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Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht;.::,
der Dritten Städtischen Realschule zu Berlin. Ostern'* 1899.
Die Bedeutung der antarktischen Forschung.
Von
l)r. Willielm Stöfs,
Oberlühror.
BERLIN I *;)<>.
R. Guertners Vcrhigsbtuihhantllung
H. rmj.iui Hi^-tVldiT.
1899. Progn-nm Hr. 120.
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Seit Jahrzehnten isl auf Geographen- und Naturforscherkon grossen . in Resolutionen und
Denkschriften die Notwendigkeit der antarktischen Forschung dargelegt worden, immer und immer
wieder halten namhafte Geographen zur Entsendung wissenschaftlicher Expeditionen nach den un-
bekannten Südpolargebieten aufgefordert. Beschränkt sich doch unsere Kenntnis von jenen Regionen
im wesentlichen auf das, was wir seit den denkwürdigen Reisen von Rofs, also seit länger als einem
halben Jahrhundert, wissen. Manchmal schien die von den Fachgelehrten ausgehende Bewegung
auch weitere Kreise zu erfassen, verlief aber srhliefslich ohne Wirkung. Augenblicklich befinden
wir uns wieder in einer aufsteigenden Phase. Eine belgische Expedition ist unterwegs, in England.
Amerika und Australien macht sich eine lebhaftere Teilnahme an der Südpolarforschung bemerkbar.
In Deutschland hat sich unter der Führung Neumayers, der nun schon über vierzig Jahre lang
die Südpolarforschung zu fördern sich bemüht, eine Vereinigung gebildet, die sich die Entsendung
einer wissenschaftlichen Expedition nach dein Südpol als Ziel gesetzt hat. Aber ein solches Unter-
nehmen erheischt grofse Mittel. Wenn es nicht gelingt, weile Kreise der Gebildeten von der Not-
wendigkeit solcher kostspieligen Unternehmen zu überzeugen, ist nach den bisherigen Erfahrungen
zu befürchten, dafs auch dieser Impuls wieder ohne Ergebnis verlaufe. Materielle Güter sind, das
steht von vornherein fest, in der Antarktis nicht zu holen. Es handelt sich nur um ideale Güter.
Deshalb sollte die Stätte, die in erster Linie dazu berufen ist. die idealen Güter zu pflegen, die
Schule, legeren Anteil an der Südpolarforschung nehmen, als es bisher geschehen ist. Die Ge-
schichte dieser Forschung lehrt, dafs man in ihr mit Jahrzehnten zu rechnen hat. Überzeugen
wir die Schüler von der Notwendigkeit der antarktischen Forschung, rügen wir zu dem Schatze
idealer Güter, den wir ihnen für das ganze Leben mitgeben, auch das Verständnis für den wissen-
schaftlichen Wert dieser Forschung hinzu, so werden die Früchte nicht ausbleiben. Viele der
Schüler, die heute die Schule verlassen, werden in absehbarer Zeit Kaufleute. Beamte oder Gelehrte
von Einflute sein, die. jeder in seiner Art, die Ausführung einer antarktischen Expedition unter-
stützen können. Wenn erst einmal die Überzeugung von der Bedeutung der antarktischen Forschung
Allgemeingut der Gebildeten geworden isl, dann wird ein Aufruf zur Thal gewifs nicht mehr so
wirkungslos verhallen, wie bisher.
Nun erhebt sich aber sofort die Frage: Wo und wann soll dies in der Schule geschehen ?
Ein Blick auf die Lehrpläne für die höheren Schulen in lYeiibcn zeigl. dafs von allen wissen-
schaftlichen Lehrfächern die Erdkunde am wenigsten berücksichtigt worden ist. Die Wissenschaft.
von der schon Kant urleilte, dafs sie am fähigsten sei. den gesunden Menschenverstand aufzuhellen, ist
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in den drei obersten Klassen als selbständiges Lehrfach ganz ausgeschlossen. Sie ist liier nur
gelegentlich mit der Mathematik. Physik und Geschichte zu \erbitidcn, da« heifst. der Geographie-
unlerriehl ist in den drei obersten Klassen dem Krmessen und der Neigung der jeweiligen Lehrer
anderer Fächer überlassen. In den drei mittleren Klassen sind Tür ihn auch nur je eine oder
zwei Sl linden vorgesehen. Mit welchem Hechte gerade die Erdkunde einen Platz als selbständiger
Lehrgegenstand in den obersten Klassen beanspruchen kann, ist von berufener Seile genugsam
dargelhan worden'). So lange dieses Verlangen nicht erfüllt wird, mtifs der Geographieunlerrieht
in unseren höheren Schulen auf die Behandlung von Themen, wie das in Rede stehende, von
vornherein verzichten. Aufserbalb des Unterrichtes könnte wohl durch Bevorzugung von Werken
aus der Polar-Lilteratur, insbesondere von Frirkers Antarktis-'), hei Anschaffungen für Srhüler-
hihliolhekcu und bei der Verteilung \on Prämien das Interesse der Schüler au der antarktischen
Forschung erweckt werden. Pas wäre freilich nur eine dürftige Nolhilfe. Es bietet sich aber noch
eine andere Gelegenheit, die Schiller mit Gegenständen bekannt zu machen, die im laufenden
Unterricht nicht berücksichtigt werden können. An unserer Anstalt ist es üblich, bei kürzeren
Vertretungen für erkrankte oder anderweitig verhinderte Lehrer Themen zu besprechen, die außerhalb
des Lchrplanes liegen, deren Behandlung aber zur allgemeinen Bildung der Schüler Ik-iträgt. Pie Aus-
nützung dieser Stunden ist durchaus nicht zu unterschätzen. An unserer Anstalt wurden in der letzten
Pentade jährlich im Mittel filier 200 gegeben. Ks ist anzunehmen, dafs diese Zahl an den neunstnligeii
Anstallen mit älteren Lehrkräften entsprechend gröfser ist. Wenn die Lehrer der Erdkunde und
Naturwissenschaften jährlich einige von den ihnen zufallenden Stunden darauf verwendeten, den
Schülern die Bedeutung der autark tischen Forschung vorzuführen, dann könnte das eben dar-
gelegte Ziel wohl erreicht werden. Am erfolgreichsten würde dies in den obersten Klassen der
neunstuiigen Anstalten geschehen. Indessen reicht auch au den sechsstuligen Realschulen die Vor-
bildung aus, um auf der obersten Stufe dieser Anstalten die Ziele der antarktischen Forschung
wenigstens in ihren Hauptzügeii versländlich machen zu können. Es kann dies, nach präziser Be-
stimmung der Grenzen der Antarktis, wobei sich die wichtigsten Paten aus der Geschichte der
Südpolarforschung cinllechlcu lassen, in folgender Einteilung geschehen : Darlegung der Betlciituug
der antarktischen Forschung für 1. die Morphologie der Erde, 2. die Geologie, 3. die Geodäsie,
4. die Wissenschaft vom Erdmagnetismus, 5. die Meteorologie und Klimatologie, <>. die Eis- und
Gletscherkunde, 7. die Meereskunde, S. die Botanik, 9. die Zoologie und 10. die Erdgeschichte.
Erforderlich ist als Wandkarte die vorzügliche Südpolarkarte von V. v. Haardt i ).
Grenzen der Antarktis.
Pas Altertum und das Mittelalter glaubten an das Vorhandensein eines grofsen, die südlichen
Teile des Atlantischen, Indischen und Stillen Ozeans ausfüllenden Kontinents. Mehr und mehr
') Verffl. A. KircbholT, Kiuleituiiß zu deu Verhandlungen über SrbuIf;eonra|ihie, Verhandlungen des
1. Deutschen Geogrnphenljijreif, Berlin \S*i1, S. illif., und !2'.l. — II. Wagner, fjber die Ausdehnung de» geo-
graphischen Unterrichtes auf die oberen Klasüeu höherer Lehranstalten, Deut»ehe Geographische Blatter, Bund X,
Bremen tSSs", S. 29* — 3 IS. — R. Lehmann, Der Itildungswert der Kidkunde, Verhandlungen den XI. Deut^-heii
Geographentage» iu Bremen, Berlin 1V.M1, S. IUI -221.
») Frirker, Antarktis, Bibliothek der Länderkunde, Band 1, Berlin 1V.»S.
'j Siidpolarkarlr von V. v. Haardt, Verlas von E Holzel in Wien, 1V.I5.
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wurden die Grenzen dieses phantastischen Biesenknnlinents nach dem Pole zu zurückgedrängt.
Zuerst durch L'mscgelung der Südspilzen der drei groben Kontinent« der Südhemisphäre durch
Yasco de Gama (149>-K Schonten im.l Li Maire (1610) und Abel Tasman (1042); in den zwischen-
liegetiden Meeren zuerst im Atlantischen Ozean durch den Holländer Dirk Gerritsz (1598 i bis zu
den Süd-Shellands-Inseln, sodann durch den Franzosen liouvel (1739) bis zu den nach ihm be-
nannten Inseln 1 ) und durch ein spanisches Handelsschiff (1756) bis zur Insel Süd- Georgien; im
Stillen Ozean durch Jakob Boggeveen (1720) bis zur Osterinscl; im ludischen Ozean durch die
Franzosen Marion und Crozet (1772) bis zu den ihren Namen tragenden Inselgruppen und durch
den Franzosen de Kergueleti (1772) bis zu der ebenfalls nach ihrem Entdecker getauften Kergueleu-
Gruppe. Damit war das fabelhafte Südland im Stillen Ozean bis 27" S. ür., in den übrigen
ozeanischen Käumeu bis zu 50" S. Dr. und darüber zurückgeschoben. Aber auch dieses Land
schrumpfte bald noch mehr zusammen. James Cook durchsegelte 1773 unter 38° 14' 0. I^g.
als erster den südlichen Polarkreis und erreichte von hier, sich meist in der Nähe von 60" S. Br.
haltend, Neuseeland. Sodann übersegelte er im Stillen Ozean mehrmals den Polarkreis, ja sogar
70'' S. Hr., ohne Land zu finden. Damit war die liegende vom grofsen Südlande endgiltig
begraben. Gab es überhaupt ein Südland, so mufste es innerhalb des Polarkreises liegen, nur
im Allantischen Ozean war ihm noch Daum bis zum 00. Breitengrade gelassen. Nach nahezu
einem halben Jahrhundert, in «elcher Zeil kein Schiff die antarktische Begion besucht hatte,
verschwand es auch hier. Der Busse Bellingshausen umkreisle 1S20 bis 1821, den Polarkreis
zwölfmal durchschneidend, als erster vollständig den Südpol. Selbst von der vom Polarkreis be-
grenzten Kalotte wurde ein gut Teil als dem Meere gehörig nachgewiesen. Eisfreies Meer fand der
englische Bobbenschläger Wcdell (IS23) zwischen 30 s und 10° W. Lg. bis 74° 8' S. Br., James
Clark Bors .1842) unter 160° W. Lg. sogar bis 78° 10' S. Br., dem südlichsten Punkte der be-
kannten Erde. An Land dagegen wurden aufserhalb des Polarkreises zu den schon genannten
Inseln im Atlantischen Ozean von James Cook (1775) die Süd-Saiulwich-Inseln und von dem
englischen Bobbenschläger Powell (1S21) die Süd-Orkney-Inseln, im Stillen Ozean von Bellings-
hausen (1821) Peters I. -Insel und von Doiigherty (1841) eine kleine Insel, die seinen Namen trägt,
entdeckt, 1'iiter und innerhalb des Polarkreises entdeckte der Wallisrhjäger Biscoe (1831) unter
T>0" 0. Lg. Enderhv-Land und südlich von Amerika Alexander- Land und Graham-Land mit den
diesem vorgelagerten Biscoe-Inseln, der Waljäger Kemp (1833i zehn Grade östlich von Enderby-
Land das nach ihm benannte Kemp- Luid, Ballcny (1839i südlich von Australien die seinen
Namen tragende Inselgruppe. Westlich davon wurde gleichzeitig von dem Franzosen Dumonl
d'Urville und dem Engländer Wilkes in der Ausdehnung von etwa 50 Längengraden mehrfach
Land gesichlet, das den geineinsamen Namen Wilkes-Land erhalten hat. Das einzige bekannte
Land jenseits 70" S. Br. und zugleich ausgedehnteste des ganzen Südpolargehielcs. das Viktoria-
Lind, wurde IS4I von James Bofs entdeckt. Die Walfänger und Seefahrer, die das antarktische
Gebiet nach Bors besucht haben, darunter der deutsche Kapilän Dalliiiauti (1873 und 1874), die
englische Expedition des „Challenger" unter Nares (1874), die englischen Seh iffsärzte Donald und
') Die vou Norris im Jahr« 1 v -'-'t tum letztenmal |te*elicniMi, später von Hofs und Moore vergeblich
ßi-HUchteii und daraufhin für vrrschu uiidt'p gt-biilletirn [Uuvrt lusrlu (vgl. Fricker, a. a. O., S. Iu8) sind nnrh
einer soeben (Januar I MIM) ans Kapstadt ciittrrHViidi-ii Meldung \on der dculsrhru 'f iefsee-Kapeditimi der ,,\uldivia''
»iedercutderkt wurden.
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Bruce mit den Wallischfahrcrn „Balacna" und „Active" (1892 und 1803). der norwegische
Waltischjäger Larsen (1893 und 18941 und der norwegische Naturforscher Borchgreviugk am Bord
des Waldampfers „Antarctic" (1894 und 1S95), haben wohl in einigen Details unsere Kenntnisse
erweitert, wesentlich Neues aber über die Verteilung von Wasser und Land in der Antarktis
nicht erforscht 1 ).
Die Antarktis, wie nach dein Vorschlage von Ratzel das um den Südpol gelegene Gebiet
jetzt allgemein genannt wird, hat seiner circum polaren Lage wegen nur eine, eine nördliche
Grenze. Es fragt sich nur, wie weit nach Norden diese Grenze zu ziehen ist. Jedenfalls inufs
den Schülern ein genauer Begriff des zu (sprechenden Gebietes gegeben werden. Die Schwierig-
keit der Grenzbestimmung liegt in dem unmittelbaren Ineinanderfliefsen des Atlantischen, In-
dischen und Stillen Ozeans. Ein Blick auf die Karle zeigt, dafs die rein mathematische Linie
des Südpolarkreises die Grenzlinie der Antarktis nicht sein kann. Supan*) hat die Inseln außer-
halb des Polarkreises als besondere Inselgruppen auf die einzelnen Ozeane verteilt. Wohin gehört
aber dann Graham-Land, das vom Polarkreis durchschnitten wird und sich sehr wahrscheinlich
zusammen mit dem Dirk Gerritsz- Archipel als eine grobe Inselgruppe enthüllen wird? Halten
wir daran fest, dafs wir unter Südpolarland alles um den Südpol gelegene Land mit polarem Klima zu
verstehen haben, so können die Kriterien des polaren Klimas auch zur Bestimmung der Grenze
dienen. Solche Kriterien sind die Ausdehnung des Eises und der I-eliewesen. Danach hat man
als Grenze des südlichen Eismeeres die Tieibeisgrenze angenommen und die innerhalb derselben
gelegenen Länder als antarktische bezeichnet. So allgemein ist diese Grenze viel zu weil gezogen.
Sie greift im Atlantischen und Indischen Ozean bis über 40° S. Br. Im Atlantischen Ozean
wurde sogar nur drei Grad vom Wendekreis entfernt unter 25» 40' Ö. Lg. ein Stück Treibeis
gesichlet 1 ). Fricker') hat diese Grenze dadurch enger gezogen, dafs er das südliche Eismeer
nicht bis zur allgemeinen Treibeisgrenze, sondern nur bis zur äufoerslen Packeisgrcnze aus-
dehnt, einer Linie, die von der durchschnittlichen nördlichen Treibeisgrenze auf Pelermanns Sfid-
pularkarle v ) nicht erheblich abweicht. Dadurch erreicht er zwar, dafs er die von Amerika schwer
zu trennenden Falkland-Inselu von der Antarktis ausschlierst, ist aber auch gezwungen, die
Kerguelen-, Mac Donald , Crozcl- und Prinz Eduard-Inseln mit unzweifelhaft polarem Klima
ebenfalls auszuschliefsen. Bedenklicher noch erscheint mir die Wahl auch dieser engeren Treibeis-
liuie deshalb, weil jede Grenzlinie des schwimmenden Eises veränderlich ist. In neuester
Zeit ist geradezu eine Verschiebung der Treibeisgrenze, gleichsam eine Wanderung derselben um
den Pol herum, konstatiert worden. „Wenn wir die Treibeisgrenzen betrachten, die in zahlreichen
Atlanten eingetragen sind, so fällt stets auf, dafs auf der Höhe der Kerguelen die Greuze in eiuem
grorsen Bogen nach dem Südpol zurückweicht, also ein eisfreies Gebiet gerade unter 00" bis
80" ö. Lg. sein soll; und manche Schlu fsfolgerung, auch im Hinblick auf antarktische Expeditionen,
ist aus der vermutlichen Eisfreiheit dieser Längen gezogen worden. Die jetzt bestehende Eisirift
hat diese Vorstellung zerstört; massenhaft ist noch nördlich und östlich der Kerguelen Eis gesehen
worden")." Es ist anzunehmen, dafs sich mit der allgemeinen Treibeisgrenze auch die des Pack-
') Die ausführlichst* Kntdcckungsgc schichte der Südpolarländer enthalt Frickers ,,\nlirkti»'\ S. 5— tOI.
') Supan und Wagner, Dir tlrviilkerunf; der Krdc, l'eternianns Mitteilungen, Ergiintungs-ßaud XXII, IN«. 101.
») Vergl. Gerhard Sehott, Die Oteioog raphie in den Jahre» 1VJ5 und |S<»0, Geographische Zeitschrift,
IV., triftig, IS'.»*, S. 46.
♦) A. a. O., S. 2. ») Sliclers Hand-Atlas, No. 7. •) G. Schott, a. a. O , S. 45.
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eiscs verschiebt. Hie Ursachen dieser Verschiebung kennen wir nicht. Jedenfalls spielen hier
grofse Waaserzirkulalionen mit. Dann ist es aber erst recht bedenklich, die Grenze des schwimmen-
den Eises als klimatische Grenzlinie zu benutzen, da solche Zirkulationen von Umstünden ab-
hängen können, die aufser jedem Zusammenhange mit dem |wlaren Klima stehen.
Hein Klima eines Ortes entspricht seine Vegetation. Von der Vegetation hängt die Ver-
breitung der pflanzenfressenden Tiere, in letzter Linie die des Menschen ab. Wo Pflanzen und
Tiere ihm keine Nahrung geben, kann er dauernd nicht wohnen. So ist schließlich auch die
Bewohnl>arkeil eines Ortes ein Kennzeichen seines Klimas. Dementsprechend wollen wir alles
Land der Südhemisphäre, das seines polaren Klimas wegen unbewohnbar ist,
zur Antarktis zählen. Das unbewohnbare, nicht unbewohnte. Die Inseln St. l'aul und Neu-
Amsterdam und die südlich von Neuseeland gelegenen Marquarie-, Campbell-, Auckland-, Anti-
poden- und Bounty-Inseln sind wohl unbewohnt, aber nicht unbewohnbar. Sie sind zum Teil
zeitweise bewohnt gewesen und können jeder Zeit wieder bewohnt werden. Ihre Vegetation reichte
aus. einer kleinen Hirtengemeinde eine bescheidene Existenz zu gewähren. Danach wollen wir die
genannten Inseln sowohl, wie die Falkland-Inseln von der Antarktis ausschließen, die dauernd
unbewohnbaren Kerguelen-, Mac Donald-, Grozct- und Prinz Eduard-Inseln aber cinschücfscn.
Die vier letztgenannten Gruppen bilden mit den Douvel-Inseln, den Süd-Sandwich- Inseln, Süd-
Georgien und der Dougherty Insel deu äufseren antarktischen Inselgürtel, alles innerhalb von
60° S. Br. gelegene Land die innere Antarktis, alles vom äufseren Inselgürtel eingeschlossene
Meer das antarktische Meer.
Ist auch das sagenhafte Sfidland in die enge Grenze des Polarkreises zurückgedrängt
worden, so ist doch die Jahrtausende alte Frage, ob überhaupt ein Südland, d. h. eine zusammen-
hängende Festlandsmassc rings um den Pol existiert, bis heute nicht beantwortet. Wir kennen
nur einige mehr oder weniger eingeschnittene Küstenlinicn, ob sie aber Inseln oder einem Fest-
lande angehören, wissen wir nicht. Deu ganzen hinter ihr liegenden, rund 10 Millionen Quadrat-
kilometer grofsen Kaum kann eine einzige zusammenhängende Landmasse, ein Ozean oder ein
Archipel ausfüllen. So lange wir das nicht wissen, können wir die Gröfse des antarktischen
Landes nicht einmal schätzen, ja, wir sind nicht imstande, das Verhältnis zwischen Land und
Wasser auf der Erde überhaupt mit genauen Ziffern anzugeben. Während jetzt unter der Voraus-
setzung, dafs die unbekannte Südpolarkalottc Meer sei, als Verhältnis der Festlandsfläche zur
Meeresfläche der Erde l : 2,70 angenommen wird 1 1, würde es unter der entgegengesetzten Annahme,
dafs sie Land sei, 1 : 2,35 betragen. Die rein geographische Frage, die die antarktische Forschung
zunächst zu beantworten bat, lautet somit: Ist die innere Antarktis ein zusammen-
hängendes Festland oder ein Archipel?
Für das Vorhandensein gröfserer Landmassen liefse sich anführen:
1. Die Ausdehnung der Gletscher. Gletscher von so ungeheuren Dimensionen, wie die
antarktischen, setzen ein grofses Festland als Unterlage voraus.
') Vergl. Uutbe-» Lehrbuch der Geographie, Hupnover 1SS2, I, S. 50.
Geomorphologische Bedeutung.
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2. Die Beschaffenheit der Tießeeahlageruugeu. Hie Bodensedimente fern von Festländern
bestehen überwiegend aus den Schalen kleiner Organismen, aus Globigerineii', Badiolaricu und
Diatomeenschlamm, in der Nähe vom Festland aus hlaucin Schlick. Die (Ihallciiget-Expeditiou
hol» südlich von 64" S. Hr. in der Nähe der Eisharriere Grundprohen aus blauem, zahlreiche Fragmente
von Gneis, Granit, Quarzit, Glimmerschiefer. Sandstein und Kalkstein enthaltendem Schlick.
3. Das Vorhandensein von Sedimentgesteinen. Wilkes fand auf einein Eisherge vor Adelie-
I*and Blöcke von rotem Sandstein. Auf der südlich von der Joinville-lnsel gelegenen Dundec-Insel
im Dirk Gerritsz-Archipel fand Donald, der Amt der „Active", anr llachem Strande Gerölle aus
rotem und grauem Granit und Sandstein, die wahrscheinlich aus dem Innern durch Kis hierher
transportiert worden waren. Borchgreving fand am Kap Adarc Glimmerschiefer.
4. Die allmähliche Abnahme der Meerestiefe nach dem Pole zu und geringe Tieren in der
Nähe der Küsten. Wilkes lotete vor Wilkcsland Tiefen von nur 55 und 586 m, Bors im Bols
meere solche von 345 bis 750 in. Im Dirk Gerritsz-Archipel wurden 300 bis 350 m gelotet.
Nim sind uns aber die antarktischen Gletscher selbst noch ungelöste Hälse!. Der blaue
Schlick sowohl wie das Sedimentgestein können Land entstammen, das ehemals ein Kontinent
war und durch vulkanische Kräfte und flickendes Kis zu einem Archipel umgewandelt worden
ist. Wilkes lotete neben den angerührten geringen Tiefen solche bis zu 1556 m, der „Challenger"
unter derselben Breite vor der Eiswaud über 3000 m. Die geloteten seichten Stellen können
durch Ablagerung von Gletscherschutt entstanden sein. Ausreichende Gründe, uns für oder wider
die Annahme gröfserer Landmassen in der Antarktis zu entscheiden, giebt es nicht. Das einzige
Mittel, die Gestalt und Größe der unbekannten fünflen Zone unserer Erde kennen zu lernen,
ist: Land zu erreichen, das Inlandeis zu ersteigen und nach dem Pole zu vorzudringen. Dann
erst wird die Frage, ob die innere Antarktis eine einzige große Lmdmasse oder ein Archi|>el
sei, zu beantworten sein.
Farst man den Begriff Kontinent nach K. Stiers, dem Verfasser des „Anllilz der Eide",
allgemeiner, nämlich als ein in seinen Grundfesten zusammenhängendes Gebiet, als ein einheit-
liches System, von dem große Teile längst schon zur Tiefe gegangen und mit Wasser bederkl
sein können, dann gehört die Frage, ob die Antarktis ein Kontinent sei oder nicht, in das engere
Gebiet der Geologie. Ks handelt sich dann nicht mehr um die heutige Oherflächcngcstalt,
sondern um den geologischen Bau und die Entstehung der Antarktis.
H. Heiter 1 ) hat mit einem großen Aufwände von Gelehrsamkeit theoretisch zu beweisen
versucht, daß in diesem allgemeinen Sinne die Antarktis einen selbständigen sechsten Kontinent
darstelle. Das südliche Becken des Stillen Ozeans werde von drei Kontinenten, nämlich im Weslen
von Australien mit Neuseeland und Neuguinea, die er gemeinsam Auslralasien nennt, im Osten
von Südamerika und im Süden von der Antarktis umrahmt. Genau so. wie Amerika aus dem
Kettengebirge der Gordilleren oder Anden und aus dem brasilianischen Plateau als Hückland,
Australasien aus den Kettengebirgen Neuseelands und Neuguineas und aus dem Berglande Australiens
l ) H. Reiter, Die Sü<lpnlarfr»6e "od ihre lleileutuup Tür die jrenetixrbc (Wiedenin* <irr Ertlobe rllärhe,
Zeitschrift für wi s *eosih«flliche Geographie, Hjii.I VI, lieft I, Weimar ISST.
Geologische Bedeutung.
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als Rürkland beständen, so »teile die Antarktis zwei mit Vulkanreiheii ausgestattete, gegen den
Stillen Ozean vordringende Gebirgsketten dar, die sich von den Ballen)- Inseln im Westen bis zu
der Orkney-Gruppe im Osten erstreckten. Wilkes-Land, Enderby-Land und Kemp-Land seien
Küsten de« Rücklatides.
Diese rein theoretische Konstruktion der Antarktis als eines sechsten Kontinentes ist teils
wohlwollend, teils absprechend beurteilt worden. Wohlwollend von den Geographen 1 ), die sich
von jeder die Antarktis betreffenden Diskussion erhöhtes Interesse für die antarktische Forschung
versprechen, absprechend von den Geologen*), die sie als eine jeder thatsächlirheii Grundlage ent-
behrende Hypothese abweisen. Sie möge auch in der Schule nur beiläiiGg erwähnt werden als
Beweis dafür, wie notwendig die direkte Forschung in der Antarktis ist.
Halten wir uns daran, was wir von der geologischen Beschaffenheit der Antarktis wirklich
wissen, so steht nach den Mitteilungen der Südpolfahrer über die Beschaffenheit der Gesteine, die
an Lind, auf dem Eise und in Kröpfen von Pinguinen gefunden wurden, und über thätige und
erloschene Vulkane unzweifelhaft fest, dafs der bekannte Teil der Antarktis eines der ausgeprägtesten
vulkanischen Gebiete der Erde ist. Der ganze äufserc antarktische Inselring ist mit Ausnahme
von Süd-Georgien und den Süd-Orkney-Inseln vulkanisch. In der inneren Antarktis ist die süd-
liche Heine der Süd-Sbetland-Inseln vulkanisch. Die Bridgeman-Insel fand Oumont d'Urville reich
an Solfatarcn, die Deceplion-Insel, eine der gröfsten Kralerinscln der Erde, ist reich an Fumarolen
und heifsen Quellen. Die Joinville-, Dundee- und Paulet-Inseln, Louis Philipp- fand und die
Seymour- und Gockbiirn-Inseln sind nach Rofs und Larsen vulkanisch. Für die geologische Be-
schaffenheit von Trinity- und Palmer-Land fehlt noch jedes Merkmal. Dagegen sind nahe an der
Küste von Grahams-Land zwei thätige Vulkane, der Christensen- Vulkan und der Lindcnbcrg-
Zuckerhut, bekannt. Ausgeprägt vulkanisch ist die Küste von Viktoria-Land. Sie scheint ganz mit
Vulkanen besetzt zu sein. Die Possession-Insel und Kap Adare sind vulkanisch. Der höchste
Berg der Antarktis, der 4500 m hohe Mt. Melbourne, bat einen dem Ätna ähnlichen Kratergipfel.
Das südlichste Land der bekannten Erde trägt den im Jahre IS41 stark thäligen Vulkan Erehus
und den wahrscheinlich kurz vorher noch thätig gewesenen Vulkan Terror. Die Balleny- Inseln siud
vulkanisch. Balleny fand unter ihnen die Bucklc-Inscl noch thätig. Von der geologischen Be-
schaffenheit des nie betretenen Wilkes- Landes, Kemp- und Enderby- Landes ist nicht« bekannt.
Welche Aufgaben harren hier noch der Geologen! Welch weites Forschungsgebiet ins-
l>esondere für die Vulkangeologie! Viele Züge im Antlitz der Erde sind uns enthüllt, hier aber,
auf einein Räume von der doppelten Grüfte Europas, sind sie noch dicht verschleiert. Nur eine
gründliche Durchforschung der Antarktis kann diesen Schleier heben.
Noch weniger, als von der Ausdehnung und Gröfse der Antarktis, wissen wir von ihrer
Gestalt. Die Gestalt der Erde pflegt in der Schule definiert zu werden als ein Sphäroid, das an
l ) ü. tVeumayer, Bericht über den Fortgang und die Bestrebungen iu Gunsten der antarktischen For-
schung, Verhandle, des VII, Deutschen Geograpbeutiges ra KarUruhc, Berlin ISS", S. 131.
s | K. Tietie, Verhandlungen der k. k. geologischen Heichsanstalt, Wien 1S!>7, S. 1 2ö f.
III. HMl.ai.iUe. UM. 2
Geodätische Bedeutung.
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beiden Polen abgeplattet ist. Ein Sphären) ist sie in Wahrheit nicht. Data sie an beiden Polen
abgeplattet »ei, wird kann) bezweifelt werden, bewiesen aber ist es noch nicht. .Nehmen wir den
naheliegenden Fall, ein Schüler, der belehrt worden ist, dafs die innere Anlarklis nur ein paar-
mal, und da nur aur wenige Stunden, von Menschen betreten worden ist, frage, woher man wisse,
dafs die Erde am Südpol abgeplattet sei. Bis zum Wendekreis durch Messungen. Zur ISot auch
noch durch ein paar vereinzelte Messungen bis 60° S. Br. Darüber hinaus giebl es nur eiue
einzige, innerhalb des Südpolarkreises gar keine Messung zur Bestimmung der Erdgcstall. Auf
die Störung der Mondbewegung werden wir uns kaum berufen dürfen. Bleibt also uur die
Analogie mit der nördlichen Hemisphäre. Danach ist die Abplattung der Erde am Südpol wohl
wahrscheinlich, aber nicht bewiesen. Erst die künftige antarktische Forschung hat diesen Beweis
durch direkte Messungen zu erbringen und zugleich die Gröfse der Abplattung zu bestimmen.
Die zweite Aufgabe der Geodäsie in der Antarktis ist die Bestimmung der wahren Gestalt
diese» Teiles der Erde. Die Erde ist in Wahrheil kein Sphämid. Denkt man sich alles feste
Land mit Kanälen durchzogen, die alle unter einander und mit dem Meere in Verbindung ständet),
so würde die mittlere Oberfläche dieses Wassersystems doch nicht der Oberfläche eines Sphäroides
angehören. Sie würde infolge der Anziehung des beweglichen Wassers durch das feste Land über-
haupt keine regelmäßige Figur darstellen. An der Küste eines Kontinentes kann der Meeres-
spiegel 1000 m höher liegen, als in der Milte des Ozeans. Eine Insel, die hier noch eben aus
dem Wasser emporragt, kann dem Erdmittelpunkt um 1000 m näher sein, als ein Ort der
Kü8le. Die Erdoberfläche bildet danach eine ganz unregelmäfsigo, ausgerichtete Fläche, die
man das Gtnnd genannt hat. Sie wird bestimmt durch Grad- oder durch Schweremessungen von
Ort zu Ort. Mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, unter denen eine antarktische Expedition zu
arbeiten haben wird, wird die wahre Gestalt des Teiles der Erdoberfläche, den die Antarktis
bildet, voraussichtlich nur durch Schweremessungen bestimmt werden. Die Methode der Grad-
messung kann deshalb hier unerftrtert bleiben.
Aus den) Physikunterriehl •) ist den Schülern bekannt, dafs die Abplattung oder Ein-
buchtung der Erde an der Zunahme der Schwerkraft, und diese entweder an der Verlängerung
des Sekundeupcndels oder au der Zunahme der Schwingungszahleu eines unveränderlichen Pendels
erkannt wird. Der Unterschied zwischen der Länge des einfachen Sekundeupendels an) Äquator
und unter 60° S. Br. beträgt 3.9 Millimeter, von da bis zum Pole wahrscheinlich nur 1,4 Milli-
meter 1 ). Da sich so kleine Längetidillerenzeu mit den auf »eisen beschränkten Hilfsmitteln nicht
leicht messen lassen, wird das Zählen der Schwingungszahlen eines unveränderlichen Peudels dem
Messen der Pendcllättgen vorzuziehen sein. Die Anzahl der Schwingungen eines solcheu Pendels
giebl ein Mafs für die Gröfse der Schwerkraft, die Grüfse der Schwerkraft ein Mafs für die Eni •
fernung vom Erdmittelpunkte. Es sind somit aus der Anzahl der Schwingungen des Pendels an
verschiedenen Orteu deren Entfernungen vom Erdmittelpunkte, also auch die Gröfse der Abplattung,
ülwrhaupl die wahre Gestalt der Erde für jeden dieser Orte zu bestimmen. Ein unveränderliches
Pendel, das am Äquator in einer Sekunde midierer Zeit eine Schwingung, also in 24 Stunden
SO 400 Schwingungen m.uhl, wird voraussichtlich unter 70" S. Br. 86 «00, also 200 Schwingungen
') Ao den neunslnfigeii Anstalteu in Ib. bei uns io I.
2 ) rVlers, Die Bedeutuug der antarktischen Forschung für die Geodäsie, Verhandlungen des V. Deutschen
(ioographeotages zu Hamburg, Berlio lv>5, S. 4Ü.
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täglich mehr machen 1 )- Per Aufenthalt von einem bis zwei Tagen an einem Orte würde somit
zu einer Petidelheoharhluiig ausreichen. Auf der ganzen südlichen Halbkugel besitzen wir nur von
23 Orten brauchbare Beobachtungen, 15 davon diesseits 10" S. Br. lue übrigen acht verleilen
sich nur die Kerguelen-, Auckland- und Kalkland-Inseln, Süd-Georgien, Staaten-Inseln. Kap Horn
und Süd-Shetland-Inseln'). Messungen innerhalb des Südpolarkreises giebt es nicht. Es ist uns
demnach sowohl der genaue Betrag der Abplattung innerhalb der Südpolarzoue, als auch die
wahre Gestalt dieser Zone unbekannt. Wir werden nicht eher imstande sein, die wahre Gestalt
dieses Dreißigstels der Erdoberfläche zu bestimmen, bevor nicht an möglichst zahlreichen Orten
der Antarktis Pendelbeobachtungen gemacht worden sind.
Erdmagnetische Bedeutung.
Im Pliysikiinterrk'hlj*') wird den Schülern an der Magnetnadel und der Enliiiduktion das
Vorhandensein der erdmagnetischeii Kraft vor Augen geführt. Es wird ihnen gezeigt, wie die erd-
magnetischeii Elemente — Deklination, Inklination und Intensität -- bestiiniul werden. Sodann
werden sie auch auf die säkularen und täglichen Änderungen, auf die magnetischen Störungen
und Erdströme und auf den Zusammenhang dieser Erscheinungen mit dem Polarlicht aufmerksam
gemacht. Es wird auch auf die Abhängigkeit der täglichen Änderung vom Stande der Sonne und
auf den Zusammenhang der magnetischen Störungen und Polarlichter mit den Souiienflecken
hingewiesen, dazu aber bemerkt, dafs wir die Ursache der Änderungen und Störungen und die
Gesetze, denen sie folgen, durchaus noch nicht kennen. Es sollte hinzufügt werden, dafs wir sie
ganz besonders deshalb nicht kennen, weil uns die erdmagnetischeii Verhältnisse des Südpolar
gebietes vollständig unbekannt sind.
Das hohe Ziel, das sich die Wissenschaft vom Erdmagnetismus gesteckt hat, ist: diu Ur-
sachen und die Gesetzmäfsigkeit der anscheinend verworrenen Erscheinungen des Erdmagnetismus
zu ergründen. Zu diesem Zwecke werden gleichzeitig an möglichst vielen Orlen der Erde die
magnetischen Elemente und deren Störungen gemessen und miteinander verglichen. Viel geistige
Arbeil und materielle Mittel sind schon verbraucht worden — erfolglos, wenn nicht bald die
magnetische Durchforschung auch der autarktischen Itegion in Angriff genommen wird. „Es läfsl
sich mit Bestimmtheit aussprechen, dafs die endliche Erkenntnis des Wesens der erdmagtielisehen
Krall wesentlich davon abhängt, dafs eine magnetische Aufnahme der Südpolarregion durchgeführt
wird; ohne Kenntnis der magnetischen Verhältnisse aus jenen liegendes ist es ein hoffnungsloses
Unternehmen, an »1er allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus weiter zu arbeiten*).'" Die
Messungen von Hofs liegen so weit zurück, dafs sie mit neueren Beobachtungen nicht mehr
kombiniert werden können. Außerdem besitzen wir noch einige Beobachtungen der Challenger-
Expedition von 1S74 und die der deutschen Station auf Süd Georgien von 1SS"2 und 1SS3. !\tir
letztere konnten mit gleichzeitigen Beobachtungen auf der übrigen Knie verglichen werden. Die
') Peter», ». a. 0., S. 50
') Nach Neuniiiyer, Die »ijsengehnft liehe Erforschung der antarktischen Rrftimi, Anoalen der Hydro-
«nphie und Maritimen Meteorologie. XXI, Berlin lSiM, S. 45:..
') An den oeuustufigrn Anstalten iu IIA oder II Ii, im unserer Anstatt in III.
*) Neumayer, Die » issenschnftliehe KrlorsrhunK «1er nnljirktisrhrn Region, ». n. O., S. 454.
s*
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gleichzeitigen Beobachtungen auf Süd-Georgien, am Kap Horn und an den Observatorien von
Melbourne und Sydney ergaben, dafs die erdmagnetische Krafläufserung auf der östlichen Hälfte
der Sfidhcmisphärc ungleich lebhafter ist, als auf der westlichen. Dies scheint auch in den Polar-
lichlerscheinungen zum Ausdruck zu kommen. Während in Melbourne und Sydney die Polar-
lichter relativ sehr häufig waren, wurde zu derselben Zeit auf Kap Horn und Süd-Georgien
kein einziges bemerkt. Auch Borchgrevingk sah 1894 unter dein Südpolarkreis in 172° 31' Ü. Lg.
das Südlich! stärker, als er je das Nordlicht gesehen 1 )- Aus dem Studium der Schiffsjournale
fand Neumayer, dafs vom 40° Ö. Lg. an nach Westen Beobachtungen von Polarlichtern nicht auf-
gezeichnet wurden, während im Osten davon mit dem Herannahen an den Meridian von Melbourne
die Häufigkeit zunahm. Aus diesen und älteren Aufzeichnungen in den Schiffsjournalen schlofs
Neumayer, dafs, ähnlich wie im Norden, auch im Süden ein Ring um einen Punkt in der Gegend
des Sammelpunktes der magnetischen Kraft zu ziehen sei, auf dem die gröfsle Sichtbarkeit der
Polarlichter konstatiert werden könne. Auch scheine sich um diesen Ring ein zweiter von min-
derer Entschiedenheit zu legen. Das sind natürlich nur Vermutungen, die erst durch ausgedehnte
und anhaltende Beobachtungen in der Antarktis geprüft werden müssen. Die Ziele, deren Er-
reichung die Wissenschaft des Erdmagnetismus von der antarktischen Forschung zu erhoffen hat, sind :
1. Die Ermittelung der Lage, Ausdehnung und vermutlichen periodischen Veränderung des
magnetischen Nordpoles"). Rofs mafs unter 76° 12' S. Br. und 164° ö. Lg. die Inklination
88° 40'. Nach seiner Rechnung war er nur noch etwa 300 km vom magnetischen Pole entfernt 1 ).
Er vermutete ihn unter 76° S. Br. und 145° 20' Ö. Lg. Nach der Berechnung von Gaurs sollte
er unter 66« S. Br. und 146° Ö. Lg. liegen. Auf der Südpolarkarle von V. v. Haardt ist er unter
73° 39' S. Br. und 146° 15' Ü. Lg. angegeben,
2. Die Bestimmung des oder der Orte stärkster magnetischer Krattäufserung. Nach der
Theorie von Gaufs sollen in der Antarktis zwei magnetische Kraftcentrcn vorhanden sein und
näher beieinander liegen, als in der Arktis. Es wird zu ermitteln sein, ob, wie vermutet wird,
die Lage dieser Punkte und mit ihr die der Sichtbarkeitsringe der Polarlichter mit der Ver-
teilung von Wasser und Land in der Antarktis zusammenhängen.
3. Die Bestimmung der Gröfse und der Änderungen der erdmagnetisehen Elemente und
der Gröfse ihrer Störungen. Es ist zu untersuchen, wie sich die früher beobachteten erd-
magiictischen Verhältnisse im hohen Süden verändert haben. Man hätte dann wenigstens für die
Epochen 1S40 bis 1900, 1S74 bis 1900 und 1882 bis 1900 einige Mittelwerte Tür säkulare
Änderungen. Die allgemeine Aufgabe kann nur durch mehrjährige Beobachtungen rings um
den Pol herum gelöst werden.
') Borchgrevink, Ober die Reise der „Aotarrtic" uach Viktorialaad, Verhandlungen der Gesellschaft
für Rrdkunde zu Berlin, Bd. XXII, 1693, S. 621.
*) Es wäre, namentlich Pur die Schale, wünschenswert, dal* eine einheitliche Bezeichnung für die mag-
netischen Pole eingeführt würde. So führeu *. B. die an unserer Anstalt eingerührten Lehrbücher der Physik
(Sumpfs Gründl ifs der Physik, Ausgabe A, S. 23<J) und der Geographie (Scydlilzschc Sehnl-Goographie, Ausgabe 11,
1897, S. 2^4) entgegengesetzte Bezeichnungen. Wem sollen die Schüler folgen? — Fricker schreibt (a. a. O., S. 62):
„Magnetischer Südpol (eigentlich Nordpol)". Mit demselben Rechte kann nan sehreiben: „Magnetischer Nordpol
(eigentlich Südpol)".
s ) J. C. Hofs, A voyage of diseovery and researeh in tbe southern and anUrtic regions, London, 1>U7,
»ol I, S. 24«.
- 13 —
4. Der Nachweis der Periodicität der Änderungen und Störungen.
Erst nach Erfüllung aller dieser Fordeningen können die Ursache und die Gesetze der
magnetischen Erscheinungen auf der gesamten Erde erkannt werden.
Meteorologische und klimatologische Bedeutung.
Die antarktische Forschung ist für die Klimatologie in zweifacher Hinsicht von Bedeutung:
1. für die spezielle Klimalehre oder Klimalographie, 2. für die allgemeine Klimalehre.
Das spezielle Klima eines Ortes wird im wesentlichen charakterisiert durch den Verlauf
der meteorologischen Elemente Temperatur, Luftdruck, Wind, Feuchtigkeit der Luft, Bewölkung
und .Niederschläge an diesem Orte. L'm annähernd richtige Mittelwerte dieser Elemente zu erhalten,
sind ununterbrochene Beol>achtungen mehrere Jahre hindurch erforderlich. Aus der Antarktis
besitzen wir solche Beobachtungen nicht. Wir verfügen nur über ganz vereinzelte Aufzeichnungen
einiger meteorologischer Elemente an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, die nicht
im Entferntesten zur Bestimmung des antarktischen Klimas ausreichen. Wir stehen hier vor
einer so grofsen Lücke der Klimalographie, wie sie auf der Erde nicht zum zweiten Male vor-
handen ist.
In Folge der exceplionellen ozeanischen und circumpolaren Lage der Antarktis wird ihr
Klima ungleich mehr, als das des entsprechenden Teiles der nördlichen Hemisphäre von der all-
gemeinen Luft- und Wasserzirkulation auf der Erde becinflufst. Diesen Einfluß sowohl, als auch
die Wechselwirkung zwischen dem Klima der Antarktis und dem der nächstliegenden Zonen bis
zum Äquator zu erkennen, ist für die allgemeine Klimatologie der Erde durchaus notwendig. Sie
wird nicht eher zu einer abgeschlossenen Wissenschaft erhoben werden können, als bis die
Antarktis klitnatologisch erforscht ist.
Bestände die Erdoberfläche ganz aus Festland oder ganz aus Wasser, so liefsc sich aus
der Sonnenbestrahlung, der Erdrotation und den physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre der
Verlauf der Luftzirkulation nur der Erde a priori bestimmen. Diese Voraussetzung wird annähernd nur
auf der südlichen Hemisphäre jenseits 40° S. Br., wo die Erde fast gleichförmig mit Wasser be-
deckt ist, erfüllt. Hier mufs, im Gegensatz zu dem entsprechenden Gebiete auf der nördlichen
Hemisphäre, die wirkliche Luftzirkulation der theoretischen nahezu entsprechen, mehr oder
weniger modifiziert durch die um den Pol gelegenen Landmassen. Der am Äquator in Folge der
starken Sonnenbestrahlung aufsteigende und in der Höhe polwärls abfließende Luftstrom (Anti-
passat) erreicht wegen der kugelartigen Gestalt der Erde diese zwischen dem 30. und 40. Breiten-
grade wieder und wird hier von der unteren, dem Äquator zuOiefseuden Strömung (Passat) auf-
genommen. Dadurch entsteht zwischen dem 30. und 40° S. Br. ein Gürtel hohen Luftdruckes.
Der weiter fließende Teil der oberen, polwärls gerichteten Luftmassen erhält durch die Dotation
der Erde eine so starke westöstliche Komponente (unter 60° S. Br. etwa 700, unter 70° S. Br.
etwa 1200 m), dafs er beim Niedersinken vom Pol gleichsam weggeschlcudcrt wird und einen
Wirbclring bildet, der den Pol von West nach Ost umkreist. Die vom Pole zurücktretende Luft
häuft sich zwischen 30° und 40° S. Br. an und verstärkt hier beträchtlich den bereits vorhan-
denen hohen Luftdruck, während nach der Mitte des \Virl>cls zu der Luftdruck abnehmen mufs.
Von diesem Hochdruckgürtcl mufs nun auch eine untere Strömung nach dem Pole zu ausgehen,
14 —
die ebenfalls durch die Erdrotation eine westliche Komponente erhält. Da Festländer, die diese
Luftbewegung ablenken und schwächen könnten, nicht vorhanden sind, müssen konstante und
starke Westwinde hier den Pol umkreisen. Diese Luftdruck- und Windverhältnisse würden durch
etwa vorhandene gröfsere Lindmassen innerhalb des Polarkreises dahin modifiziert werden, dafs
über dem vereisten Lande, besonders im Winter, ein barometrisches Maximum entstände. Der
Luftdruck müfstc dann bis gegen 70° S. Dr. hin ab- und von da bis zum Pole wieder zunehmen.
Vom Pole aus müfslen zu dem etwa unter 70" S. Dr. liegenden Minimum südliche und südöst-
liche, vom llochdruckgürtel aus nordwestliche und westliche Winde wehen, kurz, die ätifscre
Antarktis müfsle ununterbrochen von einer weiten Oyklone, die innere von einer weiten Anti-
cyklone beherrscht werden.
Diesen theoretischen Voraussetzungen entspricht die thaUächlich vorhandene grofse west-
liche Luftströmung nördlich vom Südpolarkreis und die Abnahme des Luftdruckes bis 75° S. Dr.
„In der südlichen Hemisphäre weht der Westwind mit einer Ikständigkeit ähnlich jener der
Passate, aber mit einer viel gröfseren Heftigkeit. Von einer frischen, strengen Drise wächst er
zuweilen zu einem heftigen Sturm an und weht als solcher tagelang mit einer mittleren Dichtung
fast rein West. Im Süden von Afrika, Südamerika und Australien lindet man einen Weslsturm
von einer Heftigkeit und Beständigkeit, die den australischen Klipperschiffen geradezu fabelhafte
Passagen gestattet ')." In der Nähe des Eises dagegen wurden südliche und südöstliche Winde
von Dofs, Donald, Dorchgrcvingk u. a. beobachtet. Auch für die Zunahme des Luftdruckes von
75° S. Dr. an sprechen einige Beobachtungen von Hofs. Die auffallende Abnahme des Luft-
druckes bis 75° S. Dr. veranschaulichen folgende Mittelwerte:
Lundruck: 763,5 760,5 752.2 739,7 737,1 734 736,8 mm').
Auf der „Antarctic" fiel im Sommer IS95 das Barometer bis auf 711 mm bei
schönem Wetter»).
Die angeführten Zahlen beruhen z. T. auf Beobachtungen von Bors während der drei
Sommer 1841—43. Die Luftdrurkverhältnissc der inneren Antarktis im Winter kennen wir nicht.
Im Winter hat noch kein Mensch die Breite von Kap Horn überschritten. Aus den südöstlichen
Winden aber, die im Winter zuweilen bis zur Südspitzc Amerikas wehen, läfst sich auf eine
gröfscre Ausdehnung des Anticyklonengebietes im Winter schliefscn.
Die Somniertemperaturen sind die niedrigsten, die wir überhaupt kennen. Während sie
in der ganzen Nordpolarregion über dem f.efrierpunkt liegen, beobachtete Kor» unter 64" S. Br.
eine mittlere Sommerlemperatur von — 0,9 °*>, für den Hochsoiumermonat Februar zwischen 75°
und 78° S. Br. sogar nur — 4,4°.
Die Ursachen, die solche niedrigen Sommertemperaturen bedingen, kennen wir nicht.
Fricker 1 ) glaubt sie in der vollständigen Verglctschcrung des antarktischen Gebietes, in der Ab-
') Laughtan, citirrt von Hann, Handbuch der Kliinatolo|;ir, III. Band, S. 12.
») Nach Hann, «. a O., III., S. 12 un.l S. 513. •<) ßorchgrevinfsk, a. a. 0., S. 021.
4 ) Di« TcmpfrnlurKradi? sind lammlliih uach Celsius an^cgrl^n.
») Fricker, a. a O., S. |S4
Dreite: 30°
40"
50»
60 67" 65—71° 70 75° 75-7S°S.Br.
- 15
kühlung des Meereswassers durch schwimmendes Ei« und in der starken Bewölkung suchen
zu können. Wahrscheinlich spielt auch der Verbrauch von Schmelzwärme hierbei eine Holle.
Wintertemperaturen kennen wir nur von den kergiielen-lnscln und Süd-Georgien. Die
Kerguelen-Inscln haben, ihrer ozeanischen Lige eulsprechend, relativ milde Winter. Die mittlere
Wintertcmperatur beträgt hier 2* gegen eine mittlere Sommertemperatur von nur 6,4°'). Auch
auf Süd-Georgien betrug 18S3 die Milleltcmpcratur des Juni, des kältesten Monats, nur —2,9°,
die niedrigste — 12,3°*'. Die einzige, aber wenig zuverlässige Angabe einer Wiutertemperatur
noch weiter südlich ist die des von Foster auf der Dcccption- Insel, einer der Süd-Shelland-Inseln,
zurückgelassenen, von Smiley IS 12 gefundenen Minimum-Thermometers, das ein Minimum von
— 20° anzeigte. Das spricht zwar für Zunahme der Kälte nach dem Pole zu, aber immer noch
fiir relativ milde Winter. Für die innere Antarktis hält Fricker") kalte Winter für wahrscheinlich.
Diese Zeil falle für die centralen Teile mit der langen Polarnacht zusammen, deshalb sei jede
Wäruiezululir ausgeschlossen. Es müsse sich in Folge der Wärmeausstrahlung des ganz von Eis
und Schnee bedeckten Landes ein außerordentlich niedriger Kältegrad auch für die über dem
Lande lagernde Lull bilden. Indessen dürfte auch im Winter der Antarktis durch Gefrieren des
Meeres und durch Strömungen Wärme zugerührt werden. Ilurch einmaliges Gefrieren des Meeres
zu nur 20 ein Dicke wird eine Wärmemenge frei, die unler 70° S. Br. mindestens 15% der ge-
samten Soinmerwärme betragen dürfte, die die Erde durch direkte Strahlung von der Sonne
empfängt 4 !. Diese Erstarrungswärmc wird freilich schnell ausgestrahlt werden. Nun stimmen aber
die Berichte aller Südpolfahrer darin übereilt, dafs das südliche Eismeer ununterbrochen von
Winden bewegt, ja fast immer von Stürmen gepeitscht wird. Dadurch mute das Eis aufbrechen,
die Schollen werden, wie am treibenden Packeis zu erkennen ist, übereinander getürmt, die Ober-
fläche des Meeres wird frei und kann nufs neue gefrieren.
Dafs ebenso, wie im arktischen*), auch im antarktischen Gebiete die Temperatur des
Meeres durch Zufuhr von warmem und Abfuhr von kaltem Wasser erhöhl zu werden scheint,
wird an anderer Stelle dargelegt werden.
Trotz der niedrigen Sommertemperatur ist in der Antarktis die Erscheinung des Thailens,
wenn auch vereinzelt, beobachtet worden, ein Beweis dafür, dafs Schnee und Eis in der Sonne
auch bei Luittemperaturen unter Null Grad schmelzen. Dumnnl d'Livillc sah im Januar 1S4S
nördlich von Adelie-Laud von einem Eisberge Bäche von Schmelzwasser in Cascade» herabstürzen 0 ),
Wilkes fand im Februar IS 10 unter 60" S. Br. und 106" Ü. Lg. auf einem Eisberge einen Schmelz-
wasserleieh, aus dem er sein Schiff mit 500 Gallons Süßwasser versorgte 1 ). Bofs sah sogar im
Hochsommer bei einer Mittagslemperattir von — 10° jenseits 77" S. Br. au den Vorsprüngen der
grofsen Eismauer riesenhafte Eiszapfen hängen 8 ). Möglicherweise wird einmal als Ursache dieses
») Nach Hano, ■ a. O., S. 464. ') Kbemla S. 46V 3 ) Fricker, ». a. O., S. 1S3.
*) Mach einer Schaliunp auf Grund de» meteorologischen Journal« von Hol« uud Angnl's Tabelle der
Inteosität der Sonnenstrahlung.
5 ) Vernl. Weyprcclit'» Tirfsee- Temperatur Beobachtungen im Ost-Spitzucr|ti»rhen Meer 1ST1 — JS74,
Petermann* Geogr. Mitteilungen, 24. Rand, S. 3. r .2.
*) Dnmoat d't rville, Voyape au pole »ud et dans l'Oeeanie, Paris 1*45, VIII, S. 13'.).
7 \ Wilkes, United States Exploring Expedition, vol. II, S. 344.
») Höfa, a. a. O., vol. 11, S. l'tf.
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— 16 —
Thailens eine Arl Föhn erkannt werden, wie er früher von Rink 1 ) und in neuerer Zeil von
v. Drygalski') an den Küsten von Grönland beobachtet worden isL Solche Föhne erhöhen dort
die Temperatur der Fjorde, in die sie hinabstürzen, bis zu 20° über die Mitteltemperatur. Sie
sind die Folge ganz besonderer Luftdruckverhällnisse, von deren Vorhandensein in der Antarktis
wir bis jetzt noch nichts wissen.
Die Niederschläge in der Antarktis hängen wahrscheinlich vom Winde ab. Feuchte See-
luft bringt, wenn sie sich abkühlt, Niederschlag. Danach müssen die von dem Hochdruckgebiet
ausgehenden Winde reichliche Niederschläge, Regen und Schnee, bringen. Das ist nach den
Renditen von Rufs, Wilkes. Diimunl d'l'rville u. a. thalsächlich der Fall. Von den 68 Tagen,
die Rofs auf den Kergueleii-Inseln zubrachte, waren nur drei ohne Regen- oder Schneefall').
Die deutsche Expedition auf Süd-Georgien beobachtete im Jahre 301 Tage mit Niederschlag,
darunter 223 Tage mit Schneefall 4 ). Aus der inneren Antarktis dürften dagegen die südlichen
Winde trockene Luft und Niederschlag nur in Form kleiner Schneekrystalle bringen. Südlich
von 70° S. Br. beobachtete Rofs nur noch, an 21 von 69 Tagen Regen in Schauern, anhallenden
zuletzt in der Rrcitc von 70°. den letzten unter 77 ft 47' S. Br. Schnee fiel südlich vom 66'' S. Br.
an 63°; 0 aller Tage 5 ). Sollten im Winter die südlichen Winde aus dem inneren kalten Hochdruck-
gebiet vorherrschen, dann müfstc der Winter in der ganzen Antarktis niederschlagsarm sein.
Glacialphysikalische Bedeutung.
Die Glacialphysik wird durch die antarktische Forschung in zweifacher Hinsicht gewinnen:
L durch die Erkenntnis zahlreicher noch unaufgeklärter Erscheinungen des alpinen und arktischen
Eises, die bei den ungeheuren Dimensionen des antarktischen Eises sich ausgeprägter, als bei jenen
zeigen müssen, und 2» durch die Erweiterung unserer Kenntnisse von der Bildung und Bewegung
des Eises, das in der Antarktis unter ganz anderen Bedingungen, als im Hochgebirge und in
der Arktis, entstehen mufs. Die Beobachtungen werden sich, je nachdem sie auf das Meer be-
schränkt sind oder auf das Land ausgedehnt werden, auf schwimmendes oder auf festes
Eis erstrecken.
L Beobachtungen am schwimmenden Eise.
Es ist zu unterscheiden zwischen Meereis oder Packeis und Landeis oder Gletschereis.
Das Mecreis ist gefrorenes Meerwasser, das Landeis zu Eis umgewandelter Schnee. Im Hoch-
gebirge und in Grönland geht der Schnee durch Einsickern von Schmelzwasser und Wieder-
gefricren in Firneis, dieses wieder durch z. T. unbekannte Ursachen, vermutlich durch grofsen
Druck der überlagernden Schnee- und Firnmassen, in deutlich körniges Gletschereis über. Die
Körnerstruktur galt bisher als charakteristisches Merkmal des Gletschereises, bis vor einigen Jahren
|2 A. v. Etrel, Rink« phyaikaliacb-geograpbiache Beschreibung von Nord- nnd Siidgrb'olaod, Zeitschrift für
Allgemeine Erdkunde, II. Bd., 1S54, S. 20t f.
') E. v. Drygalski, Die Südpolar-Forachong and die Probleme des Eiae», Verhaudlgn. de» XI. Deutschen
Geographentnge* in Bremen, Berlin 1996, S. 25.
') .Nach Hann, a. a. O., III., S. 465. «) Ebenda S. 4t*.
') Vergl. Rofj, a. a. O., Meteorologisches Journal.
17
Emden 1 ) und dann v. Drygalski 7 ) nachwiesen, „dafs die Korn-Struktur eine Eigentümlichkeit nicht
allein des Gletschereises ist, sundern dafs jedes Eis, wo es auch gebildet »ein mag, kornig ist,
und dafs die verschiedenen Eissorten sich nur durch die Art unterscheiden, wie die Körner
gestaltet sind und wie sie sich zu einander gruppieren", v. Drygalski hat des .Näheren dargelegt,
wie sich an jedem Eisstücke mit Sicherheit die Bildungsart desselben erkennen läl'sl und wie man
mit dem Mikroskop entscheiden kann, ob man es mit zusammengestautem Meereis oder mit
Landeis zu thtin hat Hat man Landeis erkannt, dann lehrt die Struktur im einzelnen, unter
welchen Bedingungen es ursprünglich gelegen. Ob es auf Land drückte und auf" welches Land,
das zeigen die Schichten; ob es sich bewegte und wie es sich bewegte, das zeigen die blauen
Bänder. Kurz, die blofsc Strukturuntersuchung des treibenden Eises kann schon Aufschlufs über
die Art des Eises und über das Land, von dem es herkommt, geben.
Zu den Beobachtungen am schwimmenden Eise gehört ferner die möglichst genaue Ilöhen-
bestimmung der Eisberge, woraus sich Schlüsse auf die Höhe des Inlandeises ziehen lassen. Es
ist zu prüfen, ob die von früheren Beobachtern angegebenen Höhen nicht übertrieben sind. Ganz
zuverlässige Hölieniiiessiiiigen antarktischer Eisberge, d. h. solche, die auf der schwimmenden
Scholle selbst angestellt wurden, besitzen wir nicht. Die Angaben beruhen meist auf Schätzungen.
Nach Fricker 5 ) beträgt die durchschnittliche Höhe ül»er Wasser 60 m. Nimmt man den unter-
getauchten Teil zu */ : der Gcsamthöhc an, so betrüge diese 420 m. Nie Länge der Eisberge
erreicht oft einige Kilometer. Bruce sah in der Nähe der Joinville- Insel Eisberge bis zu
60 km Länge 4 ).
Dem Vordringen in die innere Antarktis bot bisher überall eine ungeheure, senkrecht
zum Meere abfallende Eiswand halt. Es ist nicht daran zu zweifeln, dafs diese Eiswand den
Band des Inlandeises darstellt. Gelingt es einer Expedition, sich an diesen» Bande längere Zeit
festzuselzen und von hier aus wissenschaftliche Beobachtungen anzustellen, dann ist es möglich,
noch viel weiter gehende Fragen zu beantworten : Wie hoch liegt die Schneclinie? In Meeres-
höhe oder darüber? Auf den Inseln der äufseren Antarktis und auf den Süd Shelland-Inseln
liegt sie im Sommer über dem Meeresspiegel, wie au dem Vorhandensein fliefsender Bäche zu
erkennen ist. In der inneren Antarktis scheint die Schneclinie auch im Sommer im Meeresniveau
zu liegen. Weder Bofs noch ein anderer nach ihm haben hier Hievendes Wasser bemerkt. Mit
der Schueegrenze bewegt sich die Begion des Firns. Wie entstellt aber in der Antarktis, wo der
Schnee selten thaut, der Firn? Wie ist er hier beschaffen? Wo geht er in Gletschereis über?
Wie ist die Struktur und Schichtung dieses Eises? Sind Spalten, Streifen und lllaubänder
vorhanden? Ist das blaue Eis härter und spröder, als das weifsc, wie aus dem verschiedenen
Eindringen der Kanonenkugeln, die der „Challenger" aur Eisberge abfeuerte, geschlossen worden
ist? Tragen die Gletscher Moränen oder entstammten die Schultmassen, die Wilkes, Bruc«, die
') R. Emilen, Ober das Glctucberkoro, Neue Denkschriften der allgemeinen Schweiz. Gesellschaft für die
Nalur wissen »chaften, XXXIII, S. \-U.
•) E. v. DrygaUki, Die Südpolar-Forschung and die Probleme des Eises, «. a. 0., S. 18—2'.).
*) Fricker, a. a. O., S. 2U2.
«) Bruce, Cruise of Iho „Balnena" and Iho „Aclive" in the Aotarctie Seas, 1892/93, Geogr. Journal,
II. Untersuchungen auf dem festen Landeise selbst.
im, vol. VII, No. 5, S. 510.
UI. HWscho!.. UM.
— 18 —
Challenger- Expedition und Borchgrcvingk auf Eisbergen sahen, Vulkanen? Wie breitet sich das
Inlandeis als Ganzes aus? Bewegt es sich, wie die alpinen und grönländischen Gletscher? Mit
welcher Geschwindigkeit und in welcher Richtung? Wie buch ist der Hand des Inlandeises? Wie
lösen sich von ihm die Eisberge los? Durch Auftrieb, wie in Grönland ? In Folge von Temperalur-
diflerenzeu zwischen der abgekühlten Oberfläche und der wärmeren Unterfläche der schwimmen-
den Zunge, wie Bofs annahm? Durch Flutwellen, von Vulkaneruptionen erzeugt, wie Frhker 1 )
meint ? Auf die Möglichkeit, dafs auch stehende Wellen hier mitwirken können, weiden wir noch
zurückkommen.
Zu den Wirkungen des Landeises gehört die Fjordbildung. Fjorde sind durch ßiefsendes
Wasser geschaffene Thäler, die durch Gletscher ihre letzte Ausgestaltung erfuhren*). In der flufs-
losen Antarktis fallt die Beteiligung des fliefsenden Wassers fort. Iiier kann nur allein das Eis
wirken. Ein ganz neues Gebiet der Glacialthäligkeit ruufs sich hier enthüllen.
Wahrscheinlich älter als das Eis sind die Vulkane. Zwei Elemente liegen hier in urallem
Kampfe. Lavaströmc müssen wiederholt das Eis durchbrochen, vulkanische Auswurfsmassen seine
Oberfläche überschüttet haben. An einem Querschnitt durch solches Eis könnte man sowohl die
Geschichte der Vulkane als die des Eises ablesen.
In der vollständig vereisten Antarktis sind beute ähnliche Bedingungen vorhanden, wie
sie zur Eiszeil in Westeuropa geherrscht haben müssen. Jedenfalls waren diese denen des heutigen
ozeanischen Südpolarklimas ähnlicher als denen des heutigen kontinentalen Mordpolarklimas. Das
.Studium der antarktischen Vereisung wird manchen noch dunkeln Punkt der Eiszeit aufzuklären
vermögen. Besonders weiden wir in dein viel diskutierten Problem, ob gleichzeitige oder alternierende
Eiszeiten auf beiden Hemisphären stattgefunden haben, nicht eher einen Schritt vorwärts kommen,
bevor wir nicht imstande sind, die Vereisungen und deren Wirkungen auf beiden Hemisphären
zu vergleichen.
Die antarktischen Eismasseu haben unzweifelhaft durch ihre Anziehungskraft Veränderungen
der Erdgestalt bewirkt und werden bei ihrem Absch Welzen wieder neue bewirken. Doch können
die hierüber vorliegenden Berechnungen 3 ) nicht früher Anspruch auf Gültigkeit machen, als
bis wir genaue Kennluisse von der Grifte, Gestalt und Bcschatlcnheit der Eiskalotte um den
Südpol erworben haben. Dasselbe gilt für die Annahme, dafs die Bildung grofser Eismassen an
den Polen Niveauschwankungen der Ozeane verursache*). Auch die Möglichkeit eines ursäch-
lichen Zusammenhanges der Schwankung der Erdachse mit der Eiskalotie an den Polen wird
dann erst zu prüfen sein.
So grorsartige Fortschritte auch die wissenschaftliche Erforschung der Meere in unserer
Zeit aufzuweisen hat, so klaflH auch hier noch eine gewaltige Lücke: das antarktische Meer.
') Frkker, a. a. 0., S. 2i>2.
•) Vergl. v. RirhthufcD, Führer ftir Porschungsreiaeode, Berlin 1SS6, S. 259.
•) Vergl. R. v. Urygalski, Die Geoid Deforautiouen der Eisieit, Zeitschrift der Gesellschaft für Erd-
kunde io Berlin, 1SS7, 8. 213.
4 ) II. Hermesen, Über die Änderung der Glcichgc« ichtsflachen der Erde durch die Bildung polarer Eis-
misten, Beitrüge zur Geophysik, Bd. I, S. äil— Jlj, Stuttgart lSS".
Ozeanographische Bedeutung.
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Neben einigen unsicheren Messungen von Cook und Roß besitzen wir nur die wenigen zuver-
lässigen Untersuchungen der Challenger-Expedition. Oer „Challenger" drang nach dem Besuch der
Kerguelen- und Heard-Inseln zwischen 7U° und 80° Ö. Lg. Ober den Südpolarkreis bis 60° 40' S. Dr.
vor und machte auf dieser Roule, insbesondere in dem Räume zwischen 75° und 95° 0. Lg. und
zwischen 60" S. Br. und dem Polarkreise zahlreiche Messungen. Danach nimmt die Wassertiere des
Indischen üzeans von rund 4000 m ganz allmählich bis zu 3000 m ab, so da Ts hier für die freie
Zirkulation des Wassers zwischen höheren und lieferen Breiten kein Hindernis besteht.
Tiefseetemperaturen hatten schon Cook. Rofs und Wilkes gemessen. Aber während sie
von der Oberfläche bis zu 100 Faden (183 m) Tiefe nur eine gleichmäßige Temperatur konstatierten,
ergaben die Messungen auf dem „Challenger" das überaus wichtige Resultat, daß sich zwischen
zwei warmen Schichten an der Oberfläche und am Boden eine kalte Wasserschicht befindet.
Unter 65° 42' S. Br. und 79° 49' 0. Lg betrug die Temperatur der Oberfläche — 1,2°. in der
Tiefe von 100 — 200 m — 1,7", in gröfserer Tiefe nahm sie wieder zu, schon in der von 360 in
betrug sie —0,8°, von 550 m — 0.1° und in der von 730 m -j- 0.4°. Von hier nahm sie
wieder ab und betrug in 900 m Tiefe 0°. Auch Bruce konstatierte auf der „Balaena" bei
Louis-Philipp-Land eine kalte Zwischenschicht'). „Biese Erscheinung einer kalten Wasserschicht
zwischen zwei wärmeren ist den Polarmeeren eigentümlich und kommt überall da vor. wo wärmere
Wasserschichten neben eisführenden kälteren sich fortbewegen"').
Die Boden lemperatur. die der „Challenger" unter 50" S. Br. mafs, betrug -f- 0.83°, weicht
also von der der tropischen Gebiete nicht erheblich ab.
So ergebnisreich die Challenger-Expedition für die allgemeine Meereskunde auch war, ihre
Bedeutung für das antarktische Gebiet liegt mehr in der Anregung zu neuen Fragen, die nur
durch spezielle antarktische Forschung beantwortet werden können. Verläuft überall der Boden
der drei großen Ozeane ohne bedeutende Erhebung in den des antarktischen Eismeeres? Sind
überall unter derselben Breite, in der der „Challenger" lotete, die Meerestiefen so beträchtlich?
Sind überall im antarktischen Meere die Bodentemperaluren der vom „Challenger" gemessenen
gleich? Ist die kalte Zwischenschicht rings um den Pol vorhanden? Deutet sie auf Abfluß kalten
Wassers nach Norden als Ersatz für das in niederen Breiten schneller verdunstende Wasser und
auf eine warme Strömung zum Ersatz des durch Eisberge ausscheidenden Wassers von Norden her?
Ferner: Wie groß ist der Salzgehalt und die Dichte des Wassers im südlichen Eismeer? Wird
es durch Ausscheiden und Abfließen des Eises salzhaltiger? Sinkt das salzhaltigere, weil schwerere,
in die Tiefe oder findet ein anderer Ausgleich statt? Ganz besondere Aufmerksamkeil verdienen
die Meeresströmungen. „Unter allen Umständen ist es für die Physik der ganzen Erde wichtig,
bis zu ihrem Ursprung die kalten Wassermassen zu verfolgen, die an der Meeresoberfläche bis
zum Äquator und in der Tiefe über denselben hinaus wirken *)." Von vornherein ist anzunehmen,
daß, wie überall in den Ozeanen, auch hier die Strömungen durch die ständigen Winde erzeugt
werden. Diese allein können ihnen ihre lebendige Kraft verleihen 1 ). Danach müssen die West-
») Bruce, a. a. O., S. 512.
') Bogualnwtki, Handbuch der Ozeanographie, Stuttgart ls94, I. Bd. S. 357.
*) Ratzel, Aufgaben gcographiiicher Forschung iu der AntarUi*, Yerhudlgo. des V. Deutschen (ieograpben-
tages zu Hamburg, Berlin 15*5, S. 20.
4 ) Die frühere Ansicht, „die ungleiche Erwärmung der Meere verachiedener geographischer Breiten sei
— 20 -
winde zwischen 40° und 60° S. Br. eine konstante Ost- oder Nordostströmung zur Folge haben,
während in den höheren Breiten die östlichen Winde westliche Strömungen erzeugen müfsten.
Die grofse Ostströmung ist in der That vorhanden. Sie bildet einen Slromring, „der im gleichen
Sinne wie die Erde rotierend, nur schneller als diese, von Westen nach Osten alles Wasser stetig
in Zirkulation erhält 1 ) " „Von den Felsküsten der Prinz Eduard- und Crozet-Inseln trägt sie
losgerissene Tangzweige weit hinaus nach Osten, und Schiffe, die vom Kap nach Australien
segeln, gewinnen bis zur BafsstraTse auf dem ganzen Wege durch diesen Strom nicht selten
sieben volle Grade in Länge 1 )." Durch Flaschenposten ist diese grofse Ostströmung von Kap Horn
bis Südaustralien nachgewiesen worden. — Als Wegweiser zur Auffindung von Strömungen im
antarktischen Meere können die Eisberge dienen. Zu unter Wasser, müssen sie der kon-
stanten Strömung folgen, seihst wenn die augenblickliche Windrichtung und Oberflächendrifl ihr
entgegengerichtet isU Aus dem radialen Abströmen der Eisberge läfst sich auf nördlich gerichtete
Strömungen vom Pole aus schüefsen.
Noch weniger als von den Strömungen wissen wir von den Gezeiten an den Küsten der
inneren Antarktis. Nur Donald erwähnt eine GezeitenweUe, die durch die Durchfahrt zwischen
der Joinville-Insel und Louis-Philipp- Land lief. Es wurde oben') erwähnt, dafs wir die Kräfte,
die die Eisberge vom Inlandeis losreifsen, nicht kennen. Sollten hier nicht Winde und Gezeiten
mitwirken? Die von Eisbarrieren eingeschlossenen Meercsräiime der Antarktis, wie das Rofs-
uud Weddel-Meer, müssen sich ganz besonders zur Bildung stehender Wellen eignen. Es wäre
zu untersuchen, ob solche stehenden Wellen gröfsere Eismassen loszureifsen vermögen.
Während in den Fjordlhälern des äufsersten Grönland noch Blütenpflanzcn gedeihen
und auf Spitzbergen unter 70* bis 80° N. Br. noch über 120 Arten höherer Pflanzen blühen,
sind in der Antarktis jenseits 63° S. Br. bis jetzt keine Blutenpflanzen gefunden worden. Von
den Kerguelen-Inseln sind noch 26 Blutenpflanzen und sieben Farrenkräuter bekannt. Ja selbst
eine ausschliefslich den Kerguelen-Inseln eigentümliche Nutzpflanze, der Kcrguelen-Kohl (Pringlea
antiscorbutica), der ein werlvolles, wohlschmeckendes und antiskorbutisch wirkendes Gemüse
liefert, gedeiht hier. „Er erinnert in der Tracht au unseren Kohl, ist aber auwlauernd. Die
saftigen Blätter wurden als Salat bereitet und hatten einen scharfen, an Brunnenkresse erinnern-
den Geschmack, oder als Gemüse, in welcher Form sie der Schiffsmannschaft zweimal wöchent-
lich verabreicht wurden und wesentlich dazu beitrugen, einen absolut guten Gesundheitszustand
an Bord herzustellen und zu erhalten')."
Von Süd-Georgien») kennen wir aufser zahlreichen Kryptogamen 13 Phanerogamen, darunter
eine gelbblühende Banunculacee (Banunculus bilernatus) und das 1 bis 2 m hohe Tussock-Gras
die Ursache der Meeresstr« ogeo [Golfstrom]" (1), wie sie das ao unserer Anstalt eingeführte Lehrbuch der Physik
(«- a. O., S. 202) oooh in seiner neuesten Auflage beibehalten bat, ist langst schon als irrtümlich erwiesen.
') Bogoslanaki u. Krümmel, Handbuch der Ozeanographie, fl. Bd. S. 445.
») Ebenda S. 475 f. ») S. IS.
«) üie Forschungsreise S. M. S. „Gazelle" in den Jahren 1974 bis 1976. I. Teil, Berlin 1859, S. 102.
») Verg). Neumayer, Die internationale Polarforchug 1SS2 und 1S83, Hamburg IS90, n., S. 167 ff.
Botanische Bedeutung.
- 21 -
(Poa flabellata), von den Süd-Shelland-inscIn nur noch eine Grasart (Aira anlarclica Hook), die
südlichste Blutenpflanze. Noch weiter südlich, auf der Cockhiirn- Insel unter 64° 12' S. Hr.,
nitid 15 Land- und Süfswasser-Kryptogamen, Moose, Algen und Flechten gelunden worden. In
der übrigen inneren Antarktis haben die früheren Entdecker keine Spur von Vegetation bemerkt.
Erst Borchgrevingk fand 1S95 auT dem Cap Adarc des Viktoria-Landes und auf dem Felsen des
westlichen Caps der Possession-Insel etwa 9 m über dem Meere eine Art Leberkraut Dia-
tomeen, Kieselalgen, die Nansen in den höchsten nordischen Breiten fand, bedecken auch die
Oberfläche und das Packeis des antarktischen Meeres.
Es fragt sich nun, ob in der unbekannten Antarktis noch höhere Pflanzen vorkommen,
oder ob hier Kälte und Eis jedes pflanzliche Lebcu vernichtet haben. Dafs bei noch größerer
Kälte, als der antarktischen. Pflanzen gedeihen können, wissen wir aus dem Norden. Dato eis-
und schneefreie Steilen an den Wänden und Hängen der Berge vorhanden sind, berichten alle
Südpolfahrer. Dafs Pflanzen seihst auf dem Rücken von Gletschern gedeihen können, wissen
wir aus Grönland. Es ist nicht unmöglich, dafs in den mit Vogelexkrementen ausgefüllten Nischen
und Bitzen der schneefreien antarktischen Felsen Pflanzen ihre Lebensbedingungen linden. Es
ist ferner nicht unmöglich, dafs es in der inneren Antarktis, wie in Grönland, Fjorde und Sunde
gicbt, die solchen Pflanzen als Schlupfwinkel dienen können. Die Bedingungen für ein bescheidenes
Pflauzenlehen sind vorhanden, fehlt es dennoch, so würde die Annahme, dafs das Eis jede Spur
früherer Vegetation vernichtet haben müsse, bestätigt werden. Indessen hält Vauhöflen') dies aut
Grund seiner Erfahrungen in Grönland nicht für wahrscheinlich. Er ist der Ansicht, dafs selbst
die stärkste Vereisung die Vegetation gebirgiger Länder nicht auszurotten vermöge, da das Eis
nicht hohe, steile Küsten am Meer zu umhüllen im stände sei, sondern über dieselben herab-
stürze, so dafs dort mindestens anspruchslosen Pflänzchen günstige Vegetationsplälze reserviert
blieben. Ob gewisse widerstandsfähige Pflanzen hier gedeihen können, liefse sich durch An-
pflanzen und Aussäen geeigneter Arten entscheiden. Hafer und Gerste, die die Gazelle- Expedition
auf der Kerguelen Insel am S. November gesäet hatte, gingen nach vier Wochen auf, Badieschen
und Brunnenkresse nach 11 Tagen. Die zarten Pflänzchen der letzteren wurden von Vögeln ver-
nichtet, die erslcren dagegen waren bis Anfang Februar etwa 8 cm grofs geworden"). Ähnliche
Versuche an geschützten Orten der inneren Antarktis könnten ähnliche Erfolge haben.
Gröfsere pflanzenfressende Landtiere können bei dem Mangel an pflanzlicher Nahrung in
der Antarktis nicht existieren, fleischfressende sind bis jetzt nicht gesehen worden. Borchgrevingk')
schliefst aus eigentümlichen Narben, die er an Seehunden innerhalb des Polarkreises fand, aul
das Vorhandensein eines grofsen, unbekannten, dem weifsen Polarbären ähnlichen Tieres. Bofs,
') Borchgrevingk, a. a. 0., S. 507.
*) E. VanhöBen, Welche* toteres» haben Zoologie und Botanik an der Erforschung des Siidpnlar-
Gebietes? Verhandln. des XI. Deutschen Geographeiitaget in Bremen, S. 31.
•) Die Ferselinugsrcise S. M. S. „Gazelle" etc., S. 103.
») Borchgrevingk, Die Südpolarreise der „Ant.rctic", Annale» der Hydrographie ele., 1898, S. 412.
Zoologische Bedeutung.
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dem solche Narben an Seehunden ebenfalls aurgefallen waren, hielt sie für Verwundungen, die
sie sich in Kämpfen mit Seeleoparden geholt hätten 1 ). Fricker 1 ) nimmt an, dafs sie Bifswundcn
vom Mörderw,il (Orca gladiatori seien. Iii« Entscheidung dieser Streitfrage bleibt künftigen
Beobachtungen vorbehalten. Vorläufig ist in der Antarktis nur ein einziges Landsäugetier bekannt,
eine Hausmaus auf den Kerguelen-Inseln, die wahrscheinlich von Walfiscbjägcrn dort ausgesetzt
worden ist'). Sonst ist die Antarktis das unbestrittene Heich der Meersäuger, der Wale uud
Robben. Von erstereu sind der Pinn- oder Hlauwal und der Mörderwal, von letzteren der Sec-
elcfant, Seeleopard und der weifse und grofsäugige Seehund häufig. Eine Ohrenrobbe wurde
auf den Kerguelen-Inseln von der Gazelle-Expedition, eine bisher unbekanute Arl ohne jede Spur
von Ohren von Borchgreviugk auf der Possession -Inse! gelangen 4 ). Ob der für die Jagd wichtigste
Wal, der Grönlandwal (Halaena mysliretus), den Hofs noch in grofsen Mengen gesehen hat. wirk-
lich aus dem antarktischen Meere verschwunden ist, wie die Waljiger in neuerer Zeit behaupten,
oder ob er in anderen, noch nicht besuchten Teilen des antarktischen Meeres noch zu finden
ist, und ob ebenso die früher bei den Shellatid-Inseln in ungeheurer Menge gejagten wertvollen
Pclzrobben wirklich ausgerottet sind, oder ob sie sich in die unbekannte Antarktis gcOürhtel
haben, das sind Fragen, deren Beantwortung nicht nur für die Zoologie, sondern auch für die
künftige ökonomische Ausnutzung der Antarktis von Bedeutung ist.
Die Vögel sind durch Myriaden von Pinguinen, besonders den goldhaarigen und
den Königspinguin, durch Scheiderischnäbel, Möven, Seeschwalben, einen Kormoran, eine
Ente und einen Taucher vertreten. Iteplilien und Amphibien sind bis jetzt noch nicht ge-
funden worden.
Von niederen Landtieren wurden auf den Kerguelen-Inseln 15 Insekten, 6 Arachnideu,
1 Schnecke, 2 Würmer und 7 Kruslaceen des süfsen Wassers gesammelt u ). Die niedere Fauna
von Süd-Georgien ist in mehreren Monographien beschrieben worden").
Im Gegensatz zu dieser dürftigen Landfauna ist die antarktische Meeresfauna reich an
Arten und Individuen. Nach der Beute der Ghallenger-Expeditioir) im Süd polarm eere zu urteilen,
findet hier der Zoologe noch ein ungeheures Forschungsgebiet. Wie überall in den Meeren,
dienen auch hier die niederen Arten den höheren zur Nahrung. Das führt uns schliefslich zu
der Frage nach den niedrigsten ozeanischen Lebewesen, dem Plankton. Wie mag im Süd-
polarmcer das Planklon, d. b. die willenlos im Meere treibendeu Organismen, von denen zuletzt
die Lebensfähigkeit der Meerestiere abhängt, beschallen sein? Wird die Erfahrung der Plankton-
Expeditionen im Norden, dafs das Polarmeer weit reicher an Plankton ist, als die entsprechen-
den Gebiete zwischen den Wendekreisen, auch hier bestätigt werden? Diese, wie die vorher
aufgeworfenen Fragen beweisen, dafs auch die Naturbeschreibungen so lange unvollkommene
Wissenschaften bleiben werden, bis die Lebewelt der Autarktis ihre Erforscher und Bcarl>eiter
gefunden hat.
') Hofe, a. a. O., vol. II., S. 162. ! ) Fricker, a. a. O., S. 212.
»> Die FuMchuDRsreisc S M S. „Gaielle" eU., S. 104.
«) BurcbftreviBftk, Die Südpulai reise der „Aularetic", a. a. 0., S. 4(i4.
») Forschungsreise 8. M. S. ., Gazelle' etc.. .S. 104.
•) Vera;l. Nctamayer, Die iiit«rnali<iDale Polarlm ni-hun* 1SS2 and 1^3, Bd. II.
') Challeiifirr, Narrative, vol. I., S. 430.
- 23 -
Erdgescnichtliche Bedeutung.
Da* vergleichende Studium (kr fossilen Knude auf der ganzen Erde macht es wahrschein-
lich, dafs in der mesozoischen Ära üherall auf der Knie ein gleirhmäTsiges Klima geherrscht halte,
und zwar ein dem heuligen tropischen Ahnliches. Mit der Tertiär/eil begann - vermutlich aus
kosmischen Ursachen — eine Differenzierung in einzelne klimatische Zonen. Die erste Ahkühlung
trat an den Polen ein. das tropische Klima ging in das suittropische, dieses in das gemässigte
und dieses schliefslich in das arktische über. Jedes kommende Klima verschob das vorhergehende
nach dem Äquator zu. Dadurch wurden die Pole zu Zentren, um die herum sich neue Floren
und Faunen entwickelten. Diese entstanden somit zuerst an den Polen und entfernten sich von
ihnen mit den klimatischen Regionen.
Ist diese Ansicht richtig, so müssen sich an den Polen die Überreste der Pflanzen und
Tiere, die in den aufeinander folgenden Klimaten gelebt haben, übereinander liegend nach-
weisen lassen. Es ist das unsterbliche Verdienst .Nonlenskjölds, mit diesem Nachweis am Nordpol
den Anfang gemacht zu haben. Nordenskjftlds Funde, von Heer zur „Flora fossil is aretica'' be-
arbeitet, hitweisen, dals in der Tertiärzeit die arktischen Regionen mit ganzen Wäldern der nord-
amerikanischen Sumpfe} presse (Taxoditim distichiim) Itcdcckt waren. Pappeln, Erlen. Rüchen,
(ihnen. Kastanien, NufsbSume. Weinreben, ja Palmen gediehen zur Tertiärzeit unter 70° N. Rr.
Vieles schon ist gefunden, unvergleichlich mehr aber noch zu suchen. Was wir von der tieschichte
unseres Planeten im Norden ergründet, weist uns gebieterisch nach Süden. „Hier ist die Gegen-
probe der im Norden erreichten Ergebnisse zu gewinnen, und ein jedes der im arktischen Gebiete
erzielten Resultate fordert als Kontrole die Untersuchung antarktischer Regionen 1 ) " Es ist nicht
anzunehmen, dals zur Terliärzeit die Land- und Wasserverleilung im grolsen und ganzen anders
gewesen, als heute. Eine Landverhindimg der Antarktis mit einem Festlande, wie sie lange Zeil
hindurch angenommen wurde, hat sehr wahrscheinlich nicht bestanden. Die Floren, die vom
Nordpol aus auf den grolsen Festländern südwärts wandern konnten, morsten hier mit wechseln-
dem Klima untergehen. Die Zeugen ihres ehemaligen Daseins aber müssen dann um den Pol
herum in der Erde ruhen.
Die Frage, ob die alten Polartloren auch von entsprechenden Faunen bewohnt waren,
hat bis jetzt nicht bejaht wenlen können. Für die Ozeane hat Murrav in seiner Übersicht der
Ergebnisse der Ghallenger-Expedilion 1 ! dargelegt, dals unter anderem die Gleichheit und Ähnlich-
keit zwischen der Mceres-Tier- und Pflanzenwelt an beiden Polen auf ein für alle Ozeane gemein-
sames Klima zurückzuführen sei. Schon Rols war die Übereinstimmung der von ihm mit dem
Schleppnetze aus dem nördlichen und südlichen Eismeere gehobenen Muscheln und Schnecken
aulgefallen. Die Abkühlung im Meere sei, meint Murray. zuerst an den Polen eingetreten und
habe das Aussterben oder Wandern bestimmter Arten nach wärmeren Breiten veranlagt. In den
Polargegendeu seien sie durch Wesen von der „Schlammlinie" ersetzt worden, von jener etwa
100 Faden tiefen Linie, auf der die vom Lande forlgewaschenen organischen Massen zur Ruhe
•) Penck, Hie erdgeaehicbtlicbe Bedeutung der SüdpolarforschuDg, Yerhodlgn. de* V. Deutschen Geogriphen-
tage* in Hamburg, 5 58.
») Report od the scientific re*ulU of the voyage of H. M. S. „Cballengei" during the years 1S73— 70.
Deep-Sea dcpo.iu. By John Murray, London 1891.
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kommen und unterhalb deren die Verhältnisse in allen Teilen der Welt nahezu dieselben sind.
Daher die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Meerestiere an den Polen. Eine Anzahl Gattungen von
Küsteniischen kommen im arktischen und antarktischen Meere vor, fehlen aber zwischen den
Wendekreisen 1 ). Dieselbe Verbreitung hat die Challenger-Expedition für etwa 250 Arten wirbel-
loser Meerestiere erwiesen. Zahlreiche auf dem Meeresboden lebende (benthonische^ Tiere, be-
sonders Echinodermen, entwickeln im arktischen und antarktischen Meere ihre Jungen ohne
Larvenstadium, während in den Meeren der gemäfsiglen und heifsen Zonen bei denselben Klassen
die Entwickeluug frei schwimmender Larven die Regel ist. Aber was wollen die wenigen Schlepp-
netzzuge des „Challeuger" besagen gegen das ganze, noch unerforschte Leben der antarktischen
Tiefsee! Die bisherigen Funde deuten nur an, welch ungeheures Forschungsgebiet antarktiseben
Expeditionen sich hier eröffnet und wie notwendig die Erforschung des antarktischen Tiefseelebens
ist, wenn wir Einsicht in die jetzige und frühere Verteilung der Lebewesen über die Erde ge-
winnen wollen. Das Studium des Ucnthos- Lebens im antarktischen Meere und das der Fossilien
auf dem antarktischen Lande müssen zu gleichen Resultaten führen. Zwar ist bis jetzt noch kein
einziger Rest eines höheren Landtieres in der tertiären Polarwelt, auch nicht in der antarktischen,
gefunden worden, das beweist aber nicht das Fehlen derselben. Im allgemeinen sind Sängelier-
resle in den tertiären Schichten im Vergleich mit Pflauzeiiabdrürken äul'serst selten. Je gröfser
das Gebiet ist, in dein nach solchen Resten geforscht wird, um so gröfser die Wahrscheinlichkeit,
sie zu linden. Ein Grund mehr, diese Forschung auf die südpolaren Regionen auszudehnen.
Sind die Pole wirklich die Entwickclungscentren der Floren und Faunen gewesen, so müssen
die Forschungen in der Antarktis ähnliche Ergebnisse liefern, wie die in der Arktis. Schon
sind wir berechtigt, an die Erfüllung dieser Hoffnung zu glauben. Die Fossilien, die Larsen 1892
auf der Seymour-Insel fand, wurden von engUschen Geologen als Stücke verkiesellen Konifercn-
holzes und als Gehäuse von Muscheln und Schnecken erkannt, die einst in wärmeren Zonen
lebten. Earsen fand hier grofse Bestände versteinerten Holzes in etwa 90 in Meereshöhe. Die
Stämme standen teilweise schräg im Boden. Diese Stellung sowohl, wie die Luzugänglichkeit
der Insel von Westen her lassen die Annahme, dafs man es hier mit Treibholz zu thun habe,
kaum aufkommen. Eher noch ist die Annahme berechtigt, dafs die Fossilien von den (Welschem
mit Moräneschuli aus der inneren Antarktis hier abgeladen worden seien. Der Schritt von der
heutigen antarktischen Schnee- und Eiswell in ein Klima, in dem die Koniferen gedeihen konnten,
ist gewifs nicht gröfser, als der von dem heutigen arktischen Klima in ein solches, in dem
Weinreben und Palmen gediehen.
') Challeoger Report I, Pa.t. VI., Report ua the Sbure Fishes, S. 14.
Druck rou W. PormeUer m 8«rlin.