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ISTORISCHE STUDIEN
VERÖFFENTLICHT
VON
Dr. E, EBERING.
HEFT I.
DIE FRANZOSISCHE LEGISLATIVE UND DER URSPRUNG DER
REVOLUTIONSKRIEGE, 1791-179*. VON HANSULAÜA C
» ',-1 »
BERLIN 1896
VERLA« TON E. EBERINO.
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DIE FRANZÖSISCHE LEGISLATIVE
UND DER
URSPRUNG UER REVOLUTIONSKRIEGE
1791-1792
MIT EINEM ANHANG POLITISCHER BRIEFE
AUS DEM WIENER K. UND K. HAUS- HOF- UND
STAATSARCHIV
VON
HANS GLAGAU
OR. PHIL.
BERLIN 180«
VERLAG VON E. EBERING
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MEINER MUTTER
GEWIDMET.
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Vorwort.
Nur einige wenige Worte zur Genesis dieser Abhand-
lung. Sic sollte sich ehedem auf den Grafen Narbonne be-
schränken. Seine Thätigkeit als Minister in der Revolutions-
zeit schien mir noch nicht angemessen gewürdigt, die Gründe
seines plötzlichen Auftauchens auf der historischen Bühne,
seiner rasch eingreifenden Wirksamkeit, seines jähen Sturzes
nicht recht aufgeklärt. Dabei glaubte ich es mit einer mehr
episodischen Figur zu thun zu haben, d. h. ich nahm an,
ich wUrde von meinem Holden eine knappe Skizze entwerfen
können, ohne mich in die grossen Fragen der Epoche zu
verlieren.
Ich hatte mich geirrt. Bald überzeugte ich mich, dass
eine Persönlichkeit wie Narbonne, ich meino eine Persönlich-
keit nur zweiten Ranges, nicht anders als im breiten Rahmen
der Zeitereignisse zur Anschauung gebracht werden darf, weil
sie sich von diesen Ereignissen in ihrem Thun und Lassen
im wesentlichen bestimmt zeigte. Demgemäss änderte sich
meine Aufgabe; der einzelne musste hinter den Begeben-
heiten, von denen er abhängig war, zurücktreten und diese
in den Vordergrund gebracht werden; ich hatte also einen
der wichtigsten und verwickcltsten Abschnitte dorRevolutions-
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geschiente, die Epoche vom Fluchtversuch Ludwigs XVI.
(20./21. VI. 1791) bis zur Erklärung des Krieges an Oester-
reich (20. IV. 1792). darzustellen und die Gestalt Narbonnes
in dieses Gemälde nach ihrem Verhältnis hineinzuzeichnen.
In den Mittelpunkt des Ganzen aber gehörte die Kriegs-
frage, wie sie die politischen Zustände in Frankreich in
steigendem Masse beherrschte.
So musste ich, ohne dass es anfänglich in meiner Ab-
sicht gelegen hatte, an dem vielumstrittenen Problem des
Ursprungs der Revolutionskriege rllhren. Ob ich die Er-
kenntnis desselben gefordert, haben andere zu entscheiden.
Nur eines möchte ich hervorheben: Sollte ich Uber die
Arbeiten meiner Vorgänger hinausgekommen sein, so wttrde
ich es wohl dem (.Imstande zu danken haben, dass ich die
Lösung der Frage nicht so sehr in der Durchforschung der
Kabinettspolitik suchte, als vielmehr in der Vertiefung unserer
Kenntnisse von den politischen Verhältnissen im Inneren
Frankreichs. Nicht auf die Geschichte des diplomatischen
Verkehrs legte ich das Hauptgewicht, sondern auf die Ab-
wandlungen in der Parteibewegung, auf den Fortgang der
Verhandlungen in der Legislative, ein Bestreben, das schon
der Titel der Abhandlung ausdrucken soll.
Die Direktionen des Berliner Geheimen Staatsarchivs
und des k. u. k. Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs
gewährten mir zu ihren Schätzen bereitwillig Zutritt. Die
Ausbeute in Berlin war sehr gering, in Wien dagegen weit
ergiebiger: eine Reihe recht bemerkenswerter Akten, die
ich hier fand, habe ich beigelegt.
Den Hauptbestandteil dieses Anhangs bilden Berichte
Pellencs, eines ehemaligen Sekretärs Mirabeaus, an den
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Grafen Lamarck. Ueber Persönlichkeit und Stellung des
Verfassers, sowie über den grossen historischen Wert seiner
Korrespondenzen hat Jules Flammermont (in der Zeitschrift
„La Revolution franc.aise w Bd. XVI, S. 481 ff.) schon vor
einigen Jahren Aufschluss gegeben; sein treftlicher Artikel
Uberhebt mich hier einer längeren Einleitung.
Bemerken möchte ich nur, dass ich einzelne Briefe
und des öfteren längere Briefstellen, weil sie mir der Mit-
teilung nicht wert schienen, unterdrückt habe.
Auch einige wichtige Berichte Mercys an den Fürsten
Kaunitz habe ich auszugsweise beigefügt. Sie beschäftigen
sich zumeist mit bisher noch nicht gekannten Unterhand-
lungen, die die Häupter der Feuillants mit dem Wiener
Kabinett anzuknüpfen suchten in dor Zeit vom Ausbruch
des Krieges bis zu ihrem Sturz.
Ueberhaupt aus diesem Zeitraum stammt der grössere
Teil der Dokumente. Weil sie Uber die französische Partei-
verhältnisse unentbehrliche Aufschlüsse geben, glaubte ich
sie beifügen zu müssen. Kann man doch die Haltung der
jakobinischen Bewegungspartei nur dann recht würdigen,
wenn man die Machinationen der Feuillants kennen gelernt
hat. Man wird dann gestehen: die Erhebungen vom 20. Juni
und 10. August waren nicht das Work zügelloser und ziel-
loser Demagogie, vielmehr führten sie auf den einzigen Aus-
weg, der die Nation vor den Gefahren der fremden Ein-
mischung und der Reaktion bewahren konnte. Eben die viel-
geschmähten Jakobiner waren es, die den Grundgedanken, aus
dem der Revolutionskriog entsprungen war, mit eiserner
Konsequenz zum Heile Frankreichs fortbildeten. Indem sie
Ludwig XVI. und die Feuillants stürzten, retteten sie ihrem
- X -
Vaterlande die nationale Selbständigkeit und die bürgerliche
Freiheit.
Es ist mir ein Bedürfnis, dem Leiter des Wiener
Archivs, Sr. Excellenz dem Herrn Ritter von Arneth, für
sein geneigtes Wohlwollen, sowie für seine vielgerühmte
Liberalität ehrfurchtsvoll zu danken. Ebenso schulde ich
Herrn Professor Dr. Max Lenz, meinem hochverehrten
Lehrer, der mir durch seine Studie Uber Marie Antoinette
Vorbild und Pfadweiser war, für vielfache Anregungen
wannen Dank.
Berlin, im März 1896.
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Inhaltsverzeichnis.
Seit«
Erstes Kapitel: Versuch einer Reaktion beim Schlosse der
Konstituante. 1
I. Die Koalition zwischen Alexander I.nmeth und La-
fayettc. 3
II. Verschiedenes Verhältnis der Königin zu den Häuptern
der Koalition. Marie Antoinettcs Politik. ß
III. Das Blutbad auf dem Marsfelde. Die Revision der
Verfassung. 13
IV. Annäherungsversuch der Koalition an Kaiser Leo-
pold II. 21
Zweites Kapitel: Gegensatz zwischen Regierang und
Legislative Im Oktober and November 1791.
I. Beibehaltung des Feuillant-Ministoriums durch don Hof. 32
II. Dekrete der Legislative gegen di« Emigranten, die
eidweigernden Priester und die rheinischen Kurfürsten. 39
III. Das Veto der Regierung gegen das Emigrantengesotz. 48
IV. Dio Parteibewegung in den beiden ersten Monaten
der Legislative ö3
Drittes Kapitel: Narbonnes politisches Programm.
I. Die Ernennung Narbonnes. 60
II. Die königliche Sitzung vom 14. Dezember 1791. 66
III. Narbonnes Ziele. 70
IV. Geheimes Verständnis zwischen Narhonne und Brissot 78
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- XII -
Srite
Vierte» Kapitel: Mächtiger Aufschwuug «Irr Kriegspartei.
f. System der (ürondistcn. 86
II. Dio Wiener Note vom 21. Dezember. 94
III. Di«- Januardebatten über dio Dozembernote. 104
Fünftes Kapitel: Der Widerstand gegen die kriegerischen
Tendenzen
I. Kohespierres Partei in ihrer Stellung zur Kriegsfrage. 122
II. Die Denkschrift der Lameths an Kaiser Leopold. 130
III. Dclcssarts Diplomatie unter dem Einfluss der Lameths. 136
IV. Zwiespalt im Ministerium. 147
See liste» Kapitel: Entscheidender Vorstoss des Wiener
Kabinett* gesell die Legislative.
I. Antwort des Kaisers auf die Denkschrift der Lameths. 157
II. Die Note vom 17 19. Februar. 168
Siebentes Kapitel: Narbonucs Stur/.
I. Angriff der Feuillants auf den .lakobineikluh. 178
II. Ausbruch einer Kabinetlskrisis. 186
III. Der eiste Eindruck der Wiener Fehruarnoie auf dio
Legislative. 195
IV. Der Kampf /.wischen den Ti iiiiuvii n und Narbonne um
das .Ministerium. 2* »2
Achtes Kapitel: Zusammenbruch des Fciiillniit*Miuistcriuiiis.
I. Die Sitzung der legislativen Versammlung vom 10.
Marz. 217
Ii. Scheitern des letzten Annäherungsversuches der La-
meths an die Favettisten. 232
Neuntes Kapitel: Kriegserklärung.
I. itilduug eines girotidistischen Ministeriums. 237
II. Parteihewcgung im März und April. 246
III. Die letzten Negoziationen zwischen Wien und Paris. 257
IV. Die Sitzung der Legislative am 20. April. 265
V. Das Problem des Fi>pruugs der Kevolnliutiski iege. 269
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Seite
Anhangt Politische Korrespondenzen ans dem Jahre 1792.
I. Mercy an Kaunitz, Krüssel, d. 7. Januar 1792. 279
II. Narhonne an Mercy, Lille, d. 21. Dezember 1791 283
III. I'i-Ilfiic an Lainarek, Paris, d. M. Januar 171)2. ^Mi
IV. • l.'«. • 'Ml
V. Mercy an Kaunitz, Krüssel, d. 31. Jannar 1792. 288
VI. Pellenc an Lainarek, Paris, d. 2. März 1792. ^9ij
VII. 4. 29!
VIII. 5. — — 293
IX. - 9. - — 295
X. - - II 297
XI. — — Iß. — 299
XII. - 1(5. 302
XIII. — — - 27. - 303
XIV. — - 28. — 305
XV. - 31. - 30ß
XVI. Pellenc an Lamarck, Paris, d. 2. April 1792. 309
XVII. - - 3. - — 312
Will. Mercy an Kaunitz. Brüssel, d. 17. April 1792. 313
XIX. Pellenc an Lamarck, Paris, d. 14. April 1792. 314
XX = - _ — 1& — = 3Jfi
XXI. M'M-cy an Kaunitz. P.rflssel, d. 10. Mai 1792. 318
XXII. - 30. :J2o
XXIII. Pellenc an Lamarck, Paris, Ende Mai 1792 321
XXIV. Remarques sur l'6tat actuel du nionient. 333
XXV. Pellenc an Lamarck. Paris, d. 24. Juni 1792 33fi
XXVI. Aus einein Schreinen Mercys an Kaunitz, Krüssel, d.
27. Juni 1792. m.
XXVII. Mcivy an Kaunitz, lirlK-el. d. 2. Juni 1792. 339
XXVIII. (Beilage zu No. 27) Ahbee Louis an Merry, Paris d.
2G. Juni 1792. 341
XXIX. Pellenc an Lamarck. Paris, d. 29. Juni 1792. 342
XXX. - ~ - - 30. — - 3Jfi
XXXI. - - — 13.-15. Juli 1792. 352
XXXII. Mercy an Kaunitz, d 31. Juli 1792. 360
XXXIII. Ahhec Laiuinrt aud< n llaion I ■ ll/.(;i\ . -t, d.i;.,Iuni 1792. 3>>3
XXXIV. : = = = 29. - - 364
XXXV. Pellenc an Lamarck. Paris, *l. 5. August 1792. 365
Die französische Legislative
und Her
Ursprung der Revolutionskriege
1791-1702.
Erstes Kapitel.
Tersuch einer Reaktion beim Schlüsse der
Konstituante.
In der Nacht vom 20. zum 21. Juni 1791 floh
Ludwig XVI. mit seiner Familie aus Paris der Grenze
seines Reiches zu. Damit erklärte er nach langem heim-
lichen Widerstreben der Revolution offen den Krieg. Er
hatte eine umfangreiche Denkschrift hinterlassen, in welcher
er den ausserordentlichen Schritt zu begründen suchte.
Hier unterwarf er die Gesetzgebung der Konstituante einer
vernichtenden Kritik. Keine von den Grundlagen, auf denen
die politische Entwicklung Frankreichs in den letzten beiden
Jahren beruhte, wollte er anerkennen. Er riss alles nieder,
um dem stolzen Bau der unumschränkten Monarchie wiederum
Platz zu machen 1 ). Diesen gedachte er mit Hülfe der be-
freundeten europäischen Souveräne aufs neue aufzuführen.
Wenn der Kfinig hoffte, ein grosser Teil seines Volkes
würde mit ihm im Kampfe gegen die Revolution zusammen-
stehen, so irrte er sich. Sobald man von seinem Vorhaben
erfuhr, erhob sich im Lande allgemeine Entrüstung. Der
nationale Stolz empörte sich bei dem Gedanken, dass der
l ) Lafayette (Memoire« III, 83) urteilt mit Recht: ,.ce mani-
feste etait une complete abdiention de la royaute constitutionnelle"
Vgl. Max Lenz, Mari»' Antoinette im Kampf mit der Revolution
Preuss. Jahrb. Bd. 78. S. 250 ff.
Glagan, Die fran*. Legislativ»». 1
- 2 -
König den Beistand fremder Mächte gegen die eigenen
Unterthanen in Anspruch nehmen wollte. Man klagte ihn
laut des Meineides an. Hatte er doch noch vor Jahresfrist
die Verfassung feierlich beschworen, noch vor zwei Monaten
diesen Eid durch eine gleichlautende Erklärung gegenüber
dem Auslande bekräftigt. Durch die Flucht hatte er sein
königliches Wort gebrochen. An der Spitze der verbalsten
Emigranten und fremdländischer Armeen wünschte er
Frankreich unter das Joch der alten Knechtschaft zu beugen.
Dagegen war die Uberwältigende Mehrheit der Nation ent-
schlossen, für die Behauptung der durch die Revolution er-
worbenen Freiheit Gut und Blut einzusetzen.
Es sollte nicht dahin kommen. Die königliche Familie
wurde auf der Flucht aufgehalten und zur Rückkehr nach
Paris gezwungen. Aber welch' eine Rückkehr! Wohl
niemals musste sich königliche Majestät so tief erniedrigen
lassen. Von allen Seiten strömte die Bevölkerung in hellen
Haufen herbei, um die erlauchten Gefangenen zu 'betrachten.
Drohungen und Beschimpfungen winden gegen sie laut.
Durch die erbitterte Menge musste sie sieh mühsam den
Weg nach der Hauptstadt bahnen lassen. In den Palast,
von welchem aus grosse Ahnen über das herrliche Frank-
reich ruhmvoll geboten hatten, hielt Ludwig XVI. einen
traurigen Einzug, entwürdigt, aufs tiefste gedemütigt, all-
gemeiner Verachtung preisgegeben.
Der Fluchtversuch des Königspaares bildet in der
Geschichte der französischen Revolution ein Ereignis von
einschneidender Bedeutung. Den 21. Juni wird mau wählen,
will man den begebnisreichen Zeitraum von der Berufung
der Generalstände bis zum Sturze des Königtums zerlegen :
in ihm scheiden sich zwei historische Epochen: die eine ist
der Schöpfung, die andere der Verteidigung der Konstitution
gegen die angestammte Dynastie gewidmet,
Den ersten Abschnitt dieser zweiten Epoche, der vom
Juni 1791 bis in den April des folgenden Jahres reicht, soll
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- a -
unsere Abhandlung zur Anschauung zu bringen suchen.
Eben jener unglückselige Fluchtversuch leitet ihn ein, ein
Geschehnis, nicht allein auf die besonderen Verhältnisse
Frankreichs von Einfluss, indem es hier den Anstoss zu
einem Reaktionsversuche gab, sondern von allgemeiner
Rückwirkung auf den gesamten Kontinent; führte es doch
zu der ersten Verwicklung der Revolution mit Europa, zu
der ersten Einmischung des Auslandes in die französischen
Angelegenheiten.
Zunächst hatte die Konstituante aus dem grossen Er-
eignis die Folgerungen zu ziehen. Sie musste sich Uber
die Frage schlüssig machen, ob sie den Monarchen, der so-
eben erst seine tiefe Abneigung gegen die Revolution zu
öffentlichem Ausdruck gebracht hatte, noch mit der neuen
Ordnung zu vereinigen hoffen konnte. Sollte sie den König
noch anerkennen oder sollte sie die Republik aufrichten?
I.
Die Koalition zwischen Alexander Lameth und Lafayette.
Das Schicksal des Königs lag in der Hand der grossen
konstitutionellen Partei. Sie nahm in der Nationalver-
sammlung die linke Seite ein, hatte aber die doppelte Stärke
der Rechten, die sich aus den strengen Royalisten ver-
schiedener Färbung zusammensetzte. Die Linke hatte die
Revolution geleitet, sie genoss das Vertrauen der Nation.
Sah man von einem Dutzend radikaler Elemente ab, unter
denen Robespierre, Buzot und P6tion hervorragten, so zer-
fiel die Majorität wieder in zwei Fraktionen ; an der Spitze
der einen stand das sogenannte Triumvirat, Alexander
Lameth, Barnave und Duport; die andere wurde von
Lafayette geführt. Seit dem Oktober 1789 hatten sie unter
einander den Kampf um die Hegemonie geführt, um die
Volksgunst und den Besitz der Macht gewetteifert.
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— 1 —
Im Mai 1790 trug Alexander Lameth im Jakobiner-
klub an der Spitze der Extremen den Sieg davon. Lafayette
wurde aus der Gesellschaft hinausgedrängt und gründete
den Klub von 1789. Es handelte sich hier keineswegs um
eine reaktionäre Abspaltung: wenn man auch massvoller
als die radikale Partei Lanieths sein wollte, so war man
um so eifriger bestrebt, an den Grundsätzen der Revolution
festzuhalten 1 ). Doch in dem gewaltig vorwärtsdrängenden
Strom der Bewegung vermochte es der gemässigte Klub
zu keinem rechten Ansehen zu bringen; wählend der
Jakobinerklub sieh zu wachsendem Eintluss erhob, Hessen
jenen selbst seine Begründer bald im Stich.
Auch in der Konstituante erhielten die Triumvirn mit
der Zeit über den General «las Uebergewieht, Sie wussten
ihre Partei trefflich zu organisieren, sie verfügten Uber die
begabtesten Redner: sie beobachteten eine geschickte Taktik.
Ihr Anhang wurde immer zahlreicher, so dass sie seit. April
1791 die eigentlichen Kührer der Majorität waren-).
Trotzdem nahm Lafayette noch eine glänzende Stellung
ein. Als Geueralkommandant der Nationalgarde, die ihm
mit begeisterter Verehrung anhing, herrschte er über Paris.
Die Mitglieder der Munieipalität und des I) »paitementsrates
zählte er zu seinen Anhängern: der Oberbürgermeister
Bailly und der Präsident des Seine-Departements, oVr
Herzog von Larochefoncauld. waren seine genauesten
Freunde.
Bald nach Mirabeaus Tode erregte auch in Alexander
Lameth und seinen Parteigängern das unaufhaltsame Ansteigen
der revolutionären Hoehllut schwere Bedenken. Um nicht von
ihr alle schützenden Dämme hinwegspülen zu lassen, ent-
schlossen sie sich endlich, der Bewegung, die sie bisher
1 ) Zinkeisrn, .Jakol>inerklul> 1. H()f)Ji.
2 ) Montlosier. Memoire* II. 73 t'.: M u " de St.il-I. Meimwivs et
considerations I, 300.
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emporgetrieben hatten. Einhalt zu gebieten. Doch allein
fühlten sie sich zu sehwach. Nur in Gemeinschaft mit
ihrem alten Feinde Lafayetto glaubten sie dazu im stände
zu sein.
Schon wenige Tage vor der Flucht des Königs bot
das Triumvirat dem General die Hand zur Versöhnung 1 ).
AN dieser dann am 21., Juni in der Konstituante beschuldigt
wurde, dem Hole insgeheim Vorschub geleistet zu haben,
trat Barnavo grossmiitig für ihn ein und schlug den gefähr-
lichen Verdacht erfolgreich nieder 2 ). Noch an demselben
Tage wurde ein Bündnis zwischen den Häuptern der beiden
konstitutionellen Fraktionen geschlossen. Schon am Abend
kündigten sie den Radikalen im Jakobinerklub feierlich
Fehde an. Robespierre, Danton und Marat hielten hier
vor einer zahlreichen Zuhörerschaft aufrührerische Reden.
Sie reizten zur Absetzung des Königs, zur Erklärung der
Republik auf. Wie erstaunte man, als plötzlich die alten
Nebenbuhler. Alexander Lanieth und Lafayette. Arm in
Arm. gefolgt von ihrem starken Anhang, den Saal betraten 8 ).
Sie forderten zu massvollem Verhalten auf und wiesen
darauf hin. dass es nur der Nationalversammlung zustehe
über die Zukunft des Staates zu entscheiden. Darauf ver-
liesseu sie den Klub, und es folgte ihnen die Mehrheit der
Anwesenden.
Der Triumph der Koalition zeigte, dass sie Herrin
der politischen Lage war: ihr entschiedenes Einschreiten
gegen republikanische und radikale Tendenzen, dass sie ein
konservatives Programm verfechten wollte. Gerade die
Führer der vorwiegenden unter den beiden verbündeten
Parteien, die Triumvirn. hatten die Feberzeugung. dass
Lafayette. Mt'-iiiuires 1 V. 1*2.
T'.nloiigoi.n. Ivliimml, Hish.ire de Franee depuis la revo-
lution de 178!>. IL 8. Aura.
:! > Alexandre Lmneth. H ist. '»in- de fassemblee Constituante,
1, 420.
_ 6 _
man Ludwig XVI. trotz seines Fehltritts auf dem Thron
erhalten müsse. Sie betrachteten die Monarchie als das
geeignetste Bollwerk gegen die Umsturzbestrebungen des
extremen Jakobinismus. Man sieht, die Häupter der Kon-
stituante waren in einer Stimmung, wie sie für das Königs-
paar nicht günstiger sein konnte. Es war daher natürlich,
dass sich zwischen beiden Teilen, dem Hofe und der Koa-
lition, leicht ein Verständnis herstellte.
n.
Verschiedenes Verhältnis der Königin zu den Häuptern
der Koalition. Marie Antoinettes Politik.
Barnave war einer der drei Kommissare, welche die
Nationalversammlung abordnete, um die königliche Familie
nach Paris zurückzugeleiten. Durch seine taktvolle Haltung
gewann er das Wohlwollen der Königin ; er drückte ihr seine
Teilnahme aus, zeigte wohl auch Reue über die scharfe poli-
tische Haltung seiner Partei und gab zu verstehen, dass er
mit seinen Freunden fürderhin auf dem Pfade der Mässigung
zu wandeln wünsche. Er zeigte sich bereit, die königliche
Sache zu retten.
Marie Antoinctte war mit seinen Eröffnungen wohl
zufrieden und ging gern darauf ein. Schon nach Mirabeaus
Tode hatte sie mit Barnaves Parteigenossen Verhandlungen
anknüpfen lassen 1 ). Die alten Beziehungen wurden wieder
aufgenommen, jetzt in grösserem Umfange als früher. Die
Königin gab das Versprechen, nunmehr sich aufrichtig der
neuen Ordnung anzuschliessen und die Konstitution mit
Ludwig aus freiem Entschlüsse anzuerkennen. Im übrigen
wollte sie bei allen wichtigen Regierungshandlungen den
' » Diary und letters of Gouverneur Morris ed. Sparks (übers,
ins Französ. von Gandais) II, 311. Tageb. 30. IV. 1791. Mont-
losier, II, 8. 76 ff., S. 128 ff.
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geheimen Weisungen dos Triumvirates folgen, leber die
hervorragenden Aemter. vor allem über das Ministerium,
sollte Alexander Lametli und seine Freunde verfügen.
Diese scheinen dagegen dem Hofe Aussieht auf eine wesent-
liche Stärkung der Prärogative des Königs eröffnet zu
haben, ein Versprechen, das sie bei der bevorstehenden
Revision der Verfassung einzulösen hofften 1 ).
Während Marie Antoinette mit dem Triumvirate ein
Bündnis einging, verlangte sie ausdrücklich, dass Lafayette
von allem Vertrauen ausgeschlossen bleibe '). Entsprach es
doch ihrer leidenschaftlichen Natur, wenn sich ihr die Politik
vorzugsweise in den Persönlichkeiten, die sie vertraten,
darstellte. In Barnave sah sie den fein erzogenen Bürger-
1 i Montlosier, II. 1;">.
'-') Lafayette. Mein. IV, 12: . .La f. ne pai tieij-a en quoi que ce
soit .... aux rapports eontidentiels des MM. de Lametb avee
la cour <-t saus vouloir, ni jnstilier. ni Idane-r res rapports, il
«•st constanf, eu.\-memes Pont dit. ipie la premiere Kondition que
la reine mit ä Ha conlianee pmir » ux. e'ost qu'ils n'en auraient
aueune pour Lafayett. vgl. IV. 1 7 Ii., III, 262. Diese Behaupt-
ung Lalayettes wird diu« Ii A< -us- -erungen Marie Antoincttes in
ihit n Brieten ans dieser Zeit an Mct< v bestätigt. Vgl. Arnetb,
Marie Antoinette. .loseph II. und Leopold Tl. S. l!>3ff. Am
Hl. VI. 175»! srhp-ibf oje K-.r.igin an den Gesandten: ,.J'ai
lieu dV-tre ass.z content« de ee eöt.'-lä, eVst-a-dire des Duport.
Lametb et Barnave. .I*ai dans ee nioment-ci une espeee de
eorrespondatiee avee ]es deux derniers que personnc au monde
ne sait, meine lenrs amis. . . . (."es denx-lä sont los f.euls
avee lesquels on peut (raitei—. Xueh nachdrücklicher be-
tont Matie Antoinett- diesen Punkt im Briefe vom 7. VIII. 1791.
('Arneth p. lOOfl'.i ..Lo seid avantage. qui'il peut avoir, cest
qu'etant l'ami des Duport, Barnave et Lametb il y aura peut-
etre d'entamer qwdques nögofintions avee eux, cor encore
une fois, il u' y a qu'avee r,-s trois-la, qu'on puisse
tenter quelque ehoso". Vgl. a. Fersen. II, 213: (betitelt
Klinkowstroem. ,.Le eomt»- de Kursen et la Cour de France";
— H —
söhn, der sich aus begreiflichem Ehrgeiz in die Revolution
geworfen hatte, um dem Stande, dem er angehörte, Ehren
und Rechte zu erobern, die ihm bisher versagt waren.
Seine Verirrungen konnte sie entschuldigen. Das Wohl-
wollen gegen ihn übertrug sie auf seine Partei. Indes auch
später bevorzugte sie ihn vor seinen engeren Freunden,
Alexander Lameth und Duport'j.
Unversöhnlich aber hasste sie Lafayette. Sie betrachtete
ihn als das Haupt der sogenannten Minorität des Adels,
die sich, ihrer Pflicht vergessend, gegen den König, ihren
Lehnsherrn, empört und all' das Missgeschick, welches Uber
ihn hereingebrochen, verschuldet habe-). Sie, welche der
Hort der Monarchie hätten sein sollen, schon weil sie mit
dem Könige die Vorrechte der Prärogative genossen, oft
zum Schaden der unteren Klassen, hatten sich zum Ver-
derben der Krone mit der Opposition verbunden. Der
Fronde, die sich nach ihrer Auffassung der Felonie
schuldig gemacht hatte, wollte sie niemals vergeben, ein
Entschluss, den ein bemerkenswerter Vorgang ausdrückt,
der sich eben nach der Flucht zutrug. Die Königin wollte,
vor dem Tuilerienpalast gerade angelangt, den Wagen ver-
lassen, in welchem sie die martervolle Rückfahrt durch die
erregte Bevölkerung zurückgelegt hatte. Da näherte sich
ihr ein Angehöriger der Minorität des Adels, der Vikomte
von Noailles, um ihr seinen Arm anzubieten. Mit einer
kühlen Handbewegung lehnte Marie Antoinette den Dienst
Fersen an Gustav III. (21. III. 1702 ; „MM. Barnave, Duport et
Alex. Lameth . . . dirigent 1»; parti eoustittitionnel et sont les
intermediaires aupres du roK Vgl. a. Malouet, Memoir. II, 159 :
„Je sais que la repugiiance du roi et de la reine pour M. de
la Fayette etait extreme 1 '; vgl. II, 122.
') Memoires de Weber II, 132.
,J ) Memoires de M me de Oampan p. 294 ff.; ferner: lEuvres
du Comte Roederer, publ. par son fils, III, 188 ff.; vgl. Sybcl,
Geschichte der Revolutionszeit, I 4 , 242.
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f» —
ah, um ihn darauf von einem treuen Royalisten zu
fordern 1 ).
Noch kurz vorher hatte .sich ihr Stolz über Lafayettes
Betragen empört. Kühl und gemessen hatte er sie an der
Spitze des glänzenden Stabes der Nationalgarde, unter dem
sich mehrere hohe Adlige befanden, empfangen. Er schien
ihr über den gedemiitigten Monarchen triumphieren zu
wollen. Der General dagegen mochte daran denken, welchen
Gefahren ihn das Königspaar ausgesetzt hatte, indem es
vor einer Woche seiner Obhut entschlüpfte, obgleich ihnen
bekannt war. dass Lalayette sich der Nationalversammlung
mit seinein Kopfe für die sorgfältige Ueberwachung des
Hofes verbürgt hatte. .Jetzt Hess er die königliche Familie
mit rücksichtsloser Strenge hüten. Die Thüren des Schlaf-
zimmers der Königin mussten stets geöffnet bleiben, damit
sich die diensthabenden Nationalgardistcn jederzeit von ihrer
Anwesenheit überzeugen konnten. Alle zwei Stunden störte
der Lärm der Ablösung die hohe Frau im Schlafe. Unter
ihren Fenstern hatte man eine Art Feldlager eingerichtet,
dessen Lärmen die l'nruhe noch vermehrte-). "Wie be-
greiflich, dass Marie Antoinettc durch diese schmachvolle
Behandlung in ihrer tiefen Abneigung gegen Lafayette so
bestärkt wurde, dass sie ein Jahr darauf erklärte, lieber
untergehen zu wollen, als diesem Manne ihre Kettling zu
verdanken. 8 )
Aber jetzt hoffte sie noch auf den Anbruch
einer Zeit, wo sie den General und seine Anhänger ihren
ganzen Zorn empfinden lassen würde. Denn gründlich täuschte
sich das Triumvirat, wenn es sich in dem Glauben wiegte,
dass das Königspaar nach der furchtbaren Niederlage in
1 1 Moi.tloM« r, II,
•-'i Fers.n, II, b. Tng.-b. l t. II. 17«. »-J.
3 , Mnlouet II, lllff'.: Mad. d.- bta.-l. II. öl.: Mad. dr Ciui-
pau s. a:K
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_ 10 _
Wirklichkeit die Revolution anerkennen wollte. Weil jene
im Begriffe waren in ihrer Politik eine Schwenkung zu voll-
ziehen, setzten sie leicht eine gleiche Sinnesänderuner hei
tiein Hofe voraus. Schon die fortdauernde Abneigung der
Königin gegen den liberal gesinnten Adel hätte sie darüber
belehren können, dass man in den Tuilerien nicht ernstlich
an Aussöhnung mit der Revolution dachte. Vielleicht hätte
der schwache König sich dem überlegenen Prinzip endlich
für immer gebeugt. Aber Marie Antoinette hatte dem un-
bedeutenden Gemahl in der Politik stets ihren starken
Willen aufzulegen gewusst. So auch jetzt. In ihrer Seele
lebte die Sehnsucht in ungebrochener Kraft fort, die
.Monarchie in ihrem alten Glänze wiederherzustellen. Gerade
die Demütigungen, die sie in letzter Zeit schweigend hatte
dulden müssen, festigten ihren Entschluss, mit der Revolution
nie und nimmermehr zu paktieren 1 !. In ihrem Unglück
hatte sie ganz den Sinn für das Mögliche bei der Durch-
führung ihrer Absichten verloren.
Freilich wollte sie sich in die neue Staatsordnung
schicken, aber nur vorläufig und zum Schein. Sie sah ein,
dass der König sich zur Bekämpfung der Republikaner zu-
nächst auf die gemässigten Parteien stützen müsse 2 ). Er
sollte wieder Sympathieen in der Bevölkerung gewinnen.
Die Häupter der Konstituante trachtete Marie Antoinette
indessen durch ein studiertes Betragen in Sicherheit zu
wiegen, ihr Misstrauen einzuschläfern, um sie später um so
ärger zu enttäuschen, um so tiefer ins Verderben zu
stürzen"). Denn hasste sie Lnfayette. >o sah sie auf
Alexander Lameth und seine Genossen, ausgenommen viel-
\i Lfiiz, Mario Antoinette u. s. w. IV .Jahrb. Bd. 7H, S.
*jr>8— 273.
5, F. nilb t. II, :vm.
'■'') Arneth, p. 120"»: ne s'a<:ir p<>ur noiis <p>o de les (die
Partt'ihüupter) endonuir et de leur dünner cuniianoe on nous
pour los mieux dejouer apivs".
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- 11 -
leicht den einzigen Barnave, mit einer gewissen Verachtung
herab. Der Frau, die mit starrer Konsequenz auf ihr Ziel
lossteuerte, erschienen Männer als gesinnungslose Schwäch-
linge, die sich schnell genug aus radikalen Wühlern zu einer
Hofpartei gewandelt hatten. Und schien nicht ihrer Sinnes-
änderung vor allem ein eigennütziges Motiv, nämlich der
Wunsch, sich der Regierung zu bemächtigen, zu Grunde
zu liegen? Darum machte sich die Königin keinen Skrupel
darüber, ihre Kräfte solange auszubeuten, bis die Minen
ihrer eigenen Geheimpolitik don gegenwärtigen Zustand
zersprengen milssten.
Wie bei dem Fluchtversuch ruhte auch jetzt wieder
der Schwerpunkt ihres Systems auf der Hilfe, die sie vom
Auslande gegen die Revolution in Anspruch nehmen wollte.
Ihr Bruder, Kaiser Leopold, sollte die europäischen Mächte
zu einem Kongress an der französischen Grenze vereinigen.
Hier sollte über das Schicksal Frankreichs unter seinem
Vorsitz beschlossen werden. Die Konstitution musste
annulliert, die ganze Umwälzung seit 1789 als Rebellion
verurteilt werden. Ludwig XVI. werde volle Freiheit ver-
schafft, ihm allein als unumschränktem Selbstherrscher die
Berechtigung zuerkannt werden, über die Staatsordnung
seines Landes zu verfügen. Dieses Programm des Kongresses
sollte durch imposante Truppenmassen unterstützt werden.
Schon der drohende Einmarsch derselben in das französische
Gebiet werde das Volk entmutigen: es werde vom König
Verzeihung für die Vergangenheit erflehen und seine Ver-
mittlung zur Beschwörung des Ungewitters anrufen 1 ).
Noch war aber für diese Aktion der geeignete Zeit-
punkt nicht erschienen. Die Königin meinte, dass eine
furchtbare innere Krisis in Frankreich den [Eingriff* des
Auslandes vorbereiten und erleichtern müsse. Sie erwartete
den Ausbrucli derselben erstlich von den Wirkungen der
l ) Aroeth, j>. 20G: Feuük-t. II. 31U.
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— 12
„monströsen" Vorfassung, zwoitons von den wilden Kämpfen
zwischen den beiden grossen feindlichen Faktionen, zwischen
Konstitutionellen und Jakobinern. Die öffentliche Sicherheit,
Handel und Wandel würden dadurch gefährdet werden: die
Anarchie werde sich ins Unerträgliche steigern. In der
Mehrheit des Volkes werde dann aber die Sehnsucht nach
der Rückkehr eir.es geordneten Zustandes erwachen. Mit
Abscheu werde es sich von der Konstitution als der Quelle
alles Unheils wenden, um mit eigenen Händen seine früheren
Idole zu zerbrechen. In der Herstellung der absoluten
Monarchie werde es die einzige tiewähr für dauernde Ruhe
und Ordnung erblicken. Bei dieser Stimmung der Nation
werde es leicht sein, die Demagogen zu stürzen und im
Sinne Ludwigs Uber die Ordnung des französischen Staates
zu entscheiden 1 ).
Unseliger Pessimismus! Durch das l'ebermass des
Uebels hoffte das Königspaar schliesslich das Oute zu
wirken. Und um zum Ziele zu gelangen, gab es der Politik
einen Doppelsinn, der ihm verhängnisvoll werden sollte.
Denn allenfalls Hessen sich die konstitutionellen Parteihäupter
täuschen: aber die Masse des Volkes beobachtete argwöhnisch,
wie ein tausendköptiger Argus, den Hof. Mit natürlichem
Instinkte ahnte sie, dass auch nach der Katastrophe von
Varennes die verhasste ,.Oesterreieheriu u , wie man .Marie
Antoinette nannte, nicht eher ruhen werde, bis sie das Aus-
land gegen die Revolution in Harnisch gebracht habe. Indem
die Koalition die Berechtigung dieses populären Mißtrauens
nicht anerkannte, beging sie einen schweren politischen
Fehler. Wo man allgemein einen ferneren Missbrauch der
Regierung zu Gunsten einer Reaktion von dem Hofe besorgte,
da machten Alexander Lameth und seine Freunde den un-
zeitigen Versuch, durch Aenderungen an der Konstitution
die Machtbefugnis des verdächtigen Monarchen zu erweitern.
l ) Fcrstn, I, litt, 230, 211-213, 2JÖ.
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— —
III.
Das Blutbad auf dem Marsfelde. Die Revision der
Verfassung.
Die überwiegende Mehrheit der Nationalversammlung
war, wie wir schon oben andeuteten, von vorne herein zur
Erhaltung des Königtums geneigt, eine Absicht, gegen welche
sich auch sonst in ihrem Schosse wenig Widerspruch erhob.
Wohl aber gab es in den unteren Bevölkerungsschichten
der Hauptstadt eine radikalere Strömung, die im Gegensatz
zur Konstituante die Abschaffung der Monarchie und die
Aufrichtung der Republik anstrebte.
Die Häupter der Koalition wollten warten, bis sich
mit der Zeit die Wogen der erregten Volksmeinung wieder
glatten würden. Sie vermieden daher ängstlich, vorläufig
über Ludwig XVI. etwas festzusetzen. Sie hatten ihn
suspendiert unJ in strengen Gewahrsam genommen. Die
Nationalversammlung hatte die Zügel der Regierung er-
griffen. In ihren Händen lag jetzt die Verwaltung des
weiten Reiches. Damit verkörperte sie schon den Zustand
der Staatsverwaltung, der einen Monarehen überflüssig er-
scheinen Hess: der Republik fehlte nur der Xame 1 ).
Auch in dem Prozess. den die Konstituante drei
Wochen nach der Flucht gegen den König einleitete, wagte
sie sich nicht Öffentlich zu seinen Gunsten zu erklären.
Vielmehr unterwarf sie ihn einem Verfahren, welches sein
schon tief gesunkenes Ansehen noch herabmindern musste.
Um Ludwig den Fluchtversuch nicht zur Last legen
zu müssen, wandte man eine lächerliche Fiktion an: die
königliche Familie, hiess es. sei wider ihren Willen von
Feinden der Revolution aus Paris entführt worden. Man
klagte nun die getreuen Helfershelfer des Königs als Ur-
heber des Fluchtplanes an.
l i Bacomt. III. lHUtV.
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— 14 -
Sein Protest gegen die Verfassung in der Denkschrift
vom 20. Juni konnte nicht bemäntelt werden. Man gab
zu. dass er damit ein Vergehen begangen habe, das seine
Absetzung fordere. Aber da biete leider das Gesetz keine
Handhabe, und es sei iufolge dessen nicht möglich, über
ihn abzuurteilen: doeh müsse man die Lücke in der Kon-
stitution sogleich ausfüllen. So rettete nur ein zufalliger
Maugel in der Verfassung den Monarchen; eigentlich hatte
er seinen Thron verwirkt 1 ). Man Hess ihn den Kopf noch
einmal aus der Schlinge ziehen.
Die Führer der Koalition glaubten ein juristisches
Meisterstück zu Wege gebracht zu haben. So meinten sie
den König zu retten und sich die Sympathieen der Be-
völkerung zu erhalten. Sie wollten es allen Recht machen.
Darum sprachen sie Ludwig nicht ausdrücklich mit klaren
Worten frei, darum setzten sie ihn noch nicht in sein
Königtum ein, sondern erklärten, dass die Nationalver-
sammlung bis zur Vollendung der Verfassung die Regierung
führen werde. Erst wenn der König sie angenommen und
aufs neue beschworen habe, solle er in Freiheit gesetzt
werden.
Die Schwäche, welche in diesem zweideutigen Ver-
halten der Konstitutionellen lag. ermutigte indes Marat.
Danton, Desmoulins und Genossen zu dem Wagnis, gestützt
auf die radikalen Tendenzen der unteren Klassen, die
Nationalversammlung durch einen Pöbelaufstand zur Ab-
schaffung der Monarchie zu zwingen. Auf dem Marsfelde
') lhu hi'7. < r H >ux. Hist..iiv parlem. XI, .V2f. Einer der
Verteidiger Ludwigs, Salles, sehloss seine Keile: „Ainsi done. si
la loi existait, il n'v aurait |ias le nioindre dourc pour moi.
Louis XVI a proteste ( untre son serment: il serait eense avoir
abdiene: niais ertte loi nYxiste j»as. En eoneluant, Messieurs,
ä er nuo vons la derretiez, jr dis <|ii'.-l|.' ne ]»eut pas etre
applit|uef au r><i."
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versammelten sie am 17. Juli «regen 6000 Menschen zur
Unterzeichnung einer Petition, in der man die Volksver-
tretung zur Absetzung Ludwigs XVI. aufforderte.
Nunmehr musste die Konstituante eine Bewegung mit
blutiger Hand unterdrücken, die sie durch eigenes Ver-
schulden zu einer gefährlichen Macht hatte werden lassen.
Denn hätte sie, statt in ängstlichem Zaudern zu verharren,
entschieden ihr Votum für den König abgegeben, so würde
sie die Demagogen leicht im Zaum gehalten haben. Die
Dämpfung des Aufruhrs auf dem Marsfelde durch Bailly.
Lafayette und die Nationalgarde schloss zwar mit einem
vollständigen Siege der Nationalversammlung, die republi-
kanischen Schwanngeister stoben in bleichem Schrecken aus-
einander. Allein es war ein Triumph, der rasch genug
vorüberging, insbesondere weil ihn die Konstitutionellen
nicht auszunutzen verstanden.
Das zeigte ihi Vorgehen gegen den .Jakobinerklub.
Als einzelne Deputierte jetzt die gewaltsame Auflösung der
gefährlichen Gesellschaft dringend forderten, war sowohl
Lafayette als auch das Triumvirat einer so energischen
Massnahme abgeneigt. Jener hätte darin einen Verfassungs-
bruch gesehen: er ahnte nicht, dass er nach einem .Jahre
auf einem minder gesetzlichen Wege die Jakobiner be-
kämpfen würde. Alexander Lameth aber hatte soeben den
Klub der Feuillants begründet. Bis auf ein halbes Dutzend
hatten alle Deputierten der Konstituante dem alten Jako-
binerklub den Kücken gekehrt und sich der neuen Schöpfung
angeschlossen. Duport. der «las Afliliationswesen des alten
Klubs in grossartiger Weise organisiert hatte, hoffte alle
Tochtergesellschaften auch an den neuen anzuschliessen;
er erwartete zuversichtlich, dass die Feuillants die Jakobiner
überflügeln würden, und wollte daher nichts von einer
Aufhebung der politischen Gesellschalten wissen. Die
Zukunft lehrte bald, wie er sich in seinen Berechnungen
geirrt hatte. Den Jakobinerklub aber rettete eben die
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- iü -
Kurzsichtigkeit seiner Gegner vor dem drohenden Unter-
gang 1 ).
Vorzüglich aber war es Ein bemerkenswerter Umstand,
der die Aktionsfähigkeit der Koalition bald wesentlich
hemmte, nämlich der persönliche und prinzipielle Gegen-
satz, der sich unter ihren Führern wiederum geltend
machte. Kurze Zeit nach dem 17. Juli trat er bei einer
wichtigen Frage, die die Revision der Verfassung betraf,
hervor.
Das Triumvirat wollte hier das Uebergewicht, das
ihm der Tag auf dem Marsfelde verschafft hatte, zu einer
Modifikation der Konstitution benutzen. Sie dachten der
königliehen Autorität gegenüber der Nationalversammlung
eine seihständigere Stellung zu geben. Nur in diesem
Falle, meinten sie, würde der Monareh und sein Ministerium
im stände sein, einem Weitergreifen der revolutionären
Tendenzen sieh kräftig entgegenzusetzen. Denn dahin ging
ihr Streben, mit dem Schlüsse der Konstituante aucli der
Revolution ein Ziel zu setzen. ..Wenn die Revolution noch
einen Schritt weiter gebt 1 ', rief Barnave warnend aus. „so
kann sie ihn nicht ohne Gefahr thun; auf der Linie der
Freiheit würde der erste Schritt zum Sturze des Königtums,
auf der Linie der Gleichheit zur Antastung des Eigentums
führen."-).
Wenn auch Lafayette diese Anschauung teilte, so
stimmte er den Moditikationsplänen des Triumvirates doch
nicht so unbedingt zu. Er war wohl für die Vornahme
einzelner Verbesserungen an der Verfassung, aber nicht für
eine Unibildung derselben von Grund aus, wie sie Alexander
Lanieth und seine Freunde ersehnten. Urteilte er doch über
ihren Weit weit günstiger als diese.
l i Jos*']»h Droz. Histnhv du regne <le Louis XVT. Paris,
1842. III. 408.
«) Buchez, XI, «*,»;.
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1 IT -
Es zeigte sich hier, dass die beiden verbündeten Par-
teien doch einen recht verschiedenen Charakter hatten.
Die ehemals radikale Fraktion Lameths hatte in den
letzten Monaten eine reaktionäre Färbung angenommen.
Sie bereute, früher im Eifer zu weit gegangen zu sein, und
hätte gern gesehen, wenn man ein paar Schritte wieder
zurückgemacht hätte. Diese Neigung wurde nach dem
Fluchtversuche durch ihre Annäherung an den Hof verstärkt.
Seitdem sie die Regierung besassen, hatten sie ein natürliches
Interesse daran, ihr eine sichere Grundlage zu geben. Sie
fanden, dass die neue Verfassung der Exekutive zu wenig
Spielraum lasse; sie hätten gewünscht, dass man dem König
z. B. das absolute Veto, die Ernennung der Richter und
andere Rechtstitel zurückgegeben hätte 1 ).
Dagegen hatte sich bei Lafayette und seinem Anhang
nicht eine solche Umbiegung der politischen Grundrichtung
vollzogen; sie wollten im wesentlichen ihren alten Grund-
sätzen treu bleiben 2 ) und sich nicht in eine rückläufige
Bahn begeben. Die Verfassung betrachteten sie als ihr
Werk; sie waren stolz darauf und duldeten es nicht, wenn
man dieselbe einer herben Kritik unterwarf 8 ). Mit naivem
1 ) Lacretelle, Hiatoiro de la Revolution francaise (Paria
1824) II, 318. — Bertrand de Molleville, Hiatoire de la revolution
de France (Paria 1801) V, 21 G f. Lafayetto, Memoirea III, 103.
— Weber, Memoirea II, 94: „La eonatitution qu'ila adoptaient
quant au fond leur (dem Triumvirat) paraiasait vicieuae en
pluaieura points importants, et peu solide". Vlg. a. II, 128 —
(Euvrea de ßarnave, hgg. von Beranger (Paris 1843) Bd. I, 161,
Examen critique de la Constitution.
2 ) Droz, a. a. O. III, 443. „Cet eleve de TAmerique (La-
fayette) n'etait pas inconaequent comme lea deputea dont je
viena de parier (daa Triumvirat); il suivait sea principes avec
toute l'impasaibilite de aon caractere".
3 ) Lacretelle, II, 344; Weber, II, 128: er nennt Lafayette
einen „adorateur de la Constitution jusque dans ses defauts u
Glagau, Die frana. Legislative. 2
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— 18 —
•Selbstbewußtsein rühmte Lafayette die Erklärung der
Menschenrechte, die an ihrer Spitze stand, als seine Schöpfung.
Dazu kam, dass der General nicht ein so persönliches
Interesse wie Alexander Lameth daran hatte, auf die
Stärkung der königlichen Autorität hinzuarbeiten. Er war
ja vom Vertrauen der Königin ausgeschlossen, während
seinem ehemaligen Nebenbuhler die Summe der Regierungs-
gewalt zufiel. So hatte Marie Antoinette von vornherein
unter die beiden ehrgeizigen Häupter der Koalition den
Samen der Zwietracht geworfen. Sie hatten im Verlaufe
der Revolution um den Besitz der Macht gerungen und
sich schliesslich zu einer gütlichen Teilung der Beute ver-
standen. Indem nun die Königin Lafayette ihre Ungunst
bezeigte, machte sie ihn in dieser Beziehung von der Gnade
seiner früheren Gegner abhängig. Wenn seine Parteigänger
einflussreiche Aemter erlangen wollten, konnten sie sie nur
durch Vermittlung des Triumvirates erlangen.
Eben bei der Durchsicht der Verfassung trat wieder
ein Gegensatz zwischen Lafayette und Lameth hervor, der
sich erstlich auf ein allgemeineres Moment, auf den ver-
schiedenen Grundcharakter ihrer politischen Bestrebungen,
dann auf den besonderen Umstand ihrer ungleichen Stellung
zum Hofe gründete. Man konnte sich nicht einigen und
betrachtete einander mit wechselseitigem Misstrauen *).
vgl. a. Lafayette, III, 119; Bertrand de Molleville, V, 252; Droz,
III, 477. Er nennt die Anhänger des Generals „trop epris de
la Constitution pour souffrir qu'on y apportÄt de grands change-
ments".
l ) Droz, a. a. O. III, 468. „Ces hommes (die Häupter der
Koalition) n'etaient pas cependant parfaitement d'accord.
Plusieurs, longtemps divises, s'etaient rapproches depuis trop
peu de jours, pour qu'il ne restät plus de trace de leurs an-
ciennes et reciproqucs defianccs. H y avait des differenccs dans
leurs opinions, dans leurs manieres de sentir et de juger". Vgl.
Toulongeon, II, 59 f.
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19
Nur zu geringfügigen, nichtssagenden Modifikationen
liessen es die Freunde des Generals kommen. Sie wollten
auch nicht den leisesten Anschein der Reaktionslust auf
sich fallen sehen. Besonders fürchtete Lafayette für seine
Popularität. Sie hatte schon durch die Teilnahme an dem
Blutbad auf dem Marsfelde eine unheilbare Wunde erhalten.
Und gerade auf dem Einfluss, den er auf das Volk und die
Nationalgarde ausübte, beruhte seine politische Macht. Er
gedachte sie nicht für den undankbaren Hof und dessen
neue Berater dahiuzuopfern.
Noch einen gewagten Versuch machte das Triumvirat,
um zu einer ausgiebigen Aenderung der Verfassung zu ge-
langen. Ohne dass Lafayette darum wusste 1 ), verständigten
sie sich mit Malouet, einem der einflussreichsten Führer
der rechten Seite. Er sollte einen scharfen Angriff auf die
Verfassung eröffnen, den jene zum Schein abwehren, bald
aber unterstützen wollten. Malouet war aber seiner eigenen
Partei nicht Herr; sie versagte ihm im entscheidenden
Augenblick ihren Beistand. Denn die Rechte wünschte
wie der Hof, dass die verhasste Konstitution durch sich
selbst zu Grunde gehe; Verbesserungen hätten ja ihren
Ruin und damit die Gegenrevolution vereitelt oder zum
. mindesten hinausgeschoben.
Nach dem endgiltigen Scheitern einer gründlichen
Revision in der Nationalversammlung suchte das Triumvirat
Ludwig zu bestimmen, bevor er die Konstitution anerkenne
aus eigener Initiative eine Durchmusterung derselben mit
>) Bouüle, Memoire», p. 289: Aus dem Briefe des Grafen
Gouveniet vom 26. VIII. 1791 : ..Quant a cette derniere partie du
plan de Barnave il n'y avait danB le Beeret que Lameth et
Duport; car la tourbe constitutionelle leur inspirait encore assez
d'inquietude pour qu'ils ne fussent sürs de la majorit£ de l'As-
semblee qu'en comptant sur le cote droit 1 * Vgl. Malouet, II,G9ft'.,
S. 73f. Aum.; vgl. Bertrand de Molleville, V, 211 f.
2*
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— 20 —
einem aus der Konstituante gewählten Ausschusse vorzu-
nehmen 1 ). Sie selbst aber gaben diesen Plan auf, als die
Mehrheit der bei Larochefoucauld versammelten Häupter der
Koalition, wahrscheinlich unter dem Vorgange Lafayettes,
sich gegen jede Kritik der Verfassung durch den König er-
klärte. Auch sie rieten ihm nun, ohne weiteres die Kon-
stitution anzunehmen 8 ). Nur einen Passus schmuggelten sie
in die Erklärung ein, in der Ludwig XVI. die Konstituante
von seinem Entschluss, die Verfassung anzuerkennen, be-
nachrichtigte', einen Passus, der andeutet, wie schmerzlich
sie das Scheitern der Revision empfanden. Sie Hessen den
König sagen, dass er zwar die Verfassung annehme, ob-
gleich er in derselben die eigentliche Handhabe vermisse,
um sie wirklich zur Ausführung zu bringen, um energisch
auch in die Verwaltung aller Teile eines grossen Reiches
einzugreifen. Doch wolle er die Erfahrung allein über ihren
Wert oder Unwert urteilen lassen.
Zu dem Misserfolge der Revision kamen furchtbare
Niederlagen, welche Alexander Lameth und seine beiden
Freunde durch die wohlgezielten Angriffe der radikalen
Partei in der öffentlichen Meinung erlitten. Durch die Kon-
sequenz ihrer Haltung den Gegnern ohnehin überlegen,
warfen Brissot und Robespierre den ehemaligen Leitern des
Jakobinerklubs Verrat an ihren Grundsätzen vor. Dieser
deutete unter dem rauschenden Beifall der Tribünen und
dem Hohugelächtcr der rechten Seite der Nationalversamm-
lung auf ihr geheimes Einverständnis mit dem Hofe, dem
sie sich verkauft hätten, hin. Sie wussten sich nicht zu
verteidigen, gelähmt durch das beschämende Bewusstsein,
dass sie sich in der That mit der Vergangenheit in Wider-
spruch befanden.
») Bacourt, III, 267 f.
'*) Bertrand de Mulle ville, V, 217.
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— 21
Und nicht nur in den Angelegenheiten der inneren
Politik bewegte sich das Triumvirat gegen den Strom der
Volksmeinung; es war auch durch die letzten Ereignisse
eine auswärtige Frage brennend goworden, deren Lösung
Alexander Lameth durchaus nicht im Sinne der öffentlichen
Meinung herbeizuführen suchte.
Annäherungsversuch der Koalition an Kaiser Leopold II.
An dem Horizonte der europäischen Politik stieg eben
von Südosten her das erste dunkle Wölkchen auf, das auf
einen herannahenden Konflikt zwischen Oesterreich und
dem revolutionierten Frankreich deutete.
Als Leopold II. von dorn Misslingcn der Flucht gehört
hatte, glaubte er dem französischen Königspaaro in der Not
seinen Beistand nicht versagen zu dtirfen. Am 6. Juli
erliess er daher von Padua aus, wo er sich gerade aufhielt,
ein Rundschreiben an die vornehmsten europäischen Höfe,
in welchem er sie aufforderte, mit ihm gemeinsam zu
Gunsten Ludwigs XVI. eine Erklärung an das französische
Volk zu erlassen *). Der Entwurf derselben, den er bei-
fügte, war in den schärfsten Ausdrücken gehalten. Ka-
tegorisch forderte man die augenblickliche Freilassung der
königlichen Familie; nur diejenige Verfassung würde man
als zu Recht bestehend anerkennen, deren Festsetzungen
Ludwig XVI. aus freiem Willen zugestimmt habe. Im
Weigerungsfalle würden die vereinigten Souveräne Europas
alles aufbieten, um die skandalöse Usurpation, welche sich
die französischen Demagogen gegenüber ihrem Herrscher
') v. Vivenot, Quellen z. Gesch. d. deutschen Kaiaerpolitik
Oesterreichs während der französischen Revolutionskriege, 1, 186 f
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_ 22 —
angemasst hätten, zu unterdrücken, schon damit sie nicht
anderen Völkern zum bösen Beispiel werde.
Noch bevor diese Paduaner Erklärung den Häuptern
der Konstituante bekannt sein konnte, trafen sie Anstalten,
um den Kaiser über das Schicksal seiner hohen Verwandten
zu beruhigen. Denn sie fürchteten von einer Einmischung
des Auslandes in die heimischen Angelegenheiten für Frank-
reich die schlimmsten Folgen: eine Verschärfung der inneren
Krisis, den Sturz des Königtums und die Entartung der
Revolution zur Pöbolherrschaft *). Auch glaubten sie bei
der Zerrüttung der Staatsfinanzen und dem schlechten
Zustand, in dem sich das Heer befand, nicht auf eine
glückliche Wendung des Krieges rechnen zu dürfen; eine
Gegenrevolution, die schliesslich die Grundlagen der Re-
volution zerstört hätte, erschien ihnen bei einem unglücklichen
Waffengange mit einer übermächtigen europäischen Koa-
lition fast gewiss. AU 1 dem hofften sie durch eine recht-
zeitige Verständigung mit dem Kaiser vorzubeugen.
Um eine solche anzubahnen, überreichten die Häupter
der Konstituante am 11. Juli dem österreichischen Geschäfts-
träger in Paris, dem Herrn von Blumendorf, eine Denk-
schrift, die dieser seinem Chef, dem in Brüssel residierenden
Botschaftor Grafen Mercy, übermitteln sollte 2 ). Hier weisen
die Häupter der Revolution — so nennen sich Lafayetto
und das Triumvirat — ohno Schonung auf den für das
Königtum höchst nachteiligen Eindruck hin, den der Flucht-
versuch im ganzen Lande hervorgebracht habe. Die wichtigste
und nächste Aufgabe bestehe für Ludwig XVI. darin, das
allgemeine Vertrauen wiederzugewinnen. Nicht nur durch
Worte, sondern durch Thaten müsse er den redlichen Willen,
l ) Correspondalice diplomatique du baron de Stael-Holstein
par Leouzon le Duc (Paris, 1881) p. 254. Vgl. S. 226 f.; Bacourt,
III, 184.
*) Feuillet de Conches H, 162 ff.
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- 23 -
sich der Revolution anzuschließen, bekunden. Er solle
einen Teil seiner Familie und die angeseheneren Emigranten
zur Rückkehr in die Heimat bewegen, ferner die Aner-
kennung der neuen Verfassung bei den mit Frankreich ver-
bündeten Mächten erwirken.
Um dem Kaiser die Lust zur Einmischung in die fran-
zösischen Angelegenheiten zu benehmen, warnen ihn die
Parteiführer eindringlich vor der Gefahr, der er sich bei
einem solchen Vorhaben aussetzen würde. Im Falle eines
Krieges werde eine rührige Propaganda die revolutionäre
Lehre von der Volkssouveränität in der Welt ausbreiten
und die Grundpfeiler der absoluten Monarchie unterwühlen.
I>ie Ideale der Freiheit und Gleichheit würden dann alle
Könige Europas mit dem Sturze bedrohen. Darum fordere
das Interesse der fremden Fürsten die Erhaltung des
Friedens, und dass Ludwig XVI. seine Krone bewahre.
Denn das ansteckende Beispiel eine? entthronten Monarchen
könnte die Existenz derjenigen gefährden, die ohnehin nicht
sehr sicher auf ihrem Throne sässen. Schliesslich melden
die Partoihäupter ihre Absicht, den König gegen die radi-
kalen Wühler aus allen Kräften zu schützen.
Die Denkschrift war in einem hochtrabenden, lehr-
haften Tone abgefasst und verfehlte schon deshalb ihren
eigentlichen Zweck, den Wiener Hof den Gemässigten ge-
neigt zu machen. Den Grafen Mercy verdross vor allem
die drohende Schilderung der Macht des revolutionären
Prinzips. „Sie suchen alle Throne durch dio Ankündigung
ihres unsinnigen Planes, sie umzustürzen, einzuschüchtern",
schrieb er ärgerlich an Kaunitz, indem er ihm das Memoire
Ubersandte. Den Führern der Konstitutionellen weigerte
er jede Antwort auf die Denkschrift, indem er sich für un-
zuständig erklärte.
Nach dieser Niederlage entschloss sich das Triumvirat
zu einem zweiten Annäherungsversuch an den Wiener Hof.
. Ende Juli baten sie Marie Antoinette ihrem Bruder einen
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— 24 —
Brief zu schreiben, den sie selbst entworfen hatten 1 ). Die
Königin Hess sich dazu bereit finden, obwohl sie die in dem
Schreiben ausgesprochenen Ansichten gar nicht teilte. Sie
konnte das Ersuchen nicht abschlagen ohne den Ver-
dacht Alexander Lameths zu erregen. Doch insgeheim
verständigte sie Mercy von ihren wahren Absichten.
Jener Brief unterscheidet sich recht wesentlich von der
oben aufgeführten Denkschrift. Gegen ihren hochmütigen
Ton sticht seine kleinlaute, höfliche Haltung merkwürdig
ab. Man verspricht mehr, als man fordert. Bereitwillig
erkennt man die Notwendigkeit an, der königlichen Präro-
gative eine grössere Ausdehnung zu geben. Man weist mit
grossem Nachdruck auf das Friedensbedürfnis der franzö-
sischen Nation hin. Durch keinen Dienst könnte sich die
Königin die gemässigten Elemente ihres Volkes inniger ver-
pflichten, als wenn sie ihren Bruder bestimmen würde, zur
Sicherung des Friedens für Frankreich beizutragen. Kein
Umstand wäre geeigneter, die königliche Autorität wieder
zu heben. Die Häupter der Konstituante würden sich zum
Danke hierfür aufrichtig an das Königspaar anschliessen
und es mit ihrem wirksamen Einfluss unterstützen. Auch
der Kaiser würde dadurch seinem Interesse am besten
dienen. Als Preis für die Anerkennung der neuen Ver-
fassung durch ihn verheissen die Parteiführer die Erhaltung
des Bündnisses zwischen Krankreich und Oesterreich.
Worauf wird aber der bedeutsame Unterschied, welcher
zwischen dem Briefe und jener Denkschrift besteht, zurück-
zuführen sein? Wenn ich nicht irre, ist er dem Umstände
zuzuschreiben, dass dieses Schriftstück nur von dem Trium-
virate ohne die Mitwirkung der anderen konstitutionellen
Fraktion abgefasst wurde. Der scharfe Hinweis auf die
*) Arneth, S. 193. Marie Antoinette an Mercy d. 31. Juli
1791. Vgl. a. S. 188 ff. den Brief Antoinettes an Leopold II. vom
30. Juli 1791.
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— 25 —
Notwendigkeit einer Modifikation der Verfassung, die un-
verhohlene Friedenssehnsucht, der Wunsch, an dem Kaiser
gegenüber den Radikalen einen Rückhalt zu linden, das
alles sind Züge, die dem Charakter der Partei Alexander
Lameths eigentümlich sind und sie von ihren Verbündeten
unterscheiden. Lafayetto und seinem Anhang entsprach
mehr die Neigung, sich, wie es in dem Memoire geschehen
war, auf die Wirksamkeit des revolutionären Prinzips zu
berufen. Weil der General mehr Fühlung mit der öffent-
lichen Meinung hatte, würde er den flehentlichen Ton, in
welchem man den Kaiser durch Vermittlung seiner Schwester
um Frieden bat, nicht gebilligt haben. Wie leicht aber war
es dem Triumvirate, dem verbündeten Parteihaupt die
ferneren Verhandlungen mit Leopold zu verbergen, da nur
sie das Vertrauen des Hofes genossen. Eben bei diesem
Anlass nennt auch die 'Königin ausdrücklich Alexander
Lameth und Barnave als die einzigen, mit denen sie einen
schriftlichen Gedankenaustausch pflege, den diese selbst vor
ihren Freunden geheim hielten 1 ). Und diese Gelegenheit
benutzten die Triumvirn, um Marie Antoinette einen Brief
in die Feder zu diktieren, der die Grundzüge ihres politischen
Systems trug.
So kündigt sich, wie bei der Revision der Verfassung
in einer Frage der inneren Politik, auch hier in der Be-
handlung der auswärtigen Angelegenheiten ein Gegensatz
zwischen den Häuptern der beiden konstitutionellen Fraktionen
an, der in der Folgezeit unter dem Drucke entscheidender
Ereignisse zur Sprengung der Koalition führen wird. Auf
das engste verflocht sich von vorneherein die innere und
die auswärtige Politik. Weil Alexander Lameth und seine
Freunde in Frankreich nach einer, wenn auch massigen
Reaktion strebten, mussten sie mit allem Eifei darauf be-
dacht sein, einen Konflikt mit dem Auslände, der das revo-
4
») Ameth, S. 194.
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- 26 -
lutionäre Fieber wieder gesteigert und den Radikalen die
Oberhand verschafft hätte, zu vermeiden 1 ). Die Unruhe
kriegerischer Ereignisse hätte von Anfang an die Hoffnung
auf eine Rückbildung der Auswüchse in der Verfassung
vereitelt. Sie fuhren daher in ihren Bemühungen, den
Wiener Hof zu gewinnen, fort.
Mitte August erschien bei dem Grafen Mercy in Brüssel
ein Abgesandter des Triumvirates, der Abbee Louis, wie er
kurzweg genannt wurde. Der Zweck seiner Sendung wardarauf
gerichtet, den österreichischen Botschafter, der seit dem
Oktober 1790 Paris verlassen hatte, zur Rückkehr dorthin
zu bewegen. Hätte nämlich dieser Schritt schon an sich
von der friedfertigen Gesinnung des Kaisers gezeugt und
damit zur Beruhigung der Gemüter, die den Ausbruch
eines Krieges befürchteten, gedient, so wäre er von doppeltem
Werte in dem Augenblick gewesen, wo Ludwig XVI. die
Verfassung annehmen sollte: Leopold hätte dadurch den
Willensakt seines Schwagers als freiwillig anerkannt und
gebilligt; der vornehmste Monarch Europas hätte dann
durch die offizielle Absendung seines Gesandten nach Paris
den durch die Revolution in Frankreich geschaffenen Zu-
stand feierlich sanktioniert. Mercy erkannte sofort, was
die Häupter der Feuillants mit ihrer Forderung bezweckten.
Er lehnte ihre Erfüllung nicht geradezu ab, antwortete aber
so ausweichend und unbestimmt, dass der Abbee recht un-
zufrieden mit dem Erfolge seiner Mission zu seinen Auf-
traggebern zurückkehrte 2 ). Mit Genugthuung bemerkte er
') Bacourt, III, 184. Auch hier wird darauf hingewiesen, dass
namentlich das Triumvirat auf eine Beschwörung dos vom Aus-
lande drohenden Angriffe Bedacht nimmt „Cette crainte (vor
einem Kriege) a fait naitre dans la tete de quelques membres
de rAssemblee, et Ton nomme surtout MM. Duport, La-
meth et Barnave le projet de negocier avec l'Empereur" etc.
2 ) Arneth, S. 203 f. Marie Antoinette an Mercy 21. VIII. 1791.
Mercy selbst berichtet an Kaunitis d. 13. VIU. (Wiener Archiv)
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- 27
die Besorgnis der Konstituante vor der Einmischung des
Auslandes. Weil er glaubte, dass diese Befürchtung die
Lage des französischen Königspaares freundlicher gestalten
würde, hielt er es für heilsam, sie nicht nur nicht zu be-
schwichtigen, sondern noch zu steigern 1 ), ein Verhalten,
das Leopold sowohl billigte, als selbst unterstützte.
Auf jenen Brief, den das Triumvirat durch Marie
Antoinette an ihn gerichtet hatte, antwortete er sehr kühl.
Reine Erwiederung glich mehr einer Antwort auf die hoch-
mütige Denkschrift vom Anfang Juli. Denn nun brachte
er seinerseits das dynastische Interesse zu scharfem Aus-
druck. Er könne mit den übrigen europaischen Höfen nur
eine Verfassung anerkennen, die im Sinne der Erklärung
Ludwigs XVI. vom 20. Juni laute, und nur dann, wenn
sie vom König aus freien Stücken angenommen sei 2 ). Er
wiederholte also kurz und bündig die Forderungen, die er
in der Deklaration von Padua aufgestellt hatte.
Doch dachte der Kaiser nicht mehr im Ernst daran,
die Erfüllung jener harten Bedingungen von der National-
versammlung gewaltsam zu betreiben. Er hatte in der
letzten Zoit erfahren, dass es unmöglich sein würde, die
übrigen Souveräne zu einer gemeinsamen Handlung zu
Gunsten Ludwigs XVI. zu vereinigen. Die Interessen der
„Mes reponses k ce negociatcur (Louis) ont ete oirconspoetes et
vagues, mais fermes. Je lui ai obsorve .... que relativement
a ma rentree en France, olle ne pouvait dependrr que des or-
dres de ma Cour M
l ) Mercy an Kaunitz, 13. VIII. „Je prevois bien que ma
promenade de huit jours a Londres offusquera s*ns doute, et
donnera quelques soupcons a l'Assemblee Nationale; mais cette
mefiance ne parait que pouvoir etre salutaire dans la
conjoneture presente, et cette reflexion a determine
ma marche".
») Ameth, 8. 202. Leopold an Marie Antoinette. 20. VIII
1791.
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- 28 -
verschiedenen Mächte gingen zu weit auseinander, als dass
sie sich leicht unter einen Hut hätten bringen lassen : die Auf-
forderung des Wiener Hofes zur Bildung eines europäischen
Vereins gegen Frankreich hatte nirgends Beifall gefunden.
Und Leopold war ein zu vorsichtiger Diplomat, um sich
auf eigene Faust in einen langwierigen Kampf mit der
Revolution zu verstricken. Auch war es von vorneherein
von ihm keineswegs auf einen Krieg, sondern auf möglichst
wirksame Demonstrationen abgesehen. Durch die drohende
Miene, welche das Ausland Frankreich gegenüber annahm,
sollte die Konstituante schon aus der Ferne eingeschüchtert
und dazu angehalten werden, Ludwig eine erträgliche
Stellung zu verschaffen. Das ängstliche Gebahren, das die
Häupter der Nationalversammlung bei dem blossen Gerüchte
der Bildung einer Koalition an den Tag legten, bestärkte
den Wiener Hof in der angenommenen Haltung. Man glaubte
in der That in der Hofburg, dass die massvollen Tendenzen,
welche sich in der Zeit nach dem Fluchtversuche in Frank-
reich Geltung verschafften, lediglich dem Schrecken zu-
zumessen seien, den der Kaiser durch sein energisches Auf-
treten der Konstituante einzujagen wusste. Die Erhaltung
des Bourbonenthrones, die Niederwerfung der Republikaner
am \1. Juli und die allmähliche Rückkehr der Ruhe und
Ordnung in Paris führte Leopold und sein Kanzler Kaunitz
auf die mittelbare Einwirkung der österreichischen Politik,
auf den moralischen Druck, den das geplante Konzert auf die
furchtsamen Parteiführer ausübte, zurück '), eine einseitige
und daher irrtümliche Anschauung, die eine in den inneren
l ) Vivenot, II, 2, Meinoiro Kaunitzens vom 21—28. April
1792. Hier zeichnet, der Staatskanzler die Wirkung der Haltung
seines Hofes im Sommer 1791 auf die französischen Angelegen-
heiten summarisch mit den Worten: „Quoique divers empecho-
ments ne permissent point alors Vetablissement et la realisation
de ce concert, les prineipes en fureut agrees par les coure invi-
tees et Tapprehenaion de leur reunion prochaine opera l'effet
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— 29 —
politischen Verhältnissen Frankreichs tief begründete Ab-
wandlung wesentlich als das Ergebnis der versuchten, nicht
einmal vollzogenen auswärtigen Einmischung betrachtete.
Heben wir es gleich hier hervor: es war dies ein Vorgang,
der die spätere Politik des österreichischen Kabinettes in
verhängnisvoller Weise beeinflussen sollte. Denn fortan
herrschte unter den leitenden Staatsmännern in Wien die
Auffassung, dass die Entwicklung der französischen Ange-
legenheiten in hohem Grade von der Initiative des Kaisers
abhängig sei.
Schon damals missfiel so manchem Franzosen der ängst-
liche Eifer, mit dem die Lameths sich für die Erhaltung des
Friedens bemühten; schon damals erhob der Mann seine
Stimme, dem unter der folgenden Legislatur vom Schick-
sal eine grossartige Rolle beschieden war: Brissot tadelte
mit scharfen Geisseihieben die schwächliche Furchtsamkeit
der Häupter der Nationalversammlung dem Auslande gegen-
über. „Man sagt uns", rief er zornig aus, „die fremden
Mächte werden Uber euch herfallen. Meinetwegen; wenn
ihr aber deshalb eure Grundsätze, eure Würde und die
Verfassung so ganz vergesst, um nur noch nach der von
aussen kommenden Gefahr auszuschauen, dann zerreisst sie
schleunig; denn ihr seid ihrer nicht mehr wert. 1 ' Er höhnte
Uber die kleinmütige Besorgnis, dass Frankreich augenblick-
lich einen Angriff nicht abzuschlagen vermöge, indem er auf
Englands glorreiches Beispiel wies, das während der furcht-
baren Wirren, die seine Revolution im Inneren begleiteten,
doch zugleich im Auslande Schlachten gewonnen habe 1 ).
Diese Worte Brissots fanden bei den Jakobinern leb-
haften Widerhall. Und dieser Klub gewann wiederum ein
que le Roi de France fut relache, et que son inviolabilite, ainsi
que le mainüeu de gouvernement inonarchique furetit etablis
pour base de la nouvelle Constitution". Vgl. Ranke, Ursprung
der Revolutionskriege, S. 85.
l ) Buchez, XI, 2—1*2. Rede Brissots im Jakobinerklub.
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— 30 —
stetig steigendes Ansehen, je unzufriedener man [im Volke
mit der Haltung der Koalition wurde. Bei der Spaltung
am 15. Juli waren nur sechs Deputierte der alten Gesell-
schaft treu geblieben, fast alle hatten sich den Feuillants
angeschlossen. Aber mit der Herrlichkeit des neuen Klubs
ging es rasch zu Ende. Duport hatte gehofft, die Tochter-
gesellschaften in den Provinzen von dem Mutterklub loszu-
reissen ; er täuschte sich ; sie blieben mit wenigen Ausnahmen
ihm treu 1 ). Ebenso kehrten viele Abgeordnete aus den
Feuillants zu den Jakobinern zurück. Mitte September
hielten nur noch 56 Mitglieder der Konstituante bei der
neuen Schöpfung Alexander Lameths aus 2 ).'
Nun bereute die Koalition, die Klubs nicht aufgehoben
zu haben, als es noch in ihrer Macht gestanden hatte. Sie
machte noch einen schwachen Versuch, das Versäumte
nachzuholen. Den ihm ergebenen Justizminister Duport-
Dutertre veranlasste das Triumvirat, die Jakobiner bei der
Nationalversammlung zu denunzieren 8 ). Diese hatte jedoch
nicht mehr den Mut, die einzige Massregcl, die vielleicht
einen nachhaltigen Erfolg gehabt hätte, anzuordnen, näm-
lich die Auflösung aller politischen Gesellschaften zu be-
schliessen. Sie gab nur ein unzulängliches Gesetz, das
bald in Vergessenheit geriet. Also selbst in der Konstituante
entglitten Alexander Lameth und seinen Freunden die
Zügel der Herrschaft. Es gingen sogar Beschlüsse durch,
welche ihren Intentionen geradezu entgegenliefen 4 ). Ihre
») Buchez, XI, 480.
2 ) Zinkeisen, Jakobinerklub II, 19. Vgl. Roederer, (Euvres
VI, 603. Anm „ce 25 aoM, un tres-grand nombre de
deputes ont quitte les Feuillants et sont revenus aux Jacobina;
ce qui a fait dire que la chuto des Feuillants n'attendrait pas
la chute des feuülcs."
3 ) Zinkeisen, II, 34 t).
4 ) Bacourt, UI, 186.
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- 31 —
Beziehungen zum Hofe traten, so behutsam sie auch
gepflogen wurden, immer offenbarer hervor und erregten
allgemeines Misstrauen. Bei der reaktionären Gesinnung,
die sie in den letzten Monaten an den Tag gelegt hatten,
fiel leicht auf sie der Verdacht, dass sie in aller Stille
eine Uebereinkunft mit den Feinden der Revolution vor-
bereiteten.
Das Volk aber Ubertrug den Hass, mit dem es die
Parteihäupter betrachtete, auf die ganze Konstituante. Mit
Befremden glaubte es zu bemerken, dass es von seinen Re-
präsentanten nicht mehr verstanden wurde. Es erhob gegen
einen grossen Teil derselben den Vorwurf des Verrates; sie
hätten fUr schnöden Gewinn ihre Ueberzeugung verleugnet.
So sah sich die Versammlung, welche während zweier Jahre
von der populären Gunst getragen worden war, bei der Be-
endigung ihrer Arbeiten von der Menge verachtet und ver-
höhnt. Während Barnave, der einst gefeierte Liebling,
beim Verlassen der letzten Sitzung sich kaum den Be-
schimpfungen des Pöbels entziehen konnte, wurden Pelion
und Robespierre mit EhrencrWeisungen überhäuft. Denn
ihnen gehörte die Zukunft.
Von folgenschwerer Bedeutung war es aber, dass ge-
rade den Häuptern der Konstituante, Alexander Lameth,
Duport und Barnave, vom Hofe die Leitung der gesamten
Staatsverwaltung ausgeantwortet worden war. Sie hatten
in der Öffentlichen Meinung ein vollständiges Fiasko erlitten;
trotzdem jedoch glaubten sie, einmal im Besitze der Re-
gierungsgewalt, ihr politisches System der jungen Legislative
aufzwingen zu können.
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Zweites Kapitel.
Gegensatz zwischen Regierung und Legislative
im Oktober und November 1791.
I.
Beibehaltung des FeaiUant-Ministeriums durch den Hof.
Unter den Ratschlägen, die dem Hofe von allen Seiten
zugingen, als er sich Uber die Annahme der Verfassung
entscheiden sollte, befand siel) ein Gutachten, in welchem
mit rücksichtsloser Offenheit die höchst gefährdete Stellung
des Königtums beleuchtet wurde 1 ). Wir werfen einen Blick
darauf, weil der Verfasser geschickt und scharfsinnig die
springenden Punkte der Lage des Hofes beim Uebergange
von der konstituierenden zur legislativen Versammlung her-
aushebt.
Wolle Ludwig XVI., führt er aus, seine Krone be-
haupten, so dürfe sein Betragen der Bevölkerung in keinem
Falle zu argwöhnischen Mutmassungen Anlass geben. Im
Mittelpunkte seiner Politik müsse das Bestreben stehen, das
stark erschütterte Vertrauen des Volkes zu seiner Regierung
wiederzuorwecken.
Mit der irrtümlichen Anschauung der Häupter der Kon-
stituante, dass die revolutionäre Bewegung beendigt sei,
räumt der Verfasser gründlich auf.
l ) Bacourt, IU, 193—220. Die Denkschrift ist von Pellenc,
einem ehemaligen Sekretär Mirabeaus, verfaast.
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— SS —
„Fürwahr, man täusche sich in diesem Punkt* nicht!"
ruft er warnend aus, „die Revolution ist nicht, allein nicht
zu Ende geführt, sondern wir befinden uns noch heute
mitten im Stadium der Umwälzung; es ist sogar zu
erwarten, dass das Ungewitter. das uns noch bevorsteht,
viel stärker als das soeben überstandene sein wird " Drei
Momente würden eine neue Revolution herbeiführen: die
Furcht vor der Einmischung der fremden Mächte, die Zer-
rüttung der Finanzen, endlich die mangelhafte Beschaffenheit
der Verfassung. Durch das erste und zweite werde die
Konstitution in ihrem Bestände Uberhaupt in Frage gestellt.
Das Volk sei daher in der höchsten Aufregung; es besorge
den Verlust der eben erworbenen politischen Rechte. Dazu
komme, dass die praktische Anwendung der Verfassung
ihre grossen Fehler aufdecken und vielleicht ihre Unbrauch-
barkeit erweisen werde.
Wehe dem Könige aber, wenn man seinem zweideutigen
Verhalten das ungünstige Ergebnis in der Ausführung der
Konstitution zuschreiben könne. Nicht ihren Mängeln,
sondern seinen schlimmen Absichten würde das Volk in
diesem Falle die anwachsende Unordnung im Reiche Schuld
geben, eine schwerwiegende Anklage, die wahrscheinlich zur
Abschaffung des Königtums führen werde. Denn von einer
Aenderung der Regierungsform werde man alles Heil
erwarten.
Diesem Ausgange könne der König vorbeugen, wenn
er durch alle seine Akte in der Nation die Ueberzeugung
erwecke, dass er aufrichtig die Verfassung ins Werk zu
setzen wünsche. Zur Lösung seiner schwierigen Aufgabe
bedürfe er aber vor allem eines umsichtigen, tüchtigen
Ministeriums. Das bisherige habe sich nicht leistungsfähig
erwiesen, er müsse es entlassen. Dazu biete die Annahme
der Verfassung die beste Gelegenheit. Das Volk werde
solchen Wechsel nur mit Freude begrüssen als ein Unter-
3
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- S4 -
pfand für die ernste Absicht Ludwigs, sich der neuen
Ordnung anzubequemen.
In der That, für einen Urteilsfähigen stellte sich die
Wahl eines starken Ministeriums zur Stütze der wankenden
Monarchie als unabweisbare Forderung dar. Das Kabinett,
das bisher am Ruder gewesen, setzte sich aus unfähigen,
subalternen Naturen zusammen. Jetzt brauchte der Hof
jedoch notwendiger als früher wirkliche Staatsmänner, die
die Würde des Monarchen gegenüber der Nationalversamm-
lung zu wahren wussten, zugleich aber durch ihren
selbständigen Charakter dem Volke für die Ehrlichkeit
ihrer Absichten bürgten.
Auch in den Tuilerien fühlte man dunkel, dass ein
Wechsel im Ministerium geboten sei. Der Minister der
auswärtigen Angelegenheiten, Graf Montmorin, hatte dem
Könige seine Entlassung angeboten ; der nahm sie an und be-
rief an seine Stelle den Grafen Moustiers, den französischen
Gesandten in Berlin. Den bisherigen Marineminister ersetzte
er durch Bertrand von Molleville. Auch die Departements
für Kriegswesen und Justiz sollten Personen, die dem Hofe
genehm waren, Ubertragen werden. Den Minister des
Inneren, Delessart, wollte man je nach seiner fernereu Auf-
führung behalten oder verabschieden 1 ).
An der Ausführung dieses Planes wussten aber Ale-
xander Lameth und seine Genossen den Hof zu hindern.
Denn diese Ernennungen hätten zur Aufhebung ihres Ein-
flusses auf das Ministerium geführt. Wollte der König doch
gerade die ihnen ergebenen Minister Duport-Dutertrc und
Duportail ihres Portefeuilles berauben. Sie widersetzten
*) Ueber die vom Hofe geplanten Veränderungen im Ministeriuni
giebt Bertrand von Molleville in seinen Memoiren (Bd. VI, S.
90 f.) Aufschluss. Seine nicht immer zuverlässigen Angaben
werden hier durch einen Brief von Morris (vom 4. II. 1792,
Diary I, 505 f.) bestätigt. Auch bei Bacourt ■ III. S. 238 f.) ist
darüber manches zu finden.
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sich daher auf das entschiedenste der Berufung von
Moustiers. Sie hatten leichte Arbeit. Denn die Männer,
welche Ludwig gewählt hatte, waren von vorneherein
unpopulär; ihre der Revolution feindliche Gesinnung war
nur zu bekannt. Das Triumvirat that noch das Seine, um
sie in der Öffentlichen Meinung als eingefleischte Aristokraten
in Verruf zu bringen. Sie bearbeiteten den König durch
Tumulte in der Hauptstadt 1 ), Hessen in der Nationalver-
sammlung gegen die in Aussicht genommenen Kandidaten
reden, bis Ludwig seinen Plan, das Ministerium nach seinem
Sinne umzubilden, fallen Hess.
Hätte der Hof Männer von erprobter liberaler Ge-
sinnung gewählt, so würde er sich jetzt des Triumvirates
leicht haben entledigen können. Und das wäre ihm viel-
leicht zum Heile ausgeschlagen; denn die Führer der
Feuillants hatten ihren früheren Einfluss beim Volke fast
ganz eingebüsst 2 ). Ihre Partei war zu einer unbedeutenden
poHtischen Clique zusammengeschmolzen. Wenn sich das
Königspaar ihnen dennoch anschloss, so stellte es sich da-
mit von vorneherein auf die Seite der Minderheit. Es
glaubte das wagen zu dürfen, weil es, wie wir uns erinnern,
in dem gegenwärtigen Zustande nur eine Zeit des Ueber-
gangs sah, durch die es sich, so gut es anging, durch-
schlagen müsse, bis mit Hilfe des Auslandes die Restauration
angebahnt werden könnte.
Besonders Marie Antoinette war gar nicht ungehalten
darüber, dass ihr Gemahl bei der Umbildung des Ministeriums
gestört wurde. Sie hatte es schon bereut, dass sie
>) Morris, diary I, 506. Bertrand de Molleville, VI, 92,
Bacourt, III, 252.
a ) Bacourt, III, 212. Der gut unterrichtete Pellenc sagt von
den Lameths schon im Anfang September: „ils ont perdu presque
entierement leur influence dans le royaume", vgl. a. Bertrand
VI, 15.
3'
- 36 -
Royalisten von erprobter Treue den Gefahren habe preis-
geben wollen, denen sie als verantwortliche Minister aus-
gesetzt gewesen wären. Sie selbst drang schliesslich
in den Grafen Moustiers, den ihm angebotenen Posten ab-
zulehnen 1 ).
Ludwig XVI. bot nunmehr nach dem Wunsche Ale-
xander Lameths und seiner Freunde einem ihrer Anhänger,
dem Grafen Segur, das Ministerium des Auswärtigen an.
Dieser wollte schon annehmen, als er auf eigentümliche Art
erfuhr, wie der Hof in Wahrheit gesonnen sei. Das Königs-
paar hatte ihn empfangen und dringend um die Annahme
des Portefeuilles gebeten; er hatte ihnen seine liberalen
Anschauungen entwickelt und den Entschluss kundgegeben,
sein Ressort verfassungsmässig zu verwalten. König und
Königin beteuerten zu wiederholten Malen, dass eine solche
Haltung ihren Intentionen vollkommen entsprechen würde.
Ihren Versicherungen schenkte Segur Glauben und sagte
zu. Als er eben den Empfangssalon verlassen wollte, be-
merkte er in einem Spiegel, wie die Königin, die ihn eben
noch auf das liebenswürdigste behandelt hatte, von ihrer
Leidenschaftlichkeit hingerissen, gegen ihn hinter seinem
Rücken eine zornige Gebärde machte. Segur war ein An-
hänger der Minorität des Adels. Da ahnte er, wie bitter
man in den Tuilerien die neue Staatsordnung hasste, wie
man nur den Augenblick, dieselbe umzustürzen, herbei-
sehnte. Er fürchtete, dass man ihn verderben wolle, und
legte schleunig das schon angenommene Portefeuille unter
irgend einem Vorwande 1 ) in die Hände des Königs zurück.
l ) Fersen, I 198. Die Königin schreibt an Fersen unter dem
26. IX. 1791: „J'ai vu M. du Moutier qui desire fort aussi ce
congres. ... II refuse le ministere et je l'y ai meme engage.
C'est un homme a conserver pour un raeilleur temps, et il scrait
perdu". Vgl. Arneth, S. 219, Lafayette, IV, 171.
s) General comte dn Segur, Histoiro et inemoires, Paris 1873.
Bd. I., 8, 9.
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Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Eben in dieser
Zeit schrieb Marie Antoinette an ihren Vertrauten, den
Grafen Fersen, inbetreff S£gurs Wahl zum Minister: „Ich
wünschte, er nähme an; er weiss zu reden; dessen bedarf
es nur in diosem Augenblick, wo wir keine guten Minister
für uns haben können: vielleicht wird das ihn ins Verderben
stürzen, was auch kein grosser Schade wäre. 1 )
Nach dieser Abweisung gab Ludwig dem bisherigen
Minister des Innern, Delessart, das Departement der aus-
wärtigen Angelegenheiten. Für sein ehemaliges Ressort
präsentierten die Lameths 2 ) dem Könige einen unbedeutenden
Pariser Advokaten, Cahier aus Gerville. Er war ein Freund
des Justizministers Duport-Dutertre, ihres eifrigsten Partei-
gängers im Ministerrate. Um so mehr hofften sie ihn zu
beherrschen. Auch besass er eine gewisse Popularität, so
dass seine Wahl der öffentlichen Meinung annehmbar sein
musste. 3 )
Lauter unbedeutende Kreaturen des Triumvirates, wie
Duportail, Tarbe\ Duport-Dutertre, Delessart, Cahier, sassen
im Konseil. Sie Hessen sich gehorsam von den Feuillants
lenken, waren fleissigo Verwaltungsbeamte, die wohl in
ruhigen Zeitläuften ihren Pflichten genügt hätten, aber um
so untauglicher, das Staatsschiff aus stürm bewegter See in
den sicheren Hafen zu steuern 4 ).
I. 199. 26. IX. 1791.
2 ) Die Grafen Lameth waren drei Brüder, Alexander, der
bedeutendste, und Charles waren Mitglieder der Konstituante
gewesen; Theodore war soeben zum Mitglied der Legislative
erwählt
*) Bertrand de Molleville, VI, 132 f.
4 ) Montmorin beklagte sich über die Unfähigkeit seiner
Kollegen dem Grafen Blumendorf gegenüber: „qu'ils etaient de
pauvres sujets et plus bien pour etre premiers commis d'un bureau,
qu'il n'etait donc pas etonnant que les choses allaient si mal et
qu'il n'y avait pas de inoyen« d'y faire quelque chose qui vaille,"
(Blumendorf au Mercy 8. IX. 1791. Wiener Arch.;
— 38 —
Auch der Marineminister Bertrand von Molleville, der,>
wie es scheint, vom Hofe gegen den Willen der Lameths
ernannt wurde 1 ), war ein Mann ohne eigentlich Staats-
männische Begabung. Durch kleinliche Jntriguen dachte
er die Legislative zu meistern und die königliche Macht
emporzubringen 2 ).
Das Königspaar verzichtete also auf die günstige Ge-
legenheit, der Legislative ein homogenes Ministerium an die
Seite zu stellen. Marie Antoinette Hess den Dingen ihren
Lauf, in der Hoffnung, dadurch um so schneller die er-
wünschte Krisis und die Gegenrevolution herbeizuführen*).
Sie rechnete auf den Gegensatz zwischen den Feuillants, d. h.
l ) Bertrand, VI, 92 vgl. S. 21. f. Fersen (II, 213) behaupte^
Bertrand sei von den Lameths placiert worden, Morris (I, 506),
von den Fayettisien. Beide sind schlecht berichtet Wahr-
scheinlich wurde er von seinem Freunde Montmorin dem Hofe
empfohlen. Dass das Königspaar ihm näher stand, wie den Ge-
schöpfen Alexander Lameths, geht aus einem Briefe Lamarcks
an Mercy vom 30. X. J 701 hervor: „II me parait que c'est par
estime pour M. de Moustiers qu'ils (le roi et la reine) n'ont
pas voulu de lui dans le rainistere. Je sais aussi qu'ils ont dit
qu'ils regrettaient. d'y avoir place M. Bertrand, parce qu'ils en
sont satisfaits." Bacourt III, 259.
3 ) Malouet, II, 122. „Bertrand de Molleville qui ne manquait
pas de courage et de fidelite, mais qui n'avait ni les lumieres,
ni les talents nweessaires dans les circonstanees difficiles." Vgl.
S. 123. Vgl. a. Dumas, Memoiros II, 95 f.
') Bacourt, III, 249. Der Graf Lamarck berichtet am Anfang
Oktober über die völlig passive Haltung des Höfas: „Si on
cherche a penetrer les causes de l'indeoision et du laisser-aller
qui dominent aux Tuileries, on decouvre que par paresse d'esprit
et de caractere .... le roi et la reine n'ont plus d'esperances
que dans les hasards de l'avenir et dans l'intervention etrangero
que laisse entrevoir le congres annonce et qu'ils pensent qu'en
attendant il suffit de quelques demarches privees de leur part
pour assurer leur sürete personnelle.''
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— 39
den ehemaligen Häuptern der Konstituante, und den
Jakobinern. Der unter den beiden Parteien entbrennende
Kampf sollte allgemeine Verwirrung hervorrufen und der
König diesen Zustand geschickt ausbeuten, um sich schliess-
lich mit der Hilfe des Kongresses der Mächte die unum-
schränkte Herrschaft wieder zu erobern. 1 )
Vor der Hand verzichtete Ludwig XVI. eigentlich auf
die Regierung ; er Uberliess die Staatsverwaltung einer Partei,
die sich durch reaktionäre Gelüste dem Volke verdächtig
und missliebig gemacht hatte. Das Ministerium trug ihre
Farben. Wenn die Legislative sich die Sympathien der Be-
völkerung zu erwerben wusste, konnte sie leicht mächtiger
als jenes werden.
II.
Dekrete der Legislative gegen die Emigranten, die eid-
weigernden Priester und die rheinischen Kurfürsten.
Während das Ministerium im Oktober und November
zwar teilweise umgebildet wurde, im ganzen aber seinen un-
ansehnlichen Charakter bewahrte, fühlte die junge Legis-
lative nach einigem unsicheren Umhört asten festen Boden
unter ihren Füssen.
In der ersten Zeit waren die neuen Abgeordneten
wenig angesehen bei der Pariser Bevölkerung. Während
») Feuillet, II, 393. Die Königin an Mercy (28. IX. 1791)
„La differenee de ses (der Legislative) prinoipes avec celleci
(Konstituante), l'interet des personnes influontes presentement en
Opposition avec etiles <jui vont arriver, tont doit produire de
grands mouvements. II s'agit 'Ven profiter .... C'eat pour cela
que je persiste dans raon opinion qu'un Congres a Aix-la-Chapelle
de toutefi les puissane^s 1 1 n i ont. interet ä ee que la Monarchie
francaiae seit eunservee, est le seul nioyett de nous etre vqritnble-
ment utile/ 4
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- 40 -
die Konstituante durch den Reichtum und die Vornehmheit
ihrer Mitglieder nach aussen hin einen blendenden Glanz
entfaltet hatte, konnte ihre Nachfolgerin in solchen Vor-
zügen nicht mit ihr wetteifern. Die Mehrzahl der neuen
Deputierten gehörte dem Advokatenstande der Provinzial-
städte an ; sie konnten weder durch hohe Titel noch durch
berühmte Namen Eindruck machen. Man berechnete die
iSumme der jährlichen Einnahmen der 750 Abgeordneten
auf nicht Uber 300000 Livres. Es fiel auf, dass fast keiner
eine eigene Kutsche besass. Ihre Wege mussten sie zu
Fuss in Galoschen und mit Regenschirmen zurücklegen 1 ).
Den an äussere Pracht gewöhnten Pöbel langweilte ein
Schauspiel, das dem Auge wenig Abwechselung bot. Die
Zuschauertrihünen des Sitzungssaales blieben daher ge-
wöhnlich leer.
Die Geringschätzung, mit der die Bevölkerung auf die
Legislative herabsah, wuchs, als sie durch einen ihrer ersten
Beschlüsse den König beleidigte. Sie setzte fest , dass Lud-
wig fernerhin nicht „Ew. Majestät", sondern nur „König der
Franzosen" angeredet werde; er dürfe nicht durch einen
vergoldeten Sessel vor dem Präsidenten ausgezeichnet werden,
sondern müsse sich, wie dieser, mit einem schmucklosen
Stuhle begnügen. Da aber der König seit der Annahme
der Verfassung wieder populär geworden war 2 ), so erhob
sich unter dem Volke Uber die verletzende Neuerung lauto
Entrüstung. Die Nationalgarde misshandelte einige der Ab-
geordneten auf offener Strasse und schalt sie „Barfüsser* 4 .
Die Versammlung glaubte dem Drucke der öffentlichen
Meinung weichen zu müssen und nahm schleunig am folgen-
den Tage den Aergernis erregenden Beschluss zurück 3 ):
l ) Bacourt, III, 246, vgl. a. S. 251. f. Stael-Holstein, S. 260.
Morris (Gandais) I, 462.
3 ) Dumont, Souvenirs S. 833 f.
Buchez, XII, 57 ff. Arn 5. X. wurde der BeschlusH über
das Ceremoniell gefasst, am 6. X. zurückgenommen, vgl. Lescure,
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— 41 —
sie trat einen beschämenden Rückzug an, der gewiss nicht
ihr Ansehen erhöhte. Ihr Dekret zeugte von der miss-
trauischen Stimmung, die sie gegen den Hof hegte. Die
Mehrzahl der Mitglieder war eben in der erregten Zeit, die
dem Fluchtversuch folgte, gewählt worden 1 ).
In kurzer Zeit aber erwarb sich die Legislative allge-
meines Vertrauen, als sie sich cntschloss, die Angriffe, welcho
der Verfassung von äusseren und inneren Feinden drohten,
kräftig abzuwehren.
Zunächst wandte sie sich gegen die Emigranten. Die
Auswanderung hatte seit der Annahme der Konstitution
durch den König einen erschreckenden Umfang angenommen.
Die Wege, die nach der deutschen Grenze führten, waren
von dem llüchtigen Adel bedeckt; man eilte nach Koblenz,
als wäre dort die neue Hauptstadt von Frankreich. Drohend
kündigte man an, in Bälde werde man an der Spitze ge-
waltiger Heere zurückkehren, um die Leiter und Anhänger
der Revolution zu züchtigen. Zu Tausenden verliessen die
Edelleute die Heimat; sie betrachteten ihre Auswanderung
als Ritterpflicht-). An der Grenze nahmen ihre regellosen
Haufen Aufstellung.
Das Volk wurde durch die Gerüchte von ihren feind-
seligen Plänen in fortwährender Aufregung erhalten. Täglich
(Ullten die Zeitungen, auch die gemässigten Blätter, wie der
Moniteur, ihre Spalten mit übertriebenen Berichten 1 ) über
die geheimen Komplotte, die die Emigranten gegen ihr
Correspondance score te aur Louis XVI u. s. w. de 1777 a 1792.
II, 552 f. Lacretelle, Precis, I, 204.
1 ) Beaulieu, Essais »III, 38 f. Lacretelle, Precis I, 204.
2 ) Lacretelle, Precis I, S. 191 f. Bertrand de Mollevillc,
VI, 171, f.
3) Blumendorf, an Mercy 29, IX. 1791. W. A. „En effet, les
gazettes et les journaux abondent en bruits exageres et absurdes
d'une invasion tres prochaine k tenter par les princes et les
emigrants francais, d une coalition furuiidablu des cours de l'Europe
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Vaterland mit den fremden Mächten schmieden sollten. Nach
den Erklärungen des Kaisers aus Padua und Pillnitz be-
sorgte man ernstlich eine Unterstützung der Auswanderer
durch das Ausland. In seiner erregten Phantasie malte
sich das Volk den bevorstehenden Rachezug des wütenden
Adels in grellen Farben aus, wie er an der Spitze einer
furchtbaren Koalition im Triumphe jeden Widerstand mit
blutiger Hand niederwerfen, wie er den drückenden Zehnten,
die verhassten Frohnden, das Joch der alten Knechtschaft
wieder auf den Nacken des freien Mannes legen werde. So
wurde die Seele des Volkes von den düsteren Ahnungen
einer Gegenrevolution gequält. Die Legislative konnte daher
auf seine Zustimmung rechnen, als sie sich seiner Not
annahm.
Den Kern der Emigrantenfrage berührte Brissot in
seiner grossen Rede vom 20. Oktober. „Alle eure Gesetze
gegen die Emigranten werden nutzlos sein, wenn ihr nicht
damit gleichzeitig eine wesentliche Massregel verbindet, die
allein geeignet ist, ihren Erfolg zu sichern; sie betrifft euer
Verhalten gegenüber den fremden Mächten, die diese
Empörung unterstützen und ermutigen" 1 ). Der Redner
deutete damit auf die rheinischen Kurfürsten, namentlich
auf den Erzbischof von Trier, der bei seiner tiefen Ab-
neigung gegen die Revolution sich nicht scheute, den
franzosischen Prinzen und ihrem Anhang allen möglichen
Vorschub zu leisten. Ohne zu berücksichtigen, da.ss er als
Nachbar die Pflicht hatte, Demonstrationen gegen Frank-
reich in seinem Gebiete nicht zu dulden, Hess er es ruhig
geschehen, dass die Emigranten unter seinen Augen ihre
Korps zum Einfall in die Heimat formierten und aus-
rüsteten. In Rrissots Hinweis lag ein scharfer, aber be-
ut, de la march«' trti« rapproch «V »lc Icurs armees pour operer
um; contre-revolution on France".
>) Buchez, XII. 168 f.
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- 48 -
rechtigter Tadel gegen die französische Regierung. Sie
hatte dem Unfug der Emigration nicht gesteuert. Weil sie
auf keinen Fall in auswärtige Verwicklungen geraten wollte,
hatte sie nicht gewagt, die benachbarten Staaten in
entschiedener Weise aufzufordern, die Ansammlungen der
ausgewanderten Rebellen zu zerstreuen. Sie Uberliess der
Legislative die dankbare Aufgabe, die Würde der Nation
zu wahren.
Die linke Seite der Nationalversammlung erörterte unter
ßrissots Führung die Emigrantenfrage sogleich unter einem
grösseren Gesichtswinkel: sie warf die Frage auf, ob Frank-
reich im europäischen Staatenkonzert die seiner Macht
gebührende Stellung einnehme. Brissot gab einen raschen
Ueberblick über die europäische Lage und gelangte zu einem
negativen Ergebnis. Er suchte nachzuweisen, dass selbst
die unbedeutendsten Staaten es in letzter Zeit gewagt hätten,
ungestraft Frankreich und seine Verfassung zu beschimpfen.
Es sei endlich an der Zeit, die Herabwürdigung, welcho die
Nation durch das zaghafte Gebahren der Regierung
erfahren habe, durch eine feste, stolze Haltung auszutilgen.
Man müsse das Ausland dazu zwingen, Farbe zu bekennen:
entweder die französische Emigration aus soincm Gebiete
zu verjagen oder sie offen zu unterstützen, entweder die
neue Verfassung anzuerkennen, oder sich laut gegon sie zu
erklären.
Vergebens bekämpften die Lamethisten Dumas und
Jaucourt in Brissot den Volksschmeichler: sie bezeichneten
alle Massnahmen gegen die Emigranten vorläufig als über-
flüssig. Fast einmütig nahm die Legislative am 9. Novem-
ber einen Beschluss gegen die Emigranten an, in dem diese
als der Verschwörung verdächtig bezeichnet und aufge-
fordert werden, bis zum 1. Januar in dio Heimat zurück-
zukehren, widrigenfalls man sie als Vaterlandsverräter be-
handeln werde.
Wichtiger als diese Festsetzungen war der Auftrag,
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den die Versammlung in einem Artikel dieses Dekretes
ihrem diplomatischen Ausschuss gab. Er sollte in Ueber-
legung ziehen, welche Massregeln der König gegenüber den
angrenzenden deutschen Reichsflirsten ergreifen müsse, die
in ihren Gebieten Ansammlungen von flüchtigen Franzosen
duldeten. Damit war die auswärtige Frage auf die Tages-
ordnung der Legislative gekommen.
Zugleich wandte sich die Nationalversammlung gegen
einen innern Feind, der den Bestand der neuen Ordnung
durch seine Machenschalten gefährdete, gegen diejenigen
Priester, welche den in der Konstitution von ihnen ge-
forderten Eid bisher verweigert hatten.
Die Konstituante hatte diese Frage als eine rein reli-
giöse behandelt; sie fürchtete gegen die in der Erklärung
der Menschenrechte jedem Individuum zugestandene Ge-
wissensfreiheit zu fehlen, wenn sie einen Eid zu erzwingen
suchte, den die katholischen Priester aus religiöser Ueber-
zeugung nicht leisten wollten. Sie setzte die den Eid
Weigernden zwar ab, behandelte sie aber mit grosser
Schonung und gab ihnen Pensionen. Der wichtige Bericht,
den die Abgeordneten Gallois und Gensonne der Legislative
in einer ihrer ersten Sitzungen über die religiösen Unruhen
in der Vendee unterbreiteten, bewies aber alsbald, von welch'
eminenter Bedeutung die Priesterfrage geworden war.
Denn die fanatischen Geistlichen suchten die Landbe-
völkerung gegen die neue Verfassung aufzureizen. Sie
agitierten gegen die Priester, welche den Eid geleistet
hatten, und erklärten alle von diesen vorgenommenen geist-
lichen Handlungen für sündig und ungiltig; alle durch sie
geschlossenen Ehen seien als Konkubinate anzusehen und
die ihnen entsprossenen Kinder illegitim. Die Feindschaft
zwischen vereidigten und eidweigernden Priestern übertrug
sich auf die Bevölkerung; die Kirchspiele, ja die Familien
wurden dadurch in zwei feindliche Parteien zerrissen. Die
grosse Masse hielt in der Vendee an den alten Geistlichen
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fest: Hunderte hörten ihre Messe, während die Kirche fast
unbesucht war, wenn ein konstitutioneller Priester sie cele-
brierte. Ungescheut stellten sich die eidweigernden Priester
auf die Seite der alten Monarchie. Sie ermunterten zur
Auswanderung und unterstützten heimlich alle gegen die
Revolution gerichteten Anschläge. 1 )
Auch hier griff die Versammlung thatkräftig ein. Sie
glaubte den bedrängten konstitutionellen Priestern zu helfen,
wenn sie die eidweigernden durch scharfe Gesetze wehrlos
zu machen suchte. Sie entzog ihnen durch ihr Dekret vom
29. November die Pensionen und empfahl den Behörden,
sie als des Aufruhrs verdächtig aufs strengste zu über-
wachen.
Wie bei der Emigrantenfrage lenkten Brissots Anhänger
auch hier die Blicke der Nationalversammlung auf die Ver-
flechtung der inneren Verhältnisse mit den auswärtigen
Angelegenheiten.
In einem Bündnis der eid weigernden Priester mit den
Emigranten sah Isnard für den Bestand der Verfassung
eine unermesslichc Gefahr. Beide Gruppen seien erbitterte
Feinde der bostehenden Ordnung; ihr gemeinschaftliches
Interesse, dieselbe durch eine Gegenrevolution zu stürzen,
mache eine Verständigung zwischen ihnen wahrscheinlich;
nur durch möglichst scharfe Ueberwachung könne man das
Gelingen ihrer Verschwörung hindern.
Hierbei entschlüpfte Isnard im Feuer der Beredsamkeit
die geheime Parole seiner Partei, die unverzüglich den
Krieg forderte: „Und ihr könntet glauben 44 , rief er aus,
„dass die französische Revolution sich friedlich vollziehen
werde, ohne dass man aufs neue sie zu vernichten suchen
wird? Nein, sie fordert noch eine Lösung, und nach meiner
l ) Vgl. d. Quellenpublikation von Ch.-L. Chasain, La pre-
paration de la guerre de Vendee. (1769—1793.; Paris 1892.
Bd. I, 214 ff., 2'23, 229 ff., 245 ff., 269 ff., 291 ff., 314 f., 368 f.,
ebenso Bd II. u. III uassiiu.
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46 -
Meinung ist es die Aufgabe einer echten Staatskunst, diese
Lösung zu beschleunigen. Da uns die Feinde der Revolution
nun einmal dazu zwingen wollen, sie zu besiegen, so ist es
weit besser, sie sofort jetzt zu bekämpfen, wo noch das
Volk die Thatenlust und Einigkeit zeigt, die die ersten
Augenblicke eben errungener Freiheit zu begleiten pflegen,
als diese Begeisterung erkalten zu lassen und unseren
Gegnern die Zeit zu gönnen, neue Zwietracht unter uns zu
säen" 1 ).
Aber wie weit war die Nationalversammlung noch entfernt,
der kriegslustigen Herausforderung des stürmischen Giron-
disten beizupflichten! Begleiteten auch rauschende Beifalls-
salven v^n der Linken und von den Tribünen den Redner,
so trug doch der zähe Widerstand der Rechten den Sieg
davon. Die Legislative versagte der Rede den Druck und
gab dadurch zu erkennen, dass sie den in ihr enthaltenen
Ansichten nicht zustimme.
Auch bei der Beratung der Massregeln, die Ludwig XVI.
gegen die rheinischen Kurfürsten ergreifen sollte, zeigte es
sich, dass die Nationalversammlung auf der Bahn der
Mässigung zu wandeln wünschte. Bei den Beschlüssen gegen
die Emigranten und Priester hatte die linke Seite die
Führung in der Debatte gehabt. Bei diesem Anlass aber
ergriffen Abgeordnete der Rechten die Initiative, indem sie
hier um so schärfer vorgingen, je nachsichtiger sie sich dort
gezeigt hatten. So fand der Gemässigte Daverhoult den
Gesetzentwurf, welchen der diplomatische Ausschuss gegen
die Beschützer der Emigranten am 22. November in Antrag
gebracht hatte, zu schwach und nicht durchgreifend genug.
Er empfahl dringend ein schärferes Vorgehen. Man dürfe
den Rebellen gar nicht Zeit lassen, sich durch weitere Ver-
stärkungen eine mächtige Position zu schaffen, sondern müsse
l ) Archivos parlementaiivs (A. p. im folgenden abgekürzt)
Bd. 33, S. «7. Sitzung vom U. XI. 1791.
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sogleich energisch eingreifen, damit nicht erst an den fremden
Höfen die Lust erwache, die Emigranten zu unterstützen
und im trüben zu fischen. Durch eine entschiedene Haltung
werde man das üngewitter schnell zerstreuen. Der König
solle demnach durch eine feierliche Botschaft aufgefordert
werden, den rheinischen Kurfürsten die Zerstreuung der
Emigrantenhaufen innerhalb dreier Wochen zu befehlen.
Mitglieder der Linken forderten die Versammlung auf, den
Vorschlag -Daverhoults sofort in Bausch und Bogen anzu-
nehmen. Doch im Hause herrschte eine massvolle Strömung.
Die Mehrheit verschob die Diskussion Uber diesen Entwurf
auf den 29. November, auf welchen Tag auch die Prüfung
des Projektes des diplomatischen Ausschusses anberaumt war.
Zu diesem Termin bot auch der Berichterstatter des-
selben, Koch, dem Hause eine neue Fassung seines Dekretes.
Sie hielt zwischen der ehemaligen und derjenigen Daver-
hoults die Mitte. Man glaubte, dass eine unnötige Heraus-
forderung darin liege, wenn die Kurfürsten an die Beob-
achtung eines vorgeschriebenen Zeitraumes gebunden würden.
Man wollte lieber an dem hergebrachten Geschäftsgang der
Diplomatie festhalten. Dagegen behielt man die feierliche
Form, in welche Daverhoult die Botschaft an den König
gekleidet wünschte, bei.
Das Haus beschloss in Einhelligkeit den Vorschlag
seines Ausschusses zu genehmigen.
Eine Deputation von 24 Mitgliedern der Legislative
sollte das Dekret dem Könige überbringen. Der gemässigte
Abgeordnete Vienot-Vaublanc, der den Vorsitz hatte, fügte
dem Beschlüsse noch eine besondere Adresse hinzu. Hier
wurde Ludwig XVI. ermahnt, sich seines ruhmreichen
Ahnen Ludwigs XIV. zu erinnern. Würde dieser wohl
jemals feindliche Ansammlungen an der französischen Grenze
geduldet haben: würde er ruhig zugesehen haben, wenn
Fürsten, die sich zu seinen Bundesgenossen rechneten, seine
Feinde offen unterstützt hätten? So wie sein grosser Ahn
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solle nun auch der Nachkomme eine stolze, seines Volkes
würdige Sprache den fremden Mächten gegenüber führen.
Seinen Erklärungen müsse er dabei durch die Entfaltung
einer imposanten Truppenmacht Nachdruck geben.
III.
Das Veto der Regierung gegen das Emigrantengesetz.
Alexander Lameth, Baruave und Duport waren, wie
wir sahen, mit dem mageren Ergebnisse, das bei der Re-
vision der Verfassung für sie herausgekommen war, durch-
aus nicht zufrieden; sie meinten, mit einer Verfassung, die
der Exekutive so wenig Raum gebe, nicht wirklich regieren
zu können, und wünschten so schnell als möglich zu einer
gründlichen Ausmerzung ihrer Mängel und zu einer ansehn-
lichen Machtsteigerung zu gelangen. Zu ihrem Leidwesen
mussten sie jedoch bald gewahren, dass die Legislative für
ihre Absichten voraussichtlich kein Verständnis zeigen
würde, denn nur eine unbeträchtliche Minderheit unter den
Abgeordneten wäre vielleicht für ihr Modifikationssystem
zu haben gewesen.
Die Lameths schöpften aber frischen Mut, sowie sie
die Geringschätzung bemerkten, mit der die Bevölkerung
auf die unansehnliche Advokatenversammlung herabsah.
Als diese nun gar durch einen ihrer ersten Beschlüsse den
König beleidigte und dadurch allseitiges Missfallen erregte,
erwachte in dem Triumvirate die Hoffnung, ihre Pläne auch
wider den Willen der Legislative zur Durchführung zu
bringen 1 ). Sie erwarteten, dass die neuerungssüchtigen
') Dass die Lameths sofort eine Aenderung erstrebten, sagt
Pellenc (Bacourt, III, 274) : „Le parti des Lameth . . . reconnatt
aujourd'hui deux grandes verites: 1, que les moyens revolutionnaires
out ete portes trop loin; 2. que la Constitution est ä corriger,
non pas dans dix ans, mais sur-le-chainp." Uebor das System
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- 49
Abgeordneten sich bei dem Volke, das sich nach einer auf-
regenden Umwälzung endlich nach Ruhe und Ordnung
sehnte, durch ihren Radikalismus von Tag zu Tag miss-
liebiger machen würden. Wenn sie sich dann in immer
steigendem Widerspruch mit der öffentlichen Meinung be-
wegen wilrden, könnte die Regierung sie schliesslich ohne
jede Gefahr auseinander jagen. An ihre Stelle sollte der
König die Mitglieder der früheren Konstituante zurückbe-
rufen, um die Verfassung von ihnen im Sinne einer Stärkung
seiner Prärogative umgestalten zu lassen.
Von Anfang an waren also die Lameths und ihre Partei
entschlossen, der Legislative den Krieg zu machen. Was
nur dazu dienen konnte, dieselbe in den Augen des Volkes
herabzuwürdigen, wurde von ihnen versucht. In ihren
Zeitungen und in Strassenplakaten griffen sie die neuen
Deputierten an 1 ). An öffentlichen Orten und in der National-
garde Hessen sie durch ihre Söldlinge gegen sie Stimmung
machen. Schon Anfang November las man an den Pforten
ihres Sitzungssaales die Rede Cromwells bei der Auflösung
des langen Parlamentes, die mit den Worten begann: „Es
ist nun endlich an der Zeit, dass ich eure Sitzungen an
diesem Orte, der durch eure Missachtung gegen alle Tugenden
geschändet wurde, beendige." 2 ).
Wir wissen, die eigentliche Leitung der Regierung
der Feuillants im allgemeinen vgl. Duraont, S. 372: „Lea Lameth,
Barnave etaient ennemia de la majorite de Tasseinblee
legislative. ... Iis ne aongerent qu'a la tourner en ridicule et
b la rendre odieuae". Vgl. Mallet du Pan, Memoire* I, 257, 431:
Ferneres, III, 48; Bertrand de Mollevillo, VI, 41 f.; Dumouriez,
II, 133.
l ) Lescure, II, 553 f. „Un parti puiasant, celui de la coalition,
contribue beaueoup a decrediter la nouvelle legialature, et le bruit
court que l'Aasemblee < <u9tituante a le projet de ae faire retablir
par le peuple a la place de cellc qui Uli a succede."
a ) Leacure, II, 55U.
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- 50 -
lag bei den Häuptern der Feuillants 1 ). Fast täglich ver-
sammelten sich die Minister bei ihrem Kollegen Duport-
Dutertre, wo auch die Triumvirn erschienen. Hier wurden
dann alle Regierungsangelegenheiten gemeinsam durchbe-
raten 2 ). Was beschlossen wurde, teilte man dem Könige
mit, dor es einfach bestätigte, ob er derselben Ansicht war
oder nicht 3 ). Die Exekutive adoptierte also vollkommen
das System der Feuillants. Daher musste sich naturgemäss
zwischen dem Ministerium und der Nationalversammlung,
wie zwischen dieser und den Lameths ein feindliches Ver-
hältnis herausbilden.
■
Zum entschiedenen Bruche kam es, als das Kabinett
den König veranlasste, das erste grössere Gesetz der Legis-
lative, ihren Beschluss gegen die Emigranten, mit dem Veto
am 12. November zu belegen. Schon beim Ende der Kon-
stituante hatten sich die Lameths bemüht, durch vorsichtiges
Temporisieren den Frieden mit dem Auslande zu erhalten,
die Ruhe im Innern herzustellen. Das Dekret gegen die
Auswanderer schien sie in dieser Absicht stören zu wollen;
es drohe, klagten sie, die Erbitterung der Rebellen zu
steigern und sie zu gewalttätigen Schritten hinzureissen.
Auf einem milderen Wege lasse sich mehr erreichen ; Ludwig
solle noch einmal in einem offenen Briefe seine Brüder wohl-
wollend zur Rückkehr und zum Gehorsam mahnen und an
die übrigen Auswanderer eine gleiche Aufforderung, obwohl
in entschiedenerem Tone, ergehen lassen. Das Triumvirat
übersah daboi, dass die Gegensätze zwischen den Gegnern
und den Anhängern der Revolution zu schroff geworden
x ) Bacourt, III, 270. ,.Les ministres sont evidemment et
prosque publiquement diriges par les Lameth, lesquels sont
egalemont les chefs des Feuillants."
3 ) Bertrand, VII, ]91 f. Barnave, II, 335.
3 ) Bertrand, VII, 54. ,,Le roi avait pris pour regle invariable,
au conseil, d'y faire toujours prevaloir l'avis le plus nombreux,
quoique cet avis ne füt pas le sien."
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- 51 -
waren, als dass sich durch freundschaftliches Zureden ein
Ausgleich herbeiführen Hess. Die Legislative fühlte, und die
Volksmeinung stimmte ihr zu, dass man nur durch derbe
Züchtigung des übermütigen Adels von der Nachfolge, die
sehr böeea Beispiel bei seinen Standesgenossen fand, ab-
schrecken könne.
Ein anderer Beweggrund, der das Triumvirat zur An-
wendung des Veto veranlasste, lag in seiner Auffassung der
auswärtigen Frage. Aengstlich hafteten seine Blicke auf den
fremden Mächten. Es fürchtete, dass sie den Emigranten
Hilfe leisten würden, wenn man allzu scharf gegen sie vor-
gehe. Zugleich sollte das Veto des Königs vor ganz Europa
bekunden, dass dieser nach seinem Belieben regieren könne,
dass seine EntSchliessungen der Ausfluss seines freien
Willens seien 1 ).
Vorzüglich aber wünschten die Lameths durch das
Veto der Nationalversammmlung eine Lektion zu erteilen.
Jedem einzelnen, mahnten sie, gebe die Verfassung das Recht,
sich seinen Aufenthaltsort, wo es ihm beliebe, zu wählen,
eine Freiheit, die die Legislative antaste, wenn sie den
Emigranten an der Grenze zu verweilen verbiete. Sie ver-
letze ebon mit ihrem Beschlüsse die Konstitution.
Und ähnliche Ausstellungen, wie an dem Emigranten-
gesetz, machten die Feuillants an dem Priestergeseta und
dem Beschluss gegen die rheinischen Kurfürsten. Sie schienen
auch in diesen Fällen von dem königlichen Veto Gebrauch
machen zu wollen. Es wäre nur folgerichtig gewesen. Denn
die drei Dekrete der Legislative, die sie beanstandeten,
flössen aus Einem Anschauungskomplex, der ihrer politischen
Auffassung nicht im geringsten verwandt war. Während
l ) Barnave, (Euvres II, 319, „ . . . ce premier acte de liberte
du roi (daa Veto) pamt a tout lo moude fort desirable qu'au
moment, oii il prouvorait avec eclat iY toute PEurope qu'il etait
libre, il prononeat avec forco son intention de maintenir la
Constitution."
4*
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- 52 -
sie ihre Blicke starr auf eine Verbesserung der Verfassung
richteten und nicht die Notwendigkeit, sich um die Gegner
der Revolution ernstlich zu bekümmern, auerkannten, wollte
die junge Nationalversammlung nichts von Modifikationen
wissen, die ihr wie Vorboten einer umfassenden Reaktion
erschienen wären. Sie sah es vielmehr als ihre Aufgabe
an, die Konstitution, wie sie war, als das Palladium der
Freiheit durch energische Vorkehrungen gegen den Hof, die
Emigration, die eidweigernde Priesterschaft und das Ausland
zu verteidigen.
Da die Regierung ihr von vorneherein den Krieg er-
klärt hatte, fasste die Legislative ihrerseits die Absicht, das
Ministerium, das ihren Bestrebungen abgeneigt war, aufs
schärfste zu überwachen. Während sich die Konstituante
mit sieben Ausschüssen begnügt hatte, schuf die Legislative
dreiundzwanzig. Sie hielt damit die Minister unter strenger
Aufsicht, forderte von ihnen häufig Rechenschaftsberichte
und verhörte sie peinlich, sobald Denunziationen gegen sie
vorgebracht wurden. Der Kriegsminister Duportail fiel ihr
Anfang Dezember zum Opfer; er musste nach einem heftigen
Zwist mit den Abgeordneten, denen seine Amtsfürung ver-
dächtig schien, seine Entlassung nehmen. Auch Delessart
wurde zu mehreren Malen denunziert, doch gelang es ihm,
sich von den Beschuldigungen zu reinigen. Dass das Miss-
trauen der Versammlung gegen die Regierung mit dem
Widerstande derselben gegen ihre EntSchliessungen zunahm,
zeigte sich, als die Abgeordneten einen eigenen Ueber-
wachungsausschuss einsetzten: zwei Drittel seiner Mitglieder
gehörten der entschiedenen Opposition an 1 ).
») Biurhez, XII, '2H8.
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- 53 —
IV.
Die Parteibewegung in den beiden ersten Monaten der
Legislative.
Wie in der Nationalversammlung waren auch im
grossen Parteileben der Hauptstadt die Lameths als die
Häupter der Feuillants gegenüber den mächtig anwachsen-
den Jakobinern im Nachteil. Eifrig warben die beiden
feindlichen Klubs unter den neu angekommenen Deputierten
um Anhänger. Abgeschreckt von dem hämischen Partei-
gezänk, zauderten die Abgeordneten, ob sie sich einer der
beiden Gesellschaften anschliessen sollten. An den lärmen-
den Sitzungen der .Jakobiner fanden viele keinen Gefallen.
Die Feuillants, die nach dem Abgange der Konstituante
arg zusammengeschmolzen waren, hatten ein so wenig
Achtung gebietendes Ansehen, dass sogar die gemässigten
Mitglieder der Legislative sich ihnen nicht anzuschliessen
wagten.
So fand sich eine grosse Anzahl von Deputierten an
einem dritten Orte zusammen und suchte einen neuen Klub
zu bilden, der. nur aus Parlamentariern bestehen und
zwischen den beiden extremen Parteien die Mitte halten
wollte. Sie sollten bald erfahren, dass eine neutrale
Haltung in dieser politisch bewegten Zeit unmöglich war.
Unter der Bevölkerung kam die neue Vereinigung bald in
den Verdacht des Aristokratismus; sie wurde vom Pöbel
beschimpft und war nicht innerlich einig und kräftig genug,
dem Ansturm von aussen zu begegnen. Man ging unbe-
friedigt auseinander. Ein Teil der Abgeordneten, etwa 180,
schlössen sich den Jakobinern, ein anderer, nicht viel
stärkerer den Feuillants an. Doch bei weitem der grösste
Teil der Mitglieder der Legislative, nahezu 500 von den
750 Deputierten, verharrte in neutraler Haltung. Er zog
es vor, nicht blindlings ein Parteiprogramm zu adoptieren,
sondern den Verlauf der Dinge abzuwarten und sich von
Fall zu Fall zu entscheiden.
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— 54 -
Schon unter der Konstituante hatte sich die Mehrzahl
der Deputierten keiner der bestehenden Parteien ange-
schlossen. Die Lameths und Lafayette hatten ungefähr
25 bis 80 sichere Anhänger, mit denen sie die wichtigeren
Fragen durchberieten. Die übrigen Parlamentarier be-
hielten sich ihre Entscheidung bis zur endgiltigen Ab-
stimmung vor. Wenn sich auch im Laufe der Zeit eine
gewisse Grenze zwischen den einzelnen Teilen der Ver-
sammlung gebildet hatte, so konnte man doch von in sich
geschlossenen Fraktionen, von einem Fraktionszwange bei
den Abstimmungen, wie or heute zu bestehen pflegt, in der
Konstituante nicht reden. Die einzelnen Fragen wurden
nicht vorher in dem engeren Rahmen der einzelnen Parteien
entschieden, sondern der Schwerpunkt des parlamentarischen
Lebens lag ganz in den grossen Sitzungen des gesamten
gesetzgebenden Körpers; in den erregten Debatten, die in
seinem Schosse stattfanden, bildete sich erst die Mehrheit
für die einzelnen Beschlüsse.
Noch ungebundener als unter der vorigen Nationalver-
sammlung gestaltete sich das parlamentarische Leben in
der Legislative, eine Erscheinung, die sich ganz natürlich
auf den verschiedenen Charakter der Aufgaben gründete,
die den beiden Versammlungen oblagen. Die Konstituante
hatte sich einer schöpferischen Thätigkeit, der Gründung
einer Verfassung, zu widmen. Da Hessen sich weit eher
nach vorgefassten Prinzipien Parteiprogramme aufstellen.
Die Legislative dagegen hatte sich vorzüglich mit der
Erhaltung der Schöpfung ihrer Vorgängerin zu beschäftigen.
Bei ihrer Aufgabe handelte es sich vor allem um das
Moment, wie weit man dem König und seinem Ministerium
bei der Ausführung der neuen Verfassung trauen dürfe.
Misstrauen in die Absichten des Hofes herrschte im
allgemeinen in der Legislative. Während die linke Seite
zu entschiedener Opposition gegen die Regierung neigte,
bestand auch die rechte Seite nicht aus unbedingten An-
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hängern derselben. Hier sassen nähere Freunde sowohl
Lafayettes, wie Ramond, Gouvion, Pastoret, als auch des
Triumvirates, wie Theodore Lanieth und der General
Dumas. Die Fayettisten hatten eine liberalere Färbung.
Pastoret wählte, um dies anzudeuten, seinen Platz im
Centrum. Schon in den ersten Monaten trennton sich die
Ansichten der beiden Teile der Koalition in einer wichtigen
Frage. Während die Lamethisten gegen das Emigranten-
gesetz waren, unterstützten es die Freunde Lafayettes an
der Spitze eines Bruchteiles der rechten Seite. So über-
trug sich die alte Scheidung der linken Seite der
Konstituante auf die rechte der neuen Nationalver-
sammlung 1 ).
Während die rechte Seite kein anerkanntes Haupt
hatte, wurde die linke von Brissot geführt. In ihr sassen,
vorläufig noch unberühmt, die hochbegabten Girondisten
und neben ihnen Männer wie Condorcet und der Abt
Fauchet. Sowohl der Besitz dieser bedeutenden Talente
als auch eine straffere Parteidisciplin gewährte ihnen über
ihre Gegner manchen Vorteil.
Gelangten in den Häuptern der rechten und der linken
Seite zwei scharf einander entgegengesetzte Tendenzen zum
Ausdruck, so schwankte die grosse Mehrheit der National-
versammlung unentschieden zwischen den beiden Polen 2 );
die Grenzen zwischen ihnen waren fliessend; eine eigentliche
Scheidung durch das starke Centrum von vorneherein aus-
geschlossen. Auch im Laufe der Zeit war es keiner der
beiden Parteien möglich, sich in der Legislative eine feste
Mehrheit zu erwerben. Die sogenannte „plaine" schloss
») Toulongcon, II, 213 f.
a ) Bacourt, III, 274. „La division des partis s'affaiblit insen-
siblcment, ou plutöt les chefs des deux partis rostent seuls divises.
Mais les soldats sont plus rapproches qu'on ne pense." Vgl. a.
Bacourt, III, 286: „La majorite de l'Asseniblee ne va dans
aueune societ£."
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_ 56 -
sich bald dieser bald jener Partei an. Und diese Unsicher-
heit und Unbestimmtheit in der Haltung der Abgeordneten
des Centrums war nicht, wie man es wohl gethan hat,
aus einem unentschlossenen, schwächlichen Charakter her-
zuleiten; sie war vielmehr auf den eigentümlichen Gesichts-
punkt zurückzuführen, unter dem fast alle wichtigen
Fragen, die vorlagen, beurteilt werden mussten, nämlich auf
die positive oder negative Beantwortung des Zweifels, ob es
der Hof mit seinem Anschluss an die Revolution ehrlich
meine oder nicht. Wie eine arithmetische Potenz haftete
dieses bedeutsame Moment an allen EntSchliessungen,
welche die Legislative zu nehmen hatte. Je nach der
Stärke des Misstrauens, das die Deputierten in ver-
schiedenem Grade beeinflusste, wurde die Opposition gegen
die Regierung unterstützt oder Uberstimmt.
Die beiden äussersten Richtungen in der Nationalver-
sammlung gelangten im Parteileben, das sich auch ausser-
halb des Parlamentes regsam entfaltete, hauptsächlich in
den beiden Klubs der Feuillants und der Jakobiner zur
Darstellung. Wenn auch jene im Laufe der Zeit an
parlamentarischen Mitgliedern beträchtlich zunahmen, sodass
ihr Klub den Rivalen numerisch überflügelte, so waren sie
ihm trotzdem an innerer Stärke keineswegs gewachsen.
Meist unter den wohlhabenderen Klassen gewannen die
Feuillants Anhänger, die mit matter Gleichgiltigkcit und
satter Ruhe die Tagesfragen behandelten. Verständige,
aber schwunglose Reden, die die Zuhörer kalt Hessen,
wurden bei ihnen gehalten, während man bei den Jakobinern
den Gegenstand der Diskussion mit kraftvoller Verve
erfasste. Dieser Unterschied hatte seinen tieferen Grund
in dem Charakter der verschiedenen Tendenzen, denen
beide Gesellschaften huldigten. Während ein der Regierung
ergebener Klub wegen seiner konservativen Richtung keinen
unmittelbaren Anteil einflössen konnte, beruhte die Stärke
der Jakobiner .in ihrer Opposition gegen das herrschende
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System, die um so kräftiger wurde, je missliebiger sich das
Ministerium machte. Hier fand das öffentliche Interesse
seine Nahrung. Die Tribünen des Jakobinerklubs waren,
obschon sie 1500 Personen fassten, bereits um 2 Uhr
nachmittags mit Zuschauern gefüllt, die mit Spannung
der Abendsitzung entgegenharrten; wie ein Zeitgenosse
berichtet, riss man sich förmlich um einen Platz, als
ob es sich um eine Premiere in der grossen Oper ge-
handelt hätte 1 ).
Recht offenbar trat die Schwäche der Feuillants, die
Ueberlegenbeit der Jakobiner bei den Municipalwahlen zu
Tage, die in Paris im November statt hatten. Die An-
hänger Alexander Lameths erlitten hierbei eine schwere
Niederlage. Alle Stellen im Stadtrate, die bisher ohne
Ausnahme in den Händen der Koalition gewesen waren,
gingen auf die Parteigänger Brissots über!
Am emfindlichsten musste den Feuillants der Verlust
der Bürgermeisterstellc sein, die bisher Bailly, der anhäng-
liche Freund Lafayettes, innegehabt hatte. Der Posten war
in der Revolutionszeit von hoher Bedeutung, weil bei ihm
die Summe der Stadtverwaltung lag. Lafayettc hatte sich
nach dem Ausscheiden Baillys für ihn von seiner Partei als
Kandidaten aufstellen lassen. Sein Amt als Kommandant
der Nationalgarde hatte er schon im Oktober niedergelegt,
nachdem er noch in der Konstituante den Beschluss erwirkt
hatte, dass er keinen Nachfolger haben sollte. Die sechs
Chefs der einzelnen Divisionen sollten sich im Oberbefehl
der Nationalgarde abwechseln. Wahrscheinlich hatte er
diese Anordnung treffen lassen, weil er als Bürgermeister
um so leichter über die ihm ergebenen Nation algardisten
zu herrschen hoffte. Er wurde in seinen Erwartungen
bitter getäuscht. Sogar der Hof unterstützte die Wahl
seines Gegenkandidaten Petion. Wollte doch die Königin
l ) Pellenc an Lamarck, d. 12. XI. 1791. Vgl. Bacourt, III, 265.
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durchaus verhindern, dass ihr ehemaliger Hüter den ein-
flussreichen BUrgermeisterposten bekleidete. Sie zog ihm
einen Jakobiner vor. Ueber Pelions republikanische An-
wandlungen spottete man in den Tuilerien ; man betrachtete ihn
mehr als komische Person und Dummkopf *). Dass er aber
als gehorsames Werkzeug einer mächtigen Partei gefährlich
werden konnte, zog man gar nicht in Erwägung; wie der
Hof sich überhaupt nicht daran gewöhnen konnte, in den
Jakobinern eine wirkliche Macht zu sehen 9 ). Allen Ein-
fluss bot er auf, um Lafayettes Wahl zu hintertreiben*).
Er soll es sich nicht weniger als 100000 Franken haben
kosten lassen, um die Kandidatur Prions durchzusetzen.
Und nicht allein dem Hasse des Hofes, sondern auch
der absichtlichen Säumigkeit seiner Bundesgenossen, der
Laraeths, hatte Lafayette seine Niederlage zuzuschreiben 4 ).
Sie gönnten dem Nebenbuhler den einflussreichen Poston
nicht; wie die Königin, die übrigens bei ihnen auch dahin
l ) Feuillet IV, 350.
») Malouet, H, 157.
3 ) Bertrand, VI, 130 f. Montgaillard, Histoire de France
depuis la fin du regne de Louis XVI jusqu'a l'annee 1825. 4.
Ausgabe 1828. Paris, III, 24. Toulongeon, II, 94. Wie die
Königin in dieser Zeit über Lafayette dachte, lehrt ihr Brief-
wechsel mit dem Grafen Fersen ; dieser ha'te ihr einen Brief
Lafayettes gesandt, der dessen gefahrliche Gesinnung darthun
sollte. (Fersen an Marie Antoinette, 26. XI. 1791. Der Brief
Lafayettes, den F. hier beifügte, fehlt. Bd. I, 250.) Die Königin
antwortete: (I, 268) „II ne me fallait pas la lettre du „Sans-
torts" (Spitzname Lafayettes in den Hofkreisen) pour l'avoir en
horreur, l'eveque (de Pamiers) peut vous avoir dit, combien,
j'ai droit de le detester; c'est le plus dangereux, et
peut-etre le Beul vraiment a craindre." Vgl. Fersen, II, 33 f.
Tagebuch.
4 ) Bacourt, III, 268 f. Von den Lameths wird hier gesagt:
„On a donc manque Felection, parce qu'ou l'a voulu."
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gewirkt haben wird, überliessen sie ihn lieber einem Jakobiner.
Dieser Entschluss wird ihnen um so leichter geworden sein,
als kurze Zeit vorher Lafayettes Anhänger einen Partei-
gänger des Triumvirats im Stich gelassen hatten. Als sich
d'Andrö um die Stelle des Generalprokurators beim Departe-
ment von Paris bewarb, verhalfen die Freunde des Generals
seinem Gegner, dem Brissotisten Roederer, zu dem Amte.
Denn d'Andre galt als dem Hofe verkauft; die Fayettisten
lürchteten dem Ansehen des Departements und ihrer Partei
Eintrag zu thun, wenn sie einen Mann von so zweifelhaftem
Ruf in ihre Körperschaft beförderten 1 ).
War schon an und für sich die Stellung der Juni-
Koalition recht bedroht, so wurde sie durch die Uneinigkeit
im eigenen Lager noch gefährdeter.
Doch im Anfang Dezember schienen sich die Lameths
und Lafayettes Anhänger noch einmal auf das engste gegen
ihre Gegner zusammenschliessen zu wollen.
l ) Bacourt, III, 266. „Je suis porte k croire que le parti de
Beaumetz (.Fayettisten) voyant que d' Andre persistait a vouloir
de cette place, a double les forces du parti oppose (Brissotisten).
J'ai des faits anterieurs sur ecla." Bestätigt wird Pellencs Be-
hauptung durch eine Notiz ßrissots im „Patriote francais" vom
11. XI. 1791: „On assure qu'un grand nombre des membres de
la Sainte-Chapelle (Wahllokal der Feuillants) indignes du choix
scandaleux de leurs confreres et des moyens plus scandaleux
encore qu'on emploie pour reussir, voteront pour Roederer."
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Drittes Kapitel.
Narboiines politisches Programm.
I.
Die Ernennung Narbonnes.
Als man am 29. November in der Legislative Uber die Mass-
regeln beriet, die dem Könige gegen die rheinischen Kur-
fürsten anempfohlen werden sollten, meldete sich mitten in
der Diskussion der Minister des Auswärtigen, Delessart,
zum Wort. Er suchte den Abgeordneten zu beweisen, dass
die Regierung bereits alles, was die Vorsammlung zu fordern
beabsichtige, ins Werk gesetzt habe. Die rheinischen
Kurfürsten seien zur Zersprcngung der Auswanderer an-
gehalten, der Kaiser gebeten worden, sein Ansehen bei
den säumigen Erzbischöfen zu Frankreichs Gunsten geltend
zu machen 1 ).
Der Minister wollte der Legislative bedeuten, dass ihr
Initiativantrag im Grunde gegenstandslos sei. Die Depu-
tierten fühlten den Vorwurf wohl heraus. Einer von ihnen,
Ruehl, antwortete auch sogleich heftig. Er tadelte den
Mangel an Entschiedenheit, den die Regierung bisher bei
der Behandlung auswärtiger Angelegenheiten gezeigt habe.
Das schläfrige Gebahren der Geschäftsträger, die sie bei
den Ktirfürsten belassen habe, vor allem ihre der Revolution
feindliche Gesinnung habe zum grossen Teil das Andauern
der Beunruhigung an der Grenze verschuldet 2 ).
») Arch. pari. Bd. 35, 440.
a ) A. p. Bd. 35, 440 f.
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Unter dem lebhaften Beifall der Nationalversammlung
erhielt hier die Regierung einen scharfen Verweis. Die
Minister merkten recht wohl, dass die Botschaft, die die
Legislative mit vieler Feierlichkeit an den König abordnete,
Uberhaupt eine dem Kabinett feindliche Tendenz habe. Die
Volksvertretung wehrte sich vor dem Lando gegen den
Widerstand, den das Ministerium ihrem Streben, die Inter-
essen der Nation kräftig gegenüber dem Auslande zur
Geltung zu bringen, entgegensetzte. Ueber die Köpfe der
Minister hinweg appellierte sie an Ludwig XVI.
An demselben Tage ging dem Könige auch das Dekret
gegen die unvereidigten Priester zu.
Es lagen wiederum zwei wichtige Beschlüsse der
Nationalversammlung vor, die mit dem System der Lameths
in Widerspruch standen. Wie bei dem Emigrantengesetz
würden die geheimen Leiter des Kabinetts auch hier den
König veranlasst haben, sein Veto einzulegen, wenn sie
nicht besorgt hätten, dadurch die öffentliche Meinung gegen
sich auf das höchste aufzuregen. Sie fühlten aber das
Unsichere ihrer Lage; sie sahen die Unmöglichkeit ein, die
Ausfuhrung namentlich des Dekrets gegen die rheinischen
Kurfürsten zu verhindern. War es doch einmütig von der
Nationalversammlung angenommen, hatten doch hervor-
ragende gemässigte Abgeordnete, wie Daverhoult und
Vaublanc, es nicht allein warm befürwortet, sondern recht
eigentlich inauguriert.
Vorzüglich forderten Lafayettcs Anhänger mit aller
Entschiedenheit seine Durchführung. Die Lameths mussten
den Abfall ihrer Bundesgenossen besorgen, wenn sie nicht
rechtzeitig einlenkten. Sie sahen sich daher ganz wider
ihren Willen dazu gezwungen, der allgemeinen Stimmung,
die sich mit ursprünglicher Gewalt offenbarte, nachzugeben.
Indem sie sich hierzu endlich verstanden, näherten sich
noch einmal die beiden Fraktionen der konstitutionellen Partei.
Wir sahen, wie sich im Laufe der Zeit das Band, das
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sich um die Koalition schlang, allmählich stark gelockert
hatte. Sowohl der persönliche Gegensatz unter ihren
Föhrern, als der recht verschiedene Charakter der beiden
Parteien hatte darauf hingewirkt. Jetzt machten sie noch
einmal den. Versuch, <fie Plagen der Politik gemeinsam
m Kteen und sich auf das engste gegen die radikalen Par-
teien zusammenzuschliessen 1 ).
Die Lameths waren bereit, den König zu energischen
Massregeln gegen die Emigranten und ihre Beschützer zu
veranlassen. Dagegen wünschten sie von den Freunden
des Generals unterstützt zu werden, wenn sie das Dekret
gegen die eidweigernden Priester mit dem Veto belegen
liessen. In dem Rate des Departements, das Paris umschloss,
sassen fast ausnahmslos Anhänger Lafayettes, wie Laroche-
foucauld, Talleyrand, Beaumetz, Desmeuniers, Garnier und
andere. Die Lameths hofften, dass es einen für ihre Haltung
günstigen Eindruck hervorrufen müsse, wenn diese Behörde
in einer feierlichen Petition den König bitten würde, dem
Priestergesetz seine Sanktion zu verweigern. Auch die
Fayettisten billigten dieses Dekret nicht. Sie kamen daher
dem Wunsche ihrer Bundesgenossen bereitwillig nach.
Die Adresse wurde von dem Departementsrat Garnier
aufgesetzt und von Duport und Barnave redigiert: sie war
ein gemeinsames Werk der Koalition 2 ). Sie trug das Datum
des 5. Dezember, wurde aber erst am 7. Ludwig XVI.
l ) Fersen, I, 269. Marie Antoinette berichtet dem Grafen
unter dem 7. XII.: „II semble quo tout ce qui s'appelle consti-
tutionnel se rallie pour faire une grande force oontre les repu-
blicains et les jacobins."
*) Fersen, I, 2G9. Die Königin an Fersen. 7. XII. : „L'adresse
est faite par un M. Garnier et redigee par Du Port et Barnave,
mais cela est un secret". Morris (I, 485) und Gower (despatches
S. 140) nennen Talleyrand als Verfasser; auch er mag mitgewirkt
haben.
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überreicht. Alle Mitglieder des Departementsrates setzten
ihre Unterschrift darunter, mit Ausnahme des Generalproku-
rators Roederer, der nach dem Fluchtversuche des Hofes von
der Partei Lafayettes zu Brissot übergegangen war.
Die Departementsräte hatten an die Spitze ihrer Adresse
eine Einleitung gesetzt, deren Inhalt erkennen lftsst, mit
welchem tiefen Misstrauen vorzüglich Lafayette und seine
Freunde die Haltung des Hofes beobachteten 1 ). Sie mahnen
auf das eindringlichste den König, auf die Einflüsterungen
nichtswürdiger Ratgeber nicht zu hören, die ihm einreden
wollten, es sei die Liebe des Volkes für das Werk der
Revolution im Erkalten begriffen. Er möge sich nicht
täuschen lassen. Das Volk werde sich bei dem geringsten
Anzeichen einer Gefahr für die Konstitution zu ihrem
Schutze wie ein Mann erheben. Wenn es augenblicklich
ruhig oder politisch gleichgültig scheine, so vertraue es nur
der rechtlichen Gesinnung des Monarchen. Klingt nicht aus
diesen Warnungen die argwöhnische Vermutung heraus,
Ludwig möchte wohl noch immer auf das Gelingen einer
Gegenrevolution rechnen 2 )?
Im Hauptteil ihrer Petition beklagten die Räte die
Härte der Legislative gegen die eidweigernden Priester.
Durch ihren ßeschluss taste sie die Gewissensfreiheit an,
wie sie in der Verfassung jedem einzelnen gewährleistet
werde. Lasse sie sich dazu hinreissen, so sei sie in Ge-
fahr, sich auf die Abwege des finsteren Fanatismus früherer
Jahrhunderte zu verirren. „Ein ganzes Jahrhundert der
Philosophie hätte also nur dazu gedient, uns zur Intoleranz
des sechzehnten Jahrhunderts zurückzubringen, und gerade
») RcBdcrer, (Euvres III, 189 f.
3 ) Fersen, I, 270. Marie Antoinette war über die Verwarnung
sehr ungehalten. Sie schreibt: „eile (die Adresse) est parfaitement
bien pour la discussion sur le decret des pretres, mais les gueux
ont eu peur et y ont mis, du reste, un tas d'impertinences."
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auf der Strasse, die zur Freiheit führen sollte 1 )!" Um
solchen beklagenswerten Missgriff zu verhüten, möge der
König den Beschluss der Legislative gegen die Priester mit
seinem Veto belegen. Dagegen bitten die Departements-
rate ihn, sobald als möglich die Massregeln auszuführen,
welche die Nationalversammlung zur Abwehr der Intriguen
der Emigranten im Auslande vorgeschlagen habe.
So wichtig uns heute diese Petition des Departements
von Paris für die Geschichte der Parteibewegung erscheint,
so wenig bedeutete sie damals, denn die Konstitutionellen
errangen damit keinen sonderlichen Erfolg. Die Adresse
machte zwar grosses Aufsehen und erregte vielen Lärm 2 ),
aber die Jakobiner Hessen von den Tochterklubs eine solche
Masse von Gegenpetitionen los, worin die Ausführung des
Priesterdekretes gefordert wurde, dass die Meinungsäusserung
der Departementsräte förmlich erdrückt wurde. Die öffent-
liche Meinung billigte die entschiedene Haltung der National-
versammlung gegen die eidweigernden Priester. War es
doch nur folgerichtig, dass sie sich auch gegen die Wider-
sacher der Revolution im Innern des Landes wandte, während
der Bestand der Verfassung durch die Emigranten und das
Ausland gefährdet schien. Das Gesetz gegen die Priester
bildete die notwendige Ergänzung zum Emigrantengesetz *).
Und wenn Lafayettes Anhänger dies forderten und jenes
ablehnten, so waren sie eben inkonsequent, fühlten sie nicht
mit dem Volke den Ernst der politischen Lage.
In der Behandlung der auswärtigen Frage konfor-
mierten sich die Triumvirn, wie oben erwähnt, den Wünschen
der Fayettisten. Aber noch ein weit wichtigeres Zuge-
ständnis machten jene den Anhängern des Generals : sie
l ) Buohcz, XII, S. 237 f. Vgl. a. den Brief Larochofoncaulds
an Roederer vom 1. I. 1792. Roederer, IV, 145.
») Pallain, Mission de Talleyrand a Londres, 1889. S. 17; 25.
3 ) J. Ch. Baillenl, Examen eritique de Tonvrage posthume
de Mad. de Stael, Parin, 1819, II, 80.
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ermöglichten dem Grafen Narbonne, dem intimen Freunde
Lafayettes, den Eintritt in das Ministerium.
Wir erinnern uns, bisher hatten die Lameths das
Kabinett nur mit ihren Geschöpfen besetzt; Lafayettes Partei
war durch die Ungunst der Königin von dem Ministerium
ausgeschlossen. Jetzt versprachen die Triumvirn allen ihren
Einfluss beim Hofe aufzubieten, um Narbonnes Ernennung
zum Minister durchzusetzen. Schon im Anfang November
hatte Talleyrand und Frau von Stae"I versucht, ihrem
Freunde das wichtige Portefeuille des Auswärtigen zuzu-
wenden. Aber es gelang ihnen nicht 1 ). Denn gerade seine
engen Beziehungen zu der Tochter Neckers, die beim Hofe
sehr Übel angeschrieben war, machte Montmorin mit Erfolg
bei der Königin gegen den Aspiranten geltend. Als nun
einen Monat darauf durch die Demission Duportails das
Kriegsministerium frei wurde, befürworteten die Lameths
die Bewerbung Narbonnes um diesen Posten aus allen
Kräften. Ludwig wies es, wahrscheinlich auf Antrieb seiner
Gemahlin, zuerst weit von sich, diesen Kandidaten zu er-
nennen, so sehr sich auch die beiden mit dem Triumvirate
am innigsten befreundeten Minister, Delessart und Duport-
Dutertre, für ihn verwendeten. „Ich kenne Narbonne besser
als Sie," sagte er, „ich bin Uberzeugt, er eignet sich keines-
wegs für das Ministerium". Endlich gab er dennoch nach,
als Alexander Lameth sich entschieden weigerte, einen
anderen Kandidaten zu präsentieren 2 ), einen Dienst, durch
welchen dieser die Freunde des neuen Ministers zur Dank-
l ) Morris, 1,508; vgl. a. S. 478. Fereen, I, 212. An diesen
schreibt Marie Antoinette d. 31. X. : „Point de ministre encoro
(d. h. für das Departement des Auswärtigen) ; mad. de. Stael se
demene bien pour M. de Narb.: je n'ai jamais vu d'intrigue plus
forte et plus embrouillee."
») Bertrand, VI, 166 f. Morris, I, 480; vgl. a, S. 508. Fersen,
I, 268; vgl. a. II, 214: „C'est d'apres l'avis des eonstitutionnels
(mit den Konstitutionellen sind hier ausdrücklich nur die
Glagaa, Die franzö^iache Legislative. ö
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barkeit zu verpflichten und fester an sich zu ketten hoffte.
Er setzte voraus, dass Narbonne sein Ressort nach den
Weisungen des Triumvirates verwalten werde.
IL
Die königliche Sitzung vom IL Dezember 1791»
Während die Lameths nur widerstrebend den Hof zu
einer zustimmenden Antwort auf die Botschaft der Legis-
lative bewogen, kam dieser ihrer Aufforderung mit heimlicher
Freude nach.
Wir wissen, Marie Antoinette wollte auf keinen Fall
mit der Revolution paktieren. Nur zum Scheine hatte sie
sich in die neue Ordnung geschickt, in der zuversichtlichen
Hoffnung, in Bälde mit Hülfe der fremden Mächte das alt-
absolute Regiment wiederherzustellen. Vorzüglich hatte
sie dabei auf ihren Bruder Leopold gezählt. Unaufhörlich
drängte sie in ihn, er solle doch die europäischen Sou-
veräne zu einem Kongress an der französischen Grenze
vereinigen. Aber zu ihrem Schmerze hatte sie erfahren
müssen, dass der Kaiser nicht die geringste Neigung zeigte,
sich in die Angelegenheiten Frankreichs zu mischen; sie
inusste besorgen, dass er sie ruhig ihrem Schicksal Uber-
lassen werde 1 ).
Da schien sich der Königin in der Botschaft der Legis-
lative eine günstige Gelegenheit zu bieten, Leopold auch
Lameths gemeint) que M. de Narb. avait ete appele au depar-
teraent do la guerre."
l ) Besonders wirksam hatte Fersen in seiner grossen Denk-
schrift vom 26. November an die Königin auf die Winkelzuge
und Ausflüchte des Kaisers hingewiesen: „L'empereur vous
trompe. II ne fera rien pour vous il vous abandonne a
votre sort ot laisse consommer la ruine totale du royaume."
I, 239; vgl. a. II, 159.
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wider seinen Willen in einen Handel mit der Revolution zu
verwickeln. Sie erwartete, dass der Kaiser als Reichsober-
haupt den bedrohten rheinischen Kurfürsten zu Hilfe
kommen würde. Denn diese würden voraussichtlich der
Aufforderung, die Emigranten in ihren Gebieten zu zer-
streuen, nicht nachkommen. Wenn sie infolge dessen an-
gegriffen werden würden, sollten die fremden Mächte die
Angelegenheit zu der ihrigen machen, die Erzbischöfe in
Schutz nehmen und mit ihrer Intervention in die franzö-
sischen Angelegenheiten drohen.
Ludwig XVI. nahm an, dass sich die Nation dann
entweder den Bedingungen eines bewaffneten Kongresses
fügen oder, durch die Haltung des Auslandes gereizt, zur
Erklärung des Krieges schreiten würde. Er selbst würde
sich den Anschein geben, als ob er aus freien Stücken nur
den Wünschen seines Volkes nachgebe. Dass der Ausgang
des Kampfes für das von den Leiden der Revolution zer-
rüttete Frankreich ein unglücklicher sein werde, schien ihm
fast gewiss zu sein. In ihrem Unglücke werde sich die
Nation in seine Arme worfcn und seine Vermittlung beiden
fremden Mächten in Anspruch nehmen. Sie werde es reu-
mütig geschehen lassen, dass die Verfassung umgestürzt und
die alte Staatsordnung wiedereingeführt werde 1 ).
Mit diesen geheimen Hoffnungen begab sich Ludwig
XVI. am 14. Dezember in die Nationalversammlung: er
selbst brachte den Abgeordneten die Antwort auf ihre Bot-
schaft vom 29. November. Seine Rede war von den La-
meths verfasst 2 ), in einem sehr entschiedenen Tone, der
vollkommen die Wünsche der Legislative befriedigte, ja fast
Ubertraf. Man stimmte eifrig in ihre Parole ein: „Lieber
l ) Feuillet, IV, 290—303: Brief Ludwigs an Bretouil vom
14. XII.; Fersen, I, 271: Marie Antoinette an Fersen 9. XII.
Dieselbe an Mercy 16. XII. S. Arneth, p. 233 ff. Vgl. Lenz,
Preuss. Jahrb. Bd. 78, 288, flf.
*) Als Urheber wird Duport genannt. Bacourt, III 286.
5'
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den Krieg als verderbliches, schmachvolles Dulden!" Ja,
die Regierung war noch weiter gegangen, als die Volks-
vertretung gefordert hatte: sie erklärte den Kurfürsten, sie
als Feinde Frankreichs ansehen zu wollen, falls sie nicht
bis zum 15. Januar die Ansammlungen der Emigranten zer-
streut hätten. Wogegen sich der diplomatische Ausschuss
ausdrücklich erklärt hatte, nämlich den Fürsten das Inne-
halten eines bestimmten Termines vorzuschreiben, weil er
dadurch den allgemeinen Brauch zu verletzen fürchtete, das
that jetzt die Regierung aus eigenem Antriebe. Sie stellte
den Krieg in Aussicht, wenn ihren Forderungen nicht in
einer angegebenen Frist Genüge geschohe.
Wie die Rede des Königs, so wurden auch die Aus-
führungen des neuen Kriegsministers von der Nationalver-
sammlung mit rauschendem Beifall aufgenommen. Nar-
bonne berichtete über die militärischen Massnahmen, welche
die Regierung auf den Wunsch der Legislative zum Schutze
des Landes angeordnet habe. An der Nordwestgrenze
sollten drei Armeen von je 50000 Mann aufgestellt werden.
Um die militärischen Vorbereitungen mit grösserem Nach-
druck betreiben zu können, forderte der Minister eine
ausserordentliche Bewilligung von zwanzig Millionen. Er
kündigte an, dass er in wenigen Tagen eine Reise antreten
werde, um selbst den Zustand der militärischen Rüstungen
in Augenschein zu nehmen. Seine ganze Rede zeugte den
Deputierten für seinen Eifer, das Vaterland möglichst bald
unter den Schutz leistungsfähiger Truppen zu stellen.
„Man muss den Geist der Entmutigung bannen, der Frank-
reich als völlig vernichtet in politischer und militärischer
Beziehung hinstellen möchte; ist es doch dasselbe Volk, die-
selbe Macht, die unter Ludwig XIV. kämpfte 1 M
Die energische Sprache, welche die Regierung gegen-
über den rheinischen Kurfürsten führte, rief allgemeines Er-
staunen hervor. Man war daran nicht gewöhnt. Bisher
hatte das Ministerium mit ängstlicher Sorgfalt alle Schritte
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vermieden, die zu einer auswärtigen Verwicklung hätten
führen können. Hatte es doch erst vor einem Monat dem
Emigrantengesetz die Sanktion des Königs versagt. Zwischen
jenem Veto und der Haltung am J4. Dezember bestand ein
auffälliger Widerspruch.
Doch die Lameths hatten keineswegs ihren Kurs ändern
wollen; im Gegenteil, sie hofften den Frieden durch den
Schritt vom 14. Dezember mehr als je zu festigen.
Die rheinischen Kurfürsten hatten sich bisher nicht
dazu bequemt, der höflich an sie gerichteten Bitte der
französischen Regierung, die Emigrantenscharen aufzulösen,
zu willfahren. Der Erzbischof von Trier hatte sogar einen
trotzigen, abschlägigen Bescheid gegeben. Durch die drohen-
den Erklärungen, die jetzt das Ministerium auf den Antrieb
der Legislative erliess, sollten die widerspenstigen Nachbarn
zum Gehorsam gebracht werden. Das Triumvirat er-
wartete auf diesem Wege eine runde Lösung der aus-
wärtigen Frage zu erzielen. Nicht, wie das Königspaar,
nahmen sie an, dass sich der Kaiser der Angelegenheit be-
mächtigen werde, um sich in die französischen Zustände zu
mischen; vielmehr rechneten sie auf seine Unterstützung bei
ihrem Vorgehen gegen die geistlichen Herren; waren sie
doch von seiner Friedensliebe überzeugt.
Durch den Schritt vom 14. Dezember hofften die
Lameths auch die öffentliche Meinung zu gewinnen. Das
Vertrauen zum Könige werde zurückkehren, nachdem er
durch die schonungslose Bekämpfung der Emigranten den
Verdacht, im Einverständnis mit ihnen zu sein und sie zu
begünstigen, niedergeschlagen habe; das Ansehen des
Ministeriums werde wachsen, nachdem es der beleidigten
nationalen Ehre durch seine wackere Haltung Genugthuung
verschafft habe 1 ). Indem man der Strömung, die in der
Nationalversammlung herrschte, augenblicklich nachgab,
i) Arneth, 8. 275.
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wollt« man sich keineswegs von ihr ergreifen und fortreissen
lassen. Den Plan, die verhasste Legislative zu stürzen,
gaben die Lameths damit nicht auf. Sie suchten jetzt der
Kriegspartei unter Brissots Führung den Boden abzugraben,
auf dem dieselbe bisher so glücklich gegen das System
der Regierung angekämpft hatte. Wenn die Girondisten
auch nach der Lösung der Emigrantenfrage in das Kriegs-
horn stossen würden, dann hofften sie ihnen mit Erfolg be-
gegnen zu können.
Sie ahnten nicht, dass eben die Partei sich von ihnen
ab wandte, die sie sich durch eine Reihe von Zugeständnissen
für immer verpflichtet zu haben glaubten. Lafayettes
Freunde waren es überdrüssig, noch ferner unter der Fahne
des Triumvirats zu marschieren. Sie hatten ein eigenes
Programm entworfen. Gerade jener Minister sollte es ver-
wirklichen, dem Alexander Lameth mit vieler Mühe den
Eintritt in das Kabinett verschafft hatte.
in.
Narbonnes Ziele.
Von dem Salon der jungen Baronin Staöl ging ein
frischer Lufthauch aus und fuhr mit verwirrendem Ungestüm
in die dürftigen Gewebe der Politik unfähiger Kabinetts-
minister. Endlich war es der lebhaften Frau gelungen,
ihren Schützling Narbonne in das Ministerium zu bringen;
endlich konnte auch sie wohl hoffen, ihre Hände in das
grosse Spiel des revolutionären Treibens zu mischen.
Sogleich sollte Narbonne ein Programm verwirklichen,
das er in ihrem Hause mit gleichgesinnten Freunden
entworfen hatte. Seine Ministerthätigkcit sollte, so hoffte
sie, gleichsam eine neue Aera in der Staatsverwaltung
heraufftthren.
Frau von Stael und ihre beiden Freunde Talleyrand
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und Narbonne hatten erkannt, dass das System der Lameths
auf keinen Fall zu einer glücklichen Lösung der verwickelten
politischen Verhältnisse führen werde; auf einem anderen
Wege gedachten sie die schwere Krisis, unter deren Drucke
Frankreich seufzte, zu beendigen.
Wie das Triumvirat waren sie überzeugt, dass die
Verfassung ihre Mängel habe und der Verbesserung be-
dürftig sei 1 ), dass die ausübende Gewalt zu Gunsten der
parlamentarischen im Laufe der Revolution zu sehr ge-
schwächt wurde. Aber es leuchtete ihnen ein, dass zur
Vornahme von Modifikationen gerade die gegenwärtige Lage
nicht die geeignete war. Wo noch alles in wilder Unruhe
gährte, wo der Hof mit tiefem Misstrauen betrachtet wurde
und die Bevölkerung den Umsturz der neuen Ordnung durch
eine Gegenrevolution befürchtete, da mussto der leiseste
Wunsch, auch nur in geringem Masse eine rückläufige Be-
wegung zu vollziehen, die Regierung in den Verdacht eines
geheimen Verständnisses mit den Feinden der Revolution
bringen. Nein, zunächst war es notwendig, dass das
Ministerium einmal den redlichen Willen zeigte, die Ver-
fassung wirklich ins Werk zu setzen. Wenn es durch diese
ehrliche Politik das Vertrauen der Nation erworben hatte,
dann würde der wohlgesinnte Teil derselben sich schon dazu
bereit finden lassen, die Mängel, die sich bei der Ausführung
der Konstitution gezeigt hätten, auszumerzen 2 ).
l ) Pallain, 8. 103. Talleyrand äussert sich im Februar 1792
zu dem Lord Grenville: „II est. generalement convenu en France
qu'il y a dans notre Constitution plusieurs defauts; en mon
particulier, j'en suis intimement convaineu."
*) Für die Gesichtspunkte, unter denen Narbonne die Ver-
hältnisse in Frankreich damals begriff, ist ein Brief von hoher
Wichtigkeit, den er von seiner Inspektionsreise aus Lille am
21. Dezember 1791 an den österreichischen Gesandten, den Grafen
Mercy, richtete (Wiener Archiv). In der höflichsten Form bittet
er ihn, doch wieder nach Paris zurückzukehren, da seine Gegen-
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Während das Triumvirat aus allen Kräften auf eine
schleunige Umgestaltung der Verfassung hinarbeitete, ver-
schoben die Fayettisten die Revision derselben vorläufig auf
unbestimmte Zeit; eine bedeutsame taktische Differenz
zwischen den beiden konstitutionellen Fraktionen, die aus
ihrer grundverschiedenen Auffassung der allgemeinen Lage
entsprang.
In den Vordergrund des politischen Interesses rückte
wart „die sicherste Gewähr für die Aufrichtigkeit der Königin
gegen die Nation" bieten werde. Es ist nicht recht «laublich,
dass Narbonne die Rückkehr Mercys ernstlich wünschte. Denn
er niusste fühlen, dass bei der im Volke gegen das Haus Habs-
burg herrschenden Verstimmung die Anwesenheit eines öster-
reichischen Ratgebers das Misstrauen gegen Marie Antoinette
nur gesteigert hätte. Der Antrug scheint vielmehr nur zur
Bemäntelung des eigentlichen Zweckes, den der Minister verfolgte,
gedient zu haben. Er ahnte, dass Marie Antoinette mit Mercy
in regem brieflichen Verkehr stehe, und glaubte, dass sie sich
von seinen Ratschlägen beeinflussen lasse. Um nun mittelbar
auf sie einzuwirken, entwickelte er dem Gesandten sein politisches
Programm, in der Hoffnung, dieser werde es der Königin
empfehlen. Auch beteuert Narbonne ausdrücklich, dass ihn vor-
züglich „seino lebhafte und aufrichtige Anhänglichkeit an die
Person des Königs und der Königin" zum Eintritt in das
Ministerium bewogen habe.
Wir citieren gelegentlich die wichtigsten Belegsteilen aus
dem Briefe; so hier: „apres l'acccptation du Roi, il est devenu
impossible, je crois, a quiconque veut sinceremont le bonheur
de la France, de ne pas s'attacher irre vocablement ä la
marche tracee par l'acte c onstitut ionnel, en attendaut
du temps et de l'opinion publique les reformes n^ces-
saires pour fortifier l'action du Gouvernement. . . . j'ai
lieu de croire que rette conduite abattra le parti des factieux."
Vgl. Latayette III, 301 f.: „La presque totalite des constitutionnels
pensait avec lui (Laf.) qu'il n'y avait de salut que dans le rallie-
ment complet et sans arriere-pensee autour de la Constitution de
1791, malgre ses defauts."
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mehr und mehr die auswärtige Frage. Zu ihr hatten die
beiden konstitutionellen Fraktionen in den letzten Monaten
eine weit und weiter auseinanderweichende Stellung ein-
genommen. Zwar hatten sie sich zu dem Schritt vom
14. Dezember noch einmal vereinigt, aber aus entgegen-
gesetzten Gesichtspunkten, das Triumvirat in der zuver-
sichtlichen Hoffnung, dadurch zu einem gesicherten Friedens-
zustand zu gelangen, die Fayettisten aber in dem Vorgefühl,
dass sich ein Konflikt mit dem Auslande wohl auf die Länge
nicht vermeiden lassen werde.
Denn die Freunde des Generals glaubten nicht, dass
der Hof sieb wirklich mit der neuen Ordnung ausgesöhnt
habe. Aus seiner Abneigung gegen die Minorität des Adels
entnahmen sie, dass er noch auf den Anbruch einer Zeit
rechnete, wo er die Larochefoucauld, Lafayette, Talley-
rand, Biron, Beaumetz und andere für ihren Abfall von der
Krone züchtigen könne. Sie ahnten, dass Marie Antoinette
mit den fremden Mächten gegen die Revolution komplottiere.
Weil aber die Fayettisten bei einer Wiederherstellung des
alten Regime von der Rachsucht der Emigration für sich
das Schlimmste besorgen mussten, blickten sie mit Genug-
tuung auf die energische Haltung der Legislative in der
auswärtigen Frage. Sie zeigten daher auch für die aus-
gesprochene nationale Tendenz der Versammlung entgegen-
kommendes Verständnis und suchten in ein freundlicheres
Verhältnis zu ihr zu kommen als die Lameths.
Denn das Eine stand für Narbonne und seine Freunde
fest: wollte das Ministerium das öffentliche Vertrauen er-
werben, so musste es im Sinuc der parlamentarischen
Mehrheit regieren.
Die Möglichkeit eines Krieges für Frankreich fürchteten
Lafayettes Parteigänger nicht so sehr. Sie begrüssten sie
vielleicht eher mit Freude, als mit Bedauern. Wie Brissot
und seine Anhänger, hofften auch sie, dass die Entbehrungen
und Opfer, die der Kampf für die Freiheit erfordern würde,
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eine günstige moralische Rückwirkung, einen veredelnden
Einfluss auf den französischen Volkscharakter üben werde 1 ).
Ferner dachten sie den König durch die breite Kluft, die
ein Krieg zwischen den Widersachern der Revolution und
dem Hofe öffnen würde, zu zwingen, sich endlich aufrichtig
mit seinem Volke gegen den äusseren Feind zu vereinigen 2 ).
Die Minorität des Adels indessen, die die Armeen zum
Siege führen würde, sollte im Streite für die nationale
Sache Ehre und Ruhm erwerben, Ludwig XVI. durch eine
freimütige Haltung das stark erschütterte Vertrauen seine9
Landes wiedergewinnen. Dann war es vielleicht möglich,
die königliche Prärogative auf einem breiteren Grunde auf-
zustellen und die Vorfassung von ihren Auswüchsen zu
reinigen. So näherte sich Lafayettes Partei in der kriege-
rischen Tendenz den Brissotins. Aber ein wichtiges
Moment trennte sie wiederum von diesen. Während die
Girondisten rücksichtslos nach aussen drängten, hielten jene
doch immer ängstlich ihr Auge auf die AI) Wandlungen der
inneren Lage gerichtet. In der Schöpfung eines wohl-
disziplinierten Heeres sahen sie nicht nur einen wirksamen
Schutz gegen den äusseren Feind, sondern nötigenfalls auch
•) Lacretelle, Histoire du la Involution III, 32.
*) Villemain, Souvenirs contemporains, M. de Narbonne 1854.
I, 31: „M. de Narbonne projeta et espera deux choses: agir sur
uno graude partie de l'Assemblec par la confiance. . . . rendro
credit ä la royaute, l'affranchir et faire honneur h sa parolo, en
la separant tout a fait de Immigration naissante et en lui faisant
une armee contre Petranger. 4 ' Vgl. a. Narbonne an Mercy, 21.
XII. 1791 : „L'opinion gouverne toujours res assrtnblees publiques,
qui ne tient leur Force que du xa>u instantane et environnant
du peuple et si ce vcpu, corame je l'espere, revient a la
raison et au Roi rAssemblee pourra entreprendre dans
la partie de la legislation et de Tadministration des
re form es süffisantes pour faire marcher la machine enibar-
rassee de notre Gouvernement."
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- 75 —
eine Waffe, um den inneren wirksam zu bekämpfen. Sollten
es die unruhigen Elemente in der Hauptstadt, namentlich
die Jakobiner, gar zu arg treiben und den Umsturz der
monarchischen Verfassung befürchten lassen, so wollten
Lafayettes Freunde, die ja die hohen militärischen Chargen inne
hatten, die Armee gegen sie gebrauchen und den König
und die wohlgesinnte Mehrheit der Nationalversammlung
unter den Schutz derselben stellen 1 ).
Zwischen den extremen Richtungen der Lameths und
der Brissotisten suchten Narbonne und seine Parteigänger
einen Mittelweg zu finden: jenen waren sie durch eine leise
reaktionäre Schattierung, diesen durch ihre, wenn auch
masvolleren, kriegerischen Neigungen wähl verwandt. Je
weiter die auswärtige Frage alle anderen politischen Inter-
essen in den Hintergrund drängte, um so mehr näherten
sie sich Brissot, um so eifriger strebten sie durch den Krieg,
eine Lösung der inneren Schwierigkeiten herbeizuführen.
Und in der That, der Versuch, einen neuen Kurs zu
steuern, schien Narbonne zu glücken. Schon seine Persön-
lichkeit versprach und wirkte viel.
Neben den traurigen Gestalten seiner Kollegen bildete
der Neuling im Ministerium eine glänzende Erscheinung.
Seine glückliche äussere Bildung, seine hohe Abkunft im-
ponierten der Menge. Mit der aristokratischen Vornehm-
l ) Villemain, I, 33: „Uno foifl formeo eile (l'arinee) pouvait
etre pour Louis XVI un refuge, d'oü il aurait aoutenu la majo-
rite saine de J'Assemblee et intimid6 les clubs." Vgl. Morris,
I, 609. Vgl. a. Narbonne an Mercy: „• • - je n'etais pas personnel»
lement interesse ä l'etablissement de la demoeratie, et mon esprit,
peu susceptible d'aucun genre d'exageration , no s'est rendu
qu'apres un mür examen a la necessite de se rallier a la
Constitution, de se placer sur ce terrain, pour se
preserver egalement des republicains et des emigrants,
et pour faire cesser ces secousses, dont la duree serait funeste
4 l'Europe comme ä la France."
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heit eines „Grand Seigneur" wusste er liebenswürdige Um-
gänglichkeit zu verbinden. Der Ruf einer gewissen Genia-
lität ging ihm voraus. Von lebhaftem Naturell, feingebildctem
Geist hatte er seine Talente bisher nur in den Dienst der
Pariser Gesellschaft gestellt. Hier waren seine pikanten
Verse, seine munteren Scherzo und prickelnden Bonmots
von Salon zu Salon gewandert. Aber auch einen Schatz
militärischer und staatsmännischor Kenntnisse sollte er sich
durch fleissige Studien angeeignet haben. Allerdings hatte
er noch nicht bewiesen, dass er sie anzuwenden verstand.
Mancher tadelte an ihm eine Leichtfertigkeit, die ihn fUr
eine ernste Thätigkeit nicht ausdauernd, nicht tiefdringend
genug erscheinen lasse. Wie viele seiner Freunde aus dem
hohen Adel, wie Talleyrand, Choiscul-Gouffier und ßiron,
war er ein Lebemann, der den Rausch einer stürmisch ver-
brachten Jugend hinter sich hatte. Oft hatte ihm Madame
Adelaide, seine hohe Gönnerin, aus finanziellen Nöten ge-
holfen. Erst vor wenigen Monaten war Narbonnc aus Rom
zurückgekehrt, wohin er sie und ihre Schwester aus der
Unruhe der Revolution gerettet hatte. Auch er war früher
den neuen Ideen nicht geneigt gewesen; doch in dem an-
geregten Kreise seiner Herzensfreundin, der Frau von StaPl,
scheint er sich bald bekehrt zu haben. Sie wusste ihn mit
ihrer Begeisterung für einen freien Verfassungszustand, mit
ihren Hoffnungen auf die zukünftige Grösse Frankreichs zu
beseelen. Sie erkor ihn zu ihrem Heros und zum Retter
des Vaterlandes 1 ).
Mit vermesscnerKühnheit, die ihm die grossen Schwierig-
keiten seines Vorhabens verhüllte, begab sich Narbonne ans
Werk. Seine schlagfertige, leichtflüssige Beredsamkeit, seine
verbindliche Lebensart erwarben ihm bald die Sympathieen
der Nationalversammlung. Schon seine erste Rede, mit der
l ) Zur Charakteristik Narbonnes: Lacretelle, Histoire de la
Revolution UI, 30 f.; Fersen, I, 212, Anm.; Morris, I. S. 507f.
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er seine Ernennung ankündigte, wurde recht günstig aufge-
nommen. Mitte Dezember konnte Talleyrand an Biron be-
richten:« Narbonne gelingt es bei Versammlung und Publikum
wunderbar; er ist der Minister, den die Versammlung liebt." l )
Sobald Narbonne das Kriegsministerium übernommen
hatte, entfaltete er eine rege Thätigkeit. Die zahlreichen
Offiziere, die ausgewandert waren, ersetzte er durch Männer,
deren verfassungsfreundliche Gesinnung den Soldaten Ver-
trauen einflösste. Diejenigen Truppenteile, die über mangel-
hafte Besoldung und Ausrüstung zu klagen hatten, versah
er mit Waffen und Kleidungsstücken und betrieb die Aus-
zahlung der rückständigen Löhnung; kurz, er strengte alle
Kräfte an, um das Heer sobald als möglich in einen kriegs-
ttichtigen Zustand zu bringen; seine rastlose Arbeitskraft
stach augenfällig von der Unthätigkeit seines Vorgängers
im Amte ab. 8 ). Sein Eifer war der Nationalversammlung
eine Gewähr für seine Anhänglichkeit an die Revolution.
Was bisher keinem seiner Kollegen geglückt war, das ge-
lang ihm: seine Haltung flössto allgemein Vertrauen ein.
Um den Abgeordneten zu zeigen, dass die Regierung
darauf bedacht sei, den Wünschen der Volksvertretung
möglichst gerecht zu werden, wohnte Narbonne fast täglich
den Sitzungen der Legislative und regelmässig den Be-
ratungen ihres militärischen Ausschusses bei 8 ). Er brach
hier mit dem System der Lameths; die Fehde zwischen
Ministerium und Nationalversammlung sollte beigelegt, durch
das entgegenkommende Verhalten der Minister das Einver-
') Pallain S. 10. Vgl. a. Beaulieu, Esaais III, S. 77., Segur,
Histoire des prinoipaux eveneraents du regne de Frederic-Guillau-
me II etc. II, 2 14 f.
2 ) Roehamboau, Memoire« I, 394? Pallain, S. 15: Biron an
Talleyrand, d. 17. XII. 1791. ,.Je suis enchante de Narbonne;
il rend un grand servüe en prouvant que do l'activite, de
1'esprit et de la grftee on est un tres-bou ministre."
') Bertrand de Molleville, VI, 107 ff. 21« f.
- 98 -
nehmen zwischen den beiden Gewalten hergestellt werden:
eine Politik, die dem neuen Minister glückliche Erfolge ein-
trug. Zum Erstaunen seiner Kollegen bewilligte die Legis-
lative alle seine Anträge 1 ). Für die Instandsetzung der
drei Armeen an der französischen Grenze gewährte sie ihm
den geforderten ausserordentlichen Fonds von zwanzig
Millionen. Auf seinen Vorschlag wurden die Generale
Rochambeau und Luckner zu Marschällen befördert.
In der Nacht vom 19. zum 20. Dezember trat Nar-
bonne die am 14. Dezember angekündigte Inspektionsreise
an. Auch hier entfaltete er frische Thatkraft; er mutete
sich die grössten körperlichen Anstrengungen zu. Kaum
gönnte er sich die erforderliche Nachtruhe. Von Ort zu
Ort eilte er, nahm die Befestigung der Grenzplätze in
Augenschein, musterte die einzelnen Truppenteile und hielt
an Offiziere und Mannschaften ermunternde Ansprachen, die
zur Eintracht und zum Festhalten an der Verfassung er-
mahnten. Seine Gegenwart brachte einen ausgezeichneten
Eindruck auf das Heer hervor; die Soldaten waren von dem
neuen Kriegsminister entzückt und begeistert 2 ).
Unterdessen knüpften Narbonnes Freunde mit den her-
vorragendsten Abgeordneten der Opposition an. War es
doch einer der wesentlichen Punkte ihres Programms, dem
jungen Minister eine sichere Mehrheit in der Nationalver-
sammlung zu verschaffen.
IV.
Geheimes Verständnis zwischen Narbonne und Brissot.
Schon Ende Oktober hatte Talleyrand mit ßrissots
Partei angebunden. In einem Briefe an seine Freundin
») Rochambeau, I, 392. — Bertrand, VI, 217. — Vaublanc,
Memoires I, 312: „C'est le seul uiinistre (Narbonne) qui ait eu
pour lui la majorite de l'assemblee." Vgl. Lacretelle, III, 31.
») Pallain, S. 30.
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Frau von Flahault weist er auf die verzweifelte Lage der
Regierung hin. Um nicht in ihren Sturz gerissen zu werden,
müsse er schon jetzt nach einem sicheren Plätzchen Um-
schau halten. „Nach den Anzeichen zu urteilen, die ich
täglich vor Augen habe, überzeuge ich mich mehr und mehr
von der Wahrheit, die Mirabeaus letzte Worte enthielten.
Die Monarchie ist gewiss mit ihm ins Grab gesunken; es
ist für mich jetzt notwendig, darauf Bedacht zu nehmen,
dass man mich nicht mit ihr einscharre." Von den Bris-
sotins habe er in letzter Zeit einige Zeichen des Ver-
trauens erhalten. Er vermute, dass sie zunächst nur das
Terrain sondieren wollten. Jedenfalls werde er nicht ver-
säumen, ihnen einige Dienste zu erweisen, um sie dazu zu
bringen, offener mit ihm zu reden 1 ).
Talleyrand8 Fühlung mit Briäsots Parteigängern wurde
wahrscheinlich von Frau von Staül dazu benutzt, um
zwischen Narbonne und den Häuptern der Legislative ein
Verständnis anzubahnen 4 ).
l ) Talloyrand, Memoire» par Jeau Gorsas. Paris, 1890 S. 90.
») Leider fliossen dio Quellen, die über diese Annäherung
berichten, nur sehr spärlich. Ihre auffällige Dürftigkeit ist nicht
so schwer zu erklären. Das Bündnis zwischen den Parteien
Brissots und Lafayettes dauerte nicht lange. An die Stelle der
ehemaligen Sympathie trat bittere Feindschaft. Hingegen
schlössen sich die beiden konstitutionellen Fraktionen, die jetzt
unter dem Druck der Kriegsfrage immer mehr auseinauder-
weichen, wieder eng zusammen. Später bereuten die Fayettisten
die Vergangenheit, den Bund mit den Girondisten, ebenso diese
ihre Annäherung an die reaktionäre konstitutionelle Partei. Des-
halb beobachten auch die Hauptpersonen, wie Lafayette, vor
allen aber Frau von Stael, in ihren Denkwürdigkeiten über jene
Annäherung das tiofste Stillschweigen. Nur wenige waren ein-
geweiht und diese haben der Nachwelt ihr Zeugnis versagt.
Wir müssen uns daher mit dein gröberen Material begnügen.
Vgl. Villemain, I, 34: „Nc faire cause commune qu'avec la
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Auch andere persönliche Anknüpfungspunkte erleich-
terten die Einleitung desselben. Die Führer der Linken
waren fast ohne Ausnahme ehedem Lafayettes Fahne ge-
folgt. Sieyes, Condorcet und Roederer hatten dem Klub
von 1789 angehört. Auch Brissot hatte mit dem General
auf freundschaftlichem Fusse gestanden. Aber dessen Ver-
halten nach dem Fluchtversuch, vorzüglich sein Bündnis
mit den Lameths, hatte nicht ihre Billigung gefunden. Sie
hatten sich darauf von ihm zurückgezogen.
In den letzten Monaten hatten sich die Fayettisten
fast unmerklich in ihren Anschauungen den Brissotisteu
genähert. Die Lameths wurden ihnen zu reaktionär; sie
hingegen huldigten liberaleren Tendenzen. Wie wir sahen,
zogen sie bei den Departenientswahlen einen Parteigänger
Brissots dem Kandidaten des Triumvirates vor.
Die nahe übereinstimmende Auffassung der auswärtigen
Frage scheint die Häupter der beiden Parteien schliesslich
zusammengeführt zu haben. Condorcet verkehrte sehr viel
bei Frau von Stael. Hier traf er häufig mit Narbonne zu-
sammen und lernte ihn schätzen. Insbesondere interessierte
sich des gefeierten Gelehrten schöne Gemahlin für den
jungen Ministor. Mit ihrer Freundin, der Baronin Stael,
France, fortifier la majorit£ de l'Assemhlee, en s'uuissant
pleinement a eile; organiscr l'armee. Sur ce principe, il (Narb.)
se rapprocha de tout ce qui n'etait pas enneini mortel de la
royaut6 et pouvait lui ötre ramene par des sentiments de liberti,
de justice, d'interGt national. II attira d'abord dans cette voie
jua-qu' a Brissot r^publicain et jusqu' ä Condorcet" Vgl. Beau-
Keu, III, 78 f. Laeretelle, Histoire de la revol. III, 32. Precis,
I, 217 f.: „On connaissait mal sclon lui les chefs actuels du
parti populaire; il» ne voulaient avoir quo des gages de la sin-
eent6 de la cour; il fallait s'empresser de les leur donner.
Dans cette pensee Narbonne pensa a se rapprocher de Brissot et
de Condorcet.- 4 etc.; vgl. a. Dumont, Souvenirs sur Mirabeau.
S. 872, Dumouriez, Memoire», II, 132.
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wünschte sie ihm seinen Weg zu ebnen. Bald fanden in
deren Salons geheime Konferenzen statt, zwischen Narbonne
und Talleyrand auf der einen, Brissot, Condorcet, Steyes,
Claviere, Isnard auf der anderen Seite.
Wann sich die Häupter der beiden Parteien die ersten
Eröffnungen gemacht haben, ist nicht mit Sicherheit fest-
zustellen. Aus dem Anfang des Januar 1792 stammt die
einzige eingehendere Nachricht, die uns Uber jene Zusammen-
künfte in dem Hause der Tochter Neckers Uberliefert ist
Doch hebt unser Gewährsmann ausdrücklich hervor, dass
man sich schon vorher mehrere Male zusammengefunden
habe 2 ). Er bezeichnet unter anderem eine Adresse, die
Condorcet am 29. Dezember der Legislative unterbreitete,
als gemeinsame Hervorbringung der neuen Verbündeten,
was beweist, dass man schon vor diesem Tage Unterhandlungen
gepflogen hat. Und diese Beobachtung ist eutscheidend
i) Feuillet, V, S. 124—127. Der Brief, datiert vom
8. Januar 171)2, rührt von Pellenc, einem ehemaligen Sekretär
Mirabeaus, her. Nach dem Tode seines Herrn war er in den
Dienst des Grafen Lamarck getreten. Dieser liess sich von ihm
Ober die Lage in Paris wöchentlich mehrere Male berichten.
Die Briefe seines Korrespondenten übermittelte er wiederum dem
Grafen Mercy. Pellencs Darstellung der geheimen Zusammen-
künfte zwischen Fayettisten und Brissotisten im Hause der
Baronin Stael ist mit grosser Vorsicht aufzunehmen. Er hielt
sich zu den Lameths und hatte, wie Mercy einmal an Kaunitz
berichtet, ihre Annäherung an den Hof zustande gebracht. Wie
diese war auch Pellenc von der Wahrnehmung, dass Narbonne
und seine Freunde mit den Häuptern der Kriegspartei ange-
bunden hatten, wenig erbaut. Er berichtet also von diesem Er-
eignis mit starker Tendenz in österreichisch - lamethistischem
Sinne, wie sich gleich aus der gehässigen Behauptung zeigt, mit
der er seinen Brief einleitet : Frau von Stael habe ihrem Freunde
Narbonne eine Partei „erkauft''.
*) A. a. 0. S. 125: „Le comite s'est deja reuni plusieurs
fois."
Glagiiu, Die franz. Legislative. 6
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für die ungefähre Bestimmung des Zeitpunktes, an dem
sich die Häupter der beiden Parteien genähert haben. Erst
am 31. Dezember traf die Note aus Wien ein, die, wie wir
noch später zu zeigen haben, die kriegerische Stimmung in
der Nationalversammlung und in der Bevölkerung gewaltig
anfachte. Man hätte annehmen können, dass erst dieses
Ereignis, das einen Umschwung in der Gesinnung vieler
Abgeordneter hervorrief, auch Brissotins und Fayettisten
zusammengeführt habe. Aus unserer Quelle geht jedoch mit
Sicherheit hervor, dass beide Parteien schon vor diesem
Termine Verabredungen getroffen hatten.
Es kommen noch andere Anzeichen hinzu, die dies be-
stätigen.
Lafayette wurde gleich nach dem 14. Dezember zum
kommandierenden General ernannt. Es fiel schon damals
auf, dass die Führer der Linken seine Ernennung in ihren
Zeitungen mit grossem Wohlwollen begrüssten, insbesondere
Condorcet 1 ). Ferner: am 18. Dezember reiste Narbonne
auf drei Wochen an die Nordwestgrenze, wie wir wissen
zur Besichtigung der dort aufgestellten Armeen. Dass er
schon vor dieser Reise mit den Brissotins in Verhandlungen
gestanden hat, ist doch wohl anzunehmen. Es ist sogar
höchst wahrscheinlich, dass der wichtige Schritt vom 14.
Dezember von beiden Faktionen gemeinsam vorbereitet
wurde. Bedeutungsvoll meldete an diesem Tage Talleyrand
seinem Freunde Biron: wenn der Schritt, den der König
am 14. machen werde, von Erfolg begleitet sei, so wäre er
dazu angethan, ein neues System zu begründen 2 ). Erinnern
wir uns daran, welchen hervorragenden Anteil Lafayettes
Anhänger an der Einleitung dieses Ereignisses genommen
>) Bacourt, III, 276 f.
r ) Pallaia S. 10: „Si la demarche quo le Roi fait aujourd'hui,
se suit, eile est faite pour etablir un Systeme nouveau, et oomme
nous ne pouvons pas etre plus mal, il est fort tentant d'en
essayer. C'est peut-etre le seul moyen de remettre l'armee. u
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- 83 ^
haben, wie sie das Triumvirat zur Nachgiebigkeit gegen
die Legislative geradezu zwangen. Gleichsam zum Danke
für ihre Bemühungen befürworteten die Girondisten die
Gewährung des ausserordentlichen Fonds, den Narbonne ge-
fordert hatte, mit grosser Wärme. Wir werden sehen, dass
sie gerade diese Gelegenheit wählten, um in der National-
versammlung ihr kriegerisches Programm zu entwickeln.
Hierbei schlug auch Condorcet die oben erwähnte Adresse
vor; wenn diese zu den zwischen Brissotisten und Fayet-
tisten verabredeten Stücken gehört, sollte man da nicht
auch die anderen Reden, welche die Führer der Linken an
diesem Tage hielten, vor allen Brissots grosse Rede selbst,
dazu rechnen können?
Doch gehen wir wohl mit dieser Vermutung zu weit.
Es hat allerdings den Anschein, als wenn Talleyrand, Nar-
bonne und Frau von Stael in dieser Zeit in der auswärtigen
Frage gehorsam dem Banner der Girondisten zu folgen ge-
dachten. Den Bruch der allgemein verhassten Allianz mit
Oesterreich, dagegen die Anknüpfung neuer Bündnisse mit
England und Preussen, diesen grossartigen Umschwung in
den auswärtigen Beziehungen Frankreichs, den Brissots
Anhänger stürmisch forderten, versprach der Kriogsministcr
im Conseil zu befürworten und auch, wenn irgend möglich,
durchzusetzen 1 ).
Doch Lafayette, das eigentliche Parteihaupt, hielt sich
noch vorläufig vorsichtig im Hintergrunde. Er hat wohl
x ) Feuillet, V., 125. „On a ete plus loin, et on a arrete do
faire une allianee avec TAnghiterro et la Prusse. Brissot et
Claviere ont donne sur tela de grandes esperances" etc.; vgl. a.
Bacourt, III, 293. Lamarck meldot hier Mercy die Abreise
Talleyrands und Birous nach London. „Lea hommes", fährt er
fort, „qui ont provoque cette mission (eben Narbonne und seine
Freunde) diaent deja ä Paris qu'ils n'en esperent aueun succös,
raais qu'il fallait la tenter, afin de ne donner aueun sujet
de plaiutes contre le ininistere.*'
0»
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um die Beziehungen, welche Narbonne mit Brissot anknüpfte,
gewusst, sie auch wohl gebilligt, aber nicht persönlich daran
teilgenommen. Es entsprach seiner Natur, durch seine
Freunde entscheidende Wendungen in der Politik vorbe-
reiten zu lassen und ihre Entwicklung abzuwarten. Seinem
schwankenden Charakter fehlte die Neigung zur Initiative.
Die eigentliche Seele der Partei, die seinen Namen trug,
waren in unserer Zeit vorzüglich Narbonne und seine
Freundin Frau von Stael. Von ihnen ging eben jenes Pro-
gramm aus, das den nationalen Tendenzen der Legislative
Rechnung trug.
Man würde irren, wenn man in der Fühlung, die beide
mit den Führern der Linken zu gewinnen suchten, ein ent-
schiedenes Abschwenken der ganzen Partei Lafayettes zu
der Kriegspartei erblickte. Vorerst wurden zwischen den
beiden Fraktionen nur leichte Fäden herüber- und hinüber-
gesponnen, die erst unter dem Eindrucke einer Fülle späterer
Ereignisse erstarkten. Der provozierende Charakter der
Gironde, ihre radikalen, propagandistischen Tendenzen waren
vor der Hand Lafayettes Anhängern noch zu fremd.
Als das bedeutsame, charakteristische Moment der An-
näherung Narbonnes an die Brissotins wird man vielmehr
sein Bestreben betrachten, über die Kluft, die zwischen
Legislative und Regierung bisher gähnte, eine verbindende
Brücke zu schlagen und beide Gewalten zu gemeinsamer
Abwehr der reaktionären Gelüste zu vereinigen. In das
Ministerium, das sich bisher schroff ablehnend gegenüber
der nationalen Richtung, die die neue Volksvertretung be-
herrschte, verhalten hatte, war ein Element aufgenommen
worden, das mit Entschiedenheit die Berechtigung jener
Tendenz geltend machte. Der neue Kriegsminister suchte
die Opposition zu beruhigen, zu massigen, indem er für ihre
Forderungen, soweit sie billig schienen und den populären
Wünschen entsprachen, einzustehen sich verpflichtete. War
aber das neue System, das er damit in das Ministerium
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einzuführen wünschte, dem bisherigen nicht zu scharf ent-
gegengesetzt, als dass er hoffen konnte, durchzudringen,
ohne in den heftigsten Widerstreit mit dem Triumvirate zu
geraten ?
Da trat ein Ereignis ein, das die auswärtige Frage
in ein neues Stadium ihrer Entwicklung hinüberführte und
im Verhältnis seiner Bedeutung die bestehenden Gegensätze
noch verschärfte: ich meine das Eintreffen der Wiener
Dezembernote in Paris.
Bevor wir sie näher würdigen, unterziehen wir den
Boden, auf den sie wirken sollte, einer kurzen Betrachtung.
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Viertes Kapitel.
Mächtiger Aufschwung der Kriegspartei.
I.
System der Girondisten.
„Unsere Vorgänger schufen die Freiheit durch philoso-
phische Lehren und Volkserhebungen; wir haben sie durch
die Diplomatie und das Schwert zum Triumphe zu fuhren:
das ist die Aufgabe, die unserer Legislatur aufgespart wurde."
Mit diesen Worten wies Isnard der Gesetzgehenden Ver-
sammlung die Lösung der auswätigen Frage zu. 1 )
Die Konstituante hatte sich mit der Schöpfung einer
Verfassung zu beschäftigen gehabt und den Schwerpunkt
ihrer Thätigkeit in die Umgestaltung des inneren Frankreich
gelegt; die Blicke der Legislative dagegen wurden gleich bei
ihrem Eintritt nach aussen gezogen. Sie erkannte bald als
oberste Pflicht, den zahlreichen Gegnern der neuen Staats-
ordnung ihren Entschluss anzukündigen, das Werk der
Revolution allen Bedrohungen zum Trotz energisch zu ver-
teidigen.
Mit dem grössten Eifer bemächtigte sich eine kleine
Gruppe von Deputierten der Linken dieser Aufgabe. Sie
scharte sich um den Journalisten Brissot; bedeutende ora-
torische Talente, wie Vergniaud, Guadet, Isnard und Gensonne
i) A. p. 37, 545.
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gehörten ihr an. Namentlich zwei Momente stärkten ihre
Partei in wenigen Monaten so, dass man in ihren Führern
die Häupter der Legislative sah: erstlich die ihren Ideen
innewohnende aktuelle Bedeutung, sodann die für deren
Entfaltung günstige Richtung, welche die grossen Welt-
verhältnisse nahmen. Eben in diesen Ideen lebte und webte
die ganze Nation. Nur eine iStimmung, die sie, vielleicht in
schwächerer Abtönung, im Grunde der Volksseele vorfanden,
brachten die Girondisten zu kraftvollem, blühendem Ausdruck.
Seit langem ertrug es der stets lebendige französische
Nationalstolz nur mit tiefstem Unbehagen, dass das Vater-
land, das im Zeitalter Ludwigs XIV. eine glänzende Holle
in der Welt zu spielen berufen war, in den letzten Jahr-
zehnten allmählich von seiner Ruhmesstaffel heruntersank.
Man glaubte zu bemerken, dass Frankreich nur noch eine
Macht zweiten Ranges darstelle, der niemand die ihr ge-
bührende Achtung zolle.
Die Hauptschuld an diesem politischen Niedergang wurde
nicht mit Unrecht den schlimmen Wirkungen des Bündnis-
vertrages zugeschrioben, den die Bourbonen am 1. Mai 1756
mit Maria Theresia abgeschlossen hatten. Alle Vorteile der
Allianz, klagte man, seien auf österreichischer Seite gewesen.
Dagegen habe Frankreich, gekettet an einen Bundesgenossen,
der es seinen natürlichen Interessen entfremdete, Verlust
auf Verlust erlitten. Ungeheure Schätze, das Blut von Tau-
senden seiner Bürger, vor allem seine Kolonioen in Amerika
habe es im siebenjährigen Krieg für das Haus Habsburg
dahingeopfert. Wichtige Bundesgenossen, wie Polen und die
Türkei, seien von dem Ministerium Ludwigs XV. dem Wiener
Hofe preisgegeben worden.
Schon geraume Zeit vor dem Ausbruch der Revolution
hatten zwei Diplomaten, der Graf Broglie und der Publicist
Favier die Versailler Allianz als schweren politischen Fehler
gegeisselt. Und ohne Zweifel bildete die Unzufriedenheit
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der Nation mit jenem Bündnis eines der wesentlichen Momente,
die zu der grossen Umwälzung von 1789 den Anstoss 1 ) gaben.
Schon 1789 wurde die kleine wirksame Schrift Faviere
„Zweifel und Fragen betreffend den Vertrag von Versailles"
als Flugschrift verbreitet 8 ). In einem kurzen Nachwort
wurde den Generalständen dringend ans Herz gelegt, sie
sollten nicht vergessen, „dass die Hauptursache für den
politischen Niedergang Frankreichs in dem Allianztraktat
von 1756 wurzele." Sogar für die inneren Schäden des Landes
macht der Verfasser das Haus Habsburg verantwortlich.
Weil es wie Frankreichs böser Genius nicht allein die Diplo-
matie, sondern auch das ganze Ministerium unter seinem
Einfluss gehalten habe, sei in allen Teilen der französischen
Staatsverwaltung Unordnung eingerissen.
Die Konstituante hatte nicht die Müsse gefunden, sich
mit der auswärtigen Frage zu beschäftigen. Es lag auch
kein äusserer Anlass vor. Als aber Leopold die reaktionären
Bestrebungen, die sich gegen die Revolution wendeten,
durch die Erklärungen von Padua und Pillnitz unterstützen
zu wollen schien, da flammte in der öffentlichen Meinung
dor nationale Hass gegen das Haus Habsburg mächtig auf.
Und dieses gewaltigen Zündstoffes wussten sich dio
Girondisten trefllich zu bedienen. In allen Tonarten wieder-
holten sie in packenden Reden die Beschwerden, die das
Volk gegen den Wiener Hof vorbrachte. Immer wieder
legten sie den Finger in die schmerzenden Wunden, die der
Vertrag von 1756 in den Leib der Nation geschlagen hatte.
Sie forderten laut seinen Bruch. Denn nicht aus dem natür-
lichen Bedürfnisse zweier Völker, sondern aus dem parti-
kularen Interesse zweier Dynastieen sei er entsprungen.
„Man sieht leicht ein", erklärte Vergniaud, „der Bruch
1 ) Ranke, Ursprung und Beginn der Revolutionskriege,
S. 111; vgl. S. 5(5.
2 ) Exemplar der Königl. Bibliothek zu Berlin: Ql. 4952.
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dieses Bündnisses bedeutet eine Revolution, die für Europa,
wie für Frankreich ebenso notwendig ist, als es für unsere
innere Wiedergeburt die Zertrümmerung der Bastille war."
Dagegen verlangten die Brissotisten nach Bündnissen
mit England, Preusscn und Holland. Vornehmlich sei Eng-
land als der natürliche Bundesgenosse Frankreichs zu be-
trachten. Denn den despotisch regierten Ländern gegenüber
müssten die freien Völker Hand in Hand gehen. „Die
Natur der Dingo beruft Frankreich und England zu einem
brüderlichen, dauerhaften Bündnis; wird es doch nicht aus
Familienrücksichten (convenances de famille), sondern auf
ewigen Grundsätzen und gemeinschaftlichen Interessen ge-
gründet werden." Ueber dem starken Gemeinschaftsgefühl,
das die freiheitliche Verfassungsform gab, vergass man in
Frankreich für kurze Zeit den nationalen Gegensatz, der
beide Völker bald darauf wieder auf mehr als zwei Jahr-
zehnte entzweien sollte.
Ueberhaupt hatten die Girondisten eine deutliche Vor-
stellung, ein feines, Uberaus scharfes Empfinden für den
prinzipiellen Widerstreit, der sich zwischen dem aus der
Revolution herausgeborenen Frankreich und dem übrigen
Europa erhoben hatte. „Eure Konstitution ist den abso-
lutistischen Thronen ein ewiger Fluch. Alle Könige müssen
sie hassen!", rief Brissot warnend aus. Zwischen der
Tj r rannei und der Freiheit könne es keinen Pakt geben.
Das Uebelwollen der fremden Mächte gegen Frankreich
breche aus den Antworten hervor, die sie Ludwig XVI. auf
seine Mitteilung von der Annahme der Verfassung hätten
zugehen lassen. Die Monarchie werde dort überall aner-
kannt, die Souveränität des Volkes aber geflissentlich mit
Stillschweigen übergangen.
Wie wurde dieses Misstrauen in die Intentionen der
fremden Höfe noch durch den Zweifel an der Gesinnung des
Hofes gesteigert! Dass die beiden der Revolution feindlichen
Wogen sich suchen und das unglückliche Volk unter ihren
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— 90 —
Fluten begraben könnten, das war ein Schreckbild, das die
Bevölkerung mit zunehmender Angst peinigte. Ihre Be-
fürchtungen suchten die Drohungen der Emigranten und die
Aufreizungen der Girondisten lebendig zu erhalten. Brissots
Parteigänger stellten es eben als ein Ding der Unmöglich-
keit hin, dass das neu gewordene Frankreich mit dem in
altabsoluten Institutionen befangenen Europa in Frieden
auskommen könne, doch nicht allein weil sie den Krieg für
unvermeidlich hielten, sondern hauptsächlich, weil sie ihn
von ganzer Seele wünschten.
Glücklich vollzogene staatliche Umwälzungen pflegen
die Völker mit einem übermächtigen Kraftgefühl zu erfüllen.
Es entwickelt sich dann leicht im Inneren eine Tendenz, die
jugendlich überschäumende Stärke nach aussen hin zu ent-
falten. So war es in England gewesen, als es sich unter
Cromwells Führung gegen das im Welthandel rivalisierende
Holland wandte. Wie mächtig mussten sich erst die kriege-
rischen Neigungen in einer Nation regen, die immer nach
einer herrschenden Stellung im europäischen Staatenverband
getrachtet, sie lange inne gehabt hatte und sich schliesslich
von ihrer stolzen Höhe herabgestürzt sah. Wie verheißungs-
voll klangen da Isnards Worte in allen französischen Herzen
nach: „Die Franzosen sind im Begriffe, das hervorragendste
Volk des Weltalls zu werden: seine Haltung möge seiner
neuen Bestimmung entsprechen. Schon als Sklave war es
gross und unerschrocken; wie sollte es in der Freiheit
schwach und furchtsam sein!"
Und in den Wunsch, die eigene Nation gegenüber dem
Auslande zur Geltung zu bringen, mischte sich eine fast
unbezwingliche Lust, für die Grundsätze der Revolution
Propaganda zu machen. Man wünschte den Völkern, die
noch unter dem Joche des Despotismus seufzten, das Evan-
gelium der Freiheit und Gleichheit zu predigen, sie mit den
Idealen Rousseaus zu beglücken. Zehn Millionen Franzosen,
meinte drohend ein Redner, würden, wenn man sie reize,
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von der feurigen Glut der Freiheit beseelt, das Antlitz der
Welt umwandeln können und die Tyrannen auf ihren thöner-
nen Thronen erzittern machen.
Zu den propagandistischen Neigungen gesellte sich die
Ueberzeugung, dass ein auswärtiger Krieg die Revolution
vor drohender Entartung schützen werde. Von den An-
strengungen und Opfern, die der Kampf um die Freiheit
kosten werde, erwartete man eine Stählung, eine Veredlung
des Volkscharakters. Brissot war tief davon durchdrungen,
dass eine Nation, die ein Jahrtausend in den Banden der
Knechtschaft geschmachtet habe, nach der Erlangung poli-
tischer Rechte des Krieges bedürfe. Er sei notwendig, um
die Revolution zu befestigen, um sie von den Flecken des
Despotismus zu reinigen, um aus ihrem Schosse die Menschen,
die sie verderben könnten, verschwinden zu lassen. Isnard
verwies einmal auf das Beispiel Roms. Es habe eine
ähnliche Politik befolgt. Wenn der Staat von inneren
Stürmen bedroht wurde, habe der Senat fern von der Heimat
in fremden Ländern einen Krieg führen lassen: aus dieser
heilsamen Ablenkung entsprang dann der Friede im Vater-
lande und im Auslande glorreicho Siege über den Feind.
Als ein Moment von nicht zu unterschätzender Be-
deutung für das Anwachsen der kriegerischen Tendenzen
ist die finanzielle Notlage anzusehen, in der sich der franzö-
sische Staat nun schon soit langer Zeit befand. Auch die
Konstituante hatte keine Abhilfe zu schaffen gewusst. Es kam
hinzu, dass die Steuern, die sie ausgeschrieben hatte — und sie
hatte sich auf die notwendigsten beschränkt — nur un-
vollständig einkamen. Es stellte sich auch hierbei ein
grosser Fehlbetrag heraus. Die Assignaten waren bedeutend
gesunken und verloren von Monat zu Monat im Kurse; ein
Staatsbankrott schien unausbleiblich. Der ungeheure Auf-
wand, den die militärischen Rüstungen erforderten, drohte
die Katastrophe zu beschleunigen. Man fürchtete, dass die
Gegenrevolutionäre nur auf ihr Hereinbrechen warteten, in
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- 02 -
der Hoffnung, das durch die wirtschaftliche Krisis mürbe
gewordene Volk werde zu nachhaltigem Widerstande un-
fähig sein.
Darum war Brissots Partei für unverzüglichen Krieg.
„Ist es nicht augenscheinlich", fragte Vergniaud, „dass euer
Staatsschatz einen Krieg, der sich nur auf immerwährendes
Rüsten beschränkt, nicht lange aushalten wird? Der Tag
seiner völligen Erschöpfung würde wohl auch den letzten für
Verfassung und Freiheit bedeuten. Fortdauernde Unruhe
und trübe Schreckensprophezeiungen sind tausend Mal
fürchterlicher als Krieg. Ist doch die Lage, in der ihr
euch gegenwärtig befindet, ein Zustand wahrhafter Destruktion,
der euch nur zu Schimpf und Schande führen kann. Zu
den Waffen also, zu den Waffen; das Heil und die Ehre
des Vaterlandes fordern es gebieterisch."
Die prahlerischen Drohungen der Emigration, die zwei-
deutige Haltung des Hofes und der fremden Mächte, die
baldige Erschöpfung des Staatskredites, das religiöse Schisma
und die zunehmende Unordnung im Lande, das alles waren
böse Anzeichen, die den Bestand der neuen Regierungsform
mindestens zweifelhaft erscheinen liossen. Und diese Unge-
wissheit, ob sich die Staatsordnung der Revolution behaupten
werde oder nicht, machte ihren lähmenden Einfluss auf das
ganze Lebensgetriebe der Nation geltend: sie hielt Frankreich
in einem Zustande wirtschaftlicher Stagnation, fortwährender
Krisis, der auf Handel und Wandel drückend lastete 1 ).
>) Vgl. hierzu: Vergniauds Adresse vom 27. XII. 1701.
Montteur No. 11, 1702. Vgl. a. Stael - Holstein, S. 251,
Morris, I, 500. Montmorin berichtet am lß. II. 02. au Mercy
(Wien. Archiv) „La banquoroutc (et tous les maux, qui en resul-
teront) est a la portc; eile no peut manquer d'eclater d'ici a
trois mois, et e'est, je orois (rette certitudo qui a fait prendre lo
ton si guerroyant aux rhefs aetuels de TAssemblee.-' Vergl. a.
Aulard, Club des Jaeobins, III, 377 ff. Adresse des Pariser
Jakobinerklubs an die Tochtergesellschaften v. 15. Februar 1702.
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Allem Unheil hofften die Girondisten durch eine schleunige
Kriegserklärung ein Ziel zu setzen. In diesem Sinne sagte
Brissot schon im Dezember: „Der Krieg ist im gegen-
wärtigen Augenblick eine Wohlthat für unser Vaterland."
Auch aus taktischen Gründen forderten sie die mög-
lichste Beschleunigung des Krieges. Sie wünschten dadurch
einerseits einen Vorteil über den noch unvorbereiteten Feind
zu gewinnen. Eine plötzliche Invasion der österreichischen
Niederlande erschien ihnen vielversprechend, sie wussten,
dass sich dort die Einwohner nach Befreiung von dem Joch
der habsburgischen Herrschaft sehnten. Auf der anderen
Seite war es eine ausgemachte Sache, dass man den Feind
nicht in die Heimat dringen lassen dürfe, wo alles noch
gährte, wo die zahlreichen Widersacher der Konstitution
sich den fremden Heeren als Helfershelfer beigesellen würden.
Gensonne* und mancher andere beriefen sich hier auf
die Politik Friedrichs des Grossen beim Ausbruch des
siebenjährigen Krieges: „In einer ähnlichen Lage überwand
•ein König, dessen Talente allein seine Willkürherrschaft
entschuldigen können, Friedrich der Grosse, die Ränke der
Ligue, die der Wiener Hof gegen ihn gebildet hatte, nur
dadurch, dass er ihren Streichen rechtzeitig zuvorkam. Er
kannte nicht, wie wir, durch authentische Aktenstücke die
Koalition, die ihn bedrohte; sein schneller und plötzlicher
Einmarsch sicherte auf seinem Haupte die Krone, die ihm
der geringste Aufschub hätte rauben können."
Noch hatten Brissots Parteigänger nicht die Gelegen-
heit gefunden, ihr System in dieser scharfen Ausprägung
der Nationalversammlung vorzutragen. Hier und da wurde
ein Ansatz dazu gemacht. Wir sahen aber, wie die radi-
kalen Vorschläge, die Isnard bei der Erörterung des Priester-
gesetzes vorbrachte, von der Majorität entschieden zurück-
gewiesen wurden.
Da traf in den letzten Tagcu des Dezember aus Wien
eine Note ein, deren Inhalt alles in die gewaltigste Auf-
- 04 -
regung versetzte. Es zeigte sich, dass es nur eines geringen
Anstosses bedurfte, um die schlummernden nationalen Im-
pulse zu erwecken.
II.
Die Wiener Note vom 21. Dezember.
Nach der Annahme der Konstitution durch Ludwig XVI.
glaubte sich der Wiener Hof zur Ruhe begeben zu können.
Man hatte sich durch die Erklärungen von Padua und
Pillnitz fast zu weit vorgewagt. Man fühlte das und war
herzlich froh, sich jetzt auf gute Art zurückziehen zu
dürfen 1 ), eine Stimmung, die sich bald in zwei offiziellen
Noten der Wiener Kanzlei ankündigte: am 23. Oktober be-
glückwünschte Leopold den französischen König zu der An-
nahme der Verfassung; am 12. November erliess Kaunitz
an die fremden Höfe ein Rundschreiben, worin er ausführte,
dass die Lage in Frankreich zu der Hoffnung berechtige,
es würden sich auch ohne die Dazwischenkunft des Aus-'
landes die Dinge für das Königspaar freundlicher gestalten.
Statt des ursprünglich geplanten aktiven Konzertes sollten
sich die europäischen Mächte vorläufig mit einer abwartenden
Haltung begnügen 2 ).
Man hatte in Wien nicht die geringste Neigung, sich
von dem Strudel der Revolution ergreifen zu lassen, schon
wegen der orientalischen Frage, die noch ihrer Lösung
harrte. Man wollte vor den Gelüsten Russlands im Osten
auf der Hut sein 3 ). Das Ansinnen Marie Antoinettes, der
Kaiser solle sobald wie möglich einen bewaffneten Kongress
an der französischen Grenze versammeln, wies der Staats-
l ) Vivenot, I, 251». Vgl. für den ganzen Abschnitt: Lenz,
Pr. Jahrb. Bd. 78, S. 273 ff.
») a. a. O. I, 270 f.
3 ) a. a. O. I, 5G1.
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kanzler als absurd und unausführbar zurück 1 ). Und noch
unverblümter fertigte Leopold die unsinnigen Forderungen
der Emigranten ab. In den österreichischen Niederlanden
Hess er sie einer strengen Aufsicht unterwerfen; er gab
ihnen deutlich zu verstehen, sie würden am besten thun,
wenn sie ohne Säumen in ihre Heimat zurückkehrten*). So
erfüllte er eigentlich jetzt die Bitten, die die Häupter der
Fcuillants im August an ihn gerichtet hatten: er kümmerte
sich nicht um die Emigranten und erkannte die französische
Verfassung an.
Wenn Kaunitz sich dem Wunsche Marie Antoinettes,
die Konstitution umzustürzen, versagte, so leitete ihn bei
seiner Weigerung der österreichische Staatsgedanke: Gerade
das Haus Habsburg, meinte er, werde aus der Erhaltung
der gegenwärtigen Staatsordnung in Frankreich den grössten
Nutzen ziehen. Habe doch die Erfahrung seit mehr als
einem Jahrhuudert erwiesen, — so erklärte der Staats-
kanzler einem vertrauten Freunde 3 ) — wie gefährlich das
Uebergewicht Frankreichs unter einem absoluten Monarchen
für Oesterreich sei. Nichts sei also zur Sicherung der
kaiserlichen Erblande wünschenswerter, als der Zustand der
Schwächung, in dem jetzt Frankreich durch seine konsti-
tutionelle Verfassung gehalten werde. Um es in Zukunft
von kriegerischen Unternehmungen abzuhalten, müsse der
Wiener Hof für den Bestand eben dieser Verfassung sorgen
und weder den Emigranten noch den Republikanern ge-
statten, sie zu vernichten.
Frankreich sollte also wie Polen sich in Auflösung und
Anarchie innerlich abspannen und verzehren, wie dieses
unglückliche Reich sollte es für die Fragen der europäischen
Politik ein nichtiger, bedeutungsloser Faktor werden. So
') a. a. O. I, 5^9 f. Kaunitz an Mercy d. 11. XI. 1791.
a ) Feuillet, IV, 217.
3 ) Vivenot, I, 275. Kaunitz an L. Cobenzl. 12. XI. 1791.
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-96-
wollte es wenigstens das Wiener Kabinett. Man sieht klar,
so unrecht hatte die Volksstiimne nicht, wenn sie in dem
Hause Habsburg Frankreichs bösen Genius witterte. Der
alte Gegensatz zwischen beiden Mächten, der viele Menschen-
alter Uberdauert hatte, hatte auch nach ihrer Allianz vom
Jahre 1756 heimlich fortgewirkt. Jetzt kam er wiederum
beiden Teilen zum Bewusstsein.
Vorzüglich war es jener Grundgedanke der Wiener
Politik, Frankreich durch die Erhaltung seiner repräsen-
tativen Verfassung dauernd zu lähmen, der Ende Dezember
dem Staatskanzler den Antrieb gab, sich aufs neue in die
Revolution zu mischen.
Mit wachsendem Verdruss hatte er die Thätigkoit der
jungen Legislative verfolgt. Er missbilligte, wie die Führer
der Feuillants, ihr Emigranten- und ihr Priestergesetz. Als
sie nun gar dem Auslande gegenüber eine herrische Sprache
annahm, als sie sich in der Botschaft an Ludwig XVI.
energisch gegen die rheinischen Kurfürsten wendete, da
hielt es Kaunitz für geboten, von Wien aus gegen „die
mutwilligen Ausfälle und Anschläge der französischen
Demokraten" zu demonstrieren. Er besorgte das Uebcr-
gewicht republikanischer Bestrebungen, das Unterliegen der
gemässigten Parteien und dadurch eine ernstliche Gefährdung
der bourbonischen Monarchie. Die seit der Annahme der
Verfassung vom Kaiser geübte Zurückhaltung musste auf-
hören, sobald sich in Frankreich nicht mehr die beiden
Faktoren, Königtum und Demokratie, die Wage hielten,
sobald diese über jenes völlig die Oberhand zu gewinnen
schien. Denn dann wäre jener Zustand der Schwebe, der
gegenseitigen Neutralisierung der inneren Kräfte, wie ihn
Kaunitz in Frankreich zum Wohle Oesterreichs wünschte,
aufgehoben worden 1 ). Einer solchen Störuug seines wohl
l ) Vgl. Lenz, a. a. O., S. 294 f.
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_ 97 _
kalkulierten politischen Rechenexempels wollte er rechtzeitig
vorbeugen.
Er dachte also darauf seinen Freunden, den Häuptern
der Feuillants, sobald als möglich hilfreich beizuspringen.
Denn „eine längere Duldung des Uebermutes der National-
versammlung" könnte „eine solche Mutlosigkeit und Unter-
drückung der massig gesinnten Parteien nach sich ziehen,
welche die geschöpften Hoffnungen einer freiwilligen Ver-
besserung der französischen Angelegenheiten, wo nicht ver-
eitelte, doch um vieles zurücksetzte. 4 * 1 )
Und so setzte denn Kaunitz wiederum den Hebel an
der Stelle ein, wo er im letzten Sommer so grossen Erfolg
erzielt zu haben glaubte. Bei der „evidenten Unvermögen-
heit der französischen Regierung, sich in äussere Kriegs-
händel einzulassen," hielt er es für ein Leichtes, durch eine
entschiedene Kundgebung dem unruhigen Thatendrang der
Legislative einen Dämpfer aufzusetzen. Für ganz besonders
durchgreifend hielt er die Drohung mit dem Vereine der
europäischen Mächte. Noch Mitte November hatte er in
der Freude über die vermeinte glückliche Lösung der fran-
zösischen Wirren geschrieben: „Alle Nationen schreiben
diese Wendung zum besseren der Furcht zu, dass das all-
gemeine Konzert sich früher oder später herstellen könnte
und der Besorgnis vor den ausserordentlichen Wirren, in
welche seine Verwirklichung die neue Verwaltung bei
dem zerrütteten Zustande der Finanzen und des französischen
Heeres stürzen würde. 8 )
Die Massregeln, die Kaunitz gegen Frankreich er-
greifen wollte, gründeten sich auf eine tiefe Geringschätzung
der Kräfte des Gegners. Er glaubte ihn in einer politischen
Ohnmacht ohne Gleichen begriffen. 8 )
l ) Vivenot, I, 314.
a ) Vivenot, I, 273. Vgl. a. I, 204.
*) Feuillet, V, 46, 53, 80. Aeusserungen Leopolda Ober
die Dezembern ote zu seiner Schwester Marie Christino.
Gl »fau, Die frana. LoginUtive. 7
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- 981 -
Der Wunsch, den Gemässigten und dem Königspaare
wieder aufzuhelfen, die Absicht, Frankreich in einer dem
Wiener Hofe bequemen Schwächung zu erhalten, die gründ-
liche Verkennung seiner politischen Machtmittel sind die
Gesichtspunkte, aus denen Kaunitz die verhängnisvolle
Note vom 21. Dezember an das französische Ministerium
erliess.
Als die Lameths den König zum Gebrauche des Veto
gegen das Emigrantengesetz bestimmten, glaubten sie
wenigstens für die Zerstreuung der Rebellen in den Gebieten
der angrenzenden Fürsten sorgen zu müssen. Wie an die
geistlichen Kurfürsten, richtete ihr Freund Delessart auf
ihr Betreiben auch an den Wiener Hof eine Note, in der er
höflich den Kaiser ersuchte, als Oberhaupt des Reiches und
und Bundesgenosse Frankreichs bei den Erzbischöfen von
Mainz und Trier dahin zu wirken, dass sie die Emigranten-
haufen auflösten 1 ). Wir wissen, die beiden Kurfürsten
hatten auf die Requisitionen der französischen Regierung
nur ausweichend geantwortet, insbesondere der von Trier.
Unter Beteuerung seiner Unschuld hatte er sich an den
Kaiser gewendet und dessen Schutz gegen die drohende
Haltung der Nationalversammlung angerufen.
Statt diesen Kurfürsten, der offenbar in seinem Hasse
gegen die Revolution die gerechtfertigten Beschwerden
Frankreichs barsch zurückgewiesen hatte — selbstLudwigX VI.
nennt in einem vertraulichen Schreiben seine Antwort eine
Persiflage 2 ) — zur Erfüllung seiner Pflicht öffentlich an-
zuhalten, nahm Kaunitz vielmehr die Gelegenheit wahr, der
Legislative eine derbe Lektion zu erteilen. Fast einen
Monat hatte er Delessarts Note unbeantwortet gelassen;
jetzt bot sie ihm den willkommenen Vorwand, um den
Franzosen einmal gründlich die Wahrheit zu sagen.
>) J. A. Reusa, Tcutsche Staatskanzley, Bd. 36, 111 f.
14. November 1791.
*) FeuUlet, IV, 299: Vivenot, I, 354.
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- 99 -
In dem Offlze vom 21. Dezember ergriff er die Partei
des Erzbischofs von Trier. Derselbe versichere, dass er
wie der Kaiser in den Niederlanden gegen die Emigranten
vorgegangen sei; damit habe er also den französischen
Forderungen Genüge gethan; er habe vielmehr Ursache,
sich seinerseits Über den Nachbarstaat zu beschweren,
dessen Grenzbewohner seine ünterthanen mit allerlei
Gewaltsamkeiten bedrohten.
Der Staatskanzler tritt dieser Klage des Kurfürsten
bei. Sie giebt ihm zu einer scharfen Kritik der franzo-
sischen Zustande Anlass.
Der Kaiser sei zwar von den guten Absichten
Ludwigs XVI. überzeugt, ebenso von dem „sehr grossen
Interesse" der französischen Regierung, nicht alle europäischen
Souveräne gegen sich aufzubringen durch Ausschreitungen
gegen irgend einen derselben. Aber sie sei leider nicht
immer im Stande, die Befolgung ihrer Befehle bei den ihr
unterstehenden Behörden durchzusetzen. Sie könne also
den Nachbarstaaten nicht dafür bürgen, dass sie nicht
durch Uebergriffe von französischer Seite gefährdet würden.
Auch seiner Unzufriedenheit mit der neuerlichen Ent-
wicklung der Dinge in Frankreich giebt Kaunitz Ausdruck:
jeder Tag lehre, wie wenig man dort auf den Bestand und
das Ueberwiegen gemässigter Grundsätze rechnen könne.
Daher sehe sich der Kaiser genötigt im Interesse des
deutschen Reiches und zum Schutze seiner Niederlande dem
dortigen Generalkommandanten, dem Marschall Bender,
den Befehl zu erteilen, ohne Säumen dem Kurfürsten von
Trier zu Hilfe zu eilen, sobald er durch einen Einfall aus
dem französischen Gebiete bedroht werde.
Dieser Warnung hoffte der Kanzler den wirksamsten
Nachdruck zu verleihen, wenn er mahnend auf den Verein
der Mächte hinwies, der sich gegen Frankreich „zur Auf-
rechterhaltung der öffentlichen Ruhe und im Interesse der
Sicherheit und der Ehre der Kronen" gebildet habe.
7*
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— 100 —
Die Wiener Note war knapp gefasst und in gebieteri-
schem Tone gehalten. Mit emporgezogenen Brauen gleichsam
hielt Kaunitz der französischen Nation eine Strafpredigt 1 ).
Der greise Diplomat ahnte nicht, wie schlecht der Zeit-
punkt für eine solche Sprache gewählt war. Gerade den
Radikalen, die er damit niederzuschmettern wünschte, gaben
seine Ausfalle eine stärkere Konsistenz; dem revolutionären
Geist, der sich nach aussen zu entfalten strebte, bahnte er-
einen willkommenen Ausweg.
Anstatt dass Bestürzung und Zagen in der französischen
Bevölkerung, wie Kaunitz erwartete, Platz griffen, rief seine
drohende Note, indem sie fast in jeder Zeile das rege
Nationalgefühl empfindlich verletzte, allgemeine Entrüstung
hervor. Erst vor einer Woche, am 24. Dezember, hatte
der Minister des Auswärtigen der Nationalversammlung ein
Schreiben des Kaiseis mitgeteilt, das grosses Aergernis her-
vorrief. Hier forderte Leopold im Namen des Reiches die
Wiedereinsetzung der aus ihren Besitzungen im Elsass ver-
drängten Fürsten 8 ).
Schon seit dem August 1789 wurden über diese An-
gelegenheit langwierige Verhandlungen zwischen Deutsch-
land und Frankreich geführt. Letzteres erkannte an, dass
es jene Fürsten zu entschädigen habe, war aber keineswegs
gewillt, in den elsässischen Gebieten, wie der deutsche
Reichstag verlangte, die bisherigen feudalen Ordnungen noch
ferner bestehen zu lassen. Wurden doch durch die neue
Verfassung allen Bewohnern Frankreichs die gleichen poli-
tischen Rechte garantiert; es wäre ungerecht gewesen, hätte
man einzelne Bezirke in den Fesseln der alten Lehensver-
») Vivenot, I, 308 f. Kaunitz an Reusa, d. 4. I. 1792.
Vgl. a. I, 314.
') A. p. 36, 352 ff.; Vivenot, I, 287 f.
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— 101 —
fassung schmachten lassen; das ganze Land sollte gleich-
massigen Anteil an den Wohlthaten der Revolution nehmen 1 ).
Leopold aber drang im Namen des Reiches auf die
strikte Ausfuhrung der Bestimmungen des Westfälischen
Friedens. Eine Verletzung derselben, wie sie durch die
Uebergriffe der Revolution im Elsass begangen war, wollte
er mit den Reichsständen nicht dulden. Das Anerbieten
der französischen Regierung, die verletzteu Fürsten durch
ansehnliche Geldsuromen zu entschädigen, wies er zurück.
Schon in dieser Frage erhob sich eine bedenkliche Differenz
zwischen dem revolutionären Frankreich und seinem Nach-
barn, der zähe an den Uberlieferten lehensrechtlichen Insti-
tutionen festhalten wollte.
Doch die Angelegenheit der depossedierten Fürsten
sollte immer eine untergeordnete Rolle spielen; durch die
Dezembernote wurde eine Frage von viel grösserer Trag-
weite in Fluss gebracht: Sollte sich Frankreich dem dort
angekündigten Vereine der Mächte fügen, oder sollte es ihn
als Versuch, seine Selbständigkeit anzutasten, von sich
weisen?
Zahlreiche Augenzeugen haben uns die mächtige Er-
regung geschildert, die das kaiserliche Office in Paris her-
rief*). Man glaubte nicht anders, als dass Leopold die
Sache der Emigranten zu der seinen machen wolle. Die
dem Erzbischof zugebilligte Hilfe betrachtete man nur als den
Vorwand für weitere Operationen, die der Wiener Hof in
der Stille zu Gunsten einer Gegenrevolution getroffen hatte.
Gerade in dieser Zeit verbreitete sich, wahrscheinlich von
den Emigranten ausgesprengt, das beunruhigende Gerücht,
in Aachen werde sich demnächst ein europäischer Kongress
l ) M. Lenz, Preuss. Jahrb. Bd. 70, S. 677. „Ein deutscher
Kleinstaat in der französischen Revolution."
a )2Bacourt, IH, 282; Arneth, S. 277 f.; Stael-Holstein,
S. 243, 246, 248. Memoires d'un homme d'Ütat I, 195 ff.
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zusammenfinden, om durchgreifende Aenderungen an der
französischen Konstitution vorzunehmen, die dem Lande
nötigenfalls mit Waffengewalt aufgezwungen werden sollten.
Man fürchtete in Frankreich, dass die Ankündigung des
Konzertes in der Dezembernote nur das Signal für den in
Bälde zu versammelnden Kongress bedeute, dass Leopold
sich damit also offen an die Spitze der gegen die Revolution
gerichteten Bestrebungen stellen wollte.
Wie loderte da die Flamme des lange verhaltenen
nationalen Hasses gegen Oesterreich auf, als es sich zum
Hort der Gegenrevolution, zum Unterdrücker der politischen
Freiheit aufzuwerfen schien.
Selbst den friedliebenden Führern der Feuillants, dem
Triumvirate, missfiel die schneidige Kundgebung des Wiener
Hofes. Auch sie wurden an dem Kaiser, dem sie eine
durchaus friedliche Gesinnung zutrauton, eine Zeit lang irre.
In der Depesche vom J4. November hatte Delessart aus-
drücklich auf die gefährliche Stimmung der französischen
Bevölkerung aufmerksam gemacht: „Es handelt sich darum,
die Gemüter zu beruhigen; sie sind aufgeregt, gereizt durch
alles, was die Emigranten über ihre Invasionsprojekte ver-
breiten, wie Uber den Beistand, dessen sie sich vorgeblich
rühmen." Statt aber der französischen Regierung zu Hilfe
zu kommen und die deutschen Kurfürsten zur Auflösung
der Auswandererscharen anzuhalten, sagte der Wiener Hof
dem Erzbischof von Trier, der sich offenbar ins Unrecht
gesetzt hatte, seinen Schutz zu. Delessart hielt dem öster-
reichischen Geschäftsträger in Paris gegenüber mit seinem
Unmute nicht zurück. Er führte bittere Klage Uber die
zweifelhafte Haltung des Kaisers; derselbe habe sich nicht
so betragen, wie man von ihm als einem Bundesgenossen
erwartet habe. Er stellte die Auflösung der Allianz von
1756 in Aussicht; für Frankreich entstehe nunmehr die Not-
wendigkeit, sich nach neuen Verbündeten umzusehen,
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- 103 _
♦
selbst wenn sie mit grossen Opfern gewonnen werden
müssten 1 ).
Der schwere Fehler, den Kaunitz ohne Zweifel mit der
Dezembernote beging, resultierte aus dem falschen Bilde,
das er sich von der allgemeinen Lage in Frankreich machte.
Vergegenwärtigen wir es uns recht, so stossen wir hier auf
den Grundirrtum seiner französischen Politik; er sollte im
Verlaufe weniger Monate den grossen Konflikt zwischen der
Revolution und Europa heraufführen.
Eine starke nationale Bewegung war als neuer Lebens-
keim aus dem revolutionären Boden hervorgesprosssen. Es
regte sich in dem französischen Volke immer heftiger das
Verlangen, eine seinem Werte angemessene Stellung unter
den europäischen Mächten wiederzuerobern ; sein jugend-
frisches Kraftgefühl drängte nach äusserer Bethätigung.
Mit diesem neuen politischen Faktor wusste der greise öster-
reichische Staatsmann nicht zu rechnen. Er übersah den
Umschwung, der sich seit dem Ende der vorigen National-
versammlung unter seinem Eindruck in Frankreich voll-
zogen hatte; er glaubte, die selbsbewusste Sprache, welche
die Legislative dem Auslande gegenüber führte, leicht durch
Drohungen zum Schweigen zu bringen. Aber dieses Mal
glückte es ihm nicht so, wie im verflossenen Sommer mit
der ermüdeten Konstituante.
Schon damals hatte er den ursächlichen Zusammen-
hang der Ereignisse nicht richtig erfasst. Die rückläufige
Bewegung, welche die Lameths im Juli einleiteten, ging
nicht, wie er meinte, auf die Einwirkung der Paduaner
Deklaration zurück; sie entsprang vielmehr als selbständige
Strömung dem veränderten Charakter, den die konstitutionelle
Partei seit dem Fluchtversuch angenommen hatte. Durch
die Erklärungen Leopolds dagegen wurde sie eher erschwert
und gehindert als gefördert. Denn die fremde Einmischung
l ) Blumendorf an Mercy, 5. I. 1792 (Wiener Archiv).
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brachte die Parteiführer in den Verdacht des Einverständ-
nisses mit dem Auslande. Wenn die Feuillants damals mit
dem Wiener Hofe in Unterhandlungen traten, so wünschten
sie eben jene Einmischung auf gütliche Weise zu entfernen.
Sie gedachten damit die Besorgnis des Volkes, als sei es
von ihnen auf eine völlige Gegenrevolution im Bunde mit
den fremden Mächten und den Emigranten abgesehen, zu
beruhigen, um alsdann die ehedem gescheiterten Modi-
fikationsbestrebungen wieder aufzunehmen.
Aber gerade ihre ängstlichen Negoziationen bestärkten
den Wiener Hof in seiner irrtümlichen Auffassung, als sei
allein seiner Einwirkung die Niederwerfung der republi-
kanischen Faktion auf dem Marsfelde und das Aufkommen
gemässigter Tendenzen zuzuschreiben. Wie natürlich, dass
Kaunitz nun, sobald radikale Elemente in der Legislative
die Herrschaft an sich zu reissen und den Bestand der
monarchischen Verfassung in Frage zu stellen schienen,
wiederum durch die Intervention des kaiserlichen Kabinetts
den Dingen in Frankreich einen ruhigeren Lauf zu geben
hoffte.
Dabei traf er jedoch auf eine Situation, wie sie seinen
Erwartungen durchaus nicht entsprach. Es waren nicht so-
wohl, wie er aus der Ferne wähnte, republikanische, als
nationale Tendenzen, die die junge Legislative belebten.
Indem er sich anschickte, sie durch beleidigende Drohung
zu bekämpfen, rief er eine Steigerung derselben hervor; er
entband sie von den Schranken, die sie bisher mit Mühe im
Zaume gehalten hatten, und schürzte damit selbst den Knoten
in dem bewegten Drama der Kriegsfrage.
in.
Die Januardebatten über die Dezembernote." 1
Schon vor dem Eintreffen der Wiener Note sorgten
Brissots Parteigenossen dafür, dass die Blicke der Legis-
lative auf die auswärtige Frage gerichtet blieben.
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— 105 —
Am 25. Dezember präsentierte ihr Anhänger Louvet
der Nationalversammlung eine Petition, die zur Erhebung
der Anklage gegen die Brüder des Königs und die übrigen
Häupter der Emigranten aufforderte 1 ). Isnard stellte so-
gleich in aller Form einen dahin gehenden Antrag. Doch
hatte er mit seinem stürmischen Vorgehen zunächst wenig
Glück. Die Mehrheit der Abgeordneten war für die Ver-
tagung der Angelegenheit. Grangeneuve machte noch
einen vergeblichen Versuch, die Legislative zu einem
Dekret fortzureissen ; Guadet war indes einsichtig genug,
nunmehr im Namen seiner Partei, den Aufschub der Dis-
kussion bis zum 1. Januar zu verlangen.
Eine ähnliche Zurückhaltung zeigte die Majorität der
Nationalversammlung wenige Tage später gegenüber den
radikalen Anträgen der Führer der Linken. Wir haben
schon erwähnt, mit welchem Eifer die Girondisten für die
Bewilligung des von Narbonne gelorderten ausserordent-
lichen Fonds eintraten. Sie benutzten diese Gelegenheit,
den Abgeordneten ihr kriegerisches Programm zu ent-
wickeln. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier die
grosse Rede Brissots vom 29. Dezember. Nach einem
Ueberblick über die politische Lage der einzelnen euro-
päischen Mächte kommt er zu dem Schlüsse, dass alle, der
Kaiser nicht ausgenommen, bei dem wenig befriedigenden
Zustande ihrer Finanzen und der Unzufriedenheit ihrer
Unterthanen triftige Gründe hätten, Ruhe und Frieden zu
halten *). Das vielberufene Konzert der fremden Souveräne
sei nur eine Komödie, welche die gekrönten Häupter zu
ihrer Belustigung spielten.
1) A. p. 36, 379 ff.
2 ) A.p. 36, 606 f. „De ce tableau de la Situation des
puissances etrangeres, que doit-il resulter? Qu'aucune puissance
considerable ne peut vouloir et nepeut tenter la guerre avec la
France. H en resulte que nous n'avons ä craindre la guerre
avec aueune de ces puissances,"
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- 106 -
Nachdem Brissot zu diesem tröstlichen Resultat ge-
kommen ist, giebt er seiner Rede plötzlich eine unver-
mutete Wendung: „Doch wenn wir uns vor keinem jener
Fürsten zu fürchten haben, sollen wir in diesem Falle fried-
fertig bleiben, dürfen wir dann nur die zur Verjagung der
Emigranten aus Worms und Koblenz notwendige Truppen-
zahl bewaffnen?" Nein, vielmehr sei gerade jetzt der
Augenblick gekommen, wo Frankreich eine imposante
Haltung einnehmen und den Verzicht auf das Konzert von
den Mächten verlangen müsse, um so die neue Verfassung
zu sichern und die Ehre des französischen Namens wieder
den Völkern ins Bewusstsein zu rufen. Nach diesem Appell
an die nationale Würde kehrt der Redner geschickt die ur-
sprüngliche Annahme von der friedlichen Gesinnung der
Souveräne um. Er wolle, fährt er fort, nun einmal vor-
aussetzen, dass er sich in jener Annahme getäuscht habe,
dass also in der That die Mächte feindlich gesonnen seien.
Was sei dann zu thun? In diesem Falle sei es eine ge-
bieterische Notwendigkeit, so schnell als möglich ihnen zu-
vorzukommen. Und nun verliert sich Brissot im Strom
seiner Rede, als ob er ganz vergessen hat, dass er von einer
blossen Voraussetzung ausging. Er sucht nachzuweisen,
dass ein Krieg, unter allen Gesichtspunkten betrachtet, für
Frankreichs Wohlfahrt durchaus erforderlich sei, für sein
Ansehen vor dem Auslande, für die Sicherung des inneren
Friedens, für die Herstellung seiner Finanzen und seines
öffentlichen Kredits. So diente der einleitende Teil seiner
Rede, der Ueberblick über die europäische Lage, nur zur
Vorbereitung des zweiten: durch die Schilderung der Be-
drängnisse der fremden Fürsten wollte er die Kriegslust in
der Legislative um so höher anfachen.
Schliesslich legte Brissot den Entwurf eines Dekretes
vor, in dem er nicht allein den vom Kriegsminister ge-
forderten B'onds zur Bewilligung empfahl — das schien ihm
mehr Nebensache — sondern vor allem eine Reihe von
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- 107 _
Massregeln beantragte, die zur Hebung des französischen
Ansehens vor dem Auslande dienen sollten. Die Gesandten
Frankreichs müssten aus Petersburg, Stockholm und Rom
abberufen werden, weil man dort die Konstitution noch
nicht anerkannt habe. Ferner der Kaiserin von Russland
und dem schwedischen Könige solle mitgeteilt werden, dass
man in Zukunft jede den Emigranten gewährte Hilfe als
eine Feindseligkeit gegen die französische Nation betrachten
würde. Ludwig XVI. solle gegen die Koalition remon-
strieren, mit der Leopold die Nation in dem Rundschreiben
von Padua und in verschiedenen anderen Schriftstücken be-
drohe; er solle ausserdem auf eine peinliche Ausführung
der Bedingungen des Vertrages vom 1. Mai 1756 beim
Kaiser dringen.
So war Brissot bemüht, durch Anträge dieser Art die
auswärtige Frage in Fluss zu erhalten; er durchwühlte alle
Winkel, um einigermassen triftige Vorwände zu einem An-
griffskriege ausfindig zu machen.
Ihm folgten seine Anhänger, Hcrault von Sechelles und
Condorcet. Jener befürwortete in längerer Rede die An-
träge des Vorredners und fügte noch einige Zusatzartikel
hinzu. Dieser legte dem Hause eine Adresse vor, in der
er die Nation beteuern lässt, dass sie, den Grundsätzen
ihrer Verfassung getreu, keinen Krieg mit der Absicht auf
Eroberungen unternehmen werde, dass sie niemals die Frei-
heit fremder Völker antasten, dass ihre Soldaten, sollte sie
zum Kampfe gezwungen werden, sich in Feindesland so
schonend betragen würden, als ob sie in der Heimat wären.
Diese Adresse wurde mit stürmischem Jubel aufgenommen
und in feierlicher Deputation dem Könige Uberbracht,
Aber die Erörterung der Sonderanträge Brissots und
Heraults verschob man. Lafayettes Anhänger, Ramond,
hatte ihre Vertagung verlangt, und zwar mit einer Be-
gründung, welche durchblicken liess, dass er von dem auf-
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- 108 -
reizenden Charakter der Vorschläge Brissots nicht sonderlich
erbaut war 1 ).
Es ist leider nicht möglich, nur zu vermuten, wie sich
die Majorität der Nationalversammlung zu den Anträgen
der Brissotins vom 29. Dezember verhalten haben würde,
ob sie von ihr angenommen oder verworfen worden wären;
denn zwei Tage darauf traf die Kaunitzsche Note ein und
verwandelte das Gesicht der auswärtigen Frage vollständig.
Doch Ein Umstand macht es wahrscheinlich, dass die Giron-
disten in der Legislative wohl nicht durchgedrungen wären:
nach dem Eintreffen des kaiserlichen Office Hessen sie selbst
jene Anträge fallen; sie kamen nicht mehr darauf zurück.
Hatten sie doch jetzt in der Wiener Note ein breites
Fundament für die Erörterung der Kriegsfrage gewonnen.
Wie mühselig hatten sie vorher nach einem Angriffsobjekt
umhergetastet; jetzt bot sich ihren scharfen Geschossen ein
bestimmtes Ziel dar.
Die Mitteilung desselben machte auf die Versammlung
sogleich einen tiefen Eindruck. Selbst die Lameths hatten
gefühlt, dass der König seinem Erstaunen über die un-
freundliche Haltung seines Schwagers Ausdruck verleihen
müsse. Ludwig XVI. erklärte, dass er erwartet habe,
Leopold werde ohne Zaudern seine Bitten erfüllen und den
säumigen Erzbischof von Trier zur Zerstreuung der Emi-
granten veranlassen. Er könne noch nicht glauben, dass
jener absichtlich seine Pflicht als Bundesgenosse verletzen
wolle; wahrscheinlich habe er geglaubt, dass der Kurfürst
den an ihn ergangenen Requisitionen genügt habe und trotz-
dem von Frankreich bedroht werde.
Wie beunruhigend das Office sogar auf Männer von
sehr massvoller Gesinnung wirkte, davon zeugen die Worte,
die der zu den Lameths neigende Vaublanc an die Bekannt-
machung desselben knüpfte. Der Ernst der Lage erheische,
») A. p. 36, 613.
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- 109 —
meinte er, von den rheinischen Fürsten nicht nur die Auf-
lösung der Emigrantenhaufen, sondern ihre Austreibung zu
fordern. Denn sonst könnten sie sich jeder Zeit wieder
sammeln und sich mit den auswärtigen Feinden verbünden.
Sei doch anzunehmen, dass sich unter allen Fürsten Europas
eine Ligue gebildet habe, die Frankreich plötzlich zu Über-
fallen gedenke. Dieser Gefahr müsse man kühn begegnen,
indem man den Anschlägen des Konzertes zurvorkomme.
Man würde einen grossen Vorteil gewonnen haben, wenn
man noch Ende Januar, spätestens aber im Anfang Februar
den Feldzug eröffne 1 ).
Die kaiserliche Note wurde, wie üblich, dem diploma-
tischen Ausschuss zur Vorberatung Ubergeben. Erst am
14. Januar erstattete dieser seinen Bericht. Inzwischen
säumten die Anhänger Brissots und Lafayettes nicht, die
Legislative mit der auswärtigen Frage zu beschäftigen und
in Atem zu halten.
Am l. Januar wurde auf den Antrag der Girondisten
von der Legislative beschlossen, gegen die Brüder des
Königs die Anklage auf Hochverrat zu erheben. Aus der
lebhaften Diskussion darüber kann man ermessen, welche
kriegerische Stimmung sich der Nationalversammlung seit
dem Bekanntwerden der kaiserlichen Depesche bemächtigt
hatte. Vergeblich suchten friedlich gesinnte Abgeordnete
der Rechten, wie Hua und Bequey, die Anklage zu hinter-
treiben oder hinauszuschieben. Dieser Wunsch wurde selbst
von Anhängern Lafayettes auf das heftigste bekämpft. Ein
Freund des Generals, Jean Debry, verlangte, dass das An-
klagedekret jeder anderen entschiedeneren Massregel vorauf-
gehe, wobei er einige Seitenhiebe auf die Erklärungen des
Kaisers vom 21. Dezember führte: die Drohungen desselben
bildeten die Wiederaufnahme eines Komplottes, das am 22.
Juni bei Varennes gescheitert sei; erarbeite mit den Feinden
») A. p. 36, 699.
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- 110 -
der Revolution insgeheim an der Wiederherstellung des
Klerus und der Emigranten. Darum müsse die Legislative
noch heute gegen die ausgewanderten Prinzen einschreiten;
„denn schon morgen können wir den Krieg haben, und der
Krieg darf nur nach diesem Beschluss stattfinden."
Am 5. Januar richtete Isnard, mit Narbonnes Freunden
im geheimen Einverständnis 1 ), eine Interpellation an die
Regierung. Er fragte an, ob sie sich bereits nach neuen
Verbündeten für Frankreich umgesehen habe, da die alten
Allianzen mit Oesterreich und Spanien wohl in die Brüche
gehen würden. Dabei deutete er an, dass Bündnisse mit
England und Preussen für die Nation seiner Meinung nach
von grösstem Vorteile sein würden. Das Haus solle den
Minister des Auswärtigen in dieser Angelegenheit befragen.
Die Legislative verwies die Interpellation an ihren diplo-
matischen Ausschuss.
Weit wichtiger als diese Anfrage war der Bericht, den
Narbonne der Nationalversammlung am 11. Januar nach
seiner Rückkehr von der Inspektionsreise vorlegte. Bei der
Entscheidung der Frage, welche Haltung Frankreich den
Drohungen des Wiener Hofes gegenüber einnehmen werde,
musste die Nation wissen, ob sie ein tüchtiges Heer hinter
sich habe. Da es allgemein bekannt war, dass eine unge-
heure Anzahl der Offiziere desertiert und die Bande der
Disciplin sehr gelockert waren, so hegte man Über diesen
Punkt grosse Besorgnisse. Im Interesse der Kriegspartei
lag es natürlich, dieselben möglichst zu zerstreuen. Eben
der Bericht, den der Kriegsminister von den Ergebnissen
seiner Inspektionsreise gab, war darauf berechnet..
l ) A. p. 37, 87 ff. Aus dem Briefe Pellencs vom 8. 1. 1792
(Feuillet V, 126) geht hervor, dass die Interpellation im Einver-
ständnis mit Talleyrand und Frau von Stael von Isnard einge-
bracht wurde. Lucretell«', «-in Anhänger Lnfayettes, unterstützte
sie in der Legislativ»* (A. p. 37, 89 f.).
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— III —
In sehr rosigem Lichte stellte Narbonno den Zustand
dar, in dem er die drei Heere an der Nordostgrenze ge-
funden hatte. Schon von seiner Rundreise aus hatte er an
seine Parteigenossen Briefe gerichtet, in denen er ver«
sicherte, dass er die Soldaten in weit besserer Verfassung
angetroffen habe, als er erwartete. In seinem Berichte wies
er zwar darauf hin, dass die Armeen noch nicht vollzählig
seien; noch fehle ein Drittel an der Gesamtstärke, d. h.
51000 Mann; er hoffte die Lücken leicht durch Einreihung
von Nationalgardisten zu ergänzen. Im übrigen verbürgte
er sich für die Tüchtigkeit der Wehrkraft; mit vollem Ver-
trauen könne die Legislative der Eventualität eines Krieges
entgegensehen. Wenn das Interesse der Nation den Kampf
erheische, werde man ihn zuversichtlich unternehmen und
mit Ehren bestehen 1 ). Auf die Wiener Dezembernote Bezug
nehmend, ermutigte er die Volksvertretung zu energischen
Massregeln. König und Nationalversammlung sollten dem
Volke entweder einen starken Frieden schaffen oder auf
baldigen Krieg dringen. Alles sei zu ertragen, nur nicht
die schmachvolle Einmischung fremder Potentaten in die
Angelegenheiten [der Heimat. An geschickt eingestreuten
Schmeicheleien für die Legislative Hess es dabei der Redner
nicht fehlen. Der grössten Thorheit, eines unverzeihlichen
Vergehens würde sich ein Minister schuldig machen, der
') Das günstige Bild, das Narbonne hier von der mili-
tärischen Stärke Frankreichs entwarf, machte sich spater Brissot
in seiner Rede am 17. Januar zu Nutze. Er berief sich aus-
drücklich auf die Ausführungen dos Kriegsministe.rs. („Tel est
le tableau consolant que vous cn a presente lc ministre de la
guerre" s. A. p. 37, 4*>7.) Wohl zweifellos gehört der Bericht
Narbonnes zu den Schritten, die von der geheimen Koalition bei
Frau von Stael verabredet wurden. Den Zusammenhang mit
den Girondisten ersieht man aus der Rede Narbonnes selbst, aus
dem Hinweis auf die Notwendigkeit neuer Allianzen, sowie aus
dem reichlichen Lobe der Adresse Üoudorcets.
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— 112 -
ohne die Hilfe der Volksvertreter sich Ruhm zu erwerben
gedächte. Auch „für die genaueste Durchführung der Ver-
fassung bis in ihr letztes Titelchen" brach er eine Lanze.
Seine flotte, schwungvolle Rede wurde mit ungeheurem
Beifall aufgenommen; die Nationalversammlung begnügte
sich nicht damit, ihren Druck anzuordnen; sie Hess sie auch
den einzelnen Departements, ferner den Nationalgarden und
den Linientruppen senden.
Am 14. Januar erstattete der diplomatische Ausschuss
endlich der Legislative über die Note vom 21. Dezember
seinen Bericht.
Schon die Wahl des Wortführers deutete an, dass in
seinem Schosse eine radikale Strömung vorwaltete. Während
am 29. November bei der Behandlung der Emigrantenfrage
ein Mitglied der Rechten an der Spitze gestanden, hatte
man dieses Mal einen Abgeordneten der Linken, den
Girondisten Gensonnä, zum Berichterstatter erkoren. Wir
bemerkten damals im Ausschuss ein Ueberwiegen der ge-
mässigten Anschauungen. Glaubte man doch den Antrag
eines ruhigen, besonnenen Abgeordneten, wie Daverhoult,
noch mildern zu müssen. Aber nach dem Eintreffen des
kaiserlichen Office neigten sich fast alle Mitglieder des Aus-
schusses, wie uns ein Zeitgenosse berichtet, den Ansichten
der Brissotins zu 1 ).
Vor allem schloss sich das Haupt der Fayettisten in
der Legislative, Ramond, der Auffassung der Girondisten im
wesentlichen an, und mit ihm traten wahrscheinlich eine
Menge minder bedeutender Abgeordneter der rechten Seite
und des Centrums ihrem kriegerischen Systeme bei. Selbst
eifrige Gesinnungsgenossen der Lameths, wie Jaucourt und
l ) Pellenc an Lamarck. 14. I. 1792 (Wiener Archiv). „Pour
l'opinion contraire (d. h. für den Krieg) on trouve Brissot, la
majorite des Jacobiiis, presque tout le comite diplomatique et en
l'etat des cho.se» la majorite de l'Assemblee."
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- 113
Dumas, scheinen kurze Zeit geschwankt zu haben 1 ). In
bedenklicher Weise lichtete der gewaltige Eindruck , den die
Dezembernote auf alle Gemüter hervorgebracht hatte, die
Reihen der Anhänger des Triumvirates.
Gensonne hob in seiner Rede nachdrucklich die Nach-
teile der österreichischen Allianz für die französische Nation
hervor. Dabei entblöde sich der Wiener Hof nicht trotz
alles Vorteils, den ihm das Bündnis eingetragen habe, es
schnöde zu vorletzen, wie jüngst durch die dem wider-
spenstigen Erzbischof gegebene Zusage seiner Hilfe. Mit
Entschiedenheit wendete sich Gensonne gegen den Versuch
des Kaisers, die französische Nation durch einen Verein der
europäischen Mächte zu beeinflussen, gegen die Vormund-
schaft, die er dadurch über den Bundesgenossen auszuüben
sich anmasse. Leopold schmeichle sich gewiss, durch An-
drohung des Konzertes alle Bewegungen Frankreichs nach
seinen Wünschen zu lenken und die eisernen Bande, die es
schon an Oesterreich fesselten, noch enger anzuziehen, um
es unmerklich zur Annahme eines Kongresses zu vermögen,
der die Grundlagen der Verfassung umstossen und der Krone
wiederum eine nahezu absolute Gewalt verschaffen solle.
Die Ausführung eines solchen Planes würde für das franzö-
sische Volk und seinen König den schlimmsten Grad der
Erniedrigung bedeuten; er würde dahin auslaufen, das
Königreich zu einem zinspflichtigen Vasallenstaat der übrigen
Mächte zu machen. Ludwig selbst würde sich dabei zu
einem Vice-König einer Provinz der Österreichischen Lande
herabgewürdigt sehen. Mit Wärme nahm Gensonne für
Frankreich das Recht der nationalen Selbstbestimmung in
Anspruch, mit Entrüstung wies er den Versuch eines aus-
ländischen Fürsten, sich in die inneren Angelegenheiten
Frankreichs zu mischen, zurück.
l ) Pellenc an Lamarck, 15. I. 1792. (W. A.) „M. Ramond
a ete detarhe du parti, dont je vous ai parle (die Laraetha),
coinine M. Dumas et M. de Jaueourt Tont ete."
Oltgau, Di« fr»az. L«gi»Utiy«. 8
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- 114
Und das bildete für die Nationalversammlung m Zu-
kunft den Kern der auswärtigen Frage; Oesterreich sollt«
ausdrücklich anerkennen, dass das französische Volk Herr
im eigenen Hause sei. Alle dieser Frage fremden Gegen-
stände, wie die Sache der depossedierten Fürsten, hatte der
diplomatische Ausschuss ausgesondert, um auf sie eine klare
und prompte Antwort vom Kaiser zu erhalten 1 ).
Schliesslich schlug Gensonn6 im Namen des diploma-
tischen Ausschusses einen Gesetzentwurf vor. Der König
wurde hier aufgefordert, von dem Kaiser unumwundenen
Aufschluss Uber seine Gesinnung gegen Frankreich zu ver-
langen. Leopold solle sich verpflichten, nichts gegen die
Verfassung und die vollkommene (pleine et entiere) Unab-
hängigkeit der Nation in der Regelung seiner inneren Ver-
waltung zu unternehmen. Das war der Hauptpunkt: die
Forderung des unbedingten Verzichtes auf das Konzert.
Ferner solle der König anfragen, ob der Kaiser im Falle
eines Angriffes auf Frankreich dem Bundesgenossen die im
Vertrage vom Mai 1756 stipulierte Hilfe bringen würde.
Gebe der Kaiser auf diese Anfragen bis zum 10. Februar
nicht eine völlig befriedigende Erklärung, so werde man das
als einen Bruch des Vertrages von 1756 und einen Akt
der Feindseligkeit gegen die französische Nation betrachten.
Die Beratung des Gesetzentwurfes wurde auf den
17. Januar vertagt.
Noch in derselben Sitzung am 14. Januar brachte der
Girondist Guadet einen wichtigen Antrag im Anschluss an
die Ausführungen seines Freundes Gensonne" ein. In be-
redten Worten forderte er das Haus auf, jeden Franzosen
für einen Vaterlandsverräter zu erklären, der sich an einem
Kongress zu beteiligen wage, welcher Aenderungen an der
französischen Verfassung vorzunehmen bestimmt sei: ebenso
jeden Franzosen, der mit den früher im Elsass ansässigen
') A. p. 37, 410. Geiisonnö betonte dies ausdrücklich.
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Fürsten eine andere Vereinbarung als die Zahlung einer
Entschädigung eingehen würde, wie sie die Konstituante
festgesetzt habe.
Unter stürmischem Beifall wurde dieser Antrag ein-
stimmig zum Beschlüsse erhoben und dem König feierlich
unterbreitet, der ihn noch an demselben Tage sanktio-
nierte.
Eben in jenem Kongress stellte sich dem französischen
Volk die gefürchtete Reaktion dar. Es warf hierbei die
Bestrebungen der Emigranten, des Kaisers, des Hofes und
der Lameths, vier verschiedene politische Richtungen, ohne
viel Umstände in eins zusammen: sie alle mussten seiner
Meinung nach an dem Zustandekommen eines solchen Kon-
gresses interessiert sein. Und allerdings war allen vier
Parteien ein wesentliches Moment gemeinsam: sie wünschten
insgesamt der Revolution eine rückläufige Bewegung zu
geben, die einen mehr, die andern minder.
In den grössten Nachteil brachte das Auftauchen des
Kongressgerüchtes die Lameths. Sie hatten unausgesetzt
gepredigt, dass die Konstitution viele Mängel habe, dass sie
geändert werden müsse. Naturgemäss kamen sie nun in
den starken Verdacht, dass sie schliesslich mit Hilfe des
Auslandes jene Modifikation durchzusetzen gedachten.
Treftlich wussten die Brissotisten diese Blösse, die sich
ihre Widersacher gegeben hatten, auszubeuten. Die Lameths
hatten sich gewiss redlich Mühe gegeben, die Legislative in
Misskredit zu bringen. Das zahlten ihnen die Häupter der-
selben reichlich heim. Von ihrer günstigen Position
griffen sie dieselben hart an, und zwar mit besserem Er-
folge als jene.
Der oben erwähnte Antrag Guadets war eben in erster
Linie ein kräftiger Hieb gegen das Triumvirat. In den ein-
leitenden Worten hatte der Girondist mit dem Finger auf
sie gewiesen. Aus ihren Intriguen scheine jener Kongress-
plan hervorgegangen zu sein. Sie betrachteten ihn gewiss
— 116 -
als willkommenes Mittel, um sich aus der politischen Nullität,
in die sie gesunken seien, wieder emporzubringen 1 ).
Der reiche Beifall, der diesen und ähnliche Ausfälle
gegen die Lämeths lohnte, zeigt, wie einflusslos sie
in der Legislative waren. Und doch hofften sie noch bei
der Entscheidung der Kriegsfrage in ihrem Sinne auf die
Nationalversammlung zu wirken. Sie boten alles auf, um
den Gesetzentwurf des diplomatischen A usschusses zum
Scheitern zu bringen.
Ihr getreuer Schildknappe, der Minister des Auswärti-
gen, teilte dem Hause am Schlüsse der stürmischen Sitzung
vom 14. Januar mit, dass der Kaiser nunmehr dem Erz-
bischof von Trier ausdrücklich erklärt habe, er werde ihm
nur dann seinen Heistand leihen, wenn er den Forderungen
Frankreichs bezüglich der Auflösung der Emigrantenhaufen
genügt habe.
Auf die Nationalversammlung scheint diese nachträg-
liche Erläuterung oder Verbesserung des Dezemberoffice
keinen Eindruck hervorgebracht zu haben, ebensowenig wie
in den vorhergehenden Tagen die Ankündigung, dass der
Kurfürst von Trier bereit sei, sich den Wünschen 'der Legis-
lative zu fügen. Die Emigrantenfrage interessierte die Ab-
geordneten nicht mehr so sehr; sie hatten ihre gespanteste
Aufmerksamkeit einem anderen Gegenstande zugewendet;
ihre Hauptsorge war, von dem Kaiser einen förmlichen Ver-
zicht auf das Konzert zu erwirken.
Auch vor dem Beginn der Diskussion über den Gesetz-
entwurf des Ausschusses, am 17. Januar, machten die
Lameths zwei vergebliche Versuche, die kriegerische Stim-
mung der Legislative zu dämpfen. Ihr Anhänger Koch er-
stattete im Namen des diplomatischen Ausschusses über die
Mitteilungen Bericht, die der französche Geschäftsträger
Bigot von Saint-Croix über das neuerliche Verhalten des
!) A. p. 37, 413.
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— 117 —
Trierer Kurfürsten gemacht hatte. Es ergab sich, wie der
Redner betonte, aus der Prüfung der Noten des Gesandten,
dass der Erzbischof ernstlich bereit sei, den französischen
Forderungen Genugtuung zu geben und den Frieden zu
erhalten 1 ). Darauf mahnte Delessart die Deputierten zur
Mässigung. Zwar wagte er nicht, den Entwurf des diplo-
matischen; Ausschusses Uber die Dezembernote einer un-
mittelbaren Kritik zu unterziehen. Er deutete aber an, wie
unzufrieden die Regierung mit seiner Fassung sei. Die Legis-
lative hörte den Minister schweigend an, ohne ein Zeichen
der Zustimmung oder des Missfallens.
Gleich danach leitete Brissot seinen Vortrag, wie zum
Hohne für Delessart, mit den scharfen Worten ein: „Endlich
ist die Maske gefallen; man kennt jetzt euren wahrhaften
Feind; der dem General Bender erteilte Befehl kündet auch
seinen Namen: es ist der Kaiser!" Der rührige Häuptling
der Kriegspartei hatte jetzt den Vorteil, das Programm,
welches er am 29. Dezember entwickelt hatte, zu dem
wichtigen Ereignis der letzten Zeit — ich meine das Ein-
treffen der kaiserlichen Note — in lebendige Beziehung
setzen zu können. Und er wusste diesen günstigen Um-
stand meisterhaft auszunutzen. Dabei führte er weit
wuchtigere Schläge gegen die österreichische Politik als
Gensonne\ Im Vergleich mit seinen scharfen Ausfällen
schien die Rede seines Parteigenossen massvoll. Er fand
den Gc8etzesvorschlag des Ausschusses nicht gurchgreifend
genug, viel zu rücksichtsvoll gegen das Wiener Kabinett.
Da es feststehe, dass der Kaiser den Traktat von 1756
verletzt habe, so solle man die Gelegenheit benutzen, ihn
völlig Über Bord zu werfen, um Frankreich von seiner
lästigen Fessel zu befreien. Man müsse Leopold kurz und
bündig erklären, dass er das Bündnis durch seine Verstösse
gegen die Vertragsbedingungen aufgelöst habe. Ferner wollte
>) A. p. 37, 4Ü4 f.
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— 118 —
Brissot von langwierigen diplomatischen Verhandlungen Über .
die vom Kaiser angedrohte Einmischung nichts wissen.
Man gebe sich dadurch in die Hand des Feindes, der die
Sachen durch zweideutige Erklärungen vielleicht sechs
Monate hinschleppen werde, bis er seine Rüstungen vollendet
habe. So verliere Frankreich Vorteile, die es augenblick-
lich vor dem unvorbereiteten Gegner voraus habe. Der
König solle von Leopold Genugthuung fordern; sie müsse
in einem klaren Verzicht auf die Teilnahme an dem Konzert
bestehen. Wäre sie nicht bis zum 10. Februar geleistet,
so würde die Nation sofort zu den Waffen greifen.
Ausdrücklich hob Brissot diese nicht unbedeutenden
Differenzen zwischen seinen Vorschlägen und denen des
diplomatischen Ausschusses hervor. Seine Parteigänger
Isnard und Vergniaud verfuhren ebenso. Man sieht, der
Gesetzentwurf des Komitees spiegelte keineswegs die An-
schauungen der Girondisten rein wieder. Er ist vielmehr
alsKompromiss zwischen den radikalen und den gemässigteren
Elementen in seinem Schosse zu betrachten. Allerdings
überwogen dieses Mal die Ansichten jener.
Am 18. Januar wurde die Beratung fortgesetzt. An
diesem Tage zeigte es sich, dass durch die rechte Seite ein
tiefer Riss ging.
Zunächst wandte sich Dumas, der intime Freund der
Lameths, gegen den Entwurf des Ausschusses, besonders
heftig aber gegen die Ausführungen Brissots. Er tadelte,
dass man die vorliegende Frage in einem gegen das Aus-
land unhöflichen, provozierenden Tone erörtere. Wurde
schon dieser Vorwurf mit Missfalleu aufgenommen, so erhob
sich im Hause lautes Murren, als der Redner behauptete,
dass die Legislative über ihre Vollmachten hinausschreite,
wenn sie sich in einer Beratung der Vorteile oder Nach-
teile der französisch-österreichischen Allianz einlasse. Nach
der Verfassung dürfe sie dies nur auf den ausdrücklichen
Vorschlag des Königs thun, dem das Recht, Handels-,
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Friedens- und Bündnisverträge abzuscbliessen, vorbehalten
sei. Dumas ritt hier das Steckenpferd seiner Freunde, die
sich immer bemühten, der Nationalversammlung Verletzungen
der Konstitution nachzuweisen. Im übrigen suchte er zu
zeigen, dass sich die Aufrechterhaltung des Friedens, der
für Frankreich nach einer unruhigen Revolution eine Wohl-
that sei, leicht ermöglichen lasse. Er brach für das zwischen
Frankreich, Oesterreich und Spanien bestehende Allianz-
system eine Lanze. Schon nach der geographischen Lage
erweise es sich als das der französischen Nation naturge-
mäße. Dabei verteidigte er im besonderen den Vertrag
von 1756. Er zeigte aber, wie einer der folgenden Redner
treffend bemerkte, eigentlich mehr, dass der Kaiser Frank-
reichs Freundschaft notwendig brauche, als dass er den
Nutzen der österreichischen Allianz für das eigene Vater-
land erwiesen hätte.
Dumas erntete wenig Lob. Nur mit Mühe gelang es
seinen Parteigängern den Druck seiner Rede zu erwirken 1 ).
Nachdem noch Vergniaud dem Hause in den ver-
lockendsten Farben den Krieg als für Frankreichs Heil not-
wendig geschildert hatte, folgte Lafayettes Freund Ramond.
Wenn er sich auch nicht unbedingt den Anschauungen,
die die Girondo vertrat, anschloss, wenn er auch die Sach-
lage massvoller und gerechter beurteilte, so traten seine
Ausführungen doch in Uberaus schroffen Gegensatz zu den
Ansichten, die Dumas eben entwickelt hatte. Er erblickte
in der Androhung des Konzertes eine offenbare Feind-
seligkeit. Er war dafür, dass man den Kaiser in kürzester
Frist zu unzweideutigen Erklärungen zwinge. Seien die-
selben nicht befriedigend, so müsse man ihm den Krieg er-
klären. Den Bruch der Allianz mit Oesterreich forderte er
mit Entschiedenheit, da sie mit der politischen Umwandlung,
die sich in Frankreich vollzogen habe, unvereinbar sei.
J ) A. p. 37, 40O.
— 120 -
Schon die ersten Worte seiner Rede zeugen davon, wie sich
jetzt Lafayettes Anhänger in der Kriegsfrage mit Bewußt-
sein den Grundsätzen der Gironde zuwendeten. „Wir be-
rühren", hob Ramond an, „die zweite Epoche unserer
Revolution. Je mehr sie sich im Inneren vollendet und wir
unser Auge auf unsere Umgebung richten, um so klarer
wird es uns, dass sie noch nach aussen hin zu bewerk-
stelligen ist" 1 ). Entschieden forderten also auch die Fayet-
tisten ein neues System der Allianzen und der auswärtigen
Politik.
In den Sitzungen vom 20. und 25. Januar hielt sich
die Beratung nicht mehr auf der Höhe. Es wagten sich,
nachdem die Matadore der Redeschlacht sich gemessen
hatten, auch minder bedeutende Kämpen in die Arena.
Die Stimmung der Legislative schien nach dem ersten
heftigen Aufeinanderprallen der Gegensätze friedlicher ge-
worden. Einige Redner der Rechten traten mit Wärme für
eine mildere Auffassung der allgemeinen Lage ein. Sie
legten dem Hause die Sorge für die Erhaltung des Friedens
recht dringend ans Herz. Und doch waren sie nicht unbe-
dingte Anhänger des Systems der Lameths. Im Gegenteil,
so friedensfreundlich sie auch waren, in zwei Punkten
zeigten sie sich mit Brissots und Lafayettes Anhängern ein-
verstanden: erstens gaben sie zu, dass die Allianz mit dem
Hause Habsburg für Frankreich nicht glückbringend ge-
wesen sei, zweitens, dass man eine Einmischung des
Kaisers in die inneren Angelegenheiten sich keineswegs
gefallen lassen dürfe, dass man daher über den Zweck des
Konzertes eine klare Antwort fordern müsse. Einer,
namens Beugnot, betonte nachdrücklich, dass der Krieg not-
wendig stattfinden müsse, wenn Leopold leere Ausflüchte
mache, oder sich weigere, die Souveränität des französischen
Volkes anzuerkennen, d. h. auf den europäischen Verein
l ) A. p. 37, 494.
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Verzicht zu leisten. Mit wenigen Abweichungen stimmten
also auch diese Gemässigten dem Gesetzesvorschlage dos
diplomatischen Ausschusses bei.
Bei der endgiltigen Feststellung des Dekretes, am
25. Januar, das dem Entwürfe des Komitees im übrigen
angepasst wurde, erwirkte noch Daverhoult, dass gegen den
Wunsch der Girondisten der Termin, den man dem Kaiser
setzte, vom 15. Februar bis auf den 1. März verschoben
wurde 1 ).
Waren auch die Wünsche der Brissotins nicht in
vollem Umfange in Erfüllung «gegangen, so konnten sie doch
mit dem Siege, den sie davongetragen hatten, zufrieden
sein. Der drohenden Note des Wiener Hofes setzte die
Legislative eine entschiedene Erklärung entgegen, in der
das Prinzip der Wahrung der nationalen Unabhängigkeit,
das sie mit rührigem Eifer verfochten, ungebrochen zum
Ausdruck kam.
Es fragte sich nun, ob die Regierung sich auch dieser
Willensäußerung dor Nationalversammlung, wie am
14. Dezember ihrer Botschaft vom 29. November, fügen
werde. Nach ihren vielfachen Bemühungen, den Entwurf
des diplomatischen Ausschusses zu hintertreiben, war dies
kaum zu erwarten, zumal sich, wenn auch nicht unmittel-
bar zu ihren Gunsten, selbst aus einer Volkstümlichen Partei
gegen die kriegerische Haltung der Legislative lauter
Widerspruch erhob.
., •
» i •
1
_ ■ ■ ■
i) A. p. 37, 647.
*
1.1 .
f • .
Fünftes Kapitel.
Der Widerstand gegen die kriegerischen
Tendenzen.
Kobespierres Partei in ihrer Stellung zur Kriegsfrage.
Dem reissenden Strom, der Frankreich in einen Krieg
zu schleudern drohte, stellte sich ein kräftiges Element
des Widerstandes entgegen, und zwar erwuchs es aus der
Mitte der sogenannten Patrioten, aus dem Jakobinerklub
selbst.
Schon seit Ende November kämpfte Robespierre mit
seinen Parteigenossen Marat, Camille Desmoulins, Billaud-
Varennes, Bazire, Chabot und anderen hartnäckig gegen
das System der Brissotisten an. Wie zwischen den La-
meths und Lafayette, so spielte auch bei der Entzweiung,
die unter den Führern der Jakobiner ausgebrochen war,
das persönliche Moment eine Rolle. Robespierre bemerkte
mit heimlichem Neide, wie Brissots Ansehen im Klub und
in der Nationalversammlung täglich stieg; er sah sich von
dem glücklichen Nebenbuhler allmählich in Schatten ge-
stellt. Wohl wirkte diese Eifersucht auf ihren Zwist ver-
schärfend; doch darf man ihre Bedeutung nicht zu hoch an-
schlagen; denn im Grunde war es ein tiefer politischer
Gegensatz, der die beiden Häupter der Jakobiner trennte.
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Die Bris8otins waren eigentlich mit dem, was die
Revolution dem Volke gebracht hatte, zufrieden. Von
einem Weiterschreiten der revolutionären Bewegung be-
sorgten sie eine Entartung der ursprünglichen Prinzipien,
die Herrschaft der Gasse, den Angriff auf das Eigentum.
Sie wollten nicht die monarchische Verfassung antasten,
vorausgesetzt natürlich, dass der König sich ehrlich der
neuen Staatsform anscltfiesse *). Insofern die Gironde im
Inneren vorläufig keine Veränderung anstrebte, war sie
(wenn man den Ausdruck nicht missverstehen will) eine
konservative Partei: ihr revolutionärer Charakter richtete
sich gegen das Ausland.
Dagegen führte Robespierre eine kleine Gruppe von
Männern an, die den Umsturz der gegenwärtigen Ordnungen
von vorneherein ins Auge fassten. Sie wagten sich freilich
noch nicht offen zu einem solchen Programm zu bekennen;
doch zuweilen brachen ihre verborgenen Absichten durch,
so z. B. in der tadelnden Kritik, der Camille Desmoulins
bereits Ende Oktober im Jakobinerklub die neue Verfassung
unterwarf. Sie sei, meinte er, durch die Revision so ver-
stümmelt, dass man sie einen elenden Wcchselbalg, einen
Zwitter zwischen Freiheit und Sklaverei nennen könnte.
Aus widerspruchsvollen, einander zersetzenden Elementen
zusammengeleimt, wie sie sei, vergleiche man sie am
besten einem Eisberge, den man auf den Krater eines
Vulkanes gepackt habe. Er kündigte ihr den Unter-
gang an 2 ).
Ein ähnliches Geständnis entschlüpfte Billaud-Varennes
Ende Januar 1702 ii.i Jakobinerklub: „mit den Wider-
sachern der Revolution", rief er aus, „teile ich die Ansicht,
«) Lafayette, IV, 210. vgl. III, 303: Toulongeon, II, 213 f. ; vgl.
a. S. 133; Bailleul, II, 41.
8 ) Aulaid (DI, 204 ff.) giebt Desmoulins' Rede vollständig,
Buchea (XII, 364 ff.) dagegen nur im Auszug.
- 124 —
dass die Staatsordnung, die jetzt besteht, nicht mohr lange
dauern kann!" 1 ).
Also wie die reaktionären Gruppen, plante Robes-
pierres Partei einen Staatsstreich. Ihr nächstes Ziel war
die Abschaffung des Königtums und die Aufrichtung einer
Republik 2 ). Doch vorläufig war die Zahl ihrer Anhänger
noch klein und zu vorsichtig, um der von allen Seiten
drohenden Reaktion durch tollkühne Streiche zum Angriff
Anlass zu geben; sie fühlten, dass ihre Zeit noch nicht ge-
kommen sei. Indessen schürten sie den Argwohn im Volke
gegen Hof und Regierung. „Denn wahre Hingabe für die
Freiheit", erklärte einmal Robespierre, „sei stets mit tiefem
Misstrauen gepaart, sowie innige Liebe immer mit dem Ge-
fühle der Eifersucht" 8 ).
Weil die Kreaturen der Regierung die Heere leiten
sollten, erklärten sich die Montagnards von Anfang an
gegen den Krieg. Denn sie fürchteten, dass er unter den
Händen der gegenwärtigen Inhaber der Exekutive d. h. der
Lameths und Lafayettes zu einem Mittel der Reaktion
werden würde. Eben weil die Regierung den Kampf zu
wünschen schien — die Montagnards nahmen das nach der
Erklärung Ludwigs XVI. am 14. Dezember an — waren
Robespierres Parteigänger für Erhaltung des Friedens. Man
müsse, meinte er, jetzt den Krieg als die grösste Gefahr
für die Freiheit betrachten 4 ).
Dagegen suchten Brissots Anhänger die Mitglieder des
Jakobinerklubs von der Notwendigkeit, von der Heilsam-
keit eines Krieges zu überzeugen. Es entspann sich in der
Gesellschaft ein heisser Kampf zwischen Girondisten und
Montagnards; fast ununterbrochen stand im Dezember und
») Buchez, XIII, 170. Jakobinerklub, 20. I. 1792.
■) Mallet du Pan, I, 2GO. Er nennt Robespierre den Führer
der „rentables republieains".
3 ) Buchez, XII, 413.
*) Buchez, XII, 408 ff.
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Januar die Erörterung der K riegsfrage auf der Tages-
ordnung des Klubs.
Es war von Bedeutung, -wie sich Danton zu den beiden
feindlichen Parteien stellen werde. Er war der einfluss-
reiche Führer der Cordeliers, von denen sich in den letzten
Monaten eine grosse Zaml in den Jakobinerklub hatten auf-
nehmen lassen. Zuerst hielt er sich diplomatisch in der
Mitte zwischen den Extremen, so dass ihn Narbonne und
Brissot noch für sich zu gewinnen hofften 1 ).
Danton erkannte die UnvermeidJichkeit des Krieges
mit den Girondisten an: „Ich wünsche", sagte er, „dass
wir den Krieg haben: er ist uns unerlässlich ; wir müssen
ihn notwendig haben." „Und doch", fährt er fort, „muss
man alle Mittel aufbieten, ihn uns für jetzt zu ersparen"*).
Der paradoxe Schluss zeigt, dass Danton sich schon mehr
Robespierre zuneigte. Denn darin stimmte er mit ihm
Uberein, dass man vor den Intriguen der Faktion Lafayettes
auf der Hut sein müsse 3 ): sie werde in einem Kriege nur
ihr Interesse verfolgen: sie gehe damit um, das englische
Zweikammersystem einzuführen, „in der Hoffnung, Frankreich
bald darauf das Regime von Konstantinopel zu geben".
Noch schmeichelte Danton Brissot, „diesem kräftigen Athleten
der Freiheit, diesem Manne, von dem Frankreich noch grosse
Dienste erwarte und der die Hoffnungen, die man auf ihn
gesetzt habe, nicht täuschen werde" 4 ), um sich bald darauf
zu seinen Gegnern zu schlagen.
Im Anfang Januar hatte auch Robespierre von dem
Gehe imbunde zwischen Brissotins und Fayettisten Wind be-
l ) Feuillet, V, 125. Pellenc schreibt am 8. I. 1792.: „On
(gemeint aind Frau von Stai ; l, Talleyrand, Brisant u. h. w.)
cherche ä y attirer Danton."
») Buchez, XII. 412. _
3 ) Aulard, III, 288.
«) Buchez, XII, 411.
- 126 -
kommen. Mit meisterlichem Geschick wusste er diese Waffe
gegen das Haupt der Kriegspartei zu kehren.
Nachdem sich die Regierung zu dem Schritte vom 14.
Dezember bequemt hatte, betonten Brissots Parteigänger in
der Nationalversammlung, dass zum Wohle des Vaterlandes
zwischen der gesetzgebenden und der ausübenden Gewalt
Harmonie walten, dass das Misstrauen, das wie schwärendes
Gift die politischen Verhältnisse zersetze, aufhören müsse.
Die girondistischen Blätter hegrüssten in Narbonne einen
thätigen Kriegsminister und gedachten auch lobend des
Eifers, den Lafayette entfaltete.
Ihre versöhnliche Haltung tadelte Robespierre auf das
schärfste. Er klagte über die Wandelbarkeit ihrer Ge-
sinnung. Sie hätten bisher sei neu* Argwohn gegen Hof und
Regierung geteilt. „Wie überkommt euch denn plötzlich
soviel Nachsicht und ein solches Sicherheitsgefühl. Warum
glaubt ihr, dass die Kreaturen der Exekutive jetzt mehr
Neigung haben, die Grundsätze der Gleichheit und die
Rechte des Volkes wahrzunehmen, als mit den Mitgliedern
der Dynastie und den Freunden des Hofes gegen die
Patrioten gemeinsame Sache zu machen?" 1 ) Deutlich spielte
er auf Brissots Beziehungen zu Narbonne an: „Ihr habt
den jetzigen Kriegsminister unter euren besonderen Schutz
genommen". Weil Eine Veränderung im Kabinet erfolgt
sei, solle man — so verlange es Bris . — jedes Misstrauen
gegen die Regierung verbannen. Weil die Girondisten
selbst das Ministerium in die Hand zu bekommen hofften,
also aus persönlichem Ehrgeiz, hätten sie jene Schwenkung
vollzogen 2 ). Mit schneidendem Hohne ruft er ihnen zu:
„Ich für meine Person bewundere euer Glück. Ihr wurdet
vom Schicksal dazu bestimmt, die Freiheit zu verteidigen,
ohne dabei Misstrauen zu hegen, ohne ihren Feinden zu
missfallen, ohne mit dem Hofe, den Ministern oder den
') Buchez, XIII, 125 f.
») Buchez, XIII, 125.
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Gemässigten in Widerstreit zu geraten. Wie sind doch für
euch die Pfade der Vaterlandsliebe so mühelos, so lachend
geworden I" *).
Nachdem Robespierre so die Schale bitteren Spottes
Ober seine' Gegner ausgegossen hat, kehrt er den Grund-
gedanken seines politischen Programms heraus.
Bevor man sich um die europäischen Despoten kümmere,
solle man die Blicke auf die Zustände im Heimatlande
wenden. Erst müsse man vor der eigenen Thtire kehron,
erst im eigenen Hause aufräumen 2 ). Denn nicht in Koblenz
sei der Sitz des Ucbels sondern in Paris, hier im Herzen
von Frankreich' sei das wahre Koblenz; hier im Herzen
von Frankreich sei das wahre Koblenz; hier wolle Lafayette
die Rolle eines Monk, eines Crom well spielen. Wenn er
zum Scheine den Feind von der Grenze abgewehrt habe,
werde er als siegreicher General an der Spitze eines
ergebenen Heeres die Reaktion herauffuhren 8 ).
Vorsichtig lässt Robespierre einmal das eigentliche Ziel
seiner Politik durchscheinen. Weil der Krieg die günstige
Krisis, die die Attentate der Feinde der Freiheit schon be-
schleunigen würden, abwenden würde, darum verwünscht
er ihn. Eben einer neuen Revolution, in der man leicht
den König gestürzt und die Republik aufgerichtet hätte,
würde er vorbeugen 4 ).
Dass der Führer der Montagnards sich in der Kriegs-
frage nur aus taktischen Gesichtspunkten von den Giron-
disten trennte, lässt sein feuriger Schlachtruf erkennen:
>) a. a. 0. S. I18.
») a. a. 0. S. 132.
3 ) a. a. O. S. J35.
*) Buchez, XIII, 134: „Une teile guerre ne peut que donner
le change a l'opinion publique, faire diversion aux justes inqui-
etudes de la nation et prevenir la crise favorable que les
atteutatB des ennemifi de la liberte auraient pu
amener. "
„Zunächst Krieg den Verschwörern und dem Despotismus,
danach Jasst uns gegen Leopold und alle Tyrannen des Erd-
balls marschieren. Ja, unter dieser Bedingung fordere ich
selbst mit lautem Ruf den Krieg" 1 ).
Er malt seinen Zuhtfrern aus, wie gerne er sobald als
irgend möglich den „Genius der Freiheit" durch das Welt-
all von Triumph zu Triumph führen würde. „Aber da
kommt Brissot und sagt mir, der Graf Narbonne müsse die
ganze Sache leiten, unter dem Kommando des Marquis
Lafayette müsse man marschieren; es sei ja das Recht der
Regierung, die Nation zum Siege und zur Freiheit zu führen.
Ach, Franzosen, dieses einzige Wort hat allen Zauber
zerstört, «He meine Pläne vernichtet; Ade Freiheit der
Völker."
Im Januar schien sich der Jakobinerklub mehr und
mehr dem Systeme Robespierres zuzuneigen*); seine Reden
wurden mit grossem Beifall aufgenommen und fast ein-
stimmig zum Druck empfohlen.
Wie Bri8sat8 Stellung in der Gesellschaft von Robes-
pierre mit Erfolg untergraben wurde, zeigte sich in der
Sitzung vom 20. Januar. Am 18. hatte dieser den Gegner
bei den Jakobinern denunziert, weil er in seine Zeitung,
den „Französischen Patrioten", einen Brief aufgenommen
habe, der sich in grossartiger Lobrede über Lafayette ver-
breite. Nicht gerade überzeugend wirkte Brissots eilige Ent-
schuldigung, das Schriftstück sei ohne sein Wissen von einem
seiner Mitarbeiter eingerückt worden*). Diesen Eindruck
mochte er selbst haben. Am 20. Januar suchte er sich
») a. a. O. S. 159.
») Buchez, XIII, 4 ff.
3 ) Aulard, III, 332. Wie Aulard feststellt, stand der Brief
in der Nummer vom IB. Januar 1792 des „Patriote francais",
also an dem Tage, an welchem sich Ramond in der Legislative
bei den Debatten über die Dezembern* * so ziemlich zu den
Anschauungen der Brissotins bekannte.
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- 129 -
daher in längerer Rede von den Anschuldigungen der
Montagnards zu reinigen. Daran schloss sich eine Ver-
söhnung8scene zwischen Brissot und Robespierre. Unter
dem Beifall des Klubs umarmten sich beide. Doch selbst
nach diesem rührenden Akt gelang es dem Führer der
Kriegspartei kaum, für seine Rede durch einen Mehrheits-
beschluss die Ehre des Druckes zu erhalten. Aus der Mitte
der Gesellschaft erhob sich starker Widerspruch. Ein An-
hänger ßrissots musste darauf hinweisen, dass es Sache der
Gerechtigkeit sei. auch Brissots Meinungsäusserung drucken
zu lassen, wie das mit Robespierres Ausführungen ge-
schehen sei. Denn warum sollten allein die Ansichten der
Montagnards in den Provinzen vorwalten. Erst nach dieser
Mahnung wurde der Druck genehmigt 1 ).
Der Waffenstillstand zwischen den beiden Nebenbuhlern
war indessen nicht von langer Dauer. Ausdrücklich legte
Robespierre bald darauf öffentlich gegen die Insinuation Ver-
wahrung ein, als habe er bei der Aussöhnung, mit Brissot
irgendwie seine Anschauungen über die Kriegsfrage geändert.
Es erscheint merkwürdig, dass der Zwiespalt zwischen
Brissotins und Montagnards, der in dem Jakobinerklub zu
scharfem Ausdruck kam, in der Nationalversammlung nicht
im geringsten hervortrat, Keiner von den Anhängern
Robespierres ergriff in den grossen Januardebatten auch
nur einmal das Wort, um den Girondisten entgegenzutreten.
Robespierres Partei fühlte sich wohl zu schwach dazu; denn
das Gros der Linken wurde von Brissot geführt. Wie hätten
Redner vom Schlage Bazires, Lecointres, Chabots es wagen
können, sich mit den hochbegabten Girondisten zu messen,
wie hätten sie hoffen dürfen, mit ihren Verdächtigungen
gegen Lafayette, ja gegen Brissot bei der Majorität An-
klang zu finden? Sie sahen ein, es wäre verlorene Mühe
gewesen.
l ) Aulard, III, 334.
G 1 » g a u , Die franz. Leginlativu. 9
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- 130 -
Wie wenig aber auch die Montagnards in der Legis-
lative bedeuteten, im Jakobinerklub bildeten sie wie in den
unteren Bevölkorungsschichten ein starkes, widerstands-
fähiges Bollwerk gegen den Ansturm der kriegslustigen
Gironde. Gar bald sollten sie festeren Grund unter ihren
Füssen fühlen. Wie gewaltig musste das Ansehen Robes-
pierres, dieses Virtuosen im Misstrauen, steigen, als sich
in naher Zukunft seine Vermutungen bestätigten. In der
That, man musste, wie er es vorausgesagt hatte, erst den
bourbonischen Thron umstürzen, erst Lafayette und seinen
Freunden das Kommando über die Armeen entwinden, ehe
man ernstlich an die Abwehr des äusseren Feindes denken
konnte. Der 10. August setzte den Optimismus Brissots
ins Unrecht, dem pessimistischen Misstrauen Robespierres
lieh er den Sieg!
Wie aus den Reihen der Montagnards sich gegen das
System der Gironde aus einem einseitigen Gesichtspunkt, aus
Gründen der Taktik. Widerspruch erhob, so schickte sich
auf der andern Seite eine Partei an, deren Macht wesentlich
im Besitze der Staatsverwaltung lag, die grosse Richtung,
die die Legislative genommen hatte, auf der ganzen
Linie, mit allen Mitteln und Anstrengungen, offen und
heimlich zu bekämpfen.
II.
Die Denkschrift der Lameths an Kaiser Leopold.
Während Lafayettes Freunde im geheimen sich der
Partei Brissots näherten, planten die Lameths einen wich-
tigen Schritt, bei dem auch sie ihre Bundesgenossen nicht
ins Vertrauen ziehen wollten: sie gingen mit der Absicht
um, auf verborgenen Wogen eine Verständigung über die
französischen Angelegenheiten mit dem Kaiser herbeizuführen.
Wie im Juli 1791 wünschten sie auch diesen An-
näherungsversuch an den Wiener Hof durch die Vcrmitt-
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- 181 -
lung der Königin zu bewerkstelligen. Sie hofften ihren
Vorschlägen bei Leopold eine günstigere Aufnahme zu sichern,
wenn sie von seiner Schwester befürwortet wurden.
Marie Antoinette schlug zuerst den Feuillants ihre
Bitte ab, unter dem Vorwande, sie unterhalte mit ihrem
Bruder keinerlei Korrespondenz. Wir wissen, wie weit ihre
Anschauungen überhaupt sie von dem System der Triumvirn
trennten. Und gerade in der Kriegsfrage nahm sie einen
ihnen diametral entgegengesetzten Standpunkt ein: sie wollte
einen Krieg hervorrufen, während jene den Frieden zu er-
halten sich bemühten; durch die entschiedenen Erklärungen,
welche am 14. Dezember an die rheinischen Kurfürsten er-
lassen worden waren, gedachte sie ihren Bruder zum An-
griff auf Frankreich zu reizen.
Schliesslich sah sich die Königin doch genötigt, dem
Drängen des Triumvirates nachzugeben, wollte sie nicht
durch fernere Ausflüchte seinen Verdacht erregen. Doch
traf sie Fürsorge, dass die Negoziationen der Lameths nicht
ihre geheime Politik kreuzen konnten. Sie wählte zum
Ueberbringer der Denkschrift der Feuillants den ihr treu
ergebenen Goguelat und beauftragte ihn, Mercj — denn
durch dessen Hände sollte das Memoire an den Kaiser
gehen — im Namen des Königspaares zu erklären, daas
man in den Tuilerien die von jenen ausgedrückten An-
sichten durchaus nicht billige und ihnen nur scheinbar und
gezwungen zustimme, weil man sich noch vorläufig dieser
Partei bedienen wolle 1 ).
l ) Das Memoire ist gleich nach dorn 14. Dezember von den
Lameths verfasst worden, wie aus den Worten „la demarehe
que le roi vient de faire de declarer la guerre aux princes"
etc. hervorgeht (Arneth. p. 275.) Eben diesen Schritt wollten
die Triumvirn vor Leopold rechtfertigen. Auch der Anhang
der nach dem Eintreffen der Dezembernote augefügt wurde,
zeigt, dass es am 31. Dezember bereit lag. Und es war schon
längere Zeit vollendet; das bestätigen Fereens Worte (II, 213)
9»
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— 132
So hoffte Marie Antoinette die Mission der Lameths
ganz unschädlich gemacht zu haben. Verlorene Liebesmüh!
Sie ahnte nicht, wie freudig und begierig man trotz ihres
Uriasbescheides die Eröffnungen der Feuillants am Wiener
Hofe aufnehmen würde.
Es war ein umfangreiches Schriftstück, in dem die
Lameths ihre Anschauungen Uber die damalige Lage in
Prankreich für den Kaiser niedergelegt hatten 1 ). Sie wollten
nicht als Parteihäupter erscheinen; sie gaben Leopold den
eindringlichen Rat, ja keiner Faktion sein Ohr zu leihen;
denn alle seien durch Sonderinteressen und Leidenschaft-
lichkeit verblendet. Ihre Darlegungen kleideten sie in das
Gewand überlegener, philosophischer Beobachtung.
Sie gehen von dem Grundsatz aus, dass von einer
Wiederherstellung des alten Zustandes in Frankreich nicht
mehr die Rede sein könne; vielmehr sei die durch die Re-
volution vollzogene Umgestaltung der Staatsordnung im
ganzen zu billigen und anzuerkennen; sie sei als Grundlage
„Penvoi a ete longteraps differe sous differents pretextes'*. Auch
an Fersen gab Marie Antoinette Goguelat ein ßillet mit. Es
ist vom 4. I. 1792 datiert (II, 111); am 8. I. vermerkt der Graf
in seinem Tagebuch den Empfang der Denkschrift (II, 2). Auch
er sollte dahin wirken, dass von den fremden Mächten, insbe-
sondere vom Kaiser, die Uebersendung der Denkschrift nicht
missdeutet würde. Aus einem Briefe der Königin an Leopold II
(Arneth, p. 240) geht hervor, dass ihr die Lameths wiederum,
wie im Juli, ein Schreiben in die Feder diktiert hatten, indem
sie das System der Feuillants ihrem Bruder empfehlen sollte.
Doch dieses Mal unterdrückte Marie Antoinette den Brief, wie
sie Leopold gesteht: ,,11 y avait aussi une lettre, mais comme
eile dit la memo chose que le memoire (sie!?), je rae suis dis-
pensee de l'ecrire". Goguelat hatte auch mündliche Auftrage;
besonders sollte er die Lameths als höchst gefährliche Demagogen
anschwärzen. Vgl. den Bericht Mercys an Kaunitz vom 14. 1. 1792
Feuillet, V, 96 f.
l ) Arneth, p. 269 fi'.
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188 —
beizubehalten. Es sei aber nicht zu leugnen, dass man sich
in dem gewaltigen Chaos der Umwälzung zu einem schweren
Irrtum habe hinreissen lassen: In der Absicht, die Miss-
bräuche des alten Regime mit der Wurzel auszurotten und
seine Rückkehr unmöglich zu machen, habe man der aus-
übenden Gewalt die Mittel genommen, die sie befähigon
sollten, die Zügel der Regierung zum Wohle des Volkes
sicher und straff zu handhaben. Man habe ihr zu viel ge-
raubt. Sie befinde sich daher in ohnmächtiger Schwäche.
Das Ziel einer gesunden und vernünftigen Staatskunst
müsse jetzt sein, die arg geschmälerte Prärogative des
Königs wieder zu erweitern, ihr die Rechte zurückzugeben,
die sie in den Stand setzten, zum Heile aller ein starkes
Regiment im Lande zu führen. Eine Modifikation der Ver-
fassung, in diesem Sinne vorgenommen, würde kaum auf
Widerstand stossen. Denn schon machten sich die schlimmen
Folgen des Irrtums, den man in der übermässigen Be-
schränkung des Königtums begangen habe, von Tag zu Tag
der Allgemeinheit fühlbarer.
Wie durch die unverhältnismässige Schwächung der
Monarchie habe die Revolution auch durch die vollständige
Vernichtung der korporativen Rechte des Adels gesündigt.
Man habe ein nützliches Glied aus der Gesellschaftsordnung
ganz ausgestossen, statt sich mit der Beschneidung seiner
Missbräuche, seiner Privilegien zu begnügen. Die Lameths
deuten hier an, dass sie der Einrichtung einer Pairskammer
nicht abgeneigt sein würden; sie betonen, dass man auch
dem Grossgrundbesitz und der Hochfinanz eine gebührende
Vertretung anweisen müsse.
Dagegen lehnen sie die Wiedereinsetzung des Klerus in
seine Privilegien und Kirchengüter entschieden ab.
Im folgenden Abschnitt geben sie einen Ueberblick über
die französischen Parteien, natürlich ganz in ihrem Sinne.
Als die entschiedenen Feinde des Königtums seien die Emi-
granten und die Republikaner anzusehen. Zwischen diesen
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- 134 -
beiden Extremen müsse sich der König halten und sich auf
die wohlgesinnte Einwohnerschaft stützen, die ja doch den
weitaus grössten Teil der Bevölkerung ausmache.
Hier kommt auch die tiefe Unzufriedenheit der Trium-
virn mit dem bestehenden Zustande, ihr bitterer Hass gegen
die Legislative und die Hoffnung zum Durchbruch, dass sich
ein ihren Ansichten günstiger Umschwung in Frankreich
vorbereite. Wie Robespierre erwarten sie, dass in Bälde
eine Krisis über das Land hereinbrechen werde. Die in den
Finanzen eingerissene Unordnung, das Stocken alles Handels
und Wandels, die Mängel der Verfassung, vor allem aber
„die Tollheit und Unfähigkeit der neuen Nationalversamm-
lung" müssten notwendig dahin führen. Wenn man diese
Krisis wohl vorbereite und mit Geschick zu leiten wisse,
werde sie sich zu Gunsten der Monarchie vollziehen. Man
werde dann dein Könige die Rechte zurückgehen, die ihm eine
kräftige Regierung ermöglichen würden.
Nach dieser eingehenden Erörterung ihres Lieblings-
themas, der Verbesserungsbedürftigkeit der Verfassung,
kommen die Feuillauts zum zweiten Hauptgegenstande ihrer
Negoziation, zur auswärtigen Frage.
Die kriegerische Erklärung an die rheinischen Kur-
fürsten entschuldigen und rechtfertigen sie mit der Not-
wendigkeit, dass der König für die durch freche Drohungen
und Herausforderungen verletzte nationale Ehre endlich ein-
stehen musste, um dadurch zugleich das Vertrauen der Be-
völkerung in seine guten Absichten zu stärken.
Schliesslich weisen die Triumvirn dem Kaiser seine
Stellung in den Angelegenheiten Frankreichs an. Und hier
springt es in die Augen, dass sie in der auswärtigen Frage
einen Standpunkt einnehmen, der den in der Legislative
und im Volke herrschenden Tendenzen schnurstracks zuwider-
läuft. Während die Nationalversammlung in ihrem Be-
schlüsse vom 25. Januar ausdrücklich gegen die Erklärungen
Leopolds aus Padua und Pillnitz protestierte, sowie jeden
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weiteren Versuch desselben, sich in die inneren Angelegen-
heiten Frankreichs zu mischen, entschieden ablehnte, betont
hier das Triumvirat, dass der Kaiser zweifellos den regsten
Anteil an dem Lose Ludwigs und seines Landes nehmen
müsse, wie er bisher gethan habe 1 ). Als der „natürliche
Bundesgenosse Frankreichs" sei er dazu befugt; es sei sogar
seine Pflicht, dort für Aufrechterhaltung der inneren Ord-
nung zu sorgen und seinen eigenen Feinden, wie den
ihrigen (d. h. der Feuillants), die schon lange Unfrieden und
Unordnung säeten, das Spiel zu verderben.
Die Lameths laden also Leopold geradezu ein, in die
französischen Zustände einzugreifen; sie fordern ihn auf,
den Feuillants bei der Bekämpfung ihrer politischen Gegner
behilflich zu sein. Nur bedingen sie sich aus, dass er nicht
die Emigranten unterstütze, und eine Nachschrift, die sie
nach der Kenntnisnahme der Dezembernote beifügten, tadelt
das Office Kaunitzens nur darum, weil es sich der Aus-
wanderer anzunehmen scheine. Während in Paris die
Drohung Leopolds mit dem Konzert der Mächte als ein
Versuch, die nationale Selbständigkeit anzutasten, die Ge-
müter aufs höchste erregte, erwähnen die Lameths diesen
Eindruck mit keinem Worte, und man kann aus diesem be-
deutsamen Schweigen entnehmen, dass ihnen die Ankündi-
gung des Konzertes nicht unerwünscht war. Sie erhofften,
wie der Wiener Hof, von diesem Schreckmittel die schliess-
liche Bezähmung der kriegslustigen Parteien. Selbst einem
gewaltsamen Eingriff des Kaisers in die französischen An-
l ) Arneth, p. '275. „II est hors de doute, qu'il (l'empereur)
doit se her etroitement a la cause du roi, ainsi qu'il l'a fait
jusqu'ä ce moment. T/erapereur est l'allie naturel de la France
maintenant surtout que d'apres le Systeme de l'Europe; les
grandes puissances doivent chercher ä se soutenir; ensuite il
doit täeher de maintenir la paix en France pour de-
jouer ses ennemis et les nötres, qui cherchent depuis long-
temps ä y semer le trouble et le desordre/'
- 186 -
Gelegenheiten waren sie nicht abhold. Sie lehnten ihn aller-
dings für jetzt ab mit der Begründung, der gegenwärtige
Moment wäre schlecht gewählt, da sich vorläufig die innere
Lage zu bessern scheine. 1 )
Am Schlüsse ihrer Denkschrift drücken die Feuillants
noch den Wunsch aus, dass sie in dauernder Fühlung mit
dem Kaiser die französischen Verhältnisse ordnen möchten.
Sie hätten ihm bisher nur die allgemeinen Grundzüge ihres
Systems entwickelt; die Einzelheiten würden sie in Sonder-
schriften, die sich an die einzelnen Ereignisse schlössen,
erörtern.
Welch ein Kontrast ! Auf der einen Seite eine Partei,
die durch ihren Einfluss auf die Regierung die alten Be-
ziehungen Frankreichs zum Hause Habsburg zu erhalten,
ja zu verengern strebt, um durch sie die Angelegenheiten
der Heimat in ihrem Sinne zu gestalten; — auf dor andern
Seite das von der Gunst des Volkes getragene Parlament,
in dem die entgegengesetzte Tendenz von Tag zu Tag
breiteren Boden gewinnt, wo man in dem Bruch der Allianz
von 1756 die Gewähr der nationalen Selbständigkeit, die
Erlösung von einer drückenden Fessel erblickt.
Wie durch jene Anbahnung geheimer Unterhandlungen
mit dem Kaiser, trachtete das Triumvirat auch durch
seinen Einfluss auf den offiziellen diplomatischen Verkehr
mit dem Wiener Hofo den Intentionen der Legislative ent-
gegenzuwirken.
III.
Delessarts Diplomatie unter dem Einfluss der Lameths.
Eine versöhnliche, zaghafte Natur, wie Uelessart,
neigte eher dazu , eine friedliebende Politik zu begünstigen,
l ) a. a. 0. 8. 278 „Quo faire ueantiumis, si le roi perd entiere-
ment credit? N'est-c*.' pas pour 1«; rutablir, que Tempereur parait
vouloir se douner den inouvt'inmts? L»- moinent est encore
tres-mal choisi.* 4
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als sich von dem Wirbelwinde kriegerischer Leidenschaft
entführen zu lassen; seine Charakterschwäche, seine sub-
alternen Fähigkeiten unterwarfen den Minister leicht dem
stärkeren Willen anderer: daher Hess er sich willig von
dem Triumvirate leiten.
Das zeigte sich unter anderem bei einem wichtigen
Anlasse in der Mitte des Januar. Als auf die Note, welche
Delessart am 14. November an den Wiener Hof gerichtet
hatte, keine Antwort einlief, wandte er sich noch einmal,
am 23. Dezember, an den österreichischen Staatskanzler mit
der höflichen Bitte, der Kaiser möge den Kurfürsten von
Trier zur Zerstreuung der Emigranten veranlassen. Er be-
klagte sich bitter über die nichtigen Vorwände, unter denen
der hohe Prälat bisher die Forderungen Frankreichs abge-
lehnt habe. Infolge dessen habe sich der König zu dem
Schritte vom 14. Dezember gezwungen gesehen; er werde
gegen den Widerspenstigen Gewalt gebrauchen müssen,
wenn er nicht endlich Genugthuung leiste.
Auf diese Depesche, die dem Wiener Hofe am
2. Januar von dem französischen Botschafter, dem Grafen
Noailles, überreicht worden war, antwortete Kaunitz am
5. Januar in einer Note, die an Schärfe und Entschieden-
heit das Office vom 21. Dezember noch Ubertraf. Er be-
schwerte sich über die Aufstellung von drei französischen
Armeen an der Grenze, obwohl doch kein Grund vorhanden
sei, den deutschen Nachbarn feindliche Absichten unterzu-
schieben; er führte heftige Klage über die masslosen Aus-
fälle französischer Journalisten gegen alle europäischen
Souveräne, Uber den Beifall, den dieselben selbst im Schosse
der Legislative fänden, ferner Uber den verderblichen, täg-
lich sich steigernden Einlluss der Jakobinerklubs in Frank-
reich. Zum Tadel fügte er wieder die Drohung: Ereig-
nisse, wie die oben angeführten, seien in hohem Grade be-
unruhigend und erforderten die gespannteste Aufmerksam-
keit der im Verein mit dem Kaiser verbundenen Mächte.
— 138 -
Die Verletzung irgend eines Grenznachbarn würde von
dem ganzen Deutschen Reiche als Kriegserklärung ange-
sehen werden 1 ).
Diese scharfe Note Hess der Wiener Hof von dem
Berliner unterstützen. Der preussische Gesandte v. d. Goltz
hatte im Namen Friedrich Wilhelms II. in Paris eine gleich-
lautende Erklärung abzugeben.
In der Mitte des Januar, ein oder zwei Tage vor der
Beratung der Dezembernote in der Legislative, gelangten
Kaunitzens neuerliche Ausführungen in die Hände Delessarts.
Die Lameths mussten befürchten, dass die Kriegspartei
noch stärker würde, wenn diese neue Note des Wiener
Hofes zur allgemeinen Kenntnis gebracht würde. Sie hofften
wohl auch, dass ihre kürzlich abgesandte Denkschrift den
Kaiser günstiger stimmen würde. Daher drangen sie in
den Minister des Auswärtigen, die Note vom 5. Januar ge-
heim zu halten. Und Delessart folgte ihrem Rat, ein
Schritt, den er später bitter bereuen sollte. Denn indem er
die drohenden Eröffnungen des österreichischen Kanzlers
der Legislative verheimlichte, fehlte er gegen einen Ver-
fassungsparagraphen, der ausdrücklich bestimmte, dass der
Minister des Auswärtigen die Nationalversammlung von aus-
ländischen Kundgebungen, die den Frieden in Frage stellten,
zu unterrichten habe. Da er ihr aus diesem Grunde das
Office vom 21. Dezember mitgeteilt hatte, was berechtigte
ihn, die neuerliche, ähnlich gehaltene Depesche des Kaisers
zu unterdrücken?
Vorher machte Delessart den österreichischen und den
preussischen Gesandten mit seinem Vorhaben bekannt und
holte dazu ihre förmliche Erlaubnis ein. Er wies auf die
allgemeine Erregung hin, die noch über die Dezembernote
herrsche. Gerade jetzt, wo die Legislative über diese be-
rate, dürfe man ihre Erhitzung nicht steigern, zumal wo
») Viveuot, I, 567 f.
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139 -
man hoffe, dass die gemässigten Elemente den Sieg Ober
die Radikalen noch davontragen würden 1 ).
Wir wissen, dass Delessart und das Triumvirat sich in
dieser Erwartung betrogen; der Entwurf des diplomatischen
Ausschusses wurde allen ihren Gegenbemühungen zum Trotz
von der Nationalversammlung ohne wesentliche Aenderungen
angenommen. Jetzt aber strengten sie alle Kräfte an, um
dem Dekrete der Legislative gegen deu Wiener Hof seine
wirksame Spitze zu rauben 2 ). Dies erhellt aus der Art und
Weise, wie Delessart die diplomatischen Verhandlungen auf
ihren Rat führte.
Auf die Note Kaunitzens vom 21. Dezember hatte der
Minister des Auswärtigen gleich am 1. Januar eine ziemlich
energische Antwort erteilt, Unverhohlen hatte er darüber
seinem Erstaunen Ausdruck gegeben, dass der Kaiser sich
so eilfertig für den Erzbischof von Trier ins Zeug legte,
bevor er sich davon überzeugt habe, ob dieser den Forde-
rungen Frankreichs Genüge geleistet habe. Dass er im Un-
recht gewesen, habe der Kurfürst jetzt selbst mittelbar
durch sein verändertes Betragen eingestanden. Delessart
gab schliesslich dem Kanzler nicht undeutlich zu verstehen,
dass das französische Ministerium von Oesterreich, einem
Bundesgenossen, ein loyaleres Verhalten erwartet habe 8 ).
Diese Antwort hatte er schon am 31. Dezember der
1 ) GoftV Depeschen, 23. I. 1 7t »2 {Preuss. Geh. Staats- Archiv,
Berlin). Blumendorf an Kaunitz unter dem 31. I. 1792 (Wiener
Archiv).
2 ) Dass Ludwig sich dazu bereit finden lies«, nach dem
Schritte vom 14. Dezember die Friedenspolitik der Feuillants zu
unterstützen, geschah au« dem Grunde, weil er den Ansturm
der Kriegspartei vorläufig massigen wollte, um den Mächten
Zeit zur Vorbereitung ihrer Rüstungen zu lassen. Vgl. darüber
Fersen, II, 144.
3 ) Viveuot, I, 316 ff.
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- 140 -
Legislative mitgeteilt. Sie wurde beifallig aufgenommen 1 ).
Ja, die Volksvertretung dankte dem König für die von ihm
bewiesene Festigkeit ausdrücklich in dorn Beschluss, den sie
am 25. Januar Uber die Dezembernote fasstc 2 ).
Aber je mehr im Laufe des Januars die dem Hause
Habsburg feindliche Stimmung obsiegte, um so mehr folgte
Delessart der entgegengesetzten Tendenz: er bot alles auf,
um Frankreich den Frieden zu erhalten. Da er fürchtete,
der Wiener Hof möchte durch die heftigen Ausfälle der Ab-
geordneten gegen die Allianz von 1756 noch mehr gereizt
werden, so lief er zu wiederholten Malen zu dem öster-
reichischen Geschäftsträger in Paris und beteuerte ihm, dass
der König und sein Ministerium auch der Legislative zum
Trotz fest entschlossen seien, das alte Bündnissystem mit
Oesterreich und Spanien zu erhalten 8 ).
Als die Nationalversammlung wieder in feierlicher
Deputation ihren Beschluss vom 25. Januar dem Könige
Ubersandt hatte, erteilte dieser auf Anstiften der Lameths
am 28. Januar eine Antwort, die deutlich erkennen Hess,
wie wenig er und seine Ratgeber geneigt seien, auch dieses
Mal den Weisungen der Legislative Folge zu leisten. Sie
hob mit einer Rüge für die Volksvertretung an, die ihr
schon Dumas, der Freund der Triumvirn, am 18. Januar
erteilt hatte. Es wurde ihr vorgeworfen, dass sio durch
ihr Dekret vom 25. eigentlich die Verfassung verletzt habe.
Denn allein dem Könige stehe es zu, die politischen Be-
ziehungen des Landes zu den auswärtigen Mächten zu regeln.
Im übrigen teilte Ludwig den Abgeordneten mit, dass er
schon vor vierzehn Tagen vom Kaiser über die Punkte,
i) A. p. 36, 699.
») A. p. 37, 657.
3 ) Blumendorf au Kaunitz (W. A.) d. 31. I. 1792 und derselbe
an Mercy (W. A.) d. 23. I. Hier heisst es: „Lessart fait de
Brandes protestations de Tattachement du Roi <;t de son Ministere
pour le Systeme d'alliance et le pacte de famille. u
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— Hl -
welche der Beschluss der Nationalversammlung zum Gegen-
stand habe, Aufklärung erbeten hätte, allerdings unter Be-
obachtung der Rücksichten, wie sie im Verkehr unter den
Mächten Brauch seien.
Lehnte damit die Regierung die Forderungen der Legis-
lative nicht geradezu ab, so nahm sie sie doch keineswegs
an. Sie verschanzte sich hinter einer zweideutigen Ant-
wort. Indem sie indes sich gegen angebliche Eingriffe des
Parlamentes in ihre Rechte verwahrte, hob sie hervor, dass
auch sie als die Behörde, der die Leitung der auswärtigen
Politik unterstehe, bei der Entscheidung derselben mit-
wirkender Faktor sei, dass sie sich nicht an die Richt-
schnur zu halten habe, die ihr die Nationalversammlung in
ihrem Beschlüsse vom 25. Januar gezogen habe.
Es zeigte sich, dass das Ministerium noch stark genug
war, um den kriegerischen Tendenzen der Legislative ent-
gegentreten zu können. Die Abgeordneten nahmen den
empfangenen Streich ruhig hin. Sie gingen, ohne weitere
Erörterungen an die Antwort des Königs zu knüpfen, mit
einer gewissen Würde zur Tagesordnung über. Brissot und
Condorcet begnügten sich damit, in ihren Zeitungen gegen
die königliche Botschaft zu demonstrieren ! ). Sie wagten es
nicht aus der Mitte der Volksvertretung die Haltung der
Regierung anzugreifen. Die aufgeregte, zum gewaltsamen
Bruche drängende Stimmung war doch auch in der Legis-
lative, wie wir oben wahrnahmen, im Laufe des Januar
merklich zurückgesunken.
Mit Genugthuung Hessen die Lameths ihren Triumph
dem österreichischen Geschäftsträger auf der Stelle mitteilen.
Delessart sandte an den Herrn von Blumendorf die Antwort
des Königs an die Legislative, mit dem Bemerken, dass
auch Noailles in Wien Auftrag erhalte, dieselbe dem dortigen
l ) Blumendorf an Mercy d. 30. I. 1792.
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- 142 -
Hofe zu überreichen. Man habe zu diesem Zweck eigens
einen Kourier abgesendet 1 ).
Wie brachte aber Delessart das Dekret der National-
versammlung vom 25. Januar zur Ausführung?
Wir sahen, dass schon die Antwort vom 28. Januar
andeutete, die Regierung, im besonderen der Minister des
Auswärtigen, gedenke sich nicht durch den Beschluss der
Legislative die Hände binden zu lassen. Um jeden Wider-
spruch gegen diese Absicht auszuschliessen, hatte man, was
in Wirklichkeit noch Absicht war, bereits als vollendetes
Geschehnis hingestellt: schon vor mehr als vierzehn Tagen,
gab man vor, habe der König von Leopold ähnliche Auf-
schlüsse verlangt, wie sie die Volksvertretung wünsche, eine
Behauptung, die nicht der Wahrheit entsprach. Delessarts
Note wäre danach schon vor dem 14. Januar abgegangen,
also vor dem Berichte des diplomatischen Ausschusses Uber
die Dezembernote. Thatsächlich aber verfasste der Minister
sie erst am 21. Januar und sandte sie geraume Zeit später
ab 2 ). Er verlegte ihre Abfassungszeit eben in der Absicht
zurück, um wenigstens mit einem Scheine des Rechtes gegen-
über dem Dekret der Legislative möglichst nach eigenem
Belieben die Unterhandlungen mit Wien führen zu können.
l ) Blumendorf an Kaunitz den 30. I. 92.
5 ) Blumendorf an Mercy den 19. II. 92. Unter dorn 27. I.
berichtet Bl. an M., er habe kürzlich eine Unterredung mit dem
Marquis von Barbe-Marbois geführt, in der ihm dieser mitgeteilt
habe, daas er an Noailles im Auftrage Delessarts eine geheime
Depesche von 27 Seiten zu überbringen habe, in welcher man
in die grössten Einzelheiten über den Stand der Geschäfte ein-
gehe; und das ist zweifellos die vom 21. Januar datierte Note.
Er war also der Ueberbringer derselben. Am 7. Februar traf
er in Wien ein. Marbois war zum Gesandten beim Reichstag
in Regensburg ernannt. Hior sollte er mit den deutschen Ständen
die Verhandlungen über die Angelegenheit der depossedierten
Fürsten führen. Doch vorher hatte er noch in W T ien mit Kaunitz
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— 148 —
Seine Note vom 21. Januar bezeichnet« Delessart als
„Vertrauliche Mitteilung", was besagte, dass er sie als ein
geheimes diplomatisches Aktenstück betrachtet wissen wollte.
Nach seinem Wunsche sollte sie also niemals an die Oeflent-
lichkeit kommen. Und er hatte allen Grund, dies anzu-
ordnen. Denn auch er war sich dessen wohl bewusst, dass
weder ihr Tenor noch ihr Inhalt den Intentionen der Legis-
lative entsprochen hätte.
In der Einleitung berührt der Minister noch einmal die
Emigrantenfrage und das feindselige Gebahren des Erz-
bischofs von Trier, wie beide Anlässe den Schritt der
französischen Regierung vom 14. Dezember hervorgerufen
hätten.
Sodann schildert er die Befürchtungen, die das ange-
kündigte Konzert in Frankreich hervorgerufen. Er weist
Rücksprache zu nehmen (Blumendorf- Mercy, 23. L). Er sollte
um die Unterstützung des Kaisers für die glückliche Abwickelung
dieses Geschäftes bitten. Indessen scheinen sich seine Instruktionen
auch auf eine Erörterung der allgemeinen schwebenden Fragen
erstreckt zu haben. Denn Blumendorf schreibt am 19. II. an
Mercy, Delessart habe ihm anvertraut, Marbois ,,serait dans le
cas de rectifier les premiers impressions que le decret, dont il
s'agit (d. h. v. 25. I.) a faite ä notre Cour." Ob sich diese Be-
raerkung-nur auf den Inhalt der Note, die jener zu übertragen
hatte, bezieht, muss dahingestellt bleiben. Doch scheint Marbois
noch weitergehende Aufträge gehabt zu haben. Denn Marie
Antoinette befürchtete von seiner Mission, ihre Politik durch-
kreuzt zu sehen. Aehnlich, wie sie insgeheim gegen die Denk-
schrift der Feuillants wirkte, suchte sie Marbois' Aufträge zu
neutralisieren. Sie beauftragte Blumendorf nach Wien zu melden:
„dass, was jener auch immer im Namen Ihrer Allerchristlichen
Majestäten alldort vorbringen oder was für Briefe er auch von
Seite Höchst Ihnen übergeben dürfte, man hierauf keine Achtung
haben müsse, massen dieser Mann nicht ihr Zutrauen genösse."
Leider Hess sich im Wiener Archiv über Marbois' Sendung nicht»
ausfindig macheu.
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— H4~^
auf das Bedenkliche einer solchen Einmischung in die An-
gelegenheiten seiner Nation hin.
Delessarts innerstes Bedürfnis treibt aber dazu, nicht
den Wiener Hof anzuklagen, sondern vor ihm, wie vor einem
höchsten Tribunal, die Zustände im eigenen Vaterlande zu
entschuldigen. Indem er sich in gutmütiger Redseligkeit
über diese verbreitet, sucht er sie vor dem gestrengen Blick
des Staatskanzlers cinigermassen zu rechtfertigen.
Kaunitz habe oft seinem Erstaunen Uber die offenbare
Unordnung der französischen Staatsverwaltung Ausdruck
gegeben, über den Ungehorsam der ihr untergeordneten Be-
hörden und die Geringschätzung, mit der dem Könige manch-
mal begegnet werde. Der Minister versichert, dass man
diese Missstände gewöhnlich übertreibe; mit der Disziplin-
losigkeit im Heere, dem mangelhaften Zustande der Finanzen
und den inneren Wirren stehe es nicht so schlimm, wie
man es mache. Wohl müsse er zugeben, dass die Ver-
legenheit, in der sich augenblicklich die Regierung befinde,
gross sei; sie werde aber auch vorübergehen; müsse man doch
jene bedauerlichen Verhältnisse zum grossen Teil der reis-
senden Schnelligkeit zuschreiben, mit der sich die Umwälzung
in Frankreich vollzogen habe. Nur von der Zeit könne man
Herstellung der Ordnung erwarten.
Aehnlich sucht Delessart die Brandreden in den Volks-
versammlungen und die frechen, gegen Oesterreich gerich-
teten Flugschriften zu entschuldigen. Es sei das Beste,
rät er, diese Ausfälle mit Gleichmütigkeit und Verachtung
zu strafen. Wie seltsam, wenn sich ganz Europa darüber
aufregen und an die französiche Nation halten wolle, weil
sie in ihrem Schosse einige Maulhelden und gallsüchtige
Zeitungsschreiber berge; oder sollte man ihnen etwa die
Ehre erweisen, ihnen mit Kanonendonner zu antworten?
Schliesslich kommt der Minister auf die Kriegsfrage
zu sprechen. Er leitet zu ihr mit einem etwas komisch
anmutenden Pathos über: „Mein Herr", sagt er, „ich habe
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soeben ein grosses Wort ausgesprochen: ein Wort, das
gegenwärtig alle Gemüter beschäftigt, ein Wort, das den
einen Unruhe verursacht, während es für die anderen ein
Gegenstand ihres Begehrens ist: dies Wort heisst Krieg."
Er betont, dass sein König ihn fUr das grösste Unglück
halte, das seinem Lande widerfahren könnte, dass er alles
aufbieten möchte, um ihn seinem Volke zu ersparen. Auch
Leopold würde aus einem Kampfe mit Frankreich keinen
reellen Vorteil ziehen. Angenommen er siege, so würde er
gerade durch seine Erfolge nur in Verlegenheit gesetzt
werden. Wäre doch die einzige Frucht, die er darin er-
werben könne, der traurige Gewinn, einen treuen Bundes-
genossen vernichtet und die Macht seiner wahren Feinde
und Nebenbuhler dadurch vermehrt zu haben.
Für beide Teile, für Frankreich und für Oesterreich
sei eben der Frieden das Erspriesslichste. Im Interesse des
Kaisers liege es, auch fernerhin das Bündnis mit Frank-
reich zu bewahren. Es solle, ihm auch, versichert Delessart
treuherzig, in Zukunft keine Beschwerde verursachen.
Der Minister schliesst dann mit der Beteuerung: „Ich
will Ihnen mit einem Worte den Wunsch des Königs, seines
Conseils und, wie ich wohl versichern darf, denjenigen des
wohlgesinnten (saine) Teils der Nation ausdrücken: Wir
wünschen durchaus Frieden: Wir sehnen uns nach der Be-
endigung einer kostspieligen Kriegsbereitschaft, zu der uns
verhängnisvolle Umstände gezwungen haben*' *).
Welch' tiefgreifender Unterschied zwischen Delessarts
vertraulicher Note und dem Beschluss der Nationalver-
sammlung vom 25. Januar! Hier verlangt man von dem
Kaiser den unbedingten Verzicht auf das Konzert der
Mächte. Dort wagt man kaum eine so entschiedene Forderung
zu stellen: man begnügt sich mit dem warnenden Hinweise,
dass das Konzert eine bedenkliche Massnahme sei. Während
') Vivenot, I, 380 ff.
Ging an, Die franz. Legislative.
10
- 14fi -
die Volksvertretung die Lösung der Allianz mit dem Hause
Habsburg anstrebt, klammert sich der Minister um so fester
an den alten Bundesgenossen und beschwört ihn förmlich,
die Freundschaft Frankreichs nicht von sich zu weisen.
Jede Wendung des Dekretes der Legislative atmet mutiges,
kraftvolles Selbstgefühl. Dagegen bewegt sich Delessarts
versöhnliche Note zuweilen in kläglichem, würdelosem Ge-
winsel; gegen Ende bettelt er fast um den Frieden.
Doch genug, es waren eben zwei grundverschiedene
Tendenzen, die in dem Dekrete der Nationalversammlung
einerseits, in der Depesche des Ministers andererseits zum
Ausdruck kamen.
Für den springenden Punkt in der Kriegsfrage, für
die Wahrung der nationalen Selbständigkeit, die die Legis-
lative als ein anerkanntes Recht vor den L'ebergriffen des
Wiener Hofes verteidigte, zeigte Delessart ein so geringes
Verständnis, wie seine Freunde, die Häupter der Feuillants.
Wie diesen schienen ihm die Ansprüche der deutschen
Fürsten im Elsass bei der drohenden Verwicklung n^it Deutsch-
land im Mittelpunkte zu stehen. Barnave ermahnte seine
Freunde öfter, ja diese Angelegenheit sobald als möglich
in Ordnung zu bringen. „Hier ist thatsächlich", ruft er aus,
„der wahrhafte Knotenpunkt der Frage, die zwischen dem
Inlandc und dem Auslande schwebt; wenn er einmal gelöst
wäre, sehe ich nicht, wie es die Faktiösen oder die Emi-
granten anstellen wollen, uns zum Kriege zu treiben" 1 ).
Und Delessart bemühte sich nach Kräften, den
österreichischen Geschäftsträger in Paris zur eiligen Ab-
wickelung dieser Affaire anzuspornen. Er versicherte ihm,
dass Ludwig XVI. und sein Ministerium fest entschlossen
seien, das Bündnis mit Oesterreich zu erhalten, dass sie
aber als Gegenleistung die Hilfe dos Kaisers zur Herbei-
führung eines angemessenen Arrangements mit den depossc-
») Barnave, (Euvres IV, 345 f.: vgl. a. 351.
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- 147 -
dierten Fürsten erwarteten. Dadurch hoffe die Regierung
dem drohenden Bruche mit dem deutschen Reiche vorzu-
beugen, den sie, selbst um den Preis beträchtlicher Opfer,
gern vermeiden würde 1 ).
Wir erinnern uns, auch in dem Ministerium hatte die
Tendenz, der die Legislative huldigte, seit dem Eintritt des
Grafen Narnonne in dasselbe, einen eifrigen Vertreter ge-
funden. Wie verhielt sich dieser zu den Friedensbestre-
bungen seiner Kollegen? Musste nicht ihre Hinneigung
zu dem System der Lameths seinen Widerstand hervorrufen?
IV.
Zwiespalt im Ministerium.
Die Lameths setzten auch im Dezember und Januar
den Kampf gegen die Legislative, unbeirrt durch die früheren
Misserfolge, fort. In ihrem Parteiorgane, der „Allgemeinen
Zeitung", schalten sie die eingehenden Erörterungen, die
die Abgeordneten der auswärtigen Frage widmeten, eitel
Zeitverschwendung; sie warfen ihnen vor, dass sie darüber
wichtige Aufgaben, wie die Ordnung der Finanzen und der
Steuererhebung vernachlässigten 2 ).
Narbonne und sein Freundeskreis dagegen hatten sich,
wie wir gesehen haben, den Führern der Nationalversammlung
genähert. Nicht im Gegensatz, sondern im Einvernehmen
mit der Volksvertretung sollte nach ihrer Meinung die
Regierung ihr Heil suchen. Schien doch auch der all-
gemeine Beifall, der das gewinnende Auftreten des Kriegs-
ministers in der Legislative belohnte, diese Forderung zu
rechtfertigen.
') Blumendorf' an Merey »1. 14. I. 17f>2.
a j Görnas, Courier üVa (luatrt-vingt-trois üVpurteimMits, 17^2
Xo. 19, Bd. Hl : N... l'J, Bd. 32: Nu. HJ. Bd. 33.
10*
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Narbonne suchte von vorneherein auch seine Kollegen
für sein Programm zu gewinnen. Vornehmlich war es ihm
um Delessart zu thun. War doch seine Hilfe als Minister
des Auswärtigen unentbehrlich, wenn anders ßrissots und
Lafayettes Parteigänger ihren Plan, England und Preussen
einem Bündnis mit Frankreich geneigt zu machen, durch-
setzen wollten. Und Delessart schien in der That Anfang
Januar aus dem Lager des Triumvirates zu den Fayettisten
übergehen zu wollen 1 ). Denn als nach dem Eintreffen der
Dezembernote das Betragen des Kaisers allgemeinen Tadel
fand, da geriet auch der sonst so duldsame Minister in
Harnisch. Wir erinnern uns der Auseinandersetzung, die er
im Unmut darüber mit dem österreichischen Geschäftsträger
hatte. Er erblickte in den Erklärungen des Wiener Hofes
eine Verletzung des Bundesverhältnisses und Hess verlauten,
die Regierung könne dasselbe unter diesen Umständen nicht
mehr erhalten, sondern müsse nach anderen Allianzen
aussehen.
Aber dieser entschiedene Ton entsprach doch dem et-
was ängstlichen Charakter Delessarts wenig. Allmählich
entschlüpfte er wieder dem Kreise der Baronin StaiM und
schloss sich um so inniger an die Lameths an. Und diese
waren, wir brauchten es kaum zu wiederholen, durchaus
gegen die von den Häuptern der Legislative mit Narbonnes
Freunden geplante Umwandlung des alten Allianzsystems.
Weil sie bei ihrer Hinneigung zum Wiener Hofe dadurch
den Argwohn und das Missfallen desselben zu erregen be-
sorgten, so waren sie auch entschieden gegen jeden Versuch,
England und Preussen zu einem französischen Bündnis zu
bestimmen. Als daher Narbonne die Sendung Talleyrands
') Feuillet. V, 1'25 f. „.T'oi dit", schreibt hier Pilleuc, ..«pie
M. de Lessart trempait un peu Iii dedans. En eftet um ne peut
se passer de lui. II soupe souvent che/ Mad. de Stael et 011
l'a environne de tout ee parti* 1 . Vgl. a. Morris. I. 511.
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nach London vorschlug, um England eine Allianz anbieten
zu lassen, waren seine Kollegen im Kabinett, die es meist
mit dem Triumvirate hielten, mit Ausnahme Cahiers, gegen
seinen Vorschlag. Auf das entschiedenste erklärte sich be-
sonders der Marineminister ßertrand von Mollevillc dagegen ;
er nahm im Conseil eine selbständige Stellung ein und
stand beim Königspaare in einiger Gunst, das ihn auch in
diesem Falle zum Widerstande gegen den Antrag des
Kriegsministers veranlasst hatte; sein Votum genoss daher
ein gewisses Ansehen.
Nach langem heftigen Sträuben gab aber der Minister-
rat dennoch dem Vorschlag Narbonnes Folge. Was diesen Um-
schwung bewirkte, wissen wir nicht genau; jedenfalls wohl
die Erwägung, dass der Kriegsminister die Häupter der
Legislative hinter sich hatte; auch scheinen die Fayettisten
im Falle der Ablehnung des englischen Bündnisversuches
mit offenem Abfall gedroht zu haben 1 ). Die Lameths gaben
nach. Der Bischof von Autun wurde, wie es die Kriegs-
partei verlangte, mit dem geheimen Auftrage nach London
gesendet, das dortige Ministerium in betreff eines etwaigen
französisch-englischen Bündnisses zu sondieren.
Insgeheim jedoch waren die Lameths und Delessart
von Anfang an entschlossen, die Mission Talleyrands, die
sie an und für sich für aussichtslos hielten, zu vereiteln.
Narbonne erfuhr bald zu seinem Erstaunen von dem Lord
Gower, dem englischen Gesandten in Paris, der Minister
des Auswärtigen habe ihn so spät von der Sendung des
Bischofs in Kenntnis gesetzt, dass er sie seinem Hofe nicht
mehr rechtzeitig anzeigen könne 5 ). Die Anzeichen dieser
Art mehrten sich. Talleyrand fasstc in London Depesche
auf Depesche an Delessart ab, forderte wiederholt die
Sendung eines bevollmächtigten Ministers zur Unterstützung
l > Morris, I, 508 tt. Brief vom -1. II. 17U2.
2) Pallain, S. U f.
— 150 —
seiner diplomatischen Aktion — denn er hatte keinen offi-
ziellen Charakter — , gab die grössten Hoffnungen auf das
Gelingen des Allianzplanes 1 ). Alles umsonst. Delessart
antwortete nicht, sondern hüllte sich in undurchdringliches
Schweigen').
Eben in der Sache des englischen BUndnisplanes führten
Fayettisten und Lamethisten einen erbitterten Zeitungskrieg
gegen einander. Das Triumvirat behandelte in seinen
Blättern den Bischof mit satirischem Hohne; es spottete
über seine nach ihrem Vorgeben schon gescheiterten BUndnis-
werbungen und verbreitete böswillige Gerüchte Uber seinen
Umgang in London, wie z. B., dass er die Freundschaft
des revolutionsfeindlichen Burke suche 8 ). Talleyrand rächte
sich. Seine Freunde lanzierte n in die von Condorcet
und Brissot geleiteten Zeitungen Notizen, in denen sie an-
deuteten, dass es nur der absichtlichen Säumigkeit und den
Intriguen der Lameths zuzuschreiben wäre, wenn die Mission
des Bischofs resultatlos verlaufe 4 ).
») Pallain, S. 54; vgl. S. 64 f.
2 ) Pallain, S. 60. 10. II. 1702 schreibt Tall. an Del.: ..Je
no reeois point de uouvelles, Monsieur, et v<<us en etes ä ma
cinquieme lettre 14 und dringender d. 14. II. „Vous ne m'ecrivez
donc point: je n'entends rien a cela: et je vous jure quo c'est
mal.- Vgl. S. 84.
■•') a. a. O. 8. 47, 88, 118 Anm. 2.
«) Pallain, S. 70. Anm. Vgl. a. 8. 116 f. Anm. Brissots
„Patriote franeais-' brachte am 15. II. 1702 einen Artikel unter
der Spitzmarke: „Extrait d une lettre ecrite par un Francais
residant h Londres 10. II. 1702.' 4 Dieser Brief ist zweifellos
von Talleyrand, wenn dieser es auch leugnete, als ihn Delessart
der Urheberschaft zieh. Er enthält mitunter wörtlich die Vor-
würfe, die der Bischof dem Ministerin seinen Depeschen machte;
so z. R. am 3. II. 1702 schreibt Tall. an Del si nous
avons Tair .... de ne pas croire ä notre propre revolution.
quelle confiance pouvons-nous inspircrV' 4 (Pallain, S. 61). Im
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— 151 -
Aehnliche Differenzen, wie über die Mission Talleyrands,
erhoben sich im Lager der Konstitutionellen über die Frage,
welches Verhältnis Frankreich zu Preussen einnehmen solle.
Lafayettes Freunde schlössen sich auch hier den Brissotins
an: der Bischof von Autun hielt den Versuch, an dem
Berliner Hofe um die Bundesgenossenschaft Preussens zu
werben, für die notwendige Ergänzung seiner Londoner
Sendung.
Die Lameths waren nicht dieser Meinung. Ihnen kam
es vor allem darauf an, wie den Kaiser, so auch Friedrich-
Wilhelm II, von einer Unterstützung der Emigranten ab-
zuhalten. Seit dem Abgange des Grafen Moustiers war
nur ein Geschäftsträger mit der Vertretung der französischen
Interessen in Berlin beauftragt. Sie sandten jetzt einen
ihrer Anhänger, den Grafen Segur, als bevollmächtigten
Minister dorthin. Seine Instruktionen waren durchaus im
Sinne des Triumvirates 1 ). Einen BUndnisantrag hatte er
dem preussischen Ministerium nicht zu machen. Lafayettes
Freunde waren mit der Wahl dieses Gesandten von vorn-
herein unzufrieden. Sie klagten Delessart an, dass er sie
getroffen habe, weil er eben den Misserfolg der Berliner
Sendung wünsche 2 ). Denn S6gur war ein erklärter Gegner
„Patriote** hcisst es: „il faut surtout que votre rainistre (Deles-
sart) ait l'air de croire tout ä fait ä notre revolution et ä itotre
revolution faittv 1 Der Brief sollte eine Demonstration gegen den
von den Laineths missleiteten Delessart sein, wie dies aus der
Anklage hervorgeht: ..Notre ministre des affaires etrangeres est.
informe de tout oela (nämlich, dass es sehr leicht wäre ein«!
Neutralitätserklärung und bald auch ein Bündnis von England
zu erhalten) et s'il n'agit pas en consequence c'est mauvaise
volonte ou crainte de certains faux patriotes qui le subjuguent"
(d. h. vor den Lameths).
') Segur, Histoire des prineipaux eveneinents du regne de
Frederic-Guillaume II. Bd. II, S. 216. Vgl. auch Goltz'
Depeschen 23. XII. 1791 (Preuss. G. St.). Sorel, II. 330 f.
s ) Pallain, S. 35. Vgl. a. S. 26 u. 12 f. Sybcl, I«, 334.
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— 152 -
des Systems Favier, für das die französische Kriegspartei mit
solchem Eifer eintrat,
So trat bei allen Angelegenheiten, soweit sie die aus-
wärtige Frage betrafen oder nur mittelbar mit ihr zusammen-
hingen, ein immer stärker werdender Antagonismus zwischen
den Häuptern der beiden konstitutionellen Parteiflügel hervor.
Mitte Januar musste Narbonne eingesehen haben, dass
die Mehrheit des Conseils treu beim Triumvirate verharren
und niemals für sein politisches Programm zu gewinnen
sein würde. Er selbst hatte gerade damals eine ausser-
ordentlich starke Stütze in der Öffentlichen Meinung ge-
wonnen, namentlich durch seine Erfolge in der Legislative.
Selbst streng demokratische Blätter, wie Gorsas' „Courier"
spendeten ihm Lob; seine liberale Gesinnung, seine Leut-
seligkeit hatten ihm sogar im Volke eine gewisse Beliebtheit
verschafft. Er nahm eine Stellung ein, die ihn weit Uber
seine unbedeutenden Kollegen erhob, welche meist die
heftigsten Anfeindungen von den populären Zeitungen zu
erdulden hatten. Im Vertrauen auf seine glückliche Lauf-
bahn als Minister glaubte er einen entscheidenden Schritt
wagen zu dürfen: er unternahm den Versuch, die Königin
selbst zu seinem politischen Programm zu bekehren, um
durch sie dann die Besetzung des Ministeriums in die Hand
zu bekommen. Ihre Abneigung gegen die Minorität des
Adels und insbesondere gegen ihn wegen seiner Beziehungen
zu der Tochter Neckers kannte er sehr wohl. Wie unver-
söhnlich das Königspaar seinen Freund Lafayette hasste,
hatte er erst jüngst erfahren: denn als er die Ernennung
des Generals zum Befehlshaber eines der drei Grenzkorps
vorgeschlagen, hatte sie Ludwig XVI. zuerst entschieden
abgelehnt. Aber trotz dieser wenig verheissuugsvollen An-
zeichen entschloss er sich zu dem ausserordentlichen Schritte 1 ).
») Bertrand, VI. 270 ff.; Mad. dr Touml, II, 3U f.; Vau-
blanc, I, 312 f.
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- 153 -
Eines Tages Hess er Marie Antoinette um eine Audienz
bitten. Sie wurde gewährt. Der Minister las der Königin
eine längere Denkschrift vor. Hier wurde zunächst der
vielfachen Gefahren gedacht, von denen der Thron augen-
blicklich umdroht sei. In solcher kritischen Zeit müsse der
König einen Mann wählen, der hohe staatsmännische Be-
fähigung habe, sich aber gleichzeitig einer grossen Popu-
larität erfreue. Auf dessen unerschütterliche Treue solle
er getrost sein ganzes Vertrauen setzen und ihn mit den
umfassendsten Vollmachten ausstatten. Alle wichtigen Ver-
waltungsposten, die Befehlshaberstellen in der Armee, vor
allem das Ministerium würde dieser Mann nach eigenem
Gutdünken zu besetzen und der Monarch ihm damit die
Rolle eines Ersten Ministers einzuräumen haben. Dann
werde er, gestützt auf die Majorität der Legislative, getragen
von der Gunst des Volkes, das Staatsschiff geschickt durch
alle Klippen und Riffe steuern und Thron und Vaterland
gleichzeitig erretten.
Auch die Kriegsfrage scheint Narbonne berührt zu
haben. Er soll der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck gegeben
haben, dass das französische Volk, durch seine politische
Umwälzung zu kräftigem Xationalbewusstsein erwacht, den
Feind überwinden würde. Ein nationaler Krieg gegen Oester-
reich würde für das Königtum die günstigsten Aussichten
bieten : nach seiner glücklichen Beendigung werde sich wohl
Gelegenheit bieten, die Autorität des Monarchen wieder zu
verstärken.
Nachdem der Minister geendigt hatte, bemerkte ihm
Marie Antoinette mit feiner Ironie: „Gewiss, das alles ist
sehr gut, aber unglücklicher Weise unausführbar, denn
sagen Sie mir, wenn ich bitten darf, wo würden Sie denn
den einzigen, den wunderbaren Mann hernehmen, den Sie
zum Premierminister wählen wollten?" Als ihr Narbonne
darauf seine Dienste antrug, — denn das Bild, das er in
der Denkschrift entworfen hatte, trug ja auch für die
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— 154 —
Königin unverkennbar seine Züge — lachte sie belustigt.
Dann berief sie sich auf den Buchstaben der Verfassung;
da sei ein Premierminister nicht vorgesehen, also könne
der König auch keinen ernennen, ohne gegen sie zu Ver-
stössen.
Um kurz zu sein, Narbonne erlitt eine völlige Nieder-
lage, die noch unangenehmer dadurch wurde, dass Marie
Antoinette seinen Widersachern die Gelegenheit gab, zum
Schaden noch den Spott zu fügen.
Naturgemäss erweiterte der fehlgeschlagene Versuch
Narbonnes. im Sturm sich die G unst des Hofes zu erobern,
die Kluft zwischen ihm und den Lameths. War doch soine
Bewerbung um den Premierministerposten nichts anderes
als ein Schachzug, der sich gegen ihren Einfluss im Mini-
sterium richtete. Er zeigte, dass er die Regierung ganz in
die Hände seiner politischen Freunde zu bringen und die
Triumvirn zu verdrängen wünschte. Wie gern hätten diese
sich sofort ihres gefährlichen Nebenbuhlers entledigt. Aber
es ging noch nicht an. Sie durften nicht wagen, den
Minister zu vertreiben, der allein von den Mitgliedern des
Oonseils sich einiger Beliebtheit beim Volke erfreute, der
vor allem in der Legislative einen mächtigen Anhang hinter
sich wusste.
In der Folge scheint nunmehr Narbonne alle seine An-
strengungen darauf gerichtet zu haben, sein Portefeuille
mit dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten zu
vertauschen Die Reorganisation der Armee hatte er in
die richtigen Wege geleitet; der Oberbefehl lag in den
Händen seiner Freunde. Das bot ihm sichere Gewähr, dass
auch ein Nachfolger, den die Lameths gewählt hätten, in
seinem Sinne weiter arbeiten musste. Es lag ihm jetzt
alles daran, die Leitung der Diplomatie in die Hände seiner
Partei zu bringen. Wir wissen ja, wie wenig Delessart
l ) Anieth, p. 246; Bertrand, VI, 278; Morris I, 522.
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dieses Ressort unter dem Einfluss des Triumvirates zur Zu-
friedenheit der Fayettisten verwaltete. Aber dieser war
trotz aller Intriguen des Kriegsministers nicht zum Verzicht
auf seinen Posten zu bewegen.
Im Publikum musste die Uneinigkeit unter den
Ministern dem Ansehen des Kabinetts schaden. Der
zwischen den beiden Faktionen herrschende Widerspruch
kam auch mitunter zu offenbar an den Tag. So stach in
der Legislative die Haltung des friedfertigen Delessart
merkwürdig von dem Betragen des kriegslustigen Narbonne
ab, so dass einmal ein Deputierter die unwirsche Be-
merkung fallen liess: „Der Minister des Auswärtigen
kommt jeden Tag, um vor euch Depeschen zu verlesen, die
davon zeugen sollen, dass man die Emigranten aller Orten
verjagt und geneigt scheint, mit Frankreich in gutem Ein-
vernehmen zu leben, während auf der anderen Seite der
Kriegsminister den Krieg begehrt und euch täglich um
neue Mittel angeht, um für ihn zu rüsten" 1 ).
Auch im Klub der Feuillants standen die Lametbs und
ihr Anhang den Freunden Lafayettes, die hier von Beau-
metz und Chapelier geführt wurden, schroff gegenüber*).
Unter Ramonds Vorgang wollten die Parteigänger des
Generals die kriegerischen Tendenzen, wie sie in der Legis-
lative herrschten, auch in der Gesellschaft zur Geltung
bringen.
Im grossen Parteileben hatte der Klub seit Ende
Dezember wenig zu bedeuten. Da war es den Jakobinern
gelungen, den Feuillants eine empfindliche Niederlage bei-
zubringen. Sie beschuldigten sie reaktionärer Pläne: auf-
geregte Volksmasseii stürzten in ihr Versammlungslokal und
beschimpften und verhöhnten die Teilnehmer. So wurden
sie zu mehreren Malen auseinandergesprengt. Ihre Be-
») Moniteur Xu. 22. 171)2. Albitto in der Sitzung v. 21. I.
3 ) Bacuurt, III, 284 f.
- 156 -
schwerden bei dem Bürgermeister P<Hion hatten keinen Er-
folg. Endlich mussten die Feuillants auf einen Beschluss
der Nationalversammlung ihr Lokal, das sich in der Nähe
des Abgeordnetenhauses befand, aufgeben. Sie eröffneten
ihren Klub im Hotel Richelieu wieder. Dort fanden sich
aber nur wenige Getreue ein. Die Schöpfung der Lameths
fristete hier noch mehrere Monate kümmerlich ihr Dasein 1 ).
Es waren vor allem Brissots Leute, die ihnen diese
Niederlage beigebracht hatten. Gewiss sahen es Lafayettes
Freunde mit heimlichem Behagen, wie ihre Nebenbuhler
auch diesen Stützpunkt verloren. Doch aus dem Ministerium
konnten sie den Einfluss der Triumvirn vorläufig nicht aus-
schliessen. Diesen trat der Hof hilfreich zur Seite, und
jenen fehlte noch die Handhabe, sich durch einen ent-
scheidenden Schlag der Regierung zu bemächtigen.
So suchen sich in dieser Entwickelungsphase der
Kriegsfrage die grossen Gegensätze, ohne wirklich auf ein-
ander zu treffen. Alle Anzeichen kündigen aber ihren
nahen Zusammenprall an. Wie in der vorigen Epoche
die Dezembernote, so sollte in der folgenden wiederum
eine Aeusserung aus der Wiener Kanzlei das Signal und
die Veranlassung geben.
') Beaulieu, Ui. 51 ft'.
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Sechstes Kapitel.
Entscheidender Vorstoss des Wiener Kabinetts
ge^en die Legislative.
I.
Antwort des Kaisers auf die Denkschrift der Lametbs.
Wir haben in unserer Abhandlung den Verlauf der
Kriegsfrage vorzüglich im Rahmen der französischen Partei-
bewegung zu betrachten; den anderen Schauplatz ihrer Ent-
wicklung, die Wiener Hofburg, durften wir nur flüchtig
streifen. Zu einer etwas eingehenderen Würdigung des-
selben fordert der Annäherungsversuch der Feuillants an
Leopold II. auf. Erst wenn man das Ziel der kaiserlichen
Politik kennt, kann man ermessen, wie bedeutsam dieser
Schritt des Triumvirates in der allgemeinen Verflechtung
der Weltverhaltnisse wurde.
Gerade als die Kiiegspartei in der Legislative zu einem
kräftigen Schlage gegen das Wiener Kabinett ausholte, voll-
zog siel» im Schosse desselben unter Kaunitzens Vorgang
eine wichtige Wandlung, die zu entschiedenerer Bekämpfung
der französischen Revolution hindrängte'). . Dies erhellt
aus einer Vorlage, die die kaiserliche Kanzlei für die Staats-
konferenz vom 17. Januar vorbreitet hatte 2 ).
') ^"gl* fr ,r dieses Kapitel : Lenz, a. a. O. 30'2 ft.
a ) Vivenot, I, 330 ff.
- 158 -
Hier rät Kaunitz dem Kaiser, mit dem Systeme des
Abwarten*, das er bisher den französischen Zuständen gegen-
über beobachtet habe, zu brechen und auf ernste Massregeln
gegen die Radikalen zu denken. Zu dieser Mahnung ver-
anlassten ihn die schlimmen Nachrichten, die er letzhin von
Mercy über das erneute Ansteigen der revolutionären Hoch-
flut empfangen hatte.
Ein anderes Moment, das den Fürsten zur Aufgabe des
„passiven Interimalsystems", so nannte er die abwartende
Haltung des Wiener Hofes, antrieb, bildeten die bitteren
Klagen, welche Marie Antoinette in Petersburg, Berlin,
Madrid und Stockholm über das unthätige Zaudern ihres
Bruders hatte anbringen lassen. Dieser hatte sein passives
Verhalten bisher mit dem Vorgeben gerechtfertigt, in Ueber-
einstimmung mit seiner Schwester enthalte er sich jeder
Einmischung in die französischen Angelegenheiten. Jetzt
aber strafte die Königin seine Behauptung durch ihre Be-
schwerden Lügen. Kaunitz fand das für das Ansehen seines
Herrn nachteilig: bei den fremden Souveränen möchte,
fürchtete er, die Meinung allgemein werden, „dass des
Kaisers Majestät wegen der französischen Angelegenheiten
die Sturmglocke anzuziehen zwar der Erste gewesen, aber
auch in dem Moment, da es zum Ernst kommen soll, im
Zurückbleiben der Erste sind u . Man fühlte sich also in
Wien durch die Vergangenheit gebunden; man war im Juli
und August durch die Erklärungen von Padua und Pillnitz
zu offen für das französische Königspnar eingetreten, um
sich jetzt, ohne inkonsequent zu erscheinen, um seine Be-
drängnis gar nicht zu kümmern.
Man fasste daher den Entschluss, die Verwirklichung
des europäischen Konzertes, mit der man Frankreich wieder
in der Dezembernote gedroht hatte, bestimmter ins Auge zu
fassen. Eben in der oben erwähnten Konferenzvorlage kaui
diese Absicht zum Ausdruck.
Dieses Mal konnte Leopold nicht, wie im Juli des ver-
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- 159 —
flossenen Jahres, die Berufung des Konzerts mit einem Hin-
weise auf die angebliche Unfreiheit Ludwigs XVI. begründen.
Sonst hätte er den König dem gefährlichen Verdacht aus-
gesetzt, dass er heimlich selbst die Veranstaltung des Vereins
der Mächte bei diesen in Antrag gebracht habe. Es war
vielmehr unumgänglich notwendig, den Wirkungsplan des
Konzerts so zu fassen, „dass kein Verdacht auf den König
und die Königin, als wenn sie verborgene Hand mit im
Spiele hätten, fallen könnte". Aus diesem Gesichtspunkt
entwarf man folgendes Programm.
Es sollte von Frankreich die Autlösung der drei
Armeen, die jüngst an der Reichsgrenze aufgestellt waren,
gefordert werden, ferner die Wiedereinsetzung der deposse-
dierten Fürsten, die Rückgabe von Avignon und Venaissin
an den Papst. Auch wollte man die Garantie der „fort-
währenden Giltigkeit" aller zwischen Frankreich und anderen
Mächten errichteten Traktate verlangen. Kaunitz gab zwar
zu, dass es sich bei der Aufstellung dieser Bestimmung vor-
nehmlich um das Sonderinteresse des Hauses Habsburg
handele, indem man dadurch den Fortbestand der für
Oesterreich günstigen Versailler Allianz sich sichern wollte.
Indessen meinte er, sie doch in den Plan des Konzerts auf-
nehmen zu müssen', da ihr ja zugleich „eine wahre Cause
commune aller Staaten" zu Grunde liege, „als aller Interesse
erfordere, einen Grundsatz nicht einreissen zu lassen, kraft
dessen Traktate von was immer für einer Art, die zwischen
Souveränen errichtet worden seien, von der Nation eines
paciscierenden Souveräns umgeworfen und für nichtig er-
klärt werden könnten" 1 ).
Wie offenbar geriet hier das Bestreben, die alten
dynastischen Interessen gegenüber den Grundsätzen der
Revolution zu wahren, mit dem Prinzipe der Volkssouveränität
in Widerspruch. An demselben Tage, am 25. Januar, au
') Vivenot, I, 349. Kaunitz an Reusa d. 20. Jan. 1792.
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- 160 -
-dem Kaunitz so seine Forderung begründete, forderte die
Legislative ihrerseits Ludwig XVI. auf, dem Kaiser feierlich
zu erklären, der König der Franzosen könne mit keiner
Macht anders, als im Namen und Auftrage der Nation
Bündnisse und Verträge schliessen
So könnte es scheinen, als hätte der Wiener Hof die
Grundsätze der Revolution überhaupt ausrotten wollen. Doch
daran dachte er keineswegs. Er wollte die französische
Konstitution in ihren Grundlagen bestehen lassen; nur eine
mässige Modifikation derselben sollte dem Königtum einen
festeren Bestand, seiner Autorität einen weiteren Spielraum
gewähren. Mit aller Entschiedenheit verwahrte sich Kaunitz
gegen das Ansinnen Schwedens, Spaniens und namentlich
Russlands, auf eine vollständige Wiederherstellung des alten
Zustandes in Frankreich hinzuarbeiten. Ein solches Unter-
nehmen wäre, wie wir schon hervorgehoben haben, dem
österreichischen Staatsgedanken, wie ihn der Fürst gefasst
hatte, geradezu zuwidergelaufen. Würde Habsburg, so
führte Kaunitz aufs neue in der Konferenzvorlage aus, die
Bourbonen eben durch Herstellung ihrer absoluten Herrscher-
gewalt wieder auf den früheren Grad ihrer Macht und ihres
Einflusses gelangen lassen, so würde es in ihnen sich einen
seiner gefährlichsten Nebenbuhler wiedererwecken und damit
also den „allerunverzeihlichsten und gefährlichsten Staats-
lehler" begehen. Vielmehr komme es für das Erzhaus dar-
auf an, ja nichts anderes als einen cinigermassen erträg-
lichen Zustand für das Königspaar in Frankreich herzu-
stellen, r un ordre de choses supportable", wie es Marie
Antoinette selbst in einem ihrer Briefe nenne, d. h. „ein
solches Mittelding von Vergleich und einer monarchischen
Regierungsverfassung zu Stande zu bringen, woraus für
Frankreich nichts anderes als eine fortwährende Fluktuation,
Gährung, innerliche Schwäche und äusserliche Nullität ent-
«) Buchez, XIII, 61. Artikel I den Dekretes v. 25. I. 1792.
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161 -
stehen" könne 1 ). Gerade diesen Zustand hoffte Kaunitz zu
erzielen, wenn er im wesentlichen die französische Kon-
stitution bestehen liess.
Auch taktische Rücksichten bestimmten den Wiener
Hof, das Programm des geplanten Konzerts möglichst ein-
zuschränken. Eben durch eine grosse Mässigung seiner
Bedingungen wünschte der Fürst einen grossen Teil der
französischen Bevölkerung mit der Einmischung des Vereins
der Mächte zu versöhnen.
Mercy hatte schon in seiner Einberichtung vom 24. De-
zember angedeutet, dass die konstitutionelle Partei, d. h.
die Feuillants eine bewaffnete Dazwischenkunft des Aus-
landes nicht ungern sehen würde 2 ). Den Vorteilen, die eine
geschickte Ausnutzung dieser geheimen Strebungen dem
Konzerte bringen könnte, widmete der Gesandte in einem
Briefe an Kaunitz vom Anfang Januar eine breitere Be-
trachtung 8 ).
Er warnt hier eindringlich vor einer Unterstützung der
Emigranten. Wenn man ihre Prätensionen erfüllen wollte,
würde sich die ganze Nation einmütig gegen die ein-
marschierenden Streitkräfte der Mächte erheben. Ein Kreuz-
zug dieser neuen Art würde sicherlich vollständig miss-
glückcn. Wahrscheinlich würde er in dem Heere der Angreifer
sowohl wie in ihren Staaten einen allgemeinen Aufruhr zur
Folge haben: die Revolution könnte auf diesem Wege in
einem halben Jahre in der Welt die Runde machen. Nein,
wenn man so ungeschickt verfahren würde, verstünde man
sich schlecht auf die Kunst, das französische System zu be-
kämpfen. Solle es damit gelingen, so müsse man das Pro-
blem sich folgendermassen stellen: Es sei überaus schwierig,
wenn nicht unmöglich, eine Nation, die aus 24 Millionen
Köpfen bestehe, zu besiegen, wenn sie einig sei; dagegen
>i Vivenot, I, 340.
») FeuilK IV, 340.
3 ) Mercy an Kaunitz, 7. Jan. 17U'2 (Wiener Archiv).
Qlagau. Dia franz. Legislative 11
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- 162 -
sei es leicht, einen Bruchteil derselben niederzuwerfen, wenn
man die übrige Masse dabei auf seiner Seite habe. Aus
dieser theoretischen Ueberlegung heraus müsse das Konzert
die Dinge in Frankreich in Angriff nehmen. Aus dem un-
versöhnlichen Gegensatze zwischen Jakobinern und Feuillants
müsse es Nutzen zu ziehen suchen, indem es eine Partei
geschickt gegen die andere ausspiele. Das Programm der
Gemässigten sollten die Mächte zu dem ihrigen machen und
sie für ihre Intervention gewinnen, um dann mit ihrer Hilfe
die Radikalen zu überwältigen. Die französische Konsti-
tution könne man vorläufig ganz aus dem Spiele lassen und
nur von territorialen Fragen, wie von der Angelegenheit der
depos8edierten Fürsten, der Rückgabe Avignons sprechen.
Man könnte sogar die Versicherung abgeben, dass sich die
Mächte garnicht in die inneren Angelegenheiten Frankreichs
mischen wollten. Durch das Unglück, das mit dem Bürger-
kriege über das Land hereinbreche, durch den allmählichen
Triumph der vom Auslande unterstützten Gemässigten würde
sich die Gegenrevolution schon von selbst vollziehen und
zwar nachhaltiger, als wenn sie durch die Mächte allein
herbeigeführt worden wäre.
Das war eine Gedankenreihe, die Kaunitzens vollen
Beifall fand 1 ). Schon im Juli des vorigen Jahres, als man
am Wiener Hofe zuerst an die Bildung eines europäischen
Vereins gegen die Revolution dachte, hatte Kaunitz das
von Mercy bezeichnete Ziel ins Auge genommen, gleich da-
mals schrieb er an Ludwig Cobenzl, dass das geplante
Konzert so geringe Anforderungen in betreff einer Modi-
fikation der Verfassung an die französische Nation stellen
l ) Vivenot, I, 428. Wie wirksam jene Ausführungen Mereys
auf Kaunitzens Politik gewirkt hal>en, sieht man insbesondere
aus einer Denkschrift Leopolds an Marie Antoinette (Febr. 170'J».
Vgl. FeuilK 433 f.
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- 163 -
sollt«, dass „sieb die Herbeiziehung des vernünftigsten Teiles
der Nation mit Wahrscheinlichkeit hoffen lasse" 1 ).
Man kann sich denken, mit welcher Freude jene
beiden Staatsmänner es begrüssten, als sich gerade in dieser
Zeit, Mitte Januar, die Häupter der Feuillants an den
Wiener Hof wandten. Diese boten sich ihren Kombinationen
als willkommene Handhabe dar. Ihre Denkschrift begleitet
Mercy, indem er sie an Kaunitz sendete, gleich mit einigen
lobenden Bemerkungen über die treffenden massvollen An-
sichten der Verfasser 2 ). Auch der Staatskanzler hielt nicht
mit seinem Beifall zurück. Mit sichtlicher Befriedigung
hebt er hervor, dass die Denkschrift „wirklich so bittere
Ausfalle wider die Partei der Jakobins, so aufrichtige Ge-
ständnisse der Notwendigkeit, die Konstitution zu modi-
ticieren, und in dieser Hinsicht den unsrigen so nahe
kommende Modifikationsideen enthält, dass es leicht war,
alle unsere diesfälligen Desideria und Absichten mit den
eigenen Ausdrucken des jenseitigen Memoire zu
bedecken und zu definieren" 1 ).
Mit Eifer ergriff er die Gelegenheit, um die Feuillants
von den Zielen der Wiener Politik zu verständigen, ihnen
nahe zu führen, dass der Kaiser die gleichen Absichten,
wie sie, hege. Er fürchtete, dass die Ansammlung der
Truppenmengen, welche die Forderungen des Konzertes im
Weigerungsfalle unterstützen sollton, selbst die Gemässigten
in Unruhe versetzen könnten, falls man sie nicht vorher
davon überzeuge, dass man nur „sehr mässige Modifi-
kationen 4 * an der Verfassung vornehmen wolle. Die Ant-
wort, die er den Lameths auf ihre Denkschrift zu geben
hatte, bot ihm den gewünschten Anlass, um ihnen jede Be-
sorgnis Uber die Intentionen des Wiener Hofes zu benehmen.
») Vivenot, I. 204, (1. 23. VII. 1791.
*) F.-uillet. V, 1>4, d. 14. I. 1702.
3 ) Vivfinot, 1, 3r>7 ti*. Kaunitz an Meiw d. 31. I. 175J2.
11»
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- 164 -
Sie würden dann, hoffte Kaunitz, nicht nur dem Konzert
sich nicht widersetzen, sondern sogar durch thätige Bei-
hilfe „zur Vorbereitung und Beförderung eines vergnüglichen
Ausschlages des diesseitigen Vorhabens selbst beitragen."
In seiner Entgegnung auf das Memoire der Feuillants 1 )
stimmt der Staatskanzler dem Grundsatze, den das Trium-
virat stark hervorgehoben hatte, nämlich dass die Wieder-
einführung des absoluten Regimes in Frankreich ein Unding
sei, vollkommen bei. Die wesentlichen Grundlagen der
Verfassung, versichert er, müssten durchaus bestehen
bleiben. Es könne sich eben nur um Verbesserungen
handeln, wie sie die Verfasser jener Denkschrift „mit be-
friedigender Genauigkeit" vorgezeichnet hätten. Den Plan,
erforderlichen Falls in Frankreich gewaltsam durch die
fremden Mächte eingreifen zu lassen, lässt er unverhüllt
durchblicken. Obgleich der Kaiser die Hoffnung noch nicht
aufgegeben habe, dass die Besserung der inneren Lage sich
auf friedlichem Wege ermöglichen lasse, so schwinde ihre
Erfüllung doch mit jedem Tage mehr und mehr dahin. In
bitteren Anklagen ergeht sich Kaunitz gegen die Jakobiner,
deren nichtswürdiges Treiben das Triumvirat in der Denk-
schrift schon so trefllich gekennzeichnet habe. Obgleich
diese Hitzköpfe numerisch sehr schwach seien, so gelinge es
ihnen dennoch, die Masse des Volkes mit sich fortzureissen
und die wohlgesinnten Elemente zu knechten. Selbst in
der neuen Nationalversammlung, die leider von der vorigen
recht unvorteilhaft absteche, flicht er schmeichelnd für die
ehemaligen Häupter der Konstituante ein, herrschten sie
vor: alle einflussreichen Posten gerieten sowohl in der
Hauptstadt als in den Provinzen in ihre Hände. So hätten
die Jakobiner alle Bemühungen des Kaisers, den Frieden
und die Ordnung zu erhalten, zu vereiteln gewusst. Sie
hätten ihn zur Erneuerung des allgemeinen Konzerts ge-
') Aroeth, p. 282 ft'.
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zwungen. Aber den Gemässigten giebt der Kaiser die
feierliche Versicherung, dass er als unumgängliche Bedingung
seiner Mitwirkung an demselben gefordert habe, dass die
Ansprüche der Emigranten nicht unterstützt, dass die
Grundlagen der Verfassung nicht angetastet werden dürften.
Schliesslich erklärt er seine Bereitwilligkeit, mit den
Häuptern der gemässigten Partei einen regelmässigen
Meinungsaustausch zu pflegen, wenn sie heimlich zum Grafen
Mercy eine Vertraucnsperson zu näherer Abrede senden
würden. Endlich rät Leopold dem französischen Königs-
paare, sich ja auf das engste mit den Verfassern der Denk-
schrift zu verbünden, die durch ihre Talente, wie durch
ihre anständige Gesinnung, einen entscheidenden Einlluss
auf die gemässigte Partei ausübten.
Und der Kaiser meinte es ernst mit diesem Ratschlage.
Was Marie Antoinette gefürchtet hatte, traf ein. Ihr Bruder
schlug in die von dem Triumvirate dargebotene Hand ein.
Alle ihre Gegenmittel hatten die Einigung über ihr Haupt
hinweg nicht zu hindern vermocht 1 ). Goguelat hatte schon
von Mercy bittere Vorwürfe Uber die kurzsichtige Politik
in den Tuilerien einsteckon müssen 2 ). Auch auf Kaunitz
machten die Verdächtigungen, die der Abgesandte im Namen
seiner Herrin gegen die Triumvirn vorbrachte, nicht den
geringsten Eindruck 3 ). Denn darin bestand eben die
Differenz, die die politischen Absichten der beiden hohen
Geschwister trennte: die Königin wünschte die Herstellung
des alten Zustandes in Frankreich, während ihr Bruder ge-
rade darin eine Gefahr für seine Dynastie erblickt hätte.
*) Fersen, II, \). Hier bemerkt der Graf in seinem Tage-
buch unter dem 21. Februar: „La reine mc raandait que la
reponse au mauvais memoire qu'elle avait envoye a rempereur.
fait par Barnave, Duport et Lameth, venait d'arrivcr et etait
detestable.-
2 j Feuillet, V, S. 95 f.
*) Vivenot, I, 36«.
Und aus diesem Gegensatze ergab sich von beiden Seiten
ein grundverschiedenes Verhältnis zu den Feuillants: der
Kaiser war bereit, ihren Tendenzen, da sie sich ganz mit
seinen Plänen deckten, wirklich Vorschub zu leisten, während
seine Schwester unter der Maske des Wohlwollens die Ge-
mässigten nur vorläufig gegen die Jakobiner engagieren
wollte, um später von beiden Parteien durch die Anstrengungen
der Mächte erlöst zu werden.
Kaunitz bemerkte sehr wohl, dass die Königin auf die
Errichtung des absoluten Regimentes denke. Da er einen
solchen Wunsch weder für erfüllbar hielt, noch erfüllen
wollte, gab er ausdrücklich dem Grafen Mercy Auftrag,
Marie Antoinette von den eigentlichen Absichten des Wiener
Kabinetts sobald als thunlich zu verständigen. Sie müsse
einsehen, dass es dem Kaiser „mit den grossen Einschränkungen
in Ansehung der Zwecke und Wirkungen des Konzertes
wirklicher Ernst sei." 1 ) Da der schriftliche Weg zur
gründlichen Behandlung der Sache unzulänglich scheine,
solle der Gesandte nach eigenem Ermessen eine geschickte,
vertraute Person nach Paris schicken, um mit der Königin
das Nähere zu besprechen 2 ).
Auch ist uns der Entwurf einer eingehenderen Denk-
l ) a. a. 0. I, 369. Vgl. a. 389 S.
r ) a. a. 0. I, 366. Mercy scheint diese heikle Mission dem
(trafen von der Mark übertragen zu haben. Vgl. Arneth, i>. 248.
Hier schreibt jener (11. II. 1792) an Marie Antoinette: ,,M. de
la Mark doit etre ä Paris. Je desire bien qu'on ne soupcoune
pas de prevention ä son egard et bien certaineinent jo n'en ai
aueune, inais jo n'en suis pas moins convaineu (jue, tout defaut
et tout inconvenient ä part, il pourrait se rendre tres-utile dans
le moment actuel. u Und Lainarck schreibt an Mercy (d. 23. II.
1792 aus Raismes, W. A.) ..j'ai eu une tres-Jongue audience de la
Reine.-' Näheres scheint er sich für die mündliche Mitteilung
aufgespart zu haben. Vgl. a. Mercys Brief an die Königin vom
16. II. 1792; s. Arneth. S. 216 ff.
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Schrift Leopolds an seine Schwester überliefert, der aller-
dings nicht in ihre Hände gelangt ist. Ernstlich mahnt der
Bruder Marie Antoinette, der trügerischen Hoffnung auf
die Wiederherstellung des alten Zustandes zu entsagen.
Wenn sie dieselbe länger hege, schneide sie sich selbst
jeden Rettungsweg ab. Denn die gemässigten Parteien, die
entschlossen seien, die Verfassung im wesentlichen zu er-
halten, würden sich zur Vereinigung mit den Radikalen ge-
zwungen sehen, um eine vollständige Gegenrevolution zu
verhüten. Dann würde die Monarchie in Frankreich abge-
schafft und die Republik aufgerichtet werden. Unter solchen
Umständen würde auch die Hilfsbereitschaft des Auslandes
nichts ausrichten. Sei es doch eben eine unerlässliche Be-
dingung, dass der Plan des Konzertes sich auch den Dis-
positionen der französischen Nation anpasse. Die Denk-
schrift schildert schliesslich, wie das politische System des
Wiener Hofes sich auf dem Zwiespalt, der zwischen Jakobinern
und Feuillants bestehe, aufbaue, wie es mit dem Beistand
dieser Partei gegen jene rechne 1 ).
') Das Memoire ist bei Feuillet, II, 430—440 abgedruckt
unter dem Titel: Memoire secrot pour la Reine, onvoye par
TEinpereur. Der russische Botschafter in Paris, Simolin, der im
Februar von dein französischen Königspaaro vor seinor Abroise
den Auftrag übernommen hatte, den Kaiser von der traurigen
Lage seiner Schwester eingehend zu benachrichtigen und
schleunige Hilfe zu fordern, schreibt an Katharina II. unter
anderem über diese Sendung aus Wien: r Leopold me demanda,
oü je logeais et si j'avais occasion de faire parvenir ä la Reine
avec sürete ce dont Elle voulait me charger qu'Elle me reraet-
trait uue lettre et un memoire qui exposerait la positiou des af-
faires." (Feuillet, V, 2Ö3 f.) Das wird unsere Denkschrift aus
dem Februar sein. Diese Vermutung bestätigt sich aus einem
sehr auffallenden Merkmal in ihrem Inhalt: Während der Kaiser
seine Schwester energisch vor Schweden und Spanien warnt,
weil deren Pläne auf eine völlige Gegenrevolution in Frankreich
abzielten, erwähnt er Russland mit keiner Silbe, obgleich ihm
- 168 -
Man sieht, der Monarch und sein vorsichtiger Kanzler
waren keineswegs gesonnen, sich Hals über Kopf in den
Strom der Revolution zu stürzen, um ihn seiner ganzen
Breite nach zu durchschwimmen. Am 7. Februar schlössen
sie mit Preussen eine Allianz ab und sicherten sich dadurch
die Unterstützung eines mächtigen Bundesgenossen für den
Fall eines Krieges mit I'Yankreich. Durch die Anbahnung
eines Verständnisses mit den Führern der gemässigten
Partei dieses Landes hofften sie ausserdem den Erfolg der
militärischen Operationen wesentlich zu erleichtern.
Aber beide wünschten noch immer den offenen Kampf
mit der Revolution zu vermeiden. Darum machten sie
abermals den Versuch, allein durch einen gewaltigen diplo-
matischen Druck auf die französische Nation die radikale
Partei niederzuschmettern. Eben zu dieser Aktion bedienten
sie sich des neuen Bündnisses mit Preussen und des Ein-
verständnisses mit den Feuillante.
II.
Die Note vom 17./19. Februar.
Wenn auch das Wiener Kabinett im Januar mit dem
Systeme passiver Beobachtung brach, so war es, wie wir
dessen oben dahingehende Absichten sehr wohl bekannt und
recht missliebig waren. Warum diese befremdende Auslassung?
Weil der russische Gesandte der Ueberbringer war und
Leopold zu höflich war, ihn durch einen scharfen Ausfall gegen
Katharina zu verletzen. Aber immerhin sollte die Denkschrift
wie Marie Antoinette direkt, so die russische Zarin indirekt Uber
die Intentionen des Kaisers unterrichten. Die Audienz, welche
Simolin bei diesem hatte, fand wonige Tage vor Leopolds Hin-
scheiden statt. Der Gesandte meldet den Tod desselben noch
am Schlüsse jenes Schreibens, in dem er von dem in Aussicht
gestellten Memoire spricht. Dieses war in der That schon fertig
gestellt, wurde Simolin aber nach dem Ableben des Monarchen
wahrscheinlich nicht mehr ausgehändigt.
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eben erwähnten, darum keineswegs gemeint, sich in einen
Krieg mit Frankreich zu stürzen. Indem Kaunitz an die
Vorbereitung des Konzerts ging, betonte er zugleich, dass
seine „wahre Absicht" noch „auf eine gütliche und womöglich
durch blosse Demonstration zu bewirkende Besserung der
französischen Verfassung ziele** 1 ). Eine bewaffnete Da-
zwischenkunft des Auslandes sah er als ein „sehr bedenkliches
extremes Notmittel** an, das ihm allerdings, „gegon eine in
der äussersten Detresse sich befindende Nation** angewendet,
minder gefahrvoll erschien. 2 ) Selbst seine Mitwirkung an dem
Konzert wollte der Wiener Hof schlechterdings von dem
Beistande Russlands. Spaniens, Schwedens abhängig machen:
nur wenn diese Höfe gleichmässige Anstrengungen vornähmen
und sich dem Kaiser, der von den Emigranten und einer
vollständigen Gegenrevolution nichts wissen wollte, aufrichtig
anschlössen, verhiess dieser der Schwester seine Hilfe. 8 ) Auch
als man Preussens nach Abschluss der Allianz vom 7. Februar
sicher war, fürchtet« man in Wien noch, sich einseitig in
dem Kampfe gegen die Revolution zu engagieren. Man
wollte nicht allein die Kohlen aus dein Feuer holen,
während die anderen Souveräne die Hände müssig in den
Schoss legten. 4 )
Die Sorge, Russland möchte, während die österreichischen
Streitkräfte in Frankreich beschäftigt seien, die Gelegenheit
benutzen, sich nach seinem Friedensschlüsse mit der Pforte
auf das wehrlose Polen zu stürzen, licss das kaiserliche
Kabinett vorsichtig zaudern*). Seine Politik hatte eben
ein doppeltes Antlitz. Ganz entschieden erklärte Kaunitz,
dass Oesterreich nicht eher thätigen Anteil an den franzö-
sischen Angelegenheiten nehmen werde, bis es nicht von
l ) Vivenot, 1, 329. Vgl. a. S. 343.
») a. a. 0. I, 338.
s ) Feuillot II, 438. V«l. a. Vivenot, I. 337.
♦> Vivenot, I, 302. Vgl. a. 389.
5 ) a. a. 0. I, 358.
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— 170 —
Seiten Russlands über die „künftige Ruhe und Integrität
der Republik Polen" sichere Bürgschaft erhalten habe 1 ).
Vornehmlich aus diesem Grunde, wegen der orientalischen
Frage, drang er darauf, dass die Forderungen des Konzertes
so gemässigt seien, dass gleich ein ansehnlicher Teil des
französischen Volkes ihnen beitreten würde. Nur auf ein
Unternehmen, das einen schnellen und zugleich dauerhaften
Erfolg verspreche, wollte er sich einlassen. Die Demon-
strationen der Mächte sollten imposant und furchtbar seien,
„um den Widriggesinnten in Frankreich unfehlbar zu impo-
nieren und zu einem schleunigen Ende zu gelangen* 42 ).
Immer in dem Wahne befangen, allein der Schrecken
der Paduaner Erklärung habe im Sommer 1791 Ludwig XVI.
den Thron erhalten und das Ueberwiegen gemässigter Ten-
denzen in Frankreich zur Folge gehabt*), griff Kaunitz
noch einmal auf jenes System der Einschüchterung zurück.
Dieses Mal gedachte er die Demonstration überwältigender
und wirksamer als in der Dezembernote zu gestalten. Nicht
gegen die französische Nation in ihrer Gesamtheit, sondern
nur gegen einen kleinen Bruchteil derselben , gegen die
Jakobiner, wollte er seine Drohung mit dem Einschreiten
des Konzertes der Mächte richten. In Einen Brennpunkt
suchte er die Strahlen zu sammeln, die er vorher auf eine
breite Fläche wirkungslos verstreut hatte. Mit den Häuptern
der Feuillants in engem Einverständnis und dadurch mit
') a. a. 0. I, 3G2 f.
5 ) a. a. 0. I, 357. Vgl. a. S. 3*53.
3 ) Feuillet, II, 430. Februar 1792 schrieb Leopold an Mario
Antoinette ,.Co seul bruit du eoncert (Juli 1701) opera
Veffet do faire eesser la detention et les dangers personnels de la
Familie royale et declarer le maintien du gouvernement
inonarchique pour baso de la Constitution franyaise. L'ainende-
ment dans les dispositions nationale» par discredit du parti
violent »>t l'extension des partis moderen date de la ineme
epoque.- 4
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- 171 -
dem „wohlgesinnten* Teil der Nation in Fühlung, hoffte er
nunmehr erfolgreich die Radikalen zu bekämpfen, den Ge-
mässigten Luft zu schaffen, so dass diese unter dem Schutze
des Kaisers womöglich ohne seine bewaffnete Dazwischen-
kunft die Verfassung zweckmässig bessern und dem Könige
eine erträglichere Stellung geben könnten.
Und hier müssen wir noch eines Grundirrtums der
kaiserlichen Politik gedenken. Indem man in Wien auf die
Beihilfe der Lamoths rechnete, meinte man, ihre Partei ge-
biete noch wie ehemals im Juli zur Zeit des Aufruhrs auf
dem Marsfelde Uber eine reiche Zahl von Anhängern; ja,
man wähnte, sie habe seit dieser Zeit in der Masse des
Volkes noch bedeutend an Boden gewonnen 1 ). Wohl sah
man, dass das Triumvirat in der Legislative nur geringen
Einfluss hatte: doch legte man auf diese Erscheinung nicht
so grosses Gewicht; lebte man doch in dem Glauben, dass
diese Nationalversammlung, wie die Feuillants behaupteten,
von Tag zu Tag in der öffentlichen Achtung sinke, dass
ihr Verhalten gerade in der auswärtigen Frage von der
Mehrheit der Nation gemissbilligt werde 2 ;. Mau gab sich
l ) Feuillot, V, 100. Mcrcy an Kaunitz, d. 14. I. 17Ü2. „Los
autres partis, Constitutionen* et monarciiiques, en consequence de
lour but, n'ont pas le meine interet ä des troubles indeter-
mines Fit. eomme ces meines partis prevalent
raaintenant dans l'opiniou publique et acquieront par
lä une superiorite tres-decidee sur les Jaeobins, il en
resultc tout ee qui se manifeste dans le momcnt pour e viter la
guerre/ 4 Vgl. a. Lafayette, Memoires III, 302 Anm. Der General
weist auf jenen Irrtum der Wiener Politik hin, indem er sagt:
„Les etrangers se seutirent ewourages par l'espoir d'une intolli-
gencc seerete avec une section du parti patriote et avee des
hommes (den Lameths) qui, ayant joue le premier röle aux jaco-
bins, parurent representer une puissance populaire."
a j Vivenot, I, 331. ,.11 parait assez evident que la conduite
actuelle du Roi de France lui a ramcne une partio de l'opiniou
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- 172 -
also derselben Täuschung hin, auf welche die Lametta ihren
heltigen Widerstand gegen die neue Volksvertretung gründeten.
Dass jedoch in Wahrheit die viel geschmähten Jakobiner an
Stärke gewonnen, dass die Feuillants an Anhang beträcht-
lich verloren hatten, dass sich von diesen unter dem Ein-
Huss der Kriegsfrage ein ansehnlicher Teil der Konstitutio-
nellen unter der Führung von Lafayettes Freunden abzu-
sondern begann, diese Thatsachen entzogen sich dem Blicke
Kaunitzens. Das Zünglein an der Wage schien ihm aller-
dings unsicher zwischen Feuillants und Jakobinern zu oscil-
lieren: er wollte daher den österreichischen Doppeladler
senden, der seine mächtigen Fittige schützend über die
zagenden Freunde Habsburgs breiten und den Ausschlag
zu ihren Gunsten neigen sollte. Den gemeinsamen Feind,
die von den Jakobinern beherrschte Legislative, sollte er
mit seinen wuchtigen Fängen niederschmettern.
Zu dieser Aktion bot die Antwort, die der Staatskanzler
auf die Depesche Delessarts vom 21. Januar noch schuldig
war, die beste Veranlassung. Mit der Form jener Note
war Kaunitz nicht unzufrieden. Sie sei „in einem ganz an-
ständigen und gar nicht in jenem Ton verfasst, in dem
einige unbesonnene Glieder der Nationalversammlung sich
auszudrücken herausnähmen." Mit ihrem Inhalt jedoch war
er weniger einverstanden: er fand ihn zwar „um Vieles
herabgestimmt", meinte aber doch, dass er von Wider-
sprüchen, „thatwidrigen Anführungen und gewaltsamen Ver-
drehungen*' der Absichton des Wiener Hofes strotze 1 ): er
war ungehalten darüber, dass man sich ungehörige Zweifel
an der Friedensliebe des Kaisers erlaube. So bescheiden
und demütig Delessarts Anfragen auch gehalten waren, so
wenig ihre Fassung der ursprünglichen Vorlage, dem Be-
publiquc et que lo discredit de Fasseiubleo nationale a
augmente cn proportion des prugres favorables au mo-
narque."
!j a. a. 0. I, 398.
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- 173 -
Schlüsse der Nationalversammlung vom 25. Januar, ähnelte,
sie erregten das Missfallen des Kanzlers dennoch, eben weil
sie auf den mittelbaren Antrieb der Legislative ergangen
waren: unter dem sammetweichen Felle fühlte er die Krallen
der Erzfeinde Oesterreichs, der Jakobiner, hervor. Besonders
die verlangten Aufklärungen über den Zweck des Konzertes
glaubte Kaunitz als einen dem Feuillant-Ministerium von
den Radikalen aufgezwungenen Schritt ansehen zu müssen.
Sei doch vorauszusetzen. ,.dass der weit grossere Teil der
Nation viel gemässigtem Grundsätze hege, von den unge-
stümen Demagogen aber teils gewaltsam hingerissen, teils
durch Vorspiegelungen und Verheimlichung der wahren Um-
stände irre geführt werde" 1 ). Der Fürst zweifelte damit
die Freiheit der französischen Regierung an. Wie die
Lameths, warf er der Legislative vor, dass sie die ausübende
Gewalt sich zu unterjochen strebe.
In der einmal eingeschlagenen Richtung, in seinem
Sturmlauf gegen die gesetzgebende Versammlung, wurde er
auch durch eine Einberichtung Mercys, die Mitte Februar
in seine Hände kam, bestärkt 2 ). Der Gesandte warf hier
die Frage auf: wie wird der Wiener Hof der Legislative
am besten auf ihren Beschluss vom 25. Januar antworten?
Erwiederung: indem er die unverschämte Provokation* die
ihm dadurch widerfahren, als günstige Gelegenheit benutzt,
nun seinerseits die Nationalversammlung vor dem gesamten
') a. a. ü. I, 399.
2 ; Depesche vom 31. I. 1792. (W. A.) Sie ist wohl ohne
Zweifel von den Lametta inspiriert worden: Morcy bemerkt aus-
drücklich, dass er die Ratschläge von französischer Seite er-
halten habe, wohl auf dem gewöhnlichen Wege: durch die Ver-
mittlung des Grafen Lamarck und Pellenes. Letzterer übermittelte
in nächster Zeit die Vorsehlüge, die das Triumvirat Mercy für
die Abfassung der folgenden Wiener Noten zu machen wünschte:
so z. B. wörtlich zu der Note vom 18. Marz. Vgl. Pellenc an
Lamarck. 4. III. 9*2. ( Wiener Archiv.)
r
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- 174 -
französischen Volke, wie sie es verdient, herunterzureissen
(terrasser) 1 ). Der Kaiser müsse darauf hinweisen, wie sein
Betragen von durchaus friedfertiger Gesinnung gegen
Frankreich zeuge: wenn es nun dennoch zum Ausbruch
eines Krieges komme, so falle die Schuld daran allein der
herausfordernden Haltung der Legislative zu. Diese wolle
ihn einzig aus Sonderrücksichten hervorrufen; denn ihre
Häupter wagten nicht dem Volke einzugestehen, dass sie
ohne irgend eine rechtliche Veranlassung ungeheure Rüstungen
hätten betreiben lassen und ihre kostbare Zeit mit nutzlosen
Debatten über die auswärtige Frage vergeudeten, statt sich
mit der Ordnung der inneren Verhältnisse, wie man er-
wartete, zu beschäftigen.
Wenn ich nicht irre, waren das Fingerzeige, die Mcrcy
von den Häuptern der Feuillants zugegangen waren; jeden-
falls trafen sie ganz mit ihren Wünschen zusammen. Kaunitz
seinerseits befolgte sie so gewissenhaft, dass sich der Hot-
schafter später im vertrauten Kreise die Abfassung des
Offices vom 17./19. Februar zuschrieb! 2 ).
Wir Ubergehen die langatmige Rechtfertigung, die der
Staatskanzler der Verteidigung der Dezembernote und des
Beistandes, den Leopold dem Kurfürsten von Trier darin
zusagte, widmet. Der Hauptton der Februarnote liegt auf
den Erklärungen, die den angezeigten Verein der Mächte
betreffen.
Der Kaiser, führt Kaunitz aus, habe denselben ins
Leben gerufen, weil die Suspension, welche die Konstituante
l ) Mercv geht auch hier davon au«, dass die Legislative sich
im Widerspruch mit der französischen Nation bewege . . . .
,.les partis insenses et violents auxquels se Ii vre l'Assemblee
Nationale sont l'effet. de l'avilissement ou eile se trouve, du dan-
ger imminent qui en resulte pour eile, danger qu'elle croit ne
pouvoir eviter que par des moy«-ns extremes et dictes par le
desespoir."
*) Fersen. II. 199.
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- 175 -
im Juli vorigen Jahres über Ludwig XVI. verhängte, be-
fürchten Hess, dass sie ihn seines Thrones berauben wolle.
Als indessen der König nach der Annahme der Verfassung
wieder in Freiheit gesetzt wurde, habe Leopold das Konzert
vorläufig aufgehoben. Wenn in letzter Zeit die revolutionären
Wühler in Frankreich ungeachtet aller Warnungen wieder
trotzig ihr Haupt erhöben, so sei dies nicht eine Folge der
Unruhe, die die Intriguen eines schwachen Emigranten-
häufleins verursachten, sondern diese Schildcrhebung sei
dem sich täglich steigernden Einfluss der gewaltthätigen
Jakobiner zuzuschreiben, die ja zum Leidwesen aller Wohl-
gesinnten auch in der Legislative die Herrschaft an sich
gerissen hätten. Um ihren Umtrieben wirksam begegnen
zu können, habe es der Kaiser für notwendig erachtet, das
Konzert wieder ins Leben zu rufen.
Und nunmehr hält der greise Kanzler den Jakobinern
eine gewaltige, ins einzelne eingehende Scheltrede. Sie
unterwühlten die monarchische Verfassung, verführten die
übrigen Abgeordneten dazu, auch die Attribute der aus-
übenden Gewalt an sich zu reissen, richteten alle ihre An-
strengungen darauf, im Inneren die Anarchie zu nähren
und mit dem Auslande Kriegshändel zu beginnen. Weil
sie fühlten, dass der Erfolg ihrer Pläne sich nur im Fieber
der Umwälzung herbeiführen lasse, hätten sie die Krisis
hervorgerufen, die gegenwärtig zwischen Frankreich und
den fremden Höfen schwebe. Die Regierung hätten sie ge-
zwungen, die öffentlichen Einkünfte, die doch kaum zur
Deckung des Staatshaushaltes hinreichten, in grossartigen
Rüstungen zu verschleudern, in der Erwartung, dass ihre
drohenden, brüsken Erklärungen unfehlbar zum Bruche mit
Kaiser und Reich führen würden.
Und indem Kaunitz so immerfort auf die Jakobiner
losschlägt und sie für die Beschlüsse der Legislative ver-
antwortlich macht, greift er diese selbst an. So unterwirft
er auch ihren Beschluss vom 25. Januar seiner Censur.
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— 176 —
Mit den Feuillants bestreitet er ihr die Befugnis, ihn über-
haupt zu fassen. Er rügt ferner, dass sie sich anmassc,
dein Kaiser, einem hochangesehenen Souverän, dem alten
Bundesgenossen Frankreichs, eine peremptorische Frist für
eine angeblich zu fordernde Oenugthuung vorzuschreiben;
als ob, fügt er höhnisch hinzu, selbst die Bräuche des
Völkerrechtes der willkürlichen Auslegung einer französischen
Legislatur unterlägen.
Schliesslich wendet sich Kaunitz nach diesen scharfen
Ausfällen gegen die Nationalversammlung und die Jakobiner
wohlwollend der gutgesinnten Mehrheit des französischen
Volkes zu. Der Kaiser sei weit entfernt ihr die Schand-
thaten der bösen Jakobiner zur Last legen zu wollen. Kr
werde deshalb auch ungeachtet aller Reizungen seine Ruhe
und Mässigung zu bewahren wissen, eine Stimmung, die
ihm „seine freundschaftlich mitleidvolle Teilnahme" an der
unglücklichen Lage Frankreichs einflösse. Aus dieser Oe-
sinnung sei es zu erklären, wenn er die Nation an das
Konzert der fremden Mächte erinnere, das sich gebildet
habe, um ihr ein treuer Beistand gegen die frechen Ueber-
griffe der Jakobinersekte zu sein.
Die grosse Strafpredigt Kaunitzens war eine wuchtige,
knappe Zusammenfassung der Anklagen, die die Lameths
und ihre Parteigänger gegen die Legislative unaufhörlich
in Flugschriften und Zeitungen verbreiteten. Auch des
Emigranten- und Priestergesetzes gedachte der österreichische
Kanzler: durch dieses suchten die Jakobiner den religiösen
Zwiespalt zu nähren, durch jenes den Adel zum unversöhn-
lichen Feinde der bestehenden Ordnungen zu machen.
Sogar das Scheitern einer gründlichen Revision der Ver-
fassung im vorigen Sommer schrieb er ihren Umtrieben zu.
Damit deutete er auf'den Modifikationsplan, den das Trium-
virat, wie das Konzert, zu verwirklichen gedachte.
So glich die Februarnote einer Parteischrift grossen
Stils: mit aller Energie trat der Wiener Hof für das Programm
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der Feuillants ein-, noch einmal machte er den Versuch,
durch eine kühne, grossartig angelegte Demonstration die
Legislative zu meistern. Diesmal konnte Kaunitz voll Ge-
nugthuung auf die „Wort für Wort gleiche Erklärung" hin-
weisen, die der preussische Gesandte im Namen seines
Königs beizufügen hatte. Welche durchschlagende Wirkung
der Fürst von seinem Schritte erhoffte, geht aus einem
seiner Erlasse vom Ende des Februar hervor: hier bezeichnet
er die Jakobiner als „die übermächtigen und verwegenen
Demagogen, die nun (infolge seines Manifestes gegen sie)
vermutlich in der äussersten Verwirrung ihr Heil suchen
würden." 1 ).
l ) Vivenot, I, 399. Vgl. a. S. 891.
(Hagau, Die franz. Legislative. 12
Siebentes Kapitel.
Narbonnes Sturz.
I.
Angriff der Feuillants auf den Jakobinerklub
Schon in den letzten Tagen des Januar war die
kriegslustige Stimmung der Legislative in der Abnahme be-
griffen: in den Debatten über die Dezembernote waren
schliesslich auch die gemässigten Meinungen zu Worte ge-
kommen. Im Laufe des Februar trat die Kriegsfrage über-
haupt in den Hintergrund: nur zwei nebensächliche Gegen-
stände, die in losem Zusammenhange mit ihr standen, be-
schäftigten für wenige Stunden die Nationalversammlung:
die Sache der depossedierten Fürsten im Elsass und die Be-
schlagnahme der EmigrantengUter. Gegen diese Massregel
erhoben nur die Lamethisten Einspruch, während auch sie
in der ersteren Angelegenheit der Ansicht der Mehrheit
des Hauses beipflichteten, nämlich dass es unmöglich sei,
die deutschen Prinzen, wie Leopold forderte, wieder in ihre
Besitztitel einzusetzen.
Und indem die auswärtige Frage weniger als bisher
das allgemeine Interesse auf sich zog, schien sieh auch die
Kluft, die sich unter ihrer Einwirkung im Januar zwischen
den Häuptern der konstitutionellen Fraktionen gebildet
hatte, schlicsseu zu wollen. Im Ministerium wenigstens
näherten sich noch einmal die entgegengesetzten Parteien.
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- 179 -
Narbonne war bedacht, sich mit seinen Kollegen, insbe-
sondere mit Delessart, wieder auf guten Fuss zu stellen,
wogegen dieser das Versprechen gab, Talleyrand in seinen
Negoziationen am Londoner Hofe thatkräftig zu unter-
stützen l ).
Dass Lafayettes und Alexander Lameths Anhänger
sich noch einmal auszusöhnen suchten, dazu werden nicht
wenig die Enttäuschungen beigetragen haben, die Narbonne
Ende Januar widerfahren waren. Er hatte der Legislative
vorgeschlagen, den Fehlbetrag von 61000 Soldaten, den die
drei Armeen an der Grenze noch aufwiesen, durch die Ein-
reihung von Nationalgardisten schleunigst zu ersetzen, weil
der Modus der Aushebung von Linientruppen zu viel Zeit
in Anspruch nehmen wllrde. So sehr sich der Minister und
seine Freunde ins Zeug legten, der Antrag wurde dennoch
abgelehnt, da sich auch Brissot mit seinem Anbang da-
gegen erklärte; aus welchem Grunde, werden wir noch
unten berühren. Narbonne, bisher von der Gunst der
Legislative gehätschelt, war darüber so aufgebracht, dass
er anfangs die Absicht hegte, seine Entlassung zu geben 8 ).
Auch im Februar wurden einige Vorschläge des
Kriegsministers zurückgewiesen. Und da dieser seine
Niederlagen der Indifferenz der Girondisten zuschreiben
musste, scheinen sich auch seine Beziehungen zu ihnen in
dieser Zeit einigermassen gelockert zu haben ; Brissot
tadelte Narbonne jetzt wiederholt wegen herrischen Auf-
tretens gegenüber der Volksvertretung 8 ), während ihm
! ) Pallain, S. 90. Narbonne schreibt anfangs an Biron:
,.Dis ä l'Eveque que tous raes amis ont cru indispensable dans
cette crise, de ne pas ajouter ä notre malheur par une division
dans le ministere. Dis-lui que Delessart a l'air dans le conseil
d'etre fort bon pour lui. u vgl. a. S. 115.
2 ) Buchoz, XIII, 57 f. Vgl. a. Pallain, S. 46.; Stael-
Holstein, S. 249.
3 ) Buchez, XIII, 281 f.
12»
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- 180 -
Condorcet vorwarf, er stelle seine Popularität in den Dienst
der Lauieths 1 ).
Zu der Entfremdung wird wahrscheinlich beigetragen
haben, dass Brissots Anhänger einem Gerüchte Glauben
beizumessen schienen, das sich seit Anfang Januar gegen
Lafayette verbreitete. Der General und seine Freunde,
hiess es, seien nur darum den kriegerischen Tendenzen so
geneigt, um sich in der reorganisierten Armee eine Waffe
gegen die Jakobiner zu schaffen-). Zuerst wurde dieser
Verdacht nur von den Zeitungen, die unter Robespierres
Einfluss standen, ausgesprengt. Später aber, gerade als
der Kriegsminister mit solcher Entschiedenheit die Er-
gänzung des Heeres durch Nationalgardisten forderte,
brachten auch girondistische Blätter ähnliche Nachrichten.
Lafayette beabsichtigte, trug man aus, einen Handstreich
auf Paris zu vollführen, die Nationalversammlung aufzu-
lösen und den König inmitten seiner Truppen in eine ent-
legene Provinz zu führen, Mutmassungen, die wohl auch die
Ablehnung des Antrage« Narbonnes auf Einreihung der
Nationalgarden zur Folge hatten: man argwöhnte, dass
Lafayette im Falle eines solchen Vorhabens besonders auf
diese ihm ergebenen Freiwilligen zählen würde.
Und so unbegründet waren jene Gerüchte nicht. Wir
erinnern uns, dass Narbonne in der That an die Ver-
wendung der regenerierten Armee gegen die Radikalen von
vornherein dachte. Seine Freunde wünschten, der
revolutionären Gährung herzlich satt, endlich Ruhe und
Frieden im Lande herzustellen, im Notfall mit Anwendung
von Gewalt. Auch Marie Antoinette spricht öfter die Be-
fürchtung aus, dass die Faycttisten sich mit Plänen, wie sie
die Jakobiner mitteilten, trügen. Sie mahnt Fersen, bei den
l ) Pallain, S. H<l Am».
»i Bu.h.z, XIII, S. 40 ff'.: S. •;«>.
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- 181 _
fremden Mächten gegen ihr Gelingen zu wirken 1 ). Und
die Emigrantenhäupter berichten an Katharina II. einmal,
es habe den Anschein, als wenn die Konstitutionellen den
alten Plan Mirabeaus hervorsuchten und ins Werk setzen
wollten 2 ). Narbonne selbst traf in der That dafür Sorge,
dass Lafayettes Armee fast nur aus Nationalgardisten be-
stand 8 ). Und noch manches andere Anzeichen deutet darauf
hin, dass die Fayettisten, wie nach ihnen Napoleon, schon
damals an eine Art militärischer Diktatur dachten 4 ); vor
allem der Umstand, dass Lafayctte ein halbes Jahr später
dazu einen Anlauf nahm.
So schimmerten zuweilen die reaktionären Neigungen
Lafayettes und seiner Freunde durch die Hülle des Liberalis-
mus hindurch und säeten zwischen sie und die Brissotins
unruhiges Misstrauen. Im Grunde bewahrten ja die beiden
Parteien trotz ihrer gegenseitigen Sympathie einen ver-
schiedenen Charakter: selbst die Kriegsfrage, die ihre Häupter
zusammengeführt hatte, sahen sie unter einem ungleichen
Gesichtswinkel an. Brissot und die Gironde wünschten den
Krieg auf jeden Fall und sobald als thunlich; dagegen war
Narbonne und seine Freundschaft nicht so hitzig; sie hatten
ihren kriegerischen Eifer in letzter Zeit merklich abgekühlt.
Der junge Kriegsminister erwog jetzt mit Sorge, dass man
dem Auslande nur ein mangelhaft gerüstetes, unvollständiges
Heer ohne jegliche Uebung und Erfahrung entgegenzustellen
habe; er fürchtete mehr den Kampf, als er ihn herbei-
1) Fersen, II, 115, 152, 181.
2 ) Feuillet, V, 88.
x ) Lamarck an Morcy, 23. II. 1702. (W. A.) ..M. de la
Fayette n'a prcsque quo des Gardes Nationales".
4 ) Die listige Entfernung des Herzogs von Biron, der
Lafayette bitter hasste, durch Narbonne und Talleyrand von der
Armee ist wohl mit den geheimen Absichten der Fayettisten in
Verbindung zu bringen. Er hätte ihrer Verwirklichung sonst
im Wege gestanden. Vgl. Pallain, S. 112, insbesondere S. 183 ff.
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— 182 -
wünschte. Er sah ihn als unvermeidliches Uebel, als letztes
Mittel an, um aus dorn "Wirrsale der inneren Unordnung
einen heilbringenden Ausweg zu eröffnen 1 ). Eben das
Hauptinteresse ruhte bei den Fayettistcn auf den Verhält-
nissen der Heimat, während die auswärtigen Angelegen-
heiton den zweiten Rang einnahmen, also umgekehrt wie
bei den Brissotins. In jenen lebte nicht, wie in der Gironde,
jenes urwüchsige Kraftgefühl. jener siegesgewisse revolu-
tionäre Sturniesdrang, der für Freiheit und Gleichheit die
Welt gewinnen und Frankreich zur ersten Macht in Europa
zu machen- wünschte. Die Fayettisten waren kampfesmüde,
mehr auf Abwehr als auf den Angriff bedacht. Und wenn
man sie zur Kriegspartei rechnen will, so bilden sie in ihr
viel weniger ein treibendes als ein retardierendes Element.
Vorzüglich in der Beurteilung der inneren Lage neigten
die Freundo des Generals sich stärker der Auffassung der
Lameths als derjenigen der Brissotins zu. Obgleich sich
Ramond im Januar in der auswärtigen Frage den Ansichten
der Gironde so ziemlich angeschlossen hatte, betonte er
dennoch, dass man, bevor man sich in einen Konflikt mit
dem Auslande einlasse, in der Heimat aufräumen und dem
Gesetze Achtung und Gehorsam verschaffen müsse. Und
wie fast in allen inneren Fragen die konstitutionollen Ab-
geordneton einmütig votierten, so waren sie auch in dem
Hass gegen die populären Klubs einig.
Sobald die allgemeine Teilnahme sich nach den heissen
Redegefechten über die auswärtige Frage wiederum den
kritischen Zuständen im Schosse Frankreichs zuwandte, er-
öffneten die Lameths einen heftigen Angriff auf die Jakobiner-
klubs, deren gemeingefährliches Treiben sie als die Quelle
! ) Pallain, S. 90. Narbonne an Biron Anfang Februar:
„La mefianco est ä son comble et cette guerre que nnus avons
taut et de si bonnes raisons de craindre est peut-etre
encore la seule onibre d*esperance qui noua resto." Vgl. S. 89.
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— 183
aller Anarchie und Unruhe im Lande hinstellten. In ein-
gehender Rede beschuldigte sie der Minister des Inneren vor
der Legislative am 18. Februar der vorwitzigen Einmischung
in die amtliche Thätigkeit der Staatsregierung, deren Mass-
nahmen sie oftmals gewaltsam entgegenwirkten 1 ). Noch
schärfer verurteilte Vaublanc, eines der einflussreichsten
Mitglieder der Rechten, der noch zum Triumvirate hielt 2 ),
die Jakobiner. Sie beschimpften unausgesetzt die Minister,
suchten sie in den Staub zu ziehen und ihr Ansehen beim
Volke zu untergraben 3 ).
Die Klubs fühlten sich in der That im Februar ernst-
lich in ihrem Dasein bedroht, Ihre Mitglieder beklagten
das Anwachsen der ministeriellen Partei und befürchteten,
die Gemässigten würden in kurzem über eine sichere Mehr-
heit in der Nationalversammlung verfügen. Erst jüngst
hatte es der Lamethist Dumas über den Girondisten Gen-
sonne bei der Präsidentenwahl davongetragen 4 ). Allerdings
hoffte auch das Ministerium sich bald der Jakobiner zu
entledigen. Delessart deutete dem preussischen Gesandten
sehr zuversichtlich an, dass es wohl bald gelingen dürfte,
die verhasste (Josellschaft auseinander zu jagen ft ).
Den Hauptstreich gegen die Jakobinerklnbs führten
die Feuillants am 23. Februar. Sie waren gern bereit ihre
') A. p. 38, (»IC. ft. Vgl. a. ßu.'hez, XIII, 234 f. Angriff
Gorguereaus am 4. Februar auf die Jakobiner. An demselben
Tage Hess der Fayottist Treilh -Pardaillan in der Legislative
eine Flugschrift verteilen, in der er nachzuweisen suchte, dass
die Eigenschaft, als Abgeordneter unvereinbar mit der Zugehörig-
keit zu einem Klub sei.
Dumont, Souvenirs, S. 371 f.
:i ) Moniteur No. 52 (IV.V); vgl. No. 55.;
*) Aulard, III, 38"), 3!>7. Vgl. a. den Eingang einer
Adresse des Pariser Jakobinerklubs au die Tochtergesellschaften
v. 15. II. 1702. a. a. O. 377 f.
■'») Goltzens Depeschen, 24. und 27. II. 1793. (Pr. Gh. St. A.)
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184 -
Vereinigung aufzugeben, die ja nur noch ein Scheindasein
führte, wenn sie damit die Vernichtung ihrer Gegner er-
kaufen konnten. Sie liessen an jenem Tage von einem
ihrer Anhänger, dem Deputierten Mouvssct, den Antrag
einbringen, — er wurde von der ansehnlichen Zahl von
300 Abgeordneten unterstützt — die Nationalversammlung
möge an allen Abenden, die nicht durch ordentliche Sitzungen
ausgefüllt würden, ihren Saal denjenigen Mitgliedern zur
Verfügung stellen, die sich zwanglos über Tagesfragen be-
raten wollten. Das klang unverfänglich; es war aber ein
Schritt, der sich gegen die Jakobiner richtete. Die Ge-
mässigten wollten einen parlamentarischen Klub bilden, eine
Schöpfung, die den Jakobinern ihre besten Kräfte entzogen
und sie ihres hochpolitischen Ansehens entkleidet hätte.
Die Linke erkannte sogleich, worauf Mouyssets Vor-
schlag abzielte. Sie bekämpfte ihn mit Eifer. Mitglieder
der Rechten antworteten sehr erregt. Ein Feuillant trug
summarisch gleich darauf an, jedem Deputierten, sofern er
überführt werde, den Vorsitz in einer populären Gesellschaft
geführt zu haben, in Zukunft von Seiten des Hauses eine
Rüge zu erteilen 1 ). Ein anderer stellte die Behauptung
auf, ein Volksvertreter, der einem öffentlichen Klub ange-
höre, überschreite seine Vollmachten; denn durch seine
Teilnahme an einem solchen vergeude er seine kostbare
Zeit 2 ).
So willig abor auch die Faycttisten und Lamethiston
einander in dieser Affairc unterstützten, sie drangen dennoch
nicht durch 5 ). Der Antragsteller sah sich im Laufe der
!) Buchez, XHI, 243.
*) a .a. 0. S. 244.
3 ) Berühmt geworden ist der Artikel, den der Faycttist
Andre Chenier in dieser Zeit im „Journal de Paris' gogen die
Jakobiner richtet«, 26. II. 171>2: De la cause des desordres
qui troublent 1k France et einpechent retahlissoment de la
iiberte. a. a. 0. S. 260 ff.
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185 —
beissen Debatte von seinen Hintermännern in Stieb gelassen
und zog seinen Vorschlag zurück 1 ).
Auch diesem Angriff hatten die Jakobiner Stand ge-
halten. Die Mehrheit der Legislative wagte ihren Verein
nicht aufzuheben, weil sie in ihnen trotz aller Ausschreitungen
wachsame Verteidiger der Revolution erblickte. Und freilich,
das Ueberhandnehmen dieser politischen Klubs, die wie
Giftpilze allerorten aus dem Boden emporwueberten, war
nur ein Symptom der Krankheit, die in den Eingeweiden
des Landes wühlte. Mit der Entfernung desselben wäre
das eigentliche Uebel nicht geheilt worden. Das lag in
dem tiefen Misstrauen, welches die zweideutige Haltung des
Hofes und die Regierung der Bevölkerung unablässig cin-
flösste. Ende Januar verbreitete sich in Paris wiederum
das Gerücht von einem Fluchtplan des Königs. Selbst die
Legislative schenkte demselben Glauben. Sie erliess gerade
damals ein Gesetz, das alle Reisenden in Frankreich einem
drückenden Passzwang unterwarf, eine Massregcl, die ein
Entkommen dem Hofe unmöglich machte 2 ).
Ein merkwürdiges Scherzbild aus jener Zeit bezeichnet
in drastischer Weise die Stimmung des Volkes gegen das
Königspaar. Es stellt Ludwig XVI. als Wetterfahne auf
dem Giebel der Tuilerieu dar. Marie Antoinette bläst mit
zwei Freundinnen — wahrscheinlich sind Madame Elisabeth
und Frau von Lamballe gemeint — aus allen Kräften, um
sie nach Deutschland, das durch den kaiserlichen Doppel-
adler angedeutet ist, zu wenden. Aber zwei allegorische
Gestalten, die Klugheit und die Furcht, blasen Ludwig von
l ) a. a. O. S. 246.
a ) Fersen, II, 10*2, 177. Am 26. II. 17!>2 berichtet der
Graf einem Freunde: ..La fuite est phvsiquement impossüde cn
<•(« moment, h cause de la surveillane« ([ui est extreme. Iis
ulas Königspaarj sont gardes ä vue, et on visite tous les
bätimente qui partout.-'
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— 186 —
der entgegengesetzten Seite an: sie weisen ihm dabei die
aufgeschlagene Geschichte von England, wo auf einem Blatte
die Hinrichtung Karls I. abgebildet ist*).
Wie begründet musste jener populäre Argwohn gegen
Hof und Regierung sein, da sich selbst aus der Mitte des
Ministeriums eine anklagende Stimme gegen ihr zweifelhaftes
Verhalten erhob.
II.
Aasbruch einer Kabinettskrisis.
Die Zerfahrenheit der politischen Verhältnisse im Innern,
die Unsicherheit der Beziehungen zum Auslande stellten in
den letzten Tagen des Februar in Frankreich eine Krisis
in sichere Aussicht. Wie drückende Schwüle, die von keinem
erquickenden Lufthauch unterbrochen wird, lastete es auf
dem Lande, am Horizonte kündigten dunkle, sich türmende
Wolken das nahe Gewitter an. So sehr man es fürchtete,
man wünschte doch seine Entladung eher zu beschleunigen,
als in einem unerträglichen Zustande angstvoller Beklommen-
heit und fäulniserregender Stockung länger zu verharren.
Diese Stimmung atmet eine Denkschrift, die der Graf Nar-
bonne am 24. Februar, einen Tag nach dem Misslingen
jenes Ansturms der Konstitutionellen gegon die Jakobiner,
Ludwig XVI. im Ministerrate unterbreitete* 2 ).
Sie übt schonungslose Kritik an der bisherigen Auf-
führung des Hofes. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie
die Notwendigkeit einer Wandlung im Herzen der Staats-
verwaltung als Vorbedingung für die Genesung des bedrängten
Vaterlandes anerkennt.
Der Kriegsministcr schildert im Eingänge seines Vor-
trages in knappen Zügen die traurige Lage des Landes.
») Lescure, II, 577.
a ) Roederer, (Euvres, III, 252 ff.
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Das*einzige Mittel, es zu retten, erblickt er in der Her-
stellung eines engen Bundes zwischen der Regierung und
dem wohlgesinnten Teile der Bevölkerung. Während die
Feinde der bestehenden Ordnung, die Emigranten einerseits,
andererseits die Republikaner, nur ein Häuflein Anhänger
hätten, halte die Masse der Nation noch an der konstitutio-
nellen Monarchie fest. Sie sei herzlich bereit, den Thron
gegen seine Widersacher zu schützen, doch nur unter einer
Bedingung: die Aufführung des Königs müsse ihr sichere
Gewähr dafür bieten, dass er den Eid, welchen er auf die
Verfassung geschworen, aufrichtig halten wolle. Weil aber
das Betragen Ludwigs in letzter Zeit vielfach zu miss-
trauischen Vermutungen über seine eigentliche Gesinnung
Veranlassung gegeben, so habe der natürliche Bund, welcher
zwischen dem Monarchen und der loyalen Mehrheit des
Volkes leicht geschlossen werden könnte, nie rechte Lebens-
kraft erlangt; fürchte man doch jeden Tag das plötzliche
Springen einer verborgenen Mine oder die Ausführung eines
Planes, den der König unter der Maske eines erkünstelten
Betragens geheim halte.
Solchem Argwohn habe Ludwig mannigfacho Anhalts-
punkte gegeben. Die Emigranten, die sich fortwährend als
unversöhnliche Feinde der Konstitution gobärdoten, würden
bei ihrer Durchreise durch Paris nach wie vor am Hofe mit
Auszeichnung empfangen 1 ). Man frage sieh daher unruhig
im Volke: Meint es der König ehrlich, wenn er den Kaiser
und die rheinischen Kurfürsten zur Zerstreuung eben dieser
') Segur, Histoire dos prineipaux evenements du regne de
Frederic-Guillaume II. 11,212 ,par uno inconsequence qu'ex-
pliquent les passions, eile (la cour) traitait aveo distinetion
les hommes de ro parti (Emigranten) et donnait par la creance
aux accusationH des jacobins.' 4 Vgl. a. Pieces relatives a l'lnst.
de France, 1792 (Königl. Bibl. zu Berlin;. No. 44. Lafayettes
Unterredung mit Laporte.
— 188 -
Emigranten anhält, die er in dem eigenen Palast wie seine
getreuesten Diener bewillkommnet?
Ebenso eigentümlich mute es an, dass Ludwig nicht an
die Neubildung seines Hofstaates gehe. Nachdem er vielen
Mitgliedern desselben wegen ihrer revolutionsfeindlichen Ge-
sinnung den Abschied habe geben müssen, lasse er ein
ganzes Jahr verstreichen, ohne an die Besetzung der frei-
gewordenen Posten zu denken, gerade als nähre er heimlich
die Hoffnung, dass in Bälde eine Zeit anbrechen würde,
wo er ihre ehemaligen Inhaber wiederum zurückberufen
könne 1 ).
So gäben noch tausend ähnliche Umstände im Benehmen
des Monarchen der Bevölkerung zu misstrauischer Aus-
deutung Ursache. Sie entmutigten die Anhänger der Ver-
fassung, ihre Gegner machten sie um so verwegener. Die
Republikaner nutzton sie aus, um den Verdacht gegen den
Hof im Volke rege zu halten und zum Umstürze des Thrones
aufzureizen; die Emigranten, um den Gegensatz zwischen
den offiziellen Handlungen des Königs und seiner wahren
persönlichen Ueberzcugung festzustellen.
Von den einzelnen Ausstellungen an der Haltung Lud-
wigs XVI. gelit Narbonne zur Bezeichnung und Verurteilung
des Leitgedankens der königlichen Politik, über. Er sagt
gorado heraus, es falle allgemein auf, dass der Monarch
cino systematische Unthätigkeit in der Staatsverwaltung mit
Absicht einreissen lasse, wohl in der Erwartung, dass aus
dem Ucbermasso des Uebols das Gute sich schon von selbst
ergeben werde. Auf das dringendste mahnt der Minister
von diesem gefahrlichen Pessimismus ab. Er würde unfehl-
bar den Feinden der Monarchie das Uebergewicht ver-
schaffen. Werde man doch nicht mit Unrecht die Schuld
an allem Unheil, das das Land heimsuche, auf die bös-
i) M m<> de Campan, S. 309 t. Almeigimg insbesondere der
Königin den Hotstaat zu bildi-n. Vgl. a. Bertram! de Molleville,
VI, 279 f. VII, 95 f.
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willigen Hintergedanken des Königs schieben und von seiner
Absetzung Rettung erhoffen.
„Frankreich kann nur noch wenige Monate bestehen",
ruft Narbonne aus, „wenn nicht eine populäre, aber that-
kräftige, eine loyale und zugleich durchgreifende Regierung
die bereits geschlagenen Wunden heilt und neuem Unheil
vorbeugt,"
Der Minister schloss seinen Vortrag mit dem Antrage,
der König möchte unverzüglich an die Zusammensetzung
seines Hofstaates gehen und seinem Sohne, dem Thronfolger,
einen Erzieher ernennen, der ihn in den Grundsätzen der
Verfassung unterweise; Massnahmen, die dem Volke dafür
bürgen sollten, dass der Monarch die Revolution zu ver-
teidigen gedenke, dass auch in seinen Augen Anhänglichkeit
an die Volksrechte kein Makel sei.
Leider ist uns nicht überliefert, was der König auf diese
kühne Denkschrift geantwortet hat. Ihr Inhalt bekundet
deutlich, wie die Fayettisten und insbesondere die Minorität
des Adels die heuchlerische Maske durchschauten, hinter
welcher das Königspaar seine wahren Gesinnungen zu ver-
bergen suchte. Um nicht der Reaktion zu verfallen, zeigen
sie sich fest entschlossen, die stockende Regierungsmaschine
in Gang zu bringen und die gegenrevolutionären Kiemente
aus ihrem Bereiche zu verdrängen.
Der Vorwurf, welchen Narbonne gegen den König er-
hob, dass er vorsätzlich die ihn) durch die Verfassung an
die Hand gegebenen Regierungsmittel nicht benutze und so
das Land der Unordnung förmlich preisgebe, richtete sich
doch mittelbar zugleich gegen seine Kollegen im Ministerium.
Wiederholt hatten die Radikalen in der Legislative gegen
mehrere Mitglieder des Kabinetts diesen Tadel geschleudert,
so gegen Delessart und Duport-Dutertre. Fast einstimmig
aber verurteilte die Nationalversammlung die Handlungs-
weise des Marineministers Bertrand de Molleville. Seine
— 190 —
reaktionäre Gesinnung war allbekannt 1 ). Man sucht« ihre
Folgen naturgemäss in der Handhabung seines Ressorts.
Schon seit Dezember wurde er von den Abgeordneten mit
Verdächtigungen verfolgt. Man klagte ihn an, dass er die
Auswanderung von Marineoffizieren nicht nur nicht gehindert,
sondern heimlich begünstigt habe; zahlreichen Untergebenen
seines Departements habe er unter den nichtigsten Vorwänden
den nachgesuchten Urlaub ins Ausland erteilt. Bertrand
stellt die Richtigkeit dieser Anschuldigung in Abrede, und
doch beweisen die Belege, welche seine Gegner beizubringen
wussten, klärlich, dass ihre Anklagen gerechtfertigt waren 2 ).
Mit knapper Not gelang es am 1. Februar den Bemühungen
der rechten Seite, die Freisprechung des Marineministers
zu erwirken. 208 Abgeordnete stimmten dafür und 196 da-
gegen 8 ). Doch im Volke erhob sich ein Sturm der Ent-
rüstung gegen dieses Votum. Es war überzeugt, dass
Bertrand schuldig sei. Und unter dem Druck der öffentlichen
Meinung gelang es schon am folgenden Tage den Girondisten
die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den Minister
durchzusetzen 4 ).
Es liegt am Tage, dass ein so verdächtiges Mitglied
dem Ansehen des Kabinetts, das ohnehin sich nur geringer
Sympathieen erfreute, ungeheuren Abbruch thun musste.
Besonders scharf empfand Narbonne diesen Uebelstand.
Dazu kam, dass Bertrand sich von vornherein gegen die
neue Richtung, welche der jugendliche Minister dem Conseil
anempfahl, erklärt hatte. Dessen Rat, die Kabinettsmit-
glieder sollten sich mit der Legislative durch freimütige Zu-
vorkommenheit gegen die einzelnen Abgeordneten auf guten
1 ) Morris, I, 564. Der amerikanische Gesandte bemerkt
hier über seinen Freund Bertrand im Tagebuche (25. VII, 1792):
„Bertrand is a stickler for the ancien regime ; '.
2 ) A. p. 38. S. 80 ff.
3 ) a. a. 0. S. 92.
*) a. a. 0. S. 96.
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Fuss stellen, hatte er entschieden von sich gewiesen.
Während Narbonne und bald auch die übrigen Kollegen mit
den Ausschüssen der Nationalversammlung in unmittelbare
Verbindung traten, um ihre Anfragen zu beantworten, hatte
sich der Marineminister allein nach wie vor ablehnend ver-
halten. Er fürchtete, durch höfliches Entgegenkommen
seiner Würde etwas zu vergeben, und berief sich auf die
Verfassung. Nach ihrem Buchstaben habe er nur der
Legislative selbst Auskunft zu geben, nicht aber ihren
Ausschüssen 1 ). Unter diesem Hinweise Hess er die Briefe,
welche der Marineausschus an ihn richtete, einfach uner-
ledigt. Sein kleinliches, schroffes Verhalten musste schon
seine Persönlichkeit den Abgeordneten unbeliebt machen,
zumal da er auch bei anderen Gelegenheiten aus offenbarer
Streitsucht mit der Legislative in Händel geriet. Sie ver-
ursachten ihm eine Art innerer Befriedigung 2 ). Er teilte
eben die abschätzige Meinung, welche das Triumvirat von
der neuen Volksvertretung hatte. Er hielt es für ein Ver-
dienst, sie in den Augen des Volkes durch öffentlichen
Tadel herabzuwürdigen.
Das zeichnete gerade Narbonne und seine Partei-
gänger aus, dass sie politisch weiter blickten und sich
sagten, dass die Autorität der Nationalversammlung in
jedem Falle in der öffentlichen Meinung einem Ministerium
Uberlegen sein werde, das von einem allgemein verdächtigten
Monarchen geleitet wurde.
Es konnte nicht anders geschehen, beide Minister, wie
sie nun einmal die grossen politischen Gegensätze, welche
l } Bertrand, VI. 217 f.
2 ; a. a. 0. S. 96.: „La pretention de l'assembläe etant
t'videmment eontraire ä la Constitution m'offrait une belle
occasion d'engager une grande quereile." . . . Vgl. a. S.
l.'Hi. : ,.je puis dire avec la plus grande verite que la denonci-
ation de Cavelier me causa mille fois plus de plaisir que
dinquietude." Vgl. S. 223.
- 192 -
ihre Zeit beherrschten, repräsentierten, mussten endlich an
einander geraten; Narbonne. welcher von allen Mitgliedern
des Conseils am liberalsten dachte, und Bertrand von
Molleville, der ein abgesagter Feind jeder demokratischen
Tendenz war.
Zu dem prinzipiellen Gegensatze, welcher sie ent-
zweite, gesellten sich mit der Zeit persönliche Antipathieen.
Der Marineminister genoss von allen Mitgliedern des Con-
seils allein bei Hofe einiges Vertrauen, eben weil seine
politischen Anschauungen denen Marie Antoinettes ver-
wandt waren 1 ). Wo es nur anging, suchte er sich durch
Dienstbeflissenheit das Wohlwollen des Königspaares zu er-
werben. Ueberhaupt Hess er es sich angelegen sein, das
Interesse desselben im Kabinett wahrzunehmen. Und da-
bei widersprach er oft den Massnahmen, welche Narbonne
in Vorschlag brachte. Um dem Königspaar einen Gefallen
zu thun, hatte er gegen die Sendung Talleyrands nach
London gestimmt, wie er denn überhaupt Marie Antoinette
in ihrer Abneigung gegen den Kriegsminister bestärkt zu
haben scheint.
Dieser hatte also allen Grund die Entfernung seines
Widersachers aus dem Conseil zu wünschen, eine Absicht,
die er schon in jener politischen Denkschrift versteckt an-
deutete. Denn die Aufforderung, die er dort an den König
richtete, sich mit Ministern zu umgeben, die das Vertrauen
des Volkes genössen, der scharfe Tadel gegen die syste-
matische Unthätigkcit der Regierung, musste vor allem auf
Bertrand bezogen werden. Bald fand sich ein Anlass. wo
Narbonne sein Begehren unverbüllter stellen konnte.
Seit der Mitte des Februar waren Duport-Dutertre.
üelessart und Bertrand von Molleville mit einer Anzahl
Deputierter in geheime Unterhandlungen getreten 2 ). Sic
Fersen, I, l 2G8; 11, 7.
*) Bertrand, VII, 115 ff.
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- 193 -
wollten mit ihrer Hilfe dem Ministerium eine feste Mehrheit
in der Legislative verschaffen. Der Antrag, welchen
Mouysset am 23. Februar gegen die Jakobiner richtete,
war bereits im Einverständnis mit den Ministern eingebracht
worden. Zu seinem Misserfolge trug nicht wenig der Um-
stand bei, dass während seiner Beratung in der National-
versammlung das Gerücht auftauchte, eine grosse Anzahl
von Abgeordneten habe sich der Regierung verkauft 1 ).
Und diese Mutmassung entbehrte nicht einer thatsächlichen
Grundlage. Denn die Minister gedachten ungeheure
Summen, die sie den geheimen Fonds ihrer Ressorts und
der königlichen Civilliste entnehmen wollten, zur Bestechung
der Abgeordneten aufzuwenden, um in der Legislative Be-
schlüsse nach ihrem Wunsch durchbringen oder hinter-
treiben zu lassen 2 ). Auch sollten Deputierte durch die Zu-
sicherung von einträglichen Aemtern für ihre Freunde oder
Verwandten gekapert werden 3 ).
Erst als das Bündnis mit den Abgeordneten dem Ab-
schluss nahe war, unterrichteten die Minister ihren Kollegen
Narbonne davon. Dieser war indes der kleinlichen Machi-
nationen der Freunde der Lameths herzlich müde. Er sah
wohl voraus, das man mit so verwerflichen Mitteln im Hause
keine Mehrheit für die Regierung zu stände bringen würde,
und fürchtete vielmehr, dass ihre Autorität vollends dar-
niedergeworfen werde, wenn erst die Spürnasen der Jakobiner
von der Sache Wind bokommen und sie in alle Welt hiu-
ausposauncn würden. Aber seine Bedenken teilte er den
Kollegen nicht mit, sondern bei seiner Neigung zur Intrigue
') Buchez, XIH, 241 f. Vgl. a. 8. 240 ff. den Auszug aus
Prud'homraes Revolution» du Paris, No. 137, l>otitt*lt : Coalititiwn
d'un cote du Tasflemblee avec le pouvoir » xöc-utif.
2 ) Bertrand, VII, 123.
3 ) a. a. 0. H. 110.
Gingnu. I»it- IVhuz. I.**gisl:»tn * 13
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- 194 -
sorgte er im Verborgenen dafür, dass das ganze Projekt in
die Öffentlichkeit drang und scheiterte 1 ).
Als Duport-Dutertre, Delessart und Bertrand von Molle-
ville erfahren hatten, dass die Indiskretion des Kriegs-
ministers ihre Pläne vereitelt habe, stellten sie ihn — es
war am Abend des 1. März — zur Rede. Es kam zu den
heftigsten Auseinandersetzungen. Man ging von dem be-
sonderen Anlasse zu einer allgemeineren Erörterung der
wichtigsten politischen Fragen über. Narbonne erklärte
sich mit der ministeriellen Aufführung seiner Kollegon
unzufrieden; er forderte den Rücktritt Bertrands; die
Meinungsverschiedenheiten zwischen diesem und ihm seien
zu gross, als dass sie länger gemeinsam im Ministerium zu-
sammenwirken könnten. Doch der Marineminister lehnte
entschieden ab, vorläufig seine Entlassung zu geben. Delessart
und Duport-Dutertre scheinen ihm beigestanden zu haben*).
Ohne sich mit seinen Kollegen zu vertragen, brach Narbonne
die Unterredung ab.
Mit diesem Wortwechsel war der Zwiespalt im Kabinett,
der schon seit Monaten unter der Asche glimmte, endlich
zu hellen Flammen ausgebrochen. Bevor wir aber seine
—
») Bertrand, VII, 123 f. Vgl. a. Pallain, S. 115. Auch
Talleyrand, dem Delessart wahrscheinlich in einem für uns ver-
lorenen Briefe vom 15. II. 1792 vertrauliche Mitteilung von der
Annäherung an einige Mitglieder der Legislative machte, schreibt
über diesen Versuch unzufrieden: ,.L'agent, quevousavez choisi pour
vous entendre avec les meinbres bien voulants de l'Assomblee,
veut, je crois, consciencieusemment la Constitution .... Mais,
en graee, nt? vous faites pas uu Systeme qui ne plie jamais;
sachez arriver ä tous les rotes de rAssemblee; il y a d'honnetes
gens de tous les cötes: aiusi ne mettez pas du eourage h n'aboutir
jamais qu'ä ceux qui n'ont que <les intentions ä offrir. II ne
faut pas etre de tout .Tune pieee, qiiaud uu a afl'aire a tant de
mille morceaux."
2 j Bertrand. VII, 125 f.
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- 105 -
Fortentwickelung verfolgen, müssen wir eines Momentes ge-
denken, das wie zu seinem Ausbruche 1 ), so auch zu seinem
Ausgange ganz wesentlich beigetragen hat: ich meine das
Wiederauftauchen der Kriegsfrage, die nach dem Eintreffen
der Wiener Februarnote wieder die Tagesordnung beherrschte.
III.
Der erste Eindruck der Wiener Febrnarnote auf die
Legislative.
Als der österreichische Geschäftsträger Blumendorf am
27. Februar Delessart die kaiserliche Antwort auf sein
Schreiben vom 21. Januar mitgeteilt hatte, drückte der
Minister Ludwig XVI. sofort in einem kurzen Billct seine
') Auch der Beginn des Konfliktes Narbonnes mit seinen
lamethistisch gesinnten Kollegen scheint sich unmittelbar
an die Februarnote zu knöpfen. Am 27. Februar erhielt
Delessart dieselbe; als einem Mitglied des Kabinetts wird er sie
auch bald dem Kriegsminister mitgeteilt haben. Da dessen Par-
tei sofort den Argwohn schöpfte, dass die Lameths das Office
mit dem Wiener Hofe im geheimen Verständnis abgefasst hätten,
entsehloss sich Narbonne sogleich, das System seiner Neben-
buhler, wo es nur anging, zu bekämpfen. Am 28. Februar Hess
er durch seine Freunde den Bestechungsversuch, welchen Bertrand,
Duport und Delessart an einer Anzahl von Deputierten vornahmen,
in die Oeffentlichkeit tragen und dadurch scheitern. Am 29. II.
ging er seinen Kollegen, die ihn, wie er ahnen musste, deshalb
zu Rede stellen würden, geflissentlich aus dem Wege. (Bertrand,
VII. 124.) Erst am Abend des 1. März stellte er sich ihnen.
Er hatte wahrscheinlich noch abwarten wollen, welchen Eindruck
die Verlesung der kaiserlichen Note auf die Legislative machen
Wörde. Während ein Girondist in der AI ondsitzung vom 1. März
die Denuneiation gegen Delessart einbrachte, forderte
der Kriegsminister Bertrands Röcktritt und erklärte im all-
gemeinen seinen Kollegen, dass er mit ihrer politischen Gesinnung
ganz und gar nicht einverstanden sei.
13*
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- 196 -
Zufriedenheit mit ihrem Inhalt aus. Sie sei friedfertig und
freundschaftlich; der wohlgezielte Angriff Kaunitzens auf
die Jakobiner werde allen Wohlgesinnten die Augen über
die üemeinschädlichkeit ihres Treibens öffnen *); So entzückt
wie er sich dem Könige gegenüber stellte, war er in Wahr-
heit nicht. Ein Umstand verursachte ihm schwere Be-
denken. Der Staatskanzler forderte, dass zugleich mit seiner
Note die französische Depesche, die sie veranlasst hatte,
veröffentlicht würde. Wir erinnern uns, Delessart hatte sie
ausdrücklich als „Vertrauliche Mitteilung" bezeichnet und
sich im Hinblick darauf sehr offenherzig Uber die inneren
Schäden seines Landes zu der befreundeten Macht geäussert.
Er wusste, in wie grellem Widerspruch sein rückhaltloses
Eingeständnis der politischen Schwäche Frankreichs mit
dem herben Nationalstolz der Legislative stand, wie wenig
überhaupt die Haltung seiner Note dem Dekrete vom 25.
Januar entsprach. Er fürchtete daher den Angriffen der
Brissotisten zum Opfer zu fallen. Da Blumendorf nach dem
Geheiss Kaunitzens auf der Publikation der Januarnote be-
harrte, bat der ängstliche Minister, ihm wenigstens zu ge-
statten, einige Wendungen unterdrücken zu dürfen, die
seinen Feinden in der Nationalversammlung eine bequeme
Handhabe gegen ihn geboten hätten. Obgleich der öster-
reichische Geschäfteträger auch dagegen Einspruch erhob,
Hess Delessart doch einen gravierenden Passus weg 2 ).
') Pieces rel. & l'Histoire de France (König!. Bibl. zu Berlin.
R. 3598) 1792 No. 103.
2 ) ßlumcndorf an Mercy, 4. III. 1792. (W. A.) In dem
Sitzungsbericht vom 1. III. 1792, den die Archive» porl. (39,
248) geben, fehlen in der That die Worte, welche ich bei der
Wiedergabe des bezüglichen Passus aus Vivenot (I, 384) gesperrt
drucke: „Eat-il de l'interet de l'Empereur de se laisscr entrauier
a cette fatale mesure? Je supposerai, si l'on veut, tout ce qu'il
y a de plus favorable pour ses armes; quelles seront partout
victorieuses; quo nous serons attaques de tous cötes et
que nous ne pourrons resister nulle part, que les
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- 107
Am l. März begab sieb der Minister, von banger Sorge
erfüllt, in die Nationalversammlung, um den Notenwechsel
zwischen dem Pariser und dem Wiener Kabinett den Ab-
geordneten vorzutragen. Wider sein Erwarten verlief die
Sache sehr glimpflich. Dio Ausführungen des Staatskanzlers
wurden zwar hier und da von unruhigem Gemurmel und
Hohngelächter begleitet, doch bei der Verlesung der Januar-
note Delessarts spendete die rechte Seite, ohne Widerstand
zu finden, einzelnen Wendungen ihren Beifall. Dor Ver-
fasser schöpfte neuen Mut. Er beschwerte sich bei der
Legislative darüber, dass er nur durch eine Art Vertrauens-
bruch des Wiener Kabinetts zu der Veröffentlichung seiner
Depesche gezwungen sei, und, auf die Zeichen der Zu-
stimmung, welche bei ihrer Lektüre im Hause laut ge-
worden waren, Bezug nehmend, versicherte er treuherzig,
dass sie Uberhaupt sein politisches Glaubensbekenntnis ent-
halte 1 ). Schliesslich teilte er noch die Antwort mit, dio er
auf das Office des Kanzlers zu geben Willens sei. Sie war
darauf berechnet der Legislative zu gefallen. Der Minister
verbat sich die Kritik, welche der Wiener Hof an den
inneren Zuständen Frankreichs geübt hatte; denn man taste
damit die Würde und die Unabhängigkeit der Nation an.
Aus ähnlichen Gründen forderte er die Auflösung des
Vereins der europäischen Mächte. Schliesslich schlug er
vor, dass beide Monarchen, der Kaiser und Ludwig XVI.,
abrüsten sollten 2 ). Audi diese Kundgebung nahm das Haus
beifällig auf.
Man glaubo aber nicht, dass Dolessart nunmehr von
Anglaia, profitant de l'oeeasion, s'empareront de nos
colonies ot aneantiront pour jamain notre marine et
notre commerce." Auch in der Februarnete von Kaunitz
strich Delessart das Wort „eompatissant 1 *. Blumend. au Kaunitz.
17. HI. U2. (W. A.)
>) A. p. 39, 248.
*) Vivenot, I, 415 ff.
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— 198 —
der Friedenspartei zur Kriegspartei abzuschwenken gedachte.
Sobald die Verlesung des Notenwechsels vor der Legislative
für ihn so glücklich abgelaufen war, meldete er es freude-
strahlend dem österreichischen Gesandten und gab ihm jetzt
seine volle Zufriedenheit mit dem kaiserlichen Office zu er-
kennen 1 ). Auch dem preussischen Gesandten v. d. Goltz,
welcher eine der Wiener Note gleichlautende Erklärung
seines Hofes beizufügen hatte, drückte er über diese Be-
kräftigung seine Genugthuung aus-). Er sah es mit Ver-
gnügen, dass die beiden Verbündeten den Jakobinern energisch
zu Leibe gingen, während sie den gesunden Teil der Nation
ihres freundschaftlichen Schutzes und ihrer friedfertigen Ge-
sinnung versicherten.
Namentlich aber den Wünschen der Lameths entsprach
Kaunitzens Februaroffice 3 ). Wie sie es heimlich gefordert
hatten, bekämpfte der Staatskanzler mit aller Entschieden-
heit die kriegerische Tendenz der Legislative; das gefähr-
liche Treiben der Jakobiner wurde von ihm vor den Augen
Europas, wie es sich gebührte, an den Pranger gestellt.
Uas Triumvirat lebt« der Hoffnung, dass die gemässigten
Elemente der Nation, durch diese öffentliche Kundgebung
von neuem Mute beseelt, unter der Leitung der Feuillants
den Brissotisten und überhaupt den populären Gesellschaften
den Garaus machen würden.
Mit der Antwort indessen, welche Delessart am 1. März
auf die kaiserliche Note sofort gegeben hatte, waren die
Lameths nichts weniger als einverstanden. Der Mini-
ster war da ihrem Einfluss entschlüpft, um den bösen Ein-
i) Blumendorf au Kaunitz. (W. A.) 17. III. 1792.
*) Goltz' Depeschen 2. III. 1792. (Pr. St. A.)
:1 ) Pellenc, 4. III. 1792. (VV. A.) „Les Laineth et les Kommen
«jui semt dans leur sens, sont ceux <[ui ont montre lo plus de
satisfaction de la reponse (Note vom 17./19. II. 1792), parce
qu'elle est ä peu pres analogue a un Systeme de salut par une
crise interieure, du moins, ainsi qu'ils l'entendent."
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- 100 -
druck, den seine Januarnote auf die Legislative hätte vor-
bringen können, durch eine schärfer gehaltene Erklärung
auf das Wiener Office abzuschwächen und möglichst zu
verwischen. Die Lameths jedoch waren darüber ungehalten,
daas Delessart auf die Auflösung des Vereins der Mächte
gedrungen hatte. Sie nannten das eine schreckliche Thor-
heit, durch welche die heilsame Wirkung des kaiserlichen
Office fast aufgehoben worden wäre. Denn eben um die
Aufrechterhaltung dieses Konzertes war es ihnen zu thun.
Es sollte den Radikalen Schrecken einjagen, den zaghaften
Gemässigten aber als Stützpunkt bei ihrer Erhebung gegen
die Jakobiner in der Ferne erscheinen. Insgeheim Hess das
Triumvirat über diesen Fehlgriff des Ministers Mercy sein
tiefes MissfalFen ausdrücken. Es verlangte jetzt unbedenklich,
der Kaiser solle auf die neuerliche Note Delessarts eine
noch schärfere Antwort geben. Die geforderte Aufhebung
des Konzertes solle er entschieden abschlagen, um noch-
mals darauf hinzuweisen, dass es zur Unterstützung der
wohlgesinnten Mehrheit der Nation nur gegen die Jakobiner
ins Leben gerufen sei, also vielmehr wie ein treuer Bundes-
genosse Frankreichs, als wie ein Feind zu betrachten sei.
Würde es zum Kriege kommen, so gelte er eben nur den
Faktiösen, nicht der französischen Nation, dio der Kaiser
nach wie vor als seinen Verbündeten ansehe 1 ).
') Pellenc und Lainurck Übernahmen jetzt ganz offenbar die
Vermittlung zwischen Mercy und den Lameths. Am 2. III. 17 4 .**2
(W. A.) schreibt der Korrespondent an den Grafen Lamarck:
„M. de Lessart tremblait de porter cette reponse (vom 17./19.
II.) et il ne voulait pas aller a TAssemblee. Aussi pour se
populariser a-t-il fait une sottige atroce en faisant signer au Roi, uno
reponse qui a detruit tout l'eflet des offiees de l'Empereur, je
veux parier de la requisitiou nouvelle qu'il fait faire par le Roi
de faire cesser le concert des Puissances . . . Les bona esprits
8 ? atteudent que l'Empereur repondra nettement et promptement:
Non, cc concert ne cessera point, puisqu'il n'a pour objet que
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200 —
Man beobachte hier den Fortgang, welchen im Laufe
zweier Monate die reaktionären Tendenzen der Lameths
genommen hatten. In der Denkschrift, die sie im Anfang
Januar an Leopold sandten, erwähnten sie das Konzert
garnicht; sie begnügten sich damit, es stillschweigend anzu-
erkennen. Nunmehr erschien es ihnen aber als notwendiger
Bundesgenosse im Kampfe gegen die Jakobiner. Wenn sie
vor der Hand nicht ein aktives Eingreifen des Vereins der
Mächte in die inneren Angelegenheiten herbeiwünschten,
so hofften sie eben noch, allein durch die drohende Aus-
sicht desselben einen entscheidenden Druck auf ihre Gegner
auszuüben. Und in der That nahmen die Dinge sehr bald einen
Charakter an, der die Erwartungen, die der Kaiser und
die Häupter der Feuillants in die Wirksamkeif der Februar-
noto setzten, zu erfüllen schien: es hatte wirklich den An-
schein, als wenn die gemässigten Tendenzen es doch noch
in der Nationalversammlung Über die radikalen, zum Kriege
treibenden davontragen sollten.
In der Abendsitzung des 1. März griff der Abgeordnete
Kouyer, ein Parteigänger ßrissots, die Amtsführung Deles-
sarts auf das heftigste an. Er behauptete geradezu, dass
der Minister die Wiener Note selbst verfasst habe, dass er
des Verrates an der Nation dringend verdächtig, fürderhin,
ebenso wie der Marineminister Bertrand von Molleville,
nicht mehr vierundzwanzig Stunden auf seinem'Posten be-
lassen werden dürfe. Das Haus verwies diese Denunziation
an den diplomatischen Ausschuss 1 ).
rinteret de la Nation francaise et l'honneur des Couronnes* u. 8. w.
Die ..boiiH osprits" sind die Lameths, wie aus einem Briefe
Pellencs vom 4. III. 1792 hervorgeht, wo der ausgeführte Ent-
wurf einer Antwortnote für den Wiener Hof eingeschaltet wird.
Merey sandte ihn am 7. III. an Kaunitz ab; er hat zweifellos
auf die Abfassung der Wiener Note vom 18. III. 92 grossen
Einfluss geübt.
') A. p. 39, 2551.
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- 201 -
Zugleich machten die Girondisten darauf aufmerksam,
dass die gesetzliche Frist, nach welcher die Hälfte der
Mitglieder des diplomatischen Ausschusses alle drei Monate
ersetzt werden musste, wohl über einen Monat verstrichen
war. Sie forderten, dass man das Versäumte sofort nach-
hole 1 ). Wahrscheinlich rechneten sie darauf, bei der bevor-
stehenden Umbildung des Ausschusses durch eine Verstärkung
ihres Anhangs in diesem wichtigen Körper entschieden
die Oberhand zu erhalten. Dass das bisher noch nicht
der Fall war, dass ihre Anschauungen in dem diplomatischen
Komitee vielmehr immer, auch im Januar, Einschränkungen
erfuhren, haben wir seiner Zeit genügend hervorgehoben.
Auch jetzt sollten sie bitter enttäuscht werden. Die Er-
gänzungswahlen fielen sehr zu ihren Ungunsten aus: nur
Leute von der Richtung der Lameths wurden in den Aus-
schuss gewählt, so dass die ßrissotisten entschieden in der
Minderheit waren 3 ). Sie suchten sich in anderer Weise zu
helfen. Neben den zwölf ordentlichen Mitgliedern waren
noch sechs Stellvertreter im diplomatischen Ausschuss.
Sie hatten indessen kein Abstiinmungsrecht. Da diese
Substitute alles Anhänger der Kriegspartei waren, so suchten
Brissots Freunde es durchzusetzen, dass sie als ordentliche
stimmfähige Mitglieder in den Auschuss aufgenommen
wurden. Sie brachten daher am 3. März einen dahin
gehenden Antrag ein. Doch auch diesen lehnte das Haus
i) A. p. 39, 25«.
3 ) A. p. 39. 338. Die neu Ernannten waren Lcmontcy, Daver-
hoult, Jaucorl, Vienot-Vaublanc, Briche, Hühl. Vgl. a. Meivy
an Kaunitz 7. III. 92. i W. A.) ,.Le Comite diplomatique vient
d'etro change; on en a exclu quelques seelerats qui sont rem
places par des sujets plus moderest on doit eher un M. de Vau-
blanc." Vgl. a. Pellene an Lamarck 5. III. 1792. (W. A.) „La
majorite de l'Assemblee est dans <:e moment a la paix et dans
cet objet, en renouvellant les membres du Comite diplomatique,
eile est parvenue ä y placer quelques esprits moderes."
f
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— 202 —
auf Betreiben des Lamethistcn Hua mit grosser Mehr-
heit ab 1 ).
Bei dieser Zusammensetzung des diplomatischen Aus-
schusses, die ein entschiedenes Vorwalten der friedlichen
Tendenzen in der Legislative anzeigte, durften die Girondisten
nicht auf ein Gelingen ihrer Pläne hoffen. Auch die Denun-
ziation, welche sie am Abend des 1. März gegen die Amts-
führung Delessarts erhoben hatten, musste von einem so
gemässigten Ausschuss verworfen werden.
Da brachte der Verlauf des Zwistes, der im Kabinett
zwischen den Anhängern der Faktionen Lameth und Lafayetta
ausgebrochen war, in der allgemeinen Stimmung einen gross-
artigen Umschwung hervor.
IV.
Der Kampf zwischen den Triimmrn und Narbonne
um das Ministerium.
Wir erinnern uns, Lafayettes Parteigänger waren nicht
in die geheimen Unterhandlungen, welche das Triumvirat
mit dem Wiener Hof pflog, eingeweiht worden. Indes
ahnten sie, dass etwas im Werke sei. Sie kannten die Be-
ziehungen der Lameths zu der Königin und nahmen an,
dass beido Teile mit Hilfe des Kaisers eine Gegenrevolution
planten. Sie fürchteten bei der Ungunst des Hofes gegen
den liberalen Adel, bei dem Hasse ihrer politischen Neben-
buhler das erste Opfer dieser Absichten zu werden. Dass
die vermeintlichen Bundesgenossen, Marie Antoinettc und
das Triumvirat, selbst Antagonisten waren, konnten sie
nicht wahrnehmen. So lebten die Fayettisten, wie die
populären Parteien, der festen Ueberzeugung, dass es in
den Tuilerien ein sogenanntes österreichisches Komitee gebe,
i) A. p. 39, 342.
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- 203 -
das unter Leitung der Königin umfassende Vorbereitungen
zu einer Gegenrevolution treffe. In der Ankündigung des
Konzertes der europäischen Mächte erblickten sie den ersten
entscheidenden Schritt zur Ausführung eines mit Leopold
verabredeten Planes. Wie die Girondisten hegten sie den
Verdacht, dass die eigentlichen Urheber der kaiserlichen
Februarnote vielmehr in Paris, eben in jenem geheimen
Komitee, als in Wien zu suchen seien 1 ). Je enger und
drückender sich nun die Maschen des verderblichen Netzes
der Reaktion um die gefährdete Freiheit zu legen schienen,
um so entschlossener näherten sich die Freunde des Generals
der Kriegspartei: in der herben Kritik, welcher der Kaiser
die inneren Zustände Frankreichs unterzogen hatte, sahen
sie nichts als den ungehörigen Versuch eines fremden
Kabinetts, sich zum Richter über die Ordnung des französi-
schen Staates aufzuwerfen. Sie riefen dagegen die nationalen
Leidenschaften auf. Die Idee einer Modifikation der Ver-
fassung Hessen sie jetzt fallen, denn in einer Zeit, wo von
dem verdächtigen Hofe, von den Intriguen der Emigranten
und der drohenden Haltung der fremden Mächte das
Schlimmste besorgt werden musste, meinten sie, könnte selbst
eine massige rückläufige Bewegung für die Sache der Revo-
lution verhängnisvoll werden. Unbedingte Erhaltung der
Konstitution, energische Abwehr jeder Einmischung des
Auslandes war daher ihr Losungswort 2 ).
_ — - ■ ■ ■
») Marl, du Stael, II, 35; Pellenc au Lamaruk, ± III. 17!r2
fW. A.) schreibt über den Eindruck der Nute vom 17. 10. II.
1702: „D'autres pernonnes et le plus grand noiubru ontdit:
la reponsu a ete faite ä Paris ou dietee de Paris; donc
le Roi est parfaiteiuent d'aecord avee FEniperuur. - '
a ) Mercy an Kaunitz. 7. III. 1792 (W. A.) ,.M. de Narhonne et
son parti exeite toujours a la guerre .... M. de la Fayette opine
pour la paix, si eile peut etru solide: il eonsuille la guerre saus
retard, si on presume que la solidite de eette paix soit incertaine."
Vgl. a. Lafayette, III, ö. 301 f. „nous airaions mieux entreprendro
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- 204. -
Wie man sieht, stand diese Parole in dem heftigsten
Widerstreit mit dem System der Lameths, das eben unter
dem Hochdruck des vom Kaiser voranstalteten Konzertes
eine Verbesserung der Konstitution anstrebte- Lafayettos
Freunde glaubten keine Zeit verlieren zu dürfen, wenn sie
noch zur rechten Stuude die Kombinationen ihrer Gegner
durchbrechen wollten. Alle ihre Anstrengungen richteten
sie nun darauf, ihnen die einflussreichen Ministerposten zu
entwinden. Zunächst hatten sie sich, wie wir oben aus-
führlich schilderten, gegen Bertrand von Molleville gewandt,
in dem die reaktionären Tendenzen, die sie bekämpften, am
schärfsten ausgeprägt waren. Narbonne hoffte ihn bald
durch eine seinen politischen Anschauungen ergebene Per-
son zu ersetzen. Tarbe" und Cahier aus Gerville glaubte
er dann leicht für sich gewinnen und durch diese Mehrheit
den Einfluss der geschworenen Anhänger des Triumvirates,
Delessarts und Duport-Dutertrcs, im Conseil mit Erfolg
paralysieren zu können 1 ).
Schon Ende Februar hatte der Kriegsministor die drei
kommandierenden Generale Lafayette, Rochambeau und
Luckner von ihren Armeen nach der Hauptstadt berufen.
Sie sollten mit ihm den Feldzugsplan beraten. Die Angabe dieses
Grundes war mehr ein Vorwand. Narbonne wollte sie viel-
framhemmt la guerre que de nous soumettre a Tinsolente in-
fluonee de la coalition curopeenne .... nous trouvions que le
ministere avait mis dans sa moderation trop de complaisance, et
nous montrions plus de disposition ä la guerre, en proportion
des efforts de la coalition pour influer sur nos affaires ... La
presijue totalite des constitutionnels pensait avec lui (Lafayette)
qu'il n'y avait de salut que dans le ralliement complet et Sans
arriere-pensee autour de la Constitution de 1792 malgre ses defauts. 14
l ) Pellenc an Lamarck (W. A.) 5. III. 1792. ,.Son (Narbonnes)
projet est de se donncr Cahier de Gerville, Tarbe et le succes-
seur de M. Bortrand et d'isoler par ce moyen de Lessart et le
Garde des Sceaux. u
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- 205 —
mehr in dem Kampfe gegen die Lameths in seinem Interesse
verwenden 1 ). Als Bertrand sich geweigert hatte, seine De-
mission zu geben, erschien Lafayette am 3. März im Conseil,
um im Namen seiner politischen Freunde dieses Ersuchen
zu wiederholen. Er wies dabei auf die Anklage hin, welche
die Legislative gegen den Marineministcr vorbereitete, und
behauptete, jener würde dein Könige einen Dienst erweisen,
wenn er sich aus eigenem Antriebe zurückziehe. Bertrand
gab indes nicht nach.
Was sie durch gütliches Zureden nicht hatten erreichen
können, suchten Narbonnc und Lafayette nunmehr durch
die Macht der öffentlichen Meinung zu erzwingen. Auf ihre
Veranlassung wahrscheinlich berichtete Brissot am folgenden
Tage im „Französischen Patrioten" über die Gründe der
Misshelligkeiten, die zwischen dem Kriegsminister und
seinen Gegnern schwebten. Jener, dessen Anhänglichkeit
an die Verfassung wohl bekannt sei, der alles aufbiete, was
in seinen Kräften stehe, um ihren Bestand zu sichern,
könne sich nicht mit einem Manne vertragen, der sie zu
verderben trachte 2 ). Wie man sich denken kann, gab es
im Conseil an demselben Abende über diese Notiz zwischen
den beiden Ministern heftige Auseinandersetzungen. Bertrand
forderte Narbonne auf, die Behauptungen Brissots zu de-
mentieren. Dieser lehnte das aber rundweg ab, da er ihre
Wahrheit nicht in Abrede stellen könne. Dabei warf er
jenem Abneigung gegen die Verfassung, unfreundliches Auf-
treten gegen die Legislative und den selbstverschuldeten
mangelhaften Zustand seines Ressorts vor. Alle Aus-
söhnungsversuche, welche die übrigen Minister vornahmen,
blieben ergebnislos. Der Kriegsminister beharrt« entschieden
auf seiner Forderung, dass Bertrand aus dem Kabinett aus-
l ) Bertrand, VII, 127 f. Lafav.-ttv, TIT, 302 f. Rm-hambt-uu,
I, 394 ff.
a ) Bertrand, VII, 131.
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- 206 -
scheiden müsse, der Marineminister hartnäckig bei seiner
Weigerung, sie zu erfüllen.
Narbonnc wandte sich nunmehr unmittelbar an den
König und forderte ihn auf, Bertrand zu entlassen. Aber
auch von dieser Seite wurde er abschlägig beschieden 1 ). Er
mochte das wohl vorausgesehen haben. Denn auch die
beiden Kollegen, auf deren Unterstützung er noch gerechnet
hatte, Cahier und Tarbo\ Hessen ihn in Stich und nahmen
den von ihm bedrohten Marineminister in Schutz. Während
er sich mit dem Plane trug, das ganze Kabinett im Sinne
seiner Partei umzugestalten, lauerten auch seine Gegner,
die Lameths, nur auf den günstigen Moment, wo sie sich
ohne Schwierigkeiten des unbequei^i Nebenbuhlers ent-
ledigen konnten 2 ). Sie hätten es schon lange gethan, wenn
nicht der Kriegsminister den beträchtlichen Teil der konsti-
tutionellen Partei, der Lafayctte als Haupt anerkannte, als
Rückhalt gehabt hätte. Vor allen Dingen aber erfreute sich
jener der Gunst der Nationalversammlung. Hatte er doch
allein von allen Ministern den nationalen Tendenzen, in
denen sie lebte und webte, Rechnung getragen, war doch
sein Streben immer dahin gegangen, zwischen der ausüben-
den und der gesetzgebenden Gewalt die häufig sich erheben-
Differenzen zu schlichten.
l ) Pellene, 5. III. 92. (W. A.) „M. de Narbonne, apres une
querelle fort vive avec M. Bertrand, a demande au Roi de ren-
voyer ee deniier. Sur le refus, qu'il a eprouvö, il voulait
domier lui-meme sa demission; mais sea amis Yen ont detournö;
je crois que pour eette foi* eile aurait ete aeeeptee/'
,J ) a. a. O. „M. de Narbonnc porto au Ministere des affaires
etrangeres Dumuuriez, ä celni d» 1 l'interieur Dufresne de St. Leon,
u eelui des Seeaux Garnier, i\ la Marine Dietrich. L'autre parti
(Lameth) voudrait Montciel pour ininistre de la guerro et Marbois
pour Ministre de l'interieur; ou bien si Lessart s'en va, Maissemi
pour riuterieur et MaHiois pour les affaires etrangeres/' Vgl.
Roehaiulieati, J, S. 3tMj.
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- 207 -
Von diesem mächtigen Rückhalt aus hofften Narbonne
und seine Freunde die Lameths wirksam zu bekämpfen und
den widerstrebenden Hof in ihre Bahnen zu zwingen.
Es war in der Sitzung vom 6. März, wo die Miss-
stimmung gegen die Lameths und die ihnen ergebenen
Minister in der Legislative zu wildem Ausbruch kam. Aus
allen Teilen des Reiches waren an die Volksvertretung er-
schreckende Nachrichten von dem fortgesetzten Umsich-
greifen der Anarchie gelangt. In fttampes hatte eine Meute
von Banditen den Bürgermeister, während er seines Amtes
waltete, ermordet. Die Marseiller waren in Aix mit sechs
• Kanonen eingerückt und hatten ein Regiment, das sich ihnen
entgegenstellte, entwaffnet. Horden von Aufruhrern zwangen
die Kaufleute, ihnen das Getreide zu einem Schleuderpreis
abzulassen. Ueberall erwies sich die Regierung diesen Ge-
waltthaten gegenüber ohnmächtig; die Bedrohten wussten
sich keinen anderen Rat mehr, als an die Nationalversamm-
lung um Schutz und Hilfe zu appellieren.
Und die Legislative wälzte alle Schuld auf die vorsätz-
liche Unthätigkeit der Minister, die durchaus die Verfassung
zu Falle zu bringen wünschten durch den Nachweis, dass
man mit ihr das Land nicht verwalten könne. „Wir müssen
es nun endlich wissen", rief Guadet aus, „ob die Minister
aus Ludwig XVI. einen König der Franzosen oder einen
König von Koblenz machen wollen. Wir müssen endlich
erfahren, ob Ludwig XVI. der König der Mehrheit der
Nation, die die Verfassung geschaffen hat, sein will, oder
der König der Minderheit, die sich gegen diese Verfassung
verschworen hat" 1 ). Seine Anklagen fanden im Hause lob-
haften Beifall, der seinen Gipfel erreichte, als Isnard als
das Grundübcl alles Leidens ohne Umschweife die Umtriebe
des Triumvirates bezeichnete. Alle Unruhe im Reiche ent-
springe aus der misstrauischen Besorgnis vor einem Plane
») A. p. 39, 415.
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— 208 —
der Gegenrevolution, der in nächster Nähe des Hauses aus-
geheckt werde. „Fast ganz Frankreich ist von unter-
irdischen Gängen unterminiert; man hläst den Feuerbrand
der Zwietracht an, um es in Brand zu setzen. Man geht
darauf aus. das Land in zwei Parteien zu spalten, um dann
mit allen Armeen der fremden Mächte herbeizueilen, die
Partei des Despotismus zu unterstütz. und die Patrioten
zu zwingen, einen Vergleich anzunehmen 111 ).
Dieser Stimmung des Hauses passte sich eine Denk-
schrift an, die Narbonne in derselben Sitzung den Abge-
ordneten im Namen der kommandierenden Generale vortrug.
Ihrer ganzen Haltung nach ist sie als ein feierliches Mani- '
fest der Fayettisten gegen das Triumvirat und den Hof zu
betrachten 2 ). Weniger wegen ihres militärischen als wegen
ihres politischen Charakters wurde sie der Nationalversamm-
lung mitgeteilt. Der Kriegsminister hob auch in der Ein-
leitung hervor, dass die Generale gekommen seien, um vor
dem Hause ein politisches Glaubensbekenntnis abzulegen.
Wir begnügen uns damit, die hauptsächlichsten Gesichts-
punkte desselben hervorzuheben.
So lange man nicht im Lande sich der Ueberzcugung
hingeben dürfe — lassen sich die Generale vernehmen —
dass der König die Verfassung ohne Hintergedanken ehrlich
in Gang bringen wolle, würde in Frankreich keine geordnete
Staatsverwaltung sich befestigen können. In der Krisis, die
gegenwärtig herrsche, müsse Ludwig XVI. erkennen, dass
es eher möglich sei, das Reich vollkommen zu Grunde zu
richten, als seine Bewohner zu vermögen, eine die Freiheit
beschränkende Verfassungsform anzunehmen. Aus dieser
') a. a. 0. S. 41G.
*) A. p. 39, S. 419 ff. Vgl. Barourt, III, 297. „l*n autre
fait iinportant, o'est le Memoire des trois Genernux a l'Assemblee,
dont le preamlnile a pour objet de prouver que les maux du
royaume viennent de lu defiane«' qu'inspirent etu ore lea intentions
du roi." Vgl. B.-rtraiid, VII. S. 1J9. Ainu.
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— 209 —
ernsten Erwägung werde er es seinen Ministern zur Pflicht
machen, nicht nur niemals gegen die Konstitution zu fehlen,
sondern sie gewissenhaft auch zur Ausführung zu bringen.
Nicht scharf genug kennen die Generale darauf hinweisen,
wie wesentlich die Aufführung des Hofes, nicht allein bei
offiziellen Gelegenheiten, sondern auch im Privatleben dazu
beitragen könne, die Unruhe, die im Volke über das Schicksal
der Verfassung genährt würde, schwinden zu lassen.
Man bemerkt unschwer, wie ähnlich diese Mahnungen
dem Inhalt jener Denkschrift sind, die Xarbonnc vor kaum
zwei Wochen im Ministerrate verlesen hatte; damals
lauteten die Rügen gegen den Hof schärfer und bestimmter,
aber sie wurden auch nicht vor einem öffentlichen Audi-
torium erhoben.
Sodann nehmen die Generale zur Kriegsfrage Stellung.
Sio weisen zunächst auf einige Mängel der Heeresverwaltung
hin. Mehr als die Hälfte der geschulten Oftiziere sei aus-
gewandert; es fehlten noch immer 51000 Mann am Be-
stände des Heeres. Die Soldaten würden durch die Assig-
naten, die wegen ihres niedrigen Kurses einen geringen
reellen Wert hätten, zu schlecht besoldet, es werde in Zu-
kunft notwendig, sie in barem Gelde abzulohnen. Auch
mit der Disciplin dor Truppen sei es noch nicht zum besten
bestellt; die Strafgewalt der Generale müsse von der Volks-
vertretung erweitert werden.
Aber keine dieser Aussetzungen, fahren sie fort, dürfe
die Nationalversammlung in der Entscheidung über Krieg
und Frieden beeinflussen. Denn keineswegs gehe die Ab-
sicht der Generale dahin, die Abgeordneten etwa durch
ihren Hinweis auf Missstände in der Heeresverwaltung vom
Kriege abzuschrecken. Sie seien weit entfernt zu dem
strafwürdigen System ihre Zuflucht zu nehmen, das man
seit einiger Zeit ins Werk setze, nämlich vom Kampfe ab-
wenden zu wollen, indem man die Armee als ausser stände,
ihn zu bestehen, darstelle. Jm Gegenteil, nach ihrer An-
<»U K «u. T>n' franz. Legislative. 14
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- 210 -
sieht müsse man bei der Kriegsfrage nur den Einen Ge-
sichtspunkt im Auge behalten, ob die fremden Mächte auf
ihrem Vorhaben, sich in die französischen Angelegenheiten
zu mischen, beharrten oder nicht. Jede andere Berechnung
sei der Würde der französischen Nation zuwider. Durch
kein zögerndes Bedenken dürfe in jenem Falle der Zeitpunkt
für die Erhebung der Waffen hinausgeschoben werden.
Diese Erklärungen der Fayettisten bedeuteten eine
offene Absage an das Triumvirat. Indem sie das eigene
Programm entwickelten, wussten sie es zugleich geschickt
im Gegensatz zu dor Politik der Gegner erscheinen zu
lassen. Die beiden Angelpunkte desselben, Abwehr jeder
fremden Einmischung und Wahrung der Verfassung, waren
Schlagworte, welche oft genug in der legislativen Ver-
sammlung wiederhallten; sie drückten am knappsten deren
Tendenzen aus. Die Koalition zwischen Lafayette und
Alexander Lameth vom 21. Juni 1791 war damit thatsäch-
lich zersprengt. Während der eine Teil der ehemaligen
Häupter der Konstituante fortfuhr, einer Reaktion mit Hilfe
des Auslandes vorzuarbeiten, ging der andere nach einigem
Schwanken in das Lager der Legislative über und brachte
ihren nationalen Bestrebungen seine Huldigung dar.
Fayettisten und Brissotisten vereinigten sich nun zu
dem Unternehmen, die Lameths und das Feuillant-Ministcrium
zu stürzen und der Nationalversammlung ihren kriegslustigen
Impuls mitzuteilen 1 ). Vorläufig waren sie noch weit ent-
fernt davon, Uber eine feste Mehrheit in dem Hause ver-
fügen zu können, die sie im Sinne ihrer Wünsche verwenden
mochten. Wir wissen, wie wichtig für die Fortentwickelung der
allgemeinen Angelegenheiten die Haltung des neutralen Cen-
trums war,'deni weit Uber die Hälfte der Deputierton zugehörte.
') DumounVz, II. 132, vgl. S. 13r>: vgl. Duroont, S. 372.
vgl. L;»fav«>tt<-, III, 3u3: vgl. Monis, I, 022 f.: vgl. S. 518;
F.-uillet, V, 351).
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- 211 -
Wie der Ausfall der Wahlen zum diplomatischen Ausschuss
gezeigt hatte, neigte es sich noch stark der friedlichen
Tendenz zu.
Doch auch das Centrum billigte einhellig die Anklage,
die die Brissotins gegen Bertrand von Molleville erhoben
hatten. Noch am 1. Februar hatte es sich in dieser An-
gelegenheit gespalten, die eine Hälfte hatte mit der Linken,
die andere mit der Rechten gestimmt. Jetzt aber war diese
selbst verschiedener Meinung. Auch die Anhänger Lafayettes
traten nun den Beschwerden der Linken offen bei 1 ). Am
8. März liess die Nationalversammlung dieselben dem Könige
zugehen 2 ).
An demselben Tage lührte Narbonne gegen den Marine-
minister einen Streich, welcher dessen erschütterte Stellung
unhaltbar machte. Als dieser sich 'geweigert hatte, seinen
Abschied zu nehmen, hatte der Kriegsminister verlauten
lassen, er werde nunmehr selbst notgedrungen von seinem
Posten weichen müssen. Die drei Generale baten ihn zu
bleiben, da seine Kraft für das Wohlbefinden des Heeres un-
entbehrlich sei. Narbonne veranlasste sie, ihm diesen Wunsch
schriftlich auszudrücken. Sie thaten es bereitwillig 3 ). Sic
beschworen den Minister, auf seinem Posten auszuharren.
Sein Rücktritt würde für das Vaterland einen unersetzlichen
Verlust bedeuten. Dabei Hessen sie die Absicht durch-
scheinen, dass sie ihrerseits das Heereskommando nieder-
legen würden, wenn es ihren Vorstellungen nicht gelänge,
jenen zum Bleiben zu vermögen 4 ). In diesem Falle würden
sie sich für unvermögend halten, ihr Amt weiterzuführen.
l ) Pellenc an Lamank, T>. III. 95. (W. A.) „II (Narbonne)
s'est venge d'une autre maniere et par ses amis; il a iait passer
hier dans l'Assemblee dos Observation* trös-fortos, tolles ijn'il
est iinpossible qu'il (Bertrandi y re.sisii-.-
>) A. p. 39,471 'ff., vgl. S.^391 t.
x ) Rochambeau, I, 397.
*) Bortraml, VII, 139 f.
l-r
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— 212 —
Narbonne antwortete den Freunden gerührt. Nichts
könne sein Herz mehr erheben als das ehrenvolle Zeugnis,
das sie seiner ministeriellen Thätigkeit ausstellten.. Aller-
dings harmoniere er nicht mit einem seiner Kollegen, dessen
persönlichen Charakter er zwar achte, dosson Aufführung
als Minister er aber nicht billigen könne. Er habe es daher
für seine Pflicht gehalten, an seinen Rücktritt zu denken,
um einem Zwiespalt in der Regierung vorzubeugen. Jetzt
fühle er sich aber durch ihre Aufforderung veranlasst,
dennoch auf seinem Posten zu verharren 1 ).
Die Briefe der Generale und seine Antwort veröffent-
lichte Narbonne, wahrscheinlich mit der Zustimmung seiner
Freunde; die ganze »Sache war natürlich ein abgekartetes
Parteimanöver. Frau von Stai-1 scheint die geistige Ur-
heberin desselben gewesen zu sein, wie sie ja in allen
Dingen die Hände im Spiel hatte, wo es das Wohl ihres
Günstlings galt 2 ).
Es war oin verwegener Schritt, den Nabonne damit
machte; er stellte dem Könige die Alternative, zwischen
ihm, dem populären Ministor, und dem verdächtigten und
vom Parlamont verfolgten Bertrand von Molleville zu wählen.
Seine Handlungsweise war dabei unbillig. Durch die illoyale
Kritik, die er öffentlich an seinem Widersacher übte, be-
stätigte er die Beschwerden, welche die Legislative soeben
gegen jenen erhol). Wie durchschlagend musste es wirken,
wenn ein Mitglied des Kabinetts durch sein gewichtiges
Zeugnis vor aller Welt die Amtsführung dos Kollegen an-
klagte.
l ) LafayHtp, III, 121 f.
,J ) F»!!s«mi, II, IS, V.) f.. Hr>! i. Vgl. a. Lamarck an Menv,
23. II. 17'.>2. ( W. A.) ..]<• ooiiijito parmi loa m^yens «pi<- j'ai
pris jxmr nie nn-ttre au roiirant d'nvnh- vu fY<'<pieininent Mad. d«
Stael, t|ui par indisrr«' timi en <lit cticurf plus <pn- !«• ministn-
(Narl)umie * et qui par hou empirf sur lui pst plus* »ju*ä
Jt iui dans K? Minister*;."
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- 213 -
Der unbedachtsam von Narbonne abgeschnellte Pfeil
sollte gar bald auf seine Brust zurückprallen. Er hatte
sich offenbar ins UDrecht gesetzt. Sein unedelmütiges Be-
nehmen bot den Lameths die willkommene Gelegenheit,
sich endlich seiner zu entledigen. Auch die übrigen Minister
waren empört darüber, dass ein Kollege die Meinungsver-
schiedenheiten, welche im Schosse des Conseils bestanden,
rücksichtslos in die Oeffentlichkeit zerrte. Sie stimmten
einmütig dem Wunsche des Triumvirates bei, dem Könige
die Entfernung des Kriegsministers zu empfehlen.
In der Nacht vom 8. zum 9. März blieben die Minister
versammelt und berieten sich Uber den wichtigen Schritt.
Allerdings war die Sache nicht einfach. Man war sich be-
wusst, dass man den Mann stürzen wollte, der allein von
den Mitgliedern des Kabinotts bei der Nationalversammlung
und dem Volke in Gunst stand. Am Abend hatte Narbonne
in der Legislative eine kleine Schlappe erlitten. Er be-
diente sich im Verlaufe seiuer Rede einer ungeschickten
Wendung, die die demokratischen Gefühle der Abgeordneten
verletzte. Der Präsident musste ihm den Ordnungsruf er-
teilen 1 ). Die Lametbs und die Minister schlössen voreilig
daraus, dass der Kriegsminister überhaupt bei dem Parlament
in Ungnade gefallen sei, dass dieser Umstand mittelbar zur
Rechtfertigung soiner Verabschiedung beitragen würde. Sio
sollten sich in dieser Berechnung täuschen.
Doch erkannten sie, dass nunmehr Bertrands Rücktritt
zur Notwendigkeit geworden war. Dieser sträubte sich
auch jetzt noch aus allen Kräften. Er hätte gar zu gerne
den Triumph, welchen er Uber Narbonne davontrug, aus-
') A. p. H{>, 502. Narbonne gebrauchte den Ausdruck:
rj'appellc rattention des membres les plus distingues. i Kxelama-
tions et murmures prolonges. Un graml nombre do membres :
A l'ordre, ä l'ordre!) Er wurde zur Ordnung gerufen mit der
Begründung „attendu tjue tous les membres de l'Assemblee sont
egalement distiugues." Vgl. Mad. de Stael, II, 3<J.
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— 214 -
gekostet. Den Angriffen desselben zum Trotz sollten die
Minister seine bedrohte Stellung schützen. Aber diese waren
oinsichtig genug, um nicht den Bogen allzu straff zu
spannen. Widerwillig fügte sich endlich Bertrand, doch
erst als Cahier entschieden erklärte, er würde selbst sofort
aus dem Conseil ausscheiden, wenn jener nicht nachgebe.
Dabei gelang es ihm wenigstens noch eine Konzession für
seine Willfährigkeit zu erhalten. Seine Demission sollte
erst dann veröffentlicht werden, wenn der König auf die
Beschwerden der Legislative geantwortet habe 1 ).
Ein verhängnisvolles Zugeständnis! Die Zukunft lehrte,
dass man sich dadurch die Möglichkeit benahm, die beiden
feindlichen Minister gleichzeitig zu verabschieden und den
Sturz des einen durch die Entlassung des anderen zu neu-
tralisieren. Der hartnäckige Bertrand wollte eben seinen
Trumpf gegen Narbonne noch ausspielen.
Auch sonst waren die Minister darauf bedacht, die
Folgen, welche die plötzliche Entlassung des Kriegsministers
nach sich ziehen konnte, abzuschwächen. Wie oben be-
rührt, hatten die Generale Lafayettc, Luckner und Rochambeau
mit ihrem Abschiede gedroht im Falle, dass Narbonne
zurücktrete. Da dies nun wirklich und sogar wider den
Willen desselben geschah, so besorgten wohl die Lameths,
dass seine Freunde sich in der That zurückziehen könnten.
Dieser Eventualität suchten sie vorzubeugen. Sie rieten
dem Könige, die Generale vor sich zu rufen und sie in
freundlicher Weise von ihrem Vorhaben abzumahnen.
Ferner sollte Ludwig XVI. Cahier, den Minister des
Inneren, dringend ersuchon, seinen Abschied um mindestens
') Bertrand, VII, 1?><> ff. Bei seinen Angaben ist hior der
nicht immer zuverlässige Verfasser an den schon lange ver-
öffentlichten Brief (troisiöme roeuoil des pieces du prnces du roi,
p. 1(57) gebunden, in dem Delessart dem Könige Uber die
Ueberlegungen Bericht erstattet, die wegen der Entlassung
Narbonnes im Kabinett gepflogen wurden.
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— 215 —
acht Tage nach dem 15. März hinauszuschieben. Wie bei
den Generalen, sollte auch hier die Königin ihre Bitten
mit denen ihres Gemahls vereinigen.
Schliesslich nahmen sich die Lameths noch des Marine-
ministers an, wahrscheinlich um dem Königspaar zu ge-
fallen. Sie wussten, dass er bei diesem in hoher Gunst
stand, dass Ludwig XVI. nur ungern in seinen Rücktritt
willigen werde. Daher bedauern sie Bertrand als das un-
schuldige Opfer der Verfolgungen Narbonnes. Sie rühmen
seine loyale Gesinnung und empfehlen dem Könige sich
auch fernerhin eines so treuen Dieners zu bedienen.
Mit Freuden ergriff der Hof die sich ihm darbietende
Gelegenheit, den bitter gehassten Narbonne seine Ungnade
auf das empfindlichste fühlen zu lassen. Jetzt wollte man
sich für die von ihm empfangenen Beleidigungen, wie man die
mißtrauische Kritik nannte, welche er an der Aufführung
des Königspaares geübt hatte, an ihm und seiner Freundschaft
rächen. Mit welcher Befriedigung erfüllte es sonderlich
Mario Antoinette, dass sie über die Gönnerin des Kriegs-
ministers, welche sie Anfang Dezember zur Aufnahme
Narbonnes in das Conseil zu zwingen gewusst hatte,
schliesslich doch noch triumphierte. Sie verabscheute die
intriguanto Baronin StaiM von ganzem Herzen. Der glühende
Hass, welchen sie der Revolution weihte, hatte in der
Persönlichkeit dieser rührigen, geistreichen Frau ein konkretes
Ziel erhalten. In der Art, wie sie durch ihren Gemahl
N'arbonne seines Postens entliehen Hess, drückte sieh ihre
tiefe, unversöhnliche Abneigung gegen die Häupter des
liberalen Adels aus.
Die Lameths hatten Ludwig aufgefordert, den Kriegs-
minister ohne weitere Umstände sofort zu entlassen. Der
König glaubte noch mehr thun zu müssen, schon um seinem
Günstling Bertrand Genugthuung zu verschaffen. Als dieser
am nächsten Morgen im Palais vorsprach, teilte ihm Ludwig
hastig mit, er habe Narbonne soeben durch einen Bedienten
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— 21« —
von seiner Abdankung in Kenntnis setzen lassen. Ein Rillet,
auf welchem drei Zeilen standen, habe er beigefügt. Er
reichte es Bertrand. Lakonisch gab er hier dem Grafen
die Nachricht, dass er den Herrn von Grave zum Kriegs-
minister ernannt habe. „Sie werden ihm Ihr Portefeuille
zustellen", ftigte er barsch hinzu 1 ).
Der König hatte absichtlich die übliche Form verletzt.
Es war sonst Brauch, die Mitteilung der Entlassung durch
den Grosssiegelbewahrer machen zu lassen. Hier aber em-
pfand der Hof ein inniges Vergnügen, einen Minister mit
Schimpf und Schande zu verjagen. Er wandte ein Verfahren
an, das er wohl in der Blütezeit der absoluten Monarchie
zu wählen pflegte. Ueberschätzte er aber jetzt nicht seine
Kräfte? An demselben Tage, am 9. März, wo seinem Freunde
diese Schmach widerfuhr, kehrte Talleyrand eben von seinem
Londoner Aufenthalte zurück. In Paris hielt ein Bekannter
seineu Wagen an. um ihm als Neuigkeit den Sturz Narbonnes
mitzuteilen. Wie erstaunte da der grosse Diplomat, dass der
König sich noch unterstand, jemanden so herbe seine Un-
gnade empfinden zu lassen. 2 )
liertnuid, VII, UV2. V«l. ». K.Tsni, 11,
Duni'tnt. S. 371.
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Achtes Kapitel.
Zusammenbruch des Feui Hunt-Ministeriums.
* * * * .
I.
Die Sitzung der legislativen Versammlung vom 10. März.
Eigentlich seit Anfang Dezember befand sich das
Feuillant-Ministerium im Zustande der Krisis. Es hatte mit
dem Grafen Narbonne ein Element in sich aufgenommen«
das sich ihm nicht assimilieren konnte. Als dieser Minister
schliesslich dem dort herrschenden Systeme rücksichtslos
Fehde ankündigte, wurde er aus seinem Schosse verwiesen.
Hier sollten nunmehr unbedingt die Anschauungen der
Lameths vorwalten.
Für die Nationalversammlung aber entstand die Frage:
sollte sie die Entfernung desjenigen ruhig mitansehen, der
allein in dem Kabinett Tendenzen, wie sie ihren Wtlnschen
entsprachen, Geltung verschafft hatte? Das war nicht zu
erwarten. Im Gegenteil, die Mittelperson war hinweg-
gedrängt; es musste jetzt zwischen den unversöhnlichen
Gegensätzen, zwischen Regierung und Legislative, zum Ent-
scheidungskampfe kommen.
Wie sich auf der einen Seite in den Lameths die fried-
lichen Bestrebungen aufs engste mit den reaktionären vor-
woben hatten, so paarte sich auf der anderen bei lirisso-
tisten und Fayettisten der nationale Impuls mit einem nahezu
fanatischen Eifer, das Werk der Revolution, wie es war, zu
- 218 -
behaupten; kurz, die inneren und die äusseren Angelegen-
heiten hatten sich fast zur Einheit verschmolzen. Daher
hing ein eigentlich innerpolitisches Ereignis, wie der Fall
eines Ministers, hier auf das genaueste mit der auswärtigen
Frage zusammen. Das offenbarte die gewaltige Rückwirkung,
die es auf die Entwickclung derselben üben sollte.
Für den Politiker pflegen die Abwandlungen der öffent-
lichen Meinung ein durchaus irrationaler Faktor zu sein.
Der Historiker ist nicht viel besser daran. Ihm stellt sich
zwar die Verknüpfung von Ursache und Wirkung in einem
angemessenen Abstände dar, aber es bleibt auch seinem
Auge der eigentliche Werdeprozess allgemeiner Stimmungen,
das Umschlagen der einen in die andere entzogen. Gleich dem
Staatsmann steht er oft vor dem jähen Wechsel der öffentlichen
Meinung wie vor einem Rätsel. Einen solchen Umschwung
brachte die Nachricht von dem Sturze des Kriegsministers
damals auf die französische Bevölkerung hervor 1 ).
Die Wiener Februarnote hatte in den ersten März-
tagen zwar etwas beunruhigend, aber nicht wirklich auf-
regend gewirkt; die allgemeine Stimmung erschien mehr ge-
drückt als kriegslustig. In der Legislative trug sogar die
friedensfreundliche Tendenz bei der Ausschusswahl einen ent-
schiedenen Sieg davon. Da jagten die Lameths Narbonne
davon. Mit einem Male schienen sich Spannkräfte, dio
bisher in der Verborgenheit geschlummert hatten, in leben-
dige Energieen umzusetzen. Erst jenes Ereigniss liess die
Verdächtigungen, welche Brissotisten und Fayettisten gegen
das Triumvirat, den Hof und das Kabinett ausgesprengt
hatten, wohl gegründet erscheinen. Wie Schuppen fiel es
l ) Barnave, der seit Anfang Januar sieh in seine Heimat
begeben hatte, beklagte später sehr die Massregel seiner Freunde,
Narbonne zu entlassen. Vgl. «Kuvres I, 213: „eette mesure, non
motiveo, contraire a l'o-pinion presque generale, a imprimä aux
affaires une facheuse hnpulsion."
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— 210 —
allen von den Augen. Kein Zweifel, man war von dem
Verrat umgeben. Die Feuillants, das Königspaar steckten
mit Leopold unter einer Decke. Sie hatten sich gegen die
politische Freiheit des französischen Volkes verschworen
und warteten nur auf den günstigen Moment, um loszu-
brechen. Darum hatten sie den einzigen Minister, der ihren
Plänen im Wege gestanden hätte, aus dem Kabinett ent-
fernt, um ungestört das Netz, welches sie schon um die
Nation mit unsichtbaren Fäden gespannt hatten, zusammen-
ziehen zu können 1 ). Man sah jetzt mit anderen Augen die
letzten Negoziationen zwischen dem Ministerium und dem
kaiserlichen Hofe an. Die Meinung, dass das Office Kau-
nitzens in Paris von einem österreichischen Ausschuss an-
gefertigt sei, gewann breiton Boden, und mächtig wälzten
sich nun die gewaltigen Fluten einer erregten Volks-
raeinung gegen das morsche Gebäude der schon wankenden
Regierung heran.
Behende lenkten die Girondisten ihr Schifllein in dio
Wogen dieser kräftigen Strömung. Narbonne und seine
Freunde warfen sich in ihre Arme: sie dürsteten danach,
Rache an ihren Widersachern zu nehmen-). Wie im De-
') Selbst Blätter gemässigter Richtung, wie üVr Monitour
machten ihrem Ingrimm gegen die Lameths unverhohlen Luit:
9. III. 1791. „II y a lungtemps que nous soupconnons que sa
(Narbonnes) preseneo genait eortains ministres et eertains plann.
Hier, une de ses phrases ayant exeite quelque tumulte duns
l'Assemblee nationale, il est probable quo l'on a profite de rette
appareneo de diseredit pour faire deeider son renvoi."
T ) Aulard, Eloquente parlementairo, II, S. 150, Anm. 2.
führt eine bemerkenswerte Notiz aus einer der damaligen Tages-
zeitungen (der „Correspondance politique* 4 vom 13. III. 1792) an.
..Des vendri soir (9. III.) il y eut un eomite ehez Mad. de Stael.
Mad. de Condorcet, Brissot, Gnadet, Lacroix, Narbonne et
l'eveque Fauchet s'y trouverent; il y eut un petit souper, et
ce fut au de8sert que Ton prepara la denonciation contre M-
Delessart."
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- 220 -
zember und im Januar hielten die Führer beider Fraktionen
in dem Salon der Baronin Stael Rat und stellten den Feld-
zugsplan gegen das Triumvirat und das von ihnen ab-
hängige Kabinett fest. Zunächst richteten sie ihr Geschoss
auf die verwundbarste Stelle ihres Gegners, auf sein zweifel-
haftes Verhalten in den auswärtigen Angelegenheiten: don
unglücklichen Delessart, den Leiter dieses Ressorts, erkoren
sie sich zum Opfer.
Nach der Eröffnung der Morgensitzung der National-
versammlung am 10. März meldete sich Brissot alsbald zum
Wort. Er beklagte die Säumigkeit, die der diplomatische
Ausschuss sowohl bei dem Berichte Uber das Wiener Office,
als auch bei der Erledigung der Denunziation gegen De-
lessart sich zu Schulden kommen lasse. Schon seit neun
Tagen habe er diese Aufträge erhalten und dennoch die
Anklage gegen den Minister des Auswärtigen noch nicht
einmal in Angriff genommen. Er zögere und schiebe immer
auf, offenbar in der Absicht, die Sache ruhig einschlafen zu
hissen. Aber die heikle Lage, in welcher sich das Reich
befinde, schon weil ihm ein Krieg mit dem Auslande drohe,
erheische in so wichtigen Angelegenheiten dringende Eile.
Er, Brissot, sei daher bereit, in zwei Stunden Uber die
kaiserliche Note und die Denunziation Delessarts dem Hause
Bericht zu erstatten.
Trotz der Reklamationen der Lamethisten nahm die
Legislative Brissots Erbieten an. Von vornherein eine be-
deutsame Entschliessung. Der diplomatische Ausschuss hatte
den Gemässigten Koch zum Wortführer in der Sache des
Ministers gewählt. Durch das eben ergangene Votum erhielt
der Radikale, dessen Anhang im Komitee in der Minderzahl
war, den Vorrang. Das deutete an, dass sich in der alige-
meinen Stimmung der Legislative ein entscheidender Um-
schwung zu Gunsten der Brissotisten vorbereitete.'
Inzwischen machte der Grosssiegelbewahrer dem Hause
von der Entlassung Narbonnes offizielle Mitteilung. Die Er-
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— 221 —
regung, welche diese Nachricht im Hause hervorrief, be-
nutzte ein Fayettist, um die Abgeordneten zu der feierlichen
Erklärung aufzufordern, dass die Nation zu ihrem grossen
Bedauern den Minister scheiden sehe 1 ). Lafaycttes intimer
Freund Ramond unterstützte diesen Antrag eifrig und holte
zugleich zu einem wuchtigen Streiche gegen das System der
Lamoths aus. In leidenschaftlichen Ausdrücken führte er
aus, die Nationalversammlung müsse sich ohne weiteres
gegen die Richtung erklären, welche im Conseil Uber Nar-
bonue gesiegt habe. Gehe sie doch wider die Verfassung
an und verdiene die strengste Missbilligung. Der Redner
stellte schliesslich förmlich den Antrag, die Legislative möge
dem Könige erklären, dass das ganze Ministerium nicht das
Vertrauen der Volksvertretung geniesse. Denn ein Mini-
sterium, das sich planmässig rnthätigkeit zur Richtschnur
genommen habe, das sein einziges pflichtbewusstes Mitglied
von sich stosse, vertrage sich nicht mit den Grundsätzen
der Konstitution.
Da lief ein zweites Schreiben des Grosssicgelbe wahrers
ein. Es handelte von den Beschwerden, welche die Legis-
lative am B.März bei der Krone gegen Bertrand von Molle-
villo erhobon hatte. Sie wurden vom König abgelehnt.
DerTadel, bemerkte Ludwig, welchen die Nationalversammlung
gegen die Amtsführung seines Marineministers erhebe, scheine
ihm grundlos; er, der König, habe sich immer nur von dem
strengen Pflichteifer desselben überzeugen können: warum
solle er ihm also sein Vertrauen entziehen?
Dieser Brief Ludwigs XVI. schlug dem Fasse den
Boden aus; der Gegensatz war zu auffallend. Statt den-
jenigen Minister zu entlassen, dessen Auftührung dem
Parlamente äusserst verdächtig erschien, beschönigte der
König seine Vergehen und verjagte einen Mann, der
sich durch seine Tüchtigkeit ausgezeichnet und die Sym-
x ) L< *a^»', A. [». 3;*, 530.
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- 222 -
pathien der Abgeordneten erworben hatte. Denn dass auch
Bertrand seine Entlassung nehmen sollte, war noch unbe-
kannt; er hatte sich, wie wir wissen, ausbedungen, seinen
Rücktritt erst anzuzeigen, wenn der König der Legislative
auf ihre Beschwerden geantwortet habe. Alle Erbitterung
jedoch, welche sich gegen den Hof und das Kabinett wegen
des Sturzes Narbonnes und des vermeintlichen Verbleibens
Bertrands in der Legislative aufgesammelt hatte, entlud
sich nun auf ein einzelnes, wenn auch schuldiges Haupt.
Die Girondisten erklärten den Vorschlag Ramonds für
unzureichend; er treffe nicht den Kern der Sache. Wenn
man das Ministerium und sein System in Bausch und Bogen
verwerfe, so nehme man der Nationalversammlung die Mög-
lichkeit, im besonderen die Amtsführung jedes Ministers zu
untersuchen und ihnen kraft ihrer Verantwortlichkeit an
Kopf und Kragen zu gehen. Brissots Anhänger gedachten
zu einer viel umfassenderen Kritik zu schreiten. Das Be-
tragen des Kabinetts vom 21. Juni 1791 bis auf den heutigen
Tag, müsse man, führte Gensonm'* aus, in einer lichtvollen
Diskussion durchnehmen und vor den Augen der Nation
gehörig brandmarken.
„Endlich ist der Tag gekommen", rief Guadet trium-
phierend aus, „wo selbst dio Ungläubigsten zu dem Einge-
ständnis sich gezwungen sehen, dass in dem Ministerium
Komplotte gegen die französische Freiheit geschmiedet
werden. Endlich ist der Tag angebrochen, wo die ver-
hängnisvolle Binde selbst von den Augen derjenigen fallt,
die sich bisher sie zu öffnen sträubten. Nun, meine Herren,
konnte man sie etwa noch länger darauf behalten? Ver-
gebens sucht man in Frankreich nach der durch die Ver-
fassung eingesetzten Exekutive, man rindet sie nicht. Im
Inneren scheinen die Zügel der Regierung wie zum Ver-
gnügen den Aristokraten überlassen; im auswärtigen Ressort
scheint Leopold, scheint der König von Preussen oder der
König von Spanien die Fäden unserer politischen Be-
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- 223
Ziehungen zu halten. " Er bat schliesslich, dass man seinem
Freunde Brissot ohne Verzug das Wort erteile.
Und so geschah es. Unter einem lebhaften Beifalls-
sturm eilte dieser auf die Tribüne und begann seinen gross-
artig angelegten Vortrag. Er zerfiel in zwei Teile. Der
eine beschäftigte sich mit der Februarnote des Fürsten
Kaunitz, der andere begründete die gegen Delessart er-
hobene Anklage.
In seiner Erörterung der Differenzen, welche zwischen
dem Kaiser und der französischen Nation schwebten, lässt
Brissot alle nebensächlichen Fragen unberührt, um sich desto
eingehender mit dem Hauptthema zu beschäftigen, nämlich
ob Leopold die Berechtigung habe, durch einen von ihm
berufenen Verein der europäischen Mächte auf die Gestaltung
der inneren Zustände eines fremden Landes Einfluss zu
üben. In weiser Mässigung beschränkte sich das Haupt der
Kriegspartei auf die Behandlung dieses Kardinalpunktes, in
dessen Beurteilung die überwiegende Mehrheit der Legis-
lative, wie die Januardebatten gezeigt hatten, einig war.
In ihrem Sinne sah er in der Bildung des Konzertes nur
einen ungehörigen Versuch des Kaisers, sich in die inneren
Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Wenn Leopold
sich bei seinem Vorgehen auf die Satzungen eines angeb-
lichen Völkerrechtes berief, so setzte ihm Brissot die Heilig-
keit des Naturrechtes entgegen. Die Dogmen der absoluten
Monarchie bekämpfte er in dialektischer Schärfe mit dem
Prinzip der Volkssouveränität. Alle Gewalt komme vom
Volke her; dasselbe sei berechtigt seine Verfassung zu
wechseln und nach Belieben Neuerungen daran vorzunehmen,
ohne der Zustimmung fremder Potentaten zu bedürfen.
Nach diesem Grundsatze sei es sogar gleichgilti^, ob der
König die Konstitution annehme oder nicht: sie bestehe
dennoch zurecht, ob er ihr beitrete oder sich dessen weigere.
Welches sei also der Rechtsgrund, mit dem Leopold
den Versuch der Einmischung zu bemänteln suche, vor dem
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sich das Recht, das die Natur allen Menschen zuerkenne,
beugen solle? Es sei das Recht der Despoten. Aus diesem
tyrannischen Rechte her schreibe sich der Kaiser die Be-
fugnis zu, gegen Frankreich die europäischen Mächte zu
einem Verein zusammenzuberufen, ein Vorhaben, das eben
gegen die Grundlagen der Verfassung von 1791 Verstösse.
Statt das Konzert aufzulösen, das ja, wie Kaunitz zu-
gebe, schon bestehe, habe sich der Kaiser bisher gesträubt,
den dahin gehenden Aufforderungen Frankreichs zu genügen,
wie aus der Februarnote hervorgehe, halte er vielmehr un-
entwegt an seinen Absichten fest. Nun habe die Legis-
lative in ihrem Dekrete vom 25. Januar festgesetzt, dass
sie im Weigerungsfalle dem Wiener Hofe unverweilt den
Krieg erklären würde. Und ohne Zweifel würde man so
verfahren haben, wenn der Minister des Auswärtigen die
EntSchliessungen der Nationalversammlung an den Kaiser
in angemessener Form und ihrem wahren Inhalt gemäss
mitgeteilt hätte. Das habe er leider versäumt Seine
Schuld sei es, dass man über die Intentionen des Wiener
Ui*fes noch nicht genugsam aufgeklärt sei, dass man durch
müssige, zweideutige Negoziationen zwei und einen halben
Monat verloren habe. Man sei keinen Schritt weiter gelangt
als nach dem Eintreffen der Wiener Dezembernote. Und
weil der Kaiser von dem Beschluss, welchen die Legislative
am 25. Januar fasste, nicht in Kenntnis gesetzt sei, so sei
es loyal, vorläufig von einer Kriegserklärung noch abzu-
stehen und nochmals den König aufzufordern, dem Wiener
Hofe die Aullösung des Konzertes anzubefehlen.
Darauf geht Brissot zum zweiten Hauptstücke seiner
Rede, zur Anklage Delessarts Uber. Er greift auf den
Brief des Königs vom 28. Januar zurück, in welchem der
Legislative der Vorwurf gemacht wurde, dass sie durch ihr
Dekret vom 25. in den Wirkungskreis der ausübenden Ge-
walt usurpatorisch einzugreifen suchte. Damals fühlten
sich die Girondisten nicht stark genug, um diesem Tadel
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- 225 —
zu begegnen. Aber wie hatte sich inzwischen die allgemeine
Lage zu ihren Gunsten gewandelt! Jetzt unterzieht Brissot
jenen Verweis, den die Nationalversammlung damals erfuhr,
einer herben Kritik. Er macht dem Minister des Aus-
wärtigen ein Verbrechen daraus: die Regierung habe auf
nichts anderes gedacht, als zwischen Legislative und Exe-
kutive einen unheilbaren Konflikt heraufzubeschwören; sie
habe durch jene Massregelung die Volksvertreter in den
Augen der Nation herabwürdigen wollen. Nach der Ver-
fassung stehe ihnen aber das Recht zu, über die Kriegs-
frage Erörterungen anzustellen, sobald sie das Vaterland
vom Auslande bedroht glaubten. Zu dieser Meinung hätten
sie die Notifikationen veranlassen müssen, welche ihnen
Delessart in der letzten Zeit gemacht hatte.
Einen der Hauptpunkte der Anklage bildete die von
dem Minister begangene Verheimlichung des Wiener Offices
vom 5. Januar. Hätte die Legislative, wirft ihm Brissot
vor, von dieser abermaligen Ankündigung des Konzertes
Kenntnis erhalten, so würde sie viel energischer auf die
Betreibungen der Verhandlungen mit dem Kaiser gedrungen
haben. Man hätte im Kriegsfalle dann den unvergleichlichen
Vorteil gehabt, den Feind noch unvorbereitet im eigenen
Lande aufsuchen zu können. Durch die Saumseligkeit des
Ministers sei man um diesen Vorteil gekommen.
Sehr ausführlich geht Brissot auf die ungenügende
Wiedergabe des Januardekretes der Legislative in Delessarts
vertraulicher Note an den Wiener Hof ein. Er hatte leichte
Arbeit. Flossen doch beide Stücke aus einer entgegenge-
setzten Auffassung der politischen Verhältnisse her; in ihnen
kamen die beiden grossen feindlichen Anschauungen über
die auswärtige Frage zum Ausdruck. Delessart, tadelt
Brissot, mahne den Kaiser nicht energisch genug zur Auf-
hebung des Konzertes. Auf das schmählichste erniedrige
er in den Augen desselben die französische Nation, indem
er ihn in die Uhgelegenheiten der inneren Lage des Landes
Olftgau, l"»ie frimz. L.-gialut iw lö
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geradezu einweihe. Ermutige er nicht den Gegner zum
Angriff durch das jämmerliche Geständnis, dass Frankreich
durch Finanznöte und Unordnungen aller Art in seinem
Schosse eigentlich ausser Stande sei, Widerstand zu leisten?
Durch die Ausmalung künftiger Triumphe lade er Leopold
gleichsam dazu ein. Wehmütig wimmernd bettele er förm-
lich um Erhaltung des Friedens. Ferner: ein Bündnis, dessen
Schädlichkeit für die Wohlfahrt der Nation von der Legis-
lative ausdrücklich anerkannt wurde, wie die französisch-
österreichische Allianz vom Jahre 1756, strebe der Minister
im Widerspruch mit dem Parlamente aufrecht zu erhalten.
Er schlage don entgegengesetzten Weg ein, den er nach
den Wünschen desselben hätte wählen sollen. Er bitte den
Kaiser flehentlich, wie um einen Gnadenakt, doch ja nicht
die alte Bundesgenossenschaft zu verschmähen; sie werde
künftighin, versichere er eifrig, den Wiener Hof nicht mehr
in Ungelegenheitcn stürzen. „Ich weiss nicht, ob ich irre",
ruft Brissot bei diesem Aulass mit wirkungsvoller Rhetorik
aus, „doch ein Gedanke drängt sich mir bei der Analyse
dieses Briefes (vom 21. Januar) auf: die Interessen Frank-
reichs sind hier so freventlich preisgegeben, man würdigt
es so sehr herab, — kniet es doch gleichsam immer dem
Kaiser zu Füssen -- dass man den Ausruf nicht unter-
drücken kann: Nicht ein französischer Minister hat diesen
Brief verfasst, nein, er floss aus der Feder des öster-
reichischen Staatskanzlers, während man gezwungen wird,
die Antwort des Kaisers dem französischen Ministerium zu-
zuschreiben."
Schliesslich präsentierte Brissot dem Hause zwei Dekrete:
Durch das eine werden die diplomatischen Unterhandlungen,
welche Üelessart geführt hatte, annulliert. Selbst die Depesche,
welche er am 1. März in der Legislative als Antwort auf
die Note Kaunitzens vom 17. Februar mitgeteilt hatte, wird
als zu schwach und unzureichend befunden. Der König
wird aufgefordert, das Dekret der Nationalversammlung
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vom 25. Januar wirklich auszuführen und in seinem Sinne
mit dem Wiener Hofe zu unterhandeln.
In dem zweiten wird gegen Delessart wegen Landes-
verrats die Anklage erhoben.
Die Rede des Hauptes der Kriegspartei hatte einen
tiefen Eindruck auf die Zuhörer hervorgebracht. Eine An-
zahl Deputierter forderte sofort Abstimmung Uber seine
Anträge. Denn niemand könne nunmehr — so begründete
ein Mitglied seine Eilfertigkeit — an der Schuld des
Ministers zweifeln. Alle Redner der Rechten, die vor Ueber-
stürzung warnten und für die Hinausschiebung des Be-
schlusses plaidierten, wurden durch missfälliges Murren und
Lärmen unterbrochen und zum Schweigen gebracht.
Die Beredsamkeit Vergoiauds trug es schliesslich über
alle Einwände davon. Erinnernd an ein ähnliches Wort
Mirabeaus schleuderte er in höchster Erregung, mit dem
Finger auf die nahen Tuilerien weisend, folgende Apostrophe
in die Versammlung: „In diesem kritischen Augenblicke, in
dem das Vaterland in Gefahr schwebt, wo so viele Ver-
schwörungen gegen die Freiheit angezettelt werden, rufe
auch ich: Ich erblicke von dieser Tribüne aus die Fenster
eines Palastes, wo verderbte Ratgeber den König, welchen
uns die Verfassung gegeben hat, in die Irre führen und
täuschen, wo sie Ketten schmieden, in die sie uns legen
möchten, wo sie Ränke schlingen, die uns in die Hände des
Hauses Habsburg liefern sollen. Von hier aus sehe ich
die Fenster des Palastes, in dem man die Gegenrevolution
plant, wo man nur auf Mittel sinnt, um uns wieder in die
Schrecknisse der Knechtschaft zurückzustossen, nachdem
man uns durch alle Qualen der Anarchie, durch alle Greuel
des Bürgerkrieges mürbe gemacht hat.
Jetzt ist der Tag angebrochen, wo ihr solcher Ver-
wegenheit, solcher Frechheit ein Ziel setzen, wo ihr die
Verschworenen in Verwirrung bringen könnt. Entsetzen
und Schrecken sind in der Vorzeit im Namen des Despotis-
16«
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— 228 —
mus aus diesem Palaste oft hervorgegangen. Sie mögen
heute im Namen des Gesetzes dahin zurückkehren und
dort in alle Herzen dringen. Seine Bewohner sollen er-
fahren, dass unsere Verfassung dem Könige allein Unver-
letzlichkeit zubilligt. Sie sollen erkennen, dass das Gesetz
dort alle Schuldigen ohne Unterschied treffen wird, dass
nicht ein einziges Haupt, das schuldig befunden wird, seinem
Schwert entrinnen kann."
Von einem brausenden Jubelsturme wurden die Worte
Vergniauds begleitet. Sie atmeten glühenden Hass gegen
das Triumvirat und den Hof; der reiche Beifall, welcher sie
belohnte, zeigte, dass sich die Legislative mit dem Redner
in diesem Gefühle vereinigte. Die Leidenschaft forderte
gebieterisch ihr Opfer. Fast einmütig erhob die National-
versammlung gegen Delessart die Anklage. Er sollte
sofort verhaftet und alle seine Papiere mit Beschlag belegt
werden 1 ).
Am Abend desselben Tages wurde er ins Stadtgefängnis
geführt und am folgenden Morgen in aller Frühe nach dem
Reichsgerichtshofe in Orleans geschafft 2 ).
Ein halbes Jahr später sollte er, ungehört verdammt,
sein Leben unter den grausamen Dolchen der September-
mörder aushauchen.
Man kann nicht leugnen, dass in der Art, wie die Legis-
lative das Verfahren gegen den unglücklichen Minister ein-
leitete, etwas Gewaltsames lag. Es ist wahr, Delessart hatte
die Unterhandlungen mit dem Wiener Hofe mit kläglichem
Kleinmut geführt. Wenn indessen seine Gegner ihn darum
des Landesverrates bezichtigten, so gingen sie zu weit.
Wahrscheinlich hat er nicht einmal um die geheime Korre-
spondenz, welche das Triumvirat mit dem Kaiser angeknüpft
hatte, gewusst, sicherlich aber hat er nicht daran Teil ge-
>j A. i>. 5V.I, 550.
■ J > B;.<-..i„t. III, 2iK5.
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nommen. Doch in der Aufwallung, in welcher sich die
Nationalversammlung am 10. März befand, war sie eben
nicht einer vorurteilslosen, ruhigen Untersuchung der Be-
schuldigungen, welche Brissot gegen Delessart erhob, fähig.
Sie Hess weder seine Verteidiger zu Worte kommen, noch
duldete sie, dass er sich selbst im Hause verantwortete. Es
hatte den Anschein, als wollte sie ihn durchaus schuldig
finden. Aehnlich wie das englische Parlament in seinem
Prozesse gegen Strafford vorfuhr die Legislative in der An-
klage gegen Delessart. Als jenes wahrnahm, dass sich dem
Lord streng juristisch genommen nicht beikommen lasse,
als sich das Oberhaus dahin neigte, ihn freizusprechen, er-
klärte es durch ein Gesetz in parlamentarischer Form (bill
of attainder) den Minister für schuldig 1 ). Wenn auch in
unserem Falle die Legislative nicht wie das Unterhaus aus
eigener Machtvollkommenheit ein neues Gesetz schuf oder
sonst die Grenzen ihrer Befugnisse Uberschritt, so lag doch
auch in ihrem Verfahren etwas Ausserordentliches, in dem
Uebereifer, mit welchem sio den Minister verfolgte, etwas
Gehässiges. Beide Versammlungen, das englische Parlament
sowohl wie die französische Legislative gingen ebon mit
aller Macht gegen einen Minister an, der sich einem System
angeschlossen hatte, das sie zu stürzen fest entschlossen
waren. Nicht so sehr gegen die Person Delessarts, als vor
allem gegen seine Katgeb r, die Lameths, richtete sich der
grosse Angriff, welchen Brissot, unterstützt von der Mehrheit
des Hauses, am 10. März unternommen hatte.
Und man wollte sich nicht mit dem Falle dieses einen
Ministers begnügen, sondern die Absicht war, das ganze
Kabinett zu zersprengen. In seiner Rede hatte sich das
Haupt der Linken schliesslich gegen die Gesamtheit des
Ministeriums gewendet. Seiner Uneinigkeit, seiner Schwäche,
seinem bösen Willen hatte er die missliche Lage zuge-
i) Ranke, Engl. Gesch. 11, S. 4G2.
— '2H0 —
.schrieben, in welcher sich das Königreich augenblicklich
befand. Weil es aus Abneigung gegen einen Konflikt mit
dem Auslande die diplomatischen Unterhandlungen schwäch-
lich und furchtsam geführt und den unverschämten Ein-
wirkungen der Koalition nicht die Spitze zu bieten gewagt
hätte, habe man sich zu der Annahme berechtigt geglaubt,
dass es insgeheim mit dieser unter einer Decke stecke. Die
Feinde der Revolution hätten darum trotzig wieder im Inneren
des Landes ihr Haupt erhoben und aller Orten Unfrieden und
Unordnung hervorgerufen. Die Assignaten seien von Tag
zu Tag gefallen, weil man an dem Bestände der Revolution
überall gezweifelt habe 1 ).
Schon am 12. März erhob Guadet auch gegen den
.Justizminister Duport-Dutertre, von dem man wusste, dass
er in den politischen Anschauungen des Triumvirates lebte
und webte, die Anklage. Als er zu verstehon gab, dass er
sich aus freien Stücken zum Rücktritt bequemen wolle,
Hessen sich auch die Girondisten begütigen; sie bauten ihm
eine goldene Brücke und nahmen von seiner weiteren Ver-
folgung Abstand 4 ). Seine übrigen Kollegen waren einsichtig
genug, ohne weiteres seinem Beispiele zu folgen.
So war es endlich den Anstrengungen Brissots und der
Gironde gelungen, sich in einem glücklich gewählten Moment
des Kabinetts zu entledigen, das unter der Autorität der
ehemaligen Häupter der Konstituante sich der Richtung, die
die junge Legislative eingeschlagen hatte, aus allen Kräften
widersetzt hatte :! ). Auch in der Bevölkerung nahm man
') A. i>. 39, 545.
Bertrand, VU, K>7.
4 ) Barnave ('(Ruvres IV. 3<»G) bezeichnet die Folge, die das
Ereignis vom 10. III. hatte, treffend. ,.Le niinistere. nui etait
untre tout-ä-fait dans )e Systeme de l'Asscmblee Constituante,
a voulu le inaintenir, de In les deux veto etc. Le ininistere ayant
un Systeme tout oppose it la marche de l'Assemblee legislative
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- 231 —
den Sturz des Feuillant-Ministeriums mit Jubel auf. Man
glaubte dadurch einer grossen Gefahr, den Schrecken der
Gegenrevolution, entronnen zu sein. „Die Sitzung des 10.",
schreibt damals begeistert ein junger Student an seinen
Vater, „wird ewig denkwürdig sein, sowohl durch das Bei-
spiel, welches sie der Nachwelt geben wird, als auch durch
die erhabene Höhe, zu welchor sich unsere Repräsentanten
aufgeschwungen haben" 1 ). Sogar die Börse begrüsste
das Ereignis mit einer namhaften Steigerung des Assig-
natenkurses.
Wie entschieden bei jener Abwandlung der innerpoliti-
schen Verhältnisse die kriegerischen Tendenzen in der Le-
gislative das Uebergewicht erhalten hatten, zeigte sich am
12. März. Da brachte die Gironde aufs neuo den Antrag
ein, der am 3. März von dem Hause abgelehnt worden war,
nämlich, die sechs Stellvertreter im diplomatischen Aus-
schuss, alles Anhänger Brissots, von nun an demselben als
stimmberechtigte Mitglieder beizuordnen. Und diesmal wurde
er ohne lange Erörterungen angenommen, wie er vor neun
Tagen auf Betreiben der Lamethisten verworfen worden
war 2 ). Nun hatte auch in dieser Körperschaft dio Kriegs-
partei eine unbestrittene Mehrheit.
Die Sitzung der Nationalversammlung vom 10. März
bezeichnet den entscheidenden Wendepunkt in der Ge-
schichte unserer Epoche. Wie Radien dem Mittelpunkte
ihres Kreises streben alle Ereignisse diesem denkwürdigen
Tage zu. An ihm wurde auf den Vorstoss, welchen das
Wiener Kabinett und das Triumvirat gegen die Legislative
mit der Februarnote unternommen hatten, Bescheid erteilt;
a ete renverse et reinplace par uno autre ontiuruiiieiit dann h-
sens de la majorite.*'
') Maugras, Journal il'un ctudiant pendaut la Revolution,
lfclX). S. 254 f.
») A. p. 3!J, 5!.)8 f.
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an ihm wurde das Los Uber Krieg und Frieden entgiltig
geworfen. Es ist nicht zu leugnen, in der ersten Woche
des März schien die Nationalversammlung durch die drohende
Kundgebung des Staatskanzlcrs eingeschüchtert zu sein.
Doch welch' ein imposanter Aufschwung des Nationalgcfühls,
als ein innerpolitisches Ereignis, der Sturz Narbonnes, die
ungewisse Sachlage klärte. Da trat an die Stelle zaghaften
Schwankens mutige Entschlossenheit; von einer kampfes-
frohen, siegesgewissen Stimmung wurde eine weichliche
Friedenssehnsucht Uberwältigt.
II.
Scheitern des letzten Annäherungsversuches der Lameths
an die Fayettisten.
Wenige Tage nach dem 10. März suchten die Lameths
mit Lafayette und seinem Anhang noch einmal eine Ver-
ständigung Über die politischen Fragen zu erzielen. Bei
Duport versammelten sich die Häupter beider Parteien. Die
Lameths erschienen mit Laborde und Dumas, der General
mit seinen Freunden Emmcry, Latour-Maubourg, Castellane,
Beaumetz, Chapelier und andoren 1 ). Narbonne nahm nicht
an der Unterredung Teil, er war noch viel zu erbittert
gegen das Triumvirat und wollte von einer Aussöhnung
nichts wissen.
Beide Parteien erkannten die Einführung einer zweiten
Kammer in die französische Verfassung als notwendig an.
Durch die Errichtung einer solchen hofften sie ihr ein
retardierendes Element einzufügen. Ueber ihre Unentbehr-
lichkeit war man einig, doch nicht über die Art ihrer
schliesslichen Beschaffenheit. Die Lameths wollten, wie zur
l j Für das Folgende sind Pellencs Briefe vom 14. III. u. 15.
III. (Wiener Archiv) Hauptquelle. Daneben vgl. Lafayette. IV.
8. 2'6.
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— 233 —
Zeit der Konstituante Malouct, Clermont-Tonnerre und Ge-
nossen, nach dem Muster der englischen Verfassung eine
Pairskammer, ein Oberhaus schaffen, vielleicht um durch
die Erhaltung eines gewissen aristokratischen Vorzugs auch
die Emigranten mit der Revolution auszusöhnen. Der liberalere
Lafayette indessen wünschte als zweite Kammer einen Senat
nach dem Vorbilde der amerikanischen Verfassung, dessen
Mitglieder von sechs zu sechs Jahren durch Volkswahl er-
neuert werden sollten. Ein erblicher Pair erschien dem
General und seinen Freunden wie „ein Währwolf 1 )". Sie
glaubten nicht, dass das französische Volk sich jemals mit
einem so aristokratischen Zusatz zu der Konstitution von
1791 befreunden würde. Vor allem aber scheuten sie sich,
mit ihrem früheren Betragen in offenbaren Widerspruch zu
treten, indem sie, was sie an Malouet und Lally-Tollendal
so hart getadelt, jetzt gutheissen wollten.
Eben in dieser Differenz Uber den Bildungsmodus einer
zweiten Kammer trat schon die Summe dessen, was die
beiden konstitutionellen Fraktionen trennten, klar zu Tage.
Wie in dem Reformationszeitalter Luther und Zwingli sich
nicht über die Auffassung der Einsotzungsworte des Abend-
mahls, einen auf den ersten Blick unwesentlich scheinenden
Punkt, vereinigen konnten, so war es hier den Häuptern
zweier Richtungen, die sich unleugbar nahe waren, unmög-
lich, sich über diesen Unterschied ihres Programms zu ver-
tragen. Wie damals das theologische Moment vorwaltete
und keine Deutelung und Beugung zu Gunsten eines
politischen Vorteils duldete, so gab es am Ende des XVIII.
Jahrhunderts ein feines Gefühl für die vielgestaltigen Ab-
l ) Pellenc, 15. III. 1)2. „Ou y discuta la quostiou des deux
Chambres: on fut d'aeeurd Bur leur neressite, mais tion sur lour
fonnation. Uu pair, et un pair heredituire est un loup-garou
pour La Fayette et les siens-'. Vgl. Lafayette, IV. S. 23,
S. 28 f. Zur Ansicht der Lameths vgl. tEuvres de Barnave,
II, S. 8 f. S. 38 ff.
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— 234 —
Wandlungen der politischen Systeme; man fürchtete seine
Ueberzeugung zu verleugnen und charakterlos zu erscheinen,
wenn man auch nur in geringfügigen Dingen von der ein-
mal gefassten Meinung abwich.
Dass aber jene Differenz in der Anschauung einer
mehr theoretischen Frage gewissermassen nur ein Anzeichen
für die tiefer wurzelnde Entfremdung war, die im Laufe der
Zeit zwischen den Parteihäuptern eingetreten war, zeigte
sich sogleich, als man zur Erörterung der praktisch-
politischen Fragen überging. Da lehnte es Lafayette rund-
weg ab, jetzt zu einer Modifikation der Verfassung die Hand
zu bieten; zur Zeit der Revision hätte man Verbcsserungen
vornehmen sollen; nachdem man diesen günstigen Augen-
blick verpasst habe, sei für jetzt nicht daran zu denken.
Zum offenen Bruch kam es zwischen beiden Parteien
bei Erörterung des Verhaltens, das man gegen die Legis-
lative beobachten wollte. Die Lameths hatten immer auf
die Auflösung der Nationalversammlung und einen Staats-
streich hingearbeitet; wegen des drohenden Konfliktes mit
dem Auslande hielten die Fayettisten dieses Beginnen für
äusserst bedenklich und widersetzten sich ihm. Beide
Parteien gingen in gegenseitigem Ingrimm auseinander. Die
Freunde des Generals schalten die Lamethisten Feinde der
Revolution und Aristokraten, diese schoben ihrerseits den
anderen den Plan unter, das Königtum stürzen und die
Republik errichten zu wollen 1 ).
Der Einigungsversuch scheiterte also vollkommen; er
hatte nur den klaren Erweis erbracht, dass ein politisches
Zusammenwirken Lafayettes und Alexander Lameths vor-
läufig unmöglich war. —
In der allmählichen Verschärfung des Gegensatzes
zwischen den Häuptern der beiden konstitutionellen Frak-
tionen kommt recht eigentlich die fortschreitende Entwick-
i) Pellenc, 15. III. 92. Lafayette, IV, 23.
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235 —
hing der Kriegsfrage zur Anschauung. Gewiss, es waren
von vorne herein auch Fragen persönlicher Natur, die sich
zwischen Alexander Lameth und Lafayettc drängten, nach-
dem sie sich eben die Hand zum Bunde gereicht hatten;
so vor allem das ehrgeizige Trachten beider nach dem Voll-
besitze der Staatsverwaltung. Aber ohne Zweifel gab es
neben diesem mehr subjektiven Anlass in dem prinzipiellen
Gegensatz, der sich zwischen ihnen erhob, ein starkes ob-
jektives Moment: die Freunde des Generals waren von vorne-
herein liberaler gesinnt, während die Anhänger des Trium-
virates, ursprunglich die radikalere Partei, eine entschiedene
Neigung zum Rückschritt zeigten. Eine höhere Bedeutung
erhielt diese Differenz, sobald zu ihr die auswärtige Frage
als ein neuer politischer Faktor trat. Dieser potenzierte
gleichsam den im Aufkeimen begriffenen Widerstreit.
Weil sie durch einen Krieg bei der Ordnung der inneren
Verhältnisse gestört zu werden fürchteten, wünschten dio
Lameths den Frieden zu erhalten; um Frankreich von den
Einwirkungen des Auslandes zu isolieren, suchten sie den
Kaiser zu beruhigen, zu begütigen. Als ihnen dann die
Legislative zu mächtig wurde, wollten sie im Verständnis
mit ihm die kriegerische Strömung bändigen und dabei ihr
Modifikationsprogramm durchsetzen. Ihren Bestrebungen
aber setzten sich die Fayettisten, indem sie sich mit den
Häuptern der Nationalversammlung vereinigten, auf das
heftigste entgegen. Bei den Anhängern des Generals ver-
band sich ein massvoller politischer Liberalismus leicht mit
den nationalen und kriegerischen Tendenzen.
Wir kennen den Ausgang dieses Zwistes: das Trium-
virat entfremdete sich nach und nach ziemlich seinen ganzen
Anhang; einer nach dem anderen ging zu Lafayettc über,
so dass dieser nach der Katastrophe als eigentliches Haupt
der Konstitutionellen galt 1 ).
») Bacourt, III, 307.
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— 23G —
Und diesem Fluktuationsprozess, der sich im Schosse
jener grossen Mittelpartei vollzog, entsprach eine gleiche
Wandlung in der allgemeinen Meinung der Nation; je mehr
die friedlichen Tendenzen eine reaktionäre Färbung an-
nahmen, um so kriegerischer wurde das französische Volk
gestimmt. Für den Geschichtsschreiber macht sich dieser
allmähliche Umschwung in der Betrachtung des Thuns und
Treibens der Parteihäupter am deutlichsten bemerkbar ; und
insbesondere hier in dem Ringen der konstitutionellen
Führer um die Herrschaft; denn sie befinden sich gerade
auf der grossen Fluktuationslinie, die zwischen den beiden
äussersten Polen, zwischen der radikalen Reaktions- und der
Kriegspartei auf- und abschwankt. Ihre Haltung, der Ver-
lauf und Ausgang ihres Kampfes ist der beste Wertmesser
für die Gefühle und Strebungen, die im Inneren der Nation
mit einander ringen.
Also Lafayettcs Freunde triumphierten schliesslich doch
über das Triumvirat. Aber der Kampfpreis, den beide sich
streitig gemacht hatten, das Ministerium, fiel einor dritten
Partei zu, die die konstitutionellen Faktionen im Laufe der
Zeit übertlügelt hatte.
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Neuntes Kapitel.
Kriegserklärung.
I.
Bildung eines girondistischeu Ministerianis.
Wie es Vergniaud in seiner furchtbaren Apostrophe an-
gedroht hatte, so geschah es: der bange Schrecken drang
in den Tuilerionpalast ein, als hier die Vorgänge, die sich
am 10. März in der Legislative abgespielt hatten, bekannt
wurden. Nicht eigentlich der Sturz Delessarts war es, der
dem König zu Herzen ging. Diejenigen irrten, welche die
Wirkung dieses Ereignisses auf ihn dem Falle Straffords
vergleichen wollten: Nicht wie einst Karl I. von England
hatte man ihm seinen Freund, den vornehmsten Verfechter
seiner Ideen, geraubt. So hohen Vertrauens durfte sich der
unbedeutende französische Minister nicht rühmen. Aber der
Verdacht des Einverständnisses mit dem Auslände, welchen
die Legislative gegen Delossart geltend gemacht hatte, fiel
auf den Hof zurück. Ausdrücklich hob dies der Anklage-
akt hervor. Die Amtsführung seines Ministors, hiess es da,
werfe auf Ludwig XVI. den Argwohn, als begünstige er
heimlich den Verein der europäischen Mächte 1 ).
Und bald nahm man in den Tuilerien wahr, wie sich
die Erbitterung, die die Nationalversammlung gegen den
•) A. p. 31», l>93.
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- 238
Hof an den Tag legte, der Bevölkerung mitteilte. Die
radikalen Blätter forderten die Erhebung der Anklage gegen
Marie Antoinette: Denn gegen diese vornehmlich wandte
sich die populäre Leidenschaft. Man hatte die verhasstc
„Oesterreicherin" schon im Juni für die eigentliche An-
stifterin des Fluchtversuches ausgegeben, den König dagegen
für das willenlose Werkzeug ihrer Einflüsterungen 1 ). Eben
in ihr erblickte man die Hauptstütze des verabscheuten
Systems der Gegenrevolution und der Allianz mit dem
Hause Habsburg.
In den Köpfen der siegreichen Parteihäupter schien ein
umfassender Angriffsplan auf die erschütterte Stellung des
Hofes eben feste Gestalt anzunehmen. Das Königspaar er-
fuhr von Verabredungen, die zwischen Brissot, Condorcet,
Sitfyes, P<Hion einerseits, und Lafayette und Narbonne
andererseits über einen solchen gepflogen wurden. Danach
sollte Marie Antoinette, wie Delessart, vor den Reichs-
gerichtshof geladen werden und sich wegen ihrer Intriguen,
die sie mit dem Kaiser gegen die Freiheit der französischen
Nation gesponnen habe, verantworten. Ludwig XVI. sollte
suspendiert werden, der Thronfolger von der Legislative
einen Erzieher erhalten 2 ). Auch gedachte man Narbonne
mit Gewalt wiederum in das Ministerium zu bringen");
Nachrichten, die die königliche Familie aufs höchste er-
V Maugras, Journal d'un etudiant, S. 179 f. 2. VII. 1791.
,,U (Louis XVI.) est l'infortune jouet des mauvais conseils, des
insinuations perfides, que lui souffle son indigne epouse. Aussi
toute la eolere des personnes qui pensent sainement se tourno
onntre rette Medicis moderne, et c'est en etfet eette reine infame,
cetto Autrichienne au front d'airain que devraient foudroyer seule
la fureur et l'execration publique«."
h Feuillet, V, 359 f. V«l. Pellene, d. 15. III. 1792 (W. A.>.
:, i Pellenc, 14. III. 92. i \V. A.j ,.On n a pas renonce au projet
de faire rentier de vive fuive M. de Narbonne." Goltz berichtet
dasselbe unter dem 19. III. i>2.
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schreckten. Ludwig XVI. überliess sich dumpfer Ver-
zweiflung. Er betete den ganzen Tag und dachte daran,
freiwillig zu Gunsten seines Sohnes abzudanken 1 ). Die
Königin in ihrer energischen Sinnesart hingegen überlegte
sogleich, wie sie dem drohenden Schlage am schicklichsten
ausweichen werde. Sie verbrannte alle Papiere, die ihren
Anklägern hätten Anhaltspunkte bieten können; nur die
notwendigsten verwahrte sie auf ihrem eigenen Leibe.
Ihren getreuen Fersen benachrichtigte sie sofort, dass er
ihr nicht mehr schreiben dürle 2 ).
Jene Drohung mit der Denunziation Marie Antoinettes
stellte sich bald als ein geschicktes Manöver heraus, das
Brissots Partei in Scene gesetzt hatte, um das Ministerium
in ihre Hand zu bekommen. Sie suchten den Hof so lange
einzuschüchtern, bis er dieses Begehren erfüllen würde. Der
König gab ohne weiteres nach, als er das Ziel ihrer
Wünsche kennen lernte. Im tiefsten Geheimnis wurden
zwischen den Tuilerien und der Gironde Unterhandlungen
geführt. Vermittler waren Cahier. der frühere Minister des
Inneren, welcher schon immer in einiger Beziehung zu dem
Bürgermeister Petion gestanden hatte 8 ), und der Intendant
der Civilliste Laporte. Dieser war mit Gensonn6 bekannt
und scheint besonders auf die Wahl Dumouriez' zum Minister
des Auswärtigen hingewirkt zu haben 4 ). Und sobald dieser
') Pellenc, 14. III. 92.
») Feuillct, V, 301. ßlumendorf an Mercy, 19. III. 1792.
(W. A.)
3 ) Pellenc, IG. III. 1792. „(Test Cahier de Gerville qui a
donne eette impulsion (die Ernennung Duinouriez' und Lacostes);
il n'y a eu aueune autre influenee. M. de Grave deja nomine
a seeonde M. Cahier/' Vgl. hierzu Pieees rel, ä l'lüst. de France
1792. Convention, troisu-me recueil. No. 140. Billet Cahiers au
den König.
<) Lafayctte, III, 300: IV, 123, 131 f. Dumas. II, 1<>4. Dumou-
riez, II, 132, 137. Pieees rel. Nu. Kl. No. 81.
- 240 -
und der Girondist Lacoste ernannt waren, dementierte
Brissot in seiner Zeitung das Gerücht, als ob er mit seinen
politischen Freunden eine Anklage gegen die Königin habe
veranlassen wollen. Sofort gab auch Petion die Zustimmung
zur Einrichtung der königlichen Garde, die er bisher ver-
weigert hatte 1 ).
Im Laufe des März erfolgte dann die Ernennung von
Roland de la Piatiere zum Minister des Innern, Clavieres
zum Finanzminister, Duranthons zum Justizminister, alles
Wahlen, die aus dem Antriebe der Brissotisten hervorgingen.
Der Kriegsminister Degrave, der auf die Veranlassung
der Lameths Narbonnes Posten eingenommen hatte, schloss
sich eng an die neuen Kollegen an. Eine schmiegsame
Natur, ordnete er sich Dumouriez vollkommen unter. Dieser
rühmt seine geradezu kindliche Hingebung 2 ).
Und nur unter diesen Umständen wollten ihn die
Girondisten in ihrem Kabinett dulden. Sie dachten von
vorneherein darauf eine einheitlich gesinnte Centraibehörde
zu organisieren; von vorneherein wünschten sie ein fremd-
artiges Element fernzuhalten, wie es im Feuillant-Ministerium
Bertrand von Molleville gewesen war. Ausdrücklich hatten
sie Ludwig XVI. vor der Zusammensetzung eines bizarren,
buntscheckigen Kabinetts gewarnt: sie würden sonst die
neue ministerielle Dynastie stürzen, wie sie es mit der
vorigen gethan 3 ). Die neue Regierung sollte in sich ein-
') Pelleuc, HJ. III. (W. A.). „Dans un jour tont a ete ehange.
On n nomine Dumouriez Ministre des affaires etrangeres, et
aussttot Petion a consenti ä l'installatiou de la Garde du Roi,
«|ui est depuis hier en activite, et Brissot a dementi dans son
journal le bruit de la denonciation de la Reine." Vgl. a. Beaulieu,
III, 247; Buche/., XIII, 401 f.
*i Pallain, S. 197.
PiiV.es rel. ä THist. de France, 171)2. Convention natio-
nale. Die Nummern J) u. 1U sind zwei wichtige Noten, in denen
Saiute-Foix Ludwig XVI. über seine Unterhandlungen mit den
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mütig in Eintracht mit der Nationalversammlung die Ver-
waltung des zerrütteten Reiches ordnen. Denn auf die
Besserung der inneren Zustände richteten die Brissotisten
zunächst ihr Augenmerk. Man musste den Feinden der
Revolution, die als den Quell aller Uebel die Konstitution
ausgaben, beweisen, dass es nur eines wohlgesinnten,
tüchtigen Ministeriums bedürfe, um die Segnungen der neuen
Verfassung ins rechte Licht zu setzen. Wie sehr sie die
Anarchie beunruhigte und wie eifrig sie bemüht waren,
diesem Schaden abzuhelfen, erkennt man daraus, dass sie
dem Hofe anfänglich den Vorschlag machten, zwei Minister
für die inneren Angelegenheiten zu ernennen ; der eine sollte
die nördlichen, der andere die südlichen Departements unter
seiner Aufsicht haben. Damit aber nicht die durch die
Konstitution festgesetzte Sechszahl überschritten werde, sollte
an Stelle des Justizministers ein einfacher Kommissar des
Königs walten 1 ).
Dabei trachteten die Girondisten danach, sobald der
Hof mit ihnen Unterhandlungen anknüpfte, ein gutes Ver-
hältnis zum Königspaar zu gewinnen, und diesem die Be-
sorgnis, als sännen sie auf Umsturz der monarchischen Re-
gierungsform, zu benehmen. Sie Hessen versichern, dass es
ihnen nur um die Errichtung einer lebensfähigen Regierung
zu thun sei. Dieser würden die ganze Nationalversammlung
und die Mohrzahl der Jakobiner ihren Beistand leihen.
Dann würden allo Teile der Verwaltung eine heilsame
Thätigkeit entfalten, und der König würde anerkennen
müssen, wie weit man von den republikanischen Ideen ent-
fernt sei, die man ihnen fälschlich unterschiebe. Im Gegen-
Girondisten berichtet; in No. !> heisst es: ..si la Cour allait eom-
poser un Ministere bizarre, et qui nc f Vi l pas tont a fait celui
qu'on desire, ce serait eneore une dvimsiie ministerielle i|U*on
aurait abattue."
») a. a. O. No. 10.
UlHgnu, Die trauz. Legislative. IG
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242 -
teil, man würde eifrig dafür Sorge tragen, dass die kleine
Zahl unruhiger Köpfe kalt gestellt und in eine stumme
Minorität verwandelt würde 1 ).
Von dieser dem Könige freundlichen Stimmung der
Girondisten zeugt eine Adresse, die Gensonnö am 14. März,
also noch vor der Ernennung Dumouriez', im Namen seiner
Parteigenossen der Legislative unterbreitete. Sie sollte
Ludwig XVI. über die Grundsätze aufklären, von denen er
sich zum Wohle seines Volkes bei der Wahl der Minister
leiten lassen sollte 2 ).
Wir müssen es uns versagen, auf den Inhalt dieser
wichtigen Kundgebung näher einzugehen. Heben wir nur
hervor, dass sie sich mit gleicher Schärfe wie gegen die
Lamethisten so auch gegen die Montagnards wendet. Gen-
sonn^' legt dem Monarchen ans Herz, vor allem eins zu be-
denken, nämlich dass der Urquell, aus dem die Kraft seines
Regimentes fliesse, in dem Vertrauen des Volkes zu seiner
Führerschaft gegründet sei. Sobald man nicht mehr an der
Geneigtheit seiner Umgebung, konstitutionell zu regieren,
zu zweifeln brauche, würden sich alle übertriebenen
Meinungen dem Gesetz beugen müssen. Eben in dem
') a. a. O. No. 9. Sainte-Foix schrieb in betreff der Brisso-
tisten dem Hofe: „Au surplus pour l'hommage que la verite
merite, on ne peut s'empecber de dire que ces Messieurs sont
tous differents en Chambre, de ce qu'ils sont a la tribune. Nous
les avons trouves accessibles ä de bons raisonnements. Iis veu-
lent un gouvernement qui marche; ils disent que si le but de
leurs voeux est obtemi dans ce moment-ci, l'Assemblee presqu'
entiere, la majorite des Jacobins meine, deviendront ministerielle;
qu'ainsi tous les ressorts de l'administration recevront un mou-
vement salutairc, et qu'enfin le Roi connaitra qu'ils sont bien
eloignes des idees republicaines qu'on leur pr£te. Iis ajoutent
que les mauvaises tetes, en petit nombre, seront appreciees et
releguees dans unc minorite rauette, d'oti ils ifoseront pas se
muntrer/ 4
»» a. p. a;> ; 69C ff.
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Masse, in welchem die Vertreter des königliehen Ansehens
zu Hoffnungen oder Befürchtungen Raum gäben, würden
die antikonstitutionellen Systeme Anhänger verlieren oder
gewinnen. Wenn man einen Staatsstreich besorge, würden
die hitzköpfigen Gewaltmenschen einen fast unwiderstehlichen
Aufschwung nehmen. Wähle dagegen der König seine Ver-
trauensmänner nach dem Herzen des Volkes, so würden
die verständigen und massvollen Gesinnungen die Oberhand
haben.
Dass sich dieser Rat hauptsächlich gegen ihre Be-
strebungen richte, fühlten Robespierres Anhänger sofort her-
aus. Ihr Führer Bazire forderte das Haus auf, Über die
Adresse zur Tagesordnung überzugehen. Es gehe durch
sie ein kläglicher Schmerzcnszug, welcher der Würde der
Nationalversammlung nicht wohl anstehe.
Und die Legislative war nicht geneigt, diese Kund-
gebung gutzuheissen. Man wusste, dass die Gironde nach
dem Ministerium strebe. Vielleicht hatte man sogar er-
fahren, dass gerade die Annahme der Adresse durch das
Haus dem Hofe beweisen sollte, wie ihre Ansichten in der
Legislative überwögen 1 ). Man lehnte dieselbe ab, nicht
etwa, weil man ihren Inhalt missbilligte, sondern weil man
sich nicht zum Sprachrohr einer Partei machen wollte, ein
Vorgang der aufs deutlichste zeigt, wie wenig sich diese
Nationalversammlung von eigentlichem Faktionsgeiste be-
herrschen Hess. Thatsächlich walteten die Anschauungen
der Gironde jetzt unbedingt in dem Hauso vor. Doch war
der engere Kreis ihrer Anhänger, der Kern der Partei so
unvermögend, dass er, sobald es sich um sein Sonderinteresse
handelte, nicht die Mehrheit der Deputierten hinter sich
sammeln konnte. Die meisten gehörten eben keiner Faktion
an, sondern votierten unabhängig. Gensonne wartete
übrigens nicht erst die förmliche Ablehnung seiner Adresse
') Dumas, II. 10 t.
J6*
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- 244 -
ub, sondern hielt es für angebracht, sie vorher zurück-
zuziehen.
Selbst in dem Augenblicke, in welchem die Girondisten
im Zenith ihrer Laufbahn standen, wo sich ihr kriegerisches
Programm zu allgemeinerer Geltung erhob und ihr Ansehen
im öffentlichen Leben täglich zunahm, dachten sie nicht
daran, an die Stelle des Königtums die Republik zu setzen.
Mit der Menge der Bevölkerung, in der sich für diese neue
Regierungsform wenig Sympathie regte, glaubten sie.
dass sie sich für ein grosses Reich nicht recht schicke 1 ).
Ihr Ideal blieb eine durch die Verfassung zwar beschränkte,
immerhin aber lebenskräftige Monarchie, die in der Welt
die Stellung wiedorerwerben sollte, welche Frankreich im
vergangenen Jahrhundert innegehabt hatte. In warm-
herzigem Optimismus wandten sie sich Ludwig XVI. zu,
von der Hoffnung beseelt, dass er sich endlich, durch die
erlittenen Niederlagen belehrt, an die Sache des Volkes
schliessen, dass er an der Spitze desselben wie sein grosser
Ahn Ludwig XIV., den alten Erbfeind, das Haus Habsburg,
bekämpfen würde.
Wie so ganz anderer Meinung war man aber in den
Tuilerien, vornehmlich Marie Antoi nette, auf deren Willen
allos ankam. Sie hatte sich zu tief in die Kombinationen
ihres politischen Systems verstrickt, um sich noch einen
klaren Blick für die Abwandlungen der Ereignisse, die sich
um sie her vollzogen, bewahren zu können. So betrachtete
sie die Katastrophe vom 10. März nur aus dem beschränkten
Gesichtswinkel des Vorteils, den sie der Förderung ihrer
geheimen Absichten bot, und • diesen schien der neuerliche
Wechsel im Ministerium nicht ungünstig. Gerade in dem
l ) Maugras, Journal d'un ötudiant, S. 183: Der Verfasser,
ein junger Anhänger der Gironde, schreibt im Juli 1791 : „De
reste le repuhli<-anisme n*a pas ici beaueoup de partisans; chaoun
sent t)n'un tel gHUvernenient ne snurait ronvenir a une grande
nation."
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Moment bemächtigten »ich die Jakobiner desselben, in
welchem der Kaiser ihre Bestrebungen auf das heftigste be-
fehdete. Ihr endgiltiges Uebergewicht musste nunmehr das
von ihm angekündigte Eingreifen des Konzertes notwendiger
als je erscheinen lassen. Um so mehr erwartete Marie
Antoinette eine energische Richtung in der Wiener Politik,
als inzwischen der unschlüssig zaudernde Leopold plötzlich
gestorben und ihr Neffe Franz ans Ruder gelangt war. Sic
versprach sich viel von dieser Aenderung in der leitenden
Person. Das verhehlte sie dem österreichischen Gesandten
nicht. Sie betonte, dass wohl die Grundsätze des neuen
Regenten von denen seines Vaters wesentlich verschieden
sein dürften, dass er eine seinem Oheim Joseph II. ähnliche
entschlossene Sinnesart an den Tag legen würde').
Am 15. März sandte sie auf Umwegen über Calais,
Dover, Ostende und Brüssel ihren Vertrauten Goguelat an
den Neffen nach Wien 2 ). Er sollte den jungen König von
Ungarn zu raschem Handeln gegen die Faktiösen in Frank-
reich drängen. Marie Antoinette forderte einen positiven
unumwundenen Bescheid, indem sie zugleich meldete, dass
das neue Ministerium zum Angriff auf das Haus Habsburg
entschlossen sei'). Und eben wegen seiner kriegerischen
Tendenz war ihr das girondistische Kabinett genehm. Sah
sie doch in dem Ausbruch des Kampfes das einzige
Rettungsmittel. Dadurch wurden Oesterreich und die an-
deren Mächte zu thätigen Operationen gegen die Revolution
gezwungen 4 ).
l ) ßlumendorf-Mercy. Ii). 111. 17!>2 <W. A.) Vgl. a. Fersen,
II, 102.
a j Fersen, II, 13 f.
:{ ) Feuillet, V, 302. Fersen an Gustav, 21. III. 1702 über
Gnguelats Sendung. Vgl. a. Vivenot, 1, 4.*K) fi".
*) Fersen, II, 230. Marie Antoinette an F. 15. IV. ,.on
veut absolnment la gnerre ici; tant mienx, si eela pent deeider
tout le monde", und Fersen antwortete fll, 231), ,.le moyenle
— 24« —
Ob durch den Verdacht, dass die königliche Familie in
diesem Kriege im geheimen Einverständnisse mit dem Aus-
lande sei, ihre Lage in Paris inmitten der misstrauischen
Bevölkerung nicht äusserst gefährdet werden mochte, be-
kümmerte die Königin nicht so sehr. Für den König gab
es nach ihrer Meinung keine Gefahr, und für ihre eigne
Sicherheit wollte sie nicht sorgen. In diosem Sinne hatte
sie im Februar dem russischen Gesandten Simolin zugerufen,
als sie ihn an ihren Bruder abordnete: „Sagen Sie dem
Kaiser, für uns gebe es nichts zu befürchten; die Nation
braucht den König, ich für meine Person besorge nichts.
Ich unterwerfe mich lieber allem als länger in dem Zustande
der Erniedrigung, in dem ich mich befinde, zubringen zu
wollen!" 1 )
Und wie der Hof, so machte auch die Kriegepartei
jetzt alle Anstrengungen, um den Bruch mit dem Wiener
Kabinett sobald als möglich herbeizuführen.
II.
Partei bewegung im März and April.
Für die schimpfliche Verjagung ihres Freundes Narbonnc
hatten die Favettistcn sich am 10. März an dem Triumvirat
und dem Hofe zu rächen gewusst. Hatten sie aber auch
an ihren Feinden ihr Mütchen gekühlt, so erlangten sie doch
nicht das Ziel ihres Ehrgeizes, die Verfügung über das
Ministerium. Ueber dieses Ziel hinaus hatte sie die revo-
lutionäre Gewalt der Ereignisse getrieben. Um den ent-
scheidenden Streich gegen die Laraeths führen zu können,
hatten sie sich der Hilfe einer Partei bedienen müssen, die
mächtiger wie die ihrige geworden war. Diese führte den
plus sur est de täeher de fair«: attaquer: uue demarche hoatile
de votre part est la sowie ehose qui pusse les decider tous."
') Feuillet. V, H17. Vgl. Viveuot, I, 431.
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- 247 -
eigentlichen Hauptschlag und heimste allein die Früchte dos
Sieges ein.
Infolge der letzten Geschehnisse war die geheimo
Erbitterung, welche den Hof und die Minorität des Adels
entfremdete, aufs höchste gestiegen. Eben erst war Lafayette
von dem Sturz des befreundeten Kriegsministers in Kenntnis
gesetzt worden, da meldete man ihm, dass Ludwig ihn und
seine Freunde, die Generale Luckner und Rochambeau,
wegen ihrer Einmischung in die Angelegenheiten seines
Kabinetts zur Rechenschaft ziehen würde. Es heisst, der
General habe [nunmehr seinem Grolle Luft gemacht und
drohend ausgerufen: „Wir werden ja sehen, wer von uns
beiden, der König oder ich, die Mehrheit im Lande auf seiner
Seite haben wird. - *) Auch Narbonnc dürstete nach Rache.
Er besuchte am Abend seiner Entlassung drei, vier Theater,
um sich von - der dem Hofe feindseligen Menge Ovationen
darbringen zu lassen. 9 ) Dio beiden hochgebornen Partei-
häupter verfielen in die Rollen der alten Frondeurs.
Dennoch waren sie überrascht, als der König sein
Ministerium den Girondisten überliess. Als Lafayette dem
Hofe seine Kandidatenliste überreichen Hess, wies man die-
selbe zurück; man teilte ihm in ironischer Höflichkeit mit,
man habe für gut befunden, ein jakobinisches Ministerium
zu ernennen, auch ohne seinen Rat einzuholen. 8 ) Der General
hatte angenommen, dass das Königspaar nie mit den Radi-
kalen paktieren würde, dass es daher nach dem Falle der
Lameths sich ihm zu verbinden gezwungen wäre. Er hatte
sich arg verrechnet. 4 ) Und wäre die Wahl eines jakobinischen
l ) Bacourt, III, 297. Pellonc an Lamarek, d. 11. III. 179J.
») Pelleno, 14. III. 1792.
3 ) Lafayette, IV, 24; vgl. III. 3O0.
*) Lafayette, III, 425. Sein Aerger über das Emporkommen
der Gironde zeigt sich deutlich in einem seiner Briefe (15. III.
92) an Washington: „Le roi a choisi son eonseil dans la portion
la plus violente du parti populaire, cYst-a-dire dans le club des
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- 248 -
Kabinetts nicht vornehmlich dem Antrieb ihres leidenschaft-
lichen Hasses gegen die Fayettisten entsprungen, so könnte
man dem politischen Scharfblick Marie Antoinettes seine
Anerkennung nicht versagen. Denn die Zusammensetzung
eines konstitutionellen Kabinetts liberalerer Färbung hätte
voraussichtlich auch nicht lange Dauer gehabt. Von vorne
herein war ihr die Kombination aus der populären Gironde
vorzuziehen.
Wenn sich auch die Fayettisten hier von Brissot über-
flügelt sahen, waren sie doch klug genug, ihren Aerger zu
verwinden und vor allem darauf Bedacht zu nehmen, sich
mit dem neuen Ministerium gut zu stellen. Schon während
seiner Amtsführung war Narbonne dem eben in Paris an-
langenden General Dumouriez freundlich entgegengekom-
men. 1 ) Er hatte sogar daran gedacht, ihn in das Kabinett,
das er bald neu zu bilden hoffte, aufzunehmen. Auch
Talleyrand hatte nach seiner Rückkehr aus London die
alten Beziehungen zur Gironde wieder aufgenommen; er
war mit dem Ministerium derselben alsbald in enge Fühlung
getreten. 2 ) So war es für Lafayetto ein Leichtes durch die
Vermittlung seiner beiden Freunde sich den Brissotisten,
insbesondere Dumouriez, zu nähern. 3 ) Den fremdländischen
jacobins, espeee d'institution jesuitique, plus propre a faire
deserter notre cause fju'ä nous attirer des prosely tes. 11
1 ) Dumouriez, II, 133. ,.Narboune aceueillit tres-bien
Dumouriez."
2) Pellenc, 31. III. 1792 (W. A.).
;i ) Lafayetto, III, 4*20 ff. Lafayette leitet hier selbst einen
Brief vom 18. IV. 1702, der im September bei seiner Frau
beschlagnahmt wurde und dessen Veröffentlichung ihm recht un-
angenehm gewesen zu sein scheint, mit dem Geständnis seiner
Beziehungen zu den Brissotins ein. ,.Elle (Ja lettre) demontre
(jue La Rochefoucauld, Lafayette et leurs amis dans l'assomblee
legislative, quoiqirils fussent personnellement mal avee Con-
dorcet comme avec plusieurs membres de son parti, et quoi-
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— 219 _
Botschaftern fiel bald das innige Einvernehmen zwischen
den beiden Generalen auf. 1 ) Der Minister liess es sich sehr
angelegen sein, die Wünsche Lafayettes zu befriedigen. Er
verstärkte und vervollkommnete dessen Armee, gab ihm
die tüchtigsten Truppen und die erfahrensten höheren Offiziere;
vor allem schmeichelte er dem Ehrgeiz des Generals, indem
er ihm die Aussicht auf kriegerische Erfolge eröffnete. Sein
Korps sollte in dem bevorstehenden Feldzuge gegen Oester-
reich die Hauptaktion vollführen. Kein Wunder, dass La-
fayetto nunmehr den kriegerischen Neigungen der Gironde
unbedingter als jemals huldigte. 2 )
Allgemeines Aufsehen erregte es, als bei einem unbe-
deutenden Anlasse im Anfang April das enge Einverständ-
nis, welches sich zwischen Brissotisten und Fayettisten im
Laufe der Zeit herausgebildet hatte, offensichtlich zu Tage
trat. Die Montagnards hatten dem ehemaligen Kriegsminister
unter den nichtigsten Vorwänden eine Denunziation ange-
qu'ils eussent ete fächea dir voir arriver im ministerc jacobin,
etaient pourtant deeiden ä soutenir ee ministere, ä no point
s'opposer au parti girondiu." Vgl. a. III. 307 f.
l ) The despatches of Earl Gower, hgg. v. 0. Browning,
Cambridge, 1885, S. 103. Unter demselben Datum (23.111. 1702)
berichtet Goltz die gleiche Beobachtung nach Berlin.
a ) Pellenc, 2. IV. 1792 (W. A.). t .La Fayette est plus porte
ä la guerre qu'il ne l'etait. En voici les motifs: 1. D'abord il
s'est He avec Dumouriez, qu'il avait pour lui-meme le Brabant.
2. il a obtenu que son armee serait amelioree, et en t-flet eile
est beaueoup racilleure aujourd'hui ; on lui a donne de meilleures
troupes, et de meilleurs Officiers-generaux. 3. on l'a flatte en
lui faisant envisager la perspective de la conquete de la Holland»'."
Vgl. Dumouriez. II, S. 216, 225 f. Vgl. a. Metternich» Berichte
an Kaunitz, 1. IV. 1792. Beilage: Brief aus Paris vom 22. III.
1792 von Blumendorf: „M. Dumouriez et M. de La Fayette,
qui sont tres-lies enseinble, entretiennent des intelligences
dangereuses avec lea mecontents Brabancons et tachent de pro-
voquer un soulevement."
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— 250 —
hängt. Da trat der Bischof Fauchet, einer der eifrigsten
Parteigänger der Gironde, für Narbonne ein. Der Ver-
teidiger, der als Denunziant berüchtigt war, legte sich dies-
mal mit auffallender Wärme für den Angegriffenen ins Zeug.
Wenn man überlege, führte er aus, wie viel der Kriegs-
minister während seiner Amtsführung trotz aller Beschwer-
lichkeiten für die Heeresorganisation Erspriessliches geleistet
habe, so müsse man Uber den Umfang seiner fruchtbaren
Thätigkeit erstaunen. Weit entfernt also ihm Vorwürfe zu
machen, müsse man ihm unbeschränktes Lob zollen. Die
von den Genossen Robespierres beabsichtigte Niederlage
wandelte er in einen glänzenden Triumph Narbonnes um 1 ).
Ebenso lebhaft verteidigten Condorcet und Brissot in ihren
Blättern den Kriegsminister gegen die Anschuldigungen
seiner politischen Gegner 2 ).
Wegen ihrer eifrigen Verwendung für einen Minister,
noch dazu für einen „Aristokraten", mussten sie aber von
den Montagnards im Jakobinerklub die heftigsten Anfein-
dungen erdulden. Waren doch selbst einllussreiche Ange-
hörige der eigenen Partei, wie Gorsas, Uber die Freisprechung
Narbonnes höchst unzufrieden 8 ). Robespierre, Chabot,
Camille Dcsmoulins, Marat und Genossen ergriffen begierig
diesen Anlass und bezichtigten die Brissotisten des geheimen
Einverständnisses mit Lafayettes Freunden; der ehemalige
Kapuziner Chabot denunzierte deswegen den Bischof Fauchet
und „die ganze Deputation von Bordeaux". Roederer warf
man vor, er diniere öfter bei dem Fayettisten Jaucourt und
thue mit Pastoret und Ramond freundlich 4 ).
Warum verleugneten aber Brissot und seine Anhänger
so hartnäckig und ängstlich ihre Beziehungen zu Lafaycttc?
Da der General durch sein ehemaliges Bündnis mit den
l ) Buchez, XIV, S. 8 ff. Gower, a. a. Ö. 1G7 f.
a ) Buchez, XIV, S. 5.
:i ) Gorsas'^ Courrier, 2. IV. 1792. Artikel „Sur Narbonne."
<) Buchez," XIV, 169 f.
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— 251 —
Lameths und dio blutige Niederwerfung des Aufstnndes auf
dem Marsfelde im Juli 1791 in den Geruch eines Ver-
fechters der Reaktion gekommen war, da man seinen Hass
gegen die Jakobinerklubs und sein Streben, sie möglichst
bald aufzulösen, kannte, so betrachtete es die Girondo als
äusserst bedenklich ihre Hinneigung zu ihm offen zu be-
kennen: sie fürchtete dann in den Ruf antirevolutionärer Ge-
sinnung zu kommen und, wie einst die Lameths, im Volke
mit jedem Tage an Boden zu verlieren. Aber alle Be-
teuerungen ihrer Unschuld halfen ihnen nichts. DieMontag-
nards waren zu gut unterrichtet. Sie wussten ihre Gegner
in die äusserste Verlegenheit zu bringen, indem sie von
ihnen forderten, den General und seine Freunde des Kom-
mandos über die drei Armeen zu entheben. Das könne
ihnen nicht schwer fallen, da ja ihre Anhänger im Ministe-
rium sässen 1 ). Auf solche Zumutungen konnten jene
natürlich nicht eingehen. Sic griffen ihrerseits Robespierre
an und schalten ihn einen Volksverführer 2 ). So kam es
häufig in dem Jakobinerklubs zwischen den Häuptlingen der
beiden radikalen Fraktionen zu Skandalscenen.
■
Eben schon damals befanden sich die Brissotisten in
einer schwierigen Lage. Sie fürchteten einerseits die Herr-
schaft des rohen Pöbels und eine Entartung der Revolution.
Mit aus dieser Besorgnis hatten sie sich Lafayette genähert,
als dem Haupte der noch recht ansehnlichen konstitutionellen
Partei und dem Abgott eines grossen Teils der National-
garde. Auch sie dachten darauf, sobald die Staatsver-
waltung in ihre Hände übergegangen war, wie sie sich auf
gute Art der Jakobinerklubs entledigen könnten. Doch
auf der anderen Seite hielten sie dieselben bei der unge-
wissen Haltung des Hofes und der von allen Seiten drohenden
») Buchez, XIV, S. 5 f.
a ) Aulard, III. 531.
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— 252 —
Reaktion noch für ein notwendiges Uobel 1 ). Und weil es
doch ihre Popularität war, der sie ihre Machtstellung, vor
allem aber den Bositz des Ministeriums, verdankten, so
Hessen sie es ihre vornehmste Sorge sein, sich diese Haupt-
quelle ihres Einflusses unversiegbar zu erhalten. Sie wett-
eiferten förmlich mit ihrem Nebenbuhler Robespierre um
den Lohn der Volksgunst. Dabei scheuten sie sich nicht
zu den gewagtesten Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen, wenn
sie nur diesem Zwecke dienten. Nicht das Haupt der
Montagnards führte die rote Jakobinermütze und die Be-
waffnung des niederen Volkes mit Piken ein, es waren
Brissot und seine Parteigänger, die der Plebs dieses ge-
fährliche Spielzeug in die Hand drückten 2 ). Immer die un-
ruhige Sorge, von Robespierre überflügelt zu werden, war
es, die sie zur Wahl solcher demagogischen Köder veran-
lasste. Auch die sophistische Haltung seines Anklageaktes
gegen Delessart rechtfertigte Brissot im Vertrauen einem
Freunde gegenüber aus diesem Gesichtspunkt: „Es ist ein
Parteicoup Wir müssen es an Schnelligkeit über
die Jakobiner gewinnen; dieser Anklageakt bringt uns das
Verdienst ein, einen Streich geführt zu haben, den sie sonst
geführt hätten" 3 ).
l ) Dumouriez, II, 148. Der General sagt hier, dass er mit
seinen Kollegen den .Jakobinerklub betrachtete ..comme un
assemblage dangereux ou'il fallait ou etouffer ou endormir pour
le rendre moins nuisible. Ties girondistes pensaient comme
eux, et des qu'ils se crurent a.ssures d'un ministere, dont tous
les membres avaient passe par leur scrutin, Iis attaquerent trop
töt et trop imprudemment les meines jacobins' 4 etc. Vgl. a.
Roederers Aeusserung über Condoreets Stellung zu den Jakobinern.
{(Euvres IV T , Mi.) „C'etait ü ses yeux une assemblee meprisa-
ble, un obapitre, une confrerie, mais une rcuinion neeessaire
» untre la cour, ])lus meprisable encore et alors bien plus dange-
r» use. w
») Buchez, XIII, 224.
3 ) Dumont, S. 378. Vgl. a. S. 373. ,.Ils (les Girondins) sen-
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— 253 —
Bei einem Anlasse, der in der ersten Hälfte des April
die öffentliche Meinung sehr lebhaft beschäftigte, kam die
prekäre Lage der Girondisten, sowie ihr politisches Unge-
schick, so recht zur Erscheinung. Vierzig Soldaten des
Regimentes Chäteau-Vieux hatten bei dem Soldatenaufstande
in Nancy gegen den Marquis Bouill6 rebelliert. Sie waren
deswegen zu einer mehrjährigen Galeercnstrafe verurteilt
worden. Die Legislative hatte sie bald darauf begnadigt.
Sie erschienen in Paris, um derselben für ihre Freilassung
zu danken. Robcspierres Anhänger suchten nun aus dieser
Angelegenbeit für ihre zügellosen Grundsätze Kapital zu
schlagen. Sie beschlossen die .Soldaten als unglückliche
Opfer einer tyrannischen Rechtsprechung in feierlichem
Triumphzuge durch die Hauptstadt zu führen, ein Vor-
haben, dem sich die Fayettisten auf das entschiedenste
widersetzten. Sie machten mit Recht geltend, dass die
Schuld der Angeklagten durch die regelrochte Untersuchung,
welche ihrer Bestrafung vorausgegangen, erwiesen sei, dass
die Nationalversammlung, indem sie ihnen Amnestie be-
willigte, doch keineswegs auf Freisprechung erkannt habe.
Vor allem wiesen sie darauf hin, welchen unheilvollen,
moralischen Eindruck es auf die Armee hervorbringen
müsse, wenn man Soldaten, die sich schwer gegen die mili-
tärische Disciplin vergangen hätten, nun nachträglich öffent-
lich mit allen möglichen Ehrerweisungen U-berhäufe. Un-
lautere Elemente würden darin eine Ermutigung zur In-
subordination erblicken.
Die Stadtverordnetenversammlung, in der Brissots An-
hänger das Uebergewicht hatten, gestattete dennoch den
geplanten Aufzug. Die der Municipalität vorgesetzte Be-
hörde, der Departementsrat, der sich aus Fayettisten zu-
taient d'ailleurs 1« besoin <1«; la puissanee pour faire face aux
jacobins du Rohrspiern- ijui roiniiioiivaü'iit a los iiniuiet«T bcau-
coup."
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— 254 —
sammcnsetztc, verwarf ihren Beschluss. Er wusste, dass er
bei diesem Vorgehen den ganzen Stab der Xationalgardc
und den grösstcn Teil der Gemeinen auf seiner Seite hatte.
Nach langem Zaudern lenkten endlich die ßrissotisten ein.
Sie lavierten zwischen den beiden Parteien, zwischen den
Fayettisten und den Montagnards. In mehreren Konferenzen
einigte sich Petion mit den Departementsräten dahin, dass
das Fest, nicht wie ursprünglich beabsichtigt, den Soldaten des
Regimentes Chäteau-Vieux, sondern der Freiheit dargebracht
werden sollte. Wie in der Aonderung der Benennung, so
Hessen sich die Girondisten auch in anderen Dingen zu
Konzessionen herbei. Sic nahmen dem Aufzuge den gegen
Lafaycttc gerichteten Charakter, den ihm Robespicrres Ge-
nossen aufzuprägen strebten. Es durfte nicht die beab-
sichtigte symbolische Reinigung des Marsfclds von dem Blute
des 17. Juli statt haben 1 ).
Zur grossen Gcnugthuung Lafayettcs und seiner Partei
nahm die Veranstaltung zu Ehren der Sträflinge eiuen
höchst kläglichen Verlauf. Sic erschien als jämmerliche
Farce, kaum tausend Personen beteiligten sich an dem
Aufzuge 2 ).
Der Ausgang lehrte, dass es für die Girondisten sehr
leicht gewesen wäre, mit den Gemässigten gegen das
Stattfinden des Festes zu stimmen. Die öffentliche Meinung
hätten sie auf ihrer Seite gehabt. Aber sie besorgten, dass
Robespierre in diesem Falle ihre Opposition als eine Be-
willigung, die sie Lafayette machten, hingestellt hätte.
Wesentlich die Furcht, dass sie von den Montagnards über-
troffen werden möchten, hielt sie von einem energischen
Veto al).
Gedenken wir noch in wenigen Worten des Widerstandes,
den die Häupter der beiden zum Frieden neigenden Parteien,
x ) Pclk-nc, 14. IV. 179'J i W. A.)
' Pollen«-, IC. IV. 17l>2 (W. A.); vgl. Lafayette, III, 430.
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Robespierre und Alexander Lameth, den kriegerischen
Tendenzen entgegensetzten.
Die Wiener Februarnote und die darauf folgende Kata-
strophe des Feuillant-Ministeriums hatte, wie in der Legis-
lative, so auch in dem Jakobinerklub, den Anhängern der
Girondc das entschiedene Ucbergcwicht verschafft 1 ). Dennoch
nahm Robespierre Ende März noch einmal das Wort, um
in der Gesellschaft für die Erhaltung des Friedens zu
plaidieren. Er ging von dem kürzlich erfolgten Ableben
Leopolds aus.
Die gütige Vorsehung habe Frankreich damit noch
einmal vor die Wahl von Krieg und Frieden gestellt, indem
sie seinen erbittertsten Feind, den Kaiser, abberufen habe.
Inzwischen hätten die Girondisten ja auch das Ministerium
erobert. Nunmehr sollten sie den Unterhandlungen mit
dem Auslande eine freimütige Wendung geben, die dem
Vaterland den Krieg erspare. Und wie begründete er diesen
Wunsch? er stimmte das alte Lied des Misstraucns an.
Lafayette und seine Freunde planten Verrat, sie sähen im
Kriege nur ein Mittel, um die heimischen Armeen desto
sicherer gegen das Volk und seine politische Freiheit zu
verwenden. Vor allem aber trachte der Hof danach, die
Nation in den Krieg zu stürzen, weil er sie dem Auslande
preisgeben wolle, mit dessen Hilfe er den Despotismus des
alten Regimes wiederherzustellen hoffe 2 ).
Aber diesmal drang Robespierre mit seinen Ansichten
nicht durch; seine Partei war im Klub zu schwach ge-
worden, um ihn nachdrücklich unterstützen zu können 3 ). Er
l ) Aulard, III, 421 f. Adresse des Pariser Jakol>inerklubs
vom 2. III. 1792 an seine Tochtergesellschaften.
*) Buchez, XIII, 443.
3 ) Pellene, 31. III. 1792 CW. A.): ,.Les .Tacobins sont divises.
Robespierre est pour la paix, et son parti, quoiqne assez
faible, y est en gnerre ouverte avec la faetion de Bordeaux.' 1
— 256 —
bemerkte es und zog es vor, seinen Antrag, dem er die
Form einer Adresse gegeben hatte, zurückzuziehen 1 ).
Auch die andere Partei, welche, wie die Montagnards,
eine vom Kriege unbeeinflusste Entwicklung der inneren
politischen Lage anstrebte, das Triumvirat, rührte sich nach
dem 10. März noch emsig. Obgleich sie an diesem Tage
fast vernichtet war, gab sie die Hoffnung, den Frieden zu
erhalten, nicht auf 2 ).
Wie früher stellten sie Ludwig XVI. vor, dass sich die
jetzige Nationalversammlung, deren Mehrheit kriegerischen
Tendenzen huldige, durchaus nicht mit dem Volke in Ein-
klang befinde, das fast durchweg für die Wahrung des
Friedens sei. Sie forderten daher den König auf, sich offen
der Legislative, wenn sie den Krieg erkläre, zu widersetzen.
Statt 9ich ihren Wünschen zu fügen, solle er an sein Volk,
das ihm sicher beistehen werde, appellieren. Schon dass er
die Anklage und Verhaftung Delessarts ruhig hatte geschehen
lassen, bezeichneten die Lameths als einen schweren politi-
schen Fehler. Sie erinnerten an das Beispiel Karls I. von
England, der auch so schwach gewesen sei, seinen getreuesten
Minister der Willkür des Parlamente hinzuopfern. Auch
Ludwig XVI. habe damit den ersten Schritt auf dem Wege,
der zum Schaflot führe, gethan").
Die Lameths suchten also den Hof zum entschiedenen
Widerstände gegen die wichtigsten Beschlüsse der Legis-
lative aufzureizen, eine Haltung, die unfehlbar einen Bürger-
») Buchoz, XIII, 450.
2 ) Pellenc, 2. IV. 1792 (W. A.): , les Lainoth, quoique
mis presque a terre, font des eftbrts en tout sens pour detourner
la guerre."
3 ) Billet Alex. Lameths an den Grafen Lamarck, durch
Pollenc üborsandt (W. A.): „Lc Roi a abandonnö Lessart . . . .,
s'il sait l'histoire d'Angleterrc, il n'aurait pas du sacrifier son
Ministre ... La faiblesse perd les hommes et principalement
les Rois. 1 *
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krieg heraufbeschworen hätte. Diese Eventualität scheuten
sie nicht mehr, denn sie lebten in der Ueberzeugung, dass
ihre Grundsätze dabei schliesslich triumphieren, dass sie auf
diesem Wege zur Einführung des Zweikammersystems, zu
einer gründlichen Revision der Verfassung und zur Nieder-
werfung der Jakobiner gelangen würden.
Allein der Hof liess sich nicht durch ihre zuversicht-
lichen Berechnungen täuschen und zur Erprobung derselben
verlocken. Berührten sich doch auch die Entwürfe, an
denen man in den Tuilerien schmiedete, so gar nicht mit
dem Systeme der Lameths. Wie hier Frieden, so bildete
dort Krieg das Losungswort.
in.
Die letzten Negoziationen zwischen Wien und Paris.
Marie Antoinettc hatte Recht, wenn sie erwartete, dass
mit dem Wechsel in den Personen auf dem habsburgischen
Throne auch eine Wandlung in dem politischen Verhältnis
des Wiener Kabinetts zur französischen Revolution eintreten
würde. Fersen bestätigte ihr, dass Franz II. mehr seinem
Oheim Joseph als seinem verstorbenen Vater ähnele. Schon
als Erzherzog habe er die zaudernde, unentschiedene
Politik Leopolds getadelt. Er sei von ganzem Herzen
Militär 1 ).
Nach geraumer Zeit konnte der schwedische Graf seiner
hohen Gönnerin von einem Briefe des jungen Königs von
Ungarn melden, der seiner Charakteristik entsprach. Der
neue Regent hatte in demselben angekündigt, dass er,
der Unruhe, die Frankreich um sich her verbreite, satt,
zum Handeln entschlossen sei. Er wolle dem Unfug sobald
als möglich ein Ende machen. Im Einverständnisse mit
dem Könige von Preusscn werde er den Armeen Marsch-
') Fersen, II, 202.
(Hagau, Diu fruuz. Legislative.
IT
- 268 -
ordre erteileD. Wenn die Franzosen sofort selbst angreifen
wollten, müsse man sie noch sechs bis acht Wochen bis zur
Ankunft der deutschen Truppen mit Unterhandlungen hin-
halten. Auch wenn sie den Krieg nicht erklärten, würde
er selbst losbrechen l ). In Brüssel wollte man sogar wissen,
dass der junge Monarch an der Spitze einer Kriegspartei,
zu welcher der Fürst von Hohenlohe und der Baron von
Spielmann gehörten, sich im geheimen Gegensatze zu
Kaunitz und den Vertretern der Leopoldinischen Politik
befinde.
Allein schon das Einhalten des einmal eingeschlagenen
Weges hätte den Wiener Hof unbedingt zum Bruche mit
Frankreich führen müssen. Und wie wir aus einer schrift-
lichen Erwägung, die der greise Staatskanzler in den ersten
Tagen des März über die französischen Angelegenheiten an-
stellte, ersehen können, war er fester als je entschlossen,
an seinem Kurse festzuhalten 8 ). In keinem Falle gedachte
er das Konzert der Mächte gegenüber der Revolution auf-
zugeben. Er wünschte vielmehr in offensivem Sinne seine
Betätigung. Als Vorwand sollte die Anaire der deposse-
dierten Fürsten im Elsass, die Einverleibung Avignons, der
beabsichtigte Bruch der Allianz mit Oesterreich dienen. In
Wirklichkeit sollte die Vereinigung so bald als möglich auf
die Umgestaltung der innneren Lage in Frankreich Einfluss
gewinnen 3 ).
Als die Folge der Aufrechterhaltung des Konzertes er-
wartete er mit ziemlicher Gewissheit den Krieg. Nur hielt
er es für günstiger ihn von Frankreich erklären zu lassen,
um den Kaiser in den Augen Europas im Zustande der
Defensive erscheinen zu lassen, alles gute Recht auf seine
») Fersen, II, 15; vgl. II, 242, 236 f., 232 f.
-) Vivenot, I, 403 f. Considerations du prince Kaunitz sur
17 tat actucl di'8 atVaire* fraiivaises». Lo 3 mars 1792.
V a. a. O. S. 403.
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— 259 —
Seite zu setzen und ihn dadurch zu Eroberungen als Ent-
schädigung für die Kriegskosten zu ermächtigen. Ludwig XVI.
sollte durch einige Modifikationen an der Verfassung zu-
friedengestellt werden.
„Kurz, es scheint mir an der Zeit zu sein", so schloss
der Kanzler seine geheimen Erwägungen, „Frankreich dazu
zu zwingen, entweder sich selbst den Garaus zu machen
(s'executer) oder uns zu bekriegen, oder uns das Recht zu
geben, ihm den Krieg zu erklären."
Wie kriegslustig klingen diese Ueberlegungen Kaunit-
zens! Mehr und mehr tritt ihm der ursprüngliche Zweck
der Einmischung Oesterreichs in die französischen Ange-
legenheiten, die Abwehr revolutionärer Uebergriffe vom
deutschen Rechtsgebiete und die Sicherung dos Bourbonen-
Thrones, in den Hintergrund. Als vornehmster Gesichts-
punkt enthüllt sich allmählich die Neigung, in dem bevor-
stehenden Konflikt die österreichische Macht auf Kosten der
französischen so zu erhöhen, dass womöglich für alle Zu-
kunft ihr Uebergewicht über Frankreich festgestellt und der
alte Wettstreit, der seit der Reformationsepoche die beiden
Dynastieen entzweite, schliesslich in einem günstigen Momente
für Habsburg glücklich beendigt werde. So erhält in der
Kaunitzschen Politik fast unmerklich der anfänglich defensive
Grundgedanke einen offensiven Charakter.
Man sah in Wien der Eventualität eines Krieges mit
Frankreich nicht gerade mit Besorgnis entgegen. Wie oft
wies der Kanzler darauf hin, dass der Gegner durch die
inneren Wirren, die wütenden Parteikämpfe, die Finanznot
und die mangelhafte Heeresverfassung sich in einem so
elenden Zustande befinde, dass er nicht im Ernste auf
glückliche Ergebnisse im Kampfe mit einer auswärtigen
Macht, wie Oesterreich, hoffen könne. In dieser Ansicht
bestärkte ihn ein Brief des Grafen Lamarck, den ihm Mercy
eben in dieser Zeit sendete. Der Verfasser entwarf hier
eine für die Absichten des Wiener Hofes verlockende
17'
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— 260 —
Schilderung der inneren Lago in Frankreich. Unruhe und
Kopflosigkeit herrsche in den leitenden Kreisen; die Zerrüttung
des Staatshaushalts sei unheilbar; die Assignaten hätten
schon weit über die Hälfte von ihrem Nennwert verloren;
sie sänken von Tag zu Tag; auch die Steuern kämen nur
unregolmässig und unvollständig ein, kurz der Staatsbankrott
stehe unmittelbar bevor. Die Armee befinde sich in einem
geradezu Mitleid erregenden Zustande, wie er schlimmer
nicht gedacht werden könne. Frankreich sei eben ein ohn-
mächtiges, zum Widerstand unfähiges Land, dem irgend ein
Erfolg im Kriege unmöglich sei 1 ).
Wie natürlich mussten so geartete Nachrichten die leiten-
den Staatsmänner in Oesterreich, vor allen eben den Fürsten
Kaunitz, mit der schmeichlerischen Hoffnung erfüllen, dass
es sich bei dem Kampfe gegen die Revolution nur um eine
kurze mühelose Campagne handeln werde. Da trat wohl
auch die Besorgnis vor Katharinas Machinationen im Osten
vorläufig zurück. Man glaubte nur woniger Monate zu be-
dürfen, um die französische Sache zum Austrag zu bringen.
Indem Kaunitz energisch auf weise Mässigung der
Forderungen des Konzertes bestand, dachte er dadurch, wie
schou berührt, von vorneherein einen grossen Teil der
französischen Nation auf die Seite der Mächte zu ziehen,
oder zum wenigsten zu neutralisieren. Nur mit einem Bruch-
teil der Franzosen, mit den Jakobinern, werde man zu
kämpfen haben. Die Partei der Lameths würde in den
fremden Armeen eine willkommene Hille gegen ihre Tod-
feinde, die Radikalen, erblicken. Ihr massvolles Programm
sollte dem europäischen Vereine bei der Festigung der
monarchischen Gewalt und der Modifikation der Verfassung
zur Richtschnur dienen. Gründlich täuschte sich der Staats-
!) Lamarck an Merey, 23. II. 179*2 (W. A.). Der Graf schliesst
mit den Worten: . . entin folio, diseord»*, terreur, iinpuissance,
tel est le tal>leau iidele de la France.
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kanzler, wie wir schon wiederholt erwähnten, Uber die
eigentliche Stärke dieser Partei »)• Er ahnte nicht, wie
ohnmächtig sie ihren Gegnern gegenüberstand, wie sich
Mann für Mann aus ihren Reihen geschlichen hatte. Von
der bedeutsamen Spaltung der Gemässigten, von der Ab-
zweigung und dem Anwachsen einer nationalgesinntcn Gruppe
derselben unter Lafayettes Führung wusste man in Wien
nichts.
Von der furchtbaren Niederlage, welcher das Trium-
virat am 10. März erlegen war, hatte der Staatskanzler
Uberhaupt noch keine Kenntnis, als er am 18. die letzte
französische Note beantwortete 2 ). Wir erinnern uns, dass
Delessart ausdrücklich die Aufhebung des Konzertes ge-
fordert und die Herabminderung der Truppen auf französi-
scher wie österreichischer Seite auf die übliche Friedensstärke
in Vorschlag gebracht hatte.
Kaunitz lehnte beide Forderungen rundweg ab. An die
Weigerung knüpfte er wiederum einen zornigen Ausfall gegen
die Jakobiner. Er nannte sie eine blutdürstige, rasende
Faktion, die durch ihre Umtriebe die Freiheit des Königs
und den Bestand der Monarchie gefährde, durch ihre
Wühlereien die Herstellung einer Verfassung und regel-
rechten Regierung verhindere, die sich nicht scheue, die
feierlichsten Staatsverträge zu brechen und durch das
Völkerrecht geheiligte Bräuche zu verletzen. Mit Emphase
wendet sich der Staatskanzler an die von ihnen geknechtete
Mehrheit der Nation. Kr spricht die zuversichtliche HofT-
») Lafayette, III, S. 302. Anra. In der That schlug Mcrcy
noch Anfang März den politischen Einfluss des Triumvirates
sehr hoch an. Vgl. s. Depesche an Kaunitz vom 7. III. (W. A.)
„D'autres avis, qui me vionnent d'assez hon Heu, annoncent
qu'un parti fort nombreux de gens plus raisonnablcs (die
Lamoths sind gemeint) fait des efforts prodigieux pour preparor
les esprits h la paix."
2 ) Vivenot, I, 425 f.
— 202 -
nung aus, dass eben dieser wohlgesinnte und vornehmste
Teil der französischen Bevölkerung in dem europäischen
Verein eine tröstliche Stütze begrtissen werde.
In Paris machte das Oftice einen sehr üblen Eindruck:
man bemerkte sofort, dass es noch schärfer als die Noten
des verstorbenen Kaisers gehalten war 1 ). Es verstimmte
allgemein, dass der Wiener Hof in seinen Angriffen auf die
Jakobiner fortfuhr, auch wo diese das Ministerium innc
hatten. Denn dass der Kaiser von dem Sturze der alten
Regierung noch keine Nachricht hatte, brachte man nicht
in Anschlag. Man wusste es nicht. Ein Zeitgenosse be-
merkt, dass der Hass, welchen der Wiener Hof den
Jakobinern widmete, weit entfernt ihnen zu schaden, die
Zahl ihrer Anhänger mehrte und die ihrer Gegner ver-
minderte 2 ). Auch der Appell an den „wohlgesinnten Teil
der Nation" verfehlte seinen Zweck. Dumouriez sorgte
gleich bei der Verlesung der Wiener Note in der Legislative
dafür. Unter dem Beifall des Hauses bemerkte er bei jener
Stelle scherzend, sie gehe wohl nur die Aristokraten etwas
an; denn wie könnte man glauben, dass ein Franzose den
Vaterlandsfeind unterstützen werde 8 ).
Die Nationalversammlung ging über das Office zur
Tagesordnung über; sie wollte abwarten, was der Wioner
Hof auf Dumouriez' Requisitionen antworten werde. Denn
da durch das Anklagedekret die ministerielle Thätigkeit De-
lessarts annulliert wurde, so betraf dieses Anathem auch die
letzte Wiener Depesche.
Dumouriez hatte in zwei Schreiben vom 19. und 27.
März den französischen Botschafter in Wien, den Grafen
l ) Pellenc, 31. III. 1702. (W. A.) „La roponsr de Mr. le
Prince de Kaunitz a paru cette fois plus forte quo lea officea
du feu Empereur."
3 ) Lescure, II, 588.
3 ) A. p. 40./060.
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- 263 -
Noailles, aufgefordert, dem dortigen Hofe folgendes Ulti-
matum zu stellen. Wenn der König von Ungarn nicht bis
spätestens zum 15. April auf die Beteiligung an dem Verein
der europäischen Mächte Verzicht leiste, so sehe sich
Ludwig XVI. genötigt, im Namen der Nation ihm den Krieg
zu erklären 1 ). Im Vergleich mit dem milden, kläglichen
Tone, den sein Vorgänger angeschlagen hatte, erschienen
Dumouriez 1 Noten knapp, scharf, selbstbowusst. So trafen
die Gegensätze jetzt unversöhnlich auf einander.
Der neue Minister des Auswärtigen wünschte den Bruch
mit Oesterreich möglichst zu beschleunigen. Er war mit
Brissot die Seele der Kriegspartei, die am 10. März die
Oberhand erhalten hatte. „Unsere gegenwärtige Krisis",
schreibt er einem Gesinnungsgenossen, dem Herzog von
Biron, „kann nicht länger andauern. Ich habe den Unter-
handlungen eine durchaus entscheidende Wondung gegeben,
die uns aus aller Verlegenheit reissen soll 9 )." In einem an-
deren Schreiben mahnt er den Freund, der General in der
Nordarmee ist, für den Waffengang, der unvermeidlich
scheine, ja gerüstet zu sein. Denn der Fürst Kaunitz werde
ja eben so unverschämt wie bisher, den Aufforderungen,
das Konzert fallen zu lassen, begegnen 3 ).
Dumouriez suchte sich ausserordentlicher Mittel zu be-
dienen, um die Kriegslust der Nation zu steigern. Biron
sollte 50 bis 100 Deserteure der österreichischen Armee
einfangen und sie in Uniformen von Klub zu Klub durch
das Land nach Paris dirigieren, wo sie im Triumphzuge
durch die Hauptstadt als die ersten Proselyten der
») A. p. 41, 605 ff.
») Pallnin, S. 171.
*) a. a. 0. S. 179 f.; vgl. a. S. 181. Talleyrand an Biron:
„On attend la reponse du cabinet de Vienne et la prevoit. Vnus
savez que Dumouriez a totijoura ete ä l'idee d'attarpior, il y est
plus que jamais. Tout ce qui nous tourmente daus l'interieu!
l'y porte." Vgl. Dumont, S. 411 ff.
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■
- 2G4 -
Prinzipien der Freiheit und Gleichheit aufgeführt werden
sollten 1 ).
Der Minister nennt sich selbst einmal einen Anhänger
des Systems Favier. Ein geschworener Feind Oesterreichs,
wollte er es in dem kommenden Kampfe völlig isolieren.
Wie seine politischen Freunde, gab er zunächst die Hoffnung
nicht auf, den König von Preussen zum mindesten zu einer
neutralen Haltung zu vermögen 2 ). Er sorgte dafür, dass
man die zustimmenden Noten, die der preussische Hof zur
Unterstützung der Haltung des Wiener Kabinetts überreichen
Hess, ignorierte. Nur an Franz II. sollte der Krieg er-
klärt werden.
Als Kaunitz endlich von der Katastrophe des Feuillant-
Ministeriums und dem gewaltigen Aufschwünge der Jakobiner
unterrichtet wurde, schrieb er Mercy, dass durch diese
Wendung in den französischen Ereignissen „die Realisierung
des Konzertes unumgänglich erheischet" werde 3 ), eine
Stimmung, die sich dem französischen Botschafter sofort
mitteilte, als er die Noten seines Ministeriums dem
Staatskanzler überreichte. Lakonisch antwortete dieser,
dass die neuerlichen Anfragen Frankreichs schon durch das
letzte Office vom 18. März erschöpfend beantwortet seien,
man habe dem nichts hinzuzufügen 4 ). Das bedeutete eine
bündige Ablehnung der Forderungen, welche Dumouricz in
seinem Ultimatum gestellt hatte; der Anlass zur Kriegs-
erklärung gegen Oesterreich war also für das französische
Ministerium damit gegeben.
') a. a. 0. S. 198 f. vgl. 201.
2 ) a. a. 0. S. 214: Dumouriez an Biron: „Voub jugoz, mon
ami, quo r'ftst notro rhere alliee rAutrichfi touto seule que nous
deelarons notre ennemie; ayant soin do la aeparor des autres
puisaaneos <jui forment ce qu'on appelle lc concert."
') Vivenot, I, 428. 28. IH. 1792.
') a. a. 0. I, 434 f. 7. IV. 1792.
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— 2f>5 —
IV
Die Sitzung der Legislative am 20. April.
Die Verfassung setzte fest, dass eine Kriegserklärung
nur aus dem Zusammenwirken der ausübenden und der
gesetzgebenden Gewalten hervorgehen sollte. Und zwarhatte in
diesem Falle der König die Initiative, d. h. er hatte das
Recht der Nationalversammlung den Krieg vorzuschlagen;
diese hatte sich darüber schlüssig zu machen.
Am 20. April erschien Ludwig XVI. in der Legislative
in Begleitung seine > Ministeriums, von den Abgeordneten
mit tiefem Stillschweigen empfangen.
Zunächst forderte er den Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten auf, auch der Volksvertretung den Bericht,
welchen er im Conseil über die diplomatische Lage Frank-
reichs erstattet habe, vorzutragen.
Dumouriez gab eine übersichtliche Zusammenfassung
über die Beschwerden, die Frankreich über das Betragen
des Hauses Habsburg zu führen hatte. Er hub mit einer
scharfen Verurteilung des Allianz Vertrages vom Mai 1756
an, dessen nachteilige Folgen Frankreich zu einer sub-
alternen Rolle im europäischen Staatenkonzert verurteilt
hätten. Länger verweilte der Minister bei der Wiener
Februarnote, die er als eine wahrhafte Kriegserklärung be-
zeichnet. Es ist bemerkenswert, dass er der erste ist, welcher
hervorhebt, dass der Angriff, den hier der österreichische
Kanzler gegen die Jakobiner schleudert, in Wirklichkeit der
Legislative und damit der Nation in ihrer Gesamtheit gelte.
Denn nicht die Klubs, sondern die Nationalversammlung
habe kategorische Erklärungen vom Kaiser gefordert, habo
die Rüstungen in Frankreich betreiben lassen. Dumouriez
sieht in diesem Angriff auf die Jakobiner die perfide Ab-
sicht des Wiener Kabinotts, die französischen Zustände so
darzustellen, als sei das Land eine Beute wilder Faktionen
geworden, die es unmöglich machten, überhaupt mit ihm in
Unterhandlung zu treten.
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— 2ßfi —
Schliesslich unterzieht der Minister das Office des
jungen Königs vom 18. März, das der Wiener Hof als
Ultimatum gekennzeichnet hatte, einer eingehenden Kritik.
Gleich die einleitenden Worte enthielten eine Beleidigung.
Kaunitz spreche nur von der französischen Regierung, die
Aufklärungen gefordert hahe. Des Königs von Frankreich,
in dessen Namen doch die Negoziationen geführt würden,
geschehe gar nicht Erwähnung. Der Staatskanzler trenne
also absichtlich, entgegen dem diplomatischen Brauch, die
Person des Königs von der Nation, um glauben zu machen,
dass er nicht frei sei. Ferner verweist Dumouriez auf
jenen Appell an die sogenannte wohlgesinnte Mehrheit der
Nation, durch welchen Kaunitz die Bürger gegen die Bürger
in Waffen rufen wolle. So suche der achtzigjährige Minister
aus kraftloser Hand die Fackel des Bürgerkrieges in die
Mitte der französischen Nation zu schleudern. Auch der
neue Regent wolle nicht der Ligue der europäischen Fürsten
gegen Frankreich entsagen. Auch er wolle wie sein Vater
die Konstitution ihrem Urteile, ihrer Revision unterwerfen.
Das schliesse einen Angriff auf die Souveränität des franzö-
sischen Volkes in sich, und diesem müsse Ludwig begegnen,
indem er der Nationalversammlung die Kriegserklärung
vorschlage.
Nach diesem Vortrage erhob sich Ludwig XVI. Mit
angenommener Gleichgültigkeit, doch mit etwas vibrierender
Stimme teilte er der Legislative mit, dass der Ministerrat
einmütig dem Antrage Dumouriez' zugestimmt habe. Auch
er sei ihm beigetreten. Nachdem es seinen eifrigen Be-
mühungen nicht geglückt sei, den Frieden zu erhalten, sehe
er sich genötigt, dem Hause die Kriegserklärung gegen den
König von Böhmen und Ungarn vorzuschlagen.
Ludwig verliess darauf unter dem Beifall der Depu-
tierten das Haus, und dieses vertagte die Beratung über
den Antrag der Exekutive auf fünf Stunden.
Es war nicht eine Erörterung von grossartigem Charakter,
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- 2f>7 —
die sich in der Abendsitzung des 20. April Uber den Vor-
schlag des Königs erhob, die etwa wie ein voller Schluss-
akkord das Thema beschloss, welches alle Gemüter über
ein halbes Jahr mit regster Teilnahme erfüllt hatte. Die
Stimraführer, wie Vergniaud, Guadet, Brissot, Isnard, Gen-
sonnß und andere, die in den Januardebatten mit solcher
Beredsamkeit das Wort geführt hatten, schwiegen sich aus:
sie genossen in Ruhe ihren Triumph. Allgemein schien
man abgespannt und des langen Haders müde. War es doch
nicht mehr zweifelhaft, auf welche Seite die Würfel der Ent-
scheidung fallen würden.
Wie gewaltig durchgreifend aber die Krisis war, welche
im Laufe der Zeit in der allgemeinen Anschauung der
Kriegsfrage eingetreten war, das lehrte die durchaus ver-
änderte Haltung so massvoller Männer, wie Daverhoult und
Aubert-Dubayet. An ihrer redlichen Friedensliebe konnte
man keinen Zweifel liegen. Noch im Anfang März, auch
nach dem Eintreffen der Februarnote, hatten sie mit einer
gewissen Leidenschaftlichkeit einer gewaltsamen Lösung der
auswärtigen Verwickelung widerstrebt. Aber schon im
Januar hatten sie betont, nur unter der Bedingung den dem
Vaterlande so heilbringenden Frieden aufrecht erhalten zu
können, dass der Kaiser auf jede Antastung der nationalen
Selbständigkeit Verzicht leiste. Da er aber allen An-
mahnungen zum Trotz den Verein der Mächte nicht auf-
lösen wollte, so erklärten sie nunmehr laut, dass damit der
Krieg unvermeidlich gegeben sei 1 ). Auch Lafayettes Freund
Pastoret, eines der vornehmsten Glieder des Centrums, der
bisher vorsichtig mit seiner Meinung an sich gehalten hatte,
stiess jetzt kräftig in das Kriegshorn 2 ).
Die verschwindend kleine Minorität, die noch trotzdem
zum Friedenssystem der Lameths hielt — selbst Vaublane.
i) A. p. 42, S. 201, 207 f.
-') A. p. 42, S. 203.
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— 2G8 —
Koch und Bcuguot waren von dem^TriumvirateT still-
schweigend abgefallen — machte vergebliche Anstrengungen,
die Kriegserklärung zu hintertreiben' Die übrigen Kollegen
waren unhöflich genug, ihnen kaum das Wort zu gönnen.
Zu wiederholten Malen sahen sie sich genötigt an die parla-
mentarische Redefreiheit zu appellieren. Aber angehört wurde
der brave Anwalt Becquet kaum, als er mit breitem Phlegma
noch einmal .auf die Gefahren hinwies, denen sich Frank-
reich nach den Erschütterungen einer grossen Revolution
bei einer Kriegsunternehmung aussetzen würde. Man war
zu tief durchdrungen von der Ueberzeugung, dass man
die Früchte der Staatsumwälzung erst nach einem er-
bitterten Kampfe mit den Feinden der neuen Ordnung ge-
messen werde.
Auch Bazire, das Haupt der Montagnards in der Legis-
lative, machte einen verschämten Versuch, den Triumph der
Kriegspartei, wenn nicht zu verhindern, so doch wenigstens
aufzuhalten. Er wandte sich gegen die leichtfertige Eile,
mit der man über die Kriegserklärung sich entscheiden
wollte. Er forderte, dass man drei Tage lang die Frage
reillich nach allen Seiten hin erörtere. Wenn man schon
den Krieg unternehmen wolle, so müsse man es so ein-
richten, dass er nicht von Verrat begleitet sei. Kaum hatte
er diese Anspielung auf die Bedenken, die er mit seinen
Parteigängern gegen die Lauterkeit der kommandierenden
Generale, vor ailcn gegen Lafayette hegte, ausgesprochen,
da erhob sich lautes Murren im Hause. Nur zwei Depu-
tierte, wie das Protokoll ausdrücklich bemerkt, und der Pöbel
auf den Tribünen wagten zu klatschen 1 ).
Das war der einzige Anlass, den Robespierres kleine
Anhängerschar in der Legislative ergriff, um ihre Anschau-
ungen auch hier zur Geltung zu bringen. Er missglückte
vollständig.
«) A. p. 42, 207.
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Als man endlich zur Abstimmung über die Kriegser-
klärung schritt, gaben auch sie ein bejahendes Votum ab.
Nur sieben Anhänger des Triumvirates erhoben sich da-
gegen, an ihrer Spitze Theodor Lameth und Mathieu Dumas 1 ).
Fast einmütig wurde also von der Legislative der Krieg
an Oesterreich erklärt.
V.
Das Problem des Ursprungs der Revolutionskriege.
Blicken wir zurück! Der Fluchtversuch Ludwig XVI.
bedeutete einen Appell an die Hilfe des Auslandes gegen
die eigenen Unterthanen. Als der König aufgehalten und
suspendiert wurde, glaubte Leopold II. dem bedrängten
Verwandten seinen Beistand schuldig zu sein und inter-
venierte zu seinen Gunsten durch die Erklärungen von
Padua und Pillnitz. Es war das nur ein schwacher Ver-
such des Kaisers, auf die Revolution Einfluss zu gewinnen,
aber doch höchst verhängnisvoll in seinen Folgen, insofern
er ihn zu dem Irrtum verleitete, dass hauptsächlich seinem
Eingreifen die Herstellung der Ordnung in Frankreich wie
die Erhaltung der bourbonischen Monarchie zu danken sei,
einem Irrtum, der in der Zukunft von entscheidender
Wirkung sein sollte. Glaubte man doch in Wien auch in
der Folge durch drohendo Demonstrationen leicht auf die
Gestaltung der französischen Verhältnisse einwirken zu
können.
Und als sich im Herbste die Dinge in Frankreich unter
den Auspizien der jungen Legislative bedenklich anzulassen
schienen, griff das Wiener Kabinett wiederum zu dem be-
währten Schreckmittel des europäischen Vereins; die Sache
der geistlichen Kurfürsten diente als Vorwand, um die
französische Nation abermals mit der Einmischung des
') a. a. O. S. 210.
— 270 -
Auslandes zu bedrohen. Damit hoffte Kaunitz die Radi-
kalen einzuschüchtern, dem Königspaar und den Gemässigten
Raum zu schaffen. Aber auf welchen Widerstand stiess er
diesmal! Seine Dezembernote, der energischen Paduaner
Erklärung so ähnlich, gab nunmehr den Antipathieen gegen
das Haus Habsburg, sowie dem beleidigten Nationalgefühl,
einen mächtigen Aufschwung.
Noch wäre der Bruch zu vermeiden gewesen, wenn
sich das Wiener Kabinett zum Verzicht auf das Konzert
hätte verstehen wollen. Da wirkte es auf die Fortent Wickelung
der schwebenden Differenzen höchst bedeutsam, dass sich
an den Kaiser eine Partei herandrängte, die sich dem Em-
pfinden der französischen Nation allmählich entfremdet und
mit der in ihr herrschenden Strömung nicht die geringste
Fühlung hatte. Die Feuillants hatten die Staatsverwaltung
in ihren Händen und machten sie naturgemäss zum Werk-
zeug ihrer einseitigen politischen Bestrebungen. In dem
Konzerte erblickten sie eine Stütze für ihre reaktionären
Bestrebungen; sie bestärkten daher den österreichischen
Kanzler in seinem Entschlüsse au dem einmal ergriffenen
System festzuhalten. Da ihre Wünsche sich begegneten,
verbanden sich beide, Kaunitz und die Lameths, gegen
ihren gemeinsamen Gegner, die Legislative. Der Fürst
fasste dabei die Eventualität des Krieges schon fest ins
Auge, in der Erwartung, in den Feuillants eine starke
französische Partei auf seine Seite gezogen zu haben. Ganz
in ihrem Sinne fasste er das entscheidende Februaroffice
ab. Alle Massnahmen, die die Nationalversammlung in der
auswärtigen Frage ergriffen hatte, wurden hier, als im
Widerspruch mit der Mehrheit des französischen Volkes
vorgenommen, auf das schärfste verurteilt: dieser Mehrheit
stellte man den Verein der Mächte als Zuflucht gegen die
zügellose jakobinische Minorität in Aussicht, Eben gegen
die eigenen Repräsentanten stachelte man die Nation auf;
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— 271 —
unter dem Beistande des Auslandes sollte sie sich gegen
dieselben wenden.
Durch diesen wuchtigen Streich hoffte Kaunitz den
Gegner zu fällen. Es kam anders ! Am 10. März erlag das
Feuillant-Ministerium den Angriffen der Legislative; die
Regierung fiel der Kriegspartei zu; einmütig erklärte sich
die Nation gegen die fremde Einmischung und die reaktionären
Bestrebungen.
Bei dieser Betrachtungsweise des Konfliktes zwischen
Oesterreich und Frankreich erscheint jenes ohne Zweifel
als Urheber des Krieges. Führte es doch mit der Androhung
des Konzertes der Mächte in der Dezembernote — von
der Paduaner Erklärung sehen wir ab — den ersten her-
ausfordernden Schlag. In einer Aera der Interventionen
— ich erinnere an die erste polnische Teilung, an das Ein-
greifen Prcussens in die holländischen Angelegenheiten —
wandte sich ein stolzes, seines inneren Wertes sich be-
wusstes Volk mit Energie gegen ein fremdes Kabinett, das
sich auf die Gestaltung der heimischen Verhältnisse einen
unrechtmässigen Einfluss zu verschaffen suchte, gegenüber
der Absicht, seine Verfassung den Entscheidungen eines
europäischen Tribunals zu unterwerfen, nahm es das Recht
freier Selbstbestimmung mit Eifer in Anspruch.
Aber in der Frage nach dem l'rsprung der Revolutions-
kriege muss man scharf zwischen der blossen Veranlassung
und dem eigentlichen Grunde unterscheiden; jene haben
wir zwar gefunden, diesen dagegen nur flüchtig gestreift.
Wir müssen tiefer zu dringen suchen und dabei einen
anderen Standpunkt wählen, der unseren Gesichtskreis er-
weitert.
Jener Konflikt, der sich zwischen Frankreich und dem
Hause Habsburg über die Interventionsfrage erhob, hängt
seinem innersten Wesen nach von dem in verborgener Tiefe
wirkenden prinzipiellen Gegensatz ab, der sich seit 1789
zwischen der Revolution und Europa herausgebildet hatte.
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- 272 -
Wie lebhaft dieser Gegensatz mitunter beiden Teilen zum
Bewusstsein kam, darauf haben wir schon hingewiesen.
Brissot war es, der ihn in seiner merkwürdigen Rede am
10. März zu der Frage der auswärtigen Einmischung un-
mittelbar in Beziehung brachte. Mit schneidender Dialektik
stellte er dem Völkerrechte, auf das sich Kaunitz bei der
Berufung des Konzertes stützte, die Menschenrechte gegen-
über. Jenes, meinte er, verletze alle Grundsätze der
Freiheit. Habe doch jedes Volk das Recht, da alle politische
Gewalt sich von ihm herleite, sich, welche Verfassung es
immer wolle, zu geben, sei sie republikanisch oder monarchisch.
Gegen das Recht der Despoten, auf das sich, wie Brissot
spottete, der Fürst berufe, spielte er die Volkssouveränität
aus. Wenn auch seltener, so kam doch auch dem Wiener
Kabinett die Gefahr, welche die Doktrinen der Revolution
für die absolutistischen Institutionen Europas in sich bargen,
zum Bewusstsein, insbesondere dem Grafen Mercy, der in
den Niederlanden die Wirksamkeit der revolutionären Pro-
paganda aus der Xähe beobachten konnte. Es sei zu be-
fürchten, schrieb er einmal an Kaunitz, dass die Menschen-
rechte für alle Völker ein gemeinschaftliches Evangelium
würden. Seien sie doch geeignet, wie ein religiöser Fana-
tismus die niederen Bevölkerungsschichten zu begeistern,
indem sie den Armen das Erdreich, wie einst das Christen-
tum den Himmel verhiessen. Man dürfe sich nicht mit der
Hoffnung schmeicheln, die Gemüter, die von solchen
Narreteien wie von einem Wahnsinn besessen seien, durch
blosse Redensarten davon abzubringen; nein, das einzige
Heilmittel liege in der gewaltsamen Erstickung dieser
Regungen.
Dem Staatskanzler erschienen die Ausführungen des
Gesandten so bedeutsam, dass er sie Wort für Wort in
seine grosse Staatsschrift vom Januar aufnahm, in der er
den Kaiser zur ernstlichen Vorbereitung des Konzertes auf-
forderte. Auch nahinen wir wahr, wie in derselben Zeit
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- 273 -
ein eigentümlicher Zufall, wenn wir es Uberhaupt so be-
zeichnen dürfen, den Antagonismus, der in der Anschauungs-
weise beider Gegner lebte, genau an demselben Tage auf
beiden Seiten zur Evidenz brachte. Am 25. Januar forderte die
Legislative von Ludwig XVI., dem Kaiser zu erklären,
dass^der König der Franzosen mit keiner Macht anders als
im Namen und Auftrag der Nation Bündnisse abschliessen
dürfe; fast zur selben Stunde bezeichnete Kaunitz als ge-
meinsames Interesse aller Souveräne, einen solchen Grund-
satz, wie ihn die Nationalversammlung eben aufstellte,
keinesfalls zu dulden.
So atmen beide Gegner gleichsam in verschiedenen
geistigen Atmosphären. Noch manches Beispiel könnten
wir hier zum Belege anführen. Wir unterlassen es, um uns
zu einem zweiten grossen Gegensatz zu wenden, der sich
mit dem ersten, dem ideellen, auf das innigste verwebt: ich
meine die nationalen Antipathieen , die beide Staaten schon
seit Jahrhunderten gegeneinander nährten; nachdem sie
nahezu vier Jahrzehnte geschlummert hatten, lebten sie auf
beiden Seiten in ungeschwächter Stärke wieder auf.
Ranke sagt einmal, dass bei den grossen Staaten die
grossen Gesichtspunkte immer dieselben bleiben, dass sich
die vornehmsten Strebungen in Beziehung auf die Macht-
stellung des Staates immer fortsetzen. Eben diese Tendenz
der Erhaltung der moralischen Energie drängte auch Frank-
reich und Oesterreich am Ende des vorigen Jahrhunderts in
den Krieg; bei jenem waltete als Ideal die Erwerbung der
Machtstellung Ludwigs XIV. vor, in diesem das Streben in
einem günstigen Moment die Hegemonie Habsburgs auf dem
Kontinent für alle Zeit festzustellen.
Mit dem nationalen Widerstreit verschmilzt und danach
modifiziert sich jener grosse Gegensatz, der durch die Ideen
der Revolution zwischen Europa und Frankreich hinein-
getragen ward; er kommt nicht rein zum Ausdruck: viel-
Olngau, Oie frunz. L.'gislfi H ve. 1*
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- 274 -
mehr vorsetzen und durchdringen sich die allgemeinen Ge-
sichtspunkte mit den nationalen Impulsen.
Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: in dem
Amalgam dieser beiden gewaltigen Gegensätze, des nationalen
und des ideellen, ist der Ursprung der Revolutionskriege
beschlossen. Unter dem Drucke solcher Weltkräfte wurde
Europa in einen viertelhundertjährigen Kampf geschleudert
Wer von den beiden Gegnern den ersten Streich
führte, erscheint unter so bewandten Umständen als ein
Moment von nur sekundärer Bedeutung. Es waren ja ohne-
hin zwei Offensiven, die schliesslich mit innerer Notwendig-
keit aufeinanderprallen mussten.
Seiner Zeit haben wir ausführlich darauf hingewiesen,
welche Fülle von Brennstoffen in Frankreich aufgespeichert
lag, als der zündende Funke, die Dezembernote, hineinfuhr,
wie eben alles, die chaotische Wirrnis im Innern, die pro-
pagandistischen Neigungen, die wirtschaftliche Depression
den Krieg einer mächtigen Partei als eine Wohlthat, als
letzte Rettung erscheinen Hessen; Tendenzen, die damals in
der Legislative allerdings noch in der Minorität waren.
Wären sie es aber unter dem Drangsal der wachsenden
inneren Gährung wohl lange geblieben? Doch kaum; jeden-
falls fuhren sie wie die Stürme des Aiolos mit einer Art
diabolischer Freude aus ihrem Gefängnis hervor, als dio
unvorsichtige Hand des österreichischen Kanzlers ein wenig
die Oeffnung desselben lüpfte.
Ziehen wir die Summe unserer Betrachtungen, so müssen
wir sagen: durch dio Drohung mit dem europäischen Verein,
wie durch seine Einschüchterungspolitik überhaupt, ent-
fesselte Kaunitz die nationalen Leidenschaften in Frank-
reich, die er gerade dadurch niederhalten wollte. Er be-
ging damit einen schweren Irrtum, der dem Gegner einen
triftigen Anlass zur Kriegserklärung bot. Doch der Ur-
grund der Revolutionskriege ist mit diesem Anlasse nicht
schlechthin identisch. Vielmehr liegt sein eigentlicher Ur-
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2k> —
sprungsquell jenseits von menschlicher Schuld und mensch-
lichem Irrtum. Denn sehen wir auch von dem besonderen
nationalen Gegensätze ab, so entsprangen die Revolutions-
kriege im letzten Grunde aus den Prinzipien von 1789,
deren revolutionärer Charakter mit den historischen Ge-
staltungen des europäischen Kontinentes bald in Widerspruch
geriet. Notwendig mussten sie sich im Kampfe mit den
alten Institutionen erst das Heimatsrecht erwerben. Wir
wissen: sie erwarben es. Unter den gewaltsamsten Er-
schütterungen bildete die neue politische Theorie mit der
Zeit fast den ganzen Verfassungszustand Europas um, wie
ein kräftiger Sauerteig überall hindringend, doch auch dem
Bestehenden sich assimilierend und anbequemend. Noch heute
ist ihre Wirksamkeit nicht abgeschlossen. Wie einst das
Christentum, wie die reformatorischen Ideen, — denn nur
solchen religiösen Strömungen, so hohen weltgeschichtlichen
Notwendigkeiten kann man ihre Lebenskraft vergleichen —
führte sie im Abendlande eine neue Epoche herauf.
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ANHANG.
Politische Korrespondenzen
aus dem Jahre 1792.
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ANHANG.
Politische Korrespondenzen
aus dem Jahre 1792.
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I
ANHANG.
Politische Korrespondenzen
aus dem Jahre 1792.
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I.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, d. 7. Januar 1792.
„L'effervescence (in Paris) a ete si violentc dans son
principe qu'eile nc pouvait etre eonstante au meme dögre; aussi
comroence-t-on ä observei qne les moyeus de remuer le peuplc
n'agissant plus aussi rapidement que par le passe, il semblc quo
la c lasse des spectateurs et des indifferents angroente chaque
joor; que la portion insurgente de la uation, qui etait le princi-
pal Instrument des factieux, diminue daus la meine proportion
et qu'ainsi les insnrrections sont moins freqncntes.
Pour donner ä cette idee le juste degre de verite qu'eile
merite par son importancc, il fant ajouter qu'il y a quelques
points sur lesquels la masge entiere de la nation ponrrait encore
so rennir et n'avoir qn'uii seul vau; tels sont: 1) la conduite
ä tenir dans le cas d'une Taute grave de la cour, comme serait
par exemple un nouveau projet de fuite du roi; 2) les efforts a
tenter pour repousser une contre-revolution; 3) leB moyens a
employer contre une attaque que les emigrants fran^ais
voudraient risquer. Sur tous ces points, mais bien plus parti
culierement sur le dernier, la nation serait probablement presque
d'accord; on pourrait merae se servir de la reiiiiion que pro-
duirait Tun de ces trois cvcnements, soit pour faire cesser la
division des partis, soit pour tirer de son indifference cette
grande masse d'individus, qui jusqu' a present observe une cspeee
de ueutralite, et qnand la volonte de la nation serait ainsi un-
anirae dans les meines v(eux et dans les meines efforts, comme
eile l'a ete deux ou trois fois durant l'espace d'une annce, des
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hommes habiles pourraient lui donner une impulsiou nouvelle
poar des objets qu'il est impossiblc dans lc moment de prevoir;
il suit de 1ä que ce serait mal euten die l'art d'attaquer le
Systeme francais, si, au Heu de profiter des diviaions de cette
nation sur certains points, on l'attaquait sur des objets, qui la
determineraient ä se reunir, et on pourrait dire que cette
methode d'attaque ferait toute la force de la defense.
Or voici en quoi semble consiater le probleme. II est bien
diffic.ile, sinon impossiblc de vaincre une nation de 24 millions
d'homroes d'aecord sur un objet, puisque, raSme apres des
victoires, le conquerant ne serait guere plua avance; raaia il est
tres facile de vaincre un petit parti dans une nation, si on
profite d'un autre parti pour le combattre, et si on neutral iae
la maBse de cette meme nation par son defaut d'interet.
Pour rendre ceci plus sensible, j'en ferai l'appücation ä la
conduite des emigres, qui seront toujoura des ennemis peu
dangereux par la haine que la nation leur porte; car toutes les
declarations publique» qu'ils ont faites annoncent qu'üs n'ont
eu d'autre but qu'une contre-revolution. La nation fran^aise ne
composera jamais sur ce point, et les emigrea tiendraient
aujourd'hui un autre langage qu'on ne les en croirait pas; en
second Heu, ces emigrea ne sont composes que de nobles,
d'eccleaiastiqucs, de parlementaires, d'anciens courtisans, d'an-
eiens privilegics, c'est-a-dire d'une classe de citoyens, dont
l'interet personnel est oppose a l'interet general, qui par cela
meme ne penvent inspirer aueune confiance, et auxquels la
nation, k tort ou a raison, a voue trop de haine pour qu'elle
puisse leur pardonner. II suit dela que, si les puissances
ötrangöres, portees par les dangers, dont les menace une doc-
trine perverse, et se decidant ä y opposer la force, prenaient
sur leur propre corapte la cause des emigrea, elles tomberaient
dans Pinconv6nicnt d'une attaque, dont l'objet reunirait toute la
nation dans ses moyens de defense, ce serait precisement faire
la guerrc a la nation fran^aise en haine de sa Constitution et
dans le dessein de la renverser. Une croisade de ce nouveau
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— 281 —
genre n'aurait qu'a mal tournor pour provoquer une insurrection
generale, et dans leg armees des aggreaaeur8 et dans leura
Etats; dans ce cas la revolution fran^aiae pourrait faire en aix
mois le tour de monde.
D'apres ces reflexiona, en combinant tont ce que lea papiers
publica noua annoncent sur lea langagea de8 differenta partia,
aar leura intrigaea, anr leura manaiuvrea de tout genre,, je me
peranade que lea revolutionnairea francaia regarderaient comme
lea raoyena lea plua dangereux d'attaque, ceux qui conaiatcraient
dans le parti que pourrait prendre 8. M. l'empereur, de mettre
absolument de cöte la cause dea emigrea, de porter lea electeura
de Treves et de Mayence a donner une entiere satisfaction aur
lea raaaemblements de ce8 rnfmes eraigrea, ce qui detcrrainerait
l'Aaaemblee, aana que sa dignite en fut blosse, ä ae deaiater
dea menace8 de guerre ai ouvertement annonceea, que dana cette
auppoaition, les causes aubaistant toujonra d'une guerre avec
l'eropire, cette guerre ae ferait sans jaraais parier de la con-
atitution francaiae, mais uniquement d'une simple queation de
territoire relative aux justea reclamations de plnaienre princea
de l'empire de leura poaaeaaiona en Alaace; que pour faire
durer la guerre, l'empire exigerait de8 cesaiona difficiles,
soutiendrait le ayateme de la non-souverainete sur l'Alaace et
melerait peut-etre ä cet objet celui dea droits du Pape aur
Avignon et aur le comtat Venaisain, a feffet d'en demander
egalement la reatitution; qu'en faiaant cette guerre, bien loiu de
vouloir porter atteinte aux loia francaiaea, on declarerait ex-
pressemcnt qu'on n'y prend aucune part; que cependant lea
eraigrea, fortifiea par dea aecoura aecreta en homraea et en
argent, feraient une attaque aeparee qui n'aurait rien de coromun
avec la guerre generale, et dont lea puiasance8 Ctrangeres nc ae
meleraient en aucune maniere; que par l'effet de la diviaion dea
forcea de la France, lea emigr6a parviendraient peut-etre a ae
rendre maitre8 d'une place de guerre et d'une portion de terri-
toire; qu'ila a'y etabliraient au Heu d'avancer; qu'ils y aug-
menteraient le nombre de lcurs partisana par une plus facile
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■
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Emigration, qu'ils repaiidraient de lä le poison ddvorant de
l'intrigue et de l'anarchie; qu'alors et par reffet seul des manx
de 1a France, les puissances ötrangeres, sans parier de contre-
revolution, la laisseraient faire par la division des partis qui se
formeraient dans le royaume par la lassitude qui suit toujours
les grandes agitations et par le triomphe insensible des esprits
moderes sur les esprits ardents; que dans cet etat des choBes
les puissances belligerantes ne traitant jamais publiquement que
des objets apparents, qui auraient cte le pretexte de la guerre,
laisseraient a leurs emissaires secrcts le soin de provoquer tout
ce qui pourrait etrc relatif ä une amelioration des lois fran^aises;
qu'enfin ces meines puissances trouveraient dans de pareilles
mesures l'avantage de diviser la natiou au licu de la reunir, de
ne touclier ä aucun des points sur lesquels l'opiuion publique
est invincible et d'assurer, plus que par toute autre voie, la
fidclite de leurs armecs et la tranquillite de leurs Etats.
Voilä ce que je presume qui est regarde par les factions
revolutionnaires corarae le plan de guerre le plus dangereux qui
put leur ctre suscite. Ce plan en eflet se trouverait combine de
maniere que sous pretexte des droits de l'Empire, du traite de
Westphalie et de quelques trait^s de garantie il rcunirait fort
naturellement a la meine cause la majeure partic des puissances
de l'Europe, et qu'il tendrait egaleraent a une contre-revolution,
mais a celle que les Francais au milieu de leurs embarras
seraient forecs ä operer eux-meracs, et qui a ce titre ne serait
que plus decisive et solide.
Si je ne nie trompais pas sur l'opinion que je viens
d'attribuer aux differents partis de la revolutiou francaisc et
que leur prevoyance sur les futurs contingents possibles sc
realisat, on y rencontrerait peut-ctre un avantage particulier et
bien important, celui de tenir lea provinces belgiques dans un
(Hat de ncutralite qui les isolerait de tous les evcneuienta aux-
quels on a lieu de s'attendre J ai Tliouneur de
joindre ici la copie d'une lettre quo M. le comte de Narbounc
m'a mite lors de la totiruee qu'il vicut de faire dans les places
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frontieres de France. Ce nouveau ministre de la gnerre, c'eat
que jamai3 je ne me suis trouv6 dans les raoindres rapports
personnels avec loi, pas meme dans ceux que procure souvent
la societe habituelle des lieux, oü Ton est a portee de se ren-
contrer. Je remets ici pareillement la reponse que j'ai faite ü
M. de Narbonne et dans laquelle je me suis attacbc a lui rendre
avec la meme exageration les compliments aropoules dont sa
lettre est remplie. —
IL
Narbonne an Mcrcy, Lille, d. 21. Dezember 1791.
En me devouant, M. le corote, a la place que je viens
d'aeeepter et qui me conduit en ce moment sur les frontieres,
j'ai ete determine par Pamour de mon pays et par le plus vif
et le plus sinecre attachemeut ponr la personne du roi et de la
reine; c'est dans ces sentiments seuls que je trouve la confianco
de vous ecrire.
Peut-ftre n'ai-je pas ete etranger ni aux peines, ni aux
opinions de M. de Mercy dans le cours de la revolution et a
Pcpoque de retablissement de la Constitution; mais apres l'accep-
tation du roi il est devenu impossible, je crois, ä quiconque
veut sincerement le bonheur de la France, de ne pas s'attacher
irrcvocablement ä la marebe tracee par l'acte constitutionncl, en
attendant du temps et de l'opinion publique les reforraes
nöcessaires pour fortifier Taction du gouvernement. C'est la
meme facon de penser qui a decide le roi et la reine a la
conduite genereuse et sincere, qu'ils tiennent depuis leur aeeep-
tatioo, et j'ai lieu de croire que cette conduite abattra lc parti
des factieux, quoique les premiers pas de rAsscmbleo nationale
actuelle n'ayant pas ete faits ponr donner cet espoir. L'opinion
gouveme toujours despotiquement ces assemblees publiques, qui
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ne tirent lern- force que du vmu instantane et environnant du
peuple, et si ce voiu, comme je l'espcre, revient ä la raison et
au roi, l'Asseroblee pourra entreprendre dans la partie de Ia
legislation et de l'administration des reformes suflfisantes pour
faire marcher la machine embarrassee de notre gouvernement ;
mais ces esperances, j'ose le dire, s'evanouiront, si Votre Ex-
cellence ne les seconde pas; le conseil du roi attend beaucoup
de fempereur; moi, j'attends tout de M. deMercy; qu'il revienne
en France, et la bonne foi de la reine ne sera plus suspectee,
et eile retirera de son devouement tout l'honneur qu'il serait
affreux de lui voir perdre; — qu'il revienne en France, et je
pense que l'Assemblee nationale meme sera imposee par la
sagesse d'un tel temoin et respectera davantage en sa presence
la sccur de fempereur.
Je viens d'annoncer au nom du roi que je mettrais sur
pied 150 000 hommes; j'aurai fait davantage pour la sürete de
mon pays, si j'engage V. E. ä reveuir l'habiter; Elle pourra
penser que je n'ctais pas personnellement intercsse a l'etabHsse-
ment de la deroocratie, et mon esprit, peu susceptible d'aucun
genre d'eiageration, ne s'est rendu qu'aprös un niür examen ä
la neces8it6 de sc rallier a la Constitution; de se placer sur ce
terrain, pour se preserver egalement des republicains et des
emigiants et pour faire cesser ces secousses, dont la duree
serait funeste a l'Europe comme a la France. Ce qu'il faut a
nos voisins, c'est quo nous ayons un gouvernement, et je crois
que l'opinion que j'ai adoptee est la route la plus courte pour
y arriver. Je n'interroge point. je ne discute point les raisons
politiques de M. le comte de Mercy; il rac suffit de chercher
ä lui pronver que le sort de la France, et par consequent la
gloire et la sftrete de la reine, tiennent ä son retour ici.
Je sais qu'il a eu personnellement a se plaindre et d'un
insolent garde-chasse et de quehiues retards qu'on s'est permis
tres-indöcemment A Valenciennes sur l'envoi d'objets qui lui
appartenaieut, maia tous ces obstaclcs seront ecart6s. J'obtiens
dans ce moment la faveur d'un uouveau ministere; toute la
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force, qu'elle peut me donner, toute cello, que la volonte du
roi aasure a aea miniatre8, aera conaacree ä faire rendre ä
V. E. les egards qoi lui aont dfts. Je deaire de toute la puia-
aaoce de mon aincere attachement ä ma patrie et ä la reine le
auccea de la demarche que j'oae tenter spontanement auprea de
voua; maia quoiqu'il puiaae arriver, ce n'eat paa le miniatre de
la guerre qui a'eat aeulement qccupe de l'utilitc de la preaence
de l'arabaaaadeur de Tempereur en Frauce, maia c'eat M. de
Narbonne qui connaissant et reapectant M. le comte de Mercy
a cru devoir lui dire que aa personne, 8a consideration, aon
exiatence aeraient maintenant le plua afir garant de la aincerite
de la reine envera la nation et de 1'amour et du respect de la
nation envera la reine.
J'ai l'honneur etc.
III.
Pellcnc an Lamarck, Paris, d. 14. Januar 1792.
. . . . Le coraite diplomatique doit faire ä chaque inatant
aon premier rapport; il eat tel que je Tai prevu. Forcer
Tempereur par aa Bitnation ä terminer aur-lc-champ Taffaire de8
emigrea et Taffaire de l'Alsace, autrement la guerre. Ceci n'eat
pas une simple tentative, car c'eat la guerre que Ton veut, et
je doute que la acience diplomatique trouve de8 moyens de la
differer. Le rapport aur les alliancea ne viendra qu'aprea.
Voici oü en eat l'opinion aur la guerre d'attaque. Robespierre
et avec lui la roinorite dea Jacobina e8t contre la guerre. Cette
rainorite a pour eile la aoeiete fraternelle, Dantou et lea Corde-
Iier8. Pour l'opinion contraire on trouve Brisaot, la majorite
dea Jacobina, presque tout lc comite diplomatique, la majorite
de l'A88embl6c. Voici eorament cette opinion reunit de8 hommcs
d'uu Systeme tres-oppose. Les uns croient «|tie l'empereur est
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notre ennemi et qu'il ne faut pas le menager, puis qu'il 8€
trouve dans ce raoment sans defense. Les autres croient au
contraire qu'il est notre ami, qu'il veut etre notre allie et qu'il
a besoin de l'etrc. Eh bien, ceux-la raeme adopteront le projet
du comite, parce-qu'ils sont persuades que l'erapereur fera par
intcret ce qu'il est dejä porte ä faire par caractere, et ils envi-
Hagent les raesures liostiles comme un moyen de le debarrasser
des insinuations etrangeres qui avec le temps pourraient l'egarer.
Je ne sais ce que fera le roi. A lui seul appartient la propo-
Bition; mais son parti sera bien difficile ä prendre. S'il ne ne
prete pas aux interpellations a faire a l'erapereur, ou que les
requisitions etant faites et les delais expircs il ne fait pas la
guerre et que ce delai fournisse ä l'empereur le temps de se
preparer, il pourra en resulter de tres-grands dangers pour le
roi. Ce qui me prouve rombarras, oft se trouve ä cet egard
le parti des Lametb, c'est qu'il dirige tous ses efforts sur
l'Assemblee, pour y crapecher le succes du plan du comite, et
cela montre qu'il n'a pas d'autres ressources Au reste
l'opinion publique est teile sur le point de la guerre que d'un
moment u l'autre eile peut se porter toute entiere d'un cötä ou
de l'autre. Jamais l'liistoirc n'a pr6sente un moment plus remar-
quable. Si la guerre comroence, quelle qu'en soit l'issue, il va
s'agir de la destinee du genre buraain. —
IV.
Pellcnc an Laniarck, Paris, d. 15. Januar 1792.
„Je vous ai fait observer que je n'etais pas assez instruit
pour prendre ici dans teile occasion donnec un parti utile. Je
Tai eprouv<* ces jours-ci pour des objeta importants. M. Ramond
a ete dctaclie du parti. dont je vous ai parle, comme M. Dumas
et M. de Jaucourt Tont ete. Mais Kanmud conserve un Systeme
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mixte. Voua en jugerez par ce qu'il a dit aux Fcuillanta; . . .
. . . il parlera dana le meme aeiiB a l'Asaemblec
Je voia bien que l'erapercur n'a jaraaia voulu noua attaquer
et qne lea circonatancea seules l'entraincnt; maia je ne aaia pas
jnsqn'ä quel point il aera ou 8outenu ou abandonne, a'il est
lui-meme attaque? Noua jouona donc un jeu fort aingulier.
Tandisqu'en Allemagne on pouasc l'cmpereur coutre noua, noua
le ponaaona encore plu8 fortement nous-meraea, et de peur qu'on
ne parvicune a le decider a la guerre, noua le tenona nous-
memca pour decide, et noii8 commcneon9 la guerre. II est
facile de voir qu'il y a plua de poltronnerie que de veritable
courage dana cette condnite.
Le rapport du coraite diplomatique a ete fait liier; il eat
tel ä peupresqueje voua Tai annonce. Requisition a 1'empercur
de declarer au 10. de fevrier, a'il eat l'ami ou rennemi de la
Constitution fran^aise; ai, en caa d'hostilitea, il noua fournira
lea aecoura stipules par le traite de 1756 etc. Voua verrez
mieux tout cela par lea journaux. La diacuaaion eat renvoyee
a mardi. Si la reponae de Tcmpercur n'eat pa8 preciae on
Tattaquera. Le delai est bien couvt. Voiu voycz par la raarche
que prennent noa affaires, que c'eat l'Aaaemblee, qui prend con-
stamment l'initiative aur la guerre, les alliances etc. ; ii en aera
de meme pour tona lea objeta de cette. nature, ai la guerre a
licu II n'eat paa vrai que rAsaemblee 8oit le corpa
purement legialatif, dont parle la conatitution ; c'eat nn corpa
Charge du gouvernement, et qui soit par lea loia, aoit h titre
de aurveillance, 8oit par Ic8 comptea rendua que lui font lea
miniatrea, aoit par l'abua des decreU d'urgence, 8oit par uue
espece d'initiative qu'il a reunie ä ses fonetiona, naurpe par
lea faita toua les pouvoira
Ceux qui pousaent ici a la guerre ne ae diaaimulent paa
que la conduite de l'cmperenr a ete juaqu'ici tres-amicale ; maia
tout cc que Ton pourrait dirc ä cet egard ne les ferait paa
clianger de Systeme, parce qu'ils veulent a tout prix chcrclier
un denoueincnt ä la revolntion. desinflueneer la reine et se pre-
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parer des chances uouvelles par riiiBurrection des autrea
peuples
Pourqaoi veut-on la guerre? c'est qn'on est persuade qu'il
sc trame une coalition parmi les puissances; que l'erapereor en
est le chef; qu'il fuiirait par nous attaquer, s'il n'etait pas
prevenu par nous; que les delais tournoraient par consequent
ä notre ruine en donnaot a nos ennemis le temps de se pre-
parer; que dans l'intervalle nos troupes se decourageraient, que
nous serions ecrases par des depenses inutiles; qu'il est avan-
tageux sous un autre rapport de profiter du moraent, oü le
ministere anglais va etre embarrasse et oi'i la Russie n'a point
encore fait sa paix avec les Turcs. On dit cnfin, et c'est iei
le raotif le plus important, que ce moment est le seul, oü nous
puissions porter la guerre chez nos eunemis, au lieu que plus
tard il faudrait peut-etre faire la guerre sur nos foyers. Or il
est bien constant que la guerre la plus dangereuse, ä laquelle
l'empereur puisse 6tre expose, est celle, dont le theätre sera
place dans ses provinces encore agitees par des troubles et
presque en iusurrection ; de meine que la guerre la plus funeste
pour nous, mais dont on a manque l'occasion, etait celle, qui
aurait ete portee dans nos provinees au milieu de nos
pretres fanatiques et de nos contre-rcvolutionnaires. La guerre
est donc inevitable. L' iusurrection en sera l'effet et 1c
moyen
V.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den 31. Januar 1792.
' A*n moment, oü une grandc explosion est prete ä eclater et
parait presque inevitable, j ai tache de nie procurer autant que
possible des informations certaines sur la maniere, dont se
montre on France l'opinion publique dans une conjoneture aussi
grave. et tout rr tjui nie revient ä cet rgard scinble prouver
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jusqu'ä l'evidcnce que les pattis insenscs et violents, auxquels
se hvre l'Asserablee nationale, sont reffet de l'avilissement. ou
eile se trouve, du danger imminent qni en resulte pour eile,
danger qu'elle croit ne pouvoir eviter que par des moyens
extremes et dictes par le desespoir.
J'observe que la petite portion des gens reflecliis et les
plna capables d'observer de sangfroid jngcnt dans ce sens l'etat
du moment et croient que Tinsolente provocation, qui va etrc
faitc a no tre Cour, iui donnerait le moyen de terrasser l'Aasem-
blee, si rempercur se decidait u montrer dans aes reponsea
1. qu'il est fanx que S. M. ait voulu la guerre; 2. (|ue les
traitea qu'KIle a faits n'ont aucun rapport ä une guerre offen-
sive, mais uniqucnient ä des objcts Interieurs, dont le gouver-
nemcnt fran<;ais ne doit pas plus se raeler qu'il ne vcut que
Ton sc mt"le des siens; 3. que loiu de vouloir la guerre, S. M.
a fait tont cc qui depcndait d'Klle pour l'evitcr et que sa con-
duite envers les cmigres (dont Elle n'a jamais soutenu la cause)
cn est une prenvc irrefragable; 4. quo ne voulant pas la guerre
rempercur n'a pas cru devoir se tenir en garde contre les arme-
ments fraiK.ais, ce qui est prouve par l'etat, oü sunt actuellement
aes frontieres; 5. (|iie si la guerre a lieu, c'cst l'Assemblec
seule qui l'a provoqiu-e saus aucun motif et uniquement dans
des vues particulieres que »es cliefs n'ont pas faites connattre
et qui ne peuvent consister que dans la crainte d'avouer an
public que l'Assemblee a fait des annements immenses sana ob-
jet, au lieu de s'oecuper des travaux ntiles que l'on attendait
d elle; 6. que quoiqu'il en soit l'empereur ne peut faire d'autre
reponae que celle qu'il a deja donnce, mais que S. M. veut bien
repeter encore que son intention n'cst point, comme eile n'a
jamais Hv, de se mtler des affaires intericures de la France, ui
de la cause des emigrea, ni de »es lois, ni de son gouvernement
dans tout ce qui n'a aucun rapport aux points etablis par des
trnitea dont iYmpcrciir est partie <>n drot S. M. est garante
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- 2!K) —
TL
Fellcnc an Lamarck, Paris, den 2. März 1792.
„Je n'ai pas ecrit pour mienx connaitre l'opinion sur la
reponse de Tempercur. Je nc suis gnere plus avance aujourd hui;
la raison en est simple: cette reponse est de 20 pages et en
plusieurs picccs. Elle nc se trouve encore que dans le Logo-
graphe, et pen de gens Tont lue. En general eile a pen rassure.
car les effets ont baisse hier et l'argent a hausse. Leg gens
raisonnablcs ont dit: la coalition des puissances tient; eile n'a
pour objet que le roi. L'cmpereur ne dit pas que l'acceptation
du roi a ete libre, mais (|u'elle lui a paru teile; donc si le roi
partait. la coalition sc tournerait contrc nous et Tincertitude
snbsistera encore plusieurs mois. D'autres personnes et le plus
grand nombre ont dit: la reponse a ete faite a Paris ou dictee
de Paris; donc le roi est parfaitcment d'accord avec l'emperenr . . .
Presque tont le numde a obscrvc qu'on aurait du parier des
republicains, mais non pas aussi longuement des Jacobins, sur-
tmit en les nommant . . . . Le roi ifen a pas ete (res content;
eile lui a paru longue et manquer non pas de noblesse, mais de
dignite dans le ton. Je ne sais ce qu'en pense la reine. Les
ministres Tont trouvee d'abord mauvaise, ensnite passable. Iis
avaient voulu letraucher d'abord le mot „extorquer", ensuite le
mot „insuffisant* 1 ' en parlant de nos impöts, enfiu le mot r eom-
patissant": <»n n'a retranclie que cette dernierc expression.
L'Assemblee en a «Voute la leoture avec un interet mediocre;
on a quelquefois ri. quelquefois munnure. L'n depute a traite
Pempercnr de Feuillant, un antre dinsolent, im troisieme de
plaiaant ganon. Les Jacobins disent: nous voila une puissance;
nous avons fait uYcbir l'etnpereur. il a obei; il a repondu et
dans le d«'lai prescrit: voilä une grande victoire pour nn peupl
libre. M. Delessart tiemblait de poitcr cette reponse. et il nc
voulait pas aller ä l'Assernblre. Aussi pour se populariser
a t-il fait une sottise atroce en faisant signer au roi une reponse
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qni a detruit tont reffet des offices de Teropereur; je veux
parier de la Inquisition nouvelle, qu'il fait faire par le roi de
faire cesser le coucert des puissances. On ne peut rien iraa-
giner de plus maladroit dans un moment, ou l'empereur declare
que ce concert n'a lieu que pour soutenir le roi dans sa roy-
ante constitutionnelle et pour conserver la forme du gouver-
nement qu'il a acceptee. Lcs bons esprits s'attendent que
l'empereur repondra nettement et promptement: Non, ce concert
ne cessera point, puisqu'il n'a pour objet que l'interet de la
nation franvaise et riionneur des couronnes, bien qui leur
appartient :< toutes et qui appartient aux peuples comme aux
rois ....
VII.
Pellenc an Laniarck, Paris, den 4. Miirz 1792.
La circonstance d'avoir repondu dans les delais est ce qui
a deplu davantage dans les divers messages de l'empereur,
parce que les factieux en ont abuse pour prendre du courage.
<>n a'apercuit encore mieux anjounThui que l'effet de la reponse
a ete mediocre, peu senti, partici: il sera beaucoup plus fort
dans deux mois d'iei. Voici le laugage tcnu aux Jacobins: Ou
nous attaquc parce que nous sonimes vt-ritablement le penple
frauvais assembl«' pour discutcr ses intertHs. — „Ne faisons
cependaut aucune impnidcnce, dit M. Robespierre, ecartons le
mot rvpuhliraht. Je dcclare, moi, et je le fais au nom de
la sociitö qui ne me dementira pas que je prefere l'individu
que le hasaid, la naissance, les circonstances nous ont doniie
pour roi a tous lcs rois qu'on voudrnit nous donner." (Applau-
dissements.) Les esprits vacillants ont t nrore fait dans le public
cctte remarque que rcmpereur tout en disant qu'il ne se mele
pas de nos affaires iuterieures fait plus que ccla puisqu'il se
vr
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— 21)2 —
mfle de noa partis. Les Lametli et les liommes qui sont dans
leur sens sont cenx, qui ont montre le plus de satisfaction de
la reponse, parce qu elle est a peil pres analogue a un Systeme de
salut par une crise iuterieure, dn moins ainsi qu'ils Tentendeut.
II» sunt pourtant d'avis d'iinc reponse beaueoup plus ferme
ä la depfclie de M. Delessart. Je suis persuade que leur
liaine pour le miuistre de la guerrc a beaueoup de part ä la
prefYrcnce qu'ils donnent :'« certaines idecs politiques.
J'cn revieus ä la secoude reponse attenduc, teile qu'on la
presume: „Non, le concert ne cesscra pas, car il a pour premier
objet linteret des pnissanees et la tranquillite comme la ren-
table prosperite des pcnples, qui sont confies aux divers gouver-
neinents; il ne s'agit point hi de linteret prive des rois, inais
des devoirs les plus imperieiix que la l*ro\ idence leur ait con-
lies. Ce n'est pas que votre exemple puisse etre imite de la
majorite d'aueunc nation. Vos maux sont tres-connus de
tonte I Kurope ont neutralise le poison des moyens tcvolution-
naires, auxqucls on doit les attribuer, bien plus qu'a votre
Konstitution (|iie le temps enrrigera. La nation fraucaisc n'a
d'ailleurs aueun interet de deiuandei* que le concert des puis-
sances nait plus lieu; d'abord parce que ce concert n'est pas
hostile, mais purement defensif; cnsuite parce que la majorite
de la nation fram.-aise detestant comme nous les factieux qui
troublent son repos. doit regarder ce concert des ptiissances
plutöt comme 11 11 allie (|ue comme un ennemi; ce qui lui importe
de savoir, c'est que ce concert ne se melcra jamais de ses lois
interieures, ni de la cause et des pretentions des Francaia
emigres. Quant au desarmement propose par le miuistre des
a IIa i res etrangercs la (|iicstion est mal posee, et la position
nest pas egale. La Cour de Vienne n'est pas armee en guene;
eile ifa dans le lirisgau et dans les proviuees bclgiques <|iic
les troupes necessaires au maiutien de la tranquillite publique;
c'est donc ä celui-la seu I qui a fait des armements hostiles a
savoir, s'il est de son interet d'en dimiiiuer la depense. La
position not) plus n'est pas la meme sous deux rapports. l J rc-
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mierenicnt parce que les provincos belgiques sont aeparees des
autrcs possessions de la Cour de Vienue, tandis que la France
est contigue et que tous los citoyens y sont armes: cnsuite
parce que le gouverncmcnt fran<;ais ne pourra pas garantir les
autres puissances de toute invasion apontanöe, taut quo des
autorites coustituees n'y seront pas respectees et dans une
pleine activite. Lea intentions de la Cour de Vicnnc sont assez
connues pour qu'elle n'ait pas besoiu de les developper davan-
tage. La paix est entierement au pouvoir de la nation fran-
<;aisc; mais la Cour de Vienue et lcs autres puissances, fussent-
elles provoquees a la guerre, ellea ne croiront janiais la faire
que contre les factieux et les ennemis intcrieurs de la nation
francaise; et la Cour de Vicnnc en particnlier se regardera
toujours commc Pallie de la majoritr de cettc nation. u
On craint cctte rcponsc, parce qu'elle est dans 1c sens de
la Cour de Vienne et e'est pour cela que les esprits constitu-
tionuels sont fache* (jue M. Delessart ait provoque une seconde
explication. Les intrigues dans le ministerc sont toujours les
raemcs. M. de Montcicl et M. de Marbois sont aur les raugs. —
VIII.
IVIlonc an Lamarck: Paris, den 5. März 1792.
La majorito de IWssemblee est dans ce moment ä la paix,
et dans cet objct en renouvclant les merabres du coniitr tlipl**-
matiquc eile est parvenue ä y placer quelques esprits modere».
L'opinion des Jacobins sur la guerre est encore incertainc. Loh
generaux sont assez ix la paix. Le ministöre espörc encore la
paix; mais la crainte de la banqueroute pourra it fort bien
pousscr ä la guerre les liommes, qui veuleut se dobarrasser de
cet avenir. Les Symptome* allarmants se multiplient. L'Assemhlre
ix mesure que les danger* augmenteiit, augincnte aussi de faildesse;
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eile verrait renouveler ici les brigandages d'Avignon qu'elle
n'aurait pas la force de les arrrter: c'est dans un moment pa-
reil, oü la rooindre forcc de la Cour pourrait lui faire reprendre
quelque autorite, que les ministres sont divises. M de Narbonne,
apres une quereile fort \ive avoc. M. Bertrand, a demande au
roi de renvoyer ce dernier. Sur le refus qu'il a epronve il vou-
lait donner lui-memc aa dömission; mais ses amis Ten ont de-
tourne; je crois que pour cette fois eile aurait ete acceptee. —
II s'est venge d'une autre maniere, et par ses amis il a fait
passer hier dans l'Asscmblee des Observation s tres fortes contre
M. Bertrand, telles qu'il est impossible qu'il y resiste. Son
projet est de ae donner Cahier de (ierville, Tarbe et le succes-
seur de M. Bertrand et d'isoler par ce raoyen Delessart et le
garde-des-sceaux. Lea arais de Pumouriez, et qnels anois!, por-
tent cet homme au ministere. Cela par exemple est une chose
ä empecher par tous les moyens possibles. Narbonne se sou-
tient par des lettres qu'il se fait ecrire par les trois generaux.
II y a trois jours qu'il les introduisit au conseil. Le roi eut
le tres bon esprit de causcr avcc eux, mais de les cconduire
avant de commencer le conseil. Madame de Sta< 5 l est toujours
plus deaorganisante. II y a trois jours qu elle dina cliez Castel-
laue; mais eile piqua si vivement ce dernier qu'il se rctira
dans son appartement et ne voulut plus descendre: bientot eile
chassa par des injures Madame de Broglie, qui se retira sans
dlner; puisqu'elle se prit de querelle avec une troisieme, entin
eile sc mit seulc a table cliez un tiers. Voilä je crois des
materiaux pour une excellente com«idie.
Les journaux populaires sont ä la guerre. On repand le
bruit que M. Bertrand donuera sa dömission. On a parle tous
ccs jours-ci d'un pretcndu projet de depart du roi. On dit que
les chefs republicains qui sont peu nombreux ont reconnu
l'autrc jour, soit serieusement, soit pour plaisanter, que l'etablissc-
ment d'une republique n'etait pas impossible, mais qu'il fallait
pour cela sc debarrasser de quelques trtes. On connait cette
liste. La Fayette sy trouve. M. de Narbonne porte au mi-
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nistere des affaires etrangeres Dumouriez, ä celui de l'iuterienr
Dufresne de Saint-Leon, ä eelui des sceaux Oarnier, ä )a marine
Dietrich. I/autrc parti voudrait Montciel pour ministre de la
guerrc et Marbois pour ministre de Tinterieur; 011 bien, si
Deleasart s'en va, Maissemi pour l int« rieur et Marbois pour leg
affaires etrangeres. M. de Narbonne veut communiquer ä
l'Assemblce un memoire que les trois generaux out remis au
roi; mais il demandera un comitö general et, si ee comit«'; est
refuse, le memoire sera retire. Jamais au milieu de dangers si
graves on n'a vu tant de jeux d'enfants. On discutait l'autre
jour au co mit*'' diplomatique la question de l'alliance avec
l'Angleterre. On disait: eile ne se liera point avec nous, si
nous ne Itii promettons pas de ne point entrer dans le Hrabant,
et eile exige une garantie. „Eh bien", dit Brissot, „il fallt
pour garantie mettre les Anglais en possession de Calais et de
Dunkerque." Voilä du moins un horame tn's dt-cide et tres
prononee. — Delessart voudrait mettre l'abbe Louis daus
riuterieur; M. de Montraorin n'y est pas fort contraire.
IX.
Pellene an Lamarok, Paris, den 9. März 17!)2.
Tr«'a peu de jours ont sufti pour fournir de nouveaux ma-
teriaux aux pensours. L'evi'nement de Marseille doit t'-tre carac-
terise de cette maniere; c'est une ville qui sort de son territoire
pour aller en chatier une autre, punir im directoire de departc-
ment et licencier un corps de troupes. Ce fatt n'-duit ä ses
monvements phyaiques serait tns grave; la cause Test eueore
plus. Les factieux reconnaissent les maux qu'ils ont cause au
royaume; mais pour n'en etre pas accuses, ils cbcrclient ä les
imputer a ceux qu'ils appellcnt aristoeratrs, et ils niettent dans
cette classe et sur la meine ligtie la Cour, les rainistres, tous
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leß citoyens, qui trcmblent pour leurs proprietes, tous les corps
administratifs, qui veulent faire execnter les )<>is, tous les corps
de troupes, qui ne sotit pas indisciptines. — fette maniere de
voir peut certaineincnt devenir le gerrae d'une revolution beau-
coup plus cruelle quo. la premiere; mais eette revolution touchera
de si pres a la guerre civile qu'il sera bien difficile d'eviter ce
dcrnier fleau. Les Jacobiiis de Paris viennent de jurer de pren-
dre la defense de f insurrcction Marseillaise; ils ont arrete d'en
faire la cause comniune de tous lea .Tacobins du royatime.
Cbasser un directoire et un regiment n'est ainsi qu'une insur-
rection legitime et un acte constitutionnel. Observez que dans
le meme temps M. Gnadet dit a TAssemblee: il fallt qtic
Louis XVI s'explique et qu'il declare, s'il veut definitivement
etre le roi des Francais ou le roi de Coblence; quo dans le
meme temps, un depute faisant la lecture d'un article constitu-
tionnel pour s'opposer a un mauvais decret, les tribunes
couvrent la voix et rABsemblee entiere par dos buees, se ticunent
debout et crient pendant un quart d'heure: a bas l'orateur; que
dans le meme temps on repand avec ineebancete que la reine
doit aller ä l'Assetnblce pour hii demander la permission de se
retircr en Allemague; que le ministre de la guerre fortifie tous
les 8oup(;ons de la malveillance en declarant qu'il va placcr
des troupes sur la route de Conipiegne; qn'a Paris la plus fä-
cheuse mesintelligencc regne entre le departement et la muui-
cipalite; que le roinistere instruit le public de ses divisions
intestines et s'avilit lui-meme aux ycux de tous les partis; que
la maison du roi nc peut parvenir ä etre installee; qu'on perd
la tete jusqu'au point de proposer une dictature dans cbaque
departement, lä oü la Constitution donne un roi pour dictateur;
que la poltronncrie de chaque depute individuellement est teile
que des decrets qui n'auraient pas dix voix au scrutin passent
a runanimite; que le president remercie uue deputation de
l'excellente idee darmer les femmes de piques et declare que
la Constitution et les piques iront n ttmmortalite; qu'cnlin il est
aujourd'kui reconnu que les brigaudages d'Avignon se renou-
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velleraient au sein de Paris sans que l'Assemblee osät s'y
opposer
Je craina qu'il ne se prepare une donnee nouvelle. Le
miniatre de la guerrc parait vouloir ae maintenir en place par
des moyens revolutionnaircs; il attaque publiquemcnt M. Kertrand;
il se fait ecrirc de rester par les trois generaux; il n'a qu'a
faire un pas de plus vers les Jacobins et il bravera le reatc de
l'Assemblee et la Cour. Je ne vois encore que du depit dans
sa conduite; bicntot le desespoir pourra s'en meler. Aujonrd'bui
peut-etre on pourrait le renvoyer sana danger, et bientot on ne
le pourra plus sans commotion
X.
Pellcnc an Lainarck, den 14. März 1792.
L'effet qu'a produit la mort ai inattendue de l'empereur
est aujourd'bui tres conuu. La baussc des eflets est prodigieuse,
et la baisse des louis a ete de 21 ä 12% et meme ä 10 et 9.
Toutes les csperanees qn\m a con<;iies de cct evrinemcnt tien-
nent de la folie, tont comme la maniere, dont quelques jour-
nalistes parlent de Leopold, tient ä la plus incroyable pervcr-
sile. Les ignorants repandent que rarcbiduc n'ayant pas vingt-
cinq ans ne peut pas etre roi des Romains.
Le deeret prepare d'avance contre M. Delesaart fait partie
d'un plus grand projet. Le meine sort etait reserve an garde-
des-sccaux et le glaive est eneoro suspendu. On n'a pas
renonce au projet de faire rentrer de vive force M. de Narbonne.
On parle de denoncer Alexandre Lametb et la reine; on croit
ccllc-ci sans appui, et si les factieux conuaissent bien lenr ter-
rain, il n'est rien qu'ils ne puissent tenter. Un des pouvoirs
est sur le point d'envahir fautre. Voici le verkable resultat
du moment. L'Assemblee, tres faible contre ranarebie, est
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toulc pnissaiite contre la Cour. Elle seilt cela et se reconnait
cc genre de force. Poussera-t-elle ses succes jusqu'oü ils peu-
vent aller? je ne le erois pas. Auciin de ccs dangen n'aurait
existe, si le roi eut renvoye le meine jour sans distinetion et
tout a la fois Delessart, Narbonne et Bertrand; au contraire,
ce jour-lä memo la royaute acquerait un grand pouvoir; mnis
lea con8eillera sont plus faibles qne les eveuenients. On a deja
assez cruellement expie le succes d'un jour et un succes encore
incertain. Le salut en derniere analyse est dan8 l'armee et les
dispositioua de Tarmee sont incertainea. Le aalut du moment
aerait dans le depart de la Cour pour Fontainebleau; maia la
garde n'cst pas installee et la defianco a'aeeroit. Vingt cour-
tisans odieux sont encore aur lea raarchea du troue et repous-
sent, dit-on, tonte confiance. Le roi en est, ä cc qu'on dit, ä
prier Dieu toute la jonrnee et a ae preparer j\ tout par le
dechirant desespoir de la resignation. On m'a assure qu'il
etait dispose il y a troia joun ä abdiijuer. On sonde le peuple,
si l'envoi de la reine ä Orleans ne causcrait point une insur-
rection.
Au tnilieu de taut de per ils je m'indignc tour ä tour et
contre la faiblesse et contre la perversite de quelques hommes.
Une asscmblec de douze personnea ebez Duport (et La Fayette
en etait) n'a montre que Pimpossibilite d'agir de concert. Ce
dernicr n'est pas decidement mal; il serait convenable de l'era-
peeber de s'aigrir pour l'opposer a Narbonne, qui veut etre le
roi dea Kalles et qui joue deja lc röle du duc de Bcaufort.
Les Lameth pretendent que Luckner etait avec Narbonne pour
la republique on pour le cbangement de dynastie; que Kappel
du duc de Brunswick tenait a ce plan; raais ne faut-il pas
attribuer ces details ä l'exageration de la passion?
On va soumettre la liste civile ä l'impöt; c'est deja un
retranchement de quatre millions, et Ruderer comme vous
voyez vise ä la gloire. Daus l'affaire de Marseille on a mande
ä la barrc tous les enneinis des factieux et c'est leur ami
Dumouiicz qu'on veut envoyer pour les combattre. Quel bomrae
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que celui dont le plus grand bicn qir'en puissent dire ses amis,
c'est qu'on peut l'achcter! Petion, le jour de son corapliment
ßur le decret contre Delessart, est alle ä Brutus et s'y est fait
applaudir. Le meine jour Narbonnc a paru a quatre spectacles.
Des journaux continuent ä le servil*. M. Caliier se propose une
action que je lui envie, de declarer ä l'Asserablde qu'il quitte
le ministerc pour aller ä Orleans defendre M. Delessart. Mont-
ciel le remplacera. ä cc qu'on dit; raais les Lameth dont il est
l'ami ne lui donneront-ils pas tous lenrs ennemis? ....
XI.
Pellenc an Lamarek, Paris, den 15. März 1702.
1°. Je ne vous ai dit qu'un seul raot de la conversation
qni a eu lieu che« Duport. Klle cxige quelques detail« et ce
n'est pas den Lameth que je les tiens. Ceux-ci y etaient avec
Labovde; il y avait La Fayette, Kmmery, La Tour Maubourg,
Oastellanc, Ileaumetz, Cliapelicr, etc. On y discuta la questiou
des deux chambres; on Tut d'accord snr leur necessite, mais
nun sur leur formation. I n pair et im pair hcrcditaire est un
loup-garou pour La Fayette et pour les siens. — 2°. Si la
Constitution pouvait tenir teile qu'ellc est; nouvelles disputes sur
ce point, les uns disant aux autres que c'est au moment de la
rc\ ision que ces rellexions auraieut dfi etre faites. — 3". Si
l'Assemblee irait jiisqu'au bout. Ici seance rorapue par la vio-
lenee des debats et les Laraeth y ont passe pour des contre-
revolutionnaires, atnsi que Dumas qui va de ce bord, de faeon
que le parti qui avait provoque la Conference a beaueoup
perdu. On a eu quelque reglet de ne m'y avoir pas appele.
J'aurais refuse.
Hier les louis sont remontes ä 17 °/ 0 ; l'esperance qui
n'ctait fuudeu que sur l'engoueraent s'attiedit un peu. On a
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traite dans quelques soi-ietes la question d'uue forcc du dehors
considereo comme secours, et on a cru gtmeralcmcnt qu'il etait
impossible de composer avce unc pareille idec. Cazales lui-
memc marchcrait alors aux frontiercs. La Fayette sera le der-
nier ä pouvoir composer stir ce point. Lea Lametli möme n'en
voudraient pas, et il est certaiu quo cc remedc est si extreme
et si voisin surtout de la guerre eivile qu'il ne pourrait etre
Supporte qu'au deruier niomeut par uue uation aussi fiere que
celle-ci. Ce moyen suppose eu effet 011 une desorganisation
totale ou uue guerre civile commeneee, et quelle double extre-
roitc!
Laissons toutes ces idecs, et voici un ordre de choses
bien nouveau. Les Jaeobins sout parvenus a former uu uotiveau
roinistere; cc n'etait rien que la uomiuatiou de M. de Grave;
celle de M. de la (Joste au ministcre de la marine pouvait eu-
core aller, quoique M. de la Coste soit Jacobin; mais M. Du-
mouriez est ministre des affaires etrangrrcs. Les Jaeobins ne
se seraient pas meme contentes de Sainte Croix, et Condorcct
tenait toute prete une denonciation contre la reine de 14 articles.
Fetion de son eöte qui dine quelquefois a Mousseanx suspendait
Pinstallation de la maison du roi. On savait dans le conseil
qui nommait Dumouriez et qui »'est prolonge jusqu'ä trois
lieures du matin que Dumouriez soupait dans ce terapB-lä avec
Brissot et Condorcet. Le meme jour les sections avaient <*te
rassemblees par le maire, et on veuait de deliberer de garder
les gardes-francaises et d'en faire «ine gardc soldce. Les
ministres ont cru devoir tont sacrifier au salut de la reine. Iis
se sont trompös sur le fait, mais totaleineut trompej. On n'au-
rait pas eu le conragc de denoncer ou n'nurait pas denonce
avec succes. Le decret memo rendu, il reatait beaueoup plus
de cbances qu'on a cru. Les suites de tont ccci sont mainte-
nant incalculables. Les Lametb sont tues, du moins pour quel-
que temps. Le garde-des-seeaux veut quitter, et qui mettra-t-on
si Tarbe qnittc, ('laviere le remplace. L'abbe Louis aurait
refuse; Montciel u'aurait pas vonlu faire nn pareil miuistere ; il
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nfi restcra plus qn'a le jacobiniser tout-ä-fait; alors la gnerre
est possible. Si tout ceti n'cst qu'un acte de desespoir de la
part de la Cour, les fantcs secn-tcs viendront: si au coutraire
on voulait faire im dernier essai par dos moyens aussi nouveaux,
il faudrait dans l'intericur, et pour la conduite personnelle de
la reine et du roi, un conseil bnbile. Je tacberai de placer
deux ou trois liommes dont je sois sur auprea des nouveaux
ministres. II est possible que ccs derniers veuillent gouverner
qne les Jacobins les favorisent que l'Assemblee les seconde; et
par cela seul on gagnerait du tenips. Nentraliser les intentions
secretes et les pit-ges, voila desormais Fesscntiel. Le roi
d'apn'a la Constitution nc pouvait pas renvoyer Pelessart apres
coup; j'ai dit de demauder an moins sa demission pour conser-
ver le principe. An reste ne vous y trompez pas; tout ceci
est une suitc de la vengeance de Narbonne. L'article apologe-
tique de ce dernier, insere dans la gazette universelle et remis
tont fait, a du couter bien cber. Ce qui paraitra singulicr aux
yeux de l'Europc, c'cst que les Jacobins entrent au ininistere
precisement, quand l'cmpcrcur vient de les attaquer; mais
riiistoire dira: Leopold nc sYtait donc pas trompe sur leur
influence. (Jcux qui disaient: fempereur a eu tort, il donne
trop de consistance a une poignee d'individus qui ne sont rien,
ceux-lä. dis-je, gardent aujourd'lmi le silence.
Tarbü n'a plus d'antrc appui pour rester dans le ministcre
que U<edcrer. Sougcz a moi pour quelque avenir; le naufrage
approebe; offrez-moi quelque plancbc.
Je joins ici un billet de Lametb:
„Le roi a abandonne Lessart et nomme Dumouriez; s'il
sait riiistoire d'Angleterre, il n'aurait pas du sacrifier son
ministre. On fera prubablement baisser l'argcnt pour celebrer
le nouveau niinistere. Profitez-cn, vendez vos assignats, car
s'ils suivent leur Systeme, ils ferout la guerre, et vos assignats
perdront 300 p. 100.
La faiblcsse perd lea liommes et priucipalement les rois.
Le gardc-des -sceanx donne sa demission et ne veut pas meme
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aller au conseil de demain. J'ignore ce que fera Tarbe; ce
serait uue graude laute de sa part de rester dans un ministere
sur lequel s'öcroulera ledifice qu'ils battent cn breche depuis
leur arrivee."
XII.
Pcllonc an Lamnrck, Paris, den 16. März 1792.
Dans un jour tont a ete chauge. On a nomine Dtimonriez
miuistrc des affaires t'trang« res, et aussitnt Petion a consenti
ä l'iustallation de la garde du roi, qni est depuis hier en ac-
tivite; et Brissot a dementi dans son journal le bruit de la
denonciation de la reine; inais le ministere est change tout
enticr. Hier le garde- des -sceaux et Tarbe ont donne leur
demission. Les trois ministres deja nommes vont demain aux
Jacobiiis. Ce clioix, s'il est coinplet et saus mclange, sera une
epreuve de plus; il tonmera vraisemblableinent au profit de la
suretc personnclle de la reine et du roi. Les trois ministres
aniionccnt deja des iutentions assez bonnes ä cet egard. ("est
Cahier de (Jcrville qni a donne rette impiilsion; il n'y a eu
aueune autre intluenee. M. de Grave de ja nomine a secoude
M. Cahier.
Le diseours du roi en renvovant la garde nationale a pro-
duit beaueoup d'eftet. Ce nouveau ministere considere commc
epreuve ne deplait pas extraoi tlinaii ement. II y a plus: s'il
tourne ses forces ä faire respecter la reine et le roi et a leur
attirer la contiance: s'il ae seit de la majorile qu'il aura
dans l'Asscmhlcc pour faire disparaltre rette Opposition entre
le» deux pouvnirs, qui a Beule cause jusqu'aujourd'liui les dangers
de la Cour; si par lä les inconvenients de l'anarcbie eessent
d'T'tre imputes au pouvoir exeeutif etc., il aura par cela meine
beaueoup ameliore la Situation des choses
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XIII.
Pellcnc an Lamarck, Paris, den 27. Marz 1792.
Garnier, d'abord secretairc de Herault de Sechelles,
aajourd'hui commis k 3000 fr. chez Duport du Tertre, a dit:
j'aime raieux conserver mes 3000 francs; j'en ai beaoin pour
vivre. Duranthon de Bordeaux est fort, mais He avec la depu-
tation bordelaise. Lea Jacobina ont dejä fait un pas pour
aoutenir les nouveaux ministres. La Fayette a vu le roi et la
reine qni ont ein le coiiteutcr pleinement. Celui-ci a dit en
aortant; on m'a traite avec plus de confiance; j'ai vn meme un
peu d'abandon, mais la defiauce est toujoura au fond du cu*ur.
Cet homnie est difficile ä contenter.
La derniere lettre du roi ä l'Asaemblee est nne grande
fante. Lea nouveaux ministres en ont ete furieux. Le roi a
eu l'air de dire: javais des lionneles gens, voua avez voulu
dea coquins, je les ai pris: Nous verrons, oü cela nous menera.
Le roi n'a qifä auivre ainsi de pareila coii3eils et il est plus
mal que jamais. Ponn|Uoi perdre ainai l'avantage davoir pris
un ministere jacobin? car cela meme est une cliance, cela meine
etait un moyen et un des pasaagca oü il fallait arriver. Les
lionneles gena sc rallieront ä ce ministere en taut que ealmant,
surtout si Ton voit qu'il doinine les jacobins, au Heu d'en etre
domine, et cela commence.
Dumoiiricz est tres content du roi, qui 1'appelle inon Jacobin,
et qui rit de ses tours de saltimbanque. II a vu la reine;
maia il a dit qu'il nc la verrait plus, de penr de ae depopu-
lariser et qu'il navait rien ä fnire avec eile. Dans les dernieres
depechea cc miniatre a donne ju3(|ii'au 15 avril au roi Franyoia
pour s'expliqiier aur le deaaimement qu'il demandc, autrement
la gnerrc. On pense ici qu elle aura Heu, car le ministere la
veut: du inoina se fera-t-elle sans danger pour la reine et pour
le roi avec un ministere patriote; on ne eroira plua etre iialii,
et cette circonstauec est tres remarquable. — .le n'ai jamnia pu
aavoir, si on avait rcpoudii aux dernieres depeches de M. l)e-
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lessart. — Dumouriez vondrait quo la condnite memc de
riuterieur ae diacntat dana Ic conseil; maia s'il a'agit de la
maison civile, que je saia quo lea denx clicfa veulent retarder,
il convient que des le premier mot ila discnt: cela ne von«
regardc pas; inelcz-voua de gemeiner Ic royatime; nul n'a le
droit de ae im* ler de noa gena que noiia. Toua lea lionnetea
gena desirent quo I on tienne cette condnite. On pent etre
force aur la maiaon civile, ai le refna de la former faiaait
naitre dea defiancea anr les intentiona etc.
Bcanconp de gena croient toujours ä la probabilite de la
guerre civile, ceux-lä anrtont qui ont :i se venger on ä domincr
on qni craignent, comme ils le disent, d'etre deshonorea et qui
en derniere analyac venlent rester loa inaitres du terrain, donner
la loi, regier lea trea petite8 inodilicationa elc. Tont cela ne
conduirait qu'a unc longuc tutelc, a unc longne minoiite: on
changerait de vainqueur et ce qn'on appelle unc erise, ne serait
qu'une nouvclle maladie. Les meines liommea craignent par-
dcaaua tont la guerre etrangere.
On croit ici qu elle aura Heu pnisque le miniatere la pro-
voque. Ce qni afflige lea amia de rimninnite, c'eat qu'nne foia
le fourreau tire, on ne a'arretera certainement paa a dea demi-
meaurea; que la guerre aera pouasee a outrance, avec dea foreea
immenaea, portee aur beaueonp de pointa, de maniere ä arriver
juaqirau cojur ou d un pays ou de l'autre. On croit encorc a
la guerre, parce que si la rnpturc dana l'equilibre du nord avait
Heu Tan procliain ou ä cause de la Pologne ou ä cause des
Tnrca, le roi de Ilongrie aurait un braa Iii* du cote du
Brabant, ou il serait force de tenir de grandea forcea. On y
croit encore, parce qu'indepcndammeut de tonte propagande
tonte longne auarcliie est contagiensc et lea disparatca entre
lea deux gouvernementa aout trop fort-», ponr que, notre anar-
ebie meine venant a ceascr, tonte rAllcmagne ne ae resaente paa
de notre seeonsae.
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XIV.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 28. März 1792.
Nou8 avons eu trois jours de Stagnation ä l'epoque du
decret contre Delessart; c'est-a-dire qne tout le monde ignorant,
ce qni aurait lieti le lenderoain ou dans une heure, il n'y avait
rien ä 6crire.
Aujourd'hui cette incertitude est la meme jusqu'ä un certain
point; c'est-ä-dire qne la directiou que prendra le ministere ou
la majorite de rAssemblee ou la majorite des Jacobina ou la
Cour dans ses rapports avec le ministere ou la partie saine du
public sont autant de donnees inconnues.
Les ministres paraissent vouloir rester unis. Jusqu'a present
le parti jacobin dans rAssemblee les soutient, et ce parti a la
majorite; mais les principes anarchiques n'en subsistent pas
moins dans la conduite exageree des patriotes qui sont hors de
TAssemblee, et lä, on nous ne sommes pas des furieux, nous
sommes au moins des fous.
Voici une lettre de Marseille lue par Isnard aux Jacobin s:
„ Legislateurs, que f vous a Paris? examinez-vous de
proche, et si vous £tea incapables de resister i\ un assignat ou
ä une putain, retirez-voua. La nation peut vous ecraser dans
sa colere" etc. Isnard n'a pu lire jusqu'au bout.
XV.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 81. März 1792.
Vous serez bien aise de savoir ce qu'on pense de la reponse
de M. le prince de Kaunitz: 1° Tont Ic mondc y a blfUne une
expression qui tend a faire regarder comnie douteuse la liberte
du roi. 2° On n'aurait pas voulu non plus du mot Jacobin et
dans le moment surtout od ce parti vient de triompher, de
G lagern, Die franz. Legislativ«. 20
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- 30) —
s'eraparer du rainistfre et du gouvernement total par sou influ-
ence sur l'Assemblee; ce mot avait moins que jamais l'ä-propos
du moment, car il faut vous dire oü en est la veritable Situation
des esprits. Les esprits moderes out d'abord ete (acbes de la
fonnation d'un ministere jacobin; roais ensuite ils ont regarde
cet evenement comme une chance qni nous restait a tenter et
dont ou doit essayer de bonne foi. Les banquiers, les gens
riches, les proprietaires en sont la; eu un raot tous ceux qui
regardent cela comme un calmant, qui veulent et qni croient
gagner du temps et veulent etre sauves n'importe par qui. Le möme
Systeme est adopte par les Tuileries, c'est-a-dire que le roi laissera
tont faire a ce ministere et le secondera tant qu'il aura la majorite
de l'Assemblee. Ce Systeme ne vient pas des Lametli, mais
plutot de Topinion publique, et les Lanieth y reviennent inseu-
siblement. Je crois que cette idee est venue ä beaueoup de
gens, quand on a vu que la majorite de rAssemblee, composee
des homraes les plus ardents, paraissait vonloir soutenir ce
ministere, car cela etait capable de donner des espärances. Moi,
je n'en suis pas tout-:i-fait la; j'approuve que la Cour ne se
mette pas eu Opposition avec le ministere; mais je dis que ceux
qui en attaquant les anciens rainistres u'ont voulu que detruire
les ministres, soutiendront les nouveuux; qu'an coutraire ceux
qui dans l'attaqne contre les ministres n'en voulaient reellement
qu'au ministere et ä la chosc elle-meme, continuent d'attaquer,
sinon les ministres, du moins la Cour, pour remplir le meme
but, et cet esprit perce dejn du moins ä mes yeux; il est vrai
quo ces projets pourraient etre compenses par des fautes et
nul des joueurs ne jouant bien le jeu les parieurs sont necessaire-
raent deroutes.
3° La reponse de M. le prince de Kaunitz a paru cette
fois plus forte que les offices du feu empereur, plus noble,
plus digne. 4° Tous ceux qu'on appelle ici aristoerates ont
ele ravis de joie, roais par cela meme les gens moderes ont
ete reveurs. Ceux-ci ont regarde la guerre comme presque
certaine; ce n'est pas precisement de la reponse de Kaunitz
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- 307 -
qu'ils ont tire cette consequence, mais de la combinaison qu'ils
en ont fait avec l'impetuoaite de Duraouriez, le ton leste de la
requisitiou deji\ arrivee ä Vienne et la reponse presque ine-
vitable ä laquelle on doit 8'attendre. 5° L'effet de l'appel a
la partie saine de la nation a ete manque par la paraphrase de
Duraouriez qui a dit: on veut saus doute parier de l'aristocratie.
Je dis manque dans l'AsBemblec. En general on a remarque
plus de terreur que diropatience dans TAssemblee et dans le
public on a remarque beaucoup d'anxiete. Les troubles publics
n'en sont pas encore au point de regarder la guerre corame un
appui, et quelque soit le rentable etat des choses, l'opinion
publique n'en est pas encore la. car ceux qui par leurs lu-
uiieres scraient le plus a portee de sentir cet apercu sont
arretes, soit par leur amour-proprc, aoit par le desir de sau v er
leur pays par leurs moyens personuels. Ensuite pour que l'appel
a une partie de la nation eut l'effet qu'on a pretendu obtenir
la partie amicale de la reponse aurait dft lYtre encore davan-
tage. II aurait fallu dire apparemment ce qu'on n'a pas voulu
dire; et d'ailleurs quarid il s'agit des choses d'effet et d'effet
du moment, d'effet d'entrainement, un seul mot detruit tont; et
de loin ccs clioses-)a sont presque toujours manquees.
Une chose assez singuliere, c'est qu'uue partie de l'Aasem-
blee a cru que la reponse de Kaunitz ue signifiait rien, parce
quelle faiaait partie du plan concerte avec M. Delessart; qu'ainsi
il fallait attendre et Ton a'attend en effet ä un langage tout
different en reponse ä la depeche de Duraouriez. II est im-
possible de dire maintenant, si l'Assemblee veut la guerre. Le
premier effet de la reponse a ete d'attiedir un peu ceux, qui
desiraient le plus la veille. Je sais d'ailleurs que la bourse
influe tant qu'elle peut sur Clavi{*re pour Ten detourner. Le
parti de Narbonne s'est tourne aussi tout recemment s\ la paix,
et je crois que par ce motif il s'est rcftise aux insinuations
tres reelles qui lui ont ete faites par Duinouriez de rentrer dans
le ministere.
Les Jacobiiis sunt divises. Robespierre est pour la paix et
19*
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- 308 -
son parti, quoique assez faible, y est en guerre, ouverte avec
la faction de Bordeaux. Je vous dirai, puisque j'en suis ii
parier de M. de Narbonne qu'il va se rendre ä l'armee et que
son projet est de ne s'y occuper que de son metier, dy etre
bien pour le roi et de rentrer dans neuf mois dans le ministere.
II regarde les Lameth comme aneantis
C'est l'eveque d'Autun qui a fait nomraer M. de Chauvelin . . .
arabassadeur en Angleterre. II ne sera que son prete-nom.
II va partir lui-meme. II ne manquerait :\ revequc d'Autun
que d'etre lie avec ce ministere tout aussi ctroitement qu'avec
l'ancien. Voila le caractere de toua les liomraes a argen t.
Je vais maintenant vous faire part de quelques reponses
que j'ai reeues par ecrit ä cette question: que pensez-vous de
la lettre de Kaunitz?
Duporl et son parti: II ne faut pas tont-a-fait loner la
reponse du roi de Hongrie; mais les patriotes doivent faire
ressortir avec force et avec adresse comme par exemple avec
gaiete que le miuisterc etant jacobin, c'est a lui que l'Europe
declare la guerre et que les Jacobins vont eraploycr les troupes
francaises pour soutenir leur cause ....
Montmorency, c'est-a-dire Narbonne: La reponse de Vieune
mc parait plus guerroyaute que la dcrnierc et Test certainement
asaez pour nous inquieter sur les foliea de notre uouveau mini-
stere. La phrase patriotique dont Dumouriez a accompagne
la communication ne me parait pas rassnrantc. II y a dans le
refus absolu de desarmcmeut et dans la declaration que le
concert snbsistera et dans Pappel positif ä la partie sainc et
principale de la nation plus que dans le premier Systeme in-
diqiie par Leopold
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- 309 -
XVI.
Pcllenc an Lamarck, Paris, den 2. April 1792.
L'on ne connatt pas encore parfaitemeut le nouveau Systeme
du ministere. M. de Grave ne veut pas la guerre; il dit meme
qu'il donnera sa demission. Dnmouriez dit aussi qu'il ne la
veut pas. C laviere liesite. La Coste ne prend aucune couleur
et Roland est un sot. On intrigue beaucoup autour du mini-
stere sur cette question. On voudrait pour cet objet et pour ce
seul objet y etablir une majoritö et une minorite; et cette in-
trigue part des membres de l'ancienne Asscmblce. Lea meines
hommes voudraient, quelque parti que prenne l'Assemblee, que
le roi ne fit pas la proposition de la guerre et que, si eile est
votee par un decret, il refusät de le sanctionuer. Iis pretendent
que la majorite de TAssemblee pour la guerre ne serait pas la
majorite de la nation. Ce qui est singulier, c'cst que la plupart
des hommes qui tiennent ce langage seront dans l'armee; et si la
guerre a lieu, ils la feront par iusurrection. Iis auront, disent-
ils, des tribuues ä la tete des regiments. Le vobu de l'Assem-
blee n'est pas mieux connu que celui des rainistrcs. Quant
aux Jacobins de peu s'en est fallu que Robespierre y fit passer
une adresse ä tontes les societes affiliees pour les provoquer
a donner leur voeu pour la paix. Quant aux generaux ils pcn-
sent toujours ä peu pres de meme, si ce n'est que La Fayettc
est plus port6 a la guerre qu'il ne Tetait. En voici les motifs.
D'abord il s'est Ii6 avec Dumouriez qu'il avait lui-meme pour
le Brabant; 2° il a obtenu que son armee serait amelioree, et
en eflFet eile est beaucoup meilleure aujourd'hui; on lui a donne
de raeilleurcs troupes et de meilleurs officiers-generaux; 3° on l'a
flatte en lui faisant envisager la perspective do la conquete de
la Hollande. Dans cette vue it s'est fait donner le comman-
dement de Oivet. La principale force vient de M. de Fleury
qu'on dit tres-liabile. M. de la Tour-Maubourg commandera
son avant-garde; cependant M. de la Fayctte sait et dit lui-
meme que plusieurs ofliciers passeront de l'autre cöte et que
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- 310 -
plusieurs corps de gardes nationales ne tiendront pas. Voici
deux faits qui vous «Honneront et dont je suis snr. M. de La
Fayette a deja recu l'ordre d'entrer par Givet et de marcher ä Liege;
dans le meme temps M. de Wittgenstein entrera d;iti9 la Savoye.
C'est la le dernier plan d'attaque arrete. On l'a prefere, parce que
d'un cote on espere prendre Liege avant l'arrivee de l'armee de
Wesel, et on sera soutenu ä Liege par les habitants. D'un autre cote
on croit que les 6000 Savoisicns qui sont sur les frontieres ne
pourront pas resister et on espere encore qu'on y sera seconde
par les habitants. Et, dit-on, si ces deux premiers coups de
main reussissent, et que rinsnrrection des peuples commence
ainsi a deux bouts opposes, la commotiou pourra s'etcndrc plus
loin et causera beancoup d'effrui. On croit que ces deux coups
seront portes avant qu'on soit en etat de les parer. Cependant
quelques personnes pensent qu'il y a un traite secret entre les
8uis8es et la Savoye, et certainement, si les Suisses s'en melaient,
M. de Wittgenstein n'aurait pas beau jeu. Cenx qui sont per-
suades que la guerre aura lieu par le fait du ministere francais,
ajoutent que M. Dumouriez a des intelligcnces en Prusse, et ils
remarquent ä cette occasion que M. Brissot n'a jamais attaque
cette derniere puissance; ils ajoutent que M. Dumouriez a eu
des liaisons avec Van der Noot et qu'il n'oubliera lien pour
desorganiser le Brabant.
Au reste les Lameth , quoique mis presque ä terre. font
des efforts en tout sens pour detourner la guerre. Iis preten-
dent qu'elle occasionncra un massacre dans tout le royaurae et
que. si nous avons des revers, le parti de Robespierre, qui ne
veut pas la guerre aujourd'hui, persuadera facilement au peuple
que le roi seul, dont on aura servi par le fait les interets, en
aura etö la cause. Iis font sur cela mille raisonnements. C'est,
disent-ils, le parti d'Orleans qui domine, car l'abbe Sieyes n*a
jamais quitte ce parti; Petion non plus: il dine toujours ä
Mousseaux. Sillery ne quitte pas les Jacobins et les fautes de
la guerre ameneront un conseil exöcutif. On en viendra la
d'autant plus facilement que ce ministere avilira et affaiblira
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— 3J 1 —
de plus en plus la Cour, en fortan t la nomination d'un gouver-
neur du dauphin, en faisant 61ire par le peuple les commissaires
de la tresorerie, en faisant reelire tous les juges du royaume
etc. Voilä ce qu'ils disent. Iis voudraient donc que le roi
s'opposat a la guerre, mcme contre son miuistere et contre
toute l'Assemblee, et quand on leur dit: mais comment le roi
pourra-t-il rester en Opposition avec des ministres populaires,
ils repondcnt liardiment: le roi ce jour-la devra les chasser; il
a obtenu d'eux ou ä causo d'eux l'installation de sa garde,
c'est le seul bien qu'ils pussent lui faire. Le roi resistera donc
aussi ä l'Assemblee! mais d'oü lui viendra sa force? ils repli-
quent a cela que f Opposition de la nation est assez evidente;
que le roi a dejä fait un pas vers l'ccliafaud comme le roi
d'Angleterre autrefois en abandonnant Delessart; que la faiblesse
perd les rois; qu'on dit dans les provinces: le roi ne fait rien,
donc il est inutile etc. II y a dans tout cela du vrai, du faux
et surtout de l'exagcre; d'ailleurs c'est supposer le roi autre
qu'il n'est. En parlant de la reponse du roi de Hongrie aux
requisitions de M. Delessart les memes personnes disent qu'il
devrait repondre en peu de tnots: vous 6tes des fous et vous
nie faites pitie; ce n'est pas la nation qui me declare la
guerre; je ne la fcrai donc pas; et certes ce n'est pas moi qui
dois la craindre. Vous rc^arderez sans doute cela comme une
folie; les memes personnes ont la bonue foi d'ajouter que pour
tenir ce langage il faudrnit rtre cent fois prepare. Elles ne
sont plus aussi sfires de M. de La Fayette qu'elles le croyaient.
Voilä pourtant nos hommes les plus forts; et cette dcraison,
car il y en a beaucoup dans tout cela, est toute leur sagesse.
Quant aux emigres voici ce qu'on en dit ici. Les gens
müderes y sont en horreur; Hergasse par exemple y est abhorre.
Le parti de d'Entragues y domine. II veut les Etats-gcnöraux
de 1614. M. d'Artois veut aujourd'hui entrer; il en est :i
l'ancien regime tout enticr. Les parlementaires plus riches en
gencral (jue les autres sont presque tous revenus. Ces gens-la
raalgre leur faiblesse sont capables d'un coup de tete ....
— 312 —
Le garde-des-sceaux sera vraisemblablement decrete d'accu-
sation; il y a unanimite contre lui dans 1c coraitc qui doit
rapporter cette aflaire.
xvu.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 3. April 1792.
L'abbä Sieyes a une grande influence sur Dumouriez et
par lui sur tout le ministere; cela est un de ses plus grands
inconvenients, et je suis perstiade que par cela meme le ministere
aura plus de peine ä se soutenir. Dumouriez et ('laviere sont
tres Contents de la Cour; roais je crains que Dumouriez ne fasse,
sans le vouloir peut-etre, des inconsequences. II a dit par
exemple au comite diplomatique qu'il craignait que le roi tient
une correspondance secrete avec Vienne; et comme, a-t-il ajoute,
on n'est pas mattre de ses premiers mouvements , j'ai cru
apercevoir que le roi connaissait deja la reponae de Kaunitz,
quand je la lui ai montree. Voilä du raoins le propos qu'on
lui attribue.
La garde du roi est violemment attaquee; eile Test au
point qu'on risquera au premier jour de forcer lo roi a la
remplacer. II faut convenir que le choix de M. de Brissac est
detestable. Voici le veritable etat de l'opinion. Le parti de
Robespierre dans les Jacobins est contre le nouveau miniRtere,
et ce qu'on appelle la montagne dans l'Asserablee suit la mome
ligne, c'est-a-dire est du parti de Robespierre. II y aura donc
lä un genre de roinorite auquel on ne s'attendait pas. Petion
est plus pour Robespierre que pour tout autre parti; mais il
ne s'est pas encore bien prononce. Le parti de Robespierre
dit que c'est la reine qui vent la guerrc et qui pousse les
puissances. Cette idee prendra par une raison fort simple,
c'est que ceux-la meme qui veuleut la guerre sontiennent que
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_ 313 -
les pDissances nous la declarent par leur conduite. Ce Systeme
commence :\ faire des progres et fera certainement naftre
beaucoup de dangers. On dit que M. Dumouriez voulait s'opposer
ä la fete dea soldats de Chäteauvieux et que M. I'abbe Si6ycs
lai dit: „ne voas melez pas de cela!"
XVIJI.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den 17. April 1792.
La note ci-jointe tne vient de la reine, et pour me dispenser
de mettre cette pioce en chiffre, j'ai change los phrases, qui
roarquaient la source, d'oü elles viennent. J'ai de nouveau
fortement insiste sur unc response au Biijet de la Convention a
fixer pour les refournissements des depenses que notre Cour et
celle de Berlin pourraient faire dans ces conjectures; j'ai
observe, corabien le silence des Tuileries a cet egard est
deplacc. 1 )
Depuis quelque temps les nouvelles de Paris ne parlent
que de la fermentation occasionnce par un projet de fete a
donner ä des soldats du regiment Suisse de Cliäteauvieux, con-
daranes aux galeres et ensnite absous par f Assembler nationale.
Toutes les fcuillcs publiques sont remplies de ce qui a trait a
cette ctrange idee, et Votre Altesse en connait certainement les
details. Cette afFaire, qui ne doit etre qu'extravagante est liee
ä un autre objet plus interessant, celui d'effectuer une d^nonci-
ation contre M. de La Fayette. L'importance de cette denonci-
ation et l'ophiiatrete que Ton raet a la föte, comme devant
favoriser ce projet, peuvent occasionncr des secnes bien dange-
reuses dans la capitale: on a lieu d^tre ctonne du courage et
') Die einleitenden Zeilen zu dein ira folgenden aufgeführten Briefo
Mario Antoineltes sind im Originale chiffriert.
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- 314 —
de l'audace que les chefs de cette trame montrcnt dans uue
occurence aussi hazardeuse. La ville d'Arles est en partie
d6vastee; les priaonniers d'Avignon sont elargis; le fameux
Jourdan a ete porte comme en triomplie dans la premiere de
ces villes; on croit qu'il sera appelc a Paris. A cette compli-
cation de scandale et d'horreur se joignent les eflorts mani-
festes des chefs factieux pour dccider une gnerre au dehors;
il y a donc une cliaine invisible ä cet etrange Systeme, qui
semble conduire k une seconde revolution, a laqnellc peut-etre
on tonclie de si pres qu'il sera tres difficile de l'eviter. Le
but de cette seconde revolution est sans doute darriver ä une
Constitution rcpublicaine; dans ce cas on ne pourrait calculer
les dangers auxquels le raonarque franeais et sa famille se
trouveront exposes. Les apprets snr la frontiere semblent indi-
quer une explosion prochaine; quelques avis portent que M.
Dumouriez pourrait quitter sa place ministerielle et Commander
une armee; on presume qu'en cc cas il aurait M. de Narbonne
pour succcsseur au departement des affaires etrangeres; mais
il n'y a rien que de tres vague dans de pareilles conjecturcs,
quoiqu'ellea ne puissent tarder ä s'eclaircir sous leura differents
aspects."
XIX.
Pellenc an Laniarck, Paris, den 14. April 1792.
Tous les dcbata rclatifs a la fete des Chateauvieux sont
enfin termines. II y a plusienrs Conferences sur cet objet entre
le departement et la municipalite, et il a ete convenu que la
fete serait appelcc la fete de la liberte; qu'il ne serait pas
question des soldats de Chateauvieux; qu'il n'y aurait point de
place distinguee pour eux; qu'il y aurait un cliar, mais que ce
char ne porterait que la statue de liberte; qu'il ne serait fait
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— 315 —
Bur l'autel du chämp de Mars aucune purification , aucune libation,
aucune brfilure d'encens, de peur que la garde nationale ne
s'imaginat qu'ou vonlut purifier cet autel que les factieux preten-
dent avoir etc sonille par les coups de fusil tires l'annee dernifcre.
D'aprcs ce plan les comtnandants des bataillons de la garde
nationale ont promis que la fete ainsi raodifiee ne serait pas
troublce. Maintenant me demanderez-vous, pourqnoi la munici-
palite a cedc? Je vous repondrai; parce que la garde
nationale presquo toute entiöre etait decidec, dit-on, a garnir
le champ de Mars et ä cbasser les fetes et les feteurs a coups
de canon. Et si vous voulez encore savoir pourqnoi le departe-
ment a cede en connaissaut ces dispositions, je vous dirai:
parce que le departcment a cru reraporter un assez grand avan-
tage sur la municipalite en la forcant de retrograder un peu et
qu'il a voulu reunir ce succes avec sa popularitc. Dans le fait, a qui
restera favantage? cela n'est pas douteux Selon moi: ä la muni-
cipalite et aux Jacobins; car dans tous les departements cette
fete sera celle des CliAteauvieux et dans l'liistoire aussi. Une
frte modifiee n'en est pas moins une fete. Cela pourtant vaudra
beaucoup mieux que des coups de fusil qui auraient frappe sur
le peuple et non sur les coupables s T il y en a.
On dit que M. Dumouriez est toujours plus erabarrassö sur
la conduite qu'il doit tcnir et qu'il ne s'attendait nulleinent ä
une part aussi active du cdtr- de la Prussc. Dien veuille quo
cet embarras nous conduise a la paix. On dit qu'il cache depuis
quelques jours une reponse du roi de llongrie. II y a un ex-
cellent article dans un des derniers „l'atriotes fran^ais" sur les
motifs que donne M. Brissot pour rendrc probable l'existence
du traite du 18 fevrier cntre les Conrs de Vienne et de
Berlin
L'eveque d'Autun a une certaine iufluence sur le nouveau
ministere, mais il ne la conscivc qu'en tont approuvant, et la
rentree de M. de Narbonne est peut-rtre son veritable but
J'ignore si les arrangements qu'on a pris pour la feto des
Cbateauvieux cmpecheront la deuonciation de M. de La Fayette.
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- 316 -
Je ne le crois pas, mais en supposant que cette denonciation
ait licu et que l'armee de cet homme le sootienne, cette circon-
stance pourrait le placer bien haut. C'est un probleme de
savoir ce qu'eat cet homme et ce qu'il aera; et Payne, qui
vient de faire un traite ex profeaso sur ia republique, dit nette-
ment de lui: nou8 aommes d'accord sur lea principes; nous ne
differons que aur le moment de l'application. On croit que, ai
la guerre a lieu et ai lea troublea continuent dans le royaume,
l'AsBerablee irait a'6tablir dan8 le midi et y entratoerait le roi;
car on ne peut pas 8e di88imuler que la Normandie et la Bretagne
ne sont pas aussi bien disposees pour eile. Ce projet n'a pas
la moindre vraiaemblance et ceux qui cn parlcnt ne connaissent
pas la rentable aituation des provincea meridionales. On con-
tinue d'attaquer tres vivement la reine, la liste eivile, M. de la
Porte et la garde du roi. Le ministere est encore stagnant et
ne se prononce aur rien, et la conduitc 8oit des Jacobins, soit
de l'Asserablee ä aon egard n'est pas non plus parfaitement
connue. II n'est pas etonnant dans l'etat oü nous sommes que
chacun soit embarrasse de la conduite qu'il doit tenir; ce qui
me surprend, c'eat de voir le parti vermoulu de 89 faire tant
d'effort8 pour corabattre les Jacobins. II me semble que si
j'avais ete ä la tete d'un parti, j'aurais etö bien aise qu'un
autre parti vint me delivrer d'une responsabilite dontje n'aurais
pu me tirer mqi-raeme. Je ne pardonne qu'a un seul homme
d'attaquer les Jacobins, a celui qui pourra dire: qu'on me laisse
faire, j ai des moyena BÜra de tout reparer; mais que cet homme
se presente!
XX.
Pellenc an Laniarck, Paris, den 16. April 1792.
II ne s'est passe hier aneun düsordre; mais la fete ^tait
une triste choae. Un asaez grand char 6tait traine par vingt
. chevaux de charrettc; au-dessus une statue de la Hberte avec
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- 317
un bonnet h la main. Trois ou quatre cents personnes suivaient
le char; c'etaient ou des ouvriers ou quelque cliosc d'approchant.
Venaient ensuite quelques groupes formant en tout douze ou
quinze cents personnes. On y portait quelques bustes et nn
oratenr dans chaque groupe a'arretait de temps en temps pour
declamer contre La Fayette. Cette troupe s'applaudissait elle-
meme et donuait le signal de l'applaudir. II y avait une grande
affluence dans les rues, on ce spectacle devait passer, raais de
la curiosite et point de joie. On n'a remarque nulle part ni
les Jacobins, ni les Chateaiivieux; tout cela etait confondu. On
aurait pu compter antour du char ou dans les groupes environ
300 personne« ayaut des habits de garde nationale. On y a
vn aussi deux hommes ä croix de Saint-Louis et un pretre
Armenien. Les gardes nationales etaient toutes rassemblees,
c'est-ä-dire chaque bataillon dans son quartier. Les fßteurs se
sont arretes ä la Bastille et y ont dfne. On a ensuite conduit
le char au champ de Mars, d'oü on est revenn aux Champs-
Elisees. A dix heures un quart je Tai rencontre aux bains
Chinois
Notre position est tonjours la meine. Elle tient surtout ä
ce principe que les meneura actuels se sont trop avances pour
pouvoir jamais parier de repression, d'ordre public, de respect
pour les autorites, de maintien de la Constitution. Que d'un
autre cöte ils sont assez habiles pour reconnaitre que le royaume
ne peut plus etre sauve que par un Systeme qui non seulement
n'est pas le leur, mais qui est cclui de leura ennemis, je veux
dire des Feuillants, de l'Assemble Constituante, des Lameth, si
tonte-fois ce Systeme et aucun Systeme peut nous sauver. Ainsi
on est place dans cette alternative: si le bon ordre se retablit,
ce n'est pas le Systeme jacobin, qui l'aura empörte; et si le
Systeme jacobin l'emporte, Tanarchie ira toujours en croissant.
Les intentions de tous les partis seraicnt egalement bonnes que
ce resultat serait le mC'me; car les jacobins se trompent en
preuant trop de confiance au peuple livre üt lui-meme: ils ne
comptent pour rieu les passions. La position des Jacobiiis doit
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— 318 —
done les porter ä desirer la guerre, car la guerre est capable
de couvrir bien des fautes et de faire preudre le change sur les
causea des evenements futurs
XXI.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den IG. Mai 1792.
Postscriptnm:
„Ma depcclie etait ecrite lorsqu'il est arrive un personnage
se disant eharge de la part de M. de La Fayette de quelques
ouvertures ä faire au Gouvernement General relativement a
l'etat präsent des choses. Cet emissaire, qui est un ex-jesuite
nomine Lambiuet, connu ici pour y avoir fait ci-devant un assez
long sejour et y avoir meme ete employe a la redaction de
quelques brocliures sur les affaires du temps, s'est d'abord
adresse ä M. le chef-presideut de Crumpipen, eitsuite au secre-
taire d'Etat baron de Feltz, finalement il est venu nie trouver,
en m'annoncant le desir qu'avait M. de La Fayette d'etre in-
forroe du Systeme de notre Cour relativement ä la Constitution
francaise; que si Tintentiou du roi apoatolique n'etait pas de
la detruire en entier, de faire directement la guerre a cette
Constitution et de dicter la loi a la nation francaise en ce qui
regarde ses arrangements Interieurs, alors lui, La Fayette,
d'accord avec M. de Kocbambeaii, porteraieut toutes leurs vues
et leurs efforts contre le parti factieux (|iii desole la France;
quils s'occuperaient uniqueinent des rooyens de retablir l'autorite
royale daus toute son etendue constitutionnelle; que des-lors
les hostilites cesseraient contre nous et feraient place an retour
de la bonnc harmonie qui a snbsistö ci-devant eutre les deux
Cours. 1 )
') Ausführlicher beruhtet der Ministor Metternich in einem Schreiben
vom 17. Mai an den Prinzen Kcuss, den fJsterrcichisehen Gesandten in
Berlin, Ober die Auftrage Lambinets; er schreibt: „ltiterpelle a s'explWjuer,
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j'ai repondu ä ce negociateur de maniere ä Tecondaire sur
le fond et la forme de son etrange mission, en lui observant
que la gnerre la plus injuste etant formellement declaree au roi
apostolique il n'appartenait qu'ä S. M. seule de s'expliquer sur
les incidents divers qui auraient trait ä cette guerre; que saus
doute ni le Gouverueraent General, ni personne attache a
l'auguste service ne se perniettrait d'entrer en discussion sur
cette matiere; que le Systeme de notre Cour relativement aux
affaires de France se trouvait si clairement euonce dans les
derniers offices ministcriels auxquels il a donne Heu que l'ou
ne pouvait avec vmisemblance sitnuler des doutes a cet egard;
qu enfin apres les hostilites commeneees par la France les cir-
constances avaient pris uue forme decidee, ä laquelle rien ne
pouvait etre cliangc que dans un parfait aecord entre les Cours
de Vienne et de Berlin, auxquelles tout genre de negociatiou
quelconque sur cette matiere devait etre directement adresse.
l'abbe Lambinet a dit que si S. M. A. voulait donner une declaTation
portant que son intention n'etait pas de se mßler de la Constitution de
la France, ni du sqrt des emigres, lo general Lafayette u la töte de
son armee niarcherait dans ce cas-h\ sur Parif», y aneantirait le parli
jacobite et y rötablirait le roi dans la plenitude de l'exercice des droits
que la Constitution lui donne. L'abbe y a ajoute que M. La Fayette
etait d'aecord ä cet egard avec la plupart des generaux de 1'anuee
francaise et que, si le roi de Hongrie voulait donner la declaration dont
il s'agit, son plan i'tait, apres avoir fait la preiuiere Operation mentionnee
i i-dessus :
de rappeler les princes et les emigrös;
d'assurcr a Monsieur la regenco Eventuelle du royaume et aux en-
fants du comte d'Artois In suecession eventuelle au tröne;
de retablir la noblesso, mais sans exemption, ni Prärogatives aueunes;
de ne pas retablir le clerge dans ses biens, ni dans son existence
civile et politique;
de tenir les parlenients supprimes et de les faire n>inplacer par des
cours de justice, forniees dans Tesprit de la Constitution;
de recomposer l'artnee et du supprimor la garde nationale;
de retablir les emigres dans leurs biens.
L'abbe a parle en outre d'armislice dans la supposition toutefois que
la declaration iu question eut lieu. -
320 —
L'abbe Lambinet n'a replique ä ces remarques que par des
propos vagues; il n'a point vu le ministre plenipotentiaire et il
est reparti pour Givet.
Une tentative auaai hazardee est aaaez dana la tournure da
caractere astucieax de M. de La Fayette. II peut s'y etre deter-
roine par diflferents motifa: 1° par un trea grand embarras pro-
veoant de la desorganiaation de 8on armee et de la penurie de
ses ressources; 2° par Pidee d'endormir notre aurveillance a la
veille de quelque attaque meditee; 3° fuialement par le projet
d'exciter des mefiances a la Cour de Berlin et d'y faire un
usage dangereux des reponaea que Ton inventerait facilement a
la 8ii ite d'ouverturea semblables. Cette derniere reflexion m'a
porte a propoaer a M. le comte de Metternich d'inforraer aur-le-
champ M. le prince de Reusa de ce qui vient de se passer ici,
et le ministre plenipotentiaire m'a paro decide a prendre cette
meaure de precaution. 1 )
XXII.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den 80. Mai 1792.
Par une note que M. de Blumendorf m'a apportee 2 ) la
reine de France me fait savoir que l'abbe Louis, connu par
d'autres miaaiona semblablca, viendra rae trouver incessamment.
Cet abbe est employe par le parti des Lameth et Duport; leurs
') Vivonot N, 58/59. Hier beantwortet Kaunitz die Not« Mercys
vom 16. Alni und stimmt seiner Meinung, dass die Antrage Lafayettes
abzulehnen seien, vollkommen hei.
-) Herr Professor Lenz machte mich gOtigst darauf aufmerksam, dass
die oben erwähnte Not*, deren Ueherbringer Blumcndorf war, mit dem
Briefe Marie Antoinettes identisch ist, dem Herr v. Arneth in seiner
Publikation (S. 194 f.) versehentlich das Datum des I. August 1791
gegeben hat.
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— 321 -
vues tendent ä un arrangement dont la base 'serait l'etablisse-
ment de deax chambres, c'est-ä-dire la forme rapprochee du
gouvernement anglais. La reine menage ce parti qu'elle croit
lui etre utile; mais eile repugne au Systeme qu'il propose, et
par la il est visible que les Tuileries se livreut a l'espe>ance
d'un retablissement des choses sur l'ancien pied. La reine de
Frapce desire que j'ecoute l'abbe Louis; que sans fronder son
projet, je lui fasse des objections et que je lui marque de l'in-
certitude sur l'opinion qui en aura le roi apostolique. Je ne
presume pas que lc parti des Lameth soit en force de faire
prevaloir son Systeme, ni en disposition de le rendre bien favo-
rable ä la royaute. Cependaut ce projet se rapprocherait assez
des convenances generales de TEurope. II faut entendre le
negociateur pour juger de ce qu'il aura ä dire et j'en rendrai
compte sur-le-champ. 1 )
xxm.
Pellenc aa Laniarck, Paris, Ende Mai 1792. 2 )
II y a bien longteraps que je ne vous ai ecrit; c'est je
crois depuis le 30 (avril), et j'ai eu plusieurs motifs. Je n'ai
pas su d'abord, si les lettres passaient ou ne passaient pas, et
quoique j'aie re?u votre lettre du 1 M (mai) et ensuite celle du
10, cette preuve n'etant que d'un cöte me paraissait insuffisante.
') Der Abbee Louis bnt schliesslich die Sendung nicht Übernommen.
Am 7. Juni schreibt Marie Antoinette an den Grafen Fersen: „Co n'est
pas l'nbbu Louis qui part; je ne sais pas le nom de celui qui le remplace."
(Fersen II, 295.) Statt dos Abbco haben die Fcuillants später einen
gewissen Müssen de Saint-Amand mit der Mission betraut. Vgl. No. 32
dieses Anhangs.
l ) Bei diesem Rrief ist nur das Empfangsdatum, der 2. Juni, ver-
merkt. Auf der Abschrift im Wiener Archiv steht : Copie d'une lettre
de Paris, rec,uc lo 2 Juin 1792.
GlHgau, Die franst. I^ginlativ«». 21
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- 322 -
Enauite qnoique rien ne soit plus innocent que la correspondance
que j'aie eue quelquefoi6 avec voug, j'ai voulu m'interdire meme
le plaigir qu'elle me faiaait dang un temps, oü le aoupcon de
trahiaon est dans tous leg creura et la denonciation dang toutea
leg bouches. La guerre prend ici trea evidemment le caractere
de l'egprit de parti, et cela est un treg grand malheur sous
plugieurg rapportg; car ce» diaaensiona interieurea, malgre. leg
puiasanta raotifg qui devraient noua reunir, sunt capableg d'achever
la deaorganiaation de notre armee; or, de lä il arrivera qae, ai
noua eprouvona dea revera, le parti qui dirige la guerre aura
interet de chercher dana l'interienr la cause de aea revera; leg
victimeg lni aeront neceaaairea pour 8e aauver lui-meme, en
dotmant le change ä l'opinion publique; et des victimeg ne-
cegaaireg ne manquent jaroais. Si ce parti au contraire egt
vainquenr aur lea frontieres par leg generaux qui lui gont plug
particulierement devoueg, alors il est fort douteux, si le gucceg
de nog armes ne aera pag un echec de plua a la royaute.
Lorsqu'on fit un ministere jacobin et que le roi lui declara
ne vouloir rien decider que par aa majorite, je regardai cet
etat dea eboses comme la aeule chance aur dix mille, avec
laquelle la guerre put etre commencee 8ana danger pour la
Cour, c'est-ä : dire avec le moindre danger possible. L'evenemcnt
a bien prouve que j'avaia raison, car si noa revera fnasent ar-
rives sous un ministere qu'on efit pu croire devoue au roi,
ontre que toua les ministrea auraieot ete envoyea ä Orleans, la
Cour aurait ete regardee comme leur complice. En effet, meme
dana l'etat actuel dea choaea, lea aoupeona sunt portes juaqu'a
eile. On a dit que Ic roi avait garde lea inatruetiona daua aa
poche peudant 8ix heurea et que dc8 courriera lea avaient
precedees. Une partie de Paria a cm pendant quelques heurea
que Dumouriez avait fait pleurer la reine en lui montrant une
de aes lettrea. Lea jouniaux qni aont dana le seng du ministere
ont voulu prouver de mille maniereg que lea ennemis avaient
connu nos plana d'attaque; enfin on n'a cea8e de parier depuia
lora d un pretendn Comite autrichien.
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- 323 -
Dans une pareille Situation voua trouvcrez sans doute
extraordinaire que des hommes qui ont quelque reputation de
force et de talent fassent toos leurs efforts pour renverser et
les Jacobins et le ministere — c'est-a-dire que ces hommes qui
ne savent rien caiculer et qui ne prövoient pas l'avenir cher-
chent ä renverser la seule barri6re qni puisse diminuer les
malheurs de la guerre. Iis devraient se croire fort henreux
que les ministres actuels reuillent continuer de rester en place;
car s'ils n'y etaient pas, qui voudrait leur succedcr? En l'etat
on est le royaume, qui voudrait prendre la responsabilite de le
sauver? On aurait bean changer de ministres, notre armce n'en
Berait pas roieux disciplinee, ni nos finances en meilleur etat;
on devrait donc s'attendre aux meines revera. Or, je demande
si les perils du roi ne seraient pas plus grauds avce des
ministres qu'on ponrrait lui croire devoues. Queis sont d'ailleurs
les motifs de ceux qni attaquent les ministres? Iis ne voulaient
pas la guerre; mais aujourd'liui qu'elle est declaree, tonte
reflexion ä cet egard est inutile. Iis ne voudraient qu'une
guerre defensive; eussent-ils eu raison, cette reflexion ne sert
plus k rien. Mi-me dans leur Systeme que je d6sapprouve, ces
censenrs du ministt'ie devraient laisser les revers ä ceux dont
ils pretendent que le plan les a causes; car aujourd'liui, en se
retirant, les ministres ponrraient dire: nous n'avons pn achever
et justifier notre ouvrage; et dans six mois s'ils n'ont pas de
sncce8, cette excuse leur manquera. Ce quo je dis du ministere,
je polirrais le dire des Jacobins; car il n'est pas vrai precise-
ment que les Jacobins soient les auteurs de tont ce qui arrive.
Les Jacobins sont cflet et cause. Iis n'existeraicnt plus que
nos maux en grande partie existeraient encore; il faudrait seule-
ment en chercher la cause ailleurs, et peu de gens seraient
d'aecord snr le resultat de ce nouvel examen. Ceux-la roeme
qui attaquent les Jacobins avec le plus de force devraient, s'ils
etaient consequents, trouver deux graiuU avautages, ä les laisser
tranquilles. Le premier, c'est qu'ils offrent un but, coutre
lequel a tort ou avec raison chacun hnira par diriger ses
21*
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324 —
plaintea; le aecond, c'eat qu'on est veritableroent redevable a
la haine con^ue contre les Jacobius du peu d'esprit public qu'il
y a encore ä Paria. II n'y a d'eaprits moderes que parce
qu'il y en a d'excessivement foua. Lea propri£taire8 ne ae
reuniaaeut que par lea craintes que cette societe leur inapire.
La garde nationale n'eat dana un bon aena que parce que lea
Jacobina ont voulu ae creer une armee de piquea. Knfin la
Cour eat beaucoup plua en sfirete par cela seul que ce aont lea
Jacobin8 qui l'attaquont. Je pourrais pouaaer plua loin ce8
detaila, maia cea preuvea nie paraisaent süffisantes.
D'oü vient donc qn'on cherche a renveraer lea Jacobina?
cela s'explique aiaement. Je voia dana ce combat troi8 aortea
de peraonnea. üea imprudente qui ne prevoient paa l'avenir;
dea poltrona qui ne voient que le danger present, peut-etre per-
aonnel dont lea Jacobin8 menacent et qui, pourvu qu'ila en aoient
delivrea, ac soucieut fort peu de aavoir ce que deviendra ce
pnya; entin dea hommea qui croient que tous noa roaux tiennent
a quelques lügers changementa dana la conatitution, defauts
qu'ila imaginent pouvoir rendre sensibles au peuple en trea peu
de temps, quand lea Jacobina n'existeronl plua. Vona voyez par
la que cea derniera aeula ont un plan; maia ils s'abusent dana
leurs eaperances. Iis viendraient a bout de convaincre la
nation entiere que lea Jacobina doivent etre detruits qu'ila ne
acraient paa plus avancea. La nation n'en est point encore a
croire ä la necessite d'aucun changement dana la Constitution;
et ai lea adveraairea des Jacobins, meme apres le8 avoir de-
truits, proposaient un pareil Systeme, lea Jacobins renattraient
le lendemain.
Voua jugerez par ces detaila que ce ne aont paa lea ariato-
crates qui attaquent lea Jacobina. Je distingue ceux-la en deux
classes. Lea uns dßsirent une contrerevolution coraplete, et peu
leur importe de l'obtenir par la ruine de leur pays. Les autrca
voudraieut que la chute dea Jacobins fut nniquement le resultat
de l experience complete du peuple; mais que cette experience
fut teile qu'en renversant les Jacobina la nation exprimat en
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— 325 —
meme temps son vreu pour la paix et pour un nieilleur ordre
de choses, de manicre que tout fut fini dans le meme temps.
Dans ce Systeme la continuation de l'existence des Jacobins est
evidemment n6cessaire, et leurs plus grandes folies doivent aug-
menter les esperances des aristocrates dont je viens de parier.
Je n'examine pas lequel de tous ces systemes est le meilleur ;
raaiH je suppose pour uu instant les Jacobins dissous, qu'arri-
verait-il? le parti des moderes croirait d'abord avoir triomphe,
mais le lendemain ce parti ne s'entendrait pas lui-meme, parce
qu'il ne pourrait pas se reunir; et je dis qu'il ne le pourrait pas,
parce qu'on n'oserait pas detruire un club pour lui en substituer un
autre. Au reste la discorde serait bien plus certaine, si ces gens-la
pouvaient se reunir. Peu de jours apres, les moderes dont je
parle croiraient n'avoir rien de mieux a faire que de parier du
maintien de la Constitution, et ils iraient d'autant plus loin sur
cet article qu'il» croiraient avoir plus de besoin de menager le
peuple. Mais suivons cette progression. Nos troupes n'en
seraient pas meilleures, ni les especcs plus abondantes dans le
tresor public; nous serions donc exposes a des revers. Or, dans
ce cas que ferait le penple cn voyant qu'il n'est pas mieux
conduit par un parti que par l'autre? sea exces seraient bien
plus ä craindre qn'aujourd'liui, en supposant que les Jacobins
voulussent le pousser k la vengeance. II serait donc possible
que les Jacobins reprissent tout ä coup leur cxistence apres la
nouvelle de quelque grand malheur, et ils n'en seraient alors
que plus redoutables.
Mais s'il le faut, je mets de cote cette supposition pour
suivre la conduite des moderes. Attendront-ils des raaux ex-
tremes pour parier de paix ou pour proproser quelque change-
ment dans la Constitution? mais dans ce cas je ne vois pas,
pourquoi ils se liatent si fort d'attaquer les Jacobins. Oseront-
ils faire bientot de pareilles propositions? ici je les arrete: ils
ne Toseront pas: ils Toserout d'autant moins qu'ils scront forces
ä plus de menagements; et si de pareilles propositions etaient
prematurees, &i elles venaient d'un parti au licu de venir de la
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— 326 —
nation entiere et de sa conviction intime, une insurrection
ecraserait les premiers faiseurs de la motion.
Je reviens maiotenant au Systeme des aristocrates dontj'ai
parle. Iis pretendent que l'exiatence des Jacobins n'exclut paa
cette conviction de la raajorite nationale qui peut amener des
changements utiles; au contraire, disent-ils, puisque cette con-
viction ne peut etre fondee que sur 1 experience, eile sera plutot
acquiae en voyant que les maux de Tetat ne font que s'accroitre,
quoique le gouvernemeut soit place dans la main de ceux
qui ont la plus grande reputation de patriotisme; d'ou il suit,
continuent-ils, que si les Jacobins tombent plus tard, ils auront
teile Dient perdu la confiance qu'ils ne pourront pas devenir une
minorite embarrassante ; et que si pour rester les maitres ils
sont les premiers ä composer, les chaugements en bien se
feraient alors avec bien moins de secousse. Je ne m'amuserai
pas ä prononcer entre ces differentes opinions; mais je me
rappelte d'avoir dit il y a plus de huit mois que la Conr serait
exposäe ä de grands dangers au moment oü les maux du roy-
aurae seraient portes ä leur derniöre periode, parce qu'on cher-
cherait ä les lui imputer plutot que de les attribuer a tonte
autre cause. Or, c'est aujourd'bui que cette prediction com-
mence a se realiser, et ce sont principalement les papiers
devoues au ministere qui attaquent la Conr avec le plus de
violence. Cette attaque a eu Heu merae dans PAssembl^e
nationale, oü Isnard a dit que les Bourbons etaient une famille
de parjures; mais qu'il importait fort peu qu'il y eut une goutte
de sang de plus on de moins dans les veines du corps politique.
Les dangers auxquels la Cour peut etre exposce doivent-
ils entrer pour quelque chose dans tout ce que j'ai dit sur la
question des Jacobins? je ne le pense pas ou plutot je suis
persuadä que ces dangers seront beaucoup moindres tant que les
Jacobins existeront; car si Tattaque est plus vive, la resistance
ausai sera plus forte. II n'y a un grand parti contre les
Jacobins que parce qu'il y a des Jacobins. Au reste parmi les
personnes qui se declareut ouvertcment contre cette socicte, il
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- 327 -
en est qui ont un bat particulier. Les personnes craignent
qu'en cas de revers considerables une portion de nos arraees
debandcea no vienne se jeter comrae un torrent daus Paris et
que les Jacobins ponr tenter une revolution conforme a leurs
principes n'abusent de cette force dont bientöt eux-memea ne
Horaient plus les maitres. Or, il est certain que ce malheur
serait presque inevitable, s'il n'etait pas fonde sur cette fausse
supposition que nous pouvous cprouver de grands revers.
D'ailleurs la supposition admise, le resultat serait a peu pres le
meme, soit que les Jacobins existent en chib ou non; il vaut
mieux a tout prendre que le peuple ait des conducteurs publics
que des chefs secrets; il nexistait ni clubs ni Jacobins le
5 octobre.
J'aurais dfi commencer par vous dire, pourquoi je vous
communiquais toutes ces reflexions: c'est que depuis un mois les
Jacobins et leurs chefa sont attaques avec la plus grande violence
dans le petit nombre de papiers publics dont les Jacobins ne
disposent pas; que d'un autre cote quelques individus se sont
rais en töte de faire signer une pctition, soit a Paris, soit dans
les departements, tendante a detruire cette societe, et Ton disait
il y a quelques jours que les signatures de Paris etaient deja
portees a 40000. Cette attaque est devenue encore plus vive
lorsqu'on a vu que le parti de Kobespierre dans les Jacobins
etait divisc avec la depntation de Bordeaux, qui conscrve, qui
augmente meme tres visiblement sa superiorite dans l'Assemblee;
en effet il s'est passe huit jours, pendant lesquels les chefs
des Jacobins s'attaquaicnt a outrance dans tous les papiers
publics; mais tout ä coup Petion par un discours prononce
aux Jacobins a fait poser les armes aux deux partis sans pour-
tant les reconcilier parfaitement.
Un autre motif excitait encore l'attaque contre les Jacobins,
c'est que cette societe avait reellement beaucoup perdu de son
influence par la fcte des Chateauvieux, a laquelle la garde
nationale s'etait montree tres contraire. Aujourd'hui la scene
a change, car cette lettre a etc commencee depuis plus de huit
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- 328 —
jours, et je vous dirai bientöt la cause de ma lenteur a
l'achever. Je ne vous dirai pas precisemcnt, pourquoi on a
renonce" ä la petition. Je fattribue ä deux motifs. Premi6re-
ment la difficulte de remplaccr les Jacobins par aucune iufluence
utile dans l'etat ou nous sommes et avec le genre de guerre
que nous avons entrcpris a frappc beaucoup de gens, ainsi que
l'embarras et les dangers de prendre un ministure dans un
autre sens , si celui-ci vcnait a etre rcnverse par la chute des
Jacobins. Secondement en examinant de plus prös l'opinion de
la garde nationale, on a dü voir qu'elle etait tout au plus
divisee; qu'une partie restait unie aux Jacobius et que la
majorite de son etat-major etait surtout attachue ä cette societe.
Depuis cette epoque d'autres causes alors inconnues ont encore
augmentä la force des Jacobina. La reunion operöe par Petion
n'etait qu'apparente; mais tres recemment les succ6s de Guadet
et de Vergniaud en faveur de Chabot, Razire et Merlin, pour
faire envoyer ä Orleans le juge de paix LaRiviere, ont telle-
ment acquis aux promiers la reconnaissance des Jacobins qu'ils
sont plus que jamais les maitres de cette societe. Oet 6vene-
ment extraordinaire a montre que cette societe, lorsqu'elle est
reunie, est mattresse des deTiberations de l'Assemblee nationale,
et alors tous les moyens d'attaquc contrc cette societe dis-
paraissent. En eflfet la portion de la garde nationale que I on
croit etre mal dispos£e contre les Jacobins obeira toujours ä
tous les döcrets de l'Assemblee nationale quelqu'ils soient et
ne fcra que son dcvoir, outre quo les Jacobins ont plus d'in-
fluencc qu'ils n'en ont jamais eu sur le faubourg Saint Antoine,
qui ne manque jamais de venir dans les occasions importantes
ou provoquer un decret par une Petition ou remercier et f61i-
citer l'Assemblee de celui qu'elle a rendu. II parait donc que
le projet d'attaquer les Jacobins est a peu pres tombe; mais je
ne serais pas etonne qu'on y revint par la crainte qu'on a des
pretendus projets qu'on attribue aux cbefs de cette societe, bien
plus qu'a la societe cllc-meme. On peut mrme etre tellement
pousse par les evenements qu'il n'y ait plus qu'ä choisir, et
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— 320 —
ici revient bien cette maxime que la pire Situation ponr uo
ßtat c'est lorsqu'une faction longtemps dominante n'a plus
aucune issue.
II faut (Tailleurs avec cette Assemblee regardcr les coups
de tete comme une donnee de beaucoup de dangers imprävus.
Je prends pour exemple le Comite autrichien. C'etait une grande
resBource pour ceux qui dominent T Assemblee de laisser croire
certains a cette chimere en se bornant d'en parier a 1'oreille
et de faire inserer quelques articles dans les journaux; mais
tont a coup deux anciens roinistres dänoncent cette accusation
comme une calomnie. Un mandat d'amener compromet trois
däputes; 1' Assemblee veut les venger; car toute l'assembläe per-
manente a necessairemont l'esprit de corps; et des lors les
meneurs perdent la tete; au lieu de laisser la chimere d'uu
Comite autrichien couverte d'une voile, ils promettent de la
demontrer. La demonstration n'a pas fait fortune; mais la
cbim£re peut encore ötre ressuscitöe: 1° par des döcrets
d'aecusation ; 2° par une Information livräe ä toutes les chances
du faux temoignage et qui deviendrait je ne sais quoi. J'appelle
cela un conp de tete des meneurs; et le roi dans le meine
temps en a fait un et meme deux: 1° en faisant d6noncer ä
l'accusateur public ceux qui parlaient du Comite 1 autrichien,
tandis que deux deputes offraient d'en prouver l'existence, 2° en
ddnoncant le maire de Paris , qui dans une guerre de plume
finirait par 1 'empörter sur lui. Or, que peut-il arriver de tout
cela? une explosion soudaine que personne ne serait plus capable
d'arreter, c'est-ä-dire un grand coup de tete. Comme on craig-
nait vendredi que la reine ne fut attaquee, il se forma des
raasemblements considcrables; s'il faut en croire beaueonp de
gens, un decret d'aecusation, si eile en etait l'objet, resterait
»ans execution: mais les gens qui raisonnent ainsi ne prevoient
que la resistance d'un moment. Iis ne voient pas qu'un seul
decret non execute" par la resistance physique emporterait, si
cette resistance etait dnrable, d'abord la guerre civile dans
Paris, puis dans le royaume et la dissolution de l'Assemblee.
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- 330 —
Apre» avoir resiste la veille, il faudrait donc resister le lende-
main et pour cela catnper autour du cbateau ; mais dans cet
Intervalle le peuple resterait-it tranquille spectateur d'une r6si-
stance ä laquelle l'aristocratie prendrait trop de part, pour qu'on
ne la lui imputät pas toute entiere. Ce qui m'etonne, c'est qne
des esperances aussi folles soient logees dans d'assez bonnes
tätes. La cause de tout cela vient de plus loin. Ces per-
sonnes 1 ) ont toujours cru ä une crise interieure. Elles veulent
reussir a quelque prix que ce soit; elles ne voient pas que
cettc crise, fut-elle possible, c'est la retarder que de vouloir
l'accßlerer, et tandis que dans leur propre seng elles devraient
laisser agir la crise de la guerre, elles font corome deux m6de-
cins qui ne pouvant s'accorder entre I'em6tique et la saignee
donneraient ces deux remedes ä la fois et produiraient iufailli-
blement des convulsions. Je suis bien aise de relever ici une
autre erreur tres grossiere de ces meines hommes. Iis provo-
quent de toutes leurs forces des cliangements dans la Constitution
qu'ils disent capable de s'ameliorer et se promettent bien de
nous donner un gouvernement libre. Ces gens-la connaissent
bien mal le peuple et la theorie des rcvolutions. Quand ils
ont voulu faire la premiere, ils ont cchauffe Tesprit du peuple,
c'etait fort bien; mais ils reconnaissent que le peuple leur a
echappe et que bientöt ils n'en ont plus 6t6 les maltres. La
meine chose ne leur arrivera-t-elle pas une scconde fois et ne
doivent-ils pas craindre qu'apres avoir decide le peuple ä ne
plus vouloir de ce qui est etabli, en supposant qu'ils reussissent,
le peuple ne vciiille plus de ce qu'ils voudront y substituer?
il suit de la que ces gens-lä se conduiscnt comme devant un
jour commencer une gnerre civile contre le despotisme que
pourtant ils auront contribue a ressusciter; et cette cbance je
Tai prevue depuis longtempa.
Ces gen8-l;\ ont cependant une idee lumineuse, mais dont
la discnssion donnerait lien a un examen fort important. II«
') Die Lamrtlis siud hier grincint, wio n«s dem Folgenden her-
vorgeht.
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- 331
veulent, en stipposant qu'on en vienne ä des modifications pour
coucilier toua les partis que tous les changemeuts et tous les
rapprochements soient proposes par le roi. De forts argumenta
paraissent d'abord venir ä l'appui de cette opinion; car, dit-on,
par ce moyen le roi reprondrait sa consideration ; il ne rece-
vrait paa la loi ni des puissances, ni dea emigres, ni d'aucun
citoyen. II donnerait lui-meme la Charte au peuple et il aurait
bien plus de moyens de reunir tous les eaprits. C'eat pröcise-
roent par ces idees que le parti dont je parle differe de celui de
La Fayette; car les amis de ce dernier voudraient que la regene-
ration vint toute entiere de lui, sans penser combien il y est
peu propre par les differents röles qu'il a joues et combien il
eprouverait d'obstacles.
Je reviens ä l'idee des premiers. On decouvre, en l'exa-
minant de bien pres qu'elle est fondee sur ce principe que tout
cbangement propose par le roi au milieu de Paris, memo dans
un moment od Topinion publique serait amelioree, mais sans
autre force que celle des citoyens, ne pourrait etre annoncee
que comme une amclioration de la Constitution et comme s'amal-
gamant avec tout ce qui existe, sans quoi les perils du roi Be-
raient extremes. Sous ce rapport l'idöe de ces gens-lä est
bonne, car ce moyen de la proposition du roi ne pourrait con-
duire qu'a un gouvernement parfaitement libre; seulement les
donnenrs de l'idee y ont un interct bien evident et quand ils
disent: le roi proposera, c'est comme s'ils disaient: nous propo-
serons ou nous ferons proposer. Or a dire vrai, ces gena-lä
n'ont pas fait leurs preuves ni en theorie ni en pratique. Les
mcmes rcflexions penvent servir ä expliquer pourquoi ils se
hätent si fort, pourquoi ils provoquent une crise, pourquoi ils
ne voulaient pas de la guerre, ni d'une guerre offensive; pour-
quoi dans la guerre ils ne voudraient ni succcs qui retarde-
raient leurs espcrances do changements, ni revers parce qu'ils
meneraient trop loin. Ainsi a tout prendre, ces gens-lä sont
aussi mauvais raisonneurs que mauvais citoyens. Iis imaginent
que Ton pourrait coraposer avec les emigres par troi8 points,
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— 332 —
en lcur rendant lenrs biens, en congediant l'armee pour en
forraer une autre, ou plusieurs d'entr'eux rentreraient et en
formant une seconde cliambre, oü ils seraient admis. Mais
serait-elle nomraee par le roi ou eligible par le peuple, heredi-
taire ou temporaire, attacliee a la noblessc ou ä la propriete?
Sur touß ces points ils se divisent.
Vous voyez que dans tous ces raisonnements ils ne comptent
pour rien nos succes militaires fondes sur notre energie et notre
population compacte et nombreuse, tout comrae ils ne comptent
pour rien la conduite des puissances etrangeres en cas de succes.
Enfin ils mettent egatement de cöte dans deux cas differcnts ou
la lassitude du peuple ou son energie ou le maintien de nos
tinances ou leur chute totale; et cctte autre cliance, la plus
malheureuse de toutes, qui a aussi ses probabilitcs que le roi
ne s'expliquera que iorsqu'il pourra le faire completement et
fians danger; ou bien dans un autre sens cette autre chance que
les puissances, si elles tiennent un congres, ne parviendront
point ä s'y accorder, TEspagne etant forcee a se tenir sur ses
gardes par la conduite que tient PAngleterre. Quoiqu'il en soit,
les cv6nements actuels ont donne bcaucoup de force dans
rAssemblee aux esprits les plus ai-dents, et la fermentation
du moment n'a pas pen contribue ä y faire passer la deporta-
tion liors du royaume de tout pretre accuse par une pctition de
vingt citoyens actifs; de lä il n'y a pas loin a la deportation
de toute autre espece de citoyens dont les opinions seraient
contraires a Celles de leurs dcnonciateurs: et la deportation peut
conduire ä la confiscation. — Si Dumouriez quittait le rainistere
pour aller Commander une armce, il est vraisemblable que M.
de Semonville serait sou successeur.
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- 333 -
XXIV.
Remarques sur Tetat actuel du momeni 1 ).
La faction de la Gironde doniine toujoura dans l'Assemblee
nationale, quoique sea chefs aient perdn le grand credit dont Iis
jouiaaaient antrefois aux Jacobina.
MM. Dumouriez, Claviere et Servan soiit intimement unia
avec ce parti. On aait qne le ministre des affaires etrangerea
avait menace de sa demiaaion, ai dans le proc^a-verbal relatif
aux Bix millions decreieea pour les affaires etrangerea on ne
sabstituait pas le raot depenaea secn'tes au mot depenaea extra-
ordinairea.
Cette coalition medite lea projeta lea plua siniatrea. En vue
di8poaer lea eaprita eile a fait repandre dana Paris que lea
papiers brulea a la manufactnre de Sevrea n'etaient autre chose
qu'une proclamation tendante ä justifier l'aesassinat d'un certain
nombre de deputea dont la Cour voulait se defaire. On assnre
que la reine aera denoncee nominativemeut pour cet objet.
M. Servan, en propoaant une federation pour le 14 juillet,
na voulu que faire un grand rasacmblement; car lui et sea
amia ae croient assures d'avance des individua qu'on y enverra.
On persnadera aux modercs et aux Feuillanta que cea deputea
formeront le noyau d'une armee capable de reaister au roi de
Hongrie. Kn cas de defaite on dira aux enragea que cette
meaure eat neccaaaire pour contenir la Cour et tou3 lea partisana
du Comite autrichien. Peu de peraonnes 8auront la viritable
but du rassemblement et le voici:
A l'arrivee de ces aoldata dana la capitale on le8 placera
partie au chäteau dans la galerie du Louvrc etc., partie chez
le8 deputea auspecta et leura amia etc. Loraque tout aura ete
dispose pour le camperaent hora dea mur8, le roi, la reine, la
famille royalc seront entraines dans le camp comme otages et
') Diese Bemerkungen sind von Pellenc verfasst. Sic tragen kein
Datuni. Am 13. Juni übersandte Mercy sio an den Fürsten Kaunitz.
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- »34 —
de la conduits ä Bordeaux. Le projet de fixer daua cette ville
les seances du corps legislatif existe depuis longtemps. On a
conaidere que cette place etait aisee ä ravitailler par mer qu'elle
etait la clef des provinces meridionales, on l'esprit revolutionoaire
et le fanatisme politique exaltent depuis longtemps toutea lea
tetes. Cette demarche offre des ressources precieuaes en cas
d'eclieca multiplies et une foia cantonne daua le midi on eapere
faire ce que lea proteatanta y firent autrefoia, diaputer le terrain
pied a pied et peut-etre meme y etablir une repnblique.
L'exerople de la Kochelle dana le Paya d'Auuia qui pendant longnes
annees a resiste aux armes francaiaea est un merveilleux vehi-
oule pour cea messieurs. M. de Montmorin, qui doit avoir ecrit
ä une personne dont on ignore le nom 1 ), a de la peine ä croire
ä Texistence de ce plan qui lui paratt trop atroce. M. P. 2 ) au
contraire est tres persuade que tut ou tard on cherchera ä exe-
cuter ces complota, au moins cn partie. L'article relatif ä ce
plan, inserc dans le Supplement d'un des derniers numeros du
Journal de Paris (No. 86) est en geueral plus exact qu'on ne
le croirait d'abord, et Ton peut compter sur la plupart des
details qui y sont conteuus.
Les meneurs de TAsaemblee aont enchantea du manifeste de
l'imperatrice de Russie contre la Pologne. Iis publient deja
que les lroupes prusaiennes destinees contre la France ont rc^u
contre-ordre et que le roi de Hongrie aera ainai abandonne ä
aea aeulea forcea. Ces meaaienrs eapwent encore influencer le
roi de Prusse par la Hollande et la Hollaude par l'Anglcterre.
Des emissairea ont £te envoyea pour determiner la princease
d'Orange. Un propos indiscret ecliappe a M. Emmery, depute
ä rAasemblee Constituante, prouve que M. Daverhoult est pour
beaucoup dana ces intrigues.
On ne reviendra point en France ä des ideea plus saines.
La majorite est absolument subjugnee par la minorite et le sera
») Gemeint ist mit dieser verfchlnierten Formel entweder Mercy
seihst oder Lumarck.
*) P.=Pellenc.
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longtemps encore si Ton n'y met ordre. Les elements da corps
politique sont telleraent vicies, tout est si entierement desorga-
nise, l'anarcbie est si complete qae la force et la force seule
pourra faire quelqae chose. II faat plnsieors batailles perduea,
plusieurs generaux tues, avant qae les factieux perdent leur
influence. II aarait et6 d'un a van tage immense que les frontiores
enssent pu etre attaquees avant le 14 juillet, c'est-ä-dire avant
Tepoque on la faction de la Gironde se rendra mattresse da
roi et abandonnera la reine a des hazards que Timagination
fremit de calcnler ; mais a la distance on sont encore les armees,
il devient physiquement impossible qae cette mesare a'effectue
ä temps et serve a prevenir oa deconcerter le projet dont il
a\agit. On ponrrait peut-etre y suppleer par un manifeste mena-
?ant qui rendit la ville de Paris responsable de tont ce qui
serait attente contre le roi, la reine et la famille royale. Ce
manifeste dont la substance va fixer Tattention et Tinteret
general sera regarde comme un des monuments les plus remar-
quables dans les fastes diplomatiques de plusieurs siecles; il
deviendra un appel ä la postärite de tous les 6venements
d£sastreux que pent entrainer la monstrueuse r6volation fran-
Qaise et en vouant cette nation ä l'opprobre qu'elle s'attire, il
juatiflera les suites, Penergie et les resultats des mesures prises
par les pnissances confed6rees pour sauver l'Europe d'un atten-
tat qui en menace la Subversion.
On aurait tort de corapter sur la garde nationale. Ce
corps obeit par instinct et non par r6(1exion au premier qui le
commande et sa conduite depend absolument de celle du chef.
Les folliculaires redoublent d'audace contre la reine. Sous
tous les rapports de dignite et de politique il parait tres urgent
de pourvoir a la sftret6 individuelle de cette princesse, et il
n'y a peut-etre que des moyens extraordinaires qui puisscnt la
tirer de TafTreuse poaition oü eile se trouve.
Un pamplilet, tous les matins affichä dans les rues, acheve
de perdre le peu d'esprit public qui existe encore. On dit que
l'abbe Si^y6a en eat l'auteur. Peut-etre eat-ce nne calomnie;
— 33« -
niais les intrignes tenäbreuses de cet aucien depute, ses senti-
ments bien contius, son devouement absolu ä Ia maison d'Or-
leans, tout le rend auspect.
Une diveraion prompte de la part de la Savoye serait in-
finiraent conveuable. II faut attaquer la Frauce par plusieurs
pointa ä la foia, la contraindre de diviser ses forces et le aucces
est assure.
II eat inutile de parier de l'Angleterre. Cctte puissance
garde la neutralite d'abord pour son propre interet, ensuite pour
offrir sa Mediation avec plus de poida. Ce n'cat pas qu'ellc
veuille un ordre durable en France, mais eile compte faire in-
aerer dans les articles qui seront le reaultat de aa mediation
des cauaea toujoura anbaiatantea de deaordre et d'anarchie.
XXV.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 24. Juni 1792.
Je ania plua inquiet mainteuanl que dans l'instant oü 10000
hommes etaient au chäteau. Voici pourquoi. Une foule de
tetca ae aout monteea depuis lors a la resiatance. Suivez la
marche des evenements. PromesseB vaguea du roi; peuple
renvoye par les deputes avec cea mota: la sanction dans ce
rooment ne serait pas libre, nous obtiendrons tout par la loi;
des le lendemain, lettre du roi qui est une eapece de denon-
ciation; proces-verbal d'un juge de paix sur ce qui s'est passe
au cbäteau; eent depositions au departement; pourauites du
tribunal criminel ; petition donnce ä signer chcz des notaires ;
enfin, Organisation d'une defense quelconque: voila la conduite
d'un parti. —
Voici celle des mencura du peuple; emissairea envoyes
dans les cantons de Paris pour les soulever; ecrit repandu
partout que le roi eat un parjurc qn'il doit porter sa t»"»te sur
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— 337 —
un echafaud et qn'on poursuivra les amis du roi jusque dans le
corps legislatif; groupes norabreux ; propos tenus partout par le
peuple: il nous avait tout prorais et le lendemain il nous
denonce. —
Conduite des departements: adresses nombreuses contre les
deux v6tos.
Conduite du corps legislatif: on propose de decreter que
les decrets de circonstance ne sont pas sujets a la sauction, ce
qui est une nouvelle provocation ä l'opinion publique; on de-
nonce la proclamation du roi; on refuse de croire ä un nouvel
attroupement; on demande l'ordre du jour sur la denonciation
de l'ecrit qui circule dans les faubourgs; ou mande les ministres
pour leur parier encore et des pretres et d'un camp pres de
Paris, c'est-a-dire que l'Asseiublee aoutient la meine thesc que
le peuple. On veut-on en venir? Les miracles de mercredi se
renouvelleront-ils toujours? On regaide r^sistanee comrae certaine
et moi corame presque iropossible. Or si on c£de apres avoir
resistö, tout est perdu. On a quelques troupes de ligne, quel-
ques Snisses et la garde nationale; raais 1°: y aura-t-il requi-
sition? 2°: un eommandant unique? 3°: un plan? On compte
sur la garde nationale, c'est-ä-dire que sur 40 000 gardes
nationales il y en a trois a quatre mille capables d'un grand
couragc; raais 1°: ces 4000 hommes ne seront pas seuls, ni reunia
dans un seul corps, ni peut-etre coramandes ce jour-la; 2°: ces
4000 hommes n'ont pas l'esprit assez mür pour souffrir dans
leurs rangs ou a cote d'eux ce qn'on appelle encore les aristo-
crates; 3°: ces 4000 hommes seront au chäteau; on laissera donc
former le rassemblement; on ne pourra donc le repousser que
lorsqu'il sera de 80 000 ames; 4°: il n'y a plus de rcsistance
quand on est corps ä corps dans des ruea, devaut des femmes,
des enfants, des curieux; 5": on fera une dtfcharge; mais ne
sera-t-on pas arrete par le nombic des victimes? car il y a
aussi le remords de la honte et de la (aiblesse; 6°: le garde
national qui a sa femme, ses enfants, son magazin se battra-t-il
jusqu'a l'extremite comine le soldat qui en fait metier, ce qui
Olftgau, Die franz. Lrgislntive. '>>
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— 338
est presque un pbenomene politique inexplicable? 7°: je suppose
qu'on resistera deux beures; mais le nombre des victimes aug-
mentera les cris, le concours, racharnemeot. Cette troupe
restera t-elle lä 24 beures, deux jours, trois jours? on a reaiste
au Champ de Mars: oui; mais on etait daus les cbamps et peut-
etre encore cette affaire eut-elle tourne bien diffcremment, si au
Heu de tuer 20 bommes on en aurait tue mille. Selon moi la
resistance annoncee est donc le prix des dangers. II vaudrait
ruieux gagner une partie du peuple par de sages avis, Topposer
moralement ä lui-nitrae, travailler sur l'Assemblee dont nn seul
decret vaudrait mieux que 20 000 bommes: intercsser son bon-
neur et sa loyaute, organiser cependant une defense contre un
coup de main, mais ne pas afficber pour ainsi dire le jour de
combat; cngager tous les bona citoyeus ä entrer dans la garde
nationale; inviter les bommes qui veulent Tbonneur de Paris ä
se reunir par centaines en formant de nouvelles compagnies,
organiser rapidement la garde du roi, se servir de finflucnce
des generaux sur 1'esprit de la capitale, interesser tous les de-
partements a Thonneur de l'empire. Plutot que de laisser
assassiner la reiue et le roi, il faudrait aaua doute les placer :\
deux lieues de Paris et Ton aurait toujours soit assez de furce
pour les y conduire, soit assez de moyens pour les y garder
mais jamais Ton ne prendra ce parti.
Voici une auecdote remarquable sur la journee du 20. Une
personne assez digne de foi m'a assurt* que M. Depreniesnil
etait au nombre des petitionuaires. On chercbe aujourd'hui a
s'assurer de ce fait. S'il est vrai, on pourrait en conclure que
Taristocratie a beaucoup de part ä tous ces mouvements; mais
alors comme on n airae plus la personnc du roi a Coblence
qu'aux Jacobins, ne serait-il pas ä craindre qu'on ne commtt ici
nn crime pour l'imputer au peuple; et sous ce rapport le dauger
ne serait-il pas encore beaucoup plus grand ?
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- 339
XXVI.
Aus einem Schreiben Mercys an Kaunitz,
Brüssel, den 27. Juni 1792.
La demarcbe faite par La Fayette anra une
grande influenee daos l'issue de cette criae. Si ce general est
mande ä la barre, comme on n'en doute paa, a'il refaae d'obeir,
a'il trouve dans le devouement de aon armee des moyens de
resistance, il s'ensuivra peut-etre l'eclat d'uoe guerre civile.
L'attention generale ae porte aar cette chance decisive; et on
sera eclairci aoua peu de joura ce qui pourra en resulter.
Le miniatere actuel a ete forme en entier par 1' influenee de
M. Dnport ci-devant de l'Assemblee Constituante, et qui etait
avec lea Laraeth et Barnave an dea cbefa du parti Feuillant.
Ce Duport a conserve nne correapondance avec le roi et a au
le decider aar le nouveau choix dea miniatrea. Celui dea affaires
etrangerea, M. de Chambonas, est un intrigant de la premiere
classe, Jacobin de nom, patriote tres douteux et capable de
toutes les bevues politiques possibles. M. de la Jarre, miniatre
de la guerre, est un arai de La Fayette; il eat trea actif et
propre aux detaila. Le rainiatre de l'interieur, M. Terrier de
Montciel, eat un homme d'esprit et fermc, ayant lea meines
opinions que les Lameth et Duport.
XXVII.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den 2. Juli 1792.
La lettre dont j'ai Tbonncur de joindre ici une copie n T a
de remarquable que le personnage qui en a ete le redacteur et
qui dana aa position se trouve a meine de discerner lea objets
avec connaiaaance de cause 1 ); il a'est cependant trompe aur la
') Der Verfusser des Briefes, der unter No. 28 folgt, ist nach Mercys
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— 340 —
demarche de M. de La Fayette, qui s'eat rendu ä Paris dans la
nuit du 27 au 28 et a paru ce memo jour ä l'Aasemblee
uationale. Je ne puia rendre un coropte plus precis de cette
circonstance reraarquable qu'en faisaut passer ä Votre Altesse la
feuille du Logographe du 29 juin.
Le voyage de M. de La Fayette a ete tenu fort secret dans
rintention de surprendre le parti repnblicain. Le general s'est
flatte d'etre seconde par le parti Feuillant; il croit etre sür
du departement et d'une partie de la garde nationale parisienne;
il espere aussi de s'accorder avec le parti des moderes qui viae
a Petablissement de deux Chambres. On presume que Tarmee
de M. de La Fayette est trrs decidee a s'oppoaer aux eiforts de
ceux qui ont dirige les evenements de la journee du 20 juin;
en cela Tesprit de cette armee pourrait bien etre different de
eelui de Parmee de M. de Luckner; M. Dumouriez qui vient
de s'y rendre et qui est en guerre ouverte avec M. de La Fayette
frondera ce dernier de tout son pouvoir, d'oü il doit s'ensuivre
de violentes dissensions entre les deux comniandauts, ainsi
qn'entre les corps qui sont ä leurs ordres. On presume aussi que
le plan de M. de La Fayette consiste a tourner la guerre
exterieure en negociations et de moyenner ä cet effet une Sus-
pension d'armcs, projet daut la reussite sauverait les revolution-
uaires fraurais de leur detresse, de leur perte infaillible et
rejetterait sur les puissauces confederees reffet de toutes les
suites fäclieuses d'uue entreprise de leur part devenue si necessaire
au repos de l'Kurope.
Votre Altesse sera informee par le Gouvemeroent General
de la nouvelle tournure que prennent les Operations militairea
des Francis; leur cuntenance preseute serable s'accorder avec
ce <|ue je viens d'exposer: peu de jours eclairciront ce que de
pareilles conjectures ont de reel on de vraisemblable
eigener (in C'liiflVrn beigefügter) Angabe dir Freund und Parteigänger
der LainetLs, der Abbeu Louis.
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XXVIII. (Beilage zu No. 27.)
Abbee Louis an Mercy, Paris, don 26. Juni 1792.
Depuis la journee du mercredi (20. Juni), dont je suppose
que vous avez eu des dctails exacts, le roi a beancoap gagne
dans la garde nationale. Elle avait ete preBque entu-rement
etrangere a tout ce qui s'est passe d'indecent ce jour-Ia dans le
Chäteau, et si eile n'a pas repousse les piques et les sans-cu-
lottes, c'est moin8 parce qu'elle n'y etait pas disposee que parce
que Petion a trouve le moyen de dejouer les precautions prises par
le departement pour prevenir les horreurs qui se sont passees.
Nulle part eile n'a realste au commanderoent. Les republicains,
fort peu satisfaits de cette journee, s'etaicnt prepares pour une
seconde tcntative le lundi suivant; mais les ordrcs avaicnt ete
donnes avec le soin de gens surpris la veille et le contre-ordre
ete envoye par les chefs du parti populaiie. Tout est reate
dans la plus grande tranquillite.
Le roi a dit hier devant beaucoup de monde qu'il desirait
que son Service portät Thabit de garde national. II a passe
au Cbäteau la revue de la garde qui etait triplee. Le dauphin
le suivait avec l'unifornie.
Le roeme jour, hier lundi a six heures du soir, Valence
est arrive avec une lettre de Luckner qui annonce qu'il s'est
replie. Un courrier avait :ipportc le matin la nouvelle que La
Fayette s'etait rapproche de Maubeuge. II m'a paru que le
but du voyage de Valenee etait de venir sonder ici le terrain
et la position de la cause ä laquelle il passe pour appartenir,
qui n'est pas celle du roi. II repart aujourd'hui apr«>s avoir
demande de nouvelles troupes pour appuyer les derricres de
1'armee.
On signe ici une petition anti-republicaine chez prcsquc
tous notaires. La cause anti-royale, toute populaire qu'on ait
pu la faire, ne prend pas assez a Paris et dans les departemcnts
du Nord pour donner aus cliefs le teuips d'attendre les
— 842 —
Autrichiens; cela leur fait concevoir le projet d'emmener le rot
dans les departements du Midi, oü ils ont plus de confiance
dan8 leurs forces. S'ils ne peuvent pas y mener le roi, ils
paraissent disposes ä y aller former une Assembler Constituante;
ce n'est pas encore chez eux que le gofit en est passe. C'etait
pour arriver lä qu'ils insistaient si fortement sur la formation
d'un camp compose des deputes de toutes les Jacobinieres du
royaume qui aurait protege les deliberations du club de
Paris etc.
II est question de nomraer tout a l'heure a la place de
secretaire du conseil qui n'a pas encore etc occupee. Pellenc
en a envie, mais je crains qu'il ne Pobtienne pas.
On croit que le general La. Fayette n'en restera pas a sa
lettre et qu'il se prononcera encore plus sensiblement contre
TAssemblee; mais cela ne pourrait aller jusqu'ä quitter son
armee pour venir a Paris que dans le cas d'une Suspension
d' armes. Vous savez mieux que nous s'il y a possibilite ou
vraisemblance.
II n'est pas decide encore si on formera une nouvelle
garde au roi. L'ancienne reste toujours en grande partie ä
Meudon et l'ecole militaire sans armes, ni exercice.
Je n'attendrai pas votre reponse pour vous envoyer les
nouvelles s'il s'en presente. —
XXIX.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 21). Juni J792. 1 )
La Fayette a pousse sa pointe. Divers corps de son
arm«>e lui ont adresse des plaintes sur ce qui s'est passe ä Paris
le 20 juin. II a voulu etre leur oigane et il a paru comme
') Zu diesem liriefo bemerkt Morcy (an Kaunitz d. 8. Juli 1792;:
, . . . le redacteur a dfl masquer ses vrais sentiments sous los appa-
ronces de souhaits et d'esperancos qui sont aussi eloignees de sos deairs
que de son opinion reelle.*
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— 343 —
petitionnaire a la barre de l'Assemblue sans y ötre trop
attendu. II a demande la punition des attentats commis le 20
juin, la destruction des Jacobins et l'assurance que la Consti-
tution resterait inviolable. II a appelc mauvais citoyens cenx
qui esperent ne pouvoir obtenir quo des puissances etrangßres
co qu'ils appellent la tranquillite publique. Grands debats pour
savoir, ei le ministre de la guerre present serait interpelle de
declarer s'il avait donne uu conge. Majorite contre. Renvoi
du fonds au comite des douze. Crainte de quelque danger en
sortant. Secours officieux pour Ten garantir. Arbre de la
libertö plante a sa porte, mais saus bonnet. Piquet de 300
gardes nationales. Peu de fermentation a Paris hors de la
classe des interesses. Deliberation des Jacobins de l'envoyer ä
Orleans. Aujourd'hui, 29, Tuileries ferraees malgrc la fete.
Sections convoquees. Iuvitation de Brissot au peuple de tout
Tempire de manifester aon vobu. Combat d'adresses pour ou
contre les deax vetos, le renvoi des ministres et sur cette
question tres nettement posöe: faut-il detröner le roi ou le
defendre? Debats sur la mention honorable :t accorder ou ä
refuser a ces adresscs; et succes ou revers de Tun ou de
Fautre parti selon que l'Assemblöe est plus ou moins nombrouse :
tel est l'etat du moment.
Ceci est tres capablc de nous conduire ä la guerre civile ;
or bieo loin de la craindrc, je crois que les chefs des Jacobins
Guadet, lirissot, Sieyes etc. en seraient charmcs. Iis veulent,
dit-on, arriver ä un Etat federatif; or la guerre civile peut y
mener. Iis croient peut-otre que l'Etat federatif pourrait con-
tenter tout le monde, parce que cliaque Etat particulier, selon
l'opinion qui y dominerait, pourrait avoir une Constitution plus
ou moins deraocratique ou plus ou moins aristocratique. L'abbe
Sieyes est certainement tres capable d'avoir forme un tel plan;
mais ä moins que des liommes qui paraissent tres opposös ne
soient d'accord, il me parait bien difficile qu'on y tombe.
La Fayette veut-il ou non la guerre civile? On peut sur
cela se former de tres grands doutes d'aprcs sou interet per-
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— 344
sonnel et aa conduite; car d'abord, a'il veut la guerre civile. il
fait precisement tout ce qu'il faut pour cela, et il semble qu'il
ne 8era jamais un homrae bien important sous un veritable
gouvernement royal; 2°: parce que la guerre qu'il fait ne lui
presente aucun succea, au lieu que la guerre civile lui donnerait
tous 868 avantages; 3°: parco qu'il ne se croirait paa deahonore
en tournant vers la republique, au lieu qu'il se croira avili
s'il retrograde aur la Constitution; 4°: parce que la guerre civile
dans la poaition ou il «'est mis lui offrc deux chances: la
premiere d'etre le general Monk de la France, si lea partisans
du Systeme monarchiqne sont les plus nombreux; la aeconde
d'etre aur les rangs ponr quoi que ce soit, si la famille royale
Buccombait toute entiere dans la guerre civile. Tout s'expliquerait,
meme sans auppoaer aucun concert, ai Tabbe (?) et sea partiaans
avaient voulu en venir la; car il avait et6 facile de prevoir que
la guerre ctrangere amenerait la guerre civile; que de nombreusea
levees d'hommes deviendraient dea elementa d'armees pour dix
a douze grandea aectiona de l'empire; que ce rooyen meme de
resister ä des puissancea etrangeres ne aerait paa le moina
efficace; que ce nouveau cliaoa offrirait plua de raoyena de ae
aauver a ceux qui attendent de8 chancea incertainea ou qtii
auront besoin d'un aayle; enfm qu'au milieu de ce bouleverse-
ment on ne pourrait preaque plua emettre un vieu general, soit
pour modifier la Constitution, soit pour aeconder lea puissances
Etrangeres, en supposant que la plupart d'entr'ellea ne fusaent
paa desintercaaees par la diasolution complöte de la France.
La guerre civile est encore evitable; mais voici quelques
chances qui y conduiseut, tirces de la conduite de La Fayette,
parmi quelques autrea chances qui rendent cette conduite une
sottise. Ou La Fayette- aera envoye a Orleans ou il n'y sera
paa envoye. Dana le premier caa ou aon arme.c le delivrera
et voilä la guerre civile ou eile l'abandonnera et la clasac dea
citoyena que La Fayette appelle uue faction ne deviendra que
plus redoutable. Seconde hypotheae: il ne sera pas envoye a
Orleans: mais ou rAssemblee fera droit ä aa petition ou eile
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- 345 -
la rejettera ou eile oubliera d'y statner. Daos ces deux demiers
cas, si La Fayette se tait et que gon armee reate tranquille,
lea Jacobins deviendront encore plus puisaanta qu'ila n'etaient.
Le preraier cas ae dtviae en deux; car les Jacobins peuvent etre
attaqu£s par une insurrection 011 par un decret. S'il y a in*
surreetion, comme les Jacobins aont daoa tout l'empire et qu'ils
sont evidemraent et les plus nombreux et les plus forts dana
quelques departements, la guerre civile est ine vi table. La
destruction par un decret de l'Assemblee präsente ä peu prea
les memes cbances; ce decret ne pourrait etre rendu qu'ä une
tres faible majorite et lä 011 les Jacobins sont les plus forts il
y aurait invitation k desobeir et refus d'obeir. II me seuible
que quelques-uns de ces evänementa auraient du etre prevus par
La Fayette.
Voici un autre defaut de calcul encore plus important.
La Fayette et ses partisans supposent qu'il n'y a que deux
partis: les Jacobins et les anti-Jacobins. Mais anti-Jacobin est
un mot vide de sens. Les Feuillants ne aont pa8 ro£me un
parti; car il y a vingt partis dana les Feuillants. Si cette
collection sans triage forme le parti de La Fayette, ce parti
est oblige de combattre d'abord les Jacobins, puis tous les
factieux qui survivront aux Jacobins, puis les Coblenciens, puis
ceux qui croient qu'on ne peut etre sauve que par les puissances
etrangeres, et ceux-lä sont tres nombreux, quoique La Fayette
les appelle des mauvais citoyens, puis les puissances etrangeres
elles-memes; et apres loutes ces victoires il faudrait encore que
ce parti se battit contre lui-meme, car les uns admettent la
noblesse, les autres n'cn veulent pas. Les Feuillants ont dit:
toute la Constitution et les Duport et Lametb veulent modifier
la Constitution.
11 me semble que la force des Jacobins vient d'une chose
a laquelle leurs adversaires n'ont point encore fait attention.
Les Jacobins expriment tres nettement le bnt auquel ils
veulent atteindre; par ce moyen ils s'entendent fort bien, et
chaque Jacobin sait ce qu'il doit etre et ce qu'il doit faire.
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- 34(1
Au contraire les anti-Jacobins ou ne disent pas ce qu'ils pen-
sent ou ne l'osent pas ou ce qui est encorc pire ne le savent
pas. De lä ni coucert, ni ralliement; de la l'impoBsibilite de
reunir dans un Beul parti tous ceux dont il serait possible de
rapprocher les principes. Aucune guerre civile ne serait donc
plus atroce que la nötre, puisqu'on ne s'entendrait mcme pas,
et c'est ce que Mirabeau avait souvent prevn. Quand les
Feuillants ont dit: toute la Constitution, rien que la coustitution
cette deviae etait bonne a prendre; on etait au commencement
de la legislature et il etait utile d'essayer d'une pareille direction.
Aujourd'hui on a trop tarde de changer de Systeme; personne
n'ose plus prendre sur lui cette redoutable initiative et chacun
fait chaque jour des serments qu'il sait bien devoir violeB
demain.
II me semble que Mirabeau dans une pareille circonatance
aurait pris un parti tout different. Les Jacobins font une
declaration de principes et attaquent ouvertement la Constitution ;
Mirabeau f aurait aussi attaquce dans un autre sens; il aurait
tache de concilier l'interot de tous les partis avec les bases
d'un gouvernement libre et montrant cc nouvel etendard auqucl
on aurait pu se rallier, n'eloignant de cette confederation que
les Jacobins, il aurait tout ä la fois detruit les factieux et
desarme en les dösinteressant les puissances etrangercs, sauve
le royaume et assftre la paix, sans renoncer a une Constitution ;
— mais Mirabeau n'est plus et ses successenrs sont de bien
minces ecoliers.
Si un genie profund prcsidait aux deliberations de ceux
qu'on appelle factieux, il aurait arrange sou plan de maniere
que ses revers meme fusscnt des succt's. II aurait dit a ses
auxiliaires: attaquez la Constitution et voa ennemia seront forces
de ladefendre; parlez de l'egalite des biens et ils seront forces
de conserver au moins celle des hommes; menaeez d'augmcnter
les droits du corps legislatif et ils n'oseront plus les affatblir
par une seconde cliambre. En ediouant, vous aurez du moins
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- 347 -
gagne que le plan dont je parle u'a jamaia existe en theorie;
mais le resultat est le meme que si le plan existait.
Lea cvcnements auraient tourne d'une maniere bien diffe-
rente, si, quand les Jacobina ont dit pour la premicre fois : nous
voulong changer la Constitution, les Feuillants avaient dit ä leur
tour: eh bien, nous aussi, nous voulons la changer. On sait
par exemple que les Jacobins desirent de changer la legislature
actuelle en corps constituant. Ou aurait pu convenir de la
necessite d'un pareil pouvoir, mais exiger une nouvelle convo-
cation, sauf la reeligibilite des raembres actuels; un moyen sur
lequel tous les partiä pourraient s'entendre donnerait sur le
champ une nouvelle Asaemblee, et Ton trouverait la une issue
legale a tous les evenemcnts actuels, c'est-ä-dire un moyen
d'amener la conciliation de tous les partis, au lieu que la con-
duite de La Fayette, ses discours ä contre-sens, la conduite
du nouveau roinistere et des protestations du roi qui ne
sont plus de saison aux puiasances 6trangeres ne serrent qu'a
enferrer de plus en plus tout le raonde et ä mettre Tinsurrection
ou la guerre civile a la place des moyens que chacun devrait
chercher pour sauver son pays.
Aussi n'ai-je pas trouve encore un seul horame raisonnable
qui put rcpoodre a cette question; si les Jacobina disparaissaient
aujourd'hui, que feriez-vou8 demain? car il faut admettre pour
une donnee certaine que les Autrichiens et lea Prussiens se
battront tout aussi bien contre les Feuillants que contre les
Jacobins. Je comprendrais fort bien la conduite de La Fayette
s'il avait un plan de compoaition universelle et de paix generale;
mais il a prtaisemcnt le contraire d'un plan de cette espece.
Nul ne sait d'ailleurs encore ce que veulent les puissances
etrangeres qui sont pourtant un pion redoutable dans l'echiquier;
c'est par la que La Fayette aurait du coramencer; mais il est
evident qu'il agit saus s'ctre fait aucun Systeme. Ses partisans
repondent; la nation n'ayant plus a so battre pour les Jacobina
reunirait toutes ses forces; ou mettrait plus d'ensemble dans
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— 348 —
l'attaque et danB la defense. Tres bien; mais si Ton succombe,
que ferez-vous?
Vous n'avez qu a comparer ces observationa avec cellea
que je vous ai communiquces plusieura foia 8ur cette matiere,
et voua jugerez que j'ai trea bien connu le 8y8terae de cea
gens-la. —
XXX.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 30. Juni 1792.
Luckner a ad höre par une lettre au rot ä la dcraarche
de La Fayette: La Morliere en fera sans doute autant. Oes
d^marches et plus que (out cela des adresses nombreuses dea
corps administratifs ccrite8 dans le mcme sens pourront contribuer
a diminuer les perils du roi, en montrant aus seditieux que
l'opinion publique est plus divisee qu'ils ne le pensaient; mais
voila tout l'avantage qui en resultera; celui-la pourtant est in-
appreciable et il faudra d'autres evenements pour former une
autre crise. II est possible encore que le corps legislatif prenne
quelques mesures partielles sur les abua de la libertc de la
presse et Biir la police des asaemblees poptilaires, mais on
n'osera pas aller plus loin. Au reste La Fayette a si mal
congu sa petition que moi-mf-me, si j'etais dans le corps legis-
latif, je serais force d'opiucr qu'il n'y a lien a deliberer. II
demande 1°: une assurance que la Constitution restera inviolable;
il n'y a point ä deliberer sur cela, car I' Assembler a prete
serment de maintenir la Constitution et de plus declarö traitre
et infame quiconque proposerait uue tnodification, une com-
position quelconque; 2°: la punition des attentats du 20 juin;
a cet ögard l'Asacmblee n'cst pas competente et n'a rien ä
deliberer pour le moment. Les attentats particuliers commis au
Chäteau sont censes inconnus; le fait en lui-mome par sa nature
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n'est pas un crime de lese-nation et sous ce rapport seulement
l'Asseniblee aurait l'initiative. Ce fait peut etre considere corame
crime de lcae-majeate; maia d'abord il n'a ete d6cide par aucune
loi que cea delits 8oient de la competence de la Haute-
Cour, ni par consequent de l'Assemblee. Dans presque tous les
cas le crime de lese-majeste peut etre en meme temps un crime
de lese-nation; cela depend des circonstancea du fait; il faut
donc que ces circonatance8 soient constatees d'abord par une
procedure; pour legitimer la competence de PAaaemblee, il faut
qu'une pareille procedure Iii i soit deferee par un tribunal; que
ce tribunal lui diso: voila aclon mon opiuion un crime de leae-
natiun; c'eat au corpa legialatif a prononcer; juaque lä l'Assembläe
n'a rien ä faire. Or l'Assemblee, ajouterait-on, n'a pas interdit
aux tribunaux de prendre connaisaance des faitft du 20 juin.
La Fayette demande la destruction des societes populairea.
II faut distingucr ä cet egard le fait et les abua. II est impos-
aible que l'Asseniblee defende une reunion quelcouqiie de citoyens
qui voudront perorer aur les affaires publiquea. Ne s'agit-il
que des abua? la loi existe; le principe meine de la liberte de
la pensee et des opiuious est limite par ceci: „autant que leur
manifestatiou ue trouble pas 1' ordre public etabli par les lois."
Lea magiatrata u'ont donc qu'ä poursuivre les factieux et les
perturbaleurs du repos public. Si je teuaia un propoa seditieux
dans la rue, le juge de paix nie ferait arreter; pourquoi ne le
fait-il pas de meine, si je tiena ce propoa dans la tribune des
Jacobina? le devoir de TAasemblee est de faire des lois plus
repressives; selon moi c'est tout ce qn'on avait ä demander.
Au reste La Fayette a evidemment pour lui la grande
majorite de la garde nationale de Paris et toua les patriotes
moderea; en tout, comnie il le dit lui-meine, la maase des hon-
netea gens, en prenant ce mot dans le sens qu'il avait autrefois.
Les penseurs out pourtant fait cette reflexion que, si La Fayette
etait un antre homme. sa demarnhe serait le premier pas ä une
dictature ou ä un protectorat; mais en verite cet homme paralt
- 350 -
ai peu redoutable par sa faiblesse que de aa part rien ne parait
bicn dangereux.
II ne faut paa croire pourtant que tout ceci aoit ßni. Nous
en aommes au poiut oü une etiucelle imprevue peut tout ä coup
allumer une incendie. II est d'ailleurs tres probable que le 14
juillet est destine ä tenter, ainoii a realiaer quelque commotion
dans Paris. On aunonce que dans quelques parties du royaume
Penvoi des federes pour le camp de 20 000 honimea sera cxc-
cute malgre le veto. Des factieux a'invitent par les papiers
publica ä cette fete; Marseille, dit-on, envoie 1200 hommes; il
est d'ailleurs tres vrai que la population de Paris devient de
plus en plus norobreuse; tnaia les evenements du dehors peuvent
changer dans un instant toutcs les donnces actuelles; et cette
chance se trouve tellement melee a tous les evenements interieurs
qu'il n'est plus possible de raisoner juste, en parlant de nos
coramotiona intestines, si on les considire separement de nos
succea ou de nos revers sur les frontieres.
Fussions-nous exerapta de troubles et de dangera individuels
il resterait toujoura ce grand embarraa auquel peraonne ne peuse,
savoir, quelle pourra etre l'iaaue legale a tout ceci. La scance
de Iiier de PAaserablee nationale voua fera faire sur cela des
reflexiona importantes. M. Jean Debry a fait un rapport tres
applaudi au nora du comite des douze. Oe rapport n'est qu'une
motion pniaee dans un discours imprirae de Ramond peu-
dant I'Assemblee Constituante dont quelques mota echappes de
Mirabeau dana sea moments d'iropatience et tres mal compris
avaient fourni l'idee. Qu and on prcssait Mirabeau aur les abua
de l'autorite royale, il repondait: le remede eat dana l'insur-
rection. Ramond, qui n'y voit pas fort loin, en a conclu qu'il
fallait organiaer Pinsurrection, et tel est aujourd'hui le plan du
comite. La betiae de quelques hommes est inconcevable. Le
comite propose dans le cas, on PAsaemblee declarera que la
patrie eat eu danger que tonte la nation prenne lea armca que
toutea lea autorites deploient Ienr pouvoir etc.; il est pour-
tant bien clair qu'il faudrait tout le contraire. Dana des cas
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-351 -
pareiU lea Romaina faisaient ceaaer toutea lea autoritea et a'en
rcraettaient ä un aeul homme; ici l'on veut armer tout le monde;
il aerait bien ploa prudent dana un moroent de danger de lea
toa8 deaarraer: la gnerre civile noua corrigera de cette erreur;
mais a'il faut chaque foia une expcrience nouvelle pour noua
devoiler nne aottise, noua ne tiendrona paa a cette ecole.
L'Aaaemblec d'ailleurs ne donne paa au but ä ce qu'il me
paratt. II ne a'agit paa aenlement de prevenir lea troublea
interieurs, (et Dieu veuille que lea moyena qu'elle prend ne lea
augmente paa), mais de trouver un moyen legal de faire la
paix, en auppoaant que les puissancea Strangerea aient cbez
noua de8 auccea extraordinairea et imprevua. Aucun miniatre
n'osera preparer un traite qui porterait atteinte ä la conatitution,
en quoi ce aoit; et un miniatre eut-il ce hardieaae, en comptant
aur un affaibliascment de l'opiuion publique occasionne par dea
revera, le corpa legialatif actuel n'aurait ni le courage ni le
pouvoir de ratifier un pareil traite. Cette ia8ue eat donc ä peu
pres impoaaible. II y en aurait une autre, ai Ton ponvait aans
commotion remettre aur la acene un pouvoir constituaut. Maia
d'abord il y aurait un graud danger a donner un pareil pouvoir
h l'A88emblee actuelle, quand meme toua ae8 membrea ne ae
aeraient paa trop prononcca pour pouvoir reculer aur quoi ce
aoit. Un plus graml pouvoir lea degagerait bieu de leur aerment,
maia non paa de leura opiniona. D'un autre cOte on ne voit
guere la posaibilite de convoquer une autre Aaaemblee Con-
stituante; toua les moyena legaux manquent pour cela, et quand
le moment viendra on. la convocation apontanee aerait poaaible,
lea maux en seront ä un tel point que ce grand remede arri-
vera trop tard. L'excäa de8 maux pent conduire aana qu'on
le veuille a une autre iaaue que je regarde comme la plua
vraiserablable par le fait, qnoiqu'elle ne aoit paa la moina
daugcreuae. II peut arriver, si lea troupea etrangerea ont de
granda auccea que plnaieura chefa dea factieux aY-loignent que
pluaieura fonctiounairea publica quitteut leura poate8 qu'une
partie du royaume demande la paix, enfin que le bouleversemeut
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I
- 362 -
soit tel que le roi aeul puiase encore faire entendre aa voix,
ce qui lui permettrait alors de concilier lea partia et de donner
la paix ä la natiou, soit au dedana, soit au dehors, d'aprea
les baaea d'un gouvernement juate, fort et libre
XXXI.
Pellcnc an Lamarck, Paris, den 13.— 15. Juli 1792.
La demiasion combinee de toua les miniatres a dfi vous
etonner; voici l'explication de cet evenement qui par les suites
qu'il peut avoir sera peut-etre remarque dana l'hiatoire. Les
miniatres pour aatiafaire aux decrets de l'Aasemblee avaieut
rendu compte troia ou quatrc foia de l'etat du royaurae, et
cbaque foia on leur avait dit: ce n'est pas cela. D'un autre
cöt6 l'Aaaemblee avait decrete qu'on ne declarerait pas le danger
de la patrie, sana avoir entendu les miniatres snr cet objet.
D'aprea cela les miniatres resolurent entre eux de faire chacun
un rapport pour attaquer lea societes popnlaires. Une personne
fut cousultee ä ce qu'on dit par le ministre de l'interieur la
veille de cette demarche; on ajoute qu elle lui tint le discoura
anivant:
Le parti que vous avez pris, vous et vos collegnes, est
tout a la foia trop faible et trop fort. II est trop faible, si
voua voulez produire une secouase dana TAsserablee et forcer
lea independanta a quelque resistance; car les independanta ae
croiront perdua, si ou les expose aux attaques des Jacobins;
la questiou de l'existence des societes populaires tieut d'ailleurs
ä des principes. Votre deraarcbe est eu ineine tempa trop forte.
') lrh lasse hier Hnen Abschnitt aus, deu Merey mit der folgenden
Bemerkung versehen hat: .ce partäße sert au redacteur (Hellene) pour
masquer ses vraies opinions."
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- 353 -
Vous allez raettre lo rainistere sur la raenie ligne que le
departement de Paris et que La Fayette. Pour peu que la chose
tourne mal, vous pouvez etre toua envoyGa ä Orleans dana
vingt-quatre heurea, et voyez , quel sera alors notre horizon
demain soir: Un roi sans miniatcre, imposaibilitö de trouver
aucun ministre, dangers d'une federation, toutea lea tracea de
certains prcparatifs pour defendre le roi aneantiea. Examinona
donc, s*il ne convient pas de prendre un autre parti. Que veut
l'Aasemblee? declarer que la patrie eat en danger. Craignez-
vous cette declaration? II faudrait dire dan8 le8 comptea ren-
dua: il n'y a point de danger; dana l'intorieur l'execution dea
loia oppritnera tous lea faetieux et aur lea frontieres notre union
suffira pour repousaer toua noa ennemia. Ce moyen cependant
n'eat ni grand ni large; il n'eat que fin. II eat contradictoire
avec le veritable etat dea choaes, puia qu'il y a d'immensea
dangera; declarez-les donc dana toute leur etendue, et au Heu
de voua borner ä attaquer lea aoeiätea populaires, peignez le but
dea faetieux aans deguiaement et tel qu'il eat. En mgme tempa,
ai vous voulez produire un grand effet, faitea paraitre le roi aur
la acene; car il y a dea choaes que lui seul peut dire, et sur-
tout lui aeul peut entrainer lea independanta. Lo roi pourrait
donc tenir a peu pn'-s ce discours:
„Vous avez voulu entendre le8 miniatre8 avant de declarer,
si la patrie est en danger. II est des dangera dont ils vouf
parleront; il en est d'autres que je dois moi-meme vous devoiler.
11 sc forme uue grande conapiration dana le royaume; eile
a pour objet de changer la forme du gouvernement. J'ai auaai
dea indices que quelques acelerats trament un autre complot,
celui de m'assassiner. Les ministres en remettront lea piecea
aur le bureau. Je ne parlerais paa de nies propres dangera, a'ila
nc regardaient que moi ; maia mon salut importe a tout le
royaume; il importe n la ville de PariB, qui m'a place dan8 aon
sein et qui s'cst chargt-e de me d«'fendrc; il importe peut-etre
ii chacun de vous.
Sons ce rapport je vous dtclare que je ne 8Uccomberai
Oluyun, Die l'rjiu/.. I.cgittlntive. 28
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- 854 —
point Bous le fer des aaaaaains; je saurai me montrer aux
factieux; toua les bons citoyens du royaume, tous les ' citoyens
de Paris me trouveront ä leur tete, quand la Constitution aera
en danger, et Ton verra alors de quel cöte 8e raugeront non
pas lea amis du roi, mais les amia de la royaute constitutiounelle,
enfin de la forme de gouvernement que nous avons toua jure de
maintenir.
Je vous declare encore que la Constitution restera aana
atteinte. Ceux qui ont imagin«:« follement de la renveraer n'ont
pa8 prevu tous lea obstacles qui lea attendent. S'ils tentent de
donner le signal de la guerre civile, n'en seront-ila paa les
premieres victimes? Quel general oserait reater ä la tete de nos
armees pour se devouer ä une faction qui aurait cbange la forme
du gouvernement; quel aoldat, apres a'etre rendu sur lea fron-
tieres pour y defendre la Constitution, resterait les armes a la
main, en apprenaot que cette Constitution lui aurait ete enlevee?
Nous sommea environnes d'ennemis exterieurs; l'union de tous
lea citoyena serait necessaire pour les repousser, et c'est ce
moment que Ton choisit pour allnmer dans Paria tous les flara-
beaux de la discorde! etait-cc la ce qu'on devait attcndre de
cette reconciliation juree ici il y a deux jours et qui nous avait
donne de si douces esperances? voua voulez savoir oü est le
dauger de la patrie: il est la; mais je saurai la defendre malgre
les efforts des factieux.
Roi des Francais par la Constitution, je aerai lc clief de
tous les citoyens qui pour combattre nos enncinis communs
auront le courage de se rallier ä moi."
Apres ce diacoura lea ministres auraicnt rendu corapte de
l'etat du royaume et auraient attaque lea aoeietes populairca.
Le roi aurait ete preaent. Quant aux pieces a depoaer sur le
bureau, voici, dit-on, ce que c'etait.
1° Un plan remis par un depute de Marseille et certiiic
par lui veritable, d'aprea lequel on devait lever une armee de
cent mille hommes aux ordre» de la munieipalite de Paris pour
changer la forme du gon verneinen t.
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- 355 —
2° deux lettres recues, dit-on, par M. de La Rochefoucauld
dans leaquelle« on lui annoncait que des particuliers venaient
des provinces pour assassiner le roi.
3° une declaration d'un particulier de Paris qui declarait
etre invite ä commettre le inerae assassinat moyenuant une
sommc d'argent dont une partie lui avait ete remise.
On ajoute que la persoune qui communiquait les ideca ci-
dessus finit par dire au miniatre: le roi s'est fait beaucoup de
partisans par sa conduite ferme daus la jouruee du 20 juin;
ce nouveau trait de courage ne pourra qu'en augmenter le
nombre. S'il etait ineme vrai que la guerre civile fut inevitable,
la position dans laquelle cette demarche mettrait le roi serait
saus contrcdit la meilleure. On dit d'ailleurs chaque jour
qu'il raanque un chef capable d'empecher les maux trea pro-
chaios qui nous menacent; eh bien! le raeilleur chef pour
sauver le roi, c'est le roi lui-m6me.
Cette däraarche fut adoptee, dit-on, par toua les ministrea
mais quand on en vint ä l'execution, le roi s'y refusa. II ne
voulut ni se reudre ä TAsaemblee, ni donner la forme d'une
lettre au discours qu'on lui proposait, ni modifier meme ce
discours dans un sens qui aurait pu davantage lui convenir;
alors les ministres se decouragerent et ofFrirent toua au roi leur
demission. On dit que le roi les engagea meme ä ne paa
parier tres fortement contre les societes populaires.
Cette conduite du roi ticnt ä plusieurs cause«:
1° a Peffroi que lui a cause la journtte du 20 juin; il fut
tres ferrae ce jour-lä; mais le lendemain la terreur se fit sentir
au point qu'il a prcsque defendu, ä ce qu'on dit, a son ministre
des affaires etrangöres de faire aucun changement dans ses
bureaux, quoiqif entiercmcut composes de Jacobins, de peur d'ex-
citer de nouvelles haines;
2" au desir de tenter, si les dangers actuels ue pourraient
paa etre neutralises en quclqtic sorte par des palliativ. II faut
distinguer deux <'*poques pour apprecier cette idee. Elle etait
bonne ä suivre au moment on Ton a si raaladroitemcut attaque
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— 350 —
le dernier ministerc et les Jaeobins; pcut-etre etait-elle bonnc
encore le 20 juin, si le roi, apres avoir raontre beaucoup de
fermete, avait renonce a donner aucune suite ä cette affairc:
mais on s'est conduit differemment, et la conduitc la plus
mauvaise est celle qui est contradictoire avec elle-ineme. l*ro-
clamation du roi pour denoncer l'evenement du 20 juin cotnrae
on attentat; proces-verbal des juges de paix; poursuite devant
les tribunaux; Suspension du maire provoquee au dtfpartement
et soutenue par le roi; eombat d'adresscs et de petitiona sur
les objet8 les plus graves. Si je ne nie trompe, c'etait lä de
la rösistance: il fallait donc continuer dans le meme sens on
bien ce n'ätait pas la personne dont j'ai parle qui avait tort.
3° II faut encore attribuer le refus du roi au conseil de
Daport. Voici le Systeme de ce dernier. D'un cöte il ne veut
pas que le roi parle de Constitution, pour ne pas se Her davan-
tage a maintenir ce qu'il est necessaire de raodifier. Je trouve
cette vue tres courte; car enfin la nation entiere n'eat-elle pas
aussi liee par son serment? D'un autre cöte il ne veut pas que
le roi se mette a roeme de resister dans Paris et il pousse
autant qu'il peut ä ce qu'il se jette entrc les niains de La
Fayette; et quand on lui demande quel moyen il aurait ponr
executer cela, on le trouve entierement au depourvu. Ces
imaginations ardentes en theorie sont bien faibles en pratique.
Heureusement comme on f a dit qtielque part les eveiicments font
toujours la rooitie de la bcsogne.
Au reste voici ä peu pres le vüritable etat de l'opinion.
Tous les partis voient de inauvais «eil PcntiV-e des pnissances;
mais il y a dans cela des nuances difierentes. . Les Jaeobins
croient et disent que les ennemis mettront tont ä fen et a sang
pour nous replongcr dans rcsclavage. Les inilependants et une
partie des Feuillants pensent que les puissanees voudront se
meler de notre Constitution et conquerir quelques provinccs
pour les frais de la guerre. Le parti de Duport et de La
Fayette affeetent de, croire aussi aux e«mqu«'tes et dans tous
les cas ils ne doutcnt pas que les puissanees ne se int'lent de
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- :-i57 -
nos lois. Ainsi les uns et les autres par divers motifa Bont
opposes a Pattaque.
II y a un autre poiut sur lequel Popinion est cgaleinent
uniforme, quoiqu'avec de tres grandes modifications. II n'y a
personnc qui ne dise que les puissauces ennemies viendront
facilement jugqu':\ Paris: cependant chaque parti et memo chaquc
individu, quand on le questionne separement, röpond que noua
Horaraes en etat de repousser nos ennemis. Voici les diffäreutes
nuauces. Les Jacobiiis disent qu'une fois debarrass&s des in-
trigues des Feuillants et des ministeriels, ils repousseraient
facilement toutes les forces ennemies; maia ils placent parmi
les ennemis de Pinterieur qui les embarrassent le roi, la Cour,
les tribunaux, les admiuistrations de dcpartement et tont Petat-
major de Partnee, saus compter les protres, les Feuillants, les
aristocrates etc. — Les Feuillants croient cgaleinent que Pon
pourrait resister: si Pon etait debarrasse des Jacobiiis. Les
iiidcpcudauts y ajoutent cctte nuance que la Cour n'est pas de
bonne foi et qu'il dependrait du roi de faire cesscr Pattaque et
d'ernpechcr Pcntrec d'uii seul mot. — L'abbc Sieyes repetc
plus que jamals son principe que le corps constituant a commis
unc giande crrcur en s'iniaginant de poiivoir faire une Invo-
lution Kans cbanger la dynastie n'gnante; cette idec est
aujouid'bui adoptrc par bcaucoup de mcnibres de 1789 et par
une foule de riiquitcs de PAsssembb'e meine du cote droit. Iis
tiouvent un certain amour-propre ä Padopter, parce qu'elle ex-
cuse leur peu de sueers.
Ties peu de gens pn voient une issue aux evenements
actuels. Les Jaeobins ne voient que la guerre civile; Pabbe
Siryrs la profes.se ouveitement. Les indi'pendaiit« et une partie
des Feuillants disent qu'ils ne suecomberont qu'en apparence;
mais que cliacitn d'eux sc retirera dans son coin pour y com-
inemer de nouvcaiix soiiW-vemenfs aprfa (pie les puissances
i'trang«''i-es sc seront retirres. Le parti de Duport et de La
Fayette iniagine au contraire 1° qu'il faut negocier dans ce
inoment-ci pour qu'on n'entre niriiie pas; 2" que le clief doit
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3&8
sortir de Paris pour se mettre avec La Fayctte; 3° que 1a
toutes les propositions doiveut venir du roi; 4° qu'il faudra se
bomer ä modifier tels et tels pointa de la Constitution, notam-
ment les deux Chambres, 1c decret sur ia noblesse, quelques
lois trop limitatives du pouvoir executif, expliquer le veto,
l'appliquer aux decrets d'accusation, permettre la dissolution du
Corps legislatif; 5° qu'il faudra se battrc pendant un siede
plutot que de Bouscrire a autre chose. Beaucoup de Feuillants
entr'autres Emraery abhorrent les deux Chambres. Les in-
dependants ne peuvent pas entendre parier de la uoblessc.
Quelques bons esprits parmi les littcrateurs voudraient le Systeme
anglais dans toute son integrite, et cependnnt on pourrait faire
mieux que les Anglais. En general on pcut conuaitre Tesprit
du moment par les raotifs qui ont fait declarcr le danger de
la patrie. Les Jacobins ont vu principaleraent dans ce decret
le moyen de se debarrasser de leurs enncmis Interieurs; Tabbe
Sieyes y a vu les elements de la gnerre civile. La deputation
de Bordeaux et autres un nouvcau moyen de provoquer opinion
publique contre le pouvoir executif; les indepeudants un grand
moyen de defense nationale et pour ainsi dire une insurrection
totale contre les armees enneinics.
Voila la journee du 14 passee paus aucun accidcnt grave;
mais ce n'cst pas preciserocnt re jour-la qu'il pouvait y avoir
du danger, du moins je l'avais toujours pense; aiusi, eut-on des
projets, il est naturel qu'on les ajonrne, jusqu'ä ce qu'on arrive
au moment oü leur execution sera indispensable. On pretend
qu'il n'y avait que quatre ou ciuq mille fedeies: on ajoute
qu'hier au inatin a peine huit cent dentre enx s etaient inscrit
pour aller au camp de Soissons.
Aucun ordre n'a pröside ä la fete; !e serment n'a ete
prete qu'ä trois beures, et 1c roi b'v trouvait depuis onze bcures.
On lui avait forme une escorte d'enviroii .'JOO grcnadiers tires
des Suisses, des troupes blanche* et de la garde uationale.
Aucun ordre ne regnait, ni dans la marclie, ni dans la maniere
dont on etait place au i-hauip de Mars. On a crie quelqtiefnis:
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vive le roi! mais cent fois plus: vive Petion! Ou avait pris
pour ccla des precantions tres mal cachees. De distance en
distance des enfauta de sept ä hnit ans etaient place» sur des
planches elevees et criaient ä tue-tete: vive Petion! pour en
donner le signal a tons les passants. Des agitateurs chargea
du meme role etaient parmi les federes. En tout les piques et
le» haillons etaient en plus graud nombre que les uniformes et
les bafonnettes.
Le concours du peuple etait immense, parce que des la
veille on avait ete presque sur dans tous les partis qu'il n'y
aurait point de danger. On peut dire pourtant que ce n'est pas
la faute de» Jacobins. L'impudencc de leur derniere seance est
inexprimable. II est imposaible d'agiter plus fortement les
torclies de la guerre civile, et on voit par leur correspondance
que toutes leurs societes affiliecs ont le memo ton. On savait
hier tres confidentiellement de Brissot et de quelques autre»
qu'il n'y avait point de danger combine pour ce jour-lä; que
cependant il fallait prendre des precautions autour du roi contre
le fauatisme de quelques iudividus et la folie de quelques autres.
Hier au aoir la fermentation fut principalement dirigäe
contre La Kayette. Les Jacobins entendent tres bien leur
compte sur ceüc tliöse; il faut qu'ils suecombent ou qu'ils se
debarrassent de cet cuuetni, car les deux partis ont tres deci-
deiucnt le* caraetcres de deux factiona. Dans cet etat de choses
c'est peut-etre uu tres graud bien quo La Fayette ne soit pas
venu et que Luckner seul soit arrive. Deux motifs ont empeche
le preniier; d'abord son etoile: et un pressentiment que ce
voyage lui sentit funeste; je crois qu'il avait raison. Or sa
chute etait un danger »le plus pour le roi. — Quant a Luckner
il fera tout ce que Ton voudra pour le bien; mais sera-t-il bien
conseille? L'idee de faire venir Lainetli plutöt que La Fayette
est ä ce qu'on dit d'un hommu que vous connaissez. On vient
anssi de lui demander ce que Lanieth doit faire. On dit que
b; comite de Duport veut se servir de lui pour faire proposer
la paix. II est ä craindre qu'on ne veuillo se servir de lui
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pour un depart qui est une tres mauvaise niauiere de resoudre
le probl^me. D'un autre cöte on tente une espece de transaction
avec les meneurs de l'Assemblee, car un ne peut nullement
corapter sur le courage des independauts. La preuve en est
dans ce qui s'est passe au comite des douze sur Petion. Ce
comite est compose de quatre inembres du cöte droit de quatre
independauts et de quatre Jacobins: malgn: cela il y a eu huit
voix pour Petion. Les independauts ne voient quc le danger
du raoment; ils croient toujours voir les tribunes tomber dans
la salle et leurs proprietes pillees, s'ils ne Bont pas de tel
avis. —
XXXII.
Mercy an Kaunitz, Brüssel, den 31. Juli 171HJ.
Le personnage qui m'avait t-te annoucc depuis lougteuips 1 )
et dont ma depeche du 18 de ce tnois a fait mention 2 ), est
arrive ici de Londrea la scmaine derniere. 11 s'est preseute
chez moi sous le nom de ('ordicr, qnoi(|ne son nom verkable
soit celui de Masson de Saint-Amand, ancien maitre des rcquutes,
») Schon unter dem 17. Juni hattn Mercy an Kaunitz berichtet:
„La reino de France nie fait avertir d.'reclief qu'il arrivtra ici une
emissaire du parti constitutionnel, dcstiru' \ sc rendre a Vienne; la
reine desirerait quoii lui tcinoignät i|it'elle s'est intcrcs.siV ä et tte uiission.
Le parti duiit il s'agit est l'antauoiiiste de celui des Jacobins; mais il
n'a maintenant nueune cousistanee et la reine cn le menageant n'en
attend d 'autre utilit6 que eelle d'entret(<nir la division entre les ditlV-
rentes sectos de facticux et de les opposcr les uns aux autre.«."
*) Dort heisst es: .La ruine de France jtar une nute, dont j'ai fait
mention dans ma depeche du 17 juin (s. o.>, m'avait annonce un
emissairc du parti constitutionnel. ('et hemme est un nomine Cordier;
il s'est rotidu a Londres. d'ou il m a deiiiande un passeport ]»otir venir
iei; sa lettre est du 8 (juilletj; je lui en ai onvoye un du gouvernement
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intimement lie avec MM. do La Fayette, Laineth et Duport,
auxquels il prete son entremise pour faire passer a la reine une
correspondance dont il conserve chcz lui le depot.
En egard aux circonstances präsentes et a l'ctat de nullite
oü ae tronvent reduits les cliels du parti Feuillant. je ne devais
m'attendre de leur part qu'a une miasion tres insignifiante; cette
conjecture a ete pleineraent verihee par le langage que m'a tenu
M. de Saint-Amand. II me dit abord que saus antorisation par
eerit de traiter d'aucun objet, raais airaplement au 8Ü et de
l'aveu de la reine, il venait dans le desir de ae procurer quel-
ques notiona positives sur leg vues des Cours allieea relative-
incnt ä l'etat de la France et a la forme de gouvernement a y
retablir; quo si cea vues ne tendaient pas ä raraener puremeut
et simplement Taneien ordre des choses et ä renverser de fond
en comble la nouvelle Constitution, s il ne a'agiasait que d'en
reformer les erreurs, de la modifier dans un sens adopte egale-
tuent aux convenances interieurcs et ä celles du dehora, alors
le parti modere de la nation s'empresserait de concourir au
but des puissanecs, cc qui semblerait exiger une sorte de relatiou
et de eoncert entre leurs employes et ceux du parti bien inten-
tionne. M. de Saint-Amand ine retraca dans uu long verbiage
le Systeme. II consiBte dans la forraation de deux chambies,
l'une desquellea comine cbainbre haute serait composee de per-
sonnages notables, electifs ;*i eliaque legislature et adrais non a
titre de nobles, mais a eelui de plus riclies possesseurs fonciers;
on admettrait eependant la reintegration de la noblease en
France, mais saus Privileges exclusifs et ne jouissant des titres,
arinoiries, decorations etc. que sous une toleranee de courtoisie.
La pernianence d'unc Assembler legislative resterait la base de
et ma reponse est. n'digee de mann-re ne pourrait un faire Je
nioiudre alttis. II v a pm a sc promeM re »Im la mission de cot ngent,
vfi que les intcntii.ns de ses commettants sont aussi suspectus quo lours
movons sunt insuftisants. .Je tut» tiendrai dans »ne gründe, reserve et
ine bonierai h tacber de decouvrir ce quo cette demarelie pourru avoir
de eiiche et de rcmarquable."
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la Constitution, et le roi y serait place avec des pouvoirs
approchant de ceux quo les Anglais out delegucs a lcur
monarque.
Mcs reponscs ä cette ouverture ont ete courtes et precisea:
j'observai que deponrvu, ainsi que l'ötait M. de Saint-Atnand
de toute autorisation, le desir marque par la reine de voir
accueillir les demarebcs des personncs qu'elle a lieu de croire
lui rtre attacbees etait le seul motif qui diit me porter ä suivre
une simple conversation sur les matteres dont il s'agissait; que
leB actes diplomatique» publies ou ä publier expliqueraient asscz
les intentions des dcux (Jours; qu'il sufürait de lire ces pieces
pour se former une idee exaete des principes qui y ont dontie
lieu; qu'occupees d'un interet commun ä toute 1 Europe et sans
vouloir se mcler des arrangements intrrieurs ä etablir d'accord
entre le roi tres ebrrtien, remis en parfaite libcrtr, et la
nation, les puissauces allirs ne traiteraient que directement avec
ce monarque de tont ce qui a trait ä la cause generale.
M. de Saint- Amand parla de Intervention de la Cour de
.Madrid comiue du moyen le plus propre a effectuer une position
bien constatee de liberte entirre pour le roi de France; et dans
notre entretieu ce fut la seulc idee digne de qurlque remarquc.
.le m'abstins de la relever et ine boruai ä observcr que les
bruits public« attribuaient aux factieux lr projrt d'eutiainer dans
les provinces mrridionales comme captifs et oläges le roi, la
reine et la famille royale; que si cette liorrible ontreprise
s'efleetuait, eile attirerait sur le royaume des malbeurs dont on
ne pourrait entrevoir le tenne ni les efFets destructifs; que
c'ctait ä ceux qui se troiivaient les plus intrressrs ä calculer
l'etendue d'un pareil danger ä eberclier les moyens de le pre-
venir. Cette remarquc mit tin ä notre conversation et M. de
Saint- Amand est reparti le Irndemain.
II a rte immrdiatement suivi par im autre rmissairr, le
mrine abbr Lainbinct qui sVlait montrr iei passe quelques se-
maiues. A er second voyage il n'a pas elierebe ä nie voir et
e'est adressc uniquement au secretaire d'Ktat baron de Feltz,
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qui charge de rediger los rapports du gouvernement general y
rendra compte du langage peu interessant que lui a tenu l'eccle-
siastique dont il s'agit 1 ).
XXXIII.
Abbee Lambinet an den Baron Feltz, Givet, den 6. Juni 1792.
Monsieur,
Je n'ai pu avoir Hionneur de communiquer avec vous depuis
raa derniere misBion parce quo raun dcvoir et mon Systeme, ine
resserant dam* les borncs etroites de paeification et de negociation,
m'ont impose la loi rigoureusc d'eviter et de recuser toutes les
voies quelconques de Mars.
Fidele ;i mes prineipes de verite et de Franchise j'ai fait,
luonsieur, un rapport ecrit de mon intervention aupres de vous,
mousieur, et aupres de S. E. M. le comte de Mercy; je Tai
remis le 11) mai dernier ä M. le general de La Fayctte et a
M. de Narbonnc. Tous les deux Tont lu, rein et n'ont eesse
dapprouver et de louer, ineme en presenee des offieicrs-gnieraux,
leurs euntidents, les maximes de saine politique, de sagesse et
de moderation dont j'etais le rapporteur et fecho: je ne sais,
mousieur, par <|uelle fatalite les evenements subsequents ina
mission ont toujours ete en raison inversc des maximes
de temperament. Le camp dOnhaye a ete provoque le lende-
main de mon retour de Bruxelles; le general Sztaray a assailli
le camp au dessous de Philippeville ;i pure perte. Les provo-
') Die Relationen des Hiiron Feit/., der vom 11. Juli bis zum 5. August
179-J Metternichs Stelle heim (ieneraM iouvernement vorsah, wan n leider
im Wiener Archiv nicht aufzufinden. So liess pich (»her den <i egenstand
der zweiten Sendung des Abbee Lambinet nichts ermitteln. Im Folgenden
geben wir (unter No. 33 und Xo. 34) zwei nicht unwichtige Briefe jenes
Emissilrs an den Baron Feltz,
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cations multipliee», en rcndant mon rapport et ma personne
tres suspect aux generaux, les ont pousse ä la vengeance. Le
camp de Givct, celui de Pliilippcville »e sont lcve» la nuit du
3 au 4 du courant et se sont portes ä Maubeuge. Les forces
de deux puissance» sc trouvent concentree» devant la capitale
de Hainaut et la paix future ne peut etre (|ue le prix d'une
grande effusion du sang.
Lorsque j'aurai riionneur de von» voir, monsienr, j'aurai
celui de vou» en dire davantage. Je tue reconunande toujours
a riionneur de votre »ouvenir, etc.
XXXIV.
Abbee Lanibinet an den Baron Feltz, Oivet, den 29. JiiDi 1792.
Vous aurez probablement In la lettre que M. de La Fayette
a adre«s«';e au roi et a l'Assenihb'e nationale en date du 1<>
du courant; toutes les deux sont Texpression fidrle des senti-
mcnt» de »on Arne, de son esprit, de son caracterc et sont con-
formes en tout point aux dispositions, aux affeetious de son
cuMtr, dont j'ai eu rhonneur d'etre le tidrlc interprete aupn's
de Vou», monsieur, et anpivs de 8. 10. monsienr le comte de
Mercy. Ses deux lettre« sont aussi eonformcs au vou de son
arroee et la grande majorit»'- de la nation subjuguee, alteree
par une faction populairc qui perdia Teinpire, si eile n'est pas
ellc-mrrne eerasee, confondue, pulverisee, annihilee. Vous savez
aussi, monsienr, que ces deux lettre» ont fait mander M. de La
Fayette h la barre de l'Assemblee nationale. Nou» esperon»
qu'il y triomphera et c|ii"il ranu-nera a INtpiuion re«;ue par tous
le» bona citoyens ceux qui dans im delire factieux s'en sont
ecartes.
Quoiqu'il en soit, monsieur, je ne prevois chez nous que
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malheurs, dissolution, anarchie, misere et selon roea calcula de
probabilite guerre civile.
J'aurais l'honneur, monsieur, de ra'expliquer plus amplement
avec vous Rur cette fatale conjoncture et sur d'autrea objets
relatifs aux Pays-Bas autrichiens, si j'avais l'honneur de vous
voir. J'en ai meme la perraission, maia j'ignore, ai dana les
circonstances ma presence aerait agreable, ai je ne serais paa
trop compromia, ai je ne courrais paa de granda riaques. Au
reste, monsieur, voua etes le raaitre de nie faire connaitre vos
intentioua en me les faisant adresaer aoua couvert ä Dinant a
M. Dncrez aoit par la barque de Naraur, aoit par la voie de
Bouvigne. —
XXX Y.
Pellenc an Lamarck, Paris, den 5. August 1792.
Vendredi au aoir, la corami9sion des douze recut un avis
du charge d'afi'aires des Deux-Ponts. II promettait la declaration
du duc de Brunswick qn'ou avait deja iei depuia deux jours;
il en donnait par apercu nne idee beaucoup plus forte. Condorcct
dit alors: ..Je voudrais hien qu elle cfit et«'- faite comme on
Tannonce, car eile nous a fait grand bien: encore nne declara-
tion pareille et noua sommes sauves." II fnt conveiiu dans la
meme süauce que la decheanco aurait licu jeudi et qu'on
s'oecuperait jusque-la des mesures qui devaient preceder et
au i vre. On proposera une deeheance sans regence avec un
poiivoir executif responsable, nomine par l'Asaemblee, en atten-
dant la Convention dans un temps plua ealme.
Dans la meine seance. Condorcet deelara que le roi devait
faire part d'un voyage a R ') II fut arrete que si cet
avis etait donne on passerait ä 1 'ordre du jour; mais on pro-
poaa de mettre un considerant dans le deeret. Voici ce <|ui fut
') Bemerkung Mercys: Rambouilli-t ou Roueu.
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— 36ß —
propose: „Attendu qu'il importe an royanme que le roi non
seulement quitte Paris, raais le royaume, pour etre debarrasse
de ses trahisons, etc." Cette question resta indecise.
On agita celle de savoir ce que Ton ferait apres, c'est-a-
dire, si l'on garderait le roi en otäge ou non. Beauconp de
merabres se declarerent pour raffirraative ; raais Condorcet dif.
„II sera ordonne au roi de sortir et on ne lui donnera point
de seconrs". C'est ä peu pres l'interdiction du feu et de l'eau
usitee :i Rouic, par consequent un appel ä l'assassinat. La
question resta encore indecise.
Dans la raeme seance, on verifia un fait grave, savoir, que,
les deux jours qui suivirent chaque epoque de troublos, on
echangea a la monnaie une quantite beaueoup plus considerable
de guinees, entre autres le 22 et le 23 juin 316 raarcs de plus,
ce qui est enorme dans deux jours. Condorcet fut fort erabar-
rasse pour expliquer cela 1 ).
Seance de la Comroission d'hier au roatin. On se
dispute sur l'arrete de Mauconseil; Guadet est presque seul de
son parti. Son arguroent etait: il faut bien que quelqu'un com-
raence. Les autres, entre autres Vergniaud, repondaient: non.
dans un pays constitue, cc droit ne peut s'exorcer que par dtfle-
gation. On convient de casser la forme de l'arrete de la
section et de renvoyer le fond ä la Commission. ("est ce qui
a 6te fait.
Seance d' Iii er au soir. On convint que la discussion
sur la deeheanee cnmmcncerait le 6 dans la commission pour
distribuer les rules et voir si deux discours de Brissot et de
(iensonne suffiraient pour tout entrainer. II a ete convenu ponr-
tant qu'il etait ptrilleux d'en venir a une aussi grande raesure
sur le vo>u des federes et des sections d'une villc. La Com-
mission etait plus flottante que la veille. Condorcet a In un
article propre a mettre dans le consideraut, sur lequel il a dit
'} Wahrscheinlich spielt Pellenc liier auf dif (leider an, die der
Herzog von Orleans frlilier in England deponiert hatte und, wie w> hiess.
zur Unterstützung der Jaiuliiner lieitnlicli verwendete.
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- ar,7 -
fonder les plus grandcs esperanees: „Oonsiderant qne TAssem-
blee a dfi pourvoir au salut de l'armee et empecher que les
trahisons de Louis XVI la fissent maasacrer coiume il en avait
le projct, etc." ()n a reconnu que cela serait tres propre a se
concilier larmee. La Commission *;tait encore plus flottante
que dans la ruatinec. Quelqu'un a dit: , T Le duc d'Orleaus vous
trompc; il a l'air de reuoucer pour que son nora ne fasse pas
perdre des voix a la question; ensuite il fera valoir aes droits."
Le progres rapide de la comraotion dans ces trois ou
quatre jours vient de ces deux causes: publication de la de-
claration du duc de Brunswick et nonvolles de la deBertion
dans les troupes autrichienncs; par eonaequent, plus d'irritation
d'un cote et plus de confiance de l'autre.
La demarche faite par le mairc de Paris au nora des
sectiona est fort simple; la permanence avait cet objet; des
deliberations pouvant etre prises a chaque instant du jour, on
a choisi le moraent, au point que personnc n'en savait rien et
que la premiere nouvelle a ete le discours de Petion a la
barre. II n'y a pas ou cn tout deux mille votants. Les
meines personnes sont allees dann presque tontes les sections.
On avait cu soin de dreroter auparavant la publicite; par la
les sections t'-tant ouvertes a tout le monde, il n'y a plus eu
de distinetion entre les actifs et les non-actifs.
On 1 ) s'attendait h des dt'savcux et ä des combats de pe-
titions: mais cela ne preiid pas. La garde nationale est ansai
desorganisi'-e. On a perdu beaueoup de ferrain depuis un mois.
Les uns disent: „Les utrangers nous sauveront." Cbacun aur-
tout se dit: „Moi, je nie sauverai par lä, nul n'agit; d'aillenrs
les cliefs du parti de la n'sistanee ou de celui de l intlucnce
sont des eadavres. On depense un argent immense tout aussi
inutilement qifon n'a jamais fait. MM. de Montmorin et autrea
attendent los poignanls coiume. sous NV-ion; d'antres sont tran-
'> l'.t.Miit : kuiiK M<>n \s. Tout«-s \i-s purtif nies ,()ii"Mr co purn^rnplo'
designont l»;s Tuliierifs.
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_ 3P,8 -
quilles parce qn'ils ont de ropium dana leurs poches. On parle
plus que jamais d'un depart; car chacun se dit: si la decheance
passe, le roi sera assassine, peut-etre legalement, et si eile ne
passe pas, l'assassinat est encore plus probable, comme une
snite de la fermentatiou populaire; cependant si la guerre civile
etait inevitable, ce serait mal debuter que de perdro Paris. On
a cnvoye aux armees et an voisinage; le resultat sera peut-etrc
nul; et si Ton ne se presse ici, tont arrivera bien tard. Le
ministere actuel n'est capable de rieu, et vous connaissez la
lenteur et l'insuffisance des conseils qui viennent d'ailleurs.
Outre les federea, les Jacobins ont ici environ mille gardes
frangaises qui ne parlent de rien moins que d'aller i\ farmee
en y portant la tete du roi an bout d'une pique. A coup sur
le duc d'Orl6anB fait venir beaucoup d'argent d'Angleterre k
eorapte des 7,200000 L. st. qu'il y avait places. On sait aussi
que les Jacobins ont fait faire une collecte dans les clubs
d'Angleterre qui a beaucoup produit. Un banquier seul a donne
mille guinees.
Vergniaud aurait voulu que la decheance n'eut ete pro-
noncee qu'au moment oü les emicmis seraicnt A quinze Heues
en deca des fronticres. Alois, disait-il, nous ferons sentir au
peuple qu'il a t*te impossible de conaerver pour roi celui au
profit duquel les puissances declarent faire la guerre. Vous
voyez par lä que la declaration du duc de Ilrunswick fera
presque tous les frais de la decheance. „En attendant*', disait
Vergniaud, „il faut voir, si on ne potirra pas obtenir du roi
par terreur les avantages que produirait la decheance. u 11 y a
une liste connuc de six mille tetes a faire tomber apres cellc
du roi. Pour des homines habiles tonn ces dangers, quelque
graves qu'ila soient, n'ctaient rien; maia ceux qui s'en melent
sont ou des inibeciles 011 des traitres; je ne fais presque pas
d'exception. —
Druck von E EW-rinp, Berlin W , Linkstr. 16.
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