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Full text of "Wandtafel zur darstellung der reblaus und der blutlaus"

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WANDTAFEL ZUR 
DARSTELLUNG DER 
REBLAUS UND DER 
BLUTLAUS 



Ernst Ludwig Taschenberg 



Dl 

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Wandtafel zur Darstellung 

der 

und der Blutlaus, 



Mit erklärendem Texte 
ob,ml@ und Hau 



von 



Dr. E. L Irschenberg, 

Professor in Halle a.d.S. 



Stuttgart. 

Verlag von Eugen Ulmer. 



Wandtafeln für den Unterricht 
in Naturwissenschaft, Landwirtschaft und Gartenbau. 



I. Serie. Naturwissenschaft. 



1. Acht Wandtafeln für Physik. MitText. 
Von Prof. C. Hopp. 5. Aufl. SJL - 

2. Geologische Wandtafeln. Mit Text. 
Von Prof. Dr. Ose. Fr aas. 4 BL 6 JL 

3. Botanische Wandtafeln. 8 Blatt mit 
Text von Prof. Ür. W. Ahles. 7 JL 

4. Wandtafeln für Mechanik. Mit Text. 
Von Prof. C. Bopp. 6 Blatt. 9 JL — 



5. Wandtafeln der Pflanzenkrankheiten. 

Mit Text. Von Prof. Dr. W. Ahles. 
4 Blatt. 6 JL — 

6, Wandtafel zur Darstellung des Colo- 
rado-Kartoffelkäfers und seiner En t- 
wickclungsstufen. Mit Text fön 
Prof. Dr. E. L. Taschen b erg. 
JL 1. 50 



II. Serie. Landwirthsehaft. 



1 . Wandtafeln zur Darstellung d erRacen, 

Gangarten & Farben des Pferdes. Mit 

Text. Von Dr. A. v. R u e ff. 2 Bl. 1JL 

2. Wandtafeln zur Darsttl I un g (1 erRacen. 

Schlüge und Farben des Rindes. Mit 
Text. Von Dr. A.v. Ru e ff. 2 Bl. 10 JL 

3. Die Getreidearten. Zwei Wandtafeln. 

Mit Text. 3 JL — 



Wandtafeln über die wichtigsten 
Futter- und Wiesenkräuter. Mit 

Text. Von W. Schule sen. und 
jun. 2 Blatt. 9 JL 

Wandtafeln über die wichtigsten 
Futtergräser. Mit Text. Von W. 
Schule sen. & jun. 2 Blatt. 9JL — 



III. Serie. Obst- & Weinbau. 



1. Wandtafel über die Erziehung der 
jungen Obstbäume. Mit Text. Von 
Dr. Ed. L u c a s. 1 Blatt. 2 JL 40 ^. 



2. Wandtafel der wichtigsten Vered- 
lungsarten. MitText. Von Dr. Ed. 
Lucas. 1 Blatt. 2 JL 20 



I 



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Mau0 unii llutlaus. 



ju bei 



,JöaiuIfafet jur Satzung itec Jlefi[ aus umt rfer Stuf laus für 

Srfuifp und Ifaus" 



t>on 



Dr. 8. | Jafdjeit&erB, 

^rofeffor in $aüe a/@. 



Stuttgart. 1878. 

Derlag t>on (Engen llimcx. 



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1 



Drurf t>or C Ittairrfchcn i3ud?t>rucfcrct («Eugen tTleßger) in Saurnsburij. 



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W\c J{eblatt0, Purjell<m0 &er Hebe, 

Phylloxära vastatrix. 



(Seit bem Safjre 1865 tourbe man in ftranfreld) auf eine eigentümliche 
franffjafte (Srfdjeinung an ben föebftöcfen in bem Departement Vaucluse 
aufmerffam, bie toefentlidj anberer Sftatur mar, tote bie 1852 aufgetretene 
Sraubenfranffjeit unb für neu galt Dladjbem bie färanffjeit mehr unb 
mehr an bie Deffentlichfeit getreten mar, fo ergab es fidt), bafe ^ie unb ba 
anbertoartS, namentlich im Departement du Gard beS unteren ^onet^aleS 
fd)on im 3faljre 1863 btefelben ©rf^einungen , toenn auch in meniger 
auffattenber SBeife, beobachtet toorben toaren. 

bitten gtoifchen gefunben Sfteben nämlich geigt fid) eine runbliche Gruppe 
bon Stödten , beren SSIätter toeit früher als bie gefunben, oft fdjon im 
Suni unb 3uli gelb toerben, ftch an ben Räubern einrollen, oertroefnen 
unb bann abfallen, bie unteren früher als bie oberen. 3m näcfrften gru> 
jähre bleiben bieferben @töcfe gegen bie gefunben im BaäjSthume merfltct) 
gurücf, ihre triebe ftnb furg, bie Trauben an benfelben nur fparfam oor* 
Rauben, bie S3eeren reifen faum unb ftnb toäfferig oon (Sefchmacf . ©leid)* 
gettig geigen rings um ben ^ranfr)cit^r)crb bisher gefunb getoefene ©töcfe 
baSfelbe 2luSfef)en, toie bie franfen im oorauSgegangenen 3aljre, unb liefern 
fomit ben 23eroeis für bie toeitere Ausbreitung ber ftranfheit. 3m britten 
3afjre enblicf) fterben bie erften ©töcfe mciftent^citS boHftänbfg ab. ®räbt 
man fie aus, fo geigen fid) bie ernäfjrenben Bafertourgeln oerfault unb bie 
ftärferen SBurgeln mit gerfefcter fötnbe unb mehr ober weniger gleichfalls 
bem SertoefungSprogeffe entgegengehenb ; aber nichts gibt Sluffchlufe über 
ben ©runb ber ftäulnife. Derfelbe tourbe, toie bieg bei begleichen <Se* 
legenhelten immer gu gcf^cr)en pflegt, in ben oerfdjiebenften ilrfachen ge* 
fuerjt, ift aber nur gu ermitteln, toenn man bie SBurgeln foldjer sftebftöcfe 
einer Unterfudjung unterwirft, toeldje bie erften SfranfheitSfpuren an ftdj 
tragen. 

$ier geigen fid) an ben 3afernmrgeln, namentlich an ben faftigen (Smben 
berfelben, unregelmäßig getounbene (murflförmige) Slnfdjtoellungen , bie 



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fogenannten SKobofitäten (gig. 1 a), unb oom ftrürjjaljre an ben ganzen 
©ommer t)inburd) toinsige, gelbe £r)ierd)en, bie ben S31attläufen nicr)t urtärjn* 
Itdje Reblaus, toeldje faugenb an benfelbcn fttjen unb burd) ifrr ©äugen 
bic ©rgeuger berfetben ftnb, tote ftdj bieg fet)r balb wnjtoeife^aft naa> 
iücifcn liefe. 3m &erbfte getjen btefe knoten in Sräulnij? über, nad£>bcm 
fte bereits t»on ben ßäufen berlaffen ftnb, toeldje mittlertoette frifd)e, IebenS= 
fähige SBurgeln aufgefuäjt tjaben. ©o erflart ftdj baS atlmär}lid)e Slbftcrben 
ber 9tebe, toenn fie nidjr, tote fo m'efe amerifanifd)e 2Irten, burcr) ein fer)r 
lebhaftes 33eftreben, immer toieber neues unb sar)lreicr)e3 Sßuräeltoerf §u 
treiben, baS befd)äbtgte erferjt unb fo ben feinblia^en Angriffen toefentlidjen 
SBiberftanb leiftet 

(58 bürfte Ijier am Orte fein, nad) Anleitung besternt SBeinf au ff 
in ^reu^n ad) einiger $ranft)eiten ber föeben gu geben!en, bie möglicher* 
toetf e gu einer SScrrocd^f etung mit ber SfteMau§tranfl)eit 2lnta& geben f önnten, 
toeldje lefctere am fidjerften immer an ben Söurgelnob ofttäten erfannt 
ttrirb. $)ie ©elbfudjt befter)i in bem (Mbtoerben berS3Iätter, in furzen 
trieben unb loderen Trauben mit Keinen SBeeren. ©ie entfielt oorpgSs 
toeife in faltem £r)onboben, ber bie -tftäffe lange fefttjätt, ober in folgern 
SBoben, in toeldjem bei retdjem ®et)alte an ©ifenottriot baS SBaffer ftagnirt. 
SBeim SluStrodnen beffelben fetjt ftd) biefeS ©als auf ben Riffen als toeifeeS 
Sßuloer ab, toeld)e§ meift irrtljümlidj als ©alpeter angefprodjen toirb. $>ie 
$ranfr)ett trflt r)auptfädjlid) bann auf, toenn 5ur Ungeit, namentlidj bei 
ober unmittelbar üor r)eftigem Stegen gegraben toirb, tooburdj ftdj eine 
Trufte bilbet, bie baS Einbringen ber ßuft oerr)tnbert. (Sin erneuertes 
Huflodern beS S3obenS bei trodenem SBetter fann biefem Uebelftanbe ab= 
Reifen. S)aS Vergilben ber SBIärter erfolgt t)ier überall gleidfoeitig ober 
oon oben nadj unten, nid)t tote bei ber 9leblau8tran?r)eit üon unten nad) 
oben, aufeerbem aud) nidjt in infelartiger STnorbnung unter ben ©rüden. 3d) 
r)arte (Selegentjeit, eine ät)nlid)e ©rfa^einung in SBeinbergen beS ©aaltr)ale8, 
alfo auf SMfboben su beobadrten. §ier toaren bie am %ü$t fteiler 
Sßeinberge ftetjenben ©töde oorjeitig üergilbt, toeiT fte burdj aHmäljlicfjeS 
$erabfd|toemmen beS (5rbreia)e8 ettoa einen fSrufe tiefer in bie (Srbe gelangt 
unb baburdj beS 3utritte8 ber ßuft beraubt roaren, als es ein gefunbeS 
2ßad)Str)um oerlangt. — Äommt bie ©elbfud)t mehrere 3at)re nad) einanber 
oor, fofann fie in bie SfuSgefjrung, baS @inger)en ber ©töde ausarten, 
toeldje burd) SBinterfröfte nodj begünftigt roirb. — $er 2aubxaü^(S), 
SSrenner, ©ang, ©ommerbranb, rott)e S3ranb, $ud)8branb 
entftetjt, toenn r)eftige ©etoitterregen mit grettem ©onnenfd&eine ptö^Itdt) 
toedtfefa. 2)ie SSIärter erhalten in biefem %aUt toarjre ©onnenfti^e, toobei 



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bie auf irjnen fitjenben SBaffertropfen mie SSrenngläfer toirfcn. 2ln bct 
gebrannten (Stelle siefjen ftct) bie 3*Hen sufammen unb äerrelfeen baburcr) 
biefelben am SÖIattranbe. SJiefer biegt ficf) in ^otgc baoon auf unb roirb 
rotbraun; bie 3Jitfefärbung breitet fid) meiter über bie S81aitfläd)e aus, 
toelcrje melf, bürr unb raufcfjenb mirb unb mit bem Abfattc be§ gangen 
Startes enbet $>ie ber 23Iätter beraubten triebe reifen ntdjt aus unb 
fallen bem SBinterfrofte gum Opfer. $ie Trauben merben, je nacfjbem 
baS Hebet früher ober fpäter eintritt, mefjr ober meniger in ber AuSbilbung 
gerjinbert, einsehe braune $fe<fd)en auf ben SBeeren oerbanfen ben ©onnen* 
[trafen ebenfo if)ren ilrfprung, wie auf ben S3(ättern ber fiaubraufd). ©teljen 
bie mit ber genannten ftranttjeit befallenen ©töcfe in einem S3oben mit 
fdjlecfjtem 2£afferabftuffe, fo werben bie ölätter nad) bem Slbmelfen fdjmars 
unb rauftf)cnb, eS entfter)t bann ber ©djroarsbranb. 3n mannen 
(Segenben beseiefjnet man mit biefem lebten tarnen eine Stranfrjeit, meiere 
mit braunen ftlecfen an ber SStattunterfette beginnt unb burefj einen ^ilj 
erjeugt mirb, ber baS S3(att nadj unb nadj übergießt unb sunt Abfrerben 
bringt, atfo mit ben bisher befprodjenen flranffjeiten fo menig mie mit ber 
DfebfauSfranfljeit ettoaS gemein f)at. 

*flad)bem enbücf), um unferen ©egenftanb felbft mieber aufzunehmen, 
nad) angeftrengter Arbeiter, planer) on 1868 für atte Diejenigen, meldje 
ber Safjrfjeit tr)re Augen tttdr)t abfid)tlitt) Derfdjtiefeen motten, herauSge* 
brad)t t)atte , bafe bie SßurseKauS bie Urfadjc ber oben in gebrängter 
$ürse d)arafteriftrten tranfljeit fei, unb trjr ben toiffenfd)aftlid)cn tarnen 
Phylloxera vastatrix beigelegt hatte, oerboppelten unb oerbreifad)ten nicf)t 
nur bie 2BeinbergSbeftfcer in ^ranfreidj, alsbalb auch in $>eutfdjlanb unb 
anbermärtS tt)re Aufmerffamfeit auf all unb jebeS berbädjtige AuSfefjen 
tr)rer Sftebftöcfe, fonbern eS entftanb aucr) unter atten gebitbeten SBefifeern 
ber angefteeften ©egenben unb ben Männern ber SBiffenfdjaft ein rühriger 
Sßettftreit, um ben neuen $einb m $ a ([ C n «Seiten bin grünblich §u ftubiren. 
$enn oon ber SfteblauSfranffjeit ^eimgefua^t p fein ober nicht, baS mürbe 
eine Lebensfrage für S3iele, unb eine richtige S3efämpfung berfclben f)ing 
toieberum ab oon ber erfannten ßebenS* unb SkrbreitungSmeife beS 3nfeftS, 
beffen mar man fidj toofjl bemüht. 

SBir mürben für unfere 3mecfe gu breit fein müffen, menn mir ©abritt 
für 8 o) ritt bie Ausbreitung ber Stranffjeit, fomie bie ©rmeitcrung unferer 
Äcnnintffe oon bem 3nfeft felbft oerfotgen mottten, bielmeljr müffen mir 
un§ mit ber Vorführung ber bisherigen örgebniffe unb beS jefcigen ©tanbeS 
ber noc^ ntc^t jum Abfdjfaffe gelangten Angelegenheit begnügen. 

£ie Erfahrung hat geteert, bafj bie Ausbreitung ber an benSBurseln 



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lebenben ßäufe burch bic oberen Söu^eln unb auf ber Oberfläche beS 
S3obenS felbft erfolgt unb jährlich im Durchfchnitte 10—15 Bieter oorfchreitet, 
bafe fanbigeS Erbreich biefer Verbreitung am menigften günftig unb bafc 
bie SBitterungSberhältniffe einer ©egenb nicht ohne Einflufe auf baS fchnetlere 
ober langfamere llmftdjgreifen ber Sftanffjeit bleiben, bafe namentlich eine 
mein* nörbliche Sage geeignet ift, bie Entmicfelung beS Snfefts unb ber 
ftranffjeit gtoar aufzuhalten, aber bie bebroljlidje Vermehrung beS erfteren 
nicht p oerhinbern. Erfahrungen über noch anbereSlrten ber SluSbreitung 
ftehen in ju engem 3«fömmenf)ange mit ber ßebcnStoeife ber Reblaus, 
um ihrer fchon hier gebenfen &u fönnen. Ütach allem aber tft bie SftebfauS= 
franfheit noch immer im ftortfdjreUen begriffen unb namentlich über ben 
eübofien granfreid)S auggebreitet. Die Departement Vaucluse, Gard, 
Dröme, Ardecke, Var, SNieberalpen, Gironde, Chareate, Dordogne u. a. 
ftnb oon ihr heimgefucht unb faft eine 9JMion oon $eftaren SBetngelänbe 
bereits angegriffen, oon benen 200000 ooüftänbig oon ihr jerftört, meitere 
50000 unter anbern betrieb gefteHt toorben finb. — Die Sßeinberge beS 
ganjen beutfct)en Meiches nehmen nur ettoa 125000 föeftare ein. — 
Um noch einige 3<thlcn reben $u laffen, entnehmen mir ber fran^öfifdjen 
äÖeinbau^Statiftif oom^ahre 1876 bie nachfolgenben 27iirtheilungen : Das 
Departement Vaucluse. foelcheS in früheren fahren burdt)fdt)nittltrf) 400000 
&eftoliter SBein erseugt hatte, erntete im genannten 3ahre beren nur 50000. 
Dept. Gard mit jährlich 1400000 bis 2400000 fceftolitem Ertrag mußte 
fttt) mit 241000 begnügen, ©chreefen einP&enbe Abnahmen! 

Die üerhängnifeooae ©eudhe befd)ränft fich nicht allein auf fran^öfifcheS 
©ebiet. 3m 3af)re 1872 mürbe ihr Vorhanbenfein in ber önologifchen 
$erfucf)Sftation gu SHofterneuburg bei 2öien nadjgeroiefen , 1874 in 
bem VerfuchSgarten ber $oppelSborfer lanbmirthfehaftlichen Slfabemie ju 
Sinn abe rg bei Sonn, 1875 §u Sßregnn bei (Senf, roo, mie auchfpäter 
in Üftieberöftreich bei Söeibltng unb 9^ufeborf ganje Söeinberge unb 
neuerbingS ein folcher bei (Stuttgart fich erfranft geigten. Slufeerbem 
hat fich in einer Sln^aht tion $anbelSgärtnereien in ben oerfdjicbenften 
(Segenben bie SteblauS oorgefunben unb ift aus benfelbcn hie unb bahin 
burch ben föanbel öerfdjteppt toorben, SGBtr motten hier nur Erfurt 
(£nage unb ©chmibt unb B. $lafe unb (Sohn), $Iein*giottbecf unb 
S3ergeborf bei Hamburg (3. Vooth unb Sßeter Smith), 33 o lim eiler im 
Oberelfafj (Naumann) als bie michtigften namhaft machen unb noch htn= 
jufügen, bafe fpanifcfje, portugieftfdje unb forfifanifche SBeinberge nicht frei 
oon ber 2lnftecfung geblieben finb. 

DaS Auftreten ber Stauf heitSerfcheinungen in bem föothfchüb'fchen 



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SCBetnbcrge Bei $regnt), ber guroett entfernt oon bem frangöftfchenftranfheiiS* 
Ijeerbe ließt, um Don btefcm becinfCufet »erben gu tonnen, gab ben erften 
Slnftofe gu ber Söfung ber $rage, »o überhaupt biefer neue föebenfeinb 
hergefommen fei. SBar er urfprünglid) an Ort unb (Steife üorljanben 
gemefen, aber unbemerft unb unfchäblicf} tote meilanb bie 2rta)tne? £atte 
er infolge ber Entartung ber kleben, infolge ber SBerfcfjtechterung beS 
83obenS ober burch baS Sufammentoirfen fo unb fo bieler it)n begünftigenben 
Umftanbe auf einmal bie &errfdjaft über bie flteben gewonnen unb fid) in 
fo entfefclicher SEBeife bemerkbar gemalt? Ober mar er, mie fo manches 
Ungeziefer an unfern SMturpflangen, mit benfelben aus weiter fterne ein= 
gefdjleppt morben? 

®ie franfen Dieben gu Sßregnt) roaren 1869 au§ englifdjen £reib= 
Käufern eingeführt morben, mo man bielfach amerifanifche Sieben Büßtet 
unb, mie fic^ meiter ergeben Ijat, biefelben SfranfhettSerfcheinungen fcfjon 
feit 1863 beobachtet hatte. 3n ftlofterneuburg foroohl mie in Slnnaberg 
hatte man mit 2Burgefreben oon amerif anif djen SBeinforten baS 
Snfeft eingefcf)leppt. £ie $anbelSgärtncrcien in Erfurt unb bei Hamburg, 
bie mie bie englifchen £reibf)äufer in unmittelbarem SBerfehr mit toerifa 
ftehen, unb bie fonftigen Erfahrungen, namentlich auch ber Umftanb, bafc 
bie amerifanifchen ©orten in erfter ßinie mit ber färanfheit behaftet finb, 
fpradjen für bie anfangs bcgmetfeltc, jefet nicht mehr gu beftreitenbe Slnficht, 
bafe uns sßorbamerifa bie dttbl auSf ranf heit gebracht hat. 
2)ort fennt man fie feit 1853, menn auch pro Xfyü in einer anbern, 
fpäter noch P erörternben %oxm ; neuerbingS hat fie ftct) in ber gemöhnlichen 
SBetfe, namentlich oerbreitet am STMfftfippi , mehr unb mehr gu geigen 
angefangen, oorberrfdjenb an ben meniger mtberftanbsfähigen europäifchen 
hieben. SBann in ftranfreich ber ©runb gu ber heutigen „$eft" gelegt 
ift, lä&t ft<h nicht ermitteln, nur bie S:^atfadr)c fteljt feft, bafe man fchon 
feit ben gmangiger fahren biefeS SafjrhunbertS bafelbft mehrfach amerifanifche 
Bteben eingeführt hat. 2öie lange aber ber fteinb in geringeren Mengen 
an ben SBurgeln ftfcen fann, ehe er ben oberirbifchen Xfyil ber 3^ebe in 
ber oben angegebenen SBeife oeränbert, bemeist feine ©egenmart in ben 
genannten ^ebfchulen, mo fämmtliche fangen ein oottfommen gefunbeS 
SluSfehen jebergeit gegeigt haben, unb nichts oon ®ranfheü entbeeft fein 
mürbe, menn nicht bie ©tcherheitSmafcregeln beS beutfehen föcichsfangler* 
SlmteS bahnt geführt hätten. 

23ei folgen unb ähnlichen Sftachforfchungen hat man benn auch heraus* 
gebracht, bafe bie föeblauS oerfchiebene miffenfehaftliche Diamen führt, oon 
benen ber bereits genannte, obgleich ber jüngfte, barum bie föerrfchaft be* 



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Raupten bürfte, weil er bereits oolfstf)ümtidj geworben tft. f a gttd), 
ber befannte norbamerifanifcfje ©ntomolog, nannte fte (1853) Pemphigus 
vitifolii. S)a ©hinter ber ^nftcfjt mar, bafj baS £f)ter feine S3Iattfau3 
ber genannten ©aitung fei, fo grünbete er auf baSfelbe bie neue ©attung 
Dactylosphaera, um baS Sorbanbenfein ber folbigen föaare an ben$üfeen 
andeuten, bie jebotf) audj bei @d)ilbfäufen oorfommen tonnen, üftadjbem bem 
2Utoater ber Entomologie in Ojf orb, $rof. 2B e ft tu o o b (1863) bie Reblaus 
aus englifdjen £reibf)äufern gebraut morben mar, f)lelt er fie für neu unb 
belegte fie mit bem neuen tarnen Peritymbia vitisana : ebenfo erging eS 
enblidj (1868) bem $rof. in Montpellier, $Iandf)on, bei ber£aufe auf 
Phylloxera vastatrix. 2>af$ aber alle biefe tarnen nicr)t§ weiter begeid)nen 
als unfere KeblauS, bie mir balb näljer fenneit lernen merben, ftefjt 
iefet feft. 

9lacf)bem bie Reblaus bie ©emütber ber frangöftfajen »eoölferung fo 
in Aufregung oerfefet batte, gu einer brennenben £age§frage geworben mar, 
tonnte unmöglia) baS mittlermeile erftanbene junge ®eutfa)e föeicf) als ge* 
fäbrbeter ©rengnadf)bar ben müßigen 3ufä)auer tu biefer STngelegenbeit 
fpielen. SDaS 5. Stürf beS föeidjSs©efeöbratteS enthält unter 9fr. 908 oom 
11. Februar 1873 bie SSerorbnung, betreffenb baS SSerbot ber 
Einfuhr oon 9Reben gum Söerpf lang en: 
§. 1. $)te (Sinfu^r oon Sieben gum Sterpffangen (2BurgeI* unb S3Itnb= 
reben, ftedjfer 2C. ) über fämmtlidje ©rengen beS 3ottgebieteS ift 
bis auf weiteres »erboten. 
§. 2. 2>aS 9teidjSfangrer*2lmt ift ermächtigt, 2luSnaf)men oon biefem 
Serbote gu geftatten unb bie beSfattS erforberttdjen (Sontrol* 
2ftaferegeln gu treffen. 
§. 3. Gegenwärtige Serorbnung tritt mit bem Sage ifjrcr SSerfünbigung 
in ftraft. 

Unter bem25.2Ȋrg 1873 forberte baS 9teia^SfangIer=2lmt bie beutfajen 
Honfulate gu 23orbeaur unb 2ttarfeiHe fowie baS faif erlidje ©eneral* 
fömfulat gu ^em^orf gu Scripten über ben @tanb ber SReblauSange* 
legenfjeit in ben betreffenben fianben anf, entfenbete im ^ooember 
1874 eine ftommiffton gu bem 2Beinbau?$ongreffe in 2flontpeflter unb im 
2lnftf)Iuffe hieran gu weiterem ©tubium ber Reblaus nadj fflofterneuburg. 
23afb naa)ber, unter bem 4. $egember 1874 braute Dr. 23 u 1)1, oon 93 
2ttttgliebem beS SfteiajStageS unterftüfct, einen ©efefcborfdtfag, üft afer e g e In 
gegen bie föeblauSfranf beit betreffenb, ein. £>erfetbe würbe 
am 29. 3anuar 1875 angenommen. 2)aS unter bem 6. 3ttärg 1875 
publiärte ©efefc tautet: 



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1) 



§. 1. $er 9teid)3fanäler ift ermäßigt: 1. Ermittelungen innerhalb beS 
2Beinbaugebiete§ ber einseinen 33unbe3ftaaten über baS Auftreten 
ber 9teb(au3 (Phylloxera vastatrix) anguftetten. 2. Untere 
fuchungen über Littel jur SSertitgung be§ 3nfeft8 anguorbnen. 

§. 2. ®te Don bem 9tctdr)§fanälcr mit biefen Ermittelungen unb Unter* 
fuchungen betrauten Organe finb befugt, auch ohne Einmittigung 
be§ Verfügungsberechtigten ben3ugang 3U jebem mit SBeinreben 
bepflanzten ©runbftücfe in Anfprudj gu nehmen, bie Enttourgelung 
einer bem cntfprect)enben Anzahl oon Sftebftöcfen }U bemirfen unb 
bie entmurjelten föebftöcfe , fofern fte mit ber Reblaus behaftet 
finb, an Ort unb ©teile p üernichten. 

§. 3. Sie burdj bie Ausführung biefeS ©efefceS ermac^fenben Soften 
einfdjliefelid) ber nötigenfalls im föechtsmege fefouftellenben Er* 
fafeleiftungen für etwa zugefügte «Stäben merben aus Geichs* 
mittein befrritten. 

Vom 22. bis 26. April tagte nun in S3erlin eine $ommiffion, meiere 
über bie weitere Ausführung beS (SefetjeS ihre (Sutadjten abgeben fotfte 
unb infolge beren für bie üerfdjiebenen (Segenben ftänbige $ommiffarten 
unb ©acfmerftä'nbige beftellt morben finb. ©eitbem ift biefe Einrichtung 
nach allen Seiten hin weiter auSgebilbet morben, ber Verfeljr ber Organe 
mit bem föeidjSfanstersAmte ein lebhafter, infofern namentlich lefctereS bie 
auf bie Angelegenheit bezüglichen ©chriftftücfe gur ^enntnife jener bringt, 
biefelbeu ju Unterfuchungen oerbäa)tiger ©egenb entfenbet unb alles auf* 
zubieten fortfahrt, um für ben beutfdhen SBeinbau baS Unglücf abgumenben, 
meldjeS ben fransöfifchen fchon fo fchmer heimgefucfjt hat. Sticht unmöglich, 
bafj nach SBefchicfung beS internationalen SfongreffeS in ßaufanne buref) 
baS föeidjSfansIersAmt baSfelbe mit meiteren 2flaferegeln gegen bie Reblaus 
in nöchfter 3 C ^ borgehen mirb. hoffen mir, bafc alle Anftrengungen unb 
gebrachten Opfer ihren Segen bringen mögen! 

Jochbein mir bie (Sefchidjte mie bie Verbreitung ber föeblauSfranffKit 
unb bie für 2)eutfcf)Ianb getroffenen Vorfefjrungen ju ihrer Ueberroadjung 
in ben gröbften Umriffen fennen gelernt haben, »enben mir unS ber 23e* 
trachtung beS f leinen SBefenS 3U, meldjeS biefelbe oeranlafet, unb beffen 
ßebenStoeife buref) bie unermüblichen $orfdjungen zahlreicher Beobachter 
nach unb nach W unferer ^enntnife gelangt ift. SDen bereits namhaft ge- 
machten üftännern fteHen mir noch folgenbe zur Seite, ohne baS befonbere 
Verbienft ber einzelnen meiter heroorsuheben, ohne mit ihnen bie 3at)t er* 
fchöpft zu haben : %norct, £aimtan, iBajtlle, f oncott, CTornu, ßalbtam, 
Cidjtenfteht , dosier, fiottecat. 



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10 



$ie Reblaus (Phylloxera vastatrix) gehört ihrem törperbaue nach 
meber su ben echten Blatiläufen, noch 31t ben Schilbläufen. ®urcf) t^rc 
gebrungene törperform unb bie furjen ftüljfo erinnert fte an eine X a n n e n= 
lauS (Chermes) unb nähert fidf) fomit benerfteren. $urdj bie gefnopften 
£ärdjen neben ben fraßen unb abermals burcr) bie törperform befunbet 
fte öertoanbtfdjaftüdje Beziehungen p gettriffen Sdjilbläufen. 3n il)rcr 
©ntmidelungSroeife hat fieaber fo Diel @igentr)umltcr)e§, bafc Sitten fte in 
für bie (Sattung Phylloxera, üon ber e§ aufjer ber in Sftebe ftefjenben 
noch mehrere anbere Birten gibt, eine befonbere Sippe in 2lnfprua) nimmt, 
bie er als Homoptera pupifera bezeichnet. 2ftan tyatie nämlich bie 
Schnabelferfe fchon früher in foldje mit ungleichartigen glügeln (Hete- 
roptera, SGBansen) unb in foldje mit gleichartigen klügeln (Homoptera) 
eingeteilt; inttriefern aber unfere föeblauS als „puppengebärenbe" bezeichnet 
gu merben oerbient, mirb fich balb geigen. 

£>ie SBurzelberoohnerin ($tg. 2 unb 3) ift oon länglich eiförmigen 
llmrtffen unb fo gefa)loffener gorm, bafc man bie brei §auptabfchnitte be§ 
gewöhnlichen SnfeftenförperS (topf, 2JHitef= unb fctatetfetö) nicht non 
einanber unterf Reiben fann, inbem ficr) jeber bem folgenben eng aufliefet. 
Slm breiten topfe ftfeen bie breigliebrigen ftühler, unmittelbar hinter 
ihnen bie menig entroicfelten Slugen als etmaS bunflere fünfte, unb an 
ber Unterfeite bie bis $u bem 23audje rjerabretd^enbe, ihm anliegenbe Schnabel* 
ferjeibe zttrifchen ben üerhältnifjmäfeig furgen fecr)§ Beinen, 21n bem fich 
allmählich oerfdjmälernben £interleibe laffen fidt) mehr ober roeniger beutlich 
fteben ©lieber untertreiben, berfelbe bilbet jebodj faum bag Ijinterfte Strittet 
beS ganzen Körpers. $te beiben erften ftühlerglieber tfnb furz «nb b\d, 
ba§ britte unb längfte, toelcf)e§ ettoaS querriefig erfcheint, mirb baburdj 
djarafteriftifdj, bafc feine Spifee nach aufeen hin fdjräg abgeftufet unb fätoadj 
löffeiförmig ausgehöhlt ift, überbieg einige S3orfienhaare trägt ; infolge ber 
föingelung fann man fid) über bie 2lnzof)l ber ©lieber tauften, unb finben 
fich baher auch Angaben über 4 pt)ferglieber. $)ie mehr bieten als 
langen S3eine tragen auch einige 23orftenljaare , namentlich an ben ©e* 
lenfen unb jeberfeits ber trade ein $aar gefnopfter Söorften. ®ie oorn 
gefpaltene, breigliebrige Sdjnabelfcheibe Iäfet 3 JBorften austreten, mit 
benen bie Reblaus tief in bie SBurjeln einfließt, um ben fte ernährenben 
(Saft 311 faugen. Ghe fie ihre oolle ©röfee oon ctma 0,8 mm. erreicht, 
häutet fte fttt) mehrere 9Me, ohne ihre ftorm zu oeränbern, nur ift bei 
ben unauSgefoachfenen Stücfen ber Schnabel etmaS länger als nachher 
unb ber dürfen burch »arsenartige Erhöhungen meniger glatt als bei ber 
ermachfenen £auS. 23et ber geringen ©röfee finb felbftoerftänblich nur 



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bei fehr ftarfer Vergrößerung alle bie angegebenen 2Jlerfmale $u 
erfennen. 

3n einer burchfchnittlidjen ©röfee üon 0,5 mm. unb bräunlich üon 
t^arbe ($ig. 2) fifcen bie SSnrjelläufe an ftärferen unb tieferen 2Bursetn 
trupptoeife beifammen, am liebften unter abgefprungenen ^inbenftücfen unb 
an rinbenlofen ©teilen ber ftärferen SBurgeln, nrie $ig. lb geigt, um 
bafelbft ju überm intern. 3n biefem 3uftanbe ^oben fie bie S3eine 
eingebogen, bie ftühler surücfgelegt unb bie ©augborffen in bie ©cfjnabel= 
fdjeibe geborgen, finb üoöftänbig regungslos, ma§ natürlich, tote bei allen 
Snfeften, mit bem nieberen Temperaturgrabe äufammenhängt. 211s ich 
Anfangs ftebruar in einem ©laSljaufe mit Phylloxera behaftete Sßuraeln 
aus ber ©rbe herausgenommen hatte, ftanb bie (Sonne gerabe über ber 
(SlaSfdjeibe beS Kaufes, unb bafjer fpa^irten bie üon ben ©onnenftrahlen 
getroffenen ßäufe, bie unter folgen Söerr)ältntffcn überhaupt in feine hinter* 
erftarrung gefallen fein fonnten, munter an ben 2Bur;jeln untrer. 2lnberS 
im freien, Hier fd)Iäft fie um biefe 3eit noch. 25aS ©machen aus bem 
2Binterfcf)lafe erfolgt in füblicfjeren (Segenben früher als in nörblichen, 
beiberfeits in »ärmerem S3oben früher, als in f älterem unb richtet fidf) 
nac^ ber Temperatur biefeS. ©obalb eS erfolgt ift, begibt fidj bie föeblauS 
auf bie jungen ^Bürgeln, üertaufdjt ihre etroaS gefdjrumpfte , bunflere, 
mit einer glatten, reiner gelben Haut, fangt an ben SBurgeln, toeldje 
hieburä) bie fnotigen Slnfchtoellungen erlangen, unb befinbet fich nun in 
ihrem öollfommenen 3uftanbe. liefen befunbet roeniger baS äußere 9ln* 
fe^en als ber Umftaub, bafe ein foldjeS Thier mit ber ©pUje beS fid) 
jefct alferbingS ctmaS auSftrecfenben Hinterleibes rechts unb linfS taftenb, 
in fünfter 3eit ein ©ierhäufchen abfefet. ©ine SSurjellauS legt 
30 bis 40 (5t er in fleineren $artiecn bei einanber ab unb 
3tt>ar ohne 3utfju" eines 3ftäunchenS. 2)aS GH ($tg. 4) ift 
blafjgelb unb hat etroa 0,33 mm. im ßängen* unb 0,17 mm. im Ouer= 
burdjmeffer. S3efanntlicb legen unfere oberirbifchen Vlattläufe feine (Sier, 
fonbern bringen lebenbige 3unge gur Sßelt, aber auch ohne oorhergegangene 
Paarung mit einem Männchen, alfo roie bie föebläufe jungfräulich. 

üftadj Verlauf üon 12, 8 ober nur 5 Tagen, je nach ben geringeren 
ober höheren 2Bärmegraben cntfdjlüpft bie junge fiauS bem (Sie, hat eine 
lebhaft gelbe garbe, mirb burch Saugen an ben SBurseln unb ben ba= 
bura) entftanbenen ^obofttäten (f. $ig. 3) unb unter mehreren Häutungen 
fchnell grofc, um bann mieber (Sier su legen. 3n biefer SBeife geht bie 
Vermehrung fort, bis bie 23 obenfalte eine allmähliche Verlangfamung unb 
gulefct öollfommenen ©tillftanb ber (Snttoicfelung eintreten läfet. 2ftan hat 



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12 



berechnet, bafe oom SJiärg bis in ben Oftober oon einer ©tammmutter, 
meiere nad} bem Ablegen ir)rer (5iüorrätr)e balb abftirbt, eine Sftadjfommen* 
fdt)aft oon 25 äftiHiarben entfielen fönne. 2ludj roenn mir mit 3 a 5^n 
rennen motten, oon benen man fidj nod) SSorftellungen madjen fann, fo 
müffen mir jugeben, bafc bie (SeburtSftätten für bie SSurgelläufe nid)t meljr 
ausreißen nnb bafc Ic^tere mittetft ber unterirbifajen Sftcbent^eUe, ober ber 
föiffe im (Srbreidje, meiere fte auaj an bas £ageSli$t führen, neues 2Bur3ek 
merf auffudjen unb fo nidjt bloS bie ^Bürgeln ein nnb besfetben ©totfeS, 
fonbern aud) bie ber benachbarten erfaffen unb bie ©renken it)re§ 2kr* 
müftungSfierbeS immer meiter unb meiter fiinauSf Rieben. ©Ieicfeeitig 
lenktet ein, bafe, mie fdjon oben bemerft mürbe, ein für 9hffebitbung am 
mentgften geneigter ©anbboben einer fdjnetten Ausbreitung am un- 
günftigften ift. 

£ie eben mitgeteilte 33crmeljrungSn)eife ftnbet atterroärtS ftatt unb 
ift aud) am längften befannt, aber fie erfd)öpft ben natürlichen ©ntmirf* 
tungSgang unfereS SftebenfeinbeS nod) nid)t. 

3m ßaufe beS (Sommers fommen ätoifdjen ben ©iern unb oerfdjtebem» 
alterigen SBurjeftäufen ber bisher fennen gelernten $orm einzelne oon ber 
S3efdt)affenr)eit unferer gig, 5 oor. «Sie finb etmaS geftretfter, auf bem 
Würfen mit bcutlid)en SEBarsenreiljen oerfefjen, me^r orangegelb, mithin 
rötf)tid)er gefärbt, fjaben längere Pjlcr unb jeberfeits beS Körpers ein 
buntfeS &auttappd)en, mefdjeS fie als bießaroenoon geflügelten Käufen 
fenn,3etd)net. (Sie finb in üjren SSemegungen lebenbiger als bie unge= 
pgeüen unb beginnen ifjren SluSmarfd) aus bem S3oben längs ber 9tebe 
fürs oor ber legten Häutung. Sftadj berfelben ift bie 

geflügelte DfaMauS ($ig. 6) geboren, £iefelbc f)at einen ge= 
ftreefteren Körper, an meldjem ftet) ber^opf fef)r beutlid) abfefct, fd)Ianfere 
ftüljler unb 23eine im SBergleidje gu ben ftügettofen SsBurgelbem ohnerinnen 
unb trägt 4 glasartige, jarte ftlügef, metd)e nid)t, mie bei ben 23tatttäufen, 
badjartig ben Körper überragen, fonbern platt beffen dürfen aufliegen. 
3^re ftörperlänge beträgt 1 mm. unb etmaS barüber, unb bie Färbung 
ift rotf) mit fdjmärstidjem Anfluge, namentlich in ber «Witte. $ie geftretften 
ftüftfer finb am langen lefeten. bliebe an ber Slufcenfeite auSgefchnitten unb 
oorn gteicfmiäfcig ftumpf gugefpifet, bie 2lugen ooüfommener entmicfelt als 
bei ben 2öur$elbemoI)nem, ber f)ier in ber (Spifce fid)tbare Schnabel mäfeig 
fang. £ie SBorberpgel überragen ben Körper febj bebeutenb nad) hinten unb 
jeigen nur smei @d)rägäfte. SDie mefentfief) fur$eren §intcrflügel merben 
nur oon einem folgen geftü^t. 

£ie ©rfcrjeinungSseit ber geflügelten föebläufe ift je nach ben Oert* 



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Itcfjfeiten öerfdjteben unb hängt jebenfaHS mieber oon ben Söärmeoer* 
hältniffen jener ab. Snftranfreicf) I)at man bie @cf>märm3eit oom 15. Sunt 
ab, oorherrfchenb im 3ult unbSluguft beobachtet, mäljrenb $rof. fööSler 
in SHofterneuburg ben 25. bis 28. (September atö bie ^auptflugseit be* 
§eidjnet unb felbft noch am 18. Oftober geflügelte ßäufe im freien antraf. 
Sßegen ihrer Kleinheit unb beS oerhältnl&mäfeig tiereingelten Auftretens 
^at man bie geflügelte $orm anfangs auch in $ranfreidj ganj überfehen 
unb meines SöiffenS bisher überhaupt in 2)eutfcf)Ianb noch nicht aufgefunben, 
mit Ausnahme eines einzigen 2MeS bei Stuttgart (1876.) 

2)afe bie geflügelten SWebtäufe oon ber 9ktur baju beftimmt flnb, 
neue Kolonien auSgufenben unb bie Art metthin auSjubreiten , unterliegt 
feinem 3^ctfer unb frimmt gang mit ber ßebenStoetfe ber SBlattläufe 
überein, beren ©efeHfdjaften im@ommer ja auch, tob attbefannt/ aus un* 
geflügelten unb geflügelten formen beftehen, oon benen bie lederen fern 
Don ihrem Geburtsorte neue Slnfieb elungen grünben. Aus eigenem 58er* 
mögen fann gmar bie geflügelte föeblauS meite föäume nicht äurücf legen, 
fle mirb aber burch bie ßuftftrömungen auf grofee Entfernungen fortge* 
tragen unb ift auch im ©tanbe, nicht ftarfen ßuftftrömen entgegen fleh 
$u bemegen, um einer S3erfct)Ieppung in Mturen fleh ju entziehen, welche 
ihren ßebenSbebingungen nicht entfpricht. Mithin bilbet bie geflügelte 
SfteMauS neben bem früher ermähnten ein meitereS natürliches 25er- 
brettungSmittet ber tranfheit, unb gmar ein folcheS, melcheS auf toeitere 
Entfernungen unb auf foldje ©teilen oon Efnflufe fein fann, bie bisher 
gegen Anftecfung öotffommen gefidtjert erfreuten mochten. 

S)ie eben befprochene SReblauSform ^at aber noch eine gang anbere 
Sebeutung für bie STrt als bie blofe örtliche Ausbreitung, fie fott ber 
Entartung beS ©efchtechtS borbeugen, ihm neue traft guführen. Sie ift 
nämlich gleichfalls ein 2Betbd)en, toelcheS ohne Suthun eines MnnchenS 
anföeinenb Eier legt, aber fer)r mentge, höchftenS bis oier unb oon 
gtoeterlei (Sröfee: 0,32 unb 0,15mm. in ben beiben ©aupterftreefungen 
meffen bie größeren, 0,28 unb 0,12 bie fleineren. 2>iefe ©ebilbe, 
toelche fleh äu&crticr) oon ben Eiern ber flügellofen Söurgelbetoohnerin 
nicht unterfcheiben, merben am liebften gmifchen bie ©abeln ber S3lart* 
rippen an ber Unierfeite ber SSIätter angeflebt, auch on eine SfrtoSpe ober 
ausnahmsmeife an baS &0I3. 9lach 8 bis 10 Sagen fdjlüpft aus 
bem grö&eren Eie ein gefchlechtSreifeS Sßeibchen, aus bem Heineren ein 2ttänn* 
chen, bie beibe fleh nicht hänten, feine Nahrung ju fleh nehmen unb 
ihre furje ßebenSbauer friften mit ber botterartigen Sflaffe, toeldje 
mährenb ihrer Enttoicfelung im bermeintttchen Eie nicht oerbraucht mürbe 



A 



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unb im ftörper eingetroffen blieb, ßicfjtenftein totH »egen btefcr $ßcr=» 
bältniffe jene abgelegten ©ebitbe barum aucf) nidjt als (Sier gelten laffen, 
fonbern begeicrjnet fte atS $uppe (bafjer Homoptera pupifera f. ©. 10). 

3>ie ®efü)Ied)tStf)iere greifen int äußeren Slnfe^en ben flügel* 
fofen 2önrgeIbe»of>nem, namentlich funficfylid) ber Seine unb güjjlerlänße, 
ftnb in ben ftörperumriffen »enig breiter, tneljr efliptifdj, gelb üon %axht, 
ftellen»eife rotbffecfig, bie Slugen finb ooHfommen entmufelt, baS lefcte 
$üf)lerglieb glcidjmäfeig ftumpf gugefpifct, nidjt fct)räg abgefcfmttten tote 
bort. Sie f)aben aber feinen ©augrüffel unb bem entfpredjenb fehlen 
ifmen im inneren au<fj bie S3erbauungS»erfgeuge. (Sie erfdjeinen g»ifd)en 
Sluguft unb Oftober. 

$a§ 2Beib$en ßig. 7 üon ber 23aud)feite) ift 0,4—0,5 mm. 
lang, baS 3ftänn3)en etmaS Keiner unb am äufeerften ßeibeSenbe mein* 
gugefpifct. S3eibe paaren ftdt) miteinanber, baS 3ft annagen audj mit mehreren 
2Betbcf)en nad) einanber, ftirbt aber fofort nad&ber ab. 

Slacf) brei bis öier Sagen legt baS 2Beibtt>n ein einziges @i, baS 
fogenannte Söinterei, unbgtoarflebt es basfelbe an fol^e oberirbifdje 
(Stetten beS Holges an, meldte burefj bie ßöfung ber alten 9ftnbe üon ber 
jüngeren föobträume btlbcn. @S »trb fomit ein gemiffeS 2ttter beS &olgeS 
oorauSgefefct, aber an älterem als gmölfjäfjrigem fonnte Boiteau, bem mir 
biefe ©ntbeefung oerbanfen, feine SBintereier auffinben. SÜlögtidr), bafe fidt) 
mit ber 3 e ^ m biefer, »ie in anberen Regierungen burtf) bie SSerf)aItniffc 
gebotene 2lb»eidmngen ^rauSfteHen toerben. 2ln ben eben näfjer be* 
geidmeten ©teilen fdjeinen ftd) mehrere 2öeibdf)en gufammen gu finben, 
»enigftenS Ijat man einige (5ier beieinanber gefunben, bann unb mann ben 
abgeftorbenen ßeid&nam eines SBeibdjenS baneben unb aud) ein unb baS 
anbere gelbe (Si, »eldjeS mit ber 3eit einfdjrumpft unb für — unbe* 
frudjtet gehalten »irb. 

' 2)aS befruchtete SBtnterei (3rig. 8) ift fdjtoer gu erfennen, »eil 
eS bie ftarbe ber umgebenben SWinbc bat, fteüenmetfe et»a§ flecfig oer* 
bunfelt. SSon ©eftalt ift eS »algenf örmig , an beiben (Snben gleidjmäfeig 
abgerunbet unb mifct 0,21 bis 0,27 mm. im £ängen=, bem entfpredjenb 
0,10 bis 0,13 im Duerburdjmeffer. 

3»tfd)en ber gmeiten Hälfte beS Slpril unb ber erften beS 9M ent- 
ftebt an bem einen (Snbe beS SBintereieS eine ßängSfpalte, aus »eldjer 
eine ungezügelte Reblaus, bie Stammmutter einer gaf)treid)en 9^acr)* 
fommenfdjaft fjeroorbringt. ©ie erinnert in tljrer äußeren @rfd)einung an 
eine 2öurgeIbe»oI)nerin, gleist jebod) in &infid)t auf bie gleichmäßig 
ftumpf öertaufenbe ^ür)rerfpi^e ben oberirbifd)en formen. Snbem fie in 



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ihrer Sugenb fehr bemegüch ift, begibt fie f t rf) nach oben auf ben 

oberirbif crjen £f)eü beS DtebftocfeS, ober nach fetner 

2B u r % e I. 3)iefe gmeite Sinnahme laffen mir oorläuftg ooßftänbig aufter 2Xdc)t. 

2)ie (Stammmutter, jefct noch fiaroe, gelangt alfo nach einer knospe 
unb mit beren (Snttoicfetung auf ein gartet Sölatt. 2luf beffen Oberfeite 
bohrt fte faugenb ihren Düffel ein. $urch ben fortmährenben SRcig beS 
©augenS entfielt nacheilet) auf ber entgegengefefcten Siattfette eine Stn* 
fchtoeßung. $te obere «Seite mirb aßmähtief) rauh unb fd)liefet fich, fo bafe 
bie SauS nicht mehr ficr)tbar bleibt. ®ie 2lnf<htoeßung nach unten nimmt 
IM unb mirb gu einer (Satte. SMefetbe (ftig. 1 c, d unb gig. 9) ift 
blafenartig, rungetig auf ihrer Oberfläche unb mit meinen äBärgchen unb 
fteifcrjigen , burdjfichtigen Härchen untermengt befefct; auch tt)re Oeffnung 
auf ber Oberfeite beS SlatteS toirb burcr) bergteierjen ^Ieifa)f)aare oerfchtoffen. 
<5S fei beitäufig barauf aufmerffam gemacht, bafj noch anbere ©altenge* 
bilbe auf ben SÖeinbtättern oorfommen, roelcr)e tljeils pifen tt)ren Ur* 
fprung oerbanfen, theitS einer SJcilbe (bem Phytoptus vit.is), bie aber aße 
einen anbern Slnbticf als bie in $ebe ftehenben gemähren unb baher nicht 
mit i^nen oertoechfett »erben fönnen. Solcher ©aßen fönnen fich gu 140 bis 
150 auf einem eingigen Statte finben, in ber Sieget jeboct) meniger 
(6—8). 3n 9?orbamerifa fommen fie fef)r r)äufig oor, unb fennt man fte 
feit 1854; ber ihrem ©rgeuger gegebene Seiname „vitifolii" (f.@.8) meist 
auf biefe ©alten Inn. ^ n (Sngtanb fennt man fte feit 1863, in ftranfreich 
entbeefte SKitte 3uli 1869 $tand)on bie erften gu ©orgueS im SSauctufe unb 
furg barauf ßaliman im Sorbetais, ber eingigen Oerttidjfeit in gang 
ftranfreidfj, too fte in grofeen Mengen auftreten. 3n 2)eutfcf)tanb hat man 
fie meines SGBiffenS noch nicht aufgefunben. 3)afj bie ©aßen* unb SGBurgel* 
SPh^ttojera, bie amerifanifaje unb bie europäifdje biefetben ftnb, mürbe be* 
reits ermähnt, es fei nur %kx noch eines SerfucheS gebacht, metcher baS 
erftere fctjlagenb barthut. ©ignoret l)atte auf einer üöllig gefunben, in 
einem £opfe gegogenen föebe $t)ßoEeragaßen auSgefefet, bie ihm ßatiman 
gugefchieft hatte. @r fah nun, mie bie aus biefen ©aßen hcroorgegangenen 
ßäufe fich über bie Stätter verbreiteten, neue ©allen auf 
ihuen ergeugten, unb mie Meinungen, bie auSbiefen lefeteren 
entfprangen, fich banngu ben SBurgetn m anbten, fichbarauf 
feftfefeten unb fchliefslid) üotlfommen ben ©harafter ber 
SBurgetbemohner annahmen, hiermit finb mir miebergu unferer, in 
ber ©alte üerfcrjmunbenen Phylloxera gurüefgefehrt. SHMe bei unfern echten, 
in ©aßen toofmenben Statttäufen (ber ©attung Pemphigus, Tetraneura) 
tüädjSt fie unter mehrfachen Häutungen gu ihrer ooflen ©röfee oon 1—1,15 mm. 



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unb hat baS Slnfehen unferer 10. £er Körper tft eiförmig, braun 
ober grütt gefärbt, bie SSeitie imb pftfer (tob oerhättntfemäfeig bünn, ber 
©chnabet fürs, bie Slugen unentmitfelt. 

3n biefer Serfaffung ftnbet ftch bie ©tammmutter in ber (Satte, um« 
geben üon sahtreidjen ©iern, bie fle jungfräulidj gelegt f)at, ober in (Se* 
fcUfc^aft ber jungen, bie jenen bereits entfdjlüpft finb. $>iefelben »erben 
nie fo grofe toie bie Stammmutter, oerbreiten fid^ über baS SÖIait, Silben 
weitere (Satten, legen (Sfar unb gehen fdjlie&lidj, mie mir aus ben SSer* 
fudjen üon ©ignoret foeben erfahren ^aben, bie auch oon anberen, mie 
(SerbatS unb Sßtanchon beftättgt morben ftnb, gu ben SBurseln über, 
^ebenfalls tritt, bei ben blättern ein 3"ftanb ein, ber fie ihrer gatten* 
bUbenben gähigfeit beraubt unb ben ^ebläufen ferner nicht mehr 5ufagt. 

(Somit märe ber ©ntnricfefangSgang berföeblauS abgefd&Ioffen unb an 
bem fünfte angelangt, mit meinem feine ©chilberung begann. $enno<fj 
enthäft er manches töathfelhafte, beffen üottfommene Stufftärung meiteren 
Erfahrungen üorbehatten bleibt. Sftamentltdj hat ber äulefct ermähnte 2Tb* 
ftedjer, ben bie Reblaus nach ben ^Blättern macht, beöor fie ftch gur unter* 
frbifchen SebenSmeife bequemt, etmaS SBefrembenbeS. 3n Slmerifa ftnb, 
mie mir bereits erfahren haben, bie 83lattgatten attgemein oerbreitet, fie 
bringen aber, gleich ben oon (SattfoeSpen erzeugten (Satten an unferen 
Eichen, bem 2öeinftocfe feinen merfltdjen ©chaben, unb bie Fhylloxera 
hat bort megen ihrer hödjft abmeichenben (SfttnoicftungStoetfe mehr ein na* 
turtoiffenfchaftlicheS Sntereffe gemonnen, als burdj ihre SBirfungen 
auf bie Sieben eine oolfsmirthfchaftltdje 23ebeutung. (Sang anberS in 
granfreidj. &ier ftnb bie Stattgatten nur oereingeft, bagegen bie ^obofttäten 
an ben SBurgeln baS Sorherrfcfjenbe unb bereu Söirfungen für bie Sieben 
baS fturdjtbare, maS mir bereits femten gelernt haben. Unter biefen Um* 
ftänben liegt bie SSermuthung nahe, unb meitere SSerfudhe haben biefelbe 
beftätigt, bafe bie amerifanifchen Sieben unb toieber eine 2Trt bor ber 
anbern &ur SBitbutig ber $h*)ttoEeragatten neigen, mährenb unfere euro* 
päifchen ©orten für (Saffenbtfbung feine Slnlage haben. Sereingelt fyabtn 
fie (Satten gegeigt, bodj fteinere, unbottfommenere, nur fehr fchmach be* 
öölferte; bagegen ftnb ihre SEBurgeln für üftobofttäten aufeerorbentlidf) 
empfänglich. Dr. ftatto meint nun, bafc (Satten unb S^obofttätcn fiä) 
einanber ergänzen, für bie (Snttoicfelung ber Phylloxera eine gleite 23e* 
beutung fyabtn, ober mit anbern SBorten, bafj bie jenigen fiäufe, toeldje in 
bem einen ftatte SBIattgatten herborbringen , in bem anbern, mo bie Sftebc 
nicht su beren S3ilbung angethan ift, fofort in bie Erbe gingen unb an 
ben SBurgeln bie STnfchtoettungen erzeugen. Er unterftüfet feine STnftd^t 



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17 



einmal mit her übercafdjenben 2lef)ttUd)fett bcr ©tammmutter in einer 
©alle unb ber großen grünen unterirbifdjen ßau§, »elcfje ftdj, bei ©enf 
menigftenS, häufig an ben ftarfen ftobofftäten ber Söu^eln, fefjr fetten an 
ben unberänberten SBuraem felbft finbet unb jtoar nicht früher, als bte 
Slnfchtoeüungen ftdj Klben, aber auch fpäter nidcjt mehr, »enn bie Kolonie 
burtt) »eitere Brüten oermehrt »orben ift. 6ie legt ofjne Unterbrechung 
sahireiche ©ter an jene 2rnfdj»elnutg, toefd^c fie burch ihr ©äugen erjeugt 
hat, unb, tote er meint, immer mehr ©ier als bie getoöfmlichen Söu^er* 
laufe, ferner ift beobachtet »orben, bafj bie gattenerjeugenbe unb bte 
fnotenbilbenbe ftorm in gleicher SBeife, jene an ben blättern, btefe an ben 
SSurjeKnötchen 3»ei bis brei unter fia) öollfommen übereinfitmmenbe Brüten 
erzeugt, beüor ftc in bie rein »urgelbewohnenbe garm mit ber f et) rag 
3ttgefcf)ärften ftüfjterfpifce übergebt ($ig. 2, 3). ©nblidj haben 
auch im füblkhen ftranfreict), »o Blattgalten oorfommen, einige Beo- 
bachtungen bargethan, baß bem Sßintereie entftammenbe ßäufe gleich oom 
Frühjahre an mehrfach in ben »oben gebrungen finb, »oburch alfo bas 
Ober in obigem <3afce (<S. 15) gerechtfertigt erfcheint. 

$te ftatur ber föebe, bte Beschaffenheit beS BobenS, bie SBitterungS* 
üerhältniffe, bie BehanbumgS»etfe beS SiebftocfeS, bieS alles ftnb Singe, 
toelche bte beiben anfcfjeinenb berfd)tebenen , hn ©runbe jeboch nach bem* 
felben 3tete führenben (5mt»tcfetungS»eifen ber Reblaus beeinftuffen bürften* 
tJortgefefete Beobachtungen nach biefer Dichtung hin »erben uns t)offcntttcr) 
mit ber 3cit größere Beftimmtheit bringen unb baS gu 3:r)atfad)en »erben 
laffen, »aS bis jefct nur als Bermuthung hingeftellt »erben fann. 

gatio geht noch einen Schritt »eiter: nicht nur bas ©attenteben 
fann bei ber ®nt»icfelung ausfallen, fonbern unter getoiffen, aßerbingS 
noch nicht ermittelten Umftättben felbft bie gefchlechtliche Fortpflanzung 
burch bas Sßinterei, mit anbern SBorten, ohne ©ntftehung ber geflügelten 
ßäufe, ausfchltefelich burch bas früher gefchilberte Seben an ben SBurgeln 
fann ftet) bie Phylloxera jahrelang erhatten. 2Iud> für biefe 2lnfta)t 
toerben BetoeiSgrüubc oorgeführt: 1) Bei ^regnfc r)auft bte Reblaus feit 
fteben Sahren, anfangs in ®e»ächShäufern an eingeführten Dieben, bann 
ettoa feit fünf Sahren in ben benachbarten Bergen, unb trofcbem ift ihr 
Verbreitungsgebiet ein fet)r befchränfteS geblieben, ©in ©teidjeS bürfte 
meiner 2tnftcht nach für bie bereits früher ermähnten ^anbetSgärtnereien 
in Arfurt, bei Hamburg, im Dberetfafj gelten. 2) Obgleich ft<h bei ^regnn 
Don Beginn beS Stuguft an fehr üiete ßaroen mit ftlügelanfäfeen an ben 
StnfchtoeUungen gegeigt haben, fo gehörten boch ftetS geflügelte föeblaufe 
5U ben feltenen ©rfcheinungen in bem Danton (Senf. — 3«r 3eit hofft 



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18 



man burdj energifche SBerfolgung bort ber Reblaus ein (Snbe gemacht 5U 
haben. — 3) 6$ fdjeint fomit, bafj bic Sarüen unter Umftänben in ber 
(Srbe bleiben, Weil fte ihre Söerwanblung nicht haben gu @nbe bringen 
fönnen. %at\o beruft ftd^ Riebet u. a. aud) auf eine oon (Serftäcfer 
bei SHofterneuburg gemachte Beobachtung, nach welcher ftdt) im 9toocmber 
(1874) an einer SBurgel junge Saufe rings um gwei Sorben Oorgefnnben 
hatten, unb auf bie 2lnftdjt beS genannten ftorfcherS, bafe jene bie 9laa> 
fommen biefer möglichenfalls gewefen feien. 4) SBalbiani bat im #erbftc 
(1874) an ben 2Burgeln ed)te Sßeibdjen gefunben, bie fcr)weriicr) bagu 
beftimmt gewefen ftnb, ihr SBinterei an ba§ oberirbif cf) e §olg abgu* 
legen» 5) $ie oorljer befprodjene legenbe Sau3 an ben SGBurgelfnoten, 
toeld)e ber au§ bem SBintereie entfproffenen (Stollenbewobncrin fo ähnlich 
ift, fcheint biSb^ int füblichen granf reich, too bie geflügelten Saufe 
fo häufig ftnb, nur oereingelt beobachtet worben gu fein, wäfjrenb ftch im 
Äanton (Senf bic SSerhältniffe umf ehren, wo bie geflügelten feiten unb bie 
fnotenergeugenben häufig ftnb. 6) ftatio hatte in einem ooHfommen ab* 
gefchloffenen , ein tteincS ©emädjShauä nachahmenben S3erfuch§gefäfee , im 
Sluguft eine Siebe eingepflangt , beren Sßurgeln mit gasreichen Sarüen be* 
fefet waren. 2>ie 3nnenwänbe be§ ©cfäffeS waren mit SSogelleim be* 
ftrichen, um ein Entweichen Oon innen nach aufeen neben bem guten 23er- 
fchluffe unmöglich gu machen. SSor bem fcerbfte waren fteben geflügelte 
Saufe au§ ber @rbe gefroren unb an ben SBänben «eben geblieben. 33et 
einer Unterfuchung ber unterirbifdjen föebentljeile am 6« 2flai be3 folgenben 
SahreS fanb ftch an einer ftärferen Söurgel, beren 3linbe in fetnerlei 
SBeife gelöft war, nahe ber (Srboberfläche ein — Sßinterei. 2>a8felbe 
mar bem 2lu§fd)lüpfen nahe; benn es liefe ben (Smbrno burchfeheinen, 
gerbrach aber bei bem SSerfudjc, e§ oon ber SRinbe abgulöfen. 

2öir hoben gefehen, bafe bie (Sntmicfelung ber Reblaus nicht immer 
unb nicht überall fo glatt oerläuft, wie eS oben mitgetheilt worben ift, 
bafj Abweichungen mancherlei 8lrt oorfommen. SBer ben feit (Snbe beS 
borigen 3ahrhunbert§ oon eingelnen heröorragenben gorfcfjem unter- 
nommenen Bemühungen näher getreten ift, welche ftch auf bie ©rgrünbung 
ber SebenSgefchichte ber Blatt* unb ©chilbläufe begieben, wirb ftch über 
begleichen Unregelmäßigkeiten nicht Wunbern. $)ie gange (SntmicfelungS- 
weife ift eben eine räthfelhafte , oon ber ber meiften übrigen tofe ab- 
ttetchenbe. SGßenn eg g. 23. möglich ift, unfere gemeine 91 of en*58 latt* 
lau B (Aphis rosae) mehrere 3afjre hinter einanber bei ber 3ud)t im 
3immer nur burch lebenbe Geburten fortgupflangen , währenb in jebem 
3ahre nach ber gewöhnlichen ©ntwicfelung im freien gegen ben SBinter 



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19 



J)tn üon einem befruchteten 2Beibd)en ©ier gelegt toerben, weisen bie Säufe 
für ba3 nä^fte 3af)r xfjx Stafein oerbanfen, toarum fofftc bei ber 9teb- 
Iau3, bie buref) if)r öorf)errfdjenb unterirbifd|e§ ßeben ben unmittelbaren 
2Bitterung8öerf)ältniffen weniger auSgefefct ift als bie blattbetoofmenben 
2tyr)t§arten, ni(3t)t aud& 2lbtoeicJ)ungen Don benjenigen Vorgängen oor* 
fommen tonnen, bie man als bieget 31t betrauten r)at, unb bie in erfter 
Sinie ba3 ftortbeftefjen ber 2Irt aud) unter ben ungünftigften Serljält* 
niffen bereden? 



©d)lie&tid) nod) einige Söinfe über bie 2lrt unb 2Beife, tote ber 
3flebIauSfranfr)eit gu begegnen fei. 

3unädr)ft fjatte man öerfud)t, burdj 2)üngung8mittel bie franfen föeb* 
ftöcfe raieber §u fräftigen unb gleid)3eitig bie Saufe 3U töbten. 2ßtr Der« 
toeifen in btefer &infid)t auf „Sie ^ebmursellauS" oon $rof. Stte&ler, 
Stuttgart, 1875, ©ugen Ulmer. 2We3 mar oergeblid), tueit es niajt 
lange oorftelt. ®a§ einige Littel, toeldjeä fid) betoä&rt jat, aber 
nur in ben toettauS fettenften fallen jur Stnmenbung fommen fann, 
ift baä ungefähr einen Üttonat lang anbauernbe Untertoafferf efeen 
ber befallenen föeben. (Sin gmeUeä, aber (Seljeimmittel einer grau 
Oottorf in Hamburg möchte ia) barum nid)t unertoäfmt laffen, toeil 
ba§felbe eine föetlje oon <StÖden ber SRebfdjule oon $aage unb <Sd)tmbt 
in Arfurt oon bem Ungeziefer befreit unb 13 2ftonate lang in gefunbem 
3uftanbe erhalten l)at. ®te SBeftfeer fjaben nadj biefer 3eit jene Sieben 
entfernt unb ben SSoben anberen Kulturen eröffnet, toetl ber ftebljanbel 
»on Arfurt burd) ba§ borttge Auftreten ber Phylloxera au ®rmtbe 
gerietet toorben ift. 

5rbgefer)cn oon ben beiben eben ermähnten gälten Ijat fid) bie üoll* 
ftänbige, mit größter S3cr)arrti^f eit burdjgef üfjrte SBernidj* 
tung ber erf rauften unb näa)ften gefunben Sftadjbarreben unb bie SDeg* 
infection be3 SSobenS al8 bie einsige Mglid)feit ergeben, an ber 
J&etreffenben ©teile ber Sfranff)ett 2Jkifter ju »erben, ©elbftoerfiänblid) 
lä&t fid), tote in allen anbern äfjnlid)en fällen, btefe Slufgabe leidster unb 
mit berfjältnujmäfjtg geringeren Opfern Iöfen, wenn ftd) bie $ranff)eit in 
ifyrem (Sntftefjen unb nod) ntd)t auf bem §öf)enbunfte it)rcr (Snttoitfelung 
feeftnbet, atfo na$ bem bisherigen «Stanbe ber Singe aßertoärts in unferem 
beutfdjen SSatertanbe mit güuftigerem Erfolge, als auf ben üerfeud)ten 
(SJefitben $ranfreid)8. ftür bie beutfdjen $erf)ältniffe nur gelten bie nun 
.gu erörternben 9Jla&regeln. 



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(*S ftnb oerfdjiebene ÜHittel unb biefe »tebcrum in oerfdjiebener SBeife 
tn2(n»enbung gebraut »orben, aßc aber barauf beregnet, in möglich fr 
fnrjcr^rift jebe einzelne 9tebe mit Stumpf unb Stiel nebft 
bem tf)r anfjaftenben Ungegiefer §u töbten unb beffen ge* 
flu gelte ftorm am &erüorf ommen au? ber ©rbe 3Uöerf)inbern. 
2ttS(Sift, um Bäbe 31t töbten, fwt ftcf) ber ©cf)»ef elf of)lenfto ff Oemä^rt 
(SS ift bieg eine »afferftare, leidet oerbunftenbe , feljr leidet entäünbiidje 
ftlüffigfeit, bie bafjer in gut fd)ttefeenben (Sefäffen unter SBaffer unb ab* 
gefdjloffen com ©onnenlidjjte aufbc»nf)rt »erben mufe. $ie«burdj feine 
Verbuuftung gefdjtoängerte SltmoSpIjäre ift tobtbringenb, mufe bafjer in ben 
Vobcn einbringen, um auf bie SBurgefa eintoirfen gu fönuen. hierin liegt 
eine 6d)»ierigfeit bei ber 2frt»enbung, ba biefe fünfte in einen torfern 
23oben beffer einbringen als in einen feften, in naffen 83oben m'et lang- 
famer als in trotfenen, »eil ber ©d)toefetfof)lenftoff inSBaffer nidjt lö^Iidt> 
ift. ©3 Iäfjt ftdt) bafjer (eine beftimmte 3)ienge für einen föebffotf im all* 
gemeinen angeben, unb toirb biefetbe je naa) ber Vefdjaffenfjeit beS VobenS 
eine oerfd)iebene fein unb für jebe Certlicfjftit erft abprobirt »erben müffen. 
£urd) eine fiöfung t)on 6df)»efetfof)Ienftoff unb Sdjmcfelalfalien (bieS finb 
(Sdjmefelfalae, »ie ^»efelfalium, @d>»efelnatrium, Sdjmefelammonium, 
janttjogenfaureS tali ober Patron) enttoitf elt fidt) nur a 1 1 m ä* f) I i dj »efel* 
fot)Ienfroff unb @d)»efeI»afferftoff, unb finb fotdje ßöfungen in fefjr feudjtem 
Söoben barum ^»etfmä'feig, »eit fte burd) baS SBaffer nid)t gehemmt »erben, 
fie müffen aber in größern Mengen gur Vertoenbung fommen als ber 
reine @d)»efelfof)lenftoff. OJZan »anbte fie anfangs auf ®umaS' 9tatf> 
an, als man nodj barauf ausging, bie föebftöcfe gu retten unb nur bie 
ßäufe äu töbten, bis man gu ber lleber^eugung getaugte, bafe eine grünb* 
Iia)e Vertilgung ber teueren aud) eine Vernietung beS erfteren gur 
nott)»enbigen Jotge Ijatte. 

Um nun bie SBurjcln möglidjft bem ©ajmefelfo^enftoffbunfte aus* 
sufefcen, müffen in iljrer SHäfie mit einem $faf)Ieifen, »0 nötf)ig mit einem 
(Srbbofjrer, minbeftenS einen Steter tiefe ßöd)er angefertigt »erben. 3n biefe 
giefct man ben @d)»efelfof)tenftoff unb beeft fte fofort »ieber mit ©rbe 
3u, bamit bie fünfte nia^t nad) oben ettt»eid)en fönnen. Sie 2Renge 
richtet ftd), »ie oben bereits bemerft, nad) ber 23obenbefd)affenf)eit, (bei ben 
2)'eSinfectionen in Sßregnt) regnete man üon ber roefentücr) fdj»äd)er »trfenben 
2)umaS'fa)en ßöfung 20 cc. auf ben@totf, 40 cc. auf ben Cuabratmeter). 

$aS VertilgungSmerf felbft, bem »ir nun nad) ben üorbereitenben 
Vemerfungen näljer treten, befreit am ^»erfmäfeigften in fotgenbem Ver- 
fahren. Sobalb an einer ©teile bie ftranffjeit feftgefteHt unb burdj umge* 



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21 



fteifte Sßfäfjle marfirt ift, toenn fte fich in einer aufammenhängenben SÖein* 
anpffanjung befinbet, fo erweitert man ben Umtreis berfelben um etwa 
2 — 3 2fteter, je nach ber toom SUter ber ©töcfe abhängigen geringeren 
ober »eiteren Ausbreitung ihrer Sßursejfa, unb beginnt bie Vernichtung 
toon bem äufjern Umfange, oon hier nadj innen fortfcfjreitenb. 3unöa)ft 
toirb e§ nötijig fein, bei jebem einzelnen ©toefe bie föidjtung ber SBursefa 
3U ermitteln, was bei alten Sieben burdj baS Wegräumen ber ©rbfcfjicht 
üon bem SEBursctftorfc, bei jüngern bura) fräftigeS Siefen am ©toefe felbft 
ermöglicht wirb. 3ft bieg feftgeftettt, fo haut man ben oberirbifdjen Xtyil 
ab unb Derbrennt ifjn nach ©intauchen in (Srböt an Ort unb ©teile, fo« 
balb etwas freier 9laum bagu gefdjafft ift, fertigt in ben SBurjelrichtungen 
bie ßöcher, befchieft biefelben mit bem ©chwefelfobfenftoffc, bebedft fte mit 
(Srbe, ebnet ben 23oben möglichft unb ftampft il)n feft. ©inb burd) biefeS 
Verfahren bie ßöcher, bie man leicht burdt) einen eingefteeften S^flocf mar= 
firen fann, auf ber nach unb nach teer merbenben 5Bdt>enffädt)e febr unregel* 
tnäfeig oertbeilt, fo wirb eS swecfmäfjig fein, in ben gröfeern Sfttffyn* 
räumen nod) einige ßödjer anzubringen, bamit fidt) bie <Sd)toefeIfor)tenftoff- 
bünfte möglid)ft gleichmäßig in bem »oben ausbreiten. $ie auf biefe 
Söeife beSinficirte ^(ädt)e ift nun forgfältig au überwachen, nainent* 
lieh auf bie etwa In'e unb ba beroorbredjenben SBuraelauSfchläge Sicht $u 
Ijaben, weil biefelben baS gortleben ber 2Bur$eln anzeigen unb hier eine 
ttjeitere SeSinfection nötljtg machen. 2>aS Abbauen unb Vernichten ber 
oberirbifchen föebcntbeile fyalit ich barum für geboten, weil bie £obtung 
ber SBurgeln entfebieben bierburdj befet)leunigt toirb unb toeil gu getoiffen 
3eiten, toie mir oben aus b«r ßebenswetfe ber SReblauS erfahren fyahm, 
toenn auch in $)eutfdjlanb noch nicht beobachtete ßebenSformen baranhaften 
fönnen. ©ine SSerfchtepbung ber Reblaus fann burch bie angegebene 33e* 
$anblungSWeife nicht ftattfinben, toie £err Dr. $irfcf)baum meint, ber 
bie oberirbifchen Stfteile barum ftehen gelaffen wiffen triff« ©efchiebt bie 
£>eSinfcction im April, 3M, 3uni unb toirb etma im 3uli an ben be* 
fonberS oerlauft gefunbenen ©teilen toieberhoit, fo falte ich für einen 
nach oben hin nicht ju toefern »oben eine 23ebecfung beSfelben mit Xtytx 
cber einer ßebmfchicbt, bie an fteilen ©teilen ihre grofeen ©chtoierigfeiten 
fytben bürfte, gegen bie etma berauSfriechenben geflügelten ßäufe für über» 
flüffig, felbft bann, toenn bie $)eStnfection erft oomSuli ab oorgenommen 
ift, meil man erft in biefer fpäteren 3^tt baS Vorbanbenfein ber tytyttoitxa 
entbeeft hatte, fo fyaben mir uns nach ben bisherigen Erfolgen in 2)eutfcb s 
lanb oor ben geflügelten fiäufen weniger ju fürchten als bie ftranjofen, 
muffen aber ihretwegen bennoch ben Bobenfcblufj oornehmen. 



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22 



2lnber§ geftaltet fidj bie ©ad)e, roenn ferjr balb nad) bcr $>eSinfecrion 
über bcr bcSinftctrten #läd)e ber @d>roefeffohlengerudj bag ftarfe (£ntroeicr)en 
aus bcm 29oben beroetgt. 2>ann ift unoergüglidj bic ^lädfic mit £Ijeer 
ober mit einer nafegehaltenen Sehmbede gu übergiehen. 2>ie oorgefdjlagenen 
Uebergüge, gu benen auch eine 2 ein. ftarfe <3d)id)t öon ©agfalf (aus 
ben Peinigern ber (Saganftalten) gäljlt, f ollen nad) äffen öon mir einge* 
fernen Berichten bag $eroorfommen ber geflügelten ßäufe toerhinbern. 

SBenn nach 3ar)regfrift auf in biefer SBeife behanbeltem ©oben anberc 
fangen gebeten, fo fann man fte getroft anbauen, Sieben bürfen unter 
br ei Sahren nicht roieber - angepflanzt roerben. 

$)a bei ber befterjenben (Seuche oon m'elen leiten bem einbaue oon 
amerifanifchen Sieben bag Sßort gerebet roirb, ber internationale 0ongrefe 
in ßaufanne (1877) tyex$u Vitis aestivalis, V. cordifolia, V. Labrusca 
empfiehlt, unb ba fjroorjl burdj biefe, tote burd) anbere au§ berlaufterr 
©egenben belogene Stedlinge eine 23erfd)teppung ber färanfrjeit gu be* 
fürchten ift, fo bürfte gum ©d)tuffe bie Angabe eines $>eSinfefttonSüer* 
f a^renS fötaler ©tedlinge ober SBttrgelreben Wer am Crte fein. (SS ift 
einem S3ericr)te beS $rof. Dr. SHrf djbaum in SBieSbaben an baS 
ReichSfangler=2lmt entnommen unb baS ©rgebnifc einer Reihe forgfältiger 
2Serfudc)e. $tefe haben folgenbeS gefer)rt : 

1) 3n einem gefdjloffenen Räume töbtet ber concentrirte 2)unft 
oon ©djroefelfohlenftoff, melier fidj aus V 5 oo flüffigen Schroefelfohlenftoffs 
oon bem Rauminhalte beS 23erfd)luffeS nact) elroa einer SSiertelfrunbe enr- 
nudelt hat, innerhalb 15 Minuten ©ier unb jegliche (SntroidelungSftctnbe 
nicht nur ber Reblaus, fonbern jebeS anbereh Snfefts. 

2) fangen unb ^flangenirjeile ertragen ben Aufenthalt in berfelben 
©chroefelfohlenftoffatmoSphäre big VU ©tunbe, ofjne getöbtet ober auet) 
nur benad)tr)eitigt gu roerben. ©efcreben, bie nach 1 Viftünbigem Aufeni* 
halte in berfelben gepftangt mürben, fd)lugen gut an; hatten fte bereits 
»latter getrieben, fo öerborrten biefe nach groeiftünbigem Aufenthalte, 
aber bie Reben trieben gum Zfyil neue Sölätter, nacrjbem fte eingepflangt 
roorben waren. 

®ie einfache (Einrichtung eines abgefa)lofienen Raumes befterjt in 
einem haften aus (Eifern ober QititbUd) , um beffen obern Ranb eine 
Rinne läuft, bie mit SBaffer gefüllt roerben fann unb gleichseitig ben 
Übergreifenben $>edel aufnimmt. 3>aS SQBaffer bilbet ben luftbid)ten 35er« 
fchlufe beS 2)ecfelS. $er haften hat einige 3°fl ö&er feinem S3oben einen 
heraugnehmbaren groeiten, mit weiten £öcr)ern üerfefjenen 23oben. Um nun 
in biefem (Sefäfee Reben (ober anbere ©egenftänbe) oon eiroa anhaftenbem 



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23 



Ungeziefer 31t befreien, giefet man in bie Rinne oben SBaifer, nimmt ben 
burdtfödjcrten 23oben fjerauä, gtefjt auf ba§ ben untern S3oben einnefjmenbe 
2öerg V 5 oo bon bem Rauminhalte be§ gansen ^aftenS 6d)ttxfeIfof)(enftoff, 
Tegt ben burd)löd)erten Jöoben barübcr unb auf biefen bie ju beStnficirenben 
Dieben, jebo$ bann erft, wenn ber $unft ftdf) ^inreia^enb entttritfelt f)at, 
tr>a§ baran ju erfennen ift, bafj man ba§ ®efid)t nid)t mef)r über bem 
geöffneten haften galten fann. ©ofort mirb bann ber £edet aufgefegt 
unb ber 3nl)alt eine reid>lid)e ©tunbe im haften gelaffen. 2ttan fann in 
btefer Söetfe nad) einanber größere Mengen üon Rebenbünbetn be3inftciren, 
toenn man nur etmaS <3d)tüefe(rof)lenftoff nadjgiefet, fobalb man ofme S3e= 
fd)merben ba§ ©eftcf)t über ben geöffneten haften galten fann. SBci einem 
haften üon 100,000 ((.«Gent« Rauminhalt ftnb nad) obiger Angabe 
200 £.=(5ent. @cf)mefeIfol)tenftoff nötfjig, ober % Sitcr ; biefe entfpredjen 
ettoa 254 ©ramm an ©eroidjt. 1 Kilogramm foftet aber nad) 8 d) ering'S 
^reiSüerseidjniffe ab Söerlin 90 254 ©ramm foften alfo etma 23 
rectificirter <Sdjmefelfof)tenftoff, melajer jebodj nidt)t nötfjig ift, 30 ^. ®er 
(Sefunbbett nadjtfjeilige folgen ergeben fid) au§ ben @djrocfelfof)(enftoff* 
bämofen für bie bcSinftcircnbc $erfon nid)t, nur mufe jener mit ber oben 
angegebenen $orftd)t befyanbelt werben. 

Seiläufig fei nod) bemerft, bafe fid) ber ©djmefetfoljlenftofffaften aud) 
%ux £öbtung oon Kotten u. a. Ungeziefer in ben Kleibern, Herbarien unb 
auSgeftoüften gieren mit bem beften ©rfolge anmenben läfet. 



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Sehizoneura lanigera. 



fciefe föinbenlauä gehört 511 ber gamilie her edjten »lattläufe (Aplii- 
dina), unterfd&ctbct ftdj jeboef) in Stnfcfjunö i^reS ftörperbaueä mie ifnrer 
ßcbenSiüeife bon ben Strien ber ©attung Aphis in meljrfadjer Sßeife. 

2>te un geflügelte ftorm ©ig. 13) ift im ertoadjfenen Silier 
1,5 mm. lang, f)od) getoölbt, hinter ber Witte am breiteften, am hinter* 
enbe feljr ftumpf äugefpi&t, rötl)Iicr)6raun gefärbt, mit etwas blaugrauem 
©djeine, auf dürfen, Eörperfeiten unb namentlid) am SeibeSenbe mit ujeil* 
rpeife langen, meinen SBolffäben btd)t befleibet; einzelne bon biefen finb 
meljr blau gefärbt. 2Bie bei anbern moHtragenben fiäufen finb biefe Slu§* 
fdjtüifcungen bergängltd), erfefcen fidt) aber bis $u einem gemtffen ©rabe 
roieber , menn fie bura) Slbftofcen unb Slbreiben bertoren gegangen finb. 
Sin ©teile ber beiben ©aftrö^ren gegen baS ßnbe be3 $intcrleib§rütfen§, 
meld)e bie Apkis*Slrien tragen, fommt fner jeberfeitS nur eine ringför- 
mige *ftarbc bor. 2>te pitfer ftnb getblid), ücrljältnifemäfeig fürs unb 
f ed)3gliebrig; bie brei legten ©lieber, unter ftd) fo äiemlid) gteidjlang, 
äufammengenommen etn?a§ größer als ba§ längfte, brüte ©lieb, geigen 
gleid) biefem auf ir)rcr £5berf(äd)e traubenartige 9Ungelung. £er ©djnabel 
ift breigliebrig , reid)t ungefähr bis 3U ben .^interfüfeen , ift rocifeHcr) ge* 
färbt unb nur an ber ©pifce fdiroärslid). 5£ie braunen Slugen finb Der* 
Ijättni&mäfjig Kein unb freien üon ber ©runbfarbe menig ab. 3>ie jmei« 
frattigen Seine ftnb gelbltd), an ben Shtieen braun unb gebrungener als 
bei ben Slrten ber ©attung Aphis. 

Bei ben mefjr rött)(idr) gelb gefärbten unb alsbalb mollig bcfCcibcteu 
Sarben ift ber ©djnabel länger, bie pfjler bagegen laffen nur fünf ©lie= 
ber unterfd&eiben. <So lange fie fidj nod) nia)t ftarf genährt fjaben, finb 
fte fa)Ianfer; mit ber »eiteren ©rnäfjrung unb ber ©ntmicfelung ber ©ier 
im 3nnern bcr)nt ftd& ber Körper aHmäljlidj in bie Breite aus. 

$>ie geflügelte %oxm ©ig. 14) ift, mie überall, mein* geftredt, 
ber ftopf beutlid&er abgefegt. $ie Singen ftnb gröfeer unb beutlidjer, bie 



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güfjler etroas fd)lanfer, jeboch ebenfalls nur fechSgltebrig, noch nicht fo 
lang toie Äopf unb 2JUttelleib guf ammengenommen. Zfyxt betben ©runb* 
glieber ftnb fc^r furg, baS britte länger als bie folgenben gufammenge* 
nommen, ©lieb 3, 4 unb 5 geringelt, 6 glatt unb elliptifch. ftopf, &al3 5 
f dt)tlb unb $üf)ler p n b glängenb fchmarg, lefctere auch etmaS ltdfiter, ber 
(Schnabel toetfjlich, ber ©intcrlcib thofolabenbraun unb foet($toolIig. S)te 
fdjlanferen S3eine ftnb burdjfdjetnenb bräunlich angezogen, an ben £üften 
unb ben 6pifcen ber Schenfel unb ©Lienen am bunfelften. $ic glas* 
fetten glügel beefen ben Körper bachförmig unb überragen tfm toett; in 
ben borberen entfenbet bie föanbaber bier <5<hrägäfte, beren brttter ein* 
fad) gegabelt ift, in ben merlltch fürgeren ©interflügeln gehen nur stoci 
einfache ©chrägäfte in bie Flügelfläche. 

2)ie Sorben ber geflügelten ßäufe beuten bie fdjärfere Slbfdjnürung 
beS ®opfeS an, ftnb mithin »am geftreefter, tragen fleine $$lügelftumpfe 
unb eine honiggelbe Körperfarbe. SSeim 3 c *brüdfen läßt biefe Slrt einen 
Mutrothen $lecf gurücf, baher ihr öoffStr)ümlic^er 9tome. Slucfj ber Söein* 
geift färbt ftch intenftü ron), in »eifern man Sölattläufe töbtet, unb baljer 
bürfte es btetfeicrjt loljnenb fein, fte ähnlich ber (Cochenille gu einem $arb* 
ftoffe gu bermerthen, um etaigerma&en bem bon ifjr angerichteten ©droben 
Ijeigufommen. 

2)ie SBlutlauS gilt als ber gefäfjrlichfie geinb ber 2lpfelbäume, beren 
Kultur fte ingrage ftetten fann, unb ^at fich bismeilen, jeboch nur fefjr 
öereinjett, audj au berOuitte gefunben. @te burdjfiicht bie junge Sftinbe 
unb faugt ben ©pliitt aus. infolge ber fortmäfjrenben ©aftentgiefwng finbet 
ein entfpredjenber ©aftgubrang nad^ ben tounben ©teilen ftatt, biefer er* 
3eugt locfere 3ctttouo5erungen unter ber föinbe, toeldje lefctere fdjlie&lich 
fprengen. 2ln ben SBunbränbern häufen ftd) bie 2lnfd)toeßungen mehr 
unb mehr grinb- unb frebSartig, nehmen allen sftafjrungSfaft beS Stamm* 
djens ober 3^9*3 in Slnfprucr), fo bafj biefe enbltch abfterben. gtg. 12 
oergegemoärtigt baS STu8fel)en eines burd) bie Blutlaus beformtrten unb 
gu ©runbe gerichteten ©tämmcfjenS. (58 leuchtet ein, bajj ber (Schaben 
in ben 33aumf dt) ulen unb an 3toergbäumd)en, bie beibe ber SBlut* 
laus bie genehmften Saugftetten bieten, ein gang außerorbentlicher ift @ie 
ftnben ftch jebodt) nicht auSfchlie&lidj am jungen J&olge, auch älteres mit 
franfhaften, munben fötnbenftellen geftattet ihrem ©chnabel ben 3"9<mg 
gu bem ©plinte. Said) hier ftebeln fte fich an, bringen biefelben grinbigen 
©ebtlbe bwbor , bertjinbern baS natürliche SSernarben ber urfprünglichen 
Söunbe unb bereiten ftch ftjt balb günfrigere ©djlupfminfel unb SSerftecfe, 
an melchen ihnen biel fehlerer beigufommen ift, als an ber urfprüngltch 



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glatten Oberfläche beS jungen ^öljeS. ©elbft an Sßurgeut b>t man fte 
beobachtet, too fte fehr ähnliche 2Bir?ungen an ber ^tnbe heroorbringen. 
3n gangen Heftern ftfeen fte an bem Sßurgettjalfe , gehen aber aud> tiefer 
hinab unb halten ftd) namentlid) im SBinter in ber (Srbe auf, um bafelbfi 
©djufc gu fudjen. 

2öaS nun bie (^tmidlungSgefdjichte ber SÖlutlauS anlangt, fo »erben 
mir bei ber Erörterung berfelben auf einige nod) nicht hinreichenb aufge* 
flärte fünfte ftofjen. 2Hit bem (Srroadjen be§ thierifchen SebenS im 
Frühjahre erfct)cint bie 23IutlauS an ben eben begeichneten ©teilen unb 
macht ftdt) bura) bie geretteten ober gruppenmeife auftretenben, meinen 
f^iljflocfen fchon aus einiger Entfernung fenntltdj, namentlich an ber 
glatten föinbe beS jungen öolgeS ©ig. 11). ©S ftnb nur jlügellofe 
fiaufe, bie, menn auSgetoadjfen, gleich ben SlphiS*2lrten, ohne Befruchtet gu 
fein, lebenbtge 3unge gebären. 3wbrürft man ein altes 3ttuttertf)ier, fo 
ftnben fidj in feinem 3nnern 30—40 mehr ober toeniger enttoidelte 
Gier, oon benen bie reifften unter bem 3ttifroffope bie Slugen beS Embrtoo 
erfennen laffen. 3n bem Slugenblicfe, too fie bie umhüuenbe ©tftfjate Oer* 
laffen, treten fte als fed)Sbeinige ßarüen aus ber öinterleibsfpifce beS 
Muttertiers heraus, ftnb in ihren *23etoegungen lebhaft unb faugen ftd) 
alsbalb feft. Unter mehrmaligen Häutungen toadjfen fte balb gu boller 
(Sröfje heran, bringen bann toieber lebenbige Sunge gur SBelt unb Oer* 
mehren fid), toie anbere SBIattläufc ber ©attung Slphis fdjnell unb fear?» 
(Sttoa 8 SSruten toerben auf bie angegebene SBeife in SfaljreSfrift ergeugt. 
3h« rotten ober bräunlitt) gelben (5|cremente, bie ötetfaet) in ber SBoff* 
befteibung hängen bleiben unb irrthümlichertoeife oon manchen für bie 
Eier angefprodjen toorben ftnb, fo tote bie gasreichen, gum Xfyil gleich- 
falls hängen bleibenben toei&en S3älge überbeefen bie Kolonien filgariig, 
fo bafj unter biefen 2luSfd)eibungen unb Ueberbleibfeln bie eigentlichen 
Sebetoefen faum gu bemerfen finb. 

©egen ben Jgerbft hin toerben nun auch ßarüen geboren, bie balb 
glügelanfäfce geigen unb ftd) gu ber geflügelten $orm enttoitfeln. 8(ucr) 
biefe ftettt, tote bei ben 2lphi3*2lrten lebenbig gebärenbe SBeibchen öor, 
melche ohne Sntfjun eines Männchens ftch oermehren unb entfehieben bagu 
beftimmt ftnb, als ©enbboten ihre 2lrt toeiter auSgubreiten. STnfangS 
ftfcen fte faugenb gmiferjen ben ftlügellofen unb flehten ihre &t\t abgu* 
paffen, b. h. abgutoarten, bis bie (Ster enttoidelt finb, um erft bann fidj 
eiligft oon ihrer ©eburtsftätte gu entfernen unb anbertoärts eine Volonte 
gu grünben. STlact) ben Beobachtungen bon 9t. (Sötfje (SBiener Dbft* 
unb ©arten*3eitung, L 1876, ©. 60—67) bergen fte nur 5—7 Eier 



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in ihrem inneren, btc tioüfommener gu fein fdjeinen, als bie ber unge* 
flügclten Saufe. 2luS biefen (Stern entmirfeln fieb unmittelbar bei bem 
SluStreten jroeierlei 3unge: etmaS größere unb breitere Don honiggelber 
garbe unb Heinere, fdjmufeig grün gefärbte, meld)e beibe fiä) mefentlid) 
öon aßen früher geborenen Stutläufen b uro) ben fanget beS Saug* 
rüffelS ober (Schnabels unterf Reiben, ©tatt feiner finbet ftd) nur ein 
bretetfiger Jpautsipfel, gans fo toic bei ben beiben (SefdjlechtStbieren ber 
SfteblauS. dürfen mir borläufig einen Sdjluß oon ber lefetgenannten auf 
unferc SlutlauS Rieben, fo mürben mir bie Heinere $orm für bie Männchen, 
bie größere für bie SBeibcben galten, bie ftd) paaren. §errn ®jybe b<" 
e§ trofc forgfältiger Semübungen nid>t gelingen motten, röeber ein anbereS 
2J?änndjen aufsuftnben, nod) bie Paarung jroifcben biefen beiben fcbnabel* 
lofen $° rmen > noa ) ß i nc Ablage tion (Sicm feitenS ber gröfeern $orm §u 
beobachten, ^ebenfalls merben mir aber annehmen bürfen, bafe fortgefefcte 
Beobachtungen üon biefem fünfte aus fdr)Itefetidt) gur S33at)rt)eit fübren 
merben, unb bafc bie Angaben ber @d)riftfteller über bie gefd)Ied)tlidje 
^ortpftanjung gegen ben SBinter Inn nod) oon feinem mirflid) be* 
obafyttt, fonbern nur nad) bem Sorbilbe ber gemeineren 2lpbiS*2lrten 
borauSgefefci morben ift. 

^arbeit über biefen *ßunft gu erlangen, hat natürlich einen hohen 
roiffenfchaftlicben 2Bcrtr), für bie $rarjS ift eS oon geringerer Sebentung; 
benn biefe bat gelehrt, bafc bie SlutlauS gegen Sftäffe unb flälte menig 
entpfinblid) ift, bafe fte auf ber üom Sinter angetroffenen (SntmitfelungS* 
ftufe bi§ Tange in biefen hinein an Ort unb «Stelle fifcen bleibt, fid) 
hödjftenS in S^tnbcnrtffc , ibr burdj bie grinbigen SBudjerungen gebotene 
Jöerftetfe ober aber unter bie (£rboberflädje an einem ^o^tbeite beS SaumeS 
gurütfgiebt, unb bafe fie im nächften ftrüljjabre mieber ba ift, menn man 
nicht atte§ gu ibrer Vernichtung aufgeboten bat; benn auf fötffe infeften* 
freffenber Sögel ober anberer natürlidjer $einbe barf nad) ben bisherigen 
Erfahrungen nicht geregnet merben. 

Sie ©djmierigfeiten, meldje fia) bei ber Verfolgung atter Slattläufe 
in ben 2öeg ftetten, gelten natürlich auch üon ber SlutlattS in oottem 
2ttafje. Sie fyabtn ihren ©runb hauptfäd)lidj barin, bafe menn nur toenige 
mit bem ßeben baoon gefommen ftnb, biefe fia) alsbalb mieber ftarf oer* 
mehren unb bie mühfame Verfolgung immer mieber oon neuem nötfjig 
madjen. 2>aber ift bie gröfete 2ldjtfamf eit unb bie gröfete (Energie 
nothtoenbig, sunächft beim erften Auftreten im %xü§\af)Tt, mo 
bie Kolonien noch Mein finb, ganj befonberS 9türffid)t ju nehmen auf bie 
üereinselt in ben ftnoSpenminf ein über ber &auptfolonie 



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fifcenben ßäufe; gegen ben §erbft fyn ift ferner tu crftcr Vinte ba£ 
(Srfdjetneu bcr geflügelten tfäufe gu bereitem $ie flüffigen Littel, 
roelcrje ben Xob herbeiführen fotten, laffen fidt) fixerer mit einer fdjarfen 
SBürfte (3a^nbürfte , Sftagelbürfte) ober mit einem ftumpfen, alfo auet) 
f Warfen Sßinfel auftragen, als burdt) 21 nf prtfcen, meil hierburdj toeniger 
Sicherheit geboten ift, alle ßäufe gu treffen. SBeiter ftnb bie forgfältig 
gereinigten Steffen minbeftenS alle 3 big 4 2Bod)en genau nacrjgufeben, 
um neue 2Infäfce gu gerftören. 

23ei bem 3erftörung3roerfe roirb man I. junge unb glatte Sftinbe, 
bic in ben Saumfdmlen , an ©polieren unb ^nramiben erreicht toerbert 
fann, unb II. grinbige ©teilen am öfteren unb tierfoabrloften $olge unb 
bie Seljanblung oon föochftämmen überhaupt gu untertreiben haben. 
1. 2flle f feineren unb erreichbaren , mit ber S31utlau3 behafteten 3 roc ^9 c 
finb meggufdmeiben, forgfäftig gu fammeln unb gu oerbrennen. 2Me anbern 
glatten unb behafteten ©teilen werben nun fräftig eingerieben mittetft 
Surfte ober Sßinfel mit einer ber fotgenben ftlüffigfeiten: 1) ©chmierfeife 
(fdf>roarge ober grüne) tya Mo ©eife in 8 ßiter SBaffer gelö)t, 2) ©tarfer, 
alfo hochProjentiger ©pirihrä (?IrnoIb), 3) 4 Stt)cilc (Sarbolfäure mit 
100 Sailen Söafferglag oermifcht (ÜKaber), 4) ©in $funb fcrböl ober 
Petroleum mit 25 $funb SBaffer oermifcht. ©3 merben noch einige anberc 
2ttittel, roie fcharfer ©fftg, Saugen 2C. jc. angeführt, jebodt) bieten bie oier 
genannten ©toffe hmreidjenbe $u8toahl; fte fefcen bei ber Slnroenbung 
troefene? SBetter oorauS, bamit fi: ber Siegen nicht gu fcfjnell abmafd^e, 
aber auch feinen heßen ©onnenfehein, namentlich ftro. 4. — II. 1) ©rinbige 
unb rounbe ©teilen an alten ©tämmen mürben gunächft in gleicher SBeife 
mit einer ber genannten JJIüffigfeit gu behanbeln fein, um ba§ gugäng* 
liehe Ungegiefer gu gerftören, fobann finb alle grtnbigen unb unebenen 
SRinbenftellen meggufchneiben, bie 2lbfcr)mtte forgfältig gu fammeln unb gu 
Oerbrennen, roeil an ben ungugänglithen ©teilen entf (hieben nodj ßäufe 
fifeen, bie fo erhaltene geebnete SBunbfteße nochmals ber ©icherheit megen 
grünblich gu überpinfeln unb fchliefeltd) mit „faltflüffigem 23aumroachfe" 
gu übergießen, ein Verfahren, roelcf>e3 ich früher Dorgefdjtagen habe unb 
toelcheS £err %. $of)l bemährt gefunben hat. 9Jach Dr. ßucaS roirb 
biefeS 2Bad)8 in folgenber SBeife bereitet: 3»ei Kilogramm ro!)e§ $id)ten-- 
harg, lote folcheö bie ©a)tt>argtt>älber SBauern in Keinen Sachen in 
ben §anbel bringen, — 23urgunberpech mürbe bem nicht überall gu 
habeuben gichtenbarge am nächften fommen — werben burch langfameg 
©rtoärmen auf einem Sbblenfeuer ober in einem Ofen (nidjt auf offenem 
geuer) flüffig gemacht unb unter forttoährenbem Ilmrühren mit 70 töramm 



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Seinöl üerfefct. hierauf gie&t man langfam unb allmählich 280 ©ramm 
üorf)er mäfeig ermärmten Sßeingetft (tion 90o Xr.) gu, rührt alles recht 
gut burajeinanbcr unb bemahrt biefe 9ttifchung in gefchloffenen 23üa)fcn auf» 
2) Ein allgemein unb befonberS bei $ochftämmen anmenbbareS unb 
nacfj mehrfadjvn Erfahrungen fel)r mirffameS, baS SBachStfjum ber Säume 
fogar ungemein förbernbeS Littel bcfteht in bem halfen ber2Burgeln. 
3m Spatljerbfte ober möhrenb beS SBinterS, menn ber Soben ntdt)t ge* 
froren, nimmt man etma 1,25 3fteter im Smrdjmeffer um ben Saum bis 
auf bie SBurgeln bie Erbe meg, giefet um bie alten ^Bürgeln je nach ber 
©röfee beS SBaumeS 1—2 ©iefefannen Mfmaffer ober 2lfcf)enlauge, fchüttet 
bis etma 3 (5m. hoch gebrannten unb gefallenen ober eben erft abge* 
Iöfd)ien S?alf auf unb 6ringt bie meggenommene Erbe toieber barü6er. 
2>iefeS Verfahren mirft ftcrjerer, als menn man bie alte, oerlaufte $rone burd) 
Verjüngung gu erneuern fudjt. Sollte ein auf biefe SZÖeife behanbelter 
23aum nicht geseilt werben, fo t)aut man tt)n am beften ab unb oerbrennt ifjn. 

£a bie SlutfauS flauer oft bura) Ebelreifer tierfd)leppt mirb, fo mufj 
•man biefelben, menn fie aus einer mit ber SlutlauS behafteten ©egenb 
fommen, »orher mit einer tion jenen ftlüffigfeiten, am ftajerfren toof)l mit 
9lxo. 1 befjaubeln, ober in bem bei ber föeblauS gefchriebenen ©djmefel* 
fohlenftufffaften beSinficiren. 

£)afc id) ben StadjmeiS ber fixeren bittet gegen bie SlutlauS 
ben Sßomologifchen Monatsheften tion O b e r b i e d unb ß u c a S entnommen 
fjabe, fei fchliefjlid) nodj ermähnt. 

2öir fjaben oerfcfjiebeneS, beftimmten fangen eigentümliches Unge* 
Siefer mit biefen fangen aus SImerifa erhalten, unb fo toirb aud) be- 
hauptet, bafj bie SBlutTauS früher fcfjon als bie flteblauS aus üftorbamerifa 
in Europa eingefchleppt morben fei. $)ie SfHcfjtigfcit biefer S3et)auptung gu 
ermeifen, bürfte gur 3^it ferner fallen. üftach 23oiSbuöal mar fie gu 
STnfang btefeS 3ahrf)"nbertS noch auf Englanb befdjränft, melcheS fie uns 
mittelbar tion Slmerifa empfangen hätte. 3m 3afjre 1810 erfajien fte in 
Herfen, etma um baS 3ahr 1814 mürbe ifjr Auftreten bei ben Obftgüchtern 
ber 9?ormanbie unb ber Bretagne befannt unb batb barauf, gmifchen 1820 
unb 22 geigte fie fta) in eingehen ©arten um gtortS. £eute ift fie über 
gang ftranfreicfj, einen großen Xtjeit £eutfd)lanbS, namentlich in ber 
^h^ingegenb ausgebreitet, ^at fidt) in Sübttrol eingeniftet unb mirb tnU 
f (hieben immer meiter i;ad) Often fortfcfjreiten, menn nicht mit aller Ent* 
fajiebenheit gegen fte gu gelbe gegogen mirb. £arum fei auch ber S3lut* 
tauS ber föieg „bis auf's Keffer" erflärtl 



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ilerlag tion (lugen itlmer in Stuttgart. 



XPaubtafel 311t Darftellung fces Colorafco^Kartoffelfäfers wib 

[einer (Sntiüicffuncjöftufen mit ertfärenbem Xejrtc für ©djute unb §au$. 

©Wi ?wf. Dr. 6. 8. X afc^en Der g. Qu Karton. ¥rete ^ 1. 50 ^. 

Stuf ber SSanbtafel ift ber Safer in alten feinen (Sntro td lunß S* 
ftufen naturgetreu abgebitbet unb im 2cjte beffen ©efdjirijtc, Gf>ar<rttcrifUf, 
Seben^wetfe unb Sfefamtfung gefa)itbert. 

Sd}l\§ öer ©bftbäume unb bereu größte gegen feinblicbe 2t)icrc. 
$$on Dr. 6.. 8. £afdjett&etg, s ]h*ofeffor an ber Unfocrfität 
§aüe. Mit bem Porträt beS SSerfafferS unb 40 ,§oIjfc§iüttcn. ^ßretö 
2 ^ 80 ^. 

Die Kebttmr^eUaus, üjr aSorfommcn bei ©enf unb in Snbfranfreicr;, 
if)r ctroatgcö Auftreten audj in SDetttföfanb unb bic bittet, fic 311 
befämpfen. ©eri#i an ©rojfo. ©ab. ©anbcIö'TOntftcrium, erftattet 
Don fwf. Dr. 3. Regler, Sßorftanb ber agricultur^emifcfjen ü>er* 
fna)6ftation Äartörulje. $rci3 50 ^. 4 

tDanötafdn fcer Pfla^enFranFbetten. (fcrau&cnfranffjeit, 9ioft 
beS ®etreibc$, Äartoff elf rauf fyeit, SDhttterfor»). $ier 
in garbenbrutf aufgeführte £at>teau£. S$on Dr. £>. 5lt)Ieö, ^rofeffor 
an ber Ägt. polütedjmfajen ©djutc 31t Stuttgart, ^reiS mit £c£t 
JL 6. — 2(uf tfeinwemb aufgewogen Ji. 11. — 

Der IPeinftocf . ^raftifd&e Anleitung 311 beffen (Srsicfmng, ©ebnitt unb 
pflege »Ott Q. ©. SWüIIct, fgt. mürttemb. §ofgärtner in ber ©fr 
fjelma bei (Jannftat^Stuttgart unb TL £ebf, fürftt. Vangenburg'fcber 
§>ofgärtncr, töebaftew: ber „Qtfuftr. ®arten$eitung" unb be$ „^lluftr. 
ÜiofengartcnS". 8 Bogen gr. 8°. Wt 52 in ben fcejrt gebr. §ol3fa)n. 
(Steg, broebirt. $rct$ 2 JL. — 

Die SefyanMung fces IPeines, tosbefonbete aucf> ^erbütung unb 23c* 

feitigung oott SScmfranHjciten, in 5 gememfafclidjen Vorträgen; mit 
einem 9fot$ang; (Srfennen frember $u)äty 3 um STtaubcnfaft unb 311m 
Sein. ©on $tof. Dr. Q. Zepter, ^orftanb ber grojft. agtfodjent. 
ii>erfua)$ftation (Sarförufte. SDHt 12 in ben £c£t gebrurften 
fdmitten. 3. mefentlid) oermefyrte Auflage, "^reiö 4 JL 



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und Rü<j Nodosität 
—8 hnndi vergrössert). 



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