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Full text of "Das k.k. Schloss Ambras in Tirol"

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OF 

PRINCETON UNIVERSITY 



DAS 

K. K. SCHLOSS AMBRAS 

IN TIROL 



BESCHREIBUNG 

* 

DES GEBÄUDES UND DER SAMMLUNGEN 

VON 

D R - ALBERT ILG und WENDELIN BOEHEIM. 



i 

WIEN, 1882. 

DRUCK UND VERLAG VON ADOLF HOLZHAUSEN 

1 

K. K. HOF- UND U N l VBR St TAT S - QU C H DR UCK B n. 



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Preis : 60 kr. 

Mit Vorbehalt gegen Nachdruck sowie Uebersetzung in fremde Sprachen. 



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VORBEMERKUNG. 



Uie über Allerhöchsten Befehl Seiner kaiserlichen und 
königlichen Apostolischen Majestät in's Werk gesetzte Wieder- 
herstellung des altberühmten Schlosses Ambras und dessen Ein- 
richtung als Museum, welche von Seiner Durchlaucht dem Ersten 
Obersthofmeister Seiner Majestät, Prinzen zu Hohenlohe, dem- 
gemäss durchgeführt wurde, hat es als nothwendig erscheinen 
lassen, die zahlreichen und bedeutenden Merkwürdigkeiten des 
Gebäudes dem kunstsinnigen Besucher durch Veranstaltung 
eines ausführlich beschreibenden Wegweisers verständlicher zu 
machen. 

Seine Durchlaucht beauftragten im Einvernehmen mit dem 
Oberstkämmerer Seiner Majestät, Seiner Excellenz Feldzeug- 
meister Grafen Franz Folliot de Crenneville, oberstem Chef der 
kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses zu 
Wien, die Gefertigten mit der Abfassung dieses Führers, nach- 
dem dieselben, und zwar Custos Dr. Albert Hg die Gemälde- 
Galerie und die kunstgewerblichen Objecte des Hochschlosses, 
Custos Wendelin Boeheim aber die Waffensammlung im Unter- 
schlosse während der Sommer 1880 und 1881 bereits aufgestellt 
hatten. 

Das vorliegende Werkchen umfasst nicht nur diese Col- 
lectionen, sondern bespricht sämmtliche Theile des hochinter- 
essanten Schlosses in historischer, kunstgeschichtlicher und topo- 
graphischer Hinsicht, um so viel, als es Raum und Gelegenheit 




i 



II Vorbemerkung. 

gestatten, dem Besucher ein vollständiges Bild der ganzen An- 
lage zu bieten. Wenn der Natur der Sache gemäss dabei 
das Bedürfniss des Reisenden zunächst berücksichtigt werden 
musste, so wurde nebstdem doch das Schwergewicht darauf ge- 
legt, dem Büchlein durch besondere Betonung des kunstwissen- 
schaftlichen Gesichtspunktes bleibenden Werth zu verleihen. In 
diesem Sinne wurde auch dem alphabetischen Register der 
Künstlernamen besondere Sorgfalt gewidmet. 

Unseren Standpunkt, von dem aus die Anordnung der 
Sammlungen eingeleitet wurde, können wir kurz mit dem Worte 
bezeichnen, dass er derjenige der modernen Musealwissenschaft 
ist. Es dürfte dies aus nachstehender Erörterung deutlich genug 
erhellen. Wir beginnen im Hinblick auf die Waffensammlung, 
welche unter den Sehenswürdigkeiten des Schlosses von dem 
Besucher zunächst in Augenschein genommen wird. 

Die verhältnissmässig grosse Zahl und Mannigfaltigkeit der 
vorhandenen älteren Waffen begünstigte wesentlich die Durch- 
führung eines auf wissenschaftlicher Grundlage beruhenden 
Systemes in ihrer Aufstellung; die zur Verfügung stehenden aus- 
gedehnten und schönen Räume im Unterschlosse gestatteten 
überdies auch eine möglichst übersichtliche Anordnung, eine 
wichtige Bedingung für eine Waffensammlung, die in ihrem 
sonst so abgeschlossenen Gebiete doch nach vielen Richtungen 
hin den wissenschaftlichen Anforderungen zu entsprechen hat 
Um diesen Zweck möglichst umfassend zu erfüllen, musste das 
Hauptaugenmerk in der Anordnung, Reihung und Gruppirung 
sich darauf concentriren, dass die Entwicklung des Kriegs- und 
speciell des Waffenwesens ohne weitläufige Commentare aus 
sich selbst erläutert wird. Hiezu mussten mit ernster Vermei- 
dung aller romantischen Anwandlungen die Objecte, ohne strenge 
Scheidung des Gleichartigen, derart gereiht werden, dass die 
Schutz- und Angriffswaffen, von der ältesten bis in die neueste 
Zeit chronologisch gereiht, uns vor Augen treten. 



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J 



Vorbemerkung. 



III 



Die Objecte der Waffensammlung umspannen ihrem Alter 
nach einen Zeitraum vom Ende des XV. Jahrhunderts bis zur 
jüngsten Vergangenheit. Es ist dies eine Periode der Welt- 
geschichte, in welcher das Kriegswesen die grössten Umände- 
rungen erfahren hat, und schon darum muss die Bedeutung dieser 
Collection gewürdigt werden. Sehr reich ist dieselbe an Kriegs- 
und Turnierwaffen aus der letzten Regierungszeit Kaiser Maxi- 
milians I. Wenigere aber kostbare Stücke zählt sie aus der Zeit 
Kaiser Ferdinands I. Ueberreich an Harnischen, Hau- und Stich- 
waffen ist die Periode Kaiser Rudolphs II. vertreten, wie auch 
aus der bewegten Epoche des dreissigjährigen Krieges Waffen- 
stücke vorhanden sind, welche geeignet erscheinen, die Kraft- 
entwicklung der Heere zu beobachten. Von grossem Interesse 
erscheint jener Zeitabschnitt, in welchem das Feuergewehr zur 
ausschlaggebenden Bedeutung wird, die eine vollständige Um- 
wandlung der tactischen Formen und der Gefechtsweise be- 
dingte. Zur Beurtheilung der technischen Entwicklung des Feuer- 
gewehres dient eine specielle Collection mit Objecten vom Ende 
des XVI. Jahrhunderts bis zum Beginn der neuesten Epoche 
des Hinterladegewehres. In gleicher Linie laufen die Beispiele 
zur Beobachtung der Wandlungen des Stiles in der Kunst, des 
KLiinstbedürfnisses überhaupt und der Höhe des künstlerischen 
KLönnens. Endlich ist darauf hinzuweisen, dass viele Objecte 
an sich historische Bedeutung haben und mit der Geschichte 
des Vaterlandes oder mit einzelnen historischen Personen in 
engeren Beziehungen stehen. 

Die Anordnung und Aufstellung der im Hochschlosse unter- 
gebrachten Kunstgegenstände war mit vielen principiellen 
Schwierigkeiten verbunden. Der gegebene Factor alterthüm- 
licher Localitäten, welche, zu anderen Zwecken geschaffen, von 
verschiedener Grösse, Anlage und Gestaltung, unveränderlich 
vorlagen, konnte nicht umgangen werden ; andererseits gliederte 
sich der Gesammtvorrath der Kunstwerke in eine Reihe von 

I* 



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IV 



Vorbemerkung. 



Sonderabtheilungen, welche mit der Mannigfaltigkeit der Räume 
nicht leicht in Einklang zu bringen waren. Es hätte allerdings 
ein sehr bequemes Mittel gegeben, wodurch all* diesen Hinder- 
nissen auf das Leichteste zu begegnen gewesen wäre. Dieses 
Mittel ist auch kein neues, sondern in zahlreichen Schlössern 
und Sammlungen seit Langem in Uebung: es hätten die Ge- 
mächer des Schlosses einfach mit dem Vorrathe aller Bilder, 
Möbel, Geräthe, Gefässe etc. nach malerischen Gesichtspunkten 
angefüllt werden können, wodurch eine Reihe von scheinbar 
alterthümlichen, decorativ ausgestatteten Wohnräumen dargestellt 
worden wären. So bequem, so malerisch, so beliebt diese Art 
des Arrangements auch sein mag, als ebenso unwissenschaftlich 
und dilettantisch muss sie verurtheilt werden. Sie widerstreitet 
dem wahren Zweck einer Sammlung von Kunstobjecten der 
Vergangenheit, indem sie ganz unhistorisch die unzusammen- 
gehörigsten Gegenstände dem Effect zuliebe zusammenzwingt 
und dadurch dem Beschauer kunstgeschichtlich falsche Vorstel- 
lungen und Begriffe einschmuggelt, statt ihn über die Verhält- 
nisse und Unterschiede der mannigfachen Kunstepochen zu 
einander zu belehren. Eine neue Aufstellung durfte in diesen 
alten Fehler des musealen Dilettantismus nicht verfallen. 

Somit musste das Ganze in ein System gebracht werden. 
Es ergab sich die Möglichkeit einer Sonderung in einige grös- 
sere Kategorien: Möbel des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, an 
welche sich die kirchlichen Holzschnitzwerke anschliessen ; Ge- 
mälde; Objecte der verschiedenen Kleinkünste. In allen Gruppen 
wurde der chronologische Gesichtspunkt als leitende Maxime 
zu Grunde gelegt; bei den kunstgewerblichen ferner der ma- 
teriell-technologische in chronologischer Anordnung. 

Der Gang durch das Hochschloss beginnt am Aufgang zur 
Vordertreppe, deren Wände und Podeste, sowie alle Stiegen 
und Corridorräume mit solchen Gemälden behangen sind, welche 
ihres geringeren Werthes wegen zur blos decorativen Versven- 



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Vorbemerkung. 



V 



dung genügten, oder mit Porträten unbekannter Persönlich- 
keiten, Wappen etc. Im ersten Stockwerke beginnt die Samm- 
lung an der Nordseite mit der Möbelsammlung in fünf Sälen, 
welche mit möglichster Vermeidung jedes theatralischen Apparates, 
soweit es die verfügbaren Stücke gestatteten, synchronistisch 
zusammengestellt ist. Von hier geht der Weg in's zweite Stock- 
werk auf der Hintertreppe, wo die historische Porträt-Galerie, 
nach Nationen und Geschlechtern arrangirt, in der umgekehrten 
Richtung die Nordseite entlang läuft und auf der südlichen 
dann an die Historienbilder angrenzt. Diese füllen die übrigen 
Gemächer aus. Hierauf erfolgt der Abstieg in's erste Stock- 
werk auf der rückwärtigen Treppe, wo die kunstgewerbliche 
Collection die Süd- und Westseite in acht Sälen einnimmt. Sie 
beginnt mit Gegenständen, welche auf Stein- und Holzarchitektur 
Bezug haben, geht dann über auf die unedlen Metalle, Textil- 
kunst, asiatische Producte, Sculptur in Stein, in Holz, Elfenbein, 
Horn etc., Intarsia, Malerei auf Stein, Corallen, Edelmetall, 
Keramik, Glas und Krystall. So dürfte von jedem Fach ein 
anschauliches Bild der kunstgeschichtlichen Entwicklung und 
der technologischen Umstände.gegeben und damit die Möglich- 
keit zu vergleichender Betrachtung geboten sein. 



Wien, im November 1881. 



Dr. Albert Ilg, 

Custos und provisorischer Dircctor 
der II. Gruppe der kunsthistorischen 
Sammlungen des Allerhöchsten 
Kaiserhauses. 



Wendelin Boeheim, 

Custos der Waffensammlung in der 
II. Gruppe der kunsthistorischen 
Sammlungen des Allerhöchsten 
Kaiserhauses. 



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GESCHICHTLICHES. 



Die Entstehung des Schlosses Ambras bei Innsbruck datirt 
aus den Tagen der mächtig ausgebreiteten Herrschaft der Römer 
im Gebiet der rhätischen Alpen. Hier führte aus dem Süden, 
vom Wippthale zum Innthal, nicht aber in der Sohle derselben, 
sondern über dem Rücken des südlichen Mittelgebirges, eine 
Heeresstrasse von Matreium (Matrei) nach Ambras, dessen alte 
Namensbezeichnungen in Urkunden der mittleren Zeit: Omeras, 
Homeras, Umeras, schon den römischen Ursprung des Locales 
andeuten. Heute erinnern hier nur mehr die im grossen Hofe 
aufgestellten acht Meilensteine aus der Zeit des Kaisers Septi- 
mius Severus an die römische Epoche dieser Gegenden. 

Als fester Punkt, welcher wahrscheinlich den Uebergang 
über den damals beinahe am südlichen Rande des Thaies strö- 
menden Inn zu schirmen die Bestimmung hatte (Innsbruck fand 
viel später erst seine Entstehung), behielt das Castell auch in 
den folgenden Zeiten ansehnliche Bedeutung. Im X. Jahrhun- 
dert besassen es die im Innthal herrschenden mächtigen An- 
dechser, vielleicht aber war es von diesem Grafengeschlechte 
an Vasallen überlassen, indem im Jahre 1130 ein Ulrich de 
Homeras urkundlich genannt wird. Von den Andechsern ge- 
langte das Schloss an die bairischen Grafen Wolfertshausen, 
wurde aber in deren Fehde mit Herzog Heinrich dem Stolzen 
in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts zerstört. 

In den nächstfolgenden Zeiten scheint Ambras die Besitzer 
öfters gewechselt zu haben, im XIV. Jahrhundert gehört es je- 
doch bereits dem Landesfürsten an und wurde als ein Lehen 
an ergebene Edle verliehen. So unter Markgraf Ludwig von 



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Geschichtliches. 



VII 



Brandenburg, welcher 1355 Schloss und Territorium dem Burg- 
grafen von Tirol, Petermann von Schenna, anheimgab. Friedrich 
mit der leeren Tasche überliess es 141 8 dem Herzog Albrecht 
von Oesterreich als Pfand, Erzherzog Sigismund aber be- 
stimmte die Herrschaft für seine Gemahlinnen: Eleonora, dann 
Catharina. 

Unter Kaiser Maximilian I. gelangte Ambras 15 10 an das 
Geschlecht der Schurff. Diese, ursprünglich aus Baiern stam- 
mend, damals noch rittermässig, wurden erst 1574 unter Erz- 
herzog Ferdinand II. in den Freiherrenstand erhoben. Paul 
Schurff, geheimer Rath des Erzherzogs Sigismund, verwaltete 
in den neunziger Jahren des XV. Jahrhunderts das Amt des 
Landeshauptmannes. In diesem Besitze blieb das Schloss bis 
in die sechziger Jahre des XVI. Jahrhunderts, zu welcher Zeit 
es an Kaiser Ferdinand I. 1563 gelangte und seinem Sohne 
Erzherzog Ferdinand, dem damals neubestellten Statthalter Tirols, 
zum Geschenke gemacht wurde. Das Inventar des Schlossge- 
bäudes, welches gelegentlich dieser Uebergabe verfasst wurde, 
ist in der Bibliothek der kunsthistorischen Sammlungen zu Wien 
erhalten.*) Es liefert den Beweis dafür, dass die Einrichtung 
des Gebäudes damals eine höchst einfache, kunstlose und nur 
den nöthigsten Bedürfnissen entsprechende war, dass alle Zier 
der Künste, welche in kurzer Folge darauf den Ort zu einem 
weltberühmten machen sollten, lediglich der Kunstliebe des Erz- 
herzogs Ferdinand ihren Ursprung verdankte. 

Das Gebäude war auch noch nicht dasjenige, welches 
heute vor unseren Blicken steht. Nicht nur die weitläufigen 
Zubauten des Unterschlosses, des spanischen Saales etc. ent- 
standen erst unter den neuen Besitzern, sondern auch der älteste 
Theil, das Hochschloss, erfuhr durch sie erst bedeutende Um- 
gestaltungen. Letzteres hatte von Anfang die Bestimmung als 
Wohngebäude zu dienen; als des Erzherzogs Sammlungen dann 
immer mehr gediehen und wuchsen, zeigte sich die Nothwendig- 



*) Publicirt durch Custos W. Boeheim in den Mittheilungen der k. k. 
Central-Commission für Erhaltung und Erforschung der Kunst- und histori- 
schen Denkmale. Jahrgang 1880. 4. Heft, pag. XXX. 



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t 



VIII Geschichtliches. 

keit, für sie eigene Räume zu schaffen, und wurden darum die 
grossen Bauten des Unterschlosses errichtet, welche die Kunst- 
schätze bis zu ihrer Ueberführung nach Wien beherbergten. 

Die Räume des Hochschlosses mögen sich zunächst als 
zu enge erwiesen haben, als der Erzherzog schon im Jahre 
nach der Uebernahme 1564 Ambras seiner ersten Gemahlin, 
Philippine Welser, überliess.*) Das Schloss hatte damals nur 
zwei Stockwerke (und das Erdgeschoss), für den Hofstaat offen- 
bar nicht ausreichende Räumlichkeiten. Es wurde infolge dessen 
in den folgenden Jahren Mancherlei erweitert und ein drittes 
Stockwerk im ganzen Umfang des Gebäudes aufgesetzt. Dies be- 
weisen die Jahreszahlen 1566 und 1567, welche in Stucco über den 
Stürzen mehrerer Thüren in jenem neuaufgesetzten Geschosse 
sich erhalten haben. Das Badezimmer im Parterre wurde gleich- 
zeitig mit seiner schönen Täfelung neu eingerichtet, denn auch 
hier ist das Datum 1567 über dem Eingange angebracht. 

In genanntem Jahre hielt der Erzherzog seinen offiziellen 
Einzug in der Landeshauptstadt. Hier begann wohl zunächst 
auch sein kunsteifriges Sammeln, seine Thätigkeit im Aufhäufen 
jener Schätze, welche allmälig zu dem grossen Ganzen seiner 
Waffen- und Kunstkammern heranwuchsen. Die Schilderung 
eines Zeitgenossen, des Gelehrten Stephanus Venandus Pighius,**) 
Reisebegleiters des Schwestersohnes Ferdinands, des Herzogs 
Carl Friedrich von Jülich- Cleve, beweist, dass Ambras noch in 
der Mitte der siebziger Jahre den Charakter eines Lustschlosses 
hatte, während die Kostbarkeiten an Gemälden und sonstigen 
Kunstobjecten grösstentheils noch in der Residenz zu Innsbruck, 
welche des Erzherzogs Vater, Kaiser Ferdinand I., neu geschmückt 
hatte, zu sehen waren. Es scheint, dass erst nach dem Tode 
seiner ersten Gemahlin, der sich den 13. April 1580 ereignete, 
der Erzherzog seine Kunstkammern in dem Schlosse vereinigte, 
nachdem die Söhne Philippinens, Cardinal Andreas und Mark- 
graf Carl von Burgau, die an ihre Mutter verliehene Schen- 



*) Siehe den Abdruck der Schenkungsurkunden bei Primisser, Die 
k. k. Ambraser-Sammlung, Wien 1819, Beilage I. 

**) Hercules Prodicius, ed. 1574, pag. 294 ff. 



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Geschichtliches. 



IX 



kung von Ambras gegen eine andere Herrschaft wieder zurück- 
gaben. 

Pighius erwähnt bei seinem Besuche 1574 die Rüstungen 
und Waffen in einem besonderen Räume der Innsbrucker Burg, 
aber auch schon eine Rüstkammer zu Ambras. Am ersteren 
Orte war damals indess gewiss noch die grössere Menge, auch 
schildert der Verfasser den in Ambras befindlichen Theil im 
Sinne eines Waffenvorrathes für die Ausrüstung zum Kampfe, 
zu praktischen Zwecken, nicht im Sinne einer Sammlung, einer 
historischen Ehrenhalle, welche die berühmte Collection nach 
der Absicht ihres Gründers zum ruhmreichen Gedenken der 
Helden, die diese Waffen getragen, werden sollte. Um 1580 
erscheint Ferdinand aber schon in voller Thätigkeit im Interesse 
der Waffensammlung.*) Das berühmte Werk seines Geheim- 
schreibers Jacob Schrenckh von Notzingen, in welchem auf 
Befehl des Erzherzogs Abbildungen der Rüstungen und Bio- 
graphien ihrer Eigner geliefert wurden, obwohl erst sechs Jahre 
nach Ferdinands Tode erschienen, wurde zu Anfang der acht- 
ziger Jahre begonnen, ja das Titelkupfer von Dominik Custos 
trägt das Datum 1582. Eilf Jahre später erschien der erste ge- 
druckte Katalog der Waffensamralung bei Johann Paur in Inns- 
bruck, welcher das »Schloss Ambras« als Aufbewahrungsort 
der Rüstungen bezeichnet. 

Die Errichtung der langgestreckten Saalbauten im Unter- 
schlosse fällt demnach ebenfalls in das achte Decennium, viel- 
leicht wurde damit auch schon etwas früher begonnen; der zur 



*) Siehe sein Ersuchen um Ueberlassung zweier Harnische, gerichtet 
an Hans Grafen von Nassau (Primisser 1. c, Beilage II, vom 10. Deccmber 
1580), das Schreiben Jacob Hannibals von Hohenembs, womit dieser dem 
Erzherzog Rüstungen und Conterfaits seiner Vorfahren schickt, vom 31. Juli 
1581 (Bergmann, Die Edlen von Embs zur Hohenembs, Wien 1860, pag. 98), 
sowie das Ersuchen Ferdinands an Herzog Ludwig von Württemberg um 
Waffen und Bildnisse seines Grossvaters und Vaters. (Pfister, Herzog 
Christoph zu Wirtemberg, Tübingen 1820, II., pag. 118 f.) Ein auf diese 
Thätigkeit des Erzherzogs bezügliches Schreiben von einem Mitgliede der 
Familie Ruebcr (von denen eine halbe Rüstung in den kaiserlichen Samm- 
lungen vorhanden ist) soll, wie wir hören, demnächst im Jahrbuch des 
heraldischen Vereines »Adler« in Wien publicirt werden. 



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X 



Geschichtliches. 



Linken des Eingangthores vorspringende Tract, der späteste 
Anbau, zeigt im Sgraffitoverputz der Südseite das Datum 1589. 

Noch früher aber erfolgten einige andere Neubauten. Der 
grosse oder, wie er später genannt wurde, der spanische Saal 
erhob sich 1571, ein Seitengebäude an der Stelle der jetzigen 
Aussichtsterrasse, dessen Souterrains noch auf dem Stiche bei 
Merian als »Küchen« vermerkt sind, dessen Obergeschoss aber 
einen Speisesaal enthielt, wurde 1583 mit dem gemalten Plafond 
des Fontana versehen, dessen wir unten bei den Waffensälen 
noch zu gedenken haben werden. 

Sämmtliche auf diese "Weise veranlassten Bauten weisen 
indess nirgends einen bedeutenden künstlerischen Charakter in 
architektonischer Hinsicht auf. In dieser Beziehung blieb, bei 
allem Kunsteifer, Ambras das Wesen eines Landschlosses ge- 
wahrt, mochte es in seinem Innern auch die herrlichsten Kunst- 
schätze bergen. Der Typus, den das Ganze erhielt, ist ein fast 
bürgerlich schlichter, das Gepräge der deutschen Renaissance 
in einfachster Entfaltung des künstlerischen Momentes. Die 
Baumeister sind nicht bekannt, doch erwähnt das Inventar von 
1564 einen Paul Uschall unter dem Titel: »Pawmaister«. Uschall, 
auch Urschal, war Rathssecretär und als Baumeister bei der 
Vollendung der Franziskanerkirche in Innsbruck 1563 dem italie- 
nischen Architekten Marco della Bolla beigegeben. Ein anderer 
Architekt des Erzherzogs ist uns aus der Inschrift seiner Grab- 
platte beim Portal der Kirche im Dorfe Ambras bekannt, 
welche, stark beschädigt, noch Folgendes zu lesen erlaubt: 
»Anno dm 1576 den 2. tag. Octobris starb der Ernuest Herr 
M...n Echtsch von der Site So in seinem Leben d...t Ertz- 
hertzog Ferdinand Zw Oster — (K)amerdiener vnd Pawmaister 
auf Om(bras) etc.« 

Endlich erscheint noch ein dritter Architekt an diesem 
Orte, der Italiener Giovanni Lucchesi oder Lucchese. Wir 
haben seiner noch bei Beschreibung des sogenannten spanischen 
Saales zu gedenken, welches Bauwerk in den Jahren 1570 bis 
1571 hergestellt wurde. Ausserdem ist der Künstler auch noch 
durch seine auf dem ehemaligen Innsbrucker Friedhofe befind- 
liche Grabstätte bekannt. 



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Geschichtliches. 



XI 



Die Aufstellung und Eintheilung der einstigen Sammlung 
im Unterschieds war demgemäss angeordnet, dass die beiden 
grossen Säle ober dem Eingang (jetzt die Waffensäle) die Be- 
stimmung hatten, als Aufbewahrungsort der Rüstungen und als 
»Kunstkammer« zu dienen; der rechts im Winkel daranstossende 
Tract mit der Holzgalerie beherbergte die Bibliothek, der gegen- 
überliegende Parterretract, an dessen Facade in Nischen die 
römischen Meilensteine eingemauert wurden, war das Xnti- 
quarium. 

Schloss Ambras sah in jener Zeit manch' festlichen und 
freudigen Tag. Namentlich fehlte es an dem gastfreundlichen 
Hofe Erzherzogs Ferdinand niemals an Besuchen fremder Fürsten, 
Persönlichkeiten, an welche heute noch häufig ein Porträt im 
Schlosse erinnert. So kamen den 12. September 1569 der 
Schwager des Erzherzogs, Herzog Albrecht V. von Baiern, mit 
Anna, seiner Gemahlin, und seinen Söhnen, Wilhelm und Fer- 
dinand. Dieselben wiederholten 1574 anlässlich des »grossen 
Schiessens« zu Innsbruck ihren Besuch. Den 5. März 1577 er- 
theilte der Erzherzog auf Schloss Ambras dem Herzog Ludwig 
von Württemberg (in Vertretung durch Gesandte) die Lehen. 
Im Juli darauf erscheint die Familie seines Bruders, Erzherzog 
Carl von Steiermark, zu Gaste. Den 24. April 1580 starb Frau 
Philippine, zwei Jahre später hielt der Erzherzog abermals Hoch- 
zeit mit Herzogin Anna Catharina von Mantua, Tochter Plerzogs 
Wilhelm Gonzaga, bei welchem glanzvoll gefeierten Feste unter 
Anderen seine Verwandten aus Baiern und Steiermark, Leonore, 
die Mutter der Braut, Herzog Vincenzo von Mantua etc. zugegen 
waren. Nach Ferdinands Tode (24. Jänner 1 595) kam das 
Schloss an dessen Sohn, den Markgrafen Carl von Burgau, 
der es jedoch sammt den Kunstsammlungen laut vom Kaiser 
Rudolph II. zu Prag, 25. August 1606, ratificirtem Vergleiche 
dem Letzteren und den übrigen Erzherzogen sammt der Kunst- 
kammer und anderen Pertinenzien gegen eine Summe von hundert- 
tausend Gulden überliess. 

Die Geschichte des Schlosses gipfelt von diesem Zeitpunkte 
an immer mehr in jener der Sammlung, worüber zu sprechen 
an diesem Orte nicht Anlass gegeben ist. Es möge daher genügen, 



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XII 



Geschichtliches. 



zu bemerken, dass die Vermehrungen der Kunstkammer in 
den nächstfolgenden Zeiten ziemlich spärlich auftreten. Wir 
besitzen eine sehr dankenswerthe Schilderung ihres Zustandes 
unter der Regierung des Erzherzogs Leopold aus der Feder 
des bekannten Reisenden, Kunstfreundes und Kunstagenten, 
des Patriziers Philipp Hainhofer von Augsburg, welcher 1628 
Innsbruck und Ambras besuchte. Seine Relation, die sich in 
der Bibliothek des Ferdinandeums in Innsbruck befindet und 
in Bälde dem gelehrten Publicum im Abdruck vorgelegt werden 
dürfte, hat auch der ihm befreundete Reisebeschreiber Martin 
Zeiller in seinem gedruckten Werk benützt, welcher ein Jahr 
später in der Stadt verweilte. Durch die Vermählung des Erz- 
herzogs mit Claudia von Medici gelangten eine Anzahl italieni- 
scher Arbeiten, vorzugsweise Gemälde, Bergkrystallgefässe, Elfen- 
beingeräthe und Majoliken in die Collection, die denn auch ihre 
Nachfolger und Söhne, Erzherzog Ferdinand Carl und Sigismund 
Frauz, um 1660 durch Ueberführung von Bildern aus der Inns- 
brucker Hofburg erweiterten. Unter Kaiser Carl VI. und Maria 
Theresia wurden, durch die Wiener Gelehrten Lambecius und 
Heraeus, Handschriften und Münzen, dann unter Kaiser Joseph II. 
durch den Galerie-Director v. Mecheln auch Werke der Malerei 
den kaiserlichen Sammlungen in Wien einverleibt. Ambras war 
durch die kriegerischen Ereignisse, durch die stets unruhige 
politische Situation des Landes schon seit dem Einfalle des 
bairischen Churfürsten Max Emanuel 1703 ein sehr unsicherer 
Hort dieser Schätze geworden. Die Sammlung musste damals 
schon geflüchtet werden, zu Ende des Jahrhunderts aber, während 
der französischen Invasion, befand sich die Sammlung, wie Primisser 
richtig sich ausdrückt, »auf einer fast ununterbrochenen Wander- 
schaft, bald fort, bald zurück, und das Schloss selbst musste 
in dem Drange der Umstände mehr als einmal aus einem Tempel 
der Kunst und Wissenschaft zum Spital oder zur Kaserne umge- 
staltet werden«. Ja, unter den Stürmen der bairischen Occupation, 
im Sommer 1703, befand sich die Kunstkammer bereits auf den 
feindlichen Schiffen, bereit, nach München abgeführt zu werden. 

Der Pressburger Friede machte diesen für den kostbaren 
Kunstschatz im äussersten Grade unheilvollen Zuständen ein Ende. 



» 



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Geschichtliches. 



XIII 



Im Jahre 1806 wurde die Sammlung als ein dem Durchlauchtig- 
sten Erzhause Oesterreich gehöriges Eigen aus dem bairisch 
gewordenen Lande nach Wien überbracht, wo der grösste Theil 
der alten Collection (Vieles blieb infolge einer hastigen und 
wenig fachlichen Auswahl zurück und schmückt nun das könig- 
liche Nationalmuseum zu München) unter dem Titel: »K. k. 
Ambraser-Sammlung« im unteren Belvedere aufgestellt wurde. 

Das Schloss erfuhr in den letzten Jahrhunderten keine 
wesentlichen Veränderungen. Seine Glanzperiode war mit dem 
Tode des edlen Erzherzogs Ferdinand zu Ende, ein Umstand, 
dem man es aber auch zu danken hat, dass sein einfach charak- 
teristischer Renaissancebau von späteren Umgestaltungen ver- 
schont blieb. Auch ist wenig Bemerk enswerthes an Zeitereig- 
nissen zu verzeichnen, welche mit dem alten Gebäude im Zu- 
sammenhange stehen. Im Jahre 161 8 umschlossen seine Mauern 
den Minister und Cardinal Melchior Khlesl als Gefangenen, 
seine aus Ambras stammende Bronzebüste ist in den kaiserlichen 
Sammlungen noch erhalten. Die Soldateneinquartierungen, die 
Errichtung eines Spitales im Schlosse während des Franzosen- 
krieges schädigten dasselbe schwer. Besonders litten unter diesen 
Verhältnissen, welche bis in die dreissiger Jahre unseres Jahr- 
hunderts andauerten, der sogenannte spanische Saal und die 
einstigen Wohngemächer des Hochschlosses, deren prachtvolle 
Täfelungen und Decken von Intarsia-Arbeit bis auf wenige Ueber- 
bleibsel vernichtet wurden. 

Erst in den fünfziger Jahren trat für Ambras eine neue 
Epoche, eine Zeit des abermaligen Aufschwunges ein. Seine 
kaiserliche und königliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erz- 
herzog Carl Ludwig, damals Statthalter von Tirol, erwählte das 
Schloss zum Sommeraufenthalte. Zum Zwecke der Wiederein- 
richtung der kahlen Räume wurden umfassende Vorkehrungen 
getroffen, die Capelle im gothischen Stile modernisirt, Täfelun- 
gen, alte kunstreiche Mobilien und besonders herrliche Oefen, 
eine Zier des Schlosses, wurden herbeigeschafft, der Park weg- 
sam gemacht und geschmackvoll geregelt etc. 

Doch erst in neuester Zeit sollte das seitdem wieder ver- 
lassene Schloss eine seiner ursprünglichen Bestimmung entspre- 



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XIV 



Geschichtliches. 



chende Einrichtung erhalten; nachdem die architektonischen Re- 
staurationsarbeiten schon einige Jahre vorher in Angriff genom- 
men waren, wurden auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät 
des Kaisers die am Orte verbliebenen Kunstgegenstände im 
Jahre 1880 aus den kaiserlichen Sammlungen zu Wien und La- 
xenburg beträchtlich vermehrt und die wissenschaftliche Anord- 
nung dieser reichen, circa 3700 Objecte umfassenden Collection 
im folgenden Jahre beendet. 



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DAS UNTERSCHLOSS. 



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DAS UNTERSCHLOSS 



Wir betreten den grossen Hof, dessen gegenwärtige Er- 
scheinung im Wesentlichen noch der alten Anlage entspricht, 
wie sie G. Bodenehr's Blatt in dem Merian'schen Theatrum 
Germaniae Topographicum oder Beschreibung und Contra facturen 
der Stätte etc. darstellt. Eine Reproduction desselben ist un- 
serem Führer zur Erklärung beigegeben. Demzufolge enthielten 
die langen Tracte 8 und 9 ehemals die »Rüstkammer« und die 
»Kunstkammer«, an der Aussenseite des niedrigen Gebäudes 
bei 10 standen die römischen Meilensteine in Wandnischen; 
der stattliche Bau im Vordergrunde des Bildes diente in seinem 
Parterrelocal als »Klepper Stal«, im oberen Geschoss aber als 
»Bibliothek«, während das hohe Dach bestimmt war, als »Korn 
Schütte« die Fruchtvorräthe aufzunehmen. Neben dem Anti- 
quarium (10) erhebt sich die auch nach Aussen mächtig vor- 
springende Bastei (ebenfalls unter Erzherzog Ferdinand angelegt), 
hier unter drei Bogenstellungen die Geschütze bewahrend, über 
denen oben ein gedeckter Gang hinlief (12). Weiter rückwärts 
stand auf dieser Bastion an Stelle der jetzigen Beamtenwohnung 
das nicht mehr vorhandene »Edelknaben Logement« (11), mit 
der Rückseite gegen den »Thier- und Lustgarten« (13) gekehrt, 
dessen einstiges Renaissanceportal weiter rechts gleichfalls sichtbar 
wird. Es folgen an diesem Punkte die Baulichkeiten, welche hier den 
Uebergang vom unteren zum Hochschlosse bilden, zunächst 14 das 
schon erwähnte Gebäude des ehemaligen Speisesaales, in welchem 
der gemalte Plafond Fontana's (jetzt im ersten WafTensaale) sich 
befand, unter welchem ferner die »Hoff-Küchen« eingerichtet 
waren. Daneben führte ein gedeckter, aufsteigender Gang zum 
Eingangsthor des oberen Schlosses empor. Des Weiteren bietet 
uns an dieser Stelle Merian's Blatt übrigens nicht vollends das 

2 



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2 



Das Unterschloss 



richtige Bild der ältesten Anlage, indem es den Eingang zum 
grossen oder spanischen Saal (i) durch eine ausgebauchte Mauer 
verstellt zeigt, und ferner ein kleines, zur erzherzoglichen Münze 
bestimmtes Gebäude nicht darstellt, welches hier zwischen dem 
grossen Saal und dem gedeckten Gang im Winkel errichtet stand. 
Deutlicher sind diese Partien noch an dem plastischen Modell 
des Schlosses in der Sammlung (I. Stockwerk, Saal VII, 4) zu 
erkennen. Der spanische Saal im Souterrain, »Bauernrüstkammer«, 
hatte damals noch eine interessante Construction von sogenannten 
Walmdächern. Neben seiner Facade stand das langgestreckte 
Ball- oder Ballonhaus (2), wie solche Uebungs- und Spielplätze 
damals an allen Höfen vorkamen. Hinter dem Ballhause (jetzt 
nicht mehr vorhanden) vertieft sich das Terrain und bildet bis 
zum Abhang der Schlucht einen beiläufig quadratischen Raum 
unter den Fenstern des grossen Saales, wo im XVI. Jahrhundert 
ein Ziergarten angelegt war. Bei Merian sehen wir eine Anlage 
im Stil der deutschen Renaissancegartenkunst, älteren Relationen 
zufolge aber mussten dieser und die sonstigen Theile des Gartens 
bei Weitem reicher im Geschmack der Zeit ausgestattet gewesen 
sein. Pighius weiss diese Herrlichkeiten nicht genug zu preisen. 
Er sah 1574 in den bestgepflegten Gärten »Paradiese, Labyrinthe, 
allerlei Grotten, den Wassernymphen geheiligt und mit künst- 
lichen Quellen bewässert«. Die vielen aus den nahen Wild- 
bächen gespeisten Springbrunnen, die im Freien angebrachten, 
mit allerlei lebendem Grün umkleideten »Speisesälchen« scheinen 
ihm bemerkenswerth, besonders aber die »Rotonda«, bei Merian 
unter Nr. 3 »Sommer Haus, darinnen der umlauffende Tisch« 
genannt, ein Monopteros-Tempelchen im römischen Style, dessen 
Ahorntisch durch die Wasserkraft sammt seinen Gästen in be- 
liebigem Tempo um die Achse gedreht werden konnte. In der 
Nähe befand sich das Bacchusheiligthum mit seinen nach alter 
Vätersitte ziemlich üppigen Zechgebräuchen; dieses »Heiligthum« 
war an der Stelle, welche die Merian'sche Ansicht unter 4 als 
»Kellerey« bezeichnet. Die in den Schieferfelsen des Mittel- 
gebirges getriebene Höhle, domartig ausgearbeitet, wird in der 
Mitte durch einen gewaltigen viereckigen Pfeiler von Nagel- 
fluhe gestützt. Diagonal von demselben ausgehende Gurten 



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Baubeschreibung. 



tragen die Decke. In diesem düstern Räume erlebten Pighius 
und so mancher Gast des Schlosses seltsame, so recht im derb- 
lustigen Geist des deutschen Renaissance-Zeitalters gehaltene 
Bräuche, denen die »Novizen« des Bacchusdienstes sich nach 
vorerst verlesener »Trinkordnung« zu unterwerfen hatten, um in 
den Chor der Bacchanten aufgenommen zu werden und ihre 
Namen in das Trinkbuch eintragen zu dürfen. Noch sind solche 
Ambraser Trinkbücher in der Wiener Sammlung vorhanden, ein 
reiches Autographenalbum der vornehmsten Namen jener Tage. 
Schwächlinge wie der gelehrte Pighius, welche die Nagelprobe 
schlecht bestanden, hatten freilich ein geringes Vergnügen an 
der Ceremonie. 

Der heutige Park umgibt das Schloss auf drei Seiten: im 
Westen, Norden und Osten; im Süden liegt nur das kleine Stück, 
welches dem eben beschriebenen alten Renaissancegartlein ent- 
spricht, und weiter auf der Höhe über der Bacchushöhle der 
sogenannte Hasengarten. Die grosse westliche Partie des Parkes 
zieht sich den ziemlich steilen Abhang des Burgberges bis zum 
Dorfe Ambras hinab. Ganz unten an der Einfassungsmauer 
zeigt ein modernes Gartenhäuschen die Stelle der ehemaligen 
St. Georgscapelle, deren schöner, geschnitzter Altar nun im 
Vorräume der Schlosscapelle steht. Nach dem Dorfe zu nahm 
einst der Park grössere Dimensionen ein, wie das die dortigen 
Mauerreste noch beweisen. 

Während die westliche und nördliche Parkpartie über 
Veranlassung Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des 
Durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Carl Ludwig im englischen 
Stile umgestaltet wurde, behielt die Ostseite ihren romantischen 
Typus des Wildparkes. Das zerklüftete Schluchtenterrain, von 
zwei Bächen durchbraust, welche Wasserfalle bilden (besonders 
der beim Egerdacherthore befindliche, zeichnet sich durch Höhe 
und malerische Lage aus), der Felsenhügel in der Mitte, die 
reizenden Ausblicke auf das Schloss, die Martinswand, den 
Patscherkofl, die Salzberge etc., verleihen diesem Parke beson- 
deres landschaftliches Interesse. Am Bachesufer erhebt sich noch 
ein zerfallener gewaltiger Brückenpfeiler aus der Zeit der alten 
Anlage. 

2* 



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DIE RÖMISCHEN MEILENSTEINE, 

acht an der Zahl, von welchen jedoch nur einige Inscriptionen 
tragen, stammen aus dem nördlichen Tirol, von der alten Römer- 
strasse, welche über den Brenner an Matreium (Matrei) vor- 
über, dann über die sogenannten Eilbögen, das Mittelgebirge ober 
Wüten und Ambras, in das Innthal führte. Seit dem 16. und 
17. Jahrhundert Gegenstand der gelehrten Literatur des Landes, 
schwanken dennoch die Meinungen über ihre Fundorte, sowie 
über die Zeit ihrer Aufstellung in Ambras nicht unbeträchtlich. 
Die Angabe, dass sie erst im 17. Jahrhundert von Wüten dahin 
gebracht wurden, widerlegt schon der Umstand, dass sie in den 
Nischen des Antiquariums angebracht worden sind, dessen Wand 
in dieser Weise und zu diesem Zwecke, wie schon die künst- 
lerische Ausstattung beweist, unter Erzherzog Ferdinand adaptirt 
wurde. Einige mögen allerdings erst durch Burgklehner um 1620 
aufgestellt worden sein, von den übrigen jedoch ist bekannt, 
dass sie der Erzherzog schon 1587 in sein Schloss versetzen Hess. 
Sie gehören der Zeit des Kaisers Lucius Septimius Severus (193 
bis 211 n. Chr.) an, unter welchem die grosse Regulirung der 
Meilensteine in diesen Gegenden stattfand. Im Folgenden werden 
die Inschriften nach Th. Mommsen's Corpus inscriptionum 
latinarum (Vol. III, 2) gegeben: 



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Die römischen Meilensteine. 



(Corpus 5981). imp caesar 

1 . septimius 
seuerus pIVs 
Pert. aug. arabiC . ad 
IABenicus . PARth 
MAX . PONT . MAX 
tRIB POT . vini . IMP xii 
COS IT P P PROCOS ET 



IMP CAES M AV 



RELIVS ANTONINVS 
PIVS AVG TRIB POT 
PROCOS /////// 

/// 



VIAS ET PONT 



REST] AB AVG 
CX 

Diese Säule war ursprünglich vor der Wiltner Kirche, 
neben dem (damaligen) neuen Wegkreuze aufgestellt. 



(Corpus 5982). IMP 

CAESAR • K • SEPT • SEVER 

O • PIO • PERTINACI • AVG. 

ARABICO • ADIAB • PAR 

TICO • MAXIMO • PON 

TIF • MAXIMO • TRIB • PO 

T • Villi • IMPP XII • COS • II. 

P P PROCOS • ET • IMP • CAES 

ARI MARC AVREK . ANTO 

NINO AVG TRIB POT im PR 

O • COS ET /////// 

///// I • AB AVG MIK • P 

CXV A 

Angeblich bei Unterschönberg im Wippthale aufgefunden. 



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6 



Das Unterschloss. 



(Corpus 5983). iMP CAES D M 

fL CL IVLIANO 

pIO FELICI AVG 

PONTIFICI MAXIMO 

triB PT IM VII 
CONSVLI mi 

PATER PATRIAE PROCONs 

BONO REI PVBLICE NATO 

AB AVG M P LXXXX 
Fundstätte bei Sonnenberg, wahrscheinlich schon 1587 durch 
Erzherzog Ferdinand nach Ambras gebracht. 



(Corpus 5984). imp. caes. d. n. 

fl. cL IuLIano 
PIO FElICi aug 
PONTIFICi maximo 
TRIB PT IMP VII 
CONSVLI im 

PATER PATRIAE PROCOns 
ab AVG /////// 



(Corpus 5985). IMP CiES c. iul 

uero ipaxi 

MINO PIO FELICI 
INVICTo AVG PM 
TRIB P. TEST CoS 
P P ET C IVL V 3<. O 
maximo norpi 
LISSIMÖ C7ES 
JB AVG M> CXXX 
Fundort beim alten Brenner Zollhause bei Lueg. 



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DIE WAFFENSAMMLUNG. 



ERSTER SAAL. 

Der Plafond des ersten Waffensaales stammt aus dem nicht 
mehr vorhandenen Speisesaale des Hochschlosses, welcher ober 
den Küchen an der Stelle des jetzigen Terrassenbaues und 
gleich diesem freistehend zur Linken des Eingangsportales er- 
richtet war. Die Malereien sind in Oel auf Holz ausgeführt. 
Ihr Urheber ist Giovanni Battista Fontana, aus Ala in Südtirol, 
nach Anderen aus Verona gebürtig, welchen Erzherzog Ferdinand 
als Maler und Zeichner beschäftigte. In letzterer Hinsicht ent- 
warf er z. B. seit 1582 die Zeichnungen zu den von Dom. Custos 
gestochenen Tafeln in dem Heldenbuch, welches auf Befehl des 
Fürsten dessen Geheimschreiber Schrenckh v. Notzing veranstal- 
tete. Der Plafond stellt ein originelles Sujet auf originelle Weise 
dar. Das oblonge Hauptfeld wird an beiden Schmalseiten durch 
Querbilder eingeschlossen, welche die sieben Hauptplaneten als 
Götter in colossalen Gestalten vorstellen. Das Feld über dem Ein- 
gange zeigt Jupiter, Venus (mit Amor) und Saturn, jenes bei der 
Ausgangsthür des Saales: Mars, Mercur, Helios und Luna. Den 
Innenraum des Hauptfeldes umschliesst ein weisses Band, der 
Zodiakus mit den Zeichen desselben. In den ausserhalb dieses 
Ovales entstehenden Zwickeln sind die Figuren der Elemente, 
in lagernden Stellungen, angebracht, die schönsten im ganzen 
Werke. Namentlich die »Erde« zeichnet sich durch die edle 
Erscheinung der Gestalt aus und beweist den Einfluss der gleich- 
zeitigen venezianischen Meister auf unsern Künstler in der deut- 
lichsten Weise. Das Innere des Ovales nehmen auf azurnem 
Himmelsgrund die Darstellungen der Sternbilder ein, welche 
Fontana auf naive Art, der seit Alters üblichen Zeichnung auf 



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8 



Das Unterscbloss. Die Waffensammlung. 



den Himmelsgloben entsprechend, in's Natürliche und Figürliche 
übersetzte, so dass z. B. Auriga als Tiroler Fuhrmann mit der 
Peitsche, die Locke der Berenike als Frauenhaarschopf etc. er- 
scheint. Als Vorlage diente dem Künstler offenbar der in den 
Sammlungen des Hochschlosses (II. Stock, Saal IV, Nr. 65) be- 
wahrte, mit Kupferstichen überklebte Globus, dessen Darstel- 
lungen mit den hiesigen übereinstimmen. Das seltsame Werk 
ist ein interessanter weiterer Beleg für die hohen wissenschaft- 
lichen Bestrebungen des Erzherzogs, welcher auch dem damals 
erwachenden Studium der Astronomie rege Aufmerksamkeit zu- 
wendete. Nach den vorhandenen urkundlichen Nachrichten voll- 
endete Fontana diese Deckengemälde im Jahre 1583 — 84. Der 
Tod des Künstlers ereignete sich den 25. September 1587. 



An der Thürwand, links vom Eingange. 

Ander Eine Collection von Hakenbüchsen, vom Anfang des XVI. 

hölzer- Jahrhunderts, darunter: 1. Halbhaken mit einfacher Lunten- 
Wand abfeuerung ohne Schlossvorrichtung. Derselbe ist nicht geschiftet, 
sondern wird durch einen vom Stossboden auslaufenden eisernen 
Fortsatz regiert. Länge 163 Cm., Kaliber 23 Mm. Um 1520. 
Zu- 2 bis 5. Vier schwere Doppelhaken mit Luntenschlössern, 

dar sogenannten »Schwamengelässen«. Anfang des XVI. Jahrhunderts, 
unter. — 6. Hakenbüchse mit Luntenschloss. Anfang des XVI. Jahr- 
hunderts. — 7 und 8. Halbhaken mit Luntenabfeuerung, der 
letztere ohne Schlossvorrichtung. Um 1530. — Die Haken- 
büchsen waren vom XV. bis in's XVII. Jahrhundert im Ge- 
brauch. Sie tragen ihren Namen von dem hakenförmigen An- 
sätze am Vorderende des Laufes, welcher zur Schwächung des 
Rückstosses an die Aussenseite der Brustmauer angelegt wurde. 
Die Schäftung ist aus weichem Holze, mit geradem Kolben, 
die Läufe sind roh geschmiedet. Aeltere Rohre haben das Zünd- 
loch oberhalb, jüngere an der Seite gebohrt. Später wurde die 
Pfanne hinzugefügt und diese zum Schutze des »Zündkrautes« 
vor der Nässe mit einem schiebbaren Deckel geschlossen. 
Ober- 9. Deutsche Schallern. Die Schallern bildete im Allge- 

halb, meinen die Kopfbedeckung des Kriegers im XV. Jahrhundert. 



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I« Saal. An der Thürwand, links vom Eingange 



9 



Mit Visir und Sehspalten versehen, somit den oberen Theil des 
Gesichtes deckend, sind sie gemeinlich die Kopfbedeckung des 
Kürissers. Das vorliegende Exemplar hat die Form der zweiten 
Hälfte des XV. Jahrhunderts. Es besitzt kein Aufschlagvisir, 
sondern hat die Sehspalte in die Schallern selbst geschnitten. 
Den unteren Theil des Gesichtes deckte der an der Brust be- 
festigte »Bart«. Die Schallern trägt das Plattnerzeichen u und 
als Zeichen der behördlichen Beschau das getheilte Nürnberger 
Wappen, wodurch deren Provenienz klargestellt ist. Um 1480. 

— 10. Bruststück eines Landsknechtharnisches vom Ende des 
XV. Jahrhunderts, mit gerade laufendem, gewulstetem Oberrande 
und leichtem Grat in der Brustmitte. Um 1490. — In der ober- 
halb im Mittelfelde angebrachten Waffengruppe sind folgende 
Stücke zu bemerken, und zwar in der Mitte: Ii. Schweres 
Panzerhemd aus der Mitte des XV. Jahrhunderts. Solche wurden 
unter den Plattenharnischen hauptsächlich zum Schutze der durch 
letztere unbedeckten Stellen getragen. Sie erhalten sich, wenn 
auch mit allmälig feineren Ringen, bis zum dreissigjährigen 
Kriege, in Ungarn noch länger. Von höheren Persönlichkeiten 
werden sie noch bis in's XVIII. Jahrhundert hinein getragen. 

— Oberhalb in der Mitte befindet sich eine Partisane, zu deren 
Seiten vier Runka, Ronsards oder Friaulerspiesse. Unterhalb 
in der Mitte ein geflammtes Schwert mit MessinggrifT, diesem 
zunächst zwei Reiterschwerter und zwei Haudegen aus dem An- 
fang des XVI. Jahrhunderts. Rechts von der Gruppe: 22. Kleine 
Doppelbrust von einem Knabenharnische, vom Ende des XV. 
Jahrhunderts. 

23. Tartsche vom Ende des XV. Jahrhunderts, von unga- j n ,j er 
rischer Form. Dieselbe ist aus Holz gefertigt, mit Leder über- Ecke, 
zogen und vergoldet. Die in der Art spanischer Ledertechnik mit 
Meissein aus freier Hand dargestellten Ornamente zeigen noch 
deutlich Anklänge an die Gothik. Derlei Tartschen wurden eben- 
sowohl von ungarischen Reitern, wie bei den Turnieren und Mum- 
mereien, den Maskenfesten des XV. Jahrhunderts, getragen. *) 

*) Abbildungen von solchen ungarischen Tartschen finden sich schon 
in den Zeughausbüchern Kaiser Maximilians I., im Theuerdank wie in den 
Abbildungen zum Weiskunig von H. Burgkmair. 



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10 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



An der Langwand. 

Erste Hälfte. 

Unter- Zunächst des Einganges eröffnen die Turnierwaffen vom 

halb. Ende des XV. Jahrhunderts die lange Reihe von Schutz- und 
blanken Waffen dieses Saales. Im Allgemeinen theilte sich das 
Turnier in jener Periode in das Gestech, das Rennen, das Frei- 
turnier, den sogenannten deutschen Fusskampf, und diese wieder 
in mannigfache Unterabtheilungen, je nach der Streitmanier oder 
der besonderen Ausrüstung und Bewaffnung. Das Gestech kann 
als die älteste Turnierform angesehen werden. Die Ausrüstung 
hiezu lässt klar erkennen, dass ihre Formen sich an die ältere 
Feldausrüstung im schweren Topf- oder Kübelhelme anschliesst. 
In den Formen unterscheidet man die Ausrüstungen für das 
deutsche und wälsche Gestech. — 24. Schwerer deutscher Stech- 
zeug. Derselbe ist am Rücken und am Scheitel des schweren 
Stechhelmes geriffelt. Am Scheitel des Helmes bemerkt man die 
Löcher für das Zimier oder Helmkleinod. Charakteristisch ist 
an Stech- und Rennzeugen der gewichtige Rüst- und Rasthaken, 
in welchen die Stechstange mit dem dreispitzigen »Krönig« oder 
die Rennstange mit spitzig geformtem Renneisen eingelegt wurde. 
Im Innern des Stechhelmes befindet sich noch die originale 
»Harnaschkappe« oder »Turnayhaube« aus Zwilch mit Leder- 
besatz. Die Schnüre derselben wurden durch an dem Stechhelme 
angebrachte Löcher gesteckt, um die Kappe bequemer richten 
zu können, ohne den schweren Helm abschrauben zu müssen. 
Der Helm zeigt noch viele Spuren von Stössen des Krönigs, 
somit eines oftmaligen Gebrauches. Um 1480. Schwere Brech- 
scheibe. Durch dieselbe wurde die Stechstange gesteckt, wo- 
durch die ohne Eisenhandschuh versehene Rechte gedeckt wurde. 
Stechtartsche. Dieselbe ist von Holz, mit Leder überzogen und 
in Form eines Wappenschildes unten abgerundet. Sie bildete 
das Ziel des Stosses des Gegners und wurde an der linken Seite 
der Brust mittelst starker Hanfstricke befestigt. Das Original 
eines solchen gezöpfelten Hanfstrickes ist, durch die hiezu be- 
stimmten Löcher gezogen und geknüpft, an dem vorbeschriebenen 
Stechzeuge sichtbar. Geblendete Rossstirne. Dieselben wurden 



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I. Saal. An der Langwand. 



I I 



an den Vordertheil des Pferdekopfes geschnallt und dienten zur 
Sicherung des Pferdes beim Anpralle. Um das Ausbrechen der 
Pferde beim Anrennen zu hindern, waren die Augen derselben 
geblendet, doch wurden auch bei manchen Gestechsarten Ross- 
stirnen verwendet, welche an den Augen ausgeschnitten waren 
und dem Pferde das Sehen gestatteten. Bei dieser nahezu com- 
pleten Stechzeugausrüstung befindet sich auch der originale 
Schraubenschlüssel. — 25. Stechsattel »im niederen Zeug«, mit 
hohem eisernen Vorderstege, ohne Hintersteg. Die Polsterung 
besteht aus starkem braunem Kalbleder, dabei befinden sich 
breite Stegreife und einzelne Theile eines Kopfgestelles mit 
Stange zur Ausrüstung für den Turnierhengst. — Eine weitere 
Turnierform, eine jüngere, war das Rennen. Ebenso wie sich 
die Ausrüstung für das Gestech aus der schweren Bewaffnung 
im Kübelhelme herausbildete, fand das Rennzeug sein Vorbild im 
leichteren Plattenharnische des XV. Jahrhunderts, mit Schallern 
und Bart. Immerhin war das Rennen gegenüber dem Gesteche 
als eine Verfeinerung und Verzierlichung anzusehen, wenn auch 
die persönliche Gefahr dabei zuweilen nicht geringer war. Der 
Stoss des Gegners erfolgte nicht wie beim Gesteche gegen 
die linke Seite, sondern auf die Mitte der Brust. — 26. Alter 
Rennzeug zum Scharfrennen. Derselbe besteht aus dem »Renn- 
hute«, dem steifen Barte, der Brust mit Rüst- und Rasthaken, 
den an die Brust geschifteten Bauchreifen, endlich den beiden 
steifen Schössen. Arm- und Beinzeug wurde beim Rennen gemein- 
lich nicht getragen, da die Extremitäten durch stark gepolsterte 
Kleider gedeckt wurden. Um 1480. Ein PaarDilgen oder Schenkel- 
wehren, welche, über dem Sattel an Riemen hängend, die Ober- 
schenkel des Renners zu decken bestimmt waren. Schwere 
Renntartsche. Dieselbe ist aus Holz, mit Leder überzogen und 
wurde mittelst starker Schrauben an Brust und Bart des Renn- 
zeuges befestigt. Sie bildete das Ziel des Stosses des Renneisens. 
Leichter Brechschild. Derselbe wurde an der Rennstange zu- 
nächst des Handgriffes angeschraubt und war dazu bestimmt, 
nicht nur die Faust des Renners, sondern auch die entsprechende 
Achsel desselben zu decken. Ausserdem dienten zum Schutze 
der Hand noch die »Stutzen«. Geblendete Rossstirne, gleich 



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Das Unterschieds. Die Waffensammlung. 



der vorbeschriebenen. Diese erwähnten Gegenstände bilden die 
vollständige Ausrüstung eines Renners. Zur Versinnlichung der 
Anwendung der Rennstange wurde diese mit dem Brechschilde 
ausgerüstet und in die Rüst- und Rasthaken eingelegt. — 
28. Kleiner Rennsattel. Derselbe besteht nur aus dem Gestelle 
ohne Stege, welches mit Leder überzogen ist. 
Zwi- 50. Reiterschwert zu anderthalb Hand. Dieses seiner zier- 

schen ü c hen Form halber interessante Schwert besitzt einen Griff von 
ausgezeichneter Feilarbeit in Eisen. Der gedrückte Knauf ist 
nischen. v on gothischer Form. An der feinen geraden Parirstange sind 
kleine Wappenschildchen symmetrisch angeordnet. Die breite 
schöne Klinge von 109 Cm. Länge zeigt als Stempel ein ge- 
kröntes A, ferner S. Um 1470. — 51. Reiterschwert mit birn- 
förmigem Knaufe, gerader eiserner Parirstange und Faustschutz- 
bügel. — 52. Zweihänder. Diese mächtige Waffe wurde in der 
Landsknechttruppe von Doppelsöldnern geführt, welchen haupt- 
sächlich der Schutz der Fahne anvertraut war. Sie wurden zum 
Kurzgewehr gerechnet und mussten daher stets von Spiessen 
gedeckt werden. Jeder Landsknecht, der für das »Schlacht- 
schwert« geworben wurde, musste sich, als in dessen Führung 
bewandert, durch ein Zeugniss eines »Meisters vom langen 
Schwert« ausweisen. Das vorliegende Exemplar hat einen be- 
lederten Griff und einfache eiserne Parirstange. Die Klinge, 
nach der Spitze zu etwas breiter, besitzt zwei kurze Parirhaken. 
Der Ansatz der Klinge, welcher auf der Schulter des Trägers 
ruhte, ist mit Leder überzogen. Um 1520. — 53. Reiterschwert, 
ähnlich wie 51. — 54. Reiterschwert zu anderthalb Hand. Der 
Knauf von Eisen ist birnförmig und gewunden. Die gerade Parir- 
stange besitzt einfachen Faustschutzbügel. Die bedeutend ältere 
werthvolle Klinge von Iii Cm. Länge trägt einen mit Messing 
tauschirten Klingenschmiedstempel und eine eingeschlagene Lilie. 
Um 1490. — 55. Landsknechtbrust. — 56. Italienische Helm- 
barte. Um 1480. — 57. Schwerer Knebelspiess. Die gemeine 
Spiesswaffe aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Der 
Knebel fehlt. — 58. Gläfe, mit vorzüglich gezeichneten Aetzungen 
auf der Klinge. Auf der einen Seite ist ein Pfau, unter diesem 
ein Landsknecht und ein zum Grimmen geschickter Löwe, auf 



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I. Saal. An der Langwand. 



der Kehrseite eine Bürgersfrau im Costüme der ersten Hälfte 
des XVI. .Jahrhunderts dargestellt. Die Blattornamente sind 
von anderer, doch nicht minder geschickter Hand. Die Aetzung 

ist durch unverständiges Reinigen stark verwischt. Zeichen J m 

Der Schaft ist original, jedoch verstümmelt. Die Handschutz- 
scheibe fehlt. 

60. Ganzer lichter Feldharnisch. Der Helm, welcher einer 
späteren Zeit und nicht dem Harnische angehört, nähert sich in 
der Form der Sturmhaube. Der ganze übrige Harnisch datirt 
aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. Die Brust ist 
stark vorgetrieben. Bemerkenswerth sind die übermässig grossen 
Ellenbogenkacheln, die an noch ältere Zeit geraahnen. — 61. 
Ganzer Feldharnisch mit schwarzgeätzten Emblemen. Der bur- 
gundische Helm besitzt einen niederen gedrehten Kamm und 
ein viermal vorspringendes aufschlächtiges Visir. Die Brust ist 
etwas stärker vorgetrieben und nähert sich in der Form bereits 
den späteren Tapulbrüsten (um 1540). Der Rüsthaken ist von 
neuerer Form. Auf der Brust ist in kräftiger Aetzung Christus 
am Kreuz in einer Zeichnung dargestellt, die etwas an Barthel 
Beham erinnert, oberhalb die Jahreszahl 1537. Die Diechlinge 
sind absteckbar, die geschobenen Schuhe sind abgehackt geformt. 
Am linken Handschuh findet sich der Stempel der »Nürnberger 
Beschau«. 

84. Italienischer Haudegen mit kugelförmigem Knaufe, Z ™" 
gerader Parirstange und doppeltem Faustschutzbügel (Eselshuf). <jen 
Die feine Klinge trägt als Zeichen IHS. Um 1530. — 85. Rieht- Har- 
schwert. Dasselbe besitzt die typische Form dieser Waffe, welche nischen. 
sich bis in unsere Tage herein gleich geblieben ist. Im Hohl- 
schliffe der Klinge findet sich noch die Spur einer Schrift, 
wovon noch Folgendes zu lesen ist: TVM • CARO • FACTVM • EST. 
Um 1540. — 86. Zweihänder. — 87. Reiterschwert mit birn- 
förmigem gedrehtem Knauf, nach abwärts gerichteten Parir- 
stangen und einfachem Faustschutzbügel. Die schöne Klinge 
trägt den gleichen Stempel wie das schöne Schwert 50, das ge- 
krönte A. — 88. Italienischer Haudegen wie 84. Die feine 
. Klinge trägt als Zeichen: MARIA • ANNA. — Oberhalb der ge- 
schwärzten Landsknechtbrust 89: — 90. Partisane mit interes- 



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1 4 Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 

santen gepunzten Arabesken auf der Stossklinge. — 91. Grosse 
schwere Helmbarte von ungewöhnlicher Form. Beil und Haken 
sind durchbrochen. Auf der Dille findet sich nebst rohen figu- 
ralen Darstellungen die Jahreszahl 1554 eingehauen. — 92. Parti- 
sane, ähnlich der vorigen geformt und verziert. 

93. Ganzer Feldharnisch. Der Helm mit quer gekehltem 
Visir zeigt in dem geschobenen Nackentheile den Uebergang von 
der Schallernform. Die Kugelbrust ohne Rüsthaken (Lands- 
knechtbrust) besitzt einen leichten Grat, sie trägt das Nürnberger 
Beschauzeichen. Die Achseln haben keine Vorderflüge, die Achsel- 
höhlen werden durch angehängte Schwebescheiben geschützt. Die 
Füsse werden von breiten Schuhen, sogenannten »Bärenfüssenc, 
gedeckt. Um 1510. — 94. Blanker Feldharnisch. Der burgun- 
dische Helm (Bourgignot, der »im Kragen vmbgeet«, d. h. dessen 
gewulsteter Unterrand in einer Nuth im Kragen sich bewegt) 
besitzt ein mehrmals vorspringendes Visir mit Sehschlitzen. Die 
Kugelbrust ohne Rüsthaken, die Bauchreifen mit vorgetriebener 
Schamkapsel, sowie die geschobenen Beintaschen gehören nicht 
zum Harnische, sondern einer Landsknechtausrüstung an. Die 
Achseln haben keine Vorderflüge, die Armhöhlen werden durch 
»Schwebescheiben« gedeckt. Die Armbeugen sind durch ganze 
Muscheln geschützt. Die »Diechlinge« (Oberschenkelschienen) 
sind absteckbar geformt. Die Stumpfschuhe sind breit und ge- 
schoben. Alter c. 1520, ohne Zeichen. 
Zwi- n8, 119. Zwei italienische Haudegen. Die Klingen führen 

sehen deichen der vorher erwähnten Haudegen. — 120. Ceremonien- 

den , „ 

H ar _ schwert mit rothsammtener Scheide. Der Griff aus gegossenem 
nischen. Messing zeigt gutgezeichnete Reliefs in italienischer Renaissance. 
Die Medaillons an der Parirstange sind verloren gegangen. Der 
Griffbesatz ist spätere Arbeit. Die Klinge ist ohne Werth. — 
121, 122. Zwei italienische Haudegen. Auf den Klingen liest 
man das Wort: MAILANT. — Oberhalb der kugelförmig gebauch- 
ten Landsknechtbrust 123: — 124. Trabantencouse aus der Zeit 
des Kaisers Ferdinand I. An beiden Seiten erblickt man das ge- 
krönte burgundische Kreuz mit den Feuereisen und den Buch- 
staben F. A. (Ferdinandus Archidux), dann längs des Rückens: 
»Mater Dei memento mei 1551.« Die Cousen waren in jener 



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I. Saal. An der Langwand. 



i5 



Zeit keine Kriegswaffe mehr, sondern nur eine Waffe der Leib- 
wachen. Sicher sind sie mit Carl V. aus Spanien nach Deutschland 
gekommen. Frühe Andeutungen hierüber finden sich im Weis- 
kunig und in einem 1539 erschienenen Buche von Hieronymus 
Formschneider über die Heerschau Carls V. 1532 zu Wien. (Leitner, 
Hof- Waffenmuseum, T. XI.) — 125. Trabantenspiess mit hohlem 
Spiesseisen aus der Zeit Kaiser Ferdinands I. Auf der Spiess- 
klinge ist an einer Seite der gekrönte Doppeladler mit der an- 
hängenden Kette des goldenen Vliesses, darüber die Buch- 
staben K • F. und 1558; an der anderen Seite ist das gekrönte 
burgundische Kreuz mit dem Feuereisen, über selbem sind wie- 
der die obigen Chiffren eingeätzt. — 126. Trabantencouse aus 
der Zeit Kaiser Ferdinands I. Auf der Klinge ist das öster- 
reichisch-spanische Wappen, umgeben von der Kette des gol- 
denen Vliesses und bedeckt von dem Erzherzogshute, eingeätzt; 
darüber ist der Buchstabe F sichtbar. 

127. Ganzer lichter Feldharnisch. Der geschlossene Helm 
besitzt hohen Kamm, aufschlächtigen Gesichtsschirm und ab- 
schlächtiges Visir. Die Achseln sind geschoben, der rechte Vor- 
derflug ist zur Führung des Spiesses tief ausgeschnitten. Die 
Annbeugen schützen halbe Muscheln. Die gefingerten Hand- 
schuhe zeigen einen Nürnberger Plattnerstempel. Die Brust mit 
Tapul ist mit einem umlegbaren Rüsthaken älterer Form aus- 
gestattet. Am Oberrande zeigt sich das Nürnberger Beschau- 
zeichen. — 128. Blanker Landsknechtharnisch aus der ersten 
Hälfte des XVI. Jahrhunderts. Die Sturmhaube mit drei ge- 
riffelten Kämmen war in den Heeren Carls V. sehr gebräuch- 
lich. Die Brust mit spitzem Tapul zeigt am Oberrande den Wiener 
Beschaustempel, ferner die eingravirten Buchstaben H H. Die 
Achseln haben steife Vorder- und Hinterflüge. Die Handschuhe 
sind ungefingert, sogenannte »Hentzen«. Alter c. 1540. 

153. Deutscher Haudegen mit birnförmigem Knaufe und Zwi- 
abwärts gerichteter Parirstange. Die Klinge führt in Messing s ^ hen 
tauschirt ein einem Bischofstabe ähnliches Zeichen, das wahr- H ^ 
scheinlich einer Passauer Werkstätte angehört. — 1 54. Italienischer irischen. 
Haudegen, gleich den vorerwähnten mit dem Worte >Mailantc 
auf der Klinge. — 155. Venetianisches Ceremonienschwert aus 



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i6 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



der Periode der Regierung des Dogen Andrea Gritti (1523 bis 
1539). Der Knauf und die abwärts gebogene Parirstange sind 
aus Bronze gegossen und mit Reliefs in guter italienischer Re- 
naissance geziert. Das Griffholz ist mit rothem, nun vergilbtem 
Sammt belegt. Die lange, spitz zulaufende Klinge mit leichtem 
Grat trägt in roher Gravirung an einer Seite die Justitia, an 
der andern den Marcuslöwen mit dem Wappen der Familie 
1 jr 1 Gritti in den Pranken. — 158. Bruststück eines Maxi- 



milian-Harnisches. Diese Art Harnische, welche sich durch 



feine RifTlungen erkennbar machen, sind eine Erfindung Kai- 
ser Maximilians I., welche den Zweck hatte, bei leichterem Eisen 
dem Hiebe und Schlage von Schwertern, Streithämmern, Küriss- 
bengeln etc. grösseren Widerstand entgegenzusetzen. Sie er- 
scheinen bald am Beginn des XVI. Jahrhunderts und verschwin- 
den um 1530. — 159. Geätzte Helmbarte aus der Zeit des 
Kaisers Ferdinand L An beiden Seiten findet sich der Reichs- 
adler und die Initialen K- F (Kaiser Ferdinand), am Haken die 
Jahreszahl 1563 eingeätzt. Spuren von Vergoldung. An einer 
Seite der Stossklinge ist das Monogramm des Aetzmalers H • P. 
ersichtlich. (Leitner, Hof-Waffenmuseum, T. XXX.) Diese Helm- 
barten sind Innsbrucker Fabrikat. Nach den Aufzeichnungen Dr. 
David Schönherr's hat in diesem Jahre der Innsbrucker Maler 
Hans Polhammer für den Hof »Partisanen« geätzt und dafür Be- 
zahlung erhalten. — 160. Geätzter Trabantenspiess gleich dem 
vorherbeschriebenen. — 161. Geätzte Helmbarte aus der Zeit 
des Kaisers Maximilian II. Unter dem Aetzwerk erblickt man den 
Doppeladler mit dem spanisch-burgundischen Wappen, darüber 
den Wahlspruch DOMINVS • PROVI DEBIT, das Monogramm des 
Kaisers (Maximilian-Maria) und die Jahreszahl 1564, das 

Jahr seiner Thronbesteigung. 

162. Halber Landsknechtharnisch. Die Sturmhaube mit 
drei Kämmen ist gleich der vorigen. Die Brust ohne Rüst- 
haken hat ausgesprochenen Tapul. Die Beintaschen sind nur 
viermal geschoben. Die Achseln besitzen steife Flüge. Die 
Handschuhe sind gefingert. Alter c. 1540. — 163. Ganzer 
lichter Feldharnisch, an allen Theilen seicht gekehlt. Der Helm 
ist einer Sturmhaube ähnlich geformt und besitzt ein in die 




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I. Saal. An der Langwand. 



17 



* Spitze getriebenes Scheitelstück. Das abschlächtige Visir ist 
an den Augen stellen tief ausgeschnitten. Die Brust ist mit Ta- 
pul versehen, am Oberrande derselben erblickt man den Nürn- 
berger Beschaustempel, an einem Handschuh ein nicht mehr 
erkennbares Zeichen. — Vorne zwischen den Harnischen sind 
vier schwere Turniersättel zum deutschen Gestech aufgestellt. 

In den an der Wand angebrachten fünf Gruppen sind die 
folgenden Stücke hervorzuheben, und zwar: I. Gruppe. Ober- 
halb in der Mitte eine Runka mit starken, spitz zulaufenden 
Ohren, — zu deren Seiten je zwei Helmbarten aus der Zeit 
Kaiser Maximilians L mit geraden Beilschneiden und starken 
kurzen Stossklingen, diesen zunächst je eine Runka mit rund 
auslaufenden Ohren. Unterhalb in der Mitte ein Zweihänder 
älterer Form. Die Klinge desselben besitzt keinen Parirhaken 
und hat einen Thurm als Klingenschmiedzeichen eingestempelt. 
Ueberdies trägt dieselbe das Zeichen des »Wolfes« in Messing 
tauschirt, welches ziemlich sicher auf eine Passauer Werkstätte 
schliessen lässt. Um 1480. Zu dessen Seiten sind sechs deutsche 
Reiterschwerter gruppirt. IL Gruppe. Oberhalb in der Mitte 
ein gemeines Spiesseisen, zu dessen Seiten zwei Helmbarten, 
diesen zunächst zwei Spetums oder Wolfseisen mit hakenförmi- 
gen Ohren. Unterhalb um einen Zweihänder gruppirt finden sich 
vier deutsche Reiterschwerter und zwei spanische Haudegen 

III. Gruppe. Um eine gemeine Partisane reihen sich zwei Helm- 
barten, zwei Spetums verschiedener Form, endlich wieder zwei 
Helmbarten. Unterhalb ein Zweihänder mit geflammter Klinge, so- 
genannter »Flammberg«. Diesem zunächst zwei gemeine deutsche 
Reiterschwerter und an diese gereiht vier spanische Haudegen. 

IV. Gruppe. Oberhalb eine Partisane mit langer Stossklinge, 
an deren Seiten zwischen je zwei Helmbarten eine Runka. Unter- 
halb ein Zweihänder mit geflammter Klinge, um diesen gruppirt 
vier Reiterschwerter und zwei italienische Haudegen. V. Gruppe. 
Um eine Partisane gruppiren sich vier Helmbarten und zwei 
Runka's. Die Helmbarten verändern allmälig ihre Form. Die 
Beile werden schwächer, deren Schneiden concav eingebogen. 
Das Beil verliert allgemach an Werth, desto mehr Wichtigkeit 
gewinnt die Stossklinge, welche successive bedeutendere Länge 

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l8 Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 

erhält und in scharfer Spitze geformt wird. In der Mitte sämmt- 
licher Gruppen sind Landsknecht-Bruststücke mit ihren Bauch- 
reifen angeordnet, welche, nach ihrem Erzeugungsalter gereiht, 
die Formenwandlung dieser Schutzwaffe ersichtlich machen. Bis 
gegen die Mitte des XVI. Jahrhunderts sind dieselben kurz 
kugelförmig ausgebaucht, zuweilen mit leichtem Grat ausgestattet. 
Der Oberrand läuft gerade horizontal. Die Beintaschen sind nicht ge- 
schoben und zuweilen stark nach auswärts geschwungen. Zwischen 
den Gruppen sind je vier Brechscheiben angeordnet, welche, wie 
erwähnt, an die Turnierstangen und Spiessschäfte zum Schutze der 
Hand gesteckt wurden. Auch diese sind nach ihrem Alter gereiht. 

In der Mitte der Wand. 

182. Ganze Caperation, aus verschiedenen Stücken zusam- 
mengesetzt und auf einer hölzernen Pferdefigurine aufgestellt. 
Ganzer Rosskopf von dem Rosszeuge eines Maximilian-Har- 
nisches, blank mit gereiften Zügen. Die Augenlöcher sind ver- 
gittert. In der Stirnmitte ein breiter Schild, aus dessen Mitte 
eine eiserne Spitze hervorragt. Kürisssattel. Die eisernen 
hohen Sattelstege haben geätzte und vergoldete Randstreifen. 
Der Sitz und die Blätter sind mit gelbem Sammt überzogen. 
Bemerkenswerth sind die Schenkelwulste zunächst der Hinter- 
stege. Die vergoldeten Steigbügel besitzen die Form der Mitte 
des XVI. Jahrhunderts. Caperation. Dieselbe besteht aus zier- 
lich contouirten Eisenplättchen, die der Beweglichkeit wegen 
mit Draht verbunden und gleich dem Sattel mit gelbem Samnit 
überzogen sind. Dieselbe besteht aus dem vorderen Theile : dem 
* Fürbug«, der Halsbedeckung: »Kanz« und dem hinteren Theile: 
»Gelieger«. Das Kopfgestell, mit gelbem Sammt überzogen, ist 
späteren Ursprungs. Die leichte »Stange« ist mit schönen vergol- 
deten und versilberten Ornamenten in tauschirter Arbeit geziert. 
Zu den 183, 184. Zwei bemalte Fahnenstangen, mit Kehlungen 
beiden un( j vergoldeten Arabesken geziert, aus der ersten Hälfte des 
ei^en ^yj Jahrhunderts. Dahinter erblickt man eine Gruppe von 
Pferde- WafTenstücken der Mitte des XVI. Jahrhunderts: oberhalb ein 
figurine. burgundischer Helm, zunächst darunter ein Bruststück ein 



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I. Saal. In der Mitte der Wand. I g 

Landsknechtharnisches aus der ersten Hälfte des XVI. Jahr- 
hunderts. Die übermässig starke Ausbauchung kennzeichnet den 
bizarren Geschmack dieser ebenso brauchbaren als übermüthigen 
Truppe. Das Bruststück ist mit einem gravirten Ornament von 
hübscher Zeichnung geziert. Rechts davon 189, eine Tartsche 
für das Realgestech. Sie wurde an die linke Achsel geschraubt 
und bildete das Ziel der Stechstange, die aufgenieteten Drähte 
sollten das Ausgleiten des Krönigs verhindern. Das Realgestech 
entwickelte sich aus dem alten wälschen Gestech über den 
Schranken (Pallia, Dill); es ist um 1547 eine noch neue Ge- 
stechsart und tritt bald nach der Einführung des neuen Gestechs 
über das Dill auf, als man sich im Turniere nur mehr der verstärk- 
ten Feldharnische und immer weniger der schweren Stechzeuge 
bediente. Rennzeuge standen, wiewohl allgemach seltener, doch 
länger im Gebrauche. Links vom Bruststücke eine Verstärkung 
für die linke Achsel. Dieselbe fand ihre Anwendung zumeist 
im Turniere, nicht selten aber auch im Felde. Sie wurde an 
das Bruststück und die Achsel des Harnisches angeschraubt. 
Unterhalb gruppiren sich drei halbe Rossstirnen. Dieselben 
fanden ihre Anwendung zur Bedeckung des Pferdekopfes bei 
leichtem Rosszeuge. An der Stirne ist ein Wappenschildchen 
befestigt, das zuweilen mit dem Wappen des Eigenthümers be- 
malt war, öfter aber geätzte Embleme besass. Oberhalb des 
Schildchens ist die Hülse für den Federschmuck befestigt. In 
der nächst oberen Gruppe erblickt man oberhalb einen bur- 
gundischen Helm oder »Bourgignot« aus der ersten Hälfte des 
XVI. Jahrhunderts, zunächst darunter ein Bruststück eines 
Landsknechtharnisches mit schön gezeichneten Randätzungen. 
In der Mitte ist mittelst des Grabstichels und der Kupferstecher- 
Wiege Christus am Kreuz in minderer Zeichnung dargestellt. 
Letztere Darstellung ist eine spätere Arbeit des XVII. Jahr- 
hunderts. Zu beiden Seiten ist je eine Verstärkung für die 
linke Achsel angebracht. Unterhalb eine ganze Rossstirne, 
welche den Pferdekopf bis an die Nüstern deckte. An die Stirn- 
raitte ist ein Schildchen geschraubt, oberhalb derselben eine 
, hübsch ornamentirte Federhülse genietet. Zu deren Seiten grup- 
piren sich vier Brechscheiben. In der obersten Gruppe bildet 

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20 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



die Mitte oberhalb eine Runka, zunächst derselben zwei 
Cousen und an diesen zwei Trabantenspiesse, sämmtlich aus 
der Zeit Kaiser Ferdinand I. Ausserhalb sind zwei Runka's 
angeordnet. An der unteren Seite der Gruppe ist in der Mitte , 
ein Schwert zu anderthalb Hand angeordnet, zu dessen Seiten 
zwei italienische Haudegen mit doppelten Faustschutzbügeln 
und Spangenkörben, endlich ausserhalb vier italienische Hau- 
degen ohne Körbe. In der Mitte der Gruppe befindet sich ein 
geschlossener Helm aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts, 
darunter Bruststück mit Beintaschen eines Kürisserharnisches, 
ungefähr vom Jahre 1 515. Der Rüsthaken hat noch die ältere 
hornähnliche Form. 

An der Langwand. 

Zweite Hälfte. 

122. Blanker halber Harnisch. Der Helm fehlt, die Brust 
mit Tapul trägt am Oberrande die eingeschlagenen Zeichen 
X R. Die steifen Beintaschen sind an die Bauchreifen mittelst 
Riemen geschnallt. Die Handschuhe sind ungefingert. Der 
Harnisch wurde in neuerer Zeit neu zusammengestellt; er 
wurde um 1540 geschlagen. — 123. Ganzer lichter Feldhar- 
nisch. Der burgundische Helm hat einen niederen Kamm. Stirn- 
stulp und Visir sind aus einem Stücke, in selbem sind die Seh- 
spalten eingeschnitten. Die Brust mit Grat ist weit spitzig vor- 
getrieben, um die Projectile des Feuergewehres abgleiten zu 
machen. (Tapulbrust, Allecret.) Die Achseln sind geschoben. 
Der Harnisch ist, wie das Beschauzeichen: der Bindenschild pq 
erweist, Wiener Erzeugniss. Die eingravirten Buchstaben ^37 
W auf der Brust und H M am Rücken deuten auf den Träger. 
Alter c. 1540. 

Zwi- 250. Italienischer Haudegen mit doppeltem Faust schutz- 

seben bügel. — 251. Französischer Haudegen aus der Zeit König 
Har Franz I. Die Klinge trägt an einer Seite das französische Lilien- 
nischen, wappen eingeätzt, auf der anderen Seite liest man die Worte : 
»Vive le Roy.« — 252, 253. Zwei Handbüchsen aus der Zeit 
Carls V. Dieselben besitzen schwere Läufe von 2 Cm. KLali- 



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I. Saal. An der Langwand. 



21 



ber und 93 Cm. Länge. Der schöne Schaft aus Nussbaum- 
holz mit Linieneinlagen aus Elfenbein hat im Kolben die 
nach abwärts zu geschweifte Form der gleichzeitigen spanischen 
Büchsen. Die Zündpfanne ist mit Feuerschirm versehen. Der 
Luntenhahn functionirt noch bei beiden. Alter c. 1530. — 254. 
255. Zwei italienische Haudegen. — Oberhalb: Rückenstück 
eines Maximilian-Harnisches. Derselbe gehört zu dem unter J58. 
erwähnten Bruststücke. — 256. Trabantencouse aus der Zeit 
Kaiser Maximilians II. Auf der einen Seite findet sich der kaiser- 
liche Reichsadler mit der Jahreszahl 1564 und den beiden ver- 
schlungenen M. (Maximilian-Maria), auf der anderen Seite des 
Kaisers Wahlspruch: »Dominus providebit« und die Insignien 
des Vliessordens eingeätzt. — 257. Geätzte Helmbarte eines 
Hatschiers des Kaisers Maximilian II. Dieselbe ist an beiden 
Seiten mit sehr geschmackvoll gezeichneten Emblemen geziert. 
Am Beile zeigt sich der Reichsadler mit dem Wahlspruche: 
»Dominus providebit«; am Haken die Jahreszahl 1564; auf 
der Stossklinge die verschlungenen M von der Kaiserkrone be- 
deckt. — 258. Geätzte Trabantencouse des Erzherzogs , späteren 
Kaisers Maximilian II. Die Aetzungen sind gleich der vorer- m 
wähnten, nur trägt sie die Jahreszahl 1551 und den Wahlspruch: 
»Deus providebit«. 

260. Ganzer Landsknechtharnisch aus dem vierten Decen- 
nium des XVI. Jahrhunderts. Sturmhaube mit drei Kämmen, 
Brust mit spitzem Tapul, steifen Vorder- und Hinterflügen an 
den Achseln. Die Eisenschuhe fehlen oder waren nie vor- 
handen. Der Harnisch führt den Wiener Beschaustempel W und 
4as Zeichen Ol. — 261. Halber blanker Landsknechtharnisch, 
ähnlich den vorbeschriebenen. Er trägt das Zeichen der Nürn- 
berger Beschau. Derselbe besitzt keine Beintaschen. 

287, 288. Zwei italienische Haudegen. — 289. Zweihänder. Zwi- 
Die Klinge mit mächtigem Parirhaken verbreitert sich gegen sehen 
die Spitze zu, um die Hiebwucht zu verstärken. Darüber 290: Har 
Armrust aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. Der n i sc hen. 
Bogen aus Birkenholz ist mit Pergament überzogen; ehemals 
bemalt, ist derselbe nun geschwärzt. Die Verankerung an der 
Säule wie die Sehne sind original. Die Säule ist aus Hirschhorn, 



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22 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



die Nuss läuft im Faden. Zwei kurze Querstangen bilden den 
Ansatz für den Armrustspanner. — 291, 292. Zwei italienische 
Haudegen aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts. Die Klinge 
des letzteren trägt den Namen des berühmten italienischen 
Klingenschmiedes Antonio Piccinino. — 293. An der Wand 
hinter den erwähnten Stücken sind 22 Armrustbolzen aus der 
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ersichtlich. Dieselben 
sind aus Holz, mit schweren geschmiedeten Eisenspitzen und 
mit dünnen Holzblättchen gefiedert. Die Bemalung ist spätere 
Mache. — Oberhalb des Bruststückes eines Landsknechthar- 
nisches befinden sich: 295. Geätzte Helmbarte eines Hatschiers 
des Erzherzogs, späteren Kaisers Maximilian II. f Sie trägt in 
flüchtiger und wenig correcter Zeichnung das Wappen nebst 
dem Monogramme des Erzherzogs. — 296. Partisane des Erzher- 
zogs Ferdinand von Tirol (1529 — 1595). An beiden Seiten ist das 
österreichisch-burgundische Wappen, der Name FERDINANDVS 
und die Jahreszahl 1576 eingeätzt. — 297. Geätzte Helmbarte aus 
der Zeit des Kaisers Maximilian II. Am Beile das österreichisch- 
ungarische Wappen, das Monogramm ^^(Maximilian-Maria) und 
die Jahreszahl 1571. An der Dille das Aetzmalerzeichen ^ 
299. Ganzer lichter Feldharnisch aus der Mitte des XVI. 
Jahrhunderts. Der geschlossene Helm mit hohem verlaufendem 
Kamme besitzt den »Stirnstulp« mit Sehschlitzen und ein auf- 
schlächtiges, schräg gelochtes Visir. An der rechten Seite be- 
findet sich eine Visiraufspreitzstange. Die Brust mit flachem Grat 
ist lang und neigt sich schon zusehends der späteren Gansbauch- 
form zu. Der Rüsthaken von neuer Form ist steif. Der rechte 
Achselflug ist zur leichteren Führung des Spiesses ausgeschnitten. 
Der linke Mäusel hat ein Verstärkungsstück aufgeschraubt. Die 
Eisenschuhe nähern sich bereits der natürlichen Fussform. — 
300. Ganzer Turnierharnisch für das Realgestech und das Frei- 
turnier. Der geschlossene Helm hat einen hohen Kamm. Der Stirn- 
stulp, in welchem die Sehspalten geschnitten sind, sowie das fein- 
gelochte Visir sind aufschlächtig. Die Brust ist zweimal geschoben 
mit schwachem Grat und ist mit steifem Rüsthaken ausgestattet. 
Die Diechlinge sind zum Abstecken eingerichtet. Die Eisen- 
schuhe sind ziemlich in die Spitze getrieben. Alter c. 1545. 



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I. Saal. An der Langwand. 



326. Italienischer Haudegen. — 327. Breites Reiterschwert. Zwi - 
Die schöne Klinge mit kurzen Blutrinnen und dem Zeichen des s ^^ n 
Wolfes ist roh gravirt. Der Griff aus vergoldetem Messing jj af _ 
ist jüngeren Datums. — 328. Zweihänder. — 329. Richtschwert nischen. 
vom Anfang des XVI. Jahrhunderts. Die breite Klinge zeigt 
an der einen Seite einen Galgen, an der anderen ein Rad in 
Messing eingelegt; ferner den Namen: IACOB • WACKER • VON 
GOTA eingestempelt. — 330. Italienischer Haudegen. Das ober- 
halb aufgestellte Bruststück eines Landsknechtharnisches mit 
Tapul hat das Wiener Beschauzeichen und die Buchstaben P M ein- 
gestempelt. Oberhalb derselben finden sich: 332. Geätzte Helm- 
barte aus der zweiten Hafte des XVI. Jahrhunderts mit blatt- 
förmiger Stossklinge und kleinem Beile. Auf der Stossklinge 
sind die Gestalten zweier Türken, am Beile und Haken in Me- 
daillons Kriegerköpfe dargestellt. Die Ornamente sind von 
schöner und correcter Zeichnung. — 333. Geätzte Helmbarte 
aus der zweiten Hafte des XVI. Jahrhunderts, ähnlich der 
vorigen. Auf der Stossklinge ist ein Landsknecht in der Tracht 
der Zeit Carls V. geätzt; die Zeichnung ist in der Art des 
H. Lautensack. Das Exemplar besitzt noch ein Stück des origi- 
nalen »gepickten« Schaftes. — 334. Geätzte Helmbarte, ähn- 
lich der vorigen. Auf der Stossklinge ist ein Landsknecht in 
der Tracht um die Mitte des XVI. Jahrhunderts mit einem 
Becher in der Hand dargestellt. Die Verzierungen bestehen in 
hübschen Blattornamenten. Ein Theil des Schaftes ist original. 
Alle drei vorbeschriebenen Helmbarten zeigen Spuren ehemaliger 
Vergoldung. 

336. Ganzer Feldharnisch mit schwarzgeätzten Strichen. 
Das Scheitelstück des geschlossenen Helmes läuft in eine krumme 
Spitze aus. Das Visir ist absteckbar. Am rückwärtigen Aetz- 
strich des Scheitelstückes zeigt sich wiederholt die Jahreszahl 
1549. Die Brust mit schwachem Grat trägt einen steifen Rüst- 
haken neuer Art. — 337. Waidpraxe oder Parmesser. Dieses 
Jagdgeräth diente zum Serviren der Wildpretstücke beim Jagd- 
essen an die Ehrengäste. Das Exemplar zeigt noch Spuren von 
seichter Gold- und Silbertausia. Der Griff aus Eisen ist roh 
geformt. — 338. Feldharnisch. Der geschlossene Helm hat 



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Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



breiten Stirnstulp, in welchen die Sehschlitze geschnitten sind. 
Das Visir ist fein gelocht Die Brust besitzt tiefen Gansbauch. 
Die Ellenbogen decken halbe Muscheln (eine damals bereits 
veraltete Form). Die Beintaschen sind geschoben. Das ganze 
Beinzeug fehlt. 

sehen deutsches Reiterschwert mit geschwärztem Griffe, 

den vollem Spangenkorbe und Faustschutzbügel. Die gerippte Klinge 
Har- zeigt in Kupfer tauschirt das Wolfszeichen. — 362. Italienischer 
nischen. Haudegen. — 363. Flammberg zu anderthalb Hand. Der Griff 
mit gerader Parirstange und einfachem Faustschutzbügel besitzt 
spanische Form. Die Klinge trägt eine eingehauene unlesbare In- 
schrift. — 364. Italienischer Haudegen. — 365. Schwerer Flamm- 
berg mit Scheide. Der Griff ist aus Messing und plump geformt, 
der Knauf kantig, die Parirstange nach abwärts gerichtet und 
geschweift. Die Scheide ist sehr schwer und plump gearbeitet. 
Das zunächst oberhalb aufgestellte Bruststück eines Lands- 
knechtharnisches mit Tapul besitzt die Nürnberger Marke, da- 
bei sind angeordnet: Drei niederländische Helmbarten aus der 
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts mit durchbrochenen Bei- 
len. Die linksseitige besitzt noch ein Stück ihres »geknoteten« 
Schaftes. 

371. Ganzer blanker Feldharnisch. Der Bourgignot hat den 
Kamm stark zurückgezogen. Visir und Stirnstulp sind aus einem 
Stück getrieben. Die Handschuhe sind ungefingert (Hentzen). 
Die Beinröhren sind nicht wie die älteren mittelst Häspen ge- 
schlossen, sondern werden an der Innenseite geschnürt. — 372. 
Ganzer blanker Turnierharnisch für das Gestech über das 
Dill. *) Seine Form ist eine Verbindung der alten Stechzeug- 
form mit jener des gewöhnlichen Feldharnisches, sie ist die 
jüngste und letzte der Stechharnische. Der schwere Stechhelm 
besitzt ein Scheitelstück mit steifem Nacken und hohem Kamme, 
der aufschlächtige Stirnstulp hat die Sehspalten eingeschnitten. 
Der Vordertheil des Helmes ist aufschlächtig , an den Seiten 
mittelst Häspen zu schliessen und verbreitet sich über den ganzen 



*) Auch Pallia, worunter die Planke zu verstehen ist, welche die Tur- 
nierenden trennte. Die Gestechart ist italienischen Ursprungs. 



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I. Saal. An der Langwand 



25 



Hals, den oberen Brusttheil und die ganze linke Achsel, die 
rechte Visirwand besitzt an der rechten Seite einen Luftgeber 
(Helmthürlein). Die Brust mit tiefem Gansbauch besitzt einen 
steifen Rüsthaken. Die rechte Achsel hat keinen Vorderflug. 
Das Armzeug für die Zügelhand ist eigenthümlich geformt, letz- 
tere ist durch eine steife schwere Hentze gedeckt, welche bis 
über den Ellenbogen und an die Achsel reicht. Der Harnisch 
stammt aus dem Besitze des Freiherrn Carl Schurff von Schön- 
wert und ist wahrscheinlich Innsbrucker Arbeit von der Hand 
des Hofplattners des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, Jacob 
Topff. — Drei spanische und vier italienische Haudegen. Vorne 
zwischen je zwei Harnischen sind ein Kürisssattel mit blanken 
Stegen, ferner vier Turniersättel aufgestellt. Bemerkenswerth an 
den letzteren ist der Einschnitt an der rechten Seite der Vor- 
derstege. Er diente als Auflager für die Stechstange, wenn der 
Reiter die Stange aus dem Rüsthaken hob, um auszuruhen. — 
In den an der Wand angebrachten fünf Gruppen der zweiten 
Hälfte der Saalwand sind, und zwar an deren oberen Theilen 
Cousen und Helmbarten aus der Zeit Kaiser Maximilians II. 
angebracht; an den unteren Theilen Zweihänder, Reiterschwerter 
und Haudegen, zumeist deutscher Provenienz. Nur in der dritten, 
vierten und fünften finden sich an den äusseren Seiten spanische 
und französische Haudegen, einige derselben mit Körben. In 
den Mittelfeldern setzt sich die Reihe der Landsknecht-Brust- 
stücke in chronologischer Ordnung bis etwa 1 530 fort. Zwischen 
den Gruppen erblickt man je vier Brechscheiben. 

Bemalte ungarische Sturmhaube, sogenannte »Zischägge«. In der 
Dieselbe hat die Form, wie sie etwa um 1560 in Ungarn ge- Ecke - 
tragen wurde, und stammt aus dem Besitze des Erzherzogs Fer- 
dinand von Tirol. Gleich den später zu beschreibenden unga- 
rischen Tartschen diente dieselbe bei den »hussarischen Turnieren«, 
wie jenen, welche der Erzherzog 1549 und 1557 mit grosser 
Pracht zu Prag abgehalten hatte. Die Bemalung ist renovirt. 
— Zwischen den Harnischen der zweiten Hälfte der Saalwand 
sind auf den Sockeln bemalte eiserne Larven ersichtlich; die- 
selben dienten gleichfalls bei den festlichen Aufzügen und 
»hussarischen Turnieren« am Hofe des prunkliebenden Erzher- 



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26 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



zogs Ferdinand von Tirol in Prag, Pilsen und Innsbruck. Von 
solchen Aufzügen sind noch gleichzeitige Abbildungen vorhanden. 
Bei denselben Gelegenheiten dienten auch die zunächst liegenden 
ungarischen Sporen aus Messing und Eisen mit breiten Stegen 
und Rädern, ferner die drei an den Sockeln "aufgestellten Renn- 
stangen. Letztere sind innen hohl, daher von sehr geringem 
Gewichte. 

Querwand, linke Seite. 

402. Ganzer lichter Turnierharnisch zum Gestech über das 
Dill. Der Turnierhelm mit gezahntem Kamm ist wie der alte 
Stechhelm an Brust und Rücken geschraubt. Die aufschlächtige 
Visirwand besitzt rechts einen Luftgeber. Das linke Armzeug hat 
einen grossen Stechmäusel aufgeschraubt. Die Brust hat einen 
tiefen Gansbauch und steifen Rüsthaken. — 403. Modell eines 
ganzen Harnisches mit schwarzgeätzten Strichen. Am geschlos- 
senen Helm zeigt sich der Augsburger Beschaustempel. Die 
Brust hat tiefen Gansbauch. Alter um 15 60. — 404. Ganzer 
lichter Knabenharnisch. Der geschlossene Helm von gewöhn- 
licher Form ist im Visir gross gelocht. Die Brust besitzt 
scharf vorgetriebenen, tiefsitzenden Gansbauch. Die Eisenschuhe 
sind breit und kolbig, von einer Form, wie sie 40 Jahre vor 
Fertigung dieses Harnisches Mode waren. Alter c. 1560. — 
Vor den Harnischen sind ein Turniersattel und ein gemeiner 
Kürisssattel aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts aufgestellt. 
— An der Wand hinter den Harnischen finden sich schwere 
Doppelhaken aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, 
theils mit Rad-, theils Luntenschlössern. Zwischen diesen sind 
eine Anzahl gemeiner Reiterschwerter und Haudegen ange- 
ordnet, wie solche bereits früher beschrieben wurden. 
? U J 435- Grosse sächsische Partisane der Leibwache des Her- 

nuchst 

derThür Z0 S S Johann Ernst von Sachsen (geb. 1521, gest. 8. Februar 1553). 
links. Auf der Klinge das sächsische Wappen, ferner in einem Spruch- 
bande die Buchstaben : IEHZS.GG-VB. (Joh. Ernst 
Herzog zu Sachsen, Gulich, Gleve vnd Berg.) Schaft und Quaste 
sind eine spätere Beigabe. — Oberhalb der hölzernen Wand 
in der Mitte ist ein Landsknecht-Bruststück aufgestellt, darüber 
eine gemeine Sturmhaube, sogenannte Burgunderkappe, wahr- 



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I. Saal. Oberhalb der Thüre in den Saal II. 27 



scheinlich französischer Herkunft, dahinter drei Helmbarten 
vom Ende des XVI. Jahrhunderts. — In den beiden oben an 
der Wand angeordneten Gruppen befinden sich Partisanen, 
Helmbarten und Cousen aus der Zeit Maximilians II und Ru- 
dolfs II., ferner Zweihänder, Reiterschwerter und Haudegen. 

Oberhalb der Thüre in den Saal II. 

Die Waffengruppe zunächst ober der Thüre enthält folgende 
bemerkenswerthe Stücke: Burgundischer Helm, Bruststück eines 
KUrisserharnisches, Verstärkung für die linke Achsel und den 
linken Ellenbogen nebst einer linken Hfcntze. Links von den 
Harnischtheilen eine Armrust, gleich jener unter 290 beschrie- 
benen; rechts ein gemeiner Streitkolben. Der Kolben von Eisen 
ist sternförmig gestaltet und grün angestrichen. Der Holzschaft 
gehört dem XVII. Jahrhundert an. — Zu beiden Seiten ist je 
eine ungarische Tartsche angeordnet. Beide aus Holz und mit 
Pergament überzogen, dürften um 1550 gefertigt sein. Gleich 
der erwähnten Zischägge stammen auch diese aus dem Besitze 
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol und haben nachweislich 
bei den »hussarischen Turnieren« zu Prag gedient. Die links- 
seitige hat im rothen Felde einen sogenannten »Krallenflug« 
gemalt, die rechtsseitige wurde in späterer Zeit übermalt und 
zeigt den Bindenschild. Zwischen beiden Tartschen befinden 
sich Armrustpfeile. Unterhalb auf dem Thürgesimse erblickt 
man drei halbe Rossstirnen und zu deren Seiten je eine Bur- 
gunderkappe. Die darüber in der Höhe der Wand enthält sym- 
metrisch vertheilt 24 französische Haudegen aus der Mitte des 
XVI. Jahrhunderts. In deren Mitte ein bemalter Holzschild mit 
dem Wappen von Tirol. Er stammt aus dem Ende des vorigen 
Jahrhunderts, ist keine Waffe, sondern lediglich Decorations- 
gegenstand. , 

Die Eingangsthür zum zweiten Waffensaal, in Intersiatechnik 
ausgeführt (Naturholz, gebeiztes und gebranntes, Bindenschild 
unter dem Herzogshut), stammt aus der ehemaligen Einrichtung 
der Gemächer im Hochschlosse und steht den Arbeiten des Inns- 
brucker Tischlers Conrad Gottlieb um 1570 bis 1580 nahe. 



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■ 



ZWEITER SAAL. 

Der cassettirte Plafond dieses Saales von Zirbelholz (zweite 
Hälfte des XVI. Jahrhunderts) befand sich ursprünglich in den 
Räumen der Bibliothek. 

(Von der Vetbindungsthüre aus links schreitend.) 

522. Ganzer lichter Knabenharnisch. Der geschlossene Helm 
hat einen niederen Kamm. Die kurze Brust hat tief angesetzten 
kleinen Gansbauch. — 523. Lichter Harnisch zum welschen 
Gestech. Der Bourgignot hat ein Visir mit Luftgeber. Das linke 
Armzeug ist mit grossem Stechmäusel verstärkt, der linke Hand- 
schuh ist ungefingert. Die Brust mit schwachem Grat hat einen 
Rüsthaken älterer Form. Der Harnisch trägt das Zeichen der 
Augsburger Beschau. — 524. Ganzer lichter Turnierharnisch 
zum welschen Gestech. Der leichte Stechhelm ist vorne an 
die Brust geschraubt. Die rechte Achsel ist ohne Vorderflug. Das 
linke Armzeug ist am Ellenbogen verstärkt. Die Brust mit tiefem 
Gansbauch trägt einen doppelt gebogenen Rüsthaken älterer 
Form. Der Rücken reicht hoch in den Nacken hinauf. Die 
rechte Beintasche ist, wie dies bei den welschen Gestechen häufig 
vorkommt, kleiner und kürzer wie die linke. Die Beinröhren 
sind zum Schnüren eingerichtet. — 525. Ganzer lichter Feld- 
harnisch. Der burgundische Helm besitzt ein aufgeschraubtes 
Stirnstulp- Verstärkungsstück. Die Achseln sind ohne Flüge 
(Spangröls). Das Unterarmzeug wird durch die hohen Stulpen 
der Handschuhe, welche bis an den Ellenbogen reichen, ersetzt. 
Die Brust mit tiefem Gansbauch hat keinen Rüsthaken mehr. 
— Hinter den Harnischen an der Wand ist eine Anzahl Helm- 
barten vom Anfange des XVII. Jahrhunderts aufgestellt. Die 
gelochten Beile und Haken sind sehr klein, die vierkantige 
Stossklinge aber von ansehnlicher Länge. Die Arbeit ist roh 



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II. Saal. Querwand. 



29 



und wenig sorgfaltig. — Die beiden an dieser Wand ober den 
erwähnten Harnischen angebrachten Gruppen enthalten folgende 
bemerkenswerthe Stücke: In der Mitte der oberen Hälfte be- 
findet sich je eine Partisane, zu deren Seiten kleine Helm- 
barteneisen mit kurzen blattförmigen Stossklingen. Sie bildeten 
die Bewaffnung der Feld- und Gemeinweibel, später auch der 
Trabanten und Bürgermilizen. In der ersten Gruppe unterhalb 
nebst einem Zweihänder deutsche und italienische Haudegen 
in der zweiten Gruppe spanische Haudegen aus der Zeit Kaiser 
Rudolfs II. Die meisten derselben besitzen Klingen vorwie- 
gend spanischer Meister und sind überhaupt von vorzüglicher 
Arbeit. — Im Mittelfelde beider Gruppen befinden sich blanke 
Rückenstücke, darüber je ein blanker Morion, ebenso sind 
zwischen beiden Gruppen Morions angeordnet. Diese Kopfbe- 
deckung ist spanischer Provenienz und scheint mit den Heeren 
Carls V. aus Spanien gekommen zu sein. Sie gewann bald auch 
in Deutschland Beliebtheit und wurde später auch von deutschen 
Truppen und bis in's XVII. Jahrhundert herein mit Vorliebe ge- 
tragen. Im Allgemeinen war der Morion die Kopfbedeckung der 
mit Stangenwaffen ausgerüsteten Knechte. Zunächst der Ecke sind 
vier geschwärzte Gugeln oder Schützenhauben gruppirt; diese bil- 
deten vom Ende des XVI. bis gegen die Mitte des XVII. Jahr- 
hunderts die Kopfbedeckung der Hakenschützen, später auch der 
sogenannten Pikeniere. 

Querwand. 

627. Einzelne Theile eines Harnisches für das Gestech 
über das Dill. Helm mit Bart, Doppelbrust mit steifen Bein- 
taschen nebst dem zugehörigen linken Armzeuge, mit steifer, bis 
an die Achsel reichender Hentze. — 628. Ganzer lichter Kna- 
benharnisch. Der Bourgignot, die lange, unterhalb spitz zulaufende 
Brust mit weit aufgetriebenen Bauchreifen haben eine Form, 
wie sie um 1590 Mode war. Alle übrigen Theile, namentlich 
aber die breiten Schuhe scheinen der ersten Hälfte des XVI. 
Jahrhunderts anzugehören. — 629, 630. Zwei geschwärzte 
Reiterrüstungen. Die Bruststücke entstammen Landsknecht- 
harnischen von c. 1540 und waren ehemals blank. Alle übrigen 



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3o 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



Theile, wie die deutschen Sturmhauben mit Naseneisen, welche 
noch die originale Fütterung besitzen , das ganze Armzeug, 
ferner die Schösse gehören dem letzten Decennium des XVI. 
Jahrhunderts an. Aeltere Bruststücke wurden bei den späteren 
Reiterharnischen häufig ihrer soliden Fertigung wegen benützt. 

— Zwischen letzteren Harnischen sind zwei gekrümmte Pulver- 
hörner aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ange- 
ordnet. Sie gehörten zur Ausrüstung der Arkebusiere und Dra- 
goner im dreissigjährigen Kriege. Die rückwärts angebrachten 
Spangen dienten, um das Horn nach niederländischer Art in den 
Gürtel zu stecken. — In den oberhalb an der Wand befind- 
lichen Waffengruppen befinden sich oben in der Mitte je zwei 
niederländische Helmbarten, zu deren Seiten je zwei Parti- 
sanen, an diese gereiht zwei Helmbarten mit blattförmigem 
Spiesseisen, endlich je zwei gemeine Spiesse. Unterhalb nebst 
Zweihändern spanische Haudegen. — In den Mittelfeldern 
der Gruppen je zwei Rückenstücke und zwei blanke Morions. 

— Zwischen diesen Gruppen unter geschwärzten Gugeln erblickt 
man zwei geschwärzte Morions mit aufgetriebenen blanken 
Lilien an den beiden Seiten der Haube. Ueber die Herkunft 
dieser in den österreichischen und süddeutschen WafXensamm- 
lungen häufig vorkommenden Morions sind mannigfache Mei- 
nungen verbreitet. Alle Anzeichen weisen darauf hin, dass sie 
von jenem Heerhaufen herrühren, welchen Erzherzog Leopold V., 
damals Bischof von Strassburg, dem Kaiser Rudolf II. 1611 zu 
Hilfe sandte und der unter dem Namen des »Passauer Kriegsvolks« 
bekannt ist. Die Lilien sind demnach keineswegs auf Frank- 
reich, sondern als ein Symbol der heiligen Jungfrau zu deuten. 

In der Mitte der Querwand. 

682. Carl Schurff von Schönwert. *) Ganzer lichter Tur- 
nierharnisch für das Gestech über das Dill. Der neue Stech- 

*) Carl Schurff von Schönwert, Mariastein und Niederbreitenbach, 
seit 1574 Erbjägermeister in Tirol, seit 1605 Freiherr, Pfandsinhaber der 
Herrschaft Imst, erzherzogl. Rath, Kämmerer und Hauptmann zu Kuf- 



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II. Saal. In der Mitte der Querwand. 3 I 

» 

heim ist an Brust und Rücken angeschraubt. Die Achseln sind 
ohne Vorderflüge, die rechte ist vorne verstärkt. Die linke 
steife Hentze reicht hoch über den Ellenbogen. Die Brust be- 
sitzt nahe deren Mitte angeordnet einen mächtigen vergoldeten 
Rüsthaken. Zu beiden Seiten dieses Harnisches unterhalb sind 
aufgelegt: Eine Collection von Ringelrenneisen, Lanzenspitzen 
zum Ringelrennen, welch' letzteres darin bestand, dass von be- 
stimmten Reitern ein freihängender Ring mit langen Renn- 
stangen getroffen werden musste. Zu beiden Seiten des Har- 
nisches befinden sich, links: 704, 705. Zwei Musketiergewehre 
mit Luntenschlössern. — 706, 707, 708. Drei italienische Hau- 
degen, sämmtliche noch dem XVI. Jahrhundert angehörig; 
rechts: 709, 710, 711. Drei spanische Haudegen vom Ende 
des XVI. Jahrhunderts. Die Klinge des ersteren zur Linken mit 
der Marke (a) gehört dem Sebastian Her- 
nandez dem Aelteren (um 1570), die zweite 
mit dem Zeichen (b) dem Francesco Perez, 
die dritte (c) wahrscheinlich dem Ygnazio 
Hernandez. Den Schluss der Reihe bilden 
wieder zwei Musketiergewehre. Ober diesen erwähnten "Waffen 
sind fächerförmig zehn Arkebusiergewehre mit den zugehörigen 
Pistolen und Pulverhörnern gruppirt. Weiter nach aufwärts 
blickend, in der Mitte: Bruststück eines Landsknechtharni- 
sches mit spitzem Tapul. Auf demselben ist in Schwarzätzung 
Christus am Kreuz dargestellt, vor demselben ein knieender 
geharnischter Mann. Auf einem fliegenden Schriftbande liest 
man: OGP«V-GVP- 1553. Die oberste Waffengruppe ist 
aus denselben Stücken bestehend wie die vorherbeschriebene. 
In der Mitte findet sich ein Bruststück von c. 1540 und eine 
deutsche Sturmhaube. Die beiderseits angeordneten Schützen- 
hauben besitzen geschobene Ohrenklappen. 
< 

Rechte Seite. 

769, 770. Zwei geschwärzte Reiterharnische vom Ende 
des XVI. Jahrhunderts mit älteren Bruststücken. Dazwischen 

stein, gestorben um 1628, war ein Sohn Wilhelms, kön. Rathes und Pflegers 
zu Rattenberg und Ambras (gestorben 1556). 



3> 





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32 Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 

wieder: Zwei Arkebusier-Pulverhörner. — 771. Ganzer lichter 
Feldharnisch. Der geschlossene Helm mit hohem Kamm be- 
sitzt starken Stirnstulp. Das Visir ist our rechts gelocht, die 
Achseln sind geschoben, die rechte ist zur Führung des Spiesses 
stark ausgeschnitten und durch eine Schwebescheibe gedeckt. 
Die Brust mit tiefem Gansbauch besitzt noch den Rüsthaken. 
Die Beintaschen sind der Pluderhosen wegen stark aufgetrieben. 
— 772. Ganzer lichter Turnierharnisch für das Gestech über 
das Dill. Der Stechhelm ist an Brust und Rücken geschraubt 
und deckt nebst der halben Brust auch die linke Achsel. Die 
rechte Visirwand besitzt ein Helmthürlein. Alle übrigen Theile 
haben die Formen von 1590. Die Zügelhand ist nicht steif, 
sondern mit gewöhnlichem Armzeug gedeckt. — Die oben 
an der Wand angeordneten Waffengruppen bestehen aus den 
gleichen Stücken wie die auf den analogen Gruppen zur linken 
Seite. 

Am 824. Eine Ringelrennstange. Das blattförmige Spiesseisen 

Sockel. vergoldet, der Schaft von Wachholderholz besitzt die an- 
sehnliche Länge von 5 M. 53 Cm. Dieselbe wurde, wie das 
Inventar von 18 11 berichtet, von dem Statthalter Carl Philipp 
Pfalzgrafen bei Rhein (1661 — 1742) auf der Jagd gefunden. 
Der Handgriff der Stange ist mit rothem Sammt belegt und 
mit Fransen geziert. 



Langwand. 

Links vom Fenster. 

825. Ganzer lichter Knabenharnisch. Die deutsche Sturm- 
haube besitzt einen hohen Kamm und breite Backenstücke. Die 
Achseln haben steife Vorderflüge. Die Brust endet mit tiefem 
Gansbauch. Die Bauchreifen sind übermässig hoch aufgetrieben. 
Das Beinzeug ist ohne Eisenschuhe zu tragen. 
Z ur 826. Busogany oder ungarischer Streitkolben aus Messing 

Rechten m it hölzerner Handhabe. Der Kolben hat acht scharfe Schlag- 
loches" Blätter. Eine Besonderheit ist, dass der Messingschaft ein Feuer- 
rohr darstellt, das mittelst der Lunte abzufeuern ist. 



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II. Saal. An der Langwand. 



33 



827. Faustrohr. Der Lauf von 32 Cm. Länge und 1*5 Cm. Am 
Kaliber trägt nebenstehende Marke*) und die eingeschlagene Sockel 
Jahreszahl 1595. Das Radschloss mit durchbrochenem mes- VV" 1,egend * 
singenem Radgehäuse ist ohne Marke. Der Schaft aus Nuss- 
baumholz, sowie die übermässig grosse Afterkugel sind mit 
gravirtem Elfenbein eingelegt. 

828. Partisane mit langer Stossklinge und durchbrochen ober- 
gearbeiteten Ohren. — 829. Trabantenspiess mit schön durch- halb 
brochenem Spiessblatte. — In der oberhalb befindlichen Waffen- links 
gruppe, oben in der Mitte: Gemeiner Spiess, zunächst: zwei Har- 
kleine Helmbarten, anschliessend an selbe zwei italienische nische. 
Helmbarten, endlich zwei gemeine Spiesse. Im unteren Theile 

zwei deutsche und vier spanische Haudegen. In der Mitte: 
Bruststück eines KUrisserharnisches mit Rüsthaken von c. 1560, 
darüber eine geschlossene deutsche Sturmhaube. 



Unterhalb des Fensters. 

856. Armrust aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhun- In der 
derts. Der Bogen ist von Stahl, die Säule ist mit durchsichtigem Mitte. 
Horn belegt. Die Nuss läuft im Faden. Die Verankerung ist die 
originale. 

858. Balläster. Darunter versteht man eine Gattung Arm- Links, 
rüste, welche zum Schiessen von Stein- oder Thonkugeln ein- 
gerichtet sind. Der Bogen ist von Stahl, die Sehne führt in 

der Rinne die Kugelschale. Die Säule ist von Holz. 

859. Armrust mit Spannvorrichtung, sogenannter »Schnepper*. Rechts. 
Die Spannmaschine ist gebrochen, die »gespannelte« Sehne ist 
original. Das Backenstück des Kolbens ist aus Holz und mit 
einfacher Gravirung geziert. 

860. 860 a. Ein Paar Faustrohre. Die Läufe sind Nürn- Ober- 
berger Arbeit, 38 Cm. lang zu 1*4 Cm. Kaliber. Das alte Rad- halb * 
schloss mit gedecktem Rade trägt eine undeutliche Marke. Der 



*) Wahrscheinlich das Monogramm des Kurfürsten Wilhelm V. von 
Baiern (1579—1597). . 

4 



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3 4 



Das Unterschieds. Die Waffensararalung. 



links. 



Schaft aus Holz mit Afterkugel ist mit breiten Beineinlagen ge- 
ziert, die Bügel sind spätere Mache. 
Unter- 86 1. Faustrohr mit Radschloss. Der Lauf trägt einige un- 
halb > deutliche Marken und die Buchstaben S S und R. Der schwarz- 
gebeizte Schaft mit Afterkugel ist an einigen Stellen mit gra- 
virtem Bein belegt. Das Schloss besitzt eine einfache Züngel- 
sperre. 

Unter- 862. Faustrohr. Der 28 Cm. lange Lauf mit V2 Cm. Ka- 
liber ist Augsburger Arbeit. Das Radschloss zeigt eine tiefe 
Marke, in der eine Lilie dargestellt ist. Der gekörnte Schaft 
ist spärlich mit Bein belegt und gravirt. Zwischen diesen 
Stücken sind eiserne Sporen vom Ende des XVI. Jahrhun- 
derts gruppirt. 



balb, 
rechts. 



Fortsetzung der Langwand. 

Zu- 868. Kriegsflöte aus Holz, mit Elfenbein eingelegt und mit 

nächst Beschlägen von zierlich gravirtem Messing. Musikalische Instru- 
Wand mente aus Qen Heeren des XVI. Jahrhunderts sind eine grosse 
Seltenheit. — 869. Grosse Pulverflasche. Dieselbe ist trapez- 
förmig an den Seiten concav geschweift, von Holz, mit grober 
Leinwand überzogen und mit Eisenblech beschlagen. An den 
Seitenwänden befinden sich die Ringe für die Tragschnüre. 
Die Ausschüttröhre ist mit Pulversperre versehen, welche 
noch funetionirt. An die Hinterwand ist schiefstehend ein 
Gürtelhaken genietet. — 870. Kleines Pulverhorn. Das Horn- 
gehäuse ist am Vorder- und Hinterrande mit durchbrochenen 
vergoldeten Verzierungen von guter Zeichnung belegt. In der 
Mitte des Hornes ist ein Reiter im Costüme der zweiten Hälfte 
des XVI. Jahrhunderts im Relief dargestellt. Ausschüttrohr 
und Pulversperre sind ziemlich roh gravirt. Rückwärts ist der 
gebräuchliche Gürtelhaken angenietet. An den coneaven Seiten- 
flächen bemerkt man die Ringe für die Tragschnur und die 
Quasten. — 871. Kleines rundes Jagdpulverhorn mit Pulver- 
sperre. Dasselbe ist aus Fladerholz mit Eisenmontirung. Es 
datirt aus dem Anfange des XVII. Jahrhunderts. — 872. Kleiner 
Dolch vom Ende des XVI. Jahrhunderts mit dreiseitiger Klinge. 



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II. Saal. An der Langwand. 35 

Der eiserne Knauf und die Parirstange sind vergoldet. — 873. 
Ein Paar Sporen mit langen Hälsen von Eisen, aus dem Ende 
des XVI. Jahrhunderts. — 874. Steigeisen vom Ende des XVI. 
Jahrhunderts. 

875. Faustrohr. Der kurze, an der Mündung aufgeworfene, Am 
27 Cm. lange Lauf mit 1-5 Cm. Kaliber trägt ausser dem Nürn- j? 00 ^ 
berger Stempel noch die Marke S und eine andere undeutliche 16 en 
Marke. Das Radschloss mit durchbrochenem Radgehäuse führt in 
grosser Marke eine mit einem Kreuz gekrönte Lilie und wieder den 
Nürnberger Schild. Der kurze Schaft aus Nussholz ist reich ver- 
beint; die Ornamente sind breit, doch von nicht ungefälliger Zeich- 
nung. — 876. Faustrohr mit Radschloss und gekörntem Schaft 
von Augsburger Arbeit. — 877. Langes Faustrohr mit Radschloss 
und Züngelsperre. Der Schaft von zierlicher Form ist in Elfenbein 
eingelegt, das ungemein zart gravirt ist. An der Anschlag- n 
seite winzige figurale Darstellungen. Laufschmiedstempel: 
Kaliber 0-9 Cm. ^ 

878. Halber Feldharnisch. — 879. Ganzer lichter Turnier- 
harnisch von den vorbeschriebenen Formen. Der Rüsthaken ist 
scharf gezahnt. Die Diechlinge sind geschoben, die Schuhe sind 
breit und scheinen älter als der Harnisch zu sein. — 914, 915. 
Zwei halbe Feldharnische. — 943. Ganzer lichter Turnierhar- 
nisch von besonderer Schwere. — 944. Ganzer Feldharnisch. 
Sämmtliche sechs Harnische gehören dem Beginne des XVII. 
Jahrhunderts an. 

969, 970. Zwei Musketiergewehre vom Beginne des XVII. 
Jahrhunderts. — 971 bis 976. Sechs spanische Haudegen von 
den beschriebenen Formen. Die Klinge des dritten führt das 
Zeichen (a) des Pedro del Velmonte; die 
des fünften Degens das Zeichen (b) des 
Juan de Zabala; jene des sechsten das Zei- 
chen (c) des berühmten Waffenschmiedes 
Sebastian Hernandez jun. (um 1637). a b c 

977. Kanonenrohr-Modell aus der ersten Hälfte des XVII. Vorne. 
Jahrhunderts. Die Lafette ist späteres Erzeugniss. 

978. Ganzer lichter Feldharnisch. — 979 bis 984. Sechs 
Haudegen. Die Klingen derselben führen folgende 

4* 




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36 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung 





* 



Zeichen: des ersten des Pedro del Velmonte; des zweiten (a) 
des Alonso de Caba; das des dritten (b) ist das Toledaner Zei- 
chen nnd kommt in diesem Stempel bei den Klingen des An- 
tonio Ruy (um 1520) vor. Das des vierten (cj gehört dem Mi- 
guel Cantero (um 1564), das des fünften (d) dem Luis de Vel- 
monte. Das sechste (e) ist wahrscheinlich das des Francesco 

Lurdi. — 985. 
\\tif/ <£r? Dragonergewehr 

KHTi aus der ersten 

Hälfte des XVI. 
Jahrhunderts. — 
986. Musketiergewehr, gleich den beiden vorher beschriebenen. 
Vorne. 987. Kanonenrohr-Modell aus der ersten Hälfte des XVII. 
Jahrhunderts. Die Lafette ist späteres Erzeugniss. Oberhalb 
dieser letzterwähnten Waffenstücke sind fächerförmig zwölf 
Reiterkarabiner gruppirt. Sie gehörten zur Ausrüstung der Dra- 
goner in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. 

1022. Ganzer lichter Turnierharnisch von den vorher be- 
schriebenen Formen. — 1023. Halber geschwärzter Reiterhar- 
nisch aus dem letzten Drittel des XVI. Jahrhunderts, Sturm- 
haube mit Naseneisen. Die Achseln sind ohne Flüge. Die Brust 
ist zur grösseren Beweglichkeit mehrmals geschoben (sogenannter 
halber Krebs). — 1052. Halber geschwärzter Reiterharnisch. 
Geschlossener Helm. Achseln ohne Flüge. Die Brust besitzt 
einen übermässig hoch aufgetriebenen Gansbauch. Dieselbe ist 
am Vordertheile blank gehalten und sind in diesem Theile noch 
Spuren einer geätzten Darstellung von Christus am Kreuze mit 
Maria und Johannes zu erkennen, vor welchem ein Geharnischter 
knieet. Die Darstellung ist flüchtig und ohne besonderen Kunst- 
werth. — 1053. Halber geschwärzter Reiterharnisch, dem vorigen 
in der Form ähnlich, doch ohne bildliche Darstellungen. — 
1083. Halber lichter Feldharnisch. — 1084. Ganzer lichter 
Feldharnisch. Geschlossener Helm mit grossgelochtem Visir. Die 
geschobenen Achseln treten vorne bis über die Brustmitte vor. 
An der 1109. Langes Faustrohr mit Radschloss und sinnreicher 
Holz- Züngelsperre. Der Schaft ist sehr zierlich mit Elfenbein und. 
wand. p er i mu tter eingelegt, Pflanzenornament mit figuralem Beiwerk 



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II. Saal. An der Langwand. 



enthaltend. Stark beschädigt. — iiio. Faustrohr mit Radschloss 
und Züngelsperre. Der lichte Schaft ist verbeint, der Lauf trägt 
die Marke H S. 



Die an der Wand oberhalb angeordneten sieben Waffen- 
gruppen enthalten zumeist bereits beschriebene Stoss- und blanke 
Waffen vom Ende des XVI. und dem Beginne des XVII. Jahr- 
hunderts. Besonders bemerkenswerth ist in der fünften Gruppe : 
ein Flammberg zu anderthalb Faust. Der Knauf von Eisen ist 
kugelförmig, die gerade Parirstange hat doppelten Faustschutz- 
bügel, welch* letzterer einfach durchbrochen und mit rohen Gra- 
virungen gerändert ist. Die 112 Cm. lange Klinge trägt ein 
altes spanisches Klingenschmiedzeichen. An einer Seite stehen 
die eingebauten Buchstaben: +V+E + N+E+C + I + A+ auf der andern: 
IOHAN + H + S, daneben eine Lilie im gekrönten Schild einge- 
stempelt. Letzteres ist das Zeichen des »Espander del Rey« 
und scheint die Klinge aus der Fabrik des Juan Martinez in 
Sevilla hervorgegangen zu sein. In der siebenten Gruppe zwei 
niederländische Helmbarten mit durchbrochenen Beilen, in der 
achten Gruppe zwei gemeine Spiesse. Unterhalb jeder Waffen- 
gruppe ist eine Sturmhaube für Arkebusiere und Dragoner an- 
geordnet. Dieselben haben niedere Scheitelstücke ohne Kämme, 
aufschlächtige Gesichtsschiene mit daran genieteten Visirspangen. 
Die Form erhält sich bis nach dem dreissigjährigen Kriege. 
In der sechsten, siebenten und achten Gruppe befinden sich je 
eine schwere geschwärzte Rundtartsche. Der Gebrauch der- 
selben zum Sturme beginnt schon in der zweiten Hälfte des 
XVI. Jahrhunderts, allgemeiner wurde derselbe in der ersten 
Hälfte des XVII. und waren zu dieser Zeit besonders ausge- 
wählte Leute, welche »Rundtartschiere« hiessen, mit selben aus- 
gerüstet. Noch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird 
ihr Werth von hochangesehenen Kriegsmännern betont, des- 
ungeachtct verschwinden sie um diese Zeit aus den occidentalen 
Heeren. 

Am Sockel unterhalb der Harnische findet sich: 1 185. 
Eine Kopfrennstange aus Wachholderholz, welche ihrer im- 
mensen Länge von 7 Metern 35*5 Cm. halber eine natur- 

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38 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



historische Seltenheit darstellt. Die Stange besitzt eine eiserne 
vergoldete, in einen Knopf endigende Spitze. Der Handgriff 
aus schwarzem Sammt, mit Fransen geziert, ist mit Goldschnüren 
in Soutache-Arbeit geziert und darin das gebesserte Wappen 
der Schurff, die Initialen C • S • F. (Carl SchurfT Freiherr), ferner 
die Jahreszahl 1608 dargestellt. Nach den Angaben des Inven- 
tars des Schlosses von 181 1 ist diese seltene Wachholderstange 
zu Silz in Tirol gewachsen und am 10. Mai 1627 von dessem 
Sohne, Freiherrn Ferdinand von Schurff (1625 bis 1679), Erzherzog 
Leopold V. von Tirol verehrt worden. 

In der Mitte der Langwand. 

im. Halber lichter Feldharnisch der Zeit um 1600. — 
1112. Ganzer geätzter und vergoldeter Reiterharnisch. Die 

Sturmhaube hat reich vergoldeten Kamm, ebenso sind die Glocke 
und die Backenstücke ähnlich reich geziert. Die Brust mit 
tiefem Gansbauch besitzt Striche von vergoldeten Ornamenten 
im schwarzen Tupfgrunde, daneben Füllornamente ins Feld 
hinaus. Der Rüsthaken ist von übermässiger Grösse. Die ganze 
Zusammensetzung und Beriemung ist spätere Arbeit. Um 15 80. 
— 1 1 1 3. Halber lichter Feldharnisch gleich dem vorerwähnten. 
Oberhalb der hölzernen Wand sind zunächst fächerartig, und zwar 
an den beiden Seiten je zwei Radschlossgewehre für Schützen 
zu Fuss, innerhalb Arkebusiergewehre, dazwischen Radschloss- 
pistolen für Arkebusiere und Dragoner angeordnet. Weiters ober- 
halb eine kleine Gruppe von Pikeneisen. Die grösseren und schwe- 
reren datirenvom Ende des XVI. und dem Beginne des XVII. Jahr- 
hunderts. Später war man bestrebt, die Spiessschäfte immer länger 
zu machen, wodurch auch die Eisen immer leichter gehalten wer- 
den mussten. In der obersten Gruppe sind verschiedene Stangen- 
waffen der Zeit um den Beginn des XVII. Jahrhunderts angeordnet. 

In der zweiten Hälfte der Langwand. 

1192. Faustrohr, gleich dem letztbeschriebenen. — H93- 
Faustrohr mit.Radschloss, Züngelsperre und gedecktem Rade, 

t 



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II. Saal. An der Langwand. 



der Lauf trägt die Marke G F., der Schaft ist spärlich verbeint. — 
1194. Ganzer lichter Feldharnisch der Zeit um 1600. — r 195, 1225, 
1226, 1255, 1256. Fünf halbe lichte Feldharnische aus derselben 
Zeit. — 1281, 1282. Zwei Musketiergewehre mit Luntenschlös- 
sern aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. — 1283 bis 
1288. Sechs spanische Haudegen. Die Meister der Klingen 
sind zumeist bekannt. Jener der ersten ist Miguel Cantero, 
der zweiten Francesco Lurdi. Das Zeichen (a) des dritten 
führt um 1613 Meves Berns, wahrscheinlich ein Nieder- 
länder, um 1684 aber auch der Spanier Algora. Der vierte ist 
ohne Zeichen, jenes des fünften, eine Rosette, ist unbekannt, das 
des sechsten ist dem Pedro del Velmonte angehörig. — Vor diesen 
Stücken ist 1289 das Modell einer sogenannten Halbschlange 
(Serpentinelle) vom Beginne des XVII. Jahrhunderts aufgestellt. 
Die Lafette ist neuere Arbeit. — 1290. Ganzer lichter Tur- 
nierharnisch. — 1291, 1292, 1293. Unter den nun folgenden 
blanken Waffen ersehen wir drei spanische Haudegen von 
den bekannten Formen. Die Klinge des ersten erkennen 
wir als des jüngeren Sebastian Hernandez, die zweite 
mit dem Zeichen des Halbmondes (b) gehört dem Juan Marti- b 
nez jun. in Toledo, der ein Sohn des berühmten gleichnamigen 
Waffenschmiedes ist und um 1607 arbeitete. Die dritte Klinge 
gehört wieder dem oberwähnten Hernandez an. — 1294. Richt- 
schwert. Auf einer Seite der Klinge findet sich in Kupfer 
tauschirt ein Galgen, dabei die eingeätzte Inschrift: »Wer Ehr- 
lich lebt, der Ehrlich stirbt.« Auf der andern Seite ein Rad 
und die Inschrift: »Thue Recht und fürchte Niemand.« — 1295, 

1296. Die nun folgenden zwei spanischen Haudegen führen 
folgende Zeichen: der erste das des Hernandez, das letz- 
tere (c) ist das Zeichen des Espartero del Rey oder könig- 
lichen Handwerkers. Der Meister ist unbekannt, nach- 
dem um diese Zeit mehrere diesen Titel geführt haben. — 

1297, 1298. Zwei Musketiergewehre gleich den vorerwähnten. — 
1299. Vorne am Sockel steht das Modell einer Kanone aus der 
ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Die Laffette ist neuere 
Arbeit. — Oberhalb des Turnierharnisches sind fächerförmig 
gruppirt zwölf Reiterkarabiner ersichtlich. In der Reihe bis zum 






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4 o 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung 



Ende der Langwand folgen nun: 1334, 1335, 1365, 1366, 1393, 
1394. Sechs halbe lichte Feldharnische von den bekannten Formen. 

In den an den Wänden angebrachten Gruppen befinden 
.sich Partisanen, Helmbarten und gemeine Spiesse, wie solche 
bereits beschrieben wurden. In den unteren Hälften derselben 
sind nebst den bekannten Zweihändern, Haudegen mit Stich- 
blättern und leichten Spangenkörben angeordnet. Die kurzen 
kolbigen Klingen führen alle den gekrönten Mohrenkopf tief 
in's Gesenk geschlagen. Diese Marke kommt bei spanischen 
Klingen schon am Beginne des XVI. Jahrhunderts vor. Ausser- 
dem ist an den meisten Klingen eine aus den Wolken vor- 
reichende Hand mit einem Türkensäbel bewaffnet eingeätzt, zu- 
weilen auch die Inschrift: Consilio et Industria. 
In der 1421. Modell eines ganzen lichten Harnisches. Die Sturm- 
Ecke haube besitzt ein Naseneisen, schmalen Sehschirm und niederen 
L ^ r Kamm. Die kurze Brust hat tiefsitzenden Gansbauch. Die Ach- 
wand. seln sind onne Flüge. Schuhe gehörten der Form der Bein- 
schienen nach nie zum Harnische. 

Querwand. 

1422 — 142 5. Vier halbe lichte Feldharnische.— 1483. Leichter 
Fechtdegen mit eisernem durchbrochenen Korbe. Auf der feinen 
schmalen Klinge: PETER • BVEGEL • ME • FECIT • SOLINGEN. 
Das Griffholz ist mit originalem Stoff überzogen. Noch heute 
sind die Solinger Klingen als die besten Fechtklingen anerkannt. 
— 1484. Schwerer Korbsäbel aus dem XVII. Jahrhundert. Die 
breite Klinge von orientalisch-ungarischer Form ist der Marke 
nach zu schliessen älter. — 1485. Spanisches Rappier mit rundem 
Korbe und Solinger Klinge. — 1486. Italienisches Rappier. — 1487. 
Jagdarmrust aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts. Der feine 
Stahlbogen ist theilweise vergoldet. Aufputz, Sehne und Ver- 
ankerung sind original. Die Nuss hat bereits eine dem Gewehr- 
schloss ähnliche Form mit Feder. Auf der Sehnenführung ist 
die Zielvorrichtung angebracht. Der schöne Schaft aus Nuss- 
baumholz ist verbeint und gravirt. Ein Exemplar von seltener 
Vollkommenheit. — 1488. Spanischer Fechtdolch, sogenannte 
»Linke Hand«. Im Innern des breiten Korbes ist im zierlichen 



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II. Saal. Querwand. 41 

Eisenschnitt unter roh gezeichneten Arabesken der Doppeladler 
dargestellt. Die Lederscheide ist original. In Italien und auch 
in Spanien bediente man sich im Zweikampfe nebst dem Degen 
oder Rappiere auch des Dolches, der in der linken Hand ge- 
führt wurde und hauptsächlich die Klinge des Gegners zu pariren 
bestimmt war. — 1489. Fechtrappier. — 1490. Gemeiner Hau- 
degen. Der Grift' gehört noch dem XVI. Jahrhundert an. Die 
Klinge ist der letztbeschriebenen gleich. — 149 1. Reitertrompete 
aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Dieselbe trägt 
die gravirte Inschrift: MACHT • JOHANN • WILHELM • HAAS ■ IN 
NVRNBERG. 

1492. Modell einer sogenannten Nothschlange aus der ersten Vorne 
Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Die Laffette ist neuere Arbeit. So *™ el 
— 15 19. Partisane der Leibgarde Ferdinand IV., Königs von ° c 6 ' 
Ungarn und Böhmen (1633— 1654). Der Schaft ist original. — 
1493. Halber Harnisch mit geätzten Emblemen und ornamen- 
tirten Strichen. Die Sturmhaube hat einen hohen Kamm und 
Backenstücke mit Gehörrosen. Am Kragen erblickt man den 
Nürnberger Malerschild (die 3 Schildlein) und den Namen des 
Aetzmalers Georg Bronnauer 16 13. Auf der Brust bemerkt man 
in der Bordüre den Doppeladler und zunächst den Plattner- 
stempel A • K. Am Rücken findet sich die gleiche Jahreszahl, 
der Nürnberger Schild und ein Wappen mit einem Sterne im 
Schilde. Die langen Schösse sind achtmal geschoben. — Zwölf 
Reiterpistolen mit Radschlössern, darunter der zweite in der 
oberen Reihe ein sechsläufiger Revolver aus der Mitte des 
XVII. Jahrhunderts. Das System ist jenem des Colt'schen sehr 
ähnlich, doch wird 'die Drehung der Trommel noch mit der 
Hand bewirkt. Der Knauf des Kolbens ist mit Messingeinlagen 
geziert. 

1 506. Modell eines reichomamentirten Kanonenrohres mit Vorne 
dem Wappen der Meüerl von Lobenberg, den Initialen A • V • am 
M - V- L und der Jahreszahl 1627. Die Laffette ist neuere Arbeit. Sockel * 

1521. Langer Schweinsstecher mit starkem Hirschhorngriff unter- 
und I M. 62 Cm. langer Klinge. Die letztere ist mit Aetzungen halb am 
geziert, welche noch Spuren von Vergoldung erkennen lassen. Sockel. 
In selben sind Sonne, Mond und Sterne nebst Trophäen in roher 



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42 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



Zeichnung dargestellt. — 1507. Halber Harnisch, ganz mit Aetz- 
malerei bedeckt. Die reich decorirte Sturmhaube hat hohen 
Kamm und ein aufschlächtiges Vorsteckvisir. Die Brust trägt 
den Nürnberger Stempel und das Plattnerzeichen I • W. Unter 
den geätzten bildlichen Darstellungen erblickt man das Bild 
des Saturns und der Fama nebst erklärenden Reimen, darüber 
im Medaillon einen alten bärtigen Mann mit der Inschrift: 
»Tuiscon aboriginarius Germanorum«, daneben einen König und 
»Mannus primus Germanorum rex«, in der Mitte einen gekrön- 
ten Sieger über dem Erdball schwebend und die Umschrift: »Ger- 
mania domitrix gentium.« Unterhalb der Name des Aetzraalers: 
Johann Häver fecit 161 2. Die Achseln sind ohne Vorder- und 
Hinterflüge (sogen. Spangröls). Die Schösse sind neunmal ge- 
geschoben. — 1508. Reitertrompete aus der ersten Hälfte des 
XVII. Jahrhunderts. Dieselbe trägt die gleiche Inschrift wie 
Nr. 149 1. — 150?. Haudegen vom Ende des XVI. Jahrhun- 
derts, drei Fechtrappiere und ein Fechtdolch. — 1514. Schellen- 
spiel eines Spielmannes aus dem Beginne des XVII. Jahrhun- 
derts. Die Feldmusik oder das »Spiel« der Fusstruppe dieser 
Periode bestand aus Trommlern und Ouerpfeifern; diese wurden 
in manchen Regimentern von Knaben begleitet, welche den 
Tact der Weise mit dem Schellenspiel begleiteten. In dem 
»Künstlichen Fechtbuch« des Jacob Sutor von Baden 161 2 ist 
ein solcher abgebildet. — 1515« Haudegen mit schwerem durch- 
brochenen eisernen Korbe. Der Griff ist mit Fischhaut über- 
zogen. — 1516. Schwert. Der eiserne Griff ist eine spätere 
Nachahmung. Die Klinge ist von einem der letztbeschriebenen 
Haudegen. 

Vorne I 5 I 7« Modell einer Nothschlange. Die LafTette ist neuere 
am Arbeit. — 151 8. Maultrommel. Dieses seltene »Feldspiel« dürfte 

Sockel. von e i ner kroatischen irregulären Truppe herrühren und dem 
Ende des XVII. Jahrhunderts angehören. — 1520. Partisane 
der Leibwache des Königs Ferdinand IV. — 1568. Halber lichter 
Feldharnisch. — 1569. Gemeine lichte Reiterrüstung. Deutsche 
Sturmhaube, lange Brust mit schwachem Grat und langen Schös- 
sen. Das ganze Armzeug ist älter und gehört nicht zum Harnisch. 
— 1570. Halbe lichte Reiterrüstung mit gerissenen Strichen 



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II. Saal. Querwand. 



an den Enden. Der burgundische Helm hat einen kaum bemerk- 
baren Kamm. Die Brust hat an der Herzseite ein Kugelmal 
(Probeschuss aus einem Halbhaken). Die Schösse sind sehr lang und 
zwölfmal geschoben. — 1 571. Lichte Reiterrüstung aus der 
Zeit des dreissigjährigen Krieges. Sturmhaube mit Naseneisen. 
Kurze Brust mit sehr langen, bis über die Kniee reichenden 
Schössen. 

1624. Partisane der Leibwache des Königs Ferdinand IV. 

Zunächst oberhalb der Wandverkleidung sind Stangen- und 
Feuerwaffen ersichtlich. Von links nach rechts schreitend sind 
folgende Stücke hervorzuheben, und zwar zunächst der linken 
Ecke : Helmbarte aus der Zeit Ferdinand II. Am Beile erblickt 
man ein geätztes Medaillon mit der Madonna und der Um- 
schrift: »legitime certantibus«, am Haken die Jahreszahl 1620, 
an der Stossklinge das Monogramm F. In der Mitte sind fächer- 
förmig: eilf Musketiergewehre, acht Reiterpistolen und sechs 
Piken. In der nächsten Gruppe : Couse der Leibwache des Erz- 
herzogs Ferdinand Carl, Grafen von Tirol (1628— 1662). Auf 
dem Blatte sind noch Spuren von Aetzmalerei erkennbar, und 
zwar das Monogramm E F C, darüber 1646, das österreichisch- 
spanische Wappen mit dem Erzherzoghut und dem goldenen 
Vliess, an der Kehrseite das burgundische Kreuz. Zunächst der 
rechten Ecke: Trabanten- Helmbarte aus der Zeit Kaiser Fer- 
dinand IIL ohne Verzierungen. In den oberhalb an der Wand 
befindlichen Waffengruppen, und zwar in der ersten, zweiten, 
vierten und fünften sind Waffen aus dem Bauernkriege in Ober- 
österreich am Beginne des XVII. Jahrhunderts angeordnet: 
Sensen, Morgensterne, Spiesse mit Kettenkugeln, spetumartige 
Spiesse, Schiffshaken und Beile. Besonders bemerkenswerth ist 
in der vierten Gruppe, oberhalb in der Mitte, ein Spiess mit 
Widerhaken, an dessen oberem verstärkten, mit Schnüren um- 
wundenen Schafte spiralförmig sogenannte Mordschläge befestigt 
sind. In der Mittelgruppe sind gemeine Waffen aus dem dreissig- 
jährigen Kriege ersichtlich. Zwischen den Gruppen erblickt 
man eine Anzahl blanker Hirnhauben. Diese halbkugelförmigen 
eisernen Hauben wurden zum Schutze vor den feindlichen Hieben 
von den Reitern unter den Hüten getragen. 



44 



Das Unterscbloss. Die Waffensammlung. 



• Fensterwand. 

1625. Geschwärzte Reiterrüstung. Offene Sturmhaube. Das 
Bruststück ist in der Mitte zum OefTnen eingerichtet. — 1626. 
Koller und Panzerhemd, dann Spiess und Säbel des Bauernan- 
führers Stefan Fadinger (gestorben in Ebelsberg am 5. Juli 1626). 
Das Koller ist aus Elennhaut. Der Spiess mit durchbrochenem 
Spiessblatt hat abstehende Ohren und Widerhaken. An der 
Dille ist eingravirt: »Stefan Fädinger.« Das Panzerhemd besteht 
aus geschweissten Ringen. Der Säbel ist von einfacher roher Arbeit. 
Diese Gegenstände befanden sich ehemals im Stifte Heiligenkreuz 
in Niederösterreich, gelangten von da in dask. k.Lustschloss Laxen- 
burg, dann in das k. k. Hof-Waffenmuseum, von wo dieselben nach 
Ambras die Bestimmung erhielten. — 1627. Geschwärzte Reiter- 
rüstung vom Anfange des dreissigjährigen Krieges. Die offene 
Sturmhaube mit weit zurückreichendem Genickschirm ist mit breit 
gelochtem Visir ausgestattet. Die Brust ist vorne zu öffnen. Die 
Schösse sind eilfmal geschoben. In der oberhalb angeordneten Waf- 
fengruppe ist unter den übrigen Waffen, welche bereits Erwähnung 
gefunden haben, ein Halskragen hervorzuheben. Schon im XVI. 
Jahrhundert war es Sitte unter den Cavalieren, statt des Prunk- 
harnisches nur dessen Kragen über dem Kleide zu tragen. 
Später, als die Plattenharnische allgemach in Abnahme kamen, 
wurde der Halskragen als Abzeichen von den höheren Officieren 
getragen. Allmälig wurde derselbe kleiner und schrumpfte zum 
sogenannten Ringkragen zusammen, in welcher Form er noch 
zur Stunde von den Officieren vieler Armeen als Dienstzeichen 
getragen wird. 

In der ^53- Grosse Trabanten-Helmbarte aus dem Beginne des 
Ecke XVII. Jahrhunderts. Dieselbe ist im Beile und Haken zierlich 
des Fen- durchbrochen. Die Stossklinge ist 85 Cm. lang und vierkantig. 
s ers ' Das Dillenstück ist lang und fein geliedert, die Federn reichen 

92 Cm. nach abwärts, der Schaft ist neu. 
Vor 1654. Orgelgeschütz. Dasselbe besteht aus sieben Gewehr- 

Fenster läufen » welcne mittelst gemeinsamer Pfanne abgefeuert werden, 
ens er. La fleUen sind neuere Arbeit. Das Ganze ist von roher und 
plumper Form. Zu der Zeit, aus welcher muthmasslich die Röhren 



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II. Saal. Fensterwand. 



4 5 



datiren, wurden Orgelgeschütze in den Heeren nicht verwendet. 
Wenn dieselben wirklich je für einen praktischen Gebrauch 
bestimmt waren, so ist anzunehmen, dass dieselben aus einem 
befestigten Schlosse stammen, in welchen zuweilen eigen geartete 
Waffenformen vor Augen treten. 

Erster Fensterpfeiler. 

In der Ecke des Fensters: 1655. Leichte Helmbarte mit 
durchbrochenem Beile, spitzer Stossklinge und doppeltem Parir- 
haken. Der Schaft ist von einer Uhlanenpike. — 1656. Ge- 
schwärzte Reiterrüstung aus der Zeit des dreissigjährigen Krie- 
ges. Geschlossener Helm, die Brust ist geschoben (sogenannter 
Krebs). — 1657. Geschwärzte Reiterrüstung aus der Zeit des 
dreissigjährigen Krieges. Der geschlossene Helm mit Federhülse 
am Scheitel hat einen mit dem Visirblatte verbundenen aufschläch- 
tigen Gesichtsschirm. Die plumpe Brust hat siebenmal geschobene 
Schösse angenestelt. In der Fensterecke : 1677. Grosse schwere 
Helmbarte mit doppeltem Parirhaken und geflammter Stossklinge 
von plumpen Formen. — Vor dem Fenster: 1678. Orgelgeschütz, 
gleich dem vorherbeschriebenen. 

Zweiter Fensterpfeiler. 

In der Fensterecke: 1699. Gemeine Pike. Der Schaft ist 
4 M. 25*5 Cm. lang. — 1700. Geschwärzte Reiterrüstung aus 
der Zeit des dreissigjährigen Krieges. Die Sturmhaube läuft am 
Scheitel in eine gekrümmte Spitze aus. Die plumpe Brust ist 
am unteren Theile geschoben. Die Schösse sind übermässig breit 
und schwer. — 1701. Gemeine geschwärzte Reiterrüstung aus 
der Zeit des dreissigjährigen Krieges. Ungarische Sturmhaube, 
kurze Brust mit übermässig langen Schössen. In der Fenster- 
ecke: 1721. Gemeine Pike. — Vor dem Fenster: 1722. Orgel- 
geschütz, gleich dem vorherbeschriebenen. 

Dritter Fensterpfeiler. 

Am Gewehrgestelle : Zwölf Musketiergewehre aus der Zeit 
Ferdinand II. — Am Sockel: 1736. Faustrohr mit Radschloss 
• und engem Laufe. Der Schaft ist mit Eisen zierlich eingelegt. 
— 1737. Zwei Faustrohre mit stilvoll geschnitzten Schäften 



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4 6 



Das Unterschieds. Die Waffensammlung. 



und schönen Gravirungen. — 1738. Artilleriebesteck mit sieben 
Raumnadeln in hübsch gepresster Lederscheide. — 1739« Ein 
Paar Reiterpistolen mit theilweise geschuppten Schäften. 

Vierter Fensterpfeiler. 

Am Gewehrgestelle : Eilf Musketiergewehre aus der Zeit Fer- 
dinand II., drei Musketiergewehre aus der Zeit Leopold I. — 1792. 
Faustrohr mit Radschlossnnd Züngelsperre. Augsburger Arbeit um 
1620. Der Schaft ist spärlich verbeint. — 1793. Faustrohr, ähnlich 
dem vorigen. — 1794- Kleines Radschlossgewehr von Michael 
Gull. — 1795« Kleines Radschlossgewehr. Der Lauf mit der 
Marke *Z* ist bedeutend älter. Der spanische Schaft besitzt 
stilvoll gezeichnete Elfenbeineinlagen. — 1796. Jagdgewehr mit 
gezogenem Laufe und rohgeschnitztem und eingelegtem Schafte. 
— 1797. Kleines Jagdgewehr. Der gezogene Lauf trägt die 
Marke H G H. 

Fünfter Fensterpfeiler. m 

Am Gewehrgestelle: Musketiergewehre aus der Zeit Leo- 
pold I. — Am Sockel: 1833. Revolver mit spanischem Schnapp- 
hahnschloss, sechsschüssig, mit zierlichen Messingeinlagen im 
Schafte. Das Schnapphahnschloss ist als der Vorläufer des fran- 
zösischen Batterieschlosses zu betrachten. In J. Schön's Geschichte 
der Handfeuerwaffen ist ein spanisches Schnapphahnschloss mit der 
Jahreszahl 1598 abgebildet. — 1834. Kleines Radschlossgewehr 
mit gezogenem Laufe und gravirtem Schlosse, bezeichnet : Michael 
Gvll. — 1835. Kleines Jagdgewehr mit Radschloss, der schwere 
gezogene Lauf trägt die Marke G • F. (Giovanni Francino). — 
1836. Kurzes Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe von 
grossem Kaliber. Der Schaft ist roh verziert. — 1837. Faust- 
rohr mit Radschloss und sieben Läufen. Der Schaft ist mit 
Metall und Perlmutter eingelegt. Die sieben Läufe von ver- 
schiedener Länge besitzen nur eine einzige Zündung. In der 
oberhalb an der Wand befindlichen Gruppe sind Helmbarten 
und Cousen der Hatschiere und Trabanten Kaiser Leopold L 
und in der Mitte der Gruppe ungarische Sturmhauben der 



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II. Saal. Thürwand. 



Pikeniere von der Mitte des XVII. Jahrhunderts angeordnet. — Vor 
dem Fenster: 1870. Kleines Kammerstück aus Bronze mit 8 Cm. 
Kaliber. Am Rohre die Buchstaben: S • F • E • A • W • B. Dar- 
unter das Wappen des Geschlechtes der Freiherren Engl von 
Wagrain und die Jahreszahl 1693. 

Sechster Fensterpfeiler. 

1887. Türkisches Gewehr mit Schnapphahnschloss. Der 
schwere Lauf mit türkischer Marke ist mit schöner Silbertausia 
im orientalischen Geschmacke geziert. Der Schaft besitzt roh 
gezeichnete Elfenbeineinlagen. — 1888. Ein Paar Sattelpistolen 
mit türkischen Schnapphahnschlössern. — 1889. Kurzes Rad- 
schlossgewehr mit vier Laufen und gemeinsamer Zündung. — 
1890. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe von Gottfried 
Flemich in Leipzig. — Unter den an der Wand befindlichen 
Waffen ist bemerkenswerth ein: 1903. Richtschwert. An einer 
Seite der Klinge die geätzte Darstellung der Mutter Gottes mit 
dem Kinde, aus einer Blume hervorwachsend. 

Siebenter Fensterpfeiler. 

19 18. Radschlossgewehr zum Vogelschiessen. Der Lauf ist 
von sehr kleinem Kaliber. — 191 9. Trombon (Streubüchse) 
mit Schnapphahnschloss. — 192 1. Zwei Pistolenläufe. Arbeit 
des berühmten Laufschmiedes Lazarino Cominazzo in Brescia 
(gest. 1696 zu Gardone). — 1920. Trombon von ähnlicher Ar- 
beit wie der vorige. — 1923. Zwei kurze Trombonläufe einer 
Brescianer Fabrik. — 1922. Zwei messingene Pistolenläufe 
von ausgezeichneter Arbeit, mit schönen Gravirungen im Renais- 
sancestile, im rothen Lederetui, italienisch. — 1924. Reiter- 
pistole mit Schnapphahnschloss. 

Thürwand. 

Die zwei Waffengruppen links der Verbindungsthüre, sowie 
jene oberhalb derselben enthalten: Helmbarten und Cousen aus 
der Zeit Kaiser Leopold I. und Josef I. Die geätzten Ver- 
zierungen der ersteren enthalten nebst dem kaiserlichen Adler 
und dem Sinnbilde Leopolds, dessen Monogramm und die 



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48 



,Das Unterschieds. Die Waffensammlung. 



wechselnden Jahreszahlen 1661 und 1666. Die Letzteren unter 
den gleichen heraldischen Emblemen das Monogramm Josefs und 
die Jahreszahl 1673. Oberhalb an der Fensterwand zwischen 
den Rundfenstern sind fünfundfünfzig gemeine Pikenierrüstungen 
aus der Zeit Leopold I. gruppirt. 

In der Mitte des Saales. 

Gewehrgestelle. 

Fensterseite, gegen das obere Ende des Saales schreitend: 
2050. Langes Gewehr mit spanischem Schafte und schnecken- 
förmig eingerolltem Kolben, mit Elfenbein eingelegt und mit 
Gravirungen. Sehr gewichtig, sig. SS 1571. — 2051, 2052 und 
2053. Schwere Radschlossgewehre mit spärlich verbeinten 
spanischen Schäften. — 2054. Radschlossgewehr. Der Lauf 
trägt die Nürnberger Marke, sowie die Laufschmiedmarke N, 
die Schlossplatte nebst der Nürnberger Marke das Monogramm 
P • R. — 2055. Schweres Radschlossgewehr mit geschnitztem 
spanischem Schafte. — 2056. Schweres Radschlossgewehr mit 
Luntenhahn, der Lauf trägt die Marke M G. Der mit Elfenbein 
eingelegte, mit Gravirungen gezierte Schaft trägt die Schäfter- 
marke AK. — 2057. Schweres Radschlossgewehr mit spani- 
schem Schafte. — 2058. Ungemein gewichtiges Luntengewehr mit 
der Laufschmiedmarke A F. — 2059. Schweres Radschlossgewehr 
mit Gucker. — 2060. Schweres Radschlossgewehr. Der Lauf 
trägt die Marke M B 1606. — 206 1. Radschlossgewehr mit Lun- 
tenhahn und geschnitztem deutschem Schafte. — 2062, 2063. 
Zwei Radschlossgewehre, ähnlich dem vorigen. Das Schloss 
des einen trägt die Marke B K. — 2064. Radschlossgewehr mit 
Luntenhahn. Laufschmiedmarke W M. Am Schlosse die Marke 
HO. — 2065. Radschlossgewehr mit Luntenhahn. — 2066. 
Radschlossgewehr mit Luntenhahn. Eingelegter Schaft. — 2067. 
Kurzes Gewehr mit doppeltem Radschloss für einen Doppel- 
schuss. Der deutsche Schaft ist mit gravirtem Elfenbein geziert. 
— 2068. Jagdgewehr mit Radschloss und zwei Hähnen. Schaft 
mit Elfenbein eingelegt und gravirt. Laufschmiedmarke H, Schäf- 
termarke HS. — 2069, 2070, 207 1. Drei leichte Radschloss- 



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II. Saal. Mitte. 



49 



ge wehre mit geschuppten und mit Elfenbein eingelegten Schäften. 
Die Gravirungen des Elfenbeins sind von correcter und stil- 
voller Zeichnung. Die gezogenen Läufe tragen die Marke: 
G • G • 1610, die Schäfte wechselnd die Marken H • F und F • F. 
— - 2072. Radschlossgewehr, den vorigen ähnlich, mit geschupptem 
Schafte. — 2073. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe und 
gravirtem Schafte. — 2074. Radschlossgewehr mit gezogenem 
Laufe und der Marke G • Z • 161 1. Am Backenstücke in Perlmutter 
gravirt, ein Wappen. — 2075. Radschlossgewehr mit gezogenem 
Laufe und in Elfenbein eingelegtem Schafte. Auf der Schloss- 
platte zeigt sich eingravirt ein springender Löwe mit einer 
Kugel in den Pranken. — 2076. Radschlossgewehr. — 2077 
bis 2085. Neun gemeine Dragonergewehre. — 2086. Leichtes 
Radschlossgewehr. Der gezogene Lauf trägt die Marke G • F. 
(Giovanni Francino) 1630. — 2087. Langes Radschlossgewehr 
mit Luntenhahn. Schaft reich eingelegt und gravirt, mit überaus 
zierlichem Schlosse. Am Kolbenschuh ist die Jahreszahl 1636 
1 eingravirt. — 2088. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe und 
mit Elfenbein eingelegtem Kolben. — 2089. Radschlossgewehr 
mit gezogenem Laufe. Letzterer trägt die Marke W • H, das 
Schloss G- S. Der mit Elfenbein eingelegte Schaft besitzt am 
Backenstücke das Monogramm 1F. — 2090. Radschlossgewehr 
von Matthäus Mätl 1642. — 2091. Radschlossgewehr mit der 
Bezeichnung: Anno 1642. — 2092. Radschlossgewehr mit ge- 
zogenem Laufe. — 2093. Radschlossgewehr mit gezogenem 
Laufe und der Laufschmiedmarke M • F. — 2094. Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe und der Laufschmiedmarke G • M. 
Büchsenmachermarke P S. — 2095. Radschlossgewehr mit ge- 
zogenem Laufe. — 2096. Schweres Radschlossgewehr mit ge- 
zogenem Laufe. Bezeichnet: C • S- x6 44 . — 2097. Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe und Laufschmiedmarke M • F. — 
2098. Radschlossgewehr von Matthäus Mätl 1650, mit hübschen 
Beinverzierungen am Schafte. — 2099, 2IOO. Zwei Radschloss- 
gewehr e mit gezogenen Läufen. — 2101. Radschlossgewehr mit 
gezogenem Laufe. Laufschmiedmarke J«W. — 2102. Einfaches 
Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. — 2103. Leichtes 
0 Radschlossgewehr, bezeichnet: »Sigmund Klett Infentor 1652 

5 



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5o Das Unterschloss. Die Waffcnsammlung. 

Saltzburg.« *) — 2104. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe 
und schönen gravirten Verzierungen am Schafte. — 2105. Ein- 
faches Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe, der Marke 
C- S. auf der Schlossplatte. — 21 06. Leichtes Radschlossgewehr 
mit gezogenem Laufe. — 2107. Einfaches Radschlossgewehr 
von Matthäus Mätl 1655. 

In der andern Hälfte des Gewehrgestelles, zurück gegen den Eingang 

schreitend. 

2108. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. Der theils 
geschnitzte, theils in Elfenbein eingelegte Schaft trägt ein un- 
bekanntes Wappen mit den Initialen: ^j^. — 2109. Einfaches 

Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. — 21 10. Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe, von einfacher, aber präciser Ar- 
beit. Am Schafte ist die Jahreszahl 1655 und das Zeichen 
IIGII eingeschlagen. — 21 11. Einfaches Radschlossgewehr, 
bezeichnet: M H S 1656. — 21 12. Radschlossgewehr mit einge- 
legtem Schafte. — 21 13. Radschlossgewehr. Der zierlich in 
Elfenbein und Messing eingelegte Schaft hat Aehnlichkeit in 
der Form mit den gleichzeitigen Tschinken. — 21 14. Ein- 
faches Radschlossgewehr. Der gezogene Lauf trägt die Jahres- 
zahl 1657. — 21 15. Radschlossgewehr von Ulrich Stehle 1659. 
Am Backenstücke zeigt sich Ganymed, an der untern Schaft- 
seite Fortuna in gravirter Elfenbeineinlage. — 21 16. Rad- 
schlossgewehr mit gezogenem Laufe, Laufschmiedmarke J -W. 

— 211 7, 211 8. Zwei Radschlossgewehre mit gezogenen Laiifen. 

— 21 19. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. Laufschmied- 
marke M« F. — 2120. Radschlossgewehr. Der gezogene Lauf 
trägt den Namen GRIENWALD eingestempelt. — 2121. Rad- 
schlossgewehr von Ulrich Stehle 1660. — 2122. Einfaches Rad- 
schlossgewehr, bezeichnet: G. F. x66o. — 2 123. Feingeschiftet es 
Reitergewehr mit Radschloss, mit blankpolirten Eisentheilen 
und feindurchbrochenem Griffbügel, wie solche sich auch in den j 

*) Die Klett sind eine altberühmte ßüchsenraacherfamilie. Valentin 
und Stefan Klett besassen 1586 eine sehr bedeutende Fabrik in Suhl, die 
viel für die Schwei« und Frankreich arbeitete ; ein jüngerer dieses Namens, - 
Simon, arbeitet um 1680 in Freising, ein J. C. Klett später in Potsdam. 



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II. Saal. Mitte 



5l 



Sammlungen von Ambras (Hochschloss, I. Stock, Saal IX) be- 
finden. Wahrscheinlich Innsbrucker Arbeit um 1660. — 2124. 
Radschlossgewehr von Adam Wilnperger 1661. — 2125,21 26. Zwei 
Radschlossgewehre von Matthäus Mätl 1661.*) — 2127. Einfaches 
Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. — 2128. Einfaches Rad- 
schlossgewehr mit gezogenem Laufe. Auf der durchbrochenen 
Decke des Rades zeigt sich der Doppeladler. — 2129. Einfaches 
Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. — 2130. Leichtes Reiter- 
gewehr mit Radschloss. — 2i3i. Einfaches Radschlossgewehr 
mit gezogenem Laufe. — 2132. Reichverziertes Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe. Auf Letzterem findet sich der 
Doppeladler, der böhmische Löwe, das Bild der Fortuna, end- 
lich der steirische Panther in roher Zeichnung eingravirt. Der 
Schaft ist mit Schnitzarbeit geziert, welche Jagdscenen enthält. 
An der Anschlagseite ist in gravirtem und eingelegtem Elfen- 
bein ein die Harfe spielender Cavalier in der Tracht der zweiten 
Hälfte des XVII. Jahrhunderts dargestellt. — 2133. Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe und geschnitztem Schafte. — 2134. 
Reitergewehr mit Radschloss und zwei Hähnen. — 2135. Ein- 
faches Radschlossgewehr. Der gezogene Lauf trägt die Marke 
P. G. 1667. Der Schaft ist roh verbeint. — 2136. Gezogenes 
Radschlossgewehr mit hübschen Einlagen von Perlmutter und 
gravirtem Laufe und Schloss, bezeichnet: Mathias Städ, anno 1669. 
An der Anschlagseite das Wappen der Herberstein. — 2137. Rad- 
schlossgewehr mit gezogenem Laufe, gravirtem Schlosse und 
einfachen Elfenbeineinlagen im Schafte. — 2138. Einfaches 
Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe und Laufschmiedmarke 
C W. — 2139. Radschlossgewehr von Hans Stifter. — 2140, 
2 141, 2142. Drei einfache Radschlossgewehre mit gezogenen 
Läufen. — 2143. Einfaches schweres Radschlossgewehr mit 
der Laufschmiedmarke H-M. — 2144. Gezogenes Radschloss- 
gewehr mit gravirtem Schlosse und lichtem Fladerschafte, be- 
zeichnet: Tobias Tredz. — 2145. Schweres Radschlossgewehr 
mit Schafteinlagen von Elfenbein und Gravirungen an Schloss 
und Schaft, bezeichnet: Adam Hechenberger. — 2146, 2147, 

*) Ein ähnliches Gewehr dieses Meisters und aus obigem Jahre be- 
findet sich im Musee d'Artillerie in Paris. 

5* 



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52 



Das Unterschieds. Die Waffensammlung. 



2148, 2149. Vier Radschlossgc wehre mit gezogenen Läufen von 
Jean Entzinger (arbeitete um 1670 in Baden bei Wien). — 
2150. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe und spärlich ein- 
gelegtem Schafte. — 215 1. Radschlossgewehr mit französischem 
Schafte. — 2152, 2153. Zwei Radschlossgewehre mit gezogenen 
Läufen von Georg Mätl 1672. — 2154. Radschlossgewehr mit 
gezogenem Laufe. — 2155. Radschlossgewehr mit gezogenem 
Laufe, gravirtem Schlosse und in Elfenbein eingelegtem Schafte. 
— 2156. Radschlossgewehr von Jacob Koch, mit gravirtem 
Schlosse. — 2157. Bolzbüchse. Das gravirte Radschloss dient 
nur als Zierde. — 2158, 2159. Zwei Radschlossgewehre mit 
gezogenen Läufen, bezeichnet: Adam Wilnperger 1688. — 2160. 
Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe, bezeichnet: Jacob 
Spies 1689. — 216 1. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. 
Am Backenstücke die Jahreszahl 1689. — 2162. Radschloss- 
gewehr mit gezogenem Laufe, mit reichgravirtem Schlosse. — 
2163. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe und mit Perl- 
mutter eingelegtem Schafte, bezeichnet: 1691. — 2164. Ein- 
faches Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe. — 2165. Langes 
Radschlossgewehr mit sehr zierlichem durchbrochenem und gra- 
virtem Schlosse. Auf der Schlossplatte befindet sich die Dar- 
stellung des Orpheus mit phantastischen Figuren. 



ERSTER SAAL. 



Querwand, rechte Seite. 

An der hölzernen Wand in der oberen Reihe sind Unter- 
officiers-Kurzgewehre aus dem Beginne des XVIII. Jahrhunderts 
aufgestellt. In der zweiten Reihe: 2204. Haidukensäbel. — 
2205. Oesterreichischer Officiersdegen aus der Zeit der Kaiserin 
Maria Theresia mit Toledanerklinge. — 2206. Officiersdegen 
mit französischer Klinge. — 2207. Ein Solcher mit deutscher 
Klinge, der nächste, 2208, mit italienischer Klinge, der nächste, 
2209, mit spanischer Klinge des Pedro del Monte in Toledo. — 



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I. Saal. Querwand, rechte Seite. 



53 



2210, 2211. Zwei preussische Infanteriesäbel mit dem Namens- 
zuge Friedrichs IL auf den Klingen. — 2212, 2213. Zwei 
österreichische Infanteriesäbel aus der Zeit der Kaiserin Maria 
Theresia. — Fünfundzwanzig Hirschfänger, viele der Klingen 
führen den Spruch: »Ein Jäger hat allzeit Verlangen mit Wenig 
Mühe Viel zu Fangen.« Jener Nr. 2220 : »Vivat Maria Theresia 
Regina Hungariae et Bohemiae.« Jener unter Nr. 2235 zeigt 
eine schöne, blau angelaufene Klinge mit der geätzten und ver- 
goldeten Abbildung eines Panduren von primitiver, aber charak- 
teristischer Zeichnung.*) 

2166. Mörsermodell vom Ende des XVIII. Jahrhunderts. Am 
— 2167, 2168. Zwei zehnp fündige Mörser aus Bronze. Auf ^^' n 
beiden schön gegossanen Rohren zeigt sich das getheilte Nürn- au r 
bergische Wappen und die Jahreszahl 1721, unterhalb stehen gestellt, 
drei Wappen in's Dreieck gestellt. Das obere ist jenes des Nürn- 
berger Geschlechtes der Tetzel von Kirchen-Sittenbach, mit 
den Buchstaben H • G • G • T., das unterhalb rechts stehende jenes 
der Paumgärtner mit den Initialen H • I • P • B., das unterhalb 
links stehende jenes der Geuder von Heroldsberg mit den Buch- 
staben H • C • B • G. und bezieht sich auf Carl Benedict Geuder 
von Heroldsberg, kais. Rath, vordersten Losungsherrn von Nürn- 
berg und Reichsschultheiss, geb. 1670, gest. 1744. Ein Rohr 
führt die Nummer zwei, das andere die Nummer vier, was er- 
kennen lässt, dass dieselben ursprünglich einer Batterie ange- 
hörten. Das mit Nummer drei bezeichnete Rohr befindet sich 
im k. k. Artillerie- Arsenale zu Wien. Zunächst der Zündpfanne 
liest man eingravirt: »Goss mich Johann Balthasar Heroldt in 
Nvrmberg.«**) Die Henkel stellen schön modellirte Delfine dar, 



*) Die meisten dieser Aetzungen deuten auf einen Tiroler Künstler 
von grosser Productivität. 

**) JohannßalthasarHerold gehört der zahlreichen Kunstgiesser- 
farailie an, welche aus Nürnberg stammt. Schon am Beginne des XVII. 
Jahrhunderts findet sich in Nürnberg ein Kunstgiesser Balthasar Herold, 
derselbe ist bis in die Hälfte des Jahrhunderts thätig. Sein Grab, welches 
er bei Lebzeiten für sich und seine Ehewirthin Helena 1629 gestiftet hatte, 
befindet sich am Werder Friedhofe in Nürnberg. Von selbem bewahrt das 
k. k. Artillerie-Arsenal inWien einen Dreipfünder von 1615. Die später berühmt 
gewordenen Kunstgiesser dieses Namens, Balthasar Herold jun. und 
Wolf Hieronymus Herold, scheinen Söhne desselben gewesen zu sein. 



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I 



5 4 Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 

das Zündpfannenlager ist gleichfalls geschmackvoll verziert. — 
2169. Ein zehnpfündiger Mörser aus derselben Zeit. 
Ober- Zunächst der Verbindungsthüre befindet sich ein geätzter 
talb der Officierssponton eines preussischen Pionnierregiments um 1740. 
In den beiden oben an der Wand angeordneten Gruppen be- 
finden sich Ofnciersspontons und Unterofficiers-Kurzgewehre 
aus der Zeit Carl VI. und Maria Theresiens. 

In der ersten Gruppe unterhalb drei Haidukenbeile der 
Haidukengarde des spanischen Königs Carl III., nachmaligen 
Kaisers Carl VI. Auf den geätzten Beilen zeigt sich das Sinn- 
bild des Königs mit der Umschrift: »Patrum virtute« und wech- 
selnd die Jahreszahlen 1708 und 17 10. Die Schäfte sind mit 
Silber beschlagen. Diesen zunächst vier ungarische Säbel mit 
silberbeschlagenen Griffen und Handschnüren derselben Garde. 
Die Klingen führen die Jahreszahlen 1703. Zwischen diesen 
erblickt man sechs Bajonnete mit hölzernen Dillen, sogenannte 



Der jüngere Balthasar, geb. 1626, gest. 1683, war kais. Stuckgiesser und 
einer der productivsten Meister seines Faches. In Wien ansässig, besass er 
und seine Hausfrau Anna Maria 1665 bis 1687 ein Haus daselbst, welches 
gegenwärtig dem Benedictinerstifte Melk angehört. Von seinen überaus zahl- 
reichen Arbeiten sind zu erwähnen : die Statue der unbefleckten Empfäng- 
niss am Hof in Wien 1664; das Grabmal der Kaiserin Claudia Felicitas 
1676 und eine grosse Menge von Ziergeschützen, welche theils im Arsenale 
in Wien, theils im Musee d'Artillerie in Paris bewahrt werden. Die mir 
bekannt gewordenen tragen die Jahrzahlen 1658 bis 1681. Von letzterem 
Jahre ist auch die sogenannte neue Glocke auf einem der Heiden- 
thürme der St. Stefanskirche in Wien. Von seinen beiden Enkeln war der 
eine, Anton, ein berühmter Töpfer, der andere, Theophil, Doctor 
der Rechte. Wolf Hieronymus, geb. 1627, gest. 1693, ist der Giesser 
der Statue des heiligen Johann von Nepomuk auf der Moldaubrücke in 
Prag. Johann Balthasar dürfte ein Neffe des Wiener Gussmeisters 
gewesen sein. Von ihm sind die prächtigen zwölf mit den Monaten be- 
zeichneten Geschütze, welche im Arsenale zu Wien bewahrt werden. Sie sind 
im Jahre 1708 gegossen und führen die Wappen der Nürnberger Patrizier 
Tucher, Harsdörfer und Volkamer, letzteres abwechselnd mit dem Wappen 
der Schlüsselfelder. Die Familie scheint noch gegenwärtig zu blühen und 
dem Kunstfache getreu geblieben zu sein. Georg Herold, geb. 1832 
zu Nürnberg, verunglückte zu Stockholm 187 1 beim Gusse der herrlichen 
Fontaine von Molin. Er war der Giesser der 1868 enthüllten Statue Carls XU. 
Anton Herold ist gegenwärtig beliebter Bildhauer in Prag, er dürfte 
von Wolf Hieronymus abstammen. Von ihm eine treffliche Büste des 
Historiographen Hanka. 



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I. Saal. Fensterwand. 



55 



Spundbajonnete, welche beim Angriffe in die Läufe der Muske- 
tiergewehre eingesteckt wurden. Die erste Anwendung dieser 
ältesten Bajonnetform in der österreichischen Armee fällt in das 
Jahr 1686. Die zweite Gruppe ist analog der ersten geordnet. 

Fensterwand. 

Am Gewehrgestelle: 2309. Gemeines Infanteriegewehr mit Eck- 
französischem Schafte und türkischem Schnapphahnschlosse. — pfeiler. 
2310, 23 11. Zwei tUrkische leichte Infanteriegewehre, letzteres 
von ungewöhnlicher Länge und mit Elfenbeineinlagen im Schafte. 
Am Sockel befindet sich eine interessante Collection von Ge- 
wehrschlössern, welche den Uebergang vom Radschlosse in das 
französische Flintenschloss erklären. 

Erster Fensterpfeiler. 

2349,2350. Zwei leichte türkische Infanteriegewehre aus dem 
Beginne des XVIII. Jahrhunderts mit Schnapphahnschlössern. — 
2351 — 2356. Sechs schwere türkische Gabelgewehre mit Schnapp- 
hahnschlössern aus derselben Zeit, mit orientalischen Verzierungen 
an den Schäften, die Läufe mit Gold- und Silbertausia geziert. 
— Am Sockel: Fortsetzung der Collection von Gewehrschlössern. 
2366, 2367. Zwei kleine Reitertrombons mit reich eingelegten 
Schäften, die Einlagen von Elfenbein und Perlmutter, bezeich- 
net : Mastreck (Maestricht), einer derselben besitzt einen Gürtel- 
haken. — 2368. Ein Paar Pistolen mit französischen Schlössern. 
Die Eisentheile sind mit Messing belegt und gravirt. — 2369. 
Ein Paar Pistolen mit französischen Schlössern und Montirung 
aus geschnittenem Messing von F. Roscher. Vor dem Fenster, 
sowie auch vor dem dritten, vierten und fünften Fenster stehen 
je zwei Modelle von vierundzwanzigpfündigen Batteriekanonen 
auf niederen Walllafetten. Das Rohr des letzten Modelles trägt 
die Inschrift: »1808, J.David a Trieste.« — In der an der Wand 
befindlichen Gruppe sind in deren unteren Hälfte drei preus- 
sische Kürassier- und zwei leichte Cavalleriesäbel aus der Zeit des 
siebenjährigen Krieges angeordnet. Dazwischen befinden sich 
prcussische Infanteriesäbel. Die sämmtlichenpreussischen Waffen- 



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56 D as Unterschloss. Die Waffensammlnng. 



stücke dieser Zeit wurden nach den Aufzeichnungen in den 
älteren Inventaren in der Schlacht bei Kolin, 18. Juni 1757, 
erobert. 

Zweiter Fensterpfeiler. 

Am Gewehrgestelle : 2394. Gezogener Tiroler Kugelstutzen 
mit Feuerschloss und Messingmontirung. Er wurde von dem 
tapferen Landesvertheidiger Johann Panzl (geb. zu Mühlbach 
im Salzburgischen 1786, gest. 1862) in den bairischen und fran- 
zösischen Kriegen getragen. Am Laufe ist der Name des Büchsen- 
machers: »Joh. Öfner in Inspruk« eingehauen, ferner die Inschrift: 
»Erprobt 1797, 1809 und 1848«, gravirt und in Silber ausgelegt. 
Dieser Stutzen wurde von den Tiroler Landesschützen Sr. k. k. 
Hoheit Erzherzog Franz Josef verehrt und ist diese Widmung 
auf einer an der Anschlagseite angebrachten silbernen Platte 
durch die eingravirte Inschrift: »Dem tapfern Erzherzog Franz 
Joseph von den Tiroler Schützen zum Andenken gewidmet« 
verewigt. — 2395. Radschlossgewehr mit gezogenem Laufe 
von Franz Muck. — 2396. Radschlossgewehr von Georg Keiser 
in Wien.*) — 2397. Jagdflinte. Der geschwärzte Lauf tragt 
die in Gold tauschirten Buchstaben F. C, das Schloss den 
Kamen A. Miszow. — 2398. Teichflinte. — 2399. Jagdflinte. 
Der Lauf stammt aus einer spanischen Fabrik. — 2400. Trom- 
bon. Der Lauf trägt die in Gold tauschirte Inschrift: »Lon- 
don«, das Schloss das eingravirte Wort: »Marseille.« — 2401. 
Reitertrombon französischer Provenienz. — Am Sockel: 2402. Ein 
Paar Doppelpistolen mit geschnitzten Schäften und französischen 
Schlössern von Caspar Zelner in Wien.**) — 2403. Ungarischer 

*) Georg Keiser, einer der bedeutendsten Büchsenmacher seiner Zeit, 
war 1647 geboren und starb im hohen Alter von nahezu 90 Jahren. Von 
ihm mehrere Gewehre in den k. k. kunsthistorischen Sammlungen in Wien 
von 1732. 

**) Caspar Zelner, aus dem Salzburgischen stammend, gehört einer 
der berühmtesten Büchsenmacherfamilien an. Mit ihm wirkte ziemlich gleich- 
zeitig Kilian, etwas später Cajetan Zelner. Ein anderer dieser Familie, 
Johann Georg Zelner, arbeitete in Salzburg und fertigte prachtvolle Waffen 
für den kunstsinnigen Cardinal-Erzbischof Schrattenbach von Salzburg 
{1698— 1771). Ausserdem kommt noch ein jüngerer dieses Namens, Balthasar, 
vor. Ein Marcus Zelner arbeitet um 17 10 in Wien. 



I. Saal. Fensterwand. 



Säbel sammt Scheide. Die Klinge zeigt eine in Gold tauschirte 
türkische Inschrift. — 2404, 2405. Zwei Gewehre zum Schiessen 
von Brandzeug (sogenannte Katzenköpfe) mit kurzem mes- 
singenem Laufe von 53 Cm. Kaliber, bezeichnet: Lindner Daniel 
Kolosvart. — 2406. Ein Paar Pistolen mit geschnitzten Schäften, 
französischen Schlössern und geschnittenen Messingbeschlägen. 
Der cannelirte Lauf von Jos. Francia, montirt von Joh. Fischer 
in Pressburg. 

Dritter Fenst er p feiler. 

An der hölzernen Wand: 2431. Ein Paar Doppelpistolen 
von J. Hallet. — 2432. Ein Paar Doppelpistolen, sogenannte 
»Bockläufe« von vorzüglicher Arbeit. — 2433. Ein Paar Pistolen 
mit geschnittenen Messingbeschlägen. — 2434. Ein Paar Reiterpi- 
stolen mit schön geschnitzten Schäften, gravirten Silberbeschlägen 
und gebläuten "goldverzierten Läufen, bezeichnet: »Georg Keiser 
in Wienn.« — 2435. Ein Paar Reiterpistolen mit geschnittenen 
Läufen, welche die (gefälschte) Bezeichnung »Lazzarino« tragen. 

— 2436. Ringkragen, Dienstzeichen eines preussischen Officiers 
aus der Zeit Friedrich II. — 2437. Ein Paar Pistolen mit ge- 
schnitzten Schäften, französischen Schlössern und geschnittenen 
Messingbeschlägen, montirt von Henovl. — 2438. Ein Paar Pistolen 
mit gravirten französischen Schlössern und verzierten Beschlägen. 
Am Laufe der Name Lazarino.*) — 2439 — 2442. Vier Pistolen mit 
französischen Schlössern, rohornamentirten Eisenbeschlägen, be- 
zeichnet: »Lazarino.« — 2443. Zwei Doppelpistolen mit Bockläufen 
und mit Messing montirten Schäften von Josef Fruhwirth in Wien. 

— Am Sockel: 2444. Ein Paar Pistolen mit in Messing einge- 
legten und montirten Schäften von Wilson in London. — 2445. 
Ein Paar Pauken, wahrscheinlich von einem preussischen Küras- 
sierregimente. — 2446. EinPaar Bocklaufpistolen mitnur je einem 
Schlosse und geraeinsamer Zündung, mit schönen Gravirungen. 



*) Unter diesem Namen ist nicht der berühmte Laufschmied Lazarino 
Cominazzo zu verstehen, der zu Brescia arbeitete, seine ausgezeichneten 
Artikel an unzählige Büchsenmacher aller Nationen lieferte und schon 1696 
acu Gardone starb, sondern der jüngere Brescianer Laufschmied, Lazzaro 
Lazzarino. 



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58 



Das Unterscbloss. Die Waffensammlung 



Vierter Fensterpfeiler. 

Am Gewehrgestelle: 2471. Reitertrombon. Das gravirte 
Schloss mit Hahnsperre trägt die Marke A* H • B. — 2472. Ge- 
meines Reitergewehr. — 2473. Schwere Standflinte, mit ge- 
schnitztem Schafte von A. Weis in Wien. — 2474. Reiter- 
trombon. — 2475. Gezogene Jagdflinte von Stöckl in Wien. 
— 2476. Jagdflinte. — 2477. Lange Jagdflinte. — 2478. Jagd- 
flinte mit spanischem Laufe. — 2479. Jagdflinte. — Am Sockel: 
2480. Ein Paar Hinterladepistolen mit Wellenverschluss, be- 
zeichnet : »E. M. Wetschgj Augspurg.« — 2481. Trombon. Am 
gravirten Schlosse der Name »Leonhardt Clenter«. — 2482. Ein 
Paar Doppelpistolen mit Bockläufen von Josef Fruhwirth in 
Wien. — 2483. Ein Paar Gürtelpistolen mit französischen 
Schlössern und Eisenbeschlägen. Läufe von Francino, Montirung 
von Giov. Batt. Zanetti. — 2484. Ein Paar Terzerole mit fran- 
zösischen Schlössern und spanischen Läufen von Jos. Fruhwirth 
in Wien. — 2485. Ein Paar Doppelpistolen mit Bockläufen von 
Jos. Fruhwirth in Wien. — 2486. Kurze Flinte mit der in Eisen 
geschnittenen Darstellung einer Belagerung am Laufe. 

Fünfter Fensterpfeiler. 

Am Gewehrgestelle: 2509. Lange Teichflinte mit dünnem, 
174 Cm. langem Laufe und geschnitztem Schafte, bezeichnet: 
Jos. Reisinger in Wels. — 2510. Reitertrombon mit Gürtel- 
haken. Der Kolben ist in Charniere umzulegen. Der Schaft ist 
zierlich geschnitzt, das Schloss bezeichnet: Rossi. — 251 1. 
Reitertrombon mit geätztem Laufe, auf welchem türkische Ara- 
besken imitirt erscheinen. — 25 12, 2513. Zwei übermässig schwere 
Trombons mit messingenen Läufen, plumpen Schäften mit brei- 
ten roh gravirten Messingringen, darauf figurale Darstellungen, 
Blumen etc., bezeichnet: 1790. Wiewohl ähnlich den türkischen 
Schiffsge wehren, stammen dieselben doch'aus einem ungarischen 
Schlosse und dienten wahrscheinlich als Alarmgewehre. — 2514. 
Gemeiner Reitertrombon, das Schloss mit Hahnsperre. — 2515, 
2516. Zwei schwere türkische Gabelgewehre mit silber- und 
goldtauschirten türkischen Läufen und französischen Schlössern* 
Bezeichnet: JOS • STÖCKL (in Wien). — Am Sockel: 2517. Ein 

V 



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I. Saal. Fensterwand. 5 9 

Paar Pistolen mit Nussbaum Schäften und Messingbeschlägen 
von Josef Ebert in Prag. — 2518. Ein Paar Reiterpistolen. — 
2519. Oesterreichischer Infanterie- Officierssäbel mit doppelter 
Schiessvorrichtung am Griffe. (Project um 1854.) — 2520. Ehren- 
säbel, Geschenk des Officierscorps des 8. Husarenregimentes 
an seinen Obersten Ignaz von Legeditsch 1841. Griff und Scheide 
von Silber, am Knaufe das Siegel der Familie Legeditsch. Alle 
Theile sind reich ornamentirt. An der Stichplatte die Namen 
sämmtlicher Officiere des Regimentes. Auf den Buckeln der 
Scheide sind Militärscenen im Relief dargestellt. Am Mund- 
bleche ist der Name des Fabrikanten J. H. Haussmann in 
Wien eingravirt. — 2521. Ein Paar Doppelpistolen. — 2522. 
Ein Paar Terzerole mit geschnitzten Schäften und französi- 
schen Schlössern von Christof Ries. — 2523. Ein Paar Dop- 
pelpistolen mit geschnitzten Schäften und französichen Schlössern 
von Jos. Fruhwirth in "Wien. — 2524. Gemeine Reiterpistole. 

In der an der Wand befindlichen Waffengruppe sind fol- 
gende Stücke beachtenswerth: Drei Ofnciersdegen eines öster- 
reichischen deutschen Infanterieregimentes aus der Zeit der fran- 
zösischen Kriege. — Zwei Sappeurbeile eines französischen 
Infanterieregimentes unter Napoleon I. — Vier reichverzierte 
und vergoldete Säbel von ungarischen Beamten. Unterhalb ausser 
den bereits bekannten Stücken zwei österreichische schwere 
Cavalleriesäbel aus der Zeit der französischen Kriege. — Vor 
dem Fenster: Modelle zweier vierundzwanzigpfündigen Be- 
lagerungskanonen auf Feldlaffetten. — 1545, 1548. Zwei Fahnen 
des österreichischen Linien-Infanterieregimentes Grossherzog Leo- 
pold von Baden Nr. 59*) (Ergänzungsbezirk Salzburg), errichtet 
1682. Die linksseitige mit dem eingravirten Namenzuge F. II. 
datirt vom Jahre 1797, die andere mit F. I. auf dem Spiessblatte 
ungefähr 10 Jahre später. Beide Fahnen wurden von diesem 
tapferen Regimente in den französischen Kriegen zum Siege 
geführt und, wie die Inventare angeben, gelegentlich des Erhaltes 
neuer Fahnen 1839 nach dem Schlosse Ambras zur Aufbe- 
wahrung übergeben. 

*) Seit 1852 ist Sr. k. k. Hoheit Erzherzog Rainer Feldzeugmeister, 
erster Inhaber dieses Regimentes. 



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6o 



Das Unterschloss. Die Waffcnsammlung. 



Sechster Fensterpfeiler. 

2549. Türkisches Gewehr mit silbertauschirtem Laufe im 
orientalischen Geschmacke. Das Schloss mit Hahnsperre, fran- 
zösisch, mit hübschen Gravirungen. — 2550, 2551. Zwei schwere 
türkische Gabelgewehre, gleich den vorigen. An der Schloss- 
platte der Name J. Stöckl. — 2552. Revolverflinte, vierschüssig. 
Die Batteriedeckel laufen mit der Trommel. Auf der messingenen 
Schlossplatte zeigt sich das Wappen der Schwarzenberg. — 2553. 
Englische Jagdflinte, bezeichnet: J. N. Noort. — 2554. Gezogene 
Flinte mit abschraubbarem Laufe, bezeichnet: J. L. Cles. — 
2555. Revolvergewehr von eigenthümlicher Form. Die Trommel- 
bewegung wird durch einen Hebel an der unteren Seite ver- 
mittelt. Die Abfeuerung geschieht durch Percussion. — 2556. 
Standgewehr mit glattem Laufe von 1*97 M.Länge. Ein Meister- 
werk der Laufschmiedekunst. Auf dem Schlosse ist der Name 
St. Etienne eingravirt. — Auf dem Sockel: Zu beiden Seiten 
vier Modelle von zwölfpfündigen Kanonen. In der Mitte, 2561 : 
Ein Paar Taschenpistolen (sogenannte Puffer). — 2562. Gewöhn- 
liche Reiterpistole mit Kapselschloss von Nowotny in Prag mit 
Bügelladestock.*) — 2563. Ein Paar -Reiterpistolen aus dem 
XVIII. Jahrhundert, für Kapselabfeuerung umgearbeitet. — 2564. 
Französische Reiterpistole, später für Kapselabfeuerung umge- 
arbeitet. Die Schlossplatte trägt den Namen: »Philippe Selier.« 

In der Waffengruppe an der Wand sind beachtenswerth : 
Unterhalb in der Mitte: Englischer Officierssäbel, die Klinge 
damascirt und mit dem Namenszuge König Georg IV. von Eng- 
land (1762— 1830). Diesem zunächst, links: Seitengewehr der 
unter dem Namen der »Crociati« bekannten italienischen Frei- 
schaarentruppe aus dem Jahre 1848. Rechts: Italienisches Auf- 
steckbajonnet der piemontesischen Infanterie 1848. Zu beiden 
Seiten zwei österreichische Officierssäbel um das Jahr 1848. 
Vor dem Fenster zwei Modelle von zwölfpfündigen Kanonen, 
gleich den vorherbeschriebenen. 

Am Gewehrgestelle: 2589. Leichte Standflinte mit sehr 
langem Laufe. — 2590. Reitertrombon mit Flintenschloss und. 

*) Diese JRügelladestöcke sind eine Erfindung des Obersten Freitag;, 
um 1830. 



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I. Saal. Thürwand. 



6l 



Hahnsperre. — 2591. Reitertrombon mit Kapselschloss. — 
2592. Langes Jagdgewehr mit sehr schön geschnitztem Schafte 
und zierlich gravirtem Schlosse. Leider sehr defect. Zunächst 
dem Schwanzschraubenschweife am Kolbenhals ist das Wappen 
der Grafen Palffy-Erdöd in Elfenbein eingelegt, darunter die Buch- 
staben: R- P. (Rudolf PalfTy 1750— 1802). — 2593. Teichflinte mit 
Kapselschloss. — Am Sockel: 2594. Ein Paar Officiers-Reiter- 
pistolen mit Kapselschlössern und Bügelladstöcken von Carl Pirko 
in Wien. — 2595. Ein Paar Reiterpistolen mit Kapselschlössern. — 
2596. Ein Paar Doppelpistolen von F. AristofT mit Kapselschlös- 
sern. — 2597. Ein Paar Doppelpistolen mit Kapselschlössern von 
Carl Pirko in Wien. Dieselben besitzen feine Lütticher Drahtläufe 
und stammen aus dem Besitze weiland Erzherzogs Stefan. Die- 
selben wurden von selbem 1842 gekauft. — 2598. Pistole mit 
Bügelladestock von Nowotny. — 25 99. Doppelpistole von Contriner 
in Wien. 

In der Gruppe an der Wand sind bemerkenswerth : Uhlanen- 
lanze (Modell von 1865). Unterhalb links: Säbel der Fuhrwesen- 
soldaten der Artilleriebespannung. Rechts: Kürassiersäbel vom 
Jahre 1832. Ausserhalb links: Oesterreichispher Ofncierssäbel, 
rechts : Infanten e-Unterofficierssäbel. 

An der Thürwand, rechts vom Eingange. 

Säbel von Beamten eines ungarischen Bergdistrictes in Stahl- 
scheiden. — Ochsenhörner zu Pulverhörnern umgestaltet, wahr- 
scheinlich von einem ungarischen Freiwilligencorps. — In der 
Mitte: Schussfreier österreichischer Ofncierskürass um 1820. 
Gemeiner österreichischer Kürassierhelm um 1820. — 2644. 
Schwere eiserne Büchse ohne Schaft mit Kapselab feuerung, 
sig. Ant. Franzini aGardone 1857. Project von sehr interessanter 
Technik der Erzeugung, aber geringem waffentechnischen Werthe. 

Auf der Galerie. 
Schützenfahne von Siebenbürgen mit dem Landeswappen 
in Applicationsstickerei. Schützenfahne von Ungarn von grüner 
Seide, einerseits das ungarische Wappen, anderseits der heilige 
Stefan vor der Patrona Hungariae knieend und die Krone auf- 



62 



Das Unterschloss. Die Waffensammlung. 



opfernd, in Oel gemalt. — Schlitzenfahne von weisser Seide, 
mit schwarz und gelben Fransen und in lange Wimpel geschnitten. 
Im Blatte der kaiserliche Adler mit den Initialen F. II. im Herz- 
schilde und das österreichische Wappen gemalt. — Schützen- 
fahne von Steiermark mit dem steirischen Panther in Appli- 
cationsstickerei. — Schützenfahne von Innsbruck, grün und 
weiss mit reicher Goldstickerei und der Ansicht der Schiess- 
stätte, in Berliner Wolle gestickt. Inschrift: »Dem Andenken ge- 
widmet von dem treugehorsamsten Schiessstand Innsbruck 1816.« 
— Schützenfahne von Tirol mit dem Landeswappen in reicher 
Applicationsstickerei. — Schützenfahne von Salzburg von roth 
und weisser Seide, mit Flinsstickerei und Goldfransen. Im Blatte 
ein Gedicht auf weisse Seide gedruckt. Datum: »Salzburg, den 
13. Juny 18 16.« — Schützenfahne von Bozen. Grün und weiss 
mit gesticktem Wappen. Diesseits liest man: »18 15 Weitstands- 
fahne«, jenseits: »von Bötzen.« Die Fahnenbänder tragen die 
Inschrift: »Mit Gott für Kaiser und Vaterland.« — Schützen- 
fahne von Schlesien mit dem Landeswappen in Applications- 
stickerei. — Schützenfahne von Niederösterreich mit dem Lan- 
deswappen in Applicationsstickerei. — Schützenfahne mit dem 
Wappen von Kärnten in Applicationsstickerei. 



DER GROSSE (SPANISCHE) SAAL. 

Zunächst der Erhöhung, auf welcher das Hochschloss sich 
erhebt, befindet sich das langgestreckte Parterregebäude, welches 
den »Spanischen« Saal, sowie ein dazugehöriges kleineres Gemach 
umschliesst, von seinem rückwärtigen Ausgange aber durch Treppen 
mit dem Hochschlosse in Verbindung steht. Dem Schlosshofe 
kehrt der Bau nur seine Stirnseite entgegen, während die süd- 
liche Längsfront gegen den tieferliegenden Garten gerichtet ist. 
Mit der anderen Längenseite lehnt sich das Gebäude an die 
Schieferfelsen, auf denen das Hochschloss steht; dieselben mussten 
sogar, um für den Saal Terrain zu gewinnen, gesprengt werden 
und bilden theilweise direct die Wand auf dieser Seite, welcher 



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Der grosse (spanische) Saal. 



Umstand, wie das schon Schriftsteller des XVII. Jahrhunderts 
beklagen, mm Verderb der Malereien insbesondere beigetragen 
hat. Unter dem Saale befinden sich eine Reihe Gewölbe, zur 
Zeit Erzherzogs Ferdinand als »Bauernrüstkammer« eingerichtet ; 
rechts von der Stirnseite zum Hochschlosse hin, wo heute die Mauer 
der Bastei aufsteigt, war dereinst die erzherzogliche Münze, links 
aber ein langgestrecktes ebenerdiges Gebäude, das für die Abhal- 
tung von Spielen und Leibesübungen bestimmte »Ballonhaus«. 

Erzherzog Ferdinand begann den Bau des spanischen Saales 
im Jahre 1570. Die Bezeichnung »spanischer« Saal scheint erst 
in neuerer Zeit und ohne Grund entstanden zu sein. In den alten 
Beschreibungen des Schlosses tritt sie noch nicht auf. Pighius 
( r 574) spricht einfach von dem »weiten« Saal, Ernstinger von 
dem »schönen, langen und breiten« (1579), Hainhofer (1628) 
und Zeiler (1632) nennen ihn den »grossen«, Keyssler (II. Auf- 
la S e I 75 I ) den »geräumigen«, wie auch die gestochene Ansicht 
des Schlosses bei Merian und die ältesten Inventare von Ambras 
nur von dem »grossen«, »grossen neuen Saal« sprechen. Durch 
Dr. Dav. Schönherr (Funde im k. k. Statthalterei-Archive zu 
Innsbruck) sind wir über die bei dem Werke beschäftigten Künstler, 
die Kosten etc. unterrichtet, *) nur über den Architekten, dessen 
Antheil an dem Werke freilich das künstlerisch geringfügigste 
Verdienst in Anspruch nehmen muss, fehlen die Nachrichten, 
so dass es dahingestellt bleibt, ob es die genannten Meister 
Uschall, Echtsch oder Giovanni Lucchesi gewesen, welcher Letz- 
tere 1581 in Innsbruck starb. Er hatte schon dem Vater des 
Erzherzogs, dem Kaiser Ferdinand I., beim Bau der Hofkirche 
in dieser Stadt Dienste geleistet. 

Die Absicht, welche der kunstsinnige Fürst mit der Her- 
stellung dieses Prachtraumes verband, war wohl diejenige, einen 
geräumigen Saal zur Repräsentation, woran es in dem sonst 
eng gebauten Schlosse gänzlich fehlt, zu besitzen. Gleichzeitig 
sollte das Local im Sinne einer Ahnengalerie seinem erhabenen 
Hanse, sowie dem Lande Tirol eine Ehrenhalle werden, zu 
welchem Zwecke die Wandgemälde in langer Reihe die Fürsten 

*) Siehe »Wiener Abendpost«, Nr. 179—181 vom Jahre 1878: »Der 
Spanische Saal zu Ambras und seine Meister.« 



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64 



Das Unterschieds. Der grosse (spanische) Saal. 



Tirols von Albrecht I. bis auf den Erbauer selbst darstellen 
sollten; endlich scheint der originelle Schmuck des Frieses mit 



Saal auch als Versammlungslocal zu den in der Umgebung von 
Ambras häufig stattfindenden Jagdvergnügungen des Hofes zn 
dienen hatte. 

Im Laufe der Jahrhunderte hatte das kostbare Monument 
der Renaissance, als welches der Saal auf uns gekommen ist, 
ohne seines Gleichen auf deutschem Boden zu haben, die be- 
dauerlichsten Schädigungen erfahren; besonders aus der Zeit, 
als Ambras vorübergehend als Kaserne gedient hatte, war 
manche Zerstörung zu beklagen, ausserdem aber brachte es die 
unmittelbare Anlage des Saales an den Felsen mit sich, dass 
die Feuchtigkeit an den Malereien der rechten Längswand ihren 
verderblichen Einfluss äussern musste. Die Facade endlich war 
durch mehrmalige Umgestaltungen in einer dem ursprünglichen 
Charakter des Baues nicht entsprechenden Weise verändert wor- 
den. Diese Umstände erheischten bei dem hohen Werthe des 
Denkmals eine gründliche und gewissenhafte Restauration, welche 
durch Se. Durchlaucht den ersten Obersthofmeister Sr. Majestät, 
Fürsten Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, angeordnet und 
seit dem Jahre 1877 eifrig fortgeführt wurde. Die baulichen 
Reconstructionen leitete Herr Architekt Johann Deininger, 
Director der k. k. Gewerbeschule in Innsbruck, ein Schüler des 
Dombaumeisters Friedrich Schmidt und des Oberbaurathes Frei- 
herrn von Ferstl; die Wiederherstellung der zerstörten malerischen 
Ausschmückung war dem Maler Herrn Franz Jobst aus Wien 
übertragen ; die kostbaren Intarsien wurden durch den Innsbrucker 
Kunsttischler Herrn Trenkwalder unter Leitung des Architekten 
restaurirt. 

Director Deininger fand zunächst die grössten Schwierig- 
keiten in der Beseitigung der Schäden an dem Gebäude, dessen 
Facadenwand durch einen beträchtlichen Riss sich von den 
Seitenwänden gelöst hatte und dessen nördliche, aus dem Felsen 
gehauene Wand mit den Malereien durch die eingedrungene 
Nässe dem totalen Ruine verfallen war. Mit äusserster Pietät 
und technischer Sorgfalt wurden diese Schäden gutgemacht, die 





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Das Unterschloss. Der grosse (spanische) Saal. 65 



aus dem Loth gerathene Facadenmauer angezogen und die Nord- 
wand nach Vornahme der praktischesten Trocknungsvorkeh- 
rungen des Felsens neu aufgeführt. Mit dieser wichtigen Arbeit 
3 begann im genannten Jahre die neueste Restaurirungsepoche 
des Schlosses. Der Architekt war später aber noch so glücklich, 
auch an den beiden Aussenseiten die ursprüngliche Decoration des 
Gebäudes in ihren Spuren wieder zu entdecken, wodurch ihre 
gegenwärtige Erneuerung in Fresco durch Maler Jobst möglich 
geworden ist. Wenn schon sämmtliche übrigen Baulichkeiten 
des Unter- und Hochschlosses mit Quaderimitation in einer Art 
Sgraffitotechnik vom Anfang an decorirt waren, einer Zierde, 
über welche ihre künstlerischen Urheber, die Meister Mays- 
felder und Ritterl, urkundlich sich ausdrücken, dass es aussah, 
»als wenn's von gehauten Stücken war«, so erhob sich diese 
Ausstattung an dem künstlerischen Glanzpunkte des Ganzen, 
dem grossen Saale, zu malerisch-figuraler Decoration. Der leider 
unbekannte Meister derselben, seinem Stil zufolge ein Anhänger 
■ der Richtung, welche wir heute als deutsche Renaissance be- 
zeichnen, wusste mit bescheidenen Mitteln zu wirken, indem er 
die Erscheinung des Sgraffito durch leise Betonung der bunten 
Elemente etwa zur Wirkung einer Grisaille zu steigern suchte. 
Stilistisch ist seine durchaus malerische Behandlung der archi- 
y tektonischen Aufgabe (z. B. die als hängende Medaillons ge- 
dachten Rundfenster) für die Naivetät der deutschen Renais- 
sance in ihrer früheren Entwicklung äusserst charakteristisch. Die 
beiden Wächter im Landsknechtcostüme der Zeit halten die 
Banner Oesterreichs und Tirols, über der Thüre ist das Wappen 
Erzherzog Ferdinands angebracht; die Gartenfacade begnügt sich 
mit einer Pilasterdecoration zwischen den Fenstern, von welchen 
gemalte Teppiche herabhängen. *) 



*) Ich mache hiebei darauf aufmerksam, dass die Decoration des mit 
Fresken aus dem Leben Kaiser Maximilians I. geschmückten Palazzo 
Geremia in der Via larga in Trient ähnliche Motive aufweist. Auch hier rechts 
und links neben dem Portale Trabanten mit Fahnen und unter den Fenstern 
gemalte, herabhängende Teppiche. Stil und Kunstrichtung sind aber ganz 
verschiedene. 



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66 



Das Unterschloss. Der grosse (spanische) Saal. 



Das Innere des grossen Saales nimmt das Interesse des 
Kunstfreundes mehrfach und in hohem Grade in Anspruch. Der 
Saal misst 43 Meter Länge, 10 in der Breite und 5*5 in der 
Höhe. Zu dem Paviment des Estrichs wurde weisser Marmor 
von Obernberg am Brenner, rother von Brixlegg und schwarzer 
aus dem Kerschbachthale bei Innsbruck beschafft, wovon die 
Platte, wie der Reisende Philipp Hainhofer 1628 sagt, einen 
Reichsthaler kostete. Die Ausstattung der Decke und die Voll- 
endung der beiden unvergleichlichen Intarsiathüren stammt von 
dem Hoftischler des Erzherzogs zu Innsbruck, Meister Conrad 

Gottlieb, her, dessen Monogramm sammt Jahreszahl ~|* j auf 

der Innenseite an den Flügeln der zweiten Thüre angebracht 
sind. Die Schlosserarbeit an den Thüren fertigte Ludwig Sayler 
in Innsbruck, die Vergoldungen in den Deckenfeldern der auch 
sonst bekannte dortige Maler Conrad Leitgeb, der Stuccator 
war Anton Brack, die plastische Arbeit an den Geweihen machte 
der Bildhauer Andre de Cliever. Letzterer war aus Brüssel be- 
rufen und starb 1584. Das »Edelholz« für die Thüren bestellte 
man in Augsburg, die gewöhnlicheren Sorten: »Aspin-, Nuss-, 
Kerstbäm- und Zirmladen und Gstäng« in Partenkirchen. Nach- 
dem der Bau im März 1570 begonnen hatte, fand die Innen- 
decoration im nächstfolgenden Jahre ihre Vollendung. 

Die malerische Ausstattung, welche stofflich in die beiden 
verschiedenen Theile der figuralen und der ornamentalen De- 
coration zerfällt, gehört auch verschiedenen Künstlerhänden an. 
Als den Urheber der letzteren hat sich in der Leibung des 
zweiten Rundfensterchen, links vom Eingange, Dionys (Denis) van 
Hallart 1 571 bezeichnet.*) Der sonst unbekannte niederländische 
Meister behandelt das Groteskenmotiv al fresco in der Weise 
der deutschen Renaissance mit ausserordentlichem Phantasie- 
reichthum, nicht unmöglich ist es übrigens, dass ihm die Deco- 
rationen Giulio Romano's in Italien bekannt waren. Es ist mit 
Sicherheit anzunehmen, dass Hallart sich beim Entwerfen seiner 
Grotesken der Kupferstiche des Antonio Lafreri bedient habe, 

*) Diese Jahreszahl steht auch im sechsten Fenster der Längswand, 
vom Ende des Saales aus gezählt. 



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Das Unterschloss. Der grosse (spanische) Saal. 



67 



eines Stechers und Kunstverlegers zu Rom, welcher um 1540 
thätig war; er gab zahlreiche Platten italienischer Meister, be- 
sonders nach Giulio Romano, Raphael, Perin del Vaga heraus, 

| die er auch retouchirte und umänderte. Hiebei scheint der Um- 
stand von besonderer Wichtigkeit, dass gerade solche Blätter 
Lafreri's, welche mit den Motiven Hallart's sehr genau über- 
einstimmen, in denjenigen Kupferstichbänden noch vorhanden sind, 
welche, aus der Bibliothek des Schlosses stammend, in der Wiener 
Sammlung aufbewahrt werden. Der Maler der a tempera ausge- 
führten Fürstenbilder soll, nach Dr. Schönherr, Pietro Rosa von 
Brescia, Schüler des Tizian, Hofmaler des Erzherzogs, gewesen 
sein. Pietro Rosa war wahrscheinlich ein Verwandter des Stefano 
Rosa, welcher eine Replique von Tizian's berühmtem, für den 
Escurial gemalten Abendmahl vollendete, und ferner des Christo- 
foro Rosa, ebenfalls des Tizian Schüler, der denselben seit 1563 
bei Ausführung der Fresken im Stadthause zu Brescia unter- 
stützte. Die Gestalten der Fürsten sind gestochen in dtra Werke: 

* »Tirolensivm Principvm Comitvm. Der Gefürsten Grafen zu Tyrol. 
Von Anno 1229 bis Anno 1600. Eigentliche Contrefacturen etc. 
Gedruckt zu Augspurg in Verlegung Dominici Custodis 1599.« 
Das Werk ist Raimund Fugger gewidmet, indessen hat sich 
der Zeichner manche Abweichungen vom Originale erlaubt. 
Gleichzeitig erschien auch eine lateinische Ausgabe. Die Reihen- 
folge der Bildnisse beginnt mit dem einzeln angebrachten Porträt 
Alberts I. neben dem letzten Fenster am Ende des Saales und 
endet mit Erzherzog Ferdinand rechts vom Eingange neben dem 
ersten Fenster. Dieser Fürst ist mit Helm und Harnisch, welche 
die kaiserlichen Sammlungen noch besitzen, dargestellt; im 
Hintergrunde Schloss Ambras und der dabei bestandene, erst 
im laufenden Jahrhundert ausgetrocknete See. Folgende Fürsten 
sind in der Reihe dieser Wandbilder aufgenommen: Albertvs I., 
Mainhardvs sen., Gebhardvs, Mainhard jun., Otho, Lvdovicvs I., 
Henricvs, Leopoldvs I., Johannes, Lvdovicvs II., Mainhardvs III., 
Rvdolphvs IV., Margarita Maultasch, Albertvs III., Leopol- 
dvs III., Wilhelmvs II., Leopoldvs Jvn. Ambitiosvs, Ernestvs I., 
Albertvs Caesar IL, Fridericvs V., Fridericvs Caesar IV., Sigis- 
mund Opul., Max I., Karl V., Ferdinand L, Ferdinand von Tirol. 

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68 



Da*s Unterschloss. Der grosse (spanische) Saal. 



In den Stuccoschilden über den Bildern, im Friese, sind 
zuweilen auf die Dargestellten bezügliche Embleme gemalt, so 
z. B. bei Friedrich dem Münzreichen ein Kessel mit Gold- 
münzen, bei Karl V. die Säulen des Herkules etc. Die Felder 
des Wandsockels stellen auf der Fensterseite Scenen aus Roms 
Königsgeschichte vor: Momente aus dem Leben des Romulus 
und Remus, Titus Manlius lässt seinen Sohn enthaupten (mit- 
telst Fallbeil, wie auf dem Stich von Aldegrever 1553), weil er 
wider Befehl die Feinde geschlagen, etc. etc. etc. Jene auf der 
anderen Seite, die Thaten des Herkules, sind nach Beham'schen 
Stichen erneuert. Es stände hiebei zu bedenken, ob nicht der 
bereits erwähnte Maler Battista Fontana, der Schöpfer des 
Holzplafonds in dem ersten Waffensaale, wenigstens indirect 
mit der Ausschmückung des spanischen Saales gleichfalls im 
Zusammenhang stand. Wir tragen bei dieser Gelegenheit auch 
über das Leben des Meisters nach, dass Adriano Valerini 1 586 
in seinemfWerke : »Le Bellezze di Verona« von ihm sagt, dass 
er in Diensten Erzherzog Ferdinands war, dass nach Bernasconi 
Giovanni Carotto sein Lehrer gewesen sein soll, und dal Pozzo 
bemerkt: »er starb in kaiserlichen Diensten in Deutschland«, 
was nicht richtig ist. Bartsch (XVI, p. 209 ff.) zählt 68 Blätter 
von seiner Hand auf, darunter nach Tizian. Die Nummern 24 — 50 
nun behandeln die Geschichte des Romulus und Remus in 
ähnlicher Weise wie die Malereien der Pfeilersockeln an der 
Fensterseite unseres Saales, sind laut Datirung 1573 und 1575 
nach dessen Vollendung gestochen und mit einer Dedication 
an Erzherzog Ferdinand versehen. Diese Stiche sind wohl keine 
Copien, sondern reichere Compositionen, doch kehren darin 
manche Details, z. B. das königliche Costüme genau so wieder. 
Die k. k. Hofbibliothek in Wien besitzt ferner zwei Bartsch un- 
bekannte Blätter, welche Trophäen im Geiste der Decoration des 
Saales vorstellen und Battista fontana bezeichnet sind. Ein anderes 
Blatt, der Kampf des Aeneas gegen die Knechte des Latinus, 
ist Bischof Johannes Thomas von Brixen gewidmet. Die Nach- 
richt Lanzi's, dass Fontana auch für den Hof in Wien thätig ge- 
wesen sei, findet aber keine Bestätigung. Auf dem Blatte B. 18 
nennt sich der Künstler Veronensis. Nach dem Inventar von 1596, 



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Das Unterschieds. Der grosse (spanische) Saal. 



69 



welche* das Schloss noch unverändert in dem Zustande, wie 
Erzherzog Ferdinand es eingerichtet, schildert, wird die Aus- 
stattung des Frieses mit Gehörn von Hirschen, Auerochsen, 
Renthieren, Elennthieren und Steinböcken erwähnt; an der 
Decke hingen damals zwei grosse messingene »Leuchter mit dop- 
pelten Zinggen«. 

Das anstossende, blos einfenstrige Gemach, unter dem 
Namen Kaiserzimmer traditionell bekannt, setzt die Reihenfolge 
habsburgischer Fürsten «mit Rücksichtnahme auf die Statthalter 
Tirols bis Kaiser Karl VI. fort, in dessen Zeit diese späteren, 
künstlerisch sehr tüchtigen Porträts entstanden sind. Auch die 
Darstellung aus den Türkenkriegen (Belgrad) stammt aus der 
Spätzeit, von der ursprünglichen Ferdinandeischen Ausstattung 
sind noch die Grotesken mit kriegerischen Trophäen. Den Fries 
schmücken römische Kaiserbüsten in Stucco. 



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DAS HOCHSCHLOSS. 



Ueb er dein Eingangsportale sind Reste einer in fresco 
gemalten Sonnenuhr mit dem Erzherzoglichen Wappen sichtbar. 
Als Yerfertiger ist der Innsbrucker Maler Polhammer urkundlich 
bekannt. 



SCHLOSSHOF, PARTERRE UND TREPPEN. 

Die Wände des oblongen Schlosshofes sind grau in Grau 
al fresco gemalt, eine aus der Zeit der Umgestaltung unter Erz- 
herzog Ferdinand 1566/67 stammende Decoration von der Hand 
eines deutschen Renaissancekünstlers. Zwischen den Fenstern 
des ersten Stockwerks sieht man Allegorien der Tugenden, des 
Reichthums, der Wissenschaften, Künste etc., in den folgenden 
Friesen Triumphzüge mythologisch-allegorischer Auffassung, zwi- 
schen den Fenstern des zweiten Stockwerks Göttergestalten in 
Nischen, im Fries biblische Scenen (Judith etc.), zwischen den 
Fenstern des dritten Geschosses Heldengestalten. Am inter- 
essantesten ist die Darstellung einer Scene aus den Gesta Roma- 
norom (an der Ostwand, zweites Geschoss), die Söhne, welche 
nach dem Leichname ihres Vaters mit dem Bogen schiessen. 



Die Capelle, 

dem heiligen Nicolaus geweiht, im östlichen Theile des Schlosses 
und orientirt, bezeichnet heute noch dessen älteste Bauanlage. 
Vor dem XII. Jahrhundert war das Gotteshaus die Pfarrkirche 
der Umgegend. Von den Ablassbriefen, welche der Capelle 
im Lauf der Zeiten ertheilt wurden (ausgestellt im zweiten Stock- 
werk, Saal IV in der Vitrine), datirt der älteste aus dem XIV. 
Jahrhundert. Der gegenwärtige Bau stammt aus dem XV., er 
besteht aus einem kurzen quadratischen Langhaus mit ange- 
fügtem Chorabschluss von drei Seiten des Octogons. Die Vor- 
halle bildet ein niedrigerer Raum, durch welchen man eintritt. 




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Das Hochschloss- Die Capelle. 



Nach dem Inventar der Uebergabe von Ambras aus dem Be- 
sitze der Freiherren von Schürf an Kaiser Ferdinand I. im 
Jahre 1563 war die Capelle, an welcher ehedem eine Probstei 
bestand, bereits mit Gefässen und Paramenten "gut ausgestattet 
(die in der Sammlung befindlichen gehörten aber, bis auf einige 
aus der spatesten Zeit, niemals zur Capelle). Unter Erzherzog 
Ferdinand von Tirol erhielt der Raum eine neue Ausstattung 
im Stile der deutschen Renaissance; die gegenwärtige stammt 
aus dem Jahre 1867, als Se. kais. Hoheit der Durchlauchtigste 
Herr Erzherzog Carl Ludwig als Statthalter von Tirol Ambras 
bewohnte. 

Die Wandgemälde: Madonna, Christus am Kreuz, Berg- 
predigt, Geburt Christi, St. Josef mit dem Jesukinde, Aufer- 
stehung, Himmelfahrt und Pfingstfest sind bezeichnet: Aug. v. 
Wörndle 1867, (August Wörndle von Adelsfried, geb. Wien 1829, 
Schüler der dortigen k. k. Akademie der bildenden Künste). 
Die polychrome Decoration von Kohler in Bregenz. Der mo- 
dern gothische Altar mit der Figur des heiligen Nicolaus ist 
nach dem Entwürfe Prof. Michael Stolz' in Innsbruck in Holz- 
schnitzerei ausgeführt, die beiden Glasgemälde des Presbyteriums 
(Engel mit Weihrauchfässern, darunter das kaiserliche und das 
tirolische Wappen) von Albert Neuhauser in Innsbruck. Die 
Zeichnung des figuralen Theils wurde ebenfalls vom Historien- 
maler Wörndle, jene des ornamentalen vom Diöcesan- Architekten 
von Stadl ausgeführt. 

In dem Vorräume, zunächst dem Eingang zur Linken, ein 
beachtenswerther, reich ausgestatteter Schnitzaltar. Derselbe be- 
fand sich ursprünglich in der St. Georgscapelle (im jetzigen 
Schlossparke), welches Gotteshaus durch Erzherzog Sigmund 
gegründet, 1777 aber aufgelassen wurde. Das schöne Altarwerk 
ist eine Arbeit des Meisters Ulrich Tiefenbrunn. Urkundliche 
Nachrichten*) besagen darüber: 1523, Oct. 10. »dem Ulrich 
Tiefenbrunn in Abschlag der Tafel zu Sand Jörgen bezahlt 6 fl.« 
1524. Ulrich Tiefenbrunn. Maler »in abschlag seiner Arbeit, so 



*) Freundliche Mittheilung des Herrn Dr. David Schönherr, Director 
des k. k. Statthalterei-Archivs in Innsbruck. 



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Das Hochschloss. Die Capelle. 



er an einer Tafl in sand Jörgen kirchen zu Ombras verbracht 
hat auf raitung geben 18. Febr. 6 fl., 23. März 4 fl., 20. Aug. 
15 fl., 22. Octob. 10 fl., am 3. Dez. 5 fl.« 9. Dec. »zu ganzer 
Bezalung ainer Tafl zu Sand Jorgenkirchen zu Ombras auch 
den Junkhprunnen zu Hof und andere arbeit Sr. Fürstl. Durcht. 
geben 5 fl. 18 kr.« Der Maler Tiefenbrunn, wahrscheinlich in 
Innsbruck ansässig, starb im Jahre 1526. Die österreichische 
Kunstgeschichte wird durch diese archivarische Mittheilung 
wesentlich bereichert. Das schöne Werk, welches wohlerhalten 
vor uns steht, zeigt einen tüchtigen Meister, welcher von der 
schwäbischen und nürnbergischen Schule stark beeinflusst ist. 
Interessant sind die maximilianeischen Costüme der Heiligen. Auf 
der Predella gemalt: Christus fällt unter dem Kreuze, rückwärts 
die zwei Engel mit dem Schweisstuch. Aussenseite der vorderen 
Flügelthüren : St. Catharina und Barbara, innen auf Goldgrund: 
St. Achatius und Sebastian. 

Im Schreine die freigeschnitzte und bemalte Reiterfigur des 
heiligen Georg als Drachentödter mit landschaftlicher Umgebung, 
auf dem Felsen die befreite Prinzessin. Darüber das kaiserliche, 
portugiesische, ungarische, böhmische, österreichische etc. Wap- 
pen. Auf dem rückwärtigen Flügel St. Christof und andere 
Heilige. Charakter der schwäbisch-bairischen Schule im Sinne 
der Renaissance. 

Grosser Flügelaltar aus Pöggstall in Niederösterreich mit 
dem Wappen der Rogendorf, gemalt und geschnitzt. Auf der 
Predella: Ecce homo und die Heiligen Maria, Johannes, An- 
dreas, Magdalena. Aussenseite der Flügel, rechts: Oelberg und 
der Fall unter dem Kreuze; links: die Ausführung Christi, Cruci- 
fixus, Maria und Johannes. Innenseite rechts: Verkündigung, 
Anbetung der Könige ; links : Geburt Christi und Beschneidung. 
In dem Altarschreine die Figuren der Madonna, St. Andreas 
und Stephanus ; oben: Maria und Johannes in kleineren Figuren 
neben dem (fehlenden) Kreuze. Die Abschlusspyramide nicht 
vorhanden. (Oesterr. Schule, XVI. Jahrhundert, erste Hälfte.) 

Bei dem Fenster: St. Nicolaus, sitzende Figur; Ecce homo, 
Maria und Johannes, unter Lebensgrösse, aus Holz geschnitzt. 
Tirolische Arbeit, XVIII. Jahrhundert. 



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Das Hochschloss. Das Badezimmer. Vordere Stiege. 



Das Badezimmer, 

traditionell das Badezimmer der Philippine Welser genannt, in 
der alten, wenn auch stark zerstörten Einrichtung erhalten. Die 
Localität besteht aus zwei Räumen: einem Ankleidezimmer und 
dem eigentlichen Baderaum. Ersteres ist getäfelt, bis auf einen 
Wandfries, auf welchem noch Reste von Frescodecoration wahr- 
genommen werden (Actäon und Diana, Gastmahl in einer Laube, 
ein Frauenbad, letzteres mit Anklängen an den bekannten Holz- 
schnitt von Hans Sebald Beham). Ueber der Thüre das Datum: 
1567. Das Badelocal enthält noch das alte Bassin mit dem 
Holzsitze, vollkommen den Darstellungen der deutschen Meister 
von 1550 circa entsprechend. In einer Nebenkammer befindet 
sich noch der Kessel zum Hitzen des Wassers. 

Vordere Stiege. 

An dem Aufgange vom Parterre zum ersten Stockwerk 
ist ein reichornamentirtes Gitter aufgestellt, dessen Ranken und 
Voluten gänzlich vergoldet sind, die Blumen von Blech waren 
bemalt. Ganz oben eine geflügelte Figur mit dem Embleme des 
goldenen Vliesses. Ferdinandeische. Epoche. 

Die Wände des Treppenaufganges und die Plattform des 
ersten Stockwerks sind theils mit Porträten Unbekannter, theils 
mit Wappen behangen. Letztere zeigen die Namen : Peter Payr zu 
Caldif, Zerotin, Jan Marquart Zradku, Georg Jablonsky von Jablon 
1550, Ginderzich Herr vonSmirzicz, Jaroslaw Lipssteinsky s Kolo- 
wrat 1550, Friedrich Ludwig von Walowitz u. A. Diese Wap- 
pentafeln beziehen sich auf Turniergenossen Erzherzog Ferdi- 
nands zu Prag und Pilsen, deren Kämpfe in einem in der Samm- 
lung zu Wien befindlichen illuminirten Codex dargestellt sind. 
Unter den Bildern sind zu erwähnen auf dem zweiten Podest: 
Kaiser Rudolf I. und Max I.; gegenüber: Dame in schwarzer 
Kleidung, Gemälde von Casini (s. Porträtgalerie, VIII. Saal, 129). 
Cardinal Giov. Carlo de Medici, geb. 161 1, gest. 23. Januar 1663, 
Schwager des Erzherzogs Ferdinand Carl als Cardinal. Auf dem 
Gange im ersten Stock links: Allegorie auf Erzherzog Ferdinand 



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Das Hochschloss. Rückwärtige Stiege. "JJ 

Carl, ital.; rechts oben: Max L und Maria von Burgund; neben 
der Eingangsthüre zu den Sälen: zwei Prinzen aus dem Hause 
Medici, XVII. Jahrhundert. 
| Die Treppenwände von hier in das zweite Stockwerk be- 
decken Gemälde historischen Inhalts von untergeordneterem 
Werthe. Rechts: Scene aus Tasso's befreitem Jerusalem, gegen- 
über Rebecca und Eleazar; auf dem zweiten Podest: Judith 
mit dem Haupt des Holofernes. Auf dem Gange im zweiten 
Stock links: das Weib des Putiphar und der keusche Josef, 
eine weitere Scene aus Tasso, gegenüber: Arminia und der Hirt 
(aus Tasso's befreitem Jerusafem) und zwei Darstellungen aus 
dem Engadiner Kriege, 162 1 und 1622. Auf der dritten Wand 
ein Fischmarkt mit reicher Staffage; Allegorie auf die Künste 
des Friedens. 

Rückwärtige Stiege. 

Den Aufgang vom Erdgeschoss zum ersten Stockwerk füllen 
* Abbildungen von seltsamen Menschengestalten, welche im XVI. 
und XVII. Jahrhundert theils im Schlosse als Merkwürdigkeiten 
gehalten, theils von Erzherzog Ferdinand im Bilde seiner Samm- 
lung einverleibt wurden. Es sind dies: zwei Kinder, ganz be- 
haart, deren Vater und die völlig normalgebildete Mutter (zweiter 
Podest), die Familie des sogenannten haarigen Mannes aus 
München, ein Zwerg. Auf dem Gange des ersten Stockwerks: 
ein Riese, der alte aufgeklebte Zettel gibt die Auskunft: »Anno 
1553 Ist der Paur mit Namen / Hans Krau(s) auss dem Dorff 
Bosenhan / in der Land(Vogt)ey Hogenau gelegen, ge/born vnd 
wu(rde) (des) ... es wegen seiner gröfse / von dem Churfursten 
PfaltzgrafTen Fri/derichen beschickht worden, dessen Leng ge-/ 
recht durch . . . Churfursten Hoffmahl er / gemahlt worden. Zur 
selben Zeit, 48 Jahr /Alt gewesen, vnd der Leng Neunt halben 
/Werchschuech.« Phil. Hainhofer nennt ihn 1628 Hans Krawe 
aus Bosenhan. Daneben: Giovanni Bona, Leibtrabant des Erz- 
herzogs Ferdinand II. aus Trient, »neun Werkschuh« hoch, 
dessen Rüstung in der Sammlung zu Wien aufbewahrt wird, und 
der Hofzwerg Thomerle. Gegenüber: Hans Schnitzer von Sont- 
hofen im Allgäu, 28 Jahre alt, anno 1641. 




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78 



Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Erster Saal. 



Aufgang zum zweiten Stockwerke : Abnormitäten und Selten- 
heiten an Thiergestalten, besonders Wild, wie dergleichen Erz- 
herzog Ferdinand für seine Kunst- und Wunderkammer sam- 
melte. — Im Gange des zweiten Stockwerks: ein Hirsch mit 
abnormer Geweihbildung, welcher 1630 in der Markgrafschaft 
Burgau erlegt wurde. Ein anderer Hirch mit der Beischrift: 
»MONSEIGNEVR DE VAVDEMONT A PRIN|CE CERF A FORCE 
EN LANEE 1603 | LE SIEVR DE DOMBROT GRAND VENEVR | DE 
LORRAINE LE DONNA AV CHIENS.« Franz Graf de Vaudemont 
(geb. 1571, gest. 15. Üctober 1632) war ein Sohn Herzogs 
Carl II. von Lothringen, regierte seit 1624. Seine Rüstung be- 
findet sich in der kaiserlichen Sammlung zu W r ien. 



ERSTES STOCKWERK, NORDSEITE. 

Interieurs mit Einrichtungsstücken des XVI. bis XVIII. 

Jahrhunderts. 

Bemerkung. Die Porträte in diesen Sälen und in allen 
Räumen ausserhalb der eigentlichen Gemäldesammlung sind theils 
von untergeordnetem W r erthe, theils die Dargestellten unbekannt, 
dieselben daher blosdecorativ angewendet und in die Porträtgalerie 
nicht aufgenommen. Ausnahmen werden besonders vermerkt. 

Erster Saal. 

Ofen von Eisenguss, mit bildlichen Darstellungen am Unter- 
theile, welche sich wiederholen: Christus am Kreuze, an dessen 
Fuss das Lamm mit der Osterfahne. Ein Mann mit der Bibel 
in der einen Hand zeigt zum Kreuze empor, hinter ihm ein 
betender Jüngling. Am Kreuze die Inschrift: 

SICH DAS IST GOT 

TES LAMB DAS 

DER GANTZEN 

WELT SVNDTREG . . . 
Darüber in der Lünette: 

CHRISTVS 

IST KOMMEN 

DIE SVNDER SEL 

IG ZV MACHEN 



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Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Erster Saal. 



79 



Die Anbetung der Hirten in dem Stalle. Oben die Inschrift: 

EHRE SEI GOT IN 
DER HOHE VND 
FRID AVF ERDEN 
VND DEN MENSCH 
EN EIN WOLGEFALN 

Der Aufsatz, ornamental decorirt, gehört zu einem andern Ofen. 

Der Untertheil, mit Graphit geschwärzt, stammt aus dem XVII. 

Jahrhundert, erste Hälfte. 

I. Grosser zweitheiliger Wandschrank, Zirbelholz, datirt 
1668, in den oberen Füllungen en relief der Tiroler Adler mit 
dem Kränzlein, unten Ornamente. Aus dem Dorfe Ambras. — 
2. Niederer Wandschrank, zweitheilig, zweite Hälfte des XVII. 
Jahrhunderts, von architektonischem Aufbau, mit eingelegtem 
Lincament. — 3. Bettlade, am Kopf- und Fussende geschnitzt 
im Stile der spätesten deutschen Renaissance. — 4. Vorder- 
seite einer Kleidertruhe im reiferen Stile der Renaissance. In 
der Mitte dieses ornamentalen Schmuckes ein ovaler Wappen- 
schild, .worin ein Sparren, über und unter welchem je drei in's 
Dreieck gestellte Kugeln. Italienisch, XVI. Jahrhundert. — 
5. Vorderseite einer Kleidertruhe von kräftiger Holzschnitzerei 
im geschmackvollsten Stile der entwickelten Renaissance. In 
der Mitte zwei Genien als Schildhälter, das Embleme bildet ein 
Ring, an dem vier Kettchen hängen. Italienisch, XVI. Jahr- 
hundert. — 6. Grosser Aufsatzkasten, architektonisch aufgebaut 
mit toscanischen Säulen, Nischen, Verkröpfungen etc. Zirbel- 
holz, XVII. Jahrhundert, erste Hälfte. — 7. Kleiner zweithei- 
liger Wandschrank mit gedrehten Säulen, in den Füllungen der 
kaiserliche Doppeladler. XVII. Jahrhundert, zweite Hälfte. Aus 
Bozen. — 8. Aufsatzbekrönung, von geschnitztem Laubwerk ge- 
bildet, welches einen ovalen Wappenschild umschliesst. Das Em- 
blem ist jenes der tirolischen Freiherrn von Firmian. Diese aus 
der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts stammende Schnitzerei 
scheint die Bekrönung am Kopfende eines Bettes gewesen zu 
sein. Deutsche Arbeit. 



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Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Zweiter Saal. 



Zweiter Saal. 



9. Münzenschrank (oben) mit Thüren, darüber eine profi- 
lirte Bekrönung, gezähnt und auf Consolchen ruhend. Die über- 
aus reiche Intarsiadecoration in gebeiztem, lichten, dunklen 
und grünen , sowie Maserholz stellt ruinenartige Bogen und 
Trümmerarchitekturen vor, zwischen denen allerlei stereometri- 
sche Körper, Vielecke, Würfel, Kreuze, Cylinder etc. perspec- 
tivisch nach Art der Stiche von Eisen und ähnlichen Meistern 
gebildet sind. Hübsche verzierte Beschläge, Costümfiguren des 
XVI. Jahrhunderts, aus dessen letzten Decennien der Kasten 
herrührt. — 10. Münzenschrank (unten) mit Thüren, im Innern 
600 Laden enthaltend, deren Vorderseiten mit Ruinendarstel- 
lungen in gebeizter Einlegearbeit verziert sind. Das Aeussere 
des Kastens an Thüren und Wänden entspricht dem freieren 
Stil vom Ende des XVI. Jahrhunderts und zeigt besonders 
figurale Darstellungen phantastischen Charakters, ferner Juno, 
Jupiter, Neptun etc. Ueber dem rudernden Cupido die Worte: 
»Sic fuga violenta monet 1592.« — Ii. Aufsatzkasten mit dunkel- 
braunem Lineament, in lichtem Naturholz eingelegt. Die oberen 
Thürfüllungen enthalten Ornamente, die unteren den Doppel- 
adler mit dem österreichischen Bindenschilde. Der Fries oben 
enthält die Bezeichnung: 16 EL • K • 56. Aus Imst. Die Schlösser 
zeigen in geätzter Arbeit einen Wappenschild, welcher im ersten 
und dritten Felde schräg quadrirt ist, im zweiten und vierten 
Felde Querbalken führt; über demselben eine Krone. — 12. 
Aufsatzkasten, von derselben Hand gefertigt, zum Theil gleich 
decorirt mit den Adlern in den oberen Feldern, an den Seiten 
geschnitzte Hermen. Das Kranzgesimse fehlt. Auf den Schlössern 
der Doppeladler, geätzt. — 13. Bettlade aus dunklem Holz ge- 
schnitzt, mit Lorbeergewinden, Füllhörnern und Muscheln reich 
decorirt. Erste Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Zu Häupten des 
Bettes in einem reichgeschnitzten Rahmen das Porträt des Hans 
Fernberger von Auer in Tirol (geb. 1 51 1, zeichnete sich in den 
Kämpfen gegen die Türken und in dem Mailändischen Kriege 
aus; 1545 in den Freiherrnstand erhoben, von Kaiser Rudolph 
zum Befehlshaber von Wien ernannt, wo er 1584 starb). — 




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Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Dritter Saal. 



14. Wandschrank mit Flügelthüren, aus alten Wandvertäfelungen 
des Schlosses hergestellt, auf allen Flächen mit der reichsten Intarsia 
im späteren Stile verziert, grün gebeizt, hell- und dunkelbraun. 
Die Ornamente zeigen den Roll- und Schweifwerkstil der späteren 
deutschen Renaissance, Früchte und Laubwerk. Ursprünglich 
XVI. Jahrhundert, Ende. — 15. Quadratisches Tischchen, aus 
alten Bestandtheilen zusammengestellt, die Platte mit Intarsiatur 
deutschen Renaissancestiles. Ursprünglich XVI. Jahrhundert, 
Ende. — 16. Quadratisches Tischchen, wie Nr. 15. — 17. Wand- 
truhe von Fichtenholz mit eingelegter und Schnitzarbeit. Erstere 
zum Theil in Farben gebeizt, mit Vögeln und Laubwerk. XVII. 
Jahrhundert. — 18. Ein kleines Ciavier mit Blasbälgen, bemalt 
im Groteskengeschmacke im Stile der deutschen Kleinmeister. 
XVI. Jahrhundert, Mitte. — 19. Spielbrett für das Schach, zu- 
sammenlegbar, von Holz. Die silbernen und goldenen Felder, 
sowie die beiden Aussenseiten sind Demalt. Letztere enthalten 
die allegorischen Gestalten der Gerechtigkeit und der Liebe. 
I Im freien Stile der späteren deutschen Renaissance. — 20. 
Tischchen auf einem Fusse, mit Marmorplatte. XVII. Jahrhun- 
dert, Anfang. — 21. Geschnitzter Rahmen von Zirbelholz, XVII. 
Jahrhundert. In demselben das Porträt König Philipps des 
Schönen von Spanien. 

Dritter Saal. 

22. Betschemel, von dunklem Holze geschnitzt, mit orna- 
mentaler Decoration. XVIII. Jahrhundert, Anfang. — 23. Cru- 
cifix, von Holz geschnitzt. XVII. Jahrhundert. — 24. Bettlade 
mit geschnitztem Blattwerkornament, einfacher Einlegearbeit und 
gedrehten Säulen, Kugeln etc. Auf dem Kopfstücke die Initia- 
len I H S eingelegt. Späteste deutsche Renaissance. — 25. Eck- 
schrank mit geschweifter, kuppelartiger Bedachung von braunem 
Holz mit bunter Intarsiatur, welche Figürchen, Thiere, Bäume etc. 
vorstellt; ganz oben ein ebenfalls eingelegtes Kreuz, darunter 
das mit der Inful gekrönte Wappen von Brixen. Die Vorder- 
seite des Kastens, sowie des Untersatzes enthält 22 Kehlheimer 
Steintafeln alsVorderseitederLädchen, worauf natürliche Pflanzen- 
abd rücke als Bäume zu Landschaftsbildchen benützt sind, deren 

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82 



Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Vierter Saal. 



Häuschen etc. mit bunten Steinen eingesetzt wurden. In der Mitte 
zwischen zwei gedrehten Säulen ein Vogel auf Zweigen von 
Pietradura. XVII. Jahrhundert. Aus Sterzing. — 26. Cabinet 
mit zehn Laden und Mittelthürchen, deren Vorderseiten mit Kehl- 
heimer Steinplatten belegt sind, auf welchen Dendriten. Die 
Säulchen von Marmor haben Bronzecapitäle , die Laden eben- 
solche Umrahmung. XVII. Jahrhundert. — 27. Kleines Schmuck- 
kästchen mit zehn Laden. Pietradura-Decoration, welche Früchte 
und Vögel vorstellt. XVII. Jahrhundert. — 28. Cabinet mit 
sechs • Lädchen und Mittelthüre von dunkelbraunem Holz, mit 
Ebenholz eingelegt. Ornamente von Elfenbein, worauf gravirte, 
schwarz ausgeriebene Zeichnung. XVII. Jahrhundert, erste Hälfte. 
— 29. Grosser Münzkasten, in der Mitte auf einem Tischge- 
stelle, architektonisch aufgebaut, Capitäle und Consolen etc. ver- 
goldet, die Felder der Thürchen und Laden eingelegt. Die 
Kuppelbekrönungen und das tabernakelartige Aufsatzstück mit 
gedrehten Säulchen charakterisiren den Uebergang der Renais- 
sance zur Baroke. Auf der Basis des Mitteltheils die Inschrift: 
>HT FECIT — ANNO 161 4.« — 30. Cabinetsschrank mit Aufsatz, 
modernisirt. Der Untertheil, auf Säulchen ruhend, das eigentliche 
Cabinet, mit dreizehn Laden und Mitteltresor, ist mit Schildpatt- 
Imitation incrustirt, die vergoldeten Beschläge neue Stanzen- 
arbeit. Der Tresor ist mit Spiegeln belegt und enthält acht kleine, 
mit Lapislazuli-Imitation verzierte Lädchen. Im Geschmacke des 
XVII. Jahrhunderts. — 31. Schmuckkästchen von schwarz 
gebeiztem Holz mit schön ciselirten Bronzebeschlägen, vorne 
zwei Thürchen, im Innern sechs kleine Laden, deren Vorder- 
flächen mit allegorischen Figürchen in Malerei auf Goldgrund 
geziert sind. Deutsche Arbeit vom Ende des XVI. Jahrhunderts. 
Das rechts von der Eingangsthür aufgehängte Brustbild einer 
unbekannten Dame ist rückwärts bezeichnet: »Claude Beruet f.« 

Vierter Saal. 

32. Querschrank mit zwei Thüren, geschnitzt; auf dem 
einen Flügel ein Wappen, dessen oberes Feld drei heraldische 
Lilien in einer Linie, dessen Querbalken die Buchstaben I D I. 
und dessen unteres Feld eine offene Hand enthält. Helmkleinod 



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Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Vierter Saal. 83 

ein Drachenkopf. XVI. Jahrhundert, Ende. — 33. Aufsatz- 
kästchen von dunklem Holz mit geschweifter Bedachung, an 
deren Ecken geschnitzte delphinartige Ornamente. Der Kasten 
ist mit korinthisirenden Säulchen umgeben und enthält im Innern 
fünfzehn Laden sammt Mittelraum, an dessen Thüren die Eisen - 
bänder den kaiserlichen Adler in schönen Aetzungen als Ver- 
zierung tragen. XVI. Jahrhundert, zweite Hälfte. Gute deutsche 
Renaissance älteren Typus. — 34. Armstuhl, an der Lehn- und 
Sitzfläche mit Intarsiaarbeit decorirt. XVII. Jahrhundert. — 35. 
Geschnitzte Bettlade mit Ornamenten im Charakter des XVIII. 
Jahrhunderts, darauf eine grosse Decke, welche zahlreiche Thier- 
gestalten, Krieger zu Pferde und zu Fuss, sowie in der Mitte 
den Pelikan mit gelber Seide auf weissem Fond gesteppt ent- 
hält. XVI. Jahrhundert, zweite Hälfte. — 36. Schreibkasten auf 
tischartigem Unterbau, über welchem sich ein Aufsatzschrank 
sammt Bekrönung erhebt. Die Laden und Füllungen mit guter 
Ornamentik späteren Renaissance-Charakters in Schnitzerei de- 
corirt, vorne drei schwarz polirte Säulen. Datirt 1668 aus Brixen, 
— 37. Laute aus Ebenholz und Elfenbein, die hölzerne Verkleidung 
des Schallloches hat noch gothisches Masswerk. Auf dem Stege 
ein ovales Perlmutterplättchen mit gravirten Darstellungen. Das 
Wappen der Freiherren von Fieger. H. S. F. Z. H. Anno 1675. 
Darunter das Urtheil des Midas und die Verse: 

Midas Veracht Das Harpffcnspiel 

Die Schalmei im Vil besser gefiel, 
Drumb muesst er haben Esels Ohrn, 

Man findt zwar noch Vil solcher Thorn. 

— 38. Grosser Wandschrank mit Aufsatz von Zirbelholz, mit 
anderem Material eingelegt. Der architektonische Aufbau mit 
jonischen und korinthisirenden Säulchen und Blattconsolen hat 
das Gepräge der einfachen, älteren Renaissance. Datirt 1620 
aus Thalheim. — 39. Grosser Aufsatzschrank von Zirbelhok 
und anderen Sorten, architektonisch aufgebaut mit jonischen und 
korinthisirenden Pilastern, deren Schäfte reiches naturalistisches 
Blumenwerk bedeckt. Die Füllungen zum Theil mit Maserholz 
ausgekleidet und mittelst Zinneinlagen umrahmt. XVII. Jahr- 
hundert, Ende. Aus Reutte. — 40. Geschnitzte Wiege von 

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84 r> as Hochschloss. Erstes Stockwerk. Fünfter Saal. 

dunklem Holz, an der Rückseite mit den Figuren des heiligen 
Josef, Maria und des Jesusknaben geziert, innen das Mono- 
gramm Christi und jenes Mariens, an der Vorderseite die heral- 
disch gehaltenen Figuren eines Adlers und eines Löwen, da- 
zwischen ein gekrönter Turnierhelm. XVIII. Jahrhundert, erste 
Hälfte. — 41. Chatouille, im Innern als Schreibnecessaire ein- 
gerichtet, von verschiedenen Holzsorten. An den Flächen sind 
Reliefs, theils in der Naturfarbe des Holzes, theils gebeizt, an- 
gebracht. Dieselben stellen Blumen, dann Schlachtscenen und 
das Bild der Bellona von vorzüglicher Composition dar, worin 
sich der Einfluss Lebrun's und verwandter Meister verräth. Zweite 
Hälfte des XVII. Jahrhunderts. — 42. Tisch mit eingelegten 
Blumenornamenten sammt sechs geschnitzten Stühlen. XVII. 
Jahrhundert. 

Fünfter Saal. 

Dieser Raum zeichnet sich durch seine prächtige alte Täfe- 
lung aus, welche aus Meran herrührt. Die Wände umziehen 
Lambris mit korinthisirenden Pilastern, die beiden Thürum- 
rahmungen fiankiren freistehende cannelirte Säulen, die Thüren 
selbst sind reich eingelegt und zeigen den Doppeladler in den 
Feldungen. Ueber der einen Thür das Monogramm Christi, über 
der andern die Inschrift: »PETRVS HEID PFARRHERR.« In der 
sonst neuen Täfelung des Erkers die Jahreszahl 1691. — Im 
Friese oben vier Gemälde. Artemisia, Concordia, Flora, Cleo- 
patra, Brustbilder, XVII. Jahrhundert. Der Ofen ist aus zwei 
verschiedenen alten Exemplaren des XVII. Jahrhunderts zu- 
sammengesetzt. 

43. Wandschrank, mit Fladerholz und Intarsien bekleidet, 
Ende des XVII. Jahrhunderts. — 44. Hängeuhr von getriebenem 
Silber. Augsburger Arbeit vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts. 
— 45. Tisch, eingelegt, mit Architekturen und einem Schach- 
brettplane, XVIII. Jahrhundert. — 46. Aufsatzschränkchen 
mit Lädchen und Mittelthür, vorne zwei gewundene Säulchen 
und eine allegorische Darstellung in Intarsia. — 47. Commode 
von eingelegter Arbeit und fournirt. Genrescenen, Gesellschafts- 
spiele, Tänze etc. im Costüm der Theresianischen Zeit. Nuss- 



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Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Oratorium. 



85 



baumholz. Holländische Arbeit? — 48. Bettlade, mit gelbem 
Holze eingelegt, worauf Blumen und Rococco-Ornamente, zum 
Theil gemalt. — 49. Geschnitzter Stuhl, XVIII. Jahrhundert. 
— 50. Stuhl mit Intarsiadecoration. XVIII. Jahrhundert. — 
51. Wandschrank mit zwei Thüren, in deren Füllungen Noth- 
burga, Georg und andere Heilige, am Fries aber tanzende 
Bauern in carrikirter Darstellung angebracht sind. Das Orna- 
ment von ziemlich rohbarokem Typus. Von gebeiztem Holz ein- 
gelegt und fournirt. — 52. Wandschrank mit zwei Thüren, mit 
Figuren und Ornamenten im Rococcogeschmacke eingelegt und 
politirt. In den oberen Feldern zwei antik gewafTnete Krieger, 
deren einer ein Wappen (aufsteigendes Rehböcklein nach rechts), 
der andere aber das verschlungene Monogramm A M P unter 
einer Krone im Schilde führt. Aus Castelruth. — 53. Tisch 
mit eingelegter Arbeit, auf der Platte eine Kampfscene vor- 
stellend. XVIII. Jahrhundert. — 54. Cassette, bemalt, mit 
figuralen Motiven im französischen Rococcostile. XVIII, Jahr- 
hundert. — 5$. Die Ueberzüge der Stühle sind in Gobelinstich 
von bunter Wolle gestickt und stellen Figürchen in orientali- 
sirendem Costüme, von barokem Ornament umgeben, vor. Aus 
Ampass bei Ambras. 

Oratorium. 

Holpculpturen kirchlichen Gegenstandes. 

56. Altarschrein aus der Kirche zu Pöggstall in Nieder- 
österreich. Fünf heilige Frauen in freigeschnitzten Figuren. XVI. 
Jahrhundert, erste Hälfte. — 57, 58. Zwei Bischöfe, bemalte 
Holzfiguren, unter Lebensgrösse. XVI. Jahrhundert. — 59. Sitzende 
Figur des heiligen Nicolaus. XVI. Jahrhundert, erste Hälfte. 
— 60. Relief, darstellend den Tod Mariens, bemalt. Aus der 
Gegend von Brixen. XVI. Jahrhundert, Anfang. — 61. St. An- 
dreas und Bartholomäus. Relieffiguren. Ende des XV. Jahr- 
hunderts, aus Dunkelstein in Niederösterreich. — 62. Relief- 
darstellung, bemalt. Christus am Kreuze, am Fusse desselben 
die ohnmächtige Maria. Um 1530. — 63, 64. Maria und der 
Erzengel Gabriel (Verkündigung). Bemalte Figuren, XVI. Jahr- 
hundert, Anfang. Aus Wr.-Neustadt. — 65, 66. Zwei Engel 





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86 



Das Hochschloss. Erstes Stockwerk. Oratorium. 



mit den Marterwerkzeugen. Oesterreichische Schule des XV. 
Jahrhunderts. — 67. Figur einer Heiligen mit Kamm und Kanne 
in den Händen (Walpurgis?). XVI. Jahrhundert, erste Hälfte. 

— 68. Kleiner Altarschrein mit den Halbfiguren des leidenden 
Heilands und zweier Engel. Tirolische Schule des XV. Jahrhunderts. 

— 69. Gruppe von zehn Nonnen, als Votanten knieend dar- 
gestellt. Von einem Altarschreine. Tirolische Schule des XV. 
Jahrhunderts. — 70. Der heilige Nicolaus. Tirolische Arbeit des 
XVIII. Jahrhundert. — 71. Freie geschnitzte Figur der Ma- 
donna mit dem Kinde, auf dem Monde stehend. Aus Pöggstall 
in Niederösterreich. Anfang des XVI. Jahrhunderts. — 72. Figur 
des Schmerzensmannes, unter Lebensgrösse. Oesterreichische 
Schule, Ende des XV. Jahrhundert. — 73, 74. St. Vigilius und 
Rupertus. Bemalte Figuren unter Lebensgrösse. Oesterreichische 
Schule des XVI. Jahrhunderts. — 75. Altarschrein, unberaalt, 
mit der Darstellung der Krönung Mariens, dem Ecce homo und 
St. Magdalena. XV. Jahrhundert, aus Pöggstall in Niederöster- 
reich. — 76. Reliquienbüste in Form eines gekrönten Jung- 
frauenhauptes, XV. Jahrhundert. — 77. Kleine Figur eines 
knieenden Ritters. XVI. Jahrhundert, zweite Hälfte. — 78. Reli- 
quienbüste mit dem Haupte der heiligen Catharina. XVI. Jahr- 
hundert, Mitte. — 79. Büste des heiligen Dionysius. XVI. 
Jahrhundert, Mitte. — 80. Reliquiarbüste eines heiligen Bischofs. 
XVI. Jahrhundert. — 81. Figur des heiligen Johannes des 
Täufers, unter Lebensgrösse. Oesterreichische Schule, Anfang 
des XVI. Jahrhunderts. — 82, 83. Zwei unbemalte Reliefs. 
Donatorenfamilien, von einem Altarschrein, um 1520. 




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DIE GEMÄLDESAMMLUNG. 



ZWEITES STOCKWERK. 
A. Porträtgalerie. 

Habsburgische Dynastie, XIV und XV. Jahrhundert. 

Auf den Porträten befindliche Inschriften sind den biographischen 

Angaben stets vorangestellt. 

Erster Saal. 

I. RVDOL|PHUS- IV. | Dux Austriae, Com. | Tirolis Co- 
gnomen-|to (sie) Fundator Alber | ti sapientis, Ducis | Austriae 
ex Joanna | Ferretana Filius | natus A<> 1339 | obiit Mediolani 
A° 1365 sepultus Viennae. Rückwärts auf Papier: Angelo Gui- 
ducci Romanus f. 1775. Lebensgrösse. Rudolph IV., der Stifter, 
Herzog von Oesterreich, Sohn Kaiser Albrecht I., geb. I. No- 
vember 1339, succed. seinem Vater als Herzog von Oesterreich 
20. Juli 1358, verm. Juli 1357 mit Katharina von Luxemburg, 
gest. Mailand 27. Juli 1365. Guiducci Angelo, Maler und Stecher, 
lebte in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts zu Rom. Im 
Jahre 1779 erscheint der Künstler unter den Akademischen Malern 
in "Wien. Das Vorbild dieser Figur war ohne Zweifel die Darstel- 
lung desselben Fürsten im grossen (spanischen) Saale. Die Porträts 
von Guiducci sind sämmtlich nach älteren Originalen im Kunstge- 
schmacke des XVIII. Jahrhunderts entworfen. Einige aus der- 
selben Suite österreichischer Fürsten befinden sich in der kaiser- 
lichen Hofburg zu Innsbruck. — 2. FRIDERICUS IV. | Dux 
Austriae, Comes | Tirolis | Leopoldi IV. Frater | Obiit Oenipti 
25. Junii | A<> 1439 sepultus in | Monasterio Stamsensi. Lebens- 
grösse. Friedrich IV. (mit der leeren Tasche), geb. 1375, gest. 



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88 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



24. Juni 1439. Von Angelo Guiducci (siehe 1). — 3. Eleonora 
Jacobi Scotiae Regis Filia, Sigisraundi Archiducis Austriae 
Conjux prima, obiit Oenip°ti 20. Nov. 1480, septa in coenobio 
Stamsensi. Lebensgrösse. Eleonora von Schottland, verm. den 

8. September 1448, gest. zu Innsbruck 20. November 1480, erste 
Gemalin Sigismunds von Tirol. Von Angelo Guiducci (siehe 1). 
— 4. CATHARINA | Alberti Saxoniae Du | eis Filia. Sigis- 
mund! Ar|chiducis Conjux altera | postea Erico brunsvi | censi 
nupta. Lebensgrösse. Katharina, Herzogin von Braunschweig- 
Calenberg, Tochter des Herzogs Albert von Sachsen, geb. 
24. Juli 1468, verm. seit 1484 mit Herjog Sigismund in Oester- 
reich, Witwe seit 1496, wiederverm. 29. Juni 1497 mit Herzog 
Erich I. von Braunschweig-Calenberg, gest. 10. Februar 1524. 
Von Angelo Guiducci (siehe 1). — 5. ELISABETHA | Ruperti 
palatini | Rom. Reg. Filia. Frid. IV. IV | Ducis Austriae Con- 
jux prima. Obiit Oenip°ti 31 Xbris A° 1409 septa in Mona- 
sterio Stamb-sensi. Lebensgrösse. Elisabeth, Tochter des römi- 
schen Kaisers Ruprecht. Erste Gemalin Friedrich IV. (mit der 
leeren Tasche), verlobt 1402, gest. 31. December 1409 zu Inns- 
bruck. Von Angelo Guiducci (siehe 1). — 6. ANNA | Frid ci 
Brunsvicen | sis Rom. Filia | Fridci iy Conjux al|tera obiit 
Oenipti | io a Aug. 1432 sepul|ta in Coenobio Stam|sensi. 
Lebensgrösse. Anna, Tochter Friedrichs von Braunschweig, 
Zweite Gemalin Friedrichs IV. (mit der leeren Tasche), gest. 

9. August 1432. Von Angelo Guiducci (siehe 1). — 7. MARIA | 
Caroli audacis Burgundiae | Ducis filia Maximiliani. I. | Imp is 
Conjux I a Nata I2 a Feb.- | 1457. Obiit Brvgis 16. Mart. | A° 
1482 ibi sep a totius Bel|gii Haeres. Rückwärts dieselbe In- 
schrift mit denselben unrichtigen Daten. Lebensgrösse. Maria, 
Kaiserin von Deutschland, Tochter Herzog Karls des Kühnen 
von Burgund, geb. 13. Februar 1457, verm. zu Gent 21. April 1477 
mit Kaiser Maximilian, gest. 27. März 1482 zu Brügge. Von 
Angelo Guiducci (siehe i). Im Hintergrunde des Gemäldes eine 
Ansicht von Innsbruck mit der Frau Hütt. — 8. MAXIMILIA- 
NUS I. Roman. Imp. Friderici 3t" Rom« Impis ex Eleonora j 
lusitana Filius | nat. Neostadii 23 ia Martii 1459 ibi-|que sepul- 
tus obiit Wel|:sii | 12. Jan: 1519 Tyroli 1 praefuit ab Ano 



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Zweites Stockwerk. Zweiter Saal. 



1490. Lebensgrösse. Rückwärts Angelo Guiducci . Romano fece 
Tanno 1774 (siehe 1). Maximilian I., Kaiser von Deutschland, 
Sohn Kaiser Friedrich III., geb. Neustadt 23. März 1459, verm. 
21. April 1477 mit der Prinzessin Maria von Burgund, Witwer 
seit 27. März 1482, römischer König seit 16. Februar i486, 
römischer Kaiser seit 19. August 1493, wiederverm. 16. März 1494 
mit der Prinzessin Bianca Maria von Mailand, abermals Witwer 
seit II. December 1511, gest. Wels 12. Jänner 1 519. Im Hinter- 
grunde des Gemäldes eine Ansicht des Schlosses Ambras mit 
dem Patscher-Kofl. — 9. Fredericus tercius, Brustbild auf Leder, 
gleichzeitig, deutsche Schule. Friedrich IV. (III.), deutscher Kaiser, 
geb. Innsbruck 21. September 141 5, verm. 2. Februar 1440, 
gest. Linz 19. August 1493. — 10. Rückwärts: ALBERTVS II 
ROM . IMP. Albrecht V., Herzog von Oesterreich, Sohn Herzog 
Albrecht IV., geb. Wien 1. Jänner 1398 (10. August 1397), 
verm. 26. April 1422 mit der Prinzessin Elisabeth von Ungarn ; 
zum König von Ungarn erwählt 22. December 1437 (i. Jän- 
ner 1438), seit 31. Mai 1438 (13. März 1438) Kaiser von Deutsch- 
land, unter dem Namen Albrecht II. zum König von Böhmen 
gekrönt 20. (29.) Juni 1438, gest. zu Langendorff bei Komorn 
27. October 1439. Brustbild (angeblich). 



Habsburgische Dynastie, XVI. Jahrhundert. 

Zweiter Saal. 

II. PHILIPPVS I. | Hispan: Rex Archid: | Aust: Max I. 
Caes. | ex Maria Burgda Filius | nat. 23. Juni 1478, | obiit 
25. Sept. 1506 | . sep. in Escuriali. Rückwärts: Angelo Gui- 
ducci Romanus fece Roma 1774 (siehe 1). Lebensgrösse. Philipp I., 
genannt der Schöne, König von Spanien, Sohn des Erzherzogs 
und nachmaligen Kaisers Maximilian L, geb. Brügge 22. Juni I47 8 » 
verm. 21. October 1496 mit der Prinzessin Johanna von Ara- 
gonien, gest. Burgos 25. September 1506. — 12. IOANNA | 
Ferdi catholici Castellae | Regis, & Isabellae Arag^e | Filia, 
Hispaniarum | Haeres. Philippi I. Uxor | obiit A° 1555 sep. in | 



gO Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 

Escuriali. Rückwärts: Angelo Guiducci, Romano fece l'anno 
1774 (siehe 1). Johanna, Königin von Spanien, Tochter des 
Königs Ferdinand von Aragonien, geb. zu Toledo 1479, verra. 
21. October 1496 mit König Philipp I. von Spanien, Witwe 
seit 25. September 1506, gest. Tordesillas 12. April 1555. — 
13. Eleonora, Tochter Königs Eduard von Portugal, geb. 8. Sep- 
tember 1437, verm. mit Kaiser Friedrich IV. den 18. März 1452 
in Rom, gest. Wr.- Neustadt 3. September 1467, und deren 
Schwiegertochter Maria von Burgund (siehe 7). Kniestück. 
Gehörte zu den Doppelbildnissen von Frauen, welche nach Zeiller's 
Reisebeschreibung die Galerie der ehemaligen Ferdinandeischen 
Burg in Innsbruck schmückten. — 14. Kaiser Karl V., Sohn 
König Philipp I. von Spanien, geb. Gent 24. Februar 1500, gekrönt 
Bologna 1530, gest. S. Justo 28. September 1558. Halbe Figur. 
Der Harnisch scheint eine freie Darstellung eines derjenigen zu sein, 
welche die kunsthistorischen Sammlungen inWien als Harnische die- 
ses Fürsten noch besitzen. — 15. Philipp II., Sohn Kaiser Karls V., 
König von Spanien, geb. Valladolid 21. Mai 1527, gest. Madrid 
13. September 1598. Lebensgrösse. Copie nach dem Tizianischen 
Original im Museum zu Neapel. — 16. MARIA • REGINA 
ANGLIAE | PHILItPPI REGIS ■ HISPANIARVM | VXOR- 

AN • JETA Lebensgrösse. Copie nach einem verlornen 

Original von Tizian. Maria I. Tudor, genannt die Blutige, Köni- 
gin von England, Tochter König Heinrichs VIII., geb. Green- 
wich 18. Februar 15 15, succed. ihrem Bruder Eduard VI. am 
1. October 1553, verm. 25. Juli 1554 mit dem Infanten und 
späteren König Philipp II. von Spanien, gest. London 17. No- 
vember 1558. — 17. Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich, 
Sohn Kaiser Ferdinands L, als tirolischer Fürst" der Zweite, 
geb. 14. Juni 1529 zu Linz, Statthalter von Böhmen seit 1549, 
von Tirol seit 1567, gest. Innsbruck 24. Jänner 1 595. Halbe 
Figur. — 18. Eleonora, Tochter Herzogs Vincenzo von Mantua, 
zweite Gemalin Kaiser Ferdinands IL, geb. 18. November 1598, 
verm. 21. November 1621 zu Mantua, gest. Wien 27. Juni 165$. 
Brustbild. — 19. Eleonora, Tochter Philipps des Schönen von 
Spanien, geb. Löwen 24. November 1498, zuerst Gemalin Königs 
Emanuel von Portugal, dann Königs Franz I. von Frankreich, 



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Zweites Stockwerk. Zweiter Saal. 



91 



Schwester Kaiser Karls V. Gest. Talavera in Spanien 18. Fe- 
bruar 1558. Kniestück. — 20. Isabella, Tochter Königs Emanuel 
von Portugal, geb. Lissabon 1503, verm. 11. März 1526 zu Se- 
villa mit Kaiser Karl V., gest. I. Mai 1539 zu Toledo. Brust- 
bild. Copie nach Tizian. — 21. Erzherzog Ferdinand von Tirol. 
Brustbild (siehe 17). — 22. Maria, Königin von Ungarn und 
Böhmen, Schwester Kaiser Karls V., geb. 17. September 1505 
zu Brüssel, verm. 22. Juli 15 15 zu Wien an König Ludwig II. 
von Ungarn, Witwe seit 1526, gest. Zigales in Spanien 18. Oc- 
tober 1558. In Witwentracht. Brustbild. — 23. CAROLVS | 
Erzherzog v Ostereich | Sohn Ferdinand I. | Rom. Kaisers. 
Brustbild. Karl, Erzherzog von Oesterreich und Herzog von 
Steiermark, Sohn Kaiser Ferdinand L, geb. 3. Juni 1540, verm. 
26. August 1571 mit der Prinzessin Maria von Baiern, gest. 
Graz 1. Juli 1590. — 24. MARIA | Herzogin v Bayren | Erz- 
herzogs Caroli | Gemahlin. Brustbild. Maria, Erzherzogin von 
Oesterreich, Tochter Herzog Albrecht's V. von Baiern, geb. 

25. März 155 1, verm. 26. August 1571 mit Erzherzog Karl von 
Oesterreich, Witwe seit I. Juli 1590, gest. Graz 30. April 1608. 
Mutter Kaiser Ferdinand's II. — 25. Erzherzog Ferdinand von 
Tirol (siehe 17). Halbe Figur. In der sogenannten Adlerrüstung 
dargestellt, welche in den kunsthistorischen Sammlungen des 
Allerhöchsten Kaiserhauses zu Wien bewahrt wird und von dem 
Innsbrucker Plattner Georg Seisenhofer 1547 verfertigt wurde. — 

26. CAROLVS MAR. | BVRGOVIJE. — ANDREA CAR. 
Karl, Markgraf zu Burgau, Landgraf zu Nellenburg und Graf zu 
Hohenberg, geb. Bürglitz 12. November 1560, gest. Ueberlingen 
31. October 161 8, Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Tirol 
und der Philippine Welser. Andreas, Cardinal, Statthalter der 
Niederlande, geb. Brzezniz 15. Juni 1558, gest. 12. November 1600 
in Rom. Sohn der Obigen. Lebensgrösse. Ganze Figuren. — 27. 
MAXIMILIAN ERZHÖRZOG ZV | ÖSTERREICH WAR 
GEPORN | AM ERSTN TAG AVGVSTI | DES 1527 IARS. 
— FERDINAND ÖRZHÖRZOG | ZV ÖSTEREICH WAR 
GE | PORN AM • 14. TAG IVNY | DES 1529 IARS. — 
IOHANN ÖRZHÖRZOG ZV | ÖSTERREICH WAR 
GPORN (sie) AM.X. TAG ABRILL DES 1538 IAR | 



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Q2 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



STARB AM • XX TAG MARCI DES | 1539 IARS. Datirung 
des Gemäldes: 1539, Temperatechnik. Maximilian IL, Kaiser 
von Deutschland, geb. Wien I. August 1527, verm. 13. Sep- 
tember 1548 mit der Prinzessin Maria von Spanien, Kaiser seit 
25. Juli 1564, gest. Regensburg 12. October 1576. Im Kindes- 
alter dargestellt. Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich, siehe 17, 
desgleichen. Johann, der zweite Sohn Ferdinand L, geb. zu 
Prag 10. April 1 538, gest. Innsbruck 20. März 1539. — 28. 
EFFIGIES, S. MAR GAR IT Ai AVSTRI^E | IMPERA- 
TOR VM MAXIMILIANIZ (sie) ET | MARIiE FILIA, IN 
HOC MON ASTE RIO | MONIALIS ANNO ./KT ATIS SVJE, 
36 | A PARTV VIRGINEO ANNO 1603. Margaretha, Erz- 
herzogin von Oesterreich, genannt Margaretha de saneta cruce. 
Tochter Kaiser Maximilians IL, geb. Wien 25. Jänner 1567, 
gest. zu Madrid 5. Juli 1633. Seit 1581 Nonne im königlichen 
Clarenkloster zu Madrid. 

Habsburgische Dynastie, XVII. Jahrhundert. 

Dritter Saal. 

29. MATHIiE IMPERAT.CONIVX - unten: ANNA | 
FERD' 20 AA I FILIA MATHIJi | ROM • IMPis CONIUX 
Obiit Vien- na 14. Dec. 161 8. Kaiserin Anna, Tochter des Erz- 
herzogs Ferdinand II. von Oesterreich-Tirol, geb. 4. October 158$, 
verm. 4. December 161 1 mit Kaiser Mathias, gest. 14. Decem- 
ber 1618 in Wien. Lebensgrösse, ganze Figur. — 30. Kaiserin 
Maria, Tochter Kaiser Karls V., geb. Madrid 21. Juni 1528, 
den 13. September 1548 zu Valladolid mit Erzherzog Max I., 
dann Kaiser Max II. vermält, nach dessen Tode seit 1581 
im St. Clarakloster zu Madrid, gest. den 26. Februar 1603, 
Mutter Kaiser Rudolphs II. Lebensgrösse, ganze Figur. — 31. 
Erzherzogin Clara Isabella, Tochter Leopold V. von Tirol, geb. 
Innsbruck 12. August 1629, verm. mit Herzog Karl III. von 
Mantua den 7. November 1649, gest. im Ursulinerinnenkloster 
daselbst 25. Februar 1685. Lebensgrösse, ganze Figar. - 32. 
ANNA MEDICEA FERDI CAROLI ARCHID.UXOR. 



1 



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Zweites Stockwerk. Dritter Saal. 



9 3 



Anna, Tochter Cosimo II., Grossherzogs von Florenz, geb. da- 
selbst 21. Juli 1616, verm. mit Erzherzog Ferdinand Karl von 
Tirol den 10. Juni 1646 zu Innsbruck, gest. Wien 11. Septem- 
ber 1676. Lebensgrösse, ganze Figur. — 33. Erzherzogin Maria 
Leopoldina, Tochter Leopold V. von Tirol, geb. 6. April 1632, 
verm. mit Kaiser Ferdinand III. den 2. Juli 1648 zu Linz, 
gest. Wien 7. August 1649. Lebensgrösse, ganze Figur. — 34. 

a. Maria Leopoldina, Gemalin Kaiser Ferdinands III. (siehe 33). 

b. Ferdinand Karl, Erzherzog, Statthalter von Tirol, Sohn Leo- 
pold V. und der Erzherzogin Claudia von Medici, geb. Innsbruck 
17. Mai 1628, gest. daselbst 30. December 1662. Copie von 59. 

c. Unbekanntes weibliches Porträt, d. Kaiser Ferdinand III., geb. 
zu Graz den 13. Juli 1608, König von Ungarn seit 1625, von Böhmen 
seit 1627, römischer König seit 22. December 1636, gest. in Wien 
:. April 1657, Sohn Kaiser Ferdinands II. und dessen erster 
Gemalin Maria Anna von Baiern. Brustbilder. — 35. CLAU- 
DIA | Erzherzogin | v. Oesterreich. Claudia von Medici, Erz- 
herzogin von Oesterreich-Tirol, Tochter Herzog Ferdinands I. 
von Florenz, geb. Florenz 4. Juni 1604, verm. seit 1621 mit 
dem Fürsten Federico Ubaldi von Urbino, Witwe seit 1623, 
wiederverm. 19. April 1626 mit Erzherzog Leopold V. von 
Oesterreich-Tirol, Witwe seit 17. September 1632, gest. zu Inns- 
bruck 25. December 1648. Brustbild. — 36. Kaiser Leopold I., Sohn 
Kaiser Ferdinands III., geb. Wien 9. Juni 1640, gekrönt zu Frank- 
furt 18. Juli 1658, gest. Wien 5. Mai 1705. Brustbild. — 37. 
Margaretha Theresia, erste Gemalin Kaiser Leopolds I., Tochter 
König Philipps IV. von Spanien, geb. Madrid 12. Juli 1651, 
verm. zu Wien, 12. December 1666, gest. daselbst 12. März 1673. 
Brustbild. — 38. Karl VI., römisch -deutscher Kaiser, geb. 
1. October 1685, unter dem Namen Karl III. zum König von 
Spanien erklärt am 12. September 1703; verm. I. August 1708 
mit Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Lüneburg, 
nach Kaiser Josef I. Tode zum römischen Kaiser erwählt, den 
12. October 1711, gest. Wien 20. October 1740. Brustbild. Rück-' 
wärts bezeichnet: Haller Sep. Elisabeth Christine, Prinzessin von 
Braunschweig- Wolfenbüttel, römisch-deutsche Kaiserin, Gemalin 
Kaiser Karl VI., geb. 28. August 1691, verm. I. August 1708, 



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94 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung 



gest. Wien 21. December 1750. Mutter Maria Theresia's. Brustbild. 
Rückwärts bezeichnet: 171 5. Von demselben Künstler. — 39. 
Erzherzog Leopold, seines Alters zwei Jahr. Ganze Figur. 
Wahrscheinlich Leopold V. von Tirol. Leopold V., Erzherzog 
von Oesterreich-Tirol, Sohn des Erzherzog Carl von Oesterreich- 
Steiermark, geb. Graz 9. October 1586, Bischof von Strassburg 
und Passau seit 1607, verm. 19. April 1626 mit der Prinzessin 
Claudia von Florenz, gest. Schwaz 13. September 1632. Lebens- 
grösse, ganze Figur. — 40. LEOPOLDVS ARCHI : | AV- 
STRLE | 16 • 25. Erzherzog Leopold V. von Tirol. Halbe Figur 
(siehe 39). — 41. Erzherzog Sigmund Franz, Sohn Erzherzog 
Leopolds V., Statthalter von Tirol, geb. 18. November 1630 in 
Innsbruck, gest. daselbst 25. Juni 1665. Halbe Figur, gemalt von 
Morandi. Giov. Maria Morandi, Maler der römischen Schule, 
geb. Florenz 1622, gest 171 7, Nachahmer des Bilivert und 
J. P. da Cortona. — 42. Erzherzog Leopold V. von Tirol. 
Halbe Figur (siehe 39). — 43. Claudia von Medici, Gemahn 
Leopolds V. Lebensgrösse, ganze Figur (siehe 35). — 44. Erz- 
herzog Ferdinand Karl, Statthalter von Tirol. Lebensgrösse, 
ganze Figur (siehe 34). — 45. LEOPOLD | Erzherzog | v. 
Oesterreich. Erzherzog Leopold V. von Tirol. Halbe F^igur 
(siehe 39). 

Habsburgische Dynastie, XVI. und XVI L Jahrhundert. 

Vierter Saal. 

NB. Die Gemälde dieses Saales sind in die Vertäfelung ein- 
gelassen und musste der Raum daher bei der Neuordnung der 
Sammlung als gegebener Factor betrachtet sowie die gesammte 
Eintheilung der Porträte darnach getroffen werden und die 
chronologische Folge in der habsburgischen Bilderreihe hier 
nochmals auf das XVI. Jahrhundert zurückgehen. 

Grosser Kachelofen, unter demselben ein Paviment von 
weiss und violettbraunen Fliessen. Die Füsse bilden vier weiss- 
glasirte knieende Figuren, über denen sich der vierseitige Unter- 
theil mit Masken, Fruchtbündeln, den Reliefbildern der vier 



• 



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Zweites Stockwerk. Vierter Saal. 



9 5 



Jahreszeiten, sowie den gekrönten Wappen von Tirol und Neu- 
österreich, sämmtlich weiss auf Violett, erhebt. Der ebenfalls 
viereckige Aufsatz hat an den Ecken die Gestalten der vier 
f Cardinaltugenden, in den Feldern abermals die Jahreszeiten von 
Ornamenten umgeben. Die Bekrönung bilden gebrochene Giebel 
und Vasen. XVIII. Jahrhundert, erste Hälfte. Aus dem Inns- 
brucker Landhause. — 46. SIGISMUNDUS | Archidux Austriae 
Com. Tirolis • Frid. IV. Ducis Aust. ex Ane Brunsvic- | 
filius • nat • A° 1427 | Obiit Oenipti 4 ta Mart. 496 | sep. in Coe- 
nobio Stams. Falsche alte Inschrift. Das Porträt stellt Franz III., 
Herzog von Mantua, welcher abermals im Saale VIII (124) er- 
scheint, dar. Lebensgrösse, ganze Figur. — 47. Anna Katharina, 
zweite Gemalin Ferdinands, Erzherzogs von Tirol, in Witwen- 
tracht, Tochter Herzog Wilhelms III. von Mantua, geb. 17. Jän- 
ner 1566, verm. im Mai 1582, gest. Innsbruck 3. August 1621. 
Das Inventar von 1806 bestimmt dagegen das Porträt als das 
Bildniss ihrer Tochter Anna Katharina, geb. Innsbruck 15. Juni 
1584, als Nonne des Servitenklosters daselbst Maria genannt, 
gest. 2. März 1649. Nach dem Inventar von 1663 endlich: 
Claudia von Medici (siehe 35). — 48. PHILIPPINA | Francisci 
Welseri Patricii Augustani | filia ferdinandi 2 di AA Conjux 
irna | obiit in Arce Ambracensi 24. Apr. I 1580 sep a Oenipti in 
I Sacello | B. V. M. prope Templum j ste Crucis. (Angeblich.) 
Welser, Philippine, Tochter des Patriziers Franz Welser, geb. Augs- 
burg 1527, verm. im Jänner 1557, mit dem Erzherzoge Ferdinand 
von Oesterreich, Markgrärin von Burgau seit 1570, gest. auf Schloss 
Ambras 24. April 1580. Lebensgrösse, ganze Figur. Die Authenti- 
cität des Porträts ist übrigens keineswegs sicher, das Costüm ein 
jüngeres. — 49. Ferdinandus II. Archid. Austriae, Comes Tirolis, 
Ferdinandi I. Caes. Filius, Natus 14. Juni 1529, obiit Oeniponti 
24. Jan. 1595. Sep. in Sacello B. V. M. prope templum S. Crucis. 
Ferdinand II., Erzherzog von Tirol, Lebensgrösse, ganze Figur 
(siehe 17). Den hier dargestellten Heimund den Harnisch besitzen 
noch die kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser- 
hauses zu Wien. — 50. Erzherzogin Magdalena, Tochter Kaiser 
Ferdinands I., geb. Innsbruck 14. August 1532, gest. Hall 10. Sep- 
tember 1590 als Nonne des dortigen königlichen Damenstiftes. 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



Lebensgrösse , ganze Figur. — 51. Andreas von Oesterreich, 
Cardinal. Lebensgrösse, ganze Figur (siehe 26). — 52. Karl, 
Markgraf zu Burgau. Lebensgrösse, ganze Figur (siehe 26). 
— 53. MAXIMI- 1 LT AN US III | Archidux Austr. | Comes 
Tirolis | Ordinis Teutonici Ma|ster, Rudolphi 2 d » Caes. | Frater, 
natus 12. Oct. 1558 | obiit Viennai 23 August. | 1618 sepultus 
in | Ecelesia paroch. Oenip. Maximilian, Erzherzog von Oester- 
reich, Sohn Kaiser Maximilians IL, geb. Wr«- Neustadt 12. Oc- 
tober 1558, Coadjutor des deutschen Ordens seit 21. Mai 1585, 
gest. "Wien 2. November 16 18. Lebensgrösse, ganze Figur. — 
54. Erzherzogin Helena, Tochter Kaiser Ferdinands I., geb. 
Wien 7. Jänner 1543, gest. Hall 5. März 1574 als Nonne im 
königlichen Damenstifte daselbst. Lebensgrösse, ganze Figur. — 55. 
ELISABET ERTZHERZOGIN ZV OSTERREICH | VER- 
MEHELTE | KINIGIN ZV POLLN IRES ALTERS . XVI 
IAR 1542. Elisabeth, Königin von Polen, Tochter Kaiser Fer- 
dinands I., geb. 9. Juni 1526, verm. 21. April 1543 mit König 
Sigismund August II. von Polen, gest. Warschau 15. Juni 1545. 
Kranach'sche Schule. Lebensgrösse, ganze Figur. — 56. Erz- 
herzogin Margaretha, Tochter Kaiser Ferdinands I., geb. 

16. Februar 1536 in Innsbruck, gest. Schloss Hasegg bei Hall 
als Nonne des dortigen königlichen Damenstiftes 12. März 1567. 
Lebensgrösse, ganze Figur. — 57. C LAVDIA MEDIC^EA. 
LEOPdi ARCHID. VXOR. Unten: Obiit 25 Xbris A° 1648 1 
Marito . Tyroli praefuit | Tutrix Filiorum ab A110. | ad Anum 
1646. Lebensgrösse, ganze Figur (siehe 35). Diese spätere 
Bezeichnung dürfte anzuzweifeln sein. — 58. Caroli Arch. 
Aust. ex Maria Bavara Filius | nat. Graecii 9. Oct. 1586. Obiit 

17. Sept 1632 | sep. Oenip*» in Templo ss*e Trinis Tyroli prae- 
fuit | ab A° 1620. Lebensgrösse, ganze Figur. Nach dieser 
(späteren) Aufschrift wäre der Dargestellte Erzherzog Leopold 
von Tirol (siehe 39), wozu die Tracht und Züge nicht stimmen. 
Diese, sowie das F am Halsbande des Hundes deuten auf Erz- 
herzog Ferdinand von Tirol (siehe 17). — 59. FERDINANDVS 
CAROLVS | ARCHID VX AVSTRI^E. Ferdinand Karl, Erz- 
herzog von Oesterreich. Lebensgrösse, ganze Figur (siehe 34)- 



Zweites Stockwerk. Vitrine in der Mitte des Saales. 



97 



s 



Vitrine in der Mitte des Saales. 

Manuscripte, graphische Arbeiten, Einbände, 

60. Pergamentmanuscript des XIII. Jahrhunderts, erste 
Hälfte. Antiphonarium mit Kalendarium. Aufgeschlagen ist das 
Miniaturgemälde der Kreuzigung Christi. Romanischer Stil. — 
61. Pergamenthandschrift des XIV. Jahrhunderts. Missale mit 
Kalendarium und Noten. Miniaturgemälde der Kreuzigung Christi. 
Gothischer Stil. — 62, 63. Zwei Bände einer Pergamenthand- 
schrift des XV. Jahrhunderts. Exegese des heiligen Hieronymus 
mit Miniaturen, Initialen und Randverzierungen. Deutsche Schule, 
van Eyck'scher Einfluss. — 64. Antiphonarium mit Noten- 
schrift. XV. Jahrhundert. Pergament, foliirt CCCXIJ, Schluss 
fehlt. Gothische Initialen. — 65. Himmelsglobus, mit Kupfer- 
stichen beklebt. XVI. Jahrhundert, zweite Hälfte, italienisch, 
Druck von der Gegenseite. Die Darstellungen der Himmels- 
zeichen an demselben haben dem Maler des Plafonds im ersten 
Waffensaale des Unterschlosses, Fontana, als Vorbilder gedient. 
— 66. Ablassbrief für die Besucher der St. Nicolauscapelle im 
Schlosse Ambras, ausgestellt durch Burckhard, Erzbischof von 
Salzburg, Legat des Apostolischen Stuhles, Salzburg, den 
24. Jänner 1466. Siegelumschrift: Sigillum Burkhardi et sanc- 
torum Nerei et Achillei, Presbyteris et Cardinalis Archiepiscopis 
ac apostolorum sedis legati. Pergament. — 67. Ablassbrief für 
dieselbe Capelle, verliehen durch Conradus, Episcopus Belli- 
nensis i486 und Georg, Bischof von Brixen. Siegelinschrift: Con- 
radvs . . . episc. bellin. 14 . . Pergament. — 68. Ablassbrief für 
dieselbe Capelle, verliehen durch mehrere Bischöfe im Jahre 1330, 
3. September, mit Erneuerung der früheren Ablässe durch Alber- 
tus, Bischof von Brixen 14 14 (?), 3. September. Pergament mit 
16 Siegeln und dem Haupte Christi in Miniaturmalerei. — 69. 
Ablassbrief für dieselbe Capelle, verliehen durch Casparus 
episcopus Baruttensis, Innsbruck, 5. Jänner 1466. Pergament, 
ohne Siegel. — 70. Ablassbrief für dieselbe Capelle, ausgestellt 
durch Gregor, Bischof von Brixen, Innsbruck, den 10. Sep- 
tember i486. Pergament, Siegel mit dem Wappen des Bis- 
thums Brixen und Legende: s. d. georgij. dei. gra. Epi. Brixi- 

8 







9« 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



nensis, rund. — 71. Fünf Druckwerke kirchlichen Inhaltes in 
Lederbänden mit Stanzendruck, XVI. und XVIII. Jahrhunderts. 

— 72. Geissei mit Pergamentstreifen, auf welchen Inschriften 

historischen und legendenmässigen Inhaltes, XVII. Jahrhunderts. 

Als Probe diene Folgendes: 

ad annum 803 : Erdbidem hagel, plitz vnnd feuer, 
Füellen vom himel vngeheur 
Macht den Menschen Lachen Theur. 

— 73. Holzschachtel, worin einst die Ablassschreiben bewahrt 
wurden: »Hierin sein »Zu der Ehr Gottes« auch der Himel- 
königin Mariae, dess h. Nicolai vnd viler heiligen mehr dise 
Indulgenzen gelegt vnd aufbehalten worden. 



— 74—76. Proben von Malereien und Zeichnungen auf Papier, 
Spinnweben, Achat, Perlmutter etc., XVII. und XVIII. Jahr- 
hundert. Die beiden Zeichnungen auf Spinnwebe, S. Bartholo- 
mäus und Andreas, sind bezeichnet : Joann: Burgman in Brunek 
fecit. Der Künstler starb im Jahre 1825. — In der Mitte männ- 
liches Porträt, Handzeichnung. Deutsche Schule des XVI. Jahr- 
hunderts. — 77. Album in Prachteinband von Schildpatt, Perl- 
mutter, Email, Gold etc. mit dem Porträt weil. Sr. Majestät 
Kaiser Ferdinands I. Gewidmet von dem Verfertiger Bernardino 
Spelluzzi in Mailand, 6. September 1838. 



Am Schlüsse der Porträtsreihe aus dem Allerhöchsten Erzhause 
ist hier eine Folge von Gemälden angeschlossen, welche sich auf 
die Thaten und Lebensereignisse Kaiser Maximilians I. beziehen. 
Es sind Malereien auf Holz, zwar ohne künstlerischen Werth, jedoch 
wegen gewisser Aehnlichkeiten in einzelnen Gruppirungen mit den 
nach 1563 gearbeiteten Marmorreliefs von Alexander Collin am 
Grabmal des Kaisers in der Innsbrucker Hofkirche von Interesse. 
Wie schon der Text der Inschriften beweist, behandeln diese 
Malereien dieselben historischen Vorfälle wie jene Marmorreliefs. 



Derwegen du wol betracht 
auf die sollt du gut haben acht. 
Liss sy, halts rein, legs wider nein 
Dess wirdt Gott dein beloner sein. 




Fünfter Saal. 




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Zweites Stockwerk. Sechstor Saal. 



Deutsche Fürsten und Adelige. 
Sechster Saal. 

Der Kachelofen des Gemaches ist blau und weiss glasirt, 
die Füsse bilden Caricaturgestalten in Bauerntracht. Im Uebrigen 
ist der Ofen demjenigen im ersten Stockwerk, Saal X, sehr 
ähnlich, nur das Arrangement der Büsten und Reliefs etwas 
abweichend. XVIII. Jahrhundert, Anfang. — Die prachtvolle, mit 
Intarsien geschmückte Holzdecke des Gemaches bildet den ein- 
zigen Ueberrest derartiger Vertäfelungen, welche ehemals fast 
sämmtliche Räume des Schlosses an den Decken und Wänden 
schmückten. Tiroler Arbeit von circa 1566— 1570. 

78. DVM MIHI SVB MVNDO VICESIMA VENERAT 
JETAS | NEC NON TRES AN N I , CORPORE TALIS 
ERAM. | ANNO - D° 1554. Maria, Herzogin von Jülich-Cleve- 
Berg, Tochter Kaiser Ferdinands I., geb. Prag, 15. Mai 1531, verm. 
3. (18.) Juli 1546 mit Herzog Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg, 
gest. Hambach 5. Jänner 1583. Lebensgrösse, ganze Figur. — 79. 
FRIDERICVS DEI GRATIA | COMES PALATINUS 
RHENI | DVX BAVARI^E SACRI RO | MANI IMPERII 
ARHIDAPIFER | ET PRINCEPS ELECTOR | AETATIS 
SV JE LXII ANNO 1545. Friedrich II., genannt der Weise, 
seit 16. März 1544 Kurfürst von der Pfalz, Sohn des Kurfürsten 
Philipp, geb. 9. December 1483, verm. 27. September 1532 mit 
der Prinzessin Dorothea von Dänemark, gest. 26. Februar 1556. 
Lebensgrösse, ganze Figur. — 80. Friedrich Graff zuo Fürsten- 
berg | Obiit LVIII | ANNO iETATIS SV^E 62. Friedrich (III.), 
Graf zu Fürstenberg, geb. 1496, gest. 8. März 1559, Herr von 
Wartenberg, Immendingen und Moringen, kais. Rath und Obrist 
wider die Türken, Ritter des goldenen Vliesses. Halbe Figur. 
Dieses wie mehrere der folgenden Porträts von Kriegsmännern 
in ihrer Rüstung waren in der Waffen Sammlung Erzherzog Ferdi- 
nands den Harnischen der betreffenden Personen zur Seite ge- 
stellt. - 81. I • 5 6 • 4. FERDINANDVS DVX BAVARIyE | 
JET ATIS S\VE ANNO XV. Ferdinand, Herzog von Baiern, 
Sohn Herzog Albrecht V. von Baiern, geb. 30. Jänner 15 50, 

8* 



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IQO l^>as Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 

gest. 30. Jänner 1608. Lebensgrosse, ganze Figur. — 82. iETA- 
TIS SV-*: LXXV | ANNO DOMINI | MDLXX | SEBASTIAN 
SCHERT LEN V I BVKTENPACH KITTER | RÖ KAll 
(sie) MAI RATT VND | OB RISTER | TST IN GOT 
VESCHDEN (sie) 1577 DEN 18. NOVEM SEIN ALTERS 
IM 82 IAR DER AL|MECHTIG GOT VERLEICH | IME 
ATN FROLICHE AVFFER | STEHVNG. Die am Bilde an- 
gegebenen Daten sind unrichtig. Schertlin von Burtenbach, 
Sebastian, deutscher Feldherr, geb. zu Schondorf (Württem- 
berg) 12. Februar 1496, gest. auf seinem Gute Burtenbach 
18. November 1575. Halbe Figur. — 83. Jobst Josepf (sie) Graft 
von Thum I vnd velsesine frevherr Zyvm Creyts I Ritter Erb- 
landthoffmaister In Crayn | vnd der Windischen March, Erb- 
mar|schalkh der frs Grs Görtz. Rom. | Khay: Mt. vnd frs: Drl: 
Khriegs|Ratt vnd Veldtobrister der Khra | batischen Gränitze. 
1581 JET ATIS SV^E . XLIX. Jobst Joseph,' Graf von Thum und 
Valsassina etc., geb. 1533, gest. 1589, diente unter Erzherzog 
Ferdinand und später gegen die Türken, war auch Gesandter 
in Venedig. Halbe Figur. — 84. TALE DVX IVLIJE GVLI- 
HELMVS I MAGINE VI WS | SEPTEM LVSTRA ET 
TRES ANNOS NVMERAVERAT JEVL Dasselbe Distichon 
noch einmal in Untermalung: ANNO DOMINI 1554. Wil- 
helm VI., Herzog von Jülich-Cleve-Berg, Sohn Herzogs Johann, 
geb. 18. (28?) Juli 15 16, verm. 3. Juli 1546 mit der Erzher- 
zogin Maria von Oesterreich, Witwer seit 5. Jänner 1583, gest. 
zu Düsseldorf am Rhein, 25. Jänner 1592. Lebensgrösse, ganze 
Figur. — 85. 1 • 5 • 6 ■ 4 | WILHELMVS . DVX . BA VARIZE 
-fl£TATIS . SYM . ANNO . XVI. Wilhelm V., genannt der 
Fromme, Herzog von Baiern, Sohn des Herzogs Albrecht V., geb. 
29. September 1548, verm. 22. Februar 1568 mit der Prinzessin 
Renate von Lothringen (siehe 93), succed. seinem Vater am 24. Oc- 
tober 1579, abdankend zu Gunsten seines Sohnes Maximilian I. 
I 598, gest. Schieissheim bei München, 7. Februar 1626. Lebens- 
grösse, ganze Figur. — 86. 1 • 5 • 6 • 4 | MARIA DVXISSA 
BAVARI^E | AETATIS SV JE ANNO XIII. Maria von 
Baiern, spätere Erzherzogin von Oesterreich (siehe 24). Lebens- 




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Zweites Stockwerk. Sechster Saal. IOI 



grosse, ganze Figur. — 87. MAU RITT 9 . D. G. | COMES . A. 
XASS: — PHILIPP9 . D. G. | PRINCEPS . AVR : j — HEN- 
RIC9 . D. G. AVRAICJE | PRINCEPS COMES NASS'OV: 
T. Moriz, Prinz von Oranien, Graf von Nassau, Feldherr und 
Statthalter der Niederlande, geb. Dillenburg in Nassau 14. No- 
vember 1567, gest. im Haag 23. April 1625. IT. Philipp Wil- 
helm, Prinz von Oranien, Sohn Wilhelm I., Bruder des Vorigen, 
geb. 19. December 1554, 1567 in Gefangenschaft der Spanier, 
gest. 20. Februar 1618. III. Heinrich Friedrich, Prinz von 
Oranien und Statthalter der Niederlande seit 1625, Bruder der 
Vorigen, geb. 24. Februar 1584, gest. 14. Mai 1647. Brustbild. 
— 88. I • 5 • 6 • 4 | MARIA . MAX I M I LI AN A . DUXISSA, 
BAVARIJE . JETATIS . SV JE ANNO . XII. Maria Maximi- 
iiana, Tochter Herzog Albrechts V. von Baiern, geb. 1552, 
gest. 16 14, unvermählt. Lebensgrösse , ganze Figur. — 89. 
SONNENBERG . VND ZVE | FRIDTBERG . DES . HAY- 
LIGEN | ROMISCHEN . REICHS | ERBTRVCHSES . 
FREYHER | ZVE WALTBVRG . HER . ZVE | SCHEER . 
BVvSSEN . DER M EN DINGEN | VND KALLENBERG. 
ROM . KAY | MAYT: RATH . VND . VELD | OBRISTER. 
Rückwärts: GRAF ANDRE VON SONNENBVRG. Andreas, 
Graf von Sonnenberg und Friedberg etc., Sohn des Grafen 
Eberhard L, Rath des Erzherzogs Sigismund von Tirol und 
Kaiser Max I., ermordet 15 it. In der obigen Inschrift ist 
richtig zu lesen: Bussen, Thurmedingen vnd Kalberg. Knie- 
stück. Den hier dargestellten Harnisch bewahren noch die 
kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 
in Wien. Das Porträt stimmt vollständig mit dem Stiche in 
Schrenckh's Ambraser Heldenbuch. — 90. Ludwig der Aeltere, 
Sohn Kaiser Ludwigs des Baiern, von 1322 — 1352 Kurfürst von 
Brandenburg, durch seine (zweite) Vermählung mit Margarethe 
Maultasche Graf von Tirol, gest. 1361. Halbe Figur. — 91. 
KR1STESTVS . DVX . BA VARIZE | ^ETATIS . SVJE . AN- 
NO X. Ernst, Prinz von Baiern, Sohn Herzog Albrechts V., geb. 
17. December 1554, Bischof von Freisingen seit 1566, Bischof von 
Hildesheim seit 1573, Fürstbischof von Lüttich seit 1580, Kur- 
fürst - Erzbischof von Köln seit 1 583 , Bischof von Münster 




5 



1 . 



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102 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



seit 1583, gest. Arensberg 7. Februar 1612. Lebensgrösse, ganze 
Figur. - 92. MARGARETHA ZV GENANTE | MAUL- 
TASCH von | dero lezten villers (sie) vir | machtens die GrafT- 
schaft | Tyrol an das durch lauchtigste haus | von öeste | reich 
gekommen. Margarethe Maultasch, Prinzessin von Baiem, 
Gräfin von Tirol, Erbtochter des Herzogs Heinrich von Kärnten, 
Grafen von Tirol, und der Herzogin Adelheid von Braunschweig, 
verm. 1329 mit dem böhmischen Prinzen Johann, wiederverm. 
mit dem Prinzen Ludwig dem Aelteren . von Baiern, gest. 
Wien 1366. Lebensgrösse, ganze Figur, XVIII. Jahrhundert. 
— 93. Renata, Tochter Herzogs Franz von Lothringen, verm. 
mit Wilhelm V., Herzog von Baiern, 22. Februar 1568, gest. 
23. Mai 1602. Rückwärts bezeichnet: Herzog Wilhelmi ge- 
machel. Lebensgrösse, ganze Figur. Unvollendet. Im Ambraser 
Trinkbuch eingetragen als Renee Ducesse en Bauiere, 1568. — 
94. Ludwig von Brandenburg (siehe 90), halbe Figur. 



Kachelofen auf vier Eisenfüssen mit vierseitigem Aufsatze. 
Unter dem Ofen befindet sich ein Paviment von glasirten weissen 
Fliessen, deren blaue Zeichnung Thiere und Landschaftsvignetten 
in Delftermanier darstellt. XVIII. Jahrhundert. Der Ofen selbst 
aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts hat ein teppich- 
artiges Muster, blau, gelb, grün auf Weiss in Majolicafarben aus- 
geführt. Die Bekrönung bilden Engelfigürchen, deren Eines einen 
blauen Schild hält, worin in Gelb und Weiss das Zeichen < \f > 



95. WOLFGANG GRAVE ZV | LEWENSTE IN HERR 
ZV | SCHARPFENECK. Wolfgang war der Stifter der Linie 
Löwenstein-ScharfTeneck, welche mit seinem Enkel Georg Lud- 
wig 1633 wieder ausstarb. Das Wappen auf dem Bilde ist nicht 
ganz correct. (Siehe Neuer Siebmacher I., 3. Abth., pag. 51 — 16 
und Tafel 114.) Ein Albrecht Graf zu Löwenstein hat sich 1568 
in den Trinkbüchern des Schlosses Ambras eingezeichnet, Wolf- 
gang selbst aber im Jahre 1567 mit dem ganzen obigen Titel. 
Halbe Figur. — 96. Anno Domini MDLXV. Porträt einer unbe- 



Deutsche und Italiener. 
Siebenter Saal. 




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Zweites Stockwerk. Siebenter Saal. Io3 



kannten Frau in deutscher Witwentracht, gemalt 1565. Ein 
Porträt derselben Dame im ersten Stockwerk, Saal I, wobei die 
Buchstaben AW 1565. Vielleicht Anna Welserin, eine Verwandte 
Philippinens, Tochter des 1540 gestorbenen Sigmund Welser, verm. 
mit Paulus Rehm, dann mit David Höchstädter? Halbe Figur. — 
97. Rückwärts bezeichnet: Herr <£bcrf}.(?) von Serentrjht. Wahr- 
scheinlich ein Mitglied der 1646 ausgestorbenen alten tirolischen 
Familie der Freiherren von Sarnthein, genannt von Nordheim. 
Ein Karl von Seernthein hat sich 1570 im Ambraser Trink- 
buche eingetragen. Lebensgrösse, ganze Figur. — 98. IACO- 
BVS . D. G. AN G | . SCOTTS HIBER | REX und 

ANNA: D. G. ANG : SCOT : HIBER : REGINA. Jacob IL, 
König von England, seit 6. Februar 1685, geb. 14. October 1633, 
verm. 15. Februar 1660 mit Anna Hyde, Witwer seit 31. März 
(10. April) 1671, wiederverm. 1. December 1673, entthront am 
23. Februar 1689, gest. Saint-Germain bei Paris 16. Septem- 
ber 1701. Hyde Anne, Königin von England, Tochter des 
Edward Hyde, Earl of Clarendon, geb. im Jahre 1637, verm. 
15. Februar 1660 mit König Jacob II. von England, gest. 
31. März (10. April) 1671. Brustbild. — 99. Maximilian, erster 
Kurfürst von Baiern, geb. 15. April 1573, Kurfürst seit 25. Fe- 
bruar 1623, gest. 17. September 165 1. Kniestück. — 100. Maria 
Anna, Erzherzogin von Oesterreich, Tochter Kaiser Ferdi- 
nands II., geb. Graz 13. Jänner 16 10, verm. mit Kurfürst Maxi- 
milian von Baiern den 15. Juli 1635, gest. München 28. Sep- 
tember 1665. Kniestück. Eine Wiederholung befindet sich im 
ersten Stockwerk, Saal IV. — 101. GRAF PEDER (sie) ERNST j 
V MANSFELD. Peter Ernst, erster Reichsfürst von Mans- 
feld, General Kaiser Karl V., Gouverneur von Luxemburg, 
geb. 20. Juli 1517, gest. 22. Mai 1604. Halbe Figur. Die kaiser- 
liche Sammlung zu Wien besitzt ebenfalls ein Porträt, welches 
vordem als Mansfeld bezeichnet, durch Dr. Hartmann von 
Franzenshuld (Numismat. Zeitschr., IV. Bd.) jedoch als dasjenige 
des Christoph Mondragon (geb. um 1510 zu Medina del campo 
in Spanien, gest. Antwerpen 1596 (Feldmarschall Philipps II.), 
erkannt wurde. — 102. Lazarus Schwendi, Freiherr von Hohen- 
^ landsberg, Feldherr der kaiserlichen Truppen, geb. auf dem 



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104 



Das HocbscUoss. Die Gemäldesammlung, 



Schlosse Schwendi in Schwaben um 1526, Sieger bei Gotha, 
St. Ouintin etc., geheimer Rath unter Max II., Feldherr gegen 
Sigmund Fürsten von Siebenbürgen und die Türken. Starb in 
seinem Geburtsorte 1584. Halbe Figur. Den dargestellten Har- 
nisch bewahren die kunsthistorischen Sammlungen des Aller- 
höchsten Kaiserhauses in Wien. — 103. V. G. G. CHRISTOFF 
HERZOG ZV | WIRTEMBERG VXD TECK . GRAjVE 
ZV MVM PELG ART etc. STARB | AO MDLXVIII. SEINES 
ALTERS | LIIII • IAR. Christoph, Herzog von Württemberg, 
Sohn des Herzogs Ulrich IL, geb. zu Urach 12. Mai 15 15, in 
Innsbruck erzogen, verm. 24. Februar 1544 mit der Markgräfin 
Anna Maria von Ansbach, regierte seit 6. November 1550, 
gest. zu Tübingen 28. December 1568. Lebensgrösse, ganze 
Figur. Die kaiserliche Sammlung zu Wien bewahrt die Rü- 
stung Christophs und seines Vaters Ulrich, ebenso mehrere 
Porträts derselben, welche sich Erzherzog Ferdinand brieflich 
erbeten hatte. (Siehe oben den geschichtlichen Theil, pag. X.) 

— 104. Porträt eines Kriegers in schwarzem halben Harnisch, 
den Regimentsstab in der Rechten, das Gesicht ziert ein langer 
grauer Bart. In den älteren Inventaren als Nicolaus capitano 
bezeichnet. Nach der Inschrift auf einer Wiederholung des 
Porträts in der kunsthistorischen Sammlung des Allerhöchsten 
Kaiserhauses in Wien, ein Trabanten -Hauptmann Namens 
Wrchota. XVI. Jahrhundert, Ende. Lebensgrösse, ganze Figur. 

— 105. HIERONYMI FRESCOBALDI. Frescobaldi Girolamo, 
Musiker und Organist an der Peterskirche in Rom, geb. Fer- 
rarai59i, gest. Rom um 1650. Brustbild. — 106. CAO : DI- QVA- 
RANTA. Brustbild eines älteren Mannes mit obiger Bezeichnung. 
Das Bilderinventar von 1663 führt das Porträt mit den Worten 
auf: Cao di quaranta Thosa di Venetia. Die Quaranta waren ein 
aus Italien nach Tirol eingewandertes Geschlecht, vielleicht aus 
Cremona oder aus Bagnolo im Brescianischen. Kaiser Ferdi- 
nand I. verleiht ihnen (Prag, 18. Juli 1562) eine Wappen- 
besserung; sie heissen in dem betreffenden Diplom Johann und 
Andreas Cazan genannt Quaranta, auch de Januitijs de Cazan 
Quaranta. Augustin nannte sich seit 1592 von seinem neuen 
Besitze bei Meran Quaranta von Rametz. Er stand zu Erzherzog 



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Zweites Stockwerk. Siebenter Saal. 105 

Max III. in Beziehungen, der natürliche Sohn des Letzteren, 
Johann Eckhart von Rosenberg, erwarb von ihm das Schloss 
Winkl bei Meran, und so dürfte, nach einer mir freundlichst 
^ mitgetheilten Vermuthung des Herrn k. k. Kämmerers Hugo 
Ritter von Goldegg-Lindenburg auf Partschins bei Meran, dieses 
Porträt eines sonst unbekannten Karl (Carolo) von Quaranta 
nach Ambras gekommen sein. — 107. Mathias, Sohn des Gross- 
herzogs Cosimo II. von Medici, Schwager des Erzherzogs Fer- 
dinand .Karl von Tirol, geb. 1613, gest. 1667. Lebensgrösse, 
ganze Figur. — 108. LVZZASCO-LVZZASCHI. Lucciasco di 
Ferrara, berühmter Orgelspieler des XVI. Jahrhunderts, aus 
Ferrara gebürtig. Brustbild. — 109. LVCA . MARENTIO. 
Marenzio Luca, Capellmeister und berühmter Kirchencomponist 
des XVII. Jahrhunderts. Brustbild. — HO. VIRGINIVS VR- 
SINIVS. Ursini Virginio, Herzog von Bracciano, um 1589. 
' Brustbild auf Holz. — III. FERDINANDO | MARC ... DI 
FE SC ÄRA. Entweder Ferdinand Avalos, Marchese von Pe- 
\ scara, Führer der spanischen Truppen unter Karl V., Eroberer 
von Genua, in der Schlacht bei Pavia hervorragend betheiligt, 
geb. 1489, gest. 1525, Gemal der berühmten Vittoria Colonna, 
oder dessen Neffe, Sohn seines Bruders Alfonso, Fernando 
Francesco d' Avalos und d'Aquino, Marchese di Pescara, geb. 
1 502, gest. 1 546. Lebensgrösse, ganze Figur. — 112. Sebastiano 
Veniero, seit 1577 Doge von Venedig, Befehlshaber der vene- 
zianischen Flotte gegen Selim III., Sieger bei Lepanto 1571 ; 
geb. Venedig 1496, gest. daselbst 3. März 1578. Den Harnisch 
bewahren die Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in 
Wien. Lebensgrösse, ganze Figur. — 113. FERDINAXDVS 
FRANC . FIL.MELFICTI PRIN| ARIANI DVX. Ferdi- 
nand Gonzaga, Sohn Francesco's, Fürst von Mein, Herzog von 
Ariano, Feldherr in Diensten Karls V. beim sacco di Roma und 
in Tunis, gest. bei der Belagerung von St. Quentin t 557. Lebens- 
grösse, ganze Figur. Den Harnisch bewahren die kunsthistori- 
schen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien. 
— 114. COSMUS MED . MAG . ETRVRIiE | DVCE (sie). 
Cosimo II. von Medici, seit 7. Februar 1609 Grossherzog von 
^ Florenz, Sohn des Grossherzogs Ferdinand I., geb. 12. Mai 1590, 



! 

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IOÖ I>as Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 

verm. 19. October 1608 mit der Erzherzogin Maria Magdalena von 
Oesterreich -Steiermark, gest. 28. Februar 1621. Lebensgrosse, 
ganze Figur. — 115. Auf dem Briefe : All 111™° Es Ecc™o s • mio . 
oymo | II s v Duca d. Sabionetta. Vespasiano Gonzaga, Sohn 
Lodovico Rodomonte's, Herzog von Sabionetta, Feldherr in spani- 
schen Diensten, geb. 1531, gest. Sabionetta 13. März 1591- 
Lebensgrösse, ganze Figur. — 116. AVGVSTINVS BARBA- 
RI G °. Agostino Barbarigo, venezianischer Gesandter und Unter- 
befehlshaber der Flotte, in der Schlacht bei Lepanto 1 57 1 ge- 
tödtet. Den Harnisch (ohne Helm) bewahren die kunsthistorischen 
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien. Lebens- 
grösse, ganze Figur. — 117. Marco Bragadino inventore di far 
l'oro. Marco Bragadino, italienischer Alchymist und Abenteurer, 
geb. auf der Insel Claudia, enthauptet zu München 1590. Halbe 
Figur. Venezianische Schule, vortreffliches Bild. — 118. Mar- 
garetha, Tochter des Grossherzogs Cosimo II. von Florenz, 
geb. 1612, verm. 1628 mit Odoardo I., Herzog von Parma, 
Schwägerin Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol, gest. 1646. 
Lebensgrösse, ganze Figur. — 119. ANDRE | DORIA. Andreas 
Doria, Feldherr und Admiral unter Franz I. von Frankreich, 
dann unter Karl V., Ritter des goldenen Vliesses und Fürst 
von Melfi, ausgezeichnet in dem Zuge gegen Tunis und Corsica, 
geb. Oneille 30. November 1468, gest. Genua 25. November 1560. 
Lebensgrösse, ganze Figur, vollkommen wie in Schrenkh's Am- 
braser Heldenbuch. — 120. Giovanni Carlo, Sohn des Gross- 
herzogs Cosimo IL von Florenz, seit 1644 Cardinal, Schwager 
des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol, geb. 161 1, gest. 
23. Jänner 1663. Mit dem Maltheserkreuze. Lebensgrösse, ganze 
Figur. Auf der vorderen Treppe im ersten Stockwerk befindet 
sich das Porträt desselben Fürsten als Cardinal. — 121. Giovanni 
Jacopo Soranzo, Senator und Gesandter der Republik Venedig, 
Sieger über die Türken, Procurator von S. Marco. Geb. Vene- 
dig 15 18, gest. um 1580. Brustbild. Der Harnisch (mit dem 
Maltheserkreuze) befindet sich in den kunsthistorischen Samm- 
lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien. — 122. Vin- 
cenzo I., Herzog von Mantua und Montferrat, Sohn des Herzogs 
Guglielmo, geb. 1562, gest. 1612, Regent seit 1587. Kniestück. — 



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Zweites Stockwerk. Achter Saal. 



IO 



123. CHIAPIX VITELIVS. Chiappino Vitelli, Feldherr bei 
den spanischen Truppen in Toscana, Geburtsjahr unbekannt, 
gefallen bei der Belagerung von Zierikzee in Holland 1576. 
Kniestück. 

Italiener und Franzosen. 
Achter Saal. 

124. FRANCISCVS FE DE KI CI FILIVS | MAXTWE 
DVX SECVNDVS. Francesco III., zweiter Herzog von Mantua 
aus dem Hause Gonzaga, Markgraf von Montferrat, geb. 1533, 
seit 1540 Regent, gest. 1550. Halbe Figur. — 125. FRAN- 
CISCVS LVDOV : FIL : MANT : PRIX : IUI: Francesco L, 
Sohn Ludwigs II. Gonzaga, Hauptmann zu Mantua, Reichsvicar, 
geb. 1363, folgte 21. October 1382, gest. 8. März 1407. Halbe 
Figur. — 126. Rückwärts: ALOISIVS MANTVJE PRIX- 
CEPS PRIMVS. Lodovico I. Gonzaga, genannt der Glück- 
liche, Herr von Mantua, Vicar des heil, römischen Reiches, gest. 
1360 (nach Anderen 13. Jänner 1362), 93 Jahre alt. Halbe Figur. 
— I27.GVIDO ALOISII FILIVS MANT . PRIN: II. Guido 
Gonzaga, Sohn des Ludwig I. von Gonzaga, folgte seinem Vater als 
Herr von Mantua und kaiserlicher Reichsvicar 1360, gest. 1369. 
Halbe Figur. — 128. IOAXXES FRANCISCVS FRAN|CISCI 
FILIVS MANTVyE | MARCHIO PRIMVS. Johann Franz, 
Sohn Franz I., geb. 1394, erster Markgraf von Mantua seit 
gest. 23. September 1444. Halbe Figur. — 129. Vittoria, 
Tochter Federico Ubaldo's von Rovere, des letzten Herzogs von 
Urbino, verm. mit Grossherzog Ferdinand II.' von Florenz 163 1, 
gest. 1694. Bezeichnet: D. MANO . DE CASIXI. Unter Lebens- 
grösse, ganze Figur. Ein Vittore Casini diente lange Zeit dem 
Giorgio Vasari als Gehilfe. — 130. Auf dem Buchdeckel: 
Pietro Aretino. Pietro Aretino, italienischer Schriftsteller, Sati- 
riker, geb. zu Arezzo 20. März 1493, gest. zu Rom 1 556. Halbe 
Figur. — 131. Dante Allighieri, italienischer Dichter, geb. Florenz 
27. Mai 1265, gest. Ravenna 14. December 1321. Brustbild. — 
132. Laura de Sades, verm. Noves, Geliebte des Petrarcha, geb. 
26. April 1308, gest. Vaucluse 6. April 1348. Brustbild. — 



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Iq8 Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 

133. COR«: Wappen BEN:* Cornelio Bentivoglio, aus der 
Familie der Tyrannen von Bologna, unter Heinrich TL von" 
Frankreich bei der Belagerung von Parma ausgezeichnet, 1552 
schlug er die kaiserlichen Truppen bei Scarlin. Ercole IL von 
Ferrarra machte ihn zum Statthalter, Alfonso II. sandte ihn 
1566 mit italienischen Truppen nach Ungarn. Halbe Figur. Den 
Harnisch bewahren die kunsthistorischen Sammlungen des Aller- 
höchsten Kaiserhauses in Wien. — 134. Francesco Petrarca, 
italienischer Dichter, geb. Arezzo 20. Juli 1304, gest. Arqua 
bei Padua 18. Juni 1374. Brustbild. — 135. I BOCHACCIL 
Boccaccio, Giovanni, italienischer Novellist, geb. Florenz (nach 
Anderen Paris) 16. Juni 13 13, gest. Certaldo 21. December 1375. 
Brustbild. — 136. Franz von Valois L, König von Frankreich, geb. 
Cognac 12. September 1494, regierte seit I. Jänner 15 15, gest. 
zu Rambouillet 31. März 1547. Lebensgrösse, ganze Figur. — 
137. Francois d'Alencon, Herzog von Anjou, Sohn Königs 
Heinrich IL, geb. II. März 1554, gest. 10. Juni 1584. Lebens- 
grösse, ganze Figur. — 138. Franz IL, König von Frankreich, 
geb. Fontainebleau 27. Jänner 1543, König seit 1559, gest. 
5. December 1560. Lebensgrösse, ganze Figur. — 139. Hein- 
rich IL, König von Frankreich, geb. 31. März 1518, König 
seit 25. Juli 1547, gest. in F'olge eines unglücklichen Stosses, 
den er beim Turniere durch den Grafen Gabriel du Mont- 
gommery in\s Auge erhielt, Paris 12. Juli 1559. Lebensgrösse, 
ganze Figur. — 140. Maria von Medici, Königin von Frank- 
reich, Tochter des Grossherzogs Franz I. von Toscana, geb. 
Florenz 26. April 1573, verm. mit Heinrich IV. von Frank- 
reich 4. December 1600, gest. Köln 3. Juli 1642. — 141. Hein- 
rich III., König von Frankreich, Sohn Heinrichs IL, geb. Fon- 
tainebleau 19. September 1 55 1, erwählt 13. Mai 1574, ermordet 
zu Saint-Cloud r. August 1589. Lebensgrösse, ganze Figur. — 
142. L. A. Principessa Catharina di Lorena. 1642. Herzogin 
Katharina von Lothringen, Tochter Herzog Karls IL, geb. 
1573, gest. 1648, Aebtissin von Remiremont. Nonnentracht, 
Brustbild. — 143. Karl von Bourbon, Connetable von Frank- 
reich, Conte de Montpensier et de la Marche, Dauphin von 
Auvergne, geb. 17. Februar 1490, gefallen bei der Belagerung 



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Zweites Stockwerk. .Neunter Saal. IOQ 

von Rom 6. Mai 1527. Lebensgrösse , ganze Figur. — 144. 
Ludwig XIV. und dessen Bruder Philipp I., Herzog von Anjou, 
als Kinder. Ludwig, geb. St. Germain en Laye 5. September 
^3^» g est - 111 Versailles 1. September 171 5. Philip)), geb. 
21. September 1640, gest. 6. Juni 1701. Lebensgrösse, ganze 
Figur. — 145. Ludwig XVI., König von Frankreich, im Ge- 
fängnisse des Temple sein Testament schreibend. Geb. Ver- 
sailles 23. August 1754, guillotinirt zu Paris 21. Jänner 1793. — 
146. Suzanne de Bourbon, Gemalin des Connetable Karl von 
Bourbon (angeblich). Nach anderer Tradition wäre die Dargestellte 
Eleonora, Tochter des Markgrafen zu Villafranca, Pietro von 
Toledo, Gemalin Cosimo I. de Medicis, geb. 1539, gest. 1562. 
Lebensgrösse, ganze Figur. 

Spanier, Ungarn, Polen, Orientalen. 
Neunter Saal. 

Kleiner Kachelofen, grün glasirt, mit teppichartigem Re- 
naissanceornament. XVII. Jahrhundert. 

147. PHILIPPVS III. HISPANIARVM REX. - MAR- 
GARITA . DE AVSTRIA HISPANIARVM REGINA. 
Philipp III., König von Spanien, Sohn König Philipps IL, geb. 
zu Madrid 14. April 1578, regierte seit 13. September 1598, 
verm. 18. April 1599 mit der Prinzessin Margaretha von Oester- 
reich, Witwer seit 3. Oclober 1611, gest. Madrid 31. März 1621. 
Margarethe, Königin von Spanien, Tochter des Erzherzogs 
Karl von (Oesterreich- Steiermark, geb. Graz 25, December 1584, 
gest. Madrid 3. October 161 1. Ganze Figur, klein. — 148. 
V. P. DOMINICVS AIESV MARIA. Porträt des spanischen 
Carmeliter-Ürdensgencrals Dominicus a Jesu Maria, geb. zu 
Aragon 1555, eifrigen Förderers der katholischen Sache unter 
Ferdinand II. Sein Aufruf und seine Predigten trugen viel zur 
Wendung der politischen Lage durch den Sieg am weissen 
Berge bei. Seine bereits eingeleitete Canonisation unterblieb 
nach dem Tode des Kaisers. — 149. Rückwärts: CONTE 
DVCA D. OLIVARES | 1640. Gasparo de Guzman Conde de 
Olivarez, Duque de San Lucar, Premierminister von »Spanien 



I IO 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



unter Philipp IV., geb. Rom 6. Jänner 1587, gest. Toro 
12. Juli 1645. Brustbild. — 150. Um den Schild: A CA STILL A 
IALEON . NVEVO MVNDO DICOLO. Auf dem Globus: 
NVEVA . . ESPANA. Angeblich Colombo Cristofero, Ent- 
decker von Amerika, geb. Genua um 1440, gest. Valladolid 
20. Mai 1506. Lebensgrösse, ganze Figur. Die Authenticitat des 
Bildnisses ist sehr fraglich. — 151. ANTONIVS f LEVA. Leva 
Antonio, Duque de, spanischer Feldherr, geb. Navarra um 1480, 
gest. zu Aix in der Provence nach 1536. Ausgezeichnet in den 
Schlachten bei Goza und Terranuova in Neapel, bei Pavia 1525, 
Landriano und Tunis. Lebensgrösse, ganze Figur. — 152. Phi- 
lipp IV., König von Spanien, Sohn Philipps III., geb. Madrid 
8. April 1605, König seit 1621, Schwiegersohn Kaiser Ferdi- 
nands III., gest. Madrid 17. September 1665. Brustbild. Nach Ve- 
lasquez. — 153. FERDINAND YS | CONSALVVS | DICTVS. 
MAGNVS. Ferdinand Gonsalez de Cordova, spanischer Feldherr, 
geb. 16. März 1443, gest. 2. December 151 5. Lebensgrösse, ganze 
Figur, vollständig wie in Schrenkh's Arabraser Heldenbuch. — 
154. Carlo Gonzaga, Herr zu Gazzuolo, Graf von San Martino, seit 
1555 Befehlshaber über die Fussvölker Kaiser Karls V. in der 
Lombardei, Sohn des Pyrrho Gonzaga. Den Harnisch bewahren die 
kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 
in Wien. — 155. N. C. P. D. Z. Nicolaus I., Graf Zriny, Ban 
von Croatien, Sohn Graf Peters, geb. 15 18, gefallen bei Szigeth 
7. September 1566. Halbe Figur. — 156. Wladislaw Sigmund IV., 
König von Polen, geb. 5. Juni 1595, regierte seit 1632, verm. 
seit 1637 mit Cacilia Renata, Tochter Kaiser FeHlinands IL, 
gest. 10. Mai 1648. Halbe Figur. — 157. A. D. 1642 | SIGIS- 
MVNDVS . CASIMIRVS | PRINCEFS . POLO . ET . SVE . 
JET ATIS SVE 3. Sigmund Casimir von Polen und Schweden 
als Kind, Sohn König Wladislaws IV. (siehe l56) und der Erz- 
herzogin Cacilia Renata, Tochter Kaiser Ferdinands IL, geb. 
Warschau I. April 1640, gest. daselbst 9. August 1647. Lebens- 
grösse, ganze Figur. — 158. Vlad IV. Tzepesch, auch Tzepe- 
lusch (Henker) Drakul Wojda, Woywode der Walachei von 
1456 bis 1462, Sohn des Drakul, berüchtigt durch seine Grau- 
samkeit als Herrscher. Nach mehrjähriger Gefangenschaft in 




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Zweites Stockwerk. Neunter Saal. 



- 

III 



Ofen wieder eingesetzt 1477, zwei Jahre später wahrscheinlich 
durch einen Diener ermordet. In der kaiserlichen Sammlung zu 
Wien als Miniaturcopie mit der Beischrift: AVEIDA, woraus 
y Primisser (1. c. pag. 135) einen »Aveida, Fürst der Wallachei« 
macht. Engel's »Geschichte der Moldau und Walachei« (Halle 1804) 
enthält eine ähnliche Auffassung nach einem Holzschnitt aus 
einer Druckschrift des XV. Jahrhunderts, betitelt: »Van deme 
groten Thyrane Dracole wyda«, in der Szächenyi'schen Landes- 
bibliothek im Nationalmuseum zu Pest.*) — 159. Die Sieger in 
der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken im Jahre 1571. 
Don Juan d'Austria, natürlicher Sohn Kaiser Karls V. und 
der Regensburgerin Barbara Blomberg, geb. Regensburg 24. Fe- 
bruar 1545 (1547), gest. Namur 1. October 1577 (1578), Ober- 
befehlshaber der vereinigten Flotte. Sebastiane» Veniero, Doge 
von Venedig (siehe 112), Befehlshaber der venezianischen Ga- 
leassen. Marcantonio Colonna d. J., der Anführer der päpst- 
L liehen Galeeren, in dem Kampfe. Lebensgrösse, ganze Figur. 
' Die hier dargestellten Harnische des Veniero und Don Juan 
befinden sich in den kunsthistorischen Sammlungen des Aller- 
höchsten Kaiserhauses in Wien. — 160. Porträt eines Prinzen 
im Knabenalter. XVII. Jahrhundert. Nach dem Inventare von 
1806 Johann Stephan, Sohn eines Wojwoden der Walachei, 
der moldauische Bojar Petreitschik, als Wojwode Stephan ge- 
nannt, welcher 1672 — 1673 regierte. Er ging in der Schlacht bei 
Chotschim (11. November 1673) zu Sobieski über und conspirirte 
auch mit Michael Apafii, Fürsten von Siebenbürgen (dessen In- 
signien die kaiserlichen Sammlungen in Wien besitzen), gegen 
die Türken. Diese Umstände erklären auch das Vorkommen des 
Porträts in der Galerie. Lebensgrösse, ganze Figur. — 161. GRE- 
GOR BAXI | VNG • NOB. Gregor Baxi, ein ungarischer Edel- 
mann, welcher im Turnier durch einen Lanzenwurf in's rechte Auge 
getroffen, dennoch aber geheilt worden sein soll (Haustradition). 
XVI. Jahrhundert. Kopf. — 162. ARIADENVS | BARBA- 
ROSSA. Chayreddin Barbarossa, Corsar. Im Jahre 1535 vom 



* *) Freundliche Mittheilung des Herrn Vorstandes genannter Bibliothek, 

' Majlath Rela. 



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112 Das Hochsihloss. Die Gemäldesammlung. 

Kaiser Karl V. in Tunis geschlagen. Lebensgrosse, ganze Figur. 
— 163. Filippo Scolari, genannt Pippo Spano, aus dem rloren- 
tinischen Geschlechte der Scolari, geb. daselbst 1369, Diplomat 
und Vertreter der florentinischen Handelsinteressen in Ungarn, 
Feldherr in Diensten Kaiser Sigismunds, Sieger über die Türken, 
starb 1426 zu Lippa an der Maros, begraben in Stuhlweissen- 
burg. — 164. Porträt einer türkischen Fürstin, XVI. Jahr- 
hundert. Brustbild. Dieses Bildniss begegnet wieder auf einem 
bei Cock verlegten Kupferstich mit der Inschrift: Camelia . 
Solimanni . Dvodecimi . Imperatoris . Tvrcarvm . Otomanni . Filia. 
Nach einem gemalten Porträt in der Sammlung zu Wien wäre 
es dagegen: Dumelia Silcir, eine Frau Suleiman's (f 1566). — 
165. CASTRIOTA VULGO | SKANDERBEG. Georg Ca- 
striota, genannt Skanderbeg, Fürst von Albanien, geb. um 1404, 
gest. Alisso 1466. Lebensgrösse, ganze Figur. Die Darstellung 
stimmt vollständig mit dem Stiche in Schrenkh's Heldenbnch. 



B. Religiöse und historische Gemälde, Landschaften. 

Altdeutsche und italienische Schulen. 
Zehnter Saal. 

Altdeutsche Schule. 

166. Maria auf der Flucht nach Aegypten. Fragment eines 
Altarwerkes. Auf Goldgrund, Holz. Schule des Michael Pacher 
von Brunecken in Tirol. Rückwärts : Die Geburt Christi. — 
Pacher, der bedeutendste Maler des Mittelalters in Oesterreich, 
aus dem Pusterthal stammend, erscheint zuerst urkundlich 1467 
und starb zwischen 8. Juli und 18. November 1498. — 167. 
Der Tod Mariens, von demselben Altarwerke. Rückwärts : Die 
Beschneidung Christi. — 168. Der Tod Mariens. Flügel eines 
altdeutschen Altars, tirolische Schule. XV. Jahrhundert. Rück- 
wärts: Enthauptung eines Heiligen. — 169. Joseph erhält den 
Befehl, nach Aegypten zu fliehen. Zu 166 gehörig. Rückwärts: 
Die Heimsuchung Mariens. — 170. Flügel eines altdeutschen 



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Zweites Stockwerk. Zehnter Saal. 



n3 



Altars, die Enthauptung der heiligen Katharina und das Mar- 
tyrthum des heiligen Sigmund, dabei ein Fürst als Donator. 
Erzherzog Sigismund von Tirol?) Unten: SaitCt9 Si^ismunbus. 
Rückwärts: Die Enthauptung des heiligen Christoph mit ent- 
sprechender Inschrift. Tirolische Schule, XV. Jahrhundert. Holz. 
— 171. Flügel desselben Altars: Die Heiligen Leonhard und 
Sebastian auf Goldgrund. Rückwärts: Die betende Maria von 
einer Darstellung der Verkündigung. Holz. — 172. Die Dar- 
bringung im Tempel. Zu 166 gehörig. Rückwärts: Die Ver- 
kündigung. — 173. Geburt Christi. Zu 168 gehörig. Rückwärts: 
Die Kreuzigung eines jugendlichen Heiligen. — 174. Lucretia, 
den Dolch in die Brust stossehd. Lucas Kranach der Aeltere, 
geb. zu ICronach 1472, gest. Weimar 16. October 1553. Holz, 
halbe Figur. Das »Verzaichnus derer bilder, so Ihr Frl. Dhr. 
Ertzherzog Leopoldo Zue Oesterreich vberschickht worden« 
Statth.-Arch. in Innsbruck) erwähnt: »Ein Pildt darauf Lucretia, 
so ebenmessig Lucass Crais (sie) gemahlt hatt. P. 300 Reichs- 
Thaler.« Das Gemälde wurde in Augsburg von dem Erzherzog 
erworben. Das Verzeichniss stammt aus dem Jahre 1629 circa, 
woraus sich die Vermuthung ergibt, dass der für den Erzherzog 
beschäftigte Augsburger Kunstfreund Philipp Hainhofer (1628 
in Innsbruck) den Kauf vermittelt haben dürfte. — 175. Thomas, 
die Finger in Christi Wundmale legend, oben Gottvater und 
die Heiligen Hieronymus, Augustinus, Helena, Magdalena. 
Unten der Bindenschild mit der Kette des goldenen Vliesses. 
Süddeutsche Schule. Leinwand. Vormals in der Hofcapelle in 
Innsbruck. — 176. Sanct Augustinus mit dem Knaben, der 
das Meer in eine Grube schöpfen will. Holz. In der Land- 
schaft merkwürdige Anklänge an deutsche Meister des XVI. 
Jahrhunderts. Das Figurale im späteren Charakter. — 177. Das 
Haupt Christi. Copie des Santo Volto zu Lucca. Leinwand. 
XVII. Jahrhundert. 

Italienische Schulen. 

178 - 189. Brustbilder der zwölf römischen Kaiser. Viel- 
leicht nach den verlorenen Originalen von Tizian, gemalt von 
dem in Innsbruck thätigen Jacob Pfister (auch Pfisterer). Hof- 

9 



114 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



maier des Markgrafen Karl von Burgau. Anfang des XVII. Jahr- 
hunderts. Holz. — 190. Johannes in der Wüste, in den Händen 
den wilden Honig haltend. Ganze Figur. Bezeichnet: Franz Corradi. 
Fra Francesco Corradi, wahrscheinlich mit der neapolitanischen 
Künstlerfamilie dieses Namens verwandt, Franziskaner, hatte 
mehrere Gemälde für den Innsbrucker Hof verfertigt. Francesco 
starb 1661. — 191. Die heilige Familie. Variante der Madonna 
della gatta, welche selbst wieder eine Variante der Perle in 
Madrid ist. Das Original wird dem Giulio Romano zugeschrieben. 
Nach gütiger Mittheilung des Herrn C. Ruland in Weimar ist 
die Compositum in dem vorliegenden Exemplar jenem in Neapel 
sehr verwandt. (Vgl. Passavarft, Raphael, französische Aus- 
gabe, II., pag. 252 f.) — 192. Die büssende Magdalena. Bo- 
lognesische Schule. Ganze Figur. — 193. Medor und Angelica. 
Ganze Figuren. An Francesco Corradi erinnernd (siehe 190)- 
— 194. Cleopatra, ihrem Sohne Antiochus den Giftbecher 
reichend. Halbe Figuren. Nach Guercino? 

Elfter Saal. 

Italienische Schulen. 

Kachelofen mit cylindrischem Aufsatze auf Säulchen. Unter 
demselben blaue und gelbe Fliesse. Die Ecken bilden poly- 
chrome Hermen, oben in einem Friese die Darstellung einer 
Wildschweinjagd. Die Kacheln haben ein blau und gelbes 
Textilmuster mit geflügelten Engelköpfchen. XVI. Jahrhundert, 
zweite Hälfte. — 195. Faun und Nymphe. Halbe Figuren. Von 
Francesco Montelaticci, genannt Ceccobravo, Hofmaler des Erz- 
herzogs Ferdinand Karl, geb. zu Florenz (oder Pisa?), Schüler 
des G. Bilivert, gest. 166 1 zu Innsbruck. — 196. Zacharias 
und Anna. Schule des Bassano. Vormals in der Hofcapelle in 
Innsbruck. — 197. Der Zug der Israeliten durch die Wüste. 
Nach dem Inventar von 1806 von Giovanni Benedetto Casti- 
glione, genannt il Grechetto, geb. Genua 161 6, daselbst Schüler 
des van Dyck, gest. zu Mantua 1670. — 198. Venus auf dem 
Ruhebette sitzend. Nach dem Inventar vom Jahre 1806 Ori- 
ginal von Josef Heinz, Hofmaler Kaiser Rudolphs II. in F*rag, 



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Zweites Stockwerk. Eilfter und zwölfter Saal. I I 5 

geb. Bern um 1555, gest. Prag 1609 (oder 1604?). Dieser 
unwahrscheinlichen Angabe gegenüber ist vielmehr dem Inven- 
tar von 1788 zuzustimmen, welches das für Heinz viel zu baroke 
Gemälde dem Hudetz zuschreibt. Joh. Mich. Hudetz, gest. 8. Oc- 
tober 1745, in Innsbruck grösstenteils als Copist thatig. — 
199. Apollo, Flora, Pomona, Jupiter und Juno in einer Land- 
schaft. XVII. Jahrhundert. In der Art der Prager Meister zur 
Zeit Kaiser Rudolphs II. — 200. Der heilige Sebastian an den 
Baum gebunden. Lebensgrösse, XVII. Jahrhundert. Copie, in 
der Art des Sebastiano del Piombo. — 201. Ecce homo. Halbe 
Figur, Holz. War früher das Altargemälde in der Schlosscapelle. 
Einflüsse der Schule Correggio's. — 202. Der heilige Hierony- 
mus in der Höhle. XVII. Jahrhundert. Ganze Figur. Vormals 
in der Hofcapelle in Innsbruck. Schule Guido Reni's? — 203. 
Die heilige Magdalena. Brustbild. Bolognesische Schule. Nach 
dem Inventar von 1788 von Albani? — 204. Venus, den kleinen 
Amor schwimmen lehrend. Halbe Figur. Bezeichnet: 1582 P. 
— 205. Aurora, von Genien umgeben. VonMontelaticci (siehe 195) 
Ganze Figur. — 206. Der jugendliche Johannes mit dem 
Lamme. Einfluss der Rubens'schen Schule. Ganze Figur. — 
207. Betende Madonna. Brustbild. Copie unter dem Einflüsse 
des Tiepolo ? — 208. Sanct Johannes der Täufer an der Quelle 
schöpfend. XVII. Jahrhundert. Ganze Figur. Vormals in der 
Hofcapelle in Innsbruck. Nach dem Inventar von 1788 von Fran- 
cesco Furini, geb. Florenz 1604 (oder 1600), gest. Mugello 1649, 
Schüler seines Vaters Filippo und des Math. Rosselli (?). 

Landschaften. 
Zwölfter Saal. 

209. Waldige Gegend mit einem Schlosse bei aufsteigen- 
dem Gewitter. Nach dem Inventar vom Jahre 1806 angeblich vom 
Abbate Lanzi. — 210. Der Sieg der Oesterreicher über die 
Preussen bei Maxen, 20. November 1759. — 211 — 220. Land- 
schaften mit verschiedenartiger Staffage. Deutsche Schule. XVII. 
Jahrhundert. Holz. — 221. Landschaft mit Hirten und anderer 

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n6 



Das Hochschloss. Die Gemäldesammlung. 



Staffage. XVII. Jahrhundert. — 222. Die Auffindung des Moses, 
in einer Landschaft. XVIII. Jahrhundert. Einfluss der Pous- 
sin'schen Richtung. — 223. Sieg der Oesterreicher über die 
Preussen bei Maxen, ZI, November 1759. — 224. Ein Hafen 
mit Kriegsschiffen. XVII. Jahrhundert. In der Art des Bona- 
ventura Peeters (1624— 1652)? — 225. Sieg der Oesterreicher 
über die Franzosen bei Dingelfingen, 18. Mai 1743. — 226. Sieg 
der Oesterreicher über die Preussen bei Kolin, 18. Juni 1757. 
— 227. Reitergefecht. Nach den alten Inventaren von Bour- 
gignon. Jacques Courtois, genannt Bourgignon, geb. St. Hippolyte 
in Burgund 1621, gest. Rom 1676, Schüler seines Vaters Jean. 



Tirolische Barokmeister. 
Dreizehnter Saal. 

Kachelofen auf eisernen Füssen. Der vierseitige Untertheil, 
sowie der eilindrische Aufsatz sind mit blauen und grünen Ro- 
settenmustern auf Weiss decorirt. Auf der Bekrönung Festons 
und Quastenschnüre. XVI. Jahrhundert, Ende. 

228. Die Darbringung im Tempel. Tirolischer Meister. Nach 
dem Inventar vom Jahre 1806 von Johann G. Grasmair 1733. Vor- 
dem in der Hofcapelle zu Innsbruck. Die Grasmair'schen Gemälde 
dieses Saales wurden von der Akademischen Congregation zu 
Innsbruck erworben. — 229. Die Dreifaltigkeit. Rückwärts bezeich- 
net: J. G. D. Grasmair inv. & pinxit 1740. Grasmair Johann 
Georg Daniel, geb. Brixen 1690, gest. Wiltau 1 75 1, Schüler des 
Giuseppe Alberti, Carlo Lotto und Trevisani in Venedig. — 
230. Lesender Kirchenvater. Brustbild. Wahrscheinlich von 
Anton Grasmair, Bruder des Johann Georg, Schüler des Fink 
und Trevisani, gest. zu Augsburg. — 231. Der heilige Benedict und 
dessen Schwester Sanct Scholastica in Verehrung der Madonna 
und des Christnskindes. XVIII. Jahrhundert. — 232. Der Tod 
des heiligen Joseph. Rückwärts bezeichnet: J. G. D. Grasmair, 
inv. & pinxit 1736. Unten das "Wappen der tirolischen Familie 
Tschiderer von Gleifheim (siehe 228). — 233. Die Aufnahme 
.des heiligen Norbert in die Gemeinschaft der Heiligen. — 



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Erstes Stockwerk. Siebenter Saal. I I y 

234. Die Krönung Mariens, von Mathias Pussjeger, geb. Rotten- 
buch in Baiern, gest. Meran 1734 (?), Schüler des Michael Puss- 
jeger und Carlo Lotto. — 235. Geburt Christi. Rückwärts be- 
I zeichnet: J. G. D. Grasmair inv. & pinxit 1749 (siehe 229). — 
1 236. Die heilige Magdalena am Fusse des Kreuzes, bezeichnet: 

/Vielleicht» bezeichnet dieses Monogramm den Maler Franz 
Firler (fecit), welcher den 28. August 1784 in Innsbruck 
starb. — 237. Darstellung eines mittelalterlichen Missales. Holz. 
— 238. Christus am Kreuze, Maria und Johannes. Rückwärts 
bezeichnet: J. G. D. Grasmair inv. & pinxit 1736 (siehe 229). 



ERSTES STOCKWERK, SÜDSEITE 
Sammlung von Gegenständen der Kleinkunst. 

| Modelle von Steinarchitekturen. 

f Siebenter Saal. 

Ofen von Eisenguss mit den Reliefbildern des ersten Eltern- 
paares im Paradiese und der Anbetung der Könige, ferner mit 
' dem Doppeladler, Bindenschild und Tiroler Adler decorirt. 
XVI. Jahrhundert. 

I. Plastisches Modell der Stadt Wien aus den zwanziger 
Jahren des XIX. Jahrhunderts, aus Holz geschnitzt. — 2. Plasti- 
sche Darstellung der Sanct Pauls-Kathedrale in London, nach 
ihrer Vollendung durch Chr. Wren. Bezeichnet: Z. Grund fec. 
Cartonnagearbeit. — 3. Plastisches Modell der Sanct Peters- 
Basilica in Rom, mit den Colonnaden des Lorenzo Bernini. 
Cartonnagearbeit, ausgeführt von Z. Grund in Wien. — 4. Plasti- 
sches Modell des Schlosses Ambras aus den zwanziger Jahren 
des XIX. Jahrhunderts. — 5. Plastisches Modell des Sanct 
Stephans-Domes in Wien. Bezeichnet: Zacharias Grund. Carton- 
I nagearbeit. — 6. Die Votivkirche in Wien, in Strohmosaik 
f ausgeführt von A. F. Motzer, 1879. — 7. Landschaft mit den 



r 

f 



I 1 8 Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 

i ■ 

Ruinen eines antiken Gebäudes. Die Vegetation ist durch auf- 
geklebte getrocknete Naturblätter hergestellt. XVIII. Jahr- 
hundert. — 8. Auf den Wandconsolen n Figuren in Thon 
modellirt, gebrannt und bronzirt. Gegenstände der Darstellung 
sind nebst dem heiligen Georg Fürsten und Fürstinnen des 
Habsburgischen Hauses, zum Theil nach noch vorhandenen Por- 
träten im Schlosse verfertigt. XVIII. Jahrhundert, zweite Hälfte. 

Modelle für Hol^architektur und Aehnliches. 

Achter Saal. 

9. Zehn weitere Terrae ottafiguren. Fortsetzung der Suite 
im Saal VII. — 10. Modell eines Wohnhauses beim Salzberg- 
werk zu Hall sammt Arbeitsraum. XVII. Jahrhundert. Holz. — 
II. Plastische Darstellung des Salzbergwerkes in Hall. Papier- 
machee, XVII. Jahrhundert. — 12. Salzmagazin zu Hall. Desgl. 
Holz. — 13. Salzpfannenhaus. Desgl. — 14. Trockenhaus sammt 
Wohngebäude. Desgl. — 15. Salzpfannenhaus. Desgl. — 16. 
Salzpfannenhaus. Desgl. — 17, Salzmagazin. Desgl. — 18. Ziegel- 
stadel. Desgl. — 19. Sudhaus. Desgl. — 20. Vierzig Darstel- 
lungen aus der österreichischen Geschichte, Reliefs, in rothem 
Wachs possirt, mit dem Monogramme G. L. Die Motive der 
Darstellungen umfassen die Zeit von Kaiser Rudolph I. bis Max I. 
Nachbildungen der in Joh. Jac. Fugger's 1555 vollendetem, von 
Sigmund v. Birken auf Befehl Kaiser Leopolds I. zu Nürnberg 
auszugsweise herausgegebenen Buche: Spiegel der Ehren des 
Erzhauses Oesterreich enthaltenen Kupferstische sammt den dort 
vorkommenden Distichen. Verfertigt von Giovanni Lampianini. 

Metallgegenstände und Textilarbeiten. 
Neunter Saal. 

Rechts vom Eingange eine Steinsäge. XVI. Jahrhundert. 
In dem Schranke daselbst: 21. Sechs Tableaux mit erhaben 
gearbeiteten, blau angelaufenen Stahlplättchen, bezeichnet: Lovis 
Siries (Goldschmied und Edelsteinschneider am österreichischen 




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Erstes Stockwerk. Achter und neunter Sani. 



IIQ 



Hofe, welcher 1747 in die Dienste des Grossherzogs von Florenz 
trat und dort die Leitung der Pietradurafabrik übernahm). — 
22. Eiserner Flaschenzug und ein Futteral mit Tischlerwerk- 
zeugen; an der Hinterwand des Kastens Flaschenzüge, Feder- 
haken, Griffbügel und ähnliche Werkzeuge. XVI. Jahrhundert. 

— 23. Ein Paar verzinnte Altarleuchter. XVII. Jahrhundert. 

— 24. Zinnkrug mit dem Wappen von Eger. XVI. Jahrhun- 
dert. — 25. Eine sogenannte Mundbirne (Folterwerkzeug). 
XVII. Jahrhundert. — 26. Ein Paar Dolchgriffe von geschnit- 
tenem Stahl. — 27. Cassette von Messingguss, worauf der 
Doppeladler mit d em Bilde Karl \ an den Seiten die ge- 
stochenen Brustbilder von Gelehrten, im Innern eine lateinische 
Pergamenthandschrift alehymistischen Inhalts. XVII. Jahr- 
hundert, Ende. — 28. Fragment eines Thürbeschläges, bemalt 
und vergoldet. Deutsche Renaissance. — 29. Zinnteller mit 
Darstellung der Auferstehung Christi und der zwölf Apostel. — 
30. Zinnteller mit Darstellung Kaiser Ferdinands IL, umgeben 
von den Kurfürsten. — 31. Schale von Zinn mit Jagdscenen. 
XVII. Jahrhundert. — 32. Scheere von Stahl, von Pigall in 
London, 1873. Den übrigen Raum des Schranke*s füllen zahl- 
reiche Eiseninstrumente des XVII. Jahrhunderts, Schlösser, 
Ahlen, Federhaken, Windlinge etc. 

33. Bilderrahmen von getriebenem Bronzeblech, vergoldet, 
in reichem Barokstil. Augsburger Arbeit. XVII. Jahrhundert, 
zweite Hälfte. — 34. Relief, in Kupfer getrieben, die Schlacht 
am Granicus in Mysien (334 v. Chr.) nach dem von J. Audran 
gefertigten Stiche des Gemäldes von Lebrun. Von Joseph Szent- 
petery, Silberarbeiter in Pest, 1830. Der Künstler ist geb. zu 
Rima-Szombath 1781, gest. zu Pest 18. Juni 1862. — 35. Eine 
Sammlung von Bleiabstössen nach Münzen des XVI. Jahr- 
hunderts, vorwiegend deutschen und italienischen Ursprungs. 

Schrank rechts von der Ausgangsthür. 

36. Tableau mit 36 Medaillons von bronzirtem Blech, die 
römischen Kaiser und andere antike Köpfe darstellend." XVIII. 
Jahrhundert. — 37. Mathematische Instrumente von Messing, 
Transporteure, Sonnenuhren, Pantographe etc. XVII. Jahrhundert. 



120 Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



— 38. Aufsatz in Form eines Siegesdenkmals auf die Schlacht 
bei Kolin 18. Juni 1757, von H. Grohmann in Prag. XVIII. 
Jahrhundert. — 39. Leuchter von Bronze und Achat. XIX. 
Jahrhundert, Anfang. — 40. Tafelaufsatz von vergoldeter Bronze, 
mit Lapislazuli- und Malachitplatten belegt; oben eine Schale 
von Achat. Empirestil. — 41. Bronzestatuetten Ihrer Majestäten 
Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth, bezeichnet: de- 
pon. Heinrich Krausse. — 42. Degengriff von Bronze mit anti- 
kisirenden figuralen Darstellungen. XVII. Jahrhundert. — 43. 
Bronzerelief mit der Darstellung eines Gefangenen. Italienisch. 

— 44. Bronzerelief, Triumph der Justitia. XVII. Jahrhundert. 

— 45. Bronzeschildchen mit der Darstellung eines Brücken- 
kampfes. XVI. Jahrhundert. — 46. Convex- und Concavspiegel 
von polirtem Stahl. XVI. und XVII. Jahrhundert. — 47, 48. 
Caminaufsätze, Venus und Amor in verschiedener Gruppirung. 
Bronzegüsse ' auf Alabastersockeln, Empirestil. — 49. Eine 
venezianische Gondel von vergoldeter Bronze, reich ornamen- 
tirt mit Puppenfiguren, welche, durch ein Uhrwerk getrieben, 
sich sammt dem Fahrzeuge bewegen. Deutsche Renaissance, 
XVI. Jahrhundert, Ende. — 50. Uhrgehäuse von Holz mit 
einem Uhrwerk von Silber. XVIII. Jahrhundert. — 51. Samm- 
lung von Kupferplatten des XVII. Jahrhunderts, darunter das 
Castrum doloris für Kaiser Leopold I. Balth. Leonh. Dörff- 
linger inv. et Joh. Ulrich Kraus sculpsit. Das Castrum doloris 
für Kaiserin Eleonora Magdal. Theresia; Andreas Geyer sculpsit 
Ratisbon. — Georg Ant. Gump, Ingenieur inv. Kleinere Platten mit 
allegorischen Emblemen auf Kaiser Karl VI. B. L. Dörfflinger 
war Architekt, k. k. Rath und Hofbauschreiber in Innsbruck, 
wo er 171 6 starb; Joh. Ulrich Kraus, Kupferstecher zu Augs- 
burg» geb. 1645 (?), gest. 1719; Andreas Geyer, Kupferstecher 
zu Augsburg und Regensburg, wo er 1729 starb; G. A. Gump, 
kaiserlicher Hofbaumeister in Innsbruck, Erbauer des schönen 
Landhauses daselbst, Todesjahr unbekannt. — 52. Vergoldete 
Kupferplatte mit einer Landschaft in Punzentechnik. XVII. 
Jahrhundert. Darunter: Eine Silberplatte, ebenso ausgeführt 
mit figuralen Scenen. XVI. Jahrhundert. 



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I 



Erstes Stockwerk. Neunter Saal. 



121 



lieber der Thüre. 

53. Blumenbouquet in einer Vase, Relief in Applications- 
l technik von Seide, XVII./XVIII. Jahrhundert. Arbeit des Scar- 

tezzini. (Giov. Batt. Scartezzini, Maler und Seidensticker, geb. 
Civezzano bei Trient, gest. 9. December 1726 in Mais bei Meran.) 

54. Der junge Tobias und der Engel, in einer Land- 
schaft. Gobelinstichtechnik in Seide. XVI. Jahrhundert, Ende 
— 55. Ruineninterieur. Mosaik aus Schmetterlingsflügeln. XVIII. 
Jahrhundert. 

Schrank links der Ausgangsthüre. 

56. Das erzherzogliche Wappen, auf rothem Seidenstoff 
gemalt. Mit den Chiffren : CEZ (Ferdinand) Carl Erzherzog zu 
(Oesterreich). — 57. Ein Casuar, ein Strauss und andere Vögel. 
Bildchen aus Käferflügeldecken. XVIII. Jahrhundert. — 58. 1 
Zwei Porträts, in Wachs possirt auf Schiefer. XVIII. Jahr- 
I hundert. — 59. Schneppenschuhe von Leder und ausgeschnit- 
r tenem Tuch. XV./XVI. Jahrhundert. — 60. Schachteln, mit 
Strohgeflecht überzogen. XVII. Jahrhundert. — 61. Pantoffeln 
von Leder. Das durchbrochene Ornament imitirt den Charakter 
von punto-tirato-Spitzen. XVI. Jahrhundert. — 62. Brustbild 
einer Dame, in farbigem Wachs possirt, venezianisches Costüm 
des XVI. Jahrhunderts. — 63. Zwirnbehälter in Form einer 
Sanduhr von Gold- und Silberstickerei. XVII. Jahrhundert. — 
64. Das Christkind, lebensgrosse ganze Figur, von Wachs pos- 
sirt, in einem mit Sammt überzogenen Glasschreine. XVIII. Jahr- 
hundert. — 65. Casula von ehemals rothem broschirten Seiden- 
stoff mit Granatapfeldessin. XVI. Jahrhundert. Darauf ist ein 
älterer Stab in Kreuzform applicirt, welcher in Reliefstickerei 
auf Goldgrund die Darstellungen des Gekreuzigten zwischen 
Maria und Johannes, zwei Engel mit Kelchen, Sanct Paulus und 
Jacobus enthält. Deutsche Arbeit, XVI. Jahrhundert, Anfang. 
— 66. Casula von kirschrothem goldbroschirten Sammt, dar- 
auf ein älterer Stab in Kreuzform, welcher in kräftiger Hoch- 
. Stickerei unter spätgothisch geformten Baldachinen folgende 
Passionsscenen enthält: Christi Einzug in Jerusalem, Kreuz« 



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122 Das Hochschloss. Gegenstande der Kleinkunst. 

tragung, Kreuzigung, Oelberg, Verspottung. Deutsche Arbeit, 
XV. Jahrhundert. — 67. Wandbehang von hellrothem Atlas, 
mit geklöppelten Silberspitzen eingefasst; in der Mitte vier 
Taschen, worauf Landschaften gestickt sind. (Technik mit unter- 
legten Drähten.) XVIII. Jahrhundert. 

In den Fensterleibungen. 

68, 69. Die Köpfe des Archimedes (Bramante) und Regio- 
montanus nach Raphaels Schule von Athen, aus Birkenrinde 
gebildet. XVIII. Jahrhundert. 

Fensterwand. 

W. Heroldskleid von schwarzem Sammt mit Wappenstickerei. 
XVIII. Jahrhundert, zweite Hälfte. — 71. Tableau mit den 
' Brustbildern Kaiser Franz I., Maria Theresias und deren K.in- 
der, in Bronze getrieben und vergoldet, mit der Unterschrift: 
FAMILIA AVGVSTA. Verfertigt von Balthasar Ferdinand Moll, 
geb. Innsbruck 4. Jänner 1717, gest. daselbst nach dem 18. Oc- 
tober 1781, Schüler des G. R. Donner in Wien. Der erste Guss, 
in Silber ausgeführt, war für die Wallfahrtskirche zu Maria 
Zell in Steiermark bestimmt. 

Fensterleibung. 

72. Der heilige Hieronymus mit dem Löwen, Federn- 
mosaik. Mexikanisch- (?) spanische Arbeit. XVI. Jahrhundert. — 
73. David mit dem Haupte des Goliath, Glasperlenstickerei. 
XVII. Jahrhundert. — 74. Zwei Vögel und ein Blumen- 
bouquet, Mosaiken von aufgeklebter bunter Wolle. XVIII. 
Jahrhundert. — 75. Zwei Blumenbouquets aus Käferflügel- 
decken gebildet. XVIII. Jahrhundert. — 76. Landschaft, Go- 
belinstichstickerei von Seide. XVIII. Jahrhundert. — 77. Kaiser 
Leopold I. zu Pferde, mit Seide über einem Kupferstich in 
Plattstich gestickt. Bezeichnet: M: G: Viechterin freyin Von 
Grueb, fecit 1695. 



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Erstes Stockwerk. Zehnter Saal. 



123 



Orientalische und transatlantische Gegenstände, 
f Zehnter Saal. 

Baroker Kachelofen, blau und weiss glasirt, die Karya- 
tiden bilden Engel, in den Relieffeldern sind römische Krieger 
und Reiterbilder von Kaisern (darunter Joseph I.?) dargestellt. 
Die Bekrönung bildet eine Büste der Pomona. Anfang des 
XVIII. Jahrhunderts. 

Schrank rechts von der Eingangsthüre. 

78. Kreisrunde Holzplatte, bedeckt mit einem dichten 
Mosaik kleiner Plättchen von Nephrit (?) in unregelmässiger 
Figuration, worunter einige Köpfe. Mexikanisch. — 79. Indische 
k Gewänder und Schärpe mit stilisirten Figuren und Ornamenten, 
j in Gold und Seide gestickt. Der Stoff Mousselin und Leinwand. 
— 80. Lederne Feldflasche, mit Gold und Silberfäden gestickt, 
türkisch, europäischer Einfluss. — 81. Steigbügel von Bronze, 
gravirt, mit Türkisen und Almandinen besetzt. Türkisch. — 82. 
Türkische Handpauken von Bronze. — 83, 84. Zwei Paare 
lederne Kothschuhe, mit gepresstem und gepunzten Ornament, 
im Renaissancestil. Italienische Arbeit für den Orient. — 85. 
Verschiedene Dolche, Khuttars und Yatagans, indische und 
malayische Arbeit. — 86. Indischer Palmenfächer, bemalt und 
vergoldet, an einem langen Holzstiele. — 87, 88. Theile einer 
japanesischen Rüstung, Lackarbeit. 

Schrank links von der Eingangsthüre. 

89. Kreisrunder Schild aus geflochtenen Rohrstäbchen; 
auf der Vorderseite mit Federnmosaik bedeckt, ein Ungeheuer 
vorstellend, dessen Contouren mit Streifen von Goldblech ein- 
gefasst sind. Altmexikanisch. — 90. Oberkleid mit bunter ge- 
L webter Bordüre (arabisch) und Mousselinschärpe. — 91. Köcher- 
} Überzug von blauem Damast mit Goldstickerei. Türkisch. — 



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124 Das Hochsctloss - Gegenstände der Kleinkunst. 

92. Haarnetz, von Goldstroh geflochten. Indisch. — 93. Zwei be- 
malte indische Palmblattfächer. — 94. Chinesische Figürchen, 
mit Stoffen bekleidet. — 95. Indische Holzgefässe, mit Lack und 
Strohgeflecht überzogen. — 96, 97. Lederne Patrontäschchen, 
mit Stiften beschlagen. Türkisch. 

98, 99. Japanesische Tapetenmalerei auf Gewebe. — 100. 
Wandtableau: Türkische Leuchterteller von Ledermosaik, ge- 
stickte Köcher mit Pfeilen, Palmenfächer, Turban und Ross- 
schweif, japanesischer Seidenbrocat, chinesische Schilde von 
Rohr und Fischhaut etc. — 101. Türkische Steigbügel von 
Eisen. — 102, 103. Japanesische Eisenrüstungen mit Lack- 
malerei. — 104—106. Orientalische Sättel von Sammt und 
Atlas. — 107. Leuchterteller von durchbrochenem Leder, chine- 
sischer Rohrschild. — 108. Wandtableau, zusammengesetzt aus 
einer Matte von Strohgeflecht, chinesischen Rohrschilden, Theilen 
einer japanesischen Rüstung, Pfeilköchern, Schärpen und einem 
Federfächer, Mexikanisch (?). 

Sculpturen aus Marmor. 
Elfter Saal. 

Die Schränke von Zirbelholz stammen aus der alten Samm- 
lungseinrichtung des Schlosses zur Zeit Erzherzogs Ferdinand II. 
Den Inhalt bilden grösstentheils Copien und Nachbildungen von 
antiken Porträtbüsten der Cinquecento und der Folgezeit, ferner 
Originalsculpturen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts. Die 
hervorragenderen Stücke sind im Schrank 109: eine Madonnen- 
büste, Kaiser Titus; Schrank 110: zwei Venustorso, Galba (oben); 
Schrank III: Vitellius; Etagere 112: Statuette der Venus Euploia; 
Schrank 113: Domitian; Schrank 114: Mädohenbüste von Mar- 
mor, Kinderkopf (oben), die Köpfe der Söhne des Laokoon, 
Gypsabgüsse, Vespasian; Schrank 115: Marmorrelief eines ge- 
flügelten Genius, Büste des Geta; Schrank 116: Herculestorso, 
Alexander Severus; Etagere 117: Statuette des Apollo, Adam 
und Eva, etc. 




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Erstes Stockwerk. Elfter und zwölfter Saal. 125 

Arbeiten in Hol\, Elfenbein, Horn, Bernstein etc. 
Kleine Steinsculpturen, Mosaik und Malerei auf Stein. 

s Zwölfter Saal. 

Schrank rechts von der Eingangsthüre. 

118. Die Anbetung der heiligen drei Könige, Strohmosaik 
auf Holz. Italienische Arbeit, XVII. Jahrhundert. Das auf der 
andern Seite hängende Tableau stellt den Saturn vor. — 119. 
Cmcifix aus einer "Wurzel, angeblich von Natur gebildet, soll 
in Meran gefunden worden sein. — 120. Der Tod, zu seinen 
Füssen Geiz und Thorheit, Holzschnitzerei. XVIII. Jahrhundert. 
— 121. Uhrkasten, Ruinenarchitektur mit Figuren und Reliefs, 
im Geschmacke Hohenbergs. An demselben die Medaillons 
Maria Theresiens und Joseph II. Verfertigt von Joseph Platzer, 
geb. zu Prag 1752, gest. Wien 18 10. — 122. Hölzerne be- 
malte und vergoldete Monstranze, der Sage nach diejenige, 
, mit welcher Kaiser Max I. auf der Martinswand der Segen 
ertheilt wurde. — 123. Der Tod, Figürchen aus Zirbelholz. 
XVII. Jahrhundert. — 124. Verschiedene Figürchen und Ge- 
lasse. Nürnberger Stehaufmännchen, ein Kettchen mit zwei 
Pferden, aus einem Stück geschnitten, etc. — 125. Rosenkränze 
aus Holzkugeln und Früchten. Auf dem Medaillon, an dem 
Mittleren, befindet sich eine türkische Inschrift. — 126. Zwei 
Tableaux von Fourniermosaik, im Geschmack der holländischen 
Bauernscenen des XVII. Jahrhunderts. — 127. Gehäuse (im 
alten Inventar Tabernaculum genannt), aus theils gedrehtem, 
theils geschnitzelten Zugwerk, mit überreicher Decoration aus- 
gestattet. XVI. Jahrhundert. — 128. Violine aus Schildpatt, mit 
eingelegtem Gold und Elfenbein decorirt. Bezeichnet : Kowansky 
1749. Wenzel Kowansky, genannt der böhmische Wenzel. 
Die Geige von weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Theresia 
um 300 Ducaten gekauft. — 129. Figürchen von Holz mit 
Ambra überzogen, lackirte Gefässe, eine geschnitzte Wurzel in 
Mannsgestalt etc. 

Fensterleibung. 

130. Landschaft, von florentinischem Steinmosaik. XVIII. 
Jahrhundert. — 131. Christus am Oelberg, auf Schiefer gemalt, 



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I2Ö 



Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



mit Aussparung der Schatten. XVI. Jahrhundert, zweite Hälfte. 

— 132. Einzug des Feldmarschall Grafen Radetzky in Mailand. 

Holzrelief. Bezeichnet: J. Rint in Linz 1849. In einem Rahmen 
von Boulearbeit. Johann Rint, der ältere, k. k. Hofbildschnitzer, 
geb. in Kukus in Böhmen 181 5, lebt noch in Linz. Das Re- 
lief wurde um 1000 Gulden für die k. k. Schatzkammer in 
Wien gekauft. — 133. Wildschweinjagd. Holzrelief, bezeichnet: 
J. ROTTER. N: VI: fecit 1846. Johann Rotter, seines Zeichens 
Jäger, war Holzschnitzer in Wien, noch in den fünfziger Jahren 
daselbst thätig. — 134. Landschaft von Stuckmosaik, XVIII. Jahr- 
hundert. — 135. Der Zug der Israeliten durch das rothe Meer, 
rückwärts der Mannaregen in der Wüste auf eine Platte von 
unreifem orientalischen Alabaster gemalt. Monogramm: rr 
Anton Mozart, Maler zu Salzburg, 1 595 — 1620. Im Cha- /Ml 
rakter des älteren Brueghel. Geschenk des Cardinais Sigmund 
Grafen von Kollonitsch an Kaiser Karl VI. im Jahre 1738. 

Schrank rechts von der Ausgangsthüre. 

136. Künstlich geschnittene Holzkränze. — 137. Durchbrochen 
gearbeitetes Kreuz. Byzantinische Arbeit der Mönche vom Berge 
Athos. — 138. Wandbehang mit Gemskrückeln, aus feinem Zug- 
werk, von Holz gearbeitet. XVI. Jahrhundert. — 139. Die 
Predigt des heiligen Johannes in der Wüste. Holzrelief, be- 
zeichnet: V. MATH. OBEREGGER. 1856. Mathäus Oberegger, 
Holzschnitzer, geb. zu Grafendorf bei Lienz in Tirol, 21. Sep- 
tember 1829, wo er noch ansässig ist. — 140. Gedrehte Spin- 
deln mit Wurzelschnitzereien. — 141. Schnitzwerk, in Gestalt 
eines Thurmes, aus Spänen und Zugwerk, in reichster Decoration 
hergestellt. XVI. Jahrhundert. — 142. Cassette, mit Strohmo- 
saik überkleidet. XVII. Jahrhundert. — 143. Thurm, von ähn- 
licher Ausstattung, wie Nr. 141. — 144. Ein Flaschenkürbis 
mit gravirten Darstellungen bedeckt. XVII. Jahrhundert. - — 
145. Diptychon. Byzantinische Holzschnitzerei vom Berge Athos. 

— 146. Pokal aus Buchsbaum geschnitten, von dem Holzschnitzer 
Johann Rint. Bezeichnet: J. RINT . IN . LINZ. (Siehe 132.) — 
147. Strohmosaik, eine Löwenjagd vorstellend, XVII. Jahr- 
hundert. — 148. Schmuckkästchen, aus Buchsbaum geschnitten, 



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Erstes Stockwerk. Zwölfter Saal. 



127 



mit den Darstellungen des Sündenfalles, der Tödtung Abels, 
Loths, Esthers vor dem Könige und anderer biblischer Scenen. 
Vorne ein Wappen, viergetheilt, I und 4 fünf blättrige Rose, 
2 und 3 achtstrahliger Stern, auf dem ein Vogel sitzt. Kleinod 
des gekrönten Turnierhelms, die Rose im offenen Flug. DVRCH . 
EVE • BEGEREN • VND • ADAMS • VAL- KHOMM • WIR ALL . IN • 
SAT HANS • F HALL • ANNO 1600. — 149. Becher mit gemalten 
Wappen der 4 Herzoge, 4 Landgrafen, 4 Markgrafen, 4 Haupt- 
marschälle, 4 gefürsteten Klöster, 4 Berg-, 4 Burg-, 4 Frei- 
herren, 4 Ritter, 4 Hauptstädte, 4 Dörfer, 4 Bauern, 4 Wei- 
ler, 4 Landherren, 4 Jäger, 4 Erbämter, 4 Knechte etc. Datirt 
1558. Moderne Arbeit. — 150. Cassette mit Schachbrett- 
figuren im Costüm des XVI. Jahrhunderts. — 151. Türkischer 
Holzlöffel mit Lackmalerei. — 152. Thurmartiger Aufsatz, in 
der Weise wie Nr. 141. Im Innern ein Schreibzeug. XVI. Jahr- 
hundert, Ende. — 153. Cassette mit geschnitzten Spielsteinen, 
worauf mythologische Figuren und Fürstenbilder. XVI. Jahr- 
hundert. Deutsche Arbeit. — 154. Ein Stück Wurzel, zu einem 
Kopfe, auf dem allerlei Thiere, phantastisch ausgeschnitzt. 

■ 

Ueber der Eingangsthüre. 

155. Eine Amazonenschlacht. Flachrelief in Holz. XVII. 
Jahrhundert. 

Links von der Tlüirc. 

156. Theile einer Thürumrahmung und Wandtäfelung von 

der ehemaligen Einrichtung des Schlosses. Reiche Intarsiaarbeit 
von circa 1567. — 157. Ovaler, ornamental geschnitzter Rahmen. 
Oberitalienische Arbeit des XVI. Jahrhunderts. — 158. Frag- 
mente eines geschnitzten Altars. Uebergang der Gothik in die 
früheste Formerscheinung der deutschen Renaissance. , 

Schrank beim Fenster. 

159. Pulverhörner aus Horn, XVII. Jahrhundert. — 160, 
161. Wandbehänge, reich in Elfenbein geschnitzt, aus Spänen 
und Zugwerk, in reichster Ausstattung zusammengestellt. XVI. 
Jahrhundert. — 162. Aehnliches Behänge mit Gemskrückeln 



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128 



Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst 



und dem in Elfenbein gravirten Wappen Erzherzog Ferdinands 
von Tirol. — 163. Hirschfänger, die Scheide von Horn, auf dem 
elfenbeinernen Griff Gruppen von Jagdthieren. Bezeichnung: 

1680 ( In den kaiserlichen Sammlungen häufig vertretener 
Monogramroist.) — 164. Jagdrufhorn mit geschnitztem Kroko- 
dilkopfe von Bein. XVH. Jahrhundert. — 165. Pulverflaschen, 
aus Elfenbein und Hirschhorn mit Schnitzerei. XVII. Jahr- 
hundert. — 166. Crucifix, die Figur des Heilandes aus Elfen- 
bein geschnitzt. Deutsche Arbeit des XVIII. Jahrhunderts. — 
167. Nautilusschalen mit ornamentalen Gravirungen. Hollän- 
dische Arbeit. XVII. Jahrhundert. — 168. Vier Altarleuchter 
von Ebenholz mit Ornamenten von Elfenbein belegt. Augs- 
burger Arbeit, Ende des XVII. Jahrhunderts. — 169. Schnitzwerk 
von Elfenbein mit Schlangen, Affen und anderen Thierfiguren. 
Indisch (?). — 170. Schnitzwerk von Elfenbein und Holz, mit der 
bemalten Figur einer Göttin zwischen einem Affen und einem 
Kranich. Chinesisch. — 171. Deckelkrüge, aus Steinbockhorn 
geschnitzt, mit Jagdscenen. XVIII. Jahrhundert. — 172. Deckel- 
krug aus Elfenbein, mit Bronze montirt. Auf dem Gefässe in 
erhabener Schnitzerei eine Schlachtscene. Augsburger Arbeit, 
XVni. Jahrhundert. — 173. Aufsatz in Gestalt eines Berges, 
auf dessen Gipfel ein Kirchlein aus Elfenbein. Im Innern ein 
Compass. Deutsche Arbeit, XVI. Jahrhundert. — 174. Tropf- 
steinartiges Gebilde von Bein. — 175. Heiliges Grab mit einem 
Baldachin aus feinem Zugwerk, von Elfenbein, innen die Figur 
des Leichnams Christi, an der Basis die gravirten Darstellungen 
der schlafenden Wächter. XVI. Jahrhundert, deutsche Arbeit. 

— Hinter demselben ein ähnliches Schnitzwerk. — 176. Figuren 
aus Bernstein, Schalen aus Horn, Spielsteine aus Bein. XVI. 
und XVII. Jahrhundert. — 177. Pater-noster (Zehenter) aus 
Bernstein und eine Flasche aus Cocosnuss. — 178. Straussenei 
mit mythologischen Darstellungen. XVII. Jahrhundert. — 179. 
Oval gedrehte Schüssel von Elfenbein. XVII. Jahrhundert. — 

— 180. Gravirte Compasscheibe von Elfenbein. Deutsche Ar- 
beit, XVII. Jahrhundert. — 181. Brustbild des heiligen Andreas, 
in Elfenbein geschnitten, en relief. Rückwärts die russische 



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i 

Erstes Stockwerk. Zwölfter Saal. I2Q 

Inschrift: Des Hofes Ihrer Kaiserlichen Majestät Mechaniker 
(Künstler) Andreas Jartow. XVIII. Jahrhundert. — 182. Ringe, 
aus Fischbein und Elfenbein gedreht. — 183. Modell eines 
I Wohnhauses sammt Küche, aus Ebenholz und Elfenbein ge- 
arbeitet. Augsburger Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 184. Doppel- 
becher, in Elfenbein geschnitten. Bacchantische Scenen. Augs- 
burger Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 185. Ein Paar Leuchter, 
aus Bernstein geschnitten. XVII. Jahrhundert. — 186. Eine 
Grotte, aus allerlei Mineralien zusammengesetzt, im Innern die 
Kreuzigung Christi in Elfenbeinschnitzerei. XVII. Jahrhun- 
dert. — 187. Essbestecke mit figural geschnitzten Griffen von 
Elfenbein, ein Löffel von Bernstein, zwei Rückenkratzer von 
Elfenbein, Holzschächtelchen mit kleinen Spielsteinen von Bein 
etc. — 188. Cassette, mit Perlmutter inkrustirt. XVII. Jahr- 
hundert. — 189. Pokal, aus Elfenbein gedreht. XVII. Jahrhun- 
dert. — 190. Fragment eines Aufsatzes von Ebenholz, Elfen- 
w bein und Korallen, oben ein zierlich geschnitzter Armstuhl. 
I XVII. Jahrhundert, erste Hälfte. 

191. Tafel mit dem in Elfenbein gravirten erzherzoglichen 
Wappen, bezeichnet: 1603. — 192. Ein Papagei auf einem 
Zweige. Florentinisches Mosaik. XVII. Jahrhundert. — 193. 
Das Kreuz mit den Marterwerkzeugen Christi. Desgl. — 194. 
Brustbild, ovales Relief von Tiroler Marmor, bezeichnet: V. KLIE- 
BER • F. Darunter eine vergoldete Holztafel mit der Inschrift: 

GODEFRIDO • HEISTER • 
RVDOLPHI • F. SIGBERTI • N. 
S. R. I. C. 
PRAESIDI • PROVINCLE • TTROLIS • 
QVOD EIVS CONSILIO STVDIO 

PATROCINIO • 
HIC THESAVRVS . AMtfLIATVS 
ORNAT • AC • ILLVSTRAT • EST • 
A. MDCCLXXVni. 

Dieses Relief befand sich früher in dem Räume der ehemaligen 
Bibliothek des Unterschlosses eingesetzt. Graf Joseph Gottfried 
von Heister, Enkel des im Kriege von 1703 ausgezeichneten 
^andescommandanten Siegbert, geheimer Rath, Kämmerer und 
Landeshauptmann von Kärnten, 1773 bis 1786 Gubernialprä- 

10 



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l3o Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 

sident in Tirol. Klieber Urban, geb. zu Telfs im Oberinnthal, 
Schüler des Bildhauers Reindl in Stams, dann an der Wiener 
Akademie unter Prof. Schletterer, Hofbildhauer in Innsbruck, 
wo er 1798 oder 1800 starb. — 195. Die Erschaffung der Eva, 
auf Alabaster gemalt, in der Art des Hans van Achen, Hofmaler 
Kaiser Rudolphs IL in Prag, geb. Köln 1553» gest. Prag 1615. 

— 196. Die Vertreibung aus dem Paradiese. Desgl. — 197. 
Gehäuse von lackirtem Blech mit Säulen von Bergkrystall, im 
Innern Actäon und das Bad der Diana, in einer Gruppe von 
Elfenbeinfigürchen vor Spiegelwänden dargestellt. XVII. Jahr- 
hundert. — 198 — 200. Drei männliche Brustbilder auf schwarzem 
Schiefer gemalt. XVII. Jahrhundert. — 201, 202. Zwei Köpfe aus 
Raphaels Schule von Athen, Kieselmosaik. XVIII. Jahrhundert. 

— 203. Junokopf, en grisail auf Chalcedon gemalt, von Ignaz 
Unterberger, geb. zu Cavalese im Fleimserthal in Tirol 1748, 
in Rom durch Raphael Mengs, Battoni und Maron gebildet, 
gest. in Wien 1801. 

Schrank links von der Ausgangsthür, 

204. Ovale Platte aus Teplitzer Sprudelstein, mit geätzten 
Inschriften und Verzierungen. XIX. Jahrhundert. — 205. Eine 
Sammlung chinesischer Figürchen aus Speckstein. — 206. 
Wappen von Marmormosaik, senkrecht getheilt, rechts auf- 
steigender Löwe, Gold in Silber; links aufsteigender Bär in 
natürlichen Farben. XVII. Jahrhundert. — 207. Landschaft, 
in florentinischem Mosaik gearbeitet. XVII. Jahrhundert. — 
208. Der heilige Franciscus von Assisi. Desgl. — 209. Schach- 
brett, aus verschiedenfärbigen Marmorgattungen zusammengesetzt. 
XVII. Jahrhundert. — 210. Geätzte Platte von Kehlheimer- 
Stein mit dem Plane d^s langen Puffspieles, zierlichen Orna- 
menten und Inschriften in deutschen Versen. Um 1550. — 

— 211. Gefässe von Serpentin und Achat. XVII. Jahrhundert. 

— 212. Fortsetzung der Sammlung chinesischer Speckstein- 
figuren. — 213. Cabinet für Münzen, Gemmen und Schmuck- 
sachen. Von Alabaster und Marmor, in Gestalt eines Renais- 
sancepalastes, mit Wendeltreppen, Statuen und Medaillons aus 
Bronze. Oben ein silberner Brunnenaufsatz. Deutsche Arbeit, 



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Erstes Stockwerk. Dreizehnter Saal. I 3 I 

Ende des XVI. Jahrhundert. — 214. Obelisken aus buntem 
Marmor, Statuetten, Reliefs, Schalen und Früchte aus Marmor 
und anderen Steingattungen, fossile Fische etc. 
^ 215. Felsengrotte mit Aussicht auf das Meer und eine 

Galeere, auf Stein gemalt mit Benützung der natürlichen Bil- 
dungen desselben. XVII. Jahrhundert. — 216. Felsenthor am 
Meeresufer, florentinisches Stuccomosaik. XVII. Jahrhundert. — 
217. Eine Hirsch- und Eberjagd, auf Stein gemalt mit Benützung 
von Dendriten. Deutsche Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 218. 
Gemälde auf Alabaster, vorne die Entfesselung der Winde durch 
Aeolus und die Flotte des Aeneas. (Rückwärts die Befreiung 
der Andromeda.) Von Hans van Aachen (siehe 195). — 219. 
Die Taufe Christi im Jordan, auf Marmor gemalt. Anfang des 
XVII. Jahrhunderts. — 220. Gemälde auf Alabaster, vorne 
Triumphzug des Amor. (Rückwärts der Sturz des Phaeton.) 
Von Hans van Aachen (siehe 195). — 221. Die Arche Noahs. 
i Auf Stein gemalt mit Benützung der natürlichen Bildungen des- 
r selben. XVII. Jahrhundert. Der Rahmen mit Messing einge- 
legt. — An der Decke: Polygon, bemalt mit carikirten Doppel- 
gesichtern auf Papier. XVII. Jahrhundert. 

Sammlung von Korallengewächsen. 
Dreizehnter Saal. 

Grosser Ofen mit sechseckigem Aufbau. Die Bekrönung 
bilden weissglasirte, antikisirende Büsten und je zwei Engel als 
Hälter eines leeren gekrönten Schildes. An den Ecken dieses 
Aufbaues weisse gedrehte Säulen, zwischen denen antikisirende 
Kriegergestalten in violettbraunem Rahmen. Die vierseitige 
Basis, welche auf sitzenden Löwen ruht, hat an den Ecken 
Figuren römischer Krieger als Karyatiden, in den Feldern da- 
zwischen Reiterbilder. Anfang des XVIII. Jahrhunderts, aus 
Salzburg. — Neben dem Ofen Blumenstücke in der Art des 
Jan Philipp van Thielen, (genannt Rigouldts), geb. Mecheln 1618, 
gest. daselbst 1667, Schüler des Seghers. 
* 222. Schrank, enthaltend Korallenstauden, die Darstellung 
der drei Kreuze auf Golgatha aus Korallen, ein kleines Tischchen 

10* 



1 



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l32 Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



von vergoldeter Bronze, mit Korallen belegt. XVI. Jahrhun- 
dert. Wahrscheinlich Genueser Arbeiten. — 223. Kästchen, mit 
schwarzem Sammt und Spiegelglas ausgeschlagen, mit Bergen 
und Grotten von Perlmutterschnecken, Korallenbäumen und 
Figuren aus Korallen: Venus auf dem Muschelwagen, Seeunge- 
heuer, Christus am Kreuze, etc. XVI. Jahrhundert. Desgl. — 
224. Geweih eines Hirsches (Zweiundzwanzigender), um welches 
ein Eichbaum gewachsen. Zur Erklärung dieses Naturspiels, 
welches schon die älteren Besucher des Schlosses stets beson- 
ders interessirt hatte (Keyssler, Reisen etc.), wurden verschiedene 
Fälle angenommen. Die allgemeiner verbreitete Definition geht 
dahin, dass ein Hirsch durch eine Lawine oder im heftigen Sturz 
an den Stamm des noch jungen Bäumchens geschleudert, dadurch 
der Schädel in denselben eingedrückt worden und der Baum 
so allmälig um denselben gewachsen sei. Viel plausibler scheint 
eine in neuerer Zeit aufgenommene Erklärung. Es war vor- 
dem an verschiedenen Orten Gebrauch, die Grenzen der Forst- 
bezirke, gleichsam anstatt durch Marksteine, durch Geweihe zu 
bezeichnen, welche auf einem Baumzwiesel gabelförmig, mit den 
Spitzen nach der Erde, aufgesteckt wurden. Es war leicht mög- 
lich, dass der Baum um ein solches Geweih, welches sowohl 
durch den hohen Anbringungsort als durch seine gesetzliche 
Bedeutung als Markzeichen vor jeder Verrückung gesichert war, 
im Laufe der Jahre herum verwachsen konnte. Unser Exemplar 
bestätigt diese Annahme sehr wesentlich durch den Umstand, 
dass das Stück des Baumes, worin das Geweih steckt, in der 
That, wenn letzteres nach oben steht, in der umgekehrten 
Richtung, d. h. vom Wipfel zur Wurzel, gestellt erscheint. In 
böhmischen Forsten sollen sich noch Beispiele dieser alten 
Grenzbezeichnung finden, ähnliche verwachsene Hirschgeweihe 
aber auch zu Kopenhagen und anderen Orten gezeigt werden. 
Das vorliegende Exemplar erscheint seit Kaiser Ferdinand I. 
im Besitze der Sammlungen. — 225. Kästchen, im Innern 
Grotten von Korallen und Muscheln, mit Korallenbäumen be- 
setzt, oben die Kreuzigung Christi aus Korallen geschnitten. 
XVI. Jahrhundert. Desgl. — 226. Schrank, in der oberen Ab- 
theilung enthaltend schwarze und braune Korallenbäume, Gefässe 



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Erstes Stockwerk. Vierzehnter Saal. l33 

aus vergoldeter Bronze, mit Korallen belegt; unten eine Grotte 
aus Gyps, mit Korallenbäumen besetzt, rosenrothe Korallen- 
staude, Tassen von vergoldeter Bronze, mit Korallen besetzt. 
XVI. Jahrhundert. Desgl. — 227. Schrank, obere Abtheilung: 
rosenrothe Korallen und Schwammgewächse; unten: Berge aus 
Gyps, mit Korallenbäumen besetzt, links der Covelopass in Tirol. 

XVI. Jahrhundert. — 228. Schrank, obere Abtheilung: dunkel- 
rothe Korallenstauden ; untere Abtheilung: dunkle und rosen- 
rothe, in der Mitte unten die Martinswand bei Innsbruck. XVI. 
Jahrhundert. 

An der Decke reich geschnitzter Luster von Holz, vergoldet 
und bronzirt, mit einköpfigen Adlern, den Bindenschild auf 
der Brust tragend. Zeit Karl VI. Darunter : Runder Tisch mit 
dunkelbrauner Marmorplatte auf geschnitztem, und vergoldeten 
bemalten Fuss. XVII. Jahrhundert. An den Fensterpfeilern vier 
ovale Spiegel in reichgeschnitzten baroken Goldrahmen. 

I Goldschmiedarbeiten, Glas und Keramik. 

Vierzehnter Saal. 

Kachelofen, grün glasirt, die Basis mit runden Hohlkacheln, 
der Aufsatz späteren Datums mit Renaissance - Ornamenten. 

XVII. Jahrhundert. 

229. Die Verkündigung Maria. Auf Spiegelglas gemalt 
von Hans van Aachen (siehe 195). — 230. Convexspiegel, im 
alten Inventar Waldspiegel genannt. (Waldglas, d. i. deutsches 
Fabrikat im Gegensatz zum Venezianischen.) XVI. Jahrhundert, 
zweite Hälfte. 

Erster Schrank, neben dem Ofen. 

231. Erinnerungsmedaille der Prager Scharfschützengesell- 
schaft, Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I., bei Allerhöchstdessen 
Besuch in Prag 29. Mai 1852 gewidmet. Die Medaille bezeichnet: 
W. SEIDAN -F. Die ornamentale Einfassung monogrammirt: HG. 
Wenzel Seidan, Graveur und Xylograph in Prag und Wien, 
geb. 1817, gest. Wien 29. März 1870. — 232. Zwei silberne 
I Leuchter. XVII. Jahrhundert. — 233. Rosenkranz von Silber- 
filigranperlen mit einem herzförmigen Anhenker, dessen Vorder- 



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Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



seite den heiligen Georg, die Rückseite die Madonna darstellt. 
Monogramm : J. H. — 234. Kaiser Friedrich I. in der Schlacht 
bei Iconium 1190. Relief, in Silber getrieben, in geschnitz- 
tem Holzrahmen. XIX. Jahrhundert. Monogramm: ^ — 235. 
Allegorie auf Ludwig XV. Relief, in Silber getrieben. XVIII. 
Jahrhundert. — 236. Die Vertheidigung Szigeths und der 
Tod Zriny's, 1566. Relief, in Silber getrieben, in geschnitztem 
Holzrahmen. Pendant zu Nr. 234. — 237. Tintenfass von Silber. 
Darauf gravirt der Bindenschild und die Chiffren: L. W. A. A. 
1656. (Leopold Wilhelm, Erzherzog von Oesterreich.) — 238. 
Futteral für die Adresse der Bürger Wiens bei der Rück- 
kehr weiland Ihrer Majestäten Kaiser Ferdinand L und der 
Kaiserin Maria Anna von der Krönung zu Prag, den 22. Sep- 
tember 1836 durch den Bürgermeister Anton Edlen von Leeb 
überreicht. Silber, vergoldet. Verfertigt von J. F. ROZET in 
Wien. Rozet & Fischmeister, gegenwärtig noch etablirt in Wien. 

— 239. Goldenes Ei mit einer auf den Tod Kaiser Karls VI. 
bezüglichen Inschrift. — 240. Tafelaufsatz in Form eines Schiffes 
von vergoldetem Silber. Augsburger Stadtpyr und Marke: AW. 

— 241. Rosenkranz mit silbernen Perlen. XVII. Jahrhundert. 

— 242. Krone, aus Silber getrieben, mit Steinen besetzt. XVIII. 
Jahrhundert. Aus der Synagoge zu Woinarowa in Galizien. — 
243. Tasse von getriebenem Silber, die heilige Familie in ihrem 
Wohngemache darstellend. Augsburger Arbeit, XVIII. Jahr- 
hundert. Monogramm : , R und H M. — 244. Kamm von Schild- 
patt, mit Silberfiligran decorirt. XVII. Jahrhundert. — 245. 
Grablegung Christi. Relief, in Silber getrieben. Augsburger 
Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 246. Dyptichon, in blauen Sammt 
gebunden, mit silbernen Ketten und Beschlägen. Im Innern die 
Verkündigung Mariens. Moderne Oelgemälde. — 247. Ovales 
Ebenholzrähmchen, in Silber gefasst, mit zwei Miniaturgemälden 
auf Pergament. Vorne die Fusswaschung, rückwärts das heilige 
Abendmahl. XVII. Jahrhundert. — 248. Kamm von Schildpatt, 
mit Silberfiligran decorirt. XVII. Jahrhundert. — 249. Pferde- 
zaum aus rothem, goldgesticktem Leder, das Gestänge und die 
Ketten von Silber. Im Jahre 1793 von den Riemergesellen 
Wiens weiland Sr. Majestät Kaiser Franz I. gewidmet. — 




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Erstes Stockwerk. Vierzehnter Saal. 



i35 



250. Futteral einer Huldigungsadresse, Silber gravirt, Ihrer Maje- 
stät der Kaiserin Elisabeth von der Stadtgemeinde Tarnopol 
dargebracht. — 251. Der Heiland am Steine. Silberrelief in Eben- 
holzrahmen. Augsburger Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 252. 
Missale romanum (Druckwerk 1777). In rothen Sammt gebun- 
den mit ornamental getriebenen Silberbeschlägen. Monogramm: 
A. G. 13. Augsburger Arbeit, XVIII. Jahrhundert. — 253. Ma- 
donna mit dem Kinde. Relief, in Silber getrieben. Augsburger 
Arbeit. XVII. Jahrhundert. — 254. Thoratafel, zu Nr. 242 
gehörig. — 255. Enveloppe der Huldigungsadressen, von den 
Landgemeinden des Tarnopoler Kreises dargebracht. Silber, 
gravirt. — 256. Körbchen von Silberfiligran. Die Blumenblätter 
mit bemalter Masse ausgefüllt. XVII. Jahrhundert. — 257. 
Messkelch mit Patene. Silber, vergoldet, getrieben. Auf der 
Fussrosette die Bilder der Heiligen Maria, Antonius, Benedict, 
Gedeon, Laurentius, mit einem Wappen. Dasselbe enthält einen 
Sparren, in dessen Winkel ein Vogel, rechts und links ein Halb- 
mond, darüber Querbalken mit blumenartigen Ornamenten, ohne 
Helmschmuck. Beischrift: ANTHOINE DOVOCVIER 1644. Den 
Xodus schmücken Genien mit Marterwerkzeugen in Medaillons. 
Die untere Hälfte der Kuppa ist mit den Passionsscenen decorirt. 
— 258. Messkelch mit Patene, vergoldet, mit gravirten und 
getriebenen Ornamenten des spätesten Renaissancestils. Augs- 
burger Arbeit, XVII. Jahrhundert. — 259. Vergoldeter Apfel 
mit der Aufschrift: F. Kiralyunkuak, Corvini Alma. — 260. 
Briefbeschwerer aus Granit und Alabaster, mit dem emaillirten 
Figürchen eines geharnischten Reiters. Letzteres aus dem XVII. 
Jahrhundert, das Uebrige modern. — 261. Silberne Cassette, 
modern, gothisch, worin weiland Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. 
bei Allerhöchst dessen Krönung in Prag, 7. September 1836, 
das Geschenk der böhmischen Stände überreicht wurde. Ludo- 
vicus Fortner inv. et fec. MDCCCXXXVI Praga. — 262. Sanct 
Sebastian, getriebene, silbervergoldete Figur, an einem Koral- 
lenbaum befestigt. Augsburger Stadtpyr, Monogramm: W 
XVII. Jahrhundert. — 263. Drei säulenartige Aufsätze von 
Achat. XVII. Jahrhundert. — 264. Messer, das Heft von Perl- 
mutter, Schildpatt und Bronze, mit der Inschrift: Beczi Vilag- 



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Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



kiallitas 1873. In einem Medaillon das Bildniss Sr. Majestät 
Kaiser Franz Joseph I. im Krönungsornat, bezeichnet: G. Y. F. 
Auf der Klinge ober dem Monogramme Sr. Majestät: Schulek 
Pest. — 265. Futteral in Buchform, Silber, vergoldet, worin 
weiland Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. bei der Rückkehr 
von der Krönung in Mailand die Ansprache des Wiener Bürger- 
meisters, Ende October 1838, überreicht wurde. Verfertigt von 
J. F. Rozet in Wien. — 266. Tasse mit zwei Messkännchen, 
Silber, getrieben und vergoldet, barok. Augsburger Stadtpyr. 

Monogramm: XVIII. Jahrhundert. — 267. Messkelch mit 

Patene, Silber, vergoldet, mit getriebenen Barokornamenten und 
den Marterinstrumenten Christi. Augsburger Stadtpyr und das- 
selbe Monogramm. — 268. Messkelch mit. Patene, Silber, ver- 
goldet, auf der Basis Passionsscenen, Nodus und Kuppa wie bei 
Nr. 257. Von demselben Meister. — 269. Rauchfass, von Silber 
getrieben. Augsburger Arbeit, XVIII. Jahrhundert. — 270. 
Sprengkessel, Silber, vergoldet. XVII. Jahrhundert. — 271. Go- 
thisches Ostensorium von Bronze. XV. Jahrhundert. — 272. 
Kleineres Ostensorium. Desgl. — 273. Pyxis. Desgl. — 274. 
Ciboriumkelch mit Deckel, Silber, vergoldet, spätes Renaissance- 
Ornament. Monogramm: C. A. Augsburger Arbeit, XVII. Jahr- 
hundert. — 275. Pyxis von Bronze, gothisch. XV. Jahrhundert. 
— 276. Kleineres Ostensorium. Desgl. — 277. Grösseres Osten- 
sorium. Desgl. — 278. Ehrensäbel. Die Scheide grünes Leder, 
in Silber gefasst, der Griff mit einem Widderkopf und Fasces 
von Silber. Empirestil. — 279. Decorationsschwert, die Scheide 
mit gelber Seide überzogen, der Griff von vergoldeter Bronze, 
modern. — 280. Säbelartige Waffe, mit geschnittenem Stahl 
decorirt, worin das Monogramm und Porträt Sr. Majestät Kaiser 
Franz Joseph L Auf dem Griffe zwei Figuren von Kriegern in 
Perlmutter geschnitten. Die Klinge bezeichnet: Alexander Copel 
in Solingen. — 281. Kleines Becken von Silber, bezeichnet: 
Von der königlich Ober-Hung. Waldbürgerschafft des Zipser 
Komitats im Jahr 1793 geopfert. Ausserdem: Indische Waffen 
mit Nephritgriff und Goldtauschirung, baroke Messgeräthschaften. 
Monogramm: f(, und C. A., und ein Silberbesteck mit der Auf- 
schrift: F. Kiralyunk £s Grof Nadasdy. 



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Erstes Stockwerk. Vierzehnter Saal. 



i3 7 



Zweiter Schrank. 

282. Adler, Aufsatz eines Ofens, deutsche Fayence. XVII. 
Jahrhundert. — 283. Grünglasirtes Thongefäss, deutsch. — 
284. Gefäss von grauem Thon. Orientalisch? Daneben chinesi- 
sche Porzellanschalen. — 285, 286. Zwei Gemälde auf Porzel- 
lan, orientalisch gekleidete Personen darstellend, mit dem Fa- 
brikszeichen von Sevres. — 287. Blaues chinesisches Porzellan 
und Delfter Fayence, bunte chinesische Reisschalen. — 288. 
Pokale und Schiffchen von Bergkry stall mit eingeschliffenen 
Ornamenten, Insecten und Blumen. Eines in Gold montirt mit 
üanslucidem Augsburger Email. XVI. bis XVII. Jahrhundert. 
— 289, 290. Zwei Glaspokale mit dem kaiserlichen Adler und 
den Monogrammen Ihrer Majestäten geschliffen. 1864. Inschrift: 
Geschmolzen aus dem Sande der Schlachtfelder Schleswig-Hol- 
steins, gesammelt von E. v. Kauffmann. — 291. Liegender 
Löwe, glasirt. Deutsche Fayence. XVII. Jahrhundert. — 292. 
Chinesische Porzellanfigürchen und Gefässe. — 293. Majolica- 
tcller, die Begegnung des Jacob und Esau. Italienisch. XVI. 
Jahrhundert. — 294. Modern ägyptische Gefässe. 

295. Porträt, auf Porzellan gemalt, bezeichnet: Dailly pinxit 
I775' Karl Alexander Victor Emanuel, Herzog von Lothringen, 
Bruder Kaiser Franz I., Reichsgeneral-Feldmarschall, Statthalter 
der Niederlande und Ritter des goldenen Vliesses, geb. 12. De- 
cember 171 2, verm. 7. Jänner 1744 mit der Erzherzogin Maria 
Anna Eleonora von Oesterreich, "Witwer seit 16./17. December 
*744i Hochmeister des deutschen Ordens seit 4. Mai 1761, gest. 
im Schlosse zu Ter Vueren (Belgien) 4. Juli 1780. Dailly, Email- 
maler, der um 1750 zu Brüssel in Diensten des Herzogs Karl 
v on Lothringen stand. 

Schrank neben der Ausgangsthüre. 

296. Mehrere Tableaux, religiöse, mythologische und orna- 
mentale Motive aus Glas, an der Lampe geblasen. XVI. Jahr- 
hundert. Diese zierlichen Spielereien dürften, obwohl ähnliche 
Muranesische Producte vorkommen , doch wahrscheinlicher in 
der Glashütte zu Hall bei Innsbruck verfertigt worden sein, 



l38 Das Hochschloss. Gegenstände der Kleinkunst. 



welche von dem Augsburger ViÜ begründet und von den Lau — 
desherrn sehr begünstigt wurde. — 297. Perlenschnüre und 
Ketten von Venezianischem Glas. XVI. Jahrhundert. — 293. 
Ein Schachbrett von derselben Technik, aus Glasstäben ge- 
bildet. XVII. Jahrhundert. — 299. Ein käfigartiges Gehäuse- 
aus Glasstäben, im Innern ein Felsen mit Bäumen und Figuren . 

XVI. Jahrhundert. — 300. Drachenkopf von Glasmosaik. XVI. 
Jahrhundert. — 301. Spielbrett für langen Puff, Paillonarbeit 
in Schwarz und Gold. XVII. Jahrhundert. — 302. Pokal aus 
Holz, mit facettirten Spiegelstücken inkrustirt. XVI. bis XV T II. 
Jahrhundert. — 303. Kästchen mit vier Sanduhren von Glas. 

XVII. Jahrhundert. — An der Seitenwand ein Schirm von 
gesponnenen Glasfäden mit dazwischen gelegten Blumen in 
chinesischem Geschmack. Rococco. 



304, 305. Kacheln von verschiedenen Oefen des XVI. bis 
XVII. Jahrhunderts, darunter eine Bekrönung mit dem Wappen 
des Salzburgischen Erzbischofes Marx Sittich IV. von Hohen- 
embs, 1612 — 1619. 

306. Abbildung der Krone, mit welcher weiland Ihre Ma- 
jestät Kaiserin Ludovica, Gemalin Kaiser Franz I., zu Press- 
burg 1808 gekrönt wurde. — 307. Kästchen, mit Spiegelflächen 
belegt. XVII. Jahrhundert. 

An der Decke eine Laterne von Blech, mit Marienglas 
verschlossen. XVII. Jahrhundert. 



An der Fensterwand, 




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Anhang zu pag. VII. 



Das im Folgenden zum Erstenmal publicirte Schreiben, 
dessen Original sich im Landesarchiv zu Innsbruck befindet, 
liefert einen nicht uninteressanten Beitrag zu der im historischen 
Theile berührten Geschichte des Ueberganges des Schlosses 
Ambras an den Landesfürsten. 

Durchleuchtigister hochgeporner 
Fürst genedigister Herr. 

Euer fürstlich Durchlaucht sein jeder Zeit mein under- 
thenigist gehorsamist und schuldig Diennst zuvor. Genedigister 
Fürst und Herr. Nachdem Euer fürstlich Durchlaucht mier vom 
20. Augusti verschines 62sten Jars genedigist Auferlegt und 
bevolhen haben dieselbig des jungen SchurfTen Krankheit halben 
underthenigist zu berichten, auch do ine der Almechtig zu sich 
erfordern wurde, desselb Euer fürstlich Durchlaucht hernach 
gleichsfalls eylends zu berichten etc. khan ich als derselben 
alter gehorsamister Diener und Zu Vollziehung Eurer fürstlich 
Durchlaucht genedigsten Bevehls nit underlassen Euer fürstlich 
Durchlaucht hiemit unterthenigist zu verstendigen, dass bemelter 
Schurff jetzo abermalen todtlich erkrankht ist also dass sich 
seines Wideraufkhumens wenig zu getrösten, welches doch Alles 
bei dem Willen Gottes steen, dieweil mier denn sonst auch 
fürkhumbt, dass man schon bei der röm. kais. Majestät meinem 
allergnädigisten Herrn umb die Pfleg Ambras entgelten soll. 
Ir kais. Majestät auch anheut des Schloss selbs aigner Person 
besichtigen und desselben Einkhumen zu wissen begert, hab 
umb sovil mer Euer fürstlich Durchlaucht solhes underthenigist 
erinnern und zueschreiben welln. Im Fal sich nach dem Willen 
Gottes Ambros verledigte und villeicht E. f. D. solche her- 
schafft zu irer aignen Notturfft zu gebrauchen gedechten, das 
E. f. D. die röm. kays. Majestät als derselben geliebtesten Herrn 



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140 



Anhang. 



und Vattern bei guetter Zeit dieselbs Phleg niemandt Andern 
zu bewilligen verwarnet hetten, was nun hierinnen E. f. D. 
gnädigster Will und Glegnheit, daz werden E. f. D. wol zu 
verordnen wissen. 

Dann so hab ich sovil glaubwürdig Berichts, dass E. f. D. 
unser gnedegister Herr und Landtsfürst in Tyrol werden soll, 
dessen ich mich zum allerhöchsten und gantz underthenigist er- 
freyn thue, wünsch auch hierait E. f. D. hiertzue langwierige 
glückhliche Regierung, auch alle zeitliche und ewige Wolfart. 
Mit underthenigist ganz gehorsamister pitt, E. f. D. welle jeder 
Zeit mein gnedigister Fürst und Herr sein und mein als der- 
selben gehorsamisten und ergebnen Dieners zu seiner Zeit auch 
gnedigist gedenckhn dann ich ye der underthenigisten Hoffnung 
und Zuversicht. Ich werde noch meiner langwierigen getrewen 
und muesamen Dienst auch gantz verderblichen einpuessens mit 
allen genaden erzeigt werden. Thue mich hieneben E. f. D. 
gantz underthenigist in gnad bevelhen. Datum Ynnsbrugg den 
4. Februarii Anno 63ten. 

E. f. D. 

underthenigister und gehorsamister Diener 
Hans Franz von Wehingen 
zu Sigmundtsried. 

Hans Franz von Würtingen, Pfandinhaber der Herrschaft Laudegk 
und Herr des Schlosses Sigmundsried, Rath und Regent zu Innsbruck, 
war als Gemahl der Magdalena Scburfin von Schönwert (welche ihm in 
erster Ehe als Witwe des Georg Philipp von Grafenstein 1550 angetraut 
war), Schwager des im Briefe als Kranker erwähnten »jüngern SchurfTen«, 
Georg, welcher noch im selben Jahre (1563) das Zeitliche segnete. Der 
Vater Hans Franzens von Wähingen war kaiserlicher Rath und Feldobrist 
in Italien, Veit, welcher 1546 gestorben war, seine Mutter Francisca de 
Cosena. Die Eltern des Georg Schurff waren Wilhelm I., Schurff von Schön- 
wert, Kammerpräsident zu Innsbruck, und Veronica, des Johann von Paum- 
gartner zu Stubenberg und der Elisabeth Soyerin von Soya Tochter. (Siehe: 
Genealogie des tirol. Adels von Mayrhofen, VII. Hand: Erloschene Ge- 
schlechter. Manuscript der Bibliothek des Fcrdinandeums in Innsbruck.) 



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Namensregister 

der 

Künstler und Kunsthandwerker. 



Ach en, Hans van, Maler. i3o, i3i. 
Aristoff, F., Büchsenmacher. 61. 
Beruet, Claude, Maler. 82. 
ßourgignon. Maler. 116. 
Brack, Anton, Stuccator. 66. 
Bronnauer, Georg, Aetzmaler. 41. 
Buegel, Peter, Klingenschmied. 40. 
Burgman, Johann, Zeichner. 98. 
Caba, Alonso de. Klingenschmied. 
36. 

Cantero, Miguel, Klingenschmied. 
36, 3q. 

Casini, Vittore, Maler. 76, 107. 
Castiglione, Benedetto, Maler. 
114. 

Ceccobravo, siehe Montelaticci. 

Gl enter, Leonhard, Büchsen- 
macher. 58. 

Cles, J. L., Büchsenmacher. 60. 

Cliever, Andre, Bildhauer. 66. 

Cominazzo, Lazarino , Lauf- 
schmied. 47. 57. 

Gontriner, Büchsenmacher. 61. 

Co p cl, Alexander, Klingenschmied. 
i36. 

C o r r a d i, Francesco Fra, Maler. 1 14. 
Courtois, Jacques, s. Bourgignon. 
D a i 1 1 y, Porzellan- und Emailmaler. 
L i3 7 . 

■ David, J., Kunstgiesser? 55. 
D e i n i n g e r, Johann, Architekt. 64. 



Dörfflinger, Balth. Leonhard, 
Architekt. 120. 

Ebert, Josef. Büchsenmacher. 59. 

Echt sc h von der Site, Martin, Bau- 
meister. X, 63. 

Entzinger, Jean, Büchsenmacher 

52. 

Fi r ler, Franz. Maler. 117. 
Fischer, Johann, Büchsenmacher. 

57. 

Flemich, Gottfried, Büchsen- 
schmied. 47. 

Fontana, Giov. Batt., Maler und 
Stecher. 1, 7, 68, 97. 

Fortner, Ludwig, Silberarbeiter. 
i35. 

Francia, Josef, Laufschmied. 57. 
F r a n c i n o, Giovanni, Laufschmied. 

46, 49, 58. 
F r a n z i n i, An ton, Laufschmied. 61 . 
Fruhwirth, Josef, Büchsenmacher. 

57, 58, 5g. 
Furini, Francesco, Maler. 11 5. 
G eye r, Andreas, Kupferstecher. 1 20. 
Gottlieb, Conrad, Tischler. 66. 
Grasmair, Anton, Maler. 116. 
Grasmair, Johann Georg, Maler. 

116, 117. 

Grechetto, il, siehe Castiglione. 
Grienwald, Laufschmied. 5o. 
Grohmann,H., Silberarbeiter. 120. 



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142 



Namensregister der Künstler und Kunsthandwerker. 



Grund, Zacharias, Modellarbeiter. 
117. 

G 11 i d u c c i, Angelo, Maler. 87, 88, 89. 
Gull, Michael, Büchsenschmied. 46. 
Gump, Georg Anton, Architekt. 1 20. 
Hallart, Dionys van, Maler. 66. 
Hall er (Sebastian?), Maler, cß. 
Hallet, J. Büchsenmacher. 57. 
Hauer, Johann, Actzmaler. 42. 
Hau ss mann, J. H., Waffenfabri- 
kant. 5q. 

Hechenberger, Adam, Büchsen- 
macher. 5i. 

Henoul, Büchsenmacher. 5y. 

Hernandcz, Sebastian, sen., Klin- 
genschmied. 3i. 

Hernandez, Sebastian, jun., Klin- 
genschmied. 35, 39. 

Hernandez, Ygnazio , Klingen- 
schmied. 3i. 

Herold, Johann Balthasar, Kunst- 
giesser. 53. 54. 

Hudctz, Johann Michael, Maler. 
n5. 

Jartow, Andreas, Elfenbeinschnei- 
der. 12g. 

Jobst, Franz, Maler. 64, 65. 

K eiser, Georg, Büchsenmacher. 
56, 57. 

K 1 e 1 1, Sigmund, Büchsenmacher. 49. 

Kl ieber, Urban, Bildhauer. 129, i3o. 

Koch, Jacob, Büchsenmacher. 52. 

Kohl er, Maler. 74. 

Kowansky, Wenzel, Instrumenten- 
macher. 125. 

Kranach, Lucas, d. Ae., Maler. n3. 

Kraus, Joh. Ulrich. Kupferstecher. 
120. 

Krausse, Heinrich, Bronzearbeiter. 
120. 

Lampianini, Giovanni, Wachs- 
possirer. 118. 



Lanzi, Abbate, Maler. 11 5. 
Leitgeb, Conrad, Maler. 66. 
Lindner, Daniel. Büchsenmacher 

Lucchesi iLucchcse) , Giovanni 

Architekt. X, 63. 
L u r d i, Francesco, Klingenschmied. 

36, 39. 

Macht, Johann, Instrumenten- 
macher. 41. , 

Matl, Georg, Büchsenmacher. 52. 

M ä 1 1, Matthäus. Büchsenmacher. 40. 
5o, 5i. 

Martinez, Juan, Klingenschmied. 

37- 

Martinez, Juan, jun., Klingen- 
schmied. 39. 

Maysfelder, Maler. 65. 

Mcves, Berns (Bernardusl, Klingen- 
schmied. 39. 

Miszow, A., Büchsenmacher. 56. 

Moll, Balth. Ferdinand, Bildhauer. 
122. 

Monte, Pedro dcl, Klingenschmied. 

52. 

Montelaticci, Francesco, Maler. 
114, n5. 

Morandi, Giov. Maria, Maler. 14. 
M o t z e r. A.F., Strohmosaikarbeiter. 
117. 

Mozart. Anton, Maler. 126. 

Muck, Franz, Büchsenmacher. 56. 

Neu hauser, Albert, Glasmaler. 74- 

Noort, J. N., Büchsenmacher. 60. 

Nowotny, Büchsenmacher. 60,61. 

Oberegger, Matthäus , Holz- 
schnitzer. 126. 

Oefner, Johann, Büchsenmacher. 
56. 

Pacher, Michael, Maler, 112 f. 
Pf i s t e r (Pfisterer), Jacob, Maler. 1 ii. 
Pigall, Stahlarbeiter. 119. 



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Namensregister der Künstler und Kunsthandwerker. 



143 



Platz er* Joseph, Architekturmaler 

und Bildhauer. 125. 
Perez, Francesco, Klingenschmied. 

3i. 

Pirko, Carl, Büchsenmacher. 61. 
Pol ha mm er, Hans, Maler und 

Aetzmaler. 16, 73. 
Pussjeger, Mathias, Maler. 117. 
R e i s i n g e r. Josef, Büchsenmacher. 

58. 

Kies, Christof, Büchsenmacher. 5g. 
Rint, Johann, d. Ae., Holzschnitzer. 
126. 

Ritterl, Maler. 65. 

Rosada Brescia, Pietro. Maler. 67. 

Roscher, F., Büchsenmacher. 55. 

Rossi, Büchsenmacher. 53. 

Rott er, Johann, Holzschnitzer. 126. 

R o z e t, J. F.. Silberarbeiter. 134, i3ö. 

Ruy, Antonio, Klingenschmied. 36. 
Sa y ler, Ludwig, Schlosser. 66. 
Scartezzini, Giov. Batt. , Maler 

und Seidensticker. 121. 
Schuleck, Messerschmied. i3ö. 
Seid an, Wenzel, Graveur und Xy- 

lograph. i33. 
S e 1 i c r, Philipp, Büchsenmacher. 60. 
Siries, Louis, Goldschmied und 

Edelsteinschncider. 118. 
S p e 1 1 u z z i, Bernardino, Galantcric- 

arbeiter. 98. 
Spies, Jacob, Büchsenmacher. 52. 
Stadl, von, Architekt. 74. 
Städ, Mathias, Büchsenmacher. 5i. 
Stehle. Ulrich, Büchsenmacher. 5o. 



Stifter, Hans, Büchsenmacher. 5i. 
Stöckl, Josef, Büchsenmacher. 58. 
60. 

Stolz. Michael, Bildhauer, 74. 

Szentpdtery, Joseph, Silber- 
arbeiter. 119. 

Thielen. Jan Phil, van, Blumen- 
maler. 131. 

Tiefenbrunn. Ulrich, Maler. 74. 

Tredz, Tobias. Büchsenmacher. 5i. 

Trenkwaldcr, Joseph, Tischler. 
64.. 

Unterberger, Ignaz, Maler. i3o. 

Uschall (Urschall , Paul, Bau- 
meister. X, 63. 

Velmonte, Luis, Klingenschmied. 
36. 

Velmonte, Pedro del . Klingen- 
schmied. 35, 36, 39. 

Viech tcrin, M. G. Freiin von, 
Seidenstickerin. 122. 

Weis. A., Büchsenmacher. 58. 

Wetschgi, E. M.. Büchsenmacher. 
58. 

Wilnperger, Adam, Büchsen- 
macher. 5i. 52. 

Wilson, Büchsenmacher. 57. 

Wörndlc von Adelsfried, 
August, Maler. 74. 

Zabala, Juan de, Klingenschmied. 
35. 

Zanetti, Giov. Batt.. Büchsen- 
macher. 58. 

Zelner. Caspar. Büchsenmacher. 
56. 




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er?