Skip to main content

Full text of "Zur Morphographie und Siedelungskunde des oberen Nahegebietes"

See other formats


Hermann A. Küster 



I J U 1 ^ 1:3 — 

Aut/i li. «eo/. Sue.äalk. 1 : 35 000 



DATEOUE 

1 1 



Dl MCO 3« i97 



Digitized by Google 




1 042 154 252 




Digitized by Google 



4 GER.AU.SOC. K 954 m 



TOZZER LIBRARY 

Alfred Marston Tozzer 
1877 - 1954 




PEABODY MUSEUM OF 
ARCHAEOLOGY AND ETHNOLOCY 
HARVARD UNIVERSITY 



Angenommen 10. Dezeinher 1904. 



iruck von Gebrüder Kaauer in Frankfurt a M 



Digitized by Go< 



Meiner Mutter gewidmet 



Digitized by Google 



Iulial tsübersicht. 

.Seit« 



Vorwort ... 5 

Literatur . . . , . . . . . , , . . . . , . . . . . 3 

I. Morphographic. 

a) Verlauf der Wasserscheiden und Grenzen 6 

b) Der geologische Bau 8 

c) Die überflächenformen 14 

1. Die Quarzitrücken des Gebirges . 16 

2. Die Ausgestaltung der Landobertläche : 

a) durch das rinnende Wasser und die Talbildnng im Gebirge 20 

h) durch die Qnarzitrosseln 20 

3. Daa Gebirgsvorland 23 

4. Die permischen Eruptivgesteine des pfälzischen Gebirges . . 23 

a) Der Steilrand der Eruptivgesteine 25 

bj Das Porphynnasstv von Nohfelden 25 

c) Die Melapbyrplatte der oberen Nahe . . . . 26 

d) Die Talbildung im Eruptivgebiet 26 

Das Klima 29 



II. Siedelungskuude. 

1. Gang der Besiedelung 31 

2. Die Volksdichte 37 

3. Lage der Siedelungen 4U 

4. a) Historisch-ethnographische Faktoren ... 41 

b) Topographische Faktoren . 41 

Der topograpische Faktor der Besiedelung 41 

qj Bodenschätze 42 

ß) Ertragfähigkeit 42 

5. Die Lage der Siegelungen an '^wassern Bedeutung dei Talterrassen 43 
6 a) Ungunst des Nahetales fiir B-siedelung. . 13 

b) 1'ngunst des Nahetales für Verkehr .44 

7. Besiedelung des Gebirges 45 

8. Besiedelnng des Vorlandes 46 

9. Der Oberstein-Idarer Industriebezirk und seine Entwickhing .47 

a) Volksdichte im Indnstriebezirk . 51 

b) Verkehrslage und Handel 51 

10. Besiedelung der übrigen Eruptivhochtläche 52 

11. Die Größe der Siedelungen . 53 

12. Einzelsiedelungen und Wohnweise 54 

13. Die Gestalt der Siedelungen 54 

14. Der Hausbau 59 

15. Zusammenfassung der Ergebnisse 59 

Hanptwohnplätze 61 



Literatur. 



Weiß: .Begründung von fünf geognostischen Abteilungen in den Steinkohle 
führenden Schichten des Saar-Rheingebietes". Verhandlungen des 
naturhistorist-hen Vereins der preußischen Rheinlande, Westfalens 
und des Reg Bez. Osnabrück. Bd. 25 Bonn 1868 

von Dechen: , Erläuterungen zur geologischen Karte der Rbeinprovinz*. 
2 Bde. Bonn 1870. 

Grebe: 1. „Über die Quarzitsatteli 'Koken im südöstlichen Teil des Hunsrück 
^linksrheinischen Taunus ". Jahrbuch der preußischen geologischen 
Landesanstalt für ISMO. Berlin 1881. 

2. „Über Talbiidungen auf der linken Rheinseite, insbesondere Uber 
die Bildung des unteren Nahetals". Ebenda 188ö. 

Leppla: 1. „Über Schuttbildnngcn im Bereich des Taunusquarzits innerhalb 
der Blätter Morscheid, uberstein und Baldenberg". Ebenda 1894. 

2. .Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges'. Ebenda 1895. 

3. „Störungserscheinungen und Störungsepochen in der Geschichte des 
Saar-Nahegebietes'. Verbandlungen des naturhisturischen Vereins 

• der preußischen Rheinlande. Westfalens und des Reg. -Bez. 
Osnabrück. Bd. 52. Bonn 1895. 

Lepsius: 1. .Das Mainzer Becken, geologisch beschrieben'. Darmstadt 1883. 

2. „Geologie von Deutschland-'. Stuttgart 1892. 

Lossen. K. A.: 1. „Über die Gliederung des sogenannten Eruptivgrenzlagers 

im Obei-Kothegendtn zwischen Kirn und St. Wendel". 
Jahrbuch der preußischen geologischen Landesanstalt für 
1883, S. XXI f. Berlin. 

2. „Über Qnaizp'iphyrgänge an der Unter- Nahe-*. Zeit- 
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft". Bd. 43. 
Berlin 1891. 

von Reinacb: „Das Rotliegende in der Wetterau und sein Anschluß an 
das Saar- Nahegebiet'. Veröffentlichungen der preußischen geo- 
logischen Landesanstalt. Neue Folge. Bd. 8 

Penck: „Das Deutsche Reich'. Leipzig 1887 

Neumann „Der Rheinstrom und s*dne wichtigsten Nebenflüsse von den 
Quellen bis zum Austritt des Stromes aus dem Deutschen Reich'. 
Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und wasserrechtliche 
Darstellung. Berlin 1890. 

Pohlis: „Die Niederschlagsverhältnisse der mittleren Rbeinprovinz und 
Nachbargebiete'. Forschungen zur deutschen Landes- und Volks- 
kunde. Bd. 12. Stuttgart 1899. 

Arnold: „Ansiedelungen H.Wanderungen deutscher Stämme*. Marburg 1875. 



Digitized by Google 



— 4 — 



Lamprecht: 1. .Fränkische Wanderungen and Siedelungen, vornehmlich 
im Rheinland*. Zeitschr. d. Aachener Geschichtsvereins. 
Bd. 4 (mit 2 Karten). Aachen 1882. 

2. „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter*. Bd. 1. ,. 2. 
Leipzig 1885. 1886. 

Meitzen: „Über Siedelungen und Agrarwesen der Ost- und Westgermanen". 
Berlin 1895. 

C ramer: „Rheinische Ortsnamen aus vorrömischer und römischer Zeit". 
Düsseldorf 1901. 

Ademeit: „Beiträge zur Siedelungegeographie des unteren Moselgebietes ". 
Marburg 1903. 

Schlüter: „Siedelungen im nordwestlichen Thüringen". 1903. 

Die statistischen Angaben wurden entnommen aus: 

der „Statistik des Deutschen Reichs", 

dem „Ortslexikon des Preußischen Staates", 

Österley: „Historisch-geographisches Wörterbuch des deutschen 
Mittelalters'. Gotha 1893, 

dem »Ortschaitenverzeichnis des Großherzogtums Oldenburg". Olden- 
burg 1901, 

dem „Hochwald- und HunsrUckf ührer" . Kreuznach 1899. 
Die Mehrzahl aber erhalten durch Anfragen bei den betreffenden Landrats- 
und Vermessungsämtern. 

Karten. 

Weiß u. Laspeyres: Übersichtskarte des Kohle führenden Saar -Rhein- 
gebietes. 1 : 160 000. Bonn 1868. 

tod Dechen: 1. Geologische Karte der Rheinprovinz. 1:80000. Blatt 

Trier und Kreuznach. 

2. Übersichtskarte der geognostischen Verhältnisse von Rhein- 
land und Westfalen. 1:500 000. 2. Aufl. 1880. 

Geologische Spezialkarte von Preußen und den thüringischen Staaten. 1 : 25 000. 

Blatt Hottenbach, Morscheid, Oberstein, Buhlenberg, Birkenfeld. 
Nohfelden, Freisen. 

Generalstabskarte. 1:100000. Blatt Birkenfeld, Kusel, Simmern, Bernkastel. 

Topographische Spezialkarte von Mitteleuropa. 1 : 200 000. Blatt Birkenfeld. 

Vogel: Die Karte des Deutschen Reiches. 1:500000. Blatt Köln, Straßburg. 

L e p s i u s : Geologische Karte des Deutschen Reiches. 1 : 500 000. Blatt Köln. 
Straßburg. 

Rege Im an: Tektonische Karte von Südwestdeutschland. 1:500 000. 1898. 
Liebenow: Karte der Rheinprovinz. 1:80000. Blatt Trier, Kreuznach. 



Digitized by Google 



Zur Morphographie und Siedelungskunde 
des oberen Nahegebietes. 



Vorwort. 

Zur umfassenden Darstellung der Wechselbeziehungen des 
Grund und Bodens eines Landes zu seinen Bewohnern bedarf 
es, wie Partsch im Vorwort zu seinem „Schlesien" sagt, einer 
Reihe von Einzeldarstellungen, auf Grund deren erst ein Urteils- 
spruch der Zukunft möglich ist. Ein kleiner Beitrag dazu 
möchten auch die folgenden Untersuchungen sein, ein Baustein 
zur Kenntnis unseres Vaterlandes. 

Das Hauptgewicht der Arbeit liegt in dem zweiten Teil 
derselben, den siedelungskundlichen Untersuchungen. Der mor- 
phographische Teil wurde deshalb etwas ausführlicher darge- 
stellt, weil es bisher an einer Zusammenfassung des vorhan- 
denen Materials fehlte. 

Die Anregung zur Bearbeitung eines Themas aus der 
Heimatkunde gab mir eine Vorlesung über deutsche Landes- 
kunde von Herrn Geh. Reg.-Rat. Prof. Dr. Th. Fischer. Ihm vor 
allem sowie Herrn Dr. 0 estreich bin ich für die Leitung und 
mannigfache Anregung meiner Studien zu größtem Dank ver- 
pflichtet, den ich an dieser Stelle aussprechen möchte. Die 
Kenntnis des Gebietes vermittelten mehrere Wanderungen während 
der Jahre 1903 und 1904, auf welchen ich ebenfalls häufig 
freundliche Unterstützung erhielt. Herzlichen Dank möchte ich 
hier noch* allen denen aussprechen, welche mich durch Rat und 
Tat bei meinen Studien unterstützten, insbesondere Herrn Ober- 
vermessungsinspektor Pauly in Birkenfeld, welcher in liebens- 
würdigster Weise keine Mühe scheute, mir' ein sehr reichhaltiges 
Material zur Verfügung zu stellen. 



Digitized by Google 



6 - 



I. Morphograpliie. 

Der Verlauf der Wasserscheiden und Grenzen des Gebiets. 

Das Gebiet, mit dem sich die folgenden Untersuchungen 
beschäftigen, umfaßt das Stromgebiet der oberen Nahe und der 
Zuflüsse, welche sie in ihrem oberlaufe empfängt. Es ist also 
eine hydrographische Einheit, und seine Grenzen fallen 
deshalb mit der Wasserscheide der Nahe gegen die Mosel, die 
Saar und den Glan zusammen. Außer dem so umgrenzten Ge- 
biet wurden aus später zu erörternden Zweckmäßigkeitsgründen 
unbedeutende Teile der birkenfeldischen Geraeindebezirke Selbach 
und Steinberg-Deckenhard, welche außerhalb der Wasserscheide 
liegen, in die Untersuchung einbezogen. Die Grenze verläuft 
vom Nordostende des Idarwaldes dem Kamm des Rückens ent- 
lang in südwestlicher Richtung von dem Dorfe Weitersbach bis 
zum Sattel der hangenden Birk und Uber den Kamm des Hoch- 
waldes bis zum Ruppelstein l ). Dort biegt sie nach Süden um 
und folgt von Muhl aus der oldenburgisch- preußischen Grenze 
bis westlich von Selbach, wo sie östliche Richtung annimmt 
und über den Losenberg und Leischberg bis Steinberg verläuft. 
Von Steinberg bis südlich Gehweiler soll die Grenze mit der olden- 
burgisch-preußischen zusammenfallen, obwohl die Wasserscheide 
etwas weiter nördlich liegt. An diesem Punkt verläßt die Wasser- 
scheide die politische Grenze, wendet sich ostwärts und erreicht 
den Steilrand des Melaphyrs bei Reitscheid. Diesem Steilrand fol- 
gend, hat sie nordöstliche Richtung bis zur Lichtenberg-Bauraholder 
Straße, wo sie nach Norden umbiegt und dieser Straße entlang 
läuft bis Fronhausen. Von Fronhausen bis gegen Sien hat sie öst- 
liche Richtung. Von Sien aus soll die östliche Gemarkungsgrenze 
der Siedelungen am Krebsweilerbach die Grenze bilden bis zu 
seiner Mündung in die Nahe oberhalb Kirn, und von dort aus 
lassen wir die Grenzen unseres Gebietes nach Norden zusammen- 
fallen mit der oldenburgisch-preußischen Grenze bis zum Rhau- 
nener Bach, der dann bis Weitersbach die Umschließung vollendet. 

Das so begrenzte Gebiet hat die Gestalt eines unregel- 
mäßigen Vierecks, dessen Eckpunkte etwa durch die Orte Weiters- 
bach, Otzenhausen, Namborn und Sien bezeichnet werden. Es 
umfaßt einen Teil des Südostabhangs des Hunsrück oder besser 

>) Über den Verlauf der Wasserscheide am Idarwald vgl. S. 22. 

Digitized by Google 



- 7 — 

des linksrheinischen Taunus') und den Nordwestflügel des pfäl- 
zischen Gebirges, besteht also aus Mittelgebirge und Hügelland ; 
die Forin der Ebene tritt in dem Gebiet völlig zurück. Zu dem 
Gebiet der oberen Nahe gehört vor allem das Fürstentum Birken- 
feld, das mit den oben genannten Ausnahmen*) völlig innerhalb 
des Gebietes liegt, und welches man geradezu als das Land der 
oberen Nahe bezeichnen könnte. Ferner gehören hierher Teile 
der preußischen Regierungsbezirke Trier und Koblenz. Sein 
Flächeninhalt beträgt laut Katasterangaben 879,37 km 2 , ist also 
so groß wie der eines größeren preußischen Kreises. Was eud-. 
lieh die Lage unseres Arbeitsgebietes angeht, so ist es als ein 
Teil der rheinischen Scholle und deren Vorlandes für den Ver- 
kehr am Rand der Scholle entlang sehr wichtig, besonders da 
diese selbst wegen ihrer tief eingeschnittenen Täler dem Verkehr 
wenig günstig ist. Doch wird auf diese Beziehungen im siede- 
Iungskundlichen Teil der Arbeit näher einzugehen sein. 

Es bedarf noch der Erklärung, weshalb wir den Oberlauf 
der Nahe bis zur Mündung des Hahnenbaches, und nicht, wie 
es meist geschieht, bis zur Mündung des Kellenbaches gerechnet 
haben. Die gewöhnliche Definition 3 ), daß der Oberlauf durch 
Erosion, der Unterlauf durch Ablagerung gekennzeichnet werde, 
ist für die Nahe ihres häutig wechselnden Gefälles wegen nicht 
brauchbar. Von anderen Gesichtspunkten wurden folgende für 
unsere Auffassung maßgebend. Mit der Einmündung des Hahnen- 
baches ist ein scharfer Unterschied in der Art der Zuflüsse 
gegeben, da die oberhalb von Kirn einmündenden den Südost- 
abhang des linksrheinischen Taunus entwässern, während die 
Hochfläche ihre Gewässer der Mosel zusendet. Der Hahnenbach 
dagegen uml die weiter unterhalb mündenden Nebenflüsse greifen 
über den Kamm hinaus und ziehen den größeren Teil des Huns- 
rttcks in das Stromgebiet der \ahe. Bedingt sind diese hydro- 
graphischen Verhältnisse durch die Oberfläche des Landes. Der 
Verlauf des Kammes ist im linksrheinischen Taunus nicht so 



') Nach einer von K. A. Lossen vorgeschlagenen Bezeichnung. 

*) Die beiden Bezirke von Hof Imsbach und Steinberg wurden in die 
Untersuchung einbezogen, weil sie. bei geringer Größe, als Teile der dein 
Nabegebiet angehörenden Gemeindeeinheiten Selbach und Deckenhard-Steinberg 
in siedelnngskundlicher Beziehung nicht von diesen getrennt werden konnten. 

3 ) A. Supau : Grundzüge der physischen Erdkunde. 3. Aufl. S. 464. 



Digitized by Google 



— 8 



geradlinig und einheitlich wie im rechtsrheinischen. Auf der 
linken Rheinseite läßt sich vor allem scharf eine südwestliche 
und nordöstliche Hälfte des Gebirges unterscheiden. Der Kamm 
der Sudwesthälfte verschwindet mit dem Nordostende des Idar- 
waldes bei dem Dorfe Weitersbach in der Schieferhochfläche, 
ohne eine Fortsetzung erkennen zu lassen. 7 km südöstlich 
davon hebt sich auf der linken Seite des Hahnenbaches der 
Lützelsoon scharf aus den Schiefern heraus und erstreckt sich 
in geradlinigem Verlauf bis zum Rhein. Zwischen Lützelsoon 
und Idarwald erscheint daher der Gebirgskamm zerbrochen und 
die eine Hälfte gegen Nordwesten hinausgeschoben. An dieser 
Unterbrechung haben die Gewässer eines großen Teils des Huns- 
rücks einen Weg zur Nahe gefunden und damit einen Unter- 
schied in der Art der Zuflüsse gegeben. Dem gegenüber konnte 
die Richtungsänderung der Nahe bei Martinstein nicht allzusehr 
ins Gewicht fallen, da diese schon bei Kirn angebahnt wird, 
und ebenso wenig der Eintritt in die Monzinger Talweitung, da 
an der Nahe auch in ihrem Unterlaufe Talweitungen und Tal- 
engen ständig wechseln. 

Der geologische Bau des oberen Nahegebietes. 

Um die heutigen Oberflächenformen des so gekennzeichneten 
Gebietes verstehen zu lernen, wollen wir versuchen, uns in 
knappen Zügen ein Bild von seinem geologischen Bau und da- 
mit von seiner Entwicklungsgeschichte zu machen. Es kann 
hierbei selbstverständlich nicht unsere Aufgabe sein, auf die 
geologischen Verhältnisse näher einzugehen, ja nicht einmal die 
vorhandenen Probleme zu behandeln, da dieselben häufig für die 
heutigen Oberflächenformen bedeutungslos sind, wie z. B. die 
Frage nach der Züsammenfaltung des Rotliegenden. Es sollen also 
in diesem Abschnitt, der nur als ein Hilfsmittel zum Verständnis 
der Oberflächenformen und in einigen Punkten auch der Siedelungs- 
kunde gedacht ist, lediglich referierend diejenigen Beziehungen 
hervorgehoben werden, welche für die uns hauptsächlich interes- 
sierenden geographischen Probleme wichtig erschienen. Daher 
wurde schon hier auf die Bedeutung einzelner Punkte für Morpho- 
logie und Siedelungskunde hingewiesen. 

Als ältestes Glied der Schichtenfolge treffen wir im Süd- 
westen des Nahegebietes ein schmales Band bläulich-grüner oder 



Digitized by Google 



- 9 - 



rötlicher Schiefer, die sich, mit Südwest -nordöstlicher Streich- 
richtung, von Züsch über Boerfink bis nordwestlich von Allen- 
bach erstrecken. Dieselben werden gewöhnlich als bunte Taunus- 
phyllite bezeichnet und gehören zu einer Schichtengruppe, die 
C. Koch unter dem Namen „ältere Taunusgesteine tf zusammen- 
faßte. Sie sind älter als das Unterdevon, oder diesem vielleicht 
als ältestes Glied zuzurechnen. 1 ) Ihre Verbreitung im oberen 
Nahegebiet ist gering. In großer Ausdehnung tritt dagegen das 
Devon auf, und zwar die Schichten des Unterdevon, bestehend aus 
den Henneskeilschichten, dem Taunusquarzit und den Hunsrück- 
schiefern. Erstere sind phyllitische Schiefer von geringer Flächen- 
ausdehnung und rötlich-graue Sandsteine mit grauen Quarziten, 
die sich nach oben eng an den Taunusquarzit anschließen. *) 
Dieser, sowie die Hunsrückschiefer, nehmen den überwiegenden 
Anteil am Aufbau des Unterdevon. Der Taunusquarzit ist ein 
hellgrauer Sandstein mit kieseligem Bindemittel, deshalb schwer 
löslich und von großer Härte. Letztere Eigenschaft ist für 
die Herausbildung der Landoberfläche von großer Bedeutung 
und wird uns bei der Beschreibung der Oberflächenformen näher 
zu beschäftigen haben. Die Hunsrttckschiefer sind weiche graue 
und blauschwarze Tonschiefer von großer Mächtigkeit ; für Wasser 
undurchlässig, verwittern sie leichter als der Taunusquarzit. 
Diese ganze Schichtenfolge wurde zusammen mit den im Norden 
sich anschließenden Schichten des jüngeren Devon und des 
Kulm in der jüngeren Karbonzeit durch einen, von Südosten 
kommenden tangentialen Schub emporgefaltet und bildete einen 
Teil jenes gewaltigen Hochgebirges, das nach E. Sueß das 
variscische Gebirge, nach Penck die mitteldeutschen paläozoischen 
Alpen genannt wird. Der Druck schob die Devonschichten in 
eine Reihe von Sätteln und Mulden zusammen, die alle dieselbe 
Streichrichtung NO-SW haben (genauer N 45°— 50° 0) s ). Die 
Zusammenfaltung war eine sehr enge, so daß die Schichten 
meist steil (70°-90 0 ) 4 ) nach NW einfallen, 3 ) häufig auf dem 
Kopf stehen oder gar überkippt sind. 8 ) Die Faltung des Quarzits 

') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Morscheid der geol. Spezialkarte, 8. 6. 
■) Ebenda 8. 7. 

') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Buhlenberg, 5. 10. 
4 ) Ders.. Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 10. 
& ) v. Dechen, Erläuterungen zur geol. Karte der Rheinprovinz und der 
Provinz Westfalen. 

Digitized by Google 



- 10 - 



ist im allgemeinen keine so enge, da er massiger auftritt und 
nicht so leicht zu falten war. Er bildet gewissermaßen die 
knochenartigen Hartteile. 1 ) Daher ist der Einfallswinkel der 
Hunsrückschiefer meist größer als 70°, der des Taunusquarzits 
übersteigt im allgemeinen 30°— 40° nicht. Letzterer bildet eine 
Reihe von annähernd parallel streichenden Sattelrucken, deren 
Anzahl zwischen Hattgenstein und Deuselbach auf 4 anwächst. 

Durch die Faltungen, welche das variscische Gebirge zu- 
sammenschoben, wurde zwischen dem eben emporgefalteten 
Devongebirge und den aus Urgebirge und alten Schiefern be- 
stehenden heutigen Vogesen eine becken-, vielleicht auch graben- 
förmige Hohlform geschaffen, deren Längsachse dem südwest- 
nordöstlichen Streichen der Schichten parallel war. 2 ) In dieses 
grabenartige Becken trat das Meer ein, und es wurde eine 
große Folge kongloraeratiger , sandiger und toniger Schichten 
abgelagert, welche als das Unterrotliegende bezeichnet werden. 
Das Material 1 ) dazu lieferten die den Graben einschließenden 
Gebirge, auf der Nordwestseite also das mit steilen Hängen ein- 
fallende Devon, im Südosten die Granite, Gneise und Porphyre. 
So wurden von dem langsam nach Nordosten vordringenden 
Meere in längerer Zeit ungestörter Entwicklung die Kuseler. 
Lebacher und Tholeyer Schichten abgelagert, welche, wie aus 
dem Gesagten hervorgeht, das Devon in ungleichförmiger, über- 
greifender Lagerung überdecken. Heute bildet das Unterrot- 
liegende ein schmales Band am Rande des Devon, das. nach 
Nordosten sich auskeilend, an der unteren Nahe unter dem Ober- 
rotliegeuden verschwindet. 

Nach dieser Periode verhältnismäßig ruhiger Entwicklung 
setzte eine neue Störungsepoche ein, welche für die weitere Ent- 
wicklung des Landes von großer Bedeutung werden sollte. Vor und 
während der Ablagerung der nun folgenden Söterner Schichten 
erfolgten große Verschiebungen der älteren. Es lagern daher 
die Söterner Schichten vielfach ungleichförmig auf dem bereits 
gestörten Unterrotliegenden, eine Tatsache, die uns ein Auf- 
schluß bei Birkenfeld erkennen läßt. 3 ) Auch anderwärts finden 
sich Spuren erheblicher Störungen; so lassen die geradlinigen 

») Leppla. 2, S. 74 f. 
4 ) Ders., 3, S. 6. 

s l Grebe u. Leppla, Erl. zu Blatt BirkenfeM der geol. Spestialkarte. S. 6 



Digitized by Google 



- 11 — 



Grenzen des Oberrotliegenden zwischen Namborn und Guides- 
weiler darauf schließen, daß es in einem Graben des Unter- 
rotliegenden abgelagert wurde. 1 ) Diese Störungen waren, ebenso 
wie in anderen Verbreitungsgebieten des Rotliegenden, auch hier 
von ausgedehnter vulkanischer Tätigkeit begleitet. Aus den 
durch Störungen entstandenen Spalten und Bruchlinien drangen 
grosse Magmamassen, die sich teils zu hohen Stöcken auftürmten, 
teils die Spalten ausfüllten, vor allem aber weite Gebiete decken- 
artig überlagerten, hervor. Auch loses Material wurde reichlich 
ausgeworfen, das sich als geschichteter Tuff niederschlug. Nach 
dem Auftreten der Eruptivgesteine unterscheiden wir 1) Lager 
und Stöcke im Unterrotliegenden und 2) Ergüsse der Grenz- 
lagerdecke. Von der ersten Gruppe kommen liier hauptsächlich 
die Porphyre um Nohfelden in Betracht. Ihr Gebiet ist ebenso 
wie das Lembergmassiv, mit welchem es auch durch Störungs- 
linien in Verbindung steht, der Mittelpunkt bedeutender Schicht- 
aufrichtungen und -Störungen.*) Der Porphyr ist ein rötlich- 
gelbes Gestein, das schon in einem vorgeschrittenen Stadium 
der Verwitterung begriffen ist. 3 ) Von ungleich größerer Bedeu- 
tung sind jedoch für unser Gebiet die Eruptivmassen der zweiten 
Gattung, die sogenannte Grenzlagerdecke. Sie bedeckt im oberen 
Nahegebiet und seiner Nachbarschaft eine Fläche von 400 bis 
450 km 2 bei einer Mächtigkeit von 250 m. Ihre Ausdehnung be- 
trägt in der Richtung der Nahe zwischen Namborn und Breungen- 
born und ebenso senkrecht dazu zwischen Sotzweiler und Obei- 
alben 17 km. Das Grenzlager besteht aus einer größeren Anzahl 
übereinander lagernder Lavadecken, welche, wie K. A. Lossen 
nachgewiesen hat. in drei Hauptergußperioden aus dem Erd- 
inneren hervorgequollen sind. 4 ) Er unterscheidet in dem Gebiet 
größter Verbreitung des Melaphyrs zwischen Hoppstädten und 
Oberstein Ergüsse der Sohl-, Mittel- und Dachzone, von denen 
jede wieder aus einer Reihe einzelner Lavaströme besteht. 1 ) 
Die Melaphyre sind ein dunkelbraunes bis schwarzes Gestein, 
das zur Mandelsteinbilduug neigt. Bei manchen tritt sogar die 
ursprüngliche Gesteinsmasse hinter der der Blasenausfüllung 

') Grebe and Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. 13. 

2 ) K. A. Lossen. 2, S. 540. 

3 ) Grebe und Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. lö. 
4 ^ K. A. Lossen, 1. S. XXI f. 



Digitized by Google 



- 12 - 



zurück, eine Tatsache, welche anthropogeographisch von größter 
Bedeutung ist, und auf die wir bei Besprechung des Oberstein- 
Idarer Industriebezirkes noch näher einzugehen haben. Die 
Melaphyre sind ebenso wie das Unterrotliegende Störungen 
unterworfen worden. So durchzieht eine bedeutende Verwerfung 
mit einer Sprunghöhe von 400— 500m 1 ) den Melaphyr von Rötz- 
weiler über Idar nach Hhitertiefenbach. An der Bruchlinie ist 
der nordwestliche Flügel abgesunken, so daß sich bei Idar im 
Hangenden der Lavaergüsse wieder die Schichten des Unter- 
rotliegenden finden. In ähnlicher Weise ist an einer zweiten 
Verwerfung zwischen Idar und Siesbach abermals der Nordwest- 
flügel abgesunken. Die Richtung dieser Verwerfung setzt sich 
fort in einer großen Bruchlinie, die sich von Birkenfeld über 
Brücken, Achtelsbach, Eisen-Schwarzenbach bis Braunshausen 
hinzieht. 2 ) 

Es erfolgte also zu Ende des Unterrotliegenden, und zwar 
wie K. A. Lossen annimmt, 8 ) am Ende der Ablagerungszeit der 
Tholeyer Schichten, ganz ähnlich wie zur Karbonzeit, ein tangen- 
tialer Druck von Südosten her, der die wagrecht lagernden 
Schichten des Unterrotliegenden zu einem Sattel und einer Mulde 
zusammenschob. Die Richtung der Faltung, der Mulden- und 
Sattellinie ist dieselbe wie zur Karbonzeit und lediglich die In- 
tensität ist verschieden, da es hier nur zur Bildung einer flachen 
Falte kam. Die für das obere Nahegebiet wichtigere Mulden- 
linie tritt bei Selbach in dasselbe ein und verläuft über Gonnes- 
weiler, Heimbach, Reichenbach. Ausweiler, Bollenbach, Becher- 
bach, Monzingen, Bockenau, Heddesheim. Langenlonsheim bis 
Sarmsheim, wo sie unter dem Tertiär des Mainzer Beckens 
verschwindet. Die Sattellinie streicht der Muldenlinie parallel 
etwa von Burbach bei Saarbrücken bis Wonsheim, östlich von 
Kreuznach. Außerdem linden sich noch einige Quersättel, welche 
sich durch Hervortreten des Unterrotliegenden an der Oberfläche 
bemerkbar machen, so an der unteren Nahe, in der Gegend des 
Lembergs und an der Nahequelle, der Quersattel zwischen 
St. Wendel und Achtelsbach, welcher die Saarmulde von der 
Nahemulde scheidet. Von diesen Ausnahmen abgesehen, ist das 

') Leppla, Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 18 u. 19. 
*) Ders., Erläuterungen zu Blatt Bunlenberfr, S. 16. 
*) K. A. Lossen, 2, S. 540. 



Digitized by Google 



— 13 



Einfallen der Schichten ein sehr regelmäßiges nach dem Mulden- 
tiefsten hin und im Südwesten etwas steiler als im Nordosten, 
überschreitet aber im allgemeinen 25 Grad nicht. Der Mulden- 
richtung folgt die Nahe in ihrem Lauf. „Die Zusamraenfaltung 
war vor Ablagerung des Oberrotliegenden beendet, zugleich aber 
auch die Eruptionen. Zur selben Zeit fand eine Senkung des 
ganzen Gebietes statt, sodaß der Süd- und Ostraud unter den 
Meeresspiegel sanken. Daher wurden die unteren und mittleren 
Stufen des Rotliegenden nur an dieser Stelle, das Oberrotliegende 
dagegen auch an der Mosel, am Südrand des Taunus und längs 
des Ostrandes des Schiefergebirges von der Wetterau bis Waldeck 
abgelagert." *) Die das Grenzlager überdeckenden Schichten des 
Oberrotliegenden wurden also unter wesentlich anderen Be- 
dingungen abgelagert als das Unterrotliegende und sind ihm 
daher ungleichförmig aufgelagert. Außerdem vollzieht sich im 
Gesteinscharakter eine Änderung. Während die Schichten des 
Unterrotliegenden sich aus dem zerriebenen Trümmermaterial der 
Nachbargebiete aufbauen, besteht das Oberrotliegende aus den 
Trümmern der Eruptivgesteine des Nahegebietes selbst. Es 
kommt als oberste Ausfüllung der Mulde hauptsächlich in zwei 
Verbreitungsgebieten vor. Das größere derselben öffnet sich 
gegen die untere Nahe, beginnt östlich der Mittagslinie von 
Oberstein und erstreckt sich bis an das Mainzer Becken. Das 
kleinere befindet sich an der Nahequelle, öffnet sich gegen die 
Prims und Saar und ragt, nach Nordosten sich auskeilend, bis 
Eisen und Achtelsbach. In kleineren Resten findet sich ferner 
noch Oberrotliegendes zwischen den Porphyren von Nohfelden 
und dem Südrand der Melaphyre. Ähnlich wie beim Unterrot- 
liegenden wurden als unterste Schichten die gröberen Konglo- 
merate abgelagert, und je jünger die Schichten sind, desto fein- 
körniger wird im allgemeinen ihr Material. Nach Ablagerung 
des Oberrotliegenden fanden nochmals faltende Bewegungen statt, 
die alle Schichten des Rotliegenden betrafen, 8 ) doch kam es 
hierbei nicht zu vulkanischen Durchbrächen . Von da an scheint 
das Nahegebiet wieder eine längere Periode ruhiger Entwicklung 
gehabt zu haben. Mesozoische Schichten fehlen. Während dieser 

') Lepsius, 2, S. 151. 

*) K. A. Lossen, 2, S. 541. 



Digitized by Google 



- 14 - 



Zeit wurden dem Devon jüngere Schichten in großer Mächtigkeit 
aufgelagert und später wieder abgetragen, ob durch die Bran- 
dungswelle des Meeres oder durch die zerstörenden Kräfte des 
Luftkreises, kann hier nicht näher behandelt werden. Der heutige 
Höhenunterschied zwischen den Höhen des Taunus und dem 
pfälzischen Gebirge und Mainzer Becken geht in seinen Anfängen 
bis auf die Tertiärzeit zurück, sei es nun dadurch, daß das 
Vorland an den Brüchen absank, oder das Devongebirge aus 
dem in seiner Höhenlage unveränderten Vorland emporgepreßt 
wurde. In der Tertiärzeit fand nur Bruch-, keine Faltenbildung 
statt. Tertiärablagerungen des Mainzer Beckens, von nur ge- 
ringer Ausdehnung, berühren unser Gebiet in seinen östlichsten 
Teilen. 

Damit haben wir die Entwicklung unseres Gebietes bis 
zu seiner Vollendung im Rohbau verfolgt. Seine Ausarbeitung 
zu der Formenfülle, die es heute zeigt, blieb dem rinnenden 
Wasser überlassen. Diluvialablagerungen treten in zweierlei 
Gestalt auf, nämlich als Gehängeschutt und als Flußterrassen, 
und sollen später in ihrer Bedeutung für die Ausgestaltung des 
Landes und für die Besiedelung ausführlich besprochen werden. 

Die Oberflächenfornien. 

Gehen wir nun dazu über, die Weiterausgestaltung des 
obereu Nahegebietes im einzelnen zu untersuchen, so finden wir, 
daß es vor allem das rinnende Wasser ist, dem unser Gebiet 
seine heutigen Oberflächenformen verdankt : daneben spielt natür- 
lich auch die Verwitterung eine große Rolle. Dem Boden und 
den Gesteinsarten fällt bei der Herausbildung der Oberfläche, 
wenn wir die Vertikalverschiebung als beendet betrachten, eine 
passive Rolle zu, nämlich die, daß sie nach dem Grad ihrer 
Härte und Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung Einfluß 
auf die Oberflächengestaltung gewinnen. In abnehmendem Grad 
der Härte ordnen sie sich etwa folgendermaßen : Taunusquarzit. 
Melaphyr und Porphyr, Schiefer, Sandsteine und Schiefertone 
des Unterrotliegenden und die Konglomerate des Oberrotliegenden. 
Da nun Taunusquarzit und Schiefer in ihrer Lagerung sich eng 
aneinander anschließen, ihrem Härtegrad nach aber sehr von ein- 
ander verschieden sind, so werden wir von vornherein im Devon- 



Digitized by Google 



— 15 - 



Schematiche Skizze der QunrisUrttcken. 

Malistab: 1:20000(1 



duarzitsattelrücken 



'Wasserscheide. 

SSO Höhenpunkte. 
E/nschartungen 



^örschiederßurr 

6k6m. 




Rotenburgberg 



Weiss Fels 



Digitized by Google 



- 16 - 



He (Juarzit- 
rttcken des 
bereu Nahe- 
ffebietes. 



Bücken 
ITeißfela— 
toten buru- 
berg. 



Rücken 
örschieder 
irr— Rliiy. 



gebiet eine sehr wechselnde Oberfläche erwarteu dürfen ; ebenso 
dort, wo Porphyre und Melaphyre den leicht zerstörbaren Schichten 
des Rotliegenden benachbart sind. Andererseits werden größere 
Flächen einheitlicher Zusammensetzung auch größere Einförmig- 
keit der Oberfläche aufweisen. Wir müssen also bei der Morpho- 
graphie des Landes erwarten, daß die härteren Taunusquarzite 
sich deutlich von den weicheren Schiefern durch größere Höhe 
und andere Oberflächenformen unterscheiden werden, ebenso die 
Porphyre und Melaphyre von den weicheren Schichten des Rot- 
liegenden. Durch eine eingehende Untersuchung wollen wir 
nun festzustellen suchen, wie weit diese Schlüsse in der Natur 
ihre Bestätigung finden. 

Die im Landschaftsbild des oberen Nahegebietes am schärf- 
sten hervortretenden Höhenlinien sind die den Taunus kenn- 
zeichnenden Sattelrücken des Quarzits. Von den vier sich kulissen- 
artig anordnenden Quarzitrücken des mittleren linksrheinischen 
Taunus (vergl. die Skizze auf Seite 15) gehören drei dem 
Flußgebiet der oberen Nahe an, nämlich die Rücken des Weißfels— 
Rotenburgberges, Otzenhausener Ring-, Mörschieder Burr und 
Hoch- und Idarwald. Außerhalb der Wasserscheide, aber zu 
dem System dieser Rücken hinzugehörend, ist noch der Rücken 
des Malborner Steinkopf s-Bomerkopfs zu nennen. Die Streich- 
richtung der genannten Höhenzüge ist ziemlich gleichmäßig, 
N 50° 0. Alle treten in scharfem Steilrand aus den um- 
gebenden Schiefern heraus (vergl. Profile auf Seite 17) und 
schließen zwischen sich Längstäler ein, auf deren Entstehung 
wir noch zurückkommen. Der südöstlichste Rücken des Weißfels- 
Rotenburgberges hat im Mittel eine Breite von nur 300 m l ) bei 
einer Länge von 12 km, besitzt also gratartiges Aussehen, das 
durch die zahlreichen Klippen seines Kammes nur verstärkt 
wird. Er erhebt sich im Wählenstein zu 660 ra. 

Etwa 1 km nordwestlich von ihm erstreckt sich vom 
Fischbach bei Mörschied bis zum Primsbach bei Nonnweiler der 
29 km lange Rücken des Mörschieder Burr-Otzenhausener Ring. 
Vom Mörschieder Burr bis zum Ringelkopf nimmt er langsam 
an Breite zu — von 500 m auf 2 km — und steigt von 646 m 



') Die Messungen wurden nach der geol. Spezi al karte gemacht, wo 
diese fehlte, nach der Generalstabskarte. 



Digitized by Google 



- 18 - 

auf 706 m an. Westlich der Birkenfeld-Morbacher Straße bricht 
er an einer Querverwerfung zum Teil ab: nur seine südöst- 
liche Hälfte setzt sich mit einer mittleren Breite vou 500 m 
über den Schwandeiskopf bis zum Otzenhausener Ring; fort. Er 
besteht aus mehreren Antiklinalen des Quarzits. die an dem 
Katzenloch, dem Durchbruch des Idarbaches durch den Rücken 
aufgeschlossen sind. 1 ) An dieser Stelle sowie am Durchbruch 
des Traunbaches bei Boertink erleidet er zwei scharfe Ein- 
schaltungen, deren Bedeutung für den Verkehr wir noch be- 
sprechen wollen. Er überragt die benachbarten Schieferflächen 
um 130 m — 150 m und tritt so scharf in dem Landschaftsbild 
hervor, daß ihm die Nordwestgrenze des Fürstentums Birkenfeld 
beinahe in ihrer ganzen Länge folgt. Durch ein breites Hochtal 
von ihm getrennt, streicht etwa 3 km weiter nordwestlich der 
Idar- breite Rücken des Idar-Hochwaldes, in dem der Taunusquarzit 
wa,tl seine größte Massenanschwellung erreicht, von Weitersbach 30 km 
weit bis Dammflos. Er setzt sich aus mehreren Rücken zusammen, 
die in ihrer Gesamtheit die am meisten hervortretende Höhen- 
linie des linksrheinischen Taunus bilden. Der südwestlichste 
von ihnen erhebt sich bei Dammflos und trägt auf seinem etwas 
gehobenen Xordostende die höchste Erhebung der Rheinprovinz, 
den Erbeskopf (81 r> m). Durch den Sattel an der Hangenden 
Birk steht er mit dem sogleich zu besprechenden Idarwald in 
Verbindung. Der nordwestlichste der vier parallelen Quarzit- 
rücken ist der schon außerhalb unseres Gebietes liegende Rücken 
des Malborner Steinkopfs— Bromerkopfs, der durch zwei Quer- 
brüche zerstückt ist. Dadurch wurde er ebenso wie der auch 
an einer Querverwerfung abbrechende Rücken des Ringelkopfs 
(s. oben) von der Erosion stark angegriffen, und die mittleren 
Rücken, durch die äußeren vor der Abtragung geschützt, mußten 
sich zu Wasserscheiden entwickeln. 2 ) Der Bromerkopf steht 
durch eine flache Einsattelung an der Birkenfeld-Morbaclier 
Straße mit dem Idarwald in Verbindung. Letzterer stellt also 
einen Doppelrücken dar, der sich zusammensetzt aus der an der 
Kahlen Heid beginnenden Fortsetzung des Hochwaldes und der 
am Schweinsgrubenberg ansetzenden Verlängerung des Bromer- 

h Leppla, Erläuterungen zu Blatt Oberstein, S. 7. 

*) Ders.. Erläuterungen zu Blatt Morscheid, S.2, vgl. die Skizze S. 15 



Digitized by Google 



Laud« 
ubcrflächc. 



kopfs, die sich 18 km mit parallelem Streichen eng aneinander 
anschließen. Die Höhenpunkte des Idarwaldes liegen auf dem 
nordwestlichen Rücken, während der südöstliche durch die 
Quellbäche des Idar- und Fischbaches schon in eine Reihe von 
Einzelriicken aufgelöst ist. Seine größte Höhe erreicht der 
Idarwald in dem die geschlossene Kammlinie nur wenig über- 
ragenden Höhenpunkt „An den zwei Steinen" mit 765 m. Er 
besitzt zwei Einsattelungen von 695 m und 694 m, welche beide 
von Straßen benutzt werden. 

Bei der Ausgestaltung der Landoberfläche verhalten sich Die Ausge- 
Taunusquarzit und Hunsrückschiefer sehr verschieden. Der staUung der 
Quarzit besitzt wegen seines kieseligen Bindemittels große Härte 
und vermag daher den zerstörenden Einflüssen des Luftkreises 
großen Widerstand zu leisten. Außerdem vermag er, trotz seines 
geringen Wasserfassungsvermögens im einzelnen, als Gebirgs- 
masse wegen seiner starken Zerklüftung und ausgedehnten Be- 
waldung sehr viel Wasser aufzunehmen, 1 ) das in zahlreichen, 
starken Quellen an der Grenze gegen die Schiefer zu Tage tritt; 
denn diese sind wegen ihres starken Tongehaltes für Wasser 
undurchlässig, vorwiegend unbewaldet und verwittern leicht. 
Die Niederschläge fließen daher leicht ab, wodurch bei Nieder- 
gehen großer Regenmengen innerhalb kürzerer Zeit oder bei 
plötzlich eintretender Schneeschmelze verheerende Hochwasser 
entstehen, deren Bedeutung für die Lage der Siedelungen später 
besprochen werden soll. Die Täler in den Schiefern sind tief 
eingeschnitten, haben enge Talsohlen und steile Hänge und 
bieten also für Verkehr und Besiedelung gleich ungünstige Ver- 
hältnisse. Die Abtragung der Schiefer begegnet keinem Hindernis 
und geht daher im Verhältnis zum Taunusquarzit rasch vor sich. 
Die zwischen dem Taunusquarzit eingeschlossenen Schieferflächen 
sind infolge dessen zu Hohlformen umgeschaffen worden. 

Die Längstäler zwischen den einzelnen Rücken beruhen Die Längs, 
demnach nicht etwa auf muldenförmiger Lagerung der Hunsrttck- täler 
schiefer, da die Schiefer überall steil nach N.W. einfallen, son- «wischende« 
dem sind lediglich hervorgerufen durch Erosion und Denudation. 
Das größere von ihnen, die Talmulde zwischen dem Idar-Hoch- 
wald und dem Rücken des Mörschieder Buir — Ring 2 ), erstreckt 



quarz.it- 
rttckeu. 



*) Leppla. Erläuterungen zu Blatt Morscheid. S. 16. 
») Vgl. Profil I S. 17. 

2* 



Digitized by Google 



i 
I 



- 20 - 



ie Durch« 
uchstälcr. 



Aas* 
«staltaugr 
Isrch die 
Quarzit- 
roselo. 



sich von Asbach am Fischbach bis Züsch am Künigsbach 30 km 
weit. Zwischen drei Talwasserscheiden, deren höchste der 660 m 
hohe Sattel von Hüttgeswasen ist, wird sie von vier Bächen ent- 
wässert, von denen die beiden äußeren, der Königsbach und 
Fischbach, den vorderen Quarzitrücken umgehen, die beiden 
inneren, Idar- und Traunbach, denselben durchbrechen. 1 ) Die 
Durchbruchstäler sind für den Verkehr sehr wichtig, da sie 
ohne große Steigung — die beiden Straßen werden von der 
benachbarten Kammlinie um 225 m bezw. 150 m überragt — den 
Rücken überwinden. Landschaftlich sind sie von großer Schön- 
heit und bilden vielbesuchte Anziehungspunkte für den Fremden- 
verkehr, besonders der Durchbruch des Idarbaches am Katzen- 
loch. Die Gewässer wurden durch das allmähliche Auftauchen 
der Quarzitrücken aus ihrer Schieferhülle infolge von Erosion 
und Denudation zu einer Laufänderung gezwungen, indem sie 
sich vor dem Rücken sammeln, rechtwinklig umbiegen und ihn 
dann in gemeinsamer Arbeit durchbrechen. Sie alle haben wegen 
des bedeutenden Höhenunterschiedes zwischen dem Gebirgskamm 
und der Nahe starkes Gefäll und wegen der Höhenlage und 
Bewaldung des Gebirges während des größten Teiles des 
Jahres reichliche Wasserführung, eignen sich also sehr zu 
gewerblicher Ausnützung. Diese Eigenschaft hat, wie wir später 
zeigen wollen, der Besiedelung des Landes eigenartige Züge 
verliehen. 

Außer dem fließenden Wasser wirkt bei der Herausraeiße- 
lung der Quarzitrücken noch ein zweiter Faktor mit, der wegen 
seiner Wichtigkeit eine ausführlichere Behandlung verdient, näm- 
lich die Quarzitrosseln. Es sind dies Trümmerhalden an den 
Abhängen der Quarzitrücken , die hier wegen der Härte des 
Gesteins besonders große Ausdehnung gewinnen. Die von den 
steilen Riffen des Quarzits herabkoramenden Trümmerstücke sam- 
meln sich auf den flacheren Hängen der benachbarten milden 
Tonschiefer zu weiten Trümmerhalden an. Die im Durchschnitt 
oft einige Meter großen Blöcke sind infolge ihrer Schwere auf 
einer ständigen Wanderung nach unten begriffen. Auf diesem 
Wege biegen sie die Schichtköpfe der Schiefer um und zertrüm- 
mern dieselben ;*) ; sie leisten also eine bedeutende Abtragungs- 

>) Vgl. Skizze 3. 15. 

*) Lcppla 1. S. XXXVIII f. 



Digitized by Google 



21 - 



Die Quurztt rossein «les Marnaldcs. 

Etitirorf'en nach d. yeol. Spezialkarte 



Blatt Hottenbach 




•x-x-x-x-x« 



Ro«Mln. Uohlfona. Wt-Baerscbeide zw. 

Nahe u. Moael. 



Maßstab 1:100 000. 



Digitized by Google 



arbeit, die sich besonders gut erkennen läßt, wenn einzelne 
größere Blocke weiter auseinander liegen; dort bezeichnet oft 
eine Furche im anstehenden Gestein den Weg, welchen die ein- 
zelnen Blöcke bisher genommen haben. 1 ) Die Schiefer in der 
Nähe der Quarzitrücken unterliegen daher neben der durch die 
zahlreichen Quellen bewirkten Abschwemmung auch der Zer- 
trümmerung durch die Rossein, also einer viel wirksameren 
Abtragung, als benachbarte, welche nur durch das rinnende 
Wasser abgetragen werden und außerdem wegen ihrer Undurch- 
lässigkeit nur wenig Quellen und einen tiefen Grundwasserstand 
haben. Es müßte also um den Rand der in die Schieferfläche 
auslaufenden Quarzitzüge eine Hohlform ausgenagt werden, die 
von den benachbarten Schiefern an Höhe überragt wird. Von 
solchen Erwägungen ausgehend, stellte ich auf meinen Wande- 
rungen in dieser Richtung Beobachtungen an und glaubte auch 
mehrfach Bestätigung der Annahme gefunden zu haben. Beson- 
ders fiel es mir auf, wie am Idarwald die Gewässer nicht in 
südöstlicher beziehungsweise nordwestlicher Richtung den Tiefen- 
linien der Nahe und Mosel zustreben, sondern erst in einer 
flachen Hohlform dem Streichen des Gebirges ziemlich parallel 
* am Rand der Rossein entlang fließen, um erst später der all- 
gemeinen Abdachung zu folgen. So fließen auf der Nordwestseite 
des Idarwaldes die Gewässer nicht der allgemeinen Abdachung 
entsprechend mit nordwestlicher Richtung zur Mosel, sondern der 
Altbach, ein Zufluß des Hahnenbachs, greift um den Idarwald 
herum und führt einen Teil der Niederschläge des Nordwestabhanges 
zur Nahe (vergl. die Karte auf Seite 21. die auch die Ausdehnung der 
Rösseln erkennen läßt), und zwar mit nordöstlichem Lauf. Dem 
Streichen des Idarwaldes ebenfalls parallel fließt der Waldbach zur 
Mosel. Die Wasserscheide verläßt den die Schieferfläche weit 
überragenden Idarwald und folgt dem flachen Rücken der Halster 
Höhe, deren höchster Punkt von der Kammlinie des Idarwaldes 
um 100— 150ra überragt wird; erst nordwestlich dieses flachen 
Rückens entspringen mehrere kleine Gewässer, welche mit Xord- 
westrichtung zur Mosel eilen. Auf der Südostseite des Idar- 
waldes biegt der Rhaunener Bach aus der Südostrichtung seines 
obersten Laufstückes, das sich, wie eine Schotterterrasse nord- 



») Leppla 1, S. XXXVIII f. 



Digitized by Google 



- 2*i - 



westlicli von Hottenbach wahrscheinlich macht, früher nach dem 
oberen Ebbesbach fortsetzte i vergl. BI. Hottenbach d. geol. Spe- 
zialkarte), rechtwinklig: um und Hießt dem Idarwald ziemlich 
parallel nach Nordosten. Auch der Lauf des Ebbesbaches folgt 
der Hohlform, ebenso der des Macher- und Lindenbaches. Ent- 
sprechend der Halster Hübe haben wir südöstlich des Idarwaldes 
den flachen Schieferrucken südöstlich von Hottenbach, von dem die 
Gewässer mit südöstlichem Lauf abströmen.') Jedenfalls tragen 
diese Quarzitrosseln wesentlich dazu bei. die Kücken des (^uarzits 
sehr scharf aus ihrer 1'mgebung herauszuheben. 

Den (^uarzitrücken ist ein schmales Band Hunsrückschiefer Das (Jehl nrs- 
ira Südosten vorgelagert, auf welches die Schichten des Unter- Vorland, 
rotliegenden folgen. Letztere umgeben, wie oben erwähnt, ein 
größeres Verbreitungsgebiet von Melaphyren und Porphyren. 
Bodeuplastisch treten nun diese Eruptivgesteine sehr deutlich 
hervor, während die Schiefer und die Sandsteiue des Unterrot- 
liegenden sehr ähnliche Oberflächenformen und annähernd gleiche 
Höhenlage Fiabeu. Auf Grund dieser Tatsachen wurde im folgen- 
den eine Neueiuteilung bezw. Neubegrenzung versucht, da in 
einer geographischen Untersuchung den Oberflächenformen die 
wichtigere Rolle zufällt. Gewöhnlich wird das Land nördlich 
der Nahe und Prims zu <U-m Hunsrück gerechnet, das Land 
südlich und östlich der beiden Flüsse zu dem pfälzischen Gebirge. 
Doch bilden Nahe und Prims weder bodenplastisch noch geologisch 
eine (Frenze. Bodeuplastisch nicht, weil ihre Täler, besonders im 
Oberlauf, fast völlig im Landschaftsbild wegen ihrer geringen 
Breite verschwinden, geologisch nicht, weil dieselben Ablagerungen 
des Perm sich auf beiden Seiten der F'Iüsse finden. Vielfach, 
und besonders von geologischer Seite, läßt man auch entsprechend 
den Namen rheinisches Devongebirge und Saar-Nahemulde die 
Grenze zusammenfallen mit der Scheidelinie zwischen Devon 
und Perm, welche nach Lagerung und Zusammensetzung der 
Schichten deutlich, im Landschaftsbild jedoch gar nicht hervor- 
tritt. Es wurde daher der im Durchschnitt etwa 5 km breite 
Streifen zwischeu den Höhen des südlichsten (^uarzitrückens 
und der EruptivhochHäehe als das Vorland des Gebirges zu- 

') Diese eingehenderen Ausführungen beabsichtigen lediglich eine dem 
Verfasser auflallende Beobachtung über den Lauf dieser tiewässer und die 
Obertiacbengestalt wiederzugeben und eine Erklärung dafür zu versuchen. 



Digitized by Google 



- 24 - 

sammengefaßt und die Grenze zwischen Hunsrück und pfälzischem 
Gebirge an den Steilrand der Eruptivgesteine gegen den Nord-, 
westflügel des Unterrotliegenden verlegt. 

Durch die von den Höhen des linksrheinischen Taunus der 
Nahe mit annähernd paralleler Laufrichtungzustrebenden Erosions- 
rinnen des Söterbaches, Traunbaches, Idarbaches, Fischbaches 
und Hahnenbaches wird das Land zwischen Gebirge und Nahe 
in eine Anzahl südost-nordwestlich streichender breiter Blicken 
zerlegt, die sich im Melaphyr noch erhalten haben. Im Vorland 
des Gebirges jedoch wurden die Rücken durch sehr zahlreiche 
kleine Gewässer, welche den oben genannten Bächen fiederförmig 
zustreben, wegen der geringeren Widerstandsfähigkeit des Ge- 



Der nordwestliche Steilrand der Melaphyrplatte. 



S.O. 



N.W 




Burbach StapP 




Melaphyr Hua«rückschlefer. UaterrotUegendes. 

Enttc. n. d. gecl. Spesialkarte. Maßstab der Länge : 1 : 50 OOO 

„ „ Höhe: 1:12 500 

Steins abgetragen, und besonders das Unterrotliegende zu einer 
Tiefenlinie ausgearbeitet. Von dieser Tiefenlinie, welche durch 
die Täler des im Streichen der Schichten fließenden Achtels- 
baches, Stillbaches, Elchweilerbaches. Hambaches und Oberbrom- 
bacherbaches bezeichnet wird, steigt das Land allmählich zu 
dem Kamm des Gebirges empor. Das Vorland stellt also eine 
Hohlform *) zwischen dem Steilrand der Eruptivgesteine und den 
Höhen des Taunus dar, die bodenplastisch zweifellos zum Hunsrück 
gehört. An der Nahequelle besteht es aus Rücken des Rot- 
liegenden, deren Höhe zwischen 450 m und 500 m schwankt. 
Weiter nach Nordwesten ist die Abtragung weit fortgeschritten, 
Kleinformen sind vorherrschend, vorwiegend treten flache, kleine 
Hügel auf, die in der SW-NO-Richtung etwas in die Länge 



l ) Vgl. vorstehend abgedrucktes Profil. 



Digitized by Google 



gezogen sind. 1 ) Die Durchgängigkeit des Landes ist infolgedessen 
groß, und es ist bemerkenswert, daß der eine Zweig der Straße 
am Sudrand des Taunus genau der oben besprochenen Furche 
am Rand des Melaphyrs von Idar bis zum Austritt derselben 
bei Eisen und andrerseits bei Selbach folgt. Anthropogeographisch 
bietet es, wie wir später noch näher ausführen werden, die 
günstigsten Bedingungen des oberen Nahegebietes. 

Während das bisher betrachtete Gebiet die charakteristi- 
schen Züge des rheinischen Schiefergebirges aufwies, bestimmt 
südöstlich der vorgenannten Tiefenlinie ein neues Oberflächen- 
element das Landschaftsbild, nämlich das Auftreten der per- 
mischen Eruptivgesteine, welches für die Bodengestalt 
des pfälzischen Gebirges maßgebend ist. Wie in dem geologischen 
Uberblick gesagt wurde, treten die permischen Massengesteine 
in zwei Arten auf, nämlich als Lager und Stöcke im Unterrot- 
liegenden, wie das Porphyrmassiv von Nohfelden, und als Decke, 
wie die Melaphyrplatte der oberen Nahe. Das Porphyrgebiet 
hat annähernd elliptische Gestalt mit einer Ausdehnung von 
etwa 50 km*, das Melaphyrgebiet die eines Trapezes mit einer 
Ausdehnung von 400 -450 km-, von denen etwa 240 km 8 zum 
oberen Nahegebiet gehören. Da beide mit dem Oberrotliegenden 
das Innere der Nahemulde bilden, müßte ihre Höhe von der 
der Muldenflügel überragt werden. Durch Erosion und Denuda- 
tion sind sie jedoch aus den Sandsteinen ausgearbeitet worden, 
sodaß .sie nun umgekehrt die Muldenfliigel an Höhe bedeutend 
übertreffen und gegen dieselben in einem geschlossenen Steilrand 
abschließen. Derselbe zieht sich als eine Art Landstufe von Der stell- 
Gonnesweiler über Meckenbach, Birkenfeld, Niederbrombach. ra »d der 
Oberbrombach, Rotzweiler, Gerach, Bergen bis Kirn in nordöst- Eruptiv- 
licher Richtung. Vom Muldenrand aus erscheint er als ein steiler ^ "" 
Rücken von etwa 70m mittlerer relativer Höhe, während er 
sich nach dem Muideninnern ganz allmählich abdacht.-) Noch 
schärfer tritt der südwestliche Steilrand der Melaphyrplatte 
gegen das Pfeffelbachtal auf. (Vgl. Profil auf S. 26.) 

Die Oberfläche des Porphyrmassivs von Nohfelden wird DasPorphyr- 

gekennzeichnet durcli eine große Anzahl sehr regelmäßiger Kegel massiv von 
Nohfelden. 

x ) Vgl. Orebe u. Leppla, Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, S. 2. 
*) Vgl. Profil zu S. 24. 



Digitized by Google 



— 26 - 



und Kuppen, die sich — scharf von einander geschieden — auf 
einem verhältnismäßig engen Raum zusammendrängen, und alle 
eine sehr gleichmäßige Höhe von etwa 500 m besitzen. Die Steil- 
heit ihrer Gehänge bedingt ihre ausgedehnte Bewaldung und 
läßt sie dadurch nur um so schärfer im Landschaftsbild hervor- 
treten. Die größten von ihnen sind die aus mehreren Kuppen 
sicli zusammensetzenden Drei Herrn-Köpfe und der Buchwald. 
Xriaphyr- Im Gegensatz dazu stellt die Melaphyrplatte eine ziemlich ein- 
plane, förmige, ganz schwach nach Norden und Nordwesten geneigte 
Hochfläche dar. 1 ) Ihre höchsten Erhebungen finden sich also 
im Süden, und zwar wegen ihrer Muldenform an dem etwas 
aufgebogenen Sudrand. Es sind der Trautz- Füssel- und Herz- 
berg mit bezw. 596, 596 und 595 m.-) 



Der südöstliche Steilrand der Sfelapliyrplatte« 




UnterroUiegendes. Melaphyr. 
Maßstab der nähe: 1:12 500: der Lauge: 1:50 000 



Von anderen Höhenpunkten sind noch die höchste Er- 
hebung des ebeufalls etwas aufgebogenen nordwestlichen Steil- 
randes im Krausberg mit 502 m und die flachen Rücken des 
Feldberges und Starwieserkopfes mit 566 und 563 m in der Mitte 
der Melaphyrtiäche zu nennen. 
alMMnii? Bei (ier Ausgestaltung der Oberfläche haben die Eruptiv- 

st Eruptiv- gesteine durch die Talbildung eine reiche Gliederung erfahren, 
yebiet. Das Porphyrmassiv, welches durch die Nahe und ihre ersten 
Zuflüsse in mehrere Einzelgruppen aufgelöst worden ist. hat 
tiefe Täler mit steilen Hängen, aber breiten Talsohlen, welche 
den Verkehr erleichtern. In einer Talenge unterhalb Nohfelden 

l ) Vgl. Profile auf S. 24 u. 26. 

s ) Vgl. Grebe u. Leppla. Erläuterungen zu Blatt Birkenfeld, s. I 



Digitized by Google 



— 27 - 



verläßt die Nahe den Porphyr und hat bei Hoppstädten mit 
ihren dort mündenden Zuflüssen die zwischen Porphyr und Mela- 
phyr eingeschlossenen weichen Sandsteine des Unterrotliegenden 
zu einer Talweitung ausgearbeitet, welche von flachen Hängen 
umgeben wird. Im Melaphyr dagegen weist die Talbildung 
rauhere Formen auf, die durch die Härte des Gesteins und 
seine Neigung zu senkrechter Zerklüftung bedingt sind. Der 
Eintritt der Täler in den Melaphyr wird durcli Aneinander- 
rücken der Seitengehänge und Vergrößerung ihres Böschungs- 
winkels scharf gekennzeichnet. Die Nahe tritt unterhalb Hopp- 
städten in den Melaphyr ein, durch den sie sicli in einem 
25 km langen Laufsttick bis Oberstein hindurchwindet, während 
die Entfernung beider Orte in der Luftlinie nur 12 km beträgt. 
Sie hat sich hier ein 120— 150m tiefes Bett eingenagt, dessen 
Talsohle sehr eng ist, oft nur für den Fluß selbst Raum läßt. 
Das Gefäll ist groß, doch rasch wechselnd, die Gehänge steil, 
und beinahe senkrecht aus dem Fluß aufragende Felswände sind 
nicht selten. Die Uferkonkave wechselt wegen der ständigen 
Richtungsänderung häufig die Ufer. Das Nahetal hat also hier 
alle Merkmale eines Durchbruchstales. Dem Verkehr sind solche 
Täler natürlich sehr ungünstig, und sie werden daher auffällig 
von den Straßen gemieden. Für die Bahnlinie konnte das Nahetal 
hier nur unter Überwindung der größten Schwierigkeiten brauch- 
bar gemacht werden. 1 ) Als Durchbruchstäler müssen auch die 
Täler der linken Zuflüsse der Nahe bezeichnet werden, und es 
ist auffallend, wie sich die Gewässer sammeln, ehe sie in den 
Melaphyr eintreten, eine Erscheinung, die sich bei den Quell- 
rinnen des Schwollenbachs deutlich zeigt. Die Zuflüsse auf der 
linken Naheseite weisen in ihren Talformen große Regelmäßig- 
keit auf; ihr oberstes Talstück hat die Form flacher Mulden, 
und der Böschungswinkel wächst mit der Lauflänge. Durch die ftliedenuig 
linken Zuflüsse ist der Nordwestflügel der Melaphyrplatte in <ler 
eine Reihe südöstlich streichender, breiter Rücken zerlegt worden. Melaphyr- 
die jedoch wegen der geringen Breite der Täler noch überall 
ihren Ursprung erkennen lassen, eine Tatsache, die auch darin 
iluen Ausdruck findet, daß die Höhe der fünf Rücken zwischen 
Fischbach und Steinau nur um 19 m von einander verschieden ist. 2 ) 

Vgl. s. 44. 

»} v. Dechen : Erläuterungen zu Band 1, S. 278. 



Digitized by Google 



28 — 



Verstärkt wird ihr Hochflächencharakter noch dadurch, daß nur 
die Talgehänge wegen ihrer Steilheit bewaldet sind, die freie 
Hochfläche dagegen dem Ackerbau dient. Zahlreiche kleine 
Schluchten, welche den Nebenbächen zufallen, haben den Rand 
dieser Rücken schon ausgefranst und damit die Auflösung der- 
selben in ein reich gegliedertes Gebirgsland um einen Schritt 
weitergeführt. 

Der auf der rechten Naheseite gelegene Südostflügel der 
Melaphyrplatte zeigt eine weniger reiche Gliederung, da hier 
nicht wie bei dem Nordwestflügel die Gewässer eines ihn an 
Höhe überragenden Hinterlandes mit starkem Gefäll an der 
Ausgestaltung teilnehmen. Zwar wird der größere Teil der 
Melapbyrplatte zur Nahe entwässert, doch empfängt dieselbe 
von der rechten Seite nur zwei größere Zuflüsse, nämlich den 
Freisenerbach und den aus Unterbach, Weierbach und Reichen- 
bach sich zusammensetzenden Heimbach. Der Freisenerbach 
entspringt bei Freisen, fließt in engem Durchbruchstal durch 
den Melaphyr bis Asweiler, wo er nach Nordwesten umbiegt 
und dem Fallen der Schichten entsprechend der Nahe zustrebt, 
die er bei Nohfelden erreicht. Sein Lauf ist durch Bruchlinien 
beeinflußt, die hier zahlreich den Melaphyr zerstUckt haben. 1 ) 
In seinem Oberlauf hat er den Kessel von Freisen geschaffen, 
indem er weichere Sandsteine des Unterrotliegenden, welche dem 
Melaphyr eingelagert waren, zu einer beinahe kreisrunden Holil- 
form ausarbeitete. Die auffällig regelmäßige Form dieses 
Kessels veranlaßte Steiniuger. hier eine den Explosionskratern 
der Eifel entsprechende Erscheinung zu vermuten. 1 ) Auffällig 
bleibt immerhin die Tatsache, daß der Bach den Melaphyr 
durchbrochen hat, statt den aus Unterrotliegendem bestehenden 
flachen Rücken zwischen Freisen und Schwarzerden zu einem 
Tale auszuarbeiten: wahrscheinlich spielen auch hierbei Bruch- 
linien eine Rolle. 

Der zweite dieser Zuflüsse ist der bei Bahnhof Heinibach 
in die Nahe mündende Heimbach, dessen Quellbäche am Rand 
der Hochfläche entspringen und radienförmig dem Orte Heim- 
bach zuströmen. Auffällig ist die Richtung des Reichen- 
bachs, der in seinem ganzen Lauf genau der Muldenlinie der 



') Leppla, Erläuterungen zn Blatt Freisen, S. 2. 



Digitized by Google 



— 29 — 



Nahemulde folgt, aber umgekehrte Richtung hat wie der 
Hauptnuß. 

Es scheint so, als habe die tektonische Tiefenlinie die 
Gewässer der Melaphyrplatte an sich gezogen, die sich da ein 
tiefes Durchbruchstal geschaffen haben, wo die Muldeniinic der 
Tiefenlinie der Nahe am nächsten kam. Der östliche Teil der 
Hochfläche besizt eine weniger reiche Gliederung, und es findet 
sich daselbst wenig Wald, der nur die flachen Höhenrücken be- 
kleidet, während im westlichen Teil gerade die höheren Lagen 
dem Ackerbau dienen und nur die steilen Talgehänge bewaldet 
siud. Die Wegsamkeit ist im Osten größer als im W esten, wo 
die tiefen Täler dem Verkehr hinderlich sind, bezw. ihm ganz 
bestimmte Bahnen anweisen. 

Die dem Melaphyr aufgelagerten lockeren Konglomerate 
des Oberrotliegenden sind in der Abtragung am weitesten fort- 
geschritten. Der Eintritt der Nahe in das Oberrotliegende wird 
unterhalb von Oberstein durch eine scharfe Schlinge gekenn- 
zeichnet, welche den „gefallenen Felsen" umschließt. Von da 
an treten die Talgehänge zurück und werden flach, der Fluß 
mäandert in einer Talweitung, die unterhalb Martinweierbach 
durch einen das Tal querenden Melaphyrzug nochmals eingeengt 
wird. Von der rechten Seite empfängt die Nahe zahlreiche Bäche 
paralleler Laufrichtung, die an einigen Stellen schon die ober- 
rotliegenden Schichten völlig abgetragen und den Melaphyr- 
untergrund bloßgelegt haben. Diesen Seitentälern selbst fallen 
wieder eine große Anzahl Schluchten zu, die z. B. dem 12 km 
langen Krebsweilerbach allein von der linken Seite her 12 kleinere 
Gewässer zuleiten. Die Talgehänge sind bewaldet und nur die 
Rücken dienen dem Ackerbau. Die Wegsamkeit ist hier eine 
große. Den Verkehr in der Südwestrichtung hat natürlich das 
breite Nahetal an sich gezogen, während die Seitentäler den 
südost-nordwestlichen mit vier Straßen begünstigen. 

Das Klima. < 

Da es für die klimatischen Beziehungen des Nahegebietes 
und des Hunsrücks noch an einer zusammenfassenden Darstellung 
fehlt, kounte hier nur ganz kurz auf dieselben eingegangen 
werden. Von dem vorhandenen Material wurden nur einige 



Digitized by Google 



- 30 — 

Punkte erwähnt, welche für die Besiedelung wichtig sind; die 
Angaben wurden entnommen dem „Hochwald- und Hunsrück- 
führer* (Kreuznach 1899), und Po h Iis: „Niederschlags Ver- 
hältnisse der mittleren Rheinprovinz und Nachbargebiete u 
(Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Bd. 12). 

Das obere Nahegebiet besitzt eine meteorologische Station 
zweiter Ordnung in Birkenfeld, deren Höhenlage (400 m) hinter 
der mittleren Höhe des ganzen Gebietes zurücksteht. Ihre An- 
gaben entsprechen daher den niedrigeren Lagen des Landes. 
Die mittlere Jahrestemperatur von Birkenfeld beträgt 7,8° C, 
die des Gebirges etwa 5—7° C, im Xahetal selbst liegt das 
Jahresmittel zwischen 8° und 10° C Das Nahegebiet liegt also 
zwischen den Jahresisothermen von 5° und 10° C. 

Genauer erforscht sind die Niederschlagsverhältnisse, die 
in erster Linie durch die Höhenlage des Landes zwischen 200 m 
und 800 m bedingt sind. Das obere Nahegebiet liegt zwischen 
den Isohyeten von 500 mm und 900 mm. Für das ganze Nahe- 
gebiet beträgt die mittlere Niederschlagshöhe 566 mm, für den 
Hunsriu k 720 mm (niedere Lagen 679 mm, Hoch- und Idarwald 
984 mm). Birkeufeld hat eine Niederschlagshöhe von 839 mm. 
Die Verteilung der Niederschläge auf die einzelnen Monate läßt 
folgende Tabelle erkennen: 



l II III IV V VI VII VIII IX X XI XII 



Niederschlagsmenge absolut (in mm): 
82 60 66 46 57 74 78 62 58 84 84 88 

in %: 

9.8 7.1 7,9 5,5 6.8 8,8 9,3 7,4 \ 6.9 10,0 10,0 10.5 

Die niederschlagsärmsten Monate sind also April, Mai und 
September, die reichsten Dezember, Oktober und November. 
Auf die Jahreszeiten verteilen sich die Niederschläge folgender- 
maßen : 



Digitized by Google 



— 31 — 



Winter f 280 inra Frühling ' 169 mm Sommer { 214 mm 
| 27,4 °/o | 20.2 °/o \ 25,5°/« 

Herbst ' 226 inm winter ~ (464 mm Sommer- 1 375 mm 
\ 26,9 °/o halbjahr I 55,3 °/o halbjahr I 44,7% 

Es macht sich also Überwiegen der Niederschlagsmenge 
im Winter bemerkbar, das bedingt ist durch die Lage unseres 
Gebietes an der Luvseite des Gebirges. Da das Nahegebiet und 
der Huusrück im Regenschatten des hohen Venn liegen, ist die 
Zahl der Regentage gering; sie beträgt in Birkenfeld 129. die 
der Schneetage 40. Das Gebirge bewirkt eine Zunahme der 
Niederschlagshöhe, die jedoch 1000 mm nicht Ubersteigt: am 
geringsten ist dieselbe im Nahetal, nordöstlich von Oberstein, 
das noch zu dem niederschlagsarmen Gebiet des Rheingaues 
gehört. Hochwasser, auf deren Bedeutung schon hingewiesen 
wurde und noch hingewiesen werden soll, treten häufiger und 
mit großer Heftigkeit auf. So stieg am 5. August 1875 infolge 
eines auf der Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe nieder- 
gegangenen Wolkenbruchs in Kreuznach der Spiegel der Nahe 
innerhalb weniger Stunden um 314 cm. um einige Tage später 
seinen ursprünglichen Stand wieder zu erreichen. 

II. Siedelungskunde. 

Die Aufgabe des siedelungskundlichen Teiles der Arbeit war 
die Untersuchung der Abhängigkeit der Siedelungen von dem 
Grund und Bodeu, seiner Zusammensetzung, seiner Obertiächen- 
gestalt, seiner Gewässer, der Durchgängigkeit des Landes u.s.w., 
kurz, ihre geographische Bedingtheit nachzuweisen. Da die 
Siedelungen jedoch als Organismen etwas Gewordenes sind, da 
ferner ihre Anlage und Entwicklung nicht allein von geogra- 
phischen, sondern vielfach auch von historisch-ethnographischen 
Faktoren beeinflußt wird, so läßt sich die heutige Verteilung 
der Ortschaften und Wohnplätze, ihre Gestalt und Größe nur 
verstehen, wenn wir ihre Entwicklung kennen. Es muß daher 
der Untersuchung des eigentlichen Problems eine genetische Dar- 
stellung vorhergehen. Der zweite Teil dieser Arbeit gliedert 
sich daher in einen Abschnitt, der den Gang der Besiedelung 
und einen, der die heutigen Wohnplätze behandelt. 



Digitized by Google 



— 32 



Der Gang der Besiedelung. 

Bei dem Versuch, sich den Gang der Besiedelung eines 
Landes vor Augen zu führen, erscheint zunächst seine Geschichte 
als das beste Hilfsmittel. Doch ergibt diese nur die allgemeinen 
Richtlinien und Grenzen, innerhalb deren sich die Untersuchung 
zu bewegen hat, und läßt uns im Stich, sobald wir näher auf 
Besiedelung, insbesondere der kleineren Gebiete eingehen wollen. 
Hier bietet sich nun in den Namen der Wohnplätze und Fluren 
ein Hilfsmittel, das uns über die Zeit der Besiedelung auch der 
kleineren Gebiete wichtige Aufschlüsse zu geben vermag. Dieses 
Forschungsgebiet hat vor allem Arnold in dem oben bezeichneten 
Werke der Wissenschaft nutzbar gemacht. Für die entwicklungs- 
geschichtliche Betrachtung ergibt sich nach dem Gesagten eine 
Zweiteilung. Zunächst wollen wir in großen Zügen die Geschichte 
des Nahetals während der Besiedelung geben, um dann ausführ- 
licher zu untersuchen, welche Schlüsse wir aus den Orts- und 
Flurnamen auf die Zeit der Ortsgründungen und die Stammes- 
angehörigkeit der Gründer ziehen können. Bei diesem geschieht- 
liehen Uberblick schließen wir uns eng an Arnold und Lamprecht 
an und beschränken ihn auf die Zeit vom dritten bis zwölften 
Jahrhundert n. Chr., da nur diese für die Besiedelung in Frage 
kommt. 

Nach Unterwerfung der Kelten durch Cäsar blieb das ganze 
linksrheinische Land unter römischer Herrschaft, bis die Uber 
den Rhein vordringenden Germanen die römische Herrschaft 
schwer erschütterten und endlich den letzten Stützpunkt der- 
selben — Trier — im Jahre 470 dauernd an sich brachten. 
Das Land der oberen Nahe, das abseits der über den Hunsrück 
von Trier nach Mainz führenden Heeresstraße lag, bot als rauhes, 
bewaldetes Bergland wenig Anziehendes für die Römer. Wir 
finden auch keine Spur mehr von römischen Siedelungen, und 
die keltische Bevölkerung mag sich hier ziemlich unvermischt 
keltische erhalten haben. Daß eine keltische Bevölkerung im Nahegebiet 
»iefclung. . sa ß ? beweisen uns die im oberen Naheland und in seiner un- 
mittelbaren Nachbarschaft erhaltenen Ringwälle auf der Wilden- 
burg und der Ring von Otzenhausen, welche beide ziemlich große 
Ausdehnung besitzen. Doch sind sie wegen ihrer Lage im dicht 
bewaldeten, schwer zugänglichen Gebirge nicht als eigentliche 
Wohnplätze zu betrachten ; es sind — ebenso wie die Ringwälle 



Digitized by Google 



— 33 - 



des rechtsrheinischen Taunus — Fliehburgen für Kriegszeiten. 
Sie bestehen aus mehrereu, um den Gipfel von Bergrücken sich 
herumziehenden Steinwällen, die ohne Bindemittel aus einzelnen 
Blöcken aufgehäuft wurden. In diese von den Kelten besiedelten \ 
Länder drangen mit dem dritten Jahrhundert n. Chr. von der rechten 1 
Rheinseite her die Germanen ein, und zwar am Oberrhein die 
Alemannen, am Mittel- und Niederrhein die Franken. Der 
Frankenstamm der Chatten warf mit Erfolg eine verwegene 
Schar nach der anderen in die Täler der Nahe und Mosel 1 ) und 
drang endlich durch die Täler der Lahn und Mosel auf die linke 
Rheinseite vor. Es entstanden Kolonien und schließlich eine 
chattische Bevölkerungsschicht, welche besonders dicht das Nahe- 
tal bis zur Saar bedeckte. 1 ) Gleichzeitig hatten die Alemannen 
den Oberrhein überschritten und machten im Verein mit den 
Franken Eroberungszüge in Lothringen, unterwarfen das Land 
und drangen von dort nach Norden vor. In den Tälern der 
Nahe und Mosel begegneten sie den dort eingedrungenen Ober- 
franken. „Alemannen und Franken waren gute Freunde ge- 
blieben, solange es die gemeinschaftliche Bekämpfung des römi- 
schen Reiches galt." „Eine Zeitlang gingen die Siedelungen 
beider Stämme nebeneinander her."*) „Denn solange sie nicht 
zahlreich genug waren, um sich das Land streitig zu machen, 
war kein Grund zum Konflikt da, und es finden sich Beispiele 
genug, daß in dieser Zeit allgemeiner Verwirrung Schwärme 
verschiedener Herkunft nebeneinander sich niederließen". *) 
Doch bald brach der Kampf aus, und im Jahre 496 wurden 
die Alemannen von den Franken in einer blutigen Schlacht ge- 
schlagen. Von da an herrschte der Einfluß der Franken, soweit 
fränkische Ansiedelungen und Ansprüche reichten. Wir dürfen 
also wohl die Mehrzahl der erst spät angelegten Siedelungen 
des oberen Nahegebietes als fränkische bezeichnen, da durch 
diese Schlacht der weiteren Ausbreitung der Alemannen ein Ziel 
gesetzt war, und ihre kolonisatorische Kraft dadurch gebrochen 
wurde. „Eine eigentliche Unterjochung war natürlich mit der 
fränkischen Herrschaft nicht verbunden. Der Stamm wurde ab- 
hängig und zur Heeresfolge verpflichtet, behielt aber seine eigenen 



») Lamprecht 2, 1, S. 4. 

*; Arnold: Ansiedelungen, S. 161, 162. 



3 



Digitized by Google 



- 34 - 



Herzöge und sein besonderes Recht." l ) Von der genannten 
Schlacht an gehörte das Nahegebiet ständig zum Frankenreiche 
und teilte dessen Geschicke. Mit der glanzvollen Herrschaft 
Karls des Großen begann die innere Kolonisation, die Epoche 
des Ausbaues, die im wesentlichen mit dem zwölften Jahrhundert 
beendet war. 

Wenn wir nun versuchen wollen, nach diesen allgemeineren 
Richtungslinien uns den Gang der Besiedelung zu rekonstruieren, 
so ergeben sich uns zweierlei Fragen, die für die Besiedelung 
von Wichtigkeit sind, nämlich erstens nach der Zeit der Orts- 
gri'mdungen und zweitens nach der Stammesangehörigkeit der 
Gründer und ersten Ansiedler. Von der Untersuchung der 
letzten Frage müssen wir absehen, da die neuere Kritik die 
weitgehenden Schlüsse, welche Arnold aus den Namensformen 
zog, sehr eingeschränkt und in den meisten Fällen ganz in Frage 
gestellt hat. Bei der Untersuchung der Gründungszeit der Siede- 
lungen aus ihren Namensformen müssen wir ebenfalls stets im 
Auge behalten, daß auf diesem Wege gewonnene Schlüsse nur 
ein relatives Alter der Siedelungen beweisen, indem wir 
mit einiger Wahrscheinlichkeit die einen als älter wie andere 
bezeichnen können. Sicheren Grund bekommen wir erst dadurch, 
daß wir das Vorhandensein einer Siedelung urkundlich beglaubigt 
finden. Auf die Methode der Ortsnamenforschung brauchen wir 
hier nicht näher einzugehen, sondern schließen uns bei unseren 
Untersuchungen eng an Lamprecht an, der das benachbarte 
Mosel- und Hunsrückgebiet in erschöpfender Weise in bezug auf 
Besiedelung und erste Kultur behandelt hat. 2 ) Zunächst wollen 
wir auf die Spuren kelto-romanischer Besiedelung kurz hin- 
weisen und dann mit Lamprecht die Zeit der Besiedelung ein- 
teilen in eine Periode der extensiven Kolonisation oder der 
Besitzergreifung des Landes für den Anbau und in eine Pe- 
riode der intensiven Kolonisation oder des inneren Aus- 
baues. Erstere ist zu rechnen bis zum Schluß der Karolinger 
(850 n. Chr.), letztere bis zum Ende der Staufer (etwa 1250 
n. Chr.). 

Die kelto-romanische Siedelungszeit, auf die für das benach- 



') Arnold, S. 163. 
*) Lamprecbt 2. 



Digitized by Google 



— 35 — 

barte Moselgebiet die Mehrzahl der Siedelungen sich zurück- 
führen läßt 1 ), ist für das Land der oberen Nahe von ganz unter- 
geordneter Bedeutung. Daß eine keltische Besiedelung statt- 
gefunden hat, wurde oben erwähnt. Spuren davon haben sich 
in dem Namen Boerfink erhalten, und vielleicht ist auch der 
Name Gerach auf dieselbe zurückzuführen.*) Ob Boerfink schon 
eine keltische Siedelung gewesen ist, erscheint schon aus seiner 
ungünstigen Gebirgslage und dann auch aus seinem Namen, 
der auf Wald hinweist, zweifelhaft. Als einzigen Namen römi- 
scher Herkunft nennt Oramer Freisen, entstanden aus Fraxine- 
tum;') doch ist es noch zweifelhaft, ob es sich hierbei nicht 
um einen ursprünglich deutschen und erst später latinisierten 
Namen handelt. Die überwiegende Mehrzahl der Siedelungen 
ist jedenfalls germanischen Ursprungs. 

Das Gebiet der ältesten germanischen Besiedelung in dieser 
Gegend bezeichnen die Endungen heim und ingen, während 
rath, scheid und hausen erst in der Zeit des 12. und 13. Jahr- 
hunderts häufiger werden, „bach und weiler nehmen eine ver- 
mittelnde Stellung ein mit einer Neigung zur zweiten Gruppe; 
feld endlich bleibt nahezu indifferent." 4 ) Die Endungen heim 
und ingen finden sich in unserem Gebiet nur einmal; sie 
können deshalb zu Schlüssen nicht verwandt werden, während 
sie in Nachbargebieten, heim an der Unternahe und in Rhein- 
hessen, ingen im Saartal, sehr zahlreich auftreten. 

Als ältesten Besied elungskern haben wir also wohl das 
Gebiet der Namensformen auf weiler und bach anzusehen, die 
sich beide sehr zahlreich in unserem Gebiete finden, und zwar 
weiler 32mal (22°/o aller Namensformen), bach 44mal (33°/o). 
Zu den ältesten Siedelungen ist auch das schon im Jahre 622 
n. Chr. erwähnte Idar 6 ) zu rechnen, das damals also schon sicher 
eine gewisse Entwicklungszeit hinter sich hatte ; ferner ist noch 
hierher zu rechnen Birkenfeld, das um das Jahr 814 n. Chr. 
zuerst erwähnt wird. 



') Ademeit : Beiträge zur Siedelungsgeographie, S. 48. 

*) Oramer : Rheinische Ortsnamen, S. 25 u. 52. 

») Ebenda, S. 107. 

*) Lamprecht 1, I, 8. 100. 

*) Österley: Historisch - geographisches Wörterbuch deB deutschen 
Mittelalters. Gotha 1883. 

3* 

Digitized by Google 



— 36 — 



Gehen wir auf die Verteilung dieser ältesten Siedelungen 
etwas näher ein, so Huden wir sie in der Mehrzahl in den am 
leichtesten zugänglichen Teilen des Landes, nämlich auf der 
Eruptivhochfläche der rechten Naheseite, und zwar weüer be- 
sonders dicht im Süden, in der Gegend von Freisen, bach im 
Osten derselben, und zwar besonders dicht im Nahetal unterhalb 
Oberstein und dem benachbarten Gebiet des Oberrotliegenden. 
Ferner treten sie zahlreich auf im Vorland des Gebirges und 
in dem breiten Hochtal südöstlich des Idarwaldes. Sicher 
nachgewiesen sind um das Jahr 1000 n. Chr. folgende Ort- 
schaften: Rhaunen (Huna), Hottenbach (Husonbach), Bergen 
(Beregon), Idar (Hidera), Algenrodt (Haigenesroth), Enzweiler 
(Heneswilari), Ausweiler ( Auseswilari), Reichenbach (Richinbach), 
Wörresbach (Wergesbach) und Birkenfeld (Birkenerefeld). 1 ) Ihre 
Zahl ist also eine sehr geringe, besonders wenn man sie mit 
der Zahl der damals bestehenden Siedelungen in dem benach- 
barten Rheinhessen und dem Moselgebiete vergleicht. Es ist 
wohl als sicher anzunehmen, daß um die angegebene Zeit hier 
sich schon mehr Siedelungen fanden als die oben aufgezählten; 
aber andererseits bestanden auch sicherlich damals noch nicht 
alle Siedelungen, die heute auf weiler und bach endigen, da später 
gegründete Ortschaften einfach nach Analogie schon bestehender 
eine der beiden Namensendungen erhielten. Die Namen auf-weiler 
lassen durch diese Endung erkennen, daß sie vorwiegend aus 
Kleinsiedelungen hervorgegangen sind, da das althochdeutsche wi- 
lari ein Einzelgehöft oder auch die kleinste Art des Dorfes bezeich- 
net. Die meisten Siedelungen dieser Endung haben noch bis heute 
ihren ursprünglichen Charakter der Kleinsiedelung beibehalten. 
Die bisherigen Namensformen gehören einem Zeitabschnitt der Be- 
siedelung an, den wir mit Lamprecht am besten als die Periode 
der extensiven Besiedelung bezeichnen; 2 ) d. h. die nötig werdende 
Neugründung von Ortschaften geschah am Rand des schon in 
Anbau genommenen Landes, vorwiegend natürlich durch Nieder- 
legung des Waldes. Durch die Ungunst des Bodens ergab sich 
jedoch für diese Art der Besiedelung bald eine sehr wirksame 

*) Spruner-Menke: Handatlas für die Geschichte des Mittelalters. 3. Auf- 
lage, Gotha 1880. öaukarten für das Jahr 1000 n. Chr. 
*) Lamprecht 1,1, S. 147. 



Digitized by Google 



- 37 



Grenze, jenseits deren sich Siedelungen nur ausnahmsweise halten 
konnten, in der Mehrzahl jedoch wieder eingingen 1 ). Man sah 
sich also gezwungen . innerhalb des schon in Anspruch .genom- . 
menen Landes durch intensiveren Anbau Raum für Xeugründung 
von Ortschaften zu schaffen. Die Grenze der ersteren Art der 
Besiedelung stellen demnach die auf Niederlegung des Waldes 
hinweisenden Orte auf rodt und hard dar. Innerhalb dieser 
Grenzen mußten die jüngeren Siedelungen mit den höheren, un- 
günstigeren Lagen des Landes vorlieb nehmen, was häutig auch 
schon in der Namensform zum Ausdruck kommt, so in berg, 
das sich 12 mal findet (8°'o der Xamensendungen), und stein 
(6mal = 4°/o). Als die jüngsten Siedelungen sind die auf hausen 
endigenden anzusehen 2 ), die alle in ungünstigen Gebirgslagen 
des Idarwaldes, bei Oberstein und in der Gegend der Nahe- 
quelle liegen. 

Im ganzen haben wir 30 Siedelungen, welche wir mit 
einiger Sicherheit dieser letzten Siedelungszeit zurechnen können, 
d. h. 20°/o aller heutigen Ortschaften. 

Das Gebiet der oberen Nahe wurde also verhältnismäßig 
sehr spät besiedelt und ausgebaut. Während das benachbarte 
Saar- und Moselland und Rheirihessen sich bereits eines regen 
Anbaus und einer dichten Bevölkerung erfreuten, harrte es als 
unwegsames Waldgebirge der Besiedelung durch Kolonisten, denen 
es bereits in jenen Gegenden an Raum zu mangeln begann. 

Indem wir nun zur Untersuchung der heutigen Besiedelung 
übergehen, ordnen wir den Stoff dieses Abschnittes nach ähn- 
lichen Prinzipien, wie sie Schlüter im Vorwort zur Siedelungs- 
kunde von Thüringen angibt, wir schreiten nämlich vom Abstrak- 
teren zum Konkreteren vor. Zunächst wollen wir also auf einige 
Beziehungen zwischen «lern Lande und seinen Bewohnern ein- 
gehen, die sich zahlenmäßig darstellen lassen, nämlich auf 



die Volksdichte. Die Volks- 

dichte. 

Auf die Probleme der Volksdichtedarstellung spezieller Art Methode der 

können wir dabei nicht eingehen, da eine derartige Untersuchung der' Volks- 

dichtezahlen. 

') Lamprecht 1, I. 8. 129, 
*) Lamprecht I. I. S. 160. 



Digitized by Google 



- 33 - 

einer besonderen Bearbeitung hinreichend Stoff liefern würde. 
Zur Ermittelung der Volksdichtezahlen wurden die Ergebnisse 
der Volkszählung des Jahres 1900 den Berechnungen zugrunde 
gelegt, die Angaben über Flächeninhalt dem preußischen Gemeinde- 
lexikon und für das Fürstentum Birkenfeld dem Ortschafts- 
verzeichnis des Großherzogtums Oldenburg entnommen. Für die 
Volksdichtezahlen der einzelnen geologischen Formationen wurde 
die von Dechensche Spezialkarte zur Ausmessung benutzt, da 
eine Karte größeren Maßstabes für das ganze Gebiet noch nicht 
vorhanden Ist. Von der geologischen Spezialkarte (1 : 25000) 
sind nur die den Westen und Nordwesten unseres Gebietes um- 
fassenden Blätter erschienen; sie konnte daher nur zur Aus- 
messung des Taunusquarzits herangezogen werden. Die Mes- 
sungen, welche mit einem der geographischen Lehrmittelsamm- 
lung zu Marburg angehörenden Polarplanimeter ausgeführt 
wurden, geschahen nach folgender Methode. Zunächst wurde 
für den Maßstab der von Dechenschen Karte durch 20 Aus- 
messungen teils regelmäßiger Figuren (Kreise, Quadrate, Recht- 
ecke), teils unregelmäßiger mit bekanntem Flächeninhalt (Fürsten- 
tum Birkenfeld) ein Reduktionsfaktor bestimmt. Dann wurde 
zur Prüfung der Genauigkeit der Messungen der Flächeninhalt 
des Fürstentums Birkenfeld nochmals ausgemessen und dabei 
als zulässige Differenz 15 Skalenteile angenommen. Innerhalb 
dieser Fehlergrenze wurde bei allen Messungen je viermal die 
Grundstellung des Planimeters geändert und als Resultat das 
arithmetische Mittel aus den vier Werten genommen. Auf 
diese Weise wurde der Wert für den Flächeninhalt des Fürsten- 
tums Birkenfeld mit 499 km* ermittelt. Da derselbe in Wirklich- 
keit 503 km 2 beträgt, verhält sich der Fehler auf der negativen 
Seite zum Flächeninhalt wie 1 : 126. Innerhalb dieser Fehler- 
grenze werden sich also die gewonnenen Resultate bewegen. 
Als Summe des Flächeninhalts der einzelnen Formationen ergab 
sielt auf diese Weise 861,04 km*, in Wirklichkeit beträgt sie 
jedoch 879,37 km*. Die einzelnen Werte mußten also noch mit 
dem Faktor 1,021 multipliziert werden. Da, wie oben gesagt, 
der Flächeninhalt des Taunusquarzits aus der Spezialkarte erhalten 
werden konnte, wurde der Wert für die Phyllite und Hunsrück- 
schiefer durch Subtraktion des Taunusquarzits von dem auf 
der von Dechenschen Karte allein angegebenen Devon erhalten. 

Digitized by Google 



— 89 - 



Die schmalen, bandartigen Vorkommnisse des Melaphyr innerhalb 
des Rotliegenden zwischen Oberstein und Kirn, die wegen ihrer 
geringen Breite bei großer Länge, planimetrisch gemessen, nur 
ungenaue Werte ergeben hätten, wurden schätzungsweise mit 
gleichgroßen Stücken des Kotliegenden ausgetauscht, so daß 
sich einfachere und deshalb sicherere Messungen ermöglichten. 
Flußalluvionen. welche in nur geringer Ausdehnung sich finden, 
und Diluvialablagerungen wurden den Formationen zugerechnet, 
welche sie bedecken. Die zur Volksdichte der geologischen 
Formationen gefundenen Resultate beanspruchen also nur die 
Gültigkeit von Mittelwerten, die jedoch für unsere Zwecke als 
ausreichend angesehen wurde. 

Das Gebiet der oberen Nahe umfaßt 879,37 km ä 
mit 66425 Eiuwohnern, besitzt also eine mittlere 
Volksdichte von 75,51 Kinwohnern auf 1 km 2 . Seine 
Volksdichte ist also beträchtlich geringer als die mittlere Volks- 
dichte des Deutschen Reiches. Die Volksdichte der einzelnen 
geologischen Formationen geht aus folgender Tabelle hervor: 



Di« Volks- 
dichtezahl 
für das 

obere Nahe« 
gebiet ist 

eiiicgeriuge. 



Name 


Flüche 
in km" 


1 Bevölkerung i 

1 1 


auf 1 km" 


Devon 


323,742 


14,279 


44,11 


Uuterrotliegeude» . . 


96 582 


12.731 


132,02 


Porphyr 


."»3.1» 11 


2,165 


40.16 


Melaphyr 


249.506 


28.438 


113.98 


Oberrotliegendes . . . 

i 


15H.K27 


8.792 


56,13 


n Devon hat 








Tauunsquarzit . . . . j 


756 


287 


3.79 


Schiefer 


248,142 


13.992 


56,39 



Die ßcwohnerzahl auf 1 km- schwankt also zwischen 4 auf 
dem Taunusquarzit und 132 auf dem Unterrotliegenden, eine 
Dichtedifferenz, die dadurch noch um so auffälliger hervortritt, 
daß beide Formationen in geringer Entfernung einander parallel 
streichen. Unterrotliegendes und Melaphyr übertreffen mit ihrer 
Volksdichte die mittlere Volksdichte unseres Gebietes, während 
die anderen Formationen beträchtlich dahinter zurückbleiben, 
was folgende Zusammenstellung noch deutlicher hervortreten läßt: 



Digitized by Google 



- 40 



Formation 




Taunasquarzit 
Schiefer . . . . 
Unterrotlieffendes 



8,G 
28,2 
11,08 

M 
29,5 
17.6 



0,43 
21,1 
19,28 

3,3 
42,8 
13,23 



Porphyr 
Melaphyr 



Während im übrigen durch die beiden Tabellen die Be- 
ziehungen der Zusammensetzung des Bodens zu seiner Ein- 
wohnerzahl richtig dargestellt werden, müssen die Zahlen bei 
dem Devon, beziehungsweise den Schiefern, und bei dem Mela- 
phyr zu groß sein, da in beiden Verdichtung der Bevölkerung 
durch die Idar-Obersteiner Industrie stattgefunden hat und diese 
nicht mehr unmittelbar vom Grund und Boden abhängig ist. 
Die Volksdichtezahlen für die einzelnen Gemarkungen gibt 
Tabelle „Hauptwohnplätze". Diese spiegeln die Beziehungen des 
Bodens zu seinen Bewohnern im einzelnen und deshalb auch 
deutlicher wieder, doch wird darauf erst später näher einzu- 
gehen sein. 

Lage, Gestalt und Größe der Siedelungen. 

Für die Lage und Größe der Siedelungen kommen im 
wesentlichen drei Faktoren in Betracht, nämlich der historisch- 
ethnographische, der topographische und der geographische. Der 
erstere entscheidet *lach der Stammesangehörigkeit der Siedler 
darüber, ob geschlossene Ortschaften, oder Einzelsiedelungen. 
die über das Land verbreitet sind, vorherrschen. Die Begriffe 
des 'topographischen und geographischen Faktors, welche von 
Hettuer in die Wissenschaft eingeführt sind, bezeichnen Be- 
ziehungen, welche für die Entwicklung der Siedelungen wichtig 
sind, und zwar der topographische Faktor für Dörfer und Land- 
städte, der geographische für größere Städte und Industrie- 
bezirke. Unter dem topographischen Faktor verstehen wir näm- 
lich die Beziehungen eines kleinen enger begrenzten Stück 
Landes, etwa der Gemarkung, zu der darauf angelegten Siede- 
lung; denn die auf landwirtschaftliche Betätigung angewiesene 



Digitized by Google 



- 41 - 



Dorfsiedelung hängt in ihrer Entwicklung vor allem von der 
Ertragsfähigkeit des ihr zugehörenden Stück Landes, ihrer Ge- 
markung, ab. Verkehr unterhält sie nur mit ihrer näheren 
Umgebung, und die Verkehrsmöglichkeit auf weitere Entfer- 
nungen hat für das Dorf so gut wie keine Bedeutung. Anders 
verhält es sich bei der auf Industrie und Handel begründeten 
Entwicklung der Stadtsiedelung. Bei ihr treten die Beziehungen 
zu ihrer Gemarkung in ihrer Bedeutung zurück gegen diejenigen 
zu einer weiteren Umgebung. Sie verdankt ihren Aufschwung 
in erster Linie ihrer Verkehrslage. Diese größere oder geringere 
Verkehrsmöglichkeit bezeichnet der Begriff des geographischen 
Faktors. 

Der historisch-ethnographische Faktor in seiner Bedeutung 
für Lage und Größe der Siedelungen ist in dem Abschnitt über 
den Gang der Besiedelung schon vielfach behandelt worden, 
so daß wir hier nur noch mit wenigen Worten auf ihn einzu- 
gehen brauchen. Wie wir sahen, ist unser Gebiet beinahe aus- 
schließlich von Germanen besiedelt worden, und zwar haupt- 
sächlich durch die Franken. Diese neigen zur Anlage geschlos- 
sener Dorfsiedelungen. „Das Dorf ist nach ihnen der eigent- 
liche Standort, der klassische Schauplatz der wirtschaftlichen 
Betätigungen, an seine Einrichtungen und die Organisation des 
Landbaues knüpft sich die gesamte Entwicklung der realen 
Kultur." l ) Danach können wir eine vorwiegend geschlossene 
Wohnweise im oberen Nahegebiet voraussetzen, eine Annahme, 
die im wesentlichen bestätigt werden wird. Daß sie nicht mehr 
völlig zutreffend ist, wird von den beiden anderen Faktoren 
bewirkt, vor allem durch den topographischen Faktor: denn 
der geographische Faktor kommt nach dem oben Gesagten nur 
für den Oberstein -Idarer Iudustriebezirk in Betracht, speziell' 
für die Städte Oberstein und Idar. Im folgenden wollen wir 
daher zunächst die Bedingungen untersuchen, welche für Siede- 
lungen auf landwirtschaftlicher Basis vorhanden sind, und dann 
den Industriebezirk besonders behandeln. 

Im Gebiet der oberen Nahe ist für die Besiedelung eine 
obere Grenze scharf gegeben, und zwar in dem Hervortreten 
der Kammrücken des Taunusquarzits. Eine untere Grenze bilden 



Der 
historisch- 

ethno- 
graphische 

Faktor. 



Der topo- 
graphische 
Faktor der 
Be»ieö>luuir. 



•) Lamprecbt 2, I, 1, R 7. 



Digitized by Google 



I 



Landes. 



- 42 - 

Alluvionen der Flüsse und Bäche, soweit sie vom Hoch- 
wasser regelmäßig überschwemmt werden. Es sind dies, wie 
oben gezeigt, die Talweitungen von Hoppstädten und zwischen 
Oberstein und Kirn. Zwischen diesen Grenzen liegen die Wohn- 
Boden- plätze. Die Gesteine des Landes sind arm an Mineralien, welche 
lehätzc de>» e j nen Abbau lohnend erscheinen ließen. Das Devon enthält 
zwar nicht selten Erze und Bleiglanz, doch nicht in so großer 
Menge und von einer Güte, daß sie der Konkurrenz standhalten 
konnten; zahlreiche alte Bergwerke sind daher eingegangen. 
Ebenso verhält es sich mit den Eisenerzgruben des Rotliegenden 
bei Eisen, Buhlenberg und Ellen berg, welche die „Lebacher 
Erze" lieferten, und den Kupferbergwerken von Sonnenberg 
und Idar. Nutzsteine sind zahlreich vorhanden. Der Taunus- 
quarzit liefert wegen seiner Härte ein unübertroffenes Schotter- 
material für Straßenbauten, das in zahlreichen Brüchen ge- 
wonnen wird: zu Bau- und Pflastersteinen ist er nicht zu ver- 
arbeiten. Die Hunsrückschiefer weisen häutig eine so feine 
Schieferung auf, daß sie sich zu Dachschiefern eignen. Sie 
werden an sehr vielen Orten in zum Teil sehr ausgedehntem 
Tagebau gebrochen, so bei Weiden, Buudenbach, Wickenrodt, 
Sonnschied u. s. w. Die im oberen Nahegebiet vorkommenden 
Sandsteine des Unterrotliegenden sind nicht wetterbeständig 
genug, um in ausgedehntem Maße zu Bauzwecken verwandt zu 
werden. Auch zu Schleifsteinen werden sie ihrer geringen Härte 
wegen nicht mehr verarbeitet. Die Gruben liegen daher meist 
wieder still. Dagegen findet noch heute der Porphyr Verwendung 
als Pflasterstein, desgleichen der Diorit von Kronweiler, der in 
großem Tagebau ausgebeutet und weithin versandt wird. Der 
Bergbau auf Achat soll später besprochen werden. Endlich 
treffen wir vielfach Tongruben und Ziegeleien, so bei Birken- 
feld, Veitsrodt, Oberstein und andere mehr. Mineralquellen, 
die früher großen Ruf genossen und eine große Steigerung in der 
Ertragsfähigkeit ermöglichten, finden sich bei Hambach und 
Schwollen. An Bodenschätzen ist also unser Arbeitsgebiet nicht 
reich; die Hauptbetätigung der Bewohner bildet der Ackerbau. 
Die beste Ackerkrume liefern die Schichten des Unterrotliegenden. 
Die Schiefer haben, wie oben erwähnt , eine wenig tiefgründige 
und tonreiche Verwitterungsschicht, die schweren Boden liefert. 
Nasse Jahre sind daher für den Ertrag gefährlich. Umgekehrt 

Digitized by Google 



— 43 - 



ist es bei dem Melaphyrboden, der zwar eine fruchtbare, aber 
auch wenig tiefe Verwitterungsschicht besitzt, die in regen- 
armen Jahren die Ernte verdorren läßt. Also auch in dieser 
Beziehung ist das obere Nahegebiet nicht sehr günstig gestellt. 
Die wichtigste Bedingung für Siedelungen ist ihre Lage an oder 
in der Nähe des rinnenden Wassers, also ihre Lage in Tälern. 
Wie uns die Betrachtung des Klimas und der Oberfläche zeigte, 
sind im ganzen Gebiet reichliche Niederschläge und rinnendes 
Wasser vorhanden, und die Zertalung des Landes ist groß. 
Der Talboden ist bei den meisten Gewässern schmal und daher 
nur ausnahmsweise zur Aufnahme von Siedelungen geeignet. 
Sehr günstige Bedingungen dagegen bieten die Diluvialterrassen 
der Gewässer, da sie, meist unmittelbar am Fluß- oder Bach- 
bett gelegen, Schutz gegen die Hochwasser gewähren. Außer- 
dem gewährt ihre geringe Neigung leicht zu bebauenden Boden, 
und die meisten sind auch ausgedehnt genug, eine Siedelung 
aufzunehmen. Es ist auffällig, wie viele Wohnplätze, besonders 
auf der linken Naheseite, auf Diluvialterrassen stehen. Man 
könnte sie beinahe als den geometrischen Ort für die genannten 
Siedelungen bezeichnen. Das Nahetal selbst spielt in siedelungs- 
geographischer Hinsicht nicht die Rolle, die man von der Haupt- 
tiefenlinie des ganzen Systems erwarten dürfte. Infolge der 
ungünstigen Beschaffenheit eines großen Teiles der Talstrecke *) 
bietet es nur an verhältnismäßig wenig Stellen günstige Be- 
dingungen zur Entwicklung von Siedelungen. Die oben durch- 
geführte Dreiteilung des Oberlaufs der Nahe in die Laufstücke 
bis zum Rand der Melaphyrdecke, im Melaphyr und im Ober- 
rotliegenden zwischen Oberstein und Kirn tritt auch in dieser 
Beziehung scharf hervor. Im obersten Laufstück ist das tief 
eingeschnittene Flußtal zur Aufnahme von Siedelungen nur da 
geeignet, wo Zuflüsse einmünden. So finden wir denn auch die 
Dorfsiedelungen an dieser Stelle; abgesehen von dem an der 
Nahequelle gelegenen Selbach, sind es Gonnesweiler an der 
Mündung des Boosbaches und Nohfelden an der Mündung des 
Freisbaches. Zu erwähnen ist noch die an der Mündung des 
Söterbaches gelegene Kolonie Türkismühle. Da hier die Bahn- 
linie Bingerbrück -Saarbrücken das Nahetal verläßt, und die 



Die Lage der 
Siedeluugeii 
ani 
Hauenden 
Waaser. 



Bedeutung 
der Tal- 
terrasseu. 



Unguust de» 
Xalietale*. 

a) Für Be- 
siedelung. 



') Vgl. S. 27. 



Digitized by Google 



- 44 



Linie Trier-Hermeskeil in die Nahebahn einmündet, gewinnt die 
Stelle besonders seit der Eröffnung der letzteren Linie rasch 
an Bedeutung. Unterhalb Nohfelden tritt die Nahe in einer Tal- 
enge aus dem Melaphyr heraus und bildet im Unterrotliegenden 
die Talweitung von Hoppstädten, in welche von der linken Seite 
drei Zuflüsse einmünden. Die Talgehänge sind flach, treten zu- 
rück und werden von einer Lehmdecke überlagert. Diese gün- 
stigen Bedingungen haben drei nahe bei einander gelegene Dorf- 
siedelungen hervorgebracht: Hoppstädten, Bleiderdingen und 
Weiersbach. Das unterhalb von Hoppstädten gelegene Lauf- 
stück der Nahe bietet der Besiedelung die ungünstigsten Ver- 
hältnisse. Die geringe Breite des Talbodens und die Steilheit 
der Talgehänge lassen an nur wenig Stellen Raum für Dörfer, 
ja selbst für Einzelsiedelungen. Die Wohnplätze müssen ziem- 
lich hoch über dem Nahespiegel gelegen sein wegen der Hoch- 
wassergefahr, deren Bedeutung vielleicht am besten aus der 
Vernichtung des Dorfes Frauenberg innerhalb weniger Stunden 
des 27. Juni 1701 erkannt werden kann. Das Tal wird nicht 
von einer Straße benutzt, hat an vielen Stellen nicht einmal 
Raum für einen Pfad. Für den Bahn verkehr hat es nur unter 
großen Kosten wegbar gemacht werden können. Auf der 16km 
langen Bahnstrecke zwischen Oberstein und Hoppstädten finden 
sich neun Tunnels, und siebzehnmal mußte die Nahe überbrückt 
ngnnst den werden. Die Verkehrsmöglichkeit im Nahetal ist eine sehr 
geringe, und die an der Nahe gelegenen Orte sind auf den Ver- 
kehr mit den auf der Melaphyrhoch fläche gelegenen Orten von 
außen her angewiesen. Erleichtert wird derselbe durch ein- 
mündende Seitentäler und an solchen Talenden, die von (Quer- 
straßen benutzt werden, liegen auch zwei Ortschaften: Nohen 
und Kronweiler. Außer ihnen finden sich an dem 25 km langen 
Laufstück nur noch zwei Orte, nämlich Frauenberg und Enz- 
weiler: denn die nur wenig von der Nahe entfernt gelegenen 
Orte Sonnenberg und Hammerstein liegen bereits auf der Hoch- 
fläche und können wegen der Steilheit der Talgehänge keine 
nennenswerten Beziehungen zum Nahetal unterhalten. Wegen 
der Hochwassergefahr finden sich auch nur acht Mühlen und 
Schleifen an diesem Teil der Nahe, die sich ausschließlich auf 
den Uferkonvexen halten. Bedeutend günstiger liegen die Siede- 
lungsbediugungen an dem Laufstück zwischen Oberstein und 

Digitized by Google 



Nalietales. 

b) Für Ver- 
kehr. 



- 45 - 



Kirn. Der Talbodeii wird breit, und die Gehänge im Ober- 
rotliegendeu nach ; der Verkehr ist leicht. An dem 15 km langen 
Laufstück finden wir also fünf Siedelungen, die zum Teil große 
Bewohnerzahlen l ) und beinahe alle eine hohe Ziffer der mitt- 
leren Volksdichte aufweisen. Doch vermögen sie nicht, die un- 
günstige Stellung des Tales, was- die Siedelungen betrifft, wesent- 
lich zu verschieben. Obwohl also das Nahetal hydrographisch 
die Sammellinie des ganzen Gebietes ist, konnte es infolge 
seiner ungünstigen Beschaffenheit nicht der Schwerpunkt des- 
selben werden. Welche Siedelungsbedingungen gewähren nun 
die Nebenflüsse der Nahe und ihr Gebiet? Wie wir in dem Ab- 
schnitt über die Morphographie sahen, haben die drei von uns 
unterschiedenen Obernachenelemente des Landes so verschiedene 
Obertiachenformen, daß dieselben auch in der Art der Siede- 
lungen sich äußern müssen. Es erscheint daher notwendig, auch 
in diesem Abschnitt die drei Landstufen getrennt zu behandeln. 

Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, daß das Gebirge Kc»lodeiiiutjr 
authropogeographisch die ungünstigsten Bedingungen aufweist. üc»(icbirge». 
In den früheren Abschnitten wurde schon vielfach auf die Tn- 
gunst der Verhältnisse in diesem Teile des Landes hingewiesen, 
die durch Oberflächengestalt und damit verbunden durch Ver- 
kehrsschwierigkeit, durch Bodenbeschaffenheit und Klima — die 
Schneeschmelze tritt liier 14 — 20 Tage später ein als in den 
tieferen Lagen unseres Gebietes — geschaffen ist. Wie wir 
sahen, eignen sich die Kammrücken des Taunus nur zur Wald- 
kultur und werden daher nur von den mit der Pflege und Aus- 
nutzung der weit ausgedehnten Waldungen beschäftigten Per- 
sonen dauernd bewohnt. Die Volksdichte des Taunusquarzits 
ist daher eine sehr geringe. Die geschlossenen Dorfsiedelungen 
liegen dagegen auf den Hunsrückschieferu, also in den Längs- 
tälern, oder folgen dem Rand der Kammrücken, deren Verlauf 
und Ausdehnung man daher schon aus der Wohnplatzkarte er- 
sehen kann. Die Einwohnerzahl der Siedelungen bleibt meist 
hinter dem Mittel 2 ) zurück. Die Gemarkungen sind groß, die 

l ) Vgl. Wohnplatzkarte, Hauptwobnplätze. 

*) Um einen Maßstab zum Vergleich der Einwohnerzahlen und der 
Gemarkungsgröße der Siedelungen zu bekommen, wurden als Mittelwerte die 
Quotienten aus der Größe und Einwohnerzahl unseres Gebietes durch die An- 
zahl der Gemeinden (142) mit 61'J ha und 468 E. gewählt. 

Digitized by Google 



— 46 - 

Volksdichte vorwiegend sehr gering. Im Gebirge finden sich 
die niedrigsten Dichtezahlen für die Einzelgemeinden. Der 
Prozentsatz der landwirtschaftlich benutzten Flächen an der 
Gemeindeflur ist klein, der Forsten sehr groß. Südwestlich des 
Fischbachs hat keine Siedelung des Gebirges eine Einwohnerzahl, 
die 500 erreichte ; nordöstlich desselben haben wir einige größere 
Dörfer und den am Weitersbach gelegenen Flecken Rhaunen. Hier 
finden sich auch drei Gemeinden, deren Dichtezahl infolge von 
einiger Gewerbtätigkeit die mittlere Volksdichte übersteigt, näm- 
lich Asbach, Rhaunen und Bundenbach: doch ist die Gewerb- 
tätigkeit mit Einzelsiedelungen verknüpft und soll mit ihnen im 
Zusammenhang besprochen werden. Hofsiedelungen finden sich 
im Gebirge sehr selten; hier sind nur der Einschiederhof bei 
Boerfink und die Hochwalderhöfe bei Rhaunen zu nennen. Die 
Lage der Siedelungen an den Gewässern verbietet die Ungunst 
der Talgehänge : f ) sie liegen daher meist auf freier Hochfläche 
oder in der flachen Mulde eines Talanfangs. 
Besiedelt^ Wesentlich besser stellen sich die Siedelungsverhältnisse 

Im Gebir&s- des Vorlandes, das sich für den Ackerbau am meisten eignet, dar. 
rorlftnde». ^yj e w j r f r fl ner san en, herrschen hier flachere Oberflächenformen 
vor, die Täler haben breite Talsohlen und flache Hänge, welche 
nur im Schiefer etwas steiler sind und dort denn auch Wald 
tragen ; die Durchgängigkeit und damit die Verkehrsmöglichkeit 
ist groß. Die Verwitterungsschicht der Schiefer ist oben be- 
sprochen ; die des Unterrotliegenden ist im Gegensatz dazu tief- 
gründig 31 ) und liefert bei Zuführung von Kalk reiche Erträge. 
Die Bewässerung ist reichlich und die Zertalung weit vor- 
geschritten; die Bedingungen zur Gründung von Ansiedelungen 
waren also hier an vielen Stellen gegeben. Es reiht sich da- 
her hier Siedelung an Siedelung, Flur an Flur. Doch sind die 
Ortschaften meist recht klein, sowohl was die Gemarkung als 
auch was die Einwohnerzahl angeht. Von den 44 Gemeinden des 
Vorlandes haben 29 weniger als 400 Einwohner. Im Gegensatz 
zum Gebirge dient hier der bei weitem größte Teil der Flui- 
der Landwirtschaft; und der Prozentsatz des Waldes an der 
Gemarkung ist gering. Größere Ortschaften finden wir im Süd- 
westen, am Söterbach Sötern und nahe dabei Bosen, während 

l ~)~VgT s. 19. 

*) Vgl. Neumann : Der Rhcinstrom, 8. 198. 

Digitized by Google 



- 47 - 



zwischen Traunhach und Idarbacli die Kleinsiedelungen vor- 
herrschen. In dem breiten oberen Tal der Steinau liegt Birken- 
feld, die Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums, ein Land- 
städtchen von 2230 Einwohnern. Industrie besitzt es fast keine, 
seine Bewohner leben noch heute vorzugsweise vom Landbau, 
was sich auch durch die Tatsache dokumentiert, daß seine 
Bewohnerzahl in den letzten sechzig Jahren — wenn auch nur 
geringfügig — abgenommen hat. Verkehr hat es daher nur 
wenig, und es liegt auch abseits der Verkehrslinie, mit der es 
durch eine Zweigbahn die Verbindung aufrecht erhält. 

Ehe wir nun in die anthropogeographische Betrachtung 
der Melaphyrhochfläche eintreten, wollen wir kurz eingehen auf 
die gewerblichen Anlagen in den linken Seitentälern der oberen 
Nahe und vor allem auf 

die Obersteiii- Idarer Achatindustrie. 

Wie oben gesagt wurde, suchen die linken Zuflösse der 
oberen Nahe als reine Erosionsrinnen die Tiefenlinie der Nahe 
auf dem kürzesten Wege zu erreichen. Sie besitzen wegen des 
bedeutenden Höhenunterschiedes als Gebirgsbäche großes Gefäll, 
das in folgender Tabelle 1 ) zusammengestellt ist: 



Name des Baches 


Laufliinge 
in km 


Gefäll 
in m 


Gefäll auf 
1 km 


Zahl der 
Re- 
8chlosBenen 

Siedel- 
ungen 


Zahl der 
(gewerb- 
lichen 
Anlagen 




10,3 


263 


25 




2 


Trimbach . 18 


303 


17 




14 


Steinau . . 1 


8 


135 


17 


5 1 


4 


Hambach 


; « 


282 


20 


11 


25 


Siesbach . . 


1 8 


319 


40 


3 


5 


Idarbach 


1 19 


400 


21 


7 


55 


Fischbach 


■ 


462 


22 


5 

1 


56 



Außerdem haben sie während des größten Teiles des Jahres 
reichliche Wasserführung, da das Gebirge größere Niederschlags- 
mengen bedingt und dieselben wegen seiner reichen Bewaldung 



*) In der Tabelle sind bei der Anzahl der geschlossenen Siedelungen 
nnd gewerblichen Anlagen auch die an den Seitenbäcben gelegenen ein- 
begriffen. 



Kesiedelnng 

der 
Melaplijr- 
liochnache. 



Digitized by Google 



48 - 



nur langsam abfließen läßt. So treibt z. B. der Fischbach schon 
in den ersten 2 km seines Laufes fünf Mühlen. Die Grund- 
bedingungen für gewerbliche Tätigkeit, welche auf der lebendigen 
Kraft des fließenden Wassers beruht, waren also gegeben, 
und eine solche ist denn auch heute in reichlichem Maße vor- 
handen, die in ihrer Eigenart kein Gegenstück auf der Erde hat. 1 ) 
Ihre Entwicklung und heutige Ausdehnung wollen wir unter- 
suchen. Als zweiter Faktor kam zu der billigen Arbeits- 
kraft der Reichtum des Melaphyrs an Achatmandeln hinzu. Wie 
wir oben sahen, neigt der Melaphyr zur Mandelsteinbildung, d. h. 
in dem noch zähflüssigen Gestein hinterließen die entweichenden 
Gase und Dämpfe zahlreiche Hohlräume, welche allmählich durch 
andere ursprünglich im Sickerwasser aufgelöste Gesteine ausge- 
füllt wurden. Diese Ausfüllung fand hier durch ein Gemenge quar- 
ziger Mineralien statt, deren Hauptbestandteil Calcedon bildet, 
und die als Achat bezeichnet werden. Diese Achatmandelu 
wurden bergmännisch gewonnen in dem Melaphyr von Ober- 
kirchen und Freisen, am Galgenberg bei Idar, bei Algenrodt, 
Oberstein, Regulshausen, Niederwörresbach, Rimsberg, Nohen, 
Hoppstädten und im Eborn zwischen Hoppstädten und Dienst- 
weiler. Schon frühzeitig wurden die Achate verarbeitet; jeden- 
falls bestanden schon ums Jahr 1450 Achatschleifen in den 
Seitentälern der Nahe, da um diese Zeit Einnahmen aus der 
Steingräberei registriert wurden , die Sclüeif mühlen zur Voraus- 
setzung machen. Die Achatindustrie ist also eine sehr alte 
bodenständige Gewerbtätigkeit, die in den Seitentälern der Nahe 
heimisch war ; denn die nur hier vorkommende Art der Bearbei- 
tung durch große vom Wasser getriebene Schleifsteine wurde 
von den Schleifern streng geheim gehalten, so daß nur Meister- 
söhne das Geschäft erlernen durften. Die Einrichtung der 
Schleifen ist z. T. noch heute eine einfache. In einem Häuschen, 
dessen Seitenwände großenteils von zahlreichen Fenstern ein- 
genommen werden, um die zur Bearbeitung ausreichende Be- 
leuchtung zu gewähren, werden durch meist unterschlägige 
Wasserräder 4 bis f> an einer Welle befestigte Schleifsteine ge- 
trieben, mit denen eine Poliermaschine in Verbindung steht. 
Außerdem findet sich noch eine ebenfalls vom Wasser getriebene 



«) Penck : Das Deutsche Reich, S, 249. 



Digitized by Google 



zahnlose Säge aus Eisenblech, welche mit Hilfe von Schmirgel 
die Achate zerschneidet, und endlich ein Achatbohrer aus Stahl. 
Zum Schleifen wird der Stein an den Schleifstein angedrückt, 
wobei der Schleifer sich in liegender Stellung befindet. Das 
Gefäll für die einzelne Schleife schwankt zwischen 2 und 4 m, 
sodaß also die Anlage von Schleifen an einem Gewässer nach 
dem Gefäll desselben eine begrenzte ist. Die Industrie be- Die 
schränkte sich ursprünglich auf eine ziemlich kunstlose Bearbei- Entwicklung 
tung des Achates zu Dosenplatten, Ziersteinen für den Degen- der 
knauf, Kruzifixen etc., nahm jedoch einen langsamen Aufschwung, 1 dö ' 5 
der bald durch Verbesserungen in der Bearbeitung (Färben, 
Brennen und Schneiden des Achats) beschleunigt, bald durch 
unglückliche Zufälle gehemmt wurde. Da drohte um das Jahr 
1830 der ganzen Industrie eine Krisis, weil die alten Achat- 
bergwerke erschöpft waren und neue sich nicht fanden. Doch 
entdeckten Auswanderer aus Idar im südlichen Brasilien im 
Jahre 1830 im Geröll des Taquarie und Rio Pedro, welche zu 
dem Haffgebiet von Porto Alegre gehören, Achatmandeln von 
ungewöhnlicher Größe und Schönheit der Farbe, die sie in die 
Heimat sandten. Von diesem Jahre an nahm die Industrie 
einen dauernden Aufschwung, und die Fabrik, wie die Achat- 
industrie bezeichnet wird, dehnte sich auch auf die benachbarten 
Bäche aus. Gleichzeitig damit blühte die schon bestehende 
Tombakverarbeitung und das Goldschmiedegewerbe auf. Die 
Achatschleifen rückten näher aneinander, indem zwischen die 
alten neue eingeschoben wurden, sodaß die Zahl der Schleifen 
von 32 im Jahre 1826 auf 109 im Jahre 1852 wuchs. Zur 
Regelung der Wasserversorgung wurden Stauweiher angelegt 
ein größerer am Katzenloeli und oberhalb Idar. Eine Blüte- 
periode trat um das Jahr 1856 ein; die Zahl der Schleifer 
war damals im Fürstentum Birkenfeld etwa 1450. Der Wert 
eines Schleifsteins betrug um diese Zeit am Idarbache durch- 
schnittlich 3000 M., stieg gelegentlich auf 7500 M. und an den 
anderen Bächen auf 12CX>— 1500 M. Der Wert der versteigerten 
Steine im Jahre 1867 belief sich auf 330000 M. Im Jahre 1867 
wurde die erste Dampfschleife gebaut, und seitdem scheint die 
Blütezeit der durch das Wasser betriebenen Schleifen vorüber 
zu sein. Neben der Achatschleiferei wurde die Bearbeitung der 
Edelsteine und Halbedelsteine eingeführt, welche jetzt die Achat- 



4 



Digitized by Google 



- 50 - 



bearbeitung bereits überflügelt hat. Heute werden nur noch die 
weniger feinen Sachen in den Wasserschleifen bearbeitet, wäh- 
rend Uberall da, wo andere Energiequellen (Elektrizität, Petro- 
leum, Spiritus, Benzin) zur Verfügung stehen, diese zum Betrieb 
größerer Schleifen, welche die feinsten Arbeiten ausführen, 
herangezogen werden. Gegenwärtig vollzieht sich also hier die 
Umwandlung eines uralten bodenständigen Gewerbes in das 
fabrikmäßige Großgewerbe. Im Jahre 1900 waren im Fürsten- 
tum Birkenfeld 1081 Personen mit der Verfertigung feiner Stein- 
waren beschäftigt Zur selben Zeit gab es am Idarbache 51, 
am Fischbache 22, an der Nahe 7, dem Traunbache 1 und dem 
Schwollbache 4 Achatschleifen. Zugleich und in ursächlichem 
Zusammenhang mit der Achatschleiferei kamen hauptsächlich in 
Oberstein noch zwei andere Industriezweige in Aufschwung, 
nämlich das Bijouterie- und Goldschmiedegewerbe. Schon früh- 
zeitig hatte man begonnen, die geschliffenen Steine in Silber, 
später in vergoldeten Tombak zu fassen und auch Ziergegen- 
stände aus Gold und Tombak herzustellen. Ähnlich wie die Achat- 
schleiferei kam auch dieses Gewerbe, dessen Absatz ebenfalls 
mit der Mode häufigen Schwankungen unterworfen war, lang- 
sam zur Blüte und beschäftigte im Jahre 1900 1516 Personen. 
So hat heute schon die Oberstein -Idarer Industrie eine bemer- 
kenswerte Bedeutung erlangt, — Bergbau und Industrie ernährten 
im Jahre 1900 46°/o Prozent der Bevölkerung des Fürstentums 
Birkenfeld — die noch im Steigen begriffen ist, und eine Ver- 
dichtung der Bevölkerung herbeigeführt, wie nachstehende Zu- 
sammenstellung der von den Achatschleifern bewohnten Ort- 



Name de« Ortes 



Einwohnerzahl 
im Jahr 1845 im Jahr 1900 auf 1 km 



Idar 


1379 


4816 


670.37 




2382 ! 


8290 


571,66 




354 


708 


205,04 




244 ( 


348 142,51 




HIB 


259 


183.H0 




237 


426 


258,03 




190 


317 


132,97 


Niederwörresbach 


564 


693 


74,36 


Kirscbweiler 


254 


441 


90,39 




353 


458 


86,14 



Digitized by Google 



- 51 - 



schaften erkennen läßt, deren Diehtezalüen die mittlere Volks- Yolkadichte 
dichte unseres Gebietes zum größten Teil beträchtlich über- im Industrie- 
schreiten. Zu dem Aufschwung der Industrie trug vor allem bezirk, 
die günstige Verkehrslage des Industriebezirks bei. Die beideu Verkehr». 
Städte liegen am Südrand der rheinischen Scholle, welche den la*?e des 
Verkehr meist an ihre Ränder ablenkt, an der Grenze zwischen I " dust ' ie " 
Süd- und Norddeutschland und vor allem in dem Teile West- ess r 8 * 
deutschlands, der rege Beziehungen zu Westeuropa unterhält. 
Aber auch zu den rheinischen Städten bietet sich in dem unteren 
Nahetal ein bequemer Verkehrsweg. Und gerade die Beziehungen 
zu größeren Städten sind für den Vertrieb der Oberstein-Idarer 
Industrieerzeugnisse, welche vorzugsweise Luxusartikel darstellen, 
eine Grundbedingung. Doch kamen diese günstigen Verhältnisse 
der Verkehrslage erst durch den Bau der Nahebahn zur vollen 
Geltung, da erst durch sie die Verkehrsschwierigkeiten in der 
näheren Umgebung von oberstein überwunden und lohnender 
Fernverkehr ermöglicht wurde. Der Handel wurde im Mittel- i>cr Handel, 
alter von den Schleifern selbst ausgeübt, indem sie an den 
Fürstenhöfen und in den Städten ihre Waren zum Verkauf 
anboten. Später übernahmen ihn Händler, welche vorzugsweise 
die Messen der rheinischen Städte besuchten aber auch lebhafte 
Handelsbeziehungen mit Paris und London anknüpften, welche 
heute noch bestehen. Außerdem durchwanderten sogenannte 
Gängler ganz Europa und vertrieben die Waren. Sogar mit 
dem Sudan wurde Mitte der fünfziger Jahre ein lebhafter 
Handel mit Amuletten unterhalten. Dauernden Aufschwung 
nahm dei Handel mit dem Bau der Eisenbahnen, welche ge- 
regeltere Zuführung des Rohmaterials und schnelleren Absatz 
der Erzeugnisse garantieren. Im Jahre 1900 gewährte der 
Handel 8°/o der Bevölkerung des Fürstentums Birkenfeld ihr 
Auskommen. Seitdem haben wir, wie obenstehende Tabelle 
zeigt, eine starke Zunahme der Bevölkerung des ganzen Ober- 
stein-Idarer Industriebezirks, welcher heute den Schwerpunkt 
und das natürliche Zentrum des oberen Nahegebietes bildet. 

Neben den Anlagen der Achatschleiferei finden sich noch 
zahlreiche andere gewerbliche Anlagen, die vorzugsweise aus 
Mühlen bestehen. Ein größeres Hüttenwerk der Eisenindustrie, 
welches im oberen Fischbachtal bestand und mit den Ausgangs- 
punkt zu den großen Hüttenwerken von Neunkirchen an der 

4* 



— 52 - 



Blies bildete, wurde mit diesen vereinigt, was sich in einer 
empfindlichen Abnahme der Bevölkerung und zum Teil auch des 
Wohlstandes der benachbarten Gemeinden äußerte. 
Die Wenn wir nun dazu übergehen, die Siedelungsverhältnisse 

Resiedelan? der übrigen Eruptivhochfläche zu betrachten, so wollen wir ent- 
der übrigen sprechend der Morphographie eine Dreiteilung eintreten lassen, 
hochfläche und zwar * n Betrachtung des Porphyrs und der Melaphyrhoch- 
fläche links und rechts der Nahe. Der Porplryr besitzt wegen 
seiner Oberflächenformen und geringen Fruchtbarkeit ungünstige 
anthropogeographische Verhältnisse, die auch in der geringen 
Volksdichte desselben zum Ausdruck kommen. Siedelungen finden 
sich nur am Rand; im Inneren nur in den breiten Tälern der 
Gewässer. 

Wesentlich günstiger liegen die Siedelungsverhältnisse der 
Melaphyrdecke. Wie wir oben l ) sahen, neigt der Melaphyr zur 
Tiefenerosion; besonders finden wir auf der linken Naheseite 
enge, tiefe Täler, die für eine Dorfflur keinen Raum lassen. 
Die geschlossenen Siedelungen vermeiden daher auffällig diese 
Täler und liegen meist auf freier Hochfläche. Ebenso wie das 
Vorland wird auch die Hochfläche durch Kleinsiedelungen charak- 
terisiert. Diese sowie Hofsiedelungen werden durch die Landes- 
natur begünstigt, da die starke Durchfurchung des Landes viel- 
fach nur für kleinere Fluren eine hinreichende, zusammenhängende 
Fläche gewährt. Auf der rechten Seite der Nahe gewinnt der 
Melaphyr größere Ausdehnung, und seine Gliederung ist weuiger 
reich. Der Wald bedeckt außer den steilen Talgehängen nur 
die flachen Gipfel der aus der Hochfläche herausragenden Rücken. 
Die Gewässer fließen zunächst meist in flachen Talmulden, die 
zur Aufnahme von Siedelungen sehr geeignet sind. Die über- 
wiegende Mehrzahl der Wohnplätze schließt sich auch, wie die 
Wohnplatzkarte zeigt, den Gewässern an, und die beiden größten 
Wohnplätze dieses Teiles liegen in der flachen Mulde eines Tal- 
anfanges, es sind Freisen und Baumholder, besonders Freisen, 
dessen Kessellage schon oben erwähnt wurde.*) Im Südwesten 
der Melaphyrfläche herrschen ähnlich wie auf der linken Nahe- 
seite die Kleinsiedelungen vor. Im Nordosten, dem Gebiet des 
den Melaphyr überlagernden Oberrotliegenden, finden sich mittel- 



») Vgl. s. 27. 

») Vgl. S. 28 und Grundriss S. 56. 



Digitized by Google 



- 53 - 



große Dürfer, welche sich in den Tälern halten, also eiue reihen- 
weise Anordnung erkennen lassen. Hofsiedelungen treten auch 
auf der rechten Naheseite auf, wenn auch in beschränkter An- 
zahl. Gewerbliche Anlagen beschränken sich auf die Mühlen, 
die jedoch wegen des geringeren Gefälles der Gewässer nicht 
so zahlreich sind wie auf der linken Naheseite. Die Bewohner 
der Melaphyrhochfläche sind also ausschließlich auf landwirt- 
schaftliche Betätigung angewiesen, was auch in der Dichteziffer 
für den Melaphyr hervortritt. 

Über die Größe der Siedelungen gibt folgende 
Tabelle einen Überblick : 



Einwohnerzahl 



! Anzahl der 
Gemeinden 



in 



bii 200 

200-300 
300—400 
400—500 
500-600 
600—700 
700— 800 
800-900 
900-1000 
1000—2000 
mehr als 2000 



39 
28 
27 
1« 
7 
7 
:\ 
5 
3 
4 
3 



27 
20 
19 
11 
5 
5 
2 
4 
2 

2 

o 



Anzahl der 
Bewohner 

5276 
6878 
9 365 
7276 
3862 
4 443 
2196 
4 053 
2 840 
4 900 
15 336 



in % 

8,2 
10,3 
14,1 
11,0 
5.8 
6,7 
3,3 

6,1 
4,4 

7,4 

23 0 



Summa 



U2 



66 426 



Diese Zusammenstellung 1 ) zeigt, daß im Gebiet der 
oberen Nahe die Kleinsiedelung, zu der wir Wohn- 
plätze rechnen, deren Einwohnerzahl kleiner ist als 400. 
durchaus vorherrscht, da zwei Drittel aller Gemein- 
den hierher gehören. In Wirklichkeit verschiebt sich 
das Verhältnis noch mehr zu Gunsten der Kleinsiedelung, 
da alle Nebenwohnplätze , deren Bewohnerzahl in der Kin- 



') Die scheinbaren Widersprüche dieser Tabelle mit der Wohnplatz- 
karte ergeben sich daher, daß die Tabelle die Gemeinden berücksichtigt, und 
daß häufig mehrere geographisch selbständige Dorfsiedelungen, die in der 
Karte einzeln angeführt worden, eine Gemeinde bilden. 



Größe der 
Siedeln ngea. 



Digitized by Google 



- 54 - 



wohnerzahl der Gemeinden enthalten ist, ebenfalls Klein- 
siedelungen darstellen. Dieses auf rein statistischem Wege ge- 
fundene Resultat ist aus der Landesnatur durchaus verständlich, 
die, wie wir sahen, nur an wenigen Stellen günstige Bedingungen 
zur Entwicklung größerer Dorfsiedelungen und noch seltener 
von Städten darbietet. Durch die Landesnatur wird dagegen 
die Einzelsiedelung, genauer die gewerbliche Einzelsiedelung 
begünstigt, die sich naturgemäß vorwiegend an die Gewässer eng 
anschließt. 1 ) Damit kommen wir zu dem Verhältnis der Einzel- 
siedelnngen zur geschlossenen Dorf- oder Stadtsied elung, d. h. 
Di« zur Wohnweise. Ursprünglich war, wie oben gezeigt, die ge- 
Wohuweiae. schlossene Wohnweise durchaus vorherrschend. Erst durch die 
Landesnatur gelangte die Einzelsiedelung zu der weiten Ver- 
breitung, welche sie heute besitzt. Den 147 geschlossenen Sie- 
delungeu des oberen Nahegebietes, welche 142 Gemeinden bil- 
den, stehen 143 dauernd bewohnte Einzelsiedelungen und Neben- 
wohnplätze gegenüber, welche zum weitaus größten Teil an die 
Wasserläufe gebunden sind. 1 ) Gegenwärtig hat also bereits die 
Zahl der Einzelsiedelungen die der Hauptwohnplätze erreicht 
und übertroffen. Andererseits ist jedoch auch zu beachten, daß 
die Xebenwohnplätze nicht gleichmäßig über alle Gemeinden ver- 
teilt sind, sondern sich an einzelnen Stellen regerer Gewerb- 
tätigkeit häufen, so bei Idar, Oberstein und anderen, sodaß 
nur etwa die Hälfte (67) der Gemeinden Nebenwohnplätze 
besitzt. Wir können daher auch jetzt noch die Wohnweise als 
eine vorwiegend geschlossene bezeichnen, die allerdings bereits 
ihre Entwicklung zur gemischten Wohnweise deutlich erken- 
nen läßt. 

Die (Jestalt Die heutige Gestalt der Siedelungen ist, da wir die 

der Wohnplätze als Organismen des Landes auffassen, etwas Ge- 

Siedeluuseii. wordenes, bedingt — wie die Siedelungen selbst — durch 
historisch-ethnographische und geographische Faktoren. Als ur- 
sprüngliche Siedelnngen haben wir uns mit Meitzen kleine Dorf- 
schaften mit Feldbewirtschaftung auf genossenschaftlicher Grund- 
lage vorzustellen, d. h. die Urform der Siedelungen bildet das 
sogenannte Haufendorf. Diese Siedelungsart bildet auch heute 
noch die überwiegende Mehrheit. Der Grundriß der meisten 



l ) Vgl. die Karte der Einzelsiedelungen. 

Digitized by Google 



— 55 — 



V. 




NacJi der geol. Spegialk 
Blatt Buhlenberg. 



Kuhletiber?. 



Maßstab 1:25 000. 



Siedelungen entbehrt daher der Regelmäßigkeit. Wo solche, 
abgesehen von den Städten, vorhanden ist, wie beiBuhlenberg 1 ), 
liegt der Schluß nahe, daß der heutige Ort neueren Ursprungs 
ist, wenn auch an Stelle einer älteren Siedelung, deren Namen er 
beibehalten hat. Doch sind derartige Annahmen ohne geschicht- 
liche Nachprüfung jeder einzelnen Siedelung natürlich sehr ge- 
wagt. Bei der Vergrößerung des Ortes, die im allgemeinen wohl 
durch peripherischen Anbau erfolgte, machten sich die geogra- 
phischen Faktoren geltend, insbesondere natürlich bei den in 
Tälern gelegenen Siedelungen. Als Beispiele auffälligster Beein- 
flussung der Gestalt durch die Tallage geben wir die Grundrisse 



') Vgl. vorstehenden Urnodriß. 



Digitized by Google 



- 56 — 
I. 




Nach d. geol. Spezialk. Freisen 1 : 25 

Blatt Freisen. 



von vier Siedelungen, nämlich von Freisen, Eckersweiler. 
Oberstein und Idar, von denen die beiden ersteren die Gunst 
der Tallage, die beiden letzteren die Ungunst derselben in ihrer 
Gestalt deutlich widerspiegeln. Der Grundriß von Freisen 
zeigt, wie eine Siedelung im Schutz eines Talkessels sich strahlen- 
förmig auszudehnen sucht, während Eckersweiler, den Schutz 
eines Talanfangs benutzend, sich halbmondförmig demselben an- 
schmiegt. Ober stein und Idar 1 ) konnten sich infolge der ge- 
ringen Breite des Idar- respektive Nahetals nur nach zwei Rich- 
tungen ausdehnen und streben, wie der Plan zeigt, nach Vereinigung, 
die heute bereits so weit vorgeschritten ist, daß man von einer 
Doppelstadt sprechen kann. Weniger leicht läßt sich die Bedingt- 
heit der Gestalt der auf freier Hochfläche gelegenen Siedelungen 
nach weisen, da dort der Baugrund der Bauweise wenig oder 

! ) Vgl. Grundriß S. 58. 

Digitized by Google 



— 57 - 



II. 




Nadi d. geol. Spezialk. 1 : 25 000. 

Blatt Freiseti. Eckewweiler. 



gar keine Beschränkungen auferlegt. Die Untersuchungsmethode 
der Haufendörfer durch Zerlegung in eine größere Anzahl von 
Unterabteilungen, wie sie Schlüter befolgt, konnten wir uns 
nicht zu eigen machen; sie versprach auch wenig Gewinn, da 
das zur Nachprüfung erforderliche historische Material fehlt. 
Als Beispiel der Vergrößerung eines Ortes durch peripherische 
Angliederung an einen älteren Kern geben wir den Grundriß 
von Hottenbach. 1 ) Vorzugsweise in einer Richtung sich erstrek- 
kende Siedelungen finden sich ebenfalls in unserem Gebiet, wenn 
auch nicht so häufig wie die Haufendörfer. Dabei unterscheiden 
wir mit Schlüter Straßendörfer und Gassendörfer, und zwar 
bezeichnen wir als Straßendörfer Siedelungen, deren Wohnhäuser 
an der Landstraße entlang eine geschlossene Zeile bilden und 

') Vgl. Grundriß S. 09. 

Digitized by Google 



- 58 — 
IV. 




Xuth ä. ytol. Spe:ialk. 1 : i'5 000 

Blatt Oberstein. 

Otarstein-ldar. 



Digitized by Google 



- 59 - 



ihre Verdoppelung, als Gassendörfer solche Siedelungen, deren 
Wohnhäuser ebenfalls an einem Verkehrswege eine geschlossene 
Zeile bilden, die jedoch nicht mit der Landstraße zusammenfällt, 
sondern von ihr unabhängig ist und meist in einem gewissen Gegen- 
satz zu ihr steht. Als Beispiel der ersteren Art möge Selbach 1 ) 
il ienen, während H e 1 1 e n r o d t 1 ) die zweite ( i attung veranschaulicht. 
In der Art des Hausbaues herrscht, soweit ländliche Siedelungen in 
Betracht kommen, das fränkische Haus vor; d. h. Wohnhaus, 
Stall und Scheune befinden sich unter einem Dach und bilden 
ein Rechteck, dessen Längsseite nach der Stralie schaut. Dem 




Nach d. geol. Spezialk. 
Blatt Hottenbach. 



Hottenbach. 



1: SS OOO. 



Hause ist der Hof mit der Dungstätte in der Mitte vorgelagert. 
Der Eingang geschieht vom Hofe also von der Längsseite aus. 
Als Baumaterial dient meistens Fachwerk. 

Fassen wir zum Schluß die Ergebnisse der siedelungsgen- 
graphischen Untersuchung zusammen, so haben wir ein im ganzen 
armes Gebirgsland vor uns. das, soweit landwirtschaftliche Tätig- 
keit in Betracht kommt, eine nur wenig zahlreiche Bevölkerung 
zu ernähren vermag. Die Landesnatur begünstigt die Klein- 
siedelung, vielfach sogar die Einzelsiedelung. In den linken 
Seitentälern der Nahe besteht eine, durch die Landesnatur be- 



Hausbau. 



Zusammen« 



«) Vgl. Grundriß S. 60. 



Digitized by Google 



- 60 - 



III. 




NacJi d. geol. Spezialk. 
Blatt Birkenfeld. 



1 : 25 000. 



Hetteurodt. 



VI. 




Nach d. geol. Speeialk. 
Blatt Nohfelden. 



Selbach. 



1 : 25 000. 



Digitized by Google 



- 61 - 



dingte, sehr alte, bodenständige Gewerbtätigkeit, die gegen- 
wärtig iu Umwandlung zum fabrikmäßigen Großgewerbe be- 
griffen ist. Sie hat, besonders im Idartal, eine Verdichtung der 
Bevölkerung bewirkt und zwei rasch aufblühende Industrieorte. 
Oberstein und Idar, entstehen lassen, welche nunmehr wirt- 
schaftlich den Schwerpunkt und das Verkehrszentrum des oberen 
Nahegebietes bilden. 

Anmerkungen und Erläuterungen zur Tabelle 
der Hauptwohnplätze. 

Die Angaben der Gemarkungsgrößen des Fürstentums 
Birkenfeld (bezeichnet mit oj enthalten nicht die Flächen der 
Hof räume, Gewässer und Straßen. Deshalb wurden die Flächen 
der einzelnen Bürgermeistereien (Amter), welche auch diese 
kleinen Flächen enthalten, hinzugefügt. Die Angaben über Ver- 
teilung der bebauten Einzelflächen (Wald, Acker) an den Ge- 
markungen des Kreises St. Wendel stammen aus dem Jahre 
1864, da neuere Angaben dafür hier nicht zu erhalten waren. 
Die Abkürzungen der Zugehörigkeit der Einzelgemeinden be- 
deuten 

in der Spalte „Politische Zugehörigkeit * : 

o. (= oldenburgisch) zum Fürstentum Birkenfeld, 

B. zum Kreise Bernkastel, 

St. W. zum Kreise St. Wendel, 

M. zum Kreise Meisenheim, 

T. zum Kreise Trier gehörend; 
in der zweiten Spalte bedeutet: 

D. Devon, 

U. R. Unterrotliegendes, M Melaphyr, 
O. R. Oberrotliegendes . 
P. Porphyr; 
iu der letzten Spalte endlich bedeutet : 
G. Gebirgsland, 
V. Vorland, 

E. Eruptivhochfläche. 



Digitized by Google 



- 62 - 



Hauptwohnplätze. 



Na Inf (Ips Wohnort s 


v r i * ho 
der Ge- 
markung 

in ha 


A n » n Vi 1 
.AUZä U 1 

der Be- 
wohner 
absolut 


auf 
1 km* 

_ 


Größe der 
Voreten in 
ha 

absolnt in •/» 


Größe d. Äcker 
u Wiesen in 

absolutj in * '• 


Zugehörigkeit 
polit. Reoi. -Cour. 


1. Moekental 


1 \0 ut 


81 


• * i /»/» 


50,88 ,31,83 


UT (JT .W <"»^ 


o 


r. r. 


V. 


2. Winnenberg . . . 


11 /.Ol 


82 


lO.l.KI 


11,92 


10.19 


Uli - i \ g/> 7 ( 

101, oO W), i* 


i> 


M. 


K 


ö. Ellenberg . . . 


200, K4 


u i 
84 


41,o.i 


46,42 123,11 


i ti\ i t ro o < 
140,4/ o:l,94 


0 


[ . R. 


V. 


4. Heupweiler 


OT1' ""U 

2/b, in 


80 


oO, < 1 


120,44 


43.51 


1 'JT 1*1' III T 1 

lo/,oo 4JI, <4 


O 


f» 

D. 


V. 


5. Elchweiler 


O 1 .1 1 o 

212,41) 


.lo 


t'J Ti" 

4o, /H 


62.29 29,32 


1 'JI* O 1 Oll 

loo,H0 o4,i;l 


0 


r. k. 


V. 


6. Traunen 


OO / ,;jrl 




•Ji! r. i 
2, 0,!>4 


17<i M 


49 34 


1 li'J O'J 1 \ 'IO 

lbi,Jo 40..3J 


o 


ff » % 

U. I». 


V. 


7. Büschweiler .... 


•WO. 4 1 


1 i 1*4 
MIO 


■ IU «U | 


169.61 


47,59 


loo. 11 4i.:M) 


0 


VT T» 

U. R. 


V. 


M. bonnscnieu 


oH4,b4 


1 <V4 


io.rvl» 


191 40 


4M 76 


1 - i np .j(i | / • 

lol, 71) .«1,41 1 


o 


D. 


V. 


Ii. Hußweiler 


o2/,Oh 


1 1 IT 
10/ 


*iO ll/i 
.lÄjOO 


149,89 


45,76 


1 QU T/1 IO '4 1 

loo, <0 4i,o4 


o 


L. R. 


V. 


HJ. nurnacn 


•J l'J tji> 


1 I Ml 

KW 


•41 7 1 
Ol, / 1 


68 02 


19 79 

lOj 1 ♦/ 


-iO,04 ()0,l)0 


u 


U. R. 


V. 


11. UDernosenbacn .... 


4I4,.k> 


Iii 
1 14 


OT ;»r> 
Z 1 ,OI 1 


201 97 


48,72 


1 U 1 *J 1 l'J T 1 

lnl,o4 4o, /4 


II 


D. 


ü. 


id. Weitersbacn 


tt i 
t ( 4,o<) 


1 1 IS 

1 lo 


1 1 U7 


60l,(X) 


77,60 


1 / '^ IIA O 1 'JI 1 

Kk'),0iI il.oll 


B 


D. 


G. 


ld. Rickelhausen 


OC 1 

2bl.o/ 


1 All 


1 \ U7 


H9,19 


34,10 


1 W ÜT \Cl \i 
100,0/ Otl.O.. 


0 


P. 


E. 


14. uoiienDerg 


•40 1 DO 


1 O'J 
1 i.1 


•47 H/i 

•» / ,oo 


73 68 


22,68 


O'IU Jft 7'4 "47 
fiOo,4U /0,0/ 


0 


U.R. 


V. 


15. Regulshausen .... 


O0O,21 


124 


II *l 1 

41..51 


74 74 


24,89 


1 lo "Jll IT l'4 

142,39 4/. 40 


1) 


M. 


E. 


16. Leitzweiler 


298,00 


1 OÜ 

126 


l .> .IU 

4i,Jn 


50.90 


17 08 


O/ui u; TU 

2051.00 /0.2o 


St.W 


M 


E. 


i/. uamnacn 


OOU 1 i: 


1 Sil 


l"4 OT 


102,45 


34,36 


1 71t IIO "»«I 1 1- 
1 lO,UJ Oi','10 


0 


0. R. 


V. 


lo. ueracn 


OOO Uli 
20.5, OO 


i ort 
1.-J0 


— — Iii. 

no.88 


72 13 


30,98 


|A| , | 1 | L^ll 

104,. Ii 44,n:l 


0 


M 


E 


in 7mik«/th 


l 63, 60 


1 '.IM 


nl,Jo 


35,09 


21 44 


i on üo 7*4 7n 
1 J1l,t>J zo, /u 


St.W 


0. R. 


E 


20. Oberwörresbach .... 


1 •Jll 1 o 

lo:l,42 


1 ■ t T. 

I.J;) 


:H>,r»4 


43 •>*> 

* 


30,90 


ur. <i.i <;i ii'i 
ni),.rj Ol .OO 


0 


D. 


V. 


iv. Jueckenoacn 


•4TU III 


1 *>4J 


•Ii' / \ 

Ob,: Hl 


ojj; oo 


57,02 


1 Ii' Ol* *4U l'U 


o 


L'. R. 


V. 


cc. niiiisDerg 


•4 Hl Ol 
0 1 y,o4 


1 III 


1*4 Ul 


60,25 


18,84 


ooo <;i uu ti 


0 


11. 


E. 


0*4 Vinnui II ;• f _ 

äo. oiener noie 


-J/" T. "7/ 1 

-ho, /\l 


i lo 


X'4 1 1 

Oo,44 


120,46 


45,24 


i '4 1 /Mi in ".i: 
loi,b;l 4J.',oo 


St.W. 0. R. 


E. 


Ol UnkniunitAi. 

_4. iitViinweiier ..... 


OOU <lfl 

22n,;JU 


I4.i 


1!0 1 T 
Oi.4 / 


23,92 


10,45 


i Tu r.u Tu J -". 
1 /:l,Oo /o,4o 


St.W 


M. 


E. 


äo. vy uzcnoerg 


•417 TO 

Ol/,/. 


l4o 


4o,tio 


125,60 


39,55 


1 TO 4 4U \ 1 OK 
1 < J,0o 04,JO 


0 


D. 


V. 


6t). iiairioacn 


"»III 1 1*4 
O 1 W,UO 


1 1 T 

1 4 / 


QU u.l 


274,(ri 


53,73 


OI*4 7'4 JI Ol 
-IO, /.1 ( 41,.II 


0 


D. 


V. 


£«. Dreungenourn .... 


tili 

onw.oil 


lol 


Ol ein 


466,05 


67,58 


1 7<i :,u •)(; 1 U 


St.W. 


Ü. R. 


E. 


fio. xuiisweiier 


1K1 17 
lo 1,1 / 


loo 


* Mi 1 •". 

JW, IO 


55,91 


34,(59 


0'4 7-"» r iK 1 7 


0 


U. R. 


V. 


rimwtuer .... 


77 li'4 

/ / ,oo 


1 ;>••> 


1 (Ml T I 

IS», /4 


1,26 


1,62 


i;u i x W7 70 

1*0,10 " I , 1 «7 


0 


U. R. 


V. 


tju. JL/ienstweiiei 


dun <:u 


155 


Otl 1 u 

Ja,lo 


178,04 


26,63 


IO/) TTx (iO OO 

4äVI, /0 <)4,w 


0 


M. 


E. 


01. weiüen 


O/I/i Iii 

2bll,4.7 


1 . m 


- / 1 |i|| 


128.33 


49,26 


1 1 U U 1 1 \ HO 

1 lo,o4 40,bJ 


0 


D. 


G. 


32. Eitzweiler 


448,39 


159 


35,45 


51,81 


11,55 


345,4077,03 


0 


M. 


E. 


33. Borg Birkenfeld . . . 


77.50 


170 


219,35 


8,05 


10,39 


56,67:73.12 


0 


M. 


E. 


34. Keferoheim 


319,10 


175 


54,84 


106,40 


33,34 


180,36 56,52 


St.W. 


M. 


E. 


35. Bollenbach 


3715.20 


184 


48,91 


177,00 


47,05 


264,00i70.18 


B 


D. 


G. 


36. Sonnen berg 


186,29 


188 


111,70 


33,35 


17,90 


88,51 47.51 


0 


M. 


E. 


37. Fronbausen 


555.50 


191 


34,39 


98,56 


17,74 


306 48 55.17 


St.W. 


M. 


E. 


38. Georg Weierbach . . 


590.57 


191 


32,34 


182,70 


30,93 


233,6739,56 


0 


0. R. 


E. 


39. Wickenrodt 


525.02 


199 


37,90 


221,45 


42,18 


253,90 48,36 


0 


D. 


V. 


40. Hattgenstein 


820.22 


202 


24.62| 542,60 


66,15 


256,91 31,32 


0 


1 D 


G. 



Digitized by Google 



63 - 



Name des Wohnorts 


Groß» 
der Ge- 


Anzahl 
der Jto- 
wnhncr 
aliBolot 


auf 
1km* 


Hohrbach 

L« Awui Kja\ju ...... 


*>46 10 


•>05 


K3 30 


l Rinzenbertr 


W'A-A (Vi 


•>09 


18 45 


{ Francnberc 

^A m Vv U V II VVa iL * ■ • * * 


307 40 


209 


«7 90 


L Dickrsbach 


418,40 


M 1 1 


51,86 


S RrpitPntal 

l/l CllvIlWll ...... 




•>IK 


59 48 


5 Griebelschied 


41K 44 


■>•>% 


5° 83 


7 Herborn 

■ * UVk wa aa • • - 


°45 60 


— — • ' 


93 °4 


3 Bückweiler 

• UV JA TT VI ivl ..... 


274 50 




84 15 


4 Göttschied 


313 7') 

Ulli, fl « J 


232 


73 93 


0 Hintcrtiefenbach 

VI A<A\A^^ »Vi & V • V * \J S-l *J \s^M . ■ 


463 97 


235 


50,65 


1 Ellweiler 


744 ou 


-'41 


32 38 


2 Krtibsweilcr 


533 00 


*>4 1 

^ * 1 


45,28 


3 Berschweiler 




••'44 


32 38 


i Asweiler 

« • iksn viivi • • 


473 35 


••'49 


5^ 60 


5. Mackenrodt 


490.44 


253 


51,59 


ß Reitscheiil 

\J . AVVI VIIVIJVI"! • . * ■ 


350 00 


••»"»5 


72.86 


7 Hellertshausen 

V * U Vi 1 IVl VvJ U Uü V 1-1 


745 CM 




34,77 


8 Enzweiler 

V« HM« tt vllvi ■•••** 


141 *>1 




l>v3 30 


1) Asbach 

V» i*d ***av AI ...... 


349 00 




75 53 


0 Eckersweiler 

Vf« AJ v> «» v a »j »» vllVl ■ , . 


368 K0 




71 58 


1. Neunkirchen 


451,66 


265 


58,67 


2 Mosberc-Ru-hweih'r 

•#* #»vwuui^ Klvil ITÜIIVI 


477 4M 


266 


55,f>5 


A Aulen h ach 

Vi 1 . 41 U'vU U UVI1 . . 




2B8 


57.81 


4 Siesbarh 


740 iu 


071 

■ IT 


36 90 


h Otzweiler 


310 (M) 


•>X4 


91 61 


ä Gehweiler 

T-T» VlVH'I VllVl • . . , , 


1^>1 4( 


29C( 


•>38 HH 


'7 Sien-Hachenbacb 

* t • vr* w u iinviiviiiravll 


B03 3( 


,»<>4 


48 73 


►H Weiers bach-R] pi iiprflincrpn 






49 4° 


»9 Krön weiler 

r \J . ^ v A ^* 1 1 ■ ■ V A 1 T^ A .... 


349 ö^S 


'{(»5 


87 24 


'0 Anaweiler 

\ß ■ A U O " vll w A »••».. 




31 1 

•III 


7° 66 


r l Hettstein 


OQfi '47 

fiiJO.tl f 


417 


1 3*? 97 


"2 Gimbweiler 

■ *#• V* 1ÄUW TT VllVl . . . , . 






58 48 


VA. Senswetler 


834 70 


323 


38 70 


74. Bärenbach 


559,10 


325 


58,13 


o. Aueniueucr .... 


CIO -Kl 




04, 


76. Brachweiler 


816,60 


3:u 


40,91 


77. überbrombach .... 


656,32 


335 


51,04 


78. Schwollen 


882, 1B 


3:^6 


38,08 


79. Fobren- Linden .... 


660,10 


33« 


50 ; 90 


j0. Sulzbach 


668,90 


312 


51,13 


31. Niederhosenbach . . . 


739,90 


348 


45,41 



Größe der 
Forsten In 
ha 

absolut I in 



75,48 
40.79 



53,51 21,74 
855,03 
125,38 
157, 19| 43.76 
156,69137,57 
161,48138.60 
113,70146.29 

58,52|21,32 

83,26 
142,53 
492,52)66.17 
170,00|31,89 



26,53 199 
30.72 



4aö,78 66,27 
527,00 64,54 
285,38 43,48 
537,80 60,96 



Große d. Acker 
u Wiesen in 
ha 

absolut in °f» 



123,92 50.:% 
259,00 22,86 
90,lli29,31 
224,32 jö3.«l 
180.31 149,20 
225,02 53,79 
118,71 48,33 
162.70 59,27 



99,49 63,57 
233,25 50,27 
203.0727,2H 
285,42 53,55 
376,60 49.98 



222,51 

30,76 
282,46157,59 

20,06 5,73 
601,00'80,67 

22,81 1 16.15 

85,00!24,36 

64,92 17,60 
150,33 33,28 

35,74, 7,48 

84,62 18,25 
469,01 63,1 

13,00! 4,19 

14,03 11.56 
218,19 36,18 343,08 
105,70| 17,13 
111,5631,91 

91,94|21,48 
123,84|öl,95 
157,45] 28,51 
414,00 49,60 286,00 34,26 
138,00 24,68 252,89 45,32 



29,53 
6,50 409,04 86,41 
183,94(37,51 
262,31 |74.9ö 
165,00122,15 
62,6944,38 
184,00152,72 
25<>,61 169,58 
277,77161,50 
414.22|86,66 
279,00i60,18 
328.7«! 44.28 
152,79:49,29 
76,05i62,56 
56,86 
43(i,85i70,79 
173,03|49,50 
2(X>,57 48,26 
102,29 42.93 
364,44 65,99 



191.4331,26 
228,00 27,92 
304,15146,34 
308,16 34,92 
142,46 21,58 438.97|66,50 
167,00 24,96 4KiOo|72,21 
272,28 36,80 365,20149,36 



Zugehörigkeit 
polit. ; geol. geogr. 



I I 
Sr.W.j M. E. 

o : D. G. 

St.W ! M. E. 

St.W 0. R.l E. 

o D. V. 

o D. 

D. 

M. 



o 

St.W 
o 
u 
o 

M. 

o 

0 

o 

St.W 
B 



V. 
V. 
E. 
E. 
E. 
E. 



M. 
11. 

P. 

O.B. E. 
M. E. 
11. E. 
U. B. V. 
M. E. 
D. 



G. 

o II. E. 

B D. G. 

St.W. M. E. 

o U.B. V. 

u M. E. 

StW. H. E. 

o D. V. 

M. O.B. E 

St.\V. H. E. 

St.W 0. fi. E. 

o U.B. E. 

u ii. ; E. 

St.W. M. | E. 

o U. B.i V. 

o II. E. 

B D. ! G. 

M. 0. B. E. 

o D. G. 

B D. G. 

o U.B. V. 

o D V. 

St.W. II. E. 

B D. G. 

o D. V. 



Digitized by Google 



- 64 - 



Name des Wohnorts 

- 


Groß« 
der Ge- 
markung 

io ha 


Anzahl 
der Be- 
wohner 
absolut 


aul 

1 Irm- 


82. Vollmersbach .... 


244,20 


348 


142,51 


83. Boerfink-Mubl .... 


1119,90 


350 


31,25 


84. Veitsrodt 


809,56 


351 


43,35 

* 


85. Schauren 


711.40 


352 


49,48 


88. Nohen ....... 


748,75 


352 


47,(X) 


87. Mettweiler 


549.70 


353 


64.26 


88. Eisen 


753,07 


375 


49.79 


8t). Berglangenbach . . . 


573,90 


378 


65,87 


90. Hirstein 


032.07 


379 


71.23 


91. Walhausen 


605,69 


381 


62,90 


92. Leisel . . . . . . 


881.43 


387 


43,90 


93. Mittelbollenbach . . . 


447,10 


388 


86.78 


94. Acbtelsbacb 


969,48 


399 


11,26 


95. Niederbrombach .... 


726,74 


410 


56.42 


96. Bergen 


1040.12 


418 


40,19 


97. Obertiefenbach . 


165,07 


426 


258,03 


98. Buhlenberg 


843.42 


426 


50.51 


99. Mittelreidenbach . . . 


406,20 


433 


106,60 


100. Steinberg-Deckenhard 


592,08 


439 


74,14 


101. Schmidthachenbach . . 


1002,20 


441 


40,00 


102. Kirschweiler 


487,89 


441 


90,39 


103. Hammerstein 


514,00 


455 


88,52 


104. Hettenrodt 


531,73 


458 


86,14 


105. Kempfeld 


964,50 


472 


48,94 


106. Herrstein 


478,94 


482 


100.64 


107. Eiweiler 


865,30 


4M 


56,62 


108. Becherbach 


839,00 


493 


58,75 


109. Selbach 


1112,18 


494 


44,41 


110. Schwarzenbach .... 


608.66 


498 


81,81 


111. Kirn-Snlzbacb .... 


304,98 


513 


168,20 


112. Berschweiler 


663.00 


519 


78,28 


113. Ruschberg 


770,70 


540 


70,07 


114. Sien 


584,80 


548 


93,71 


115. Allenbach 


2896,60 


549 


18,99 


116. Gonnesweiler .... 


706,00 


596 


84,42 


117. Wirschweiler .... 


1547,70 


597 


32,11 


118. Oberreidenbach .... 


772,70 


609 


78,81 


119. Hottenbach 


1119,40 


610 


54,49 


120. Mörschied 


1069,94 


617 


57,67 


121. Brücken 


1003,87 


621 


61,85 


122. Kirchenbollenbach . . . 


607,80 


642 


105,63 











Größe der 
Forsten in 
ha 

absolut in Wo 



Größe d Acker 
u. Wiesen in 
ha 

absolut! in <7o 



Zugehörigkeit 



45,88 18.79 



483,851 59,76 



421,00 59,18 



203,97 27,12 



133.54 24.29 



291,40 ! 38,69 



190,43 33,18 



123,36123. 18 



131,71 1 21.75 



546,30 61.97 



199.3444,59 
626,08 ; 64.58 



247.34 34,34 



368,57 35.23 



29,99 18,17 



446.43 52,93 



113,56 27,96 



128,72 21 74 



373.96 37,31 



265,87 54,49 
52,26 10,17 



317,98 59,80 



457,00147.39 



111,60 : 23,3 0 



34K28 40.24 



155,001 18,47 



39H,36 j 35.82 



22,03 ! 3,62 



91,05|29.8r 



I43,90i 21,70 



175,60 . 22.78 



160,65 , 27.47 



»169,00 74,88 
188,95 26,76 



1093,00( 70.65 



236,49 1 30.61 



499,00j 44,57 



660,49161,73 



648,4564.60 



166,15168,04 



290,25:35,85 
221.0031,07 



448,4759.95 



308,09 56,05 



437,26 58,06 



249,46 43,47 



368,85 69.32 



439.73 72,60 



301,36 34,20 



197.09 44,08 



310.04 31,98 
399,20 54.90 



563,25 54.15 



115.63:70.05 



370,98 43,9!) 



263,17 64,79 
419,69 70,88 
482.20 48,11 



200,17 41,'>9 



281,59:54,78 
197,78 37.19 



376.00 38,98 
342,98 71,61 



472.21 54,57 



513,01 61 1 5 



645,07 58,00 



555,00 91,16 



181,62 59,55 



422,08 63,66 



445,16 57,77 



379,97 64,98 
337,5011,65 



480,03 67,9 9 



299,00 19,33 



451.67 58,45 
601,00 53.69 
371 05 34.68 
317,19 31,60 



205,20 1 33.76 261,47 43,0 2 



pout. geoi. 


^eogr 


0 AI. 


V . 


1 u. 


ii 
vT. 


/» n p 
o U. IV. 


V. 


r n 


fl 
\J. 


0 AI. 


V 

Et. 


SC. W . AI. 


Et. 


0 U. XV. 


v 

V . 


St. VV . 1 Ol. 


tu. 


n iT' P 

0 ! Li. XV. 


JSj. 


n i P 
0 t tr . 


Et. 


0 U. 


v 

V . 


SC. W. U. l\. 


Ed. 


0 U . Xv. 


v 
V . 


0 U. 11. 


TT 

V. 


0 U. 


TT 

V . 


_ TV 

0 u. 


fl 


., 'FT P 
0 U. xv. 


TT 

V . 


Ol. W.U. XV. 


Ei. 


0 AI. 


1? 

Et. 


SC. Yv vr. Xv. 


■p 

Ei. 


0 iß. 


TT 

V. 


«t W \T 
Ol. > V . Jl. 


Et. 


u u. 


V . 


r n 

D Lt. 


fl 
ur. 


o u. 


TT 

V. 


„ AR 
O U. XV. 


TT 
V. 


u o r 

Ai. u. xv. 


Et, 


n I T P 

O U. xv. 


TT 

V. 


IT P 

O U. XV. 


v 
V. 


TT P 

() L . xv. 


TT 

V. 


St. W. M. 


TT* 

E. 


St.W. M. 


E. 


St.W. 0. R. 


E. 


B ! D. 


Ü. 


o ! p. 


E. 


B | D. 


G. 


St.W. 0. R. 


E. 


B D. 


(i. 


o i D. 


(i. 


o !U. R. 


V. 


St.WJO. R. 


E. 



65 - 



Vame des Wohnorts 


der Ge- 

markuiik: 
in ha 


Anzaiu 
der Be- 
wohnet 
absolut 


auf 
1km« 


Grotte der 
Konten in 
ha 

absolut 1 in o/ 0 


Grotte d. 
u. Wies 
ha 

absolut 


Acker 
en In 

k 

in«/. 


Zugehörigkeit 

pollt. j geol. !geogr. 






6ol 


t*U B U4 


lOO. OO 


1 7 Ol 1 


568.66 


52,45 


ot. vv . 


ill. 

1 


J 

V 

a. 


Niederwörresbach 


932. <3 


693 




o-4_ , /O 


Ol), lO 


452.75 


48,54 


0 


i n 

1 u. 


TT 
V. 


Stipshausen .... 


1 112,20 


7<X) 


62,94 




lO,o4 


259,00 


j 23,20 


D 

n 


! n 


II 
VJ. 


Algenrodt . 


34o,2o 




äUO,u4 


7ß (Vi 

( o . 1 )V> 


oo fW 


219,13 


!63,46 


0 


IT P 

i 


v 

V. 


Wolfersweiler ... 


ll.i0.4o 


78H 


/•Ii ÜTl 


Oiifi 7Q 


— 4,oO 


784,04 


:69 ; 17 


0 


ill. 


V 


V_Wl._tt._l .«1. 

Nabbollenbacn ... 


822 ;>0 


800 


11*7 <"%£• 

97.26 


•-tm Q7 


'•<A 71 


390,93 


•47,53 


ot. W . 


o r 




IT.? 1 1 


662.90 




120.68 


186,22 


28^09 


386,90 58,36 


St.W. 


M. 


E. 


Y1 _ 1 1. _ — L 


767,21 


813 


10o,9 1 


318,51 


41 52 


374,67 


48,84 


o 


D. 


G. 


rischbach 


399, Ii) 


813 


203,66 


84,44 


21,15 


234.50 


58,87 


0 


M. 


E. 


.N o n i e 1 k n 


lo7o,51 


82/ 


o2,49 


1135,00 


72,04 


353,68 


22,45 


0 


P. 


E. 


Martin-Weierbach . 


754,20 


914 


121,19 


210,58 


27,92 


474,27 


62,88 


8t.W. 


0. R. 


V. 




lUil-t, Iii 




Ä7 ÄQ 


237,53 


22,52 


756,19 


71,70 


o 


0. R. 


V. 


Hoppstädten . . 


1180,81 


999 


84.64 


333,75 


28,21 


685,80 


58,10 


0 


U. R. 


E. 




1358,22 


1027 


75.61 


543,42 


40,00 


757,17 


55,75 


0 


II. 


V. 


Rhaunen 


1071,90 


1057 


98,61 


274,00 


25.56 


764,00 


71,28 


B 


D. 


G. 


Freisen 


1349,70 


1212 


89,80 


143,98 


10,67 


1063,36 


76,56 


St.W. 


Ü. R. 


E. 


Baumholder . . 


2029,60 


1604 


79,03 


405.51 


19.97 


1373,24 


67,67 


St.W. 


M 


EL 


Birkenfeld . . 


1200,55 


2230 


184,97 


264,02 


21,99 


847,02 


70,55 


0 


ü. R. 


V. 


Idar 


740,47 


4816 


650,37 


110,36 


14,90 


509,25 


68,77 


0 


M. 


E. 




1450,27 


8290 


571,66 


828,14 


57,10 


470,81 


32,46 


0 


IC 


E. 



Die Ämter von Birkenfeld. 



Birkenfeld 


11012 


7062 


64,13 


4787 


43 


5446 


49 


. Niederbrombach . . . 


8178 


3607 


44,11 


4020 


49 


3518 


43 




14306 


8845 


61,83 


4827 


33,7 


8361 


58,4 




5682 


16802 


295,71 


2422 


42,6 


2593 


45,6 




11105 


7093 


63,87 


4812 


43,3 


5164 


46,5 



Digitized by Google 



Digitized by Google 



Lebenslauf. 



Am 15. Februar 1881 wurde ich, Hermann Küster, 
evangel. Konfession. Sohn des Lehrers W. Küster und seiner 
Frau Kliese geb. Stiehl zu Donsbach (Kreis Dill, Provinz 
Hessen -Nassau) geboren. Von Ostern 1891 bis Ostern 1900 
besuchte ich das Künigl. Gymnasium zu Wiesbaden, wohin mein 
Vater versetzt worden war. Nachdem ich Ostern 1900 das 
Zeugnis der Reife erhalten hatte, studierte ich bis Herbst 1900, 
in Marburg, von Herbst 1900 bis Herbst 1902 in Halle und 
seitdem wieder in Marburg. Hier wurde durch Vorlesungen des 
Herrn Geh. Reg.-Rates Prof. Dr. Th. Fischer mein Interesse 
an der Geographie geweckt; insbesondere veranlaßte eine Vor- 
lesung meines verehrten Lehrers über deutsche Landeskunde, 
daß ich mich besonders mit der Heimatkunde beschäftigte. Aus 
diesen Studien ging vorliegende Arbeit hervor. 

Vorlesungen hörte ich in Marburg bei den Herren : Geh. 
Rat Cohen. Prof. Hess, Geh. Rat Melde und Geh. Rat 
Zincke, in Halle bei den Herren: Prof. Cantor, Dorn' 
Grenadier, Wanger in, Stammler. Scuuin, Graß- 
mann, Eberhard und Brandes, in Marburg bei den Herren: 
Prof. Hess, Hensel, Fischer, Richarz, Feußner, 
Oest reich, Schaum, v. Dalwigk. 



Digitized by Google 



DATE DUE 



OEMC O 39 297 



Digitized by Google 



r 



« > 



■