 
t Cornaille nie vicut lire tont oe qu 



imen wegen 




eben ist, aber die commediauten kotiteu nicht durchkommen 



11 ma las recitoit taut baot avant l'aoteur. 

J'avoia beau m'en dGfendre, i) a pouese sa Chance, 

Et a'aat devers lu fin lovdj longteinps d'avanoe; 

Car las gens da bei air, pour agir galaniment, 

Sa gardent bien surtout d'ouir 1b dcno&mant. 
Die oommentatoren bemerken hier tu : «II y avoit antrefois des bauoa aur 
l'avant-aoeno ; lea jeunes gens s'y donnoiant Bux-memBs en spoctaclB, parlant 
plus baut quo loa actoura, ao lavant avant la fin do la place, ctalaut enfin loua 
loa ridionlea si biau peints dans cette scüne. Co n'est qu'su 1759 qua M. la 
oomto do Lauraguaia fit oesBer ae aoandalo, an donnant aux comediens une aomme 
asaei conflidcrable poar las dodommagar de la suppreaaiou dea placea d'avant- 
socne.» Maa vergleiche: (Euvroa complctea de Molißre avec lea notas da tona 
lea common tateura , publice* par L. Aim6-Martin. Quatriöme edition. I. 
Färb 1845. S. 469 bis 461. Hbit Gustave Desnoiroatorros , der biograph 
Voltaires, hatte die große gute, mir ia einem schreiben rem 2 Angust 1817 

l'usage barbare d'oncoinbrer la scüno d'un public chamarre venu M im m- pour 

Sa tragBdie ds Semiramia faillit ctra viotima de oette coutume inepte, el il 
exlste de lui un billet au liautenant da police Berrier, qni aut fte ravi de lai 
venir en aide, mitis qui aent son impuissance dovaat na nbus ai furtement eo 
raoin6. II en parle onijore , aveo la meme vivaoite , dana aa »I>ie(«rlatioo, sur 
la tragedie anoienne et moderne- (seoonde partia) qu'il a mite en IM* do 
l'ouvrage. iSemirarais» Bat da 29 aottt 1T4S, ot ta refonne qu'il appelait de 
toni eea vieux ne dovait E'acoompHr qua oma ans plua tard, grftee .". la lm» 
rosite du eomto do Lauraguaia qui paya , aur sa oassettB, aus com*dien« du 

remuanto qui ontravait tout. Cotte petite rfivolution eut poar point de d£part 
la roprise du «Venoealaa» de Rotrou rotouohe par Marmontel (30 avril 1759).. 
Man vergleiche übrigens auoh; Voltaire et la sooiete franoaiaa an XVIII» sicole, 
Ilf: Voltaire ä la oour par Gustave Deanoiresterres. Paria, Didier st «om- 
pagnie, 1869. ». 203 ff. (Euvrcs oomplBtoa de Voltaire. III. 1784. e. 340. 
Voltaire sagt hier ia der schon angeführten, der tragödie <5emiramle> voran - 

«On a roulu donner dana B6miramis un speotacle enoors plus palWtique qoe 
daai Meropei on y a deploye tout l'appareil de l'anoion thelltre greo. 11 eerait, 
apres que nos grands mattrea out surpaaao lea Graoa en tant de obosee dans la 
tragodia, que notre nation ne put lea egaler dans ia dignitf: de Icurs repcf>en- 
tntiona. Un des plus Kruml« •jhsinelea qui s'oppoaent aur notre tbiillre a lonte 
granda ot pathttique, est la foule des apeotateurs, oonfonduo «ur la soäoe 









der menge leüttc. Kniesclimerlzen habe ich braff, es schlagen sich 
noch krämpff dazu , so mir unlcydthch sein. Von meinem husten 
will ich nichts mehr sagen. Der frost ist hir gautz vorbey; es 
regnet alle tag. Wir wißen liir gar nichts von nnßers <luc de Cliartres 
beuraht 1 ; er ist noch zu delicat, ein eheman zu werden. Ob er 
sich zwar ein wenig sterekt, ist er doch noch gar schwach, wirdt baldt 
ein batet mitt dem könig dantzen; daß, hoffe ich, wirdt ihn stüreken. 
Verstandt fehlt mademoiselle de Valois nicht; hette sie so viel an- 
dere gutte qualitetten, alß verstandt undt Schönheit, were nichfa bey 
ihr zu wünsehen. Aber, aber, mehr sage ich nicht*. Weilten Ihr, liebe 
Louisse, wist, daß bey dem licht schreiben Ewern lieben äugen so 
sekadtlich ist, habt Ihr groß unrecht, viel bey licht zu schreiben; 
den soltet Ihr Etich blindt machen , würdet Ihr ja gar nicht mehr 
schreiben können. Ich habe nie keine lange weille, alß nur, wen 
ich gezwungen werde, waß änderst zu [thun], alß ich gerne wolte; 
alßden wirdt mir die zeit lang. Ich finde, wie Ihr, liebe Louisse, 
daß die tage viel zu kurtz sein. Verdießlicli[e] sagen ' hört man eher, 
alß etwaß lustiges; alles, waß mau hir hart uudt sieht, macht einem 

i premifro 



pourrait i 



it pas s'j raeprcndi 



.Schlosser, Geschichte des 
Heidelberg 1S84, a. 532. 
ipeetateurs iur le thtälro. 
da In Coraedie-Friiüi'.ü*'. ■ 
arohlves de bi Connidie-Fi 
d'apri!« Blondel; et nno 
Charles Coypel (1726). I 
1 Vergl. nachher de 
spricht sieh in der folge 



emis de leurs plaisirs, pour 
etc corrigG dans la suite 
lisfment Hre supprimi poar 

ooup de cbefs-dWvre qu'on ourait saus 
eätre übte, propre poar l'action , et tel 
db de l'Europe.» Man sehe auoh F. C. 
, Jahrhunderts u. s. w. I, fünfte anQage, 
nooh. »o verweisen auf: A. Jullion, Les 
mt et suppreseion des bancs tat lea seines 
. Avoe (ieQuments inedita , eitraits des 
rj du Theatre-Francais avant 1758, 
Torte de M, E. Chainpollioti, d'spre« 



pl. 




Uetaillo. S 


. 32 


selten. 








14 Deoem 


bei. 


2 Elisabeth 


Charl 


tu 


umwunden 


Ober 


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als 


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Schwestern 


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härm 


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die kouigi 


von 


Spanien , 


ÜB 


iriiiM 


(in 


vergleiohe 




Edouard d 


Barth f lernt 


dot. 1874. 


3 


d. b. sa«h 


sn. 







blüdtsmUde. Daß Ihr mir wünscht, davon befrcydt zu sein, ist woll ein 
gutter wünsch, wovor ich sehr daueke, aber liir woll unmöglich. Aber 
nnn ist es zeit, daß ich mich aknziehe; muß aiso meine gewöhn- 
liche pausse machen. Die callender, so Dir mir geschickt, finde ich 
artlich. Ich leße noch ohne Will; die callender seindt mir nicht 
zu rein '. Hiemitt ist Ewer letztes liebes schreiben völlig beant- 
wortet. Dioßen abendt, wen ich von der großbertzogin vissitte 
werde kommen, will ich anff daß noch außstehende andtwortten. 



Donnerstag umb */* auff 6 abendta. 
Da komme ich eben von der großhertnogin. Gott gebe , daß 
ich nicht interompirt mag werden ! Ah, da kompt die junge printzes 
de Conti. Ich habe woll gedacht, daß es nicht so rein abgehen 
würde; den ich weiß, wie es zu Paris zugebt. [Es ist jetzt] halb 
7 undt [die] priutzessineu seindt, gott lob, nunder zum großen 
spiel, welche lust ich ihnen woll gar nicht mißgönne ; den ich würde 
woll von bertzen betrübt sein, wen ich mich bey dem spiel in dem 
großen hauffen finden mtlste, den ich bin menschenscheu geworden 
mehr., alß ich mein leben gewest bin. Ich linde mich nicht recht 
in ruhen, alß wen ich nur meine leüttenndt gesiebter, woran ich sehr 
gewohndt bin, sehe. Ehe ich anff E. L. liebes schreiben vom 16, 
no 100, komme, muß ich Euch etwaß verzchlen, so ein abscheu- 
licher lerm in Paris. Ein abbe von qualitet, so mein gutter frettndt 
ist undt von den besten heößern von Franckreich ist*, hatt viel 



I d. h. sin haben niaht zu dünne, zu sobmale, au kleine sohrift. 2 Der 
in rede stehende geistliche ist der abbe d'Entraguei. Mira vergleiche die lo- 
bendige Schilderung, die der herzog von Süint-Simon in seinen maatien zu den 
»ufioiohnungen des marqnis von Dangeau vom 1 Junnnr 1720 entwirft, Janmal 
XVIII, a. 196 bis 198. Saint-Simon bemerkt hier nntar anderem folgendes: 
»L'abbü d'Kntraguea r.' f ioit rien mobu ijij'Kruyrür'iCf-ttnlinc, et ne le pretendit 
jamaii ■ >ii Dom eet Cremeanx. Co aont de trSs-simplos gen tilsh ominös, du oute 
da Ljroo, et tleo plus. . . Cetoit un oompose le plus etrange qui se püt voir 
et quo tout son malntleo promettoit, qui etoit tel qa'il n'y avoit personno qui 
n* le lomarqatlt eutro mille, ni qui [h'U realster 5. la ouriosite de savoir qui il 
etoit. Ce qui hii fit faire la surpronanto demarobe qui donne iai lieu de parier 

la haine de la oour , de taut gourernement du fou roi, quoiqn'il uu fiit plus, 
HMM« i>: i:uertraage d'esprit qu'il n'oilt ose basarder de son teuips, en un niat 
[olle. II ee piqna quelque temp» du peraonnage da confesseur persäoute' ; il «on 






verstandt, aber doch ein wenig waß wunderliches im liumor; dießem 
ist auff einmahl in den sin kommen , daß er nicht in der glitten 
religion were, weillen man die armen Eeformirten so verfolgt hatt. 
Daß liatt ihn lesohircn machen, selber reformirt zu werden, ist zu 
deß holländischen ambassadeurs pfarher gangen, wo er der catho- 
liechen religion abgenagt undt reformirt geworden, ist Weihnachten 
num h. abendtmahl verldeydt; den ordinari ging er alß ein' abt- 
kleydern mitt einem rabat nndt mantel. Von dar nimbt er seine 
abtskleyder wieder undt geilt in vissitte. Eine dame sagt zu ihm: 
-Abbe, voiey un vray temps pour vons qui aimes a veiller , car 
vous ires sans doutte a la messe de minuit.» worauff der arme 
abbe d'Entraguefs] geantwortet: «Moy, je nires* plus de ma vie a 
la messe.» Daß hatt alle die letttte wunder genohmen, [einer] 
sagte zu ihm: -Par quelle raison nires vons plus a la messe?» 
Er andtwortet de sans froid 8 : «Despnis que j'ay eüe le bonheur 
de communier sous les deux especes avec 6 cent[s] de mes freres, 
j'ay bien ressolu de no plus jamais aller a la messe.» Daß hatt 
gantz Paris auffrüriscb gemacht; die biselioffe undt alle pfaffen haben 
sich versamblet undt haben resolvirt, zu meinem sotin zu kommen, 
undt begehren, daß man den abt in die Bastillen setzen sollen*. 
Der arme mensch kam nachts zu mir undt fragt mir rabts; ich 
filtzte ihn braff auß, so imprudenf gesprochen zu haben, riehte ihm, 
keine zeit zu verliehrn, sich auß dem staub zu machen. Er hatt 
meinen raht gefolgt undt halt sich, gott lob, salvirt. Wo er hin 
ist, weiß ich nicht, aber woll, daß man ihn gesucht, umb ihn in die 
Bastille zu schicken; aber man hatt ihn nicht gefunden, halte ihn 
also vor salvirt , bin fro drüber nun *. Ihr kendt die Frautzoßen 

lassa bientüt , et d£s qn'il en fut laa on Id fut anaa! de le Isnir ■■. 1» Bastillo. 
I] revint au giron de l'Eglijo el oomme 011 ne pouvoit imaginer rien de aSrienx 
de lai, il fut incontinent aprfn reju Juan toulea loa maison« qu'il nvuit aoeou- 
tumä de frequeuler, et, aveo lu mürne familiaritli qu'a.upai'avaut, princoa du aang 
et autrea. II affeota un peu de tempa da fl« faire vuir & l.i messe dünnt un 

ä sa vie nrdinaire quaud il orut aon «Jiostasio oubliGe. II ue laiaaoit pal aveo 

> plus de quatre-vingte aua aans oueuno sorte d'inlirrail6, toujonra dan« ia uiftme 



3 d. h. de aang-froii 





nicht, wen Ihr meint, daß etwaß in der weit, sie abhalten können, 
nicht überall vornen dran zu Bein. Solle einsniahls dem ubbe 
d'Entrague[s] ahnkommeu, nach Franckfort zu gehen, so sagt ihm 
doch . daß ich Euch guts von ihm geschriben ! Dir kernt mitt ihm 
umbgehen ohne scandal; den wie er ein klein kindt war, haben ihm 
die hüner in einem hoff, wo er kacken gangen war, alle seine sie- 
ben Sachen 1 abgefreßen *. Daß hatt ihm einen solchen absehe a vor 
hüner geben, daß, wen [er] ein bnn fügen sieht, wirdt er übel. 
Alle boöe kranckhelttcn regieren mehr, a!ß nie, zu Paris. In allen 
Ewern schreiben, liebe Louisse, setze ich, wen ich. Ewere entpfango 
uudt von welchem chiffer sie wahren. Daß geschieht aile menscheu, 
sich in chiffern zu betrieben. Monsieur Le Fevrts ' ist hcütte zu 
mir kommen. Hirbey schicke ich Euch einen brieff von ihm. Ich 
thue mein bests vor Ewere neuveu undt niepeen. Ich muß wider 
willen enden, uuib morgen früh auffmstehen können; den es mein 
großer gebreibtag ist. Ich habe heütte kein schreiben von Euch 



Journal du mnrquis do Dangoau XVIII, s. 195 unter montag, 1 Januar 1720: 
<L'abb6 d'Entrayuo? a fait nno dcinarcha si iHimniiiiu- (j!i''jii a [miau 1 la croire, 
quoiqu'il y eüt longtomps qu'on ;i doa aoupoons de sa mauvaise croyanca. II 
alla cos jours passes che* l'ambassadeur de Holland«, oft il fit abjuration pu- 
blique do la religiun oallinliqui! et «smmOnia avec los protestants; il s'ost ineme 
vautö dans quelques maisons d'avoir cuuiniunic sous las daui ospeces. M. la 
due d'Orläans, qui od a ete Informe', avoit donne ordre qu'on le mit ä. la Ba- 
atille; mais des prinoesses ont interoSde pour lui et ont oru qu'il »aloit niieni 
le laiaaer aauver. Sa famillo a ou peine ä lui fairo prondro ae parti, taut il 
ost extraordinaire dana toutes soa manieroa.» Man vergl. ebendaselbst a. 199 
unter donnorstag , 4 Januar 1720: "Le pnrlouient va faire le prooöa k l'abb6 
d'Entragues; M. le due d'Orleans dit quo si on l'avoit pris, il l'auroit snvoj6 ä 

1 Vargl. Götbe im Faust (gesprach dos Mephistopheles mit den) schüler): 
•Zum Willkomm tappt ihr dann nach allen sieben saobeD, 
0m die eiu andrer viele Jahre streicht.« 
2 Q. Brunet, Correspondance oompli-la de Madame, duubesso d'Orlcans. II, Paris 
1863, s. 210. 211, anmerkuDg 1: «Ceoi rappelte la mcaavonturo de Boileau, 
inutile ä granda coups de bee par un dindon; d'oü, auivaut Helveüus, la haine 
du pocte pour las jfsuites importatours des dindons (voir loa fditiona de Boileau, 
donncos par MM. Daunou, 1825, t. I, 1. III. et de Saint-Surin , 1821, t. T, 
D, 86; mala M. Berriat Saint-Prix (.Essai aur Boileau>, en töte do aon Edition, 
183 t, 4 vol. in-B, 1. 1, ohap. XXXIV) mootro quo catte aneedoto ost depourrue 
do toute rraleemblauce.» 3 Vergl. Über diesen vorzüglichen mann blind IV, 

s. 389 unter Lolevre. 






entpfangen, also werde ich zeit genung biß sontag haben, auff daß 
überige zu andtwortten. Adieu den, hertzallerliebe Louisse! Seydt 
versichert, daß ich Euch all mein leben von hertzen lieb behalte! 

Elisabeth Charlotte. 



1085. 

Paris den 7 Januari 1720, nmb 8 /« auff 8 abendts. 

Hertzallerliebe Louise, ich habe daß opera quittirt, umb her- 
zukommen, Euch zu entreteniren. Weiß * mirs keinen danck ! den 
es ist gar kein sacrifice, so ich Euch thue; ich bins so müde, alß 
wen ichs mitt löfflen gefreßen hette *. Ich bin im prologue undt 
ersten acten geweßen auß complaisance ; den madame d'Orleans will 
nicht, daß ihre dochter ohne mich ins opera gehen ; drumb bin ich 
nein, habe ihnen weiß gemacht, ich würde wieder kommen, bin 
aber mitt freüden außgeblieben. Ich habe schon 5 brieff fertig, 
einen ahn Churpfaltz, einen an die königin von Preussen, ahn dem 
jungen landtgraffen von Darmstatt undt monsieur Harling, die gräffin 
Nassau Sarbrücken. Ich habe noch ahn mein dochter undt ihre 5 
kinder zu schreiben ; der kinder ihre werden kurtz werden, wie Ihr 
leicht gedencken könt. Ich will Euch aber erst entreteniren, liebe 
Louise, undt meinen möglichsten fleiß ahnwenden, in aller eyll auff 
waß mir noch von Ewerm letzten brieff tiberig ist, zu andtwortten. 
Ich hatte gehofft, heütte e[t]waß von Euch zu bekommen, aber da 
ist schon daß zweytte mahl, daß die post kompt ohne Ewere brieffe, 
liebe Louise! Ich weiß nicht, wie es kompt. Solte noch eine post 
vorbeygehen, ohn[e] daß ich waß von Euch bekommen solte, würde 
mir gantz bang bey der sach werden. Gott bewahr mich davor ! 
Ich komme auff Ewer liebes schreiben. Ich war ahn monsieur 
Le Fevre geblieben. Er wirdt Euch sagen können , daß ich conti- 
nuire, mein bestes vor der sach von Coupert 8 zu [thun]. Ich bin 
stoltz, daß monsieur Le Fevre sagt, daß ich verstandt habe; den 
man kan nicht mehr verstandt haben, alß er hatt. Aber er sagt 



1 ? Wißt. 2 Vergl. über diese redensart nachher den brief vom 24 August. 
3 d. h. hinsichtlich des Verkaufes der ehedem dem herzog Meinhard von Schom- 
berg gehörigen besitzung Coubert. Man vergl. den vorhergehenden band, wo 
von dieser angelegenheit vielfach die rede ist. 



10 

daß nur von mir, umb sein cour bey Euch zu machen. Mir ein 
hohes alter zu wünschen , ist , mir nur ellendt undt quäl zu wün- 
schen; den ich bin schon genung mitt meinem alter beschwerdt, 
könte mir nicht leydt sein , wen mich gott zu sich nehm * undt 
ein seeliges endt verliehe. Ich wünsche undt verlange nichts in dießer 
weldt undt kan ich mitt warheit sagen, daß ich daß leben zimblich 
satt bin. Unßere marechalle de Clerembeau * hatt verwichenen 3ten 
November 85 jähr erreicht. Sie hatt noch daß gedächtnuß, alß wie 
sie 40 jähr alt war, undt ihren verstandt noch gantz, wie sie ihn 
gehabt hatt; jedoch sehe ich, daß sie schier allen leütten über- 
lestig ist umb nichts, alß umb ihr alter; daß verleydt mir daß 
alter. Waß hir jetzt die groste moden ist, ist schleuniges sterben. 
He[u]tte morgen ist ein colonel de cavallerie in meines sohns anfi- 
chambre gestorben. Ich habe ihn, gott lob, gar nicht gekendt; ist 
zweymahl wider zu Sich selber kommen, aber doch nicht gantz per- 
fect. Man hatt i[h]m emetique 8 geben , ader gelaßen , nichts hatt - 
geholffen, er ist gestorben 4 . Daß ist jetzt gar gemein hir. Ich 
bin nicht persuadirt, daß caffe, the undt chocolat leütte, so nicht 
Indianer sein, gesundt ist 5 . Wen man daß leben recht betracht, 
ist es nicht recht zu wünschen. Wenig schlaffen thut mir nichts, 
ich wer sonst schon lengst ... Es solte mir woll hertzlich leydt 
sein, wen ich schultig solte sein, daß Ihr Euch übel befinden soltet. 
Ich wolte gern noch lenger blauttern, aber es ist schon halb 10. 
Ich bin interompirt worden, muß also jetzt, umb nicht nicht gar 
zu spätt schlaffen zu gehen, ahn mein dochter schreiben. Glück- 
seelige gutte nacht! Seydt versichert, daß ich Euch von hertzen 
lieb behalten! 

Elisabeth Charlotte. 

P. S. 

Hirbey werdt Ihr einen brieff von madame Dangeau vor ihre 
fraw Schwester finden. 



1 d. h. nähme. 2 C16rembault. 3 6m6tiqu«, brechmitte l. 4 Der 

marquis de Dangeau erwähnt dieses Vorfalles in seinem Journal nicht. 5 Man 
vergleiche die zahlreichen ähnlichen äußerungen in den früheren bänden. 






1086. 

Paris den donneratag, 11 Januari 1720. 
Herlzallerliebe Louise, voriieslern abeudts unib il habe ich Ewer 
liebes schreiben vom 23 Deeeiubcr 1719, no IÜ2, einmnhl zu reubt 
entpfangen. Es war zeit; den 2 posten hatten gefehlt. So lang ich 
in Frankreich bin, habe ich die pusten nicht so übel gehen sehen, 
alß seyder ein jähr her. Ich hette meine brieffc no 45 undt 4(5 
dattiren sollen, kan nicht begreifen , wie ich es vergeßen; den es 
ist in meinem caleuder marquirt Aber ich glaube, daß noch well 
viel mebr fehler sich in meinen brieffen finden; den zu Paris fehlen 
die contretemps nicht undt alle augenbliek wirdt mau interompirt, 
daß mau nicht mehr weiß, »aß man sagt. Sich in den ehiffem zu 
ihren ', ist kein fehler, so meritirt, daß mau druinb unib verzeyung 
bitt; den es offendirt ja nicht. Ohne daß ich weder zu warm, noch 
kii kalt empfunden, hatt sich mein husten so verdoppelt, daß ich 
wieder die kammer hatten muß undt gar nicht außgelien [kann], 
uicht einmahl in die capel; kau es ahn nichts, alß ahn dieParisser 
iufft attribuireu, die mir allezeit schadtlieh undt zuwider geweßen. 
Es ist kein mensch zu Paris, alt oder jung, so nicht mitt dem husten 
undt sclinupen seyder 6 wochen her geplagt ist, undt man hört, wen 
man bnst, so viel escho*, daß e3 endtlich lacherlich wirdt. Mein 
enckel ist vorgestern nachts wieder bey dem verfluchten bal ge- 
weßen s undt der duc du Maine ist nun zu VersaÜle in seinem 
hauß, so Clagnie* heist. Dieße zwey stück undt daß seine gemahün 
in ihrem hanß zu S[c]eau[x] ist, nachdem sie durch einen brieff mei- 
nem söhn alle ihre conspiratiou undt verräbterey endeckt, daß macht 
mich auch recht gritlich undt setzt mich in sorgen; den ich trawe 
dießer falschen bursch kein haar, fürchte alß, sie werden noch ein 
nuglück ahnstehlen, wovor unß gott gnädig bewahren wollet Ich 
dancke Euch seiir, liebe Louisse, vor Ewere gutte wünsch. Aber 
wünsche thuu nichts änderst, alß nur den gutten willeu zu erweißen 

icho. 3 Vergl. band IV, s. 308. 30T. 313. 

1 Claguy. Der luarquis de Diiiiponi! aebreibt in xeinem Journal XVIII, 

r donuerstag , 11 Januar 1720: «Bion des gen.» vont voir M. du 

is li Clagny; oji en ilemando la porniiBsion a M. lo duc d'Ürlinns, qui le 






12 

von dem, dersiethut. Mein söhn hatt dem gutten, ehrlichen sou[s]- 
gouverneur 1 befohlen, seinen söhn gewehren zu laßen nadt niclit 
auff dem fuß zu folgen. So hatt monsieur de Cour* geantwortet: 
«Je n'y ay donc que faire- undt ist nach hauß gangen. Ich finde, 
daß er gar woll gethan hatt. Ihr kendt, wie ich sehe, die Frantzoßen 
nicht; wen man ihnen spricht von waß die seeligkeit betriofft, la- 
chen sie einem nur naß. Hir im landt ist leyder kein glauben 
mehr. Apropo von glauben, ich glaube, daß der abbe d'Autrague 8 
1 naren geworden ; er hatte sich , wie ich Euch letztmahl 
. auff meine wahrnung salvirt, war schon in Flandern, 
konte nur nach Tournay gehen, da war er außer Franckreich undt 
in Sicherheit. Ahnstatt dießes ort geht er 2 meill weitter, a Lisle, 
da hette er auch woll etliche tag außruhen könen, wen er sieh nur 
heimbiieh gehalten lictte; den es kante ihn kein mensch dort. Aber 
abnstatt daß er sich rtlig halten sötte , geht er auff offendtlichen 
marek[tj mitt billet de bau qne undt schachert wie ein Jud, spricht 
gegen meinen söhn undt gegen die regirung, hille . . . Man sngts 
den commaudauten de Lisle ; der lest ihn deßwegen gleich bey dem 
ltopff nehmen, da käme es herrauß, daß es der abbe d'Antrague war 1 . 
Habt Ihr Ewer leben etwaß narisebevs gehört oder grsoben? Mein 
[söhn] hatt gelhau, waß er gekönt, uiub ihn tu Sahiren; er hatt 
ihm zeit gelaßen, sich zu salvireii, halt Iba uiiht verfolgen laßen, 
da lest er sich selber fangen wie ein sut , undt ahimtatt meinem 
söhn danck zu wißen, daß er durch die tinger siebt, deschainirt er 



1 Vorgl. band IV, s. 344. 345. 2 de Court. Iro Journal du marquls de 
Dangoau XVIII, b. 2 findet sich unter freitag, 3 Men 1719, die bemerkung: 
• M. de Court, sous-gouvemour do M. le duc da Chartros. et qui a long-temps 
sorvi duns la marine aseo beaueoup de Imputation , a oblenu uns plaue dans 1c 

4 Journal du marquis de Dangeau XVIII, a. 204 anter dienstag , 9 Januar 
1T20: »L'abbt d'Entrrtguefl , qui a,voit 6t6 juaqu'ä Anchin pour aortir du 
rojaulne, au liou d'allor du IS ä Tournay dont il 6toit fort procho, a voulu aller 
ä Lille, et etant a Lille, il est alle chez le gouvoraour et s'eat nomine. Le 
gouverneur, qui e«t le oomte de Lille, a ouvoye un courrier ä M. le duc d'Or- 
leana pour lui inander qu'il l'a fait arreter.' Unter freitag, 17 Mui 1720, 
schreibt Dangeau ebondas. i. S89; -On mando de LiUe qua l'abbe d'Entraguoi 
s'aat refait oatbolique et u fait aon abjuration entre les maina de l'abb6 de 
L'hampigny; on jih sait paa encore a'il aura la pormiaBion de rovenir ä Paris.. 
Vorgl. oben a. 0. 7, anmork. 2. 









sich gegen ilim ' in vollen marck[t] a Lisle; daß weist woll , daß 
man seiu[em] verhengnuß muht entgehen kam Ich komme wider 
auff Ewer liehes schreiben , liebe Louise , wovon mich deß abbe 
d'Antrague historie ein wenig abgezogen hatte. Froyliek gebt mehr 
Übels in Paris vor, alli jeniablon bey den heydeu, ja gar zu Sodome 
nndt Gomora. Die die tngendt folgen wollen undt christlich leben, 
belt man vor sotten undt leütte, so keinen verstandt haben. Die 
lasterhaffte leütte werden geliebet, die tugcndtsanien gehast, welches 
zu erbarmen ist. Gott stehe uuß bey! wir haben» alle woll von 
nobten. Ich fürchte, daß der rhumatisme, so madame la princesse* 
im kopff hatt. endtlicb ein schlim ende nehmen wirft, welches mir 
hertzlich Jeydt sein solte; den es ist eine recht tu gen dtsaine fürstin. 
Ihr vergnügen, ihre fraw doebter ' auff freyem fuß zu wißen, gibt 
I. L. noch keine beßere gesundtheit. Sie ist unglücklich mitt ihren 
kindern undt kindtskindern; sie deügen* alle kein haar, [sind] voller 
laster undt untugendt. Nun muß ich auch eine pausse machen biß 
auff dießen nachmittag, da wollen wir von dem englischen hoff re- 
den; nur daß sagen, daß man den konig in Englandt so gegen die 
printzes von Wallis erbittert hatt, daß er bleich auß zorn werden 
solle , wen man nur ihm nahmen nendt. Die leütte müßen woll 
verdampt sein, so solche Uneinigkeit zwischen eitern undt kindern 
n. Hir sagt man, daß der harou von Bornsdorf undt Botmar B 
ärger gegen den printzen undt die printzes von Wallis sein , alß 
die Englander, so sich ihre freunde doclarirt haben; daß tindt ich 
schimpfflich vor unßere gantze teütscbe nation. 

Ich habe, seyder ich auffgebürt, zu schreiben, ein brieff von harou 
Gört/, bekommen; der entschuldigt sich gar hoch, daß man ihm kein 
augenhlick zeit gelaßen, mitt dem könig allein zu sprechen. Ich 
glaube, daß die böße teüffel haben ihn geförcht, das er etwaß guts 



1 is dechainer contn qnetqn'uu 


, heftig auf einen losgehen. 2 


princesso de Conde, Anne de Harten 


fillu d'Edouard 


prinee palatin , n£e 


1648, m;in>'..' en I6B3 ä Henri-Jules 


o Bourbon, prin 


e de Condc. Saiot-Ki 



. ddpeint commo «leide, rertueuse et solle, an pou bossu 
ieras, ni miaute, fut taujaurs ooroptGo pour tien, et n'e 
esprit qao pour prior Dieu> (t. XIX, p. lt; t. XX, p. 
i s. 22b, >,nmerk. 1. 3 die duohesse du Maine. 4 d. 
drens Gotttieb ron Benistorf (171S von kniaer Karl VI ir 
«l»nd erhoben, go-torben IT2«) nnd ron Bothmer. 




11 






Sen, mitt dem 



stiffton möge; ilrumb haben sie ihm keine zeit gelaßen, i 
könig zu sprechen. Botmau 1 , wie man hir sagt, solle auch gegen 
die königliche kinder sein; aber die printzes von Wallis hatt mir 
nichts von ihm, noch von Bernstorf geschrieben. Aber waß mich 
glauben gemacht, daß monsieur Bottmar auch gegen sie sein, ist, 
daß er so kurtz anffgehürt, äußere brieffe zu bestellen. Ich weiß 
es dem armen baron de Buquoy dank, daß hertz gehabt zu haben, 
dem könig in England t davon zu sprechen ; aber ich finde die damen 
impertinent, die ihn haben schweygeu heißen. Ich habe lieber, daß 
alle andere mitt dem könig davon sprechen, alö Ihr, liebe Lonise ! 
Es muß doch woll zorn bey dem könig in England t sein , weillen 
er so sehr von färb verendert , wenn er von seinen 'königlichen 
kinder sprechen hört; waß man ihm aber von ihnen weiß gemacht, 
kan ich nicht erdenckeii. Den man kan nicht sagen, daß sie eine 
parthie machen wollen; den sie heltens ja woll gekirnt , alß der 
könig abweßendt geweßen; also muß etwaß änderst dahinder stecken, 
so ich nicht errabten kan. Gott wolle alles znin besten wenden 1 
Ihr habt mir großen gefahlen gethan, die copie von der wienischen 
sach vom graff Nimbtseh* zu schicken ; dun man hatt mir hir per- 
snadiren wollen , daß kein wordt dran wahr seye , aber mitt dem 
zettel disputire .... Monsieur Le Fevre ist dießen nachmittag bey 
mir geweßen. Monsieur Marion hatt ihn durch gantz Paris gesucht 
undt nicht finden können; ich habe ihu aber mitt meinen laquaycn 
hingeschickt, valet de pied, solte ich sagen, umb woll zu sprechen ; 
aber indem monsieur Marion zu monsieur Le Fevre gangen, ist mon- 
sieur Le Fevre herkommen. Ich habe ihn aber wider nach hauß ge- 
schickt. Er hatt gar gutte hoff nötig von seinem proces undt [istj 
weit davon, daß er meint, daß es ihm gelt kosten solte. Er ist 
persuadirt, daß die conlrepartie alle quittiren werden auß forcht, 
die Unkosten zu bezahlen; den sie gar gewiß den proces verl lehren 
werden. Aber er wirdt Euch woll selber berichten , wie es mitt 
bestelt ist, undt Ihr werdet gewiß die sach beßer verstehen, alß 
ich, die nichts in processen begrcift'en kan. So baldt Ihr ahn dem 
professer werdt geschriben haben zu Franckfort ahn der Oder, der 
Euch bekaudt ist, wirdt Ewer brieff von monsieur Le Fevre schon 

1 Bothmer. 2 Vergl- band IV, s. 28b. 300. 304. 320. 321. 



itler gefunden werden '. Mich deucht, untere liebe s. churfürstin 
latt mir von dem professer einmahl geschrieben, sagte, daß er ihr 
heßer gefieh!, alü der, von welchem ma tante, die printzessin von 
Ta[re)nte, so viel gehalten, daß Ewer freündt gantz natürlich undt 
ungezwungen were, aher daß der printzes von Tarante t'reüudt gantz 
affectirt were, welches einen prediger gar nicht woll stehet. Der 
affeclirte war ein Frantzoa , wo mir recht ist*. Alle Frantzosen, 
wer sie auch sein mügen, haben daß, sie ineinen allezeit, man müße 
charmirt von ibneu sein. Ich habe gekandt, so heßlich wie der 
teüffel wahren undt doch meinten, zugefallen; habe oft't von hertzen 
drüber gelacht. Es nittlien Urselinen * sein, so ins Seekendorf bauß 
wohnen, so, wo mir recht ist, mylord Graffeil * hatte bawen laßen, 
aber gewiß vor keine nonen. Es seindt die Urselinen, so allezeit 
schuldig sein, pensiounairen zu haben. Uiub die rechte warheit zu 
sagen, so kan ich bitter übel rechnen; schicke Euch hirbey 4 Louis- 
dor; ist es zu wenig, so bericht michs I so werde ich den rest 
schicken; ist es aber zu viel, so gebt den rest den armen! Ewer 
liebes schreiben ist lang nach dem nciijalirstag almge kommen, aber 
Ewere gutte wünsche seindt mir allezeit lieb undt ahngenehm undt 
dancke Euch von hertzen. Ich komme jetzt auff waß mir noch von 
Ewerm lieben brieff überig ist vom l(i Dccumber, no 100. Die arrao 
Suson, meiner amen dochter, ist wider sehr kranck ahn einem fluß 
auff ... da were daß goltpulver nicht gutt zu. Ich habe 2 große 
schachteln davon, so unßere liebe s. churfürstin mir geschickt hatt; 
man lacht hir nicht drüber, moiisieur Davaux 6 s. hatt es a la modo 



' 1 Vorgl. band IV, ». 341- 818. 2 Über d.e fr ansn.i aeben itüxgüt in 

Frankfurt an der Oder vergleich« man: atieaohiebte der frantBairohen eolouie 
in Frankfurt an der Od« vom prediger licecUst Tollin-, io .Miltbciluogco des 
hiitoriach-atatiätieohon Vereins EU Frankfurt a. 0. Aebtea hüll. 1S6H.> Frank- 
furt a. 0. Druck und euniniiBäijci vnrlag der hofbuohdrookeroi von Tramtuob 
nnd söhn. 1868. 3 Der urdeo der l'rauhoe rinnen wurde durah die heilige 

Angela von Brascia tut krankende". Lau piaaol. lieh aber tur madeheueriiehung 
im jabre 1536 gestiftet. 4 1 Wrafton. i d'Avaui , ehedem geeandier im 

Haag, in Irland, in Schweden. Man vergleiche Jonroa! du rnaiuaui dn Dasgeau 
XII, 8. 32s. 32. unter Sonntag, 10 Februar 170»: <M d'Avaui monrut a 
Fari>. II avoit iW atnbassadenr pluaiennt foia. II avolt Sie ;■:■■.- i de« mar- 
ehands et maitre des o6remonie; do L'ordre du Saint- Hapnt, et quand II vendit 
oette ebarge au President do Moamet, Bon navuu, le roi lui doaoa la peruiaaion 
de portor tuujoura l'Ürdre. II <Stoit conaoillur d'Etut inditaiiB, et a- 






IG 

gebracht. Ich weiß so woll , daß die erbprinlzes von Darmstat ins 
kindtbett, daß ich mittgevaitern bin. Ich bitte, erfahrt doch, wer 
die überigen gevattern sein! Es seindt viel weiber, wen sie eine 
schwangere fraw geben sehen, können sie errahten, ob es ein bub 
oder medgen seiu wirdt. Monsieur Dissenhaußen * ist ein freiindt 
von mein söhn, meint vielleicht, mein söhn wirdt ihm actionen ge- 
ben. Ich sage nichts von den millionen*; ich bin dießen Sachen 
sehr müde; den man hört von nichts änderst. Glitte nacht! Ich 
muß schließen undt Euch, liebe Louisse, versichern], daß ich Euch 
von liertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1087. 
Paris den 14 -Tanuari 1720, umb halb 10 abendta. 
Hertzallerlicbo Louisse, ich werde heütte mein schreiben gar 
kurtz machen. Ich habe daß Ewerige, no 103 vom 26 December, erst 
dießen abendt nahe bey 8 entpfangen; hernach ist mein sobn kom- 
men, habe, nachdem er weg, ahn mein dochtcr geschrieben. Daß 
liatt mich biß jetzt geführt, kau unmöglich auff Ewer liebes schrei- 
ben andtwortten, werde, wo mir gott daß leben lest, biß donnerstag 
andtwortten , nun aber nur in großer eyll sagen, daß ich nicht 
wider woll bin undt seyder 9 tagen nicht auß der cammer gekont. 
Derowegon will mich monsieur Tei'est ' morgen undt übermorgen 
mitt dem grünen safft purgiren undt dreibt mich nach bett. Es 
war spatter, alß ich gemeint, den da sehlegts 10; werde also nur 
in eyll sagen, daß ich, weillen es übermorgen Ewer geburdtstag ist, 



boau logomont a Versailles dann l'avant-oonr. Man vergl. auch die mitthei- 
lungon dej hertogs von Saint-Sitnon Über d'Avanx a. a. o. i. 329. 330 

1 Vergl. band IV, e. 100. 105. 2 Vergl. nachher den brief Tum Ib Ja- 
nuar. Elisabeth Cbarlutto ineint den durob Law herbeigeführten aeiien »eb«indnl. 
Man vergl. darüber die band III, s. 319. 320 angeführte litteralui, namentlich 
A. Knrtiel, .Geschichte der Law'scilen Ananiojioration während der minderjab 
rigksit Ludwigs XV in Frankreich» in: Historisches taschonbuch. llorausgegoben 
von Friedrieh von Räumer. Heue folge. Siebentor Jahrgang. Leiptlg 1R46. 
s, 407 bis ö!!7. Man gehe auch F. 0. Schlosser, Geschieht« des aohtiehnten 
Jahrhunderts u. s. w. I, Fünfte aufläge. Heidelberg. 1864. s. 202 bis 268. 
3 sonst Terny, Toroy, leibant von Elisabeth Charlotte. 



17 

Euch hirmitt einen porte-lettre ahnbinde 1 , so man mir geschenckt; 
wünsche, daß es Euch gefahlen [möge]. Es ist eine Schachtel drin, 
so man un biribi 2 heißt. Gott gebe Euch daß jähr, so Ihr ahn- 
trettet, glück, segen undt vergnügen undt alles, waß Euch ahn leib 
undt seebl nutz undt seelig sein mag! Adieu! Ich ambrassire 
Euch von hertzen undt behalte Euch recht lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1088. 

Paris, donnerstag den 18 Januari 1720. 
Hertzallerliebe Louise, seyder vergangen sontag habe ich kei- 
nen neuen brieff von Euch entpfangen, [will nun] auff daß vom 26 
December, no 103, andtwortten, 1719. Der grüne safft, so ich montag 
undt dinstag genohmen, hatt mich gantz wieder courirt. Wie lang 
es aber in dießer bößen lufft dauern wirdt, mag gott wißen. Die 
röttlen undt kinderblatter grassiren mehr , alß nie , kommen jetzt 
auch auffs landt in allen dorffern. St Clou ist voll davon undt 
Schelle 8 ; unßere arme abtißin * dort hatt ihr gantz hauß voll da- 
von undt ganz nahe bey ihrem apartement. 13 nonen haben die 
kinderblattern dar; ich fürchte, unßere arme abtißin wirdt sie 
wider bekommen, ob sie sie zwar vergangen jähr starck gehabt hatt. 
Aber sie furcht sich so erschrecklich davor, daß große aparentz, daß 
sie sie wieder bekommen wirdt. Der kleine La Trimouille 6 , der pr[in- 
cesse] von Tarante 6 ihr uhrenckel, ist gar kranck; seine kranck- 
lieit heist une rougeolle bouttonee 7 , ist, alß wen kinderblattern 
undt rottlen beysamen wehren. Gott verzey mirs! aber es könte 
mich nicht betrüben, wen diß kindt sterben solte; den es ein 
großer avantage vor meinen vettern , den printz Talmond , sein 
[würde], so gar nicht reich ist undt durch dießen todt reich werden 
Wirde undt eine von den schönsten Chargen bey hoff bekommen, 
Premier gentilhomme de la chambre du roy 8 . Ihr dinst wehrt ein 

* 

1 d. h. zum angebinde, geschenke gebe. 2 das glückspiel, wovon im 

vierten bände widerholt die rede gewesen. Man vergleiche daselbst s. 379. 
3 Chelles. 4 Louise-Adelaide d'Orleans, äbtissin von Chelles unter dem namen 
Sainte-Batilde , enkelin von Elisabeth Charlotte. Vergl. band IV, s. 392. 393. 
5 M. de la Tremoille. 6 Tarente. 7 rougeole boutonnee. 8 Vergl. 

*>and IV, s. 267, anmerk. 1. s. 297. 

Elisabeth Charlotte 2 




18 

gantz jähr; sie seindt 4, so es haben , der duc de la Trimouille, 
der duc de Mortemar ', der due de Gevre * undt duc de St Aignan. 
Sie seindt scbir BWey jähr lang alll umb den könig, das erste jähr 
im dinst undl. daß zwcytte jähr müücii sie vor alle plaisir undt 
spoctacle sorgen; ist also gar eine schön ne charge, die dem printz 
Talmont* heiler, alli (tießem mutwilligen kiudt*, zukommen würde. 
Die posten [gehen] erschrecklich übel. Es ist eine unleydtliche 
sach, daß man all! zwey schreiben auff einmahl gibt undt sie die 
vorigen posten auffhelt. Alles geht flberzwerg in der weit her; ich 
glaube, daß sie gantss verkehrt ist. Weillen Ihr, liebe I.ouisse, 
segt", daß Euch die Jeher von . . . gantz nngesundt undt schädtlich 
ist, tliut Ihr sehr übel, solche zu eßen. Mau meint bir, daß alle 
lehern gesundt sein, undt sagt im Sprichwort: *Pour rejouir son 
foy° il faut manger du foy.* Wir haben seyder etlichen tagen bir 
ein recht sanfft, schon frlililiii^wetter; ^eliiiee sieht man selten bir 
in Paris, bleibt nicht liegen, Wirft gleich zu koht. Man weiß hir 
nicht, wall schlittenfahren ist. Ich hatt einmahl dem konig s. so 
viel davon goblauttert, ließen schütten machen; aber sie wahren 
wie ein kutsch , nur mitt rolitem damast, gar heßlich; wir fuhren 
doch zu St Germain; es war nicht artig, ich musto lachen, so dolle 
schütten zu sehen. Der könig sagte: «Votis vuus moques de nous.» 
Ich audtwortete: «Non pas de vous, monsieur, mais de vos trai- 
neau * mal fait.» Der könig s. hatte gern , daß man ihm frey 
heraußsagte, waß man denekt. Ich bin froh, liebe Louise, das Ihr 
wider wöll seydt, undt [gott] erhalt Euch lang bey gutter gesundt- 
heit! Es ist eine rechte sebandt, wie Churpfaltz " undt seine leütte 



1 Morlemart. Dor honog von Saint-Simon bemerkt Über ihn in einem «u- 
aatia tum Journal dos marquis ilo Ilangeau, XVIII, s. 2: «Lo duo Jo Morte- 
niart s'oppliqua ä minor sa fortune avet la inline Suite J'un ambitioui .'■. la 
faire. Piqu6 de eo qu'un lieutenaul de roi, untre qua celui qu'il demandoit, füt 
nomine paur lo Harre, il Bfl vondit lo gouvernouiBiit. II no tint pas il tui qn'il 
ne su dffit ausei da sa eliarga de premier j;entilhuniniü de In obauibre, et meine 
poor rien, qoi l'oüt bien ruulu [sie]. EuBn on voit l'uaage qu'il a su faire de 
tont uo qu'il a en de pure et de beau-pere, et In Situation uniquo oü il a'ast 
mis, et pourquoi.» 2 marquis Je (lesvres ((Jütres). 3 prince de Talmond. 

i Vergl. nachher den brier vorn 7 Herr, gegen dun sobluß. 5 d. h. nahet. 

6 d. h. foie, lober. 7 traiae&ux, aoblitton. 8 kurlürst Karl Philipp, der 

von 1716 bia 17-12 regierte. Man Vergleichs über ihn: Ludwig Hausser, Ga- 
Buhlchte der rheinischen Pfalz nncli ihren politischen , kirchlichen und lilterari- 



19 

mitt Euch umbgehcn; daß kau kein glück bringen. Ich fürchte, 
seine pfiffen machen ihm weiß, es seye nicht übel gclhati, weillen 
Ihr rel'ormivt seydt. Die sich von der bursch regieren laßen, werden 
allezeit ungercelitigkoittcn tlmii. Von den hießigeti tnillionen ' will 
ich nichts sagen, bins so müde, das ich nichts mehr davon hören 
kan, undt schäme mich recht , daß die printzessinen du sang hir 
sich in der bangue* tretten undt schlagen laßen umb pure interesse 
undt gelt zu samblen; finde es recht schimpfflich. Vor wenig tagen 
gab einer, so mitt monsieur 1c duc aß, eine artig andtwortt. Mon- 
sieur le duc pralle, wie er schon so viel tnillionen in der bangue 
gewunen hette undt nun reicher were , alß alle seine forfahren. 
Einer, so mitt ahm tisch saß, sagte mitt lachlen : -Vous aves l'ar- 
geiit, mais vos ancestre[sj on[t] la gloire.» Daß findt man gar woll 
gegeben. Weiß nicht, wie monsieur le duc sich nicht gesehambt 
batt; aber da ist er zu thnnib zu. Seine brüder haben mehr ver- 
stand!, alß er. Der printz de Conti', sein Schwager undt vetter, 
hatt verstandt, [ist] aber ein violent närgen darbey, halt abscheu- 
liche fiändel mitt monsieur Laws. Mein salin hatt ihn filtzen müßen, 
er begehrt ungerechte Sachen. Madame de Chasleautier* heist nicht 
mehr mademoiselle, ob sie zwar nicht gelieüraht ist; aber wen ein 
frellllen dame d'atour * wirdt, heist man sie madame. Madame de 
Chasleaulier ist, glaube ich, ist daß eintzige mensch in gaulz Franek- 
reich , so nicht interessirt *. Mein söhn hatt ihr wollen actionen 7 
geben, millionen zu gewinen; sie hatt es abgeschlagen undt nur auß 
respeet eine sumc genukmen, umb meinjen] söhn nicht büß nu ma- 
chen, alß wen sie sein pressen t verracht undt nichts von ihm neh- 
men | wolle]; ist woll ein perfect tugendtsain mensch, deren wenig 
dergleichen in dießera landt sein. Es ist schon 40 jähr, daß ma- 
dame de Cbasteantier mir mitt aller trewe diut, lange jähren alß 



sahen Verhältnissen. II. Heidelberg 1S45- s. 853 bis «Ob. Auf dieses treff- 
lich« hnuh sei ileuu über Jon in den folgenden briefen häufig gel la unten für« ton 

1 Vorgl. den brief vom 11 Januar, oben s. II! und band IV, s. 291. 293. 
343. 389 nnter Law. 2 d. b. hanque. 3 I.ouis- Armand, prinee da Conti. 

Vergl. über ihn band IV, >. 327. 328. 4 ChituautbiorB. 6 kammerdame, 

staatsdame. 6 Vergl. in den früheren banden die lahlreioben ähnlichen rüh- 

menden iiulScrungen über diese vorillgliobo Trau. J aotiona, action, antbeils- 




froüllen undt die überige mt alß dame d'atour. Also hatt 
söhn gedacht, mir einen ge fahlen zu Ihun, ihre tugenrlt undt lange 
clinstcn zu belohnen , undt liirinen hau er sieh nicht betrugen; 
dießes ist von allen menschen aprobirt worden. Ob mein söhn zwar 
wenig dancks hir bey dem könig mitt seiner regirnng außrichten 
wirdt, si) wirdt er doch den vorlheil haben, daß die unpartheyische 
weit seine regirung loben wirdt. Gott stehe ihm ferner bey! Ich 
habe die zeitlmig nir.lit geleßon, will sie der fraw von Rotzenhaussen 
wider abfordern, umb zu sehen, wer mitt rnir gevatter ist; den ich 
bins auch ', habe einen großen schönnen cauUeley-brierT deßwegen 
von dem regnenden lierrn empfangen. Ich bin mitt der andtwordt 
ambarassirt; den ich habe keinen teutsehcii secretarie undt der proto- 
eol' von traut zusehen secretarie ist schiinpfflieh vor nnßere teütsclic 
fürsten, will ihm also dadurch nicht andtwortten. Weiß nicht, wie 
ichs machen solle, daß er die Ursachen erfahren mag, warumb ich 
nicht andt.worle, noch dancke. Rabt mir docli, liehe Louisse! Adieu! 
Ewer liebes schreiben ist völlig beantwortet, bleibt mir nur üherig, 
zu versichern, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



A mad. Louise, raugraffin zu Pf alte, a Frauckforth. 

Paris den 21 de Janvier 1720 (N. 57). 
Hertzallerliebe Louise, die gantze woehe habe ieh nichts von 
Euch entpfangen. Es ist ein ellendt, wie die posten gehen; aber 
es ist ohnnlibiig, davon zu reden. Vielleicht werde ieh dießen nach- 
mittag waß bekommen; den es ist jetzt erst */* auff 11. Aber ich 
muß mich ahnziehen, umb zum könig zu fahren. 

Sontag umb 9 abendta. 
mß dem opera, welches ich un- 
ir in mein cubinet, finde ich 2 



In dem aujienblic 


i kom 


rhort lang gefunden. 


Wie 


1 Vergl. den brist v 


in U J 


uulai- oder titulatur-bmih 


, worin 


oraoncn an einander aoli 


eiban. 


uob de» franiUBisöheu 


ecrerürs 


eiohnnog gebe. 








21 

pauaetten von Euch, eines vom 30, no 104, dali [andere] ist vom 
2, no 1. Ihr kout woll gedeucken, driü icli nicht auff beyde heütte 
werde atidtwortteti können, Es wirdt viel sein, wen ich auff daß 
frischte andtwortteii werde, will es doch auff den zweytten ahn- 
fangen; dancke Euch von hertz[en], allerliebste Louisse, vor alle 
Ewere gutte wünsche. Die posten gehen gar wunderlich. Ich habe 
Euch schon gesagt, daß ich nicht begreiffen kau, wie ich gefehlt, 
meinen brieff zu chiffrireu, daß ' ich es doch auf meinen callender 
gar woll gezeignet hatte, nehmhlich no47; aber von deren sotissen 
thnc ich viel deli jahrs. Es ist aber kein wunder, wen ich viel 
fehler in meinen briefffen] machen; den alle augenblick werde in B 
interompirt, muß im vollen schreiben initt 10 personnen sprechen. 
Ihr soltet Euch viel mehr verwundern , wie Ihr zwey wordt von 
meinen brieffen werdt sause 8 undt raisonnbel finden. Fragt nur 
den herrn Gemingen, wie es ein gerali nndt gethun ist in meiner 
cammer, wen ich schreibe! Der husten hatt mich zweymabl nach 
einander erdapt, bin ihn nun zum zweytten mahlquit; ob er wider- 
künunett wirdt, werden wir sehen, woltc nicht davor schwehren. Es 
ist nicht allein die Franckforther post, so Übel geht; alle posten 
von der weit gehen jetzt übel. Nachmittags bin ich gar zu sehr 
geplagt; es würde mich gar zu... Es macht mich gar nicht scblaf- 
ferig. Ich habe nie willens, zu schlaffen, ulß wen ich braff geßen 
Labe. Ruhe habe ich genutig; wen mich nichts quelt, kau ich gar 
woll schlaffen. Da schlegt es 10, ich maß wider willen auffhören, 
sonsten wirdt mich moiisieur Tcray schrecklich liltzen. Wo mir gott 
gesundtheit undt leben verleyet. werde ich Efich bis donuerstag eine 
lange epistel schreiben , nun aber nur sagen , daß ich Euch von 

Ihertzen lieb behalte. 
Elisabeth Charlotte. 



Paria den 25 Jauuari 1720, nmb halb 7 abend t« (N. 68). 
Hertzallerliebe Louisse, ich habe Euch heütte morgen nicht 
geschrieben; den ich habe einen Courier von Loüeringen abzuferti- 
gen gehabt, habe 10 bogen ahn mein dochter geantwortet auff 



- 





22 

einen [briefj von meiner dochter von 21 bogen. Dali, kont lbr 
wol! gedeneken, Latt mich den gantzen morgen auffgehalten. Her- 
nach hin ich in kirch, von dar zu madamc iTOrleans, 
eine stareke migraine gehabt; hernach bin ich ahn taffei. Gleich 
nach dem cßon hin ich liir im vorhoff zu einer damen von meinen 
galten freündinen , so kranck; sie halt außer ihren husten nndl 
Schwachheit eine kranekheit , so eicht coariren kan , nebmlich 
nahe bey 90 jähren; aber sie Latt. den verstamlt noch , 
vor 40 jähren gehabt halt. Hernach bin ich in kutsch gestiegen 
uudt zur großhertzogin \ die weit von hir a !a place Royal [e] logirt. 
Ich habe Bio in guttcr gesundtlieit gefunden undt recht [lustig], 1 
mich lachen machen. Ich bin bey I. L. eine gutte stundt geblieben. Wie 
ich herkam, fandl ich niadnme d 'Orleans hir in meiner eamnier mitt 
ihren zwey jüngsten döchtern, sie ist eine stüi][d'|gen hir geblieben. 
Da Uatt man mir Ewer paquet undt liebes sehreihen vom 13 Jannari, 
no 4, gebracht; werde die 4 schraubt ahlcr ahn monsieur Le Fevre 
bezahlen. Ich habe noch keiner* gesehen, habe der zeit nicht ge- 
habt; danckc Euch vor die mühe, so Ihr goimhmen, mir zu schicken, 
werde mir gutte ireündt mitt machen \ Nach madame d'Orleaus 
ist der kleine printz Purinen h errein kommen uudt mein söhn. Daß 
halt mich auch wider interomuirt uudt ein halb stündtgen auffge- 
halten. Nun halt es schon 8 gesehlagen, habe Euch nur noch an- 
derthalb stündigen diesen abendt zu entretenireu. Ah, da k 0111p t 
wider eine Interruption; der graff Ilora, deß graff Botmars* 1 
kompt auß Lotteringen uudt bringt mir einen großen mächtige* 
biieft" von meiner doebter; ich werde ihn aber gewiß nicht leßeu, 
biß ich auff wenigst auff Ewer letztes weurtes schreiben . so ich 
dießen abendt entpfangen , [werde geantwortet haben]. Ich weiß 
nicht, ob ich Euch nicht vergangenen sontag goschrihen, daß ich in 
einem tag 3 von Ewern lieben schreiben vom 2, *3, 9, 110 1 , no 2, 
no 3, [empfangen]. Daß no 4 von 13 werde icli nun beantwortten. 
Ich kan nicht begrciffen , wie es zugehen kan, daß ich inerhalb ( 
tagen 5 schreiben von Euch entpfangen; aber es ist beßer zu viel, 
alß zu wenig. Ich bitte Euch, liehe Louisse, wen Ihr ein andennahl 



: 



1 Miirguorite-Louiso d'OrlfanF, grullhorzuj;iii von Tcirannii, gan 
!;l grLiuilu DucIicfmi , geinalilin don gruliliunugä l.'«siuni III. 
:i Vwgl. band IV, s. 361. 4 Bothmer. 



23 

einen placken tiiuteii auff Ewer papir last fallen, so schreibt keinen 
andern brieff! den icli frag keinen hur darnach undt es ist mir 
leyder, wen icli weiß, daß Ihr, liebe Louise, Küch die muhe geben 
habt, einen andern brieff zu schreiben, alli wen ich 10 placken oder 
saüe in Eurem briff finden solle. Ddeßes letzte schreiben ist gar 
richtig kommen. Ich weiß nicht, wie daß man die brieff so zwey 
undt zwey auff cinmahl siiht; aber waß wir auch davon sagen mö- 
gen, [hilft nichts, ich will] also von waß änderst sprechen. Madame 
du Maine hatt ihren herrn zwar gantz entschuldiget 1 undt bekellt, 
daß sie die gantze coiisni ratio n unter seiueui nahmen ahn [ge] fangen, 
dass er kein wordt davon gewust bette. Alle die andern conspiran- 
ten, so in der liastillen gießen, sagen deßgleichcn, muß also woll 
war sein, ob es zwar schwer zu glauben'. Dießer herr aber, umb 
solches zu coufiruiireii, will weine geiuahliu weder wißen * noch sehen. 
Sie ist verzwcyfl'elt , daß mein söhn ihre uonspiration im raht hatt 
leßen laßen*. Aber konte daß dolle tliier glauben, daß mein aohn 
anff sich wurde umb ihrethalben nehmen, all! wen er die couspiration 
iiivenlirt bette, undt sie in alles vor unschuldig erklären? Daß weib 
angstet mich noch, sie ist gar zu amporlirt nach etwaß rares. Al- 
beroni hatt ahn mein sühn geschrieban, ihn umb veraeyung gebetten 
undt deelarirt, daß alle li bellen undt waß man unter seinen nahmen 
in Spanien gegen meinen söhn geschrieben, were ihm von Paris ge- 
schickt worden. Er offrirt, alles zu entdecken undt meinem söhn 
mittel zu geben, gantz Spanien cinzubekommen; de» er wüste all le 
fort et ie foible von dem Königreich ". Seindt daß nicht feine bilr- 



15 . 

da c 

Z! 

■ Le 



i III und IV 


3 Vergl. 


iaohher den 


briof vom 8 Februar. 3 


.pr.- 


4, Journ 


1 du muri [ii is 


de Dangeau 


XVIII, i. 200. 207 unter in 


™tag 


Januar 1720 


• Dons le od 


seil de rege 


nco , od n Iu toutoa loa depo 


itlona 


ceux qui sunt 


aortia et de o 


ui qui aont 


encoro ä la Baetillo et enau 


U oi 


coli« da uij i,.l 


ioo In duuhea 


e du Maine 


b Vergl. den folgendei 


brie 


Journal du iu 


rquia de Dung 


an XVIII, ;• 


210 unter fteiiHg. 19 Januar 


1730 


oardinal Alb 


rooi a pnasc 


Montjiallter 


oo a d-oof. ordre i rnn qu 


r„ C 



(TJäspagilo ; 



24 

scher? Ihr macht mich lachen, die bekehrnng vom duc undt der 
duchesse du Maine zu wünschen, liebe Louisse! Ich sehe darauß, 
daß Ihr die weit noch nicht rächt kendt, noch die politicken ara- 
bitieussen ; die glauben weder gott, noch teuffei. Der duc du Maine 
halt mir durch einen [von] meinen galten freunden viel reprochen ' 
laßen machen, wie ich so viel boßes von ihm hette glauben können, 
daß er solches nicht ahn mir verdint hette. Ich halte geantwortet, 
daß in der gantzen conspiration sein mihm alß chef gestanden, daß 
ich nicht errahten, daß seine gemahlin so geliertzt gcweßen , alles 
ohne sein wißon ahnzufangen undt fortzufahren, were also woll zu 
entschuldigen, ihn beschuldigt zu haben. Ey, mein gott! wo tiudt 
man beichtsvätter , Hebe Louise, so leütte ohne glauben bekehren 
können? Man tindt genung, so sich in politiqucn affairen mischen 
wollen, aber umb mehr zu brouilliren , alß alles gutt zu machen. 
Wo scindt die gewißenbafften leutte hir im landt? Man muß (ruh 
auffstehen, sie zu finden. Es seindt keine stailtsursnchen, so mein 
söhn so dement machen; er ist von natnr der sanffte[ste] undt 
beste mensch, den gott geschaffen hatt. Ach, liebe Louise, ahn 
mir ist wenig gelegen, ich bin ja zu nichts nutz. Ich weiß woli, 
daß gritlich sein hu nichts (riefet hilft; aber wen mau so naturlich 
ist, alß ich bin, kan mans nicht laßen. Aber wafl will man [ma- 
chen]? Es muß alß etwall sein, so unß zu tinßerm endt führt. 
Nach St Clou kau ich in langur zeit nicht; alles stirbt dort ahn den 
kinderb lattcrn weg wie eine pest. Unßer armer abbe d'Antrague 1 
hatt sich wie ein sott' zu Lisle fangen laßen 1 . Seine chaise war 
vor der thur, dorffte sich nur nein setzen undt wegffahren]. Sein 
cammerdinner pressirte ihn drauif, aber er wolte erst mitt gebrauten 
nageln seine augbrauen schwärtzen undt auff milch warlten, seine 
handt zu waschen, sagte ahn alle, so ihn fragten: «Qae faittevous* 
icy?« andtworttet er: -Je nie suis fait Huguenut» Dali war schön 
in Flandern zu sagen, wo man gantz papistisdi ist; so hatt er sich 
fangen laßen. Mein söhn hatt befohlen, daß mau ihn woll tractiren 
solle undt alles geben, waß er begehrt biß auff pupen, da er gern 
mitt spilt wie ein kindt". Der mau hatt doch verstaudt; ich kan 



1 reproohas, vorwürfe. 2 d'Entraguns. 3 aot, duniwkupf. •! Vergl. 

den briof vom II Januar, oben s. 12. 13. 5 Quo f«i[»s-ious. 8 Vergl. 

nachher den brinf 10m 22 Februar .gegen den aobluß. 






25 

nicht begreiffen, wie man zugleich verstand* haben kau undt so gar 
kiiidisub sein. Kein bey] liger wirdt nie anß ihm werden, er ist gar 
zu verliebt von manßleittten; wen er dall nachlast, werde ich ihn 
vor einen bekelirlon halten, in welchen religion er auch sein mag. 
aber che nicht'. Ich glaube nun nicht mehr, daß Ihr ihn Ewer 
leben zu sehen bekompt. Es ist 10 geschlagen, ich muß nach bett; 
den ich habe morgen gar viel zu schreiben, muß wider frühe aus- 
stehen. Gutlc nacht! Ich behalte Euch von hertzen lieb. 

Elisabeth Cliarlotte. 



1091. 

Paris den 28 Juniiarj 1720 (N. 59). 
Hertasaller liebe Louise, seyder die 4 schreiben , so ich Euch 
bericht, die ich von Euch bekommen, habe ich keine frische bekom- 
men; ob beutle nhnkommen werden, wirdt die zeit lehren. Ea ist 
noch frühe nndt erst ein viertel an ff 8, werde Euch hiß umb Vi 
anff U schreiben; da muß ich aurt'horen undt mich ahnziehen, den 
umb IS muß ich zum kimig, hernach in kiroh. Nach dem eßen 
werde ich ins eiosfer wie ordinari, hernach komme iuh wider her 
ins opera, da ich nicht so sehr vor meine eygenc lust hinfahre, alß 
wegen meinen encklen, die nicht ohne mich ins opera dürften. Ich 
fange meine andtwort heulte bey Ewer lieber" schreiben ahn vom 
2 dieße6 monts, no 1, welches mitt viel gar gutto wünsche vor mich 
ahnfengt, wovor ich Euch von hertzen dancke. Es ist nicht zu be- 
schreiben, wie unrichtig alle posten gehen; aber da ist nichts ahn 
zu endeni. also sehr olmnohtig, davon zu schprechen. Nun bin ich, 
gott lob, wider in gar volkommener gomiiidlheit, so lang es werden* 
wirdt; den so gar alte weiber, wie ich nun bin, bleiben nicht lang 
in einem standt. Der husten ist, waß mir ahm gefährlichsten ist; 
den mir wie allemahl stuMüßc dazu kommen, daß ich zu endt deß 
jahrs gehabt, meinte ich nicht davon zu kommen. Gott halt aber 
meiner noch nicht gcwoll, muß sagen wie im lutterisehen lidt steht, 
so ahnfangt mitt 

Ich hab mein «ach gott heinibgeatelt, 
Er macha mitt mir, wie ea ihm gefehlt! 

1 Vergl. DMhher den brief vom 20 Februar. 2 7 linbom. 3 twUhrnD. 




Soll ich iilhir noch lenger leben, 

Nicht wii) erstreben, 

Sein willen thue ich mich ergeben '. 
Der husten undt schnupen halt mich mir vor 9 tagen verlaßen ge- 
habt, [ist] hernach wider kommen, doch nicht so erschrecklich, alß 
daß erste mahl, hatt auch nicht so lang gewehrt; den daß erste 
mahl hatt es 3 wochen gedauert, daß kh weder tag noch nacht 
ruhe gehabt habe. Diß lct/.te mahl halt [es] nur 9 tag gewehrt 
undt [ich habe | keine ersliekung * gehabt. Man stirbt auff aller- 
handt manir, wie es einem jeden vorsehen undt bestimbt ist. Aber 
ein florentinisclier marqui, so liaiigonic * hieße, hatt vergangen dou- 
nerstag umb 2 nach mitternacht woll einen erbärmlichen todt ge- 
habt. Es war ihm jemandts gar liebes hir gestorben; daß hatt er 
sich so zu. liertzeu gezogen, dali er die gelbsucht drüber bekommen. 
In dießer krank hei t purgirt man die ledtte gar offt. Vergangen 
mitU'og nahm er wider inedecin, so baldt' fühlte er'große schmer- 
tzen undt es ging so viel bludt von ihm, daß man meinte, es were 
ihm eine ader im leib versprungen. Der docktor gab ihm eine 
esseuce ein, nmb die ader zu stopffeii ; darauff aber vermehrten [sieh] 
■ seine schmertzen , daß er umb gotteä willen badt, man solte ihn 
unibbringen. Nachdem er gestorben, welches umb 2 nach mitter- 
nacht, also douuerstag, war, hntt. mau ihn geöffnet undt gefunden, 
daß er keine ader geöffnet hatte, sondern war vergifft niitt arsenicli. 
Ein abtecke rkn echt*, so seine medecin gemacht hatte, hatt ein qui- 
proquo gclban undt almstatt sei vegetal fl arseuiq genobmen. Daß 
hatt ilin daß geblüdt so kochen machen, daß es herauß kommen, alß 
wen ein ader gebrochen were, biß auff den letzten tropffeu, aber mitt 
solchen sehmertzen, daß der arme mensch schir verzweyffelt were, 
sagte doch: «Que je suis malheureux! Mes exessive doulleurs m'en- 
pechent 5 de songer a dieu daus cos dernier moment , come je le 
devrois.» Daß finde ich doch christlich gestorben 8 . Er hatte viel 



1 Vorgl. naonbar den brief vom 4 August unü band III, s. 35; band IV, 
,. 110. 2 d. b, erstickungs-anfälle. 3 Ilan E oni. 4 d. h. alsbald. 

6 d. h apothekor-gahilfe. fl ael vf^.'hil. |i|1;itiiui]i'jiIz. S tu'einpOchonl. 

8 Journal da inarqnis de Dungoau XVIII, s. 218. 21« unter dotinarnUg, 25 

leurs auVouses; 11 Holt d'une Jaa uieilluutas maisons du Modfnuia. II y * dfjü 






27 

(reundl kir, aolle ein ehrlicher man gewest sein, aber sehr gallant; 
die weiber Helfen ihm Bftch. Man äugt, er bette sich anll dieße 
weill erhallen; den er war arm, undt die weiber, so ihn geliebt, 
haben ihm viel geliebt 1 ; ist sehr regrelirt von allen denen, so ihn 
gekent. Ich glaube nicht, dali ich mein leben 3 mahl mitt ihm ge- 
sprochen, Labe ihn aber oft't gesehen; war ein großer spieller, also 
mehr uiadnme la ducliesse d'Ürlcaus sach, alß die meine; auch war 
er ein großer freündt von inmlame d 'Orleans ihre favnritt.cn undt 
bau, die dacliesse de la Force. Es ist leicht zn rahten, warumb 
die posten sn übel gehen. Je weniger gutte pferdt die postmeister 
auff der post haben, je weniger ihnen die pferdt kosten undt. der 
gewin gebt doch seinen weg immer fort. Ich habe all mein leben 
bey dein licht geschrieben undt nie verspürt, daß es flüße gibt. 
Zudem wen ich im winter nicht bey dem licht schreibe, mäste ich 
keinen cintzigen brieff verfertigen.; den die tage seiudt gar knrU 
undt nachmittags habe ich viel Verhinderung tmdt ich habe gar viel 
zu schreiben. Es geht fast kein post vfpjrbey, daß man mir nicht 
courir auß Lotleringen schiebt umb nffairen bey meinem söhn, undt 
weihen er ohnmoglieli wegen zu viellen geschafften andtwortten kan, 
muß ich die andtwortt verrichten. Vergangen doimeratag hahe ich 
noch einen courir abgefertigt mitt einem brieff ahn mein dochter 
undt den herlzog von 19 bogen, seytteu will ich sagen. Ich schreib 
auch 2 mahl die woeb in England!. Meine geringste andtwortten 
ahn die prinl/es von Wallis seindt von 18 seydteu. Montag schreib 
ich ahn die üwey knniginen von Sieillien undt die verwitibte von 
Spanien 1 , so zb Itajune ist. Mittwogs schreibe ich ahn die ber- 
taogin von Hannover undt alle sontag , dinstag undt freyttag ahn 
mein doebter*. Wie solte ich den im Winter fortkommen, wen ich 
nicht morgend ts uudt abend ta bey dem licht schreiben solte? Ich 
eile undt schlaffe nun gar woll, gott lob! bin also wider zu kniffte u 
kommen, mehr, alß ich selber wegen meines alters gehofft. Ich 
habe leyder nur zu viel ruhe, den vor dießera jagte ich 2 mahl die 
noch den hirsch, daß gab mir stareke bewegnug undt bekäme mir 

Luittsa leu buunuä oum- 




gar woll. Daß kan nun nicht mehr sein, also seyderm ■ kranckle 
ich offt; drumb purgirt mich monsieur Teray jetz[t] offt mitt dem 
grünen safft von brunenkreß, kiirbel undt Chicoree. Ich habe ver- 
gellen, wie man dieß letzte a uff Teiltsc h heiat; wo mir recht, heist 
es wegcrith. Ich wils alleweil in dem teütschon botanienm nach- 
Buchen undt es wider lernen; dahabe ichs, es heist wegwart', weg- 
weiß, wegling, sonnenweudt , sonnenwirbel , sonnenkrant , sonneu- 
brautlt. Daß seindt nahmen genung, man kan drunter wehlen; aber 
es macht den grünen tranck, so man lau drinckon muß, unerhörtt 
bitter undt wicderlich. Hir hatt mau diu jähr eyß genung gehabt, 
die eyßgruben undt glaciereti • alie zu füllen. Ich driueke über 
eyß undt schadt mir nichts, aber nie so kalt wie änderte] hir. Ich 
glaube, daß dili wetter hir ungesundt vor die schlagflnße ist; den 
alle tag hört man davon. Die printzes sagt, es seye in-Englandt 
ebenso. Viel geben dein caffe schuldt , andere dem tapack; den 
ehe dießc 2 stück a la müde wahrrn, horte man gar gewiß nicht 
so viel von schlagflüßen, alß nun. Alberoni geht nicht weytter, alß 
nach Genua, wo sich alles unkrautt jelzjtj vcrsamblet. Die princessc 
des Ursinfs] ist auch dort; es ist schadt, daß madamc du Maine 
nicht auch bin kan. Ich glaub, ich habe Euch schon verzehlt, wie 
daß Alberoni ahn mein söhn geschrieben, umb vorzeyung gebetten 
undt ihm offrirt, Spanien zu vevrnhten. Daß ist ein fein bürschen; 
er hatl auch declarirt, dall alle libellen, so man gegen meinen sobn 
unter seinen nahmen außgeben, alle von Paris gekommen sein*. In 
Englandt, wie mir die printzes von Wallis geschrieben, hatt man 
dieselbe gedancken gehabt, wfe mousieur de Francheville. Aber 
weder papst, noch cardinal will ihn zu Rom leytten 5 , kan also, wen 
der papst gleich sterben softe, nicht preteudiren, pa[pjst zu werden; 
den umb papst zu werden, mtißen sie der cardinal stimen [haben] i 
wirdt also die stimmen nicht schmieren können. Der papst hatt 
ihn ohne der cardinal aprobation zum cardinal gemacht, drumb 
haßeu sie ihn alle. Mein söhn gibt, nicht leicht recommandationen, 
glaube aucli nicht, daß er dicken Franrheville kmit; ich kene ihn 



1 ? Be jdD 


dem, 


seit dem. 2 Der doulsche nnmo für cbirorfe (itali 


nisoh ciortri», 


oiebot 


e) ist die nogewarte. Dur WBgeriuh ist die p Kirnte pls 


tage. 3 gl. 


eiere 


st das fraDzösiaohc woit für eisgrnbe. 1 Vergl. d 


vorhorgehandflii 


brief 


oben e. 23 und naohber den brief vom 22 Fobrua 


5 T leiden. 













gar nicht. Mein söhn gibt sich weder nacht noch lag ruhe, ar- 
liej'iit erschrecklich ; ich weiß nicht, wis er es außstehen kau. Ich 
sehe, es geht Euch , wie mir,, kan gar tiichis in den actio nen 
hegreiffen. Im ahnfang hau man viel gewohnen ', aber nun gewindt 
man nicht mehr so viel. Madame Laws hott verzweyfflen wollen, 
daß ihre kinder mitt dem vatter catholisch worden*; sie lielt noch 
fest. Der man ist gar woll hir establirt, halt die charge, so mon- 
sieur Colbert undt des Maray 3 gehabt haben, undt ist nun control- 
leur general des finances *. Heütte weiß ist s gar nichts neues. Ich 
komme nun auff Ewer liebes schreiben von den 3, freyttag, no 2. 
Von meiner kranebheit, noch von der post werde ich nichts mehr 
sagen. Hir regnet es alle tag. Von inonsieur Marion hör undt 
sehe ich nichts mehr. Vom pferdt stürtzeu ist gefährlicher, alß 
eine . . .^s halt ofi't scliliineii nachdrflck s . Daß buch, so ich nun 
[einbinden laßen, hah ich noch nicht zeit gefunden zu leßcn. Die 
hießigen historien weiß ich auff undt ein eiidt* undt d'original*. Die 
schraubtiiahler hab ich bezahlt undt die leinten werde ich ahn inon- 
sieur Le Fe vre bezahlen, wie Ihr mirs geschrieben, liebe Louise, 
so baldtich ihn wider sehen werde. Es ist mir lieb, daß die fürstin 
von II Hingen gutte zeiltung von ihrem herrn bruder * hatt, damit t 



1.(1) {.'.■. 


n XVIII, s. 171 unter 


u se m 


atin M. Law enlendre 


at vtii 


»bis.» Hieriu findet 


Mereor 


• de deoembre, pago 


in, an 


re las malm da M. 


• et B 


note: 'Cette abju- 


.» Mb 


n vergleiche uuob die 



1 d. h. gewonnen. 2 Journal du in 
ntag, 10 Decerabor 1 710 : «Oa lusnre 
!> messo ü. Saint-Rooh et qu'ainai sa co 
(ich obendasolhet die anuiyrkuDg: <On Ilt 
171: .Le 8 M. Law a fait son abjurati 

ITtnein, »bbe de Veselaj et grand vlealr 
ritioo a et« faite dans le mois de septen 
mittheilnngcn des honrags von Saint-Simon ebendaselbst s. 159 bis 163. 
olreti. 'I Journal du murquis de Dangeau XVIII, s. 200 unter 
i Januar 1120: «On sut le aoir q ■ fait M. Law oontroleur ge 
ünauces; niaia cela no aorrv dötlarfi qua deinaiE.» Hiortu bemerkt, di 
<on ßaint-Siincn ebendaselbst: «H etoit tempa de faire jouir Law di 
les finanoas, Law vouloit l'etre. II rejata sur aulrni tous les incouv6l 
«rivoient a auo eysteniE, dont il Hott ptnStrS de bunne foi, et avee eoi 
bonne foi, ss prometlnil der ouiioiIIks qnand il n'auroit plus de mn 
ijni compter.- Unter sumßlag,, 6 Januar 1720, schreibt Dangeau eher 
■ M. le dne d'Orleans ■-■•- le to&tio H. Law an roi; il eat deolar6 i 
leofml dos finanoas.' 6 ! ich 6 4. h. oaohwirkung. 7 ? auf ein. end. 
ina erster band, nicht dnreb nnalchere Vermittlung von andern. 

Ken ron Murbach. Vergl. band IV. i. 162 und anmerkung 2 doeelbi 



30 

madame Dangeau sich wider erhollen ... Sie fengt nun wider ein 
wenig ahn zu lachen. Daß Ihr den sontag nicht spilt, sehe ich 
woll, ist auß devotion ; aber den sambstag weiß ich die ursach nicht. 
Der graff von der Bückeburg ist recht fein ; ich hoffe, daß er nicht zum 
narren wirdt werden 3 wie sein herr vatter. Es seindt jetzt so er- 
schrecklich viel kutschen undt ambaras in Paris, daß gestern, wie 
ich von madame la princesse undt madame la duchesse kam, die 
ich besucht hatte, war ich vom Pont ncuff ahn biß au Palais-Royal, 
welches nicht weitter ist, alß von dem Kettenthor biß ahn die H.- 
geist-kirch zu Heydelberg, 3 viertel stundt unterwegen wegen dem 
ambaras von kutschen. In einem calender hab ich gesehen, daß 
wen es den tag von Pauli bekehrung regen * oder schueydt, solle 
es thewerung bedeütten dießes jähr. Gott bewahre davor! Nun 
muß ich enden undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alBf daß ich 
Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

Sontag umb halb 6 abendts. 

Wie ich eben auß dem closter komme , entpfange ich Ewer 
liebes schreiben vom 16, no 5, undt da rufft mich mein söhn, umb 
mitt ihm ins opera von Issee 2 [zu gehen], kan also weitter nichts 
vor dießmahl sagen. 



1092. 

Paris den t Februari 1720 (N. 60). 

Hertzallerliebe Louise, ich weiß nicht, ob ich heütte wider et- 
waß von Euch bekommen werde , aber bekomme ich waß , werde 
ich heütte nicht drauff andtwortten, sondern es vor biß sontag spa- 
ren. Ich fange bey dem frischten [an] , so vom 16 Januari, no 5. 
Man sagt, daß in gantz Teütschlandt ein so tiffer schnee gefahlen 
ist, das die postillions nicht fort können. In geschehenen Sachen 
kan man sein pa[r]thie nehmen, aber wo viel zu fürchten ist, muß 
man geplagt sein, biß man sieht, wo es nauß will. In den 4 wochen, 

* 

1 ? regnet. 2 Iss6, oper mit text von La Motte, musik von Destouches. 
Vergl. band IV, s. 261 und anmerkang 2 daselbst. 



Er 
«I 



so ich den husten gehabt, habe ich gar wenig gellen nndtgoschlaffen; 
drumb bin ich so mager worden, liehe Louise! Aber daß ist nicht 
zu endern. Selber sterben ist nicht dali grüstc Unglück, aber viel 
leyden in der weit, daß halte ich vor recht Unglück. Es ist woll 
unmöglich, den seinigen hir im landt etwaß nutz zu sein; man ist 
ihnen nur bcscliwehrlicli. Man sagt im frantzoschen Sprichwort: 
«On peut guerir du mal, mais non pas de la peur.- So geht es 
mir auch. Es geht, wie ich sehe, alß wie der apostel Paullus klagt. 
Wen einem gott der allmächtigi: beistehet, halto ich es vor kein 
zeichen, daß es gott mißtahleti, waß mau gethan. Wen man sorgt, 
ohne sich in goUes willen zu ergeben, daß halto ich vor schlim ; 
allein sich in den willen gottes ergeben undt nur in ängsten zu 
sein, wen waß zu fürchten ist, daß glaube- ich nicht, daß es gott 
mißfablen [wird], weilleu er selber unß dießes zuschickt alß utißer 
herr undt meiste r über alles. Also gkuihc ich. daß man es vor eiue 
:üchtigung ahunehmen muß, so zwar betrübt, aber nicht verzweyffelt *, 
rtth die hoffnung, so man au ff seine barmhertzig[keit] hatt, daß 
sich unßer erbarmen wirdt alß ein güttiger vattcr umb seines 
lornen sohns willen, auff dem wir allein all unßere hoffnung 
setzen müßen alß auff unßern einigen erlüßer undt seeligmacher. 
So verstehe ich 63, liebe Louise 1 Meine gesundtheit ist nun gar 
perfect, gott lob! aber ich bin nicht lustiger, alß ich war. Monsieur 
Le Fevrc habe ich Ewer schreiben geschickt. Ich werde nie müde, 
meinen freunden zu diunen, wo ich kan. Mein advocat, monsieur 
Le Roy*, ist gar ein gutter, ehrlicher man, der gern waß Ihnt, so 
mir gefehlt; daß wirdt er nie müde; es ist gar ein gelehrter man. 
Mich de lieht, monsieur Le Fevre is( gar woli mitt ihm zufrieden. 
Er hatte letztmahl hoffnung, daß alles ein gutt endt nehmen wirdt, 
vor ein par tagen sagte, da er hir in meinem eabinet 
iy mir war. Er sagte, daß, der ahm meisten auff den proces ver- 
ficht war, fengt ahn, von aecommodement zu sprechen. Ihr habt 
woll groß recht, zu wünschen, liebe Louisse, daß Ihr den 5 schon- 
burgischen affairen einmahl loß weiden mögt. In solgen affairen kau 
[es] nie kein spaß geben, sondern nur viel muhe undt sorgen. Wie 
iltet Ihr Ewere schreiben artiger [machen]? Ihr schreibt woll, 



zücl 

r; 

AI 



32 

liebe Louise, schönne handt, deutlich, ungezwungen. Waß solle man 
mehr ahn einem brieff begehren? Undt daß kan man keine albere, 
noch abgeschmackte brieff heißen. Die keyßeriu * ist gar gewiß den 
19 gestorben von vergangenen mont; den Churpfaltz secretarius von 
dem cnvoye, herrn Franck, hatt es mir heütte morgen gesagt, den 
er ahn meiner toillette kommen. Es ist, wie Ihr segt*, gar gewiß 8 . 
Den herrn von Benterritter 4 sehe ich jetz[t] nicht halb mehr so 
offt, alß vor dießem; warurhb, kan ich nicht wißen. Aber gott be- 
wahre mich vor größer Unglück ! Ihr seydt woll glücklich, gesandte 
lufft zu Franckfort zu haben; den hir regieren die blättern undt 
röttlen ärger, alß nie. 6 kinder, so mitt dem könig in seinem 
balet dantzen solten 5 , haben die kinderblattern oder röttlen; daß 
macht mich bitter angst vor unßern jungen könig. Unßer abtißen 
von Chelle hatt sich gar woll auß ihren röttlen gezogen, ist wider 
frisch undt gesundt 6 . Ich beklage die arme leütte zu Dresden; den 



1 Wilhelmine Amalie von Hanover, die witwo des kaisers Josef I. 2 d. h. 
sehet. 3 Journal du marquis de Dangeau XVIII , 8. 222 unter mittwoch, 

31 Januar 1720: «Madame de Lorraine mande ä Madame qu'il leur est arriv6 
un oourrier de Vienne qui apporte la nouvelle de la mort de Pimperatrioe-mere ; 
eile n'etoit pas bien revenue de son attaque d'apoplexie. » 4 Über den frei- 

herrn von Benterider, bevollmächtigten minister des kaisers, vergl. band IV, s. 379. 
5 Dangeau schreibt in seinem Journal XVIII, s. 169 unter donnerstag, 7 December 
1719 : «On prepare un ballet pour le roi, qu'on dansera les premiers jours de l'annee; 
le8 entrees de ee ballet seront dans les entr'aotes de la comedie de l'«Inoonnu> 
[comedie heroi'quo en cinq actes et en vers par Thomas Corneille et de ViseJ. 
Le roi y dansera, M. le duo de Chartres et beauooup de jeunes oourtisans.» 
Ebendaselbst s. 199 führt Dangeau unter donnerstag, 4 Januar 1720, die na- 
men der «jeunes courtisans» an, die an diesem ballet theil nehmen sollten. 
Unter dionstag, 30 Januar 1720, schreibt Dangeau, ebendaselbst 8. 222: «II 
y a six ou sept des jeunes oourtisans qui devoient danser au ballet du roi qui 
n'y pourront pas etre. Le duo de Bouffiers a la rougeole; le oadet des enfants 
de M . de Luxembourg l'a aussi, et son frere aine , qui Pa vu , ne pourra pas 
voire le roi. Le oadet des enfants de M. de Chaulnes est dans le meine o&s; 
il a la rougeole et son frere aine l'a vu. Outre ces cinq-lä, le petit de Rupelmonde 
et le petit de Cagoy sont aussi malades. Le marechal de Villeroy a choisi d'autres 
jeunes gens pour danser a la place de oeux qui n'y peuvent pas etre; ainsi le 
ballet ne manquera pas.» 6 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 219 
unter freitag, 26 Januar 1720: «Madame d'Orleans, abbesso de Chelles, a la 
rougeole.» Ebendaselbst s. 221 unter sonntag, 28 Januar 1720: «Madame 
d'Orleans, abbesae de Chelles, se porte beauooup mieux, on la oroit hors d'af* 
faire.» 



33 

nichts ist abscheulicher, alß hungersnoht. Ich habe es anno 1693 
hir gesehen, es graust mir noch, wen ich dran gedencke ; habe leütte 
schwartz von hunger gesehen undt in den kirchen sterben sehen. Ich 
will abendts nicht dran gedencken, es thut mir noch wehe. Die 
pest ist doch nicht nach dieser abscheüliche[n] hungersnoht kommen. 
Es kan nicht war sein, daß eine von meinen fretillen zu Dresten; 
ich weiß, wo sie alle hin kommen sein, entweder gestorben, oder 
geheüraht. Aber alle menschen wißen woll, wo sie sein; es muß 
also eine betriegerin sein, so sich vor eine von [meinen] fretillen 
außgibt. Keine hatt keinen Teütschen geheüraht, es seye dan, daß 
sich die Lopes de Villanowa, so sich zu Maintz geheüraht; ich haben * 
den nahmen vergeßen 8 . Sie ist eine witwe gewortten , kam daß 
letzte jähr, da der könig zu Marly war. Ich tractirte sie woll, 
ließ . . . wie sie mir aber propossirte , pressenten zu thun , da 
wusch ich ihr braff den kopff undt erinerte sie, wie wir von einander 
geschieden wehre[n], daß sie noch gott dancken [solle], daß ich sie 
woll hette sehen [wollen], bettlen aber wer viel zu viel 8 . Da ent- 
pfange ich Ewer liebes schreiben vom 20 Januari, no 6. Es wirdt 
spat, ich muß schließen. Ich schicke madame Dangeau ihrer fraw 
Schwester brieff. Ich kan nicht zweyffelen, daß der fürst von Mur- 
bach todt; den der neue, so ich hir gesehen undt kenne, hatt mir 
geschriben. Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen undt be- 
halte Euch allezeit lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



1093. 

Paris den 3 Februari 1720 (N. 69). 
Hertzallerliebe Louisse , es macht mich recht ungedultig , wen 
ich vernehme, daß man überall meine brieffe 2 undt zwey auff ein- 
mahl gibt." Der printzes von Wallis, der königin in Preussen undt 
meiner dochter gibt mans auch so; nur die 2 königinen von Sicil- 
len undt die verwitibte von Spanien gibt man meine brieffe einfach. 
Monsieur Harling bekompt sie auch doppelt. Aber waß will man 
thun? Es stehet nicht zu endern; ist noch viel, wen sie nicht gar 



1 ?habe. 2 Ihr gatte hieß von Mosbach. Vergl. band II, s. 424. 

3 Vergl. band II, 8. 445. 446. 

Elisabeth Charlotte 3 



34 

verlohren werden. Noch der zeit bin ich, gott seye danck, in ein[e]r 
gar volkommener gesund theit; aber die hasten regiren wider so 
starck zu Paris, mögten mich auch woll wider finden; will mich 
aber nicht vor der zeit bang sein laßen, will hoffen, daß Ewer gutt 
gebett mich davor behütten wirdt, liebe Louise ! Wir seindt von einem 
geblüdt, wo nicht sehr zu fürchten ist, daß wir abergläubisch solten 
werden; den man könte es nicht weniger sein, alß I. 6. s. der 
churfürst zu Pfaltz, unßer herr vatter, es wäre. Wen man lang 
gesundt ist, muß man woll wider kranck werden. Hir seindt nun 
alle juwellen verbotten, perlen undt demanten *. Seyder Monsieur 
s. todt habe ich nichts, alß falsche perlen, getragen; sie gleichen 
aber denen , so ich vorher hatte , so perfect , daß alle menschen 
meinen, daß es dieselben sein. Ich war einmahl bey der königin 
in Englandt* zu St Germain, im husten sprangen mir die perlen 
vom hals; die königin wurff sich auff dem boden, die perlen zu su- 
chen; ich hübe die auff, sagte: «Ah, madame, que V. M. ne prene 
pas cette peine ! Je suis tres magnifique, je laisse mes perle[s] a vos 
gens.» Die königin sähe mich ahn undt sagte: «Dieu me le par- 
donne! A ce discour je crains qu'elle[s] ne soyent fausse[s].> Ich 
andtwortete: «Madame, vous l'aves dit.» Die königin hatte es nie 
gemerckt, noch niemandts. Man hört mehr, alß nie, von den ver- 
fluchten actioncn undt primen 8 reden, bins erschrecklich müde undt 

finde verdrießlich, daß man kein golt mehr sieht, lautter zettel 4 . 

* 

1 Vergl. band IV, s. 334. Der marquis de Dangeau schreibt in seinem 
Journal XVIII, s. 230 unter donnerstag, 8 Februar 1720: «II va paroitre un 
arrel qui d6fend de porter des pierrerios ä tout le monde generalemeot ; mais 
on donnera permission ä beaueoup de gens qui demanderont ä en porter. On 
veut par lä empecher que Ton n'en ach et o au tan t qu'on a fait depuis quelques 
mois, et on pr6tend que les etrangers en ont vondu ici pour plus de eent mil- 
lions et qu'ils se preparoient enoore a en faire venir beaueoup qu'ils vendroient 
tres-chäremeot.» A. a. o. s. 231 macht Dangeau sodann unter samßtag, 10 
Februar 1720, die bemerkung: «On publia l'arret pour les pierreries; il n'y 
aura que les evgques qui puissent porter des bagues. » 2 Marie Beatrix Eleonore 
von Este, die ge mahlin des königes Jakob II von England. 3 primes, prämien. 
4 Vergl. nachher den brief vom 18 Februar und den brief vom 16 und 17 Mers. 
Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 225 unter samßtag, 3 Februar 1720 : «La 
banque pour l'achatet la vente des actions est fermee jusqu'au 10 de oe mois; et passe* 
ce jour-la, il sera permis ä la compagnie des Indes de faire visiter dans toutes les 
maisons, inline dans les maisons royales, et de oonfisquer tous les louis et les 
6cus qu'on y trouvera. On veut qu'il n'y ait plus que des piecee de 20 sols ou 



35 

Die historien enden nicht. Es ist war , daß mylord Stair * nndt 
monsieur Laws 8 die beste freunde geweßen, sich aber nun wie den 
teüffel haßen; Laws hatt doch dem Stair 3 millionen gewinen ma- 



au-dessous, ou des billets de banque dans le commerce, oe qui ne laissera pas 
d'etre d'nne grande jneommodite et qui afflige beaucoup de gens.» Der herzog 
von Saint-Simon bemerkt hieran ebendaselbst s. 226. 227 unter anderem fol- 
gendes: «Le systdme de Law tiroit ä sa fin On vint ä vouloir d'au- 

torite* snpprimer tont usage d'or, d'argent , de pierreries; a vouloir persuader 
que depuis Abraham qui avoit paye" argent oomptant nn ohamp pour la sepul- 
ture de Sara, jusqu'ä dos temps, on avoit ete* dans l'illusion et dans l'erreur la 
plus grossiere dans toutes les nations pol ic 6 es du monde, sur la monnoie et les 
m6taux dont on la fait; que le papier 6toit l'unique utile et le seul n6cessaire, 
et qu'on ne pourroit faire plus de mal ä nos voisins, jaloux de notre grandeur, 
qne de faire passer chez enz tont notre argent et toutes nos pierreries; mais 
oomme 4 ceci il n'y avoit point d'enveloppe, personne ne se laissa persuader, 
et de la, reconrs ä l'autoritl, qui ouvrit toutes les maisons des partiouliers aux 
yisites et aux delations pour n'y laisser auoun argent, et pour punir s6v£rement 
qniconque en reserveroit de cache\ Jamais souveraine puissance ne s'etoit si 
violemment essayee et n' avoit attaque rien de si sensible ni de si indispensable- 
ment neoessaire pour le temporel; aussi fut-ce un prodige plutöt qu'un effort 
de gouvernement et de conduite, que des ordonnanoes si terriblement nouvelles 
n'aient pas produit, non-seulement les 'revolutions les plus tristes et les plus en- 
tiferes, mais qu'il n'en ait pas seulement 6te" question, et que de tant de millions 
de gens, ou absolument ruinös ou mourant de faim et des derniers besoins au- 
prfcs de leur bien, et sans moyens d'aucuns secours pour leur subsistanoe et leur 
vi« journaliere , il ne soit sorti que des pleurs et des gemissements. La vio- 
lence tontefois etoit trop excessive, et en tout genre trop insoutenable pour pou- 
voir subsister longtemps. II en fallut dono revenir ä de nouveaux papiers et ä 
de nouveaux tours de passe-passe ; on les oonnut tels, on les sentit, mais on les 
subit plutöt que de n'avoir pas vingt eous en surete* chez soi, et une violenco 
plus grande en fit admettre volontiers de moindres. De lä donc, tant de ma- 
ne'ges , tant de faoes different?s en finanoes, et toutes tendantes ä fondre un 
genre de papier par un autre, c'est-ä-dire faire toujours perdre les porteurs de 
ces differents papiers, et cos porteurs l'ltoient par force , et la multitude uni- 
verselle. C'est ce qui en finance ocoupa tout le reste du gouvernement et de 
la vie de M. le due d'Orleans, ce qui chassa Law du royaume, oe qui sextupla 
toutes les denrees et toutes les marchandises, ce qui ruina le commerce genäral 
et les partiouliers , et oe qui fit, aux depens du public la fortune de quantitg 
de fripons de toute espece , employ6s en divers degräs dans oette confusion. 
Cest ee qui oeoupa encore plusieurs annees depuis la mort de M. le duc d'Or- 
leans, et c'est ce dont la France ne se relevera jamais, quoiqu'il soit vrai que 
les terres en soient eonsidlrablement augmentäes.» U. s. w. 
1 Stair s. 2 Law. 

3* 



36 

eben. Mein söhn ist persuadirt, daß Laws sisteme gutt ist nndt 
daworn kan. Davon kan ich nicht judiciren; den ich verstehe es 
eben so wenig, alß wen man mir hebräische spräche. Es ist war, daß 
Laws undt seine kinder catholisch worden, aber die fraw helt noch 
fest 1 ; sie ist zu beklagen. Die fraw were all hübsch, wen sie nicht 
einen weinflecken im halben gesicht hette, so sie sehr verstehlt 5 ; 
sie hatt viel v erstand t. Der combat von Alberoni ist war mitt dem 1 
miquelets 4 ; er hatt hertz, hatt sich dapffer gewehrt undt braff mitt 
pistollen geschoßen, auch daß feit erhalten. Der duc du Maine will 
sich nicht von sein[e]rgemahlin scheyden, aber er will sie nicht mehr 
sehen, welches madame la princesse sehr betrübt. Aber ich finde, 
daß er groß recht hatt; den solte er sich mitt sein[e]r gemahlin wider 
vereinigen, wirdt er nicht vor so unschuldig passiren können, alß 
er sich davor außgeben will. Ist er aber unschuldig, ist der toor 
schlegt , so ihm seine gemahlin gethan , alles in seinem nahmen, 
ohne sein wißen ; daß ist nicht zu verzeyen undt desto weniger, 
daß es ihm ein gantzes jähr lang seine freyheit gekost hatt. Wen 
mein söhn nicht so gar gutt undt barmhertzig were, alß er ist, 
würde die sach all lengst ahm tag sein; aber alle leütte jammern 
ihn gleich, kan niemandts nichts zu leydt thun. Ich glaub nicht, 
daß ein beßerer mensch in der weit gebohren worden , alß eben 
mein söhn. Man kan mitt warheit sagen, daß sein großer fehler 
ist, gar zu gutt zu sein. Der modenische envoye hatt daß potta- 
gram starck gehabt, aber er ist nicht gestorben, ist in frischer ge- 
sundtheit. Madame de Modene 8 wirdt , glaube ich , zu endt der 
andern wochen weg ; ich wolte, daß sie schon weg were 6 .* Sie hatt 
mehr alß 67 kleyder machen laß[en], es solle auff 80 kommen 7 ; sie 
ist allezeit extreme in alles. Unter unß gerett, so fürchte ich, daß 
sie sich selber erschrecklich unglücklich machen wirdt. Aber ich 



1 Vergl. den brief vom 28 Januar, oben s 29. 2 d. h. entstellt. 

3 ?don. 4 miquelet, sohnapphahn (räuber in den pyrenäischen gebirgen), 
spanisch miquelete, gebirgsjäger, sohnapphahn, art von iußjäger oder Partei- 
gänger. 5 Charlotte-Aglae* d'Orleans, mademoiseUe de Valois, die dritte toch- 
ter des regenten, verlobte von Francesco Maria d'Este, prinzen von Modena. 
6 Ihre große abneigung gegen mademoiseUe de Valois spricht Elisabeth Char- 
lotte häufig ans. Vergl. band IV, s. 34. 35. 115. 116. 141. 327. 335. 355. 
356. 363. Man vergl. auch nachher den brief vom 18 Februar 1720. 7 Vergl« 
band IV, s. 333. 



37 

muß meine pausse machen uudt mich ahnzielien. Dießen abendt 
werde ich Euch wider entreteniren undt dießen brieff außschreiben, 
aber nun mich nur ahnziehen. Adieu, liebe Louisse! 

Sontag umb 6 uhr abendts. 
In dießem augenblick komme ich auß den Carmenlitten-closter 
undt kirch. Ich will Euch lieber entreten[iren], liebe Louise, alß ins 
opera. Wist mirs keinen danck! den ich frage kein haar darnach, 
wie ich Euch schon vor 8 tagen gesagt habe. Aber last unß auff 
Ewer liebes schreiben kommen, woran ich geblieben, heütte morgen 
geblieben war, nehmblich ahn den portugaisischen Juden, der sich 
vor einen abt außgeben undt falsche müntz gemacht hatt! Man 
solte dießem Juden wegen seiner invention gnade geben undt ver- 
zeyen; den die invention ist recht artig, sich einen puckel von den 
instrumenten zu machen; daß finde ich recht artlich. Ich habe 
heütte einen rabiner in mein[e]r cammer gehabt,, wie ich geßen. Den 
habe ich gefragt, ob er dießen Portugaissen kendt; er sagt nein, 
den sie hüten die Portugaissen vor keine rechte Juden, ob sie sich 
zwar davor außgeben, undt betten gar keine gemeinschafft mitt 
einander. Ich bitte Euch , liebe Louisse , wen Ihr noch waß von 
dem beschwerer * erfahrt , so last michs doch wißen ! Ich glaube, 
man wirdt endtlich erfahren , daß die graffin undt ihr secretarius 
lautter landtleüffer undt filouen 8 seindt. Ich glaube , ich will er- 
rahten , waß daß vor eine dame ist , so sich vor eine von meinen 
geweßenen freüllen außgibt. Es ist ein mensch cammermagt bey 
meinen freüllen gewest, wie ich deren noch hatte; die ist, mitt 
verlöff, met verlöff, schwanger geworden. Man hatt sie, umb kei- 
nen esclat zu machen, gantz heimblich fortgeschickt. Diß mensch, 
so in der that eine demoisselle, aber gar arm war, nachdem sie 
hübsch niederkommen, ist sie zur königin in Poln, die gemeint, sie 
seye gar waß besonderes. Bey der königin in Poln hatt sie sich 
woll geheüraht undt ist hernach überall herumbgezogen. Die muß 
es sein, eine nahe verwantin von dem marquis de Rangonie 8 , so 
hir gestorben. Von selbigen nahmen wirdt [eine] bey unßer prin- 
tzes von Modene hoffmeisterin sein, wirdt nicht wenig zu thun haben. 



1 d. h. beschwöret. 2 filoux, spitzbuben, gauner. 3 Rangoni. Vergl. 
den brief vom 28 Janaar, oben s. 26. 27. 



38 

• 

Aber stille hirvon ! last unß von waß änderst reden ! Vor etlichen 
jahren were madame de Vantadour * auch schir vergifft [wor- 
den]. Ein apotecker hatt ihren leütten ahnstatt sei vegetal ar- 
seniq geben; ihr haußhoffmeister kam zu allem glück darzu nndt 
kente den nnterschiedt , sonst were die sach geschehen. Es wan- 
dert mich, daß man in Teütschlandt auch solche exempel hatt; den 
mich deucht, man ist in Teütschlandt viel sorgfaltiger in den apo- 
tccken, alß hir im landt. Aber wen ein onglück geschehen solle, 
muß sich alles dazu schicken. Man braucht nicht die wegwahrfr 
wurtzel in meinem grünen safft, sondern daß kraut *. Daß chicort- 
waßer war nicht vergifft, womitt man feu Madame, meine vorfahrin 1 , 
hatt umbgebracht, sondern die schahl, undt daß war gar woll be- 
dacht; den in unßcrn tnssen oder schallen darff niemandts drinckon. 
Alle, die in der cammer waren, druncken das waßer, aber nicht in 
der schahl ; die verlohr sich gleich , fundt sich erst 4 tag hernach 
wider. Man sähe woll, daß sie durchs feüer gegangen war, den sie 
war gantz schwartz. In Ehglandt sollen die schlagflüße sollen eben so 
gemein in Englandt sein, alß hir. Monsieur Fagon 4 gab dem viilen 
dapack B schuldt, so man hir nimbt. Zu meiner zeit war kein Bol- 
tzing zu Heydelberg, auffs wenigst habe ich keinen von den nahmen 
gekandt. Wen die lahmung kompt bey dem schlag, ist daß leben 
aal vi it. Seydt kein narr so, daß Ihr die schlimme mode folgt, den 
schlag zu bekommen, liebe Louisse ! Ich habe kein lust, zu weinen, 
undt daß würde mich gar gewiß bitterlich zu weinen machen. Hie- 
mitt ist Ewer liebes schreiben, so ich heütte morgen ahngefangen, 
völlig beantwortet. Ehe ich ins Carmelitten-closter bin, habe ich 
Ewer liebes schreiben vom 13 Februari 6 , no 13, entpfangen; daß 
werde ich aber vor donnerstag sparen, wo mir gott alßden leben 
undt gesundtheit verleyet. Glückseelige nacht! Ich werde nur ein 
par wordt ahn mein dochter schreiben , nachdem ich Euch ver- 
sichert], daß ich Euch von hertzen lieb behalte, liebe Louise, undt 
den zu bett. 

Elisabeth Charlotte. 

1 madame la duchesso de Ventadour. 2 Vergl. den brief vom 28 Ja- 
nuar, oben 8. 28. 3 Madame Henriette (Anne-Henriette d'Angleterre , dn- 
ohesse d'Orl6ans) , die erste frau von Monsieur , dem gemahle von Elisabeth 
Obarlotte. Vergl- band IV, s. 360. 361. 4 Guy-Cresoent Fagon war der 

erste arzt Ludwigs XIV. 5 d. b. dem vielen tabak. 6 ? Januar. 



1094. 

Paris, 8ontag, den 4 Februari 1720 (N. 61). 
Hertzallerliebe Louise, icli kan nicht begreiffen, waß lust man 
nimbt, meine schreiben alß 2 undt 2 zu geben, wie ich noch auß 
Ewerem lieben schreiben vom 20 Januari, no 6, ersehen. Wo mir 
möglich ist, werde ich es heütte beantwortten. Aber hir [in] Paris 
kan man nicht von einer stund t zur andern sicher sein, waß man 
thun will; den es kompt einem immer waß änderst vor, welches 
woll ein widerliches leben ist, aber nicht zu endern stehet, dero- 
wegen auch nichts davon zu sagen ist. [Man muß] nur zufrieden 
sein, wen die brieffe ahnkommen undt nicht verlohren werden. Ich 
ging letzmabl expresse auß dem opera, damitt mein brieff ahn Euch 
größer werden mogte; den ich weiß, liebe Louisse, daß Ihr gern 
lange brieffe von mir habt. Ihr werdet auß meine letzte ersehen 
haben, daß ich wieder gantz gesundt, gott lob, bin undt keinen 
husten mehr habe, alß meine alte pituit ', die mir nie in der Pariser 
lufft [fehlt]. Aber daß kompt nur so ein augenblick morgendts undt 
abendts, den gantzen tag undt nacht [bin ich] frey davon, rechne 
also solches vor nichts mehr. Waß böß ist, findt sich alß geschwinde 
wieder ein hier; das gutte ist allein rar. Die Parisser lufft ist de- 
nen, so drin gebohren sein, nicht ungesundt, aber allen frembten, 
von welcher nation sie auch sein mögen , schadtlich , insonderheit 
onß Tetttschen ; ich habe es mein leben nicht gewohnen können. 
Der arme junge graff von der Lippe Bückenburg hatt auch braff 
den tribut bezahlt, [ist] nun wider woll, sieht doch noch gar spitz 
drein undt ist bleich. Es ist war, daß Paris undt Heydelberg in 
gleichen geradt sein 8 , auch denselben assandant 8 , nehmblich die 
jungfraw. Allein ich glaube, daß meines sohns letzt verstorbener 
, dockt or, so ein Teütscher undt gelehrter man war, den unterschiedt 
von dießen zwey örtern gefunden. Er hieß herr Humberg 4 . Er 

sagte, daß er einmahl in gedancken ging, warumb die Heydelberger 

* 

l pituite, schleim. 2 Es ist damit wol die geographische läge der bei- 
den städte gemeint. Die bemerkung wäre übrigens in diesem falle weder für 
die breite, noch für die länge vollkommen Entreffend , denn Paris liegt unter 
46° 50' 14" nördlicher breite, Heidelberg anter 49° 36' 0", Paris liegt unter 
dem 20 längegrad, Heidelberg unter 26° 22' 30". 3 ascendant. 4 Näheres 
über ihn in dem briefe vom 7 Merz. 



40 

lufft so gesandt were undt die Parisser lufft so gar ungesundt, kam 
eben ahn ein ort, wo man die stein auffhube, daß pflaster undt 
endern * undt nette pflasterstein einzusetzen. Er sähe, daß, wo man 
die steine heraußzog, war ein peebschwartzer koht drunter. Er 
nahm von selbigen koht, so ein schuhe hoch unter dem stein war, 
that es in ein papir, trug es nach hauß undt distilirts undt fandt, 
daß es lautter nietter* undt salpetter war, judicirte daher, daß, 
wan die subtillitet hir[von] von der stäreke der sonnen in die lufft 
gezogen [werde] , mttste es eine böße undt scharpffe lufft machen 
undt verursachen. Solches nietter komme von von so viel taußendt 
menschen, so auff den gaßen pißen 8 . Dießes raisonement vom herrn 
Humberg habe ich gar aparentlich gefunden. Ich werde jetzt gleich 
ahn Churpfaltz 4 schreiben. Ihr habt eben dran gemandt. Ich muß 
I. L. mein compliment über der keyßerin todt machen, werde nicht 
manquiren, vor Euch in dießem brieff zu sprechen. Hette ich Ewer 
liebes schreiben nicht wieder überleßen , würde ich es gantz ver- 
geßen [haben] ; den seyder Churpfaltz sich so von den pfaffen re- 
gieren lest undt seine gutte pfaltzische unterthanen so plagt, hatt 
er bey mir gantz außgekocht * undt finde dießen herrn gar nicht, 
wie Ihr undt noch andere mir ihn beschriben hattet. Hirbey schicke 
ich Euch, liebe Louissc, waß ich vor Euch ahn Churpfaltz alleweill ge- 
schriben habe. Hirauß werdet Ihr sehen, daß es ahn meiner recom- 
mandation nicht liegen wirdt, daß Ihr nicht bezahlt werdet. Meine 
fuße halte ich gar warm mitt drey par strümpff, undt die in der 
mitten seindt von castor 6 ; sie seindt offtzu warm undtbrenen mich 
wie ein fewer. Schir alle nachte regnet es hir ; alles ist erschreck- 
lich feucht, alle menschen klagen über fltiße. Die kranckheitten 
regieren hir mehr, alß nie, insonderheit die kinderblattern undt 
röttlen. Ich fuhr gestern zu madame la princesse , so noch ihren 
rhumatisme ahm kopff hatt; ist doch gar lustig darbey. Ich führte 
mademoiselle de Clermont mitt mir in die commedie, so eine ittal- 
l[i]ensche war. In etlichen monat wirdt man I. L. nicht ahnsehen, 
daß sie die blättern gehabt; den ihre trais 7 seindt gar nicht ge- 

endert. Ich habe monsieur Le Fevre gestern gesehen. Der ist 

* 

1 ? das pflaster zu ändern. 2 nitre, Salpeter. 3 Vergl. nachher den 
brief vom 7 Merz. 4 kurflirst Karl Philipp von der Pfalz. 5 Vergl. nach- 
her in dem briefe vom 15 August: «Der czaar hatt bey mir außgekocht.» 
6 castor, biber. 7 traits, züge. 



41 

sehr ambarassirt, hatt einen englischen frettndt hir, so le chevallier 
Watter heist; dießem hatte ich seinen pasport verlengern machen, 
aber seyder dem hatt man ihm den pasport wider genohmen undt 
declarirt, daß er fort mnß. Den mein söhn [sagt], daß er erfahren, 
daß dießer nicht allein schlimme disconrsen gegen Franckreich führt, 
sondern auch, daß er 16 millionen hette nach Englandt gehen ma- 
chen undt noch mehr millionen hinschicken wolte. Mein söhn, alß 
er mir dießes gesagt, hatt dazu gesetzt: «Monsieur Le Fevre kan 
ihn [in] nichts nöhtig haben , alß in der schonbergischen sach.» 
Drumb solte ich monsieur Le Fevre versichern, daß mein söhn ihm 
in alles favorable sein wolte, er also nichts ahm Chevalier Watter 
verliehren [werde]. Monsieur Le Fevre habe ich alleweill hollen laßen, 
umb ihm dießes zu sagen. Ich thue mein leben nichts, worin ver- 
standt erscheinen kan. Ich habe mir selber justice gethan , undt 
weillen ich wenig undt gar geringe opinion selber von meinem verstandt 
habe, die parthie genohmen , mich in nichts hohes , noch waß die 
regierung ahngeht, zu mischen; die frantzösche lufft, ambitieux zu 
werden , alles zu regieren wollen undt ambitieux zu werden , hatt 
mich, gott seye danck, noch nicht ahngesteckt, liebe Louise! Last 
es Euch nicht betrüben, noch zu hertzen gehen, wen ich Verdruß 
[habe! Es muß] so sein; weill ich ein mensch undt in der weit 
bin undt in ein landt, wo die leütte boßhafft undt falsch sein, da 
kan auffrichtigern gemühter nicht änderst folgen. Mitt der zeit er- 
gibt man alles unßerm herrgott undt nimbt sein parthey. Aber die 
surprissen da kan man sich sogleich nicht ein finden. Suson * ist 
wider gesundt. Sie hatt einen Stiefsohn , so 12 millionen in den 
actionen vom Missisipie gewuhnen 8 hatt ; ihr stieffdochter ist also 
sehr reich, aber sie nicht. Viel leütte können die pomade divine 
wegen ihres gutten geruch nicht vertragen, gibt ihnen fapeurs 8 , so 
sehr gemein hir im landt sein. Der abbe Dentrague 4 ist gantz 
entschuldigt, hatt nicht übel gerett, aber wie ich Euch letzt be- 
richt, sich durch seine kinderpoßen fangen laßen , alß wen er es 
mitt fleiß gethan hette 8 . Verstandt hatt er , er ist aber sehr im- 
prudent. Ich hoffe, daß, nun die keyßerin todt, Churpfaltz sich gegen 



1 Snzon, toohter der amme von Elisabeth Charlotte, frau ihres huissier 
Leclair. 2 d. h. gewonnen. 3 vapeurs. 4 d'Entragues. 5 Vergl. 
den brief vom 25 Januar, oben s. 24. 



42 

seinen reformirten unterthanen adouciren wirdt; den sie war zu 
pfäffisch undt gegen die Reformirten. Gott gebe es! Der ftost 
von Murbach ist woll gar gewiß gestorben *; den ich habe ein 
schreiben von seinem successoren bekommen, so mir part davon 
gibt. Ich bin recht fro , liebe Louisse , daß Euch die königin in 
Preüssen * so viel amitie erweist. Die gutten mahler kommen 
greüllich ab. In Ittallien selber seindt keine gutte mahler mehr. 
Daß contrcfait, so man ahn mein[en] söhn vom printzen von Modene 
geschickt , ist . . . gemahlt. Aber ich muß meine pausse machen, 
mich ahnziehen; den ich muß zum könig. 

Sontag, den 4 Februari, umb 9 abendts. 

Ich 8 dießen angenblick komme ich auß dem opera. Es ist mir 
ohnmöglich geweßen, eher wieder zum schreiben zu gelangen, alß 
nun. Sobald t ich ahngethan geweßen, bin ich zum könig, welchen 
ich, gott seye danck, in gutter gesundtheit gefunden. Er hatt mich 
zu seinem balet recht artlich eingeladen , so biß mitwog umb 5 
abendts gedantzt soll werden. Wo mir gott biß donnerstag leben 
undt gesundtheit verleyet, werde ichs Euch berichten, wie es ab- 
gegangen. Heütte haben wir einmahl eine gutte zeittung erfahren, 
nehmblich daß der spanische frieden gemacht ist. Der courir ist 
gestern abendts spat kommen, so dieße gutte zeittung gebracht 
hatt 4 . Ich hatte gehofft, noch auff eines von Eweren schreiben zu 
andtwortten, allein es ist mir ohnmöglich; den ich muß noch ahn 
mein dochter schreiben, kan Euch nichts mehrers vor dißmahl sa- 



1 Vergl. den brief vom 28 Januar, oben s. 29, an merk. 8. 2 Sophia 
Dorothea, die gemablin des königes Friedrich Wilhelm I. 3 ? In. 4 Jour- 
nal du marquis de Dangeau XVIII, s. 224 unter freitag, 2 Februar 1720: «II 
est arrive un courrier d'Espagne qui apporto de bonnes nouvelles; mais toutes 
les d6peches ne sont pas enoore d6chiffr6es; on en sait assez pour ne douter 
quasi plus de la paix.» Ebendaselbst s. 225 unter samßtag, 3 Februar 1720 : 
«M. le duc d'Orleans dit ä Madame que la paix 6toit faite aveo l'Espagne, mais 
on n'en saura les conditions que demain.» Ebeüdaselbst s. 227. 228 unter 
sonntag, 4 Februar 1720: «Conseil de regence oü M. le duc d'Orleans montra 
la signature du roi d'Espagne qui aoeede ä la quadruple allianoe. On ne sait 
pas eneore tous les d6tails, mais on en est tres-content. — Madame alla le 
matin voir le roi oomme eile va tous les dimanches, et l'apr§8-din6e eile vint 
aux Carmelites. > 



43 

gen in großer eyll, alß daß ich Euch von hertzen lieb bebalte, 
liebe Louisse! 

Elisabeth Charlotte. 

Copie von waß ich ahn Churpfaltz geschrieben den 4 Febru- 
ari 1720. 

P. S. 
Darff ich woll die freyheit nehmen, E. L. gehorsambst zu bit- 
ten], sich der armen raugraffin zu erbarmen? Die cammerzuHey- 
delberg ist ihr noch 20/m gülden schuldig, so eine gering objet vor 
einem großen churfürsten ist, wie E. L. sein , aber ein großer Ver- 
lust vor eine arme reichsgräffin ist, so ja nur daß zu leben hatt, 
waß sie auß der Pfaltz zieht. E. L. seindt zu genereux, umb ihr 
daß ihrige nicht zu folgen laßen ; sie ist ja die eintzige , so noch 
von allen den raugraffen überig ist. Ich würde E. L. sehr verobli- 
girt sein, wen Sie die charitet vor sie haben wolten, ernstlich zu 
befehlen, daß sie bezahlt mögte werden. 

1095. 

Paris den 8 Februari 1720 (N. 62). 
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, daß ich heütte auff 3 
von Ewern lieben schreiben andtworten könte ; allein , wie daß 
sprich wordt sagt, Phomme propose et dieu dispose. Ich habe aber 
2 brieff von der königin in Preüssen bekommen, die habe ich be- 
antwortet, auch ein[en] ahn monsieur Harling andtwortten müßen, 
so ich vergangen sontag zu spät bekommen hatte. Ich habe auch 
ahn die fürstin von Nassau Ussingen geschrieben, umb ihr daß leydt 
zu klagen 1 , schicke ihr auch einen brieff von ihrer fraw Schwester, 
madame de Dangeau. Ich schicke es Euch, damitt sie es desto sicherer 
entpfangen möge; den, wie Ihr mir letzmahl geschrieben habt, daß 
sie zu ihrem bruder gereist, weillen sie ihn noch nicht todt ge- 
wust , also mögte mein brieff irr gehen ; drumb schicke ich Euch 
dieß paquet, liebe Louise! Ich habe auch heütte zur groühertzogin 
gemtist; die hatt mir ein concert geben , bin spat wieder kommen, 



1 wegen des todes ihres bruders, des filrst-abtes von Murbach, der geforste- 
ten Benediotiner-abtei im Oberelsaß. 



44 

bin cxpres nichts * ins opera in hoffnung, Euch lang zu entretenir[en]. 
Aber madame d'Orleans ist kommen [and] anßere brautt 8 , so hetttte 
einen jungen menschen mitt dem könig auß der tauff gehoben. 
Mein söhn undt sonst noch viel leütte seindt auch kommen, die ha- 
ben mich biß umb 9 aufgehalten. Da hatt man mir Ewer liebes 
schreiben vom 27 Januari, no 8, gebracht, habe aber ohnmöglich 
eher, alß nun, schreiben können. Ich habe noch der zeit nicht- ein- 
mahl gehabt , Ewer liebes schreiben gantz außzuleßen , habe nur 
im ahnfang gesehen, daß meine bagatellen, womitt ich Euch ahnge- 
bunden 8 , glücklich überkommen undt Euch ahngenehm geweßen. 
Weyder werde ich dießen abendts nichts auff dießen brieff sagen, 
komme auff dem von 23 Januari, no 7. Es ist eine widerliche ge- 
wöhnlich, alß 4 die brieffe zwey undt zwey auff einmahl zu geben. 
Bißher seindt doch, gott lob, keine gantz verlohren gangen. Ihr 
habt gar recht von der fürstine n von Ussingen reiß judicirt, liebe 
Louisse! Ich glaube nicht, daß der fürst von Murbach reich ge- 
weßen. Die zwey Schwestern müßen von einem humor sein. Ich 
fürchte alle meine vettern undt baßen von Rheinfels ; den ich glaube, 
daß allezeit ein wenig waß übels im hirnkasten bestelt ist ; den 
beyde landtgraffen wahren nicht recht gescheydt 8 . Es hatt schon 
10 geschlagen. Man plagt mich , ich solle enden , will nur noch 
sagen: Alle, die von der conspiration sein, discoulpiren den duc 
du Maine, undt seine gemahlin selber gestehet, daß sie alles ohne 
sein wißen gethan, welches ich schwerlich glauben kan 6 . Daß Al- 
beronie weg, bringt glück undt gibt unß den frieden mitt Spanien, 
so schir gantz gemacht ist. Adieu ! Ich ambrassire Euch von hertzen. 
Ein andermahl will ich es beßer machen, hab Euch auff allewege 
hertzlich lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1096. 

Paris den 11 Februari 1720 (N. 63). 

Hertzallerliebe Louisse, ich habe schon ahn mein dochter ge- 

* 

1 ? nicht. 2 mademoiselle de Valois. 3 d. h. beschenkt. 4 alle 
d. h. in einem fort, immer ; widerholt. Alls ist das mhd. allez, adverbial ge- 
brauchter aecusativ des neutrums von all. 5 Vergl. band III, 8. 95. 413; 
band IV, s. 18. 258. Man vergl. auch nachher den brief vom 29 Februar. 
6 Vergl. den brief vom 25 Januar, oben s. 23. 



45 

schrieben, kan Euch also nun entreteniren, biß ich mich ahnziehen 
muß, umb in die kirch zu gehen. Dießen nachmittag werde ich 
nicht schreiben ; den die versamblung von der gantzen hocbzeit maß 
bey mir geschehen als großmutter undt die erste große dame bey 
hoff. Hernach werde ich mitt meinen kindern undt kindtskindern 
in kutsch undt sie zum könig au Tliuillerie führen , wo die über- 
leßung undt Unterschreibung vom heürahtscontract undt hernach die 
Versprechung vorgehen wirdt , so gewiß der cardinal de Rohan 
verichten wirdt, sowoll alß morgen der heüraht in deß königs 
meß. Biß donnerstag, so mir gott leben undt gesundtbeit verleyet, 
werde ich Euch verzehlen, wie alles abgangen, nun aber nur auff 
Ewer liebes schreiben andtwortten, so ich verwichenen donnerstag 
entpfangen vom 27 Januan, no 8. Es ist mir lieb, zu sehen, daß 
meine brieff, ob sie zwar zwey undt zwey undt gar langsam ahn- 
kommen, doch endtlich zu recht kommen undt nicht verloliren werden. 
Daß halte [weder] ich, noch niemandts bir vor ein kostlich geschenck, 
ein porte-lettre undt a-la-mode-schachtelgen ; auch die geringsten 
geben einander dergleichen hir. Ich hatte Euch ja daß gantz jähr 
durch kein schacbtelgen geschickt. Daß habe ja versprochen, alle 
jähr zu tbun, undt werde es auch thun, so lang wir leben werden, 
liebe Louisse ! Frewet mich, daß Euch daß biribi undt porte-lettre 
gefahlen hatt. Es konte noch kein biribi zu Franckfort [sein]; 
den dieße art schächtelger seindt erst dieß jähr inventirt. Man 
heist es biribi , weillen wie in dießetn spiel kleine gemäbls sein. 
Wen Euer geburdtstag in kein ahnsqjien bey andern ist, so ist er 
es doch bey mir, weillen ich Euch so nahe bin undt Euch lieb 
habe, liebe Louise ! Der personen leben , so man lieb hatt , ist 
allezeit zu waß nutz, insonderheit wen man so wenig interessirt ist, 
alß ich, gott lob, bin undt mehr von freündtschafft helt, alß von 
interesse. Also babt Ihr mir nur zu viel vor die bagatellen ge- 
danckt, womitt ich Euch abngebunden habe. Die figuren bedetitten 
nichts, seindt nur eine imitation von dem biribi, davon es den nah- 
men tregt. Bißher bin ich noch, gott sey danck, in gar volkom- 
mener gesundtheit. So lang mir kein chagrin zuschlegt, wirdt meine 
gesundtbeit sich woll erbalten. Der chagrin in dießer«boßen Pa- 
risser lufft ist mir allein schädtlich. Ich bin in sorgen doch vor 
meinen söhn, den könig undt unßerm duc de Chartre; den die an- 
steckende kranckheytten regieren stärcker, alß nie, zu Paris; 10 



46 

kinder von denen, so mitt dem könig im balet dantzten, haben et- 
liche die kinderblattern, andere die rödtlen *. Man weiß die kranck- 
heilten hir im landt so wenig zu gouverniren, daß mir angst 
undt bang dabey werden solte, wen einer von dießen 3en sie be- 
kommen solte. Unßere abtißin hatt große mühe, sich von ihren 
rödlen wider zu erhollen. Hir im landt hatt man keine precaution 
vor nichts; wen den ein Unglück geschieht, seindt sie gantz ver- 

* 

1 Vergl. die anmerkung 5 sn dem briefe vom 1 Februar, oben s. 32 und 
Journal da marqais de Dangeaa XVIII, s. 230 anter donnerstag, 8 Februar 
1720: «Tout le monde fut fort content du ballet da roi; on le vit aveo grand 
plaisir dansant de la meilleure gräce du monde. II y eut an grand ordre mal- 
gr6 le peu de place qu'il y a. Le petit Gondrijn, Tun des danseurs, s'y trouva 
mal et la rougeole a paru ce matin.» Ebendaselbst 8. 231 anter samßtag, 10 
Februar 1720: «Le roi dansa son ballet pour la seconde fois; on est tonjours 
oharml de le voir en si bowae sante et aveo toutes les gr&oes qu'il a. — Le 
fils de M. de Toroy et le fils de M. de la Vrilliere , qui ätoient du ballet du 
roi, ont toas deux la rougeole; voilä bien des jeunes gens et de ceux qui dan- 
soient aveo le roi qui ont 6te attaquls de oe mgme mal, mais" pas un n'en 
meurt.» Der herzog von Saint-Simon spricht sieh a. a. o. s. 230. 231 in einem 
zusatze zu des marquis de Dangeau auf^eiohnung vom 8 Februar folgendermaßen 
über dieses «ballet du roi» aus: «Le mareohal de Villeroy, qui avoit vu danser 
des ballets au feu roi et qui apprenoit ä celui-oi ä öter la moitie* des oeufs frais 
qu'il mangeoit et tous les bouts des ailes de perdrix, de faisans et de gälinotes, 
et ä n'en jamais manger les cuisses, parce quo le feu roi mangeoit ainsi, voulut 
faire danser un ballet au roi. Le mar6chal les aimoit et y avoit brille 1 . II 
leur devoit reoonnoissance, puisque sans les ballets il n'auroit jamais brille* nalle 
part ; mais il no prenoit pas garde, lui qui avoit 6te" si avant dans les galan- 
teries et qui en avoit conserve* le goüt et les facons, que le feu roi 6toit amou- 
reux quand il donnoit des fetos, que la galanterie en est Tarne, et que le roi 
n'6toit pas en äge de sentir encore ce que c'6toit; mais les raisonnements, eur- 
tout les cons^quents, ne furent jamais son fort. Le feu roi avoit dans6, n'im- 
porte ä quel age et dans quelles circonstances , il fallut que le roi dansät. II 
dansa dono, non comme il voulut, mais comme le mareohal voulut, et coinme le 
put un prinoe qui, bien que couronn6, 6toit enfant [Louis XV war damals sehn 
jähre alt] , par oonsäquent timide et desole" de se voir en speotaele et glorieux 
comme le sont les enfants,. de danser avec des gens plus äge*8 et plus forts que 
lui, et qui bien aisement dansoient beauooup mieux. C'est ce qui lui a donn£ 
une teile aversion pour la danse , les ballets et les bals , qu'il n'en a jamais 
voulu oui'r parier depuis, et que cette aversion s'est 6tendue jusqu'ä toutes sortes 
de fetes , de speotaoles et memo de c6remonies , ce qui ne rend pas une cour 
gaie, brillante, auguste, ni majestueuse.» Eine anmerkung im Journal du mar- 
quis de Dangeau XVIII, s. 230 besagt: «Voir les detail s de ce ballet dans le 
«Meroure» de ftvrier, pages 182 ä 186.» 



47 

wandert. Man solte mich außlachen, wen ich wachholder räuchern 
ließe. Paris ist nicht mehr [so] voll, alß es geweßen ; daß thettere 
leben, so nun überal ist, hatt viel weg getrieben. Heütte ist alles 
golt undt silber verbotten, Louisdor undt thaller gelten nichts mehr, 
lautter billiet de banque undt piöces de 20 s[ols] gelten nur. Ich 
leyde nicht, daß man mir von millionen undt actien undt primen 
undt souscriptionen spricht. Ich kan nichts drin begreiffen undt ist 
mir zu langweillig. Ich kene keinen seelen-menschen in gantz 
Franckreich, so absolutte desinteressirt ist, alß mein söhn undt raa- 
dame de Chasteautier *. Die alle andere, niemandts außgenohmen, 
seindt es recht spötlich, insonderheit die fürsten undt fUrstinen vom 
geblüdt; die haben sich in der banque mitt dem commis herumb- 
geschlagen undt sonst allerhandt schimpfflich Sachen. «Gelt regirt 
die weit,» daß ist war* aber ich glaub nicht, daß ein ort in der 
weit ist, wo daß gelt die leütte mehr regirt, alß eben hir. Wen 
ich mitt I. L. dem alten landtgraffen von Darmstadt bekandt were, 
würde ich keine difficultetten machen, I. L. in billiet zu schreiben, 
wie ahn I. L. den landtgraff von Cassel , meinen vetter. Aber 
außer daß wir geschwisterkindt sein, so kene ich ihn von kindtheit 
auff, kan also freyer mitt ihm sein, alß mitt andern. Ihr werdet 
mir also einen rechten gefahlen thun, liebe Louise, I. L. dem landt- 
graffen durch seinen raht die rechte Ursachen zu wißen zu thun, 
warumb ich nicht geantwortet habe. Es ist doch gar ein alter 
teütscher brauch, viel gevattern zu haben; ich habe auch gar viel 
patten gehabt, vom hauß Braunschweig den alten hertzog August 
undt hertzog Jörg Wilhelm, den alten landtgraff undt landtgraffin 
von Darmstatt, mein oncle , der landtgraff von Heßen, churfürstin 
von Brandenburg undt ihre fraw schwester, printzes Cathrin , der 
churftirst von Maintz undt noch andere mehr, deren ich mich nicht 
mehr erinern kan. Also secht Ihr woll, liebe Louise, daß es ein 
gar alter brauch ist, viel gevattern zu haben. Man hatt in den 
zeittungen falsche gevattern undt andere, so es in der that sein, 
nicht drein; alß zum exemple man setzt dem könig hir undt den 
von Englandt alß gevattern; die seindts nicht, undt die printz[essin] 
von Wallis undt ich, die es in der that sein, nenen sie nicht. Mir 



1 Vergl. band IV, s. 198. 236. 322. 364. Man sehe auch nachher den 
brief vom 16 und 17 Mens. 



48 

were es kein danck geweßen, wen Ihr mir vor meinen glückwün- 
schungen tbe, caffe undt chocolade geben hettet; ich nehme keines 
von allen 3en. Daß were übel gewest, wen Ihr Euch einen ge- 
bnrdtstag mitt affairen geblagt [hättet]; den man sagt, daß, wie 
man den geburts- undt neüjahrstag zubringt, bringt man daß gantze 
jähr zu; ist beßer, daß Ihr Euch deßwegen mitt gutter geselschafft 
amussirt habt. Ich glaube , ich habe Euch schon gesagt , wie ich 
den armen Schulenburg gekandt habe J ; habe ihn also recht beklagt. 
Er war schön von gesicht, aber die taille war nicht gar loblich, zu 
dick. Nun komme ich auf Ewer liebes schreiben von 23, no 7. 
Von der post werde ich nichts mehr sagen, weillen Ihr meine schrei- 
ben . . . Aber da kompt man mir sagen , daß es zeit ist , eine 
pausse zu machen undt mich ahnzuthun. Dießen nachmittag hoffe 
ich noch ein par wordt zu sagen können. »Mein brieff wirdt doch 
nicht klein heütte sein, weillen da schon 9 gutte seytten sein. Ihr 
wist nun, wie trawerig der fürstin von Ussingen reiß abgangen, also 
sage ich nichts mehr davon. Aber es ist spatt, ich muß wider willen 
auffhören. 

Sontag umb ein viertel auff 11 nachts. 
Ich hatte gehofft, dießen nachmittag wider zum schreiben zu 
gelangen, aber es ist ohnmöglich gefallen wegen der ceremonie, so 

wir heütte hir gehabt haben 2 , wie ich Euch schon gesagt , liebe 

* 

1 Es ist wol der band IV, s. 219 erwähnte Sohulenburg gemeint. Es mag 
bemerkt werden, daß der berühmte graf Matthias Johann von der Schulenbarg 
(geb. 8 August 1661, gest. zu Verona 14 Merz 1747), von welchem gleichfalls 
a. a. o. und band II, s. 15. 53 (vergl. auch band IV, s. 374) die rede ist, im 
jähre 1720 nach Deutschland reiste, sein stammgut Emden bei Magdeburg, auf 
dem er geboren worden , besuchte und hierauf nach Berlin und Wien gieng. 
Vergl. Graf Matthias von der Schulenburg in : Biographische denkmale von E. 
A. Varnhagen von Ense. Berlin 1824. s. 275. 2 Es ist die Vermählung 

von mademoiselle de Valois mit dem prinzen von Modena gemeint. Der mar- 
quis de Dangeau schreibt darüber in seinem Journal XVIII, s. 232 unter Sonn- 
tag, 11 Februar 1720: «Les fianoailles de madomoiselle de Valois avee le 
prince de Modeno se firent dans le cabinet du roi, sur les six heures du soir. 
M. le duo de Chartres y tenoit la place de prince de Modcne. Apres les fian- 
oailles, le roi alla au Palais-Royal dire adieu ä cette princesse; il lui a fait 
un präsent magnifique d'un collier de diamants et de perles. II y avoit beau- 
coup de monde auz fianoailles, mais peu de dames eonsiderables ; on n'y avoit 
convie* personne, mais on oroyoit qu'il s'y en trouveroit davantage. Le cardinal 



49 

Louisse! Adieu! Ein ander mahl ein mehrers, nun aber versichere 
ich nur, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



de Rohan fit la oeremonie. Mademoiselle de Montpensier portoit la queue de 

la mante de mademoiselle sa soeur.» Der herzog von Saint-Simon maoht hierzu 

a. a. o. s. 232. 233 folgernde anmerkung: «Rien de si capricieux que le Fran- 

cois sor les haute urs et les bassesses: il est vrai que les princes da sang ont 

toujours prie" de leurs fiancailles et de leurs nooes; il est vrai encore que les 

fils de France n'ont jamais prie" de Celles de leurs enfants, sans que la foule 

ait et6 moindre. M. le duo d'Orleans se trouvoit le premier petit-fils de Franee 

depuis l'6tablissement de oe rang; le mariage de sa fille ainäe aveo M. le duo 

de Berry, fils de France, n'6toit pas dans le oas de prior. II avoit cru ne de- 

Yoir prier personne ä la vesture, ä la profession ni ä la benediction de madame 

de Chelles, aussi ne s'y trouva-t-il que des familiers et au plus petit nombre; 

tout le reste domestiques ou gens d'eglise peu distingues, excepte" le necessaire. 

A eette troisieme fois il ne erut pas qu'un mariage aussi medioore, et d'une 

fille qui n'6toit point aimee de sa famille, valut la peine d'inviter, ni le privi- 

lege de son rang et de sa place dans l'Etat, Tun et l'autre unique, ne dut pas 

aussi Ten ezempter. II s'en dispensa donc, et Ton vit ces mgmes gens qui fai- 

soient foule autour de lui sans cesso pour en arraoher des gräoes et se les 

procurer par toutes sortes de raffinements, de bassesses, le narguer tout d'un 

coup, et tous, comme de concert, so tenir chez euz pour n'avoir pas ele convi6s. 

Peut-etre aussi que le desespoir des suites du Mississipi qui Itoient alors dans 

toutes leurs horreurs, donnerent lieu ä ce dSpit pour en passer la mauvaise 

humeur sur quelque chose.» Unter montag, 12 Februar 1720, seh reibt Dan- 

geaa, a. a. o. s. 233 weiter: «Le mariage de la princesse se fit ä midi dans 

la chapelle des Tuileries, et apres la cäremonie, le roi la conduisit ä son oar- 

Tosse et dit au eooher: «A Modcne.» G'est un . usage toujours pratique , et 

quanä la prinoesse, soeur de M. le duc d'Orleans, fut mariee au roi d'Espagne 

ä Fontainebleau , le roi, en la conduisant u son carrosse, dit au cocher: «A 

Madrid.» L'officier des gardes et les gardes qui la doivent conduire eurent 

ordre de suivre le carrosse comme si eile eüt du partir dans le moment. On 

fit partir en meme temps M. de Sabran pour porter ä Modene la nouvelle que 

le mariage 6toit o616br6. II n'y eut ä la c^r^monie du mariago que les nigmes 

gens qui 6toient auz fiancailles, exceptö la duchesse de Villars qui doit conduire 

cette prinoesse et qui a fait un effort pour assister a la cerömonie. [Unter 

mittwoch, 7 Februar 1720, a. a. o. s. 229 schreibt Dangeau: «La duchesse de 

Villars est assez incommodee.] On compte toujours qu'elle partira lundi.» Man 

▼ergleiche auch nachher den brjef vom 14 Merz. 



Elisabeth Charlotte 



50 



1097. 
A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

Paris den 15 Februari 1720 (N. 64). 

Hertzliebe Louise, mein gott, wie habe ich heütte einen fa- 
tiganten tag! Heütte morgen hab ich von halb 8 biß umb halb 
4 viel brieff geschriben, ahn hertzog von Lotteringen , ahn mein 
dochter wegen affairen, die gar verdrießlich sein. Ich hatt durch 
einen courir geschrieben, den sie mir geschickt hatten. Dieß ist 
nicht so baldt wider abgefertigt worden, so ist ein neuer Courier ahn- 
kommen mitt [einer] handt voller paprassen l undt lautter verdrießliche 
Sachen; die will ich aber erst nach dem opera leßen. Aber damitt 
ich wider auff meinen recit komme, so habe ich heütte morgen noch 
ahn Churpfaltz geschrieben undt auff zwey brieff von monsieur Har- 
ling geantwortet. Hernach habe ich mich ahngezogen, bin zum kö- 
nig gefahren 2 , hernach wider her, in kirch , hernach ahn taffei. 
Nach dem eßen ist ein courir kommen vom hertzog von Lotteringen; 
der hatt mir große paprassen gebracht. Hernach bin ich in kutsch 
undt zur hertzogin. Da Jtomme ich her; aber da rufft man mich, 
umb ins neu opera zu gehen ; ich habe es versprochen 8 . 

* 

l paperasses, papierc. 2 Journal du marquis de Dangeau XVIII, 8. 234 
unter donnerstag, 15 Februar 1720: «Le roi entre aujourd'hui dans sa onzieme 
ann6e; il en a re$u tous les compliinonts; mais en France il y a moins de e6- 
r6tnonie pour cela que dans los autres pays.» 3 Die neue oper, die am don- 
nerstag, 15 Februar 1720, erstmals aufgeführt wurde, ist «Polydore» mit -t ext 
von Jean-Louis-Ignaco de La Serre, sieur de Langlade, gentilhomme du Quercy, 
musik von Jean-Baptiste Stvuk , genannt Batistin. An demselben 1 5 Februar 
1720 kam übrigens auch ein neues stück von Voltaire zum ersten mal auf die 
bühne. Der marquis de Dangeau schreibt an diesem tage in seinem Journal 
XVIII, s. 234. 235: «On joua la nouvelle tragädie d'Arouet [«Art6mire»], qui 
ne rlussit point; il avoue lui-meine qu'elle n'est pas bonne, et se plaint de ses 
amis a qui il l'avoit montr6e, qu'ils l'avoient flatte* lä-dessus j il l'a retirce des 
com6diens.» Die ungünstige aufnähme, welche Voltaires tragödie bei der ersten 
darstellung erfahren, verbesserte sich übrigens bei der zweiten. Dangeau be- 
merkt unter freitag, 23 Februar 1720, Journal XVIII, 8. 239: «On rejoua sur 
le theätre de la Com6die la tragödie d'« Artemire» faite par Arouet; eile avoit 
6te" trouväe tres-mauvaise la premiere fois qu'on la joua et l'auteur m6me l'a- 
voit retiröe des com£diens. Depuis, gens considörables ont souhaite" de la re- 
voir; il y a change quelques vers et la piöce a mieux räussi.» Unter Sonntag, 



51 

Donnerstag umb 10 uhr abendts. 
Mein gott , wie habe ich ein langweil lig opera gesehen ! Es 
hatt bey 4 stunden gewehrt. Nun muß [ich] schlaffen gehen; daß 
opera hatt mich gantz eingeschläffert , daß ich schir nicht mehr 
weiß , waß ich sage. Ein ander mahl hoffe ich beßere gelegenheit 
zu finden, Euch einen großen brieff zu schreiben ; aber vor dießmahl 
muß ich schließen. Gutte nacht, hertzallerliebe Louisse! Ich bin 
recht gritlich, habe 5 oder 6 verdrießliche sachen im kopff, eines 
ist immer ärger, alß daß ander. Es mögt ein[e]r zum narr[e]n wer- 
den, zu sehen, daß keine raison mehr in der weldt zu finden undt 
die weldt wie vertrehet ist undt gantz verkehrt. Adieu, liebe Louisse ! 
Ich muß wider willen auff[hören], nur noch sagen, daß Ihr mein 
bößes exempel gefolgt undt Ewern letzten brieff nicht chiffrirt hatt; 
solte no 9 haben. Ich mag lustig oder gritlich sein, so behalte ich 
Euch von hertzen lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1098. 

Paris den 18 Februari 1720, umb 7 morgendts (N. 65) \ 

Hertzallerliebe Louise, ich fange heütte ahn , Euch just mitt 
dem tag zu entreteniren, hoffe also, heütte wider einzubringen, waß 
ich die vergangene woche verseimbt habe durch daß gethuns von 
mademoiselle ihrefr] hochzeit. Alle meiner dochter Courier undt affai- 
ren, so ich hir solicittiren maßen, mich verhindert haben 2 . Unßere 
braut wirdt nun, gott lob, morgen weg. Wolte gott, sie were schon 
vor 3 jahren verhettraht geweßenl Auß waß ich hir sage , könt 
Ihr leicht judiciren , daß es keine große eloquentz braucht , mich 



25 Februar 1720, heißt es sodann bei Dangeau a. a. o. s. 240: «II y eut 
quelques petits desordres a la oom6die; les comediens voulurent jouer la tra- 
gedie d'Arouet malgi-6 lui, et la jouerent quoiqu'il s'y opposät violemment.» 

1 Der marquis von Dangeau schreibt in seinem Journal XVIII, s. 235 
unter samßtag, 17 Februar 1720: «Le roi dansa son ballet aveo toute la gräce 
imaginable [vergl. oben s. 46, anmerk. 1]; plus on le voit, plus on s'attache 
ä sa personne. Madame n'y 6toit point parce que les oomädiens italiens l'a- 
voient fort priee de voir la com6die qu'ils jouoient au Palais- Royal. M. le duo 
d'Orl^ans ni madame la duohesse d'Orleans n'y 6toient pasnonplus.» 2 ? ha- 
ben mioh auch verhindert. 

4* 



52 

über dieße abreiß zu trösten '. Mehr will ich nichts auff dießen 
text sagen, komme aitffEwer liebes schreiben ohne chiffer, so aber 
no 9 hette sein sollen. Es hatt mich gefreüet, liebe Louise, : 
seben, daß Ihr ebenso vergeßeu' seydt, alß mein exellents'. Es ist 
doch etwaß, daß sich die pnst corigirt undt Euch dißmabl nicht 
wider awey von meinen brieffen auff einmahl geben hatt. Ich weiß 
nicht, wie es koinpt, daß sich die post wider einriebt : den che v> 
seindt noch abscheulich. Sic haben villeicht neue pferdte auff die 
post gelegt. Meine gesundtkeit kan , gott seye danck , nun nicht 
beßer sein, alß sie isl, aber braff gridtlich bin ich noch undt nicht 
ohne ursach. Sage Euch, liebe Louise, von hertzen danck vorEwere 
gntte wünsche zu meiner gesundtbeit. Ich habe mich woll g 
müßen , im schreiben* raitt den leütten zu reden; den hir macht 
man sich feinde , wen man nicht mitt den leütten spricht ; aber 
man halt auch daß gutt , waü man ihnen aueb sagt, ist all eins; 
wens nur gesprochen ist , so seindt sie zufrieden. Man muß hir 
nicht achten auff waß einem gemächlich ist oder nicht; daß geht 
nicht ahn. Die sdaverey ist groß, wen leütte, wie ich bin, ihre 
Schuldigkeit thun wollen. Die gewobnbeit hilfft viel dazu; im ahn- 
fang aber, muß ich gestehen, hatt es mir muhe gekost. Nichts par- 
ticnlirs habe ich, man hatt hir keine pressen Ucamm er, wie bey unß. 
Morgeudts sieht mau die leütte bey dem auffsetsieu & , undt abendts 
undt den gantzen nachmittag in seinem cabinet. Wen ich ahn mein 
dochter wegen ihren affairen zu schreiben habe, stehe ich ein 
wenig froher auff undt schreibe murgendts in meiner cammer. Ich 
solte woll glauben, daß was hir ist, so daß.gedachlnuß schwächt; 
den daß meine nimbt taglich ab. Wen ich meinem söhn waß zu 
sagen oder zu fragen Inihe, muß ich es aufschreiben, sonst vergeße 
ich es gleicli. Ewern geburdtstag ... ich habe ja ein callendergen, 
da es in stehet*. Ihr macht aber zu viel wereks von den hagat- 
tellen, woinitt ich Euch ahngebundeii * habe, liehe Louise! Ich 
muß lachen , wen Ihr dielies ein kostlich ge sehe tick beist. Man 

mmark. 6. 2 d. h. 



1 Vurgl. 


den brief 


vom 3 Februar, obe 


lllioh. 


3 1 meine 


xeellenn, d. b. ich s 


14 M»n 


4 d. h 


whlirüml das sabre 



Januar 1 Ol) I gebnien 



setz[t] allezeit die gebührt 5 tag Übel wegen dcß alten stiebls; der 
meine, so auff den 17 May alten stiebls 'ist, kompt nun durch die 
Veränderung vom callender auff den 28 May '. Wen die, so die 
alter schreiben, sie aufsetzen, kouten sie ja nur dabey setzen «a. 
st.», so wüste man gleich , woran man ist. Ewere schübladt von 
Ewer schranck muß ein pupenschranck gleichen mitt allen den ba- 
gattellen. Aber mein contrefait solte ja nicht dar, sondern in Ewerm 
sack sein; da gehört liir*, damitt ich alß bey Euch sein kan. 
Ihr jammert mich , lieb Louisse ! müst bludtsarm sein , wen dießes 
Ewer bestes ist. Daß ist. keine schände, die mahlerey nicht woll 
nu keuen; aber es wundert mich doch von der gutten königin in 
Preüssen , den die kan viel glitte gemähls gesehen haben undt daß 
lernt' woll, davon zu judieiren. In alles, waß dieße königin sagt 
undt schreibt, spürt man ihr überauß guttes gemüht e. Unßere liebe 
s. churfürstin hatt mir dießer königin contrefait geschickt , daß 
gleicht viel ahn feu madame de Vandosme*; ich hoffe aber^doch, 
daß die taille nickt so seiu wirdt; den sie war gar zu klein undt 
gantz außgewacksen. Daß ist loblich vom könig in Preüssen, daß 
er die tagend t estimiren undt lieben kan. Sie meritirt, glücklich 
zu sein; den tugendt bey königlichen muH fürstlichen personen ist 
gar waß rares undt man solte wereks davon machen, wo es zu fin- 
den ist. Man halt noch kein pari; geben von der keyßerin todt, 
aber so baldt der herr Benterritter * es wirdt ahngekünt* haben, 
wirdt man die trawer nehmen '. Solte nach dem alten schlag 3 
monat dawern ; weillen aber hir im landt alle trawern autf die helfft 
nur kommen, so wirdt der hoff nur 6 wochen trawern, ich woll ein 
par mont, weillen ich von selbigen liauß bin. Wir haben noch eine 
pfaltzgrafliu, so gestorben, nehmblich deß pfaltzgraffen von Sultzbachs 






1 Vergl. band II, a. 568. band TU, a. 197. 216. 28». 


73. band IV, 


1. 128. Unsere benogin ist IT Mai alten Hill = 27 Max ne 


eo etile 1652 


id Hoideluoiit geboren. WeDD Klissbetb l'beilo'.ie hier >sgl, daß 


li- Koburtatag 


nun auf den Jh Mal neuen Stils falle, eu ist diß in to feite 


«tilg , all im 


18 Jahrhundert dem IT Mal allen etil! nicht mehr wie im 11 j 


ihibundert der 


IT Mai, sondern dsr 28 Mai entspricht. Vei-gl. au ob iiarfaber 


den l.rief Tom 


23 Mai. 2 ist bin. 3 d. b. lobit. 4 Veadume. 


5 l<. -uteri der. 


6 d. h. ange kundig'.. T Der toarqnt» de Uangeau «abreibt 1 


«einem Jeur- 


nal XVIII, a. 238 unter dionslag, 20 Ifebniat 1720 : -M- d 


e Denterider ■ 



54 

fraw mutter *. Daß wirdt auch daß dantzen , sowoll alß der key- 
ßerin todt, inhalten, also viel junge leütte betrüben. Die keyßerin, 
unter unß gerett, hatt eine narische undt abgeschmackte religion 
gehabt 8 . So alber ist man in Franckreich nicht. Dancke Euch 
sehr vor die überschickte schriftliche zeittung. Ich glaube nicht, 
daß es den Moscowittern gefahlen wirdt, daß der czaar catholisch 
worden. Es were etwaß guts, wen die Capuciner den czaar undt 
seinen 8 Reusen könten von ihrem barbarischen leben abhalten; zweyffle 
dran, sie seindt zu wildt undt unbändig dazu. Alles, waß von der 
verstorbenen keyßerin in dießer gazette a la main stehet, ist war. 
Mein dochter hatt mir es auch geschrieben. Dem Bendenritter 
werde ich nichts davon sagen. Mitt seynem schwartzen mantel 
wirdt er wie ein gespenst außsehen; den er ist von natur bleich 
von gesicht. Die keyßerin ist zwar nicht jung [gestorben] , hatt 
aber doch auch kein hohes alter erreicht; sie war 3 jähr jünger, 
alß ich. Es seindt keine menschen-gebott , so dieße keyserin ge- 
folgt, sondern menschen-quinten 4 . Aber daß erinert mich ahn den 
frantzoschen dicton 6 : «C'est l'histoire de la sicogne 6 , sötte gens 
fönt sötte besoigne 7 .» Es ist kein wordt war, daß unßer s. [könig] 
ein silice 8 getragen undt es sich von monchen undt Fra[n]ciscanern 
hatt geben [laßen] ; da hatte der könig zu viel verstandt , es ist 
auch der brauch bey weldtlichen leütten nicht. Man hatt viel auff 
den könig von solchen sachen gelogen. Die königin hatt auch gar 
gewiß kein silice getragen; ich habe sie hundertmahl nackendt ge- 
sehen, wen ich I. M., wie es hir der brauch ist, ihr hembt ahnge- 
than habe. Daß ist eine ceremonie, die erste cammerfraw gibt daß 
hembt ahn die dame d'honneur, die dame d'honeur mir, ich der 
königin; bin ich aber nicht da, [noch] jemandts von den petits en- 

fants de France undt nur eine princesse du sang, so gibt ihr die 

* 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 234 unter mittwooh, 14 Fe- 
bruar 1720: «On nous mau de d'AHemagne que la princesse de Sultzbaoh, la 
rnSre , est morte. Son fils suooädera ä l'electeur palatin s'il n'a point d'enfants 
mäles, comme il y a apparenee qu'il n'en aura point; et outre les biens allo- 
diaux, il häritera des biens patrimoniaux , paroe qu'il a epouse 1 la fille de 1'eV 
lecteur. La princesse qui vient de mourir etoit fille de la feue princesse de 
Hesse, soeur de madame de Dangeau.» 2 Vergl. naohher den brief vom 

1 Merz. 3 ? seine. 4 d. h. menschen-launen. Quinte, französisch , nar- 
rische laune, grille. 5 dicton, Sprichwort. 6 cigogne, storch. 7 besogne, 
arbeit, geschäft, werk. 8 cilice, härenes hemd, bußkleid. 



55 

erste cammerfraw daß hembt, der königin ahnzutbun, undt nicht 
ahn die dame d'honneur ; wir haben viel unterschiedt so. Der abbe 
d'Entragae[s] ist noch immer in der cittadel von Lisle ', wo man 
ihm nichts leydts tbut undt [ihn] nach sein[e]r fantesie leben lest. 
Er ist nicht im narenhauß. Übel von meinem söhn hatt er nicht 
gesprochen, aber woll von der catholischen religion, daß er woll 
hette laßen können. Yerstandt hatt der arme teüffel , aber daß 
jngement ist gar kurtz bey ihm, ist poßirlicb, drumb mag ich ihn 
woll leyden. Ihr habt groß recht, alles zu thun, vor keine pietistin 
zu passiren, liebe Louise ! den pietistinen oder narinen halte ich vor 
all eins. Der Englander stelt sich vielleicht narisch, umb sein 
leben zu salviren. Wen man sehen wirdt, daß er in der that ein 
narr ist, wirdt man ihn woll wider laufen laßen; den buckelichten 
pfaffen halte ich vor gefahrlicher. In Lotteringen haben sich auch 
leütte gefunden, so falsche müntzen gemacht haben. Hir wirdt man 
nicht mitt falsch golt erdapt werden; den alles golt ist bey straff 
verbotten, alles wirdt mitt zettulen undt papir bezahlt. Man ist 
es hir nicht gewohnt, kompt trawerig vor 8 . Wir haben hir auch 
ein betrübts, dunckel undt verdrießliches regenwetter. Es braucht 
keinen aydt bey mir, umb mich zu persuadiren, daß man nicht gern 
auff der see ist; mir kompt es abscheulich vor 8 . Ich meine, daß 
graff Degenfeit resolvirt ist, mitt seiner gemahlin dieß jähr ins vat- 
terlandtzuzi[e]hen. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben [vom] 30 Ja- 
nuari völlig beantwordtet. Ich komme auff daß vom 23, so ich vor- 
her entpfangen hatte; weiß nicht, wo dieße iregullaritet herkompt. 
Überall gibt die post meine brieff 2 undt zwey auff einmahl. Ma- 
dame Dangeau andtwort ahn ihre fraw Schwester habe ich wieder 
geschickt. Ich glaube nicht, daß sie ihren herrn bruder * bey leben 
gefunden hatt. Es were mir lieb, wen die gutte madame Dangeau 
auch waß bekäme ; den sie meritirts woll, ist recht tugendtsam, [eine 
frau] , von welcher die medissance , so hir im landt gar groß ist, 
nichts zu sagen gefunden. Die nonen piquiren sich ordinari, ihre 

verwanten mehr, alß andere, zu lieben. 

* 

1 Lille. Vergl. den brief vom 11 Januar, oben s. 12. 13. 2 Vergl. 

den brief vom 3 Februar, oben s. 34 und nachher den brief vom 16 und 17 
Mers. 3 Vergl. die zahlreichen ähnliehen außerungen in den früheren ban- 

den. 4 den furst-abt von Murbach. Vergl. den brief vom 28 Januar, oben 
s. 29, anmerk. 9. 



56 

Sontag umb 9 abendts. 
In dießem augenblick komme ich auß dem opera undt man 
bringt mir Ewer liebes schreiben vom 3 Februari, no 10. Aber 
Ihr könt woll gedencken , daß ich beütte nicht drauff antwortten 
kan ; werde es vor die andere post sparen, wo mir gott leben undt 
gesundtheit verleyet, nun aber, da ich ahn mein dochter schreiben 
muß, von welcher ich auch mitt dem Ewerigen ein brieff entpfangen, 
kan ich vor dießmahl nicht mehr sagen, alß daß ich Euch all mein 
leben von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1099. 
A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Pranckforth. 

Paris den 22 Februari 17&) (N. 66). 

Hertzallerliebe Louisse, vergangen sontag abendts habe ich Ewer 
liebes schreiben vom 3 Februari, no 10, zu recht entpfangen. Ich 
habe es Euch selbigen tag schon gesagt , habe die andtwort aber 
biß auff heütte versparen müßen. Ehe ich aber auff die antwort 
komme, so muß ich Euch sagen, liebe Louise, in welchen großen 
sorgen undt ängsten ich nun bin. Vergangen montag abendts hatt 
unßere neue princessin von Modene die röttlen bekommen, die sie 
bey ihrer Schwester gesucht, undt selbige nacht hatt ihr herr bruder, 
der duc de Chartre, ein abscheulich lieber bekommen undt auch die 
rottlen, welche, gott lob, woll undt von haubt biß zu fußen woll 
außgescblagen sein ; allein er ist erschrecklich kranck dran '. Daß 
seindt die fruchte von den schönnen bal en masque. Hette man 
mir geglaubt, were beydes nicht geschehen. Ich habe meinem söhn 
meine meinung drüber gesagt; er ist gantz bedutelt drüber, aber 
daß macht seine arme kinder nicht wider gesundt. Insonderheit 
bin ich in erschrecklichen ängsten wegen deß duc de Chartas; den 

* 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 236 unter montag, 19 Fe- 
bruar 1720: «M. le duo de Chartres eut un peu de fievre et la rougeole parat 
bientöt apr&s. Madame de Mod&ne, sa soeur , qui devoit partir meroredi , fut 
8aign6e du pied le soir, et on croit qu'elle aura la rougeole comme M. son frere. » 
Ebendaselbst s. 238 unter dienstag, 20 Februar 1720: «La rougeole parat le 
matin ä madame de Modäne.» 






daß kindt ist so delicat, daß ich fürchte, daß er daß starcke fieber, 
wo es noch lenger dawert, nicht wirdt außstelien können. Gott 
wolle miß gnadig beystehen ! Wegen meines sohns, so noch sein 
leben die blättern nicht gehabt hatt, darff ich nicht zu dem kindt 
nndt daß ängstet mich noch mehr. Er solle so voller rottlcn sein, 
daß man von liaubt zu fußen eine 1 spellenspitz * stucken konte, wo 
es nicht ist. Ich bin nun zwar in gar Yolkomener gesundtheit; 
aber wofern meine angsten noch lang dawern, wirdt meine gcsundt- 
lieit auch woll keinen bestandt haben. Biß sontng werde ich Euch 
berichten, wie es wettter geht. Aber Ihr könt woll gedenckcn, daß 
ich , biß daß kindt wider gesundt , eine betrübte zeit in meinen 
angsten zubringen werde. Ihr secbt nun woll , liebe Louise , daß 
ich große Drasch gehabt habe, über sein bal-renen gritlich zu sein; 
den ich habe woll gesehen , waß draaß werden würde. Gott be- 
wahre, daß nicht alles geschieht, waß ich fürchte! St Clou reiniget 
sich allgemach wider von der büßen lufft , wirdt also woll wider 
gutt werden, wen ich hin werde. Wen man alt ist, wie ich nun 
bin, kan man woll noch lenger, aber nicht ohne kranckheit nndt 
ungemaeh [leben]; also kan ich woll mitt warheit sagen, daß ich 
kein hohes alter ambitioiiire. Man wirdt daß leben zu satt, uichts 
alß verdrießliche nndt schlimme Sachen zn hören undt zu sehen; 
daß matt mehr ab, alß wen man tag undt nacht reißen solte. Ich 
bin gar nicht ceremonicus, eben so wenig alß mein brnder s., sehe 
nur auff die intenüon, undt sohaldt ich persuadirt wirdt", daß man 
keine intention hatt, mich zu offendireu, verdrist mich nichts, waß 
man auch thun mag. Aber dinten auff das papir zu fahlen laßen, 
ist die groste bagatelle von der weit, uudt will lieber einen ver- 
kleckteu brieff haben, alß daß Ihr die post fehlt undt ich keine 
schreiben von Euch wegen der sekönnen ceremonie bekome. Anch 
habe ich lieher kleckeu , alß zu wißen, daß Ihr Euch die mühe 
geben habt, Ewern brieff abzuschreiben; den wen ichs bey mir ab- 
meßen will, weiß ich wol!, wie mühsam es ist; wolte er* 10 brieff 
schreiben , alli einen abcopiren. Ewere viello fehler in Ewern 
brieffen , worüber Ihr klagt, liebe Louise, verspüre ich g&ntz undt 
gar nicht. Mein söhn ist beßer, alß ich, aber, unter unß gerett, 



58 

er ist warlich gar zu gutt. Gott gebe, daß der almächtige ihm seine 
schulden vergeben mag, wie er denen vergibt, [die] ahn ihm sündigen ! 
Ich muß gestehen, daß es mich offt ungedultig macht. Alles wirdt 
von hir nach Hollandt geschrieben, waß gesagt wirdt, es mag war 
oder nicht wahr sein. Commedien in original sieht ' man genung 
hir. Gott bewahre vor tragedien! Ich habe Euch ja selber ge- 
schrieben, wie daß der verfluchte Alberonie meinen söhn urab ver- 
zeyuug gebetten undt Spanien hatt verrahten wollen *. Keinen gro- 
ßem ertzschelm tregt der ertbotten 8 . Ein rechtes zeichen , daß 
dießer verrohter undt die Des Ursin[s] den könig in Spanien gegen 
meinen söhn auffgestifft hatten, ist, daß sobaldt dieße zwey böße 
teüffel auß Spanien sein geweßen , hatt der könig sein vertrawen 
wider zu meinem söhn gewandt undt ihn gebetten, sich seiner ahn- 
zunehmen undt den frieden zu machen. Mich deucht, daß dießes 
meinem söhn eine große gloire ist. In allen stücken ist Alberonie 
ein verrähter undt es all sein leben geweßen. Seinen herrn, den 
hertzog von Parme, hatt er ahn monsieur de Vandosme * verrahten, 
dießen ahn die printzes Des Ursinfs], auch so, daß viel meinen, daß 
er ihn vergifft hatt; die printzes Des Ursinfs] hatt er der königin 
auffgeopffert 8 , die königin undt den könig in Spanien hatt er mei- 
nem söhn auffopffern wollen. Auß dießem allem ist leicht zu judi- 
ciren, welch ein fein bürschgen dießer Alberonie ist. Ich fürchte 
alß, daß wen er zu Genua bey der printzes Des Ursin [s] stecken wirdt 
(den er solle, wie man sagt, in demselben palais zu Genua logiren, 
wie 6 sie in steckt) , fürchte ich , daß die 2 teüffel waß gar schlim- 
mes stifften werden. Gott bewahre meinen söhn vor ihre stück! 
Seydt nicht in sorgen , liebe Louisse ! ich werde Euch gar keine 
handel ahnmachen mitt Ewern geschribenen zeittungen. Eine hey- 
lige zu machen, kost über 100/m thaller; daß gelt kan der keyßer 
nohtwendiger ahn wenden. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben völlig 
beantwortet. Dießen abendts werde ich Euch noch wieder schreiben 
undt auff Ewer liebes schreiben vom 23 Januari, no 7, andtwortten; 
den ich bin heütte gar zu betrübt undt in sorgen, umb ins opera 
zu gehen, finde mehr trost, ahn denen zu schreiben, so ich lieb 



1 d. h. sieht. 2 Vergl. die briefe vom 25 und 28 Januar, oben s. 23. 

28. 3 d. h. erdboden. 4 Vendöme. 5 Vergl. band IV , s. 300. 

6 ?wo. 



59 

Jiabe. Aber ist * ist nun zeit , daß ich meine pausse mache. Es 
wirdt dießen nachmittag spat werden, wen ich wider von der vissitte 
von der groß her tzogin kommen ; den es ist heütte donnerstag undt 
alle donnerstag besuche ich I. L. 

Den 22 Februari umb 6 abendts. 
Es ist schon V* stundt, daß ich wider von der Place-Royale ge- 
kommen bin. Madame la dachesse d'Orleans ist seyder dem zu mir 
kommen , drumb fang ich so spät ahn , zu schreiben. Die rödtlen 
schlagen nun braff bey madame la princesse de Moden 2 [und dem 
duc de Chartres] auß. Aber ob die docktor zwar sagen, daß es 
noch keine gefahr hatt, so gefehlt mir doch nicht, daß er einen 
durchlauff hatt; in 24 stunden ist er 7mahl gangen. Ich habe all 
mein tag gehört, daß nichts schlimmers in ahnsteckenden kranck- 
heit[en] undt wo gifft ist, wie bey den kinderblattern, rödtlen oder 
fleckfieber, nichts gef ehr lieh er ist, alß durchleüffe. Ach, wie ist man 
doch allezeit in sorgen! Es ist auch woll einmahl zeit, daß ich 
auff Ewer liebes schreiben vom 23 Januari, no 7, komme. Aber 
da kompt mein söhn herein. 

Donnerstag umb halb 8 abendts. 
Da geht mein söhn wieder nauß. Nun will ich Euch weyder 
entreteniren , liebe Louise! Ich werde nichts von der post sagen, 
weillen ich weiß, daß Ihr meine schreiben endtlich entpfangen habt. 
Bißher ist, gott lob, noch kein brieff verlohren gangen. Von der 
fürstin von Ussingen werde ich nichts sagen, weillen ich schon weiß, 
wie daß ihr herr bruder gestorben, ehe sie hinkommen ist. Ihr 
mtist noch nichts von deß fürsten von Murbachs testament wißen, 
weillen Ihr inEwe[r]n letzten schreiben nichts davon gedacht habt. 
Dießer fürst hatt beyde Schwestern weiß gemacht, daß er sie wolle 
gantz zu erben einsetzen wolle. Verlangt mich doch, zu hören, wie 
es auß einander gehen wirdt. Ordinari ist die closter-auffer zuckt 
eine böße sach. Ich weiß nicht, ob sie die kinder in Teütschlandt 
beßer erziehen, alß hir in Franckreich; aber hir ist es etwaß ab- 
scheuliches. Von den 2 brüdern fürsten von Nassau habe ich in 
ewiger zeit nichts gehört , gott lob ! Der jüngste stinckt , daß es 

* 

1 ? es. 2 Modäne. 



abscheulich ist, auß dem maul. Er fragte mich, ob ich nicht wißen 
konte oder eixahten kirnte, warumb seine genialilin ilin nie küßen 
weite. Ich dacht in meinem sin: -Daß ist leicht zu rahtcn.- 
sagte: -Es muß ihr etwaß ahn Sie eckeilen.» Hette er mich weit- 
ter pressirt, hette ich ihm gesagt, er solte die zahn sauberer halten. 
Die printzes, seine dochter, habe ich nie gesehen. Der cardinal 
undt ertzliißschoff von Paris heist nicht Noyalle , wie Ihr 
schreibt, sonder[n] Noailie , liebe Lonise ! habe lachen müßen, 
daß Ihr seinen nahmen so verschrieben habt 1 . Noch der zeit ist 
der duc du Maine durch kein patent nnschultig erkläret worden, 
auch ist er noch der zeit nicht wider zu Beines brudern raug 
langt. Von dem armen abbe d'Entraguefs] höre ich gar nichts; 
nur weiß ich, daß er noch a Lisle ist. Mich deucht, Ewer general- 
major de Francheville kent viel leütte, so ihn wenig kennen*, 
ist kein wordt war, daß er favorit vom duc de Bourgogne geweßen. 
So lang der duc de Bourgogne gelebt, war der abbe d'Entrague[s] 
exülirt ■ vom hoif; hatt sich viel jähr in Normandie aufgehalten. 
Weill er aber in einer brtßen lufft war, hatte ihm der könig erlanbt, 
nach Paris zu kommen, aber nicht nach hoff, undt sein commers 
mütt dem duc de Bourgogne hatt also gar nicht sein können. Die 
Frantzoßen , wen sie in frembten orten sein , wollen allezeit alles 
bey hoff kenen undt wißen undt wißen meistentkeils kein wordt. 
So geht es, wie ich sehe, dem Francheville auch. Wen Ihr den 
armen abbe d'Antrague kentet, wie ich, solte es Euch nicht wunder 
nehmen, wie er sich liatt fangen laßen; mitt allem seinem verstand! 



1 Ea handelt sich um Louis- Ad toine de Noaillej, bisobof von Chiilon 
her enbisehof von Pari« und cardinal, 2 Vergl. don briefvoro 28 Januar, oben 
s. 23, 29. 3 Der herr.og von Soint-Simon sagt im Journal du inarqnia de Dangnan 
XVIII, a. IBß. 197 überdon abhCd'Entrflguea folgenäoB: (tfttott un gram 
sec, hirn fait, avoc des maulpref ais'ns, meiaieei, trSs-polies et acclan 
graod munde st la li-.BtiK compegoiej de beaueoup d'esprit et l'osprit 

rare mäajaire. 401 >fooo(i,St oellttDent et agrSablement , et qui avoit 

Mim rtT I platiant (ans le vouloir «Ire; grand remarqueur et dangerous ponr 



. r.ue 



de hunte. II so piqnoit dVl 
mer [KjinL» Vergl. auab obe: 



nouoit de trfis-bonne 
s vilainea df'bauohes, 



61 

ist er wie ein kindt von 6 oder 7 jähren undt spilt mitt pupen 1 . 
Mitt dem übelen reden hatt er sich gantz unschuldig befunden. 
Mylord Stair[s] wirdt sich in der sach nicht mischen; er selber 
wirdt baldt weg. Morgen wirdt es 8 tag sein , daß ich madame 
Stair[s] gesehen. Sie kompt mir fein vor,, hatt kein schon noch 
jung gesicht, aber gar eine schonne taille. In die Bastille solle 
abbe d'Antragne nicht kommen. Meint Ihr f daß ich nicht mehr 
weiß, waß geschoßen ist? Ich weiß noch, gott lob, alle teütsche 
maniren von reden ; fehle ich ahn etwaß, werdet Ihr mir ein großen 
gefallen thun, mirs zu berichten undt mich zu wahrnen, werde es 
Euch auch recht danck wißen. Von Englandt werde ich dießen 
abendts nichts sagen, sondern ein ander mahl, wen mir gott daß 
leben lest, wollen mir 8 davon sprechen. Es hatt 10 geschlagen; ich 
maß nach bett. Gutte nacht, liebe Louise ! Ich ambrassire Euch 
von hertzen undt verbleibe allezeit die person von der weit , so 
Euch ahm liebsten hatt. 

Elisabeth Charlotte. 



1100. 

Paris den 25 Februari 1720 (N. 67). 
Herzallerliebe Louisse, die donnerstagpost ist mir gantz auß- 
geblieben. Ob heütte zwey auff einmahl kommen werden, werden 
wir dießen abendt sehen. Es ist 11 uhr morgendts; ich habe schon 
ahn die printzes von Sultzbach geantwort undt ahn die fraw von 
Lület. Ich habe noch 2 alte brieff von Euch, liebe Louisse, darauff 
werde ich hetitte andtwortten, will Euch aber vorher von unßern 
krancken verzehlen. Mein enckel, der duc de Chartre, ist auff den 
todt gelegen , so ein abscheulich fieber hatt er in seinen rödtlen 
gehabt mitt einem durchlauff. Aber verwichenen freytag hatt sich, 
gott lob , alles bey ihm gestilt undt ist nun , dem allmachtigen 
seye danck, gantz außer gefahr. Seine Schwester ist auch gar übel 
geweßen. Die printzes von Modene hat daß fieber so starck ge- 
habt, daß sie gantz gefabelt, dabey einen so starcken durchlauff, 
daß sie in ein[e]r nacht 14 mahl gegangen undt den tag nicht weniger 
undt hatt sich dabey erschrecklich, erschrecklich erbrochen; daß hatt 

* 

1 Vergl. den brief vom 25 Januar, oben s. 24. 2 ? wir. 



62 

gewehrt biß (ließe nacht umb 3 uhr. Da hatt man ihr teriac ein- 
geben, daß hatt daß erbrechen undt den durchlauf gestilt. Man 
hofft, daß sie auch außer gefahr ist. Mademoiselle de Mon[t]pensier 
hatt zwar auch die rödtlen, aber ist lustig dabey undt nicht kranck, 
wie die andere 2 geweßen , ich könte woll sagen die ander 3 ge- 
weßen sein. Die eiste Schwester, die abtißin von Chelle[s], hatt es 
ebenso gehabt. Da kompt eben monsieur Teray herrein. Alles 
geht woll bey unßern krancken 1 , will alsoweitter nichts von ihnen 
sagen; komme auffEwer liebes schreiben von 9Januari, no 3. Ich 
bin expresse nicht ins opera gangen , in hoffnung , meine 4 brieff 
dießen abendt zu schreiben; aber es seindt mir so viel verhinder- 
nüßen kommen, daß ich ohnmöglich habe schreiben können. Erst- 
lich so habe ich gar lang mitt meinem söhn gesprochen wegen der 
lotteringgen 8 affairen ; hernach habe ich lang mitt einem reden 
müßen wegen einer uhr, so mir gestollen worden in meinem cabinet. 
Es findt sich , daß es ein edelman ist ; daß hatt ein groß lermen 
geben, wie Ihr, liebe Louise, woll gedencken könt 3 . Ich hatte ge- 
hofft, dießen abendt 2 schreiben von Euch zu entpfangen, liebe 
Louisse, aber es ist keines kommen. Die teütsche post muß doch 
gestern ahnkommen sein, weillen ich brieff von der fraw von Lület 
bekommen gar frisch von Heydelberg vom 17 dießes monts; kan 
nicht begreiffen, wo Ewer brieff müßen hinkommen [sein]; den ich 
bin gewiß, daß Ihr keine post verseümbt habt, liebe Louisse ! Aber 
da schlegt es 10; ich kan nichts mehr sagen, alß daß ich bin undt 
bleibe, so lang ich lebe, wie ich Euch alle post verspreche. 

Elisabeth Charlotte. 



1101. 

Paris den 29 Februari 1720 (N. 68). 
Hertzallerliebe Louise, gestern abendts bin ich mitt 2 von Ewern 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, 8. 240 unter samßtag, 24 Fe- 
bruar 1720: «Madame la prinoosse de Modene fut assee mal tonte la journee. 
M. le duo de Chartres est tout ä fait hors de danger ; maia il a enoore un peu 
de fi&vre.» Ebendaselbst unter sonntag, 25 Februar 1720: «Madame de Mo- 
dene avoit mal passe" la nuit ; mais eile fut mieux sur le soir, et on commence 
ä la eroire hors de danger.» 2 ? lotharingischen. 3 Vergl. nachher die 

briefe vom 23 und 24 Merz. 



63 

lieben schreiben auf einmahl erfrewet worden, nebmlich daß vom 
6 dießes monts vom no 11 undt daß vom lOten, no 12. Ich will aber 
heütte nur auff daß erste andtwortten undt daß andere vor biß son- 
tag sparen ; dpn ich bin nicht sicher, ein frisches zu bekommen. Die 
posten gehen gar zu unrichtig; doch kan man noch woll zufrieden 
sein, wen nur keine brieff verlohren werden. Ich werde nichts mehr 
sagen [dajvon, daß Ihr den Gten keine von meinen brieffen hattet, 
weillen sie doch 2 auff einmahl den lOten ahnkommen sein undt 
Ihr, liebe Louise, doch woll dadurch segt \ daß ich keine post ver- 
fehlt habe. Die englische post hatt den windt zur entschuldigung, 
aber die teütsche muß es keine andere ursach sein, alß pure nach- 
laßigkeit, die brieff zwey auff einmahl zu geben. Aber weillen hirin 
nichts zu endern ist, muß mans machen wie unßers schreibmeister 
lection alß zu sagen pflegt: 

Waß nicht zu endern stehet, 
Laß gehen, wie es gehet 8 1 

Daß die wege schlim sein, kan woll die post auffhalten, aber 
nicht machen, daß zwey auff einmahl kommen. Die kälte ist wieder 
gantz hir, es frirt alle nachte gar starck. Es ist aber beßer, daß 
es nun gefrirt, alß im Aprillen. Hir schneyet es wenig undt selten. 
Ich glaube, daß daswetter auffgehen wirdt; den es ist beyweittem 
nicht so kalt, alß es dieße nacht undt heütte morgen geweßen ; den 
in dießem augenblick komme ich von der großhertzogin a la Place- 
Royale; ich laße allezeit eine seydt auff in meiner kutsch, sonsten 
solte mir übel werden; weiß also woll allezeit, waß es vor wetter 
ist. Liebe Louise , ich habe Euch daß opera prefferirt , wist mirs 
aber keinen danckl bin fro, daß ich einen pretext habe, nicht ins 
opera zu gehen; den ich bin den operaen recht müde undt dantzen 
sehen ist mir unleydtlich. Also wen ich dem opera entwißen * kan, 
bin ich hertzlich froh; aber die commedien lieb ich noch, dochbey 
weittem nicht, wie ich sie geliebt habe. Alle plaisir seindt sehr 
mitt mir brouillirt; es ist eine wüste, heßliche sach umbs alter, man 
wirdt alles müde, hatt keine freüde mehr undt bekompt keine an- 
dere] ahn den platz von denen, so man verliehrt. Aber daß ist die 
weit undt unßer herrgott wirdt nichts neues vor mich machen. Ich 



1 d. b. sehet. 2 Diesen spruoh bat Elisabeth Charlotte widerholt an- 

geführt. Vergl. band I, s. 456. 3 d. h. entwischen, 



64 

habe doch damen hir im landt gekendt, die in ihrem SO jähr die- 
ßelbe freüde hatte», in masqnen zu gehen, commedien undt operaen 
zu sehen, alß wen sie nur 20 jähr alt were[nj geweßen. Die eine 
hieße la eontesse de Fiesque undt die war dame d'honeur bey der 
groben mademoiselle, die andere lebt noch undt heist la marquise 
d'Alluye, Dieße letzte ist meine gutt.e fieündin ; sie ist aber nuu 
kranek, fürchte, daß wir sie dielien sominer, wo ich selber daß le- 
ben behalte, nicht werde[n] nach St Cluu führen können; den die 
gntte fraw ist nun über 35 alt. Man hatt ALberoni anff den 
krentzen vissitirt, weilien er dem kenig in Spanien abgeschlagen, 
sein testament zu geben, so er unter banden hatte undt der könig 
in Spanien wider haben wolte. Die königiu hatt ihm auch briff 
vertrawet, die liatt er auch nicht widergeben wollen. Drumb hatt 
man ihn so vissitirt undt doch alles, waß er geleugnet, zu Laben, 
bey ihm gefunden. Alberoni pretendirt nicht, itzonder nach dießes 
papst todt papst ku werden, sonder[nJ nach dem todt deßen, so nach 
dicßem kommen solle; den er sagt, daß wirdt ihn in daß alter 
führen, so nöhtig, zu haben, umb papst zu werden, undt daß er in- 
triguen genung machen kirnte, umb papst [zu werden]. Die in der 
zeit leben, werden sehen, waß drauß werden wirdt. Ich halte, daß 
die doppelte trawer in einen zu Heydelber[g] gehen wirdt. Die 
fürstin von Sultzbach war kleine niepce ' von rnndame de d'Angeau 1 , 
doehter von ihrer leiblichen niepce. Mein gott, es ist woll ein 
groß glück, wen man einen Manschen vatter hatt, nicht n arisch zu 
werden. Landlgraff Carl war es auch abscheulich , hatt mich hir 
leyden machen, den alle tag kam ein neu alber historgeu von ihm 
herauf, machte mich ganlz ungedullig. Ich furcht [e], sein herr söhn 
wirdt mitt der zeit auch haßiren; er gefeit mir gar nicht. Es war 
noch ein kleiner söhn bey ihm, der war gar ein schon kindt, aber 
erzogen wie ein platter bawernbul), wolte niemaiidts ahnsehen, ver- 
steckt den koptf in die tapetten undt schlug die füß auß wie ein 
pferdtgen*. Die fürstin von llattmar * muß eine feine dame sein, 
so sie ihres lierrn vattern humor geliabt. Noch eine andere Schwe- 
ster, nehmblich deß fürst Rugotzy 5 seine gemahlin, die ist auch die 




65 

gescheydtste nicht, insonderheit wie sie dem czaar nachgezogen ist. 
Waß den abbe d'Entrague[s] ahnbelangt, so hatt er gar gewiß so 
viel verstandt, alß man haben kan; aber er war der favorit von 
allen seiner mutter kinder, die, weillen sie eine dochter wünschte 
undt keine hatte, hatt sie dießen abbe alß ein medgen erzogen; 
drumb ist er wie eine franche coquette geworden undt dem gemei- 
nen laster, so hir regirt, nachgangen. Wen ich hören werde, daß 
er sich von dießem laster hin furo abhelt, werde ich ihn vor recht 
bekehrt halten; aber führt er sein alt [leben] forth, wirdt er nicht 
bekehrt sein undt wirdt den Reformirten keine ehre ahnthun *. Aber 
gott ist alles möglich undt gibt seine gnaden, wem er will. Der gnttc 
Ruvigny, den man nun mylord Galway 8 heist undt hir ein ancien in der 
reformirten kirchen zu Charanton war, war in allen stücken ein gar 
ehrlicher man, außer daß er auch daß laster hatte, mitt den manß- 
leütten desbauchirt zu sein. Die fraw von Ratzsamshaussen heist 
daß «ein buben-schelm sein». Abbe d'Antrague ist über die sechtzig 
jähr alt, bin gewiß, daß er nicht viel jünger ist, alß ich; ich habe 
ihn jung, aber mein leben kein kindt gesehen undt es wirdt dießen 
herbst 49 jähr sein, daß ich in Franckreich bin. Da sagt man mir, 
daß der abbe d'Antrague ein par jähr älter sey, alß ich. Daß ist 
gewiß, daß wenig leütte, welche[rj religion sie auch sein mögen, 
wahre Christen sein. Ich finde, daß fürstin 8 übeller, alß andere, 
thun, nicht christlich zu leben; den er thut übel vor sich undt sein 
boß exempel verwirdt noch manche arme seel. Hirbey kompt ein 
neues porte-lettre, daß wieder zu ersetzen, so Ihr dem graffen von 
Nassaw-Weillburg , so Ihr Ewern bruder Carl heist, geben. Man 
kan von der cammer zu Heydelberg sagen, wie der duc de Crequi 4 
alß pflegt zu sagen , wen er jemandts fandt , so nicht gern zahlte : 
«II ressemble l'arbalestre de Coignac , il est dur a la dessere 6 .» 
Gott gebe, daß Ihr nun waß bekommen mögt ! Adieu, liebe Louisse ! 
Ewer liebes schreiben ist völlig beantwort, bleibt mir nichts mehr 
zu sagen, alß daß ich Euch all mein leben lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1 Vergl. den brief vom 25 Januar, oben s. 24. 25. 2 Galloway. Man 

TergL über Ruvigny band IV, s. 374. 3 ? fürsten. 4 Crequy. 6 Vergl. 

nachher den brief vom 28 November und band II, s. 535; band III, s. 76. 255. 
Elisabeth Charlotte 5 



66 



1102. 



Paris den 7 Mertz 1720 (N. 70). 
Hertzallerliebe Louise, ich habe Euch schon vergangen sontag 
bericht, wie daß ich Ewere zwey liebe schreiben vom 17 ondt 20, 
no 14 undt 15 , selbigen abendt zu recht entpfangen , will hetitte 
auff daß frischte undt alste andtwordten; den ich habe noch eines 
vom 13, no 13, so ich vergangen sontag nicht habe beantwortten 
können ; will bey dem frischten ahnfangen , die reditten * zu ver- 
hindern. Darumb fange ich bey daß vom 20, no 15, ahn. Ob ich 
heütte noch eines von Euch bekommen werde, «stehet bey den göt- 
tern», wie die teütsche comedianten alß pflegen zu sagen. Daß ist 
gar billig, liebe Louisse, daß Dir Ewer schon burgische . . . aufführt; 
daran ist mehr gelegen, alß mir einen langen brieff zu schreiben, 
noch exact auff die meinigen zu andtwortten , die ordinari nur 
exacte andtwortten auff die Ewerigen sein. Wen ich nur [weiß], 
daß Ihr gesundt seydt undt zufrieden lebt, bin ich schon mitt Ewern 
lieben brieff zufrieden. Auff waß ich von dem armen Humberg s. * 
gesagt, der man hatte gar viel verstandt; ein klein, blundt, mager 
mäntgen 8 , schrieb über die maßen woll. Es ist kein wunder, daß 
Euch sein nähme nicht woll bekandt ist. Ihr origine ist von Saxsen, aber 
Humberg vatter ist mitt sein[e]r gantzen famillien in Indien gezogen 
undt er selber, der Humberg, war zuBatavia gebohren. Sein vatter 
hatt ihn gleich Teütsch lehrnen laßen. Er konte gar viel sprachen, 
Teütsch, die spräche von Batavia, Latein, Frantzösch, Holländisch, 
Spanisch; ich glaube, daß er auch Grichisch wüste, wahr gar ein 
gelehrter man ; woll schadt, daß er gestorben ; wüste die chimy per- 
fect undt mitt allen metallen umbzugehen. Mitt allen seinen kflnsten 
war er nicht serieux, sondern lustig undt possiiiich, daß beste man- 
chen von der weit. Ich habe ihn von hertzen regretirt ; den er hatt 
mich offt recht divertirt mitt seinen verzehlungen , hatte meinen 
söhn, seinen herrn, woll von hertzen lieb; es war ein perfecter 
philosophe. Wie solte man ein mittel finden, daß die mäner nicht 
auff der gaßen pißen solten? Es ist mehr zu verwundern, daß 
nicht gantze ströhm mitt pis fließen, wegen der unerhörte menge 



1 redites, widerholungen. 2 Vergl. den brief vom 4 Februar, oben 8. 39. 
40. 3 d. h. inännchen. 



67 

leütte, so zu Paris sein *. Zu Heydelberg seindt nicht so viel leütte, 
alß in einem faub[o]urg von Paris, undt die lufft zu Heydelberg ist 
über die maßen gutt. Die zwey bergen , der Königes -stuhl undt 
Heyllige-berg , hindern den zu kalten nordtwindt undt heyßen mit- 
tag; daß macht eine gar temperirte lufft, so gar gesundt ist. Daß 
unbeständige Aprillen-wctter haben [wir] hir auch gehabt; nun ist 
es schön , sanfft undt ein recht frühlings-wetter. Man geniest es 
aber gar wenig zu Paris. Dieß jähr werde ich die schönne f[r]uh- 
lings-zeit wenig genießen; den der hertzog von Lotteringen undt 
mein dochter sollen nach Quassimodo herkommen , werde also nur 
nach St Clou denselben tag, alß sie wider vereyßen. Aber es geht 
bey ihnen, wie daß sprichwordt sagt: «Man solle keinem großen 
herrn die reiß abschlagen; sie geht so baldt zurück, alß vor sich.» 
Ich halte ihre reiße hieher noch nicht vor sicher. Der hertzog hatt 
mitteßer bey sich, so lieber daß geldt in sack stecken, alß zugeben, 
daß es der hertzog ahn reißen ahnwendt, nehmblich die metres undt 
ihr hannerey 2 . Ich glaube nicht , daß man sein leben mehr von 
betrug, stehlen undt morden gehört hatt , alß in dießen zeitton. 
Vor 6 tagen ist ein abscheulliger mort geschehen. Ein cammer- 
dinner von einem enseigne 8 von deß königs leibquarde ist undt 
mir gar woll bekandt ist, den seine mutter ist meine erste cammer- 
fraw geweßen ; ihr Schwester ist ahn ihrem platz. Dießer officir 
heist Busca ; sein vatter, so leuttenampt in den garden du corps 
wahre, hatt ihm seine brigade cedirt, ehe der könig s. gestorben. 
Dießer Busca lebt mitt seiner Schwester , so gar ein tugendtsam 
mensch ist undt sich nie hatt heürahten wollen; helt ihrem bruder 
hauß, ist ein mensch schon von über die 50 jähren. Dieße zwey arme 
leütte hatten 100/m francken zusamen gesamblet, in der banque waß 
zu gewinen. Dießes gelt gaben sie einem cammerdiener auff die 
banque zu tragen umb 1 1 morgendts vor 8 tagen. Der kerl kam 
nicht wieder; Busca informirte sich überall, wo sein cammerdiner 
mitt dießem gelt mögte hingekommen sein, konte nicht von ihm 
vernehmen. Sontag geht ein geschrey, daß man in der Seine bey 
dem Pont-Royal samete 4 rotte hoßen gefunden , worinen eines 



1 Vergl. den brief vom 4 Februar, oben s. 40. Man sehe auch band III, 
8. 356. 357. 2 Frau von Oraon und ihr gatte. 3 fähnrich. 4 d. h. 

sammtene. 

5* 



68 

menschen schenckel; nicht weitt davon wurde ein kopff gefunden, 
dem man daß gesiebt so defigurirt hatte, daß nichts dran zu kenen 
war, den man hatte ihm die lefftzen verschnitten. Man hatt noch 
weitter zwey arm gefunden, aber den körper nicht. Ein balbirer, 
so dießen cammerdiner alß rassirt hatte , sagte , daß , wen er den 
kopff sehen würde, wolte er woll sagen, ob es dießer cammerdinner 
seye oder nicht; den er hette, alß er ihn rassirt, gefunden, daß er, 
alß wie er ein kindt geweßen , den kopff entzwey geschlagen hette 
gehabt, daß er die narven ahm kopff behalten, hette auch forn ahm 
kopff ein gewecks gehabt, so ihm wehe gethan, wen man dran ge- 
rührt, also alß 1 sehr recomandirt, wen er ihn rassirt, nicht dran 
zu rühren. Dießes alles hatt man ahn dem todten kopff gefunden, 
also nicht zu zweyffelen, daß es der arme kamerdinner von mon- 
sieur de Busca geweßen, welchen man ermordt, umb ihm die billiet 
de banque zu stehlen. Sie 2 gutte leütte jammern mich von hertzen; 
den 100/m francken ist kein geringer verlust. Aber eine poßirlich 
sach, so vor zwey tagen geschehen, muß ich Euch doch nach dießer 
tragiquen avanture verzehlen. Ein man hatte vor 14/m livre bil- 
liet de bangue in ein porte-lettre im sack; er fühlt in ein[e]r 
preß, daß ihm ein filou sein porte-lettre auß dem sack [zieht] ; er 
nimbt den kerl in acht', folgt ihm nach; der raerekt, daß der, den 
er bestollen, folgt, fengt ahn, zu lauffen undt salvirt sich in ein 
enck passage. Der ander aber, so auch woll lauffen konte , folgt 
ihm nach, ertapt ihn bey dem arm und sagt: «Coquin, rend moy 
mon porte-lettre que du 3 vient de me prendre! ou bien je te feray 
pendre.» Dem dieb wurdt angst undt bange, greifft im sack undt 
gibt dem man ein porte-lettre ; der geht vergnügt wider nach hauß. 
Andern tags, alß er etwaß zu zahlen hatt, nimbt er daß, bewunde 4 
es aber dicker, alß daß seine geweßen. Wie er es bey dem licht 
besieht, findt es sich, daß sich der dieb betrogen undt ahnstatt daß 
porte-lettre von 14/m livre hatte er eines, so er auch gestohlen hatte, 
gegeben, worinen vor millionen zettel wahren. Im durchsuchen 
findt dießer man, so gar ein ehrlicher man war, daß dieß porte- 
lettre einem seiner freunden zugehört. Er geht lustig zu ihm undt 
sagt in lachen : «Que donneries vous bien pour ravoir vostre porte- 
lettre, qu'on vous a volles.» Der, so gritlich war über seiner ver- 

* 

1 d. h. immer. 2 ? Die. 3 ? tu. 4 d. h. befände, befand. 



69 

lust, sagte: «Eh, mon amis, quel plaisir prenes vous a me plais- 
santer? La perte que j'ay faitte est trop grande pour en pouvoir 
rire.» Der freündt sagte: «Non , je ne plaissante pas. Si vous 
me voulles rendre mes billiets de 14 raille franc, je vous rends vos 
billiets que voicy.» Der kauff war geschwindt gemacht. Ich • finde 
possirlich, daß sich der dieb ungefehr selber bestollen hatt. Alle 
tag hört man dergleichen historger, doch mehr tragiquen, alß possir- 
lich. Vor drey tagen war eine fraw au palais *; wie ihr advocat 
ihr sagte, daß sie ihren proces verlohren, fiel sie dahin undt war 
maußtodt. Der flucher undt morder des burgers-sohn von Franck- 
fort wirdt mitt der zeit sein verdinten lohn bekommen; so sachen 
lest unßer herrgott nicht ungestraft. Graff von der Buckeburg ist 
wider gesundt. Es ist aber ein graff Apresmont 8 , deß graffen von 
Reckheim söhn, vor etlich tagen hir gestorben undt monsieur Sum, 
so polnischer envoye war 8 ; die haben mich recht gejammert. Der 
arme monsieur Sum hatte vorm jähr seinen söhn undt zwey dochter 
herkommen laßen, die seindt woll zu bedauern. Der arme man kam 
gar fleißig zu mir, beklage also die gutte leütte von hertzen. Es 
ist woll gar naturlich, seine kinder zu lieben, wen sie es merittiren, wie 
der graff von Bückeburg, so sich gar woll hir helt; höre nicht, daß 
er in böße geselschafft gehet, wo allein die gefahr hir bestehet. 
Ich cidire* mein leben niemandts , wen man mir waß sagt; also 
werde ich Euch gar nicht verrahten, waß Ihr mir von der regie- 
renden keyßerin geschriben. Monsieur Le Fevre habe ich vor 2 
tagen gesehen. Alle tag finden sich neue difficultetten. Monsieur 
Le Boy, mein advocat, meint doch, daß er alles zu ein gutt endt 
führen wirdt. Von Chevalier Watter wirdt nicht mehr gesprochen; 

* 

1 d. h. palais de justice. 2 Apremont. 3 Journal du marquis de 
Dangeau XVIII, s. 246 unter samßtag , 2 Merz 1720: «M. Shum, envoy6 du 
roi de Pologne , est mort ; il etoit fort bon homme et fort estime ici. » Eben- 
daselbst unter montag, 4 Merz 1720: «Le eomte d'Apremont, qui 6toit venu 
ioi pour les affaires de la suooession du oomte de Recheim, son onole, est mort 
che« le comte de la Marok. Sa mere etoit soeur du prinoe Ragotzki, et il avoit 
eponse* la fille du marquis de Prie, qui oommande en Flandre.» Unter mitt- 
wochs 20 September 1719, findet sich ebendaselbst s. 128 die bemerkung: »Le 
oomte de Reoheim, ohanoine de Strasbourg, est mort en oe pays-lä; il avoit 
deux helles abbayes en France, celle de Bordeaux aupres de Fontainebleau, oü 
le roi Louis le Jeune est enterr6, et celle de Saint-Evron. » 4 d. h. oitiere, 
nenne. 



70 

er ist nach Engellandt. Hiemitt ist. Ewer letzter brieff völlig be- 
antwortet; mache eine pausse. Dießen abendt, wen ich von der 
großhertzogin werde komen sein, will ich dießen brieff ausschreiben. 

Donnerstag, den 7 Mertz, umb 3 uhr nachmittags. 
Ich bin heütte gar spätt ahn taffei; den ich habe ahn meine 
toillette abscheulich zu thun gehabt. Daß kleine meüßgen, der se- 
cretarins von Churpfaltz , hatt mir ein brieff von I. L. gebracht, 
welchen ich abcopiren laße undt Euch hirbey schicken werde, weil- 
len viel vor Euch, liebe Louise, drinnen ist. Ich habe auch lange 
epistellen von dem hertzogen von Wtirttenberg 1 bek[omm]en, daß 
hatt mich lang auffgehalten; habe gehofft, nach dem eßen zu kom- 
men undt zu schreiben können; allein da kompt man mir sagen, 
daß die kutschen kommen sein, muß also noch eine pausse macncn 
undt zur großhertzogin. 

Donnerstag, den 7 Mertz, umb halb 6 abendts. 
Da komme ich eben von der großhertzogin undt werde auff 
Ewer liebs schreiben vom 13, no 13, [antworten]. Aber da kompt 
mein söhn, muß noch eine pausse machen. 

Umb halb 7 abendts. 
Da geht mein söhn wieder weg; nichts wirdt mich nun verhin- 
dern, fortzuschreiben. Ich muß mich aber eyllen; den ich habe 
noch durch einen Courier einen großen brieff ahn mein dochter [zu] 
schreiben. Sie will mich hoffen machen, daß sie gleich nach Quassi- 
modo kommen werden; ich werde es aber erst glauben, wen ich es 
sehen werde 2 . Von der printzes von Modene beylager, schon nahe 
bey 4 wochen geschehen undt vorbey, werdet Ihr auß meinen nach- 
folgende schreiben ersehen haben , wie auch , daß sie seyder dem 
auff den todt gelegen ahn den röhtlen, sowoll alß ihr bruder undt 
2 Schwestern, die abdißen von Chelle[s] undt auch mademoiselle de 
Mon[t]pensier; die kranckheitten haben allein die reiße auffgehalten. 

* 

1 In Wirtemberg regierte damals herzog Eberhard Ludwig, geboren 
18 September 1676, gestorben 31 Octobor 1733. 2 Journal du marquis de 
Dangeau XVIII, s. 246 unter montag, 4 Merz 1720: «On dit quo M. et ms- 
dame de Lorraine viendront ioi apres Päques et qu'ils logeront dans l'apparte- 
ment de madame de Mod&ne et dans eelui de M. le duo de Chartres ; mau 
cela est fort inoertain.» 



71 

Ich hoffe, daß sie biß montag verreißen wirdt 1 . Der kleine duc de 
la Trimouille 2 ist nicht gestorben. Ich gestehe , ich hette es sei- 
nem oncle beßer gegönt; den dießerbub ist gar ein mutwill [i]g kindt, 
aber sein oncle ist ein rechter gutter, ehrlicher mensch. In blondt 
gleicht er seiner fraw mutter sehr; drumb ist er mir lieb. Der 
cardinal de la Trimouille 8 war nicht von der selbige[n] brauche, wo- 
von die unßern. Er war Narmoutie 4 , deß duc de Narmutie undt 
der printzes Des Ursin[s] ihr bruder; also hatt der prince de Tal- 
mont 5 nichts von dem cardinal erben können. Were aber der 
kleine neveu gestorben , wehre 6 er gar reich geworden sein. 
Ich, wie ich gehört, daß der kleine neveu kranck war, hatte ich, 
im fall daß kindt sterben solte, schon vor seinem oncle die Charge 
außgebetten. Gott verzey mirs! Ich habe nicht fro sein können, 
daß das kindt courirt ist worden. Man spricht sehr von dem frie- 
den mitt Spanien undt auch von dem generalfrieden. Wie mir daß 
kleine secretärgen versichert, so wirdt der kriegsstreydt wegen der 
religion zu Heydelberg gantz beygelegt werden undt die refor- 
mirten Pfaltzer die H.-geist-kirch wider bekommen. Ich hatte ge- 
hofft, daß ich Ewer liebes schreiben dießen abendts gantz beant- 
wortten würde, wie ich es gesagt, alß mein söhn weggangen; aber 
es scindt mir doch verhindernüßen kommen, nehmblich daß kleine 
printzgen von Durlach, undt 8 uhr ist schon lengst geschlagen, muß 
also enden undt ahn mein dochter durch ihren courir schreiben; 
werde also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch 



1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 247 unter mittwoch, 6 Merz 
1720: «Madame la prinoesse de Modene veut partir lundi; mais on ne sait pas 
si sa sant6 lui pourra permettre enoore de se mettre en ohemin.» 2 de la 
Tr6moille. Vergl. den brief vom 18 Januar, oben s. 17. 18. Man sehe auoh 
band IV, s. 297. 3 Jean-Emmanuel de la Tremoille, abb6, nachher cardinal 
und erzbischof von Cambray. Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 209 
unter donnerstag, 18 Januar 1720: «II arriva un oourrier de Rome par le- 
quel on apprend que le cardinal de la Tremoille est ä la dernicre extremitä.» 
Ebendaselbst s. 210. 211 unter samßtag, 20 Januar 1720: «On a eu la nou- 
veUe de la mort du cardinal de la Tremoille; il 6toit archeveque de Cambray, 
abbe* de Saint-Amand, de Saint-Etienne de Caen, qui sont deux fort grosses 
abbayes, et il en avoit deux ou trois autres; il 6toit frere du duc de Noir- 
moustier et de la prinoesse des Ursins.» Über den cardinal de la Tremoille 
vergleiche man den herzog von Saint-Simon bei Dangeau a. a. o. s. 211. 212. 
4 Noirmoustier. 5 Talmond. 6 ? würde. 



72 

allezeit von hertzen lieb bebalte. 



Elisabeth Charlotte. 



Copie von Churpfaltz schreiben *. 

Ich kan Ewr: Liebden nicht genug dancken vor das gnädige 
Mitleyden, so Dieselbe zu bezeugen geruhen wollen vor den be- 
trübten Todt-Fall Ihro Majest: der Kayserin, meiner hertzliebsten 
Frau Schwester. Dem göttlichen Willen läßt sich nicht wiederstre- 
ben und muß man alles mit demüthigen Hertzen annehmen, wanns 
der göttlichen Allmacht anzuordnen belieben will , und will mich 
umb so viel ehender gerne trösten, wann ich bey Ewr: L. dieselbe 
Gnad und Gewogenheit wieder hoffen darff, so Ich bey meiner 
Kayserin bey dem betrübten Todt-Fiill verlohren habe. Was Ewr: 
L. mir sonsten wegen der Raugräffin befehlen wollen, hab Ich also- 
bald zu vollziehen nicht unterlaßen und der Pfältzischen Hoff-Cam- 
mer ernstlich anbefohlen, die gemeßene Verfügung zu thun, damit 
bemeldte Raugräffin contentiret werde. Ewr: L. ist aber selbsten sattsam 
bekandt, daß die Cammern nicht allzeit mit Geld versehen, dero- 
wegen allezeit etwas langsam mit denen Zahlungen zu seyn pfleget. 
Ich zweiffle aber nicht , daß in Ansehung Dero hohen recommen- 
dation man auf das bäldeste dieselbe zu vergnügen beflißen seyn 
wird. Eben als Ich diese Zeilen zu Papier zu bringen begriffen, 
empfange Ich Dero wertheste Hand und Antwort Zeilen vom 15. 
dieses, aus welchem * zu meiner höchsten consolation vernehme, wie 
gnädig Ewr : L. sich Dero werthesten Vaterlands und des Churhaußes 
Interesse sich anzunehmen mit so gnädigen expressionen zu decla- 
riren belieben wollen, zweiffle also gar nicht, daß diese Sache unter 
Dero gnädigen protection zu so lang erwünschtem effect gelangen 
werde. Ewr: L. belieben, noch förderhin Dero mir trostreicheste 
Gnad zu continuiren vor denjenigen, so Zeit Lebens verbleiben wird 

Ewr: Liebden 

demüthigst gehorsambst getreuester 
Heydelberg d. 27. Febr : Vetter und Diener beständigst biß 

1720. in meinen Todt 

Carll Philipp Pf. m. p. 

1 Diese Worte sind von Elisabeth Charlotte selbst, der folgende brief da- 
gegen ist von einer männerhand geschrieben. Die sohrift ist die deutsche, nur 
bei den fremdwörtern sind lateinische buohstaben verwendet. 2 ? welchen. 



73 



1103. 

Paris, den sontag, 10 Mertz 1720 (N. 71). 
Hertzallerliebe Louisse, gott gebe, daß ich weniger interuption 
heütte finden mag, alß verwichenen donnerstag, undt daß ich auffs 
wenigst Ewer liebes schreiben vom 17 Februari , so ich noch zu 
antwortten habe, [zu beantworten im stände sein möge] ! Seyderm * 
habe ich kein frisches von Euch entpfangen; kompt eines, werde 
ichs vor die andere post sparen, wo mir gott leben undt gesundt- 
heit verleyet. Seyder gestern regnets ohne auffhören; daß wirdt 
die wegen noch greüllich verderben undt die posten nicht beßer 
gehen machen. Ich habe mein leben, auffs wenigst so lang ich in 
Franckreich , die posten nie so übel gehen sehen , alß seyder ein 
jähr her ; doch verspüre ich nicht, daß die brieffe verlohren gangen 
sein. Bekompt Ihr meine schreiben nicht, ist es gar mich 8 meine 
schul dt; den ich verseüme keine eintzige post. Alle sontag undt 
donnerstag schreibe ich Euch, liebe Louise! könt also leicht wißen, 
ob Ihr meine schreiben alle entpfangt oder nicht; dorfft nur einen 
callender nehmen undt drinen sehen, so werdet Ihr es gleich wißen. 
Ach, liebe Louise, ahn meinen raisonementen ist wenig gelegen; 
ich habe nie keinen gar hohen noch penetranten verstandt gehabt, 
nur le sens commun. Aber wen man hir gar zum narren würdte, 
wehre es kein wunder; den man sieht undt hört so viel närische 
Sachen undt alles geht so, wie man hir pflegt zu sagen, contre rime 
et raison 8 , daß es kein wunder were, daß einem der hirnkasten zu 
schänden gehen solte; es ist so, daß es mir oft selber unglaublich 
vorkompt undt offt gedencke, ob es kein traumb ist. Daß macht 
alle lust vergehen undt so reveüx 4 , daß man schir nicht mehr weiß, 
waß man denckt oder sagt; glaube also, daß meine brieffe doli ge- 
nung herrauß kommen, welches woll gantz undt gar kein wunder ist. 
Ihr müst mir keinen danck wißen , liebe Louisse , wen ich opera 
Ewerthalben versäume ; den ich frage kein hahr mehr darnach, 
gehe nur auß pure complaisance nein, wen damen kommen, so gern 
hinein wolten, ohne daß es ihnen waß kost. Heütte muß ich nein, 
den princesfse] de Lambesque 6 vom hauß Lotteringen hatt mich 



1 d. h. Seyder dem, Seit dem. 2 ? nicht. 3 d. h. gegen sinn and 

verstand. 4 rSveux, nachdenkend, tiefsinnig, träumerisch. 5 Lambeso. 



gebetten, sie mitt ins opora zu nehmen; werde also heiltte meinen 
brioff niebt so grüß machen können, alß ich es woll gewünscht bette. 
Lotet o post habe ich Euch diu gantze copie von Cluirpfaltfz] andt- 
wort ahn mir geschickt. Gott gebe, dall er sein versprechen hallen 
mag! Envartte mitt vorlangen, von Euch zu vernehmen, liebe 
Louise, daß Ihr bezahlt wurden undt ich Euch cininahl zu etwaß 
habe glitt sein können. Von Ewenn gar guttem gemühte bin ich 
gar woll persuadirt, bodarff also keine weitterc dancksagung. Nichts 
ist betrübter , alß die soinige zu verliebren ; zweyffele also nicht, 
daß der churfürst zupfaltz sehr betrübt Über den verlust der key- 
Üerin, seiner fraw Schwester, wirdtgeweßen sein. Diese keyßerin war 
bitter alber in ihrer religion, recht pfaffisch '. Wozu solten die 
tri ede nschlüße dinnen, wen man sie nicht halten solle? Es wehre 
keil) unglück vorHeydelberg, wen man es von pfunVn erloßen solte. 
Daß Churpfaltz mitt den Jessuwitten von der Kettengali solle brü- 
derscliafft gemacht haben, muß eine vexirer[e]y sein; daß kau nicht 
wahr sein , daß sagt man nur, dieß[e] sach in ridicule zu threhen. 
Aber es halt es nicht von noliten, ist ridicule genung ahn sich sel- 
ber, daß ein churfürst uikU pfaiizgran' gegen den frieden waß tbut 
nuß comp Inisalice vor unweiße pfaffen. Ich höre wenig von frieden 
reden ; alle solche punckten seindt mir za hoeh , von staadtssagen * 
raisonire ich deßwegen nie. Vom Chevalier Watter ist nichts mehr 
zu sagen; er ist lengst hir weg undt thut monsieur Le Fevre weder 
guts noch boß. Ich habe vorgestern laug mitt ihm gesprochen; er 
ist in der hoffnung, daß alle seine geschafften baldt zu einem gutten 
endt kommen werden. Ich habe ihn überzeucht, daß er seinen ei- 
genen nahmen bitter übel schreibt; den kein frantzüscher nahm kan 
mitt einem dopelten ff ahnfangen. Er halt von hertzen drüber 
gelacht, sagt, es kämme englisch lierauß. Ich habe aber souttenirt, 
daß ein frantzoseher nähme nicht müste anft' Englisch geschrieben wer- 
den, also würde ich allezeit monsieur Le Fevre schreiben undt nicht 
Leffcvre schreiben. Dieße disputte konipt schir lierauß wie die von 
dockteur Pancrace dans 'Le mariage force» de la forme du ehapeau '. 

1 Vorgl. den brief vom 1R Februar, oben a. 54 2 d. h. staati-saehen. 

3 "I.o mariago force», komödie in Einetu mite ven Möllere aus dem jähre \6H. 

IM.-- ■ ■ -= Cbarlotlo hat folgende "teilt der socliated s*en« im ninne: 

Panorace. 

Abi leigneur Sganarollo, tont est renvuri aujourd'hui , et 1« wende alt 



75 

Aber da kommen viel leutte, so mich interompiren , welches mich 
recht ung&lultig macht. Ihr habt nichts vor monsieur Le Fevre zu 
fürchten; er gouvernirt sich mitt verstandt. Ich' werde ihn in alles 
beystehen , so in meinem vermögen stehen wirdt. Er hatt nichts 
vor den Chevalier Watter begehrt, sondern ihn gleich weg machen 
gehen. Ich verstehe noch weniger, alß Ihr, wie es mitt der banque 
zugeht. Mein söhn hatt heütte eine große sich l zu endt geführt, 
so ich eben so wenig verstehe, alß die banque, nehmblich die Consti- 
tution 8 . Ich sage nur: «Gott gebe in alles friede undt ruhe!» Die 
banque hört gar gewiß noch nicht auff. Mein sohu wirdt gar ge- 
wiß keine medaillen kommen [laßen], er hatt genung ahn den mei- 
nen. Ich habe schon eine suitte von 8 hundert undt e[t]lich undt 
30, alle schon undt woll conservirt undt vor guttvon allen, so sich 
auff medaillen verstehen, erkent, vor gutt undt recht antique. Aber 
da rufft man mich; es ist zeit, mich ahnzukleyden, undt Ewer lie- 

* 

tombS dans une oorruption g6ne>ale. Une lioence 6pouvantable r&gne partout; 
et les magistrats, qui sont ctablis pour maintenir l'ordro dans cet Etat, devroient 
mourir de honte, en souffrant un scandale aussi intolörable que colui dont je 
veux parier. 

Sganarelle. 
Quoi donc? 

Pancraoe. 

N'est-ce pas une ohose horrible, une chose qui erie vengeance au ciel, que 
d'endurer qu'on dise publlquement la forme d'un chapeau? 

Sganarelle. 
Comment ! 

Panerace. 

Je soutien» qu'il faut dire la figure d'un ohapoau, et non pas la forme; 
d'autant qu'il y a eette difförenee entre la forme et la figure, que la forme est 
la disposition extärieure des corps qui sont animös , et la figure la disposition 
ext£rieure des corps qui sont inanimös : et puisque le chapeau est un corps in- 
anim6, i) faut dire la figure d'un chapeau, et non pas la forme, (se retournant 
encore du cöte" par oü. il est entr6.) Oui , ignorant que vous Stes , c'est ainsi 
qu'il faut parier; et oe sont les termes expree d'Aristote dans le ohapitre de la 
qualitä. 

1 ? sache. 2 Journal du marquis de Dangeau XVIII , s. 249 unter 

Sonntag, 10 Merz 1720: «M. le duc d'Orl6ans dit publiquement le matin que 
l'affaire de la Constitution 6toit acoommod6o entierement. MM. les cardinaux 
et les e>6ques qui sont entrSs dans cctte affaire et M. Tabbö Dubois le dirent 
aussi ä tous oeux qui leur en demanderent des nouvelles.» 



76 

bes schreiben vom no 14 gantz beantwortet; bleibt mir also nichts 
mehr überig, [als] Euch zu versichern, daß ich Euch allezeit von 
hertz[cn] lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

P. S. 

Abendts umb 3 viertel auff 8. 

Es ist schon eine stundt undt anderthalb , daß ich auß den 
Carmelittencloster kommen bin undt habe hirin 2 von Ewern lieben 
schreiben gefunden vom 24 und 27 Februari , no 16 undt no 17. 
Ich habe noch kein augenblick finden können , es zu leßen. Ich 
habe ins opera gewolt, aber nicht hin gekönt; den mein söhn ist 
kommen, mitt welchen ich zu reden gehabt wegen den lotteringi- 
schen Sachen, so mich abscheulich plagen. Ich muß dießen gantzen 
abendt ahn sie schreiben , sonsten würde ich Euch noch langer 
entreteniren , liebe Louisse! Waß ist doch daß vor eine fantesie, 
daß man alß die brieffe 2 undt zwey auff einmahl jetzt schickt? 
Man will ja nichts daraitt sagen. Ich muß Euch doch noch eine 
zeitung sagen. Die Constitution ist nun gantz in frieden; man hatt 
alle bischoffe vereiniget. Mein armer söhn hatt große mühe , er 
hatt gearbeit wie ein satire ; er jammert mich recht. Ach, wie gern 
wolte ich Euch noch lenger schreiben! Aber heütte ist es unmög- 
lich auß obgemelten Ursachen von meiner docht[e]r brieff. Gutte 
nacht, liebe Louisse! 



1104. 

Paris den 14 Mertz 1720 (N. 72). 

Hertzallerliebe, ich habe so ein abscheulich schlim gedächtnuß, 
daß ich mich nicht erinern kan , ob ich Euch vergangenen sontag 
bericht habe , daß ich zwey von Ewern lieben schreiben zugleich 
entpfangen habe, vom 24 Februari, no 16, undt daß vom 27 Fe- 
bruari, no 17. Wo rairs möglich ist, werde ich heütte auff beyde 
antwortten. Ich sage, wo es mir möglich ist; den es kommen 
alß abscheulich viel intreuptionen K Zudem ist es heütte mein 

* 

1 ? interruptionen, Unterbrechungen. 






tag, daß ich zu der großhertzogin muß; sie hatt mir dieße 
taxe auffgelegt, sie alle donnerstag zu besuchen, welches ich zwar 
gern thue, weillen ich die großhertzogin lieh habe, aber es henimbt 
mir doch viel zeit. Gestern besuchte ich madame la princesse, 
welche noch sehr incomodirt ist aku ihrem rhumatisme ahn kopff. 
leb nahm ihr enckellin, madeinoiselle de Clermon[t] mitt mir her; 
ich hatte auch rcmlevous ahn ihre baß, madame de la Rocbesurion ', 
umb mitt mir in die commedie [zu gehenj. In 3 wochen wirdt man 
keine spülen; den hiß sontiig fangen die hevllige Wochen ahn, so 
biß montag über 3 wochen dauern werden. Man spilte «Ariane»* 
undt «La serenade ridicule* *. Es ist aber auch einmahl zeit, daß 
ich auff Ewer liebes schreiben komme; muß doch noch vorher sa- 
gen, daß ich hoffe, daß ich nichts mehr von der verfluchten Con- 
stitution hören werde , so leyder nnßern lieben kfinig daß leben 
gekost hatt. Mein söhn hatt es gestern zum ende geführt undt die 
bischoffe von be.vden partbeyon unterschreiben machen *, welches 
ihn so erschrecklieh fatiguirt, daß ich fürchte, daß er auch kratick 
drüber werden wirdt. Apropo von krancken, daß lieber ist vor 
3 tagen madeinoiselle de Beaujolois ahnkommen; man furcht, daß 
es auch die rüttlen geben wirdt 6 , wie ihr geschwister gehabt haben, 
die eiste. Die pr[incessel von Moden* ist vergangenen montag verreist; 
sie hatt so bitterlich geweint, daß sie mich auch hatt weinen machen; 
sie kontf kein wordt articulürcn Ich sagte zu ihr: «Mun enfant, 

1 RoobB-enc Yoi . 2 Allan«, tragedie . a Tl 

3 V.elleicbt «L* tdtnade*. «omttdle von Jeau-Francui 
du inonrui» Je Dangean XVIII. - 2S0 uoter - iiiw:. 
vm-liniui du knhnn, de Bi~«y *t de üawe« et viogl-neu 
oal eigoi- aujnurd'bui au P als»' -Royal pnor la peil da 
leans a>oii la litf natura de M. le aardinal de Noatlles 
ceoi lui ont aoceple la bulle i|ai o'ont y*n »uulu eigner; 

de Ntmes, du Charlies, da Saint««, de Dole et de ^oaeeratui. • b Journal da 
marquia de Dsngnan XVIII, -. SSI unter (YeiUg, IS Mert 1710; <Un oreignolt 
que med emn [»eile de Bnaujoloüi o'eüt la tuug««ie, ee qni aurolt empfahl! Ma- 
dame et M. le due d'Orlfiane de >oir eneora le roi de mi lemsines; male la 
pellte peiuueese n'a an qae la lerre.* 6 Madame de Madi!oe, vurher mada- 

moiaelle de Valo:«. Der marquii da Dangc..u schreibt in seinem Journal XVIII, 
i. 24» unter montag, 11 Mar* 17JU <Madatne 



mal Cnrnellle dn Male, 


Kegnard 


4 Junrual 


13 Mer* 


720: .I.es 


arobo.fq.iei 


ob fvPunes 


Egliee. M, 


le dood'Or- 


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mebleau, ä 1 



M. -.-.. i u 






, ■•• ■■■- lul a Talt tu 






je vons sonhaitte tont bonheur et contentement et ee qui vous sera 
bon poar ee raonde et pour l'anttre; vous n'aures jamais taut de 
bonheur que je vous desire. II n'arive que ee que le bon Dien 
nous a ordouues de tont lemps, mais il laut, que nous ineriltiuns 
d'cstre beureux. Vous aves de 1'esprit; employes lo a vous reiidre la 
plus heureusse, que vous poures l'estre, et de maniero que le bon 
Dicu vous »Miste! Adieu!» habe sie draitff ambrassirt undt fortge- 
schickt. Ihr berr vatter hatt sie biß itiß erste tagreill begleydt ', 
wo er seine ehaisse de poste hinkommen laß[en], istumbS abendts 
wider herkommen. Diustag hatt sie zu Fontainebleau gesclilaffeii, 
gestern sejour dort gebalten; heiitte wirdt sie zu Nemours] sehlaf- 
fen undt morgen zu Montargis undt den ferner ihre reiße biß nach 
Lion ! fortsetzen; von dar wirdt sie nach Marseille, von Marseille 
nach Antillen *, wo sie sich auff den gallen'ii ainharquiren [wirdj 
milt ihrem lincken bruder', der general von den galleren ist. Von 
Antibo werden sie nach Genua, wo die recht hochzeit ahngehi 
wirdt; den da wirdt sich der breutigam mitt alle der printzesseu 
bedinten finden. Die hulfuieistoriii undt ireilllen , alle frantzosebe 
damen , so sie bey sich hatt, werden sie dort quittircn, welcher 
woll wider neu belrübtmiß verursachen wirdt. Solte ich juug undt 
schön werden können, wie sie ist, wolte ich doch wahrlieh nicht 
ahn ihrem platz jetz[t] sein. Dießes * printzes abreiß ist gar nicht 
schuldt, daß Ihr, liebe Louise, kein schreiben von mir empfangen 
habt. Ich habe kein eintzige post ahn Euch verseüuibt, ich weiß auch 
nicht, wie Ihr Ewer * die zeittnng von dem verlauff vom beylager 
eher durch die holländische zeittnng, alfi durch meine schreiben, 
erfuhren habt. Die magniticence war geringer, alß kein beylager 
hir jemahlen geweßen; den es war weder festin, noch feste, noch 
ball 8 . Deß königs pressent ist gar schon, daß ist wahr. Der armen 
printzes Schönheit ist ein wenig geendert, sie ist abscheulich mager 
von den rottlen geworden undt die hautt braun[e]r, alß sie gcweßcu, 
wozu die Mertzeu-son nichts gults außrichten wirdt. Wen meine 
kleine enckeln in einem alter sein werden, geheüraht zu sein, wirdt 

1 d. Ii. begleitet. 2 Lyon. 3 Antibee. i d. b. halbbrader. 

ist Jean -Philippe, Chevalier d'Orlfana, grand-prieur de Franoo. Man lergl. 
ihn band IV, s. 392. Man sehe ebendaselbst s. 358. 36T. i T welche«. 

6 ] Dieser. 7 Dieses «Ewer» ist selbstverständlich m tilgen. 8 Vergl. 
brief vom 11 Februar, obeu s. IS. 4M. 



79 

man mich lengst nach St Denis geführt haben. Unßer[e] braudt hatt 
gar gewiß ihr rougeole bo[u]ttonnee bey ihrer fraw Schwester, die 
abtißin von Chelle[s], geholt. Ich hatte es vorher gesagt undt sehr 
gebetten , sie solte nicht hinfahren ; aber man ist nicht gewondt, 
meine wahrnungen zu folgen. Vor[iges] jähr hatt dieße abtißin 
nicht die rottlen, sondern die kinderblattern gehabt; nun ist sie, 
gott lob, gantz wider gesundt, hatt mir gestern geschriben undt 
gebetten, ehe ich nach St Clou werde, sie [zu] besuchen, welches 
ich auch, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet, gewiß thun 
werde. Hir zu Paris regieren die heßlich ahnsteckenden kranck- 
heitten ärger, alß nie. [Zu] Paris ist gar eine schlimme lufft, habe 
es allezeit so gefunden. Ich weiß nicht, waß Ihr, liebe Louise, die 
goltene zeit hir heist, aber mein leben, aufFs wenigst seyden ' 38 jäh- 
ren , daß ich hir bin , habe ich keine langweilligere noch alberer 
zeit erlebt; man hört undt sieht nichts, alß unglück undt laman- 
tationen, keine zufriedene gesichter, lautter klagen , undt ich habe 
allezeit -vor meinen söhn in sorgen zu sein. Gott stehe unß bey ! 
Es seindt ebenso boße leütte in Franckreich, alß Alberonie immer 
sein mag. Ich habe gefurcht, daß sein gefengnuß nur ein spilge- 
fecht * zwischen ihm undt dem papst seye ; aber waß ich seyderdem 
erfahren, erweist doch, daß es ernst ist 8 . Wie er in Spanien war, 
hatt ihm der papst papiren von consequants* vertrawet; die hatt 
er ihm, seyder Alberonie auß Spanien ist, wieder gefordert. Die 
hatt das feine burschgen nicht wider geben wollen; daß hatt den 
papst verdroßen , hatt ihn deß wegen gefangen nach Rom h ollen 
laßen, wo er woll vor alle seine boßheit übel belohnt mag werden. 
Wen der windt contrarie ist, kan man sich nicht über die englische 

* 

1 ? seyder, d. h. seit. 2 d. h. Scheingefecht, Spiegelfechterei. 3 Journal du 
marquis de Dangeau XVIII, 8. 247 unter donnerstag, 7 Merz 1720: «Les Q6nois, 
& la priere du pape, ont fait arräter ä Sestri de Levant le cardinal Alberoni, 
et on croit qu'ils l'enverront a Civita-Vecchia. On ne doute pas que le pape 
ne le fasse mettre au chäteau Saint- Ange des qu'il y sera arrive\» Der her* 
sog von Saint-Simon bemerkt hierzu a. a. o. s. 248: «Cet arr§t, qui fit 
grand'peur au cardinal Alberoni, ne fut que Teffet d'une complaisance passagero 
du pape pour les ardentes instances du roi d'Espagne.» Unter freitag, 15 Merz 
1720, schreibt Dangeau ebendaselbst 8. 251. 252: «II y a des lettres de Genes 
qui disent que le cardinal Alberoni est considärablement malade ä Sestri de Le- 
vant; il n'a point 6te* embarque* pour passer ä Civita-Vecchia commo on l'avoit 
dit.» 4 des papiers de consgquence, wichtige papiere. 



post beschwehren. Es ist eine widerliche sacke umb die see; vor aller 
weldt gutt «ölte ich nicht drnuff fahren. Ich bitte Euch, infor- 
mirt Euch unter der handt, liebe Louise, ob der erbprintz von 
Darmstat meinen eygenhendigen brieff entpfangen hatt! Es ist jetzt 
ein wenig spät, auff deß herrn landtgraffen schreiben zu andtwort- 
tea. Ich schreibe von hertzen gern ahn bekante leütte , aber die 
ich gar nicht kene , daß kompt mir schwär abo; jedoch will ich 
Euch heütte ein klein brieffgeit vor ihm schicken. Da habe ich daß 
kleine brieffgen verfertigt. Gott gebe, das es dem landtgraffen alin- 
genehm sein mag! Ich hoffe aber, daß I. L. mir nicht wider schrei- 
ben werden; den ich kan nicht mehr commerse haben, alß ich 
schon habe. Printz Max von Cassel ist der eiutzigen 1 von meinen 
vettern, weichen ich nicht gesehen habe. Sie thmi woll, daß hauß 
nicht ab zu kommen laßen; aber dicke weiber bekommen auch kinder. 
Madame Darmaguiac* s. war so dick, alß meines brudera gemahlia 
s., undt doch hatt sie sie 1Ü große kinder daher gesetzt, so alle in 
mausalter kommen, 4 dochter undt 6 söhne. Der landtgraff undt 
ich schreiben einander gar selten; ich sage I. L. aber nie, waß ich 
von seiner famille höre, den man weiß nie, ob solches ahngenehm 
ist oder nicht. Ich andtworte ihm nur auff waß er mir schreibt, 
Printz Wilhelm gemahlin solle weder hübsch, noch ahngenehm sein, 
wirdt also froh sein, durch seines herrn brudern heüraht ein pre- 
text zu bekommen, apart zu schlaffen. Wen man sich nicht hertz- 
lich lieb hatt, ist es eine verdrießliche sacke, 2 in einem bett zu 
sein. Ich wünsche von hertzen, baldt zu vernehmen, daß Ewere 
gritliche sacken ein eiidt genolimen haben. Meine verdrießlichkeyt- 
ten seyndt wie die köpft" von der hydra von Lerna ; wen eines ab- 
geschlagen, kompt ein anders wider 8 . Aber waß will man tbuu ? 
Es ist die' weit lauff so, liebe Louise I Ich habe noch auff Ewer 
liebes schreiben vom lü, no 13, zu audtwortten, welches ich bißher 
unmöglich habe thun können. Aber nun ist es zeit, meine pausse 
zu macheu undt mich ahnzukleyden. 



1 t emsige. 2 (l'Armagnae. 3 Die hydra vor 

pannes, eine meile südlich von Argos , wurde von Herakles b 
trage des küniy.s Km v.<l liln;-i- ^-m.idieL Man vergleiche lä. Ji 
buch der grieuhi^L-lK'ii und römische b myihulogie. Leipzig 1 



81 

Donnerstag umb halb 6 abendts. 
In dießem augenblick komme ich von der Place-Royale , von 
unßerer großhertzogin, welche ich, gott sey danck, in gar perfecter 
gesundtheit gefunden undt recht lustig; hatt mich lachen machen. 
Es war eine alte marechalle de France bey ihr, so über etlich undt 
70 jähr ist; da hatt sie Harling geruffen undt gesagt, er solle gar 
seüberlich mitt dießer damen umbgehen; den sie ist gar delicat. 
Da segt Ihr, wie lustig dieße fürstin ist. Aber, liebe Louise , ich 
maß eine pausse machen; den man rufft mich, ins opera zu gehen, 
ich habe versprochen, Isse ' zu sehen. 

Donnerstag umb 9 abendts. 
Da komme ich eben auß dem opera undt werde auff Ewer ge- 
sundtheit mein ey schlucken, den ich habe heütte morgen mitt dem 
kleinen pf alt zischen secretari gesprochen; der sagt, daß man den 
Reformirten die H.-geist-kirch wider gantz wirdt einräumen undt 
alles nach dem friedenschluß richten. Der secretari hatt mich ge- 
fragt, waß mein söhn dazu sage ; ich habe geandtwort : «Mein söhn 
wird gern hören, daß Ghurpfaltz sich nach dem friedenschluß rieht; 
waß vorgangen, hatt er gar nicht aprobirt undt were in dießem 
stück gar nicht vor Churpfaltz geweßeu; er hatt mirs tetttsch her- 
rauß gesagt*.» Mein gott, [wie hat] daß kleine mängen die äugen 
gespert 8 ! Aber ich habe ihm nichts gesagt, alß waß ich von mei- 
nem söhn selber gehört, undt man hatt ihm groß unrecht gethan, 
zu glauben , daß er eine solche gewalt aprobiren solte , so direct 
gegen den friedenschluß geht ; nein, daß war gar nicht zu fürchten. 
Mein söhn hatt gar keine so albere religion, wie man meint, undt 
ist nicht bigot, wirdt sich woll sein leben von keine Jessuwitter re- 
gieren laßen, da bin ich gutt vor, noch mein exellentz* auch nicht, 
daß versprech ich Euch. Ihr kent ja woll den conte d'Albert. 
Seindt Ihr den nicht mitt unßer lieben churfürstin undt der königin 
in Preüssen zu Achen geweßen? Da war er ja undt wolte den 
verliebten von der konigin agiren undt madame Tircanel 6 wurde 



1 VergL den briefvom 28 Januar, oben 8.30, anmerkung 2. 2 Vergl. 
auch den folgenden brief. 3 d. h. aufgesperrt. 4 Elisabeth Charlotte meint 
damit sich selbst, wie in dem briefe vom 18 Februar, oben s. 52. 5 madame 
de TyreonneL 

Elisabeth Charlotte 6 




82 

jalous von der konigin, weillen der conto Albert ihr geflehl. 
halt mir einen brieff von Cbutpfaltz bracht. Icli glaube, man [bat] 
Eilren lieb[en] brieff vom 13, no 13, verhext; den diß ist schon 
daß 3 mahl, daß ich dran ahnfange zu andtwortten , ohne es 
endt zu führen zu künnen. Hirbey kompt ein schreyben von ma- 
damc de Daugeau vor ihre fraw Schwester. Es halt 10 geschlagen; 
ich muß nach hett, werde Euch doch noch vorher versichern, daß 
ich Euch von hertzen lieh behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1105. 

Paris, sambstng, den 16 Mertz 1720 (N. 78). 
Hertzallerliebe Louise, umb den teüffel au contretemps zu be- 
triegen , so fang ich Euch heiltte ahn zu schreiben; den sontags 
kommen mir allezeit hindeniuße. Last sehen, ob kh endüich einmahl 
daß vom 13 Fehruari, no 13, werde beantworten können! Dießes ist 
dali 3te mahl, daß ich es unterfange. Man wink nun baldt sehen, 
wie daß pfaffenweßen nußeinander gehen wirdt. Der keyßer hatt 
sich in dießer sach gar wo!l gehalten, mein söhn auch, welcher sich 
gantz gegen die erkläret, so den frieden sc hl aß nicht halten würden, 
nicht exaet halten würden. Ich hoffe also, daß der frieden in un- 
ßerm vatterlandt bleiben wirdt undt kein religionskrieg werden. 
Der arme comte Albert hatt daß pottegram abscheulich bekommen, 
seyder er herkommen , ligt zu bett undt kan weder häudt, noch 
fuße rühren. Cburbayern wirdt nun meines sohiis resolution wiß< 
Ich glaube, daß der keyßer undt meines sohns declarirung d 
eburfürsten zu Pfaltz endtlich determinirt, die H.-geist-kireh wider 
einzuräumen, hoffe also, dali alles woll gehen wirdt undt wünsche 
es von hertzen. Ich glaube nicht, daß unßere teütsch[en] clinr- 
fürsten undt forsten so einfältig sein werden, zu leyden daß, daß ein 
Portngais undt kein Teütscher ihr keyßer werden solle. Wen 
Churbayern eine ertzhertzogin vor seinem churprintzen bekommen 
wirdt, solle der leyden, daß der Portngais ihm die erblander ah- 
quacktV Daß kau ich nicht glauben. Über dieße sach aber, liebe 
Louise, können Ihr undt ich woll in ruhen schlaffen; es geht unß 
woll gar nicht ahn. Wie kompt es, liebe Louisse, daß man so 
trawerig zu Franckfoith geweßen undt ahn gar keine divertisse- 



83 

menten gedacht? Heütte enden alle divertissementen hir biß auff 
Quassimodo \ daß macht 3 gutter wochen. Deß Schnebels dochter 
muß von keinem gutten hauß sein , weillen sie sich so gar übel 
verheüraht hatt; ein geadtelter ist eine schlechte qualitet. Ich kene 
3 Schönborn; esmagwoll einer von den 3en sein, so jetzt cardinal. 
undt bischoff zu Speyer ist. Sie wahren alle 3 brüder , gar feine 
leütte ; aber einer gefiehl mir woll , war recht lustig undt hatte 
mühe, geistlich zu werden; es war ein hübscher herr von gesicht, 
aber ein wenig zu dick von taille. Hiemitt ist doch endtlich der 
teüffel au contretemps attrapirt; den Euer liebes schreiben vom 13, 
no 13, ist völlig beantwortet; morgen ein mehrers, den ich werde 
auff daß vom 24, no 16, andtworten. 

Sontag, den 17 Mertz, unib halb 9 morgend ts. 
Gestern konte ich ohn möglich wider zum schreiben gelangen; 
den gleich nach dem eßen besuchte ich madame de Chasteautier *, 
so kranck ist; hernach ging ich nunter, stieg in kutsch undt be- 
suchte die große printzes de Conti. Wie ich wider kam undt 
schreiben wolte, kämme die junge printzes de Conti undt bliebe 
bey [mir], biß ich ins opera ging. Nach dem opera bekamme ich 
ein schreiben von unßer abtißin von Chellefs], dem ich antwortete, 
laß ein schreiben von meiner dochter undt eines von der printzes 
von Modene, so ich eben entpfangen hatte, nahm mein geklopfft ey, 
wie alle abendt, undt ging nach bett. Es war nur halb 10, bin 
aber heütte umb 6 aufgestanden, habe mein ordinari gebett vericht, 
habe hernach ahn die printzessin von Modene geantwort. Daß hatt 
mich all zusamen biß auff dießc stunde geführt, da ich auff Ewer 
liebes schreiben vom 24Februari, no 16, andtworten werden 8 , wel- 
ches daß eintzige von Ewern lieben schreiben ist, so mir noch überig 
blieben. Wir werden dießen abendt sehen, ob ich ein frischeres 
bekommen werde, welches ich aber vor die andere post sparen werde, 
es sey den daß wieder zwey auff einmahl kommen, wie letzte post. 
Ich werde aber nicht viel schreiben können ; den es wirdt nahe bey 
6 sein, wen ich wieder auß dem Carraelittencloster kommen werde, 



1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 252 unter samßtag, 16 Mers 
1720: «Les spectacles ont 6t6 bien remplis aujourd'hui et ils ne recommenoeront 
qu'aprds la Quasimodo.» 2 Chäteaathiers. 3 ? werde. 

6* 



uiidt icli habe hcütte gar einen großen brieff ahn mein dochter zu 
beantworten inidt von ihren affairen utidt großen proces, so sie hir 
gegen dem duc de Cbastillon ' haben wegen der comte de Ligny, 
reche nachäfft [zu] gehen. Daß gibt langweillige brieffe; den ich 
muß sagen, waß ich selber nicht verstehe; daß macht einen recht 
gritlicli. Ich glaube mich hundert jähr alt, wen tili gedencke, daß, 
wen Ihr den alten Matheis a heist, meines kutsebers Ambrossius söhn 
ist, so mich allezeit zu Heydelberg geführt halt a . Es ist gar ge- 
wiß , daß die pusten nie unrichtiger gangen sein, alß seyder ein 
jähr her. Es ist eine verdrießliche sache, daß sie meine schreiben 
alß überall zwey auff einmahl gehen. Es ist wahr, liebe Louise, daß 
ich nicht leicht Verdruß nehme; ich hoffe auch, ob gott will, nnn 
weniger Verdruß zu haben, nun die printzes von Modene weg; die 
hatt mich offt ungedultig gemacht. In Ewerem von no 17 habe 
ich schon gesehen, daß Ihr wist, daß unßer duc de Chart re[s] deß 
breüdigains stelle vertrelten * , drumb sage ich nichts mehr auff 
dießein text. Dur printz von Modene ist gar gewiß nicht herkom- 
men, noch hir geweßen. Dancke Euch sehr, liebe Louise, vor Euere 
congratulatiun, ao Ihr mir über dießen heürakt macht, dancke ich 
aehr. Ich habe Euch vorher gesagt, daß die fürst in von Ussingen 
eine gar unnohtige reiße tbua würde unilt ihren herrn hrudern 
todt finden würde *. Ich habe Euch vergangenen donnerstag die 
copie von Churpfaltz schreiben geschickt, woran ß Ihr, liebe Louise, 
ersehen werdet, daß I.L. sich piuuiren, gar woll vor Euch zu sein. 
Gott gebe, daß er sein versprechen halten mag! Wir Werdens sehen, 
wen Ewer haußverwaller wider kommen wirdt sein. Es solte mir 
von hertzen leydt sein, wen es nicht ahngehen solte uudt daß, waß 
in Churpfaltz schreiben vor Euch stehet, nur bloße eoniplimenten 
geweßen wehren. Ihr werdet auß meinem letzten brieff ersehen, 
wie es gantz undt gar nicht wahr ist, daß mein sühn die belriegerey 
von den pf äffen aprobirt hatt, so man zu Heydelberg uiitt der H.- 
geist-kireh praticirt halt . Ihr habt groß recht gehabt, es nicht 
zu glauben, liebe Louise 1 Er halt auch Churpfaltz wahrnen iaßen, 
nichts gegen den westplialiscben frieden zu thun , er müste sonst 

1 ChltilloD. 2 Vergl. band HI, e. 119. 31T. 361; band IT, a. 82. 

232. 3 Ambrofllu» Lobwaftor. Vargl. band II, s. 108; band III, a. 119. 141. 
4 Vergl. deo brief vom 1 1 Februar, eben a. 48, anmerkung 2. 5 Vergl. den 
brief vom 18 Februar, oben a. 55, 6 Vergl. den vm Ij^i -uIimhUti Lriflf, oben a. 81. 






gegen ibm sein. Der keyßer hatt sieh in dießem fall gar woll gehalten 
undt gar nichts pfafnsch, wie sein oncle, ahlige fangen, aiso zu hoffen, 
daß alle unruhe gestilt wirdt sein in der armen Pfaltz. In Sassen solle 
eine abscheuliche ihewerung sein, jedoch weillen , wie Ihr sagt, 
liebe Louise, man raht dazu getban, wirdt es woll auffliCren. Nichts 
ist abscheulicher; ich glaube, ich wolte lieber sterben, alß so waß 
zu sehen, wie ichs gesehen habe; es schaudert mir noch, wen ich 
dran gedencke. Es ist wahr, [daß] Silber undt golt hir verbotten 
ist 1 ; aber weitter weiß ich nichts davon, den ich misch mich in 
nichts in der weit undt befinde mich gar woll darbey. Man hatt 
mir schon einmahl gesagt, das Ihr Ewere affairen gar nicht ver- 
stehet undt Euch alle tag bestehlen last. Daß muß woll geschehen; 
wen man die financon nicht verstehet, so muß man ja woll alle denen 
glauben, so mau seine affairen vertrawet hatt. Waß solle man 
sagen oder thun? Ihr wist woll, liebe Louise, daß ich dazu nicht 
bin erzogen worden, eygennülzig undt iuteressirt zu sein; mein 
bruder s. war es auch nicht, ma tantc; untere liebe cliurfürstin s-, 
war es gar gewiß auch nicht. Aber hir außer mein söhn, madame 
de Chasteautier undt ich weiß ich niemandts zu nenen , so, wie 
man hir sagt, in dießem fall «franc du colier» * ist. Ey, ey, 
liebe Louisse, last unß nichts mehr von den bagalellen [reden], so 
ich Euch schicke! Es muß nur gehen, wie daß frantzüsche Sprich- 
wort sagt: -Les petit presseilt entretieuent Tamitie.» Ich kan mir 
leicht einbilden, daß einem bang vor dnß fewer sein kan, wen man 
so eine abscheuliche feliersbrunst gesehen hatt. Meine arme kinder 
in Lotteringen haben auch greuliche spuetacle gesehen . Nun bawen 



1 Daß e 


a damit leb 


e volle 


riolitigko 


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aufioiahnung 


lies marquis 


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2 frano du collie 


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worüber ma 


n yergl 


lohe ban 













feie daß hauß wider. Daß Ihr nicht momerirt 1 habt, habe ich woll 
gesehen undt Euch gleich zu willen gethan , aber daß die chiffcr 
gefehlt, habe ich nicht gemerckt. Ahn Ewerem kurtzen gedachtauß 
kan ich sagen : «Je recognois mon sang-; deu man kan kein schlim- 
mer gedächtnuß haben, alß ich leyder habe. Da bekomme ich 2 
von Ewern lieben schreiben an ff einmahl, eines vom 2, nol8, nndt 
eines vom 5, no 19. Ich habe der zeit noch nicht gehabt., es leßen 
zu können; aber so baldt ich meine brieffe werde anßgeschrieben 
haben, werde ich die Ewerige leßen. Aber ich muß noch vorher 
ahn meine dochter schreiben, von dem ich einen großen brieff ent- 
pfangen hatte. Ihr seydt ahn die affuiren gewohnt, liebe Louise! 
Ich furcht, daß, wen graff von Degenfeit wider bey Euch sein wirdt 
undt Ihr ihm die schünburgischen werdet übergeben haben, werdet 
Ihr hernach die tagen undt stunden zu lehr' linden. Ahn monsienr 
Le Fevre habe ich kein gelt gehen, weillen Ihr, liebe Louise, ver- 
sichert, daß es bezahlt seye. Were monsienr Marion zwischen 2 
undt 3 nachmittags kommen, hette er mich allein grfunden. Mon- 
sieur Lc Phevre ist nun drauff abgericht. Wen man morgendts bey 
meiner loillette nur kämme, gings woll hiu, daß viel letltte werden; 
aber ich muß mitt allen sprechen, daß ist verdrießlich undt bludtslang- 
weillig. Hiomitt ist Ewer lieben * schreiben von no 1(5 völlig beant- 
wortet Wir haben hir woll waß neues, allein weillen Ihr die leütte 
nicht kendt, künt Ihr nichts darnach fragen. Adieu, liebe Louise! 
Ich ainbrassire Euch von hertaen undt habe ich* so lieb, alß Ihr 
es selber wünschen moget, undt daß all mein leben. 

Elisabeth Charlotte. 



1106. 

Paris den 21 Merta 1720 (N. 77). 
Hertzall erliebe Louisse, ich habe ich J vergangenen sontag bericht, 
wie daß ich zwey Ewerer lieben schreiben auff einmahl entpfangen 
habe, alß nehmblich daß von 2 undt fiten dieües nionts, no 18 undt 
no 19, wehrdc meine antwort bey dem frischten ahnfangen. Ich 
weiß nicht, warumb Ktlch die post fehlt; den ich schreibe alle poston. 
Vielleicht finden sie er a artlicli, alß zwey undt zwey paquetten auff 



üb 



1 Euch, b 1 Euch, 6 lei 




einmal] 1 zu geben. Ich sehe aber nicht, worinen dieße gentillesse 
bestehet. Die zeittungen haben war gesagt, außer duc de Chartre[s] 
ist wider frisch undt gesandt, ist sehr gewachsen undt jetzt größer, 
aiß ich, welches er vor seiner kranckheit nicht war; kam gestern 
nieder von Seve ', wo er 12 tag lang die frische lufft genohraen '. 
Man sichts ihm nicht mehr ahn, daß er so kranek geweßen. Ich 
gestehe, dießer bub ist mir sehr ahm hertzen gewacksen, habe ihn 
lieber, alß alle seine Schwestern; aber meinen söhn habe ich noch 
nn vergleich lieh lieber. Mein enckel fehlt nicht von verstandt, allein 
er hatt eine solche facilitet, daß ihn auch die all ereinfältigsten ieütte 
verführen können, wen sie ihm nur sagen, daß, waß sie ihm pro- 
possiren, die mode unter den jungen leinten ist, undt sie ihn auß- 
lachen werden, wen er nicht Unit wie sie. So gutt mein söhn auch 
ist undt jederman guts undt gnaden thut, so ist er doch sehr ge- 
ll ast ; den die Frantzoßen seindt so abscheulich interessirt, daß, 
wen sie keine miüionen gewiuen, meinen sie, man zige es ihnen 
ab, undt kaßen deßwegen ohne auffhören. Es ist, glaube ich, keine 
undanckbare[re] nation in der weit, alß die Frautzoßen ". Fran- 
tzoßen verachten, wen man zu sanfft mitt ihnen verfährt; sie recht 
in zäum zu halten, müßen sie forebt undt lioffnung haben; den wen 
sie nichts zu [hoffen] haben, suchen sie , anderwerdts waß weytter 
zn bekommen, insonderheit wen sie nichts zu fürchten haben. Aber 
wen man ihnen forebt einjagt undt dabey lioffnung gibt, so dienen 
sie recht woll. Hir weiß man noch nicht, daß mein vetter in Schwe- 
den könig geworden. Aber wie weiß man es nicht eher durch Gas- 
sei, alß über Dresden? Daß macht mich ahn dießer zeittung zweyff- 
. Gott gebe, daß ich mich betriege! Aber da kompt Chausse- 
ray[e]. Ich muß ein wenig mitt ihr plauttcrn. Hießen nachmittag 
werde ich ferner auff Ewer liebes schreiben andtwortten, nun aber- 
meine pausse machen. 

Donnerstag, den 21 Mertz, urab 7 abendta. 
Waß man le diable au contreterups heist, der hatt mich heütte 

1 Pptrea. 2 Journal du marqnis de Dangeau XVIII, a. 264. 2b& 

unter donnoratag , 21 Meri 1T20: «Madamo alla, il y a deu» jours, mir M. 
le duc da Cbartres, qui dapnia aa rougeole est a .Saint-Cloud daoa la raaiaou 
qa'oo:npoit M. Termt au boat dea jardioa sis-a-.ia da Sayrea.- 3 Vargl. 

Und. IV, 9. 35. 280. 297. 3D6. 



woll abscheulich lenternirt', habe nicht eher, alß nun, wider zum 
schreiben gelangen können. Gleich nach dem eilen bin ich ent- 
schlaffen, hernach habe ich viel brieff bekommen, die habe ich ge- 
leßen, unter andern eines von Euch, liebe Lonisse, von 9, no 20. 
Es seindt mir auch alle augenblick interuptionen kommen, bili auff 
den envoyes von Holstein, monsienr Dumont; der hatte mich ge- 
betten, ihm einen brieff zu geben vor den baron von Goertz, nmb 
ihn einen saxsischen edelman zu recomandiren, einen baron von Rei- 
chenbach; den brieff habe ich achreiben müßen. Ich furcht, ich 
werde morgen , da es mein großer schreibtag ist , vissitten thnn 
müßea; den es geht ein geschrey , alß wen die junge duchesse * 
gestorben sein solle, welches kein wunder were; den sie ist gar 
übel, hatt heütte morgen alle ihr sacrementen entpfangen, undt ist 
so * gestorben , muß ich morgen zu alle ihre mütter , die rechte 
multer, Schwiegermutter undt großmutter, wie aucli alle geschweyen* 
undt scliwester; daß ist eine fatiquante sach. Ich glaube es noch 
nicht; den wen es war wehre, kette es mir gewiß madame la prin- 
cesse sagen laßen 6 . Ich komme nun auff Ewer hohes schreiben 
vom 9, welches daß frischte ist, welches, wo mirs möglich ist, ich 
noch heütte hoffe zu beantwortten. Ich habe woll gedacht, alß ich 
auß Ewerm lieben brieff vom no 19 gesehen, daß Euch eine post 
von mir gefehlt hatt, daß man Euch wieder zwey auff einmahl von 
den meinen geben würde. Daß ist unleydthch ; aber waß will man 
thnn? Es stehet uidit zu endern. Ah, da kompt meia söhn [und] seine 





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weian 


person, mit 


er m« 


n verschwiege» 


ist — blute™» 


radier 


oder Ter- 



dea galten oder der gattia — gewfihnlioher ; sohwager , sohwitgerin.» 
ler, Bayerisches Wörterbuch IH, s. 523. 5 Es war doch der fall. Der 
b de Dangeau EcbreiU in seinem Journal XVIII, e. 264 unter donneretag, 
'i 1720: -Madame la Duchesse la jeuue est ruorte.» 



89 

gemahlin. Gott weiß, wen ich einmahl auff Ewere liebe schrei- 
ben werde antworteten. 

Unib 9 abendts. 
Mein söhn undt seine gemahlin haben mir ihren söhn herge- 
führt, ihnen zu helfen, diß junge 1 bürschgen zu predigen. Daß 
hatt mich bißher aufgehalten undt nun muß ich enden, den ich 
muß nach bett; den morgen muß ich früh aufstehen, umb ahn die 
princes von Wallis zu schreiben; den den gantzen nachmittags 2 muß 
ich die betrübten besuchen undt daß leydt klagen 8 . Es ist also 
zeit zu, zu enden. Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen undt 
behalte Euch allezeit lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



1107. 

Paris den 23 Mertz 1720 (N. 78). 

Hertzallerliebe Louise , ich will heütte ahnfangen , auff Ewere 
liebe schreiben zu andtwortten, wozu ich bißher nicht habe gelangen 
können, aber vorher verzehlen, wie viel neues wir hir haben. Aber 
es geht nach dem alten teütschen sprichwordt: «Alle tag waß 
neues undt selten waß guts.» Gestern hab ich den gantzen tag 
mitt trawer- vissitten zugebracht; den vorgestern nachts zwischen 10 
nndt 11 uhr ist madame la duchesse gestorben, monsieur le duc 
also nun ein platter wittwer. Madame la princesse ist erschreck- 
lich betrübt, den madame la duchesse war von allen ihren enckelen 
daß liebste kindt. Sie hatts auch ahn madame la princesse ver- 
dint; den sie hatt sie von hertzen geliebt undt gerespectirt. Ma- 
dame la princesse jamert mich undt ich fürchte, dießer todt wirdt 
ihr daß leben kosten. Wer auch noch recht in der seelen betrübt ist, 
daß ist ihre Schwester, mademoiselle de la Rochesurion *. Aber alle 
die andern verwandten, alß die leibliche mutter, der man, noch die 
schwigermutter undtr geschweyen, fragen kein haar darnach. Der 



1 ? diesem jungen. 2 ? nachmittag. 3 Elisabeth Charlotte hat vergeßen, 
Luisen den wirklich erfolgten tod von Madame la duchesse la jeune zu melden. 
4 Louise- Adelaide de Bourbon-Conty, mademoiselle de la Roche-sur-Yon. Vergl. 
band IV, s. 245, anmerkung 3. 



man kan seine freüde nicht bergen ; ilim ist es ahm besten zu ver- 
zeven; er hatt keine ursach, betrübt zu sein. Meine vissitten baben 
mich gestern von der ... biß umb 6 oecupirt; es war halb 7, wie 
ich wider ins Palais-Roval [kam]. Gestern morgen hatt ein junger 
mensch, so artig undt wo!) geschaffen ist, eine abscheuliche tliat 
begangen; er ist von gutten hauß undt von den flanderisehen graffen 
von Hörn. Er hatte auf der foire de St Germain 4 taußendt thaller 
verlohren; die war er schul tig undt wolte sie bezahlen, erdachte 
aber ein schon stück, nahm drey Schelmen zu sich, ging a [la] nie de 
Quincampois, suchte ein haull auli, wo er zum fenster nauß springen 
könle. Andern tags geht er in die rüe Quincampois, findt einen 
commis de la bauque, fragt ihn, ob er billiet de la banque nette 
undt ihm etliche verkaufen wolte. Dieß[er] fragt, vor wie viel; der 
graffvonHoni fordert ihn mehr, alß er begehrte, führt i|li]n drauff ii 
ein cabaret de l'espee ' de bois, so allernegst la rüe de Quincampois 
ist; da haben sie dielien commis assasinirf, seiudt alle 4 zum fenster 
nauß gesprungen. Aber der graff von Hörn hatt gemeint, seine 
bfllio that ku verhehlen, ist gantz blultig zum commissarie du eartie 1 
geloffeu undt hat; gesagt, mau bette ihn assasiniren wollen. Der 
comissairc sähe ihn ahn, sagte: «Monsieur, vous vous plaignes 
d'assassinat; vous unves tont en sang et vous n'estes pas blesses'; 
snr ccla vuus !rouveres hon que je vous areste *.» In dem augen- 
blick konipt der /weytte korl lierrein undt hört, daß der erste sagt: 
«Tenes. demaudes a monsieur qui entre, qui est tesmoign B de Tas- 
sassinat!* Dorkcrl, dem' sein bößes gewißen alinklagte, hörte, daß 
man ihn alß zeugen zarnffte undt daß sein cammeraht' alles ge- 
standen hette, gestünde alles gleich; wurden drauff arestirt undt 
sie seindt in ein[e]r schwer[e]u gefangnuß undt man meint, daß sie 
biß moutag gericht werden werden. Da melt 9 man mir alle tursten, 
so hir vom liauß Lotteriugen sein, alle die vom bauß d'Areuberg", 
alle die vom hauß Noaillejs] , die Issenguieu " undt andere mehr. 
Die haben mich gar sehr gejainert; den sie begehren nicht ihres 
sclilimeu verwautens leben, sondern dali man ihn nicht offendtlich. 
hinrichten , soudei'n heimblicb im gefangnuß kopffon laßen [solle]. 
Ich hab ihnen gesagt, daß ich sie alle sehr beklage, allein daß sie 

1 epee. 2 J commisaairo du quartier. 3 V blesaG. 4 ! arrfte. 5 ^ tfmoin. 
B ?don. T d.h. kamarad. 8 d. h. meldet. B Aremborg. 10 laenghioi 



91 

woll wüsten, daß ich mich in nichts von der regence mischte, konte 
also nichts in dießer sachen thun. Es schauttert mir aber, wen ich 

dran gedencke, so schaudere ich *. 

* 

1 Journal da marquis de Dangeau XVIII, 8. 255 unter freitag, 22 Merz 
1720: «Le comte de Hörn alla dans la rue Quinoampoix , voulant , disoit-i), 
aoheter pour 100,000 eous d'actions ; il donna rendez-vous dans nn oabaret ä 
un agiotenr qni lui porta des aotions dans un portefeuille. Le oomte de Hörn, 
qni avoit deux de ses amis aveo lui, se jeta sar le malheareuz agiotenr, et lui 
donna plusieurs eoups de poignard et prit son portefeuille. Un des deuz bri- 
gands qu'il avoit aveo lui, voyant que l'agioteur n'ötoit pas enoore mort, aoheva 
de le tuer; ces deux-lä ont et6 pris et le troisieme s'est sauve. On ne doute 
pas qne justice n'en soit faite promptement et severement, l'action etant si 
abominable; et plus eelui qui l'a commise est homme de condition, plus il est 
n£oessaire d'en faire exemple. II est frere du prince do Horn-Horn; il n'y a 
plus de Horn-Montmorency ; il y a beauooup de gens de qualit6s ioi de ses pa- 
rents proches.» Ebendaselbst unter sanißtag, 23 Merz 1720: «La famille du 
oomte de Hörn se remue fort pour tächer d'obtenir gräee pour lui. M. le duo 
d'Orleans eVite de leur parier, et on ne croit pas qu'ils en obtionnent rien.» 
Ebendaselbst s. 256 unter Sonntag, 24 Merz 1720: «M. le duo d'Orl6ans per- 
siste & ne vouloir faire aucune gräce au oomte de Hörn. Quelques gens de sa 
famille ä qui S. A. R. n'a pas pu 6viter de parier, lui demandoient qu'on traität 
le oomte de Hörn comme un fou, et qu'on l'enfermät aux Petites-Maisons , lui 
disant mgme, qu'il avoit une mere et un oncle enferme's ; M. le duo d'Orleans 
repondit qu'on ne pouvoit se döfaire trop tot de fous qui portoient la folie 
jasqu'ä la fureur; et ensuite les gens qui vouloient servir ce comte lui repre- 
senterent quelle infamie ce seroit pour une famille aussi illustre et qui appar- 
tenoit ä tant de souverains de TEurope. II repondit que 1' infamie etoit dans 
le crime et non pas dans le supplice ; ils le presserent encore davantage , lui 
disant: «Mais, Monseigneur, il a Thonneur de vous appartenir ä vous-mgme.» — 
«Bhl bien, Messieurs, leur repliqua-t-il, j'en porterai Tinfamie avec vous.» Eben- 
daselbst unter montag, 25 Merz 1720: «Le comte de Hörn devoit £tre exeoute 
aujourd'hui; mais on a fait une procedure qui auroit allonge l'affaire de quelques 
jours ä cause de la semaine sainte, et il a fallu aneantir cette procedure, ce 
qu'on a fait oe soir; et il sera execute demain en plein jour, malgr6 toutes les 
instances que gens considerables ont faites ä S. A. R.» Ebendaselbst s. 257 
unter dienstag, 26 Merz 1720: «Le comte de Hörn et Mille, son oompltce, qui 
est Piemontois, furent rou6s vifs ä la Greve, sur les quatre beures apres midi, 
a la grande satisfaction du peuple et du public, qui a fort loue la sevlrite* de 
M. le duo d'Orleans. Le troisieme oomplice, qui s'appelle Lestang, est en fuite ; 
il sortit de la ehambre au moment que l'assassinat fut acbeve ; c'est lui qui 
gardoit la porte. On croit avoir des indices de sa retraite, et on espere s'en 
saisir incessamment. On dit que les supplicies ont aecose beaueoup de monde 
a la question, et qu'ils ont avoue beauooup d'autres crimes.» Der herzog von 
Saint-Simon bemerkt hierzu a. a. o. s. 257. 258 folgendes: «II y eut bien du 



d'Born. 


Ls er 


mi 6toit horribls 




qae" 


tte qnalite; nul 



Falmtontag, dea 24 Hertz, mnb halb 
leb bin gesinnt abendts expresse früh undt nmb halb 10 zu 
l*ett, damitt ich bi-ütte trüber auffstehen konte nndt schreiben ; den 
icb kan dießeu morgen bey weittem nicht so lang schreiben," alt 
ordinarie, muß mi[c]b amb halb 10 ahnkleyden, in die pfarrkirch zn 
fahren , weillen es heütte palrae-sontag ist. Wen man den alten 
MlMKUni glauben <olte, werden wir kein gntt, noch fruchtbar jähr 
haben; den es solle heütte schon Sonnenschein sein, aber es ist 
Irlib iintll regne!. Alles ist trawerig biß anffs wetter. Es ist aber 
auch einmaul zeit, daß icb auft* Ewer liebes schreiben komme, so 
ich vergangen donerstag so gar kurlz habe abbrechen mflßen. Ich 
war geblieben, wo Ihr mir, liebe Louisse, sagt, daß man in Teütscli- 
landt hiß ins ■IN- gliedt königliche boheytten gibt. Daß kan hir 
nicht ahngehen , indem die ständt vom königlichen hauß gar zu 
reglirt seyndt 1 . Watt man enfants de France heist, daß seindt alle 
pour ot du uontro «ur oelto exioution du eomt 

prätexte rlono i lui launer la vis. Mais 11 h 
roue Importe iino Infamie anx Paya-Baa en Allemagne <iui rejaillit tellement am 
tollte Iti fbimilli», quo las nevoux tuOtnos et loa nieoes du rou6, ä plus fort« rar 
lon im enfant» , aaa frfres ot sej imura , sunt eiolus d'entrBr dana toua le! 
otaftpltrus poiir plusieurs genfiratlotis. Outre la boute d'une tello eiclusion, o'esl 
une poito formte ü la plua honorable , la plus oommode et Ift plus eidinairt 
doohargo Je« faiuilloa, dont la naisaanoa peut y entrer, et Eonvcnt encore ä am 
grantle l'urlano , pM los prülnturtis juuverainea et lea tSlectornles oft l'oo peut 
parvonir. Cola fut vivoiiitnt reproseut6 Bit regont par le duo do Saint-Siintin, 
qnuiiju'jl n'on filt prie pur potaonne dont il ne ae soueiät, qu'il eonnftt, et qu'il 

Position de oommiier la poino , par oette raison , ä lui faire 
L'Bxeuipto atoit fatt par la uondamnation, justice ctoit faite pat 
bllque ä mort . ot il n'y a poraontie de rsisonnnblo qui ne fi 
raison de oelte uommutation de puino. Saint-Simoa partit poor Ba maison de 
la Forte', ajanl Heu de i-ompter que le oomte d'floin seroil deoapit6. Mai» Law, 
»uiif d'nn genre de eriiue qui parloit aur aa banquo , atoit reiolu la roue. 
L'ubbö Duboi- el lui n'ili.ifiit qu'un alore, ot üs l'eujportSrent dea que Saint- 
Siuon fut patti. Non-seulemout la inaiaoti d'IIorn fut au deaeapoir, mala tont* 
la grando noblosae dos Pays-Bas fut uutroe et ne se oontraignit pas de le t(- 
molgner i-ans Management ot lougteinpj." Man rergleiohe auch nachher des 
«rief vom 21 April, 

I über die Im folgenden entwickelten rang- und fUnde-onlersehiede vor 
gloieho man auch band I. s. 52. lo3; band II, s 1!. 1 Sä. 193. 473. 548 
band III, i. 41. 42. 293. 



93 

deß kooigs leibliche kinder oder deß dauphins seine undt deß kö- 
nigs brüder; die werden par quartier bedint undt ihre gemahlinen, 
undt ihre Chargen im hauß werden gekauft; die haben, waß man 
grands officier[s] heist, premier ausmonier, premier escuyer, Pre- 
mier maistre d'hostel. Alle große fest muß der premier maistre 
d'hostel sie mitt dem stab . . . wie bey unß die haußhoffmeister 
auch steke tragen; daß geht nicht weytter. Alle ihre offecir, welches 
eygendtlich die bedinten sein , haben viel privilligien ; man darff 
keine soldatten bey ihnen logiren ; sie haben freyheitten, comitimus *. 
Daß ist, wen sie Processen haben, so müßen ihre gegenpart kom- 
men, wo sie sein, undt können unßere officier de la maison royale 
nicht obligiren , anderwerts den proces zu führen. Vielle kauffen 
nur deß wegen Chargen in unßern heüßern. Niemandts sitzt vor 
unß, als regirende herrn , cardinals, printzessinen von souveraine 
heüßer undt duchesse[s] de France. Les petits enfants de France 
ist gantz eine andere sach. Die mäner allein haben grands ofücicr[s], 
die weiber nicht, ob sie gleich altesse royale tractirt; sie sitzen 
zwar vor unß, aber wir in der chaise a bras 2 undt sie haben nur 
ein tab[o]uret 8 . Die weiber werden nicht par quartier gedint; alle 
damen sitzen vor sie, undt die printzen undt ducs haben chaisse a 
bras; alle duc[s] eßen mitt ihnen. Kein mansmensch ist 4 mitt unß, 
alß die princejs] du sang, königliche bastart undt cardinals undt 
waß außlandische regirende herrn sein. Die printzen du sang, von 
dem ersten biß auff den letzten, haben keinen andern tittel , alß 
altesse serenissime; sie haben keine grands officier[s]. Alles ist 
mitt ihnen, allerhandt leütte, undt sitzt vor ihnen, sie begleitten 
die duc[s] et pair[s] undt die ambassadeur[s] begleitten sie ahn ihre 
kutsch , entpfangen sie ahn der ersten thtir von ihrem gantzen 
apartement; in der kirch, in den tribunen, ist alles pesle mesle 5 
mitt ihnen. Auff deß könig tepich , so man drap de pied e heist, 
darff niemandts tretten noch knie[en], alß les enfants de France, 
geraht hinter dem könig ; hinter unß les petits enfant[s] de France. 
Die princefs] undt princesse[s] du sang haben ihr car[r]eau außer 



1 das oommittimus (vom lateinischen committimus, wir erlauben), ein fürst- 
licher gnadenbrief mit der Verleihung des rechts zur berufung an ein höheres 
gerieht. 2 armstahl. 3 seßel ohne lehne. 4 d. h. ißt. 5 pele-niele, 

unter oder durch einander. 6 fußtuoh vor dem betschemel. 



94 

dem drap de pied , dörffen nicht drauff stehen ; sie haben kein 
quartier , noch die Chargen werden nicht bey ihnen gekaufft noch 
verkauft, haben kein commitumus. Also segt Ihr, liebe Louisse, 
daß in alles gar ein großer unterschiedt ist. Sie begleitten unß 
ahn der kutsch, sie geben unß, wie unßere kinder, den muff undt 
hendschu. Aber der unterschiedt ist, daß au[x] petits enfant[s] de 
France pressentirt unßere hoffmeisterin , w r aß sie geben sollen , den 
prince[s] undt princesse[s] du sang nur die erste caramerfraw. Es 
seindt noch viel unterschiedt, so zu lang zu sagen würden sein. 
Wir haben valet de pied; die solten geschtirtzte hoßen tragen wie 
pagen undt nichts solte valet de pied heißen, alß die geschürtzt[e] 
hoßen tragen; alles andere solle laquay heißen. Der princesse[s] 
du sang ihre dörffen keine geschürtz[t]e hoßen tragen, seindt also 
nur laquayen. In alles ist cter unterschiedt groß, les petits enfant[s] 
de France haben valets de pieds mitt geschürtzte hoßen. Also ist 
in alles großer unterschiedt , undt die princefs] du sang, wie meine 
enckeln sein , können also nie altesse royale sein. Ich habe ge- 
dacht , liebe Louisse , daß Euch aller unterschidt von der maison 
royale araussiren würde; drumb hab ich Euch so einen langen be- 
richt davon gegeben. Von der post will ich nichts sagen, weillen 
doch nichts drinen zu endern stehet. Daß Ihr keine post verfehlt, 
daß bin ich woll sicher; ich fehle auch keine. Ich weiß gar woll 
undt kene Euch zu sehr, liebe Louisse , umb zu glauben , daß Ihr 
mir geschriben solt[et] haben, daß Ihr Ewer porte-lettre dem graffen 
von Nassau geben, umb ein änderst zu haben. Aber ich bekomme 
deren von den nonen so viel , daß ich nicht weiß , waß ich mitt 
ahnfangen solle, undt weillen ich weiß, daß sie Euch nicht unahn- 
genehm sein, kan ich Euch gar woll etliche schicken, -ohne daß mir 
waß davon abgeht. Solche sünde, da kan [ich], ohne prister [zu] 
sein, Euch gar leicht die absolution geben. Alles fleisch hatt seinen 
weg verkehrt , wie vor der sündtflulit geschehen ; man weiß nicht 
mehr, wen man nun trawen kan, nun, wie ich Euch gestern ge- 
schrieben, ein graff von Hörn sich ein dieb undt mörder fundt. Er 
ist auch von denen, so von buben debauchirt sein, hatt vergangen 
jähr, umb einen jungen cavallier seine liebe undt passion zu er- 
weißen, sich mitt seinem degen die handt durch undt durch gesto- 
chen; hette man ihm nicht gewehrt, hette er sich noch die seytte 
durch gestochen. Durch die abscheuliche Sünden undt durch daß 



95 

spillen werden alle junge leütte verdorben undt zu Schelmen. Man 
solte keine junge leütte mehr nach Paris schicken ; sie lehrnen 
nichts, alß abscheuliche laster. Ich habe keine Teütschen bey mir, 
alß Wen dt undt Harling undt eine[n] controleur general , so auch 
teütsch undt von Lutzenburg ist; die seindt alle trey * ehrlicher* 
leütte. Der daßliche 8 stück begangen undt mein uhr gestohlen *, 
war ein Gascon von recht ehrlichen leütten. Sein oncle hatt mir 
40 jähr gedint, ist vorm jähr gestorben; seines oncles dinst zu 
recompensiren, hatt ich dießem jungen menschen seines oncles Charge 
in sur-vivance geben. Der nar, der Duch/so hieß er, wolte gleich 
meine uhr verkaufen. Ein m[o]usquetaire , so es kaufen wolte, 
trug die uhr zu einem uhrmacber , sie zu schätzen ; er hatte sie 
25 pistollen verkaufen wollen. Der Uhrmacher, so den zettel schon 
entpfangen hatte, daß meine uhr von Gloria verlohren, kante die 
uhr gleich, sagte zum mousquetaire : «Cette montre est a Madame, 
je ne vous la rendres pas.» Er brachte sie mir gleich. Ich ließe 
dem comandanten des mousquetaire [s] noir[s] sagen, wie sich meine 
verlohrne uhr bey ei[ne]m mousquetaire noir gefunden, so le cheval- 
lier de Viller 8 heist, hette sie zu einem Uhrmacher gebracht, daß 
aber die goltene kette dran fehlt. Monsieur de Canilliac 6 ließ den 
chevallier de Viller gleich gefangen nehmen. Der sagte gleich, 
Duche, mein exempt des garde[s], hette ihm die uhr verkauft; er 
hette sie aber noch nicht bezahlt. So ist die sach herrauß kommen. 
Er war capitaine au regiement de Chartre[s] ; ich hatte ihn zum 
captein gemacht; ein großer, woll geschaffener kerl. Er war ein 
spieller; daß hab ich nicht gewust, hette ihn nicht ahngenohmen; 
den von spiellern kompt nichts guts. Daß ist die gantze historie. 
Paris ist ein abgrundt aller laster. leb sage alß, eß müßen doch 
viel gutte undt fromme leütte in Paris sein , sonsten müste Paris 
untergehen , in dem tag undt nacht so r abscheuliche undt gottloße 
sachen vorgehen. Vergangen mittwog seindt 2 kerl lebendig ver- 
brendt worden , so wegen diebstall ins gefangnuß wahren. Einer 
davon war ein söhn von dem weib, so in meinem hauß meine Ser- 
vietten undt tischtüger fournirt. Man hatt ihnen einen prister 
geben, den haben sie violirt undt hernach gezwungen, unßern herrn 

1 d. h. drei. 2 ? ehrliche. 3 ? das häßliche. 4 Vergl. den brief 

vom 25 Februar, oben s. 62. 5 ? Villers. 6 Canillac. 






Christum zu verleugnen, hoben ihn, alß er es nicht thun wollen, die 
nägel abgeritten, die houtt hinter den kopff. wo sie die platten ha- 
ben, abgerißen, solche schmertzen ahngetban auffallen seytten, daß 
er etliche tag darnach gestorben. Einer von beyden hott sich be- 
kehrt undt bitterlich seine sünde bereuet uudt beweinet; der ander 
aber, alß er daß feiler gesehen, hatt gelacht undt gesagt: «On me 
fait un petit feu pour me ehaufler les pieds, mais cela sera hien- 
tust fait," hatl sich gar nicht bekehrt, ist wie ein verzweyffelter ge- 
storben. Die operaen werden biß dinstag über 14 tag erst wider 
ahngehen. Ach, liebe Louisse , in meinem alter weiß man wenig 
von freüden undt man wirdt alles müde. Ich gehe nur ins opera, 
damilt man mich nicht, vor zu gar leflttescheü hclt undt mich ahm 
pQblick '; sonsten ging ich nicht hin, gar gewiß. Comedien ge- 
fahlen mir noch, daß muß ich gestehen. So lang so sagen* diver- 
tiren, finde ich, daß man ivoü thut. hinzugehen ; den man muß sich 
selber vor melancolie hutlen 5 , welches eine zu gefährliche saclie 
vor daß hirn ist. Wie ich sehe, so wirdt man in Teülschlandt auch 
böß, so abscheulich ist. Mich deucht, die wirtbin solte mitt dem. 
leben gestrafft werden. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben von 20 
ordendllich beantwortet, muß mich nun ahnkleyden. Hießen abendt 
nach der vosper werde ich dielien brioff außschreiben. 

SoEtag, deu 24 Mertz, umb halb 7 abendts. 
Da komme ich eben auß dem closter. Wo ich almkommeu, 
hab ich daß sprichv/ordt außführen müßen : -Noiit bricht eyßen, 
daß kun ich mitt schey . . . . boweißen* ; den so baidt ich ahnkom- 
men, hab ich in die gaiderobe gemüsl, drumb schreibe ich so spät, 
liebe Louisse! Ist 4 kan Euch aber nicht lang entreteniren, den ich 
muß endigen; den ich habe auff 4 brieff von meiner dochter zu 
andtwortten, muß ein ... suchen, sie zu trösten. Daß arme mensch ist 
woll von lierlzen betrübt ; sie halt tag undt nacht gearbeydt, ihren 
herrn zupersuadiren, herzukommen, nndt wie alles fertig undt be- 
reydt ist, kompt ihr ein argwolm, daß sie schwanger ist. Es ist ti 
gantzer jähr, daß sie kein kindt bekommen. Ist sie aber schwanger, 
so ist es daß 15te mahl, daß sio schwanger ist. Sie hatt sich in 



97 

LOpfi gesetzt, sie wirdt dißinabl sterben im kinJtbett. Gott bewahre 
ldü davor! Da bringt man mir ein paquet von Euch, liebe Louise ! 
Ich liabe Ewer liebes scbreiben ahn tnoiisieui' Le Fevre gleich hin- 
geschickt. Ich habe es nicht geleßcn ; den ich leße mein leben 
keine schreiben, so nicht ahn mich gehören. Gott weiß, wen ich 
auff Euere lieben schreiben andtwortten werde können. Ich muß 
schließen; auff ein ander mahl ein mehrers , nun aber nur sagen, 

Idaß ich Euch von hertzen lieb bobalte. 
Elisabeth Charlotte. 



1108. 









Paris den grüadomieratag, 28 Mertz 1720 (N. 79). 

Hertzalterliebe Louise, ich will heiltte auff Ewer liebes schrei- 
ben vom 12 Mertz, no 21, andtwortten, so ich vergangen sontag 
entpfangem Ich glaube, daß ich nichts mehrers werde schrei- 
ben können; den ich habe schon daß h. abendtmahl empfanden 
undt dießen nachmittag werde [ich] ins closter , in waß man Ten- 
nebre ' heist Daß ' list man viel propliezcy[u]ngcn undt die nonen 
singen psalmen dazwischen, etliche in musick, andere in ihrem or- 
dJDarie gesang ; daß wehret woll 3 stundt. Ordinarie schlaff ich 
drüber ein; den, unter unß gerett, nichts in der weit ist langweil* 
liger, alß 3 stundt Lattein singen zu boren. Ich ninib ordinari 
noch andere bücher mitt, so ick leße; habe aber muhe, daß schlaffen 
zu wehreu. Man will Euch gewiß wider 2 von meinen schreiben 
auff eimnahl geben, daß Ihr, liebe Louissc, genung zu leßeu mögt 
haben; mich aber verdriests, wen ich so richtig schreibe- undt meine 
brieffe nickt ahnkommen. Ich bin heütte eine geplagte sc sie , alle 
augeublick kompt man mich interompiron ; daß macht mich recht 
ungedultig. Ich glaube, der teliffel schickt mirs expressc, umb mich 
in dießem tag, da ich zum h. abendtmahl gangen, ungedultig zu 
machen. Gott gebe mir gedult! Da rufft man mich zum eßen. 

Gleich nach dem eßen, vor 2 ulir, hatte ich mich hirher gesetzt 
in hoffnung, noch vor der zeit, daß meine kutschen kommen, Euch 
ein wenig zu entreteniren. Da ist monsieur Laws, der controleur 



I Teqebres, lateinisch Ton« 
2 7 Da, 

h Ctiarltitte 



Vergl. band IV, 








general de[s] fiiianc.es, herein kommen umit Im« mir nrylord Strafl'ord ' 
hergeführt , den ich vor 24 jähren undter dem nahmen von mylord 
Rahy gekandt habe. Es ha« mich reclit verwundert, den er ist 
weder fetter noch magerer, weiter alter noch jünger worden, gantz 
wie ich ihn gelaßen halte, sagt, er were 7 jähr zu Berlin geweßen. 
Wir haben viel von untierer lieben e. churfürstin, ma taute, ge- 
sprochen. Er iiatt auch von Euch gesprochen undt hau gerabten, 
daß es ahn Euch were, ahn wem ich schreiben wolte. Ich war ein 
wenig tendirt*, ihn niitt der graffin von Wanten berg zn vexiren, 
aber ich habe doch ein geh alten. Ich finde, daß er vor 24 jähren 
beßer frantzöüch sprach, alß nun; den nun hatt er englische tlion. 
Wie er weg war, habe ich ins closter gemüst, bin von 3 biß umb 
6 drin geweßen , er [st.] nach (j wider her. Wie ich ahnkommeo, 
hatt mau mir Ewer liebes schreiben vom 1<> dießes monts, no 22, 
gebracht, habe es noch davor mir undt kein augenblick zeit finden 
können, zu schreiben; den ick habe einen brieff bekommen, den 
iiabe ich heanlwortten mUßen. Man plagt mich, weillen verwichenen 
montag ist mein chevallier d'honneur, der comte de Mortaigne, ge- 
storben. Dein premier cscuycr habe ich erlaubt, zu steygen 8 ; aber 
esseindt Li, die dio ciiarge von premier [licuyer] kauffen wollen; 
die plagen mich unerhört, schreiben mir, reden niitt mir*. Es fin- 
den sieh viel difticulteten , gantz [recht] zu desidiren "; daß plagt 
mich erschrecklich , ist eine rechte quäl. Aber last unß von waß 



t Journal du marquis de Dang e au XVJ1I, a. 268 unter mitiwoeb, 27 Meri 
1720: «Milord Stanbopo arriva ici la matin; il eut audience da M. !o dun d'Or- 
16ans avant midi. Milord SlratWd üst jirriv£ ]iu?si ; iD;tia c'oat pnur sea afTairei 

3 d. b. i ■- lekan. 1 JonrnaL du marquis du Dangeau XVIII, e. 256 unter 
montag, 23 Mori 1720: -M. da Mortagne, ohovmli« ilwiUMU de Madame, eit 
muri; eile a denn« la abarga au comte de Siuiian«, Ben jireinier ecuyar, 8t celle 
da premier £cuj-er n'eat pua euuure dOQne'ej pluaieura gena la deroandent; maii 
Madame n'e»! pas enoora de" terra in 6e. » Dai ber«og von Saint-Sinion bamarkt 
hieriu a. - o. a. 25 7 fulgendea: <Ou a auffiaamment pari« aiUaura an cos 
Detail de Morlagne. fiimiane , qui lui sueci-di, jtoit un cousin des daui freres 
Simiane qui out 6t6 l'un nprSs 1'autrB jireiniora gentilsboniinei de la chauibra 
de M. la uue d'Orieang , et dont le dernier fut cbemlier de i'Ordrs en 1724, 
par l'egaid qua M. lo Duo qui Stoit lors premier ininiatro, eut pour la promeaie 
qua rilujiaoe nveit aua de la nominatien Je feu M. la duo d'Orlcans, qui avolt 
drell d'eo dünner nne.» 5 deoidiaren, entscheiden. 



änderst reden! diß ist zu langweillig. In den zeittungen werdet 
Ihr wenig warli eilte» von mir leßen; in den letzten teutschen lag 
ich fiiiff den todt, befinde mich doch heller, alß ich in viellen jähren 
gethon. Ich sehe da im ahn fang von Ewerin letzten lieben schrei- 
ben, daß ich woll gerahten, weilten Ihr zwey meiner brierl au ff ein- 
mal] 1 entpfa [igen habt. Alle meine enckellen liir habe lob den gautüen 
abendt bey mir gehabt. Sie seindt, gott lob undt danck , nnn in 
volkommener gesundtheit. Aber man schreibt, daß sich die printzes 
nicht so woll befind!, aliS ihr Schwester undt hruder. Ich weiß woll, 
daß mein sahn dem printz Talmond waß geben, die sum aber weiß 
ich nicht '. Nach langen jähren verlange jähren verlange' ich nicht. 
Madame la duchesse, die jnnge, ist vergangenen douneratag gestor- 
ben'; sie hatt sich selbsten uinbs leben brugt* durch ihre unordendt- 
liehe conduitte. Von der keyßerin Am die verstauchten fuß habe 
ich nichts gewnst , alß durch Ewer liebes schreiben. Gott gebe, 
daß gantz frieden undt ... in der Pfaltz bleiben mag! Ich wolte 
rn* mehr plauttern, aber es wirdt spät undt ich muß morgen 
wider früh auffslehen, werde also nur in eyll sagen, daß der graff 
von Hom ilinstag abendt mitt seinem camerrahten gerilhtert wor- 
den*, hatt sich sehr bereuet undt ein braifes, schönnes, gottseeliges 
endt gehabt. Gutte nacht! Ich ambrasaire lillch von hertzen nndt 
behalte Bitten recht Heb. 

Elisabeth Charlotte. 



-1 Dar marqui.x ds llangoau Bobreibt in seinem Journal XVIII, ■. 122 

Her donneretag, 1 Februar I72U: «On ;. donnj an prinoe de Tnlmond une 

ponsiun da 20,000 franes quo l'un met sur le gmivariieulant. da Sarrolouis, qui 

du viloit. qne 18,000 franca; il an vaudra 36,000 preaentament. On lui donno 

bemerkt hierzu a. a. o. ». 223: «Madame et la mere du duo de la Trfmoille 
er du prince de Talinond etoient «fuurs, Alles du landgrave de Hesse et de .-■., 
fameuso lipouse qui a ai oouriigeuseuient sum la Frunue. On l'a dejä vn dana 
coa notea, parmi da si grandos et de si oontmuolloa profuaion? ä tgut le Inende, 
il eut fite «ränge quo le prince de Talmond db s'en Int pas send ; ms !.- il 
Tonloit etre duo, et fut au daseapoir d'en »oir faire ä la majorite aane en etre, 
et ne e'an cacha paa.* 2 Es muß natürlich heißen: Kaoh langen juhten 

verlange. 3 Vergl. die briefe Tom 21 und 23 Mors, oben a. SS. 81. 

i d. b. gebraoht. fi J. h. gerne. ö Vergl. den briet vom 23 Muri, oben 

1. 91, unmarkting 1. 



■ 



Paria den 30 Mertz 1720 (N. 80). 
Hertzallerliebo Louisse, icb will heütte ei» wenig ahnfangen, 
Euch zu eiitreteiiiren ; den so n tags kau ich gar schweb rl ich dazu 
gelangen, in Sonderheit morgen, da es Ostertag ist undt wir morgen dts 
in die pfahrkircu müßeu undt nachmittags in die vesper undt salut, 
welches mir wenig zeit zu schreiben überlaüen wirdt. Ich war ver- 
gangenen donuerstag geblieben ahn Ewer liebes schreiben vom 16 
dießes moutz, no 22, wo Ihr sagt, liebe Louise, daß es Euch ahn- 
genehm solte sein, meine stim zu hören; aber ich fürchte, sie würde 
Euch erschrecken, liebe Louise! Den ich habe eine so rauhe stim, 
daß man offt, wen icb meine, ahm freundlichsten zu sein, glaubt, 
daß icb zürne. Ich spreche ordinarie , alß wen ich eine[n] rauen 
halß bette. Jetzunder befinde ich mich, gott lob, sehr woll. Daß 
ist eine schlime gewohnbeit , so Churpfaltz nimbt, viel zu verspre- 
chen, wenig zu halten. Aber daß seindt plaffenpoßen, so allezeit, 
wer sich von ihnen regieren lest, hundert felller tbun machen. Aber 
da schickt mir le diable au couttetemps neuen ambaras. Gott weiß, 
wen icb wieder zum schreiben werde gelangen können. 

Sambstag umli halb 7 abeodta. 
Seyder ich auffgehört, zu schreiben, Hebe Luuisse , hab ich 
viel Sachen gethau. Erstlich bin ich die arme marquise d'AUuye 
gleich nach dem eßen besuchen gangen. Sie ist ein wenig beßer, 
hatt aber eine schlimme kranckLeit, neiimblicb 85 Jahr; sie ist aber 
gar nicht kindisch, kan noch recht lustig sein, ist eine rechte gutte 
fraw; were mir leydt, wen sie sterben solte. Von dar bin ich in 
kutsch initt meinen 2 damen, Lenor undt madame Borstel, zu ma- 
dame la princesse, wo icb eine gutte stund t geblieben. Ihr enckelin, 
die priutzes de Conti , ist bin kommen. Wir beyde haben unßer 
bestes getban, madame la princesse ein wenig auffztimoutern ; den 
sie kau sieb nicht über madame la duchesse todt trösten. In einem 
fall hatt sie recht, den es war von allen ihren kiudern undt kindts- 
kinderu die sie ahm li[e]bsten hatte undt welche ihr den grosten re- 
spect erwieße; alle andere leben übel mitt ihr; aber ihre threnen 
werden sie doch nicht wider bringen undt sie macht sich nur matt 
undt kranck mitt. Von madame la princesse bin ich wieder übers 



101 

waßcr au Pont Royal undt zu nnßcr großen princesse do Conti. 
Die hatt daß cnntinuirliche fieber mitt gar großen haubtschmertzen. 
Wie ich herein kommen, habe ich all meine cnckeln außer den duc 
de Chartre[s] hir gefunden; die liaben mich lang amussirt. Also 
werde ich dießeu abeudt nicht viel schreiben können, noch morgen 
auch, wie ich Euch schon gesagt habe. Da kompt Alvares herrein 
undt bringt mir ein schreiben von nnßer lieben priutzes von Wallis, 
so gar frisch ist. 






Ontertag, den 31 Mertz, umb 9 ubr morgendti. 
Ich habe noch */« stund t hir in meiner cammer zu sein , ehe 
ich mich ahnkleydte, will Euch also, liebe Louise, noch ein wenig 
entreteniren. Ich bin ahn Ewern lieben biieff, wo Ihr sagt, daß 
Churpfaltz gutte wortte gibt, aber kein gelt. Man hatt mir in ver- 
trawen gesagt, Churpfaltz hätte man persuadirt, daß Ihr die Refor- 
mirten gegen ihm auffgehetzt habt; aber ich glaube, die arme leütte 
hatten nicht von nohten, auffgehetzt zu werden, wahren ohne daß 
betrübt genung, daß man ihnen ihre Tleyllige-geist-kirch genohmen', 
ohne nöhtig zu haben, daß man sie deßwegen auffstifft. Aber daß 






1 De 


raarquis de Dangoau schreibt in seinem Jou 


nalXVln, s. 263 unter 


dienst sg, 


April 1720: «On munde d'Allemagne qua 


eleuteur paktin a enfin 


consent] £ 


rendra regliso du Saint-Esprit aus protostan 


■] maia il y a d'autres 


articlci su 


lesquelt ils du sunt point enroro d'aocord; 


insi l'affaire n'eit point 


du tont fiu 


e.> Mit dem atreito wogen der Heillgan-gt 


st-kirehe in Heidelberg 


»erhielt es 


sieh folgen dermaßen : Durch die dealaralia 


»on 1705, «eiche den 


Reformiert 


u ihr eigenthum von etwa hundert kirchen t 


nttog, war »on der H.- 


gaist-kirch 


der ehor katholisch, das schiff reformiert 


geworden. Am 20 Au- 


gnit 1718 


hatte der kurfllrat Karl Philipp dia gütliche 


uliLrotung der H.-geiat- 


kirohe von 


dem reformierten kirchenretho »erlangt. Na 


chdem dieser in wider- 


holton »er 


iindlungen die an Ihn gestellte forderung ubg 


elehnt, wurde die kireha 



im f 



■[■iL-« 



1719 



■mii.T 



nahmen wie früher an der läge der pfillcisoben Reformierten lebhaften antholl. 
Die augelogonboit war eine enropaisuha geworden; die hohe geistliohkeit beider 
confessionen nrisobia sieh ein wie diu weltlichen machte. Am 20 Februar 1720 
hatte sieb der kurfilrst endlich bestimmen laßen, einzulenken, und am 19 April, 
nachdem mau dia uiudergoriOeno wand aufs neue aufgerichtet, die ohor nnd 
sobiff früher geschieden, nahmen die ltqfr>ruiierten wider von ihrer kirolie förm- 
lich besit«. Vergl. L. Hauaser, (Jesohiolite der rheinischen Pfals II, a. 880 






102 

seindt lautter pfaffische poßen. Pfaffen seindt die ungerechtste 
lefltte von der weit iu allen religionen, alle geitzig, interessirt undt 
ainbilieux. Golt wolle dein churfürsten tiber dießer Ungerechtigkeit 
die augen offnen! Ich glaube nicht, daß Ihr einige kauffman zu 
Ewern baiieo-brieffcn finden «erdet. Den wer wolte Ohnrpfaltz 
banco-brieffen Irnwen, die so unrichtig bezahlt werden'? Klaglieder 
Jeremias schickten sich in der carwoclie, da sinyi man sie inilt einen ' 
widerlichen gesang ä Ten obre [s]. Nichts ist gemeiner jetzt hir, alß 
dieb undt mörder. Gestern halt man noch in einem zichbrnnen 
diins la rüe de Quinquampois * 4 todten körper gefunden undt vor 
etlichen tagen seindt 20 todten corper in den lisch gam zu St Clou 
gefunden worden, so letttte sein roüßen. so man ins waßer geworffen, 
welches schir alle nacht geschieht. Aber nuu [maß] ich abermahl 
eine pausse machen , umb in die pfarkirch initt meinem söhn zu 
fahren; daß wirdt von 11 biß I uhr wehren. 

Ostertag, den 31 Mertz, umb halb 7 abendta. 
Da kommen wir auß dem closter, wo ich wesperpredig undt sa- 
lut gebölt, habe also, gott lob, heutte [nicht] mehr zu betten, werde 
Euch also noch eine par st undt entreteuiren. Ich war ahn die raor[d]- 
tbaten geblieben, so in der rüe de Quincampois vorgangen. Das 
ist, gütt lul.i. zum endt. Man hatt außruffen undt affichiren lauen, 
daß niemandls mehr hin solle, noch sich dort vcrsamblen , ohne 
tanßendt thaller amande bezahlen undt noch dazu ins gefängnuß 
gehen. Ich bin so fro, daß dieße sack zum endt ist, amb nichts 
mehr davon zu hören. Ich wolte, liebe Louise, daß Ihr reich ge- 
nung wehret, umb die dieb zu förchten, liebe Louise! In Englandt 
stiehlt man, aber man mordt nicht, wie hir. Alle tag bort man 
nette historien von den banqzetteln. Ich finde es recht verdrießlich, 
daß man kein golt mehr sieht'; den es ist 48jabr, daß ich alß golt 
im sack getragen habe, undt nun nur silberne stückger, wie unßere 
halbe batzen sein; die seindt doch 30 sol werdt, werden aber alle 
mont abnehmen. Es ist gewiß, daß monsieur Laws * abscheulich 
genast ist. Mein söhn hatt mir heütte etvvaß in der kutsch gesagt, 
so mich so touebirt hatt, daß mir die threnen drüber in den augen 
kommen sein. Er hatt gesagt: -Le peuple a dit quelque chose qui 

1 ? einem. 2 Cjuincainpoii. 3 Man vergleiche die briefe vom 3 und 






m'a tont ä fait touches le coeur, j'y suis sensible.» Ich fragte, waß 
sie den gesagt hett.en; so sagte er. daß, wie man den comte de 
Hörn gerahtert ' hotte, betten sie gesagt: «Qnand on fait quelque 
chose personel lernen t tontre nostre regent, il pardonne tout et ne 

le mais quand on fait quelque chose contra nous, il n'entond point 

raillerie et nous rond justice, corame vous voyes par ce comte de 
Hörn.» Daß halt mein solm so penetrii't, daß mir, wie schon ge- 
sagt, die threneu drüber in den augeu kommen sein. Daß monsieur 
Laws keine boße intentioo hatt, erscheindt wolt darauß, daß er viel 
gntter kauff[t] undt all sein groß gelt in landtsgüttcr steckt; muß 
also «oll im landt bleiben. Daß er selber von seiner arbeydt pro- 
fitiren [will], ist doch billig. Daß er gelt nach Eiiglimdt, Hollandt nndt 
Hamburg solle geschickt haben, kan ich nicht glauben. Er macht 
die zu starck abstraffen, so es thun; were er selber in der fautle, 
würde man ihn ahnklagen. Mein solm verstehet die finance-saclien 
auff ein endt. Ich glaube, daß ich Euch schon gesagt, wie daß ich 
gar woll gerahten mitt dem papst undt Alberonie, duß es lautier 
schelmerey ist undt er ist wider aaff freyen fuß gesielt*. Hir wirdt 
mao keine falsche Louis sehen; den man sieht nirgendta keine, ha- 
ben keinen -cours* mehr. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vom 
16, no 22, durch[aus] beant werdet. Ich komme auff daß, so ich 
dießen abeniit enlpfangen vom 19, no 23. Von der post will ich 
nichts sagen ; sie ist unleydtlich, immer meine brieffe eine post auf- 
zuhalten undt hernach zwey undt zwey zu licffern , alß wen sie es 
einem zum poßen t beten, Es ist doch noch viel , daß die brieffe 
nicht verlohren gehen. Es ist vorgestern noch ein limonadier ge- 
funden worden, so ermordt war, weillon er 100/ni thaller en billiet 
bey sich getragen hatte. Alle tag hört man dergleichen. Die leütte 
in Franckreich seindt woll die interessir[te]ste leütte von der weit, 
wagen alles auff galgen undt radt, wen nur waß zu gewinen ist; 
man dtnt hir mehr dem gutt Manion , alß unßerm hen'gott. Man 
thut woll , die betrieger abzustrahlen. Man bette den betriger in 
Saxsen nicht köpften sollen, sondern hencken; den mau singt in 
Pourceaugniac: -La poligamie est un cas, est un cas pendable-*. 





104 

Den brieff von der fürstin von Usingen habe ich ahn madarae Dan- 
geau geschickt. Ich bitte Euch , danckt der fürstin von Ussingen, 
abn mich zu gedencken! Madame Dangeau ist weder interessirt, 
noch vod bößem humor, also kein wunder, daß sie sich leicht mitt 
ihrer schwesfer vergleichen können. Die seindt nicht zn beklagen, 
so so seelig sterben, wie der fürst von Murbach. Ich weiß gar viel 
geistlichen, so gar vergnügt in ihrem standt sein undt nicht weldt- 
lich sein wolten. Daß kan ich nicht begreiffen; den so zuwider es 
mir auch ist, ein weib zu sein, so bin icbs doch noch lieber, alß 
ein geistlicher. Dießer standt were mir recht unleydtlicb. Die Heidel- 
berger solten doch woll gewont sein, ihren churfdrsten mitt seiner 
famillen zu Manheim zu wißen: den wir wahren ja gantze sommer 
dorlten. Aber waß mir abgeschmackt vorkommen, ist, daß man 
sagt, der churfürst wolle die Necker brück abbrechen undt zu Laden- 
burg baweu laßen. Daß kan sein, wie ein Jud einmahl zu Heydel- 
berg sagte: -«Verheytter ' hab ichs nicht erlebt*. Hiemitt seindt 
Ewere zwey letzte liebe schreiben völlig beantwortet, bleibt mir 
nichts mehr überig, zu sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb 
bebalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1110. 
Parie den 4 April 1720, nmb 5 abendts (N. 81). 
Hertz allerliebe Louise, in dieliem augenblick komme ich de la 
Place Royale, wo ich der großhertzogin eine vissitte geben, welche 
ich, gott seye danck, in vo]komm[e|ner gesundtheit gefunden, 
bin aber in rechten sorgen undt betrübt; eine von meinen gutten 
freündinen hatt schon alle ihre saevementen entpfangen, undt lctz[t] 
verwichenen sontag war sie noch frisch undt gesandt, gleytte' mich 
biß ahns closterthor; den es ist meine gutte freindin, die superieure 
von den Carmelitten du faub[o]urg St Germain, wo ich alle sontag 
hinfahre. Daß geht mir recht zu hertzen, es ist daß beste mensch 
von der weit, so mich recht lieb hatt. Aber hiemitt genung von 
dießer betrübten sach! Ich komme auff Ewer liebes schreiben 
von 12, no 21; den daß vom 22 habe ich schon beantwortet, ' 








auch daß vom no 23. Aber da kompt mein söhn herrein, den muß 
ich viel sagen, muß also eine pausse machen, 

Donnerstag urub halb 8 abendta. 
Mein söhn ist wieder weg undt die junge printzes de Conti 
kompt herein; aber mitt ihr mache ich keine fagon, Urne alles, waß 
mir in kopff kompt. Ich will nichts von der Unrichtigkeit der post 
reden, den daß ist gautz unnöhtig; waß man auch sagen mag, wirdt 
doch nichts geendert. Drumb will [ich] nur sagen, daß ich beulte 
kein neues schreiben von Euch entpfangen , werde also daß alte 
volfiihren. Ich habe schon in die frischere, so schon boantwort sein, 
gesehen, wie man Euch 2 von den meinen auff einmahl geben hatt. 
Mein enckel ist. schon vor 14 tagen wieder von Seve 1 kommen, ist 
nun frisch undt gesundt, gutt lob ! ünßere printzes von Modeno hatt 
unterwegen noch ein acces vom lieber [gehabt]; man hatt sie purgirt, 
seyder dem befind t sie sieb woll, wie man mir versichert. Ich bin 
wie Ihr, liebe Louise! leb glaube nicht, daß die pf äffen die H.- 
geist-kirch wider heiMuG^eben werden, weillen es noch nicht ge- 
schehen, man zwinge sie den dazu. Hirbey schicke ich ein schrei- 
ben von madame Dangeau ahn ibre fraw sebwester, der* fftrsün von 
Ussingen. Hir sagt man kein wordt von madame Dangeau erb- 
sebafft. Nim Ostern vorbey, werden well die assamhleen zu F ran ck fort 
wider ahnfangen. Hir hört man wenig guttes; alle tag erfahrt man 
neue mordlhaten. Man verzehlt mir alleweil, daß seyder vorgestern 
6 menschen ermordt sein worden. Ey, liebe Louise, ahn sterben 
must Ihr noch nicht gedencken. Ich habe gar kein lust, zu weinen, 
bin auch sonsten trawerig genung, habt* nicht von noliten, daß mir 
noch waß mehrers dazu kompt. Also, liebe Louise, halt Euch hübsch 
frisch undt gesnndt! Altn monsieur Le Fevre habe ich Ewer schrei- 
ben gleich geschickt, habe aber seyder dem nichts von ihm gehört. 
Ahn chevallier Wattcr denckt uiemamlts mehr, daß ist auß. Wen 
gleich Ewer schreiben ahn monsicur Le Fevre nicht pitsebirt ge- 
weßen were, hette ich ihn* docli nicht geleßen: den ich leße mein 
leben keine brieffe, so nicht ahn mich gehören. Anff Frantzösch 
schreiben ist nicht gar schwer; man schreibt ja nur, wie man spricht, 
gantz natürlich; es ist schir leichter, alß auff Teütscb , kost mir 



keine mühe. Dali letzte malt], Biß icli monsieur Le Pevre gesellen, 
hatte er gulte hoffnung, daß seine Sachen baldt zu endt gehen wer- 
den. Dieße Sachen, liehe Louise, haben mir gar keine mühe gekost, 
undt wen sie mir gleich mühe gekost hetlen, bin ich genung re- 
compensirt, wen es Euch persuadirt, daß ich mich, wie ich tbun 
solle, vor Euch undt die Ewerigen interessire. Es ist kein wunder, 
daß Ewer eiste liiepcc, nachdem ihr so viel Unglück begegnet ist . , . 
Stehlen geht noch voll hin, aber morden, wie man hir thut, ist zu 
grob; seyder vorgestern seindt noch (i personnen assastinirt worden. 
Es ist beßer, falsche steine tragen, alß sein leben in gefahr zu 
setzen oder sein liab undt gnlt zu verliehren. Ich halte es vor gar 
keine schände, falsche perlen zu tragen; seydor meines herrn todt 
habe ich keine andere getragen 1 . Wen man nur in solchen Sachen 
den* andern nationen at! ist, geht es weil hin. Ein andermahl ein 
mchrers. Ich gehe getroster; man ist mir sagen kommen, daß meine 
freündin beßer ist. Dieße nacht hoffte' ich, ob gott will, beßer zu 
schlaffen, alii die vergangene nacht; den meiner freündin ... ist mir 
im kopff gelegen, undt ein abscheulicher krumpft' ahn knie, daß ich 
biß umb 4 nicht habe schlaffen können, ob ich zwar umb halb 11 
nach bett gangen war. Gutte nacht, liebe Louise! Ich ambrassire 
Euch von hertzen undt habe Euch von hertzen lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1111. 

Paria den 7 April 1720 (N. 82). 
Hertzall erliebe Louise, ich habe noch zwey von Ewer[e]n lieben 
schreiben zu beantworten , daß von 2 undt 5 Mertz, no 18 undt 
no 19; den alle frische habe ich die andere poston schon beant- 
wortet. Ich schreibe Euch heütte mitt recht betrübten hertzen; 
den ich erwarte , daß man mir heütte meiner freündin todt sagen 
kompt. Sie war gestern abenits gantz ohne hoffnung; ist mir woll 
von grundt der seelen leydt, war ein gutt, auffrichtig, ehrlich mensch, 
gar nicht pfaffisch , sondern recht raisonabel in ihrer gottsforcht. 
Es war mir also ein rechter trost, mitt ihr zu reden. Man findt 
wenig von dem schlag, war auch eine frcüllen von guttem hauß, die 
zu leben wüste. Ich tliue einen rechten vcrlust ahn ihr; sie war 
allezeit lustig undt von guttem humor, verstundt. ... Sie hieß mitt 

1 Vergl. den trief Tom 3 Februar, oben s. 34. 2 »der. 3 ? hoffe. 



107 

ihrem (auffnahmen Martha, alßo hieß ich aie allezeit Marlon. Daß 
gantze closter äst wie verzweifelt von betrübtnuß; den die arme 
Marton ist sehr belieht von ihrem gantzem closter undt meritirt es 
auch. Ich zwejffle nicht, daß sie der allmächtige in die ewige see- 
ligkeit wirdt nehmen, will nlso weitter nichts von dießer betrübten 
sacb sagen, komme auff Ewer liebe schreiben. Mein enckel, der 
dnc de Chartre[s], ist, gott seye danck, frisch uniit gesandt nun, 
wie auch seine 3 sckwesterger; sie seindt alle abend t in meiner 
cammer. Die 3 raedger werden hetitte niitt mir zu mittag eßeu, 
welches ihnen alß ' eine große freflde, mir aber gar eine mittel- 
mäßige last. Da kompt man mir sagen, daß meine glitte freündin 
noch nicht todt ist, aber doch nicht davon kommen kan; jarnert 
mich woll von hertxon. Komme wider auff Ewere schreiben, liebe 
Louise, undt dancke Euch gar sehr vor alle gutte wünsche, so Ihr un- 
ßerra duc de Chartrefs] gethan. Es isl gar gewiß, das dießer bub mir 
mebr ahm hertzen liegt, alß seine 5 Schwestern. Mein söhn ist mir 
tlber alles undt bin gar nicht von denen multern, so iiire enckel 
lieber, alß ihre leibliche kinder, haben; meine 2 kiuderu liebe ich 
über alles. Dieß jähr werde ich leyder meine dochter nicht zu 
sehen bekommen. Daß arme mensch ist schwanger worden, welches 
mich sehr in sorgen setzt; den der balbirer, so so gar gelehrt undt 
geschickt war undt ihr zu ihren 14 kindern zur hebamu gedint undt 
ihr daß letzte kindtbett, da sie ein todt kiudt im leib hatte , daß 
leben errett, ist seyder dem gestorben. Sie hatt zwar seinen söhn 
bey sich, so hir im l'hostel üieu, so ein spittal ist, sein handtworck 
woll gelehrnt hatt; er hatt aber die lauge experientz nicht vom 
vattei' undt zu Paris seindt keine gntte accouc!ieur[s] mehr. Man 
ist schir gezwungen, die bebamen wider zu nehmen; daß macht mich 
reciit bang vor mein dochter. Ich habe noch hoffnung, daß, weillen 
sie so viel kinder, nerablich 14, [gehabt hat], daß es vielleicht ist, daß 
ihre zeit sich deregliren will. Bey mir hatte es frühe ahngefangen, 
sich zu deregliren, nehmblich alß ich 36 jähr alt war, ist aber erst 
10 jähr hernach lmhI/ tniL^itblicbcii ohne die geringste ungemach- 
lichkeit, noch kranckheit. Mein sahn ist der beste mensch von der 
weit. Madame du Maine halt ihn vorgestern besucht, halt sie woll 
undt hofflich ontpfangen *. Gestern , da ich madame la prineesse 



2 Journal Ju i 



b Dangen, 



XVIII, B 



108 

besucht, so zur ader gelaßen halte, batte mieb madame la princesse, 
gutt zu finden, daß sie mich auch besuchen mögte. leb andtwortete, 
daß, weillen mein söhn sie gesehen, den sie so gröblich beleydiget, 
uudt ihr verziehen, könte ich sie auch wolt nieder sehen; wirdt 
also erster tagen ah n gestochen kommen. Ich ilarffs nicht abschlagen, 
aber es ist. mir woll keine ahngenehme vissitte, daß weiß gott. Es 
ist aber sein h. wille, daß ich in meinem leben mehr un,T,hnge[neh]mes, 
alß ahngenehmes, haben, muß mich also woll drin ergeben undt ge- 
dult nehmen. Mein sobn würde sich sehr betriegen, wen er sich 
au ff einiger danckbarkeit verlaßen wolle. Denen er ahm meisten 
guts gethan undt sie mitt gutt, gelt undt ehren überheüfft , die 
seindt die ärgsten gegen ihm. Die Frantzoßen können woll plaut- 
tern von der danckbarkeit, aber nichts ist rarer, alß sie nra[c]ticiren 
sehen. Alles, waß gütte undt douceur ist, halten sie vor Schwach- 
heit uudt meinen, sie miisten über sie her[r]schen undt ihneu alles, 
waß sie wollen , batoti baut ' thun machen. Geht daß nicht abc, 
werden sie büß undt conspiriren gegen ihre regenten; es ist ein 
unbändig volck. Der popel ist beßer undt raisonabler , alß die 
leutte von gebührt; die meinen alle, es geschehe ihnen daß groste un- 
recht von der weit, wen man ihnen nicht alles regieren lest. Mi- 
nistre[s] seindt auch alle gar schlime leütte hir. Ich zweyffle ahn 
der zeittung, daß mein vetter, der printz von ließen, könig wor- 
den, weillen I, L. der landtgraff noch kein part davon geben; 
der müste es ja ahm ersten wißen. Sieb selbst /n heuckeu, seindt, 
deucht mir, englische utidt keine teii[t]sche moden. Nichts ist ab- 
scheulicher, alß bungersnoht; ich habe es einmabl hir erlebt, wolte, 
glaube ich, lieber sterben, alß es wider sehen; es gratist mir noch, 
wen ich nur dran gedencke*. Ich kan nicht begreiffen, waßderweiße 

freitag, 5 April 1120: .L'opr^s-dinee, madame la duohesso du Maine all* au 
Palais-Rnjal ut fnt qnelqua tamps avec S. A. R. Madame la princesse de Conty 
la joiina i-toit avee madame du Maine. Cetto princraa* est eortio fort o.mtente 
da eotte oenversation ; alle a permiesion da denisurer ü Paris et partout oü il 
!ni plaira; mal» alle na aera point coutenla qu'ella n'ait tu M._ du Maine. Elle 
eapBra la voir tientöt at qu'il se rendra ä toutea les instauoea rju'olle fait paar 
oela. Ella a parle ä S. A. R. pour la Ubeslt de madeiuoitolle de Lannay qu'on 
lni a fait «Sparer: eile a parle aossi pour M. de Lava]; raaie an Im a repondn 
lä-dossua qua raffaire *loit plin imporlante qu'olle na pensoU et uieriloit un 
long esainen.. 

1 d. h. mit aufgehobenem stooke. 2 Vargl. den brief vom 1 Februar 

und den brief vem 16 und 17 Mo«, eben ■. 33. 85. 



109 

saudt sein muß, so ein berg in Sachsen bey Wittenberg außwirfft; 
es muß ein[e] ardt inuna sein '. Gottes gnadt utidt glitte erweist sich 
in alles. Ihr habt mir, liebe Louisse, den jetzigen cburfürst zu 
Pfaltz alß wie einen so gar gutten terra beschrieben; daß erweist 
er aber gar nicht ahn seine untertbanen nndt von dem gantzen 
netiburgi sehen hauß erweist er sich ahm graußambsten gegen ihnen. 
Sein her[r] vatter uudt herr bruder haben mitt großer samfftmuht re- 
girt, alß dießer churfürst. Man tiiut niclit allezeit, waß man tbreüet*, 
Dali hurenleben nimbt offt ein schlim endt. Es ist aber erbarmblich, 
wen ein mensch in dem standt stirbt uudt sehr vor ihre seeligkeit 
zu fürchten. Hir haben wir auch eine gallantc historie , so übel 
vor die liebhabt:!' abgeloffen. Ein junger comte de Fiene s , so etu 
hübscher, woll geschaffener mensch von 18 jähren ist, hatt sich in 
eine junge seildantzeriu verliebt undt hatt mitt ihr durchgehen 
wollen. Seine matter ist deß inarquis Destampes* schwester, so ca- 
pitaine des gardes von mein söhn ist. Sie seindt lang sehr in sorgen 
geweßen, wo der junge mensch hin kommen; endtlich hatt mau er- 
fahren , daß er zu Brüssel. Einer begegnet ihn zu Brüssel , der 
sagte zu ihm: «Qu'e[s]t ce que vous faittes icy, Monsieur le comte 
de Fiene?» Der andtworttele: «Gardes vous bien de mander a 
na mere öu grand mere, que je suis icy! Elle[s] ne saveot, ou je 
suis, et je ne veux pas, qu'il 6 !e sachent.* Dießer hatt woll gedacht, 
daß es nicht viel deilcht 8 , hatt sieb gleich infonnirt nndt erfahren, 
daß er seiner seihlantzerin zu Brüssel erwahrt', umb initt ihr nach 
Hollandt undt Englandt zu reißen. Der hatt es gleich hergeschrie- 
ben. Mein söhn hatt die seilldantzeriu auff den frontieren arestiren 
laßen, den jungen Fiene nach Aire in die citadel gefangen setzen 
laßen. Also hatt dieße lieb ein schlecht endt genohmen. Hir hört 
man von nichts, alß stehlen undt nssasiniren. Wir haben hir gar 
ein heßlieb Wetter; es regnet seyder 4 tagen continuirlich, es solle 
aber gar ein gutt wetter vor die fruchte sein. Hiemitt ist Ewer liebes 
sehreiben no 19 völlig bcantwort, komme auff daß, so mir noch 
üljerjg stehet vom no 18; hernach habe ich keines mehr zu beant- 
worten. Kompt mir eines dießen nachmitlag, werd[e] ich es vor 
donnerstag versparen, wo mir gott leben undt gcsuudtheit [verleiht], 

1 Vergl. den brief Tom 27 und 28 April, nachher s. 127. 2 d. h. droht. 
,: Flennen, i d'Estftmpes. 5 ? qu'ollea. 6 d. h, taugt. 7 d. h. erwarte. 






welches ich mehr, alß nie, sage, seyder ich die arme Marton vor 8 
tagen so frisch undt gesund! gesellen hatle undt nun so nahe bey 
dem todt weiß. Von den rottlen werde ich nichts mehr sagen, daß 
ist gantz vorbey. Die printzes von Modene wirdt nun nicht weit 
von Lion ' sein. Gestern kam ein mnrqui[s] de de Rangoni her, so 
sich hir aiß envoyes auffhalten wirdt; der hatte dieße printzes frisch 
undt gesundt zu La Charite ahngetroffen Mein eoekel, der duc 
de Chartre[s], ist nicht stareker geworden von seinen rohtleu, aber 
selir gewacksen. Aber, liebe Louise, nun ist es zeit, daß ich mich 
ahntliun gehe. Ich werde zum konig , von dar au[x| Feüülant|s'|, 
wo ich die meß hören werde; von dar werde ich wider her zu mit- 
tag eficu, nach dem eßen dießen brieff aiii-l.n.l"-i 






Umb ein viertel auff 7. 
Da kommen wir von der stinckensten undt wüsten, schmutzigsten 
kirch von der weit hir in unßerer nach harsch äfft , nehmblich Les 
quinsevtnet *. Mein leben werde ich nicht mehr in dem salut; es 
ist nicht auszustehen. Gleich nach dem eßen ist mein söhn kom- 
men, raitt dem habe ich eine glitte stundt geblautt.ert. Hernach 
habe ich einen brieff geleßen , so man mir von der printzes von 
Wallis gebracht, undt 2 von Euch, liebe Louise, vom 24 undt 2«, 
no 24 undt 25. Ich will Euch auff daß frischte andtwortten ; bleibt 
mir noch zeit überig, werde ich noch zeit üuerigen s , so ich heulte 
morgen ahngef äugen. Es ist, wie Ihr secht , liebe Louise, gantz 
apropo kommen, daß Ewer frischt es schreiben klein ist; sonsten 
kette ich es heütte nicht beantworten können. Aber die ursach ist 
mir gar leydt, warumh Ewer brieff, liebe Louise, kurtz geworden, 
nebinblicb weilien Ihr so große kopffsehmertzen habt, weilten es nur 
der sclinupen ist, welches ich hoffe, Euch woll bekommen wirdt 
undt eine größere kianckbeit verhindern '. Wir haben auch eine 
zeit her frost undt schnee hir gehabt. Aber nun seyder 5 oder ti 
tagen thut es nichts, alß regnen, welches man ein gar gutt weiter 
heist. Ich glaube aber nicht, daß es gesandt ist. Die gar zu große 
Litze gibt eben so woll husten undt schnupen, alß die kälte. Warme 
Stuben habe ich mein leben nicht vertragen kön[n]en. Wen man mir 




Qnime-vingtB. Vergl. bnnJ IV, 
>ibun boendigeü. i Der suta isl 



nioiit in Um- urdDUng. 






11 

meine pressentz zu Heydelberg zu warm eiuhitzle, macht« ich alle 
fenster auff; den ich konte es nicht außstehcn. Hii* habe ich daß 
nicht zu förchten; doch ist ein oven in unßere capel hir. Wir haben 
dall von I. lil. dem churfürsten s., uußern herr vatter, die [warmen] 
Stuben nicht leyden zu können; den I. G. hüten allezeit die [war- 
men| stuben vor gar ungesundt gehalten undt 1 nicht leyden können. 
Za meiner zeit brentc man zu Hannover in den caminen mehr torff, 
alß holtz; ich weiß nicht, obs noch so ist; bericht miens! Meinen 
3teu linsten habe ich baldt courirt, habe 3 tag nach einander nior- 
gen[s] uinb 6, wie ich ausgestanden, eine gutte maß waßer gedruueken. 
Daß halt mich in 4 tagen perfect courirt, befinde mich nun, gott 
seye danuk , [ganz wol], hin aber betrübt undt sehr in sorgen vor 
meine freündin , wie ich Euch, liebe T.ouisse, schon gesagt. Man 
halt ihr ein remedium [gegeben], von welchem man viel hofft; ich 
fürchte aber gar sehr, büße zeittung morgen zu bekommen, welches 
mir nicht woil zu paß kommen solte; den monsienr Teray macht 
mir morgen undt übermorgen meinen grünen safft nehmen, wo ich 
glaube, daß freüden gesunder wehren, alß threnen undt botrübtnuli. 
Wen mir gott biß donnerstag abendts daß leben verleyet , werde 
ich Euch berichten , wie es abgangen. Ich sage biß donnerstag 
abendts; den morgendts werde ich nach Chelle[s] fahren undt niitt 
mein enckel zu mittag eßen, werde erst abendts schreiben können, 
wen ich wider werde körnen sein. Mau will Euch gewiß wider 
zwey von meinen schreiben auff einmahl [geben], wie man mir die 
Ewerige nun ein zeit her gibt. Daß keine auß Englandt kommen, 
da seindt die Sturmwinde scliuldtig; aber die, die keinen stürm auß- 
zustehen haben, die konten woll richtiger geben, wens die kenn 
von der post wolteit. Wen mein docliter nicht tu dem verdacht 
were, zum 15ten mahl schwanger zu sein , so käme sie gewiß in 
dießer zeit her; aber so ist es nicht möglich. Deß hertzogs proces 
wirdt, glaube ich, verglichen werden. Vor Ewere gutte wünsche 
dancke ich gar sehr, liehe Louisse! Viel saüsfactiou bin ich nicht 
gewohnt; wehre mir etwaß neues, wen es geschehen solte. Man 
hört nun nicht mehr so viel von l.runckheitten undt schlagüüßen, 
alß von morder. Heütte liatt man noch etwaß abscheuliches auff 
dem Pont-Royal gefunden, einen bauch, hindern undt 2 schenckel; 



112 

die bein, der kopff, die brnst undt magen undt rülicu fehlten ahn 
dem leib, stille ein abscheulich spectacle sein. Vor ein par mout 
wahren die schleunige todt sehr a la mode; aber seyder dem bort 
man nichts mehr davon. Ich habe auch sagen hören, daß kein 
exempel seye , dali leütte den schlag bekamen , so den sclinupen 
gehabt, daß den tag, wo man senfft in speist, sicher vor den achlag 
ist. Alle leütte, so so plötzlich sterben, jammern mich; allein wen 
ich die wähl von sterben hettG , wolte ich gern plötzlich sterben 
undt nicht in einem bett krauck sein undt geplagt werden, Könt 
Ihr glauben, liebe Louisse , daß ich Euch ohne tkrenen würde 
sterben willen, so must Ihr ahn meiner freändtechafft zweyfflen, liebe 
Louisse, undt daß offeii'lirt mich recht; inüst inieh den vor eine lüg- 
[n]erin halten, den ich Euch ja alle post zwey mahl diswoch versichere, 
daß ich Etleh lieb habe. Hiemitt ist Ewer liebes letztes schreiben vom 
26 gantz beantwortet, bleibt mir nur überig, zu versicheru, daß 
unalij] gesehen Ewers Unglauben ich Euch doch von hertzeu lieb habe 
undt behalte, liebe Louisse! 

Elisabeth Charlotte. 



A mad. Louise, raugraffin zu Pt'altz, a Pranekforth. 

Paris den 11 April 1720, Limb 7 abendta (N. 83). 

Hertzall erliebe Louise, es ist just eine stunde, daß ich von 
Chellefs] kommen bin; habe hir einen gar großen brieff von mein 
dochtcr empfangen, den ich gcleßen. Hernach ist der printz von 
Durlach herein kommen undt nach ihm die zwey Schwestern , ma- 
domoiselle de Bouillon undt Hiadame de Monbassou '. Daß alles 
zusainen hatt mich bißher von schreiben abgehalten. Ich komme 
auff Ewer liebes schreiben vom 23 Mertz, no 24. Es kan mich alß 
verdrießen, wen mau meine schreiben 2 undt 2 auff einmabl gibt; 
aber daß ist nicht zu endern. Aber ich bin doch froh, daß Ihr 
secht, daß ich keine post verseüme , undt werde auch keine ver- 
seümen. Weillen sie Euch ahngenehm sein, liebe Louise, werde 
ich Ellch, so laug ich lebe, keine fehlen laßen. Ach, liebe Louisse, 



113 

> ist die weit; man ist selten, ohne «aß verdrießliches zu haben. 

■ werdt teine mühe haben, zu errahteu , wali mich offt gritlich 
macht; den Ihr seydt auff dieße meine Sprung jetzt gantz abgeriebt, 
raht also leicht, waii mir fehlt. Golt-gelt solle man nicht mehr in 
Franckreicb sehen 1 . Aber mitt dießen maniren solle der künig alle 
seine schulten bezahlen undt reich werden. Gott gebe, daß alles 
gntt tliun mag! Ich verstelle eben so wenig dielie sach, alß Ihr, liebe 
Louise! Unßere printzes von Mudene solle gar lustig aaff ihrer 
reiße sein; sie tbut gar kleine tagreißeiji], umb die abnkunfft zu ver- 
engern. Zu ihrem glück ist eine von ihren damen, 30 ihre fraw 
mutter ihr mittgehen , todtkranck gewurden , die marquise de 8i- 
mianee *. Dießen pretext halt sie genohmen, umb sich lenger a !a 
Palisae auffzuhalten, undt einen expressen hergeschickt. Madame 
ia princesse de Modene halt mir nur einmabl geschrieben, seyder 
sie weg ist. Heütte ist es just ein mont, daß I. L. verreist sein; 
halt mir nur von Fontaineblean geschrieben den 3 lag nach ihrer 
abreiße. Sie schrieb mir, sie begehre mein amitie, worauß" ich ge- 
antwordt: «II n'y a rien de si aisses. Hendes-vous heureusse eu 
vons apliquand bien a vos devoirs! Et vous seres tres assuree de 
mon amitie.> Seyder dein halt sie mir nicht mehr geschrieben, 
aber sie lest mich grüßen durch die courir , so sie herschickt. 
Unßere hertzogin von Dannover wirdt nicht woll gar große kundt- 
sebafft mitt ihrer netten enckellein machen; den sie wirdt gar bat dt 
nach ihrer ahnkunfft wirdt unßere hertzogin wider* her nach Paris 

1 Vargl. den briei Tom 30 nnd 31 Man, oben s. 102. 2 Simiane. 

Journal da marquis do Dangeau XVIII, a. 244 unier frsitag , 1 Men 1720: 
'Madame de Modene , qni cimpte toujours da partlr bleutet, iura dans sod 
carrurjse maadames .le Villa», de Simiane , de Baoqueville et de Gojon.> 
Der herxog von Sainl-6imon bemerkt ebendaaulbit .■. 245 über frau von Si- 
miane folgendes: 'Madame du Simiano, fillc <ie fuu M. de tirignan , nbevaliar 
de l'Ordre , lientenant g£n£ral de Provence, ot de umJauio de ßrignnn, si oon- 
nno par las lettros do lnadaiuo de .SüfignS, m mere , ötoit veuve de Sitniana, 
preaiier gentilbommo do la chambre de M. le duo öVOritsam , et rtamo do im- 
dama la duebesao d'OrWan» <:m accoinpagna la prinoesso de leur part.' Unter 
freitag, 12Apitl 1120. schreibt »angeau ebendaselbst 8. 287 : «Ün n dm Jettron 
de madame la priocense de .Valens; alle fScrit de la Palioe et maode qua ma- 
dame de Simiane est .■in-.-.fral.iemeut malndo ; eile a demeuie deui ou trois 
Juan avea alle, et dopDi? cols. an a sn qne nette prinoeaso an etoit repartie et 
qua madama de Suoiane atait la patite i£role. Ou a envoyd querir ä Ljon Coifond, 
qni est un in. leoin tarnen« 3 ? worauf, i '< nucli ihrer ankauft wider. 

Elisabeth Cbarluite 



kommen. Bey mir wcrc es ohnmüglich, daß pfaffen midi regieren 
konten ; ich halte zu wenig auff sie. I. G. s. unß[er] lierr vatler 
pflegte alß zu sagen: »Es wird! nie woll in der weit hergehen, 
man jage den erst 3 art von charlatans weg, nehmblich pfaffen, 
dockt er undt advoealten.» Ich Ldamire ' zu sehr die, m sich pfaffisch 
halten undt ihren Maximen folgen, umb selber in dießen fehler zu 
fahlen. Alle die neilburgiscba kinder seindt bitter jamerlich er- 
zogen worden. Alles, waß die keyßerin Elenuora gethan, seindt 
lautter pfaffen- undt nunen-einfühl. Die großbertzogin fragt nach 
nichts, ist. allezeit Instig; sie. fra^t wenig nach ihre kinder; ver- 
stand batt [sie], aber auff ihrer art. Ich bin sehr in gnaden bey 
ihr, ich habe sie auch recht lieb. Sie will, eher sie ins baadt zieht, 
noch zwey tag zu mir nach St Clou kommen. Mein schreiben ahm 
landtgraffen von Darmstat hatt kein eyll; wen er nur damit t zu- 
frieden ist, ist alles gutt. Dem jiapst verdiist unerhört, daß er 
nichts mehr über die Constitution zu zancken hatt; mogte noch woll 
neue handel ahnfangen. Der konig batt sich über den streydt von 
der Constitution so erzürnt, daß es I. M. ahm leben geschadt batt 
undt erst ahn der gesundtlieit ; hatt es selber gesagt, Hieraitt ist 
Ewer liebes schreiben völlig beantwortet; bleibt mir zur* noch überig, 
zu sagen, daß ich Euch von lierlzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1113. 

Paris den 14 April 1720 (N. 84). 
Hertzall erliebe Louise, es ist beulte just 8 tag, daß ich Ewere 
letzte schreiben entpfangen. Seyderdem ist nichts ahukommen; will 
hoffen, daß die post mir wider nach dem schlimen gewohnheit et- 
liche brieff auffeimnahl sambh'ii will, wie schon offtermahl geschehen. 
Gott gebe nur, daß Ihr, liebe Louise, nicht kranck sein möget, 
welches mir von hertzen leydt sein soltel Aber waß mich schir 
bang vor Euch macht, ist, daß man überal von krancken nun hört, 
undt die kranckheiten überfalilen die lentte gnntz plötzlich. Die 
marquise de Simiaue , eine von inadame d'Orleans damen, sie* sie 
ihrer fraw dochter, der printzes von Modene, mittgeben, hatt sie a 

1 d, b. tadle. 2 ? nur. 3 Im, d. h. weloho. 



115 

i mtißen, nitt dt-n kinderblaltern laßen müßen. Ver- 
gangenen mitwog holte midi der consierge liir in die commedie, 
undt wie es ein gargult, ehrlich manchen ist, von welchem ich gar 
content geweßen, nie er bey meinem hemi cammerknecht geweßen 
(den er hatt mir nie nichts zu lejdt gethan , coutraire oil't mein 
partie gegen die andere büße barsch genohmen), so habe ich ihn 
allezeit distinguirt undt mitt ihm gesprochen undt vexirt, den es ist 
ein mängen, so verstand l hatt; war mittwog, wie schon gesagt, ge- 
suadt undt lustig, ich lachte noch mitt ihm, wie wir umb 9 aull der 
cooiedie gingen. Donnerstag niorgendts fuhr ich nach Chelle[sj, wie 
ich Euch abeudts bericht. Wie ich umb fi widerkam, sagle man 
mir, daß diß arme müngen alle seine sucrcinenten entpfangen undt 
auff den todt ligt. Es hatt ihn auff einmahl ein hitzig lieber ahn- 
gestoßen , daß er gefabelt. Freitag war er zimblich woll wieder, 
gestern aber Ubei, beulte ein wonig beßer. Es ist abscheulich, wie 
gesebwindt die kranekheitten dieß jähr überfallen. Heine s-uperieure 
von den Canneiitten ist, gott lob, außer get'ahr. Ich will sie dießen 
nachmittag besuchen. Heulte morgen umb 11 werde ich nach Hoff, 
ein kindt mitt dein kötiig halten, deß grand prevost söhngen, mon- 
sieur de Mousoreau '. Sie seindt von gutten hauß. leb habe sei- 
neu vatter undt großvatter gekandt; den es ist gar lang, daß die 
charge in ihrem hauß. Der großvatter spauirte alß mitt mir au 
boullingrin * zu St Germain undt verzehlte mir die alten Historien 
von Louis 13 hoff, wo er seine jagendt passirt. Sie haben etwaß 
in dießem hauß, so gar rar in Frauckreich ist, nehmblich daß die 
mütter auch von gutten hauß sein. Es ist aber noch B woll zeit, daß 
ich auff Ewer letztes liebes schreiben komme vom 2 Mertz, no 18, 
welches daß eintzige ist, so mir noch uberig bleibt. Ich wäre ahn 
meiner andtwordt geblieben, wo Ihr mir verzählt, wie Ihr zu Han- 
nover die rödlen gehabt, so Etlch hart ahngegriffen hatten. Ihr sagt, 
Ihr wist nicht, waß man Euch gebraucht, so Euch courirt. Daß 
weiß ich woll, waß es auch mag geweßen sein, so batt Euch nur 



1 Montnoreau. J ourn.il 
tag, 14 April 1720: «Mai 
ua üii faul du granu prfvflt, 
■amedi a Saiat-Clomi ponr y 



arqois 



j Dangssu XVIII, 



. 2fl8 i 



l 1 apres- dln 6 a eile ulla aus 
imeurer jusqu'aprcü la Toni 
ach, ein kun gehaltener i. 



116 

courirt, daß Ewer« slerbstundt nicht kommen war. Wen die be- 
stimbt st.iimlt nicht kommen ist, courirt man, wafi man auch neh- 
men mag; hergegen ist die st undt kommen, so bilfft nichts in der 
weldt , daß bin ich wol) fest persuadirt. Vor die gutte wünsche, 
so Ihr, liebe Louisse, meinen encke), dem duc de Chart re[s], thut, 
daneke ich sehr. Er ist mehr von den rodlen geendert , alß von 
den kinderblattern, ist gar nicht hübsch mehr, aber er waxst sehr; 
ich glaube, er wirdt haldt großer, alß sein berr vatter, sein. Mein 
söhn betindt sich, gott lob, wohl. Uli sorgen nndt ängsten werde 
ich nicht kranck werden; ich bin dießes zu sehr gewohndt , liebe 
Louise! Bat! ist hir im landt schir mein taglich brodt geworden. 
Aber gott, der all mächtige, halt einem jeden aufferlegt, waß er 1 
gen solle; es muß ein jeder sein verhengnuß volbringen. Esseindt 
zu viel leütte zu Paris, umb daß die büße kranckheitten auffhören 
mögen; den die lufft ist immer büß hir. Ich werde nun baldt auß 
dießer bößen lufft sein, den biß sambstag werde ich zu St Clou, 
wilß gott, zu mittag eßen. Ich freue mich drauff wie ein kindt, 
nicht so sehr, St Clou zu finden, alß Paris zu quittiren; den ich 
bins wo 11 von hertzen satt nndt müde, kau mich ahn daß bürgerliche 
lebeu nicht gewehneu, ob es zwar gar nahe bey 5 jähren ist, daß 
wir es nun führen, Unßere hertzogin von Hannover halt mir der 
keyßerin Amelie, ihrer fraw docliter, aeeideut beriebt und! nie sie 
gefablen uudt den fuß so abscheüllig verrengt liatt , daß er gantz 
auß einander gangen, alß I. K. 31. ein[eu] schranck haben öffnen wol- 
len. Hir weiß kein mensch kein wordt davon, daß Churbayern 
den ' schlag gerührt ; daß muß eine falsche zeytung sein. Mich 
deucht, ahn keyßer- undt königlichen hoffen seiudt doch etlichmahl 
undt insonderheit bey boylagern ceremonien nöhtig. Man kau mir 
woll hirin glauben; den kein mensch in der weit hast die ceremo- 
nien mehr, alß ich. Aber daß beylager zu Dresden war auch zu 
starek; 3 oder 4 tag fest wäre in meinem sin genung geweßen *. 
Aber man solle es macheu, wie daß feütsdu' $\n klnvordt sagt: «Eil 
jeder solle sich strecken nach seiner decken» ; den schulden machen 
ist etwnß gar heßliches sowoll vor große, alß kleine. Meledy Stairs 
scheindt raisonabel zu sein, spricht aber gar wenig; sie werden 
baldt weg. Mylord Stair[s] solle viel mitt einer maistres vertban 

1 ?dor. ! Vergl, band IV, s. 278. 



117 

haben, so madame Rairaond heist; sie ist nicht so schön, alß ahn- 
genehm , ist Churbayern l maistres geweßen. Nun hatt sie einen 
andern amant nndt liebhaber, welches mylord sehr betrüben solle. 
Ihr jetziger liebhaber ist graff Moritz vonSaxsen; der ist nicht gar 
schön, hatt aber gutte minen, ist jung undt ahngenehm, also ist 
meledy Stairs vangirt von ihres mans untre we. Man braucht jetzt 
in Franckreich zu großen sumen zettel undt zu kleinen gar kleine 
silberne müntzen, wie halbe batzen ; die gelten 30 sols, werden aber 
alle monat abnehmen. Alberonie ist in die Schweitz gereist bey 
dem abt von St Gallen. Waß er dort vor ein teüffelsleben ahn- 
fangen [wird], wirdt die zeit lehren. Daß böße hexgen, die du- 
chesse du Maine, wirdt morgen nachmittags zu mir kommen. Ich 
hette es woll entbehren mögen, aber waß will man thun? Weillen 
mein söhn sie gesehen, muß ich sie, weillen sie es mitt aller ge- 
wählt will, woll auch sehen. Wo mir gott leben undt gesundtheit 
verleyet, werde ich Euch biß donnerstag berichten, liebe Louise, 
wie dieße vissitte abgeloffen. Wofern der fürst von Murbach einen 
Frantzoßen gar viel vermacht, wo er jung undt woll geschaffen ist, 
hatt es gewiß eine andere ursach gehabt, alß seine enderung von 
religion. Ich werde heütte madame Dangeau im closter sehen, will 
sie fragen, ob sie viel von ihrem herrn bruder geerbt hatt. Eine 
person von Ewerm standt ist arm , wen sie nicht reich ist ; könt 
Euch also gar woll unter die armen rechnen. Ich muß nun mich 
ahnziehen undt nach hoff, den könig in seine meß zu folgen undt 
hernach den kleinen Monsoreau auß der tauff zu heben. Ewer lie- 
bes schreiben ist völlig beantwortet , kan also nichts mehr sagen, 
alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

P. S. 

Sontag, den 14 April, umb 9 abendts. 
Da komme ich auß dem opera, habe die 3 letzten acten durch 
geschlaffen. Wie ich herrein komen, habe ich Ewer liebes schrei- 
ben vom 30 Mertz, no 26, gefunden, welches ich aber heütte ohn- 



1 «Voir, au sujet des galanteries et des prodigalites de cet 61eoteur, les 
cLettres» de Madame Dunoyer, 1739, t. III, p. 119.» G. Brunet II, s. 230, 
anmerkung 1. 



möglich beantworten knn, mir sagen, daß ich mitt madame deDan- 
geau gesprochen. Sie ist universalle erb in mitt dem beding, daß 
sie ihrer fraw Schwester, der fürst in von Ussingen , 4 taußendt 
franeketi deß jahrs pention ' geben solle. Ihr erbsehafft geht hoch, 
kompt auff 100/m thaller. AUso segt Ihr woll, daß kein wort wahr, 
waß man von dem edelman gesagt, so von religion solle geendert 
haben. leb muß ahn mein dochter schreiben; glückseelige gutt 
nacht, liebe Louise ! 



A matl. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfortrj. 

Paria den 18 April 1720, umb 8 abendta (N. 8i). 

Hertzall erliebe Loaise, ich hin beiltte morgen umb halb 1 von 
hir nach Bagnolet zu madame la ducliesse d'Orleans, wo icb braff 
spatzirt, daß ich so müde bin worden, daß ich nach dem eßen im 
vollen spiel vom biriby entschlaffen hin. Umb halb 7 bin [ich] wieder 
von Bagnolet, undt weillen ich der großhertzogin versprochen, heütte 
zn ihr zu kommen, undt es mein weg ist, so bin ii'h zn der groß- 
hertzogin, wo ich alleweill herkomme undt finde Ewer paquet auff 
mein[e]r taffei , liebe Louisse, sambst * Ewer liebes schreiben vom 
6 April, no 28. Danke Euch von hcrtzen vor die zwey artige cal- 
Ieiid[e]rger undt Zahnstocher, bücksger; seindt über die maßen woll 
gearbeit. Abnstatt drüber zu lachen, hatt man die arbeyt undt 
invention admirirt. Ich werde es gar gewiß daß tlberige gantze 
jähr im sack tragen. Ich habe es nicht von Höhten, umb midi ahn 
Euch, liebe Louise, zu gedeucken machen; aber ich versichere Euch, 
daß ich mein[e] callenderger nicht werde ahnsehen, ohne ahn Euch zu 
gedencken. Von der carwoch will ich nichts mehr sagen; die ist, 
gott lob, vorbey. My[lord] Straffort" ist vor seine eygene affairen 
herkommen , habe ihn seyderdem nicht wider hir gesehen , aber 
zweymahl auff der gaß begegnet. Sein gesicht bringt ein wenig 

1 penslon. 2 d. h. aammt. 3 Strafford. Der lourquis de Diugaau 

schreibt sohon unter mittwooh, 2T Men 1720, Journal XVIII, s. 258 : <Milord 
Stanbopo arrira ici lo matin; il eut audience de M. la duo d'Orleans aFant midi. 
Milurd Strafford est nrrivt auesi; omis c'est pour sea affaires partioulitrea ; il » 
beaucoup d'actiooa ä la banqne.» 



119 

falschheit mitt. Mich deucht, es seye zimbli[c]h gemein bey den 
Engländern. Mylord Stair[s] solle dieße kanst auch braff können. 
Unßer s. liebe churfürstin undt I. G. s. der churfürst, unß[er] herr 
vatter , haben die Englander vor perfect gehalten ; daß seindt sie 
nicht, sondern woll so voller fehler, alß andere leütte. Die gräffin 
von Warttenberg ist ohne vergleichong wie eine letiffende htindin; 
sie leüfft alles nach, waß nur mansfigur hatt, hatt hir schlechten 
rühm nach sich gelaßen. Die Englander verhettrahten sich ebenso 
doli, alß die Frantzoßen, alß ich durch mylord Staffords heüraht 
sehe; aber sie solle eine gutte, ehrliche fraw sein undt ihren man 
hertzlich lieb haben. Habt Ihr schon vergeben, liebe Louisse, daß 
alle Chargen hir in Franckreich, große undt kleine, mtißen gekaufft 
werden ? Also kan man nicht leicht die ... Meine §ach ist, gott- 
lob, zum endt. Morgen wirdt der Chevalier d'honneur undt premier 
escuyer ihren aydt ablegen, daß kost auch gelt; den es ist eine 
gerechtigkeit drauff vor die erste cammerfraw, so daß küßen geben 
muß , worauf! sie knien , umb den aydt abzulegen. Ich muß , so 
lang man den aydt lest 1 , ihre beyde bände in die meine halten; 
camerdinn[e]r undt hu[i]ssie[r]s haben auch ein recht drauff. Ein 
andermahl werde ich von unßer lieben printzes von Wallis reden, 
nun aber, da es schon spät ist, nichts mehr sagen, alß daß ich Euch 
adieu von Paris sagen werde; den übermorgen gehe ich, so es 
gottes will ist, nach St Clou 1 ', umb dort zu mittag zu eßen, umb 
den gantzen sommer dort zu bleiben. Wo ich aber auch sein mag, 
werde ich Euch, liebe Louise, von hertzen lieb haben. 

Elisabeth Charlotte. 

1115. 

St Clou den 21 April 1720 (N. 86). 
Hertzallerliebe Louise, seyder gestern umb 1 uhr nachmittag 
bin ich, gott seye danck, in meinen lieben St Clou in meiner ruhe 
kommen. Ich hatte es hoch von nöhten; den ich war Paris müder, 
alß nie; man hört undt sieht nichts, alß abscheuliche sagen 8 . Vor- 
gestern hatt man noch 3 todten körper gefunden, denen man den 

* 

1 d. h. liest. 2 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 270 unter 
freitag, 19 April 1720: «Le roi alla au Palais-Roy al voir Madame, qui partira 
demain pour Saint-Cloud.» 3 d. b. Sachen. 



bauch ausgeschnitten undt alles eingeweydt heraußgenohmen. Ge- 
stern morgendts erführe ich, daß der consierge im palais, ein gntt, 
ehrlich manchen , so Monsieur s. 40 jähr alß cammerknecht gedint 
hatte undt mir sehr affectionirt war, nachts uinh 12 gestorben '; undt 
[nejben ihm logirtu ein edelman, so madame d 'Orleans escnyer war, 
der ist in selbiger stundt auch gestorben; wahren beyde recht ehr- 
liche, gutte leutte. Daß macht einem nachdenckisch undt trawerig. 
Aber daß liebe St Clou, wo ich still undt in ruhen lebe, wirdt mich 
schon wider in ruhe bringen. Ich ging gestern früh nach bett; den 
ich wäre müde, den tag getrepelt zu haben, umb mich einzurüsten. 
Solch trepeleu macht einem müder, alli wen [man] eine meill wegs 
gerali t fortging. Ich hoffe, beulte völlig auff Ewere liebe schrei- 
ben vom 30 ilniz, no 26 , undt daß vom 2 dießea monts , no 27, 
völlig zu andtwortten können; fange bey dem frischten ahn. Es 
müßen Euch von meinen brieffen fehlen, liebe Louisse! Den ich 
finde auff meinem callender , daß ich den 23 7B gesehiffert *. Ich 
habe es aber weytter alleweill gesucht undt auch gefunden, daß ich 
mich betrogen undt, ahnstadt 78, 75 bette setzen sollen; werde hiu- 
füro belier nachsehen, aber nun nur fort setzen. Zu Paris ist man 
immer geplagt undt hatt kein augenblick ruhe. Ich getröste mich 
heütte deß heßlichen weiter; den es geht ein großer scharpffer 
windt undt wirdt auch baldt regnen , den der himmehl ist gantz 
Überzogen. Ich getroste michs heütte gar sehr, weilleu es mir mehr 
zeit gibt, Euch undt mein dochter zu entretetiiren. Es liegt mir 
schwer auff der brüst, wen ich gedencke, liebe Louisse, daß Ihr 
meine albere brieffe mehr, ;ilß einmahl, überlest; daß muß Euch 
ja langweillig sein. Wehret Ihr so woll catholisch, alli reformirt, 
solte ich vermeinen, Ewer beichtsvatter würde Euch dieße lange- 
weill zur büß aufferlegt haben, umb Euch zu mnrtih'ciren , wie die 
keyßerin Leonor alß zu tlmn pflegte. Es seindtviel leütto hir, die 
nicht wie Ihr seindt undt mein langweilliges geplatider baldt müde 
werden. Nein, liebe Louise, ich bekümere mich nicht, umb vielle 
vorsprach zu thun, liabe mir nur vorbehalten, vor verwantten, gutte 
fretlnde undt meine bedintcu zu sprechen kommen; andere andtworte 
ich: «Je ne me mesle de rien de ce qui regnarde la regence», 






nndt daß ist auch wahr. Fronckreicli ist nur zu langundter woiber- 
handen geweßen. Icli will mein kaust nicht dran probiren, alles zu 
verderben; bebütte mich gott davon ' ! Auch bin ich gantz nndt gar 
nicht ainbitieux, hegelire nichts zu regier[e]u, alß mich selber, nndt 
soiisten nur in friedt nndt ruhen leben , wens möglich sein kau. 
Viel bir verwundern sich , daß ieli meine kleine encklen nicht zu 
mir nehme, sie zu erziehen; aber ihre 3 groß[e] Schwestern haben 
mir die sacb, wo ich vorher nicht große inclinalion zu halte, gantz 
verlevdt. Da werde ich mich mein leben nicht mitt schleppen; sie 
haben vatter undt mutter, die mögen sie nach ibrem sin erziehen. 
Graft* Hörn war bitler übel erzogen undt halte sich mitt alle Kilon 
von Paris assaciert, alil * keiu wunder, daß er so zu nichts nutz 
geworden; war ein leichtfertiger geselin allen stucken, abscheulicher 
sodomit, snma, außfer] daß er ein artige figur hatte, war gar nichts 
lobliches ahn ihm; den gebührt ist von* nichts zu rechnen, wen 
keine tugendt darbey ist. Ein abgrnndt zieht den andern nach; 
hatt doch ein schön endt gehabt undt seine sündt woll bereuet*; 
hoffe, daß i|h]n der allmächtige in gnaden wirdl ahn gesehen haben. 
Vor dießem ist es gar gewiß, daß unßere lettischen tugendtsam ge- 
weßen sein; aber nun höre ich, daß sie allezeit viel laster auß 
Franekreich bringen, insonderheit die Sodomie, die ist abscheulich 
zu Paris, daß ziebt alle andere lasier nach sich. Es ist [wahr], 
daß Gambier de la Forastiere ein ehrlicher man ist; aber ich plag 
ihn offt mitt seinem landt. Sclilaw ist er gantz undt gar nicht, 
eher ein gntter, einfeltiger tropff. Seyder die königin mitt 8 pferden 
gefahren, habe ich nicht weniger gehabt. Der erste, so es ahnge- 






1 Tdayot- I ?alao. 3 ?vot, d. h. lUt. 4 V*rgl. den brisf »um 

28 Muri, oben ■. US 0. Brauet II, e. 334, um. 1 tohreiM i ■■■ l,c oomte de 
Hörn, potit-fils Ju prleee de Ugne, duo d'ArembeiR, i ,. allie n rotnperaur 
d'Allemagne et au reget»; Sun eieootion epl Heu le 26 ■■ .. ■ 1720, quntre jours 
aprila fon onene. I.»« Ion de l'epoqoe ooDtisquatent I»« buini du conaamnS , 1b 
rSjent les donna i ion freie »tue, Maxlaiilieo dp Hnrn; oolui-ei le« refusa par 
ans lettre qui clroula alnr>, mn> qu'on reRarde g*n*r«l*mMil oomme apoorypbe; 
■He se termiuait eiosi <J'e>pere quo Dien et le roi < ■<■ rendront un jour une 
'jnitice suasi ciacte que oelle qon «oue nmi rendoe a mna malhooreoi freie.) 
Saiot-Simon (1- .WM'. . p. !-■ donne let detaile aar eette affaire oelebre; il 
ijpina puur uns aominutation de peiop. o'nat-i-dire poni la deoapitatiou; mais le 
rfgent et La» crurent que le »upplic« de la roue ftait nfiueiaaira ä la sflrat.S 
des agiotenrs (voir le •Journal* da barbier, t. I, p. 23).' 



fangen, war der letzt verstorbene duc de la Feüülade. Wir habens 
von nohten, weilten unßere klitschen gar schwer sein; da ist. kein 
rang, fährt mitt 8 pf erden, wct will. Aber, wie schon gesagt, es 
ist woll 40 jähr, daß ich mitt Bpferdeu vor meinen kutschen fahren 1 
aber in ealeschen fahr ich onlinaric nur mitt (i pferden. Ich muß 
lachen, daß Ihr, liebe Louise, gemeint, daß ich so mitt 6 pferden 
fahre, weillen ich die erste hin. Ich bin nicht zu hoffaitig, aber 
ich halte doch meine diguitet, wie es billig ist. Der bertzog von 
Lolteringen hatt vor zwey Jahren von üverey geendert undt, ahn- 
st att grün undt roht gefüttert, jetzt roht, mitt gelb gefüttert. Die 
erste gefiel mir beßer, (ließe rohte ist zu gemein; madame de Bran- 
cas ihre ist ebenso. Die kejßerlicko liverey ist gehlb undt schwartz, 
daß ist nicht schön. Zu Paris will man mitt aller gewalt, daß der 
keyßer todt sein solle undt mitt einem pfert gestürtzt sein, wo er 
eine ader solle gebrochen haben, wovon er gestorben sein solle'. 
Ich glaube aber nicht, daß es war ist, weillen man au ß Teutschland t 
nichts davon schreibt, da man es doch woll wißen solte insonderheit. 
Mein dochter ist nicht schwanger, andere leüttc seiudts aber; also 
werden sie doch nicht kommen. Ich bin reeht fro, daß mein doch- 
ter nicht schwanger ist; aber ' nach 40 jähren ist es gefahrlicher, 
kinder zu bekommen, undt sie ist schon nahe bey 45 jähren, wirdt 
45 jähr den 13 September complet haben. Solte es war sein, daß 
der keyßer todt sein , würde Teutschland! nicht ohne krieg sein. 
Gott bewahre davor! Zu Paris haben wir etlich tag schon Wetter 
gehabt; nun fengt es aber wider ahn, kalt [zu] werden undt sehr 
feucht. Ich mogte vielleicht heütt noch woll etwaß von Euch ent- 
pfangen, aber erst gar spät schreiben; den da kompt ein Courier 
von meiner dochter, muß gleich nach dem oßen ahn sie schreiben. 
Ewer liebes schreiben vom 2, no 27, ist doch völlig beantwortet, 
daß andere spare ich vor nach der eomplic * außschreiben. 

I 7 fabre. 2 Journal du marqnis du Dangoau SVm, «. 270 unter donnen- 
tag, IS April 1720 : "Lo bruit cuurt <|Uo l'eiupereur est malade, qu'il s'est blejit 
on tombant de cbeeal; mais un oroit co bruit fanx.> Ebendaselbst t. 273 unter 
dienstag, 23 April 1720: 'La uouvollo qu'ou avuit ttUeai de la maladie do l'em- 

budö M. de Benterlder par un courrier qui arriva biar.> 3 7 denn. 4 cum- 
pliei, oomplste, johlull des täglichen gotteadiennteä bei den Katholiken. 



123 

Sontag umb 9 abendts. 
O mein gott, liebe Louise, wie bin ich heütte e[i]ne geplagte 
seehle ! Ein augenblick, nachdem ich ahngefangen, ahn mein dochter 
zu schreiben, bin ich entschlaffen. Wie ich wacker worden, hatt 
man ins salut geleüdt , hab in kirch gemttst , bin umb 5 auß der 
kirch kommen, [habe] einen brieff von 10 bogen ahn mein docht[e]r 
geschrieben durch einen expr essen Courier vom hertzog von Lot- 
teringen. Ich dachte, noch zeit zu finden, auff Ewer zweyttes liebes 
schreiben zu andtwortten ; aber mein enckel, der duc de Chartre[s], 
[ist] ahngestochen kommen undt hernach hatt man mir noch ein brieff 
gebracht, so ich gleich habe beantworten müßen, undt kan also vor 
dießmahl nichts mehr sagen , alß das ich Euch von hertzen lieb 
bebalten. 

Elisabeth Charlotte. 

1116. 
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 25 April 1720 (N. 87). 
Hertzall erliebe Louise , vergangen montag bin ich mitt Ewer 
liebes schreiben vom 9 April, no 29, erfrewet worden. Ich hoffe, 
daß, nun daß wetter alle tag beßer wirdt, die posten, so nun beßer 
gehen, sich auch wieder ersetzen werden undt woll gehen. Ich habe 
Euch versprochen, hertzliebe Louisse , Euch alle posten zn schrei- 
ben; also werde ich mein leben nicht dran fehlen, ich müste den 
halb todt sein. Waß verhindernng ich auch haben mag, so werdet 
Ihr, so lang ich lebe, allezeit einen großen oder kleinen briff von 
mir bekommen; daß seydt gewiß, liebe Louise! Ich finde Ewere 
liebe schreiben gar nicht alber undt über daß so seydt Ihr mir zu 
lieb , umb daß ich nicht gern Ewere schreiben haben solte undt 
wißen, wie es umb Euch stehet. Es ist gewiß, das, wer, daß, wer 1 mei- 
nen söhn recht kent, kan ihn nicht haßen; den er ist woll der beste 
mensch von der weit. Er könte keine größere freüde haben, alß 
wen [er] alle menschen glücklich konte machen. Der friedt von 
Spanien ist noch nicht gantz außgemacht ; gott weiß , wen es zu 
endt gehen wirdt. Meine stim ist nicht so hart alß heyßer, alß 
wen ein anders einen stareken husten hette; kan also gar nicht 

1 ? gewig, daß, wer. 






heyßcrsein'. Scyder die dornen sich hir ahn den landerienen * undt 
obngeschoürte tracht gewohnt haben, kommen gar wenig mehr zu 
mir; sie wollen sich nicht ahnkleyden, will sie nicht in ihrem des- 
ahilles s seilen, also kommen wenig damen zu mir. Abermansleütte 
kommen morgen dts sehr viel n ma toillette. Wen ich, unter [uns] 
gerett, die rechte warheit gestehen solle, findt ich gar nicht artig, 
daß Churpfaltz mir verspricht, Euch fuvorabel zu sein undt Euch 
zu bezahlen', undt thut e^ doch nicht. Ihr habt mir dießen berrn 
zu sehr gelobt, gibt Eileh einen schlechten danck davor. Es were 
kein schelmstück, wen Ihr Ewern religionverwanten helffen koutet, 
es zu thuu; dall kan woll nieuiandt in der weit übel finden. Nie- 
roandtshatt Cburpfaltz in unrahe gebracht, a]ß seindt seine 8 pfaffen. 
Daß alles, waß ich davon [liüre-j, daß seindt rechie pfaffenstiickger, 
wovon ich gar nichts halle. Ich mogte Euch, liehe Louisse, von 
hertzen gern noch lenger entreteniren, aber es ist mir ohn möglich ; 
den ich bin lieötte nachmittag lang spalziion gefahr[c]n. Die frflh- 
lingsluflrt macht mich gantz schlafferig, muß also wider willen schlie- 
ßen, Ewer liebes letztes schreiben ist doch völlig beantwortet, 
kan also nichts mehr sagen, nlli daß ich Euch eine glückseelige 
nacht wünsche undt allezeit von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 
1117. 
8t Clou den '27 April 1720, umb ■/« &»ff 8 abendts (N. 30) • 
Hertz allerliebe Louise , weillen ich noch ein par stündtger 
vor mir habe, kau ich es nicht beßer ahnwenden, alß Euch zu 
entreteniren ; den wen ich biß auff den rechten tag wartte, kommen 
mir allezeit hundert verhindern uße. Drtimb will ich ein wenig vor- 
her plaudern. Ich will Euch auch verzählen, waß ich heütte ge- 
than. Es ist daß schönste wetter von der weit, , recht sanfft undt 
warm. Umb 3 bin ich in kutsch geseßen undt nach Madrit zu 
Cliausseray[e| gefahren, wo ich gar starck spatzirt bin, 2 mahl ihr 
parterre übergangen undt darnach einen gutten tour ins holtzgen 
gethan. Ich bin mich so müde gangen, daß icli keinen fuß vor den 



I Vergl. < 



jrief vom 3(1 und 31 Merz, oben a. 



oorkloid, schleppklei< 



kloidung. Vorgl. 



1 Vergl. das schreiten des kurflirsten Karl P 



, naohtkloid, haoskleid, morgon- 
imd 23 Mni und 26 Deoembor. 
ipp an Elisabeth Charlotte, oben 






125 

andern stellen kan. Wie ich wieder kommen, habe ich die prin- 
cesse Victoire von Savoyen, deß conte de Soissons dochter, hir ge- 
fanden, so kommen, umb von mir abschiedt zu nehmen, nmb nach 
Chambery zu reißen. Hernach bin ich ins abendtgebett , so eine 
halbe stundt gewehrt. Hernach ist mademoiselle de Mon[t]pensier 
kommen; daß gutte kindt, wolte gern lieb sein undt ist daß unahn- 
genehmste kint, so in der weit zu finden, eben nicht so gar heßlich, 
alß unahngenehm in allen seinen maniren; sie jammert mich offt, 
aber ich kan sie doch nicht artig finden l . Es ist aber auch zeit, 
daß ich auff Ewer liebes schreiben komrnme ; fange bey dem klein- 
sten ahn von den beyden. so ich gestern entpfangen vom 13 ohne 
chiffer mitt no. Der fürstin von Ussingen brieff habe ich gleich 
nach Paris ahn madame Dangeau geschickt. E[we]r schreiben muß 
noch zu gar 2 zu rechter zeit auff die post gebracht worden [sein], 
weillen es mitt dem ersten zugleich ahnkommen. Ich will morgen 
ein mehrers sagen, aber nun schlaffen gehen. 

Sontag, raorgendts umb halb 8, den 28 Aprill 1720. 
Einen glückseeligen glitten morgen, hertzliebe Louisse ! Es ist 
schon anderthalb stundt , daß ich aufgestanden undt mein gebett 
verricht habe, aber ich habe meine fenster auffmachen laßen undt 
ein wenig frische luft 8 ; den es ist heütte morgen ein gar schön 
undt samfft wetter. Ich glaube aber nicht, daß es bestandt wirdt 
haben; den der himmel, so so gar hell undt clar war, wie ich auff- 
gestanden , hatt sich nun gantz überzogen. Aber es ist zeit , daß 
ich auff Ewer liebes schreiben komme vom 13 dießes monts, no30. 
Die falsche zeittung, womitt man Euch erschreckt undt woran, gott 
seye danck, kein eintzig wordt wahr ist, kommen von meines sohns 
feinden her undt von den mal intentionirten , dem noch ein große 
menge zu Paris sein ; man kent sie auch woll. Sie hoffen , daß 
dieße böße undt falsche geschrey meinem söhn mehr feinde machen 
8olle[n], welches doch, gott lob, bißher dießen effect nicht gethan. 
Gott kendt meines sohns desinteressirtes * undt aufrichtiges gemühte, 
stehet ihm also gantz wunderbar bey. Aber, liebe Louisse, glaubt 

nur, waß ich Euch sagen werde, undt last Euch nicht durch böße 

* 

1 Vergl. nachher den brief vom 19 Mai und band III, s. 221 ; band IV, 
8. 136. - 2 ?nooh gar. 3 ? um ein wenig frische luft zu haben. 4 d6s- 
intlressl, uneigennützig. 



126 

geschrey erschrecken ! Dem werden noch gar [viele] kommen von 
dießer leichtfertigen burscli 1 . Aber, liebe Louisse, wie habt llir Euch 
doch so erschrecken können, da Ihr doch frische brieff von mir be- 
kommen hattet, wodurch Ihr gesehen, daß wir ;iüe ruhig undt tran- 
quile hir sein? A pi p opo[s] von hilliet de banque, Buscat * lebt in 
der hoffnung, zu erfahren, wie es tnitt seinem caminenliuner gangen, 
den man so zerstückt hatt"; den ein Schweitzer von der banque halt 
3 billiet gebracht, welche sieb eben von Busrat billiet gefunden, 
den er halte seine no auifge->di rieben. Man halt [den] Schweitzer 
in verhafft genohmen ; der hatt schon gestanden, daß er gelogen, 
alß er gesagt, er hette die 3 billiet de banque unter den steinen 
gefunden, undt daß ein soldat au garde sie ihm gebracht hatt. Den 
soldat au garde hatt man auch »restilt, also sehr zu hoffen , daß 
die sach guntz herraußkomrnen wirdt. loh daneke Euch von hertzen 
vor alle Ewere gutte wünsche vor meinen söhn undt mich. Es 
seindt vie.l leütte , die keine größere last haben, alß boße undt 
falsche zeittuugeu auszutragen; also, liebe Louissen, bitte ich Euch 
nochmahlen, allarmirt Euch nicht, wall Ihr auch dolles hören niöget! 
Ich sage es Euch, den solche schiecken seindt gar ungesundt. Ihr 
sollet gleich gepist haben; daß verhindert daß übel, so drauß ent- 
stehen konte. Daß ist. gewiß, daß die ballet de banque ahn den 
mor[d]thateii schuldig sein; den wie dieße billietten payable au por- 
te[u]r sein undt mau gar viel auff einmahl stehlen kau , trachten 
alle dieb darnach. Aber mau sagt, monsieur Laws wirdt ein mittel 
dagegen linden. Gott gebe es ! Martou ist zwar außer gefahr, 
hatt doch noch zu zeitten ein wenig daß neber, ist doch recht lustig 
dabey; ihr hnmor ist von natur lustig undt kan von liertzen la- 
chen. Biß niitwog werde ich sie widor besuchen. Ich werde den 
tag wieder nach Paris, meine verwanten undt freüudt zu besuchen. 
Ich bin noch alß in sorgen vor madame la princesso , so mir gar 
nicht almstehet; ich fürchte alß, es wirdt ein seblim endt nebmeu sol- 
le[n], den I. L. sehen bitter übel auß. Ich wünsche von hertzen, daß 
Euch die assambleen diverliren undt vereuderungen geben mögen. 
Unßcre liebe printzes von Waliis hatt mir auch die historievom äffen 
geschrieben, Dieße historie ist nicht ohne exempel, ich habe von 



127 

mehr dergleichen gebort. Vor daß sandt , so almstatt in etil ge- 
backen , dancke ich Euch sehr ; mich deucht , es rieht nach nn- 
schiueht'; ist wol! ein grüß nuglilck undt straff gottes, wo hungers- 
noht ist. Die historie vom gekochten Tetergeu ist abscheulich; wie 
kan ein Christin so eine that Obers [herz bringen]? Her huuger 
muß sie doli undt nariseh gemacht [haben], wie es woll miß die 
zwey tiiaten ersebeindi , daß sie ihr kiudt zu eßeu ... undt sich 
selber gehengt hatt. Die kutselier-historie ist schon vorn jähr in 
Englaudt geschehen. Die printzes hatt mir es gleich geschrieben, 
ist |ioßirlieli. Der kut scher muß keinen so großen bardt gehabt 
haben , wie die kutscher iiir im landt tragen. Die avanture von 
dem kutscher , so ins kindtbett kommen , erinert mich ahn den 
graffen von Königsinitrck, deßen alter bruder, der daß Unglück zu 
Hannover [gehabt]*; dein ist ein recht schön englisch metgen in 
pageukleyder gefolgt *. Ich habe (ließen pagen v.a Chnmbor[d] ge- 
sehen, hatte ein rundt gesiclit , lauge braune äugen undt haar, die 
haar kurtz undt schon frissirt in großen bucklen, sclioune, lebhaffto 
färben, schonnen mundt undt zahn, aber waß kurtz undt dick undt 
fett. Wie wir von der jagt kommen, wo mir der graff seine gantze 
avanture verzehrt hatte, stelle ich mich ahn, alß wen ich curieux 
wehre, seine türekische zeit zu sehen, undt ritte hinein. Er rieff 
seinen pagen, nmb vom pferdt abzusteygen ; der kam geschwindt 
geloffen undt haltf seinem herrn vom pferdt, da sähe ich sie gantz 
e. Wie der graff nach Ittallien reiste, kam mau ihm in ein 



1 d. h. amohlitt. Vergl. den brief vom 1 April, oben *. 1Q8. 10B. 2 Phi- 
lipp Christoph graf von KBnigsinark. Vergl. band II, B. &Ü&, nninerkung »; 
a. bil , Anmerkung *. 3 O. ßrunet II, 8. 23b, 2S8, mm. 1: -Co paga 

it 1» belle coiutosaii du Si.nitliainpton «,ue Cbarlee-Joan da Krenigamark avait 
sontr6o s Venise. Öu treuve des iK'tuila interessants aur eel aveuturior pleia 
de cbarmos et de In. plus brillant« valour, dans U -Revue den Deni-Mondes> 
ictobro 1852). Apres avoir oouru tonte l'Europe, se montrant avec seilt sur 
jus los ohamps de butaille, reou Chevalier de Malte, quuique protostant (oir- 
jnstanen faiis ommplo), il pctii an 1685, ü l'ägo de virigt-aii ans, an siege 
de N6greponl. II avait aoutonu i Londres un \nnect uriuiinel d' et ränge espSce. 
Poor eponser la plus riobe beriiiere de In Urande- Bretagne , lady Elizabeth 
Paroj, il n'avait paä trauve de inailluur niojeu qua de fuire asaassinor par trois 
■padaeiins loa aeeond man, la Belehre Themas Thymi, Thomas aux milliona. La 

pereonnelie du roi Charles II, le eomte put aller bataillor en (lrace.> 



128 

wirdtshauß sagen : «Yostre page est fort malade d'ane coliqae.» 
Ein äugen blick [später] rieff man: «Monsieur le conte, vostre page ac- 
couche;» bracht ein metgen znr weit. Dießer page hatt sich hernach 
in ein closter retirirt, wo er doch keine none geworden, hatt aber 
from undt ehrlich gelebt biß ahn ihr endt. Ihre dochter lebt noch in 
einem closter. Monsieur le marquis de Thiange[s] , so deß graffen 
gutter freüudt war, hatt nach deß graffen todt sich deß armen 
kindts ahngenohmen, ihr eine kleine pension vom könig zu wegen 
gebracht, wovon daß arme mensch lebt; den Thiangefs] ist auch 
todt, war ein gutter, ehrlicher mensch, wiewoll von einer boßhaff- 
tigen mutter, ein rechter teüffel sowoll alß ihre Schwester, die 
Montespan, so noch schlimer undt boßhafftiger war, alß die Thi- 
ange[s]. Dieße konte ihren frommen söhn vor ihren todt nicht 
leyden, haste ihn aber nur auß 2 Ursachen. Die erste ursach war, 
weilten er nicht desbauchirt war undt seine fraw hertzlich liob 
hatte; die ander ursach war, daß ihr söhn gotsfürchtig war undt 
gern bettet. Deßwegen sagte sie: «x\fon fils n'est qu'un sot.> Der 
könig lachte so von hertzen, wen er mich über dießen l damen wun- 
derlichen discoursen verwundert sähe 2 . Ewer letztes liebes schreiben 
ist gantz beantwortet. Aber da ist mir meine feder endtfahlen undt 
macht braffe klacksen, aber ich kans doch nicht wider [abschrei- 
ben] ; den mitt Euch , liebe Louise , mache ich keine ceremonien. 
Ich komme jetzt auff Ewer liebes schreiben vom 30 Mertz, no 26, 
so ich noch nie 8 beantwortet habe. Es ist freylich nichts von der 
post zu sagen ; den wie sie auch geb[e]n mag, ist nichts zu endern 

* 

1 ? dieser. 2 Vergl. nachher den brief vom 19 Mai. 6. Branet II, 

8. 237, anmorkung 1: «Madame de Thiange est vivement attaquäe dans los 
chansons du tempe , d'ane facon qui rend les oitations impossibles ; voici, da 
moins , un couplet qu'on peut transcrire : 

vous dont les vers odieux 
Disent qu'on aime la Thiange, 
Mädisants, oonnaissez-la mieux! 
Elle est aussi ohaste qu'un ange; 
Que diable voulez-vous qu'elle puisse oharmer, 
Cette masse de chair? 
Cette marquise eut pour fille atnäe la duohesse de Nevers, que Saint-Simon 
repräsente oomme ayant une «beaute* de toutes les sortes,» et oomme s'e'tant, d 
d6faut du roi, oontentäo de monsieur lo Duo, fils du prinoe de Cond6 (voir La 
Bniyere, Edition de Walokena^r, p. 657).» 3 ? nicht. 



niidt in dieß, wie in viel andere Sachen gehört gedult. Von hol- 
ländischen Courier werde ich nichts sagen, weillcn ich* weiß, daß er 
ahokoinnien ist. Wen ich keinen neuen Verdruß hahe. hin ich alle- 
zeit sehr ruhig um.lt plage mich nicht. Ambition plagt mich durch- 
auß nicht undt mische mich, gott lob, in nichts, erfahre auch erst, 
waß vorgegangen], wens ailo menschen wißen. Der cardinal Ma- 
zarin pflegte zu sagen: «La natiou francoise est la plus jolie du 
ruoöde; il[s] crient et chauteut contre moy et ils me Iaissent faire, 
et moy, je les laisse crier et chanter et fait ' ce que je veux V 
Waß er aher possirlich gethan, war, alle büße lieder, so mau gegen 
ihm gemacht, alß wen er gar böß were, auffzasucbeu laden, undt 
hernach ließ er sie heimblich, alß wen er nichts davon wüste, ver- 
kauffen ; halt mii.t dießer manir lU/in thaller gewunen undt her- 
nach selber drüber gelacht. Wen icli sagen dartf, so ist es kein 
[wunder, daß ich meinen] söhn lieb habe; den er liatt verstand t 
undt nieritten undt lebt woll mitt mir. Das er nicht alle tag zu mir 
komut, sehe ich selber woll, daß es nicht sein kan, undt finde billig, 
daß er nach so viel aibeydt undt «Mini nicht kompt, noch lauge weill 
bey einer alten mutter außzustehen undt lieber hey jungen leütten 
ist, so ihn divertiren ; daß erhelt die gesundtlieit, wen es nur nicht 
zu grob hergehet. Waß sein solm ahnbelangt, so zürn ich entwetter 
nicht oder gar dichte; er will ein wenig auß dem geschir schlagen 
undt daß gefeit mir nicht. Seine Schwester hatt ihn schir gantz 
verdorben, indem sie ihn gegen seinen tugendtsameu sou[s]gouver- 
nenr • gantz anffge wickelt hatte, welches den glitten, ehrlichen mau 
so gesckmertzt liatt, daß er sich retiriren wollen undt es auch ge- 
t.han bette, wen mein söhn undt ich ihm nicht zugesprochen hette[u|. 
Mit den Reformirten hoffe ich daß sich alles in frieden schlichten 
wirdt. Ich habe dem kleinen pfaltzi sehen seeretürgen plat herrauß 
gesagt, daß mein solm sicli von keine|u] pfaffen regieren lest, also 
vor den westpfalli sehen frieden sein wirdt Nun muß ich mich auch 

unc Monarchie absulue, teniplil-o pur das Chansons.» Hierher gehört auoh die 
antwort, die Gotha im « Jahrmarkt sie st tu I'lundurs»eil8rn» den konig Abasverup 

Mir iat es einerlei, wem sie die [Malmen singen, 
Wenn sie nur ruhig sind und mir die steuern bringen. 

3 De Court. Vergl. den brief vom 11 Jaouar, oben s. 12. Maa sehe auoh 

band IV, 9. 344. 346. 

Elizabeth Cbarlotle 9 



130 

ahnkleyden, derowegen eine pausse machen. Dießen abendt nach 
dem gebett werde ich dießen brieff anßscbreiben , nun aber nur 
meine ordinarie pausse machen, nur noch sagen, daß, so langChur- 
pfaltz sich von seinen pfaffen wirdt regieren laßen, wirdt jederman 
sich über ihn beklagen. 

Sontag umb halb 6 abendt«. 
Gleich nach dem eßen bin icii nunder im gartten gefahren, 
wo ich nur zwey tour ^ethan. Es ist gar schön wetter undt recht 
warm, alß wen ein wetter komen solte. Wie ich wieder her, bin 
ich in kirch, wo ich eben herkomme. Ich habe hir die printzen 
von Gotha gefunden, daß hatt mich noch eine zeit auffgehalten. 
Nun hoffe ich doch Ewer lieben brieff außzuschreiben. Es ist eine 
rechte seh an dt , wie Churpfaltz mitt Euch umbgeht ; ich schäme 
mich vor ihm. Aber, wie ich schon offt gesagt, wer sich von pfaffen 
regieren lest, da kan nie nichts guts auß werden. Ihr werdet woll 
thun, liebe Louise, wieder auffs neu nach Heydelberg zu schicken; 
den die art leütte, wie die cammer zu Heydelberg nun ist, wollen 
geplagt sein. Wie man mir versichert, so wirdt der arme churfüret 
braff bestollen ; es muß ein gar übeller ahnstalt in alles ahm pfaltzi- 
schen hoff jetzt sein. Es ist mir leydt, daß Ihr, liebe Louise, ur- 
sach zu klagen habt; aber Ewer lamantiren ist mir nicht beschwer- 
lich, den ich interessire mi[c]h zu viel in alles, waß Euch betriefft, 
umb lange weill drüber zu haben können. Waß der churfürst, mein 
herr vatter s., offt gesagt, ist woll wahr worden. I. G. s. sageten: 
«Ich höre, daß meine unterthanen sich über mich beschwehren, alß 
wen ich sie zu hart hüte, aber die zeit wirdt kommen, daß, wen 
sie mich würden auß der erden würden krantzen 1 können, würden sie 
es thun.> So ist es auch gangen. Aber dieß seindt gar zu trawe* 
rige reflectionen, last unß von waß änderst reden! Ich kan leicht 
begreiffen, daß Euch eine heydelbergerische reiße nicht ahngenehm 
sein kan. Solte ich den ort wider sehen solte , müste * ich vor 
weinen vergehen. Ihr habt Euch hart verschrieben, liebe Louise! 
Den es woll ein großer unterschied t ist zwischen die duchesse de 

Bouillon undt madame la duchesse de Bourbon 8 . Daß die fürstin 

* 

1 ? kratzen. 2 ? sehen, müste. 3 « Marie- Anne de Bonrbon-Conti, morte 
sans enfants Ig 21 mar* 1720, 6pouse du duc de Bourbon, qui fut premier mi- 
nistre apres la mort du r6gent.» G. Brunet II, s. 237, anmerk. 2. Vergl. den brief 
vom 2L Merz, oben s. 88, anmerk. 2. 



gestorben , ist kein wunder , aber wo 11 , daß sie so lang hatt le- 
ben können ; außer ihr unordentliches leben war sie auch er- 
schrecklich verwacksen. Alle, die monsieur le duc kenen, ver- 
sichern, daß er gar mttdt von ehestandt ist undt sich woll hütten 
wirdt, wieder zu heürahten; er ist gar zu fro, ledig zu sein. Vor 
der groß fraw mutter ist mir bitter bang, daß wir sie baldt ver- 
liehren ; sie ist gar zu ellendt, jammert mich woll von hertzen, den 
es ist eine gutte , tugendtsame , fromme fürstin , welche ich von 
hertzen regrettiren würde. Außer bey madame 1 la princesse undt 
mademoiselle de la Rochesurion s , der todten Schwester, habe ich 
niemandts gefunden, so nicht leicht zu trösten wahr; den sie lachten 
undt wahren lustig. Daß märgen von der keyßerin findt ich artig, 
hatt mich recht divertirt. Hir hört man wenig vom fegfeüer spre- 
chen. Daß were artig, wen tauben in jene weit fliegen könten undt 
"brieff hin undt her tragen, so würde ich ahn wenig leütte in dießer 
"weit mehr schreiben, sondern lange epistellen voller fragen in jener 
weit schicken. Man solte zu der none sagen, die keyßerin were 
ins fegfewer kommen, weillen sie zu abergläubisch undt pfaffisch 
gelebt hette. Auß waß Ihr mir von der crtzhertzogin Amelie sagt, 
macht mich, unter unß gerett, judiciren, daß sie jemandts änderst 
im kopff muß haben undt daß man ihr woll sagen konte, wie der 
monsieur Orgon zu seiner dochter, wen sie lieber ins closter gehen 
will: «Ah, voila justeuient de nos religieusses, quand un pere com- 
bat leors flames amoureusses 8 !» So raogte es hir auch woll gehen; 
den sousten finde ich keine ursach, warumb sie den churprintzen 
von Bayern nicht nehmen solte. Der conte Albert ist nicht gar 
alt. Ich glaube nicht, daß er 50 jabr alt ist; ist vor dießem gar 
schön geweßen, aber nun sehr geendert. Er ist auch einer von 
madame du Maine ihren großen freunden. Der cardinal de Po- 
liniac 4 ist sehr jalous von ihm geweßen noch vor zwey jähren. 
Der keyßer batt groß recht, zu examiniren, wer der ertzhertzogin 
persuadirt hatt, ins closter zu gehen wollen; den daß ist ein im- 
pertinent stück. Man hatt den keyßer zu Paris todt gesagt undt 

* 

1 ? Außer madame. 2 Roche-sur-Yon. 3 Diese stelle aus Molieres 

Tartuffe, acte IV, sedne 3, lautet genauer: 

Ah, voilä justement de mes religieuses, 
Lorequ'un pere combat leurs flammes amoureusesl 
4 Polignao. 

9* 




132 

er ist nicht kranck geweßen. Ich kan nicht begreifen, wie man i 
leügen ' kan. Der bayerische comte Albert ist sein leben nicht in 
pf alt zischen (linsten geweßen, kan also der nicht sein, so Ihr kendt, 
liebe Louisse! Dießer, so nun zu Paris ist, ist deß duc de Loine* 
söhn; seine Schwestern seindt die madame de Ver[r]ue uudt madame 
de Sesjsjac. Die madame de Ver[r]ne ist deß königs von Sicillien 
dellarirte* metres geweßen; sie hatte eine dochter mitt ihm gehabt, 
so er dem printzen de Carignan, so jetzt auch za Paris, geben*. 
Dießer printz ist dnrchgangen , halt seine gemahlin im stich ge- 

1 d. b. lagen. 2 Laynea. 3 ?deeUrierte. 4 Vergl. band in, s. 393. 
400. Der tnarquia da Dangea,u schreibt in Versailles in «einem Journal ÜI, 
a. 258 unler donnerfltag. 7 December 1690: <M. de Cheuense presenta, 1b 
aoir, an roi M. 1b oomte de Vernie, bod bean-frere, qni a quitte M. de Saieie 
et sc retira en Franoe aveo tonta ?n fainille; il n'y a qne aa femmo qui aoit 
demeurea ä Turin.' Hieria bemerk* der hersag von Saint-Simoa ebendaselbst 
a. 2äK. 259 folgendes: "Madame de Varrna , 611 ü du aeound lit de M. le duc 
dB Luynes, et m»ri£e ponr peu en Pi6mont , y vecul d'ahord ä merreille aveo 
aa» man et tonte aa famille. Elle etott belle et charmante, et M. de Savoie 

blaut. Les ohosea vinrent an point qu'elle en a?eitit bb belle mere et aon man,' 
et los pressa de In meaer ä la campagne. IIa n'en vonlureut rian faire; alle 
lea en pressa de nonveau et souvent, et demanda enfin ä faire un voyage im 
eaux da Bourbon ponr s'flolgner sous ce prctexta. La mere , qni ätuit du tue 
d'honnear de madame de Savoie, jrit oe voyage ponr an preteste d'atler i 
Paris, et n'y eonsontit qu'a eondituan qu'olle n'en approchoroit paa pro» pria qua 
Bourbon, at qne l'abbe" de Verrue aeroit Bon eondnotenr. C'eloit le fröre de bod 
beau-pero, et qni n et« du comail de M. de Snvoio ; maia il fut comtno lea 
vieillards do ßnianne; il devint amoureni de aa niäce , et il oaa le Inl te- 
moigner. II B'emporta jnsqu'a la prcsser , et, n'nyant tronv6 en eile qu'une 
juste horreur ponr bod anionr, il te mit ä la jiersecnter. Elle eut bean faire 

bon, la sante de M. de Luynea at lea affaires de M. de Chevreuae ne leur per- 



cbeusea impreaaio 


s qu'il avoit pln a 


'sbbe do 


Verrue de leur donner par Bei 


lattrea et qu'il an 


gtnenta par bös discu 


iire. Elle 


out bcau reolamer Jon innooenoe 


qni nlors etoit on 


ore entiere, et aoous 


r l'abbe, 


jnmnia olle ne lea put persuader 


qo'll aüt 6te cnpa 


ble de ai deteatsbles 


desseins, 


et l'acenaation ratamba aar alle. 


M. de Savoie, qv 


i eontinuoit ü la po 


rohaaaer. 


s'apercut de ses dfplaisirs qui 


eurem enfin plus 


de pou.oir aur eile 


que tout 


ce i|ue M. de Savoie avoit pu 


employer; aiosi 
rerent en Franoe 


a vengeance la lui 
et la belle madame 


ivra. M 




de Verrn 


e rag na longtemps en PiSmont, 



laßen. Midi verlangt sehr, daß graff Degenfeit bey Euch sein mag, 
damitt Ihr Euch gutle tag ahnthun möget undt ein wenig divertiren 
auff Ewere art. Ich habe lange nichts von dem' freüllen von Zoet- 
tern gehört, aber [sie] haben mich vor ein par mont bitten laßen, 
[Euch] zu jagen, liali sie sichern] niitt Eiirli accomodiren wollen. Ich 
werde ihnen sagen laßen, mir ihre brieffe zu schicken, umb sie in 
mein paqnet zu ihun. Dieße epistel ist lang genung, will nur noch 
sagen, daß hirmitt alle Ewere liebe schreiben beantwortet sein undt 
daß mir nichts überig bleibt zu sagen, liebe Louise, alß daß ich 
Euch von hertzen lieh behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

b 



1118. 



. maä\ Louise, 



zu Pfaltz, b Franckforth. 



St Clou den 2 May 1720, umb 7 morgendta (H. 8 
Hei tzallerliebe Louise, vor H tagen Labe ich Ewer liebes sc 



vom 16, no 31 , gar woll entpfangen. Ich «erde Elich aber 
hefltte nur ein klein ntüiidtgeu eutreteniren; den umb 8 werde ich 
in kirch undt gleich drauff zur ader laßen , nur auß precaution, 
weillen es nun ein gantzes jähr ist, daß ich nicht zur ader ge- 
laßen habe. Hießen abendt werde ieh Euch berichten, wie es ab- 
gangen, null aber nur in eyll auff Ewer liebes schreiben andtwor- 
ten. Mich deucht, daß sich die post nun zimhlich woll wider ein- 
riebt. Gestern fuhr ich nach Paris, besuchte Marlon, welche zwar 
woll wider ist, kan aber keinen fuß vor den andern stellen. Von 
dar fuhr ich zu madarne la princesse. Ich erschrack, wie ich I. L. 
sähe. Sie setzt mich recht in sorgen, sich[t] g olts jämmerlich auß. 
"Wen sie die äugen zuthate, solte mau meinen, sie were todt; ist 
doch ziinbüch lustig darbey. Ohne sterben kan man nicht übeller 
sein, alß Marlon gewelSen. Mein dochter ist, gott lob, nicht 
schwanger undt. nun wieder zu Luneville, werden nicht herkommen. 
Man ninibt den pretext, daß sie einen verdrießlichen proces zu 
Paris haben , aber die warheit ist , daß die zott. * schwanger ist. 



LotbriDgcu, ilon gomahls der 
vom 21 April, oben a. 122. 



de! benoge Leopold Karl 
i CharlottB. Vergl. den 



134 

Daß habe ich meisterlich in Franckreich gelernt, mitt leütten umb- 
zugehen, welche ich weder liebe noch estimire; also hatt es mir 
nicht mehr mühe gekost, sie zu sehen, alß andere. Die heydel- 
b ergische burger seindt desto mehr zu beklagen , daß der pfaffen 
undt devotten haß ohne endt ist. Ich glaube nicht, daß Churpfaltz 
doch thun wirdt, waß er threühet l , weillen die pfaffen, insonderheit 
die Jessuwitter, ihre rechnung nicht dabey finden werden. Manheim ist 
nicht so ungesundt , alß man sagt. Ich bin ja lange jähren dort 
geweßen undt nie kranck worden; man muß aber dabey Heydel- 
berger waßer drincken. Meine arme landtsleütte jammern mich 
von hertzen. Ich bin fro, daß I. L. der landtgraff von Darmstatt 
mitt meinen brieff zufrieden geweßen. Hiemitt ist Ewer schreiben 
völlig beantwortet. Waß unßere amitie [betrifft], so kan man sa- 
gen: «Cela va sans dire.» Ich wünsche, daß Euch die assambleen 
woll divertiren mögen , undt damitt mache ich meine pausse , den 
dießen abendt werde ich, wie schon gesagt, sagen, wie meine ader- 
läße abgangen. 

Donnentag, den 2 May, umb halb 8 abendts. 
Umb Euch, liebe Louise, eine exacte relation von meiner ader- 
laße zu thun, so bin ich umb 8 in kirch, von dar vor halb 9 hatt 
man mir zur ader gelaßen, woll der 8 paletten ; zwey wahren voll 
undt die beyde teller umb die paletten gantz voll , man kan also 
auff 3 gutte paletten zehlen. Gleich nach der aderlaß hatt man 
mir eine schall waßer zu drincken geben; hernach hab ich meinen 
arm hübsch in mein nachtsrock [gesteckt], hab kupffersttickbücher 8 
hollen laßen undt gantz still undt ruhig besehen biß nach 11, da 
hab ich mich ahngezogen; umb halb eins bin ich zur taffei, habe 
mehr durst gehabt, alß hunger. Nach dem eßen habe ich Ewer 
liebes schreiben vom 20 April, no 32, sambt den 2 landtgartten 4 
von der belagerung in Norwegen, wo der arme könig in Schweden* 
geblieben ist, wie auch die kart von der waßersnoht [empfangen]. 
Beyde haben mich 2 gutter stundt amussirt, dancke Euch, liebe 
Louise, von hertzen davor; so Sachen divertiren mich. Ich wolte 



1 d. h. droht. 2 ? drei. 3 d. h. kupferstichbüoher. 4 d. h. land- 

karten. 5 Karl XII, der 11 Deoember 1718 vor Friedriohshall erschoßen 

wurde. Vergl. band IV, s. 4. 



135 

Euch von hertzen gern lenger entreteniren undt auff Ewer liebes 
schreiben andtwortten, aber man will, da 14 ich nach bett solle, muß 
also nur mein ey nehmen undt mich aufziehen, undt, wie die teüt- 
sche commedianten sagen, müst Ihr vor dießmahl hiemitt vorlieb 
nehmen, wir wollens ein andermahl beßer machen. Ich bin ein 
wenig matt von meiner aderläß, muß also schli[e]ßen undt vor dieß- 
mahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch, ich mag starck oder 
schwag *, wie nun, sein, doch allezeit von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1119. 

St Clou den 5 May 1720 (N. 90). 
Hertzallerliebe Louise, meine aderläß ist mir all zimblich woll 
bekommen, aber l'eau de Chicoree nicht zu woll; es hatt mir ma- 
genwehe undt einen gar starcken durchlauft geben, den seyder ge- 
stern abendts bin ich 8 mahl gar starck gangen. Aber daß wirdt 
schon wider vergehen. Ich komme auff Ewer liebes schreiben vom 
20 April , no 32. Ich habe so ein schlimmes gedachtnuß , liebe 
Louise, daß ich nicht weiß, ob ich gebetten habe, die graffin von 
Sarbrücken zu dancken, so obligent von mir gesprochen zu haben. 
Ich hoffe, daß es Euch ein wenig verenderung geben wirdt, so viel 
Ewers gleichen ahn graff[en] undt gräffin[nen] vom reich zu spre- 
chen. Ewere zwey landtkartten, so Ihr mir, liebe Louise, ges[ch]ickt 
undt wovor ich Euch nochmahlen von hertzen dancke, konten nicht 
apropoer kommen , alß sie kommen sein ; haben mich den gantzen 
tag nach meiner aderläß amussirt. Die waßerfluht ist etwaß ab- 
scheuliches, jammert einem recht. Deß königs in Schweden 9 ge- 
schwindes endt macht moraliseren auff die eyttelkeit dießes lebens, 
wie baldt alles, waß wir ahm grösten halten, in einem augenblick 
verschwindt. Es ist mir recht lieb , daß mein vetter 8 könig ge- 
worden. Ich habe es Euch schon gesagt , liebe Louise , undt wie 
sein herr vatter, der landtgraff, mir part von seines sohns erhöhung 
geben. Wie ich von der sach habe reden hören, werden woll keine 



1 d. h. schwach. 2 Karls XII. 3 der mit Karls XII Schwester Ul- 
rike Eleonore vermählte erbprinz Friedrich von Hessen Cassel. Vergl. naohher 
den brief vom 26 Deoember. 



erben kommen, Der neue könig in Schweden solle einmalil einen 
gar gefährlichen schuß in den lenden bekommen haben , so gar 
schlim ist , umb erben zu haben. In allen moßen seindt dieben '. 
Ich wüste woll, daß die Juden im schachern hetriegertsch undt ge- 
fabrlicli, aber ynr rechte diebe meinte ich nicht, daß sie gehalten 
würden, verdinnen die brttgelsuppen woll, wen sie ertapt werden im 
stehlen. Es geht mir, wie Euch, liebe Louise! Ich bin gantz per- 
suadirt, daß die weit schlimmer ist, alß sie geweßen. Es mag auch 
woll sein, daß wir die weit nicht so woll gekandt haben, alß nun. 
Aber nun muß ich auch meine pausse machen, werde dießen nach- 
mittag zeit genung zu schreiben haben vor undt nach der kireb; 
den wegen meinen dribsdrül werde ich heütte nicht außfahren. 
Es endert sehr, wen man die peruque " nirabt oder abzieht. Es 
seindt. viel leiltte, 'welchen die eygeue haar gar übel stehen; mein 
söhn ist von denen. 



Sontag, den 5 May, umb s /t auff 6 abendts. 
Ich bin so abgematt geweßen von meinen 5 promeuaden , so 
ich heütte morgen gethan, daß, so baldt ich von taffei bin kommen, 
bin ich entschlaffen. Meine 'S enckellinen seindt hir eßen kommen 
undt ich hin doch entschlaffen , ob die kimler zwar geloffen undt 
gerast haben, bin erst wacker Itteworden], wie man in die löreh 
geleütt Wie ich wieder auß der kirch bin kommen nndt hab 
schreiben [wollen! • ' iaD,! ' c b viel brietf bekommen , die ich habe 
leßen müßen, eines von der printzes von Wallis von 20 bogen, 
eines von der printzes von Modene von 4 seytten, von der königin 
von Sicillieu von 24 bogen, eines von Elich, liebe Louisse, vom 23 
April, no 33, aber daß werde ich erst biß donn[e"|rstag beantworten, 
wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet. Wie ich alles auß- 
geleßen undt gemeint, ich würde schreiben können, so ist an ff cin- 
mahl mein söhn ahngestoeben kommen. Mitt dem habe ich ein 
stündtgen mitt ihm geblaude[i']t, habe ihm auch die kartten gewießen, 
so Ihr mir [geschickt] , mitt welchen er sich sehr amussirt bau. 
Nun ist er zu nacht eßen gangen, da werde ich voltendts anff Ewer 
erstes liebes schreiben andtwortten. Mein gott, wie jamert mich 
unßere peintzes von Wallis! Ihr lierr söhn ist wider gar kranck. 

1 d, h. dioba. 2 d. h. dia perrücka, framtisiaoh la perruquo. 













Icli furcht, es wirdt endilirh übel ablaufen. Gott bewahre unß da- 
vor undt laße der 1 bebe p nutzes sin kein solch unglück erleben! 
Es graust, mir recht davor, nur dran zu gedencken; will von waß än- 
derst reden, umb mich dieße absclicii liehe idce nuß dem kopff zu 
bringen. Ich war heütte morgen geblieben ahn die lelltte. denen 
die eigene haar so übel stehen. al(i baron Goertz undt mein söhn. 
Der konig pflegte a]ß zu sagen: *Vostre üis n'est pas lait, quand 
il n uue perui|ue ; mais quand il parte ces * cheveux, c'est le plus 
villain honnne qne je cognoisso.» Wo mir recht ist, so hab ich 
den (.■asselischen baron Goertz eimnahl hir gesehen. Ich habe ge- 
stern den kleinen seerulnrius Greveiilii'uek cotnmKsion gehen, ahn 
den eammerpressid eilten zu Heydelberg zu schreiben undt ihn von 
meinetwegen zu solicittiren, daß er Euch bezahlen mag. Greven- 
brock sagt, daß der cammerpresident der faullste man von der weit. 
ist nndt nie nichts außmucht. Ihm ist mau noch alles schuldig; so 
lang er zu Paris ist, hatt man ihm nichts geschickt; daß ist doch 
auch abscheulich. Wie ich sehe, so ist es in allem ein schlechter 
ahnstalt zu Heydelberg. Aber wo ist CburpfalU verstau dt hinkom- 
men, den ich von Euch undt von allen denen, su ihn gekandt ha- 
ben, wie er noch printz Carl war, [habe rühmen hören]? Den ich 
glaube, daß er sich von seinen bedinten bestellen " lest. Der kleine 
secretarius weiß kein wordt davon, daß die printzes von Pultzbach * 
wider ein böli kindtbett gehabt hatt. Aber man hatt groß unrecht, 
sie reitteil ku laßen, wen sie schwanger ist, insonderheit da I. L. 
schon 2 mahl büße kindtbetter gehabt haben. Nichts ist verdrieß- 
licher, alß wen le diable au contretemps sein spiel hatt undt alle 
angenblick verhiwleriiüßen schickt. Ihr, wen Ihr Ewere schriefft vor 
heßlich halt, waß sagt Ihr dan von der meine, liebe Louisse , die 
gar gewiß der Ewerigen gar nicht beykompt? Da kompt mein 
söhn wider herrein, muß also schließen, liebe Louisse, undt vor 
dießmahl nichts mehr sagen , alß wie ich Euch von bertzen lieb 
behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1 .die. 


2 ? 


es. 


3 d. b. beatehlen. 4 Elisabeth , die mit dem 


erbprimen von 


uhhno 


h ver 


nhihlte lebhaft» und anmutbigo locht or des kurfürilen 


Kurt Philipp. 


ia ata 


b na 


h einer unglücklichen eDtbindnnjr, oral 3 b jabro alt, 


am 30 Januar 


17S8. 


Ver 


rl. L. HiuBSer. «osobiebte der rheinischen Pfalt II, 








1120. 

St Clou den 9 May 1720 (N. 91). 
Hert.zalleiliehc Louise, ich weiß noch nicht, ob icli beulte et 
«aß von Koch entpfangen werflte; aber kompt waß, werde icli ea 
vor ilie andere post sparen, wo mir gott leben undt gesundtbeit 
verleyet. Gestern fuhr ich nach Paris , ging gleich au[x] Carnie- 
litten. Marton ist g;intz wider gesundt, abor so matt, daß sie kei- 
nen schritt gehen kan. Es kamen 2 von meinen galten freüniiiuen 
zu mir ins doster, madame Dangeou undt madame de Merinville. 

Mitt allen 3pii blamierte ich biß umb 12, da fuhr ich au Luxetn- 

bourg zu niadame la princesse, die ich, gott [lob], ohnvergleicbüch 
beßer fandt, alß vor 8 tagen. Sie war recht lustig, leb glaube, 
daß die freüde, ihren enckel, den comte de Cbarolois '. wider frisch 
undt gesundt gesehen [zu] haben, sie wider" ermundert halt; 
sie hau alle ihre Kinder undt kindtskinder hertzlich lieb. leb nahm 
ihr enckel, niademoiselle de ('lermont, in mein kutsch milt mir $ 
Pahüs-Royal. Ich dachte, ich würde umb 1 ubr dort aliiikouunen 
undt gleich zum eßen gehen köuen; ich funde aber eine avanture, 
so mich erst umb halb 2 ins Palais-Royal brachte. Den alß ich 
gar nahe zum Palnis-Itoyal kämme, fandten wir 2 kutschen, so im 
ambaras sich durch zu ge.scliwjnrit fahren ahn einander in die räder 
gebeugt, hatten undt beyde umgewoiffen hatten. Über die kutschen 
war gantz ohnmöglieh zu fahren ; wir musten also, nachdem w 
eine halbe stundt gehockl hatten, einen andern weg umlt yantzen 
weitlen umbscliweiff nehmen, umb durch la rue de Richelieu wiiier 
in der rue St Honuore zu kommen undt zum Palais-Royal (zu 
langen. Wie ich schon gesagt , ich aß milt meinen euckeln undt 
damen zu mittag. Wir wahren 12 ahn taffel. madame* de Mont- 
pellier, mademoiselle de Clermo]i[t], der duc de Chaitrefs], so gal- 
lam[m]eut mademoiselle de Clermont die handt geben, die mareehalle 
de Ulcrcmbeau 5 , I.euor, madame de Bürstel, madame de Cbasteautier', 
madame de Segure 6 , madame Ghivernie*, meines sohns kiuder- 
meisterin, mademoiselle de Uhartre[s], mademoiselle de Ileangelois ' 



1 Charles 


e Boarbo 


-CW16, uumts de ( 


3 C'leremliault. 


4 Chiton 


utbiers. & S6gur. 


Elii»beih d'Orlea 


s, lüadeai 


eetle de Baaujulois. 






undt ich. Nach dem eßen ging ich iu mein cammer, wo mein söhn 
t zu unß kam. Er hatte morgendls medeoin geuohmen. Ma- 
dame la princesso de Conti, die junge, kam mitt ihrer gesehwey, 
mademoiselle de la Rochesurion \ welche ich auch hatte hollen laßen, 
nrah mitt. mir in die commedie zu gebep *. Umb halb 6 gingen 
in die comedic von Mytridatte s vor daß große stock undt la 
faire de St Laurent* zum poßen-spiel. Baron.* undt die Duclos', 
so M.vtridatle undt Monimo agirten , sputen über die mallen woll. 
Gleich na[e]b der commedie fulir ich wieder her, kam umb kalb 10 
ahn, endi'digstc' meinen tag mitl einer betrübten zeittung. Man gab 
mir ein naquet von der printzes von Wallis, wie ich auß der com- 
medie {kam] , konte also den brieff erst hir leßeu , worinen ich 
Candt, daß die liebe printües in einer großen angst undt betrtlbtnuß 
ist: dop Uire elte[ste| frawdochler, printzes Anne, batt die kiuderblat- 
teffl sehr starek. Gott wolle ihr beystehen [undt| daß kindt couriren! 
In der vorigen iiost war sii> auch in sorgen vor ihrem printzen, so 
wider kranck geworden undt giebter [bat]. Mir ist bitler bang, 
daß endtlicb eine rechte schwer-noht drauß werden wirdt. Da habe 
:li aber gennng geplauttert, liebe Louisse! Es ist auch einmahl Mit, 
aß ich auffEwer liebes schreiben komme. Von den posten werde 
:h nichts sagen; den es ist kein mitlel, sie ließer zu gehen machen. 
Ihr seydt gar zu demütig, liehe Louise, Euch nicht vor würdig zu 
,ltin. dal! ich in sorgen vor Ewer gesundt[heit] bin; daß ist ein 

1 Louise- Adelaide de Bourbon-Contj , inademoisello de la Boohe-jur-Yon. 
2 Journal du morquis de llaugeuu XVIII, s, 283 unter mittwoch, 8 Mai 1710: 
Madame rint ls tnatin nus Carmelites, dtna au Palais-Koyal, et puia y entondit 
U oomedia, et retouron oouoher ä Sitlnt-CLoud.» 3 Es ist wol Jesu Raciues 

«raten mal iwisoliell dem meinten und dreiiahnton Jannar 1H73 aufgerührte 
IragOdio «lfitbridat«i gemeint. 4 -La foi« Saint- Laurent % komadie in einem 
»ot and in Tarsen von Maro-Antoine Lu Ürand , geboren iu Paris 17 Februar 
16i3, gestorben 7 Januar 1728. Das Stack «urdo erstmals 20 Seplember 1 709 
auf dem theätre francais aufgeführt. ä Miohel Bnron, gestorben »u Paris 

12 Dooamber 1729, berühmt' als Schauspieler in der trappe Molieraa. Er iiieh- 
nele «eh in der rolla des Mithridates, in der Tor ihm bei der ersten auffuhrung 
des stUekei La Fleur geglämt hatte, besondere aus , nie denn Martnolitol von 
ihm sagt: <I1 parlail, c'ctait Mithridate. >• Vargl. nachher die briefe vom 2a 
Juli, 12 Sopteiuiiar, 17 und 21 Getobe r. H Maria-Anne Duclos de Chateuu- 

uoof, eine gefeierio Schauspielerin. Bei der ersten darstellung der tragttdie 
■Milhridalo' war die rolle dor Monimi« von Marie CbampmobS vonllglicb ge- 
spielt worden. Vargl. naohher den briuf vom 25 Juli. 7 ? endigto. 



140 

exces de modestie, hatt mich lachen machen. Waß ist natürlicher, 
alß vor denen in sorgen zu sein , so einem so nahe sein , liebe 
Louisse, alß Ihr mir seydt, undt die man lieb hatt? Ich habe offt 
in acht genohmen, daß es einem gantz beschreyet 1 , wen man sich 
brumbt*, in voller gesundtheit zu sein; man wirdt gleich kranck 
drauff; man muß nur sagen: «Ich bin nun, gott lob. zimblich woll.» 
Seyttenstechen machen kurtze proces. Wen man couriren solle, 
gibt unßer herrgott denen, so bey den krancken sein, in dem sin, 
waß sie salviren kan. Ist die bestimbte stundt aber kommen, muß 
sich alles verblenden , daniitt keine bülffe kompt. Ein jedem ist 
sein ziehl gestelt , darüber kompt man nicht. Die printzes von 
Wallis jammert [mich] , sie ist unglücklich. Gott bewahre I. L., 
daß sie dero kinder nicht verliehren mögen, die sie so hertzlich 
liebt! Sie würde es nicht außstehen können. Es ist mir recht 
bang dabey, verlange sehr auff morgen, da ich hoffe, wider zeittung 
von I. L. zu bekommen. Dießes schreiben ist lenger , alß ordi- 
narie, untenvegen geweßen. Ordinarie bekomme ich die brieffe in 
5 tagen; dießes paquet aber ist erst in 8 tagen ahnkommen, also 
3 tag spätter, alß es bette kommen sollen. Marton merittirt, daß 
man sie estimirt undt viel, den sie hatt verstandt undt ist from 
undt tugendtsam; daß seindt gar rare Sachen hir in Franckreich 
undt findt sich nicht bey dutzenden. Hir im landt ist kein alter 
vor die blättern ; alte bekommen sie , wie junge kinder. Die 
marquise die 8 Simiane ist über die 40 alt ; sie ist nicht alß 
dame d'honneur bey der printzes von Modene; sie ist dame du 
palais von ihrer fraw mutter undt bekleydt * sie nur , umb in ihr 
landt , so die Provence ist , zu reißen. Die princes von Modene 
wirdt weder frantzösche dame d'honneur, noch hofffreüllcn haben, 
sondern lautter ittallien[s]che, die ihr von ihrem schwiger herr vatter 
werden erwehlet werden. Ihre dame d'honneur solle eine marquise 
de Rangonie 6 sein , wie mir unßere herzogin von Hannover ge- 
schrieben. Die dame, so die printzessin eygendtlich führt, daß ist 
die duchesse de Villar[s], madame la duchesse de Brancas, meiner 
dame d'honneur sohns fraw. Ich glaube, Ihr habt ihren vatter woll 
zu Heydelberg geseben ; den sie ist deß pressidenten de Moras 

* 

1 d. h. bezaubert. 2 d. h. berühmt, rühmt. 3 ? de. 4 d. h. be- 
gleitet. 5 Rangolli. 



141 

seine dochter, hatt also mehr, undter unß gerett, statt- undt bür- 
gerliche maniren ahn sich , alß hoffleben. Daß ist gewiß , liebe 
Louisse, St Clou ist nun über die maßen schön ; alle, die es sehen, 
geben mir groß recht, gern hir zu sein. Zu Paris lebe ich wie 
eine burgerin ; man weiß nicht mehr, waß hoff geweßen; keine da- 
men wollen zu mir kommen, weillen ich nicht leyden will, daß man 
zu mir wie zu madame d'Orleans ohne leibstück undt in escharpen 1 
undt robe batante kommen; daß kan undt mag ich nicht leyden, 
will lieber keine sehen , alß die fammilliaritet zu vertragen *. Da 
geht niemandts nichts bey ab, daß ich nicht zu Paris bin; den ich 
sehe wenig leütte undt halte weder biribi, noch landtsknecht 8 wie 
madame d'Orleans. Dinstag kommen ambassadeurs undt envoyes, 
aber sie kommen auch hieher. Weillen monsieur Sutton , so ahn 
mylord Stair[s] platz kompt 4 , die antiquen liebt, werde ich ihn 
schon amussiren können mitt meinen medaillen. Ich habe Euch 
schon geschrieben, daß es nicht war sey, daß der fürst von Mur- 
bach einen frantzoschen edelman zum erben gemacht hatte. Ich 
habe mein leben nichts, alß alles gutts, von dießem herrn gehört. 
Den brieff von der fürstin von Ussingen habe ich gleich ahn ma- 
dame Dangeau geschickt. Ich höre, wen Ihr apartement halt, so 

* 

1 Schärpe, schultertuch ; gtre en Schärpe, nicht angezogen sein, nur ein 
tuch am die schultern geworfen haben. 2 Yergl. den briof vom 25 April, 

oben s. 124, und nachher die briefe vom 23 Mai und 26 December. 3 die 

mehr erwähnten glückspiele. 4 Der marquis de Dangeau schreibt schon 

unter samßtag, 9 Merz 1720, Journal XVIII, s. 249: «Milord Stairs retournera 
incessamment en Angleterre ; on dit que le Chevalier Robert Sutton est nomine* 
ambassadeur ä sa place.» Sutton traf indessen erst im Juni in Frankreich ein. 
Man vergleiche Dangeau, Journal XVIII, s. 303 unter freitag, 14 Juni 1720: 
«Le Chevalier Sutton, qui vient ici relever milord Stairs, est parti de Londres 
et doit gtre arrivS en France pr€sentement. » Ebendaselbst s. 304 unter mon- 
t*g> 1? Juni 1720: «Le ohevalier Sutton, qui vient relever milord Stairs, est 
arriv6; il prendra la qualitö d'ambassadeur quand il le jugera a propos, et mi- 
lord Stairs aura ä la fin de la semaine son audience de conge\» Ebendaselbst 
s. 307 unter samßtag, 22 Juni 1720: «Milord Stairs prit cong6 du roi et lui 
pr&enta le ohevalier Sutton, qui vient remplir sa place.» Ebendaselbst s. 309 
unter freitag, 28 Juni 1720: «Milord Stairs, qui est parti d'ici, espere arriver 
assez 4 temps pour voir enoore ä Londres le roi d'Angleterre avant qu'il s'em- 
barque. M. Sutton , qui le doit remplacer , ne prend point enoore la qualite* 
d'ambassadeur.» Weiterhin ist von Sutton im Journal des marquis de Dangeau 
nioht mehr die rede. 



heist man Jiir, waß Ihr assamblee heist. Wo Bei mit die zwey lang- 
weillige graffen von Issenburg hinkommen , so wir zu Heydelberg 
hatten, ehe ich von hauß weg hin? Ich habe gestern abendt eine 
caissc tnilt 17 große metwürst vom bnron (joertz bekommen. Wie 
ich aber abendts nichts eße, werde ich sie erst helltte versuchen; 
sie riehen gutt. Ich muß meine pausse nnn machen undt mich 
ahnziehen. Nach der promenade undt wen wir auß der kirch wer- 
den kommen (den es ist beulte himmelf'ahrttag'l, [werde ich diesen 
brief anssch reiben]. 

Don[n]erstng umb 10 abendts. 
Dießen gantzen abendt bin ich absclielllich geplagt. Wie ich 
, auß der kirch undt vesper kommen, habe ich ein wenig frische lufft 
srböpffen wollen. Da ist ein courir von Lotteringen kommen undt 
halt mir gesagt, daß er (ließe nacht noch wider weg würde; habe 
also einen knrtzen tour getban undt bin in inlcnlion , abu mein 
dochter undt ihrem herrn zu schreiben, wider gekommen, habe aber 
den hertzog von Mümpclgard l hir gefunden. Der hatt mich auff- 

I Ba ist. der let»ta hartog vou Wirtainberg-Mämpalgard geineiul, Leopold 
Eberhard, gehören 21 Mai 1670, gaatorbon 25 Februar 1723. Der marqula de 
Dangeau sohreibt in seinem Journal XVIII, e. 2B0 unter montag, 20 Mai 1720: 
«La prinee de Montbfliard, qui est ici, demunde que leB anfants qu'il a du troia 
femmss soient toiis reeunnus prinoes. De De" trois feiumee, il y en a doui qui 
aont encora an via et qui sont cbes lui; i! reut qua l'on bd appdle une in 
douairWre et l'aulra )a regnanle ; il pritend quo da la religion donl il est, et 
par Li'.» loia do l'eui[>ire, il a pu faire tout ae un'il ■> fsit. M. le duo d'Orleann 
n eharga le oomte de la Marok et M. d'Armi 
Hleriu bemerkt dar hermg «on Saint-Simon I 

iini? qua dire de ee qu'nn la feil esaminar enmino qunlrjuo chose qui puissc 
1'bWb , cola fait vuir ä quol point le r£gent etuit facile ä ce qui n'aveit point 
de contradioteart M. de Montbeliard, du tomps du Tau rui, s'iloit contante de 

qu'ila 9oiont non plus legitimes, iuais lögiüiassi on ee moqna de lui, et il s'en 
retouros. Qui na erolruit oette «bimers finie? Elle reparot ä Vianne, oü alle 
lat fnudrtiyf e , puis au pwlemeut de Paris avac le plus grnod eolut , apres la 
inort de M. de MontMliard eu 1 7 37. L'intrigue est trop longue et depasao trop 
le tomps da eas Memoire« pour la raconter ici, ot lea faotiuns dispenserunt Buasi 

raison ; un atoit en teruie? do faire la paii 
i procedura*, la veille qu'apres de lungs et 



143 

gehalten, drumb schreibe ich so spät. Ehe ich ahn den hertzog von 
Lotteringen geschrieben undt mein docliter geschrieben , habe ich 
ahn den abbe Dubois, jetzt ertzbischoff von Cambray \ geschrieben, 
nmb ihm zu dancken vor die gutte zeittung, so er mir heütte mor- 
gen geschrieben undt durch einen expressen geschickt, daß der 
frieden zwischen dem könig in Englandt undt seinen königlichen 
kindern gemacht ist undt daß der printz undt printzes von Wallis 
nach einander zum könig sein, lang allein bey 1. M. geblieben undt 
daß alles wider so gutt geworden , daß den (> , alß andern tags, 
alle, die von deß printzen partie wahren, sein dt kommen, dem könig 
die handt zu küßen. Alles ist wider gutt 2 . Von [der] printzes 
stehet nichts in der relation ; daß macht mich hoffen, daß daß artige 
printzessgen wider beßer ist. Ich habe dießen nachmittag Ewer 
liebes schreiben [vom] 27 Aprill, no 32, zu recht entpfangen; aber 
weit davon , daß ich es heütte beantworten konte , so werde ich 

* 

de celfebres plaidoyers , Gilbert de Voisins , prooareur avocat gene>al , devoit 
parier.» 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, 8. 289 unter freitag, 17 Mai 
1720: «Les bulles de l'archevgche* de Gambray pour M. l'abbe Dubois sont 
arriy&es avec le pallium et le gratis.» 2 Journal du marquis de Dangeau 

XVIII, 8. 283 unter mittwoch , 8 Mai 1720: «II est arrive un courrier de 
M. de Senneterre qui mande quo raecommodement est entierement fait entre le 
roi d'Angleterre et le prinoe de GaUes, son fils. M. le duc d'Orleans a juge ä 
propos d'envoyer lui en faire des compliments; on en a oharge M. le duo de 
la Force.» Der herzog von Saint-Simon begleitet diese aufseichnung ebenda- 
selbst mit folgender bemerkung : «L'abbe* Dubois, dans le fort de la erbefdu 
cardinalat, etoit aussi dans le fort de l'engouement pour l'Angleterre; c'est oe 
qui lui fit saisir l'occasion de le marquer, et ä M. de la Force, qui a toutes 
restes vouloit toujours gtre de quelque chose , d'en saisir aussi l'occasion pour 
faire l'ambassadeur. Le prltexte d'aller voir sa mere etoit moindre que l'in- 
oonvement de montrer ä l'6glise franeoise de Londrea un catholique, jadis lour 
fröre, qui les avoit si rudement persecutes et qui en avoit su tirer parti. Mais 
le roi d'Angleterre, qui ne pouvoit empecher que les 6clats entre lui et son fils 
ne retentissent par toute l'Europe, ne s'aecommoda point de leur en donner un 
nouveau qu'il pouvoit eviter, et trouva Strange qu'on eut imaginS en France 
de l'envoyer complimenter en pompe sur des details d6sagr6ables et domestiques. 
II s'en ezpliqua dono nettement des qu'il le sut, et comme on ne songeoit par 
eette singuliere dSmarche qu'a l'obliger autant qu'on le pouvoit, l'onvoi toinba 
dös qu'on sut qu'il no l'avoit point agroable, et le doublo in6rito ä son 6gard 
en demeura ä l'abbe* Dubois, qui 6toit tout ce qu'il en avoit pr6tendu.» Vorgl. 
den brief vom 23 Mai, nachher s. 151. 



144 

nicht einmahl völlig auff Ewer erstes liebes schreiben (ließen abendt 
andtwortten; den [man] will nicht, daß ich spatter, alß 11, schlaffen 
gehe vor meine gesundtheit. Adieu, liebe Louisse ! Ein andermahl 
ein mehrers, aber dießen abendt werde ich nichts mehr sagen, alß 
daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1121. 

St Clou den 12 May 1720 (N. 92). 
Hertzallerliebe Louise , ob ich zwar abermahlen mitt einem 
gar starcken dribsdrill beb äfft bin , so will ich doch heütte auff 
Ewere liebe schreiben andtwortten; den obschon mein durchlauff 
starck ist, so ist es doch, gott lob, ohne schmertzen , wirdt mich 
also nicht ahn schreiben verhindern. Seyder daß wüste chicor6- 
waßer ist mein magen nicht wider zu recht kommen. Ich bin nicht 
so erhitzt, wie die frantzösche damen sein, habe nicht so viel ra- 
fraichissement von nöhten. Daß , hoffe ich , wirdt monsieur Teray 
eine lehre sein , mich nicht mehr auff frantzösch zu tractiren ; es 
mat * mich zu sehr ab. Ich habe mein leben nichts von den re- 
meden de precaution gehalten, nun weniger, alß nie. Madame d'Or- 
leans hatt auch remede de precaution brauchen [müßen] , so ihr 
gar übel [bekommen]; den nach ihrer aderlaß, so sie verwichenen 
donnerstag gethan, hatt sie daß fieber mitt starcken kopffschmertzen 
bekommen. Daß sicherste in meinem sin ist, waß zu brauchen, 
wen man kranck ist; aber wen man f[r]isch undt gesundt ist, wie ich 
war, alß man mir zur ader gelaßen undt das verfluchte chicoree- 
waßer drincken machen, nette man mich in ruhe laßen sollen. Ich 
habe es woll gedacht, aber hette ich mich dem docktor widersetzt, 
betten alle leütte gegen mir geruifen undt mich geplagt, habe also 
woll nach ihrem undt nicht nach meinem sin thun müßen. Sie mö- 
gen nun sehen, wie sies wider gutt machen, waß verdorben! Aber 
ich komme auff Ewer liebes schreiben vom 27 April, no 34, so ich 
vergangenen donnerstag entpfangen habe. Hertzliebe Louise, ich 
endere nie, man gebe mir den ursach dazu; also können alle die, 
so ich lieb habe, bey sich selbsten wißen, ob ich vor sie geendert 

* 

1 d. h. mattet. 



145 

bin oder nicht. Ich- bins nicht allein , so Ewere callendergcr undt 
za&netocker artig gefunden. Alle die, so es gesehen, haben es recht 
woll gearbeydt gefunden, undt wie ich Euch schon vergangen don- 
nerstag gesagt, so habe ich madame Dangeau daß silberne calender- 
gen [geschenkt]. Sie hatte eine lust darnach wie eine schwangere 
fraw. Daß goltene calendergen undt daß silbern bücksgen mitt 
zahnstöcker habe ich noch im sack. Ich kan oh n möglich loben, waß 
ich nicht artig finde ; bin hirin nur gar zu natürlich. Aber wen 
gleich dieße Sachen nicht so artig wehren , alß sie in der that 
sein, so würde ich doch gewiß Ewern gutten willen ahnsehen, liebe 
Louisse , undt es Euch danck wißeu , auff der meß ahn mich ge- 
dacht zu haben. Ich habe keine kundtschafft in Schweden ; also 
wen Ihr mir, liebe Louisse, von den medaillen von neuen könig l 
bekommen könt, werdet Ihr mir einen großen gefallen thun, sie mir 
zu schicken. Daß ist gar gewiß, daß dießer könig allein undt ohne 
seine gemahlin regieren wirdt. Wie man sagt, so ist es ohnmöglich, 
daß dieser könig erben bekommen 8 ; solle einen schuß in den lenden 
bekommen haben, so ihn undüchtig dazu macht, welches woll schadt 
ist. Printz Wilhelm undt landtgraff Max werden die casselische 
linien erhalten müßen. Es muß ein falsch geschrey, gott lob, sein, 
daß die printzes von Sultzbach ein böß kindtbett gehabt. Der 
kleine secretarius Grävenbruck würde es mir gesagt haben, wen es 
war wehre ; er weiß kein wordt davon ; ich habe es ihm auch nicht 
sagen wollen, daß ichs gehört. Wen der churftirst die arme Hey- 
delberg[er] so plagen will, gemandt es mich ahn die kinder, so in 
der 8 lufft speyen, daß es ihnen selber wider auff die naß feit; den 
da kan dießer churfürst kein vortheil von haben, sondern nur selber 
Verlust undt chagrin. Mein gott , wie kan man sich so von den 
wüsten pfaffen bethören laßen , wen man verstandt hatt , wie Ihr 
versichert, daß dießer herr hatt! Alle menschen fürchten die pfaf- 
fen, es seindt gar gefahrliche leütte; drumb darf man dem chur- 
fürsten die rechte warheit nicht sagen, er wirdt mitt schaden weiß 
werden. Daß ist gar zu abgeschmackt, daß der churfürst sich in- 
formirt, welche[r] religion die armen seindt, umb ihnen nichts zu 
geben, wen sie reformirt. Man hatt mir woll allezeit gesagt, daß 
viel drincken daß hirn schwecht. Schwetzingen ist ein ahngenehmer 

* 

1 Friedrich. 2 ? bekomme. 3 ? die. 
Elisabeth Charlotte 10 



146 

ort, den ich alß geliebt, wie auch Friderichsburg , so nicht meto 
ist, aber doch noch Manlieim. Ahn die zeitten zu gedencken, macht 
mir daß hertz schwer. Ich habe es heütte ohne daß schwer, den 
ich habe gestern abendts, ehe ich schlaffen gangen, den todt von 
einen von meinen gutten freündincn erfahren , die comtesse du 
Rour ' ; war ein ahngenehme fraw geweßen , war hofffreüllen bey 
meiner vorfahrrin, feu Madame 8 , geweßen undt der duchesse de la 
Valliere gespillin. Sie ist ahm pottegram gestorben, welches sie 
schon seyder etliche jähren so ellendt gemacht, daß sie nicht auß 
dem bett hatt kommen können. Ich glaube, daß, wen Ihr, liebe 
Louisse, so braff, met verlöff, met verlöff (wie die fraw von Woltzo- 
gen alß pflegt zu sagen), scheißen köntet, alß ich, würdet Ihr Euch 
gewiß beßer befinden. Es setzen sich offt humoren vom miltz in 
die seytten. Mir geschichts so offt, deßwegen gibt man mir alle 
6 wochen schir den grünen safft, meine seytte zu lehren 8 . Morgen 
wirdt man mir den safft wider geben. Ich glaube, ich werde über- 
morgen so matt sein, daß ich keinen fuß werde vor den andern 
stellen können. Da kompt monsieur Lefevre herrein. Er hofft, 
daß in der zukünftigen woche alle seine Sachen zu endt gehen 
werden. Ich wünsche von hertzen, heütte zu vernehmen, daß Ihr 
wider woll seydt, liebe Louisse! Man hatt mir versichert, man lebe 
lang mitt der gülten ader 4 . Ich bin von Ewerer meinung, daß 
ein groß alter eine beschwehrliche sache ist; aber alles muß woll 
gehen, wie gott will. Nach großer geselschafft frage ich ebenso- 
wenig, alß Ihr, liebe Louisse! Hiemitt ist Ewer letztes schreiben 
völlig beantwortet. Ich komme jetzt auff waß mir noch überig ist 
vom 23 April, no 33. Midi deucht, die graffliche personnen haben 
[das], daß sie reißen, mehr alß andere leütte. Ob die liebe zwar 
nicht groß bey dem graff von Weillburg, so kan es doch woll eine 
gutte ehe geben ; den ich habe gar offt in acht genohmen , daß 
nichts schlimere ehen gibt, alß die sich auß lieb nehmen; die lieb 

* 

1 du Roure. Journal du marquis de Dangeau XVIII, 8. 286 unter mon- 
tag, 13 Mai 1720: «La vieille comtesse du Roure est morte; eile avoit 6t6 
fille d'honneur de feu Madame , et la compagne et la grande amie de ma- 
demoiselle de la Valliere, dopuis duchesse de la Valli&re.» 2 Anne-Henriette 
von England, genannt Madame Henriette, geboren 16 Juni 1644, gestorben 30 
Juni 1670, die erste frau des geniahls von Elisabeth Charlotte. 3 d. h. leeren. 
4 die goldene ader, hämorrhoiden. 



147 

vergeht undt der haß kompt ahn den platz. Wen aber ein man 
eine fraw nimbt, so raisonable undt tugendtsam ist, setzt sich ahn- 
statt daß verlieben eine solide estime undt vertrawen; daß kau so 
lang wehren , alß daß leben. Ich glaube , Ewer bruder Carl ist 
mehr in ein carttenspiel verliebt, alß in einige dame. Wie er liir 
war, erwieße er eine große passion vor spiellen. Hiemitt ist Ewer 
erstes schreiben auch völlig beantwortet, bleibt mir also nichts mehr 
überig, [als] Euch zu versichern, liebe Louise, daß ich Euch, so 
lange ich leben, von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 
P. S. 
Seyder wir von taffei kommen, habe ich Euer liebes schreiben 
vom 30 April, no 35, entpfangen, werde es vor die andere post, so 
mir gott leben undt gesundtheit verleyet, beantwortten. Die "freül- 
len von Zöettern seindt hir, haben mir hir beyliegenden brieff vor 
Euch geben. Nach der kirch seindt mir viel verhindernuß [gekom- 
men]; alle meine encklen seindt herkommen, haben mitt mir zu 
mittag geßen. Nun kommen hundert leütte herein, unter ander[n] 
baron Bielcke ', envoyes von Schweden , so mir ein schreiben von 
der königin in Schweden gebracht. Da muß ich auff andtwortten ; 
daß ist eben nicht so possirlich. 



1122. 
A niad. Louise, raugraffiu zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 16 May 1720 (N. 93). 

Hertzallerliebe Louise , meine leütte haben mir einen poßen 
gethan, so mich heütte braff hatt zörnen machen. Sie haben mir 
Ewer liebes schreiben vom 30 April, no 35, verbrendt , nachdem 
ich es geleßen. Ich hatte andere papiren auff meiner taflel , die 

* 

1 graf von Bielke. Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 67 unter 
donnerstag, 22 Juni 1719: «On mande de Stockholm que le oomte de Bielke 
a Ite* nomine* pour yenir ambassadour ici et que son frere oadet ira ä Vienne; 
mais il n'y aura pas la qualite* d'ambassadeur.» Ebendaselbst s. 231 unter 
freitag, 9 Februar 1720: «Le comte de Sparre est arrive* depuis quelques 
jours. ... II n'a point de caraetäre reprösentatif , mais il est plänipotentiaire. 
Le oomte de Bielke, qui est envoye* de Suede, est arrive* aussi.» 

10* 



148 

gebrendt [werden] solten; aber auff Eweres wolte ich heütte andt- 
wortten , liebe Louise ! So haben die thume oxsen * die mühe ge- 
nohmen , Ewern brieff mitt die Ewerigen 2 zu brenen. Daß hatt 
mich recht erzürnt; den ich habe so ein schlegt gedachtnuß, daß 
ich mich ohnmöglich erinern kan, waß in Ewern lieben brieff ge- 
standen, ob ich ihn zwar gleich geleß[en], alß ich ihn vergangenen 
sontag entpfangen. Dießen nachmittag habe ich Ewer liebes schrei- 
ben vom 4 dießes monts entpfangen, no 36. Ich kan aber heütte 
nicht drauff andtwortten, den es hatt schon 10 geschlagen; muß es 
vor den h. Pfingsttag verspahren. Ich habe heütte viel damen hir 
gehabt, so mitt mir geßen, die printzes de Lambesq 8 von hauß Lot- 
teringen, mademoiselle de Bouillon undt die duchesse de Porthmüht 4 . 
Nun muß ich schlaffen gehen; den ich bin zwar beßer, aber noch 
gantz nicht recht woll. Adieu , hertzlieb Louise ! Ich wünsche 
Euch eine gutte nacht undt behalte Euch von hertz[en] lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1123. 
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Pranckforth. 

St Clou, den h. Pfingstag, 19 May 1720 (N. 94). 

Hertzallerlicbe Louise , seyder ich auß der capel komen , wo 
ich zum h. abendtmahl gangen bin, habe ich 3 brieff [geschrieben]. 
Dießes ist der 4te, den ich wieder ahnfange, undt ich habe heütte 
noch 4 oder gar 5 zu schreiben undt muß doch in die vesper undt 
ein wenig spatzir[e]n fahren ; den es ist daß schönste wetter von 
der weldt undt ich finde, daß die lufft mich wieder ein wenig zu 
kräfften helffen [wird], den ich bin noch sehr matt. Wie ich heütte 
morgen ahn dießem letztem wordt von «matt» war, hatt man mich 
ahn taffei geruffen. In selbigen augenblick seindt meines sohns 
3 dochterger herkommen , die haben mitt mir zu mittag geßen. 
Gleich nach dem eßen habe ich mich ein halb stündtgen außgeruht, 
bin hernach in die kirch; daß hatt biß halb 5 gewehrdt. Hernach, 
wie wir auß der kirch, ist mein söhn kommen, bin mitt ihm spatziren 

* 

1 d. h. die dummen ochsen. 2 ? mit den andern. 3 Lambeso. 

4 Portsmouth. 



149 

gefahren. Er wirdt hir schlaffen. Wir kommen eben von der pro- 
menade, es ist schon 7 geschlagen. Ich habe, alß ich eben in kirch 
gangen, habe ich Ewer liebes schreiben vom 7 May, no 37, ent- 
pfangen. [Ich werde jetzt auf dieses antworten], weillen es frischer 
ist, alß daß, so ich ahn[ge]fangen hatte. Es ist offt ein solch geraß 
in meiner cammer, daß es kein wunder ist, wen ich waß überzwergs 
schreibe undt übel schilfere 1 ; waß aber possirlich ist , so habe ich 
mein schiffer 88 gar woli in mein callender gesetzt, kan nicht be- 
greiffen, wie ichs so ttberzwerg in Ewern brieff geschrieben 8 . Es ist 
aber nicht die erste sotisse, so ich gethan, wirdt auch woll nicht 
die letzte sein, oder ich müste baldt sterben. Man kan sich noch 
nicht im gehen erhitzen, daß wetter ist zu kühl dazu. So seindt 
meine groste sprüng vorbey undt in meinen jähren geht man nicht 
zu starck, insonderheit ich, die die beyde fuße so offt vertretten undt 
verstaugt 8 habe. Es ist mir eine rechte mortification, daß ich nicht 
mehr gehen kan; den es seindt hir die schönsten promenaden von 
der weit undt daß wetter kan nicht schönner sein, nicht zu warm, 
nicht zu kalt, kein windt, suma eine sanffte lust 4 . Es ist war, daß 
es schon recht kaldt geweßen durch einen rawen , kalten windt ; 
aber nun ist die zeit zu weit komen, umb daß es wider kalt könte 
werden. Ich habe gantz Heydelberg in kupfferstück, auch den 
Wolffbrunen. So baldt ichs sehe, freüdt es mich, aber kurtz drauff 
kommen mir die threnen in den äugen. In der gallerie ist Heydel- 
berg hir auch gemahlt, aber nur daß schloß undt der gartten; be- 
sehe offt, wo ich offt gekegelt undt zu nacht geßen; daß macht 
mir manchen seüfftzer laßen , will nicht davon reden , es ist zu 
trawerig. Der alte s'acksische general hatte es vielleicht vom alten 
herrn von Schomburg; den unßere liebe s. churfürstin pflegte alß 
den herrn von Schomburg zu cittiren, daß er zu sagen pflegt: «Es 
ist alles, wie man es macht.» Zu meiner zeit that man Mayen-baum 
in die camin undt blumen, aber gemahls vor die caminen zu haben, 
ist hir nichts neues; ich habe es mehr gesehen hir. Ich glaube, 
daß graff von Degenfeit woll glaubt , daß , waß sein ist , Ewer ist, 
undt waß Ewer ist, sein ist; den Ihr halt sie ja wie Ewere kinder, 
undt weillen Ihr nicht geheüraht seydt undt keine kinder habt, ist 

* 

1 d. h. unrichtig chiffriere (von chiffrer), nicht mit der richtigen ziffer be- 
zeichne. 2 Vergl. den brief vom 27 April, oben s. 124. 3 verstaucht. 4 ?luft. 



150 

es ja eben, alß wens Ewere kinder wehren. Ich haße mademoiselle 
de Mon[t]pensier * nicht, aber es * arme kindt ist so unahngenehm, 
das man sich ohnmöglich dran gewehnen kan. Gar heßlich ist sie 
nicht, aber alle ihre maniren seindt nicht naturlich, gezwungen undt 
gedrungen , lißpelt undt helt sich so gezwungen strack , alß wen 
man ihr ein stock in den rücken gesteckt hett. Waß sie sagt, waß 
sie tliut, alles ist chocant 8 ; sie jamert mich doch, den daß arme 
kindt meints nicht böß, kan sich recht betrüben, daß man ihr ar- 
tiges schwestergen lieber hatt, alß sie. Ahngenehm kan mademoiselle 
de Mon[t]pensier nie werden, es ist ohnmöglich 4 . Madame de 
Thiange[s] war eine gar thume humel 5 . Hir ist die desbeauche 
von mansleütten so abscheulich, daß man die lieb vor weiber vor 
nichts helt insonderheit. Graff Eönigsmarck undt seine metres wahren 
beyde ledig. Wolte gott, sein jüngster bruder hette auch nur eine 
ledige metres gehabt! Buscat 6 hatt noch hoffnung, hinter der 
schlimen that zu kommen von denen , so seinen cammerdinner so 
zerstumpelt hatten 7 . Wie mir I. L. die printzes von Wallis ihre banque 
beschreibt , ist es eben , wie es hir a la rüe Quinquampuois 8 ge- 
weßen. Ich kan kein wordt davon verstehen; es ist, alß wen man 
mir grichiß 9 sprach. Es ist woll eine schandt , daß Churpfaltz 
Euch daß Ewerige so zurückhelt. Ich mogte wißen , in welcher 
gegendt zu Manheim der churfürst ein schloß bawen will; ich bitte, 
liebe Louisso, erfa[h]rts doch ! Ich glaube, ich würde eher eine ge- 
ratte mauer hinauff steygen, alß rechtssachen lehren 10 . Graff Degen- 
feit hatt woll recht, gern in jetzigen zeit undt wetter auffdem landt 
zu sein. Ich kan nicht begreiffen, wie man nun in statten dawern 
kan. Ewer homme d'affaire hatt woll recht , 'lust zu haben , sich 
ruhe zu schaffen. Daß begreiffe ich perfect woll , aber vor Euch 
were es schlim; den wen man ahn leütte gewohnt ist, ist es ver- 
drießlich , neue gesiebter wider zu gewohnen undt auffs neu zu 
unterrichten. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben völlig beantwortet. 
Ich muß noch ahn mein dochter schreiben. Ich muß schließen undt 

* 

1 Louise-Elisabeth d'Orl6ans , mademoiselle de Montpensier. 2 ? das. 
3 ohoquant, anstößig, beleidigend ; es misfallt, ist widerwärtig. 4 Vergl. den 
brief vom 27 und 28 April , oben s. 125. 5 Vergl. den brief vom 27 und 
28 April, oben s. 128. 6 ? Busca. 7 Vergl. den brief vom 27 und 

28 April, oben g. 126. 8 Quineampoiz. Vergl. band IV, s. 291. 358. 

9 d. h. griechisch. 10 d. h. lernen. 



151 

vor dießmahl nichts mehr sagen, hertzliebe Louise, alß daß ich Euch 
all mein leben von hertz[en] lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1124. 

St Clou den 23 May 1720 (N. 95). 
Hertzall erliebe Louisse, seyder vergangen sontag habe ich kein 
schreiben von Euch entpfangen , aber ich habe noch daß vom 4 
dießes monts, so ich letz[t]mahl nicht beantwortet habe ; daß werde 
ich nun unterfangen, aber nur noch vorher sagen, daß ich gestern 
ein tour nach Paris gethan, habe, gott lob, mein söhn in gutter 
gesundt[heitj ahngetroffen mitt allen seinen kindern. Ehe ich ins 
Palais-Royal fuhr, besuchte ich madame la princesse ; die fandt 
ich, gott lob, unvergleichlich beßer, alß I. L. geweßen; hoffe, daß 
sie es nun wirdt überstanden haben. Nachmittags fuhr ich zum 
könig. Aber etwaß, so mich über die maßen wunder nahm, ist, 
daß, nachdem ich wider ins Palais-Royal kam, brachte mir der duc 
de la Force meine 2 brieff wider, so ich ahn die printzes undt den 
printzen von Wallis geschrieben hatte, undt meinte 1 , daß er, wie 
er mir gesagt, schon vergangen montag nach Englandt gereist were. 
Er sagte mir, seine reiße were zurückgangen, weillen der könig 
von Englandt kein compliment haben [wolle] auff die Vereinigung 
mitt seinen königlichen kindern*. Unter unß gerett. hirauß schwandt 8 
mir nichts gutes. Ich fürchte, daß deß königs hertz vor seine kin- 
der noch nicht recht ist , wie es sein solle , undt waß mich noch 
ahm meisten jammert, ist, daß ich gestern zu Paris zwey schreiben 
auff einmahl von unßer lieben printzes von Wallis bekommen. Die 
ist durchauß persuadirt, daß alles wider gutt ist bey dem könig. 
Gott wolle ihnen beystehen undt alles zum besten wenden! Ich 
komme jetzt auff Ewer liebes schreiben. Mich deucht, meine brieffe 
gehen rieht [ig] er zu Euch, alß die Ewerige mir kommen. Daß ich 

* 

1 Es hieße beßer statt «undt meinte» ich meinte. 2 Vergl. den 

brief vom 9 Mai, oben s. 143. Journal du marquis do Dangeau XVIII, s. 291 
unter mittwoch , 22 Mai 1720: «Le voyage de M. de la Force en Angleterre 
est non-8eulement diAtere* , mais tout ä fait rompu. > 3 d. h. schwant , es 

sehwebt mir in dunkel m gefühle vor. Vergl. Weigand, Deutsches Wörterbuch 
s. 655. 



152 

Euch alle posten schreiben werde, ist ja gar [nichts] neues; es ist 
ja schon lange jähren, daß ichs Euch versprochen undt nicht ge- 
fehlt habe, mein versprechen zu halten. Aber nichts ist mehr or- 
dinarie, alß comerse mitt brieffen mitt denen zu haben, die man 
lieb hatt undt die einem nahe verwandt sein; daß meritirt nicht 
so große undt vielle dancksagungen , alß Ihr mir macht, liebe 
Louise! Aber Ewer demuht undt erkendtliches , guttes gemühte 
meint alß, daß Ihr danck schuldig seydt, wo Ihr es doch gar nicht 
seydt. Wen Ihr keine von meinen schreiben bekompt, ist es gar 
gewiß der post schult undt die meine gar nicht. Es freuet mich 
recht, daß mein gekritzcl Euch so ahngenehm ist undt Ihr es nicht 
müde werden; den gar oft koinpt es abgeschmackt genung herauß, 
leyder. Madame d'Orleans verdirbt alle damen hir, helt ihren re- 
spect gar nicht ; sie weiß nicht recht , waß grandeur *. Madame 
de Montespan undt madame de Maintenon, von denen sie erzogen 
worden, wustens selber nicht, undt sie ist zu hoffartig, etwaß von 
mir zu lehren 8 wollen, meint, daß wehre au desous d'ellc , undt 
meint, sie seye viel höher, alß ich, wen sie ihre kammer voll leütte 
hatt undt alles unterst zum obersten gehet mitt maniren, mitt kley- 
dungen, suma in alles. Aber wie sie mich nicht imittiren will, halte 
ich es auch nicht von nöhten, sie zu imittiren; also bleibt ein jedes, 
wie man im Sprichwort sagt , wie es gescholten ist. Kein hoff ist 
mehr in gantz Franckreich. Daß hatt die Maintenon ahm ersten 
inventirt; den, wie sie gesehen, daß der konig sie nicht von 8 kö- 
nigiu declariren wollen, hatt sie die junge dauphine 4 [abgehalten], 
einen hoff zu halten, alß in ihrer kammer bey sich behalten, wo weder 
rang noch dignitet wäre ; ja, die printzen undt die dauphine musten 
unter den vorwandt , daß es ein spiel were , dieße dame ahn ihr 
toillette undt ahn taffei auffwartten. Die dauphine hatt sie offt ge- 
kembt 6 wie eine cammermacht 6 , undt die printzen drugen ihre 
schtißeln, gaben die theller undt brachten zu drincken. Daß hatt 
den gantzen hoff über einen hauffen geworffen, daß niemandts mehr 
wüste, waß oder wer er war. Aber ich bin nie in dießem spiel ge- 
weßen. Wen ich zu der frawen ging, setzt ich mich neben ihrer 



l Vergl. die briefe vom 25 April und 9 Mai, oben s. 124. 141 nnd nach- 
her den brief vom 26 December. 2 d. h. lernen. 3 ? vor. 4 die du- 
ohesse de Bourgogne. 5 d. h. gekämmt. 6 d. h. kammermagd. 



153 

niche , wo sie auff in eine chaise , undt habe ihr nie weder ahn 
taffei , noch ahn der toillette auffgewahrt. Es wolten mir etliche 
lefltte rahten, wie die dauphine undt printzen zu thun; ich andt- 
worttete aber : «Je nay jamais estes eleves a faire des bassese *, 
et je suis trop vie[i]lle pour faire des jeux d'enfant> Seyderdem 
hatt man mir nicht mehr davon gesprochen. Zu manto * schicken 
sich schleppen nicht, dazu gehört ein grand habit. Mich wundert 
es gar nicht , wie ich von Englandt reden höre , daß Ihr dem hoff 
müde seydt. Die printzessin schreibt mir, daß die graffin Degen- 
feit nach Teütschlandt verlange, daß sie so bitter übel außsicht, daß 
I. L. fürchten, daß sie vor ihre[r] reiße kranck solte werden. Daß 
ist waß rares, daß zwey partheyen sich auffs interesse so vergleichen 
können , daß beyde zufrieden sein. Wen daß bath in Englandt 
keinen andern nahmen hatt , alß [diesen] , wirdt keine Teütsche 
mühe haben, zu begreifen, waß es ist. Es ist woll gewiß, daß böße 
kindtbetter schlime sachen vor die gesundtheit sein. In schrecken 
sich zu blessiren, ist noch ahm ärgsten. Es ist ein groß klück, daß 
sie die schwer-noht nicht davon bekommen hatt. Ihr werdet nun 
baldt brieff von den freüllen von Zoettern bekommen ; den biß son- 
tag wird es 14 tag sein , da& ich Euch einen von ihnen geschickt 
habe. Sie sagen, sie begehren nichts mehrers, alß sich zu verglei- 
chen, wie Ihr auß obgedachten brieff sehen sollet. Man Latte mich 
gebetten, ihn zu leßen ; ich bitt Euch aber urab verzeyung, ich habe 
die gedult nicht gehabt, liebe Louise ! Den ich kan nichts begreifen 
in alles, waß processen ahngeht. Es ist schon lange zeit, daß die 
freüllen von Zoettern hir sein; es ist länger, alß ein jähr, daß ich 
sie immer hir sehe. Sie seindt sehr in gnaden bey madame la 
princesse, die hatt sie offt bey sich, sie jamern sie. Die jüngste 
fehlt nicht von verstandt undt ist zimblich raisonabel, die älste aber 
hatt einen abscheulichen kropff undt sieht ein wenig verirt auß; 
sie hatt aber schon einmahl abscheuliche vapeurs gehabt, aber nun 
ist sie wieder gantz woll. Ich habe mein leben nicht geschwinder 
reden hören, alß sie schpricht. Lenor kan eben so reden alß sie; 
ich beiß mich alß auff die zung, umb nicht zu lachen, wen ich sie 
reden höre. Sie schwehr[e]n hoch undt thewer, sie betten ihr leben 
nicht gedacht, einigen proces gegen die Schonburgischen zu führen. 

* 

1 d. h. Je n'ai jamais 6te* eleväe ä faire des bassesses. 2 d. h. manteaa. 



154 

Alß so hoffe ich, daß alles baldt zu endt gehen wirdt, liebe Louise ! 
Es ist mir leydt, daß die gräffin, fürstin von Ussingen wolte ich 
sagen, nicht mehr zu Franckforth ist; den daß ist doch eine gutte 
geselschafft vor Euch. Ich kene ihren schwigersohn, ist vor etlichen 
jahren hir geweßen , ist ein melancolisch kindt. Er ist , wie man 
hir sagt: «II n'entend pas Dien tonner.> Man hatt mühe, ohne 
ja oder nein etwaß änderst auß ihm zu bringen , ist so , wen ich 
sagen darff, stupide, alß sein herr vatter vif undt lastig war, oder 
er muß sich sehr geendert haben. Gestern hatte ich ein starck 
wetter, wie ich wider von Paris kam. Wie ich wider in der cam- 
mer war, kam ein so abscheulicher don n erschlag , daß eine von 
meinen kammerweibern auß der cammer lieff, die ander viel zu bo- 
den vor puren schrecken, machten mich von hertzen zu lachen. Es ist 
auff ein closter gefallen, so nicht weit von hir ist undt Longchamps 
heist, hatt aber keinen schaden gethan. Bey St Germain in ein 
dorff, so Sertroville * heist, solle ein abscheulicher großer hagel ge- 
fallen sein , hatt alles zerschlagen dort. Es ist gantz unglaublich, 
waß man davon sagt; die schloßen sollen wie eine faust geweßen 
sein, daß kan ich nicht glauben. Wen sie gleich viel kleiner ge- 
weßen , haben sie doch viel schaden^thun können. Alles hatt daß 
schönste ahnsehen von der weit vor ein gutt jähr, aber der 9te Juni 
undt auch der 19 seindt noch zu observiren; in den 2 tagen muß 
es nicht regnen, sonsten wirdt es 40 tag regenen. Ich bin den 17 
May alten stiehl gebohren, liebe Louise ! Daß macht jetzt mitt der 
verenderung von neuen stiehl just den 28 May. Eher man den 
calender verendert hatte, fiehle es auff den 27*. Ich dancke Euch 
von hertzfen], liebe Louise, vor alle gutte wünsche, so Ihr mir 
zu meinem gebuhrtstag thut; der wirdt zukünftigen dinstag sein. 
Ich weiß nicht, wie ich mein 68 jähr enden werde, aber ich fange 
es schlapies ahn, wie die Hinderson alß pflegt zu sagen, kan mich 
noch nicht wider erhollen von den eau de chicoree , habe gantz 
keinen apetit undt bin recht schwach, bin auch sonsten recht leü- 
nisch. Daß leben, wen man alt ist, wirdt in allen stücken zu ver- 
drießen 8 , umb zu wünschen, es noch weitter zu bringen; den es 
nur ungemach undt ellcndt. Doch muß man woll wollen, waß gottes 



1 Sartrouville an der Seine. 2 Vergl. den brief vom 18 Februar, oben 
8. 53. 3 ? verdrießlich. 



155 

willen ist, undt nichts begehren, alß nach seinem willen. Ich weiß 
nicht, liebe Louise, wo Ihr her nembt, daß mein leben zu waß nutz 
sein kan; ich misch mich ja in nichts. Wen man so alt ist, alß ich 
jetzt bin, kan man in nichts mehr ahngenehm sein; den daß ge- 
dachtnaß fehlt ahn allen enden. Ich versichere Euch aber, liebe 
Louise, so sehr mir auch mein alter zuwiedör ist, so wolte ich mir 
doch nicht wünschen , mein leben zu verkürtzen , wen es Euch, 
liebe Louise, noch zu waß nutz sein könte undt ich Euch durch 
einigen ahngenehmen dinst versichern undt persuadiren konte, daß 
ich Euch von hertz[en] lieb habe undt behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1125. 

St Clou den 26 May 1720 (N. 95). 
Hertzallerliebe Louise, Ihr werdet auß meinem letztem schrei- 
ben schon ersehen haben, wie daß ich vergangenen donne[r]stag bin 
mitt Ewerem lieben schreiben vom 11 dießes, no 38, bin erfrewet 
worden, worauff ich heütte ordendtlich andtwortten werde. Gott be- 
wahre mich vor contretemps undt inter[r]uption! Die frantzösche 
mode, remeden de precaution, seindt mir greulich verleydt , kan 
mich noch nicht gantz wider davon erhollen; ich glaube aber, daß 
mein jetzt gridtl ich- sein viel dazu hilfft undt wieder neüje] galle 
macht. Aber last unß von waß änderst reden ! Hir were gar zu viel 
auff zu sagen. Madame la princesse ist, gott lob, wider viel beßer, 
kan nun wider außfahren undt ein wenig zu fuß spatziren , sieht 
auch wider beßer auß , ist aber noch erschrecklich mager. Die 
hertzogin von Hannover kan nicht eyllen , weillen sie ihre neue 
enckellin, unßere mademoiselle de Vallois, sehen will, welche gar 
kein eyll hatt nach Modene ; ist woll eine dolle humel, wie wir in der 
Pfaltz sagen. Ohne ahngesehen ihres herrn vattern ernstlichen verbott 
will [sie] durch die gantze Provence herumbspatziren undt Toullon 
sehen, welches gantz von ihrem weg abgelegen ist. Sie will auch, 
wie man sagt, die Ste Baume sehen, führt also deß königs hauß herumb, 
welches dem könig millionen [kostet]; da hatt sie die geringste 
consideration nicht vor, daß feit alles auff ihren herrn vattern. Daß 
macht mich auch gridtlich, ob zwar vatter undt mutter es woll ver- 
dint haben , chagrin von dießer dochter zu haben ; sie haben sie 



156 

beyde zu sehr verzogen undt dadurch gantz verderben '. Ich habe 
viel dolle köpfte in weibern gesehen, aber keines, daß dießer 
gleich kan kommen; ihr montespnnischc gemüht erweist sich in 
alles. Aber es ist meine schuld t nicht, .kan zu meinen söhn sagen, 
wie in der commedie: -George Dandin, tu la voulu» *. Aber 
hiemitt, genung hirvon ! Der herizog von Modene batt recht im- 
pertinent in den letzten z'eytteu sich gegen seiner fraw schwiger- 



l Vergl. nachher die briefo v 


or.i 


0, 18 und 


28 August 


wd 


»nd III, 


i. 220. 221. Q. 


Brunot II, e. 24 


, an 


merkung 1 


: «On trou 


e de 


pattioo- 


larltes piquantea 


d sujet de ootte 




aae dana 


ne notiee de 


Lemo 


otey «aor 


loa all us du Itfge 


t>, iusorcio au t. 


I de 


la «Revu 


rotroapeetivt 


» L 


dacbeese 


de Villars, chargi 


il'acitDraiiajrner Miiileuii-i^cllo <[■ 


Valois jusq 


'a la 


fr H.--1-. 


lui «tajt devonue 


odieuae. Eilt j.n'itnil 


it, par so 


titro, par 


»ger 


aveo eUo 


les bonnour* de 1 


aouooupe, o'eat- 


-.lire 


boire dnna un ferro s 


plod 


pr6eent6 


mr one soueoupe. 


La prinoeaso ha 


utain 


a refuaa d 


' eunaeiitir; 


aflu 


rhon-.iher 


la vaaite" de nette 


dam«, alle oeasa de 


munger a. 


bu eile, et lorequ 


,le y Tut 


obligäe, eile a'aba 


nt de boire pood 
e soif plutflt qu 


"i.* 


nt le repas 


Madame d 


\..:. 


r> rw.it., 


norpB des duchoss 


ane 


ois ä Modene, leg oho 


es p 


irenTune 


tonrnure dos plus 


originalea, Le p 


inoe 


hC-rSdilaire 


etait nn je 




omme da 


vingt-deus am, U 


ble, timido, avar 


B St 


aans eapri 


On le cru 


imp 


issa.it oa 


pen »"eo faut. L 


montev rapporla 


de 


t7?a-singul 


era pasaagea 


diu 


ettrea de 


l'abbfi Colibeaux, 


onfesseur du la ; 




so, ooneor 


oca am arefa 


ves d 


a affaires 


etrangerea. Tool 


oeei roulalt aur a 




trigao trea 


compliquee; 


le du 


o de Mo- 


dene detoatait aon 


Bit alle et fome 


utait 


»reo joifl 


un procls d 


mpuia 


aanco qui 


lui permettrait dB 


donner sa suecos 




son fila c 


idet. EnSn, 


aprea 


deox ans 


d'bfaitatiou, In princesse deviut ono 


inte 


Ha vie f 


it fort agit6c 


; eile 


dttestait 


l'Ilalie et n'aspira 


t ijij'ä revonir eo 


Fra 


ce , maia 


on craignai 


■OD 


caractere 


mdomptable et on 


etait bien aias d 


• la 


teoir eloig 


6e. Eo sep 


emhre 


1737, le 






parlomont prononca nur un prooea qua cetle prineesae inlentn, au sujet du paye- 
ment de sa dot, ä aon fröre le duc d'OrlSans. Toir le «Journal- de Barbiei 
(t. II, p. 1BG), qui etait an des oonseila de la princeuBt.. 2 Du «IUI U 

in dieser form nicht richtig, wie bereits Georg Büobmaoo, , UeflUgelte tforts 
Elfte aufläge. Berlin IST", B. 200. 201 bemerkt hat: «Aus M..l.*rei 'Georg« 
Dandin», akt 1, sceno 9 sollten wir als eelbatanklage bei (elbstvereoholdeteai 
mUgsBohick «Voua l'avei voulu; vous l'nvci voulii, George Dandin, vous I a. 
Tonlu,> -Du hast os so gewollt; du hast es so getrollt, »Borge Dandin, . 
hast es so gewollt» citioreii ; statt dessen ciliaren wir stets falsch: 'Tu l'aa 
vonlu, George Daudin , tu l'as vouln-' So citierte oh schon Elisabeth Char- 
lotte van Orleaas, toahter des karfüretea Karl Ludwig von der Pfali, in einem 
briof an die raagriifln Luise aus St Cloud, den 26 Mai 1720. (Briefe der prln- 
iBBsin Elisabeth Charlotts von Orleans u. s. »., heranagogeboa von Wolfgang 
Meutel, Stuttgart 1843, s. 462),» 



157 

matter, der hertzogin von Hannover, [betragen], alß wen sie ge- 
ringer were, alß er, undt der undterschiedt von ihren geburden ist 
doch auff allen seytten groß genung, umb ihr großen respect schul- 
dig zu sein. Es wäre * billig, daß sie sich in alles mischen solte, da 
sie seiner kinder großmutter ist undt sie alle mitt so großer sorg 
undt fleiß erzogen. Zu glauben, daß man eine frantzösche fraw in 
der weit finden [könne] , die nicht die frantzösche maniren über 
alles setzt undt immer davon spricht undt welche sich nicht in alles 
mischen will, daß ist ohnmöglich. Von den ersten biß auff der 
küchenmagt wirdt man dießes finden 2 . Aber man hette woll die 
sach ihr moderiren können, ihr nur verdrawen, waß ihre kinder be- 
trifft, undt sonsten mitt respect mitt ihr leben können. Es ist zu 
Hall im Tiroll, da unßere hertzogin die keyßerin, ihr fraw dochter, 
undt die ertzhertzogin , ihr enckellin, sehen wirdt; sollen 14 tag 
beysammen bleiben. Der abschidt wirdt greulich hart halten; den 
es nach aller aparentz woll ein ewiges adieu sein wirdt. Auß dem 
Tiroll wirdt sie über Strasburg her, ist eine große reiße vor eine 
70jahrige fraw. Gott gebe, daß es woll abgehen mag! Ich wün- 
sche es von hertzen; den ich habe dieße hertzogin lieber wegen 
ihr so gar guttes gemühte, alß wegen unßerer nahen verwandtschafft. 
Mein balbirer will mir nie alß ahm lincken arm laßen *; den er 
sagt, meine andern 4 ahm rechten arm wehren so klein undt beweg- 
lich, daß er mühe haben würde, sie recht zu erdapen. Aber wen 
man mir gleich ahm rechten arm gelaßen , hette mir doch daß 
schreiben nicht schaden können; den nach vier stunden ist mein 
arm zu , alß wen man mir nicht gelaßen hette. Ich hatte vor 9 
morgendts ader gelaßen undt habe Euch erst zwischen 7 undt 8 
geschrieben, liebe Louise, hatt mir also gar nichts schaden können. 
Ahn die ich lieb habe, brauche ich zum schreiben nie keine andere 
handt , alß die meine. Ihr hettet recht , zu erschrecken , liebe 
Louise, wen Ihr eine andere handt, alß die meine, finden soltet; den 

* 

1 ?wäre. 2 G. Brunet II, s. 246, anmerkung 1 : «Longtemps avant Madame, 
le cardinal Masarin tenait le meme langage : il disait au premier ministre d'fis- 
pagne: «Los Francaises, soit prüdes, soit galantes, soit vieilles ou jeunes, 
sottes oii babiles , yeulent se meler de toutes choses. Elles veulent tout voir, 
tont oonnaltre, tout savoir, et, qui pis est, tout faire et tout brouiller» (voir les 
«Causeries da lundi» de M. Sainte-Beave, t. V, p. 519).» Vergl. auch naohher 
die briefe vom 16 Juni und 21 Juli. 3 d. h. zur ader laben. 4 ? ädern. 



158 

es were ein zeichen, daß ich entweder auff den totlt le^en ', oder 
ein gar groß accident ahn der rechten liandt hörte. Also gott be- 
hütle mich, daß Ihr einen hrieff von der Rotzenheu saern ahn nieine 
etatt bekämet ! Ueschriebcn zu haben, halt mir gar nichts geschadt ; 
meine mattigkeit kompt, daß ich ahn keine remedieu gewohnt bin. 
Man lest mir nie zur ader, ohne daß ich 3 wochcn bin, ohne mich 
wider hollen*, insonderheit wen man micli gleich purgirt, wie es 
schir allemahl geschieht. Wall man in den gazetten von der ab- 
tiüiu von Chelle[s] gesetzt, ist eine boßheit. Es ist nicht dran 
gedacht worden, sie ist gar content in ihren standl undt wolle ihn 
nicht endera, wen es gleich so möglich weiß, daß sie mousieur le 
duc bekommen, alß es obnmöglich ist *. Monsieur le dne ist nicht 
so attrayant, daß man sehr verliebt von ihm werden konteu*; er 
ist lang, mager, gebückt, einäugig undt daß glitte [äuge] ist so roht, 
daß man nicht weiß, welches daß blinde ist, ein lang, schmahl ge- 
siebt, holte backen, ein laug kien, große lefftzeu , einen kurtzen 
leib undt gar hinge beine ohne waden. Dießc h'gur ist woll nicht 
schön; auch werden ihm alle «eine maistresseu nach einander un- 
tre w. Daß viellc sauften undt die pfaffen mlißen Churpialtz daß 
hirn verthrebet haben undt sein eygen interesse nicht erkennen 
machen, seinen armen unterthatien lautter bößes ahnstatt guttes zu 
thun. Die Heydelberg[er] haben noch zeit vor sich; den ehe zu 
Manheim alles gebauet wirdt sein, umb alles hinzufahren, eine vol- 
lige ressidentz dort zu machen , wirdt nocli viel waßer über den 
Necker undt Rhein Hießen undt es können noch viel enderuiigen 
kommen. Ich dauckc Euch sehr vor die vers, so Ihr mir auff dun 
jetzigen köuig iu Schweden" [geschickt habt] ; finde sie nicht ridi- 
cul, aber Phil[i]p undt Allexander betten woll außbleiben können, 
kommen hir nicht zu paß, noch apropo. ich, so gridllich ich auch 
bin, habe doch lachen [müßen] über den wunderlichen nahmen von 
der geneialmajorin Schnabelin ". Man macht sich offt viel lustiger 
bey einem glitten salatgen, alft' bey einen großen fest, wie die 
wahren, so man zu Dresden gehabt hatt. Ist 7 habe vor 2 jähren 
einen hundt gesehen, so mau reden machten " , undt wen man ihn 



1 ? Hege. 


2 7 wider * 


erholen. 


3 Vergl. 


nchbo 


den briof vom 


Juni. 4 ?k 


jnnte. 


a dun erbprin 


an Friedr 


ob TO 


Hessen-CaMel 


Vergl. band III, 


. 365. 


7 ?Ioh. 8 


mnohte. 







159 

fragte , waß er geßen , sagte er deutlich : «Ein brädgen undt ein 
saletgen.> Daß were meine sache mehr, alß waß derselbe hundt 
sagt , daß die leütte von qualitet eßen, nehmblich the , caffe undt 
chocolat; dieße 3 stück kan ich vor meinen todt nicht leyden l . 
Die mussiq von den waldthornern höre gar gern; unßer könig s. 
hörte sie auch gern. Waß haben den die arme ressidentin der 
fürstin von Ussingen gethan , daß sie sie nicht sehen ? Alles ist 
jetzt so gemischt, daß man keine unterscbiedt schir mehr macht 
von waß alt vom adel oder noü gebacken; zudem höre ich undt 
nicht ohne schmertzen, daß unßer teütscher adel sich auch so woll, 
alß man hir thut , sich sehr verquackelt. In spielten sieht man 
nicht auff die qualitet nirgendts nicht, sondern nur auff die, so be- 
zahlen können , wen sie vcrliehrn. Mitt dem könig , monsieur le 
dauphin haben hir mensche [n] gespilt, so man woll wusle, daß sie 
gar keine edelleütte wahren, auch nicht gedachten, vor adelich zu 
passiren. Die fürstin von Siegen kan nicht beßer thun , alß sich 
hübsch eingezogen zu halten. Ist es prister, so man die bischöffe 
von Würtzbtirg undt Speyer machen solle , oder sie alß bischoff 
sacriren? Heütte über 8 tag wirdt der abbe Dubois alß ertzbischoff 
sacrirt werden von Cambray. Man hatt mir unter der handt zu 
dießer ceremonie geladen, ich habe es aber in gnaden abgeschlagen, 
liebe die ceremonien gar nicht. Monsieur Lefevre hatt mir schon 
gesagt, wie daß graff von Degenfeit daß ordre von Preüssen hatt. 
Ordre stehen woll undt disting[u]iren die leütte recht. Ich kan leicht 
[begreifen], daß es Euch nicht sonderlich gefallen solte, liebe Louisen, 
wen Ihr von Ewern verwantten pfaffen undt geistliche sehen soltet. 
Verstandt fohlt Euch nicht undt habt den ruff bey alle, die Euch 
kenen. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben durchauß undt gar exaet 
beantwortet, liebe Louisse, undt es schlegt 11 uhr. Entpfange ich 
noch etwaß von Euch, werde ichs Euch dießen nachmittag in post- 
[sjeriptum berichtet), nun aber nur versichern, wie daß ich biß ahn 
mein endt bin undt bleibe , wie ich Euch , hertzallerliebe Louise, 
offt versprochen, nebmblich Euch von hertzen lieb zu behalten, so 
lange ich lebe. 

Elisabeth Charlotte. 



1 Vergl. hierüber auch die oft widerholten Äußerungen in den vorher- 
gehenden bänden. 



Ewr liebes schreiben vom, 14, 110 39, ist dießen abendt al 
kommen, werde es aber vor bili donner3tag sparen, wo mir golt I 
da leben undt gesundhe[i]t verleyet, liebe Louise! 

1126. 

St Clou den 30 May 1720 (N. 96). 
Hertzallerliebe Louisse, ich weili nicht, ob ich beulte waß von 
Euch bekommen werde, aber ich will doch auff Ewer liebes schrei 
beu von 14, no 39, andtwortten. Daß waßer von ebicore[e] ist 
gar übel bekommen, batt mir eine stareke ind[i]gestion geben 
allen lust vom eßen undt drincken benehmen, wozu ich nicht wid> 
kommen bin. Gott weiß, wie lang es wehren wirdt. Mein 
ist doch wider beßer undt fulile dafi schwere drucken nicht mehr 
zu sehr, Mein docktor, der durch die hießige frantzösche exerapel 
nicht begreiffei] kau, wie ein w ei bs mensch, in welchem alter sie 
sein mag, doch rafraickissement im frühling nicht von Höhten batt, 
halt mich auff franlzösch tractirt. Mein altes teülscbes temiierament, 
so mehr hitz , alß kälte, von Höhten , schickt sich gar nicht. Ich 
glaube, daß, wen ich den tritten tag eontinuirt bette, dieß eau de 
chicore(e] zu nehmen, würde ieh mir den magen durchauß verdorben 
haben. Ich hatte es woll vorhergesagt , man hatt mir aber niebt 
glauben wollen; meinen alle, sie verstünden die Sachen beßer, alß 
ich. Ich bin noch matt undt befinde mich gar nicht leicht, habe 
auch wehe in der [nicken seylten , welches mein miltz woll thun 
mag. Es ist kein wunder, wen mein armes miltz geblähet ist; den 
ich eine betrübte woch geführt, welches Euch kein wunder nehmen 
wirdt, wen ich Euch sagen werde, liebe J.iiuisse, d;iß ich nnbe- 
kantebrieffe bekommen, worin en gestanden, daß ich nichts zu furch 
teil hette, aber «daß mein solin ein muster ' wehre, welches mau 
außrotteu wolle durch fetter oder sebwerdt.» Ich kau* Euch leicht 
gedencken, wie mir hirbey zu muhte geweßen. Ob zwar die Sachen 
nun ein wenig calmirt sein, nachdem mein sehn den Laws von seiner 
charge de controlleur general abgesetzt hatt', so knn ich mich doch 



unter mittiroo 



nicht gantz wider erhoilen undt bin von hertzcn melancolisch nndt 
in sorgen. Gott wolle unß beistehen! Wir habens liocli von Höhten. 
Meinen geburtstag habe ich vorgestern zwar gesundt ahngefangen, 
aber gar nicht vergnügt noch lustig. Dali beste, so ich drinen ge- 
habt, war, dali ich bin im gartteu spauiren gefahren; es war daß 
schönste undt ahngeiiehuibste wetter von der weit, Gevaüersuh äff- 
ten seindt mehr verdrießlich undt amuarasfsjant , alß ahngenehin. 
Hir ist es gemächlicher; den man gibt nichts ahn den patten, son- 
der nur etliche pistollen auff die wiege. Zu meiner zeit, wie ich 
noch in Teutschland! war, gab man von den großen augsburgi sehen 
boccallen *; daß pressent war ordinarie in silbergescliir. Ich sehe 
woll durch waß Ihr mir schreibt undt die fürstin von Ussingen 
Euch, liebe Louise, ins ohr gesagt, daß iclis nicht allein bin, so 
ungern gevatterschafften liatt. Es seindt viel leütte , so die opi- 
n[i]on haben, daß ihre patten sterben müßen, wen man sie kinder 
heben macht. Man verzeblt hir im landt eben so eine art von lii- 
storic , wie die , so Ihr mir von dem officir von Glossen verzehlt. 
Man sagt, ein man were in ein wirdtshauß zu Pontoise kommen alß 
ein reißender undt hatte gefragt: «Que dit on de la recolte?» 
So bette der würdt s geantwortet: ~Les aparances sont admirable[s], 
ooy; hett der man geantwortet: «Tout cela sera admirabie aussi, 
mais il y aura une mortalüe si affreusse, que pen de gens en joni- 
ront» , hette drauff zum würdt gesagt: «Je vois , que vous en 
douttes, mais cela sera aussi vray, qu'il est vray a pressent, que 
vostre famme est tombes morte tout a l'henre sur le degre.» Der 
würdt ging auff die stiege undt fandt sein fraw , so sich todt ge- 
fallen. Der propbet sagte , er müste den andern tag frühe weg, 
legte sich, nachdem er geßen, zu hetle. Den andern morgen ging 
der wilrdt in deß maus kammer, fandt aber niemandts mehr in der 
camraer undt ahn seine statt lag auff dem hett ein groß crDtzefix. 



M. ls duc d'Orleam le remaroioJt dos snlua qu'il i'ltott Juane dann sa ubarj-e 
de ountrulrur gtn.'ral et qa'il le dfohargOfiU. do oet emplei; et qua, nomine bioB 
des gens ne l'aimoient pas dan? I'nri«, 11 oroyoit deso.r uiettre aupris de lui 
ud oflioicr de mSrite et eonou puur empnobei qn'll oe Ioi »rriTfM qnelque mal- 
henr. II a ohoiei pour oela Beienal, major de« garde« suieses; il j aura seile 
soldats »oifses qui eoucneront dane la tnajsnn. M. Law ne s'attandoit fi rien 
moins el n paru fort tranquille ■ 

1 d. b. pönalen. 2 d. h. der »Irt. 

Elisabeth Cbarlotte 1 1 



Ilirauß secht Ihr, liebe Louise, wie man in allen ortten leögt undt 
historien macht. Ich laue mir sie allezeit alle verKehlen, den daß 
divertirt mich. Die arme Suzon, meiner aramcn dochter, so man hir 
nach ihrem man madame Leclair hcist, ist gar kranck geweßen, 
seindt noch nicht wider wolt, beyde aufl' den todt gelegeu. So geht 
es in der weit; nach der großen freüden, so sie gehübt, daß ihr 
encke! einem marquis ist versprochen worden ', wie ich glaube, daß 
ich Euch, liebe Louisse, schon geschrieben haben", so werden die 
beyde großeitern sterbens-kranck. Es seindt viel krancken; 
dem cioster hir, wo ich heütte nachmittag hin gesolt, haben die 
kinderhlattem hej den pensionairen wider ahngefangen, werde also 
nicht hin. Printzes Anne ist von ihren blättern, gott lob, salvirt. 
Gott gebe im:-, daß nach dem neuen licht es nicht dem gebladt 
folgen undt die zwey kleinen es nicht auch bekommen mögen ! 
Printz Friderich ist viel beßer wider. Gott hewahre I. L. die prin- 
tzes von Wallis, ihren printzen zu verliehren ! Ich glaube, sie kämme 
von sinnen; den sie hatt mir geschrieheu, daß, so sehr sie auch 
ihre 3 printzessinen liebte, so nette sie doch ihren herrn solm noch 
viel lieber. Also were es etwali abscheuliches, wovor gott der all- 
mächtige gnädig bebeiittcu ' undt bewahren wolle ! Der kleine 
pfaltzische secretarius ist mir vorgestern sagen kommen, daß Chur- 
pfaltz so ernstliche befehl vor Ewere hezahlung ertbeiit , daß Ihr 
gar gewiß bezahlt solt werden. Ich kan es aber nicht glauben, biß 
ich es von Euch selber vernehmen werde; erwarte mitt verlangen, 
biß Ihr mir dieße gutte zeittung bericht. Mein dochter hatt mir 
durcli die gesterige post ein memoire geschickt, daß 75 famillen 
auß der Pin.lt/. nach Orleans gehen , umb ins Missisipi zu reißen. 
Der bertzog von Lotteringen hatt sie durch Lotteringel) gehen sehen. 
Ihr werdt alle ihre tagreißen hirbey finden; die threnen seindt mir 
drüber in den äugen kommen. Ich fürchte, daß unßer lierrg 
den churfürsten hart straffen wirdt. Wen die straffe nur auff die 
verflüchte pfaffen konte fallen, were es glitt; aber ich fürchte, der 
churfürst es selber wirdt bezahlen. Gott gebe, daß ich mich t 
triege! Aber ich bins woll gewiß undt habe diß betrübte exemple 
schon erlebt. Aber still hirvont Last unß von waß änderst reden! 
Von der printzes von Sultzbach ihrem bößeu kindthett werde ich 



Vergl. miuhhar den brii 



1 .^L'l'tpil 



! ?habe. 



163 

nichts mehr sagen. Da bringt man mir eines von Ewern lieben ' 
brieff von 18, no 40; den werde ich wie ordinarie beantworten, 
wo mir gott leben iinilt. [(esundtheit verleyet. Hiemitt ist Ewer 
erstes schreiben völlig beantwortet , liebe Louise ! Seyder heütte 
morgen habe ich gar nichts neues erfahren, muß also wider willen 
schließen undt vor dießmalil nichts mehr Siigen , alß Euch zu ver- 
sichern, Jiebe Louise, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 
Elisabeth Charlotte. 



1127. 

St Clou den 1 Juni 1720. 
Hertzaü erliebe Louise, morgen worden ineine enckelu herkom- 
men, mitt mir zu mittag zu eßen; die rassen mir ordinarie den 
kopff so voll , dali ich mühe zu schreiben habe. Dazu muß man 
auch in kirch undt wo daß wetter es erlaubt, werde ich ein wenig 
im gaitteu spatziren fahren, habe hoch von noblen, in die lufft zu 
fahren; den ich bin in rechten üngsten, sorgen undt betrübt wegen 
meines sohns. Mein sohns gemahlin. so gestern herkommen, hart 
mich schir gantz ungedultig gemacht; sie ist lustig. lacht undt dreibt. 
poßen , alß wen mein söhn in keiner gefalir wer, undt daß böße 
weih weiß es nur zu woll, in welcher abscheulichen gef'ahr er lebt. 
Ich habe mich zwingen müGen, umb nichts zu sagen, daß ich schir 
gebarst were. Dießes alles zusammen setzt mich in einer trawerig- 
keit, die ichEücli, liehe Louisen, nicht beschreiben kau, undt macht 
einem daß leben erschrecklich mödu , wie Ihr leicht werdet be- 
greiffen können. Man hört undt sieht nichts , alß falsehheit undt 
betrug; daß macht daß leben greulich müde undt sawer. Daß macht 
mich schir die Pfallzer glücklich linden, so in Missiaipi gehen undt 
auß Europa weg kommen. Aller ich werde meines lamantirens selber 
müde; rast nnß von waß änderst reden! Ich komme auff Ewer 
liehes schreiben vom 18 May, no 40. Es ist lang, daß ich mich 
nicht berühmen kan, einen gutten tag gehabt zu haben. Da kumpt 
der kleine pfnltzischc secretaric, der von lirevcnhrock, herrein undt 
bringt mir eine copie von der ordre, so Churpfaltz nach Hevdclberg 
Ewertwegcn geschickt. Ich habe dieße copie genohmeu undt schicke 
sie EQch hirbey", liebe Louise! Mich deucht, daß unßerc corespon- 






iboa schreib an, 



dentz jetzt zimblicb woll geht, Meine gesundtheit ist auch all gutt, 
ober meine scheiiekel seindt noch gar schwach undt der apetit 
schlecht. Ich bin fro, daß ich die erste geweßen, von welcher Ihr, 
Hebe Louise, die gutte zeittung erfahren, daß der printz undt un- 
ßere liebe printzes von Wallis wider bey dem könig, ihren herrn 
vattera , in gnaden sein. Gott gebe nur, daß es bestaudt haben 
mag! Aber, unter unß gereit, icli forchte alß noch den Mucken- 
den bot! '. Gott bewahre unß doch davor! Aber der printz undt 
die printzes hüben mitt schlimmen bernhellttern zu tliun , die zu 
förchten sein. Aber ich bin he litte bey Chauseray * geweßen, habe 
mich gantz müde gangen. Ich werde morgen außschreiben , jetzt 
aber nach bett geben; den mein ey, in waßer gesch[l]agenes ey, ist 
schon geschluckt. Gatte nacht, hertzall erhebe Louisse, biß morgen 
zd gutter zeit! 

Sontag, den 2 Juni, iimb halb 7 morgendta. 
Ich dachte gestern abendts, heütte früher auszustehen, Euch 
einen gutten morgen zu geben, weillcn ich 3 viertel auff 10 in mei- 
nem hett gezehlt hatte; aber ich habe mich ein wenig verschlaffen, 
wie Ihr woll secht. Es ist doch noch früh genung, umb Euch einen 
gutten morgen zu wünschen, liebe Louise! Ob mir die zeit zwar 
sehr spät deücbt zu sein, so schlaff t doch noch alles hir im hauße, 
waß weibsleutte sein. Ich komme aber jetzt auff Ewer liebes sehrei- 
ben, wo ich gestern abendts geblieben war, nehmblieh ahn uußere 
printzes von Wallis. Es ist gewiß, daß so Sachen zwischen eitern 
undt ki tidern recht attandriren uudt die thronen in den äugen kom- 
men machen ; es ist mir auch widerfahren , alß ich es geleßen. 
Bestaudt hirin ist mehr zu wünschen, alß zu hoffen. Unter unß 
gerett, es gefehlt mir nicht, daß der könig nach einen so abscheu- 
lichen haß, wie der war, so er gegen seinen königlichen Jtinderii 
bezeuget, auff oinmahl wieder mitt ihnen uinbgangen, alß wen nichts 
geweßen were. Unter unß gerett, daß kompt mir zu falsch vor, 
undt wo falschbeit steckt, da ist auff nichts zu bawen; auffrichttg- 
keit allein kau einen gutten frieden stiffl.eu; daß ist meine mei- 
nung. Durch die lange experientz, wen man so lang gelebt hatt, 
alß ich, wirdt man miütreliisch; den man lernt die weit kenen. 



Mylord Stairfs] hatt mir verzehlt, wie große frelide dieße Verei- 
nigung in Londen gebracht batt. Ich bin gewiß, daß die königin 



in Prensen auch hertzlich froh wirdt s 



Printzes Am 



ist, gott 



lob, außer gefahr; ich fürchte aber sehr, daß mitt dein netten licht 



sorgen undt inquietuden 
ein, daß die kinderblatteni 
daß die zwey kleine prin- 



unßer[e] liebe printzes von Wallis nei 
überkommen wirdt; den es ist. gar gei 
daß geblildt folgen, also fürchte ich, 
cessinen dieße heßliche kranckheit auch bekommen werden. Gott 
gebe, daß ich mich bctrige! Waß printz Friderich ahnbelangt, so 
ist mir bitter bang , daß auß seinen gichtern endtlich die rechte 
fichwer-nobt werden wirdt, welches etwali aUsuheüHches ist in meinen 
sin; beklage die printzes, sein fraw mutter, woll von hertzen drüber. 
Gott gebe , daß es waß änderst sein mag undt der artige printz, 
von welchen ich viel guta sagen höre, völlig geneßeii möge! Ma- 
dame la princesse ist gantz wider woll, kam vergangenen mitwog 
au Palais -Royal zu mir. Daß kleine secretargen von Oburpfaltz, 
der Gröbenbruck, sagte gestern, der kevßer hotte gar einen schaqrf- 
fen brieff ahn Churpfaltz geschrieben wegen der Reformirten, wie 
mau sie nicht plagen solte undt ihnen ihren cathegismuß wieder 
trocken, allein allen die SO frag 1 außlaßen*. Daß linde ich raisona- 
bel, sie war zu starck undt koute nichts friodtliclies in den Christen- 
religioneu stiefften, worauf! doch allezeit zu sehen ist. Wen, wie 
man sagt, nun mehr Juden, alß Christen, zu Manheiin wohnen, kan 
es leicht geschehen sein, daß der kirchenraht in ein Juden-hauß ist 
logirt worden. Ileydelberg solle salvirt sein undt die residentz 
bleiben s , also wirdt der kirchenraht wieder nach Heydelberg fah- 
ren *. Die reiße ist kurtz , kan leichter geschehen, alß die vom 
Missisipi widerkommen mögen. Mein gott , wie törieh[t] seindt 
icli die menschen in der weit, so wenig zeit drin zu leben haben 
indt sich doch immer plagen wollen undt keine ruhe suchen wol- 

L Vergl. band IV, s. 132. 133. 3 Vergl. L. Hilnsser, Geiohiobte der 

ben Pfalz II, a. 865 bis 867. 3 Diu war nioht der fall. <Am 

II April [1720] begab sieh der kurfUret naoh Mannheim, um dem sechs- 
hundert) übrigen sitie der rheinischen [rfaligrafen auf immer den rucken iu 
wenden.« Häosser a. a. o. s. 866. 900. 901. i Der kurfilrst hatte be- 

fohlen, eliiB der reformierte kirchenrath naoh Mannheim liehen solle. Die rait- 
glieder desselben nnutan sich wenigstens entschließen, drei mal wBobentlioh tu 
den sitiungon nach Mannheim '« fahren. Häusser a. a, o. s. 867. 



len 1 ! Daß muß eine fürsehuug gottcs sein, damitt wir anD nidit 
zu selir :iliii dieße weit attachiren mögen undt zu große mühe liu- 
beti , zu sterben. Hieraitt ist Ewer schreiben völlig beantwortet. 
Erfahre ich dießen nachmittag waß neues, werde ick es noch hir 
zusetzen; erfahre ich aber nichts, so müst Ihr Euch, liebe I.ouisse, 
nur contentiren, daß ich Euch versichere, daß ich Euch allezeit TM 
hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1128. 

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort. 

St Cloa den 6 Jnni 1720 (N. 98). 
Hort zallerli ehe Louise, gestern fuhr ich nach Paris. Wie ich 
eben auß der commedie ging, gab man mir Ewer pauuet, konte es 
erst liir auffmacben undl leßen, fam.lt .' schönne medaille[n| von den 
schwedischen künigeu, wovor ich Euch von hertzen dancke; habt 
mir einen rechten gefallen birin getlian. Ich fürchte aber, daß es 
Euch gar viel gekost halt., liebe Louise! Ich kau Euch nun nicht 
offrireii, Euch gelt davor zu schicken; den ich habe keines mehr. 
Man bringt mir mein spielgelt oder menus plaisir in lautter billiet 
de bani|iie, halb mitt billet de cent franc undt halb mitt billiet de 
10 franc. Glaube nicht, daß dieße verfluchte billiet in Teutsch- 
land t gelten, aber hir kan man seiue schulden woll bezahlen; sonsten 
würde ich Euch auch gebetten haben, mir eine raedaille sticheu 
laßen vom churprriitz von Sassen, so in seinem beylager gepregt 
solle geworden sein. Biß ich wider recht gelt bekomme, begehre 
ich es nicht. Es ist mir lieb, liebe Louise, daß meine schreiben 
Euch nicht mißfahlen. Hette ich nicht letztmahl gesch wind t die 
handt auff Ewer liebes schreiben vom 21 May, no 41, gelegt, hette 
man mirs vergangenen sontag auch gebrendt; darauff seindt m 
leütte gar fix, wen ich nicht gur genau acht drauff habe. Ich muß 
ja woll zürnen , wen meine leutte sottissen thun , damitt es i 
mehr geschieht. Heütte habe ich ahn taffei meine pagen braff ge- 






l Veigl. band IV, s. 281: •! 
iiiiit gMcklioh leben wollen nri.lt 
;ur daü leben sawer tu macben; 



t sine eilende sach, daß wir 

i kIIod möglichen Hoili ahnwendeb, ein- 

aariEch aeyndt wir a 



167 

filtzt; die hexen -Irin der hüben auff ein[e]r mauer geloffen, so halb so 
hoch wie duiS schloß ist. Einer von ihnen, so Du Moulie ' heist, ist 
herunder gefahlen undt hatt sich Bchir todt gefahlen; man batt ihn 
2mahl müßen zur »der lauen. Er hatt doch, gott lob, nichts zer- 
brochen; hoffe also, daß er nicht sterben wirdt. Heulte ist ein 
verdrießlicher tag; erstlich so habe ich zwey brieff ahn zwey kö- 
niginen schreiben mttßen, eine[n] ahn die von Schweden. Daß batt 
mir ahm ineisten mühe gekost, hin gar offt iuterompirt wollen", 
habe nunder in die capel geinüst , die processioii entpfangeu undt 
durch den gantzen hoff bekleyden. Hernach , wie ich wider haben 
schreiben wollen, habe ich eine vissitte von der priiitzes von Au- 
verngne * bekommen , die mitt unß geßen hatt undt den gantzen 
nachmittag biß nach dem salut dageblieben ; hernach hin ich spa- 
tziren gefahren, warm, der regen hatt unß auß dem gartten ge- 
trieben. Wie ich herkommen, hab ich ahn die künigin vonPreüssen 
geantwortet , ahn pere Liniere *. Morgen werden die fretlllen von 
Coedern herkomen, werde ihnen Ewer schreiben geben. Ihr habt 
gar gutt t'ranlzösdi gejohneuun; wen Ihr es so woll rett, alß schreibt, 
ist nichts zu sagen. Ich muß schließen, den es schlegt 11 iihr. 
Gntte nacht! Ein andermahl will ich es beßer machen, nun nur in 

Ieyll sagen, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 
Elisabeth Charlotte. 
1129. 
A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth. 
St Clou den 9 Jnni 1720 (N. 99). 
Hertzallerliehe Louise, es schlecht 11. Ich bab heütte ohn- 
moglich zum schreiben gelangen können ; den morgendts seindt 
meine enckeln kommen, undt wie wir noch ahn taffei wahren, ist 
mein söhn kommen, mitt welchen ich gesprochen, [bis] wir ins salnt 
geinüst. Aber weillcn ich Euch versprochen, keine post weg zu geben 
laßen, ohne Euch /u schreiben, so schreibe ich Euch jetzt zu spät, 
[onsieur Teray wirdt zürnen, aber ich will lieber mein wordt liaiteu. 



I Linieras, der beioht- 







Ich habe heütte noch einen großen brieff ahn meine dochter ge- 
schrieben, daß halt mich so spiltt geführt. Ich will einmahl einen 
tag apart nehmen, anff alle Ewere liebe schreiben esact zu andt- 
worten. Ewer liebes schreiben, so ich heütte entpfangen, ist vom 
28 May, no 43. Aber heütte kan ich ohnmöglicli mehr sagen, alß 
daß mein söhn rahiger ist undt hoffet, daß alles woll gehen wirdt. 
Gott gebe, daß er sich nicht betriegt! Adieu! leb ambrassire Euch 
von bertzen nndt behalte Euch recht lieb, liebe Louisse! 

Elisabeth Charlotte. 



1130. 

St Clou, donaeratag, den 13 Juni 1720 (Nr. 100). 
Hcrtzallerliube Lonise, waß man hir le diable au contretemps 
heist, der batt woll sein spiel mitt Ewern lieben brieffen, oder, umb 
jnster zu reden, mitt meinen andtwortten gehabt; den ich immer 
hin interompirt geworden , will doch jetzt auff daß frischte ahn- 
faugen, so vom 28 May ist, no 43. Ich weiß nicht, wer monsieur 
Haidane ist, aber deß barons von Hagen 1 , so ein von deß chur- 
printzen von Saxsen hoffmeister war, deßen erinere ich mich gar 
woll; ich weiß aber nicht, ob es der ist, so zu Franckfortli nun ist, 
oder sein lirnder, so Stallmeister war. Dießer jüngste gefiehl mir 
beßer, alß der eiste; den er geht seinen gerahten weg fortli, der 
eiste aber batt waß falsch undt pfaffisch ahn sich, ob er zwar nur 
catholisch undt kein pfaff, sondern geheflraht. Ich hieß sie meine 
iandtsleütte, weillen der eiste mir versichert, daß sie in der Pfaltz 
gebohren undt erzogen wehren. Der eiste von dießch Hagen ist 
klein undt. blundt, der zweytte viel großer undt ach wart z ; dereiste 
tregt eine peruque, der zweytte aber seine eygeue haar. Vor alle 
gutte wünsche, so Ihr mir, liebe Louisse, zu meinem geburdtatag 
thut, dancke ich Euch von hertzen. Gesundtheit kan mir gar ge- 
wiß nicht mäßfahlen, den nichts beßer in der weldt ist; den ohne 
gesundtheit kan man weder lust, noch freüde in dießer weit Itaben 
undt man wirdt sich selber undt andern verdrießlich. Ich habe nur 



l Vergl. du rogiiter iu band tl, 









169 

xu "viel gelebt, habe offt gewünscht, in meinen Iiinderblattern ge- 
storben zu sein; ich war schon gantz bereydt. Daß Ihr mir alles 
guttes, liebe Louise, auß hertzens-grundt wünscht, da zweyffle ich 
gar nicht ahn. Wir seindt einander zu nahe verwandt, umb nicht 
einander alles guts zu wünschen; also hoff ich, daß Ihr eben so 
persuadirt seydt, daß ich Euch alleß guts wünsche, liebe Louise, 
alß ich von Ewerer freündtschafft persuadirt bin. Ich befinde mich, 
gott seye danck, nun wider gar woll, seyder ich ertberen undt kir- 
scheu eße undt köstliche metwürst, so mir monsieur Harling ge- 
schickt 1 ; die haben mich gesterekt. Daß mutz aber tlint mir noch 
wehe, indem es sich geblähet hntt in den engsten, so ich wegen 
meines sohns geweßen undt noch nicht gantz rnliig bin. Gott stehe 
naß ferner bey! Der herr cantzler undt seine fraw seindt ver- 
gangenen m oii tag morgendts zu mir kommen. Es ist doch eine 
possirlicbe cerenionie mitt den Ciintzellcriiien , sie haben nur mor- 
gendts den tabouret . nachmittag köneu sie nicht sitzen . Ich 
bilde mir ein, Churpfaltz wirdt, weillen die eittadel nicht wider zu 
recht gebracht ist, ahm zollhauli bey dem Neckerthor bauen. Ihr 
werdet nun, liebe Louise, die copie ontpfaugen haben von der ordre, 
so Churpfaltz ahn die cammer zu Heydelberg geschickt vor Ewere 
bezahl ung. Daß schwibbogen-hauß war nicht zu meiner zeit ge- 
bawet. Ihr raugräffliehe kinder, wie auch Ewere fraw mutter lo- 
girte alle zu meiner zeit im holtzern schwedischen hauß bey dem 
ersten pavillou. Der könig s. konte nichts sehliuimers andtwortten, 
alß: «Je veray»; ein absolutio «nou" were beßer geweßen, den 
avec «je veray» hatt er sein leben nichts aecordirt. Ich habe ihn 
offt davon reden hören, sagte: «J'aurois bien affaire , s'il falloit 
que je recompence tout les inaliieur ijne la guerre a faitte '.* Ich 
waste nicht, daß Rockwodt zu Manheini gebawet hatte; daß ist 
auch nach meiner zeit geschehen, Freyllich habe ich mich allezeit 
vor Euch interessirt , aber leyder nichts außrichten können. Nun 
kau ich weniger soiieittirn, alß nie. Den soll man sagen, daß mein 
söhn meinethalben von seines piijiillcn hetle geben, waß der könig 
s. nicht helle gehen wollen? Ich finde, daß monsieur Haidan groß 
recht hatt, boß znsein. Mein a weiß nicht mehr zu Heydelberg, waß 




zu tbun ist oder zu laßen. Wie lieist der Stallmeister zu Heydel- 
berg? Le dinble ein cuiitretemi>s fengt sein spiel wider aliu; den 
da bin ick schon 2 mahl iuterompirl geworden , daß erste mahl 
durch einen muncheii ', so liel verstand t hatt; ist ein (irich uudt 
lieist Ansehn Banduri, der grand duc hatt ihn erzogen , soll 
guttem hauß sein, halt 2 große Melier geschrieben, ist. gar gelehrt 
in Medaillen. Dießer hatt mir waß zu sagen gehabt, so geistlich- 
keit gar nicht alingeht. Die zweytte interuption, so mir kommen, 
war monsieur de Foucanlt, so der clief von meinem raht ist, undt 
mein secret[a]ire des commandeinent, monsieur de Bandery ! , so auch 
intendant von meinem liauö, undt mein liaußbuffmeister von Wendt; 
habe deeidiren müßen wegen bezaliluugen , so daß hauß und! die 
küche abngeben. Daß hatt mich eine glockenstundt aufgehalten. 
Nun muß ich mich ahnziehen. Gott siehe miß »ließen nachmittag 
gegen dem teüffel au contretemps bey! Wen es mir möglich sein 
wirdt, werde ich Uießes hunderte brieifgen gantz au ß seh reiben. Da 
bleiben mir wenig Matter von den aluigelangen brieff zu andtworten, 
aber ich habe noch 2 andere, die werde ich so weit führn, alß mir 
möglich sein wirdt. 



Donnerstag, den 13 Juni, umb a /« auff 4 nachmittags. 

Gleich nach dein eßon hab ich mich Melier gesetzt in meinung, 
wider zu schreiben können, allein ich liabe mich nicht so baldt da- 
her gesetz[t], so seindt mir brieff kommen, einen gar langen von 
meiner dochter; den habe ich lcßen wollen, hin aber drüber ent- 
schlaffen, werden" in dießem augenblick erst wider wacker undt sehe 
da mein ealescli kommen, will ein tour im gartten tbun, der printzes 
deLambesck* die cascaden zu weißen, so seyder zwey jähren nicht 
hatt gehen können undt seyder vergangen sontag wider gebet. 

Da komme ich wider auli den gartten; der regen hatt unß wider 
nach liauß gejagt. Da entpfange ich Ewer liebes schreiben vom 
1 dießes inouts. no 44; daß werde ich erst, wo mir gott leben undt 
gesundtheit verleyet, biß soutag beantworten. Nun aber komme 
ich wider auff Ewer liebes schreiben , wo ich heulte morgen ge- 
blieben war. Ich war, deucht mir , ahn den Stallmeister von chnr- 










171 

pfaltzischen hoff geblieben; weiß nicht, wer er ist. Waß den eisten 
Ilagen all n belangt-, so ist es 1 nicht noble schlau, sondern, wie die 
pfaffeu es sein , mitt fulschheit. Alß zum eiempel er wüste woll, 
daß sein kerr schon vor 2 jähren catholisch norden war, da kompt 
er dalier undt hitt , ich solle doch mein bestes tliun , den chur- 
printzen zu bekehren. Ich fing ahn, zu lachen undt sachte*: «Mon- 
sieur Hagen, ich bin kein apostel noch prediger, solche sacken 
kommen weibern nicht an; wen der printz keine andere bekehrerin 
hatt, alß mich, wirdt er lang lutterisch bleiben *.» Aber da segt 
Ihr doch die falschkeit ; daß hatt mir mißfallen. Umb Euch die 
gründliche warheit zu sagen, hir hatt monsieur Hagen nie gespilt. 
Ein verlust von 5 thaller ist leicht au ertragen undt nichts vor 
einen solchen man, wie monsieur Hsgen ist. Ich bin gewiß, daß 
er reicher ist, alß Ihr seydt, liebe Louise, habt Euch also gar nicht 
zu scliammen, ihm die 5 thaller abgewöhnen zu haben. Im spülen 
ist nicht, nöhtig, generositet zu haben; da ist ein jedes vor sich 
unilt daß glück vor jedes, wie es kommen kan. Es seindt etlich- 
inabl ieütte, die sonst gar nicht karg sein undt doch ungedultig 
werden, wen sie verspillen. 4 tisch mitt spielleu ist doch, waß man 
hir ein recht apartement halten heist. Ihr sagt mir nichts in daß 
letzte liebe schreiben , so ich heulte von Euch enlpfangen von 1 
dießs monts, von dem hnubtnian Cron', so monsieur von Diessen- 
liausseu 6 zu Euch halt führen sollen, so die geister sieht undt pru> 
phezeyen kan. Ich hatte gehofft, daß Ihr auffs wenigst eii 
geyster würdet entretenirt haben; solche histörger höre ich so hertz. 
lieh gern. So seindt die historien glitt, wen man sie nicht glaubt 
den wen man sie glaubt, so machen sie bang; wen man sie abei 
nicht glaubt, divertirt es recht. Hiemitt ist Ewer ohn eins letztes 
schreiben völlig beantwordet. Ich komme jetzt auff daß vom 25 May, 
no 42, daß hoffe icli noch zu beantwordten. Seydt in keinen 
sor[g]cn mehr wegen meiner gesundlheit! Ich bin nun, gott seyo 
danck, wider gantz woll undt werde es auch woll bleiben. Wen 
mich nur ander herrgott keine büße bottschafft bewahrt, so wirdt 
es nun woll mitt meiner gesundtheil gehen. Ach, liebe Louise, so 
lang ich sehen werde , daß man so gegen meinen armen sobn ist, 



6 Vurgl. band IV, . 




ihn hast undt nach dem leben trachten wirdt, kan ich weder lustig, 
noch gautz ruhig sein. So zu leLen mitt lautter angst undt sorgen, 
verlaydt einem daß leben erschrecklich. Aber ich bin Euch doch 
sehr verobligirt, liebe Louise, mir so viel guttes zu meinem ge- 
weßen geburdtstag zu wünschen. Weillen ich bey 10 gantzer jähre 
alter bin, alß Ihr, liebe Louise, so muß ich woll vor Euch weg, liebe 
Louise, undt wie ntißerc liebe cburfürstin alß pflegt, zu sagen, 
unßer lierrgott wirdt nichts neues vor unß machen. Vor die zwey 
schönne medaille dancke ich nochmahl gar sehr, werde sie über- 
morgen placiren, da ich nach Paris werde, undt wo mir gott daß 
leben biß auff sontag verleyet, werde ich Euch von unßerem reißgen 
rechenschafft geben. Der kfintg in Schweden in den medaillen 
gleicht viel ahn meinem chevallier d'honneur, dem marqnis de Si- 
miane. Printz Wilhelm, deß ltönigs bruder undt mein neveu, ist 
durch Englandt nach Schweden gereist. Uußere printzes von Wallis 
hatt mitt I. L. gesprochen, wie sie mir schreibt. Baron Degenfeit wirdt 
seinen bruder auch in England t gesehen [haben]; oder ist dießer 
herr von Degenfeit vielleicht ein[e]r von der ' obersten Degenfeit 
söhnen? Ah, icli bin nicht [Wug], da sagt Ihr mir, daß es deß 
graff Degenfelt bruder ist. Ich fürchte, daß die Schweden printz 
Wilhelm zu lebhafft finden werden undt ihn mehr deß wogen schewen, 
alß lieben werden. Der oberste Degenfeit ist lang in Schweden 
geweßen, hatt ihm nicht übel dort gefallen. Es ist gantz natürlich, 
daß printz Wilhelm zu seinen heben lierrn bruder reist, da er ttö- 
nig geworden. Der* brieff vor die graftiu von Zoettern habe ich 
woll bestell. Sie kamen vergangen montag her, mir davor zu 
dancken; ich behüte sie beym eßen, aber abendts stieß der eisten 
ein starck lieber ahn mitt frost. Daß kleine pfultziscbe secretärgen 
von Graffenbrock bleibt fest drauff, daß die sach von monsieur 
Haidang ein mißverstand! seyo. Der fürstin von Ussingcn brieff 
habe ich ahn ihrer schwester geschickt. Daß geht saus dirc , daß, 
wen ich einmahl gutt findt , daß man brieff in mein paquet thut, 
daß es vor allezeit ist. Ich bitte, macht doch dießer fürstin wider 
mein compliment! Es freüdt mich alß, wen ich in Ewern lieben 
brieffen sehe, daß Ihr ein wenig waß vergnügtes gehabt habt. Ey, 
liebe Louise, warumb, warumb wolt Ihr mir ein frantzösch compli- 



1 ?dea. 



2 ?Den. 



173 

ment machen? Ihr wist ja woll, daß gesandtheit-drincken bey unß 
Teütschen eine ehre undt keine freyheit ist; dancke also sehr, daß 
Ihr meine gesundtheit getruncken , aber nicht vor daß frantzößche 
compliment. Daß ist doch eine heßlichc ceremonien , einen galgen 
zu recht zu machen sehen. Haben die galgen ihre weydtsprüch 
den, wie die jagten undt Jäger? gibt man auch daß waydtmeßer, 
wen man sich verreht 1 ? Es muß doch possirlich zu sehen sein, 
aber den lustigen gefangenen] , so so vexiren kan , solte man daß 
leben schencken. Hiemitt seindt Ewere zwey liebe schreiben, no 42 
undt 43, völlig beantwortet undt in dem augenblick schlegt es 10, 
muß schließen , den monsieur Teray kompt herein ; er muß mir 
doch noch erlauben, zu sagen, daß ich Euch, liebe Louise, von 
hertzen lieb habe. 

Elisabeth Charlotte. 



1131. 

St Clou den 16 Juni 1720 (N. 1). 

Hertzallerliebe Louise, heütte werde ich auff zwey von Ewern 
lieben schreiben andtwortten, so ich noch überig habe ; kompt mir 
aber ein neues dießen nachmittag, werde ich es auff die andere 
post versparen , wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet. Ich 
hoffe, bey[de] dießen morgen zu beantwortten ; den es ist erst ein 
viertel auff 8; will nur noch vorher sagen, daß ich gestern zu Paris 
geweßen, wo ich alles in gutter gesundtheit gefunden, außer ma- 
dame d'Orleans, so ihre starcke mygraine gehabt. Morgendts fuhr 
ich gleich zu den Carmelitten , von dar zum könig , welcher ahn 
taffei war, gott seye danck, in gar perfecter gesundtheit; hernach 
fuhr ich ins Palais-Royal, besuchte madame d'Orleans, ging hernach 
nauff in mein cammer, wo mein söhn kam mitt allen seinen kindern. 
Er ging wider in seine cammer, aber alle seine kinder aßen mitt 
mir , ihr hoffmeisterin undt alle meine damen ; hernach ging ich 
wider in mein cabinet, blautterte mitt mein söhn, so monsieur le chan- 
celiier hollen laßen. Madame la princesse kamen mitt mademoiselle 



1 ? y erredet , d. b. nicht waid männisch spricht. Vergl. band II, 
s. 580. 



de Clermont, hernach madame la duchesse undt monsieiir de Troye[sJ ', 
madame de Colignie*, Monsoro 8 , madame de Trenel * undt Man- 
l>io]urg, la tille du mnreehal deUesoii 1 . Dießes alles ist gebliebDii, 
biß ich ich mitt aller der jungen bursch in die ittalliensehe eomedie 
bin, welche mehr frautzösch, all) ittallienisch war. Nach der com- 
medie kam mein söhn mir adieu sagen undt ich fuhr wider ber; 
gleich nach liett, nachdem ich mein abemllKuhett verglicht, war vor 
10 zu belt, habe also gar wc-11 nach G wider auffsteben können; 
habe mich ein wenig amnssirt, ehe ich ahngefangen, zu schreiben. 
Nun komme ich auff Ewern lieben briet! vom 21 May, no 41. Von 
meiner nderläß undt artueneyen will ich nichts mehr sagen , daß 
ist vorbey. Ich bin nun, gott seye danck , wieder gar woll. So 
baldt wirdt mau mich nicht wider ertappen undt ich werde mich 
Übel befinden müßen, unib waß zu brauchen. So seimlt die Fran- 
Uoßen, sie wollen ihr leben nicht unrecht [haben]. Freyllicb hatt 
man mir auch gesagt, daß ich eine tödtiiehe kranckheit würde ge- 
habt haben, ich habe es aber nicht geglaubt undt gar woll gesehen, 
wo mein übel herkäme. Es muß jemandts den monsienr Teray 
geplagt hahen, mir zu brauchen"; den ich muß ihm daß zeugnuß 
geben, er belt nicht sonderlich viel von artzeneyen, undt ich, ehe 
ich mich plagen laße, thue , waß sie wollen. Ich gehe alß meinen 
weg forth, mag nicht klagen; so lang ich mich scblepen kan , thue 
ich wie ordinarie. Die metwilrst haben mich wider zu träft U>ii ge- 
bracht undt ein wenig rohe schlucken , daß hatt mir wider apetit 
geben. Monsieur Harlitig metwürst sein unvergleichlich beßer, alß 
baron Giirt.z seine ; man kau sie nicht beßer eßen. Ich will mir 
hcütte davon geben laßen; mein mayen hatt sieb sehr ahn den 
braunsweigisehen speyßen gewohnt in den 4 jahr[e]n, daß ich zu 
Hannover bey ma tante s. geweßeu. Freyllich, liebe Louise, thut 
Ihr mir einen großen gefallen, lange Urieff zu schreiben. Die ülste 
graffiu von Zoettern mögte woll in jene weit ziehen , sie hatt ein 
starck lieber undt einen abschetllichlen] kropff. Die jüngste ist die 



1 der bisohof von Trojan, Denis -Francis Bouthilliur .la ChaviEny. Vergl. 
band IV, s. 83. 2 Colignj. 3 Monsorü^u oJcr .Moiitaurroau , die ge- 

mablin des grand pr6vflt graten von Montsorrean. 4 Trend oder Tmiinel. 

ä oointo de Beions, mareohal da France. 6 d. h. arinei tu gelun. 



feinste, die fehlt nicht von verstandt undt deucht mir all raisonabel 
zu sein; wo die älste aber nicht stirbt, fürchte ich sehr, daß sie 
nariseh wirdt werden, den sie sieht gantz darnacli auß. Wen ihr die 
fantesie ahnkoinpt. solle sie ihre arme Schwester schlagen, so viel 
raisonabler ist, alß sie. Dieße eiste macht zu viel complimenTen, 
welches in meinem sin eine langwcillige sache ist. Die jüngste ist 
ertraglicher. Complimentiren ist mein saeh ganlz undt gar nicht. 
Es ist, gott lob, die roode nicht hir, man lielt es vor cafmjiiagnarfd] 1 
undt provincial. Es ist billig, daß die Schonbnrgische daß ihrige 
fordern. Daß ist alles, waß ich hirauff sagen kan. Ich habe schon 
letztmali] gesagt, daß Ihr gar nicht übel frantzöscb gesehrieben 
habt. Hette ich fehler in Ewern biictf gefunden, würde iehs Euch 
gesehrieb* haben, liebe Louise! E* war aber woll undt sensement* 
geschrieben , da kan niemandts wali ahn zu tadlcn linden. Fran- 
tzösch ist leichter woll zu schreiben, alß unßer Teütsch. Ich höre 
undt leße nicht gern processaclien ; den ich kan nichts drin be- 
greiffen undt linde es sehr langweillig. Mitt Ewerer coupertischen 
sache" habe ich gar keine angelegenheit. Monsieur LeFevre* halt 
viel verstandt; ich rede gern mitt ihm undt wolle gern Ewern 
niepeen dinnen, wens möglich sein könte ; ahn mir solle es nicht 
liegen , daß es ein gutt endt gewint. Aber die dollen händel mitt 
der banque werden ihnen, welches mir recht leydt ist, waß ver- 
liehren machen. Dieße sache ist mir gar nicht beschwehrlich ge- 
weßen. Graff Degeufelt kan niciit mitt seiner gemahlin auß Eug- 
landt. biß alle seine suchen undt iheylnngen können richtig ge- 
niach[t] werden. Monsieur Le Fevre sache hir ist nicht zum endt 
auß obgemelten Ursachen von der Imnque. Monsieur Le Fevre ist 
frisch, geaundt undt lustig, ich i>laudor[e] gern mitt ihm. Es ist 
seine scbuldt nicht, daß so viel verenderungen hir vorgangen, so 
gehindert haben, daß seine Sachen nicht, zum endt gangen sein. Der 
konig in Englandt halt den 12 ausbrechen sollen, umb wider nach 



Hannover zu reißen; mag nun woll dorten sein 1 . Man thet mir 
einen schlechten poßen , wen man mich nur nnff Suppen zu gast 
bitten solte; ich eße mein leben keine, alß welche man bir nicht 
machen kan, alß geistensup, weinsup, biersu[> undt babemieblsup. 
Ieb*wolte, daß jemandtes von meinen kochen la earpe a l'estaffee* 
zurichten könte wie Ewere geweßene hoffmeisterin, nindenioi seile de 
St Pol, unß sie offt hatt eßen machen; kein eintziger koch io 
Franckreich kan es so gutt machen. Die Vereinigung vom könig- 
lichen hauß in Englandt meritirt woll fieudenszeichen. Ich wolte, 
daß man auch etliche machen konte über die freüde, so mau haben 
solte, daß Churptaltz kein pfaffen-frcutidt undl -bruder mehr wehre; 
daß solte woll fi-eüdenszeicheu merittiren. Es macht mich offt 
gantz ungedultig , wen ich seine pfafferey höre , so ein*i großen 
herrn, wie er ist, gar nicht zukommen. Aber alle die neuburgische 
kinder, printzen undt printzessinen , seindt gar niederig erzogen 
worden. Die gutte königin in Spanien, so zu Bajorme ist, schreibt 
allezeit, alß wen sie eine cammermagt were. Dieß habe ich I. M. 
nicht gesagt, wie Ihr woll gedencken könt, liehe Louise, aber woll, 
daß 1. II. gar zu demulig schreiben. Da kompt monsiear Le Pevre 
eben herrein, Beine Sachen seindt noch nicht außgemacht auß ob- 
gemelten Ursachen. Ich komme wider auff Cliurpfaltz. Es gehört 
keine große penetration dazu, seine unterthaneu alß ein vatter nach 
sein[e]r Schuldigkeit zu tracliren undt nicht, alß wen sie feindt weh- 
ren. Die sich ganlz von den Jessuwitteren regieren laßen , daß 
reussirt nicht, wie wir ahn Churpfaltz, den cliurpriuteen von Saxsen 
undt hertzog Max sehen. Daß solle gewiß waß artigs sein , daß 
man des kirchenrahts versamblung in ein Judenhauil bestelt hiHt. 
Ich sehe aber nicht, worin dießo gentillesse bestehet; es muß ein 
voller' bruder es invenlirt haben. Von der fürstiu von Ussiugen 
werde ich heüttc nichts sagen, habe vergangen donnerstag gesagt, 
waß ich birauff zu sagen habe. Hiemitt ist Ewer liebes schreibe» 



1 Journal dn marqui; de Unngeau XVITT, 8. SOS nh 
1720: <Lo roi d'Angletcrro se prupare ä partir pour [' 
(jaia e'ombarquers le 2(1 de M raois.» Ebendaselbst I 
20 Jnli 1720: -Lo roi d'ADglotorie est parti d'Hanc 
prendre les eaui de Pirmont; il n'a point insnf sea 
dnebosse de Kendubl Bat du voyage-.' 2 t «Btaffetti 




177 

von no 41 völlig beantwortet. Ich komme auff daß von 1 dießes 
monts, no 44, welches ich noch hoffe zu beantworten. Wen es zu 
Franckforth daßselbe wetter ist, wie hir, so werdet Ihr seytter ver- 
gangenen mittwog imer regen gehabt haben; es vergeht nicht an- 
derthalb stundt, daß es nicht regnet. Man hatt keine starcke don- 
nerwetter hir, wie bey unß; wens nur einen ein wenig hartten schlag 
thut, meinen sie, daß alles verlohren ist. Zu meiner zeit hatt die 
Bernsteinen daß wetter nicht gefurcht; Lenor furchte es in unßerer 
jugendt undt nun stelt sie sich ahn, alß wen ihr bang davor were. 
Daß werff ich ihr offt [vor], aber sie sagt, die angst were ihr ahn- 
kommen, weillen sie Unglück gesehen undt daß leütte vor ihre äu- 
gen seindt erschlagen geworden vom donner. Die cammerweiber, 
denen so bang gewordten, seindt weder gar jung, noch alt; eine ist 
über 30, die ander aber hatt noch keine 30 jähr. Meines bruders 
gemahlin konte von hertzen lachen; were ich geweßen, so sie auff 
dem heimblich gemach ahngetroffen, würde sie nicht erschrocken 
sein ; den sie war gewohnt, daß ich mitt ihr ging auffs heimlich ge- 
mach; sie saß auff dem heimblich gemach undt ich auff meinem 
kackstuhl, so darneben stundt, zu Heydelberg undt zu Friderichs- 
burg auch, aber nicht zu Schwetzingen. Ich habe ahn Lenor ge- 
sagt, daß Ihr ihren neveu mitt fraw undt kindern gesehen. Dießen 
heist sie nur den dantzer, sagt, ehe er geheüraht geweßen, bette er 
alles in der weit verdantzt , waß er gehabt hette , aber seyder er 
geheüraht, dantze er nicht mehr; er kan nun seine liebe kinder 
dantzen lehren. Daß hieß der könig s. «un sot pere» , wen ein 
vatter seine kinder vor die leütte caressirt. Deß königs in Eng- 
landts Uneinigkeit mitt seinen kindern hatt geraß geuung in der weit 
gemacht, daß es gar kein secret war, sondern gantz weltküntig; 
aber, wie Ihr gar recht sagt, der könig in Englandt hatt seine 
eygene maniren. Unter unß gerett , lieb Louise , ich trawe noch 
kein haar auff den bestandt von dießer Vereinigung. Der könig in 
Englandt hatt daß von kindtheit auff, er ist tockmeüßich wie der 
tetiffel. Mylord Petterbouroug * ist ein wunderlicher heylliger; vor 
8 tagen war er hir, ist nun wider in Ittall[i]en. Aber da rufft man 
mich, den es ist zeit, mich ahnzuziehen. Dießen nachmittag werde 

* 

1 Peterborough. Vergl. band II, 8. 455. 
Elisabeth Charlotte 12 



178 

ich dießen brieff außschreiben, nun aber mich ahnziehen, in kirch 
betten gehen, hernach eßen. 

Sontag, den 16 Juny, umb 6 abendts. 
Es ist mir ohnmöglich geweßen, nach dem eßen wider gleich 
zu schreiben; den meines sohns 3 döchterger seindt herkommen, 
mitt mir zu mittag zu eßen. Gleich nach dem eßen habe ich viel 
brieff bekommen, einen gar großen von meiner dochter undt einen 
gar kleinen von der königin von Spanien , einen gar großen von 
der königin von Sardaignen von 23 seytten undt einen mittelmaßi- 
gen von Euch , liebe Louisse , vom 7 dießes monts , no 45. Ich 
hatte die helffte nicht außgeleßen, da hatt man in die kirch ge- 
leütt, wo ich hingemust. Nach der kirch bin ich in den gartten 
gefahren, umb ahn mademoiselle de Mon[t]pensier die cascade zu 
weißen, die sie noch nie gesehen hatte. Der regen hatt unß wider 
auß dem gartten gejagt. Da komme ich undt will Euch entreteni- 
ren. Ich habe nur noch 4 seytten undt eine halbe zu antwortten; 
den, wie ich schon heütte morgen [gesagt], so werde ich Eweren 
brieff, so ich heütte entpfangen, er[st] die andere post beantworten, 
wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet. Nun komme ich wi- 
der, wo ich geblieben war. Mich wundert, daß mir die printzes 
von Wallis der hertzogin von Zel todt nicht geschrieben ; daß macht 
mich glauben , daß es nicht war ist *. Ich wolte , daß sie vor 50 
jahr[e]n gestorben were; so hette sie viel übels undt Unglück ver- 
hütt. Sie war nicht sonderlich von humor, sondern wie schir alle 
frantzösche weiber von der weit sein, die allezeit capricieux undt 
ambitieux sein undt alles regieren wollen undt ihnen unterthanig 
machen 2 . Wolte gott, sie were bey ihrem schlegten adel in Poic- 
tou 8 geblieben! Ich sage schlechten adel, weillen sie sichs einmahl 
vor eine ehre gehalten, ein premier valet de chambre von meinem 
herrn s. zu heürahten 4 . Bey der dauphine 6 war es ahnfangs kin- 
derspil , aber die Maintenon hatt sie drinen erhalten wollen , umb 
alles zu confondiren , weillen man sie nicht vor königin erklären 

wolte. Freyllich hatte die dauphine verstandt undt eben deßwegen 

* 

1 Die witwe des herzogs Georg Wilhelm, gest. 28 August 1705, starb erst 
6 Februar 1722. Vergl. band II, s. 456, an merkung. 2 Vergl. den brief 

vom 26 Mai, oben s. 157 und nachher den brief vom 21 Juli. 3 Poitou. 

4 Vergl. band I, s. 277, band II, s. 469. 5 der duohesse de Bourgogne. 



179- 

th&te sie alles, waß daß alte weib wolte, umb sich bey dem könig 
woll einzuschreichen '. Hette daß arme mensch noch ein par jähr 
leben können, hette sie sich auß ihrer schlafferey 8 außgerißen undt 
hette der alten nicht mehr von nöhten gehabt; den sie hatte deß 
königs hertz gäntz gewunen. Die alte hatt den duc du Maine ge- 
wöhnen, mitt ihm meint sie noch zu regieren, auch wie sie gesehen, 
das diß stück ihn gefehlt durch den arest vom duc du Maine, ist 
sie vor leydt gestorben undt von dem chagrin nicht wider aufkom- 
men. Ich werde meine brieff doch immerhin nach Franckfort adres- 
siren, ob Ihr, liebe Louisse, zwar zu Geißenbeim seydt; den sonsten 
möchte mein brieff verlohren gehen. Die zeittungen habe ich heütte 
auch zu recht entpfangen, wovor ich dancke. Warumb soltet Ihr, liebe 
Louise, meine schreiben nicht so richtig zu Geißen heim entpfangen, 
da ich doch Ewere liebe schreiben eben so geschwindt entpfange, 
alß wen Ihr noch zu Franckfort wehret? Mein söhn ist dießen 
abendt herkommen, umb sich ein augenblick außzuruhen undt ahtem 
zu schöpffen; wirdt hir schlaffen. Da kompt er eben herrein, kan 
Euch also nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb 
behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1132. 

St Clou, donn[e]rstag, den 20 Juni 1720 (N. 2). 
Hertzallerliebe Louise, heütte hoffe ich Euch eine exaete andt- 
wordt auff Ewer liebes schreiben vom 7 Juni, no 45, von Geißen- 
heim [geben zu können] ; bin froh, zu sehen, daß Ewere reiße nach 
Geißenheim unßere corespondentz nicht gebrochen hatt, wcillen Ihr 
mein schreiben so richtig vom 26 May, no 96, so woll entpfangen. 
Aber ich glaube , mein brieff war vom 25 , den ich schreibe Euch 
nie freytags; so bin ich doch eine bestie, den es war doch ein son- 
tag, den 26. Ihr hettet ursach, bang vor mich zu sein, wen Ihr 
eine andere handt, alß die meine, sehen soltet, liebe Louise, den 
es gewiß ein zeichen were, daß ich todt-kranck sein müste. Nun 
bin ich, gott seye danck, wieder gantz woll. Ich werde daß schrei- 
ben nicht müde , den ich kan sonsten nichts thun. Arbeytten ist 

* 

1 ? einiusohmeioheln. 2 d. h. Sklaverei. 

12* 



.180 

mir ohnmöglich undt ich kan kein augenblick sein, ohne waß zu 
thun ; den nichts zu thun, macht mich melancolisch, muß endtweder 
leßen oder schreiben , sonsten kan ich nichts thun. Ich leße aber 
nicht so viel, alß ich schreibe; den ich habe nicht zeit genung zu 
leßen , den im schreiben kan man noch eher mitt den leütten re- 
den , alß im leßen , undt daß muß ich immer thun. Also muß es 
Euch nicht wundern, liebe Louise, wen ich offt überzwerg schreibe 
undt viel fehler in meinen brieffen sein, den es ist nicht außzu- 
sprechen, wie offt ich interompirt werde. Gestern habe ein brieff 
von unßer printzes von Modene bekommen vom 5 dießes monts 
von Genua. Sie sagt mir kein wordt, wie es ihr dort geht undt 
ob sie nun bey ihren eygen leütten ist, oder nicht. Wie wehre es 
möglich, liebe Louise, daß sie ihren herrn lieben könte, den 
sie ihr leben nicht gesehen noch gesprochen hatt? Ich sage noch 
mehr, ich glaube nicht, daß sie ihn ihr leben lieben wirdt. Er 
solle gar nicht ahngenehm undt gar bludt-serieux [sein] undt einen 
dollen kopff haben ; der ihrige ist auch weder complaissant , noch 
accort x . Es mögte[n] woll offt starcke strittigkeitten kommen ; wen 
ichs vernehmen solte, würde es mich gar nicht wunder nehmen ; die 
zeit wirdt lehren , waß drauß werden wirdt. Wer raisonable ist, 
kan sich mitt der zeit in alles schicken lehren 8 , ich sage, wer rai- 
sonabel ist; aber wer es nicht ist, der hatt zu leyden. Ich ge- 
stehe, daß ich nichts guts ahm ehestandt finde, wie man es auch 
wenden undt threhen mag. Were ich mein eygener herr geblieben, 
hette ich mich eben so wenig geheüraht, alß Ihr, liebe Louise ! Daß 
man sich daß erste mahl heüraht, wen die eitern es haben [wollen] 
undt der gehorsam einem dazu obligirt, daß ist leicht zu begreiffen; 
aber waß ich mein leben nicht habe begreiffen können, ist, wie 
eine witwe sich resolviren [kann], wieder zu heürahten. Den ent- 
wetter ist sie im ersten heüraht glücklich geweßen oder nicht, hatt 
sie einen man gehabt, so sie hatt lieben können oder nicht. Hatt 
sie ihn geliebt, wie ist es möglich, daß man einen andern in deßen 
platz setzen kan, mitt ihm zu leben, zu eßen, zu drincken undt zu 
schlaffen? Daß kompt mir abscheulich vor. Hatt man aber einen 
man gehabt , so einen gequählt hatt undt übel mitt einem gelebt, 
wie kan mans wagen, wider in ein solch unglück zu fallen? Also 

. * 

1 acoort, höflich, gefällig, willig. 2 d. h. lernen. 



181 

wie man es auch wenden undt threhen mag, kan ich nicht begreif- 
fen, wie man sich ohne den bloßen gehorsam der altern heürahten 
kan. Ich zweyffle sehr, liebe Louise, daß unßere hertzogin von 
Hannover ursach haben wirdt, gar content von dießer encklin [zu 
sein]. Wir werden baldt hören, ob ich mich betriege, oder nicht. 
Es wirdt unßer hertzogin von Hannover nicht leydt thun können, 
dieß ihr unbekante enckellin zu quittiren, weillen es ist, ihr hertz- 
liebe dochter, die keyßerin *, wider zu sehen undt nach ihr ihre so 
viel geliebte fraw Schwester wider zu sehen , die sie in 26 jähren 
nicht gesehen hatt; daß ist ahngenehmer, alß bey einer gritlichen 
enckelen zu hocken, denen man nichts wirdt zu recht thun können. 
Daß kan nicht möglich sein, daß die hertzogin von Hannover ihre 
fraw dochter*, hertzogin von Modene, lieber gehabt hatt, alß die 
keyßerin; die hatt mehr verstandt in ihrem kleinen finger, alß die 
hertzogin von Moden[e] in leib undt seele. Monsieur le duc ist 
gar heßlich undt nnahngenehm dabey ; sein abscheulicher geitz macht 
ihn nnahngenehm , es ist eine rechte schandt. Die abtißin von 
Chellefs] findt sich gar glücklich in ihrem standt, undt wen mon- 
sieur le duc so schön were , alß er wüst undt heßlich , würde sie 
doch ihr closter nicht vor ihn quittiren wollen 8 . Wen man etwaß 
in die hollandische zeittung setzen will, setzt mans auff, thut einen 
thaller ins paquet undt setzt nur auff daß paquet: «au gazettier 
d'Hollande», so findt man die post hernach gar gewiß in der zeit- 
tung, so doli es auch sein mag. Ich habe heütte gleich nach dem 
eßen durch Ewern secretarius die zeittung [empfangen]; er schickt 
mir sie gar ordentlich, dankt ihm doch davor! Wen man lang in 
kein hauß geweßen, muß viel reparation geschehen. Zu St Clou 
glück habe ich mich resölvirt, alle jähr den gantzen frühling undt 
sommer hir zuzubringen ; sonsten wer alles hir zu schänden gangen, 

den Terra 4 hatt keinen nagel dran zu recht laßen machen seyder 

* 

1 Elisabeth Christine , die gemahlin des deutschen kaisers Karl VI. 
2 Charlotte Felicitas. 3 Vergl. den brief vom 26 Mai, oben s. 158. 

4 Terrat. Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 18 unter samßtag, 
18 Merz 1719: «M. Terrat, ohanoelier de M. le duo d'Orleans, malade depuis 
longtemps, est ä I'extr6mit6. Outre sa oharge de ohanoelier de 6. A. R , il est 
surintendant de ses finanoes et de ses bätiments , et avoit encore quelqu'autres 
petites eharges rians la maison. On avoit fait passer sur sa töte une oharge 
des officiers de 1'ordre du Saint-Esprit, et ' par lä il en portoit le oordon. » Eben- 
daselbst s. 19 unter sonntag, 19 Merz 1719: «M. Terrat mourut.» 



182 

Monsieur s. todt. Die schönne gall[e]rie fielle ein, die cascade 
ging zu grundt, die balustraden wahren umbgefahlen , suma, alles 
ging zu schänden. Aber seyder ich hir bin undt Terrat gestorben, 
hatt man alles wider zu recht gemacht wie neu. Die cascade ist 
schönner, alß nie. Ich meinte, Geissenheim were Ewer eygen undt 
nicht von den schonburgischen güttern. Waß seindt daß vor pferdt 
die radtpferdt? Da hab ich mein leben nicht von gehört, liebe 
Louise! Schwanger sein, wie die gräffin Degenfeit ist, macht sie 
nicht gar reißfertig. Wen die gräffin von Degenfeit ihren man 
nicht so hertzlich lieb bette, alß sie ihn hatt, solte ich woll meinen, 
daß ihre Separation mitt ihrer Schwester sie betrüben solte; aber 
wie in dem prologue von Pourcauniac stehet: «Quand deux coeur 
saiment bien, tout le reste, tout le reste n'est rien *.» Zudem so will ich 
auch hoffen, daß sie ein gutt naturel genung hatt, umb Euch gern wider 
zu sehen, dem sie so viel Obligationen hatt. Die königliche paläst 
seindt nicht allezeit die örter, wo man ahm vergnUgsten ist; aber 
ich muß gestehen, daß, wer ahn einem hoffleben gewohnt ist, kan 
sich ahn kein privat undt bürgerlich leben gewohnen. So geht 
mirs nun, liebe Louise, ich muß es gestehen. Ich habe einmahl 
einen heßlichen undt hinckenden graffßerlips hir gesehen; ich weiß 
aber nicht, ob es deßen gemahlin ist, so Ihr nun zu Franckforth 
habt. Ich meinte aber, seine mutter wehre lengst todt; die muß 
auch die jüngste nun nicht sein. Es ist mir gar nicht wunderlich 
vorkommen, daß ihr man gestorben; er sähe nicht gesundt auß. 
Ich wolte, liebe Louise, daß Ewer teü[tjsche kinder schon bey Euch 
wehren; den daß wirdt Euch amussiren undt verenderung geben 
undt ein lustigeres leben machen, alß Ihr, liebe Louise, ordinari 
führt. Waß ist es vor eine gräffin von Wittgenstein zu Franck- 
forth? Ist es unßers Westerwallers [schwester] *, den ich alß mein 
keyßer geheyßen ? Ich weiß nicht, wer nun ertzbischoff zu Würte- 
burg , werde es noch nachsuchen , ehe ich nach bett gehe. Mein 
gott, wie könt Ihr Euch mitt so arbeydtsleütte behelffen, insonder- 
heit mitt zimerleütten ! Ich kan nicht dawern , wo man starck 

* 

1 Di« stelle 

Quand deux ooeurs s'aiment bien, 
Tout le reste n'est rien 
findet sich in Molieres komödie «Monsieur de Pouroeaugnao» , act 1, so. 2. 

2 Vergl. nachher die briefe vom 2 und 23 November. 



183 

klopfft, [da] könte ich ein landt verlaßen; ich kans nicht außstehen. 
Aufzuräumen, daß geht woll hin ; Ewer hauß wirdt den werden, wie 
man in ein[e]r commedie singt, sein «la beautä, la rarete, la curio- 
sit6». Apropo von commedie, ich habe mein leben nicht beßer 
spiellen sehen, alß Baron 1 gestern gespilt hatt. Le Cid 8 hatt mich 
recht divertirt, ich muß gestehen. Er geht in sein 70 jähr, undt 
wen er spilt, solte man ihm keine 40 geben. Glückseelige gutte 
nacht, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch von hertzen 
lieb behalte! 

Elisabeth Charlotte. 



1133. 
A mad. Louise, ratigraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 23 Juni 1720 (N. 3). 

Hertzallerliebe Louise, wie ich eben von taffei kommen, habe 
ich Ewer liebes schreiben vom 11, no 46 , zu recht entpfangen. 
Hette es lenger außgeblieben , bette ich es heütte nicht beantwort- 
ten können ; bin froh , daß Ewer[e] reiße nach Geißenheim nicht 
verhindert, daß Ihr meine brieffe zu recht entpfangt, liebe Louise! 
Ich dancke Euch, gott den allmachtigen vor mein söhn gebett zu 
haben; er hatt es hoch von nöhten. Gott weiü, waß auß dießem 
allem noch werden wirdt. Ich verstehe, noch begreiffe es nicht 
undt bins so müde, daß ich recht ungedultig werde , wen man da- 
von spricht ; drumb will ich nichts mehr von der banque undt allen 
den verdrießlichen sachen sprechen. Laws konte keine nation in 
der weit finden, so eher durch den interesse in verzweifflung konte 
gesetzt werden , alß eben die Frantzoßen ; den es sein dt keine 
geitzige[re] leütte in der weit undt welche mehr auff daß ziegen 
undt gewinen verpicht sein, alß die Frantzoßen. Ich glaube nicht, 
unter unß gerett, daß Laws mitt dem leben davon kommen wirdt, 
er spendire den millionen. Ich habe mich nie über meines sohns 
regence erfreuen können; ich habe woll gedacht, daß man ihm in 
allen stucken troubliren undt plagen undt zugegen sein würde. 



1 Vergl. den brief vom 9 Mai, oben s. 139, anmerkung 5. 2 das be- 
rühmte stück von Pierre Corneille. ' 



184 

Dieß also nimbt mich kein wunder, aber es ist mir bang dabey 
undt betrübt mich. Ey, liebe Louise, waß nutzt mir die liebe vom 
volck *, wen mein söhn gehast undt verfolgt wirdt? Ich wolte lie- 
ber, daß sie nicht gedächten, daß ich in der weit bin, alß daß sie 
mich lieb haben undt meinem armen söhn, der sich zu todt arbeydt, 
alles gutt zu machen, [haßen und verfolgen]. Mein söhn ist gantz 
persuadirt, daß Laws sisteme gutt undt nützlich were, wen man ihn 
gewehren ließe; aber man plagt Laws undt ist ihm zuwider auß 
haß von meinen söhn, thut alles, waß möglich ist, alles umbzustoßen. 
Wer ist der general Leuterom *? Ist [es] nicht der einäugigte mensch, 
so bey dem landtgraffen von Cassel, meinem vettern, ist? Wen 
nichts, alß böße leütte, auß der Pfaltz gehen, wirdt es kein schadt 
sein. Ich wolte, daß man alle böße leütte hir auch persuadiren 
könte, in ein ander landt zu ziehen, so würde mein söhn baldt in 
ruhen seine regence außführ[e]n können. Man kan von Ewerm dorff 
daß frantzösche sprichwordt sagen: «La marie[e] est trop belle», 
daß man sich beklagt, daß es zu volckreich ist. Mich deucht, die 
pfaltzische regierung ist jetzt gar ein doli leben; man konte sagen: 
«Herr, verzey[h] ihnen ! Sie wißen nicht, waß sie thun 8 .» Der chur- 
fürst thete beßer, Euch Ewere gütter einzurauhmen undt Euch raitt 
schalten undt wartten* laßen, wie Ihrs verstehet, alß Euch durch 
die heydelbergische cammer zu zahlen laßen. Ich glaube, man be- 
stiehlt den armen« churfürsten gottsjämmerlich. Freylich ist es 
beßer, langsam bezahlt zu werden, alß gar nicht. Es were mir lieb, 
liebe Louise, wen ich Euch hette zu waß nutz sein können; wolte 
gott, ich könte Euch dinnen, wie ich gern wünschte! Wendt hatt 
mir ein brieff von Montargie 5 gewießen , wie die Pfältzer dort 
durchgereist sein. Suson hatt mich schon lengst gebetten , Euch 
ihretwegen demütigst zu dancken, daß Ihr sie beklagt habt, wie sie 
so gar kranck geweßen. Ihr man, Leclair, wehre auch schir ge- 
storben, seyndt nun bey de wider gesundt undt hir. Die Perlips, so 
zu Geißenheim ist, ist daß die, so favorittin von der königin in 
Spanien geweßen oder ihres sohns fraw? Sie, mag sie woll sein, 
waß sie auch will, wen sie Euch nur gutte geselschafft helt undt 
in Ewere einsambkeit woll divertirt, so ist alles gutt. Ich weiß 



1 Vergl. nachher den brief vom 18 Juli. 2 ? Leutrum. 3 Et. Laos» 
23, 34. 4 ? walten. 5 Montargis. 



185 

gantz undt gar nichts neues undt Ewer liebes schreiben ist von 
wordt zu wordt beantwortet undt da kompt mein söhn herrein, maß 
also vor dießmahl schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, 
alß daß ich wolte, daß ich fliegen könte, so würdet Ihr mich baldt 
zu Geißenheim bey Euch sehen , wo ich Euch versichern würde, 
liebe Louisse, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1134. 

St Clou den 27 Juni 1720 (N. 4). 
Hertzallerliebe Louise , seyder vergangenen sontag habe ich 
nichts von Euch [empfangen] ; wir [wer]den sehen, ob dießen nach- 
mittag waß kommen wirdt; kompt waß, werde ich es gleich beant- 
wortten. Wir werden sehen, waß drauß werden wirdt, nun ist es 
erst zehen uhr. Mein hirnkasten ist nicht woll auffgesetzt, habe 
mühe, mich zu calmiren undt die angst zu benehmen, ob mein söhn 
zwar gantz getrost ist undt gutte hoffnung hatt, daß alle seine af- 
fairen von der banque ein gutt endt gewinen werden. Gott gebe 
es! Aber ich gestehe, ich kan nicht so persuadirt davon sein, wie er 
ist. Waß ander leütte davon sagen, macht mich bang, daß man 
ihn betriegt. Ich thue, waß mir möglich ist, umb mir meine grillen 
auß dem kopff zu bringen. Vergangen montag fuhr ich zu Chaus- 
seray[e] , nachdem wir in der kirch geweßen wahren , nehmblich 
umb 4. Ich spatzirte in ihr höltzgen undt ging beßer, alß ich in 
langer zeit gethan; den ich bin nun, gott lob, gantz frisch undt 
gesandt, so lang es wehren wirdt; aber mitt alten w eibern, wie ich 
bin, dawert es ordinarie nicht gar lang. Wie ich wider umb halb 8 
nach hauß kam , hatte ich eine große ... Ich wüste , daß mein 
söhn mitt sein[e]r metres undt all seiner lustigen geselschafft drunten 
nicht weit von madame d'Orleans apartement zu nacht aß. Wie 
ich in den hoff kam , sähe ich seine gemahlin ahm fenster. Ich 
dachte: «Waß wirdt auß dießem handel werden?» Sie sagte mir 
gleich , ihr herr wehre ahn taffei undt daß ohne zweyffel er mitt 
seiner gutten freunden gar lang dawern würde. Daß sagte sie mir 
mitt einer hönischen, lachenden rainen, so mich noch banger machte; 
aber es lieff doch woll ab. Sie fuhr, wie es 9 geschlagen, wider 
weg undt man hatt mir gesagt , daß mein söhn eine viertelstundt 



186 

hernach weg ist. Es muß doch crabusch l unter ihnen gemacht 
haben; den ich fandt die dächesse d' Orleans gestern in vollen 
threnen. Ich fragte, waß ihr wehre; sie sagte, sie hette die mi- 
graine undt daß gebe vapeurs, so weinen machten. Wie ich sähe, 
daß sie mir ein secret von ihrer betrübtnuß machte, fragte ich 
weitter nichts undt thate , alß wen ich die vapeurs glaubt. Aber 
nun muß ich mich ahnziehen. Dießen nachmittag werde ich Euch 
ferner entreteniren, liebe Louise! 

Mein courir ist von Paris kommen, hatt mir die teütsche ge- 
druckte zeittung gebracht, aber [ich habe] kein schreiben von Euch 
entpfangen; also, liebe Louise, wirdt mein brieff heütte gar kurtz 
werden. Aber da sehe ich nrein calesche in den hoff fahren» Ich 
will ein wenig in den gartten spatziren fahren, nach der promenade 
werde ich Euch wider entreteniren, liebe Louise, nun aber meine 
pausse machen. 

Es wirdt baldt 7 schlagen. Es ist eine gutte viertelstundt 
undt ein wenig mehr, daß ich von der* spatziren- fahren kommen 
bin; jetz[t] komme auß der tribune 8 , wo ich mein abendtgebett ver- 
riebt. Nun will ich Euch noch ein wenig entreteniren, liebe Louise! 
Waß solle ich Euch aber weitter sagen? Wir haben jetzt gar 
nichts neues bir, ich bette schir gesagt gott lob! Den ordinari, 
wen waß neues kompt , ist es nichts nutz undt man hirauff woll 
mitt warheit sagen kan, wie daß teütsche sprich wortt sagt: «Alle 
tag waß neues undt selten waß guts.» Ich muß Euch doch noch 
etwaß possirliches sagen. 3 ducs hir, die doch so gar hoch hinauß 
[wollen] , undt die 3 , so von guttem hauß sein undt von beßern 
heüßern, alß die andere, haben in meinen sin etwaß abscheuliches 
gethan, der duc Dantin 4 , so deß Montespan söhn undt also meines 
sohns gemahlin undt madame la duchesse bruder ist, der duc mare- 
chal d'Estre 5 undt der duc de la Force. Der erste hatt alle Stof- 
fen auffgekaufft undt* sie thewerer, alß 'die kauff[leute], zu ^ver- 
kauften; der 2 hatt allen caffe undt chocolate eingezogen, umb sie 

auch thewer zu verkaufen; der 3te hatt es ahm allerschlimbsten 

* 

1 grabuge, französisch, kleiner zank, zwist. 2 ? dem. 3 emporkirohe, 
ohor. 4 cT Antin. «Une enrieuse notioe sur oe duo, v6ritable type da oourti- 
ean, se renoontre dans les «causeries du lundi» (t. V), de M. Sainte-Beuve. D 
est peint sous de vilains traits dans les «M6moires> de Saint-Simon. » G. Bru- 
nei II, s. 250, anmerk. 1. 4 duo marSohal d'Estrees. 6 ?um. 



187 

gemacht, den er hatt alle unschlicblichter auffgekaufft, undt 1 sie 
thewer zuverkauffen, undt hatt rechte l'enchere* anff die unschlich- 
lichter gebracht 8 . Wie er die stieg berundter ging undt auß dem 
opera gehen wolte, gingen junge muthwillige bursch auff die stieg, 
sagten: «Da ist ein dicker sack,» der ander: «Ce n'est point de 
l'argent, ce ne sont que des chandelles.» Alle aber fingen ahn, 
zu singen daß letzte chorus von opera von Phaeton: 

Alles, alles respandre la lumiere! 

Puißse un heureux destin 

Vous conduire a la fin 
De vostre brilliante cariere ! 
Alles respandre la lumiere ! 4 

Ihr könt leicht gedencken , waß diß vor ein gelächter verursaget. 
Ich kan sagen, wie Crispin im «Baron de la Crasse» 6 : «Je vous 
laisse sur la bonne bouche.» Ich finde dieße avanture recht art- 
lich. Der duc de la Force hatt dießen affront woll verdint. Ich 
wünsche, liebe Louisse, daß es Euch ein wenig möge lachen machen. 
Adieu, hertzliebe Louise! Ich ambrassire Euch von hertzen undt 
behalte Euch allezeit lieb, so lang ich leben werde. 

Elisabeth Charlotte. 



1135. 

St Clou den 30 Juni 1720 (N. 5). 

Hertzallerliebe Louise , es seindt 2 posten , daß ich keine 

schreiben von Euch entpfangen habe. Aber da kompt mir eines, 

worauß ich sehe , daß Ihr wider zu Franckfortb seydt ; es ist vom 

18, no 47, also keines verlohren gangen, gott lob! Mich deucht, 

1 ? am. 2 l'enoh&re , Steigerung. 3 Vergl. nachher den brief vom 

5 October. 4 Die stelle lautet in beßerer Schreibung: 

Allez, allez r6pandre la lumidrel 
Puisse un heureux destin 
Vous conduire ä la fin 
De votre brillante carri&re! 
Allez, allez r6pandre la lumiere I 
Die oper «Phaeton» mit text von Quinault, musik von Lulli wurde erstmals zu 
Paris 27 April 1683 aufgeführt. Es war die erste oper, welche Ludwig XV 
im November 1721 mit seiner gegenwart beehrte. 5 Le baron de la crasse, 
komödie von Raymond Poisson, gest. zu Paris im jähre 1690. 



188 

mein brieff vom lten ist gar lang unterwegen geweßen. Man hatt 
Euch einen gutten raht geben, eher zu Franckfort zu schreiben, 
alß zu Geißenheim; den daß war viel sicherer. Daß muß daß 
starcke rechenwetter verursacht haben, daß die wege so böß sein. Ich 
fürchte , daß die schönne aparentz vom gutten undt reichen jähr 
durch den viellen regen gantz zu gründe gehen wirdt ; daß jammert 
mich recht. Bin fro, daß Ihr meine 3 schreiben zu recht entpfangen 
habt, liebe Louise, undt Euch also keines fehlt. Ich glaube, daß 
Churpfaltz abscheulich betrogen undt bestellen wirdt; den zu glau- 
ben, daß man in der cammer zu Heydelberg kein gelt genung hatt, 
Euch zu zahlen, da die sumen doch so gering sein, daß kan man 
mir nicht weiß machen, noch persuadiren. Man sagt im sprich- 
wordt: «Gedult überwindt buttermilch.» Es ist mir allezeit von 
hertzen lieb, liebe Louise, wen ich Euch zu etwaß nutz sein kan, 
daß Ihr auff wenigst meinen gutten willen sehen mögt undt wie 
ich wünschen mögte , Euch zu persuadiren . . . Daß ich wünschen 
mögte , Euch zu dinnen können , daß kan ich Euch mitt warheit 
undt ohne complimenten sagen. Mein ruhig-sein geht ab undt zu, 
nachdem ich guts oder böß höre. Mein söhn solle dießen abendt 
kommen mitt seiner wenig loblichen gesel schafft hir zu nacht eßen. Gott 
gebe, daß er gutte zeittung bringen mag! Aber ich zweyffle dran, 
wen ich daß gemeine geschrey glauben solle. Es macht einem daß 
leben so müde, allezeit klagen zu hören. Alles, waß ich hir höre 
undt sehe, macht mich daß gelt haßen wie den teüffel. Bißher geht 
noch nichts nach meinem vergnügen ; dancke Euch doch sehr, liebe 
Louise, vor Ewerm gutten wünsch. Ach nein, liebe Louise, ich habe 
mich in nichts in allen denen handien gemischt undt werde mich 
mein leben in nichts mischen, so ich so wenig verstehe, alß alle 
dieße händel. Vorgestern war es ein rechter schönner undt gar warmer 
tag; aber abendt kam ein donnerwetter mitt so großen schloßen 
wie große kluker * , hatt viel fenster zu Paris eingeschlagen. Hir 
haben wir aber nur regen, donner undt blitzen gehabt; aber daß 
wetter ist so kalt geworden, daß wir alle von kleydern haben en- 
dern müßen, undt regendt ohne auffhören seyderdem. SeyderSanct 
Medardus hatt es alle tag geregnet, viel oder wenig, hatt nur gar 
zu woll eingetroffen , waß man davon im sprichwordt sagt : «Der 

* 

1 klücker, beßer gltioker, schnellkügelohon, sohasaer. 



189 

donner thut offt dolle streich.» Daß batt viel leütte, so ahn hexsen 
glauben, glauben machfen], daß hexenmeister in den wolcken steken, 
welches ich aber gar nicht glaube l ; aber ich höre gar gern die mer- 
ger *, so man davon verzehlt. Ich habe mehr exempel gehört von 
dergleichen stürm, so vieh vertrengt batt. Die medaill« haben 
keine eyll, liebe Louise, incommodirt Euch nicht mitt! Man muß 
ein wenig gedult haben; wen daß gelt wirdt abgeschlagen werden, 
wirdt daß gelt wider hervor kommen , muß man hoffen , daß ich 
auch waß bekommen werde; morgen aber wirdt es der 3te mont 
sein, daß ich nichts, alß billiet de banque, bekommen habe. Ich 
glaube nicht, daß Ewer vetter noch in Schweden ist ; den sie haben 
sich in Englandt aufgehalten. Man wirdt ohne zweyffel neu me- 
daillen auff der crönung gemacht haben; den daß ist der brauch, 
man hatt nie keine crönung ohne medaillen gesehen. Die billiets 
de banque seindt mir recht zuwider. Aber last unß von waß än- 
derst reden! Dießes macht einen gar zu ungedultig. Monsieur 
Le Fevre hatt die helfft müßen verliehren auff Coubert, ohne es zu 
hindern können. Er ist noch zu Paris. Ey, liebe Louise, warumb 
wolt Ihr schon ahn sterben gedencke[n]? Ich bin ja bey 10 jahrin 
alter, alß Ihr, undt bin noch frisch undt gesundt. Kopff-schüttelen 
kont eher geschehen ; den Lenor schüttelt abscheulich ; sie könte es 
woll laßen, wen sie wolte, sie hatt sichs aber so ahngewehnt, daß 
es ein ellendt. Ich beschrey sie doch alle tag drüber, sie helt ein 
wenig innen, aber fengt baldt wieder ahn. Ewer niepce, die gräffin 
von Degenfeit, ist jetzt in keinem standt, zu reißen können; den 
sie ist schwanger undt solle bitter übel außsehen. Monsieur von 
Harling hatt mir deß königs von Preussen reiße geschrieben, wie 
er incognito durch Hannover ist undt bey dem großvogt von Bul- 
law 8 zu mittag geßen hatt. Ich habe gehört, daß meines vettern, 
printz Max von Cassel, wundt gar nichts gefährliches sey, solle nur 
von einem stein sein, so ein stück-kugel zerbrochen. Ich weiß dießen 
vettern recht danck, keine inclination zum heürahten zu haben ; daß 
macht mich ihn lieb haben, ohne ihn zu kenen. Aber seine zwey 
herrn brüder, alß printz Wilhelm undt printz Georgen, so hir ge- 
weßen, habe ich recht lieb, finde sie wackere undt ahngenehme 



1 Vergl. nachher den brief vom 21 August und band IV, s. 36. 60. 105, 
2 d. h. mährchen. 3 Bttlow. 



herrn undt gar nicht lasterhafft. Ich glaube, daß unßere teüt3che 
fürsteu nie zugeben werden, daß deß CKaari söhn oder enckel (umb 
recttt zn sagen) eine ertzhertzogin nehmen solle; daß were zn 
fahrlich vor gantz Teütschlandt. Nun habe ich willens, zu zürnen, 
liebe Lu»ise! Waß wolt Ihr sagen mitt Ewerm «zu lang auffbaUen* ? 
Wist Ihr den nicht, liebe Louise, daß mir Ewere lange brieffe lieb 
undt ahngenehm sein? Sie seindt auch nicht so lang, alß Ihr woll 
meint; den Ihr aegt ja woll, Liebe Louisse, daß ich von wordt zn 
wordt auff Ewer liebes schreiben andtworte undt daß ich schon auff 
Ewe[r]n 18 bogen bin. Ich muß lachen über die bokehruug von der 
fürst in von Nassau Siegen. Die leütte, so man so predigen schickt, 
heist man raiBsion[n]aire[s]. Es seindt deren jetzt in Lotteringen, 
predigen 4 mahl deß tags undt der hertzog von Lotteringen gebn 
2 raahls deß tags in den predigen. Ich fürchte, daß mitt ihrer 
doruencron dieße arme fürstin noch närischer, alß ihr berr, gewor- 
den ist, Ihr werdt sehen , daß dieselbe kette, so sie umb deu 
gehabt, da wirdt man aie mitt almbinden mttßeu. Von denen, 
sich die offendtliche diseipline ' haben auff der gaßen geben laßen, 
daß würde man hir im landt nicht leyden undt vor eine inmodestie 
halten, wie es auch in der that ist. So albere Sachen kan ich nicht 
leyden. Man würde so wenig leyden hir, daß sich weiber die dis- 
eipline geben aolten, daß der cardinal de Noaille[a] gantz abgeschafft, 
daß man den gründoiinerstag in pilgerschafft mitt creütztragen undt 
liiseiplinen barfuß au moul. Vaälerien ! ging. Mein söhn hau seine 
walfahrt hirher eingeslelt; daß böße wetter hatt ihn abgeschreckt. 
Hirmitt ist Ewer liebes schreiben, liebe Louise, völlig beautwort, 
bleibt mir nichts mehr überig, alß Euch eine gutte nacht zu w 
achen undt zu versichern, liebe Louise, daß ich Euch von hertzen 
lieb habe undt all mein leben behalten werde. 

Elisabeth Charlotte. 

113C. 

A mad. Louise, raugräffhi zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 4 Julli 1720 (N. 6). 
Hertzallerliebe Louisse, es ist schon 10 uhr geschlagen. Ich 
habe Ewer liebes schreiben erst empfangen dießeti abendt umb 5, 



191 

wie ich spatzirn gefahrn. Es war daß schönste wetter von der weit. 
Ew[e]r liehes schreiben ist vom 22 Juni, no 48, aber biß sontag, wo 
mir gott leben undt gesundtheit verleyet, werde ich eine exacte 
andtwort drauff thun; dießen abendt aber ist es zu spat. Ich habe 
auch einen großen brieff von der königin in Preüssen, der muß 
auch biß da verschoben werden. Gestern bin ich nach Paris, habe 
madame Dangeau im closter gesehen; sie ist woll, aber sehr mager. 
Wir theillen unß also mitt den zwo Schwestern. Ihr habt die fürstin 
von Ussingen, ich madame Dangeau. Sie wirdt erster tagen kom- 
men, mitt mir zu mittag [zu eßen]. Ich habe, unter unß gerett, 
ihre schöne sobns fraw erschrecklich geendert gefunden , hatte sie 
in 6 oder 7 monaten nicht gesehen; ich glaube, daß es noch mehr 
undt über daß gantze jähr ist, daß ich sie nicht gesehen. Da kompt 
man mich plagen, umb nach bett zu gehen, muß wider willen schlie- 
ßen ; wolte lieber mitt Euch plaudern , aber man plagt mich zu 
sehr. Ein ander mahl will ichs beßer machen, nun aber nur ver- 
sichern, daß ich Euch, liebe Louisse, von hertzen lieb habe undt 
allezeit behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1137. 

St Clou den 11 Juni 1 1720 (N. 8). 
Hertzallerliebe Louise, ich weiß noch nicht, ob ich heütte das 
glück haben werde, ein liebes schreiben von Euch zu entpfangen; 
aber ich werde nun auf? daß andtwortten , so ich vergangen sontag 
abendts von Euch entpfangen vom 25 Juni, no 49. Offt mitt mei- 
nem söhn zu sprechen, ist etwaß rares, jedoch habe ich ihn ver- 
gangenen sontag abendts undt montag morgendts ein augenblick 
gesehen. Ich spreche ihn mein leben von keine staadtsagen \ noch 
gebe ihm keinen raht; den waß man selber nicht verstehet, ist es 
zu schwer, andern gutten raht zu geben. Wie ich aber durch daß 
gemeine geschrey vernehme, so geht alles noch bitter übel. Ich wolte, 
daß Laws mitt sein[e]r kunst undt sisteme auff den Plocksberg 8 wehren 
nndt nie in Franckreich kommen. Man thut mir zu große ehre 
ahn, zu glauben wollen, daß durch meinen raht waß beßer gewor- 

1 Elisabeth Charlotte hat sich verschrieben, statt Juni sollte es Juli heißen, 
wie nachher s. 194. 2 d. h. Staats -Sachen. 3 Blocksberg. Vergl. nach- 
her den brief vom 15 August. 



192 

den. Durch mein raht kan nichts beßer, noch schlimmer werden; 
den, wie schon gesagt, so gebe ich keinen raht in nichts, waß den 
staadt ahngebt. Aber die Frantzoßen seindt so gewohnt, daß weiber 
sich in alles mischen, daß es ihnen ohnmöglich vorkompt, daß ich 
mich in nichts mische, undt die gutten Parisser, bey welchen ich 
in gnaden bin, wollen mir alles guts zuschreiben. Ich bin den 
armen leütten recht verobligirt vor ihre affection, verdiene sie gantz 
undt gar nicht. Die metwürst bekommen mir noch gar woll; den 
ich bin, gott seye danck, in perfecter gesundtheit, so lang es wehren 
mag, den bey alten weibern kan es nicht lang dawern. Ich wünsche 
noch fürchte, gott lob, den todt nicht, hab mich gantz in gottes 
willen ergeben undt singe , wie daß lutterische liedt sagt , liebe 
Louise : 

Ich hab mein sach gott heimgestellt, 
Er mach s mitt mir, wies ihm gefehlt! 
Soll ich allhier noch lenger leben, 
Nicht wiederstreben, 
Sein willen thu ich mich ergeben '. 

Ich eße auch viel obst, aber vor den magen finde ich die metwürst 
beßer. Bradtwürst eße ich auch gern; es deücbt mir aber, daß 
man sie beßer bey unß, alß.hier, macht. Die Yeningerin, die den 
Bernstein geheüraht hatt, die konte sie gar perfect machen. Der 
mademoiselle de St Pol * carpfen haben mir zu woll geschmeckt, umb 
mich deren nicht all mein leben zu erinern. Weder bey dem kö- 
nig , noch hir im hauß macht man sie nicht gutt. Deß duc de 
Schombergs koch war vielleicht von Metz, da man viel gutte Sachen 
ist 8 , so sie hier nicht machen können; insonderheit haben sie auch 
noch kleine bastettger*, so kein mensch hir machen kan, so exel- 
lent sein. Meine amme konte sie machen undt ihr eiste dochter, 
aber Suzon kan es nicht , welches mir sehr leydt ist. Sie hatt es 
meinem pastettenbecker lehrnen wollen, hatt es ihm auch schriff[t]- 
lich geben, aber sein leben hatt ers nicht lehrnen können; es muß 
ein eygener haudtgricff drauff sein. Soltet Ihr die freüllen von 
Zoettern sehen, würdet Ihr, liebe Louise , nichts schönnes sehen. 
Die älste ist blundt, sieht übel auß , hatt kleine blaue, zimblich 
verstörte äugen; sie solle auch schon einmahl stareke vapeurs ge- 

* 

1 Vergl. bandlll, s. 35. 2 ?Paul. 3 d. h. ißt. 4 d. h. paaUtchen. 



193 

habt haben '; sie hatt den mundt mitt gar dünnen lefftzen von einem 
ohr zum andern, daß ist accompagnirt mitt einem abscheulichen 
kropff; sie ist weder groß, noch klein undt hatt die taille weder 
hübsch, noch heßlich. Die zweytte ist von gleicher große, alß ihre 
Schwester, ist braun von haaren undt von gesiebt undt augbrauen, 
hatt daß gesicht viereckt, doch verstandt in den äugen undt schein dt 
in allen ihren thun undt laßen raisonabel, hatt aber so woll alß ihr 
freüllen Schwester einen magnifiquen mundt in der weitte , aber 
wenig lefftzen. Scheinen gutte leutte zu sein, sie gehen offt zu madame 
la princesse, so sie protegirt undt ihrem protzes, so sie hir haben, 
solicittiren lest. Daß man böße protzes vor gutt helt undt meint, 
recht zu haben, ander leütte gutt zu genießen, da seindt die ad- 
vocatten schuldt ahn ; die persuadiren die leütte, daß sie recht dazu 
haben, umb Processen zu dawern machen undt braff gelt zu ziehen. 
Die, so prozessen haben, seindt woll zu beklagen. Ihre briffe ahn 
Euch, noch Ewere briff ahn sie kan mir gar kein ungelegenheit 
bringen; ich leße keines von beyden, ist also nur eines laquayen 
mühe, deren ich doch alle tag einen nach Paris schicke. Ach, wie 
woll thut man, wo man die complimenten abschafft! Man kan doch 
woll mitt politesse leben, ohne viel complimenten zu machen, welche 
in meinen sin doch allezeit überdrüßiche Sachen sein ; aber man muß 
es doch auch nicht au ff die grossiertet undt inpolitesse kommen laßen 
undt, wie man hir im Sprichwort sagt, «touttes extremites son[t] vi- 
cieuses;» aber in der mitten bestehet die tugendt. Dicßes kompt 
viel , wie man die kinder erzieht ; plumb sein , ist allen unartlich. 
Man kan woll hofflich sein, ohne lange tiraden von complimenten 
zu machen, so mir gantz undt leydtlich * sein undt daß leben sawer 
machen. Complimentiren finde ich sehr unartig, aber politesse haben 
undt hofflich sein, da halte ich viel von. Beningsen 8 habe ich ge- 
kendt, war vor etlichen jähren hir, alß der könig noch lebte. Ich 
glaube, die hertzogin von Zell 4 könte sagen, wie deß marechal de 
Yilleroy vatter alß zu sagen pflegte. Wen man ihn fragte, wie er 
sich befinde, andtwort er: «Ouy, je me porte bien, mais je mou- 
reres bientost.» So wirdt es gewiß dießer hertzogin auch gehen; 

den sie muß alt sein, war ein erwachsen mensch, wie ich noch ein 

* 

1 Vergl. nachher den brief vom 31 Ootober. 2 ?ganz und gar unleid- 
lich. 3 Bennigsen. 4 Eleonore d'Olbreuse, gemahlin von Georg Wilhelm, 
herzog von Braunsehweig-Zelle. 

Elisabeth Charlotte 13 



kindt war, sie mnß auffs wenig[s]t 7 oder 8 Jahr alter sein, alß ich. 
Aber nun [muß] ich auch meine gewöhnliche pausse machen. Ich 
habe beulte spat ahugefangen, zu schreiben; deu wie ich gestern 
meine capittel in der Bibel nicht haben wegen der Parisser reiß 
leßen können, habe ichs heütte getliau. 

Donneratag, den 11 Julli, umb 7 abendta. 
Ich komme jetzt eben auß der capel, wo ich mein abendtsge- 
bett verriclit; jetz[t] werde ich Euch ferner cntreteniren. Dießen 
gantzen nachmittag habe ich nicht schreiben können, habe die zeit 
zugebracht mitt brieölelien, daß halt gewehrt biß 5 uhr, daß die 
calesch kommen; bin spatziren gefahren andterthalh gutte stundt. 
E9 ist weil daß schönste uudt ahngenehmbste wetter von der weit, 
wetter 1 zu warm noch zu kübl, kein windt, nur ein kühl lüfftgen, 
suma es kau nicht schönner [sein]. Ich schreibe Euch vor meinem 
balcon, der gantz offen ist; es ist eben, alß wen ich noch in der 
calesch were. Ich komme aber wieder ahn Ewer liebes sehreiben, 
wo ich belitte morgen geblieben war, nur noch vorher sagen, daß 
ich dießen nachmittag Ewer litbes schreiben vom 29 Juni, no 50, 
zu recht empfangen habe mitt den 3 gar artlichen uudt woll ge- 
brachte medaillen, wovor ich Euch sehr dancke; seindt gar nieht 
zu verwerffen, ebenso wenig alß daß, so Ihr mir letzt geschickt, so 
hir sehr ist admirirt worden; deu es eben so schön ist, alß 
tiqueu medaillen. Ich ineinte erst, wie ich die kleydung von der 
fürsiin [sah], daß es Marie de Medecis undt Henry 4 wehren; wie 
ichs aber laß, sähe ich, daß es ein fürst von Anhalt war undt seine 
gemablin, eine grafuti von Bentlieim. Daß heutige vom printz 
von Auranien ■ ist auch gar woll gepracht. Zu Henry 4 zeitten 
war einer, so medaillen machte auff iließe art. Er machte 8 
antiquen so woll nachzumachen , daß man mühe hatte, sie zu er- 
kenen, er hieße Coldore*; es mag woll von dießetu sein, den er 

rnnien. 3 '/ wuate. i t/W Ihn 

istler-leiicon. Dritter band. München, 1 
L'olJnrH. «mar der ausgeieidino taten fraaMti- 
i das ende des 1 6 Jahrhunderts blühten. 
• in Jiensten Heinrichs IV, dessen bildnil er 
retellte, und in« beaundetn rein und 8 

l mit mehreinn andern intagUoS und camoen dicsad künatlora der fall ist. 

it r.ar [.^rttaiie uargentellt iu haben; denn Marietle sagt, daß er von 





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ist überall herumb gereist. .Dem sey nun, wie ihm wolle, seindt 
sie docii alle recht danekeuswelirdt. Gestern liabe ich den fürsten 
undt die fürstin von Ahnhalt zu Paris in mein modern medaülen- 
kistgen gethan. Bili zukiiintftigen mitwog werde icb, wo mir gott 
leben undt gesundtheit vcrleydt. dioliu 3 hinzulegen. Dancke nocb- 
mabl gar sehr vor alle 4, liebe Louise! Nun komme ich wieder auft" 
Ewer liebes schreiben, so ich heulte morgen ahngefangen hatte; 
daß aber von heütte werde icb auff sontag versparen. Ich war 
beQtte morgen ahn die hertzogin von Zeil gehlieben. Ja, sie muß 
gar alt sein; man sagt, sie fange ahn, ein wenig kindisch zu wer- 
den, welches kein groß wunder ist. Ich habe mein leben keine in- 
clination weder vor dieöe dame , noch vor ihr docliter ' gehabt 1 , 
aber ihr anekeln seindt mir lieb, alß uehmblich die königin von 
Preüssen undt der printz von Wallis. Wofern der bischoff von 
Würlzbnrg einer von denen 2 Schonborn * ist, so ich hir gesehen, 
wandert s mich nicht, daß er einen regullirten artigen hoff hatt; den 
es seindt recht feine, raisonable undt wackere leutte. Der jüngste 
hatte große mühe, sich in den geistlichen standt zu begeben; jam- 
merte mich recht drüber. Er war ein wenig fett, hatte aber doch 
ein recht hübsch gesiebt, sebönne äugen undt färben. Der eiste war 
schon geiätlich undt nicht so hübsch, alß sein bruder. Es ist mir 
lieb, liebe Louisse, wen Ihr alß gulte geselsehatft habt; daß amussirt 
Eücli doch. So viel ich von den hollochischcn' graffen gehört, seindt 
alle woll gezogene leütte. Der graff von der Buckeburg ist zwar 
noch hir, aber er wirdt haldt wider nach Englandt. Wen man die 
leütte zwar liebt undt estimirt, kau man doch seine alte corespon- 
dentzen nicht abschaffen, andere zu nehmen. Ich wüste nicht, das 
er eine pension hatt. Sein herr vatter ist ein rechter narr, Ich 
halte, daß der köuig von Engellandt nun zu Hannover ist; den ich 



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196 

habe schon vergangener woche einen brieff von unßer lieben printzes 
von Wallis bekommen, worin I. L. mir sagen, daß der könig schon 
zq Osnabrück war; muß also nun schon zu Hannover oder Hern- 
haussen sein. Der könig in Preussen ist wider zu Berlin, alß ich 
durch einen brieff von der königin in Preusen erfahren, so ich 
dießen abendt bekommen undt mich beantworten muß. Aber ich 
will doch dießen brieff noch außschreibeu , sonsten würde ich er- 
sticken. Ich funde die nicht jung sein, alß wie mein vetter , der 
landtgraff von Cassel, undt doch hinreißen können, wo sie wollen 1 . 
Ich glaube undt fürchte, liebe Louise, daß Ihr Euch vor mich iu 
medaillen ruimren »erdet. Die medaillen von Saxsen haben keine 
eyll, plagt Euch nicht mitt , liebe Louise! Mein söhn hatt mich 
dießen abendl surprenirt, ist aaff einen stutz herkommen, ulß mans 
sichs ahm wenigsten versehen hatt; er hatt mich noch ein wenig 
ahn schreiben abgebalten. Nun ist Ewer liebes schreiben völlig 
beantwortet. Mein söhn hatt unß nichts neues gebracht, also werde 
ich Euch, liebe Louise, vor dießmalil nichts mebr sagen, alß wie 
daß ich Euch von hertzen lieb habe nndt allezeit hebalte. 

Elisabeth Charlotte. 



Hirbey kompt ein schreiben von madaine de Dangeau vor ihre 
fraw schwester, die fürst in von Nassau Ussingen; den heüttigen hab 
ich auch geschickt. 

1138. 

St Clou den 14 Julli 1720 (N. 
Hertzallerliebe Louise, ich hatte heilt te willens, auff Ewer 
bes schreiben vom 29 Juni, no 50, zu antworten, allein ich habe 
dießen nachmittag Ewer liebes schreiben vom 2 Julli , no 51 , 
pfangen; weillen es aber schou spät ist, werde ich dieß letzte be- 
antworten, weillen es klein [e]r ist, alß daß ander, undt 1 
also noch dießen abendt zu beautwortteu können. Mich deucht, 
unßer commerse geht nun zimblich woll, liebe Louise! Gott gebe, 
daß es (lawe[r]n mag! Ach, liebe Louise, unruhig zu leben, daß 







habe ich seyder 49 jähren, daß ich in dießem landt bin, braff ge- 
lernt, ja sebir gewohnt; es wirdt mir auch woll biß ahn mein endt 
so gehen, da rachene ich auff, bin fest d rauft' gefast undt ergebe mich 
in den willen goltes, er gebe mir nur, waß mir nutz undt seelig 
mag [sein] ! Nur eine gnade bitte ich von gott, dem allmachtigen, 
nehmblich mir meines sohns todt nicht zu erleben laßen. Alle tag 
maß ich waß verdrießliebes hören ; einen tag kompt man sagen, 
ich würde nichts mehr zu eßen haben, den meine officir undt pre- 
voyeur kontens nicht mehr außätehen, nur zettel undt kein gelt zu 
haben; baldt sagt man, ich könne weder kleyder , noch strümpff 
haben, den die kauffleütte weiten keine billiet de banque mehr neh- 
men; einen andern tag sagt mau, Paris wirdt sicli eutpüren; suma, 
es geht kein tag, daß man nichts verdrießliches hört oder sieht; 
dabej kati man ja nicht lustig werden. Aber last es 1 von waß 
änderst reden, liebe Louisse 1 leb sehe woll, daß Ihr unßere printzes 
von Modene nicht kendt. Sie fregt nach niemandts in der weit 
nichts; bin gewiß, daß sie hertzlich froh geweßeu, alle die damens 
loß zu werden, so milt ihr gangen wahren *. Die duckesse de Vil- 
lar[s] undt sie hüben sich täglich gekipelt undt gozangt. Sie hatt 
sich gleieh ahn ihre geschworen gewohnt; daß wirdt Übel ablaufen, 
sie wirdt ihren geschweihen freuen undt sauffen lebrneu, daß wirdt 
in Ittallien nicht ahngelien, wie hir , daß wirdt auff ein lamie auß- 
gehen. Der printz von Wallis halt die regierung nicht ahnnebmen 
wollen. Ich finde, daß I. L. gar woll gethan haben. Ich habe 
heütte ahn Cburtrier geschrieben. Ich schicke Euch, liebe Louise, 
hirbey, waß ich 1. L. auff daß arme iJeydelberg geschrieben habe 8 . 
Gott wolle den armen Heydelbergeren beystehen 1 Sie jammern mich 
von grundt meiner seellen. Daß man Manheim undt Fridericb.es- 



marquis de Dangoau XVIII, a. SU unter samB- 
la prineeaae de Modene arrivn ]e 20 ;i ModSne; 

divertiaaeinents qu'on a donnfs ä nette prinoeaae 

, et oe jour-lä, eile devoit partir pour Roggio, 
fitea magniBquea. On oompto quo la duchosaa 
qui l'ont ADivin jus^uM Oi'nn? seront bientflt de 

unter freitag, 12 Juli 1720: «La dnohesse de 
a uoniluit la prinoesae de Moden« ; loa autres 

6ea ioi; »ihm ellea aont en Frauoe. La dnebesae 
■ 3 Vergl. nachher den brief vorn B August. 







198 

barg wider bawet, [höre ich gern]. Aber ich wolte, daß es ge- 
schehe, ohne Heydelberg zu schaden wie vor dießem *. Es geht in 
der gantzen weit jezundt gar doli. Es geht Churpfaltz , wie daß 
tetttsche sprichwordt sagt: «Wens der geiß zu woll ist, geht sie 
auff eyß undt bricht ein bein.» Aber da schlegt es 11. Ich muß 
noch ahn mein dochter schreiben, kan also vor dießmahl ohnmög- 
lich mehr sagen , alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb 
behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

P. S. 8 

Ich muß Ewer L. doch klagen, was vor ein wunderlich geschrey 
liier von Churpfaltz, dero herrn bruder, hier gehet, worüber sich 
jedermann verwundert. Man sagt, daß Ihre L. unser altes stammhauß, 
das arme heydelbergische schloß, gantz wollen rassiren laßen. Wei- 
len ich dort gebohren und erzogen bin, kan ich solches nicht ohne 
schmertzen hören. Es hat mir schon so viel thränen gekost und 
würde mir aufs neue kosten, wo solches geschehen solte. Ich habe 
es aber mühe zu glauben, daß Ihre L. der churfürst zu Pfaltz, der 
ein gnädiger und gütiger herr ist und ein vater seiner unterthanen 
seyn solle, so gar grausam in dem armen Heydelberg haußen sol- 
ten. Ich bitte, Ewer L. nehmen doch diß arme schloß, welches ja 
eine so gesunde wohnung ist, in Dero protection und verhindern das 
übel, im fall etliche böse intentionirte vor das arme Heydelberg 
Ihro L. dem churfürsten diesen bösen rath, so nie zu Ihrer L. gloire 
gereichen kan, würden geben sollen 8 . 

1139. 

St Clou den 18 Julli 1720 (N. 10). 
Hertzallerliebe Louise, ehe ich auff Ewere liebe schreiben komme, 
so mir noch tiberig zu beantworten sein, muß ich Euch klagen undt 
sagen, welch einen abscheulichen schrecken ich gestern ausgestan- 
den. Ich fuhr wie ordinari zu den Carmelitten undt fundt die 



l Vergl. den folgenden brief. 2 Dieses postscriptum liegt nicht in der 
handschrift von Elisabeth Charlotte, sondern in einer absohrift bei den briefen. 
3 ? wollen. 



ducbesse du Lude 1 dort. Wir wahren gantz ruhig, da kompt ma- 
dame de Chasteauthitir' berein, blaß wie der bittere todt, undt sagt: 
•Madame, od ne sauroit vous cacher ce qui se passe; vous tron- 
verez touttes les cours du Patais-Royal rcmplie[s] de peuples'; ils 
y oat portes des corpa morts escrasses* k la banque; Laws a estes 
obliges ' de ce ' sauver au Palais-Royal ; 011 a deschires ' son car- 
[r]osse , apres qu'il en a estes sortis , en mille piece[s] , ils out 
forces a les portes a 6 heures du niatia*.* Ich laß Euch gedencketi, 

1 ö. Brauet II, s. 263. 264, antnork. 1 : «Le duc du Lade, niort en 1086, 
fgt marii dem fois. La premiero de sea feinmea etait de la famillo de BouillG; 
dans les unnotations du SniiiL-Siuioa sur le Journal de ßangoau, on lit ä son 
egard quelques dfitails sioguliera: «ToujourB dans ses terres, olle ne se pluisoit 
•qn'aux abevaui qu'ella piqnoit miuux qu'nn bomme , et ohasseuao ü outrance. 
• Elle faisoit <» toilette dans son eourie, et Faisoit Lreuuler le pays. Vertueule 
■ ponr eile, et trep pour les autres, eile fit ohatrer un clero en sa preseuae, paar 
«»Toir »buse, dans son ohftteau, d'uno de sea dcmoisellea, le flt guerir, lui donna 
«dans nne boSte ce qu'on Ini avoit Ate, et le renvoya.»» 2 Chäteautbiers. 

3 I peuple. 4 porte dea Corps mortB ecrasfs. 5 a el6 obligfi. 

6 se. I deobire. 8 force. 9 Yergl. naohher dati brief vom 

31 August. Journal du marquis dB Dangeau XVIII, b. 322. 323 unter mitt- 
wooh , 17 Juli 17211: eil y cut uue grande Foule a la bunquo et dam los 



y ent 



, ii :V ■,■ = . 






oes corpa morts ä la porte 
Las olamours fnraiU grandes; on pr 
des les qnatro h eures du mal in. 
heures; on vomlt beauaoup d'imprei 
d'Qrleans ne jugea pa« a propos di 



Palais-lloynI 



ia -Royal sur 
lat rues. M. 
•alaia-Hoyal d 



pierroa ; on alla iL aa maison, ou on jeta boaueoup de pierres aussi, et on cassa 
■es Vitras. Quand an sut aus Tu il wies ['emotion du pouple qui Btoit autour du 
Palais- Royal, on fit un d6tacheraent des eouipagmee qui Gtoient en gardo ohei le 
roi, qu'on envoya au Palals-Boya] , oÜ jla demauri-rent quelque toinps; iiiais M. 
le duo d'Orlöans jugoa ä prapos da les renvoyer. La duo de Tresmes, gouver- 
neur de Paris, M. de la Vrilliere et M. le Blano vinrant saparement parier aa 
peuple. On fit empörter les trois oorps morts. Au Heu des soldats des gardes 
qu'oB avoit anvoyes des Tuilaries, un fit venir quelques brigadas dea arebera du 
guet, et par doueours et par priores le pauple se dissipa peu a pon. Le oou- 
Toau lieulenant de polioe vint ausai au Palais-Royal, et taoba aussi da son eatS 
ü dissiper le peuple. ... Madame vint am Carmclitos le matin, ne saohant 
Heil de laut ee qui s'ctoit pai 
- teauthiorf. qui l'apprit ä Mada 
trJuva la foula du j.ipuj'lu .1 5^ ; .e 
Brunei II, e. 2bi, anmerb. 1: 



t madari 



> Cbft- 



e, qui se bäta d'aller au Palais-Royal, ou eile 
lee; eile retourn» la soir ä Saint- Cloud. > 0. 
«Trois persounes avaient 616 etouffeee daus la 






wio mir bey dießer Sachen zu mudte ' war. Icli dörffte es 



Un 



>bue ijm i 






seinem de; blllots. 



aufstand vom IT Juli berichtet A. Kurtiel i» der oben e. 16, um. 2 IU dem Briefe 
vnm 11 Januar angefahrten abhandlung in V v Räumer historischem tue' 
buche na Ifllö 8. 61? bis S49 folgendes: «Jettt. da du vertrauen lersturt 
und allst verloren war, gcrletb Law durch einige gtoiie bankier* anf den Re- 
danken, die bank besondere dem go seh nft»v<v hehr der privaten tu widmen. Kine 
«oloba elnsobrankung wurde die hank allerdings tu ihrer wahren bostnumung > 
rOck geführt, einen tbull der offenen in Bewegung gesellt, dem anderen (heile ein 
atnugsoanal gewährt haben. Ein arrM »om 13 Juli 1710 forderte demnach die 
kaofieute auf, fiuo mllliunen bankaeltol in die bank niederen legen, in aolteln t 
10,000 ond 1000 livrea. Law wollte »war die eettel verbrennen, aber ~ogleich 
in aetien restituieren. Die bnreohnung tollt« allen ernstef in livies Tour 
•nr «lob gehen. Nie und unter keinem verwände wollte der etaat an dien« 
beilige depoeitum seiner hurger rBbren. Nach solohen Vorgängen konnte 
jeduoh nicht leisbt jemand tu diesem ante des Vertrauens entschließen. K. 
1 1 der BO0 inilliuoen norde eingera>blt, and iwar nur von den rathgebern. Die 
bank balle bisher immer noch, wenn noch spärlich, boiahJtj endlich waren il 
klingenJan fand« erschöpft. In der mitte des Juli horte sie platt! ich auf, ■ 
aettsl an'icfthlun, mit ausnähme der tottel vor. 10 Htt**, die sieh in den ban- 

iwalflnng bringen dnifte Obsohou man die einaiellung der «abtungen langet 
erwartet, war doch der schreck ond die angst ungeheuer. Joder drttngte nie 
nun noch heran, du mit lebenegefahr einige mumen aus dem eohiffbroohe ■ 
retten. Von allen selten ond allen straflen bewegte und etinü s:oh «ine fluchende 
bevoikotung naeb dem hole! de Nevers Kt bildete «ich sogleieh aus starken, 

10 livres für billiges abkauften und nun unter geschroi und drohung tag u 
nacht nach dem bankbotel andrangun. In diesen] tuniulto wurden mehre mi 
sehen verstümmelt und am 1? Juli fanden sogar drei Individuen ihren tod. Die 
aufgeregte menge nahm diese reichen und log damit unter gohcul und Verwün- 
schungen dem Palais-Royal in. Bei ihrer ankunft ließ dor regent alle tl 
öffnen. Der kriogs minister Leblanc erschien aber und bewog einen theil der 
wütbenden durch einige goldstucko , mit don laichen nach der kirche et Roch 
zu eichen. Das innere des pulastea wurde nicht berührt. Law jedoch bat 
sich bei diesem aufstände iura rogenteo gefluchtet, und das volk, das seint 
wagen im hofe stehen sah, ergriff denselben und schlag ihn in stüoko. Die 
angst Laws, die spüttoroion des pu rln nie nts Präsidenten do Mesme belustigten 
nur von wenigen umgebenen regenten. Der haufo von roues befand sich noch 









tadt s 



e gefai« 



201 

doch nicht mercken laßen , den in solchen fahlen * mnß man nicht 
hang scheinen, fuhr also zum könig wie ordinarie, muste mich greu- 
lich zwingen. Wie ich bey der gaße St Honnore kämme, war ein 
solch ambarass 8 , daß ich eine halbe stundt still halten mnsten; da 
hörte ich den popel schmellen 8 , aber nur über Laws , von meinem 
söhn sagten sie nichts nndt mir gaben sie seegen*. Endtlich käme 
ich ins Palais, aber alles war schon wider still nndt der pöpel hatte 
sich retirirt. Mein söhn kam nndt verzehlte mir, daß alle die sach 
von 10 sols ahngangen were undt die, so erstickt worden in der 
bange 8 , hatten es nicht von nohten. Einer von ihnen hatte hun- 
dert thaller im sack undt keines von denen, so sich ertrucken laßen, 
wahre ohne gelt, war also nur ein purer geitz, undt daß sie ins Pa- 
lais-Royal geloffen , war gar gewiß auß ahnstifftung boßer leütte, 
die meinen armen söhn abscheulich haßen 6 . Dießes alles macht einem 



1 d. h. fällen. 2 embarras. 3 d. h. schmälen. 4 Vergl. den 

brief vom 23 Juni, oben s. und nachher die briefe vom 1 5 August, 28 No- 

vember, 26 Deoember. 5 ? banque. 6 G. Brunet II, 8. 255. 256, an- 

merkung l : « Gette 6meute inspira ä nn satirique, qui eut soin de garder l'a- 
nonyme, l'idäe de parodier la derni&re soene de «Mithridate», et de repr6senter 
1« rögent mourant d'une blessure recue dans une s Edition. Nons transcrivons le 
däbut de ee petit ecrit, qui n'est pas mal tourn6: 

Law. 
Abi que vois-je, seigneur? et qnel sort est le vötre? 

Le Regent. 
Cessez et retenez vos l'armes l'un et l'autre! 
Mon coeur de sa fureur et de tous ses forfaits 
Veut d'autres sentiments qne de tristes regrets. 
Ma regenoe, plutöt digne d'ßtre *abhorr6e, 
Par des pleurs aujourd'hui doit-elle etre honoree? 
J'ai dlsole" la France autant que je Tai puj 
La mort dans mos projets m'a seale interrompu ; 
Le Ciel n'a pas touIu qu'aohevant mon dessein 
Je versasse ä mon roi an poison de ma main, 
Mais au moins quelque ohose en mourant me console ; 
J'expire environnG des rentiers que j'immole .... 
C'est ä la m€me 6poque qu'il faut rapporter une autre piece de vers, «le 
Regent malade», que nons trouvons dans les manusorits: ** 

Lorsque tu livres ä la Parque 
Trois dauphins et notre monarque, 
Crois-tu le faire impun6ment? 
Leurs ombres demandent vengeance, 



202 

daß leben erschrecklich müde. Ich bin erst nach der commedie 

Tremble! oar tu töuches au moment 
Qui, par ta mort, saure la France. 
Un rimear, non moins aoharnä, s'eoriait: 

Je voi8 tous nos malheurs finir. 

Le Ciel nous est propico, 
Que le Tout-Puissant soit benil 
Honorons sa justioel 
Fleaux Tomiß de l'enfer, 
Abandonnei la Franoe! 
II meurt, et va chez Luoifer 
Ezeroer la regenoe. 
On allait jusqu'ä reprooher au Regent des epidemies qui exercaient de cruels 
ravages : 

Aprds avoir pris notre argent 
Par an oonseil inique, 
Ghasse le parlement 
Pour etre despotique, 
Fait publier impunäment 
Gent arrets qu'on deteste, 
II te manquait, maudit Regent, 
De nons donner la peste. 
De nombreuses estampes satiriqaes fttrent dirigees oontre le sy «tarne. M. L. 
de Laborde, «Palais-Mazarin», notes, p. 396, en enumSre soixante-dix, presque 
toutes d'origine hollandaise. Du reste, en Opposition a toutes oes satires, il se 
trouva quelques flatteries. On sait que dans eertains exemplaires du «Diction- 
naire» de Bayle, Edition de 1720, dediäe au Regent, on reneontre, au bas du 
portrait de ce prince, dix-neufvers qui fönt l'äloge du Systeme de Law ; il fallut 
les supprimer apres la deconfiture (voir M. L. Laborde, «Palais-Mazarin», p. 396). 
L'epltre- dedicatoire, redigee par La Motte, est fort ridioule; eile s'exprime ainsi: 
«Les plus grands hommes regardent les louanges comme la recompense de la 
vertu, mais il semble que pour tous eile n'en soit que l'inoonvenient. » Tout le 
reste est de oette force.» S. 261, anmerk. 1 führt Brunet noch folgende in 
etwas späterer zeit gegen die damaligen machthaber gerichtete verse an: 

Puisque nous n'avons plus d'argent, 
Le diable empörte et Lass et le Regent! 
Le premier est un animal, 
Fripon, ignorant et brutal, 
Qui nous reduit ä l'höpital; 
Le second rit de voir le mal. 
Dieu nous fasse 
Bientöt la gräoe 
De voir deoonfit 
Ge oouple maudit! 




203 

nmli halb 8 auß dem Palais-Royal gefahren. Es war alles stilt 
undt ruhig, aber ich bin es noch nicht, habe bitter übel geachlaffen ; 
den ich höre nicht daß geringste gerat im hoff, so fürchte ich alß, 
man bringt mir wider eine abscheuliche zeittuug. Der pöpel in 
Franckmcb seindt gutte Jeütte, aber die hoffleütte undt pfaffen 
seindt lebentige teüffel ohne erkaudtlichkcit , trew noch glauben, 
haben keinen andern gott, alß den geitz undt Mamon. Es ist ab- 
scheulich, wie die leütte sein; man könte es nicht glauben, wen 
mau ea nicht hört undt sieht. Ach , wie groß recht habe ich ge- 
habt, mich nie über meines sohns regen ee zu erfrewen können! 
Ich sähe nur za woll, waß vor einen abscheulichen mißgnnst undt 
zu wegen bringen würde, wovon diß alles her- 
kompt. Madame !a princesse kämme gestern zu mir. Ich sagte ihr 
plat herauß , sie solle ihre kinder walirnen , den sie mogten ihr 
wieder neue betrübtnuLi zuwege n bringen, so Übeller ablauffen mog- 
ten, alß daß erste mahl. Sie versprach mir, ihnen allen woll zuzu- 
sprechen; den es were ihr gar zu angst, umb nicht ihr bestes zu 
Gott gebe, daß I. L. dero versprechen woll halten mögen! 
Aber ich komme auch einmaUl auffEwer liebes schreiben. Ich war 
'ergangenen sontag ahn dein geblieben vom 2 Julli, no 51. Es ist 
printz von Wallis nicht regent halt sein wollen 
undt hatt woll groß recht hirin. Es war ein recht panau ', so man 
I. L. gesteh, alß man es ihm offriit Diefle hursch solte hir sein, 
daß were ihre rechte sach , aber sie können auch boßneit genung 
in Englandt ahnrichten. Daß man ManHeim undt Friderichsburg 
wieder bauet, höre ich gar gern; den ich habe Manheim all mein leben 
lieb gehabt, aber ich mögte wünschen, das es Heydelberg nichts 
schaden mögte '. Ich habe Euch schon geschrieben , wie daß ich 
Churtrier gebetten, sich deß armen schloß zu Heydelberg ahnzu- 
nehmen. Die armen unschuldige leütle jammern mich woll von 

Conde. Dubois et In Regent 

Sonl, di foi, bien foiia I'ud [mir l'nutm; 



2 Vorgl. den vorhergehenden 






liertzen. Wolte gott, mein bruder s. ' hatte bey leben bleiben 
können undt ein halb dutzeudt buben daher setzen! so wcrefn] sie 
der quäl woll enthoben geweßen. Aber gott batt weder mir, noch 
ihnen dießen trost undt glück gegönt. Aber stille birvon! die re- 
rlectionen seindt zu trawerig. Daß der, churfürst sich selber hin- 
dert, glücklich zu sein, erweist, waß ich allezeit sage, daß alles in 
dießer weit ist, so einen jeden glücklich machen [kann]; gott will 
aber nicht, daß man in dießer weit glücklich solle sein; den wirdt 
unßer glück nickt durch andern verhindert, kompt unß selber eine 
quin te* ahn undt hindern unßer eygen glück, wie es Churpfaltz nun 
macht; aber wo man pfnffcn den ineister Spillen lest, daß kan 
weder glück, noch seegen bringen. Gott halt unßere gutte Pfaltzer 
gestrafft, sich über ihres gutten laudtsherrn todt gefreüet zu haben. 
Ich habe den churfürsten gekandt, er war der beste herr von der 
weit. Es wundert mich nicht, wen ich in itzigen zeitten heüßer 
einfallen sehe: den man baut nicht mehr wie vor djeßem auff die 
dauer, sondern nur zu gewinen. Interesse verdirbt alles in der 
weit undt alle tag niinbt der geilz zu; man hatt gar keine schände 
mehr, zu weißen, daß man geitzig ist. Vor dießem sebambto man 
sich, geitzig undt interessirt zu scheinen, aber jetzunder soll es 
verstand! heyßen undt sottisse , wen man nach keinen iuteresse 
fragt. Daß gar zu geschwindte bawen deucht auch nichts. Helle 
heüßer seindt viel lustiger, alß die dunckellen; kans denen nicht 
verdencken, so viel fenster machen laßen. Die arme Leclair kränckelt 
noch alU ein wenig, sieht nicht woll miß undt spricht doller, alß 
nie. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vom 2, no 51, völlig heaul- 
worttet; ich komme auff daß vom 29 Juni, no 50, den daß vom 6 
dießes moots, no 52, werde ich, wo mir gott daß leben lest, biß 
sontag beantworten. Es mütten mir nicht offt solche hertzenangst 
ahnstoßen wie gestern, sonst en würde meine gesundtheit nicht lang 
dawem. Es ist nicht wegen meiner fettigkeit, daß man mir braucht, 
sondern weilleu ich ahn ein gar starck esercitzien zu tlinn gewohnt 
bin undt diß nicht mehr leyder thun kau, sagt [man], ich milße 
viel hiimoren samblcn, so mich endtlicli kranck machen würden, wen 
ich zu zeitten den sack nicht außlehre. Der dock[t]or Brunei 1 ' solle 



6SS. Er starb kinderlos. J quintn, 

3 Vergl. nachher dun briof vom 2B A 



205 

printz Friderich sehr woll tractiren. Daß were doch ein abscheu- 
lich unglück, wen dießer herr die schwer- noht bekomen solte. Gott 
bewahre ihn gnädig davor undt segne deß docktor Bruners artze- 
neyen! Unßere printzes von Moden hatt ihrem herrn ein compli- 
ment gemacht, daß sie woll hette mögen bleiben laßen; sie hat zu 
ihm gesagt, es seye nicht ridicullers, alß wen ein man sich ver- 
liebt von seiner frawen ahnstelt , daß es der brauch nicht in Frank- 
reich seye undt daß man drüber lacht. Daß deucht nichts undt ist 
der weg, eine schlimme ehe zu geben. Sie hatt einen dolle[n] kopff, 
der nicht capabel ist, sich glücklich zu machen, undt allezeit will, 
daß alles nach ihrem sin[n] gehen soll , undt daß geht nicht ahn, 
wen man geheüraht ist. Ich glaube, daß unßere hertzogin von 
Hannover ihrer fraw dochter , der hertzogin von Modene , mehr 
amitie erwießen , alß der keyßerin Amelie , auß barmhertzigkeit, 
weillen sie woll hatt gedencken können, daß sie sonsten niemandts 
lieben . würde. Eygener herr sein ist allezeit beßer, alß einen herrn 
zu haben, dem man in alles gehorchen muß. Ein zeichen, daß die 
weibspersonnen glücklicher sein, wen sie nicht geheüraht sein, alß 
die geheürahten, so ist es sicher, daß alle die, so es nicht geweßen, 
allezei gott dancken; aber die es sein, sagen: «Ach, hette ich doch 
mein leben keinen man, noch kinder gehabt !» Daß heürahten solte 
Weibsbildern nie erlaubt sein, alß auß gehorsam oder umb brodt, 
wen man zu forchten hatt, hunger zu sterben. Die liebheürahten 
bezahlt man gar thewer. Man kan nie beßer thun, alß in alles auff 
gott zu vertrawen. Ich hatt[e] gehofft, dießen brieff völlig außzu- 
schreiben undt den Ewerigen zu beantworten, so ich ahngefangen ; 
allein man plagt mich, umb nach bett zu gehen ; den ich habe dieße 
nacht bitter übel geschlaffen wegen deß gestrigen schrecken. Eine 
glückseelige gutte nacht, hertzliebe Louisse! Ein ander mahl ein 
mehrers, aber nun versichere ich nur, daß ich Euch von hertzen 
lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1140. 

St Clou den 19 Julli 1720 (N. 10). 
Hertzallerliebe Louise, ehe ich auff Ewer liebes schreiben von 



'21 Juni komme, so ich noch zu beantworten habe, muß ich vorher 
auff Ewor liebes undt letztes schreiben andtwortten vom ö Juili, 
do 51 , woran ich vorgestern geblieben wäre , nelimblich ahn den 
pfaltzischen prediger. Dieß ist ein regal ' vor Euch, so gar nicht 
vor mich wehre. Predigen sie ordinari Sachen, die ich schon weiß, 
schlaff ich drüber ein; predige« sie in ridicule , muß ich lachen, 
daß deucht auch nichts; also seindt predigen meine sache gar nicht. 
Da war woll nicht ahn zu zweyfflen, liebe, daß ich wider bofflich 
ahn den lierrn pfarher andtworten würde, welcher sich meiner alß 
ein gutter, ehrlicher Pfaltzer noch milt so großer affection erinert ; 
daß touebirt mich allezeit recht. Öeyder Monsieur s. todt habe ich 
nie gefehlt, zu sagen: «Wen mir gott daß leben lest, werde ich 
diß oder jenes tbun*. Hießer todt hatt mich so sehr frapirt, daß 
ich es mein leben nicht vergeben. Die fasten vorher fuhren wir 
mitt einander in eine predig vom pere Gaüliard *, so gar woll pre- 
digt; der predigte, wie man sich zum todt bereydt hallen solle, 
undt machte eine besehreibung vom plötzlichen todt so natürlich, 
daß es bey Monsieur gar nichts gefehlt undt ist von wordt zu wordt 
Zugängen, wie es der perc Gailliard beschrieben halte; daß ist mir 
gleich eingefallen, schaudert mir noch, wen ich dran gedencke \ 
Daß die fraw von Schmittberg über ihres mans todt betrübt ist in 
dem stände insonderheit, wo sie sich findt, ist woll kein wunder; 
daß muß sie auch abscheulich erschreckt haben. Tockeyer wein ist 
gar gesundt, wen er mitt niocieration gedruuken wirdt , aber zu 
viel erhitzt undt verbreudt den innerlichen leib so erschrecklieb, 
daß nichts mehr zu helffen ist. Daß weiter hir ist schon undt nicht 
heiß, es geht allezeit ein kühler windt. Auß einem von meinen 
schreiben werdet Ihr, liebe Louisse, ersehen haben, waruuib graff 
Degenfeit noch nicht bey Euch ist mitt seiner gemahlin undt docu- 
tergen. Ich* habt woll recht gehabt, vor ihnen in sorgen zu sein. 
Aber so geht es mitt der verfeiiffelten see; man ist nie in Sicher- 
heit mitt, wo man hin will, undt offt so baldt in Indien geht, alß 
nach Hollandt oder Francis reich. Man liatt noch nicht gehört, daß 
sie in Holland ahnkommeti sein; den ein mast wider einzusetzen, 
kan so geschninilt nicht fertig [sein], nur ein glück, daß sie woll 

«sillurii. 3 Vergl. band I, a. 221», 






in kommen sein undt, daß schiff von Virginie sie nicht zerschmet- 
tert hatt, wie die unglückliche barque, so »ich zn Ewer kinder 
glück darzwischeu kommen, zu ihrem unglück aber, weillen sie so 
zu grundt gangen, daß kein eintziger dar von kommen; daß ist doch 
erbärmlich. Aber da kommen meine kutschen. Adieu ! Dießen 
abendt, wilß gott, will ich Euch lenger entreteniren. Ich habe es 
gleich nach dem eßen nicht thun können; den wie ich ahn meiner 
toillette geweßen, hatt mir einer von deß königs nagen einen brieff 
vom mareclial de Villeroy [gebracht], worauff ich gleich nach dem 
eilen habe tndtwortten mäßen, bin aber im vollen schreiben ent- 
schlaffen, habe also zweymahl wider ahnfangen müßen. Daß hatt 
gewehrt, biß meine kutschen kommen. Wie ich eben in kntsch 
gestiegen, habe ich eine bandt vol brieff bekommen, unter andern 
einen von Euch, liebe Louisse, vom 9 dießes montB, 110 53, ent- 
p fangen. Aber entweder habt Ihr Euch in Euerem brieff verschrie- 
ben, oder es fehlt mir Ewer schreiben, von no 52. Heütte kan ich 
ohnmügüch auff dießes letzte aridtworlten ; den monsieur Teray ist 
kommen, der will, daß ich hellt te frühe nach bett solle. Aber un- 
ahngeseben seiner ordre muß ich dochi noch auff wenigst dießen 
brieff, so ich heütte morgen aiingelaiLgen, anßsclireiben. Ich war 
heulte morgen geblieben ahn Ewere kinder. Ich bin von hertzen 
fro, liebe Louisse, auß Ewerm letzten schreiben gesehen zu haben, 
daß Euere kinder glücklich im Haag abnkomraen sein; den es war 
mir bang vor ihnen, wie Ihr schon werdet gesehen haben auß waß 
ich Euch beulte morgen hirauff gesagt. Ich kan nicht begreiffen, 
wie man in der weit mitt proeessen dawern kau; ich stürbe, wen 
man mich nur obligirte. Ich kan noch weniger begreiffen, wie man 
solche mühe vor andern nehmen kan; ich könte es ohnmöglieb. Die 
hundtstagen werden nun baldt ahufangen, alß uehmblicb biß mitwog. 
Die gräffin von Zoeltem haben vergangen mitwog mitt mir geßen 
undt absebidt von mir genobmen , haben nicht eher weg gekönt, 
seindt beyde gar kranck geweßen; sie haben mir sehr versprochen, 
Eücli alle paprassen ' zu schicken, so Ihr begehrt. Gestern seindt 
sie ernstiicli verreist. Wir haben ja den bertzog von Simmern alle- 
zeit daß hßrtüOggen geheißen. Er war kleiner, alß ich; in seiu[e]r 
kleinigkeit war seine taille nicht uneben, aber daß gesieht war so 



lang, daß sein dicker kopff [und] groß maul sich auff einen 
grollen leib bette schicken können, alß Frißenhnußen war; La 
sehöune zahn undt einen gutten abtcin. Micli wundert , wie 
Euch noch erinern kirnt, wie I. L. s. mich in kircli zu Heydelberg 
gefuhrt. Seine braune äugen waren nicht heßlich, aber seine lange 
sebwartze haar, undt just wo der hut autisetzt, wahren seine haar, 
womitt er die gantze stiru bedeckt, so graw, alß meine jetzt sein. 
Alß einen vettern, der mir alles vertrawete, wall er auff dem her- 
tzen hatte, hatte ich ihn hertzlich lieh, aber vor einen man betten 
I. L. mir nicht gefahleu; habe ihn hertzlich beweint. Kr that die 
naredey, den comte de Gniscli ' in seiner kranckbeit zu [besuchen] 
der steckt ihn ahn , stürben- beyde in gar kurtzer sseit nach ein- 
ander. Ein jedes halt sein destin von gott veroi'dtnet , daß muß 
volzogen werden. So lang daß meine dawem wirdt, liehe Louise, 
werde ich sein undt bleiben die person , so Euch ahn liebsten 
haben wirdt. 

Elisabeth Charlotte. 

1141. 

St Clou den 21 Julli 1720 (N. 11). 
He rtzal lerne be Louise, heiltte hoffe ich auff alle Ewerc über- 
bliebene schreiben exaet zu andtwortten, fange bey dem vom 
dießes monta ahn, no 52, so ich, wie ich Euch bericht, vergangenen 
donnerstag entpfaugen. Weillen ich aber nicht zweyffle, daß, waß 
ich Euch letztmahl geschrieben, Euch, liebe Louise, wirdt in sorgen 
gesetzt haben , so will ich Euch geschwind! sagen , daß alles nun, 
so lang es wehren mag, gar still undt ruhig zu Paris ist. Gott 
gehe, daß ich hiß mitwog keinen neuen aliarm dort haben mag! 
Biß donnerstag, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet, [werde 
ich Euch] berichten, wie meine reiße wirdt abgeloffeu sein. Ich werde 
auch die großhertzogin besuchen, so wider von dem baadt kommen 
von Bourbon; sie ist dort todt-kranck geweßen. Ich furcht, icl 
furcht, es wirdt baldt mitt ihr zum endt gehen, welches mir LertZ' 
lieh leydt sein wirdt; den ich habe die großhertzogin lieb. Aber 
so gehts in dießer weit, wo man wenig guts undt viel traweriges 



209 

findt. Aber ehe ich wider auff Ewer liebes schreiben komme, muß 
ich Euch doch waß sagen, weillen ich michs erinere, nehmblich 
nembt ein wenig dicker papir, nmb Ewere couperten 1 zu machen! 
Den Ewer papir ist zu rein, es verschliest gantz undt Ewer paquet- 
ten znreißen ; diß letzte war gantz verderbt, rings rurab verschließen. 
Ich segt 8 durch waß ich Euch vergangen donnerstag geschrieben, 
daß ich groß ursach gehabt habe, wegen monsieur Laws seinen 
gelt-affairen in sorgen zu sein. Gelt ist rarer, alß nie; waß aber 
nicht rar hir ist, daß ist falschheit, boßheit, verrahterey undt geitz; 
daß findt man die hülle undt die fülle hir, ist aber nichts ahnge- 
nehmes noch lastiges, es macht einen daß leben satt nndt müde. 
Ich weiß nicht, waß man von mäner-gemühter viel helt, wen sie 
ursach haben, bang zu sein; Law war vergangen mitwog wie der 
todt so bleich, also gar bang. Die seinigen zu lieben undt in sor- 
gen vor ihnen zu sein, kompt mänern so woll, alß weibern zu. Es 
seindt mehr, alß einerley, Jalousie; hir im landt findt man mehr 
leütte jalous von ihren mänern auß ambition, alß auß liebe; den 
sie wollen allezeit alles regiren undt es ist kein küchenmagt, so 
nicht meint, daß sie verstandt genung hatt, daß gantze königreich 
zu regieren; wollen auch auff alle staadtssachen allezeit raisoniren, 
machen mich so ungethultig offt, daß ich trappeln undt stampffen 
mögte*. Es ist einihrtum, zu glauben, daß man einen man wehren 
kan, maistressen oder puben zu lieben; es muß eins oder daß ander 
hir sein. Daß beste ist, den man auß Schuldigkeit, aber nicht mitt 
passion zu lieben, woll undt friedtsam mitt ihm zu leben, aber sich 
in nichts bekümern, wo er seine wüsterey hintregt. Auff dieße 
weiße bleibt man imm[e]r gutte freündt undt behalt friede undt ruhe 
im hauß. Ihr könt der jalousen graffin sagen, sie solle ihre rival- 
len 4 vor ein alt scheißhauß, met verlöff, met verlöff, halten; so 
wirdt ihr die Jalousie gantz vergehen; den es ist ja nicht billig, 
sich zu queelen 6 über waß man erstlich nicht endern [kann], undt 
zum andern so eine große quäl vor die außzustehen , so gar 
nichts nach unß fragen. Von einem man solle eine fraw allezeit 
zu[frieden sein], wen er ruhig mitt ihr lebt undt ihr nichts zu leydt 



1 couverts, briefumschläge. 2 d. h. sehet. 3 Vergl. die briefe vom 

26 Mai, oben s. 157 und 16 Juni, oben 8. 178. 4 ?rivalin. 5 d. h. 
quälen. 

Elisabeth Charlotte 14 



210 

thut. Es seindt keine ewige lieben; lieben, ich verstehe verliebt 
sein, muß mitt der zeit ein endt nehmen, also muß man nur ge- 
dult haben, wie Ihr der gräffin gar woll gerahten habt. Daß der 
graff von Erpbach seine schön ne gemahlin nicht so lieb hatt, alß die 
erste metres , ob die gemahlin zwar schön ist , daß gemandt mich 
ahn die vers, so Thessee in Oedippe * sagt zu Oedippe selber : 

Si vous aves aime, vous aves seu cognoistre, 

Que l'amour de son choix veust estre le seul maistre, 

Que s'il ne choisit pas tousjour le plus parfait, 

II attache du moins les coeurs aux choix qu'il fait, 

Et entre cent beautez digne de nostre homma^e 

Celle qu'il nons choisit, plait tousjour davantage 9 . 

So ist es auch mitt dem graffen von Erpbach gangen. Aber da 
schlegt die uhr, ich muß mich ahnziehen gehen undt nun meine 
ordinarie pausse machen. 

Umb halb 4 nachmittags, sontag. 
Seyder ich auffgehört, zu schreiben, habe ich zeytung von mei- 
nen söhn bekommen, so mich sehr surprenirt undt mißfahlen haben. 
Den daß ihm daß parlement so wiederstanden , daß er obligirt ge- 
worden , daß parlement nach Pontoise zu releguiren , daß seindt 
lautter betrübte sachen, so viel troublen nach sich ziehen können, 

so mich in großen ängsten setzen 8 . Gott wplle unß gnädig bey- 

* 

l Thesee, (Edipe. 2 Diese stelle findet sich in Pierre Corneilles tra- 

gödio « (Edipe» vom jähre 1659, act 1, scene 2; sie lautet beßer folgender- 
maßen : 

Si vous avez aim6, vous avez su connoltre 
Que l'amour de son choix veut gtre le seul maitre ; 
Que, 8'il ne choisit pas toujours le plus parfait, 
II attache du moins les coeurs au choix qu'il fait; 
Et qu'entre cent beautäs dignes de notre hommage 
Celle qu'il nous choisit plait toujours davantage. 
3 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 322. 323 unter mittwooh, 17 Juli 
1720: «On porta le matin au parlement l'6dit par lequel la compagnie des 
Indes s'obligeoit ä rembourser pour six cent millions de billets de banque dans 
un an , en payant oinquante millions par mois , moyennant qu'on la declarat 
compagnie de commerce. Le ohancelier avoit propose* oela des le jour de devant 
aux deput6s du parlement et c'est pour cet edit que le oonseil de rSgence avoit 
6te assemble le mardi extraordinairement. Le parlement refusa d'enregistrer 
l'6dit, et envoya l'apres-din6e les gens du roi a M. le duo d'Orl6ans pour ex- 



211 

stehen ! Ich hin so trouhlirt, daß ich nicht weiß, waß icb sage oder 

* 

pliquer les raisons qu'ils avoient eues. M. le regest paroit fort piqu6 de oe 
refus, et on craint quo oela n'ait de fäoheuses suites.» Ebendaselbst 8. 323 
unter donnerstag, 18 Juli 1720: «Le premier president et le prooureur g6- 
neral ont encore travaillä aveo M. le ohanoelier , et il seroit bien ä souhaiter 
que oette affaire-lä püt s'aooommoder. » Ebendaselbst 8. 323. 324 unter freitag, 
19 Juli 1720: «Jl ne paroit pas que les Conferences da ohancelier aveo le 
premier president aient produit auoune decision; le parlement veut sontenir ce 
qu'il a fait et M. le duo d'Orllans veut §tre obei. Les troupes qu'on fait venir 
arriveront demain, et l'on s'attend ä quelque ohose de oonsiderable dimanohe.» 
Ebendaselbst s. 324 unter samßtag, 20 Juli 1720: «Les regiments des gardes 
furent disperses dans les marchls, ayant quelques offioiers ä leur tete. Tout s'y 
passa tranquiUement j mais du oöte* du parlement il n'y a nulle apparence d'ac- 
oommodement. Les mousquetaires et les regiments des gardes francoises et 
siiisses ont ordre de se tenir prets , et mSrne on ne doute pas que le soir ils 
n'aient su une partie de oe qu'ils auront ä faire demain. On fit enoore le ma- 
tin quelques desordres ä la maison de M. Law, et quelques gens qui en sor- 
toient furent insultes par le peuple.» Ebendaselbst s. 324. 325 unter sonn tag, 
21 Juli 1720: «Des les quatre heures du matin, quelques mousquetaires, ayant 
des offioiers ä leur töte, aUerent entourer la maison du premier president, et les 
antres aUerent ä la grande-ohambre pour empgoher que personne n'y enträt. 
Tontea les portes du palais furent gardees par des soldats auz gardes ayant des 
offioiers ä leur täte; et les mousquetaires, quatre ä quatre, aUerent separäment 
ohez tous les presidents, oonseillers et offioiers du parlement pour leur porter 
Fordre de se rendre ä Pontoise dans deuz fois vingt quatre heures. D&s le jour 
möme, beauooup de presidents et de oonseillers obeirent et partirent pour Pon- 
toise. On ne s'est plaint d'aucun mousquetaire, quoiqu'ils fussent oharges d'une 
eommission desagreable, et il n'y eut nulle erneute dans Paris. Sur le soir, on 
envoya & M. le prooureur general 100,000 franos en argent et 100,000 franos 
en billets de banque de 100 livres et de 10 livres pour les distribuer ä oeux 
da parlement qui en auroient le plus de besoin pour partir.» A. Kurtzel in 
F. v. Raumer historischem tasohenbuohe von 1846 s. 549. 550: «Law schlug 
seit diesem aufruhr [vom 17 Juli, vergl. oben s. 199. 200] seine wohnung im Palais- 
Royal auf. Die bank wurde geschloßen und von cavalerie besetzt, jede Zusam- 
menrottung verboten. Man schickte jedoch emissaire ab , welche die kleinen 
sottel im stillen aus den händen des Volkes zurückziehen musten. Die aotien 
wurden auch nach dieser katastrophe auf dem platze Vendöme mit 8000 livres 
in zetteln, mit 2500 livres in metaUmünze bezahlt. Gegen ende Juli, als man 
sah, daß dem credit nicht mehr aufzuhelfen, stellte man auch die bankzahlungen 
in den provinzen ein, wo auf das visa der intendanten - immer noch gold zu er- 
halten gewesen war. Der völlige miscredit breitete sich nun über das ganze 
land aus. Man legte die bankzettel selbst in holz, heu, tuoh und kleidern an, 
was den waarenpreis um das sechsfache steigerte. Gegen den willen Laws, der 
immer noch sein System und seine theorie respeotiert wißen wollte , machten 

14* 



taue; will von wall änderst reden. Ich habe fließen nachmiti 
ehe ich in kircli gangen. Ewer liebes schreiben vomöten, no 53, 
recht empfangen, werde es beulte oliniiiöglicli beantwortten könnei 
wie Ihr leicht gedeucken kout, liebe Louise! Der Itopff ist 
auch so dum, daß ich ein wenig frische luift nehmen will, umr» 
mich zu ermuntern. Nach meiner spatzierfabrt werde ich Eüclm. 
ferner entreteniren, wo mirs möglich ist; den ich bin in einen be — 
trübten undt ängstlichen standt. Da komme ich eben von der spa- 
tzierfahrt undt es schlegt 7 ulir. Mein enckel, der dne de Chartre[s], 
ist eben ahnkomen, wie ich weg fahren wollen; er sagt, es were, 
gott lob, alles still. Gott gebe, daß es so dawern mag! Aber ich 
habe mühe, mich von raein[e]r angst zu erhollen. Nun komme ich 
wieder auff Ewer liebes schreiben, wo ich nach der kirch undt vor 
der spatzirfabrt geblieben war. Nein, daß ist gar zu trawerig; ich 
will mir den kc-pff dießen abendt nicht mitt allein dießen trawerigen 
undt ängstlichen Sachen nicht fallen, sonsten würde ich kein aug zu- 
thun können. Aber da kommen die 2 printzen von Saxsei 
habe betltte so viel verhinderiiiiße gehabt eben wie in der 
die des facheux ' ; aber nun sie wider weg sein, will ich Euch 
weitter entreteniren, liebe Louise! 2 weiber kan der graff von 
Erpbach nicht behalten, aber woll eine fraw undt eine metres ; daß 
ist jetzt überall nur ga[r] zu bräuehlich. Wen der buckelicbte abbe 

plSttlich die diroctoren der compagnie dein regonton dun Vorschlag, daß sie im 
inonallichen raten bis cum 1 August 1721 alle banklettel einziehen wollten, 
wenn der compagnie die Privilegien der blink feierlich bestätigt wurden. I>iD 
anerbieten, das nouo misgriffe erwarten ließ , wurde angenommen ; die ablüsnng 
der bankiettel solle auf verschiedene weise, besonders durch ronfencranlion vor 
lieh gehen. Indessen verweigerte das parlement die einregistrierung des udiots, 
nnd der regent war um so mehr erbittert, als von dor niaßregel die rettung 
des landes abhängig schien. Das parlement nemlioh, das seit dam lit de jmtie» 
eich nur auf die rUoksendung der ediote bosohränkt hatte, ergriff jetit, wie 
immer, seine räuberische politik. und suchte, die regierang auf kosten des ganion 
vollends in den abgrund in stürion. Dubois, obgleich der gegner Laws , ver- 
anlaüte den regenten, unter diesen umstanden gegen das pmlement wider mit 

toise verbannt , wo es unter saus und braus bis um anfange des künftigen 
Jahres verharrte.» Naob dem unten folgenden briefe unserer heriogin vom 
19 December kam das parlement früher, schon am 18 Deoember 1T20 , wider 
nach Paris mrüok. 

1 von Moliere, aus dem jähre 1661, 



golt machen könte undt Euch, liebe Louisse, ein wenig poudre de 
projection mittheyllen, kontet Ihr Euch sein[e]r wüsten figur woll 
getrösten. Die dacs hir seindt wunderliche heylligen , alle unleydt- 
liche leütte, so einen alle gedult verliehren machen ; will nicht von 
ihnen reden. Man sieht jetzt Sachen , so man sein leben vorher 
nicht gesehen hatte. Hir hette niemandt den Juden außgelacht, so 
100/m fl. ahngebotten , hettens hübsch genohmen. Nichts ist ge- 
meiner hir, alß dergleichen chachereyen 1 mitt Juden undt Christen. 
Ich will nichts von der post sagen auß forcht, sie zu beschr[e]yen ; 
allein sie geht gar richtig nun. Es ist nun ein samfftes, schönnes 
wetter, habe 2 stundt in der calesch in den gartten spatzirt. Einen 
ges[ch]ickten man, so ich kene undt monsieur de Haye heist, den 
habe ich in den gartten ahngetroffen ; hatt mir etwaß gar curieusses 
gewießen, nehmbli[c]h 30 damen vom dambrett, womitt Charle-quint 
t[r]ictrac oder damen gespilt*. Auff jeder dame, so rodt undt weiß 
von leichtem holtz sein, ist ein contrefait erhoben wie in golt-ge- 
8chmeltz mitt lebhaften färben, Charle-quint selber, viel andere 
leütte , so zu selben zeit gelebt , Soliman , der turquische keyßer, 
ein churfürst von Saxsen, ein hertzog von Bayren undt gar viel 
damen zu seiner zeit in ihrer damahligen tracht ; es ist recht schön, 
Albert Durer solle es gemacht haben. Es wirdt über taußendt pi- 
stollen estimirt, es [ist] auch etwaß gar curieusses. De Haye sticht 
gar woll in kupffer, will alles in kupffer stechen laßen undt die 
historien dabey schreiben; daß wirdt etwaß artiges werden. Mich 
deucht, daß, ob es zwar dießen Sommer bey weittem nicht so heiß 
ist, alß vergangen jähr, so gibt es doch gar viel wetter diß jähr. Es 
regnet nicht gar viel hir; der staub ist abscheulich. Mich deucht, 
die gräfliche leütte reißen viel mehr, alß andere leütte; apropire 
es sehr; könte ich es thun, thäte ich es auch. Alle coquete weiber, 
wen sie nicht affectirt, sein sie ahngenehmer, alß . . . den sie seindt 
daß lustige plauttern gewohnt. In die frantzösche catholische kir- 
chen singt man nie keine geistliche lieder in frantzösch. Wen. man 
ßingt, ist es allezeit in Latein; bin also sehr verwundert, daß ein 
abbe welche auff frantzösch gemacht ; es war den nur, in seiner 
cammer zu singen. Die fürstin von Siegen fangt nun ahn, in einem 
alter zu kommen , wo die büß beßer zu paß kompt , alß die co- 

* 

1 d. h. sohaohereien. 2 Vergl. nachher den hrief vom 18 August. 



214 

quetterie; den wen man die amants in dem alter nicht quittirt* 
quittiere[n] sie einem. Ich muß noch ahn mein dochter schreiben, 
kan ohnmöglich heütte nach meiner intention auff Ewer zweyttes^ 
ich will sagen erstes schreiben heint 1 zu antworten. Gott weiß .3 
wen ichs werde thon können; werde than, waß ich kan, undt 
versichern , daß ich Euch , in welchen standt ich auch sein mag 
von hertz[en] lieb behalten. 

Elisabeth Charlotte. 



1142. 

St Clou den 25 Julli 1720 (N. 12). 
Hertzallerliebe Louisse, ich fange heütte ein wenig spätt ahn 
zu schreiben; den wie ich gestern wegen meiner kleinen Parise 
reiß nicht habe meine capittel in der Bibel leßen können, habe ic 
es heütte gethan, welches mich 3 stundt aufgehalten; den ich hab 
12 capittel geleßen, 4 im 2 buch Moses, 4 psalmen undt 4 capitte 
in Sanct Matheo. Zu Paris hab ich, gott sey danck, alles gar sti 
undt ruig gefunden. . Ich fuhr erst zum könig, welchen ich, gott 
seye danck, in gutter gesundtheit fandt; von dar fuhr ich a la 
Place-Royale zur großhertzogin , welche recht woll außsicht undt 
gantz lustig ist, aber große mühe zu reden hatt. Ich verstehe sie 
doch woll, den ich bin ahn ihr übel reden gewohnt. Sie machte mich 
lachen, wir sprachen von allerhandt sachen, unter andern von der 
printzes von Modene, da sagte die großhertzogin: «Lorsque dans 
la regence de la reine mere on mena monsieur le prince et mon- 
sieur le prince de Conti, son frere, a la Bastille, on leur demanda 
quel livre ils voulloi[en]t pour s'amusser dans la prison. Monsieur le 
prince de Conti demanda une imitation denostre Seigneur*. Monsieur le 
prince dit, qu'il ne voulloit que Tim[it]ation du duc de Beaufort, et 
ne croi,» sagte sie «que l'imitation de jnadame la princesse de Mo- 
dene sera celle de la grand duchesse.» Daß habe ich recht pos- 
sirlich gefunden, daß I. L. von sich selber sagen, waß andere sagen 
könten. Sie lacht über sich selber undt wirdt nicht böß, wen man 



1 d. h. heute nacht. 2 eine französische Übersetzung des buehes «De 

imitatione Christi», vielleicht Pierre Comeilles «L'imitation de Jösus-Christ, tra- 
duite et paraphrasäe en vers francois.» 




mitt ihr über sie lacht. Hernach fuhr ich au Palais-Royal , stieg 
hey madame d'Orleans ab, ging hernach in mein cammer, wo mein 
söhn zu mir kämme, blieb aber nur ein augenblick, den es war 
ahngericht. Ich ging zur taffei mitt allen meinen enckeln undt 
damen. Nach dem eßen bekäme ich schreiben von meiner dochter; 
daß wolte ich in der garderobe leßen, schlieff ein. Lenor weckte 
mich, nach[dem] ich ein stündtgen geschlaffen, wieder auff undt 
sagte, wie meine cammer voller fürstinen war, madame d'Orleans, 

* 

madame la princesse mitt mademoiselle de Clermont, die kleine 
printzes de Conti, ihre fraw dochter mitt ihrer dochter, mademoiselle 
de .la Rochesurion '. Sie blieben bey mir, biß ich mitt aller jungen 
Lursch in die commedie [gieng] *. Man spilte Rodogune 8 , undt daß 
possenspiel war «Attandes moy sous lorme!» 4 Die Desmare 8 , so 
Cleopattre agirte, undt Baron 6 Antiochus, die du Glos 7 , man kan 
in der weit nicht beßer spülen, alß diese 3 personnen gethan. Sie 

* 

1 Roche -sur-Yon. 2 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 326 

unter mittwoch, 24 Juli 1720: «Madame vint aux Carmälites le matin , dina 
au Palais-Royal, et alla entendre dans sa löge la comSdie de «Rodogune»; eile 
ctvoit dans sa löge M. le duo de Ghartres, mademoiselle de Clermont et ma- 
demoiselle de la Roche-sur-Yon. M. le duc d'Or16ans 6toit dans la sienne aveo 
xnadame de Parabere et quelques oourtisans. » 3 Rodogune , tragödie von 

Pierre Corneille vom jähre 1646. 4 «Attendez-moi sous l'ormel», komödie 
von Jean-Franeois Regnard, geboren zu Paris 1647, gestorben auf seinem land- 
fgute Grillon bei Doardan im jähre 1709. Dieses stüok wurde seit dem 19 Mai 
1694 im Thgätre francais gespielt. Eine andere gleichnamige komödie von 
Charles Riviere DufrSny, geboren zu Paris 1648, gestorben 6 October 1724, 
-wurde seit dem 30 Januar 1695 im Th6ätre italien gegeben. 5 Christine- 

.Antoinette-Charlotte Desmares, in Dänemark geboren 1682, gestorben 12 Sep- 
tember 1753 zu Saint-Germain en Laye, nachdem sie schon im jähre 1721 die 
l>ühne verlaßen. Es wird von dieser gefeierten Schauspielerin gerühmt, daß sie 
In tragischen und komischen rollen gleich ausgezeichnet gewesen. Vergl. nach- 
lier die briefe vom 1 2 September und 24 October. Sie war eine der mätressen 
des regenten. Vergl. band IV, s. 294 und M. F. A. de Lesoure, Los mattresses 
du Regent. Etudes d'histoire et de inoeurs sur le oommenoement du XVIII sieole. 
Deuxi&me Edition. Paris, Dentu, eaiteur. 1861. 6 Miohel Baron, der schon 

früher erwähnte vielgepriesene Schauspieler. Vergl. den brief vom 9 Mai, oben 
8. 139 und nachher die briefe vom 12 September, 17 und 24 October. 7 Ma- 
rie-Anne Duolos de Gbäteauneuf. Diese berühmte Schauspielerin gehörte der 
bübne seit dem 27 October 1693 an und verließ dieselbe im Merz 1736; sie 
starb 18 Juni 1748. Vergl. den brief vom 9 Mai, oben s. 139 und nachher 
den brief vom 24 October. 



216 

bekammen auch groß aprobation undt le parterre schlugen braff mitt 
den händen. Daß kleine stück deücht[e] gar nichts; la Torilliere 1 
spilte woll, aber die allerschlimbsten weiber von der troupen spu- 
ten, ging also gar übel ab. Ich kam umb halb 10 wider her; nach- 
dem ich mein ey geschluckt, meinem lieben hundtgen zu nacht eßen 
geben , hab ich mich außgezogen undt bin umb halb 11 ins bett 
gangen. Zu Paris habe ich nichts neues erfahren, alß eine be- 
trübte avanture,. so dem marquis de Biron, meines sohns premier 
escuyer, gestern begegnet. Ein[e]r, so sein gutter fretindt war undt 
capitaine des gardes du comte de Thoulouse*, kam zu ihm; sie 
hatten affairen mitt einander. Er sagte zu ihm, er komme, ihm. 
adieu sagen, er gehe nach Yichi, weillen er nicht schnauffen könne- 
Er hatte dießes kaum gesagt, so rührt ihn der schlag undt feit 
maußtodt dahin ; man hatt [ihm] . englische tropfen geben , aller- 
handt waßer, aber nichts hatt geholfen, er ist todt geblieben 8 . 
Nun habe ich Euch alles gesagt von meiner reiß , waß ich weiß, 
muß nun eine pausse machen undt mich ahnziehen; den es ist* 
schon über 11 undt umb 12 wirdt madame Dangeau, so zu Meu- 
don ist, herkommen mitt ihrer schwigerdochter 4 , werden mitt unß 
zu mittag eßen undt spatziren fahren. 

Donnerstag, den 25 Julli, umb halb 4 nachmittag. 

Es ist heütte San et Jacobi, habe also in kirch nach dem eßen 

gemüst. Da komme ich nun eben her, will Euch entreteniren, biß 

die caleschen werden kommen sein. Ich war vergangenen sontag 

geblieben, wo Ihr, liebe Louise, sagt, von allen denen, so daß heü- 

rahten erlaubt ist, setzt Ihr, daß die von große estime heürahten 

können; aber wen daß were, würde man in dießen zeitten wenig 

* 

l Pierre Le Noir de la Thorilli&re , hervorragender Schauspieler seit dem 
jähre 1684, gestorben, 75 jähre alt, 18 September 1731. 2 Louis -Alexandre 
de Bonrbon , comte de Toulouse , grand amiral de France. 3 Vergl. 

nachher den brief vom 18 August. Journal du marquis de Dangeau XVTII, 
s. 327 unter mittwooh , 24 Juli 1720: «Souternon, anoien lieutenant g6n6ral 
et capitaine des gardes de M. le comte de Toulouse, mourut subitement ohez 
M. de Biron, ä qui il 6toit alle" rendre visite le matinj il avoit une anoienne 
pension du roi de 6,000 livres, et ses appointements de capitaine des gardes 
de M. le comte de Toulouse, comme gouvernear de Bretagne, ätoient de 8,000 
livres.» 4 der witwe des marquis Philippe-Egon de Couroillon, gestorben 

20 September 1719. Vergl. band IV, s. 246. 247. 



217 

heürahten sehen ; den man sieht wenig leütte , so man recht vor 
estimable halten kan. Mich deucht, vor dießem hatt man mehr 
leütte gesehen, wo man recht wereks von machen konte, alß in 
jetzigen zeitten, da man von nichts hört, alß von geitz, desbauchen, 
betriegereyen ; daß deucht mir gar nicht charmant. Die fraw von 
Wellen 1 hatt sich nicht jung geheüraht; wie ich sie gesehen, war 
die gutte freüllen Charlotte schon ein alt Jungfer gen; wo mir recht 
ist, war sie älter, alß Ewer fraw matter. Daß geht ein wenig nach 
dem alten teütschen sprichwordt, daß, wen ein alt jüngfergen die 
angst ahnkompt, fiederwisch in jenner weit zu verkaufen undt feill 
zu tragen, haben sie weder rast noch ruhe, biß sie einen man 
ertappen *. Dieße furcht ist Euch, gott lob, noch nie ahnkommen, 
liebe Louisse ! Gott bewahre Euch ferner davor ! Aber freüllen Charlotte 
oder der fraw von Wellen raisonement war nicht gar just in mei- 
nem sin; den wen man wenig hatt, kan man sich beßer allein be- 
helffen, alß mitt man undt kinder. Ich glaub, daß, waß Euch ahm 
meisten den hetirabt verlaydt hatt, liebe Louise, ist Eweres Schwa- 
gers 8 humor undt daß Ihr gefurcht, einen solchen zu finden. Ich 
zweyffle nicht, daß, weillen Ihr Euch dem allmachtigen gantz er- 
geben habt, daß er allezeit vor Euch sorgen undt Euch, liebe Louise, 
nicht verlaßen [wird]; auffs wenigst wünsche ich es von grundt 
meiner seelen. Daß ist woll gewiß, daß kein so gutter man ist, 
so nicht seinen laun undt grillen hatt, undt verliehrt man sie, be- 
Icompt man doch viel ambaras. Suma, daß beste davon deucht 
wahrlich den teüffel nicht. Madame de Chasteauthier 4 sagt alß, 
daß, wer heürahten will, müße mich nie consultiren, ich machte gar 
zu ein böß absehen auff den heyraht undt würde daß heürahten 
«inem gantz verleyden 8 . Von den graffen von Berlips werde ich 
nicht mehr sagen ; den ich muß mich eyllen, weillen es spätt wirdt. 
XJnßer herrgott hatt mich heütte ahn schreiben verhindert undt nicht 
le diable au contretemps; den meine 12 capittel von heütte morgen 

* 

1 frau Charlotte von Weiden , geborene freiin von Degenfeld. Vergl. 
band II, 8. 814. 2 Vergl. das deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm nnd 
Wilhelm Grimm III. Leipzig 1862. sp. 1747 unter flederwisch. 3 de« her* 

sogs Meinhard von Schomberg. Man vergleiche die zahlreichen Äußerungen über 
ihn in den früheren bänden. 4 Chäteauthiers. 5 Vergl. nachher die 

Briefe vom 18 und 28 August und band I, s. 56. 434. 478. 508, band II, 
s. 727. 728, band IV, s. 363. 364. 



218 

undt daß complie * von dießen Dachmittag batt mir gar zu viel zeit 
beDohmen. Ich bin auch spatziren gefahren ; den ich hatte madame 
Dangeau versprochen, daß, wenn sie mitt ihrer sohns fraw herkom- 
men würde, daß ich ihnen die cascade undt gartten weißen wolte, 
welches ich auch gethan ; den ich halte gern , waß ich verspreche. 
Wie ich wider auß dem gartten kommen, habe ich madame la 
duchesse mitt mademoiselle de Charoloy * undt mademoiselle de 
Clermont [gefunden]. Daß hatt mich biß umb 8 aufgehalten. 
Ich habe noch ein occupation bekommen , so gar ohnmöglich ist, 
einen andern vor sich hinzuschicken ; daß hatt mich eine gutte 
halbe stundt aufgehalten undt jetzt schlegt es 10. Ich will Euch 
doch noch ein viertelstündtgen entreteniren. Habt ihr raugräffliche 
kinder nicht daß stättgen von Sintzheim bekommen sambt alle um- 
ligendte gütter, so, wie man mir gesagt, den ersten undt alten rau- 
gräffen geweßen wahren 8 ? Aber, wie Ihr mir sagt 4 ... Da zürnt 
man mich, daß ich so spät schreibe. Ich muß schließen, welches 
mir von hertzen leydt ist. Ein andermahl hoffe ich mehr zu schrei- 
ben können, aber nun muß ich nach bett. Glückseelige gutte nacht 
den, liebe Louise! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte* 
Euch allezeit von hertzen lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

1143. 
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 28 Julli 1720 (N. 13). 
Hertzallerliebe Louise, es ist eine hitze, daß ein[e]r verschmeltzen 

mQgte. Ich habe doch schön 4 brieff geschrieben, 16 bogen aha 

* 

l complies, complete (schluß des täglichen gottesdienstes bei den Katho- 
liken). 2 Charoloi8. 3 Vergl. Louise, raugräfin zu Pfalz, geborne freiherrin 
von Dogenfeld. Von dem Verfasser des lebens Friedrichs von Schomberg [J. F. A. 
Kazner]. IL Leipzig 1798. s. 78: «Kurfürst Karl Ludwig gab bei seinem 
leben den raugrafen ein einziges dörfchen , worüber er verfügen konnte , zu 
mann-lehn. Es war nach dem absterben des letzten dieser brüder wieder heim- 
gefallen. Durch Louisen 8 bemühungen, und mittelst einer bezahlten baren summe 
geldes, wurde dieses kleine väterliche angedenken aus fremden bänden gerettet 
und seine Verwandlung in kunkel-lehen bewirkt.» Nach s. 119, anmerkung 43 
heißt jenes dörfchen Stebbaoh. 4 Elisabeth Charlotte wird im schreiben 

unterbrochen. 



219 

unßere printzes von Wallis durch der gräffin von der Buckenburg 
ihren herrn söhn, der morgen wider nach Englandt geht; hernach 
habe ich zwey brfiefe] ahn die königin von Spanien undt mein 
dochter geschrieben durch die printzen von Saxsen Gotha undt 
einen ahn baron Görtz durch die post undt ich habe noch ahn 
mein dochter, ahn madame de Ludrefs] undt monsieur Harling 
zu schreiben. Nach der ordenung solte ich jetzt auff Ewer liebes 
schreiben von 13, no 54, andtwortten; aber weillen es schon spät 
ist undt Ewer liebes schreiben vom 16, no 55, so ich dießen abendt 
entpfangen, kürtzer ist, als daß erste, so werde ich dießes dießen 
abendt unterfangen. Ich kan nicht begreiffen, wie es kompt, daß 
Ihr meinen brieff nicht entpfangen habt, liebe Louisse ! Den ich kan 
Euch schwehren, daß ich keine e[ijntzige post verfehlt; Lenor ist 
mein zeug, den sie macht meine paquetten. Mein brieff wirdt gar 
gewiß irgendts ligen blieben sein. Mich deucht aber doch, daß 
keine yerlohren werden ; hoffe also , mitt der donn[e]rstagigen post 
zu vernehmen , daß es wider gefunden ist. Ich will Euch eine 
kleine kunst lernen, so man mir hir gelernt hatt undt welches gar 
sicher ist, urab keinen bößen finger mehr zu bekommen. Wen Ihr 
Euch ein andermahl in den finger stecht, so schneydt ein wenig 
von denselben finger , so gestochen , den nagel ab undt thut den 
finger hinder daß ohr, wo er gestochen worden undt reibts ein we- 
nig! so, versichere ich Euch, wirdt nie kein geschwer drauß wer- 
den *. Ihr soltet jemands die commission geben haben, in Ewerm 
nahmen zu schreiben, undt es nur unterschreiben; den ich fürchte 
sehr, daß Ihr mitt Ewerm bößen finger zu viel geschrieben habt. 
Solte mir woll hertzlich leydt sein, liebe Louise, wen es Euch scha- 
den solte undt ich schuldig dran sein. Ich verlange sehr, wieder 
zeitung von Euch zu haben. Wen man will, kan man gar leicht 
mitt der lincken handt schreiben lehrnen; es geht zwar ahnfangs 
gar langsam her, aber zuletzt gewohnt man 2 . Wie ich meinen arm 
außeinander gefahlen, schriebe ich selbigen abendt noch mitt meiner 
lincken handt ahn unßere liebe churfürstin. Es ist aber leichter, 
frantzösch, alß teütsch, zu sterben 8 . Franckfort ist dem fewer ab- 
scheulich unterworfen; doch ist es dießmahl noch woll abgangen. 



1 Vergl. nachher den brief vom 21 August. 2 Vergl. nachher den 

brief vom 21 August und band I, s. 86 bis 88. 3 ? schreiben. 



220 

Man kan aber sich nicht genring vor fewer hatten. Daß arme 
pferdt jammert mich , so verbrendt ist. Es ist mir leydt, daß Ihr, 
liebe Louise, so einen großen schrecken gehabt habt; den daß ist 
sehr ungesundt. Brieff kont Ihr woll offt von mir haben , liebe 
Louisse, aber erwahrt nichts erfreülliches, mtist Ihr nicht erwahrten. 
Ich bin fro, daß die churprintzes von Saxsen nicht blessirt ist. Man 
hatt mir so viel gnts von ihr geschrieben undt ich habe die liebe 
keyßerin Araelie so lieb, daß ich der churprintzeßen alles gnts 
wünsche. Adieu, hertzliebe Louise! Ich ambrassire Euch von her- 
tzen undt versichere Euch, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1144. 

St Clou den 1 Augusti 1720 (N. 14). 
Hertzallerliebste Louise, vergangen sontag hab ich auff Ewer 
letztes schreiben vom 16', no 55, geantwortet. Nun werde ich daß 
vom 13 JulJi, no 54, beantwortten. Ich hatte gehofft, heütte auffs 
wenigst auff zwey von Ewern lieben schreiben zu andtwortten ; aber 
daß werde ich heütte leyder nicht thun können, den es ist mir 
heütte ein Courier von Lotteringen gekommen, mit welchem ich wider 
auff einen großen brieff von meiner dochter andtwortten [muß]. Da 
bringt man mir in dießem augenblick Ewer liebes schreiben vom 
20 Julli, no 56, daß muß auch vor ein andermahl verspart wer- 
den. Ich kan nicht begreiffen, wo mein brieff no 7 muß hinkom- 
men sein; es ist doch gar gewiß, daß ich ihn den sontag, 7 Julli, 
geschrieben hatte. Ich hoffe alß, er wirdt noch nachkommen; den 
ich kan nicht begreiffen, warumb man Euch dießes eher auffhalten 
solte, alß die andern. Weitter werde ich nichts hirauff sagen. 
Dieße woche seindt mir so abscheulich sagen * zugestoßen , daß 
außer vergangen sambstag nie vor 11 oder halb 12 habe können 
nach bett gehen; den ich habe gar viel zu thun gehabt. Madame 
Dangeau ist delicat, also kein wunder, daß sie baldt mager wirdt. 
Ihr fraw Schwester ist vielleicht nicht so delicat, alß sie. Ich finde 
die leütte glücklich, so noch gehen können. Wen ich eine stunde 
gangen, kan ich ohnmöglich weytter; daß macht mich trawerig, ist 

1 d. h. saohen. 



221 

wie ein todt. Ich bilde mir ein, daß der zweytte printz von Sultz- 
bach der ist, den wir hir [gehabt haben; er] ist ein gutter undt 
schöner her, aber der schlaueste nicht; er gleicht sehr ahn ma- 
demoiselle de Clermont. Mein gott, wen der printz von Rheinfelß 
nicht geendert ist, seyder ich ihn zu Fontainebleau mitt seinem herrn 
vatter [gesehen], kan sich die printzes von Sultzbach woll berühmen, 
einen recht abgeschmackten herrn bekommen zu haben undt wider- 
lich in allen seinen maniren 1 ; sie jamert mich recht. Die printz[es] 
von Sultzbach ist gewiß nicht, die den printzen von Rheinfels ... 
Daß wüste ich nicht, daß man in zweyen stiffter zugleich stifft- 
freüllen sein kan. Wie Ihr dieße printzes von Sultzbach beschreibt, 
bilde ich mir ein, daß sie unßer printzes von Modene gleicht; den 
die hatt auch schöne haut, schönne äugen, aber ein habichsnaß, so 
alles verderbt. Der printz ist daß beste kindt von der weit. Ich 
dancke Euch, liebe Louisse, nochmahlen vor die schönne undt woll 
gepregte medaille; übermorgen werde ich sie placiren. Ich fürchte, 
Ihr werdt Euch ruiniren mitt Ewer liberallitet , undt es were mir 
hertzlich leydt, wen ich schuldt dran sein solte, liebe Louise! Aber 
da leütt man ins gebett, werde betten gehen undt den ein wenig 
frisch lufft schöpften. 

Wie ich von der promenaden kommen, wo ich der printzes 
von Wallis undt Ewer liebes schreiben, so ich dießen nachmittag 
bekommen, geleße[ri] ; wie ich aber wider in mein cammer kommen, 
habe ich madame la princesse undt mademoiselle de Clermont hir 
gefunden, die haben mich biß jetzt aufgehalten, da es eben halb 9 
schlegt. Ich will Euch doch noch biß 9 entreteniren. Es were 
mir doch leydt geweßen, wen dem churprintzen von Saxsen ein 
größer unglück geschehen were, alß der todt seines pferdt. Es ist 
doch ein recht glück, daß I. L. so woll davon kommen sein undt 
seine gemahlin nicht blessirt ist, wie man es vermeint. Daß seindt 
zwey glück auff einmahl. Es ist woll ein groß unglück , wen man 
mitt boßhafftige narren zu thun hatt, wie der hertzog von Mors- 
burg ist. Es ist kein großer verlust, wen ein klein printzesgen stirbt, 
undt findt, daß es ein dopelter profit ist, wen daß den frieden bey 
den eitern setzen kan. Aber da schlegt es 9. Ewer liebes schrei- 
ben ist doch in aller eyll beantwortet; bleibt mir nichts mehr 

* 

1 Vergl. band III, 8. 413. 




überig vor dießen abendt, alß Euch zi 
von hertzen lieb behalte, liebe Louise! 



1145. 



viTi-idieni, daß ich Euch 



Elisabeth Charlotte. 



St Olon, sontag, den 4 Auguati 1720 [N. 15). 
Hertzullerliebe Louise, gestern fuhr ich nach Paria, alwo ich 
initt Ewer liebes schreiben vom 23 Julli, no 57, erfreuet wurde. 
Alles ist, gott lob, ruhig undt still; wens nur so bleibt! Abendts 
ging ich in die ittallionscbe commpdie. Sie spilten gar woll; ich 
konte aber nicht von hertzen lachen, den ich bin initt gar zu trawe- 
rigen gedancken üuerheüfft, urab recht von hertzen zu lachen kön- 
nen. Ileütte will ich auff Ewere alte schreiben, liebe Lonise, andt- 
wortten, undt daß neue vor die ander post, wo mir gott leben undt 
gesundtheit verleydt, versparen; fange also bey dem vom 20 Julli, 
no 56, ahn. Ich sehe aber auß allen beyden letzten , daß mein 
brieff von 7, no 7, sich nicht wider findt; kan nicht begreiffen, 
wo er geblieben muß sein. Der vertust ist zwar gering, doch ver- 
drießlich, daß die brieffo verlohren werden. Aber alles ist ver- 
drießlich in jetzigen zeitten undt recht langiveillig; daß wetter ist 
es auch, den da ist so ein feuchter, dicker nebel , daß man Paris 
nicht sehen [kann], kaum le bois de Bologne; es ist dunckel undt 
betrübt wetter, wie alle leiltte sein; der nebel ist mehr kalt, alß 
warm. Aber hiemitt geuung vom wetter gesprochen. Von Laws 
will ich auch nichts sagen; alle dieße Sachen [machen] mich zu un- 
gethultig. Ich zweyft'el sehr, daß des künigs kästen voll sein ; meins 
aobns seine seiudts gar gewiß [nicht], aber woll, aber woll monsieur lc 
duc seine undt es ist nicht außzusprechen, waß [er] ahn güttern 
undt junellen gekaufit hatt seyder 1 jähren her. Ich weiß nicht, 
liebe Louise, waß «Arelat» ' ist, daß man sagt, daß mein söhn ein 
künigreich vor sich kauften solte; da deuckt er gar gewiß nicht 
[an]; auch gibt ihm seine regence zu viel desgout, umb ohne noht 
ahn weittere regirung zu gedencken; könte woll sagen, wie in 

t Arelat ist bekanntlich Jus von dam um königo gewählten graten Boio 
SSO gegründete reich Burgund ililkeita des Jurn mit der hnuptsdidt Arles. 
Vergl. naohber den hrief vem 31 Auguet. 



223 

2 commedien von Corneille stehet. Daß erste, so ich cittiren will, 
ist von Heraclius l , wo Phocas sagt: 

Crispe, il n'est que trop vray, la plus belle couronne 
Na qu'un faux brillant dont lesclat Penvironne; 
Et cejuy dont le ciel pour un sceptre fait choix, 
Jtisques a ce qu'il le porte, en ignore le poids. 
Mille et mille douceurs y semblent attache'es, 
Qui ne sont qu'un amas d'ainertumefs] cachees *. 

Daß ander passage, so ich cittiren will auff diß sujet, ist von der 
coramedie von China 8 , wo Auguste sagt: 

Enfin tout ce qu'adore dans ma hautte fortune 
D'un courtisant flatteur la presence importune, 
N'est que de ces beaut£s dont Pesclat eblouit, 
Et qu'on cesse daimer, si tost qu'on en jouit. 
L'ambition desplait quand eile est assouvie, 
D'une contraire ardeur son ardeur est suivie ; 
Et comme nostre esprit, jusques a[u] dernier soupir, 
Tousjours vers quelque objet pousse quelque desir, 
II se ramene en eoy, n'ayant plus ou ce prendre, 
Et, monte* sur le faiste, il aspire a desendre, 
«Tay souhaite* Tempire, et j'y suis parvenu ; 
Mais, en le souhaittant, je ne Tay pas connu : 
Dans sä possession j'ay trouves pour tout charmes 
D'effroyables soucis, d'etternelles allarmes, 
Mille ennemis secrets, la mort a tout propos, 
Point de plaisir sans trouble, et jamais de respos '. 



1 Häraolius, tragödie von Pierre Corneille vom jabre 1647. 2 Die oben 

angeführte rede, womit Phocas, «empereur d'Orient», das genannte stück in der 

ersten scene des ersten actes eröffnet, lautet genauer so: 

« 
Crispe, il n'est que trop vrai, la plus belle couronne 

N'a que de faux brillants dont l'6olat l'environne; 

Et celui dont le ciel pour un soeptre fait choix, 

Jusqu'ä oe qu'il le porte, en ignore le poids. 

MiUe et mille douoeurs y semblent attaohges, 

Qui ne sont qu'un amas d'amertumes caoh6es. 
3 Cinna, ou la ol6menoe d'Auguste, tragödie von Pierre Corneille, aus dem jähre 
1639, act II, scene 1. 4 Elisabeth Charlotte hat diese stelle schon in dem 

briefe vom 10 November 1718 angeführt, vergl. band III, s. 433. 434. Der 
richtige text mit den von unserer heriogin weggelatienen anfangsseilen des satses 
ist folgender: 



224 

Daß ist woll eine wahre beschreibung vor ' denen , so regieren 
müßen ; daß habe ich all mein leben in prose gesehen ; aber wie 
ich kein poetin bin, bette ich es nicht in so schönnen vers setzen 
können, wie Corneille gethan; auch hatt mich die ambition mein 
leben nicht getrieben. Ich rede raodest von mich selber, liebe 
Louise , weillen ich mich selber ahm besten kene. Gatten raht 
geben wollen, da gehört nicht allein mehr vernunfft undt verstandt 
zu, alß ich leyder habe, sondern es gehört auch noch dazu wißen- 
schafft , die ich gantz undt gar nicht [besitze]. Der gntte willen' 
thut nichts dazu undt ich habe leyder nur zu viel erlebt in dießera 
landt, waß ignoranter weiber raht tibels stillten kan, werden 8 also 
mein leben nicht unterfangen, meinem söhn waß in seiner regeuce 
zu rahten, undt man kan mitt warheit versichern, daß mein raht 
nicht gefolgt wirdt , den ich gebe mein leben keinen *. Meint Ihr 
den, liebe Louise, daß ich mein leben weder psalmen noch luthe- 
risch lieder singe? Ich kan noch viel außwendig undt singe sie 
offt, finde es tröstlich 4 . Ich muß Euch doch verzehlen, waß mir 

einmahl mitt meinem singen begegnet ist vor mehr, alß 25 jähren. 

* 

Cet empire absolu sur la terre et sur l'onde, 

Ce pouvoir souverain que j'ai sur tout le monde, 

Cette grandeur sans bornes et cet illustre rang, , 

Qui m'a jadis ooüt6 tant de peine et de sang, 

Enfin tout oe qu'adore en ma haute fortune 

D'un courtisan flatteur la präsence importane, 

N'est que de oes beautäs dont l'6olat 6blouit, 

Et qu'on eesse d'aimer sitöt qu'on en jouit. 

L'ambition deplalt quand eile est assouvie, 

D'une oontraire ardeur son ardeur est suivie; 

Et oomme notre "esprit, jusqu'au dernier soupir, 

Toujours vers quelque objet pousse quelque desir, 

II se ramäne en soi, n'ayant plus oü se prendre, 

Et, mont6 sur le falte, il aspire ä descendre. 

J'ai souhaite* l'empire, et j'y suis parvenu; 

Mais, en le souhaitant, je ne Tai pas oonnu: 

Dans sa possession j'ai trouv6 pour tous oharmes 

D'effroyables soucis, d'6ternelles al armes, 

Mille ennemis seorets, la mort ä tous propos, 

Point de plaisir sans trouble, et jamais de repos. 
1 ?yon. 2 ? werde. 3 Vergl. band II, s. 706. 4 Vergi. nach- 

her den brief vom 12 Ootober und band I, s. 507, band II, 8. 712, band IH, 
s. 286. 



225 

Ich wnste nicht, daß monsieur Rousseau, so die Orangerie gemahlt 
hatt, reformirt wahr. Er wahr auff einem eschaffaut l oben; ich 
meinte , ich wehre gantz allein in der gallerie , [sang] gantz lautt 
den 6 psalm : «In deinen großen zorn , darin ich bin verlohren, 
ach, herr gott, straff mich nicht undt deinen grim der gleichen laß 
widerumb erweichen undt mich in dem nicht rieht !» Ich hatt kaum 
daß erste gesetz außgesungen, so höre ich in aller eyll jemandts 
vom eschafaut herunder lauffen undt mir zu fußen fahlen 2 ; es war 
Rousseau selber. Ich dachte, der man were närisch worden, sagte: 
«Bon dieu, monsieur Rousseau, qu'aves-vous 8 ?> Er sagte: «Est-il 
possible , madame , que vous [vous] resouvenies 4 encore de nos 
psaumes et [que vous] les chanties 6 ? Le bon dieu vous benisse 
et vous maintien[n]e dans ces bon[s] sentiements 6 !» hatte die thre- 
nen in den äugen. Etlich tag hernach ging er durch, weiß nicht, 
wo er hin ist. Aber wo er auch sein mag, wünsche ich ihm viel 
glück undt vergnügen ; er ist ein ex[c]ellenter mahler en fresq 7 , 
sehr estimirt. Ich habe nie erfahren können , wo er hin kommen 
ist 8 . Mir mißfeit die melodey von «Ich hab mein sach gott heim- 



1 lohafand, gerüste. 2 d. h. fallen. 3 qu'avez-vous. 4 souveniez. 
5 chantief. 6 sentiments. 7 ä fresqae. 8 Vergl. nachher die briefe 

Tom 24 Augast and 12 Ootober. G. E. Nagler, Neues allgemeines künstler- 
lezioon , dreizehnter band, München, 1843, s. 486 bemerkt über Rousseau 
folgendes: «Jacques Rousseau, landschaftsmaler und radierer, geb. zu Paris 
1630, bildete sich in Italien zum künstler, besonders durch einen längeren 
Aufenthalt in Rom, wo er mit H. Swanevelt innige freundschaft schloß und 
dessen Schwester heirathete. Er zeichnete viele monumente und Überreste des 
alten Rom und von dessen Umgebung und malte dieselben in öl , meistens mit 
sohöner landschaftlicher Umgebung. Diese bilder offenbaren ein genaues Studium 
Und eine ungewöhnliche kenntnis der Perspektive und es dürfte manches seiner 
"werke für Gaspard Poussin genommen worden sein. Im jähre 1660 begab sich 
Rousseau nach Paris,, wo er jetzt zahlreiche werke ausführte, welche die k. 
«chlösser, das berühmte hötel Lambert und andere reiche häuser zierten, aber 
in denselben gröstentheils zu gründe gegangen sind. Die Staffeleibilder , die 
sich von ihm finden, sind oft nur skizzen zu seinen größeren arbeiten , aber in 
allen theilen vollkommen ausgeführte gemälde selten zu finden. Im jähre 1662 
wurde Rousseau mitglied der akademie zu Paris und 1679 rath derselben; allein 
swei jähre darnach sah er sich von diesem institute ausgeschlossen , da ihm 
als Reformierten nach der aufhebung des ediktes von Nantes nioht mehr sitz 
und stimme gestattet wurde. Er muste sogar die im schlösse von Marly be- 
Elisabeth Charlotte 15 



226 

gesielt» ' gar nicht: [sie ist nicht] heßlieh, die wortte bringens mitt; 
den solten solche große moralliteteu in boureen * oder menuet ge- 
sungen [werden], daß lauttete ja nicht woll. Von den gräffinen von 
Zoettem höre noch sehe ich nichts mehr, weiß nicht, wo sie hin 
kommen sein; will mich deßwegen erkundigen undt es Euch, wo 
mir gott leben undt gosundtheit vcrleyet, bis donncrstag berichten. 
Daß Ihr sagt, daß Ihr auch nicht schein seydt , hirauff kan ich sa- 
gen, wie Jodelet sagt: *Si nous estions artissans de nous-mcsme[s], 
On ne verroit partout que des beautes extrem[es] 8 .» Die jüngste 
hatt nichts sonderliches, aber die älste ist es in allen stücken. Ich 
furcht [e], es wirdt endtlich fin sublim cwlt. milt der alstcn ihrem hirn- 
kasten werden; den man sieht [es] ihr schon ahn den äugen ahn, 
so greulich esgarirt * sein. Es sdndt wenig antiquen nieduillen, so 
ich nicht schon habe 8 ; den ich habe deren gar nahe bey neun- 
hundert; habe nur mitt 2(10 ahngefangen, so ich von madame 
Verlle ' gekauft, so sie dein damakligen heitzog von Savoyen 
Stollen. Ich schriebe es gleich ahn die jetzige königi 
daignen undt offrirte , sie dem könig wider zu schicken , aber di< 
kist war schon verstümjielt, hatte die meisten verkauft. Die köni- 
giu schriebe, sie were hertzlich fro, daß [ich] die wenige doch be> 
kommen bette, solte sie behalten. Ich habe sie gar wollfcill , nur 
nach dem gewicht, undt es wahren doch gar rare drunten'. Aber 
ist schon über 11 uhr, ich muß mich ähnlichen, in kirch gehen, 
hernach ahn taffcl; meine 3 enckelen werden kommen, mitt mir 
eßeu. Nach dem eßen werde ich außsclncibcn, liebe Louisse! 



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band IV, 


s. 3J5. 


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oder 


Verrue. 


VorgL 


oben 3 


132. 


7 Tdar- 






227 

Sontag umb 3 uhr nachmittags- undt ein viertel nachmittags, 
leb habe 3 vierteis ton dt nach dem eilen außgeruhot; den man 
sagt, es seye gar ungGsiimit, nach dein eßeii zu geschwifldt zu schrei- 
ben, umU man will, daß seydei'ilein icli alt geworden, daß ich nach 
der gesundtheit leben sollo. Aber ich bin so persuadirt, daß unßer 
stunden, liebe Louise, gezehlt sein, daß mau sie unmöglich über- 
gehen kan, daß man zwar alles folgen muß, waß die vermiutft ein- 
gibt zu unßeren conservalion, aber waß geschehen solle, geschieht 
doch '. Daß glaube [ich] vestiglirh, liebe Louise, undt d.irauff leb 
undt slerb ich, ohne kein wordt davon zu sagen; den die mauir 
bir ist. daß ein jeder glaubt, wall er will, aber kein wort davon 
sagt, liebe Louisse , undt daß ist leicht zu tbun. Aber da leütt 
man in kireh; nach dem salnt werde ich fortschreiten. Da komme 
ich auß der kireh. Ich bin Euch sehr verubligirt, liebe Louise, 
mir antjqnen medaillen zu suchen wollen. Aber, liebe Louisse, ich 
glaube nicht, daß in den 900 , so ich habe, die, so mir fehlen, 
leicht zu finden sein. Da kompt noch mein calesch, ich werde ei» 
tour tbun, frische Infft zu seböpffen. Es wirdt kurtz hergehen; den 
ich glaube, es wirdt baldt regnen, werde also meine promenaden 
kurtz machen undt sagen, wie ich tliat, wie ich noch ein kindt war: 
«Adieu! Ich nimb einen abtritt, baldt widerkomen.» 

Sontag, den + Augjusti], umb Vt anff 3 abendt. 
Ich hatt nur ein tour im gartten gethan , wolte gleich wider 
hernuff, umb zu schreiben; aber in dem mail * haben wir madanie 
de St Piere 8 mitt ihres sohns fraw gefunden; die hatten violons 
undt bautbois undt violons undt ein bal. Meine cnckelen haben 
den bal gern gesehen, hab also auß eomplaisancc vor meine enckel- 
len still halten maßen, daß halt midi so lang auffgelin.lt eii; den ich 
frag kein haar darnach , habe mein tag daß frantzosche dantzen 
nicht geliebt, weder selber zu dantzen oder dantzen zu sehen *. Aber 
ich dancke Euch gar sehr, liebe Louisse, umb wider auff Ewer lie- 
bes schreibeu zu kommen, so dancke ich Euch von hertzen. liebe 
Louisse, vor die offre, so Ihr mir thut, mir die antiu,uen medaillen 





zu suchen, so icli nicht habe; aber, Louisse, ich werde nichts kauften, 
noch nirgendts hur kommen laben, biß daß das gelt wieder in beßerer 
ordeniing sein wirdt. Die von Schonborn ' , so ich liir gesehen, 
wahren zwey brüder ; der illste war wie ein abbe gekleydt , v 
woll geschaffen, hatte aber kein hfibseh gesicht; der jüngste t 
wie ein cavallier gekleydt, liattfe] eine lange hübsche blonde peruque 
undt ein ..., hatten beyde verstand!., aber von gar differenten 
liumor. Der eiste war nicht tuelancoliscb, aber sehr serieux, 
jüngste war allezeit lustig undt lachte von hertzen , seüfftzte nur, 
wen er gedachte, daß er ein prister werden muste; daß stundt ihm 
gar nicht ahn. Ich glaube, daß dießer dick maß geworden sein; 
den so jung, alß er auch noch war, war er doch schon dick. 
wünsche ihnen beyden alles glück undt guts. Sollet Ihr sie zu 
sehen bekommen undt sie sich meiner noch erinern , so grast sie 
doch von meinetwegen! Sie warfen] große freunde von meiner 
gutten freündin , madame de Beuveron *, so ich nur alß Tlieobon ■ 
geheyß[en], weill sie so geheylien, wie sie noch unverheilraht nndt 
bofffreüllen von uußerer gutten königin s. war. Sie wahren g 
offt bey ihr, wie sie Euch werden verzehlen können, wen Ihr s 
sehen werdet. Nach unßer[e|s graffen von der Hnckchurg rechnung 
wirdt er gestern oder heütte auifs allerspätst zu Londen sein, 
wirdt baldt nach Hannover gehen. Der Pinnouter sawerbrunen solle 
dem könig in Englandt Oberauß woll bekommen. Aber wie kan 
man judiciren, ob ein sawerbranen woll bekompt, oder nicht, wen 
man den sauerbrunen in volkuiomeiier gesundtheit drinckt? Me- 
rianss* ku[p]fterstuek finde ich gar schön; mich deucht aber, daß 
seine landtscbafften ahm besten sein. Ich habe gar viel kupffer 
stück von seiner handt, alle heüßer von Flandern, von Teutschland! 
undt von Franckreicb, so er in kupffer gestochen halt, wie aach die 
gantze Scbweitz. Ich habe mehr, alß 9 bogen, von ihm; ich habe 

1 ScbBnborn. 2 Bouvron. 3 über mademoiielle de Theobon »ergl. 

band I, s. 10. 23. 4 Merlans. Die kunstlorfamilie Merian beginnt mit M»t- 
thüus Merian dem alleren, gab. j.u Basel \Wt, gest. zu Sobwalbaeb 1661. In 
die Aiftsiapfen de9 mtere traten die beiden sühtie Kaspar Merlan und Matthäus 
Merian der jüngere, geb. au Basel 1621. Des letzteren aohn war der bildnis- 
maler Jubann Matthäus Merian, gestorben 1716 in Frankfnrt als Main. Neben 
diesen männarn ist endlich noch tu nennen die malerin Maria ßibjlla Merian, 
verehlichie Ural', geb. in Frankfurt mm Main 1647, gest. m Ameterdam 1' 



229 

auch seine teü[t]sche Bibel 1 undt die 4 monarchien. Von seinem 
verniß * hatte ich nie gehört. Der fürstin von Ussingen schreiben 
hab ich gleich ahn madame Dangeau geschickt. Mein page hatte 
nicht weitt zu gehen, es ihr [zu] schicken; den sie logirt jetzt zu 
Meudon, so nur ein viertelstundt von hir ist. Die fürstin von Us- 
singen ist Euch doch eine ahngenehme geselschafft, bin deßwegen 
froh, daß sie zu Franckfort ist. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben 
völlig beantwortet; es ist aber zu spät, umb daß andere ahnzu- 
fangen; den ich habe noch ahn mein dochter zu schreiben, ehe ich 
schlaffen gehe, sage derowegen vor dießmahl nichts mehr, alß daß 
ich Euch von hertzen lieb habe undt allezeit behalten werde, liebe 
Louise! 

Elisabeth Charlotte. 



1146. 

St Clou den 8 Augusti 1720 (N. 16). 
Hertzallerliebe Louise, ich hoffe, heütte ein frisches schreiben 
von Euch zu bekommen, wolte gern drin finden, daß mein brieff 
vom 7, no 7, wider gefunden mag geworden sein. Unterdeßen will 
ich auff Ewer liebes schreiben vom 23 Julli , no 57 , andtwortten. 
Ach, liebe Louise, setzt Euch in keinen sorgen über die angsten 
undt verdruß, so ich hir außstehe! Daß ist mein täglich brodt; ist 
es nicht eine sach, so ist ein andere, aber gantz ohne verdruß hir 
im landt zu leben, daß ist durchauß ohnmöglich. Von monsieur 
Law si8teme werde ich weder böß, noch gutts sagen, es ist mir 
gantz undt gar unbegreiflich. Allein ich [sehe] doch, daß es meinem 
söhn so unerhört viel unruhe, mühe undt sorgen gibt; daß macht 
mich wünschen , daß es niehmalen were unterfangen worden. Es 
chagrinirt mich nicht allein , sondern es angstet mich auch recht ; 
den so interessirte leütte, wie die Frantzoßen sein, von monsieur 
le duc ahn zu rechnen biß auff den geringsten knecht, da ist keine 
Sicherheit bey; den, wen sie waß zu gewinen meinen, muß alles 
drauff gehen undt kein leben ist sicher dabey. Vor mir selber ist 
mir nicht angst, den da were kein vortheil dabey, noch gewinst; 
aber mein söhn stehet gewiß große gefahr auß. Wolte gott, ich 

* 

1 Vergl. band II. s. 469. 2 ?vernis, französisoh, firniß. 



230 

wert Blieb) in gefabr ! »ölte mich kein haar drumb bekümmern. 
Es ist noch viel gelt in Frankreich, aber auß boßheit spert es ein 
jedes ein undt will es nicht ins comers setzen, den sie trawen 
dem moasieur Laws nicht. Zum krieg hart uiemandts lust hir, 
aber woll zum luxe, so nie so hoch gestiegen, alti nun. Die zeit wirdt 
lehr[e]n, waß auß dießem allein wehreu 1 wirdt. Unterdeßen bringt 
man seine zeit recht langweillig undt betrübt zu. Waß golt über 
meinen sehn vorsehen hatt, muß erfühlt werden. Aber last unß 
von waß änderst reden, so aber doeh nicht viel lustiger ist, liebe 
Louisse, nebinblich von unßeru armen landtsleutten, die lleydel- 
bergerl Clnii'-Trier verspricht sehr, ihnen beizustehen 8 . Ich glaube, 
daß dießer churfürst gutte intention hatt , allein ich fürchte seine 
pf äffen. Der kleine sirratLirius (ir.Uicnbrück, so hir [ist], versichert, 
daß mau nicht dran gedacht liatt, daß schloß zu rassuren ', jedoch 
so hatt mir die printzes von Wallis versichert, daß es resolvirt ge- 
weßen. Ich habe gethan , waß bey mir stehet; gott wolle, ferner 
heystehen! Der churfürst maß abscheulich bestellen werden. Daß 
ist woll ein rechte pfafferey, sich so mühe zu machen umb der h.- 
geist-kirch ; aber, wie schon offt gesagt, wo pfaffon regieren, muß 
[es] alß alber undt überzwerg hergehen. Ein großer regirender herr 
hatt allezeit unrecht, wen er die friede nstraeta teil nicht nachkom- 
men will. Die armen Heidelberger jammern mich von gmndt der 
seelen. Ich habe Churpfaltz allezeit vor einen gültigen undt samfft- 
inuhtigen lierrn rühincu hören; daß scheindt nicht in seiner regie- 
rung. Aber wo man daß pfaffenge schmeiß regireu lest, kan es nie 
änderst hergehen. Ahn Churpfaltz habe ich noch in meinen letzten 
schreiben eine große affection vor mein vatterlaudt bezeugt, muß 
sehen, waß I. L. mir andtwurüen werden; nach dem werde ; 
meine audtwort wieder richten. Waß lustiges zu hören, bette ich 
hoch von niihteu, den ich bins gantz undt gar nicht. Ich würde 
mich recht glttckgeelig schätzen, wen ich sein könte, wie Ihr andern 
zu Franckfort uudt weder leydt, noch fretidea haben. Aber t 
gottes will, dem muß man sieb woll in alles ergeben. Ewere niopee 
ist zu grob schwanger, umb eine reiße zu wagen dürffen ; es were 
zu gefährlich, würde sich in lehensgefahr setzen. Wen ich betrachte, 



231 

wio gefährlich es ist, schwanger zu sein, kau ich nicht begreiffeil, 
wie so viel leülte in der weit sein können; den es nur eine art 
[gibt], in die weit zu kämmen unilt 100/m, zu sterben. Ihr babt 
woll große ursacb undt recht, liebe Louise, nicht nach Englandt zu 
reißen. Ihr würdet zwar keinen zanck mehr dort haben, nun Ewer 
gritlicher schwacher 1 nicht mehr vorhanden; aber man ist doch nie 
woll in der frembte undt beßer zu hauO undt in seinem vatterlandt, 
alß in der frembte. Zudem übers mehr* zu gehen, ist eine wüste 
sach, wen man betraebt, daß man so woll in Indien, alß in Eng- 
Iandt kommen kau a . Monsieurs, kernte so poßirlich verzehlen, daß 
er einmahl zu Düiikereken * spatzircu fahren weite auff der see bey 
einem gar scliönneti Wetter. Er setzte sich in der barque bey dem 
pillotte 6 , den f'aiuit er trawerig, fragte ihm, waß ihm fehle. Er 
andtwertte: -Eine frawerige erinerung. Es ist heulte just ein 
jähr, bey eben so einem seliüifnen weiter, alß wir nun haben, wolte 
ich meine fraw undt kinder spatüireu führen, es kam aber ein stürm, 
der führte unß geradt nach Indien, wo meine arme Fraw undt kin- 
der gestorben sein.» Wie Monsieur s. daß hörte, sagte er zum 
pilotle: «Raments moy au plus viste a bord!- Da segt Ihr, liebe 
.onise, wie artig es ist, auff der see zu Bein. Aber da sehe ich 
inadame la chanceliiere s in den ImlT fahren, muß gescliwiudt ahn 
mein toillelto. umb daß sie ihren labouret nimbt; nach dem eßen 
darff sie ihn nicht nehmen. Dießen abendt werde ich dießen brieff 
ausschreiben, nun aber meine ordinario pausse machen. Weilleu 
ich gestern erst umb halb 12 nach bett, bin ich heulte Spalter 
a aufgestanden. 

Donnerstag, den 8 Augjheti], umb halb 7 abendts. 
Waß man hir lc diable au coutretemps heist , daß ist mir 
etllte widerfahren. Wie ich mich gleich nach dem eßen wider 
bieher gesetzt, nmb zu schreiben, bracht man mir ein gantze handt 
-oll brieffe. Ich wolte ein par leßen, umb unterdeßen meine di- 
;estion zu machen; aber die marquise de ßethuue kam undt for- 
[erte eine audientz; daß halt anderthalb stundt gewehrt. Hernach 



1 d. b. aobwager. der 

: Vorgl. band II, a. 510. 

obancellBCe de Pontobartr 




2l<,2 



bin icli betten gangen, von dar in calesch , ein wenig frische lufft 
/n schupften, habe aber nur einen eintzigen lour gethan. Wie ich 
wieder kommen, habe icti die princes[se] Danvergne ' liir gefunden 
undt den graff von Saxaen', die haben mich noch eine ätundt auf- 
gehalten; ich hoffe doch, noch dießen abendt Ewera brieff außzn- 
schreiben, den dieße leutte werden ja nicht ewig hir bleiben andt 
einmahl wieder nach Paris. Da gehen sie, golt lob, weg. Ebe ich 
wider auit daß andtwortten komme, muß ich Euch sagen, daß ich 
ein auRcnblick, ehe ich ins gebett gangen, Ewer liebes schreiben 
vom 27 Julli, no 58, entpfangen; daß werde ich aber heütte r 
beantworten , wie ich Euch schon beütte morgen gesagt, liehe 
Louisse! leb komme wider, wo ich beQtto morgen geblieben war. 
Ich bin recht fro, daß Ihr kein lust habt, nach Englaudt zu ge 
Last Ewere kinder, wen die grulliu vnn Ik'^'iifelt die wochen wirdt 
außgehalten haben, hübsch zu Euch kommen! Ihr habt ihnen 2 
visaitten [gemacht,], also ist es nicht zu viel, daß sie Euch wider 
eine geben. Wie icli von dem unordentlichen englischen leben höre, 
würde es mir auch gar niclit ahiiBteheu. Die well kompt mir eben 
vor alß wie daß balot , so man einmahl m Heydelberg gedantzt, 
von der verkehrten weit; den sie ist in allen ortten undt enden, 
alß wen sie verkehrt wehre, alles gebt (Hierzwerg. Geltsachen 
seindt jetzt ohne ende. Monsieur LeFevre moiute, in dießerwoch wider 
nach Euglandt zu geben können, muß aber doch noch bleiben, 
enderung undt erhöbung deß gelts ist schuldig dran. Ewere niepee 
thut gar woll, mitt ihrem seh wehren leib nicht zu reißen. Nichts 
in der weit ist gefährlicher , alll in dem standt zu reißen. Bey 
einer hebamme zu sein, so man kendt, ist auch eine billige sache, 
die ich noll begreiffen kan. Die La Bare kene ich gar woll , ist 



1 d'Auvcrgne. Sie war mit 
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233 

vergangen jähr hir geweßen zu St Clou, bekamme hernach ein hitzig 
fieber, so sie gantz von sinnen gebracht hatt; bin froh, daß die 
arme fraw wider gesandt ist. Sie hatt einen Teütschen in ihrem 
hauß, der in meinem stall gedint hatt. Es ist mir leydt, daß er 
nicht mitt madame La Barre nach Franckfort ist ; den er hette 
Euch viel von St Clou verzehlen können. Madame La Barre ist noch 
nicht wider hir; sie ist in der that eine Straßburgerin , man hört 
es auch woll ahn ihrem reden. Ich weiß nichts änderst von ihr, 
alß daß sie eine gutte fraw ist. Sie bettelt ihr leben nicht, hatt 
mehr bar gelt, alß ich ; ihr man ist, glaube ich, ein banquier. Hie- 
mitt ist Ewer liebes schreiben vom 23 Julli, no 57, gar exact be- 
antwortet. Ich komme auff daß vom 9 Julli , no 53. Es freuet 
mich, daß Ihr so woll mitt meinem schreiben von no 5 zufrieden 
seydt. Ich schreibe allezeit, wie ich gedencke. Ich erinere mich, 
daß in dießer jahrzeit zu unßer zeit allezeit krancken zu Manheim 
wahren. Es ist woll schimbfflich , daß Churpfaltz Euch nicht be- 
zahlt ; den die sum ist ja gar nicht starck undt die sach undisput- 
tirlich. Wen daß wetter zu Franckforth ist, wie hir, werdt Ihr 
in dießer wochen keine zu heiße hundtstagen haben. Morgendts 
undt abendts ist es wie im October. Es donnert hir offt, aber es 
schlegt selten ein , den es regnet gleich mitt dem donnerwetter. 
Meine handt wirdt mir müde , muß doch noch sagen , daß die kö- 
nigin von Preussen mir hatt durch den jungen Rottenburg schrei- 
ben laßen , daß sie ins kindtbett ist mitt ein[e]r printzessin. Sie 
haben mir l printzen, alß printzessinen, von nöhten. Adieu, hertz- 
liebe Louisse ! Ich gehe nach bett, wünsche Euch eine gutte nacht, 
liebe Louisse, undt versichere Euch, daß ich Euch von hertzen lieb 
behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1147. 
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 10 August 1720 (N. 17). 

% 

Hertzallerliebe Louise, ich schreibe Euch heütte; den morgen 

* 
1 ?mehr. 






sc 
di 



werde ich es ohnmöglich thun können, weillen ich nach Paris werde undl 
noch vorher ahn meine doch t er schreiben maß. Ich bin in rechten 
sorgen iii rendt wegen ; den sie hau ein groß gesebwer unter dem 
rechten arm. (iolt gelte, daß es woll ablaufen mag! Aber ich 
habe so ein abseheüllig exempel liir ahn der königin hirin erlebt, 
daii mir jetzt recht hang wirdt, wen jemandts, vor wem ich mich 
intcressirc, ein geschwer unter den armen hat!. Ich will aber autf 
Ewer liebes schreiben vom 27 Jnlli, no 58, andtwortten, so ich 
vergangen donnerstag entp fangen hatte. Ich hatte gehofft, zu er- 
fahren, daß mein brieff von 7 Julli, uo 7, doch endtlich alinkom- 
meti ; kau nicht begreiffen , wie der brieff hatt verlohreu gehen 
können. Mich deucht, vorm jähr hatt man mir au[c]h einen ver- 
lohren; es wahr aber die ursach , daß Ihr, liebe Louisse, damaklcn 
in Schlangen baadt wahret. Von meinem gehabten schrecken will 
ich nichts mehr sagen; es graust mir zu sehr noch, dran zu ge- 
dencken. Schweygen kau ich' woll, man sieht« mir aber woll in dem 
gesiebt ahn, wen mir etwaß fehlt, wen ich erschrocken oder grit- 
lich bin. Daß weinen habe ich gantz abgeweint 1 , kiin weder wei- 
nen, noch recht von bertzen mehr lachen. Alles ist, gottlob, zimb- 
lich still. Gott gebe, daß es so bleiben mag! Aber die warheit 
zu gestehen, so traw ich dießera ' stille kein haar; den ich bin 
nicht von den leimen, die sieh Selbsten Hattiren können. Schwey- 
gen undt leyden lernt man meisterlich in dießem lamlt, meritire 
also nicht, drüber gelobt zu werden. Es ist mir leydt, da ich 
Euch keine fr ende machen kau, daß ich Ellch thronen kosten muß, 
liebe Louisse! 

Gestern konte ich ohmnöglieh (ließen brieff außsehreiben ; den 
der herr Penterrilter' undt englischer auibassadeur* kamen her mitt 
monsieur Schaub, blieben biü nahe bey neun uhr undt nach 9 
treibt mich monsieur Teray, aufzuhören undt nach bett zu geben. 
Nun muß ich mich erschrecklich cyllen; den ich habe mich ein we- 
nig versehlaffen , bin erst umb 6 wacker worden undt habe mein 
morgen dlsgebett verriebt; nun ist es eben 7 uhr, den ich höre es 
schlagen. Es heist, wie die HotzenheQssem alß singt: «Tunielt * 
dich, mein Frentzel !» Von den hießigeu lamantationen will 



nichts mehr sagen, daß ist. zu betrübt. Es ist war, liebe Louise, 
es ist wabr, daß iuli bey den pcuple ziniblich beliebt bin, weiß aber 
niebt, warurab, tlme ihnen weder guts noch büß. Aber anff peuple- 
lieb ist nicht zu bauen , daß ist eine gar zu unbeständige sache. 
leb muß gestehen , daß mir inonsieur Laws sisteme nie gefahlen 
undt ieb allezeit gewünscht, daß mein solin es nicht folgen [möchte]; 
habe nie nichts drineu begreiffeu können. Daß man daß golt ab- 
geschafft, hart mich choqnirt undt ist mir betrügerisch vorkommen, 
wen icli die war bei t sagen solle. Aber, wie schon gesagt, ich ver- 
stehe es nicht, muß also davon schweygeu undt die davon reden 
laßen, so es verstehen. Bin woll Ewerer ineinung, daß alles von 
höherer zulaßung kompt, müßen also gedult haben undt den all- 
mächtigen nur bitten, unß beizustehen; wir liabens hir iioch von 
nöhteu. Unßer lierrgott halt nicht gewolt, daß unßer linie in der 
Pfaltz regieren solte, weillen er von ' 8 erwachsene heim, so mein 
groß fraw matter, die kouigiu in Böhmen, gehabt, alle ohne erben 
gestorben, ja mein bruder selbst keine kinder bekommen. Reflec- 
tionen machen trawerig. So lang die weit stehen wirdt , werden 
Sünden sein, wie man klar in der iieyligon schlifft sieht. Daß Man- 
heim oder Friderichsborg gebauet wirdt, ist mir lieb; aber ich 
woltc doch, daß Heyelbei'g nicht verlaßen würde. Die steine von 
dem dicken thurn können woll dinen; aber die cantzelley ahn dein 
burckweg war nicht viel besuuders , bin doch nie drinen geweßeu. 
i thut woll, den kleinen prinlaen zu Hcydelbcrg zu erziehen; 
i!en da ist die lufft exelleut undt daß waßer auch. Es ist die mode 
nun, daß sich die matter nicht uirib die kinder bekümern; doch 
halt die printzes von Sultzbach eine gutte entscbuldigung, hatt sich 
unr schon zu offt blessirt, kan sich nur nicht " zu woll Bekennen. Den 
weg von Schwetzingen nach Manheim wolte ich noch woll finden; 
man threhet auff die lincke, hatt lengst der baeh undt fahrt zu der 
Ludwigssee hin , von dar zwischen dem waltgen undt, brück von 
Neckerraw ■ hin uudt kompt in der Mitnheimer ebene zwischen dem 
Heydelberger thor undt dem Rhein *, Etlickinahl fuhren wir auch 
bey Eicbelsbcim vorbey, umb durch daß RheintlLor in Friderichs- 
burg zu komen. Der kleine printz hatt vielleicht die rilkitz, daß 

1 ? weil tdd. 2 7 äiuh nicht. 1 sich nun niaht. 3 Neokarau. 4 Vergl. 
band III , b. 412. 4fl3, band IV, s. 312. 




nach 
nur, 



or so schwach aiiff den beinen ist. Würde die alte madamc Cli- 
nignet noch zu Maiiheim sein, würde ihm haldt geheißen werden; 
aber nun wirdt er lang mitt au thun haben. Ich kan nicht glauben, 
daß unliere pr[incesse] von Modene ihr leben wirdt glücklich wer- 
den können; sie liatt gar zu einen wunderlichen hirnkasten; vatter 
undt motter haben sie verdorben undt gantz verzogen; man batt 
ihr nie zugesprochen, wie man thun solte '. Da schlegt es 8, es ist 
zeit, daß ich ahn mein doch t er schreibe undt vor dießmahl nichts 
mehr sage, alß daß ich Euch, liebe Louisse, in welchem standt ich 
auch sein mag, von hertzen lieb behalte, so lang ich leben werde. 
Elisabeth Charlotte. 



St Clou den 15 Augunti 1720, umb 10 ubr nachmittags (N. 18). 
Hertzallerliebe Louisse, Ja komme ich auß der capel undt bin 
zum h. abendtmahl gangen. Jdz[t] will ich Euch enlreteniren undt 
auff Ewer liebes schreiben vom Ml) Julli, uo 69, andtwortten , so 
ich vergangen goutag entpfangen, alß ich eben ins Palais-lloyal kam; 
nur noch vorher sagen, daß mir madame La Barre gestern Ewern 
lieben hrieff von 22 Julli geschickt hatt. Die arme fraw hatt ab- 
scheuliche hitzige Heber gehabt, so sie ahn ketten gelegt. Ist 
woll ein groß glück, daß sie wider zu ihrem verstand! undt sinen 
kommen ist, Ihr werdet schon auli meinem letztem schreiheu er- 
sehen haben, daß ich die madamc de la Bare lengst kenne; sie ist 
in der that eine gutte fraw. Ich tiude gar nicht übel, liebe Louise, 
daß Ihr mir durch sie geschrieben habt; contrario ich bin allezeit 
froh, wen ich brieff von Euch entpfangen. Daß ist alles, waß ich 
auff den durch madame de la Bare sagen kan. Ich komme jetzt 
auff daß von 30 Julli, no 59. Ich kan nicht begreiffeu, wo meine 
hrieff hinkommen müßen; de» ich schicke sie alle smitags undt don- 
n[e]rstags auff die post, kan also nicht begreiffen, wie etliche ahn- 
kommen undt die andern nicht. Waß man gesagt, daß der könig 
nach Versaillen mitt dem gantzen hoff würde, dieße zeittung kompt 
nur, weillcn man Versaillen meublirt hatt; aher daß tbnt man alle 



Vergl. den brinf vo 
8 und 28 August. 



i nachher diu brlef« 




237 

jähr wegen der meublen; der künig wirdt gewiß nicht hin , mau 
denckt nicht dran. Nun ich liir ganta eingerüsi bin, frag ich auch 
nichts darnoclj, Versaille würJte midi ?.a trawerig machen, so ein 
gantz ander leben dort zu sehen, alß ich gewohnt geweßen; würde 
auch gar zu andt nach unßerm künig thun '. Wen ich unßern 
jungen Uiinig in der großen kutsch sehe, wo ich eo manch mahl 
mitt unßerm könig auf! die jagt gefahr[e]n und! alle reißen so lustig 
gcthan, kan ich es nicht ohne thronen sehen, will geschweygen den 
daß arme Versaillen, Alles ist, gott seye danck, gar still zu Paris 
jetsundt, seyder daß parle ment fort ist, die' alles gegen meinem 
söhn aufgewickelt halte; drumb liatt er sie nach Poutoise geschickt ". 
Da entpfange in diellem augenblkk Iv.vpr liebes seln-tnbon vom 3teti 
dießes monts, no 60, undt selie darauß, daß Ihr zwey von meineu 
schreiben cntpfangen habt, werde also weytter nichts von der pc-st 
sagen. Ewer letztes liebes schreiben werde ich vor sontag sparen, 
wo mir gott leben uudt gesundtheit verleyet, nun aber nur auf! 
daß fortfahren, so ich ahngefangen, alß Ewer sehreiben abnkommen. 
Ich habe dießen briet! schon mehr, alß 10 mahl, intorompirt; ueütte 
morgen hatte ich ihn ahngefangen , habe ein gutt werek zu thun 
gehabt, nelmiblich die fraw von Uolzenhaußen mitt ihrer jüngsten 



1 and thnn naob, tohnsuclit erregen nach. Vergl. Sobmeller, Dayerisohea 
Wörterbuch I, a. 73. 74. 2 tdae. 3 Journal du marquis de Daiigoau XVIII, 
s. 323. 329 nntcr aonntag , 2B Juli 1720: <Le parlement enrogistra hier ä 
Pontoise Ja döclaration da rui portant tranalntion du parlement da Paria en la 
viUo de Pontoise, dunnee ü Paris, le 21 juillti : «RegiitrS, ouV, ■ -.■ requerant, 
le procurour gSnSrnl du roi pour. oantlanar p»r 1« oour sos fonclinns ordfoairM, 
et '■Ire ranJu na rui le Borviou aceoutuine l.ol qu'il a ete 1 rondu jusqu'ä [irfaent, 
aiBO la ineme attemion et le ineme utlncbeüient pour lo bien de l'Etat et da 



. . :■ 



i'elle 



ao* prcMSueaseu 
juaqu'a ee Jet 



nsi'(|nciit.'i de la pre- 



et poar iedit seigneur rui depui« ton avCnoment : 

dont eile ne se d£j>nriira jttaiaia ; et Sera ledit 

snppiiS de faire attention ä tous loa inconvenionts 

=ente dMaration, et de reoevoir le prfseoi enregi 

yreuvo de sa prufuude -ouuiissiiin ; et semnt eopiea aollaliunn.'e^ da la pri'nonie 

iiolaration, eoietnble du prtseut enregielrenent, envoyeea aui bailliages et s«ne- 

cl.auu^e« du te'sorl, puar j Mre !ues, publikes Bt enregiatreesj enjoiot aus auh- 

Jana uo ujuis, juiraot I .nr.-r I.. ae juut. A I'ontoiae, en parlement y aSunt, k 
27 jnillet 17*0. Sign*: Oilbert.. 



dochter zn vergleichen , die sich wider ihren willen mitt e 
frantzoschen edelman, so La Paleterie ' lieist, verglichen * hart auß 
befehl ihres beiebtvatters. Die arme liexs, die Louisse, hatt mich 
recht gejammert; den es war ihr so bang vor ihrer matter, daß sie 
gezittert lialt wie ein espenlaub, undt hatt ao bitterlich geweint, 
daß ich beim linar mitt ihr geweint hette. Aber sie seindt, gott 
lob, wider verglichen". Heruacher bin ich ahn tiiffel , nach dem 
eßen habe ich meine brieffe geleßen, bin hernach in die kirch, dali 
hatt biß 5 gewehrt. Da bin ich in calesch , den es ist zwey tag, 
daß ich nicht außgangen bin. Vorgestern war mein großer schreib- 
tag undt gestern muste ich in kirch undt zur beiebt , konte also 

nicht tliat. nur ein ionr zu fuß in die Orangerie, hatt : 

wegen daß donnerwetter, so in der lufft, ein solch erschrecklich 
wehe in den scbenckelen, daß ich nicht recht gehen kau, habe also 
die frische lufft nehmen wollen. Der regen aber hatt mi[e]h auß 
dem garlteri gejagt undt mein encke! , den duc de Chartre[s] , anfl 
dem mail. Wie ich herre[i]n, habe ich madame la dueuesse de Vü- 
lar[s] milt ihrem man hir gefunden , hab hernach einen brieff von 
unßer großhertzogin bekommen; daß liabe ich gleich beantwortten 
mOßen. In der zeit ist mein söhn kommen, der hatt mich anffge- 
halten, biß daß es sciiir nacht wooleu, habe aiso nicht eher, alß nach 
8 ulir, wider zum schreiben gelangen können. Nun will ich fortfahren. 
Die Parisser leüte seindt die besten Ir tute von der weit; wen daß parle- 
ment sie nicht ;uitfgewii.'keli hette, betten sie sich ihr leben nicht ent- 
pört. Ach, [die] armen leütte haben mich recht touchirt; den Sie haben 
nur gegen monsiour Laws undt nicht gegen meinen solm geschrieben, 
undt wie ich in der statt durch den pöpei fuhr, gaben sie mir laut- 
ter benedictioneu *, haben mich so touchiit, daß icli sciiir geweifll 
bette. Es ist kein wunder, daß man mein sohu nicht so sehr , alü 
mi[e]b, liebt; daß tbun seine feinde, so ihn vor einen gottloßeu men- 
schen außschrejon undt vor einen bößen man *, da er doch i 



Peigoot , 



1 De la Psilleterie. 2 'vorbei 


athat. 3 Vergl. 


vom 7 September. 4 Vergl. den br 


f vuoj 18 Juli, oben 


die briefe vom 28 November und 2G De 


ember. ü (1. Bi 


202, nnmerk. 2: <Il v anruit du nur 


cax tMrait 1 faire i 


le Begent est te snjet; parmi beauooBp 


te fauasetes et. d'eia 


renferment que ,trop de verites. On 


rotive dana le .Pre 


la, maison d'Qrleans , par un membre 


de IT/di veralte« ((4. 



239 

der that der beste mensch von der weit ist undt nur gar zu gutt. 
Waß ich auch von monsieur Laws sisteme habe rühmen hören, so 
habe ich es nicht allein nicht verstanden, sondern auch allezeit fest 
geglaubt, daß es kein gutt endt nehmen könte. Ich kan kein blat 
vors maul nehmen; ich habe es meinem söhn blatt h er au ß gesagt ; 
aber er sagt , ich judicire übel davon , weillen ich nicht begreiffen 
könte, hatt es -mir außlegen [wollen], aber je mehr man mir davon 
spricht, je weniger kan ich es begreiffen. Daß man einem auff den 
Blocksberg wünscht, ist ein alt teütsch sprichwordt *; ich habe aber 
nie gewust, wo der Blocksberg eygendt[lich] ist 2 . Ich bin aber die 
Sachen so müde , daß ich von waß änderst reden will. Weniger 
unruhe kan mir woll kommen, wen es gottes will were, aber freü- 
den , liebe Louise , die können mir nicht kommen ; dancke Euch 
doch, mir solches zu wünschen. Ich habe hir kein wordt davon ge- 
hört, daß ein frantzöscher envoyes in die Pfältz geschickt worden, 

glaube es also nicht, will es doch meinen söhn morgen fragen. In 

* 

dießer jahrszeit undt wen es zum herbst geht , gibt es ordinarie 
kranckheit ; ich aber habe dieße lufft nie seh lim gefunden , bin 
mein leben nicht krank dort geweßen. I. G. s. der churfürst hatt 
Manheim woll hertzlich lieb ^gehabt, mein bruder s. aber hatt Hey- 
delberg lieber. Ich scheue die hitze nicht, ^drumb war ich gern zu 
Manheim. Es were mir leydt, wen daß schloß -zu Manheim nicht, 
außgebaut [würde]. Wir seindt ja gar offt im sommer dort ge- 
weßen. Ach, mein gott, ich weiß nur zu woll, waß I. G. s. umbs 
leben gebracht hatt , darff es aber nicht sagen 8 . Man weiß woll, 



1830, p. 38 — 68), une notice sur dix-sept ouvrages divers de ee genre; les 
€ Philippiques» de La Grange-Chancel , l'«Histoire du prince Papyrius» , les 
«Aventures de Pomponius» , y sont indiquäes avec quelque detail. On peut y 
joindre: La «Chronique de don Philippe d'Aureiie», manusorit indiqu6 an ca- 
talogue de la bibliotheque de M. L6ber , n° 5811. «Mahmoud le Gasv6nide, 
histoire Orientale» (par Melon), Rotterdam, 1729, in-8°. C'est une histoire alI6- 
goriqoe de la Rggence. » 

1 Vergl. den brief vom 11 Juli, oben s. 191. 2 Der Brocken, Brooks 

oder Blocksberg, die höchste spitze des Harzes, gilt bekanntlich in Norddeutsch- 
land als haupt Versammlungsort der heohsen. Vergl. Jacob Grimm , Deutsche 
mythologie. Zweite ausgäbe. II. Göttingen, 1844. s. 1004. 3 Kurfürst 

Karl Ludwig starb an einem hitzigen lieber, 63 jähre alt, 28 August 1680. 
Vergl. Ludwig Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz. II. Heidelberg 1845. 
s. 686. 687. 






waß meinen armen bruder umbs leben gebracht liatt, daß hatt der 
verfluchte Langhaus ' uudt Winkler * gethan a ; sie liabens dem 
herlzog von Neiiburg selber gestanden. Der hatt sie ( welches man 
ihm zum ewigen lob nachsagen muß) gleich in verhaßt i 
laßen*. Gott wolle Euch, liebe Louise, noch viel fretlde nndt Irost 
ahn den glitten Pfältzern erleben latienl Gott mag wißen, wo mein 
schreiben no 7 vom 7 Julli mag hinkommen sein. Ich hoffe, daß es 
sich doch endtlich finden wirdt. Der czaar hatt bey mir anii^ckodit ä , 
seyder er seinen einUigen söhn nmbs leben gebracht*; vorher kraulte 
ich ihn recht woll leyden \ Unsere s. chiirfltrslin hatt mir so viel 
guts von dießem herrn geschrieben, daß ich gantz seiue partissanin 

1 hofprediger und kirohenrith Langhanns. Vergl. Über ihn üiusser a. ». 
■ . 697. 703. 704. Langhanns , 'der allgewaltige minister, dieser pflUiiKof 
Struensee. starb «u Basel im jähre 1891, Haehdem er durch einen gerichtlich«! 
tpruch vom 1 Meri iöS6. unter einaiebung seines Vermögens aller 
den entaetit , an den pranger gestellt und m swaasigjnhrigcr lachtbansetrufe 
verurtheilt worden. Seine hilft hatte Übrigens nur bis zum Jahn 
dauert, in welchem ihn der frnoifc-i.se he krieg befreite. Vergl. Hüus: 
1. TAI. Über den seh mähliche n process, dem er and Winkler, d> 
nur aus dem lande verwiesen ward, mm Opfer Selen, vergleiche m 
B. a. o. ä. 761 Dil 761. 3 Dr Winkler war der leibarit des kurftl 
Vergl. BBusaer a. a. o. j. J04. 3 Earfllrit Karl, gab. 31 Mar* I 

an der ansiehrung 16 Mai 1885. Vergl. Iluueser a. a, ... s. 709 
soheint nicht, dali die andeutungon unserer henogin über ihres vaters und ihrei 
bruders tod in der Pfui* verbreitet gewesen. Hbusser bebt a. 784, anmerkung 73 
auedrUoklicb hervor , dal! es kaam der Widerlegung bedürfe , wenn Elisabeth 
Charlotte sage, Langhaens habe den kurfUrsteu Karl aus dem wego geräumt, 
wahrend ihm alleB daran liegen muste, daü dercelbe so lang als möglich lebte. 
Dieselbe beachuldigung gegen Langbannü und Winkler bat übrigens Elisabeth 
Charlotte sohon früher ausgesprochen ; man vergleiobe band II, ». 98. Übe 
die beiden mBnner Bebe man auoh band III, >. 138. 426. 427. 4 Im g 
satee hierin berichtet HSusaer a. a. n. s. 762: -Kurfürst Philipp Wilhelm 
konnte keinen grund lur klage [gegen Langhannsj haben; denn ar 
am lfl Mai 168i, also gleich nach des kurfllraten Karl tod, in sehr gnädigen 
ausdrucken sein wohlwollen versichert, ihn «als einen rechtacb äffen on , in 
dieaer von dem kurbnus Pfali und als aufrichtigen deutschen Patrioten» 
erkannt; ja noch am fl Juni hatte er ibm geschrieben: daß er ihm mit kur- 
fürstlicher gnade und allem guten Joderzeit woblgewogen verbleiben werde. 
Man siebt, unserer henogin waren aus der helmat unrichtige enbhlungon iu- 
gekommen. 5 Diese redensait hat Elisabeth Cbarlutie auoh in dem I. riefe 

vom 4 Februar gebraucht. VergL oben i. 40. S Vergl. band III, s. 34*. 

363. 364. 7 Vergl. band III, i. 70 bis 72. 



241 

wahr. Verstandt hatt er undt hohe gedancken , daß ist gewiß. 
Mich deucht, der keyßer fragt nicht viel nach ihm. Ich weiß gar 
woll, daß unßer graff von Hannaw nicht todt; er hatt hir etwaß 
gethan, so weder schön, noch löblich ist. Er kompt her, lehnt bey 
der fraw von Ratsamshaussen 200 louisdor, so sie eben von ihren 
pentionen 1 entpfangen , verspricht ihr hoch nndt [theuer] , ihr es 
gleich wider zu geben laßen in selben especen; aber er wahrt 6 
jähr, daß sie nichts von ihm hört. Diß jähr schickt er die bezah- 
lung in alten verschlißenen billiet de monoye; daß ist wüst gehan- 
delt in meinem sin undt ein undanckbar stück, ich kans nicht rüh- 
men 2 . Hiemitt ist Ewer liebes schreiben doch völlig beantwortet. 
Es bleibt mir nichts überig , alßo kan ich nichts mehr sagen , alß 
das ich Euch, liebe Louisse, eine gutte nacht wünsche undt von 
hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1149. 

St Clou den 18 Augusti 1720 (N. 19). 
Hertzallerliebe Louise, heütte hoffe ich, ob gott will, auff Ewer 
liebes schreiben vom 3 Augusti, no 60, exact zu antwortten; den 
es schlegt eben 7 uhr. Ich kan nicht begreiffen, warumb man Euch 
alß zwey von meinen schreiben auff einmahl gibt; aber alle posten 
gehen überall bitter übel. Weillen ich aber hirin nichts endern, 
noch verbeßern kan, will ich nur noch auff dießen text sagen, daß 
ich hir nach meinem brieff vom 7 hab nachfragen laßen; sie haben 
mir versichern laßen, daß er gar gewiß weggeschickt ist worden 
undt daß er auff der teütschen post müße verlohren worden sein. 
Ich kan leicht gedencken, daß , nachdem Euch meine vorige brieff 
erschreckt, daß Ihr dieße letzte gar geschwindt werdt auffgemacht 
haben. Bißher*ist es noch stille, so lang es wehren wirdt; aber 
monsieur Laws darff nicht auß dem hauß 8 . Die weiber de la Halle 
haben kleine buben zu spionen umb sein hauß gestelt, zu erfahren, 

wen er auß dem hauß gehen wirdt. Daß bedeüt nichts guts vor 

♦ 

l ? pensionen. 2 Vergl. den folgenden brief und den brief vom 7 Sep- 
tember. 3 Schon unter samßtag, 3 August 1720, sehreibt Dangeau, Journal 
XVIII, s. 332: «M. le due d'Orleans a donn6 un logement dans le Palais- 
Royal ä M. Law.» 

Elisabeth Charlotte 16 



242 

ihm undt fürchte sehr, daß wider baldt ein neuer aufttandt undt 
allarm kommen wirdt. Gott bewahr meinen söhn! Man kan ohn- 
möglich hir ruhig leben , welches mir doch jetzt in meinem hohen 
alter sehr nöhtig were. Aber waß will man thun? Gott, der all- 
mächtige, ist herr undt meister; alles muß nach seinem h. schloß 
gehen, undt wen er will, daß man leyden solle, muß man leydea 
undt sich, so viel möglich ist, in seinen h. willen mitt gedult er- 
geben. Daß es nicht war ist , daß man den könig gedenckt nach 
Versaille zu führen, habe ich Euch schon bericht. Daß parlement 
hatt zu Paris mitt insolentz abgeschlagen, deß königs esdicts, so m 
doch zu Pontoisse enregistrirt haben, ahnzunehmen. Ob der printa 
de Conti auß haß vor Laws, [welchen er], weillen er ihn nicht so 
viel alß seinen seh wager undt vettern, den monsieur le duc, hatt 
gewinen machen, sehr hast undt sehr deßwegen tripottirt 1 , auch 
madame du Maine, seine tante, wider in seine intrignen stecken 
wollen , so ist es doch nicht so grob hergangen , daß man ihn in 
arest genohmen, er ist au ff freyen fuß geblieben. Unter unß ge- 
rett, der printz de Conti ist ein närgen' mitt viel verstandt, eben 
wie seine fraw mutter. Seine gemahlin, die gar ein lustige, possir- 
liche printzes ist , ließ mir vergangen . . . sagen , sie bätte mich, 
doch zu glauben, daß sie in keine intrigue stecke. Ich andtworttete, 
daß ich sie vor zu verständig hüte , sich in alle naredeynng von 
den narren, so sie umbringt, zu folgen. Ich weiß nicht, wie sie es 
außstehen kan ; ich müste mich zu todt bekümern , wen ich mein 
leben mitt so einem närischen man undt schwigermutter mein leben 
zubringen müste, undt sie macht sich ein divertissement davon, alß 
wens ihr gar nicht ahnginge , lacht über alles. Ich halte es vor 
eine gnade gottes; den ein anders ahn ihrem platz müste verzweyff- 
len. Der printz de Conti hatt nie gedacht, den könig majeur zu 
machen. Ich habe mein leben keinen Englander oder Schottlander 
so poltron a undt forchtsam gesehen , alß Laws isÄ* Der reich tarn 
macht furchtsam; man quittirt nicht gern sein haab undt gntt. Ich 
glaube , daß er etlicli stundten hatt , wo er sich selber in die Sou- 
ciane 4 oder Missisipi wünscht. Vor Ewere gutte wünsche vor mei- 
nen söhn undt mich dancke ich Euch sehr. Mein söhn hatt auch 



l tripoter, Verwirrung anstellen, ranke schmieden. 2 d. h. narrohen. 

Vergl. band IV, s. 327. 328. 3 poltron, verzagt, feig. 4 ? Louisiana. 



243 

bey deß königs zeitten schon viel feinde hir gehabt; alle, die von 
deß königs in Spanien parthie sein undt ihn gern hir betten, seindt 
meines sohns ertzfeindt, undt daß seindt alle, die von dem alten 
hoff undt der Maintenon ihre creaturen geweßen seindt 1 , undt wie 
in alten liedt gestanden , so in den hollandischen gazetten war, 
alle die heros de Maintenon seindt meines sohns feindt. Also thut 
Laws nichts zu meines sohns feindt vom hoff, aber woll im parle- 
ment undt bey dem pöpell. Weit davon, übel zu nehmen, daß Ihr 
von dießer [sache] sprecht, liebe Louise! Ich bin Euch sehr ver- 
obligirt, so viel part drinen zu nehmen. Man muß nicht gedencken, 
daß in dem standt , wo mein söhn nun ist , daß er ruhig undt in 
zufridenheit leben kan, noch ich. Die großhertzogin wirdt nur gar 
zu wahr sagen. Unter unß gerett, mein enckel 2 jst bludtsübel er- 
zogen, vatter undt mutter haben sie verdorben undt ihr ohne daß 
gar dollen kopff allen freyen willen gelaßen. Ich habe ihnen gar offt 
gesagt, daß diß zu nichts dinnen könne, alß ihr dochter, wo sie 
auch hinkommen mag, sehr unglücklich zu machen; fürchte, daß 
ich nur gar zu woll werde geprophezeyet haben , den ich habe 
gestern ein brieff von unßer königin in Sicillien bekommen , die 
schreibt mir, daß sie ihr kopffgen schon ahnfengt braff zu weißen 
undt nicht nach landtsbrauch, sondern nach ihrem eygene[n] sin leben 
will, nndt daß geht in Ittallien nicht ahn, sie wirdt sich schlime 
händel ahnmachen, mögte woll nicht lang leben. Aber es ist meine 
schuldt nicht, ich habe gewahrnt; man will mir aber nicht glau- 
ben, wen ich einen trewen raht gebe. Wen ich den daß sehe, 
schweig ich maußstill; den wen ich daß meine gethan, bekümere 
ich mich weitter umb nichts undt laße sie machen, wie sie wollen. 
Sie haben zu Paris gar artige stücker zu possenspiel undt spiel[en] 
allezeit die albersten; ich werff [es] ihnen offt vor. Ich muß mich 
verschrieben haben , den der cavalier , so bey monsieur de Biron 
gestorben, hieße Souternon undt nicht Brion 8 . Christlich leben ist 
hir bey hoff gar eine rare sach; man sorgt mehr, wie man in die 
banque gehen kan, alß im liimmel. Ich glaube nicht, daß mein 

söhn sein leben ein wordt mitt Souternon gesprochen. Er war ca- 

* 

1 Vergl. band III, s. 464 bis 466, band IV, s. 7. 8. 2 mademoiselle 

de Valois, prinoessin von Modena. Vergl. die briefe vom 2 6. Mai und 10 Au- 
gust, oben 8. 155. 156. 236 und nachher den b rief vom 28 August. 3 Vergl. 
den brief vom 25 Juli, oben s. 216. 

16* 



244 

pitaine des gardes von conte de Toulouse, konte also nichts mitt 
meinen sobn zu thun [haben]. Aber wen mein söhn gar lieb hatt, 
ist monsieur de Biron, sein premier escuyer, so gar ein ehrlicher 
man ist undt von den besten heüßern hir; seine fraw ist niepce 
vom duc de Lauzun, also vatter undt mutter gutt. Aber da kompt 
monsieur Le Fevre mitt meinem advocatten * herein, die muß ich ein 
wenig entreteniren. Monsieur Le Fevre wirdt zu endt dießer Wo- 
chen wieder nach Englandt gehen; sie wollen mir verzehlen, woran 
die sachen 2 nun sein. Ich werde es Euch nicht verzehlen können, 
liebe Louisse ! Den solche Sachen seindt mir lautter spanische dörffer, 
kan es mitt gar großer mühe begreifen, undt es nachzusagen, were 
mir noch viel schwehrer. 

Sontag, den 18 Aug., umb */* &uff 8ten abendts. 
Heütte ist es mir obn möglich geweßen, Euch dießen nachmit- 
tag zu schreiben; den ich bin gar spät ahn taffei, weillen meine[s] 
sohns 3 döcht[e]r gar spätt ahnkommen sein, undt nach dem eßen 
haben wir in kirch gemüst, bin hernach spatziren gefahr[e]n undt 
zu einen bal im mail, umb meine enckeln zu divertiren, umb alle 
burger undt bawern von St Clou undt Seve 8 dantzen zu machen. 
Ich bin biß umb 7 dageblieben; daß kan man mir woll vor eine 
große complaissance zurechenen , den ich liebe daß dantzen gantz 
undt gar nicht; aber die kinder haben sich gar woll divertirt. 
Unterdeßen daß waß 4 in mein calesch war [und] den bal zuge- 
sehen, hab ich Ewer liebes schreiben vom 6ten, no 61, geleßen, 
so man mir gebracht, eben wie ich in calesch gestiegen ; dancke gar 
sehr vor die schönne undt woll gepregte medaille von der letzt ver- 
storbenen keyßerin begrebnuß. Aber , liebe Louisse , Ihr ruinirt 
Euch gantz mitt den medaillen ; daß setzt mich in sorgen, undt biß 
die wexel wider eingericht sein, kan ich Euch unmöglich gelt schicken. 
Man macht doch hoffen, daß dieße zeit widerkommen wirdt; gott 
gebe es! Heütte werde ich nach unßer alten gewohnheit nicht auff 
dießes letzte liebe schreiben antwortten, sonder nur daß von no 60, 
den 3 dießes monts, forthftihren , wo ich heütte morgen geblieben 
war. Ich bin fro, daß eines von meinen schreiben Euch ein wenig 



1 Leroi. Vergl. band IV, s. 239. 2 in der angelegenheit des Verkaufes 
der besitzung Coubert. 3 S&vres. 4 ? daß ich. 



245 

hat lachen machen. Aber madame de Chasteautier l sagt allezeit, 
daß, wen sich jemandts heürahten will, müße man mich nicht consul- 
tiren; den niemandts mehr den* einem verlayden könte, alß ich*. 
Waß ich gesagt, ist nur gar zu war. Wen eine dame hir begehrte, 
daß ein pfaff oder mönch bey ihr bleiben [solle] , würde es sehr 
verdachtig scheinen undt man würde die historie baldt singen ; den 
alles muß in Franckreich gesangen werden. Ich habe nicht allein 
diß dam-spill von Charle-quint gesehen 4 , sondern auch ein schach- 
qpil von distal, so gar schön war; also muß Charle V woll aller- 
handt spiel gespilt haben. Alle dieße sachen komen auß Spanien. 
Die romische keyßer in geschme[l]tzt muß schön zu sehen sein. Gott 
verzey mirs! aber weder in gemähls, noch erhaben sehe ich die 
Sachen von der passion von unßern herrn Gh[r]istus nicht gern. Dieße 
stück müßen alt sein. Vor dießem machte man kastger so, worinen 
man die religuen that auff den altaren. Wie ich sehe, so ist man 
mitt Euch armen raugräfflichen kindern bitter übel ahnkommen ; es 
jammert mich recht. Ich weiß nicht, ob mein söhn waß ahnge- 
fangen mitt sein [e]r pretention auff der Pfaltz; mir hatt er kein wordt 
davon gesagt, glaube es also nicht. Aber wir haben, wie der papst 
unßern proces hatt verliehren machen, die verortende gelter nicht 
ahngenohmen, umb den proces, wen es zeit sein würde, wider ahn- 
zufangen können. Ich werde mich aber gewiß nicht mitt plagen, 
aber meinen söhn die sach gantz übergeben ; er mags mitt machen, 
wie er will. Vor 20 jähren hette ich woll gewünscht, ein manß- 
mensch zu sein können, meinem vatterlandt zu [dienen] 5 ; aber nun 
wer der wünsch zu ohnnöhtig, den ich muß ja nun baldt davon. 
Ewer bucklichter nachbar muß doch ein schelra geweßen sein, 
weillen es 6 so durchgangen. Ich seydt glücklich, daß Ihr sein[e]r so 
geschwindt loß geworden sey[d]. Ich habe Euch letztmahl eine 
schlimme historie von graffen von Hanau [berichtet] 7 ; sie ist noch 
schlimmer, alß mans erdencken kan; den er hatt lautter ungültige 
billiets geschickt; daß ist doch undanckbar. Ihr habt mir, liebe 
Louisse, keine historie von ihm geschrieben, nur bloß gesagt, daß 

1 Ch&teauthiers. 2 den, nemlich heirath. 3 Vergl. den brief vom 

25 Juli, oben s. 217 und nachher den brief vom 28 August. 4 Vergl. den 
brief vom 21 Juli, oben s. 213. 5 Vergl. band I, 8. 225. 226. 301. 

6 ?er. 7 Vergl. den brief vom 15 August, oben s. 241 und nachher den 

brief vom 7 September. 



246 

man ihn vor todt außgeben hatt zu Franckfort. Man wirdt nun 
nicht mehr zu Darmstat fürchten, daß dieß hauß abgehen mag, weil* 
len die landtgraffin so offt schwanger wirdt. Ich weiß nicht, waß 
vor ein Jubelfest in Niederlandt gehalten worden. Man maß aber 
wenig zu hauß zu thun [haben] , wen man deßwegen eine reiße 
thut; da muß etwaß änderst hinder stecken. Dießmahl ist Ewer 
paquet ohnverschlißen ahnkommen. Wie Ihr mir, liebe Louise, 
von Ewerm wetter sprecht, haben wir es ebenso. Hir donnerst 1 
mehr dieß jähr, alß ichs mein leben in dießem landt gehört, aber 
es schlegt, gott lob , nicht ein , oder wen es einschlegt , seindt es 
nur kalte streich. Heütte weiß ich gantz undt gar nichts neues, 
muß also vor dießmahl schließen undt nichts mehr sagen, alß daß 
ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1150. 

St Clou, mitwog, den 21 Augusti 1720 (N. 20). 
Hertzallerliebe Louisse , ich muß Euch heütte schreiben, den 
morgen gehe ich umb 9 in kutsch, muß noch vorher in die meß 
undt hernach fahre ich nach Paris zur großhertzogin , deren ich 
eine vissitte geben will, undt von dar nach Bagnolet, umb mitt ma- 
damc d'Orleans zu mittag zu eßen undt, wofern es daß wetter er- 
laubt, in ihren schönnen gartten zu spatziren; werde gar zu spat 
wider kommen , umb zu schreiben können. Drumb thue ich es 
heütte , liebe Louise , undt will auff Ewer liebes schreiben vom 
6 Augusti, no 61, andtwortten, so ich vergangenen sontag entpfangen 
habe. Ich habe alß gehofft, in Ewern lieben schreiben zu verneh- 
men, daß Ihr endtlich meinen brieff no 7 entpfangen habt; aber 
ich sehe, daß es der vom 13 Julli geweßen. Daß parlement fengt 
wider ahn , zu rassen *, will den arest * nicht durchgehen , so den 
frieden in der kirchen stuften kan. Ich weiß nicht, ob man daß 
vor gar christlich passiren lest, daß man nicht zum kirchenfrieden 
helffen will. Dieße sach gefehlt mir gar nicht; den daß wirdt noch 
hundert handel machen undt meinem söhn abscheulich viel mühe 
geben. Die leütte [sind] gar zu boßhafftig hir, umb zu hoffen 

1 ?donnert8. 2 d. h. rasen. 3 arrgt, besoheid. 



247 

4 

können, daß alles gestilt wirdt werden oder kan werden. Die 
zeytungen sage[n] nicht allezeit die sachen, wie sie sein, tbun alle- 
zeit etwaß dazu oder davon, alß zum exempel sie sagen, ich were 
ihm Palais-Royal geweßen, wie sie die todten cörper gebracht; ich 
bin mehr, alß 6 stundt, hernach kommen 1 . Alleweill kompt mein 
lieber abt herrein, l'abbö de St Albin 2 , welcher gar ein gutter bub 
ist. Er sagt, die sacli mitt dem parlement were nicht so scblim, 
alß man mirs verzehlt hatt; es were nun", daß der copist einen fal- 
schen datum gesetzt bette undt daß sie nur deßwegen den • arest 
zurückgeschickt hetten, aber nicht refussirt, es zu passiren. Man 
hatte noch ein andere lügen gesagt, so sich, gott lob, auch falsch 
gefunden, nehmlich sagen 4 , so die billiet de banque abngebt. Man 
macht nur solche geschrey gehen , umb mein söhn bey dem volck 
verhast zu machen, woran man tag undt nacht starck arbeydt. Ich 
halte, so mir möglich ist, alles, waß ich verspreche. Ich habe Euch, 
liebe Louise, versprochen, keine post nie zu verveblen undt [daß 
ich] entweder viel oder wenig schreiben werde, undt habe, seyder- 
dem ichs Euch versprochen, nicht ein augenblick gefehlt, ich will 
sagen, keine post verfehlt; gehen aber meine brieff verlobren, ist 
es meine schuldt nicht. Daß ist gar kein danckens wehrt , liebe 
Louise , aber Ewer guttes gemühte undt schwesterliche freüudt- 
schafft macht , daß Ihr mir allezeit danck wolt wißen vor daß ge- 
ringste, so ich vor Euch thue. Es ist gar kein aberglauben, so ich 
Euch gesagt, so man vor böße finger braucht 6 ; den hinter den 
ohren ist alles, waß so fetter 6 ist, alß die andere haut, undt daß 
ist heyllsam. Es thut abscheulich wehe, wen einen ein nagel ab- 
schwort 7 . Wie ich in Iburg war, stach ich einmahl eine spei 8 un- 
gefehr unter den nagel; daß schwur mir der nagel ab, wäre etliche 
tag, daß ich weder tag noch nacht ruhe hatte. Damahlen wüst ich 
daß remedium noch nicht, habe es erst hir gelehrnt; es ist sicher 
undt hatt mir nie gefehlt. Ich habe ander leütte 9 auch woll be- 
kommen sehen. Ich thue viel lincke Sachen, ich schneyde mir die 

nägel mitt der lincken handt ab wie mitt der rechten ; ich schreibe 

* 

1 Vergl. den brief vom 18 Juli, oben s. 199. 2 ein natürlicher söhn 

dee regenten. Vergl. band IV, s. 267. 310. 3 ? nur. 4 d. h. Sachen. 
5 Vergl. den brief vom 28 Juli, oben s. 219. 6 ? ist alles fetter. 7 d. h. 
abschwärt. 8 ? speil, Spreißel. Vergl. Schmeller, Bayerisches wörterbuoh III, 
8. 560. 9 ? habe es andern leuten. 



248 

zwar langsam undt übeller, alß mitt der rechten handt, aber man 
kans doch woll leßen 1 . Daß reitten gewohnt einem , die lincke 
handt zu brauchen. Es were freylich beßer, wen man die Mnder 
lincks undt recht erzöge ; vor ein cammermagten ist es gar gemech- 
lich , von einen camm[e]rkatzgen kan man daß sprichwordt sagen, 
daß es lincks undt rechts ist, wie eine closterkatz. Alle tags don- 
nerts hir , stelt aber nur poßen ahn , hatt einem weibsmensch den 
gantzen ermel von leib abgebrendt, ohn ihr den geringsten schaden 
zn thun. Derselbe schlag hatt einem man den degenknopff ver- 
schmoltzen, die spitz vom degen undt sonst gar keinen schaden ge- 
than. Einen officirer von den invaliden, so einen blauen rock tra- 
gen mitt ein[e]r silbernen schnür undt silberne knopff, der donner 
hatt alle daß silber abgezogen undt die seyden allein gelaßen so- 
woll von der silbern schnür alß knopffen, sie sey[n]dt gar nicht ver- 
brendt. Die bawern hir glauben, wen so waß geschiebt, daßen' 
hexenmeister im donner stecken, welches ich gar nicht glaube, den 
ich glaube ahn keine hexerey*. Alle tag donnerts schir, aber nicht 
gar starek. Alle tag, oder vielmehr alle nacht regnets hir. Ich 
glaube, daß es diß jähr gar schlechten wein geben wirdt; den der 
kochmont ist gar nicht warm. Ich dancke Euch gar sehr vor die 
schönne medaille von der keyßerin Eleonore. Es seindt viel l'eutte, 
die den kopff so widerlich strack halten, wie dieß contrefait, unter 
andern mein enckel, mademoiselle de Mon[t]pensier; daß macht 
daß kindt so widerlich, daß man es nicht außstehen kan 4 . Ich 
fürchte , Ihr werdet Euch mitt Ewerer continuirlichen liberalitet 
gantz meinetwegen ruiniren; daß solte mir hertzlich leydt sein. 
Wahrt 5 , biß daß die banquen wider eingericht sein ! alßden will ich 
es lieber ahnnehmen. Mich deucht, es ist wider gantz still von der 
churprintzeßin von Saxsen seh wanger [schaft]. Daß geschrey, daß 



1 Vergl. den brief vom 28 Juli, oben 8. 219. 2 ?daß. 3 Vergl. 

den brief vom 30 Juni, oben s. 189. G. Brunet II, s. 265, anmerk. 1: «L'6- 
trange et ridicule aventure» de la duohesse d'Esträes, oooasionne'e par le ton- 
nerre, est oonsignäe dans les notes de Saint-Simon sur le «Journal» de Dangeau 
publikes dans les «CEuvres» de Lemontey («CEurres», t. IV, p. 33). Un b6n6- 
dictin judioieux, Dom Lamy, mit au jour, en 1689 , an traitä pour expliquer 
un fait dont il avait 6te* tämoin ooulaire; la foudre, tombant ä Lagny, avait 
imprim6 le oanon de la messe sur une nappe d'autel.» 4 Vergl. band ITJ, 

8, 221. 5 d. h. wartet. 



249 

vetter Wilhelm von dem könig in Schweden, seinen heim bruder, 
zum generalissimus gemacht worden, hatt man hir auch gesagt; 
aber nun sagt man, die Schweden hetten es nicht zugeben wollen 1 . 
Die Schweden seindt wunderliche köpffe. Mein vetter , der regie- 
rende landtgraff, hatt mich rahts gefragt, umb einen von seines h[errn] 
bruders söhnen hir in krigsdinsten zu thun; ich habe es I. L. aber 
durchauß widerrahten, habe gutte uhrsachen dazu. Ich weiß aber 
nicht, ob I. L. meinen trewen raht folgen werden. Hirmitt ist Ewer 
liebes schreiben völlig beantwortet. Biß sontag, wo mir gott leben 
verleyet, will ich Euch verzehlen, wie meine zwey reißen werden 
abgangen sein. Adieu! ich ambrassire Euch von hertzen undt be- 
halte Euch all mein leben recht lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



1151. 

St Clou den 24 Augusti 1720 (N. 21). 
Hertzallerliebe Louise , vergangenen donnerstag hatt man mir 
ahm relais Ewer liebes schreiben vom 10, no 62, geben undt dabey 
noch einen von der armen mademoi seile de Malausse s , welche mich 
einen so betrübten brieff geschriben , daß ich recht von hertzen 
drüber betrübt worden undt geweint habe. Ich schicke Euch hir- 
bey die copie von dießem betrübten brieff 1 , liebe Louise! Ich 
zweyffle, daß Ihr es, ohne attandrirt zu werden, leßen könt. Waß 
man zu Paris außgebreydt, ist noch woll daußend tmahl ärger, alß 
waß in den zeittung[en] stehet. Hetitte morgen habe ich noch einen 
ohne unterschriebenen 4 brieff entpfangen , worin stehet , daß man 
mich hir in St Clou zukünftigen mont mitt gantz St Clou verbrenen 
wirdt undt meinen söhn zu Paris, damitt nichts in der weldt von 
ihm überig bleiben möge 8 . Daß seindt lustige undt artliche pou- 
letten 6 , wie Ihr, liebe Louise , segt 7 . Vor mir ist mir gar nicht 
angst, aber woll vor meinem söhn; den die leütte seindt hir gar zu 
boßhafft undt -verflucht. Es ist doch gar kein artiges, noch lustiges 

leben , so man hir führt , wie Ihr , liebe Louise , leicht gedencken 

* 

1 Vergl. nachher den brief vom 14 September. 2 Malaase. S loh 

theile dieselbe am schluße dieses briefes mit. 4 d. h. ununtersohriebenen. 
5 Vergl. nachher die briefe vom 31 August und 19 September. 6 poulets, 

liebesbriefohen. 7 d. h. sehet. 



250 

könt; es verlcy[d]et einem daß leben recht Daß war woll obn- 
nöhtig, liebe Louise, daß Ihr den zeittongsschreiber fragen last, wo 
er seine böße zeittungen her hatt ; wen er daß nachsagen solte, 
würde er seine pratiquen l verliehren. Aber daß alles kompt aaß 
einem faß undt wir kenen hir alle meines solins feinde, also nicht 
schwer zu rahten, wo die pasquillen herkommen. Es macht einem 
daß leben so satt, alß wen mans mitt löffleu gefreßen hette, wie 
die fraw von Harling alß pflegte zu sagen * , wie sie meine hoff- 
meisterin war. Ich gestehe, liebe Louise, daß ich nicht gerne habe, 
daß man mir waß verhehlt. Es ist beßer, alles zu wißen; man kan 
seine parthie in alles beßer nehmen, wen man weiß, waß vorgeht 
undt waß man sagt s . Mein brieff von 7 wirdt woll verlohren blei- 
ben, daß vom 1 ist noch zimblich recht ahnkommen undt nichts zu 
klagen, wen die brieffe nur 10 tage unterwegen sein. Gleich nach 
dem eßen habe ich Ewer liebes schreiben von 12 dießes monts, 
no 63 , zu recht [empfangen] , werde es aber vor die andere post 
sparen undt komme nun nur auff daß , so ich heütte morgen ahn- 
gefangen habe. So gritlich ich auch bin, so habe ich doch lachen 
müßen , daß die Courier so estourdie * geweßen undt die feleyßen 
verweckselt; daß were artig geweßen, wen man einem jeden seinen 
brieff wider geschickt hette. Es ist doch gutt, daß der landtgraff 
von Rheinfels woll mitt sein[e]r gemahlin lebt. Wen [es] nur da wert! 
Aber daß teütsche sprich wordt sagt: «Kraußen kopff kranßen sin,» 
also zu fürchten, daß es nicht allezeit da wem wirdt; sein genie ist 
nicht trenchent 6 , so viel ich hir ahn ihm verspürt habe. Der printz 
von Sultzbach, so wir hir gehabt, bildt sich gar nicht ein, daß er 
verstandt hatt, undt ist nicht, waß man hir entendus 6 heist, con- 
trarie es ist daß beste kindt von der weldt, ein rechter gutter bub; 
er hatt ein hübsch gesicht, wo er nicht geendert ist, undt gleicht 
ahn mademoiselle de Clermont sehr. Von deß groß herr vattera 
verstandt [habe ich] gehört ; aber wie hatt so ein verstandiger herr 
so einen albern söhn haben können? Jedoch so sieht man offt 
dergleichen in dießer weit, daß sötte 7 leütte verständige kinder haben 

undt verständige eitern albere kinder haben. Der fürst von Sultz» 

* 

1 pratiques, kundschafte 2 Vergl. band I, 8. 240, band II, s. 59. 

3 Vergl. naohher den brief vom 19 October und band I, s. 498. 499, band 
II, s. 668. 669. 4 Stourdi, unbesonnen. 5 tranchant, schneidend, scharf. 
6 entendu, erfahren, klug, altklug. 7 sot, dumm, einfältig. 



251 

bach würde Abel thun, sich wider zu beürahten; den daß wirdt ein 
häuften arme pfaltzgräffen wider daher setzen ; das ist mir un- 
leydtlich. Aber daß werde icli doch, gott lob, nicht erleben, in- 
sonderheit wo man mich den zukünftigen mont verbrendt, wie man 
mirgedreuet hatt. Der duc de Richelieu ist nicht mitt mademoiselle 
Charoloy l geheüraht undt kan es nicht sein ; den es ist eine or- 
donance gemacht von Louis 13, worinen stehet, daß, waß von kö- 
niglichem geblüdt, weder weibs- noch manspersonnen heüraht gültig 
sein kan ohne deß regirenden königs erlaubnuß, undt ordre, einen 
heüraht gleich zu brechen, so baldt man es erfahren würde. Also 
segt Ihr woll, daß sie ohnmöglich geheüraht sein, waß sie auch ge- 
than mag haben. Der duc de Modene hatt dem duc de Charolois 2 
seine dochter abgeschlagen 8 , auß keiner andern ursach, alß weillen 
er die jüngste Schwester, so man begehrt, nicht vor der eisten heü- 
rahten solle , welches in meinem sin eine große thorheit ist; bin 
gewiß, daß es ihm gereuen wirdt. Ich glaube, man hatt die ursach 
von den blüttigen ähren recht errahten ; den zu unßern zeitten ver- 
endern sich die menschen nicht mehr in pflantzen, alß wie zu 
JEneas zeitten, da er deß Polidore bludt noch in einem abgeritten [en] 
ast fandt von einen bäum 4 . Vor die letzte schönne medaille dancke 



1 Charolois. 2 Charles de Bourbon-Conde, oomte de Charolois. 3 Jour- 
nal da marquis de Dan geau XVIII, s. 326 unter mittwoch, 24 Juli 1720: «Ces 
jour8 passes, M. le oomte de Charolois fit partir M. de Billy pour aller ä Mo- 
ddne faire la demande de la seconde des prinoesses. M. le duo d'Orleans et 
tonte la maison de Conde" approuvent fort oette affaire. 4 Unsere herzogin 

hat hier jenes wunderbare ereignis im sinne, das Vergilius den Äneas der Dido 
ersählen läßt. Mit Vergilius war Elisabeth Charlotte seit alten Seiten bekannt, 
sie hat ihn in einer Übersetzung vom jähre 1668 schon 1669 oder 1670 zu 
Heidelberg gelesen. Man vergleiche band IV, s. 142. 226 und das register 
unter Virgilius s. 398; man sehe auch band I, s. 49. 51. Daß sie auch mit 
den Metamorphosen des Ovidius vertraut gewesen , ergibt sich aus band II, 
8. 119. Die fragliche stelle in der Äneis des Virgilius, über tertius , 13 ff. 
lantet nach der ausgäbe von Otto Ribbeck, Leipzig 1876, s. 129. 130 fol- 
gendermaßen : 

Terra procul vastis colitur Mavortia campis 

(Thraoes arant) aori quondam regnata Lyeurgo, 
15 hospitium antioum Troiae sooiique penates, 

dum fortuna fuit. feror huo, et litore curvo 

moenia prima looo fatis ingressus iniquis, 

Aeneadasque meo nomen de nomine fingo. 



252 

ich nochmahlen gar sehr. Ach, liehe Louise, sagt nicht, daß Ihr 

Sacra Dionaeae matri divisque ferebam 
20 auspicibus ooeptorum opernm, raperoque niientem 

oaelicolam regi maetabam in litore taamm. 

forte fuit iaxta tumulus, quo Cornea summo 

virgulta et densis hastilibus horrida myrtus. 

aecessi, viridemque ab hämo convellere sflram 
25 eonatus, ramis tegerem ut frondentibus aras, 

borrendum et diota video mirabile monstrnm. 

nam quae prima solo ruptis radicibus arbos 

vellitur, huio atro liountur sanguine guttae 

et terram tabo maculant. mihi frigidas horror 
30 membra quatit, gelidusque eoit formidine sangois. 

runus et alterius lentum convellere Timen 

insequor et causas penitus temptare latentu : 

ater et alterius sequitur de oortioe sangais. 

mnlta movens animo nymphas venerabar agrestis 
35 Gradivomque patrem, Geticis qui praesidet arvis, 

rite secundarent visus omenqne levarent. 

tertia sed postquam maiore hastilia nisu 
. adgredior genibusque adversae obluotor harenae, 

(eloquar an sileam?) gemitas laorimabilis imo 
40 auditur tumulo, et vox reddita fertur ad anris : 

«quid miseram, Aenea, laoeras? iam paroe sepulto, 

paroe pias soelerare manus! non me tibi Troia 

externnm tnlit aut cruor hio de stipite manat. 

heu fuge erndelis terras, fuge litus avaruml 
45* nam Polydorus ego. hie confixum ferrea texit 

teloram seges et iaculis increvit acutis.» 

tum vero anoipiti mentem formidine pressus 

obstipui steteruntque eomae et vox fauoibus haesit. 
Hunc Polydorum auri quondam oum pondere magno 
50 infelix Priamus furtim mandarat alendum 

Threicio regi, onm iam diffideret armis 

Dardaniae cingique urbem obsidione videret. 

ille > ut opes fraotae Teucrum, et Fortuna reoessit, 

res Agamemnonias viotriciaque arma seoutas 
55 fas omne abrumpit: Polydorum obtrunoat, et auro 

vi potitur. quid non mortalia peotora cogis, 

auri sacra fames! 
Die Verdeutschung , in welcher Elisabeth Charlotte den Vergilius gelesen, 
zu erlangen, habe ich mich leider vergeblich bemüht und so laße ich denn die 
obige stelle des Originals in der Übertragung von W. Hertzberg folgen. 

Fern ist ein land, von Thrakern bebaut, mit weiten gefilden, 



253 . 
r zu nichts nutz seydt! Den erstlich so seydt Ihr mir noch ein 

Marorss sitz, vor selten beherrsoht vom wilden Lyourgus, 
Längst mit Troja in gastlichem bund und penaten-gemeinschaft, 
Weil nooh blühte das glück. Hier land' ich und gründe die ersten 
Mauern am buchtigen stran<J (ich betrat ihn mit feindlichem Schicksal), 
Äneaden benenn' ich das volk nach dem eigenen namen. 

Opfer der mutter Dione sodann und den göttern beschick' ioh, 

i Die bei des Werkes beginn mich geschützt. Der unsterblichen hohem 
Könige wird ein glänzender stier am strande geschlachtet. 
Nahe dabei war ein hügel, der hooh von terleugebüsohen 
Und von myrtengestrttpp mit starrenden Schäften umragt war. 
Zu ihm trat ioh hinan, um grünes gesträuoh aus dem boden 

» Auszuziehn, den altar mit laubigen zweigen zu decken. 

Da zeigt graunhaft mir sich ein wunder und seltsam zu melden; 
Denn an dem bäum, den zuerst mit zerrißener wurzel ioh auszog, 
Perlt es von schwärzlichem blut in tropfen herab, daß den boden 
Schwärzt der geronnene schmutz. Mir schüttelt die glieder das kalte 

> Grausen, es starrt vor schreck mir das eisige blut in den ädern. 
Wider versuch' ich, ein anderes jetzt von den schmächtigen reisern 
Auszuziehn und genau den verborgenen grund zu erforschen, 

Und schwarz sprudelt das blut sofort auch hier aus der rinde. 
Mancherlei sinnend im geist fleht' ioh zu den ländlichen Nymphen 

> Und zu der getisohen flur schutzgott, zum vater Gradivus, 

Mir zum heil das gesioht und das omen zum guten zu wenden. 
Aber sobald ioh mit schärferem zug an den dritten der stamme 
Hand anlege, die kniee gestemmt auf den sandigen boden 
(Sag' Ichs oder verschweig' iohs?), da schallt aus der tiefe der erde 

Kläglich gewinsel empor und es dringt diß wort mir zu ohren: 
. «Was zerreißt du mich armen, Äneas? Laß mich im grab ruhnl 
Hut', o frömmster, die hand vor befleokungl Troja gebar mich, 
Dir nicht fremd. Kein holzstamm ists, aus welchem das blut quillt. 
Flieh diß grausame land, o flieh das gestado der habsuoht! 

5 Wißl ich bin Polydor. Hier hat mich die eiserne speersaat 

Einst durchbohrt und bedeckt und mit spitzigen Schäften durch wuchert. » 
Da von zweifelnder furcht im herzen gepreßt und beängstigt 
Starr' ich ompor, es sträubt sich mein haar, es stockt mir die stimme. 
Diß war Priamuss söhn Polydor, den mit lasten von gold einst 

Sein unglücklicher vater geheim zum thrakisohen könig, 
Ihn bei sich zu erziehen, gesandt, als er, Pergamums waffen 
Schon mistrauend, die stadt vom heer der belagrer umringt sah. 
Der, als gewichen das glück und die kraft der Trojaner gebrochen, 
Schließt Agamemnons macht sich an und den siegenden waffen, 

5 Frevelt am heiligen recht, erschlägt Polydorus und nimmt ihm 

Räubrisoh den schätz. Wozu zwingst nicht du der sterblichen herzen, 



254 

trost, daß noch etwaß von meinem herr vatter s. bey leben ist nndt 
mich lieb hatt, zum andern so divertirt Ihr mich ja alle post, zu 
verzehlen, waß in Teütschlandt vorgeht, welches ich sonsten nicht 
wißen konte , insonderheit im vatterlandt , nndt zum 3ten so hab 
ich ja auch l so lieb, alß Ihr es wünschen könt, also ist ja gar un- 
nöhtig, zu sagen, daß Ihr mir zu nichts nutz seydt. Es wundert 
mich, weillen monsieur Suthon ' curieux ist undt die medaillen gern 
sieht undt verstehet, daß er die meinen nicht zu sehen begehrt 
Er denckt vielleicht, weillen er lang hir wirdt sein, daß er zeit ge- 
nung dazu finden wirdt. Es ist ein reverie s , die Euch ahnkompt, 
liebe Louise , Euch einzubilden , daß Ihr klecken in Ewern brieff 
gemacht ; er 4 war kein eintziger drin. Ewer liebes schreiben von 
no 62 vom 10 ist völlig beantwortet; weillen ich aber noch ein 
altes habe vor donnerstag, wo mir gott leben undt gesundtheit ver- 
leyet, so will ich dießen abendt noch auff Ewer kleines frisches 
briffgen von 12, no 63, andtwortten. Es ist doch wunderlich, daß 
Ihr nun meine schreiben nach einander entpfanget undt daß das 
von 7, no 7, doch noch alß außbleibt. Ewere reiße nach Geyßen- 
heim wirdt dießmahl kurtz sein. Meine ruhe hir ist nicht viel 
länger, wie Ihr auß dießem schreiben ersehen werdet. Ich bin ge- 
wiß , daß Ihr mademoiselle de Malause brieff nicht werdet ohne 
threnen [lesen] können wegen ihres standthafftigen glauben; sie ist 
glücklich , in den todtsangsten keine forcht zu haben. Ich habe 
heütte einen frischen brieff von der lieben printzes von Wallis be- 
kommen ; die schreibt mir , daß man mademoiselle de Malausse 
außer gefahr helt, welches mich hertzlich erfrewet. Ihr werdet mir 
einen gefahlen thun, Euch zu informiren, wo der gutte, ehrliche 
undt gar geschickte Rousseau hingekommen ist 5 . Wo mir recht ist, 
so hatt mir jemandts gesagt , er were in der Schweitz. Er mahlt 
über die maßen woll en fresque undt designirt gar schön. Alle die, 

* 

Scheußlicher banger nach gold ! 
Vergl. : Des P. Virgilius Maro Äneis. Im versmaß der ursohrift übersetit nebst 
einleitung und anmerkungen von Dr W. A. 6. Hertzberg. Stuttgart 1859. 
s. 55. 56. Es mag daran erinnert werden, daß Dante im 13 gesange seines 
Inferno des Vergilius erfindung nachgeahmt hat. 

1 ? Euch. 2 Robert Sutton, der englische gesandte , der naobfolger ron 
lord Stairs. 3 rßverie, träumerei, grille. 4 ? es. 5 Vergl. den brief 

vom 4 August, oben s. 225 und nachher den brief vom 12 Ootober. 



25ß 

60 die Orangerie hir sehen, admiriren es. Hiemitt ist Ewer zweytes 
schreiben auch völlig beantwordet undt wir haben nichts neues, alß 
daß ein gar ehrlicher man, so monsieur du Vergay hieße undt com- 
mis8aire ordonateur de la marine [war], vorgestern nachts dans la 
rfle du ... du monde assasinirt worden. Man hatt ihn vor einen 
andern ahngesehen, welches man daher weiß, daß man gehört, daß 
man ihm zugerufen: «Adieu, monsieur Simon!» knal undt fall eins. 
Die assasinats werden gar gemein zu Paris; man hört gar offt der- 
gleichen seyder ein jähr her. Adieu, hertzallerliebe Louise! Ich 
ambrassire Euch von hertzen undt behalte ich * allezeit recht lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

Copie de la lettre de mademoiselle de Malausse 2 . 

Madame, 
Los bontäs don[t] votre Altesse Royalle m'a toujours bonoree, 
me fönt prandre la liberte ä Tagonie, d'avoir Thonneur de Tassure[r], 
que je meur[e] remplie de reconnoissance et de confiance, que pour 
l'amour de moy el[l]e honorera mes trois neveux, ma niece et sa 
fille de sa puissante protection et qu'elle leurs en donnera des 
marques et faira que monseigneur le Regent les comblera de ses 
bontäs. Je finy ma vie en faisant des voeux tres ardans pour vos 
Altesses Royalles et pour que Dieu les comble et tout ce qui leur 
ap[p]artien[t] de ses plus sainte[s] benediction[s] , surtout les spiri- 
tuelles, car les temporelles ne sont rien. C'est ce que je san 8 bien 
vivement ä present, que Dieu me fait la gräce de mourir sans dou- 
leur et avec un espoir si libre , que je ne fais que le benir de sa 
grande misericorde de m'avoir fait naitre dans sa sainte religion 
et de m'avoir ac[c]orde la gräce d'y persevörer et celle d'y mourir, 
eomme j'espaire 4 , dans peu d'heure[s] en imploran[t] la tres sainte 
Trinite de me pardonner tous mes peches par le sang de mon di- 
vin Redamteur, en qui seul je mais 8 ma confiance. Dieu ve[u]ille, 
Madame, don[n]er a Yotrc A. R. les mesmefs] sentimens! Mon 
zelle 6 pour eile me fait prandre cette liberte et celle de la sup- 



1 ? Euch. 2 Diese aufschrift ist von Elisabeth Charlotte , der folgende 

brief dagegen von einer mannerhand geschrieben. 3 d. h. sens, 4 d. h. 

j'etpdre. > d. h. mets. 6 d. h. zele. 



[p]lier tres humblement d'excuaer toutes mes lautes et d'estre 
suad6[e] que jatnais personne n'a eüe ponr V. A. R. un at[t]ache- 
ment plus sinaere ', que celle qui a l'honneur d'estre avec un pro- 
fönt* reBpect, 

Madame, 
De Votre Altesae Royalle 

La tres humble, tres obeissante 
Et tres fidelle servaiite 
Charlotte Üonrbon. 
ce mardy 13" aoüt 1720. 



1152. 

St Clou den raitwo[ch], 23 Auguati 1720 (N. 22). 
Hertzall crliebe Louisse, der postraeister batt mir sagen laßen 
daß die posten gantz geendert sein undt daß ich ahnstatt don- 
uerstag abendts undt aontag abendts meine paquetteu mitwog abendts 
undt sambstag abendts schicken müste, welches leicht zu thuu i 
Fauge also beütte dieße neue ordre ahn. Letzte poat habe ich aaff 
Ewere 2 letzte schreiben geantwortet , nun komme ich auff wall 
mir noch über ist von Ewern alten lieben schreiben, ao ich bißher 
nicht habe beantworten können, vom 9ten Julli, im 53. Ich \ 
geblieben, wo Ilir mir sagt, daü Ihr hinter Ewerm hauß die musaiq 
von den jagtbörnern gehört habt, die melancolisch war, aber waß 
man lustige melodien beist, alß menuets undt rigaudons*, die kau 
ich vor meinen todt nicht leiyden. Dieße melodeyeu liaben mir 
die operaen verlajdt undt es gebt mir wie monsieur Grichard ic 
grondeur*, ich liebe «la danec grave et trea grave». Der hertzog 
von Mecklenburg, wen er in gedancken saß undt man ihn fragte, 



1 d. b. sincere, 2 d. h. profend. 3 

stück und teni. i <Lo grondeur«, komOdle 



1610 z 



gest. 



delnM 1 abhärtet 
■Aogtutio de Rroey«, 
r von 63 jab 
Montpellier 25 November 1723. Bruey; baue die komOdie aif /Uof w 
gelegt, die Schauspieler weigerten sieb indessen , d:eselb* als ein große) 
auf inf üli reu und so zog denu in dos vnrlaGer» abi>e«»nheit der mit die« 
freundete Jean Palaprat, geb. ED Toolooee I8&0, 11 jabre alt geil, tu I'ini 
23 Ootober 1121, die diabtung in drei acte cusammeo unJ in dieaer geeiall 
wurde dann das atutk erstmals im Tip Mite franoaJs im Januar 11191 dargestellt. 



257 

woran er dächte, sagte er: «Paix! je donne audiance a mes pen- 
sees.» Seine zweyte gemahlin konte es beßer thun; den sie hatte 
mehr verstandt, alß er. Es war doch eine wunderliche sach mitt 
dießem herrn , er war woll erzogen , konte über die maßen woll 
sprechen; man konte ihm kein unrecht geben, wen man ihn hörte, 
aber in alles, was er tat, war [er] arger, alß kein kindt von 6 jäh- 
ren thun könte. Er klagte mir einmahl sein leydt, ich andtwortete 
nichts drauff. Er fragte mich, warumb ich nichts andtwortete; ich 
sagte blat heraaß: «Waß solle ich E. L. sagen? Sie sprechen über 
die maßen woll , aber Sie thun nicht , wie Sie reden , undt Ihre 
gantze conduitte ist erbärmlich undt machen [Sich] in gantz Frank- 
reich außlachen.» Er wurde böß undt ging weg. Aber ich sagte 
ihm dießes, weillen er wenig tag vorher dem könig eine audientz 
gefördert hette 1 . Der könig meinte, er hette von affairen mitt ihm 
zu tractiren , ließ ihn in sein cabinet allein kommen ; so sieht er 
den könig ahn undt sagt: «Sire, je voas trouve cru despuis que je 
n'ay eüe Thonneur de vous voir.» Der könig andtwortete: «Je ne 
croyes pas estre en age de croistre;» den der könig war damahlen 
35 jähr alt. Darnach sagte er : «Sire, vous aves bien bonne mine ; 
tont le monde trouve que je vous ressemble, mais que j'ay encore 
mellieure mine que vous.» Der könig lachte undt sagt: «Cela 
peust bien estre.» Damitt ging er wider weg. War daß nicht eine 
schönne audientz? Der könig konte so hertzlich lachen, wen er es 
verzehlt. Aber hiemitt genung von diesen herrn gesprochen! Ich 
hoffe, daß dieß trait d'histoire Euch ein wenig wirdt lachen machen ; 
komme jetzt wider auff Ewer liebes schreiben. Ich bin gern in 
Ewern gedancken undt habe glauben ahn Ewerm gebett undt bin 
persuadirt, daß der allmächtige eher die puren undt fromme seelen, 
wie Ihr, liebe Louise, seydt, erhöret, alß andere •. Ewere[r] niepee 
wünsche ich eine glückliche niederkunfft. Wen sie nur bey dem gar- 
mager-sein ihr stäreke behält ! den es gehört stäreke, woll ins kindt- 
bett zu kommen. Waß mich förchten macht, daß ihre gesundtheit 
nicht zum besten ist, ist, daß sie bitter übel außsehen solle; doch 
habe ich gehört, daß, wen schwangere weiber übel außsehen, daß 
es ist , daß die kinder alle kräfften ahn sich ziehen undt gar ge- 

* 

VI hatte. 2 Vergl. den folgenden brief und band I, s. 234, band II, 
s. 713. 

Elisabeth Charlotte 17 



258 

sundt sein, also glückliche niederkunfft gibt, welches ich von hertzen 
wünsche. Ich weiß nicht, wo monsieur Le Fevre hinkommen; will 
morgen nach ihm fragen. Er hatt mir letztmahl gesagt, er würde 
baldt weg, hatt mir auch einen brieff gefordert ahn unßere liebe 
printzes von Wallis. Ich schriebe einen brieff von 24 seytten, 
meinte, er würde ihn abhollen; ich habe aber nichts von ihm ge- 
hört undt gesehen, fürchte, er seye kranck worden. Wo mir gott 
daß leben erhelt, werde ich Euch biß sambstag berichten, wie es 
mitt [ihm] bestelt ist. Ihr habt woll groß recht, liebe Louise, daß 
man sich in dießer weit über nichts recht erfrewen kan undt alles 
gar unvolkommen ist. Von den affairen kan ich nicht sprechen, 
den ich verstehe es gantz undt gar nicht. Daß printz Wilhelm 
nach Englandt gangen, war ein mißverstandt ; ich hatte es übel ge- 
legen. Er hatt nun wider einen jungen printzen bekomen; gott 
wolle ihn erhalten zu deß gantzen hauß trost! Seine gemahlin ist 
den 14 dießes monts ins kindtbett kommen. Printz. Wilhelm ist 
nun wider auff seiner rückreiß begriffen, soll baldt wider zu Gassei 
sein. Ich habe all mein leben gehört, daß nichts ungerahtners ist, 
alß pfarerkinder. Von monsieur Francheville werde ich nichts sa- 
gen, den ich kenne ihn nicht undt glaube nicht, daß ich ihn mein 
leben gesehen habe *. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vom 9 Julli 
völlig beantwordet. Ich habe noch eines vom 29 Juni, no 50, so 
unbeantwortet geblieben. Dießes ist zu alt, umb artickelweiß drauff 
zu [antworten]; will doch hir undt dar noch von waß sprechen, 
alß nehmblich daß sie der dock[t]or Bruner gar woll zu Hannover* 
undt den printz Friderich, gott lob, courirt hatt, wie mir monsieur 
Harling undt baron Goertz schreiben. Zu Ewere gutte wünsche 
vor dießem printzen, liebe Louise, sage ich von hertzen amen. Zu 
Modene soll es doli zugehen , sollen wie hundt undt katzen sein 
undt sich offt zancken, welches mir kein wunder gibt; den ich kene 
den dollen, übel gezogenen undt verwehnten kopff von mein enckel* 
nur gar zu woll. Ich forcht, es wirdt auff ein greulich lamie auß- 

* 

1 Vergl. band IV, 8. 7. 2 ? daß sich ... zu Hanover hält. Vergl. den 
brief vom 18 Juli, oben s. 204. 205 und nachher die briefe vom 25 September 
und 23 November. Ein doctor Bruner wird sohon band I, s. 175, ein dootor 
Brauner band II, s. 91. 97, ein doctor Breuner band IV, s. 65 erwähnt. Viel- 
leicht sind alle diese ärzte eine person. 3 mademoiselle de Valois. ' Vergl. 
die briefe vom 26 Mai, 10 und 18 August, oben s. 155. 156. 236. 243. 



259 

gehen '. Unßer hertzogin von Hannover ist den 20 von dar weg, 
umb zu ihrer keyßerin zu reißen im Tirol *. Ihr habt woll groß 
recht, gott lob zu sagen undt gott zu dancken, nicht geheüraht zu 
sein; den die besten* deügen den teüffel nicht 4 . Ich bin weder 
hübsch , jung noch reich , aber wen ich alle 3 be[i]samen [wäre] 
undt ein schönner, woll geschaffner keyßer mich wolte, würde ich 
es in gnaden abschlagen. Daß ist alles, waß ich auff dießen alten 
brieff sagen werde. Ich will Euch nun meine reiße von donnerstag 
verzehlen; aber ich erinere mich jetzt, daß ich es schon vergangen 
sontag geschrieben. Ich weiß gar nichts neues, also muß ich vor 
dießmahl schließen. Morgen werde ich erst Ewer liebes schreiben 
bekommen , so ich , wo mir gott daß leben undt gesundtheit ver- 
leyet, biß sarabstag beantwortten [werde]. Adieu, liebe Louisse, 
Es ist auch zeit, daß ich mich ahnziehe, in kirch undt ahn taffei 
gehe. Nach dem eßen werde ich nach Madrit * spatziren fahren! 
undt wen ich wieder werde gekommen sein, werde ich ahn unßere 
hertzogin von Hannover schreiben. Adieu, liebe Louise ! seydt ver- 
sichert, daß ich Euch von hertzen lieb habe undt all mein leben 
behalten werde! 

Elisabeth Charlotte. 



1153. 

St Clou den 31 Augusti 1720 (N. 23). 

Hertzallerliebe Lonise, man hatt mir abermahl von der post 
sagen [laßen], daß die donnerstagspost , so den freytag morgendts 
gar früh weggeht, wieder eingericht ist; also werde ich Euch wie 
ordinarie alle donnerstag schreiben. Die sontagspost ist geendert, 
wirdt nicht mehr, wie sie sagen, montag morgendts weggehen, son- 
dern den sontag; also werde ich Euch liebe Louisse, hinfüro alle 
sambstag schreiben. Vergangen donnerstag habe ich Ewer liebes 
schreiben vom 17 Augusti, no 64, gar woll entpfangen, war doch, 
wie Ihr segt e , 12 gutter tag alt. Mich deucht, vor dießem wahren 



1 Vergl. oand III, s. 296. 2 Vergl. nachher den brief vom 25 Sep- 

tember. 3 ?die besten ehen. 4 Vergl. die briefe vom 25 Juli und 18 An- 
gut, oben 8. 217. 245. 5 Madrid, schloß im bois de Bonlogne. Vergl. 

band II, s. 649. 6 d. h. gehet • 

17* 



260 

sie nur 9 tag unterwegen, aber alles geht nun drunter undt drüber; 
daß macht einem daß leben müht. Es ist aber auch zeit, daß ich 
auff Ewer liebes schreiben andtworte. Bißher ist nichts neues vor- 
gangen, ob sich zwar daß parlement zu Pontoisse noch maußig 
macht. Mein söhn ist , wie Moses , eine geplagte seel , hatt also 
nicht allein gutte wünsche , wovor ich Euch , liebe Louise , sehr 
dancke, von nohten, sondern auch frommer seelen gebett '. So lang 
die regence dawern wirdt, muß er ahn keine ruhe gedencken, hatt 
noch 3thalb jähr vor sich, umb zu leyden. Man thut woll alles, 
waß man kan , meinem söhn zu widerstehen. Ich mögte also 
woll eher selbsten drauff gehen, alß recht auß angsten [kommen]. 
Gestern morgen umb halb 7, alß ich mich hieher setzte, umb ahn 
die printzessin von Wallis zu schreiben undt meine fenster auf- 
machen ließe , wie ich alle tag thue , umb frische morgenlufft zu 
schöpfen , undt die schön ne außsicht betrachtete , sähe ich einen 
abscheulichen schwartzen dicken rauch sich erheben geraht, wo ich 
weiß, daß das Palais-Royal ist, undt [ich erinnerte mich], wie ich 
vor 6 tagen eben wider einen brieff ohne unterschriefft entpfangen, 
worinnen stundt, daß man meinen söhn mitt sein[e]r gantzen famille 
im Palais-Royal verbrenen wolle 2 . Wie ich also den abscheulichen 
rauch dort sähe, glaubte ich, daß man daß Palais-Royal ahngeztindt 
hette, erwartete also mitt verlangen undt angsten, daß jemandts 
von Paris kommen mögte. Ich wartte aber nicht lang, da kämmen 
von meinen letitten von Paris undt sagten mir, daß das fewer zwar 
abscheulich were, aber, gott seye danck, nicht im Palais-Royal, son- 
dern im vieux Louvre undt in der rüe de Fromanteau 8 , so geratt 
gegen dem Palais-Royal undt opera über ist; hatte also nicht un- 
recht gesehen. Daß feüer ist bey deß königs hoffschreiners pro- 
vission 4 ahngangen. Ein kerl, so tapack geschmaucht, hatt daß 
endt von seiner tapackspfeiff auff die bretter geworffen , die gar 
drucken 5 wahren; daß hatt ahnfangen, nachts zu brenen, ohne daß 
mans war genohmen , gegen 5 aber ist die flame lichterlau e auß- 
ge schlagen. Es solle vor ein million vorraht verbrandt sein 7 . Es 

war, gott lob, kein windt, sonsten hette daß Louver undt Palais- 

* 

.1 Vergl. den vorhergehenden brief, oben s. 257 und band II, s. 713. 

2 Vergl. den brief vom 24 August, oben s. 249. 3 Fromenteau. 4 pro* 

vision, vorrath, also in den lagerräumen. 5 d. h. trocken. 6 d. h. lichter* 
lohe. 7 Vergl. nachher den brief vom 21 September. 



261 

Royal verbrenen können. Alleweill kompt man mir sagen, daß das 
feüer noch in den kellern brendt; den es war ein[e] provission von 
kohlen drin, die seindt ahngangen. Man hofft doch, daß es nicht 
weitter gehen wirdt. Ich wünsche woll von hertzen, daß gott der 
allmächtige den armen Heydelberger[n] beystehen möge undt des 
chorfürsten äugen öffnen , damitt er erkenen mag , wie die ver- 
fluchte pfaffen ihn gegen sein eygen interesse rahten, seine unter- 
thanen zu quellen, welches gegen gott undt der weit ist. Wir ha- 
ben in Franckreich eine abscheuliche pest nun zu Marseille, Arle[s] 
undt Aix *. Gott bewahre , daß es nicht herkommen mag ! Könte 
mir also woll gehen, wie dem könig von Böhmen, unßer groß herr 
vatter, zuMaintz, wo er, wie Ihr woll wist, ahn der pest gestorben 
ist f . Ich muß aber nun auch meine pausse machen. Waß mir 
zeit benohmen, ist, daß ich heütte meine 12 capittel geleßen undt 
wie ich eben daß evangellium von sanct Lucas ahngefangen, wo die 
zwey ersten capittel sehr lang sein; daß hatt mir zeit benohmen. 
Dießen abendt aber wen ich wider von Madrit werde kommen 
sein, hoffe ich auff alles von Ewern lieben schreiben beantwort- 
ten * ; nur noch sagen, daß ich wünsche, daß man Euch eine ahnge- 
nehme surprisse machen wirdt undt die versprochene zettel bezahlen. 

* 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 333. 334 unter donnerstag, 
8 August 1720: «On mande de Marseille que depuis quelques jours il y est 
tnort beauooup de gens d'une maladie oontagieuse; qu'on oraint que oela ne se 
repande plus loin ; il est d6fendu de sortir de la ville. Les ohemins sont bou- 
ehes de tous oötes ; le parlement d'Aix prend toutes les preoautions ngcessaires 
pour empöcher que oette maladie, qui ressemble fort ä la peste , ne se oom- 
mnnique aux pays voisins et de lä dans tout leroyaume.» Ebendaselbst s. 336 
unter «mittwooh, 14 August 1720: «On mande de Marseille par plnsieurs lettres 
qu'on a reoues, que le mal oontagieux y diminue fort et qu'il ne s'est point 
da tout repandu hors de la ville.» Man vergl. auch nachher die briefe vom 
7 und 21 September und vom 5 Ootober. 2 Der böhmische könig, kurfürst 
Friedrioh V von der Pfalz, starb 36 jähre alt, an einem heftigen lieber zu 
Mainz 29 November (19 November alten stils) 1632. Man vergleiche über 
Ihn band TU, s. 223. «Sein tod ward ohne grund einer Vergiftung zugeschrie- 
ben; auoh die naohricht von der pest ist nicht ganz sicher. Wahrscheinlich 
trafen körperliche und seelenleiden zusammen. Im übrigen hat man bemerkt, 
daß der November für Friedrich verhängnisvoll war; krönung, flucht aus Böh- 
men und sein tod fallt in diesen monat.» Ludwig Häusser, Geschichte der 
rheinischen Pfalz. II. Heidelberg 1845. s. 507, anmerk. 61. 3 ? antworten 
zu können. 



Sambatag umb halb 3 nachmittags. 
Da komme ich eben von taffei undt werde Euch noch entre- 
teniren, biß meine kutschen kommen. Die uest mögte noch woll 
wider nach Mauheim kommen, wie sie zu meiner zeit war, welches 
ich mein leben nicht vergeßen kau; daß hatte auch mitt flecken- 
lieber ahngefangeo. Daß gelt wirdt baldt eben so rar in Englandt 
werden, alß hir; den man versichert, daß [durch] die santsee ' 
eben so viel unrnhe undt raritet im gelt zuwegen gebracht wirdt, 
alß hir immer. Aber da kommen meine kutschen herein, ich werde 
nach Madrit, undt wen ich wieder werde kommen sein , hoffe ich 
dießen brieff außzusclir[e]iben. 

Sambstag umb halb 7 abendts. 
Da komme ick eben von Madrit undt werde nuu fleißig schrei- 
ben. Ich habe mich überall erkundiget, ob nichts neues vorhanden; 
aber es ist gar nichts vorhanden. Der duc de Villeroy, der duc de 
Guiche, der duc de Bouffiers] seindt nach Madrit kommen, umb [mit] 
mir deß zweytten aohiis vom duc de Villeroy, deß marquis d'Allin- 
conr[t] keürahtscontract zu unterschreiben, welcher deß jungen dacs 
de Bouffler[s] scli wester heüraht*. Der duc de Guiche ist der mare- 
challe de Bouffiers] ihr hruder, seindt hey[d]e deß ducs de Gramont 
seine kinder. Daß ist alles, wali ich neues weiß. Ich komme jetzt 
wie.der aaffEwer Hohes schreiben, wo ich geblieben war. Ich wolte 
auch, daß man Euch viel in Englandt schuldig were. In dießem 
augenblick bringt mir mein Schatzmeister eine gutte zeittung sagen, 

1 Vergl. nachher den brief vom 21 Septimber. Es ist die von Ilarlej 
jähre 1711 gegründete «Suutb Sea Company» gemein«. Man vergleiobo dar- 
über: A. Kurtiol, -Dar actienhandel Jer britischen Südsco-eonipsgniei, naohtrag 
tu dea terfußeris abhandlung: «Üeachiobto der Law'scher. unanioperation wah- 
rend der minderjährigkeit Ludnign XV in Frankreich» in: Historisches tasohen- 
buob. Herausgegeben tob Friedrich von Räumer. S«i» folge. Siebenter Jahr- 
gang. Leipzig 1846. s. 587 bis 591. Histnry ol Kaglaod from the peaee ol 
Utrecht to the peace of Versailles. 1113 ■ :- Bj i - . Mahoo. LL (Co- 
pyright odition, band 270 in Tauuhnitis Colleotluu uf British auibom.) 
zig 18B3. .= . 3 bis 25. 2 Vergl. nachher den btief vom :■ Oati.ber. Jour- 

nal du tnaronis de Dangeao XVIII, s. 331 unter freilag. » Aogut I1J0, 
la marfohal de Villeroy maxie le marquis d'A<;rieou[t, fr^re oadet du loarquii 
Villeroy, aon petit-Als; 11 rpouse rusdemuiselle de Bouffier«, Alle du feu marechal 
de Bouffiers et da la mareobale de Bouffiers, souur du duc de Uraiuont ot fi 
d'un grand_ u)6ritB.' 



263 

nehmblich daß mein söhn ein ordre ertheilt, daß man mir alle 
woch gelt geben solle; hatt mir daß ordre gewießen. Daß war 
hoch nöhtig; den meine leütte hatten mir ahngekündtet , daß 
sie mir nicht mehr ohne gelt zu eßen geben' könten ; also ist 
dieße zeittung gar gutt. Ich haße die interessirte pößger 1 ; daß 
schnüren stehet mir nicht. Apropo von schmiren , man hatt hir 
dem monsieur Le Fevre die hände praff schmir[e]n wollen, allein er 
hatt alß ein ehrlicher man gehalten undt nichts wollen nehmen ; man 
hatt ihm biß auff 20/m thaller ahngebotten undt einen demandt von 
10/m thaller, hatt nichts genohmen, hatt sich dadurch ein grob 2 lob 
hir erworben 8 . Morgen früh wirdt er wider nach Englandt. Ich 
zweyffle nicht, daß er Euch hetitte noch schreiben wirdt undt von 
seinen geschafften rechenschafft geben. Mein tag habe ich nie so 
viel von interessen gehört, alß nun; daß finde ich recht eckelhafft. 
Ich sehe meinen söhn so müde von regieren, daß ich glaube, 
daß er noch ein größer königreich, alß daß von Arelat, abschla- 
gen würde \ Ich bin sehr ingnorent; den ich habe gar kein 
gedächtnuß undt seyder meinen kinderblatter[n] hatt es noch gar 
eehr abgenohmen; daß macht mich alß fürchten, daß ich baldt kin- 
disch werde werden, den daß fängt ordinarie bey dem bößen ge- 
dächtnuß ahn. Ihr habt noch zeit vor Euch , liebe Louise , aber 
meine tage seindt schrecklich verschließen. Aber ich wolte keine 
zehn jähr jünger sein, alß ich bin; man wirdt deß lebens greulich 
müht undt satt. Daß alter lest sich fühlen , wen man über die 
50 ist; es ist gewiß, daß, so [ge]sundt man auch sein mag, so ent- 
pfindt man doch, daß die kräfften abnehmen. Daß ist eine reglirte 
Sache, daß, wer in dieße weit kompt, muß sterben, «cela est bien 
desobligent 5 .» Seyder 3 tagen fengt daß wetter wider ahn , gutt 
zu werden. Wir haben hir gar viel regen gehabt. Der regen von 
Geisseuheim hatt Euch erwießen, wie leydt es Geissenheim war, 
daß Ihr weg zogt, undt der Sonnenschein zu Franckfort hatt Euch 
in nahmen der Franckforter erwießen, wie froh sie wahren, Euch 
liebe Louise , wider zu haben. Es ist gewiß , daß es betrübt ist, 
kinder zu verliehren; aber mich deucht, man kan sichs doch baldt 



1 d. h. possen. 2 ? groß. 3 Vergl. band IV, s. 261. 274. 278. 288. 299. 
4 Vergl. den brief vom 4 Augast, oben s. 222. 5 desobligeant. Es ist diß 
eine redensart der frau von Bregis. Vergl. band II, s. 592. 605. 



264 

wieder getrosten , wen es figureii sein , wie der hinckende graff 
Perlips war. Die alte graffin Berlips solle gar viel verstandt haben, 
batt sieb aber schrecklich in Spanien verhast gemacht. Sie ist doch 
nicht so schlim, alß der verfluchte Alberoni. Hiemitt ist Ewer lie- 
bes schreiben völlig beantwortet , bleibt mir nichts mehr Aber, zu 
sagen, alß wie ich bin undt gar gewiß verbleibe, so lang ich lebe, 
die person von der weit, so Euch, hertzallerliebe Louise, ahm lieb- 
sten hatt undt allezeit haben wirdt. 

Elisabeth Charlotte. 



1154. 

St Clou den 5 September 1720 (N. 24). 
Hertzallerliebe Louise, vorgestern habe ich Ewer liebes schrei- 
ben zu recht entpfangen , nein ich betriege [mich] , es war ver- 
gangenen sontag; es war vom 20 Augusti, no 65. Es [geht hir 
zwar alles still her, aber daß murmeln ist groß undt daß gibt doch 
keine rechte ruhe * ; den von einem augenblick zum andern kan gar 
stareke unruhe kommen. Vor etliche tagen haben laquayen eine 
große insolentz begangen. Ich kan nicht begreifen, wie leütte ley- 

1 G. Brunet II, s. 268 theilt, als von Elisabeth Charlotte in einem briefe 
Tom 6 September angeführt, folgende Strophen mit: 

Si tu yeuz de ton parlement 

Changer l'hnmenr hautaine, 
De Pontoise, sire Regent, 

Fais-le passer ä Fresne! 
C'est nn lien de oorreetion, 
La faridondaine, la faridondon, 
Oü d'Aguesseau s'est oonverti, 

Biribi, 
A la faoon de Barbari, 
Mon ami. 

Aooables de malhenrs, menaoes de la peste, 

Grand saint Booh, notre unique bien, 

Eooutez nn peuple ohr6tien! 

Nous ne oraindrons rien de funeste, 
Venez nous seoourir, soyez notre soutien, 
DStoumez de sur nous la oolere Celeste, 

Mais n'amenex pas votre ohien I 

Nous n'avons pas de pain de reste. 



265 

den mögen , daß ihre läquayen so insolent sein ; sie haben dem 
armen kindt, so von der promenade kam, deß Laws sein dochter, 
alle wüstereyen von der weit nicht allein zngeruffen undt * mitt 
steinen geworfen*. Ich sehe woll , waß es ist; die junge heim 
jetziger zeit haben. sich zu gemein gemacht .mitt ihren läquayen, 
brauchen sie zn allerhandt infamien, dörffen ihnen hernach nichts 
sagen; die läquayen spülen den meister undt die herrn dörffen 
ihnen auß obgemelten Ursachen kein wordt sagen *. Dancke Euch, 
liebe Louise, mir viel Zufriedenheit zu wünschen ; daß kan ohnmög- 
lich geschehen, werde nur woll zufrieden sein, wen nichts Übels 
kompt, wie leicht geschehen könte. Ahn mein schreiben vom 7, 
no 7 , ist nicht mehr zu gedencken ; sie müßen es auff der post 
verlohr[e]n haben, welche nun doller, alß nie, geht. Vor 8 tagen 
l[i]eßen sie mir sagen, ich solte den mittwog schreiben; daß thate 
ich; seyderdem sagen sie, ich könte nur donnerstags wie ordinarie 
schreiben, aber nicht mehr sontags, sondern den sambstags; folge, 
wie er secht 4 , alle ihre grillen. Daß mein verlohrner brieff in an- 
dern handen kommen, da frag ich nichts nach; es war nichts drin, 
so mir ungelegenheitt machen könte. Ich bin seyder viel jähren 
her so ernstlich geworden, daß es derowegen schwer zu rahten ist, 
ob ich trawerig bin oder wie ordinarie. Lustig thue ich lengst 
nicht mehr , habe daß lachen auch schir gantz verlehrnt B ; wer vor 
etlichen jähren geschehen, waß gestern in der commedie vorgangen, 
so hette ich 3 tag drüber gelacht. Mademoiselle de la Rochesurion 6 
hatt einen possirlichen portzelbaum gemacht; die banck, worauff sie 
saß, brach auff einmahl unter sie, sie versuncke auff einen stutz, man 
konte sie schir nicht wider herraußziehen ; sie ist groß undt starck, ahn 
solchen leütten ist es noch possirlicher, zu fallen. Sie lachte selber 
von hertzen drüber; ich war aber recht erschrocken, den ihr kopff 
war so starck zurückgeschlagen, daß ich gemeint, daß sie sich wehe 

gethan hette, war aber getrost, wie ich sie so von hertzen lachen 

* 

1 ? sondern auoh sie. 2 Vergl. nachher die briefe vom 14 September 
und 5 Ootober. 3 Vergl. nachher den brief vom 5 Ootober. G. Brnnet II, 
s. 267, anmerk. 1: «La oorrespondance administrative sons le regne de Louis 
XIV», publice par M. Depping, fournit (t. II, 1851, in-4) des dStails sur les 
tronbles oans6s par les laquais, sur les vols et les assassinats oommis dans les 
rues de Paris, sur la fureur du jeu, etc.» 4 ?wie Ihr sehet. ?wie ersichtlich. 
5 Vergl band I, s. 497. 498, band II, 8. 709. 6 Roohe-sur-Yon. 



266 

pahe '. Mich deucht, unßere ehrliche Teütschen thun nicht alles so 
umb gelt, wie die Frantzoßen undt Engländer, sein dt gar gewiß 
weniger interessirr. Mein gott, wie finde ich den interesse eine 
heßliche sache! Es ist woll [nicht] recht, den gott Mamon dinen, 
wie in der h. schriefft stehet; glaube, daß keine größere verdam- 
naß ist; den daß ist der grundt von alles Übels. Unßere Teüt- 
schen können ihr leben ihre beüttel nicht spicken, wie die Eng- 
länder; den wie sie nicht so interessirt sein, so gedencken sie nicht 
ahn allerhandt fünck * undt renck , gelt zu bekomen , halten daß 
kauffmanshandtwercken vor eine schände undt daß finde ich estimable. 
Mein docbter ist , gott lob, von ihren geschwern gantz courirt undt 
fahrt wider auff die hirschjagt. Die geschwer im mundt thun weher, 
alß änderst wo. Aber ich muß meine pausse [machen]. Dieß[en] nach- 
mittag werde ich dießen brieff außschreiben. 

Donnerstag, den 5 September, umb ein viertel auff 5 uhr. 
Gleich nacli dem eßen habe ich gar ein hauffen brieffe bekom- 
men, die habe ich geleßen undt unter andern eines von Ewern lie- 
ben schreiben von 24 Augusti, no 66, welches ich heütte nicht be- 
antwortten werde, sondern vor übermorgen sparen. Nachdem ich 
alle meine brieffe geleßen, bin ich entschlaffen undt werde jetz[t] 
erst wider wacker, komme wieder, [wo ich geblieben] ; aber da kom- 
men meine caleschen , ich werde ein wenig spatziren fahren , den 
es ist heütte daß schönste wetter von der weit. 

Donnerstag umb 7 abendts. 
Wie ich wieder von der promenade [gekommen] , bin ich in 
meine tribune undt habe mein abendtsgebett verlieht, umb gleich 
einzuschlaffen können , wen ich zu bett gehe , liebe Louisse ! Ich 
komme jetzt wider auff Ewer liebes schreiben, wo ich dießen nach- 
mittags geblieben war. Die königin in Preüssen hatt mir schon 
daß unglück von dem pulverthurn geschrieben; aber sie meldt nicht, 
daß sie gar übel drüber erschrocken seye, sondern sie spricht nur 
davon, wie von einer zeittung undt ein groß unglück; sie [sagt] 
aber nicht, [daß] die fenstern im schloß gesprungen undt außge- 
fallen. Daß erinert mich ahn einer avanture, so zu Besancon • ahn 

* 

1 Vergl. Qfiobbor den brief vom 5 Ootober. 2 ?fünd. 3 Befanoon. 



267 

madame de Dora[s]fort begegnet undt welche meine dame d'atour 
geweßen; sie war deß duc marechals de Duras Schwester nndt 
tante von mademoiselle de Malause. Der marechal da Duras war 
gouverneur von Bezangon nndt damahlen war seine Schwester noch 
nicht bey mir. In deß mare[sc]halcks hauß zu Bezan^on da war ein 
gartten, im endt von gartten wahren nichen mitt statuen, nndter an- 
dern eine figur von Jupitter, so etwaß gar schönnes ist. Der könig 
hatt [sie] gekauft, es ist der rechte Jnpitter vomCapitole, jetzt zu 
Yersaille[s]. Madame de Darasfort war einmahl zu Bezancon gantz 
allein in ihres brudern gartten, ging zu der statüe undt sagte: «0 
$a, monsieur Jupiter, on dit que vous aves parles auttrefois; nous 
voila seuls, parles moy donc ! aussi bien tenes-vous la bouche entre- 
ouverte '.» In dem augenblick, wie sie daß sagte, zerspringt die 
pulvermühl mitt gar großen knal. Madame de Dura[s]fort meint, 
Jupitter fing ahn, zu reden, erschrack so erschrecklich, daß sie rack 
ohnmachtig wardt undt man sie auß den gartten tragen muste; wir 
haben sie biß ahn ihr endt mitt vexirt. Die königin schreibt, daß 
2 gantze gaßen zu grundt gangen sein undt gar viel personnen 
ambkommen sein. Mich wundert, daß eine fraw von Hendtschuch- 
heim* nicht catholisch ist; den zu Hendtschuchbeim undt Seckenheim 
undt Ketsch wahren ja zu meiner zeit catholische kirchen. Man 
thut gar woll, den jungen zu straffen, so die schwanger fraw so 
hatt fallen machen. Der junge printz von Sultzbach solle allezeit 
im schloß zu Heydelberg sein ; man thut woll , den es ist keine 
beßere lufft in der weit *. Die printzes von Sultzbach thut woll, 
dort ins kindtbett zu kommen. Gott verleye ihr einen gesunden 
printzen! Der churfürst lest, wie mir monsieur Gravenbroch dießen 
abendts gesagt , daß Cburpfaltz daß schloß undt den gartten zu 
Heydelberg biß auff der großen grotten wider zurechtmachen lest 4 , 
welches doch woll sagen wolte, das er es noch bewohnen will, daß 
heist, er thut waßer in seinen wein. Ich hoffe, daß noch alles gutt 
werden wirdt undt die bößen pf äffen endtlich nachgeben werden 
müßen, wozu ich glaube daß die entreveüe von könig in Preüssen, 

Denemarck undt der landtgraff von Cassel viel hilft. Hiemitt ist 

* 

1 Der 8 atz lautet in beßerer Schreibung: «Or cä, monsieur Jupiter, on 
dit que vous avez parlä autrefois; nous voilä seuls, parlez-moi dono! aussi bien 
tenei-vous la bouohe entr'ouverte.» 2 Handeohuohsheim. 3 Vergl. band II, 
8. 51. 100. 190, band III, s. 425. 4 Der satz ist nicht in der ordnuqg. 



268 

Ewer liebes schreiben durchauß beantwortet, bleibt mir nnr überig, 
zu versichern, daß ich Euch von bertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1155. 

St Clou den 7 September 1720 (N. 25). 

Hertzallerliebe Louise, da komme ich nun, wie ich Euch vor- 
gestern versprochen habe, umb auf? Ewer liebes schreiben vom 24 
Augusti, no 66, zu antwortten. Ich bin heütte gar spät aufgestanden. 
Es ist auch mein leßtag, also fang ich gar spät ahn, zu schreiben; den 
es ist schon nahe bey V« auf? 11. Man sagt im frantzöschen Sprich- 
wort: «A quelque chose malheur est bon.» So geht es jetzt auch; den 
hette ich einen großen brieff von Euch, liebe Louise, entpfangen, hette 
ich ihn ohnmöglich heütte beantwortten können. Heütte habe ich 
gar viel zu thun, ich muß mich ahnziehen, in kirch gehen, eßen, 
nach dem eßen umb 3 uhr habe * ich eine au dien tz vom schwedi- 
schen ambassadeur, dem graffen Bielcke a , haben, hernach werde ich 
nach Madrit zu Chausseray[e], dort braff spatziren undt spät wider- 
kommen; will heütte frühe nach bett gehen, umb die donnerstags 
undt freytags-nächte wider zu ersetzen , da ich erst umb 12 uhr 
nach bett bin. Gestern habe icli 20 bogen auff teütsch ahn die 
printzes von Wallis geschrieben undt nur auff die helffte von ihrem 
schreiben andtwortten können; den es kam ein Courier von Lot- 
teringen, mitt dem muste ich einen großen brieff ahn meine dochter 
schreiben. Ich hatte morgendts schon 2 brieffe geschrieben, einen 
ahn die gutte mademoiselle de Malause , umb mich mitt ihr über 
ihre geneßung zu erfreuen. Ich bin in der that recht fro, daß sie 
nicht gestorben ist ; waß mich aber hatt doch lachen machen , ist, 
daß sie die duchesse de Ghoresboury 8 hatt hollen laßen undt ihr so 
gepredigt, daß dieße sich so zerweint, daß sie die vapeurs davon 
bekommen undt so kranck geworden, daß sie daß bett hatt hütten 
müßen. Daß ist mir recht possirlich vorkommen; den ich weiß, 
welche eine dolle humel dieße duchesse de Chossboury ist. Es 

* 

1 ? werde. 2 Vergl. den brief vom 12 Mai, oben s. 147. 3 ?Shrews- 
bury. 



269 

seindt leütte hir, so sie in Ittallien gekandt haben, die schönne bi- 
st orien von ihr verzehlen. Ich bin auch in meinem schreiben an- 
erhört gestern interompirt worden. Ich war bey dem schönsten 
wetter von der weit expresse nicht außgangen in hoffnung, f[r]üher 
schlaffen zu gehen , allein ich wurde accablirt von vissitten. Die 
duchesse de Melfort 1 käme mittSkelton 2 undt seine Schwester, der 
envoyes vom czaar kam mitt seiner fraw undt dochter, der herr 
von Schleunitz. Sie haben hir in der nachbarschafft gantz ahn 
dießem parq hir ein heüsgen geheürt 8 , daß sie den sommer zu- 
bringen, kommen offt her, seindt gutte leütte. Deß schwedischen 
secretarius fraw die kam auch mitt madame la Bare. Dieße letzte 
kan nicht genung rühmen, wie gnädig Ihr, liebe Louise, sie trac- 
tirt habt Sie sagt, Ihr hettet 4 von meinen contrefaitten undt 
gefragt , welches ahm besten gleiche. Hir ein wordt , da ein par 
wordt, damitt geht die zeit geschwindt vorbey. Ich hatte auch 
nachmittags ein wenig undt stündtgen nachmittags geschlaffen 4 , war 
auch im abendtgebett gewest. Daß hatt mich alles zusamen so 
spätt nach bett geführt. Monsieur Teray, so heütte kommen wirdt, 
wirdt mich braff filtzen; aber waß sein muß, muß sein. Alles geht 
wunderlich zu Paris zu ; man hört nur klagen undt lamantiren, daß 
ist eine langweillige sache auff die länge. Gutte gebetter haben 
wir hoch von nöhten, liebe Louise! Zu Lion 6 ist gar keine böße 
krankheit , aber woll zu Marseille undt umb die gegen[d] 6 . Ein 
dorff, so Vittrol 7 heist, ist so außgestorben, daß keine seele drin 
geblieben ist. Zu Marseille nimbt die pest sehr ab. Sie couriren 
die pestiferirten mitt l'emetique 8 . Es ist nicht die pest , so ge- 
schwer macht, sondern die, so man die pest von Siam heist, welche 
ebensosehr ahnsteckt, alß die ander; die leütte bekommen hitzige 

fieber, darnach sprützt ihnen daß bludt auß den äugen, naßen undt 

* 

1 Journal du marquis de Dangeau XVIII, s. 333 unter dienstag, 6 Au- 
gust 1720: «On dit que madame de Melfort, veuve du duo d'Albemarle , a 
obtenu une pension de 9,000 livres; eile 6toit fort mal dans ses affaires; eile 
est Alle de feu madame de Lussan, dame d'honneur de madame la Duohesse.» 
2 Ein mareohal de eamp Skelton wird im Journal des marquis de Dangeau XVIII, 
8. 6 unter montag, 6 Merz 1719, erwähnt. 3 d.h. gemiethet. 4 ? ein wenig, 
ein stttndohen, geschlafen. 5 Lyon. 6 Vergl. den brief vom 31 August, 
oben s. 261 und* nachher die briefe vom 21 September und 5 October. 7 Vi- 
troUes, dorf in Frankreich im jetzigen departement Bouohes du Rhone, arr. Aix« 
8 Smetique, breohmittel. 



270 

»dem im gesieht, sterben so; andere, denen wirdt die naß. die 
angen undt mundt kohlschwartz undt fallen maußtodt dahin. Daß 
beste von dießen allen deucht nicht viel. Hir gibt es viel fieber. 
MebiHarling hatt gar ein starck Stagig fieber, nimbt quinquina 1 , 
dem man ilm starck pnrgirt hatt. Ich glaube, er batt sich zu sehr 
roitt der jagt erhitzt, , feltliüuer zu schießen gehen undt caninger. 
Gar oft't habe ich schmertzen in den knien; daß liebe alter weist 
sich in allen stücken. WaLi will mau thunV es ist der weit lauft". 
Der Rotzenlieusserin ihr docliterman hatt scliir alles wider verdor- 
ben bey seiner scliwigermutter, waß ich gatt gemacht hatte *. Man 
ist schuldig , sein bestes zu thun in dießer weit , weillen wir ja 
Christen seiu wollen. Der graff von Hannau hatt es gar zu heß- 
lich gemacht, hatt der armen Rotzenbeusserin alte billiet geschickt, 
woran sie verliehren muß"; daß ist gar nicht loblich, ich hatte 
beßer opinion von ihm. Aber da schlegt die uhr, ich muß mich 
ahnziehen. Dießen abendt werde ich dießen brieff gantz außschrei- 
ben, wen ich von Madrit werde kommen sein. 

Sambatag umb V* »uff 3 nachmittags. 
Da kommen wir von taffei undt ich hoffe, noch meinen brieff 
außzuschreiben können. 

Den sambatag umb halb 8 abendta, 
Ich habe dießen nachmittag unmöglich zum schreiben wider 
gelangen können; es haben mich gar zu viel leütte interompirt. Ich 
habe auch in kirch gemüst, nach der kirch habe ich die audientz 
von graff Biclcke gehabt. Nach der audientz bin ich nach Madrit, 
wo Chausserayje] | wohnt]; die Iiatt mich recht erdapt; sie sagte mir 
gantz drucken: -Dans l'allee de la conversation des passant daus 
le bois il fera hon escoutter aujourdhuy. car il y a des gens qui 
mangent et boivent dans le bois, et on dit mesine de la mussique.» 
Ich ging eyllendts, meinte in der that, daß es leütte wehre 
gar offt geschieht, so in dem lioltz colationnirten. Wie ich hinkam, 
sähe ich in der that eine taifel gedeckt undt 7 oder 8 kerl, 
saßen undt druncken, aßen undt sangen. Sie stunden auff; wie 

1 Eübeniads, ohina. 2 Vergl. iIod brief vom IS Angait, oben s. 337. 338. 
3 Vergl. die briete vom 15 and IS Aognat, oben 9. Sil. 245. 



271 

sie sich herumbthrehten , sähe ich, daß es die violons von des kö- 
nigs mussiq warfen]. Da merckte ich woll, daß es ein ahngestel- 
ter handel war. Sie spilten über die maßen woll. Aber daß er- 
inerte mich so sehr ahn die vergangen zeitten gedencken ', ahn 
alle festen, so wir zu deß königs nndt der königin zeitten auff dem 
canal gehabt haben, daß mir die threnen drüber in den äugen kommen 
sein. Ich muß gestehen, daß mich die musiq gar nicht mehr lustig 
macht, sondern es erin[e]rt mich ahn lautter trawerige sachen, daß 
ich gantz nachdenckisch undt trawerig davon werde. Aber last es 9 
von waß änderst sprechen! Ich weiß gar nichts neues, komme also 
wieder auff Ewer liebes schreiben, wo wir geblieben wahren, nehmb- 
lich ahn den graff vo.n Hannaw. Da wolt ich woll gutt vor sein, 
daß Ihr kein solche that Ewer leben tlmn würdet , wie daß stück, 
so der graff ahn Lenor gethan. Ich weiß nicht, wie er sich 
nicht abscheulich davor schämbt; den es ist recht schimpfflich vor 
einen solchen herrn. Daß ist [eine] mühsam affaire, [einen] brieff 
ahn den keyßer zu schreiben ; aber ein jedeß weiß , wo ihn der 
schue drückt. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben völlig beantwortet; 
bleibt mir nur noch tiberig, zu versichern, wie daß ich Euch alle- 
zeit recht von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1156. 

St Clou den 12 September 1720 (N. 26). 

Hertzaller liebe Louise, mich deucht, es fehlt mir eines von 
Ewern lieben schreiben; den ich finde in meinen callender nur daß 
von no 66, vom 24 Augusti, undt dießen nachmittag habe ich daß 
vom 31 Augusti, no 68, [empfangen], also fehlt mir daß -von no 67; 
ich finde es nicht in mein buch aufgeschrieben, muß mir also feh- 
len. Die posten gehen gar dol überall, auff alle ende undt wegen 
klagt man drüber. Meine gesundtheit erhelt sich, gott lob, noch 
woll, ob zwar jetzt gar viel krancken tiberall sein. Ey, liebe Louise, 
warumb wolt Ihr mir danken , daß ich meine Schuldigkeit thue ? 
daß ist nie danckenswehrt. Wen man kein gutt hertz undt ge- 

* 

1 ? Mitten, machte mich gedencken ahn. 2 ? ans. 



272 

mühte hatt, thut man sich selber mehr tord 1 , alß ahn andere. Ich 
schäme mich recht vor hohen leütten, zu sehen, in welche reputation 
sie sich nun bringen in allen stücken ; daß finde ich recht abscheulich. 
Man solte sich dieße große warheitten in den kopff setzen, daß man unß 
(ich mein unßer herrgott) nicht in dieße weit gesetzt hatt, nicht nmb 
unßer caprisse zu folgen undt nichts zu thun, alß waß zu nnßern diver- 
tissement dinnen kan, sondern waß zu gottes ehre dinnen kan ; dero- 
wegen sollen wir allezeit bedacht [sein], so zu leben, daß wir unßerm 
negsten gutt exempel undt keine ärgernaß geben, so viel möglich 
ist. Dazu gehört aber daß kurtze gebett auß einem psalm, so mir 
von kindtheit ahn die gutte fraw von Harling, wie so* noch meine 
hoffmeisterin [war], mir morgendts undt abendts betten machte : «Ach, 
herr, verlaß [mich] nicht, auff daß ich dich nicht verlaße!» Ich habe 
mein leben die last nicht begreifen können, die leütte zu plagen, 
mitt denen man umbzugehen hatt. Daß macht ja gritlich undt un- 
lustig undt es deucht mir, daß kein spaß sein kan, mitt gritlichen 
undt unlustigen leütten zu leben; also seines interesse wegen solte 
man es nicht thun. Waß solle mein 8 sagen? Die weit ist gantz 
verkehrt ; ich werde woll nicht erleben, daß es beßer werden wirdt 
undt die weit raisonabler werden. Ich bin deß jetzigen verdrießlichen 
undt langweilligen leben so müde, daß ich kein jähr jünger wolte sein, 
alß ich bin. Daß parlement ist verdrießlicher, alß [nie], wollen den 
frieden nicht leyden von den geistlichen undt nichts durchgehen laßen. 
Die bangue ist auch gar nichts lustiges. Dießes macht mich recht 
ungedultig. Wie teüffel , hatt graff Degenfeit daß Jargon lehrnen 
können von den bang 4 ? Ich mag nicht davon reden, verliehre alle 
gedult darbey. Es ist heütte just 8 tag, daß monsieur Le Fevre 
nach Englandt ist, wirdt ohne zweyffel nun bey graff Degenfeit sein. 
Er wirdt mir gewiß daß zeügnuß geben, daß ich alles gethan, waß 
bey mir gestanden ist. Monsieur Le Fevre hatt mir gesagt, daß 
er Euch schreiben wollte undt von alles rechenschafft [geben]. Ich 
weiß woll, waß zu Challon 6 geschehen. Ich habe mein leben nicht 
von so viellen wettern gehört, alß dieß jähr, geweßen; aber, gott 
lob, lautter kalte streich , nichts ist abgebrendt. Aber da schlegt 
es 10 uhr, liebe Louise 1 Ich muß nach bett, sage Euch nur gutte 
nacht vor 2mahl 24 stundt; den biß sambstag, wo mir gott daß 

* 

1 tort, unrecht, schaden, abbrach. 2 ? sie. 3 ? man. 4 ? der 

banque. 5 Chälons. 



273 

leben verleyet , werde ich ordentlich auff Ewer liebes schreiben 
andtwortten , nun aber nur in eyll sagen, daß ich gestern bey der 
dnchesse du Lude zu mittag geßen, so unß ein magnifiq mittags- 
mahl geben. Von dar bin ich, nachdem wir 2 stundt hoca gespilt, 
zum könig, von dar ins Palais-Royal mitt allen meinen enckelen in 
die commedie ;- wir hatten auch mademoiselle de la Rochesurion l undt 
mademoiselle de Clermont. Baron * undt die Demare 8 spilten recht 
woll «rhomme a bonne fortune> 4 . Gutte nacht, liebe Louise ! Ich 
ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit recht lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

Ich muß noch sagen, daß die arme marquise de Dangeau sey- 
der montag eine wittib ist undt gantz betrübt, jamert mich von 
hertzen 6 . Ich hab ihr ihrer fraw Schwester brieff geschickt. 



1 Roche- sur-Yon. 2 Michel Baron. Vergl. die briefe vom 9 Mai und 

25 Juli, oben s. 139. 215 and nachher den brief vom 17 October. 3 Des- 

xnares. Vergl. den brief vom 25 Juli, oben s. 215. 4 Man hat swei ko- 
mödien anter dem namen «L'homme ä bonne fortnne.» Die eine in fünf aoten, 
erstmals im Februar 1686 im The&tre francais aufgeführt, erschien immer unter 
dem namen des Schauspielers Baron, obwol er, wie man glaubte, nicht der ver- 
faßer war. Die andere in drei aoten, «Arlequin, homme ä bonne fortune» ist 
von Jean>-Franeoi8 Regnard und wurde im alten Theätre italien erstmals 10 Ja- 
nuar 1690 dargestellt. 5 Philippe de Cour eil Ion, marquis de Dangeau, starb 
9 September 1720. Im Journal des marquis de Dangeau XVIII, s. 337 findet 
sich von der band seines seoretärs die bemerkung: «Le 22 aoüt M. le marquis 
de Dangeau tomba malade d'une jaunisse, aveo la fiävre, et mourut le 9 sep- 
tembre, ä huit heures et demie du soir, age* d'environ quatre-vingt-quatre ans. 
Cest lui qui a 6er it tous ces memoires, et ne les a pu continuer que jusqu'au 
16 aoüt 1720.» Man vergleiche «Notice sur la vie de Dangeau et sur sa fa- 
mille» im Journal du marquis de Dangeau I, s. XIII bis XCVL Es heißt hier 
s. XX: «Philippe de Couroülon etait ne le 21 septembre 1638 de Louis de 
CouroiUon, seigneur de Dangeau, de la Motte et de Diziers, et de Charlotte des 
Noues de la Tabari&re, petite-fille de Du Pleasis-Mornay.» Ebendaselbst s. XXI: 
«Nous avons heureusement de lui un magnifique portrait «peint par Hyaointhe 
Rigaud en 1700, grave en 1702 par P. Drevet; il represente Philippe de Cour- 
cülon, marquis de Dangeau, grand maltre de l'ordre de Sain t- Lasare , figure 
jusqu'aux genoux en habit de c6r6monie de grand maltre dudit ordre; estampe 
de grandeur moyenne» (Voir les Memoires ine^Lits sur la vie et les ouvrages 
des membres de l'Academie royale de peinture et de sculpture, publies, d'apräs 
les manuscrits oonserves ä l'Ecole imperiale des beaux arts, par MM. L. Dus- 
sieux, E. Souli6, Ph. de Chennevidres , P. Mants, A. de Montaiglon. Paris, 
Elisabeth Charlotte 18 





St Clou den 14 September 1720 (N. 27), 
Hertz allerli die Louise, wo mir recht ist, habe ich Euch i 



Dnmouün, 1854, t. II, p. 181.). La peiuture originale do Rigand f«i( aujonr- 
d'hni partia du musee dB Veraaillas ; c'est Tun des ohefs-d'oauYre du msltr 
Dangeau est debaut, In iiinio gauohe sur ta hauche, In main droite s'appuie n 
la toquo de oerfmonie posGo pur nne table doree. II est drape magnifiquemei 

yoit snr aa poitrine un baut du grand cordon du Saint-Eäprit. Lbs bouolas 
brunes de aa perroquo retombent en ondolalions abondantes sur les epaulas. 
Los yoai sunt souriants et dorn, la bauche est fioe; la figuru est belle et toi 
agreable. On oroirait voir Lonia XIV lui-niemo.» Über anders minder bed 
teuda bildniaae dea marquis de Dangeau von Äntoine Pesey und IT, F. Iiocqnet verglen 
man ebendaaelbat s. LXXIV bis LXXVIII. Die <Aoad6mie francaiso. (ihr be- 
ständiger aecrotor war damals Daoier) ließ sieh Über den tod des marquis 
de Dangeau also yernebmen : sL'Academie a estt tres-affligee d'apprendre 
la mort de M. le marquis de Dangeau, qui luv faiaoit un honneur infir 
les talents de l'eaprit et par les qualites du coenr. eatoit un modo 
bonif' et da politease, et dana lea eieroiees aeadämiques il faiaoit paroiitrB 
Buap de goust et un aentiment tres-fin puur tont oe qui eatoit beau, en proposanl 

eitimer.> Vergl. die angeführte «Notice sur la vie de Dangeau» a. XCIV. XOV, 
Die sinimLliehen tital , würden und ämler des marquia da Dangeau findet mi 
ebendaselbst s. XCIV folgendermaßen angegeben: «Philippe de Courcilloa, ma 
quis de Dangeau, eomte de Mealn et de Civray, baron de Sainte-Hermina , | 
Saint-Amant, du ohateau du Loir, do LncC' et de BrasBuire; seigneur de Chan 

proiince de Tuuraino, goufernear porliculier de la yillo ot du ch&teau de Tonn, 
grand niaitre dea ordres de Notre-Dame du Moot-Carmel et de Saint-Lniare d 
Jerusalem, oonsciller d'Etat d'fpeo , dojon de l'Acadeinie fruafaise.» Man re 
gleiche über den marquis de Dsngaau : Philippe do Courcilloa, maiquia de Dan- 
geau, sa rie, aon Journal et la euur do Louis XIV par Edouard de Biuibtlemj. 
Paris, Aubrj, 1863 (20 Seiten). Über die geinahün des marquis do Dangea 
O.Brunet II, s. 279, anmerk. 1 folgendes: «L'abbe de Choisy dit d'elle d.ms um 
• Mi'moires» : .Ella etoit belle eumme les unges, une taille fine, les yeui brillants, 1* 
«teint admirable, las ubeveux du plus beau blond du monde, un air engageant, 
■ modeaCo et apirituel; eile avoit une fort bonne conduite dans nne place fort glis- 

phie de Baviore , ob qui mit la Dauphins fort en collre , et il fallut f 

i.h.l±.. Niiii- liaona daos las 'Lettre« de la coutesee de Kivii-re-, L I, p. HU. 

qua Madame de Dangeau C-ta.il «helle uororas Venus, la taille Uns, ' 



275 

gestern, alß vergangen donn[e]rstag, meine gantze reiße von Paris 
verzehlt. Seyderdem habe ich nichts neues erfahren , ' werde also 
hefltte nur andtwortten von waß mir noch von Ewerm lieben schrei- 
ben vom 31 Augast, no 68, überig ist. Ewere neveux solten ge- 
wiß woll mitt monsieur Le Fe vre zufrieden sein; den ich bin zeuge, 
daß er all sein bestes gethan hatt. Daß es aber nicht so woll ab- 
gangen, alß er es gewünscht, ist woll seine schuldt nicht, nndt er 
ist nicht der e[i]ntzige, so zu beklagen ist, hatt viel hundert cam- 
merrahten ; aber er hatt in allem sein bestes gethan. Auff daß un- 
glfick von Chalong * habe ich letztmahl geantwortet. Ich sehe, 
liebe Louise , daß Ihr den donner ebensowenig alß ich fürchte[t]. 
Man lernt zu Heydelberg, sich ahn den donner zu gewohnen; den 
da donnersts* offt genung. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber 
es fragt mich letztmahl einer, ob es zu meiner zeit so offt zu Hey- 
delberg gedonnert hette , alß nun , daß ich den donner so wenig 
förehte. Ich lachte nndt sagte : «Ich bin zu sehr ahn starcke 
wetter gewohnt, umb die hießige zu förchten, so gar nicht starck 
sein. Dabey ist woll nichts änderst zu thun, alß sich gott ergeben 
nndt im überigen ruhig sein undt sich selber nicht durch ohn- 
nohtige ängsten zu plagen.» Ich finde auch , daß es diß jähr viel 
offter gedonnert hatt, alß man in langen jähren gehört; vergangen 
[jähr], da so eine abscheuliche hitz war, hatt es gar selten gedon- 
nert, nur den tag. wie die duchesse de Berry [starb], war ein zimb- 
lich starck wetter 8 . Weiß nicht, ob man in jener weit auch stück 4 
löst, wen große herrn ahrikommen; glaube es nicht. Es ist ohn- 
möglich, daß der wein diß jähr geraht; der kochmonat, nehmblich 
der August, ist zu feucht undt kalt geweßen. Hir ist alles 3fach 
thewerer geworden, alß vorm jähr. Es ist [unglaublich, wie alles 
so thewer gestiegen ist; waß 30 francken gekost, kost nun hundert; 

alles ist außer preiß 6 . Ich glaube, daß alle kauffleütte sich verdammen 

* 

vife, un teint 6clatant, les oheveux d'un beau blond, un air doax, un regard 
modeste et une oonversation spirituelle.» Über die niedersohrift des «Journal», 
das Dangeau von samßtag, L April 1684 bis freitag, 16 Augast 1720 geführt 
bat, sagen die herausgeber desselben in ihrem Avertissement band I, s. IV: 
«Dangeau a ecrit quelquefois lui-mSme, mais presque toujours il diote, soit le 
joor mGme, le soir, soit le lendemain.» 

1 Chalons. 2 donnerts. 3 Die duchesse de Berry starb 21 Juli 1719. 
Vergl. band IV, s. 182. 4 d. h. stücke, geschutse. 5 Vergl. nachher den 
brief to» 2 November. 

18* 



mitt ihren scbelraereyen. Ich hahe mein tag so keine verdrieß- 
liche zeit gesehen, alß nun ist; daß macht alles langweillig, den 
man hört nichts, [als] lamantiren, klagen undt belteleyeu, daß macht 
einem daß leben za schwer; segt ' also, liebe Louise, ob ich nicht 
ursach zu glauben habe, daß Ihr Euch mitt den schünnen medaillen 
rainirt 1 Ich begehre [weder etwas] vom könig, noch von meinem söhn, 
viel weniger noch von monsieur Laws; aber ich habe gern, daß man 
mich richtig bezahlt, dainitt meine domestiquen nicht noht ieyden. 
Eißher, gott lob, bin ich weder den kauffleütten, noch sonst nie- 
mandts nicht schuldig; solte mir gar kvdt sein undt recht betrüben, 
wen ich in schulden fallen mtlste. Daß erinert mich ahn etwaß, 
so mich woll von bertzen hatl lachen machen. Wie der könig s. 
noch lebte undt die duchesse du Maine so erschrecklich despence 
machte mitt festen, commedien , balletten, l'etierwerck undt der- 
gleichen, ließen sie meinen intemlenten* holten, wahren jalous! daß 
ick ineinen rang hüte, fragten den intemlenten: «Ditte nous*! eom- 
ment fait Madame, de ne pas faire des dettes? Car eile n'est pas 
riebe.» Mein intendent andl.worttete froidement; «Madame ne fait 
janiais de folle despence, eile ce regle selou son revenus, ainsi eile 
ne doit rien et fait point de dettes*.» Sie schwigeu matißstili undt 
ließen ihn wider fortgehen. Aber da segt Ihr, welche einen ab- 
scheulichen hoffartli dieße lcUttc haben. Sie wahren die letzten 
von den printzen du sang undt es verdroß ihnen, daß ich, so fille 
de France bin, einen größern statt hi[e]lte, alß sie, da doch les petits 
enfants de France noch zwischen mir undt ihnen sein. Aber hic- 
mitt genung von dießer historie , wo sie so braif bezahlt sein wor- 
den. Die laquayen undt der pöpel haben daß arme medgen von 
Laws in aversion genohmen. Er kau nicht mehr außfabren, ohne 
daß man ihnen ein affront thut; sie werffen mitt steinen nach ihr 
undt ruffen ihr alle wüsterey vom der weldt nach. Daß Itiudt jam- 
mert mich; den waß kan daß kint davor, waß" sein vatter waß thut, 
daß niemandts gefeit? Daß arme kindt kan nichts davor, finde es 
also recht ungerecht, daß man diß kindt so plagt". Da bekomme 
ich eine büße zehtung , einen brieff von hertzog von Modem. 1 , so 

1 d. h. sehet. 2 Es war da.ma.la Lagarde. 3 d. h, Dilos-nom. 

4 Elisabeth Charlotte hat dieses Besprach schon in dem briefe vom 1 October 1719 
beliebtet. Man verglciohe band IV, a. 254. b 7 wenn. 6 Vargl. den brief 
vom 5 September, oben a. 2B4, 265 nml nnobher den brief vom b Ootober. 



277 

mir bericht , daß seine schwiger fraw dochter l die kinderblattern 
hatt. Daß nimbt mich nicht groß wundter; seyder sie von hir weg 
ist biß auff die stundt von ihrer kranckheit, ist sie nie vor 5 uhr 
zu bett gangen, gantze nachte in der nachtlafft geblieben, so gar 
ungesundt in Ittallien sein solle, undt hatt auff die jetzige frantzo- 
sc^e mode tag undt nacb[t] undt in allen standen gefreßen ; daß kan 
ja anff die länge kein gutt [than]. Die kinderblattern seindt drauff 
nach Modene kommen undt sie hatt sie auffgefischt , daß ist gar 
nicht zu verwundern. Der hertzog . schreibt , daß sie gar kranck 
geweßen, ehe die kinderblatter herraußkommen; aber nun ist sie so 
woll, alß man in so einen betrübten standt sein kan '. Ich komme 
wider auff Ewer liebes schreiben. Monsieur Laws dochtergen kan 
nicht fehlen , woll geheüraht zu werden ; den er wirdt ihr 3 mil- 
lionen zum hettrahtsgutt geben ohne die haußstewer. Ich glaube, 
daß , wen ein duc oder prince hir ihn pressiren solte , würde er 
woll noch, glaube, noch ein milliongen fahren laßen; den der man 
ist abscheüllich reich. Niemandts kent monsieur Andre beßer, alß 
ich; er ist deß Clair 8 , der die Suzon geheüraht hatt, die Ihr kendt 
undt meiner geweßen amen dochter ist, dochterman. Der sein 
dochtergen heürahten soll, daß ist meiner dame d'honneur jüngster 
söhn, der marquis Doise 4 . Daß finde ich possirlich, daß die du- 

1 madomoi8elle de Valois, jetzt prinzessin von Modena. 2 Vergl. nach- 
her die briefe vom 25 September und 3 Ootober. 3 Leolair. 4 d'Oise. 
Vergl. den biief vom 30 Mai, oben s. 162. Journal du marquis de Dangeau 
XVIII, s. 284. 285 unter samßtag, 11 Mai 1720: «Le marquis d'Oise, frere 
oadet du duc de Villars, se marie ä la fille d' Andre 1 , fameuz Mississipien. La 
fiUe n'a pas trois ans, et le contrat de mariage est passe* par lequel on lui 
donne 100,000 eous presentement et on lui fait une pension de 20,000 francB 
jusqu'au jour du mariage, dont il ne rendra point oompte, et si la fille meurt 
auparavant, il conservera tout oe qu'il aura recu. Quand le mariage se con- 
sommera , on donnera un bien immense ä la fille , et il la doit epouser dös 
qu'elle aura douze ans. Andre 1 fait aussi de grands avantages ä M. le duc de 
Villars, fröre de M. le marquis d'Oise.» Der hersog von Saint-Simon bemerkt 
hierzu ebendas. s. 285 folgendes: <L' enorme folie d'une part et l'enorme ou- 
piditä de l'autre de oet Strange contrat de mariage de M. d'Oise est un eohan- 
tiilon de Celles que le Systeme de Law alluma en France. Qui en voudroit ra- 
oonter les effets, les transmutations eubites, les marohes inoroyables, les fortunes 
dans» leur immensitä et enoore dans leur rapiditä , les chutes promptes et en- 
tieres de la plupart de oes enrichis, par leur luxe et leur demence, la ruine de 
tout le reste du royaume, et les plaies profondes qu'il en a recues et qui ne 



cliesse de Brancas in mein[e]r cammer, wo inh noch 9 jähr leben 
kan, sagen wirdt ahn meinem hussie Le Clair ' sagen : «Laisses eu- 
trer vostre pctitte Alle, ma belle fille!» Dießes Andre fraw ist 
eine von meine cammerweiber. Aber ich habe Euch dieß alles 
Bclton einmahl geschrieben; es muß in dem brieff gestanden ge- 
west sein vom 7, no 7, ao verlobreu gangen; den ich hatte Euch, 
liebe Louise, ein langes undt breyttes davon geschrieben ; kan nicht 
begreiffen, wo dießer brieff muß hinkommen sein. Wen monsieur 
Andre gleich wolte, were es ihm nicht erlaubt, gelt ahn Reformir- 
ten in Englandt zu schicken. Der fürstin von Cssingen brieff hab 
ich vergangen donnerstag gleich ahn die arme madamc Dangeuu 
geschickt. Ich bitte Euch, liebe Louise, macht doch mein eompli- 
ment ahn die fürstin von Ussingen aufF ihres Schwagers todt! Er 
hatte aber doch nicht mehr laug leben können; den er war schon 
83 jähr alt. Ich glaube, unßer herrgott halt die stützen Schweden 
gestrafft, meinen vettern, printz Wilhelm, nicht zum generaiistenmß' 
haben leydeu [zu] wollen '; den sie haben eine große Seeschlacht 
gegen dem czaar auff der see verlohren. Wen ich hören werde, 
daß [die] churprintzea ins kindtbett wirdt kommen sein, so werde 
ich glauben, daß sie schwanger geweßen; eher werde ich es nicht 
glauben. Wer kan woll versichern, daß mein vetter, printz Wil- 
helm, nicht mitt der zeit konig wirdt werden? Den wer weiß, waü 
gott über ihn vorsehen hattV Daß stehet niemandts ahn der stirn 
geschrieben. Mein vetter, der landtgraff von Cassel, hatt mir we- 
gen seines nevenx geschrieben; ich habe aber nur gar zu viel gutte 
Ursachen, umb ihn zu widerrahten , sein neuveux in hieß|_ig]eu 
dinsten zu thun; es würde ihn gar gewiß gereuen*. Wen man nicht 
reicher ist, alß mein nenven von Philipsthabl ist, muß man nicht so 
gar delicat sein, undt wan mau woll ahn einem ort ist, wie er in De- 
nema[r]ck geweßen, muß man suchen, dort zu bleiben; hir, mem[e ich], 



oit In plus enriause, la plus amüsante st peut-6tra lu plM 

ui sera Jamals. Ca manage asorta avant la flu de li 

i Biao la oulbnta de Law, et las Branoas, qui s'en etoleni 

payor d'ayance T le pere at las doux fils. Le aeiuble da 1* 

ites de eotle iiflniro produisirent un prucJs plus de quin» 

t qni tut soutenu sans baute. Ces BrancM n*y Otnieut pss suj#ls.' 

iar Leolair. 2 generalissimus. 3 Vergl. den brief vom 11 

i. 348. 2«. i Vergl. oben s. 149. 







279 

würde erwoll andere desgoust 1 bekommen haben. Unßere s. chur- 
fürstin batt mir einmahl geschrieben , daß landtgraff Philip undt 
Beine gemahlin gar ellendt in Hollandt leben undt wie rechte bur- 
gersleütte geworden sein , daß einer sich davor schämmen mnste. 
Printz Max[i]millian von Heßen batt einen von meinen gutten freun- 
den zu Venedig gefunden, so 30 jähr hir envoySs von Parme ge- 
weßen undt schir alle tag zu mir kommen ; den hatt er viel com- 
plimenten vor mich geladen. Man meint, daß sein hettraht nicht 
vorgehen wirdt , daß man meinem, vettern , den landtgraffen , undt 
Beinen heim söhn einen großen affront gethan, undt nachdem der 
hettraht festgestelt, wie der landtgraff nach Darmstatt kompt mitt 
seinem herrn söhn , hatte man die brautt weggeschickt zu einer 
seinen . . . undt wollen sie einen printzen von Eyßennach geben; 
daß finde ich gar unbillig. Ich glaube nicht, daß die zwey heüßer 
ihr leben große einigkeit haben werden. Ich hette groß unrecht, 
wen ich mich großen freüden berümen solte; die entpfindt ich gar 
gewiß nicht. Mich deucht , es geht ein wenig wie ein narr ahn 
Louis XIII hoff, der kam einsmahls vor dem könig undt hatte ein 
groß wehrgehenck ahn, worauff lautter atzeilen * gestickt war[en]. Der 
könig sagte : «Que veux tu dire avec ce baudrier 8 ?» Der narr 
andtwortete : «C'est pour aller corame vostre cour de pie en pie, 
sire 4 !» So, deucht mir, geht es hir auch. Da schlegt es 10, ich 
muß nach bett. Adieu , liebe Louise ! Ich ambrassire Euch von 
hertz[en], gebe Euch eine gutte nacht undt behalte Euch von her- 
tzen lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



1158. 

St Clou den 19 September 1720 (N. 28). 
Hertzallerliebe Louise, vergangenen sontag habe ich Ewer liebes 
schreiben vom 3 dicßes mon[t]s, no 69, zu recht entpfangen; aber 

wie Ihr schon wißen werdt, so geht die post nicht mehr montag 

* 

1 degoüt, verdrnß. 2 elstern. 3 baudrier, wehrgehenk. 4 Vergl. 

nachher den brief vom 25 September. Elisabeth Charlotte hat diesen schere 
des narren schon in dem briefe vom 21 Januar 1716 erzählt. Man sehe 
band III, s. 11. Das Wortspiel ist, wie schon dort bemerkt worden: «de pie en 
pie, de pis en pis.» Pie heißt die elster. 










morgendts, sondern sontag morgeudts; also muß ich, wie ich Euch. 
schon gesagt, liebe Louise, deli sambstags abendts mein paqaet vor 
Euch nach Paris schicken. Die freytag-post aber ist wider einge- 
setzt worden, wie sie war; drumh schreibe ich wider den donnerstag, 
wie Ihr segt, liebe Louise I Ich entpfange gar offt von den ver- 
fluchte» anonimen schreiben 1 ; den ich vorgestern, noch vorgestern— 
entpfinge. Machte mich doch in aller angedult zu lachen; den roan_j 
gab mir gantz ernstlich den rabt, meinen söhn wie einen narren _j 
einzn'speren laßen ; daß würde allen zorn, so man gegen ihm bat), «. 
benehmen undt sein leben retten. Solche Sachen können woll t 

augenblick lachen machen , aber es macht nicht lustig. Bißher be * 

fnndt sich mein söhn, gott lob, noch gar [wol]. Ich bin gestern zu-m^w 

Paris geweßen; mein söhn habe ich wenig gesehen, kam ein äugen -i- 

blick zn mir, wie ich ahn tatfei ging. IIa konle ich nicht mitt ihm-*r"M 

reden, ging gleich wider ahn seine arbeydt, so gestern von 8 inor "■ 

gendts biß halb 8 abendts gedauert. Waß mich aber recht jam 

mert, ist , daß mein söhn sein gesundtheit undt leben verschliest, ^ , 
umb waß guts auszurichten , undt doch nichts, alß lautter haß, ^i 
erwirbt. Daß macht mich recht betrübt undt macht mich fürchten, — = 
daß es eudtlich ein schlim endt nehmen wirdt , wovor mich gott -^* 
goadiglich bewahren wolle ! Ich kan nicht ohne schaudern dran — * 
gedencken. Wir haben gottes hulff zwar hoch von nöbten, allein - 
ich fürchte, wir leben nicht geuung darnach, daß unß gott gnädig 
sein möge. Aber stille, last unß von waß änderst reden! Aber 
da kompl. man mir sagen , daß es zeit ist , mich ahnzuthun. Ich 
habe gar spat ahngefangeu, zu schreiben; erstlich so habe ich ge- 
leßen, waß ich gestern nicht habe leßeu [können], nehmblich meine 
9 capittel, hernach habe ich ahn meinen söhn schreiben müßen; den 
ich habe so ein schlim gedachtnuß , daß ich über die belffte ver- 
geßen, waß ich ihm gestern sagen wollen. Dießen nachmittag nach 
der promeuade werde ich dießen brieff außsebreiben. 

Donnerstag, den 19 September, umb a U auff 6. 
Da komme ich eben von der spatzirfahrt. Es ist hefltte da[s] 
schönste wetter von der weit. Ein augeublick, ehe ich außgefahren, 
bin ich mitt Ewer liebes schreiben vom 2, no 70, erfrowet worden, 

t Vargl. die briefe rom 24 und 31 August, obeu ■-. 249. 260. 



281 

welches ich gleich geleßen, werde dießes aber erst vor übermorgen 
sparen nach unßerm alten brauch, wo mir gott leben undt gesundt- 
heit verleyet; komme wider auff Ewer liebes schreiben. Ihr müst 
Euch in Ewerem datum verschrieben haben, liebe Loaisse, weillen 
Ewer liebes schreiben von no 69 dadirt Ihr vom 3 September, "undt 
daß ich heütte entpfangen, wie ich schon gesagt, daß datirt ist 1 
von 2 * , no 70 ; also muß gar gewiß ein irtum sein. Ey, 
liebe Louisse, wen Ihr über alles, waß ich Euch von hir berichte, 
weinen wolt, darff ich Euch nichts mehr schreiben; den weinen ist 
bitter angesandt undt ich wolte Euch nicht gern kranck machen. 
Ich weine nicht mehr, liebe Louise ! Warurab wolt Ihr dan weinen? 
Ich habe gott dem allmächtigen alles heimgestelt, den laß ich wal- 
ten, dancke ihn von hertzen, wen ein tag vorbeygehl, daß ich keine 
böße zeittung erfahren, erwartten 8 nichts gutts undt gehe hübsch still 
meinen weg fort. Daß ich sagen solle, daß ein solch leben ahnge- 
nehm ist, müste ich lügen. Ich suche, mich zu distrairen, ich leße, 
schreibe, gehe undt fahre spatziren; ich gehe all woch einmahl in 
die commedie, mitt einem wort, ich suche alle distractionen, so mir 
immer möglich sein , nachdem ich meinen söhn undt mich selber 
gott befohlen habe 4 . Drumb gebt Euch auch zufrieden, bettet vor 
unß undt last im überigen gott waltten ! Undt ich singe hirauff, wie 
in dem morgenliedt stehet: 

Gott will ich laßen rahteu, 

Der alle ding vermag, 

Er segne meine thaten, 

Mein vornehmen undt mein sach, 

Ihm sey es heimgestelt! 

Mein leib, mein seel, mein leben, 

Undt waß er mir hatt geben, 

Sey alles in seine händti 
Ich weiß nicht, ob mittel sein, dem übel zu steuern; aber ich weiß 
woll, daß ich keinen verstandt genung habe, mich in solchen Sachen 
zu mischen. Drumb, fragt man mich, waß ich von eins oder an- 
der gedencke , sage ichs teütsch herauß ; fragt man mich nicht, 
schweige ich maußstill. Mein söhn ist nur gar zu gehertzt. Last 
unß von waß änderst reden, alß von Laws undt sein sisteme! Daß 

* 

1 ? Ihr. 2 Über 2 finden sich, wol von der hand der raugräfin Luise, die 
Worte «daß soll 7 sein.» 3 ? erwarte. 4 Vergl. band II, s. 714 bis 716. 729. 



282 

hatt mir allezeit mißfahlen undt mißfeit mir noch. Ich kan nichts 
drin begreifen undt deücbt mir, daß man eher Sachen l könte mitt 
allen den papiren daß Laws, met verlöff, met verlöff, arschwischige 
sachen ahngefangen hatt 9 . Apropo hirvon, es ist gewiß, daß leütte 
widerfahren ist, in seiner großen nöht 8 dieße billiet de bangne ge- 
braucht, hernach einen gantzen tag zugebracht, sie wider zu wa- 
schen. Dazu kan man sagen: «Daß spieigen stinckt;» den dieße 
billiet de banque konten nicht woll riehen. Man hatt hundert hi- 
störger auff dießen text; ich wolte, daß dießes Euch könte lachen 
machen, liebe Louise ! Mademoiselle de Malause ist, gott sey danck, 
gantz außer gefahr. Ich halte recht viel von ihr; sie [ist] eine 
von den besten Frantzösinen , so ich hir gesehen. . Ihr brieff war 
sehr touchant; den brieff 4 , so ich Euch von ihr geschickt, war von 
ihrer eygenen handt geschrieben, 7 seytten voll. Hette daß blat- 
ten nicht auffgehört, were sie gewiß gestorben. Es ist gewiß, daß 
dieße dame ein gutt undt noble gemühte hatte 6 . Ihre tante ist in 
meinen dinsten gestorben, war meine dame d'atour, hieße madame 
de Dura[s]fort. Daß ich Euch mademoiselle de Malause brieff ge- 
schickt, meritirt keine dancksagung, liebe Louise! Ich wüste woll, 
daß die contesse de Holdernesse auff ihre gütter gereist war; den 
monsieur Le Fevre hatte es mir vor sein[e]r abreiße gesagt; aber 
er meint, daß die gräftin von Degenfeit zu London wehre. Affairen 
seindt langweillige sachen in meinem sin. Ohne complimenten, liebe 
Louise, wen man einander so nahe ist, alß wir einander sein, kan 
man nicht sagen, daß man einander nichts nutz [sei] ; den wen man 
nur lebt, ist man nutz, weillen man betrübt über den verlust sein 
würde. Ich meinte , daß alte Sprichwort wehre : «Ein freündt in 
noht gehen 16 auff ein loht> Es ist noch etwaß dabey von einem 
quintlein, so ich vergeßen habe 6 . Monsieur Suthon 7 sehe ich gar 



1 d. h. sagen. 2 Vergl. die band IV, s. 283 mitgetheilte atrophe. 

3 ? daß sie in einer großen noth. 4 Vergl. oben s. 255. 256. «den brief» 
ist ein fall der attraotion. Vergl. das register eu band I, s. 516, au band II, 
s. 738 unter attraotion. 5 ?hat. 6 Das Sprichwort lautet: 

Freund in der noth 

Qeben fünfundzwanzig auf ein loth, 

Solls aber ein harter stand sein, 

So gehen fünfzig auf ein quintlein. 
Vergl. Der abenteuerliche Simplioissimus und andere Schriften von Hu» Jakob 



283 

selten. Vorgestern kämme mylord Peterbourong 1 zu mir; er 
kompt anß Ittallien ; er sagt, er were nicht gar gesandt, sieht doch 
woll anß undt ist fetter worden. Sobaldt monsienr Sonthon meine 
medaillen nndt stein zu sehen begehren wirdt, werde ichs ihm wei- 
ßen; ich werde aber nicht nach die seine fragen auß forcht, daß 
er meinen mögte, ich frage darnach, damitt er mir welche schencken 
mögt. Nichts finde ich amba[rras]santer * , alß wen einen leütte, 
die nicht unßere sonderbahre freunde sein, waß verehren wollen; 
daß macht mich gantz gritlich. Madame de Dangeau hatt mir 
nichts von ihrer Schwester sach gesagt oder geschrieben; den man 
kan sie ja nun nicht sehen, ist gar betrübt, ihren alten man ver- 
lohren zu haben. Also weiß ich kein wordt von der fürstin von 
Ussingen ihre sache, kan ihr also nicht drin dinnen. Daß eine 

maistres sich zu der frawen geselt, ihren amant zu klopffen Ich 

bin zu Frankfort gewest, weiß also woll, wo Sachsenhaussen ist. 
Ich glaube, daß freüllen hatt der frawen parthi genohmen, umb alle 
medisen[c]en 8 zu verhütten. Wen eine fraw jalous ist , will es 
eben nicht sagen, daß ein mensch waß gegen ihre ehre gethan ; den 
viel leütte sein jalous von temperament. Die historie ist doch ar- 
tig undt were possirlich gantz zu wißen. Daß ende aber ist tra- 
gique davon, weillen der man gestorben. Hiemitt ist Ew[e]r liebes 
schreiben , so ich heütte morgen ahngefangen , völlig beantwortet. 
Wir haben nichts neues hir, werde also vor dießmahl nichts mehr 
sagen, alß daß ich Euch, hertzliebe Louisse, von hertzen lieb habe 
undt all mein leben behalten werde. 

Elisabeth Charlotte. 

1159. 

St Clou den 21 September 1720 (N. 29). 
Hertzallerliebe Louise, ich habe Euch schon vorgestern gesagt, 

daß ich Ewer schreiben vom 7 , no 70 , entpfangen hatte , aber 

* 

Christoph von Grimmeishausen. Erster theil. Herausgegeben von Adelbert Kel- 
ler. Stuttgart. 1854 (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. XXXIII). 
s. 303. Der freund in der not von Johann Balthasar Schupp. Abdruck der 
ersten ausgäbe (1657). Halle a/S. 1878. s. 20: «Freunde in der noht gehen 
25 auf ein loth.» 7 Sutton. 

1 Peterborough. 2 embarrassant, beschwerlich, lästig; in Verlegenheit 
setsend. 3 mldisancesj üble naohreden. 



284 

daß ich es hetttte beantwortten werde, welches ich auch zu 
thun hoffe. Alle posten gehen gar unordentlich; der printzes von 
Wallis fehlen 2 von meinen schreiben; alles geht deß unterst zum 
Oberst. Es ist lang, daß ich in der weit bin ; aber ich habe nie die 
weit so wunderlich erlebt, alß ich sie nun sehe; daß verlaydt einen 
alles undt macht einem gantz trawerig. Ich thue, waß ich kan, umb 
mich zu erhollen ; aber ich habe mähe, zurecht zu kommen, den es 
ist mir allezeit waß ängstlich auff dem hertzen. Ich höre nicht daß 
geringste geraß, so erschrick ich gleich undt meine, man bringt mir 
eine böße zeittung; den Ihr werdet, liebe Louise, schon auß mei- 
nem letztem schreiben ersehen haben, wie ich noch gar offt von den 
bößen brieffen entpfangen, so mich so sehr ängstigen. 

Sambstag, den 21 September, umb ein viertel auff 7 abendte. 
In dießem augenblick komme ich von Madrit, wo ich viel spatzirt 
habe, ob zwar daß wetter heütte bey weittem nicht so schön, alß 
gestern, war ein gar starcker windt, undt wie ich wider in der 
kutschen saß, ist ein kleiner regen kommen undt nicht gar warm 
wetter. Aber ich habe es heütte morgen vorgesehen, habe dero* 
wegen ein gutt damastkleydt ahngethan, also gar nicht kalt gehabt. 
Ich komme aber, wo ich heütte morgen geblieben war, will aber 
nichts mehr von so trawerigen sachen sagen , den es macht mich 
nur trawerig undt Euch auch ; komme also lieber wider auff Ew[e]r 
liebes schreiben. Der vertust von meinem brieff vom 7 Augusti, 
no 7, ist woll der geringste undt schlegte l , so Ihr, liebe Louise, 
Ewer leben thun könt. Gott bewahre Euch vor größer Unglück, 
liebe Louise! Daß die post ist aufgehalten worden, davon haben 
wir liir nichts gehört; daß will aber doch nicht [viel] sagen, den 
ich bin allezeit, die [am wenigsten] weiß, waß vorgeht. Wir seindt 
hir , alß wen wir in Indien wehren , wißen schir nichts von waß 
vorgeht. Daß fewer , so im Louvre außgangen * , es solle vor ein 
million holtz, bretter undt sonst sachen verbrendt sein; den neben 
deß königs schreiners hauß war ein ebenist * logirt, dem ist gar viel 
schönne sachen verbrundt*, undter andern (undt welches ich ahm 
meisten bejammmere) ein schranck von außerleßene küpfferstück 6 , so 

vor eine gar große suma gelts verbrandt sein. Ich wolte, daß ich 

* 

1 ? schlechteste. 2 Vefgl. den brief vom 31 August, oben 8. 260. 261. 
3 6beniste, kunsttisohler. 4 d. h. verbrannt. 5 d. h. kupferstiohen. 



285 

sie gehabt ; den ich liebe die küpfferstück mehr, alß nie, habe auch 
eine große menge; zu Paris habe ich einen gantzen schranck voll 
von gar schönne stücker l . Dancke Euch sehr , liebe Louise , vor 
alle Ewere gutte wünsche. Wen ich die leütte tugen[d]sam weiß, 
wie Ihr seydt, liebe Louise , habe ich gutte opinion von ihren ge- 
betten 2 . Ich habe dem kleinen secretarius Gravenbrock comission 
geben, wieder auffs neu vor Euch zu solicittiren, liebe Louise ! Ich 
bin, gott lob, gar nicht interessirt, undt wen ich uur habe, waß mir 
just nohtig ist vor mein hauß undt meine taffein, bin ich schon zu- 
frieden. Ich kan Euch woll mitt warheit versichern, daß, wen mein 
söhn mir geben wolte, waß mir nicht zukompt, würde ich es blat 
abschlagen; den ob der junge könig zwar ein großer könig ist, so 
ist er doch ein kindt undt mein söhn sein vormündt, wolte also 
nicht, daß man ihm sein leben vorwerfen könte, daß er von deß 
königs gelter entwe[n]det hette, umb seiner mutter zu geben 8 . Nein, 
daß were mein stiehl gantz undt gar nicht; ich liebe nicht, waß nicht 
billig ist. Ich kan offt nicht laßen, zu wünschen, daß monsieur Laws 
nie in Franckreich kommen were. Gott verzey mirs ! Ich weiß nicht, 
waß ich davon dencken solle. Zu Paris seindt viel leütte, so mei- 
nen , daß es ein ahngestelte sach ist undt daß feinde den Laws 
ahngestelt haben , gantz Franckreich zu ruiniren. Aber last unß 
von waß änderst reden! dieß ist zu betrübt. Ich habe leütte ge- 
sehen , so wetten wollen , daß es in Englandt mitt der soudsee 4 
ebenso gehen [werde]; daß werden ein par jähr lehren. Chur- 
pfaltz wirdt es nicht vor gott verantworten können , wie er mitt 
seinen armen untherthanen umbgehet. Eranckheitten seindt jetzt 
in der gantzen weit. Ich fürchte endtlich , daß die pest in allen 
ortten kommen wirdt. Von dem hießigen wetter habe ich schon 
geschprochen. Ich hatte mein leben nicht von Bibereich 6 ahn Rhein 
gehört Itzstein 6 kene ich auch nicht gar woll. Ich bilde mir 
festiglich ein, daß die pest kommen wirdt, ist schon zu Marseillen 7 , 
undt die Frantzoßen haben daß, sie nehmen keine precautionen in 

nichts in der weldt. Freylich bin ich recht müde, von allen un- 

* 

1 Vergl. band I, s. 496, band II, s. 706. 2 Vergl. band I, s. 507, 
band II, b. 713. 3 Vergl. band IV, 8. 254. 255. 4 south-sea, süd-see. 
Vergl. den brief vom 31 August, oben s. 262. 5 Biberich. 6 Idstein. 

7 Vergl. die briefe vom 31 August und vom 7 September, oben s. 261. 269. 
270 und nachher den brief vom 5 October. 



286 

glük zu hören. Aber es wirdt spät, ich muß schließen; den mon- 
sieur Teray wirdt mich sonst zörnen. Heütte morgen habe ich 
meine capittel leßen müßen , bin in gar lange gefahlen ; den ich 
habe den 116, hundert undt 17, 118 undt hundert undt 19 psalm 
geleßen, die 3 letzten capittel in sant Lucas, daß erste von evan- 
gellion sanct Johanes, daß hatt mich von 8 biß nach 10 auffgehal- 
ten; es wahren auch 4 capittel in 4ten buch Moses. Hernach habe 
ich einen großen brieff in andtwordt ahn unßere abtißin 1 geschrie- 
ben undt einen Courier nach Chelle[s] geschickt , wo ich biß don- 
nerstag zu mittag eßen werde. Also habe ich Euch heütte nicht 
viel schreiben können. Biß zukünfftigen mitwogen werde ich auff 
daß überige von Ewern lieben schreiben andtwortten , nun aber 
nach bett gehen. Adieu, hertzallerliebe Louise ! Ich wünsche Euch 
eine gutte nacht undt versichere Euch, daß ich Euch all mein le- 
ben von hertze[n] lieb behalten werde. 

Elisabeth Charlotte. 



1160. 

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort. 

St Clou, mitwog, den 25 September 1720 (N. 30). 

Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, Euch heütte ein exacte 
andtwort auff Ewer liebes [schreiben] vorn 7, no 70, zu schreiben; 
allein le diable au contretemps hatt heütte sein spiel so starck ge- 
habt, daß ich ohnmöglich dazu habe gelangen können. Heütte 
morgen habe ich ahn unßer hertzogin von Hannover andtwortten 
[müßen], von welcher ich ein schreiben von Hai* entpfangen; solte 
sich den andern tag auff daß waßer embarquiren undt in 3 tagen 
zu Acbau bey ihrer fraw dochter, der keyßerin, zu sein 8 . Ich habe 
gestern auch 2 brieff von Modene bekommen, eines vom hertzog, 
daß ander vom printzen. Deßen gemablin ist, gottlob, außer ge- 
fahr*, habe also dem printzen mein compliment drüber machen 



1 Louise-Adelaide d'Orleans, äbtissin von Che lies anter dem namen Sainte- 
Batilde, enkelin von Elisabeth Charlotte. 2 Hall in Tirol. Vergl. den brief 

vom 28 August, oben s. 259. 3 ? kaiserin, sein. 4 Vergl. den brief vom 
14 September, oben s. 276. 277 und nachher den brief vom 3 Ootober. 



287 

müßen. Mein söhn ist dießen nachmittag kommen undt habe viel 
mitt ihm zu sprechen gehabt. Er geht jetzt zu nacht eßen undt 
ich zu bett; den ich werde morgen eine reiße nach Chelle[s] thun, 
dort zu mittag eßen ; es ist 7 meill , nicht teütsche, sondern fran- 
tzösche meillen, von hir. Gibt mir gott leben undt gesundtheit, 
werde ich Euch biß sambstag berichten, wie meine reiß abgangen. 
Adieu, liebe Louisse ! Ich ambrassire Euch von hertzen undt werde 
Euch all mein leben von hertzen lieb behalten. 

Elisabeth Charlotte. 



1161. 

St Clou den sambstag, 28 September 1720 (N. 31). 

Hertzallerliebe Louise, ehe ich auff Ewere liebe schreiben andt- 
worte, muß ich Euch erst unßere vorgesterige reiße verzehlen. Ich 
stiege umb ein wenig, nachdem es 8 geschlagen, in kutsch mitt der 
duchesse de Brancas , madame de Ghasteautier l undt die fraw von 
Batzamshaussen. Wir hatten daß schönste wetter von der weit; a 
la porte de la conferance gab man mir ein relais, daß hilt mich ein 
viertelstundt auff. Hernach fuhr ich über dem wall a la Place - 
Royal [e] zur großhertzogin, kam nahe bey halb 10 in ihre cammer, 
fundt sie in guttera standt undt recht lustig; kan nicht begreifen, 
wie sie es sein kan, den sie kan keinen schritten gehen, hatt große 
mühe, zu articulliren, undt hatt eine handt gantz lahm. Mitt dießem 
allem ist sie lustig, treibt possen, fexirt 2 , lacht über ihren eygeuen 
standt. Ich halte dießes vor eine sonderliche gnade gottes. Nahe 
bey 10 uhr fuhr ich von der Place weg nach Yincene 8 ; ahm endt 
von parq de Yincene war wieder ein relais, so mich biß nach 
Chelle[s] führt. Unßere abtißin fandt ich gar nicht geendert, war 
eben, wie ich sie daß letzte mahl gesehen hatte. Sie verzehlte mir 
Sachen, so mir die haar zu berg stehen machten, nehmblich daß 2 
kerl ihr en[t]deckt, so verwandten von ihren nonen sein, daß man 
ihnen große sumen gelt offrirt, meinen söhn zu assasiniren undt 
seinen söhn auch. Sie hatt hertz wie ein mansmensch; man threwet 
sie auch, sie fragt kein haar nach sich selber, sagt, sie wolte, das 

* .. 

1 Cbäteanthiers. 2 d. h. vexiert. 3 Vinoennes. 



man sie nur attaquiren solle, sie wolte sich woll wehr[e]n, hiitt sich 
gutte geladene jristollen geben laßen '. So erschrocken ich auch 
', uiuste ich doch hirüber lachen; sie lacht auch selber drüber. 
Ein controleur von meinem solin gab uuli umb 1 uhr. ein stundt, 
nachdem ich abukotnmen war, eine niagnitique mabl/eit. Aber waß 
unßere abtißin verzehrt, hatt mir den npetit ein wenig benoh- 
raen. Der controleur war vor dießem in meinen dinsten geweßen, 
mein herr nahm ihn. Der gutte, ehrliche man hatt doch noch alle- 
zeit affoction vor mir uudt war froh, mir zu diunen. Ich bliebe bey 
mein enckelin biß umb 3 uhr; da ging ic-h, ihr neu refeetoir* sehen 
undt waß sie sonst neues hatt machen laßen, recht sauber. Hernach 
ging ich in kirch , verichtetc mein abend tsgebett, stieg umb halb 4 
wider in kutsch undt kam umb halb 8 abendts wider hir ahn, begeg- 
nete mein sobn im vorhoff, so wider nach Paris fahren wolle. Ich 
machte ihn absteygen undt ein augenblick in meine kutsohe kom- 
men undl. gab ihm eine gutte nacht. Er fuhr nach Paris undt ich 
kam wider in mein camer, zog meine uhren auff, that noch ein 
abendtsgebett in ineinen buch, schluckte mein ey, zog mich her- 
nach auß undt ging umb halb 10 zu bctt. Da wist Ihr nun, liebe 
Louise, alles, waß ich vorgestern gethan, sowoll alß ich selber. Nun 
ist es auch zeit, daß ich auffE\v[e]r liebes schreiben komme vom 10 
dießes monts, uo 71. Überall klagt man wegen der post ; aber 
weilten kein mittel dazu, will ich weitter nichts hirvon sagen. Die 
wege seiudt böß, die pferdt uoch schlimmer. Alles will gewinen; es 
ist ein ellendt, der mamun stelt überall unbeil ahn undt es wirdt 
täglich ärger. Golt weiß, waß endtlich drauß wehren 9 wirdt; es 
macht einem daß leben sauer undt verdrießlich in allen stücken. 
Ich versichere Euch, liebe Louise, daß ich täglich daß leben müder 
werde, undt wen mich gott zu sich nehmen wirdt, werde ich gewiß» 
nicht betrübt sein. Ich bin recht von hertzen melancolisch undt hal> 
es ursach. Ich will doch thun, waß mir möglich sein wirdt, umb 
distractioneu zu haben. Heütte -werde ich ins bois de Boulogne 
fahren , umb dort zu spatziren. Biß mitwog will ich nach Paris- 
in die commedie uudt biß dounerstag werde ich Euch verzollten, 
ob mir beßer ist. Aber nun muß ich meine gewöhnliche pnussc- 



3 d. h. werden. 



289 

machen. Wen ich wieder vom bois de Boalog ne undt Madrit werde 
kommen sein, will ich Euch entreteniren , hiß ich schlaffen gehen 
werde. 

Samt)8tag, umb halb 7 abendts. 

Hertzallerliebe Louise, da ich eben von Madrit kam undt (ließen 
datum schon geschrieben hatte , kam madame la duchesse herein 
undt ist eine klocken-stundt hir geblieben; also werde ich leyder 
wieder nicht so viel schreiben können, alß ich gehofft hatte. Hir 
haben wir 3 tag woll daß schönste wetter von der weit gehabt, 
hefltte aber, ob es auch zwar schön genung geweßen, umb mich praff 
zu spatziren, aber der himmel ist so starck gewölekt, daß ich förchte, 
daß das regen wetter gantz einfallen wirdt; den biß mitwog werden 
wir neümont haben. Ertapt, daß regenwetter damitt einfält, wer- 
den wir gantz ins heßlich wetter kommen. Es ist purer mutwill 
undt boßeheit, wen die posten so unrichtig gehen; den sie könten 
woll allezeit umb 8 tagen auffs allerspätzt überkommen , aber alß- 
den würde der vorwitzigen curiositet nicht vergnüget 1 werden. Sie 
solten doch meiner schreiben woll müde sein nach 49 jähren, daß 
sie sie immer leßen. Ich glaube , daß es weder deß fürst Taxis, 
noch deß baron Weltz schuldt ist, daß meine brieff unrichtig gehen, 
sondern deß Torcy 2 undt ertzbischoffen von Cambray 8 . Wie sie 
mich nicht sonderlich lieben, hoffen sie alß, waß in meinen schrei- 
ben zu erdapen, so mir handel ahn machen könten, welches doch, waß 
ich auch sagen mögte, nicht geschehen kan. Ich habe gegen dießer 
falschen bursch gar zu woll vorgebawet, aber ihre hoffnung undt 
bößen willen kan man nicht auff halten. Aber «vaß will man thun ? 
Man muß es machen, wie in der commedie von Sejanus 4 stehehet 5 : 

«Man muß gedult haben , durchleüchtigste Agripina !» Umb die 

* 

1 d. h. genügt. 2 G. Brunet II, s. 271, anmerk. 1: «J.-B. Colbert, 

marquis de Torcy, ministre des affaires 6trangeres depuis 1688; sous la re- 
genee il fut remplac6 par le oardinal Dubois. II est de fait , oomme Madame 
le r6pele souvent, qu'ä eetto 6poque rien n'6tait moins respectä que le seoret 
des eorrespondances , et Barbier öbserve dans son «Journal» (t. II, p. 21) que 
«les jesuites ne s'ecrivent auoune nouvelle d'une provinoe ä l'autre, parce que 
depuis longtemps toutes les lettres sont d6caohet6es.» 3 des cardinals Du- 

bois. Vergl. den folgenden brief und den brief vom 2 November. 4 Die 

tragödie «Sejanus» hat Elisabeth Charlotte schon mehrmals angeführt. Man 
vergl. die register au den bänden II, III, IV unter Sejanus. 5 ? stehet. 

Elisabeth Charlotte 19 



290 

oquinoxe 1 seindt ordhiarie din zeitt[e|n, wo, wie mau mir versichert, 
wo die grösten stürm auff der see sein. Es ist war, daß unilere 
e printzes von Wallis schwanger ist; es ist mir recht leydt, den 
I. L. seindt daß letz[te] mahl so gefährlich kranck geweßen, daß mir 
recht angst undt bang bey der sach ist. Ich wolte woll, daß sie 
noch einen priutzen bette, wen ich nur sicher sein könte, daß die 
printzes irisch undt gesundt davon kommen könte. Printe Fride- 
rich solle docktor Brauer gantz courirt haben '. Gott erhalte ihn 
lange jähren dabey zu der seinen hohes vergnügen! Es seindt hir 
Teütschen, die versichern, daß der könig in Englandt den gantzen 
Winter zu Hannover oder Herrn haußen bleiben will. Ob sie es 
recht wißen, weiß ich nicht. Sie sagen auch, daß der könig undr 
die köuigin in Preüssen wieder nach Hernhaussen kommen werden; 
aber ich glaube, daß dieße vissitte ehr zur Ghör", alß zu Han- 
nover, geschehen wirdt, weillen es naher bey Berlin ist. Weilleu 
der könig in Schweden dem lierrn baron von Degenfeit so gar gnä- 
dig, wirdt er woll in Schweden bleiben. Wen Ihr mir medaillen 
schickt, so Euch nichts kosten, nehme ich es mitt großem dauck. 
Mich deüeht , es geht jetzt Überall gar uberzwe[r]g her. Man kan 
nichts mehr begreiffen ; man war vor[detn] gantz froh , wen viel 
frembten ahn einem hoff wahren, man hilt es vor grandeur; ich 
glaube, man halt recht. Alle verenderung , so ich in dießer weit 
erlebt, seindt wie daß wekrgeheng von Louis 13 aeinefin] bouffon. Der 
kam mitt ein groß wehrgebeug von gestickten atzeilen. Der könig 
fragte ihn: -Quel hauderier' a tu la?> Er audtwortete: «Mon 
beaudrier est comme vostre cour, sire 1 Tont y va de pis en pis\« 
Also geht die weit ftuu, liebe Louise I Ich verstehe in der weldt 
nichts; in all monsieur Laws seinen sisteme undt actione« kau ich 
nichts begreiffen. Graff Hohn* ist noch nicht [angekommen], ob er 
zwar schon durch Lotteriugen gereist; den mein dochter hatt mir 
durch ihm gesehrib[e]n, wie sie mir bericht. Ich kene fließen graff 
Höim- gar woll, ist offtenuahlen undt lang zu Paiis geweßen. Die 
medissance will, daß er nicht alleuiahl waß gtits von Paris getragen. 



1 equinnie, lug- und nachts!« Lohe. 


Vurgl. den bn 


1 min 2H Angnst, 


üben i. S5B. 3 diu sobloll HB Gührde. 


4 baadrier 


■' Vergl. den 


brief vom U September, oben s. 279. 


Vergl. nnrbber 


den brief vom 19 


Oetobur. Karl August graf von Hoym wir 


band II, t. 


M. 694 erwähnt 




291 

Ich sagte ihm letztmahl, wie er her kam undt gar gesundt außsahe : 
«Habt 8 1 , daß Ihr zu Paris nicht wider bleich undt ungesundt 
werdt!» Ich kan noch nicht ahn die fürstin von Ussingen andt- 
wortten. Mein söhn hatt ihren brieff, so sie mir geschrieben, weg 
getragen; muß er* erst waß drüber examiniren, ehe er mir andt- 
wort dranff gibt. Es ist woll loblich ahm graff von Solms , nicht 
zu spieüen. Mich wundert, daß Ihr nicht lust habt, deß cap[i]tain[e] 
Groß reverien zu hören. Wie kan man so waß forchten? Ist ja 
nur gntt, ümb zu lachen undt die zeit zu vertreiben. Die prophe- 
zeyung war leicht zu machen; wo eine schlime stiegen in einem 
hauß ist, ist es ein miracle, wen man nicht herunderfelt undt sich 
biessirt. Lefltte, die warsagen, examiniren die heüßer, umb waß 
drauff zu sagen können. Adieu, liebe Louise! Ich bin heütte zu 
gritlich, umb waß mehrers zu sagen können, alß daß ich Euch, in 
welchem standt ich auch sein mag, von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1162. 

St Clou, donnerstags den 3 October 1720 (N. 32). 
Hertzallerliebe Louise, ich weiß nicht, ob ich Euch letz[t]- 
mahl geschrieben, daß ich Ewer liebes schreiben von 17 September, 
no 73 , zu recht entpfangen habe , worauff ich heütte andtwortten 
werde, undt wo rairs möglich ist, werde ich heütte auff zwey von 
Ewern schreiben andtwortten; ich sage,, wo mirs möglich ist, den 
ordinari kommen donn[e]rstag undt diu s tag alß viel leütte her. Last 
unß sehen, waß drauß werden wirdt! Gestern fuhr ich nach Paris, 
funde madame d'Orleans zu bett mitt schmertzen; aber wen ich 
wolte, könte ichs auch woli so machen, den ich habe daßselbe wehe, 
so I. L. auch haben , nehm blich ein schmertzen geraht auff die 
lenden undt den pörtzel. Es kompt wie ein krampff, daß ich solche 
schmertzen fühle , daß ich mich nicht regen .kan 8 ; vergeht wider, 
verhindert mich weder ahn eßen, noch ahn schlaffen. Madame la 
duchesse d'Orleans sagt, er verhindert sie ahn schlaff; ihre schmer- 
tzen kommen öffter, alß die meinen; aber die meine seindt so 



1 d. h. aeht. 2 ?er muß. 3 Vergl. nachher den brief vom 26 De« 
cember. 

19« 



292 

starck, daß ich feüerroht drüber werde. Ich [glaube], daß es winde 
seiu; den wen ich sie gehen kan laßen, finde ich mich beßer undt 
bin lenger in ruhe ohne schraertzen. Aber daß wirdt schon wider 
vergehen, ist keine todtliche kranckheit, aber eine pfaltzgräffische 
kranckheit, den wir alle mitt winden geplagt sein. Ahn madame 
d'Orleans muß es etwaß änderst sein; den sie hatt nicht die ge- 
ringste simpathie mitt unß pfaltzgraffen. Aber stille, last unß von 
waß änderst reden! Die unrichtig[keit] von der post kompt von 
nichts , liebe Louise , alß von deß Torsis l undt ertzbischoffs von 
Cambray curiositet, zu wißen, waß ich schreibe 2 , undt weillen sie 
mir nichts bey meinem söhn ahnmachen können, suchen sie, mich 
bey andern leütten verhast zu machen , haben den marechal de 
Villeroy gesagt, ich hette ahn mein dochter geschrieben, daß dießer 
marechal undt alle die, so man de la vie[i]lle cour heist, meines 
sohns feinde wehren. Wie man mir davon gesprochen , habe ich 
kaltsinnig geantwort: «II est vray, je lay escrits a ma fille, et je 
lay escrit parce qu'il est vray et que les lettres de Pambassadeur 
d'Espagne en ont asses fait foy 8 .» Aber auß dießem eschantillon * 
segt 5 Ihr woll, liebe Louisse, warumb meine brieffe so übel gehen. 
Aber nun muß ich eine gewöhnliche pause machen. Waß mich 
heütte so spät schreiben macht, ist, daß ich gestern zu Paris ge- 
weßen; habe also meine capittel in der Bibel nicht eher, alß heütte, 
leßen können; darnach seindt mir auch noch interuptionen kommen, 
muß also auff nachmittag verschieben. 

Donnerstag, den 3 October, umb */a auff 7 abendts. 
Ich habe ohnmöglich eher, alß nun, wieder zum schreiben ge- 
langen können. Ich bin gar spät ahn taffei gangen , liebe Louise ! 
Den es ist mir viel desordre in meiner kleydung, bander haben ge- 
brochen, man hatt ander[e] capen hollen müßen, andere Unterrock. 
Daß hatt mich so lang aufgehalten, daß ich erst umb halb 12 zur 
taffei gekönt , war also nahe bey 3 , wie ich von taffei bin , undt 

umb halb 4 ist meine calesch kommen, bin spatziren gefahren. Es 

* 

1 Torcy. 2 Vergl. den vorhergehenden brief s. 289. 3 Der satz lautet in 
beßerer Schreibung: «II est vrai, je Tai 6crit ä ma fille, et je Tai 6erit parce 
qu'il est vrai et que les lettres de l'ambassadeur d'Espagne en ont assez fait 
foi.» Vergl. nachher den brief vom 2 November. 4 6chantillon, probe, mu- 
ster. 5 d. h. sehet. 



293 

war daß schönste weiter von der weit, kein windt, recht ahngenehm 
wetter, bin biß nach 5 spatziren gefahr[e]n. Hernach habe ich ein 
schreiben geleßen von der königin von Preüssen, so ich entpfangen, 
undt ein paquet von Euch, liebe Louise, von 21 September, no 74, 
sambt einer schönnen silbern medaille vom keyßer undt von Messine, 
dancke Euch von hertzen vor dießes alles, wie auch vor daß kupffer- 
stflck 1 . Dießes alles amussirt mich sehr, wie auch, zu wißen, wer 
jetzt auff der meß zu Franckfort ist. Wie ich im vollen leßen 
wäre, hatt man ins gebette geleütt, welches mich noch eine gutte 
halbe stundt aufgehalten hatt. Nun geht mirs, wie daß frantzösche 
sprichwordt sagt: «Je suis comme un asne entre deux pres qui ne 
sait, auquel aller 8 ;» den ich habe so viel schreiben von Euch, 
liebe Louise, da vor, daß ich nicht mehr weiß, bey welchem ich ahn- 
fangen solle; will bey dem frischten ahnfangen. Ich weiß nicht, 
liebe Louise, auß waß Ursachen man Euch eine zeit her alle meine 
schreiben 2 undt zwey auff einmahl gibt. Aber ich muß [es] in 
dem fall machen , wie mein schreibmeister * mir gelehrnt undt in 
schreibbuch geschrieben hatte, nehmblich: 

Waß nicht zu endern stehet, 
Laß gehen, wie es gehet 4 ! 

Es geht doch noch woll hin, wen man doch die brieffe nicht ver- 
liehrt, wie es mitt meinem von 7, no 7, gangen undt Eweres von 
no 67. Gott weiß, wo die 2 schreiben hingekommen sein, ob sie 
ein altministerischen oder neuen ertzbischofflichen hindern gewischt 
haben 6 . Wen daß were , wolte ich , daß unßere brieffe beißen 
könten, wie in dem merchen von Eacka maman. Daß seindt hoch- 
wichtige wörtter , umb von den herrn ministem mitt aplication ge- 
leßen zu werden, den Testat wirdt hiemitt gedint werden. Die ur- 
Bachen, warumb die posten so übel gehen . . . Aber ich habe heütte 
morgen schon genung davon geschprochen. Daß tliewer leben hir 
ist nicht so sehr auß noht, alß auß schelmerey von allen kauffleüt- 
ten, wie sie auch nahmen mögen haben. Alles ist so gottsjämmer- 
lich interessirt hir im landt, daß es recht eckelhafft ist, machen 

* 

1 d. h. den kupf er stich. 2 Buridans esel. Vergl. band II, s. 580, 
band m, s. 365. 366, band IV, s. 335. 3 Vergl. band II, s. 285. 

4 Vergl. band I, s. 456. 5 Anspielung auf den früheren minister Toroy 

und den oardinal Dubois, erzbischof von Cambray. Vergl. den vorhergehenden 
brief 8. 289. 



2*4 

mich auß der baut fahren vor ungedult, ich gestehe es, mögte woll 
ein par hencken sehen. Aber, liebe Louise, seüfftzt nicht drüber! 
den seüfftzen ist bitter ungesundt undt gibt brustwebe. Aber gott 
den allmächtigen umb beßerung unßeres standts zu bitten, daß ist 
gutt undt bitte Euch sehr drumb. Ihr habt gar woll gethan, die fürstin 
von Ussingen nicht in ihren» assamWee zu troubliren mitt der bößen 
zeifctung von ihres Schwagers 1 todt. Ich habe madame de Dangeau 
noch nicht gesehen, seyder sie witwe ist. Man kan [sich] unmög- 
lich sehr umb einen schwagern betrüben undt grämen , den man 
sein leben nicht gesehen hatt. Man beklagt nur die Schwester, so 
noch gar betrübt sein solle; sie solte sich doch getrösten , den er 
nette doch nicht lang mehr leben können, war schon über 83 jähr 
alt. Ich habe madame de Dangeau , seyder sie witwib ist , nicht 
[gesehen] ; sie hatte ihren ungesunden leib .... den sie ist [in] 
allen stücken sein* tugendtsam undt folgt ihro Schuldigkeit in allen 
stücken. Ich wünscl>e , hertzliebe Louise , daß Ihr Euch bey der 
gmtten undt großen geselschafft 7 so Ihr nun zu Fran[k]Jort hatt 1 , 
recht lustig mögt machen. Die landtgräffin von Darmstatt wirdt 
fro sein, ihre fraw mutter wid©* zu sehen. Wie? ich sehe, so tour- 
nirt le diable au contrete*»p& bey Euch eben so sehr, alß hir. Waß 
ist die gräffin von Wittgenstein, die jetzt bey Euch ist, unßerm 
gewesenen obermarschalck, den graffen von Sain 8 ? Dieße gräffin 
muß hipoconder sein, allezeit so in threnen zu stecken ; daß ist doch 
mitt der zeit langweilig, allezeit flenen zu sehen. Daß solt Ihr ihr 
abgewehnen ; daß hilfft ja zu nichts, alß sich selber zu quellen undt 
ander leütte beschwerlich zu sein; Den graffen von Leiningen- 
Westerburg kene ich woll; er meint, ich hette ihm seinen proces 
verlieh reu machen. Aber ich habe mich gar nicht drinen gemischt, 
weder gegen noch vor; er hatt alß propossitionen , so gar nicht 
thunlich sein, undt wirdt recht böß, wen mans nicht thut; daß hatt 
mich , die warheit zu sageu , sehr gegen ihn refroidirt , den daß 
wirdt importun auf die lenge\ Die schönne medaille, so Ihr mir 
geschickt, hatte ich nicht, dancke Euch gar [sehr], werde sie daß erste 
mahl, daß ich nach Paris werde, placiren. Ich bin alß bang, daß 



1 de» marqui« de Dangeau. Vei^l. den brief vom 12 September, oben 
s. 273. 2 ?h*bt. 3 d. h. wre ist sie mit ihm verwandt? 4 VergJ. 

band III, s. 471, band IV, s. 144. 186. 212. 



295 

in itzigen bößen zeitten Ihr Euch incommodiren mögt, undt daß 

were mir hertzlich leydt; danckeEüch nochmahlen von hertzen vor 

alles artige, so Ihr mir geschickt. Unßere printzessin von Modene 

ist gantz außer gefahr '. Kinderblattern mögen zeichenen oder nicht 

zeichenen, so endern sie doch allezeit. Sie hatt gar eine groß aquiline, 

habichsnaß 1 ; wirdt die marquirt, kan es nicht schön stehen. Ich 

habe so viel alte damen gekandt, so zu Louis XIII zeitten wahren, 

daß ich den alten hoff kene so woll wie den zu meiner zeit. Ey, 

liebe Louise, sprecht nicht so abgeschmackt! Ihr wist ja woll von 

alter *, daß complimenten meine sache gar nicht sein. Daß lernt 

Ihr bey allen den gräflichen leütten, da Ihr nun bey seidt. Wozu 

dint daß entschuldigen? Ihr wist, Louise, daß mir Ewere brieff 

lieb undt ahngenehm sein; sie mögen also lang oder kurtz sein, 

brauchen sie weder entschuldigungen, noch complimenten. Ihr habt 

mich lieb, Ich Euch; wir seindt einander nahe genung darzu undt 

ich versichere Euch von hertzen, daß, so lang ich lebe, ich nicht 

gegen Euch endern werde, sondern allezeit lieb behalten. 

Elisabeth Charlotte. 



1163. 

St Clou den 5 October 1720 (N. 33). 
Hertzallerliebe Louise , vorgestern habe ich auff Ewer liebes 
schreiben von no 74 geantwortet, heütte werde ich auff daß von 
17 September, no 73, antwortten. Ich habe Euch letz[t]mahl die 
recht ursach geschrieben, warumb Ihr, liebe Louise, meine schrei- 
ben so unrichtig entpfangt. Hir leben wir wie in den clostern, 
liören von nichts, habe zwar, wie ordinarie undt in maison royale 
bräuchlich , den heürahtscontract vom marquis d'AUincourt 4 undt 
mademoiselle de Bouffiers] unterschoben 5 , aber weitter kein wordt 
davon gehört, weiß also kein wordt von ihren magnificencen, noch 
wie es abgangen. Der marquis d'Aliincourt ist deß marechal de 
Villeroy enckel, aber mademoiselle de Bouffiers] ist der marechalle 
de Bouffiers] eygene dochter undt nicht ihr enckel. Die kleine 



1 Vergl. die briefe vom 14 und 25 September, oben s. 277. 286. 2 nes 
aquilin, habiohtsnase. 3 d. b. von alters her. 4 Alinoourt. 5 Vergl. 

den brief vom 31 August, oben s. 262. 



296 

Lawß ist selber schuldig ahn die insulte, so ihr 2mabl wiederfah- 
ren *, wie man mir gesagt hatt; solle ein gar verzogen kindt sein. 
Der vatter verdirbt sie gantz (die mutter darf ihr kein wordt nicht 
[sagen]), hatt der dochter ein eygen hauß gemacht, hatt suivanten, 
escuyers, ey[g]ene laquayen, kutsch undt pferdt. Daß macht daß 
kindt muhtwillig, lacht alle menschen auß undt ist so hoffartig, daß, 
wen die kleinen printzes de Guise vom hauß Lotteringen zu ihr 
kommen, umb mitt ihr spatziren zu fahren, setzt sie sich ahn den 
besten platz undt macht andere kinder rückwerts fahren. Auß pu- 
ren wüsterey, interesse undt karchheit leyden ihr vatter undt mut- 
ter dieß alles. Daß hatt aber schir alle menschen gegen Laws undt 
seine dochter iritirt, deßwegen ist ihr der affront geschehen nun 
schon 2mahl. Die mutter hatt sich gar woll entschuldigt , sagt : 
«Je n'ose dire mot a ma fille; on me la soustraitte *, je ne puis 
plus respondre des sottisse[s] qu'elle fait.» Darin hatt sie recht 
Alle leütte von qualitet seindt hir gar zu bas 8 , lache undt interes- 
sirt; es ist eine schände undt daß nimbt zu, wirdt je lenger je 
ärger; es ist recht eckelhafft. Einer kaufft unschlicht, lest lichter 
machen undt verkauft sie erschrecklich thewer; ein ander, so auff 
der see befehl hatt, kaufft alle chocolat, thö undt caffe* auff, umb 
es thewer zu verkaufen ; der 3te handelt deßgleichen mitt Stoffen 
undt tuch 4 ; undt dieße schönne hertzogen wollen sich beßer 
düncken, alß alle teütsche fürsten. Daß macht mich so ungedultig, 
daß ich auß der hautt fahren mögte. Madame d'Orleans gibt ihnen 
groß recht, undt waß noch ärger ist undt mich ahm meisten ver- 
driest, ist, daß sie meinen solin gantz in ihrem irtum gezogen hatt. 
Welcher printz von Sultzbach ist zu Franckfort? Ist es der eiste 
oder der jüngste, den wir hir gehabt haben? Ich wünsche, daß 
Ihr Euch woll mögt divertirt haben in dießer assamblee. Ich hoffe, 
Ihr werdt mir berichten, liebe Louise, wie es abgangen. Hir hört 
man von viel, viellen kranckheitten, aber in Provence undt zu Mar- 
seillen ist es noch ärger; den da ist die pest erschrecklich starck. 
Es seindt schon in der statt von Marseillen 25/m. menschen ge- 
storben undt es reist täglich weytter* ein 6 . Gott bewahre unß, daß 

* 

1 Vergl. die briefo vom 5 und 14 September, oben 8. 264. 265. 276. 
2 ?soustrait. 3 bas, schlecht, verächtlich. 4 Vergl. den brief vom 27 Juni, 
oben s. 186. 187. 5 Vergl. die briefe vom 31 August, 7 und 21 September, 
oben s. 261. 269. 270. 285 und nachher den brief vom 12 October. 



297 

es nicht hieher kompt! Monsieur Harling hatt mir bericht, daß 
viel krancken zu Hannover sein ; aber printz Friderich ist, gott lob, 
wider gesundt. Ich erschrieck, wen ich Allexander Hamerstein einen 
alten obersten heyßen höre; ich habe ihn offt getragen undt bey 
seinen leydtseyll hernmbgeschlept zu 0[h]sen undt zu Iburg l . Wo 
mir recht ist, war er ein par jähr jünger, alß der könig in Eng- 
landt; possirlich war Allexander Hamerstein, daß ist gewiß, undt gar 
natürlich. Est ist die mode nicht mehr, eine andere weit zu glau- 
ben. Alle manßlefltte, auffs wenigst hir im landt, piquiren sich bir- 
von, welches ich abscheulich finde undt sage es blat herauß. Man 
lacht mich auß, aber ich frag kein haar darnach, sage allezeit meine 
meinung plat herauß. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, liebe Louise, 
daß Hamerstein betrübt über seine maistres geweßen , alß wens 
seine rechte fraw were. Welcher man ist [in] jetizgen zeitten be- 
trübter über seine fraw, alß über seine maistressen? Daß war ein 
wüst spectacle, so Euch, liebe Louise, begegnet; aber Ewer charitet 
wirdt Eflch doch vor gott gelten. Ihr avanture mitt ihrem man 
war erschrecklich genung, urub einen ohnmächtig zu machen, ohne 
voll zu sein. Der man ist ahm meisten zu [bedauern]; aber were 
er bereydt geweßen, halte ich die geschwinste todt vor die besten; 
den viel leyden ist etwaß abscheuliches. Ich habe deß czaar* 
kopfferstück 8 nicht , aber sein contrefait in mignaturen * perfect 
gleich. Nein, es ist nicht in mignaturen, es ist in email. Ein Schwedt 
hatt es gemacht, so monsieur Boit heist. Ich habe mein tag nichts 
gleicher gesehen. Unßer liebe churfürstin s. hatt mir einmahl deß 
czars undt der czaarin undt dfer czaarwitz 6 contrefait geschickt. Der 
czaar gleicht gantz undt gar nicht, aber die czaar witzin gleicht ahn 
alle ihre contrefaitte. Dancke gar sehr vor daß kupfferstuck. Aber 
Ihr werdt mir einen gefallen thun , wen Ihr mir den czaar auch 
dazu schicken wolt. Aber ich muß auch meine pausse machen. 
Dießen nachmittag, wen ich wider von Madrit werde kommen sein, 
werde ich dießen briff gantz aaßschreiben. 

Sambstag abendts umb 7 uhr. 

Es ist eine gutte halbe stundt, daß ich von Madrit kommen; 

* 

1 Vergl. band I, 8. 375. 2 Peters des großen. 3 d. h. kapfer- 

stioh. 4 en miniature. ö osaräwitsoh, jetzt sesarewitsoh , der söhn des 

kaisers, großfürst. 



298 

man hatt eben daß abend tsgebett gesagt, da bin ich hin. Derowege 
fange ich ahn so spät zu schreiben, liebe ! komme wider auff Ewer- 
liebes schreiben , wo ich heütte morgen geblieben war % nehmblid* 
ahn der czaarin * ihr kupfferstück ; hatt was harttes in der phisio— 
nemie, alß wen es ein böß weib were, undt wo es war ist, daß si^ 
zu ihres stieffssohn * todt geholfen , wie alle menschen es meinen, 
muß es gewiß gar ein böß weib sein , welche gott straffen muß. 
Daß ist ihr auch schon geschehen; den sie hatt ihr eintzig söhngen 
nach ihrem Stiefsohn yerlohren. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben, 
so ich heütte morgen ahngefangen, völlig beantwortet. Ich komm» 
jetz[t] auff daß vom 14 September, no 72. Ich kan nicht begreiffen». 
waß vor eine lust es sein kan, Euch alle posten meine brieff ent- 
weder gar aufzuhalten, oder zwey undt zwey zu lieffern. Ich bin. 
versichert, daß, wofern sie meinen, Euch dadurch meine brieffe zu 
verlaytten 8 , daß sie sich betriegen. Waß sie mitt meinem vom 
7 Augusti gemacht haben, mag gott wißen. Dem seye, wie ihm 
wolle, so ist der verlust nicht groß. Gott bewahre Euch, liebe 
Louise, vor größer Unglück ! Meine wunde[n], so ich auff die lenden 
gehabt undt so gar schmertzhafft geweßen, vergehen gantz. Aber 
madame d'Orleans, so daß bett mitt gehütt, ist nicht allein ärger, 
alß nie, sondern ihre ordinarie migraine hatt sich noch dazu ge- 
schlagen , gereuet mir also gar nicht , daß bett nicht gehütt zu 
haben, sondern allezeit mitt meinen schmertzen außgangen bin; 
habe nichts änderst dazu gethan , alß mich mitt pomade divine zu 
schmiren. Paris ist noch nicht gar still, man rast abscheulich gegen 
meinen söhn. Gott gebe, daß nichts bößes drauff erfolgen mag! 

♦ 

1 Peter« des großen erste gemahlin, 6 Februar 1689 ihm angetraut, war 
Eadoxia Feodorowna Lapuohin; sie wurde im jähre 1698 in ein kloster ge- 
schickt. Die hier in rede stehende ozarin ist Peters zweite gemahlin, Katha- 
rina, eine Livländerin niedriger herkunft. Sie hatte 1701 einen schwedischen 
dragoner geheirathet, wurde 1702 bei der eroberung Marien burgs von den Bußen 
gefangen genommen. Erst im hause Menzikows , wurde sie, mit Peter 1707 
heimlich getraut, 1712 von ihm öffentlich zur gemahlin, 1718 zur kaiserin er- 
klärt; 1724 gekrönt, wurde sie nach Peters tode regierende kaiserin 1725. 
Von ihren acht kindern starben sechs, darunter prinz Peter,, frühe. Die überleben- 
den waren Anna , vermählt mit dem herzog von Holstein Gottorp , die matter 
de« nachberigen kaisers Peter III, gemahls der kaiserin Katharina II, und Elisa- 
beth, später kaiserin. 2 Aleocei Petrowitsoh. Vergl. band III, s. 340. 363. 
364. 3 d. h. verleiden. 



2*9 

Alle abeadt, wen nichts bößes den tag Vorgängen, daaeke ich mei- 
nem gott von hertzen; aber andern tags, wen ich wider aufstehe, 
frage ich alß: «Waß neues an Paris?» Wen man sagt, daß man 
nichts neues gehört, werde ich erst wider ruhig. Es ist warlich 
ein eilendes [leben] , wie man nun hir ist. Ich habe Euch heütte 
morgen verzehlt, wie monsieur Laws dochtergen sich die insulte 
von den laquayen selber über den halß gezogen hatt ; drurab sage 
ich weytter nichts davon. Diß kindt ist ein medgen von 11 oder 
12 jahren; daß ist zu jung, umb seine eygene haußhaltung zu haben 
undt gantz nach ihrem eygene n willen zu leben. Waß aber die 
laquayen zu Paris so gar insolent macht , seindt daß spülen undt 
daß sich ihre herrn gar zu gemein mitt ihnen machen *. Ich bin 
greulich erschrocken, wie mademoiselle de la Roehesurion * so starck 
gefahlen ; den ich meinte , sie hette den kopff entzwey gefallen ; 
aber wie ich gesehen, daß sie sich nicht wehe gethan, habe ich von 
hertzen gelacht 8 . Mein lachen hört geschwindt auff, den es ist mir 
gar nicht lächerlich. Ich habe heütte daß schönste wetter von der 
weit zu Madrit gehabt, habe so viel spatzirt, alß mirs meine lenden 
erlaubt haben. Es ist gar war, daß die mussiq den humor vermehrt, 
worinen es einen findt, lustig oder trawerig; waß einen ahn trawe- 
rig sachen erinert, macht auch trawerig. Es ist keine vexirerey, 
mitt gewehr zu spülen; man weiß hundert exempel von unglück, 
wie daß von Eyßenach. Alleweill schlegt [es] 10. Es ist mir lieb, 
daß Ihr, liebe Louise, die resolution gefast, nicht nach Englandt zu 
gehen; den ich glaube nicht, daß Ihr viel vergnügen ahn dießer 
reiße [haben würdet]. Aber da plagt m[a]n mich, umb schlaffen zu 
geh[e]n. Gutte nacht den, liebe Louise! Seydt versichert, daß ich 
Euch von hertzen lieb behalte! 

Elisabeth Charlotte. 



1164. 

St Clou den 10 October 1720 (N. 33). 
Hertzallerliebe Louise, gestern war ich nach Paris gefahr[e]n, da 
bin ich mitt Ewer paquet undt liebes schreiben vom 28 September, 

* 

1 Vergl. den brief vom 5 September, oben s. 265. 2 Roohe-sur-Yon. 

3 Vergl. den brief vom 5 September, oben 8. 265. 266. 



300 

no 76 , crfrewet worden mitt dem küpfferstück vom itzigen köni^ 
in Schweden. Es ist mir leycft, daß es nicht gleicht; bin doch fro^ 
daß Ihr rairs geschickt habt ; die invention ist artlich, dancke Euch gar- 
sehr davor. Heütte aber werde ich nicht auff dießes liebes schreibem. 
antwortten, sondern es vor übermorgen ersparen, wo mir gott alßden. 
leben undt gesundtheit verleyet; heütte aber werde ich auff daß vom 
24 September, no 75, andtwortten, so ich vergangen sontag entpfangen_ 
Weillen aber die post deß sontags nicht mehr geht, wie ich Euch, 
liebe Louise, schon bericht, habe ich es vor heütte versparen müßen^ 
wie ich Euch schon bericht; dancke vor das letzte küpfferstück, so 
Ihr, liebe Louise, mir mittgeschickt habt von den statten ; davor sollen 
ich woll noch einmahl dancken, den es amussirt mich recht. Ihr" 
habt Euch nicht in der meinung betrogen, daß Ihr die andere posfc^ 
2 von meinen schreiben anff einmahl entpfangen würdet, weillen ™- 
ich in Ewerm gesterigen gesehen, liebe Louise ! Wer sich über die^ 
post beschwehren wolte , würde man gar zu viel zu thun haben ~ 
den daß ist ohne endt. In Lotteringen rufft mein dochter con- 
tinuirlich gegen die post. Die englisch post ist nun die, so aha 
richtigsten hir geht. Gestern entpfing ich * noch ein schreiben von 
unßcre liebe printzes von Wallis bekommen von 17 große bogen; 
den die englische pap[i]er-blätter seindt viel größer, alß die von 
Paris , schir wie ein klein in-follio 8 . Man kan in der weit nicht 
ahngenehmer schreiben. Es war mir nicht leydt, daß Ihr die gräffin 
von Witgenstein bey Euch gehabt; den daß gibt doch verenderung 
undt distraction gegen die melancolisch gedancken dießer zeit, in- 
sonderheit weillen es jemandts raisonabels ist, so Euch lieb hatt. 
Ihre ursach, wider nach hauß zu gehen, ist gar valable 4 ; es ist aber 
nicht zu fürchten, daß die große lieb gegen seiner fraw mutter lang 
dawern wirdt. Wen er in 10 jähren noch so sein wirdt, wolte ich 
es loben; aber wen junge bursch zu andere junge bursch kommen, 
werden sie baldt geendert undt die tendresse von den 5 eitern ver- 
geht gar geschwindt, wen sie zu jahr[e]n kommen undt mitfc andere 
junge bursch umbgehen. Auffs wenigst ist es hir im landt so. Ich 
bin so lang auß Teütschlandt, daß ich nicht mehr wißen kan, wie 
es dort ist. In dießem mont ist es 49 jähr, daß ich von Heydel- 



1 ? wie. 2 ?habe ioh. 3 in-folio, folio-format. 4 valable, giltig. 
5 d. h. für die. 



301 

berg bin, undt den 15 zukünftigen monts wirdt es eben so lang sein, 
daß ich gebetiraht bin 1 . Mein gott, wie geht die zeit vorbey, wie 
ein blitz! Man tbut woll, nicht alles zu glauben, waß in den ga- 
zetten undt zeittungen stehet; den sie lügen abscheulich. Ich habe 
gehört, daß seyder mein vetter, printz Wilhelm, einen söhn bekom- 
men, solle der landtgraff von Darmstatt keine lust mehr haben, seine 
fraw dochter printz Max von Heßen Cassel seine fraw dochter zu 
geben. Enruhmirt* zu sein, ist nichts vor eine junge person, wie die 
printzes von Darmstatt ist; den nach dem buch von dem jetzt le- 
benden Europa ist sie den 3ten September 22 jähr erst alt worden. 
In denen jähren kan husten undt schnupen nicht schaden, ist mehr 
gesundt, alß ungesundt; es dint beßer, alß eine purgation ; daß 
heist man nicht krancklich sein. Mich wundert, daß der printz 
von Sultzbach seine gemahlin nun quittirt, da sie so nahe bey ihrer 
niederkunfft undt kindtbett ist. Unter unß gerett, mich deucht, 
es ist ein eilender zustandt ahm churp fältzischen hoff. Ich glaube, 
daß Churpfaltz abscheulich bestollen wirdt, oder weillen er ja eine 
metresse 8 hatt, mag woll alles dahin gehen, wie ordinari bräuchlich 
ist undt ahn andern ortten mehr geschieht. Hiemitt ist Ewer liebes 
schreiben no 75 gar exaet beantwortten 4 , will nun verzehlen , waß 
ich gestern neues zu Paris erfahren. Eine arme fraw, so allezeit 
bey mir ist undt meines letztverstorbenen docktors dochter ist undt 
einen Börstel von geschlegt geheüraht hatt, were gestern schir wit- 
tib geworden durch ein gar wunderlich aeeident. In der rüe de St An- 
thoine fuhr monsieur Börstel ; ein lehen-kutzscher 5 , welche ordinarie 
gar insolente leütte sein, kam überzwerg undt hindert ihn, fortzu- 
fahren. Monsieur Börstel rieff dem kutzer 6 , er solte wegfahren ; 
der fiacre andtwortet ihm raitt insolentz , Börstel wirdt böß , will 
den kutzscher schlagen, der rufft zum pöpel: «Voila Laws qui me 

* 

1 Elisabeth Charlotte wurde im jähre 1671 mit dem herzöge Philipp von 
Orleans vermählt. 2 Ätre enrhumä, den schnupfen haben. 3 Es ist wol 

die gräfin Violante Theresia von Thurn und Taxis gemeint , die , wie der kur- 
fürst Karl Philipp nach ihrem im November 1734 erfolgten tode offioiell er- 
klären ließ, seine dritte gemahlin gewesen war. «Sie hatte ihm zwei söhne 
geboren und galt bis dahin für die kurfürstliche geliebte; ihr bruder spielte 
im pfalzischen Staatswesen eine bedeutende rolle.» Ludwig Hausser, Geschichte 
der rheinischen Pfalz. II, s. 903. 4 ? beantwortet. 5 d. h. lehn-, lohn* 

kutscher. 6 d. h. kutsoher. 



302 

veust tuer! a mon secour!» Der pöpel versamblet sich mitt stein 
nndt stocken undt fangen ahn, den Börstel zu chargiren. Er mäste 
sich in die kirch Sahiren, sie verfolgten ihn hiß ahn den altar; da 
war zu allem glück eine kleine thür offen , darin sprang er mitt 
dem andern jungen edelman undt machten die thür zu, sonsten were 
er gesteinigt undt zerschlagen worden. Daß ist alles, waß ich vor 
dteßmahl weiß, undt daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1165. 

St Clou den 12 October 1720 (N. 34). 
Hertzaller[liebe] Louise, vor 2 stunden habe ich meinen grü- 
nen safft genohmen , bin schon 3mahl purgirt worden , gar starck, 
glaube, daß es nun baldt zu endt gehen wirdt; kan Euch, liehe 
Louise, entre[te]niren undt auff Ewer liebes schreiben vom 28 Sep- 
tember, no 76, andtworten. Ich weiß nicht, was vor eine lust man 
nehmen kan, [daß man] Euch meine schreiben alß 2 undt 2 auff 
einmahl gibt. Aber weillen es nicht zu endern stehet, will ich nichts 
weitter davon sagen; mein schreiben vom 7 September, no 7, ist 
doch verlohren undt kompt nicht wider. Etwaß erfreuliches könt 
Ihr leyder bey mir nicht finden, liebe Louise! Ich weiß nichts, 
alß lautter so trawehge Sachen, daß man nicht einmahl dran dencken 
darff, undt die haudt schaudert einem über alles, vvaß man leyder 
hir zu förchten hatt. Aber last unß von waß änderst reden i Zu 
Marseille solle die pest abnehmen 1 . Gott gebe, daß es baldt gar 
zu endt gehen mag ! Ich dancke Euch sehr, liebe Louise, vor allen 
den part, so Ihr nembt in alles, waß unß hir betrifft; aber Ihr habt 
niemandts , so Euch näher ist, alß mein söhn undt ich , undt nie- 
mandts hatt Euch lieber, liebe Louise, alß ich Euch habe. Es 
seindt leütte, die hoffen, daß ich meinem söhn bang werde machen, 
wen ich ihm die dreüeude brieffe weißen solte, so man mir schreibt. 
Aber sie kenen meinen söhn nicht undt wißen nicht, daß nichts in 
der weit ihn bang machen kan undt daß er gar den geringsten 
abscheüen nicht vor dem todt hatt undt leyder nur gar zu wenig; 
den er schont sich in der weit nicht, macht mich bfft zittern undt 

- * 

1 Vergl. den brief vom 5 October, oben 8. 296. 



303 

beben, undt wen ich nur hart gehen höre, erschrecke ich undt meine 
alß , es sey ein unglück geschehen. Ich muß gestehen , ich führe 
jetzt ein ellendt undt traweriges leben; daß macht einem daß leben 
mtisam undt gar satt undt all eben woll muß man sich nichts 
mereken laßen undt gutte minen machen, alß wen alles woll geht. 
Man hatt vor etlichen tagen monsieur le duc seiner fraw mutter 
undt seinen brüdern insultirt undt vorgeworffen, daß sie Laws freunde 
wehren undt zu allem unglück helffen , undt ihnen , waß man hir 
pouille * heist, gesagt *. Alles ist verzweyffelt , da kan nichts guts 
von kommen. Gott stehe unß bey! Wir habens hoch von nöhten. 
Es ist leyder nur zu viel nachdenckens auff alles zu machen , waß 
man mir geschrieben ; es ist nur leyder gar zu aparandtlich 8 . Aber, 
liebe Louise, last unß von waß änderst reden! Nur daß noch sagen, 
daß ich nicht weiß, wie es mitt dem Laws stehet. Aber ich habe 
mein leben nichts in allen seinen sachen begreiffen können undt 
alles, waß ich von seinem sisteme begriffen, hatt mir gar nicht ge- 
fallen. Es ist kein wunder, liebe Louise, daß [ich] alles, waß ich 
von psalmen außwendig gewust undt von geistlichen lieder, noch 
weiß; ich singe es gar oft 4 . Apropo, ich habe mich informirt, wo 
der arme monsieur Rousseau hinkommen ist , so sich so hertzlich 
erfrewet hatt, alß er mich in der Orangerie die psalmen singen 
hörte ; er ist in Hollandt gestorben , ist mir leydt 8 . Ich will nicht 
glauben, daß Laws so boßhafft ist, daß er initt fleiß alles verdorben 
hatt. Aber es ist nicht desto weniger alles in einem gar erbärmb- 
lichen standt, welches einem recht betrübt macht. Er hatt ohn- 
möglich auch errahten können, daß alle Frantzoßen, insonderheit 
die vom königlichen hauß, so erschrecklich interessirt sein. Aber 
still hirvon, last unß von waß änderst reden! Ein junger edelman, 
so mein page geweßen undt Neühoff heist 6 undt sich bey mir woll 



1 pouilles, sohimpfworte. 2 Vergl. nachher den brtef vom 30 Ootober. 

3 d. h. apparent, augenscheinlich. 4 Vergl. den brief vom 4 August, oben 

s. 224. 225. 5 Vergl. die briefe vom 4 und 24 August, oben s. 225. 226. 254. 
6 Vergl. band II, s. 115. Der edelmann, von dem hier Elisabeth Charlotte spricht, 
ist Theodor Stephan freiherr von Neuhof, ein Westphale, jener abenteurer, der 
vom April bis November 1736 als Theodor der erste die rolle eines königs von 
Oorsioa spielte und nachdem er sich gezwungen gesehen, die insel zu verlaßen, 
im jähre 1738 in sein ktinigreich zurückkehrte, wo er sieh aber nicht behaupten 
konnte, wie es ihm auch dann nicht gelang, als er naen längerer abwnstnheit 



304 

gehalten, deßwegen hatt ich ihn ahn Churbayern recomandiren laßen, 
der ihm auch eine gutte compagnie geben. Er hatt sich aber in 
Bayern auff daß spiellen gelegt; daß hatt ihm zum schelmen ge- 
macht , ist excroq l worden , hatt gelt gelendt * undt nicht wider 
geben, sagte zu 2 chevallier de Malte: «Ich habe noch einen oncle 
undt tante bey Madame; mein oncle ist monsieur Wendt undt 
meine tante die fraw von Rotzenhaussen; ich will Euch brieff ahn 
sie geben , die werden Euch gleich bezahlen ;» gibt jedem ein zu- 
pitschirt paquet. Wie die cavallier herkamen undt sagten, sie bräch- 
ten ihnen brieff von ihrem neuveu von Neühoff, sie sagten, sie ken- 
ten den Neühoff woll , were Madame page geweßen , aber er wer * 
ihnen nicht verwandt; machen die brieffe auff, da war es nur weiß 
papir. Darauß sahen die armen malteysche ritter, daß sie betro- 
gen , fragten mir raht , waß sie thun [sollten]. Ich sagte : «Der 
mensch ist nicht mehr in meinen dinsten, macht mitt ihm, waß Ihr 
wolt! Ich werde es mich gar nicht ahnnehmen; last ihn gefangen, 
setzen, oder waß Ihr wolt!» Er kam nach Paris, sein seh wager 4 ' 
wolte ihm predigen, da wolte daß feine barsch [ch]en ihn ermorden. 
Aiß er aber hörte, daß man ihn fischen wolte undt in ein gefangnufr 
setzen, ging er durch undt nach Englandt. Dort wurde eine dame ver- 
liebt von ihm. Er ist ein wol geschaffener mensch, auch nicht neulich 
von gesiebt, weiß auch braff zu plaudern. Dieße fraw hatt ihn geheü- 
raht; so baldt alß sie geheüraht waren, hatt er ihr alles genohmen undt 
ist mitt fortgangen, wider nach Paris kommen ; die fraw ist ihm ge- 
folgt 5 . Er hatt woll gedacht, daß dieß kein gutt thun würde, ist nach 
Spanien; da hatt er eine andere fraw genohmen 6 . Ich weiß nicht, wo 

* 

im jähre 1743 abermals in demselben erschien. Er starb zu London am 11 De* 
oember 1756 im einundsechzigsten lebensjahre. Man vergl. « König Theodor von 
Corsioa» in: Biographische denkmale. Von K. A. Varnhagen von Ense. Ber- 
lin, 1824. s. 287 bis 408. F. G. Schlosser, Geschichte des achtzehnten jähr 
hunderts. II. Fünfte aufläge. Heidelberg 1864. s. 136. 137. F. Gregorovius, 
Corsioa. Dritte aufläge. Stuttgart 1878. I, s. 78 bis 92. 

1 esoroc, gauner. 2 d. h. entlehnt. 3 d. h. wäre. 4 Neuhofs 

Schwester Elisabeth war mit dem grafen von Trevoux vermählt. Vergl. Varn- 
hagen a. a. o. s. 289. 5 Varnhagen erwähnt hiervon nichts. 6 Über 
Theodors von Neuhof zweiten aufonthalt in Spanien (er war früher schon in ge- 
heimer sendung Karls XII von Schweden in Madrid gewesen) und die dort von 
ihm eingegangene heirath erzählt Varrihagen a. a. o. s. 297 bis 300 folgendes: 
»Karl XII wurde in Norwegen vor der festung Friedrichshall durch verrftthe- 



305 

die Engländerin hinkommen ist; ich weiß auch nicht, ob dieß feine 

* 

räche hand erschossen und unmittelbar darauf sein minister und freund [frei- 
herr von Gör«] in Stookholm verhaftet. Theodor sah durch Qörzens fall nicht 
nur jede hoffnung plötzlich entschwunden, sondern auoh sich selbst von gefahren 
umringt , denen nur durch schleunige flucht zu entrinnen war. Zu rechter zeit 
wählte er diese, um nicht vielleicht das traurige Schicksal seines gönners und 
verwandten zu theilen, der bald nachher zum tode verurtheilt und enthauptet 
wurde. Theodor begab sich nach Spanien , wo ihm die gunst Alberonis einen 
neuen anhält versprach; er fand dieselbe in vollen maßen bewährt und wüste 
sich nur immer mehr darin zu befestigen. Der allvermögende minister ver- 
schaffte ihm eine oberstensteile im spanischen kriegsdienst und setzte ihm neben- 
her nooh eine ansehnliche besoldung aus. Dem neuen günstlinge wurden von 
aUen Seiten auszeichnungen und gesohenke zu theil; er galt als der sicherste 
weg, um für allerlei gesuohe die gewährung des ministers zu erlangen. Einen 
neuen gönner und freund fand er in diesem kreise an dem freiherrn von Rip- 
perda, naohherigem herzöge und ersten minister, der sohon damals am spani- 
schen hofe in großem ansehn stand. Auch dieser merkwürdige emporkömmling, 
ein geborner Niederländer, vereinigte bedeutende eigenschaften mit geringfügiger 
Sinnesart; als kriegsmann, gesandter, fabrikunternehmer , höfling und staats- 
minister, abweohselnd in niederländischen, spanischen und endlich sogar marok- 
kanischen diensten, nach umständen katholik, Protestant und bekenner des Is- 
lam, war er überall, wo er auftrat, durch glänzende Persönlichkeit und gewandtes 
benehmen für eine Zeitlang des vorteilhaftesten eindruoks und des grösten er- 
folges gewis, nur sichre dauer blieb seinen glüokesloosen versagt. Er faßte für 
Theodor , in welchem er den geistes- und sohioksalsverwandten leicht erkennen 
mochte, eine lebhafte Zuneigung, die sich auoh in der folge durch allen weohsel 
treu erhielt. Er wünsohte eifrig, das glück seines freundes zu befördern, und 
gab ihm in dieser absieht den rath, sich um die hand der lady Sarsneid zu 
bewerben, eines frauenzimmers von vornehmer irländischer abkunft, einer toohter 
des lords Kilmarnok und nahen verwandten des herzogs von Ormond; sie ent- 
behrte zwar aller Vorzüge der Schönheit und liebenswürdigkeit , im gegentheil, 
sie war häßlich und stolz, allein als hofdame der königin stand sie bei dieser 
fürstin in hoher gunst und sohien ihrem gemahl eine glänzende beförderung zu 
sichern. Doch diese heirath, zu der sich Theodor bereden ließ, entsprach nicht 
im geringsten den gehegten erwartungen ; vielmehr sah er sich nach einiger 
zeit vom hofe vergessen, durch Alberoni und Ripperda kaum noch gestützt, von 
seiner gemahlin mit. hochfahrendem dunkel behandelt. Als nooh überdiß bald 
'darauf Alberonis plötzlicher stürz eine Veränderung aller Verhältnisse ankün- 
digte, fühlte er jeden boden unter seinen fußen gewichen ; unfähig, so gehäuftes 
unheil zu ertragen , so entschloß er sich rasch, und eines tages , da seine ge- 
mahlin mit dem hofe nach dem Escurial gefahren war , raffto er seine gelder 
und kostbarkeiten zusammen, verließ Madrid, setzte sich in Cartagena zu schiff 
und landete in einem französischen hafen, von wo er sogleich nach Paris eilte. 
Seine gemahlin blieb schwanger in Spanien zurück und gebar späterhin einen 

Elisabeth Charlotte 20 




306 

bürsch[ch]en nicht noch ein weib in Bayeren hatt; zwey ist doch ge — 
nung. Er ist noch so frech undt schreibt mir einen großen brieflr 
undt biedt mir seinen dinst ahn, kämme drauff nach Paris, schrieb»» 
mir wider, daß, weillen ich ihn nicht in dinsten nehmen wolte, so» 
solte ich ihm nur erlauben, daß er, wie die andern edelleütte, sc» 
meine pagen geweßen, mir nur auffwartten [dürfe]. Ich ließ ihim 
aber durch seinen stieffvatter [sagen] , ich wolte ihn nicht allei 
nicht sehen, sondern ich ließ ihm verbietten , mir sein leben nich 
mehr vor dem gesicht zu kommen, daß, wen man bey mir wer er- 
zogen' worden undt hernach so ein ertzschelm würde, wie er were 
sehe ich die Schelmen mein leben nicht mehr. ' Ich begegnete ih 
einsmahl in einer kutsch, alß ich nach den Carmelitten fuhr; ic 
sagte : «Voila cest honneste garson 1 de Neuhoff!» Er schlag di 
äugen unter sich undt wurde bleich, wie diß papir. Er ist zu sei 
nem stieffvatter gangen, hatt ihn umb verzeyung gebetten, verspro — 
chen , woll zu thun , hatt sich auch etliche monat so fein gehalten -a 
daß alle seine verwanten gemeint, er were gantz bekehrt; abec 
einen tag ließ er woll zurichten, sagte, er hette brieff auß Spanien» 
bekommen, seine fraw käm[e] nach Paris, er wolte ihr entgegenfahren ^ 
fahrt weg. Wie man es bey dem lichten * besieht , hatt er seiner* 
stieffvatter seine Schwester alles gestollen , von 2 mahl hundert— 
taußendt francken; er solle auch Laws seinen bruder vor ein mil- 
Hon gestohlen haben. Es weiß kein mensch , wo er hin gestoben, 
noch geflogen ist. Seine Schwester, madame de Trevous 8 , will ver- 
zweyfflen; er hatt ihr nichts gelaßen. Ist daß nicht eine schönne 
historie? Zu Paris spricht man gar übel von der soudsee 4 . Mon- 

* 

söhn, mit dem sie in. der folge gleichfalls nach Frankreich kam.» Über diesen 
söhn, der seinen unglücklich berühmten familiennamen aufgab, in englischem 
kriegsdienst unter dem namen Frederik bis zum oberst stieg, sein leben, in einen 
anfall von schwermuth, durch einen pistolenschuß endete, vergleiche man Varo- 
hagen a. a. o. s. 407. 408. 

1 Voila cet honnete garcon. 2 ? lichte. 3 TrSvonx. Der marqoia 

de Dangeau erwähnt madame de Trevoux in seinem Journal nur unter dienstag» 
12 September 1719, band XVIII, s. 125: «M. le duo d'Orleans a fait donner 
a madame de TreVoux une pension de 1,000 ecusj son mari, qui 6toit ooloM) 
rgforme', et qui servoit dans notre arm6e en Espagne, y est mort. Sa femmt, 
qui est accouchle depuis huit jours, n'en sait rienj Monsieur le due d'Orleaöl 
a donne* ordre qu'on ne le lui dit point. 11 6toit neveu du P. de Trevoux, coa- 
fesseur de M. le duo d'Orl€ans. > 4 south-sea. 



307 

sieur Le Fevre ist schon offt bey unßer printzes von Wallis ge- 
wesen ; sie findt ihn einen raisonablen , verständigen man , wie 
er es auch in der that ist; ich halte viel von ihm. Ich bin froh, 
daß Ewere neveux content von mir sein ; hette ich es beßer machen 
können, hette ich es von hertzen gern gethan. Nichts ist leichter, 
wen man viel zu thun hatt, alß sich in dem datum zu verschreiben, 
wen man viel sachenim kopffhatt; daß bedarff keiner entschuldigung, 
liebe Louisse! Ich wolche nun Eweren * raht, werde außer freytag 
ondt dinstag alle tag in der ßiebel leßen , habe heütte [gejleßen 
undt werde auch noch morgen leßen. Montag wirdt es schwerlich 
geschehen wegen deß abscheulich großen brieffs, so ich ahn die 
königin von Sardaignen zu antwortten habe , so ordinarie von 24 
seytten, 6 bogen. Man list hir im landt nicht allein die Bibel nicht, 
sondern die meisten piquiren sich, sie nicht zu glauben. Mich wun- 
dert nicht, viel Unglück zusehen; bin mehr verwundert, Paris nicht 
mitt fewer vom himmel verbrendt zu sehen. Es ist mir leydt, daß 
Ewer ass&mbleen zum endt sein, liebe Louise! Den daß gibt Euch 
doch alß ein wenig verenderung, liebe Louise! Ein ander mahl 
werde ich auff daß überige von Ewern lieben brieff andtwortten, 
bin dießen abendt zu mat , bin 7mahl gar starck purgirt worden. 
Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen, liebe Louise, undt be- 
halte Euch von hertzen lieb, ich mag mat oder starck sein. 

Elisabeth Charlotte. 



1166. 

St Clou den donnerstag, 17 October 1720 (N. 35). 
Hertzall erliebe Louise, ich fange heütte gar spätt ahn, zu schrei- 
ben; den ich habe schon große arbeytten gethan. Die erste war, 
in der Bibel zu leßen, welches ich gestern nicht habe thun können, 
wegen meiner Parisser reiß nicht habe thun können ; hernach habe 
ich ein schreiben ahn Churtrier beantwortet, so ich vorgestern ent- 
pfangen. Er schreibt mir, daß, weitt darvon, daß das schloß zu 
Heydelbe[r]g solte rassirt werden, daß es Churpfaltz mitt der zeit 
gantz wider repariren wolte. Gott gebe es! Zu Paris habe ich 
eine betrübte zeittung erfahren, daß nicht allein 70/m. menschen 

* 

1 ? loh folge nun Euerem. 

20* 



308 

zu Marseillen ahn der pest gestorben sein \ sondern auch daß Toni- 
Ion von dießer heßlichen krankheit ahngesteckt ist. Ich fürchte, 
es wirdt endtlich gar herkommen. Gott bewahre unß doch davor! 
Den es ist etwaß gar abscheuliches. Wie ich nach Paris fuhr ge- 
stern, hatten wir starcken windt; wie ich aber von Paris wegfuhr, 
regnet [es] abscheulich, alß wen mans mitt küblen göße; es wehrte 
aber nicht gar lang. Baron * liatt in seinem stück gestern beßer, 
alß nie, gespilt, war so vif undt lebentig in alles 8 seinen actionen, 
daß er, ob er zwar zukünftigen mont in sein 70 jähr gehen wirdt, 
schiene er kaum 30 alt [zu] sein. Es ist woll zu verwundern, wie 
der mensch sein alter führen kan. Aber es ist auch zeit, daß ich 
auff Ewer liebes schreiben komme von 1 dießes monts , no 77. 
Ich habe heütte nachmittags noch eines von 5 dießes monts ent- 
pfangen, no 78. Da werde ich heütte nicht andtwortten , sondern 
es vor übermorgen sparen, wo mir gott leben undt gesundtheit ver- 
leyet. Aber da leütt man ins abendtgebett; nach dem gebett werde 
ich Euch ferner entreteniren. Adieu, biß ein halb stündtgen vor- 
bey sein wirdt! Da komme ich wieder auß dem gebett undt es 
hatt schon 6 uhr geschlagen. Nach Allerheylligen wirdt man umt> 
5 auß dem gebett gehen ; daß wirdt dawern biß Ostern , da mao- 
wider umb 3 viertel auff 6 ins gebett wirdt. Aber daß geht Eüct»- 
wenig ahn, liebe Louisse, weiß auch nicht, warumb ich Euch dieße 
alber gespräch halte; weillen ich eben auß der capel kam, ist ei 
mir eingefallen. Es ist mir leydt, liebe Louisse, daß Ihr so eine 
starcken schnupen habt. Man sagt, es seye gesundt; aber ich ge 
stehe, daß ich lieber daß fieber habe, alß den schnupen; er istmi 
unleydt[lich] , beklage also alle die, so es haben. Ihr bettet mirr 
nur ein par wordt sagen sollen ; den nichts vermehrt die flüßc meh 
alß schreiben. Nichts ist gewißer, noch unfehlbarer, alß daß mai 
den schnupen undt husten unfehlbar bekompt, wen man warm hat 
undt eine kalte lufft einem in den rücken geht, insonderheit in de 
nacken. Geschickt hundt zu sehen, wer eine rechte feste vor micl 
geweßen ; ich liebe sie gar sehr, findt leicht alles schön , waß si 

thun. Hertzog Goerg Wilhelm hatt mir einmahl ein hindtgen geben ^ 

* 

1 Vergl. die briefe vom 5 und 12 October, oben s. 296. 302 and nachhe^^"* 
den brief vom 7 November. 2 Vergl. die briefe vom 9 Mai, 20 Juni, 25 Jul-^ 
nnd 12 September, oben s. 139. 183. 215. 273 und nachher den brief voi 
24 October. 3 ? allen. 





309 

undt auß Ittaüien gebracht. Die hieß Dindu, war gar artig, ein 
tigerchen; daß kleydt man ahn, undt wens ahngezogen war, ging 
es nie auff 4 fußen; wens müde war, setzt es sich undt lehnt sich 
ahn der mauer ahn; daß trag auch brieff, ahn wem man wolle. Sie 
starb zu Franckenthal, wie ich auß Hollandt undt von Utrecht wi- 
der in die Pfaltz kam; koste mir viel threnen. Der post naredey 
ist nun, Euch allezeit 2 von meinen schreiben auff einmahl zu ge- 
ben. Vergangen jähr hatten sie daßelbe spiel mitt meinen schreiben 
ahn die printzes von Wallis. Gott weiß , wie lang dieß werden * 
wirdt. Wie ich auß Ewerm letzten , so ich heütte entpfangen, er- 
sehen , liebe Louise , so habt Ihr gar recht errahten , indem man 
Euch 2 briff auff einmahl gebracht hatt. Auff den reveüen gehe 
ich nicht mehr; ging ich hin, müste ich weinen, den es würde mich 
zu sehr erinern ahn den zeitten, wie ich alß mitt unßerm könig s. 
auff die reveuen geritten bin. Man machts gewiß dem jungen könig 
machen, wie. der könig, sein uhralt herr vatter, in seinen reveuen 
zu thun pflegte. Unßerm könig fehlt nich[t]s, gar artig zu sein, wen 
er nur ein wenig mehr sprechen [würde]; es ist ein recht schön 
kint undt hatt recht hohe minen. Ich habe noch ein par wort auff 
Ewer liebes schreiben vom 28 September , no 76 , zu antwortten. 
Ich war geblieben, liebe Louise . . . Die fürstin von Ussingen, fürchte 
ich, wirdt kein contentement bekommen ; den in so Sachen habe ich 
kein exempel gesehen, daß sich der könig drin gemischt hette. 
Nach Strasburg werden wir woll nicht. Ich wolte, daß wir hin 
würden, umb den trost zu haben, Euch noch einmahl vor meinem 
endt'zu ambrassiren. Ich fürchte sehr, die pest wirdt endtlich auch 
herkommen. Bißherr ist die lufft noch gar gutt; aber solte die 
pest in der nachbarschafft kommen , würde dieße gutte lufft nicht 
zu trawen sein. Ich mögt von hertzen wünschen, so glücklich zu 
sein, liebe Louise, daß [was] ich ahn daß kleine secretärgen ge- 
sagt , einen gutten effect vor Euch , liebe Louisse , thun möge; 
den ich wünsche sehr , Euch zu weißen undt versichern , wie daß 
ich Euch von hertzen lieb habe. 

Elisabeth Charlotte. 
* 

1 ? wahres. 








A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 19 October 1720 (N. 36). 

Hertzal) erliebe Louise, ich erwarte woll heütte eiu schreiben 
von Euch, aber bin gewiß, daß Ihr dießelbe post keines von mir 
werdet ontpfangen haben, weillen sie nun in der rage sein, Euch 
alß meine brieffe 2 undt 2 auff ein mahl zu geben, wie sie auch den 
i dießes monts gethan , wie ich vorgestern auß Ewerm schreiben, 
liebe Louise, vom 5ten, no 78, ersehen. Es ist war, daß man i 
zufrieden sein muß , wen keine schreiben verlohren werden. I 
bin noch ein wenig matt von den hurgirenden grünen saffl, so rr 
mir hefltte 8 tag undt morgen 8 tag hatt nehmen [machen], aber 
doch gesumit, gott lob, wiewoll gantz undt gar nicht lustig, 
geht nichts nach meinem sin, ich kan nicht auß ängsten kommen, 
undt seyder ich vergangen mittwog morgeudts den verfluchten brief 
entpfangeii, wie ich Euch letz[t|mahl bericht habe, seyderdem [habi 
ich] nicht mehr so woll schlaffen können, alß vorher. Aber wie icl 
von natur keine gar große schlafferin bin, so glaube ich, daß ei 
mir nicht schaden wirdt. Last itnß von waß änderst reden! Dieß 
ist zu trawerig, ich bin ohne daß leünisch genung. Alles, waß mau 
unßer abtißin ' vorgebracht, wahren laulter lügen undt schelmereyen, 
umb gelt zu haben. Ich kan vor meinem todt nicht leyden , di 
man mir secretteu macht undt waß verhehlen will; so gutt 
auch gemeint mag »sein, macht es einem ein gar zu sot persouage 
agiren*. Monsieur Laws sein sisteme hatt mir nie gefahlen. Wolte 
gott, ich bette mich hirin betrogen! Von den willen, obs gutt ge- 
meint geweßen oder nicht, kan ich nicht judiciren; der text ist n 
zu hoch. Aber daß alles übel nußgeschlagen undt meinem armen 
sobn einen großen haß zu wegen gebracht, daß ist nur zu sicher 
undt gewiß. Es ist woll schadt, daß unßere abtißin von Chelle[s] 
kein printz ist; sie ist eben so courageux, wie ihr herrvatter, furcht 
nichts in der weit undt ihre groste fretldc wehre, sich [mit] i 
gen undt pistollen licrurnbzusclilagen s . Ich lache sie mitt auß undt 

I der äbliasin von Cbellee 
f. 250. 3 Vergl. den brief 



311 

sage ihr alß , sie solle bedencken , daß sie eine none undt keine 
Amasone l seye, solle also keine so große last in gewehr nähmen. 
Deß Lutzaw s undt Dorignies crinere ich mich gar woll ; Lutzau 
war scheel, ein gutter mensch, gliche dem graff Vrangel •, so lang 
zu Heydelberg studirt , so woll , alß graff Carlsohn 4 , so ein lincker 
oncle vom könig in Schweden war. Daß seindt Iautter leütte von 
meiner zeit. Dorignie hatte einen oster[r]ei[chi]schen accent, blatte 
haar undt zwey große zahn oben , so ein wenig außwerts gingen. 
So segt Ihr woll, liebe Louise, daß ich mich der alten zeitten noch 
gar woll erinere. Von Hoim 6 höre , noch sehe ich nichts , weiß 
nicht, wo er hinkommen ist; den es ist schon lang, daß er in Lot- 
teringen geweßen , undt meine dochter hatt mir schon vor 4 Wo- 
chen geschrieben, daß sie ihn gesprochen. Er sähe so bitter übel 
auß , alß ich ihn letztmahl gesehen , daß er vielleicht von nöhten 
hatt, einen tour bey den bertimbten balbirer vorher zu thun, ehe er 
sich weißen darff. Ewere 9 seytten , liebe Louise , habe ich in 4 
beantwortet undt ich weiß gantz undt gar nichts neues. Erfahre 
ich etwaß dießen nachmittag , liebe Louise , werde ichs Euch be- 
richten, wo nicht, so nembt nur vor dießmahl mitt dießen wenigen 
zeyllen vorlieb undt seydt versichert, liebe Louise, daß ich Euch 
allezeit von hertzen lieb behalte ! 

Elisabeth Charlotte. 



1168. 

St Clou, donn[e]rstag, den 24 October 1720 (N. 37). 
Hertzallerliebe Louise, seyder vergangen sontag, da ich auff 
Ewer letztes schreiben geantwortet, so ich den donnerstag ent- 
pfiingen hatte, habe ich kein schreiben von Euch bekommen. Die 
posten gehen erbärmlich, die von Englandt seindt 3 tag aufgehal- 
ten worden, die von Savoyen undt Bajonne deßgleichen. Ich habe 
mein leben in allem keine verdrießlichere] zeitten erlebt, alß nun 
sein; es macht einen daß leben gantz müde. Dießen nachmittag 
hoffe ich noch etwaß von Euch zu entpfangen, worauff ich alßden 
andtwortten werde. Mein Courier ist noch nicht von Paris kommen, 

* 

1 Amaione. 2 Vergl. band IV, s. 283. 3 Wrangel. 4 ? Carlson. 
5 Vergl. den brief vom 28 September, oben s. 290. 291 und den folgenden trief. 




312 

er kompt erat nachmittags ahn. Ich habe mich bey dem heßliehen 
dunclrtdn nebelwetter verschlaffeil machen, werde also dießen morgen 
nicht viel sagen können. WeUlen ich gestern wegen meiner Parisser 
[reise] nicht habe in der Bibel leßeu können, so tbue ich es nun. 
heütte wolle ich sagen. Daß hatt mich lang auffge halten , werde 
alßo dießen morgen nicht viel sagen können. Gestern käme mon- 
sieur Hoiin ' zu mir; ich fragte, wo er so laug geblieben wehre. 
Da wurde er gantz descontenancirt, andtwoTtete doch, er were schon 
3 woeben zu Paris, wehre aber kranck worden, man hette ihm zur 
ader gelaßen ; er konte den gantzen abendt nicht wider zurecht- 
kommen. Ich weiß nicht, waß ihm fehlt. Baron spilt gestern *Oedipe» 
de Corneille. Man kan in der weit nicht beßer spülen, alß er andt 
seine schüllerin, die Desinarefs], thaten. Die Duclos * spiltc auch 
viel beßer, alß sie bißher gethan. Daß kleine stück wurde auch 
gar woll gespilt, war «Le cocu imaginaire ',* Daß ist alles, waß 
ich Euch von unßer kleinen reiße sagen kan, will nun meine pausse 
machen , dießen nachmittag erst dießen brieff außschreiben. leb 
schicke Euch birbey ein porle-lettre, so man mir auß einem closter 
geschenkt, umb die gutte gewohnheit nicht zu verliehren 
St Clouer kirbe zu schicken. Ihr werdet ein klein scliächtelgen 
undt klein ringeigen drinen rinden. 

Donnerstag, den 24 October, umb 3 uhr nachmittags. 
Wir seindt heütte gar spätt ahn taffei gangen; den ich habe 
heütte morgen ahn meine dame d'bonneur schreiben ninßen 
duchesse de Brancas. Die hatt der chagriu aaff den todt gelegt, 
hatt ein continuirlich f[i]eber mitt fabeileyen , ist gar kranck. 
were mir docli leydt, wen sie sterben solte; den es were gar 
großer ambaras* vor mich 6 undt ambaras habe ich nicht von Höh- 
ten, habe ohne daß genung. Daß leben wirdt einem sauer, wie ich 
nun führ[e], allezeit in angsten, lautier ambaras anff alle ecken, 
weiß nie nichts, so hoffnung geben kan, in ruhen zu sein; 
daß hette ich doch in meinem hohe[tt] alter hoch von nöhten. Mein 

I Vergl. den vorhergehenden brief. 2 Vergt. über Baron und dl* 

nannten sohauspielerinnen den brief vom 25 Juli, oben s, 315 und naoUhor 

1660 aufgeführt. 4 embarraa , Verlegenheit. 5 Vergl. den folgend«: 

britf. 



313 

courir ist von Paris kommen, hatt mir aber nichts von Euch ge- 
bracht, [habe] nur ein paqnet von Englandt von unßerer lieben 
printzes von Wallis bekommen, welchen ich noch nicht habe leßen 
[können], werde ihn erst leßen, wen ich dießen brieff werde ab- 
geschrieben haben , welches baldt geschehen wirdt. Den nun ich 
kein schreiben von Euch habe , auch gar nichts neues weiß , kan 
ich wenig sagen, bin zu gritlich, umb waß poßirliches vorzubringen 
können, werde also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß Ihr 
in dem porte-lettre ein klein brieffgen von madame Dangeau ahn 
ihre fraw Schwester, der 1 fürstin von Nassau-Ussingen, [finden wer- 
det]. Die hertzogin von Hannover wirdt baldt hir sein , sie ist 
schon ahm lotteringi sehen hoff. Schließlich versichere ich Euch, 
hertzliebe Louise, nur, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. Muß 
sagen, wie die teütsche comm[e]dianten : «Ein ander mahl wollen 
wirs beßer machen.» 

Elisabeth Charlotte. 



1169. 
Ä mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort. 

St Clou den 26 October 1720 (N. 38). 
Hertzallerliebe Louise , nun ist es zu grob ; den heüttc fehlt 
mir daß 3te schreiben von Euch. Man will mich doch trösten undt 
sagt, daß der vielle regen die gewäßer hatt überlaufen machen 
undt daß die Courier einen großen umbschweiff nehmen müßen. 
Gott gebe, daß es dieße ursach seye undt Ihr Euch, liebe Louise, 
in gutter gesundtheit finden möget! Ich bin auch in rechten sor- 
gen wegen meiner damen d'hon[n]eur, der duchesse de Brancas, 
welche auff den todt liegt 8 , hatt den transport 8 undt kent keinen 
menschen mehr. Man hört von nichts, alß trawerige Sachen. Waß 
der armen frawen den todt gibt, ist, das sie gelt nach Englandt 
geschickt hatt auff der suthsöe 4 undt hatt 100/m. thaller verlohren. 
Sie hatts gar heimblich gehalten, hatt nichts sagen wollen, ja gar 
die sach geleugnet, hatt sichs heimblich die sach so zu hertzen ge- 

* 

1 ? die. 2 Vergl. den vorhergehenden brief. 3 d. h. sie ist nicht 

bei sieh. 4 aouth-sea, süd-see. 



314 

zogen, ist 14 tag geweßen, ohne eßen, drincken, noch schlaffen zu 
können. Endtlich hatt sie ein starck fieber ahngestoßen mitt dö- 
belten acces8en, nndt wen sie im redoublement ist, kent sie keinen 
menschen mehr, spricht von nichts, alß Englandt undt actionen; 
daß weist woll, waß die ursach von ihrer kranckheit ist. Sie wirdt 
mich durch ihren todt in einen abscheulichen ambaras setzen, wen 
ich ahn ihrem platz bekommen solle ; den wie daß sprichwordt sagt, 
es kompt selten waß beßers hernach l undt die meisten hir seindt 
nicht allein verdrießlich, sondern auch verächtlich. Ich wünsche 
also von grundt meiner seelen, daß sie davon kommen mag*. Es 
ist nicht zu glauben , in welchen abscheulichen ambaras ihr todt 
mich stecken wirdt. Aber last unß von waß änderst reden! Mich 
verlangt, zu hören, wie Euch daß letzte porte-lettre , so ich Euch 
vorgestern geschickt, Euch gefahlen hatt. Umb meinen brieff ein 
wenig von den lamantiren abzuwenden, so will ich Euch ein possir- 
lich liedt daher schreiben, so auff einen man gemacht worden, wel- 
chen ich gar nicht estimire, nehmblich auff meines sohns geweßen 
precepter 8 , so nun ertzbischoff von dem ort* ist, wo der frieden 
gemacht soll werden. Es muß jemandts sein, so eben so wenig von 
ihm helt alß ich. Es ist auff eine gar gemeine melodey. Man maß 
dießen man nicht lieber haben, alß ich ihn habe. Ich glaube, liebe 
Louise, daß Ihr die melodey von «Joconde» 6 woll wist, darauf 
geht dießes liedt: 

Je ne trouve pas estonnant 
Que l'on fasse un ministre 
Et mesme un prelat impörtant 
D'un maquereau, d'un cuistre; 
Riea ne nie surprend en cela, 
Et ne aait-on pas, com ine 
De son cheval Caligula 
Fit un consul a Rorae ? 6 



l Vergl. band I, s. 401 : «Daß Sprichwort sagt alß: «Es kompt selten 
oiu beßer hernach » 2 Vergl. nachher den brief vom 14 November. 3 ear- 
dinal Dubois. 4 Gambray. ö Es mag hier an Lafontaines erzählung <J°" 

conde» erinnert werden. 6 Vergl. nachher den brief vom 16 November. 

G. Brunet II, s. 281, anmerk. 1 : «On ferait sans peine un reoueil assez volu- 
ir.ineux des pi&oes de vers laueres oontre Dubois; en voioi quelques echantilloos. 
In noel de l'epoque offre le oouplet suivant: 



315 

ende hirmitt, nmb Euch nicht auff die trawerigen ideen zu 
en, undt versichere Euch nur, daß ich Euch von hertzen lieb 
alte. 

Elisabeth Charlotte. 



1170. 

St Clou den 30 October 1720 (N. 39). 

Hertzallerliebe Louise, ich fange heütte ahn, ahn Euch zu 

reiben, weillen ich morgen gar wenig zeit dazu haben werde, zu 

•eiben; den es ist mein vorbereyttungstag, den ich werde über- 

•gen zum h. abendtmahl gehen , ob gott will , also morgen gar 

* 

Revenant d'Angleterre, 

L'ambassadeur Dubois, 

En mettant pied ä terre, 

Apercut los trois rois. 
«Faisons vite an traitä,» dit-il, «avec ces prinoes! 
Offrons des millions, don, don! 
S'ils ne suffisent pas, la, la, 

Läohons quelques provinoes!» 

Pour avilir l'eolat de la pourpre romaine 
Et lui faire porter l'opprobre de la oroix, 
Le Saint-P&re n'a tu de route plus oertaine 
Que de l'enohässer dans du bois. 
aussi dans le reoueil connu sous le nom de «M6moires de la ealotte» 
,ion de 1732, t. II, p. 170), la Metamorphose du C. du B.» Madame ma- 
sta oonstamment un 61oignement prononce" pour Dubois; nous lisons dans 
t-ßimon: «Madame, ravie de joie, embrassa le r€gent [lorsqu'il fut nomine*] 
ni dit qu'elle ne lui demanderoit jamais qu'une seule ohose, mais qu'elle lui 
andoit sa parole pr6cise, c'ltoit de n'employer jamais en rien du tout l'abbe* 
ois, qui 6toit le plus grand -ooquin et le plus insigne fripon qu'il y eut au 
de» (t. XXV, p. 51). Les derniers restes de la oollegiale de Saint-Honor6, 
ivait 6te" inhume* Dubois, ont 6t6 d&ruits reoemment; on assure que le oa- 
l s 6 pul oral du cardinal 6tait oonverti en fosse d'aisanoe («Bulletin des so- 
is savantes», 1854, t. I, p. 249).» G. Brunet führt als von Elisabeth Char- 
i in diesem briefe mitgetheilt noch folgende auf Dubois bezügliohe atroph« an : 
Je suis du bois dont on fait les ouistres, 
Et cuistre je fus autrefois, 
Mals, ä präsent, je .suis du bois 
Dont on fait les mini st res. 
ö strophe findet sioh indessen in dem gegenwärtigen briefe nicht. 



316 

wenig schreiben können. Ich bin, gott lob, außer sorgen vor Euch, 
liebe Louise ! Den vergangen sontag , wie ich zu Paris war undt 
eben zu madame d'Orleans ging, brachte man mir 3 von Ewern 
lieb[en] schreiben auff einmahl mitt den 2 kupfferstücken vom mar 1 
undt printz Eugenius, wofor ich Euch sehr dancke, liebe Louise! 
Daß vom czaar gleicht woll, aber in alt; wie er hir war, sähe er 
viel jünger auß. Printz Eugene hette ich woll in dem contrefait 
nicht gekandt , den wie er hir war , hatte er eine kurtze aufge- 
stützte naß 2 , undt in dem kupfferstück macht man ihm eine langg 
spitze naß; er hatte die naß so aufgestützt, daß er den mundt 
immer offen hatte, undt die 2 große forderste zahn sähe man gante 
bloß. Ich kene ihn gar woll , habe ihn offt geplagt , wie er noch 
ein kindt; da hatt man gewolt, daß er geistlich werden solte, war 
wie ein abbe gekleydt. Ich habe ihn doch allezeit versichert, daß 
er es nicht bleiben würde, wie auch geschehen. Wie er den geist- 
lichen habit quittirte , hießen ihn die jungen leütte nur madame 
Simone undt madame Cansiene; den man pretentirte , daß er oft 
bey den jungen leütten die dame agirte. Da segt Ihr woll, liebe 
Louise, daß ich den prince Eugene gar woll kene; ich habe seine 
gantze famille gekandt, herr vatter, fraw mutter, brüder, Schwestern, 
oncle undt tanten, ist mir also gantz undt gar nicht unbekandt, 
aber eine lange spitze naße kan er ohnmöglich bekomen haben s . Ma- 
dame la duchesse d'Orleans sagt, seine zahn wehren ihm vielleicht auß- 
gefahlen undt daß diß die stumpfte naß herundergezogen hette ; ich 
weiß nicht , ob daß sein kan. Die ursach , so mich vergangenen 
sontag nach Paris geführt, lieff unglücklich ab, wie Ihr hören wer- 
det. Wie ich vergangen jähr den ersten stein zu der kirch gelegt*, 
so hatt man mich dieß jähr zu der einweyung dießer kirch geladen, 
so, es wirdt morgen 8 tag werden, gehalten worden. Weillen ich 
aber weiß, daß dieße ceremonie 7 gantzer stundt werdt 8 , habe ich 
mich deßwegen entschuldiget. Wie aber dießes fest 8 tag wehret, 
habe ich der abtißin versprochen, e|n tag in der oetave hinzugehen, 
welches ich den den vergangen sontag gethan undt eine große meß 
dort gehört , so ihr eure de St Nicolas du Chardoneret dort mitt 



1 Peter dem großen. 2 Vergl. die Schilderung des prinsen Enges 

band II , s. 98. 3 Vergl. den folgenden brief. 4 Vergl. band H» 

s. 284. 310. 5 d. h. währt. 



317 

seinem gantzen seminaire in großen ceremonien dort celebrirt; haben 
woll gesangen. Es hatt in allem nur eine stundt gewehrt. Wie ich aber 
wider auß den chor von den nonen gangen, wo 6 oder 7 staffelen sein, 
hatt die arme abdißen, so gar ein groß weib ist, auffs wenigst so 
groß ist, alß Ewer fraw mutter, die fraw raugräffin, war, die zweytte 
Staffel verfehlt (den sie hatt ein blödt gesiebt) , ist von oben biß 
nunder gefahlen. Ich bin recht erschrocken , meinte , daß sie den 
halß gebrochen bette. Wie man sie auffgehoben, hatt sie erschreck- 
lich gehuncken * undt nicht ohne ursach; den. sie hatt einen kno- 
chen ahm fuß verrengt undt ein nerf ahm bein tressallirt *. Mein 
schrecken hatt mich, gott lob, daß lachen verbindert; aber ich muß 
gestehen, daß, wie ich seyder dem dran gedacht, wie dieß lange 
weiße gespenst (den die gütte abtißin sieht ein wenig so auß) so 
hinder mir daher plotzen 3 , so habe ich doch innerlich lachen müßen; 
den ich kan ohnmöglich daß lachen halten, wen jemandts fält; wen 
ich selber falle , muß ich lachen *. Es ist aber auch einmahl zeit, 
daß ich meine pausse machen. Nach dem eßen werde ichauffEwere 
liebe schreiben andtwortten , liebe Louisse , aber nur auff ein par 
wordt, eines vor sambstag sparen, wo mir gott leben undtgesundt- 
heit verleyet. Es wirdt daß mittelste sein , so ich sparen werde 
vor die andere woch, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet. 

Mittwog umb 3 uhr nachmittags. 
Da komme ich von taffei undt es schläfert mich erschrecklich ; 
ich glaube, ich werde ein wenig schlumern müßen. Ich bin ge- 
stern gar spät schlaffen gangen vor mich B ; den ich bin gar offt vor 
10 in mein bett undt gestern habe ich nicht vor halb 12 zu bett 
gehen können ; den ich hatte ahn die printzes von Wallis undt meine 
dochter zu schreiben. Da habe ich ein wenig geschlaffen undt 2 
briffe geleßen, einen von unßer lieben printzes von Wallis undt 
einen von dem gutten monsieur Harling. Nun ist es auch woll ein- 
mahl zeit , daß ich auff Ewere liebe schreiben komme. Ich fange 
bey dem frischten ahn, nehmblich vom 19 October, no 82. Ich bin fro, 

daß meine schreiben auch nicht verlohren gangen; aber mich ver- 

* 

1 d. h. gehinkt. 2 tressaillir, zittern. Vergl. nachher den brief vom 

28 November. 3 plotzen, laut aufschlagend niederfallen. F. L. K. Weigand, 
Deutsches Wörterbuch. IL Gießen 1860. s. 394. 4 Vergl. band IV, s. 156. 

157. 5 d. h. gar spät für mich. 



318 

langt, zu vernehmen, daß Ihr mein port[e-]lettre entpfangen möget, 
umb zu wißen, ob es Euch gefallen, welches ich sehr wünsche. Ich 
werde nichts mehr von grünen safft sagen; den ich habe Euch, 
liebe Louise, lengst bericht, wie es abgeloffen , drumb werde ich 
nichts mehr davon sagen. Meine gesundtheit ist, gott lob, gutt. 
Wen ich waß einnehme, maß man gar gewiß glauben, daß esmon- 
sieur Teray seine ordonance ist; den von mir selber könte ich mich 
nicht dazu resolviren. Aber nun leütt man ins gebett; nach dem 
gebett werde ich Euch, liebe Louise, wieder entreteniren. Es ist 
ein viertel auff 7 geschlagen undt ich komme wieder auß der capel, 
werde gewiß nicht auffhör[e]n zu schreiben , biß ich Ewern lieben 
brieff durchauß werde beandtwortet haben. Ich weiß nicht, wie 
viel printzen von Sultzbach sein, habe abso nicht errahten können, 
ob der, so wir hir gehabt haben, der ist, welcher zu Franckfort 
geweßen. Warurab kan der eiste nicht nach Franckforth? helt ihn 
die Jalousie ab? Den ich habe gehört, daß er das unglück hatt, 
sehr mitt dießer bößen kranckheit behafft zu sein. Man thut gar 
übel, daß kleine pfaltzische printzgen in dießer jahrszeit auß Hei- 
delberg 'geführt zu haben; den Heydelberg ist warmer undt gesan- 
der, alß Schwetzingen, insonderheit im wintter. Waß mich hatte 
hoffen machen, daß es den Pfaltzern jetzt beßer gehen würde, ist, 
daß mir baron Görtz von Hannover' geschrieben hatte, daß der kö- 
nig von Englandt undt der von Preussen ernstliche resolutionen 
gefast haben, den armen Pfaltzern beyzustehen. Es ist eine rechte 
schände, daß Churpfaltz Euch so übel bezahlt. Der caiumerpressi- 
dent muß ein unhöflicher schlüngel sein , Euch nicht einmahl zu 
antwortten. Wie heist der feine, hoffliche? Wen ich den secreta- 
rius von Grevenbroch sehen, will ich ihn fragen, wie er heist, undt 
ihm meine meinung dichte sagen. Ich weiß woll, daß es leyder zn 
nichts nicht helffen wirdt ; allein ich werde doch mir daß hertz da- 
durch erleichtern. Daß ich jetzt ein langweilliges leben führe undt 
schir allezeit in angsten bin, undt woll mitt ursach . . . Waß mich 
ahm meisten ängstiget, liebe Louise, ist, daß, ob man zwar daß pa- 
pir abgeschafft undt [man] nun überall wider silbergelt sieht, so 
besamfft * sich doch Paris nicht, seiudt doller, alß nie. Daß macht 
mich fürchten, daß böße leütte hirin arbeytten, undt daß gibt mir 

* 

1 d. b. besänftigt. 



S19 

trawerige gedancken, wie Ihr leicht gedencken könt, liebe Louise ! Sie 
zweyfflen hir nicht, daß ein gott seye, aber woll, daß er sich umb 
unß bekümert, noch darnach fragt, waß wir auch thun mögen, undt 
glauben, daß kein ander weit seye undt weder straff noch beloh- : 
nung in jener weit seye. Daß macht so gottloß leben; umb daß 
gewißen zu fühlen, müsten sie persuadirt sein , daß straff undt re- 
compens wehre, aber daß glauben sie, wie schon gesagt, gantz undt 
gar nicht. Ich bin woll Ewr[ejr meinung, liebe Louise, daß man 
sagen kan : «Wehe denen , so also sein ! Es were ihnen beßer, 
wen sie nie gebohren wehren *.» Der haß , so der pöpel gegen 
monsieur Laws liatt, ist nicht auszusprechen; sie haßen monsieur 
le duc, weillen er sein freündt ist, ruff[en] ihm alle tag hundert 
fluch zu undt seinen zwey brüder auch 8 . Die printzes von Wallis 
sagt, daß alles wider gutt mitt der soudsee 8 , alles wider gantz gutt 
sein. Man hatt hir gesagt, der directeur von der banque in Eng- 
landt 4 were vom volck assassinirt worden ; aber es ist nicht war. 
Aber, liebe Louise , wie könt Ihr es anßstehen , nichts von Chur- 
pfaltz zu bekommen undt die gräffin von Wittgenstein 3 mont im 
hauß zu haben? Glaube, daß sie über Ewern beüttel noch weniger 
apropo kompt, alß wegen deß 6 posttage. Post[t]age kommen offter 
wider, alß gelt. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben völlig beant- 
wordt. Es war nicht der geringste fehler in Eueren schreiben. 
Gutte nacht biß morgen, liebe Louisse, da ich Euch ferner entre- 
teniren werde! 

Donnerstag, den 31 October 1720. 
Heütte habe schon viel Sachen gethan. Erstlich habe ich meine 
vorbereytung ahngefangen , so mich von sie[ben] biß halb 10 ge- 
führt, Hebe Louisse! Hernach habe ich ahn den oberstallmeister 
Harling 5 seytten geschrieben. Ich habe nur noch eine gutte V* stundt 
zeit, ehe ich mich ahnziehen gehe. Daß werde ich employiren, Euch, 
liebe Louisse, zu entreteniren, undt dießen abendt nach der beicht undt 
doppelte vesper werde ich außschreiben ; also wirdt mein brieffvon 
dießer post nicht zu kurtz werden. Daß lengste von Ewern 3 lie- 
ben schreiben werde ich biß sambstag versparen undt heütte noch 

* 

1 Et. Matthaei 26, 24. 2 Vergl. den brief vom 12 October, oben s. 303. 
3 south-sea, sttctaee. 4 Blount. 5 ?der. 



320 

auff [das] vom 15, no 81, andtwortten, so viel mir möglich wirdt 
sein können. Die post hatt die naredey , Euch meine schreiben 
allezeit zwey undt zwey auff einmahl zu geben. Wen sie nur nicht 
auch bey mir die mode continuiren , 3 undt 3 auff einmahl zu 
bringen, wie sie letztmahl gethan haben! Daß die posten so gar 
übel gehen , da ist lautter friponerie undt interesse bey. Es ist 
mir lieb, daß die fürstin von Ussingen wider woll ist. Ich höre 
gern, wen Ihr viel tisch mitt spiller habt; den daß vertreibt die 
melancolische gedancken. Ich muß lachen, daß der Lutzenburger l 
jetzt auch ein graff ist; hab dießen graffen page bey dem letzt 
verstorbenen printz de Conti gesehen. Man hatt hir sehr drüber 
gelacht , daß man ihm 8 dem churprintzen von Saxsen zum hoff- 
meister geben; aber unßere Teülschen haben daß, alles halten sie 
vor perfect, waß nur auß Franckreich kompt. Verstandt hatt der 
Lutzenburg, aber seine moeurs schicken sich gar nicht zu einem 
hoffmeister von einem churprintzen. 

Umb */'* auff 3 nachmittags. 

Hertzallerliebe Louisse, es ist eine viertelstund t, daß ich von 
taffei kommen , werde wenig schreiben können , ehe wir in kirch 
müßen; den da leütt man zum ersten mahl undt zum 2ten fengt die 
vesper ahn, muß mich also sehr eyllen, in der 8 kirch zu gehen, kan 
nur, wie schon gesagt, nach der kirch meinen brieff außschreiben. 
Da leütt man zum zweytten mahl. 

Donnerstag umb halb 5 abendts. 

Alle gebetter seindt gesagt. Daß wetter wirdt kalt undt ein 
dunckel, heßlich wetter. Waß ist daß vor ein fürst von Fürsten- 
berg, so cammerrichter ist? Ich kene viel Fürstenberger, aber von 
dießem habe ich nie gehört. Mein gott, wie ist es eine verdrieß- 
liche sach mitt den protzessen ! Daß könte ich ohnmöglich aus- 
stehen. Aber da kompt der pere de Ligniere *, ich muß noch eine 
pausse machen. 



1 Vergl. nachher den brief vom 28 November. Im Journal des marqnU 
de Dangeau wird ein monsieur de Lutzelbourg genannt. Ein general Lutsen- 
burg wird in den briefen unserer herzogin band II, s. 473 erwähnt. 2 ?ihn. 
3 ? die. 4 pere de Linieres, beiohtvater von Elisabeth Charlotte. 




321 

Donnerstag umb halb 7 abendta. 
Wie kl) vor einer halben stundt herrepjn kam, auß der beiclit 
kam, bracht[e] man mir einen grollen brieff von anderer hertzogin 
von Hannover vonCballon'; sie wirdt bili montag herkommen. Ich 
will sagen , daß sie biß muntag zu Paris sein wirdt. Biß dinstag 
werde ich sie außruhen laßen undt biß mit wog zu ihr. Biß don- 
nerstag, wo mir gott leben undt gesundtheit lest, werde ich Euch, 
liebe Louise, berichten, wie ich sie gefunden. Jetzt aber komme 
ich wieder auff Ewer liebes schreiben, wo ich geblieben war, wie 
der pere de Ligniere hereinkommen. [In] jetzigen zeitten ein ge- 
rechten richter ist etwaß gar rares; den man gemeinlich über Un- 
gerechtigkeit klagen hört. Ewere gedult kan ich nicht begreiffen, 
Euch mitt die schombergisch processen zu quellen. Ewere niepcen 
sollen Euch gewiß woll hoch verobligirt [sein]. Man hört undt 
sieht nicbt[s] mehr von den freüllen von Zoettern; weiß nickt, wo sie 
hinkommen sein. Wen ich madame la princesse sehen werden, will 
ich sie fragen, wo die armen menschen mitt ihren geschwinden re- 
den biukommen sein. Die jüngste fehlt eben nicht von verstand!, 
aber die eiste, fürchte ich sehr, wirdt gantz von sinnen kommen; sie 
sieht schon gar übel dr[e]in undt ihre äugen versprechen nichts 
gnts*. Es wirdt ein mir[a]cle sein, wo daß arme mensch nicht ahn 
ketten stirbt. Die gratl'scbafft ist nicht vor dem hertzog von Lot- 
teringen, so der hertzog kauffen will, ist nicht vor ihm, sondern 
vor seinen großen favorilten , den Craong *. Ich kan daß meiner 
dochter mitt warbest nachsagen, sie ist daß besfe mensch, ao man 
finden mag. Der hertzog were auch gutt genung, wen er nicht so 
abscheulich von der Craong verliebt were, welches meiner armen 
dochter manche hertzonleydt verursachet. Der man, ich will sagen 
der Craon, ist ein bößer , falscher gesel *. Aber so gebts in der 
weldt; ein jeder tregt sein creütz, eines auff eine art , daß ander 
anff ein ander. Meine dochter hatt einen' große passion vor ihrem 
herrn. Alle leötte, so meine enckclen in Lotteringen sehen, ver- 
sichern mich, daß es artige kinder sein. Her baw von Luneville * 

1 ChiUons. 2 Verg]. den brist rom 11 Juli, oben a. 182. 193. 3 Craon. 
4 Man vergleiche Über herrn und fran Ton Craon die in den resütern tum 
dritten und vierten bände unter Craon virtaiduMtan stellen. a leine. 6 Es 
ist das lerftoito schloß gemeint. Über den 3 Janaar 1719 erfolgten bland des 
schloß«! in Luneville vergleiche man band IV, s. 6. 9. 22. 27. 28. 32. ISO, 
Elisabeth Charlotte 21 



322 

gebt gar langsam von statten. Die graffschafft, so man kaufft, mag 
woll orsach dran sein. Der währt * zu Franckfort maß gatte zahn 
haben, ein obrlapel so bladt herunderzubeißen können. Es ist noch 
beßer daß ohr, alß wens die naß geweßeu were. Wen icb nur 
beßere knie bette, so were ich gar gesandt. Aber ich glaabe, daß 
in meinem alter man von solcbeu Sachen nicht eoarirt; [man bat] 
nur gott zu da ticken , wens nicht schlimmer wirdt. Hiemitt ist 
Ewer zweyttes liebes schreiben aocb völlig beantwortet, bleibt mir 
nichts mehr Qberig, alß Eücb za versichern, daß ich Euch von her- 
tzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1171. 

St Clou den 2 November 1720 (N. 40). 
Uertzallerliebe Louise, da komme ich, wie [ich] Euch vorgestern 
versprochen, auff Ewer liebes schreiben vom 12 Oetober, no 80, zu 
andtwortten ; [es] ist daß eintzige, so ich noch von Eflch habe. Ich 
hatte gehofft , gestern waß von Euch zu bekommen , aber es ist 
nichts [gekommen]; man versamhlet mir vielleicht wider 2 oder 3, 
wie vor 8 tagen, umb sie mir aoff einmahl zu geben. Dem seye, 
wie ihm wolle , so werde ich heütte schreiben. Da haben sie ja 
nun die rage , Euch zwey von den meinen immer auff einmahl zo 
geben. Die pomade divine hatt mich gantz von dießen blöung eoa- 
rirt. Madame d'Orleans ist auch courirt; ich bins aber woll 8 tag 
eher gewesen. Sie ist allezeit lro, wen sie eine occasion hatt, im 
bett zu fa[u]lleutzen. Ich glaube nicht, daß in der weit eine faullere 
creatur kan gefunden werden, alß sie *; sie gestehet es selber gar 
gern umlt lacht drüber. Wir haben keine simpati in nichts uiitt 
einander. Ich habe mein leben kein weniger obst geßen, alß dieß 
jähr ; mich deucht, es war nicht so gutt, alß in den andern jähren. 
Aber da muß ich eine pausse machen ; den da kompt mein inten- 
dent undt secretaire des commanderaent[s] herein, bringt mir pa- 
prassen zu unlerzeichenen vor Montargie 8 . Gleich nach dem elien 



1 d. h. wirt. 2 Vergl. nachher den brief vom 21 Deeember und band 

II, s. 604. 642. 643, band IV, s. 268. 3 Montargis, Wittum von Elisabeth 
Charlotte. Vergl. band II, 8. 212. 



323 

werde ich nach Madrit; aber wen ich wider werde kommen sein, 
will ich Euch vollendts entreteniren, biß ich schlaffen [gehe]; den 
mein nachteßen ist baldt geschlackt, da gehört kein[ej halb viertel - 
stundt za. Es ist ein heßlich wetter, aber die jahrszeit bringt es 
mitt sfth. Maß doch noch diße seytte füllen undt voll schreiben. 
Ich eße gar wenig trauben, nur morgendts eine grape mousquetel- 
ler 1 , den daß hilfft mich morgen zu stuhl gehen ; nachmittags, noch 
ahn taffei eße ich keine, nur ein apffel , so man hir pom[m]e de 
Calviljle] heist. 

Sambstag, den 2 November, umb 7 abendt. 
Es ist schon eine gutte stundt, daß ich von Madrit kommen. 
Ich habe aber meinen ordiuari Courier hir gefunden mitt dem pa- 
quet von Savoyen undt ein brieff von der königin von Sardaignen 
bracht von 23 seytten. Daß habe ich geleßen, daß hatt mich biß- 
her auffgehalten, liebe Louise! Darnach ist mein enckel, der duc 
de Ghartre[s gekommen], mitt dem ich mich auch ein wenig amus- 
sirt habe. Drumb fange ich so spät wider ahn, zu schreiben undt 
komme .jetzft] auff Ewer liebes schreiben , wo ich heütte morgen 
geblieben war. Weillen man den Bacheracher * erst hir drinckt, 
wen er 7 oder 8 jähr alt ist, mögte ich woll wenig part ahn dem 
Bacheracher haben, so dieß jähr gemacht worden. Gott weiß, wo 
ich in 8 jähren sein werde , undt vor die lust , so ich in dießem 
leben jetzt habe, liebe Louise, könt ich ohne schrecken hören, daß 
ich die 8 jähren nicht erleben würde. Meine gesundtheit ist, gott 
lob , nun gar gutt. Die erste institution von der bomade 8 divine 
ist vor rhumatismen, undt waß ich in den hüfften hatte, war doch 
ein art davon, fühle gar nichts mehr davon, gott lob! Kompt mirs 
wider, werde ich nichts anders brauchen. Es ist mehr boßheit, alß 
Vorwitz, daß die zwey böße minister 4 meine brieffe alß leßen wol- 
len. Wer will ihnen wehren oder wer kans thun? Den alle brieffe 
gehen durch ihre handt. Sie werdens auch nicht gestehen; aber 
die probe doch, daß sie nicht allein meine brieff leßen undt nach- 
sagen , ist , daß der marechal de Villeroy undt der von Thessß 5 



1 mu8cateller. 2 Vergl. das register za band III unter Bacherach und 

band IV, 8. 153. 163. 3 pommade. 4 Torcy und Dubois. Vergl. die 

briefe vom 28 September und 3 Ootober, oben 8. 289. 292. 5 Tess6. 

21* 



324 

sich so sehr über mich beklagen über waß ich von ihnen ahn meine 
dochter geschrieben hatte l . Die medaille von Messine hatt mich 
erfrewet, liebe ! habe sie raitt last in mein raedaillen-kistgen placirt. 
Ich hoffe, daß ich Euch nun baldt wieder werde kirbe schicken kön- 
nen. Den alles wirdt wider wollfeyller * , man fängt auch* wider 
ahn , golt zu sehen , aber es ist noch gar hoch , ein louisd'or gilt 
54 francken , es wirdt aber alle monat abschlagen , also zu hoffen, 
daß mitt der zeit alles wider in den alten standt kommen wirdt. 
Gott gebe es! Den ich [bin] dem s Missisipie-banque undt action[en] 
so müde, alß [wenn] ich es mitt löfflen gefreßen hette, werde gott 
dancken, wen ich nichts mehr davon hören werde. Ihr habt woll 
gethan, mir kein agath zu schicken; den ich brauch es nicht, den 
ich nehme mein leben kein taback undt selbige dosen seindt hir 
gar gemein. Seyder wan lißpelt Ihr, liebe Louise, daß Ihr «Auß- 
pürg» vor «Augsburg» sagt 4 ? Redt man nun so in Teutschlands 
oder ist es nur ungefehr geschehen? Die agathen seindt -greüllich 
wollfeil in Franckfort. Hir hatt man keine bekommen , wie sie a 
la mode, vor 6 oder 8 louisd'or. Vor dem czaar habe ich schon 
vorgestern gedanckt , wie auch vor den printz Eugenius; thue es 
gern noch einmahl. Piintz Eugenius muß greulich geendert [sein], 
wo er eine lange spitze naß bekommen ; den die hatt er gewiß gar 
nicht in seiner jugendt 8 . Ich habe der fürstin von Ussingen noch 
nicht ahndtwortten können , den mein söhn hatt mir doch 6 keine 
andtwordt auff ihre sach geben; er ist so accablirt mitt affairen, 
daß er sich nicht zu behelffen weiß. Ich werde ihn noch biß mit- 
wog dran gemahnen, da ich nach Paris werde, unßere hertzogin von 
Hannover zu sehen, so übermorgen abendts ahnkommen solle. Kopff- 
schmertzen seindt diß jähr [zu] beklagen; madame de Chasteau- 
tier 7 ist auch gar offt mitt geplagt. Ich sage nichts mehr von 
dießer fürstin von Nassau Ussingen kranckheit, weillen ich durch 
Ewere 2 a[n]dere schreiben gesehen, daß sie courirt ist. Daß muß 
der gräffin von Solms doch frewen , ihr hauß mitt ihrer eygenen 
handtarbeydt meublirt zu sehen ; aber mir wehr[e] es eine quäl, wen 
ichs machen müste. Ich bitt umb verzeyung, liebe Louise, nicht 

1 Vergl. den brief vom 3 Ootober, oben s. 292. 2 Vergl. den brief 

vom 14 September, oben s. 275. 3 ? der. 4 Vergl. nachher den brief 

vom 28 November. 5 Vergl. den vorhergehenden brief. 6 ? noeh. 7 CM* 
teauthiers. 



, 325 

Ewer[er] meinung zu sein ; aber ich finde es bitter langweillig, wen 
ich jemandts höre, so allezeit, ohne auffzuhören, spricht; daß heist 
man hir «un moullin a parolle.* Zur seh wester schafft würde ich 
mich bitter übel schicken. Die königin in Spanien, die zu Bajonne 
ist 1 , heist mich allezeit «mama> oder «mamachgen». Daß ambaras- 
sirt mich alß ; den auff solche gentillessen weiß ich nichts zu andt- 
wortten, bin ahn so sachen nicht [gewöhnt]; die wahren nicht der 
brauch ahn unßeren hoff, noch zu meiner zeit. Wehret Ihr so ara- 
barassirt in solchen sachen, wie ich, würde ich Euch, liebe Louisse, 
sehr beklagen. Wir seindt leyder alt nun ; den ' ob Ihr zwar 9 oder 
10 jähr jünger seydt, so bin ich alt genung, umb daß die, so 10 
jähr jünger sein , alß ich , nicht mehr jung sein können. Es ist 
unßer Westerwellen *, wie ihn I. G. unßer herr vatter alß geheyßen, 
so die Brockdörffin 8 geheüraht. Die war nicht zu meiner zeit bey 
meines bruders gemahlin. Die 4 freüllen zu meiner zeit wahren 
die Harenberg 4 , Osten, Leschebrandt 6 undt meine Woltzogin, die 
hernach den Eberfritz von Veningen, Lenor bruder, geheüraht hatt. 
Der söhn hatt sich beßer verheüraht, alß der söhn 6 , weillen er 
auch eine reichsgraffin genohmen. Man solle zu Darmstatt nicht 
betrübten 7 , daß die erpprintzes dießmahl nur eine printz essin be- 
kommen; sie seindt beyde jung genung, umb noch viel printzen zu 
bekommen. Im ahnfang, alß ich geleßen , daß die printzes von 
Darmstatt ohnmachtig worden, wie ihr breütigam ahnkommen, hab 
ich erst gedacht, sie hette waß änderst im kopff; aber weillen sie 
so gutt freündt geschieden, sehe ich, daß es nur modestie war. Da 
schlegt es zehen undt Ewer brieff ist zum endt , sage also nichts 
mehr sagen 8 , liebe Louise, alß daß ich Euch von hertzen lieb be- 
halte. 

Elisabeth Charlotte. 

* 

1 Die witwe Karte II, Maria Anna ron Pfalz-Nenbnrg. 2 Vergl. den 

brief Tom 20 Jani, oben s. 182 und nachher den brief Tom 23 November. 
3 Ein graf ron Brookdorf wird mehrmals im ersten bände der briefe genannt. 
Man Äbe das register daselbst. 4 Vergl. band I, s. 108. & Leseben- 

brand wird band I, s. 395. 401. 452 erwähnt. 6 ? der rater. 7 Tsieh 

nicht betrüben« 8 ?mehr, liebe. 



326 



1172. 

St Clou, den donnerstag, 7 November 1720 (N. 41). 
Hertzallerliebe Louise, Ewer liebes schreiben vom 22 October^ 
no 83, habe ich nicht eher, alß nun, beantworten können; den es 
ist erst vergangenen sontag ahngekommen. Ich bin recht unged al- 
tig, zu sehen, wie man unß mitt deu brieffen zergt \ undt Euch alß 
zwey undt zwey auff einmahl gibt undt mir 3 von den Ewerigen 
letztmahl gebracht hatt. Daß ging noch endtlich woll hin , wen 
man sie nicht gar verliehrt, wie sie es mitt dem vom 7 September 
gemacht hatten. Der grüne safft ist mir, gott lob, gar woll bekom- 
men ; matt hatt es mich woll gemacht, aber wen man mich nicht dabey, 
wie schon etlichmahl geschehen, zur ader lest . . . Suma , vor ein 
mensch, so sich allezeit tag undt nacht in sorgen undt ängsten sieht, 
nichts, alß trawerige sachen, hört undt waß unahngenehm sein 
undt noch allezeit schlimmere zeitten zu hoffen hatt undt sich nichts 
darff mereken laßen, vor ein solch leben, liebe Louise, befindt ich 
mich hoch gar woll. Große kälte haben wir noch nicht hir gehabt, 
aber ein feucht undt zimblich unahngenehm wetter biß auff vor- 
gestern, da ist es hübsch worden; nein, es war schon vergangener* 
montag schön wetter. Gestern bin ich nach Paris, geradt an Lu— 
xemb[o]urg zur hertzogin von Hannover. Ich finde E.*L. nicht vieÄ 
verendert seyder 27 jähren; ich scheine viel älter, alß sie, ob icl 
zwar 2 jähr jünger bin. Ich glaube, es wirdt dieße nacht erschreck 
lieh frieren; den es ist gegen abendt gar kalt worden. Man sagt 
die pest nimbt sehr ab zu Marseillen. Ich solte gemeindt haben 
Franckfort were weitter' von Marseille, alß Paris. Es hatt sich doc 
die leydige pest greüllich in Provence außgebreydt 8 . Ich wolte wol 
nicht schwehren , daß es einmahl auch hirher kommen solte. Ic 
habe mich gantz hirin in gottes willen ergeben. Ich habe nur scho 
zu lang gelebt undt habe offt beklagt, nicht ahn meine kinderblat- 
tern gestorben [zu] sein. Von der Constitution weiß ich nichts, icht 
man 4 sie nicht einmahl nenen hören ; von dieß undt von den Jrilliet 
de banque undt actionen [zu sprechen], habe ich absolutte verbotten. 



1 d. h. quält. Vergl. Schmeller , Bayerisches Wörterbuch IV, s. 281. 
2 ?I. 3 Vergl. den brief vom 17 October, oben s. 307. 308 und nachher 

den brief vom 21 November. 4 ? mag. 




327 

Ich habe meinem söhn der fürstin von Ussingen brieff geben; er 
sagt, er wüste nicht eygendtlich, wie es mitt dießer sach vor eine 
be wandt schafft habe, ob daß closter oder der könig der l reparationen 
vom haaß bezahlen müßen; daß wolle er genau examiniren laßen 
undt mir hernach die andtwortt drauff geben. Dießes bitte ich 
Euch der fürstin zu sagen, liebe Louise! Der sudsee 8 bin ich 
ebenso müdt, alß deß Missisipi. Aber da kompt man mich dreiben, 
umb nach bett zu geh[e]n; den es ist schon über halb 11. Ich habe 
heütte viel zu schreiben gehabt, ahn mein söhn, ahn die königiu in 
Preüssen , ahn freüllen Pelnitz undt' monsieur Harling. Zu Paris 
seindt leütte narisch undt rassendt worden. Die h. schrie fft hatt 
woll recht, wen sie sagt, daß der geitz ein wurtzel von alles Übels 
ist 8 ; daß sieht man nun woll hir undt auch in Englaudt. Die hi- 
storie vom Engländer ist abscheulich, aber doch lächerlich. Aber 
ich muß nach bett; biß übermorgen ein inehres, liebe Louise! Ich 
werde Euch schreiben , ehe ich nach Paris werde , aber nun nur 
sagen, daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

1173. 
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 

St Clou den 9 November 1720 (N. 42). 

Hertzallerliebe Louise, seyder Ewer liebes schreiben vom 22 Oc- 
tober, no 83, habe ich nichts von Euch entpfangen. Ich hoffe aber, 
zu Paris, wo ich umb halb 11 hin werde, etwaß von Euch zu fin- 
den. Die posten seindt unleydtlich, wie sie nun gehen; mein[e] doch- 
ter setzen sie in eine ungedult, daß sie sich nicht zu behelffen weiß, 
macht mich etlichmahl lachen mitt ihrem zorn. Letzte post, alß 
vorgestern , wurde ich so offt verstört , daß ich unmöglich Ewer 
liebes schreiben völlig beantworten konte. Aber wie daß frantzo- 
sche schprichwordt sagt: «A quelque chose malheur est bon,» also 
auch, hette ich dießes, waß ich noch zu andtwortten habe, nicht 
biß auff heütte gespart, hette Ich nichts zu sagen gehabt; den wir 
haben nicht daß geringste neues hir; alles ist in dem alten ver- 

* 

1 ?die. 2 8outh-8ea, süd-see. 3 1 Timotheus, oap. 6, vers 10. 



~— - 



328 

drießlichen standt , auch bin ich noch immer leünisch. Ich thue 
doch, waß ich kan, umb mich auß meiner verdraß zu ziehen. 
Vergangen mitwog ging ich in die frantzösche commedie von «Don 
Sanche Daragon» * undt «Crispin, rival de son maistre» *. Man kan 
in der weldt [nicht beßer spielen], alß Baron undt die Duclos spu- 
ten 8 . Heütte werde ich in die ittalliensche commedie. Sie seindt 
mich bitten kommen , sie nicht zu verlaßen undt auch einmahl zu 
seb[e]n. Sie spülen im Palais-Royal alle montag undt sambstag, also 
werde ich sie heütte sehen. Zu Paris macht daß Missisipie eben 
so viel verzweyffelte leütte, alß die soudsee in Englandt. Gar viel 
zu Paris seindt zu nar[r]en drüber worden. Vergangen mitwog hatte 
sich noch einer auß verzweyfflung zum fenster nauß gestürtzt undt 
den halß gebrochen. Ich wolte nicht in monsieur Laws hautt stecken; 
er hatt zu viel vor gott zu verandtwortten , ahn so viel unglück 
schuldt zu sein. Fangen die Frantzoßen einmahl ahn, die englische 
mode zu folgen , sich selber umbzubringen, so werden eben so viel 
umbkommen, alß durch die pest; den alles ist moden hir im landt. 
Ich habe Euch schon bericht , liebe Louisse , wie daß ich 3 von 
Ewern paquetten auff einmahl entpfangen habe. Ich kan woll be- 
greiffen , wie [einem] , wen man sich ohne daß nicht gar woll be- 
findt, gar übel werden kan, wen man einen ahnkommen hört, so 
man heürahten solle. Mein neveu, landtgraff Max, solle ein schön- 
ner herr sein; daß hatt den schrecken verdrieben. Mutterwehen 
seindt eine abscheuliche sache undt scheußlich zu sehen , wie die 
schwer-noht. Es ist rar , daß mansleütte solche kranckheitten be- 
kommen, aber bey weibern undt jungfrawen ist es zimblich [häufig]. 
Ich habe eine dame von qualitet hir gekandt (sie ist schon vor 
etlich jahren gestorben, hieß madame de Ravetot *, ihr man war 
enckel vom marechal de Gramont undt sie war ein generals-dochter), 
die hatte so große mutterwehen, daß , wens ihr ahnkam , muste sie 
lachen , daß sie schwartz davon wurde , undt that ihr sehr wehe. 

* 

1 «Dom Sanche d'Arragon», komödie von Pierre Corneille, die schon im jähre 
1650 aufgeführt wurde. 2 erstmals im Mers 1707 auf die bühne gebrachte 
komödie von Le Sage, dem als verfaßer von «Le diable boiteux», «Gilblas», 
«Gusman d' Alfarache» u. s. w. bekannten romansohriftsteller. Le Sage, ro 
Vannes.in der Bretagne geboren, starb, beinahe 80 jähre alt, 17 November 
1747. 3 Vergl. den brief vom 24 Ootober, oben 8. 312 und nachher den 
brief vom 12 Deoember. 4 Raffetot. 



329 

Man konte daß lachen nicht laßen, wenn man sie so lachen sähe. 
Daß remedium fehlte ihr doch nicht, hatte man undt kinder. Baron 
Görtz hatt mir vor wenig wochen geschrieben, daß die könige von 
Englandt undt Preussen so favorable resolutionen vor die arme 
Pfaltzer gefast hette[n]; aber ich sehe noch nicht, daß waß drauff 
erfolgt. Ein regirender herr solle seine untherthanen nicht haßen, 
sondern alß ein vatter lieben, oder man wirdts vor gott verandt- 
wortten. Ich glaube, alle Churpfaltz pfaffen werden sich alle über 
die armen Heydelbergef verdamen *. Ich erinere mich deß herrn 
Rießman * nicht mehr. Waß war er zu meiner zeit? Ich habe 
allezeit über die Manheimer lufft klagen [hören] ; aber ich habe mich 
allezeit gar woll dort befunden. Der wirdts 8 vom caffee todt wirdt 
-dem kauffman daß ohr nicht wider geben, aber der kauffman hette 
ahnnehmen sollen, waß ihn sein beißer vor seine ruhe offrirt. Auff 
der graffin, fürstin wolte ich sagen, von Ussingen [brief] habe ich 
letztmahl geantwortet, sage also heütte nichts davon. Die fürstin 
von Nassau Siegen muß sich bekehrt haben , weillen sie jetzt so 
woll mitt ihrem oncle, dem churfürsten von Maintz, stehet. Ich 
höre gern, wen man bey Euch spilt; daß gibt distraction gegen 
trawerige gedancken. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben völlig be- 
antwort undt auch zeit, daß ich mich ahnziehe, in kirch gehe undt 
nach Paris fahre. Es ist schön wetter, aber ein wenig frisch. Adieu ! 
Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit lieb, 
liebe Louise ! 

Elisabeth Charlotte. 



1174. 

St Clou den donnerstag, 14 November 1720 (N. 43). 
Hertzallerliebe Louise, vergangenen samstag, alß die post 
schon weg war, ich will sagen, mein ordinarie Courier, bin ich mitt 
zwey Ewern lieben schreiben auff einmahl erfrewet worden; den ich 
fing schon ahn, schir bang zu werden, daß ich in 3 posten nichts 
von Euch gehört hatte. Aber nun ist es so woll ersetzt, daß ich 
dießen nachmittag wieder ein liebes schreiben von Euch bekommen 



l d. h. sich in Verdammnis bringen. 2 Vergl. band III, 8. 427. 458. 
3 ?Des wirts. 









330 

vom 2 dielles monts, 110 86; die andere zwey seiiidt vom 26 undt 
29 October, no 84 undt 85, liebe Louisse! Weillen ich heuttc 
oh n möglich auff alle 3 zugleich andtwortten [kann], den es ist scliün 
. spät.... Mein söhn halt midi Dach dem eßen eine vissilto [ge- 
macht! Hiiilt- hernach habe ich einen großen bvieff ahn mein dochler 
schreiben niulicn durch einen expresseu Courier , so dieße nacht 
wieder nach Lotteringen geht. Ich hoffe, doch noch, ehe ich schlaf- 
fen gehe, aiiff Ewer liebes schreiben vom 2 November, no 86, zu 
andtwortteii; will mich tumel|n], so viel mir möglich sein wirdt. 
Wen die brieffe nur 2i stundt verseümen, undt wie alle die posten 
nun gelien, muH man nur gott daneben, wen die brieffe nicht ver- 
lohren werden. Mich verlangt sehr, biß Tlir Ewer panuet vom 2fi 
October, no 38, entpfaugt. Ich furcht, daß regen weiter wirdt daß 
arme porte-[lettre] gantz verderben. Ich weiß dem gölten, ehrlichen 
JaudUman Mathes 1 recht danck, daß es ihm erfrewet, wen er Euch 
von meinen panuetten bringt. Ab, gott sey danck, daß mein purte- 
lcttre ohne schaden überkommen! leb bin aber ein nar, daß ich 
davon gesprochen, ehe ich Ewer liebes schreiben geleßen, worinen 
ich gefunden, daß Ihr es entpiangen. Frewet mich, daß es Euch 
abngenelun geweßen, liebe Louisse! Aber ich sehe woll, daß Ihr 
wenig romans lest, daß Ihr nicht gesehen, daß die zwey, so sich 
auff dem schiff schlagen, auß einem küpfferstück von dem roinan 
von Cleopattre ' ist, wo sich Artaban milt einem piratte scblegl. 
Missisipi undt ich haben nie nichts mitt einander zu thun. Ich 
haß es wie den [tenffel]! Dieße hagatellen bedorffen keine dnnck- 
. sagung; den ich muß ja mein wordt halten. Habe ich Euch den nicht 
versprochen, alle jähr eine kirhe zu schicken 8 ? Undt weillen ich 

1 dlsner der raugrafln Laiea. Vergl. band III, s. 404, band IV, t 
232. 2 Cleopatra, roman von (lautier de Coslos, chevalior, seigneu 

La Calprenede, gestorben 20 August 1883. Vergl. blind III, ■■ 387. 8. 
not II, s. 243, anuierk. 1: «Ce roman de La Cnlpreuedo parut oo 1648, 
en domo solomos petit in-3. M. Pislon ('Annales da l'iinpririiene des Elir- 
vira>, p 294) indiqoe dtio odition dnrmec S Lojds en L648; il 
satre, Leyde, J. Bambis;, 1667, egalement en dorne volomea, q 
que les bibliophiles rcoherohent. II a puru 1 Paris, en 17*!!, 
• Cleopatra» en trois ml. in- L 2, fall per M. Benoist. ■ Caflsandre» est aus« sorli 
da la plume feoonde de La Calprenede, et forme dix lolnmea » 3 

band II, a. 314. 315. 331. 3»7. 408. Kirbe ist, wie sohon früher e 



, das go: 



benb i 






331 

weiß . . . Seyder etlich jähren, ich will sagen seyder 20 oder 30 jähren, 
hatt man demanden von allrrhandt färben , blaue , rotte , gelbe, 
grüne. Erin[e]rt Ihr Euch nicht, liebe Louise, daß ich dergleichen 
ahn uußere liebe churfürstin undt tante geschickt hatt 1 ? Aber 
dieß kleine demantgen solle rollt bleiben, wen es anß dem chaton* 
ist.' Ob es war ist, weiß ich nicht; ist es nicht war, hatt es doch 
die färb woll ahngenohmen. Wen Ihr, liebe Louise, nicht reich 
werdet, alß durch die bagat eilen, so ich Euch geschickt, werdet 
Ihr, liebe Louise, woll arm bleiben. Ich trage meine kleine ring 
alle ahn der linken handt; aber ahn der rechten trage ich den 
gelben demandt von meiner lieben dauphine von Bayern, den sie 
mir im sterben vermacht hatt undt welchen ich ihr versprochen all 
mein leben zu tragen, woran ich auch nicht fehlen werde. Madame 
de Brancas wirdt , wilß gott , couriren , sie wirdt taglich beßer 8 . 
Freyllich muß ich alß duchessen zur dame d'honeur haben.; ging 
es nach tugendt, were madame de Chastcautier gewiß die würdigste*. 
Der könig kan allein duchessen machen; auß[er] königliche me- 
tressen ist kein exempel , daß man eine ungeheürahte person zur 
duchesse gemacht hatt. So sachen gehen hir nicht ahn, liebe Louise! 
Da ist nicht ahn zu gedencken ; zudem so wirdt madame de Brancas 
couriren. Aber es hatt schon 10 geschlagen, ich muß wider willen 
enden wegen meiner dochter brieff, so noch heütte zu Paris sein 
muß. Adieu den, lieb Louise! Ich ambrassire Euch von hertzen 
undt habe Euch recht lieb. 

Elisabeth Charlotte. - 



1175. 

St Clou, 8ambstag, den 16 November 1720 (N. 44). 

Hertzallerliebe Louise , Ihr werdet anß meinem vorgesterigen 
schreiben ersehen haben, wie ich ohnmöglich selbigen tag habe auff 
Ewer liebes schreiben völlig andtwortten können. Gott gebe, daß 
ich heütte viel möge schreiben können ! Aber da kompt mir schon 



l Vergl. band II, s. 270 und das register s. 751 unter demant, band III, 
8. 46. 2 chaton, kästen des ringes , worin der stein sitzt. 3 Vergl. den 

brief vom 26 October, oben s. 313. 314. 4 Vergl. die in den früheren bfltvlen 
oft widerkehrenden äußerungen des grösten lobes dieser vorzügliohen frau. 









eine verhindernuß; der pere de Ligniere ', mein beichtsvafter, korapt 
herein undt bringt mir eine andtwort auff einen brieff, so ich ihn 
in Flandern habe schreiben machen. Der pere de Ligniere hatt 
mich eine gutte stundt aufgehalten]; daß kompt mir desto mehr 
zur unpaß, indem ich heütte morgen andterthalb stundt bin spitter 
auffgestanden , alß ordinarie; den ich bin gestern abeudts spätter 
schlaffen gangen, alß ordinarie, undt erst umb halb 12 nach bett, 
da ich doch gar offt vor 10 nach bett gebe. Meine brieffe, liehe 
Louise, können kleiner oder größer werden, nachdem es die Ge- 
legenheit gibt; aber keine poat wirdt ohne ein schreiben ahn Euch 
fortgehen. Daß seydt versichert, liebe Lonisse, so lang ich leben 
werde, nicht blindt sein undt die finger rühren können*! Ich komme 
jetzt, liebe Louisse, auff Ewer liebes schreiben vorn 2 dießes monts, 
so ich vorgestern ahn gefangen hatte zu beantworten undt ahm 9 
bhitt, ieytte wolte ich sagen, geblieben wäre. Ihr habt woll recht, 
liebe Louise, eher zu [wünschen], daß Ewer neveii undt uiepeen 
gesundt bleiben mögen, alß viel gewinen. Ich findte dießen gewinst 
vor kauffleütte gutt, aber vor fürsten, graffen undt letltte von qua- 
litet deucht es mir ein[e] schlegte sach zu sein undt gar nichts löb- 
liches. In dießein augenblick schickt mir der mareclial de Villeroj 
einen escnyer mitt einem brieff. Der könig ist gestern abeudts 
nach der jagt auff der stieg gefallen, hatt ein blau aug davon ge- 
tragen, befindt sich doch sonsten woll undt batt 9 guttcr stundt geschlaf- 
feil. Gott erhalte ihn! Ich iiabe andtworttun mlißen , daß hatt 
mich wider auffgehalten; muß nun die große pausse machen, 
diable au eontretemps hatt woll sein spiel keütte, Hebe Louisse! 
Daß kan mich recht verdrießen. Wie ich Euch wider habe schrei- 
ben [wollen], alß ich von Madrit kommen bin eben nach dem abendt- 
gebett, ist mir ein Courier kommen von unßer abtißin von Chellefa], 
hernach ein brieff von madame Üangeau undt einen von mareclial 
de Vilieroy, habe auff alle 3 nobtwendig andtwortten mäßen. Drumb 
fang ich so spät ahn, wider zu schreiben. Es ist ein widerliches 
wetter, alle menschen bekommen husten undt sclniupen; ich fühle, 
daß es mir heütte auch almkompt. Ordinairie wehrt es gar lang 
hey mir, aber man muß woll gedult haben undt wollen, waß gott 
will. Ich komme wider auff Ewer liebes schreiben. Ich habe so 

1 Linlires. 2 ? kann. 



333 

ein schlim gedächtnaß , daß ich mich nicht mehr erinere , daß Ihr 
mir geschrieben , daß Ihr einmahl 100/m. rth. verlohren habt. Es 
ist eine langweillige sach , überall lamantiren zu hören wie nun ; 
daß macht einen gantz trawerig. Ihr sagt, liebe Louise, waß endt- 
lich auß der weit werden wirdt. Ich habe eine prophezeyung ge- 
sehen, so von Genua solle gekommen [sein], worinen stehet, daß die 
weldt anno 1727 gantz vergehen undt zu cristah werden solle; daß 
hatt mich lachen gemacht. Mich lustig undt vergnügt zu machen, 
ist keine leichte saclie; erstlich so müste alles so endern, daß ich 
nichts mehr vor meinen armen söhn müste zu fürchten haben, sicher 
sein [könnte] , daß ich nie noht werde leyden müßen , undt noch 
viel detail, so zu lang zu sagen werden *. Aber, liebe Louise, ich 
gedencke ahn nichts mehr, alß baldt in jene weit zu reißen, welches 
ich ohne regret [thun werde]; wolte nur, daß es baldt geschehen 
were f ; den ich fürchte sonst , noch viel hertzenleydt zu erleben. 
Ich weiß nicht mehr, von wem ich Euch ein liedt geschickt. Ist 
es nicht vom ertzbischoff von Cambray 8 ? Wens von dem ist , kan 

1 ? werden würde. ?ware. 2 ?wird. 3 Vergl. den brief vom 26 Oo- 
tober, oben s. 314. G. Brunet II, s. 283. 284, anmerk. 1: «Les Chansonniers 
avaient en effet beaa jea lorsqu'il s'agissait de lanoer leurs traits oontre Dn- 
bois; sa promotion au oardinalat fut le Signal d'une foule de satires restlos, et 
pour cause, dans les reoaeils manasorits ; nons oiterons sealement quelques vers 

Que ohacan se rejouisse 1 

Admirons Sa Saintet6 

Qui transforme en lorevisse 

Un vilain orapaud orotteM 

Apres an si beaa miraole, 

Son infailUbilite 

Ne trouvera plus d'obstacle 

Dans une autre faoultä. 

Admirons Son Eminence! 
Son esprit, sa saintetä, 
Sont aassi oonnus en Franoe 
Que sa grande qaalite; 
On sait d'ailleurs les Services 
Qu'il a rendas au Regent; 
Aussi, pour le m6me offioe, 
Fillon au cbapeau prätend. 
On sait que la Fillon 6tait une entremettease de l'äpoque. Dans une 
ehronique satirique ä la saite des «Aventares de Pomponias» , 1724, on lit; 



334 

ich Euch mitt warheit versichern , daß kein falscher * ertzschelm 
undt * gantz Franckreich ist , alß dießer 8 . Waß mich verdriest, 
ist, daß ihn mein söhn so vvoll kendt, alß ich, undt doch dem klei- 
nen teüffel allein ahnhört undt glaubt; daß ist verdrießlich. Die 
fraw von Ratzamshaussen ist freyllich noch hir. Ich .habe ihr Ewer 
paquet geben; sie hatt alle brieff von den gefangen[en]. Woll alle 
gefangene seiudt lengst loß, nur ein eiutziger ist in der gefangnaß 
wegen schulden geblieben. Schicken sie andtwort, werdt Ihr biß 
donnerstag .... Ich sage nichts mehr von der post ; den Ihr 
werdet nun schon auß meinen schreiben ersehen haben, wie daß 
ich 3 der Ewerigen auff [einmahl] entpfangen. Da schlegt es zehn 
undt monsieur Therey treibt mich nach bett, kan in eyll nichts mehr 
sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1176. 

St Clou den 21 November 1720 (N. 45). 
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, gestern gehofft, nach Paris 
zu können, umb unßere gutte hertzogin von Hannover ahn den könig 
zu pressentiren. Daß ist aber gantz ohnmöglich worden, den mein husten 
undt schnupen hatt sevder vergangen sontag so zugenohmen , daß 
ich nicht auß der cammer kan, undt der gutten hertzogin geht es 
nicht beßer, alß mir. Es ist kein wunder, viel leütte haben husten 
undt schnupen; daß thut daß abscheuliche wüste wetter. Es ist 
3 tag , das wir die son nicht gesehen haben ; man sieht kein[e] 2 
schrit vor sich, so ein dicker, stareker nebel ist es undt wehet da- 
bey ein stareker, kalter nordtwindt , daß man verfri|e]ren ... Ich 
habe hir eine große warme karner wie eine stube ; ich laß schirm 
vor die thüren setzen. Alle die von außen hereinkommen , sagen 



«Comme quoi le pontife de Caoibray ne disoit messe et juroit comme un payen.» 
On peut consulter, mais non sans m6fiance, la «Vie priv6e du cardinal Dubois» 
(redigee d 'apres des Memoires eontemporains . par A. Monges), 1789, in-8. 
N'oublioDS pas les «Memoires secrets et Correspoodanee in&lite du cardinal Du* 
bois», publik par Sevelinges, 1815, 2 vol. in-8, ouvrage qu'il ne faut pas con- 
fondre aveo des Mämoires apooryphes qui n'ont point de valeur historique.» 

1 ? falscherer. 2 ? in. 3 Vergl. nachher den brief vom 14 De- 

zember. 



335 

alß : «Ah , que voila une bonne chambre !» Mitt der zeit undt 
gedult . . . Gestern ist die arme haußhelterin, oder consierge, wie 
man es hir heist, gestorben ahn einer esquinancie oder halßwehe \ 
[ist] 5 oder 6 tag kranck geweßen. Es ist schadt, es war gar 
eine gutte fraw. Ihr armer man ist nntrostbar. Mein söhn, so 
mich gestern besuchen kam, machte mich doch zu lachen; wie man 
von deß armen maus betrübnuß sprach, [sagte er] : «II faut que pour 
ce consoler il prene sa 3em[e] famme.» Die gestern starb, war die 
zweyte. Ich glaube, daß die arme fraw von den viellen aderläßen 
gestorben; in 4 tag zeit hatt man ihr 5 mahl zur ader gelaßen. 
Es ist aber auch einmahl zeit, daß ich auff Ewere liebe schreiben 
komme; fange bey dem frischten ahn, so vom 5 dießes monts ist, 
no 87 , undt welches ich vergangenen sontag abendts entpfangeu. 
Alle posten gehen nun gar wunderlich, man beklagt sich ahn allen 
ortten drüber. Ahn Vergnügung, liebe Louise, ist in jetzigen zeitten 
woll gar nicht zu gedencken , nur gott zu dancken , wen nichts 
neues schlimes vorfehlt, aber ahn vergnügen ist nicht mehr zu ge- 
dencken. Was will man thun ? Man muß sich woll in gottes wil- 
len ergeben. Alles hatt seine zeit; in der jugendt ist die lustige 
zeit, in dem alter die trawerige; daß entpHnde ich nun gar starek. 
Die lamantationen seindt ärger, alß nie hir im landt. Aber die, 
so wegen dem Missisipi undt sndsee lamantiren, können mich gar 
nicht jammern, weillen ein purer geitz undt interesse sie dazu ge- 
bracht hatt, undt da habe ich ein recht abscheüen vor. Der könig 
in Engellandt ist den II von Hannover nach Englandt, wirdt nun 
wie ich glaube, woll dortten sein, aber nicht ohne stürm ab uko in- 
nren; den es gehen stareke winden. Mich deüclit, man hört alle 
jähr, daß kauffleütte banqueroutten machen. Es wahren woll, wie mir 
äußere liebe printzes von Wallis geschrieben, 6 cavallier, so sich 
zu Londen unter der brück verdrinkt haben ; haben mehr charitet 
vor den schiffman, alß vor sich selber, gehabt. Aber weilleu sie 
sich ja haben verdrinken [wollen], warum b so viel fayou? Sie betten 
sich ja woll gleich ins waßer sprengen können undt versauffen. Es 
geht. Euch, wie ich sehe, liebe Louisse, wie meiner dochter, welche, 
sobaldt sie waß schlimmes hört , alß sagt : «Ah, voila le jour du 
jugement qui va venirU Wir haben ja so lang zu Mauheim ge- 

1 esqnin&noie, bräune, balsenUUndung. 



336 

wohnt, ohne daß man die bärger auß ihren heüßern getrieben; dieß 
muß ein pfaffeu-sclielmstück sein. Ich meinte aber, der churliir.it zu 
Pfaltz hette mehr vorstandt, M so gar ungerecht zu sein; daß Ut 
ja gegen ihm selber midt kan ihm keine ehre geben. Aber daß 
seindt lautter pfaffisclie inventiuneu, machen den armen eliurl'ürsten 
weiß, den bimmel zu verdinen, wen er Reformirteu plagt. Aber 
wen er reflectionen machen wolte, waß er seinen unterthanen schul- 
dig ist, daß sie ihm von gott gegeben sein, umb ihr vatter undt 
nicht ihr Liran zu sein , so würde er alle büßen raht nicht alin- 
hören, sondern die gesundte vernunfft folgen. Die pest batt zu 
Marseille gautz auffgehört; mau hofft, daß die andere orter auch 
baldt wider von dießer quäl erledigt sein werden '. Ich hatte ge- 
hofft, daß deß churfürsteu gegenwahrt anffs wenigst die armen Man- 
heimer glücklicher machen würde; aber ich sehe leyder daß con- 
traria Daß jammert mich wo!l von grundt der Seelen. Gott wolle 
den armen Pfältzorn beistehen ! Es solle nicht wahr sein, dali die 
pest zu Amsterdam, noch Rotterdam ist, Es ist beßer, daß dieß 
geschrey falsch ist, alß wen man nicht davon sagt undt daß sie 
dort were. Ich höre gern , daß Ihr bey gutten freündinen in as- 
sambleen geht ; daß wirdt doch die trawerige gedanckeu verjagen 
undt daß miltz erleichtern, liebe Louise! Waß Ihr zu Franckfort 
assambleen heist, iieist man hir im landt apartement. Die filrstin 
von Siegen muß artlichor, alß ihr lierr, sein, so gar ein langweillig 
personage. Ich habe ihn , gott lob , lang nicht gesehen. Er kam 
einmahl zu mir undt sagte, ich mäste ihn in allem beystehen. Ich 
fragte: «Warumb?- Er sagte, weillen er catholisch wehre undt 
daß sonsten die andere forsten undt graffen von Nassaw mehr avan- 
tage haben würden, so Huguenottcn sein, alß ein catholischer fürst, 
wie er wehre. Ich lachte undt sagte: «Seine religio« ist Seine such 
undt nicht die meine. Ich habe mein leben eine große estime vor 
daß gantze hauß Nassaw gehabt, undt mein Christen thum uudt gottes 
wordt lernt mir 1 , meine negsten zu lieben undt nicht zu haßeu, 
' noch unrecht thun wegen der religion.» Also könte er sich sein le- 
ben nicht schlimmer adressiren, alß bey mir parthcyiscu wegen der 
religion [zu reden]; von dem gantzen hauß Nassaw würde ich alle- 
zeit die ahm meisten estimireu , welche[rj religion sie auch sein 

November, oben e. 326, 2 d. b. lebrt mieb. 




337 

mögen, so ich die ehrlichste leütte finden würde. Er ging fetier- 
roht undt gantz beschambt weg. Ihr seindt den, liebe Louise, wie 
ein kindtgen, daß Ihr Euch mitt babiolen ' amussiren könt , so ich 
Euch geschickt habe. Ich habe nicht in acht genohmen, .waß 8 auff 
den damasquinen 8 schachteigen der herbst stehet; weillen aber 
dieße arbeydt nicht gemein zu Franckfort ist, so schicke ich Euch 
hirbey ein klein tablettgen, Ewere rechnung im spülen zu machen. 
Der calender ist von vergangen jähr, könt woll zu Franckforth 
einen neuen drin setzen vor zukünftig jähr; den es doch spät im 
jähr sein wirdt, wen Ihr es bekommen werdt. Ach nein, daß Ihr 
bagatellen [lobet], ist woll nicht auß interesse, vielmehr, mich zu 
flattiren , daß es Euch ahngenehm geweßen. Ein gar armer man, 
so zu St Germain wohnt, den ich leben mache, indem ich seine 
wahren kauffe , macht mir alle jähr von dem zeug undt ist nicht 
tewer 4 , er heist Jacob; ich bin gar in seinen gnaden. Ey, liebe 
Louise, alle lapereyen, so ich Euch schicken, merittiren keine danck- 
barkeyt; wen es Euch ahngenehm, bin ich genung davon recom- 
pensirt. Hiemitt ist Ewer letztes liebes schreiben völlig beant- 
wortet undt es ist zeit , daß ich meine [pause mache]. Nach dem 
eßen hoffe ich noch eines von Ewern lieben schreiben zu beant- 
worten , so viel mein husten undt schnupen mir es erlauben vwer- 
den. Nun aber will ich eine pausse machen undt mich ahnziehen; 
den es wirdt. spät. 

Donnerstag, den 21 November, umb x /i auff 6 abendt. 
Ich habe unmöglich eher, alß nun, wieder zum schreiben ge- 
langen können; den gleich nach dem eßen hatt mein husten viel 
leütte, unterschiedtliche personen von Paris, hergeführt, die ich habe 
sehen undt sprechen mülien. Hernach seindt wir ins gebett undt 
salut , wo ich jetzt eben herkomme undt huste , daß ich bärsten 
mögte. Da ist noch ein andere Verhinderung; den da korapt ma- 
dame la duchesse herein. 

Donnerstag umb 3 /« auff 7. 
Da geht madame la duchesse mitt ihren 2 dochtern wider weg. 

* 

1 babioles , kleinigkeit. 2 ? daß. 3 d. h. damascierten 4 d. h. 

theuer. 

Elisabeth Charlotte <2& 



338 

Ihre vissitte ist gar lang geweßen, wie Ihr segt. Aber nun komme 
ich auff Ewer liebes schreiben vom 29 October, no 85. Es geht 
Euch, liebe Louise, eben wie meiner dochter, die alle gedult Aber 
die post verliehrt : macht mich offt drüber zu lachen. Wen mein 
söhn herkompt, rede ich lang mitt ihm, wie gestern. Aber zu Paris 
ist es ohnmüglich. wir werden immer verstört. Ich habe Euch schon 
gesagt, liebe Louise, daß, gott lob die pest sehr abnimbt; sie ist 
auch nicht zu Toullon , wie man gesagt hatte ; es soll auch gar 
nicht war sein, daß sie weder zu Amsterdam, noch Rotterdam ist 
Aber es ist gewiß, daß sie in Poln gar starck ist. Wen die kälte 
dieße kranckheit verdreiben solle , solte sie gewiß nun auffhören. 
Der frost ist grimmig seyder 6 oder 7 tagen, auch bekommen alle 
menschen husten undt schuupen so woll alß ich. Ich habe auff mei- 
nen balcon ein schalgen mitt waßer. daß ist im gesterigen tag 2mahl 
gantz fest zugefrohren wie ein stein so hart. Meine cammer ist 
gutt wann; wen ich daß eyß nicht gesehen, hetteich nicht geglaubt, 
daß es so kalt were. Ich weiß nicht, ob Ihr noch daß geliudte 
wetter zu Franckfort habt : aber wie Ihr segt \ liebe Louisse . so 
seindt wir hir weit davon. Hir ist es woll recht winter undt kein 
herbst mehr: es ist kein eintzig grün blatt mehr auff den bäumen 
undt , wie schon gesagt , so frirt es schrecklich hir. Wabren die 
t rauben, so mau Küeh auß der Ptaltz geschickt, von Schrießheim? 
l>u seindt sie ordinarie gar gutt undt ich finde sie beßer, alß die 
von der seydt von Ro hjrbaeh. Mich deucht , die "Heydelberger 
d rauben seindt nicht ungesundt. Ich erinere mich, daß ich von den 
Sehrießheim[e Y drauben in den weingartten so erschrecklich gefreßen. 
daß mir der bauch so dick geworden , daß ich nicht mehr gehon 
koulc; lur mir über car nichts iresehadt, sondern nur beßere lost 
rutn muUgseßen gemacht. Mich wundert, daß ein soldat de for- 
tuno des koaigs in K:u:li::d;$ capitaine des garden ist. Most macht 
\ oller, atü* wc % i*:;; der *:u;;c Ptaltzer muß also einen abscheüüchen 
rausch bekome:». habe:*. Wer. uiav. frisch undt gesundt ist, wirdt 
man imtt dem alter eher dick, alb mager. Ihr sagt nicht, wie 
uKl>cr Uiuttttnan heis; , so so erschrecklich most undt waßer ge- 
drur.ckcu. Mich de;u\:s. alle trcnxpetter habe[n] dicke bauch. Mich 
dettcht. *ir Imitier haben djui\ wir lieben daß vatterlandt biß in 



todt undt gebt unß nichts drüber. Wir seindt in dem fall wie die 
Isseralitten'; also wundert* mich nicht, daß dielier mensch sich gern 
wider in diu Pfaltz setzen wolle. Kr hatt wol) groß recht, die 
nngerechligkcitten nicht zu aprobiren ; nichts ist abscheulicher. 
Churpfaltz solte sich selber undt nicht andern glauben , so würde 
alles woll geben. Kr (ich will sagen der Ffältzer) batt recht, za 
sagen, daß er den könig von England! wirdt finden. Ich habe Kuch 
heütle morgen gesagt, welchen tag der könig in Englandt von Han- 
nover ausgebrochen, umb nach Knglaudt za reißen. Ich wolte woll 
wetten, daß der könig in Englandt große mühe haben wirdt, die 
sach mitt der sudsoe in glitten standt wider zu bringen, leb sehe, 
wie es hir tnitt dem verfluchten Missisipi geht, leb habe einen 
solchen Widerwillen gegen all diß zeug, daß ich allc[n] meinen leüt- 
ten verhütten, nie von diß, noch von der Constitution vor mich zu 
reden. Ich verstehe weder eines, noch daß ander; aber sie seindt 
mir beyde zuwider wie eine burgatz', wie die fraw von Rotzeu- 
hausstm alß pflegt zu sagen. Ich glaube, daß der teüffel die sach 
inventirt batt, umb so viel leütte in verzweyfflung zu stürtzen. Ich 
weiß nicht, waß steygen oder fallen in der sach ist, undt will es 
auch nicht lernen. Ich höre alß recht gern, liebe Louise, wen Ihr 
zur fürstin von Ussingen gebt; den ich glaube, daß Euch dieße 
vissitte anmssirt undt von trawerigen gedaueken abhelt. Wen mau 
schlimme gewöhn heitten in der jagen dt ahn[nimmt], seindt sie schwer 
zu corigireu, insonderheit roquettcrio. So gehts der armen fürstin 
von Siegen auch, wirdt mühe haben, daß handtwerefc zu quittiren. 
Gestern batt ein exempt s des cent Suisse[s] einen wüsien todt 
gehabt. Kr war ein gridtl icher mensch, standt in parterre von der 
commedie; es wahren viel leutte in dem parterre, so daß sie sich 
druckten. IHeßer exempt halte einen ofneir, so ihn druckte, weillen 
er es nicht endern konte. Der exempt sagt: -Ihr segt nicht, daß 
Ihr mich druckt.» Der ander sagt: -Ich bitte Euch umb verzeyung, 
Ihr segt aber ja woll , daß es meine schuld t nicht ist.» Dießer 
andtwort: *Si j'estois la deliors, je vous aprendrois bien a nie 
presser.» Der ander sagt: -S'il ne tienfc qn'a cela, allons!» Wie 
sie vor der thür vom opera-saahl kommen, ziehen sie von leder 
undt der zancker wirdt gleich erstochen. Ich muß auffhüren, liebe 



. purgtttiui 





Louise! den mein husten undt schnupen macht mir den kopff % 
schwer. Ewer zwey schreiben seindt doch völlig beantwordt , 
vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, liebe Louise, ein* 
gutte nacht wünsche undt beßer[e], alß ich sie selber haben werde; 
den seyder meinen husten schlaffe ich gar übel. Adieu , 
Louise! Ich welchem standt ich auch sein mag, so lang mich mein 
husten nicht erstickt, werde ich Euch von hertzen lieb behalten. 
Elisabeth Charlotte. 



1177. 



A St Clou den 23 November 1720 {N. 46). 
Hertzall erliebe Louisse, seyder Ewere letzte sehreiben habe ich 
nichts von Euch empfangen, habe also gar woll gethan, noch eines 
von Ewern lieben schreiben vor heütte zu sparen; es ist daß : 
älste von 26 October, no 84. Ich will nichts mehr von der post 
sagen, die so wunderlich geht; den da ist kein ander mittel zu, 
liebe Louise, alß die gedult , wie in viellen andern sachen auch. 
Der grüne safft, so woll er mir auch bekommen, hatt es mich doch 
nicht verhindert, einen abscheulichen husten undt schnupen zi 
kommen, wie ich schon letztmahl geschrieben. Den tag über geht 
es noch all leydtlich; aber die' nachts lest es mich nicht schlaffen, 
huste 2 undt 3 stundt ahn einem stuck, biu auch, alß wen man mich 
geprügelt bette. In 3 nachten habe ich keine 3 stundt ahn ein- 
ander geschlaffen undt ich huste so erschrecklich dießen abendt, 
daß ich dieße nacht woll nichts beßers zu hoffen habe. Biß ilon- 
nerstag, wo ich nicht unterdeßen ersticke, werde ich Euch sagen, 
liebe Louise , wie es abgangen [sein] wirdt, will Euch auch nicht 
langer mitt dieliem langweillichen discours aushalten, der mir lang- 
weilliger, alß niemandts, ist. Last unß den von waß änderst re- 
den! Komme wider auff Ewer liebes schreiben. Man hatt 
purgiren von Höhten, wen man alt wirdt, dick ist undt gar kein 
exercitzieu mehr tliun kau. Dieße ursach hatt mich allein cousen- 
tiren machen, die medeeinen zu nehmen; sonsten hette ich mich 
mein leben nicht dazu resolviren können. .Docktor Dinner* ist n 






341 

mehr zu Hannover , sondern uar.li Schwetzingen. Mau estimirt 
dießeu docktor sebr überall. In verdrießlichen saehen finde ich, 
daß schweygen allezeit daß beste ist. Wen man gar alt wirdt undt 
nrsacb halt, gridtlich zu sein, würde man gar zu gridtlicli werden, 
wen man davon sprechen solte; also sage ich noch einmahl, daß 
daß beste ist, zu schweygen. Es war ein falsch geschrey, daß die 
pest zu Tullon ' wäre; sie ist, gott loh, nicht dort, hatt auch zu 
Marseille gautz auffgehört. Wen die kalte undt der frost die pest 
vertreiben solle, so solle sie mm sehou verjagt sein; den seydor 8 
tagen frirt es sehr starck hir, man sieht große stücker eyß, heUtte 
aber hatt es zum ersten mahl von dießem wintor gesebneyet, der 
schnee ist aber gleich geschmultzen. Daß macht mir glauben, daß 
es itzunder starck [kalt] in Teutschland* ist undt in der Pfaltz. 
Da wünsche ich mich nun nicht mefar hin; ich müste tag undt nacht 
weinen, wen icli da wehre'; dartT nicht recht ahn die alten zeitten 
gedeocken, werde gleich nachdenckisch undt trawerig. Der konig in 
Polen forcht nicht"; ich kene noch einen so, nelimblich mein söhn. 
Zu Wien ist die pest gar nickt. Daß ist «oll wahr, wie daß fran- 
tzösehe Sprichwort sagt: *Ce que Dieu garde , est bieu garde.> 
Alle leütte, so ich in meiner jugendt gesehen, seindt mir gantz 
undt gar nicht auß dem sin kommen; uußern gantzen alten hoff 
konte ich mahlen, jung undt alt. Mich wundert, daß Cliurtrier 
Eüeb Ewere bitt vor graff Degenfeit nicht aecordirt; daß ist ja ein 
geringes vor I. L. undt mich deucht, in dem nettburgischeu hauß 
liebt man daß geschwinde oblijiren nicht gar hoch. Es stehet doch 
in der b. schriefft: «Einen geschwinden geber hatt gott lieb*.- 
Ich habe das schloß gesehen, man hatt mirs gewißeu ;uif}' dem Rhein. 
Wen ich keyßcr were. wolte ich mein leben Ueiii'.'lnj iieii^biiekeuen 
edelleütten alte gutten lieüßern lehen geben; daß ctioquirt recht. 
Ich glaube, daß Schonburg, nun es rninirt, woll abscheuliche bürg 
heißen könte. Nichts graust mir mehr, alß ein rninirt schloß, undt 
macht einem so gar betrübte undt trawerige reflectioüen machen; 
all mein leben hatt mir davor gegraust. Schrießem* sähe fürchtfer]- 
lich hauß 7 ; wen maus ahnsicht undt je mehr es thfirn hatt, je ab- 



1 Toulon. 2 Vergl. band HI, a. 4H 

ii:i-ti Hsjdelborg, Hülste iah tor lejdt undt « 
keine furcht. i 1 Korinther 9, 7: 'Ein 

5 1 alter guter haueer. 6 ? SchrieÜheim. 



ind IV, a 



316: 



■ KainuiB ich 



scheülicher finde ich es; darff nachts nicht dran gedcncken, es Unit 
mir wehe im mutz. Es ist ein teiltsch sprich wordt, so sagt: -Jung 
geivondt, alt gethau.- So gelits der fürslin von Siegen auch- Kart- 
tenspilen will ja nichtjs] sagen, man spilt mitt allerhandt leuttefn 
Man heist den iiqii, wie ich sehe, die graffliehe uugeheuraht frelil- 
leii, wie man zu meiner zeit sagte, graflinen jetzt. Ich meinte, man 
gebe den reichsgraffinen adliche damen zu hoffraeisterinen. Mein 
gott, wie endert alles! In meinen sin ist nichts beßer vor junge 
personnen, alll ihnen viel meist er zu gehen; daß ist aber woll billig, 
daß ihre verwanten es bezahlen; den es gar nicht hillig were, daß 
es au ff Ewern kosten gehen solle, da sie Euch doch nicht verwandt 
sein. Ich habe selten reiche reichsgraffinen gesehen; ich glaube 
aber, daß alle reiche leiitte ihr gelt vergraben undt verscharren, 
daß man nichts mehr davon sieht. Mich wundert, daß unß[eres] 
Westerwelle! 1 ' Schwester Euch nicht seilen, da doch ihr berr vattcr 
undt herr hruder so lang ahn unßerni hoff geweßen. Ich finde nicht 
schön , daß sieb eine reich sg raffln so gemein mitt bürge rsleütten 
machen 1 . Ich keue die weit nicht mehr. Es hatt doch ein gutt endt 
vor sie genohmen; den die gurten graffen wahren bludtsarm. Hiemitt 
ist Ewer liebes schreiben völlig beantwortet undt man treibt mich, 
zu bett zu gehen. Ich sebeü mein hett, weilten ich so gar kranck 
drin bin, undt wen ich aufbrecht hin, huste ich die helfft nicht 
zu ' viel. Biß ich gar ersticke, seyilt versichert, liebe Louise, daß 
ich Euch von hertzeu lieb behalte! 

Elisabeth Charlotte. 

1178. 
St Clou, donnerstag, den 23 November 1720 (N. 47). 
Hertzallerliebe Louise, weillen ich fürchte, daß meine letzte 
schreiben Euch werden wegen meiner gesuudtheit in sorgen gesetzt 
haben, so will ich dabey ahui'angen undt Euch sagen, daß, ob zwar 
mein husten undt scuuupen zwar noch nicht gantz vorbey, so bin ich 
doch ohne vergleichung beßer, alß ich geweßen; den ich kau nun 
wider eßen undt schlaffen; hoffe also zu gott, das es haldt wider 



gantz vergehen winlt. Ich halte mich hübsch wann, wirdt also woll 
nicht lang mehr wehren. Seydt also, liebe Louise, in keinen sor- 
gen meinetwegen! Aber so haldt Ich wider gesundt werde sein, 
muß ich leyder wieder in daß verdrieß liehe Paris, worinon ich wenig 
ruhe habe. Aber man muß woll seine Schuldigkeit thun; iuh bin in 
der Parisser gnaden, es würde sie betrüben, wen ich gar nicht mehr 
dort wohnen solte; muß also denen gutten lelltten ettliehc monat 
auftopffern. Sie verdinnen [es] woll ahn mir, haben mich lieber, 
alß ihre gebohnic fürslen undt fiirstinen; die verfluchen sie undt 
mir geben sie lautter segen , wen ich durch die statt fahre '. Ich 
habe auch die Parisser lieh, es seindt gutte leütte. Es ist mir sel- 
ber leydt, daß ihre lufft undt wohnung mir so zuwieder sein. Ich 
habe vergangen sontag 2 von Ewern liehen schreiben auff einmal) 1 
entpfangen von 9 undt 12 dießes rnonts, no 88 undt 89, werde auff 
daß erste andtwortten undt daß zweytte vor übermorgen verspa- 
ren, wo mir gott biß dar daß leben verleyet. Ich kan die Inst nicht 
begreiffen , so man auff der post hatt , die brieffe alß zwey nndt 
zwey zu schicken; aber wcillen es nicht zu eudern stehet, will ich 
weytter nichts davon sagen, komme auff Ewer liebes schreiben von 
9, no 88. Aber vorher will ich Euch, noch dancken , liebe Louise, 
vor die medaille vom 30jährigen krieg ; habt mir einen rechten ge- 
fallen getban, mir es zu [schicken], den ich hatte es nicht undt 
bette es gern gehabt. So baldt ich zu Paris sein werde, will ich 
es placiren. Meine gntte gesundtheit hatt nicht lang gedawe[r]t. 
Aber jetzt husten undt schnupen zu haben, ist keine kunst; den es 
ist nichts gemeiners, man hört überall die naß nutzen undt husten. 
Daß weiter ist auch abscheüllieh ; kalte nebcl mitt frost, daß man 
keine 2 schrit vor sich sehen kan , undt seharpffe, raue, durch- 
dringende nordtwinde, daß kau ohn möglich gesundt sein. Jedoch 
versichert man, daß es gutt gegen die pest ist; auch solle sie Über- 
all sehr abnehmen undt nicht weitter einreißen*. Ich wünsche, daß 
es in Poln ancli so sein mag , damitt die abscheuliche kranckheit 
nicht in Teütsehlandt kommen mag. Weder vor golt noch silber 
man jetzt kein weißen beaume de la Mecque bekommen; 



■ 



«rg!. die briofe vom B3 Juni, 1B 

naobher den brier vom 26 Deee 

2 Vorgl. nachher den brief yi 



5 August, oben b. \t,\. 201. 
1 vergleiche auch band IV, 




34.4 

den selbiger kompt von Provence liieher undt wegen [der pest 
kompt milt wißeu nichts auß Provence. Aber es ist oimoöhlig, : 
gcdenclseu, meine knie zu couriren; den es ist schon Über 30 jähr, 
daß ich den schaden bekommen. In einen gar beißen sommertag 
jagte ick den liirsck zn St Leger mitt monsienr le danphin, da kam 
ein starck weiter, donner, blitz undt. bagel; mein rock war so voller 
schloßen, daß es im scbmeltzen durchdrang, undt meine bottinen ' 
wurden voll von dem cißkalten waß[er]. Wir wahren weit von den 
dürfforn undt 3 gutter frantzösehen meillen von den kutschen; 
knie wurden mir also gantz vcrfrohren , seindt mir seyder dem 
schwach undt voller schmertzen worden '. Ich habe hunderterley 
gebraucht; alles halt im ahnfang woll gethan, aber [die sehmerzen 
sind] doch widerkomen. Nun brauch ich gar nichts mehr, bin doch 
nicht beßer, noch schlimmer, alß ich war. Ich bin jetzt so alt, daß 
es der mühe nicht mehr wehrt ist, ahn couriren zu gedoncken. Auß 
waß ich hir gesagt, segt ' Ihr, liebe, daß mein kniewehe von kei- 
nem fall kompt, sondern von einer Verkalkung, also gantz waß ander 
ist, alß der freüllen von Busee aeeident. Wen ich zu Paris sein 
werde, will ich in meinen alten schachteln nachsuchen, ob ich nichl 
noch eine kleine bouteille von dem beaume blanc habe. Finde icl 
noch waß, werde ichs Euch gar gewiß schicken, kan aber nicht ver- 
sichern , daß ich noch davon habe; den ich viel davoi 
ahn alle , die mir es gefordert haben. Wer ist der monsieur <le 
Bussee*? Der nähme lautt ja frautzosch; ich kene aber niemand! 
besonders hir, so so heist, alß nur einen singer vom opera, welchen 
le parterre so in aversion genohmen, daß man ihn halt wegschicken 
mllßen. Ihr dörff[t] nicht beachambt sein, Hebe Louise! Guts n 
thun wollen, ist ja ein gutt werek vor gott undt der weit, und 
wehre die leydige pest nicht in Provence, würde ich Euch eine ganlz 
schachte! voll davon mitt freüden [schicken]; den daß ich daher habt 
bringen laßen, war gar gutt. Ey, liehe Louise, waß halt le beaum 
blanc mitt den bagatellen zu thun, so ich Euch geschickt habe? Ic 
muß lachen, daß Ihr dießes eine «kostbahre Verehrung- heist. Da 
ist es doch 6 gar eine bagateüe; es kost mir nicht[s"|, den die perl 

I bottine, balbniinfel. 2 Einen andern Unfall , der ihr auf der woll 



alli 
wie 






ittre bekomme ich zu pressen ton alle jähr von einer abtißin, der[e]n 
ihre nbdey zu wegen gebracht be,v dem körig s. Es war eine 
ie vom Po rt -Royal , ein recht tugendtsames , guttes , ehrliches 
mensch. Der ertzbischoff von Rourge|s| ' danckt mir allemahl, wen 
ihn sehe, ihnen dieße abtißin gegeben zu haben. Daß schach- 
Igen ist nur metal de princo undt kost wenig uudt. daß ringel- 
:ii habe ich auch nicht gekaofft; es ist mehr, alll 30 jähr, daß 
ich es gekaufft habe. Weillen es mir all artig deucht , habe ieba 
Euch geschickt, liebe Louise! Aber auß alles, waß ich Euch hir 
sage, segt Ihr wüll, liehe Louise, daß ich mich mitt meinem pres- 
sent gar nicht hart ahngegriffen habe, undt ich bin woll dopelt vor 
les recompensirt , wen es Euch nur ein augenblick ge freuet hatt, 
e Ihr mir versichert, liebe Louise! Es ist war, liehe Louise, daß, 
jetzt waß kauften wolle, alles di'ey mahl thewerer tiuden würde, 
alß vorm jähr, insonderheit golt undt edelgestein. Man hatt mir 
offrirt, vor kleine ring, so ich habe, 3 mahl so viel zu geben, alß 
sie mir gekost haben; daß hatt t mich aber gantz uudt gar nicht 
tentirt, den ich bin, gott lob, nicht interessirt , liebe das gelt nur, 
umb es zu vertbun. Wie kompts, daß ein freüllen von der ge- 
bührt, wie die junge graffin von Wittgenslein ist, nicht ahn Ewer 
taffei ist • V Daß würde Euch ja nicht mehr kosten, alß sie mitt 
der cammermagt trist, da sie nicht so sauber, noch bofflich wirdt 
lehruen können zu eßen , alß ahn Ewer t.affel. Wie Ihr mir dteß 
freüllen besehreibt, muß es ein tugotidtsaiuen bnmor haben. Daß 
so fleißig im lernen ist, daß wirdt ihr all ihr leben woll bekorn- 
i. Man kan vom pfaltzischen hoff sagen, wie [der] gutte due 
Crequi 3 s. alß sagte, wen man ihn im spülen nicht gleich zahlte: 
ous ressembles a l'arhaletre de Coignac, vous estes dnr a la de- 
■c *.* Ich beklage Euch sehr wegen der verlust von Ewers 
ßhalter. Den trewe leütte seindt. in itzigen seilten gar rar 
in der weit flndt ich nichts verdrießlicher, alß von leütlen zu 
n undt sich ahn fremde gesiebter zu gewehnen. Ich bin jetz- 

jrres, ersbiaonof rou EnurgflB, seit Daceuibar 1T19 car- 
miuquia de Dutigeau XVIII, t. 170. 111 unter sonn- 




undt auch in derselben muhe, den der couseiller d'estat , so der 
ehef von mein eonseil ist, inonsieur de. Foucault ', ist gar krank 
ahn eine|r| hrustseüche, speyt dali helle bludt nndt er ist 78 jähr 
alt, also sehr zu fürchten, daß es ein schlecht endt nehmen wirdt, 
welches mir eine neue <]iial machen wirdt. Mein gott, wie ist die 
weit so voller Verdrießlichkeit! undt ein jedes hatt seine quäl. Solche 
fehler, alß «Außpurg* vor «Augsburg» zu schreiben 1 , seindt fehler, 
so gar leicht vergeben [werden] könuen , undt man kante es woll 
laßen ohne entscnuldigung hingehen. Wen man im erwacksen-sein 
lispelt, kompt es, daß mau einen nicht in seiner kindtheit corigirt 
hatt undt woll sprechen machen. Deß duc de Luxemb[o]urg zweyt 
ter söhn, so man nun le duc de Chatillon ' heist, spricht so wun- 
derlich, daß man ihn kaum verstehen kau. Daß kompt daher, wie 
mir sein vatter selber verzehlt, daß er verhotten hatte, daß man 
seine spräche nicht corigii'en solte, umb zu sehen, wall drauß weh- 
ren * solte. Einsmahls, [als] dieller duc de Chatillon, so damahla 
conte de l.iguie* wäre, von Paris in einer chaisae de poste nach 
Versaille fuhr, rieft er zum poslillon: «Arreste !- Der postillon 
sagte: -Que voullos vous, Monsieur?- Der conte de Ligni sagte: 
•J'e' perJu mos dents.- Der postillon sagte: -Je ne say', comme 
celacepeust, car je ne vous ay point menes rudement, vous n'ave» 
pas eüe le moindro cahos 9 .- Daß machte den duc lachen; da rief, 
sagt der poslillon: -Vous vous moques bien de moy, vous dittes 
que vous aves perdus vos dents, et je les voit ' tous dans vostre 
boache.» Ei waren deli ducs handschu, so verlohren wahren, undt 
er haü[e | ahnstatt -gand» -dant» 10 gesagt. Wen man ihn fragte, wie 
er hieße, sagte er: -Le tonte de Ligny» , kau weder c noch g 
prononcireu. Unßere arme abtißin, so gefallen", ist noch nicht 
courirt. Unßere huilzogin von Hannover geht es nicht beßer, alB 
mir; sie hatt auch einen stareken husten undt schnupen sowoll alß 
ich, madame ia princesse auch. Also seindt wir 3 baßen gantz es- 
clapirt. Aber da schlagt es 12, ich muß auffhören undt vor diß- 



1 NioolaB- Joseph Fonuult. Vorgl. don folgenden brief und band 
, 107. ISS, band IV, 8. 229. 301. 2 Vorgl. dem briaf vom 2 Novoi 

ben B. »2*. 3 Chatillon. 4 ä. h. »erden. b comte do Ugnjr. 

J'ai. 7 ■>!■. 8 callut, stoß, wagonetoli. 9 vois. 10 gant , dem. 

I Vorgl. den briaf vom 30 Oktober, oben s. 317. 



347 

mahl nichts mehr sagen in großer eyl) , alß daß ich Euch , liebo 
Louise, von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

Gleich nach dem eßen ist die hertzogin von Hannover her- 
kommen, wie man mir noch ein liebes schreiben von Euch gebracht 
vom 16 dießes monts, no 90. Die gutte hertzogin ist eine gutte 
stundt bey mir geblieben; hernach bin ich ins gebett, wo ich eben 
jetzt herkomme , undt weillen ich noch einen frischen brieff von 
Euch habe, will ich noch auff den vom 12 andtwortten , no 89, so 
mir, wie ich schon gesagt, mittkommen war mitt dem von 9, no 88. 
Man hatt Euch abermahl eine post aufgehalten, umb Euch 2 schrei- 
ben auff einmahl zu geben; waß man vor lust hirin hatt, kan ich 
nicht begreiffen. Die englische brieffe aber mögen woll durch den 
windt aufgehalten worden sein. Des königs in Englandts überfahrt 
ist auch dadurch verweillen * worden. Die hertzogin von Hannover 
wirdt nur au Luxerab[o]urg sein, biß I. L. eiu eygen hauß haben 
werden. Ich wünsche, daß sie ein hauß finden mag, wo sie so ge- 
maglich undt woll sein mag, alß im Luxemb[o]urg. Es ist kein 
wunder, daß dieße hertzogin Franckreich liebt; sie ist ja drin ge- 
bohren undt erzogen worden undt hatt ja noch ihre liebe Schwester 
dort \ Es kan Paris ihr mutterlandt nicht sein ; den ihre fraw 
mutter war eher eine Ittallienerin , alß Frantzoßin; den sie war ja 
eine printzessin von Mantua, der keyßer[in] Leonor leibliche niepee 
oder tante geweßen. Ich weiß nicht mehr, wie es ist, aber daß sie 
von hauß Mantua war , daß ist gewiß 8 . Waß ich übel ahn dem 
LutzOnburg 4 findt, so deß printz de Conti, letzt verstorbenen, page 

* 

1 d. b. verweilt, aufgehalten. 2 Vergl. den folgenden brief. 3 Die 

hersogin von Haoover, von der hier die rede ist, ist Benediote Henriette Maria, 
die witwe des im jähre 1651 zur katholischen religion übergetretenen, 8 De- 
cember 1679 auf der reise nach Italien in Augsburg gestorbenen berzogs 
Johann Friedrich, mit dem sie im jähre 1668 vermählt worden war. Vergl. 
W. üavemann, Geschichte der lande Braunschweig und Lüneburg III, s. 220. 
227. 236. 237- Benedicte , geboren 1648, war die tochter des pfalzgrafen 
Eduard bei Rhein und seiner gemahlin Anna Gonzaga. Benedictens Schwester 
Anna, geboren 1647, war mit Henri-Jules de Bourbon , prince de Conde, 
genannt Monsieur le Duo , spater Monsieur le Prince , dem söhne des großen 
Conde, vermählt. 4 Lutzenbnrger. Vergl. den brief vom 30 October, oben 

s. 320. 



undt hernach hoffmeister vom churprinlzen von Saxsen gewoßen, ist 
daß man sagt, daß er sieh piquirt, weder ahn gott, noch ahn teüffel 
zu glauben. Ich glaub nicht, daß ein solcher mensch sein leben 
glück haben kan, undt glaube, daß sie von sinnen kommen. Mich 
deucht auch, daß es zu niederich war, einen menschen, so page 
bey einem prince du sang geweßen, vor einen oberhoffme ister i 
geben ahn einem ohurprintz. Ich habe mich recht davor geschämbt. 
Einem menschen bang zu machen , so sich vor ein tbier scheüdt, 
daß ist nur kindisch undt alle kinder tbun daß. Aber seine Fraw 
mutter undt groß fraw mutter zu betrügen, daß ist eine falschheit, 
so nicht zu vergeben, noch zu entschuldigen ist. Der könig in Poln 
seüift gern, undt wen die leütte roll sein, wißen sie nicht, waß si< 
thun, ist also eher zu eutsehuliügung ', alß sein herr söhn, wiewoll e 
eine sc.hlime eutsehuldigung ist. Die plaisanterien mitt dem pulver, 
bo die lefltte D arisch macht, daß war zu starek. Man sagt hir in 
landt: -II faut que jeunesse ce* passe.» So ist es dem könig i 
Poln auch gangen. Vor die medaille vom 30jährigen krieg habe 
ich schon iieütte morgen gedanckt undt tliue es noch von bertzen; 
den es mir gar woll zu paß kompt. Gott verzeybe mirs! Aber 
undter unß muß ich Euch gestehen, daß es mir nicht leydt geweßen, 
alß ich den desordre von der sudsee erfahren , weillen es hir s 
überzwe[r]g abgangen ist; wir werden sehen, wie es abgeben wirdt, 
wen der könig in Euglandt dort wirdt ahnkommen sein. Ich habe 
gestern ein schreiben von der printz[essin] von Wallis vom 21/10 
[empfangen]. Der konig war noch nicht ahnkonimon undt 
hörte den wimit slarck saußen. Ich glaube, daß, wen nußer I 
gott Cburpfaltz zu sich nehmen solte, daß die Pfaltzer ebeu*öic 
drüber verzwejfflen würden. Wer wirdt churfürst nach ihm werden? 
Ich weiß es wahrlich nicht. Wirdt es Cburtrier sein oder der pfaltz- 
graff von Sultzbacb ■? Wen es nach meinem wünsch ging, würdte 
es der pfalizgraff von Birekcnfelt sein; so würde [man] nicht sagen 
können , das nichts beßeres hernach kompt; den der würde woll 
niemandts plagen, noch vemveyfflen machen; da bette mau auch d 
pfaffon nicht zu fürchten. Hiumitt ist Ewer zwej ttes schreiben auch 



!) neu bürg isohor 
sulxbachischon In. 



völlig beantwortet. Icli wünsche Euch eine glückselige nacht undt 
.mhrassire Euch von hertzen. 



1179. 
St Clou den 3Ü November 1720 (N. 48). 
Ilertzallerliehe Louise, ich hoffe, heulte auff Ewer letztes liebes 
schreiben von lfi November völlig zu antworten. Ich schreibe 
Euch heiltte mitt einem schweren undt trawerigen hertzen; den ich 
werde Euch leyder nur noch 2 mahl auß dießem lieben St Clou 
dieß jähr schreiben, den heulte über 8 tag werde ich leyder nach 
Paris, umb dort zu bleiben. Da werde ich viel aaßzustehen haben. 
Gott stehe mir beyl Aber last uuß von waß änderst reden! diß 
ist zu trawerig. Es macht einem ungedultig. daß die post alß zwey 
schreiben auff einmahl gibt; aber weilten es nicht zu endern stehet, 
will ich niclits weytter hirvon sagen. Meine dochter macht dieße 
Unrichtigkeit von der post so ungedultig, daß sie possirlich drüber 
wirdt undt mich lachen macht; den sie scliuldt l alles, waß die post 
ahngebt, den sie kendt die kiltte, so die post regiereu. Eines von 
meinen brieffen ahn Euch, liebe Louise, ist docli diß jähr gantz 
verluhren werden; bin doch fro, dall mau Euch die babi ollen nicht 
gestollen hatte. Mich verlangt, zu vernehmen, ob das damasquine 
tablettgeu auch woli überkommen wirdt. Ihr solt es nun schon woll 
haben, den es den 21 von liir ist abgeschickt worden; wünsche, daß 
es Euch ein augenblick amussiren mag, liebe Louise! Ahn er- 
fmickungeri muß ich nicht gedencken , daß ist nicht vor mich ge- 
macht; bah nur gott von hertzen zu danckeu, wen es nicht schlim- 
mer wirdt undt alles, waß icli zu fürchten habe, nicht geschieht, 
undt wen ich nach belt gehe, daß ich gott dancken , in dem tag 
keine büße zeittung erfahren zu haben. Daß seindt meine eintzige 
erquickungen, liebe Louise ! ahn keine andere habe ich zu gedenuken. 
Ich bin Euch doch sehr verobligirt, mir waß beßers za wünschen. 
Es ist kein wunder, daß Laws hart wirdt; erstlich so ist er von 
gebührt ein Seholtlaiidcr s , zum andern so hatt er pour suport* 



1 ? sohilt. 2 John Law wurde als der söhn eil 

naeb. der sitte dos landes lugleiuh baiikier war, im js 
geboren. Vergl. A. Kortiel in F. v. ßaanjer historisi 
1846, B. 423, 3 support, stütie, beistand. 



< [■lil.l.Tllllli 






350 

moasieiir le (lue, der der geizigste undt härteste mensch von der 
weit ist undt nie satt zu zigen ' ist, es mag auch herköminefn], wo 
es wolle. Den muß Laws content Iren undt auff seine[r] seytte be- 
lialten. Undt die mode ist gantz vergangen,, ahn gott undt sein 
wordt zu gedencken undt ein gewißen zu haben undt rieh darnach 
zu richten. Daß seindt einfalten von den vergangenen jähren undt 
zeitten, da rieht sich in itzigen zeitten nieniamlts mehr nach. 
Werdens erst erfahren, wen sie gott biaff ab straffen wirdt. Aber 
vielleicht werden sie nicht glücklich genung sein, gottes straff in 
diefjer weit zu finden. Es wirdt woll schliiuer undt longcr wehren, 
wofern die straff in jenner weit verspart wirdt; es graust e: 
ahn golt glaubt, dran zu gedencken. In Englandt sollt es nicht 
bfßer mitt der sudsöe gehen, alß hir milt dem Missisipie. Zu Am 
sterdam sollen unerhört viel bunijueroutten gemacht worden sein. 
Mau hört iu alten ortten nichts mehr, alß larnantutionen ; daß ist 
weder lustig, noch artlieb, Mitt der pest geht es nun viel beßer, 
gott lob, undt hofft man, daß es in Provence baldt zu endt gehen 
wirdt. Von der alternative von gulten undt büßen tagen weiß n 
nichts mehr, alles ist schliin. Die herfzogin von Hammer ist 
wenig in den 27 jähren geendert, daß es zu verwundern ist; a 
unter unß gerett, mich deucht, sie muß ein wenig über ihrer t: 
mutter pütgen * kommen sein , den ihr tein[t] Ist ebenso itzunder. 
Es ist war, daß die keyßerin gern gehabt hotte, daß sie, nelinibliet 
ihre fraw mutter, zu Wien geblieben were; aber ich kau 1. 
nicht blastniren, nicht dort geblieben üu sein. Mau sagt, ihre fraw 
dochtcr wolte sie in daß c] oster sparen, so sie gestiefft halt, um 
closter seindt nicht jeder mans thuns. Ich könte ohnmöglicu 
einem closter dawern. Ist es nicht natürlich , daß man lieber in 
seinem vatterlandt ist , wo man gebohren undt erzogen undt eine 
Schwester hatt, so mau all sein leben über alles geliebt*? So na 
risch ist untere hertzogin nicht, sich hir in ein closter zu speren 
aber ich kan woll Giranten , warumh sie daß gesagt wirdt habei 
Es geht ein goschrey, alß wen sie mitt ihrem ittallieüischen sem 
tari ein manage de cons[c]i[e]nce gemacht nette, davon hatt . . . Du 
unib wirdt sie gesagt haben, sie wolle iu ein closter in Frauckreich, 

1 Im nahen, d. h. iu nehmen. 2 1 schmink topfchon. Vergl. i 

den briet vom 26 Deoember. 3 Vergl. den vorhergehenden briof. 



mai 
lind 

m 



mit 
frei 
jah: 
daß 



351 

mitt die lieyßerin, ihre fraw duclitor, daß geschrey nicht glauben 
möge, so auch gar starek liir geht. Ist werdt * den menschen woll 
keiien, so man aceussirt, ihr mau 7,11 sein; den sie hau ihn schon 
zu Hannu-ver bey sicli gehabt: wo mir recht ist, lieist er Marcelli. 
Ich habe ihn noch nicht zu sehen [bekommen]; er folgt ihr nicht 
undt ging auß dem hauß , wie ich za ihr ging au Laxemb[o]urg. 
Ich bin curieuse , ihn zu sehen 1 . Wofern sie vor 27 jähren den 
ian geheüraht. bette, were er eben nicht so gar alt geweßen. Man 

idt selten schönne Ittallietier undt haben noch schlimmere minen, 
sie heßlich sein , aber sie haben ordiuari verstandt. Es muH 
woll etwaß sein, so den himmel hell, wie daß sprich wordt sagt, er 
fiel sonst ein. Wen ich ihn werde gesehen haben, will ich Euch, 
liebe Louise, berichten, wie ich ihn gefunden. Solche leütte ziehen 
ordinarie alles weg; sie müßen ja woll vor ihre mühe undt arbeydt 
bezahlt werden. Weus nur nicht zu grob hergeht undt er ihr ge- 
rniug lest, nach ihrem standt zu leben! Sie hatt 3 kutschen, einen 
hoffmeister, einen stalmeister, dun secretarius, 2 freüllen, eine hoff- 
meisteriu, 2 nagen, einen leüffer undt viel laqnayen, fahrt allezeit 

Iitt zwey kutschen, lielt ihren standt woll. Sie liatl ein klein 
Süllen bey ihr, so Polinninie heist; ich glaub nicht, daß sie 13 
ir alt ist; die ist gar heßlich, sieht auß wie ein affgen; aber 
aß dingeigen hatt viel verstand! undt hatt schon frantzüsch gelernt, 
blauttert braff nndt ist recht jioasirlidi. Die groß ist auch nicht 
schön, aber gar serieux; den daß arme mensch verstehet kein wordt 
tzosch; sie jammert mich. Uußere hertzogin ist schon wider 
;er geworden, seyder I. L. hir sein; aber sie hatt auch gar 
i starekeu husten undt schnupen gehabt. Der meine nimbt, 
lob, täglich ab. Die graftin von Weillbtirg, die Ihr besuchen 
dt gangen, ist sie deß graff Carl, so hir geweßen, fraw mutter 
gemablinr Ich bilde mir ein, daß es die fraw mutter sein 
ß, woillen Ihr von ihrer geheilrahten duchter sprecht. Ich bin 
:ßer graflin meinung, daß die, so weder man noch kinder haben, 
^lüek liebsten sein. Ihr [seid] noch zu jung, umb über Ewer 
:r zu klagen. Wardt *, biß die ßO vorbey sein! Da werdt Ihr 
waß es ist. Aber es wirdt spät, ich muß meine pausse ma- 



?Ihr werdat. 2 Vergl. naoliher den briof f< 







chen. Ich bin lieütto spät ausgestanden, weillen ich gestern spät 
schlaffen gangen. Es war mein großer seh reib lag. Mein söhn kam 
aber zu mir, konte vor (i uiir nicht zu schreiben gelangen, bin also 
erst gegen 12 nach bett, hab also nur heiltte nach der ordenung von 
monsieur Teruy nach halb 8 auffst.ehen können ; liah auch in der 
Bibel geleßen. 2 [capitel] von alten testament, 2 vom neuen undt 
Zpsalmen. Morgen werde ich, üb gott will, eben so viel leßen. Adieu 
biß dießen naclimiltag! Da werde ich dießen brieff gantz außsdirei- 
ben, wirdl also von raisonahler taille werden. 

Sambetag, den 30 November, umb 3 ubr nachmittag. 
Wie ich eben von taffei kommen undt schreiben wolte, bin ich 
enlscblaffeu, undt nun letidt 1 man in die kirch. Ich muß also noch 
eine pausse machen, den es ist heist * ein apostelfest, St Audree. 

Sambatag umb 5 uhr naehfflät&g* 
Da kommen wir auß der kirch , es hatt lang gewehrt. Daß 
wirdt mich doch nicht hindern , völlig auff Ewer liebes schreiben 
zu antworten. Ich war gebliehen, wo Ihr Euch beschwordt, daß 
Ihr keinen strapatz mehr außsteben könt. Es wundert mich nicht, 
daß Ewer baußhalter nicht coarirt mitt 2 docktoron. Hette er nur 
einen bey sich, so sein temperameut woll kent, were mehr hoffuung 
vor ihm; aber uwey docktor seiudt nie einig, also ist es nur* glitt; 
wen mehr, als einer, buy einem krauchen ist, ist mau nur in 
zweyffel , welchen man glauben solle. Ich beklage Euch vou her- 
tzen, den mau verlohren zu haben, so Ewer haußbalter war. 
Ich fürchte, ich werde baldt dieselbe lamantation zu thun [haben] 
wegen deß conseiller d'estat *, monsieur de Foucault'; den er ist 
ist noch gar übel. Dali Ewer haußhalt.er ein par gliißer wein im zoru 
gedruncken, kau ihm nicht [geschadet haben]; contrarie, wen vor 
dießem jemandts erschrocken oder gefallen war, so machte monsieur 
de Polier* einem gleich ein druiick wein* thun, sagte: «Cela ra- 
pelle les esprits.» Also segt Ihr woll, liebe Louise, daß dießes 
kein ursacli ahn Ewers haußhalters todt sein kan. Ach, liebe Louise, 



1 d. h. läutet. 2 ? beute. 3 ? nie. i 

den vorasrgehandeD hrief. 6 Vorgl. die rogister tu 

Polier. 7 den aogooannten falltrank. Vergl. band I, ; 



P. s. 

Birbey kompt eine andtwort von dem gefangenfen 



man stirbt nicht von dießes, noch von jenes; man stirbt, weillen die 
stnndt gekommen; den ich bin woll persuadirt, daß ein jedes seine 
standt gezohlt bau , die man nicht ilberscbreitten kau. Also man 
mag daß leben raüdt sein oder nicht, stirbt man doch kein augeu- 
blick eher, noch spätter '. Ein gar hohes alter ist eine erbärm- 
liche sache*. Ich weiß woll, liebe Louise, daß Ewer wünsch gar 
gutt gemeint ist, undt bin Euch sehr davor obligirt. Wen es 
goües will ist, daß ich noch ienger leben, so wolle ich wünschen, 
[daß ich] Euch auffs wenigste] noch vor meinem endt zu wnß gutt 
sein künte. Hiemiü ist Ew[e]r liebes schreiben völlig beantwortet, 
bleibt mir also nichts mehr ilberig, zu sagen, hertzliebe Louise, alß 
daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 

St Clou den 5 December 1720 (N. 49). 
Hertzall erliebe Louisse, ich habe seyder vergangenen sambstag 
nichts von Euch entpfangen , werde aber heütte auff Ewer liebes 
schreiben vom 19 November, no 91 , andtwortten. Ich bilde mir 
ein, daß man baldt in Teutschland! im schütten wirdt fahren kön- 
nen ; den es schneyet hir heütte so starck, daß es wie ein stareker 
nebel ist, daß man weder himel, [noch] erden sehen kan. Die in 
Englandt oder curiosen hir von der yirintzes von Wallis brieffen 
fürchten vielleicht, daß ich nicht glaube, daß sie unßere brieffe 
leßen; derowegen haben sie mir ein starck zeichen davon geben 
wollen, haben mir zwey paquetten auff riimiahl »i'sr/hk'kt, undt wie 
alle bogen von der printzes chiffrirt* sein, so haben sie die zwey 
9te Matter gantz verlegt von einem zum andern. Ich konte in dem 
ersten nicht begreiffei), waß es war; den das 9te blatt folgte gar 



1180. 





nicht dem ersten vom 8ten, aber wie ich daß zweytte laß, fiel ich 
wieder in denselben ambaras, merekt[e] aber gar baldt, daß ein miß- 
verstand! dabinder stecken muste; derowegen cnderte ich die Mat- 
ter, da fundt ich alles wider nach der ordlmmg. Wen die posten 
den mittwo[cli] abgingen, würde man mirs be rieht haben; den sie 
haben mirs ja gleich sagen laßen, wie die sontag-post geendert hatt. 
Es were mir leydt, wen die donnerstags-post anff den mittwog solle 
gesetzt werden; den dinstag ki'inte ich unmöglich schreiben, weillen 
es mein großer post-[t]ag ist. Aber solte die post donnerstag raor- 
gendts weggehen, so wurdet Ihr nichts dahey verliebr[e]n, den den 
mittwog, nun die hertzogin von Hannover wider hir ist, hab ich 
wenig zu thun deß mitwogs. Ich will noch wider zu der post 
schicken undt fragen laßen , wie es eygendtlieh mitt bestelt nndt 
ob ein tag geendert ist, nndt werde mich darnach richten. Aber 
alle posteu gehen gar unrichtig auß geitz; den weülen der liabern 
th[ejwer ist, so geben sie den postpferden lantter hell; daß macht 
sie so schwach , daß sie nicht mehr renen können. Es ist etwaß 
abscheuliches, wie starck der geitz undt interesse itzunder bir im 
landt regirt; es grnusl einen recht davor. Man hört schir von 
nichts mehr, all! stehlen undt morden. Apropo, der schelm , 
Jude, der den armen Juden Salomon so erbärmlich ermort undt 
seine fraw so anff den todt verwandt, nudt, wie ich Euch letztmabl 
geschrieben, erdapt worden, er hatt erst alles leügenen wollen, aber 
ein klein medgen, eine niepee, so in einer camm[e]r war undt ge- 
sehen, wie es Zugängen mitt der armen tante, hatt den Juden ge- 
kendt. Man hatt ihn mitt andere]n] [kleidern] gehen machen; aber 
daß medgen, wie er sich auch verkleyden wollen undt hint[e]r andere 
leiitte verstecken, hatt ihn allezeit gekendt undt gesagt: -Dießer 
hatt meiue tandte mitt dein haminer geschlagen.» Daß hatt den 
verfluchten Juden so erschreckt, daß er alles gestanden undt auch, 
wie er der Jüdin man ermort undt ihm seinen schönnen demant 
genoliinen. Wie man ihm gefragt, wo der Salomon hinkommen, hatt 
er gestanden, daß er alles gethan. Er ist gestern gerädert worden. 
Es hatt heulte den gantzen tag geschneyet undt gerechnet ' undt 
ist eine feuchte, durchdringende kalte, daß man nicht dauern kan. 
Jedoch so gehe ich bitler ungern hir weg, habe daß hertz ganti 




schwer drüber, alß weD mir ein nnglüek vorstundt '. Es ist schon 
lang, daß es hir eyß gefrirt, undt vor vergangen sanibstag 8 tag 
hatt es zum ersten mahl gesokneyet ; aber der schnee ist ebenso 
wenig liegen blieben , alß nun. Die pest, so zu Marseiile gantz 
auffgehört liatte, hatt ärger, alß nie, wider dort ahngefangen *. In 
Poln solle sie auch abscheulich sein undt auch in Schleßingeu ' ein- 
gerißen. leb bin persuadirt, daß sie in kurtzem in gantz Europa 
sein wirdt. Daß erschreckt mich gar nicht; es wirdt mir nur be- 
gegenen, waß gott der allmächtige über mich vorsehen hatt, Stirb 
ich von der pest, so werde ich nicht von waß änderst sterben. Es 
were kein wunder, wen die pest in Sassen kämme, weillen der ko- 
nig in Poln undt seine leütte es woll auß Poln bringen mögen. 
Ein hitzig lieber, wovon bey tauUende st[ejrben, ist, nielit viel beßer, 
alß eine pest. Wie ich sehe, so ist Ewer hauß hübsch voll ge- 
weßen. Daß habe ich gern vor Euch, den Ihr seydt dran gewohnt; 
aber vor mir wehr es etwaß unteydtliches , wen ich so baußehre 
thun mftate. Ist Rolbheim * den gar nahe bey Franckfort, daß man 
so nachts naußfabren kan? Da muß man die dieb uudt morder 
nicht fürchten, wie zu Paris. Alle gcfängnuß sollen so voller dieb 
undt morder stecken, daß man nicht mehr weiß, wo man mitt hin 
soll. Ich furcht, liebe Louisse, daß die, so gemeint, waß schönes 
zu Betten, mich mitt meinen laperreyen werden außgelacht Italien; 
aber auß politesse haben sie es Euch nicht sagen dürften. Wen 
ich wieder zu Paris sein werde, wirdt man mich auch purgireu mitt 
dem grünen safft. Es ist mir schon gantz selilapies drauff, wie die 
arme Hinderson alß pflegt v.a sagen 6 . Purgireu matt mich ab undt 
macht mich gar nicht frisch. Daß so gar schlimme weiter ist allen 
menschen ungesund!; es ist woll eine beßliebo such timb das ende 
vom herbst undt den wintter. Ich wolte, daß mau den ganU . . . 
Der könig in Euglandt ist gantz gesundt, frisch, undt, waß mich 
noch mehr verwundert, lustig den 22 zu St James ahnkoininen. Gllick- 
seelige gutte nacht, liehe Louise! Biß sanibstag werdt Ihr gar ein 
klein brieffgen von mir bekommen; den den tag, da mau weggeht, 



2 Vergl. den 

i Kfldelheii 

184, band IV, t 




halt man viel zu tbnn, werde Euch doch versiebern können, daß ich 
Euch, liebe Louise, von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth. 
8t Clou den 7 December 1720, urab 6 uhr morgendts (N. 50). 

Hertzall erliebe Louise, da komme ich Euch mitt gar betrübten 
hertzen adieu sagen. Ich hatte gehofft, gestern oder vorgestern 
schreiben von Euch zu bekommen; man spart mirs aber gewiß vor 
morgen , wo ich zwey auff einmahl bekommen werde. Ich weiß 
gantz undt gar nichts neues; mein husten ist vorbey [und] courirt 
Ich gehe aber so betrübt hir weg , daß ich nicht weiß , ob ich die 
büße Parisser lufft woll außstehen werde. Aber man muß sich 
woll in den willen gottes ergebe«; es kan mir doch nichts geschehen, 
alß waß gottes wille ist 1 ; werde also in gottes nahmen in daß be- 
trübte nndt langweillige undt verdrießliche Paris [gehen]. Es 
mir, alß wen ich in ein gefängtiuli müste. Weillcn ich aber heütte 
weder von Ewern lieben schreiben habe, noch, wie schon gesagt, 
nichts neues weiß, so will ich Euch sagen, liebe I.ouisse, wie ich 
dießen tag preteudire zuzubringen. Sobaldt dießer brieff wirdt 
au ßgesch rieben undt pitschirdt sein, werde ich mich ahnziehen, da- 
mit t meine toillette* weggehen mag; hernach werde ich meine 6 
capittel in der Bibel leßen undt ti vor morgen sparen, hernach in 
kirch, umb 12 ahn tatfei, umb 2 in die kutsch nach Paris, leyder. 
Ich werde gleich ins Luxemb[o]urg, von dar zu madame la prin- 
cesse, hernach zum könig; den ich hoffe, daß er wider kommen 
wirdt sein von der hertzogin von Hannover, deren er umb 4 eine 
visaitte geben wirdt. Kan ich hin schon, werde ichs gewiß heütte 
tliun, umb den morgenden lag frey zu haben; wo nicht, so werde 
ich deß königs vissitte vor morgen sparen undt dießen abendt zu 
madame d'Orlean[s] gehen , undt ist heütte ittalliensche comedie, 
werde ich sie in unßeie löge sehen, wo nicht, wie woll sein köute 
wegen der repetition vom opera von Thessöe, so man morgen spiellen 



1 Vergl. band II, a. TU bis 716. 



•, jmtitiscli. 



*)llü - 



Es 19t Über die 2U jähr, daß man es nicht gespilt, ist 



is von den schönsten von Lulli '. Nach der commedie gegen 
9 werde ich mein ey schlucken undt hernach mich aufziehen undt 
nach nett gehen. Daß ist alles, waß Ihr vor dießmahl von mir 
haben werdet. Adieu von St Clou ! Wie ich aber auch sein mag 
undt ich seye trawerig, wie nun, oder beßers humor, so werde ich 
Euch doch allezeit von hertzen lieh behalten, Hebe Louise! 

Elisabeth Charlotte. 



1182. 



spr: 



Paria den 12 December 1720 (N. 51). 
Hertzallerliebe Louise , vorgesteru habe ich zwey von Ewern 
lieben schreiben auff einmahl entpfangen [vom] 23 undt 26 Novem- 
ber, no 92 undt 93, Ich zweyffle nicht, daß es Euch auch so mitt 
den meinen gehen wirdt. Ich will meine andtwort , liebe Louise, 
bey dem frischten ahnfangeu undt daß ander vor übermorgen sparen. 
Aber ehe ich meine antwort ahnfange, will ich Euch verzehlen, wie 
ich die 6 tag zugebracht habe, die ich hir bin. Sambstag aß ich 
zu St Clou mitt meinen damon umb 12 zu mittag; umb 2 uhr setzt 
ich mich in kutsch undt wir fuhren nach Paris; umb 3 kämme ich 
au Luxembourg. Da war schon alles bereydt, den könig zu ent- 
pfangen , den deß könig leibqnarde hatte schon die posten undt 
Bchildwachen placirt undt alle der hertzogin damen wahren in grand 
habit, wie auch madame la princesse mitt ihren damen, den könig 
ahn der kutsch zu empfangen undt wider hin zu bekieyden *, undt 
die hertzogin lag auff ihrem bett. Ich dachte, wen ich gleich zum 
könig führe, würde daß * ich E. * M. noch au[xj Thuillerie ' finden 
würde, also meine visitte kurtz undt gutt machen [könnte]; aber 
wie ich au gnichet' du Louvre kämme, fuhr deß königs erste kutsch 
herauD. Sobaldt der marechal de Villeroy meine kutsch erblickte, 
Keß er deß könig kutsch hart, ahn die meine still halte[n] , sagte, 
daß der könig denselben abendt noch zu mir kommen würde; man 
ach von aUerhandt sachen. Wie der könig wegfuhr, kam ich 



rur dem königo in Saint-Germ 
begleiten. 3 1 führe, daß. 



i (Juinault. Sie wurde iura ersten mal 

o 11 Januar 1675 aufgeführt. 2 d. li 

6 Tuileriei. 8 pforte, thomog. 



I 



358 

liir au Palais-Royal , ging zu madame la duchesse d'Orleans, von 
dar in meine [kammer], wo ich unerhört viel damen fandt. Umb 
halb 5 kam der könig, blieb biß umb 5; umb 5 fuhren I. L. wider 
an Thuillerie undt ich ging miil meinen enckeln in die ittailiensche 
commedie, welche artlich war. Gleich nach der commodie schluckte 
ich mein ey nndt ging gleich drauff zu bett. Sontag ging ich umb 
12 in diu capel mitt meinem söhn; wir hüten zwey Indianer null 
der taüff,'sie entpfingen die b. tauff mitt so großer devotion, daß 
mir die threnen drüber in deu äugen kämmen. Der eine war 20 
uiidt der ander 17 jähr alt, gar ehrliche, feine leütte, wir haben sie 
beyde Carl Philip geheißen; sie seindt vorgestern wider in ihr 
landt, sie seindt aus Ostindien. Gleich nach der tauff bin ich zum 
konig, von dar wider her ahn taffei nndt nach dem eL'en ins closter, 
wo ich die glitte duchesse du Lude gefunden. Nach dem salut bin 
icli wider her, wo ich gar viel vissitten bekommen, madame la du- 
chesse d'Orleans undt alle ihre kinder, madame la princesse, d[i]e 
hertzogin, madame la duchesse undt mademoisclle de Clermont, 
die junge print.zes de Conti undt noch sonst viel leütte, bab vor 8 
nicht ahn mein dnchter ahnfaugen können zu schreiben; also Labe 
ich erst umb 11 nach bett |gehen können], war so müde, daß ich 
nicht [schlafen konnte], den ich bin das blauttern zu St Clou gautz 
entwöhnt [worden]. Montag habe ich morgeudts eine kindttauffe 
gehabt mitt meinem enckel, dem duc de Cbartre[s] , ein roedgeu, 
enckellin von einen meiner caiimiorknccht; mein gevatter undt seine 
Schwestern aßen mitt mir zu mittag. Nach dem eßen rüstet ich 
mich ein, welches ich noch nicht habe tlmn können, seyder ich ahn- 
kommen war. Umb 4 fuhr ich' au Yal-de-Gräce, welches daß große 
closter ist, so die reine mere gestuft, wo tinßere ahtißen von Chelle[s] 
ist. Sie halt wegen ihr closter bey ihrem berrn vatter zu thun; 
den sie sterben hungers. Die vorige abtißin ha« die 3 zukünftige 
jahr[e]n zu sich gezogen, alß nelimblich anno 1719, 20.21.22; also 
sterben die armen rinnen nun hungers. Daß ist woll daß alte 
Sprichwort: -Die kleine dich liengt man undt die großen lest man 
lauffen.» Unßere abtißin sieht bitter übel auß, ist dör ' uudt 
ger worden; ich forcht, sie wird t cin[e] brüst k ran ckheit bekommen. 
Daß wer mir leydt; den sie ist nun gantz raisunabel geworden. 




)instag undt gcsUfin bin ich nicht außgangen; den ich habe den 
grünen safft schlucken müßen ; hatt mich sehr purgirt, aber doch 
nicht gehindert, mitt unßer hertzogin loa Hannover in die com- 
medie zu gehen. Es war «le comte d'Essexs» ' iindt «le deüill* *; Ba- 
ron uiidt di(i Desmarejs] ' spilten so well, daß sie nnß aile in nnßer 
löge die threnen iu den äugen brachten. Uußere hertzogin war sehr 
content von der comedie. Ich muß aber auch mm eine paussc ma- 
i, werde diesen brieff nach dem opera von Thessee außschrei- 
; den gleich nach dem eßen muß ich zur großhertzogin. 



• 



Donnerstag, den 12 December. 
Es ist schon eine glitte halbe stundt, daß ich von der Place- 
Royale kommen bin; wir haben einen großen detonr genohmeu, 
nicht bey la croix du tiroir vorbeyznfahren ; den wie wir 
ußfuhn-n, haben wir a la croix da tiroir einen galgen auffgeriebt 
gefunden. Aber wie executionen gar nicht mein Bach, noch lust 
sein undf. ich sie allezeit ovittire, wo ich kan undt mag, also seindt 
wir gar lang unterwegen geweßeu. Nun kommen die printzessin[en] 
herein, umb mitt mir ins opi>ra zu gcli[c]n, muß also eine pausse ma- 
chen. Es schlegt 1) undt wir kommen auß dem opera. Es ist noch 
nicht gnntz woli eingericht; man muß hoffen, daß es biß sontag 
beßer geben wirdt. Ich komme jetzt auff Ewer liebes schreiben, 
es ist einmahl zeit. Ich hoffe, daß Ihr mitt der ersten post werdt 
Ewer ach reibt« fiel gen , so damasqninirt ist, enlpf'aiigen haben. Die 
printzen von Gutta' seindt die besten kinder von der weit, aber 
weder zu sieden, noch zu bratten. I.enor versichert, daß es nicht 
gntt ist, ihnen bey nahem zu sprechen. Ich habe sie nicht ge- 
rochen; sie haben mich gejammert. Ich habe hir fleißig vor sie 



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„II, 



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galt 8 December 170»;. erstmals Im Hfllel de Bourgogne 
187b »nfifftubn. Mao Terglelobe darober Leasing In der haroborgiseben dl 
maiurgin 22 bis 2'j stuok. Außer Cormlle haben da* tragisebe sobloksal d 
grafen Ks*ei die beides dichter La Calpreoede und Claude Boyer in drain 
bahaudelt. 2 Die kucondie <Le deuil>, to.mi IA62 dargestellt, wird mit b 

stimcr.thpit dem Thomas ••■•",.. . ia gelob rieben , ■■■.%■: sie bei der .■■■■!■.■■„ 
and auch im druck« unter dem unmi'n von Kor] le Broten, siear de Hautcroot 
ungel'Shr flu jähre alt gest. 17DT, erschienen ist. i Vergl. die briete in 

24 Octoborondfl November, oben i. 312. 323. 1 Ootba. Vergl. band IV, s. 33 



360 

solicittirl, wen sie waß bey meinem söhn zu than hatten. Ach, die 
arme printzen hatten ihre bagage in Lotteringen geschickt 
packwagen ist ins waßcr gel'ablen, undt alles, waß Sie gntte kinder 
zu Paris geltaufft hatten, ist alles zu gvnndt gangen undt verdorben 
undt bau ihnen doch viel gelt gekost. Sie seindt klein voi 
alter, Übel gewackscn undt atinckendt. Da schlegt es 10 uhr 
muß nach bett ; den ich bin noch ein wenig matt von meinen zwey 
medecinen , so man mir nach einander geben hatt. Gutte nacht, 
liebe Louise! Ich ambrassire Euch von bertzen undt habe Euch 
allezeit lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



Park den 14 December 1720 (N. 52). 
Hertzallerliebe Louise , wo es mir helUte möglich sein wirdt, 
werde ich auffEwere beyde letzte schreiben [antworten]. Ich sage, 
wie es mir möglich sein wirdt; den Paris ist unieydtlicli mitt allen 
den interuptionen, so einem Mr Überfallen undt atcablireu. Gestern 
bin ich erst uinb 12 nach bett; den ich habe vor 9 abendts nicht 
schreiben [können], undt wen ich klage, das ich viel za schreiben 
habe, aiidtwort man mir: -On vient ces jours la, parce qu'on 
sur de vous trouver dies vous.» Sie dencken aber nicht, wie 
gedultig es einem macht. Also segt ' Ihr woll, liebe Louisse, 
ich recht habe, zu sagen, daß ich auffEwere schreiben andtwortten 
werde, wo es mir möglich ist. Ich war letztmahl ahn Ewer liebes 
schreiben vom 26, no 93, geblieben, wo Ihr verwundert seydt, lieb« 
Louise , daß die köuigin in Poln ' nicht bey ihrer fraw schwiger- 
toebter 8 kindtbett geweßen, Sie hatt ein[e] stareke ent schuldigung, 
den sie kompt nicht mehr auß dem bett, solle auff den todt liegen. 
Aber ehe sie kranck worden, hatt sie, so laug die churprintzes 
schwanger geweßen, nicht einmahl zu ihr geschickt, ihr auch ver 

l d. b. jahet. 2 die gemablin dea kdnigea Friedrich August, Christi« 
Eberhardinn, toehter vun Christian Ernst, markgrafan von Brandenborg-Baireutl 
und seiner ivreiten geraahlio , Sophia Luis« , einer toohter dea barioga Bber- 
hird III, von Wirtemberg. 3 es war die älteste der techtar dea k 

Josef I und «einer gemanlin, Wilhelmine Amslia vun Hanover. Vergl. b« 
a. 33. 279. 



361 

liietten laßen, daß sie nicht zu ihr kommen solle. Also ist es kein 
wnnder, daß man der königin nicht hatt sagen laßen, daß die prin- 
tzes in kiudtsnöhten war. Hieße königin in Poln maß einen wun- 
derlichen köpft" haben, wie man mir sie beschreibt, undt übel er- 
zogen sein worden; den sie weiß gar keine königliche bien-seance 
zu halten. Bey ihrem herrn söhn ', dem churprintzen, muttert sichs 
sehr; den I. L. halten keinen hoff. Unter dem pretext, daß er die 
jagt liebt, ist er allezeit auff dem landt undt, wie man sagt, in gar 
schlimmer geselschafft. Don sambstag kompt er abendts nach hoff, 
sontag hört er die meß undt gleich nach der meß wieder auffs landt. 
Aber ich wolte woll wetten , daß hirunder waß änderst verborgen 
ist, entweder eine metres , oder ein favorit. Ich glaube eher daß 
letzte; den daß solle er braff in Ittallien gelernt haben, undt wen 
dieß laster einmahl eingewurzelt ist, bleibt es lebenslang; daß ist 
gar sicher. Unßer hertzogin von Hannover habe schon vor 8 ta- 
gen mein eonipliment gemacht; es ist aber ein schlegt compliment, 
wen mau uhialtinuttci' wirdt. Ich bin schon uhraltmutter geweßen; 
den roadame la duchesse de L!ery hatt ja zwei printzessinen undt einen 
printzen gehabt. Daß erste medgen undt den printzen, so 3 tag ge- 
lebt, war ein schön kint; man hieß ihn den duc d'Allancou *. Daß 
3 kindt , so auch ein medgen war, habe ich nicht gesehen. Wir 
[waren] daroahlen mitt dem könig zu Rambouillet, wie diß kindt 
anff die weldt kommen undt gestorben. Wen war ist, waß man 
von der printzes von Modene sagt, so wirdt sie woll so baldt nicht 
schwanger werden; man sagt, sie will nicht bey ihrem herrn liegen. 
Sie hatt einen scliwiirisclien, dullen koptf, folgt keinen raht , nur 
ihren sin , so sehr capricieus ist. Man erzieht hir im landt undt 
insonderheit dans la maison royale die printzessiuen so bitter übel, 
daß es ein sebandt ist. Wen man sorg vor ihnen hatt, werden sie 
änderst; den Ihr segt ja wdl, daß die, vor welche ich gesorgt, nicht 
so sein; den man kan nicht heßer mitt seinem herrn leben, alß die 
königin von Rardaignen " mitt ihrem könig undt mein docliter mitt 
ihrem herrn lebt. Aber wen man den kindern sein leben nichts 
sagt, sie von 7 biß 20 jähren gnntz nach ihre» fautaBien leben lest, 

Kerry 



I knrprini Friedrich Angiul, gnWen 7/17 Octobar 



Vergl. übt 




da kan nichts raisonnhels von kommen. Ich habe mein partie ge- 
fast; icli werde mich nicht mehr umb meine hieliige enckeln be- 
kümern, sie mögens machen, wie sie wollen. Mein sohns heüraht 
ist ohne meinen willen geschehen '; ich were also woll ein großer 
narr, wen ich mich über dieß alles (|[u]eelen solle. Ich werde, so 
lang ich leben, mitt ihnen alle[n] woll nndt böfflieb leben, umb frie- 
den zu bebalten, aber damitt gethati; im liberigen lebe ich a nart 
vor mich selber wie ein reichsstattel '. Umb deß duc de Chaitres 
heüraht, noch gemahlin werde ich mich gar nicht bekümern; es 
mag mitt zugehen , wie sie wollen. Ich werde es vielleicht nicht 
erleben'; den ich bin schon gar alt nndt der bub kan noch nicht 
so haldt geheüraht werden, den er ist noch gar delicat undt schwag'. 
Ich glaube, ich habe Euch schon geschrieben , wie daß der köuig 
in Englandt den Tl November in St James ahukommen ist. Seine 
(Ibeiknnti't. ist gar glücklich abgangen. Diebe halt man hir auch 
genung; alle lag hört man von gebeugten undl geradterten. Die 
adtüch dame, so sich unter den dienen gefunden, beweist ihren 
adel schlecht. Hiemitt ist Ewer letztes liebes schreiben völlig be- 
antwortet, kumme jetzt auff daß erste, liebe Louise, vom 2; 
no 92. Ich hoffe, daß man Euch meine brieff endtlich wirdt gt 
geben haben , so noch aalige standen. Alle posten gehen nun nt 
richtig. Der königin von Sardalgnieu paquetten , so ich ordina 
aambstag morgendts bekomme , kommen jetzt erst umb i abend' 
deß montags. Daß von der königin in Spanien, so zu Bajonne is 
schreiben, so ich auch sambstag ahendts bekomme, ist dißmahl erst 
vergangen mitwog ahnkoramen. Die lotteringische post geht 
nicht beller. Suma , alle posten gehen bitter übel , also weitter 
nichts dranff zu sagen. Vom port[e]-lettre will ich nichts mehr 

I Vcrg!. band III , s. 25«. 332, band IV, 8. 22B. Vergl. auoh band I, 
s. 22fl rnilon. 2 d h. oio reich sstad leben. Diese rodonsart hat Elisabeth 

Charlotte schon früher gebraucht. Vergl. band I, s. 85. 317. 3 Elisabeth 

Charlotte starb S Deeomber 1722 und so erlebte sie die verheirathung dee ber- 
zogs von Chartres in der tbat nicht mehr. Eouis d'Orlfans, due de Chartres, 
geb. tu Versailles 4 August 17»3, vermählte sich im jähre 1724 mit der Prin- 
zessin Auguste Maria von Balten. Nach deren 8 August 1728 erfolgtem tude 
iag er sich in die abtei Sainto-Iienevicve zurück, »u er 4 Februar 1752 starb. 
Vorgl. auch den brief vom 4 Januar, üben s. b. Über den horzoj 
Chartres, nachmals herzog von Orleans, vergl. mau E. de Barthclem;, Les ullei 
dn Regent. II, t. 387 bis 396. 4 d. Ii. eohwaeb. 



gen, es ist der mühe niclit «ehrt. Man kau den geist nicht alle- 
zeit in serienssen sagen ' apliciren , 83 muß auch ein wenig Zeit- 
vertreib dahey sein ; sonst™ wirdt man zu mela|n]colisch undt hipo- 
condre, in welchem standt man weder gntt, noch der weit wall nutz 
sein kan. [hr seydt noch in keinem alter, schwach zu werden, 
liebe Louise, noch über Ewer alter zu klagen. Wardt*. bili Ihr 
erst daß meine erreicht! alßden werdet. Ihr den unterschied t spüren. 
Also glaube ich, liebe Louise, daß ein wenig mützsucht mitt unter- 
leüfft; davor müst Ihr Euch hiitten. Wen man brieffe ohne andt- 
worttea [läßt], ist es kein comers mehr, noch conversation. Nun 
muß ieh meine pausse machen; nach der ittallie lisch e commedie 
werde icli dießen briefi' außsi-lireiiieii dießen abendt. 



1 1 



Sambatag, den 14 Deceiuber, unib halb 8 abeodta. 
In dießem augenblick komme ich auß der commedie, liebe 
se, undt ich hoffe, ich werde noch nuff Ewer liebes schreiben 
dtwortten können, ehe ich schlaffen gebe. Ich vergeße nicht. 



lere mich alß 
i wordt niclit 
. . Man muß 
u mb nie iu 
davor , finde 
mein beflttel 



liebe Louise, wen ich waß verspreche; den ich er 
deß toutschejii] sprichwordts: «Ein achelm, der se 
helt,* undt wie ich nicht zum scholmen werden will 
sich in kleiuen saclien iiluinewehnen, wahr zu saclien 
lügen gefunden zu werden; den ich hotte mich sein 
nichts absckeulliges J . Ich habe Euch schon gesagt, du 
gar nicht gelitten in den bugattellen, so ich Euch geschickt; den, 
wie schon gesagt, so ist es über 25 jähr, daß ich es habe. Die 
porte-lettre kosten mir gar nichts, seindt pressenten von nonen. 
Monsieur Laws liatt sich retirirt. Wie es mitt der sudtsee gehet, 
weiß ich noch nicht. Ich göns den so woll , so sich mitt viellem 
nicht vergnügen" laßen, alles zu vcrliehren. Gott verzeye mirs! 
Allein es ist mir eine recht" freüde, wen ich Tiijre, daß karge leütte 
in ihrem geitz betrogen werden. Heulte morgen habe ich Euch 
gesagt, liebe Louise, waß ich von deß kiiiiiys in Ihiglandts ahnkunfft 
veniolimen. Uußerm könig sieht man seinen fall gantz undt gar 
nicht mehr ahn. Es war nicht, daß er mudt war; er wolle auff der 
stiege seinen sainturen a ahnthun; daß machte, daß er nicht sähe, 



i 't ab Kuba ul in her. 





36* 

daß er noch 3 staffeln vor sieh hatte, machte ihn fehl tretten undt 
fahlen. Der crizbisclioff von Cambray ' hatt viel verstandt 
kan man ihm nicht benehmen; aber er ist falsch undt interessirt 
wie der lebendige teuffei '. Itih glaube, ich habe Euch schon ver- 
gangen post bericht, wie ich den bricff von der fürstin von Ussingen 
ahn madame üangeau geschickt. Die chimislen pretteudirei 
alles, wen es durchs fewer verbrendt wirdt, endtlicli zu glaß undt 
cristal wirdt. Mein söhn hatt solche proben hir mitt dem bren- 
glatt von monsieur Tiettenbaußen * gemacht; ich habe es gesehen. 
Alle die, so auß geitz verliehreu, können mich nie jammern. Gut! 
nacht, liebe Louise! leb muß ahn niein dochter noch dießen abendt 
schreiben durch einen expressen , so wider nach Lotteringen mor- 
gen geht. Adieu, liebe Louisse! Reydt vorsichert, daß ich Euch 
von hertzen lieb behalte! 

Elisabeth Charlotte. 



Paris, donnerstag, den 19 December 1720 (N. 53). 
Hertzallerliebe Louise, vergangenen sontag habe ich abermahl 
zwey von Ewern lieben schreiben auf einmahl entpfangen vom 30 
November undt 3 dießes monts, no94 undt 95, werde meine andt- 
wordt bey dem frischten ahnfangen. Es ist woll wahr, daß welter 
undt wege gar schlim nun sein. Daß wetter ist nicht kalt, son- 
dern gar gelinde, aber zu warm vor die jahrszeit; daß kan nicht 
gesandt sein, mögt auch woll ein bößes jähr geben; den wen der 
frost zu spät kompt, schadt er ordinari. Es ist gewiß, liebe Louise, 
datt es allezeit verdrießlich ist, wen die posten fehlen. Mein husten 
ist, gott seye danck, längst vorbey, wie Ihr auß meinen schreiben 
ersehen werdet , undt außer daß mir der kopff ein wenig schwer 
ist von der Parisser lufft , sonsten befinde ich mich uun sehr 
Ich weiß nicht, ob ich Euch vergangenen sambstag gesagt, daß 
monsieur Laws weg ist, umb nicht wider zu komen. Er ist auff 
eines von seinen güttern, welches er gekaufft, l> meill von hir, \ 
er rechnung thun solle, welches, wie mau sagt, schlegt hergehen 



solle. leb wolte wetten , daß or endtlich gar durchgehen wird, 
raitt bülff von moosiour lc Aue, welcher ibn schon incognito be- 
xueht hau'. Gestern ist daß gaotzo parlcmeut wieder in Paris 



. Üb» I.awe letite ■ 



lull.' . 



o 17 Jol 



- U« p 



beliebtet A. Kortael in 
. »So. SSI folgendes; 
oh ...... ..;... ... : 



genminuen. Et wurde jelst am lu.-i-tori tun denen verfolgt und lerlaüen, deren 
reichlbuiu er begründet, wler d.e er mil «ul-halnn und gefallig heilen über- 
•ehaltet hatte. Die Miseieeippieas waudteo ibin langsi den rUokBD m. nie flüch- 
teten and bauten Ibn. Auch das geeindel dee uofea, da« vnr ihm und «einer 
ramilie hllndiach gewedelt, lerlleö ibn Im Unglücke. Der beraog von Orleans, 
eigentliob ein mann ohne bau or..l ohne lleba, de"-» uugedold , dessen leiebt- 
•inn, dessen nlltiOr au aebr auf den übereilten lauf det operatlnoeo ge*irkt, 



•dar oradlt bia an die wnnel ier>tdrt , daa sialetn verniebtet, eelbsi das ter- 
trommert morden, wae die aebopfongen Laxe grußea nnd gutes besauen," fahre 
er ». a. o. a. 566 bia >GB fürt. «Law haue an der tersWning aeiaea werkea 
keinen attbeil geoinu'uen Öobon eelt «rei monalen hatte er daa l'alaia-Hujal 
veilaßeo und eich mit Ordnung ■•'in^r e gem.n augnkgenheiten he-ohofligt. Ei 
bot den regeuteu an, «ic- aus Fr-inkreicu in eotfnnivn nnd alle seine großen, 
ralebon landgnter, die er ans Refill ligheil- , udei um <-iob aredil in geben, ge- 



i:.| , K i., 



K W 



Still, 



It den ..,_■...,, 
Belen gegen Law 



hPfll^-iBl 



IDa.lig. 



I'.lk'i 



■am •■■■■■.-,■ 



reiste La« am 14 December 1720 naob »einem in der nah» von Pari» gelegenen 
landgate (iuererosnde ab. Meine dringenden Vorstellungen ion hier aus entriüen 
endlich ileui regenien einen pass , den ihru der graf von l.ess-' mit einigen lei- 
uhen der gnnst Ubornrdcbte. Der benug »on Boorbon eeblekte ihm tugleiob 
■einen wagen und eeiuen jagdeapitain, dar ibn am 7 Deoember naeb Valenoienoea 
escortierte. l>or ooromandanl dieaoa ortea gieng lange mit siob tu ratbe, ob er 
nkbt den fluchtigen trott aeinea pawea feetn eumeo tollte, womit er gewis dam 



kommen. DifiDe zwey Zeitungen geben eine große frefide in (ließer 

regeoten einen achleahteu dienst geleistet haben würde. So verließ dar be- 
rühmte Schotte Frankreich, das er glücklich machen wollte und das ihn II 

ilnige lunisdoi und wenige kostbarkeiten 

gl einige steine verkaufen minie, am seine 



befand. Sem 



nächster weg gieng nac 



kommen, 


um dort die Verwaltung der finunta 


hatte Law dem Mar, bei dessen anwesenheit 


sproehen 


Rußland «o bereichern , nachdem 


haben wU 


de. Law nahm indessen , von se 


lächeln M 


nei glllokeä kalt auf und konnte sie 


tu errich 


eu , die so nahe an Sibirien lagen 


theilunger. 


Ober La* J. 58o bis 687 folgende 


manu, an 


dessen natnen sich dieses kune, 


gessbiclitc 


Frankreichs knüpft? John La« c 


Venedig 


u ertragen. Die armuth , in der e 


nage, mit 


der ihn Dubois verfolgte, um der s 


unglUoklie 


be in Sicherheit gebracht haben eol 


regenten 


nd forderte für sioh und seine fam 



bank.et 


81 waren naohge- 


ter Peter 


des großen von 


hatte; e 


überbrachte ihm 


wurde, n 


ich Petersburg in 


hernehme 


. Wahrscheinlich 


kreieh im 


jähre 1717, tot- 




lücklioh gemacht 


alle beta 


bl, dieses leine 


entsohlie 


en, ii na nlsjst eine 


Kortr.ol 


chliel!t «eine mit- 


1 -Wie 


ondete aber jener 


rhängnisv 


olle drama in der 


ß sieb, 


sein Schicksal lu 



einen theil wenigstens lies 



daß die compagnio 


die seine gUtei übernoni 


der (lausende an ge 


alt und auslagen schulde 


befriedigte. Auch 


iiese ferderutig tbat er 


wahrte Law die ne 


gung, plane lat beglllcku 



sieht oder eine antwort erfuhren. Um den Mangel von sioh 1U halten, 
Law seine Zuflucht wider mm spiel nehmen [durch den er ehedem in 
jugend grolie summen gewonnen]. Dieser erwertmweig, der zu Venedig i 
War, verringerte keineswegs die itchtnng, iu dar sein Schicksal und seine Über- 



statt. Weilte gntt, daß es auch den haß benehmen künte, so man 
gegen meinen armen söhn hau ! Doch ist mousieur le duc noch 
ärger gebast , alß mein söhn. Aber da bekümmere ich mich gar 
wenig umb. Gott gebe mir nur, daß ich rubc inög vor meinen 
söhn bekommen undt nicht allezeit in den verdrießlichen sorgen 
aß man ihn assasiuiren mögte, wozu die Frantzoßen sehr ge- 
ein, also daß man woll mitt recht zu förehten hau! Von 
i husten werde ich nichts mehr sagen. Die hertzogin von 
Hannover wirdt heütte zur ader laßen. Sevder I. L. hir sein, ha- 
ben sie stareke mygraineii. Ich glaiihe aber nicht, daß es ihr woll 
bekommen wirdt; den madume lu duchesse d'Orleans ist nicht beßer 
davon. Sehonnen tiiut auch nicht viel zum husten ; es muß seine 
zeit haben. Sieh warm halten, ist, wall man ahm besten tliun [kann], 
umb den husten nicht ärger zu machen, aber vergehen ist nur, wen 
die zeit vorbey ist. Hir seiudt meine kleine cammern so warm 
ohne feiler, daß ich drin schwitze, wen man die lichter abnzündt. 
I. G. s. der churfurst, unßer herr vatter, logirte, wahren 1 zuFride- 
richsburg im ersten pavillon logirt , ich im 2ten undt mein bruder 
s. im tritten pavillon. Ewer fraw mutter war in dem schwedischen 
hauß s . Es ging eine höltzerne trepe von I. G. s. retirade in daß 
schwedisch hauß durch eine gallerie, undt es war noch ein steinern 
hauß, daß Mit ahm schwedischen höltzern hauß, da logirteft] Ihr 
kinder alle. Also segt Ihr woli, liebe Lonisse, daß ich mich daß 
gantze Fridrichsburg gar woll erinere. Ich bin gantz daß contrarie 
von Euch, liebe Louisse! Die kälte ist nur gantz unerträglich', undt 



a gegner nöthigte. Law s 
letiten angenblicken atell 



ins ,!;,■ , 



wiegen Je Persönlichkeit auch Bein 
biiltniesen im Mai 1TÜ9. In den 
sisulie gesandte (lergjr oin, am ih 
gr D Ba agioteur, clor die weit für 

ein henogtbuiD, in der allen weite landguter besaß, durch dessen häade die 
schilt in einer nation gerollt waren, hinterließ seiner faiujlie einige gemitlde und 

wenn er seine »uflucht mm leihhanac nehmen muste. Die mutter seiner kinder 
sah spater Voltaire in tiefer armuth m Brüssel sterben. - 

1 ? vater, war. 2 Vergl. band II, s. 142, band III, s, 444. 3 Vergl. 
band I, s. 252: -ich fürchte die killte unerhört,. Band II, s. 54: -Frejlioh 
haben wir absabeuliohe hiUe hir ausgestanden; allein daß heiße wotter ist mir, 
so dick ich euch imer sein mag, viel gesundter, M daß kalte wetter, stehe 







die hitze, so groß sie auch sein mag, bekompt mir allezeit woll. 
So lang man lebt, halt man hitze von nöbten: nichts ist kälter, alß 
der todt. Ihr werdet auß meinen brieffen ersehen , wie daß ich 
deß königs in Englandts ahnkunfft in Londen (erfahren habe]. Die 
printzes von Wallis sagt in ihrem letzten schreiben vom 1/12 dießes 
monts-, daß sie die pest in Kriglandt gar nicht melir fürchten: in Pro- 
vence ist sie noch gar starck, leyder ' ; precantionen mitt den betten 
seindt gar gutt. Ich finde nicht, liebe Louisse, daß Ibr heßlich 
schrieben; ob die feder ein wenig gröber, alß ordinari, geweßen, 
ist doch Ewere scbrieffi nicht undeutlich , nndt mehr begehre ich 
nicht. Ich schiime mich, wen ich Euch so schon schreiben sehe 
nndt ich so heßlich schreibe, weillen wir ja selbigen schreibmeister 
gehabt liabcn *. Caroline batt ihre frnntzosche sebriefft so perfeet 
nie die meine, daß, wen ich von ihren überscbrifTten auff meiner 
taffei ließ, fragten mich die, so meine handt hir kenen, warumb ii 
ahn mir seibor schreibe ; hatt mich offt lachen machen'. Ich habe 
mein leben keine feder schneiden lernen können, welches mir i 
leydt ist; den ich habe nur einen von meinen lefltlen, so sie nach 
meinem sin schneiden kan. Zu allem glück ist er viel jünger, alß 
ich, hoffe ihn also biß ahns ende zu behalten; er ist mein cammer- 
knecht geweßen , batt die Charge von port[e]-mauteau * gekaufft. 
Sein vatter war mein pastetten-becker, hatte auch noch eine charge 
de quartier in der fouriere 6 . Ich kan nicht leyden, wen man 
albere possen in der religio« vorbringt; ich laße es nicht unbeant- 
wortet*. Aber nun muß ich meine pausse machen. Nach dem eßeu 
werde ich vollende außschreiben. 

Donn[e|rstag, den 13 Deeember, uuib '/« auff 3 nachmittags. 
loh hoffe, noch ehe ich zur groüliertzofjin werde, auff lvver 

es belW auß.» ß. 25B: «Daß warme weiter inoomodirt mlsh nia, nndt so beiC 
die son auch sein mag, raftoht sie mir kein kopffweha.- 8. 261: <Sah*iti 
bekotnpf mir woll.. 

I Vergl. don brit-f vom 6 Deeember, oben ■-. 355. 1 Vergl. band II, 

s. 7B. 124. 262. 268. 2S4. 296. 3T2 4*8. 622, band III , s. 12B. 
band IV, a. 156. 177. Daß eleu Kllsabetb Chatlutte mit dem artheil Über ihr* 
eigene hundsohrift unrecht (but. habe iah sahen in den anmorkongen M band II, 
a. 25B und 372 bemerkt S Vera;!, band 11. a. 2»*. 448, bnad IV, h. 16*. 

177. i mantel-trager. 6 founiere, boltmnt. hnlihof. fl Vergl. band I, 

I. 129, 430. 



369 

liebes schreiben zu andtwortten. Wen ich die warheit sagen solle, 
so bin ich, wie der apostel Paulas sagt 1 , weder apol[l]isch, noch 
paulisch, noch kephisch, weder reformirt, catholisch, noch lutherisch, 
sondern ich werde, so viel mir möglich ist, eine recht[e] Christin 
sein undt darauf! leben undt sterben; daß ist, liebe Louise, meine 
recht gedancken. Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen undt 
verbleibe allezeit auf meine[n] meinungen, also behalte ich Euch von 
hertzen lieb. 

Elisabeth Charlotte. 

Donnerstag, den 19 December, umb 9 abendts. 

Ich komme jetz[t] eben auff* dem opera mitt meinen enckelen, 
2 printzessin[nen], mademoiselle de Clermon[t] undt mademoiselle de la 
Rochesurion 8 undt mein cammer ist so voller leütte, daß ich mich 
nicht regen kan. Also , liebe Louise , [will ich] nur in großer eyll 
sagen, daß ich hir auff meiner taffei Ewer paquet gefunden sambt 
die magnifique goltene medaille; bin im ahnfang recht drüber er- 
schrocken, habe gefurcht, Ihr würdet Euch ruinirt haben, habe also 
Ewern lieben brieff geschwindt überleßen, bin recht soulagirt, daß 
Ihr es nicht gekaufft. Sage Euch recht von hertzen danck davor; 
habe es gar schön undt woll gepregt gefunden undt gleich zu mei- 
nen modernen goltenen medaillen gethan. Biß sambstag werde ich 
weytter dancken, hertzliebe Louise! 



1185. 

Paris den 21 December 1720 (N. 54). " 

Hertzallerliebe Louise, ich weiß nicht, ob ich heütte auff Ewere 
beyde liebe schreiben werde andtwortten können; den ich habe 
heütte gar viel zu thun. Gleich nach dem eßen werde ich au Yal- 
de-Gräce, unßer abtißin von Chelle[s] adieu zu sagen, welche biß 
montag, alß übermorgen, wider in ihr closter wirdt. Hernach werde 



1 Vergl. 1 Kor. 1, 12 f. Joh. 1, 42. Elisabeth Charlotte hat dasselbe 
schon in einem briefe vom jähre 1715, band II, s. 662, ausgesprochen. 
2 ? aus. 3 Roche-sur-Yon. 

Elisabeth Charlotte. 24 



370 

ich zu unter hertzogiu von Hannover, umb zu sehen, wie sie sich 
nach ihrer aderlaß befindt; hernach norde ich wider her undt unßere 
junge prinlzessiu in die ittalliensche commedie führen. Untere 
arme kinder im hauß dörffen nicht ohne mich ins opera. Ich weiß 
nicht, waß vor eine fantesie madame la dachesse d'Orleans hirin 
hatt. Ich habe es meiner dociiter nie gewehrt , mitt ihren hoff- 
meisterinen undt sonst gescheyde damen ins opera oder commedie 
zu gehen; daß seindt inocente sagen 1 , so weder gott, noch men- 
schen schaden bannen. Aber in allen andern sachen lest sie ihnen 
den zügel gantz schießen undt daß deüclit gar nichis ; aber ea ist 
ihre sache. Last unß von waß änderst reden! Ich kome auffEwer 
schreiben vom 30 November, no 94. Da sehe [ich], daß die post 
nun gantz resolvirt ist, Euch allezeit meine schreiben, liebe Louise, 
2 undt 2 auff einmahl zu geben; aber so Sachen sein nicht zu 
dem, also nichts dranff zu sagen. Weu die post wolte, könten 
nnßere briefie allezeit in 7 tagen überkommen; aber daß gefeit 
ihnen nicht. Von meinem hosten undt schnupeu werde ich nichts 
mehr sagen; daß ist, gott lob, vorbey; werde hir zu Paris woll 
baldt wider einen bekommen; den Paris ist mir gar nicht gesundt', 
entpfinde es mehr, alß ichs mir mereken laßen, den ich muß woll 
hir sein, also nur gedult haben. Alle nacht regnets. Ich fürchte, 
das daß so gar samfite undt wanne weiter wir[d] thewer bezahlt 
undt eingedruckt wirdt weiden undt daß gegen Ostern alles ver- 
frieren wirdt; undt ein schlim jähr hatt man gar nicht von uöhten, 
alles ist ellendt genung ohne daß. Dali macht, daß alles trawerig 
undt langwcillig ist; den alle menschen klagen hir, dießer den 
lust seines gelts, jenuer sein[ejr gesundllicit. Suma, man hört nichts, 
alß klagen überall, undt nichts ist langwelliger. Daß ist schlimmer 
vor daß miltz , alß daß Wetter. Ihr führt tiu gar zu langweilliges 
leben, umb nicht ein wenig miltzsüchtig zu werden. Waß solle ich 
Euch sagen ? Ewer leben ist glitt vor den himmel , aber voi 
weit undt die gesuudtheit deucht es gantz undt gar nicht. Ich 
glaube woll, daß Ihr nicht ohne ursach trawerig seydt, liebe Louise! 
Aber wen mau ein wenig miltzsüchtig ist, so macht es, daß einem 
die trawerige sachen noch viel traweriger vorkommen. 



b. Sachen. 2 Vergl. don brief Tom 4 , 

. 4B9, band If, b. 707, bnnd IV, u. 384, 



371 

Sambetag, den 21 December, umb 7 abendts. 
In dießem augenblick komme ich anß der ittallienscben com- 
medie, welche ich in der helffte mitt recht betrübten hertzen quit- 
tirt habe ; den man ist mir sagen kommen, daß unßere großhertzogin 
auff den todt ligt *. Ich bin noch vorgestern bey I. L. geweßen, 
habe sie gar woll nndt lastig verlaßen, sähe recht woll anß ; gestern 
tolle sie auch noch gantz woll gewest sein. Da kompt ein[e]r von 
ihren valet de pied; der sagt, daß die großhertzogin wider beßer 
ist. Ich kan aber nicht glauben, daß I. L. sich dießmahl Baiviren 
mögen. Es macht mich gantz (rawerig, will von waß änderst re- 
den. - Ich komme wieder, wo ich heütte morgen geblieben war, 
wie ich mich habe ahnziehen müßen. Wir wahren ahn die miltz- 
ßüchtige leütte geblieben. Ich bin itzunder, alß wen ich miltzsüchtig 
were, gantz trawerig. Es ist mir heb, liebe Louise, daß die da- 
masquinnirte schreibtaffel Euch ahngenehm geweßen. Ihr habt viel- 
leicht ni[c]ht in acht genohmen , daß die spitz von dem griffel sich 
heraußziehen lest nndt ein crayon von bleyweiß drin; den ich laß 
es mitt fleiß so machen, den mich deucht, daß man gemachlicher 
liest, waß man geschrieben, wens mitt bleyweiß ist, alß mitt der 
goltenen spitz vom griffel. Ich habe Euch, liebe Louise, dieße 
tabletten nur geschickt, weillen Ihr mir gesagt, liebe Louise, daß 
dieße arbeydt zu Franckforth nicht gemein seye. Ihr wist nun, 
liebe Louise, daß ich wider gantz gesandt bin, gottlob! Ich bin heütte 
bey unßer hertzogin von Hannover geweßen, die befiodt sich gar 
woll von ihrer aderläß. Ich habe, gott lob, mein tag keine attaque 
vom potagram gehabt; aber meine groß fraw mutter, die landt- 
graffin von Hessen, ist dran gestorben, were also kein miracle, wen 
ichs bekämme. Wen man mich rahts gefragt hette, muß ich ge- 
stehen, daß ich nicht gerahten hette, daß landtgraff Max solte heu- 
rahten ; den so viel abgetheilte herrn, daß verdirbt die heüßer undt 
macht arme fursten. Den gräffinen von Zoetern habe ich Ewern 
brieff geschickt. Sie haben mir sagen laßen , sie wollen mir die 
andtwortt selber bringen, seindt aber noch nicht kommen. Es ist 
schon woll 14 tag, daß mir die printzes von Wallis bericht, daß die 
graffin von Degenfeit eine dochter bekommen. Ich habe Euch aber, 
liebe Louise, kein compliment drauff gemacht, noch mich mitt Euch 

1 VergL den folgenden briet 

24* 






372 

drüber erfrcwct; den ein unglücklich motgen ist der mühe uicbt 
wehrt; doch erfrewe ich mich mitt Euch, liebe Louise, daß es * 
abgcloffen undt sie sich woll dabey befundt. Meine intention iaht, 
heulte noch auff Ewer frischt ea liebes schreiben zu antwortten v 
7 dießes monts, no 96. Aber ich bin lieutte zu trawerig, umb mi 
zu schreiben können. Ich habe unßere großhertzogin anff dem i 
gen; siehatt meinen pagen geltend t, so ich hingeschickt hatte, h 
ihm gesagt, sie dancke mir undt were beßer. Adien, hertzallcr- 
iiebe Louise! Ich ambrassire Euch von kertzen undt behalte Eüc 
all mein lebeii hertzlich lieb. 

Elisabeth Charlotte. 



1166. 
Paris den 26 December 1720 (N. 55). 
Hertzall erliebe Louise, vergangenen sontag, alß ich auß dei 
Carm e litte n-closter kommen, habe ich Ewer liebes sehreiben vom 
10 dießes raonts, no 97, entpfangen. Ich habe zwar noch eines 
von Ewern lieben schreiben , so ich noch nicht babe beantwortten 
können , vom 7 , no 96. Daß wolte ich heulte auch gern beant- 
worten, kan aber nicht versprechen, daß solches geschehen wirdt; 
den liir zu Paris kau mau niclit thuu, waß man gern wolte. Gestern 
war ich so erschrecklich müde von allen devotion[enJ. Ich war 3 
stundt in der kirch geweßen undt nachmittags 2 sluudt im closter. 
Meine knie seindt schmertzkafft undt der grampff in den lenden, 
den ick vor etlichen monat gehabt ', ist mir wieder kommen; habe 
also gestern viel dran gelitten, bin umb a /i auff 10 zu betl, umb 
3 wacker [geworden], Weilleu es aber zu frühe war, auffzustehen, 
bin ich wider entscblaffen undt erst umb halb 7 erwacht nndt, nach- 
dem ick gebett, ausgestanden; babe mir meine lenden braff mitt 
pomade divine schmieren laßen. Daß benimbt mir die schmertzen; 
aber ich kan mich doch nicht bücken, muß steuff dahergehen. Dießen 
morgen werde ich nicht viel schreiben, muß mich eine stundt eher 
abuziehen, alß ordiuarie; den ich muß umb zwölften heütte in kirch 
aujx] Jacobin[s]. Daß ist eine gar alte gewohuheit noch von 49 
jahren her, würde die arme[n] za sehr betrüben, wen ich nicht 



hinginge. Nach dem eßen werde ich zur großhertzogin , welche a 
ta Plaee-Royale logirt, welches weit vom Palais-Royal ist, werde 
also späht wider kommen. Alle der hertzogin leütto glauben, daß 
sie über den graben' ist; ich furcht aber sehr, daß sie sich be- 
triegen; den sie hatt noch alle tag ein fieber mitt frost undt daß 
deucht nichts , wen man ilbfer] 75 ist, wie I. L. sein. Ich furcht 
also, daß es ein schlim endt nehmen wirdt. Ich werde Euch dießen 
abendt sagen , wie ich sie gefunden. Gott bewahre mich vor ein 
trawerig spectacle , so leicht geschehen könte! Aber ich komme 
auff Ew[e]r liebes schreiben. Es ist noch beßer, daß Ihr zwey auff 
einmahl von mir bekompt , alß wen sie verlohren würden, liebe 
Louise! Husten undt schnupen hin ich schon lengst loß. Zu St Clou 
bin ich courirt, Pariser lufft würde mich nicht courirt [haben] ; 
tnein[e] lendenschmerteen werden schon lenger undt seindt starcker, 
alß sie vor 4 mont zu St Clou geweßen. Ich bin eben wie ma 
tante, unßer liebe churfürstin s., fain nicht gern beklagt*. Angstiget 
Euch nicht über mein lendenwehe! Daß wirdt schon wider ver- 
gehen. Es hindert mich ahn nichts, alß mich zu bücken undt meine 
strümpff morgendts ahnzuziehen, wie ich gewohnt bin, zu thnn; den 
je weniger ich mitt cammermagten zu thun habe, je lieber es mir 
ist, bin gern allein. Die gutte Parisser haben mir große frei! de 
Über meiner ahnkunfft bezeuget". Weillen es ihnen so lieh ist, bin 
ich aneh kommen, sonsten bette mich wo!l nichts auß St Cloo ge- 
bracht. Könte ich jemandta dinnen, oder den Parissern zu etwaß 
gutt sein, wolte ich mich von hertzen dazu amploiren. Aber daß 
ist weder in meiner macht, noch gcwalt; dancke gott alle tag, die 
resolution gefast zu haben, mich in gar nichts zu mischen, insonder- 
heit waß die regierung betrifft. Ich glaube, ich were schon todt, 
1 ich mich drinen gemischt hette; den ich bin gantz natürlich, 
iir, vor waß ich mich interessire , erschrecklich zq hertzen 
undt daß schadt mir gleich ahn meinem miltz. Wen ich 
den großen damen bir erlauben wolte, ohngekleydt zu mir zu 
kommen, würde ich taglich viel leütte haben; aber daß steht 



. 40ß, bnnd U, i 



18 Juli, 10 und 15 Auguat, 28 Nur 






mir gar nicht ahn, bin dießer fumilliaritet nicht gewohnt, wie die 
dncliesse d'Orleans, will lieber der geselschafft entbehren, welche 
mir doch mehr mühe , alß frellde , [macht]. Daß fing schon ein 
wenig ahn zu unßers s. küuig zeitten. I. M. sagten zu [mir]: «Wie 
werdt Ihrs zu Paris machen? Wen Ihr die damen nicht in robe 
de cltambre leydeu wolt, wirdt niemandts zu Euch kommen. > Ich 
sagte: «Monsieur, j'aime mieux n'nvoir pas ces James, que de les 
voir en ne me rendant pas ce tju'elle[s] me doivent.» Der künig 
sagte : «Vous aves grande raison , madarae ! Je vonderois , quo 
madnme d'Orleans pensa[t] comme vons, mais son horible paresse 
l'en empeche '.> Also erhalte ich, wall deß künigs aprobation war. 
Der großhertzogin krankheit undt nnßer abtißin hirsein, wie auch 
die Christfest haben mich verhindert, unßere bertzogin von Han- 
nover so offt zu sehen , alß ich es gewünscht hette. Sie ist auch 
ein wenig kranck geweßen, iiatt zur »der gelaßen. Unßere ckur- 
fürstin s. hau mir all lengst die historie geschrieben von dem ittal- 
lienschen secretarie *. Er hette vor 8 tagen scliir den balß ge- 
brochen, ist eine stiege herunder geburtzelt, daß man ihn halt 
mUßon zur ader laßen. Gott verzeye mirs! Ich habe geglaubt, daß 
der schrecken, so unßere bertzogin hirüber gehabt, ehefr] ihr ader- 
läß verursachet, alß keine andere kranckheit. Den es war den- 
selben tag, wie ich es erfahren, ist", daß die bertzogin mitt mir 
ins opera Bolte, undt ich habe eine löge vor ihre leütte bey der 
meinen bestelt. Wie sie aber wegen [der] aderläß nicht kommen 
kont[e] *, seindt doch ihre lefltte [gekommen], undt alß ich sie ge- 
fragt, warumb der secretarie nicht mittkommen wehre , haben sie 
mir seinen fall verzehlt. Sonste,n hette ich [es] nicht erfahren. Ich 
habe ihn mein leben nicht gesehen, habe rechte curiositet, ihn zu 
sehen. Wie man mir ihn beschreibt, solle er gar heOIich sein. 
Kan ich ihn zu sehen bekommen , werde ich Eilch , liebe Louisse, 
berichten, wie ich ihn gefunden habe. So eine suche kan ich obn- 
möglich begreiffen undt ein manage de cons[c]iense B were gar nicht 
nach meinem schmuck, wie die Gibson * alß pflegte, zu sagen. Ich 

1 Vergl. die briete vom 25 April, 9 und 33 Mai und 2 November, oben 
i. 134. Hl. ISS. 322. 2 Vafgl. doa brief vom 30 November, oben t. SSO. SM, 
3 '(erfuhren, dal). 4 Vergl. Jon vurtiDr gehen Jon liriof, oben s. 371. 5 Vargl. 
den brief vom 30 November, oben s. 350. 6 Von der katumerjungfer Hib;on 
in Ilanovcr hoilit es bund II, 9. SOS: «Dio war eine Engländerin undt sprich 



375 

kan mir nicht einbilden, daß ein manage de cons[e]icnce keine Sünde 
ist, indem es gar zu große ärgernaß gibt. Unßere bertzogin undt 
ihre fraw dochter, die keyßerin, haben beyde recht. Die schmink 
hatt die bertzogin von ihrer fraw mutter gelehrnt ', die hatte alle- 
zeit weiß undt* rodt. Rodt liclt man hir im landt vor keinen 
schminck, aber woll daß weiße , ist aber aucli sehr gemein hir im 
landt. Aber, liebe Louise, nun maß ich meine pausse machen undt 
mich ahnziehen; den es ist nahe bey 11 nhr, undt wie ich Euch 
schon gesagt, so muß ich in kireh an[x] Jacobin [s]. Ich [weiß] 
nicht, ob die printzes palatine gantz liir im landt erzogen worden; 
ich glaube, daß sie in Ittallien gebühren ist. 

Donnerstag, umb 2 uhr nachmittags nndt ein viert[e)l. 
Es ist eine gulte viertelstundt, daß ich von taffei kommen bin, 
wo ich viel lcütte gehabt. Der kopffist mir gar tonrmellich davon, 
daß ich nicht mitt ruhen habe eßen können, sondern allezeit habe 
sprechen maßen. Mein gott, wie ist einer hir geplagt! Man hatt 
weder rast, noch ruhe. Ich hoffe, doch noch meinen brieff außzu- 
Bchreiben, ehe meine kutschen kommen, umb zu der großhertzogin 
zu fahren. Ich war heütte morgen geblieben, wir wahren ahn dem 
schmink geblieben, so so gar gemein hir im landt ist, finde es 
wüst nndt eckellinfft. Waß meinen bruder seeligeu ahm meisten 
ahn nnßero bertzogin von Hanovev ärgerte,' war, daß sie gar deli- 
catte sekin; sagtje] mir gar possirlich: «Ey, Schwester, were daß 
mensch meine fraw worden, liettc ich sie, nur umb sie ahnznrühren, 
in stücken gebrochen;* den er meinte, stareker zu sein, alß Her- 
cules. Auß meinem letzten*, wo ich Ewer schönne goltene me- 
daille entpfangen, hab ich Euch, liebe Louise, gleich gedanckt undt 
thue es nochmabl von hertzen. Sie ist über die maßen schön, ist 
recht admirirt worden hir. Aber da seindt meine kutschen. Wie 
ich wider von der großhertzogin gekommen, habe ich Ewer liebes 
schreiben vom 14, no 98, zu recht entpfangen mitt den kleinen 
silbern gegoßeuen medailleu , wovor ich Euch sehr dancke , liebe 
Louisse ! Ich glaube , daß sie zu Hanry 4 zeitten gegoßen. Ich 

gif Übel Teiilsob.> Eine ergal/.licha probe von diesem Deutsah ist ebendaielbst 
nütgelneilt. 

1 Vergl. äeD btief vom 30 November, oben i. 360, 2 7 Änf Euer 

lotitoa schreiben. 




376 

habe nicht schreiben können, wie ich von der Place-Royale kom- 
men; den mademoiselle de Glermont nndt mademoiselle de la 
Rochesurion * seindt kommen , nmb mitt mir ins opera zu gehen. 
Ewere müntz von pfaltzgraff Johan Cassemir* habe ich gewiß nicht 
entpfangen; ich hette Euch sonsten davor gedanck[f|, liebe Louise, 
wie Ihr woll gedencken könt. Ich weiß den herrn von Degenfeit, 
so in Schweden ist, recht danck, Euch so zwey schönne medaille[n] 
geschickt [zu haben]. Ihr beraubt Euch aber eines davon, nmb 
mirs zu geben; daß jammert mich recht. Dieße medaille ist desto 
rarer, daß nichts in gantz Franckreich jetzt rarer ist, alß golt. Der 
könig in Schweden 8 , liebe Louise, scheindt mir gar ein gutter herr 
zu sein. Ewer pressent , wie Ihr segt , ist magnifiquer , alß Ihr 
Selbsten meint. Ich muß enden; den es schlegt 10, ich muß nach 
bett. Biß sambstag hoffe ich Euch lenger zu entreteniren , aber 
vor dießmahl [will ich] nur sagen, daß ich Euch von hertzen lieb 
behalte. 

Elisabeth Charlotte. 



1187. 

Paris den 28 December 1720 (N. 56). 
Hertzallerliebe Louise , ich komme heütte wider auff [Euer] 
liebes schreiben von 7,*no 96, wo ich vorgestern geblieben war, 
nehmblich ahm 9ten blatt, wo Ihr mir verzehlt, wie gnädig der 
könig in Schweden Ewer compliment ahngenohmen. Alle menschen 
loben dießen könig wegen seiner gutte undt sanfftmuht. Wie kömpts, 
daß Ewer vetter, der herr von Degenfeit, nicht bey dem könig in 
Schweden bleibt, da er so in gnaden ist? Wollen die Schweden 
vielleicht keine frembten leyden? Ich gestehe, ich höre nicht gern, 
wen cadetten 4 von fürstlichen hetißern sich heürahten ; den daß 
macht alß abgetheilte herrn undt bludtsarme fürsten. Ein wunder- 
lich pressent deucht mich ein indianischen printz undt printzessin; 

1 Roche-sur-Yon. 2 Pfalzgraf Johann Casimir, geboren 6 Meri 1543, 

gestorben 6 Januar 1592, führte von 1583 bis 1592 die vormundschaftliche 
regierang für seinen neffen, kurfürst Friedrich IV (1592 bis 1610). Vergl. Lud- 
wig Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II, s. 132 bis 176. 3 Fried- 
rich, erbprinz von Hessen-Cassel. Vergl. den brief vom 5 Mai, oben s. 135. 
4 oadets, jüngere söhne. 



377 

mich deucht , der landtgraff thüte woll , sie zu rantzonniren l undt 
■wider nach hauß zu schicken. Weillen sie so mitt allerhandt färben 
bestrigen •, sein, mäßen es wilden undt Americaner sein. Aber unter 
denen seindt nie weder ftirsten , noch edelletitte ; alles ist gleich 
unter ihnen, außer die sie in krieg führen; denen gehorchen sie 
nur, so lang der krieg werdt B , hernach werden sie wider wie die 
andern. Es kommen gar offt von den wilden her, also weiß ich 
gar woll, wie es bey den Americanern hergeht. Ich habe eine 
cammerfraw, so einen frantzöschen edelman geheüraht, soLongeuil 4 
heist, der seine gütter in Canada hatt undt in königlichen dinsten 
dort ist. Sie undt 2 von ihren Schwestern, so nun alle todt sein, 
wahren von meinen cammerfrawen ; ihr vatter undt ihr elster bru- 
der wahren meine apotecker. Die ist vor 23 jähren hir geweßen, 
die hatt mir all deren wilden ihr leben verzehlt; also weiß ich es gar 
perfect undt mich konte 8 kein schiffcaptein nichts weiß machen. 
Ich habe hetitte ein schreiben vom baron Görtz entpfangen; der 
confirmirt mir auch die gutte gesundtheit vom artigen printz Fri- 
derich. Es ist kein wunder , daß er viel vivacitet hatt ; man kan 
nicht mehr vivacitet haben, alß I. L. die printzes von Wallis hatt, 
seine fraw mutter. Seine andtwort ahn dem bereytter findt ich 
recht artig. Es ist schon lange jahr[e]n, daß I. G. unßer herr vat- 
ter, der churfürst s., gesagt, daß daß geschlegt von den gutten hoff- 
meister undt hoffmeisterin[e]n gantz außgestorben seye 6 . Daß kam 
mir auch gar frembt vor, daß ein[e] reichsgräffin nicht mitt Euch undt 
nur mitt camermedger eßen solte ; bin fro , daß ich übel geleßen 
habe 7 . Die artige[n] kleine[n] müntz[en], so Ihr mir, liebe Louise, 
geschickt undt wovor ich nochmahl dancke, seindt alte schwedische 
mtintzen. Wen Ihr nur 2 pferdt habt, wie macht Ihr es den, Louise, 
wen Ihr in die Pfaltz, nach dem Schlangenbaadt, oder nach Eweren 
güttgen reist? So geht es allezeit; die, so nicht karg se[i]n undt 
gern geben, habens nicht, undt die, so reich sein, werden karg undt 
geben ungern. Ich glaube nicht, daß auß graff Carl von Nassau 
Wei[l]burgs heüraht waß wirdt ; den ordinarie , wen heürahten so 

aufgeschoben werden, wirdt nichts drauß. Daß erinert mich ahn 

* 

1 ranzionieren, französisch ranconner , auslösen , loskaufen , befreien oder 
der gefangensohaft entreißen durch erlegung dos lösegeldes. 2 d. h. be- 

strichen. 3 d. h. währt. 4 de Longueuil. 5 ? könnte. 6 Vergl. 

band II, 8. 504. 7 Vergl. den brief vom 28 November, oben s. 345. 



378 

die lieb vom. graff von Nassau Ussingen mitt ma tante, die printzes 
Lisbet von Hessen Cassel *• Ich hatte gehofft, noch aoff eines von 
Ewern lieben schreiben zu antwortten können, liebe Louise! Aber 
es wirdt gleich 10 schlagen. Gleich nach dem eßen bin ich an 
Val-de-Gräce, so weitt von hir ist, von dar zu den princessinen von 
Conti, hernach in die ittalliensche commedie. Nach der commedie 
habe ich mitt meinem söhn zu sprechen gehabt. Daß alles hatt 
mich bißher geführt, liebe Louise! Also muß ich Ewere andere 
zwey liebe schreiben vom 10 undt 14, no 97 undt 98, vor ein ander- 
mahl sparen, kan vor dießmahl unmöglich mehr sagen, alß wie daß 
ich Euch allzeit von hertzen lieb behalte. 

Elisabeth Charlotte. 
* 

1 Vergl. band II, 8. 608. 



379 



Anhang. 



i. 

Zu dem briefe vom 30 Mai l . 

Chemin que tienderont soixante dix familles allemandes, 
composßes de 135 hommes, 135 femmes et 319 enfans, 
pour aller a Orleans. 
Alsace partant de Haguenau iront loger a Hochfeldt 
a Sauerne 



Metz a Phaltzbourg, ou elles seiourneront un iour, 
a Saarbourg 
a Fouercy 
a Banzemont 
a Marseuille 
a Toni, ou elles seiourneront vn iour, 



Chalons a Vaucouleurs 
a Bonnet 

a Joinuille, ou elles seiourneront un iour, 
a Sommenoir 
a Bar sur Aube 
a Brenonne 

a Troyes, ou elles seiourneront un iour, 
a Vilmort 



Paris a Sens 

* 

1 Die diesem briefe beigelegten tagreisen (vergl. oben s. 162) der aus der 
Pfalz nach America auswandernden familien sind nioht von Elisabeth Charlotte 
selbst, sondern von einer sorgfältigen männerhand geschrieben. 



380 

a Cheroy 

Orleans a Montargis, ou elles seiourneront an iour, 
a Ginresnes 

a Neuuilles aux Losges 

a Orleans, ou elles receneront ordre de ce qu'elles auront 
a faire. 

Anx lieux des passages cydessus, l'intention du Roy est 
qne le logement soit donne au[x] soixante dix familles et que 
les uiures leur soient fournis suinant le prix qni en sera 
regio par les intendans des prouinces , on elles anront a 
passer, et qu'il leur soit fonrny aussi des charettes ou cha- 
riots pour porter Celles qni en anront besoin et leur hardes 
ri'un giste a un autre en payant uingt sols par cheual, et 
elles feront donner auis par auance des iours qu'elles de- 
ueront ariuer dans les lieux, ou elles deueront et auront 
a loger. Fait a Paris le 3 May 1720. Signe Louis et 
plus bas le Blanc, 

2. 

Ein brief an den grafen von Degenfeld. 

A monsieur le comte de Degenfeit a Londre. 

St Clou den 30 Augusti 1720. 

Herr graff von Degenfeit , übermorgen frübe wirdt monsieur 
Lefevre wider nacb Englandt. Ich muß ibm daß zeügniß geben, 
daß er in allen Ihren aifairen sein bestes gethan undt mitt solchem 
desinteressement , daß man sich hir recht drüber verwundert hatt. 
Gelt, demanten von 10/m. thaller seindt ihm offrirt worden; ich 
weiß es durch andere , alß ihm selber, daß er es nicht hatt ahn- 
nehmen wollen. Suma, er hatt sich in allen stücken über die maßen 
undt alß ein perfecter ehrlicher man gehalten. Ist es nicht beßer 
Abgängen, ist es seine schuldt gantz [und gar nicht], sondern nur 
den l unglücklichen zeitten. Ich schreibe nicht durch monsieur Le- 
fevre ahn Seine gemahlin, den ich glaube, daß er sie ins kindtbett 

1 ?der. 



381 

finden wirdt, weillen I. L. die printzes von Wallis mir geschriben, 
daß sie gar grob schwanger ist; bitte, sie von meinetwegen zu am- 
brassiren undt nicht zu zweyffelen, daß ich stehts sein undt bleiben 
werde, 

herr graff von Degenfeit, 

Seine wahre freündin 

Elisabeth Charlotte. 



382 



Berichtigungen und nachtrage. 

Seite 5, zeile 2 von unten lies: Verdrießliche 

6, z. 4 v. u.: E. L. Sie hatte für den augenblick vergessen, an 
wen sie schrieb. 

8, anmerk. Saint-Lazare, les Petites-Maisons sind damalige irren- 
häuser. 

15, z. 1 v. u. Davaux, Avoux ist häufig bei Macaulay erwähnt, 
auch sein Charakter geschildert. 

27, z. 11 von oben lies: kosten, undt ^ 

32, anmerkung 1 muß es statt Wilhelmine Amalie von Hanover 
heißen: Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg, Schwester des kur- 
fürsten Karl Philipp von der Pfalz, die dritte gemahlin des 5 Mai 1705 
gestorbenen kaisers Leopold I. 

33, z. 8 v. o. lies : geheüraht, aber alle menschen wißen [es] woll 
[nicht], wo sie sein. Der sinn des satzes ist wol: Ich weiß , wo die 
fräulein hingekommen sind, aber alle andre menschen wißen es nicht. 
Daher kann sich eine abenteurerin leicht für mein ehemaliges fräulein 
ausgeben, sie muß also eine betrügerin sein. 

47, z. 9 v. u. Zu den Worten »churfürstin von Brandenburg! 
ist die anmerkung nachzutragen : Darnach scheint sich die vermuthung 
zu bestätigen, daß Elisabeth Charlotte ihren namen von dieser ihrer 
vaterschwester, der mutter des großen kurfürsten, hatte. 

60, z. 11 v. o. lies : rang. 

63, z. 10 v. u. sollte zu den Worten »daß opera« die beßernde ver- 
muthung »dem opera« gesetzt worden sein. 

64, z. 15. 16 v. u. Der satz »Ich halte« u. s. w. ist so zu ver- 
stehen : Ich glaube , daß die doppelte trauer zu Heidelberg in eine 
aufgehen wird. 

77, anmerkung 4 lies : Conserans. 

80, anmerkung 3 lies: Eurystheus. 

81. Zu anmerkung 5 ist nachzutragen : Frances Jennings, herzogin 
von Tyrconnel, gemahlin des berüchtigten vicekönigs von Irland unter 
Jacob II. Sie war die Schwester der herzogin von Marlborough. Sieh 



383 

Macaulay, index. Die grafen d' Albert sind ursprünglich Ttaliiiner, Al- 
berti ; das kaupt des hauses filhrt den titel Duc de Luynea. 

S. 82, z. 4 v. u. »abquackt« ist wol Schreibfehler für «abzwackt«. 

84, z. 3 v. o. comte ist natürlich = comttf zu nehmen. 

85. Die in anmerkung 1 genannten »louis de Noailles«, d. h. Louis 
d'or de Noailles, sind goldniünzen Ludwigs XV vom jähre 1717, welche 
der duc de Noailles, directeur des finances, prägen ließ, 30 Üvrea (27 
bis 28 mark) im werthe, 

93, z. 6 v. o. liea: mitt dem atab [begleiten], 

99, z. 8 v. o. mit «printzes« igt die princease de ITodene gemeint. 

99, anmerkung 1. Der herzog von Saint-Simon hätte aagen sollen: 
»La mere de Madame (Elisabeth Charlotte) et la mere du« u. s. w. 
Liselottes nmtter, Charlotte, und Emilie de la Tremoille waren beide 
töchter des landgrafen Wilhelm V von Hessen. 

109, z, 7 v. o. großer ist = größerer zu nehmen. 

118, z. 10 v. u. ist wol zu lesen: zahnstöcher-biicksger. 

119, z. 15 bis 17 v. o. Das will sagen: Die erate kammerfran hat das 
recht, für das kissen, das sie leiht, eine summe geldes zu bekommen. 

161, z. 10. 11 v. u. iat wol ao zu lesen: admirablefs].« .Ouy., hett 
* man geantwortet, »tout u. a. w. 
179, z. 7 v. o. V ihr gefehlt, im sinne des französischen manque". 
185, z. 5 v. u. ?es. 

19;i, amnerkung 4, statt gemahlin lies: witwe, 

194, z. 4 v. u. gepraeht hat den sinn von geprägt, wie z. 11 v. u. 
gebrachte den sinn von geprägten. 

~"7, z. 16 v. o. liea: schreiben von. 

9, z. 4 v. o. rein ist hier — fein. 

2, z. 8 v. u. ? allen. 

1, z. 5 v. u. mit dem herzog von Morslmrg ist der herzog von 

n-Merseburg, genauer administrator des stiftee Merseburg, ge- 

232, anmerkung 2, liea: Der nachmalige feldmarschall, Moriz graf 
von Sachsen war damals erat marech&l de camp , d. h. generalmajor 
(brigadegeneral) in unsrem sinne. Sjuiter erst wurde er l'cldniarscliall, 
IVaiiKöii'juh Marikhal oder Marechal de France. 

243, amnerkung 1 ist auch noch auf b 

251, z. 9 v. u. liea: VergiÜus. 

255, z. 5 v. o. lies : rüe du [bout] du monde. 

259, amnerkung 3 lies: ?ilie besten männer. 

261. Über die hier und weiterhin widcrholt erwähnte pest ist noch 
im jähre 1720 ein «ehr .selten i.'eu'ei'li'iie; 1 1 n ■ -l l ei'.-ii'lii^nrn , «Joui'ual 
abrege de ce qui s'est passe en la ville de Marseille depuis qu'elle est 
affiigeJe de la pest«.« Aus dieser schrift hat das Pariser Journal des 
de"bata mittheilungen gebracht , die sodann von der Augsburger Allge- 
meinen zeitung, nr 50 vom 19 Februar 1879, folgendermaßen wider- 






gegeben worden sind: -Es war am 27 Mai 1720, daß ein v 
pitän Chatemnl l'ei'diligUv, uns einem baten Palästinas und zuletzt von 
Cypern kommendes schiff die pest in Marseille einschleppte. Schon auf 
der fahrt wareu sechs mann gestorben und ein matrose starb wenige 
tage nach der landung des achiffes ; desgleichen waren die lastträger, 
welche die bäum wollballen ans land gebracht hatten, der reihe i 
gestorben. Trotz der Sorgfalt ige tan Vorkehrungen bricht diepestin 
stadt aus und verbreitet sich niil erschreckender gewillt in den alten 
vierteln. Man begrabt die todten in frischen kalk, man reinigt ä 
wohtiungcn. man zündet an allen ecken grofie feuer an, uro die a 
steckenden dünste zu verjagen. Alles umsonst. Am 21 Juli scheint 
die seuche nachzulassen ; aber die Freude der stallt sollte nur von kurzer 
dauer sein. Am 2ti Juli kommt das übel in einer straße der altatadt, 
der nie de l'Escale, wider zum Vorschein. Fünfzehn einwohner v 
hingerafft und die behörde läßt alle häuser räumen und die straße a 
beiden enden vermauern. Am 30 Juli beriith sich der gouverneur n 
den schöffeu der stadt, wie man dcni elend der daeimierten berölkerimg 
au hilfe kommen könnte; man findet in der gemeindecasse 1100 Uvres. 
Um das unglück voll zu machen, fehlt es auch an getreide und das 
fleisch erreicht unerschwingliche preise. Die seuche macht verheerend« 
fortschritte. Die leichen werden karrenweise beerdigt und galeeren- 
striiflinge holen sie ab; aber diese elenden plündern die pestkranken 
aus , werden selbst angesteckt und zum grösten theil hin 
Marseille bietet ein jammervolles Schauspiel. Am 25 August, herrschte 
die pest an allen ecken und enden und ein drittel der einwohner i; 
niedergemäht. Der grolle cours (corso), diu öffentlichen plätse, die q 
des kafens sind mit leichen bedeckt. L'ntuv jeder ulnu; des cours, unter 
jedem ladendach , unter jedem bäum der promenaden lungern ganze 
i'amilien auf stroh. Man sieht herzzerreißende auftritte : mütter, denen 
die kinder an der brüst wegsterben, leichenblasse leute, die sich k 
auf den beineu halten können , um eine gäbe betteln , dann plötzlich 
zusammenbrechen und in sonderbaren Stellungen verscheiden. Am 6 Sep- 
tember bedeckten 20u0 leichen den boden und bewirkten in der glühen 
den sonne einen entsetzlichen gestank. Da entwickeln der gouverneur 
die Intendanten und schotten bewundernswerthe Hingebung. Ein jed 
von ihnen nimmt eine gewisse anzahl von Soldaten und bauern u 
seinen befehl und geleitet die mit todten beladenen karren bis us 
einem grollen, in den stein gegrabenen laichenplatz, über welchen b 
die Esplanadc de la Tourette wölbt und vro sich jetzt die herrliche hj- 
zantinische kathedrale erhebt, die auf den haien La Jolietto herabblickt 
Der gouverneur, die Intendanten und die schütten tragen dabei eine ii 
essig getränkte leinene larve und harren auf dem begräbnisplatze mu- 
thig aus, bis die letzte leiche beerdigt ist. Am 1 November 1720 ver- 
läßt der bischof von Marseille, monseigneur Belzunce, mit si ' 
lichkeit in feierlicher procession sein palais. Barfuß , den strick i 



385 

halse, das kreuz in den armen zieht er nach dem anderen ende des 
cours und celebriert dort die messe auf einem mitten unter todten und 
sterbenden errichteten altar. Von diesem tag an nimmt die pest stetig 
ab und gegen mitte December haben die hospitäler keinen pestkranken 
mehr aufzunehmen. Die pest hatte in Marseille sieben monate lang 
gewüthet.« 

S. 262, z. 7 y. u. lies: d'Allincour[t], heürahtscontract 

266. Am 12 August 1720 sprang der pulverturm am Spandauer 
thor zu Berlin in die luft. Diß thor stand am ende der Spandauer 
straße, der jetzigen garnisonkirche gegenüber, der türm gehörte zur 
alten Stadtmauer. Der Sicherheit wegen sollte er entleert werden, der 
gröste theil, mehrere hundert centner, war schon entfernt, artilleristen 
waren mit dieser arbeit beschäftigt, als das unheil geschah. Viele 
häuser wurden zerstört oder beschädigt, 76 menschen kamen um, dar- 
unter 32 kinder , die in der garnisonschule waren ; verletzt wurden 
42 menschen. Im schloß blieb auf der der unglücksstätte zugekehrten 
waßerseite keine scheibe ganz. 

269. Zu anmerkung 1 und 2 ist noch nachzutragen: Melfort und 
Skelton waren englische Jacobiten, der erstere war minister Jacobs II. 

274, z. 3 v. u. Zu den worten »de Ba viere« ist zu bemerken: Die 
Löwenstein stammen aus der ehe des kurfürsten Friedrich I von der 
Pfalz, geb. 1 August 1425, gest. 12 December 1476, mit Clara Dettin, 
gest. 1476. Sie waren also halbbürtig und die gemahlin des marquis 
de Dangeau hatte wohl nicht das recht, sich »von Baiernc zu nennen. 
Es war wirklich eine misheirath, mehrere der acht Schwestern haben 
kleine regierende fürsten geheirathet. Dieser zweig hieß Löwenstein- 
Wertheim-Rochefort. Vergl. Ludwig Häusser, Geschichte der rheinischen 
Pfalz I, Heidelberg 1856, s. 418 bis 420. 

276, z. 15 y. o. lies: jalous, daß 

285, z. 8 v. o. lies: nur 

303, z. 6 v. o. lies: monsieur le duc, seiner fraw mutter 

318, z. 13 v. o. lies: also 

333, anmerkung 3 lies: vers: 

341, z. 12 v. u. Zu den worten »Ewere bitt vor graff Degenfeit« 
ist zu bemerken: Graf Degenfeld hatte den kurfürsten von Trier ge- 
beten, ihm das zerstörte Stammschloß des marschalls Schomberg, Schön- 
burg am linken Rheinufer bei Oberwesel, zu lehen zu geben. Kurfürst 
von Trier war Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. 

351, z. 16 v. u. Polinninie ist wol Paolinina. 

353. Der satz: »Die in Englandt oder curiosen hir« u. s. w. will 
sagen: Diejenigen, welche in England oder hier in Frankreich neugierig 
sind auf die briefe der prinzessin von Wales, fürchten, daß ich etwa 
nicht merke (das ist ironisch gemeint) , daß sie die briefe öffnen, und 
deshalb haben sie blätter aus zwei briefen vertauscht und dadurch den 
beweis geliefert. 

Elisabeth Charlotte 25 



386 

356, anmerkung 2. Mit »toilette« sind hier wohl die kammerfrauen 
gemeint, die Elisabeth Charlotten ankleiden und die voran nach Paris 
fahren. 

S. 360, anmerkung 2 lies: des königes August II. (In Polen hieß 
er August II, nur als kurfiirst von Sachsen Friedrich August.) 

367. Zu Law mag noch bemerkt werden, daß die familie des na- 
poleonischen gener al 9 Lauriston von ihm stammt. 

368, z. 14 v. o. Mit »überschrifften« sind brief umschlage gemeint. 



387 



NACHWORT DES HERAUSGEBERS. 

Es ist nur weniges, was ich zu den briefen aus dem jähre 
1720 zu sagen habe. 

Wie für den vorhergehenden band habe ich auch für den 
gegenwärtigen wider vor allem zu bemerken , daß die nume- 
rierung der briefe nicht richtig fortgeführt ist. 

Was die anmerkungen betrifft, so konnte denselben das 
Journal des marquis de Dangeau, das zur wünschenswertesten 
bestätigung oder berichtigung und überaus häufig zur erläu- 
terung einer menge von angaben diente, leider nur noch bis 
zur mitte des August (vergl. oben s. 275) zu gute kommen. 

Hinsichtlich des Inhaltes der in diesem bände vereinigten 
briefe darf ich wol aussprechen , daß dieselben nicht minder, 
als die früheren, eine fülle des anziehenden bieten. Ein blick 
in das register, wo neben einer menge anderer die cardinäle 
Alberoni, Dubois und Mazarin, prinz Eugen von Savoien, kö- 
nig Georg I von England, die kurfürsten Karl Ludwig, Karl 
und Karl Philipp von der Pfalz, John Law, Ludwig XIV, 
frau von Maintenon , Peter I , der große , von Rußland , der 
herzog Philipp von Orleans, der regent, die königin Sophia 
Dorothea von Preußen, der nachmalige könig Theodor I von 
Corsica, die dichter Corneille, Moliäre, Racine, der Schauspieler 
Baron, die Schauspielerinnen Duclos und Desmares, so manche 
künstler, wie die maier Albrecht Dürer und Rousseau und 
der edelsteinschneider Coldore, aufgeführt sind, läßt sofort er- 
kennen, von wie vielen der geschichte angehörenden persön- 

25* 



Itchkeiten in «liegen schreiben dir rede ist. Dabei fehlt es auch 
jetzt wider nicht an zahlreichen bedeutenden nußernngen, in 
welchen Elisabeth Charlotte sich über die wichtigsten 

legenheiton vernehmen läßt. 

Noch eines möge erwähnt werden! Wie in den frühere 
bänden begegnen auch in diesem einige stellen , die heul 
nicht leicht geschrieben würden. Über derartiges hat 
Friedrich Theodor Vischer in seiner schritt »Mode nud cynis- 
nins. Beiträge zur kenntnis unserer cultnrfornien und sitten- 
begriffe. Stuttgart 1 879« s. 83 folgendermaßen geäußert : 
»Wer kennt nicht die köstliche Elisabeth Charlotte? Und s 
war eine geborene |>fal/.griifin, gemahlin eines herzogs, braders 
des königs Ludwig XIV, an dessen hofe doch ebendas sich 
ausgebildet bat, was von da an als wob lau ständiger ton um 
tact die sitte Europas nach und nach in zncht und schule 
nahm. Es ist die sittliche gesuudheit, die sich in der grund- 
verdorbenen anstand« weit rein bewahrt hat, was dieser frau 
den t'reibrief für ihre große derbheit in die band legte.« 

Es sei mir gestattet, noch einige, den briefwechsel i 
herzogin überhaupt betreffende bemerkuugen hier anzureihen! 

Nach dein hingange von Menzel, an dessen Verdienste um 
die briefe von Elisabeth Charlotte ich nicht zu erinnern brauche, 
erschienen »Wolfgang Menzels denk Würdigkeiten. Herausgegeben 
von dem söhne Konrad Menzel. Drei buch er in einem bände. 
Bielefeld und Leipzig 1877.« In diesem werke ist s. 356 bin 
358 ein von J. A. Schneller unter dem 29 August 1843 t 
Menzel gerichtetes schreiben veröffentlicht, nach welchem siel 
auf der k. hof- und Staats -bibliothek zu München 
»(274) Lettres de Madame, duchesse d'Orleans, fille de Charte 
Louis, electeur palatin, ecrites ä monsieur de Polier, son con- 
seiller et confident, et copiees sur les orighiaux que monsiei 
Polier de Botteus, doyen de Lausanne, a communiques ä i 
A. S. eleet. palatine en 1770.« »Die briefe«, fügt Öchmeller 
hinzu, »sind von 1675 bis 1711 geschrieben tnld nur der erste 
ist im original beigeheftet.« 



389 

Ich zweifle nicht, daß diese genauere bezeichnung des zu 
München verwahrten Schatzes manchem leser erwünscht sein 
wird. 

Einen regen brieflichen verkehr hat Elisabeth Charlotte 
auch nach Spanien unterhalten und man mochte nun vermu- 
then, daß ihre schreiben in dortigen archiven erhalten seien. 
Auf meine bitte hat sich denn um diese papiere mit außer- 
ordentlicher gute und großer aufopferung herr Dr Hermann 
Enust bemüht, der mich unter dem 18 Merz 1870 aus London 
mit nachstehender mittheilung erfreut hat: 

»Die briefe der herzogin Elisabeth Charlotte an ihre Stief- 
tochter, diekönigin von Spanien, über deren Vorhandensein Sie von 
mir auskunft wünschen, habe ich, da es sich um privat-schrei- 
ben handelte, im jähre 1877 zuerst im königlichen hausarchiv, 
dem »Archivo de Palacio«, in Madrid gesucht. Nach der Ver- 
sicherung seines directors, des herrn Josef von Quemes, wenn 
ich mich recht erinnere, enthält indessen dieses archiv keine 
anderen briefe, als diejenigen der nur zu bekannten Marie 
Luise. Sie seien, meinte der genannte herr, so vorsichtig ab- 
gefaßt, wie wenn die »picara« vorausgesehen, daß dieselben in 
späterer zeit neugierigen lesern in die hände fallen könnten. 
Auch nicht ein einziger ausdruck laße auf ein unerlaubtes Ver- 
hältnis der schreiberin mit Godoy schließen. Nur hin und 
wider bemitleide ihn die königin als den »pobre Manuel«. 

»Der einige monate nachher von mir gemachte versuch, 
die briefe in Simancas zu finden, war von keinem beßeren er- 
folge begleitet. Denn der »Jefe del Archivo general de Siman- 
cas« erklärte mir, als ich mich persönlich bei ihm einstellte, 
da zwei anfrageu an ihn ohne antwort geblieben, er habe be- 
reits nach den von mir ihm bezeichneten schreiben gesucht, 
aber in dem Staatsarchive nichts von diesen papieren entdecken 
können. Und allerdings gab der von mir eingesehene katalog 
des archivs sie nicht an. So muste ich mich denn bei der 
mir gegebenen- auskunft beruhigen , ja es blieb , da zu lange 
zeit darüber verfloßen , mir nicht einmal ein mittel, nach- 



forschungeu anzustellen, wie es gekommen, daß weder des ar- 
chivars für mich an die deutsche ges and tschaft in Madrid ge- 
schickter brief in meine hände gelangt sei, noch mein zweites 
an ihn wegen des ausbleibens jener antwort gerichtetes schrei- 
ben in die aeinigen. Unbefriedigt kehrte ich daher von Si- 
mancas zurück. 

»Selbst habe ich in keinem der beiden archive nach- 
Buchungen angestellt, kann also auch nicht unbedingt verbür- 
gen , daG die in rede stehenden briefe nicht mehr vorhanden 
sind. Immerhin ist es möglich, daG sie einmal in einem 
fascikel zum vorsehein kommen.« 

Die kenntnis von briefeu unserer herzogin ist in jüngster 
zeit durch folgende schrift , von welcher ich der gute des 
her ausg cbers ein exeinplar verdanke, vermehrt worden : Deux 
lettres ine'dites de la prineesse palatine, niere du Regent, par 
Armand Gaste, membre titulaire de TAcademie nationale des 
sciences, arts et bell es -lettres , inaitre de Conferences ä la fa- 
culte des lettres de Caen. (Extrait des Memoires de l'Acadtj- 
mie nationale des sciences, arts et bell es- lettres de Caen.) Cuen 
1879. 8. 17 Seiten. Die beiden von Elisabeth Charlotte eigen- 
händig französisch geschriebeneu briefe sind an den bischof 
von Avranches, Daniel Huet zu Paris, gerichtet, der eine von 
Marly unter donuerstag, 4 October 1708, der andere von Ver- 
sailles unter samßtag, 20 December 1710. Sie gehören zu 
einer sanimlung von verschiedenen persönlichkeiten an den 
genannten kirchenfürsten geschickter schreiben , über deren 
aufbewahrungsort und berkunft her r G aste s. 3 bemerkt: »La 
Bibliotheque de Vire possede un precieux cartou, uui lui a 
ete gracieusemeut oft'ert par M. le vieomte de Saint- Pierre, 
ancien de'pute de l'arroudissement de Vire et aujourd'hui (1878) 
senateur du Calvados. Ce earton contieut une soixantaine de 
lettres adressees ä Daniel Huet, eve((ue d'Avranches, et siguees 
des noms les plus illustres du XVII 1 siecle.« 

Herr Gaste sagt weiter: sCes lettres ont ete raises ä ma 



391 

disposition avec la plus parfaite obligeance par M. C.-A. Fe- 
derique, conservateur de la Bibliotheque de Vire.« 

Die Sorgfalt, mit welcher die beiden briete von herrn 
Gaste herausgegeben und erläutert worden, verdient, rühmend 
hervorgehoben zu werden. 

Nicht unwillkommen wird es sein , wenn ich schließlich 
folgende stelle aus einem briefe von Paul Louis Courier an- 
führe: »Je lis un livre saisi, defendu , . qui est fort curieux ; 
ce sont les Memoires nouvellement imprimes de Madame, du- 
chesse d'Orleans, mere du due d'Orleans, regent« u. s. w. Man 
vergl. Paul Louis Courier, (Euvres, Bruxelles 1833. I. s. 221. 

Der brief, worin sich diese worte finden, wird dem jähre 
1822 zugetheilt; datiert ist er nicht, er kann also von 1823 
sein und bezieht sich alsdann ohne zweifei auf die »Memoires 
sur la cour de Louis XIV et de la regence. Extraits de la 
correspondance allemande de Madame Elisabeth-Charlotte, du- 
chesse d'Orleans, mere du regent; precedes d'une notice sur 
cette princesse , et accompagnes de notes. Paris , Ponthieu, 
libraire au Palais-Royal , 1823.« Zur Vermeidung von mis- 
verständnissen mag bemerkt werden , daß dieses buch , und 
zwar mit der Jahreszahl 1822, anfanglich den titel trug: »Frag- 
mens historiques, anecdotes et portraits des personnages de la 
cour de Louis XIV et de la regence. Extraits« u. s. w. 
Dieser titel wurde zerschnitten und durch den anderen ersetzt, 
unter welchem das buch ausgegeben wurde. Die auf dem titel 
genannte, von s. XI bis XXXIV reichende notice hat G. Dep- 
ping geschrieben. 

Tübingen, 10 Juli 1879. 

WILHELM LUDWIG HOLLAND. 



392 



REGISTER. 



Aachen 81. 

Achau 286. 

Ader, Die goldene, 146. 

Adine, Monsieur, 85. 

Ähren, Blutige, 251. 

Äneas 251. 

Äneis des Vergilius, längere stelle 
daraus 251 bis 254. 

Äquinoctial-stürme 290. 

Agat (Achat) 324. 

Aguesseau, D\ 264. 

Aire 109. 

Aix in der Provence 256. Pest da- 
selbst 261. 269. 

Albemarle, Herzog von, 269. 

Alberoni 23. 28. 36. 44. 58. 64. 79. 
103. 117. 264. 305. 

Alencon, Charles de Berry, duc d\ 
361. 

Alezei Petrowitsch, der ältere söhn 
Peters I, des großen 298. 

Alincourt, Marquis d\ 262. 295. 

Altesse royale, titel 93. 94. 

Altesse se"re*nissime 93. 

Alvares 101. 

Amalie, Erzherzogin, 131. 

Amalie, Kaiserin, d. i. Wilhelmine 
Amalie von Hanover, witwe Jo- 
sefs I, 99. 116. 157. 181. 205. 
220. 259. 286. 

Anchin 12. 

Albert, Comte d\ 81. 82. 131. 132. 
383. 



Alluye, Marquise d\ 64. 100. 

Amazone 311. 

Americaner, Wilde, 377. 

Amsterdam 336. 338. 350. 

Andr6, Monsieur, 277. 278. Seine 
frau 278. 

Anhalt, Fürst von, 194. 195. Seine 
gemahlin, eine gräfin von Bent- 
heim 194. 195. 

Anna Gonzaga, gemahlin des pfalz- 
grafen Eduard bei Rhein 847. 375. 

Antibes 78. 

Antin, Duc d\ 186. 

Appartement 171. 336. 

Apremont, Comte d\ 69. 

Arelat (Elisabeth Charlotte weiß 
nicht, was Arelat ist) 222. 263. 

Arlequin, homme a bonne fortune, 
komödie von Jean-Francois Re- 
gnard 273. 

Aremberg 90. 

Ariane, tragödie von Thomas Cor- 
neüle de l'Isle 77. 

Arles 222. Pest daselbst 261. 

Armagnac, Madame d', 80. 

Armenonville, Monsieur d\ 142. 

Arouet s. Voltaire. 

Arte*mire, tragödie von Voltaire 
50. 51. 

Arzt, mehr, als einer, bei einem 
kranken ist nie gut 352. 

Attendez-moi sous Tonne!, komö- 
die von Jean-Francois Regnard 



393 



215. Eine andere gleichnamige 

komödie von Charles Riviere Du- 

freny 215. 
Auskochen (aasgekocht haben bei 

einem) 40. 240. 
Außpürg statt Augsburg 324. 346. 
Auvergne, Princesse d\ 167. Nähe- 
res über dieselbe 232. 
Avaux, Monsieur d\ 15. 16. 382. 
Bacharach, Wein von, 323. 
Bacqueville, Madame de, 113. 
Baden, Auguste Maria, prinzessin 

von, gemahlin des duc de Chartres 

362. 
Bärenhäuter 164. 
Bagnolet 118. 246. 
Banduri, Anselm, 170. 
Barbari 264. 
Baron, Michel, Schauspieler 139. 

183. 215. 273. 308. 312. 328. 359. 
Baron de la crasse, Le, komödie 

von Raymond Poisson 187. 
Basel 240. 

Bastille 7. 23. 61. 214. 
Batistin, s. Struk, Jean-Baptiste. 
Baudry, Monsieur de, secre*taire des 

commandements von Elisabeth 

Charlotte 170. 
Baume blanc de la Mecque 343. 
Bayern, Daupbine von, (Maria Anna 

Christine Victorie) 331. 
Bayern, Kurprinz von, 131. 
Bayonne 311. 325. 362. 
Beaufort, Duc de, 214. 
Beaumont, L£on de, bischof von 

Saintes 77. 
Bedutelt 56. 
Beifall-klatschen im parterre des 

theaters 216. 
Bennigsen 193. 

Benterider, Freiherr von, bevoll- 
mächtigter minister des kaisers 

32. 53. 54. 122. 234. 
Berlin 196. 290. Pulver-explosion 

daselbst 266. 267. 385. 



Berlepsch, Graf, 182. 217. 264. 
Gräfin, 184. Die alte gräfin, 264. 

Bernstein 192. 

Bernstein, Anna Ottilie frau von, 
schwester der frau von Schelm 
und der frau Leonore von Rath- 
samshansen 177. 

Bernstorf, Andreas Gottlieb von, 
13. 14. 

Berrier, lieutenant de police 4. 

Berry, Marie-Louise-Elisabeth d'Or- 
läans, genannt Mademoiselle, du- 
chesse de, enkelin von Elisabeth 
Charlotte 5. 275. 361. Ihre kin- 
der 361. 

Besancon 266. 267. 

Beschreien 140. 189. 

Bestie 179. 

Bethune, Marquise de, 231. 

Beuvron, Madame de, 228. 

Bezenval, Monsieur de, 161. 

Bezons , Comte de , marechal de 
France 174. 

Bibel 194. 214. Elisabeth Char- 
lotte schreibt : »Man list hir im 
landt nicht allein die Bibel nicht, 
sondern die meisten piquiren sich, 
sie nicht zu glauben.« 307. 

Bibel-steilen 184. 319. 327. 341. 369. 

Biberich am Rhein 285. 

Bielke, Graf von, schwedischer ge- 
sandter 147. 268. 270. 

Billy, Monsieur de, im dienste des 
grafen von Charolois 251. 

Biribi, spiel 17. 45. 118. 141. 

Birkenfeld, Pfalzgraf von, 348. 

Biron, Marquis de, premier ccuyer 
des regenten 216. 243. 244. 

Bissy, Henri de Thiard de, früher 
bischof von Toul , nachher von 
Meaux, cardinal 77. 

Blanc, Le, kriegsminister 199. 200. 

Blaß wie der bittere tod 199. 

Blocksberg, Der, 191. Elisabeth 
Charlotte sagt: »Daß man einem 



394 



anff den Blocksberg wünscht, ist 
ein alt teütsch sprichwordt; ich 
habe aber nie gewust, wo der 
Blocksberg eygendt[lich] ist. c 
239. 

Bloomsbury 226. 

Blount, director der bank in Eng- 
land 319. 

Bocquet, N. F., maier 274. 

Böhmen, Kurfürst Friedrich V von 
der Pfalz, könig von, großvater 
von Elisabeth Charlotte, sein tod 
261. 

Böhmen , Elisabeth , königin von, 
die gemahlin des kurfürsten 
Friedrich V von der Pfalz, nach- 
maligen königes von Böhmen, 
großmutter von Elisabeth Char- 
lotte 235. 

Börstel, Madame, 100. 138. Mon- 
sieur, 301. 302. 

Boileau, der dichter 8. 

Boit, ein Schwede, sein bildnis Pe- 
ters I, des großen 297. 

Boltzing 38. 

Bordeaux bei Fontainebleau, Abtei 
von, 69. 

Bote, Der hinkende, 164. 

Bothmer, Von, 13. 14. 22. 

Bouches du Rhone, Departement, 
269. 

Bouffiers , Duc de , 32. 262. Ma- 
demoiselle de, 262. 295. Mare- 
chale de, 262. 295. 

Bouille* 199. 

Bouillon, Duchesse de, 130. 

Bouillon, Mademoiselle de, 112. 148. 

Boulogne, Bois de, 222. 288. 289. 

Bourbon, Les eaux de, 132. 208. 

Bourbon - Conti, Marie- Anne, du- 
chesse de , s. Duchesse la jeune, 
Madame la. 

Bourgogne, Duc de, 60. 

Bourgogne, Hotel de, 359. 

Boyer, Claude, dichter 359. 



Brancas, Duchesse de, dame d*hon- 
neur von Elisabeth Charlotte 
140. 277. 278. 287. 312. 313. 314. 
331. 

Brancas, Madame de, 122. 

Brandenburg - Baireuth , Christian 
Ernst, markgraf von, 360. 

Bratwürste, in Deutschland beßer 
gemacht, als in Frankreich 192. 

Brauner, Doctor, 258. 

Braunschweig -Zelle, Georg Wil- 
helm, herzog von, 308. 

Brägis, Madame de, eine redensart 
von ihr 263. 

Brockdörfin, Die, 325. 

Breuner, Doctor, 258. 

Brion, Monsieur de, 243. 

Brocken, Der, 239. 

Brüssel 109. 366. 367. 

Brueys, David-Augustin de, dichter 
256. 

Bruner, Doctor, 204. 205. 258. 290. 
340. 341. 

Bückeburg, Graf von, 30. 69. 195. 
219. 228. Sein vater 30. 195. 
Gräfin von, 219. 

Bülow, Großvogt von, 189. 

Bürzel, Der, 291. 

Buquoy, Baron de, 14. 

Buridans esel 293. Vergl. G. Büch- 
mann, Geflügelte worte. Der ci- 
tatenschatz des deutschen volks. 
Elfte aufläge. Berlin 1879. s. 196. 
197. 

Bursch, Die, collectiv = rotte, ge- 
sellschaft 203. 215. 289. 

Busca, Monsieur de, 67. 68. 126. 
150. Seine Schwester 67. 

Bussee, Fräulein von, 344. Mon- 
sieur de, 344. 

Cagny, M. de, 32. 

Calville, Pomme de, 323. 

Cambrai, Erzbischof von, s. Dubois, 
Guillaume. 

Canada 377. 



395 



Canillac, Monsieur de, 95. 

Cansiene, Madame. 316. 

Capitol, Das, 267. 

Capuciner in Rußland 54. 

Carignan, Prince de, 132. 

Carlson, Graf, 311. 

Carmeliterinnen-kloster zu Paris, 
nicht weit von der pfarrkirche 
von Saint - Sulpice 37. 76. 83. 
Elisabeth Charlotte fahrt alle 
sonntage zu den Carmeliterinnen 
im faubourg St Germain 104. 
Die superieure derselben ist Eli- 
sabeth Charlottens gute freundin 
104. 106. 107. 115. 138. 173. 198. 
215. 306. 372. 

Cartagena 305. 

Ca8sandre, roman von Gautier de 
Costes, Chevalier, seigneur de 
La Calprenede 330. 

Cassel 258. 

Gellamare 23. 

Chalons 272. 275. 321. 

Chambe'ry 125. 

Chambord 127. 

Champmele*, Marie, Schauspielerin 
139. 

Champigny, Abbe* de, 12. 

Charenton 65. 

Charolois, Charles de Bourbon-Con- 
de*, comte de, 138. 251. 

Charolois, Mademoiselle de, 218. 
251. 

Chartres, Louis d'Orleans, duc de, 
enkel von Elisabeth Charlotte 
5. 11. 48. 56. 57. 59. 61. 62. 70. 
84. 87. 89. 105. 107. HO. 116. 
129. 212. 215. 238. 287. 323. 358. 
362. Seine gemahlin, Auguste 
Maria von Baden 362. 

Chäteauthiers , Madame de, sehr 
gerühmt 19. 20. 47. 83. 85. 199. 
217. 245. 287. 324. Elisabeth 
Charlotte schreibt : »Freyllich 
muß ich alß duchessen zur dame 



dlioneur haben; ging es nach 

tugendt, were madame de Chas- 

teautier gewiß die würdigstem 

331. 
Chatillon, Duc de, der zweite söhn 

des duc de Luxembourg 84. Er 

kann weder c noch g aussprechen, 

daraus entstandene ergetxliche 

geschiente 346. 
Chaulnes, M. de, 32. 
Chausseraye, Mademoiselle de, 87. 

124. 164. 185. 263. 270. 
Chavigny, Denis-Franeois Bouthil- 

lier de, bischof von Troyes 174. 
Chelles 17. 111. 112. 115. 286. 287. 

Äbtissin von, 8. Orleans, Louise- 
Adelaide d\ 
Chevreuse, Monsieur de, 132. 
Chiverny, Madame de, 138. 
Choisy, Abbe* de, seine Memoires 

274. 
Choresboury, Chossboury, s.Sbrews- 

bury, Duchesse de. 
Cid, Le, das berühmte stück von 

Pierre Corneille 183. 
Cinna, ou la clemence d' Auguste, 

tragödie von Pierre Corneille, 

längere stelle daraus 223. 
Civita-Vecchia 79. 
Clagny, landhaus des duc du 

Maine 11. 
Clemens XI, Giovanni Francesco 

Albano, papst, 79. 103. 114. 
Cle"opätre, roman von Gautier de 

Costes, Chevalier, seigneur de La 

Calprenede 330. 
Clerembault, Mart?chale de, 10. 138. 
Clermont, Mademoiselle de, 40. 77. 

138. 173. 174. 215.218.221.250. 

273. 358. 369. 376. 
Clinignet, Madame, zu Mannheim 

236. 
Cocu imaginaire, Le, komödie von 

Moliere 312. 
Cödern, Gräfinnen von, s. Sötern 



Coifond , berühmter atzt zu Lyon 
113. 

Colbert 29. 

Coldore - , Frnneois, edelateinscbnoi- 
der 194. 195. 

Colibeaux, Abbe - , 156. 

Coligny, Madame de, 174. 

Committimus 93. 94. 

Comte d'Eaaex, Le, tragÖdie 359. 

Conde, Princesae de, Anna, tochter 
den pfalzgritfen Eduard, gemah- 
)in von Henri-Jules de Bourbon, 
prince de Condd 13. 40. 77. 89. 
100. 126. 131. 133. 138. 151. 153. 
155. 165. 173. 193.203.215.221. 
321. 3-1 6. 347. 356. 357. 358. 

Constitution, Die, 75. 76. 77, 114. 
326. 339. 

Conti, L oiii »-Armand de Bourbon, 
der zweite des namens , prince 
de, 19. 214. 242. Seine mutter 
242. Seine gemahlin 342. 

Conti, Frincesse de, 5- 6. 100. 101. 
105. 108. 139. 215. 242. 358. 

Conti, Prinzessinnen von, 83. 378. 

Corneille de l'Isle, Thomas, dich- 
ter 32. 77. 359. 

Corneille, Pierre, der dichter 183. 
210. 214. 215.223.224.312.32 

Cornea, Theodor 1, könig von, d. 
Theodor Stephan freiherr von 
Neuhof, ehedem page von Elisa- 
beth Charlotte 303 bis 306. s 
Neuhof. 

Coubert, ehedem besitzung des her 
zogs Meinhard von Schombcrg 
9. 175. 180. 

Court, Monsieur de, aous-gouver- 
neur dos dne de Cbartres 12. 129. 

Craon, Krau von, mätresse des her- 
zogs Leopold Karl von Loth- 
ringen, des Schwiegersohnes von 
Elisabeth Charlotte 67. 133. 

Craon, Herr von, 67. 321. 

Cremeau* 6. 



Crequy, Duo de, eine Redensart von 
ihm 65. 345. 

Crispin, rival de aon maitre, ko- 
mödie Ton Le Sage 328. 

Croii du tiroir, La, zu Paris i 

Crou, Hauptmann, 171. 

Czaar, Der, Peter t, der große 54. 
Elisabeth Charlotte achreibt: 
»Ich glaube, daß nnßere teütsche 
ffirsten nie zugeben werden, dall 
deß czaars söhn oder encltel (mub 
recht zu sagen) eine ertzhcrtzn- 
gin nehmen solle; daß were zu ge- 
fahrlich vor gantz Teutschlandt.- 
100. »Der czaar hatt bey wir 
ausgekocht, seydeL' er seinen 
tzigen söhn utuhs leben gebracht : 
vorher kondte ich ihn recht woll 
leyden. Unsere s. charfOntin 
hatt mir so viel guts von dieOem 
horrn geschrieben, daß ich gantz 
seine partissanin wahr. v*er- 
standt hatt er undt hohe go- 
dancken, daß ist gewiß. Mich 
deucht, der keyßcr fragt nicht 
viel nach ihm.. 240. 241. 278. 
Elisabeth Charlotte besitzt »ein 
von einem Schweden, Boit, ge- 
fertigtes büdnis, »perfect gleich« 
297. Vergl. s. 316. 324. 366. 
Sein söhn Ale*ei Fetrowitsch 298. 

Czaarin, Die, d. i. 1. Eudoxia t'eo- 
dorowna t.apuchin, die erste ge- 
mahlin Petera I, des großen 298. 
2. Katharina, die zweite gemah- 
lin Peters I, des großen, näheres 
über ihr bildnia 297, 298. Ihre 
kinder, prinz Peter, Anna, Elisa- 
Iwth 298. 

Dauer , beständiger aueretär der 
Acadi5niie francaiso 271. 

Dänemark, Friedrich IV, kQnig 



, 267. 
Dandin, George, kornBdie ^ 



i Mo- 



397 



Dangeau, Philippe de Courcillon, 
marquis de, stirbt 273. Näheres 
über ihn 273 bis 275. 278. 294. 

Dangeau, Madame la marquise de, 
10. 30. 33. Sehr gerühmt 55. 64. 
104. 117. 118. 138. 145.191. 19G. 
216. 218. 220. 229. 273. Näheres 
über sie 274. 275. 278. 283. 294. 
313. 332. 364. 385. Die frau ihres 
sohnes, Philippe-Egon de Cour- 
cillon 191. 216. 218. 

Dante Alighieri, der dichter 254. 

Darmstadt, Der alte landgraf von, 
47. Ernst Ludwig, landgraf von, 
80. 114. 134.301. Landgräfin von, 
246. 294. Ihre mutter 294. 

Darmstadt, Erbprinz von, 80. 325. 
Erbprinzessin von, 16. 301. 325. 
Friederike Charlotte, prinzessin 
von, 325. 328. Ihr bräutigam, 
prinz Maximilian von Hessen- 
Cassel 325. 328. 

Dauphin, Monsieur le, 159. 344. 

Dauphine, Madame la, Marie- Ade- 
laide de Savoie , duchesse de 
Bourgogne 152.. 153. 178. 179. 

Degenfeld, Herr Christoph, oberst ' 
172. 

Degenfeld, Herr von, der nach 
Schweden gereist ist, vetter der 
raugräfin Luise 189. 290. 376. 

Degenfeld, Christoph Martin, graf 
von, der söhn des freiherrn Max 
von Degenfeld 55. 86. 133. 149. 
150. 159. 172. 175. 182. 206. 207. 
232. 272. 341. 385. Ein brief von 
Elisabeth Charlotte an denselben 
380. 381. 

Degenfeld, Marie, gräfin von, ge- 
mahlin von Christoph Martin, 
grafen von Degenfeld, die jüngere 
tochter des herzogs Meinhard von 
Schomberg 55. 153. 175. 182. 
189. 206. 207. 232. 257. 282. 371. 
Ihre töchterchen 206. 371. 



Demanten von allerband färben 331. 

Desmares , Christine - Antoinette- 
Charlotte, Schauspielerin, mätresse 
des regenten 215. 273. 312. 359. 

Desmaretz 29. 

Desnoiresterres, Gustave, 4. 

Destouches, componist 30. 

Deuil, Le, komödie 359. 

Deutsche bringen allezeit viele la- 
ster aus Frankreich 121. Elisa- 
beth Charlotte schreibt: »Mich 
deucht, unßere ehrliche Teüt- 
schen thun nicht alles so umb 
gelt, wie die Frantzoßen undt 
Engländer, seindt gar gewiß 
weniger interessirt.« 266. Wei- 
teres hierüber ebendaselbst. »Un- 
ßere Teütschen haben daß, alles 
halten sie vor perfect, waß nur 
auß Franckreich kompt.« 320. 

Diable au contretemps 168. 170. 
217. 231. 286. Elisabeth Char- 
lotte schreibt: »Wie ich sehe, 
so tournirt le diable au contre- 
temps bey Euch eben so sehr, 
alß hir.« 294. 332. 

Dido 251. 

Dindu, name eines hündcbens, eines 
tigerchens 309 (vergl. band III, 
s; 324). 

Dörfer, Spanische, 244. 

Dom Sanche d'Arragon, komödie 
von Pierre Corneille 328. 

Donner-wetter, in Frankreich nicht 
so stark, wie in Deutschland 177. 
1 88. 233. 246. Bemerkenswerthe 
Wirkungen des blitzes dabei 248. 
Aberglauben der bauern in be- 
treff der gewitter 248. 272. 275. 

Dorignies 311. 

Dourdan 215. 

Drap de pied 93. 

Dresden, hungersnoth daselbst 32. 
33. Feste daselbst 116. 158. 

Dribsdrill = durchlauf 136. 144. 



398 



Duboia, Guillaume, abbe", später 
erzbiscbof von Cambrai und car- 
dinal 75. 92. 143. als erzbischof 
sacriert 159. in spottversen ge- 
nannt 203. 212. liest vor der ab- 
sendung die briefe von Elisabeth 
Charlotte 289 und 292. Vergl. 
s. 293 und 323. 324. Elisabeth 
Charlotte estimiert ihn gar nicht 
314. 315. Spottlieder auf den- 
selben 314. 315. 333. 334. Elisa- 
beth Charlotte bezeichnet ihn als 
den falschesten erzschelmen von 
ganz Frankreich und äußert ihr 
bedauern darüber, daß ihr söhn, 
der regent, den kleinen teufel 
allein anhört und ihm glaubt 
334. »Der ertzbischoff von Cam- 
braj hatt viel verstandt, daß 
kan man ihm nicht benehmen; 
aber er ist falsch undt interes- 
sirt wie der lebendige teüffel.« 
364. 366. 

Duc, Monsieur le, d. i. Louis-Henri 
de Bourbon, genannt duc d'En- 
ghien, später Monsieur le duc 
19. 89. 90. 98. 131. Nähere Schil- 
derung desselben 158 und 181. 
222. 229. 242. 303. 319. Er ist 
der geizigste und härteste mensch 
von der weit 350. 365. 367. Seine 
mutter 303. Seine zwei brüder 
303. 319. 

Duch 95. 

Duchesse la jeune, Madame la, d. 
i. Marie- Anne de Bourbon , ma- 
demoiselle de Conti, duchesse de 
Bourbon , gemahlin von Louis- 
Henri de Bourbon, genannt duc 
d'Enghien, später Monsieur le 
duc 88. 89. 99. 100. 130. 131. 

Duchesse, Madame la, 174. 218. 
337. 358. 

Duclos de Chäteauneuf, Marie-Anne, 
Schauspielerin 139. 215. 312. 328. 



Ducs, Die, »seindt wunderliche heyl- 
ligen, alle unleydtliche leütte, 
so einen alle gedult verliehren 
machen« 213. 

Dünkirchen 231. 

Dürer, Albrecht, 213. 

Dufreny s. Biviere. 

Dumont, envoye' von Holstein 88. 

Duras, Mare"chal de, 267. 

Durasfort, Madame de, fordert eine 
statue des Jupiter auf, zu spre- 
chen und hält den knall einer 
pulver-explosion für eine ant- 
wort derselben 267. 282. ' 

Durlach, Prinz von, 22. 71. 112. 

Eduard bei Rhein, Pfalzgraf, 347. 
Seine gemahlin 347. 

Eichelsheim 235. 

Eisenach 299. 

Elisabeth, erbprinzessin von Sulz- 
bach, tocbter des kurfursten Karl 
Philipp von der Pfalz 137. 145. 
162. 301. 

Elisabeth Charlotte liebt Paris 
nicht 1. 2. 11. 39. 356. hat freude 
an den komödien 2. liest noch 
ohne brille 6. wünscht kein hohes 
alter 10. 154. 155. 353. hat kei- 
nen deutschen secretär 20. wird 
im schreiben alle augenblicke 
unterbrochen 21. 52. führt eine 
strophe eines kirchenliedes an 
25. 26. gibt die Ordnung ihres 
brieflichen Verkehres an 27. 354. 
Sie schreibt alle sonntage und 
donnerstage an die raugräfin 
Luise 73. hat das deutsche wort 
für chicore'e vergeßen 28. Ihre 
gott-ergebenheit31.41. 197. »Man 
kan nie beßer thun, alß in alles 
auif gott zu vertrawen.« 205. 
230. 281. 332. 335. 355. 356. Sie 
wird nie müde, ihren freunden 
zu dienen, wo sie kann 31. ist 
nicht abergläubisch 34. Sie hat 



seit, dem tode ihres gemahles 
nichts, als falsche perlen, getra- 
gen 34. 106. Ihr Widerwille ge- 
gen den actien - schwinde! zur 
zeit von Law 34. 47. 183. 188. 
324. 326. 330. 339. Sie fragt 
kein haar nach den opern 117. 
73. 06. liebt aber noch die ko- 
inödien, doch bei weitem nicht, 
wie sie dieselben geliebt hat 63. 
9(1. hat gar geringe opinion von 
ihrem verstand und hat deshalb 
die partie genommen , sich in 
nichts hohes , noch was die re- 
gierung angeht, zu mischen 41. 
Vergl. a. 129. 224. Sie fügt zu 
gnnsten der raugrätin Lnise einem 
an den kurfürsten Karl Philipp 
von der Pfalz gelichteten schrei- 
ten ein in abschrift mitgetheü- 
tes postscript Ijei 40. 43. Vergl. 
s. 137. Sie ist die erste große 
dame bei hof 4r>. Sie ziihlt ihre 
vielen pathen auf 47. klagt üt>er 
■ Ins abnehmen ihre* geiliieliiiusKe* 
52.76.86. I55.2G3. 280.333. Sie gibt 
ihren geburtstag an 53. 154. halt 
pietiatinnen imd niirrinnen für 
dasselbe 55. hat absehen vor einer 
seel'ahrt 55. 80. 208. 281. am- 
Wiinlillifil t kein hohes alter 57. 
Vergl. a. 63. Sie ist gar nicht cere- 
moniös 57. Sie weiß noch, gott 
lob, alle deutschen manicren von 
reden und bittet Luise . ihr et- 
waige fehler nicht anberichtigt 
zu laßen 61. Es wird ihr in 
sm cabinet von einem edel- 
nne eine ulir gestohlen 62. 
• i>5. Sie führt einen spruch ihres 
schreibmeisters an 63. 293. Sie 
i nie einen gar hohen noch 
penetranten verstand gehabt, nur 
" ens eommun 73. Vergl. s. 224. 
Sie raiaonnicit uif um staaU- 



sachen74. Vergl. s. 191. 19'2. 281. 
Sie berichtet filier ihre medaillen- 
Bammlung 75. 226. 227. 228. Sie 
klagt über schlimme Zeiten 79. 
311. 312. Sie schreibt von her- 
zen gern an bebannte leute; au 
ganz unbekannte zu schreiben, 
kommt ihr schwer an 80. Sie 
sagt: «Meine verdrießlichkey tten 
seyndt wie die köpff von der 
hydra vonLcrna; wen eines ab- 
geschlagen , kompt ein anders 
wider.« 80. Sie ist nicht dazu 
erzogen worden, eigennützig und 
interessiert zu sein 85. Vergl. 
s. 263. 266. 285. 335. 345. Sie 
entwickelt die im fran/iisisrhen 
königshanse geltenden rang- und 
Standesunterschiede 92 bis 94. Sie 
selbst ist Fillede France 276. 
Sie hat nur drei TJeutsche bei 
sich, Wendt, Harling und einen 
contröleur gcneral, der auch ein 
Deutscher ist 95. Sie liest nie- 
mals schreiben, die nicht an sie 
gerichtet sind 97. 105. Sie spricht 
über ihre rauhe stimme 100. 123. 
124. Sie schreibt: .Ich weiß 
gar viel geistlichen, so gar ver- 
gnügt in ihrem standt sein undt 
nicht weldtlieh sein wolten. Daß 
kan ich nicht begreinen; den so 
zuwider es mir auch ist, ein weib 
zu sein , so bin ichs doch noch 
lieber, alß ein geistlicher. Dießer 
standt weit' mir recht unleydt- 
lich.« 104. Sie sagt : » Aaffl'ra n- 
Uusi-h sehri-ilien i-1 nicht gar 
schwer i man schreibt ja nur, 
wie man spricht , gantz natür- 
lich; es isl M'iiiv leichter, alß anlf 
Teiitsdi, li.i-1 mir keim., mühe.« 
105. 106. Vergl. s. 175.219. Sie 
äußert sieh dahin : »Mein söhn 
ist mir über alles undt bin gar 



400 



nicht von donen müttern, so ihre 
»nckol liel>er, alß ihre leibliche 
kinder, haben; meine 2 kindern 
liebe ich über alles.« 107. Sie 
hat niemals warme stuben er- 
tragen können 110. 111. Sie 
schreibt: »Viel satisfaction bin 
ich nicht gewohnt ; wehre mir 
etwaß neues, wen es geschehen 
solte.« 111. »Alle leütte, so so 
plötzlich sterben, jammern mich; 
allein wen ich die wähl von 
sterben hette, wolte ich gern 
plötzlich sterben und nicht in 
einem bett kranck sein undt ge- 
plagt werden.« 112. »Ach, liebe 
Louisse, daß ist die weit; man 
ist selten, ohne waß verdrieß- 
liches zu haben.« 112. 113. Äu- 
ßerungen ihrer abneigung gegen 
die pfaffen 114. 130. 145. 204. 
230. 261. Sie berichtet von ei- 
nem diener , der oft ihre partie 
gegen böse gesellen genommen 
115. 120. Über die einem jeden 
bestimmte sterbe-stunde 116. 140. 
208. 227. Vergl. s. 263: »Daß 
ist eine reglirte sache, daß, wer 
in dieße weit kompt, muß ster- 
ben, »cela est bien desobligent.« 
Vergl. auch s. 353. Sie schreibt : 
»Auß sorgen undt ängsten werde 
ich nicht kranck werden; ich 
bin dießes zu sehr gewohndt, 
liebe Louise! Daß ist hir im 
landt schir mein taglich brodt 
geworden. Aber gott, der all- 
machtige, hatt einem jeden auff- 
erlegt, waß er tragen solle; es 
muß ein jeder sein verhengnuß 
volbringen.« 116. Vergl. s. 196. 
197. 229. 230. »Mich deucht, 
ahn key ßer- undt königlichen hof- 
fen seindt doch etlichmahl undt 
insonderheit bey beylagern cere- 



monien nöhtig. Man kan mir 
woll hirin glauben; den kein 
mensch in der weit hast die 
ceremonien mehr, alß ich.« 116. 
»Schulden machen ist etwaß gar 
heßliches sowoll vor große, alß 
kleine.« 116. Sie mischt sich 
nicht in angelegenheiten der re- 
gen tschaft. »Franckreich ist nur 
zu lang undter weiberhanden 
geweßen.« 120. 121. Vergl. s. 191. 
192. 221. 373. Sie sagt: »Ge- 
bührt ist vor nichts zu rechnen, 
wen keine tugendt darbey ist« 
121. Sie hat wol seit 40 jähren 
vor ihren kutschen acht pferde, 
in caleschen fährt sie in derre- 
gel nur mit sechs pferden 122. 
»Ich bin nicht zu hoffartig, aber 
ich halte doch meine dignitet, 
wie es billig ist.« 122. Es kom- 
men wenig damen zu ihr, weil 
dieselben sich nicht gehörig an- 
kleiden wollen; dagegen finden 
sich sehr viele manner morgens 
bei der toilette der herzogin ein 
124. 141. 373. 374. Sie sagt: 
»Solte ich den ort [Heidelberg] 
wider sehen, müßte ich vor wei- 
nen vergehen.« 130. Vergl. s. 
341. Sie läßt nur aus vorsieht 
zur ader, weil es ein ganzes jähr 
ist, daß sie nicht zur ader ge- 
laßen hat 133. Vergl. s. 157. 
153. Sie schreibt: »Daß habe 
ich meisterlich in Franckreich 
gelernt, mitt leütten umbzu- 
gehen , welche ich weder liebe 
noch estimire.« 134. »Es geht 
mir, wie Euch, liebe Louise ! Ich 
bin gantz persuadirt, daß die 
weit schlimmer ist, alß sie ge- 
weßen. Es mag auch woll sein, 
daß wir die weit nicht so woll 
gekandt haben, alß nun.« 136. 



Vergl. s. 216. 217. Sie soll ihrer 
gesundheit halber nicht später, 
als elf uhr, schlafen gehen. 144. 
Vergl. s. 234. 332. 334. Sie 
schreibt: »Ich habe mein leben 
. nichts von den remeden de pre- 
caution gehalten , nun weniger, 
alß nie.« 144. 155. Vergl. s. 204. 
»Ich endere nie , man gebe mir 
den ursach dazu ; also können 
alle die, so ich lieb habe, bey 
sich Belbsten wißen, ob ich vor 
sie geendert bin oder nicht.« 144. 
145. »Ich kan ohnmöglich lo- 
hen, waß ich nicht artig finde; 
bin hirin nur gar zu natürlich,' 

145. Derbe äußerungen 146. 209. 
282. 293. »Ich bin von Ewerer 
nieinung, daß ein groß alter eine 
beschwehr liehe sacheiat; aber al- 
les muß woll gehen, wie gott will, c 

146. Über dieabnahmeder kräfte 
nach dem fünfzigsten lebensjahre 
263. Über lieirathen aus liebe 
spricht sich die herzogin dahin 
ans: »Ob die liebe zwar nicht 
groß bey dem graff von Weill- 
burg , so kan es doch woll eine 
gutte ehe geben ; den ich habe 
gar oß't in acht genohmen, daß 
nichts schlimere ehen gibt, alß 
die sich auß lieb nehmen ; die 
lieb vergeht undt der haß kompt 
ahn den platz. Wen aber ein 
man eine fraw nimbt , so rai- 
sonable undt titgondtsani ist, setzt 
Mich ahnafatt daß verlieben eine 
solide esüme undt vertrawen ; 
daß kan so lang wehren, alß 
daß leben« 146. 147. Vergl. 
s. 205. 210. Über das gerase in 
ihrem zimmer 149. 163. Es ist 
ihr eine rechte mortification, daß 
sie nicht mehr gehen kann 149. 
Vergl. a. 220. 221. Sie schreibt: 

Elisabeth Charlotte 



»Ich habe gantz Heydelberg in 
kuptferstfick , auch den Wolff- 
brunen. So baldt ichs sehe, freüdt 
es mich, aber kurtz drauff kom- 
men mir die threnen in den äu- 
gen.« 149. Weitere erinnerungen 
an Heidelberg ebendaselbst. Sie 
glaubt, Bie würde eher eine ge- 
rade mauer hinauf steigen , als 
rechts-sachen lernen 150, Vergl. 
b. 153. 175. 207. Sie klagt (und 
das sei die schuld der frau von 
Maintenon): »Kein botf ist mehr 
in gantz Franckreich.« 152. 
Sie gibt eine wctter-regel an 1 54. 
Siesagt: »Ahn die ich lieb habe, 
brauche ich zum schreiben nie 
keine andere handt , alß die 
meine.« 157. Vergl. s. 179. tMan 
macht sich offt viel lustiger bey 
einem glitten salatgen, alß bey 
einen großen fest, wie die wah- 
ren, so man zu Dresden gehabt 
hatt.« 158. Die niusilt von den 
Waldhörnern hört sie gar gern 
159. Sie hört und nicht ohne 
schmerzen, daß der deutsche adel, 
wie der französische , »sich sehr 
verquackelt. 159. Über die Ei- 
genschaft , die man von einem 
genaßen beim spiele verlangt 
159. Vergl. s. 171. Sie sagt: 
»Ordre stehen woll undt distin- 
gfujiren die leütte recht.« 159. 
Ihr altes deutsches temperament 
bat mehr hitze, als kälte, von 
nSthen ISO. Sie empfangt gegen 
ihren söhn, den regen tan , und 
später auch gegen sie selbst 
gerichtete drohbriefe 160. 249. 
260. 280. 284, 302. 303. 310. 
Über gevatterschaften 161. Sie 
bemerkt: »Durch die lange ex- 
perientz, wen man so lang ge- 
lebt hatt , alß ich , wirdt man 



mißtrauisch; den man lernt die 
weit kenen.* 104. Sie schreibt: 
»Mein gott, wie türieh[t) seindt 
doch die menschen in der weit, 
bo wenig zeit drin zu leben hii- 
I ii-ii nndt sich doch immer pla- 
gen wollen undt keine ruhe su- 
chen wollen! Daß maß eine 
iTu\sehung gölten sein, damitt 
wir unß nicht nl sehr ahn die Be 
weit attachiren mögen undt zu 
große mühe haben, ?.u sterben.* 
165. 166. Vergl. a. BM. Sie 
äußert sich über den werth der 
gesundheit 1ÖÖ. Sie hört herz- 
lich gerne geinter - gesebiebten, 
glaubt sie aber nicht 171. Sic 
glaubt auch an keine bechserei 
189. 248. Sie liebt die araneien 
nicht, iie sagt: .Ich gehe alß 
meinen weg forth. mag nicht 
klagen; so lang ich mich schle- 
pen kan, thue ich wie ordinarie.« 
174. »Mein magen hatt sich 
aebr ahn den braunsweigi sehen 
speyßen gewohnt in den 4 jali- 
r[c]n, daß ich zu Hannover bey 
ina taute s.geweßen.« 174. »Com- 
pltmentiren ist mein sack gantz 
undt gar nicht. Ks ist , gott 
lob , die mode nicht hir , man 
helt es vor ca[in]pagnar[dj undt 
provincial.« 175. Vergl. e. 193: 
»Coinplimentiren finde ich sehr 
unartig , aber politease haben 
undt boBlich sein, da halte ich 
viel von.« Vergl. auch s. 295. 
»Man thet niir einen schlechten 
poßen , wen man mich nur autf 
sup)«n au gast bitten solte; ich 
eße mein leben keine, alß welche 
man hir nicht machen kan, alß 
gerstenmip, weinsup, bieraup undt 
haberwelitaup.« 17ii. »Ich werde 
daß schreiben nicht müde, den 



ich kan sonsten nichts thnn. 
Arbcyttcri int mir ohnmüglich 
[vergl. «. 324] undt ich kan kein 
augenblick sein, ohne waß ! 
thun; den nichts zu thun, macht 
mich melancoüsch , muß endt- 
weder leiten oder achreiben, s< 
sten kan ich nichts thun. 
leße aber nicht bo viel , alß ich 
achreibe ; den ich habe nicht zeit 
genug zu leßen, den im schrei- 
ben kan man noch eher mitt den 
leiitten reden, alß im leßen, undt 
daß muß ich immer thun. Also 
muß es Biich nicht wundern, 
liehe Louise , wen ich oft't über- 
zwerg schreibe nndt viel fehler 
in meinen brieffen sein , i 
ist nicht au a zusprechen, n 
ich interompirt werde.« 179.180. 
»Ich gestehe, daß ich nichts guts 
ahm ehest and t finde , wii 
es auch wenden undt threhen 
mag. Were ich mein eygener 
herr geblieben , hette ich mich 
eben so wenig geheüraht . alß 
Ihr, liebe Louise!« 180. Wei- 
teres über heirathen und wider- 
heirathen 180. 181. 205. 889. 
351. »Madame de Chasteauthier 
sagt alß , daß , wer heürahten 
will, milße mich nie conaultiren, 
ich machte gar zu ein bi 
sehen »uff den heyraht nndt 
würde daß heürahten 
gantz verleydpn.^ '217. 245. Sie 
schreibt: »Die königlich.: paliist 
aeindt nicht allezeit die örter. 
wo man ahm vergnügsten ist ; 
aber ich muß gestehen, daß, w 
ahn einem ho Hieben gewohnt 
ist, kan sich ahn kein privat 
undt bürgerlich leben gewöhnen. 
So geht mirs nun, liebe Louise, 
ich muß es gestehen.« 182. »Mein 






gott, wie künt Ihr Euch mitt so 
arbeydtsletttte behelffen , inson- 
derheit, mitt zimerleütten ! Ich 
kan nicht dawern, wo man starck 
klopfft, [da] könte ich ein landt 
verlaßen; ich kana nicht auß- 
atehen.« 182. 183. .Ich dancke 
Euch, gott den allmachtigen vor 
mein söhn gebett zu haben ; er 
hatt ea hoch von nöhten.« 183. 
Sie spricht sich über ihres sohnes 
regentschaft aua 183. 203, 222. 
223. Sic iat beim volke beliebt 
184. 192. 235; beweise hierfür 
201. 238. 343. 378. Sie sagt: 
»Auff peuple-lieb ist nicht zu 
banen, daß ist eine gar m un- 
beständige Sache.« 235. Sie hat 
seit drei monaten nichts, als pa- 
pier-geld, bekommen , aie sagt : 
»Die billieta de banque seindt 
mir recht zuwider.« 189. Vergl. 
s, 197. 230. 235. 244. Über die 
abachaffung des papiergeldea 
vergl. s. 318. 324. Sie schreibt: 
»Von denen, so sich die otlVndt- 
liche diacipline haben auff der 
gaßen geben laßen, daß würde 
man bir im landt nicht leyden 
undt vor eine inmodeatie halten, 
wie es auch in der that ist. So 
albere sacben kan ich nicht ley- 
den.« 190. Sie spricht mit ihrem 
Bob«e , dem regenten , nie von 
staata -aachen KU. Sie sagt: .Ich 
wilnsche noch fürchte, gott lob, 
den todt nicht, hiih mich g.intz 
in gottes willen ergeben.« 192. 
Sie schreibt : >Ach, liehe Louise, 
unruhig zu loben, daß habe ich 
seyder 49 jähren , daß ich in 
dießem landt bin, braff gelernt, 
ja schir gewohnt ; es wirdt mir 
auch woll biß ahn mein endt 
ao gehen , da reche ne ich autf, 



bin fest drauff gefast undt er- 
gebe mich in den willen gottes, 
er gebe mir nur, waß mir mit'* 
undt seelig mag [sein] ! Nur 
eine gnade bitte ich von gott, 
dem allmachtigen, nehmblich mir 
meines aohna todt nicht zu er- 
leben laßen.« 196. 197. Sie 
achreibt an den kurfürsten Franz 
Ludwig von Trier einen brief zu 
gunsten dea Heidelberger schloßes 
197. 198. 203 Vergl. s. 230. 307. 
Sie gibt einen beweis ihrer großen 
Selbstbeherrschung 199.200.201. 
Sie äußert sich über den zuneh- 
menden geiz und die wachsende 
habsucht , die sich auch darin 
zeigt , daß man nicht wie vor- 
dem häuser auf die dauer baut, 
sondern gar zu geachwind , nur 
um geld ku gewinnen 204. Vergl. 
s, 263. Predigten sind ihre aaclie 
gar nicht, aie gibt die gründe 
ihrer abneigung dagegen an 206, 
Die erinnerung der Pfalzer an 
sie touchiert aie allezeit recht 
SOG. Sie spricht von dem plötz- 
lichen tode ihres gemahla 206. 
Sie liest regelmäßig die Bibel 
194. 214. 217. 261. 280.286. 292. 
307. 312. 852. 356. Sie sagt: 

• Ich halte gern, waß ich ver- 
spreche.« 218. «Ich halte, so mir 
möglich ist, allea, waß ich ver- 
spreche.« 247. Vergl. s. 363. Sie 
gibt ein mittel gegen einen bö- 
sen finger an 219. 247. Über 
schreiben mit der linken band 
219. Elisabeth Charlotte thut 

• viel lincke aachen« 247. 248. 
Sie hat keine ambition 224. Sie 
schreibt: »Meint Ihr den, liebe 
Louise , daß ich mein leiten we- 
der psalinen noch lutherisch lie- 
der ainge 'l Ich kan noch viel 

26- 



außwendig undt öinge sie offt, 
finde es tröstlich.« 224. 303. Sie 
erzählt, was ihr aus anlaß dieses 
ihres «ingena mit dem maier 
.Jacques Rousseau begegnet 225. 
Vergl. b. 303. Sie spricht sich 
über die melodie des liedes »Ich 
hab' mein sach gott liei ragestellt« 
»na $25. 22Ü. Sie hat das fran- 
zösische tanzen nie geliebt 227. 
Vergl. s. 244. Sie hat gar viele 
kupferstiche vou Merian , auch 
seine deutsche Bibel und die Tier 
monaruhieen 229. Sie äußert 
sich über das System von Law 
229. 235. 289. 281. 282. 285. 290. 
303. 310. 328. Für sich fürchtet 
sie nichts , sie ist nur in angst 
für ihren söhn 229. 230. Sie sagt: 
»Man ist doch nie woll in der 
frerabtenndt beßerzu hauG undt 
in seinem vatterlandt, alß in der 
frembte.« 231. Sie schreibt: »Die 
weit kompt mir eben vor alß 
wie daß balet, so man einmabl 
zu Heydelberg gedantzt, von der 
verkehrten weit; den sie ist in 
allen orttan undt enden, alß wen 
sie verkehrt wehre , alles geht 
iiberzwerg.« 232. Vergl. s. 272. 
290. 'Schweygen kan ich woll, 
man sichts mir aber woll in dorn 
gesicht ahn, wen mir etwaß fehlt, 
wen ich erschrocken oder grit- 
lich bin. Daß weinen habe ich 
gantz abgeweint [?inir ganz ab- 
gewöhnt] , kan weder weinen, 
noch recht von liertzeu mehr la- 
chen.« 234. Vergl. s. 265. 231. 
299. »Schweygen undt leyden 
lernt man meisterlich in dießem 
landt, meritire also nicht, drüber 
gelobt zu werden.« 234. »Solang 
die weit stehen wirdt , werden 
Sünden sein , wie man klar in 



der l.eyligen schrifft sieht.« 235 
Aus anlaß des unbegründeten 
gerüchtes von einer Übersiede- 
lung des ganzen bofes nach Ver- 
sailles schreibt Elisabeth Char- 
lotte folgendes: »Versaillewürdte 
mich üu tvawerig machen, so 
gantz ander leben dort zu sehen, 
alG ich gewohnt geweö 
auch gar zu andt nach unßerm 
könig thun. Wen ich unßern 
jungen könig in der großen kutsch 
sehe, wo ich so manch mahl 
unßerm könig auff die jagt ge- 
fahren] undt alle reißen so lustig 
gethau , kan ich eB nicht ohne 
tlirenen sehen, will geschweygen 
den daß arme Versaillen. 
Sie sagt : » Ich kan kein blat 
vors maul nehmen.« 239. 
schreibt: .Weniger unruhe 
mir woll kommen, wen es gottes 
will were, aber freüden , liebe 
Louise , die können mir nicht 
kommen; daneke Euch doch, 
solches zu wünschen.« 239. Vergl. 
s. 265. 279. 326. 333. 
• Man kan olinmöglich hir ruhig 
leben, welches mir doch jetzt 
meinem hohen alter sehr nöhtig 
were. Aber waß will man thunV 
Gott, der allmächtige, ist herr 
undt meister; alles muß nach 
seinem h. Schluß gehen, ^undt 
wen er will, daß man leyd< 
solle, muß man leyden undt sich, 
so viel möglich ist, in seine 
h. willen tnitt gedult ergeben. 
242. »Christlich leben ist hi 
bey hoff gar eine rare sach; ma 
sorgt mehr , wie man in di 
biLiiijun gehen kan. alß im hin 
mel.« 243. »Gott verzey -mirs 
aber weder in gemiihla, noch er- 
haben sehe ich die Bachen 



405 



der passion von unßern herrn 
Chfrjstus nicht gern.c 245. »Vor 
20 Jahren hette ich woll ge- 
wünscht , ein manßmensch zu 
sein können, meinem vatterlandt 
zu [dienen]; aber nun wer der 
wünsch zu ohnnöhtig, den ich* 
muß ja nun baldt davon.« 245. 
»Ich weiß nicht, ob man daß 
vor gar christlich passiren lest, 
daß man nicht zum kirchenfrie- 
den helffen will.« 246. Sie hat 
nicht gerne, daß man ihr etwas 
verhehlt, und gibt ihren grund 
dagegen an 250. 310. Ihre kennt- 
nis des Vergilius und Ovidius 
251. Sie sagt: »Waß man lu- 
stige melodien heist, alß menuets 
undt rigaudons, die kau ich vor 
meinen todt nicht leyden. Dieße 
melodeyen haben mir die ope- 
raen verlaydt undt es geht mir 
wie monsieur Grichard le gron- 
deur, ich liebe »la dance grave 
et tres grave.« 256. »Ihr habt 
woll groß recht, liebe Louise, 
daß man sich in dieser weit 
über nichts recht erfrewen kan 
undt alles gar unvolkommen ist.« 
258. Sie erhält auf befehl ihres 
sohnes, des regenten, alle wochen 
geld, was hoch nöthig ist 263. 
Sie sagt : »Man ist schuldig, sein 
bestes zu thun in dießer weit, 
weillen wir ja Christen sein wol- 
len.« 270. »Ich muß gestehen, 
daß mich die musiq gar nicht 
mehr lustig macht, sondern es 
erin[e]rt mich ahn lautter trawe- 
rige Sachen, daß ich gantz nach- 
denckisch undt trawerig davon 
werde.« 271. Vergl. s. 299. Sie 
äußert sich über die sittliche 
aufgäbe, die den menschen von 
gott gestellt ist 271. 272. Sie 



fürchtet den donner nicht, hat 
sich in Heidelberg daran ge- 
wöhnt 275. Sie macht mitthei- 
lungen über die in unglaublicher 
weise zunehmende theuerung 275. 
345. Sie begehrt- weder etwas 
vom könige, noch von ihrem 
söhne , viel weniger noch von 
Law, hat aber gern, daß man 
sie richtig bezahlt, damit ihre 
domestiquen nicht noth leiden; 
sie ist niemanden etwas schuldig 
276. Vergl. hierzu s. 285. Sie 
schreibt : »Wir haben gottes 
hülff zwar hoch «von nöhten, al- 
lein ich fürchte, wir leben nicht 
genung darnach, daß unß gott 
gnädig sein möge.« 280. »Ich 
weine nicht mehr, liebe Louise! 
Warumb wolt Ihr dan weinen? 
Ich habe gott dem allmächtigen 
alles heimgestelt, den laß ich 
walten, dancke ihn von hertzen, 
wen ein tag vorbeygeht, daß ich 
keine böße zeittung erfahren, 
erwartten nichts gutts undt gehe 
hübsch still meinen weg fort. 
Daß ich sagen solle, daß ein 
solch leben ahngenehm ist, müste 
ich lügen. Ich suche, mich zu 
distrairen, ich leße, schreibe, gehe 
undt fahre spatziren; ich gehe 
all woch einmahl in die com- 
medie, mitt einem wort, ich suche 
alle distractionen, so mir immer 
möglich sein, nachdem ich mei- 
nen söhn undt mich selber gott 
befohlen habe. Drumb gebt Euch 
auch zufrieden, bettet vor unß 
undt last im überigen gott walt- 
ten!« 281. Vergl. s. 284. 288. 
299. 302. 303. 318. 319. 326. 349. 
Sie sagt: »Nichts finde ich am- 
ba[rras]santer , alß wen einen 
leütte, die nicht unßere sonder- 



4 



406 



bahre freunde sein , waß ver- 
ehren wollen; daß macht mich 
gantz gritlich.« 283. »Ich liebe 
die küpfferstüek mehr, alß nie, 
habe auch eine große menge ; 
zu Paris habe ich einen gantzen 
schranck voll von gar schönne 
stücker.« 285. Sie beklagt sich 
darüber, daß ihre briefe geöffnet 
werden und gibt näheres darüber 
an 289 und 292. Vergl. s. 293 
und 323. 324. 353. 354. Sie 
schreibt : »Es ist die mode nicht 
mehr, j nnje^gtnäere w eltr zu g lau- 
ben. Alle manßleütte, auffs we- 
nigst hir im landt, piquiren sich 
hirvon, welches ich abscheulich 
finde undt sage es blat herauß. 
Man lacht mich auß , aber ich 
frag kein haar darnach , sage 
allezeit meine meinung plat her- 
auß.« 297. »Geschickt hundt zu 
sehen, wer eine rechte feste vor 
mich geweßen ; ich liebe sie gar 
sehr, findt leicht alles schön, waß 
sie thun « 308. »Auff den re- 
veüen gehe ich nicht mehr ; ging 
ich hin, müste ich weinen, den 
es würde mich zu sehr erinern 
ahn den zeitten. wie ich alß mitt 
unßerm könig s. auff die reveuen 
geritten bin.« 309. »Ich kan 
ohnmöglich daß lachen halten, 
wen jemand ts fält ; wen ich sel- 
ber falle, muß ich lachen.« 317. 
»Ich bin gar offt vor 10 in mein 
bett.« 317. »Sie zweyfflen hir 
nicht, daß ein gott seye, aber 
woll , daß er sich umb unß be- 
kümert, noch darnach fragt, waß 
wir auch thun mögen, undt glau- 
ben, daß kein ander weit seye 
undt weder straff noch belohnung 
in jener weit seye. Daß macht 
so gottloß leben; umb daß ge- 



wiß en zu fühlen, müsten sie per- 
suadirt sein, daß straff undt re- 
compens wehre, aber daß glau- 
ben sie, wie schon gesagt, gantz 
undt gar nicht. Ich bin woll 
Ewr[e]r meinung, liebe Louise, 
daß man sagen kan : »Wehe 
denen, so also sein! Es were 
ihnen beßer, wen sie nie geboh- 
ren wehren.« 319. »So gehts in 
der weldt; ein jeder tregt sein 
creütz, eines auff eine art, daß 
ander auff ein ander.« 321. Sie 
klagt über ihre kniee 32%. Vergl. 
s. 314. Sie nimmt niemals ta- 
bak 324. Sie schreibt: »Ich finde 
es bitter langweillig, wen ich 
jemandts höre, so allezeit, ohne 
auffzuhören, spricht; daß heist 
man hir »un moullin a parolle.« 
325. »Ein regirender herr solle 
seine untherthanen nicht haßen, 
sondern alß ein vatter lieben, 
oder man wirdts vor gott ver- 
andtwortten.« 329. Vergl. s. 336. 
Sie trägt ihre kleinen ringe alle 
an der linken hand ; an der rech- 
ten trägt sie nur den gelben de- 
mant, den ihr ihre liebe dau- 
phine von Bayern im sterben 
vermacht hat 331. Sie schreibt: 
»Mich deucht, wir Pfaltzer haben 1 
daß, wir lieben daß vatterlandt 
biß in todt undt geht unß nichts 
drüber.« 338. 339. »In verdrieß- 
lichen sachen finde ich , daß 
schweygen allezeit daß beste ist.« 
341. »Ich bin, gott lob, nicht 
interessirt, liebe das gelt nur, 
umb es zu verthun.« 345. »Die 
mode ist gantz vergangen, ahn 
gott undt sein wordt zu ge- 
dencken undt ein gewißen zu 
haben undt sich darnach zu rich- 
ten. Daß seindt einfalten von 



407 



V > 



den vergangenen jähren undt 
zeitten, da rieht sich in itzigen 
zeitten niemandts mehr nach. Sie 
werdens erst erfahren, wen sie 
gott braff abstraffen wirdt. Aber 
vielleicht werden sie nicht glück- 
lich genung sein , gottes straff 
in dießer weit zu finden. Es 
wirdt woll schlimer undt lenger 
wehren, wofern die straff in jen- 
ner weit verspart wirdt ; es graust 
einem, so ahn gott glaubt, dran 
zu gedencken.« 350. »Closter 
seindt nicht jedermans thuns. Ich 
könte ohnmöglich in einem clo- 
ster dawern.« 350. »Es wirdt 
mir nur begegenen, waß gott der 
allmächtige über mich vorsehen 
hatt. Stirb ich von der pest, 
so werde ich nicht von waß än- 
derst sterben.« 355. Vergl. s.356. 
»Man kan den geist nicht alle- 
zeit in serieussen sagen [d. h. 
Sachen] apliciren, es muß auch 
*ein wenig Zeitvertreib dabey 
sein ; sonsten wirdt man zu me- 
la[n]coljafih lindl^igocondre t i n 
welchem standt man weder gott, 
noch der weit waß nutz sein 
kan.« 363. Ihre Wahrhaftigkeit, 
ihr abscheu vor lügen 363. Sie 
schreibt : »Ich bin gantz daß con- 
trarie von Euch, liebe Louisse! 
Die kälte ist mir gantz unerträg- 
lich, undt die hitze, so groß sie 
auch sein mag, bekompt mir 
allezeit woll. So lang man lebt, 
hatt man hitze von nöhten; nichts 
ist kälter, alß der todt.« 367. 
368. Sie äußert sich über ihre 
handschrift 368. Sie sagt: »Ich 
habe mein leben keine feder 
schneiden lernen können, welches 
mir recht leydt ist.« 368. Ich 
kan nicht leyden, wen man mir 



albere possen in der religion vor- 
bringt; ich laße es nicht un- 
beantwortet.« 368. »Wen ich die 
warheit sagen solle, so bin ich, 
wie der apostel Paulus sagt, we- 
der apol[l]isch, noch paülisch, 
noch kephisch, weder reformirt, 
catholisch, . noch lutherisch, son- 
dern ich werde, so viel mir mög- 
lich ist, eine recht[e] Christin 
sein undt darauff leben undt 
sterben.« 369. »Ich bin eben wie 
ma tante, unßer liebe churfürstin 
s., bin nicht gern beklagt.« 373. 
»So geht es allezeit ; die, so nicht 
karg 8e[i]n undt gern geben, 
habens nicht, undt die, so reich 
sein , werden karg undt geben 
ungern.« 377. 

Elisabeth Christine, die gemahlin 
des deutschen kaisers Karl VI, 
fälschlich statt Wilhelmine Ama- 
lie, der witwe des kaisers Josef I, 
genannt 181, anm. 1. 

Enfants de France 92. 93. Petits, 
de France 93. 276. 

England. »In Englandt stiehlt man, 
aber man mordt nicht, wie hir.« 
102. 

England, Georg I, könig von, 13. 
14. 143. 151. 164. 175. 176. »Er 
ist tockmeüßich wie der teüffel« 
177. 195. 196. 228. 290. 297. 318. 
329. 335. 338. 339. 347. 348. 355. 
362. 363. 368. Seine gemahlin, 
Sophia Dorothea 195. 

England, Marie Beatrix Eleonore 
von Este, königin von, die witwe 
Jacobs II 34. 

England, Karl II, könig von, 127. 

Engländer sind falsch 118. 119. 
Ihr unordentliches leben 232. Sie 
sind interessiert 266. 

Entragues, D\ abbe* 6. 7. 8. 12. 
13. 24. 25. 41. 55. 60. 61. 65. 



408 



Entragues-Balzac 6. 
Erbach, Graf von, 210. 212. 
Erziehung, Schlechte, in Frankreich 

überhaupt und im königlichen 

hause insbesondere 361. 
Escurial 305. 

Espenlaub, Zittern wie ein, 238. 
Essonne 77. 
Estampes, Marquis d', 109. Seine 

Schwester, mutter des comte de 

Fiennes 109. 
Estre*es, Duc et mare"chal d', 186. 
E8tre*es, Duchesse d\ 248. 
Eugen von Savoien , Prinz , sein 

bildnis, näheres über ihn 316. 324. 
Eurystheus, könig in Mykenä 80. 
Fächeux, Les, komödie von Moliere 

2. 212. 
Fagon, Guy-Crescent, der erste arzt 

Ludwigs XIV 38. 
Fagon, conseiller d'Etat 365. 
Falltrank 352. 
Fegefeuer (»Hir hört man wenig 

vom fegfeüer sprechen.«) 131. 
Ferte', Maison de la, besitzung des 

herzogs von Saint-Simon 92. 
Feuillade, Duc de la, 122. 
Feuillants, Les, HO. 
Fiennes, Comte de, 109. 
Fiesque, Comtesse de, 64. 
Fillon 333. 
Flandern 332. 
Flecken-fieber 262. 
Flederwische in jener weit ver- 
kaufen und feil tragen 217. 
Foire Saint-Laurent , La, komödie 

von Marc-Antoine Le Grand 13y. 
Fontainebleau 77. 78. 113. 221. 
Fontenoy, Julien, 195. 
Forastiere, Gautier de la, 121. 
Force, Duc dela, 143. 151. 186. 187. 
Force, Duchesse de la, 27. 
Forts, Monsieur des, 365. 
Foucault, Nicolas- Joseph, im dienste 

von Elisabeth Charlotte, der chef 



von ihrem rathe 170. 346. 352. 

Francheville, Generalmajor de, 28. 
60. 258. 

Franciscaner 54. 

Frank, envoye* von Kurpfalz 32. 

Frankenthal 309. 

Frankfurt am Main 8. 82. 105. 154. 
168. 177. 179. 182. 187. 188. 219. 
229. 230. 233. 246. 263. 283. 293. 
294. 296. 318. 322. 324. 326. 336. 
337.. 338. 371. 

Frankfurt an der Oder 14. Die 
französische colonie daselbst 15. 

Franzosen, ihr ehrgeiz 7. 8. Ihr 
Unglaube 12. Ihre eitelkeit 15. 
Ihre Unvorsichtigkeit 46. 47. 60. 
Sie sind abscheulich interessiert 
und undankbar 87. 103. Um die 
Franzosen recht im zäum zu hal- 
ten, muß man ihnen furcht ein- 
jagen und dabei hoffnung geben 
87. Vergl. auch die Charakte- 
ristik der Franzosen s. 108. Es 
ist ein unbändig volk. Der pö- 
pel ist beßer und raisonnabler, 
als die leute von geburt 108. 
Sie wollen ihr leben nicht un- 
" recht haben 174. »Es seindt 
keine geitzige[re] leütte in der 
weit undt welche mehr auff daß 
ziegen undt gewinen verpicht 
sein, alß die Frantzoßen.« 183. 
Vergl. s. 229. 293. 294. 296. 354. 
»Der pöpel in Franckreich seindt 
gutte leütte, aber die hoffleütte 
undt pfaffen seindt lebentigeteüf- 
fel ohne erkandtlichkeit , trew 
noch glauben, haben keinen an- 
dern gott , alß den geitz undt 
Mamon. Es ist abscheulich, wie 
die leütte sein; man könte es 
nicht glauben, wen man es nicht 
hört undt sieht.« 203. Vergl. 
s. 303. Ihre lasterhaftigkeit 209. 
Ihre lust, über alles ein lied zu 



409 



machen. Elisabeth Charlotte sagt : 
»Alles maß in Franckreich ge- 
sungen werden.« 245. »DieFran- 
tzoßen haben daß, sie nehmen 
keine preeautionen in nichts in 
der weldt.« 285. Alles ist mode 
bei ihnen 328. 

Französinnen, ihr Charakter 157. 
178. 209. 

Frederik, Oberst, söhn von Theodor 

Stephan freiherrn von Neuhof 306. 

Fresne 264. 

Freund in der not, Der, schrift von 
Johann Balthasar Schupp 283. 

Freunde in der noth, Sprichwort 
darüber 282. 283. 

Friedens-schluß. »Wozu solten die 
friedenschlüße dinnen, wen man 
sie nicht halten solte?« 74. 

Friederichsburg 146. 177. 197. 198. 
203. 235. 367. Das hölzerne 
schwedische haus daselbst 367. 

Friedrich IV , kurfürst von der 
Pfalz 376. 

Friedrichshall in Norwegen 304. 

Frisch und gesund 87. 105. 107. 
110 zweimal. 144. 150. 175. 185. 
189. »Wen man frisch undt ge- 
sundt ist, wirdt man mitt dem 
alter eher dick, alß mager.« 338. 
355. 

Friesenhausen 208. 

Fromenteau, Rue de, zu Paris, 
brand in derselben 260. 261. 284. 

Fürstenberg, Fürst von, kammer- 
richter 320. 

Gaillard, Pere, 206. 

Galloway, Lord, 65. 

Geisenheim 179. 182. 183. 184. 185. 
188. 254. 263. 

Gemmingen, Herr von, 21. 

Gentilhomme de la chambre du 
roi 17. 18. 

Genua 58. 78. 180. 197. 333. 

Gergy, französischer gesandter zu 



Venedig 367. 

Gesundheit-trinken 173. 

Gesvres, Leon Potier de, erzbischof 
von Bourges, später cardinal 77. 
345 

Gesvres (Gevres), Marquis de, 18. 

Gezwungen und gedrungen 150. 

Gibson, eine Engländerin, kammer- 
jungfer in Hanover 374. 375. 

Gießen 161. 

Gilbert 237. 

Gilbert de Voisins 143. 

Glocken-Stunde, d. h. eine ganze 
stunde 170. 289. 

Gloria 95. 

Göhrde, Die, 290. 

Görtz, Baron von, 13. 88. 137. 142. 
174. 219. 258. 318. 377. 

Görz, Freiherr von, minister und 
freund des königs Karl XII von 
Schweden 305. 

Göthe 2. 8. 129. 

Gold, hoch im preise 324. sehr rar 
in ganz Frankreich 376. 

Gondrin 46. 

Goyon, Madame de, 113. 

Graf ton, Lord, 15. 

Gramont, Duc de, 262. Mare'chal 
de, 328. 

Greve, Place de la, 91. 

Grevenbruck (Grävenbruck , Gre- 
venbrock, Gröbenbruck, Graffen- 
brock, Graffenbröck, Gravenbroch, 
Gravenbrock, von Grevenbroch), 
secretär des kurfürsten Karl Phi- 
lipp von der Pfalz 70. 71. 81. 
129. 137. 145. 162. 163. 165. 172. 
230. 267. 285. 318. 

Grignan, Comte de, lieutenant ge*- 
ne'ral in der Provence 113. Com- 
tesse de, 113. 

Grillon bei Dourdan, landgut des 
dichters Jean-Francois Regnard 
215. 

Grimmeishausen, Hans Jakob Chri- 



410 



stoph von, 282. 283. 

Grondeur, Le, komödie von David- 
Augustin de Brueys 256. 

Groß, Capitaine, 291. 

Großherzogin, Die, s. Toscana. 

Gueremande, in der nähe von Pa- 
ris gelegenes landgut von Law 
365. 

Guiche, Comte de, 208. Duc de, 
262. 

Guise, Princesse de, 296. 

Haag 207. 

Hadamar, Fürstin von, 64. 

Hagen, Zwei barone von, 168. Der 
älteste derselben 171. 

Haidane (Haidan, Haidang) 168. 
169. 172. 

Hall in Tirol 157. 286. 

Hammerstein , Alexander , oberst 
297. 

Hanau , Graf von , 241. 245. 246. 
270. 271. 

Handschuchsheim 267. 

Hanover, zur zeit von Elisabeth 
Charlotte wurde daselbst in den 
kaminen mehr torf, als holz, ge- 
brannt 111. 195. 196. 228. 258. 
290. 297. 318. 385. 339. 341. 351. 

Hanover, Benedicte Henriette Ma- 
ria, herzogin von, die witwe des 
herzogs Johann Friedrich, mutter 
der herzogin Charlotte Felicitas 
von Modena und der kaiserin 
Wilhelmine Amalie, der gemah- 
lin des kaisers Josef I 113. 116. 
140. 155. 156. 157. 181. 205. 259. 
286. 313. 321. 324. Näheres über 
sie 326. 334. 346. Ausführlicheres 
über sie 347 und 350. 351. 354. 
357. 359. 361. 367.370.371.374. 
375. Ihre Schwester, Anna, ge- 
mahlin von Henri-Jules deBour- 
bon, prince de Conde* 181. 347. 
350. 356. 357. 375. 

Hanover, Johann Friedrich, herzog 



von, 347. 

Hanover, Sophie, kurfürstin von, 
81. 85. 119. Sie hat die Eng- 
länder für perfeot gehalten 119. 
149. 172.- 174. 219. 240. 279. 373. 
374. 

Harenberg, Fräulein, 325. 

Harley, der gründer der South Seil 
Company zu London 262. 

Harling, Herr von, 9. 33. 43. 81. 
95. 169. 174. 189. 219. 258. 270. 
297. 317. 319. 327. Frau von, 
ehedem Hofmeisterin von Elisa- 
beth Charlotte 250. 272. 

Hauteroche, Noel le Breton, sieur 
de, dichter 359. 

Haye, De, kupferstecher 213. 

Hechsen 189. 

Hechsen-kind 167. 

Hechsen-meister, die in den wöl- 
ken stecken (Elisabeth Charlotte 
glaubt nicht daran) 189. 248. 

Hechserei 248. 

Heidelberg, das Eettenthor und die 
H.-geist-kirche daselbst 30. mit 
Paris hinsichtlich der gesunden 
luft verglichen 39. 40. 67. Der 
streit wegen der R-geist-kirche 
daselbst 71. 81. 82. 84. Näheres 
über den streit 101. 105. 230. 
Die Neckarbrücke daselbst 104. 
Der kammerpräsident daselbst 
(vergl. s. 318), der faulste mann 
von der weit 137. 165. 177. 198. 
203. 230. Der dicke türm, die 
kanzlei an dem burgweg 235. 
Die luft und das waßer sind in 
Heidelberg excellent 23*>. 239. 
267. Das schloß daselbst 307. 
»Heydelberg ist warmer undt 
gesunder, alß Schwetzingen, in- 
sonderheit im wintter.« 318. Die 
Heidelberger trauben 338. 

Heilige-berg, Der, bei Heidelberg 
67. 



Heiligsprechung, kosten derselben 

58." 
Heinrieb IV von Frankreich 194. 
375. Seine geinahlin, Mariade' 
Medici 194. 
Heint = heute nacM 214. 
Heirath, Der, 217. 245. 251. 
Hemd, der königin gereicht 54.55. 
Henriette, Madauie , d. i. Anne- 
Henriette d'Angleterre, duchesse 
d'Orltians , die erste frau von 
Monsieur, dem gemable von Eli- 
sabeth Charlotte 38. 140. 
HÖraclius, tragödie von Pierre Cor- 
neille, stelle daraus 223. 
Herakles 80. 
Hercules 375. 
Herrenhausen 196. 290. 
Herzöge, Drei, kaufen alle Stoffe, 
allen kaffee, alle chocolade und 
alle lichter auf, um diß alles 
theurer , als die kaufleute , zu 
»erkaufen 186. 187. 296. 
Hessen-Cassel , Georg , prinz von, 

gerühmt 189. 190. 
Hessen-Oasse!, Kar!, landgraf von, 
vetter von Elisabeth Charlotte 
■47. 80. 135, 184. 196. 249. 267. 
278. 
HeBBen-Casael , Maximilian, prina 
von, vetter von Elisabeth Char- 
lotte 80.145. Sie schreibt: .Ich 
weiß dießen vettern recht danck, 
keine inclinatioc zum heürahten 
zu haben; daß macht mich ihn 
lieb haben, ohne ihn zu keuen .« 
189. 279. 301. 325 328. 371. Seine 
geruahlin, Friederike Charlotte, 
die tochter des landgrafen Ernst 
Ludwig von Darmstadt 279. 301. 
HesBen-Cassel , Philipp , landgraf 
von, 279. Seine gemahlin 279. 
Heasen-Cassel , Prinzessin Lisbeth 
von, taute von Elisabeth Char- 
lotte 378. 



Hessen-Cassel, Wilhelm, prinz von, 
vetter von Elisabeth Charlotte 
80. 145. 172. gerühmt 189. 190. 
249. -258. 278. 301. 

Hessen-Philippsthal, neffe von Eli- 
sabeth Charlotte 278. 279. 

Hessen- Rhein fei s , Karl , landgraf 
von, 64. 2'i0. Sein söhn 04. 

Hessen -Eb ein fels, Landgrafen von, 
44. Prinz von, 221. 

Hinderson , nachher marijuise de 
Foy 154. 355. 

Hirnkasten 44. 236. 

Hocca, ein glückspiel 273. 

Hofmeister und hofmeisterinnen, 
Das goschlecht der guten , ganz 
ausgestorben 377. 

Hoheit, Kömgliche, titel 92. 

Hohenlohe, Grafen von, 195, 

Holderness, Lady, 282 (vergl. band 
II, s. 767). 

Holland 206. 303. 309. 

Homberg, Wilhelm , zu Batavia 
auf der insel Java 8 Januar 1652 
geboren , nach einem bewegten 
leben gestorben 24 September 
1715, seit 1704 erster arzt des 
regenten 39. 40. 60. 

Homme a bonna fortune, L', zwei 
verschiedene komüdien unter die- 
sem namen , die eine angeblieh 
von dem Schauspieler Baron, die 
andere von Jean-Franeois Reg- 
nard 273. 

Hörn, Graf von, 90. 91. 92. 94. ge- 
rädert 99. 103. 121. 

Horn-Horn. Prince de, 91. 

Hörn. Maximilien de, 121. 

Horn-Montmorency 91. 

Houssaye, Monsieur le Pelletier de 
la, 305. 

Hoym, Karl August, graf von, 22. 
290. 291. 311." 312. 

Hugenotten 336. 

Humberg s. Homberg, Wilhelm. 






Hummel, Dumme, 150. Tolle, 268. 

Hund, den man reden machte 158. 
159. Ein geschicktes hilndchen, 
das herzog Georg Wilhelm Elisa- 
beth Charlotten geschenkt 308. 
309. 

Iburg 247. 297. 

Idstein 285. 

Imitation, L\ de Je'sus -Christ, tra- 
duite et paraphrasee en vers 
fran^is, par Pierre Corneille 214. 

Imitutione, De. Christi 214. 

Inconnu, L', komödie von Thomas 
Corneille de l'Isle und Jean Don- 
neau de Visa 32. 

Indianer, Zwei, von Elisabeth Char- 
lotte und ihrem söhne, dem re- 
genten, aus der taufe gehoben 358. 

Indien 206. 231. Elisabeth Char- 
lotte schreibt: >Wir seindt hir, 
alß wen wir in Indien wehren, 
wifen schir nichts von waG vor- 
geht.« 284. Vergl. s. 295. 

Inferno von Dante 254. 

Isenhurg, Grafen von, 142. 

Isenghien 90. 

läse", oper mit text von La Motte, 
musik von Destouches 80. 81. 

Italiilner, urtheil über dieselben 351. 

Jacob 337. 

Jacobiner-kirche zu Paris 372. 375. 

Jesuiten von der Kettenyaße zu 
Heidelberg 74. 13t. 176. 

Joconde, lied 314. erzählung von 
Lafontaine 314. 

Jodelet, ou le maitre valet, komö- 
die von Scarron 226. 

Johann Casimir, Pfalzgraf, 376. 

Juden, Portugiesische, 37. 136. an 
Mannheim 165. 213. 

Jupiter, Statue des, angeredet 267. 

Kacka mainan, Mährchen von, 293. 

Kaffee, thee und ebocolade, Elisa.- 
beth Charlotten anleidlich 10. 28. 
48. 159. 



Kaiserin, Die, 1. Eleonore Magd alene 
von Pfalz-Ncubnrg, Schwester des 
kurfürsten Karl Philipp von der 
Pfalz , die dritte gemahlin des 
5 Mai 17Ü"i gestorbenen kaisers 
Leopold I 32 (s. die berichtig- 
ung der anmerkung 1 daselbst 
s. 382). 40. 41. 42. 53. 54. 72. 
74. 114. 120. 131. 2«. 248. 3(7. 
2 Wilhelmine Amalie, diewiftve 
des kaisers Josef I 181, wo in i 
1 fälschlich Elisabeth Christine 
u. b. w. genannt ist. 350. 351. 375. 

Kii.mmer-f'rau 377. 

Kammer-kätzehen. »Ton einen 
camm[e]rkH.tzgen kan man 
sprichwordt sagen, dafJ es linefcs 
undt rechts ist, wie eine clostei 
katz.. 248. 

Kammer-knccht 358. 368. 

Kammer-magd 345. 373. 

Kammer-weib 154. 177. 278. 

Karl, kurfürst von der Pfalz 1080 
bis 1685, bruder von Elisabeth 
Charlotte 85. 204. 235. Er hatte 
Heidelberg lieber, als Mannheim 
239. 325. 367. 375. Seine ge- 
rn ahlin 177. 325. Über seinen 
tod 239. 240. 

Karl V, sein trictrac- oder damen- 
bretspiel 213. 245. Sein Schach- 
spiel von krystall 245. 

Karl VI , deutscher kaiser 82. 85. 
122. 131. 132. 105. 241. 

Karl Ludwig , kurfürst von der 
Pfalz, der vater von Elisabeth 
Charlotte 34. 111. Eine änUe- 
rang von ihm über drei arten 
von charlatans, neuilich pfaffen, 
doctoren und advoeaten 114. 
Er hat die Engländer für per- 
fect gehalten 119. 130. Er hat 
Mannheim wol herzlich lieb ge- 
habt 239. Die Ursache si 
todes 239. 240. 254. 325. 






Seine zweite gemahlin , Luise 
freiin von Degenfeld 3S7. Er 
sagte, »daß daß geschlegt von 
den glitten hotfnieiater undt lioff- 
nieisterin[e]n gantz außgestorben 



i 377. 



i Pfalz, 



Karoline, raugräfin ! 

mahlin des herzogs Meinhard von 
Schomberg, Schwester der rau- 
gräfin Laue, ihre handschrift, der- 
jenigen von Elisabeth Charlotte 
zum v er Wechsel n ähnlich Btiö. 

Karpfen, in Frankreich nicht gut 
zubereitet 192. 

Katechismus, Der Heidelberger, 165. 

Ketsch 267. 

Kilmarnok, Lord, 305. 

Kirhe = geachcnk von der kirch- 
weihe, jahrmarkta-geachenk 312. 
324. 330. 

Kirchenlied 25. 26. 102. 224. 225. 
22(1. 281. 

Kirkall, E., 226. 

Klosterkatze 248. 

Kochmonat, Der, der August 248. 
275. 

Komödianten , Die deutschen , 66. 
135. 313. 

Komödie, Die italiäniache, zu Paria 
222. 328. 356. 358. 371. 378. 

Künigamark, Aurora von, 232. 

Königamark, Karl.Tohann graf von, 

127. 128. 150. Seine geliebte, die 
gräfin von Southampton. die ihm 
in pagenkleidern gefolgt 127. 

128. 150. 

Köuigsniark, Philipp Christoph graf 
von, 127. 150, 

Königs-stuhl, Der, 67. 

Kur-Bayern, d. i. Maximilian Em- 
manuel , kurfürst von Bayern 
82. 116. 117. 304. Seine inätresse, 
madaine Baimond 117. 

Kur-Pfalz, d. i. Karl Philipp, kur- 
fürat von der Pfalz 18. 19. 40. 



41. 42. 43. Ein hrief von ihm 
an Elisabeth Charlotte 72. 74. 
81. 82. 84. 100. 101. 102. 104. 
109. 124. 130. 137. Elisabeth 
Charlotte achreibt: »Wen der 
churfiirst die arme Heydelber- 
g[er] so plagen will , gemandt 
ea mich ahn die kinder , ao in 
der lutt't speyen , daß ea ihnen 
selber wider auff die naß feit; 
den da kan dicGer churfiirst kein 
vortueil von haben, sondern nur 
selber Verlust undtehagrin. Mein 
gott, wie kan man sich so von 
den wüsten pfaffen bethüren la- 
ßen , wen man v erstand t hatt, 
wie Ihr versichert , daß dießer 
herr hattlt 145, Weiteres über 
den kurfürsten ebendaselbst. 150. 
»Daß vielle sauffeit [vergl. s. 145] 
undt die pfaffen müßen Chnr- 
pfaltz daß hirn verthrehet haben 
undt sein eygen interesse nicht 
erkennen machen, aeinen armen 
unterthanen lautter bBßes ahn- 
statt guttea zu thun.« 158. 162. 
163. 165. 169. 176. 184. 188. 198. 
204. 230. 233. 261. 267. »Chur- 
pfaltz wirdt es nicht vor gott 
verantworten können , wie er 
mitt seinen armen untherthanen 
urobgehet.« 285. 301. Seine mä- 
treaae 301. 307. 318. 319. 829. 
336. 339. 345. 848. Sein vater 
und bruder 109. Seine mit dem 
erbprinzen von Sulzbach ver- 
mählte tochter, Elisabeth 137. 
Sein secratär 70. 71. 81. 129. 137. 
Kur-Trier, d. i. Franz Ludwig, erz- 
bischof und kuri'iirst von Trier 
197. Ein brief von Elisabeth 
Charlotte an denselben 198. 203. 
230. Er schreibt an Eliaabeth 
Charlotte über die von dem kur- 
fürsten Karl Philipp beabsichtigte 



414 



widerherstellung dea Heidelber- 
ger schloßes 307. 341. 

Entscher tragen große bärte 127. 
sind ordinarie gar insolente leute 
301. 

La Barre, Madame de, eine Straß- 
burgerin 232. 233. 236. 269. 

La Calprenede, Gautier de Costes, 
Chevalier, seigneur de, dichter 
330. 359. 

La Charit«* 110. 

Ladenburg 104. 

La Fleur, Schauspieler 139. 

LaFontaine, Jean de, der dichter 314. 

Lagarde, intendant von Elisabeth 
Charlotte 276. 

Lagny 248. 

Lambert, Hotel, 225. 

Lambesc, Princesse de, 73. 148. 170. 

Lamie, Ausgehen auf ein, 197. 258. 
259. 

Lamy, Dom, Benedictiner 248. 

Landsknecht, spiel 141. 

Langhanns, hofprediger und Jrir- 
chenrath zu Heidelberg 240. 

La Palice 113. 115. 

Laquais 94. Große frechheit der 
lakaien 264. 265. 276. 299. 

La Serre , Jean-Louis-Ignace de, 
sieur de Langlade, dichter 50. 

Lasse", Graf von, 365. 

Launay, Mademoiselle de, 108. 

Lauraguais, Comte de, 4. 

Laval, Monsieur de, 108. 

Lauzun, Duc de, 244. 

Law, John , 16. 19. 29. 35. 36. 92. 
97. 98. 102. 103. 121. 160. 161. 
183. 184. 191. veranlaßt durch 
seine finanz - Unternehmungen 
einen aufstand zu Paris 199. 200. 
201. Schmäh-schriften und spott- 
bilder gegen denselben 202. 209. 
211. 212. 222. 229. 230. 235. 238. 
239. 241. 242. Elisabeth Char- 
lotte schreibt: »Ich habe mein 



leben keinen Englander oder 
Schottlander so poltron undt 
forchtsam gesehen, alß Laws Ist. 
Der reichtum macht furchtsam; 
man quittirt nicht gern sein 
haab undt gutt.« 242. 243. 276. 
277. Bemerkung des herzogs von 
Saint-Simon über die Wirkungen 
des Systems von Law 277. 278. 

281. 282. Seine bank-zettel, zu 
unnennbaren zwecken benutzt 

282. 285. 290. 296. 301. 303. 310. 
319. 328. 349. 350. 863. Sehte 
letzten Schicksale , sein tod 364 
bis 367. 386. Seine gattin 29. 36. 
296. 367. Seine tochter, von la- 
kaien beschimpft 265. 276. .277. 
Näheres über dieselbe 295. 296. 
299. Sein bruder 306. 

Leclair, huissier von Elisabeth Char- 
lotte 4L 162. 184. 277. 278. Seine 
frau 15. 41. 162. 184. 192. 204. 
277. Ihr tochtermann, Andre* 
277. Ihre, dem marquis d'Oise 
verlobte enkelin 162. Ihr höchst 
merkwürdiger heiraths-contract 
277. 278. 

Lefevre 8. 9. 14. 22. 29. 31. 40. 
41. 69. Elisabeth Charlotte macht 
eine orthographische bemerkung 
über seinen namen 74. 75. 86. 
105. 106. 146. 159. 175. 176. 189. 
232. 244. 258. Seine Unbestech- 
lichkeit 263. 272. 275 282. 307. 

Le Grand, Marc-Antoine , dichter 
139. 

Lehren = lernen 150. 152. 180. 

Leopold I , deutscher kaiser 32 
(s. die berichtigung der anmer- 
kung 1 daselbst s. 382). Seine 
dritte gemahlin, Eleonore Mag- 
dalene von Pfalz - Neuburg , s. 
Kaiserin, Die. 

Leiningen- Westerburg , Graf von, 
294, 



415 



Lerna, Die hydra von, 80. 

Lernen == lehren 197. 219. 336. 

Leroi, advocat von Elisabeth Char- 
lotte 31. 69. 244. 

Le Sage, Alain Rena, der dichter 328. 

Leschenbrand, Fräulein, 325. 

Lessing, Gotthold Ephraim, 359. 

Lestang 91. 

Leutrum, General, 184. 

Lieder, -Geistliche, werden in fran- 
zösischen katholischen kirchen 
nur lateinisch gesungen 218. 

Lieder, Lutherische, strophe eines 
solchen 25. 26. 192. 224. 225. 226. 
281. 303. 

Ligne, Prince de, duc d'Aremberg 
121. 

Ligny, Comte* de, 84. 

Ligny, Comte de, nachher Duc de 
Chätillon, der zweite söhn des 
duc de Luxembourg 346. 

Lille 12. 24. 55. 60. 

Linck, Regiment de, 232. 

Linieres , Pere de , Jesuit , beicht- 
vater von Elisabeth Charlotte 
167. 320. 321. 832. 

Lippe-Bückeburg, Der junge graf 
von, 39. 

Lobwaßer, Ambrosius, kutscher von 
Elisabeth Chariotte zu Heidel- 
berg 84. Sein söhn, Matheis, 
diener der raugräfin Luise 84. 

Löffel (etwas mit löffeln gefreßen 
haben) 250. 324. 

Löwenstein, Graf von, fürst-abt der 
gefürsteten Benedictiher - abtei 
Murbach im Oberelsaß 29. 33. 42. 
43. 44. 55. 59. 84. 104. 117. 141. 

London 226. (Londen) 228. 282. 
335. 368. 

Longchamps, kloster 154. 

Longueuil, Monsieur de, 377. 

Lopes de Villanova 33. 

Lothringen und Bar, Leopold Karl, 
herzog von , der Schwiegersohn 



von Elisabeth Charlotte 67. 70. 
111. 122. 190. 321. 

Lothringen und Bar , Elisabeth 

. Charlotte, herzogin von, die toch- 
ter unsererer herzogin Elisabeth 
Charlotte 27. 33. 67. 70. 84. 96. 
97. Sie hat 14 kinder gehabt 
107. 111. 122. 133. 234. Sie fährt 
wider auf die hirschjagd 266. 
268. 290. 292. 300. 311. 317. 
Elisabeth Charlotte schreibt : »Ich 
kan daß meiner dochter mitt 
warheit nachsagen, sie ist daß 
beste mensch , so man finden 
mag.« 321. 324. 327. 330. 335. 
338. 349. 361. 364. 370. 

Louvre, Le vieux, 260. 284. 357. 

Lude, Duc du, 199. Seine erste 
gemahlin, aus der familie Bouille 
199. 

Lude, Duchesse du, 199. 273. 358. 

Ludres, Madame de, 219. 

Ludwig XIII 115. Seine bestim- 
mungen über die heirathen derer 
aus königlichem geblüte 251. 
Scherz seines narren 279 und 290. 
295. 

Ludwig XIV 18. 46. 54. 60. 77. 
114. 128. 137. 152. 159. 169. 177. 
179. 193. 237. 243.257.267.271. 
276. 309. 345. 361. Ein gesprach 
von ihm mit Elisabeth Charlotte 
374. Seine gemahlin, Maria The- 
resia, die tochter des königes 
Philipp IV von Spanien 54. 228. 
234. 271. 

Ludwig XV 42. 45. 46. 48. 49. 51. 
78. 110. 113. 115. 173. 187. 201. 
214. 222. 236. 237. 242. 273. 276. 
285. Näheres über ihn 309. 332. 
334. 356. 357. 358. 363. 364. 

Ludwigssee 235. 

Lület , Frau von , in Heidelberg 
61. 62 

Luise, raugräfin zu Pfalz, die halb« 



schweater von Elisabeth Char- 
lotte, ist nicht abergläubisch -34. 
Ihr geburtstag 52. Sie thut alles, 
für keine pietistin zu passiren 
55. Ton ihrem gar guten ge- 
müthe ist Elisabeth Charlotte 
gar wol persuadirt 74. Vergl. 
s. 152. Sie liest die briete von 
Elisabeth Charlotte mehr , als 
einmal 120. Elisabeth Charlotte 
schreibt ihr: »Wall unßere arui- 
tie 1 [betrifft], i 



»Cela 



s dire-> 131. >Ver- 



stiuit.lt fehlt Euch nicht undt 
habt den ruff bey alle, die Eiicli 
kenen.« 159. Sie schreibt gar 
gut französisch 1G7. 175. Ver- 
muthung unserer herzogin über 
den grund, weshalb Luise sieh 
nicht verheirathet hat 217. Eli- 
sabeth Charlotte sagt : »Ich 
zweyffle nicht, daß, weillen Ihr 
Euch dem allmächtigen gantz 
ergeben habt, daß er allezeit vor 
Euch sorgen undt Euch, liebe 
Louise, nicht verlaßen [wird]; 
auift wenigst wünsche ich es von 
grundt meiner seelen.i 217. Sie 
Bagl , sie sei auch nicht ach (in 
226. Sie ist Elisabeth Charlotten 
zu vielem nütze 252 bis 254. 
Vergl. s. 282. Die herzogin 
schreibt ihr; .Ich bin gern in 
Ewern gedancken undt ha.be 
glauben ahn Ewerin gebett undt 
bin persuadirt, daß der allmäch- 
tige eher die puren undt fromme 
seelen, wie Ihr, liebe Louise, seydt, 
erhöret, alü andere.« 257. Vergl. 
s.285. •Guttegebetterhaben wir 
hoch von nöhten, liehe Louise!« 
269. Vergl. s. 294. »Ihr habt 
woll groß recht, gott lob zu sa- 
gen undt gott zu dancken, nicht 
geheüraht zu nein.« 259. Sie be- 



sitzt vier bildnissc von Elisnbt 
Charlotte 269. Sie furchtet d 
donner ebensowenig als Eli 
beth Charlotte '275. Elias bi 
Charlotte schreibt ihr : »Ma 
Strasburg werden wir woll nicl 
Ich wolte, daß wir hin würdi 
umb den trost zu haben, Eü 
noch cinmahl vor meinem en 
zu anibrassiren.« 300. Ihre nii 
ter, die frau raugrälin 317. I 
alter im Verhältnisse zu de; 
jenigen von Elisabeth Charlol 
325. Elisabeth Charlotte v( 
spricht Luinrn, ihr mit jeder [K 
zu schreiben 332. Ihre 
achrift 363. Sie hat nur z 
pferde 377. 
Lulli. iiioviinni liiitti^tn. compiH 
187. 357. 

Luneville 133. Das schloß zu, 
86. 321. 322. 

Lussan, Madame de, 269. 

Lutzau 311. 

Lntzeibourg, Monsieur de, 320. 

Lutv.enburg, hofmeister des kur 
prinzen von Sachsen 320. Elisa 
beth Charlotte schreibt: >Waß 
ich Übel ahn dem Lutzenburf 
findt, . . . ist, daß man sagt, daü 
er sich piquirt, weder ahn gott 
noch ahn teütf'cl zu glauben, k 
glaub nicht , daß ein solch« 
mensch sein leben glück haben 
kan, undt glaube, daß sie 
sinnen kommen.» 347. 348. 

Luxem bourg 326. 

Luxembourg, Duc de, 346. Sein 
zweiter söhn, der duc de 0fa&- 
tillon, der weder c noch g 
sprechen kann 346. 

Luxemburg, M. de, 32. 

Luxembourg, Palais du, 347. 351 
356. 357. 

Luxus, hoch gestiegen 230. 



Luynes, Dnc de, 132. 

Lyon 78. 110. 113. 269. 

Madrid im Bois de Boulogne 124. 
25S. 261. 262. 268. 270. 284. 289. 
297. 299. 323. 332. 

Madrid in Spanien 304. 

Maine , Anne-Louise-Be"ne"dicte de 
Bourbon-Conde, genannt made- 
moiselle de Charolais, dachest» 
du, 11. 13. 23. 24. 28. 36. 44. 

107. 108.117.131.242. Sie wird 
wegen ihrer Verschwendung von 
Lagarde, dem intendanten von 
Elisabeth Charlotte , zurechtge- 
wiesen 276. 

Maine, Louis* Auguste de Bourbon, 
dnc du, 11. 23. 24. 36. 44. 60. 

108. 179. 

Maintenon , Francoise d'Aubigne, 
marquise de, 152. 153. 178. 179. 
213. 

Mainz 261. Kurfürst von, 329. 

Malause, (Charlotte Bourbon) Ma- 
demoisello de, 249. 254. Ein 
französischer brief von ihr an 
Elisabeth Charlotte 255. 256. 267. 
268. 282. 

Malte, Chevalier« de, 304. 

Mammon 103. 203. 266. 288. 

Mannheim 104. Elisabeth Char- 
lotte schreibt ; »Manheim ist 
nicht so ungesundt , alß man 
sagt. Ich bin ja lauge jähren 
dort geweücn undt nie kranck 
worden; man muß aber dabey . 
Heydelberger waßer drincken.! 
134 (vorgl. B . 329). 146. Der 
schloß- bau daselbst 150. 158. 
Verlegung der kurfürst liehen re- 
sidenz dahin 165. Das Zollhaus 
bei dem Neckarthore, das scbwib- 
bogen-haus, das hölzerne schwe- 
dische haus daselbst 169. 197. 
198. Die herzogin sagt : .Daß 
man Manheiin undt Friderichs- 
ElitabMh Clliulotls 



bürg wieder bauet, höre ich gar 
gern; den ich habe Manbeim 
all mein leben lieb gehabt, aber 
ich mügte wünschen, das es Hey- 
delberg nichts schaden mögt«.« 
203. 233. 235. 236. 239. Elisa- 
beth Charlotte schreibt : »Ich 
scheue die hitze nicht , dnimb 
war ich gern zu Manheim.. Es 
were mir leydt, wen daß schloß 
zu Manheim nicht außgebaut 
[würde]. Wir seindt ja gar offt 
im somraer dort geweßen.« 239. 
Die pest daselbst 262. 335. 336. 

Man ns- mensch 245. 287. 

Mantua, Das haus, 347. 

Marcelli, secretär der herzogin Be- 
nedicte Henriette Maria von Ha- 
no»er 350. 351. 374. 

Marcieux, Chevalier de, 23. 

Marck, Comte de la, 69. 142. 

Mariage de conscience 374. 375. 

Mariage force', Le, komüdie von 
Moliere 74. 

Marienliurg 298. 

Marion, Monsieur, 14. 29. 86. 

Marly 225. 

Marmontel 139. 

Marseille 78. Pest daselbst 261. 
269. 2S5. 296. 3u2. 307. 308. 326. 
336. 341. 355. 383 bis 385. 

Marthe , superioure der Carmeli- 
teriunen, eine gute freundin von 
Elisabeth Charlotte 106. 107. 110. 
126. 133. 138. 140. 

Marton s. Marthe. 

Matheis (Lobwaßer) , diener der 
raugräfin Luise 84. 330. 

Maubourg, Madame de, 174. 

Mausig machen, Sich, 260. 

Maximilian Wilhelm, Herzog, 176. 

Mazarin, Cardinal, ein worL von 

ihm über die Franzosen, er läßt 

die gegen ihn gerichteten bilsen 

lieder aufsuchen und hernach 

27 






heimlich um theures geld ver- 
kaufen 129. Eine äußerung von 
ihm über die Französinnen 157. 

Mecklenburg, Herzog von, 256. 257. 
Eine Unterhaltung von ihm mit 
Elisabeth Charlotte und ein aehr 
sonderbares gespräch desselben 
mit Ludwig XIV 257. Seine 
zweite gemahlin 257. 

Medaillen 141. 145. 166. 170. 172. 
189. 194. 196.221.226.227.228. 
244. 248. 251. 254. 276. 283. 290. 
293. 294. 324. 343. 348. 369. 375. 
37G. 

Medici, Maria de', gemahlin Hein- 
richs IV von Frankreich 194. 

Melibrt, Duchesse de, witwe des 
herzogs von Albemarle 269. 

Melun 29. 

Mensch, Das, (nicht in üblem sinne) 
179. 321. 345. 351. 375. 

Menzikow 298. 

Merian, Die künstlerfaniilie , 228. 

Merinville, Madame de, 138. 

Merinville , Charles - Franoois des 
Montiers de, bischof von Chartres 
77. 

Meai , Monsieur de , gemahl der 
princesse d'Auvergne 232. 

Mesmes, President de, 15. 200. 

Messina, Medaille von, 293. 324. 

Me'tal de prince 345. 

Mettwurst 142. 169. 174 192. 

Metz (man il.'t viele gute aachen 
daselbst, insonderheit kleine pa- 
stetchen, die cxcellent sind) 192. 

Meudon 216. 229. 

Miausse, bankherr zu Brüssel 366. 

Mille 91. 

Misaionnaires 190. 

Mississippi 1 62. ] 63. 1 65. 242, 
-banque 324. 827. 328. Elisabeth 
Charlotte schreibt : "Missisipi 
undt ich haben nie nichts mitt 



einander zu ilnm. Ich haß es 
wie den [teufel].« 330. 335. 339. 
350. 

Mithridate, tragödie von Jean Ra- 
cine 139. Gegen den regenten 
gerichtete parodie der letzten 
ecene dieses Stückes 201. 

Modena 197. 258. 277. 

Modena , Francesco Maria d'Este, 
prinz von, 78. 84. 156. 180.258. 
286. 

Modena, Einaldo, hersog von, 156. 
157. 251. 276, 277. 286. Seine 
gemahlin, Charlotte Felicitas von 
Uran nach weig-IIanover 181. 205. 

Moliere , der dichter 2. 74. 103. 
131. 139. 156. 182. 212. 312. 

Monsieur, d. i. Philippe de France, 
duc d'Orleans , der gemahl von 
Elisabeth Charlotte 34. 178. 182, 
Sein plötzlicher tod 206. Possier- 
liche erziihluug dea selben von 
piner seefahrt, die er zu Dun- 
kirchen zu unternehmen die ab- 
sieht gehabt 231. 

Montague, Herzog von, 226. 

Montargia , wittnm von Elisabeth 
Charlotte 78. 184. 322. 

Montbazon, Madame de, 112. 

Montespan, Francoise-AthenaTs de 
Rochcchouart, marquise de, 128. 
152. 156. 

Montespan, Marquis de, 186. 

Montpellier 256. 

Montsoreau , Monsieur de , grand 
prevöt 115. Seine gemahlin 174. 
Sein söbnehen 115. 117. Sein 
vater und großvater 115. 

Moraa, De, präsident zu Heidel- 
berg 140. 

Moraburg, d. h. Sachsen -Merseburg, 
Herzog von, 221. 383. 

Mortagne, Monsieur de, Chevalier 
d'honneur von Elisabeth Char- 
lotte 98. 







Morteinart, Duo de, 18, 

Mosbach, Von, 33. 

Moses 260. 286. 

Motte, La, dichter 30. 

Mouatier, Do, 167. 

Münzen 376. 377. 

Murbach, Filrst-abt von, graf von 
Löwenstein 29. 33. 42. 43. 44. 55. 
59. 84. 104. 117. 141. 

Mus ca te 11 er-t rauben 323. 

Nantes, Edict von, 235. 

Nassau, Das haus, 336. 

Nassau, Graf von, 94. Zwei fflr- 
sten von, 59. 60. 

Nassau-Siegen, Fürst von, ein ge- 
Kpi'ii.rOi von Klisiibelh Charlotte 
mit ilim 336. 337. Fürstin von, 
159. 190. 213. 329. 336. 339. 342. 

Nassau- Usingen, Fürstin von, Schwe- 
ster der marquise de Dangeau 
84.104.118, 154. 191. 196. 229.5 
283. 291. 9M. 309. 313. 320. 324. 
327. 329. 339. 364. Ihr Schwie- 
gersohn 154. 

Nassau-Usingen, Graf von, 878. 

Naasau-Weilburg , Karl graf von, 
65. 146. Elisabeth Charlotte 
schreibt: »Ich glaube nicht, daß 
außgraffCarlvonNassauWei[l|- 
burgs heiiraht waß wirdt; den 
oi'dinarie, wen heürahten ho aufl- 
geschoben werden , wirdt nichts 
drauß.. 377. Gräfin von, 351. 

Neckarau 235. 

Nemours 78. 

Neuburgische kinder 176. 

Neuhof, Theodor Stephan f reih er r 
von, ehedem page von Elisabeth 
Charlotte, in der folge als Theo- 
dor I küuig von Coraica 303 
bis 306. Seine erste frau, eine 
Engländerin 304. 305. Seine 
zweite frau, eine Wanderin. )ady 
Sarsfield 304 bis 306. Seine mit 
dem grafen von Trevom ver- 




ui.'Uilt" -rlnv.-^kT. Eliriiiln.-ili :!i.M 



Nevers, Duchesse de, tochter der 
marquise de Thianges 128. 

Nevers, Hotel de, 200. 

Niederland 216. 

Nimbtsch, Graf von, 14. 

NoailleB 90. Louis d'or de, 85. 383. 

Noailles, Louis-Antoine de, früher 
bisohof von Cbälons , nachher 
erzbischof von Paris und cardi- 
nal 60. 77. 190. 

Noinuoustier, Duc de, 71. 

Nonnen- einfalle 114. 

(Edjpe, tragBdie von Pierre Cor- 
neille, stelle daraus 210. 312. 

Ohsen, Schloß, 297. 

Oise, Marquis d", 277. 

Oranien, Prinz von, 194. 

Orleans, Charlotte- Aglae" d\ ma- 
demoiselle de Valois, die dritte 
tochter des regenten , nachmuls 
gemahlin von Francesco Maria 
d'Este, prinzen von Modena, von 
Elisabeth Charlotte nicht geliebt 
5. 36. 37. 51. 52. Ihre Vermäh- 
lung 45.48.49.56, 59. 61. 62. 70. 
71. Ihr abschied 77. 78. Ihre 
rechte hoebzeit in Genua 78. 79. 
83. 84. 105. 110. 113. 140. 155. 
156. 180. 181. 197. Näheres über 
sie 205. 214. 221. 236. 243. 253. 
277. 286. 295. Ihr toller köpf 
3<51. 

Orleans, Fra.n^oise- Marie de Bour- 
bon, mademoiselle de Blois, du- 
chesse de Chartres, nachher du- 
chesse d' , die gemahlin des re- 
genten , des sohnes von Elisa- 
beth Charlotte 9. 141. 144. »Ma- 
dame d'Orleans verdirbt alle da- 
men hir , helt ihren respect gar 
nicht; sie weiß nicht recht, waß 
graiiiieiii'.r. 1&2 Weiteres über 
sie ebendaselbst. 155. 156. 163, 
27* 



J78. 185. ISO. 215. 236. 246. 291. 
2§2. 296. 298. 316. Ihre große 
faulhcit322.374. Elisabeth Char- 
lotte sagt in Beziehung auf sie: 
>Wir haben keine aimpati in 
nichts mitt einander,« 322. S56. 
358. 367, 370. 374. 

Orleans, Jean-Philippe, chevalier 
d', grand-prieiir de France, na- 
türlicher söhn des regenten 78. 

Orleans , Louise-Adelaide d' , äb- 
tissin von Che lies unter dem 
namen Saintc-Batilde , enkelin 
von Elisabeth Charlotte 5. 17. 
32. 62. 70, 79. 158. 181. 286. 
Näheres über sie, »sie hatt hertz 
wie ein mansroensch« 287. 288 
und 310. 311. 333. 358. 369. 374. 

Orleans , Louise- Elisabeth d', ma- 
demoiseile de Montpensier, nach- 
mals königin von Spanien 5. 49. 
62. 70. Ungünstige Schilderung 
derselben 125 und 150, 178.248. 

Orleans, Marguerito-LouirfetV, gruli- 
herzogin von 'i'oscana, genannt 
Madame lo grande diiehesse, ge- 
mahlin des großherzogs Cosimo 
III, 22. 

Orleans, Philippe, duc d', der zweite 
söhn von Elisabeth Charlotte, 
der regent 12. 19. 20. 23. sehr 
gerühmt 24. 36. 47. 57. 58. 123. 
129. Er arbeitet erschrecklich 29. 
»Er hatt gearbeit wie uin satire« 
76. 77. 78. 79, 8L 82 84.85, 87. 
91. 92. Rühmende iUßerung des 
Volkes über ihn 102. 103. Er 
versteht die linanccsachen auf 
ein ende 103. El tat der beste 
mensch von der weit 107. 108. 
121, Elisabeth Charlotte schreibt: 
»Gott kendt meines sohns des- 
interessirtes undt auffrichtiges 
gemühte, stehet ihm also gantz 
wunderbar bey.< 125, Er läßt 



sich von keinen pfiffen regieren, 
ist also für den westfälischen 
frieden 129. Die eigenen haare 
stehen ihm gar übel , eine per- 
rücke kleidet ihn beßer 136. 137. 
142. 143, 155. 156. 168. 169. 171. 
172.173. 183. Er arbeitet sich zu 
tod , alles gut zu machen 184. 
185. 186. 188. 191. 196. 199. 200. 
201. Stücke aus schmäh Schriften 
gegen den regenten 201. 202. 
203, 264. Er schickt "das parle- 
tuent nach Pontoise 210 bis 212. 
215. 222. Über die unerhört 
viele unruhe, mühe und sorgen, 
die ihm das System von Law 
bereitet 229. 235. 236. 237. 238. 
Elisabeth Charlotte sagt von dem 
regenten : »Es ist kein wunder, 
daß man mein söhn nicht so 
sehr, alß mi[c]h, liebt; daß thun 
seine feinde , so ihn vor einen 
gottloßen menschen außschreyen 
undt vor einen büßen man , da 
er doch in der that der beste 
mensch von der weit ist undt 
nur gar zu gutt.« 238. 239. 
Schriften über den regenten 238. 
239. 241. 242, Elisabeth Char- 
lotte theilt näheres über die feinde 
ihres sohnes mit 242, 243 und 
292. 244. Elisabeth Charlotte 
sagt: »Ich weiß nicht, ob mein 
söhn waß ahngefangen mitt sei- 
n[e]r pretention auff der Pfaltz; 
mir hatt er kein wordt davon 
gesagt, glaube es also nicht.« 

245. Über den hierauf bezüg- 
lichen, in Rom verlorenen pro- 
cess 245 (vergl. band I, s. 500). 

246. 247. 249. 250. 251. Die her- 
zogin schreibt : »Mein söhn ist, 
wie Moses , eine geplagte see!, 
hatt also nicht allein gutte 
wünsche, wovor ich Euch, liebt» 



421 



Louise, sehr dancke, von nohten, 
sondern auch frommer seelen ge- 
bett. So lang die regence da wem 
wirdt, muß er ahn keine ruhe 
gedencken, hatt noch 3thalb jähr 
vor sich, umb zu leyden. Man 
thut woll alles, waß man kan, 
meinem söhn zu widerstehen. 
Ich mögte also woll eher selbsten 
drauff gehen , alß recht auß 
angsten [kommen].« 260. Er ist 
des regierens müde 263. 276. 
Seine große thätigkeit, mit der 
er aber doch nichts , als lauter 
haß , erwirbt 280. Elisabeth 
Charlotte schreibt: »Mein söhn 
ist nur gar zu gehertzt.« 281 
(vergl. s. 302. 310. 341). 285. 
Anschläge auf sein leben und 
das seines sohnes , des duc de 
Chartres 287. 291. 296. 298. 324. 
327. 330. 334. 335. 338. 352. 358. 
360. Seine heirath 362. Er macht 
chemische versuche 364. 365. 366. 
Er ist in lebensgefahr 367. 378. 

Orleans , Philippe - Elisabeth d 1 , 
mademoiselle de Beaujolais 5. 
77. 138. 

Ormond, Herzog von, 305. 

Osnabrück 196. 

Osten, Fräulein, 325. 

Ostindien 358. 

Page 94. 229. 

Pailleterie, Monsieur de la, 238. 
270. 

Palaprat, Jean, dichter 256. 

Paolinina 351. 385. 

Papst s. Clemens XI. 

Parabere, Madame de, mätresse 
des regenten 215. 

Paris, Elisabeth Charlotten unleid- 
lich 1. 2. 11. 39. 116. 119. 120. 

. 313. 364. 370. Lasterhaftigkeit 
daselbst 13. 67. 68. 95. 102. 103. 
105. 106. 109. 111. 119. 120. 150. 



255. 355. 356. 360. 362. Elisa- 
beth Charlotte schreibt: »Man 
solte keine junge leütte mehr 
nach Paris schicken; sie lehrnen 
nichts, alß abscheuliche laster.c 
95. Zwei Verbrecher daselbst le- 
bendig verbrannt 95. 96. Schnee 
selten und schlittenfahren unbe- 
kannt daselbst 18. 63. Erschreck- 
lich viel kutschen und embarras 
daselbst 30. Pont-neuf , Palais- 
Royal und Tuileries daselbst 30. 
199. 260. 261. Hungersnoth da- 
selbst 33. 85. 108. Alle Juwelen, 
perlen und demanten, gold und 
silber daselbst verboten 34. 35. 
47. 55. 85. 102. 103. 113. Vergl. 
s. 166. 189. 209. Die luft von 
Paris 39. 79. Paris und Heidel- 
berg in ihren gesundheits-ver- 
hältnissen verglichen , angäbe 
des grundes, warum Paris unge- 
sund ist 39. 40. Das hdtel-Dieu 
daselbst 107. Zu Paris sind keine 
gute accoucheurs mehr 107. Über 
einen durch Laws finanzunter- 
nehmungen veranlaßten aufstand 
daselbst 199. 200. 238. Die 
weiber de la Halle zu Paris 241. 
Elisabeth Charlotte schreibt : »Sie 
haben zu Paris gar artige stücker 
zu possenspiel undt spiel[en] alle- 
zeit die albersten; ich werff [es] 
ihnen offt vor.« 243. »Paris ist 
noch nicht gar still , man rast 
abscheulich gegen meinen söhn. 
Gott gebe , daß nichts bößes 
drauff erfolgen mag !« 298. »Mich 
wundert nicht, viel unglück zu 
sehen ; bin mehr verwundert, Pa- 
ris nicht mitt fewer vom him- 
mel verbrendt zu sehen.« 307. 
Paris besänftigt sich trotz der 
abschaffung des papiergeldes 
nicht 318. Vergl. s. 324. 



422 



Pariser, Die, »seindt die besten 
leötte von der weit.« 238. Eli- 
sabeth Charlotte ist in der Pa- 
riser gnaden und hat auch die 
Pariser lieb , näheres hierüber 
343. 373. 

Parisiere, Jean-Ce"sar-Rousseau de 
la, bischof von Nimes 77. 

Parlament, Das, zn Paris und zu 
Pontoise 210 bis 212. 237. 242. 
243. 246. 247. 260. 264. 272. 365. 

Parma 279. 

Parma, Francesco, herzog von, 58. 

Paulus, der apostel 31. 369. 

Percy, Lady Elizabeth, 127. 

Pest im südlichen Frankreich 261. 
Näheres über die von derselben 
hervorgerufenen krankheits-er- 
scheinungen 269. 270. 285. 296. 
302. 307. 308. 326. 336. 338. 341. 
343. 350. 355. 368. 383 bis 385. 
Brechmittel dagegen angewendet 
269. zu Mannheim 262. in Polen 
338. 343. 355. in Schlesien 355. 

Pest von Siam 269. 

Peter I, der große, von Rußland 
s. Czaar, Der. 

Peterborough , Charles Mordaunt, 
earl, 177. 283. 

Petites-Maisons, Les, ein irrenhaus 
8. 91. 382. 

Petits enfants de France 93. 94. 

Pezey, Antoine, maier 274. 

Pfalzer, Vaterlandsliebe der, 338. 
339. 

Pfaffen , ihre schlimmen eigen- 
schaften 102. 134. 145. 204. 230. 

Pfaffen-bruder 176. 

Pfaffen-einfälle 114. 

Pfaffen-freund 176. 

Pfaffen-geschmeiß 230. 

Pfaffen-possen 100. 102. 

Pfaffen-schelmstück 336. 

Pfaffen-stücke 124. 

Pfaffen-wesen 82, 



Pfafferei 176. 230. 

Pfalz , fünfundsiebenzig familien 

wandern aus derselben nach 

America aus 162. Vergl. s. 184. 
Pfalz, Karl Theodor, kurfürst von 

der, 348. 
Pfalz, Philipp Wilhelm, kurfürst 

von der, 240. 
Pfarrer-kind. Elisabeth Charlotte 

schreibt : »Ich habe all mein leben 

gehört, daß nichts ungerahtners 

ist, alß pfarerkinder.« 258. 
Phaeton, oper mit text von Qui- 

nault, musik von Lulli 187. 
Place-Royale zu Paris 63. 104. 214. 

287. 359. 373. 376. 
Plundersweilern, Jahrmarktsfest zu, 

von Göthe 129. 
Pölnitz, Fräulein, 327. 
Poitou 178. 

Poisson, Raymond, dichter 187. 
Polen, August II, könig von, (in 

Sachsen Friedrich August I) 232. 

341. Er säuft gern 348. 355. 386. 
Polen, Christiana Eberhardina, kö- 

nigin von, die gemahlin Augusts 

II 37. 360. 361. 
Polen, Die pest in, 338. 
Polier, Monsieur de, 352. 388. 
Polignac, Cardinal de, 131. 
Polinninie (? Paolinina), fräulein im 

gefolge der herzogin Benedicte 

Henriette Maria von Hanover 351. 

385. 
Polydore, oper mit text von Jean- 

Louis-Ignace de La Serre, sieur 

de Langlade, musik von Jean- 

Baptiste Struk, genannt Batistin 

50. 51. 
Polydorus 251. 252. 253. 
Pont-Royal zu Paris 67. 101. 111. 
Pontchartrain , Madame la chan- 

celiere de, 231. 
Pontoise 161. 210. 211. 212. 237. 

242. 260. 264. 



Port-Royal 345. 


Raiinond, Madame, mätrease des 


Portamouth, Herzogin von, 148. 


kurfüraten Maximilian Emma- 


PoB8eii-si>i<'l. das nach i ! t ■ f tra^iiilii.' 


nuel von Bayern, des lord Stairs, 


gespielt wird 215. 


des grafen Moriz von Sachsen 


Ponrceaugnac , Monaieur de, ko- 


117. 


mödie von Moliere 103. 183. 


Rambouillet 361. 


Pousain, Gaspard, mal er 225. 


Rangoni 26. 27. 37. 110. 


Preußen, Friedrich Wilhelm I, iö- 


Rangoni, Marquise de, 140. 


nig von, 58. 189. 196. 267. 290. 


Hathsamshausen , Frau Leonore 


318. 329. 


von, 20. 65. 153. 158. 177. 189. 


Preullen, Sophia Dorothea, königin 


215. Sie macht die packeto von 


von , gemahlin Friedrich Wil- 


Elisabeth Charlotte 219. 234. 237. 


helms I 33. 42. sehr gerühmt 


238. 241. 270. 271. 287. 301. 384. 


53. 165. 367. 191. 195. 196. 233. 


339. 359. Ihre jüngste, an den 


266. 290. 293. 327. 


französischen edel mann De la 


Priö, Marquis de, 69. Seine toch- 


Pailleterie verbeirathete tochter, 


ter 69. 


Ltriae 238. Ihr bruder, Eberfrifas 


Prince, Monsieur le, (Conde) 214. 


von Veningen 325. 


Princes und princesses du sang, 


Reckheim, Graf von, 69. 


ihre habsucht 47. Ihr rang 93. 


Reformierte in der Pfalz 336. 


94. 276. 


R'eggio 197. 


Frincesae, Madame la, s. Conde". 


Regnard, Jean-Francois, dichter 


Prinz, Indianischer, 376. 


77. 215. 273. 


Prinzessin, Indianische, 376. 


Reichenbach, Baron von, ein Sachse 


Prophezeiung, >dali die woldt annu 


88. 


1727 gantz vergehen undt zu 


Ueichsatädtchen, Für sich selber 


cristal werden aolle» 333. Vergl. 


leben, wie ein, 362. 


b. 364. 


Richelieu, Duc de, 251. 


Provence 155. Die peat daseibat 


Richelieu, Rue de, zu Paris 138. 


296. 326. 344. 350. 368. 


Rießinann, Herr, 329. 


Prügel-suppe 136. 


Rigaud, Hyaeinthe, maier 273. 274. 


Psalmen 224. 225. 272. 286. 303. 


Rilkitz, Die, eine krankheit 235. 


Pyrmont, Sauerbrunnen von, 228. 


Ripperda, Freiherr von, 305. 


Quinanlt, Philippe, dichter 187. 


Riviere, Comtesse de, ihre briefe 


357. 


274. 


Quincampoix, Rue de, 90. 102. 150. 


Riviere Dufreny, Charles, 215. 


Quinzr.-vint;tK, Les, ihre sdiimil/jgtj 


Ruche-siir-Yon, Louise- Adel aide de 


kirche 110. 


Bourbon-Conti, madenioiaello de 


Raby, Lord, 98. 


la, 77. 89. 131. 139. 215. Sie 


Racine, Jean, der dichter 139. 


macht in der komödie >einen 


Back, adverbium 267. 


possirlichen portzelbaum« 265. 


Ralfetot, Madame de, 328. 


273. 299. 369. 376. 


Ragoczy, Franz Leopold, fürst, 64. 


Rockwodt 169. 


Seine gemahlin 64. 65. Seine 


lifulogiine, tragödie von Pierre Cor- 


Schwester 69. 


neille 215. 



Rüde] heim 355. 

Robau, Armand-Gas ton-Masimilien 
de. cardina! 45. 48. 10. 77. 

Rohrbach 338. 

Rom 79. 225. 

Rotrou, dichter 4. 

Rottenburg, Der junge, 233. 

Rotterdam 336. 338. 

Riitv.i'iiliii.iisi'riii. I liü, liolxi'iiliiiu.-i'n, 
Frau von , s. Rat lisam «hausen, 
Frau Leonore von. 

Roure. Com t esse du, 146. 

Rousseau, Jacques, landschaftuma- 
ler und radierer 225. 254. 255. 
303. 

Rupeliuonde, M. de, 32. 

Rußen, Die, 54. 

Ruvigny 65. 

Saarbrücken, Gräfin von, 135. 

Sabran, Monsieur de, 49. 

Sachsen , Friedrich August , kür- 
prinz von, 166. 168. 176. 221. 
320. 348. 361. 

Sachsen. Marie Jose fi\ kuri-rFrij-.oH^in. 
von, 220. 221. 248. 278. 360. 
361. 

Sachsen, Moriz graf von, 117. 232. 
383. Seine mätresBe , madame 
Raimund 117. 

Sachsen-Eisenach, Prinz von, 279. 

Sachsen -Gotha , Prinzen von, 130. 
212. 219. >Die printzen von 
Gotta aeindt die besten kinder 
von der weit, aber weder zu sie- 
den, noch zu bratten.« 359. Wei- 
teres über sie ebendaselbst und 
s. 360. 

Sachsen - Merseburg , Herzog von, 
221. 383. 

Sacbsenhausen 283. 

Saft, Grüner, zum purgieren, von 
brunnen-kresse , körbel und ei- 
choric 28. 111. 146. 802. 310. 
318. 326. 340. 355. 359. 

Sain, Graf von, früher obermar- 



schall 294. 

Siunl-Aignan, Duc de, 18. 

Saint-Albin, Abbe" de, natürlicher 
söhn des regenten 247. 

Saint-Amand 71. 

Sainfc-AndrÖ 352. 

Saint-Antoine, Straße, 301.Vorstadt, 
200. 

Saint-Cloud 141. In der gall 
daselbst ist Heidelberg gemalt, 
aber nur das schloß und der 
garten 149. Die caseaden da- 
selbst 170. 181. 182. Elisabeth 
Charlotten besonders lieb '< 
356. 378. 

Saint-Denis 79. 

Silin t-Htienne de Caen 71. 

Saint-Evron, Abtei von, 69. 

Saint-Germain 90. 154. 337. ■ 
Laye 215. 357. 

Saint-Honore , Rue de, zu Paris 
138. 201. 

Saint-Lazare 8. 382. 

Saint-Leger 344. 

Saint-Nicolas du Chardoneret 316. 

Sn int- Pierre, Madame de, 227. 

Saint-Pol , Mademoiselle de , | 
wesene hofmeisterin der raugräfin 
Luise 176. 192. 

Saint-Roch, Kirche von, 200. Der 
heilige selbst 264. 

Samt-Simon , Louis de Rouvroy, 
duc de, 92. 121. 

Sainte-Baume 155. 

Sainta-Genevieve, Abtei, 362. 

Salomon, ein Jude 354. 

Sanct Gallen, Abt von, 117. 

Sanct James 355. 362. 

Sanct Johannes 286. 

Sanct Lucas 261. 286. 

Sanct Medardus 188. 

Sand, anstatt mehls gebacken 127. 

Sant-Angelo, Castello di, 79. 

Sardinien, König von, 226. 

Sardinien, Königin von, 178. 226. 



425 


Elisabeth Charlotte schreibt ihr 


Schupp, Johann Balthasar, 283. 


gewöhnlich briefe von 24 seiten, 


Schweden, Die, »seindt wunderliche 


6 bogen 307. 323. 881. 362. S. 


köpffe. 249. Die stolzen Schwe- 


auch Sicilien, Königin von. 


den 278. .176. 


Sarsfield, Lady, nachmals gemahlin 


Schweden, Erbprinz Friedrich von 


von Theodor Stephan freiherrn 


Hessen- Cassel, könig von, vetter 


von Neuhof 304. 305. 306. 


von Elisabeth Charlotte 87. 108. 


Sartrouville , dorf an der Seine 


135. 136. 145. Ein urtheii von 


154. 


Elisabeth Charlotte über veree 


Sau d. h. tintenklecks 23. 


auf denselben 158. 172. 249. 290. 


Bavoien, Herzog von, 226. 


Sein bildnis 300, 376. Seine ge- 


Searron, Paul, dichter 226. 


mahlin, Ulrike Eleonore, sohwe- 


Sceaux 11. 


Bter Karls Xn 135. 147. 167. 


Schaub, Monsieur, 234. 


Schweden, Karl XII könig von, 


Schlangenbad 234. 377. 


184. Elisabeth Charlotte achreibt: 


Schlapies 154. 355. 


•DeO königs in Schweden ge- 


Schleinitz , Herr von , envoyö' des 


schwindes endt macht morali- 


ezaara 269. 


aeren auf? die eyttelkeit dießes 


Schminke 375. 


lebens. wie baldt alles, waß wir 


Schmittberg, Frau von, 206. 


ahm grösten halten , in einem 


Schnabelin, Generalmajorin, 158. 


augenblick verschwindt.« 185. 


Schnehel 83. Seine tochter 83. 


804. 305. 


Schnupfen und husten, Veranlagung 


Schwetzingen 145. 146. 177. Elisa- 


derselhen 308. 


beth Charlotte beschreibt den 


Schomberg, Herzog von, 192. 


weg von Schwetzingen nach 


Schomberg, Herzog Meinhard von, 


Mannheim 235. 318. 341. 


217. 231. 


iSi-ekendorf 15. 


Sehomburg, Dur alte horr von, ein 


Seckenheim 267. 


dictum von ihm 149. 


Segur, Madame de,- 138. 


Schonburg , Wortspiel mit dem 


Sejanus, tragödie von Jean Magnon 


namen, 341. 


289. 


Schonburgischen, Die, 153. 175. 


Seroiramis, trsgfldie von Voltaire 4. 


Schonborn , drei brüder 83. 195. 


Senneterre, Monsieur de, 143. 


228. 


Sens 29. 


Schönborn, Cardinal und bischof zu 


Serenade, La, komödie von Jean- 


Speier 83. 


Francois Regnard 77. 


Schraubthaler 22. 29. 


Sessac, Madame de, 132. 


Schrießheim in der Pfalz, trauben 


Sestri di Levante 79. 


von dort, von welchen Elisabeth 


Sevignii. Madame de. 113. 


Charlotte in ihrer Jugend außer- 


Sevres 87. 105. 244. 


ordentlich viel gegeßen 338.341. 


Shrewsbury, Ducbesse de, 268. 269, 


342. 


Siam, Pest von, 269. 


Schulenburg 48. 


Sicilien, Anne-Marie d 'Orleans, kö- 


Sohulenlinr;.'. Imf MltthJM .Tohann 


nigin von, gcmahlin des königes 


von der, 48. 


Victor Amadeus II von Savoien 







1. S. auch Sardinien, Kö- 
nigin von. 

Sieben Bachen 8. 

8imiane, Corate de, premier ä"cayer 
von Elisabeth Charlotte , nach' 
her ihr clievatier d'honneur 
172. 

Simiane, Madame de. 113. 114. 115. 



Simiane, Monsieur de, premier gen> 
tilhomme de la chambre de M. 
le due d'OrMans 113. 

Simmern, Hersog von, vetter von 
Elisabeth Charlotte 207. 208. 

Simone, Madame, 316. 

Simplieissiinus, Der abenteuerliche, 
von Hans Jakob Christoph von 
' Grimmeishausen 282. 283. 

Sinsheim 218. 

Skelton, mare"chal de camp 260. 38-5. 

Sötern, Grafinnen von, 133. 1+7. 
Näheres über dieselben 153. 167. 
172. Abermals näheres über die- 
selben 174. 175. 192. 198. 207. 
226. 321 371. Die familie starb 
in der männlichen linie 1680 ans. 
Die besitz ungen fielen an das 
haus Öttingen , von dem ein 
zweig Öttingen -Sötern hieß. 

Soissons, Graf von, 125. 

Soissons , Princesse Victoire de, 
nichte des prinzen Eugen von 
Savoien 125. 

Soliman, der türkische kaiser 213. 

Solms, Graf von, 291. Gräfin von, 
824. 

Sourches, Jean-Louis du Bouchet de, 
bischof von Döle 77. 

Souternon, Monsieur de, 216. 243. 
244. 

Southamptou, Gräfin von, die ge- 
liebte des grafen Karl Johann 
von Königsmark 127. 128. 

South-Sea- Company zu London 262. 
285. 306. 313. 319. 327. 328.3!«. 



339. 848. 350. 363. 

Spanien, Philipp V, könig von, 58. 
64. 79. 243. Seine zweite ge- 
mahlin, Elisabeth Farnese, Prin- 
zessin von Parma, 58. 64. 

Spanien, Maria Anna von Pfalz- 
Neuburg, königin von, die witwe 
Karls II 27. 33. Sie schreibt 
allezeit, als wenn sie eine kam- 
ruermagd wäre 176. Sie heißt 
Elisabeth Charlotten allezeit 
»mama« oder -maniachgen«, was 
unserer herzogin sehr zuwider, ist 
326. 362. 

Sparre, Graf voa, 147. 232. 

Speier 159. 

Spiel-geld oder menus plaisirs 166. 

Sprichwörter und sprichwörtliche 
redensarten , Deutsche , 47. 67. 
89. 96. 116. 152. 164. 186. 188. 
189. 198. 217. 239. 248. 250. 271. 
282. 283. 314. 324. 342. 351. 358. 
368. 373. Französische, 18. 31. 
48. 54. 85. 154. 184. 193. 268. 
293. 327. 3-11. 318. 

Stairs, John Dalrymple, graf von, 
35. 61. 116. 117. 119. 141. 165. 
Seine gemahlin 61. 116. 117. 
Seine mätresse , madawe Bai- 
mond 116. 117. 

Stiuiliupe, Lord, 98. 118. 

Stebbach 218. 

Stockholm 305. 

Strafford, Lord, 98. 118. 119. 

Strallburg 157. 309. 

Struk, Jean-Baptiste, genannt Ba- 
tistin, componist 50. 

Suhin, envoye" des königs von Polen 

Sulzbach, Elisabeth, erbprinzessin 
von, tochter des kurfürsten Karl 
Philipp von der Pfalz 137. 145. 
162. 235. 301. 

Sulzbach, Fürst von, 250.251. Pfalz 
gräfin von, 53. 54. 64. 






427 



von, 221. 250. 296. 301. 318. Sein 
großvater 250. Prinzessin von, 
61. 221. 267. 301. Der junge 
prinz von, 267. 318. 
Button. Robert, englischer gesand- 
ter, liebhaber und kenner von 
medaillen 141. 234. 254. 282. 



£d\J*J* 



Suzon, tochter der amme von Eli- 
sabeth Charlotte, frau ihres huis- 
sier, Leclair 15. 41. 162. 184. 192. 
204. 277. Ihr Stiefsohn, der 12 
millionen durch Miseissippi-actien 
gewonnen 41. 

Swanevelt, H., 225. 

Tabak 28. 38. 

Talmond, Prince de, 17. 18. 71. 99. 
Seine mntter 99. 

Tarente, Princesse de, 15. 17. 

Tartuffe, Le, komödie von Moliere 
131. 

Taxis, Fürst, 289. 

Tencin 29. 

Teray (Terest, Teroy, Therey), leib- 
arzt von Elisabeth Charlotte 16. 
21. 28. 62. 111. 144. 160. 167. 
173. 174. 207. 234. 269.286.318. 
334. 352. 

Terrat, Monsieur, im dienste des 
regenten 87. 181. 182. 

Tesse*, Mare*cbal de, 323. 

Theater, Altenglisches, 2. 

Theater, Französisches, Zuschauer 
auf der bühne 2 bis 5. 

Theobon, Mademoiselle de, 228. 

These'e, oper mit text von Quinault, 
musik von Lulli 356. 357. 359. 

Theuerung, Zunehmende, 275. 345. 
Abnehmende, 324. 

Thianges, Marquis de, 128. Seine 
mutter, eine Schwester der frau 
von Montespan 128. 150. Ihre 
tochter, die duchesse de Nevers 
128. 

Thorilliere, Pierre Le Noir de la, 



Schauspieler 216. 

Thura und Taxis, Violante Theresia 
gräfin von, 301. 

Thynn, Thomas, 127. 

Tiesenhausen 16. 171. 364. 

Tirol 259. 

Tockayer wein 206. 

Torcy, Monsieur de, 46. Er liest vor 
der absendung die briefe von 
Elisabeth Charlotte 289 und 292. 
Vergl. s. 293 und 323. 324. Sein 
söhn 46. 

Toscana, Marguerite-Louise d'Or- 
leans, großherzogin von, (ge- 
nannt Madame la grande du- 
chesse) gemahlin des großherzogs 
Cosimo UI, 43. 59. 77. 114. 208. 
214 215. 243. 246. Näheres über 
sie 287. 359. 368. 371. 372. 373. 
374. 375. 

Toulon 155. Pest daselbst 308. 
Vergl. dagegen s. 338. 341. 

Toulouse 256. 

Toulouse, Louis- Alexandre de Bour- 
bon, comte de, grand amiral de 
France 216. 244. 

Tournay 12. 

Trauben von Schrießheim, Rohr- 
bach, Heidelberg 338. 

Trauerordnung in Frankreich 53. 

Tre*moille, Jean-Emmanuel de la, 
abbe*, nachher cardinal und erz- 
bischof von Cambray 71. 

Tre'moille, M. de la, 17. 18. 71. 
Seine mutter 99. 383. 

Trenel (oder Traisnel), Madame de, 
174. 

Tresmes, Duc de, gouverneur von 
Paris 199. 

Trevoux, Graf von, 304. Seine 
gemahlin, Elisabeth, Schwester 
von Theodor Stephan freiherrn 
von Neuhof 304. 306. 

Trompeter. * Mich deucht, alle trom- 
petter habe[n] dicke bauch.« 938. 



428 


Tuileries. Les, 45. 169. 357, 358. 


Vichy 216. 


Turin 1. 


Villars, Due de, 238. 277. Duchesse 


Tyrconnel, Madame de, 81. 882. 


de, 49. 113. 140. 156. 197. 238. 


UrsinB, Princesne des, 38. 58. 71. 


Villeroy, Duc de , 262. Mareehal 


Ursulinerinnen 15. 


de, 32. 46. 207. 262. 292, 295. 


Usingen, Fürstin von, s. Nassau- 


323. 332. 357. Sein vater , ein 


D singen, Fürstin von. 


dictum desselben 193. Marquis 


Utrecht 309. 


de, 262. 


Val-de-Grace 358. 369. 378, 


Villera, Chevalier de, 95. 


Valeneiennes 365. 


Vincennes 287. 


Valerien, Mont. Elisabeth Char- 


Vise", Jean Donneau de, dichter 32. 


lotte schreibt: «Der cardinal de 


Vitrolles, dorf im südlichen Frank- 


Noaillefs] [hat] gantz abgeschafft, 


reich, in folge der peat ausge- 


daß man den gründonnerstag in 


storben 269. 


pilgerschaff't mitt creütztragen 


Voisins, Gilbert de , s. Gilbert de 


undt disciplinen barfuß au mont 


Voisins. 


Vallerien ging.' T90. 


Voltaire 2. 4. 50. 51. 367. 


Valet de pied 94. 


Vrilliere, Monsieur de la, 46, 199. 


Vallifere, Duchesae de la, 146. 


Sein solin 46. 


Vannes in der Bretagne 328. 


Wales, Georg August, prinz von, 


Venceslas, tragOdie von Rotrou 4. 


nachmals könig Georg II von 


Vendome, Louis-Joseph, duc de, 58. 


England 13. 14. 143. 151. 164. 


Vendöme, Marie-Anne de Hourbon- 


195. 197. 208. 


Conde", mademoiselle d'Enghien, 


Wales, Wilhelmine Ka.roline, Prin- 


duchesse de, 53. 


zessin von , tocliter des mark- 


Vendöme, Place, zu Paris 211. 


grafen Johann Friedrich von 


Venedig 279. 366. 


Brandenburg- Ansbach 13. 14.27. 


Veningen , Eberfritz von , brnder 


33. 136, 137. 139. 140. 148. 150. 


der frau Leonore von Rathsams- 


151. 153. 162. 164. 165. 172. 196. 
219. 230. 254. 258. 260. 268. 290. 


hausen 325. 


Ventadour, Duchesse de, 38. 


Ihr briefpapier 300. 307. 309. 


Vergay, Monsieur du, 255. 


313. 317. 319. 335. 348. 353.368. 


Vergilius 251. 


371. 377. Ihre älteste tochter, 


Vernezober, commis von Law 365. 


Prinzessin Anna 139. 162. 165. 


Verrue, Abbe" de, 132. 


Ihr söhn, prinz Friederich 162. 


Verrue, Comte de, 132. 


165. 205, 258, 290, 297. 377, Ihre 


Verrui), f.'umf.u.^o de. mätresse des 


zwei kleine prinzessinen 165. 


königs von Sicilien, näheres über 


Wartenberg, Gräfin von, 98. 119. 


sie 132. Elisabeth Charlotte hat 


Watter, Chevalier, 41. 69. 70. 74. 


260 medaillen von ihr gekauft 


75. 105. 


226. 


Weibs-mensch 160. 248. 


Versailles 236. 237. 242. 267. 


Weilburg, Karl graf von, 65. 146. 


Verthamon, Tsaac-Jacques de, bi- 


377, Gräfin von, 351. 


schof von Conserans 77. 


Weiden, Frau Charlotte von, ge- 


Ve"zelay 29. 


borene freiin von Degenfeld 217. 



429 



Weite, Baron, 289. 

Wendt, Von. haushofmeister von 

Elisabeth Charlotte 95. 170. 184. 

304. 
Werk mannen von einem 217. 
Westerwaller 182. 
Westerwellen 325. 
Westerweller 342. Sein vater, seine 

Schwestern 342. 
Wien 341. 350. 
Wilde aus America 377. 
Winkler, Dr. leibarzt des kurfur- 

sten Karl, brnders von Elisabeth 

Charlotte 240. 
WTrtemberg, Eberhard IU T herzog 

von. 360. Seine mit Christian 

Ernst, markgrafen von Branden- 

burg-Baireuth. vermählte tochter, 

Sophia Laisa 360. 
Wirtemberg . Eberhard Ludwig, 

herzog von. 70. 
Wirtemberg- Mömpelgard. Leopold 

Eberhard, herzog von. 142. 
Wittenberg in Sachsen 109. 
Wittgenstein, Gräfin von. 182.294. 

300. 319. rhr söhn 300. Die 

junge gräfin von. 345. 
Wolzogen. Frau von. 146. Fräulein. 

spater fran von Eberfritz von 

Veningen 325. 
Wrangel. Graf. 311. 
Würzburg 159. 182. Bischof von. 195. 



Zeitung, Die deutsche gedruckte, 
186. Die holländische, 181. 243. 

Zeitungen, ihre unzaverlässigkeit. 
Elisabeth Charlotte schreibt : »Die 
zeytungen sagejn] nicht allezeit 
die sachen , wie sie sein , thnn 
allezeit etwaG dazu oder davon.« 
247. 301. 

Zelle, Herzogin von, d. i. Eleonore 
d'Olbreuse, die witwe des herzogs 
Georg Wilhelm von Braun- 
schweig-Zelle 178. 193. 194. 195. 
Ihre tochter, Sophia Dorothea, 
die gemahlin des königes Georg I 
von England 195. Man ver- 
gleiche über sie: Sophie Doro- 
thea, prinzessin von Ahlden. und 
kurfürstin Sophie von Hannover. 
Aus archivalischen quellen von 
A. F. H. Schaumann. Mit vier 
portraits und einer Stammtafel. 
Hannover 1879. 8. Man sehe 
über diese schritt : O. Mejer in 
der Augshnrger Allgemeinen zei- 
tung nr 177 vom donnerstag, 
26 Juni 1879. beilage s. 2585 bis 
2587. Ihre enkeL die königin von 
Preuiien und der prinz von Wal- 
les 195. 

Zergen = quälen 326. 

Zottern. Gräfinnen von. s. Sötem. 

Zwo, femin. von zwei 191. 



480 



Noch eine berichtignng. 

S. 181 , anmerkung 1 muß es statt Elisabeth Christine u. s. w. 
heißen: Wilhelmine Amalie, die witwe des kaisers Josef I. 



431 



INHALT. 

Seite 

Briefe der herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans 1 

Anhang. 

1. Zu dem briefe vom 30 Mai 379 

2. Ein brief an den grafen von Degenfeld 380 

Berichtigungen und nachtrage 382 

Nachwort des herausgebers 387 

Register 392 

Noch eine berichtigung 430 



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