Hermann A. Küster
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4 GER.AU.SOC. K 954 m
TOZZER LIBRARY
Alfred Marston Tozzer
1877 - 1954
PEABODY MUSEUM OF
ARCHAEOLOGY AND ETHNOLOCY
HARVARD UNIVERSITY
Angenommen 10. Dezeinher 1904.
iruck von Gebrüder Kaauer in Frankfurt a M
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Meiner Mutter gewidmet
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Iulial tsübersicht.
.Seit«
Vorwort ... 5
Literatur . . . , . . . . . , , . . . . , . . . . . 3
I. Morphographic.
a) Verlauf der Wasserscheiden und Grenzen 6
b) Der geologische Bau 8
c) Die überflächenformen 14
1. Die Quarzitrücken des Gebirges . 16
2. Die Ausgestaltung der Landobertläche :
a) durch das rinnende Wasser und die Talbildnng im Gebirge 20
h) durch die Qnarzitrosseln 20
3. Daa Gebirgsvorland 23
4. Die permischen Eruptivgesteine des pfälzischen Gebirges . . 23
a) Der Steilrand der Eruptivgesteine 25
bj Das Porphynnasstv von Nohfelden 25
c) Die Melapbyrplatte der oberen Nahe . . . . 26
d) Die Talbildung im Eruptivgebiet 26
Das Klima 29
II. Siedelungskuude.
1. Gang der Besiedelung 31
2. Die Volksdichte 37
3. Lage der Siedelungen 4U
4. a) Historisch-ethnographische Faktoren ... 41
b) Topographische Faktoren . 41
Der topograpische Faktor der Besiedelung 41
qj Bodenschätze 42
ß) Ertragfähigkeit 42
5. Die Lage der Siegelungen an '^wassern Bedeutung dei Talterrassen 43
6 a) Ungunst des Nahetales fiir B-siedelung. . 13
b) 1'ngunst des Nahetales für Verkehr .44
7. Besiedelung des Gebirges 45
8. Besiedelnng des Vorlandes 46
9. Der Oberstein-Idarer Industriebezirk und seine Entwickhing .47
a) Volksdichte im Indnstriebezirk . 51
b) Verkehrslage und Handel 51
10. Besiedelung der übrigen Eruptivhochtläche 52
11. Die Größe der Siedelungen . 53
12. Einzelsiedelungen und Wohnweise 54
13. Die Gestalt der Siedelungen 54
14. Der Hausbau 59
15. Zusammenfassung der Ergebnisse 59
Hanptwohnplätze 61
Literatur.
Weiß: .Begründung von fünf geognostischen Abteilungen in den Steinkohle
führenden Schichten des Saar-Rheingebietes". Verhandlungen des
naturhistorist-hen Vereins der preußischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg Bez. Osnabrück. Bd. 25 Bonn 1868
von Dechen: , Erläuterungen zur geologischen Karte der Rbeinprovinz*.
2 Bde. Bonn 1870.
Grebe: 1. „Über die Quarzitsatteli 'Koken im südöstlichen Teil des Hunsrück
^linksrheinischen Taunus ". Jahrbuch der preußischen geologischen
Landesanstalt für ISMO. Berlin 1881.
2. „Über Talbiidungen auf der linken Rheinseite, insbesondere Uber
die Bildung des unteren Nahetals". Ebenda 188ö.
Leppla: 1. „Über Schuttbildnngcn im Bereich des Taunusquarzits innerhalb
der Blätter Morscheid, uberstein und Baldenberg". Ebenda 1894.
2. .Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges'. Ebenda 1895.
3. „Störungserscheinungen und Störungsepochen in der Geschichte des
Saar-Nahegebietes'. Verbandlungen des naturhisturischen Vereins
• der preußischen Rheinlande. Westfalens und des Reg. -Bez.
Osnabrück. Bd. 52. Bonn 1895.
Lepsius: 1. .Das Mainzer Becken, geologisch beschrieben'. Darmstadt 1883.
2. „Geologie von Deutschland-'. Stuttgart 1892.
Lossen. K. A.: 1. „Über die Gliederung des sogenannten Eruptivgrenzlagers
im Obei-Kothegendtn zwischen Kirn und St. Wendel".
Jahrbuch der preußischen geologischen Landesanstalt für
1883, S. XXI f. Berlin.
2. „Über Qnaizp'iphyrgänge an der Unter- Nahe-*. Zeit-
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft". Bd. 43.
Berlin 1891.
von Reinacb: „Das Rotliegende in der Wetterau und sein Anschluß an
das Saar- Nahegebiet'. Veröffentlichungen der preußischen geo-
logischen Landesanstalt. Neue Folge. Bd. 8
Penck: „Das Deutsche Reich'. Leipzig 1887
Neumann „Der Rheinstrom und s*dne wichtigsten Nebenflüsse von den
Quellen bis zum Austritt des Stromes aus dem Deutschen Reich'.
Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und wasserrechtliche
Darstellung. Berlin 1890.
Pohlis: „Die Niederschlagsverhältnisse der mittleren Rbeinprovinz und
Nachbargebiete'. Forschungen zur deutschen Landes- und Volks-
kunde. Bd. 12. Stuttgart 1899.
Arnold: „Ansiedelungen H.Wanderungen deutscher Stämme*. Marburg 1875.
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— 4 —
Lamprecht: 1. .Fränkische Wanderungen and Siedelungen, vornehmlich
im Rheinland*. Zeitschr. d. Aachener Geschichtsvereins.
Bd. 4 (mit 2 Karten). Aachen 1882.
2. „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter*. Bd. 1. ,. 2.
Leipzig 1885. 1886.
Meitzen: „Über Siedelungen und Agrarwesen der Ost- und Westgermanen".
Berlin 1895.
C ramer: „Rheinische Ortsnamen aus vorrömischer und römischer Zeit".
Düsseldorf 1901.
Ademeit: „Beiträge zur Siedelungegeographie des unteren Moselgebietes ".
Marburg 1903.
Schlüter: „Siedelungen im nordwestlichen Thüringen". 1903.
Die statistischen Angaben wurden entnommen aus:
der „Statistik des Deutschen Reichs",
dem „Ortslexikon des Preußischen Staates",
Österley: „Historisch-geographisches Wörterbuch des deutschen
Mittelalters'. Gotha 1893,
dem »Ortschaitenverzeichnis des Großherzogtums Oldenburg". Olden-
burg 1901,
dem „Hochwald- und HunsrUckf ührer" . Kreuznach 1899.
Die Mehrzahl aber erhalten durch Anfragen bei den betreffenden Landrats-
und Vermessungsämtern.
Karten.
Weiß u. Laspeyres: Übersichtskarte des Kohle führenden Saar -Rhein-
gebietes. 1 : 160 000. Bonn 1868.
tod Dechen: 1. Geologische Karte der Rheinprovinz. 1:80000. Blatt
Trier und Kreuznach.
2. Übersichtskarte der geognostischen Verhältnisse von Rhein-
land und Westfalen. 1:500 000. 2. Aufl. 1880.
Geologische Spezialkarte von Preußen und den thüringischen Staaten. 1 : 25 000.
Blatt Hottenbach, Morscheid, Oberstein, Buhlenberg, Birkenfeld.
Nohfelden, Freisen.
Generalstabskarte. 1:100000. Blatt Birkenfeld, Kusel, Simmern, Bernkastel.
Topographische Spezialkarte von Mitteleuropa. 1 : 200 000. Blatt Birkenfeld.
Vogel: Die Karte des Deutschen Reiches. 1:500000. Blatt Köln, Straßburg.
L e p s i u s : Geologische Karte des Deutschen Reiches. 1 : 500 000. Blatt Köln.
Straßburg.
Rege Im an: Tektonische Karte von Südwestdeutschland. 1:500 000. 1898.
Liebenow: Karte der Rheinprovinz. 1:80000. Blatt Trier, Kreuznach.
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Zur Morphographie und Siedelungskunde
des oberen Nahegebietes.
Vorwort.
Zur umfassenden Darstellung der Wechselbeziehungen des
Grund und Bodens eines Landes zu seinen Bewohnern bedarf
es, wie Partsch im Vorwort zu seinem „Schlesien" sagt, einer
Reihe von Einzeldarstellungen, auf Grund deren erst ein Urteils-
spruch der Zukunft möglich ist. Ein kleiner Beitrag dazu
möchten auch die folgenden Untersuchungen sein, ein Baustein
zur Kenntnis unseres Vaterlandes.
Das Hauptgewicht der Arbeit liegt in dem zweiten Teil
derselben, den siedelungskundlichen Untersuchungen. Der mor-
phographische Teil wurde deshalb etwas ausführlicher darge-
stellt, weil es bisher an einer Zusammenfassung des vorhan-
denen Materials fehlte.
Die Anregung zur Bearbeitung eines Themas aus der
Heimatkunde gab mir eine Vorlesung über deutsche Landes-
kunde von Herrn Geh. Reg.-Rat. Prof. Dr. Th. Fischer. Ihm vor
allem sowie Herrn Dr. 0 estreich bin ich für die Leitung und
mannigfache Anregung meiner Studien zu größtem Dank ver-
pflichtet, den ich an dieser Stelle aussprechen möchte. Die
Kenntnis des Gebietes vermittelten mehrere Wanderungen während
der Jahre 1903 und 1904, auf welchen ich ebenfalls häufig
freundliche Unterstützung erhielt. Herzlichen Dank möchte ich
hier noch* allen denen aussprechen, welche mich durch Rat und
Tat bei meinen Studien unterstützten, insbesondere Herrn Ober-
vermessungsinspektor Pauly in Birkenfeld, welcher in liebens-
würdigster Weise keine Mühe scheute, mir' ein sehr reichhaltiges
Material zur Verfügung zu stellen.
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6 -
I. Morphograpliie.
Der Verlauf der Wasserscheiden und Grenzen des Gebiets.
Das Gebiet, mit dem sich die folgenden Untersuchungen
beschäftigen, umfaßt das Stromgebiet der oberen Nahe und der
Zuflüsse, welche sie in ihrem oberlaufe empfängt. Es ist also
eine hydrographische Einheit, und seine Grenzen fallen
deshalb mit der Wasserscheide der Nahe gegen die Mosel, die
Saar und den Glan zusammen. Außer dem so umgrenzten Ge-
biet wurden aus später zu erörternden Zweckmäßigkeitsgründen
unbedeutende Teile der birkenfeldischen Geraeindebezirke Selbach
und Steinberg-Deckenhard, welche außerhalb der Wasserscheide
liegen, in die Untersuchung einbezogen. Die Grenze verläuft
vom Nordostende des Idarwaldes dem Kamm des Rückens ent-
lang in südwestlicher Richtung von dem Dorfe Weitersbach bis
zum Sattel der hangenden Birk und Uber den Kamm des Hoch-
waldes bis zum Ruppelstein l ). Dort biegt sie nach Süden um
und folgt von Muhl aus der oldenburgisch- preußischen Grenze
bis westlich von Selbach, wo sie östliche Richtung annimmt
und über den Losenberg und Leischberg bis Steinberg verläuft.
Von Steinberg bis südlich Gehweiler soll die Grenze mit der olden-
burgisch-preußischen zusammenfallen, obwohl die Wasserscheide
etwas weiter nördlich liegt. An diesem Punkt verläßt die Wasser-
scheide die politische Grenze, wendet sich ostwärts und erreicht
den Steilrand des Melaphyrs bei Reitscheid. Diesem Steilrand fol-
gend, hat sie nordöstliche Richtung bis zur Lichtenberg-Bauraholder
Straße, wo sie nach Norden umbiegt und dieser Straße entlang
läuft bis Fronhausen. Von Fronhausen bis gegen Sien hat sie öst-
liche Richtung. Von Sien aus soll die östliche Gemarkungsgrenze
der Siedelungen am Krebsweilerbach die Grenze bilden bis zu
seiner Mündung in die Nahe oberhalb Kirn, und von dort aus
lassen wir die Grenzen unseres Gebietes nach Norden zusammen-
fallen mit der oldenburgisch-preußischen Grenze bis zum Rhau-
nener Bach, der dann bis Weitersbach die Umschließung vollendet.
Das so begrenzte Gebiet hat die Gestalt eines unregel-
mäßigen Vierecks, dessen Eckpunkte etwa durch die Orte Weiters-
bach, Otzenhausen, Namborn und Sien bezeichnet werden. Es
umfaßt einen Teil des Südostabhangs des Hunsrück oder besser
>) Über den Verlauf der Wasserscheide am Idarwald vgl. S. 22.
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des linksrheinischen Taunus') und den Nordwestflügel des pfäl-
zischen Gebirges, besteht also aus Mittelgebirge und Hügelland ;
die Forin der Ebene tritt in dem Gebiet völlig zurück. Zu dem
Gebiet der oberen Nahe gehört vor allem das Fürstentum Birken-
feld, das mit den oben genannten Ausnahmen*) völlig innerhalb
des Gebietes liegt, und welches man geradezu als das Land der
oberen Nahe bezeichnen könnte. Ferner gehören hierher Teile
der preußischen Regierungsbezirke Trier und Koblenz. Sein
Flächeninhalt beträgt laut Katasterangaben 879,37 km 2 , ist also
so groß wie der eines größeren preußischen Kreises. Was eud-.
lieh die Lage unseres Arbeitsgebietes angeht, so ist es als ein
Teil der rheinischen Scholle und deren Vorlandes für den Ver-
kehr am Rand der Scholle entlang sehr wichtig, besonders da
diese selbst wegen ihrer tief eingeschnittenen Täler dem Verkehr
wenig günstig ist. Doch wird auf diese Beziehungen im siede-
Iungskundlichen Teil der Arbeit näher einzugehen sein.
Es bedarf noch der Erklärung, weshalb wir den Oberlauf
der Nahe bis zur Mündung des Hahnenbaches, und nicht, wie
es meist geschieht, bis zur Mündung des Kellenbaches gerechnet
haben. Die gewöhnliche Definition 3 ), daß der Oberlauf durch
Erosion, der Unterlauf durch Ablagerung gekennzeichnet werde,
ist für die Nahe ihres häutig wechselnden Gefälles wegen nicht
brauchbar. Von anderen Gesichtspunkten wurden folgende für
unsere Auffassung maßgebend. Mit der Einmündung des Hahnen-
baches ist ein scharfer Unterschied in der Art der Zuflüsse
gegeben, da die oberhalb von Kirn einmündenden den Südost-
abhang des linksrheinischen Taunus entwässern, während die
Hochfläche ihre Gewässer der Mosel zusendet. Der Hahnenbach
dagegen uml die weiter unterhalb mündenden Nebenflüsse greifen
über den Kamm hinaus und ziehen den größeren Teil des Huns-
rttcks in das Stromgebiet der \ahe. Bedingt sind diese hydro-
graphischen Verhältnisse durch die Oberfläche des Landes. Der
Verlauf des Kammes ist im linksrheinischen Taunus nicht so
') Nach einer von K. A. Lossen vorgeschlagenen Bezeichnung.
*) Die beiden Bezirke von Hof Imsbach und Steinberg wurden in die
Untersuchung einbezogen, weil sie. bei geringer Größe, als Teile der dein
Nabegebiet angehörenden Gemeindeeinheiten Selbach und Deckenhard-Steinberg
in siedelnngskundlicher Beziehung nicht von diesen getrennt werden konnten.
3 ) A. Supau : Grundzüge der physischen Erdkunde. 3. Aufl. S. 464.
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geradlinig und einheitlich wie im rechtsrheinischen. Auf der
linken Rheinseite läßt sich vor allem scharf eine südwestliche
und nordöstliche Hälfte des Gebirges unterscheiden. Der Kamm
der Sudwesthälfte verschwindet mit dem Nordostende des Idar-
waldes bei dem Dorfe Weitersbach in der Schieferhochfläche,
ohne eine Fortsetzung erkennen zu lassen. 7 km südöstlich
davon hebt sich auf der linken Seite des Hahnenbaches der
Lützelsoon scharf aus den Schiefern heraus und erstreckt sich
in geradlinigem Verlauf bis zum Rhein. Zwischen Lützelsoon
und Idarwald erscheint daher der Gebirgskamm zerbrochen und
die eine Hälfte gegen Nordwesten hinausgeschoben. An dieser
Unterbrechung haben die Gewässer eines großen Teils des Huns-
rücks einen Weg zur Nahe gefunden und damit einen Unter-
schied in der Art der Zuflüsse gegeben. Dem gegenüber konnte
die Richtungsänderung der Nahe bei Martinstein nicht allzusehr
ins Gewicht fallen, da diese schon bei Kirn angebahnt wird,
und ebenso wenig der Eintritt in die Monzinger Talweitung, da
an der Nahe auch in ihrem Unterlaufe Talweitungen und Tal-
engen ständig wechseln.
Der geologische Bau des oberen Nahegebietes.
Um die heutigen Oberflächenformen des so gekennzeichneten
Gebietes verstehen zu lernen, wollen wir versuchen, uns in
knappen Zügen ein Bild von seinem geologischen Bau und da-
mit von seiner Entwicklungsgeschichte zu machen. Es kann
hierbei selbstverständlich nicht unsere Aufgabe sein, auf die
geologischen Verhältnisse näher einzugehen, ja nicht einmal die
vorhandenen Probleme zu behandeln, da dieselben häufig für die
heutigen Oberflächenformen bedeutungslos sind, wie z. B. die
Frage nach der Züsammenfaltung des Rotliegenden. Es sollen also
in diesem Abschnitt, der nur als ein Hilfsmittel zum Verständnis
der Oberflächenformen und in einigen Punkten auch der Siedelungs-
kunde gedacht ist, lediglich referierend diejenigen Beziehungen
hervorgehoben werden, welche für die uns hauptsächlich interes-
sierenden geographischen Probleme wichtig erschienen. Daher
wurde schon hier auf die Bedeutung einzelner Punkte für Morpho-
logie und Siedelungskunde hingewiesen.
Als ältestes Glied der Schichtenfolge treffen wir im Süd-
westen des Nahegebietes ein schmales Band bläulich-grüner oder
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rötlicher Schiefer, die sich, mit Südwest -nordöstlicher Streich-
richtung, von Züsch über Boerfink bis nordwestlich von Allen-
bach erstrecken. Dieselben werden gewöhnlich als bunte Taunus-
phyllite bezeichnet und gehören zu einer Schichtengruppe, die
C. Koch unter dem Namen „ältere Taunusgesteine tf zusammen-
faßte. Sie sind älter als das Unterdevon, oder diesem vielleicht
als ältestes Glied zuzurechnen. 1 ) Ihre Verbreitung im oberen
Nahegebiet ist gering. In großer Ausdehnung tritt dagegen das
Devon auf, und zwar die Schichten des Unterdevon, bestehend aus
den Henneskeilschichten, dem Taunusquarzit und den Hunsrück-
schiefern. Erstere sind phyllitische Schiefer von geringer Flächen-
ausdehnung und rötlich-graue Sandsteine mit grauen Quarziten,
die sich nach oben eng an den Taunusquarzit anschließen. *)
Dieser, sowie die Hunsrückschiefer, nehmen den überwiegenden
Anteil am Aufbau des Unterdevon. Der Taunusquarzit ist ein
hellgrauer Sandstein mit kieseligem Bindemittel, deshalb schwer
löslich und von großer Härte. Letztere Eigenschaft ist für
die Herausbildung der Landoberfläche von großer Bedeutung
und wird uns bei der Beschreibung der Oberflächenformen näher
zu beschäftigen haben. Die Hunsrttckschiefer sind weiche graue
und blauschwarze Tonschiefer von großer Mächtigkeit ; für Wasser
undurchlässig, verwittern sie leichter als der Taunusquarzit.
Diese ganze Schichtenfolge wurde zusammen mit den im Norden
sich anschließenden Schichten des jüngeren Devon und des
Kulm in der jüngeren Karbonzeit durch einen, von Südosten
kommenden tangentialen Schub emporgefaltet und bildete einen
Teil jenes gewaltigen Hochgebirges, das nach E. Sueß das
variscische Gebirge, nach Penck die mitteldeutschen paläozoischen
Alpen genannt wird. Der Druck schob die Devonschichten in
eine Reihe von Sätteln und Mulden zusammen, die alle dieselbe
Streichrichtung NO-SW haben (genauer N 45°— 50° 0) s ). Die
Zusammenfaltung war eine sehr enge, so daß die Schichten
meist steil (70°-90 0 ) 4 ) nach NW einfallen, 3 ) häufig auf dem
Kopf stehen oder gar überkippt sind. 8 ) Die Faltung des Quarzits
') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Morscheid der geol. Spezialkarte, 8. 6.
■) Ebenda 8. 7.
') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Buhlenberg, 5. 10.
4 ) Ders.. Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 10.
& ) v. Dechen, Erläuterungen zur geol. Karte der Rheinprovinz und der
Provinz Westfalen.
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ist im allgemeinen keine so enge, da er massiger auftritt und
nicht so leicht zu falten war. Er bildet gewissermaßen die
knochenartigen Hartteile. 1 ) Daher ist der Einfallswinkel der
Hunsrückschiefer meist größer als 70°, der des Taunusquarzits
übersteigt im allgemeinen 30°— 40° nicht. Letzterer bildet eine
Reihe von annähernd parallel streichenden Sattelrucken, deren
Anzahl zwischen Hattgenstein und Deuselbach auf 4 anwächst.
Durch die Faltungen, welche das variscische Gebirge zu-
sammenschoben, wurde zwischen dem eben emporgefalteten
Devongebirge und den aus Urgebirge und alten Schiefern be-
stehenden heutigen Vogesen eine becken-, vielleicht auch graben-
förmige Hohlform geschaffen, deren Längsachse dem südwest-
nordöstlichen Streichen der Schichten parallel war. 2 ) In dieses
grabenartige Becken trat das Meer ein, und es wurde eine
große Folge kongloraeratiger , sandiger und toniger Schichten
abgelagert, welche als das Unterrotliegende bezeichnet werden.
Das Material 1 ) dazu lieferten die den Graben einschließenden
Gebirge, auf der Nordwestseite also das mit steilen Hängen ein-
fallende Devon, im Südosten die Granite, Gneise und Porphyre.
So wurden von dem langsam nach Nordosten vordringenden
Meere in längerer Zeit ungestörter Entwicklung die Kuseler.
Lebacher und Tholeyer Schichten abgelagert, welche, wie aus
dem Gesagten hervorgeht, das Devon in ungleichförmiger, über-
greifender Lagerung überdecken. Heute bildet das Unterrot-
liegende ein schmales Band am Rande des Devon, das. nach
Nordosten sich auskeilend, an der unteren Nahe unter dem Ober-
rotliegeuden verschwindet.
Nach dieser Periode verhältnismäßig ruhiger Entwicklung
setzte eine neue Störungsepoche ein, welche für die weitere Ent-
wicklung des Landes von großer Bedeutung werden sollte. Vor und
während der Ablagerung der nun folgenden Söterner Schichten
erfolgten große Verschiebungen der älteren. Es lagern daher
die Söterner Schichten vielfach ungleichförmig auf dem bereits
gestörten Unterrotliegenden, eine Tatsache, die uns ein Auf-
schluß bei Birkenfeld erkennen läßt. 3 ) Auch anderwärts finden
sich Spuren erheblicher Störungen; so lassen die geradlinigen
») Leppla. 2, S. 74 f.
4 ) Ders., 3, S. 6.
s l Grebe u. Leppla, Erl. zu Blatt BirkenfeM der geol. Spestialkarte. S. 6
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- 11 —
Grenzen des Oberrotliegenden zwischen Namborn und Guides-
weiler darauf schließen, daß es in einem Graben des Unter-
rotliegenden abgelagert wurde. 1 ) Diese Störungen waren, ebenso
wie in anderen Verbreitungsgebieten des Rotliegenden, auch hier
von ausgedehnter vulkanischer Tätigkeit begleitet. Aus den
durch Störungen entstandenen Spalten und Bruchlinien drangen
grosse Magmamassen, die sich teils zu hohen Stöcken auftürmten,
teils die Spalten ausfüllten, vor allem aber weite Gebiete decken-
artig überlagerten, hervor. Auch loses Material wurde reichlich
ausgeworfen, das sich als geschichteter Tuff niederschlug. Nach
dem Auftreten der Eruptivgesteine unterscheiden wir 1) Lager
und Stöcke im Unterrotliegenden und 2) Ergüsse der Grenz-
lagerdecke. Von der ersten Gruppe kommen liier hauptsächlich
die Porphyre um Nohfelden in Betracht. Ihr Gebiet ist ebenso
wie das Lembergmassiv, mit welchem es auch durch Störungs-
linien in Verbindung steht, der Mittelpunkt bedeutender Schicht-
aufrichtungen und -Störungen.*) Der Porphyr ist ein rötlich-
gelbes Gestein, das schon in einem vorgeschrittenen Stadium
der Verwitterung begriffen ist. 3 ) Von ungleich größerer Bedeu-
tung sind jedoch für unser Gebiet die Eruptivmassen der zweiten
Gattung, die sogenannte Grenzlagerdecke. Sie bedeckt im oberen
Nahegebiet und seiner Nachbarschaft eine Fläche von 400 bis
450 km 2 bei einer Mächtigkeit von 250 m. Ihre Ausdehnung be-
trägt in der Richtung der Nahe zwischen Namborn und Breungen-
born und ebenso senkrecht dazu zwischen Sotzweiler und Obei-
alben 17 km. Das Grenzlager besteht aus einer größeren Anzahl
übereinander lagernder Lavadecken, welche, wie K. A. Lossen
nachgewiesen hat. in drei Hauptergußperioden aus dem Erd-
inneren hervorgequollen sind. 4 ) Er unterscheidet in dem Gebiet
größter Verbreitung des Melaphyrs zwischen Hoppstädten und
Oberstein Ergüsse der Sohl-, Mittel- und Dachzone, von denen
jede wieder aus einer Reihe einzelner Lavaströme besteht. 1 )
Die Melaphyre sind ein dunkelbraunes bis schwarzes Gestein,
das zur Mandelsteinbilduug neigt. Bei manchen tritt sogar die
ursprüngliche Gesteinsmasse hinter der der Blasenausfüllung
') Grebe and Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. 13.
2 ) K. A. Lossen. 2, S. 540.
3 ) Grebe und Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. lö.
4 ^ K. A. Lossen, 1. S. XXI f.
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- 12 -
zurück, eine Tatsache, welche anthropogeographisch von größter
Bedeutung ist, und auf die wir bei Besprechung des Oberstein-
Idarer Industriebezirkes noch näher einzugehen haben. Die
Melaphyre sind ebenso wie das Unterrotliegende Störungen
unterworfen worden. So durchzieht eine bedeutende Verwerfung
mit einer Sprunghöhe von 400— 500m 1 ) den Melaphyr von Rötz-
weiler über Idar nach Hhitertiefenbach. An der Bruchlinie ist
der nordwestliche Flügel abgesunken, so daß sich bei Idar im
Hangenden der Lavaergüsse wieder die Schichten des Unter-
rotliegenden finden. In ähnlicher Weise ist an einer zweiten
Verwerfung zwischen Idar und Siesbach abermals der Nordwest-
flügel abgesunken. Die Richtung dieser Verwerfung setzt sich
fort in einer großen Bruchlinie, die sich von Birkenfeld über
Brücken, Achtelsbach, Eisen-Schwarzenbach bis Braunshausen
hinzieht. 2 )
Es erfolgte also zu Ende des Unterrotliegenden, und zwar
wie K. A. Lossen annimmt, 8 ) am Ende der Ablagerungszeit der
Tholeyer Schichten, ganz ähnlich wie zur Karbonzeit, ein tangen-
tialer Druck von Südosten her, der die wagrecht lagernden
Schichten des Unterrotliegenden zu einem Sattel und einer Mulde
zusammenschob. Die Richtung der Faltung, der Mulden- und
Sattellinie ist dieselbe wie zur Karbonzeit und lediglich die In-
tensität ist verschieden, da es hier nur zur Bildung einer flachen
Falte kam. Die für das obere Nahegebiet wichtigere Mulden-
linie tritt bei Selbach in dasselbe ein und verläuft über Gonnes-
weiler, Heimbach, Reichenbach. Ausweiler, Bollenbach, Becher-
bach, Monzingen, Bockenau, Heddesheim. Langenlonsheim bis
Sarmsheim, wo sie unter dem Tertiär des Mainzer Beckens
verschwindet. Die Sattellinie streicht der Muldenlinie parallel
etwa von Burbach bei Saarbrücken bis Wonsheim, östlich von
Kreuznach. Außerdem linden sich noch einige Quersättel, welche
sich durch Hervortreten des Unterrotliegenden an der Oberfläche
bemerkbar machen, so an der unteren Nahe, in der Gegend des
Lembergs und an der Nahequelle, der Quersattel zwischen
St. Wendel und Achtelsbach, welcher die Saarmulde von der
Nahemulde scheidet. Von diesen Ausnahmen abgesehen, ist das
') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 18 u. 19.
*) Ders., Erläuterungen zu Blatt Bunlenberfr, S. 16.
*) K. A. Lossen, 2, S. 540.
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— 13
Einfallen der Schichten ein sehr regelmäßiges nach dem Mulden-
tiefsten hin und im Südwesten etwas steiler als im Nordosten,
überschreitet aber im allgemeinen 25 Grad nicht. Der Mulden-
richtung folgt die Nahe in ihrem Lauf. „Die Zusamraenfaltung
war vor Ablagerung des Oberrotliegenden beendet, zugleich aber
auch die Eruptionen. Zur selben Zeit fand eine Senkung des
ganzen Gebietes statt, sodaß der Süd- und Ostraud unter den
Meeresspiegel sanken. Daher wurden die unteren und mittleren
Stufen des Rotliegenden nur an dieser Stelle, das Oberrotliegende
dagegen auch an der Mosel, am Südrand des Taunus und längs
des Ostrandes des Schiefergebirges von der Wetterau bis Waldeck
abgelagert." *) Die das Grenzlager überdeckenden Schichten des
Oberrotliegenden wurden also unter wesentlich anderen Be-
dingungen abgelagert als das Unterrotliegende und sind ihm
daher ungleichförmig aufgelagert. Außerdem vollzieht sich im
Gesteinscharakter eine Änderung. Während die Schichten des
Unterrotliegenden sich aus dem zerriebenen Trümmermaterial der
Nachbargebiete aufbauen, besteht das Oberrotliegende aus den
Trümmern der Eruptivgesteine des Nahegebietes selbst. Es
kommt als oberste Ausfüllung der Mulde hauptsächlich in zwei
Verbreitungsgebieten vor. Das größere derselben öffnet sich
gegen die untere Nahe, beginnt östlich der Mittagslinie von
Oberstein und erstreckt sich bis an das Mainzer Becken. Das
kleinere befindet sich an der Nahequelle, öffnet sich gegen die
Prims und Saar und ragt, nach Nordosten sich auskeilend, bis
Eisen und Achtelsbach. In kleineren Resten findet sich ferner
noch Oberrotliegendes zwischen den Porphyren von Nohfelden
und dem Südrand der Melaphyre. Ähnlich wie beim Unterrot-
liegenden wurden als unterste Schichten die gröberen Konglo-
merate abgelagert, und je jünger die Schichten sind, desto fein-
körniger wird im allgemeinen ihr Material. Nach Ablagerung
des Oberrotliegenden fanden nochmals faltende Bewegungen statt,
die alle Schichten des Rotliegenden betrafen, 8 ) doch kam es
hierbei nicht zu vulkanischen Durchbrächen . Von da an scheint
das Nahegebiet wieder eine längere Periode ruhiger Entwicklung
gehabt zu haben. Mesozoische Schichten fehlen. Während dieser
') Lepsius, 2, S. 151.
*) K. A. Lossen, 2, S. 541.
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- 14 -
Zeit wurden dem Devon jüngere Schichten in großer Mächtigkeit
aufgelagert und später wieder abgetragen, ob durch die Bran-
dungswelle des Meeres oder durch die zerstörenden Kräfte des
Luftkreises, kann hier nicht näher behandelt werden. Der heutige
Höhenunterschied zwischen den Höhen des Taunus und dem
pfälzischen Gebirge und Mainzer Becken geht in seinen Anfängen
bis auf die Tertiärzeit zurück, sei es nun dadurch, daß das
Vorland an den Brüchen absank, oder das Devongebirge aus
dem in seiner Höhenlage unveränderten Vorland emporgepreßt
wurde. In der Tertiärzeit fand nur Bruch-, keine Faltenbildung
statt. Tertiärablagerungen des Mainzer Beckens, von nur ge-
ringer Ausdehnung, berühren unser Gebiet in seinen östlichsten
Teilen.
Damit haben wir die Entwicklung unseres Gebietes bis
zu seiner Vollendung im Rohbau verfolgt. Seine Ausarbeitung
zu der Formenfülle, die es heute zeigt, blieb dem rinnenden
Wasser überlassen. Diluvialablagerungen treten in zweierlei
Gestalt auf, nämlich als Gehängeschutt und als Flußterrassen,
und sollen später in ihrer Bedeutung für die Ausgestaltung des
Landes und für die Besiedelung ausführlich besprochen werden.
Die Oberflächenfornien.
Gehen wir nun dazu über, die Weiterausgestaltung des
obereu Nahegebietes im einzelnen zu untersuchen, so finden wir,
daß es vor allem das rinnende Wasser ist, dem unser Gebiet
seine heutigen Oberflächenformen verdankt : daneben spielt natür-
lich auch die Verwitterung eine große Rolle. Dem Boden und
den Gesteinsarten fällt bei der Herausbildung der Oberfläche,
wenn wir die Vertikalverschiebung als beendet betrachten, eine
passive Rolle zu, nämlich die, daß sie nach dem Grad ihrer
Härte und Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung Einfluß
auf die Oberflächengestaltung gewinnen. In abnehmendem Grad
der Härte ordnen sie sich etwa folgendermaßen : Taunusquarzit.
Melaphyr und Porphyr, Schiefer, Sandsteine und Schiefertone
des Unterrotliegenden und die Konglomerate des Oberrotliegenden.
Da nun Taunusquarzit und Schiefer in ihrer Lagerung sich eng
aneinander anschließen, ihrem Härtegrad nach aber sehr von ein-
ander verschieden sind, so werden wir von vornherein im Devon-
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— 15 -
Schematiche Skizze der QunrisUrttcken.
Malistab: 1:20000(1
duarzitsattelrücken
'Wasserscheide.
SSO Höhenpunkte.
E/nschartungen
^örschiederßurr
6k6m.
Rotenburgberg
Weiss Fels
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- 16 -
He (Juarzit-
rttcken des
bereu Nahe-
ffebietes.
Bücken
ITeißfela—
toten buru-
berg.
Rücken
örschieder
irr— Rliiy.
gebiet eine sehr wechselnde Oberfläche erwarteu dürfen ; ebenso
dort, wo Porphyre und Melaphyre den leicht zerstörbaren Schichten
des Rotliegenden benachbart sind. Andererseits werden größere
Flächen einheitlicher Zusammensetzung auch größere Einförmig-
keit der Oberfläche aufweisen. Wir müssen also bei der Morpho-
graphie des Landes erwarten, daß die härteren Taunusquarzite
sich deutlich von den weicheren Schiefern durch größere Höhe
und andere Oberflächenformen unterscheiden werden, ebenso die
Porphyre und Melaphyre von den weicheren Schichten des Rot-
liegenden. Durch eine eingehende Untersuchung wollen wir
nun festzustellen suchen, wie weit diese Schlüsse in der Natur
ihre Bestätigung finden.
Die im Landschaftsbild des oberen Nahegebietes am schärf-
sten hervortretenden Höhenlinien sind die den Taunus kenn-
zeichnenden Sattelrücken des Quarzits. Von den vier sich kulissen-
artig anordnenden Quarzitrücken des mittleren linksrheinischen
Taunus (vergl. die Skizze auf Seite 15) gehören drei dem
Flußgebiet der oberen Nahe an, nämlich die Rücken des Weißfels—
Rotenburgberges, Otzenhausener Ring-, Mörschieder Burr und
Hoch- und Idarwald. Außerhalb der Wasserscheide, aber zu
dem System dieser Rücken hinzugehörend, ist noch der Rücken
des Malborner Steinkopf s-Bomerkopfs zu nennen. Die Streich-
richtung der genannten Höhenzüge ist ziemlich gleichmäßig,
N 50° 0. Alle treten in scharfem Steilrand aus den um-
gebenden Schiefern heraus (vergl. Profile auf Seite 17) und
schließen zwischen sich Längstäler ein, auf deren Entstehung
wir noch zurückkommen. Der südöstlichste Rücken des Weißfels-
Rotenburgberges hat im Mittel eine Breite von nur 300 m l ) bei
einer Länge von 12 km, besitzt also gratartiges Aussehen, das
durch die zahlreichen Klippen seines Kammes nur verstärkt
wird. Er erhebt sich im Wählenstein zu 660 ra.
Etwa 1 km nordwestlich von ihm erstreckt sich vom
Fischbach bei Mörschied bis zum Primsbach bei Nonnweiler der
29 km lange Rücken des Mörschieder Burr-Otzenhausener Ring.
Vom Mörschieder Burr bis zum Ringelkopf nimmt er langsam
an Breite zu — von 500 m auf 2 km — und steigt von 646 m
') Die Messungen wurden nach der geol. Spezi al karte gemacht, wo
diese fehlte, nach der Generalstabskarte.
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- 18 -
auf 706 m an. Westlich der Birkenfeld-Morbacher Straße bricht
er an einer Querverwerfung zum Teil ab: nur seine südöst-
liche Hälfte setzt sich mit einer mittleren Breite vou 500 m
über den Schwandeiskopf bis zum Otzenhausener Ring; fort. Er
besteht aus mehreren Antiklinalen des Quarzits. die an dem
Katzenloch, dem Durchbruch des Idarbaches durch den Rücken
aufgeschlossen sind. 1 ) An dieser Stelle sowie am Durchbruch
des Traunbaches bei Boertink erleidet er zwei scharfe Ein-
schaltungen, deren Bedeutung für den Verkehr wir noch be-
sprechen wollen. Er überragt die benachbarten Schieferflächen
um 130 m — 150 m und tritt so scharf in dem Landschaftsbild
hervor, daß ihm die Nordwestgrenze des Fürstentums Birkenfeld
beinahe in ihrer ganzen Länge folgt. Durch ein breites Hochtal
von ihm getrennt, streicht etwa 3 km weiter nordwestlich der
Idar- breite Rücken des Idar-Hochwaldes, in dem der Taunusquarzit
wa,tl seine größte Massenanschwellung erreicht, von Weitersbach 30 km
weit bis Dammflos. Er setzt sich aus mehreren Rücken zusammen,
die in ihrer Gesamtheit die am meisten hervortretende Höhen-
linie des linksrheinischen Taunus bilden. Der südwestlichste
von ihnen erhebt sich bei Dammflos und trägt auf seinem etwas
gehobenen Xordostende die höchste Erhebung der Rheinprovinz,
den Erbeskopf (81 r> m). Durch den Sattel an der Hangenden
Birk steht er mit dem sogleich zu besprechenden Idarwald in
Verbindung. Der nordwestlichste der vier parallelen Quarzit-
rücken ist der schon außerhalb unseres Gebietes liegende Rücken
des Malborner Steinkopfs— Bromerkopfs, der durch zwei Quer-
brüche zerstückt ist. Dadurch wurde er ebenso wie der auch
an einer Querverwerfung abbrechende Rücken des Ringelkopfs
(s. oben) von der Erosion stark angegriffen, und die mittleren
Rücken, durch die äußeren vor der Abtragung geschützt, mußten
sich zu Wasserscheiden entwickeln. 2 ) Der Bromerkopf steht
durch eine flache Einsattelung an der Birkenfeld-Morbaclier
Straße mit dem Idarwald in Verbindung. Letzterer stellt also
einen Doppelrücken dar, der sich zusammensetzt aus der an der
Kahlen Heid beginnenden Fortsetzung des Hochwaldes und der
am Schweinsgrubenberg ansetzenden Verlängerung des Bromer-
h Leppla, Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 7.
*) Ders.. Erläuterungen zu Blatt Morscheid, S.2, vgl. die Skizze S. 15
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Laud«
ubcrflächc.
kopfs, die sich 18 km mit parallelem Streichen eng aneinander
anschließen. Die Höhenpunkte des Idarwaldes liegen auf dem
nordwestlichen Rücken, während der südöstliche durch die
Quellbäche des Idar- und Fischbaches schon in eine Reihe von
Einzelriicken aufgelöst ist. Seine größte Höhe erreicht der
Idarwald in dem die geschlossene Kammlinie nur wenig über-
ragenden Höhenpunkt „An den zwei Steinen" mit 765 m. Er
besitzt zwei Einsattelungen von 695 m und 694 m, welche beide
von Straßen benutzt werden.
Bei der Ausgestaltung der Landoberfläche verhalten sich Die Ausge-
Taunusquarzit und Hunsrückschiefer sehr verschieden. Der staUung der
Quarzit besitzt wegen seines kieseligen Bindemittels große Härte
und vermag daher den zerstörenden Einflüssen des Luftkreises
großen Widerstand zu leisten. Außerdem vermag er, trotz seines
geringen Wasserfassungsvermögens im einzelnen, als Gebirgs-
masse wegen seiner starken Zerklüftung und ausgedehnten Be-
waldung sehr viel Wasser aufzunehmen, 1 ) das in zahlreichen,
starken Quellen an der Grenze gegen die Schiefer zu Tage tritt;
denn diese sind wegen ihres starken Tongehaltes für Wasser
undurchlässig, vorwiegend unbewaldet und verwittern leicht.
Die Niederschläge fließen daher leicht ab, wodurch bei Nieder-
gehen großer Regenmengen innerhalb kürzerer Zeit oder bei
plötzlich eintretender Schneeschmelze verheerende Hochwasser
entstehen, deren Bedeutung für die Lage der Siedelungen später
besprochen werden soll. Die Täler in den Schiefern sind tief
eingeschnitten, haben enge Talsohlen und steile Hänge und
bieten also für Verkehr und Besiedelung gleich ungünstige Ver-
hältnisse. Die Abtragung der Schiefer begegnet keinem Hindernis
und geht daher im Verhältnis zum Taunusquarzit rasch vor sich.
Die zwischen dem Taunusquarzit eingeschlossenen Schieferflächen
sind infolge dessen zu Hohlformen umgeschaffen worden.
Die Längstäler zwischen den einzelnen Rücken beruhen Die Längs,
demnach nicht etwa auf muldenförmiger Lagerung der Hunsrttck- täler
schiefer, da die Schiefer überall steil nach N.W. einfallen, son- «wischende«
dem sind lediglich hervorgerufen durch Erosion und Denudation.
Das größere von ihnen, die Talmulde zwischen dem Idar-Hoch-
wald und dem Rücken des Mörschieder Buir — Ring 2 ), erstreckt
quarz.it-
rttckeu.
*) Leppla. Erläuterungen zu Blatt Morscheid. S. 16.
») Vgl. Profil I S. 17.
2*
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i
I
- 20 -
ie Durch«
uchstälcr.
Aas*
«staltaugr
Isrch die
Quarzit-
roselo.
sich von Asbach am Fischbach bis Züsch am Künigsbach 30 km
weit. Zwischen drei Talwasserscheiden, deren höchste der 660 m
hohe Sattel von Hüttgeswasen ist, wird sie von vier Bächen ent-
wässert, von denen die beiden äußeren, der Königsbach und
Fischbach, den vorderen Quarzitrücken umgehen, die beiden
inneren, Idar- und Traunbach, denselben durchbrechen. 1 ) Die
Durchbruchstäler sind für den Verkehr sehr wichtig, da sie
ohne große Steigung — die beiden Straßen werden von der
benachbarten Kammlinie um 225 m bezw. 150 m überragt — den
Rücken überwinden. Landschaftlich sind sie von großer Schön-
heit und bilden vielbesuchte Anziehungspunkte für den Fremden-
verkehr, besonders der Durchbruch des Idarbaches am Katzen-
loch. Die Gewässer wurden durch das allmähliche Auftauchen
der Quarzitrücken aus ihrer Schieferhülle infolge von Erosion
und Denudation zu einer Laufänderung gezwungen, indem sie
sich vor dem Rücken sammeln, rechtwinklig umbiegen und ihn
dann in gemeinsamer Arbeit durchbrechen. Sie alle haben wegen
des bedeutenden Höhenunterschiedes zwischen dem Gebirgskamm
und der Nahe starkes Gefäll und wegen der Höhenlage und
Bewaldung des Gebirges während des größten Teiles des
Jahres reichliche Wasserführung, eignen sich also sehr zu
gewerblicher Ausnützung. Diese Eigenschaft hat, wie wir später
zeigen wollen, der Besiedelung des Landes eigenartige Züge
verliehen.
Außer dem fließenden Wasser wirkt bei der Herausraeiße-
lung der Quarzitrücken noch ein zweiter Faktor mit, der wegen
seiner Wichtigkeit eine ausführlichere Behandlung verdient, näm-
lich die Quarzitrosseln. Es sind dies Trümmerhalden an den
Abhängen der Quarzitrücken , die hier wegen der Härte des
Gesteins besonders große Ausdehnung gewinnen. Die von den
steilen Riffen des Quarzits herabkoramenden Trümmerstücke sam-
meln sich auf den flacheren Hängen der benachbarten milden
Tonschiefer zu weiten Trümmerhalden an. Die im Durchschnitt
oft einige Meter großen Blöcke sind infolge ihrer Schwere auf
einer ständigen Wanderung nach unten begriffen. Auf diesem
Wege biegen sie die Schichtköpfe der Schiefer um und zertrüm-
mern dieselben ;*) ; sie leisten also eine bedeutende Abtragungs-
>) Vgl. Skizze 3. 15.
*) Lcppla 1. S. XXXVIII f.
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21 -
Die Quurztt rossein «les Marnaldcs.
Etitirorf'en nach d. yeol. Spezialkarte
Blatt Hottenbach
•x-x-x-x-x«
Ro«Mln. Uohlfona. Wt-Baerscbeide zw.
Nahe u. Moael.
Maßstab 1:100 000.
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arbeit, die sich besonders gut erkennen läßt, wenn einzelne
größere Blocke weiter auseinander liegen; dort bezeichnet oft
eine Furche im anstehenden Gestein den Weg, welchen die ein-
zelnen Blöcke bisher genommen haben. 1 ) Die Schiefer in der
Nähe der Quarzitrücken unterliegen daher neben der durch die
zahlreichen Quellen bewirkten Abschwemmung auch der Zer-
trümmerung durch die Rossein, also einer viel wirksameren
Abtragung, als benachbarte, welche nur durch das rinnende
Wasser abgetragen werden und außerdem wegen ihrer Undurch-
lässigkeit nur wenig Quellen und einen tiefen Grundwasserstand
haben. Es müßte also um den Rand der in die Schieferfläche
auslaufenden Quarzitzüge eine Hohlform ausgenagt werden, die
von den benachbarten Schiefern an Höhe überragt wird. Von
solchen Erwägungen ausgehend, stellte ich auf meinen Wande-
rungen in dieser Richtung Beobachtungen an und glaubte auch
mehrfach Bestätigung der Annahme gefunden zu haben. Beson-
ders fiel es mir auf, wie am Idarwald die Gewässer nicht in
südöstlicher beziehungsweise nordwestlicher Richtung den Tiefen-
linien der Nahe und Mosel zustreben, sondern erst in einer
flachen Hohlform dem Streichen des Gebirges ziemlich parallel
* am Rand der Rossein entlang fließen, um erst später der all-
gemeinen Abdachung zu folgen. So fließen auf der Nordwestseite
des Idarwaldes die Gewässer nicht der allgemeinen Abdachung
entsprechend mit nordwestlicher Richtung zur Mosel, sondern der
Altbach, ein Zufluß des Hahnenbachs, greift um den Idarwald
herum und führt einen Teil der Niederschläge des Nordwestabhanges
zur Nahe (vergl. die Karte auf Seite 21. die auch die Ausdehnung der
Rösseln erkennen läßt), und zwar mit nordöstlichem Lauf. Dem
Streichen des Idarwaldes ebenfalls parallel fließt der Waldbach zur
Mosel. Die Wasserscheide verläßt den die Schieferfläche weit
überragenden Idarwald und folgt dem flachen Rücken der Halster
Höhe, deren höchster Punkt von der Kammlinie des Idarwaldes
um 100— 150ra überragt wird; erst nordwestlich dieses flachen
Rückens entspringen mehrere kleine Gewässer, welche mit Xord-
westrichtung zur Mosel eilen. Auf der Südostseite des Idar-
waldes biegt der Rhaunener Bach aus der Südostrichtung seines
obersten Laufstückes, das sich, wie eine Schotterterrasse nord-
») Leppla 1, S. XXXVIII f.
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- 2*i -
westlicli von Hottenbach wahrscheinlich macht, früher nach dem
oberen Ebbesbach fortsetzte i vergl. BI. Hottenbach d. geol. Spe-
zialkarte), rechtwinklig: um und Hießt dem Idarwald ziemlich
parallel nach Nordosten. Auch der Lauf des Ebbesbaches folgt
der Hohlform, ebenso der des Macher- und Lindenbaches. Ent-
sprechend der Halster Hübe haben wir südöstlich des Idarwaldes
den flachen Schieferrucken südöstlich von Hottenbach, von dem die
Gewässer mit südöstlichem Lauf abströmen.') Jedenfalls tragen
diese Quarzitrosseln wesentlich dazu bei. die Kücken des (^uarzits
sehr scharf aus ihrer 1'mgebung herauszuheben.
Den (^uarzitrücken ist ein schmales Band Hunsrückschiefer Das (Jehl nrs-
ira Südosten vorgelagert, auf welches die Schichten des Unter- Vorland,
rotliegenden folgen. Letztere umgeben, wie oben erwähnt, ein
größeres Verbreitungsgebiet von Melaphyren und Porphyren.
Bodeuplastisch treten nun diese Eruptivgesteine sehr deutlich
hervor, während die Schiefer und die Sandsteiue des Unterrot-
liegenden sehr ähnliche Oberflächenformen und annähernd gleiche
Höhenlage Fiabeu. Auf Grund dieser Tatsachen wurde im folgen-
den eine Neueiuteilung bezw. Neubegrenzung versucht, da in
einer geographischen Untersuchung den Oberflächenformen die
wichtigere Rolle zufällt. Gewöhnlich wird das Land nördlich
der Nahe und Prims zu <U-m Hunsrück gerechnet, das Land
südlich und östlich der beiden Flüsse zu dem pfälzischen Gebirge.
Doch bilden Nahe und Prims weder bodenplastisch noch geologisch
eine (Frenze. Bodeuplastisch nicht, weil ihre Täler, besonders im
Oberlauf, fast völlig im Landschaftsbild wegen ihrer geringen
Breite verschwinden, geologisch nicht, weil dieselben Ablagerungen
des Perm sich auf beiden Seiten der F'Iüsse finden. Vielfach,
und besonders von geologischer Seite, läßt man auch entsprechend
den Namen rheinisches Devongebirge und Saar-Nahemulde die
Grenze zusammenfallen mit der Scheidelinie zwischen Devon
und Perm, welche nach Lagerung und Zusammensetzung der
Schichten deutlich, im Landschaftsbild jedoch gar nicht hervor-
tritt. Es wurde daher der im Durchschnitt etwa 5 km breite
Streifen zwischeu den Höhen des südlichsten (^uarzitrückens
und der EruptivhochHäehe als das Vorland des Gebirges zu-
') Diese eingehenderen Ausführungen beabsichtigen lediglich eine dem
Verfasser auflallende Beobachtung über den Lauf dieser tiewässer und die
Obertiacbengestalt wiederzugeben und eine Erklärung dafür zu versuchen.
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- 24 -
sammengefaßt und die Grenze zwischen Hunsrück und pfälzischem
Gebirge an den Steilrand der Eruptivgesteine gegen den Nord-,
westflügel des Unterrotliegenden verlegt.
Durch die von den Höhen des linksrheinischen Taunus der
Nahe mit annähernd paralleler Laufrichtungzustrebenden Erosions-
rinnen des Söterbaches, Traunbaches, Idarbaches, Fischbaches
und Hahnenbaches wird das Land zwischen Gebirge und Nahe
in eine Anzahl südost-nordwestlich streichender breiter Blicken
zerlegt, die sich im Melaphyr noch erhalten haben. Im Vorland
des Gebirges jedoch wurden die Rücken durch sehr zahlreiche
kleine Gewässer, welche den oben genannten Bächen fiederförmig
zustreben, wegen der geringeren Widerstandsfähigkeit des Ge-
Der nordwestliche Steilrand der Melaphyrplatte.
S.O.
N.W
Burbach StapP
Melaphyr Hua«rückschlefer. UaterrotUegendes.
Enttc. n. d. gecl. Spesialkarte. Maßstab der Länge : 1 : 50 OOO
„ „ Höhe: 1:12 500
Steins abgetragen, und besonders das Unterrotliegende zu einer
Tiefenlinie ausgearbeitet. Von dieser Tiefenlinie, welche durch
die Täler des im Streichen der Schichten fließenden Achtels-
baches, Stillbaches, Elchweilerbaches. Hambaches und Oberbrom-
bacherbaches bezeichnet wird, steigt das Land allmählich zu
dem Kamm des Gebirges empor. Das Vorland stellt also eine
Hohlform *) zwischen dem Steilrand der Eruptivgesteine und den
Höhen des Taunus dar, die bodenplastisch zweifellos zum Hunsrück
gehört. An der Nahequelle besteht es aus Rücken des Rot-
liegenden, deren Höhe zwischen 450 m und 500 m schwankt.
Weiter nach Nordwesten ist die Abtragung weit fortgeschritten,
Kleinformen sind vorherrschend, vorwiegend treten flache, kleine
Hügel auf, die in der SW-NO-Richtung etwas in die Länge
l ) Vgl. vorstehend abgedrucktes Profil.
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gezogen sind. 1 ) Die Durchgängigkeit des Landes ist infolgedessen
groß, und es ist bemerkenswert, daß der eine Zweig der Straße
am Sudrand des Taunus genau der oben besprochenen Furche
am Rand des Melaphyrs von Idar bis zum Austritt derselben
bei Eisen und andrerseits bei Selbach folgt. Anthropogeographisch
bietet es, wie wir später noch näher ausführen werden, die
günstigsten Bedingungen des oberen Nahegebietes.
Während das bisher betrachtete Gebiet die charakteristi-
schen Züge des rheinischen Schiefergebirges aufwies, bestimmt
südöstlich der vorgenannten Tiefenlinie ein neues Oberflächen-
element das Landschaftsbild, nämlich das Auftreten der per-
mischen Eruptivgesteine, welches für die Bodengestalt
des pfälzischen Gebirges maßgebend ist. Wie in dem geologischen
Uberblick gesagt wurde, treten die permischen Massengesteine
in zwei Arten auf, nämlich als Lager und Stöcke im Unterrot-
liegenden, wie das Porphyrmassiv von Nohfelden, und als Decke,
wie die Melaphyrplatte der oberen Nahe. Das Porphyrgebiet
hat annähernd elliptische Gestalt mit einer Ausdehnung von
etwa 50 km*, das Melaphyrgebiet die eines Trapezes mit einer
Ausdehnung von 400 -450 km-, von denen etwa 240 km 8 zum
oberen Nahegebiet gehören. Da beide mit dem Oberrotliegenden
das Innere der Nahemulde bilden, müßte ihre Höhe von der
der Muldenflügel überragt werden. Durch Erosion und Denuda-
tion sind sie jedoch aus den Sandsteinen ausgearbeitet worden,
sodaß .sie nun umgekehrt die Muldenfliigel an Höhe bedeutend
übertreffen und gegen dieselben in einem geschlossenen Steilrand
abschließen. Derselbe zieht sich als eine Art Landstufe von Der stell-
Gonnesweiler über Meckenbach, Birkenfeld, Niederbrombach. ra »d der
Oberbrombach, Rotzweiler, Gerach, Bergen bis Kirn in nordöst- Eruptiv-
licher Richtung. Vom Muldenrand aus erscheint er als ein steiler ^ ""
Rücken von etwa 70m mittlerer relativer Höhe, während er
sich nach dem Muideninnern ganz allmählich abdacht.-) Noch
schärfer tritt der südwestliche Steilrand der Melaphyrplatte
gegen das Pfeffelbachtal auf. (Vgl. Profil auf S. 26.)
Die Oberfläche des Porphyrmassivs von Nohfelden wird DasPorphyr-
gekennzeichnet durcli eine große Anzahl sehr regelmäßiger Kegel massiv von
Nohfelden.
x ) Vgl. Orebe u. Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. 2.
*) Vgl. Profil zu S. 24.
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— 26 -
und Kuppen, die sich — scharf von einander geschieden — auf
einem verhältnismäßig engen Raum zusammendrängen, und alle
eine sehr gleichmäßige Höhe von etwa 500 m besitzen. Die Steil-
heit ihrer Gehänge bedingt ihre ausgedehnte Bewaldung und
läßt sie dadurch nur um so schärfer im Landschaftsbild hervor-
treten. Die größten von ihnen sind die aus mehreren Kuppen
sicli zusammensetzenden Drei Herrn-Köpfe und der Buchwald.
Xriaphyr- Im Gegensatz dazu stellt die Melaphyrplatte eine ziemlich ein-
plane, förmige, ganz schwach nach Norden und Nordwesten geneigte
Hochfläche dar. 1 ) Ihre höchsten Erhebungen finden sich also
im Süden, und zwar wegen ihrer Muldenform an dem etwas
aufgebogenen Sudrand. Es sind der Trautz- Füssel- und Herz-
berg mit bezw. 596, 596 und 595 m.-)
Der südöstliche Steilrand der Sfelapliyrplatte«
UnterroUiegendes. Melaphyr.
Maßstab der nähe: 1:12 500: der Lauge: 1:50 000
Von anderen Höhenpunkten sind noch die höchste Er-
hebung des ebeufalls etwas aufgebogenen nordwestlichen Steil-
randes im Krausberg mit 502 m und die flachen Rücken des
Feldberges und Starwieserkopfes mit 566 und 563 m in der Mitte
der Melaphyrtiäche zu nennen.
alMMnii? Bei (ier Ausgestaltung der Oberfläche haben die Eruptiv-
st Eruptiv- gesteine durch die Talbildung eine reiche Gliederung erfahren,
yebiet. Das Porphyrmassiv, welches durch die Nahe und ihre ersten
Zuflüsse in mehrere Einzelgruppen aufgelöst worden ist. hat
tiefe Täler mit steilen Hängen, aber breiten Talsohlen, welche
den Verkehr erleichtern. In einer Talenge unterhalb Nohfelden
l ) Vgl. Profile auf S. 24 u. 26.
s ) Vgl. Grebe u. Leppla. Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, s. I
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— 27 -
verläßt die Nahe den Porphyr und hat bei Hoppstädten mit
ihren dort mündenden Zuflüssen die zwischen Porphyr und Mela-
phyr eingeschlossenen weichen Sandsteine des Unterrotliegenden
zu einer Talweitung ausgearbeitet, welche von flachen Hängen
umgeben wird. Im Melaphyr dagegen weist die Talbildung
rauhere Formen auf, die durch die Härte des Gesteins und
seine Neigung zu senkrechter Zerklüftung bedingt sind. Der
Eintritt der Täler in den Melaphyr wird durcli Aneinander-
rücken der Seitengehänge und Vergrößerung ihres Böschungs-
winkels scharf gekennzeichnet. Die Nahe tritt unterhalb Hopp-
städten in den Melaphyr ein, durch den sie sicli in einem
25 km langen Laufsttick bis Oberstein hindurchwindet, während
die Entfernung beider Orte in der Luftlinie nur 12 km beträgt.
Sie hat sich hier ein 120— 150m tiefes Bett eingenagt, dessen
Talsohle sehr eng ist, oft nur für den Fluß selbst Raum läßt.
Das Gefäll ist groß, doch rasch wechselnd, die Gehänge steil,
und beinahe senkrecht aus dem Fluß aufragende Felswände sind
nicht selten. Die Uferkonkave wechselt wegen der ständigen
Richtungsänderung häufig die Ufer. Das Nahetal hat also hier
alle Merkmale eines Durchbruchstales. Dem Verkehr sind solche
Täler natürlich sehr ungünstig, und sie werden daher auffällig
von den Straßen gemieden. Für die Bahnlinie konnte das Nahetal
hier nur unter Überwindung der größten Schwierigkeiten brauch-
bar gemacht werden. 1 ) Als Durchbruchstäler müssen auch die
Täler der linken Zuflüsse der Nahe bezeichnet werden, und es
ist auffallend, wie sich die Gewässer sammeln, ehe sie in den
Melaphyr eintreten, eine Erscheinung, die sich bei den Quell-
rinnen des Schwollenbachs deutlich zeigt. Die Zuflüsse auf der
linken Naheseite weisen in ihren Talformen große Regelmäßig-
keit auf; ihr oberstes Talstück hat die Form flacher Mulden,
und der Böschungswinkel wächst mit der Lauflänge. Durch die ftliedenuig
linken Zuflüsse ist der Nordwestflügel der Melaphyrplatte in <ler
eine Reihe südöstlich streichender, breiter Rücken zerlegt worden. Melaphyr-
die jedoch wegen der geringen Breite der Täler noch überall
ihren Ursprung erkennen lassen, eine Tatsache, die auch darin
iluen Ausdruck findet, daß die Höhe der fünf Rücken zwischen
Fischbach und Steinau nur um 19 m von einander verschieden ist. 2 )
Vgl. s. 44.
»} v. Dechen : Erläuterungen zu Band 1, S. 278.
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28 —
Verstärkt wird ihr Hochflächencharakter noch dadurch, daß nur
die Talgehänge wegen ihrer Steilheit bewaldet sind, die freie
Hochfläche dagegen dem Ackerbau dient. Zahlreiche kleine
Schluchten, welche den Nebenbächen zufallen, haben den Rand
dieser Rücken schon ausgefranst und damit die Auflösung der-
selben in ein reich gegliedertes Gebirgsland um einen Schritt
weitergeführt.
Der auf der rechten Naheseite gelegene Südostflügel der
Melaphyrplatte zeigt eine weniger reiche Gliederung, da hier
nicht wie bei dem Nordwestflügel die Gewässer eines ihn an
Höhe überragenden Hinterlandes mit starkem Gefäll an der
Ausgestaltung teilnehmen. Zwar wird der größere Teil der
Melapbyrplatte zur Nahe entwässert, doch empfängt dieselbe
von der rechten Seite nur zwei größere Zuflüsse, nämlich den
Freisenerbach und den aus Unterbach, Weierbach und Reichen-
bach sich zusammensetzenden Heimbach. Der Freisenerbach
entspringt bei Freisen, fließt in engem Durchbruchstal durch
den Melaphyr bis Asweiler, wo er nach Nordwesten umbiegt
und dem Fallen der Schichten entsprechend der Nahe zustrebt,
die er bei Nohfelden erreicht. Sein Lauf ist durch Bruchlinien
beeinflußt, die hier zahlreich den Melaphyr zerstUckt haben. 1 )
In seinem Oberlauf hat er den Kessel von Freisen geschaffen,
indem er weichere Sandsteine des Unterrotliegenden, welche dem
Melaphyr eingelagert waren, zu einer beinahe kreisrunden Holil-
form ausarbeitete. Die auffällig regelmäßige Form dieses
Kessels veranlaßte Steiniuger. hier eine den Explosionskratern
der Eifel entsprechende Erscheinung zu vermuten. 1 ) Auffällig
bleibt immerhin die Tatsache, daß der Bach den Melaphyr
durchbrochen hat, statt den aus Unterrotliegendem bestehenden
flachen Rücken zwischen Freisen und Schwarzerden zu einem
Tale auszuarbeiten: wahrscheinlich spielen auch hierbei Bruch-
linien eine Rolle.
Der zweite dieser Zuflüsse ist der bei Bahnhof Heinibach
in die Nahe mündende Heimbach, dessen Quellbäche am Rand
der Hochfläche entspringen und radienförmig dem Orte Heim-
bach zuströmen. Auffällig ist die Richtung des Reichen-
bachs, der in seinem ganzen Lauf genau der Muldenlinie der
') Leppla, Erläuterungen zn Blatt Freisen, S. 2.
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— 29 —
Nahemulde folgt, aber umgekehrte Richtung hat wie der
Hauptnuß.
Es scheint so, als habe die tektonische Tiefenlinie die
Gewässer der Melaphyrplatte an sich gezogen, die sich da ein
tiefes Durchbruchstal geschaffen haben, wo die Muldeniinic der
Tiefenlinie der Nahe am nächsten kam. Der östliche Teil der
Hochfläche besizt eine weniger reiche Gliederung, und es findet
sich daselbst wenig Wald, der nur die flachen Höhenrücken be-
kleidet, während im westlichen Teil gerade die höheren Lagen
dem Ackerbau dienen und nur die steilen Talgehänge bewaldet
siud. Die Wegsamkeit ist im Osten größer als im W esten, wo
die tiefen Täler dem Verkehr hinderlich sind, bezw. ihm ganz
bestimmte Bahnen anweisen.
Die dem Melaphyr aufgelagerten lockeren Konglomerate
des Oberrotliegenden sind in der Abtragung am weitesten fort-
geschritten. Der Eintritt der Nahe in das Oberrotliegende wird
unterhalb von Oberstein durch eine scharfe Schlinge gekenn-
zeichnet, welche den „gefallenen Felsen" umschließt. Von da
an treten die Talgehänge zurück und werden flach, der Fluß
mäandert in einer Talweitung, die unterhalb Martinweierbach
durch einen das Tal querenden Melaphyrzug nochmals eingeengt
wird. Von der rechten Seite empfängt die Nahe zahlreiche Bäche
paralleler Laufrichtung, die an einigen Stellen schon die ober-
rotliegenden Schichten völlig abgetragen und den Melaphyr-
untergrund bloßgelegt haben. Diesen Seitentälern selbst fallen
wieder eine große Anzahl Schluchten zu, die z. B. dem 12 km
langen Krebsweilerbach allein von der linken Seite her 12 kleinere
Gewässer zuleiten. Die Talgehänge sind bewaldet und nur die
Rücken dienen dem Ackerbau. Die Wegsamkeit ist hier eine
große. Den Verkehr in der Südwestrichtung hat natürlich das
breite Nahetal an sich gezogen, während die Seitentäler den
südost-nordwestlichen mit vier Straßen begünstigen.
Das Klima. <
Da es für die klimatischen Beziehungen des Nahegebietes
und des Hunsrücks noch an einer zusammenfassenden Darstellung
fehlt, kounte hier nur ganz kurz auf dieselben eingegangen
werden. Von dem vorhandenen Material wurden nur einige
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- 30 —
Punkte erwähnt, welche für die Besiedelung wichtig sind; die
Angaben wurden entnommen dem „Hochwald- und Hunsrück-
führer* (Kreuznach 1899), und Po h Iis: „Niederschlags Ver-
hältnisse der mittleren Rheinprovinz und Nachbargebiete u
(Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Bd. 12).
Das obere Nahegebiet besitzt eine meteorologische Station
zweiter Ordnung in Birkenfeld, deren Höhenlage (400 m) hinter
der mittleren Höhe des ganzen Gebietes zurücksteht. Ihre An-
gaben entsprechen daher den niedrigeren Lagen des Landes.
Die mittlere Jahrestemperatur von Birkenfeld beträgt 7,8° C,
die des Gebirges etwa 5—7° C, im Xahetal selbst liegt das
Jahresmittel zwischen 8° und 10° C Das Nahegebiet liegt also
zwischen den Jahresisothermen von 5° und 10° C.
Genauer erforscht sind die Niederschlagsverhältnisse, die
in erster Linie durch die Höhenlage des Landes zwischen 200 m
und 800 m bedingt sind. Das obere Nahegebiet liegt zwischen
den Isohyeten von 500 mm und 900 mm. Für das ganze Nahe-
gebiet beträgt die mittlere Niederschlagshöhe 566 mm, für den
Hunsriu k 720 mm (niedere Lagen 679 mm, Hoch- und Idarwald
984 mm). Birkeufeld hat eine Niederschlagshöhe von 839 mm.
Die Verteilung der Niederschläge auf die einzelnen Monate läßt
folgende Tabelle erkennen:
l II III IV V VI VII VIII IX X XI XII
Niederschlagsmenge absolut (in mm):
82 60 66 46 57 74 78 62 58 84 84 88
in %:
9.8 7.1 7,9 5,5 6.8 8,8 9,3 7,4 \ 6.9 10,0 10,0 10.5
Die niederschlagsärmsten Monate sind also April, Mai und
September, die reichsten Dezember, Oktober und November.
Auf die Jahreszeiten verteilen sich die Niederschläge folgender-
maßen :
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— 31 —
Winter f 280 inra Frühling ' 169 mm Sommer { 214 mm
| 27,4 °/o | 20.2 °/o \ 25,5°/«
Herbst ' 226 inm winter ~ (464 mm Sommer- 1 375 mm
\ 26,9 °/o halbjahr I 55,3 °/o halbjahr I 44,7%
Es macht sich also Überwiegen der Niederschlagsmenge
im Winter bemerkbar, das bedingt ist durch die Lage unseres
Gebietes an der Luvseite des Gebirges. Da das Nahegebiet und
der Huusrück im Regenschatten des hohen Venn liegen, ist die
Zahl der Regentage gering; sie beträgt in Birkenfeld 129. die
der Schneetage 40. Das Gebirge bewirkt eine Zunahme der
Niederschlagshöhe, die jedoch 1000 mm nicht Ubersteigt: am
geringsten ist dieselbe im Nahetal, nordöstlich von Oberstein,
das noch zu dem niederschlagsarmen Gebiet des Rheingaues
gehört. Hochwasser, auf deren Bedeutung schon hingewiesen
wurde und noch hingewiesen werden soll, treten häufiger und
mit großer Heftigkeit auf. So stieg am 5. August 1875 infolge
eines auf der Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe nieder-
gegangenen Wolkenbruchs in Kreuznach der Spiegel der Nahe
innerhalb weniger Stunden um 314 cm. um einige Tage später
seinen ursprünglichen Stand wieder zu erreichen.
II. Siedelungskunde.
Die Aufgabe des siedelungskundlichen Teiles der Arbeit war
die Untersuchung der Abhängigkeit der Siedelungen von dem
Grund und Bodeu, seiner Zusammensetzung, seiner Obertiächen-
gestalt, seiner Gewässer, der Durchgängigkeit des Landes u.s.w.,
kurz, ihre geographische Bedingtheit nachzuweisen. Da die
Siedelungen jedoch als Organismen etwas Gewordenes sind, da
ferner ihre Anlage und Entwicklung nicht allein von geogra-
phischen, sondern vielfach auch von historisch-ethnographischen
Faktoren beeinflußt wird, so läßt sich die heutige Verteilung
der Ortschaften und Wohnplätze, ihre Gestalt und Größe nur
verstehen, wenn wir ihre Entwicklung kennen. Es muß daher
der Untersuchung des eigentlichen Problems eine genetische Dar-
stellung vorhergehen. Der zweite Teil dieser Arbeit gliedert
sich daher in einen Abschnitt, der den Gang der Besiedelung
und einen, der die heutigen Wohnplätze behandelt.
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— 32
Der Gang der Besiedelung.
Bei dem Versuch, sich den Gang der Besiedelung eines
Landes vor Augen zu führen, erscheint zunächst seine Geschichte
als das beste Hilfsmittel. Doch ergibt diese nur die allgemeinen
Richtlinien und Grenzen, innerhalb deren sich die Untersuchung
zu bewegen hat, und läßt uns im Stich, sobald wir näher auf
Besiedelung, insbesondere der kleineren Gebiete eingehen wollen.
Hier bietet sich nun in den Namen der Wohnplätze und Fluren
ein Hilfsmittel, das uns über die Zeit der Besiedelung auch der
kleineren Gebiete wichtige Aufschlüsse zu geben vermag. Dieses
Forschungsgebiet hat vor allem Arnold in dem oben bezeichneten
Werke der Wissenschaft nutzbar gemacht. Für die entwicklungs-
geschichtliche Betrachtung ergibt sich nach dem Gesagten eine
Zweiteilung. Zunächst wollen wir in großen Zügen die Geschichte
des Nahetals während der Besiedelung geben, um dann ausführ-
licher zu untersuchen, welche Schlüsse wir aus den Orts- und
Flurnamen auf die Zeit der Ortsgründungen und die Stammes-
angehörigkeit der Gründer ziehen können. Bei diesem geschieht-
liehen Uberblick schließen wir uns eng an Arnold und Lamprecht
an und beschränken ihn auf die Zeit vom dritten bis zwölften
Jahrhundert n. Chr., da nur diese für die Besiedelung in Frage
kommt.
Nach Unterwerfung der Kelten durch Cäsar blieb das ganze
linksrheinische Land unter römischer Herrschaft, bis die Uber
den Rhein vordringenden Germanen die römische Herrschaft
schwer erschütterten und endlich den letzten Stützpunkt der-
selben — Trier — im Jahre 470 dauernd an sich brachten.
Das Land der oberen Nahe, das abseits der über den Hunsrück
von Trier nach Mainz führenden Heeresstraße lag, bot als rauhes,
bewaldetes Bergland wenig Anziehendes für die Römer. Wir
finden auch keine Spur mehr von römischen Siedelungen, und
die keltische Bevölkerung mag sich hier ziemlich unvermischt
keltische erhalten haben. Daß eine keltische Bevölkerung im Nahegebiet
»iefclung. . sa ß ? beweisen uns die im oberen Naheland und in seiner un-
mittelbaren Nachbarschaft erhaltenen Ringwälle auf der Wilden-
burg und der Ring von Otzenhausen, welche beide ziemlich große
Ausdehnung besitzen. Doch sind sie wegen ihrer Lage im dicht
bewaldeten, schwer zugänglichen Gebirge nicht als eigentliche
Wohnplätze zu betrachten ; es sind — ebenso wie die Ringwälle
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— 33 -
des rechtsrheinischen Taunus — Fliehburgen für Kriegszeiten.
Sie bestehen aus mehrereu, um den Gipfel von Bergrücken sich
herumziehenden Steinwällen, die ohne Bindemittel aus einzelnen
Blöcken aufgehäuft wurden. In diese von den Kelten besiedelten \
Länder drangen mit dem dritten Jahrhundert n. Chr. von der rechten 1
Rheinseite her die Germanen ein, und zwar am Oberrhein die
Alemannen, am Mittel- und Niederrhein die Franken. Der
Frankenstamm der Chatten warf mit Erfolg eine verwegene
Schar nach der anderen in die Täler der Nahe und Mosel 1 ) und
drang endlich durch die Täler der Lahn und Mosel auf die linke
Rheinseite vor. Es entstanden Kolonien und schließlich eine
chattische Bevölkerungsschicht, welche besonders dicht das Nahe-
tal bis zur Saar bedeckte. 1 ) Gleichzeitig hatten die Alemannen
den Oberrhein überschritten und machten im Verein mit den
Franken Eroberungszüge in Lothringen, unterwarfen das Land
und drangen von dort nach Norden vor. In den Tälern der
Nahe und Mosel begegneten sie den dort eingedrungenen Ober-
franken. „Alemannen und Franken waren gute Freunde ge-
blieben, solange es die gemeinschaftliche Bekämpfung des römi-
schen Reiches galt." „Eine Zeitlang gingen die Siedelungen
beider Stämme nebeneinander her."*) „Denn solange sie nicht
zahlreich genug waren, um sich das Land streitig zu machen,
war kein Grund zum Konflikt da, und es finden sich Beispiele
genug, daß in dieser Zeit allgemeiner Verwirrung Schwärme
verschiedener Herkunft nebeneinander sich niederließen". *)
Doch bald brach der Kampf aus, und im Jahre 496 wurden
die Alemannen von den Franken in einer blutigen Schlacht ge-
schlagen. Von da an herrschte der Einfluß der Franken, soweit
fränkische Ansiedelungen und Ansprüche reichten. Wir dürfen
also wohl die Mehrzahl der erst spät angelegten Siedelungen
des oberen Nahegebietes als fränkische bezeichnen, da durch
diese Schlacht der weiteren Ausbreitung der Alemannen ein Ziel
gesetzt war, und ihre kolonisatorische Kraft dadurch gebrochen
wurde. „Eine eigentliche Unterjochung war natürlich mit der
fränkischen Herrschaft nicht verbunden. Der Stamm wurde ab-
hängig und zur Heeresfolge verpflichtet, behielt aber seine eigenen
») Lamprecht 2, 1, S. 4.
*; Arnold: Ansiedelungen, S. 161, 162.
3
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- 34 -
Herzöge und sein besonderes Recht." l ) Von der genannten
Schlacht an gehörte das Nahegebiet ständig zum Frankenreiche
und teilte dessen Geschicke. Mit der glanzvollen Herrschaft
Karls des Großen begann die innere Kolonisation, die Epoche
des Ausbaues, die im wesentlichen mit dem zwölften Jahrhundert
beendet war.
Wenn wir nun versuchen wollen, nach diesen allgemeineren
Richtungslinien uns den Gang der Besiedelung zu rekonstruieren,
so ergeben sich uns zweierlei Fragen, die für die Besiedelung
von Wichtigkeit sind, nämlich erstens nach der Zeit der Orts-
gri'mdungen und zweitens nach der Stammesangehörigkeit der
Gründer und ersten Ansiedler. Von der Untersuchung der
letzten Frage müssen wir absehen, da die neuere Kritik die
weitgehenden Schlüsse, welche Arnold aus den Namensformen
zog, sehr eingeschränkt und in den meisten Fällen ganz in Frage
gestellt hat. Bei der Untersuchung der Gründungszeit der Siede-
lungen aus ihren Namensformen müssen wir ebenfalls stets im
Auge behalten, daß auf diesem Wege gewonnene Schlüsse nur
ein relatives Alter der Siedelungen beweisen, indem wir
mit einiger Wahrscheinlichkeit die einen als älter wie andere
bezeichnen können. Sicheren Grund bekommen wir erst dadurch,
daß wir das Vorhandensein einer Siedelung urkundlich beglaubigt
finden. Auf die Methode der Ortsnamenforschung brauchen wir
hier nicht näher einzugehen, sondern schließen uns bei unseren
Untersuchungen eng an Lamprecht an, der das benachbarte
Mosel- und Hunsrückgebiet in erschöpfender Weise in bezug auf
Besiedelung und erste Kultur behandelt hat. 2 ) Zunächst wollen
wir auf die Spuren kelto-romanischer Besiedelung kurz hin-
weisen und dann mit Lamprecht die Zeit der Besiedelung ein-
teilen in eine Periode der extensiven Kolonisation oder der
Besitzergreifung des Landes für den Anbau und in eine Pe-
riode der intensiven Kolonisation oder des inneren Aus-
baues. Erstere ist zu rechnen bis zum Schluß der Karolinger
(850 n. Chr.), letztere bis zum Ende der Staufer (etwa 1250
n. Chr.).
Die kelto-romanische Siedelungszeit, auf die für das benach-
') Arnold, S. 163.
*) Lamprecbt 2.
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— 35 —
barte Moselgebiet die Mehrzahl der Siedelungen sich zurück-
führen läßt 1 ), ist für das Land der oberen Nahe von ganz unter-
geordneter Bedeutung. Daß eine keltische Besiedelung statt-
gefunden hat, wurde oben erwähnt. Spuren davon haben sich
in dem Namen Boerfink erhalten, und vielleicht ist auch der
Name Gerach auf dieselbe zurückzuführen.*) Ob Boerfink schon
eine keltische Siedelung gewesen ist, erscheint schon aus seiner
ungünstigen Gebirgslage und dann auch aus seinem Namen,
der auf Wald hinweist, zweifelhaft. Als einzigen Namen römi-
scher Herkunft nennt Oramer Freisen, entstanden aus Fraxine-
tum;') doch ist es noch zweifelhaft, ob es sich hierbei nicht
um einen ursprünglich deutschen und erst später latinisierten
Namen handelt. Die überwiegende Mehrzahl der Siedelungen
ist jedenfalls germanischen Ursprungs.
Das Gebiet der ältesten germanischen Besiedelung in dieser
Gegend bezeichnen die Endungen heim und ingen, während
rath, scheid und hausen erst in der Zeit des 12. und 13. Jahr-
hunderts häufiger werden, „bach und weiler nehmen eine ver-
mittelnde Stellung ein mit einer Neigung zur zweiten Gruppe;
feld endlich bleibt nahezu indifferent." 4 ) Die Endungen heim
und ingen finden sich in unserem Gebiet nur einmal; sie
können deshalb zu Schlüssen nicht verwandt werden, während
sie in Nachbargebieten, heim an der Unternahe und in Rhein-
hessen, ingen im Saartal, sehr zahlreich auftreten.
Als ältesten Besied elungskern haben wir also wohl das
Gebiet der Namensformen auf weiler und bach anzusehen, die
sich beide sehr zahlreich in unserem Gebiete finden, und zwar
weiler 32mal (22°/o aller Namensformen), bach 44mal (33°/o).
Zu den ältesten Siedelungen ist auch das schon im Jahre 622
n. Chr. erwähnte Idar 6 ) zu rechnen, das damals also schon sicher
eine gewisse Entwicklungszeit hinter sich hatte ; ferner ist noch
hierher zu rechnen Birkenfeld, das um das Jahr 814 n. Chr.
zuerst erwähnt wird.
') Ademeit : Beiträge zur Siedelungsgeographie, S. 48.
*) Oramer : Rheinische Ortsnamen, S. 25 u. 52.
») Ebenda, S. 107.
*) Lamprecht 1, I, 8. 100.
*) Österley: Historisch - geographisches Wörterbuch deB deutschen
Mittelalters. Gotha 1883.
3*
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— 36 —
Gehen wir auf die Verteilung dieser ältesten Siedelungen
etwas näher ein, so Huden wir sie in der Mehrzahl in den am
leichtesten zugänglichen Teilen des Landes, nämlich auf der
Eruptivhochfläche der rechten Naheseite, und zwar weüer be-
sonders dicht im Süden, in der Gegend von Freisen, bach im
Osten derselben, und zwar besonders dicht im Nahetal unterhalb
Oberstein und dem benachbarten Gebiet des Oberrotliegenden.
Ferner treten sie zahlreich auf im Vorland des Gebirges und
in dem breiten Hochtal südöstlich des Idarwaldes. Sicher
nachgewiesen sind um das Jahr 1000 n. Chr. folgende Ort-
schaften: Rhaunen (Huna), Hottenbach (Husonbach), Bergen
(Beregon), Idar (Hidera), Algenrodt (Haigenesroth), Enzweiler
(Heneswilari), Ausweiler ( Auseswilari), Reichenbach (Richinbach),
Wörresbach (Wergesbach) und Birkenfeld (Birkenerefeld). 1 ) Ihre
Zahl ist also eine sehr geringe, besonders wenn man sie mit
der Zahl der damals bestehenden Siedelungen in dem benach-
barten Rheinhessen und dem Moselgebiete vergleicht. Es ist
wohl als sicher anzunehmen, daß um die angegebene Zeit hier
sich schon mehr Siedelungen fanden als die oben aufgezählten;
aber andererseits bestanden auch sicherlich damals noch nicht
alle Siedelungen, die heute auf weiler und bach endigen, da später
gegründete Ortschaften einfach nach Analogie schon bestehender
eine der beiden Namensendungen erhielten. Die Namen auf-weiler
lassen durch diese Endung erkennen, daß sie vorwiegend aus
Kleinsiedelungen hervorgegangen sind, da das althochdeutsche wi-
lari ein Einzelgehöft oder auch die kleinste Art des Dorfes bezeich-
net. Die meisten Siedelungen dieser Endung haben noch bis heute
ihren ursprünglichen Charakter der Kleinsiedelung beibehalten.
Die bisherigen Namensformen gehören einem Zeitabschnitt der Be-
siedelung an, den wir mit Lamprecht am besten als die Periode
der extensiven Besiedelung bezeichnen; 2 ) d. h. die nötig werdende
Neugründung von Ortschaften geschah am Rand des schon in
Anbau genommenen Landes, vorwiegend natürlich durch Nieder-
legung des Waldes. Durch die Ungunst des Bodens ergab sich
jedoch für diese Art der Besiedelung bald eine sehr wirksame
*) Spruner-Menke: Handatlas für die Geschichte des Mittelalters. 3. Auf-
lage, Gotha 1880. öaukarten für das Jahr 1000 n. Chr.
*) Lamprecht 1,1, S. 147.
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- 37
Grenze, jenseits deren sich Siedelungen nur ausnahmsweise halten
konnten, in der Mehrzahl jedoch wieder eingingen 1 ). Man sah
sich also gezwungen . innerhalb des schon in Anspruch .genom- .
menen Landes durch intensiveren Anbau Raum für Xeugründung
von Ortschaften zu schaffen. Die Grenze der ersteren Art der
Besiedelung stellen demnach die auf Niederlegung des Waldes
hinweisenden Orte auf rodt und hard dar. Innerhalb dieser
Grenzen mußten die jüngeren Siedelungen mit den höheren, un-
günstigeren Lagen des Landes vorlieb nehmen, was häutig auch
schon in der Namensform zum Ausdruck kommt, so in berg,
das sich 12 mal findet (8°'o der Xamensendungen), und stein
(6mal = 4°/o). Als die jüngsten Siedelungen sind die auf hausen
endigenden anzusehen 2 ), die alle in ungünstigen Gebirgslagen
des Idarwaldes, bei Oberstein und in der Gegend der Nahe-
quelle liegen.
Im ganzen haben wir 30 Siedelungen, welche wir mit
einiger Sicherheit dieser letzten Siedelungszeit zurechnen können,
d. h. 20°/o aller heutigen Ortschaften.
Das Gebiet der oberen Nahe wurde also verhältnismäßig
sehr spät besiedelt und ausgebaut. Während das benachbarte
Saar- und Moselland und Rheirihessen sich bereits eines regen
Anbaus und einer dichten Bevölkerung erfreuten, harrte es als
unwegsames Waldgebirge der Besiedelung durch Kolonisten, denen
es bereits in jenen Gegenden an Raum zu mangeln begann.
Indem wir nun zur Untersuchung der heutigen Besiedelung
übergehen, ordnen wir den Stoff dieses Abschnittes nach ähn-
lichen Prinzipien, wie sie Schlüter im Vorwort zur Siedelungs-
kunde von Thüringen angibt, wir schreiten nämlich vom Abstrak-
teren zum Konkreteren vor. Zunächst wollen wir also auf einige
Beziehungen zwischen «lern Lande und seinen Bewohnern ein-
gehen, die sich zahlenmäßig darstellen lassen, nämlich auf
die Volksdichte. Die Volks-
dichte.
Auf die Probleme der Volksdichtedarstellung spezieller Art Methode der
können wir dabei nicht eingehen, da eine derartige Untersuchung der' Volks-
dichtezahlen.
') Lamprecht 1, I. 8. 129,
*) Lamprecht I. I. S. 160.
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- 33 -
einer besonderen Bearbeitung hinreichend Stoff liefern würde.
Zur Ermittelung der Volksdichtezahlen wurden die Ergebnisse
der Volkszählung des Jahres 1900 den Berechnungen zugrunde
gelegt, die Angaben über Flächeninhalt dem preußischen Gemeinde-
lexikon und für das Fürstentum Birkenfeld dem Ortschafts-
verzeichnis des Großherzogtums Oldenburg entnommen. Für die
Volksdichtezahlen der einzelnen geologischen Formationen wurde
die von Dechensche Spezialkarte zur Ausmessung benutzt, da
eine Karte größeren Maßstabes für das ganze Gebiet noch nicht
vorhanden Ist. Von der geologischen Spezialkarte (1 : 25000)
sind nur die den Westen und Nordwesten unseres Gebietes um-
fassenden Blätter erschienen; sie konnte daher nur zur Aus-
messung des Taunusquarzits herangezogen werden. Die Mes-
sungen, welche mit einem der geographischen Lehrmittelsamm-
lung zu Marburg angehörenden Polarplanimeter ausgeführt
wurden, geschahen nach folgender Methode. Zunächst wurde
für den Maßstab der von Dechenschen Karte durch 20 Aus-
messungen teils regelmäßiger Figuren (Kreise, Quadrate, Recht-
ecke), teils unregelmäßiger mit bekanntem Flächeninhalt (Fürsten-
tum Birkenfeld) ein Reduktionsfaktor bestimmt. Dann wurde
zur Prüfung der Genauigkeit der Messungen der Flächeninhalt
des Fürstentums Birkenfeld nochmals ausgemessen und dabei
als zulässige Differenz 15 Skalenteile angenommen. Innerhalb
dieser Fehlergrenze wurde bei allen Messungen je viermal die
Grundstellung des Planimeters geändert und als Resultat das
arithmetische Mittel aus den vier Werten genommen. Auf
diese Weise wurde der Wert für den Flächeninhalt des Fürsten-
tums Birkenfeld mit 499 km* ermittelt. Da derselbe in Wirklich-
keit 503 km 2 beträgt, verhält sich der Fehler auf der negativen
Seite zum Flächeninhalt wie 1 : 126. Innerhalb dieser Fehler-
grenze werden sich also die gewonnenen Resultate bewegen.
Als Summe des Flächeninhalts der einzelnen Formationen ergab
sielt auf diese Weise 861,04 km*, in Wirklichkeit beträgt sie
jedoch 879,37 km*. Die einzelnen Werte mußten also noch mit
dem Faktor 1,021 multipliziert werden. Da, wie oben gesagt,
der Flächeninhalt des Taunusquarzits aus der Spezialkarte erhalten
werden konnte, wurde der Wert für die Phyllite und Hunsrück-
schiefer durch Subtraktion des Taunusquarzits von dem auf
der von Dechenschen Karte allein angegebenen Devon erhalten.
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— 89 -
Die schmalen, bandartigen Vorkommnisse des Melaphyr innerhalb
des Rotliegenden zwischen Oberstein und Kirn, die wegen ihrer
geringen Breite bei großer Länge, planimetrisch gemessen, nur
ungenaue Werte ergeben hätten, wurden schätzungsweise mit
gleichgroßen Stücken des Kotliegenden ausgetauscht, so daß
sich einfachere und deshalb sicherere Messungen ermöglichten.
Flußalluvionen. welche in nur geringer Ausdehnung sich finden,
und Diluvialablagerungen wurden den Formationen zugerechnet,
welche sie bedecken. Die zur Volksdichte der geologischen
Formationen gefundenen Resultate beanspruchen also nur die
Gültigkeit von Mittelwerten, die jedoch für unsere Zwecke als
ausreichend angesehen wurde.
Das Gebiet der oberen Nahe umfaßt 879,37 km ä
mit 66425 Eiuwohnern, besitzt also eine mittlere
Volksdichte von 75,51 Kinwohnern auf 1 km 2 . Seine
Volksdichte ist also beträchtlich geringer als die mittlere Volks-
dichte des Deutschen Reiches. Die Volksdichte der einzelnen
geologischen Formationen geht aus folgender Tabelle hervor:
Di« Volks-
dichtezahl
für das
obere Nahe«
gebiet ist
eiiicgeriuge.
Name
Flüche
in km"
1 Bevölkerung i
1 1
auf 1 km"
Devon
323,742
14,279
44,11
Uuterrotliegeude» . .
96 582
12.731
132,02
Porphyr
."»3.1» 11
2,165
40.16
Melaphyr
249.506
28.438
113.98
Oberrotliegendes . . .
i
15H.K27
8.792
56,13
n Devon hat
Tauunsquarzit . . . . j
756
287
3.79
Schiefer
248,142
13.992
56,39
Die ßcwohnerzahl auf 1 km- schwankt also zwischen 4 auf
dem Taunusquarzit und 132 auf dem Unterrotliegenden, eine
Dichtedifferenz, die dadurch noch um so auffälliger hervortritt,
daß beide Formationen in geringer Entfernung einander parallel
streichen. Unterrotliegendes und Melaphyr übertreffen mit ihrer
Volksdichte die mittlere Volksdichte unseres Gebietes, während
die anderen Formationen beträchtlich dahinter zurückbleiben,
was folgende Zusammenstellung noch deutlicher hervortreten läßt:
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- 40
Formation
Taunasquarzit
Schiefer . . . .
Unterrotlieffendes
8,G
28,2
11,08
M
29,5
17.6
0,43
21,1
19,28
3,3
42,8
13,23
Porphyr
Melaphyr
Während im übrigen durch die beiden Tabellen die Be-
ziehungen der Zusammensetzung des Bodens zu seiner Ein-
wohnerzahl richtig dargestellt werden, müssen die Zahlen bei
dem Devon, beziehungsweise den Schiefern, und bei dem Mela-
phyr zu groß sein, da in beiden Verdichtung der Bevölkerung
durch die Idar-Obersteiner Industrie stattgefunden hat und diese
nicht mehr unmittelbar vom Grund und Boden abhängig ist.
Die Volksdichtezahlen für die einzelnen Gemarkungen gibt
Tabelle „Hauptwohnplätze". Diese spiegeln die Beziehungen des
Bodens zu seinen Bewohnern im einzelnen und deshalb auch
deutlicher wieder, doch wird darauf erst später näher einzu-
gehen sein.
Lage, Gestalt und Größe der Siedelungen.
Für die Lage und Größe der Siedelungen kommen im
wesentlichen drei Faktoren in Betracht, nämlich der historisch-
ethnographische, der topographische und der geographische. Der
erstere entscheidet *lach der Stammesangehörigkeit der Siedler
darüber, ob geschlossene Ortschaften, oder Einzelsiedelungen.
die über das Land verbreitet sind, vorherrschen. Die Begriffe
des 'topographischen und geographischen Faktors, welche von
Hettuer in die Wissenschaft eingeführt sind, bezeichnen Be-
ziehungen, welche für die Entwicklung der Siedelungen wichtig
sind, und zwar der topographische Faktor für Dörfer und Land-
städte, der geographische für größere Städte und Industrie-
bezirke. Unter dem topographischen Faktor verstehen wir näm-
lich die Beziehungen eines kleinen enger begrenzten Stück
Landes, etwa der Gemarkung, zu der darauf angelegten Siede-
lung; denn die auf landwirtschaftliche Betätigung angewiesene
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- 41 -
Dorfsiedelung hängt in ihrer Entwicklung vor allem von der
Ertragsfähigkeit des ihr zugehörenden Stück Landes, ihrer Ge-
markung, ab. Verkehr unterhält sie nur mit ihrer näheren
Umgebung, und die Verkehrsmöglichkeit auf weitere Entfer-
nungen hat für das Dorf so gut wie keine Bedeutung. Anders
verhält es sich bei der auf Industrie und Handel begründeten
Entwicklung der Stadtsiedelung. Bei ihr treten die Beziehungen
zu ihrer Gemarkung in ihrer Bedeutung zurück gegen diejenigen
zu einer weiteren Umgebung. Sie verdankt ihren Aufschwung
in erster Linie ihrer Verkehrslage. Diese größere oder geringere
Verkehrsmöglichkeit bezeichnet der Begriff des geographischen
Faktors.
Der historisch-ethnographische Faktor in seiner Bedeutung
für Lage und Größe der Siedelungen ist in dem Abschnitt über
den Gang der Besiedelung schon vielfach behandelt worden,
so daß wir hier nur noch mit wenigen Worten auf ihn einzu-
gehen brauchen. Wie wir sahen, ist unser Gebiet beinahe aus-
schließlich von Germanen besiedelt worden, und zwar haupt-
sächlich durch die Franken. Diese neigen zur Anlage geschlos-
sener Dorfsiedelungen. „Das Dorf ist nach ihnen der eigent-
liche Standort, der klassische Schauplatz der wirtschaftlichen
Betätigungen, an seine Einrichtungen und die Organisation des
Landbaues knüpft sich die gesamte Entwicklung der realen
Kultur." l ) Danach können wir eine vorwiegend geschlossene
Wohnweise im oberen Nahegebiet voraussetzen, eine Annahme,
die im wesentlichen bestätigt werden wird. Daß sie nicht mehr
völlig zutreffend ist, wird von den beiden anderen Faktoren
bewirkt, vor allem durch den topographischen Faktor: denn
der geographische Faktor kommt nach dem oben Gesagten nur
für den Oberstein -Idarer Iudustriebezirk in Betracht, speziell'
für die Städte Oberstein und Idar. Im folgenden wollen wir
daher zunächst die Bedingungen untersuchen, welche für Siede-
lungen auf landwirtschaftlicher Basis vorhanden sind, und dann
den Industriebezirk besonders behandeln.
Im Gebiet der oberen Nahe ist für die Besiedelung eine
obere Grenze scharf gegeben, und zwar in dem Hervortreten
der Kammrücken des Taunusquarzits. Eine untere Grenze bilden
Der
historisch-
ethno-
graphische
Faktor.
Der topo-
graphische
Faktor der
Be»ieö>luuir.
•) Lamprecbt 2, I, 1, R 7.
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I
Landes.
- 42 -
Alluvionen der Flüsse und Bäche, soweit sie vom Hoch-
wasser regelmäßig überschwemmt werden. Es sind dies, wie
oben gezeigt, die Talweitungen von Hoppstädten und zwischen
Oberstein und Kirn. Zwischen diesen Grenzen liegen die Wohn-
Boden- plätze. Die Gesteine des Landes sind arm an Mineralien, welche
lehätzc de>» e j nen Abbau lohnend erscheinen ließen. Das Devon enthält
zwar nicht selten Erze und Bleiglanz, doch nicht in so großer
Menge und von einer Güte, daß sie der Konkurrenz standhalten
konnten; zahlreiche alte Bergwerke sind daher eingegangen.
Ebenso verhält es sich mit den Eisenerzgruben des Rotliegenden
bei Eisen, Buhlenberg und Ellen berg, welche die „Lebacher
Erze" lieferten, und den Kupferbergwerken von Sonnenberg
und Idar. Nutzsteine sind zahlreich vorhanden. Der Taunus-
quarzit liefert wegen seiner Härte ein unübertroffenes Schotter-
material für Straßenbauten, das in zahlreichen Brüchen ge-
wonnen wird: zu Bau- und Pflastersteinen ist er nicht zu ver-
arbeiten. Die Hunsrückschiefer weisen häutig eine so feine
Schieferung auf, daß sie sich zu Dachschiefern eignen. Sie
werden an sehr vielen Orten in zum Teil sehr ausgedehntem
Tagebau gebrochen, so bei Weiden, Buudenbach, Wickenrodt,
Sonnschied u. s. w. Die im oberen Nahegebiet vorkommenden
Sandsteine des Unterrotliegenden sind nicht wetterbeständig
genug, um in ausgedehntem Maße zu Bauzwecken verwandt zu
werden. Auch zu Schleifsteinen werden sie ihrer geringen Härte
wegen nicht mehr verarbeitet. Die Gruben liegen daher meist
wieder still. Dagegen findet noch heute der Porphyr Verwendung
als Pflasterstein, desgleichen der Diorit von Kronweiler, der in
großem Tagebau ausgebeutet und weithin versandt wird. Der
Bergbau auf Achat soll später besprochen werden. Endlich
treffen wir vielfach Tongruben und Ziegeleien, so bei Birken-
feld, Veitsrodt, Oberstein und andere mehr. Mineralquellen,
die früher großen Ruf genossen und eine große Steigerung in der
Ertragsfähigkeit ermöglichten, finden sich bei Hambach und
Schwollen. An Bodenschätzen ist also unser Arbeitsgebiet nicht
reich; die Hauptbetätigung der Bewohner bildet der Ackerbau.
Die beste Ackerkrume liefern die Schichten des Unterrotliegenden.
Die Schiefer haben, wie oben erwähnt , eine wenig tiefgründige
und tonreiche Verwitterungsschicht, die schweren Boden liefert.
Nasse Jahre sind daher für den Ertrag gefährlich. Umgekehrt
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— 43 -
ist es bei dem Melaphyrboden, der zwar eine fruchtbare, aber
auch wenig tiefe Verwitterungsschicht besitzt, die in regen-
armen Jahren die Ernte verdorren läßt. Also auch in dieser
Beziehung ist das obere Nahegebiet nicht sehr günstig gestellt.
Die wichtigste Bedingung für Siedelungen ist ihre Lage an oder
in der Nähe des rinnenden Wassers, also ihre Lage in Tälern.
Wie uns die Betrachtung des Klimas und der Oberfläche zeigte,
sind im ganzen Gebiet reichliche Niederschläge und rinnendes
Wasser vorhanden, und die Zertalung des Landes ist groß.
Der Talboden ist bei den meisten Gewässern schmal und daher
nur ausnahmsweise zur Aufnahme von Siedelungen geeignet.
Sehr günstige Bedingungen dagegen bieten die Diluvialterrassen
der Gewässer, da sie, meist unmittelbar am Fluß- oder Bach-
bett gelegen, Schutz gegen die Hochwasser gewähren. Außer-
dem gewährt ihre geringe Neigung leicht zu bebauenden Boden,
und die meisten sind auch ausgedehnt genug, eine Siedelung
aufzunehmen. Es ist auffällig, wie viele Wohnplätze, besonders
auf der linken Naheseite, auf Diluvialterrassen stehen. Man
könnte sie beinahe als den geometrischen Ort für die genannten
Siedelungen bezeichnen. Das Nahetal selbst spielt in siedelungs-
geographischer Hinsicht nicht die Rolle, die man von der Haupt-
tiefenlinie des ganzen Systems erwarten dürfte. Infolge der
ungünstigen Beschaffenheit eines großen Teiles der Talstrecke *)
bietet es nur an verhältnismäßig wenig Stellen günstige Be-
dingungen zur Entwicklung von Siedelungen. Die oben durch-
geführte Dreiteilung des Oberlaufs der Nahe in die Laufstücke
bis zum Rand der Melaphyrdecke, im Melaphyr und im Ober-
rotliegenden zwischen Oberstein und Kirn tritt auch in dieser
Beziehung scharf hervor. Im obersten Laufstück ist das tief
eingeschnittene Flußtal zur Aufnahme von Siedelungen nur da
geeignet, wo Zuflüsse einmünden. So finden wir denn auch die
Dorfsiedelungen an dieser Stelle; abgesehen von dem an der
Nahequelle gelegenen Selbach, sind es Gonnesweiler an der
Mündung des Boosbaches und Nohfelden an der Mündung des
Freisbaches. Zu erwähnen ist noch die an der Mündung des
Söterbaches gelegene Kolonie Türkismühle. Da hier die Bahn-
linie Bingerbrück -Saarbrücken das Nahetal verläßt, und die
Die Lage der
Siedeluugeii
ani
Hauenden
Waaser.
Bedeutung
der Tal-
terrasseu.
Unguust de»
Xalietale*.
a) Für Be-
siedelung.
') Vgl. S. 27.
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- 44
Linie Trier-Hermeskeil in die Nahebahn einmündet, gewinnt die
Stelle besonders seit der Eröffnung der letzteren Linie rasch
an Bedeutung. Unterhalb Nohfelden tritt die Nahe in einer Tal-
enge aus dem Melaphyr heraus und bildet im Unterrotliegenden
die Talweitung von Hoppstädten, in welche von der linken Seite
drei Zuflüsse einmünden. Die Talgehänge sind flach, treten zu-
rück und werden von einer Lehmdecke überlagert. Diese gün-
stigen Bedingungen haben drei nahe bei einander gelegene Dorf-
siedelungen hervorgebracht: Hoppstädten, Bleiderdingen und
Weiersbach. Das unterhalb von Hoppstädten gelegene Lauf-
stück der Nahe bietet der Besiedelung die ungünstigsten Ver-
hältnisse. Die geringe Breite des Talbodens und die Steilheit
der Talgehänge lassen an nur wenig Stellen Raum für Dörfer,
ja selbst für Einzelsiedelungen. Die Wohnplätze müssen ziem-
lich hoch über dem Nahespiegel gelegen sein wegen der Hoch-
wassergefahr, deren Bedeutung vielleicht am besten aus der
Vernichtung des Dorfes Frauenberg innerhalb weniger Stunden
des 27. Juni 1701 erkannt werden kann. Das Tal wird nicht
von einer Straße benutzt, hat an vielen Stellen nicht einmal
Raum für einen Pfad. Für den Bahn verkehr hat es nur unter
großen Kosten wegbar gemacht werden können. Auf der 16km
langen Bahnstrecke zwischen Oberstein und Hoppstädten finden
sich neun Tunnels, und siebzehnmal mußte die Nahe überbrückt
ngnnst den werden. Die Verkehrsmöglichkeit im Nahetal ist eine sehr
geringe, und die an der Nahe gelegenen Orte sind auf den Ver-
kehr mit den auf der Melaphyrhoch fläche gelegenen Orten von
außen her angewiesen. Erleichtert wird derselbe durch ein-
mündende Seitentäler und an solchen Talenden, die von (Quer-
straßen benutzt werden, liegen auch zwei Ortschaften: Nohen
und Kronweiler. Außer ihnen finden sich an dem 25 km langen
Laufstück nur noch zwei Orte, nämlich Frauenberg und Enz-
weiler: denn die nur wenig von der Nahe entfernt gelegenen
Orte Sonnenberg und Hammerstein liegen bereits auf der Hoch-
fläche und können wegen der Steilheit der Talgehänge keine
nennenswerten Beziehungen zum Nahetal unterhalten. Wegen
der Hochwassergefahr finden sich auch nur acht Mühlen und
Schleifen an diesem Teil der Nahe, die sich ausschließlich auf
den Uferkonvexen halten. Bedeutend günstiger liegen die Siede-
lungsbediugungen an dem Laufstück zwischen Oberstein und
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Nalietales.
b) Für Ver-
kehr.
- 45 -
Kirn. Der Talbodeii wird breit, und die Gehänge im Ober-
rotliegendeu nach ; der Verkehr ist leicht. An dem 15 km langen
Laufstück finden wir also fünf Siedelungen, die zum Teil große
Bewohnerzahlen l ) und beinahe alle eine hohe Ziffer der mitt-
leren Volksdichte aufweisen. Doch vermögen sie nicht, die un-
günstige Stellung des Tales, was- die Siedelungen betrifft, wesent-
lich zu verschieben. Obwohl also das Nahetal hydrographisch
die Sammellinie des ganzen Gebietes ist, konnte es infolge
seiner ungünstigen Beschaffenheit nicht der Schwerpunkt des-
selben werden. Welche Siedelungsbedingungen gewähren nun
die Nebenflüsse der Nahe und ihr Gebiet? Wie wir in dem Ab-
schnitt über die Morphographie sahen, haben die drei von uns
unterschiedenen Obernachenelemente des Landes so verschiedene
Obertiachenformen, daß dieselben auch in der Art der Siede-
lungen sich äußern müssen. Es erscheint daher notwendig, auch
in diesem Abschnitt die drei Landstufen getrennt zu behandeln.
Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, daß das Gebirge Kc»lodeiiiutjr
authropogeographisch die ungünstigsten Bedingungen aufweist. üc»(icbirge».
In den früheren Abschnitten wurde schon vielfach auf die Tn-
gunst der Verhältnisse in diesem Teile des Landes hingewiesen,
die durch Oberflächengestalt und damit verbunden durch Ver-
kehrsschwierigkeit, durch Bodenbeschaffenheit und Klima — die
Schneeschmelze tritt liier 14 — 20 Tage später ein als in den
tieferen Lagen unseres Gebietes — geschaffen ist. Wie wir
sahen, eignen sich die Kammrücken des Taunus nur zur Wald-
kultur und werden daher nur von den mit der Pflege und Aus-
nutzung der weit ausgedehnten Waldungen beschäftigten Per-
sonen dauernd bewohnt. Die Volksdichte des Taunusquarzits
ist daher eine sehr geringe. Die geschlossenen Dorfsiedelungen
liegen dagegen auf den Hunsrückschieferu, also in den Längs-
tälern, oder folgen dem Rand der Kammrücken, deren Verlauf
und Ausdehnung man daher schon aus der Wohnplatzkarte er-
sehen kann. Die Einwohnerzahl der Siedelungen bleibt meist
hinter dem Mittel 2 ) zurück. Die Gemarkungen sind groß, die
l ) Vgl. Wohnplatzkarte, Hauptwobnplätze.
*) Um einen Maßstab zum Vergleich der Einwohnerzahlen und der
Gemarkungsgröße der Siedelungen zu bekommen, wurden als Mittelwerte die
Quotienten aus der Größe und Einwohnerzahl unseres Gebietes durch die An-
zahl der Gemeinden (142) mit 61'J ha und 468 E. gewählt.
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— 46 -
Volksdichte vorwiegend sehr gering. Im Gebirge finden sich
die niedrigsten Dichtezahlen für die Einzelgemeinden. Der
Prozentsatz der landwirtschaftlich benutzten Flächen an der
Gemeindeflur ist klein, der Forsten sehr groß. Südwestlich des
Fischbachs hat keine Siedelung des Gebirges eine Einwohnerzahl,
die 500 erreichte ; nordöstlich desselben haben wir einige größere
Dörfer und den am Weitersbach gelegenen Flecken Rhaunen. Hier
finden sich auch drei Gemeinden, deren Dichtezahl infolge von
einiger Gewerbtätigkeit die mittlere Volksdichte übersteigt, näm-
lich Asbach, Rhaunen und Bundenbach: doch ist die Gewerb-
tätigkeit mit Einzelsiedelungen verknüpft und soll mit ihnen im
Zusammenhang besprochen werden. Hofsiedelungen finden sich
im Gebirge sehr selten; hier sind nur der Einschiederhof bei
Boerfink und die Hochwalderhöfe bei Rhaunen zu nennen. Die
Lage der Siedelungen an den Gewässern verbietet die Ungunst
der Talgehänge : f ) sie liegen daher meist auf freier Hochfläche
oder in der flachen Mulde eines Talanfangs.
Besiedelt^ Wesentlich besser stellen sich die Siedelungsverhältnisse
Im Gebir&s- des Vorlandes, das sich für den Ackerbau am meisten eignet, dar.
rorlftnde». ^yj e w j r f r fl ner san en, herrschen hier flachere Oberflächenformen
vor, die Täler haben breite Talsohlen und flache Hänge, welche
nur im Schiefer etwas steiler sind und dort denn auch Wald
tragen ; die Durchgängigkeit und damit die Verkehrsmöglichkeit
ist groß. Die Verwitterungsschicht der Schiefer ist oben be-
sprochen ; die des Unterrotliegenden ist im Gegensatz dazu tief-
gründig 31 ) und liefert bei Zuführung von Kalk reiche Erträge.
Die Bewässerung ist reichlich und die Zertalung weit vor-
geschritten; die Bedingungen zur Gründung von Ansiedelungen
waren also hier an vielen Stellen gegeben. Es reiht sich da-
her hier Siedelung an Siedelung, Flur an Flur. Doch sind die
Ortschaften meist recht klein, sowohl was die Gemarkung als
auch was die Einwohnerzahl angeht. Von den 44 Gemeinden des
Vorlandes haben 29 weniger als 400 Einwohner. Im Gegensatz
zum Gebirge dient hier der bei weitem größte Teil der Flui-
der Landwirtschaft; und der Prozentsatz des Waldes an der
Gemarkung ist gering. Größere Ortschaften finden wir im Süd-
westen, am Söterbach Sötern und nahe dabei Bosen, während
l ~)~VgT s. 19.
*) Vgl. Neumann : Der Rhcinstrom, 8. 198.
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- 47 -
zwischen Traunhach und Idarbacli die Kleinsiedelungen vor-
herrschen. In dem breiten oberen Tal der Steinau liegt Birken-
feld, die Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums, ein Land-
städtchen von 2230 Einwohnern. Industrie besitzt es fast keine,
seine Bewohner leben noch heute vorzugsweise vom Landbau,
was sich auch durch die Tatsache dokumentiert, daß seine
Bewohnerzahl in den letzten sechzig Jahren — wenn auch nur
geringfügig — abgenommen hat. Verkehr hat es daher nur
wenig, und es liegt auch abseits der Verkehrslinie, mit der es
durch eine Zweigbahn die Verbindung aufrecht erhält.
Ehe wir nun in die anthropogeographische Betrachtung
der Melaphyrhochfläche eintreten, wollen wir kurz eingehen auf
die gewerblichen Anlagen in den linken Seitentälern der oberen
Nahe und vor allem auf
die Obersteiii- Idarer Achatindustrie.
Wie oben gesagt wurde, suchen die linken Zuflösse der
oberen Nahe als reine Erosionsrinnen die Tiefenlinie der Nahe
auf dem kürzesten Wege zu erreichen. Sie besitzen wegen des
bedeutenden Höhenunterschiedes als Gebirgsbäche großes Gefäll,
das in folgender Tabelle 1 ) zusammengestellt ist:
Name des Baches
Laufliinge
in km
Gefäll
in m
Gefäll auf
1 km
Zahl der
Re-
8chlosBenen
Siedel-
ungen
Zahl der
(gewerb-
lichen
Anlagen
10,3
263
25
2
Trimbach . 18
303
17
14
Steinau . . 1
8
135
17
5 1
4
Hambach
; «
282
20
11
25
Siesbach . .
1 8
319
40
3
5
Idarbach
1 19
400
21
7
55
Fischbach
■
462
22
5
1
56
Außerdem haben sie während des größten Teiles des Jahres
reichliche Wasserführung, da das Gebirge größere Niederschlags-
mengen bedingt und dieselben wegen seiner reichen Bewaldung
*) In der Tabelle sind bei der Anzahl der geschlossenen Siedelungen
nnd gewerblichen Anlagen auch die an den Seitenbäcben gelegenen ein-
begriffen.
Kesiedelnng
der
Melaplijr-
liochnache.
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48 -
nur langsam abfließen läßt. So treibt z. B. der Fischbach schon
in den ersten 2 km seines Laufes fünf Mühlen. Die Grund-
bedingungen für gewerbliche Tätigkeit, welche auf der lebendigen
Kraft des fließenden Wassers beruht, waren also gegeben,
und eine solche ist denn auch heute in reichlichem Maße vor-
handen, die in ihrer Eigenart kein Gegenstück auf der Erde hat. 1 )
Ihre Entwicklung und heutige Ausdehnung wollen wir unter-
suchen. Als zweiter Faktor kam zu der billigen Arbeits-
kraft der Reichtum des Melaphyrs an Achatmandeln hinzu. Wie
wir oben sahen, neigt der Melaphyr zur Mandelsteinbildung, d. h.
in dem noch zähflüssigen Gestein hinterließen die entweichenden
Gase und Dämpfe zahlreiche Hohlräume, welche allmählich durch
andere ursprünglich im Sickerwasser aufgelöste Gesteine ausge-
füllt wurden. Diese Ausfüllung fand hier durch ein Gemenge quar-
ziger Mineralien statt, deren Hauptbestandteil Calcedon bildet,
und die als Achat bezeichnet werden. Diese Achatmandelu
wurden bergmännisch gewonnen in dem Melaphyr von Ober-
kirchen und Freisen, am Galgenberg bei Idar, bei Algenrodt,
Oberstein, Regulshausen, Niederwörresbach, Rimsberg, Nohen,
Hoppstädten und im Eborn zwischen Hoppstädten und Dienst-
weiler. Schon frühzeitig wurden die Achate verarbeitet; jeden-
falls bestanden schon ums Jahr 1450 Achatschleifen in den
Seitentälern der Nahe, da um diese Zeit Einnahmen aus der
Steingräberei registriert wurden , die Sclüeif mühlen zur Voraus-
setzung machen. Die Achatindustrie ist also eine sehr alte
bodenständige Gewerbtätigkeit, die in den Seitentälern der Nahe
heimisch war ; denn die nur hier vorkommende Art der Bearbei-
tung durch große vom Wasser getriebene Schleifsteine wurde
von den Schleifern streng geheim gehalten, so daß nur Meister-
söhne das Geschäft erlernen durften. Die Einrichtung der
Schleifen ist z. T. noch heute eine einfache. In einem Häuschen,
dessen Seitenwände großenteils von zahlreichen Fenstern ein-
genommen werden, um die zur Bearbeitung ausreichende Be-
leuchtung zu gewähren, werden durch meist unterschlägige
Wasserräder 4 bis f> an einer Welle befestigte Schleifsteine ge-
trieben, mit denen eine Poliermaschine in Verbindung steht.
Außerdem findet sich noch eine ebenfalls vom Wasser getriebene
«) Penck : Das Deutsche Reich, S, 249.
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zahnlose Säge aus Eisenblech, welche mit Hilfe von Schmirgel
die Achate zerschneidet, und endlich ein Achatbohrer aus Stahl.
Zum Schleifen wird der Stein an den Schleifstein angedrückt,
wobei der Schleifer sich in liegender Stellung befindet. Das
Gefäll für die einzelne Schleife schwankt zwischen 2 und 4 m,
sodaß also die Anlage von Schleifen an einem Gewässer nach
dem Gefäll desselben eine begrenzte ist. Die Industrie be- Die
schränkte sich ursprünglich auf eine ziemlich kunstlose Bearbei- Entwicklung
tung des Achates zu Dosenplatten, Ziersteinen für den Degen- der
knauf, Kruzifixen etc., nahm jedoch einen langsamen Aufschwung, 1 dö ' 5
der bald durch Verbesserungen in der Bearbeitung (Färben,
Brennen und Schneiden des Achats) beschleunigt, bald durch
unglückliche Zufälle gehemmt wurde. Da drohte um das Jahr
1830 der ganzen Industrie eine Krisis, weil die alten Achat-
bergwerke erschöpft waren und neue sich nicht fanden. Doch
entdeckten Auswanderer aus Idar im südlichen Brasilien im
Jahre 1830 im Geröll des Taquarie und Rio Pedro, welche zu
dem Haffgebiet von Porto Alegre gehören, Achatmandeln von
ungewöhnlicher Größe und Schönheit der Farbe, die sie in die
Heimat sandten. Von diesem Jahre an nahm die Industrie
einen dauernden Aufschwung, und die Fabrik, wie die Achat-
industrie bezeichnet wird, dehnte sich auch auf die benachbarten
Bäche aus. Gleichzeitig damit blühte die schon bestehende
Tombakverarbeitung und das Goldschmiedegewerbe auf. Die
Achatschleifen rückten näher aneinander, indem zwischen die
alten neue eingeschoben wurden, sodaß die Zahl der Schleifen
von 32 im Jahre 1826 auf 109 im Jahre 1852 wuchs. Zur
Regelung der Wasserversorgung wurden Stauweiher angelegt
ein größerer am Katzenloeli und oberhalb Idar. Eine Blüte-
periode trat um das Jahr 1856 ein; die Zahl der Schleifer
war damals im Fürstentum Birkenfeld etwa 1450. Der Wert
eines Schleifsteins betrug um diese Zeit am Idarbache durch-
schnittlich 3000 M., stieg gelegentlich auf 7500 M. und an den
anderen Bächen auf 12CX>— 1500 M. Der Wert der versteigerten
Steine im Jahre 1867 belief sich auf 330000 M. Im Jahre 1867
wurde die erste Dampfschleife gebaut, und seitdem scheint die
Blütezeit der durch das Wasser betriebenen Schleifen vorüber
zu sein. Neben der Achatschleiferei wurde die Bearbeitung der
Edelsteine und Halbedelsteine eingeführt, welche jetzt die Achat-
4
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- 50 -
bearbeitung bereits überflügelt hat. Heute werden nur noch die
weniger feinen Sachen in den Wasserschleifen bearbeitet, wäh-
rend Uberall da, wo andere Energiequellen (Elektrizität, Petro-
leum, Spiritus, Benzin) zur Verfügung stehen, diese zum Betrieb
größerer Schleifen, welche die feinsten Arbeiten ausführen,
herangezogen werden. Gegenwärtig vollzieht sich also hier die
Umwandlung eines uralten bodenständigen Gewerbes in das
fabrikmäßige Großgewerbe. Im Jahre 1900 waren im Fürsten-
tum Birkenfeld 1081 Personen mit der Verfertigung feiner Stein-
waren beschäftigt Zur selben Zeit gab es am Idarbache 51,
am Fischbache 22, an der Nahe 7, dem Traunbache 1 und dem
Schwollbache 4 Achatschleifen. Zugleich und in ursächlichem
Zusammenhang mit der Achatschleiferei kamen hauptsächlich in
Oberstein noch zwei andere Industriezweige in Aufschwung,
nämlich das Bijouterie- und Goldschmiedegewerbe. Schon früh-
zeitig hatte man begonnen, die geschliffenen Steine in Silber,
später in vergoldeten Tombak zu fassen und auch Ziergegen-
stände aus Gold und Tombak herzustellen. Ähnlich wie die Achat-
schleiferei kam auch dieses Gewerbe, dessen Absatz ebenfalls
mit der Mode häufigen Schwankungen unterworfen war, lang-
sam zur Blüte und beschäftigte im Jahre 1900 1516 Personen.
So hat heute schon die Oberstein -Idarer Industrie eine bemer-
kenswerte Bedeutung erlangt, — Bergbau und Industrie ernährten
im Jahre 1900 46°/o Prozent der Bevölkerung des Fürstentums
Birkenfeld — die noch im Steigen begriffen ist, und eine Ver-
dichtung der Bevölkerung herbeigeführt, wie nachstehende Zu-
sammenstellung der von den Achatschleifern bewohnten Ort-
Name de« Ortes
Einwohnerzahl
im Jahr 1845 im Jahr 1900 auf 1 km
Idar
1379
4816
670.37
2382 !
8290
571,66
354
708
205,04
244 (
348 142,51
HIB
259
183.H0
237
426
258,03
190
317
132,97
Niederwörresbach
564
693
74,36
Kirscbweiler
254
441
90,39
353
458
86,14
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- 51 -
schaften erkennen läßt, deren Diehtezalüen die mittlere Volks- Yolkadichte
dichte unseres Gebietes zum größten Teil beträchtlich über- im Industrie-
schreiten. Zu dem Aufschwung der Industrie trug vor allem bezirk,
die günstige Verkehrslage des Industriebezirks bei. Die beideu Verkehr».
Städte liegen am Südrand der rheinischen Scholle, welche den la*?e des
Verkehr meist an ihre Ränder ablenkt, an der Grenze zwischen I " dust ' ie "
Süd- und Norddeutschland und vor allem in dem Teile West- ess r 8 *
deutschlands, der rege Beziehungen zu Westeuropa unterhält.
Aber auch zu den rheinischen Städten bietet sich in dem unteren
Nahetal ein bequemer Verkehrsweg. Und gerade die Beziehungen
zu größeren Städten sind für den Vertrieb der Oberstein-Idarer
Industrieerzeugnisse, welche vorzugsweise Luxusartikel darstellen,
eine Grundbedingung. Doch kamen diese günstigen Verhältnisse
der Verkehrslage erst durch den Bau der Nahebahn zur vollen
Geltung, da erst durch sie die Verkehrsschwierigkeiten in der
näheren Umgebung von oberstein überwunden und lohnender
Fernverkehr ermöglicht wurde. Der Handel wurde im Mittel- i>cr Handel,
alter von den Schleifern selbst ausgeübt, indem sie an den
Fürstenhöfen und in den Städten ihre Waren zum Verkauf
anboten. Später übernahmen ihn Händler, welche vorzugsweise
die Messen der rheinischen Städte besuchten aber auch lebhafte
Handelsbeziehungen mit Paris und London anknüpften, welche
heute noch bestehen. Außerdem durchwanderten sogenannte
Gängler ganz Europa und vertrieben die Waren. Sogar mit
dem Sudan wurde Mitte der fünfziger Jahre ein lebhafter
Handel mit Amuletten unterhalten. Dauernden Aufschwung
nahm dei Handel mit dem Bau der Eisenbahnen, welche ge-
regeltere Zuführung des Rohmaterials und schnelleren Absatz
der Erzeugnisse garantieren. Im Jahre 1900 gewährte der
Handel 8°/o der Bevölkerung des Fürstentums Birkenfeld ihr
Auskommen. Seitdem haben wir, wie obenstehende Tabelle
zeigt, eine starke Zunahme der Bevölkerung des ganzen Ober-
stein-Idarer Industriebezirks, welcher heute den Schwerpunkt
und das natürliche Zentrum des oberen Nahegebietes bildet.
Neben den Anlagen der Achatschleiferei finden sich noch
zahlreiche andere gewerbliche Anlagen, die vorzugsweise aus
Mühlen bestehen. Ein größeres Hüttenwerk der Eisenindustrie,
welches im oberen Fischbachtal bestand und mit den Ausgangs-
punkt zu den großen Hüttenwerken von Neunkirchen an der
4*
— 52 -
Blies bildete, wurde mit diesen vereinigt, was sich in einer
empfindlichen Abnahme der Bevölkerung und zum Teil auch des
Wohlstandes der benachbarten Gemeinden äußerte.
Die Wenn wir nun dazu übergehen, die Siedelungsverhältnisse
Resiedelan? der übrigen Eruptivhochfläche zu betrachten, so wollen wir ent-
der übrigen sprechend der Morphographie eine Dreiteilung eintreten lassen,
hochfläche und zwar * n Betrachtung des Porphyrs und der Melaphyrhoch-
fläche links und rechts der Nahe. Der Porplryr besitzt wegen
seiner Oberflächenformen und geringen Fruchtbarkeit ungünstige
anthropogeographische Verhältnisse, die auch in der geringen
Volksdichte desselben zum Ausdruck kommen. Siedelungen finden
sich nur am Rand; im Inneren nur in den breiten Tälern der
Gewässer.
Wesentlich günstiger liegen die Siedelungsverhältnisse der
Melaphyrdecke. Wie wir oben l ) sahen, neigt der Melaphyr zur
Tiefenerosion; besonders finden wir auf der linken Naheseite
enge, tiefe Täler, die für eine Dorfflur keinen Raum lassen.
Die geschlossenen Siedelungen vermeiden daher auffällig diese
Täler und liegen meist auf freier Hochfläche. Ebenso wie das
Vorland wird auch die Hochfläche durch Kleinsiedelungen charak-
terisiert. Diese sowie Hofsiedelungen werden durch die Landes-
natur begünstigt, da die starke Durchfurchung des Landes viel-
fach nur für kleinere Fluren eine hinreichende, zusammenhängende
Fläche gewährt. Auf der rechten Seite der Nahe gewinnt der
Melaphyr größere Ausdehnung, und seine Gliederung ist weuiger
reich. Der Wald bedeckt außer den steilen Talgehängen nur
die flachen Gipfel der aus der Hochfläche herausragenden Rücken.
Die Gewässer fließen zunächst meist in flachen Talmulden, die
zur Aufnahme von Siedelungen sehr geeignet sind. Die über-
wiegende Mehrzahl der Wohnplätze schließt sich auch, wie die
Wohnplatzkarte zeigt, den Gewässern an, und die beiden größten
Wohnplätze dieses Teiles liegen in der flachen Mulde eines Tal-
anfanges, es sind Freisen und Baumholder, besonders Freisen,
dessen Kessellage schon oben erwähnt wurde.*) Im Südwesten
der Melaphyrfläche herrschen ähnlich wie auf der linken Nahe-
seite die Kleinsiedelungen vor. Im Nordosten, dem Gebiet des
den Melaphyr überlagernden Oberrotliegenden, finden sich mittel-
») Vgl. s. 27.
») Vgl. S. 28 und Grundriss S. 56.
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- 53 -
große Dürfer, welche sich in den Tälern halten, also eiue reihen-
weise Anordnung erkennen lassen. Hofsiedelungen treten auch
auf der rechten Naheseite auf, wenn auch in beschränkter An-
zahl. Gewerbliche Anlagen beschränken sich auf die Mühlen,
die jedoch wegen des geringeren Gefälles der Gewässer nicht
so zahlreich sind wie auf der linken Naheseite. Die Bewohner
der Melaphyrhochfläche sind also ausschließlich auf landwirt-
schaftliche Betätigung angewiesen, was auch in der Dichteziffer
für den Melaphyr hervortritt.
Über die Größe der Siedelungen gibt folgende
Tabelle einen Überblick :
Einwohnerzahl
! Anzahl der
Gemeinden
in
bii 200
200-300
300—400
400—500
500-600
600—700
700— 800
800-900
900-1000
1000—2000
mehr als 2000
39
28
27
1«
7
7
:\
5
3
4
3
27
20
19
11
5
5
2
4
2
2
o
Anzahl der
Bewohner
5276
6878
9 365
7276
3862
4 443
2196
4 053
2 840
4 900
15 336
in %
8,2
10,3
14,1
11,0
5.8
6,7
3,3
6,1
4,4
7,4
23 0
Summa
U2
66 426
Diese Zusammenstellung 1 ) zeigt, daß im Gebiet der
oberen Nahe die Kleinsiedelung, zu der wir Wohn-
plätze rechnen, deren Einwohnerzahl kleiner ist als 400.
durchaus vorherrscht, da zwei Drittel aller Gemein-
den hierher gehören. In Wirklichkeit verschiebt sich
das Verhältnis noch mehr zu Gunsten der Kleinsiedelung,
da alle Nebenwohnplätze , deren Bewohnerzahl in der Kin-
') Die scheinbaren Widersprüche dieser Tabelle mit der Wohnplatz-
karte ergeben sich daher, daß die Tabelle die Gemeinden berücksichtigt, und
daß häufig mehrere geographisch selbständige Dorfsiedelungen, die in der
Karte einzeln angeführt worden, eine Gemeinde bilden.
Größe der
Siedeln ngea.
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- 54 -
wohnerzahl der Gemeinden enthalten ist, ebenfalls Klein-
siedelungen darstellen. Dieses auf rein statistischem Wege ge-
fundene Resultat ist aus der Landesnatur durchaus verständlich,
die, wie wir sahen, nur an wenigen Stellen günstige Bedingungen
zur Entwicklung größerer Dorfsiedelungen und noch seltener
von Städten darbietet. Durch die Landesnatur wird dagegen
die Einzelsiedelung, genauer die gewerbliche Einzelsiedelung
begünstigt, die sich naturgemäß vorwiegend an die Gewässer eng
anschließt. 1 ) Damit kommen wir zu dem Verhältnis der Einzel-
siedelnngen zur geschlossenen Dorf- oder Stadtsied elung, d. h.
Di« zur Wohnweise. Ursprünglich war, wie oben gezeigt, die ge-
Wohuweiae. schlossene Wohnweise durchaus vorherrschend. Erst durch die
Landesnatur gelangte die Einzelsiedelung zu der weiten Ver-
breitung, welche sie heute besitzt. Den 147 geschlossenen Sie-
delungeu des oberen Nahegebietes, welche 142 Gemeinden bil-
den, stehen 143 dauernd bewohnte Einzelsiedelungen und Neben-
wohnplätze gegenüber, welche zum weitaus größten Teil an die
Wasserläufe gebunden sind. 1 ) Gegenwärtig hat also bereits die
Zahl der Einzelsiedelungen die der Hauptwohnplätze erreicht
und übertroffen. Andererseits ist jedoch auch zu beachten, daß
die Xebenwohnplätze nicht gleichmäßig über alle Gemeinden ver-
teilt sind, sondern sich an einzelnen Stellen regerer Gewerb-
tätigkeit häufen, so bei Idar, Oberstein und anderen, sodaß
nur etwa die Hälfte (67) der Gemeinden Nebenwohnplätze
besitzt. Wir können daher auch jetzt noch die Wohnweise als
eine vorwiegend geschlossene bezeichnen, die allerdings bereits
ihre Entwicklung zur gemischten Wohnweise deutlich erken-
nen läßt.
Die (Jestalt Die heutige Gestalt der Siedelungen ist, da wir die
der Wohnplätze als Organismen des Landes auffassen, etwas Ge-
Siedeluuseii. wordenes, bedingt — wie die Siedelungen selbst — durch
historisch-ethnographische und geographische Faktoren. Als ur-
sprüngliche Siedelnngen haben wir uns mit Meitzen kleine Dorf-
schaften mit Feldbewirtschaftung auf genossenschaftlicher Grund-
lage vorzustellen, d. h. die Urform der Siedelungen bildet das
sogenannte Haufendorf. Diese Siedelungsart bildet auch heute
noch die überwiegende Mehrheit. Der Grundriß der meisten
l ) Vgl. die Karte der Einzelsiedelungen.
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— 55 —
V.
NacJi der geol. Spegialk
Blatt Buhlenberg.
Kuhletiber?.
Maßstab 1:25 000.
Siedelungen entbehrt daher der Regelmäßigkeit. Wo solche,
abgesehen von den Städten, vorhanden ist, wie beiBuhlenberg 1 ),
liegt der Schluß nahe, daß der heutige Ort neueren Ursprungs
ist, wenn auch an Stelle einer älteren Siedelung, deren Namen er
beibehalten hat. Doch sind derartige Annahmen ohne geschicht-
liche Nachprüfung jeder einzelnen Siedelung natürlich sehr ge-
wagt. Bei der Vergrößerung des Ortes, die im allgemeinen wohl
durch peripherischen Anbau erfolgte, machten sich die geogra-
phischen Faktoren geltend, insbesondere natürlich bei den in
Tälern gelegenen Siedelungen. Als Beispiele auffälligster Beein-
flussung der Gestalt durch die Tallage geben wir die Grundrisse
') Vgl. vorstehenden Urnodriß.
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- 56 —
I.
Nach d. geol. Spezialk. Freisen 1 : 25
Blatt Freisen.
von vier Siedelungen, nämlich von Freisen, Eckersweiler.
Oberstein und Idar, von denen die beiden ersteren die Gunst
der Tallage, die beiden letzteren die Ungunst derselben in ihrer
Gestalt deutlich widerspiegeln. Der Grundriß von Freisen
zeigt, wie eine Siedelung im Schutz eines Talkessels sich strahlen-
förmig auszudehnen sucht, während Eckersweiler, den Schutz
eines Talanfangs benutzend, sich halbmondförmig demselben an-
schmiegt. Ober stein und Idar 1 ) konnten sich infolge der ge-
ringen Breite des Idar- respektive Nahetals nur nach zwei Rich-
tungen ausdehnen und streben, wie der Plan zeigt, nach Vereinigung,
die heute bereits so weit vorgeschritten ist, daß man von einer
Doppelstadt sprechen kann. Weniger leicht läßt sich die Bedingt-
heit der Gestalt der auf freier Hochfläche gelegenen Siedelungen
nach weisen, da dort der Baugrund der Bauweise wenig oder
! ) Vgl. Grundriß S. 58.
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— 57 -
II.
Nadi d. geol. Spezialk. 1 : 25 000.
Blatt Freiseti. Eckewweiler.
gar keine Beschränkungen auferlegt. Die Untersuchungsmethode
der Haufendörfer durch Zerlegung in eine größere Anzahl von
Unterabteilungen, wie sie Schlüter befolgt, konnten wir uns
nicht zu eigen machen; sie versprach auch wenig Gewinn, da
das zur Nachprüfung erforderliche historische Material fehlt.
Als Beispiel der Vergrößerung eines Ortes durch peripherische
Angliederung an einen älteren Kern geben wir den Grundriß
von Hottenbach. 1 ) Vorzugsweise in einer Richtung sich erstrek-
kende Siedelungen finden sich ebenfalls in unserem Gebiet, wenn
auch nicht so häufig wie die Haufendörfer. Dabei unterscheiden
wir mit Schlüter Straßendörfer und Gassendörfer, und zwar
bezeichnen wir als Straßendörfer Siedelungen, deren Wohnhäuser
an der Landstraße entlang eine geschlossene Zeile bilden und
') Vgl. Grundriß S. 09.
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- 58 —
IV.
Xuth ä. ytol. Spe:ialk. 1 : i'5 000
Blatt Oberstein.
Otarstein-ldar.
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- 59 -
ihre Verdoppelung, als Gassendörfer solche Siedelungen, deren
Wohnhäuser ebenfalls an einem Verkehrswege eine geschlossene
Zeile bilden, die jedoch nicht mit der Landstraße zusammenfällt,
sondern von ihr unabhängig ist und meist in einem gewissen Gegen-
satz zu ihr steht. Als Beispiel der ersteren Art möge Selbach 1 )
il ienen, während H e 1 1 e n r o d t 1 ) die zweite ( i attung veranschaulicht.
In der Art des Hausbaues herrscht, soweit ländliche Siedelungen in
Betracht kommen, das fränkische Haus vor; d. h. Wohnhaus,
Stall und Scheune befinden sich unter einem Dach und bilden
ein Rechteck, dessen Längsseite nach der Stralie schaut. Dem
Nach d. geol. Spezialk.
Blatt Hottenbach.
Hottenbach.
1: SS OOO.
Hause ist der Hof mit der Dungstätte in der Mitte vorgelagert.
Der Eingang geschieht vom Hofe also von der Längsseite aus.
Als Baumaterial dient meistens Fachwerk.
Fassen wir zum Schluß die Ergebnisse der siedelungsgen-
graphischen Untersuchung zusammen, so haben wir ein im ganzen
armes Gebirgsland vor uns. das, soweit landwirtschaftliche Tätig-
keit in Betracht kommt, eine nur wenig zahlreiche Bevölkerung
zu ernähren vermag. Die Landesnatur begünstigt die Klein-
siedelung, vielfach sogar die Einzelsiedelung. In den linken
Seitentälern der Nahe besteht eine, durch die Landesnatur be-
Hausbau.
Zusammen«
«) Vgl. Grundriß S. 60.
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- 60 -
III.
NacJi d. geol. Spezialk.
Blatt Birkenfeld.
1 : 25 000.
Hetteurodt.
VI.
Nach d. geol. Speeialk.
Blatt Nohfelden.
Selbach.
1 : 25 000.
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- 61 -
dingte, sehr alte, bodenständige Gewerbtätigkeit, die gegen-
wärtig iu Umwandlung zum fabrikmäßigen Großgewerbe be-
griffen ist. Sie hat, besonders im Idartal, eine Verdichtung der
Bevölkerung bewirkt und zwei rasch aufblühende Industrieorte.
Oberstein und Idar, entstehen lassen, welche nunmehr wirt-
schaftlich den Schwerpunkt und das Verkehrszentrum des oberen
Nahegebietes bilden.
Anmerkungen und Erläuterungen zur Tabelle
der Hauptwohnplätze.
Die Angaben der Gemarkungsgrößen des Fürstentums
Birkenfeld (bezeichnet mit oj enthalten nicht die Flächen der
Hof räume, Gewässer und Straßen. Deshalb wurden die Flächen
der einzelnen Bürgermeistereien (Amter), welche auch diese
kleinen Flächen enthalten, hinzugefügt. Die Angaben über Ver-
teilung der bebauten Einzelflächen (Wald, Acker) an den Ge-
markungen des Kreises St. Wendel stammen aus dem Jahre
1864, da neuere Angaben dafür hier nicht zu erhalten waren.
Die Abkürzungen der Zugehörigkeit der Einzelgemeinden be-
deuten
in der Spalte „Politische Zugehörigkeit * :
o. (= oldenburgisch) zum Fürstentum Birkenfeld,
B. zum Kreise Bernkastel,
St. W. zum Kreise St. Wendel,
M. zum Kreise Meisenheim,
T. zum Kreise Trier gehörend;
in der zweiten Spalte bedeutet:
D. Devon,
U. R. Unterrotliegendes, M Melaphyr,
O. R. Oberrotliegendes .
P. Porphyr;
iu der letzten Spalte endlich bedeutet :
G. Gebirgsland,
V. Vorland,
E. Eruptivhochfläche.
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- 62 -
Hauptwohnplätze.
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167,00 24,96 4KiOo|72,21
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Zugehörigkeit
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- 64 -
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605,69
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62,90
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881.43
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447,10
388
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969,48
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95. Niederbrombach ....
726,74
410
56.42
96. Bergen
1040.12
418
40,19
97. Obertiefenbach .
165,07
426
258,03
98. Buhlenberg
843.42
426
50.51
99. Mittelreidenbach . . .
406,20
433
106,60
100. Steinberg-Deckenhard
592,08
439
74,14
101. Schmidthachenbach . .
1002,20
441
40,00
102. Kirschweiler
487,89
441
90,39
103. Hammerstein
514,00
455
88,52
104. Hettenrodt
531,73
458
86,14
105. Kempfeld
964,50
472
48,94
106. Herrstein
478,94
482
100.64
107. Eiweiler
865,30
4M
56,62
108. Becherbach
839,00
493
58,75
109. Selbach
1112,18
494
44,41
110. Schwarzenbach ....
608.66
498
81,81
111. Kirn-Snlzbacb ....
304,98
513
168,20
112. Berschweiler
663.00
519
78,28
113. Ruschberg
770,70
540
70,07
114. Sien
584,80
548
93,71
115. Allenbach
2896,60
549
18,99
116. Gonnesweiler ....
706,00
596
84,42
117. Wirschweiler ....
1547,70
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118. Oberreidenbach ....
772,70
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78,81
119. Hottenbach
1119,40
610
54,49
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43,3
5164
46,5
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Lebenslauf.
Am 15. Februar 1881 wurde ich, Hermann Küster,
evangel. Konfession. Sohn des Lehrers W. Küster und seiner
Frau Kliese geb. Stiehl zu Donsbach (Kreis Dill, Provinz
Hessen -Nassau) geboren. Von Ostern 1891 bis Ostern 1900
besuchte ich das Künigl. Gymnasium zu Wiesbaden, wohin mein
Vater versetzt worden war. Nachdem ich Ostern 1900 das
Zeugnis der Reife erhalten hatte, studierte ich bis Herbst 1900,
in Marburg, von Herbst 1900 bis Herbst 1902 in Halle und
seitdem wieder in Marburg. Hier wurde durch Vorlesungen des
Herrn Geh. Reg.-Rates Prof. Dr. Th. Fischer mein Interesse
an der Geographie geweckt; insbesondere veranlaßte eine Vor-
lesung meines verehrten Lehrers über deutsche Landeskunde,
daß ich mich besonders mit der Heimatkunde beschäftigte. Aus
diesen Studien ging vorliegende Arbeit hervor.
Vorlesungen hörte ich in Marburg bei den Herren : Geh.
Rat Cohen. Prof. Hess, Geh. Rat Melde und Geh. Rat
Zincke, in Halle bei den Herren: Prof. Cantor, Dorn'
Grenadier, Wanger in, Stammler. Scuuin, Graß-
mann, Eberhard und Brandes, in Marburg bei den Herren:
Prof. Hess, Hensel, Fischer, Richarz, Feußner,
Oest reich, Schaum, v. Dalwigk.
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