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I
HARVARD COLLEGE
LIBRARY
HE
Bought from the Fund for
3K CuRRENT Modern Poetry
m given by
3^ MORRIS GRAY
CLASS OP 1877
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Gescbkshta
Heidenthums,
in BoMwig nf
Migion, WiHM, Knit, SttHohkait oi «utJat«
Zweiter liieil.
im Verlage bei Joief Kftz «ad Kom^
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J
Das Ctoteteslelieii
Chinesen, Japaner
Indier
Br. Adtlf Wiltke.
eBtirin,
IMS.
Digiilzca by Liu^.' .
9 »
I
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Vorwort,
«
Die Anftialiine des ersten Bandes, selbst von Seiten der *
Gegner meiues Standpunktes, hat mich eben so sehr er-
nnthigt wie sn der Steigernng meiner Anforderungen an
das Werk selbst angeregt. Wer das Gebiet, auf welcheoi
der gegenwärtige Theil sich bewegt, besonders das indische,
auch nur einigeruiadsen aus eigner Anschauung kennen
gelernt, wird gerecht genug sein, nicht den Anspruch an
erheben, dass der Weg, den ich mir durch diesen dicht
verwachsenen Urwald, in welchen bisher wohl viele Pfade
hinein, keiner aber wieder herausfilhrte, zu bahnen suchte,
schon eben wie der Meeresspiegel und glatt wie eine Tenne
sei. Wir stehen hier erst am Anfang der Erkenntniss. Bs
durfte eher Manchem scheiuen, als hätte ich schon zü viel
gewagt, wenn Ich in diesen dunklen Gebieten ein Gesammt«
bild zu zeichueü versuchte^ — jedoch darf ich versichern,
es mit bestimmt ausgesprochenen Ansichten ernst genommen
zu haben; und was ich nur muthmassen, nicht begründen
konnte, habe ich lieber voriflnfig ganz bei Seite gelassen,
als dass ich die sicheren Züge des Bildes durch zweifelhafle
Gestalten trübte, — wiewohl ich für manche nnwesentiichere
Behauplungeü des Textes, um das Werk niclit zu sehr aus-
tudehnen, die vollen Beweise nicht beigebracht habe.
Da«s der gcgenviärüge Band, der den sehwierigslM
Tbcil des ganzen Werkes behandelt , nicht so weit reicht
als beabsichtigt war, wird durch den Umfang des StoCea
gerechtfertigt; ein grosser Theü des Folgenden, auf bekann-
teren Gebieten sieh bewegend, wird sich kfirser behaadelii
lassen. Die Fortsetzung des Werkes werde ich mir dringeud
angelegen sein lassen* Die Herausgabe des vorliegendeii
Bandes wurde iiiir nur diu ch die huldvolle Unterstützung durch
Se. Excellenz des Herrn Hinisters der geistlichen, Unter-
richts- und Medecinalangelegenheiten ermöglicht, da die
g^enwartige liSge des deutschen Bachbandeis für Werke
dieser Art eben nicht sehr aufmunternd ist.
Breslau, den 1. Joli 1853.
Oer Verfasser.
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Inhalt
CinleUling. §1 — 4. Die gebildeten Volker der objectiiren WelUntcliauuog.
Zweite Stufe: Die Chinesen und Japaner.
I. Die Chloeseii.
XinleiiuBg. — $ 5. Dai Volk. — $ 0. Die Urkunden ; Kong-fu-tcc and die King.
I. Das religiöse Leben.
I. Das Gottcsbewiisstscin,
§ 7. Die Rcicharrllgion, die Lehre det Laotae und des Fo. S. 10.
% 8. Die Zweihoit tiU Grund de« Alla. S. 11. — 8 9. Die Ent-
■kluinff drrWcU. S. 17. — § 10 — 11. Da« Wesen dea Güttlidien.
S. 25. — § Ii. Das Schickaal. S. 33. — 8 13. Die Geister. S. 30.
lt. Der Mensch.
$ 11. Diis Wcst n desMongrhcn. S — §15. Die sittliche Natur
des Mcngdu n. S. 11. — § lü. Die Freiheit d«'K Willens. S.42. —
S 17. Das Vcrhilltnis« des sittlichen Handeln» zur Xatur. S. 45. —
8 18. Die UnsterMi« hkeit. S. 48.
III. Die Beziehung des Göttlichen und des Menischlichcn auf üinaader.
8 19. S. 53.
a) Die Beziehung de« Göttlichen anf das uienachliche Leben.
§ 20. Die Vorsehung. S.54. — g^l. Die Offenbarung durch die
Vemonft und die öffentliche Meinung, durch Wunder, durcli
Vorzeichen ^ darch Träume. S. 58.
b) Die Beziehung det Menschen auf das Göttliche; der Kalt.
§ n. Gebet nnd Opfer. S. 62.
IV. Das kirchliche Leben.
S 23. Die Kirche; Priester. Tempel, heilige Zeiten. S. 68. —
8 24. Die Zauberei ; Wahrsagekunst. S. 70.
Fremde Reh'gions- Ideen in China.
S 25. China s Duldsamkeit. S. 74. — 820. Die Lehre des Tao von
Laotse. S. 76. — 8 27. Die Lehre des Fo. S. 83.
II. Das wisscnsch«'\ft]ichc Leben. §28. S. 84.
8 29. Die Sprache. S. S6. — § 30. Die Schrift. S. 88. — § 31. Die
Wissenschaft. S. SO. — § 32. Xaturwissenschnft . Astronomie,
Physik. Arzneikunde. S. tM). — § 33. Die Geschichte. S. 95. —
8 34. Die Philosophie. S. 101. —
in. Arbeit, s 35. s. 100.
IV. Kunst 8 36. S. 112.
8 37. Der Putz. Der Tanz. S. 113. — 8 38. Die Baukunst. S. 115. —
8 39. Die Bildhauerkunst und Malerei. S. 116. — 8 40. Die
Musik. S. UP. — 8 41. Die Poesie. S. 118.
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V. Das sittliche Leben.
S 42. Daa Wesen der chincatgchcn Sittlichkeit. S. 121. 43. Die
redite Mitte. S. 123. — g 44. Einflui« der Sittlichkeit auf da«
Natiirlebcn. S. 125. — § 45. Die Tugenden. S. 120. - $ 46. Der
Selbitmord. S. 132.
Die Familie« S 47. S. 133.
S 4a Paa Weib. S. 134. — § 49. Die Ehe. S. 135. — S 50. Die
Gattin; Ehescheidung. S. 138. — $51. KcngcJihcit. S. 140. —
S 52. Das Verhältnigs der Eltern und Kinder zu einander.
S. 141. — S 53. Die Erziehung; der Kindermord. 8. 144.
VI. Der Staat, g 54. S. 146.
L Verhältniss des Staates und der Staatsbürger zu einander^ das Recht.
S.^i5. S. 110.
a) Do« Recht dca Staat<bürgcr8 dem Staate gegenüber.
§ 5(3. Gleichheit der Burger, Sklaven, Cnstraten. S. 151. —
S 57. Der Socialifimu«. S. 154. — § 5S. Der Handel. S. 156.
b) Dag Recht dca Staatct dem Bürger gegenüber, daa zwingende
Recht. S 59. S. 157.
IL Die Staatsregierung.
i (iO. Die Einheit dos Reiche». S. 159. — f Ol. Der Kaiaer.
S. 102. — S 02. Der Kaiacr als Vertreter de« HiinmcU. S. 103. —
S 63 u. 64. Die Pllichten dea Kaiaert. S. 105. 171. — S ^. Die
Thronfolge. S. 172. — § 60. Die Verantwortlichkeit de« Kaisers
und da« Recht de» Volkea; die Revolution. S. 175.
S 07. Die Mandarinen, (Civilbeamten, da« Heer.) S. 180. ~
g 68. Die Ccnsoren. S. lfl*2.
S 09. Die Verwaltung. (Steuern, Verwaltung de« Innern; die
Schulen.) S. 194.
§ 70. Verhaltnia« de« Staate« nach augsen im Frieden u. im Kriege.
8. 199. — i 71. Absperrung. S. 201.
VII. Die Geschichte, g 72. s. 208.
IL Die Jat>ancr.
§ 73. Ursprung de« Volke«. S. 217. — $ 74. Religion. S. 219. — j 75. WiMen-
«chaft. Arbeit. Kunst. S. 223. — § 70. Sittlidtkcit. S. 225. — § 77. 78.
Sfaiiit. S. 225.
Dritte Stufe: Die Indier.
Etnleitiuig. — % 70. Die Gnwd-Idee der Indischen Weltanschauang. S. 330. —
S 80. Der innere Gegencats der Brahma- und der Buddhalehrc. 8. 232. —
S 8L Da« indiache Volk. 8. 232.
I. Das BrahmanenthBm.
I. Das religiöse Leben. S 82. Urkunden. S. 234.
1. fintt.
a) Die Vedenlehre.
§ S3. Die Grund -Idee. 8. 239. •- % 84». Die drei Hauptgott-
heiten. S. 240. — g 84^'- Die übrigen Götter. S. 240. —
S 85. Da« Wesen der Götter; da« Anirita. S. 251.
S 80. Der einige Urgott. S. 253. — $87-89. Sein Wegen. 8. 257.
b) Die Lehre der Epen und der späteren Zeit
§90. Die epische Mythologie. S. 267. ~ § OMhr Untcrachied
von derVedcnlchrc. S. 275. — g 02. Die Sekten der späterca
Zeit. S. 278.
II. Well.
% iVi. Der Grand der Wdt; dtc'Mnja. 8. ^1. — ^94 nnd 95. Pie
VemciPnng der Wdi in der congcgtieoten Lehre. S. 285. —
S 96. Die EnUtchuiig der Welt. S.
>' §97. Die DrcifttlU>heit der Welt. S. m -> $ 9H, Per Mentrh.
S. 305. — S 99. Die Naturgtande (Kaatea). S. 315. ~ § IW- ^r-
■pmng der Raiten. S. 320.
ML V#rhaitni.«;.<< Gottes und der Weit mu einander. - • * •
S 101. Pantheiiti«che Einheit Gotte« nnd der Welt. S. 323. —
S 102. Freiheit der Creator. S. 331.
a) Da« activc Verhiltaiia» <B>'Q»tiheit tu den Menschen.
S 103. Pie Vor«cbung; da»Schick>al; die Gottctgerichtc. S.33*2.
. , — S 104. Die Offenbarung. S. 330. — § ia5. Die Mcn«ch-
werdang der Götter, Avataren; Kriachna. S. 337.
h) Pie active Beziehung dea Menschen auf dai Göttliche;
der Kult.
S 106. Wesen des Kultus; das Gebet. S. 340.
. S 107. Pas Opfer; das Sorna- Opfer. S. 343. — §106. Pa*
Thieropfer; die Spenden für die Ahnt-n. S. 351. — § 109.
Die Sclbstopfcrung; das Mfiischenopfcr. S. 353. — §110-
Pie fromme Hingabe des Menschen an Gott; die Andacht.
8. 358. - § III. Pie Askese. S. 362. — ,
§112. PieBussüngcn für begangene Schuld; die Reuiignngen.
S. 370. . •
c) Pie Kirche.
S 113. Pie priesterlichen Personen. S. 380. — $ 114. Heilige
Orte; heilige Pinge. S. 380. —
d) Pas Heil.
$115. Einigung mit Gott; Zauberkraft; UnstcrhlicbkeiUtrank.
S. 388.
§ HO. Leben naih dem Tode; die Höllen. S. 393. — g 117.
Pas Aufgehen der Crcatur in Gott. S. 395. — S US. Pie
Seelenwandcrung S.4()0. - $119. Pas Ende der Welt. S.405.
II. Das wissenscliaftliche Leben.
§120. Sprache; Schrift. S. 407. — § 121. Mathematik; Natnnyissen-
schaft (Astronomie; Physik; Amneikundc) S. 410. — § 122. Ge-
schichte. S 410.
S 123. Philosopye; Vedanta. S. 420. — g 124. Sankhja; Joga. S.423. —
8125. Nyaya; Vaiycachlka. 8.430.
III. Die Arbeit § 120. S. 435.
IV. Die Kunst. § 127. S. 437. •
S 128. Put»; Tanz. S. 438. ^ § 129. Bankunst. S. 440. ^ S 130. Bild-
hauerknnst; Malerei; 8 442. — § 131. Musik; Poesie. S. 443. —
< 132. Epische Poesie; Fabel. S. 445. — g m. Drama. S. 451. -
V. Das sittliche Leben. • . , . >
$ 134. Wesen der indischen Sittlichkeit. S. 454 — § 135. ihr Grand
und ihr Ziel. S. 450.
S 130. Pie Sinnlichkeit. S. 402. — § 137. Pas sittliche Verhältnis« «u
anderen Menschen. 8. 403. — 1 138. Paa litüichc Verhältniss lo
den Katardingen. S. 4Ö0.
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Die Familie. $ 139. Da. Weib. S. 4ÖÖ. - ^ Khe. -
? ";«*»J»g"n«:en der F.hr. S. ill - 5 142. Da« «JtUirhe Ld.cn
- w der KIm; Stellung der Gattin; die Wi«,re. H. AHL - § 143
Trennung der Ehe; Ehebrudij LoyiraU-Khc. S. 121L - § 144^
. dem; Ersieh ung. S.483.
VI. Der Staat
S ^^«^«^"»K ^«-. Staate., n. m ^ % UL M^ll der St^te«.
; . ^. 48Ö. — 8 USL Die Kasten im Staate. S. 4ÖL
L Das Recht.
' . §140. Die Geeetvgebung S. 41IL . ■ :
*^ ??!r.^?^^'**'• ®*"»-«»örgefi dem Staat gegenüber.
S im Ungleichheit der StOQt«hnrgcr. Sklaverei. S. iüL — C 1.51.
Eigenlhnm, Erbrecht, Handel. S. 4ffiL
Pt^^r"' gegcniiber.
$152. Da. Strafrecht S.4a5.
II. Die Regierung.
S m Der Eönig. S. 4fiÖ. $ I54. Sein Vcrhaltni« zum Ge.ete
■ ""^ Prahraancn. S. 50Q. ~ J 150. Sein Verhältni« rnut
. . Vnlk. S. ML - § m Rcchtipflege. S. 502. - € läL Verwal-
tang. S. .m - § 15S. Ilerrcuweaen. S. 5ÖÖ.
£159, Verhältni« de« Staate» nach aucen ; Ilaadel und Krieg. SJiLL
VH. Die Geschichte, f IfiQ. s. 514.
II. Ber Baddhfsmui.
'S IflL Ürtpruhg und Queüen. S. 52a
L Das religiöse Leben.
^^An.^!^** Brahmalehre. S. 523. - J m Der Urgrund de.
! w n ' "Z"^"- ^'^-S 105. Der Men.ch. S. 532. ~
, ^ Ifiü. Da« VV e.en de. Daseint. S. 535. —
Buddha «. S. m ~ $ 166. Der ideelle
c ?7n S. Üi2. - S m Da. Opfer. S. 641 -
S im Die EnUagung. S. 552. —
' ' ^ V'l''''' S. 551 - f 112. Die kirchliche Thätigkeit
' * i^^dt W""'";'""' S ^ - S m. Da. HeU; - die sfelet'
WWderung ; d.c Wundermacht; die Buddhawürde und ihre Vor.tafen.
S. - $ n4. Da« Endziel, Nirrnna. a 5ÜÖ.
II. Wissenschaft. Arbeit. Kunst.
^^rie'^^Tonf Vi^'f ""^'"'^ Ge-chichte. S. 52L - «im Indo-
•tne. ~ Kunat: BaQkun«t und Bildnerei, Poeaie. 8. 521
III. Das sittliche Leben.
S 127. We«en der Sittlidikeit. S. fi2IL
i m Die Ehe. S. 303.
IV. Der Staat. § im s. 585.
V. Die Geschichte. § Ifiö. 8. 5S2.
Schliss: 818LS.BÖ2.
Die Völker Ost-Asiens.
iCialeiiung.
aer fiCiife der wiMfln ud ibalbwüden Yttlkcr» welche nieht
t» teGeseiydile, eondem seben ihr «tehen, sehreiteii wir fort
n den VAlkem der Sadtiiig und der Geschiehle, Bei de« wilde»
Völkern war die Zeit ihres Bestelieiis eine dnrehans ^eich^ßl-
ti^e, denn ihre geistige Entwickeiuiig wiiti von der Zeit nicht
btnilirt; sie bleiben, was sie sind, ihr Dasein fällt nicht in die
Zeitfolge der Geschichte. Die Geschichte weiss von ihnen eigent-
lich nichts, böch«ten8 nur, insofern sie als wüstes und tobendes
Eleeieiit stOrend in das Leben der ^eschichüichen Völker ein-
greifiiB. Auch bei den h^lbwildoi Völkern konunt die Zeit ihres
AnftreteM wenig in BetMudity denn eie sind nicht organlseh ans
demgeechieihtKcheB Leben herrorgewachaeii, mid wachsen andi
»cht in dasselbe hinehii sie sind eine Anomalie in der Oe*
schichte, eine Zwittergestalt zwii»c]icn wilden und geschicht-
lichen Völkern, und wie alle Zwitter unfähig sich fortzupflanzen.
Die Nölker, mit »Icnen wir es Jetzt zu tlinn haben, stehen bereits
io der Geschichte, haben die \V iidheit schon ganz abgestreillt,
sied Völker der geschichtlichen Bildung und organische Glieder
is der fintwiekelmg des nens^tteben (iteisles; sie erheben ihr
Hsspt nnd ihr Ange 4ber den Boden nd schaoeii nach oben; in
teeo bat wUk die Menschheit ans dem dnnklen Boden mim
TsimttAt empeegerongen , um si<^ hi mannigfaltigen , relehbe-
lasbten Verfistelungen zu entfalten. — Aber auch bei diesen
Völkern stehen wir immer noch auf dem Boden der ob j ectiven
Weltanschauung (I. Bd., § 11 etc. 26); noch ist der subjective
(■eist nicht wahrhaft erkannt, noch weniger eine bestimmende
Macht für die objective Natur geworden; das wahre Sein, das
QMiebe, das, was flbr das mensebliche Snbject die hachsie
n. 1
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2
Macht ist, ist nicht freier, T>er«5nUcher Geist, sondern Ist Na t»r,
steht dem persönlichen Geiste als rin< iciii objective. h»)here
IMnclit gegenüber, und der persöiiliciiedeist schaut nur <ias. u ns
ni( lif durch d»'n (mms^ ;!:rschaÖen ist: vr vor hält sich der W elt
gegenüber nur episch, erzählend, nachzeichuend, nicht schöpfe-
risch. Der subjective Geist ist da überall erst das Zweite, nicht
das Erste, ist das Untergeordnete, nicht das Hemchende*
$«•
Der Wilde lebt geistig nur ans der Hand in den Mund, leht
einzig far die Gegenwart, nicht flir die Zukunft, und hat auch
keine. Die Völker der Bililimi; leben niclit bloss für heute, son-
dern e^ueh für morgen; sie streiieu die blosse Gegeiiwa? t, das
l.eheii lür den Auü:enblick. von sich nh. sie wollen für alle
Zeiten leben, und ihr geistig Krruugencs soll auf die kommenileii
€rcscl)lechter erben. Wie sich der Mensch vom Tbiere dadurch
«nterscheMety dass er ein selbststäadiges inneres Leben hat und
es offenbart dnrch die Sprache, so mterscheidetaich der ge-
bildete Mensch vom wilden dadnreh^ daas er ein selbatatändiges
geistiges Leben hat ond es offenbart durch die Schrift. Wns
für den einaelnenMemichen die Sprache, das ist für das Volk die
Schrift: sie hebt die Vereinzelung des Daseins anf» macht es zu
einem allG;eineinen iind bleibenden. Die erste Schrifi ist nicht
für die ÜLi**enwart. sondern für die Zukunft, nicht für den AH-
tagsverkehr, sondern für die Geschichte; um zu bleiben, ob
«nah das gegenwüriige Gcschicoht leiblicli untergehe, gräbt es
«einen freist den- Steine« in unverialgbaren Züge» eut* Mit dar
Murift ist der Voiiuing vor. dcrJüledachhait aafgarällt «ad dar
Menaoh «her den blossen Natatataod erhbbdn; daodh die Sehrift
mrd die Sprache geistig. Die Chiniesen sind daa erste Tolle»
welches eine geistige Sprache, welches wirkliche SchriA hat
Die VViitieii hhid als Volk stumm, sprechen sich nicht als (reist
aus; Mr'ir wiesen voj» iimeii nicht sowohl durch sie selbst, als
tlurcii die Beobaciiiung ihres Thun und Treibens durch Andere;
4;cbildete Völker aber sprechen aas, was sie aJla geistige» ge-
schichtliche Erscheinung aind. Die Wilden können ffir ei|^tlicli
nur «Chanen, beobachlen; mit den gabUdeten Vdlkem k^naenlaritr
apredieii, kcHinen sie selbat fragen, ond mt gehai^ «na Aatwofl
Es ist aber nicht gleichgfiklg» tren wir frage»; nidil.atte
Schrift- Ereengaisse in einem Volke sfaid Schriftea des-Voltea»
O0*enbaningen des Volksgeistes. Welche Schriften aber die
mhißn. uu4 wal^i^ Denkmale und Ofienbarungeu des geitiü^n
t II
.-L,d by Google
s
llebcns einet Volkes dad, da« haben nidit wir au bettimmeB|
sondert) das bestimmt das Volk selbst , welches in diesen oder
jenen Schriiu n dl nusgesprochcu liiultl, sich zu ihnen aU dem
richtigen und ^eilie2:f'ntin Ausdruck seines Wesens bekennt. Die
Völker haben ihre heiligen Schriften, welche nicht mit der
piofiuien Zufölligkeit des einzelnen Subjectps behaflet sind, son-
den den Mittelpunkt und das Wesen des allgemeinen Volks-
geisles selbal darstellen*— Bei dej^jenigen Vdlkem, welche der
ttbjeeÜTen Weltanschaanjig angehören« bei denen also die Wahr-
iwit nicht in dem sub|ecti¥en Geiste mht» sondern Jenseits des-
selben, als eine objective Macht eraoheint, sind aneh die heiligen
Schriften selbst niclit Erzeugnisse den Subjectes, sondern sind
fiber (kiMselliett und jenseits desselben, sind für den mensch-
liehen Geist « ine gegenständliche Macht. Der Volksgeist ist
noch mcht in der freien Persönlichkeit erfasst, sondern schwebt
Aseh wie eine Wolke über derselben. Die Wahrheit ist weder
ia demSttbjeel noch aus demselben; ihre Offenbamng kommt
von aofseaf ist wesentlieh eine jenseitige, ausser mensch-
liche; der menschliche Geist ist dabei blosses Organ, hat eben
aar still za halten und anfannehroen, nicht selbststftndig etwas
ta schnflen. Bei den Griechen können wohl die Dichter n^d
Künstler die Götter machen, bei den Ost -Asiaten machen die
Gutier die Dichter und Künstler.
§3. •
Bei allen Völkern, bei denen die freie Persönlichkeit de^
Salgeotes noeh picht entbunden lst| hat nur das Unpersdnlicbei
dis AUgemeine eine Wahrheit, nicht der einsdne Mepschengeistf
Bei den sobjectiven Völkern kann «war der einzelne Nfensph
Meh Aber den allgemeinen Volksgcist hinansschwingen; ein nn^
benchlctt r uud vcrschiiiähter (»eist kann höher stehen als sein
Volk und seine Zeit; die Geister cikü da oft ihrem Volk vor-
aus und ieiten es weiter; — bei den oIiJc k :ti\ cn Völkern daojegcn
wird dersubjective Geist von dem aligemeinen Geiste schlechter-
dings gefuhii und bewältigt, und der Einzelne kann zwar träge hin-
ter der Bildung seines Volkes zurückbleiben, aber ihm nicht voir-^
«■seilen, wie der Fisch nicht aus seinem Elemente heraus kann*
Bei den subJectiTen Völkern schafft sich der Mensch seine Ge»
idHehte, bei den objeetiven schaffit dieOeschichte denMenschen|
ind die heiligen Schriften sind nicht Offenbarungen des mensch^
liehen Subjectes, sondern des unpersönlichen geschichtlichen
^eist^s. Der Mensch schaut da eben nur die W ahrheit uu^ uud sie
Digiiizca by Gu^.- .
4
lassi sich schauen, aber nicht frei schaffen. Der Meiiisch liest
nur die Schrift, aber sclireibt sie nicht.
Daher ist hier auch keine von der Religion verschiedene
Philosophie. Wie die lleli£i;ion, so zu sagen, die weibliche Seite
der Erkenntniss des Göttlichen ist, so die Philosophie die mänfn-
liche; jene schaut die Wahrheit und nimmt sie gläubig auf, diese
erarbeitet sich dankend dieselbe. Dieser Unterschied Ist aber
hier noch nicht; das ganze Wesen des Geistes ist hier noch weib-
lich; der Mensch ist auch in der Oedankenwelt noch vorherr-
sclicnd empfangend und schauend. Die Weisen dieser Völker
sprechen oft die tiefsten Gedanken ans, aber sie haben sich diese
niclit erai'beitet, sie kointnen ihnen zu. sie w!ss(;u selbst nicht
wie, sie schauen nur vor sich hin und beschreiben, was sie vor
ilirem Geistes-Auge sehen . aber sie schaffen sich nicht bewnsst
den Gedanken, wissen nicht, dass der Gedanke ihre Arbeit ist»
er ist ihnen etwas Fremdes, etwas bloss Oegenstfitadliches. Dits
Philosophie.verschwimmt hiermit der Religion, ist nur dem Grade,
nicht dem Wesen nach von ihr unterschieden, ist nur ein W'eiter-
sehauen in das Getriebe der Fäden in dem grossen Weltgewebe,
ein taktvolles Beobachten des innern Zusammenhanges des
Daseins, aber sie hat keuj bestimmtes Bewusstsein davon, dass
sie in diesem geistigen Schauen sich wesentlicli frei verhält.
Wir dürfen daher hier die philosophische Offenbarung des Volks-
geistes von der religiösen nicht trennen, sie sind beide dasselbe.
Daher giebt es aber auch bei diesen Völkern el>enso eine Tom
Volke anerkannte^ rechtmässige, legitiihe Philosophie im
Gegensatze zn h&reUischeii Lehren, wie fss anetltaifnte heilige
Relfgionsschnf^en gielbt; nnrl diese anerkannte Philosophie 'ist
eben so ^\it ein achter Ausdruck des Volksgeistes wie die hei-
ligen Voiksschriften. ' . •
Da das Gottesbewustsein die Grundlage imd das Herz des
g|anzen geistigen Lebens eines Volkes ist, (1, Bd. § 3. —
und da das Göttliche hier als ein schlechterdings jenseits des snb-
jectiyen Geistes Daseiendes erfasst wird, welches eben nur als
Gegenständliches geschaut werden kann , sich dem s6hauendcn
Geiste ohne dessen Zutliun offeubarci» muss, so müssen auch
alle übrigen Seiten des (ieisteslebens im W t sentlichen denselben
Cliarakter tragen. Der Menscli liat da nicht scibstständig etwas
zu erringen, hat sich nicht eine Welt zu erschaffen, sondern er
hat einfach ^u lernen» was ibm ohne sein Zuthtui dHrgebotea
Digitizca Ly Gu^.' .
8
wki; seine ^sammte geistige Welt, seine Kunst, Sittlichkeit,
sein Staat, vviid ihui wie dein Kinde icrtig gereicht, und er hat
das Dargebotene eben nur anzunehnie». Die heiligen Sclniften
offenbaren nidit nur religiöse Ideen , sondern eben so gut die
Wissenschaft» 4ieKegein der Kunst, die Gebote der Sittlichkeit,
des Anstandes und die Gesetze de« Staates bis ins Kleinliche
Jiaab* Dan Viilk weis« niebt, wie es zu allem fiesem kommt,
mä nicht einnelne Henaohen aind es, welche diese Dinge er-
fanden haben; sie sind einfiich da, gewissermaassen yon selbst
gdtommen, höchstens treten in ältesten Zeiten einzelne Men-
scbtii als passive Oi gane, aU blosse Verkündiger der göttUcliea
Offenbarungen auf, bei denen sie selbst aber wenig selbstthätig
betheiiigt sind. Wir müssen also auch bei der Darstellung der
Wissenschaft, der Kunst, der Sittliclikeit und des Staates auf
die heiligen Schriften znräckgehen und dürfen den späteren that-
ilchUehen» oft sehr ansgearteten nnd giesunkeaen Zustand dieser
Sdten des Geisteslebens nicht als idas Wichtigere nnd Maasge-
kade betrachten. Der einzelne Mensch kann, Ifigen» aber die
authentischen Offenbarungen eines VolksgeistM, seine heiligen
•SciuUiea beU'ü^eu un^» iiiciit über das wahre VVescn dei>äelben.
Zweite Stufe der Gescblchte des HeidenthoiDs.
Die Chmesen imd Japaner.
I. Die Cliineseii.
§5.
Die Chinesen, unter den Stämmen der gelben Menschen-
rasse der schönste und der weissen am nfu hsiten kommende, und
(las einauge gebildete Volk unter den geiarbten Menschen-
stammen, sind von den westlichen Gebirgen, der gemeinsamen
Heimath des Mensdiengeschlechts , herabgestiegen*) und schon
im Alterthnm das. zahlreichste Volle, von nralter» durchana
«elbststftndiger Bildung nnd Geschichte , am. hSchsten blühend
in den drei lotsten Jahrhnndertea Tor Christi Gebart bis in unser
Bttttelalter, jetzt langst versteinert und geistig sinkend«
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Dfe cbhiesisdie OescMditftchreibuiig beginnt llbenill mit «fneni
rohen Naturstande, wo die aus den westlichen Gehirpccn Iierabgc-
8ticj?cncn Stämme wie die Wild» n ohne Ackeibau nur vnti f?aum-
frfichtL'ii iitid Fleisch lebten, Tlilerblut franken, sich in 'riiit rlflU;
kleideten u. s. w. Die Verbreitung höherer Bildung durch die Fürsten
Terräth keine Spur eines fremden Einflusses; war ja doch auch die
diinefliscbe Bildung viel älter als die Indische. Nach einer Reihe
'sagevbafter Regenten, Inn deren Spitze Fo-bl um 2056 steht, heglmnt
dduas wiAlicbe Oeechichte um das Jahr 2390 vor Chr., wo Tao das
von einer ungeheuren Cberschwemmung verheerte Land durch eine
weise und kräftige Regierung wieder zurBlfithe bringt und die eigent-
liche Gesetzgebung begründet. Schnell entw ickelt sich Chinas Macht
Tind Kildung; seit derIVlittf des zweiten Jahrtausends vor Christi Ge-
burt ist es ein blühendes Hcich. — In Kong-fu-tse sammeln sich
alleStrahlen früherer Geistesbildung; und er begründet die ffir Reli-
gion, Sitte und Staatslcben als btichste Richtschnur geltende
Sammlung der belligen Schriften; von dieser Zelt an steigt Chinas
Inneres Lehen Immer mehr. Ms die Erobemng des Landes dorch
die Mongolen die Kraft des Volksgelstes blicht, der sich spMer nie
wieder zu seinem alten Olanze erhoben bat. Schoo Im achten Jahr-
hundert nach Chr. hatte das Reich liber 10 Millionen Einwohner unfl
gegenwärtii; ist es mit seinen mehr als .lliU Millionen Einivohnern. '•^)
oder wie die ( hincsen sich ausdrücken, Mäulern, das bei weitem
volkreichste aiiet Reiche. Dte früheren Ziihlungeo des Volkes siii<l
übrigens unsicher, und die geschichtllcheo Angaben widersprachst
voll«).
Gfitzlafr, Gesell, d. chin. Hdche, herau«»^eg. vou K. J. Neumann. 1847. S. 2.
Klaprotb tableanz hiitor. p. 99.—*) WOliins, Bdch d« Mltla« 1852, 1 , S. —
*) BloC im Joum. Asiat IIL Ser. Uhp. 369 etc. Havmnaimt Tojage ea Chine
1848; tll.p.9.
§ 6*
Kong-fn-tse oder K o n g - 1 s e, in wirrer Zelt die Erinnerung
früherer Herrlichkeit und den Sinn für (besetz und Ordnung we-
ckend, .samnu'lte. ordnete, reinigte und erweiterte des Volkes alte
üeberliefei Hilgen und (icistesblfithen. 2,nh in den fCi n 2; nicht sei-
nen, sondern des Volksgeistes Errungenschaften eine bleibende
Gestalt Ton unantastbarem Ansehn f&r alleZeit, und ist so der gei*
stige Mittelpunkt für Chinas Leben geworden; mit seiner Geltung
stand imd sank gleiehmässig des Volkes BlAtbe. Philosophi-
sche Geister, in seinem Sinne fortwirkend, wie Meng-tse und
Tschit-hi gaben den alten Gedanken eine wissenschaftlichere
T
Foni. Was Kong^-fu-tse und seine Schüiei* gelehrt, int vom
Staate als alieiiigültige i.uhre anerkannt.
Kon^-fii-tHc von (leuChtfiescn „l ürst (ier Weisheit" ccnannt,
ist geboren um das Jahr 550 vf>r Christo, der 8olin eines uuUudou-
teodcB Beamten, £r lebte anfaug« in ärmlichen Verhältnisseo-),
wttirde SdvMjber, fertiefte sich «{ilUer in die Erforschung der chi-
utimkm Vomeii^ und dldldMile liÜheMr Zoitea nit einer tief ge-
•unbeDea» uetupaltMOD und «mheVolien Gegenwart verglokliaid,
- «ndt» 9i Ar ^^besaere Vergangenheit fibiCurtht und Nacbeifervng
t« wecken, und irat als emter Sittenprediger aul^ nichla weaenlitch
^ieue» lehrend, sondern ijeHissentlich überall auf daii Allci tliuin iitid
dessen Vorbilder verweisend. Er erklärte selir oft, dass soiuöLehrc
nichts Neues, sondern die der ältesten weisen Für.sten sei. „Meine
Lehre ist die, welche unsere Vorfahren gelehrt und uns üherhefert
haben; ic^ habe oichta hhiaugetugt und nichts hinweggenommen;
ich lehre aie in ihrer UFaprftngUcben Rewheit; ale ist unveriiiderüeh,
■ad der Ufanoiel aelbet iat ihr Urheber. Ich «treue mir» wie der
Landmana, den ea^tfangeaen 8anea unverSadert ia^ie £rde*'>)« Er
'^md haM aifiige Sohfiler. Um mehr zu wirken, aaehle er eine Re-
amtcustclle lind w«rt](? endlich ein hoher A'orwaltungsbeantter eiuos
Fürsten; aber seine Sittenstrenge und Gesetzlichkeit machten ilin
uubequcm; sein Amt niederlegend , nuisstc er selbst Verfülguni^en
■adElead erleiden. Er starb im Jahr 4i9-^). Zwei Jahrhuaderte
spüter wurde er in den Fürstenstand, im 15. JahrJumdert sogar zur
Kakerwfirde erhaben und aeine Machfcammen geoieaeen nach
jetit groaae Varrechte. Sein Andenken wurde durch ErionerangS'
Tempel haob geehrt, and kaiseriiohe Ehren seinem Bihlniss gespen-
det „Seit Menaahen geboren wurden bia heute, —sagt Meng- tsc^')
— war kein zweiter Kong-fu-t»c und kein Sterblicher hat Hin an
Weisheit erreicht;'* er setzt ihr* au Tugend und Weisheit norli ilber
Vao und Schun, dto alten Ideale der Menschheit. Seine Lehre, wie-
Hohl anfangs vielfach angefochten, wurde allmnhlidi »Staatsretigiou
und Staatspolitik; seine und seiner Schüler Schriften sind die Grund-
iagO aller höheren Bildung, aie wenden m allea Sduilen- gelesen «md
iDiiTheil OMwendig gelerjtt uad sind liauptgegeeeland der Staata-
pi«limgeu^«iBh alle Stufen hhiduteh^). GiltaUiff stellt seine geistige
tiBd sittilcbe Bedeutung riel au niedrig.
Die King sind von Kong-fu-tsc nicht verfasst, sondern gesammelt,
geordnet, verbessert und überarbeitet; ihre Bcstandtheile sind zum
Theil 1800 Jahre alter als ivong- Tu - tse Der eigcfitlicbcn klug
siflU drei. Der Y-king enthalt die ältesten (Jeberlieferungen chi-
nwAathen Geisteslebens. Seine Grundl^eaind 64» vanFa-hi, dem
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Gründer des cUneeiMheD Retehee, &et 9000 Jahre vor Ghrielo «r-
fnndene Zeicfaeo, welche von kunea, wagerechtoB, theik gattMii»
tfaeib untethrocheiieD, wetsseB md sehwaneo Linien in ▼erschie-
denartiger Zusammenstellung gebiJdet wer*1ef»®). Diese Zeichen,
Kua, desFohi pind mit späteren Tex(v\ oi ton uful ikm h späteren Er-
läuterungen begleitet. Die erstpff^n aber sind ul)traus dnnWel und
Tieldeutig» oft ohne alleo erkennbaren Sian und die »päterea £r>
läutcrungen MusMerst ^rillkürlich und in steten Wiederholungen zum
Theil sehr fader Gedanken «eh hewegeod» n4 dasa dieaoiBiich
ehenao tiBer<|uicklich sa lesen als rerh&ttnJssmKssig uieigiebig
fiir die sichere Erforschnng des chuiesisciMn Geistes ist IKe sabl-
reichen chinesischen Erklärer gewinnen freilich in der rithselliaften
Dunkelheit des Buchs viei Raum für die Willkur der Deutung^),
»vir alx r um so weniger wirkliches Verständniss. Der ursprüng-
liche V kirig enthält Gedanken über das Wesen der Natur, ist kos-
mologischeu Inhalts; die späteren Erläuteruogcu machen meist mora-
lische Betrachtungen daraus. Das Buch wurde schon in derBlütheseit
der chinesischen Litteratur nicht mehr verstanden
Der Seha-King")ist CBr nns der wichtigste Kiog; «r entb<die
altdGeschichte, mit Tae heginnend «ad sie his ins siehente Jahr-
hundert vor Chr. fortführend. Viele sittliche and politische Betrach-
tungen sind mit der Erslhlung verbunden. Das Bach ist die H&upt-
gruudlage Tür das Staatsleben geworden, steht noch jeli^t imhücbsten
Ansehen und wird seit dem füiiftcn Jahrhundert nach Christo in allen
Schulen gelehrt. Kaiser Schi-hoang-ti , ein kräftiger Despot, dem
der Schu-king unbequem war, Hess im dritten Jaiurhiuidert vor
Christo alle aiifznttndendeo Exemplare desi;elben velrhreonen, and
üHhrte seinen Befehl so streng durch, dass« als ein halbes Jahthno-
dert spSter Kong-fu-tse wieder sa Ehren kam, kein eiasiges Exem-
plar des Schu-king gefiinden wurde, and man nur nach den Erln-
nemngen eines neunzigjährigen Gelehrtes, der das Buch auswendig
i;«' lernt hatte, einen grossen Theil des Schu-king niederschreiben
konnte. Im Jahre 132 vor Christo fand man noch ein auf Bambns-
platten geschrieht'nos Exonijilai vor. und au'« diesen Urkunden ist
der heutige Schu-king, der aber nur wenig über die Hälfte des
alten enthält und sehr iäckenhaft ist, susammengesteUt. Daa Ganse
ist unsweifeihafl aus sehr verschiedenen Zeiten ^y,
Der Schi-Kingi*) ist das Buch der Gesinge. Seit dem
12. Jahrhundert v. Chr. wurden von den Kaisem Lieder verhreitet,
darch welche die Sittlichkeit gefordert weiden sollte; Kong-fu-tse
wählte von den Liedern solcher Art, deren er gegen 3000 vorfand,
311 aus, welche den Sdii-king bildeten. Viele derselben sind sehr
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alt, und :^teigen öber \ MM) vor Christo hinauf; die jön<?stcn sind aus
dem 7. Jahrhundert, vitale Kuni von Kaiseru selbst gedichtet Die
Sanmlung euthält aber keineswegs nur Sittengedichte, sondern eioe
graue Anzahl der Lieder ist rein lyrisch ohne ^tlle He/irliung auf
efaieii iDorattsdKQ Zweck; die G|»fillile voo Verliebteo» liie Freudeo
der Tafel und HhnHcher Oentae spreebeD eieh» xnm Theil ip ana-
kieeitiMiier Weise, darin ans. Im AUgemeine« herracbt eiae ge-
•ende nod zarte SittHcUteit darin oad viel natitrlicfaea Gefühl, im
Gegensatz zu der späteren Lyrik; aber auch in diesen uralten Lie-
dern jicboij bittere Klacren über die tief gesunkene Sittlichkeit des
gegenwärtigen Ceschii rbt** und eine heisseSehnsiK litnacb früheren,
besseren Zuständen. \ iele der Lieder sind politische (jlelegeiibeits-
gedickte, und die Reichs- Annalen legen sehr pjosses Gericht da-
imf, dass die Dichter lobend oder tadelnd die Regierung der Kaiser
begleiten.
Anaaer diesen drei King werden noeh mdirere andere Scbriftea
in den heiligen gerechnet und bisweilen aueb mit dem Namen King
bezeichnet, üaxn gebSrt der Li-ky, enthaltend die finsseren Sitten
and Verhalttnigsregehi . «las Ccrcmoniel bei den verschiedensten
(Jeleirenb< it^n 'S) ; ferner Ta-bio. ..die grosse Lehre." von Kong-
fh-tse und .seinem /Schüler Tbscng-t.se ^ < i faM'^t ; T sch u n g- y u ng, —
„die feste Mitte," von einem Enkel des Kong-lu-tse verfasst'*);
beide Werke fassen den Gesannntbdialt der Lehre des Kong-la*tse
mammen; Liln-yll, nach dem Tode des Koog-Ai-tse Ton seinen
Scbfilero zusammengetragen;^'') Hi-tse» ein philosophisches Weric»
dem Kong-fii-tse selbst allgemein zugeschrieben. — Den Bflchern
des Kong-fn-tse fast gleichgestellt sind die Werke des um 860 Tor
Christo blühernlen Philosophen M eng- tse i»); er schrieb Erklärun-
gen zu der Lehre des Kong-fu-tso und l)r;i< bte sie in crosses Anse-
hen, — Viel bedeutender an ij( istiucTn (»ehalt unil eisrentlich die
höchste Bliithc chinesischer, auf Kong-tu-tsc gegründeter Weisheit
sind die Werke des Philosophen Tschu-bi oder Tschu-tse, von
den Chinesen „ Ffirst der Wissenschaft'' genannt« Chinas vielseitig-
ster Geist, grosser Gelehrter und tiefsinniger Philosoph. Br blähte
m der Mitte des sw5Ulen Jahrhunderte nach Chr., und starb im
Jahre lt60 in hohem Alter. Tschu-hi sehrieb Commentare Aber
sämmtliche King, bekämpfte eifrig eingeschlidhenc Irrlehren, be»
sondern auch die der Jiuddliaisten. uimI bcailteitete fast alle Thcilc
der VVi>;senschaft^). Seine Werke wurden vielfaeh in Auszügen
bearbeitet, und gelten noch heute als vorzügliche Compendieu, ^eioe
Philosophie wurde die anerkannte Staats-Philosophie^i).
So sehr auch der Inhalt der heiligen BCcher als reinster Aosdniek
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der in ilvr Welt waltenden hiiinnlisdien Macht !?rft, so ist doch rla-
niit ihre Unfehlbarkeit in ali«'n l^inzellieiten nicht liehaujitd : eine
übernaturtiche Inspiration ist dem Cliinesen iinhcicannt. und K<»ng-
fii-tsc war und blieb ebenso wie die übrigen Urheber der heiligeo
Schriften eiu fehlbares Organ der btmmlischen Wirksamkeit» trar
eben iretiigcr feblbar als andere Mensclienklnder. Die treiiesten
Schüler des grosaeoLelirers, irieMeng-tse, tragen daher kein B«AeD-
ken, manch«; AttS5prüche desselben zu bexn-etfelo oder als wWter-
sprcehend zunikzuweisen , und sie erlauben sich vielfache Berirh-
tigiingen seiner Schriften").
') M«?m()irc^, conremant l'histoire etc. des Chiiiois, tom. XII. — Moiifr-tsou
cd. Stftii. .Tnlien II. 4. ; de Mailla. hiit. II, p. 190. — ') Me'moircs d. Chin. XIL
p. 344. — -' ) GützlaiT. S. C,b. 67; de Mailla, II. p. 209. — *^ GOtrl. S. fit«. 238. 492. —
•) Ed. Julien 1, 3, 3U. 32. 33. 34. — ') Gfltzl. 8. 71. C. i . i^cmuaim im Isouv, Jour-
Dftl Asiat t. XIV. p. 59. — *) T-kuig, cx Interpret. Begb ed. Hohl 1834; prooon.
pw V. p. 4 *) Histoire gcn^mlo d9 la Chmfl, tnd. da K(in8wKlen.Kaiig.Moii par de
Mailla, publ. par Grosicr. Paria 1777 etc. 1. 1. p. 7. ^ *^ Gatalaff, S. 225. ^ ^
Chon-Idiig par ConAiciiM, tnid. per P* Gaabil, rem par H. daGhrigoaa, PariiyKTO. —
Clioa-kiag, p. IV. S66. Hbt. gm. par de Mailla» Lpi^ p. VUL JJL Gfttdaff,
S. 8. 9. 69. — ConfucH Chi^king 8. über carminam ex latlnaP* LadiaiiDO intcr-
pret. edidifc Jul. Muhl, Stuttg. 1830. — Chi-kicif;, pracf. p. IV. XV. - i») C. F.
Neumaiin in lUgcns Zeitschrift f. histor. Theologie 1837. I. p. S. .5. 6. Gützlaff S. 68.
— N't'TinmTin. :i n. <>. S. 7. 9. nrifzlafT S. r,9, Tschmnv.'-young. ed. v. Ab. R<?inu-
B&t. in Notii't'f^ et c.xtraits. de- iiiatiu.s<;rit8 uc lu MM. <!u mi. tom. X. 1, p. 269, — -
'*) Lün-_vü ül)ci.«i. V.Schott. Ib3ü. — Menir-ti«e;i vol Mmcium intcr SinonäC4» philo-
sophoh ingeiiio Confucio proximuin ed. Stau. Julicu. Luid Taris. 1824. Auch in
No^rü Libri class. — Gützlaff, S. 78. Abel-Rcmusat imDictiouu. hist. dcMichauU,
t XXVIIL p. 328. — Tschuhi'sKatur- nnd Rcligionsphiloi^ophie ist übersetzt ron
C.Fr.Nernnann inlllgens Zeitschrift. 1837. Bd. 1. — Abel>IWniasat, Melange« post-
harne», p^ 194.Keamaan a. a. O. S. 21 ete. GUttlaff, 8. 344.^^Meagt-wn,Q, 8i 4.
Erster Abschiiiit
Das religiöse Leben.
1. Da:^ (fOttesbewuüstseia.
§7.
Unter der ebineftischeii Keligioo ist nlcbl die GesAmiMheit
der in Chüia wirklicli vorbandenen Glaobensweisen z« vemebeii,
sondern allein diefenige , welcbe als die vrej^ngliehe der gaii*
Ben Enlwickeliing des geistigen Vollcslebens zu Grunde liegt, ne-
be» welcher die andern nur al.s geduldete Raum gewiimcri konn-
ten. Ks i.si die Keichs-Religion des Kong-fu-tse. weicher aber
uicht als liir Begründer, selbst uidu als iUr Verbesserer» sondern
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einzig als der voraiiglicliste VerküiHli{2;er inid VViedeihersteller
der thatsächlioh lausest vorliaiifleneii Helig^ion zu betrachten ist.
Der sageiiharte Stifter des Heichs, Fn-lii. gilt atiHi als der Stifter
(frr ehiiiesischeu Religion. Die mit dieser gleich alte Lehre de«
Lao-tse» eioer andern Welt-AoaeliaMmig; angelidrig, hat nur
eine nnfergeordiaete Dedeutiing gevrimieii klkmen; und der viel
ipilerai» Indien ein^dniDgette BvddhaUmtts, hier di» Lehre
deaFo genannt, hat flirar alkufthHoh unter dem Volke eicii aehr
aiagebreitet, aber auf das Leben dea Volkes $ beaendem In
Beziehung aaf den Staat, nicht vielEinfluss erlangt. — Im Allge-
meinen hat der Chinese weni^j Sinn für das Uebersinn liehe; sein
praktisc)i-]iüchterner 8imi riditct sicli \ orzugsweise auf die nia-
terielieu Interessen; daher trägt auch seine Religion den Cha-
rakter der OberMehiichkeit; seichtes Moralisiren in ermüdender
Wicilerholung fiilU die religiöse Lehre grüsatentheils ans; tiefere
Gedanken sind spftriteh und erscheinen erat spAt. Was der Chi-
aeae mit dem hoaabaokaen Veretande nicht begreift kann» das
liaaterYerftchdich liegen 3 den Grand werden wir kennen lernen.
§ 8.
Der Chinese fülu t alles wirkliche Daseiu auf seinen llrge-
gen.satz zurück. Während der Wilde immer nur das einzelne,
konkrete Dasein erfasst, und die Ahnung des gütltichcn bcins
da immer nur in der Form der sinnlichen Einzelheit erscheint,
also in der Weise der Anschauung, geht der Chinese denkend
über die aInnKcfae Elnaelheit hinana und erfasst an dem Ein-
leiaen das Allgemeine. Daa wirkliche Dasein ist ihm nicht bloss
dieses oder jenes y so oder so, sondern es ist ffberhanpt. Das
Sein ist Etwas, was nicht diesem oder jenem, sondern allem
Seienden zukoiimit. Der Wilde erkennt nur dieses Sein, der
Chinese das Sein, jener nur das Einzelne, dieser das Allge-
meine. Diess ist ein notiiweiidiger Fortgang der Geistesentwi-
ckelung und die erste Erscheinung eines wirklichen Denkens;
demi das Sein ist nicht mehr ein Wahraonebmendes , sondern
nur ein za Denkendes. Und als ein denkendes Volk sind die
Qiiaesen eben ein gebildetes.
Daa Sein ist aber auch wieder iiieirt bloas, sondern es ist
wirkKeh nm*, insofern es so oder so, dieses oder jenes ist; es
ist gar nicht ander s als tu einer bestimmten Gestalt; es ist hier
eiu bolehes, dort wieder ein anderes, es ist jetzt so, tlaim wieder
80. Das Sein hat also in \\ ii kU( likeit Unterschiede an sich, ist
ücht blosses Sein, es unterscheidet sich, es i>C2iehtsich als
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4ie86B Sein Mf ein anderes, es veiAn^ert eidi» mit einen Worte:
es ihnt etwas. Wae du ^istirti ist ein tfaätiges Sein und eine
seiende Thäti^keit. Das blosse Sein wftre ein unterschiedsloses,
vviii c so viel wie üichU; das thätige Sein aber füVn t sich in eine
Menge von Unterschieden eiü. wird ein vielfaches Sein, eine Welt
An dem Dasein wird eine Zweiheit aufgefasst; von dem
ein^ielnen,. bestimmten Dasein wird a^traliirt» dft» Allgemeine
gev iT^nen gesucht, und dieses Allgemeine eiffcheiat nun als
eine 2^weikeit| über, welche das, ohinesiehe Denicen schlechter-
dings nicht hinauskommt. Der Urgrund des wirklichen Daseins
ist ein Zweifaches» Sein und Thun, ein ruhender Stoff und
eine bewegende Kraft; beide bedingen sieh gegenseitig; keins
ist ohne das andere; beide sind an einander, aber nicht aus ein-
ander; keins ist das Erste uiui keins das Zweite. Nicht die
Einheit, sondern die Zweiheit ist der Urgrund aller Dinge. Der
Urstoff, das ruhende, passive Sein, heisst Yn; die Urkraft,
das bewegende, active Sein, heisst Yang; das Zeichen für
beide in den Kua des Fo-hi ist die gebrochene und nc^wavze untd
die ungebrochene und weisse Linie (Yn: » Yang: — i). Die
höchsten Erscheinungen dieses Gegensatzes in der Wirkltdikeit,
und darum das höchste Bild desselben, aber nicht der CJrgegen-
satz selbst, sind die Erde imd der Himmel, als Mutter und
Vater aller Dino;e.2). Beide, erst durcli jenen Urgegeusatj^
erzeugt, werden iiünfig Sinnbild lieh statt desselben sjcnannt.
Yang, durch den Hiiiuiiei versitiulicht, ist ilns Zcugcudc, Mäüu-
liche, Yn, durch die Erde veisinnlicht, das Einpfangeode, Weibliche;
Jenes ist diesem gegenüber das Uübere^). Yang ist das Staike^
die Ufkraft, der Uignwd aller Bewegung, Yn Ist das Passive, Txfige,
an sieh Bew^agslose, iiod alle Bewegung unr durch das Yang
emplaDgead^); am voUkommenstea erseheiot das Yang in derSosoe^).
In der wirklichen Welt, welche aus dem Eingehen der Urkraft in
den Urstoflf ciitslclit . imiss sich natürlich jener Urize^eHsatz bezie-
hungsweise wiederholen; ila hat der 6<ufl, insoiero er bewegt, le-
hendicr ist, den Charakter Yang, insofern er aber ruhend, tndt tsi,
den Charaictcr Yn. Yang und Yn haben also da eine etwas al^>
schwächte Bedeutung; sie sind da zwei Seiten oder Zustande aa
deraelbeD Materie) daderch wird aber der usbediagte Dsalisams des
. Uraelns nicht aufgehobeD, deso dieser doppelte Zustand einer und
derselben Valerie ist nidit das Eiste» soadera das Zweite. »Def
Stoff ist nur einer; inssfern er aber sich bewegt, ausbreitet»
aus Mich herausgebt, heisst er Yang, iosofern er aber bei sich
bleibt, zusammepbäogt« heisst er Yn^)/*
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1»
Was die Religioasschriflten nur als einfachen Lehrsatz hinstellen,
ilfts fliicbt Tsehtt-hi tiefer zn entwickeln. Die Zweiheit ist auch
bei ÜMi die Graa^lage alles Seine. Aber eeie pMlo«opbieeher CSeiet
sucht, Angesicbts der Efoheitslefaren des Leo-tse esd der Biid-
dbahten» tber diese Zweiheit sich aar Bieheit etnporxaarbeiten. Er
fbist tvelebst In Anscbless an dfe eben enrftbnte DamteHiiiig des
Ilitse den Gegensat?? von Yang und Vii nicht als den leUltin Urge-
gensatz, sondern als zwei Zustande einer zu fininde liegenden
Unuaterie, als einer bewegten oder ruhenden. Dicj^e zwei Zustande
Siod aber der ürmaterie nicht an sirb eigen, sondern da diese we-
sentlich deo Charakter der Ruhe bat.« also Yd ist. so muss sie die
Bewegnng aadersweber empfaDgen. Bewegneg und Rabe ie der
Üimaterie setzea ein Zweites neben uod nasser Ibr Tsrans. durch
wekhes jener Doppelaastand hervorgebracht wurde. Dieses Zireite
Ist die üricraft. Diese bSebste und letzte Zweiheit, Uricraft und
ürmaterie bedeuten nichts Anderes, als was wir schon fröher als
Yan? und Yn gefunden hah^'n. Aber diese Urzweiheit giebtdeni pliiio-
sophischefi Denken, welches notbwendig die Einheit verlangt, keine
Hube: sie ist ein Hroblera, dessen Losung gesucht werden muss.
Tseho-hi, der über jene zwei Urgründe nicht ein Drittes, Höheres
setzen l^ann, sucht die LSsong dadnrcb berbeizuüabren, das er die
Urfcmft ans der nebengeordneten SteHung sor Orroaterie hoher
UsanfrflclLt za einer fib er geordneten. Zaet st also ist die UrkrafI;
dSnn erst, a1«<y ans Ihr ist der ür^titlP. '
.,Vor der Existenx der Welt war weder eine Beziehung der Ur-
iiiaterie zur Urkraft, noch der ürkraft zur Ürmuterie. Als einmal die
• TtIc raff war, entstand daraus die Ürmaterie, daraus wiederum die
ruhende und die bewegende Materie, und diess heisst man das ver-
omif^emlss erfolgte Auseinandergehen. Zuerst war die IJrkraft des
•flfanmels: s/^ enthielt die Umaterie; die Masse der Unuateiie ist
das Fundament, wodurch dle'NaYur mSglich ward. — Der Ausiuss
-der UrbraftaurUmiaterie hatte noch nicht begonnen; denn die Form
der Üricrafl lst die obere (oder erste), und d9e Form der ürmaterie
ist die tiiedere («»der zweite}; wesshalh die Formen obere und nie-
dere genannt erden, sifid sie nicht aus demselben (Irundc früliei e
Und spätere^ Wäre wohl die Ürmaterie rdine den Aijsafz der ür-
kraft? Die ürkraft ist das Eins, welches sich spaltete;
Himmel und Erde und alle Wesen zusammen sind nur durch die ür-
kraft. Ist die ürkraft« so ist auch die ürmaterie, aber so, dass die
Ürkraft als Quelle betrachtet wird. Wenn nun die Ürkraft das
Obere oderErste genannt wird, so heisst diess so viel: das Absokte
ITAf -ky^ = die bOehste Spitze, das Letzte, über wekAes hinaus
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t4
nichts Mekr ist, das Ursein] bewegt sidi uml enevgfl «U^ bev/egenile
Materie; na«^ der Bewegung des Absolsten erfdlgt Ruhe, und diese
Ruhe erzeiiLft die ruhende Materie — „Ehe noch Himmel und
Erde waren, war bloss die rrkraft. War die Lrkialt . so ivar der
Himmel iimi dir ].r(!r mö Irlich, wie im (iegenthcil ohne die Urferaft
weder Hinuuci uoch Erde, weder Meoscheu noch Din^e und über-
baspt kein Leben möglich wSren. War die Urkraft, ae ward die
Urmaterie; daraas ioss die Zeugung und jedes Ding*)," — „Der
Ausdruck: das Abflolato(Tai*ky) ist gleicbbedeutend mit dem Worte
Urkraft (Ly). Tai*ky ist die Urkraft des Hinuaels uad der Erde und
aller IKage; jegliobes Ding lebt, well das Tai-ky innerhalb
jeglichen Dinges. — — Die Urkraft ward bewegt und es entstand
das bewegende Princip (Yajjg); sie ward ruhig und e.s ward das
ruhende Princi|» (Yn)^). " — „Aus den» Tai -ky entstehen alle
Wesen; es ist die schwangere Nornial-Ürkraft; sie ist jeucr grusse
Ursprung, woraus das Können hervorgebt. Die Urkraft enthält die
Fiihigkeit xu allen einselnen Wesen; jegiiclies Ding erhält
seine jSahrqi^ von ibm« und Alles und Jedes liegt in Tal-ky aus*
gebreitet — Die Urkraft war schwanger und ist ndt der Uimaterie
niedergekommen 10)/^ — „Das Tai->ky war, bevor sich irgend «In
Wesen aus ihm getrennt -hatte; aus Ihm ging das rahende und das
bewegende Princip hervor, und doch ist es in (fem ruhenden und
bewegenden Principe aus ihm gingen alle Wesen hervor und dessen
ungeachtet ist es in allen Wesen. Ks ist nur die ein/.itre Urkraft,
and «te ist Alles, sie i-^t das AHeräosserste, und dessbalb heisst ihr
Name« dio höchste Spitze (Tai-ky). Ohne sie* wären nicht die
Bewegungen des Himmels und der Erde n)/'^ ^,Die UrkimClt selbst
haau nicht gesehen werden, sie kam lilosa dadifrch.ericannt werdieo,
dass sie sieh auf das rahende und bewegende Ptlacip stfitit [m bei-
skb aar Ersdiemung bringt] ; die Urkraft hängt oberhalb Yn
imd Yang, wie ein Mcnnch, der reitet »2).««
Diese Urkraft ist aber in Wirklichkeit gar uieht vor der Urmate-
rie, sie i£»t nicht zeitlich, nur dem Begriffe uach fi Ciher. ,.Das Ver
hiiUniss der Urkraft zur Urmaterie ist ein ursprüngliches, wovon
nicht früher noch später gUt^ wenn man auch die Urkraft als das
Obere setzt/' „Könnte man wubl SS^en: Es ist Tag, — und das
Ist die Urkraft; es ist TagesheUe, und das ist die Urmaterie?
8iod also die Prädikate rraher und später anwendbar?!»}«' d« h.
so wenig der Tag vor der Tageshelle ist, so wenig ist die Urkmft
vor der Urmaterie. Darin Uegt der ganz riclitige Gedanke, dass
vor dem Endlichen, vor der Welt überhaupt von gar keiner Zeit
die Hede sein kapn,. die Z^lt vielmehr der sieh verändernden ^od*
Digitizca Ly Liu^
MMl M^ehdri Mit 4er Anfliebungf 4«* zeilliditffi Vmhbneinti
wirJ indess das Vorhersein dem Begriflfe naili nif ht rni(L;chühei».
Aber es konnte einem so tiefen Denker wie! s( Im Iii ht entirolieii,
das9 es auch mit einem bloss hegrilllit l»en \ orher.sein der Kraii vor
der Materie sehr bedenklich 8tehe, dass der Gedanke, die blosse
Jkttft sei die Quelle der \i irklichen Welt iumI sunicbst der Mate-
rie^ eeglekli auf eiaeo uoluslMiren Wiilecspnidi atoese. Die Urkraft
iat aeUeditefdiBga aar, losofetn aie wirkt; dieses Wiricea iat aber
m 4m chineaaKfceD WeltanaciiaauDg ein Geataltea, ein Foniiget»en,
beaiehtaieh aatkweniU^ avf eiaeo an ge^taiteoden, au bewegenden
Stoff. Der Begriff der Kraft ist hier keiuesn eges der Gedanke den
in Rieh seihet lehendeu Geistes, sondern hat schlechterditiijs ridrii
das Wesen der Äusserlichkeit; die Kraft geht nach aussen, setzt
ein Anderes ausser sich voraus» auf welches sie sich als fhätig bo-
lieht. Der Begriff der Kraft ist aocb etwas gaoz Relatives, Wt eben
■ur die eine Seite des Daseins, welche ebne die andere gar nicht
gadacbl werden IfaDS« Wie kein Oben gedacbt werden kaun, wo
kein Unten Ist; wie keb Beleucbten mogiieh iat» ebne dass £twas
da iat» was beleoditet wird« ebensowenig kann eine Natvrkraft ge-
dacht werden, ohne einen Stoff, an dem sie wirkt; — Natur aber iat
hier noch alles Sein, Tschu-hi wird sich dessen uucli wohl bewusst,
und von seinem über das chinesische Bewusstsein hinaus.'»lrel»enden
Fluge umlenkend , erklärt er: „Der Satz; zuerist war die Urkraft
uod beroach die (Jrmaterie, ist nicht ganz richtig. — Die Unnate-
rie ist der Aabaitapuokt der in Thätigkeit übergehenden Urkraft. In
der Tbal Jqaiin die Urb^aft (üf sieh weder streben« noch wirken,
noch irgesdwia biaaieiea, aiias er anf die ruhende Masse der Unna-
teikL Dis .Urkn^ ?erhfilt sich au dieser« wie der Himmel aar
£rde H).« ^ ^Dü« UdiEraft kennte d|e yoUend^Dg der Dmge nicht
bev%irkep. Dessbalb heisst es auch: Es war die (Jrniaterie
uihI alsdanu war auch die Urkiail. Ohne I riaaterie
keine Urkraft. Das \ iele ist dur< Ii die Urmaterie und durch tiie
l'rkraft das Viele, d. h. jede der zv^ ei Principien könnte für sieb
siiein Nichts voiieuden. Die Urkraft biJ4<itc« che Himmel uu<l Erde
gefieinit wareO) mit der Urmaterie vereinigt eine Einheit i^)/'
„Die Urkraft tat in der Urmaterie; beide in uott^wendiger Besiehung
stehenden Mächte können nicht von einander getrennt werden i^}/'
itOlieUrkraA an sich ist kein Wirken;'* und ao wenig man vom festen
Laade sprechen IkOnnte, ohne Wasaer^ so wenig kann nfan von Ur^
kraft sprechen , ohne Urmaterie — Die Urkraft verhält rfch anr
Urmaterie wie das I'cncr zu dem verbrennenden Stoff, .wie Feuer,
vom Fett umgeben, Lichtstrahlen ausströmt, ebenso wird ea erat
*
i^iyui^u^ Ly Google
niglicli« den Gdst [das Wesea] der Uikma durck lÜMalnlMi Am
Geistes der Ürmaleiie so erkenaee <
Jenes Hiaaufsckiebes derUrkraft über die Urmsterie, jener Ver-
sech, eine Ureinheit an die SpHze des Seins sn stellen, ist aldit
durchgeführt, und die angestrebte Einheit geht sofort wieder in die
chinesische Zweiheit auseiruinder. Bald nach dem er^iteri kühacit
Aiilschwimg des GedankcDs zu einer Einheit des Urgrundes* ent-
schwindet deiu chinesischen Denken die Flugkraft, und es senkt sich
wieder auf den sicheren Boden der alten Naturzweiheit herab, und
ttinunt Terzichtend wieder surflck^ was es vorher Mit pbilosopliischeni
Tiefsinn ausgesprochen; denn einen Schritt weiter auf jener Bahn,
und Tschu-hi steht nicht mehr auf dem Beden des olünesisi&en Ge-
danlcens, sondern auf dem des indischen; aber Tschu«hi bleibt Chi-
nese. So oft ihn auch, der von indischer Weisheit gekostet, der
innere Trieb des vernünftigen Denkens zur Ur-I inheit hinzieht,
immer wieder wendet er Angesichts des Zieles um.
,,MaD kann niclit annehmen, — sagt er mit den Worten eines an*
dem Philosophen, — dass das Zwei der Grund des Leiiens sei;
denn jedes Ding ist in sich Eins, und alle Dinge bewegen sich bloss
um ihre Mitte. — — Das Eins bleibt aber immerdar das Fundament;
das Zwei kann durchaus nicht als dasjenige betrachtet werden, wo-
durch einDmg wird, es ist bloss der Grund des Hervor tretens;^'
— und Tsehu-hi selbst fiigt erlSutemd binsu: AlleBfnge sind dem
Strebei) nach aus dem Eins; aber das Eins ist Jiicht im
Stande sie hervorzubrin<j;en. Das Eins ist der I >eberisi:riiiul,
' — das Zwei ist die Ursaclie des Werdens ^ö)." — In die^f n Wor-
ten liegt, genau genommen, das Bekenntniss der cfaioesischeD Phi-
losophie: Aiies Dasein ist dem Streben der Vernunft nach aus
dem Eins; wir müssen als vemflnftig Denkende die Einheit als Ur>
grand betrachten, ^ aber wir shid nicht im iS^nde, die Vielheit ans
' der Einheit absüleiten. Es geht wohl auch manchen andern Den-
kern so.
Zu dem Alles aus sich hervorbringenden llr-Eins gelangt
Tschu-hi nicht, am wenigsten z«r Idee des (ieistes, — weil er
durchaus in der Natur befangen bleibt, deren iooeres Wesen eben
der Gegensatz ist.
') YTdng. p. 4. 44. Hitfic (Yking, tom. IT. p. 457 etc.) c. 8, art 1. — ■) Choo-
king, p. 88. 150. — ') Yk. I. p. 165. 196. II. p. 381. — *) Yk. II. p. 385. 386. 387;
Hi-tso I, 1 (iVnh. zum Yk.) *) Mi. U. p. 406. — *) Yk. II. p. 387.— ') Tscha-lii,
von Ncnmann in Ill<rcii«i Zeitschrift. 1837. I. S. 32. 3.3. — *) Ebcnd. S. 35. — *) S.
42. — S. 44. 40. ~ S. 43. — ^'^) S. 48. - S. 3.-.; vgl. S. 32. — S. 34.
— »0 Ö. 40. 54. — S. 37. — S. 35. 40. — »») S. 37. — S. 71. 72.
üigiiizuQ by LiüOgle
IT
§ 9.
Bie swei Urgründe des Daseins, Urkraft und Urmaterief
oder Yang und Yn, oder sumbüdlieh: Himmel and Erde, haben
ibrem Begriffe naeb mae notbwendige Besiebaitg auf einander;
die Cricnift wirkt aaf die Urmaterie, bewegt and gestaltet sie,
und das Pirodoct dieser Vereinigung des Urgegensatzes ist das
\rirkliche Sein, die Welt. Die verschiedenen Grade der
Einwirkung der rrkralt auf die Urmnterie b( ^vh kvii die Terschie-
(f?pnen Stulcii der Naturdiiii^e. An jetleiii Diiii;,*' ^iiid beide Ur-
meiueute vereinigt; es giebt Nichts, was bloss Vii. und Nichts,
was bloss Yang wMre; aber die Mischungsverhältnisse sind
TeisehiedeB. Die Zweitheilang gebt darnm doreb die ganze Welt,
«nd wie an jedem Dinge zwei entgegengesetzte Elemente sind,
so bilden sie allesammt zwei Reihen, in deren einer das Yn,
-and in deren anderer das Yang vorwaltet; eine männliche nnd
eine weibliche Creaturen- Reihe, eine active und eine passive.
Es ist hier also keine Schüpluiig , auch keine Eiitwickelung der
Dinge aus einem Urkeime. sondciri eine VermischunG; eines
Urgcgensatzes , ein Product aus zwei Factoren; nicht ein Her-
Torbilden , sondern ein Zusammensetzen , nicht ein organischer,
sondmi ein chemischer Frocess.
Ene Reibe von den aas der Verbindaug der NatargegensStxe
estspringeadeD Elementar-Dingen giebt schon der ftlteste Tbeil des
Y-long. Es sind da swiscfaen dem reinsten Ausdnick des Yang, dem
Himmel, beseichnet durch das drelfaehe Yang-Zeieben, (=) und
«lern reinsten Ausdruck des Yn, dei Lide, bezeichnet durch das
tirciiaclie Yn - Zeichen nocli äechs Zwischen - Elemente ange
führt in folgender Weise: ^)
« Knmiel, WoUun, Peaer, Donnern. Blitz . Wind, Wasser, Beige, Knie.
Mit dieser tob selbst TerstindlieheD Reibe ist mm freilich
nicht etwas Absondetiiches gesagt; wir sehen aber, dass der
Gnmdgedanke chlDesischer Kosmogooie schon in den Sitesten
anf Fohi- ziiTlIckgefllbrten Überlielbrangen Torbanden ist. Dass
ilic Welt durch ein Zusamnientrcteri des Urgcgensatzes ent-
ivtandeti, wird in den Kini; n iedci Imlt ausge«4prochcn. Der Himmel
erscheint da als die niännliclic Kraft, als Vater, die Eide als der
weihliciie Leib, als Mutter, und die Creaturen als das Product
beitlcr, die Himnirlskraft als der Saanie, die Erdmaterie als der
Boden« in den er filllt. *) „Sobald Yd and Yang sich Tereiaeo« so ent-
steht ehi wirkliebes Dasein und dieses besteht aus beiden, ein
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Werk des Himmels und der Erde."') — Der Himmel und die Erde
stehen an der Spitze der das Yang und das Yn darstellenden l>op-
pelreihe der WeUdinge;^) und es ist augenscheinlich der Uimmel
wad die £rde, als die höchsten Olenbarangeo der zwei ürsrrfiDde,
gemeinty wenn es heisst, die Bewegimg den Yang sei Sueisförroig»
wadue Tom Frfibliiig bis aar Somenwende nod aekne dano wieder
ab; uod daaeelbe bestehe ans eioem swar feioeo und ansereoi Aoge
nicht wahroelnnbaTeD aber docb festeo SteCst und lialie eise be-
stimmte, nie endende ÜmdrebiiDg; seine Gestalt sefi rund, wifarend die
des Yii eckig *ei und dahdr \venij[i^cr beweglich. *) In weiterer Eiitu icke-
lung erscheint Frühling und »Sommer als vorherrschend dem Priueip
Yang angehorig, und Herbst und Winter demPrincip Yn eigene) und
SO werden mit leichter Mühe die Dinge nach zwei Seiteu hin weiter
gruppirt. Da die Kraft sich zumStoff verhält wie dieEinkeitzar Viel-
heit« se herrscht In aiien Dingen, in denen Yang verwaltet^ die EliB-
heit» in den andern die Vielheit; man drAcirt diese auch so aoe: Die
Zahlen des Hbnmeb sind 1, 3, 6, 1, 9, die der Erde 2, 4, %, B^'')
weH in den nngraden Zahlen die Tbellnng in swei gleiche TheUe
immer Eins als das die Getrennten Verbindeode übrig liest
Viel tiefer geht Tschu-hi. Nachdem er den mehr mit philo-
sophischer Ahnung als mit wirklich spekulativer Entwlckelung auf-
getassteu Gedanken einer Ureinheit und einer Herlcitung der Ur-
materie aus der Urkraft wieder fallen gelassen hat und damit auf
dem eigentlich chinesischen Boden wieder feste Stellung einge*
nommen hat, rerfblgt er den Gedanken der Ur*ZwelheH folge*
richtig weiter. Die Unuateiie Ist an sich mhend; alle Beweguig
empföogt sie elns% von der Urkraft; dleas Ist die Omnd- Votane-
setxnng. Nnn iiat die auf den Stoff einwifheode selbststind^Kraft
eine doppelte Seite; einmal be/ieht sie sich thätig auf den Stoff,
bewegt ihn, ist für ihn da, und insofern eins mit ihm; andrerseits
aber ist sie anch von demNloft' verschieden, steht selbststSndig ihm
gegenüber, ist etwas tür sich und bezieht sich auf sich selbst. Die-
sen Gedanken« dass die Urkraft zwar auf die Urmaterie sich bezieht,
aber doch nidit b 1 o ss för die Urmaterie da ist, sondeni aach Ür sich
selbst etwas Ist« 1^ sich das chinesische Denken, mehr an das
Anschaidiche gewfthnt, so anrecht» dass es die Urkraft nur mit I
Unterbrechung wirken liest; die Urkraft „bew egt sich und er- ,
sengt die bewegende Materie; nach der Bewegung der Urkraft
erfolgt die linhe. urjd diese Ruhe erzeugt die ruhende IMaterie;
ohne vollendete liewegung erfolgt aber keine Ruhe; es ist
Bewegung, und darauf erfolgt Hube; es ist Ruhe, und darauf erfolgt
Bewegoog.*'») „Die lanerliohe Bewegung ist das Fimdament doi
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Ii
bewegenden, und die Ruhe ist das Fundament des ruhenden Prio-
cips (d. h. des Yang und des Yn). Beweeunsr und Ruhe bc-
«rehen sich auf die Urmaterie.'* ., I)a.s bew eweiule Princip ist die
Quelle des ruhendeo, deoo auf Bewegoog folgt uotbweodig Ruhe;
•nf die Robe folgt nothwea4ig Beiregiiiig, deMbalb Ut das ruhende
Priidp «iicb Qoelle des befvegOMiwi. ~ Bewcgmig «Ml Rnbe «od
To Oed TMg. AUe GesteltM hlMMoo «isd Bawegwig, d. b. Bewe*
giig dM Tal-fcy; tU oM Rilie, d. b. Robe de» Tti-ky. — Das
TMy lUBsebiiesst seiaer Nefur nach das rabeodd uad beiregeiide
Priodp wie eio Gürtel. — Das Tai-ky ist gleichsam die Spitze des
Gebäudes, die Spit/e «les HtmnieU; denn e» entliall Alles; die
äusserste Spitze der Urkralt ist fiic Im-w cLMjfii» des bewegenden und
die Huhe des rohendeu Princi|)8. Ohne das Absolute ist weder Be«
w^lpug noch Ruhe, und our die Urkraft ist Bewegung «od Robe, i^)
To und Yang entstehen beide aus der eioen Urmaterie; weoo die
inhaadeUraMterieioFlea» gerilb [dweb dieUrbraft], so enUitebtdaa
kawegeadePitocip; wemidie tteaaettdeÜmaterie iDStoekang geiitb,
MMebt dae rabeoda Prindp.— Ya uad Yaog aiad weiter olcbts als
derTed and dasLeben der ebea üraaterie; sie aiad VerwMasebrd'
leo(Y^ans:) und Zurückgehen (Yn), Vollenden und Bcginocu. —
Yb Ufid Yang zusammen werdca die ürdtiurig, Tao, genannt."**)
Indem so Tschu-hi die in dem Begriff der einer lirmaterie ^e-
geotibersteheodeo Urkraft oothiveudig zu denkende Doppelseite» die
fiaMioog derselben auf die Urmatecie «od die Beziehung derseU
baa aaf aacb aelbal» oder Uur V^irkeo aiiaaer aacb und ihr bei aicb
Bldiaa, ibr Eisawerdea mit der Uraiaterie and ibren aelbat-
aliadigeo UBterachiad« k der oicht gana au tieffendea Weise ana*
drtebl» daaa er die Udnaft wbdtea uad d^aa wieder rnbeo ilaat,
tegt aSfb voa seÜist die Frage auf, wie kenumt bei diesen Pols-
schlag des Daseins, bei diesem Liii- und Ausathmcu» bei diesem
Vibriren des Lübens die Urkrafi zu der doppelten Erscheinung,
2U bewegen iiud dann wieder zu ruhen, also sich selb.'st /-u he-
sehränken und zu verneinen 1 wie ist die Huhe des seinem Begriff
■achThntis^en zu begreifen? — Tsciui-iii wirft sich diese Frage selbst
•aC mWia kann die Urkrafi Bewegug; und Rohe entiMÜteo? Erst
MM äe dodb eine Fenn [eine etoacbnakendeBeatfanrotlieit] beben,
bef er Bemregwag aad Ruhe erfolgen kaan. Die Urknil kU aber
kaiae Form, dann Jamn.webl aacb. tob Bewegung und Rnbe Icaiae
Rede sein?** — und er giebt darauf die Antwort: ,,Die Urlomft
enüialt Ben eguiig und Ruhe, denn — die ürmaltiric ciiliiiilt Be-
wegung und Ruhe. Wenn die Urkraft keine Bewegung und Ruhe
ealbieite» kSaate. daaii waiü die UcMterie Bewegung und Rabe
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<0
enthalten?"**) — das heisst eigentlich, wei! ich beide Zustände
nicht in und aus der ürinaterie erklären kann, niuss ich sie in der
Urkraft voraussetzen. Das Ut oao freilich keine philosophische
Art, etTras begreiflich zu machen , und das UnbegriffcDe wird nur
eiDe Stufe weiter bloaii%eficiiobeD; alier der Dnalieiinit nniss ebeo
nothwendlg bei etnem UDgelSeteii Gegensatz eteben Meibeo; und
jede wirUtcbe L&sung deeeelbeB wflrde dee ganMo Standpaabt
aufbeben. Tsebu-bi bringt eriSetemde AnalogteeD, aber keioe
Beweise; z. ß. „wird ein Blasbalg bewegt, so erfolgt eine Wir-
kung, lasst mau ihn los, so bleibt bloKs die Macht. Eben so bleibt
die Urkralt trkraft, wenn auch die Thätigkeit nachlässt." Ein an-
deres Mai vergleicht er die doppelte Art des Wirkens mit dem
Herausgehen und Zuräckkriechen der Schnecken. Das erinnert
aebr an indiacbe Gedanken. Die Zwettieit iat bier nur in eine ab-
atracte Einbelt luaaminengefaMt; und eo wenig wie die ürewet-
heft, Kraft und Materie, in einer wlrkllcben EinbeH l>egriffini let,
sowenig ist es derDoppelavatand derUrIcraft: Bewegung und Rebe.
Der Pulsschlag des Lebens, Sein und Nichtsein, sind hier schon in
tV\i'. liöchste Spitze des Seins zunickgesehoben und ohne Weiteres
als vorhanden voraujsgesctzt, ohne begriffen zu sein.
Durch die aus der Urkraft in die Lrmaterie übergegangene Zwei-
helt, also durch die in zweifachen Zustand versetzte Urmaterie ist
der Grund su allem Werden, zu allem einzelnen Dasein gegeben,
welcbes nun durch alle Stufen iiindurcb die Doppelgestalt der Ur-
grtbide auch an sieb ausdrackt; jedes Ding Ist Tn und Tang an-
gleicb, aber alle gruppiren sieb in xwel Reiben, deren eine das Tn
und die andere das Tang vorzugsweise in sich trü^. „ Menseben
und Dinge schwammen in der Urmaterie vennissclit und vereint durch
einander; sie traten aber hervor vermittelst der doppelten, gegen-
seitig in noihwenflijxor Beziehung stehenden Ordnung des Yn und
Yang. Diese Ordnung ist die endlose Umwälzung, das grosse Ge-
setz des wandellosen Himmels und der Erde; sie flössen nach und
naeb hervor aus dem Vereinigten. — So lange das ruhende und das
bewegende Princip noch nicht veremt wirkten, konnten die Dinge
auch nicht werden; es war bloss eine Leere; Nichts war Torbanden.
— Alles kann sich nur durch den wechselseitigen Beistand des ru-
henden und bewegenden Princips entwickeln. Diess ist die Ord-
nung, das« jedes Ding aus dem rulH uden und dem bewegenden
Princip hervorgehe: diess neiiyt sirli diesem, und jenes neigt sich
jenem. — Himmel und Erde bestehen aus beiden, aus der Urkraft
und der Urmaterie. Bei der Entstehung des Menschen und der
Dinge spendet die Uikiaft das Ihrige, und alsdann wiid das Wesen^
21
die Natur [die [nnerlirhkcit . die geistige Seite, der Charakter der
DiogeJ, es öpendet <lic rniiaterie das Ihrii^e, und üi8dariii wird die
CieataltoDg, das Ersciicinen*' [die AuHserlichkeit, das Materielle,
da« Sichtbare]. „Dm aDfiüigliche Werden der Dioge begaoo
ämtk die freie Beiregang des ntheoden und dea bewegdodeii Prio*
cipe; aus beiden ward dae besteheode Doppelprincip (daa Ittaa-
Bebe wni dae WeibMcbe) vollendet Sebald als a«a der Unaaterie
EtwriB benrorgegangeo war, se war aiabald dae Doppelprincip, dae
MSoDchen und das Weibchen, vorhanden, nod beide pflanzen sich
dann fort. Aul diese Weise wird das Heraifstreten aller Dinge vom
Nichtsein zum Sein - ^ ri und Yang sind die dop[)elte, gegenseitig
10 nothnendigcr Beziehung stehende Ordnung. Der luhegriß' des
reinen Himmels ist das vollkommeD mänuliche Princip; der Inbegriff
d«r leifien Erde ist das volUcommcn weibliche Prlocip, Obgleich
daa inioDliche den Yang, dem Priedp der Bewegung gleicht« ao
kaM nan dennoch nicht engen, dase ea daa Prhicsp der Rohe nicht
«Malle in eicb enthalte; und eben eo Terb< ee eich mit dem weih*
EcbcB Princip. — Yn und Yang lertlieilen sich und werden die fffnf
Elemente; in jedem der fünf Elemente s\ud aher Yu und Yang zu-
gleich. Yn und Yang zusammen slncl <lie Crmaterie; Himmel und
Erde erzeugen die Dinge. — Sie .*äind die Fülle zwischen Himmel
and £rde; sie sind Tod und Leben, Enden und Beginnen aller
Dinge. Man kann aber das ruhende nnd bewegende Princip
akbt von den Geetaltnngen trennen, so dass man sie nach aiieeer*
Ittlb derselben erkennen bünate/'*«)
Das Verhiltnlsa der Urbedingungen der Welt w8re eonach,
MbirTer gefasst , folgendes:
Alles ist aus dem Höchsten und Unbedingten, „der letzten Spitze''
des Daseins, aus der Urkraft.
Die Urkraft Ijr^tclif ah* r nicht an sieh, ohne die Urmaterie; sie
ist ohne die letztere gar nicht deokbar.
Die Urmat^ie besteht eben so wenig an sich, ohne die Urkrafl.
Die Urkraft wirkt auf die Urmaterie, bewegt sie, nnd aetat eie
in den Charakter Yang. Sie geht aher nicht in die Urmaterie
anf, sondern bleibt ftr eich, zieht sich ans ihr snrtfck, mbt; nnd
die so In Rahe gelaeeene Urmaterie let in dem Charakter Yn,
Die Urmaterie ist also wesentlich eine bewegte und eine m-
bende; und aus dicscin Doppelzusland t^ehen alle Diiigc hervor, und
sie tragen darum das Doppdpriocip au sich« aber in verschiedenen
Graden.
ÜHkiaft nnd Urmaterie haben nicht an sich ein wirkliches Dasein
ttsser das Dngmi; Ihre Wiridiehkeit ist vidaMbr nar in den Bin-
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gen; de haben mefcr nor ein ebetraetee Sein, 4»m erst in den Bb-
zelersche'mungen wirklich wird. Die Urlcraft ist ,,wie ein Baum,
der sicli in Zweice spaltet, Blätter nnd Bli'ithcn und Frfichtc her-
vorbringt;" — \vie nun ein Banni izai iiiclif \\ irklif;h ist, ausser in
allen seilten Theilen, und Blätter und Blütfaen nicht aus ihm sind«
aondem der Baum in ihnen, so ist anch dieUrkraft nicht ausser den
Dingen« sondern in ihnen, wird in ihnen wirlclich, wie diese in
jener mDgllch sind. »tWas in den Diagen vnd Handlnngeii ist» das
ist das Tal-ky; die Crlcraft ist, mit einen Worte, In dem Hinmel,
in der Erde vnd allen Dingen.** — „Die Dinge eiistiren nicht, ausser
dnreh das ursprünglich Herracliende; sie icönnen nidit bestehen,
ausser das» es darin ist
Da s die ürlcraft darstellende Yang in den Dingen ist die geistige
iSeite an ihnen, das Wesen, die Innerlichkeit, das was dieses Ding
SU diesem macht, die £iabeit, während das Yn die materieile
Grundlage ist, das Viele, was durch das Yang zu einer Einheit «n-
sammengefasst wird. »»Das Eins Ist Yang, das Zwei Ist Yn$^^
daher wird auch In den Kna des Fohl das Yang dordi eine gnase^
das Yn dnreh eine gebrochene Linie beselchnet „Dss Viele oder
Verschiedene steht in Beziehung zur Umiaterle, alles nlciit Ver-
schiedene zur Urkraft i'O-"
Während sich die VoIksrcHc^ion einfach hei dem Urffegensatz
von Yan? nnd Yn, «der llininiei und Erde beruhigt, ist tlieser Ge-
gensatz bei Xscbu-hi, so zu sagen, organisirt. Yang und Ya sind
da nicht der erste^ sondern eigentlich der dritte Gegensatz, hervor-
gebracht durch einen Duaiisrons In der einen Seite des Urgegen-
satses. Die Gliederung erscheint also so:
(Jrkraft Urmaterie
Bewegung Yang
1 I
Kuhe Yn
Die Übrige Entwiokehinc der Welt ist nach Tschu-hi kurz lol-
Inende: Die durch die sich l»e\vegende und nihende Urkraft in eine»
zweiAtchen Zustand polarisirte Urmaterie „ bewegte sich, wirbelte bin
und her, rieb sich hier und dort und rieb sich schnell, und schnellte
reibend eine Menge Absats ans. — — Die Welt Ist ein Nieder-
schlag der Urmaterie, das Leichte nnd Reine wird der Himmel, das
Bcbwere und Unreine die Erde. — ' — Alles sie Umgehende bewegt
sich Immer im Kreise herum; die Erde selbst aber mht nnbewegM
im Mittelpunkte. — — Als der wässerige Schlamm sich noch nicht
getrennt hatte, war das Chaos schwarz und dunkel; nach vollende-
ter Trennung y nachdem im Mittelpunkte Ireie Bewegung begonnen
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hatte, wftrd der WeltftiifaDg lenchteDd und hell, mid HbuDel mid
Erde waren vollendet'«);" — ond es ward Licht. — Die ersten
Naturelemente, in weklic das Chans auseinander ging, waren das
Feuer, Wiederholung den Yang, und day Wasser, W^iederholung
don Yn. „Das Aü war Chaos, ehe es sich trennte in der Zeit. Ich
haUedaiiir, dam nnr die Zwei vorhandeo waren« Wasser und Feuer;
aw dem flcblammigeD Aiiaatae dee Wassers ward die £rde, — ans
der klarsten Reinheit des Feuers ward der Wind, Donner und Blits,
Sonne nnd Sterne." — Im Himmel stellt sich die Materie als Yaog
dar; er ist das Bewegeodei der Lebenspender, von ihm kommt Re-
gen, Licht und WSrme; er ist die Darstellaog der Urkraft, „das
voiltomniejj inünnlie}»e Princip.'' Die Erde Ut das .^voUlcommen
weibliche Princip ; ' iin Frühling und iSommer ist die belebende Kraft
des Himmels am gri».«*<ten, da herrscht Yantr: im Herbst und Winter
ist die ruhende Erde überwiegeüd, da herrscht Yii. Ebenso herrscht
Tang am Tage, kulminirt um Mittag, und weicht darauf dem Yn« das
in der Maeht henseht
Tang und Tn bilden nao durch gegenseitige Durchdringung die
flof Elemente » ans welchen alle fibrigen Dinge entstehen, „Die
BIflthe der iBnf Elemente ist der Mensch;" in ihm ist die bewe-
gende Kraft herrschend äber das Ruhende, und er hat, was Himmel
und Trde nicht haben, Geist und Willen. Der Urgegensatz des
A( tiv en und Passiven oflTenbart sich hei dem Menschen wie bei dem
Ihiere in den zwei Geschlechtern. ^)
Überblicken wir das von Xschu-hi so künstlich und mvhf ohne
Tiefsinn aufgeführte Gebäude, so finden wir eine durch alles Dasein
liindnrchgebeode Polarisation, eine doppelte Kette von Weltgestal*
tmgen und Eigenschaften« deren oberste Glieder in einen einsigen
Riig siisammensnfassen von Tsch«-hi Tergeblich versucht worden
iit Die wesentlichsten Glieder dieser Doppelreihe stellen sich«
öbersichtlich zuhauiLuengelusst^ etwa fulgendermassen:
Das Active. Das Passive.
ürkraff, Crmaterie,
Bewegung. Ruhe.
Yang. Yn.
Einheit. Zweiheit.
Die ungrade Zahl Die grade Zahl [Tschtt*hi| S. 86].
Anbog. Vollendung [S. 71].
Ldben. Tod [70].
Seele. Korper.
Geist. Natur [52. 65].
Licht. Dunkel.
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Tag.
Winne.
Himmel.
Fruhlirtg und j^offlmcr.
Feuer. >
Das MftnnUcbe.
Lost
Baa Gate.
Nacht [iyS. 80].
Kiüte [75].
Erde.
Herbst und Winter [81. 86].
Norden [8üJ.
Wasser [85].
Das Weibliche.
Schmerz.
Daa Böae [76. 77. 78].
Tachu-U will dieae durch daa Daaein hiadmchgeheiide Zweihelt
dadurch zu ehier Eiohelt briDgen, daaa er die Urmaterie aua der
Urkraf^ herzuleiten aneht. Da aber nach dem ganzen Standpunkt
die l rkralt wcsentlicli nur existirt, insofern sie sich auf die Urma-
terie hezicht, erst in der Urnuiterie wirklich wird, sd Mli!,i.;t dem
Chiucscn die vermeintlich errungene Einheit unter den üändeu zur
Zweiheit um, und er gieht ausdrucklich den Tenrnglückten Versuch
auf, und geräth Ijald darauf sos^ar io einen gesteigerten Duaiiaams,
indem er der Urkraft ohne Weiteree ehie Xhätigkeit und ein Auf*
hOren deraelben xuachreibt^ ohne fiir dieae Doppelaette einep Grand
in der Urloraft aufweisen an kennen. Die Atmospliäre des chinesi«
sehen Geistes ist se sehr Ton dem Dualismus geschwfingert, dass
derselbe überall von selbst hervortaucht> wo auch der denkende
Geist sich hinwenden mns:.
Tsciiu-bi hat die Einheit nicht erreicht, nur als Aufgabe für
das Denken hingestellt. Und da ss er sie biogesteltt, darin liestelit
sein hohes Verdienst; als Chinese konnte er sie nicht erringen, ais
Philosoph mosate er sie als Forderung anerkennen. Daaa aber
Oberhaupt der Gedanke der Einheit ihm aufgegangen Ist, das
filhrt ihn auch schon theihretse Aber die chinesische Beachrfiaktheit
hinaus» und weist auf eine höhere Weltanschaaung hin, wenn es üim
auch nicht gelungen ist, die Einheit selbst philo<s;nf)hisch zu erarbeiten.
Der in der chinesischen Weltanschamnii; sich offenbarende
reine Naturalismus liifh f oino n!<»rl<\vür(iiü;e Ähnlichkeit mit mo-
dernen den »^Fortschritt über veraltete k>tandpunkte'* repräsentiren-
den Ansichten. Ihre Vertreter wären also mit ihrer Denkarbeit grade
da wieder angekommen, von wo das Menschengeschlecht in sei-
ner unreifen Kindheit ausging} — der Unterschied ist nur der, daaa
daa chinesische Denken von dem blossen Naturatandpunkt ahnend
aum Geiate aufwSrtaatrebt, wfibrend dieae modernen Analditen
von dem Standpunkte des Geistes sinkend ins blosse Natursein
rückwärts streben.
>) Yk. X. p. 7 etc. ~ *) P* 19^* 196; IL p. 389. 38«. 413. Chooking, p.
i^iy u^L^ Ly Google
iSÜ. — •) Yk. n. p. 547; vgl. 524. — *) YL II. p. 381. — ») Yk. IL p. 385. 386;
Ik. L p. 203. — •) Yk. I. p. 196. 214. — 0 Yk. IL p. 472. — ") Tschu-lii v.Neu-
■wn, «. a. 0. S. 33 ; vgl 43. — •) S. 42. 43. ~ i«) 8. 44. 45^ 46. 47. — 7&
:0. 80. — ««) 8. 49. 50. — «•) a 47. 70. — ««) 8. 71. 80. 88. — «•) a 64. 65. 74,
17. 79. — «•) a 80. 55. — a 58. 41. «•) 8. 55. 57. — *•) 8. 56. 74. 8S. —
••)a 69. 76. 6a 61. 64.
§ 10.
Das ••^ttliche Sein, der Urgnmd alles Deseins, ist also
tiiie Zweilieit; zwei Urgründe, aus deren g^egcnseiü^er Durt h-
dviiigung tlie wirkliche W elt entsprungen; licide eigentlicli von
gleich hoher Geltung, da keiner ohne den andern, und jeder
des ajiderii gleich sehr bcdarl'; — aber doch meist mit einer zwar
incoDsequenten , aber doch sehr natürlichen, stHrkeren Hervor-
hebang der Urkraft und deren sichtbaren Offenbamng, des
HnuMls, als des eigentlich Leitenden, Lebendigen ^ welches
fieSicli noch eines Andern ausser sich bedarf, um idrkllch au
sein. In der Volks -Beligion tritt gew5hnlidi die höchste Offen*
bamogsform der in die Umiaterie eingegangenen Urkrafl, der
Himmel, an die Stelle der mehr im phlhiMtphisi hm Bevvusstsein
betonten Urkraft, in der ganzen göttlichen Bedeutini i; dieser Idee:
und wenn die Erde als die sinnliche und wirkliche Erscheinung
der trioAterie auch neben dem Himmel in gleich göttlicher Be-
dentang erscheint, so tritt sie dodi in der religiös rn Verehrung
etwas mehr in den Hintergrund. Himmel und Erde suid ni^l
Hesse Siniibilder des Gdtdtchen, aber auch nicht das GOtÜicbe
m semem wahren und ToUen Wesen selbst, — sondern sie sind
fie wirkUche und wahre Offenbarung und Erseheinung
der an sich nicht sichtbaren und nicht vorstellbaren Urgründe
des Seins; wer den Hiiinnel und die Erde sieht, der sieht die
(»otdieit. aber eben nicht die Gottheit, wie sie ist, sondern die
Gottheit, wie sie in sinnlicher, beschränkter Weise sich oÜ'enhart.
Der Himmel, und es ist damit der natArliche, sichtbare, blaue .
Ühamel mit der Sonne und den Sternen gemeint, ist ja nicht die
reine Urkrall, sondern die Urloraft mit der Urmaterie vereinigt;
■od die Erde ist nicht die reine Urmaterie 9 sondern die CJrma-
Me mit der Urkraft getränkt, jedoch so, das« dort die Urkrall
nd hier die Urmaterie das Überwiegende Element ist
Wo man. von unserem Gedankt-nkreise aus, in den chinesischen
Re%ion8st hrlfh II von Gott etwas zu hJJren erwartet, da i^«t überall
vom Hiuuael die itede, oft uiit Hinzufügung der Erde.*) häufu^er
aber steht der Himmel allein. Dieser Himmel ist aber wirklich der
satirüche Huamel« wie wir ihn vor ans sehen, und mao setst in seine
9cliefiibftreBefregiing nni 4i& Erde den Gmiid aUerLebMliefrcguiig.
Sonije, Mond und Sterne sind an diesem, die Crotthcit darsteliendeD
blauen Hiüiniel ; 2j der Himmel ist Vorbild für uns. indcui wir seine
oie eodeode regelmässli^c Bewegung in unserer sittiichea Filhrung
nachahmen; 3) als Vorbild der Fürsten gelten seine vier Eigeoacliaf-
teo: 1) er ist so gross» dsss er Alles erreicht» 2) so machtig» das«
er Alles erseogt, 3) so geordnet io sich» dass er aller Dinge Zireck-
■feissSgk^rit schalt, 4) so hestlodig^ dass er nie still steht oder aaf-
h5rt sn seia**) Das sind gar keine geistigen» sondern rein natir*
liehe Eigensebal^.
^) Chou-king, p. 88. 152. — ') Chi-king, II. 5,6. — ') TchouDjg - ^ üung,
c 30, 3. — Yk. L p. 163, vgl. 517.
Die himmlische Urlcraft durchdringt belebend das AU und
ist die Lebenskraft, die Seele in allen Dingen, sie durchdringi
Alles und trSgt Alles, ist allgegeftwArtig. Sie ist die Ordnttiig
dies Alls, die innere Gesetsmtaigkeit alles Daseinai sie ist die
Sede der Welt, die Vernünftigkeit des Welt-Alls; allee
Natärliehe ist dämm Temnnitgemftss geordnet, ist an sieh gnt <).
Die Himmelsmacht ist das Geistige au der Welt; aber der
Himmel oder das Göttliche von sciaer activen Seite ist nicht
bewusstcr Geist. Üer HirnFiicl ist nur die nnbewusst wir-
kende allgemeine Lebenskraft der Statur; bewusster Geist ist
nur in derCreatur, die Gottheit ist einzig Natur. Dasfiewnsstsein
wird dem Himmel grade von den tiefirten Denkern ansdrfieklieh
abgesprochen; der Mensch wird als das einzige selbstbewnsste
Wesen aoerkanst; es widerstrebt die ganne ehinesiselie Welfe-
Aaschaniuig der Anffassoog des Himmels als ebies selbslbewvss*
ten Gdstes. Vemfinftigkeit ist nicht Vernunft, und Gerechtigkeit
nicht Bewusstseiü. Was die volkbthiimliche Vorsteiluiig von
des Himmels Liebe und Zorn, Erbarmen, Weisheit, Leitung der
menschlichen Angelee:eiil!eiteu, ja selbst von seinem Alleswissen
SU sagen w eiss, muss, dem Wesen des chinesischen Gedankens
gemäss, unbedenklich als sinnbildliche, die Vernunftgemftssheit
des Weltgansen avsdrftckende Darstellung aulgefiust werden.
Spätere Ansartnng, durch fremde Euiflüsse bedingt, legte
der alten Natar- Religion freilidi einen anderen Sinn unter.
Der Hupmel regiert die Welt, die Natur sowohl wie die
menschlichen Angelegenheiten ; es ist zwischen Natur und Mensch-
heit kein wesentlicher ünterschieii; und tlasselbe nothwcndige
Gesetz^ welches die Natur durchzieht, waltet auch in der
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IT
Menschheit; dieselbe Vernünftigkeit herrscht hier wie dort. Der
Hinmely io ewiger Gesetzmässigkeit sich bewegend, erh<
diese in der Welt waltende nothu endige Ordnung, denn er ist
Aese OrdnuBg edbst* Dieselbe Kraft, welche die Somie «nd
die Steme um die Erde kreben Itat, Iftset aach die Memofakeit
ÜK ew% eidi gleich bkibenden Balmen geben; ond was In difl-
rigter Verblendang stdrend eingreift in das Räderwerk dieses
DOthwendigen göttlichen Waltens, das wird zermalmt, und wer
da in Weisheit dem göttlichen Zuge nachgeht, wird hoch em-
pfirg( tr?)gen. Das ist die Gerechtigkeit und Vernünftigkeit
der himmlischen Weitregierung.
„Wer seine eigene Natur, — sagt Meng-tse, — und die aller
Diage erkeooty der erkeont, was der Himmel ist/' 2) denn dieser ist
«bsD das inaere Weses, aod die Lebenskraft aller Dioge. — »»Ist
dis Absolnte, — sagt bestimmter noch der T-kIng, — so besteht
ei darin» dass es Inoerhalb des raheadea aad des bewegenden
Priscips ist, aber Mk\ so, dass es von Yn and Tang getrennt wer*
den konnte," — undTschu-hi fügt erläuternd zu dieser Stelle hinzu:
,.man könnte es wohl den gro^isen Mittel]! u ti k t nennen, das von
Hinimel und Erde Untrennbare. — M»in k«inn das ruhende und
das bewegeode Priocip nicht von den Gestaltungen trennen, so
dass man sie auch aosserbalb derselben erkennen konnte." —
„Dasrabende und bewegende Princlp aber nennt man Tao^ (Ver-
sflnfligbett)*)^ also ist das Tao ron den Dingen gar nicht in tren-
iSB, sondern ibaen wesentlicb inwobnend. »«Das Wort Tao ist
gleiebbedenteod mit dem Worte Absolntes, Tai-ky» — es gebt aach
recht gut, das erzeugende Eins (Tang, den Himmel) Tao zu nen-
nen;"^) denn das Yanff ixt j.i das Moment d' i Eitiheil in der Viel-
heit, die 8eele in d»'n Dingen. — Nach allem diesem ist also das
Göttliche, Tai-ky oder Tao oder auch Yang, srh!(»rhterding8 nicht
etwas ftir sieh ße^tebeodes, ütondern nur die den Dingen in woh-
nen de geistige Seite, ihre Lcbensseele, ihr yernunftgem&sses
Wesea.^ Tao iat niebt Vernunft als Bewasstsdn, sondern Ver*
vasAgemissbeit alsEigenscbaft« Ordanng desDaseinSi dieHanaoBie
lesUrgegeasatzes; „Yn and Yang werden snsammen dte Chdnnag;
Tao, genannt*^ ^ — 8ing-li-tcbia-tbsionan, ein redbtgÜuhiger
Philosoph, erklärt: „Vernunft [Li, von Neumann hesser mit „ür-
kralf übersetzt]®) und Materie sind beide nur ein We'sen; bei
Ifhiospn Dingen kann ^ ernutitf und Materie nicht v(Vi einander ge-
tieoDt werden, denn beide bilden die Natur der Diuge; z. B. bei
einem flaute sind die Steine die Materie, die Crestalt» Ordnung u. s. f.
das ist die Vemaaft deaseiben. Die Veraaaft ist Regel, Maass^
üigiiizuQ by CjüOgle
•
Cresetz, Sitte; sie ist fest und bestimmt, kann sich nicht wenden
oder verwandelo." Diese den Dingen als innere Seele oder
einende und belebende Kralf iiiwiihnende VernünJtiLjkelt \st ebeo
das in der Welt au^gebreilcte Güttlicbe, welches nicht Etwas für
Htch i.st, nicht ein selbstbewusster freier Geist. Siobtbar ist dieses
GdttUcbe freilich nicht, aher nicht alles Unsichtbare i»t Qm9t
,,Wa8 nickt io die Sinn« Ottt, das ist Tso| das Sindichs ist Ufr
dss Tao mir das Medium/'
Der 'Himmel ist swsr eise bestimBeDde Macht flir die Wellent-
Wickelung, aber nur durch seine innere Natamothwendigkeit, nicht
durch bcwussjtes Wolfen; vielnichi lial uan/ allein der Mensch Be-
wus.steein und freien Willen. „Der Hininiel und die Erde sind der Vater
und die .Mutter aller Dinge; unter allen diesen Dingen ist der Mensch
das einzige Wesen, welches eine Vernunft hat, fähig zu unter-
scheiden." ^ i) £8 wäre seltsam, wenn hier der Himmel stillschwei-
gend auch als 1>ewvsster Creist voransgesetst wfirde; es ist tIsI-
mebr am natdrlidisten^ Himmel und Erde als bewnsstlns an fassen.
Das Wesen des Weisen, sagt der Hitse» entspricht nicht dnrduuis
dem Wesen des Tn und Tang [also der Gotäieit] ; denn diese wir-
ken nicht mit Willen, sondern durch ihre Natur; aber der Weise hat
Willen (las /u lliun, was er thut. '2) ,,Yn und Yang haben ihre bc-
strmrnft: Wirkungsart und ihr be^stinimtes natürliches Maas« und
Gesetz."*') „I^ic Weisen des Alterthums haben unter allen Din-
gen nur den Menschen beseelt genannt;" erklärt Sing-li-tchin-
thsionanj und erläutert diesn imFolgenden: ,,Yang undYn sind nicht
beseelt, nicht Terstindig, nicht denkend, nicht begehrend,
— wäre Yang die Seele des Menschen, so milsste es beseelt
und verständig sein, denken nnd begehren kSones. Die Materie des
Yang ist nicht beseelt, wird irrig so genannt, weil sie wegen ihrer
Keirdieit und Leichtigkeit iu die Höhe fliegt. — — - Geister sind be-
i^eeUc W'esei), Yang und Yn sind mati rielle Wesen und
dadurch ist ilire Natur bestimmt und bleilit unveränderlich.**'*) ISur
insofern Yo und Yang sich zu einander verhalten wie Stoff und Kraflt,
oder Natur und Geist. Yang also das Geistige, die den Dingen in-
wohnende Seele und Lebenskraft vertritt, kann man auch von der
UrkrafI sagen, „dass ihr eigentliches Wesen Geist ist^^") Cieist
bat da eben die Bedeutung der blossen nnsinnlichen Kraft, ist das
Creistige am Sichtbaren. „ Des Himmels ewiger Glanz verleiht der
iSonne und dem Monde wandelbaren Glanz. Der Himmel ist der
grosse Erzeuger der Dinge, er ist der Urquell, wie da«' Herz för
die Eingeweide. Der Himmel, in rliiem Ta'4e <leii testrn Kreis
umiaufcod, regt sie alle auf, umroliend, und so ist er das grosse
Digitizcd by Ck^K - .
untroilenile Fundament der Zeit. — Das Herz den Himmels nnd
der Erde i>t (Vie Urkraft des Himmels und der Frdf». — daher
oennt ¥-kiug dieses das tierz des Himmels und der Erde, was in
Moier unwandelbar stehenden Grusse die Bew^nog des Htm-
■eis nnd der Erde ersengt. Wie küaiite iiiaii duo sage», itMB
ffimel ud Erde keia He« (kein aetkweadigee Ciesels) hittea?
Wie wean s. B. das Thier oder die Pflanse keia Hera hlHea,
SS Bisste der Oelia ein Pferd hervorliriBgea ktaaea «od der
Apfelbaum Piaumenblüthe tragen: diese wetehen aber olekt vm
ihrer Bestimmung. — Hiinntei und Crde haben keinen Geist und
krmnen schaffen; die vollkommenen Men.««( lien haben Geist »mkI klei-
nen doch nichts schaflen. Wenn man sagt: Uininiel und Krde haben
ksiseo Geist, so heisst diese so viel: Himmei and £rde habcr) nur
tDSSweit Ckist« als daraus die vier Jahre.«izeiten und alle I^kige
kem»geheB. INe Biona des Ufaamels and der Erde ist, dass sie
illealkalbeD alle Dinge belebt und doch seihst keia Lehea eathilt
— Der Geist des Himmels nad der Erde dringt alleathalbea
dareh aNe DhH^ Sind die Mensebea, alsdann Ist der Geist der
Meiistheii; «ind die Dinge, alsdann ist der Geist der Din^e: ent-
stehen KrSuter und Bäume und Thiere, alsbaUl < ilolgt der Geist
«ler Kräuter und Bäume und Thiere. So verhält es sich aucli mit
dem Geiste des Himmels und der Erde. Man wird jetzt wohl be-
greifen, was das heisst, wenn maa sagt: diess hat Geist oder diess
ktt keinen Gebt« Maa kann dieas wohl bestimmt denken aber nicht
aassprechen. Als Hfanmel und Erde noch keinen Willen hatten,
war das Strebes der Dinge zum Werden ein Streben der Kraftlosig-
keit, als aber Himmel nnd Erde Willen hatten, wurden alle Dhige
h der nmrollenden Schöpfung, wie eine Mtlhie sieh hnmerwlhrend
heruijibewegt.'' ^*^) — Klar und bestimmt ist hier der Geist als das
den liitjgen, also auch dem Weitall inwohneinic (ipsetz, als der
innere nothwendige Lebenstrieb, die innere Ordnung und Einheit
fefasst. Gans folgerichtig sagt daher Tschu-hi: „dasjenige, wel-
ches, wenn es ruht, sich nicht von selbst bewegt, und wenn es
«ich bewegt, nicht von selbst xur Ruhe kommen kann, das ist eine
l^ache; dasjeaige aber, welchea sich bewegt und nicht bewegt»
nkt und nicht mht, das ist Geist«* Diess ist der Unterschied
des Todten nnd des L ebend i ge n ; Alles, was ^ne eigene, innere,
nicht von aussen bewirkte Bewesfunii hat, also Thier, Pflanaey
Sonne etc.. das ist lebendi?, das bat Geist oder Seele. Auch die
Element*' haben Geist, wodurch ihr bestimmtes Leben und Wirken
bestimmt wird. Durch das Ali hindurch geht das unwande!!»are
Oesets der jNothwendigkeit; das Ganse wie das Einzelne hat seine
Digiiizca by Liu^.' .
bestaiimte Natur, sein eigendiÜmHches WeMii; und «He Kraft md
der Trieb der Dinge, dieses ihr Wesen zu erhalten und £;eiteud zu
machen, das ist ihr Geist. Wollten wir aber diesen Geist, wie
ihn der Chinese erkannt, verwechseln mit der idee des unendlichen,
freien, aelbatbewuaateo GeUtes, wie sie im Christenthume gUt» so
wfliden wir uns einer argen Fälschung des chinesischen BewoMk*
seiiis ecbaidig, ondjedMVeratftBdDiM chipestocher WeitiBerJiftBiing
nmSgUcli naeheo. Der Ckioese kennt den Geist nur an der filate-
de, nnr den Naturgeist, die Natnikraft; ea int der Geiat in «einer
niedrigsten embryontoelien Form. Und wenn die fifar das alwtmete
Denlcen so spröde 8))rache schwerföllig mit dem Gedanlcen ringt,
uod wir bei T^chu-hi, der oft ängstlich nach Worten hin uud her
sucht und die erhaschten w ieder unzufrieden bei Seite schiebt uod
widerruft, wohl auch einmal von einer „denkenden*' und ,,8elbst-
liewussten'* Urkraft huren, i^) so wird jedem Missverständniss die*
ser in der Hast ergrifTenen Anadrfloke durch die sogieich folgenden
ErJtlftraegen grOndUeli veigelieiigt— Bei der L«lire vem Men scIieB
wird uns der rebe Naturdianifter des gOfttliehcn Seins ebenfalia
entgegentreten.
Das CrOttlidie ist die Natur; ausser der Natur ist kein seHist-
bewusster persönlicher Geist; Geist ist überall nur als einzelner,
an den Katurkörptjf gebinniener (»eist; die Idee eines frei der Natur
gegenüberstehenden, \veltsc}iö[)(V'rischen Geistes ist den Chinesen
völlig fremd; für „Schupfer,*' „Schöpfung * hat die chinesische
Sprache kein Wort, und der erste Vers der Genesis lässt sich ins
Chinesische gar nicht übersetzen«^) Je tiefer das chinesische Den
ken in die Idee Gottes eindringt, am so blasser und abstracter wird
dieselbe und erschebt immer mehr nnr als eine «Hgemeine» in der
Welt gesetsmlssig^ aber bewnsstlos waltende Lebeoskraft; der an-
schanlicheren Vorstellung des Volksbewusstselns, welches den
sichtbaren, sterngeschmückten Himmel gern ohne Weiteres als das
güttÜchc Sein auffasst, setzt das tiefere Bewusstseiu das abstracte
Ursein als eine jeder \ Orsteüuug, ja jedem bestimmten Gedanken
sich entziehende UubcgreiÜichkeit gegenüber. „Den Begrill der
Urkraft zu erklären, ist nicht möglich; er kann nicht definirt wer-
den;*' erklärt selbst der tiefsinnige Xschii-hi$ „diese Kraft ward
von Niemandem recht aus elnandergesetat; von Kong*fu*tse Iiis
auf den heutigen Tag vermochte sie kein Mensch an erforsehe»$"*>)
und in den Kiogs heisst der Uimknei sehr gewöhnlich der ,»uner-
forsehfiche,'^ der ^^unbegreiiiche/' 2^)
Der Himmel, Tien, als der vorzugsweise göttliche Urgrund,'
\Yird gewöhnlich Schang-ti, ^«der erhabene Uerrscherj der höchste
Herr'' geoannt. Da« religiöse Bewuissteeio legt ihm eise Menge
?on Eigenschaften bei, welche bei dem Natnrgeist theils im eigent-
liehen, theils nur im sinnbildlichen Ninne gelten können. Jedenfalb
iitMW der ^ehr nahe liegeadM Übertragung rein geistiger Priidi-
farte wa£ St tkim99imAt MatiiigoUMl aof kebe wahre Geiatigkeit
JawelbeB sv ecMcaeca. Des Himaetn AUaaekt, ao wait fan
INttMiaraa diaaer Begriff aick aiekt Ten aeikat kaackrtakt» kagreift
rfck anck kei der Naturgottkeit leiekt; ekeaao aebe Allgegea*
frart, denn alles Leben ist ja die Wirkung der Urkraft seihst. Des
liimmelü Liebe, seine Wdhlthatigkeit, Milde, sind oehr iialüriit^he
Bezeichnungen der durch das Weit -All gehenden Vernünftigkeit.
„Zu furchten und zu scheuen ist der erhabene Herrscher des Alls;
Niemanden baast er; wer dürfte sagen, dass er Jemanden hasse
Seine aaakweadkare Gerechtigkeit ist das Wesea der Welt-
Maaeg aeikat; vad aeia Zern gegen die Uagaracktea eine aiek
fw aalkat darkieteade BeaefekmiBg filr dieaeike, ») Daimoa« daaa
äm gMkk» Wahea b dw Walt aack die aiaseben, ackelskar an-
fittgea eder wiUkllflicken Veritoderungeu ki dea aieaaddickea Sa-
8tlDden<, besonders im Staate, in sein Bereich zieht, wie wir später
sehen werden, kann die Personliclikeit (lottcs eben so wenig ge-
schlossen werden, aus der Einmischung des Mchicki^als in
(iii' luenschlicbeo Angelegt' r^liciten eine bewusste Geistigkeit dessel-
bea lelgt [fid. L $ 00—62]. £a darf dabei nicht Yergeaaea werden,
diaa db £rde, wieirohl aeltaer aasdrücklich erwähnt, d»ok oft
geiNig aa dieaen geiatfg ackeiaeadea Eigeaaekafteo Tkeil nldmit;
W6BQ T^gead dea Hfanmela ala oaaer Vorkild erackeiat, ao iat
Mck aekr oft tob der Tugend dea Hfanneb and der £rde ala oaae-
reai VorbUde ia der Beattadigkeit, Ordnung und Rake die Rede.M)
Die Erde aber hat noch Nieraand als Peisünlicbkeit ausgelegt. —
Dass eben so wenig <\ic Anrufung des Himmels im Gebet eine gei-
stige Persönliclikrit Gottes voraussetzt, werden wir spater sehen.
Es kann uns nach dem AngefOkrten auch nicht wundern, wenn
wir die Alles durchdringende und tragende Gotteskraft mit dem Prä-
dücatder „ Allwiaaeakeit«' ainokildiick keaeickaet fiodea, €Me
Je weaiger der Uaterackied dea Geiatea voa derNatar aad daaWe*
M dea Geiatea erlaaat iat, um ao leickter wird der Spraeke eiae
Okerlngiug geistiger Eigeaadiafteo aaf bloaae Matardlage« Nur
dirfea wir niekt unsere Begriffe des Geistigen auf die diiaealackee
Bezeitlinuijueii ul>crt ragen. Wir linden es nabeliegend genug, einer
überall waitendeu iMacht, weiciier nichts entgehen kann, und welche
alle Störungen sofort zurückweist und sie, so zu saLi< n, <Mii|itindet.
etil Wiaaeo von dea Dtagea aiBDbildÜch zmMaokreihea« auiaai die
Digiiizca by Liu^.' .
Alk« selieiiile'' Some 4w WtmM^ p^MKiWbt« Efs^ebang ist;
und grade in Stellen, wo scheiiiliar eijie i»eistige AuÜassunc des
Himmels iuis^odniekt i.st, wird oft .seine uatürliclie Bedeutung
£Ugleich hervorgehoben; wie wenn es heisstt .,0 blauer Himmel,
schaue auf die Stolzen herab und iass des Eleodeo dich erbar*
men." — Die chinesischen Commentare heben eine Stelle im
Schn-kiog als rereinselte Merkwürdi^eit besonder« hervor, wo es
heisflt : „der Hiiiimel ist nobeochrlnlit erkenneBd (tBong-miiig) ;
ond eioErkiflrer an« dem 13. Jakifcundert nach Chr. Agt hlns«: „es
gieht nicht«, was der Himniel nicht sieht und hOrt*' Wenn ein anderer
Cüinmentar das Wort tsong -miiig so erläutert: „die Bösen züchtigen
könoeii, dipdtiteti belohnen, dieWahihcit selbsf sein, unbegreiflicher
Geist sein, unwandelbar, bleibend, gereclit, ohne Leidenschaft; alles
diess liegt in den SLwei Zeichen tsong-ming'-^^^) — so weist diess
viel eher auf unsere vorhin erwähnte AufTassung als auf die der
Jesniteo, welche hier den Beweis linden, dass die CluDesea einen
persönlichen Ck>tt, SchÜpfer Himmels nnd der £rde, gekannt hitlen.
Die späteren Erklirer nnd Bearbeiter der alten Texte sind hierbei
nm so vorsichtiger zu gebraacben, als der Binfluss westasiatiscber
Ideen, besonders der Christen , welche im siebenten Jahrhundert in
China schon sehr zahlreich waren, und der Mohauied iner, besonders
durch die Mongolen, in kenntlichen Spuren sich aiisspriclit. Stellen,
wie die: „der Himmel weiss Alie^ und erkennt Alles, nichts \»i ihm
verborgen,** — „er ist unendlich erleuchtet, es ist nichts, was er
nicht wisse; Alles, was wir an Geist und Erkenntniss haben, kommt
von Ihm; er Ist gerecht, nnpartheiisch, belohnt die Tugendhaften,
bestraft die Bosen etc^'^) lassen sich ohne Weiteres anf die pan-
theistische AoschamiBg surflckfllhren; selbst unser Geist, vom iÜm*
Diel entsprungen und getragen , kann nichts denken nnd thnn , was
sich dem Leben und Wirken des Himmels entziehen künnte. Ein
wirkliches Wissen sehr* iht dti f liiuese nur denGeistern zu. Denke
nie, Avenn du etwas sprichst oder thust, obgleich du allein bist, dass
Niemand dich höre oder^sehe^ die Geister sind die Zeugen von
Allem,*' — sagt ein alter Sinnspruch einer Ahnenhalle;^') — wosit
diess, wenn der Himmel Alles wfisste?
Die Jesuiten fanden es freilich in ihrem Interesse, ihren Bekeh-
rungen eine andere Aufiassung der chinesischen Lehre unterzubrel*
ten. Da mnsste Schang-ti ohne Weiteres der Gott der Bibel «ein,
unendlicher, persJinlicher Geist, an den man sofort die weitere
christliche Lelire anknüpfen konnte; ja aus den Kua des Fohi, wo
der Hiinincl durch drei waccrechte Linien bezeichnet wird (§ 9),
ging deutlich hervor, dsMs die alten Chiueseo die göttliche Drei-
38
eioigkeit kannten; die drei Linien bezeichnen Vater, Sohn and heili-
ger Geist Die Chinesen sollten so nicht etwas Neues, sondern
■v etira* Altes wieder amielmieo, was nur mit der Zeit einiger-
aussen verwirrt woi4eo sei; tod d«D imteUtiscben Erzvätern
im die Cliiiiaaeo drase Weisheit gelenit» oder Noah'e Kinder eetee
dmIi Ghbia gefcoameo. Die Bekehnnigeii Warden eo recht leicht,
dann den Weeeo den christlSchea Glanhens hatten die Oblnesen ja
sdioD. Gegen die anders meinenden Franzislcaner erhob sich eis
sehr erbitterter Streit. Nur ein Jesuit, und einer der sjelehrtesten
und angesehensten, liongobardi, wies im AViderspnich mit seinen
Ordensbrüdern nachy dass die CbinescQ niemals einen persönlieben
Gstt verehrt hstten; eeb Macbfolger liess das gelehrte Werk ver-
keneni Je Rom werde eedlich entschieden, das« das Wort
Menget! nicht mehr filr den chrletKclien Gott gehrancht weiden
dirfie. AMuk b neoeven Zelten hat man die Aneicfat der Jeadten
Um nnd da wieder hervorgeheit, nnd Chinas Religion ala eUien
etwas verbleichten Monotheismus darzostellen gesacht; so Win«
dischmann, 33) Biet**) u. A. — Baldeiii Boni halt den chinesischen
Tien fi3r verwandt mit dem !^r! ethischen ^to^, welches Philo ^(in
9m ableitet; es liege der griechischen und chinesischen KeUgioii
dimeihe Urreligion an Gmade.««)
<)niw,T[» 9 im Tk. n. 4«S.— •> Meng4Ma «d. Slaa. JaUen. iaS4, IL 7, l.
- ■) TMha«hi s. a. 0, & BS. 70i ^ BitM h«l Nenmaui, Bbmd. 8. lt. —
*) TschA-hi, 6. 52. — •) Neman, a. a. O. 8. 11. Oabelflnti bi LaMen's SSeitschrift
m. S. 251, — ») Tschn-hi S. 80. — ■) Ebend. S. 59 Not — •) Lawen's ZeitwOirift,
DL 8. 368. — »•) Hit»«, XI. 4. — »») Chou-king, p. 150. — «•) Hitae, IV. 4. —
••)Ebeiid. rv. 1. — > ♦) Lasscn'8 Zcitschr. m. S. 2f)(» etc. — »») Tscbu-hi 8.
1154. _ «« ) Eljend. S. 60—62. — *') S. 73. — 8. 82. — »•) S. CO. 61. —
••)Kcuinöiui a. a. O. 9. 10. 11. Journal asiat. II. p. 168; Stuhr, lieichs-Rcl. der
Cbin. S. 11. — «') A. a, 0. S. 38. 54. — •*) Chi-king, IL 5, 1. — ••) Chon-kinf?.
p. 13, not. 7 ; Y-king, U. p. 216 ; de Maüla, hi^t. I. p. 9. 21. — * *) Ciu-kuig, U. 4, 6.
- **) Ebend. IL 4, 8; IL 5, 1. — *•) Tk. II. p. 444. M&n. d. Chio. XIL p. 221.
- **) <%i*UDg, n. 5, 6. — Choft-teig, p. 124. — Ebend. 8. 1S4. — ••)I)e
lUh, litt gML 1 p. M. III.*- ••)liiiQ.d. Chili. XIL 66. ^ •*)ElMid.IL
üei — •>) Di« fhOoMfUe im Forlgnge der WeUgeMb. Bd. I. YgL diMeB
Stalir, dun. BdflluBsllgion. •«) J^oenMlAdsklY. 8«r. IL 844.*- Marco
f «b» fn Bfliek IL S6. Aam.
Das chinesische üottesbe\7usstsein, das erste, welches aul'
einem Gedanken ruht und durch eine wirkliche Gedankenarbeit
entwickelt ist, hat nach zwei Seiten hin ein wesentlich anderes
Verh<niss zu zwei mit dem eigentlich religiöaeu Bewoestseia
k «gtf BenMumg stehenden Ideen «ngenommeii, bIm es bei
IL S
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34
der Rclig;ion der wilden Vl^lkcr der F.nll war, — nach ohet^. in
Beziehung auf das Schicksal, nach unten, in Beziehung aul
die einzelnen concreten Erschein !ingeii des Göttlichen, wie die
Fetische und Dftmonen sind* Wir setzen hier das irflher Hier
diese Dinge Gesagte Yorans. *)
Es leachtet ron selbst ein, dass in der Tollen und eonse*
qnenten Entwickeinn g des chinesisdien Gedankens, in der Pki-
losophie, beide die Gottes -Idee begleitenden Vorstelliini;* i»
ganz fortfallen müssen, wie <lie zwei KelchblÄttcr an der Bloim-
blöthe abfalleti. sobald die llläihe sich vollständig entfaltet hat.
Die Philosophie kann nicht über und hinter ihrer höchsten
Idee, der Idee des Unbedingten, des Urgrundes, noch ein
höheres Sein ahnend anerkennen; es Hillt vielmelir die Idee des
nnbedingten Urgmndes ndc der in der Religion geahnten, aber
nicht gedachten Schicksals -Idee yoUstflndlg zvsammen; nnd
das Tai-ky, die letzte Spilze oder die unbedingte Urkraft des
Tschu-hi, ist schlechterdhigs nichts Anderes, als die in W«fe
des Gedankens auftretende Idee des Schicksals, wie sie im
Hintergründe aller heidnischen Religionen über die tarbisren
Gestalten des wirklichen Glaubens in blasser Nebe1fj:estnlf hvr-
vorragt; — und das Streben des Tscliu*hi, ans der Zweiheit
zur Einheit sich emporznarbeiten , ist nnr der wisseaschailtiiohe
Ansdmok des in der Schicksals -Ahnung angedevteten Strebens
des Tenifinittgen Menschengeistes, über die UnwidnrheH der
beschrSnkten Religion hinaus zur wahren Einheit des Göttlichen
zu gelangen. Aber die Volks -Religion weiss eben Nichts Ton
dieser ,,hiichsten vSpitze", dem Tao etc., sondern bleibt einfach
bei der nackten Z^N oiliiMt des IJrseins stehen. Das Schicksal
aber ist liiclit /wcilifit soiiderii Einheit; und so lang:e noch nicht
die walire Einheit des Urseins, die Idee des unbedingten Geistes,
erreicht ist, schwebt auch noch die ahnungsvolle Idee des
Schicksals wie ein Wölkendem über der Tielgestaltigen Götter-
weit Auch in den religiösen Bewussiaein ist und bleibt im-
merdar die Idee der Einheit des GOtllitdien, zwar nicht als
eine mit Bewusstsein anerkannte, aber doch als ein in der
dunklen Tiefe der Vemünftip^keit geforderte; darum eben wird
die Ahnunp: des Schicksals, welches über alle Zweiheit mächtig
hinwef^schrcitet, so bedeutungsvoll in den heidnischen Re-
ligionen. Das Dasein ist hier in sich zerspalten, ahov dns
Schicksal bindet die Gegensätze zusammen. Es versteht sich
dabei von selbst, dass die Idee des Schicksals hier eine wesent»
lieh andere Stellnng einnimml als in der bnirten Götzenwelt der
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3&
wilden Völker. Hier, wo „alle jene Bluthen mnH «gefallen von
des Nordes schauerlicliem VVehD/* innss auf Uew religiösen
Gemälde, wo dieMhtreA farbi^B U^^Uergestalten verscliwun-
äad in einen grauen, abatvacten Gegenaats» da» Sohioksal
eben aar ab ein nodi Uaaaerer Hintergrand eradieinen; ea mt
^ Giaa in CSian geanaU; was bei dem Glaobaa an ainnlieh-ein-
nhe Gattbeittn dem Sebicksal anbeimAUt, das wird bfer
prösstentlieils schon von der in der Welt waltenden hiiumlischen
Maciit in sich ]iiiieinfi;ezogen , wie es in dev IMiilosophie von der
Idee „der letzten Spitze," der Alles dnrclidriugenden .,Urkraft"
Tolkländig aufges&ebrt ist. Die Himmeismaeht und das Schick-
sal Tersehwimmen hier unklar m einander; und ao bestimmt
aaeb nacbdia Schicksals- Ahnung aleb anaa^pricht, so wenig lAaal
«dl fliaa acbadfe Gianalinie aieben zwiaeban den Wirkungen der
bnaiaHMica Gadaamaebt and dentn, die jenadta deraelban
tailegt werden« Im Allgemeinen wird anf jene mebr daa
Gesetzmäsaige , VernünAige, der ordentliche Gang; der Dinge
zurückgeführt, auf das Schicksal mehr das Ausserordentliche,
Zaiallige.
Der ganze Reichthum Ton Schickaals -Z eich eo, wie wir iba
frfiber schon gefiiodeo,') kehrt hier wieder; nur werden sie ffeilicb
WMm fkoA bestimmt auf die ordeatlche Uinaaelsuiacbi xarfickgeliyNrt
Ssaaea- aad Moadinateralsae« Evdbebea» Denner uad Biiti «ad
ttttSehe bedeeteade Natarerachefauagea aiad WabneicbeD, welche
ibr Hianael aelbit dem Menaefaea warnend giebt.*) Dagegea tritt
dieser Urnprun^ vullig znrflck bei andern Zeichen von mehr zulalliger
Alt. Krähen der Hühner z. U. bedeutet das Aussterhen einer Fa-
milie,*) Zucken der Glieder ein bevorstehendem wichtiges Erciifnis.s
etc.; auch der allgeiueinen Anwendung des Looses scheint mehr
der Gedaulce des Schickaals ala der geordneten Uimmelsmacbt tu
Grande zu Kegen. — Kong-tse selbst will von einem uobedingtea
ScUekaai aicbta wiaaen. Bai ihm biagen dea Heaachea Scbiel^sala
|aas aüain wm aefaiem Men Tbae ab;») aelbat aeine Lebeaadaaer
legt gaas hi aeiaerHand; die melaton Menaebea verkfinen alob Ihr
Lehes derefc Unmissigkeit, Leidenschaften und durch Unbesoaaea*
beit, die Meisten aber erreichen ihr natürUches Lebensziel; ö) bei
den Kriegern spricht Kons^-tse auch nur von ihrer Tollkühnheit
und UoTorsicbtigfceit, und umgeht klägUch den uaheiiegenden
£iawand.
^ Bttid 1. 1 60-*6S. » •) Bd. L 1 61. 190. 141. 1€S. — *) Ghl-Ung, IL 4. a.
«-^'OCkoi.kiagffL m.TM]iMDa*jmiBg,e.a4. 8.116.-**) ]fan.dLCb.
36
§ ».
Nach der andern Seite hin, nach unten, sind hier die sinn-
lich-einzelnen, concreten Erscheinnngsformen des Göttlichen
ebenfalls verbleicht. In der vollen Entwiokelmig des cUiieti-
seilen Gedankens finden gflttlielie Midite untergeordneter Ait
gnr keine Stelle mehr; es kann In dem folgerIcMgen ReHgions-
bewusstsein ausser Hhnmel und Erde keine göttlichen Mielite
mehr geben, und in der wissenschafUichcn Darstellung finden
sich natürlich keine solche vor. — Aber die Volksreligion ist
nicht so i^tien^. Ist doch der Himmel selbst, den sie voizua;s-
weise verehrt, n<ich dem tieferen Bewusstsein nicht eigentlich
das CU^ttliche, sondern dessen höchste slnnliehe Erscheinungs-
form; und ist es einmal zugestanden» dsss das unstehttMue
GOttliohe durch eine Einaelersekeinnng yertreten werde» se
messen aneh niedrigere (Mfenbaningsfonnen des Gdttlndien
nolftsmg sein. Die Gottheit tritt eben fiberall bervor, nur hier
mehr, dort weniger, und im sichtbaren Himmel am meisten.
Und wie ja im Menschengeist das Y ang sich vorzugsweise offen-
bart, so ist das Geistige" in der Welt übcriiaupt eine Form
des göttlichen Daseins; wo aber Leben ist. da ist auch Seele,
Geist. Es geht also wohl au, die „Geister*' der Sterne, der
Sonne, der Berge, Flfisse, der Erde vnd des Himmels, oder
auch die höher gestiegenen Seelen Terstoibener Mensdien als
solcbe ThelUQffenbamngen des GUCllidien, ab dessen Stell-
vertreter am verehren, besonders als Schntamäckte Aer
einzebie Lebenskrelse.
So verträgt sich die Verehrung von Schutzgeistem sehr
wohl mit der chinesischen Relis^ion ; mehr behaupten wir nicht;
diese Verehrung fol^rt nicht aus dem Gnin(!s:edanken , ist sehr
fiberflüssig, aber widerspricht ihm aucii nicht. Wenn nun im
wissenschaftlichen System .diese Geister*' keine Stelle haben,
so treten sie in dem Volks •Gottesdienst nm so mcdir hervor,
viellaeb sogar in den Vordergrund, wie oll In der efaiistliehen
KIrebe die Verebmng der Heiligen die Anbetung Gottes seibat
AatsAeblick etwas in den Hintergrmid drftngfe. Entsprangen
Ist diese Geister- Verehrung gewiss nicht aus dem chinesischen
Grundgedanken; vielmehr sehen wir hier nur die aus früheren
Welt- An,sc)iauuno;en strauchartig hervorwachsenden Wurzei-
sch5sslinge, welche zwischen den stärkeren Stämmen chinesi-
schen Lebens Raum gewinnen kdnnen.
Die Geisterverehroog ist UDsweifeUiaft eis Hereliiragea schama*
aiseber Weltanacfaaaang In das ehinesische Bewasstsefai^ ist aber
i^iy u^L^ Ly Google
91
mt ein geduldetes mmI adoptfrlMi Vkmmd^ Mkt m «Waesiaehem
Fleisch und Blut. Tschu-hi's ^osser Schüler Ma-tuan-liii erklärt
sehr richtig ilie den Ccistern und Alwen gebrachten Opfer für einen
Widersprach mit dem (Miixig wahren Opfer, dem Himmflsopfer, und
for ein falsches Etemeot. ^) Die Geister haben eioe beschränkte
Wirksamkeit, sind nicht Götter, soodern uotergeordoete Mächte,
ekuMitig den Meaeclieii* Geistern, welche nacb den Tode auch
n Ibe Reiben tietee Jcteeen; so wurde oeeh einer eluiieMecieii
CescMehte ein Menedi nafclt eebem Tode snr Wfirde dee Br^;ei-
gtes erlNibeB mid ein enderer svm Geaiao der FMtehte gemadit.^
Die Geister spielen hier eine ähnliche Rolle, wie die Heiligen und
Eneel in der kathulischen Kirche, und machen keioesweges die
chirieöi.sche Religion zur \ ieli^otterei ; «ie sind gewissermaasRcn die
YenDittler zwischen dem i^leoschen, als bevvusstem Geist, und dem
der eben eine bJoese Naturmacht ist, eine volksthümliche
LiMig den Widerapraclw« der in der Herrschaft der Mntnr Aber
4m bewuMten Gebt liegt; der von der Kilte der nlistmcten Hfaa-
■niitBirlit lirootig znricfcgeetoeeene Meneeb nduniegt «eli gern an
dte emen wirmeren LebennpnlMdilag in sich tragenden Geister an.
Eh werden Geister des Himmels, der Sonne, der Sterne, der
Erde, der Berge, der FIflssc, des Donners, der Winde, umi Schutz-
geister der Familien, der Häuser, der Gemeinden, Studie, Pro-
viasea« des Ackerbaas etc. schon in den ältesten Zoiten genaont»
nnd ihre Verehrang durch Opfer» Spenden, Anminngen und man-
cherlei Gebräuche schon von den frühesten Kaisem empfolüen nnd
angeordnet^ Sie mischen sich leitend nnd beschfftsend in die
Meoschlichen Angelegenheiten, nnd werden daher nm Beistand an-
gerufen nnd nn Rath befragt.'^) Besonders sind es die Ahnen-
Geister, welche als Schutzmächte ihrer Familien auftreten und mit
Spenden und Gebeten geehrt werden. *) Die Gebräuche bei diesem
Kult waren gesetzlich vorgeschrieben, und besondere Beamte fiir
deren Besorgung bestellt.^') „Geister des Himmels,'' immer in der
Mahwifthl genannt, sind natürlich nicht der üinunel selbst, sondern
Mster» welche tan Uinniel wohnen, nnd werden ansdrAeUidi
sehen den Hfaunel genannt;'') sie sind dte Gehrter der Hhmnels-
körper. •)
So eifrig die Oibesen auch die Geister verelMren , und so sehr
ihr Kult auch gradezu als eine Pflicht hingestellt wird,«) so sind
und bleiben dieselben doch dem Himmel unterceordnete und dienende
Mächte und ihr Kult steht immer erst in zweiter Reihe hinter der V er-
shrang des Himmels; >o) und nach altem Gesetz durften bei Todes-
äiiiefcilnev «odevnlfnfihl akide»HhBniel eigentUoheOpfiBr gekracht
38
werden; die CWgter empfageii tn Bpwännwmä.tmätiit ttildigtings-
leielieiik^O 'S^® stellen aber den Mennchen nlher, iie Men Ar Ae
menschlichen Gefühle ein Herz, sind das gemiithliche Element
gegenüber der kalten Al> s(ractlon der Himmelsmacht. Mit dem Wider-
spruch, dassi pitlioii im iiehu - kiiii|j und auch sonst oft der Mensth
als das einzige beseelte und i^elbstbewussie Wesen genaoBt wird
[§ 11], nimmt es das Volksbewusstoefai Dicht «o genau; und -er
wdrde nieh aUenfaUe dadurch KhieB, daes raaa diese Geinter nie vea
mennchlicher Art» oder gradeia ain die Seelen Oentorbeaer erfrnnt»
wie ja m der Tbat die Verehrung der Ahnen dte ernte Stelle nadi
der VerebroDf des Himmels einnimmt *^ In de» heMgen Streit
der Dominikaner -MissionSre gegen das Verfahren der JcHuiten,
welche den !?etanffen Chinesen die Verehrong der Almen gestatte-
ten, erwirkten die Je.siiltf^n oinc kaiserliche Erklürun?, dass der
Ahnenkult eine blosse Ehrerbietung, ein Zeichen der Dankbarkeit,
keineswegs ein wirkliches Anflehen derselben sei; man danke z. B.
dem Kong^tne in seiner Verehrung (ät seine Ldire ete»») Diene
Erklimug steht In vollem Einklang mit dem chinenlndiett Grandge-
danken^ wenn aueh Im Widerstreit mit ToHmtMadlclMn Annartnii-
gen; und die Jesolten konnten mit Fng und Reeht den Ghrintea die
wohlverstandene Ahnen > Verehrung zugestehen.
'*) Kliiproth, noticc cto. de Mat. p. 29, — *) Nenmann b. Illgen, a. a, O. 8. 11.
— Chuu-king, p, 13. 54. 87. 96. 99. 142. 160. 347; Chi-king, p. 291 ; II. 6. 5. 8;
Meag>U>eulL 3, 23; de Mailla, hist gen. I. p. 78. — ■ *) Chou-king, p. 28. 29.
99. 160. 117. — *) Chi-king, n. 6, 5., III. 2, I. — •) Chon-king, p. 19. — ^ Ebend.
p. 347. ~ •) de ICaflla., bist gdn. I p. 78. — *) CIum*king, p. 96. ~ Ebend.
p. 13. — *0 de Uailla, bist. 1 p. 88. — >*) Flatb, aie Volker der MmCicbni«!, p. 880.
IL icr Isnich.
§14.
Das höchste aller Gescbüpfe, — die Geister vielleicht aas^
genommen, — ist der Mensch. Er ist von den übrigen Dingeu
nicht dem Wesen, mir dem Grade nacli unterschieden, denn
zwischen Geist und Natur ist noch kein wesentlicher Gegensata*
Er inl die „Blüthe^^ der Natur, er steht in der Mitte zwischen
Hunmel und Erde,^) w&hrend die fibrlgen irdin«dieD Getobllpfe
überwiegend der Erde nagehOren. Der M enscli int, wie alle
Natnrdinge , ein Plradnct yvn Yang and Ya, Ton Urkiaft «ad
Urmaterie; aber die ITmft tberwiegt liei weitem den Stoff und
erscheint hier, uud hier allein, in der \\ eise des seibstbewussteu
Geistes, wie der Leib das Vn ansdrückt. Die Seele ist eine
Erscheinnngsiorm des der Welt inwohiieBdea gdttlie^ea Yang
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39
adMf ;ilir Weacn «nd ihre Lelmseischebmfl;^ darum
in vAUilKcr Übereinatimmmig mit dem Wesen dea GdtüiclieD;
der menscblicbe Geist ist dn Spiegel desselben; und die in der
Weit wirkende Ordnung niui \ ciiiiinftigkeit, Tao. j^l da.-» Wesen
des Menschengeistes selbst und kommt in ihm zum I5r wubstsein.
Der Mensch hat also in sich selbst die Quelle der Wahrheit,
Bod der Geist braucht nur in sich selbst zu schauen, um die ürd-
ougwid die Ycrnünftigkeit des Alls zu finden; denn der Geist
dce AJls und der des Mensclien sind wesentlich eins. Die
GeseUe des mensebliclieft Geistes sind auch die der Natur; —
diiicr hier die Mfi^Uchkeit and der Urspritng der Philosophie,
die ja schleehterdings auf dem Gedanken bemht, dass das
menschliche Denken in seiner inneren Nothwendigkeit mit der
Iii allem Daseiji waltenden Vernünftigkeit eins sei; freilich ist
das Denken noch kein freies imd selbstständi^cs; die Vernunft ist
eben nur Spiegel der gegeniülftudUchen Vernünltigkcit^ erzeugt
dkseibe nicht frei aus sich.
Der CliiDeae l&Mt sich im AUgemeioen nicht gern auf Frageo ein,
welche über daa Gebiet des PrafctischeD bioausrages; so sehr daher
die praktische Seite des meosdüichea Lebens ios Auge gefasst ist,
•0 selten uod so wenig tief geht man auf das innere Wesen dessel-
beo ein; besonders für die eigentliche ^>celenlehre hat der Chi-
0€se kein Interesse. l>er fielst ist hier noch zu 8ehr mit dem Idoss
Katiii Ii« fien verwachsen, i>l /i» wcniir seihstständig, aU duss »ich
das Denken hier zu einiger klarheit hatte entfalten können. Kör-
per und Geist sind noch in einer molkig trüben Mischung, uod das
Denken erscheint allenfalls als eine halb körperliche Verricbtang
wie Huren, Sehen nnd Sprechen.
Während bpher stehende Volker die Entstehung des Menschen-
Ceaelilechtes meist sehr bestimmt und wesentlich von dem Ursprung
der Natiirdinge unterscheiden , und jene gewuhnlich als ein unmit-
tdbarc.s llereinstriimcn und \ crsenken des rein fteisligen und Gnti-
lichen in den ?iaturleih auffassen, so dt r Mensch uLs die \'er-
buiduüg des Geistigen und iNatürlichcu , den Gütthcheu und des
tSinolichen erscheint, ist in China der Mensch eben so gut ein wahres
and iriiklicbes ^atnrproduct wie die Pflansen und Thiere, ist nur
daa hocliste b der Reihe der Natuierseog^isse. Ist doch jedes
tinsdae Dasein m der Welt ein Proditct aiis Himmel und Erde,
Kmft nnd Stoff, — wie konnte Air den Menschen noch ein anderer
Ürsprunff m«glich sein? „Der Himmel enthält den Menschen/'
wie jedes aiiilere Geschöpf, und „wie hei einer Mühle unaulhörlich
eine ireie iie(ÄU;^Uüiniu)g von allen leiten stattündet, so ericeui^t
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4»
die endlos «nkrehMinde üi»terie «MtfUrÜcli Menectai mtä
IKoge/'^) er ist „dieBIfltte der fliiif Elemente; ich sage dieBlüthe
der fünf Kleniente und nicht des ruheiulcn und des bewegenden
Princips, weil nämlich die Elemente nothweudig vorhanden sein
müssen, wenn der Mensch werden soll."^) Der Mensch ist also
wohl „aus dem Absoluten herForgegaDgen»" ^) aber damit bat »
wot alleo übrigen Geschöpfen nichts voraus. Das Einiige unter-
scheidet flm von den andern Dingen, daen die in ihm wie in ABem
wohnende Urlerafk in der Fom dee Ipewnsaten Denlm« auMtt Sin
Versuch, dieses Bewusstsdn an begreifen, ist nicht gemadit wer-
den : wir müssen vielmehr sagen , dass der Chinese das bewasste
Denken eben nur als eine Thatsache hinnimmt, es aber nimmermehr
begriffen hat. Wenn Kong-tse nur den lebendiger» Körper aus
dem Yn und Yang entstehen, den erkennenden Geist aber durch den
Himmel mittheilen lässt, zu dem er nach dem Tode auch wieder
surficklcehrt,^) so ist das kein anderer und höherer Gedanlce als
der eiwShntey denn der Himmel ist ja die eine Seite des Natnrle-
hens selbst Anf dieser Stufe ist nur das Natnrsein eineWafaiiieH^
nicht der Gebt; der Mensch ist nicht durch den Geist, sondern
durch die Natur; er ist auch darum nicht eigentlich Geist, soodern
nur ein vollkommenes Naturwesen, an dem man nur, man weiss
nicht wie, ein Sclbstbennisstsein findet; dabei beruhij»t man sich.
Gott als rs'atur-Macht und der Mensch als Natur-Erzeugniss
geboren zu einander. Dass der Mensch eben nur aus der Natur*
entwickeluog hervorgegangen ist als die Blüthe der Elemente, das
ist einer der stSrlisten Beweise, dass die chinesische Uifcmfl oder
der Himmel nicht Geist, sondern Natur ist; der Geist kann nur
aus dem Geist gehören werden, und die Natur nur Naturdinge er-
zeugen; Völker, welche der Gottheit eine hewusste Geistigkeit
aui h nur im niedriiystcn Sinne beilegen, und welche von der ^»chö-
pfuuer der Welt durcli de« Geist noch keine Ahnung haben, lassen
duc'h wenigstens den Menschen nicht unmittelbar aus dem „Um*
rollen der Urmaterie/' wie „aus einer Mühle'* hcrvorgehn, sondern
sie lassen den Naturstoff durch den Geist der Gottheit dar«^glfthen
und belelien, dem Erdeokloss den geistigen Odem elnliauchen; dMU
der Geist ist stols auf seine Abl(unft und wird und kann sie, wo
sie auch nur geahnt, nie Terleugnen.
Da das innere Wesen des Menschen kein anderes ist , als das
des Daseins überhaupt, „die innere Veruünftigkeit (Tno) den Men-
schen vielmehr nur eine Form der ürkraft" ist, so folgt, dass der
Mensch in seinem eigenen Wesen die Quelle aller Erkenntnis« habe
und ilübig sei Wesen aller Dinge" SU eikennen,^ Dieldmm-
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41
lisclie Ordüuiis: \vohnt in dem Menschen, und das Hiroroelsgesetz ist
deoi Meoschen voo INatur eiDgepilauzt.^) Es ist auch gar nicht ab-
susebeo, wie es bei der pantheistischen Gruodanschauuiig anders
sein kdmile; <Be neesdUiche Venmeft ist schlediterdiDgs av die
dan Henflcken eIngeplUtnte Natar des Himmels;^) uod xwischeii
deD efatefaieii MeiuidWB bum IMisteDs der Unterschied stattfinden,
des« der eine leiditer, der andere seliwerer die Wahrbeit er-
kemi^) Da ferner durch die ewige Bewegung des Himmels Alles
uDabSnderlfch bestiuuut ist, also auch von der höchsten Erkenntniss
erkannt %verden kann, so folgt, dass ..der wahrhaft tugendhafte
Mensch auch die Zukunft voraussehen kann, das Böse, was da
kommen soll, wie das Gate, nnd darin gieiclit er einem hdlieren
Gebte.'^H)
*) TL IL 416. — *) Clioii-king, p. 166. — *) Tiehn-U, a, a. O. a 63. -
^ Btnl. & 69. — *>Bbciid. ß. 51. ~ *) Mam. d. Ch. XIL p. S76. — ^ M^.
nnlL 7. 1. ; Tschotuf-Toang, e. 22. — *) M«ng-t8eu IL 8, S9. -^,*) Choa-kingi
1^ 140. — 10) Tdumog-yoiuig, e. 20, 9. 90. — ") Bbend. c 94. ~<
§ 15.
Gleiches wie Ton der Erkenntniss gilt auch von der sitt-
liehen Natur des Menschen. „Das Gesetz der Tugend ist dem
Menschen nicht fem;" „die Wahrheit ist das Gesetz des Him-
mels in gleicber Weise wie die des Menschen." Die Tugend*
bafiigkeit maeht recht dgentHdi die Sabetaoi des MeiMieheD
wuy «od derBfenech hat mir auf sehi bmeres m achten» wel-
ches ja daa Gdttllche selbst ist, um das Rechte an ergreifen.
Alle Menschen sind von Natnr durchaus gnt, und Tugend und
Frömmigkeit entspringen aus der menschlichen Natur ganz
von selbst ohne besondere Absicht und Anstrengung; nnd der
Mensch kann gar nicht anders als das Gute Heben, ja er liebt es
T<A Nator mehr als sein Leben» luinn gar nicht gleichgültig
gegen dra Unterschied Tcn Gnt nnd Böse aehi; so wie das
Wasser nfaht anders kann ala abwfirts fUesBen, so kann der
Measeh elgendlidi nicht anders als tagendhaft sein; das hringt
seiae Nator ao mit sich, nnd es ist auch gar nicht sein Verdienst»
Wie sich die in der Welt allgemein wohnende VemuniVigkeit hn
Thierc als sicherer Naturtrieb zeigt, soist.<sie auch im Menschen
als ein tugendhafter Instin et, welcher ganz von selbst zur
Tugend treibt. Zwischen Tugend und dem Zweckmässigen,"
zwischen dem Rechten nnd dem Richtigen ist natürlich kein Un-
tenchied, weil zwischen der Natur und dem Reiche des Geistes
aeskaidit uteridbleden ist. Der Unterschied awisahen der dem
Ihidieii htwohttCBden natMIchen T^endhaMgkdt mä dem
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IWebe nm ZwaekaMtosigen vad Rkhti'gea M im flüem iit
nur der, dass derMenBch sidi seises Triebes bewusst ist, des
Thier aber nicht; und die nothwendige Gleichartigkeit aller
Menschen in ihrer sittlichen Anlapje leidet höchstens die Ver-
schiedenheit, dass dem einen flanschen wie bei dem Erkejuteii
die Tugend leichter wird als dem andern.
Alle Menschen haben oaeh Meog-tse^) ein mitleidiges GemiUk;
weno 2. B. ein Kind io ekee Bnumea föUt» «o babee eile Meaechen
MiileideD, eicbt aus Ffeuodeebaft oder ans Lobsoch^ eondm gaas
newillkOrlieb, tod Natnr. Die meiwchlicbe Nator, «agt derselbe
Weise, ist gegen daeGute ondB^iee keineswege.s gleicbgültig, Sen-
dern die Neigung zum Guten ist der menschlichen Natur ebenso
weseutiicli, wie dieSchwere demKörper: jeder Mensch strebt seiner
unbeirrten Natur gcmäs*! n.irli <]pm (inter», wie das Wasser stets ab-
wärts fliesst. Diese Neigung zum Guten kommt nicht von aussea
io deo Menschen, sondern ist ihm von Natur in wohnend.-^) ^AUe
Menseben baben von Natur da§ Streben, das Gute mebr als das
Leben zu lieben und das Boae mebr als den Tod zu flieben.*'^)
„Die Liebe zur Tugend Ist allen Meoscben von jNetur angebereB,
daher sind die Beispiele der Tugend so assiebeod.*^«) Aber das Ist
der Unterschied des menschlichen Strebens von dem Triebe dee«
Thieres, (iass der Mensch weiss, was er erstrebt; die i^ittlichkeit
ruht auf dor Erkenntniss des Oruten, uud ohne sie i&t eine wabre
Sittlichkeit nicht mügUcb.^)
Alle Menschen haben dasselbe sittliche Wesen ; alle Meoscben
bslteo dasselbe für tugeodbaft oder uarecbLS) Aber scb wer er wird
•es dem Einen, das Gute su erkennen und au tban als dem Anden;*)
und wie die iNatur des Getreides überall dieselbe Ist und gut« aber
die eioaelnen Halme oft mager und dürr wegen suialliger Emilaase,
so ist auch des Menschen Wesen überall dasselbe und ist gut*
wtid alici düixii iiusserlichc EinflCkssc verändert.*^)
Tchoung-young, c. 13, 1. 0 KHend. c. 20, 1?. — ^) Mcng-tseu, I, 3, 44. 4 5.
— *) II, f». 1. 2. 7. — *) II, 5, 38. — • ) ri, 7, 27. 28. ~ Tchoung-yonng. c 2ü, 18
etc.; c. 21. — ") Mcng-tseu, II, 5, 2u. 26. — *) Tchoung-youag c 20, 9, 20. —
Meng-t5cu, II, 5, 18. —
S 16.
Id einer Well, in welcber der GeUt niebt bagriffim Ist,
deren Wesen bloss 19atar ist, bat die Freiheit des Geistes
keine Stelle. Der ans den Natur-Elementen entsprossene Mensch
gehört der Natm an um! iln er Nothweiuligkeit, und die im 3Ieu-
sehen walteiide iJrkiaii nirkl hier ruit eben so unfreier Noth-
wendigiMiit ivie m den Natordiegen^ der memobUcbe Wille iat
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diiu uiiirei€ii Naturtrieben der Thiere stammverwandt. Die fol-
gerirhtig:e Eutwickelung des chinesischen Gedankens muss die
Freiheit des Willens und darum aueli das Böse schlechter-
dings antschlieMen; das Böse kann nur als eine zur Harmonie
4m Gänsen nothweadige Schattirung in dem Lichtgemälde er-
MhefneB» also als etwas VenfinllSges and Gates. Die Alles
uMesde gAttliebe Urkraft wkkt aneii das selielnbare Bdse.
Sa spiidit sich das coaseqaealere Denken ans . Aber das
Datürlicke Bewusstsein sträubt sich gegen die Härte dieses Ge-
dankens, uiid der schueidciulcn Consequenz wird die Spitze
ab^brochen, dem Menschen wird die Möglichkeit des Bösen
eingeräumt, ohne dass dieselbe irgendwie begriüeu wiire; der
Meosch kann dieUannanie des Alls stören, und diese Störung,
dieses Widerstreben gegen die in der Welt waltende göttliche
Veniafiigkelt ist das Böse; aber kein ehiaesischer Denker
wagt es, diese Willensfreiheit begreiflich za aachen, welohe
er SBS der Erfidurung anwUlkllrUeh aaerkenat; — der tiefer
blickende Geist, im Bewusstsein des unlösbaren Widerspruchs,
bekennt kleinlaut und verlegen durcli ratlilo.ses Scinvanken, wie
wenig tier Mensch hier sich selbst zu be^ieii'tii im Stande ist.
Die volksthümlicheo Heligioiisscbrifteii erketiuen meist die
Wahifreüieit des Menschen obne Weiteres an, ohne auf den Wider-
apnuhgegea das Ciottesbewaastsein Rücksicht zu nehmen. Koag-tse
veraidiert fott und fort, daas der Mensch fireieo Willeo habe and
lir alle seine Theten veisatwortUch sei; diesen Gedanken aa be*
grinden, flUlt Ihn nicht ein. Meag-tse ancht an dem hamilosen
Zugeständnisse dass Erkenntnis« und Tugend nicht allen Menschen
gleich leicht werde [§ 14] einen Anhaltspunkt für die Möglichkeit
des Blffien zu gewinnen. Du die Tugend, sagt er, auf dem Be-
wusstsein ruht, und die Erkenntniss des Wahren manchem Menschen
etwas schwer wird, so kann er, wenn er nicht sorgfaltig ist, irren^
and die irreade Eikenntniss bewirkt dann auch irrende That, und
das Bewasstseln Terwlrrt sich immerniehf. <) — Viel lebendiger wird
sich der tiefiiinnigeTBcfan-hl der Schwierigkeit dieser Frage bewnsst.
Sein ganser Cedaakengang sobliesst die Freiheit des menschlichen
Willens aus; spricht er auch von dem Willen des Menschen, so
unterscheidet er ihn damPt noch nicht von den rvaturdingen, denn
auch der Naturtrieb der b(M\ u.stlosen Creatiiren wird von ihm Wellie
genannt^). £r schrickt freilich vor der Consequenis seines Ge-
dankens zurflck und 8prtcht diess offen aas; „wem nuin nun sagt:
der Himmel enthält den Menschen, so folgt daraus nichts dsss
deaillimd aash alle Vergehen nad Fehler des Menschen sasu-
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sdureibeB ai&d; wMe mii aber sagen: dor HbuMl toi lidü
AUgebietende, so geht «Kern wiedemm nidit an. Dless »ag n«a
Jeder, der da will, begreifen."*) Tschu-hi ist aber nicht imni^
so bedenkliclj , und scheut sich ein anderes Mal tiicbt, ^raden We-
ges vorwärts zu gehen. „Das bewegendePrincip ist das (iutc, und
daa ruheode Prioctp iat daa Böse» wie diess oft geuug die VoiiU
kommenen und Weisen gesagt haben. — Das Buse entsteht aus Ya»
das Gute aller ans Tang, nad dtess ist der Inhalt der Kmm des
Fo*]iK Wie oft haben diess nkiit die Welsen auseinander geselat
Ans der graden» abseinten Uifcraft sind die awelEn^egeogesetntea»
noUiwendig sieh anf einander Besiehenden, henrorgegaDgen.— «- Das
Gute wie das Schlimme entspringt aus der Uricraft des Himmels. Es
erfolgt das Scblininie, weil es der Natur nach nicht anders mugUch
ist. Giebt es wobl Wassrr, \\(d()ies keinen Srhlamm mit sich
führt? "'^) — „Das bewegende Princip ist die üraft des zum Guten
Erziehenden und Erhaltenden; es ist dasjeaige, worans das Feste,
das Lenchtende» das Stari^e* das Gerechte entspringt» es ist die
Norm des Weisen. Das rahende^ Ptlncip hingegen ist die Kraft
foher Terletiangen nnd tmnrlgen Hördens; es Ist dasjenige» wohms
das Welche, das DnniLle, das Schwichliche nnd GeiHnnsAehtige
entspringt, es ist die Norm gewohnlicher Menschen. — Vu und Yang
gehen aus der IJrmaterie hervor : nie sind beständig in c:egenseitis?em
Kampfe, und sie müssen immer im Kampfe sein; daraus entsteht
das Gute uud das Buse; — sie sind selbst die Formation des Guteo
nnd Bdsen, und daraus entsteht wiederum die Natur des Men-
sehen. Dnreh Ersiehnng itann man bewirlren» dass die Nelgangeo
des Mensehen einsig nnd allein gnt nnd nicht scUimni werden; ver-
gebens wird man aber soweU das BOse als das CUite gana nnosv-
treiben sich bemihen, well sie sich gegenseitig dsrchans noth-
wendig sind."&) — „Die Tollendete Besiegung seiner selbst und
der Selbstsucht ist die reine Gerechtis^keit und Urkraft, das nicht
auseinander Weichende, Konilern di'' Gradheit [das Gleichgewicht]
des ruhenden und des bewegenden Frincips, wo das Gute ohne alle
Zothat des Bosen auf festem Grunde ruht. Deaaen ungeachtet
steht fest, dass das Gute und das BOse sieb gegenseit% nothwendig
sind; mit einem Werte, Gereehtigheit nnd Verannft^ Beinhelt nnd
Maass haben ihre Grenaen. — Es folgt der Ordnung gemiss aus
Yang das Gute nnd aus Yn das BOse.*'«) ^ Der slldiehe Unter-
schied zwischen dem Guten und BOsen erscheint so als ein natiirli-
eher; das Bfise ist da nicht Etwas, was überhaupt wicht sein soll,
sondern ist K.tv^ a'>, was sein muss, und hört damit grade auf ein sitt-
lich Böses au sein« ist vielmehr etwas Verofinftiges usd Gutes; und
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dessbalb widerspricht das so eben Ano^ernhrte nicbt dem früher er-
w&bnten GedaakeD, daas dio ineaschliclie ^alur an «eh völlig gut
«■drein sei,
Meng-tse, II» 7. 1. *) BeilUgm, a. a. O. B. OS. 8. 63. 8. 76.77.
^«)a78.--«)8.79.*
$17*
Mit der Durchbrechung der rein jiaturalistisclien Weltan-
ßchauuog durch die mSchtig sich hervordrängende Ahnung der
menschlichen Willensfreiheit im Volksbewusstseiii ist aber nicht
viel gewonnen; der fremdartige Gedanke wird sofort von dem
fppig wiMshemden Pflanzenwuchs des reinen Naturbodens um-
laBkt und verdeckt. Das SitUidie wird tief in das Natnrseift
ciDgetaQcht, mid das geistige Wesen der Sittlichkeit yerktanerl
ftit ganz* Es wird dvroh den nnr ungern anerkaanten freien
Witten keine geistige Lebensgestaltnng gesdiaffen, kein Rdeb
des Geistes. Das Sittliche bleibt ein Fremdling und schafft nicht
eine Welt des Sittlichen; es wirkt auf die Natur ein, aber
bildet keine Geschiebte; es stört das Naturleben, aber aus
den umgestürzten St&ramen und den zersprengten Gesteinea
ertiaiit es keinen Tempel des vernünftigen Geistes.
Es stört das Natnrleben» das ist die eiaaige Wirkung» Mneloke
das freie Thvn des Mensdien avf die Natnr anafiben kann. Denn
geordnet ist die Natar aekon ohne nnser Zatknn; wir können
sie nidit besser nuMdien, aber Terwirren können wir sie; weil
das Leben des Alls nnr ein einiges ist, und die vernünftige
Ordnung, Tao, das innere Wesen der Natur ist, so kann das
Wesen des Bösen nur eine Störung dieser Ordnung sein. Das
All aber ist durch und durch Natur; die Sünde stört also jeden-
falls die Matnr. Auf die Sünde der Völker und ihrer Fürsten
folgt von selbst mit innerer Mothweudigkeit und als unmtttelbare
Folge Krankkeit, Bangersnodi, Erdbeben» fibersekweasMing,
CngewMter, grosse KAHe eto. Das sind nickt absonderlieke
Strafen, ven irgend eiaer Ciotftheit znr Zdehtigang der Men*
sehen heransgegriffen, sondern es skid so nothwendige Erschei-
nungen der durch die Sünde durchbrochenen Ordnung des
Alls, wie der Donner folgt auf den Blitz, wie das Fieber folgt
auf die Erkältung. Durch die sündige That ist die Bewesriing
der Welt aas dem Gleichgewicht gebracht, und die darauf foi<
genden Revi^tionen sind nicht blosse Krankheits-Erscheinun-
gan, Bondem sind wie das Fieber angleieh* eine ntaende Reac*
den der gesanden Natavkraft gegen Ae Stdrang» daa Qleiokge«
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wicht sucht sich eben wieder herzustellen; das Störende soll ent-
fernt, (las Krankhafte vernichtet werden; der gesnnde Körper
duldet nichts Frennlps in sich, sondern arbeitet kramufliaft so
lange, bis das Fremdartige ausgestosfieu ist* Der Chiaese
betrachtet die Sfinde gewisscrmassen als einp Verdauungs-
störung der Natur; und die darauf folgende krampfhafte Reaction
Ist eben so sehr ein Zeichen der Gesundheit als der Kranldieit.
An der dem harmonischen Weltleben sich cntgegeDStemnendea
Sinde stsat sieh die Strtasng dieses Lebens «nd reiset tibcr*
fluthend das Hemmende mit sich fort. £s offenbart sich in dieseo
NatiirstOrungen grade der in dem All waltende Greist der Ord-
nung und Vernünftigkeit; es ist die Gerechtigkeit des Welt-
lebens, welche steh, unbewiisst zwar, aber um so fiilübarcr
ausspricht.
Aber ein Reich des Geistes wird auf der andern Seite
nicht erbant Der menschiiche freist liat sich einiMb stUl n
Terhaltm; das Welt^-Ali ist gut und TemAnftig, nnd der Mansch
kanns nidit besser nweliea« IMe SillÜelilnH hat noch Iceine
Hetmath, in der sie sich wohnlich euirichten IcOnnte; sie geht
noch betteln voi- fremder Thür. Über die positive Seite ilos
sittlichen Lebens haben wir an einem anderen Orte zu sprechen;
hier koniint die Kehrseite besonders in Betracht. Wo das sitt-
liche Thun nicht eine seU^stständige Weit, ein Reich Gottes
hervorruft, im Gcgensats zu der Ixlossfn Natur eine vemfinftige
Geschichte, da liat anch dos nnaittiieh« ThiMi kiei»a Ge-
schichte, keinen selbslst&idIgenLcbsnsorgsnismiw. Das Natfi^
liehe ▼ergeht, aber das Geistige bleibt »nmerdar. Wo dss
Sittliehe ein bleibendes Leiten hsit ud von GesehleiM n
Geschlecht forterbend weiter wächst und sich verzweigt, da
muss Gieiches auch gelten von der unsittlichen That. In der
christlichen Lehre von dem ?'orterher) des Bösen ist diese Un-
vertiigbarkeit des Geistigen, dieses iörtwirkende Leben auf dem
sittlichen Gebiete anerkannt; und wo der Geist überhaupt in sei-
ner Wahrheit erkannt ist und eine wirkliche Geschichte hat, da
hat auch das Böse eine Gesehadite. Der Chinese hat keine Ge-
schichte des Geistes, sondern nnr eine Natmrgeschichte. Der
Mensch steht hiebt zam Mettsdiengeiste in daem ieneteit not-
wendigen Verhältnisse sondern nur zur Natur; er enipflUigt sein
Wesen nicht von dem Geiste der Menschheit, von einem errun-
genen geschichtlichen Geiste, sondern von den .,1'ünf Elemen-
ten;'' er "^^ird nicht von der Geschichte getragen und gejsäugt,
er üegt sinnig an iter fimst 4m Mator; er ist, was er ielt
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Nator und nicht von Geisteßwegen ; er erbt von der Geschichte
Nichts; das sittliche Leben seiner Voreltern berührt ihn aidit im
lliüdesteii; er ist nicht als ein Zweif^ hervoigewaehMii aas dem
•iae» lebaadigan Scanne der GeaohiclMe, sondem er iat eine
sdbstatiBdige Stande aaa de» groaseo aÜgemeiaen Evdliedeii
der Matter Natnr, ehie Staude Beben taasend andern gleicharti-
?en . and ob da Hunderte um ihn und vor ihm veritüramert und
sittlich verwelkt sind, das ist ihm glcicli^üitig, das hal auf ihn
lieineii Einlluss. Der Mensch wurzelt nicht in der Geschichte,
sondeni in der Natur. Der einzelne Mensch »nag durch Sünde
verkommea} Biag bis zum Thiere herabsinken durch eigene
Sehn 1 d . das menschliche GeschlecJit wird davon iiielit berührt»
nd die io%eiklefi GeaeUeebter iio«imen ebenso rein and unge-
lehwielit, ebeaso togendkrülig ans derHand der »^amrolleadea**
Nilar wie das -eiste MenscIieiigeBclileeht» ^s Verdefben
erbt nieht
Die durch Naturstöningen sich offenharciide Gerechtigkeit des
hin)?ii Ii sehen Walten.« spieU seit den filt< sttMi Zeiten eine bedeu-
tende Holle in der chinesischen Geschichte. ,,Wenn die Tugend
berrsobt, sagt Kitse im 12. Jabrbuodert vor Christo, so Icommt der
Regen au rechter Zeit; wenn gut regiert wird, so isf rlis Wetter^
Mar etc. ; wean die Sflade herrscht, sa regnet es ohae £ade oder
es ffitt mrre eia ete.'*^ Witterung and Sittlichksit stehen hamer
is gegeaseit%eia VeiMtBi8s.s) SoBaeafioalerBiaae, Sturm and
fhgewHter» Übersehireamiiing, Erdbeben etc. folgen umrermeidlleh
der gesunkenen Sittlichkeit des Volkes. 3) Wir werden hei der Be-
trechtune des Staats hierüber noch mehr /.u sagen haben.
Da der ('hinese trotz seines naturalistischen Systems nicht
umhin kann, die sittliche Freiheit und die Mii^ichkeit und Wirklich-
keit des Rnsen aamerkennen, so sacht er wenigstens dieJIlaoht
der Mnde, die er dach einmal sn veiatebea nkht venaag, an tief
sIs ai9glldi herabiadriieben« Er giebt swar in, daas dareb die
Irttaea Begierden die natiriiebe Vollkoanaeabelt des Menacfaen ver-
nlrrtaad verdnnkdt werden bann, 4) ja dass in einseinen, aber sehr
seltenen FfSlIen die br»se Begierde die Oberhand l)ehalt. das Gute
ganz unterdnickt werden und der Mensch zum Thiere herabsinken
Icann,*) — aber diess ist eben selten, und das innere Wesen des
Menschen wird dadurch nicht wirklich verändert; wie die Bäume,
T<m dem Beile angeacblagen, wohl schadhaft werden, aber ihre
Katitf nicbt veifndem, ao wird aneb darch die b6«en Begierden die
Mgeborae Keignng des Bfenschen anm Cbiten verkehrt, ebne daaa
dtolfatar des Meascbea aelbat dadurch ebie aadere wdnle*)«~-Dar
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Chioese scheut sieh auch sehr, die QueVe der Sfloden im Herv«ii
des Menschen selbst zu suchen oder tiefer zu vcrfolgett; gern leitet
er sie aus blossem Irrthuni ab, am liebsten von finsseren V'erliält-
nisseo; Noth z. B. wird als eine Uauptursache deräüode Uetradiiety
mtA ebe trOsteode Entadwldignag in ihr gefimden. ^)
Chon-king, p. 179. — *) Bbend., p. 178. — *) Ohi^ktng, H, 4, 9 v. p. M.—
<) Ung'ttn, n, 6,8. 15; 11,7, BlMiid.n. 0,99. sase.-- 0 8bcBd.II,
5, 97, 98. — '0 Bbenl n, 17. —
S Id.
Die nebelhaften Gedanken der Chinesen über das geistige
Wesen des Menschen hüllen natürlich auch die Frage nach der
Unsterblichkeit in Dunkel. Eine von den wilden Völkern
schon sehr lebendig erfasate, wiewohl sehr similich gestaltete
Idee konnte den Ounescn nidit mbekaimt aflin; und du imMv-
liche Selbilgeföhl gestattete nicht, sie an&ngehen. Aber dm
mir ans lanter Punkten bestehende Geistesleben der wilden Vol-
ker hatte es hierin Id^ter als die in einer wiiUiohen G^biee-
arbeit stehenden Chinesen. Dort hingen die einzelnen Vorstel-
lungen wenig zusammen; der Chinese aber, der die Welt als ein
geordnetes liaiize erfasst, kann sich bei willkürlichen Annahmen
nicht beruhigen, muss einen Zusammenhang in den Gedanken
haben. Wie kommt nun »die Biüthe der fünf Elemente/' das
höchste Natnrwescn dazu, dem allgemeinen Gesetz der umrol-
lenden Natur, welche Yang nnd Yn» Anftng und finde» GelNirt
nnd Tod« allen Cieatiiren nun Anget»inde maoht» enthoben sn
seinf Ans der blossen Natnrentwiekelnng entepnuigeny kan
auch der Mensch nicht ^ anderes Wesen haben als die Natur.
Da in allem Wirklichen Stoft' und Kraft zugleich ist, und das
Eine gar nicht ohne da«; Andere sein kann^j uüJ im Menschen
dieses Doppelte als Krirper und Seele ersc^licint. der Kijrper aber
im Tode zcriüllt, so ist die einfache Folgerung die, dass auch die
Seele, die Darstellung der Urkraft, aufhört, diese Einzelseele M
sein ; das diesenLeib «IsSeele belebende Yang steht siehans den-
selben wieder surfick» nnd sdnes materiellenlVäge» entbehrend
ist dasselbe anch nicht mehr einselne Seele; nur die allgsmelBe
Urkraft lebt fort, das Einselwesen gdit an Gründe. So mnss die
Cousequenz des chinesischen Gottesbewusstsein lauten; das clii-
nesische System hat keine Unsterblichkeit. Und wenn die
Möglichkeit gedacht vverdcn kann, dass die von ihrem irdischen
Leibe getrennten Seelen dennoch, mit feinerem Stoffe umkleidet,
nach demTode nochfortieben» so kteedas oUnesiseheBewnsst-
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Min keiiiegialls über eine blosse Möglichkeit limaußi die voll-
stiodis: in der Luft schwebt. —
KoDg-iu-tse, ia klarem Bewusstsein über das Wesen der chi-
MQMlieii Gottes -Idee, welche für die Unsterblichkeit nicht den
geringsten sicheren Boden bietet, — aber auch die geheiadnissvoUe
Tiefe der im Volke IroU des Religioiie-Systeiiie mächtig leben-
den HoArnng anf Uneterbliehkeft eohenend und sehonendi —
tebweigt, und weiebl Ängstlich jeder Frage und jeder Antwort
aus. Auch die Wissenschaft schweigt. Nur geduldet, wie der
Glaube an Geister, schleppt der Glaube au eiu Leben jiach dem
Tode sich hin, und beide nähren und tragen sich gegenseitio;, in-
dem die Dämonen der Uusterblichkeitshoffnung eine Begründung
seddoeForm geben, und dieee Hoffnung die Dämonen- Welt mit
dtn verwandten Ahneneeelen bereichert. In engem Anschlies-
aee m den Gemterglanben gewinnt die Voretellwig mnes Fort-
kbens naoli dem- Tode aUroäkltoh gröesere Anerk»arang; und
ieden omd die melaphysisebe Seite der Frage völlig fibergiug,
iiDd es zweifelhaft liess, ob alle Menschen fortlebten, stellte man
irenigstens für die Tugendhaften ein künitiges Leben als einen
Lohn, und fQr die Kaiser als ein Recht hin. Bei den „Söhnen
and Stellvertretern des Uininiels'^ schien die Sache ohnehin
kiehter begreiflich, die ja vor andern Menschenkindern manches
Toranshaben« — * Die Ahnen sorgen als Schutzgeister filr
ie Ibrigen» nnd es wird mit ihnen dwtik Anrofnng «nd Spen-
den ein reger Yeikebr uiterbalten. Wir mfiseen diese Seite
in cldttesiselien Bewnsstseins als eine gemütbliehe In-
eoDsequenz bezeichnen, als eine dem Grundbewnsstseln
zttm Ti'otz mit Liebe gepllegte fremdartige Vui Stellung, als
ein Kuckucks -£i, dessen Sprössling sich in ^ieni fremden
Nest bald breiter maoht, als es den rechten Bewohnern des-
leiben gut ist.
Bedeutsam erseheint es dabei, dass die Ahnen, so hooh ge-
uid so warm geliebt. Überall als selige^ gute Geister anf-
Men, als beUende Glieder in dem grossen yemtliiftigent lieben
^ AUs; nhrgends ist Ton einer Unseligkeit» einer Verdamm-
lim die Rede, so bitter auch die Klagen über die Rnchlosigkeit
Äer Menschen siinl; w enn nun oft das 1 ortleben nach dem Tode
ein L o h n für die Weisen und Tugendhaften envühnt wird,
so scheint es wahrscheinlich, dass dasselbe in der That nicht als
demMenschen wesentlich, nicht als das Loos gewöhnlicher Men-
•dien, sondern als eine Ansnabme Ton der Regel nnr Ür die
Wcfsn Mensehen lungeslellt wnrde.
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Der Chinese ipt mit seinem Herzen um «licser Erde znsrewandt;
was darüber liiiiaii.s liegt, das ist für ihn eii^eiitiit Ii lif da; das
Leben nach dem Tode wird in der Heligioos- und Sittenlehre selbet
da nicht berücksichtigt, wo es sich gnn'i von selbst aufdrängt; Ub^
ges heken und «io gutes Ende^^ aber oiehtelo Fortleben- iMcb
dem Tode wird eis Ziel der Wdnscbe und ttl« Gipfel de« GÜdes be-
tracbtet.*) Ale Artee der GUtdcsefiglceit werden im 8cfa»-lBteg tat-
geMbrt: langes Leben, Reichtliani, ein glfiefclicher Tod etc. ,3) kein
Wort von einem künftigen Lehen. Kong-fn-tse selbst wies <He
Fragenach dem Fortichen mit ticii W^irten zurück: ,.,lch keime noch
nicht das Lcheti, wie solllo ich den Tod kennen?" — und ein in
der alten Lehre stehendei l'liilo>of»!i spaterer Zeit, welcher gegee
einen Materialieten die Un^terhiichkeit der Seele vertheidigt, weiss,
nach Beweises ans den heiligen Bflcbem geAngt, nur de» Ansapfiub
des Kong-iii*tse ansnftlbfen: ,>Wer am Morgen die Lebve hM sad
am Abend stirbt, der hat genng/'-^) in der Tbat beobaohrtet Kesg-
fu-tse ein merkwilrdiges Schweigen tiber diesen Pnnkt Md selbft
seine Abscfaiedsreden vor seinem Tode ^) schweigen yfiWU^ d«r<Aier.
Die Hinneigung mehrerer Kais<*r zu der Ta'» Lehre, und derWunsch.
jsich <liii < {i dieselbe die rnsterblichkeii zu vorirhaffen [§ 2t>], und
zwar nicht etwa bloss das Fortlehen auf dieser Erde, sondern, wie
ansdrücirlich erwähnt wird,<^) im Himmel, wäre ganz unerlrlirüdi,
wenn die eldnesiscke Lelire die Unsterblichkeit sieher lehrte.
Andrerseits wird ein Leben nach dem Tode in der Verehmsg
der Ahnen bestimmt Toransgesetit Die Ahnen stehen mit de»
Ihrigen in Verkehr, schützen sie, sorgen für sie, rathen ürnen, aber
zürnen den Unwürdigen anch und strafen sie. „Wenn Ihr nMit
meinem Willen gehorchet, sagt ein KiiLser im 14. .lahilnindcrt i*or
Chr., so wird unser alter Herr [ein früherer Kaiser] euch straleu mal
mit Missgeschick euch überhäufen, — und eure Vorfahren werden
euch verlassen und euch nicht mehr helfen. — Wenn unter meinen
Ministem sieh einige finden sollten, welche Schätze häufen wollen,
so werden ihre Ahnen meinen erhabenen Herrn benachrichtigen;
hestralb, werden sie sagen» misere BnM> nnd mein erhabenerfleif
wird sieh Ihren Bitten znneigen und eneh mit Tlelem Unglück Über-
hSvfen.'"0 — tugendhaftenKaisershidhnHhnmel^s) ; sie wer-
den von ihren iVachkomraen um Beistand iti der Noth angefleht, und
sie erhören diese Hilten und sind den Ihrigen hilfi cu lic Beschützer,')
und hei Freveln ihre Züchtiger, Der lirudcr eines krani.cn Kai-
sers betet, — nicht zum Himmel, sondern zu seinen Vorfahre«:
,»E«er Nachfolger ist sehr krank; der Himmel hat euch die Sorge
Ittr seinen Sohn anvertraot *^ i*) Die Verehnmg der Ahnen ist
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SA
daher hohe Pflicht, und erwirbt uns grossen Lohn, ,^DfimUcb die Un-
sterblichkett/' *2) Die Spenden iui die Ahnen waren atich uuiaittel-
har mit dein ^^rossen Ilininirlsopfer verbunden. Am ilol'e eine
hesoudere iJaile der Aluii n, der heiligste K«tuiii im iürstlichen
Palla^it, mit hestinnnt voru.'Mchriebencn Ceremonieen, schon seit der
ilteateflZeit; und die den Ahnen in diesen Gedenk-HaUeo danttliriD-
seiden Siienden und Huldigangen galten immer ab ein liqchwich-
üger Gegenstand inuamer Pietät^') Die Kleider der Ahnen wurden
in dienet iUHe angehängt, und auf Wandtafeln die Namen der Ge-
irtofhenen eingeschrieben. An bestimmten Tagen versammelte sicli
(tie Familie, uacbdum sie einige Tuge gefastet, und feierte dasAn-
ieoken der Ahnen; man warf sicli vor den tiedeulitaleln nieder,
setzte Speisen hin etc. Das Li-ki, welches die hierher gehörigen
Gebräuche ausführlich festsetat, fragt: ^»wessbaib werden diese
Speisen dargebracht? Etfva* weil die Todten sie genicssenl —
Keioeewege, eondem damit wir lernen« die Todten nlcbt au ver-
aditen, vielmehr aie zu ehren wie die Lebenden.*' ^) Wenn man
iish aber auch die Gefeierten nicht als die Geniessenden dachte,
m waltete doch gewöhnlich die Vorstellung, dass die Geister der
Ahuen bei den Spenden zugegen uaren und sie als Lirhcszeieben
dankbar entgegentj.'ihnien und dafür den »Spendenden iliien üegen
gäben, Dus«> bisweilen den Leichen Perleu und Ldci^teint* in
dsoMund gegeben wurden» ist wohl nur ein symbolischer Brauch
fder ein Überrest trüberer niedrigerer Gcistesstufeo. — Uie sehr
ipit, «ater der mongolischen Herrseball» irereiozelt yorkommende
ScUaehtong voa MeoseheD am Grabe der Ffirsten gehurt sehlecb-
tcrdhigB nicht in das Bereich chinesischer Sitten, und ist vor der
Nongolenherrsdmfl in China v&llig onbehunnt; i^) bei den Mongolen
war sie eingeführter ßiaucli. 18)
Oft scheint übrigens die Ahnen - \ ert:lini liLi » ine blosse l"Lrinne-
ning an das Vergangene zu sein und den iJaulaMi an ein Leben
iler Seele gar nicht eiiuuischliesscn, ,,l>ie Vorfahren ehrend soll
van durchdrungen sein von Erkenntüclikeit für das Gute^ WM sie
«BS In ihrem Lebe« erworben haben, und von Bedauern, sie vor*
lorea au haben;'* i*} hebi Wort von einer Wirksamli«it nach dem
Tode in dieser Rede emes der ältesten Kaiser. Kong-fa-tse weiss
m der Ahnenhalle auf iHe von ihm seihst aufgeworfene Frage: ,,wo
«nd die, für welche dieses Gebäude erbaut i:st, und die, die es ge-
baut haben?** — keine andere Antwort zu geben als die: „Sie sind
von der Erde verschwunden : überlege dipss, und du \\ irst dann
K^ifiseo, Xciuirigkcit ist/'S^ö) — Sehr nif^kvvürdig ist, wasKong-
tse bei ein«r andern Gelegenheit sagte, Einer seper vertrautesten
4»
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'SMket, dery um Vetwaltcr etoer Stadt enMimt, rim ilim Ab-
scUed nabm, bat ihn am Schliuwe der ernste» nod hmlicheB Un-
terreduag um LSstmg seines Zweifels fiber die Abneo. ,,£1» Wort
von dir reicht hin, mich zn beruhigen. Ich habe jederzeit meinen
Vorfahren die gebührefideii Ehren erwiesen, habe Jiic unterlassen
im Frähling und Herbst an ihren Orähcrn zu weinen« ieii habe nichts
Wichtiges uuternoniiuen, wenn ich nicht zuvor ihnen ehrfurchtsvulle
Gebräuche vollbracht, um sie au benachrichtigen und sie zu be-
fragen. Haben sie mich nun gesehen und gehört? Wissen sie tob
dem» was ich geAan? Weiss man in dem Anfenthait der Todten,
was bei den LelMnden vorgeht? leb habe immer gewünscht» deine
Mdoung über diesen Punkt zu erfahren» sage mirj Ich bitte dich,
was du davon denlraf „Es geht nicht fBglich an, antwortete
Koog'tse, dass ich mich über diese Frage bestimmt erkliire. Wenn
ich sagte, dass die Ahnen Tür die ihnen erwiesenen Ehren eni[>iaDg-
lich sind, dass sie sehen und hfircn und wissen, was auf der Erde
vorgeht, so wäre zu besorgen, dass die von ländlicher Li^sbe er-
föllten Seeien die Sorge fQr ihr eignes Leben vernachlässigen, uro
sich denen gans zu wdhen, von denen sie es erlmiten haben nnd
ihnen in der andern Welt so zu dienen, wie sie es in der gegen-
wärtigen gethan haben. Wenn ich im Gegenteil sagte » dass die
Todten nidit wissen, was die Lebenden thnn, so wire zn besorgen,
dass man die Pflichten der kindlichen Liebe vernachlässige und sich
selbstsü( htig auf sich selbst zurückziehe und so die heilii^en Ban-
den zerr{Mss(\ welche ein Geschlecht an das andere krninlon. Fnhre
fort, mein Theurer, deinen Vorfahren die schuldigen i^^hren zu er-
weisen, nnd handle so, als wenn du sie zu Zeugen aller deiner
Handlungen lifittest und suche nicht mehr darüber su erfabreD/'«)
Das chinesische Volle erfasste aber dennoch die Hoffirang auf
ein Leben nach dem Tode so warm, dass später die entschiedenen
Leugner desselben als freigeisterische Ketzer versehrieen wurden.
So wird im fBnften Jahrhundert nach Chr. ein materialistischer
Freigeist erwähnt, der {^rossen Aiiliaa^ fand; er lehrte, die Seele
verhalte sie!» /.um Leil»e nie dieRlifthe zuin Baume und «lie Scliärfe
zum Schwerte, sie bestehe daher nur an und mit dem Leibe, und
Sterbe mit ihm.'^) Dass diese Lehre, die wir bei der chinesischen
Grand* Anschauung eigentlich gar nicht absonderlich finden kdonen»
als etwas Ketxerisches Aufsehen machen konnte, ze%t schoii, wie
▼ertraut die UnsterMichkeitahofimng den Chinesen geworden war.
Einzebe gingen später sogar noch weiter und socbteii die Unsterb*
lichkeit als etwas dem Menschen Wesentliches zu beweisen. „Der
kürper des Menschen ist Materie, also stirbt er, die 6eele des
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Mcnsflieii ist Geist und nicht Materie, also auch nicht \crgaiiglieh;
das körperliche Wesen des Menscheu iai seio lalsches Wesen, daiEi
geistige Wesen ist sein wahres Wesen. Der Tod des Men-
atktB ist nichts Anderes, als das Ent^veicben des beseelten Priocips
ant dem Fleisch. Das Fletsch bt wie eio Haus, daa beseelte Prin-
ist der Hansberr. Wenn auch das Hans etestttrat^ so bleibt doch
der Hausherr am Leben. Wenn aaser Fleisch aoch todt ist, so lebt
oBser beseeltes Prlocip doch sicher fort Weoo bei dem Tode des
Menschen die Seele mit iinterging^e , so wSre der Mensch um so
ungliliklicher , die nii(l»Mii (leischoiilc um so glücklicher. "M) Die
Selbstpeiniijungen und die Weitentsagung wären d<inn pinpThorhcit,
sucht der IMiilosoph daraut nachzuweisen. Aber dieser Grund, so
wie die Auitassung des Körpers als des falschen Wesens« des
Heoscheo seigen hinlänglich, dass hier fremdartige Vorstelluagen
SB Spiele siod; die Chioeaeo wissen nichts von Selbstpeinignngen
isd WeltentsagoBg** und setaen die LeiUichheit nicht als etwas
IMwahres sürilck ; das sind sicherlich indische Einroischnniffen.
') S. § 8. — *) Tchoimg-5 oung, c, 17, 2. Ciion-king, p. 174. Chi-kiug, II, 2, 4.—
')Cboii-kkg, p. 174. — *) Singli-tdifafe-lbilniiii, inLiiiea'tZcitiehrift, HL p.S78.—
d.Chin.XII,p.380ele.— •)dBMaiIls, bist. VI, p. 557. — 0 Ohon-UaS
p. US. 117. — •) Ebend. p. S09. 16. 21..«) Kbend. p. M8.<- 1«) BVead. p. 116.—
»)Ebeo^ ^ 179. Chi-king, II, 6, 6. — Chou-Ung, p. 13. 15. «15. 219;
dellttUa, hitt. gm* I» p. 78. Chi-kiag, II, 6, 5. 6. M^. d. Ch. XQ, p. 205 «te. »
»•)Chi-lting, p. 268; Ebend. II, 6, 6. — »») CW-kbg, Jl, r,, 5. — *•) Chon^ldag,
^850. — ' 0 Clii-king, p. 264. — » «) Bd. I, S. 114. — ' ») De Maiila, hißt. gen. I,
f 92.— M^m. (1. Ch. Xn, p. 243. — «') Ehciid. p. 264. — «») GtltsUff, & 184.
- **)Siiig.li«tclü&>thsioiuui, Ton GabelenU a. a. O. S. 275 etc.
III. iie leiichaag des iöttlickea and des lenKhUehea aaf eiaaadcr«
S 19.
b der migehemmten, reinen Fortcni Wickelung der chinc-
sscheit W^eltanscliaunng kann zwischen dem Göttlichen und
MeuscbÜcheii keio auderes Verhaituiäs bein als das zwischea
dem Allgemeinen und dem Besondern , dem Ganzen und dem
Theil» der Lebmiakraft and der Lebenserschetnnng. Der
HflMeth ist ja nur dn Atom In dem grOMenWeltkiyatally ebi Glied
n der enggeiugten Kette des natürlichen Daseins , nnd seine.
Seele nur eine höhere Ersehelnungsform der In der Welt wal-
tenden Kraft als die Thierseclen. Was der Mensch ist und thut,
ihut Gott selbst; der Mensch hat dem Himmel gegenüber
Mn selbststämJiges Dasein; zwischen Mensch und Gott ist nur
^VerhftltBiss der jNothwendigkeit^ und selbst das Böse fallt
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dem «iitdichen Leben zn; die Beziehung des Göttlichen und des
Men8chliclu II aiü einander ist nur eine Beziehang des Göttiicheo
auf sich selbst.
So wäre die Sache sehr einfkch und wir wftren eigen^h
fertig; aber das chinesische Denken scbrehet nicht so kfihn auf
seinem betretenen Wege TorwSrts; es dentet das Ziel wohl
kenntlich genug an,<) aber es ermangelt der aach vor der gran-
samsten Gcmsequena nicht ssarflckbebenden Energie der gensa-
nischen Indier , es giebt dem natürlichen , aus einer unverstan-
denen A Inning einer höhern Idee entsprune;fnen Gefühle nach,
welches sich gegen die Ufirten eines Verstandes - S^iiitemes
sträubt; — der Chinese gestattet nachgiebig »lfm Menschen
ein einigermaassen selbstständiges Dasein , lässt ihn nicht ohne
Weiteres aufgehen in das allgemeine Natu rsein, gestattet ifarm,
ohne sie irgendtrie begreifen zn können > einige Willensfreiheit
Und narTon diesem, weniger klaren , aber natMieherem Slaad-
pnnkt ans hat die Frage nach der Besiebung des Afenschlldhen
nnd Gottliehen anf einander eine weitergehende Bedentong.
Stehe« 16.
§
a) Die Beziehang des flöttlirhrn auf tlfis menschUcbe Leben.
Ist dem Menschen auch eine gewisse Selbstständigkeit des
Daseins zugestanden , so darf diess dennoch der Idee von der
allwaltenden, alles durch webenden Himmelsmacht nicht Eintrag
thon; ier Himmel ist und bleibt doch der Anf&nger nnd LeÜer
und Vollender des Ganzen , und lässt dem Menschen nur einen
kleinen Kreis freier Thfitigkeit, und der grOsste Theil dessen,
was bei anderen heidnischen Völkern dem menschlichen Thun
anheiinlälU, vor Allem das Staatslebcn und die Geschichte,
ist hier fast ganz ein Ausdruck der nach nothwendigen (a setzen
waltenden Tlimmrlskraft. Wag;! es auch das chinesische Be-
^vusstsein nicht, dem Grundgedanken gemäss das Menschliche
völlig in das Göttliche aufgehen zu lassen, und alle Willens-
freiheit auszuschliessen, so sucht es doch das Bereich derselben
auf den engsten Umkreis zusammenzuziehen.
Die Beziehung des eigentlich allein geltenden Oöttlfehen
auf das nur dnldungsweise als selbsfstAndtg erscheinende Menseh-
liche ist noth^vendig eine zwcifaclio. Eijnnal bezieht sich die
götllieiie Macht auf das mit Freiheit vom Menschen voll-
brachte Thun. Illsst es. ins(i("< tu es mit fl( r in di i Welt !ierr-
schenden Ordnung übereinstimmend ist, gelten, oder weist es,
insofern es derselben zuwider ist nnd sie Ut^rt, kräftig zurftek.
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Es ist die Gerechtiflckeit des jj^otüiclicn W'aliens, die es dem
Tugeudhaffeii w oJil i^ehou läüst und auf den Frevler die ganze
Schwere tlcr gestörten Weltbarmonie zurückwirken lässt. Er-
scheinen die auf die Sünde folgenden krami^hailten Zust&ade der
Natur mehr als unmittelk^are und natürliche, von selbsl edblgende
Wkkiai|;eii des Bdsen, so tritt di« göttliche Ge§;enwlrkiuig gegen
dasMlbe avdi oft in mehr positiver, mehr einen geschieht-
liehen als einen Natur- Chacnkter tragender Weise auf; jedoch
!§t nir^endi^ das Grebiet der Natur nnd das der gesebichtlichen
Tliat klai \uid bestimmt i^e.schieden. — Zweitens greiit das gütt-
iiclie Wirk« 11 unmittelbai- in das Gebiet uienscbiiehen Thuns ein,
den fi( It n \N illeu des Menseben bei Seite schiebend, — also
iiiciit riciiteud, sondern regierend, nicht urtbeiiend, sondern
handelnd. Ziel und Verlauf des menschlichen Lebens werden
toah die nnahftnderliebe und unbegreifliche Ilimmelsbestim-
■ong bedingt» und die Sehickaale der Menschen im Grossen wie
in Kleinen durch sie geleitet Die himmlische Macht ist vor
illen Dingen die Seele des Staatslebens; die Gesetze und die
Schicksale des Staates ruhen allein in ihr, Kaiscrgescblecbtcr
weiden durch sie eriiubeu und ^( snir/! . und selbst die Minister
werden oft durcb des Himmels iiestiiiiinung gewälilt. Dai'UiU
geiNihrt unbedingtes Vertrauen der güttiiciien Leitung.
Die frr)mme Ergebung in die göttliche Fügung ist übrigens
aemlich kühl; der kalten Naturmacfat des Himmels gegenüber
kaaa das mensciiliche Hers nicht erwarmen* Als Kong-tse auf
Minen Reisen einen Menschen antraf, der aus Verzweiflung sich
Iiaagen wollte , ermahnte .er ihn %um Muth und sprach: j^Sei
getrost und sei von einer Wahrheit fibenieugt, welche die Erfah-
Hing aller Jaluiiuude« te verbürgl; sehieib diese \\'ahrlieit ein
in deine Seele mit uiivei lilgban;!» Zügen: So lange ein Mensch
dag Leben geniesset, hat er nie (irund zur Verzweinung ; denn er
kann plötzlich aus tiefstem Leid zur höchsten Freude kommcuuud
aus dem Unglück zum hoclisten Glück.'**) Das ist eine sehr wohl-
ieile Weisheit^ aber schwerlii^ geeignetj dasGemüthau beleben.
Iq Clutta wird durch die Sünde nicht eine persönliche Gottheit
beleidigt, soadeni die aJlgemeine^ unperstlDliclie WeltharmoDie; die
Wirituogen des Frevels sind daher umnltteibar; der Sünder ruft die
Nalurmacht gegen sich auf; der in das rollende Rüderwerk der
Weltharmuiiie IVevelnd eingreifende Arm wird zermalmet. [§ 17.] —
Nicht wesentii« Ii «liivor» verschieden, nur iieschärfter, zur positiven
Strafe des Einzelnen zugespitzt, und eiuer gcgchichtiichen Wirk-
fiuikeit sich näberod ist diese guttliche Gerechtigkeit dann, weno
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sie ien ScMdTolIeD ans der Menge herausgreift md flbn iIUh nie-
dcrschraettert. Ein Kaiser der zweiten Dynastie, welcher Gutzeo
aufstellte und tiot/cnd Pfeile sregen den Hrnmiel abschoss, wurde
vom Blitz erschlagen.-) Bei der frciw iliiü;(;n . durch Verleumduoj^
herbeigeführteu Verbannung ehicM edieo Prinzen catstaod ein t^e*
waltiger Starm und ein Ungewitter, und als er wieder zuruckbe*
rafea wurde, wurde dae Wetter wieder heiter.*) Ale eis Kaiser
eioeu Frevel begaugeD, saadte der Himniel drei Tage laug efaieti
Nebel über da« ganse Land.«) Die »treng veigelteode Goecfatig-
Iceit, aus der Grund* Idee der Chinesen sich von selbst ▼ersteheml,
n ird jederzeit stark betont. ,,Der Himmel häuft auf die Tugendhaf-
ten Gluck, auf die Frevler Unglück jeder Art." „Wenn die Tufirend
lauter und rein ist, ist <ler Mensch glOckiu Ii in Allem, wns er unter-
nimmt, wenn sie aber getrübt ist, ist der Mensch unglSckiich.
Glücli: und Unglück sind nicht an den Menschen gebunden, gondem
beides, welches der Himmel sendet, hängt von ihrer Tugend ah;"<^)
der Hhnmel belohnt die Tugend durch e|n glfickliches und iaoges
Leben.«) Diese Belohnung wie Jene Bestrafung ist nicht dach
einen besondern göttlichen Entschluss verhängt, sondern sie «hkI
eine in der Natur der Sache liegende nothwendige Folge des mensch-
lichen Thuns; es ist mit <leni Menschen wie mit einem Baume, sagt
das Tschune- vunc; ein Baum, welcher eine starke Wurr.el treibt,
wird V om iStunuc nicht ge.«!türzt, sondern wachst kräftig empor, w enn
er aber eine gebrechliche Wurzel hat . wird er leicht umgebrocheo ;
diess liegt in der Beschaffenheit des Baumes selbsf) Ähnlich der
Schu-king: ^ Nicht der Himmel sttirzt die Menschen ins Verderbes,
sondern die Menschen sich selbst, indem sie sich von seinen Oid*
nangen ISsen.''*) „Im Unglück wie im GKtck widerfthrt'dem Mee-
sehen nichts, was er sich nicht selbst herbeigeführt."*) „Es steht
in der Macht des Menschen, sagt Kong-tse. guj und höüe zu hau-
delu, und %'on seinem Ilau leln allein hängt sein Glii« k oder Unglück
ab, unabhängig von allen Vorzeichen. ^o) — Ebenso bestimmt wie
diese richterliche Wirksamkeit der göttlichen Weltseele, der
in dem Dasein waltenden Venitinftigkeit , wird auch die regie-
rende und verwaltende Wirksamkeit derselben gelehrt, indem sie
unmittelbar leitend in das menschliche Leben ebgreift Der Hfam-
met bestimmt die Dauer des menschlichen Lebens; *<) „Glück oad
Unglflck, Alles was geschieht, wird dnreh den Himmel gesandt;
und derWei^e erkennt dieses himmlische Weilten in jedem Zufall;
und wenn Etwas geschieht, wozu sich keine Ur*<ache auffinden
lässt, so ist es durch den Himmel bewirkt.'') Besonders aber tritt
das himmlische Walten bei den Schicksalen der Vdlker and der
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ST
FlirsteD hervor. Der Himmel erwählt die Kaiser,**) und gieht den
Ton ihm zur Herrschaft Bestimmten hohe ErkeuDtoiss ; das Be-
steheo und Untergehen vod Völkern hängt von der Bestimmung des
UnMle Da« himmlMche Waitea wird oft sehr ins EtoselDe
verfolgt. „Weito der Himnel einem MeneciieD ein hohes Amt su-
thdleo wOI» so pflegt er dessea Geist durch Sorgen und Schmersen
ra heonrnhigen, seliiefi Körper durch ArheiteD zu ermüden, durch
UoDger zu schwäclieii, durch Armuth iiietlcrzudrückeu, seine Unter-
nehmut;gen zu vereiteln etc., um ihn zur Tucend mehr anzuregen." i'»)
Bei dem Untergänge einer Dynastie wartete der Himmel noch lünf
Jahre» um dem Kaiser Zeit zu geben [zur Besserung]. Der
Himmel gab grosse Zeichen seines Zornes.** i^) Die besonders
üge Beniehiiog des Himmels sam Kaiser werden wir spftter-sv be-
tnchteo haben.
Bmgebeades Vertiaoea auf die himmlische Ffihnmg whrd sehr
ofl^Tom Menschen gefordert; i^) nnd wenn wir, selbst hi den lyrischen
heiligen Schriften, auch bittere Klagen und Anklagen gegen das
Walten des Himmels ausgesprochen finden, 8o kann dieser Wider-
spruch gegen die GrnTHMdpe der chinesischen Iteligion nur als ein
UD frommer Ausdruck grollenden Unmuths betrachtet werden,
welcher so wenig wie HIobs afirnende Klagen ein Bild des wirklich
lefigiSseB BewosslselDs gehen. ,,Der erhabene Himmel, vetgessend
der Geredbtlgkelt» bat nns in so grosses Elend gemfeo; der er-
habene flbunel will nicht mehr sich eibarmeD, denn onteigehn den
lebmachToUsten Untergang wird bald das Releh/' „Der unbe-
grenzte und erhabene Himmel hat seiner gewohnten Güte vergessen,
Hunger und Jaiuaicr sendet ur uns, Menschen tüdtet er allenthalben;
der erhabne Himmel ist ^((!l Zorn iinrl schiianhet Schrecken, er
prOft und harret nicht mehr; Frevler und Schuldige ergreifend und
strafend trifft er gleicherweise auch die Reinen und Unschuldigen,
nod stürzt alle in gemeinsamen Fall in gleiche Strafe.'« *>) — ,,Er<
hsbener Himmel, dessen Rath uneriassUch unserem Verstände,
Vater der Menschen wirst du genannt , und liesest den Menschen,
der keinen Fehl und-keb Verbrechen begangen, in solchem Elend
•ehmachten? Erhabener Himmel, furchtbar und zu scheuen! Streng
mich prüfend find ich keinen Fehl an mir. Erhabener Himmel voll
Zorn und ►Schrecken? Wenn ich meinen Wandel prtUe, weiss ich
¥00 Jeder Schuld mich frei/'
Mem. d. Chin. XU, p. 52. — ^) de Maüla, I, p. 22:. — ^) Chou-king, p. 181.
Itt. — ♦)!)© Guigncs im Choa-Idng, p. 91. — •) Chou-lung, p. 95. lOS. —
^Hdhouig.yoimg, e. 17, i. — ^ Ebend. e. 17, 9. — *) Chon-king, p. 1S9. ^
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m
GlMii-UNt> P* ^ >^ Maii^Im, XI. 7, 4. ^ IM
S, SM); CShoa^Uag, p. S7. — ») Cbon-fciqg, p. 84. Hnpe-tiea, I, 4, 43;
I,S» 37. 38 — Ebond. 6. 51 — ") Cboupkingt p- 244 i») Chi-kiiig, I, 3, 15.
^ Chi-king, n, 4, 7. 10 — **) Ebcml. IT, 5, 4.
Wie offenbart sieh nun 4imeB hinHuUsldifi \yalteu in der
IlieiiMsbh«it9 welches shid deeaen £rkeMHngsseiehea? —
Der ElafiiH» des GdttHefaMi Mif das Measehliche hat hier eawn
Temfinlligeii Inhalt «nd eine entsprechende Gestalt gewmmmi
das sittliche nnd venKinftige Bewnsstsein des Menschen ist die
Offenbarung: der himmlischen Vernänfti2:keit. jeder Mensck, der
niclil diircli frevelliaft«; (icsiiinunür verbkmlet ist, trafst dieselbe
in sieb selbst: die Siirnine der Vernunft, des Gewissens ist die
Stimme der Gottheit selbst. Was bei den Wilden nur als ein
unterbrochenes, augenblickliches Aufblitzen der göttlichen £in-
\virkung in conTnlsirisoher Weise erschien » das ist hier zu einem
ordenütchen, gesstamasslgen Wirk^ geworden. Nicht dann
nnd wann» sondern immer offenbart sich Gott dem Menstthcn,
nicht hier oder da, sondern flberall, nidit nasser der Ordnung,
sondern in der Ordmmg des Lebens, nicht als eine krankhafte,
s(>ml( i n als eine f;;esuiide Erschein unii;, nicht iiiil IJiiterdrückunE:
des iinfüilrchen Bewusstseins j sondern in und mit demselben,
nicht als ein plötzlich aullahrender nnd wieder versrh windender
Funke, sondern als ein stetiges Leuchten. Bei den rohen VdU
kem geschah die göttliche Offenbarung tumnltnarlsch, stosa-
wciae» hier in geordneter , stetiger Bewegung; dort ein kramj^f-
hafics Zadcen, hier ein glelchmflssiger Pnlsschlag, dort da
Anibransen, hier emStrdmen. Eine fibcrnatflrliohe Offenba*
rang hat hier kehien rechten Sinn , weil ausstf der Natur Nichts
ist, und grade in der Ordnung des ?Saturlcbens das göttliche
Walten erscheint. Nirojends erschcim hier jene kramp! hafte
Dorchbrechunp: des L;rsuiiden nnd nntüriicben BewiL^stseius, wie
tue dämonisch -grauenhaft in der Lkstase auftrat [Bd. I, § 75].
Dem nüchteraen^ ▼erstAndigen Chinesen » der iiur in der unwan-
delbaren Ordnung des nothwendlgen Gesedses dicVernflnftigkelt
findet« ist jedes Exaltirte nnd jede StOning dar regeiaiAsaigen
Lebensordnnng vttllig zuwider, nnd jeder ekstatischtt Znstand
gilt ihm ohne Weiteres als Verrfiolctheit Das ganse Leben trägt
den Charakter prosaischer Nüchternheit, nichts Überspanntes,
nichts Mystisches findet hier Platz. Der Mensch braucht nicht
sein gewöhnliches Denke n und Sinnen zu unterdrücken, um die
Wahrheit ;»tt eikeuuen« um da« Uöttüchc s&u vernehmen» souiisrii
gnNie in de« gemeinen Bewusstsehi hat er die göttHebe Offen«
bmiig. Das ftlle Cäiina hat fast gar keine Wunder and Aber«
lifftrllclie Gotteswirknnge»; Alles ist da handgreiflidi«Ter-
5(iridigi der TalgtateRatioiHilismiui ist hier Grmideharakter der
Wekanselianmig; es bat keine Wander, weil es höher steht als
die rohen Völker, welche das Göttliche nnr als ein Zufölliges,
Einzelnes kennen, — und weil es niedriger steht nis dte west-
iithtii \ nlker. bei denen das Göttliche noch etwas Höheres ist
als das blosse Naturleben.
Das höchste und sicherste Erkennungszeichen der
bimmlischen Bestimmung, oder wenn man will, des göttlichen
WÜleas, ist daher die öffentliche Meinang, die allgemeine
Stimme des Volkes, wsp papuH, vos dei; selbst der Umstuns
aller Herrsidierbftaser wird als himmllaohe Fügung gerechtfer-
tigt durch des Volkes Beistimmung. — Vorzeichen sind fttr
den Weisen entweder natürliche Offenbarungen der bewahrten
oder gestörten \V eUharnionie, — oder Ab(;r2:)aiiben: dem t^n-
m<;senden gelten sie viel. Nnr die nüchternste und natiii lirliste
der bestimmteren Offeubarungsweis^ des göttlichen W aiiens
wird hier zngelassen , der Tran m. Der Traum ist nur die Fort-
lelmg mid die durch den WegfoU jeder änsseren Trülning be-
ittmatere vad durch die Phantasie fiirbenvollere Torrn der all-
gaaeinen Olfenbarang durch die Venianft, ist ein lebendiges
Bewasstwerden des das Welt-All dnrehadintenden OcttesgeialeS)
und nicht als etwas Übernatürliches zu betrachten. Der Traum
ist das Vorzeichen des Kommenden im Geinüth. und dasäosser-
licbe Vorzeichen ist der ahnende Traum der Geschic litc.
Das göttliche Richten und Walten offenbart «ich zuDächst iu der
menschlichen Vernunft. Die Befehle des Himmels /' denen die
Kaiser and die VSlker gehoreheti, erseheineu fast aberall zagleieh
•If die Oesetse der Venrauft, welohe jeder Mensch lo sieh selbst
tilgt, und von einer wirkUchen besoudetn CHfenbaraog des gOtt-
Mea WIUeRs, von einer Insphathio, ist nirgends die Rede. Ver-
vmd und Himmelsbefehl werden als gleichbedeutend gebraucht.
..No lange die alten Kaiser, hei^tst es !m Sehn - kiripf . mrr der \'cr-
nunft foli»ten, schliii; d'^r HiiniiH'l sie nicht mit Tn^lrii k etc;"^)
sonst ist in ganz gleiclicr \ erbindung vom Befehl des Hininiets die
Kede. Als in ältester Zeit ein Vasall einen scfilechten Kaiser vom
Throne stürzte, betvies er eiofiich durch die Darstellung der Ruch-
losigkeit desselben, dass er dem „Befehle des Hh&mels" gehorsam
gewesen;*) was als vemünftlg saehgewIeseD Ist, ist es auch als
gftttlleha Beatimmo^g» Die bebe Bedeatang der sUgeaafaMa
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VoHMmeiMnig ist sehr beiditugswertli. „Der Bfannel eleMt
was das Volk sieht, und hOrt, was das Volk h8rt;"3) in der Zu-
neigUDg oder ^^LbneiganL . in dor Li^ibo wie in dem Hasse, in dem
Beifall wie in der Unzulriedeiihett des Volks wird die utJzvveifeU
hafte Stimme de«« Ilininiels anerkannt.-^) „\Wfi der Uiiuoiei sieht
und hurt, sagt mit dem Y-king faat wortlich überein9ti]imiend der
£khu-king, oHenbart sich in dem, was die Volker sehen und horeo;
wae die Volker der BeloheoDg oder Beelrafoog filr wfirdig halteB*
aeigt an, was der Himinel bestrafen and helohoeo will. Es Ist eine
inelge Beiiehang zwischen dem Himmel und dem Volk. Dies«
mOgen die« welche die Volker leiten, weislich beachten/'^) Wir
müssen auf dieses Thema spater noch zm lickkommeu. -—
Was von Wuiiderhart ein In den < liinosJschcn Schriften er-
wähnt wird, gehurt in das Bereich der s[>ateren, von indischen
Phantasien getränkten äk^;e. £s werden da vorzugsweise ,,ilber-
natürlicbe" Bmpfiingnissc und Wunderzeichen bei der (iieburt gros-
ser M&nner erwihot* Die Mutter Fo-hi's wurde ton einem sie um-
gebenden Regenbogen geschwängert; und sie gebar erst nadi swSlf
Jahren; das Kfaid hatte den Kopf eines Menschen nad den Leib
einer Schlange. Ein anderer Fflrst wurde von einem Dracheo
erzeugt; sein Körper war einem Stier ähnlich, drei Stunden nach
der Gehurt konnte er sprechen, mit iüui Tagen gehen etc.; auch
der grosse Yao wurde von einem Drachen erzeugt.'^) Wie wenig
auf diese Sagen zu geben ist^ geht schon daraus hervor, dass die
Reichs - Gescbichtey welche de Maiüa übersetzt hat, entweder
.nichts davon weiss, oder, wie bei Yao, das Wunder ausdrOcklich als
eine Sage berichtet*) Pass die Sage den Mantschn- Firsten,
welcher Im 17. Jahrhundert n. Ch. China angrifl*, dadmch «npfiui*
gen werden ISsst, dass eine Elster eine Fmcht in den Schooea
eines sich badenden Müdchens fallen liess,^) ist fnr die chinesische
Weltanschauung natüHi« h ohne Bedeutung, von grösserer für die
Frage nach dem Ursprung cier Azteken. [Bd. 1. § 18.5. | — \m f^elt-
samsten erscheint wohl der Ursprung des Ahnherrn der kaiserlichen
Familie Tsche-u (seit 1122 vor Chr. regierend) nach dem Schi-king.
Die kinderlose Ahnfrau dieses Geschlechts betete und opferte viel;
einst stellte sie skdi «,attf die Spur, welche der Herr der Welt durch
seine grosse Zehe eingedrficfct surfickgelassen hatte;'' und sie
AhRe sofort eine Bewegung in ihrem Innern, und wurde sehwanger ;
und sie gebar ihren Sohn ohne Wehen und Seufzen, ,,denn der er-
habne Herrscher der Welt bewirkte, da.«s Alles ohne Mühsal ge-
schah." Der Ncugeborne uuchs wundersam schnell und Wunder
begleiteten seine Schritte, lo) Fast alle chinesischen Erklärer dM
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^ Schi-king verwerfen diese Er/ühlung &U fabelhaft; i^) uriii in der
Tbat ist dieselbe von Anfang hin m Ende dem < liinesischen Be-
wusstneiu zuwider. Nie hat die Gottheit bei den Chinesen eine
meDschlicbe Gestalt gehabt; sie kann i^elbst nicht im Tiaume dem
Measchen erscheinen,**) am Cfarietenthume ist den Cl^oeeeii
die „MeMchwerdimg" das grOeete Aigeralee. Bm Geaie trilgt
■0 bendgreiiieh iadliiekeD Charakter, daM e» aellMt d«r hekann-
tei „Fnifitapfeii" des Buddha nicht bedflrftet vi ^ Ursprung
iweifeiles zn erkennen; die Etiihhing ist wahrsehehdidi ehie
spätere £iü8cliiel>uitg.
Die Vorzeichen vor verliärK^nrssvolIen Ereignissen s'md ein-
iiich auf den nothwendigcn iinitiiefi Zusammenhang zwischen dem
aittlichen Thun des Menschen und der Naturordnung zurückriifüh •
res, und enthalten lur den Chinesen nichts Wunderhaftes. lt. 17.]
Se wird der Untergang ^er Dynastie dadurch vorgedentet, dass
Berge eEnsCirsen, Deppelsonsen und KsmeteD erscheinen; Erdlie-
heo eintraten, Fllbise Tertrocknen ete. GAist^es Zeichen des
Hininels bt es, wenn die Opfer und andere religiöse Handlungen
einen günstigen Verlauf haben, wundersame Tliiere erscheinen,
wenn Quellen von süssem Weiti si( h anfthun etcj-*)
Jedoch gehört der Ofaube an andre V orzeichen als jene aili»e-
B^nen Naturerscheinungen nur dem ungebildeten Bewusstsein an; «
rtn die weissagende Bedeutung wundersamer Thiere oder anderer
Wahrseidiien glauht der tiefer Denkende nicht. Kong*tse selbst
ngte: „üe gute oder schlechte Regierung der Fdrsten ist em
aichereres Vorseichen vonGlfick oderUngläck als die wunderbarsten
llaturersdkeinungen."U) . jiig eine weiise Elster sich in den
Schlafzimmer des frommen Kaisers Tai-t«ioni: |7. Jahrhundert naiA
Chr.] ein Nest baute, und die Hofleute darin ein glückliches Omen
fanden, liess er die Elster ll^I);^^Is\^ erfcfi und sagte: „Ich müsste
mich schämen, mich solchen Träumereien hinzugeben. Die Wahr-
Bcichen, denen ich Tertraue, sind anderer Art; die Weisen, die
ndr beistehen meb Volk su regieren, das sind die Zeichendenter,
dte ich suche« Kaiser Hong-wu [14. Jahrhundert naeh Chr.]
erkl&rte bei einem ihniichen Fall: „der Weise Ubehtet die Votsei-
<hen nicht, und Iber seine Handlungen wachend weiss er das an-
gedeutete Unheil abzuwenden; seine Fehler ablegen und die Tugend
au"9Ül>efi, das sind die besten Wahrzeichen für das Volk und für
den Fürsten, der dessen Vater sein soll, i^)
Die Tr?iunie der Chinesen nehmen bisweilen eine sehr be-
stionnt offenbarende Form an. Ein Kaiser im 14. Jahrb. v. Chr.,
der Mwh ebem weisen und tachtigen Minister suchte, sah ba
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Trame das BiU «ioes Ihm nahekttootea Maiitte» deatilch, da»
man narli seiner Aiigubc im ganzen Lande den Menschen sachte,
und ihn eiulikh in einem Tagarbeiter oder Maurer fand; der Ge-
iuudeue, %*ora Kaiser wietlererkannt, wurile iVliriister. Fürst
Wawaog erbieit durcU einen Traum den Aui'tra^» das ciUiicli ver-
sunkene Kaiscrgeacblecht zu «tflrsen. i^)
Da« Zaiabao daa Looae« «tid äUicber IKage ivevdMi wir
a|»ltter arwSlmen.
Cauv-Mog, 1». »S. — *) Bbead. p. 87. — *) T-Ung, p. SM. — • «) 4e lUilU,
hlstw gen. I, p. 85; Meng-tseii, I, 2, 39; 11, S, 23. — Chou-king» p. 34; vgl. l
— ") Oützlafl", Gesch. de? <hinc^. Reichs, S. 18. — ") Ebentl. S. 19. 28; vgl. Choo-
kin.>, 1. c. 1. — •) (lo Miiilla, hist. c^>n. T. p. 10. 37. — •) GützlafT, S. 550. —
Chi-kin- . ni. 2. 1. — ") Ebend. p. 308. — Vhvnä. ]>. f?C2. — Chon-lcT«^.
p. i;i6; (Jüt/latr, S. b5. 130. 326; Tchoung-young, c. S4. — Mcmj^j-Imu, II. 3, 23;
Miktuaniin, bei KUprotli, uotices, p. 67. — Mem. d. Chin. Xll» 2i2. —
"*) de Maiila, hist. VI, p. 5y. — tbcud. X, p. 73. — Chou-king, p. 123. —
Ebend. p. 152. —
b) Bie Bexiehang des Meotchea auf dat GdCtlicbe.
Der panthelstische Charakter der chinesiscben Weksnaehan-
ung niuss bei der Beziehung des MeiKscheii auf das (ȟttlichc
besonders stark hervortreten. Gott und Mensch verluiUen sich
liier zu einander wie das All^enieino zum Ijebondern, dab
Gesammtieben zur i:lrscheinuiig des einzelnen Gliedes. Daa
Leben des Einzehien ist an mich schon das Leben des Allge*
meinen seUMt» und d^ AUgemeine, das Götüicbe, hetaekledi-
(esdinga nicht ein LMien für sieh» im Untersolilede von dem
Lehen des Besonderen» sondern es Jebt nnr in der Gewewitheit
der Einaelwesen. (§ 9. 11) — Während auf der vorigen Sinfe
Gott und Mensch weit auseinander lagen, selbst schrolf und
ieiudlich einander s^cgeituberstanden, fallen sie hier wesentlich
zusammen, uml das Göttliche ragt nur noch in einem dämme-
rigen Halbschatten über die Creatur hinaus. Je klai*er und
bestimmter der Untersdiied zwischen Gott und Mensch aufge-
fasst wird , um so schärfer und lebendiger trilt auch die Bezie-
hang des Menschen anf das GOttUohe hervor; der Mcnsoh will
da den Gegensata versöhnen, über den trennenden Zwischen*
ranm die Bracke schlagen, will eins werden mit seinem Gott;
und diese im Knlt erscheinende acttve Beziehung des Menschen
zu Gütt, sowohl nach ihrer ideellcji Seite, — im Gebet, — wie
in der realen, — im Opfer, ^) — n;e\\lniu eine o;estci^erlc r»e-
detitungy wo »wiäghen GuU und dem üdenaghcu nuck die
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ScIiTilH eine nnlieilvoilc Kluft briclit; kein (irbet ist heisser
als das Briss^pbet, und kvh\ Opfer tmii^isrhei :i]>; das Schulil-
Upfer; — Christi Gebetskampl in Gethsemane iukI sein Opfertod
aaf Golgatha sind die wehgeschiohtliobe Vollendang beider
MeeD. Aber in China trennt keine Stodeneohiild die Mensch-
beit von Gott; das menaolilieke Gesohleclit ist nat in ▼ereinselten
Encbeianngen abgewichen; and der Mensch ist ja seinem
Wesen nach mit CUittefns, hat Icehi selbststlndiges Dasein Gott
i^Li,Liiüber. ist noch nicht walirliaft persönlicher Geist, der als
solcher anch sündigend von (iott sich lösen künnte. Das Glied
kaim nicht von selbst von si intm Leibe sieb trennen, nnd der
Mensch nicht von dem in ilnn lebenden Gott. Kin wirklicher
Unterschied zwischen Gott und dem Menschen besteht in dem
dorcbgeföbrten Systeme Chinas nicht, und hat in dem VoUls-
bewnsstsein nur eine schwächliche Bedeutang. Za vennitteln
' ist klein Gegensats, nnd za sflhnen keine Sdiald* Das Meer des
Mens Ist spiegelglatt, höchstens von leichten WellminiBBehi
fcewes^t; Gebet und Opfer haben hier ihren Sinn verloren; beide
Iii allen Religionen sonst so buch geltenden Ideen erscheinen hier
nur airdeiituno-sweise, als blasse schattenhafte Zeielinungen auf
üem granen Hintergrunde des Gottesbewusstseins; nirgends im
ganzen Hcidenthnme ist das Gebet ajid das Opfer so leer, so
akgeediwächty so nichtssagend, nur wie eine verblichene £rin<
narang selten mtä gleichgiltig dargebracht» — man weiss nicht
nchty wem und wamm«
Gottes Reich konmit woU ohne miser Gebet vom ihm selbst;''
iu/M mt der Chinese fertig, und er weiss niclits weiter hiscazu-
setzen. Das lieicb Gottes braucht auch cii^entlich gar nicht erst
zu kommen , es ist schon da und ist schon iiunicr dajjewesen; die
kleinen Nt«»runjren des jrrossen Friedens durch vereiii/idte Sünden
verschlagen dem Ganzen nichts. Was sollte der Chinese auch
beten? Alles^ was ist und geschieht, ist ja in dem nothwendigen
Laif der Kator bestinnnt» and geschieht nach nawandelbsren Ge-
Meea; dfe Freiheit ist aar stilleehweigend geduldet, nicht eigent-
Ich SB Redit anericanat. Und so wem sollte er befen? Weiss er
doch selbst nicht, wie er mit seinem Gott daran ist; sagen ihm doch
•eine hervorragendsten Geister: der Mensch ist das einzige den-
kende Wesen. Himmel und Erde aber haben keinen fieist; k.inii er
doch alles (berede von dem Hören und «Sehen undWissen des Hirn-
meb nur als Bilder aulfassen, aUo auch eigentlich nur bildlicli
beten. Der Chinese iiaoB nicht warm werden bei dem Gebet zu
■«faMveotlfaeH, .»deaa es scfaUtgt kein Hers ia ihrer Bvast.'* Er
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ktmmt ffiber deo Zweifel nkht hlnaiis» oli alles Gebet uMrt ihtt^
iianpt elD leerer Haveh, eio Raf In deo Wald eel Das« Überhaa^
aber freilich selten genug , gebetet wird , das gehört ohne Zweifel
in die Reihe der gemüthlicheo iDConsequenzcu, denen wir in China
schon einige Mal begegnet sind. Das Herz und das BevvusüUeiii
gehen nicht überall zusammen; aber das Herz ist hier matt. Die
Kings enthalten aulTalleod wenig Gebete. — Bei Eiden wird des
Himmela Gerechtigkeit angemfeD.') Solche Gehete^ die eigeat-
lieh nur ein Bekenntniaa enüialten, sind leicht bogrellleh; scbwerer
aber, nnd darum seltener, eigentliclie Bittgebete. Ale eb Kaiser
in TodeanOthen lag, beteten aeme Verwandten snm Hunmel und er
genas; 3) ein Feldherr betete zum Himmel um Regen, nnd sein Ge-
het wurde erfallt.*) Der Hiiuinel wird angerufen um Hilfe vom
Kaiser, oder vom V^olke für den Kaiser, alter auch «jpiren ()ie
Kaiser, wenn sie ungerecht.^) Dergleichen liiUcn an die Gerecli-
tigkeit liegen dem Chinesen noch am nächsten und haben, insofern
nie Bekenntniaa aind, anch der blossen Natonnaclit gegenOber ihre
gute Bedentang. Kong*tse sagt: „Jeder kann und soll dem Hhn-
mel lllr seine Wohlthaten danken , nnd seine Wünsche und Bitten
nm nene an ihn lidMen/^«) Bussgebete, an die guttKehe Ba»
bensigkeft gerichtet, sind sehr selten^ weil hier ohne Sinn.
Das Oplcr ist hii r natürlicli auf den nüchternsten Ausdruck,
auf die uberfiächlictistr Aiideutuni^ hcrabge^^unken, da es ja eigent-
lich gar keine Bedeutung mehr haben kann. Der Mensch ist das,
was er sein soll, ist ein regelrechtes Atom in dem grossen Wett*
krystall; er hat weder sich noch das Seinige attfiBnopfem; denn
AUes, was ist, soll sein, denn es ist yernflnllig. Es Istnicfats
Grosses an erringen nnd keine KInft au überbrfieken. Was ab
schwache Erinnemng der Opfer -Idee nocb übrig ist, sinkt ran
kielnlkiiLXcbertlcben berab; nicht Hekatomben werden hier gebiaebt,
nur Rauchwerk, Papicrsclinitzel und geringes Vieh, und die tragiscb-
grossartigc Idee sinkt zu blossen symbolischen, fast spielen-
den ArHlcutungtMi Jieral». Der Kaiser bringt dem Himmel seine
Opfer eigentlich mehr, um seine vert raute Einheit mit demselben zu
bekunden, als um ein Oberweltliches in das Diesseits hereinzu-
ziehen. — Dank-Opfer werden gdbracbt für dieJPrücbte derErde,^
vortugsweise ans Getreidekucben bestehend; bei grossen Eid-
schwüren, besonders bei Scbliessung eines Bündnisses oder ebes
Friedens werden Opfer gebracht; das Blut des geschlachteten Viehs
wnrdoTon den Betheiligteu getrunkefi oder mit demselben der Mund
bestrichen, und d\c -üttliche Strate für den Eidbrüchigen erfleht;»)
die Bedeutung bleibt zweifelhaft; jsoU das Opfer ein iSynboi des
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Bhto» ciBeWdlM^ kiilfln derMeiiMli die la demBhite, demSits des
Leben«, wohnende g^Htliche Kraft in sieh aufnimmt, und (iailnreh sein
eignes geistige» Leben, sein göttlieheg Element verstärkt? — das \ .eiz-
tere «icheint « ahr^irheinliclier, I)if» Sitte, Glocken, welche iia kaiser«
liehen Paiiast zu Signalen etc. dieoteo, durch Opferbiut zu weibeo,^)
gütotlet wohl nur die letzte ErklSmng. — Dies Haupt«f£er, flber-
kaopt das eioBige wkkttcbtt Opfer, wekfae« vom Kjumt selb«! dem
Btonel jikilicfa «der hei haseedereii, mgewSlMlicliett EteigabMD
gehmdit wwde, kesünd in junges Sliefeii;*^) i^ndi des Ahoen
nd SdmtBgeiiitoni Warden Stiere, Schaefe md Getreide deige-
bracht;ii) die dabei zu beobachtenden Gebräuche waren gesetzlich
Toi^esch rieben, und die regelmHsKige Darbringung der Opfer war eine
ImIil' IMlirht des Kaisers; liei flem HimmeUopfer trug er ein mit
>iterneu besetztes, den Himmei darstellendes Kleid. Niemand
trag an diesem Tag Trauerkleider oder beweinte seine Todten.
Amer dem Kaiaer doiAe kein anderer Menaoh dem Hieiwel optei ;
aar Gebet war ihm geatattet. <')
Oaa« die hfiberea EetwickeleegeetafiM der Opfer* Idee, die
AalLeae md das HenaclieBepfer [Bd. f, $ 79. 81. 82], hier gar
licht voricomraen lc5oBeB, versteht sich von seihst. Im 14. Jahrh.
nach Chr. kam der Fall vor, dass ein.Mauii bei der Kraukhcit Heiner
Matter ( ineiu der Geister gelobte, seinen dreijahrigon Snlit» zu
o|>lero, wenn die Mutter genese, und er hielt sein Gelübde; der
Kaiser erklärte die That für ein wideroatOrliclMa Verbrechen,
welchee die hSrteete Todesstrafe verdiene, oad ner aos Rücksicht
aar das edlen Bewennmd der That begnadigte er ihn an 100 Uie-
hon end anr Veibnomuig.i*)-^Von Selbe tpeini gang weiaa der
Odaeae nicbta$ daa Natflrlidbe iat rem und gSttlieb, and aell nkht
aorikbgewfeaen werden; einige finthaltaanlieit vor wicb^en Feier-
lichkeitenist wohl mehr ein Aii^idruck de» Anstanden als einer
tieferen Idee. Höchstens das Üpler des Besitzes in möglichst ab-
geschwächter Symbolik hat hier eine Geltung. Wir rechnen hierzu
auch die seltsame, vielleicht aus dem Buddhismus lierdiiergekom
mene SIttet 0«^- und Silberpapier so verbrennen; besonders fiir
die ScbaiBgeialer nnd Ahnen werden nngebeaere Maaaen aoleber
Papiaffe ▼eibrannl; Reiche geben den Prieatem numatlicb eine
hetricbtUcbe Summe, nm für aie Papier tu Terbiennen, nnd ancb
der Ame tbnt sein Mügliehstes. Das Papier enthllt gewobnlScb
Figuren von Menschen, Häusern, Schiffen etc. Falsch ist es,
da&^^diese Sitte an die iStelle früherer Mens( henopfer getreten wäre,
oder das» man den Seelen der Gestorbeueu durch das Verbrennen
n. 5
dIamfdMiPtpfof geieiciiiwM» Ding« nm «afeMiA in JeMüÜi
▼MohatfeD woUe^ wann «aeb nur Mt 4« Mo^geUfa» weldM^i^o
' T«dM MenBcben und Tlilcro nichianiten solche Ar dm chk«-
sisohe Beivnsatsein ungereimte Dinge rorgekonnAeo «ein mögen;
unwahrschclnlicli, dasi^ man durch das > erbrcniieti de» l^apters den
Seelen der\' prstorlH^nei» Gold und Silber zufliesscn lassen wolle,*«)
was daou treiiich kein U^ier wäre, sondern ein Liebesgescheok;
wahraekeiolich aber ist es eine symbolische Handlung, die Auf-
opferang des Besitavs überliaiipt andeatoadf daa Gold- und SiUier-
papier *it a«beti BlUera bedcntet dsaa daa Reichdumi» «nd daa
Vatbreiioaii dea Papiei» iat daaa freilldi die vteaddaateaCa «ad 9k»
gaflacbteat» Weiae daa Opfora, aralche eia pMaaiacbea, den Ba*
sitz leidenttichaftlich liel»ende8 Velk ersinaen kann.
Ob die bckaiiiUen Feuerwerke am Vorabende des ISeujahrs
in das Bereich der Opfer- Idee gehören, ist zweifelhalt, uiewohl
es gewiss ist, dass sie eine religiöse Bedeutung haben. Die Ulu>
lalaatloaan nnd dia Feuerirerke sind in dar Meujahrsaacht in dea
grosseren jSt&dten grossartig> and keioeavreges ein bloaaaa Volka-
feat; Baketen und ScbwXimer apfteiea datel die Uanptralia; nad
aneli der Amate wandet aeia Letatea daran» um «laige Rakateo
ateigen aa laaaea. Blan glaitM» aagt CMtalair, i«) daaa die CSfitter
dorcli Fett«r. die reinste Substanz, dem Manaohen geneigt wlhden,
daher siielil niaü aui diese Weise ihre i.\ufinerksamkeit auf sich /u
ziehen," — Feierte man dadurch, wie bei den Azteken aia Antaug
einer neuen Sounenperiode (Bd. I, § 147], das Anbrechen eines
aeiien Jahres, in dem Feuer das neue SonoenUcbt andeutend? —
oder geht die Bedeutung tiefer? ist der aufsteigende FeuerataaU
daa Lkht aaa dem Dankel, die Kraft aua dem Stoff, daa Yaqg aoa
dem Tu» — ^ Symbol dar Biaigmig awiacheii Hiadnel wtd Brdel
ateigt ia dem Feuer daa Irdiacbe gea Himmel, und iat ea aa daa
gllnsende Band des Hhnmfiacben und Irdiacben, grade in einer
Stunde, wo der Hiimnel und die Kide die l^riieuerung ihrer ewigen
Vermählung feiern? Enthält dorli auch die aus dem Opfer aufstei-
gende Hauchs5nle überall eine Hinweisung auf das Himmlische,
welches durch das Opfer df^m Menschen geneigt gemacht werden
aoU. In diesem Sinne wären dieae Feuerwerke zwar kein Auf-
opfern, aber doeh eine Andaatmg der daa HimndUeha mid Walt*
Belle mbfndeaden Opfeir*ldee.
») Siehe Band I, § Tf. — 83. — Chi-king, p. 233. — «) Gützlaff, S. 49. —
*) tlc Mailla , III, 37:5. ~ Chi-king, TT, 1, 6.; Mcti--tscn, IT, 3, 1; Chon-king,
p. 209. 211. 212. — «) Mt'm. d, Chili. XIT, p. 279. — •) ni-kiiij^, ]). 293: de MailU^
bist. X, p. Iii Cad-king, UI, 3, 1. ^ ') CM-kiiig» p. 223} Meog-taeu, n, 6, 26. —
6T
*)UtM-tsew, I. 1. 32. — de MalUa^ hiit. I, p. 9. 33. 78; Chi-kmg, p, 338;
Meoi. Ii. Ciiiu. XU. p. 2ü2 etc. — Chou-kmg, p. 21^; Meng-tseu, I, 6, 16. —
^Cbi-kins, 2S9; M^m. d. GUa. XII, p. SOS. ^ ") Mem. d. Chiu. XII, p. 279.
'^^aeliiflU, hitt X 99. — Chi-king, m, 3, 1. ~ '«) Brftam, BdM 4er
A-oML ÖcMlIseii. im, 1 8. 65. Berne de MeAt, M. Sept. — i") M«w^
MhB,«.^ f. 8i m (Blk)L).--^^tdirfr; S. 6.*. <•> Btaas; Bridubote MiU
lY. Bm kirtUieke UWi.
Dm witklichc Dasein, welches aus dem ixlic^iösen Leben
beiTorgebt und cia^^selbe nun trägt und bewahrt, die geschicht-
üebe Gestallt welche sich zum religtöseo Leben so verhält, wie
teSüMit zum natfirlich*siltlicheB Leben, — das Gebäude, zu
mAdw» 4ie ciiiaelMi ISmcheiiiwigeii de» re^gldseii Lebens die
BneleiM derimHeD» — > Kirche, in Chiu« aoihwan«
ilig eine ¥om ^eMeii fiMgen Heldeiiihiame «ehr venicluedeiie
Meotniif haben* In der Religion isi sich der Menseh eben so
sehr seines Untcrscliicde» vonGoLt bevvusbt, wia er diesen L'nior-
sdiied, soweit er trennender Gegengatz ist, aufk^uln bea und die
Trennong zu versöhnen sucht. Die geschichtliche Lebensgestalt
nua, der wirkliche Organismus, w.elcher aus der Versöhnung
jenes Gegensatzes hervorgeht, welcher also die mit Gott ver^
ifthsie Meaeehhell in «ieh krfigt, ist dae^ wae wir Kirche nen-
BM* Die Kivehe ist erat eis Prednot eines Tornngegangenen re-
Kgiteen Lehen») wie nie ihreneita dieses Leben bewahrt nnd
intpinnnt; Bei den wilden Völkern gab es so wenig eineKir-
<W wie einen Staat, weil es keine Geschichte gab; aber die
i:ei8treuten Keime eines kirchlichen Lebens oilenbarien .sich in
derZauberei und den ihr dienenden Or^anen;'-^) in dem Zaube-
rer war die mit der Gottheit geeiiiigte iVIenschhcit dargestellt;
2a einem wirklkhen Organismiis Jumte es diene niedrigste Stufe
litht bringen.
^iden Chinesen knnnYon einer geschichtlichen Gestaltnng,
vtiche das Frodnet eines ▼orangogangenen religiösen Lebens
st» in üntefsehiede Toa der natirlieh-sittlidien Leben sgestal-
keine Rede sein. Ein Gegensatz zwischen Göttlichem
^Menschlichem ist nicht aulzulieben, ein Unterschied zwi-
schen dem wirklichen Sein und der sittlich religiösen Idee ist
eigentlich gar nicht da; alles Wirkliche ist vernünftig; die
"^leDschheit ist schon von liaus aus das Keich Gottes,
^ Kfiich der Mitte ist das Hunmeireich; wir bcanchen
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es nicht erst zu suchen nnd zn erringen , wir sind in dasselbe I
hineiii2,ebnieii; das Himmelreich ist von dieser Welt; jeder Kai- J
ser ist des Himmels Solm; so lang:e Menschen, d. h. Chinesen, '
leben» so lauge blüht anch schon das himmlische Reich; es ist i
dies» kein Ziel der Geschichte» dessen Verwirkliebimg erst er-
mngen werden soll» sondern es ist das, waa dawar» was ist und
sein wird. Kirche und Staat sind eins. Das natftriidi-ätt*
liehe Leben ist an sieh sohott das teligittoe; die Kraft» die in der
Natnr lebt» seigt sich im Menschen als Vemnnft; das NatAriidie
ist an sich gut und gOttlich, und der Mensch ist es ebenfalls: es
ist kein Unterschied zwischen dem Ideal und dem Leben ; der
Mensch hat nichts Höheres zu erstreben, als was er von Natur
schon ist; er ist von Geburt schon mit dem Göttlichen eins; das
menschliche Leben ist schon an sich selbst heilig; es kann ent-
heiligt werden» aber nicht gehelligt — W&brend in andereafie-
Bglonen das mensehlicbe Leben an Gott emporgehoben wer-
den sott» Ton dem es sieh getrennt weias, ist Mer das GOttüdk«
In das Alltägllehe und Natfirliebe Tersenkl. Die andern Reli-
gionen erkennen den thatsftchlichen Zustand des Menschen nicht
als den wahren an, wollen ihn in einen anderen, idealen empor-
heben; der Chinese hat an der trivialen Wirklichkeit das ideale,
will in behaglicher Selbstbefriedigung den natürlichen Zustand
einfach festhalten, ist religiös wie politisch schlechterdings con-
aervativ* Bei anderen Völkern ist ein Unterschied awisches
der geheüigten Seite de^ Lebens und der natarHehetti nicht ge*
heiligten; dem Chinesen ist alles Profane angleioh heütg; Uer
ist Alles gleich sehr oder gleich wenig gewefiht$ das GdtdMie ist
überall in gleicherweise ausgegossen, und nidrta Ist an steh
unrein oder unheilig. Die Chinesen haben unter allen Völkern
das wenigste Kirchliche, sie sind mehr als jedes andere ein na-
turalistisches Volk; das menschliche Leben ist nur die Fort-
setzung des Naturicbens, und die Bewegung des Himmels und
der Menschheit sind gleich regelmässig und stetig; andi die
Natur hat keinen Sonntag* Das ganae Leben der Chinesen iai
werkeltfigig nnd profon; statt der Klrehe der Staat» stall der
Priester lauter Laien» statt der Festtage Arbeitstage und atstt
der Tempel nur Erinnemngshallen.
1. Keine Priester. Jeder Mensch ist als Chinese von
Geburt ein Bürger des Himmelreichs; — er wird es ni< lit erst
durch ein sittlich-religiöses Kingcn oder dadurch, dass die Ge-
schichte ihn in ihre Arme nimmt und ihn tauft auf den Namen des-
sen» der nn der Geschidite das Himmelreich gegrändct, sondera
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eifiiach dadurch, dass er in die Welt geboren ist. Der Measck
taMcbl Biebt geweiht za werden zu einem Kinde Gottes, «n
«origsleii M eisen Priester; alle BAe&Boheii sind Kinder Qottes,
wMtt «ie nicht eCm nnthwinig frcrdsd diese Klndscluift von
■ab weite; dw geseliielil ai»er seheot Es heisst lüer niclit:
^Videslnd fternfeD, aber Wenige sind aaserwfthit,«« soiidmi:
.«Alle sind berufen, und die Meisten sind auserwähh; • es heisst
nicht: .,wer da glaubet und getauft wird, der wird selig wer-
den," sondern 5,wer als Chinese geboren wird, der ist an a'ich
selbst selig, braucht es nicht erst zu werden. Alle Menfichea
oder keiner sind Priester; wo etwas Gottesdienstliches zu thun
ist, da sind der Ordniuig wegen die Staatsbeamten, und für das
Wiciiligste der Kais er bestimmt DieKnltos-Haadlimgen des Kai-
sen sind aber nicht eine priesterltche Befugniss neben der
kriwrilciieny sundern irind ^ese sellisl»
t. Keine Tempel. Die wichtigsten gottesdienstlichen Hand-
lungen wurden bis in spftte Zeiten nur auf Bergen vollzogen. 3)
Uli' sp.iteren chinesischen Tempel sind nur Hallen der Erinne-
nio^ an grosse Männer; die Kunst ist dabei wenig betheiligt,
md das Volk am wenigsten.
3. Keine heiligen Zeiten. Jeder Ta^ g:leicbtdem andern
iiAvbcil oder in Mtesiggangt kein WoebenÜBiertag. Hut mn
pnnm Menjahmfest, melv Velkslbst als reUgiOs.
So 2. KoDg-fo*tBe bat Tide sogenaaste Tem|M)l( das sind aber
■v Gebfiude, in welehei} sein Name oder auch doige seiner Aus«
»prüclie zu »einer Erinneruug mit ^oldner Schrift in Tafeln einge-
graben sind; bisweilen ist eine iScljule damit verbunden.*) Auch
»werden Tempel der Tugend*' erwähnt, in welcher wie iu.der baie-
liseheo Wailhalla die Standbilder der bedentenduten Gelehrten
m^Sesteilt watdem^ — Die Geister baiiea Altäre» aaf denen ihnen
flpmden geiiraclit werden«^
HeDfge Oeraths cbaften Ar die Tempel werden wenige ge-
itssff. Bbl den Opfern des Hhnmels wurde ein drelflissiger Kessel
ibein besonders heiliges GerSth gebraucht) Bilder des GCtt*
liehen giebt es natürlich niclit; hochslcji« werden Geister in
menschlicher Gestalt dargestellt; jedorh wird dir erste Darstellung
eines Geistes in Menschengestalt ausdrücklich als eine sündUehe
Xhat eines gottlosen Kaisers erwfthnt.»)
Zo 3. Wochenfcste giebt es gar nicht; Erionemngstngc nur
'(ttes aild TOD Wenigen und nur darcbPestessen gefeiert Die Feier
1^1lttijsttis jfÜlieT ist gans aligemein. Alle Gewetbe stehen still
ttd die* AiMt^ nifat; tebser and Kleider weidea gerebigt md ge*
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p«tet; am Vorobead IHmisafi««; b te MlltariliMliI lüc^mflinii
Knalleo «od Kaatteni dar IUk«4M «ad andtar FeoemCike Millw-
fclcitcnflcoi Lärm; dann gegenseitige Begladmttaaekung »i alaai
. Iröhlichcn iVeiijahr; Visiten mit Visitenkarten: bei «Ion Keiclieo
freie Tafel lüi Jeden, der eintreten will, auch für lieü ai iu^len Bettler;
die Polizei ist iu Kuhestaud versetzt, daher viei Munterkeit: ein
grosses Dnuabenbtld« aufialieBd aa Mexiko eriooernd [Bd. 1. § 1^],
wird lienm^etragsn nnd wÜ groater £bifiindit baliaadelt <o)
0 Sieht Ba.1, & 8a.--*)Bd,I,|84 — 8t. — *> Clm-Uas« |k. 64 —
«} Bratm, Bcise, 1, 8. 59. Ttmi im AwUad 184«, 8. 700. £beiML 1848 , 8. m —
*) Gützlaff, S. 366. — *) Mcu- fM n TT. B, 17. 19. — ^ GhoOhkillg, p. 345 u. t»b. UI,
ßg..l3. _ •) Ausland, 184 f>, S. 700. — •) Chon-king, p, 397.— GfLtsUff, im
Eraog. Beichsboten 1851» No. 10.
S u.
4. Was wir im Christenthuiii die aetive Seite der Kirche,
das kirchliche Thun iicniien können, die Thätigkeit des aus
der Versölmiiiig der Menschheit mit Gott hervorgegaugcneu La-
iMMorganismns , die sich auf der antemten Stufe ab Zauberei
offeoliarte [Bd. L $ Ö4] , die der pruimm TbAtigkeit gegfwOber-
stehende höhere geweihte Seite de» LeheM« welehe über daa
natidiche mid «lltftgUehe lieben des M«fi#eluDn binemgreift, —
die kADn hier nur in sehr ediwadm AodeetiiDgen vorhandeo
sein» nur als blasse Schattirung des gcwühiilicheu Lt^bcns. Der
Mensch braucht hier nicht in schwerer Arbeit das Gold des
Gotteslebeiis aus tiefen Schachten Iicrauf^ufördern; der Sand,
den seine l usssohlen treten, ist überall schon Gold, er braucht
sich nur damach zu b&cken. Die Th&tigkeit des durch daa reli-
giOtse jLebeii mit dem Göttlichen geeinten Menaobtl« katm kebie
weaentUah andere aehiala aeiae natOrUehey deao esiatawiadiea
Gott and demMwiohen IceinaonderUdierGegenaalii fiatobebea.
So wenig une sich das götÜicheThiin als ein wanderhaftea olfon.
baren l^ann [§ 1^1], so wenig das menschliche als ein zaubern-
des; Zauberei wäre nur eine Störende Unterbrechung deswahreu
und vernünftigen Zustandes der Dinge. Der Chinese hat daher
eine grosse Abneiti;uno; gegen alles Ungewöhnliche und Über-
natürliche; iiuL das Natürliche ist das YernunAige, und was öber
den gewöhnlichen Gang der JNator hj|)n9lg|)hli ist an aUdi ai^h^B
das Unyemfinflige and Ungdtdiche.
Die eigantlffrfiq Zanbarei ist hier gan» nnbaftpcbtigt, ist grade-
an irreligiös; was in China .dayon.Torfcoannt» gehört den einge-
drungenen indischen Vorstellungen an. Nur die oberflächlichste,
das innere Wesen des iNaturlaubi gaiiis. unberüb^t li^i^^le ^^Qm
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»1
kr Zauiierei, — die Wahrsage-Kimst, [Bd. I, § 85] hat hier
fiiie BereehtigiiBgy Imd auch diese erscheint in möglichst ratio-
Mkrfom. De* ttigmdiinfto Menaoh, der mit dm Himmel eins
wl^ MM dm Hmim>itfew%e IMnvi^, tJkm anoli-daBSiilüiiifii^e
Mdnventfg vwliofMlieii [$ 14]. Mait^benabtort die NaturMlbst
irar in Ür TteUMm hinefn; und flirmi Lauf
voraus, man zwingt sie höchstens« diirrh bcstininite Zeichen ihic
spätere Entwickeluo^ in voraus kund zu thnn. iMan ^tört und
durchbricht dadurch aber die Nator nicht im mindesten, man
liest nur die Schrift, die sie seihst schreibt, und die ganze KuBst
besieht eheft aur darin, diese Sciuiflt lesen an lernen, ~- die
Kalender- «od 2eiclieA<-Wehraagwi^,>---oder aUeafaUediean
lieh mwichtfcafeB Züge ümk gewkae kftaetliebe Mittel, gewis-
aenoisaett dareli eine ckemiaiBlie Behaadlung der DAleabareBlIa«
DMtripte, flir via aiehlMr nad leabar an maohe», die Wefe-
sagongdes Looses. DasLoosen ist keine wiriiliche Bezauberung
diTiNatiir, sondern nur das Aufrollen des Buches, das Wegneh-
men der verdeckenden Uülie ; dasLoos ist nur ein Instrument, mit
weldien man experimentirend die Temperatur und die 8pamiiuig
itr geseUabtlichen Zustände messen kann» ein Thermometer
oder BarcMHeter iilr die Geschiohla« a» deaii na» nar iKe Grade
Msastt iMk Tieiare Gakter Yemeiftn anflk 4aa Looa.
- Die Wslniage« KkasA nimmt in GUsa aiohl die Plaalasle, sod-
4em die Matlieaultti ili Dienst; das Sehidtsal ainAs sieh beredmen
«od im Kalender notiren lassen. Das Naturleben mi ja Ordnung,
uDil WO Oitiriune; i.st, luuss sich das Folgende au8 dem Kiühcren
erketHieiJ und vorausbestimmeii hissen. Der Chinese, der die Zu-
kaaft wiesen will, berauscht aich uieht durch Trunk und Lämi uod
Raadi aad Taozy sondern er rechnet; er nimmt nicht <die.'2atther-
tmsnael» sondern dao Kialender. UlialnelserscheimmgeD» Ssaaen«
Bsd Mandidstevaissew OeaateUatiOBeB etc. kasea irieh bstdeliBsn;
*^ dss saod alier' Kfisea der I9atar,> alsd« aooli der -Ctedliditey
wclcll»ftier ja Bitf die Kehtieite des Diatoriebeiis ist; die Jusles-
dermacher sind too hoher Bedeutung im Reiche der lüjBtte; sie «isd
jaeigeotiicii de^^en Geschichtschreiliei ; öie utiter^cheiden mathema-
tisch die guten und die bösen Tasre: man neiss da genau, weiche
Tage zum Ueirathen sich eignen, au welchen man sich tot Geschäften
ni hfiten hat etc. Schon die Utesten Religionsschriftea erwähnen
iHfse UateiScMdasg der Weites. <) Finsteraisse der Sonne imd
dsbUoadea^ bsaoaders die üfesteren, sibdtanerMnObal.») Ss
lisgtü dKsftü Kaleadür^WahMagen l&r den Ghisasea gar «Cdits
Ihi8aialaitea|»-dia Naiv istüaa die. Gtasdisia des- Lehens, aad
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7t
aacb iKr Iiabeii wir uns zu richten; Sonnenfinstornissf» elc. sind
aus«>er Her Ordoviig , sind Störungen des regelraäsäigca JXaturlauf« ;
sokbe StSruDgeD wirkeD aber auf das Hieascfalicbo Leben zurSek;
uad wie wir es vermeideo, M glfibender Httee eder echeeideedei
Ftvet la reisen oder bei Staim io See m fgtkmt^ so Tenieidet es
der Chbuiee anch M asideieD oegdiietigeB ZntlndeD der Nmtar
etwas ^ehtiges xe entemebmen , deno er ist viel enger tat die
Natur j^ektittct als wir. Die genaue Berechnung des Kalenders
und aller der Vorausbestinimun^ /ugänsrlichen Htnimelscrscbef-
nuugcn ist daher eine sehr wirhtiuje Aufgabe doi Hetrli^rune. Jähr-
lich erscheint ein amtlicher Kalender, in weichem alle Uimmelser-
Hcheinuogen, so wie alle guten und busen Tage verzeicbDet aled.
Die Leute richlea eich sehr streag nach diesea BestimmgeD. An
des raoogoliscben Kaisers Kebllai Hofe waren gegen 5600 Anfre*
logen und Scldciisalsdenter^ frelUeb aveli aum Tbeil fteiBdea ReK-
gionen angehOrig.') Nodl jetzt rnnss das astronooiische TrMbunal
alle Jahre acht Mal dem Kaiser über seine Berechnungen und Be-
obachtungen Bericht abstatten; Finsterniii.sc werden schon einicre
Monate vorau-a dtMii KaiMpr und den höheren Beamten ant^e^eigt und
dann unter c^rosscr Feierlichkeit üfTentlicb bekannt gemadit. Am
Tage der Finsteroiss erschetaen die Mandarinen in ihrer Staats*
tracht vor dem mathenatisciien Tribnnal; einige zeidioen geneit
den Verianf der Finstemiss anft wfthrend die Andern auf den
Knieen liegend mit der Stirn die Erde bertlliren.*) — Bei der
debnrt eines Kindes und bei wichtigen Untefnehmungen werden
die Astrologen über den Stand des Himmels und die Zukunft
l^efVagt *)
Das Loos wurde seit den ältesten Zeiten hei wirhtiG:en und
zweifelhaften Fällen angewandt, wo die menschliche Überle-
geng oieht ausreicht; z. B. bei der Wahl hoher Beamten, bei Un-
ternehmung eines Kvi^;es etc.«) „Wenn da sweifelst, so greife
eor Wahrsageicuosty dann wbst du nieht mehr sdiwanfcen, soadero
sieher sein.**^ Das Loosen geschieht gewüimllch durch HolastSck-
' dMO mit Zeidieo oder durch Steine etc.; die awel ältesten und
wichtigsten Arten aber sind das Schi und das Pu. Die Wurzeln der
Pflanze ^>chi werden in Haufen gelegt, und unter dem Aussprechen
gewisser Worte ^reilt man mit der Hand hinein, und aus der Zahl
der ergriffeoeo Wurzelstücke wird die gesuchte Antwort gedeutet.
Wichtiger noch ist das Pu« wo ans den Fariien und Rissea der ins
Feuer gewoifeoen Schaale einer SchtldkrOle geweissagt wird; diese
in der JUtse eutsteheudeo Zelebuungea sotten ein BUd des BBrnads
sein,' gfifwIestniMMn ein Spiegel das gegeowirtigeD 2wtauides
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T»
(kr Natur. Seit der ältesten Zeit u ird das Pn bei %Ticlitigcn .Staats-
Aft'jr'legenheiten hefrr^üt, um] «eine AIlt»^ orten iiciten al« Befehle des
ünuitieb oder der Ahnen; drei kundige Mianer iiiiis«eo die Zekh-
MM|Mi «ter ScbildkrStenscbaalp prüfen.*)
1a Dtaeron Zailen liat da« Walirsagen eiae handwerksaiiaaige
Aaadftbaaag gQWoaaea, «ad laaa trifft Wafcnager f9g JedemaaBa
IKeast aaf aVea MadrtplBtaeD. Aber ao binfig aadi ia «Maa SMton
wicbUga Eatachaidaagea itm Laaaa anbeingmekieB wnniaa, ao
sprechen aicb doeb 4ie gewiegtesten Stiawwe» mit ekiigein Missbe-
liagen iiarilber aus, und wolicTi i]as Lnos nur iia äiigijcrstf'ri Nntiitall
gelten lassen. „Es \ni (innütz , sagte einst der weise 8« hun, dem
L008 eine uDZweileibatte Sache zu unterwerfen: srhon lauge Zeit
bescbiftige ich mich mit der vorHegendeo Frage, ich habe die
€ Wesen befragt» uod sie sind aUe iMiaer Meinung. Dus Pu wurde
ibqoOataehteankbta btoniiigea«***) ,,Oft wM 4ie2iikiiaft darcb
Zeiebea angedealett wie diirck die ZAhaaagen der geritoteten
8dMki<^te el6; aber dar wahrhaft welae tmd togeadbafte Meeaeh
erlrennt eieber das kinmaeade CUflek oder CaglAck.** ^) „Im Ykkig
»erden wir gelehrt, aus dem Vergangenen das Zukünftige /.u er-
forschen, und das Verhorejene ans Licht zu bringen. Aus den
vergangenen Dingen sehe der Weise die Zukunft vorher, wie der
liMidauuin durch seine Krfahrung eine reiche oder dürftige Ernte
voraus erkennt. Das iat die allein folgerichtige Auffassung des
cbfaeeiecbea Bewaaaleeina. — Obeihaapt spriciit eich bei tieferen
Gebtem elae Veracbtiiag dieser gaozen Wabraagerei aua. Der edle
«ad fromme Kaiser Tai-tsong [seit 626 aacbCbr.] wurde voa seinen
Gnissen lienaebriehtigt, dass im swetten Blonat des Jahres die
Feier der Mündig-Erklärung des Erbprinzen stattfinden müsse; der
Kaiser wollte aber die Feier auf den zehnten Monat verschieben,
«eil da das \ olk treiere Zeit habe als im zweiten Monat, wo
die Äcker bestellt wärden. Die Grossen erklärten aber, nach dem
Ikaleeder seien im zweiten Monat die glücklichsten Tage, und man
MSsse sieb damaeb richten. Der Kaiser antwortete, Glück nad
Qbghtek Hagen nishft der^aU d#r Tage ab^ aenders tan den
galea eder Mblashtea Hnadltogsn» und wm wm» den Weg der
Tagend wandele, s<rhabe Srnniiiebls a« lilrcbtea; aad jener aoge-
lahrte Grund könne ihn nicht bewegen, eine so wichtige Arbeit wie
die Ackerbestellung unterbrechen zu lassen. ^2)
Die eigentliche Zauberei ist dem chioesischen Bewusstsein so
fremd, dass der Glaube an Zaubereien , Gespeoster*Gtiruug etc.,
«dclMrioalterZeitbieriiaddaaiiftaUichte, als eine der i]:('fahrlichstea
fisliBreftea «Uirt und ¥on emi^ roirbtglBnbigep Kaistri mit der
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j^röeisten Strenge ausgerottet wurde, weil „die hrichste Pflicht
eine» Fürsten ist, aus seinem Staate den Akerglauheri zu cutrerncu
«od die wahre Ueiigioii in ihrci Reinheit 2u erhalten." i^)- — l^v.v Chi-
nese vermeidet geflissentlich selbst in seinen Sagen das WuaAsr-
hafte« and auch die grosse Verahrang desKoag-tee veoMcbte kaoM,
einige leichte SchettiniBgeo voe DheiMtfiriieheai m eebe LeheM-
geechiehte m hriagen; ja wae eich yao eelbetele wvadeihaft UeM»
wirdhi der nfiehteveeteoWeiaeeeiieeWeedefglaluiee bevaehf. Kong-
ine ging einst mit seinen Seh^lern bei heiterstem Wetter spazieren,
und befahl ihnen I^t^uoiischiniie luiUuoclinieii ; diese >ahen einander
verwundert an niul >;i^teri, er meine iin/.n eifelhatt ►Sonnciischiriuc.
Auf sein wiederholtes Geheiss gehorchten sie, und bald brach in
der Xhat ein furchtbaree Donnerwetter los. Die Schäler waren
aoaaer eich vor firsteooen, und wnsnteo nicht, was sie sich denken
«eilten s MMelater, engten sie, hat ein Geiet dir diene eieebirt^ denn
ee heute regnen wOide^ eder haet dn eelbet ee geweiceegt?"
Weder dte Geleter, entwertete Kong-tse IficheM, haben mir
etwas effenbart, noch habe ieh ebie weieeagende Ahneng gehabt,
sondern h'h habe c!s geschlossen aufs <len Worten ilcs St hi-kiiig:
wenn der Mond tritt in dns Sternbild Pi fder Kopf der Antiroineda
und ein Stern des Pegasus] so steht liegen bevor , darin besteht
mein gancen (iieheininiss^**^)
i) CMteg« n, 8, 6, n. p. 381. — ^ Ehcm\. II, 4, 9. — *) UwOO Polo, n, e. SS
— *) BrMmi Reiuc dor hullÄmL - oßtind. Geicllscliaft I, S. I.-Vß. — *) Marco Polo*
II, c. 68, 6, p. 474 (Bürk). — ") Chou-king, y. 27. 28. 112. 139. 169. 178. 181. 188*
190. dcMnilla, hist. I, p. 104. — ") Chi-kiiii; I, r>. 4. u. p. 244. — *)Ch<)n.kinii, p. 28.
112. If^n. Ifi9. 180. 190; ITitsr. X, 3; Chi-kinj_% p. 244; TcliOTm;,'-youii-. c. 24.—
t\v Mmlla, hht. gen. T, p. 1U3. — Tchouncr-y<)un;r. <*. 24. — ^»)Hitee, XVI, 3;
XXIl, 3. — >«) de MaUlii, hi«t VI, p. 68. — ibenU. I, p. ÖO. $8. — »♦) U6m.
U. Cbio. U XiLj p. 127.
frmit MigleM-Idcci Ii Chln.
' * Bei dem vAdrterMii NätmOüiniiB det Ohineie», welcher
deMi memechlicheii Willen nicht za Schweres zemuthet, ihn viel-
mehr ungestört in seiner Natürlichkeit hisst, alles Ideale in die
tastbftre WirklieJikeit verli ert . und dämm den Meiisclu n in dem
unmittelbaren gegciiwärfig^en Dasein in behaglicher lieiriedigttng
ansruhen lässt, ist eine (ileicbgültigkeit gegen das eigentlieh
Religidee sehr begreiflich. Weiss der Gliiaeee doch vett keinem
ciyttidMen ünimeliiede swieohes dem mtirltcdien imd dem
rdttgütemi htkm^ ffiMit er docb In seioem ganzen profimmi,
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7ft
irdischen Treiben auch zugleich das Himmlische zu haben; er
kauu die religiöse Idee nicht herauslösen aus dem bloss uatür-
li^n Thun und Leben. Diese Religion des Diesseits, — die
«bo kerne EiTWJgenechaft wisarer neuesten „Fhilosophieen'^
ieiii dfirAe, — diese werkelUlgige BeDgioa kat n eieli ntobte,
wae einen Bf eneeheii begeietei» kttneftet eis ist ohne Weihe nni
skae Knlt China kai kebe reUgiöseo Sekwirmer, nicht»
weil das Volk vernünftiger ist ab andre ErdenrOlker, sondern
weil es nichts hat, vvuiur c* schwärme« küiinte : es kann über das
prosaisch -spiessbürgerliche Leben für reiü iriiihchc Zwecke
nicht hiuau». Schwärmerei kann «»chlechterdiugs nur da ciit>
stehen, wo ein Unterschied anerkannt wird zwischen dem
Idealen und der Wirkliclikeit, wo noeh etwas Höheres and
Wahreres anerkannt wird» als was ick fismen und greüen kann,
ak das» was grade ge^nwirtis mhanden ist} nnd je kAker
das Ideale eiftsat wiit4 in Gegenealn in dem gegenwärtig Wirk*
Men, um so lildier steigt anck die Begetsternng , tun so htther
kann auch deren Zerrbild, die Schwärmerei, steigen; — an den
itieseiKstluimien der vollkommensten Kelisi^ion ranken auch die
Schliniii^ewächse der Schwärmerei bii> in die WipJ'il empor,—
iu den saudigen Steppen des chinesischen Gotteshewustseins
wAchst nur mageres Gesträuch.
Die pklegnatiscke Glei9kg<Utigkeit9 mit welcher der Chi^
aase in semer nftdilemen Ventandeareligion sich ausrukt,
gewikrt die IKUgUcfakeit, dass fremde Religions- Ideen sicli
ahne sonderliehe GeAkrdvng nm ihn hemm aasbreiten kdnnen,
ohne dass er sich in seiner behaglichen Ruhe stören lässt Der
Chinese kümmert sich nicht eher um den Fremdling, als bis
dieser die Axt an den Stamm seines Lebens sclb>t anlegt, und
das Wesen des Staates anzugreifen droht; dann irei lieh kann
der Ckinese auch wann werden, und heftige Verfolgungen
ergehen über die Ideen, weiche den Sieheven aas seiner Rohe
anÜMDkenektep*
Und gnde darin, dass ki Ckkin nUc» ideale BUnaent auf-
gesaugt ist von dem ainnllsk^ natfrliehen Oaseki, grade in der
Irodknen Nftektemheit des religiösen Bewusstseins liegt ein
bedeutender Grund, wesshalb iVeintle uiul hühere Ueligions-
ideen so leicht Eingang landen, und von der unverstandenen,
aber doch wachen Sehnsucht nach einer geistigeren Auffassiuig
des DiaseiPfi so kastig ergritfen wiirdeut
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16
Neben der Reichs -Keligion erhielt sich die von ihr wesent-
lich Teraehiedeiie, in ihrem Urspriiii^ noch Aber die Zeit des
Köng-fu-tse hiMuisreiclieiide Lehre des Teo, begründet vom
Lac^tse, Ton geringem Einflösse auf das ei^esische Lebea,
und tnewohl bisweilen selbst von den Kaisern begünstigt, doeh
nie über die (M ltung einer bloss geduldeten Sektenlehre hinanf-
steigend, ( bei- den chiiH siscIien Dnalismus zui Einheit des
Daseins emporstrebeml . stelu sie der ("ruDd-ldee nach höher
als die chinesische Keichsreligion , in ihrer Aiisbiiduii^ tiefer.
Nach Form and Inhalt trägt sie indi s ch en Charakter deutlich
an sieh, ist nar als ein nnklarer nnd schwächlicher Aosltate
des indlsehen Bewnsstseins m betrachten, und entbehrt ihrem
Wesen wie fhter Wirksamkeit nach einer wehgeschichtüelien
Bedeutung; wir dürfen sie daher nur' knm berfiliren.
Lao-tse lebte zur Zeit des Kon^-Ai-tsCf war aber In dessen
jiujge» Jahren bereit« ein Greis. Schon um seine Gehurt weben
sich Saiden von imliiscli - [»liafUa.'!»tisrhf»!n Cilepräge; er sei 80 Jahre
lang iai Mutterleil)c gewesen und mit schneeweissem Maar geboren
n orden. 1) Er soll ferner, ganz gegen chinesische Sitte, grosse Reisen
in8 Ausland gemacht haben, bis weit nach Westen liin, — man sag^
bis aber dasKaspische Meer hinaas, — und nach Indien gekommen
sein« wo er sich lange Zeit aufhielt.^) Wahrend Kong-fn-tse als
achter Chinese in StaatsSratern su wirken suchte , zog sich Lao-
' t9e wie ein indischer Brahmane in dfe Einsamkeit zurück , lebte
äusserst ärmlicli. mn vor* ueniijen Schillern unit^eben, denen er
den Tat>-tp-kirii5, das lieligionsliuch dieser Sekte, diktirte. Kong-
' fu-tse besuch t<" ihn, war aber von ihm sehr wenig erbaut; er musste
sich »e\n(3 Sucht, Ämter zu erhalten, von Lao-tse hart verweisen
• iasseo.d) Von Lao-tse's Tode ist nicfats erwähnt; er predigte ja
auch die irdisehe Unsteriiliflhkelt.
Der TaO'te-king*) ist sehr dunkel, abgerisses, onhinngSloif;
'iMe Doiikelkeill 'des Baobes gab den spSteten feildirem 'au den
' weitgrelfendsteii Eintragungen hinreldiend Ranm. --^ Aller Vielb^t
desDasebä, so lehrt Lao-tse, Ifec^t ein cini tiCsPrincip zu Grunde,
Tao, die Vernütiriigkeit, ihn vorrjünltiire OrdmniL^. i^enauer die ver-
nünftige nirkende Kraft. ^) Ehe Uimmei und Krdc waren, war es
schon, und wenn beide nicht mehr sind, wird es sein. Es ist an
»ich ohne alle Eigenschaft, ohne Namen, «das vdllig bestlaimungs-
lose Ur-£bs*), ist aber die Oruadlage von allem bestfanmten Da-
sein. „Das Taodst das Leeie, o wie tief ist es; es erscheiBt als
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n
aller Dinge Urvater, .. wie ruhig; es erscheint als ewig bestehend;
wessen k!>ohn es ist, weiss ich nicht: er erscheint älter als desHini-
mek Herr."'') Es ist oiioe Wiüeti uaiili^Dken, ist durchaus a ich t
hewQsster Geist. ^)
Als dieses lesve, begrilTs- und beslimmaogslose Eins Ist das
^Mtesmle'' Tso die sUsr Vielheit^sa dcnode liegende Eisl^it
Dieses Uraein ist aber sweitess such eto Mbesaiwtes/* hat ^e-
atfaMMwigc» so 9kh, ist an sich die wirldicfae Vielheit „Wenu das
Tao, — so beginnt der Tao-te-king, — mit einem Namen benannt
werden icoimtej so wäre es nicht das Ewige. Obnn .Namen ist es
der Gnind des Himmels und der Erde, mit einem iVanieii i^^t tih die
Matter aller Dinge;" — als bestimmtes Dasein ist es nicht mehr
ilistracte Einheit, nondero die wirkliche, die einzelnen Dinge ans
aich gebirende UrsuiMtans, welche die Vielheit als ICeim schon an
«idi trigt Ein chinesischer CenBientar erklärt diese näher so: in
der Weise des Beoamitseins breitete sich das Tao materiell, kSr-
peridi muB'f das Namenloseein des Tan Ist s^ Wesen, das Na-
Benhaben aber ist dessen Anwendung. Andere chinesische Er-
Itlärer fügen hinzu: Tuo ist das Sein uii<i das Nichtsein; als Nichtsein
ist es die grosse Einheit, das grosse Eins, welches notli nicht ma-
teriell entwickelt ist, noch nicht zum körperlichen ^>eiu gelaugt ist«
das Namenlose ; Tao ist das iieere und daher unveränderlich und
eirigi als aber Himmel und Erde geworden waren, hatte Tao einen
NiMi; das Nichtsein ist das grosse Tao» das (Sein ist das klebe
Tso, — [ist Ten seinem wahren Wesen abgewichen]; ^ das Na-
Mlose ist nnwahrnehmbair, Ist die verboigene Wurzel, das be-
numte Tao, die kßrperliche Natur, sind die sichtbaren Zweige.*) —
„Das Tao ist euij^i und es hat keinen Namen; .. als es sich aber
theilte, hatte es eineü iSaiiien." W) „Alle Dinge sind cntsiatidcn
aus dem 8ein [dem benannten Tao]; das Sein ist entstanden aus
dem Nicht - Sein [dem unbenannten Tao];'^i>) das Tao wird auch
sonst oft das Nicht - Sein genannt, i*) Dar Text des Tao - te- kiog
iihrt Stutt ,;Ohne Affect mnss sein» wer das nnwahmehmbsre We-
sen des Tao betrachten will. Mit sumHcbem Affect muss sein, wer
dessen kSrperlidies Wesen erlassen will," » d. h. nur durch den
tshien Gedmiken ist das reine, namenlose Urseni an erlassen, das
inr Vielheit gewordene aber nur durch die Sinne. „Wer das Tao
erkennt, ist nicht erkenntnissvoll, und wer erkenutnissvoll ist, er-
kennt es nicht." Das wirkliche Dasein der vielfachen Welt ist
tlso nur dj5 andere Seite des einfachen Ur^Eios, der Schatten des-
sey»eD, seine Entfaltung, ist aber eben darum nicht das wahre We-
Ns des iSehis, wehshes viehnehr sehlechterdlngs bestunmungslos
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_ 18
'ist't*) „M$ H/t «bi ««rtemhi^ofte» Mb» weldht« war« • elw
tthmiiel kntd ßfde warm'; wie ruMg im4 wi« laer; «a Ist attate wnä
verändert sich nicht; es «raltet überall und wanket doch tiimmer;
man kann es betrcichten als die IVIuttor Aen Wis. Ich wms» »^neo
Namen nicht; aber um z»i bozeiclnH ii , ncnno ich es Tao; einen
Nanieu suchend, nenne ich es das Grosse. Ein Fürst ahmt der
£rde Dacby die Erda diem Hminiel, der Hkanel dem Tao, daji Tao
aainem aigaea Weaea.****) »Daa Tao iat grSaaar als JüavMl and
Erde/' Das Tao ist das lanere Weaea aller Dlage, es liat we-
der Aafang nodk Eade, wlewoM die Welt, das bemuiBle Tao» ver*
sdiwindet. ,,E8 kommt eine Zeit, sai^t ein Commentsr, wo das [be-
nannte] Tao verschu Indet und iiitlit mrlir \^[ : ado Wesen kehren
in ihren Ursprune ziirflck. vcrcmicon sich mit der owigenRuhe, die
ohne Veränderung iatj die Meeie entkleidet sich ihrer Gestalt; alte
materiellen Drage sisd vergessen. „Wenn nuia auch frägt, was
das Tao Ist, so antworte ich: £a hat weder Anlaog dooIi Ende« es
veritodert sieb nieht, es bat keiaea KGrper «ad kaiaen Cht, ba wird
weder grCsaer noch kleiner» es atirbt nicbt uad ealatekt akkt^ ist
weder gelb noch roth , hat weder ein Inneres neck eki Äusseres» kat
weder Gestalt noch Laut etc. JS) Das Tao hat im AU nichr ein Zwei-
tes neben sich, es besteht allein jenseits alles Daseins und ändert
sich nie: es durchdringt das All und ist doch unwandelbar. £s
breitet sich aus in Himmel und Erde und im Inoero aller Wesen; es
ist die Quelle aller Geborten und der Urapung aller Wanddang;
alle Creatoren bedürfen seiner; es nilirt alle Weaea* wie ebe
Mütter ihre Kinder nfthrt <•) Die sichtbaren Geatalten fieaaeo alle»
sanmt Tom Tao ana; das ist das Wesea des Tao [Reka der Diagc
rn sein]; es ist leer und dunkel; in ihm [als in ihrem Ursprünge] sind
(iesialten: wie leer und dunkel: ici ihm sind Wesen; wie tief und
uribegreinich ist es. Es giebt den Urs|n iii)g allen V\ esen. Das Tao
ist ausgegossen durch das Ali; alle Wesen kehren in dasselbe zu-
rttck, wie die Bäche in die Flüsse and in das Meer münden, Das
Tao ist die Wamel alter Weaen, und aUe Weaea aind aakie Ver-
aweigungea/'^O >,Das Tao eraeugte Eine; fikia etaengte 2hrei;
2wei eraeagte Drei; Drei eneugte alle WeseB|''<ft) d. Ii. dos Eine
xertbellte slck in hnroer Tielfaehere Verzweigungen. „Das Tao ist
utjw aiidelhar im Nicht- HaiKieln liegrilTen, und doch ist nichts, was
es iii< lit pr/eun:tc; es ist ohne firkeuDtoiss« und doch ist nichts, was
es nicht erkennte.** 'ä)
iStatt der chinesischen Zueihcit begegnen wir hier der Einkeit»
weleke» ana steh herauagehead» nick sar Welt der Vielkait am-
kreitet; dieae Elokeit Ist aber nieht lebensvoUea Tkna, iat aiakt
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Gei»t. «nndent ebeji nichts als die k ere, begriiTslose £iDheit> au
der uiiil in der schlprhterdiiigs nichts weiter m denken ist. Man
mn$8 sieh sehr hüten in diesen durch blosse V erneinungen audge*
teerten Begriff tondartige, bestimmte Begrifle bmeinzutragen , Tnr
welche Im ikwer gfoiMB Leere MKch viel Unan, aber ke&oe Be-
TecfttigODg let Dar Sdbeia veo UaedHielikeit wM Mk Ver*
aaBWg aHer BwtiinnllMit Mlkr wehlfeil emngeo,' aber m dieaer
leere« ftaheK-die Idee de« wabree/ ttaendttoben, fretea CMstee m
fioden, zeigt wenigstens ein völliges Missvert^tehen dieser Idee.
Die Idee des christlichen (ioMes ist das reine Oegcntheil jener
leeren Kiniieit, ist die lebendige Fülle alles Lehens selbst, und
diese peaitivate alier Ideen wird wahrlich nicht durch Moaee Ver-
aiiBaagen emingeii. Mit deai Tao dea Lae-tae haben uaaere Ge-
lebrloa viei Unfcf getrieben; io der Mbeo Kaobt der B^riffido-
aigheit let ea der PbaDlaaie leicht, Oeataltoii mHancfaeo an laaeen;
aatirlich iud mui aech hier wieder die Lehre vom „dem einigen
Gett in drei Personen" gan;s handgreiflich ausgesprochen ;M) selbst
Al>el Remusat bat sich von abolichen i:<intragungen nicht frei
gehalten."^-')
Bas leere Ursein dea Lao-tae macht nun freilich die Dinge der
Walt nicht begieÜich, denn Ana dem Leeren wird in alle Ewigheit
habe FttHe. Se Idelbt aiae mir flbrig, daa Uraein aelbat ana
der abaeliiteB LeerlMit beramatiaielien mid Ihai eine Seile dea
bealhDBlee, TielfMsheB Seiaa beiaiilegea. Da iat mm frdHch von
heher Credanken-Entwielcelung die Rede, sondern nur von etner
notbgedrungenen Behauptung: entweder giebt es gar keine Dinge,
«der das Tao ist nicbt f»loss die leere Einheit, das Namenlose,
Jene für Viele so impunirende Erhabenheit der absoluten Be-
stimmuagaloaigkeit verschwindet uaa alao aafort wieder unter der
Baad 9 ea Iat mit ihr gar oicbta aaraihDgeD» ale macht oichta
begreiÜch, wie an ihr aelbat aicbta an begrolfen iat Der gaase
Ccdaafce dee tumealaaeo Ciseiaa, welchen ana eich heraaagehend
aieh cur Weit eetfUtet, ist vfel tieAsr Io la^en entwickelt; ' die
Lehre des Lao-tse ist nur ein matter Widerschein des indischen
Gedankens. Lao'tse's Lehre gehfirt s('lilerht('r<litiij8 nicht in rli(;
chinesische Gedankenwelt, ist ein indisches iichmarotzerifenächs
aaf dem cbineaiacliea 8tamme, und was sie an Gedanken enthält,
das bat aeine weilgeaohichtlicfae Bedmrtnfig and Entwickelung in
bdlea gewonnen« Vfh bmnoben nna dnmm bei dieaer Lehre nicht
hinge anfiniAalten» ha1>eD mnr nach ehiige Pnnhie iierroranfaeben,
dte ana dem Grandgedanken folgen.
Die ivciicrc £nwickelun|^ des Grundgedankens trägt ebenHüla
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gaos deutliili iaOMku C^Ig«. Wk lbd«ii da fline WcHUlitag
durch das Tao, vf^elches in endlogen Verwandlungen sich selbst tn
der Welt hervorbringt, finden 8o*»ar Ues^^cji Meiis< luverdung iti ver-
^< iii ('denen GestaUeOj so besonders in dem flurcli überoaturlii^e
£iiipfäDgois8 erzeugten Lao-tse, ja selbst io Buddha.
Wichtiger als die eigentlichen Gnmdgedanken , um die eiehdie
piüktMdiee Chineees nieht Tie! betainwHttt aw heben aebeiaee, sind
fiBr dieaelbee einige praktieche Felgerangen geweiden» die eidi u-
tflrlich im Weeentlidien In Indien wiederinte.
1. Die wirkliche Welt, das benannte Tao, ist nicht das wahre
•Sein dc«!(Kelben. isf die ^eriri«»erc, uinvahrc Forui der Gottheit. Die
wahre Weisheit beklebt also darin ^ von diesem nichtigen Daseio
sich abzuwenden, es als univahr anmeciteDneo» den Geiaüt ganz auf
jenes unbenannte Tao hinzurichten, an dem und In demlSicirtsza
denken ist, jede wiriüiehe fiikenntnisa in vemditan» eich ans, der
banten Welt der Wirklichkeit yeracbtend iwachaniielien, ihr
jede Liebe und jeden Intereaae zu veraagen. «»Der, welcher
aur vollendeten Leere gelangt ist, der bewahrt beatindig die
Ruhe. Jedes Wesen, nachdem es geblüht, kehrt in seinen
Ursprung zurück; in seinen IJrsprun«; zurückkehren heisst zur
Hube kuiumen. =^7) W^er sich dem Forschen widmet, vermelirt tfig-
lieh seine Kenntnisse; wer sich dem Tao widmet, vermindert sie
, täglich, und so fort und fort," bis er anmNielithaadehi geiaht Der
Menaehf welcher daa Tae erkennt« redet nickt [weil dieae EkImmiI-
niaa anauaaprechllch] ; derjenige^ welcher redet, erkennt es niiskt;
er veradiBeaat seinen Mund, seine Obren und Augen, er unterdrSdkt
seine Thatigkeit etc; dann kann iiiait sagen, dass er dem Tao
gleicht."**) Der Weise kehrt in sich selbst ein, vcrseukt sich
beschauenti in die Tiefen des Gedankens des leeren Urseins, uill
mit der äusseren Welt nichts zu thun haben, kümmert sieb nicht
an den Staat und die Geachichte der Welt, lebt «tiU in der
Einaamkeit» gleichgültig gegea Freude uad Schmeia; die reckten
Wdseo leben ala Einaledler in WaldacUaehten und Hohlen, eder
ala Bettler oder in KKSetern und entaagen der Welt. „I>er hei-
lige Mensch maebt das Nicht -Handeln zu seinem Handeln, und
sein Lehren besteht im .S( liwcisren. 2») Verzichte auf geisü^es
Streben, und du wirst frei sein von Norge.^") Der Weise furchtet
den Huhm wie die iSchandei sein Körper gilt. ihm als ein gros-
'aea Elend; wenn wir groaaes Elend erdulden, so komaH diesa
daher» weil war euiea Kürper habea«*>) Der, wekdier gar aicht
aprtchtj geUmgt aum Nicht -Handeln. Daa Nicht-Seia dniehdiiagt
alle Dinge , daran fiemut daa Mieht-Haadeln. ^2) Wer haadilf, w-
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81
ßerf , wer ftc!i an eine Sache hänirt, verliert sie. Desshalb han-
deit der Weise nicht, und verliert auch nicht; des Weisen Begierde
besteht m der AlmeseDbeit jeder Begierde/'^) — »»Die Setsoiigeo
dee Lte-Ise» sagt Taeba-hi« bezwecken eio gfibsllcbes Verseoken
h tick Mibst; er wollte ekk dnrckaiis nickt mit Reglemngsge-
fckMen kefiuweo «nd atteki dem Geiste leben. Seine Satzungen
Mea dorekana anf daa Leere, anf die Rabe und UndiXtigkeit.
Die Aufgalie des Lebens besteht nach ihm in einer tiefen Selbst-
beschauime:. Die Masse der Dioi^e darf den Weisen nicht aus dem
Leeren aufscheuchen: desshalh pllegte er auch zu sagen: Ich bin
nicht, so vveoig wie die Meuschen» aas denen ick geworden; denn
wire icb nicht, so wurde ea nichts zu sagen haben» und diess gilt von
Jadem.«'««) Daa iat etwaa dem ebioeaiacben fiewnaataefai v5ll% Wi*
damtreitendea; der€liineae Icann nur mtt bitterer Veracbtung und mit
dem Yoiwurf der Tkorkeit oder der Selbataackt auf diejenigen kin-
IHifcaa, weieke aiek ao der menaekikben GeaeliaekafI entaielien.
Daher ist auch diese Seite der Tao* Religion in China am wenig-
sten entwicl«elt worden. 3 -) Ulier die Glel^h^ltif^kelt der Lao-tse
tiefen alle Freuden und Schiiier/cn argem sicli die Cliine«!en oft. Ein
berühmter Weiser dieser Schule sass grade beim Schachspiel, als
man ihm den Tod seiaer Mutter meldete; er lieaa aich dadurch beim
Spiei nickt bn mindeaten atOren» adadem, ao aageo ilim die Cbineaen
Bük, betrank aiek denaelben Tag noek bn Weine.**)
% Durck die reckte Weiakeit» dnrdi die Abwendung Fon der
Walt der VieÜMit wird der Menack eine mit Gott» und iat darum
aack nicht mehr in der Gewalt des unwahren Naturseins; mit dem
Hgrossen" Tao vereinigt ist er Macht über die Naturdinge. An
diwen Gedanken anknüpfend entwickelt »ich in uppiixer Fülle ein
reiches Zauber* und Wunderleben, durch welches eben die Un-
wahrheit des Naturseioa und die höhere Macht des mit dem Urgrund
geeinten Geistea aich ausspricht. Der Meaach, in welchem dae
Taa Wahrkeit geworden iat» darf nick nielit knackten laaaen von
4» unwakran Vielkeit der Dbq^» kat aie in aeiner Gewalt» aie muaa
ina gakercken. »»Wenn der Menack die Binkeit kewakrt, wenn er
aeiaeLekenakraft bändigt und unterwirft, so wird er sein wie ein Neu-
Gehorner, er erzeugt die Creaturen und ernährt sie, und
herrscht über »ie. Wenn der Mensch wahrhaft vollkommen syeu orden,
m untern Irft sich ihm die Welt. Wer zum Nicht- Handeln gelangt
ist , dem ist nichts mehr unmöglich." S'^) Obgleich die meisten Tao-
SckÜer wohl längst die tieferen Grundgedanken verioreo haben , so
waifiBQ aie aiek deck gierig auf die Foigeraageo» die einer kindii-
ckaaFktotaaie ao ackawiekeki. Noek jetat aieken die Tao*tae im
a •
*
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M
Lande umher als hochgepriesene Zauberer und Gei*»terb€schwüror
ttod die Chroniken wissen viel von dem durch ihre Gaukeleien an-
gerichteten Unheil zu enähleo;^) dem gemeinea Volke sagt sokfae
Weisheit oetflrUch sa,
8. Die höchste Bfacbt der Natnr fiher deoMeDseheti seigl eidi in
•ehieni Tode; der heilige Meneeh imm diese Mecht des «Mrohreo
Seins Aber sich eicht anericeinieD, der wahrhaft Weise sÜrirt sieht;
was wäre alle Wandermacht, wenn sie der Nator die Macht des
Todes zugestehen mflsstc? Der Mensch, welcher, aus der Welt
der Unwahrheit zurückziehend, mit dem wahren Tao sich eint
und dadurch Macht über die Natur wird , muss auch die Macht des
Todes zu brechen TermOgen; die Natur hat über den Weisen
keine Macht mehr; er ist UDSterhlicli.**) Aber diese Unsterb-
lichkeit ist sieht von Natur, sondern ist ebe ermngene; der Measdi
bricht des Todes Macht, wenn er die gSttÜche Lebenshmft in
sich avfnhnnit; diess geschieht, seh? wahsscheiniicb im Ansehhiss
an das indische Sorna und Amrita, durch den „Trank der Unsterb-
lichkeit", gevvi.ssenn^seri die aus derNattn herausgezogene gott-
liche Lebenskraft, das Göttliche an der iSadtr. Dieser Trank ver-
scbafFt nicht blos ein Leben nach dem Tode, sondern %*or Allem
ein Fortlehen auf dieser Erde, entweder ohne Tod in dem nickt
alternden Körper » oder in der Weise der Seclenwandemng. ♦o) Diese
Unsterbiichkeit ist Übrigens eine bescbrinkte, denn des SM der
„Helligen" ist es, sick anletzt In Nichts anfsulisen;«i) und „die
Rückkehr Mis Nichtsein ist die Lebensbeweguiig des Tao>*) IHeser
ÜDsterbBdikeitstrank, von dem übrigens das Tao-te-kfaifi: nichts
weiss, spielt eine grosse Rolfe in den chinesischen Gei»cl»ichten ;
niehrure Kaiser haben ihn getrunken, uud einige haben sich den
Tod daran getrunken,*^) ohne für Andere eine Warnung au sein;
auch jetzt wird noch viel Unfog damit getrieben.
Alle diese Erscheinungen tragen durchaus indischen 'CharakAer,
und es bedirlle, am Aesen fremdartigen Ursprang der Tae- Lebte
sQ zeigen » nicht erst des Umslandes, dass einem Kaiser der Ua-
sterUichkeitstrank roa MSnnem gereicht wird, welche aes Indien
kamen ;M) dass die Priester des Tao wie die Baddhageistilchen
Schämen genannt wurden, dass die Zeitrechnung der Tao-
Schüler ganz wie die indische in die Millionen geht,<^<') dass ein
Götzenbild dieser Secte von schwarzer Farbe, schrecklicher
Gestalt und mit drei Augen'^'') sofort an ^iva, erinnert, dass als
die höchsten Geister der wirkKohcn Welt drei göttliche Wesen
erscheinen, von denen der elM der Geist des flimmels and der
dritte der des Feners Ist,«*) wie Biama «nd (Ivn. Bincb der Sage
üigiiizuQ by <^üOgle
83
vrarLao-lne in Indien geneseu; dicss wird dadarch unterstützt, dass
der Tat> - te- kih!? einen Thurm von neun .Stockwerken erwähnt;*»)
iokhe Gebäude t>'md aber in China erst viele Jahrhunderte später
f OB Buddhisten erbaut worden, und sind indische Pagoden.
Die Tao-Secte hat sehr verschiedene Srhkhtle im ReNshd
friMMf teU 9ewmM iie «eltet w Hofe £faiB«M, md ebagoKaber
«vfiMädi ihr in dia AniM, «ad imuMteD ihr« O— terhtidAeHoioiii
•wltMllMl Mi« (Hthim Toda WsahleD; - bald wurdoale Terfelgt.
MhMkar Strafe ▼erbotei, ihre Aobfttififer sogar ans dem Land«
gejagt. Die neuere Zeit ist in ihrem orsterbeutien <jieii»te gieicii*
guitiger gegen fremdartige Lehren geworden.
') Tao-te-kmg, par Stan. Julien, p. XIX. Gützlaff, Oesch. d.>chm. Reichs, S. 66.
TS. — *) T«ot. p. Julien p. XXII! etc. Gützlaff, S. 73. — ») GftUl. 66; 'SUm. d.
Chin. t. XII, p. 68. — *) Tfto t • kiug, trad. p. G. Pauthicr, 1838. p. Stan. Julien,
1642; Abel-Bänusat, Mdm. sui ia vie et Ics opiu. Uu Lau-tbcu, 1823. — *) Vgl. oben
iU.— •)dcMÄiUa,hist.rV,l30. 360. — ■*) Tao-tc-king, c. 4, uach St. Julien n.Fantfaier.
-^^TImC; ^ Juiknt p. ZIIL <— *) T«o4B-kfaig, & 1. nadi Paathier «lA Julien. ^
^ BbMd. e, BS, aaeh Jal ^ ") c 40. c 48.— ") c 81. — Abet-B^aaiat,
Vd.pMh.Vw 189« ») Ttet e. S8. ti^ 4. 14. ^ ») Bbeol p. 9» (JaL>~«') Bei
KnOna^sa c 1.— **) Eia Coauasatar i. TaoL b. JaL p. ML— Ebead. p. 98,«-*
*^ Teot. c 81. 88. — **) Eia Coaua. b. Jol. p. 188. Taot c. 42.^») c. 87. a.
CfT^m h Jul, p. 136. — **)Montucd, de Stadiis sin. p. 19; vgl. Taot. p. Julien p.IV. —
**)Mem.su-L. p. 44 Ptc. — '"*)Kony, .Tonm. As. VIT. p. 465. 488 etc. — Taot. e. 16.
c. 48. 56. — ^") Ebead. c 2; vgl. 3. 43. — c. 20; Tgl. 64. — c 13. —
") c. 23; c. 43; vgl. 63. — r. 64. — he? lügen, 1837. I, p. 27, — ") Mem.
4 Chin. XU. 69. 332. — ^'') de Maillu, iV, 13Ü. — Tnot. c. iO; c 22; e. 48. —
**) de Maiila, Lisi. V, 85. 121. — ") Toat. c. 33. — «") Ebend. VI. 227. — '»') Gfitz-
hff, eT.B.B.S52,No. 5, p. 4. — *^) Taot. c. 40. — •*') de Maiila, VI,39Ü. 429. 441. 490.
X, f. — •«) Ebend. VI, 390. — **) Ebend. V. p. 50. — ••) Ebend. L pref. p. 19. —
*0 HeMBiian, voy. L p. 858. — QtHriaga, a. a p. 8. — *•) Tiot «. 64. —
5
Die Lehre des Buddha, der bei den Chinesen Fo t^enniint
wird, seil65n.Clir.il] Chinaeingedruugeu, uudspäti r mit reissend er
Sdiaelligkeit sidi yerbreitendy iiald hart bedrücl^t, bald in hobof
towl der KaiMr» hat im oenerer Zeit die Mehnakl der Chinesen
«Ihien Anliing«», wkwohl die ätaetebeamten der ReiclMreli-
Ißom taldigeik Akcr die Baddlielehre, ans einer doreh die adeii«»
tnaeLefcie dee ILong-tse onMHedigteB Selmsaekt oaeh tieferen
Uen mit Gier ergriffen, bat, China uberschwemineed , Utrele«
bendige Strüniuug verloren, und ist in trüber Mischung mit
fremden Elementen versumpft, auf die gebildeten Klassen von
sekr geringem Einflüsse) auf das Staatsleben von s;nr keinem,
bietet aber dem gemewen Vollie in ihrer gefügigen Anschmieguug
m dbfa8iifldiB fiiHeii und VeiMUHieii eini^tB fiieats lür dae
e*
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u
Leere der Reiolisreligion an imitrwiiiMildmi Geiuikeii» —
Thatsächlich hat der Baddhisnius in China allen Geist verloren,
ißt faul und dumpf geworden; ein ganz mechanisches Formel-
\vese09 dem Chinesen so BAtürüch, hat die Stelle der gewaltigea
ld0&a eingenommen.
Da die Baddba- Religion dem indischen Geisteeleben ange-
hört, und in CbhuL wolü sudilreiehe Aobinger, ato keine Ge-
•eblehte ond keinen nmgeetaltenden Einflnee kal, ao dCvto wir
sie hier nicht n&her betrachten; Tttfiwlte Gestalten gekUffen
ohnehin nicht in die Ue&cliichte.
Zweiter AbschniU.
Dm wtesenscliaftllche Leben.
$28.
Die Welt ist ein geordnetes Ganze, nicht ein zufWiger Haufe;
die himmlische Macht durchzieht das All als die einige und
einende Lebenskraft, und kommt im Menschen zu ihrer höchsten
Offenbarung; die veniünftige Gesetzmässigkeit des Alls ist zu-
gleich auch das Wesen der mensch] iohenVernunfl. Der Mensckkat
in sich selbst das Maass des Alllebens; in sich selbst schaaead
erkennt er das Wesen der Natnr, und in die Natar schanend,
findet er sein eignes Wesen wieder. Der menschliche Geist steht
so nicht als ein Vereinzeltes, Gleichgültiges da, er findet in der
Welt überall das ihm Verwandte, er ist überall heimisch, überall
findet er Fleisch von seinem Fleisch und Geist von seinem Geist;
der Mensch ist nicht fremd in der Welt, und liebend versenkt
er sich gern in die Betrachtong des Daseins. — Der Gedanke,
dass das Dasem ein vernünftiges , ein schleohterdinge ordmuigo«
Tolles sei, giebt dem mensehlidien Geist ein gesteigertes later^
esse an demselben; der Menseh branchl da nioht erst an mitev»
snchen, ob das Sein auch gut und gesetzvoll sei, ob es Meh
verlohne, sich forschend in dasselbe zu versenken, soiideru er
ist von vornherein sicher, dass Alles, was er erforscht, auch
vernünftig und ein Gewinn für die Erkenntniss sei; wo er auch
schöpfen müge aus den Quellen der Itiator, tiberatt quillt ihm dar
reine Born der Vernünftigkeit.
Der Chinese hat darvm ein hohes Interesse l&r dieBrkeaM«
aisa; des Measchen Weith at^ aad lUIt aut sefaiem Wasaeai ja
mehr gelehrt uad eikeaaend, um so aiehr geaehtet im Staate.
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85
Aaf der Erkenntniss mht hier alles Staats- nnd Volksleben: die
Wissenschaft tritt unbestritten an die Spitze des chinesischen
Lebens. In der glänzen llnrigen heidnischen Welt, — das Grie*
chenthnni nicht aasgeiHNmnen, — ist keine so hohe Achtang der
WiMessoball und keine so hehe Bedeutung derselben flir das
gnunnle Volksleben als bei den Qdaesen. Bei den Griechen
war die Wissenschaft melur gesondert von dem Volksleben, war
Frival&ache, hatte keine unmittelbare Bcziehuiig zum Staatsleben,
ja war grade in ihren hervorragenden Spitzen in feindseliger
Spannnns^ mit dem vorhandenen Staatsleben; sie war nicht orga-
nisch mit dem Gesammtieben des Volkes verwachsen, fKhrte
vielmehr fiber dasselbe hinaus;—- in China ist Staat nnd Wissen*
iehsft eins; das gunne Leben des Volkes mhl auf der Erkennt-
süss die Weisen snid die Staatsmftnner, und die Staatsmänner
find die Weisen. In dem Staate der grieeUselien Intelligens, in
Athen, entscheidet wohl das Loos oder die Laune des durch
schlaue Demagogen geblendeten Volkes über die Erlangung
?on Statitsa intern, — in China entscheiden allein die Kenntnisse;
in Athen können wohl Handwerker das 8taatsrnder ergreifen^ in
GMna allein die Grelehrten; — in Griechenland verbannt man die
frOssten Weisen oder reicht ihnen denGiilbeeher, in China erbaut
iwn ihnenEhrenbogenundEHnneningshallen; einflussreieh wur-
den im grieehisehen Volke eigentlieh nur die Sophisten, welche
das Snbject losbanden von allem zwingenden Gesetz alls;emein-
gfiltiger Vernünftigkeit; Chinas anerkaniite Weisen streben alle-
sammt die snbjective Willkür des Einzelnen unter das nrrver-
rilckbare Gesetz der Allvernunft zu bändigen. In Griechenland
ph eben das starke Subject; in China gilt das Snbject nichts,
isndem nur das Allgemeine, die objeetiTe allgemeine Weltmacht;
iwi den Griechen galt diatkrftlliges Handeln, der starke Wille
im einselnen Kleinstaates oder des einzelnen VoUuHlhrers der
ganzen übrigen Welt gegenüber, bei den Chinesen gilt nur dieFft-
higkeit, den ewig vernünftigen und unveränderlichen Gang des
Volksiebens in derOrdnung zu eriialten, und dazu eben bedarf
es der tiefen Erkenntniss der in demDasein waltenden vernunfti-
gOB Gesetsmässigkeit, die der Mensch nicht frei zu bestimmen,
0ondem der er sich dmnfldiig au luiterwerfen hat. Gross war bei
Im Griechen, wer mit starker Hand in das Leben hineingreifen
kennte, bei den Chinesen der» wer mit kenntnissreidiem Auge
das kunstvoll gefügte Rftderwerk beavfeichtigen und vor Stö-
rungen bewahren konnte. Das Volk der unruhigen That bedurfte
Helden, das Volk des ewigen Friedens bedarf der Wissenden,
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wcAelie Mkkmead dieOrdottig des roUe»4eii GetriabM fiMtkmi
die Masdilne aber Ist niolit von menscliltelieiii Wte crtawl> —
der Himmel selbst gab Gesets und Regel.
In China ist die Wissenschaft ein hochwichtiges Glied des
iStnaislebens; nur die Gelehrten sind die Beamten; ohne Wissen-
schalt kein iStant ; wer Achtung erlangen will im Volke, und
Einiluss auf den Staat, der muss etwas gelernt haben; er muss
nicht bloaa praktische Erfabnuigeii aus dett Gebiet der Lebens«
weishalt gemacht, aondem er rnnss die Emmgenaduifteii Mb»*
rar Webheit atudtrt haben«
Der Mansch erhebt sich durch die Wiasenaehsft Uber die
blosse Einzelheit, ist nicht mehr ein blosser Panict im AH $ das
Dasein erkennend wird er eins mit dem All, er zieht das liimmli-
scbe Leben, was ij» der \\ elt ausgebreitet ist, iji sich hinein,
wird sieh der Veniiintüi^keit des Daseins bewusst und streift die
Sprüdigkeit des beschränkten Ligen willens ab; das himmli-
sche Leben , in jedem Menschen van JNatnr schon vorhanden«
w ird durch die Erkenntniss der dranasen waltenden Vemdiifiig»
keit noch verstirkt und concentrirt» und dar Wisaaada wird mit
gesteigerter Erkenntnias geeigneter, iml^aam daa Ufanmela die
gesctamäasiga Bewegung des,Volkslebeps au leitaa*
Die Sprache.
§«9.
Die chinesische Welt- Anschauung ist unorganisch; das
Welt- Leben stellt keine Lntwickelung, sondern einen chemi-
schen Process dar; — die Urkraft wirkt auf die ünnatarie» und
das Resultat ist das wirJdiche Dasein ohne wetten« fovtgehende
Entwickelung; Natur* und Menachenldbos habatt keine Ga^
schichte. Das Höhere steigt nicht in lebendigem Wachsdittm ans
dem Niederen hervor, sondern unmittelbar aus dem Urgrund des
Seins. DasUrsein verzweigt sich nicht, entwickelt nicht Blütben
und Blätter, sondern schiesst nur krystallinisch in Atomen an.
Die Sprache trägt denselben Charakter. Da ist keine or-
ganisch-lebendige Entwickelung dea Stammwortes zu einer
reichen» fruchtbaren Veraweigung abgeleiteter Vwnea und
Wörter, keine weithin sich aaabreiteada Flexion; sondern die
Wörter, an Anaaerem Gahalt alle einander gleich via die Atome
einea Kryatalls, — last alle einsilbig,— werden nur dadurch aar
Sprachgestaltung, dass sie aneinander krystallinisch sich an-
setzen; die meisten ßegriffe werden durch Wortkonglomerate i
ausgedrückt» deren einzelne Bestandtheile nachieslen Gesetasa ^
I
I
I
Digrtized by Google I
mA m giiiirihr fügen. We Wörter ilnd Mm leli«iiig«ii Keine,
ilei tiren und gestalten sich nicht, sind todte Sto^heile. Die
Sprache hat kein gei stiege s Gepräge, ist nur symbolische An-
deutung für <ieii Gedniikeii, nicht sein wirklicher Ausdruck 9 ist
•ise in Laute gesetzte Pantomime.
Die chinesische Sprache ist uster allen Sprachea der geschieht'
KchsB VÜker die selnfierigstef weil sie in ihrer spröden Uobeweg-
Ikhkeit dem lebendigen Gedanken nicht an folgen vermag, ihn nur
andeelet» nicht ausdruckt DieOrammatiklst sehr noTollkoainiee. Wie
die Chinesen keioeo wirklichen Unterschied kennen zwischen Geist
lind Natur, zwischen dem schlechthin Thätigen uüci dem passiven
6cit). so haben sie aiirh keinen Unterschied zwischen dem L^oisti-
gen Worte, dem Worte des Lebens, dem Verbuni, und dem Worte
des SeiaSy dem Nomen; dasselbe Wort ist unverändert, je nach
dM gesawwMinhnng» hald SnhstantiT» bald Adjectiv» bald Verbum;
sie deeliairen und conjnglren nicht, haliee ? om Yerlmni eigentlich
sar die substautivische Fem, den Infinitiv ; i) das Verbum stellt als
ehi sweftes BegrilTswort neben dem Substantiv, ist nicht mit ihm su
einem lebeudigen Ganzen verwachsen ; in der Sprache ist ein eheuso
ungelöster Dualismus wie in der Welt. Die Zeit kann am Verbum
selbst nicht ausgednirkt werden, sondern nur durch Uiuzulüguog
Siaes besonderen Wortes, welches diese Zeit bezeichnet. Nur
Accent und Stelluug unterscheiden die Geltung eines Wortes als
SulwtantiT, Verbum« Adjeetiv^ Zahlwort, selbst als Prfipesitioa.
Keine Formenlehre» sondern nur Syntax Dieses todte Neben-
einaoderstetlen von Wörtern ohne ein inneres lebendiges Band
macht das Verständniss so schwierig; der Geist mnss erst in die
todte Masse hineingetragen, der Sinn oit mehr errathen als gelesen
werden. Die Zweideutigkeit der Sprache sucht der Chinese durch
mausigfaltige Darstellung desselben Gedankens zu entfernen ; daher
die unaufliSrIichen Wiederholungen ro wissenschaftlichen Schriften;
fon den vielen Dursteilungen, die alle dasselbe sagen wollen, be- *
selchuet eben keine den Gedanken scharf und bestimmt« Keine
Sprache eines gebNdeten Volltes Ist daher zur Philonophie so wenig
geeignet; die Sprache i^ewährt dem fortschreitenden Denken keinen
{^bahnten W^eg, sonder» bezeichnet denselben ^ewissermassen nur
durch ausgesteckte Stangen, und der Hörer oder Leser muss sich
Dach diesen Signalstangen auf gut Glück den Weg selbst bahnen.
Die atomistische Natur der Sprache gestattet keine reiche Ent*
wickehug des Satses; mit Jedem neu hhmugelllgten Worte steigt
die Sehwieifgkeit des Verstehens; daher sehr hurte Sitae. Whr
finden du nicht ebeu wett TMweigten und AehtbeiaubteB Piansen.
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wndiu, •mäm ei» in die Lliige iMScInreriiclMS «d itegwNiiUgwi
SieingerOlle» Die kafsalkiiiige Spiaclie ermfldet das foileileiide
Deiik«ii. Die diinesfeche Spreclie erbnert Tieiradi an die enrfe
Sprechweise der Kinder, welche auch die Wörter unverhanden ne-
ben einander ütellen, vom Verbum mir den Infinitiv keitneu und
kein Wort flectiren. China zeigt aber diirehweer eine fest c:ehaltene
Kindheit des Geistes; festgel^teu ist aber wie bei keioem auderea
Volice die älteste Sprachform; die Sprache der Kings ist von der
jetit geaprocIieDeo wenig abweidieDd,') wiewoiü die daich den
Baddhianraa in China belcannt gewoidene Saoacrilapracbe einen
lebendigeren Hauch Aber die Sprache anagoaa.^ Die Ananlli 4ea
WOrterschatzes wird durch schwerfällige Zusammensetzungen sn
ersetzen gesucht; die noch nicht 500 aufmachenden Stamrawürtcr
bilden durch verschiedene Accente und verschiedene Aussprach c
1445 fast durchweg einsiiliige Wörter, aua deoen dann zasammea-
geaetate gebildet werden.
*) WiUl V. Humboldt, LeUnk Abel-K^miiaat sarlanatare des forme« gram>
maticaki etc. Paris 1827. p. 2. 16 etc. AbeJ-Reinnsat, in den Anmerk. dam. Ebend.
S. 97, K. F. Kenmann, Asiat. Stadien, 1837. S. 24; Endlicher, chines. Gramm. 1845.
§ 121 f tc, — "2) T^enmann; in Illgcns Zeitschrift 1837,1, p. 8. — ») Sb«nd. p. 2t. —
*) I^eunann, Asiat. Btndiea, IB37, 1, S. 16. 80.
Die Schrift.
§ 30.
Die AVildeii leben nur fiir den Augenblick; ihr Geistesleben
ist nur ein vorübergehender Ton, eine bald verschwiudende
Welle; Alles ilieaat, und der Geist mit demselben; daher nach
kein Interesse flir das Bleiben, für das Festhalten des CSeisti-
gen* Bei den Chinesen Ist nicht das Fliessen, sondern das
Sein das Wahre; das Sein ist ohne Anfang und ohne Ende; des
Seins höchste Offenbarung, der Himmel, vergeht nicht, sondern
immer sich bewegend, bleibt er doch, und es bleibt das unab-
ändcrliclie Gesetz seiner Bewegung. Die Chinesen haben darum
ein Interesse füt das Sein und Bleiben; so wie der Himmel, bleibt
alles wahre Sein; China selbst ist nicht ein vorübergehendes
Reich, sondern soll immer sein nnd bleiben, rnid so auch Alles,
was in Cliina wahrhaft ist. Das gedachte Wort soll nicht ver-
hallen , denn alles Seiende hat an sich einen Werdi. Daher ein
reges Streben, das Wort festzuhalten. China hat die älteste
Schrill, aber sie ist so wenig wie die Sprache lebendig; die ein-
zelnen Wörter erwachsen nicht aus g;emeinsamen Grundlautcn,
sondern stehen als fertige und untlieilbare Ganze da; jeder Be-
griff hat nrsprfingUch ein besonderes Zeichen.
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Die Chinesen hatten ursprUogUch Knotenfädcn, mit denen sie
bestimmte Begriffe beaeichneten , c;an» in der Weise der Peruaner
[Bd. I, § 170.]; die verschiedeDe Zahl und Entferoung der Knotea
gab freilich eine sehr beschränkte Anzahl von Zeichen; doch war-
te «ÜMe Kaotonaduiüre seit Fo-hi bereili durch die wirkliche
Schrift YOTMiigi <) IM« Kna des Fo-hi [} 6] mm Ae&og dee dritten
Mrtueeede yor der. echeineo en» dleeen KeoteoecluiireD eol-
sprangen fe «ein ; die ganiee end durclihrocheeeii Llnleii ilBd ehe»
auch jiur Syiubole von sehr beschrftnktein Umfang. Aus diesen
Linien bildete sich ailmablich die eigentliche Schrift;*) &uh den
64 Kua waren 300 Jahre später 540 Zeichen geworden,^) die aber
bald so vermehrt und so wiUkdrIich amgestaltet wurden, dass das
Veist&ndiiiM ÜMiMDinöglich werde. Im Dennten Jahrhundert verChr,
wiiee dabev» wm die Veiwimuig sn endeo« die ScbiiftseickeD
derch die Megiereeg geeiehtet» feelgeeetal end aef Mamofeieleii
eiogegrftbe»; aber erat In difttoe Jahifavodert Ter Chr. war diese
gesetzliche Schrift überall durchgerührt. 4)
Die chinesische Schrift nar ursprünglich reine Bilderschrift, je-
de» Zeichen ein Begriff; z. B, 0 ist Sonne, ist Mond, — ist eins
sist zwei« (|) ist die Mitte: durch Zusamnieusetzung bildeten sich
abgeleitete Zeichen, s. Bi. Qj) ist Glanz; ein Mund und ein Vogel
iit Vegeigeaeog. Waeaer wd eia Avge bedealet Tbfioe« eine Tbflr
aid eio CNtar iai bercbea ete.; dieae eiolaidien« Jetat aebr veiin*
deKeoBfMemeicheB naehea aber nur einen klebe» Theil der Sebrift '
aos.^) Die meisten Zeichen der ausgebildeten Schrift sind aus einem
Laut- und eineiii liegriffszeichen zusammengesetzt Die VDilstän-
dige Zahl der gebrSuchlichen S( liriftzeiclien beträgt gegen 25,000;
jedoch gieht es, wenn man die seltenen hinzurechnet, viel mehr;
die Geaanuntzahl der anwendbaren Zeichen hetr> gegen 50,000;
Ikr den gewCbnUcben acbrifttteben Verkehr reiebt acben die Kennt-
dss Ten 4000 Zeicben ans.^
*) Cboe-feiiig, 581; pt^ p. TJJLIHI. XXZXVHL CO.; de Ifaflla, hiat.
|iat|u4. 7. 8; Mwrlini,abitashiskdNaaI,1658»Q,p.9.1S; Klaproth, Arial.
HiSM. 1809, I, & 81; Abel-B4auuMrt, Bsdt. not Im hmguM TarL ^ 87. — *) De
Hdila» Utt. gea. I> p. 7. 8. — *) Ebend. p. 19. — > 0 Cfaon-Idiig, p. 884. — Bnd-
Beh«, chines. Grammat 1845. f 1. 5^8. — OBbeod. | 5. 8. — ^Da Ifailla, na
Choa-kiiig, p. 888. 884; Heavami, Asiat. Stadica I, 8^ 4. 14. MUehar. f 88.
Die WiisenichafL
§ 31.
Sin elgentlidi wianenaidialUicliea Iic^bea, iber das blosse
SeBMialB ron Beobgebtimgen imd EinfiUlm.zn doer geistigen
Vmrbeitaog des Stoffiss fMrtgehoid) begumt riemlicb spät, in
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crrfc9li(«r W«kMi «rat vm die Mt ChrM, wM «M^m UbUtIn»-
chano:en dann sich steigernd bis ins dreizehnte Jahrhundert, wo
dasselbe seine höchste Blüthe und philosophische Reife erreicht,
um bahi d m liher. als der Glaube an die ewige Festigkeit und
unerschütterliche Ordnung des Reiches durch die Mongoleu-Er-
obemng gebrochen war, ^obuell zu sinken, und sich erst sp&ter,
zwar nicht va neuer Schöpferkraft, aber doch mm Wndeihflie>
ben nnd Sammeln des Emingenen wieder anfisaricfaten*
Die sehr reiche, vielfach vom Staate getrageae und bafMerte
wissettscftaftlfebe Litterator, an welcher sich selbst die Kaiser
und die liöchsien Ntaatsbeamten betheiligen, zeigt trotz grossen In-
(eresf!PM für rrpistises Ijebcn doch im GRnzen nielir ciue Fülle vun
Stoff alK geistige Durchdriogung desselben, mehr Beobachtungen
«nd Bemerkungen als Gedankenarbeit; die Darstellung sucht meist
durch vielfache Wiederholung desselben Gedaakeos die Mii^ der
Sprache auszugleichen; trockene Verstfiodigkait henacht var, die
Phantasie tritt zurflck.
Der erste Versuch einer ordnenden ZasammensteHuBg des IVis*
sens iindct ^k'h im 12. Jahrhundert vor Chr. ;i) das ist aber nur
eine ganz rohe und oherflrichliche Gruppirun«: von physischen, sitt-
lichen und politischen Dingen, im <'rston Jahrhundert vor Chr. stieg
dieLitteratur bedeutend uoter der Begünstigung deaKaisersWo-H*);
im zweheu Jahrhundert errichtete ein Verein tob Gelehrlea ein
Art UnIversttSt, die bald Tanseade vou ZuhSrem zihlle.<) Kaiser
Jaug*tl um 600 aach Chr« berief eine grosse VeraanuBluag voa (k-
lehrten nach der Hauptstadt, trug ihnen die Abfessunf^
über alle Seiten i\i\s Wissens aul und sammelte eine grosse Biblio-
thek.*) Die höchste TUiirb« erreichte die wissenschaftliche Littera-
tur im 12. Jahrhundert, als die Mongolen bereits den nördlichen
Theil des Landes in Besitz genommen hatten; es ist diess dteZeitf
wo Tschn-hi lehrte und wo dessen Scbftler Ma*tnaa-lhi aeia gross-
artiges eocykbpfidlsches Werft herausgab. Später beachriakte into
sich aufSammlungundErklftrungder alten Litterator. Dia fan voriges
Jahrhundert auf kaiserlichen Befehl gemachte Sammlung der rorsig*
liebsten Werke der Litteratur beläuft sich auf 160.000 Bände. ^)
') Im J>chu-king, p. 165 etc. — '*) üützlaff, Gesch. i^. — ^) De Maill«, III,
p. 473. — *) GauL, S. 214. — *) Neumann im Nouv. Journal AsiaU XIV, p. 63.
§ 32.
Für dieNatnr hat derChineae ein hohes Interaaae, denn sie
iet hier das allein wahre Sein; was da Geistigea exMrt» das ist
nur in und an der Nninr; die Brkeimtiilas des GelMe« tilManrihik,
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üe der Nstar in den Vorder^nd. Aber eben weil diene Alles
m Allem ist, ist hier ihr wahros Wesen verwirrt und ihre Rein-
heit getrübt. Die Natur ist das Göttliche, und dns Göttlicke ist
Nütar. Wenn also der Chinese für dieselbe ein hohes Interesse
«9 hm er es eigentlicli nidit fbr sie, insofern sie Natar ist,
isadsni insofern sie d«i Gdtdielie ist; er betmehtet sie iiiclrt nn-
bcfim^, sondern er sneirt mehr in Ihr als er In ihr snohen kann.
Diese BeftiiigetiheH bewirkt, disss swar rfele Beobaehtnng:en
Iber die Natur £;emacht werden und viele Gedanken über sie,
aber kein w irkliches Eing^ehen in ilir inneres Wesen zu finden ist.
Vorzn«rswcise ist natürlich die höchste Offenbarung des gött-
lichen äeins, der Himmel, Gegenstand der chinesischen Wissen*
sebaft; üe Erkenntniss des Himmels ist die Erkeiintniss Gottes;
^Aslimeinie IstTheoiogie. Die Astronomie ist sehrlHUi«nd
teMi bemalend entwiekeh, und die Aasleht Ist irrig, dass die
CUnssen es »iehl bis m einer wirklMen Bemfannng der Him-
■sisbcwegung; gebracht hAtten «nd ihre Kalender nur durch
europäische Astronomen herstellen könnten. vSoiuien- und Mond-
finsternisse wurden schon im arbten lahrliiiiidert vor Christo
berechnet, und die Kalender sehr sorgf ältig gemacht. Die Astro-
nomie ist Staatssache, der Himmel die bestimmende Maeirt für
is Regierung; der Kaiser mnss sieh in seinem Regieren nach
dm CenateUatleafii am Hfanmel eben ao riehten wie ein konatl-
MisMller First naeh denen der VolkavertretaBg; aber der cht*
imische Kaiser hat diese Maeht Über sieh, und hat gegen sie
kein Veto. Die Astronomen sind des Himmels Propheten, sind
seine Priester. — Auch in den übrigen Naturwissenschailen ha-
ben die Chinesen reiclu; Heobachtnng:en gemacht; selbst eilige
Theorien über die Entstehung der Natur hnden sich vor.
6cboD dem sagenhafteo Gründer Chinas, Fo-hf. M-erdeoHiminels-
bmhaditnngen sogeschiieben, Mne nidisteD Naehfoiger pflegten
die Aatrenonrfe nad Hessen die Bewegungen der HImneUcSrper he-
racfenen; nad* schon vor der Mitte des dritten Jshitanaends Iksd
miD, dass man in 198ovmenjahren TMondmonate einsehleben nflsse,
um welche die Mondjahre kurzer wÄren; ein bewegliches IMaueta-
riuia wurde i^eiimeht, um die Bewej^nnu der Hliiiiiieiskürper zu ver-
aBSchaulicben. Um 2500 wurde eine astronomische Akademie be-
gründet, und die früheren Beobachtangen gesammelt;*) eine astro-
nomische Beohachtni^ einer Saaneuiasieruiss wiidj wiewohl an«
ächer, an« dem Jahre 215i5 berichtet.^ Tae, der erate Heirseher
is der elgeotHeb geachidMichen ZeH brfaigt die Astt onsmie an hO-
hnerSafirfohehnig, ordnet die Mtreehnang nnd gab den Aattono-
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meo bestimrate Is«4niflttiMMB. Dm Mif SMTage angenonneiie Jahr
lies» er genauer berechnen. Der Himaiel, so fand mao^ rückt in seiner
fä^Irrfien Bewegung uiu die Erde ehvas neiter vor als die laogsa-
iiiec sich bewegende Soone, und nach 305^4 Tag treffen beide
wieder id demselbeu Punkte zusamruen. Der Mond aber geht vitk
IfiBgMmer als die Soiiiie, ist in 2(H0%4o Tagen wieder an deraelben
Stelle lies Hunaiels, und «ein swOlfiaaligor Ujekiei«» eie filoBdJahr,
dauert 354 Hs/g^ Tage; ie 19 Jahveo kehrt der Mead Ihaf; in den-
selben Stand in Beziebnng anf die Sonne wieder awtek; genener
aber erst in 4()17 Jahren.*) Es sind aber in diesen Berichten un-
zweifeliiaft /spätere Berechnungen der früheren Zeiten zugerechnet;
erst aus dem Jahre 770 vor Chr. werden neue Beobachtungen er-
wähnt; es scheint in der That erst seit dieser Zeit eine grossere
. AanbÜdung der Astrenomie stattgefonden an faalien, nie blieb aber
doeb hnmer weit binier der der Gtiecben laHIeb,^ nnd int Mher
kl ibiem Weilbe sehr Ikbertrieben wotden; ni efaier wnUlcben
Wlssenncbaft bat sie nie erhoben; bnmileQ doch nnr Seit der
JesuUenmission die kaiserlichen Astronomen nicht einmal den Sonnen-
«ichatteo einesZeigers berechnen. Die Berechnungen der Himmels-
bewegungcn waren auch nicht ganz sicher; nicht selten traten ange>
kündigte Finsternisse nicht ein, und man erklärte dann sofort, dann
die vortreiOiche Regierang des Kaisers das Unglüdc abgewendet
babe^«) Der lOjibrige MondeyUns war um die Zelt Gbibrti in €Unn
bestinmt behannt; dass derselbe den Chinesen von West- Asien her
bekannt geworden» ist swar nicht nnmögiich, Q) aber doch «Nvahi*
scheinlich.
Die bekannte im Volke geltcride VorsteUnng^ dass bei einer
Sonnen- oder Mondfinsterniss ein grosser Drache den Himmelskllr-
per versebiinge, und die mit dieser Vorstellung zusamnienbftngen»
den seltBnmen Gebrinebe scheinen jener Entwicbefaing der astro-
noniscben Kenntnisse sti widerspreohen. Bei jeder Flnetenlsa
siebt sieb der Kaiser in sehM inneralen Genidier surflck, «n
dnreb ▼emobledeneCeremonien die Soone wieder leneliten sn lassen,
indem er sie ans dem Rachen des Drachen befreit; die Mandarinen
erscheinen in F<'stkleidung im Hofe des mathematrsrhcn Tribunals
und werten sich beim Eintritt der Finsterniss aul die Knie und be-
rühren mit der iStim die Erde; in den Strassen wird mit Tronunein
md Pfeifen ein entsetaliciier Lärm gemacht, nm den Drachen von
der Sonne nt Terscheochen; die Sternkundigen beebncbten «nier-
dess genan den Veiianf der Finsterniss. ^ Bei Mondinsternlssen
nuidien die Cbhienen noch jetat grossen Linn mit allen mügllcbeB
schallenden Weriueugen, uju den Dracbeu zu erschrecken, welcher
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deo Mond verschlinfen will. An einem jährlichen Feste wird die
fierreiun£^ des Mondes von dem grussen lirachen gefeiert: in der
Nacbt trägt man beim Scheine zahlreidier Fackeln eine grogse voo
joBM eiienelitete iSchlange, gegen ICM) Fuss laog, in Procesmon
niher; oeben dem ScUaBgenracliCB beiodet sich eine Kugel,
welche den Mead TonrteHft; die Leite, welehe den Kepf ingen,
■achea heftige Bewegoegea, wm de AeetieegiiiigeB aenileateo,
welche der Dncbe Melit, nni den Mond su verscUlogen; dehei
gewaltiger LSrm mit Racketen, Trommeln etc. ii) Diese Sitte er-
ioDCrt auÜailend an Mexikr)
Mag ntin bei dem niederen V olke immerhin Aberglauben hcrr«
HcheO) 80 ist es doch ganz undenkbar« dase die Kaiser und die
Staatsbeamten die kindische Vorstellung von dem Verschlingen der
Scne dnieh eisea DimclMB tMlen eeüten» da die Fiaateraiaee
JaMÜtli gmn beieehoet wvide»; und deeh aefaaien jeae an den
limeadea AnAxkteo TheO. UnawetfcUiaft kt dieaa die Soane ver-
■ebliogende Drachenbild ein blosses Symbol, entweder hervorge-
guügen ans der plumpen Vorstellani» des Volkes, oder, — was mir
uahrscheinlicher srliclnt diese Vorstellung durdi AIiss\ tT^sUind-
niss erst veranlasseud. Der Drache ist das Wappen Chinas, ist
das Symbol der Lebenskrall des Universums, Symbol derUhnmels«
■acht; «ad dieFiaatetaiaae werden dareh die allgcwaKige Macht des
ewig sich bevr^enden Hitanielfl eyaeagt
Keai6i6D waidea oft ab - farehtef reg ende EradMliMuigea er-
wibat, aber weder berechnet noch erklärt. i>)
Die Z ei tre ch n uo4r wurde durch die Astruuomie schon /u Ko-
hi's Zeitbciinindet. ,,Die Zf^ifrechnung, sasrt Tscim-hi, liinlet
statt durch die ürmaterie; die Rechnung ist nur möglich durch die
wechaebide Bewegung und Ruhe der Sonne, des Mondes und der
Sterae; daa hiaaa ianerlftolM, niailleh daa Beharrliche, das nicht
hennatifitt, haaa nicht geaihlt wefdea^««») d. h. der Begriff der
Zeit raht lllieriia«|it aar ia der Bewegung der Walt. — INe Chi-
aeaen radroea im bürgerliehen Leiten nach Mend jähren, die nur
dorcb Einschaltungen mit dem kSdrineuIaulV ausgeglichen werden.
Die Monate, von 29 und 30 I agen, begingen mit dem Neumond,
QRd das Jahr mit dem Monate, in welchem die Sonne in das Zeichen
der Fische tritt. Da die Mondmonate etwas kürzer sind , als der
twilfta Theil des Sonnenjahres, also als die Zeit, in welcher die
Seaae «iaa der awtff Zaiahea der awk hier galtendea £kiiptih
darchliafty ao iiitt ia nancheB Mondiaaaataa die Soaae gar aieht
ia da aeiiea Zeichen, and ein solcher Monat wird dann ala Sehalt-
Aonat betrachtet und mit seinem Vorgänger als ein Doppelmouat
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MMunMasttühli Dm geifliliBlIclie Jahr hki SM Mtor SM Tage,
das Schaltjahr 383 oder 384. DieTage, mit Mitternacht beginnend,
werden tu 12 Standen getheilt. Die siebentägige Woche ist bei
den Chinesen nicht in Gebrauch. Sech/isj Jahre bilden einen Cy-
klus. — Eine beatiiiuute Aora in dec Jabresrecbuuog ieblt; maa l»e*
«timmt die Jahre nach den RegiemngM der Kaiser.
Über die fiatetalMog der l^btnr habaa iree^ateoa dU Piilo.
aoplion eiiiige üafer gehende Betmehtaayae gcoMaht Tach»lu
lehrt: ,,der HiBund hewegt akh lastloe; Tag and Nacht heiregt er
sich im Kreise, und desfihalb bleibt die Erde fest im Mittelpunkt.
Wörde der Himmel niir einer» Moment ruhen, so wflrde die fc^rde als-
dann ri()t}i\\ endig li<!ral>(allcii. Nur durch die Schnellicikeit der krei-
sendeo Himmelsbeweguog kann die abgeschleuderte Miisse sieh im
Mittelpunkte anaetien uad verdichten. Die Welt ist demnach der
Miederachlag dar UiMterie» daa Leiefate nad Reiae wkd der Bka-
nel, daa Sehwera uad Unrahie die Erde. Abwicta gerichtet hit daa
Uareiae «ad Doakle der Unaalecie; daa Sah» nad Leachteade tat
avfwirtff genchtet. Aus den schlammigen Absatz des Wassers
ward die Erde. Jetzt noch habeu daher, wenn man in die Höbe
steigt und um sich blickt, Ber^e und alles Andere das Ansehen der
Gewässer, und es scheiut, als ob Wasser oben schwimme. Der
Himmel hat keine feste Form, sondern die Urmaterie bewegt sieh
bleaa sehr schnell Im Kreiae, wie der schneliate Wied, la der
iaaaeraten Peripherie bewegt aie aich aaaairerdentilch echaell ha
Kreiae."») Tachu-hi erwihat dabei« daaa llaaahe daraiaa den ater*
hea Windzug aaf liehen Bergen eihlirea. »»Daa AN eraeagte aaerst
das Keine und Klare, und darauf erfolgte das Unreine und Dichte.
Der Hinunel erzeugte zuerst das Wasser, und hieraul die Erde das
Feuer. Diese zwei Wesen sind das Klarste und Keioste der lünf
Elemente; Metall aod Uola sind schwerer als W^asser und Feuer,
die Erde ist aoeh schwerer ala Metall aad Hab« Die fOaf KleaMte
aiedrWaaaer, Fener, Holt, Metall« Erde, loYaoadTaag
aiad die fÜBCElemeate enthaiteai Hole aad Feuer abdYai^ Metall
aad Wasser aiad* Ya; Yo vnd Yang und die Aaf fileeMiite eraen*
gen alle Dinge.** i*) — Die iünl, i*ehr oft erwähnten Elciueutc hatten
bei den Chinesen urspränglich keine wisseuscbuiiliche sondern eine
rein })raktische Bedeutung; sie sind nur die fünf zum menschlichen
lieben nothwendigsten ailgemeia verbreiteten Stoffe ; ein guter Kaiser
Maa fib- dieae afaifDiaie aetgea, damit MieMaad Keth IMe; «>)
«ad etat aplter legte ohhi dieaea Stafflm elae Mhr phyahlAa Be*
deatttag hei.
Der Cemp»aa aall Mhoh Im awüMteo Jatehwdnl vor Oteiste
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Ton einem iMiüister eituudeti »ein: dieser ^ab nämlich einer Gesandt-
schaft eioen Wagen mit, aul' weichem eioe meDschlicliel' igur auge-
iyraeht war, welche mit der beweglichen Uand immer nach Südea
■dgto. Mftob Anderao mM 4kuM EtAadaag noch ftltcur aeiA,«>)
INeeigeiilllebeNMttr-CrttMkiobtawwik dtntli flelMige Ba-
i>iiclHinigcu nidi ansgebaiit Dms die Ventiuimag«D die
^Wikvogen von groeeen Ffarthea «eiee, wveste Tedn-Iii. ,,Die
Aasterschaalen kann man noch auf hohen Bergen sehen: sie .sind
Gegenstände der ehemaligen Gevr&sser. JDa^ Niedrige ward hoch und
das Weiche ward hart."**) — Die Botanik wird auf deu ic weiten
Kaiaer niriirtrgeftlhrti Dieeer sammelte EjLemplare von aUee
■■lareethtiü MMueoerlea md leilite ele in die §Aiki§t Klaeee^
od biUeto ae eioe Matuifeeellcye/«»)
INe ArsuelliiiBde eefl'veo eteem der ilteetoe Kaiser begifiadel
netdea aeto; »,er keaale aiclit aareifelo, daaa der iiinuael, welober
den Menschen so reichlich die Nahrung gewährte, denselben anch
Id den Erzeugnissen der Erde die Mittel geboten habe, die StTi«
run^ren des menschlirlirfi Körpers zu beseititi^eii ; daher prüfte er
selbst die Matnr der Kräuter, kostete sie, stellte V ersuche mit
Hinen an uhI urtheilte nach ihrem Geschmack nad ihrer Wirkueg
ibar ünie BeadialMMit £r laad ae die glftigea and ihre Gefea*
lifte, «od aeii aa eiaem Tkge 70 Arlea vea Giftpiaaeea gefimdea
Itlea aad el»eD ae viele C^egengiAe.^«*) 80 aegeaiuift die Naeh»
tidrt aaeb iat, ao Iteweist «tie doch jedenfalls ein sehr hohe« Alter
von medicinischen Beobachtungen. Die chineHischen Ai/.tu zeigen .
oft grosse Geschicklichkeit, doch besitzen die europaischen Arzte
bei dem Volke viel grösseres V ertrauen; praktbchc Beobuch-
iHigen aberwiegen natürlich die TiMorie. Der äratliehe Betof eabt
geiHlbaiidi la der Faiailie iert.
^ De ICaQla, Urt* gaa. I,p.7. t. aa. w. — •)EbMML ^ ae« 84.— ■)0boa-khi8^
» II. m i|B^ II4«B]na» Uat da IVtftain. aa««na^ X, ^ 861. ^
pkt, 9.45^48$ TgL Jddar, Ztitoednuug d«r Ghni. S. 136. ~ *)DeUmbt«, I,
p.354. — •) EbeiuL p. 869. 368. — ') Ebend. p. nr.o. — ") Gaubil, Obscrv. maOi,
n,p.32. — •) T U lor. a. a. 0. S. 153. - Do Mwll«, bist. XIH . p. 733. -1
^""^ Anstand, 947. S. 637. — '«)Bd. I, § 138. — ") Dolambre, I. p. 357. 358. — ") De
MiiUa, bist. gen. 1, p. 9. — Tschu-lii bei lllgen. S. 60 ~ Weier, a. a. ü. 8.
73 «tc 183. 145. -•')Tschtt-bi, a. u.O. 56.— ")Ö. 64.— ' ^^Ebend.S. 84.
-*)Y-kiög, n, 404.— .^')DeGuigne8 iiuChoa-king, p. 262,Not. 2; dcMailla, 1,316.
-"^ b. lilgea, S. 57. — de Moilk, bist. geu. I, p. 13. — 4ß MaUa, bist,
gen. I, p. 12.
§33.
. Dmi G«fl€btelite fiOlt weaeniUdi mit der jKatur-Bimricke-
}n% BuammeB, lat nicht bloss von ihr abhängig, i^i Tiebnalur
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sie selbst. Die Geschichte ist ebenso ein Ergebniss der Himmels-
bewegniig wie das Naturleben auf der Erde. Die Wissenschaft
der Geschichte ist eigentlich eine Natur -Geschichte. Der Chi-
nese sieht in der Geschichte nicht eine Entwickelung des Grei-
stesy Bichl ein Fortschreiten, sondern ehi bloMaa Daseia wie in
der Natur. Die Geaehieiite wird nicht, soBdcm ist; es ist in
der Cresehielite wie in der Natur eio StolieiiUeibeB der INiige,
eia blcsser Z ästend, nicht ein IbrtgelieDdes Werden« Die Ge-
schichte hat kein Ziel, zu dem sie hinstrebt, sondern mar eine
Voraiissetzujig; man fragt in der Natur nicht sowohl nach
eiiicni Endziel, als vielmehr nach einem Ursprung; so ist es auch
hier in der Geschichte. Die Geschichte will nichts machen, son-
dern sie ist gemacht; sie hat nichts zu erringen, sondern nur ob-
▼erfindert fcftanfliessen; ilire Wahiiidt liegt atdit am Sude»
sendem amAnfimg; sie sdi niclitsHlilieree herTormfeB» sondern
soll mir bleiben, was sie ist Wie die Naiv wesenili^ als ein
P r o d u c t erscheint, bei wdbhem wir zunächst hmer mir fragen :
woher, und wodurch? — so ist hier die Geschichte auch uur
einProduct und nicht ein Mittel zu einem erst noch zu erreichen-
den Zweck; sie ist Resultat, aber hat keins. Der Himmel hat
kein Fortschreiten, die Geschichte auch nicht; die Bewegung der
Geschiehteist wie die himmlische eine ewig sieh gleichbleibende
Kfeisbewegong. Die Himmelsbewegong hat httehtsens Stil»
rnngen; so kann anck die Geschichte ausser desi alltäglidbea
Verianf nnr Sternngen haben, die eben gar nicht sein seilen.
Was den westlichen Völkern der Kern und die wahre Bedeutung
der Geschichte ist, die kühne, Neues schaffende That der Per-
sönlichkeit, das ist hier ein störendes, schuldvolles Eingreifen in
den gesetzmässigen Umlauf der Geschichte. In der Geschichte
soll und darf so wenig wie im Himmel und in der Natur über-
hanpt etwas N enes geschehen« Und wie es in Cliina keine «ih
dere Geschichte des Bimmels giebt, als eine Aufeihhing der
Störungen des Himmels durch Finsternisse etc., soeathAlt die
eigentliche Geschichtserzählung der Chinesen vorzugsweise die
Störungen der wahren Geschichte. Wäre Alles so, w ie es sein
sollte, so gäbe es von dem chinesischen Reiche eigentlich keine
Geschichte, sondern nur eine Beschreibung; von dem gesetz-
mässigen Verlauf Hesse sich nichts erzählen , da ja auch gar
keine ftnsseren Stttrongen der Nator den Frieden des Volkes
trüben würden.
Die Geschichte kann hieniacb nar folgende doppelte Auf-
gabe haben:
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n
' 1. Sie hat die Zeitreclinung zu führen, die einzelnen That-
Sachen in die Jahresretiien einzuschreiben, — eine Chronik zu
machen, einen Geschichts-Kaiender« Im Grunde genommen ist je*
Kalender die vor den Ereignissen gescbriebeneGMohielitaif
«Ui» |;ltttiLlieh«n und iiii^fiAkliciie»Tage aii^ tagt» wm
m jtdm Tniimuriuiltt geChtD «der ti«t»rlawMii werden* wUs waA
m tmum ce im oviiiitlielien Lavfe der Dinge aeeh gcselMcnf
joMs ScheoMi der Eefi mxim von der Wirkllehkeit ebenso aus^e«
falll i? erden wie die «istronomischeii Angaben derllimmelsbewe-
gmigen von den Himmelskörpern. Der Kaiendermacher macht
Bezeichnung, der Gesohicbtschreibcr mait sie nur aus; jener
stellt dieBecluiliBg aas, dieser quittirt über dieAosaaliiilng. Des
lülendemiaclier sehreHil der C^ohichte den Zwangepass, und
im CiireBiet teriditt imr, eb derselbe innegehalten wird.
tfhirhtetwae Anderea, 9k$ feereeboet wnrde^ so ietdaa eben-
iiBÜnglack, eine dereli die SAnde yeieehiildele Ablrmng der«
Geschichte. * -
Die Chronologie ist die llnu|)tau%abe der chinesischen Ge-
sciiichtschreibnng. Sie ist das Spalier, an welchem sich die
tieschichte hinaufrankt, die Landstrasse, auf welcher sie fort«
itMt9 ^ee iiietoriker hat nur die Mellensteine zu setzen und a«
iIUmi; vad weaa die Meaaehea nMl dareh fVevel den Gang
d» ISeaeUcfate atditen, ao wffrde das Zählen dieser Mellen*
aliihe daa Rosige GesehSlI der ChronHc seht. Chinas geschiehi*
Me Zeitbestimmungen sind die geimuesten im ganzen Al-
terthum.
2. Die Historiker haben die Störungen der res^elmässigen
Striimung der Geschichte anzumerken. Das Leben der Menschheit
wird dar^ die 8&nde ebenso gestört wie die Natur, — aber auch
nicht anders 'and iHebSiaebr. Die Gesehlehte hat zwar kein sitt-
iMwI&fel» aber-Aseh eiben sitHichea Inbalt, Insofern der
wbklMbe'Xaslaiid'^er Mensebbelc dnreb die Tagend odelr Binde
MMlften<>l^edhigt wird. Die sitf liehe Idee «»aeht «war frieht
^ie Geschichte, aber sie ^voluit in ihr; gemacht wird die Ge-
schichte durch die Natiiraiaeht des Himmels: und das sittliche
Verhalten des Menschen kann dieselbe nicht fordern, sondern
Aur hemmen. Daher finden wir in den chinesischen Gesehichtsbü-
tbtrn fast nichts als eine Kette von solehen störenden Ereigiiis-
MvaadTiileiiTon einem foneren vemfinftigenZasaiBnienhange
GgasMehle, einem sicdiehen Ziele, ist keia« Rede, sondern
aw venmgewUhbllelien Begritonheüen, die efren voniagswelse
inreühtnuU):»ige Durchbrechungen der gesunden Enlwlekelnng
II. f
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98
s'md. Dadurch erh< die chinesische Geschicbts-Erzäh hing einen
eigenthümlich traurigen Charakter; die Geschichte hat hier schon
an sich nichts Erhebendes; wir Coden da nichts < wofür v,nr ans
begewtem könnten ; es ist Jkeia lioehstrebendes m&nDÜolies Bis»
gen; das Leb^ ist siageftiirai» und wir TtnieliMB nur dann
siM Bewegang, wvm ibM £is in Bisse senpellat; <tor Qe-
sdnelitsehf eiber liebt dfeseRisse in der GeseUohte Tcdn pMm-
seetlisli hemrw^ seiolmet mif dieFleeken derCenchiiiUBi — eine
chuiesisohe Chronik ist eine Slcandai- Chronik» Statt der pre-
phetischen HoÜ'jiung der Hebräer ist hier nur ein klagender
Bück auf eine schönere Vergangenheit; statt der iVendig begei-
sterten Zuversicht anfeinen herrlichen Sieg bei den Christen ist
liier nur em Jammern über die gesunkene Gegenwart; dnreh die
gense Gesebiehte zieht sich eü^ seiweidender Klageton. CM
diese KInge ist doek das £inaige, was in diesen CrnsibMhUa als
dec sekiwaolie S«EaU einer Idee henrorbrieiitt was nnn Ar das
Ersälilte ein Interesse einflösst. Wo diese Klage nieht laot wM,
da ist nur eine dürre Reihe von Thatsachen , die , weil des Gei-
stes ledig, uns öde und langweilig erscheinen müssen; wir finden
keinen iebendiii;en, frisclien Pilanzenwuchs, nur die getrockneten
Exemplare eines Uerbahums. Sehr weit in die Urzeiten hinauf*
reichend, sorgf&hig vom Staate gepflegt und mit der hohen Ancts«
ritäteiner mustergebendea Tradition bekleidet» dasie diesittUcben
Ideale aar Naehahmong aufstellt» kat es die ebtnesisehe Ge»
sokickledireibnng doeh nie an einer lebeBdigeiaBnnAdriiigung
des Stoffes gebracht, nie über die Form eines todten Registers
sich erhoben, an welchem bich nur gutgemeinte Moral -Lelueu
anlehnen.
Die ffesohichtliche Litteratiir der Chineseti ist »»ehr r^^; die
älteste Geäcfaicbte ist der iSchu-king [§ (>]( der abeK» 4er Verfolgaog
: des Kaiaars Scbi-lioaDg-ti nur theilvreise eotroanOD, Sebr.iteiM»'
hsft ist Andere alle Gescbi^ten» aaoh imSobihUiig^npjdintO sM
in dieser Verfolgaag ebipa despotisebep KsifW» dam das Ansekl
der Vorselt aod die sittlkb«» Lebrea der Gesdiicbls liat% waren»
eetbrgegangen.S) Schon der dritte Kaiser s<dl bald nach 2700 ein
Geschieht« - Tributiai eingcset/>l Kuben, dessen elue Abtheiluog die
Ereignisse, die andere die Reden des Kaisers und der angesehen^
sten Mftnner aufzeichnen sollte. ^) Diese Tribunale steigerten all-
mühlich ihr Ansehe aaaner mehr und erhoben sink salbet aa einer von
der Staatsregierung unabhaagigeD «ad durah das «oimUschaCieifkibt
ibteaUrtMlssebvbedeatsa&ieBllMht DlaMUgNedei des Tiibn-
aal» iwea teiylicbtet, aUa wicbtiien BagobeabeHen oad IMaa
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99'
aulzuzeickncn: jeder «cbrieb seine Nachrichten besonders aufBlStter
auf, usd warf sie in einen verschhissf^nen Kasten, welcher erst nach
öem CJotergaage der herrsche ndca Dynastie geüffnet werden sollte jaus
diesen BIdtteni wurde dann die Geschichte der Dynastie mMuninenge-
flfellt«) Auch ao den UGfeo der VaaaUe«* Firste« wären oft solelie
ieaefciditudbrelbet. Sf$ ertlMt man, «lasa als der F#r»t Tai
Ii dfo ۊtthi eteea Aofiihrera velliebte, und daaa Ten dfeaem
erlatrdet wmä^, die Geadnclitaclireiber den gaifzen Hergang treu
aolieichneteü ; jejier Anführer erfuhr diess durch einen Spion, — wie,
ist bei Voraussetzung obiijcr Einrichtung nicht wohi einztiseheo, —
\ks6 den Vorsteher des Geschichtstribunals tödteound einen andern
eiosetzea, oad da dieser dasselbe niederschrieb und den Tod seines
Vor^ngere «ecb dasa, lieas der Anfitkrer alle Mitglieder desTribu-
MlilOdfe»» ein anderes eineetseo, und etreiehte dennoch seloenZweck
iiihi»>DSe8ncbe Umgt et#as Terdichtig. Ein siegreich erohemder
Vint Im y iahrfamidert nach Chr. verlangte Ton dem Vorsteher des
GesefaidMs« Tribunals, dass derselbe seinen Vater in die Reibe der
Kaiser cnnzetchne. wml d.i dieser es für unmöglich erklärte, Hess er
ihn auf der Stelle liirn u hten. *') Kaiser Tai-tHonf? aus der Tang-
Üynas^ fragte den Vorsteher des Tribunals, ob es ihm erlaubt sei,
das Aufgeschriebene zu lesen, und erhielt die Antwort: „O Kaiser,
disGcschichteclireiher schreiben die guten nnd die schlediten Hand-
hnigen der Fürsten anf, ihre löblichen und Ihre tadefaiffirertlien Re-
dea. Wir sind gewissenhaft, and Niemand von uns würde wagen,
dne Unwahrheit an sagen. Diese strenge Unpartheillchfcelt muss
wesentlichste Eigenschaft der Geschichte sein, wenn man will,
sie den Fürsten und ( Brossen ein Züc?el sei und sie abhalte,
Böses zu thun; und ich kenne bis jetzt keinen Kaiser, welcher ver-
laogt hatte zu sehen, was voa ihm geschrieben ist«**'') Diese Samm-
lugen, die freilieh wohl nir an Zeiten nach der ganzen j^treoge der
VoncWft angelegt' nein mOgen, und der Lflge keinesweges immer
vmschbssen waren. Hegen den anctortrirten Reichs* Annaleo tu
Chnade« ireldie In apftterer Seit vielfach beaHieitet wnrden.^) Die
«icfatigsteBeariiettung dieser Reichs -Anualcn, die vom Staate als
authentisch anerkannt ist, ist von dem Jesuiten de Mailla, der sich
damals schon 37 Jahre in Pekinsj aufgehalten hatte, frei übersetzt
worden.^) Die erste umfasseiide Zusammenstellung der geschicht-
Hcben Nachrichten ausser dem iichuking ^llt erst in das erste
Ufhundeit^ vot Christi Oebnrt.
Die Mtreehnung der filtesÜBn Dynastleeii ist nkht gnns sicher,
Md die Teradhtedenen Angaben weichen biiweilen sogar um
W Jialam lon ehmnder nh. Getos sfoher wM sle etnl nm 770 vbr
»•
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100
Chr., al.sö fast gleichzeitig mit dem Anfang der griechischen Olym-
piaden. Doch ist auch die frühere Zeitrechnung jetzt so ziemlich
flldMigetteilt , und ISsat sich bis in die Mitte des dritten Jahrtau-
Modbi MifickfiihreD. ") Dm Alter der Weil «beriMopl wird wi
eCira 10,000 Jabre «igegebeD.
Die Daestetttugsweiie der OeenbiehtMbreiber ist ibevne 4lir
«nd langweilig, eben weil das geistige Wesen der OescMeMe flfelit
erkannt ist. „Name auf Name drängt sich der Reihe nach avf das
Papier, und die unbedew ton den Vorfalle des Hofes sind die Annalen
der Nation.*"* Es ist tür uns in derThat keine kleine Ziumithunt:,
ein Werk wie die von deMaiUa herausgegebeoeD Anoalen zustudiren.
Ansprechend ist uns in diesen Geschichten der Geist ernster SItt-
Mcfakeit uod Wabrlmftigkeit$ iisd es maciit detfi chaiesfaidiee Volke
ebenso wie seines Fürsten Ebre, dsss die von derRegiemsf sxktiM
saerkanoten Schriften so sufrlditig vndnngesdieat reden, nnd reden
dürfen, nnddass den Mächtigen der Erde darin Dinge gesagt werden,
welche man bei uhh vveiiit^^tens i>iclit vou H o f- Historikern sagen
lassen würde; wir werden Beispiele davon noeli vorOnden. Die
ReichS'Annaleo schmeicheln nicht, und das Maass ihres sittlichen
UrtheiAs ist sehr streng; Unsittlichiceit und Leichtsinn wird ebenso
enst gerügt wie ScUstnieit; nnd es erscheint als ein noch xleBÜch
günstigesUrtheil, wenn sie an einem Keiner tadeln, dass ,,6r aar aaf
dea Verdieastea seines Vaters bebagtieh ansmbe» aad skb weiter
nichts SV tbnn mache, als die Unifonneo der Beamtea an w-
ändern. " w)
Die sagenhafte Geschichte geht bis in das Jahr 9000 vor Chr.
zurück. Die Chinesen !jetra«'hteij ^ieli nicht alw Ureinwohner des
Landes , sie fanden vieimchr bei ihrer Liuwaoderung vou den west-
beben Uoobländem wilde Urbewobner ror, wiewohl selbst noch sehr
weaig gebildet; die Sägen weisen aaf das K«en*Hki*Clebirge als
den Ursita der Chinesen hin; nur etwa lOO FantUeD ssHea tob
dort 10 die cUaedschea fibeaea herabgeatiegea aeia. ^ Ddr Regle*
rungs- Anfang dessagenhaften Fo-hi wird indasJahrtOSSTorChr.Ter-
legt;er ist der eigentliche Gründer des Reiches, wiewohl vor ihm noch
andere Häupter de.s Volkes genannt >verden. Die Geschichte Weiht
noch unsicher bis zur Regierung des Yao, der als zweiter Vnter des
T{eiche^ und als das Ideal eines Kaisers hetraditet wird; mit ihm.
2357, beginnt die aichere Geschichte, deren Verlanf in den Haupt-
erscheinangen wir am Ende des Bachs aeldinea werden. Wir er*
wabaea hier nar noch die Nachricht von der groaaeo Ftath, wel*
che Im Jahre 2307 das ganse Land Überseh wemrinte, so dasa die
GewKsser des Hoaagbo und des Jantsekiang zusammentraten, „ans
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tai>iiMd«:«Ü g§mm§m liter nuMt« uinI ükr dlt tüksbsteo Berge
steigeQ zu wollen »chieneu.*' **) Die Mcoscben inusäteo auf hohen
Biomen üieh Nester bauen oder in die Höhlen der Berge sich
iflchten. 1'') Die Nachwehen der Verwüstung dauerten noch meh-
rereM enscheaalter fort^ und ihre fieteitignog war das Htli|itTer-
dienst des Yao und seines Nachfolgm. Mit der KeadiischM FMi
dttf dlew kebeslblb al» das b^tmlilel irerdM, da die tklMm-
sdbe wm mAmn JaMmderte jHiiger md oncb nicht die «onet»
seilet Ue mmIi Anetika verbrtlleteD, eoderwdtig«!! Anklinge ai
die biblische Nachricht hat Vielmehr scheint die Noachische
Floth io einer anderen Erinnerung^ nii^ viel frfiherer Zeit sich \rieder-
nfindeo, nach welcher ,,die J)erge deoi wogenden Gewässer kei-
nen Widerstand mehr leisteten, und die Menscbea oad Dinge ver-
achtet worden/' eine Veroicktug« deree Spuren man neeh in d«n
Ibnebeln «tf hebeD fiergen «dien kOnne.
Die wütigste HUfirwiMieneelinfl der Oewshidite, die Erd-
kende« besdirSokt aleli nettrlM fast aar auf Ohkw, and fllr diesen
Land sie sorgföltig ausgehildet. Karten aller Provinzen werden
schon aus den ältesten Zeiten erwiihnt. ''J) Die Geographie Ist
Staatssache; und ihre Auff^biUhuig in neuererZeit i^t iuderThat be-
waaderoswerth. In der ersten UiUte des vorigeii Jalirliuiiderts er-
scfaIeD auf kaiserliche Anordnung eine aBgemeine» äusserst sorgw
ftitig «iMgesrlieitete Besekreibang von Ckina in m Biadea,
worin aiiMer dem etgeatlieh Geographischen sack aockvlelrekiStn- ^
tisIlMhes, die Sitten« Schalen , kerrotrageade Heagchen ele. ke-
sprocben werden. «>)
') Chou-kiug. p. S69, VL. öfter. — de Mailla, hist. geiL pr^f. p. VIL VTTl. —
0 Ebend. I, p. 19. — *) Ebend. L pr€f. p. II. DL — •) Ebend. p. HI. — •) Ebcnd.
t-IV. p. 157. — '•) Ebend. VI, p. 97. — «) GüUlaff, Ge^ck, S. 9. — •) Hi«toire ge-
■kik de Is Chine trad. dn Kong-Kien>Kaiig-Moa par de liaOla, pnbl. parGroiier.
Xn toa. 4^. Paria 1777 etc. — De Oidgnea, in Chon-king p. 807. Vgi Ue«
kTi ZdttMiniinig dar CUn., 8. 26 ete. 117 etc. — **) Ahd»B4niiii>t, Vom. Helaa-
|iiAdM.,I,pwf». — ^ TlNihtt-hih.lll8en,p.M.-.*0 Otttaktf» OcMfa. & S. ^
**>Ds Ifailla» L ^ f 9. ^ «*> Klspiolb, «riiiL lii^
M; Otttdaff, & — «'0 Ueag-tien, I, 6, S9. — >•) Tscha-hi, bei ülg« a 17.
Kiilla, biet. I, p. 191. — **) Jvlies, in Joitn. Adat. 1846. Aag.
§34.
China pflegt in der Geschichte der Philosophie keiue
Stelle zu finden, oder muss sich hdchatens mit einigen oberfläch-
Ücheii Notizen begnagen. Die Chinesen sind nicht Schuld daran;
Ihre gMwe Weit- Anechammg drftngt von seihet w Pkttoaephie
kh, «Bd sie haken dieae, wlewohi erst spftt, in ansaerkeimeiider
Wibe ansgebttdat. Auf den frttefen Stufen der Henechheit
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102
4lbevftll nar die (MHoMli Itozelbeit «ilbMt mr.- ki ClHoa
aber ist die Einselheit in die Allgemeinheit aufgehoben ^ alles
bestimmte Dasein wird auf ein allgemeines doppeltes ürsein
zurückgeführt; und dioser Gedanke ist sdiou eine üiaweißiuig
md eino Philosophie.
Der ainaelae Mensch ist nicht vereinzelt, sondern ist von
der allgemauicn Xiebenakraft des Hiauaek ^tragaa omI darall*
aogeni was am Meaaohen Wahre« ist, das iai die hmuallaahe
Natar aelbst. Die ia allea Dingden wohaende VeraÜAAinkeit, Tao,
wohnt in erhl^htem Grade aaeh im Menschen, aad- 'hat hier die
Form des Bewusstseins. Diebes sein ßewusst^ein in seiner Rein-
heit ist die durch das All verbreitete Vernünftigkeit selbst, ist
mit ihr wesentlich eins, ist eine Welle des die Natar durehsie-
henden Lebensstromes; das Gesetz, was in den Dingen lebt,
wohnt auch im Menschengeist; das Wesen der Natar Ist auch
ilaa Biensehllehaa Geistes Wesens aad wean dar Mensch also
in sieb selbst achant, schaut er auch das Wesen des Allst der
Mensch hat In seinen eignen Gedanken die Wahrheit, welehe
draussen in der Welt eine WirklichJ^eit hat; — das mensch-
liche reine DenkfMi i&t an sich das Denken der Wahr-
heit, Der menscliliclie Geist hat in sich tlie Möglichkeit, das
Wesen aller Dinge zu erkennen» er muss daher auf seine eigene
Natur und sein Wesen achten, sonst irrt er»"^) »Nur der wahr-
haft Sittliche kann seineeigeaeNatnr ergründen; wer seine eigene
Natnr ergründet, kann auch die der andern Mensehen erkennen,
er kaan das Wesen der Dinge ergründen/* Das ist die Grund-
lage jeder wirklichen Philosophie, und diese Grundlage ist hier
scharf und bestimmt erfasst; darum muss ( hina auch eine Phi-
losophie haben, und hat sie. Die menschliche Vernunft in ihrer
Reinheit ist die volle Quelle der Wahrheit; der Chinese kennt gar
keine andere; eine übernatürliche Offenbarung giebt es hier
nicht, und kann es nicht geben; die Vernunft allein ist die
Quelle der Religion. Die chinesische Religion trigt durchweg
eiaen rationalen Charakter; fiberall wird der Mensch auf seine
Vernunft hingewiesen, und aus der Vemfinftigkeit einer Lehre
folgt ihr himmlischer Charakter. Die lleligioii hat also hier die-
selbe Quelle wie die Philosophie, sie unterscheidet sich von
dieser auch gar nicht ihrem Wesen, sondern nur dem Grade des
ikkenneus nach. Die Heligioa begnügt sich mit dem mehr
unbewussten Gesetz des gesunden Menschenverstandes^ ttil
ekwr Art Vetnanft-lnstin^» i>dernut dann&cfaatUagandenCMUi-
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MB
eine wirkliche Begründung zu geben. Die Philosophie geht
eben nur tiefer auf die Sacke ein, bringt den innern 7,umm-
menhaiig der IMngre zum wirklichen Bewiis«?tRem ; sie ist nur die
eBtvnckeUe Heligioo , die Wissenschaft der Raligioa*
Fn China giebt es gar keine Theologie im ünttreoiiieda von dar
nüMopUa. Dabar yarataht ea aich in Ckina von aalkat, Atm
dia Phieaaphia der Rcfigion nialit widafspraahan Iwnas dk
wflridicli ahinaalaoha Plülosophia nraaa orthodox aeia. Nu
wtf es aliardfaiga aidglich, daaa bei dieser entfesselten, auf sich
selbst angewieseneu Deukthätigkeit der einzelne Philoi^oph von
dem allgaineinen Bewusstsein auch abirrte , und in sich schauend
etwas Anderes schaute, als was im Volksbewusstsein enthalten
war; » und es sind wirklich heterodoxe Systeme anfgetauchtt
•kcr sie haben sieh ala aoioha eben dadarah hewihtt, daaa aie
nm dtm Volkahoitaaaiiain aarüakgawiaaan wurdan. Auf datt
riedffiyran Stalan daa Vldkadabana h«t dar Gaial aaiaa Valhaft
eh Ott feinaraa Gefiihl, tarn framdarcige Stoffe ala aalaha bar-
aoszofinden, als auf den höheren Stufen. Wir können natürlich
aU chiuesiche Philosophie nur gelten lassen, was sich in
China selbst als solche Anerkennung verschaffen konnte. China
iiat ebenso wie eine anerkannte lieiohs-Iieligiony auch aiaa
•oerkanBia Raioha- PhÜoaophie.
Bai dar groaaenOhannii^ty wriohain China dasGaaamn^la»
kmtktir danEinaahien anaibt» dar nnr ein nnfireieaAtoai in den
gniMn VolfcakryataU iat, ist die Galahr darfimfirendvng dar Phi»
kMopbtoTO« den Volkabewvaataahi nieht groaa. Eine andere liegt
viel uäher, und grade in dcmPrincip, aus welchem die Philosophie
•ich entwickeln musste. £s ist dem Menschen hier zu leicht
s^macht. zur Wahrheit zu gelan<:;en. («rade weil der Mensch
Aoch nicht eine freie und selbstständige Stellung dem Göttlichen
fegenflb^ hat, nochnioht eine Iraie Persönlichkeit ist, aondam
mit deoi gdttüohan Sein nnklar Terschwinnit, und aain ganaea
Waaan an aioh aehoa ama iat mit dem Himmel^ nicht erat eine
Warden aoU» hat er keinen Antrieb an einem kräftigen
Streben; die Wahribeit iat hier nicht etwaa darch eine gewaltige
Geistes- Arbeit zu Erringendes, sondern sie liegt überall zu
Tage, ist überall verbreitet, wird mit der Luft eingeathmet; der
Mensch braucht nur den Mund aufzumachen, und er hat sie; es
ist hier ein philosophisches Sclüara^enland. Dar Mensch braucht
aiih hier niohl erst loaBarmaaen Ton auem unwahren Zustande,
irkloaiiwwiHnnanaalBadnar Wahriiaiti die Wabrimit iat
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im
•die 6«MalM *4m mfmiMkehwm Ikathtm^ '«r luiis^g» wkA
anders als wahr denken , der Irrthum hniiiev nur ehie verein-
zelte Ausnahme; der Mensch ist mit der Vemtinfttgkeit des Alls
durch \md durch getränkt: der Mensch sitzt mitten in der Wflhr-
•heil darin wie der Wurm im Apfel, und braucht nur im. geuies-
"Ml. Die Chinesen haben daher wenig AufTordernng, ernstlich
m ibrtelieii. Der Titel der Weisheit wird wdiifeÜ erkavli dwdi
cfaiige praktieehe Beobachtuogen, weifte AprftdMi I^beaa*
regeln eto* Die meisten Weisen der fHiheren iMt sind nur selohi
Beobachter, verständige, erfiihrene Leute, welehe so ihre Le*
'henserfahrungen in Sprüche untl Lehren bringen, die sich recht
gut anhören und recht praktisch sein mögen; es steckt aber nicht
viel dahinter, und eine gewisse Scheu, sich zu hoch zu versteigeti
iti des Gebiet des Übersinntiehen, tritt deutUeli herwefr. Wer
weise werden wiil, braucht nur von den Ailen «t lernen, den
die Wahrheit ist an allen Zeiten da gewesen , nnd naobt 1£am% «tw
besteht die Weisheit einzig in dem grOndlieben Smdimn dw
Alten imd üurer Naehalmning in Sitte nnd CMnnnng^) Bie
eigentliche Philosophie tritt aufTaiiend spöt erst hervor, im zehn-
ten Jahrhundert nach Christo, vielfach angeregt durch freimle
Gedankenarbeit; am höchsten steht Tscliu-hi, der Aristoteles
des Mittelreiches, ein vielseitiger^ tiefsinniger Geist, m&chtig mit
der für das Abstracte so wenig geeigneten Sprache ringend» olMe
ihre sprddeiMrte bewftkigen m kennen. Seine PUlosopliie ist ^
Mierkannle Reichs- Philoso|pliie geworden. Wk haben das We-
sentttehe derselben sdion M dem religiösen Leben mitgetiieili*)
Heterodexe Lehren, zu deeen auch die des Lao-tse(§26)
gehören, sind zu verschiedenen Zeiten viel aufiEjetaacht, ohne aber
grossen Einfluss zu crewinnen; Tschu-hi hat ein eignes Werk z«r
Bekämpfung derselben geschrieben; bei vielen zeigen sich äugen-
seheielieh iDdiscfae Eleinente. — Die älteren Weisen bsi»eu oicbt
gern etwas mit methaphysischea Fragen su thus, beschilsfctii
sich meist anf eberälehllcbes M omiisim; hn Praittisehen geht alle
Weislieit sof. »Das Wesen der grossen Lehre bestellt io idsrer
Erlcenntnlss der Tugend, sagt Kong-fu-tse, sie besteht in der
Verbesserung des Volkes, \u <lci Beharrlichkeit im Goten."*) Der
Chinese lebt fiir die unmittelbare Gejjcnwart, nur «las Sein der
Diage ioteressirt ihn; die Volksreligion weiss fast nichts äber die
EotetehnDg der Welt zu sageo; woher das Daseie sei, darOber
•pecnlirt der CbiBese nicht gern; Kong-fn-lee llsst dha Ohe^
ifonliche gen hei Seite liegen*, Fragen darsaeb naigehl ev^ oder
weist eie als «ngehOrig und aanlte anrieh; nnd wnon er venKos*
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naJtgie etwa« ^wihit, «• iKiiiiet- m M iMt iihmor sofort als
Vorbild auf das praktische Leben an; im V-kinu: werdeo rein
kosmologische Sätze sofort zu moralischen imrl fiolitischen Nutz-
aDweadaiigen verwandt. ^) Der Chinese ist im Ailgemeioea oücbtern-
terstiodig; (ier Iwnibftckeße Menschenverstand ist sein Leitstersitt
tHM MigM; wm er MU nit OM^m grtlte, nicht tiiNBittdbar
■mooI» in für iMft ibk
SKtenvpHIclie aUer Art nwthaii !• ftiterer Zeit die f^anze Weis-
heit au«; sol< lie aus der EtTuiirunG^ tfesjriffeae , wohlgemeinte, und
zum Thei! recht jtniktische , zu ij:uteüi Theil aber auch recht fade
Seoteuzcn bilden den inbegriti der höheren Erkenntniss der lueistea
„weisen Chinesen;" der Chinese liebt solche vereinzelte Brocken
dflr LobeMweitMtv Migt «ie lo Minen Reden nad an den Wftn*
aalner Hlnnar nnd Teapel tlboatt an* nie treten nna anf allen
fitnea entgegen, nie find daa gewSlinllelKe Tbema der Stantaprtt-
Ibagen. Wr wellen mir einige aeleher Senlenaen an» der Zeit ▼or
Konc-tse anlühien. ..Sprich nicht zu viel, dorm wenn man /.u viel
spricbt, fc^aiit man gewühnlicb etwas, was man ht tiprechen sollte.
— Oberniram nicht zu viel Geschäfte, denn viel Geschäfte bringen
viel Sorgen. — Thue nichts , was dich früher oder später gereuen
hiaataL — Unlerlasa nie« ein Obel, ao klein ea auch aei« an hei-
1«^ denn ▼enincUiaaigt wicltat ea gfoea. — Wenn du nkhtan ver-
Uadem aochel, dnee aum dir gefinge Unbilden zufilgey ao wiret dn
hall alle CMateekrafI anwenden nlaaee, um gegen groaeea Unrecht
didi zu schützen. — Ein lange verborgenes Feuer wirtl eine schwer
zolüschende Feuershrunst; eiu Feuer, dessen Flamme sichtbar ^\ ird,
loscht sich leicht. — Viele Bäche vereint bilden einen Fiuss, meh-
rere Fi^en veremt bilden eine fikshnwr, die man ohne Mühe nicht
leRilMo IsaDn. — Ein jnnger Baom« der nocb niobt tiefe Wnraeln
btt« liaat aleb leicbt anareiaeen» aber wean er groaa geworden,
bednifendenABt«'^
Kong-tae aelbat erbebt alcb nie tiber dienen Fbushlaad nera-
lisireoder Sentenzenweisheit; er macht Beobachtungen über das
nenschltche Leben, mitunter auch ziemlich abgeschmackte, giebt
Regein und gute Rathschläge iür das praktische Leben: er
zeigt dabei eine edle Gesinnung, aber den tieferen Uintergrund, der
etwa biafter der volkatbümlieben Lehrart dea Sokrates aioh birgt,
aneben wir bler Tergeblieb; nad eil werden wir bei den pomfibaft
■aflieitindan Reden nnd Haadhingeo dea granaen „ Weinen" ver-
gebSeb fragen , \vo denn elgentUeb-te WeiabelC atecfce. —
Einst übte äich Koug-tse mit aemen SflUlern im Altstfi<Aen
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IM
scbaarten uDd den CbuD^n Terwandert Euscbauten, and enletzt
zwei dicht gedringte Reihen bildeten, befahl Konsr-tse erzürnt
einem seiner Schüler, der ein Krieger war, dns Soh\\ert zu hieben
«od die Menge zu zerstreuen, was dieser denn auch that. Die
maim Sohäler fanden diess Verfahren muMunerlicb und grob, «ad
meinten, enwnrde dinsM demRaledenKong-lnencbaien. ^K— g tae
liesn eine ao aehOoe Gelegenheit, aie an beMren, nicht iinheuiUC
▼oHlbergehen , " und setste ihnen nnn aefar aaeMbffHeh dKe Grinde
aeines Befehls auseinander; ersteoa seien jene Leute hier mflasige
Zuschauer (»ewesen, während er selbst und seine Schdler eine Be-
FrbHftiLiuriL!; \ (iri^ohahl hnttfMi; zw eiteiit» .seior» sie ohne besondere
Erlaubnis« iq den Garten gekommen, und drittens hütteu sie wohl
Wichtigeres an tbnn gebebt, Iftr ihre FamMieo nad lir de« GenMinwabl
anarbeiten, atatt Wer nrtaalg an ateben; wen gehe 4ÜeaeBi(n«ni 4aa
Bogenacliieaeen an? — daaa sie hier gegalR, neige acbon, iHe
wenig aie iliren Berof Hebten; ea aeien alao nnfleieaige nnd nlohla»
nutzige Leute, und wenn aelebe noch gar den Gebfeneh der Waffen
kennen lernten, so sei der Staat in tiefahr, sie würden Lnruheo
und Empnruncr machen. Einer der Schöler ging nun m den Leuten,
die sich in eine grössere Entfernung zurückgezogen hatten, und
u ierlcrhoite ihnen genau Alles, was der Weine genagt Diese hürten
aufiaeihaam sn nnd gingen dann atiU daron. Keng- tae beiwui^erte
ihre Folgaamkelt und nagte: „der Hennch hat nnr atlthig» Imlehrt
an aeb, nm gat au werden. Wena er irre geht, an liegt Ae Sdhahl
gewObnlleh daran, daaa er acbleeht geleitet wnrde. 8«^en wir
ihn zu unterrichten, entfernen wir die schlechten Führer, zeigen
wir ihm das Vemürilti^e. und er wird ihm mit Vertrauen naehsrehen.
Was sich so eben vor unseren Augen zugetragen , das ist für mich
einer der schlagendsten Beweise. " ^) — Maacbmai fiihrte Keng^tne
nehie Schiier an Orte, die ihnen Analoan enegten , a. B. an nana-
atindigen Tftnaen, nm ihnen deren VeräehtttcbheilM aeigen* ,»Ea
iat wähl gnt, aagto er, auf daa herraehende UfifaeM RMudcht an
nehmen, aber man mnna «ich nicht gberail darnach richten, ea giebt
Fälle, wo man ihm die Stirn bieten darf oder muss. " — Einer
seiner Scbfiler hegte gecjen ihn eine solche Verehrung^ dass er ihm
in allen Gewohnheiten nacbabinte, Und wenn er mit ihm ging, immer
genau den Fuss in seine Fusstapfen setzte. Die Andern fanden
dieaa albern «id kindisch, Kong-tae aber liedeutete nie: „Laaaet
ihn gevfthren, nein Benehmen iat nkht dan einen Kfalden; er ist
weiter anf dem Wege aar Weiaheit ala ihr glaabt; er hatbia jetat
ittea Chate von mir ekh angeeignet, waa er nah; ea iat mm mefaie
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Iff
Smke, ihm yrfagiro Beispiele cur NacbahmuDg: zu geben aU die,
Dach denen er sich hm jetzt gebildet.'' ii) Dieser Schüier wurde
io Folfije dessen der engste Vertraute des WeLseu. — Kong-tse
wiliMiiie Lehi« duichaus nicht ab eine tiefe, verborgMie Wfiiikait
amAsrnrnt mimam» , »Ich iehm eaoh nkhto Aodered, sagte er, al«
«••Ihr m toch adk&i itnw kiMtet, wmm ihr deo liahägaB Go-
bMchTiHiMrer VmmiftflMhtsi Ei «jMt «Uta •• IMirildia«
■i ao Blafighi> wäm die CnMi«itoa «eiMr SHtcdahge. Ate was
ich euch sage, haheo otiMre alten Weiaen vor noa aasgeübt"
Io tiefere Fragen läBst sich Kong tse nicht leicht ein, sondern
weicht nun. Nur unfern und überaus kurz und oberflächlich beant>
wertete er seines Fürsten Frage nacb dem Weaeii das Maascbeo,
«hst sich aher, noch recht viel su rotei, wma jeMtMMfc den
wmnBatkm Pflkhloi tegio wolle, ta)
Ab diMo mmnMmmAmVithm §Mti wA der hocfcgepiiMene
Meag^ts«, ifli vieitaii Jthihwdort Tor Chr., der dem Kaag-fiMae
■B Range am nftchateii steht [§ 6]. Er geht nicht leicht aaf tiefere
Gedanken ein, beuegl sich meist in dem Gebiet des praktischen
Lebens, spricht über Tugend, Hürgerpilichten und über die Art /u
regieren, giebt gute Hegeio für Uausi^irthscbaft und Ackerbau,
macht darauf anfmeiheaM» dees man zu rechter 2eit sien, emdten,
iachee mtA krelwee aiAeee, nacht viel Weeeee vee der Weiehelt,
viedflAelt eioh Ml Suen fort «od lansvellt nae m&k plelteeTiiviett.
tttee. Kfanel wkft er die Frage auf: ««wae iet filr elo ÜPtewdded
awiacbeii «iean M eoeeheo» weleher nicht heedelt, und einem , wel>
eher nicht btfiiidelti kann?*' — und giebt die Antwort in eiueni an-
»cbaubchen Beispiel: „wenn Jemand einen lierg unter den Arm
nehmen und damit über ein Meer hinwegspringen wollte, so müsste
er sa§ee; ich kann nicht, und dann kann er wirklich niehtf wenn
•her KhMT geheiaaen wflrde eieen kletoen Aat vem Baume ehm-
mktMmf «ed er eegee wirde: ich kees mebl, ee handelt er mir
aicht, eher er kenn doch."^)
Bie epSter b6her entwickelte Philosophie tritt nicht ab etwa«
Neues auf^ sondern besteht darauf, nur die uralte, überlieferte
Lehre hoher ausgebildet zu haben; abn wesentlich neu wurde sie
schon von vornherein venirtbeilt sein; neu kann nur die Form .sein,
das Wesen bleibt in China immer dasselbe. „Von Yau uod iichun
bis auf naSy — sägt Tscha*lii» — ward die w ahre Lehre immerdar
«hciliefei« von dea Weieea nad TieiUchea aller a^eitea; — die»
aeairt maa die «MSeferle WeUhelt'*««) AMe fittaUea cUaeal.
•ifcerWeiaMiTereinigenaldifaiTachn-hi IIM-^ 1300 aach Ohr.
UngewShnlicb fräh entwickelt^ erlangte er schon mit 20 Jahren die
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IwraffMi, nm«lite slcii «der duMli sekM umintelbafe Ckreclitifkeit
• und iSittliclikcit und durch seine Freimüthigkeit den HüOiii^en i^egeo-
Aber vielfach uubeiiebt, und /oi; sich einige Male ganz von den
StaaUämteru zurück, um, wie er dem ftlinUker erklärte, «einer
Tagaad nod Reditiicbkeit nichts su vergeben. In seinem Aller«
eadideA er weebeelod dee Mofee tanel oed üe^Mde mMmm»
veide er Ml der wichtige« Stetteeg ebee BrkUreni de» Boge Ar
den Kaiser berafeo; aber aar weoige Wochea kcaate er dea ver»
eiaton ADgrifiba aad Riaken aelaer peKtiaohea «ad pbikwiepMsifcee
Cie|;ncr gegenüber vStand halten ; di»' let/teni. — von buddhistischen
Lebren, wie es scheint, vielfach getrankt, erklärten ihn lur einen
Irrlehrer; auf dem Theater wurde er nie iSokrates aLs Karrlkatur
dargestellt aad wegen plumper Manieren nod seltsamer jÜMdajg
liehertick geanckt. Teoka-hi werde vecwkeea, Mle toq aaU-
feiclNa 6ekClera amgebea, Ibra vem Hofe» epüer eher ia die Adbt
erklirt, werde er Toa aeiaea aieielea Scktfan Terhisea aid alaib
kl der Verbannaog. >0) Nksbt laage eaeh aekMm Tode watde er
aber wieder zu Ehren gebracht, seine Werke wurden für klassi&cb
erklärt, und er selbst mit Kong-fu-tse fast gleich geehrf )
Der Umfang seiner Kenntnis$e ist bewundernswürdig; er schrieb
ausser seinen idiUosophischen Werken auch Über Religion ^ Ge-
schichte, Litteratur, Politik, Geeetse, finaekai^» Ober Spraelie»
Peeaie «ad Maaik« aad das meiete ia Fona vea niafaeaeadea Lelir«
MIekera; eelae Coaiaieatare Uber die kaaeaieehea Scktifteu etekea
in bfiekatem Aaaeka. ts) Seine Spraeke Ist etwas kreit and kesregt
sich in vielen Wiederholungen, die Schuld liegt au der cii inesischen
Sprache selbst; geordnetes Fortschreiten des Gedankens ist f>icht
da; CS ist keine stetige, fliessende Entwtckelung, sondern ein
punktweises Aufblitzen tteCainBlger Gedanken, mehr andeutend aU
aussprechend. — Eie saianneahlageadee ^yateM der PkilieephiL
iial er nickt geliefert
*) Meng-tacn, II, 7, 1. — Tchoung-young, c. 22. vgl. c. 32, 1. — ") Mdm.
d. Oh. Zn, p. Sae. — •) siehe § 8 — 11 ; 14. 16; vgl. M. ^ *) Kenmann b. lUgen,
S7. — •) Ta-hfo, HMvami, bsilUg«», 8. 8. 0 Y^king h P» IflS-^lCft;
8S-<»; EkM, cap. X, XII, 6; Kow. Jonr«. Adai ZIV, p. 57. - ') Mte. d.
Chili. XOt p. e& ~ •) d. Chln. t. XIL p. 117. » Ebead. p, ISS. ^
Ebead. p. 127. - >■) Ebend. pw m. — ") Ebend. p. S7ft. — >«) Meog-tsea X,
1, 39. — Neumann, a. a. 0. S. 20. — De Maflla» Usb g«L VIR, #00.
aOft. eiOi da Haide, descr. de la Chine II, 604. 607; Gtttslaff, Qeach. 8. 344 eie.;
HMmaan a. a. O. S. 21—24. — Ofttalaff, S, 366 de Mnilla, Iriti. VHI, «49;
IX, 232. — N«iiiB«m, bei JUgen, 8. 24*27^ Abel BteM, MeL postkn.
mcB, p. 196.
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»
Dritter Abschnitt.
Arbeit
Dit CWmmb «M V^Ik der Avbeit. Dm Himmelrtksli
iilTon dieset Welt; der Mensch ist ganz und gar auf die Erde
angewiesen; um das, was darüber hinaus liegt. kunimei L er sich
nicht Der Himmel ist des Menschen Vorbild und ist die in ihm
di&tige Macht, der Himmel aber ist ivesentlich Thätigkeit,
gtgeaifcwr tan trSgen, ruhenden Stotf , «nd wo des Himmels Kraft
waltet^ daaivM TIMgkieil «ein» damai vor Allem üi der Menseh*-
Mi famerwilireiito» nie rmtesdes Wirken ist da» Wesen
dotDeaeins im Himniel imd nnf Erden, der rahende Stbff mbs
kewtit%t werdenr keine Bebe, kein Feiertag In der Natnr
wie in der menschlichen Geseil&chaft [§ 23], Die Arbeit ist nicht
bloss Sache des Einzelnen, sie wird vom Staate beaufsichtigt.
Es ist kein convulsivisrlier Fleiss: die Arbeit ist keine Frucht
eines geniaian Aufstrebens , eines zu verwirklichenden Gedan-
kens, sondcniiat die Wirkann^ dea aligemeinen Weltlebens; der
Menaeh kann gar nicht anders, er mnss arbeiten; daa einaelne
Bad ivird dem QMKkhe des Ganaen bewegt, and die Ma-
mhtae ddr Wek st^ niemals stül. Die Chinesen sind daa fleis-
ligste Volk der Erde , ein Volk von Ameisen , sehr mftbsam nod
vnermüdlich im Kleinlichsten, äusserst geseliickt iii der Bewäl-
tigung des Stoffes, — aber es ist kein grosser Gedanke in der
Arbeit, sie ist nicht vergeistigt; keine sinnreiche Maschine,
ior geschickte Handarbeit; die Behandlung der Arbeit ist schlau,
aber nicht genial. Die Grnndlage des Arbieitsiebens dea ehine-
liicben Volkes ist der vom Staate hochgeehrte Ackerbau, ein
Mi «nl efais WiederkolaBg des knnmlisdien Wlvkens, welches
ÜB Erde belirnciitel.
Die Viehzucht war schon in der ältestenZeit stark betrieben ;i)
nur Schafe werden selten gehalten. 2) — Der Ackerbau gilt als die
ruhraiif hsto und wichtigste unter allen Arbeiten; viele Gelehrte
haben über deoselben geschrieben , und der Kaiser feiert seit den
Sltesten Zeiten jährlich im FrübÜag das Ackerfoaafest. Nachdem
ier INredor der UinuaelabeolMuditaogen den Aa&og dea FifihÜBga
emmUei, teM der Kaiser Üsf Tage laq^, wikread alle Staals-
imblllt •laben, bade» daaa aad^taast aidb in galdeaoB Dächer sin
ass detrsida bisieflalas detfiink reieheii. bi MeilicbBtar Um^olraug
lieht daun der Kaiser mit deui Püuge eiuige Furchen, und läSHt
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tio
dann das Feld von seinen Leuten fertig umpiMgen, worauf der
Kaiser ein von der Kaiserin selbst bereitetes ländliches Mahl ge-
niesst. Die Feierlichkeit schiiesst damit, daes der Minister des
Ackerbaues elrte ermahoende Aorede an das versammelte Volk
bilt^) Wie im Alterthom, «o lietteht diese Sitte noch heute; sie
mdiaiDt to wkbtig, dam ab efai Kaisnr des aeMtai Jal^ikinMletti
m Chr. «ie «aterlleaa, efaM Haageraiiofli Iber dur- Land kaii
Wetiif^ LSf»der darfleA aidi mit CMmt Ki d«r BebaMmg Dodeai
meHfeen; kein Fuss breit traglKires Land liegt wuste; Hüi;el und
aufsteigendes Land sind terrasKc-n förmig bearbeitet: oft hat jede
Terrasse eine Brustwehr und kleine Gräben zur Ableitang des
'Wasaera; auf der Hrihe sind Oisternen angelegt, aus welchen das
Waaser »aoh allea Stafeo geleitet wird ; die abeBio F«Uer äad
daveb Kantla b«irKaaevt^ and aafalraieb« Pumpaa biiagaa daa'Wa»>
aar aaf hoher gelegeaa Äekar; der Diager wM aalhat tob dea
LandatraMaa geoamiaelt«) Angebaut werde veraogevreiae Rda»
Baumwolle, Thee; der Bau der Baumwolle ist sehr alt, aber ge-
wann einen bedeutenderen Unifanc erst im 13. Jahrhuudert nach
Chr.; seitdem besteht fast alle Kleidung der i^eriugen Vnlks-
fciaaaea aus BauawoUe; jetat werden jihrlich gegeu 5Q0»000 Bailea
gewatmen.^)
Die fikeidenaocht reiht eich aa WiehHghail den AcheihaM
aa$ Ihre BttadiMg wbd der Oattia dea dattae Kaiaefs der aagaa»
haftao Periode, um S61OO vor Chr., sageachriehen ; jedeofidii
reicht sie In das höchste Alterthan hinauf, und wird in ausge-
dehntestem Maassstabe betrieben. Wir; der Kaiser der Schuti-
herr des Ackerbaues, so ist dip Jcdrsnialiue Kaiserin die Schützerlo
der 8eideiuuiclit; sie hat in ihren Zinuuero eine kleine Colonie von
Seidenraupen» welche aie mit Blittem ada den kaiaartfcheD Giriea
Ütteit«)
Die eigentliche ladnetrle tat hei deo Cbbeami meiv eatwkkaH
ala hei irgend einem andera heidniachee Volke, «ad aie wered hii
vor etwa swei JalirboaderteD das hieriii am weitesten vorgesciMU-
tene Volk; und in praktischer Geschicklichkeit in Bezug auf die
Handgriffe beim Arbeiten übertreffen sie alle Völker: man darf ihnen
das alte ^prüchvvort verzeihen: „wir aiieiu sehen mit zwei Augen,
die Clitiatea mit einem , alle andern Viilkar aind bÜad. " Wir dfir-
te naa hier oichi ia die £inaeihei(ee irerfMBa« «ir eaaigaa Wiah-
tigete herveriMhea. — Waaaermtihleo, arit Aoasaheie derWcMegaai
und gar aua Bamhea gebeut, ohne die geringste Zelhart too Eiacu,
aar BewSaaening der Felder, trifft man aHeatfmlhen.'^) — Sehah-
karreo mit Segeln, die Last über dem Rade angebracht, sieht
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III
man f>ft wie eine zahlreiche Flotte zu Lande dahiufabreo; die iSegel
sind 5 — 6 Fuss hoch und 3 — 4 Fuss breit. — Die See-SchüTe
der Cbioeseo, Reit 20ÖÜ Jahren unverändert gebliehen, sind so
griMS wie «nsere grSasten Kanfl'arteischifTe und trageo 300 — 400 La-
8to; 9te sioil votd und bloten hdber ab io der Mitte , also halb-
■tedftiMigy babee «eM awei Maates, aa derea jedem eh graaaea,
acbweifiÜUges Segel aea Sehilftaattett biogli der Rempf dee Seblf*
fea iat hl wasserdichte Querfilcher getheilt , so dass ein Leck noch
keine grosse (iefahr bringt.*) — Die Neide wird 7U den kunslvoll-
sten Gcw el)(Mj verarbeitet. Tuch wird fast gar riiclit bereitet, weil
keise Nchafzucbt ist 'o) Das Papier, — von iSeide, — soll von
^intm Feldherra dee Kaisers Scbi-hoangti erfunden worden seia;
fdiber ecfayfteb maa auf BaiabvelalBla. » Oae Bachdreekee
dwcb Holaacludtt wwde Im 0. Jabtbaadert aacb Chr* erfeadee, aber
erst eelt dem 10. Jabibandeit hittfiger aagewaadt Im 11. Jabr«
bnadert ihideo etcb^bereüs bewegMebe Typen , die aber wef^en der
dazu wenig geeigneten Natur der Sprache iiiclit viel gebraucht
werden.'^) Der Relief- Hoizschnitt wir(i am jiieii»teii angewandt;
diePlatten für ein neues Testament kosten jetzt gegen 1100 Dollars;
die Bücber sind aber dennoch weUfeil, da von einer Platte 10000 Ab-
drOcke gemacbl werdea kfiaoea» bevor sie neu flbecarbeitei wird,
wemof eise ebeaeo etirke Aoflage mCgIich whrd. i*) — Das
Scbleeapolver iat zwar anm Gebrancfa der Feeerwerke dea Cbi*
aawB eeit attea Zeitea bebaaot* alier die Anweadang deseelliee aa
Geaehfitsen, wahrscheinlich auch die dazu allein taugliche Be«
irbeitnng desselben, haben sie erst von den Luinpäcni oder
von den Mongolen gelernt , welche das N< hloHspuh ••[• von tlen
Europäern oder Arabern überkamen; bestimmt kannten sie es nicht
Vir dem vierzehDten Jahrhundert; i*^) wirldicb aagewaodt wurde
m aogar erat im aiebeaaehoteo JainrlraBdert; die eratea drei Ka*
aoam kaoaBa vo« Maeae 1021 aaeb Pekfaig aad enegtoa vage«'
bflmee AtMm.ic) md wpUn goaa der Jeeidt Schall dea CUaeaea
•Ejaeaew.
*) Chi-king, II, 4, 6. — •) Ausland, 1S49, p. 144. — •) De Maiila, bist. II,
p. 34 etc. — *) Bnam, B. der Gesaiultschait etc. I, S. 85. 94. 56. 124. — ») Revue
iftl'Orient, 1848, Nov. — •) Ebend. ^ Ausland, 1849, 8. 147; de Mailla bist, i,
P. 27; IL jp. in. — ') Braam a. a. O. I, S. G6. — •) Ebeiid. i, b. 74. 116. —
') Atuland, 1849, S. 892. — Ausland, 1849, S. 144. — 1 De Mailla im ChoQ-
>hg, p. 388. ^ **> BtM. Jiillw im Joatn. Asiat, IV aar. i EC, p. 605 stc —
minmir, & d. mn«. I, & ^es «M. *«) Bdmnid im Joara. As. 17 mr.
iIir,f^ll9sM,,Zir,pw8n. — <•) delfrflls, lditZ,4e4»
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IM
Vierter AbsehaiU.
§ 3ß.
Für die Kunst ist China keine Heiiuath. Die Kunst will ein
Ideales verwirklichen , das Geistige in die Natur klneiiibildeiiy
wül dem iodteii Stoff eine geMge Gestalt geim; das bkrae
neturliefae Sein soU dae Geprige des freien meftsehlidiea Gekiee
tragen [Bd. I, § 25]. Die Kumt seilt also einen CJmeradiied
zwischen Geist und Natnr voraus , ein Überwiegen des Ceisles
über das bloss natürliche Uascin. eii>e SelbbtständigLtiit des
menschlichen (ieistes der JNatur gegenüber. Ahur diese Vor-
aussetzung iehlt in China durchaus; das Geistii^e ist in die Natur
verschlungen, nicht von ihr nnterschiedeu , steht ihr nicht als
ein Sslbstständiges gegenüber, verhält siok nicht frei zu ibr,
sondeni unfrei. Der Menseh Jumn die NeCnr niebt am £Cms
gestalten » was ihr nicht schon TOn selbst ankfime i er ksMi .wohl
den Aek^ bauen, aber es ist an sich sehen die BestiaMnuig 4cs
Ackers, Pflanzen wachsen zu lassen; er kann die Natur zu sich
heranziehen, in seinen Dienst zwingen, zu seineiu iNutzen aas-
beuten, — aber er kaini sie nicht schöner machen als sie an sich
ist, kaun dem Stoii nicht eine geistigtire Gestalt geben, als er
s<^OD hat, denn das Geistige, so weit es der Chinese überhaupt
ahnt, ist in der Natar recht etgentüeh au Hanse. Der Menseh
kann den Natarstoff höcbstsiis sieh einträglieh machen» ihn^laoh
bequem zorechtlegen , aber nicht ihn an einer geistigea ScUte-
heit bilden; es giebt keine geistige Form im Unt^rsehlede wtt
der natürlichen, kein Kunstwerk iia Gegensatz zu dem Natur-
Sein. Der Mensch hat ja nicht sich, seinen Geist in die Natur
hineiiiziibiiden, sondern den Geist der Natur in sich hinein, er
soll seinen Geist mit dein Naturaein tränlEca, nieht die Natnr
durch seinen Geist gestalten. China hat daher swar eine höchst
entwickelte GewerbsthütigJbeity aber eine sehr, wenig ^l^ickelle
iLanst; Tiel Schmucki aber, weug Sehtees; aolaiasche Nachah-
meng der Katar bis hi die fcleiillichste Einaelheit, denta dw Na>-
turlebcD ist an sich das Ideale , — aber keine freie Schöpfung des
Schönen, ängstliche Genauigkeit in kleinlichster Ausmalung,
aber nichts (ieistii^es in dem (Janzcn. — ITnd die geringen An-
klänge an die Kunst siud hier noch dem ireien i&chaffen ent-
zogen; Gesetze, ruhend auf alter Überliefenuig, nicht von dem
kftnatlerischen Geist, sondern ffir ihn gegeben, — denn alles
• I
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113
Wahre ist unfrei, regeln als Staats* Gesetze des Kiaetlen
S^affm. Die Kimetregeln eind ebenso doreh den Staat
idfiebeD, wie die Anlec^nng mer Feneresse oder eines Kanals.
FsHsefareiten darf die Knnst so wenig wie die Geseblehte.^
>) Meog-tsen, n, 1, 1; II, 7, 79.
§ 37.
Der Putz, die künstlerische Gestaltung; des menschlichen
KOrpers (Bd. I, § 99), ist unfrei in Form und Wesen. Die wei-
UMf ftitenrekshcn , eigentlich weiblichen Gewänder beider Ge-
i^eehter verdeeken die freie Gestaltang und Bewegung der
Glieder; das scharfe Hervortreten der selbststSndigen Einselheit
•oll Borlekgedrftngt werden; die IVacbt ist ein Bild des cldne-
«schen Geistes $ drflckt mehr die Allgemeinheit als die Beson-
derheit ans, ist gewissermassen eine abstracte. Die Kleidung
ist auch nicht dem Willen des Einzelnen überlassen, sondern
darch die Gesetze vorgeschrieben , und ist unwandelbar durch
Jalirtausende. Gott kleidet bei uns wohl das Gras auf dem Felde,
aber der Mensch kleidet sieh selbst; — in China kleidet der
ffiamel» nteUeh der Staat, aneh den Bfensdien; die einzelne
tason gih aiclit, sondern nur der Stand; jeder Mensdi soll an
ädi nur eine Allgemeinheit ansdrfieken, soll sieh nicht als
etwas Besonderes von andern Menschen unterscheiden; jeder
Chinese soll nur ein Exemplar seines Standes sein, nicht eine
Persönlichkeit: und jede frei gewählte Ahäiidernng der vorge-
schriebenen Tracht ^väre eine hochmüthige Empörung gegen die
himmlischen Gesetze. Alle Chinesen tragen eigentlich Uniformen.
Was aber als wirkUeher Futs in China yorhanden ist, steht
■Sih auf der nntersten Stnfe des Sehenheitssinnes; Pmnk statt
«dMiner Form, Verstfimmelnng statt Bildung. Das Scheeren
ies ftmpdiaars hat wohl kaum einen andern Sinn als die nni-
fennen Gewüiider; das so verschiedener Gestaltung fahig;e Haar
Wdctdie Individualität des Menschen schärfei lierans; das Haar
muss fallen . um die Köpfe gleichförmig zu machen. Die berühmte
Verstümmelung der Fftsse bei den chinesischen Frauen ist wohl
keine eheliche Administrationsmaassregel , am die Frauen vor
ilem Henmlnnfen sn* bewahren und im Hanse zu halten, wie
Qitriaff meintj^ aneh schwerlich eine absonderlidie sym*
MMdie Bedeatmg, sondern gehürt wahrscheinllch n«r in die
lksse roher KörperverschOnemng wie die Nasen- und Lippen-
dorchbohrung der Wilden und die Schnürpressen der Euro-
Jifiienanen.
n. 8
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114
Die Kunst der Bewegung, der Tanz, kann bei der glieder-
verhülleiMlen Kleidung der Chinesen nur wenig entwickelt seiu;
er hat, seinem Begriffe entsprecheiui» auch hier meist eioesym-
boHsGbe Bedeotang» erscheint bei TrauerfeierlichkeiteB wd bei
froheo und bei reUgideen Festen, sur Kriegs- wid zor Friedens-
feier, und ist gewöhnlich sanft und gemftssigt. — Statt der
schönen Beweg;iing liebt der Chinese mehr die geschickte,
8(ati den Taii^es ibt die Kunstfertigkeit der Jongleurs auf eine
er.^taunliche Höhe entwickelt; es entspricht das der Stellung des
Chinesen zur Kunst überhaupt; die Natur soll ja nicht schön
gebildet, sondern ihre Kraite sollen nur recht hervorgekehrt
werden« Die schlaue Fertigkeit vertritt hier uberall die Kunst
Das KsblseheereD des Uaeptes bis auf eisen Baarbdscliel anf
den Wirbel ist fceisesweges erst, wie man g«wöhslidi meait, vea
denMantschn eiogefillirt, ist viehsehr schon imSchi-kiDgerwihnt^
Die I^leinen Fdsse der Frauen werde» dadoreh gebildet, dass
man bei dem kleinen Kinde, oft aber auch bei schou halb erwach^f riru
Miidchen die vier kleineren Zehen unter die Fusssohle drückt, uud die
Ferse nach vorn [»tesst, damit sie den Knöcheln *ileich werde; mao
presst den Fu^s gewaltsam zwischen Eisen und dann io die kleinsten
Schuhe» bindet ihn ein elc; die llidcben müssen die Sohuhe Tag
uod Nacht aobefaalteo« Der Fnss wird durch dieses Pressen eis
fonnloser Klempeu, der Gang ist daher aeh wankend und ansichar;
die Chinesinnen IcOnnen wenig aus dem Hanse gehen; nad bei den
hMIgen Feuersbrünsten verbrennen gewöhnlich viele Frauen rettui^-
los. Die Schmerzen, welche die Miidchen bei demEinpressen leiden
müssen, sir»d eiausain; und Avenn auch die Ffisse gesund bieiheii.
80 erhaltet! sie doch einen mit derZcit uoerträgiich sich steiserudeo
Geruch; oft aber sind die Füsse voller Ge.schwure, und nicht seltcm
tritt der kalte Brand hinsn. Nur die Frauen der siedrigste%
veraditeten lüassen, die Bnhldirsen, Fiscberweiber etc. vsd die
Mantscbn-Franen haben ihre natHrUebes Fdsse; kein anstlndigies
Mftdoben kann aber so erseheinen. Kleine Pässe» UumpeduUI
TerstÜramelt, sind die er^te Bedingung der Schönheit, und beiBraut>
Werbungen wird \or aiiem über die Kleioheit der Füaae gesane Er-
kundigung eiütiezuüen.-^)
Der Tanz bestand in der alten Zeit mehr darin, dass man, auf
derselben Stelle bleibend, den Körper und die Glieder schaukelnd
bewegte, war SKhr Pantaniime als wiridicbes Tsasen.*) Aber sehn«
Kong'tse klagt bitter darilber, dass der frlbere ebibsreTass, wel
eher Wirde und Anstand ausdriickte. In «eansilndüge GriSHUMMSi
nnd nnsitflidie Andentnogen ausgeartet sei. Er fthrte ssineMia-
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IIT
mudf aller olme viel Hamosie. FMUdi wkwen wir mir ron
Gegenwart, wenig yon der Vergangenheit. — Hoehgeelirt
vom Staate, weil eie als ein Wie^erfclang der WeMarmonie , der
lummlischen OrdouDg, ciic Gcniüthcr an Oninnnii; und Einklang
gewöhnt, flen Einzelnen dem Allgemeinen unterordnet, wird sie
ein Tiel gepflegtes Bildiin^smittel, ein gesefzlich vorgeschriebe-
oer Gegenstand der Erziehung. Die Musik hat hier einen sitt-
Mdi'pädagogischen Charakter, naeli Kong-tae*) iat ilire Erler-
ang eine Stufe aar Weialieit.
Die HiuikiDatnnBeate alad meiat fod aralter ErM«ag aod aehr
maaigfiiltig; Flateo, Pfeifen aller Art, aach aebr frab eine Art Sy-
dar ans 12 Pfeifen zusammengesetzt, Lyra und andre Saiten-Iii-
ßtrumeDte, Glocken, Trommeln und Pauken werden schon in den
älte>ten Schriften erv\ iihnf . -) Fo-hf als Erfinder von Saiten-
lostrunieDteo geaannt uud als Begründer der Musiic „zur Erholung
und Erheiterang des Volks/* 3) Mehrf^re Kaiser weiden als
Conpoalatea erwftbnt. Noten haben die Chioeaea erat tob den
Jeiaitea geienit; vorher mnaaten sie alle Melodlea auswen-
dig lenea; jede habere Anabildong der Masik wurde dadurch
amDugUch; aber auch jetst noch ist die cbioesiache Musik aberaua
eiotunig.
Die sittliche Bedeutung der Musik als Hildun*?smittel zur Ge-
wuhnuo» an Ordnung und Gehorsam wurde t^chon sehr frfih anerlcanot,
Bod die Musik daher durch den Staat henirdert>) »»Die altenKCnige»
sagt derLi-ky» haben die Sitten und dIeMosik angeordnet, nicbt daaa
iiedenLilatenfrabnen» aondem damit maa dadurch die Leldenschaf>
ten und bSSaen Neigungen der Menge aflgelo mSge/'*) »»Die Musik
ist von den Alten eingeführt worden, nicht mn die Ohren au kitaein,
sondern um der Harmonie der Herzen zu dienen imd die Zwietracht
iVL entfernen," so sagt ein Minister des sieheiiten Jalirhunderts nach
Chr.«) „Die Kenntniss der Tünc ist innig verbunden mit der
Keootniss der Regierung, und derjeuige, weicher die Musilc versteht»
ist auch fähig aum Regieren;" diess fährt Ma-tuan-lin als einen
alten Gmndaats an, und er üBgt bioau. In der That habe gute oder
schlechte Mnaik eine gewiaae Beaiehnng auf Ordnung oder Unord-
MDg im Staate, und an ihr banne man des Volkes Zustand messen.
Ein Kaiser des sechsten Jahrhunderts nach Chr., erzählt er, liesR
die Musik neu ordnen, und als ein grosser Musiker die neue Musik
hurte, rief er weinend, dieselbe sei weibisch urjd verächtlich . und
die Dynastie werde haid untergeben. Ma-tuan-lin meint» dass zwar
ehe andere Musik den Untergang des Herrscherhauses nicht hfitte
anlbaltee kaaaea» daaa ma» aber wohl ana der herrachendea Maaik
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den Untergang des Haitses voransMgen» überhaupt dea Zuatand
des R^hes erkennen küune.'^)
Mem. d. Chin. XII, p. 362. — Chi-king I, 1, 1, ect; Chou-king, p. 88 u.
tab. I; Meng-tseu TT, 1, 1 ; II, 4, 6. -- ^) De Mftilla, hbt. I, p. 9. — *) De Guignes
im Chou-king, p. 319. ~ '■') Nounmmi. b. Illgen 1837. S. 18. — *) DeM»Ul», bUi. VI,
p, 57. — ^ Klaproth, noticcs etc. p. 36 etc.
9 41.
Zur Poesie neigt der chinesische Geist sehr wenig; er hat
ja nicht eine geistis^e Welt des Schönen gegenüber der Natur-
Welt frei zu schaÜen, sondern nur das Geschaftene zu schaue» I
iiBd aafzunelimen; er verhält sich dem Dasein gegenüber we-
seoUich passiv« Der Mensoh hat nieht seiae isnere geislSge
Weitab etil besonderes SeSn in bestimmter schtfner Geslaltm
offenbaren» sondern hat nnr von der Welt m lernen. Bas We-
sen der Poesie, das freie Schaffen, fehlt hier ganz; der Dichter
hat so wenig etwas frei zu erzeugen wie der Maler, höchstens
zu erssählen, zu schildern, avh.s er sielit und hört: die Poesie ist
unfrei. Aber da sie auch in i lirer beens^testen Gestalt doch inuner
noch an die Freiheit anklingt und nach ihr strebt, also dem Wesen \
des chinesischen Geistes entgegenwirkt, hat sie in dem Volks-
leben eine sehr untergeordnete Stellung; die Gelehrten und
Weisen sind hoch geachtet, die Dichter sehr gering, und nur
dnmal, Tom siebenten bis zehnten Jahrhundert nach Chr., waren
Dichttmnst und Dichter in hohen Ehren. Auffallend gering an
Zahl undan Werth dnd in der Litteratnr die dichterischen Werke,
gegenüber der ungeheuren Zahl wissenschuitlicher und prakti-
scher Schriften.
Das eigentliche £])os ist hier gar nicht vorhanden, sondern ]
statt dessen nur die Erzählung, Geschehenes einfoch berichtend,
die Theten der Kaiser und der grossen Männer besingend.
Bomanartige Erzählungen sind zahlreich, aber meist dfirfttg in
der Erfindung, yiel Geschwätz und wenig Handlung, breit in der
Darstellung, langweilig, nur in einzelnen Scfaiidemngen poe-
tisch , kein gerundetes Ganze bietend; in neuerer Zeit machen
solche Romane die Lieblingslectürc des Volkes aus, und tragen
durch iliren meist sehr schmutzigen Charakter zur EntsittlicbuDg '
des Volkes bei. — Noch weniger als das Epos kann die höchste ;
Form der Poesie, das Drama, in China blühen. Wenn schon
die Weltgeschidite för den Chinesen keinen Sinn und keine Est- \
Wickelung hat und . nur aun unzosanunenhängenden Ereigsissen |
besteht, so kann noch weniger das Drama hier eine wkkUche
Geltung haben; Handlung kennt der Chinese weder In derGe*
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119
idMlIe noch In dar Powiej die meclinwfticlicn GMer der
grmeD WeHnaselinie bandeln nicht, sondern bewegen sieb nnr.
Das Drama, das poetische Gegenbild der Weltgeschichte, kann
Mer niirErei«^isse yorftihreU; aber nicht Handlangen; dieSchan-
spulL siiMl nur Schaustücke. Diese zum Zeitvertreib dienenden
Seiiaustücke sind nun freilich beliebt, aber nicht geachtet , reich
aa Zahl, aber niebt an Gebalt; das Theater Ist meist nur Posse.
Dramatisebe Voratellnngen, nnd zwar von nnsittlichster Art»
wanlen sdion nnKong-lse's Zeit yor den Höfen an%€lihTt9*)
aber Sabanspieler waren, obwohl ein Kaisar zor Zeit Christi
die schöne Sebnaspielertn zn seiner Gattin maehte, eine yer-
itbtete Menschenklasse; die Theater dürfen wie Bordelle nur in
iieu abgelegenen Stadttheilen sein , und keine Zeitung darf von
ilinen sprechen,
Die lyrische Poesie allein, bei welcher der Mensch
wesentlich passiv ist, nnr seine Geiähle ausspricht, hat in China
daaGehnng nnd AashttdoDg neben der rein didaktischen Weise
Darstelhmg. Die Lyrik ist nnm Theil sehr sart, natttrlieh
«d wahr» am schönsten im Schi-king, aber auch ihr fehlt wie
ler Banknnst die Eibebnng; der Chinese wird wohl warm, aber
nicht begeistert; das Höchste ist für ilui nicht da, oder weht ihn
nur kfihl an; die religiösen Lieder sind selir nüchtern und arm
au Gelialt; nur die profane Lyrik ist höher entHickelt. Aber
das didaktische Eiement zieht sich doch gern abkühlend in die
Lyrik hinein.
Versa mneh an ist fireilich selur yerhreitet, nnd naeht ao«
einen Thafl aller Stadien nnd der Staats-Examina ans; die-
«tVersemachen ist aber nicht Poesie; es ist nur dasEinswängen
itf freien Rede in beetimmtf Formen , ist einfach gebundene,
gefesselte Rede, nicht IVeie Dichtung, ist das Gegentheil der-
selben, und soll den (Tcist an die Unterwerfung unter strenge^
mgeschriebene Form gewöhnen.
Die Form der Lyrilc ist sehr einfach und wenig entwickelt;
(Ileicbzahl der Wörter» meist vier, bildet die Verse; die Strophen
iMstehen wieder ans gleich viel Veisea; deeh äaderle eich spfiter'
diese Form vieUach«*) — Die ioaere Form der Poesie ist sehr
«igesthandicii. Jeder Gedsoke wird an ein Bild angeknüpft; die
Strophe beginnt meist mit einem Bilde, gewöhnlich ans demBereich
der ]Natur eiitnonimen, dann fo!j?t der entsprccheiiile Gedaoke. D'kh
Bilder sind (»Ii kiihii iinrl den Gcdüiikeii überwuchernd, die Beziehung
lür uuis oft dunkel und räthaf Ihaftj die Parallele des Bildes und des
MaidMBS giebt einen gewissen Rythmus> der tm den iMbtÜsdMD
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IW^ I
PanttelliflMi« «liMeit Du» JDoppelte« wu in de» Wams ier
Poesie liegt» der Gedanke und da« aiaaliche Bild, die eidi an eia*
ander ▼erlialtea wie Geist and Leib, and ia der Poeaie in eiae
lebendige Einheit treten, ist hier, ganz dem cbifiesisdien Doaßs- I
rous entsprechend, aus einander gerückt, ein j\eb eiioinander;
erst das sinnliche Bild, und dann der eotsp rech ende Gedanke-
DiePoesic ist wie die ganze Leben^anschauung mechanisch, ausser-
Heb, unlebendig. Wie das All aas der Zweikeit von Kraft und 8tofl^ |
Himmel and Erde, besteht« die nur theilireise einander durchdrb-
gen, an «ich aber neben einander sind, so tritt fai der Poesie Bild
and Sache ansser and neben einaader, sie darchdiingen einander
nidht. Die Poesie ist wie ein Glasspiegel, das Bild ist an den Ge-
danlcen wie eine Folie angelegt.
Wir geben zur Erläuterung einige Beispiele aus dem Sciu'kiog
in wörtlicher Übersetzung:
„Dieser Birobaum, wie schattig uad dunkeit Verschont seine
Zweige, reisst nicht ab «eine BIfitter; eiast weilte unter diesem
Baum der Fürst Chaope, Dieser BimlNuim, wie «chaltig; wie
weit breitet er aus seine Äste! Ach, verachont seine. Blilter vad
verletset ihn nicht Dort mhte einst, anter demBanme, Chaepe, der
Ftrat. ^ Weit breitet ans sehie Aste dieser Bim^anra, relsset nicht
ab seine Blatter ; schont seine Zweite; deuu unter diesem Baom
weilte einst Chaope , der Fürst.**
Klage einer Gattin über ihren liebeleeren Mann. — „Sonne und
Mond erleuchten mit ihrem Lichte die Erde. Aber dieser Maan
verliess ansrer Vorfahren Lehre. Woher diess, dass dieser nichts
Festes hat and nichts Sicheres in «einem Wandel, und meiner nicht
achtet? — Sonne and Mond erwlimen mit ihrem Lichte die Erde
anter ihnen. Aller dieser ▼erschmfth.t es, gegen mich freondUch sa
sein. Was \»t Sicheres und Festes in seinem Wandel? Wesshalb
ist er so undaiikliar gegen mich? — Sonne und Mond geben im U>tcn
auf. Was soll von diesem Manne ich sacken? rsichts ist an ihm.
was ich zu lubeu vermöchte. Was ist an ihm Festes and iSicheres?
Warum hat er meiner ▼ergessen?" — etc.
Lied emer ffirstüchen Gattin: „Es krftht der Hahn; schon kos*
Bien die Lente in da« üHrstÜche Btam, Doch nein, e« krihte nicht
der Hahn, ea war aar der Fliegen Geanmme. — Im Osten ecachehit
da« Morgenroth, nnd im filrstlichen Haas kommen die Leate sn-
sammen. — Doch nein, nicht das Morgeuroth scheint, sondern des
aufgehenden Mondes Licht. Bei dir zu ruhen ist lieblich; aber
schon harren die f. eilte auf Bescheid, und ieich könnte man «eiset«
wegen dich tadelu.
Iii
Uü ehe? Is ObeMeteaog des Scbl-kitt|^ fot fireiKeh poetiadier
d«s CMgimil, aber giebt den Sinn ziemlich treu tvieder.
«) MeDp-t*eu, I, 3. 33. — M6m. d. Chin. XII , p. 186. — «) Noumann im
NooT. Journ. As., XiV, p. 61 ; Timkowski, Reise. IL 8. 321. — *) Chi-king, p. XXI.
- •) Chi-king, I, 2, 5. — *) I, 3, 4. — ') I, 8, l.
Fünfter AbschuiU.
Da» sittliche Leben*
§«.
Auf der früheren Stufe des Völkei lcbens ruhte die Sittlich-
keit nur auf einer dunklen Ahnung; in China iicelangt sie zu einem
wirkÜcheu Bewusstsein. Der Mensch ist da nicht mehr ein ein-
schier, zuföllSger, sondern ist ein Glied in dem grossen, festge«
orineteo Ganaeii; das AU ist iriclit mehr ein wüdes Gestrüpp,
soadeni Ist eine bewegte Ordnnag« nnd jeder einnelne Punkt in
teea All hat seine bestimmte Aufgabe, ist nicht Ar sich alleui
di^ sondern ftr das Ganze; und darin, dass ich nicht mich, son-
dern die Harmonie des Alls ins Auge fasse, nicht das Ganze anf
mich, sondern micli auf das Ganze thätig beziehe, den Himmel
gewisserniasscii i]i seinem Walten unterstütze, indem ich die
Vemüniltigkeit vollbringe, bin ich sittlich.') Die sittliche Idee
der Clünesen gestaltet sich aber sehr yerschleden von den Anf-
frisaageB der übrigen Völker.
t. Das Sein Ist iresentHeh Natnr, nidit Geist; daher ist
CS, aber es wird nicht, ist Dasein, aber nicht Geschichte; es
iit durch eine naturliche Nothwendigkeit, nicht durch freie gei-
stige Thätigkeit; es hat einen Grund, aber nicht einen Zweck,
den es erst zu erreichen hätte Die chinesische Sittlichkeit trägt
darum nicht einen geschichtlichen, sondern einen Natur- Cha-
rakter, geht nicht auf ein künfitiges Ziel los, sondern beharrt
bei der Gegenwart, will nicht etwas erringen, sondern nnr be-
wihren, hat nicht einen Zweck, sondern nur ehi Prindp, Ist
iMt prophetisch, sondern rfiekwArls schauend, will nicht ein
Reteh Gottes gründen, sondern wendet sich höchstens weh-
mfithig oder ärgerlicli von einer gesunkenen Gegenwart auf die
schönere Verj^an^enheit und will restauriren. Das Ideal der
Menschheit ist niclu am Ende, sondern am Anfang der Geschichte;
es soll das sittliche Leben nicht einen neuen Himmel und eine
neue Erde hervorrufen, sondern die alten wieder herstellen nnd das
Ciegenwirtige bewahren. Die Menschheit soll nicht erst wahr-
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IM
hill ▼•Ukoinmeii werden» «ondem eie Ut ee4Mk#B ynmJbduig
an» sie ist jelsl nur mit einigeii Fehtern behaftet, welche eatfenit
werden müssen ; das Wesen der Sittlichiceit ist nicht Schaffen,
sondern Heilen. Es soll üicht der alte Mensch «')b<^cthan und
ein neuer Mensch «iiigezogen werden, wie Paulus sagt, sondern
der neue Mensch soll abgethan werden und der alte iVTen.sch
wieder hervorkommen. Der wahrhafte Zustand des Menschen
ruht nicht auf seinem freien Thun, ist nicht ein errungener»
sendem ist ein bonam metaphysicnm» wie es bei Leibnili
ein malam metaphysicnm gtebt. Der Mensch ist an sich sehen
gut, braucht es nicht erst sn werden. Der Strom derWelt-
Geschiehte str5mt von selbst ohne Zuthun des Menschen, dieser
hat nur die hier und da beschädigten L fer auszubessern und ver-
sandete Stellen zu vertiefen. Die Ordnung der Welt-Geschichte
ist eine natürliche, eine übermenschliche, und der Mensch hat
sich einfach hineinzufügen, hat einzusteigen in das grosse Schiff
der Weltgesolüchte, das ihn von selbst trägt, und nur SHum-
sehen, dass er nicht Gber Berd iidie; die ewige Sirömmig des
Himmels treibt es fort und fort in nie endeadem Kreislauf [§ 33].
Die chinesische Sittlichkeit bat also nieht ein hohes Ziel»
nicht ein erfrischendes Aufstreben, sondern predigt fort und fort
nur Ruhe utul Ordnung und stilles Verharren; Alles, was darüber
ist, ist vom l^bel, ist Revolution; nicht gross«irtige Heldenthalen,
sondern das bürgerliche Stilliebcn ist das Höchste der Sittlich*
keit; — erwerbende Arbeit, Friedlichkeit, Gerechtigkeit, Fa-
milienliebe, — das sind die hdehsten Tugenden. Die Sittlichkeit
lat nicht ein Kämpfen, aendem ehi stilles Arbeiten; meht daa
Sehlachtfeld 9 sondern daa Ackerfeld und die GewerbatSHe aiod
der Sdiauplatz der Tugend. Die Sittlichfceit trägt, wie die ganse
Welt- Anschauung, eiuej) passiven Charakter; das starke Auf-
streben der freien Persüniichkeit ist an sich ein Unrecht. Das
Volksleben ist ein grosses Ohrwerk , wo alles unabänderlich
geordnet ist, und wo kein Glied still stehen und sich der gemeiB*
Samen Arbeit entziehen darf.
Die Sittlichkeit, ihrem Natur "Charakter entapreehead, be-
darf aueh nieht einer höheren wiaaenaehafillehan £atwiekeloii((
aus Ihrer Idee heraus , sondern wie die Natur- Dinge nur einer
Beschreibung. Die sittliche That ist nicht mehr und nicht minder
eine Erscheinung der das All durchziehenden Himmel^gewalt
als die Natur-Dinge; und wie die chinesische Naturwissenschaft
auch nicht in einem philosophischen Begreifen besteht, sondern
in einem blossen fieaohreiben der Dinge naeh der Ansehaunng»
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1>3
m Mtaf m naA kt d«r SMidUbot mr einer BesclntilNiiig
mtdicker Erscheimmgeii, nicht eiaer Gedankeneiitwickeluiig;
der Mensch braucht uur die in dem Leben weiser Männer ge-
gebenen Züge abzulesen, so hat er die volle sittliche Weisheit.
Wo man bei den chinesischen ^^ eisen die Begründung eines sitt-
lichen Gedankens sucht, da üudet maa nur Musterbeispiele; ja
sie scheaen sich sichtlich , bestimmte Begriffe in dem sittlicheii
Miete antestelleD, und ein ausgesproehcnes Grand -Princip
sadit Mii TCffgehena. „ Ohne Keantnla» der Beispiele der Vor-
fidurea hilft alle Webheit nichts, und gicbt es überhaapt keine
Weishek.«««) Die Sitten der Vorfahren sind der Sittenspiegel.»)
Ais höchstes Vorbild gilt freilich der Himmel; wie dieser seinen
ewigen Gang in unerschütterlicher Oidnung und Festigkeit geht,
so wandelt auch der Weise in steter Festigkeit und Beharr-
iiehkeit^)
^) Siebe Tchotmg-youiig c S8. — *) MeBg-tMR, II, 4, 47. *) Chi-Uiig, I,
S 43.
t« Die wirklidie Welt ist eine gegensdtige Durchdringung
iweier entgegen gesetaten Urprincipien, sie ist die neatralisirte
Mitte, das Gleichgewicht zweier Pole. Das Gleichge\s icht ist
al$o da« Wesen des wirklichen Daseins, und die Waiuheit ist
(iäb (ileichgewicht. Die Sittlichkeit hat dasselbe Wesen. Der
Mensch ist die höchste Gestalt des natürlichen Seins, er ist nicht
Bimmel und nicht Erde, sondern die im Gleichgewicht stehende
Mitle Ton beiden. Sittlich sein heisst das Gieiehgewieht halten;
der Menach gdidrft weder der Erde noch dem Hinunel allein an,
wadem beiden; nnd es ist gleich sündlich» in das Eine wie in
das Andere allein sich ko versenken; der Mensch rauss in allen
Dingen die rechte Mitte halten; der Mittelweg i^l überall
der beste.
Bei den Persern ist auch ein Urgegensatz, aber die Wahr-
heit ruht da nicht in der Versöhnung desselben, sondern in der
Aufhebung der einen Seite ; und die Sittlichkeit besteht dort nicht
darin t awisehen beiden Principien, dem guten nnd dem bdsen»
Mitte zu halten, sondern das eine xa lieben nnd das andere
mt hassen nnd an verneinen; die Wahiheit liegt da auf einer
Seile ; in China liegt sie aber in der Mitte , und der Mensch soll
beide Sf iteii gleich sehr festhalten, denn beide sind gleich gut
üiiil göttlich.
Die indisclie Sittenlehre ist nicht rigoros; in ihr ist nichts von
dergraasamenliärte indischer Fri^mmi^eit» aie strebt nicht nach
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124
1
UbemmiMiiiicIiieii und fibernatirliolieDldealtti^ Mndam ankmuegi
sieh eng an die wirkliebe Natar des Menschen an, die ja an sich
durchaus gut ist, und welcher er zu folgen hat; die Moral ist
hier nicht radikal, läcUt schioiY und starr, nicht die Natur dea
Menschen umstürzend, sondern sie festhaltend, höchstens die
eingeschlichenen Mängel ebnend, die krankhaften Auswüchse
entfernend. Die Sittenlehre der Chinesen ist von mildem, wei*
ehern Wesen, praktisch, nüchtern, nie überschwenglich 9 ge-
mässigt, hanshaeken, ohne hohe Erhebung; es whrd Tom Men*
sehen fast nichts gefordert, was ihm schwer werden kdnnte»
keine onnatOrliehe Entsagung, kein VerBlcfaten auf mSssIge
Freuden , er braucht seine natürlichen Neigungen nicht zu er-
sticken, sein natürliches Wesen niclit abzustreifen; er bedarf
nicht der hingebenden Andachtjjgluth der indischen Weisen, und
nicht eines träumerischen Versenkens In den dunklen Hinter-
grund des Daseins;— nur Maass wird gefordert; stillgemüthlich,
aber ohne den Charakter des Grossartigen, entspricht die Sitt-
lichkeit der ganaen nfichtern- verständigen Geisteslichtung des
Volkes. — Auch der Conseqaens der sittlichen Vorschriften wird
keine HArte gestattet; Ansnahmen in schwierigen Fflllen sind
überall gestattet,- wo die zugcschärfle Spitze eines sittlichen
Grundsatzes verwunden könnte, wird sie umgebogen , und der
Mensch darf dieselbe nach den Umständen sich eini^ermassen
zurechtlegen. W^enn der Mensch z. B. in Gefahr ist zu erhungern,
SO darf er die Ehrlichkeit etwas verletzen.^) Der Mensch ist
darum tiberall und jederzeit von Natnr schon beflhigt, alle For-
derungen der Sittlichkeit an eiftllen, es giebt ganz ToUlfonimene
Menschen, obgleich nicht viele; die Ideale der SittUchkeit sind
nicht in fibermenschlichen Regionen wia suchen, sie sind in der
Wirklichkeit mehrfach gegeben, und jeder Mensch kann und soll
ihnen gleichkommen.^)
Die Tugend ist desshalb leicht zu vollbringen,«) sie ist ja
eigentlich der natürliche Ausdruck des Seeleniebens, hat keine
widerstrebende Macht in dem menschlichen Herzen zu bekämpfen»
auch keine wirkliche Feindsolwft in der Welt an besiegen; die
Tugend erwed^t nicht Hess, sondern überall nur Ehre, Aditung,
Idebe» denn die Menschheit ist ja im Gänsen gut; 9» wer immer
der Wahrheit nadifagt, muss nothwendig sieh idle Gemuther
geneigt machen;"*) — ein Leiden uai der Wahrheit willen ist
bei den Chinesen nicht leicht möglich; die Pforte ist weit, und
der Weg ist breit, der zum Leben fiiln t, und viele sind ihrer,
die darauf wandeln. Und weil die Tugend das Leichtere und
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m
Natnrgemäs&e, and dieSünde nur die Ausnahme, so fehlt dem Cl^
BMii ftchlechterdiiigs jenes demüthige Bussgefühl, jene Aner^
keaiittig der eignen Sfindhafdgkeit, welche in der dirietlielien
Religion die erste VoranMetanng jeder waliren Heiligung ia(.
Wird der Chinese nr SelbstericenaUiiss gewiesen, eis der Grund-
lage der Weisheit, so ist das nieht die Erlcenntniss der eignen
Schuld und Unwfirdigkeit. sondern die Erkenntnissdei eignen ver-
aünftigen Natur, in welciier des Himmels Gesetz sich ofteiibart;
— und wenn Demuth in Beziehung auf die eigne Tugend empfoh-
knwird, so ist das eben nur Bescheidenheit und kein Bussgefuhl,
„Alle Tugend liegt in der Mitte/' ist ein fort und fort wie-
derheUer Ausspruch der dünesisches Weises; und eine der klss-
sischeu Hanptschriften hat als Titel: „das Beharren in der Mitte"
(Tftchung- yung). „Das Wichtigste bei der Tugend ist die Mitte;
in der Mitte ist die Weisheit^ Sei einfach und rein, und halte
immer die rechte Mitte. Die Mitte halten, hcisst das Gesetz
befolgen: im Td recht selbst ist das Halten (l<"r Mitte schon eine
Rückkehr zum Kechten.^) Die Mitte i»t die Grundlage des Alls,
und das Gieichgewicht das allgemeine Gesetz. Wenn Mitte und
Gleicfagevridit vollhoniineD TorbaodeD, sind Himmel und £rde in
Frieden, und aiie Dioge gedeihen. Der Weise liilt immerdar die
Mitte, eher der Thor verletat sie.''i<»)
Ais sitdicfae Ideale gelten Torzugs weise die Kaiser Tao und
Schun und der Lehrer Kong-fu-tse; jene beiden werden am
häafigsten, auch \ (iri Kong - fu -tse selbst, erwähnt; dieser hat die
Lebensregcin der ersteren <»hen nur anflieuahrt. bekannt cemachl
und befolgt; er erscheint mehr als der Lehrer und Offenbarer der
reebteo Weisheit, jene ersten mehr als die unmittelbaren Vorbilder;
alle aber werden ohne Weiteres als fehlerloa erklärt; „wenn
KoDg-fu-tse und die andern Weisen durch eine UogereGhtigkeit
•der durch TOdtusg eines Unschuldigen sich die Herrsdiaft Ober
das ganae Reich hätten TerschafTen IrOnneo, sie hätten es nicht ge*
than/*n) Schun vereinigte alle Tugenden in sich, uutl iiim ähulich
lu v\ erden , ist der IrdiegrifT der Sittlicfikcit. '3)
*) Men? t?eu, n, 6, 1 — 4. — ^) Ebend. U, 2, 61; II, 6, 5. — ») Ebend. U,
7, «. — «) Ebend. U, 1, 40. — Ebend. TT, 7, 8 ; Tchounj^-yonng, c. 22. —
•) Meng-ifi€u, I, 8, 54. — Ebend. H, 7, 52. — ^) Chüu-kjng, p. 27. — Y-kiag, II,
?• 75. — Tchoung- juuug, c. 1, 4. 5; c. 2, 1. — Meng-tbcu, II, 4, 4 etc. —
*^ Ebend. I, 3, 30. — '») Ebeud. n, 2, 49; Tchoung-yoimg, c. 6. Ij 17, 1.
S 44.
t. Das foneiialteit der reehten Mitte erhält das Gleich«
gewicht ui dem All, unterstützt da^ \V aiieu und Schaüeji des
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Himmels und der Krde". ^) und jede Störung desselben durch die
Sünde hallt in der ganzen Natur wieder und spricht sich daher
durch Naturstömiigen ans. Diese Auffassung der Sittlichkeit
hat jedeoÜEÜls eine sehr ernste Seile und eine Hefe Wahrheit
Die Sdnde ist da nidit, — wie der Leichtsiiiii aach bei uns
meint, als etwas Vereinxeltes, dem dbrigen Dasein Gleioli-
gilHiges EU betraditen , ist ni<^t ein leerer Schall, der bald ohne
Spur verklingt, sondern jede Süiidti ist eine wirkliche Störung
des allgemeinen GleicliEfewk lits, — obgleich dieses Gleielii'e-
wicht hier noch weseutlich als ein bloss natürliches erfasst wird.
Der Mensch hat es in dem sittlichen Handeln nicht bloss mit sich
2U thnn, sondern mit dem Weltganzen, er stört sündigend die
Harmonie des Daseins überhaupt; jede Sfinde ist ein Frevel
gegen das All, und darum aneh gegen dessen bdchste Ersehei-
nnng, gegen den ehinesiSchen Staat; es ist kein Unterschied
zwischen Sünde und Verbrechen; alle Sünden sind gemeinschäd-
lich, alle lialieii Beziehung auf den Staat ; und dieser ist auch
tlas Tribunal hIk r die Sittlichkeit. Der Staat hat es darum nicht
bloss mit der formellen Gerechtigkeit zu thun, sondern mit der
Tugend überhaupt; er hat nicht nur die Verbrecher, sondern
die Sünder überhaupt zu bestrafen, ~ aber andererseits auch
die Tugend zn belohnen. Tugendhafte Mensdien sind daber
nicht bloss Vorbilder für Andere und ein Ruhm für das Volk,
sondern sind an sich, auch wenn sie nicht in grossen Kreisen
wirken, Wohlthäter des Menschengeschlechts. Damm steht
l)ei keinem Volke des Alterthums die Tugend in so allgeuieiiier
Achtung, und empfängt so viel Ehre als bei den Chinesen.
*) Tcbonag-yoang. c 28. —
$ 45.
Ein wirkliches System der Sittenlehre ist nicht gegeben ;
die Pflichten werden hier und da gruppirt, einige als vorsug-
licher hervorgehoben, aber ohne bestimmte Gliederung. Die
Hauptsache bleibt das ruhige Stillleben, sanfte Milde gegen
andere Menschen, die Liebe in der melir passiven W eise il(
Duldens und Ertragens, des Schonens, der Nachgiebigkeit.
Den Frieden nicht stören, Niemand beleidigen und verletzen.
Jedem das Seine lassen, i) das ist so das Höchste; es ist da nicht
die heldenmüthige Liebe der gewaltigen That, des Kampfes för
eine grosse Idee, sondern die sanfte Friedlichkeit, die weib-
liche Liebe , grosser Aufopferungen fthig , aber ebne ein hohes,
durch gewaltige That zu errmgendes Zieh Der Mensch soll das
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Gleichgewicht und die Harmonie bei Andern nicht stdren^ das
ist das Eine.
Bas Andere iat, daaa er aelbst in diesem Gleicbgewiekt
aad Ib dieser Harmonie bleibt; er darf nieht Aber aeiiieihin Tom
Bbanal «tgeatMidene fitelhug binanagraife») soll demtchig
fein; — darf aiah aber anch iilciit wma aeuiaai CHeleligewicit
bcrmdrängen 1 aasen , soll allen ftosseren 8tfirmen und Anfeeh»
turiieii Festigkeit und Seeleiiriilie entgegensetzen, auch
iin grössteii Schmerz nicht seinen (ileichmuth verlieren. — und
soll eben so den inneren Feinden seiner Ruhe und seines (Gleich-
gewichts 9 den Begierden } den festen Willen, sich nicht beheriv
sdMiEu lassen, eiitgegenseteen; der Mensch soll TucbtSclaTe
feiner sinBlichen Begferden werden. Daa Sianlicfae ist zwar an
M gut, aber ist doeh dem Bawasstsein gegenüber das INiedrl*
gere , and sott sieh nloht com Henrsohaiidan machen , soll dnrdi
den Creist g^zugelt werden 2).
Der eigentliche Begriff aller dieser Tugenden ist das M uns s-
halten. da8 lunvahren der rechten Mitte: niclif zu vic^l und iiir ht
za wenig, nicht zu warm und nicht zu kalt, nicht zu hoch und
nicht an niedrig, nicht nach rechts und nicht nadi links ab-
biegen, darin ist alle Sittenweisheit zasammengefasst. Alle
gesteigerten GeAlhle gdlen ala Unrecht; eine fctthle Buhe »cht
mA sdbst darcb die Lyrik hhidnrch ; nicht Zorn , nicht Furcht,
liebt SB viel Fronde, nicht sn yM SehmerE soU das Mensdwn
Gemüth erfüllen.») Dem Menschen ist sein ganzes Thun und Sein
in dkim grossen (« inzen zugemessen: und in diesem seinem
Man<ise blpibcjjd snll er seine sinnliclio Natürlichkeit ebenso
2.ügein und zurückdräuiren als zeiue einzelne selbstständige Per-
sönlichkeit. Dieses Zurücl&drftngen der Persönlichkeit in ein
sehr bestimmt gesogenes Maass hat abcrnooh besoadei« Folgen*
Zaaiehst sott der Mensch blosses streng eingdiigtea Glied des
Smaen Weltlebens sein; er soU nicht sein, wie er witt, sondern
io wie ihn die Nothwendigkeit des Lebens gemacht hat; er soll
nicht eigentlich auf sich selbst beruhen, sondern auf dem All-
leben, Süll ein Atom sein in dem groisben \\ t itki ystall, soll sich
vqp andern Menschen nicht als etwas Besonderes unterscheiden,
sondern sich ihnen gleich machen; und sein ganzes Thun und
Benehmen aoll nach diesem Gedanken abgemessen sein, nicht
em Prodnct seines Willens, sondern allgemehi giltiger Gesetse;
- die Art des Umganges mit andern Menschen darf nicht nach
WUhir, aondem mnss nach bestimmten yorgeschriebcnen Ge-
islMn geschehen, denen der Einzelne sich sdücchteriiags
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128
unterwerfen mus.s. Ein Chinese lässt sich fast nie gehen; die
Formen der Höflichkeit sind nicht dem freien Willen anUeiai-
gegeben, sind rnttliolie Pilicht und Staatsgesetz. Und so soU
auch die gaiixe Äussere Erscheinung des Mensebea nieht eine
CNfeBbsmng seiD«r freien Selbstbestimmimg sei»» sondern des all-
gemeinen Gesetses; die besümorte, bis iasKleinlicdie hinsb yoi^
gescliriebene Tracht sä befolgen, ist sittfiobe Pllidit, und der
sittliche Mensch soll dem Yao auch in der Kleidung nachahmen.-*)
ISicht als Person , nicht als dieser bestimmte und selbststän-
di^e Mensch darf der Chinese auftreten, sondern eben nur aU
Chinese, höchstens als der Träger eines Amtes.
Damit zusammen hfingi die Verpflichtung, das regelm&ssige
Leihen in iLeiner Beziehung nn nnterbredien. Der Chinese ist
ein Ordnnngs-Blenscfa; Ordnung und Tbätigkeit gebt ihm über
alies; alles, was ausser der Ordnung ist, alles Wunderliehe
und Wunderbare, alles Exalttrte und überspannte ist ihsi
schlechterdings zuwider; er bleibt fi;eni im genieirien (ileise.
Von der breiten Fahrstrasse abzubiegen ist ihm an sich schon
ein Unrecht; er liebt es nicht, durch Dick und Dünn zu jagen;
jegliches iSch wärmen ist dem Chinesen von Natur Terhasst.
Nüchtern in jeder Bedeutung des Wortes ist der Chinese; ün-
nissigkeit und VdUerei ekelt ihn an; er soll und will mcbt in
semer innem Ordnung und Harmonie durdh Übennaass des
Genusses unterbroohen werden; Trunksudit ist als scbsMicbvoU
tief verachtet und sehr selten; — und auch in dieser Beziehung
scheut der Chinese, sein GleicbgewicLi zu stören.
Die sitUichet) Pflichten werden verschieden eiogetheilt uud jie-
ordnct. Meng-tse hat drei^eiteo der sittlicheo Vollkommenheit: ,,der
Weise bat an drei Dingen seine Wonne: 1, wenn er den Vater und
die Matter lange am Leben siebt und gesund, und aUe sekie BrSder
in £intradit und Frieden; 2« weaa er behn Aufblick nach dem Ulm«
mel sieb keiaes Gedankens und keiner Begierde su scbimen bat»
und vor andern Menseben sieb wegen seiner Handlungen nicbl sa
schämen foraaeht; 3. wenn er alle seine Mitbärger durch Wort und
Beispiel zu wackern und weisen Menschen machen kann."*) In den
heiligen Schriften werden meist IüdI HuuptpÜichten gczühlt: Pietiit
gegen die Eltern, Gehorsam gegen die Obrigkeit» Ehrerbietung gegen
die älteren Verwandten und Wohlwollen gegen die jQngeren, gegen-
seitige Liebe der Gattes, aalr&ebttge Liebe der Freunde gegen
eiaander.<> •
IKe Liebe gegen andre Meascben, von der FandttesBebs abge-
sebea, enchsbit vetbeifsobeBd tsu der negatiTeu Seite, ab Be*
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sdieidenheit, Demntb, Sanftmut, Bilfigkeit, Nach^ebigkeit; die
thatkraftie^e Liebe tritt etwas iiH'hr /unick. „Wer Andern nicht
tliut, was er mcht «iii, dass ihm getlim \^*'rde, der ist nirht Wim
vom (ie>i( tx."'') Die liebende Nachgiebigkeit erscheint besonders
inderiluriichkeit, — die Chinesen sind das büfliehste aller V&l-
ker, — md keliis bat «o «ehr die FonneB der«eMbeii eotwickelt; es
wild cioem GlitDefleii Ibet mmiOgilcfa, grob zu sein; er ief es selbst
siebt gegen die verlnsstestea Feinde. Die Fermeis der HofütMelt
aprecben die Denrath Ms sur Meberlichen Übertrelbnng aus; und
die Erlernung der jedem Stande gebührenden Zeichen der Ehrer-
hiefone bilden einen wie Ii tigen und ««rhwiori^en Theil der Krziehimg,
Es liegt iu tlieHen streng geordneten Hüllichkettsformen ein silt-
Hcber Gegensatz zu der ungezügelten SelbstsucM des rohen
Menschen; ,,der Geist will den Ungestfim der Natürlichkeit, die
Bsbheit <ier sethstsOcfatigeii Begierde ttbem mdes. Versahs-
gegee die Feinde bis sn einer gewissen Grenze .
«M wiederbelt empfohlen. Wenn ein Weiser beleidigt wird,' so
soU er die Sehnid auf sich nehmen und sagen: ,Jch mnss etwas
Corechtes gethan haben, gonst hätte mir dieses nicht bei;c*^ne»
kOnnen;*' er kommt dem Beleidieer mit Liebe ente^^^en: w enn aber
alle Versuche , den Gegner zu gev% innen, vergeblich sind, so ist
dieser nieirt mehr ahi ein Mensch, sondern als ein Thier zu betrach-
tonnnd nicfat weiter sn beachten. Em Bild des Weisen ist der
SseerscblesNierer ; wenn der Speer behn Werfen das Ziel nicht
enrüdit klagt der flchStse nieht Andere an, sondern sich selbst;
sa beschsMigt der Welse ancb nicht Andere, sondern steh selbst
10 allen Dingen. 'O) „Seid streng gegen euch selbst, sagte Kong-fse,
aber nachsichtig gegen die Fehler Anderer; «sagt Niemand Böses
nach, und heacbtct rs nicht, wenn man eu( Ji liilses uachsagt;
nehmt Lob oder Tadel mit gleicher Seelenruhe auf."
Über die Liebe, nicht bloss in der Susseren That« sondern asch'
11 der Gesinming, bat Kong-tse manche scbCne Ausscfningen ge-
Ala; aüefdhigs mCssen wir hierbei die oft sifthr ideslisirenden Be-
lichte der Jesuiten mit einiger Vorsicht betrachten; die Schriften
des Kong-tse selbst seigen wenigstens in diesem Pnnkt etnas
seichtere Gedanken. Ein Bauer, so er/ahlen diese Berichte, brachte
€hji»t dem Weisen einige schlecht gebackcne Kuchen von grobem
Mehle uud einige Früchte zum Geschenk, als das Beste, was er be-
sa8<(. Kong-tse dankte ihm sehr ehrerbietig, als ob er ein Ge-
schenk ans den Händen des KMgs empfinge, nnd beihhi seinen
SchttetB, das Empfangene snr Spende ftlr die Vorfahren anlkube«
Wikren. ^^Ifeister, sagte ein Scbfltery du bist doch wandeiKch;
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IM
du ermahnst um IbMtfiiidig, dfio VoMamt hmer wu &äs Beste
und Kostharste darzubringen, und du bewahrst nun zu ihrer .Speude
diese iil< litsnutzipcn Kuchen und diese welken Früchte auf, und das
üiiQH noch dazu in einer Scbaale vom «chlcch testen Thone; wie
reimt «ich das zusammen — „Sehr wohl, antwortete Koog-tae,
ick bab« schon Mit langer Zeit nichts Kostbareres gehabt, als was
ich beete emp&vgen. Was eise Spende deoee, tod desso wir
«Bser Lebeo empfangeo haben» angenehm macht, das ist mcbt der
Werth derselben selbst, sondern die Geshnvog, mit welcher sie
gebracht wird. Jener Mensch bat mir aus bestem Uerxeo das
Kostbari^te gebracht, wa^ er beha.^»«; ich werde meinen Vorfiüireii
mit gleicher Gesinnung spenden, was ich hoher achte ah die aus-
gesuchtesten und tbeuersten Speisen. — • Die Milde der Chine*
sen erstreckt sich auch auf die Thiere ; von den drei Graden der
I^iebe, welche Meng-t«e aogiebt^ gebohrt der nnterste den IHbun
sen nnd Tfalereo.^) Ein Weiser, sagt derselbe, wM niektgen
eki Thier sterben sehen, noch dessen Sterbelaut Teroehmen, danm
wird er sich entfernt halteo von den SchladitatitteD.
Die Treue gegen die, mit denen wir durch das Band der Liebe
ond des Gehorsank^i verbunden sind, wird vou den Chine>iCn stark
hervorgehoben. Die Geschichte giebt ruhmvolle Beispiele davon.
Ein Minister im neuuten Jahrhundert vor Chr«, der aeioem despo-
tischen Herrn oft die bittersten Wahrheiten sagte, veratedcfa bei
eben Aalstand des Volkes, wekhes den kaiserlicken Pallaet aar*
tftamerte, den Sokn des geflfldbtelmi Kaisers In ssiasm flamc^
«nd als der wfltbende Hanfe die Ansliefernng des Priaiea vedangte^
lieferte er seinen eignen , mit dem Primea gli^ch alten Sohn den
Tobeodeu aut», die ihu in Stücke hiebco, uud reltete so den Kaiser-
aohn. 1')
Wahrhaftigkeit ist zwar tliatsäciilicb nicht eine be^nders
geipflegte Tugend der Chinesen, sie wird aber doch von Kong-tse
dringend empfohlen. „Bediene dich nieder Lüge. Die Wahrheit
Tenchafft Freude und Rilke des Amens, dleMs^nar Qnnl«'^*)
Skat spielte Kong-tse aar Erkolusg in seinem Zbrnner Ball,
als Sick Jemand bei ihm anmeldeo lieas, der Iba Ober ehdge wicbtige
Dioge befragen wollte. „Ich mag ihn nicht sehen, sagte Kong-tse
zu einem seiner Schüler. Gebe, entschuldige mich; wa^ w 'irM du
sagen? — »»Ich werde ihm sagen, öutwortete dieser, dn^s du
gegenwärtig znr Erholung Ball spielst, uod dass man dich nickt fug*
licherwi^ise in deinem Vergnügen unterbrechen könne» um üli^ ernste
0iege Btt sprechen. " ^ Gebe , sagte der Meister j uad tfcne wie du
Mgst*« ^ j,Welok kutere Seele, fügte er leise kinsu; er wird
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uidbt andere siprecben als die Dioge sim\; das int wahre Tu»
geod."") — Oem Kaiser Tai-tsong ((iiti nach Chr.) sagte einst
Jemand , er krmnc tlic Schmeichler in seiner l iiiucbinip; dadurch
vor) den redlicheu Männern unterscheiden, dass er einen dem Staate
«cbMUiehea Voiscfaiag mftebe» welchem die Uarediicheo sofort zu-
•tiameo wiHeD» Der Kaiser atttirerteta; w^m Mittel hi freiMi
«eher, aber weoo ein Ftot so Immune Wege geht, kaoo er dann
Genabelt von eeinen Dienern verlangen? Die Fürsten aind wie die
Quellen der Biehe, und die Staatsdlener das Waaser in denaeiben,
wenn die Quelle rein ist, ist es aiidi der Strom. Ich habe iiuaier »
Abscheu vor .•^«»Ithen Schlauheiten gehabt, die nur dazu dienen, das
Herz zu berücken; ich will lieber das Übel, wenn vorhanden ii»^
flicht kennen, als es auf unlauteren Wegen kennen lernen.
Wut wiaraebfitterÜcbe Seeleo ruhe des Menschen in allen An-
MtangnB giit ab eine Haiiptbedingnng «itftlieber Weisheit; d^r
MsMch darf nie ausser Fassung knnmien, nie durch Beleldigvi^ea ^
enimt werden, nie dem Hbmnel aOmenp wenn es ihm nicht
Dach Wunsche geht, und über die Menscheo nicht klagen, die ibm
oicht wohlwollen.
DieBeschräniiungder «innlichen Begierden geht hier nicht bi«> zui;
Fintiagnng, sondern sie soUeo nur das rechte Maass und das Gleich-
gewicht zwischen Sinnlichem und Gelstigen bewahren. „ Gmodliige
der Tagend ist es, sein eignes Hers so liewaehea; dieas kann aber,
Mit besser gesohebea, als wenn die Begierden eingeschünlKt
W6fdsn nnd der Mensch mOgUchst wenig Wünsche hat.^*>0 IN«
nebte Ta|iferkeit iMsteht nicht darin. Andere an besicgcji , soaderpi
sich selbst. 22) Hctrunkeue Chinesen sieht man äusserst selten, und
aul den hinterindischen Inseln , u o sich vor allen die eiJro[i;u^cben
Soldaten einer grcnzenlusen Trunksucht ergeben, i^ind die zaliU.
Mioheii Chinesen die einzigen unter der bunten Bevölkerung, welche
^ strengste Milsaigkell beobachten; ebenso sind sie gegenwärtig,
in Cslirornien fest die ewalgen ardeatUd^eii und atfssigfo Menn
■eben. — AU «nler Kaiaer Ys «m 2200 vor Chr. der Eeisbranfttr.
«CHI eriinden warde, nnd dem Kaiser, der sein Reich dnrehreislet
?wi dem neuen Getränk gereicht wurde, sagte er: „ach, wieviel
ünbeil sehe h h aus diesem Getr.uilv für (liina entsjjriiigen, man
«erweise den Erliiider aus des Keiche.s Grenzen und gestatte ihn^
ßie wieder die Rückkehr. ''2^) Ein Kaiser des fünften JahrhuA^ftH
iMih Chi« verbat den HfMMiel damit sogar bei Todesstrafe, a*) . ^
*)Meng-tseu, II, 4, 17; Tchoung-youug, c 20, 5, — *) Meng-tscu, n, 5,
4^B1,*. >) Tahio, c. 7, 1. (Panthicr). — •) M«mg<t«M, U, 6, 8. — *) Meng-tw«,
4l,llw8i^— ^ MMMDg-yottiig, c. 20, 8, Cho«»Ung. I, 2; «bliiifllalM» h
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m
^ W. — ' *) T<iiOBiig-roaiig, e. IS, S. — •) BoMkna», Bytim d. Wliwul.
a 590. — *) M«Mg-(Nit n» S, 47. 4S. — ToliMiig-yowVt ^ 4. ^ Ute.
d. Chin. Xn, p. 121. — >«) Ebend. p. 1S5. — ") Meng-tse, H, 7, 84. — ") Ebend.
I, 1, 36. — ") De MaiUa, bist. H, p. 27. Chou-king, p. 260. — Mt'm. 4.
Chin. xn, p. 128. — De Mailla, bist. VI, p. 50. — ") Meng-teeu, U, 2. 50. -
Tchoung.young, c. 14, 3. — Meng-tseu, II. 47; II, 1. 54. — ") TcboODg-
oajrvg, c 10. — De I, p. 12a. — Ebend, V, p. 106.
§ 46.
Der Chinese Ist als freie PeffSdnfichkeH nichts, ist sUes,
was er ist, schlechterdings nnr als ein in das Ganse streng da-
gefBgter Theil; jeder Chinese ist nur an dieser seiner Stelle,
^voliiü ihn einmal der ordnnngsmfissige Lauf des Himmels ge-
stellt, von Werth- und (icltunn^; er ist mit seiiier socialen uud
geschichtlichenLage vollständig verwachsen undlässt sich daraus
nicht lösen. Der wahrhaft freie und persönliche Mensch bleibt
in allen Lagen des Lebens bei sich selbst, ist nicht ein Solare
der Yerhfiltaisse , sondern herrscht über sie« Der Chinese aber
ist nur ein Theilwesen eines gansen Organismns, ist nichts an
sich, sondern nnr an einem Andern; er ^vnrzelt wie einePflanK
in dem Boden seiner äusseren Stellung, und einmal ans diesem
herausgerissen . verdorrt er sofort . denn er hat sein eigeiit-
liches Leben nicht in sich, sondern ausser sich, eben weil er
noch nicht wahrhaft geistige Persönlichlceit ist. Der Chinese,
so beharrlich, besonnen und umsichtig er im gewöhnliehea
Leben anch ist, verliert alle Haitang, sobald ihm in seiner ge-
schlchtlicben Stelhing der Boden unter den Füssen weggerissen
wird; wenn der Staatsmann die Ordnung des Staats ans denFa-
gf II gehen oder der Bürger seine bürgerlichen Verhältnisse zer-
rüttet sieht, so verliert der Chinese den Kopf und das Herz, er
gilt sich selbst nichts mehr, er stürzt mit seiner Stellung zugleich
ins Verderben. Der sonst so nüchterne, alle Überspanntheit
hassende Chinese schreitet sofort zum Selbstmord, wenn er
das sociale Gebäude, in welchem er wolmt, wanken sieht; die-
ses Geb&nde ist ftr ihn eigentlich das Gehäuse, mit dem er wie
eine Sehneeke wiii^h Yerwachsen ist, und dessen Verlust er
Im» wenig wie diese überleben kann. In Zeiten gesclrielitlieher
Erschütterung ist der Selbstmord an der Tagesordnunc: Der
wahrhaft persönliche IVlenseli liei den activen Völkern steht über
seinem Schicksal , und die höchste Cefahr ruft ihn zur knhnsten
That; der Chinese, den passiven Völkern angehörend, geht in
sem Schicksal anf, und die Gefahr drückt seine Seele susammen,
sehligt aUen Thatenmuth nieder. Der Selbstmord erseheial in
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solchen lallen dem ChiDesen nicht als ein Unrecht, nicht als
Feigheit, sondern als eine Tagendi and wird von der Geschichte
gerühmt.
Der letzte Kaiser der Hau- Dynastie im drttteo Jahrhundert Dach
Chr. tudCete in derBedrängniss sich seihst Als die Mongolen unter
Taehmgis-klMn das Bsiek hedräagten, tOdlstos sieh Tanseade der
togeMhostea CMnesea durch Gift oder Erträakeo; Aaftthrer Hessen
sich voo Ihres Dteoern den Kopf abschlagen elc.,*) und aoletat
stürzten »ich der Kaiser and seine Minister selbst in die See.«) —
Am h mtiij^ten, auch iiei Fürsten, geschieht der Selbstmord durch
Erhänge; so erhing sich auch hei ciem Eindringen der Mantnchu
der Kaiser.^) Soiche Thaten werden hoch gefeiert. iNicht selten
tödten sich boshafte Frauen durch Opinm oder durch £rtrSnken»
w«tt dann Ihre Männer dal&r anr VerantirorCnng gesogen werden.*)
>) Gütslaff, Oesoii. d. cbia. B* & 144. «) Sbead. a S5t. Ml » 65. 8S7.
in.-llmPioio, n.Sft. — «)X>*liia>»> X> P- 4M. ^ •> Oeidiff , !■ Br. B;,
11158» 1.
S 47.
Die Fanlli«.
Der Mitteli^imi^t des sittlichen Lebens» wo sich alle Strah-
Ica der Liebe vereinigeB, ist bei den Chinesen die Familie i und
hl gamea Heideathwn t — die Deatsohen aasgeBoamieB» hat
4n Familiettleben Bie wieder eine so hohe Bedentimg emmgen
ab bei denChinaseB. Familienltebe Ist die htehste, nnd Familie»*
glück mit keinem andcrii zu vergleichen Die Familie, von Fo-hi
begründet und geordnet, ist das innerste Heiligthiini des chioesi-
M;heu Lebens; in ihr offenbart sich unmittelbar das Gotteslebeii.
Wiederholt sich in den Gatten nicht der ürgegensatz der zeugen-
des Kraft und des empfangendenfitois» des Himmels und der £r*
de?s)mdalnd dieKhideniiehtebensodasEmBgnifla des£uiawer'
deosder beiden Geschlechtar» wie die Creatoren das Erzeugnisa
kB Eiaswerdens der Utkraft und des Urstoffs sindf Die Familie
•
istder volle. uii*j:es( hvv ächte W iedcrstrahi des göttlichcii Lebens,
»e trägt das Mysterium der Weltentstehniig in ihrem Schoosse;
io ihr setzt sich das guuiiche t rieben weiter fort, und das Fa-
oiihenleben ist an sich ein Leben in Gott, ist ein lebendiger
GottesdteM. Wenn irgendwo, so ist- bei den Chinesen die Ehe
m SaeraaieBt^-— Alle aaderoLlebe aassTorder FanHlienliebe
nrtdiBalaheB; and dIeLehrey dasswir alleMenaalien^eioha^r
Beben missten, wird als Ketaerei erfclftrt.») Der Brader geht
ober den Freund, und der \ aler iiber alle andern Meuäclieu;^)
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iiml eines Kaisers erste Pflicht ist die gegen seine Eltern und
Biutsverwaiidien, und die zweite erst die Pflicht gegen tieiiiVolk. )
Die Liebe zu den Verwandten bat natürlich verschiedeue
Grade; am hdchsten steht die Liebe zu den Eltern; Gattin und
Kinder stehen erst in zweiter Reihe» dami folgen cNe Alteten
Bröder und zoletst die übrigen Verwandten.«)
Chl-king, II, 1, 4. — *) Koog-tM in Män. d. Ch. JCa, p. 98S. »1; HI^In,
ZT, IS, im Tk. n, SM. ^ Itoe-tira, II, 5, S; 0, 7, S8. ^ Blynd. n, 7,
la — *) Bbend. II, 8, Tchoiiiig*joiiim, ^ ^» Hsng-tM, 1, 1, 47,
$46.
Das Weib hat in China eine viel höhere Stellung als bei
den früheren Völkern. Die Milde der Gesmnmig, die AnlfiM-
song des Lehens als eines innig in sich nosammeahingeiidss rnd
In allem seinen Theilea vernünftigen und hereehtigten wdst aacli
dem welbllohen Geschlecht eine berechtigte Stelhmg in der
menschliehen Gesellschaft an. Das Weib ist nicht mehr Sclavin,
nicht mein v\i\ Gcgenstaiid der Willkür, denn die Willkur ist das
schlechthin l nvenirmrti«?p, und ist in China an sich ein Unreclit;
in die friedliche und glückliche Harmonie des Alls muss auch
das Weib eingefügt sein. Von der hohen und heiligen Beden-
tnng der Familie aber empfängt auch das Weib eine vwl höhere
Stellmig; sie ist ebensogut ein Wiederstrahl des gOttttob«! Ur>
lelieiis wie der Mann, wenn aäch der Mann als das Bild der
actiTen Seite des Urseins eine Oberordming b^umptei Freilich
iHi noch keine solcJic Anerkennung der Weiblichkeit, wie sie im
christlichen Bewusstsein gilt, hierzu suchen, freilich hat nach
unseren Begriffen das Weib immer noch eine sehr niedrige Stel-
lung, aber in der vorchristlichen Zeit ragt das chinesische Volk
in der Geltung des Weibes hervor. Einzelne Frauen werden
schon im hddisten Alterthum als WohhhAterinnen des Volkes
nnd als Tngend-ideale hoch gefeiert, Franen erhalten Eiuren-
bogen fOr grosse Verdienste, nnd den Müttern gebülirt gleiche
Ehrfurcht wie den Vätern. Dass die Frauen dem Manne un-
weigerlichen Gehorsam schuldig sind, ist natürlicli keine Er-
niedrigung des Weibes, sondern versteht sich bei der chinesi-
schen Welt «Anschauung, die keine Freiheit kennt, von selbst.
Frauen werden in der Geschichte oft rühmend erwilmt; die
OsttiD des dfittee Kaisers begfündete die SeidesBudit, nnd die
jedesnisiige Kaiserio ist deren Besehütaerin; i) selbst ia dnr Litte-
tatuf treteo Frauen auf, und aueh die eldnesiacbe desdddite ist
▼Ml einer Frau bearbeitet worden. ^) Frauentreue wird durch den
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Staat belohnt; ein Bogen au^i uei^^em Marmor ehrte das Andenken
dreier Schwestern, die ihre Verlobten verloren hatten nnd bis zu
ihrem Tode keusch und ebelos blieben; auch treuen Wittweo siad
EhreDhogen errichtet worden.^) Die Fmti erhält ihr Grab iauner
■eb«D dem des Mmee.«) FiMen diirfee ekkt gefaBgen geeeikt
werden, aoMer M gieiieo Verbrechee mid bei Bbebrudi.
Die geringere OeUmg de» Weibee- tritt aber docb eodrerseit»
aach stark hervor. Die ganze Krxiehung der Mädchen tritt hinter
der der Knaben sehr zurück, „denn nas kann ein Weib Bedeuten-
des l^^isfcnv ^Vie der Wein bereitet und bewahrt, dicSpeise i^ekocht
wird, dafür mag sie sorgen; ein Mädchen muss vor allem darauf
achten, den Eltern nicht lästig zu werdeo/*^) Der neugebome
iMbe wM eotgWIg Im die beetee Tücher geballt, da» Midebee
Mria Lunpeoi*) dae Mldcbee nniae Mit Sdberbeo epielea, wo der
iMbe Mit Bdeieteieee tiedelt, «ad wemi ebi Vater eaeh der Zahl
tdaer Kinder gefragt wird, eo slMt er bless die 8Shne. Die MM'
- lAcii, selbst die vornehmen, werden seite« uotei richtet, sehr selten
Jcüoneij Frau er) ii^ut schreiben oder lesen. Im Hausstand müssen die
Fraoen die niedrigeren Geschäfte verrichten, und dürfen selten ausge-
Imo; das Haus ist iiirGefi&agniss.s) Kong-tse, welcher von den Fraeen
itaet Brit Tieler Aebteng eprkdit, sagt: „die Fraa lat dem Maooe in
iNn ganaea Daeehi «aterworfea; wene er atlrbt« wird ale danua
Mch nlcbt Ibra eigae Herriai ala Tochter ateirt afe aater deai Befehl
Hier BHem oder. In deren Knaaogeiang, Ihrer iHeree Brider; als
Wittwe steht sie unter der Aufsicht ihres ältesten Solines, und
dieser, mit aller Liebe und Achtung sie behandelTiri , sr»]l alle Ge-
fahren von ihr entfernen, denen die iScbwäche ihres Geschleehtea
sie anaaetaen könnte/'*)
') De Maüla, hist. I, 14. — ^Ebwid. I, pref. p. XVHL — ') Braam, BdM,
I, M. — «) Chi-kfaig, I, 10, 1 1; n. p. 261. — •) Ebend, H. 4, 5. — •) BitiKl. H, 4, 6<
-OGfltelaff. im £v. Ii. BoM, la^ M#. S. *) fibead. — BnMm, «tc I, & M8
M£m. d. Caun. Xn, p. 281.
Der Mittelpunkt des Famillenlebeas , die Ehe. hat einen
hohen, fast rnysterUtseii Charakter; das göttliclie Naturleben
wiederspiegelndragt die Ehe selbst über das Gebiet des Sittlichen
i& daa Tkt#iog]6che und Kosmologiache Linein. Das koamiaehe
oBd sacraiBeiitale Weaen der Ehe macbt dieaelbe zu einer sHt-
Uta Pfllelit, der kein Tvgendbafter alob entsl^heB darf. In
^ Panilie «oaeeDttirt aM alle SIttilehkeit» und ebelea blelbeii
Mist die Familie zerataren. DerEbelese bricht die forllAifeade
Kette der Familie ab« er ist der Mörder seines Gescliiechtes;
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und da es die bitillgale PflidU der CbinaMDi iet, die jUnen sa
ehren, flurch Spenden sie an «rfreiie«, und sie dedopcli mit der
Gegenwart zu verkmipleii uud ihre EiiiiMcruiig bleibend zu
machen; so frevelt (kr Ehclose ait der Kiiulespflicht gegen die
Eltern, er raubt ihiieii das Glück zahlreicher NachkonimenschaA,
raubt ihnen die Erinnerung und Vereiuiing, und lä&st ihre Ver«
• biodong mit dem lebenden Menschengeschiedlt verdorren : ^) jaes
aekeint buweüen fliaty ala ob daa Fortlebaii nach dem Tode Ten
dieaer Ebriwg darcb die Naebkeinmen abbiagig gemaebt werde.
Niebt daa CöUbat, sondern die Ebe iat der ToUkomaMnale
Zuötaud des Menschen, und die Ehe ist eine so heilige Pllicht,
dass hier der einzige Fall ist, wo ein Sohn den Eltern den
Gehorsam versagen darf, und selbst ^e^en den Willen der
Eltern eine Ehe einaagehen nicht nur berechtigt , sondern sogar
Yerpflicbteiiat.2) Die Ehe ist, sagt Kong-tse, j^der wahre Stand
dea Liannas » weil er dareb aie seine Bealbaaiwg aaf £rdea
erfiULt; niebta isl daran ebrwfirdiger» afoltts was ibn einater
beacbällägen aoU/^«) Wer nur itigend Icann, ninunl ein Weib,
und sollte er den letzten Heller darauf verwenden; man heirathet
daher auch gewöhnlich sehr jung, der Mann meist mit 20 Jahren;
Chinas ungeheure Bevölkerung ruht auf diesem Grunde. Nach
gesetzlichen Bestimmungen, die weit über Kong-tse hinaus-
reichen» darf der l^ann mit 20, das M&dchen mit 15 Jalirea
beiratbeai der Mann aoli aber die Yerbeiralbang niebt äber
daa dreiasigate» daa MAdeben niebt über daa zwanaigsle Jahr
▼ersOfern.*)
Die Schliessung der Ehe geschieht anter Formen , welche
den hohen Ernst der Saehe durch die Feierlichkeit der Ge-
bräuche uud durch die Vorsicht der vorangehenden Prüfung
ausdrücken; da die Ehe nicht bloss die betrefieuden Gatten,
sondern die ganze Familie angeht, so ist die Einwilligung der
Eltern oder nächsten Verwandten in der Regel erforderlieb.*)
Die Verwandtsebaflsgrade werden streng beaebtet, and die Ebe
awiaebea neben Verwandlea iat yeibolan. Eine priealeiiiebe
Einsegnung giebt ea niebt, weil es keine Priester giebt. Die
Vielweiberei ist erlaubt, selbst bei den als sittliche Ideale
geltenden Kaisern vorhanden, ist aber nicht gewöhnlich und
wird nicht gelobt; schon die allgemeine Sitte, sich jung zu ver-
mählen , und die Verachtung der Ehelosigkeit machen ^neg^ös*
aere Verbreitung der Vielweiberei niebl mögUebi and wo Jaeb-
rare Fraaen amd^ ersebeuit die elae ala die jeebfm>saige, aad
die andemnor ala Plebenfiraaen.
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Die Verlobaogeo werden Dach uralten Gesetzen dorch Brüut-
weriierinrieti, meist alte Frauen, eingeleitet, welche das bean-
spruchte MSdchcn kciitjert zu lernen und die Bedingungen und die
ErUuhoisa der Eltern eiozuholen habev.^) Besonders erkundigen
äe «cb nach den Sitten des Mädchens, nach der Kleinheit yuer
FfliM, — «itt SeWi derMlheo wird deo Kltero de« BriatigaiM ge-
Migl, md «ach dem Brantprei«. £• muBB nialich flir die Braut
dee Ettere ela aeeb dem Range mid dem WobUrfaiMl dersetbee irer^
scUedeoer Preis gezahlt werden« denn die Eltern haben dasMädchen
erzogen; die Summe steigt von 10 bi.s 3000 Thaler unsers Gelder;
wüiilhahende Eltern statten datüi alK i aucl» (lir Braut reirhlich ans.
Die Astrologen werden über die Zukualt der Ehe und über den zur
Hochzeit günstigen Tag befragt. Vor der Schliessung der Ehe
dlrfen die Verlobteo einander nicht eeheii, und die Ehe wird
gBideaa radrgingjg gemach^ wenn derBrintlgain «eine Braut mher
idbo gesehen hat, und dieser nmm dann die Hilde des Kanipreiaee
«legen. Die HochieH ist rneiat pmekeiid. IHe Braut wird in einem
Tragsessel nacii dem iläut»e des jUrautigaaii» gebracht, und dort vor
der Thür von ihm empfangen. Wenn ihm die Braut hei dem ersten
AobÜck nicht gelallt, so darf er sie zurüciLschlcIceu ; sobald sie aber
«i«Dal die Schwelle überschritten, i«t sie seine Gattin. Sie tritt
Ma la die Halle der Ahnen , kniet vor deren Bildern oder Naaien-
talUa an der Seite Ihren Brintigama nieder, und trinkt dann vit
louelbeD ana deraelben Sehaale. Damit Int die Ehe geachioaMn;
fhe Einsegnung findet nicht statt, bisweHee nnr eine Baenung und
Aa>;treibung der bösen Geister aus ileai Hau.se. rSach alteren Sit-
ten lebte die Braut mit dem I^fanne drei Monate zusammen, ehe
die Hochzeit geleiert wurde; aber sie schliefen getrennt, fasteten
dann beide kurs vor der Hochzeit und erflehten die Hilfe des
Ifinaiel«« '0 — Einige Zeit nach der Hoebseit veraammehi sich
aOe Nadiharinnen und Freuadionen bei der jungen Frau, geben
ib guten Rath oder tadeb sie, und sie muaa allea rali%
«fadren und Terefweehen sich zu bessern. •) Aueh kehrt die
jange Gattin bald daraul »iedet in da.« väterliche Haus zu*
rück und bleibt dort einige Zeit von ihrem Gatten getrennt.^)
Jetzt, bei gesunkener Sittlichkeit, wird wohl auch mit Mäd-
cbeo Handel getrieben; schone Mädchen werden jung gekauft,
■Bogen and nachher verkauft» die schBnsten gelten 400 bis
7iOLeuMor.M)
Die veriMeueu Verwandtschaftsgrade erstrecken sich sehr weit;
Fe- hl theHte das Volk in hundert GeschlecMer, von denen jedes
tineo gemeiiitiameu iNameo erhielt; Niemand durfte irtdl BNi nit
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138
etnr tii IMädchen von dem gleichnamigen Geschlecht verehelichen;
jedoch ist ein Concnhinat in solchen FSHen gestattet.
Die Vieliveiberei hat rlie Beispiele hochgepriesener Männer für
eUch, Kaiser Yao gab seinem Nachfolger Schun zn-ei seiner T5ch-
ter xogleleh zu FniMMi. 0er dritte Kaiser, Hoang-ti hatte vier
Fraaea, von denen aber mtr die ernte die W6rde der Kaiserin
h«tte;U) in vielen fthnlidien F&llen wird die cnigentildie GalÜB,
welche die Wtirde des Gatten tlieilt, von den Nebenwelbem unter-
schieden. Reiche nehmen auch jetzt sehr oft melirere Frauen;
iMaiiMcr, welche ihren Auteiithalt häufig wechseln, haben oft an rcr-
8( liie(1(uir'ri Ort* ii /.iiiileich Franen. Die Beischläferinnen hahen
nicht gleiches Hecht mit der rechtmässigen Frau und ihre Kinder
erst hinter den Kindern der ersteren ein Erbrecht, i^) In derBlüthe-
aelt des Reiches steigerte sieh die Vielweiberei der Kaiser. Nach
dem Ll-kS hat der Kaiser das Recht« neben der e^entlicben Kai*
serin noch 130 Frauen zu halten, ron denen drei einen höheren
Rang haben. i>) £in Kaiser hu zweHen Jahthundert naeh Ghr. hatte
1000 Weiber in seinem Pallast; wahrscheinlich entstanden aus
diesen Haicms auch die etwas später < ^\^ ithnten berittenen Leib-
garden von tatarischen Weihern, ganze Kegimenter bildend.*^)
Kaiser Jang-ti um 600 nach €hr. hatte 2000 Frauen, und 1000 rei-
tende Weiber begleiteten ihn als Leibgarde jedoch wird diese
Weiherwirthschaft keineswegs geloht, nnd einer seiner Kachiftlger
schldtte alle diese Weiber fort und nahm nur eine einslge Frav, die
als ein Muster von eheKeher Treoe und weiblicher Tilgend gaptfe-
sen wird. «>)
•) Chi-kingr, I. 1, 5; Mcnj^-ttvcu. II, 1, 63. 67. — «) Mcng-teeu, II, 3, 6. —
•) Mem. d. Chin. XII, p. 280. — Ebend. p. 279. — *) Mcn^-tsen, T, 6, 10; D,
3, Chi-king, p. 227. — •) Chi-kmg, 1, 15, 5, u. p. 227. — ') Ciu-kii^j, p. ÄSi;
Qfttdttff, die IfiMion in Chm»; 6. Vortrag (Berlin, 1850) S. 12; dm iokSr. B.
Bot«, 18SZ, No. 9. — *) B. Bote, «. a. O. — *) Chi-king, Ml. *•) Bmhb,
Beise. n, 102.— ti) d« Maills, bist I, ^ 6; Li.ki im Chi-king, p. 228. - *>) Meng-
l00n» n» S, 3. 4; Chon-king, p, 9; Nennuuiii, bei lOgeii, a. s. B. 15.— De MdlU,
Irirt. I, 28; ^1. 86.— <«) Oftlslsf, Br, K B. ISftf, >•) Meo^M,!!» «,
26;Biot, im Jonm. Af. IH ser. t. ID. p. MS. <^ «•> Oe MlHttls UM» TI, p. 40. —
«') Gatslaff, Gt^ch. d. Chin. Reichs, S. 128. ~ ««) Ebead. & IM. — * *) Xh«Bd.
& 210. 223. — *o) Ebend. S. 228; de Meille, biet. VI, p. 41.
IHe iiauin ]st dem Manne J^einesweges gleicbgofttellt, son-
dem ihm zum uiibedingten Gehorsam verpflichtet; der Mann ist
des Weibes Herr. i) Die eheliche Treue der Frauen wird hoeh-
geehrt, »eibat in hesondereu FftUen darch lüireiibogai,^) —
inmcff aher tmi der JkUbuier gioMes EtfertMfct Wmdit Die
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139
Wieden crheirathung der Wittwen ist zwar erlaubt, 3) aber rühm-
voii ist es» weiin Wittwen oder verlobte Brftute auch dem
gestorbenen Gatten oder Bräutigam Treue halten, und nicht
wieder sich verehelichen;"^) Ehrenbogen auch für solche Treue
bdn rieb Yor. Zur Zeil des Kong-tse erlaubte sdion die Sitte
Mt mehr eine tweite Verheirathiiiig der Wittwen; tKese
Mmtcn sidi vielniehr gttns Ton der Weh sarttektleheii und in
Ünem Hause Tersehlossen leben , nmkelBe dmussen ▼orgeKeiiden
I'in^e sich kömmeriid; ihr Schlnfgemach sollte in dei PNacht er-
iettchtet sein; kong-futse billigt diese Sitte ganz und gar. ^)
Es waltet bei der Ehe der Ctiarakter eines Vertrages vor;
eine unTerbrüchliche Geltung hat sie noch nicht; die Ehe-
Scheidung ist des Mannes und unter Umständen auch dea
Weibes Recht, doch wird die ßheacheidaiig Ton Seiten der Frau
Ii der ältem Zeit ala Unrecht betrachtet«) Der Ehebruch ist
dndi die Geaetie mit harter Strafe belegt.
Die Eifersnebt der MUrmer erachebit oft seHKam genug. Im
Vertraf^e vou rsertschinsk in neue^iter Zeit >vur*le festt;esetzt, dass in
dem Hand*»l.sort ÄlaiiiKitschiii an iler nissischen Grenze und in einem
Uutkrei&e vou 60 Wersten keine Frau sich aufhalten dürfe.'') Die
Fmaeawerdea in China streng im Hause gehalten und dtrfen mitfreni'
^MlDDeto nicht spreebeo. Nach eiaer alten Weissagung wird daa
iMe HemchefgescUeeht ualergehen, weau die Frauea steh affcal*
Sek anf der Stfaase sehen hwsen werden; •) aad in dem Berfehte
dwLribarates dea Kaisers Tae-kuaog [1B37] aber deo Einflnss des
Ophnns heisst es: ,Jch habe mich überzeu!^, dass das Opium nicht
bloss ein t-idtliches (Üft ist. sondern ila^s durch den Genusfe» des-
selben eine «olche Sittenvei<lerbniss herhelgetührt worden ist. dass
Fraueo shae jScham im Vorderhauae vor Aller Augeo mit ihren
Mannern sprechen und Opium mit ihnen rauchen. ^)
Die Treue der Frauen steigert sieh in eiaselaea Fillea selbst
Ks iam Selbstmord. Einem Kaiser des aeuaten Jahrhunderts nach
Chr. eiUSrte seiBe BeiseUSferia, sie werde ihm is des Tod fidgeo;
er reichte flv mßn Sehaupfhieb; usd kaum hatte er die Augeii ge-
schlossen, so erhing sie sich: sie i^ iirde /um Lohn für solche Treue
nach ihrem Tode in den För8tenran«4 ri hohen.
Die Entlassung der Frau soll nach Konu-tse nicht nach Willkür
gegefaehen, sondern ist nur in folgenden Fällea erlaubt: wenn sie
«cb nidit nnt ihren Schwiegereltern vertragen kann, wenn sie
■niriditbaf ist, wean sie unkensch oder m begründetem Veriaebt
der Gutreae, wenn aie durch Verlenmdnng sder Ausphmdem den
fiodienftieden eüift, wenn sie ehma widerwirtigen FeUa» hat.
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IM
w^enn sie anverboBfletttdi geteliwitelf ist und wew «le im HaaM
etwas veruntreut. Der Mann darf sie aber in diesen Fällen dennuth
nicht entlassen , wenn sie keine Eltern mehr hat und nicht weijUi,
wo^io» oder wahrend der dreijährigen Trauer der Frau um Schwie-
gervater oder Schwiegermutter , oder wenn der bei der Verehe-
ttcbnag arme Manu w&hread der Ehe reich geworden ist. ^^<Mh
die Neheofraaea dfirfep nicht ohae geaflgendea Grand onthwaea
werden. — Die Fran darf ihferaeila den Mann Terlaaaea« wean dct
Mann sie grausam behandelt oder jahrelani^ abwesend ;S«t^*)
») Meng-tseu, 1, 5, 30; I, 6, 5. Mem. d. Cliiii. XII, p. 280. — ■) Braam,
Reiße. 1, S. 88. — ») Y-lung, ü, p. 109. — *) Chi-king, I, 4, 1 ; u. p. ia9. —
d. ChiB. Xn, p. aai. — *) Chi-king, 1^4, 3. — Monliiclie Bio», 1846,
19 *) Bot^w, Gesch. der Brttdenchaft de« Himmele n. der Erdea, lesi
a?.— •) l%end. & 7. — <*)I>eMiull»,ldBt. YLp. 494.— «OM^d.Cbin.Xn,
p. MS. ~ Ottolaff, bn'Br. B. B. 18fr9,2fa 8.
§ 51.
Bei der hohen Bedenimg and dtf Allgemeinheit der Ehe Ist
die Keuschheit der Chineaen wfihrend der BlfldieBeH des
Volkes unserer Anerkennung würdig. Die Lieder des Schi-
king athmen oft eine sehr zarte und keusche Gesinnung. Die
Gesetzgebung schützt wenigstens die üÜentliche Sittlichkeit.
In der Zeil des sinkenden Volksgeistes nUlt freilich auch die
geaehlechillche Sittlichkeit tief, und schon Marco Polo's Schil-
demngen geben ein dtiateres Bild der hemehenden Umritt»
üchkeit} die Gegenwart ateht hinter den ZnatSnden nnaam
GroaaatAdte nicht murilek;!) die Dirnen sind meist SdttvinnsD
uud verdienen für ihren Herrn.
Kong-tse verlangte als eine der wichtigsten Regiertings- Maass-
regelu, dass jedea uneheliche Zusammenleben schlechterding-s ver-
boten werde. 2) Nach deu Gesetzen wird Entführung eines i\läd-
elMaa mit 100 Hieben, Verführung eiaes Mädcfaena onter 12 Jahren
ndt Eidroaaeinng heatraft; ein Mann, der seiner Frau den Ehebracb
geatattet, erhält 00 Hiebe, und eben so viel ete Mandatin, wdeher
liederliche HSuaer beancht Die WirUichheit lat frelBch ander» als
das Gesell. Zur Zeit, als Mareo Polo hi €Mna war, standen in
Peking 25,000 Buhhlimen unter polizeiliche Aulsicht; sie waren
verpflichtet, sich 7.nv \ crdiLruriir dor Re«ieiuni; zu .stellen: fremde
Gesandten erhielteu jede iNacbt eine der^^eiben. Sic waren zum
Theil sehr wohlhabend und reich geadunflckt, wohatert in KchCnen
H&usern, und hielten sich Dienerinnen; sie waren wohl etfahrea in
baUetiaehea Kesetea „ae daaa Fremde, welche eia Mal ihre Rebe
gehwttal, in ehmn Zaslaad der Beaanheraag ▼eraetat» aad toq ihaeo
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üö berückt werden, das« sie sich aus ihren Fesseln nicht wieder
losmacheil können.*' 3)
n Gützlafif, im Ev. R. B. 18 j2. No. 2. — ^) Mem. a. Chin. XII» p. Sdl, — •
') Mwoo folo, II, c 7» S. ^0; U, c 68, p. 468. (Bftrk.)
Das V«riiiltinMi swueben Eltern und Kindern Ist bei den
Chnesen inniger nie sonst im gansen Heidenttnm; es ist das
ktete mid reinste Wiederbild des Verbältnisses ewigen dem
Himmel und der Creatur; es ist niclit liioss ein sittlit lies, sondern
auch ein religiös-kosinisches VerliaUniss. Was der Himmel f&rdie
Welt ist, das ist der Vater für seine Kinder; und die Ehrfurcht
der Kinder gegen den Vater steht in China fast auf gleicher Stufe
mit der Verchning des Himmels, ist unbedingt die Inichste und
kdligste aller Pfliobten, und alle übrigen Togenden fiiessen aus
kt KMesliebe. i) Der Vater ist im eigenüiobsten 8inne des
Ifinnels Vertreter den Kindern gegenülwr. Die Liebe der Kin- ^
4er zu den £)tern ist die erste und heiligste, ist hoher als die
Liebe zu dem Gatten, höher als die JLhrfnrcht vor dem Kaiser;
ja seihst die I^diehten dps Kaisers s;e2:en sein Volk sind derKlir-
farcht vor seinem Vater untergeordnet, selbst wenn dieser v.in
rochloser ist; des Kaisers Vater ist nicbt dessen Unterthan.^)
Drei Pflichten bat jeder Sobn gegen seine Eltern: sie zu
nrteisttttnen, wenn sie arm sind» sie zn warnen nnd nu ermab-
wenn sie Febler haben , nnd ilinen Nacbkommen za enen-
gea.^ Emftbmng der alt gewordenen Eltern ist die bdehste
Pflicht jedes Sohnes, und schwer vcrsündi<it sich , wer durcli
Versch\^ ciidung, Spiel, Trunk o«ler Zank sein Vermöa^en oder
sein Leben und damit auch das Wohl seiner Eltern gelUhrdet.*»)
Undank gegen Vater oder Mutter verfUiU dem aligemeinen Ab«
scheu; und der Sohn oder die Tochter, welche den Vater oder
tfe Matter dareb Worte bescbimpft, wird auf Anklage der Eltern
erdrosselt (ygl. 3. Mos. 10» 9). Hobe Kindesliebe dagegen
wird nicbt selten mit Ehrenbogen belohnt.
Die gestorbenen Eltern, — die Mutter eben so wie der Vater,
— niüssf II drei Jahre lansr betrauert werden, und ihre feierliche
Bestattung ist heilig:e Klrifif spfliclit: wenn beifle Eltt rn st^r lien,
•^0 (lauert die Trauerzeit sechs Jahre. Auch nach der Trauer-
mt werden jährliche Todtenfeiem demVerstorbenen veranstaltet
■id Speisen auf dessen Grab gesetsi ^ Die Kinder werden Ton
Ekern nor kurze Zeit betrauert, und nur wenn der einnige
Seha Uaderlos stirbt» also das Gesdfaleobt verlisobt, tranert der
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m
Vater iM J«lu« lang» ^ Ans der XiiHierf«i«r ist 4er AIimb-
kultns erwacbsen.
N&cKat dwEhdEbrchl gegen die Eltern Ist jeder MeMoh ser
Ehrfbrcht gegen die filteren Br&der TerpAiehlet, beeoadere warn
der älteste das Haupt der Familie ist.
Ein Wiederscheiii der Khrfurcht ^e^eii die Kltcrn ist die
hohe Achtung vor dem Alter überhaupt. Hujidertjalirto^e (Jreise
erhalten oft Ehrenbogen, weil solche» Alter ein tugendhiUte«
Leben voraussetzt,
„Wean die Eltern irren, — sagt das Buch Liki, — so jmU
sie der Sehn mit I>eiirath, Besoheidenheit und Senftmiitb ssf
den Irrtbum sulbierksain macheo, Weisen sie den Tadei suffidt;
so soll er sich bestreben, imner geboisamer und ehrerbietiger
gegen sie zu sein , und dann muss er ihnen ihren Irrthum wieder
vorlialtcn. Und wenn die erzürnten Eltern den Sohn zächligeu,
bis das Blut herabüitiüiüt, so dail er »iennoch keinen liml! eres^ei» sie
hegen, sondern niuss sie nur mit um so grösserer Ehrerbietung i^e-
handeln/* ^i) Andere Aussprüche des Li-ki sind folgende: „l^-in
Sohn beiditst nichts Eigeees, so lange seine Eilem leben; er diif
sogar nicht aeio Leben lilr einen Freund In Gefahr sstsen. — —
Er setie sieh nie auf denselben Teppich» auf dem sein Vater sitsi
— — Wenn der Vater oder die Mutter krank ist, so erscheint eis
guter Sohn in seinem Aii/,uge vernachlässigt, in seinen Worten zer-
streut, in seiner Hiiltuiig verstört; erlx i nhii kein Musik-Instmment.
er isst und trinkt o)ioe Appetit, er iiichclt nur mit leichter Bef^e-
gni^ des Mundes; — — uenn Vater oder Mutter iigend einen
Kammer haben, so macht und emplUngt er keinen Besnch. — —
Ein Sohn gebt beim Avsgeheo immer einen Schritt hinter selssBi
. Vater, nnd dasseihe gilt von einem Jfiageren Bruder in Besag auf des
alteren. Wenn der Vater dich Iigend wohin entbietet^ so madic
keinerlei Einwendungen, sondern las» sofort, was da in Händas
hast, und iss .seMist den angefangenen Bisseu nicht zu Ende, soti-
dero gehe auf der »Stelle. " ^-j —
Ais ein Ideal kindiicher Liebe gilt Kaiser ^»chua, dessen oll
wiederholtes Muster • Beispiel in sagenhaftem isilaoz erscheint
Sehen» noch ehe er in hohen Würden war, wurde Ton seinem hiater-
haften Vater bitter gebasst nnd rerfolgt; seine Traeer «her dss
Vaters Rncblosigkeit konnte nicht dadurch gemildert werden« dsM
Ihn Kaiser Tao som Relebsferweser'maehte und Ihm sefaie svei
Tochter zur Ehe gab; er liebte seine Eltern mehr als seine Gst»
tinnen; und obgleich ihn der \ atcr ein-^f lebendig verbrennen wolltfi
indem er ihn auf das Dach seiner iScheuer stetgeu liet^s« das ec
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w4BwarB «o)to> 4awi die Leiter nnter ikm wegzog, imd Feuer
•siegte, — iiimI ol^leich aeio Broder nad «ein Vater ih» eiii anderes
Mal in einem Bruoueii ver^trhütten wollten, ^i^u liebte ^ichun dennoch
Vater uoii Bruder; und als er Kaiser war, gab er dem letztem,
obgleich dieser %>ich ^cgcn ihn empörte, hohe Ämter, machte ihn
iBBl Ffireteo» denn, sagte er, zwischen Brüdern gilt nicht da» ge-
wSbalielie bfligerliche Recht, sondere die Liebe; und Meng -tse
cfkllil ea flSr rahmUch, daaa Sebua aetaea Bmdera Verbcechea
■idit beatraAe, dean die Bniderpflicht atebe buher ala das billiger*
Bdie Geaeta. — Es «yjrd die Frage anfgeworfea, waa Seban ao
tliQD gehabt hätte, wenn sein Vater einen Mord begangen hätte.
Der Kichter, antwortete Mcntr-tse, würde den Vater des Kaisers
zum Tode verurtheilt Iicibeji; und der Kaiser dfirltL' IIhi niclit daran
iModern^ denn er durfte das Gesetx nicht verletzen; aber die Liebe
zum Vater ist höber als die Liebe zum Reich; er würde die Herr-
•ebaft von alch gewerfea habee wie eiaea Strobaelinb, aad würde
alt dem Vater eatflobea aeia, uad ala Flficbttiag nUt aeiaew Vater
b thtx EiaOda augebraeht babeo. **)
Wibread der dreijährigen Trauer un die geaterbeaea Ellern
eothalten sich die Chinesen aller weltlichen Freude, nehmen an
kerner Hochzeit und keinem andern frohen Feste Theil, tragen
^\ » isse, hanlene Kleider, eine weisse Kopn)inde oder einen weissen
Hut, Strohschuhe, schmfickea daa Haar nicht, gehen auf eioea
Stdigeatutzt einber, uad geaieaaen geringe Nabniog; höhere Staate-
hamte aichea aleh bei der Trauer ebi Jabr lang vea ibrem Amte
aniek, aod efai trauernder Kalaer hält alch lange und viel In aeinem
Pilliate vetbergea. i^). Wftbrend der Trauer wird ver die Gedenk-
tafel der Veratorbenen täglich eine Schaale voll Reis gesetzt. —
„Die Trauer, sagt das Li-ki, dauert drei Jahre, aber ein tugend-
hafter Sohn hevfahrt sein L< l)pnlang den Eltern liebendes An-
denken und betrauert sie immerfort; er erlaubt sich mn Jahre^^tage
ihres Tadn keine Freude. — Es ist ein hoher Beweis von kilidAicbaf
ifiebe» wem der M^» wütend der drei Xiaueijabre aiobta fön dam
repludert» waa aeia Veter gmaaebt oder gaeiduet baA« — *— Weno
darSebu 00 iabre alt lat, ao iat er in dar Tr^Miielt niebtniaki
veiflidMet« die Entbaltung bia aar Abmagerang au treibeo; mH
^ Jahren darf er sich nur noch woni<!; Dinge entziehen, und mit
iO Jahren reicht es hin, Trauerkleider zu tragen, und er darf Fleisch
essen und Wein trinken."") — Jetzt trauert man in jedem der drei
Traneijalire nur acht Monate. i>) Aber die auch schau früher vor-
kmmmdto Verbtauag der Trauecaeit wkd ala ebie unaittliebe
fiMnoig bitter tetaMt.
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Die jibrÜclieii Todtoofelern gelteo fn nXkm Zdten der cUneibdbeo
Geschichte als heiligste Kindespflidit, nnd die Ahnen • Verehning,
der vollendete Ausdruck dieser Feiern, gehört viel mehr in dasOehiet
der Famifienlicbe als in das des Kultus; die ^Spenden .sim] luirLi^^
besgaben, wie bei uns dieÜluinen aut den Gräbern. »,Die Ahnenballe
Ist das Erste beim Bau eioes Pailastes. Die Gefitose för die Lei-
chenfeiern siod die ersteo, die man kauft; und so aim eio Menadi
aeeh sei, so wird er dieselben docb nie vericanfen/'so) 0ie SAoe
derBelsclilsrerinneQ waren sn der Verelirung der Ahnen niehf ver-
pflichtet «0
Die Khrlurcht nicht bloss vor Greisen, t^ondern überhaupt vor
allen Ält<^rcii wird sehr hoch cjehaUen. v^^'"^ deinen Vater
denjenigen, weicher doppelt so alt ist als du, und wie deinen älte-
ren Bruder demjenigen, welcher um zehn Jahre alter ist als da/*<*)
Bei einem vorangehenden äiteren Menschen darf ein jüngerer nie
vorfiher dien oder vor Ihm hergehen, sondern nmss bescheidea
hinter ihm gehen. **}
*) Mcng-tsev, II, 6, 7; II, 1, 87; I, 1, 23; U4m. d. Chin. XII, p. 368.
•) Meng-tsea, H, 3, 14. 1«. — *) M^-tsen, n, 1, 68. 67; H, 6, 11. * «) Bbend.II,
S, 51. — •) Ta-IWag-Lea-Li, VI, aed. 8S9. ^ •) Uesg*lm, I, ^ 4$ O; 68;
Li-ki im Ghi-Ung »9. TdioiDigi'yoimg, c 38, 8. ^ Me^f-tiM, H» S, 68;
CM -klug, p. 304. *-•)]>« GoigiiM, im Choa-kiiig, p. 860; d« MailU, hiiL X.
p. 100. — •) Meng-twa, I, 6, 80; H, 7, S7. — i») Braam, B. d. Ges. I, a 87. —
»») Chin. Repouiton-, V, p. 806; vgl. 312. — »•) lUm. d. Chin. IV, p. 9. 14. 10.
— *») Mcng-tacti, n, 3, 1— 11 ; de MaiUa, hiflt I, 68. — »*) Meng-tseu, H, 7. 66.
— »») Chi-king, I, 13, 2. u. p. 269; Chou-king, p. 122: 92, Not. 4. — i«) Chot!-
king, p. 349. 351. — U^m. d. Chin. IV, p. 11. 10. — i") De Guignes im Chou-
king, p. 350. — »•) Chi-king, p. 269. — »o) Li-ki, in Mt^m. d. Chin. IV, p. lü.
— •») Ebend. p. 11. — •») Li-ki, in M^. d. Chin. t lY, p. 8. — »») Meng-tseo,
n, 6, 7.
$53.
Die hohe (ieltung der Eltern schliesst zwar ein unbe-
schränktes Kecbt derselben über die Kinder ein, aber zugleich
andi die Pflicht eiaer sorgfliltigen Erziehung. Die alten bei-
ligeD Sefariften legen 9ad die Enielrong einen edir gnMMi Nach-
iraek, und maehen die Eltern für die sitlBehe Entwickelong der
Rinder tvraaCwottlidi; fllr die Vergehen verwahrloelery ol^waU
•ehon erwachsener S<(hne kennen die Eltern bestraft werden;*)
einen grossen Thcll der Erziehung übemimint aber der Staat;
davon später. —
Die unbegränzte Elirfiircbt der Kinder vor den Eltern , der
Nimbus der Heiltgkeil, welcher um das elterliche Haupt sidi
, anabreiiet, hat sogar an der Ansicht geHUirt, dass finiahnig
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beaser frenMi«ii Hind«ii mmattnM wende, ab tes Vater
selbst sie übernehme $ denn k^e SrsSeliang sei ebne Uage-
korsani . also ohne ErbiUeruiig ; \ atoi' und Kinder aber dürfen
sieh nicht gegenseitio^ erbittern, die Liebe leide darunter; auch
könnte der Sohn wohl dem Vater Vonvürfe machen; daher sei
es Yorzoziehen , eiueo £rzieher anzuaebmeu, oder die Kinder
zur Erziehung mit andern Eltern gegenaehig auszutauschen. 2)
Seihet wiaaaaadialttieh gebUdele Vftter unterrichten faat nie
9ire Kinder, aondem laeaen nie einen Priratlehrer nntevrickten
eder sehieken sie in Schident') die aber jetot nach meiatPrirat-
Anstalten sind.
Der Unterschied der Geschlechter tritt bei der Erziehung
sUivk hervor: die Knaben sind in der Erziehung wie im Unterricht
sehr bevorzugt Der Unterricht beruht meist in mechanischem
Aaswendigiemen der von der Regierung Torgeaehriebenen
SehalbfidMr.*) — Der ISjährige Jüngling «mpftngt unter groaaer
Feieriiehkeit denMaanea-Hnt, nnd wird ala aelbalatandig erklärt
Die jetsige Sitte armer Eltern, ihre eignen Kilider a« ver-
kaufen, widerstreitet nicht der Elternliebe; denn die Terfcanllen
werden nicht Sclaveu, sondern dienende Mitii;lieder der Familie,
in die sie nnr<;(>!iommen sind, und werden auch mit derenKindern
gleichartig erzogen.*) Auch werden sehr viele Mädchen noch
sehr jung an die buddhistisohen Nonnenklöster verkauft, denen
sie dann Zeitiebena als Nonnen angehören.
Gans gegen den Geiat der alten Sitten und Geaetaa iei die
erst m apftterZeit in Folge der ÜbervOlkemng und derNolh ent-
standene Sitte, die nengebomen Kinder auaznaetaen oder an
ermorden, die nicht überall, aber in einigen Provinzen eine
schauervolle Ausbrcitunir 2;ewonnen hat; in der Provinz Fo-kien
wird der dritte Tbcil, und in einigen Kreisen sop;ar die Hälfte
bis Dreiviertheil aller iSeugebornen getödtet;"^) in andern Pro-
vinzen aind die Morde seltner. Die Gesetze können diese Gräuel
aieht vnterdrficken, denn die Eltern haben ein nnbedingtea
Redit fiber ihre Kinder, vnd daa Eltem-Redit aoll auch hier
aaangetaatet bldben; die Straf- Geaetae kennen nieht daa Ver-
brechen des Kindermordes, und die Regierung ermahnt nur von
Zeit zu Zeit zur Schonung der Neugebomen. Das Einzige, was
fler Staat iiejren den Kindermord zu thun im Stande ist, ist die
Errichtung von Eindeihäusern. Jetzt aind deren fast in allen
groaaan St&dten.
Dea Fhidelbaüa von Niag-Po hat gegen 40 Aauaen, deren jaie
!l-*4Kiader aiogt.») In Pekhig fainren alle Morgea mehrere Kalten
IL !•
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dwch di« Stnaseii, um die wMfpaMtsteD Kinder «alciieehnieii, INt
mte Naeliiielit voa einer Sorge den Staats Ar «Be Meugebonwa
finden wir M Mareo Pob, welclier eniMt» dann ein Rainer im
13. Jahrhunderts 20,000 ausgesetzte Kinder erziehen liess.«)
Resooders verfallen neugehorric Mädchen ilem 8chick£i«il, gc-
iödtet zu werden. In der Provinz Fo-kien gilt die Geburt eines
Mädchens für ein Unglück; während der Schwangerschaft briogt
man viele Opfer nnd reiigtOse äpenden, um die GeJbnrt eines AÜd-
cfaens an verlrilten* well TOchter der Familie entfremdet wfiidea;
auch sei dan Leben eines Weibes so naglacktich» dass es besser '
seit das nengeborne Mftdchen sn tftdteo.^o) Auf den B^ribaim-
plätzen der Armen sieht man viele Gerippe ausgesetzter Kinder. OH
werden die Kinder auch in heissem Wasser getodtet oder erdrosselt
- oder vergraben. ")
Dass der Kindemiord sogar, der i4jebe zi4 den Eltern gegeoiÜMit *
als Tugend auftreten kann, geht aus einer Erzählung henror,
welche in einer der verhreiletsten Volksschitften als Muster airt-
lieber Kindesliebe angeAilirt ist Ein armer Mann hatte eine Matter
und ein dreijuln iges Kind bei sich, nod es war Noth im Hause« so
dass die Matter gewöhnlich ihren Aotheil Speise mit dem Eiil^el
theilte. Da sagte der Mann zu seiner Frau: wir sind so am», daas
wir unsere Mutter nicht ernähren können , denn das Kind isst von
ihrer Speise. Warum sollten wir dieses band nicht begraben?
£s kann uns wohl ein anderes Kind geboren werden, aber eine
gestorbene Mntter kehrt niemals wieder. £r grub sofort eu tiefes
Loch; da stless er plOtallch anf einen Topf voll Gold nnd fand dabei
die Werte: ,»der Himmel sdienht diesen Schats dem gehorsames
Sohne." »)
') Williams, R. d. Mitte I, 364.— «) Meng-tscn, II, 1, b2. — ») Wüliams, L
S. 416. — •) Neumann, attiai. ölud. i. S. 33. — *) Y
— •) HsoMDUUin, voyage I, p. 350. — ') Ebcnd. I, p. 396 ; II, p. 48. *) Ytib
s. «. 0. 8. 720. HanssDUum I, p. 374. -> *) Marco Folo, n, 85. — Tvan, a. a. 0.
a 7S0. 7S4. ~ OHUdtli; im Er. B. B. ISSt. Ko. S. *<) Chin. Rspot. YI. p. ist.
Sechflier Abschnitt.
Der Staat
§54.
Wie dasStaatsiebeii überhaupt die festgewordene Sittlichkeit
ist, die zur Nothweiidigkeit gewordeue Freiheit [Bd. 1 § 2dJ, so
ittt in Ghiiia, wo die Familie der lebendige Mittelpaukt aller Sitt»
iiehkeit ist, der Staat die an einer kosouschen Bedeotung aat-
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UT
wickelte Familie. Da die Freiheit aber in China noch nicht zur
wabreit Anerkennung gelangt ist, so ist der Staat hier unbedingt
das Höhere, der Hiftliohkeit gegenüber, und das sittliclie Leben,
couceutrirt in der Familie, hat seine Wahrheit hier en»t im Staate
gefunden. Der Staat ist die Verwirklichung der Vemfinltigkelt;
,»iler Hunmei hat in den Measehen die Vernunft gelegt, wenn
d«r Menseli Übr niehi naeblebt, so muss der Fibnt ihn ndthigen,
tÜMclbe za befolgen.«« i) Der Staat ist der Gipfelpunkt des dii-
oesischen Lebens, das Meer, in welches alle Ströme des Geistes*
lebeiis münden. Die verschiedenen Seiten dts geistii^en Lehens
siinl hei de» Völkern in verschiedenem (irade her^ or^ ebihlet: Avie
die Inder das Volk der Religion, so sind die Chinesen das Volk
des Staates. Alles ist Staat, und der Staat ist Alles. Alle Seiten
des Völkeriebens haben nicht bloss eine Besiehung a«f den
Staat) sondem Yerfliessen tiheilwelse mit ihn; die Religion ist
Staats-Religion, die PhilosophteStaata-Philosophie; die Wissen*
«disft überhaupt gebt vom Staate aus und wird TOn ihm geleitet
und 2;etrai;eii : die Kunst empfih)i;t ihre (»e.setze (Jiirch den Staat,
uud die Sittlichkeit steht völlig unter der ^ oi iiiundschnft iles
Staates. China ist far den Chinesen der Universal -Staat, der
einzig mögÜche Staat , Ave Icher, die ganze vernünftige Mensch-
heit umfassend , alles geistige Leben in sieh hineinaieht, neben
lieh nichts duldet Der Chinese ist alles, was er ist, einsig als
Staalsbfirger; der Mensiah hat nicht schon an sieh ehien Werth,
sondem allein insofern er Bürger ist; nieht die Person, sondem
das Amt und der Beruf sind die Hauptsaclie. Die persün>
liehe Ehre liat wenig Geltung; das zarte Ehrgefühl der westli-
eben Völker findet sich in China nicht vor. kTirperliche Züchti-
gungen treifen auch den Hochstehenden, und entehren ihn nicht.
Ausserhalb des Staates ist nichts, was geistig heissen könnte.
All^, was bei andern VOlkem in ein Jenseits, in ein überirdi*
sdhes Dasein verlegt wird, ist hier schon im Staate wirkHdi
(S 83]. Kn einem Göttlichen hat der Chinese nur insofern eine
Besiehung, als er Staatsbürger ist; dem Staat nützlich zu werden,
ist des Weisen Auigabe, und es ist darum hohe Pflicht für ihn,
Staatsamter zu suchen und anzunehmen. Staat und Kirche,
Regierung und Priesterthum fallen zusammen; im Gehorsam ge-
gen die Gesetze ist eigentlich das religiöse Leben vollendet, er
ist die Frömmigkeit; Gehorsam, — dem Kaiser, — ist besser als
ilpfen an die Stelle der hfannlisohen Welt tritt die Regierung,
an die Stelle des Kultus das Staalsleben; die Sittenlehre Ollt
&st gans aut dem biürgerlicfaeD Gesets snsanmen. I>er Staat
10*
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148
ist theokratisdi, und die Religion politisch. Der Staat gehdrt
mit zu dem allgemeinen Weltleben, sieht unter den Gesetzen
des Himmels, ist die letzte und hücliste Eutwickelung des iSaiur-
lebens; er ist nicht von Mensehen gemacht, sondern darch den
Himmel. Der Ursprung des Staates ist zwar nicht auf eine my-
thologische und wanderhafte Sage zorückgefühH, sondern ein-
&eh auf die in dem M enschen, besonders im Fürsten wohnende
Vemfinftigkeil, aber diese VemflnAigkeit waltet mit nnbediiif-
fer Noüiwendlgkeit nnd schliesst die menschliche Freiheit ans.
Der Mensch kann den Staat nicht anders hiiden, als er gebildet
ist; der Staat ist unmittelbar in das kosmisclie Gleichgewicht
des Daseins, in die Welt-Harmonie eingefügt, und es kann we-
der daran gerüttelt werden, noch könnte er aach anders gestaltet
sein als er ist.
Der 8taat ist das höehste Abbüd and die reinsteOffenbaning
des lifatnr* und Gotteslebens, denn er ist die letste Vollendaag
der Familie. Der Ur-Gegensats alles Daseins ist anch im Staate
in seiner reinen Crestalt vorhanden, nur geistig gebildet. Wie
sich im L'rsein die L'rkraft zum Urstoff, dann in der wirklichen
Welt der Himmel zur Erde, in dem Menschen der Geist zum
Körper, in der Familie der Mann zum Weibe, so verhält sieb
im Staat der Kaiser zum V olk. Der Kaiser ist die Urkraft des
Staates, und das Volk der bildsame Stoff; aber wie die Urkraft
und der Himmel nicht aafiUlig oder willicArlich wirken, sondern
nach notfawendigen Gesetzen, so darf auch der Kaiseriiiehtna<^
snlUliger Laune und Wilkfir das Volk regieren, sonder» nadi
ewigen, vom Himmel selbst hesliunütiui Gesetzen. Der Kaiser
ist der bewegende Mittelpunkt, das Volk der bewegte Umkreis;
beide g;ehnren zu einander, beide sind fiir einander da: Hechte
nnd Pilichten sind gleichwiegend auf beiden Seiten. China ist
eben so wenig ein despotischer Staat wie ein freier, sondern em
Staat kesniseher Nothwendigkeit, ein Natura taat im etgent-
iiehsten Wortsinn, entsprechend dem Zasammenieben der Bienen
oder Ameben, nnr höher gebildet, aber dieselben anfreien Natar-
gesetze hier wie dort. Chinas Staat hat wie seine Religion durch-
aus objectivenCharaktn : fli< Heti;ierungistmclit ausdem Volke,
sondern steht dem Volke als eine objeetive Macht gegenüber; aber
diese Macht ist eine in sich notliwendige, nicht eine willküriiche.
Die Beamten stehen ausserhalb des Volkes, sind die staatlichen
Kleriker, und das Volk die staatlichen Laien. Als die höchste
Offenbarnng des himmlischen Lebens hat der Staat an seinsr
wahren Aufgabe, das Gleichgewicht in Welt an erhalieat
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149
des Staates Ordiuiiis: hält die Welt in Ordnung, und des Staates
Zerrüttung stört ilas Leben der Natur. Wenn daher der Staat
iDÜDordnung geräth, schlechte Fürsten regieren, oder das Volk
uDgehorsara ia4, so folgen nothweadig St&niDgen der Natur»
EM^ken, Ungewüter» Obersohweaimiiiig«i etc.s) Als der
grosse MinisCer Y-yn starb» war eine Finsterniss über das Laad
MTage biadarch,') mid unter der Regierung des lotsten Kaisers
ms dem Hanse Sehang 9, war eine so grosse Unordnung, dasa
man zweifelte an dem, was man sah, dass man lebend wie im
Tode war, dass des iMorgens die Sonne nicht melir aufging»
und während der Nacht der Mond und die Sterne nicht mebr
schienen.
^ CkaiMag^ ^ 87. ^ *) Ghon-king, p. 19. — *) laMBd. i». 104. — Ebend.
L Ycrliältaiss des Stiates snd der iSitaateburger in einander^ das liecliU
§55.
Die Beziehung des Slaatsganzen und des Staatsbürgers auf
einander ist eine doppelte; einmal bezieht sich der Einzelne auf
deui^taat, dann der Staat auf den Einzeineu; dort hat der Staats-
M^ger das Recht» hier hat das Recht den Staatsburger; dort
kaadelt es sich um das Privat-Reoht, am das, was dem Staats-
bl^ger als solchem ankommt, was er als sein Reobl allen An-
dern gegeniber geltend maebt» hier um das Recht» was der
Staat als sein Recht jedem £inae1nen gegenaber geltend macht.
Das chinesische Staatsgesetz fällt im Wesentlichen mit dem
Sittengesetz zusammen; das (iebiet des Staates und des Sittli-
chen sind hier eins; — das ist abtr iiiclit die Eiiihoii. welche
das Ziel der weitgeschichtlichen Kntwickelung ist, wo «allerdings
der Staat eins sein soll mit dem Sittlichen und mit der Kirche»
wo der tbatsAobliohe Zustand des Mensehengeschlecbts eben
das Reich Gottes lst»*^dle Einheit» welohe den Gegensatz fiber-
iranden bat, — sondern es ist die «nentwielcelte Einheit des
Keimes, welche den Gegensatz noch in sich verhüllt hat, und
über denselben noch nicht zum liewusstsein gekommen ist.
Diese Kiiiln it fiihrt zu vielem Unklaren und Harten; es wird da
Vieles durch das Staatsgesetz verlangt und durch Androhung
von Strafen der Beobachtung befohlen, was sich nach unseren
Begriffen gar nicht befehlen» sondern nur wfinschen und sitt-
lieb gebieten Ifisst, z. B. Achtung gegen Eltern und Greise, de*
ren Verletsung in alter Zeit mit dem Tode bestraft wurde, Gast-
freundschaft, 0 die Kleidertracbt noch Farbe und Schnitt,*) die
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m
Hdflichkeitsformen , die Trauerzeiten und |Trauercei eiiioiiien;3)
selbst im Häuserbau beschränkt das Gesetz; ^,es soll, sagte
Sclnm. dem Volke nicht erlaubt sein, unnützen Aufwand zu
macheu und Häuser aufzufahren , welche mehr Stolz und
Eitelkeit als Nützlichkeit zeigen. Das Gesetz bevormiuMlet
den Chinesen bis in die^kieiniicfasteii*Beweg«Bgen hinab.
Die Gesetsgebiing ist bei den Chinesen sehlechterdings Iceine
Handlung der Willktir, sondern ist unbedingt der Ausflass jener
in der Menschheit wohnenden VemAnftigkeit . welche zwar in
der öfl'eiiilichen Meinuns: sie Ii Mus^pricht, aber ihren geordneten
und berechtigten Ausdruck im Kaiser hat. Der Kniser haf
aber durchaus nicht seine zufälligen Launen zu befragen, sou-
dem hat dem geschichtlichen Geiste des chinesischen Volkes
zu folgen I vor allem die Lehren und Beispiele des Alterthomt
zu befragen. Fo -hi, Yao» Schun sind nicht nur sittliche Ideale,
sondern eben darum auch die höchsten Auctoritäten in der Ge»
setzgebung,^) und die folgenden Kaiser haben nicht eigentlieh
neue Gesetze zu geben, sondern die bebtehenden nur auszufüh-
ren, zu erläutern und zu ere^änzen.
Eben dcsshaib, weil die Gesetze nicht ein Erzeugniss der
Willkür eines Einzelnen sind, sondern als das der himmlischen
VernuniüglLeit, wie sie sich in der Menschheit offenbart, gelten,
haben sie eine mehr als menschiiche Auctorit&t» und der Kaiser
selbst steht nicht Aber ihnen, sondern unter ihnen, mnss tot
ihnen sich beugen, darf nie ans subfectiTen Rfleksicbten die
Geltung des Gcbctzcs aufheben; er darf selbst, — umi tlas ist
das Höchste, was ei« Chinese sagen kaim, — den eignen Vater,
wenn er ein Verbrechen begangen, nicht frei sprechen.*')
Die Gesetze sind im Allgemeinen sehr mild und liebevoll, und
beschämen durch den in ihnen wehendenGeist väterlicher Ffirsorge
und liebender Menschlichkeit manche christliche Gesetzgebung.
Niemand soll durch Willlcfir leiden, Niemand soll bloss um Andrer
willen da sein, Jeder soll an seiner Stelle seines Lebens froh
werden, und hat ein Recht an den Schutz und die Fürsorge des
Staates. Sind doch'selbst die Thiere unter gesetzlichen Sclnitz
gestellt; auf der Jagd z. J). dürfen die Thiere nie schaarenweise
zusammengetrieben, junge Thiere und trächtige Mütter nicht ge-
tödtet werden; die Eier der Vdgel dürfen nicht ausgenommen,
und die Thiere nicht ans ihrem Lager aufgejagt werden.'')
') Mcng-tsou, II, 26. — *■} Cliou-king, |i. 33: Chi-king, p. 228; tle Maill«,
hi.M. T. p. 27. — •) Meng-tscu II, 7, 76. - *) De Mnilln. bist. I, p. »7. — *) Chmi-
kiug, p. 15} de Mttilia, bist. I, 80. — *) Mcng-t.seu, II, 7, 68; — ') Chi-king, p. 223.
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151
§ 56.
a) IN» Recht de« Sfnijiliifgtw dem Staate §fg«näber.
D«r fihiMlae Staatsbürger hät eiii R««kt aa aidi» niolU ab
Ma Fmtalklikeit« aoadann ala katmiacliei Eiaaeldasem; et*
kt eb€B so wenig Em aeiner adbat^ aldi frei aaeli seinem Wil-
lenbestimmend und auf seine eigene Hand lebend, als er der Will-
l[ttr anderer Menschen preisgegeben ist; eng und fest eingefroren
in semer Stellnn»:, ist er zwar ftir sich nicht frei, aber auch frei
von despotischer Bedrückung; durdi die Maiiejro der himm-
Ibchen Geaetagebung ist der CluDeaa ebeaao umfangen ab be-
tdifitat
Wie es im Unem aar einen Unfaraeiiiad giebt, €ricraft and
CJfstoff, alle Atome des Uratoffa aber ebnaader seUeehterdings
g;leieh sind, und aar in der späteren EnCwiekelung zu verschie-
(leiiartio^en Gestaltungen sich bilden, — so ist aucli in China nur
ein natürlicher Unterschied vorhanden: K ai.ser und VoUt; aUe
Atome des Volkes aber sind an sich einander völlig gleich; sie
kdnnen aar inder weiteren Kntwickclung eine verscliiedene Raag«
ordanngaichaelbalerringen. Glunahat keine (vebaria-Slände»
keiae Kaaten; alle Chineaen, — der Kaiaer aasgenomman» ^
siadvoa Gabart einander gleich; nar der materielle Beaili^ nielit
der Rang erlMfi vom Vater aaf den Sebn, und wie der Sobn
eines Tagelöhners Minister werden kann, — - (Schun) — so kann
allenfalls auch der Sohn eines Ministers Ta*^clnhncr werden;
und als sich diirrh das Fort erben des Besitzes im zweiten Jahr-
hundert vor Chr. in natarlichcr Entwickelung ein Majorats-Adei
bildete» wurde in richtigem Bewuaataein des chinesiadien Gei*
stes Tom Kaiaer Wu-tl die Jßrriobtang yoa Majoraten verboten
tad dem <eaten Sohn nur die Hilile dea vftterlioben Vermögens
sageatanden.1) Die einaige, und leidit au rechtfertigende Aua«
nähme von der allgemeinen Gleichheit raaeht die Familie des
Koiig -fu- t6C, welche als die natüriielje Vertieteiiji der Reichs-
lehre einen a^ewissen Vorrang geniesst, der aber auch mehr
moralischer als rechtlicher Art ist; 2) das jedesmalige Haupt
dieser Familie erhielt daa Recht, an bestimmten Zeiten mit dem
iüdser aaaammeaiukamman und ihm die Grundsätze des Kong-
fc-tae in Erhuiernng au bringen. Der Verauch ebnes Kaiaera
am 680 nach Chr.» in Naehahmnng dea indischen Staatea erb-
fidie Stftnde «hwnl&hren , und das Volk in vier solcher Kaaten
zu theiten, in Kauflcute, Cauern, Handwerker und Künstler,
«sd in krieger und Beamte, misslaug voUstäudig;'^) der Beruf
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IM
blieb frei. Der UiUcrschied der Stände beruht iiicFit auf der Ge-
burt, soDdeni auf der Arbeit, deii Anlassen . der Sittlichkeit; ^)
Jeder ist zu jedem Berufe berechtigt; zu deu Ifreveln des
llSd vor Chr. gestürzten Kaisen Sche-v wird es gefoefanet,
daas er Wfirden erbüeh Mchte;^) ja ea aeigl alak gradeaa aiae
Aboe%oiig gegea henrorragende GeaeUeehter; „die Tagead
berrselit aelteii ualer reiehen MeBaeben mid «Dter deaeih welcaha
TOD altem Geschlechte sind; der Stolz flSast ihnen Hass und
Verachtung gegen die tugendhaften Menschen ein, und sie miss-
handeln sie g;crn," sagt ein alter, viel gerühmter Ausspruch.^)
Die Nachricht Marco Folo's , dass die Söhne dem Berufe des
Vaters folgen müssten,^) hat zwar bei Handwerkern einige ge«
aetaUehe Vorachrifleii &x aioh, aber die allgeaieuie Sitte gegen
aieh.»)
Einen Sklavenatand von Gebart giebt es in CUnaa blfi-
banden Perioden natfirHcb meht; es giebt zwar in apümr Zeil
Sklaven, aber diese sind nicht dazu geboren, sondern sind es
geworden durch Krieg, Verbrechen oder Verkauf; — solche
Sklaven werden milii behandelt und durch die Gesetze beschützt.
Auch kommt es vor, dass Menschen sieh selbst als Sklaven
verkaufen.
Die Castratea, nraprfinglieb nur wegen a^werer Ver-
brechen doreh Verstfimmelnng Bestrafte, wurden erst apftter
mentbebrlidie Wftebter Tomehmer Harems, rnid bUdemi bald
einen dem Ursprünge naeh verftditlteben, dem Etnflnase nndi
höchst bedeutungsvollen Stand. In Zeit sittlichen Verfalls herr-
scheu sie am Hofe und in den wichtigsten Ämtern, und ihre
Ränke und Bosiieiten füllen einen bedeutenden Iheii der ckiite-
sischen Chroniken.
Bis sam swölften Jahrhundert vor Chr. gab es ia Cbiaa im?
freie Staatsbflrger; in dieser Zeit werden zuerst Skia?en erwilwC^
diese waren aber Tenirthellte Verbreeher , geharten dem Staate
ttod aidit Pri?afleateB, und massten SlfeatKcbe Arbeiten veeriehien,
standen also in demselben VerbSltniss wie unsere Ban-CMmgeoev
Mild Zuchthaussträflinge. Alle (lienenden Menschen waren iremie-
thete Dienstleute, welche mit ihren Herren nnr im Contractsver-
hältoisse standen. Die seitdem in den kriegen mit den noma-
dischen NachbsrvSlkers gemachten Gefangenen wurden nur zu
Staatsarbeiten gezwungen, i») Privat*Sklaven finden sich erst wenige
«Pahrbnnderte vor Clnr. erwähnt; Bitem verkanflea ilire Kiader « aad
Arme sieb settmi Um 300 vor Cbr. erlaubte ebie ludaerlidw
Verordnung ausdriieklltb, daas filtern ihre Kinder Terkaalbs dtoftea«
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ufid seiiiieiu \\urde die Zahl dei Privat- Sklaven iiniiuT s^rü^^er. i^)
SpätereVerbote diesesVerkaufes waren bei der milder übervölkeruog
ftogeodeD Amntli ohne souderliche Wirkuns^. Nach den Jetet be-
flahiBdcD CSeietsCQ 'wi jeder Verkaaf freier NewcbeD, aaeli der
der ciywKiader, «elM nU deren EinwilUgmig, bei Strafe von harter
kirperiidier Ztiebtigiiog oder VerlNuimiDg ▼erboten. Deoeeeb aber
werdeu gaos ofTeokuiidig Kinder flberali rerkaaft; i3) besonders wird
in neuerer Zeit mit jungen A];Hlc))eii Handel getrieben; ein Mfidcheii
von vier bis füiil Jahren kostet et»a drei Tbalt t ; sobald sie aber
unterrichtet und zu buhlerischen Künsten herniii;( liiUiet sind, wird
(w die sehoDerea oft ein Preis von 3000 — 4000 Tbalern beiablt;
Miuer und Weiber geben aich nit dieaeai oft sehr im Gtoeae» ge-
triebenen Gewerbe ab. **) Das oft wiedeibolte Veriiot des Yer-
kwlea freier Measdien neigt aller deotlicfa genug, daaa diese Art
Hcnsdiettliaadei nad Sklaverei ala dne nnaittliche Anaartmig den
chinesischen Lehens zu betrachten ist.
Rechtmli.ssi^e Sklaven sind allein die wegen Verbrechen zur
Zviangs- Arbeit \eiurtheilten, die Kriegsgefangenen, die, welche
sich selbst verkauften, in spaterer Zeit aucb die Kinder der Sklaven.
Die beiden ersten Klassen sind eigentlich StaatO'lSklaven, und wer-
den oft begnadigt; aobald nie aber» was ap&ter oft geachah, darch
Verkanf oder Sd^ainng in Prhratbealts tibergingen, konnten sie
ohne BefrlUigung dea Bealtsera nldit freigelassen werden; nur In
iehnen FSllen erlaubte aidi da die Regierung einen Eingriff in das
Privatrecht; oft wurden aber die Sklaven von wohlwollenden Kai-
Nero losgekauft.'^) Die Sklaven sind durch die (iesetze gegen
Härte geschfitzt; Niemand darf, nach Gesetzen aus dem zwei-
ten Jahrhundert vor Chr., unter einem Alter von zehn Jahren und
Sber einem Alter von ae^haaig Jaluren als Sklave gehalten werden.
Sklaven dirfen nicht getOdtet nnd gebtandmarkt werdea; tf) wegen
eniea Verlirecbena ddrfbn sie niebt von Ihrem Herrn, sondern nnr
ra« Siebter gestraft werden. Es werden aller die Verbreeben der
Sklaven härter bestraft, als die der Freien; wenn z. B. ein Sklave
seinen Herrn schlägt, wird et enthauptet; wenn aber der Herr
einen Sklaven wegen einefj Verbrechens tödtet, wird er nur mit
101) Hieben bestraft, wenn aber der Sklave schuldlos war, mit
60 Hieben nnd einem Jahre Verbannung. >•) — Überhaupt hat sieb
■alt der Mongolen*ilerrachaft im Gegenaats an dtm altcbinesischen
Mete and nnsweifelbaA durcb indischen Eroflnsa efai aiemKch be-
daatsnder UnterscUod der Stiode, » der Freien« der frei Dienen*
dib nnd der Sklarenj eiogeacbliehen, deren ebelicbe Verbindung
sogar verboteu mt, und die vor dem Gesetz ungleiches Recht
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haben. Der grössere Theil der Dienenden ist aber aocb jelst io
blossem Contract- VerhSltniss zu den Herren.
Die Sitte, Castraten zu Wächtern der Frane» zu machen, ist
erM eine siiätera Amartuiig; die in den Kings enrihetSB Ver«
schntttenen sind Verbrecher, deren VeratfimiMlnig mr Strafe,
nicht Mittel svr Bildung eines besoodem Standes wnr,^) 'Erst eh
später gesonkenes Geschlecht machte die Bildung too Castraten tasi
gewiMurcichen Gewerbe, ^i) Nach der Aufliebunsj der Fcudal-
Verfa88iinef waren die Castraten oft in den höchsten Äintern, ueil
man eben die Vererbuiit^ der letztern verhindern ^(►llte. ihr Aut
treten in der Geschichte ist fa.st überall ein widerwärtiges, mit den
Charakter rlnkevoller Selbstsucht bezeichnet. — Nach der gegen-
wärtigen Gesetsgebnngdarf nnr der Kaiser und sein Hans hu Beslls
von Castraten sein; ihre Zahl helinfl sich jetst avf etwa 6000; Ihre
Zahl ergSnzt sich gesetslich eigentlich nur ans den Familien tob
Verbrechern ; HochverrSther nnd alle mSnnllchen Verwandten der-
selben, welche über sechszehn Jahr alt sind, werden hingerichtet,
alle jüngeren Knaben aber entmaont.^^)
>) Gtitslaff, Gesch. S. 109. — «) De Moilla, bist. VIII, 7S. — ») Gfltd«fi;
Gesch. 8. 68. — *) Klaproth, tiibl. bist. p. 203. — •) Chon-king, p. S9. — •) Ebend.
p. 150. — ») Ebend. p. 282. — ») M. Polo, II, 68, 4, 8. 470. — •) Willinrns, R. d.
Mittfl I, 300. — ' 0) Biet im Joum. Asiat TTI Pcr. t. III, p. 249. etc. — > » ) De Maill»,
bist, n, 487.— »*) Biüt u. a.O. p. 2;)1. — '*) Kbcml. p. 235 etc. 260. — '*) Güulaff,
im Evaug. Rcichsb. 1852, No. 2. — >») Biet, a. o, O. p. 251. 257. 270. 272. —
Ebend. p. 270 etc. _ i^) Ebend. p. 284. — »•) Ebend. p. 281. 286 ctc, —
••) Ebend. p. 281. 293 pti . — »o) Chi-king, I, 11, 1 ; II, 5, 6; Chou-king, p. 297.
S41. — *') Cki-king, p. 262. M6. — Biet, p. 278. —
§ 57.
Jed^ einzelne Staatsburger, eng eingefugt in den ganzen
OrganiftmiiSy hat an dieser seiner Stelle sein bestimmtes Recht;
sein Dasein und was dazu gehürt, ist nicht ehi snlillllges, sob«
dern ein nothwendiges and darum berechtigtes. Der Beslli des
Staatsbürgers ist nnantastbar, Ist Ihm von Rechts wegen ge-
sichert. Die chine^sische Staats -Idee fiilirt aber noch weiter.
Der Bürger, von der Nothwendigkeit dos Ganzen uiniangen, ist
wohl eifi unfrcirs. abfr auch ein wes( iirlirbes Glied des (Man-
zen; er hat ein Kecht 2u sein» und er hat von dem Staate zu
todern, das» dieser ihm dieses sein berechtigtes Dasein auch
yersidiere. In freien Staaten bat der einaelne Mensch das
Reelit am erhangenit In Chinas nnfirelem Staate steht ihm diess
nicht sn, er hat die Forderung an den Staat, ihm sein Dasein sn
gewihrletsten, mnd der Staat hat die Pflicht» seine BOrgar sa
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erbaiten. Je ^erins^er das Recht des freien Willens , um so höher
i»s Recht, von dem Ganzen getragen zu werden. Chinas ächter
Mti- Organismas ist soeialistischer Art; der Einzelne ist
nr «b valreies Organ des gamen Körpers, dafür cmAlirt der
KUrper des Organ. Und diese sooialistiscihe O^nistningy darch
ik GoAsequens des S3PsteflM gefordert, dvreh alte Gesette ver-
urdnet, war wirklich aasgeiilhrt zur Zeit der Blfithe des Reichs,
kstiiurgebrochen durchlas natürliche vSelbstgefiilil und die Selbst-
»uthi des Einzelnen, die gegen die scharfe Durchbildung des
chinesischen Grundgedankens sicli sträuben. Die Auflösung der
socialistischen Einrichtungen sind als eine Ausartung und als
m Verwelken der chinesischen Staats -Idee zu betraehten» and
teüdcm Mcht anch dae Elend Uber das Volk hendn. Der Com-
wnrismos gehOrt der paatfieistieelien Weltaasehairong an, nnd
indem er statt der Persönlielikeit nur die IndMdaalitftt erfasst,
statt des freien, sich selbst bestimmenden JSubjectes nur das
einzelne Atom in einer Menge gleichartiger Atome, hat er seine
Stelle nur bei den Völkern der objectiven Idee^ die eben nur das
Nuar-Sein, nicht den Geist erfasst haben«
Die aobedingte Verpflicbtang der Regierang, fär die Ernähnng
des Volkes durch VemsltttDgs*M«assrege)D tu sorgen, Magazine
Mndegea ele., werde« wir sfiiter Boek so bespreclien baben. Hier
landell es sieb nur uro die BesitZTerbDtnisse. Noch den alten Ge-
setzen ist der Staat der alleioige Eigenthtiincr alles BodeiKs, und
giebt dcu Eiri/eliien den Besitz nur lehnsvveise: jeder Kainilien-
Vater erhfilt einen bestiiumtefi Acker, von welchem er an tleii Staat
den Zehnten der Einkünfte ahgiebt. Wo bei grösserer Eotferouog
von den gewerbtreibenden St&dten die Einrichtung des geTneinsamen
BcsHses durchgeführt werden kann, wird in folgender Weise ver-
fabreo. Ebiqaadratiscb abgegrenztes StfiekLand wird in nenn gleiebe
«pudratische Theile eingetheilt, welche Ton acht FamiKen- Vllteni
beH'irthachaftet werden; der mittelste, neunte Theil, gehurt dem
iSiaate und wird gemeinsaia bearbeitet Die a<'ht Familien bilden
CID eng verbundenes Ganze, nn'is.sen einander bei der Behauung des
Adners, in Noth und Krankheit beistebeo, einander vertreten etc.;
eine andere Abgabe an den Staat ausser jenem neunten Ackertheii
ist sieht xn saMea. Diese Einriebtang Ist nicht ein blosser Vor-
achlag, sondern war in alter Zeit wlrkKeb dvrchgefUirt i) — Eine
Folge jener alten AnfTassong von dem alleinigen Eigenthnmsrecbt
des Staates ist es wohl auch, dass den Etgenthfiroer seine LSnde-
reien von Rechts wegen genommen werden können, wenn er sie
unbebaut läast oder die Steuern nicht bezahlt — Erst seit der
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Verändernng, die Schi-hoaog-ti io dem Staatoleben durchführte
wurden die Ländereien wirkliches, thcilbares Eigentham ihrer bis-
herigen Besitzer; aber es dicss \ r»ri den Cieschichtocbreibern
aU eise Verderbniss der wahren 8taats-ldee betrachtet; 3) spätere
Venmche, die fraherao Verhältnisse wieder hersustellen , koootes
Dicht mehr dorcbdriDgeo. Wir eriaaeni an die anfiallend ihnUchen
EinriclitnDgen der Pemaner [Bd. L { 177).
') Mengr-tseu, I, 3, 42; I, 5, 16 — 23; II, 7, 42—43; Ma-tnan-lin nach
Klaproth, Notice etc. p. 10 etc. ^ Ta-Tumg-Leu-Li , III, 90. — MBrtnan-lia,
&. a. 0. p. II«
5 58.
Das Flüssigwerden des Besitzes, der Handel, nicht nach
aussen gehend, sondern nur im Innern den Verkehr unterhaltend,
ist dorch die Gesetie streng geregelt, Maass nnd Gewicht schea
in uralter Zeit durch die Kavier beatimmt <) Ursprungiieh war
nur Tauschhandel, aber auch lllr diesen waren Marktplätze und
Zeiten bestimmt. 2) Aach die Marktpreise siad gesetzlich ge-
ordnet; ein Herabdrückeii der Preise bei Cojicurreiiz ist Terbo-
ten; und ungewöhnlich grosser Gewinn beim Handel wird als
Diebstahl betiachtet.
Der urspriingliche Tauschhandel fand bald in edleo Metallen und
selbst in Edelsteinen nnd SeidenstofTen ein geeignetes Tausch*
mittel, schon um 20U0 vor Ci».;*) tu den edlen Metallen wurde
auch das io ältester Zeit noeh kostbare Kupfer gerechnet. Ge-
münztes Geld wnrde erat seit dem zwoften Jahrhundert vor Chr.
gebraucht, meist vor» Kupfer, Blei, Zinn, Eisen, spater von 15r(»n/.r.
gcwöhnlirh rund, mit einem l^ocli in der Mitte, unis es aut Fäden
zu reihen. Gold und 8ilber ist dagegen nie eigentlich gemün/.t
worden, sondern wurde nur in kleinen Barren oder Wilrfelstficken
gelirauebt und nach dem Gewicht gesch&tzt; die elgentUche Mflnae
war also nnr Schetdemfinse und so Ist auch jetat noch.*) —
Im neunten Jahrhundert nach Chr. wurde Papiergeld einge-
führt; der Werth wurde <lnrch einen Zinnobersiitempei ausgedrückt:
s[)äter war es in grossen .Massen verbreitet, besonders vom zu ülftev>
bis fünfzehnten Jahrhundert, da es aber auf keine metallische Funds
gegründet war, sondern nur einen anbefohlenen Werth hatte, so
kam es allmählich um seinen Credit und verschwand seit dem Eude
des fittfsehnten Jahrhunderts.
^) De Mailla. bist. I. p. 80 . _ Ebcnd. p. 12. — *) De Mailla, bist. I, p. 25.
— •) Biot im Jüurn. As. III ser. t, III, p. 422 etc. ; IV, 455. — «•) Biot a. a, 0. IV,
p. m «t& 4iS etc.; Hareo Polo, II, c. 17.
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IW
b) Du Recht 4m StMtw dam Bärgur gegeaftber.
Das zwingende Kecht zeigt zwar in manchen Punkten noch
Spuren der früheren Rohheit, hat aber doch im Allgemeinen den
Charakter liebevoller Mensehlicfakeit und milder Billigkeit; der
Geist der Tfileriieheii Ffiraorge des Hfpwiete fiir alle seine Ge-
icMpfe darehwebt diese Gesetae; da alles Leben naturgeaiftss
sein soll, and der Menseb in seiner Natfirliehiceit grade in seinem
wahren Zustande, und von Natur schon geneigt ist, alles Gute
und (jesetzUche zu thun, und da zwischen dem Gesetz und dem
sittlichen und dem natürlichen Wesen des Menschen kein Zwie-
spalt ist, und der Mensch durch keine furchterregende Strafe zu
einer unfreiwilligen und annatiirlichen Unterwerfung unter eine
wilUcfirliehe Laune eines Gewaldierrsofaers gebangt werden soU,
— so badarf die chinesiscbe Gesetagebnng nicht der luvten
Scbreckensoiaassregeltt, welche man wohl bei höher gebildeten
Völkern noch fttr nOthig findet Chinas Gesetze sind das unge-
trübte Erzcugniss von Chinas Volksgeist, und der Chinese ist von
Hause aus in seineui sittlichen Bewusstsein eins mit dem Staats-
gesetz, es ist hier niclit iiöthig, dass er erst aus seinem
Baturlichen ßewasstseia 2iun gesetzlichen Gehorsam herausge-
^eitscht werde.
Die hdehsten Verbrechen sind nothwandig die gegen den
Staat; wer den Staat Terletat, verletat auch den Himmel, dessen
leben sich im Staate ja am vollendetsten offenbart; der Staat
in das Himmelreich, und der Hochverrath ist ein Verbrechen
Segen den Himmel; und in diesem Falle zeigt das (ieseiz aus-
luduDsweise eine grosse Härte.
ia den ältesten Schriften werden Tüiif Straf- Arten angeführt:
Brandmaiken im Gesicht durch ein glühendes Eisen, Abscbaeiden
der Nase, der Fasse uad der Beine bis ans Knie, Kntmaoauttg, aqd
Todesstrafe dareb Abschneiden des Kopfes. 0 sweiteD Jahr-
basdert vor Christo wurde die Strafe der Verstfinmielusg abge-
idiafll, und daflir die der StockschlSge und Geldstrafe eiogesetzt;
^ bucliste Maas-"» der ersteren wurde aufdOO und bald darauf auf
300 festj^esetzt.') Auch Vnhannung aus dem Reiche oder in
dessen entlegenste (regenden gilt als Strafe für schurre politi-
sche VerlwecbeD. 3) Später wurde auch Geiäogoissstrafe eingeführt.
CHrausam sind in der Tliat die Strafen gegen den Uoehverratb;
*w die Regiernog an stflnea uoteraimnit» den kaiserlichen PsUast
sderden Tempel des Kaisers oder die Grftber setser Ahneo seratürti
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158
wird ait dem Tode der EDÜMiiptniig bestraft; ebenso alle mloD-
lieheiiVerwaDdteD de« ersten Grades, welche aber 60 Jahr alt sind,
ferner alle andern, auch entfernteren Verwandten^ welche Im Hanse
des Verbreehers leben; alle nahen Verwandten unter 60 Jahren
ueidcii zu Sklaven geuiacht und ihre (iüter contiscirt; alle Mitver-
ächworeneu werden enthauptet; v\t'i von dem Verbrechen weiss,
und nicht vor der Ausführung Anzeige macht, wird mit 100 Uiebeu
ond lebenslänglicher Verbannung bestraft Wer aber von den Ver-
wandten sich selbt!$t der Obrigkeit ausliefert^ wurd begnadigt. Tbetl-
nähme an einer £mp6mg wird mit Enthanptung, Eimiehmig dei
VermSgens und Verkauf der Familie in die Sklaveret bestraft.*)
Fffr MajestStsverbrecbeii und Air die Ermordung eines Mannes
durch seine Frau ist wohl auch ein Hcrausreissen von Stücken
Fleisch mit einem glühenden Haken angedroht*) Die Bestrafung
der Familie des Verbrechers, die besonders auch in neueren Zeiteu
in Fällen der Empiirung angewandt wird,«) ist aber keiaesweges
allgemetogOltiges Creseti, wurde vielmehr von den hervorragend-
sten Geistern entschieden als eine Unmenschlichkeit verwsrfea.
Eber der gerfthmtesten Kaiser« Wu-waag» erklärte es Ai eine der
grOssten Grausamkeiten der von Ihm gestflrsten Fürsten, dass
diese auch die Familie der Verbrecher mit der Strafe belegten;'')
und eins der iütesteu Gesetze erklärt: „wenn gestraft werden muss,
so soll die Strafe nicht vom Vater auf die Kinder ültergehen."**)
Jedoch muss sicli die entgegengesetzte Sitte noch lauge Zeit Gel-
tung verschafTt haben, denn im Jahre 1 79 v. Chr. verordnet zwar efa
Kaiser: „ich will^ dass kthift^jlün das Verbrechen nicht mehr
auf Eltern oder die Famlie des Verbrechers falle;'* •) der>
selbe Kaiser verlangt aber bald nachher» als sehie Ahnedmlb
bestohlen worden war, die Ausrottung der ganzen Familie des
Diebes; i'J) und Ma-tuan-lin klagt bitter darüber, dass diese grau-
same ^>tra^e niclit bloss unter den despotischenh Tsin, soaderii auch
» unter vielen andern Dynastien angewandt wurde.
Mord wird mit dem Tode, £hebmcb mit 100 Hieben, Räuberei
und ]>eseftion mit Abschneiden der Nase oder der Ftee be*
straft. ^ Mandarinen, webbe sich Disciplinar- Vergehen au
Schulden kommen lassen, werden im Gesicht durch schwane Zei-
ohen febrandmarkt. — Geringere Vergehen werden meist 4ßnA
ilielic l)estralt. VAne sehr ^^cwOlinlicbe Strafe ist die schon im
Y-kini» 1+) erwähnte uud jetzt noch ueltende Kange; dem Strälliug
wird ein dickes Brett oder ein Uolzbiock, in dessen Mitte eiu Loch
Ist, um den Hals gelegt, so breit» dass er die Hand nicht snm Munde
führen kann, und dass er also von Andern gespeist werden nmu»»'^)
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159
Wmn die Schuld vclit t8I1% sw«ü«Um enrlMoi IbU ho M
mraaf geringere Strafep erlcaiMit werdeo» auf Exil, StockseUige
etc. Riiekfall io dasselbe Verbrechen nach erlittener Strafe
uird iiiit dum Tode bestraft, i^) — Bei mächtigen, aber iiirht i?aiiz
iureichenderi Be\veii<eri >\ird <la.s (ie-stäudniss durch die Folter
erzwungeo; man lässt die Angeschuldigten auf Ketten, zeratosae-
oeia Glase dgl. Inieeoi preeal Knöchel iied Finger sttsaM-
Viele Geeetie te^n eine sarCe MeuicUichkeit Den Richten
wird avedracklich Mitleidee leit de» Aogeschnldlgten aaempM«
len; )^) die Geeetze, aagt Koiig*tse, eoUen nicht mit Hirte bneh-
«tüblich angewandt, sondern so weit als möglich zu Gunsten des
Schuldigen mildernd ausgelegt werden. 20) Vergehen und Verbre-
cbcü, welche ahAichtslos begangen sind, sind straflos oder werden
geJindbeatrafL^i) Der einzige Sohn einer Wiitwe darf llir nicht durch
Verbannung entzogen werden^'^) und wenn ein zum Tode verurtbeilter
Vdbrecher der einsige erwachsene Sohn äber 70 Jahr alter filtern iai;
io aoU er der Begnadignng den Kaiaera empfohlen werden«
Dem Richter hlieh in froherer Zeit, wo Verwaltung und Rechte*
pflege noch mehr mit einander verwachsen waren» ziemlich viel
Spielraum. ^)<t lic.s.s Kohl; lu ise, als er Minister war, einen Mann,
der seinfn Sohn auklaf:t<% dieser sich gegen ihn vergangen,
drei Monate lang einsperren» und eben so lauge auch den Sohn; und
Dach dieaerZeit erat rief er beide vor Gericht; jetzt hatte sich der
Vater benennen, ond erkürte, aeine Anklage aei nar eine Zomaa-
fibereUa^g geweaeo. In dieaem Vertahren wnrde viel Weiaheit
gdaaden.««)
*) De MatlU, hif 1. 1, 81 ; de GvigOM im Cbon-kiBg, p. Sil — Da lOilla, Idtt
ILö6f.5«a.— •)Ch0a-kiDg, p. 15; da llailla, Utl. 1, 90. 0 T»*TWi«-Le»Iii,
Vi, c 1. 1; Gboa-kiiig, p. IIS. Vgl. Mäa. d. Qu Xn, p. 164. *) Choa>kin6
F.S4]. — *) GlUiIaff, Tao-kntag. 8. 46. ~ 0 Chon-kiflg, p. 150. — •) Ebend.
|^l«.^«)BeMd]la,II, P.M1.— >^Bboad.p.659.-."} BeiKlivnäi, noH-
«ncia. p. 4S. — *^ Ghoa-kiag pb S97; T-Uag, II, p. 48. 18S$ MAn. d. Oiin. ZIL
^ Jfi9. — »*) CbiNhfcjl«, p. 297. — >*) n, p. 48. — ") Williams, Reich d. Mitia,
IS52, I,S. 403. etc. — »•) De MaiUa, bist. I, p. 81. — »0 Ebend. p. 81. —
'•) Williams, I, S. 403. — <•) Chou-king, p. 16. — mm. d.Chin. XU, p. 271.
- Cliou-kinjr, p. 16. 26. 195; de Maiila, hist. T, 81. — »») Gfltzluff, Xao-kuaag,
a 56. — »•) WiUiams, I, S. 405. — **) hUm. d. Chin. XII, p. 194.
IL Me Stasfs^lcglcrwig.
§ 60.
Das Reich beginnt in feudalistischer WeUe, iüdem um einen
^öisereii Kern immer mehr kleinere Fürsten und Vülker.schaf-
Um sieh angetsten, und mit demselben einen Staatenhiind bilde-
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160
Im» der Anfiings lockerer, «UmSUieh ni dnem Bmiiewtaale
wurde, dessen euizelne Ffirsten den Kaiser wiMten und an der
Leitung des Ganzen rathend und beschliessend Theil nahmen.
Andre Stämme wurden durch (jewalt unterworfen und deren
Fürsten zti \ asallcn gemacht; andere unterwarfen sich freiwillig
zu einer ähnlichen Abhängigkeit. i) Auch kaiserliche Gouver-
nenre in einzelnen Provinzen erbielten wohl zur Belohnung für
grosse Verdienste ihre Provinz an erblicher VerwaHong*), nad
traten damit in die Rdlie der Vasallen -Ffiiaten. Das Vasallen-
dmin ist so der ünterban des Kaiserdrams.
Aber die ganze Weltanschauung der Chinesen drängt zar
allgemeinen Einheit des Volkes und zur Alleinherrschaft eines
Einzigen hin; ein Himmel und eine Erde, — ein Kaiser und
ein Volk. Der Staat ist so lange noch nicht ein wirkliches
Abbild des kosmischen Lebens, als er sich noch nicht zu
einem schlechterdings einheitlichen Gänsen yerdicbtet hat,
so lange aeine einzelnen Glieder nur locker mit dem Mittel-
punlste verbunden sind* Die verschiedenen StAmme verschnidl«
aen immer mehr in ein Volle, die Vasallen werden immer mehr
zu blossen Stattlialtern herabgedrückt, die Erblichkeit derselben
wird aufgehoben; die Lehrt» des Kong-fu-tse und seiner Schü-
ler, besonders des Meng-tse, fordert entschieden eine durch-
gängige Centralisirang der Macht und der Verwaltung; und
dieses Emporringen des Mittelpunktes als alleiniger Macht gelangt
anr Vollendung unt^ dem Kaiser Sclii>hoang*ti um ttO vor
Chr.,s) welcher aber andrersetts die starke PersOnHchkeit des
Regenten viel mehr in den Vordergrund stellt^ als es die ehbe-
sische Staats -Idee erlaubt, und darum von den Geschichtschrei-
bem als ein Despot betrachtet wird. Seit dieser Zeit ist China
ein ungetheiltes einiges Reich, uiui der Kaiser fasst alle Macht
des Staates in sich, und alle Regierung geht ganz aUein von
ihm aus; — nur später unterworfene Vnlker, nach Geist und
Geschichte den Chinesen fremd, wie die Völker der Mongolei,
stehen noch in einem lockeren Vasallen-Verhältniss,«) und sind
nicht aufgenommen In den einigen Organismus des Ganzen.
Die LehnsverhüItnisRe waren auch in der alten Zeit nicht Immer
diesülhci). Die Vererlning der Herrscliaft war die Regel;^) aber
bisweilen wählte auch ilei Kaiser den Nachfolger. Die Lehnsfilrsten
sollteD jährlich einen Gesandten an deo kaiserlichen Hof senden,
um Bericht zu erstatten und Anweisungen zu emplkogea^ und alle
Ünf Jahre, oder nach dem Scha-kiag^ aUe sechs Jahre, sollten sie selbst
an deo kaiserlicheD Hof konmien, um die sdraldlge Haldiguag qad
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in
ieo Tribut zu bringeo; gewuhnlich wurden sie reich beschenkt
eotias«eo« ^) Kein Vasall durfte ohne Erlaubnis« des Kaisern sein
Reich an eioea Andern abtreten, Tertheilen oder verrifigern; die
Vasalleiireklie siod yerpflichtet, einander bei Unngemntfi oder,
aadeier Gefebr beisttttelin^. Diesen genetslicbe Veib<aine werde
aber mebl toner beebacbtel; wir finden die Firsten eil in Kriegen
onter einander mit oder ohne Eriaubniss des Kaisers, selbst als
Keljolicn fijefi;cn den Kaiser: sie machen Bündiiiü;fc.e mit einander
gegen die andern etr.^) Be8(indcrs /.errüttet waren diese Verhäit-
aisse io den nichsteo Jahrhunderten vor üjis^-fu-tsc.
VenammhiogeD der Fürsten und Grossen zu Beratliuogen äbe^
Beiflhs-Aagelegenheüen werden in alter Zeit oft erwibük. Deü
Voiiiiiiger deeTae wutde durch dieRefchs-yeffMunlaqg abgeeottil
Tao rerlaagte ren Ar die WabI eines MitregentaD, bolinigle sie
■Ii die Maassregeln gegen die grssse Wasserflntii, nnd beflef sia
kurz vor seinem Tode zur Wahl seines Nachfolgers.^) Kaii»er
S( hun versammelte bald nach seiner Thronliesteicung, um 2255 vor»
Chr., die Grossen des Reichs und sprach zu ihnen: ,,Die Stellu,>
welche ich einnehme, ist ohne Widerrede die schirierigste um\ dier
geObrUcbsle ven aUen; das WoU des Voüies bingt yoa dem Kai-
ser ab; aber wie gescUckt er auch sei, er bleibt ein Mteeeb und
buB aiebl ftr sich selbst alles wissen md bennen« Ween er nicht
fsa erienefateten, gesohieirten , treuen, eifrigen und tngendbaflton
Cnterthanen unterstützt uird, wie kann er das Volk glücklich nia-
eben? Ich habe euch versammelt, damit ihr aus eurer Mitte zwtitf
Personen wählt, welche im ^Stande sind, meiner Scliwachheit bei"
zustebn. Ich habe wenig Geschick, und es liegt mir am Uerzcm,
laeia Voül glfiddieb an machea, und ich hoffe, dass ihr mich darla.
wteretitaeD werdet Dae Eeich ist jetst hi swBir Prorhiaen ge«
Ibeilt; es bedarf swOlf Mlaner, um sie zu reglereo; wlhlt sie nad.
stellt arir sie vor." Die Reichs -Versaaunhing wShlte dIe.awMr
Hoevemeure, und Sehun bestätigte sie. ^o) Später verlangte Schuuf
von der Reicbs-Versammlung die Wahl eines Minister-Präsidenten,
«D(l der von derselben einstimmig vorgeschlatrene Yu , nachlieris^r
Kaiser, ivurdo von Schun bestätigt. Auch in späterer Zeit wer*
den Versammlungen der Grossen Öfter erwähnt; — und noch im
ächeoten JahrimndertTorChr. versanmehi sieh dieVaaalieafirsten
eigeaiBicbtig, nm über ihre Sonder- Interessen au beratheik.^)
nie Zahl der Vaeallen «iter der Dynastie Tsehe«ti [1122 ^ 835
w Chr.] wird aef fost 1800 angegeben; Torber waren gegen
3000, unter diesen aber hatten sieben Fürsten eine hervor-
ragende Stellung.
D. 11
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16t
OU^king, p. ZVni; Meag-yen, II, 9, f. 0. •^") Oto GaigMitti Oho»lteg,
^8S6| dAllillU, 1iiAX,,p.aS.^*) J>«Blirillft, n, f.87S.ele; diOlicMtim
Chon-kiiig^ — *) Katpmtb, tibi hlit. p. S07. — *) Tchoim*7oo«g, c iQ^ M.
*) EbemL SO, 14; de UmU», hwt. It p. 81 } Choa-kins> p. 15. — 0 Mitng-tteo,
n. 6, 36; n, 8, 3. — *) Chi-king, p. 9$9; Meng-tscu, IT, 6, 28 ; ChoQ-kiag, p^ U\
de Mailla, hitt I, p. 104, U, 93. 94. — •) De Maillu, hist. I. p. 52. 51 TT —
>0)DeMAilU,hiBt. I,p.87. «>)£bend. p. 88. - «*) Ebend. p. 162.-« i'>jBM.
a, p. 91. — Ebead. IL p. 649} M**tMn^Uo, b. JUsprodit p. ^ 54.
S ^i.
Der Kaiser ist d«r Vertreter und das Organ des Hioinflls,
der leitende Mittelpunkt der Menschheit, in welchem die das All
durchziehende A'ernünftigkeit ihren vollsten Ausdruck findet.
Er ist der So Im des Himmels, — so heisst er schon im dritten
Jahrtausend vor Chr.«^) — und verhält sich zum Uimmel, wie der
Vasall snm Kaiser; er voUfuhrt nur des Himmels Ordnung und
Geseta,«) ist „Diener des Himmel8$<««) er atebt dem Volke,
als dem paasiveii Theil der Menseliheity grade so gegenüber wie
die ürkraft dem üiatoff^ der Himmel der Brde gegenikbeiiBtelit;
er ist die eine Seite der Mensehbeit, die geistige, aetive, be-
wegende, das Moment der Kraft, deren Wesen die Liuheit ist,
während das Volk den zu bewegenden Stoß* darstellt, dessen
Wesen die atomistische Vielheit ist. Der Kaiser hat als Vasall
des Himmels seine Würde Und seine Macht \veder von sich
selbst noch von andern Menschen, sondern allein vom Hiramei,
mag er nnn doreh Gebort oder darch Wahl oder dnroh eine
ReTolotlon aof den Thron gekomoMi sein; er ist Kaiser durch
deo Himmok Bestimmong nnd EtnaelBung;^) and seine Rogie>
rang bis ins Kleinste hmab föhrt er aHeia hn Namen des Him-
mels; seine Defehle und üe&etze haben nicht eine nienschliclK'.
sondern eine göttliche Aoetorität; er ist der Fol, um welchen alle
Sterne sich drehen;«) Alles ^ was Regierung und Verwaltung
heisst, iiiesst vom Kaiser ans, und in ihm susammen; es giebt
in China l^eine Selbstregtemng des Volkes in irgend einer Art,
Als des Hfeumela hdohater Vertreter empftngt er eine faal gött-
Ikhe Verokningi «nd aeipe Befehle fordern einen Gehorsam» wie
er den göttUehen Geboten ankommt Ihm gdiArt das Reich «nd
Alles, was darin ist^)
Der Titel Ti, der Herrscher, findet «ich scboD bei Vao uud
Scliun, im l ntrrsrliiede von Wan?. Künis: oder Fürst; seit Schi-
hoang-ti wurde der Titel Hoang- Ti, eigentlich „der gelbe Herr,*'
gelwäacbUeb. — Die hinuDlischc Berufung und Bevollmächtigung
des Kaisers begegnet uns auf aUeo Blättern der cbinesisehes €»e*
schiebte; die Kaiser schlrften es schon lange ror Koag>fa-49e dam
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Volke em, äntiA sie ihre Macht unmittelbar vom Himmel erlialten,
«ml kfiodigteB aii«h deo Kri^ im Name« des Himmels ao; selM»
die Mi'ineter lieis^eii ^»Bllaister des Himmeb/^^) Der CMMrMB^
gegee den Ksiaer geht «o weil, daM ali ein Kiiäef einem FfMtev
eise Sebmir znmindte mit dem Befehl, aioh an erdroeneln, dieser
denseibet) sofort ausführte. 'Oj
Uie Kaiser haben Altäre, ilber denen ihr Name mit sroldner
Schrift eingeschrieben iM, und auf denen wohlriechende Dinge ver-
brannt werden; vor diesen AltSren wirft man sich dreimal auf die
Knie und beugt den Kopf bis zur Erde; bei dem Anblicke eines
Iniserilchen Schrelbene ftillen alle Anfreseoden a«f die Knie. Vor
dem Kaieer mtiss Jeder dreimal nrft der Stirn die Erde herAren,
mid dem leeren Thron wird gleiche Verehrung gesellt wie dem
Kaiser selbst. >*) Das kaiserliche Symbol ist seit den SNesteo
Zeiten der Drache; sein Thron heisst „des Drachen Thron;" die
kaiserliche Farbe ist das (weih, i-) Die kaiserlichen Palläste sind
zwar keine Kunstwerke, aber sehr gross und schmnckreich , mit
grossen GSrten, Thiergehegen ete. Jedoch wird grosser Prunk
«ehr getadelt. Maren Polo eraShIt yon Säulenhallen mit €o4d
geschmflckt, so gross, dass 10,000 Menschen darin hefrlfthet
werden kennten.») Im kaiserlichen Pallast darf kein Menifeh
sterben; wer dem Tode nahe ist, wird ans demselben entfernt.^)
') Y-king, L p. 166; ChoTi-kinc^'. p. 69-, vgl. p. 122. — ») Metig-teeu. II. 3, 22. -
') Ebcnd. I, 2, 18. — ♦) Chuu-kmg, p. 151. — *) Ebend. p. 27, 37. Meng-taou, II,
3, Saas. 24. — •) Chou-kiug, p. 167, 196. — 0 GauUff, Oflscb. & dOfh ^
*) Ikml a SS } ii MaiUa, bitt I, p. US. ~ •) dimipking, p. €9. > •) Oaubiff,
8. SM. >i) Bmm, Bdse etc, 1, 8. 16. 96. 148. 165. 175.^ i*) Chi-king, 1, 11,3.
X'hag, p. slO. — Marco rolo, II c 68, 10. >«) Braam, Seise I, d. 168.
nie Bedentnng des Kafoera als Solm iikid Vertr«tcv das
Himmels Ist aber mehr ein Ideal als Wirklichkeit, mehr ein
Sollen uiid ein Ziel des Strebens als ein an sich schon Vorhan-
dene«;. Der Kaiser ist nicht schon von Hause aus und mit ddr
Throubestei^Dg ein wirklicher V ertreter des Himmels und Ver-
tediger TOD dessen VernünAigkeit, goi^dem er soll es sein;
wd er wird es allein darch Tvgead und Weisheit; beides aher
in TOD Kator dem Kaiser nieht mehr eigen ala jedeai «Odem
Uensohne. Der Kaiser bat die Best! ntnang, eia wifkUeher
Sohn und Vertreter des Hinmiels zn sein, aber er int es iiar
dann, wenn er sich durch Weisheit und Tugend dieser Stellung
würdig macht: ein lasterhnfter uud tliürichter Kaiser ist unbe-
rechtigt» daa Keicb der Mitte za regieren. Die Kaiserwürde
11 ♦
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ürtprmg «ad Leiter iel, iet aveb ▼cmtwortlteli Ür den jeto*
naligen Zeetand des Volkes. Wenn Uaglftek über das Velk
hereinbricht, Laster überhand nehmen, Hnngersnoth und Ober-
schwemmun^en das Land beängstigen, so trägt der Kaiser die
Schuld; uüd nie darl dri Kaiser über das Volk, immer nur dab
Volk über den Kaiser klagen: — des Kaisers Sunde ruft ja notli-
wendig des Volkes Sünde, wie Störung in der ^^Uir hervor.
Die Lehre, dass nlics Verdienst auf den Fürsten, aUaSdmüU
aaf die Vöiker JßUU, ist keine chinesische. Die Stiniwwng des
Volkes ist di^ram ein sicherer Maassstab Dir dea^aia^rs
digkeit; wenn der Kaiaar aeioer 9edeiitQn§; entspricht, da moas
sich das Volk wohl fühlen, und wenn er einsichtslos and laster-
haft ist, fühlt sich das Volk in seiner Ordnung und seinem Frie-
den gestört. Des Volkes Unzufriedenheit ist immer des Kaisers
Schuld, und alle Empörungen fallen auf sein Haupt; unter
eUiem guten Kaiser ist eine EmpOmng undenkbar, denn der
Blenach ist yon X<]atar gnt, und das Böse ist immer nur Ans-
nähme; ein guter and geredbter Fflrst findet überall Gehorsam
«nd Liebe, wird »wie ein Vater van Allen geliebt und hat im
ganaen Reiche nicht einen Gegner; aui solduer Kaiser aber ist
ein Gesandter des Himmels. "
Milde Regierung uml vaterliche Lit l»e zum Volke wird überall
iils des Kaisers höchste I*flicht betrachtet. „Der Kaiser ist der
Herrscher der Meuscheri, er ist ihr Vater und ihre Mutter; der
Kaiser ist dec Diener des höchsten llerfschecs, um friedlicii uad mild
dasReich au regieren. «) ^ioKaiser mass filr seia Volk sorgea aad
es aebteai aiie MeasdieB sind die Kinder des Hiounels." <o) „W«
em Reich beherrscht, muss das Volk wie seine Kiadev lieben.*' >^
Die Verantwortiicblceit des Kaisers ftfr das leibliche nid
geistige Wohl des Volkes ist die zu allen Zf iten ausgespruchcoe
UberzeugiiriL^ <h*T Chinesen. ,,\V('iui der Fürst ei«j mildes Re^*
^ept führt, dann Hebt ihn das Volk und stirbt für seinen Führer ;V
^ geblechte Fürsten aber schaden schlechte Diener und ein schleob-
.1 j^f .Volk, und das Aeich gebt su Gründe. ») Als ta eia^ KniV
,n die Soldaten 4a;i'enliel0n und der Kaiser den |f eng*lae belrast^
■-.'^agllB dieser:, «.dn. 4mlbs^. bist Sebald , weil du das Volfc,and
. . den Krieger vernachlässigt hast und darben Ueasest " ^) ^ Wenn
Friede und Einigkeit nicht herrschen im Volk, si» tragen die
. die Schnld, welche regieren.**'^) „Weria das Volk nicbt so ist,
wie es sein soll, ist diess nicht des iüii^ers ^ichuid?'* ,fDie
,,..|i}iiaUe der Besserung des Herzens ist vorKugfiircise;iin Kaisar«
; ^i^eaa dfr Kaiser wirldicli so ist» wie en sein soll» S9 vei;|ireitf t ^uslr
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w
mim Tugend fibmll» oocl die weiMii HeMcben Mderer Linder,
vou solcher Tugeod ergrifTen, werden ihm in Menge ihre Dienste
aobieteo, um daa GlücL zu geoiessen, unter seineo Gesetzen zn
ieken; und welche Nacheiferung wird unter dem Volke setn!''i'')
Als J^auier Yu [um 2200] sein Reich durchreifte, fand er auf
dar Stgtmse die Leiebe eine« £rmordeteB. Yu stieg aus aehiein
Wagm umd rief sntar Tluineai «»wie wenig würdig biu icli dee
Plataeey den kh eieoelineft ich eoUte das Her» eines Vaters für
«ein Voili Mm, und dnrfb.flMine Sorge und Waclwamkeit Verbin-
dern, dass niemand ein Verbrechen begehe; müssen die begangenen
oiebt auf mich zurückfallen?" — ^^j s nir)o;cu beständig sein unsre
Fflrftten , sa^t der Scliu-king, — dann w ird auch des Volkes Ge-
müth standhaft sein; es mögen die Gerechtigkeit üebeo unsere
Weisen, dann wird das Voih auch Zorn und Hass ablegen.*^!*)
„Der FOfst soll selbst die Tagend besitsen« dann darf er sie Ton
Andere fordern, faesitat er sie nicht selbst, so darf er sie auch too
Andern nicht foidem« Dem Menschen das Gute zu befehlen» dessen
nao selbst ermangelt, i8t widersinnig und unnatfirllch. »>) — „Wenn
der Fürbt t\'n- Tiigefid be£»itzt, so bei»itzt ei nuvh die Herzen der
Ikfenschen, uud wenn er die Herzen besitzt, so besitzt er auch das
Land, uud weuo er das Land besitzt, so besitzt er auch dessen
Schitse, und wenn er die Schätze bat; so louin er sie anwenden. —
Wen« der FOrst die Tugend Hebt, so ist es uomOglich^ dass das
Volk dKe Geveditigheit nicht liebe. »»i) £ine Inschrift aus der
Mt Tor Kong'tse sagt: ^lian lebtet dem Herrscher nur denn
Widerstand, wenn er Unrechlngssiges fordert; man gehorcht ihm
ohne Weigerung, wenn er sich mit Wenigem begnügt,"*') —
Auch für die \ ergehen der Beamten ist der Kaiser verautvvort-
lich; der fromme Kaiser Tsching-tang .spracfi /u seiDcrn Statthalter:
»,Weno ihr Unrecht begeht; so fällt diess auf jni^ aurd«^/' ^)
Ein Minister im vierxehnten Jahrhundert vor Cbr, ngte: p^wenn ein
«eiHger if«Mi«h |m gsjuea Keiche Kolh leiden Bqfitp, so wgrde Ich
jdsbL*nlhst Schädigen hallen."»») -r- £in Weiser sagte au
ssmem Kaiser: „Es Ist kern Untersebied, ob du Einen todtschlfigst
<M}er ihn durch eine schlechte Regierung umkonmien VinHi. In deiner
Küche ist Fleisch die Fülle, iu deinen StitUen feiste IMerde, iu des
Volkes At)i;e^icht ist des Hungers Farbe, und auf den Feldern liegen
die 1^ eichen Vcchnngerler. ^ — Wenn wilde. Xhiere andre Tbiere
' SttlTressen, so hassen die Menschen sie, wenn aber ein Fürst,
weteher eis Vater end jSiutter des Volhea ein »Udes Reghaent
Mneo ßfiUtt riViPr .Vi«h aftstet uqd seine 'Uetertibanei). umkommen
iMst^ Wif km er V«ter.iiiid Mutter des Volkes heles«p?''>} —
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Als unter Tscbiog-tang eine siebenjährige Hungersnoth herrschte,
— merkwürdigerweise um die Zelt der bekartnten Huncersnoth zu
Josephs Zeit, um 1 (1)6, — klagte der Kaisier .sich als die Ursache
ao, verrichtete Busse, beichtete, und siehe, es tiel ein PUUx-
regen.^) Ähnliche Begebenheiten niederholen sMi oft; an alloit
Volks «Uoglflck ist der Kaiser äklmld und niHM dämm Busie
-Umn.*^ Noch hentigeö Tages muss der Kaiser auf ZaH eher
grossea Noih als Reuiger in Saditaob geUetiet erselNiiBeD und atte
Schuld auf sfcli oeliinefi. Als t«ii Jalire 1839-«itie sprosse Ofrre
herrschte, veröffentlichte der Kaiser Tao-kuang ein liusagehet, in
vveieheui es unter andern heisst: ,,Ich. der Minister des Himmels,
bin.fiberdie Menschheit t^esetzt, und bin verantwortlich für die Auf-
rechthaitttog der Ordnung in der Welt und für die Beruhigung de?
Volkes. Die einzige Ursache der gegenwärtigen Dürre ist die
tägiich tiefere Abschealichkeit meiaer Sttadea bei weaig Aufricblig-
keitand Ergebeoheit. Daher war ich ofelit Im Sfasde» des Hiamek
Hers BurahreD and reichÜdie SegDVogen herabstabriDgea.'^^ Nie*
dergeworfen flehe ich den erhabenen Himmel an, meine Unwissenheit
und Thorheit zu verzeihen und um liesseruntr zu gewähren, denn
Millionen unschuldiger Menschen sind durch iiüch, einen einzelnen
Mann, in Gefahr gebracht. Meine Sünden nind ao zahlreich, dass es
schwer ist, ihnen zu entgehen etc.'* 2») _ jVur in dem Sinne, dass der
Kaiser die allgemeine Ordnung des Lebens aufrecht zu erhalten hat,
and dass dieselbe durch sein gutes nder schlechtes Verfaaltea l»e-
wahrt oder gestört wird, kann man sagen « dass er eine Herrschaft
Aber die Natur ausübe; von einer höheren Herrschaft, wie Hegel
sie schildert, so dass der Kaiser über sein rein menschliches
Wesen zu einer \^ irklieb göttlichen Macht emporgerückt wird , wissen
die Chinesen nichts.
Einige Beispiele vollkommener Kaiser mügeo zeigen, wie die
Chinesen den Fürstenberuf aulfassen. Ti-ko, kurz vor Yao, ft'trwt
beliebt beS dem Volke, ohne der Majestät des Throns etwras zu
vejrgebeo; er wachte fiber alles, war leatsellg «gegen Jedewiaa;
' ohne an Festigkeit In der Tugend etwas zu verlieren, war er eb
Gegenstand der Liebe , der Bewunderung und d^ Verehrung aller
seiner Unterthanen; voll Ehrfurcht vor dem höchsten Iferrscher und
den Geistern beobachtete er sich jederzeit in seinen Haridlunger} : '
Er stellte als Grundsatz auf: „keine Tugend ist grosser als die
allgemeine MeDscheoliebe, und die beste Regierung ist die,
wcdche die ausgedehntesten Vortheile den Unterthanen angedeihea
'Übst.' * Dss VorzflglicfaMe hi der Verwaltung ial Treue «nd tm-lle-
glefen Wohlwollen! — « Am hOehstenr eihoh lM> Tao« i«tter
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Bmmel allein ist gross, und Yao aliein hat ihm nachgeahmt. Gross
und erhaben, konnte sein Volk ihn nicht wahiliaU beneoncü,**
«pricht Kong-fii-t«e.") ,,Seln Herz schien so nohlthätig wie der
Ham«l. «ein Geist m «v^ae wie die reinen Geister, so bell wie
^ Seoa^aa^eiteren Tagen; da» Wolken glei«!^ welche die Auen
ktbmchim;*9mr er die HeAeneg «eher VOÜEef, wtA dnidi «ohi an-
■ffMchilaeea Qftd ehfiM^e* Beoelam eimg er eich die Adilpog
•Her MertlMeeD. GeleHet tob der Vermuift veratend er ee« sie
übtrall herrschen zu lassen. Er machte oft Reisen durch das
i.atid, um sich von allem persönlich /.ii unterrichten. „Wenn das
Volk friert, — sprach er, — so hin ich Schuld daran, hungert es,
§0 bin ich auch Schuld, verOillt es in Bünden, so hin ich deren
Urheber. — Er liebte seia Volk, wie ein Vater seine Kioder. ** ^)
b tele ibeiftll die Kiefen an, beaaiaiehtiite die Beamten, nnd
aaeh in die Bitten der Annen; mild gegen daa Volk» war er
ftreog gegen die Miniater; er verlmnnte einige deraellien unter die
BwlMreB mit dem Anftrage, sie feeittet an maohen. Er aorgte fiir
den Voiifsunterricht und für die Verehrung des Hiumiels; seine
Tosend machte das Volk tugendhaft. 3«) Yao wurde hei seinem
r nfle imgaazen Lande dr«'i Jahre lang hetraii^rf ; ,,das Volk weinte
iUD ihn, wie Kinder um ihren Vater und ihre Mutter weinen.
Sein Naekfolger Schun steht in gleiehea £hren. Er durchreiste alle
Miahra aein Reich nnd verliQrte aefaie Handaitoen; er erlüirte
als aainen GrnndaatSf dna beate Mittel aur Endelnug gehoraamer
IlbtarthaneD aei die Fllle aller nethwendigea Dinge, da aoaat die
Nstb der Meosdien jeden Keim des Guten ersticke; die Abgaben
ioHen gering sein, und die Gesetze streng und unpartbeiisch aus-
s^'fiihrt werden. Seine Klugheit und seine Bescheidenheit wer-
deo hoch gerfihmt;'*) seine Aussprüche gelten als heiligste Sitten-
cmI Regiemngaregetn : viterliche Liebe für sein Volk durchzieht
•dae Geaetae nnd Handlangen. Wenn gestraft werden aoll, aagt
m, 80 aott die Strafe nicht vom Vater auf die Kinder Ohei^gehen;
wenn eher helohat werden aell> ao eratieekt aich die Bebhnnng auch
•af dielOnder. — In sweifelbalten Vergelten ael die Strafe leieht,
bei einem zweilellialten Verdienst aber sei die Relohnunt; gross;
besser ist, sich der Cielahr auszusetzen, einen Schuldigen unbe-
straft zu lassen, als einen Unschuldigen zu bestrafen. Eine solche
lür daa Wohl der Uoterthanea besorgte Regieraog gewimit die
Beraea den Volkes.
Xm^-tae gab als Miniater aeinem Ffiraten folgeode Mahnnng:
^Sn Firat OMaa eme hinige Liebe gegen alle aeloe Unterthanen
hiheni er mnaa auchen« ihnen efaien behaglichen Lehenannteihalt
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ITO
zn verschafTeo; — du magst die Meng^ der Abgaben miDdero
uad nur diejenigen bestehen Ia««en , deren Nothwendigkeit Jeder
einsieht, vor allem also nicht die Fioth\\ endigen Lehensbedi'}rfnis!«e,
son rirrn Luxusartikel bcsteuero; du muasj dem Volke keine Arbeit
aufbürden , dereo Frfieiile e» nkht geolasat etc. Ein Regent mnns
sich alle VergntSgntigea vMagen; er ist nicht der Hevr AherMiM
Seit; alle «eine Sfnoden geliOren ilem Cleneiowoiil, sed m dmm
Wobt aRdn nrasa' er sie verwenden. », Jeder AngenhMr, den er
anf efn selbst anständiges Spiel verwendet, Ist ein Raub an dem
Wold des Volkes. Ein Fürst, der in seinen Unterthanen seine
eignen Kinder sieht, \v!rd FnferthantM) liMbcn, die in ihrem Fürsten
ihren eignen V ater ($ehüu.''^^) — Einem sonst treffhcheo Kaiser,
der aber die Jagd Hebte, erklirte ein hoher Beamter: ,,Als man
hSrte, dasa du weise Leute mn dich an heben wOonchteet, jsheile
man vor Frende trad glanhte die Zeiten Scfava'« und Yno*e wieder-
Ireltrend. Aber wenn du nnr mit diesen Weisen alle Tage nnsiei*
test, mn sie hinter Hasen und Ffldwe» herfagen in Ineaen, 90
werden sie wohl, fürchte irh, dasRet^icren veroachlfissigen. Mögen
die von dir erresj^ten Hortinntiicn nit ht eitel sein; mache nicht Jiia^ r
aus deinen Ministem; alle ihre Zeit gebührt der .Sorge für dein
Volk."4i) Die Jagd wird überhaupt oft als em dem Kaiser nicht
gesiemendes Vergnügen beseichnet ^ Als man dem edlen Keiner
Tal-tsong [7. Jahrb. nach Chr.] ein Todesnrtlieil rar Umeneldinmig
vorlegte, befahl er die Hlnrichtang noeh drei Tage anfinmelMben,
ihm das Urtbefl tSgÜeh vorsnlesee; und wibrend der drei Tage
fasteten die Richter und der Kaiser in strenj^er Trauer.**)
») Chou-king, p. 122. ir,7; Y-kin«». TI, p. 30, :57; Tchonng-young, 29, 3. j.
— ») Chou-king, p. 150. 196. — « ) Ta-hio, c. 10. — *) De Usäkl&, liist. I. 21 —2S;
2g. ») Ebena. p. 37. — •) Meng-tseu, II, 1, 19. 31. — Ebcnd. I, 4,3. —
") Ebend. I, 1, 31 u. sehr oft. — ») Chou-king. p. 150. 151; vgl Ta-hio, c. 10, 3.
— >•) Chou-king, p. 129. — *>) Tchonng-young, c. 20, 7. 12. 14. — *') Meug-
toeUf I, 2, 46. — * Ebend. II, 1, 6; 2, 10. ^ i«) Kbeadi I, S, 45. — Cbon-
khg, p. M6. l>to IGuH«; Mst I, p. 110. ^ 1^ Bbeni. I, ^ 116w —
i«) KboBl t p. 1kl. ^ >•> Cht-bfnei U,4,7.^ Mio,«. 4. ^ Shtad.
I9i S. *«) lUm. d. CUs. U ^PI, p. B«, — '*) Cboa-kiag, p. 09. ^
««) JSbmß, p. 127. — llenc*tie|i, 1, 1, 18. 18; vgl 1^ 6, 88. — *•) Chim-Uag»
p. 80. 88; Gützlaff, G. seh. S. 41. — »') DeMoüU, bist, II, p. 3!. — GütiWI,
Tiio-kuang S. 2. — *•) Chinese Ropository, T, 23R. ««) "Rol. l»hÜ06. I» S. 809.
327 (2 Aufl.) — »0 De Manu, bist. p. 36. — »») GOtelÄff, G«»ch. 8. 24. —
»n\ Menr-t^ea, I, 5» 33. — •*) De MailU, bist. I, p, 44. — »*) Ebend, p. 50, —
Chou-king. T, c. 1 r Gützlaff. Gesch. S. 28. 29. — »•) Chou-king, p. 16; de
Mailk, hist, I, p, Ö4. — ^'*) Chou-king, I, c. 2; de MAiUa, hist. I, \). 56; GflUlaff,
Geech, S. 33. — Chou-king, p. 26. — *<>) M^m. d. Oiin. XII. p. 217. 286. 372.
373. — ♦») De Maiila, bist, IL p. 548. — «») Ebend. VI, p. 69. * *
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171
§ 64.
Der Kaiser Tereiuigt als Vertreter des Hiiuiucls alle Höhen
des Vülkerlebens in sich; er i»i lächt bloss der Regent, sondern
aaeb der höchste fiii^ter, der Anführer im Kriege und der
ibfl»te Priester« j^owek in Ckiaa von einem Priesterthum die
fiidft mii Als Knegpiheit ecfteiiBt er aber einen Feld-
Imman seine Sinti) ak» höchster Pvietter 4>i;dnet er ^ Gattes*
tost nnd brinf^ das jalirliclie «r<iese Hitnwiels4>|iler. -
Des Himmels Bestimmungen oder Befehle ^''sicher so er-
kennen ist des Kaisers höchste Pflicht. Er findet diese himmli-
schen Befehle zunächst in seiner Vernunft, in welcher sich ja
das himmlische Walten kuud giebt [§ 21], dann in den Geset/^en,
^en und Vorbildern des Alterthums; das lümmlische Reich ist
um Anfiuig nn gm and Temünftigt dae Dnnernde ist das Wahre,
md der Kaiser hat vor allen Dingen die alten Vorbilder su be-
ingsa*) nnd die Ansiobten derer, die der allen Gesetie nnd
OriMOgenknndig sbid ; — daher soll sich der Kaiser iauner mit
den einsichtsvollsten und kundigsten Ministem umgeben; — er
ÜDdet sie ferner itk Ti iiuaieMj in zweifelhaften Fällen durch das
LoaS) vor allem aber in der öffentlichen Meinung, in der
Stininmng des Volkes, welche gewissenhaft zu beachten zu des
l^aisers heiligsten Pflichten gehört , denn des Volkes Stimme ist
(laltss Stimme [§21].
Unter allen Umsttoden aber ist dis Willkür, dasRegieren
aack Lenne aehleehlerdings verdamaU; nieht der Wille dieses
eittdben Menschen , der grade den Thron inne het» aoll sich
geltend machen, sondern allein des Himmels Bestimmung; „nicht
der Fürst ist es, welcher mit dem Tode bestraft, und nicht nach
seinen Neigungen flarf er strafen, dieses Recht ist nicht von ihm
selbst.'* 3) Nur wenn der Fürst seinen Eigeuwiiieu opfert, und
leiner Besonderheit entsagend sich der AUvemanft hingiebti ist
tr ein würdiger Regent
in den Gang des Rechtes soll ein guter Kaiser sich nicht
nlMhe% sondern nnr dmnnf sehnn» dass die Richter dleOosetse
•totng lieAchten,^) dass aber noch -die Strenge nicht in Härte
ausartf; in zweilcl hallen und wichtigeren Fällen hat der Kaiser
alä oberster Richter die letzte Entscheidung. Fr hat aber nicht .
Woss das Verbrechen zu bestrafen, sondern auch dieTu*z;end
zu belohnen; als Statthalter desUuumels aui J>den ist er auch
der König des sittUoh^" Lei>eus, des unsichtbaren Uimmelreiches
[S m«' NfMchen 9. welehe sieh durch Tugendon nnsgaseichnet
blhi»«-.«eiliflllen nii£ hjuseflinhen Befiilil Ehreunfetten»- S% i81«
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ihre Zahl im ganzen R^che ist aehr gross, und nieht hloas 4ie
V erdienste treuer Beamten um denStaat werden so ausgezeichnet,
sondern aiidi Faoiilientagend, wie Kindesliebe, GaUeutreiie
[$ 46. 52].
Der 8chii-kifig giebt den Fürsten folgende Anwetsung: „Weoa
ihr eine wichtige Angelegenheit habt, so prüfet selbst, befragt mn
Kath die Ofosacn» die Mioifiter nad das Volk, befragt daa Pv lai
das ScU [§ 34]. Weaa «leb alica an dmaaeibee -Anaapncb Tl^
einigt, waa man dea groaaea Eioldang oenot, ao werdet ifat Rabe
rnid Krall hatioD, nad eure NaddEanmien werdoi im ONldt asii.
Wenn die (ilrassen, die Minister und das Volk übereinstimmen, ihr
selbst aber habt eine entgegengesetzte Ansicht , \\ eiche aber iiber-
cinstimnit mit dem Loose, so hat eure Ansicht den günstigen Erfolg.
Weno die Grossen und die Minister mit dem Loose flb 1 1 niaitliiiWM,
aber Ihr und das Voik seid der eatgegeageaetatea Meiaoiig, sollt
die Sntacheidoag gleiehgflltig etc. '^^) Die Anweadoag dea Laiam
iat aber auadricfcilcli aar dea aweiMhaftea FiUaa vofMaltaa.«)
Die strengste Beobachtnag der biaherigea Oeaetae and Bia-
richtnngen, die genaueste Nachahmung des Altertboms, die Ver-
lueitlüng jeder Newening wird fort uml fort in Erinnerung gebracht
Das Wahre inid Vernönftige braucht nicht erst erfunden zu werden,
sondern ist voa Aafang an da; so wahr der Himmel den 8taat grün-
det und leitet, so wahr sind auch die alten und daaerodeo GoMtefl
nad Sittea der WUle dea Hinunela, Daran kann em First« sagt
Meag-tae» weicher atreag die titeaton Geaetae befolgt, alchtfaMS
noch feblea, nad ohne dieae strenge Befolgung ist keine gote Ra-
p^eruog möglich. „ Die rechten Farsten haben an allea ZeHaa tm
Leben und in der Regierung dieselben Regeln befolgt.**®)
Choa-king, p. 102 u. Note. — '0 Mcng-tscu, II, 1, 1. 2. 4. — *) Choa-Wag.
p. 196. — •) Ebcnd. p. 251. — ») (Äoa-kiiig, p. 171. — •) Ebend, p. 181.— ^)Meaf-
tÄ€u, II, 1, 4. u. — Kbtad. H, 2, 2.
*
§ 65.
Der Kaiser ist srlao niciit der Vertreter aelner aelbsli «liae
Mnehl ruht nicht anf seinem starken Willen; er Ist nloht dnrwa
Kainer, weH er es sein Will, weil er sich dazu gemacht hat. AOtt>
dorn er ist schlccliterdings nichts als der unselbstsiiindio^c Träger
einer Idee; er ist nU Person, als ein Ich. als freier, sich selbst
bestimmender Wille Nichts: er ist Alles, insofern sich in ihm
die himmlische Verntinftigkeit offenbart. Bs gehOrt eine seltene
Höhe «las Geistes and der SIttliehkelt daaii, nm den hohen An-
«^eleA der Kahier-ldea «i gottOgeni nur die W^^tei wd
*
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Besten &oUen des Himmels Diener und Vertreter sein. Damm
ist auch Dicht grade die Erblichkeit des Tbroaes die entspre-
tkmime Wnse, die Kawerwürda am übertrage»} »icbl die Vj^r-
mdttdMft, sondern du Tn^end gebnn ein Reobt an den Tluwn;
es kADiiea daher selbst Fremde als die Tom Himnei eiagesels-
tco Vertreter anerkannt werden; die Idee steht hdher als die
Gebart. In ältester Zeit wurden die Kaiser gewählt, gewöhn-
lieh dureh den Kaiser in Übereinstimmung mit den (frosscn und
Miiiistcrir . oft mit Übergehune:: der SMuie des letzten Kaisers,
und manchmal aus sehr niedriger Familie. Nach Vn [um
tritt allmählich die Erblichkeit ah» Sitte ein. DieErbfolgc ist aber
kein Recht, Sendern gründet sich mehr auf die Kfieluieht 4er
Dankbarkeik und der Vermeidnng des Streites. Des Kaisanr
Sohn bal als der dem Throne am nächsten Stehende die höchste
iniwderung, sieb dnreh Tagend nnd Einsteht der Wahl würdig
tn machen; und nur, wenn er diess thut, ist er der rechtmässige
Erbe. Nicht weil grade dieser Mensch zum Kaiser geboren
ist, empf?ii)i;t er die h(ichste \\ ürde, sondern weil dieser Sohn
<ies Kaisers die Gesetze der Vernunft oder des Himmels erfüllt,
Die Gewohnheit der Erblichkeit wurde nie ein wirkliches
Eecht, Tielmehr steht noch jetzt dem Kaiser das unbeschr&uicte
Beeht xn, seinen Nachlbiger ans seinen SOhnen oder Verwand-
lea frei ansnnwShlen, nnd sehr oft wählte er einen andern als
aeiaea Erstgebomen. >) Frauen dflrfeu nicht regieren, denn
der Kaiser hat ja eben die active, die männliche Seite desVolks-
leben.»*, darzustellen; die Seite der belebendenKraf t; nurals \ or-
mänderinnen unmündiger Tin onerben dürfen Frauen \oi über-
gehend das Reich verwalten;^; in jedem andern Falle sind
Fraaenregierungen gesetzlose Crewalttbaten» und werden von der
Geaebichte mit Absehen genannt.«)
DerNscbfeiger des eistes Kaisers, Fo-hi, war sieht dessen
Mm, sonderD wurde ?am Volke gewihlts ebesao der dritta Kai-
aer.^) Daas aach dem Tode des dtitten Kaisers eloer von desseo
S5 Sohoeo von dem Volke zum Kaiser gewählt wurde, wird von den
Geschichtschreibem Chinas ausdrücklich als eine Auszeichnung^ be-
trachtet. ihhI durch seine glSnzenden Eigenschaften geiet httei (int. ' )
^ach dem Tode des vierteu Kaisers „versammelten sich die Mao-
darineo und das Volk, um ihm einen Naclifolger zu geben, unzu*
fiiedea mit der Sehlallheit des vorigen et«./' uad nach laager fie-
fsthang wfthhen sie efawtfaDnig jaisen MelÜBa des vorigen Kaisers. '0
Bei der feienden Tbioa-Krledigaog „trug oaan kets Bedeakeo,"
«intn Bakel das letzten Kaisers sa wfihlen, and dieser erhielt die
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m
' (Stimme des ganzen Volke». ^) — „Die Acbtutig, welche t»icb Km-
«erfi'-k^ veraebarfte, ttod dieXiebe, v? eiche seine V4Iücer m \\m
-llatteny wer 4er*itolge Graed» welcher eie beweg» eeioen ilftetice
Sehe eil wIhIeD,***) ^ MH den eehr achleehtee mi
Binder des Tee »»heile dae Vclk eielge Jahre lang Gedold, m d«r
HofTotiDg, daae er sich Sndere wflrde.'* INe Greesee beriefee dm
den dreizehnjährigen Yao in den Rath, und da er sich bald als sehr
begabt zeigte, hespMosseii «ie, ihn auf den Thron zu setzet). „An
dem filr dieser» Thionn erlisel hestininiteii Tajje benachrichtigten mt
diejenigen aus dem \ oli^^ welche dan Recht zur Wahl des Kaiser«
hatten. Alle diese begaben sich zum Pallast de^ Kaisers, UesMS
dee Yao komnieB, ohne ihm die Absicht ihrer Vefseminliieg eiHni«
theilen, eed verlangten den Kaiser au sprechen. Kaum war er «^
seidenen» so schrie alles Volk, dese man den Tao als Kaiser Ul6^
kenne, und keinen andern wolle. Die Grossen erklSrten dann dsni
Kaiser die Gründe dieser Handlung und zwangen ihn, den Pallast
zu verlassen.**'*^) — Vao's Sohn war lasterhaft, wurde desshtM»
nirht geuäliU, soiid» in alle Fürster» ütitl alle \ iilker wählten den
iSchun aus niedriger Familie; und in dieser Wahl wurde dee Uiniiuels
Bestimmnng erkannt.^') Schee wihlte den weisen Yu an seioeni
Nachfolger; dieser Terstchtete auf den Thron zu Ckmsten des
Sohnes Schen'e; aber die Grossen verllessee stmmtlch diesen Sohl
und verlangten den Yn aum Keiser, ued erhielten ihn. Mit Y^s
Nachfolger war es Timgekehrt,* er wShIte sieh einen weisen Minisler
zum Mitregenteu und iNachfoIgcr . aber es folgte dejiuocb des Kai-
sers Sohn in Folcje der Wahl durch die (Brossen. Seitdem folgen
die Kaiser nach der Erbfolge, als« in Dynastien, deren bis jetzt 21
(oder 22> {»ezählt werden. Jedoch blieb der Gedanke, da*» wir
der Würdigste und wegen seiner Togend rem Himmel Gewählte den
Thron einnehmen solle» Immer der Kern dee cblnesiseheD Staats-
bewusstseins; auf des Himmele Wahl ging man jederaeil eerilck,
diese aber hält sieh nicht an bOrgerlickes EriN^chi Ais snf dss
Meng-tse BrfclSrung, nur der Himmel erwflhle dfe Kaiser, lenrnnd
fragte, wir «Icnn der Himmel seine W^1hl kun<l ih\u\ antwortete er:
„Wenrj der Kaiser einen zur Herrschaft geeigneten i\I:uiii findet,
kann er ihn dem Himmel vorschlagen, aber er kann den Hinimcl
nicht zwingen , demseU>en die Herrschaft lu flbertragen. Der Uiai-
mel Hess den Schun zur Herrschaft eu und aeigte den Zage*
lassenen dem Volke. Die Volker fielen dem mit so grossen Tsg^o-
den sich Ausxelchnenden bereltvi4IÜg zu ond riefen Um zum Kaiser
aus.«'«») Als höchster Lohn flir vollendete Weislieit mid Tugend
wM daher bisweilen ohne Weiteres die Katserwarde erkiftrt.
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ITS
Die himmlische Bestmunuiig wird selbst dfinr> nicht bezweifelt,
weao Ausländer den ThKoaJuiue haben. Die juoiiguli««hen.lk«isec
giHiB ab voHi? rechtmässige mäwmm die eotarteteo MacblUHnm
gpoflM» fiidbeieifl «Im- Uim i1m Volkn «loli erifiAtQ» ^an
UmI» MO sie nidit, weil sie AmliiiAer, Modem weil ab» ttewMig
■od fefiflbfiich wareo.
>) Meng-tseu, IL 3, 9«*-ei. ^ «) Dt MsiOm p. 46. 5§5; Qfltdsf ,.X^
kM&g,S.4.S. ^«)J>«lfail]m,V,8B4.---«) SlMilII,50Bi VI, I6&. ^ ») BWfid,
Itpi 10. 18.-^*) Bband. I, p. SB. — 0 ^SboniL p. SI.^*) Sbeod. p. 3e. -* *) Ebcnd.
pi 41.^ «•) Eheod. p. 43. Choa-king» p. 24. 2S. ^ *«) MmU*, hiti I,
M. 119; Cbon-Idbig, p. 86. — De Mail]», I, p. liS. — ^ Chon-kiiig, p. 4S.—
**) Meng-taeu, II, S, tO 23 . — **) Tchoimg-jtnilig: c If, S. •^flc^ftt^ ftt d.
ikk d. BoL Aka«. 1M9> pfciL SliMM, & 4M.
• - >
Wie die Well dae Enengoiss zweier Unoftcte tat, die m
deoi wirkKcfaen Dasein im Gleidi^wioht oind, so ist aoidk der
Staat das Prodnct zweier Faotoren, des Kaisers uud des Volkes.
Bas (ileichgewicbt ist des Staates Wesen und Bestimmung, uml
der Kaiser soll es erhalten* Der Kaiser ist aber nur die eine
Seite, die andere ist das Volk; und wenn der Kaiser niclit seine
Idee erfüllt, ist das Gleichgewicht gestört und das Volk onglüok«
M. Aber das Volk hat ein Reeiht darauf, i^kUoh an sete»
10 der allgemeiacn Welt^Hamionie erhallan am werden. Das
Volk adnMct dem Kaiser Gekonam, d^r Kaiaer daflbr deai
Velke Tlteiilehe Liebe and eine weise und gereelite Regierung.
Das Volk soll sich nicht selbst regieren, aber es soll nach den
Gesetzen des Himmels regiert werden. In China heisst es
nicht: der Fürst hat das Recht zu regieren, und das Volk die
Pflicht, sich regieren zu lassen , — sondern hier heisst es : der
Fürst bat die Pflicht zu regieren nach des Himmels ewigen
Ordaimgea, — und das Volk hat ein Recht, so regiert an wer-
den. Der Kaiser ist dem Volke Dbr seine Regierung veranl*-
wertlicb. Die Auslohe des Volkes an die FfinNen siadi
gfeea, md dieses in der Montliehen Memong wie in der Ge-
schiehtschreibung sich aussprechende Urtheil des Volkes ist sehr
streng; — des Kaisers heilige Pflicht ist es , dieses Urtheil sich
frei aussprechen zu lasseu uüd das ausgesprochene zu beachten.
Der Gedanke der Pressfreiheit ist in China sehr bestimmt
aosgesprochen.
W«n aber dn Kaiser verblendet anf die Stimme des Volke
Mtban, in iaamanbafter WiUkftr des Reiekas Jiailige Gesetaa
«UmM oder wibtnemal Kntt» wenn er iaa Volk bedriakali aiaM
uiyiii^cu by LtOOQie
fttr dasselbe väterlich zu sorgten, wenn er statt des Uimniels
Ordnang nor seiiien ( is^neu Willen zur Kicht.schnur nimmt, und*
Matt ein Vorbild der Tugend zu sein, den Lastern fröhnl» ujui
darum das Gleiobgewicht der Welt stört, das Giftck des YoU&ei
«Qtorgrftbly 80 hat er sein Redat tat de« Thiroa Tenrirkt, ii(
nicht mehr der EiiHUer der hohen Idee des hittnüieolm SIUp
lee, «nd das Volk ist nicht nehr Tcrhandcn» ihm Gehonam m
leisten; es muss dem Himmel mehr gehorchen als dem BIsb-
schen; ties Himmels Gesetze sind aber nicht von gestern und
heute, sondern von Anfang der ^Menschheit, und sind dem Volke
wohl bekannt; es hat ein sicheres Urtheil über eines Kaisers
Würdigkeit. Und wenn die eine Seite des Voikslebeus, der
Kaiser, der Idee des Staates untreu wird, und sieh selbst statt
des Himmels sum Schwerponkt des Gänsen machen will» weaa
er sagt: ,,der Staat bin ich,<< — - so hat die andere Seite des
Staates das Recht und die Pflicht, Ar die angetastete Uce in die
Sehraidicen zn treten und den frevelnden Kaiser zn stfirzen. Die
Revolution ist in China ein l^cchr, ja sie ist mehr als da^, sie
ist POicht. Si(- ist (las (leltendniacben des Himmelsgesetses und
der Vornüiiidgkeit gegenüber der Willkür und der Thorheit. ein
Kampi' der Tugend gegen das Laster; sie will nicht das Alte
stinen, ilm etwas Neues einzuffiliren , sie will die fire^eliiafte
Meuerang stOraea, am das Alte, das ewig Bereohtigte wieder
aar Geltnng ni bringen. Die BoTolation ist die iebmtefte Be*
aation desdnrch eine soUeohte Regierung gestftrten Volkalebeat
gegen die die ewige Ordnung störende Macht; sie will nicht des
Reiches Ordnung slüreii, sondern die durch Willkür und
Neuerung gestörte wieder herstellen: sie ist nicht radikal, son-
dern reactionär, ist das grade Gegeutheii der Hevolution der
Neuzeit Wälirend diese die geschichtliche und gesetzliche Est*
Wickelung des Volkslelms durch die rohe Gewalt und daceh
dm Anfhebnng des Geselaes darohbrachen will, oiTenbart die
ehiaosisehe Revolntai im Gegenlheii die GesetafiohlLeit ^e^ea-
filier der nngesetdiohen Regiemngsweise, stellt die geschieht*
liehe Entwickelung gegen die i e\ olutionÄre Regierung wieder
her. Das Ziel der Revolution ist da nicbt in der Zukunft, son-
dern in der Verp^ang;enheit, ist nicht ein Neubau, sondern eine
Restauration der Legitimität. Da kein Kaiser ein ang e bo r ii e s
Recht an den Thron hat, sondern eigentlich immer gewahit
wird [§ 66], eine Wahl aber um lonni, so ist der Simra eines
«BWirAgen Kaiaeis eben aar eine Nichlii^ailaerkliraag der
. TetfehileM Wahl, and lumn allanfidla aoeli m gana ftiedüshsr
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177
Weise, ohne Anwendnog yim Gewalt eflblgen, wie bei der
Wähl Yao*8. Die Rerohitioueii Chiaas eriofaeineii der Ge-
scUctoehreibang ab Hiaten der hScfasCeit Tugend vkd Ffdn-
■igkeil, mid die darch eine Rerolvtlon «nf den Thron gekom-
Benen Kaiser gelten als die Irümnisteii ; es haben die Revolntionen *
der älteren Zeit eine eigcathümliche Weihe und eine Feierlich-
keit, als handle es sich um eine erhabene Kultushandlung; und
das sind sie auch eigentlich« Als Thatsache muss es anerkannt
werden , dass von den ein und zwaniig Dynasäeen ChiBas die
BsisteB dorcfa Sohwftche und Laster unwürdig endeten , und
diijenigeii Fürsten, die, meist doreh Gewalt, an Ihre Stelle
ttttea, mid ein neues Hemdierhans begründeten, Ihst alle als
grosse und tugendhafte MSnner dastehen.
Von diesen eigentlichen, rechtiiKissii^^eii llevolutioneii, an
deiieii das Volk einen wesentlichen Aiitheil hat, sind die nicht
seltnen Empörungen ungehorsamer Vasallen oder Statthalter,
Lokal -Aufstände wegen geringer Ursachen und Soldaten -Un-
nhen streng zu unterscheiden; diese sind das höchste Verbre-
chen, wie jene die höchste Tugend«
„Um des Volkes willeo sind die Fflrsten da; sie soHen Ihre
UBtenhaseD nicht nisshaadelD, ihnen nicht Unrecht thuo; slesotteo
S«rge tragen Rfr die Armen, die Waisen und WIttwen notersMItieD ;
ein Fürst setzt nur dessliall) Beamte ein, um dem Volke Ruhe zu
rersclianeii und seinen Lt ijtMisimtrrhalt zu sichern.**') „Weno die
Volker, sagt Schun, gemisshandelt und zum Äussersten gebracht
weideD> 80 verlieren die Fürsten für immer das Glück, das ihnen
Tom Hinunei bescbieden ist,"*) Bisweiieo erscheint sogar das
Veüc sls das HShere dem Matser gegenüber. „In jedem Reiche
glebt es drei hSchste Dinge: der Ffirst, das Volk nnd das Heilig-
tbom fdie Altite]; unter diesen drei Dingen Ist das Volk das wM-
ti^ste, denn wenn ein Volk ist, so kann es einen Kaiser machen,
aljer (']ti Kaiser kann kein \'ülk machen; daher ist das Volk höher
zu achten als der Fürst :'**^) — jedoch iüt diese Äusserung des
Meng-tae sehr Tereinzelt, und darf nicht zu hoch aogeacblageo
werden.
Des Volkes Stimmung nnd Meinung wird überall sehr hoch ge-
sdhtet, sie gih als des ffimmels Ofbnhamng. Ein wahrer Kaiser,
ssgt Meng*tse, mnss sie mehr beachten» als alle Urtiieile seiner
Verwandten, Minister nnd HOf liege; was das Tolk ehnnflthlg aus-
spricht oder zui iickweist, tUas muss ein guter Kaiser immer beachten,
«lann ist er ein wahrer Vater des Volkes. Das lie^vicht derVolks-
meiottog ist nach Meog*tse so gross , dass eio Kaiser, welcher im
a IS
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178
Kriege ei» Irei^udcei \oik uijtemirft, es von dessen MeiniinG^ und
Liebe abhängen lassen soll, ob er es unfer seiner Herrschaii bc-
. halten dürle; werui dienen Volk nicht zustimmt, soll er ee» uicbt zu
seinem Reiche ^^chlageii; und der Commeutur lügt hinzu, dass io
4ifMier Meigmig oder Abneigung eine8 V olkcs »ich die Bestimmniig
dfli. I0niiii«b auMpridit ^) Dms Yaa's Sohn durch de« Viilkea
Alme^nag d^ Throns verlaoHg ging, nod Schoo dalQr ^^Shll
wwde, der sich dem Willen deo Volkes und ,,dem Willen des
Himmels*' unterwarf,*) ist selmn frflher erwfthnt. Besonders niuss
das Urtheil der alten und ungesehenen Fanulien des Landes be-
achtet werden. „Die Kunst, die llcnsdialt sich zu erhalten,
besteht darin, die Gcmiither des \ olkes sich treu zu bewahren;
die Kunst, die Gemiither sich 2u bewahren, besteht darin , des
VoUses Witnsche und Bedärfoisae au er|utlen, und was ihm zuwider
and verheilst ist, au meiden und au entfernen,*'*) Sehun eraMhat
•die FliMten: Forschet nach der Stimme des Volkes, und entaieht
euch nifiht von. Ihm», um euren eignen Neigungen und. Begierden an
folgen."*) »,Uas GIflck eines Fürsten hangt vom Himmel ab, und
der Wille des Himmels lebt im Volke. Wenn der Fdrst die Liebe
des Volke« besitzt, s«» wird iliu der Himmel mit Wohlgefallen be-
trachten und seinen iiiron hefestiiren; wenn er aber des Volkes
Liebe verliert, so wird ihn der iliinmel mit Zorn anblicken, und er
wird seine Herrschaft veriiereo,^^ '^j Wenn daher ein Kaiser seinen
Nadife^er sich wählt, so muss er vor allem auf die Zuneigung des
Volkes sehn.^*) „Fürst, ich. wünsche, dass es das Volk sei,
ivelches «such den ewigen Besits der Macht verschaffe/' spricht
ein Minister en seinem Kaiser. ») Des Volkes Uoaolriedeahelt und
des Volkes Fluch ist schwere Drohung für eines Fürsten Leicht-
sinn. Als zuloii-e des KriedeiJ> /u iNan king 1842 die Thore
von Caij-ton den Auslainlern geüilnet werden sollten, widcrfsctzte
steh das Volk, und der l^aiscr erldärtc, dos Volkes Wille sei dt9
. Hunmels Wille. ^)
Die Meleung des Volkes , insofern sie sich iu der Gesdkicht-
schraibnng ausspricht, ist für die Kaiser von b«ichstem Gewicht
Allerdings war das Urtheil der Geschichte über die eigne Keg^-
rang lür jeden Kaiser ein Geheimniss [§ 33], aber in der Geschichte
der Vergangenheit fand er den Hiaassstab, den das Bewusstsein
des Volkes an die Kaiser legt. Dieser Muassstah ist nun aller Jinjis
ein sehr strenger, und wir können der chinesischen autheiitisjehen
Geschichtschreihune; der älteren i^eit nicht nachsagen, da^is sie
schmeichele; sie lobt wenig und tadelt viel und ernst — JNicht
alie Kaiser ^reiüch ertrugen dii^ fireie ÄuMienmg der Volke-
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m
iMintnig, qmI grifen au Maaiiftregeln, nm lüeflelbe m beugMi
■mchidlldi an machen. Im sehnten Jahrhundert vor Chr. firwden
Spottgedichte gegen liederliche nnd echwelgerieche Kaieer aberali
forbreitet; ein Kaiser, den das Srgerte, verbot solche die Ehrfurcht
verletzende Gedichte; da sagte zu ihm ein Weiser, es sei besser,
der (ifferitlfchen Meinung In Bucbci u und in der Rede frei«*ii Lauf
ZD Inssen, denn sie gleiche einem Bergstron», welcher mit Was.ser
gefüllt un^viderstehlich hiaabroUe; anstatt ihn zu verstopCcn, müsse
nan seio Bett lieber tiefer graben, nnd Jedem erlauben, zu j^agen
tnd lu achreiben, was er wolle; nur der Fürat verstehe das Ke-
gieren, der die Rede der SchriflsteUer und des Volkes frei lause
vad ans derselben Nntxen schupfe. Das ist wohl die frfiheste
fieftbrdnng und Vertheidigung der Freiheit der Meinungs* Äus-
serung. Anch jetzt noch liat in Chrna die Pressfreiheit keine andere
Besdiiankung als die gpsetzliche li( .sirafung von Pres.svergehen ,
nnd als das \ erbot, über die Perc»oDCu der regierenden DyiKtölie
ztt schreiben. ,
So wie des Volkes Stimme des Ilinimels Stimme !<t, so ist in
der Revolution des Volkes That auch des Himmels That Der
Mhlechte und lasterhafte Mensch soll nicht Kaiser seio^ und das
Vsik darf, ja es soll ihn verlassen; und wer ihn stfirat, vollbringt
den Auftrag des Himmels; denn schlechter Regierung Lohn ist
unbedingt der Untergang der Dynastie, i«) Der llass des Volkes,
den der frevelnde Herrscher verdient iind erlanst,'®) ist das Mittel,
dessen sich der Himmel zu seinem Sturze bedient. IJei schlechten
Fürsten nimmt das Volk seine Zuflucht zu mildereu und es ist
gut uad recht, vor der Tyrannei eines Kai.^ers zu einem uoterge-
beaea Fflcsten au flüchten, und ihn zur Übernahme der Herrschaft
so bewegen und wenn daher ein Kaiser schlecht regiert« so
laaa sehr leicht ein weiser Fürst autstehen, welcher ihm das
Scepter ans der Hand wmdct;22) und wiederholt wird sehlechten
Küisern lind iliK ri Dienern Destrafuni^ durch einen besseren Kaiser
aflge<lroht, der die (iesefze des Himmels treuer v(dlziebe.23)
Üer Sturz der ersten Dynastie, der Hia, (von 2205 — lidC»
Tor Chr. i^ ird von den chinesischen Geschichtschreibern als besoo-
<iers lehrreich hervorgehoben. Der letzte Hia* Kaiser war ein
WflstKagi er plünderte die reichen Unterfhanen« und wer sieher
sew wollte, musste seinen Relchthum verheimlichen; er machte
ongebenre Versehwendungen, Hess einen Teich graben, den er
■it Wein anAllte, so gross, dass er Kühne trug: oft feierten
Wer über 1000 Wüstlinge srainia <j|le Orgien; allgemeines Saufen
uftd uilde Unzucht in Gegenwart des Hofes war de.s Herrschers
n*
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»
180
EfgOtzen. DaB Volk murrte; eio edler Mioister machte dem Kaiser
ermte VorstelltiDgeo; sein Lebeo oel flcbmachvoU; da« Volk konae
nur tugendhafte Kaieer achten und lieben { hloMO Furcht fthre cor
Empörung und treibe das Volk dani, einen bemeren Herrn sn
Sachen; und wenn das Volk sich von Ihm entferne, wie kOnne er
glauben, dass der Himmel ihn beschfitzen werde; der Himmel sei
gerecht und erkläre sich nur für die Tugendhaften. Der Kaiser
antwortete: „bin ich nicht unbesrfu.inkter Herr? wird man wagen
sich zu empOren? Ich fürchte nichts; ich bin sicher . dass ich nicht
eher aufhören werde zu herrschen, nl«; wenn die 8onne aufliurt
die Welt zu erleuchten/' Der muthige Minister wurde hingerichtet
Tsehing-tang» Ftirst von Schang , veranstaltete dem Ermordeten
ein feierliches Tranerfest unter allgemeiner Thellnabme des Volkes;
datttr wurde er verhaftet, aber ans Furcht vor dem Volke wieder
freigelassen. Ein Minister, Y-yn, flüchtete, nachdem er dem
Kaiser vergebliche Vorstelluugen i;' macht, voia liofe. wurde aher
von Te>thin'j: - tanij aufscfordert . zu srirxT Pflirht 7ii nick/ ukehren ;
noch vier Jahre blieb er beim Kaiser, aber seine WarauugeD
wurden verlacht; da floh er zum zweiten Male zu Tsching-tang» und
forderte diesen zur Empurung auf; aber erst nach langem Wider-*
streben gab dieser dem DrSngen des Volkes naeh. IMe Erschelonng
einer Doppelsonne und furchtbares Erdbeben kündigten das nahe
Ende des Herrscherhauses an.^) Der fromme Tsebing-tang, der
nichts unternahm . ohne vorher den Himmel im Gehet angerufen zu
hüben, redete 'rnippen folgend nniiasseji an: ..Ich bin nur ge-
ring; wie sollte ich \\ aucn, l'nniheii in <las Reich /u bringen? aber die
Hia haben schwere 8ündeu begangen, und der Himmel hat ihren
Untergang beschlossen. Jetzt sprechet ihr alle: weil unser Herrscher
keine Liebe ftir uns hat, so verlassen wir unsere Ernten, um die
Hia bestrafen zu helfen. Ich habe diese Reden gehört; Hia ist
schuldvoll; ich ftirchte den hOefasten Herrscher [den Himmel], und
ich wflrde es nicht wagen, mich der Bestrafung der Hia zu ent-
ziehen. Der Kaiser saui^ seine Unterthanen aus, und riditet
«eine H nipistadt zu Giunde, Seine Völker, ohne Einigung , sind
wenig eeiieitjt ihm zu dienen, und vorgehlich rühmt er s«icb: wenn
die bonne authOren wird, so werde ich auch untergehen. Solch
Benehmen der Hia tordert, dass ich zu Felde ziehe. Helft mir den
Befehl des Himmels ausführen» die Uia zu strafen/^ >6) Tsching-
tang fiirehtete, man kdnne über sein Verfahren ungflnsHg urtheUen,
und fragte daher seinen durch Weisheit berühmt gewordenen Mim-
■ter um sein Urtheil; dieser antwortete ihm: ^SHst fflmmel hat den
Menschen ihre Leidenschaften gelasseu; wenn die Menschen keinen
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181
Herrsrhei hätten, wären sie in Unordnung: daher hat der Himmel
selbst ein eil I "Vlenschen die Kejjieruns anvertraut. Aber der Hia-
Fürst war! die Vuiker auf glühende Kohlen, weil die Leidenschaf-
Im sein Hers verwirrten. Der Himmel hat den Kunig [Tsching«
liag] mit eiaer hohen Eioaicht begabt uod etellt ihn allen Ländern
um Muster hin« dem wir lu folgen haben; er will» das« dieser
Fttrst die Völker leite und das fortsetse, was Tn gewirkt; seine
Gesetze befolgen heisst die des Himmels befolgen. Der ffia-
Fürst ist schuldig, den Himmel s:etSuscht tind falsche Befehle ge-
geben zu lialieii; der Hinmu l hat da vnr Abscheu und liat demk^chaDg-
Fürsten den Auftrag gegeben, die \ olker zu leiten. Schon
lange haben die Völker ihre Augen auf den SchaDg*Ffirsfteo gerich-
tet. Ein Fürst, welcher täglich sich bemüht, immer tugendhafter
m werden, wird die Hersen aller Vdlker gewinnen; aber wenn er
«tob ist nnd voll von Eigenliebe, wird er selbst von seiner eignen
Familie ▼erlassen werden. Befleissige dich, o Fürst, ein hohes
Beispiel der Tugend zn geben, sei für das Volk ein Muster der
rechten Mitte, welche man inne halten umss, führe die Gesell äfte
mit Gerechtigkeit. Uni gut zu enden, muss man gut beginnen.
Wenn du die Gesetze des Himmels ehrest und befolgst, wirst du
iMner die Herrschaft bewahren.'' Tsching -tang selbst spricht
ssm Volk: „Der Hia- Fürst hat das Licht der Veroanft TerlOscht,
bit seinen Völkern tausend Unbilden migefiigt nnd sie unterdrückt;
tmd nicht Im Stande, solche Grausamkeiten xu ertragen, haben sie
den oberen und unteren Geistern kond gethan , dass sie ungerecht
unterdrückt seien. Das Gesetz des Himmels macht glückselig die,
welche recht lehen, unglücklich die, welche das Gesetz übertreten.
iKiniii) licss der Himmel, um des Hia Nündcn kund zu machen, auf
ihn all dieses Unglürk kommen. Darum, so unwürdig ich auch bin,
glaubte ich doch den bestimmten und zu fürchtenden Befehlen des
Himmels mich fügen au müssen; ich durfte so grosse Frevel nicht
anbestraft lassen. . . Der Himmel liebt in Wahrheit seine Vülker,
dämm hat der grosse Verbrecher die Flucht ergrifTea; des Himmels
Ordnung kann nicht wanken; die Volker haben ihre Kraft wieder
gewonnen." „So lange die alten Krmigo der Hia nur der Vernunft
folgten, schlug sie der Himmel nicht inil ( nglück; alles war in
Ordnung in den Bergen, Flüssen, unter den Thieren etc.; aber als
ihre Nachfolger aufhOrteo, den Vorfahren nachzuahmen, strafte sie
der Hhnmel dorcb endloses IMissgeschick; er bediente sich unseres
Almes, um uns die Herrschaft zu geben," so sprach em Minister
des Tschhig-tang.*<) Zu dem Nachfolger des Tsching- tang, der
Üesem sehr unähnlich war, sprach der Aßidster: „ein weiser Fürst
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•trebt sidi selbst voUkoMnen zu mftcbeo» und scms irskras Talent
ist CH KU verstehen, sich dein Geist wnd den Wünschen
«meiner Unterthaiien /.u luiicii. Der voriue Herrscher hehin
delte die Airnen und Uiiglücklitlieri \\ ie st id. tMi-ueu Kinder: dafier
gehorchten ilaa dte IJnterthaiicii mit Lieiic; tüc Volker der beiuch*
barten [Vasallen*] Reiche [vor dem Htun der Uia] sprachen: nir
erwarten unsern wahren Herrscher; wenn er kommt» werden wir
fon aller UnterdrfickuDg befreit werden.'* s^) Die bimailisebe Be-
rafiing sum Aufstand wird fiberall stark hervorgeboben. Der Hit*
Fürst, sagt derselbe Minister, beharrte sieht bei der Tugesd, er
iintcrdnlckte die Vrdker; darum beschatxte ihn der höchste Herr-
scher nicht melir, Jsoiitleru warf seinen Ulick aul alle llciche. um
auftreten zu iaasen und /n helehren ilcn, <l«*r ««eine Befehle eni|ilati-
gen sollte; er suchte einen Manir von reiner Tugend; da halte»
Tsching-tang und ich denselhen inneren Drang, der uns mit dem
Willen des Uimniels einte. Der Befehl des HiranieU war offenbar;
wir empfingen das Reich. — Nicht, als ob der Himmel eine
besondere Vorliebe fiir^ie Dynastie Scbang batte; der Himmel liebt
aar eine reine Tugend; nicht der Fürst hat die Vdlker verlangt,
sondern die VlSlker haben sich der Tugend unterworfen. "3^>
Die DynaMlie der Nehang (ITIH» — 1123) versank zuiet/l >vie
die Uia in (ielf l 'nsittli» likfit. Der letzte Kaiser, Sche-u war dem
Wein, den Weihern und ,,tler unansinridi<*en Muüik*' ergehen. uiiH
lebte» von Wüstlingen umgeben, in uilden Ausschweifungen^ rohe
(iiausamkcit verl>and sich mit der lüsternen Sinnlichkeit; eine ucue
Todesstrafe wurde eingeläbrt« indem der Verurtbeilte eine glAbende
eherne Säule umarmen musste, und so lebendig gebraten wurde;
der Kaiser und seine Gattin wohnten den grauenvollen Scbaiispieles
zur Belustigung bei; einigen schwangeren Frauen liess der Kaiser
aus Neugierde den Leib aufschneiden» einem ihn ernst warnenden
Minister das Her/, ausreissen. ihm! ainlre 'i'udier seiner Sitten hin-
riehfon. r)!e ihrem <iatten iihnliche Kaiserin Tan-ki liess eine
iVebcnhuhlerin in Stücke hauen und sieden, und sandte dem Vater
derselben die Stücke su; Anderen liess sie aus blosser Laune
4fie Fdsse abschneiden; ein von Ihr erbauter Marmor »PaUast
war der Sits wuster Orgien.^*) Ebi Weiser sagte su Scbe-u:
,,Alle Volker winscben den Sturs dieses Uerrseherbauses und
sprechen: warum stffrst es der Himmel nicht? warum verjagt er
nicht unsern Kaiser?'' — Der Kaiser antwortete: „Isi es nicht
«lie Anordnung des Himmels, die mich zu dem i;ejaacht bat. was
i' II l'iH^'* — lind jt HCl (■r\\ loderte : „ach. wie kann man hei so
uiieukuudigeu uud lieitkcheo Fieveln erwarten, da«s der Rioiiuei
üigiiizüQ by LiOO^lc
183
rflese Dynastie crhaltcti w erde ?'* — Derliiuticr den KTarserA sprach
tu ihm: Di*» Dynastie kann nicht mehr im Reiche reirierPn, alles
Volk ist dem Luster ergeben, überall Diebe, Liederliche, Ver-
brecher; die Groueo und die Beamten begehen ungescheut alle
Frevel $ die Bteeo werden nicht bestraft; Serail oichto ahütas,
Kkgeii, Rache, Feindschaft; umer Herreelieriiaiie ifrt auf dem
Pinakle» eiaen traoffgen Scbiffbmeli au leiden^ die 2eit aetaea
Oaterganges ist gelconiaiea« . . Wenn der Himniel auf anaer Haas so
rieles Ungldclc kommen Hess, lic»t der Grund darin, dass der
Kaiser dem Wein ergeben ist: er niimni keine Rücksicht auf die^
welrhe er achte» soll, niis8handelt und entfernf die alten Familien,
mar) jiresst dem Volke das Geld aus, als ob es Feinde wären etc/*^)
Der edle Wu-wang, ein VasaHen-Ffirst, wekher, ala unbequemer
Tadler rem Kaiaer ina Geföngniaa geworfen, dem unwilligen VoUte
erfclMrt hatte; ,^Wean ehiKiad von aehiem Vater nklit geliebt wird,
80 ist es dennoeh nicht ?oa Gehoraaro und EhrAireht gegen ihn eat-
baaden, und weaa der Unteren seinen Henacher sa tadela üraache
hat, ist er dennoch nicht berechtigt, ihm die Treue zu entziehen," ^i)
— gl iiilMe sich später doch zum Retter des Landes bei uloii. Er ver-
sammelte mehrere andere Fürsten, setzte die Verbrechen <!t^^ Sche-u
aaseioander, seine Willkür und Grausamkeit, wie er die Strafen
ffrn Vergehen auch auf die Familie des ScbnlcHgen ausdehne, die
Würden erblich mache, in Loatliauaem, Wein etc. viel verschwende,
die Volk durch Abgaben hedrdeke ete. „Der Kaiser deni[t akfat
daran, aeia Benehmen au beaaera, gleiehgllltig vemachliaslgt er
sime PIHchlen gegen den hOcbaten Herrn und gegen die Geister etc.
Ich sage diess, weil ich es bin, der hierüber die Hefehle des Hiiii-
nutis enipiangen hat; muss ich nicht diesen Un(M rlnungen ein Ende
loaehen? . . Die Frevel des Sche-u sind aut ihrem Gip(el(>unkt ; der
Himmel will, dass er gestürzt werde, und wenn ich dem Uinimel
nkht gehorchen wollte, so würde ich ein Mitschuldiger des Sche-u
seia. Ich habe dem Himmel aad der Erde die Opfer gebrachA, and
kh steile ndch aa eure Spitie, am die vem Himmel verklagte Stcafe
la vollaiehen. Der Hfanmel» welcher die Vülker Hebt, gevrihrt das,
was sie wünschen. Die Unsebuldigen wurden durch Sche-u's
Frevel gezwungen, ihre Zoflucht /um Himmel zu nehmen, und ihre
mterdrückte Tugend Hess sie Wehe rufen, mn\ der IlinuncI hat e»
erhört; . . er hat mich dazu bestimmt, Sorge für die Vi.lkrr zu tra-
gen; diese Bestimmung stimmt überein mit meinen Träume», und
das Laoa beat&tigt sie; diess ist ein doppeltes Zeichen. . Die Ge*
setie #sa Himmels sbd klar, Sthe-u erHAt keiae der fttaf Füchten,
aad ?«letlt sie ohne Sehe« gaaa nach IfiHkfir. Der Hitfmei hat
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I
18*
ibo vemorfen, und die Völker hassen ihn. Die Alten sprechen
diesen Grundsatz aus: wer mich gut behandcit, ist mein Herr, wer
mich aber miäshaiidelt, ist mein Feind. Dieser Mensrh hat den
Uimoiei verlassen und ist unser Feind. ''^''^) Die freudige Zustim-
mung des Volkes zu dieser Hevolution wird als ein neues Zeichea
der Bereebtigung bestimmt hervorgehoben, und die Xhat des Wn-
Wang wird wiederholt als eine edle und fronuae, nacbahiaiiDywlr-
dige und fir die Fdiateo waroende erklärt ;M) der SIurb der »rei
' Dynastien wird rar Lehre und zur Warnung im Chon-king wieder-
holt besprocheu. „Weil Sche-u das Volk gemissbandelt, so haben
seine Unterthanen zuia ilinimel gefleht; — und der Himmel hatte
Mitleiden mit den Völkern; es geschah aus Liehe zu der) Leidenden,
das« er seine Befehle in die Uände^derer gab, welche Tugend be-
aaesen. " ^) Sehe - u besiegt, verbrennt sich mit seinem Pallaste;
die Kaiserin wurde entlmuptet — ^ Bemerkenswerth ist noch, das»
der zweite Kaiser in der noch sagenhaften Uraeit* der sieb um den
Staat sehr verdient machte und von dem Volke sehr gellebt wurde,
doch, als er in hohem Alter schwach und Ifissig wurde, und sich von
seinen Grossen nicht zur Abdunkung bewegen liess, durch offne
Empörung dazu «ezwunsfen vvuide,^'')
Meng-tse, — der Chinas Staatsleben am tiefsten erfasste, —
giebt der Revolution ia gewisser Art eine gesetzli<^ Grundlage.
Der erste Minister, sagt er, wenn er mit dem Kaiser ▼erwaadllsl,
soll einen tyiannischen und lasterhaften Kaiser offen emabnea;
wenn dieser aber auf die dritte Brmabnung nicht bSrt, soll er, da-
mit das Reich nicht untergehe, einen Verwandten des Kaisen,
welcher an Weisheit und Tugend ihn übertrifft, zur Herrschaft be>
rufen. \V enn aber dieser Minister mit dem Kaiser nicht verwandt
ist, soll er den lasterhaften Kaiser drei Mal ermahnen, und frcnn
diess vergeblich ist, soll er selbst sein Amt niederlegen. s«)
In späterer Zeit, als sich die kaiserliche Macht noch stärker
concentrirte, wurden allerdings hier und da Zweifel über die Recht*
missigkeit der Resolution wach. Schon swei hohe Beamte des
Scbe-u verweigertett dem Wu-wang als einem EmpSrer die Aner-
kennung» und verbannten sieb freiwillig aus dem Reiche; auch eis
Verwandter des Wu-wang selbst versagte seinen Beitritt, und zog
sich in die Verbannung zurück. 37j im zweiten Jahrb. nach Chr.
disputirten zwei Philosophen vor dem Kaiser über die Rechtmässie-
keit jener zwei Revolutionen. Der eine erklärte, die i>eiden ge-
stürzten Kaiser seien Scheusale gewesen, und seien von ihren
volkern verhissen worden; Tscbing-taQg und Wu-wang bitten nur
den Wunsch der V6lker erftllllf Indem äle die Tyrannen atinlon.
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uöd hätten auf den Befehl des Hinuuets gehandelt. Der andere er-
wicderte: ,.So alt und schlecht ein Hut auch sei, man setzt ihn auf
den Kopf, und so prächtig die Schuhe auch seien, man zieht sie an
die Fasse; es isl ein Ünterscbied zwischen Hoch aod Niedrig.
JNft gestflnleii Kaiser wneo gioase Verbreelier, aber sie wareo
Flistea; TacUDg*taiig uad Wn-waag waiea grosse und weise
Hiaaer, aber de warea UaterthaDea; nad weaa ein VnterÜMft
fetaea HerrMcfaer, statt Üni dareb EnnalinaBgen su bessern, ins
Verderben stürzt, und sich an seine Stelle setzt, so ist er ein
Usurpator/* Als nun der erste Philosoph ins Praktische griff und
auf den Ursprung der regiereiMleo Dyua^tie iiiowies , die auch durch
oae Revolution auf den Thron gelfionuaen, machte der Kaiser der
Difpotatioo scbneli ein Eade« indem er sagte, GeMirte st^toa aich
wtdeigleieben Fragen alcbt bes«bifligen.M> — Jedocb hat sich die
iUare aad Uassiecbe Anflaasnng immer erbalten. Noch 1373 schrieb
der ebinesfsebe Kaiser an den KiHiig der Franken; „Ais die Song-
Dynastie [9C0— 1280] lasterhaft wurde, so vertilgte sie der Himmel;
nod die Mongolen kamen nach China und regierten daselbst. Der
Hiiiimel nahm aher einÄrgerniss an ihren Ühelthaten, stürzte sie und
nahm seinen Auftrag zurück. . . Sobald sich das Voik kräftig erho-
ben hatte« erhob ich mich auch, ein Privatmann, um das Volk zu
erretten osd den Auftrag dea Himmele au ToUlUhren. leb wnrde
fem Volke avf den kaSaerliehen Thron erhoben.''**)
lOeiaere An&tlnde an eimsetaea Orten« hervorgerufen durch
UMoftiedenheit mit den kaiserlldien Beamten, kommen oft vor,
8tml aber ohne sonderliclir i>edeutuug. — Wichtiger sind einige
Aufstände, welche ü'^gen em[)orerische Vnsallen gerichtet waren;
versagte unter dem zweiten Kaiser das V olk seinem Fürsten,
der sich gegen den Kaiser auflehnte, nicht nur <1en Gehonam,
Madem stflnnte auch sein Hans nod liieb ihn in «Stficke.^)
*) Chmi-kuig, p. SOS. — *) Eboid. p. 27. — *) lleilg*tien, n, 8, 17.
*) lfaig*tMa, X» 8, ai--3a. •) Bbend. U, 1, 15. ICiilla» bist. I« 85.
" *)|img-tMa. Q, 1, Sl. 95. ^ •) BiMOd. H, 1, 90i •) Ghoa-Üng» p. S4. ^
»)BÖ-kiiSg, im Tahio t. Faatbiw, p. 81. — >') Choa-king, p. 95. — <•) Ebeod.
p. 212. — 1«) Ebend. p. 230. — ««) Gtttilaff, Tao-knaDg» 8. 90. >•) De Mwlla,
bistn, p. 24. 25; Gfttzlaff, Qescb. p. — <•) Bnrrow, Ki ise, lf?04, II, 43. —
") Williams, R. ü. M. I, S. 4G5t. — «•) Mcng-taeu, U, 1, 16. 22. — «•) Ebend. H,
1 15.~ «0) Ebcnil. ir, 1, ;}2. — »i) Ebcnd. H, 1. 41 etc. — Ebpn»1. II, 6. 34. —
")Ebend. II, 1, 46. — «*; Chou-king, p. 77; Gin^laff, Gcsdi. ]>. 40; de Mailla, bist. I,
p, 154- 164. — »*) Chou-king, p. 81. — »«) Ebeüd. p. 83. 87. 93. — »0 Ebend.
p.99 — «») Eb€nd. p. lül. 102. — *•) Ebeml. p. 134 flf. 150—154; de Mailln, hi55t. I,
«5 etc.; Güttlafif, Gcsob. p. 45. — •<>) Chou-kmg, p. 140. 141. — •») De Maillu, 1,
f.m»'^**) Chou-king, p. 149 — 153. — •») Ebcnd. 163. 202. 209. — •*) Ebend.
f^m^ •»)])• lOflk, hbt. I, p. .15«- 18. — liov-liMi, n, 4, 4«. 49.
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OtttftUff, GMch. p. 48; de GnsguM im Cbou-king, p. 149. **) DsCNgMi im
Ghmi'kisg, p. 88. ^ Ntnnaiin, Adit. State, I, S. S18. — MUlIi,
bist 1, 18.
Die in itrenger Stufenreihe gegliederten Beamten gehören
mr Regiemng md nicht nam Volke» sind der erweiterte BÜtiei*
pnnkty die Organe des Himmels-^ohnes und damit aneh des
Himmels selbst; Ihre natfirliehe Beieiehung za den Unterthanen
durch Verwandtschaft wird möglichst durchschnitten. Sie sind
aber des Kaisers Diener nur insoweit, als er wirklich des Him-
mels Vertreter ist, und sie siud eigentlich die mittelbaren Organe
des Himmels und von ihm selbst eingesetzt, damit sie seine
Gesetae erfüllen. Des Himmels Gesetz ist ihre höchste Riehl-
schnnr; sie haben durchaus nicht die zufälligen Meinungen und
liannen des Kaisers an vertreten; nicht die Persönlichkeit des
grade regierenden Fürsten, sondern der Wille des Himmels soll
herrschen. Des Kaisers Befehl gilt nor, iasofem er mit den ewi> .
gen Ordnungen des Reichs, mit dem Himmelsgesetz fiberein-
stimmt; und dieses Höhere haben die Beamten selbst p;e«;en
den Kaiser zu vertreten; gute Minister stehen mit dem Himmel
in Verbindung.^) Und eben weil sie nicht die blinden Werk-
zeuge eines Willkiirherrschers, sondern die Vollstrecker und
Vertreter einer Idee sind, sind nur diejenigen zu Staats- Äm-
tern befilhigt, welche die alten Ordnungen des Reichs studiit,
das geistige Bewnsstsein des Volkes erkennend in sich aufge-
nommen haben.' Tfur die Intelligenz, nicht die Geburt befthigt
zu den Ämtern des Staates; alle Beamte sollen wissenschaft-
lich gebildet sein; und was sie als die mi^c uiiaiUastbare
Ordnung des Himmels c:elernt haben, das liabeu sie auch zu
vertreten, und sie sind dafür nicht allein dem Kaiser, sondern
vor allem dem Himmel selbst verantwortlich. Der Kaiser darf
nur solche Diener haben, welche des ewigen Reichs Bewusst-
sem in sich tragen. Wie der Kaiser dem Himmel Ar das Wohl
des Volkes Terantwortllch ist, so sind die Beamten dem Kaiser
für Aufrechthaltung des Gesetzes Tcraatwortlich, in höchster
Instanz aber dem Himmel. — Civil- und Militär -Mandarinen
sind bestimmt von einander geschicrten; jene aber haben den
Vorrang; China ist ein bürgerlicher >Staat. — Das Heer, schon
in alter Zeit wohl geordnet und geübt , steht an kriegerischem
Geist hinter den Völkern des Westens weit aurüok.
Schon in der Blitte des dritten Jahrtausends wurde, den chine-
sischea JtMCeham snfoige* eiae gegiiederto Biatkeihmg dea Vol-
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kes und seioer Bcauiteu angeordnet; jede Provinz, zu 360,000 Fa-
milien eereebnet, zerfiel in zehn gleiche Theile, jeder derselben
nieder in z.ehn IJnterabtheilunger), deren jede wieder durch fünf
und dann durch drei getlieilt wurde, also: 360j 72, 24, 8 Fa-
nUien; jede dieser Abtheilungeo Stand unter eioem .Vorsteher und
Leiter.«) Sind auch die ZaU«o uuBweilaUwÜ aus spiferer Zeit io
die Miere fibertrages, so ist diese, anffaUeiid ao die peraasische
VeiwaituBg (Bd. ). § 177) erinnernde fiintlieUang doch sidier sehr
dt, and besteht in etwas ▼erSnderter Weise nocii jetzt
Die Beamten, Koan^, (lortugiesicb Mandarinen, werden
nicht voui Volke, sondern von der Kegierung gewUhU, haben ilne
VoUinacht nicht von unten, sondern von obeti erhalten. Der einzige
FtJI, wo Beamte vom Volke gewählt werden, ist bei den wenig
liedeatenden , mcfir mfihsam verwaltesdeo aU gebietenden Vor-
«taiiem der I>or%emeiaden.*) Die UnterscheiduDg der Beamten
von Volke wird in strengsten Sinne dnrcbgefilbrt • Kein bfirger-
liclier Mandarin darf ein Amt in der Provlns verwalten » in welcher
er geboren, sondern nmss Yon seinem Geburtsort wvnigstens
oO Stunden entfernt bleiben ; keiner darf sich eine Frau ans den
ihm untermebenen Familien zur Ehe nehmen; Verwandte (Uirten
nicht in (ier^elliew Provinz zue^leich An»ter beldeiden, die einander
untergeordnet sind; die Kinder hoher Beamten werden in der kai-
j>erlichen Schule su Peking erzogen. Diese alles soll nicht nur
die Unpaitheillelilieit der Beamten siebern, sondern sie tiherhaupt
von den natttrlidien Banden der Verwandtschaft etc. liisen, welche
sie Kut dem Volke susammenhalten; sie sollen als etwas HSheres
über dem Volke stehen, und jene Absonderongsmlttel haben IlBr
diese staatlichen Kleriker eine ähnliche Bedeutung wie das Cölibat
bei den kirchliehen. Die strenge üniformirung aller Mandarinen
cnlspricht der srharlen JSofKlenin« von dem Volke.
Bei der Wahl der Beamten soU nur auf die Kenntnisse und die
«iltliche Belahignng, nicht auf die Geburt gesehen werden, und ein
weiser Mann aas den niedrigsten Familien soU dem weniger weisen
«■s kaiserliebem Geschleebt vorgehen ;•) das Vererben der Amter
gilt als ein Frevel»^ hikhstens gehen Staats-Belohnungen bei ver-
iBenten Männern auch auf deren Naehkommen Aber, nicht aber die
Würden, Die büchsten Minister waren oft aus den untersten
Ständen.') — Das Studium der JStaatsdiener ist sehr genau bis
iof Eiozelste vorces« liri' hcn und durch strenge, bereits von Vao
und Schuo angeordnete Prüfungen beaufsichtigt Im siebenten
Jahrhundert nach Chr. wurde eine Art Central - Akademie gestiftet,
Mf welcher aUe an hSheien Ämtern sich Vorbereitenden sMiren
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mossten. Die hochsdn Prüfungen werden im kaiserlichen Pallast
ah^f halten; dor Kaiser selbst giebt die Themata, über welche die
Examinanden Abhandlungen zu schreiben haben, und fHllt das Lt-
tbeil.*<) Bearbeitungen von Fragen aus demtiebiet des Staates und
der Sittlichkeit bilden deo Hauptgegenstaad der Prfifttngeo, aber
ancb Beredsamkeit md GesehlddiehlMH im Versemacbeo, — ek
ene IKsciplinlnuig der Sprache, — werden verlaagt. Die Beaiates
aelbat sind des weiteren Lernen« sidit flberliobefl; von ihren Ter-
gesetzten, sogar toth Kaiser selbst werden ihnen monatlieh Vor-
träge über die wichtisjften Pflichten und Gesetze gehalten.^^) Ihre
Besoldung heslaini fni)iei iu Lh'ndereien.
DieBeaulsichtiguug der Beamten ist eine der wichtigsten PlUch-
ten des Kaisers. »Scbun prüfte alle drei Jahre alle Beamten streng
Ober ihr Benehmen, belohnte und bestrafte sie; Spätere ahmtoo
diese nach. Randreisen des Kaisers aar Beaufeicbtignng werden
sehr oft gehalten, von manchen Kaisem JibiHcb. Noch jetat wer-
den nach alter Sitte die höheren Beamten ?om Kaiser benrtheiU,
and ihr Lob oder Tadel' ufTentlich bekannt gemacht.*^) Gate
Beamte werden belohnt; ein vom Kaiser selbst gescbriebeuer und
auf eine hölzerue oder eherne Tafel eingegrabener Lobsfiruch wird
dem zu Ehrenden in feierliciier Weise fiberreicht; <ler höchste
Lohn ist die Errichtung von Ehrenbogen. — Strengste Gesetzlich-
keit und Unbestechlichkeit ist die erste PIlicbt jedes Beamten;
selbet die Minister dflrfen ohne Krlanbniss des Kaisers keine Ge-
schenke annehmen, und müssen daher von allem, was sie kaufen,
Quittungen anfsoweisen haben, i^) Unterschlagung Ton Geldern
wird mit dem Tode bestraft.
Die Beamten, vor allem die Minister, haben dem Kaiser keines-
wegs unbedingten Gehorsam /u leisten, sondern sind streng ver-
pflichtet, das liiiliere Gesetz <\('s ninimels dem Kaiser gegenüber
warnend und mahnend zu vertreten; i^) sie haben dem Kaiser fort
und fort sein Ideal vorzuhalten und zu demselben heranzabilden.
„Ein Minister soll daran allein denken, «einen Herrn In der Ans-
fflbnng der Tagend au anterstiltzen nnd dem Volke nCIslich an
sein."!*) Ein Minister des 14. Jahrb. vor Chr. sagte: „wenn Ich
aas meinem Herrn nicht einen aweiten Yao oder einen sweiteo
Schun machen kann, so werde ich mich ebenso schämen, als wenn
ich auf oHentlicheni Platze gesc hlagen worden wfire."»*) Ein hoher
Beamter Im zweiten Jahrb. vf»r Chr.. den man wegen seiner Frei-
müthigkeit vor dem Zorti des Kaisers warnte, erklärte: „der Kai-
ser nimmt uns nnr darum iu seinen Dienst, um Ihm sein Volk
regieren sa helfen; ansre POieht ist, in veihhidem, dass er seioea
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Raf nicht geföhrde. Ich bio von so hoher Achtung vor seinem Be-
nfe erfüllt, das« ich mich seines DienstcH für unwürdig halten
wMe, wenn foh laidi nicht mit Festigkeit allem widenetite, waa
semAiiaehn beeiDtridiligeo h9niite."*>) Hoebgefflhintwird w, weaii
m Mbiater deo Thorbeiten oder Laatero aeiaea Kaiaets Icriftig
entgegentritt. Tadni-hi sagte als Statthalter mm Kalaer, er folge
in der Wahl der li( ainteti weder der Vernunft, noch der Gerechtig-
keit; ja man fürc hte sich, ref htlirlieri und festen MUnnern Ämter zu
übertragen, weil diese den Günstlingen entgegenarbeiten würden,
denen der Kaiser von Jugend auf gewohnt sei Vertrauen zu 8chea-
keD.2i) — Als ein Kaiser im sweiten Jnhrh. vor Chr. sich der Tao-
Lehre znneigte, und aidi von einem Tao-Prieater den Unaterhlich-
keitstraok reichen lieaa, warnte ihn ein Bfandarin emat vor solcher
Thoihek, und da eeine Bfahnung vergeblich war, eatriaa er plMa-
M dem Priester den Beeher und trank ihn in Gegenwart des
Kaisers aus. Dieser befahl, ihm den Kopf abzuschlagen, abei der
Mafjtiarin antwortete lächelnd: ,,das kannst du ja nicht, denn ich
hin unsterblich;" und er wurde begnadigt^*) — Am merkwürdigsten
ist wohl das Verfahren des durch seine Weisheit berühmten ¥-yn,
Ministers unter Tsching-tangy gegen dessen ausschweileaden Elakel
and Nachfolger, Nachdem er den jungen Kaiser vergeblich aar
Beaseivog ermahnt, aperrte er Ihn » nm ihn an besaecn« ohae wei-
teres in einen entfernten Pallaat drei Jahre lang ein, wo er aehien
Chossvater betranem und sieh zugleich efnea besseren Lebeas he-
fleissigen solhe. nud u^nh ihm strenge Verhaltungsregeln mit.M)
Nach dem 8« hu king gelang ihm diese Kur; der Kaiser bekannte
reuig seine Schuld und versprach demütliig sich zu bessern; nach An-
deren nurde der kühne Minister später vom Kaiser hingerichtet,
worauf der Himmel durcli einen finstern, über das Land verbreiteten
Nebel aeinen Zorn über diese TlMt au erkennen gab.^)
DieTeraiitwortllchkeit der Beamten filr dieAultecbtiialtnag dea
Gesetaea in ihrem Bereiche geht ao weit, daaa die Sebald nicht
eatdedkter Verbrechen auf jene IkHt. So wurde noch im fünften
Jahrb. nach Chr. ein hoher Beamter, weil er Häubei banden nicht
lar Strafe wm ziehen vermochte, zum Tode verurtheilt.**)
Die hJlchsten Beamtet», die ^Minister, wurdenschonin alterZeit,
— bestinnit schon im zwölften Jahrh. vor Chr. ~ in sechs Abthei-
hmgen getheilt, die durch Zertheilung bisweilen auf nenn oder
■ehr stiegen. Diese sechs Ministerien, deren Zahl auch jetst noch
(»estebt, haben nach dem Schu-king**) folgende Verwaltanga-
»reige: Leinülniateriam ist f&rdSeRegi er vng des Reichs, dessen
flaapt aogleidi erster Miaiater ist;— 2. em Blinistertum fär Lehre
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und Unterricht sor^t flafffr, das« das Vnlk in der Religion und in
seioeo Pflichten untcrrlciitet werde; 2^) 3. ffir die Beobacbtung der
Ceremonien im Koitus so wie im bfirgerlioheii Leben ;M) 4«
die Vertbeidigatig des Reichs, ffir das Heer nud den Krieg; —
5. fBr dfeAnwendung der Gesetze» Bestrafung der Verbrecbes
ete.; — 5. fiir die üfTentlichen Arbeiten, fir die Siebeilieit md
Zweckmässigkeit der Wohnungen, fiir den Ackerb^it etc.; dieses
Ministerium zerfallt i\:\rh aiulfrn Berichten in zwei oder drei.*')
An der Stelle des zweiten wird ui't das Ministerium der Fiiian/.en
gesetzt,^) uud diess i^t die noch jetzt geltende Gliederung; die
Beaufsichtigung des Unterrichts föllt dann dem dritten IVlinisterivm
ni. Der erste Minister bat sehr umfangsreiehe Befugnisse and
ist in alter Zeit eigentKeb ein Reichs-Kanzler.») Wegen derWldb*
ttglceit des Kalenders [{ 24] ist auch eine besoodere astrenoini-
sehe Behörde eingesetzt, welche den Kalender in allen seinen
astronomischen und astrologischen Theilen zu ma(ihcn hat. Schon
vor 2000 vor ( lir . be-^taiid diese Ei n iclitung wie jetzt noch;**) nach
alten Gesetzen sollen die Vor8f«'li*'i dieses Tribunals, wenn sie die
Himmels - Erscheinungen fatsrli berechnen, und eine iSonnenrin&ter-
niss etc. ohne vorherige Ankündigung der Astronomen eintritt, mit
dem Tode bestraft werden.**) In der Mitte des 17. Jahrb. stand der
JesnH Adam Schall ans Coln an der Spitie dieser BehSrde» uad
Europier waren bis vor Knraem noch Mitglieder denelben.
Civil- und Militür-Mandarlnen wurden schon in der Mitle
des dritten Jahrtausends vor Chr. auch in den äusseren Abzeichen
unterschieden; jeuc hatten anfderBru^t und demRücken die Bilder
von Vögeln «jestiekt, diese <iio llihler von vierfussltjeri Rauhthi»*-
ren.'^) In jeder Provinz steht neben dem mit atisgcdelioter Macht
regierenden Gouverneur ei» Oherbefebishaber.
Das Heer bestand aus Fnsstnippen, Reitern usd Wagen;*')
neuere Verinderungen geben uns hier nidits an. Auswibhmg von
Maanseliaflen sur besonderen Ausbildung in den Waffen ist schon
aus den ftltesten Zeiten erwSbui'^) Besoldung erhielten die Krie-
ger schon vor Kong-fu-tse; jedoch werden regelmfissige , stehende
Heere er.'st unter den Tang -Kaisern (t)KS — '.>0T) eingelülirf. wäh-
rend vorlier alle wafif"enOihii?e!j Männer, zu hestimniteii Zeiten
Waffenübungen vornelnnend, nur eine ArtBiirgerwehr bildeten.*^®) —
Ausser den eigentlichen Söldlingen giebtesnocb colonisirte Milizen;
die ersten Milltftr-Colonien, Ackerbau nnd Kriegsdienst xugleicb
betreibend, wurden im iweiten Jahrh« vor. Chr. begründet; suemt
wurden die Grenzen dnicb sie besehfitut, ntehstdem wdste Linde-
reien durch «le uriMr gemacht; die Arbeit geschah unter mÜUftri-
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scher f)lHri})liii ; der Erfrasj pehwrtr dein Staat, die Kinder dem
Heere. — Die gegenwärtige Starke des Heeren io Friedeos-
lelleo ist auf dem Papier 1JOO,000 MAnn , la Wurkliebkeit aber
viel genoger.^) Der gr«Ie«te Tlieil ist blosse Bifgerwebr, uiid
fflgelnässig arganisirt sind etwa oor 80,000 Bison. <— Im Cfanaen
liat das Heer wenig kriegerischen Geist und eben so wenig ktiegeri«
«cbeForm.-— Die Anfilhrer tragen selten Sfibel; die Waffe ist eher
eine Last als eine Ehre. Im Schi-king wird oft über des Krieges
und der WaflTe» Lä«tij;kclt geklngt; statt inuthigor Scliiachteoge-
8&Dge finden wir da nuMsl um I i autnlieder über dan Loos des
Kriegers. »,Wie ist der Üerg su hoch, wie i^t das Thal so breit, und
imaer, immer noch zieh ich so weit, so weit! zieh ich hinaus in Kampf
«ad Streit, und sftsse lieber in der Haimath doeb/' — ,tWo ist die
Planse, die nicht schon verdorrte? Wo ist ein Tag, da man uns
Kibe giehtl Uns treibt ein schwer Gebot von Ort au Orle, wo
«ine Nolh sieh auf die andre schiebt Wo Ist ein Kraut nicht von
der Glutb geschlagen? Wo ist ein Mann hier, dem sein Weib nicht
fehlt? O weh uns, die ami müsseu WatTeii trage», zu Menschen
|;ieirbsain sind vur mda ^r/.ihlt! Wir nind nicht Tiger, nicht
Rbi ooce rosse f was gebri wir denn durch Wüsten immer ^u.^ ü weh,
man gicbt uns armen Kriegertrosse vom Morgen his zum Abend
keine Kuh! '<«2>*-Die Disciplin im Meere iet streng; Prügel, selbst
bei den Ofliaieren^ Ist HauptmitteL — Das Zeichen, sum Zvaanmen-
treteo des Heeres wurde schon im 9. Jahrb. vor Chr. duieh Feuer«
■gntle auf Bergen gegeben.
'j I)-- Ahuüu, hist I. p. ö4. — ») Thnn-kiiij:, ).. 233. — ») Dp Mailla, bist, T,
^22. — Williams. K. d. Mitte, I, S. 380. — M De Mnilla, hist. XI, p. 444;
WiiUamÄ, l,S.3-iy. — *) Meng-thcu, I, 2, 30; Chuu-kiug, p. 2Ä3.— ')Meug-teeu,U,2,
Qicm-kmgjp. 150 — •)Mcng-ti,cu, U, 2, 26. — •) Ebend. H, 2, 50.— i«)Gtitiliir,
GcmL 8. m. > 1 ) Gftttlaff, Tao-knang, S. 57. — * *) Da Halil«, Descr. de U Chine,
ITM. % 89. — >•) Mcng-tsea, I, 5, 19 Choa-king, f Sl ; de Maffla» bist. I,
h H. 191; T, 160w — Quidaff, Taa-kuang, a 6T. ^ >*) BraeSB, Belie^ I,
ai». — i«) Heagw^ n, 1, la 11. 13. ^ 1«) Gboa*Uag^ ^ lOI. Bbaad.
p. 127. — •«) De Mflilla, m, ]>. 18. — >0 Kenmaaa, b. nigen, 1887, p. 23. —
") Gttatelt Geich, p. 106. — •») Chou-king, p. 97. 98; GützloflF, S. 42. — «♦) De
G^gim, cbcnd. p. 91. — '») De Mailla, V, p. 105. — «•) Chou-king, p. 257. 340,
-•^)Kbend. p. 18. 15G. 1C6. 288. — »«) Yk\. doMailla, hist. I, p. 92. — '•) Ebend.
I ^ ?9. 91. 92. — De Guij,Tics im Chou-kinj:, p. 340. — •«) ^Villiam^^, R. d.-
Mitte, I. S. 395 etc. — •») De Mailla» hist. 1, p. 54. 89. — •») Chon -km;:, p. 66.
Weki, Zeitr. d. Chin. S. 159. — »*) Chou-king. p. 372. r.7.-~ »>) De Mudla, hUt. 1,
p. 30. ~ «•) Chi-king, p. 233; Ebend. U, 3, 3. — De MailU, hist I, p. 15; CW-
king, p. 233. — »») Ma-tuau-lin bei Klaproth» notice etc. p. 48. — »•) Biot, im
Ajüet. 17 «er. t XV, p. 388 etc. — «•) CHUshlF, IWi-kouigt S. »1. —
WiUiaaii , B. d. llitta. I, a 880. ^ Sdd.ldDg» D, 8, 10^ («Mib Rfldnri). —
'*)Dellaitta,I[,p.49.
i^iy u^Lo Ly Google
IM
S 68.
Da der Kaiser wie die Mandarinen nur die Voüstreeker
einer Idee sind, die Beanlftraglen des Himmeis, ibre eigne Per-
sAnliehkeit aber dieser Idee sehlecliterdings nnteravordaca
liaben, so bedarf es im Staate noeb einer Macbt, welebe ^Kese
Vollstreckung des himmlischen Gesetzes bewacht, — einer
Macht, welche, ansserhalb des die biiine leicht verwirrenden
Ueräuschet» der Staatsinaschine stehend und unbetheiligt an der
verwaltenden Thätigkeit, eben nur aU Wächter der Ordnung
znm Rechten zu sehen hat, ob da alles im richtigen Gange
nnd alles an seiner gesetsmissigen Stelle ist. Wie der Fürst
nnd seine Beamten die Organe der hinunlisdien Tbitiglicit
in Besiehang anf das V5Ucerleben sind, so bedarf es noch eines
Organs, welches die Verantwortlichkeit, die alle actiTen
Staatsglieder dein Himmel gegenüber haben, zur Wahrheit
macht, die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen, und den fiber
des Himmels Ordnungen Hinausschreitenden ein Veto zurufen
kann. Das sind nicht Vertreter des Volkes, denn das Volk
ist schlechterdings die passive Seite des Staats, und hat sich
in das Regieren nicht an mischen , — sind nicht V ol ks-Tribnaen,
sondern Himmels-Tribanen, oder, was dasselbe ist, Tribunen
der Staats-Idee. Sie sind an der Verwaltung nicht betheÜigt,
stehen nnimrtheiisch ansserhalb der Regierangs -Bewegrmg,
aber sie liaben ein machtvolles Veto, wo sie die unantastbare
Ordnung des alten Reiches verletzt sehen. E<? sind die Ko-tao,
Censoren, von den Beamten gefürchtet, von dem Volke als die
Beschützer der Gesetze geehrt. Sie sind in dem Staate von ob-
jectivem Charakter das, was bei uns die Volksvertretung ist| nur
haben sie in China «icht das Volk, sondern eine Idee nuTcrtreten,
nicht ein sich Terftudemdea Bewusslsein sondern emen unab-
finderiichen Gedanken; sie sind die Wächter des himmlisehen
Reiches, das Gewissen des Staates. Sic werden erst einige
Jahrhunderte vor Chr. bestimmter erwälint. i) Es liegt aber in
der Natur der Sache, dass die rein ideelle ^laeht der Ko-tao
nur so lange und nur dann eine rechte Geltung hatte, als im Volke
selbst ein reges Bewusstseiu von des Staates Wesen und ßesttm-
nmng vorhanden war, und dass es auch in China Staatsmänner
genug gegeben hat, welche, ihrem eignen Gelüste nachgehend»
sich am Ideen nicht kümmerten; ein Volk ist aber nur so lange
dn weltgeschichtliches^ als es tberhanpt eine Idee trägt md
vollfuhrt.
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m
Die Ko-tao nohneii den Sitzirtigen <fer BcfhDrden, selbst der
Ministerien, aber ohne Stiminrp< iit, bei, untersiRluiu die Acten,
dmrehrpiscn da.*^ T?<*irh. um lihenill .«selbst zu selien, wie die (»pset/p
gebaDdhabt werden, und diirleri treibst den Kaiser tadeln und gegen
«eiM Handlungeo Protest erheben. Sic haben zahlreiche geheime
Diener, «iod deher von dem Leben der Beamten oft genauer unter- ^
lichtet als deren nSdinte Vorgesetzte, berichten Ober das amtliehe,
wie Aber das Frivatlehen der Beamten an den Kaiser; sie sind die
Sfleotliclien Anicläger, nnd ihre Aussagen hedtirfen keiner Zeugen.^)
Dass die Cen^oren gegen die Ab8ichten oder Handlungen des
KdiseTi» im iSaiiicn des Gesetzes Binspriich erhohen, wird oft er-
wähnt: sie Ijczalilten nher niclit selten ihre Pflichttreue mit dem
Leben. Im zweiten Jahrh. vor ( hr. verlangte des Kaisers Mutter,
dass dieser seinen Sohn von der Thronfolge aussehliesse und einen
andern Fürsten zum Nachfolger erwähle; ein Ceusor protestirte In
emer Denkschrift dagegen; der Kaiser gehorchte, aber der Ceusor
fiel bald darauf unter dem Dolche von Meuchelmördern, Ein ande-
rer Censor, welcher bald darauf 61ier die Sitten der Kaiserin-Mutter
Beschwerde erhob, wurde durch die KSnke derselben j^um Tode
gebracht.*) Im /rhnh n Jalirh. nn<li Clir. wurde eine kaiserlifiie
Beinchläferin Mut der Kaiserin i^eiitisshandelt: weinend klagte jene
beioi Kaiser, erhielt aber in dess^en Gegenwart von der Kaiserin
einen Baekenstreich, und gleich darauf aueh der Kaiser f^clhst. Er
trag nun bei den Censoren darauf an, die Kaiserin ihrer Wtirde an
enddeiden und sie eu entlassen; diese aber antworteten ihm strenge,
diese sienM sich niclit, und verweig^en ihre Zustimmung« Etwas
fl|>iter wollte eni Kaiser seine Gattin verstositen nnd eine andere an
Ihre Stelle setzen, aher die (^er)soren widersetzten sich, und der
Kai«'Ci Ivfuiiite seine Iweinalilin nur durcli «'im' lalsrhe An«rhnldigung
»Mit lernen. <*) Ein anderes Mal versetzten dit^ Cen^iorcn einen Mi-
nister in Anklagestand, welcher gegen die Tataren den Krieg au-
scbürte,'') und rügten die Verschwendung eines Kaisers, der sich
mit grossem Aufwand ehien neuen PaHast baute. *) Im ftlnfsehnten
iahrii. nach Ohr. beschul^gten ide einen Kaiser der Ketterei; da-
Dir wellte dieser sie verartheilen lassen, aber die Richter sprachen
Me frei, und als der Kaiser sie menelileviseb ermorden lassen
wollte, verweigerten die Eunuehen die Ermordung. <*) Ein Kaisei*
liess eine huddhi.stisehe Pagode; hauen, um flu h'dies Alter tu er-
rfiehen; die Censoren erklärten diess für widersinnig, das <jeld
werde den Armen abgepresst, und er vergrössere die Noth. iSoch
jetat stehen die Censoren in Ansehn; als der vorige Kaiser Tao-
knuig im Jahre 1932 einigen reichen Lenlen, welche suv Untet-
O. IS
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m
sUttmg dM bvQgetndeii Volke» viel getbao, AvsieicfaBiuigeD tnd
Titel gegeben batte, vvatnte ein Ceaeor den Kaiaer, dieaa sk wie*
derboleD. denn, sagte er, wenn refcbe Leute Titel filt GM be-
koiiiiiien kMiinen, dann sind alle Aussichten für den armen Gelehrten
verloren; Talent und Gelehrsamkeit werden den Ntaatsdirnst ver-
lassen, und Keichthuni und Dummheit dafür eintrttt n. Der kaii»er
nahm die Rüge stillschweigend hinj^) Auch wegen V'erkaafa von
Ämtern und wegen Veracbwendung dorch Putz und Weiber mosste
der Kaiaer ernate Rügen anb8ren,><) deraelbe Ffirat, der eiaeo
groaaen Gelebrteti Air die Mabamg, nacb dem Vorbilde des Alter-
tbaaia an regieren, mit lOOBambua-Hieben und dreijähriger Veiban-
nung bestrafte.
*) De Mailla, hUt. II, 504. bbii. — Du Halde, Deßcr. de la Chine, 1736, 1, p. &;
n, p. 80.->>) Dtt MttHa U, p. S8i.— Ebend. III, p. 8 *)GlltaIaff^0«»ch.8. 81S.
— «) Ebeod. 8. 322. — '*) Ebend. a S50. — •) Ebend. 8. 324. — *) Ebend. & 493. —
>•) Ebend. 8. 497. — ") Glktslaff, Tao-lraang, 8. 45. ^ Ebend. 8. 55.
§ 69.
Die dnreb höbe EinlcomineDatettern und Zölle erlangt«! be*
träefatUehea Staata-EinDabmen werden in einer im gaaaeo
AlterdiM aonat nirgenda vorkommenden Anadebnung zu ewer
bis Ina Kleinate hinab väterlieb und vormundacha^ic^ sorgenden
Verwaltung verwandt; alles wird von oben herab geordnet, das
Volk wie Kinder p^clcitet. In der Sorge für den äusseren Le-
benvSnnterlialt des A olkf s niid für dit Ordnung iiud den \'erk.ehr
im Keiche, in der Einrichtung von Ma^aauaen und Hospitälern,
In Strassen- und Brüclcenbaaten, Wasser -Regulirung eto, bat
der cbinesiscbe Staat in der ganzen heidniaehea Welt niolit aeines
Gleichen. Wie der Himmel alle seine Geachöpfs nfihrt und die
Natur in Ordnung hält, so muss auch die Regierung ftUr das
Leben aller Bürger väterlich sorgen. Mit diesen grossartigen
Arbeiten zu gemeinnützigen Zwecken ist das chinesische Staats-
leben aufs innigste verwachsen , er ruht auf ihnen nnd ist aus
ihnen hervorgegangen. Die ungeheuren ('berschwenmiungen
der ältesten Zeit machten eine ungewöhnliche Vereinigung
grosser Volkakräfte nothwendig, um den wilden Naturmächten
den Boden abzuringen; und diese gewaltige Conceatration der
KräHe achuf recht eigentlich das Wesen dea chinesischen Staats;
die alten grossen Kaiser haben ihren Ruhm durch die Bewil*
tigung der Waaaerfluthen errungen. 0 In West- Asien, bei den
Völlcern des starken Subjectes, sdiwaiig wohl der kühne Heid,
der „gewaltige Jäger vor dem Herrn'' sich zum Herrscher
empor» — in China ist des »Staates ^Stüter, wer alle Volk&luräAe
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m %tmem gmteD^ M allen Mini» Thailen eng in eiaanto gr^t-
telea Qanaen Tereiaigen and an gmaea, auf Tentftadiger Be«
wihmag nad geneiasaaMr Aaatrenguug benhenden Arbeiten
leiten kann.
Der Uli tei rieht und die Krzielnin g zu wirklichen Staats-
bürgern ist weaentlich Sache <lci Hof^ierung. Die Regierung
errichtet Schulen im ausgedehntesten Maassstahe, heaufsichtigt
ihre Leitung und nimmt die Examina ab. Des Staates Gesetae,
überbaapt eein gcistigee Bewaesteeia» die Sittlichkeit, Ter allem
Pielil gegea die filtern and Gehorean gegen die Geaetae, and
Bfeeik alnd HaapIgegenelSnde dea üntenrichta. Chiaa« Staat
raht aiclit aaf coner Peredaliehkeit und niebt auf der WiUktfr,
Sendern auf einer Idee, und er kann nur bestehen, wenn das
\oik dieser Idee sich wahrliaft he>vus8t ist, er ruht schlech-
terdings auf der Erk<»nntm8s; je unterrichteter das Volk, um so
bifihender der Staat. Die Musik, ein (gegenständ des Volks-
unterrichts soll ilen Menschen an Harmonie und Ordnung ge-
wdbnen , er soll lernen , in der unbedingten Unterordnung anter
de» Gaacts den Eiaklaag des Ganaen an enengen und au be-
wabren. China» gaaaea Staataleben iat gewiaeermaaeen ciae
Miaik; der Konponiat ist der Hinunel, and der Difigeal der
Kaiser, und die Bdrger sind das Orchester.
Der Staat. — dei in China schlechterdings Alles anfängt
nad leitet, ^ — leitet und regelt die Arbeit und besonders den
Ackerbau, die Künste und die Wissensciiaft; — von dieaen
Dogen i<^t das Genaaere schon früher besfnrochen word^i.
Uie Abgaben aa den Staat bestanden seit Yao und Scbvn
•atireder in dem Ertrage des aeuatea Theile des beloalenartig be-
baatea Ackera [f bT}« oder bei eiaer frelefen Beaabniag dea Ackers
aad bei Gewerben in der Bei^ ki dem aebalen Tbeil des fimbam-
mens;^) nach der Fruchtbarkeit des Landes und der Eiotrfiglidikeit
der Arbeil ändert »ich aber oft diese Regel. 3) BeinerkeiMiwerth i«!,
daas Leute, die nur von ihrem ijehle lebten, ohne Amt oder eine
Arbeit stu. haben, früher am höchsten besteuert wurden.^) Auf
Waareo aind hohe Zvile gel^t,^) wiewohl diese Steuer von
Meog-tae gemiasMMigi wuide.«) — I>ie jibrbcben Eiakaofta gab
■atuD Polo^ wekber die Rechnnagen aelbat ebigeaebea beben will,
auf 16^80QCM10 Dabatea auf^ dieaa wvide vo» seineo Seltgaaeaaen
ala maaaaloaeLaga verlacbl; die Angabe evacbebit aber eabr wahr*
srheinlicfa, weno man- erwftgt, dan» Mareo Polo von den mongolisclien
Herrschern redet, welche ^c^ iss ifire Einkünfte niiVslif'hst st«ii;er-
len, mtd da»s «he Jß.ioküiiite in dem ietxtei» Jahrhundert sich auf
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fOMdk Müliooen Tbaler belaufeu. 8) GOtelaff giebt die Smnm
der SinnaiimeD auf 33 MiUbnea Pfand Storlng ao. •) Dar Kaim labt
last D«r von den Ertrage «einer aiaehiDlIelien, aber fest boellMleo
DornSnen; der Ertrag der Steuern aoll nur an Staatsawedm ver-
wendet werden. '<>)
Die Sorge des Staates IVir das materielle Wohl seiner Bürger
i?ilt als die erste Pflicht der Ke^ioruni;,**) 8chun sprach /n den von
der Heichsversanuulung gewählten Provinxial-Befehlshahern ; ,JcJi
lege euch eine achwere Laat auf, erwägt ihr gaiiaea Gewicht; Be-
denket, eine Provinz regicnen, heisst ein Vater einer aaUreicheii
Familie sein. Oer erste Gegenstand enrer Sorge aei, »eialilieh filr
Lebeasmltlel au sorgen, Getreidevorrfttbe in Magasfaen Ar die
Zelt der Noth a« aanuneln. Wenn das Valk ni aeincoi Lebens-
unterhalt gesichert ist, so ist es leicht, die Erfüllung seiner Pffich-
ten von ihm zu erlangen; die Auflagen, welche ihr für die «»Ueiil-
lirhcn Aussjaberi niacheti mii^Jgt. s(dleri niässig «ein etc.** ,.Die
Hcgierung» sagt der 6chu-king, besteht vor allen Uiugen darin, dem
Volke die zu seineni Leben nothwendigen Dinge sa verschatfon»
Waaser y Feuer, Metalle 4 Holz und Getreide. Dann anas man
streben, daa Velc Ivgeadbaft an aMudien md ibm einen nCtsliebea
Gebfaneb von allen diesen Dingen aa lebren; leteer maas man das
Volk vor allem bewabren, was seiner Gesundheit und seinem Le-
hen schaden kann.'**') Meng-tse sagt: Nur weise Menschen
kuiiuen die Tugend bewahren, wenn das hfiusliche Glück fehlt; aber
wenn das Volk dieses entbehrt, «(» fehlt ihm auch die Tugend, nml
es neigt zu jedem Laster und Verbrechen. Ein weiser Fürst wird daher
zaerst das häuslicheFaaMlienlehen des Volkes festaa sicbern streben,
so dasa die Menschen genug haben, am die Eltern zu anteratiiaen,
Gatthi undiUnder zu ernfthren, daas sie ia mdhichtbaieB Jahren ror
Hunger geschfitat shid; er muss daUhr sorgea» dasa jeder Bleaecb
hlfllftaglkh AekerauLebeaaBdttehi and zum Seidenbau habe, und dass
(iberall Schulen seien. **) — Mas^nzine von Lehensmittelo werden
seit den ältesten Zeiten voiii ^»Uate angelegt, und xnr Zeit der
Theuerung geutViiet; die verschiedenen Provinzen iimsstt'ii in
Zelten der jNoth einander aushelfen. — Greise, VVaisea und
Wiftn on sollen Tsm Staate besooders uaterstutzt wecdea.*^)
Chinas Waaaer-Regulirang Ist des Staatea eigeatlidier
Aalaiig. Kaiser Yao machte naeh der giesaea Flath, 3297 ror Gtu-.,
daaLand wieder urbar, diaunte dieFHlsse 1^, trocknete dieMotiate
aus; 1*») und von violett folgenden Kaisem wird Gieiehes geHihmt
Kantle, «cbon in der ältesten Zeit angelegt, durchziehen /.ur Rege-
lung des Wasserlaufs, zur Bewässerung und als W asserstrasseo das
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197
gMseLiiMi.«*) DerKaUer-Kanal, 200-*1000Fum breit, gehtgeges
SOOMeilw weit iwivchen Nordao und Sftden, oft auf 20 Fuss hohen
Dinmen and mit Grauitquadern eingefiunt fiher Morftate huiwegfuh«
rend.M) DieLandatraaaensmdindenflauptnchtungen niiiaterhaft,
cif) mit Quadersteinen gepflastert, und bis 30 Fuss breit.^') Die von
Pekinir anscrehendc, 22 (hnitschc 3reilen ueit nach der Tatarei
führeHtle Kaiserstrassc, schon in) Srlii-kiiit; erwähnt, „wie ein
Wetzstein glatt/' — ^vird jährlich /.weinial neu gebaut» aus Sand
und Lehm gemacht und wie eine Tenne festgeschlagen; alle zwei-
IraadertScfaritt aindWaaserbehälter, nm die Strasseoftanzufeuchten ;
alles abgeiallene Lanb und aller Stanb wird hernntergekehrt; hevor
lierKataer seine jihrlieheRelae auf dieaer Strasse gemacht, darfkein
andrer Mensch sie betreten; ehi gewöhnlicher Weg Ahrt nebenher.^)
Bruclcen zu bauen ist die Pflicht der Regierung. 23) Als ein
hoher Beamter gerühmt wurde, weil er beim Dur ( Iilahren einen
Fln5«se.'< Pfrtoft \Vnr?dorer in seinen Waacii nirfirenoiimn f» habe, saulo
Mei^*tse: jener Beamter war Im Gegentbeil ein scliiecbter Kcgic-
rer, denn er iiätte eine Brücke bauen müsMen , da er ja doch nicht
alle Menschen y welche es bedürften» auf seinem Wagen fibersetzen
kann.^) BrAcken auf schwimroenden Bambas oder auf Reihen
von KSknen sind sehr hSvlig. Die grossartigen Brücken-Bauwerke
haben whr früher erwihnt [§ 38].
Hospitäler fKr Greise und Gebrechliche wurden bereits von
8ciiiiii errichtet; in die eine, besser eingerichtete Klasse derselben
Miirdeii invalide Staa(sbean»tpri aufgenonuuen , in die andere Leute
aus dem Volk; .Schuu besuchte oft selbst diese Anstalten imd sah
mm Rechten. Auch Maren Polo erwähnt der VoUca- Hospitä-
ler;**) noch Jetat werden viele derselben erhalten; In manchen der-
selben leben gegen 700 Greise, vom Staate emihrt'^ Auch in
amlcffer Weise wurden die Bedürftigen vom Staate nnterstütat.
Nach kalserlidMm Befehl vom Jahre 179 vor Ohr. soll allen Greisen,
die 80 Jahre erreicht haben. Getreide, Fleisch und Wein in nnnial-
lichen, zur Ernährung hinreichenden Liefeninuen gereicht ucnlm,
ausserdem Neide und Baumwolle.**^) In demselben Jahrhundert
wurde ein besonderes Dorf für anue Grei.se» Wittwen und Waisen
erbaut, die vom Staate ernährt wurden. s«) In nenerenZeiten reichen
bei der grossen Übervölkening alle Staatsanatalten nicht aus, und
^ Atmuth hat In China eine sonst wohl nirgends so vorkommende
Msse erreicht In den grSsseren Stidten findet man last tSglich
Efhnngerte oder obdachlos Umgekommene.
Schulen wurden schon vor Yan, und dann besonders von
^chuu begründet und durch eine /»ehr ins Einzelne eingebende Ge-
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setzgebiing geordnet, auch die jSchabtrafen l'esigesetzt. ^) Die
Hauptgebote der Sittlichkeit, vor allem Liebe itail Gehorsam gflgto
dießltern uod gegen deo Kaiser, sind die Hauptsache des eniehen-
den Unterrichts.**) „Schuo, erwSgend, fon welcher Wichtigkeit
es sei, dass die Jugend in der Tagend und in den Wissensehaften
unterrichtet werde, gründete Schulen, und wollte, dass /ii he
stiimntcMi Zeiten Priiftini^cn ilarin abj^ehalten wurden, um die
Leistunucii <l( i Schüler keimen zu lernen; abf-r er cmplabl, da«»
bei diesen iVüfungen mehr auf die Tugend h\h auf das Wissen ge-
sehen werde. ** ^2) „Die Alten, sn^t Tchu-hi, begannen mit den
frAhesten Jahren den Vorbereitangs- Unterricht, n&nlich den Unter-
terricht in Betreff der finsserlichen Handlungen» wie den hi BetrcfT
der Sitten und der Mosik, im Fechten und Turnen, Im Lesen und
Rechnen. Der VorbereitnngH* Unterricht bexweckt Rechtlichkeit
und Aufrichtigkeit; mit K» oder 17 Jahren beginnt der grosse Un-
terricht, d. h. der Unterritlit (Vir die Aushildung des Geistes, ffir
die Einsicht iu die Natur der Uinge. Die Alten heganneu von früh
Hü den Vorhercitung8- Unterricht, und er war vollendet mit der
gehörigen Einsicht in die Handlungen. Mit den vollen Jahren
begann der grosse Unterricht-, aber nur för diefeaigen, wekbe
sie an Lehrern bilden wollten; denn alle Menschen taugen nicht dato,
die grosse Lehre zu fassen. Der kleine Unterricht gicbt eine An-
weisunf , nach der Ordnung zu leben und in dieser Ordnung fortxu*
schreiten; bestimmte Einsicht ai>er in den (irund dieser Ordnung
verleiht bloss der grosse UnteriH ht. Er ist die oberste Vollendung
allerNormen und die feinste Ausbildung de^ Geistes. Er lehrt, wa-
rum man der Ordnung nachzuleben und iu ihr fortzuschretten habe
etc.'^^s) £|| i^i also eine bestimmte Unterscheidung des Elementar-
Unterrichts und des wissennehaftlichea; ein soost^per Rang*Uater*
schied wurde In den Scholen nicht gemacht, und der Sohu des
•Kaisers sass wohl mit dem jungen Bauer auf dcraelben Bank. ^) —
Hohe Schulen Ar die Wissenschaften wurden viele begründet .
nnd besonders seit dem 7. Jahrh. nach Chr. gt^onliict, xind höchste
Behürdeo leiten durch Autsicht. Anregung und Früfuugen die wis-
senschaftlichen Studien, ^^j Iu Folge bestimmt vorgeschriebener
Und von besonderen Behörden vollzogener Prüfungen werden g6*
lehrte Würden ertheilt.^») Gegenwärtig sind die meisten oiederen
Sdinlen in Städten und Dorfern Privatschnlen; es Iii selten ein
Dorf,- uod sei «s noch so klein, welches niefal seine Schmie hätten wo
die Kinder Lesen und Schreiben und die Klassiker lernen. Mu-
sik, hauptsSdilicb Gesang, wurde in den Schulen sehr gepflegt,
besonderi» aber werdeu dicKiiider der Grossen darin unterriclilet ; ^)
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199
die sitdiciieii und die Staats-Gesetse irardea io Mosik gesetit* und
diRcii Singen gelnrnt^i) Der Staat legt einen ungemeinen WeKh
auf den mnaikaliacben Unterriclit» und die hioige Emftluivng dee-
«elliea ala einer Staatenacbe, die Forderung, dta» ein guter Minlaler
dSe Wichtigkeit der Musik anerkennen und verstehen müase,**)
die BeHtnIhine: eines fJeneral - Intendanten tüj Musik seit Schun,**)
die strerisfp He^eluni; und Beaufsichtigung der Musik, die üe^tra-
fiu^ «»unsittlicher'' Musik beireisen unzweifelhaft, dass es sich hier
nm mehr als bloss um eine ästhetische Ausbildung handelt , dass
die Muaik eine Ersieirang der GeinAther für den Staat nnd die Sitt-
Rcldceit beawecke. „Idi ernenne dich sum Oberlelfer der Muaik^
sagte Schun zu dem Berufenen, unterrichte die Kinder der Ftolen
and Grosaen, mache aie tngendhaft nnd treu, gefällig, lentaelig und
nmaichtig, damit sie fest seien ohne Härte und ihren Rang zu be-
hnujiten wissen ohne Anmassung und »Stolz. Deine Gesänge sollen
deinem Zweck einsprechen und die Muaik damit »Ibereinstimmen.
sie soll einfach und natürlich sein; du sollst diejenige verwerfen,
welche Weichlichkeit und Stolz einflöaat Die Musik ist der Ana»
druck der Geläble der Seele, und wenn die delnige erhaben und
edel iat» so werden deine GesSnge und deine Musik nur die Tugend
aosdritdien, und deine Harmonieen werden die Heraen der Geister
and Menadien verbinden. ''M)
*) Chon-king, p. $. 94. — *) Btsog-teeu, II, 6, S5— 38. *) De lUtla» hiit. I,
}).<&elc Meag-lMii, 1, 3, 42 a. Nota»— IdarcoPolo, II, c. 69. 77* — ■) Meag-
toeo, If 3y 49. — ^ Muco Polo, n, c. 69. ^ De Gtiignea, Bdw, 8. 168; Nen-
■uan, Asiat. Stadien, I, 8. 294. — *) Tio-kmog, 8. 84. — Veng-toea, n, 6,
29 - 32. — ") Chon-Idog, p. 168.— llo TSfaiH», hiat. Lp. 87. - ") Choa-king, p. 24.
_ u ng-tscu, I, 1. 46- 48; 1, 5, 9; II, 7, 44. 46. ~ Ebend. I, 2, 18, 21 ; II,
6. 23; Klaproth, tabl. hist. p. 204. — Meng-tseu, I, 1, lü. - £bend. H,
6, i3; n, 7, 42. — ") üe Mailla, hisU I, p. 54. etc. - >•) Chou-king. p. 15. ~
Daris, Sketches, I, p. 245. Williams, Reich der ^ütU', I, S. 24. — Braam.
Kei«e, I. S. 134. — Kl.on.l. I, 289. — Meng-tscu, II, 2, 4. — ^*) Eboiul.
n. ?. 3. 5. — «») De MttiUtt, hist. J, 1». 118. ^ M. Polo, n, r.P. 7. — '»^ Gat-
haß [GützlafT] Chines. Berichte, 128. .Mj. — ") De Mailla. lubt. 11, p. 541. —
Ebend- U, p. 582. — ") Chou-k»i»g, p. 15; de Mailla, hiat. 1, p. 36. — ") Meng-
tfieu, I, 1, 49. ~ ^ Dt Ifurn«, bkt I. p. 118. — ^0 Tschu-hi, v.Neuttann inJUgai»
Zdtiehiift, 837. 8. 25. ^ **) Ofttdaff, Geacfa. 8. 49. — **) Be Ifailta» bist. VL
^ 221. 300. ^ *•) Ebend. 8. 48. — WUUainB,.B. d. Mitte, 1, 8. 337 etc* 424. ^
**) Ebend. 428 etc. — >«) Gfltslaff, Chince. Berichte. Casiel 1850. 8. 233. 248. —
*^ Ghon^hfaig, p. 90. — «0 Choa-king,)». 37; deUailla, bist, n, p. 185. «>) De
lliai,lii«L I, p. SS. — «0 Choa-king, p. 20, ^ ««) De MaUla, hist. I, p^ »3. —
Caiina ist nieht ein Sttuit» sondern der Staat, ist die Ge-
MBimtlieit der vernünftigen Menschheit selbst; anaser China
gkbt es keinen Staat, nur unberechtigte imd zur Uaterwer-
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filug verpflichtete rohe und nnvernflnftige Vldkersdiafteii. Die
ganze Meuschhcit gehört von Hechts wegen zu China; eui
uuabhäugiger Staat wird iiiclit anerkannt; Cliina sendet und
empfängt keine Gesandtschaften selbststandiiz^ei Stnateu; Ce-
sandtsohafteii künneu nur von solchen Staaten augenonnuen
w^fden» welche Chinas Oberhoheit nnerkeanen und Tribut
«eudeD; ein Völkerrecht giebt es fiir China ntdity und die
Sprache hat kein Wort dafür, Ghuia verhält sich nach anaieu
hin schlechterdings nicht positiv, sondern nur negativ, gleich*
gültig, jeden politischen Verkehr stolz vermeidend.
CJiina soll seiner Idee naeh die <i;<'inze Erde umfassen; aber
es ist dennoch kein erobernder Staat, und kann es nicht sein.
Erobernd ist nur das starke Subject; aber die Völker des ob-
jectiven Bewusstseins drängen sich andern Völkern nicht
auf* China ist ein Staat, wo nicht das Subjcct, sondern eine
abstracte Idee herrscht , aber eine Idee gebraucht keine Gewalt
China beherrscht sich ja nicht selbst» nnd wird von keinem
freien Sabject beherrscht, sondern von der jenseitigen Maclit
des Himmels; wie sollte es andere Völker gewaltsam unter
seine Herrsehali bringen? Die (Chinesen liaben sich nicht selbst
KU einem Staat gemacht, sdinlern sind vorn Himmel dazu geniacht
worden, und es ist ganz allein tiie Sache des Himmels 5 die Völker
zu unterwerfen; des Himmeis ewige Ordnung verträgt aber keine
iicwaltmittel. Jeder Krieg ist vom Übel; er verträgt sich ein-
mal nicht mit einer stets sich gleichbleibenden Ordnung » er
durchbricht die Harmonie und die Gleichmässigkeit des Lebens,
er legt die Gewalt nothwendig in die Hand einer starken Persdn-
lichkeit , deren Wille in jedem Augenblick das höchste Gesets
ist; kein Krieg iasst sicli durch allgemeine Gesetze, durch den
mechanischen Gang e'invr Staatsmaschine führen. Ein Staat,
dessen Wesen eine ewige Ordnung ist, wird durch j e den Krieg
in seinem Innersten krankhaft angegriffen; Ruhe und immer
wieder Ruhe ist die Natur und das einaige Streben des Staates.
China ist durch nnd durch ein bürgerlicher Staat; — als
grOsstea Unglück gilt es, wenn der Soldat über den Bürger em-
porsteigt Jeder blosse Eroberungskrieg ist eine Sünde, „denn
die Liebe zum eignen Volke muss grösser sein als das Streben
nach grösserer Macht;"«) mi l nur in /.wci Fällen ist der Krieg
erlaubt, — als ein nothwendigcs Übel: zur Vertheidigung gegen
Angrüle von aussen, und zur Bekämpfung von Empörern. Alle
Eroberungen Chinas geschehen nur aus Noth, waren aur
Abwehr von Angriffen. C^as Krieg ist schlechterdings mr
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Abwehr, iiii- Angriff. 3) Die subjeetiven \ illkt^r ji:;reifcn über ihre
Gräuzeu hiuau«; : China umgurtet sich lest mit einer Mauer. Die
chinesische Mauer ist uur bei einem Volke des Friedeus möglich.
Rechte £roberaiigen dürfen nur durch die Macht der Idee
gemacbt werden, durch das lockende fiUd des Gluck» im Reiche
Mitte; und der schönste Ruhm des Ffirsten ist es» wenn er
SS regiert, dass andere Volker fireiwillig um Aufnahme in das
diinesische Reich bitten. Weder Volk noch Fürst freut sich
des Krieges; t)\s Ideale gelten uur friedliche Kaiser.-*) Die Chi-
iköt'h sind das friedlichste Volk der Erde; wird aber ein Krieg
nothweiidig, so gelten (iesctze der liebevollsten ^lenschlichkeit,
wie sie, Peru ausgenommen, im ganzen Ueideuthum nicht
wieder vorkommen, und vor denen die Kriege der christlichen
Ydlker nenesler Zeit als wildeste Barbarei erscheinen mfissen.
Reich der Bütte*' hcisstCbhia sclmn im Scbu-kiog,^) und da-
rin liegt schon der Gedanke des alleiD wahren Staates, denn nur in
4ßt Mitte ist das Wahre.
Für alies, wa.» ausser Chhia ist, sind die Chinesen völlig in-
tcresseloj«, es existirt nicht für Hie; es kennen zu lernen, ist £*c^en
ihr Ehrgefühl. In allen uiidcru Dingen sehr wis.sbegierig, sehen t^io
alles, was nicht China ist, mit der verüchtlichsteu (ileichgfiltigiceit
an; alle aodern Volker gehören eigentlich nicht zur Menschheit,
«od nur menschliches Unltraut; Erfindungen und Kfloste anderer
Völker bewundern sie nicht, nnd ahmen sie nicht nach;«) ausser
China kein Heil* Die Staaten, welche, uatArlich als untergeordnete,
Gesandte sehicicen wollen, müssen bei dem Mlni«tteriani der Cere-
moiiien erst anfragen, oh iintl wie ihre (jle.sandtuii ziii^elasseu wer-
den möchten: es ^\iril iinn in (l<Mt AriTialon des Hofes nachgesehen,
'>)) früher sclion dein hetrelfendcu ijunde dcsandte geschickt
Hüll ur)ter welchen Bedingungen sie angenoninien worden seien.
Mit Genehmigung des Kaisers wird nun von dem Ministerium eine
Verordnung erlassen, worin hestimmt wird, auf weichen Wegen
vnd m welcher Aosahl die tributbringende Gesandtschaft in das
Reich angelassen werden solle, was für Koat und welche Gegen-
geaehenke fiir den Vasallen-FOrsfen ihr trereicht werden sollen etc.
Lord Macartney hrachtr den Trihiit Lu^lajul«; ..der (»esandte Ma-
«»cha-ur-ny des lieichs Englaml . — .saijte darüher die («1111:10110
chinesische Zeitung, — überreichte das untertbünigc ^Schreiben
seines Herrn ehrfurchtsvoll koieend, und der Kaiser befahl dieses
i^chreiben mit Ehrerbietung zu empfangen, ^) Kussland iiihrt seine
Verbandlongea nnr un r^amen des Sensts und der Grinsbesmten.^)
Cbioa hatte ht adner Blfilhezeit nach ansäen mir wenig Verkehr;
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daher ist im Alterthiimf» fast ganz unbekannt: nur wenige ober-
flächliche SjHirt'ii liridpii sirli >or. Die Sinini in Jexaias 41*. 12
siiifi b&chst wahr8cheiiiHch die Chinesen.") Bei den Indiern werden
sie einige Male crw.^hnt unter dem Nameo Kina,i<^) aber ohne
nShefre Angaben; den Chinesen sellmt ist vor dem Eindringen de»
Buddhistttus Indien fast gans unbekannt Von ^iner Bekannt-
tfchafi mit den Rumern finden sieh einige bedeafsame Spuren. Die
Chinesen erfahren, aln sie unter dem f^rossen Feldherm Pan*tech«o
bei dem Zurückschlagen der uilden Noniadenvölkcr im Jahre ')4
nach Chr. bis an das kat^pische Meer vordrangen, durch die Par-
fher xncrst von den Rr»mern. doren Kcicli sie Ta-thsin, Gros.**- ,
China nannten; lOO kam eine Get^andtschaft vou An-t«iu, König
ron Ta-thsin (M. AureÜus Antoninus) an den chinesiHcfiert Ho(
,,nitt Tribut/' und es blieb aber Ägypten und das Meer einige Ver-
bindung noefa bis ins dritte Jahrb.; die Rlfmer holten Seide ron ^
dort.*') Spater kam durch die Buddhisten, die oft nach ^akjaniunis |
Hehnath Wallfahrten machten, ein regerer Verkehr Chinas mit de« |
Westen ; ja es wurden sogar kuiHGrlicheGesandtJSchaiicu an indische i
Könige ffcsandt. ^3) |
Als etwas dem chinesischen Uewusstsein durchaus Frenidartigeii
erscheint die denkwürdige Unternehmung des despotischen, der |
Lehre des Koog-fu*tse abgeneigten und sogar sie hart verfolgea* I
den Kaisers Schi*hoang-ti im dritten Jahrh. vor Chr. Diesen |
sagten Tao-Priester, dass in den fernen Inseln jenseits des'Mücheo i
Oceans ein Kraut wachse, welches Unsterblichkeit verleihe, aber |
nur dadurch gewonnen werden k9nne, wenn den dasselbe bewachen-
den Gelstern einige tausend Jünglinge und Juriglraueu alü Preis zu ;
gesandt \Mirden. Der Kaiser liess eine !\feri<^e .fünglinge und Jnnir |
Trauen dorthin zu Schilfe gehen; aber die Flotte wurde vou einem |
Sturm zerstreut, und nur ein Schiff kam unverrichtcter Sache zu-
rück, i^) Diese Inseln sind wahrscheinlich Japan. £s ist auch
wohl möglich, dass bei dieser Gelegenheit Chinesen nach Amerika
verschlagen worden sind. Im siebenten bis sehnten Jahrb. nach
Chr. wurde nach Japan viel Handel getrieben.
Die China nach Westen und Norden hin gegen die wilden
Stämme heschötzende grosse Mauer, grösstentheils noch jetzt
bestehend, wurde von Schi-hoaug-ti in derMitte des dritten Jahrh.
vor Chr. errichtet, sie ist gegen 400 deutsche Meilen laug, und
besteht meist aus einem Erdwail mit Futtermanern;' am stärksten
ist sie an der nördlichen Grenae, biswelleu doppelt und dreifach,
Überall in Zwischenräumen mit l'hürmen von sehr vetschiedener
GiOflse« £e hSdisten sind 63 Fuss, besetst, an manchen Stellen ist
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de mir eiofadies Mauerwerk > an analem vmr ein roher Steiavrall«
UnreHen tmr ein Erd^AnfWurf.*'') Die Mauer aefafitot natür-
fiffc Dar gegen Isleiaere Kor<len, tuld iat Ar wirkKelie Heere liein
Uimlerniss. '«)
Kriege nach au«isen sim\ last nur gegen die tatarii^chen und
ttlrktschcn »Stänniip de.*^ Westens und Nuidriis netiilirt worden,
weiche seit den ältesten Zeiten riiulieri^^cb io China eiofieleti; und
nar, weil mit dieaen Horden kein atetiger Frieden zu schlieaaen
nSgüch wurde, muaaten die ChineaeB zu ihrer wirldicbeo Untep
werfimg eehreitea. Der Staat ruht auf der friedlieben EntwickeluDg,
dorehana niebt auf dem Kriege. Dea Staatea Begründer alnd wohl
ile» Volkes geistige Bildner, aber keine Krieger; am Anfirng der
ehine«i.«rhen Geschichte war mehr als ein .fahrh. hindurch kein
Krieg, und der erste \\ui<N" gegen Fnipürer geführt.'®)
Innere Kriege geilen rehellische Vasallen sind nicht selten;
«ic »erden im Ganzen ala eine Schuld dea» Kaiser» ttetracbtet, denn
„ein guter Fürst mnaa an regieren, dass er im Vidke gar keine
Femde hat» daher auch gegen aie keiner Waffen bedarf/« Kaiser
Yt Bcfaleifte aogar in dienern Bewusataeta die Featungeo, weil ein
guter Fflrat jeden Krieg vermeiden aolle uud k5nue. 'i)
Die Kriegafflbrnng iat geaettlich vorgeschrieben. In der
Schlacht standen in ältester Zeit die Pfeilschüt/en und üScblcudcrer
auf den Hügeln, die Wagen im IMittelpunkt;^^) in die Stelle der
«Sfhlacht trat aber oft ein Einzelkaitipf; eine klein«^ Schaar auser-
uithker Krieger trat vor die Schlachtreibe, und die Uelden Iduniit'ten
nach einander einzeln mit ihren Gegnern, und nach dem Auafall
entachied aich der Krieg;*') nattrüch fand dieas nur bei laueren
iübttpfeo atatt Gefalleue Uelden wurden feierlich begrubenV die
Kopfe erachlagener Feinde biaweilen abgeaebnitten, an die Wagen
gebunden und dem AoAlhrer gebracht; Gefangene wurden in ftitester
Zeit entweder getödtet. oder das linke Ohr ihnen aligeschoit-
ten.»*) Bei den inneren Kriegen gelten sehr milde Gesetze; Vieh-
heerden und flirten sollen geacliont« uicbta darf gestohlen oder
erpresst werden.*»)
• Sehr beachtenan^erth sind in Beziehung auf die Kriegsführnng
die aiuf alteu Geaetzen beruhenden, und noch jetat ala nuwandelbare
Bicbtuchnur geltenden Kriegaartikei desFelÄerru Senm, die daher
S^-ma-fa geuanut werden;*^) chriatllche Staalmi ktaneu aua
ihnen hnmerWn Einiges lernen, wir thetlen daher daraus daa
Wichtigste mit.
Bevor man zum Kriege schreitet, muss man sicher sein, dass
man die Menschlichkeit «ir Grundlage, die Gerechtigkait zum Ge<
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I
204
genMaode» die RedÜchkeit zur Richtscbour hat. Man darf sich au»
keinen andern GruDde eotochliessen , das Lebeo einiger Meniscben
aufe Spiel zu setssen, als um das Leben elaer noch gi^sawea ZaU
XU erhalten; man darf die Ruhe Einzelner nur darum atSren» um die
Offentliohe Ruhe zn erhalten; man darf Einzelnen nur darum Scha-
den /.ufügen, um dem Ganzen wohl zu thun; . . darum darf uns die
i\ollnvericlit;keit allein die Waffen in die Hand gebeiij und wenn
man so den Krieg nur nothgedrun»cn führt, wird man selbst die-
jenigen lieben, ^^^6" welche man käuiplt, man wird sich mitten in
den glänzendsten Eroberungen im Zaum halten» man wird die Stirke
der Tugend opfern, man wird seine eignen Interessen vergessea,
um den siegenden wie den besiegten Völkern ihre frflhere Rahe
wiedensngeben. Wenn man die Menschlichkeit zur Grundlage bat
so unternimmt man keinen Krieg zur ungehürigeo JahresseH and
ohne gesetzmässige Crrffnde; die nngehSrige Zeit ist die Zeit der
AiL-Hsaat ui»d der Ernte, die Zeit der j» rossen Sommerhitze oder der
gro.s5.en Winterkälte, die Zeit einer großsen Trauer oder eines
oCrentlichen Unglücks» z. B. einer ansteckenden Krankfi^if oder
einer Hungersnoth. Ohne gesetzmässige Grunde wird der lürieg
geführt, wenn man nicht vorher alle friedlichen Mittel zur Eriaogvsg
seines Zweckes erschöpft hat, wenn jede Vermittelung hartnSck^
znrttekgewiesen wird, wenn man den Krieg aus selbatsfiohtigeo
Zwecken, aus Leidenschaft» Rache oder Ehrgeiz unternimmt Der
Krieg ist in Beziehung auf das Volle dasselbe, was eine heftige
Kraukbeit in Beziehung auf den Köi [»er ist. 2") . . Wenn ihr menschlich
spid. so werdet ibr eucb einem billigen VVrt^loirh niflil entziehen,
vielmehr alles nachgeben, >va8 nicbt offenbar gegen die Ehre eurer
Regierung und gegen die wirklichen Interessen eures^'olkes i.««f.— In
alter Zelt verfolgte man die Fliehenden nicht mehr als hundert Schritt;
gewöhnlich machte man nur drei Tagemirscbe nach emauder.**) —
Beim Beginn eines Krl^es [gegen Empörer] spradi in alter ZeH
der Kaiser zu seinem Heere: ,,„lhr seid die Weikzeuge der Rache
des Himmels geworden, zieht euch nicht selbst durch Missethateo
den IJrinilleü <1c.h Himmels zu, den ibr riiehen sollt. Kämpfet mit
iMnlb, aber mit Vorsicbt, mit Kraft, aber ohne Grausanikeil-
schonet das Blut, so sehr es nur irgend mögiieh ist, ulioe eurem
Zwecke zn sf baden. Wenn ihr in das empörte Land antretet, in»
thut aus Ehrfurcht vor den Geistern, welche dort walten» nicbtii
was sie entehren oder betrflben klinnte; — marsdrfiet nicht daidi
Reis- und andere Fruchtfelder, beschädiget nicht die Waldnageii»
schlaget keine Fmehthiume um und rerwüstet nicht nff taltche Pflan»
260. Füget keinen Schaden zu den liautslbieren, und machet sie
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IM
«Mh akbt ^twallMMi n Nulxe, Mdi weniger ilOrft ihr «ie euch
aDOgneD; ikr dflrft k«iii6 Adcergerätbe oder nelhwendig«« Haasge-
litt wegoelmeo. Weon ibr doe Stadt eiluielimet« dfirft ihr
aidit die Hävern seretdren, «nd sollt alle Knnstwerlce und was zam
Wohle des Bürgers diciil, J^orgsain erhalten. Wenn ihr Feindselig-
keiten begegnet, so leget nie Feuer an, ttm Felder oder Häuser zu
zerAture»; Greii»eii und kindcrn Hallt ibr Hüte gewähren und nie-
mals diejenigen angreifen, die nicht im Stande i^ind, sich zu ver*
theidigee. Nach einem Kampfe sorget eifrig üBr die Verweodeten ;
venvundete Feiode sollen gleiche Sorgfalt von ench erfahren, Iiis
«ie vollstSndtg hergestellt sind, dann sendet sie in ihre Heimatb,
md gebt ihnen reichlichen Unterhalt auf den Weg mit, damit sie
Ihre Verwandten trusten und Ihren Landsleuten als ein aagen>
prheinlirher Beweis eurer I^Ienschiichkeit dienen. Wenn ihr auf
eine itindliche Aldit ilung iielft, so sollt ihr nicht sofort angreifen,
sooderu ihre Flucht begünstigen. Euer Hauptaugenmerk ist, graden-
wegs auf den Empörer loszugehen; greift ihn an, so schnell ihr nur
kfoot, bekämpfet ihn mit aller Macht, fanget ihn todt oder leben-
dig; mit dem Augenblicke, wo er in evrer Macbt ist, hSrt jede Feind-
seßglBeit auf, und man macht mir sofort die nSthigeMeldung/' ^) —
Eb Heer mag sein . wo es wolle, so muss es sich jedenelt so be-
tragen, dass die Bürger die Überzeugung gewinnen, es trage nnr
zu ihrer Vertheidiguni* <iio W.iilen. - - Ein Heer tlarl nie einen 3Ia-
kel :inf si<h laden; der Kuhm oder die Schmach des Volkes, die
Ehre oder die Unehre dein 1^'ürsten, der \ eriusl oder du» Wohl den
Reiches hSngen von der Art at^ wie das Heer sich zeigt, ^o) — Her
Mensch ist das Kostbarste, was es unter dem Uisunel giebt; man
moss dämm sein Blut sobonen nnd sehie Leiden veikfirzen; man
•oH daher den Krieg nicht S» die Länge sieben, soll ihn so scboell
als möglich beendigen, selbst wenn man etwas von seinen Sonder«
interesfien aufgeben niflsste, oder wenn man den Frieden mit lield
«rkaufeu uiüsste, vorausgesetzt, da^^ dei ituhm des Staates und
^ds Interesse der Völker es ko verlangen. Ein Krieger darl kein
hesouderes Interesse mehr haben ; das interc&se des Staates, das
Verlangen, den Ruhm des Staates zu vermehren, das ist das Ein-
tige» was ihn bescbilligen soU. äeine Verwandten, seine Freunde,
ssine Gattbi*, «eme Kmder, das alles ist der Staat; aosset dem
Staate kt ai<A4s mehr filr ihn da.">i}
Prledlicb« Erobemogen siad die einaig anlftssigen mid rdbm«
liehen. Dem Yao unterwarfen sich freiwillig fremde Fürsten, ura
das Glück .seiner Regierung zu gemessen ; 3*) Schun sagt zu seinen
Statthaltern: „wenn durch eure Fürsorge die Volker tugendhaft
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1106
werta, Bo werdM hubmnn in Menge kmuaien, um nter
enteil Cteaeteen xii leben und aMk m nnterwerfen.*'**)
>) Nenmaim, Asiat. Stnd. I, S. 205. — *) Meng- tmi, II, 8, 2. — •) Ebcdin,
8, S. a. ^ «) Ebwd. I, 3, S9. Cho«»kiog, p. SM. — •)BnMn, BtiwI,
& m ele. — *) KeuBfiin« A«u^ Stnd. I, 8. SOS— »07. ^ •) Ebend. 8. m ^
*) Geseoiiii s. d. 8t.; IiMteii, Ind. Alterthninsk. I, 8. 857. ^ Lasaen, a. a. 0.
— II) OftteUff, Getch. 8. 63. — Klapfoth, tabl. hiat p. 63 ff.; Tgl. ÜTeninam,
Atiat Stadien I, S. 194. — **) Nenmann, in IDgens Z. 10, S, 130. 137. 138. 143.
147. - >♦) Chou-ling. p. XVU; de Maiila II, p. 396: Gflt/lnfT. Osch. S. 91 -
»*) Klaproth, a. u. O. p. T<> ' •) GüUlarf, S. 263. — ") GützlalT, Gesch. S. 87;
Klaproth, tabl* hist. p. 35; Williams, Reich der Mitte, I. 8. 23; IIuc, im AiuIaikI,
1817. S. 1064. — D'OhMon, hist. der Mon}.'. I. p. 4. ^ «•) De Maiila, bist. I,
p. 16. — Men^-tseu, II, 8, 5. — " ) (;ützl;ilT, S. — «») Chi-king, p. 234;
Chou-king. p. 60. — **) l>c- OiiigTios im Chou-kiug, p. 60; Ofltrlaff. S. 141 —
»«) Chi-king, p. 2a4. **) Chou-king. p. 315. — «•) Mein. d. Chin. VII,
p. 225 — 302. — p. 231 etc. — "») p. 233. — »•) p. 239. — •») p. 295. 296.-
*0 p. 301. — De Matlla, Uat I, p. 49. - •«) Ebeod. p, 88. —
§ 71.
IstGliiiia der einaig wabre Staat, uml sind anaser China nur
Barkmren, und ist es ein sclidttes Verdtensl eines Kaleen,
friedliche EroberangeD m machen, ao lAsal sich awar «n
alohes Herabsehen auf andere Völker erkliren, nidil aber ein
völliges Abschliessen Chinas gcs^en alle Fremden. Knr ein
schwaches Volk mu.sssich <lurch strengt Absperruii*:^ schützen,
das starke Reich des Hliuinel» bedarf solcher Mittel nicht.
(iep;<'ii (V^e Barbaren Fl fnihfr der Wüste map: durch Mauern
Steh Ruhe vcrschntVeii . aber von dem friedlichen Fremdiing hat
das himmlische Heich nichts zu fürchten; die Burg^er dieses
Reiches sind viel as« glücklich , aLs dass sie durch fremde Lehren
von der ewigen Ordnung des Himmels sich abwendig nuMtben
lassen könnten. China war daher in aeiner bUlheiidsten Zeit Bat
Fremde nicht verschlossen , war auch später im Handelsverkehr
mit fernen Ländern; iiidiAsche Uiuldhisteu kamen scliaaicnwciüe
ins Land und breiteten ungehindert ihre Lehre aus; die Chri*
sten haben schon im frühen Mittelalter ohne alle Oefalirdung das
Evangelium verkündet und mächtige Gemeinden begründet, und
durc!) die ungehemmte Wirksamkeit der Jesuiten stieg die äUhl
der Christen auf einige BüUionen. Erst als eine Ahnung von
der haheten Macht der chrlatlieheu Menschheit adbtleg, und
das Bewusstsein von der nabegrönzlsn Macht ttnd Herrlichkeit '
Chinas wankend wurde, als €3iin» meriite, dass es rieh auch |
gegen den Geist wehren müsse, erst da sperrte es sich mit
}!>cheucr Ängstlichkeit ab. und suchte gegen die Macht der
Gesehiohte eine Mauer erbauen.
uiyui^cu ljy Google
IM _
Ober die Aafittlne des BuMlii«aiii8 und der Tao-Religioo In
Chiua haben wir ^chon Irüher !!:ef«procheii. Das Christenthum
irurde zuerst im siebenten Jahrh. »iureh ne«torianiscbe Priester nach
China gebracht; sie uiinleii vom Kaiser, wie es scheint. rn uiMllich
aufgeDoranien , und die chrisÜiche Ueiigiun verbreitete «»ich schnell.
Die Jeattiten i)crichten von einem Oenliuial einer Kirche in der Stadt
SiKgiafu« aaf weldieni eine Ituuhnd vdo 1800 Wörtern eiogegra-
boQ war, mit einer eyriaclien Oberaetinng am Rande ^ das ckriat-
lidieGlanbenabekenDtniaa enthaiteod. Die Äehtbeit dieaer loaebrift,
nelM von Abel-Rteasat>) und Klaproth^) anerkannt, unterliegt
i^dt sehr gci;riindeten Zweilehj,-*) aber eine grosse Verbreitung
dei« Cbristenthums im neunten Jahrh. wird dnrch arabische Schrift-
.Hteiier bekundet. «''X In demselben Jahrh. hatten jeti K h die Christen
und die Peraer in China eine Verfolgung vou tieitCD eines der Tao-
Jjebre ergebenen Kaisers zu bestehen. ^)
Etivaa ap&f er ala die Cliriateii tuunen nuhamedaniscbe Araber
■acb Chm, Mteten ihre Lebre nit Erfeig ana, erlangten Anaebn
bei Hofe «nd erbauten Moaeheeo.'*)
Die neueren christlichen Missionen stiessen anfangs auf Schwie-
rii;kcitcn. Der beMennuitbige I lanz Xaver nurde durch den Tod in
»einem Planr. ( liina zu bekehren, unterbrochen. Sjjater kamen
drei als Buddha-Priester verkleidete Jesuilen-Missionai e nach Cliina,
Qoter ihnen Ricci. Seine astronomiacben Kenntnisse verschanien
ihm einige Geltung; aus Peking verwieaen, kehrte er dennoch
sp&ter mit Geachenken wieder, unter diesen waren eine Uhr, eine
Weltkarte, deren Richtigkeit vom Kaiser sehr angezweifelt wurde,
Bilder von Cbriato und Maria, und Reliquien. Daa Miniaterinm der
Ceremonien gab dar6bet die Erkifining: ,,Wir haben keine Verbin-
<hin» mit dem Westen, w «> man unsere Geset/e niclit befolgt. Die
IIild.T vom Herrn des Himmels und einer «lun^frau »lud von keinem
SVcrth; die Kuochen, welche der Fremdling zum Geschenk machen
nilt, gehören, wie er aagt, den Unsterblichen an; aber er bedenkt
aicbty daaa wenn diese gen Uanmel geben, sie auch ibre Gebeina
mit aleh nehmen. Wir haben daher den EntaeUnaa gefaaal, daaa
man aicb mit diesen Neuerungen nicht anfbalte, und ilui aewohl ata
»eineGeaebeiike aurOckaoUeken mAaae.'^ Rkel blieb aber denooeb,
und machte viel Bekehrungen; wabrscheinKcb taufte er auch einen
^linister, dessen TocJilei, Candida, kiichen erbaute, cbriatlicbe
•Schriflten drucken liess, Kindlin^je aul'nabm und christlich erziehen
liess, vielen Blinden das Christenthum lehren und es durch sie in
dpff Strassen bekannt macheu be.ss. In nictit lanirer Zeit waren
MIKifcbeti und 45 Bethänser gestiftet.») wurde dnreb ein
üigiiiZüQ by CjüOgle
kaiaerlidie« Edict 4to Veribnitung des CMsteDliniiiur in CUi» ge-
staltet. ®) Erst der befcamiie Streit xwisehen den Jesuiten ind
Dominikanern , zu dessen Stlilicliluni' eine Karte von China an
den Papst geschlekt weitlen sollte, machte die Frcuideu {»oiitiscli
verdächtii; und rief eine heftige Christetiverlolgung hervor.
In den letzten Jahrhunderten scbloss sich China inuner fufcbt>
samer und misstrauischcr gegen Fremde ab^ Wörde ilmes der
Antritt dardi besondere kaiserlicbeBewilligODg gestattet« so %irorile<t
sie mit der seltsanstes Vorsicht umwacbtii) Es warde streng
verboten» einen Fremden in der cbinesiscben Spradie Unterricht tn
ertbelten oder ihm das Geringste von ebinesischen Schriften kh
verkaufen. '■^) Der Verkehr der Eurojw'ier mit China war l)is in «lie
letzten Jahre den drückendsten Beschränkungen untenvnrlen , uihI
nnr der englisch- chinesische Krieg konnte mit Gewalt die schrolTe
Absperrung gegen die Fremden eintgermassen durchbrechen.
«) § 25—87. — •) Mebmges Asiat. I, 87. — •) Tabl. hiat. p. 207. -
*) J. «r. Schmidt, Forsch, über Mitteliuicn S. 87. 158; Bohlen, Indien I,
K. F. Ncumanni. V 7 »1. ü. M. Ges. 1850, S. 33. — ») Reinau.l. in il. Ann. de vojr.
184G, Oct. p. 89 cto. — « ) Klaproth. tahl. hist. p. 220. — Gatzlaft , 8. 263. 264.—
*) Gtttzlaff, Gpi( li. S. r.MO clc. - V) rUith, die Vniker der Mantschwrel I, p. 366 -
Moshehn, iu «Um Vom.lc zu du Halde IT; Pliitli i>. 568 etc. — ") Braam,
B«isc 1, a 165. 172. 213. 214. — **; ü^eomaim, Asiat. Htud. I, S. 226.
Siebenter AbscimiU.
Die liieBchiehte.
S
Das Wesen der ehinesischen Geschichte ist, keine Ge-
schichte en sein. Wir befinden uns hier noch nicht anf dem
Koden der Avirklichen (beschichte; die Geschichte ist Geist,
und ein Volk, welches eine Geschichte haben soll, muss ein \o\L
des Geistes sein, muss den freien persönlichen Geist bereits
erkannt und anerkannt haben; diess haben aber die Chinesen
noch nieht enmngen. Die Gesohiebte hat hier noch wesentlich
Natur-Charakter; die Menschheit iet nicht etwas l&r eich Be-
stehendes, ist nicht fireier Geist , sondern eng eingegliedert in
das Nstnrieben, ist mir die enie Seite des natfirlichen Weltalls«
Die Natur hat aber kcino wirkliche Geschichte; sie hat nur
eine Geburt, aber nielU fortschreitende (rcschichte (Bd. I § 1).
l>ie Aatur, in der Hinunelsbewegun^ aui höchsten ersrbeinend,
bleibt wie sie ist, und jede Veränderung der ewig sich «^^leicb
bleibeaden Ordnung ist eine Stdrang» ist etwas, was eigeatlich
ädH sein soll. Die Mensciiheit ist ein Abbild des Himmels,
100 ««dl Uellben, wie sie ist, soU aiehts erringen , was sie niciit
mImmi liälte, soll nidito «ullMnieD» sondern erhalten. Das
Heil liegt nicht m der Znkonft, sondern m der Vergangenheit,
md alles Streben der Menschheit Ist nicht darauf gerichtet^ ein
Reich Gottes zu bauen, sondern dieses Reich, das schon von
Anfang an da ist, zu erhalten, nicht verfallen zu lassen (§
Die Geschichte Chinas ist durch und durch conservativ, ist
beharrliches btülestehen, — eine eingeirorue Geschichte; der
Strom der Weltgeschichte ist sofort beim Anfang erstarrt zu
einem geschichtlichen Tropfsteingebilde. Immer und immer
wird aaf das Alterdnun als das Ideal der Mensohfaeit ▼erwiesen; <)
das Alte Ist Mioii an sich heilig; alles, was dsnert, ist ver-
afinftig. Selbst Kong-lu-tse and seine bedentendsfen Schiller
dringen best&ndig darauf, dass sie nichts Neues gelehrt, sondern
nur das Alte hergestellt hätten. Sogar Yao und Schnn folj^ten
den Gesetzen und Vorbildern des Alterthums. Neuerungen sind
an sich vom Übel, denn in dem Reiche des Himmels kann nichts
Gates werden, was nicht schon da wäre.*) Schlecht ist jede
Regierung, welche das Überkommene Teraohtet, und jede
gite Regierang stellt das yerdrängte Alte wieder het. Dia oll
erwAhnte Ftoorge der kaiserlichen Ahnen Ar den Staat
kftngt mit diesen eonsenratiTen Interessen Als die
Mongolen - Herrscher gestürzt w urden, weiche dock manches
Neue gebracht hatten, fand eine vollständige Reaction statt.
Unter allen Stürmen, die von aussen hereinbrawsten, ist
Chma geblieben, was es ist. Das ganze Staatsleben trägt so
sehr den Charakter der Natur- Nothwendigkeit, und hat in sich
eine so gewaltige Kraft, dass es alles Fremde in seine Natur
■nnraadelt, dass selbst die rohen Tatsrenhorden and die i^Üer
hcRsdienden Bfantseha nicht im Stande waren, das chinesische
Volksleben anders zu gestalten und das mächtige Getriebe der
grossen Staats -Maschine umzubilden. China lässt sich nur cid'
nesisch beherrschen; die fremden Eroberer musstcn in die Natur
des chinesischen Staats eingehen, mussten Chinesen werden;
sieht sie herrschten eigentlich über China, sondern Chinas
Geist henschte aber sie.
Cluaas versteinerte Geschichte hat keine Entwiekelaag;
rfe teSgt, wie die chiaesischen Frauen, immerfort Kinderschohe.
Lehen wird nor darch Anstoss von nassen in Tortlber-
gehende Schwingungen versetzt; was hi der chinesfechen Ge-
&cliichte als eine Bewegung erschcmt, ist fast alles von aussen
n. u
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bewirkt; feindliche Völker haben den Chinesen einige Geschichte
gemacht. Und eben, weil China niclit eine geschichtliche Ent-
wickeiung bat, kann es auch nicbi ersterben, es bleibt stan
neben der Weltgeschichte stehen.
Die drioesische Oeachichte aerfiüit ia drei PeriodeB, die aber,
dm Weaeo dieser Oescbic^ gen&ss, oiefat ebe eigeDtiiehe Eal^
wiekehiBg daiUeteOy soadern nor ▼erscfciedeae Grade des Benrvr-
treteDS des Volksgeistes; — es sind die Periodes der idsettea
UeraiiäliilduDg des chinesiächcD Bevvusti<cius, die der realeu Ge-
staltung^ in des Reiches Macht und Leben, — und die des Verfall«.
In die erste Periode taüeu die Ideale des chinemscheii Leheut*,
da kommt der Geist des Volkes zu seiaem vollen Bewusstseio, da
wird die Gesetzgebung, die Verfassang, die Religion und die In-
telßgetiB begriladet Diese Periode aerftllt ia zwei fipoches.
Die eiste EiMidie reicht bis asm Regiemngs« Antritt des Tao,
IflGbeabsIt dunlscl, aber Bflehtemniid oline poeHscheUrndtaaMroiig.
Oblaas Volk war nach den chinesiseben Gesehicbtscbrelbeni aa»
iangs roh und wild; von rohem Fleisch und Blut und Kräutern
lebend, ohne Häuser und ohne Ehe, und in Thierfelle gekit iiiet
die ersten Für^teu bildeten das Volk zu gesitteten Menschen, lehrten
. sie Hütten bauen, Feuer machen und Speisen kochen, lehrten sie
den Tauschliaodel md dea Dienst des Uitamels. Der dritte
VolksbUdaer war Fo-hl» vom Volke 3953 aom Fäbrer erwiUt}
dieser oidaete die Ehe, tbeilte das Volk lo 100 FanllieD, nadbe-
grfladete eigentUcfa dea Staat, dessen erster wiikllcber First er war.
Bfs Tao werden siebeo Fürsten genannt, von denen der letste we-
gen iiciner Lasterhalligkeit aligcsetzt wurde,*')
Mit Yao (2357) hf'^itjul die /weite Ejto< he. Aus einer unge-
heuren Vcr^vüslung des Landes durch Wasjserfluthen (§ 33) erhebt
sich das Volk durch eiae grossartige Kraftanstrengung von neuem,
und geataket aich aus eiaem Irfther nur locker verbundenen Staaune
sn eisen eng verbnndenen, streng oi)gsnlsirten Staate. FieMieb «ar
snlangB» das Reich Immer noch kleb, bedurüe nnterTso and Sebn
nur 100 Handarinen, unter Yn und Sohang 200, — und erreichte aar
Zidt Wv-wang's noch nicht die östliche Kdste;?) vlde Qeaelae
setzen augenscheinlich ein zi(2inlich kleines Volk voraus, al)cr das
Staatsleben i<?t doch schon ein nc)lilgeordnetes, steht hereitA» a*i
der Spitze de.*< ganzen geistigen Lebens, greift schaiieud, ordnend
und bevormundend in alle Thätigkeit ein. Die drei Wahl-Üais4M',
Yao/Schun, Yu, liewütigten die Wasser- Verheerungen, and
bildeten die Gesetngebung so aus, dass alle folgenden Geselle aar
als fidinteningen und Enreltefnagen der von ihnen gegebenes
i^y u^L^ Ly Google
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galten. Da, auf Ya (seit 220d) sein Sohn toigte, und von da an
(lerTbroii vererbte, so beginnt mit ihm die erste Dynastief Hia.
DieLebei»* «BdR«gi«niogajtliiie def £NUieron Kaiser aeigeo groMe
Zikiea. Fo.ki regierte 114 Jahre^ seine NaeUblger 140, 100, 84«
% 70 Jahre; Tao regierte 92 Jahre, imd wurde US Jahr alt
Weoo wir beaehteii, dass die Erslhimigeo Uber diese Kaiser sehr
Duchten] ijehalten sind, dass wir uns bei Yao aut wirklich ge-
scfaicbtlic-hern Boden beüudeo, so sind jene grossen 2Uihi6n inmier-
liio beachtungswerth.
Die Dynastie Hia Mank später durch Lasterhaftigicetti und wurde
durch die fimpOroog des Firsteo Tsebing-tang, eines der
MiunsteD und weisesten Forsten, gestlint, weldier die I>3fnastie
Oebang (1766— 1123) beginnt (f 06). Auch dieses Herrscherge-
iddscbt endete wie das Tsrige, und wurde von de« hochge feierten
Wa-wang gestürzt (§ GO). Dieser grosse Herrscher, welcher die
Ih'Dastie Tsche-u (1122 — 255) beginnt, gehurt zu den Idealen
lies Kai-st'rthums; er ist, nebst seinem Minister und Bruder, Tschao-
koogy der eigentliche Gesetzgeber (/hitras, durch den der Staat seine
vollendete Organisation erhält. Sein Geschlecht hat am iAogsten
iberClinia regiert; und obgleich manche lasterhafteKaiser darunter
waien, und viele EmpQmngen und Verwirrungen im Reiche waren,
s» höh sich doch im Allgemeinen die Kraft des Staates. Seil 700
aber wurde die Terwlrrung im Reiche bnmer Krger; Opptgkelt und
binere Kriege, Hofes -Ränke und Soldatenherrschaft waren an der
Tagesordnung. Mit der Geburt des Kong-fu-tsc (551) beginnt
(iützlaff die dritte Epoche: das ist aber keine natürliche Theilung,
denn Kong-fu-tse's Lehre war erst viel später von geschichtiichem
Einflass. Das Haus Tsche-u ging durch p\n:ue Schwäche unter;
dar ietate Schwächling wurde durch den Tsin-Ftlfsten gestArat
Die s weite Perlode, welche wir mit der Dynastie Tsin
(S55-«i06 vor Chr.) b^neo, ist die Zeit der Reife des cUne-
sischen Reiches, der höchsten Macht nach aussen und der grSssten
Kraft und geistigen Uegsamkeit im Inneia; Staat, Kunst und
Wissenschaft blühen, und Kong-fu-tse ist in höchsten Ehren; was
in dfjr erst<in Pciiode nur mehr im Bewusstsein vorhanden, ein Ge-
fordertes war, das hat jetzt Korper und Gestalt gewonnen. Gützlaü
endet diese Periode mit dem Anfang der Tang -Dynastie; aber
wir missen diese Dynastie (618—907 nach Chr.) au der Periode
der vollen Reife rechnen, weil die hOchste BHltiie der Litterutnr in
dieselbe ftfflt^ und glinxende Regierungen sie ausseichnen. In der
Dynastie Tain ragt 8ehi-hoang-ti (246 — 200 vor Chr.) hervor,
der Erbauer der gio^säeu Mauer; er hoi> das Vasaileuihunt voll*
14*
üigiiizuQ by CjüOgle
zu
stSndig aui, und die kaiserliche Macht aiil den hiichstcn Gipfel, uod
erweiterte die Gränzen den Reiches bis zu dem gegenwärtigen
Umfang. Der Lehre des Kotig-fu-tse war er abgeneigt, uod Hess
den Scbtt-idpg und den Schi-Jdiig Teilireonen» weit sich dieAn-
hSager des Lebnswesen« auf diese Bflcber beriefen $ er verfolgte
die Anfainger des Kong • fu - tse anis gransamate. Überbanpt ist
Sdii*boang-ti eine seltsame Erscbeinuog bi der eblnesiacfaen be-
schichte. Einer der kräftigsten Kaiser, unternehmend und glucidich,
gilt er den Chinesen dennoch mit Heciit als ein Tyrann und als ein
Frevler an der Ordnung des Reiches. Schi - hoang- ti folgte mehr
seinem Willen als dem des Hinmiets; er setzte seine Persönlich-
lieit an die Stelle dea chinesischen Volk«^!rpistes. £r drohte Quaas
Wesen nminliebreny er beachtete nicht die Oeaetze dea AJtetthoiM
nnd die Verfaaaung dea Staatea. Sein glelchgealnnter Mfarfater
Li-ae Svaaerle Analchten, welche ebenao gat bnMnnde von Staats-
mSnnem ans dem neunsehnten Jahrb. nach Chr. sieh anhOren ISeasea.
„Wii lesen nicht iu unserer (icschichfe, isaiite er, dass die Kaiser,
welche dir vorangingen, immer dicT^eueln ihrerVorgSnger befolgten,
wir lesen vielmehr, dass die Schang und die Tsche-u vieles in den
£iurichtuDgen ihrer Vorfaiirea änderten. Du hast einen neuen Weg
der Regierung eiogeachlagen, welcher immer deine Familie auf dem
Throne erhalten nnaa. Oie nngehenre Majoritftl dea Volkea büli*
get defaie fifaaaaregeln und nfaamt aie mit Hochaehtnag und Ehr*
fincht anf. Nur diesem dummen Lilteraten-Volk wollen ale ak^t
gefallen ; sie haben immer die Vorschriften der Vbrfahren im Mmide
und sprechen unautliörlich davon; sollen wir dieisur «Sorte Menschen
erlauben, wie ehedem durch das Land zu laufen und die Grossen
aufzuhetzen und Unruheu zu erregen? Jetzt ist Ruhe und Ordnung
im Reiche« alles gehorcht einem eiaaigen Uerro. Was jetzt zu
thun ist, um kioftigen Unordnungen vortabengen, das ist meiner
Aaaiclit nach dieaa» dieae Doetrin-BlenacheB an verpffichlea, aich
den neneo Anordnungen deiner Regiening an filgeo. Freilich wdaa
ich» keiner wird aich Aigen wollen; aie atudhren nur immerfort das
alte Herlcomroen, und tadeln offen deine Anordnungen und
erregen Unzufriedenheit im Volke gegen dieselben. Kaum hat
man einige deiner VerfÖiiun^erj bekannt gemacht, so sieht mau
sie schon in allen Häusern kritisiren und auf eine Weise aus-
l^ien^ welche dir keine Ehre macht* Sie weaden die Keuot-
nisse, die nie sich erworben haben, nur dasu aa, um bei dem
Volke Haaa und Verachtnng gegen deine Reglenuig an etregea vad
Ihm den Gelat der EmpSmng elnanflSsaen. Wean dn nicht nÜ
Energie dagegen eiaaehrelteat, so wird dein Anaehn «nfa Spiel
üigiiiZüQ by LiOOgle
gesetzt, und die Unruhen werden von neuem beginnen. Mein Ge-
danke wäre also der, alJe Leute zu verpflichten, den Sehu-
king und deoSchi-kini: \ <M Nreiineri /.u lassen, und ebenso alle andern
Bächer mit Ausnahme derer, welche über Medicia, Astrologie,
Astronomie, Sber die Loose ODd fiber die Geschichte der Tsin han-
deb, — ferner den BMd so geben ^ alle diese BOciier bei Tote-
ilinfe aaoraliefeni, am Ins Feaer geworfen sit werden , nnd daw
jeder ^ welche? femeiUn eich unterfangen eollte« noch von den
Biehera Sebv*kii^ und Scbi*king za reden^ hingerichtet werde, nnd
dass alle, welche fortan sich erdreisten sollten, die gegenwärtige
Familie zu tadeln, sammt ihren Familien mit den härtesten Strafen
belegt u erden sollen. *** lO) Schi - hoan«; - ti befolgte dieeien Rath
treuüchy 4ti0 dieser unzufriedenen Litteraten wurden lebendig ver*
grafeeo«<<) — Aber nach seinem Tode gewinnt Kong-fu^tse immer
gitaeree Anaehn, und in der Dyneetle Han (206 ?or Ckt, — 263
Mch Chr.) wird aefaie Lehre die hGehate Regel der Regierung; der
Ulm und die Macht den Reiehea erreichen ihren Gipfelpunkt; die
we«tÜehen RSnher-V6lker werden unterworfen. Im Jahre 94 nach
Chr. drang der Feldherr Pan-tschao im Kriege ^egen die tiirLi
sehen Stämme bis an das kasj)isehe Meer vor, und wurde von der
Absieht, hinüherzuselzen, nur durch die Nachricht abgeschreckt, die
Oberfabrt dauere aecbs Monate. Später liess man die westlich'
steo Eroberungen ala nataloa wieder fallen.' Die Wissenschaften
UübeB an£ Am Ende dieaer Epoche apaltet aich das Reich fast
da halben Jahrhundert lang In drei Reiche. Unter der Dynaatie
Tiln (963 — 420 nach Chr.) sinkt das Glfick den Reiches wieder
etiras unter achwachen und lasterhaften Ffirsten ; die Reiter^Slker
des Westens erobern im Aortlen; das Haus Song (420 — 479)
bietet neben kräftiger Regierung viele Grauelthaten ; Schwelgerei
und Verwandten mord waren gewöhnlich. Unter den Wüstlingen des
Hauses Tsi (479 — 502) sank des Reiches Kraft bedeutend^ hob
sich aber wieder mit dem kriegeriachen Oeiate der Leang und
Tachia (502 — 586); Kaiser Kao-tsu, aus der Dynaatie Sul
(588—618)» f&hrt durch strenge^ gerechte und a|»ar8ame Regierung
die achliiie Zeiten der Hau surick, aber die PrachtUehe und nner*
hOrte Terschwendnng seines Sohnes Jang-ti bewirkte den Sturz
des Hauses. Seit dem dritten Jahrh. beunruhigten tatarische und
türkische Völker das Reich mehr als früher und machten selbst
grosse Eroberungen. — Die Dynastie Tang (018 — 907) eröffnet *
noter dem grossen Tai-tsong eine glorreiche Zeit; die Türken
werden unterworfen , die Verwaltnag neu geregelt, die iiitteratur
m hBchateii Blttthe geivacht; Bändel und Oeweriie uad dea
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tu
Landes Wohlstand n«lnneii den Ii9c%8feii Anfeebwang. Tai-tsong
selbst war Schriftsteller; hohe Tui^ciul und Weisheit machten ibu
zum Liebling des Volkes. Nach einigen durch Weiber -Einfluss
schwachen und ränkevollen Regierungen glänzen im achten und
oenBten Jahrh. noch einige gute RegienmgeD» weldie iHisoadeni
dem ▼erderbUcbeo Einfluss des Buddhismus entgegenwirken.
Die dritte Periode^ die wnr mit dem Eode der Taog^Djrmmtie
tiegiimeit (907), ist die Zeit dee ianerD nid ftuMero VeifkUa. Sie
serAllt in drei Epodien, voo deoea die »weite als eine Zeit der Ee-
stauration sich zwischen die Epochen fremdlttndlschen Einfloeses
hineinschiebt. In der cr.steii Epoche bedrängen die Ueitcrvülkcr
des Westens und Nordens das Reich, \^ erden als Ober-Herro aner-
kannt, und besteigen selbst (947) einmal den Thron; in einem hal-
l»eo Jahrh. tblgeji fäcr Dynastien auf einander (bis 060). Die Icräftige
and weise Regierung des Stifter« der SoDg-Dynestie (907—1127)
hielt das Sielcee des Reiches nur kmie Zeit svf. AUntsciMiieii
(KId) «rohem den nördlichen Theil Ton Chlna,>') and führen dea
Kaiser anf einem Ton Ochsen gezogenen Karren als GefimgeMn
durch die Reihen des weinend an der Strasse knieenden Volkes
ÜH t. Nur in Siid - China erhält sieb noch die Regierung, aber ici
AbhängitjJveit \m den Eroberern des nördlichen Theils. Unter dem
edlen Kaiser Hia-tsong lebte das Volk ruhig und glücklich, und Chi-
nas grOsster Denker, T s c h u • h i, fallt theilweise in seine Regiemog j
trots gesunkener Macht doch viei geistiges Lehen. Ais die Mon-
golen unter Tschingiskhan die Kla angriffen (1224), yerliaaden
sich die Chinesen mit ihm, griffen aher nach der Besiegung der Km
die Mongolen an. Nach wiederholten K&mpfen werden die llongo-
len unter Kubilai 1279 vollständig Herren von China; der Kaiser
nird gefangen, utid sein Nachfolger stürzte sich mit seinem Minister
in die See; Kubilai besteigt Chinas Thron. H{) Jahre herrsch e[i »lic
Mongolen-Kaiser, anfangs kräftig und glanzvoll, später durch Laster
sinkend. Die Regierung selbst blieb durchaas chinesisch, und die
wilden Eroberer wurden seihst von Chmas IMerem Geiste bewil-
tigt (Bd. I. } 134); sie konnten schleditevdings nur nach den bidie-
ligen Gesetsen regieren; was sie etwa anders wdHen, seheHmte
an der Macht des Volksgeistes.
Die zweite Epoche (1368 — 1644), von der einzigen Dynastie
der Ming ausgefüllt, ist die der Restauration; aus der Schmach
der Fremdherrschaft rafft sich das Volk zu grosser Kraft wieder
empor, und strebt des alten Reiches idee und Erscheinung wieder
herKusteilen. Wie die Juden nach der Gefangenschaft eifriger als
Je die h^Uigen Lehren des AlteithinM pfleglen and hewahrlea« so
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cnvidrteMieliflrfer «Ib gfoiser Eifer» dieallMt ErfDamiig«D mMahten
wieder lu krilHgen und su verbreiten; es ist der Nachsomiucr <iei
ciüucsiächeD Geschi« lifc Liii kütiner Hebellenanführer, llong-wui,
frafier Hirtenjunge, tianii Räuberliauptmann, schaart die Patrioten
um sich, erobert Naii>ldng und stürzt die Mongoleoherrschaft. Er
ist der letzte grosse Kaiser Chinas; Yao uud Schun naehzuahmeo
war seia eifrigates Streben ; einfachste Lebensweise und rastlose
Tbitigkeit, SpanMunkeit und Wohlthfttigkeit seichnmi üid ans. £r
eiMhate das VoUt oft Sfleatlich aar Togead iiad aar NachahmaBg
der Alten, sorgte eifrig für Schalen uod die Bildnng des Volkas,
fiess die Goldgerätfae des Hofes eiascbmebEen, und kostbare Ma-
schinen zerstören, u eil Yao uud Schun davon nichts c?ewusst hätten.
— Doch dieser letzte Lichtblick sollte fiald w ieder ischvv indeo; in
dtf Mitte des 17. Jahrh. wurde ()lili);i durch Empörung und durch
die Mantschu zugleich bedrängt. Der letzte Kaiser aus dem Hause
Büag, ia seiner Haaptstadt von dea Rebellen bewältigt, erhängte
sieh nehst aefaier Gattin, aachdcai er aeine Techtar darchatochen.
Em Priaa rief aan die Maatsdm gegaa dea Rebellea an Hdlfe; die
Maatsehu bomltehtigteo sieh aber adbst des Thraaes«
Die dritte Epoche ist die der Maotschu-Herrscher, von 1644 bis
jetzt, '•*) Sie haben im zVIlgümeinen kräftig regiert, haben wenig
ij^ändert, und konnten es auch nicht, ahei freilich lastete das Bc-
kvti.«>8tsein der Fremdherrschaft auf den Chinesen, welche noch immer
die Mautsehu als Ualbbarbareo und Feinde betrachten , — uod die
HcRacher, obwohl nothgedrungen nach chinesischen GeBetzen
legferead, slad doch aicht mit ihrem Heraen daliel^ oad betrachtea
skh doch aicht ala die vom Himmel berafenen „Viter ihrer Ktader/*
soadera ala Henracher, derea Macht aaf Ihrer starkea Pera^nllciilceit
rahi Die Maotsefau Beben mir blegerische Thätigkelt, und ver-
achten die geistige Bildung, und werden dadurch uothw endig dem
Chinesen verächtlif f). Der Friede von Nan-king 1842 vernichtete
juit einem Schlage das hohe Ansehn des „Sohnes des Himmels^"
der Kaiser war von den Barbaren besiegt, damit aber auch sein
ürtheil gtt^rochen; er kann nicht ferner des aabesieglichen Uim-
mehi Vertreter sela; tiberail brachea Unrahea aas, dia Regieroag
hatte kein Anaaha mehr, Tolkshanfea, Toa Deamgagea geleitet^
ariishaadeltea die Maadarhen and erawangen aich Bewilligung oft
der sinnlosesten Forderungen. Des Kaisers Nachgiebigkeit he*
schwichtigtc den Sturm nur lür knr^e Zeit; — in allgemeiner ümpö-
niog hat sich jetzt das Volk erhoben, und der Thron der Mantschu
wankt
fiadetttaame Sparen ianerer FünlnkM tretea hi der Gegenwatt
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gl6
imner mehr hervor; BKnbereleD and PrivaClelideo serriltteo
Landfrieden. Die vielen VemchwSningfen in neneeter Zeil bM
nicht mehr gegen die Person des Herrschers allein gerichtet, son-
der« zeigen hier uinl da, dajss der (jllauhc an Chinas Idee vvaokeod
gcu'orden istj Chinas freschif litiiches Dasein ruht nluM schlechter-
dings auf dem allgemeinen und l'esten Glauben an die unwandelbare
VoUkommenheit des hiinmli.'icheri Reiches von Anfang der Welt lier.
Alierdinge nfieeen wir aweifelliaft finden, was Rottger in den letBtM
Tagen von einer commnniatiacfaen Verschwörung in China tue he-
richtet*^) IKe Verschworenen, „die Brfidersdiafl des UnuMli
und der Erde/' Hoih» wollen vom Himmel dara berufen sdn, „den
furchtbaren Gegensatz zwischen veroichtendem Elend und dem
üppigsten Reichthum aufzuheben/' Das höchste Wesen uoüe
nicht, dass die Millionen der Hiniiiirls Sühne zu Sklaven weniger
Tausende verdammt werden; den Grossen und Reichen sei der Be-
nta ihres Vermögens vom Himmel niemals als Monopol verpachtet
worden; derselhe sei die Ari»eit und der fikhweiss van MilHonee
ihrer nnterdriiekten Brfider. Die Sonne mit ihrem stiahlendee
Antlitz y die Erde mit ihren reichen Sehätm, die Wdt mit ihies
Fronden sei ein gemeinsames Gnt, welches Ar den Gennas von
Millionen nackter Brüder ans den HSnden jener Tausende zurück-
{genommen werden luii.sse. Die lioih w oUcii nun die VV^elt von allem
Druck und Jammer erlösen; vorläufig soll nur für die Verhrettunc
dieser Ansichten gewirkt und die Mehrheit des \ oikes gewoonea
werden^ ehe das neue Reich verwirklicht werden kann. Es erschei-
nen uns diese Nachrichten etwas bedenlüiGh; Rottger will sie von
ehiem BaodesgUede erfahren haben; das ist aber eine sehr miss-
liche Quelle. Die Statuten mit ihren Vereidigungs-Foimea» gehei-
men BnndeshSnptern, sehen modernen „EnthlUluDgen'' so ShnUch
wie ein Ei dem andern, und es mochte am Ende wohl einige Mysti*
fikation dabei sein. Das Dasein eines Bundes, Tien-Ti-Hoih, ist
übrigens schon früher bekannt geworden, nur kennt n>un als seinen
Zweck blos den Sturz der jetzigen Dynastie^ das wäre also eigent-
lich eise ganz legitime Verschwöninp;. Mögen wir aber anch
das Einste für mehr als sweifeihaft halten, so mng imoeihn
einiges Wahre zu Grunde liegen. Die Teadensen der angeblichen
Briidfirachaft liegen dem Chinesen gnr nicht so fem» Hat nicht
jeder Chinese das Reeht sa fordern, dass der Staat (9f semet
Lebensunterhalt und sein Wohl sorge? Ist nicht eine sociahstische
\ erfassung selbst in den alten heiligen Gesetzen beijnirMJet? ($57.)
AVonn nun in neuerer Zeit Chinas inneres Leben in Vertaü gekuni-
oien ist» uud die Übervölkerung das Elend gesteigert Jib^ — ist's da
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n Terwundern , n^enn der Gedanke auftaucht — es sei etwas faul
im Reiche der Mitte, und es müsse anders werden?
'i M.ng-wcu, I, 4, 27; Chou-king, p. 12fi. 240. — ») Chou-king, p. 2f»6. —
•)Bbcnd.p.282.-- *) De Maül», hiet. Lp. 1. 2. ~ ») Ebcnd. p. 2—4. — •) Ebcnd.
|w5— 43. — 0 Chon-kixig, p. 256. 237. 253. — ") Chou-king, p. VIII; p. 178 etc.
— •) üüuluil, p. 87 etc.; Klaproth, tabl. p. 36, — ") De Mai Ha, im Chou-king,
f. SM.— i>)DeMailla, bist. gen. IL p. 401. — >*)DoMaiUa, IIL p. 397. —
dfOluMni, UsL des Hong. I. p. 3. — Flath , die Völker der Meatsebani,
Lp. ISSele. — >*) TUen, Tl, Boih, Geecb. der Brttdenehail dee naundi nad der
Me,?. B^RBM^er. 186S. — mUiMni, Beicb d. Ifitle, L 5. 891; Haaie-
■■Bi tt^, L S8Q.
n. IHe Jlaponer«
§ 73.
Viel jiager ab das gaaohicbtliclie Auftreten der Chineaeii»
fn Giiaa ans BUduig, Religion^ Sitte imd Staat empfiuiigeDd,
aber daaEmpfaugene mit vielea fremdartigeD, beeonders baddhi-
•tiaehen Elemeatea vermischend, sind die Japaner nur Chinas
Schatten und uiigeistigr Copie, — sie haben keine selbststäjidige
weltgesclüchtliche Bedeutung. Ohne Kntwiekelung einer eignen
Idee, weniger durchgebildet und weniger in sich zusammen^
hängend, ist Japans Geistesleben nur eine in den Ncbehi roher,
aber bildun^sfilhiger Völker eich bildende mattere Nebensonne
gegeeftber der in eignem Liebte atrablenden Sonne Chlnaa.
Die Klailieit dea ebineeleeben Gedankena, der naeh allen Seiten
Ün sduurfeand beathnnite Lebenegeataltnngea berrorrnft» ist bier
tedi tr&omerische PliaDtasiegebilde and WÜlldlr umdänuneri
Die dürftigen Quellen lassen wenig erkennen, und dieses W e-
nige zeigt wenig inneren Gehalt, aber viel äusseren Glanz. Das
äussere Leben ist farbenreich und j^cstaltenvoll , aber im Innern
nt es bohl. Japan ist eine weitgcschichtiicbe Attrape.
Japan, von den fiiowoboern selbst Ntpon genannt, war bereits
tienllcb sablieich von angebildeten VaUieni bevrohat» als Fant
2ia*mn fan Jabre 660 vor Cbr. voa Westen ber aaf den Inseln mit
«faM» Heere landete, and die dortigen Stimne eicb groeeentbeihi
«rterwarf. Zio-mn war ein Sptoss aas dem C^esdilecbt der fünf
nach eioaridcr liher flio Erde herrschenden Er<len - Gotter, Dsi'Zin,
welche im Lande Hihoga iierrschten; es brach aber eine Empörung
gegen sie aus, und Prinz Zin-mu erhielt den Auftrag, die Rebellen
wi zächtigen und zugleich die ostlichen Länder zu unterwerfen. Er
Mab ab Hemwber ia dbaen Oatliadera» b Japan. So en&hba
tlt
die japanischen Geschichlschrciber. Da« Westland kann nur China
oderKorca sein. Beachtensvverthaherscheintesuns, da&i» ilioNanien
Zin-inii um! T)«<i-zrn imd der Tite! Tisiri, <len die Uerrsrhor bis jetzt
noch führen,^) wohl nicht blo8S zufallig au die gleichzeitige chine-
sische Geschichte erinnern. Die Vasallen - Fürsten des Hauses
Tsi spi^leo im siebenten Jahrh« eine bedeutende Rolle; sie sind
die mftchtigetett LehoeftirateD dieaer sehr Terwlrrteo uod unndugeo
ZeH, wmI fiihiteii um 681 Krieg mit andern Ftaten.*) Ferner wird
hn Jahre 679 ein Fflrat dea Vaaallen-Reieheii T^in durch eiae
Empörung verjagt, seine Familie und Anhänger verfolgt und im J. 669
in einem heimtückisch veranstalteten Oherfali zum Theil gemordet.*)
Die Zeit um 600 war für das Reich T^in wegen einer Erhfolgesirei-
figkeit, und für (Jliina ültcrhaupt wegen vieler Einfalle der West-
Völker aehr unruhig. '^') Die chinesischen Chroniken erklären übet*
dieaa aoadrficklicb» daaa Japans Fflraten von einem chineaiaehea
Prhnen ahafaMnen» deaaen Namen nie aher nicht neuen ;*) ^ aa
wie daaa Im swISUIen Jahih. tcv Ghr. sahliekhe Auayandeniiya
von Chinas Oatküaten anf die henacfabarten Inseln atatt fuiden.'*)
Andere Zeichen weisen unzweifelhaft auf China als die Hauptquelle
des japanischen Geisteslebens hin. Die Sprache ist zwar von der
chinettischcn sehr versrhiodorf. aher enthalt doch, wahrscheiDlich
aus der Mischung der »Sprache der rohen Ürbevölkerung mit der der
dilneaischen Einwanderer entstanden, sehr viele chinesische Wör-
ter*,') die Schrift hat mit der chineaischen viele Vowandlachaft,*)
der Kalender« die Namen und die Zihlang der Jahre sind vHUig
chinesisch Sonnen- und Wasser- Uhren, der grOsste TheO dft
Industrie und Kunst, der Sitten und bOrgeriiclien Einflehtungen aei>
gen auf den ersten Blick die Nachahmung des Thinesischen, und die
sagenhafte Vorgeschichte zeigt viele Namen chinesischer Herrscher.
Di«' riüeiitll< lir HIhhniü der Japaner hemont ühertiaupt t^rsU seitdem
sie mit China und Korea in lebhaftere V erbindung traten (im zweitco
Jahrb. nach Chr.) . und besonders seitdem die fivddlibten iudtaclM
and chinesische Bildung herttberhrachten, (im sechslmi undaieheatea
Jahrh.) u) Nicht itawiehtig ist hierbei auch die sehen frOher (f 7t)
erfffthnte Fahrt vcvi drelhnndert JflngKngen und Jmgftauen unter
Sehl-hoangtl's Regfemng nach Japan.
Wir können Japan nicht nach .meinen eignen Schriften beurtheileii,
von denen nur sehr wenig uns bekannt ist: heilige Urkunden hahen
.sie nicht: wir wi.ssrtt von Japan nur Weniges durch Fremde. Wir
müssen uns hierbei kurz fassen, da wir keine Sanwümg von Cnrio«
sitHten zn geben haben, Japans nnselbstatindige Geistesbildung
aber kefaie weHgeschichtlleh« Bedeiting hat md kein lehnndiges
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Ganze gicbt» soodern iixst nur ein iitintes Gemisch versehiedenarti«
ger fremder Bestandtheile; — die äusserst »liiiltiiicri , unsirJieren
ood widerspruchsvoileu Nachrichten machen ohoehiii ein hanaom*
«ehw Geeuuutbiki «mSgUeb*
*} fk Ii* fficihold, xnpiM»« Aidiiv nur teckr. von Jaim; 5, .Abttu PantheMk
S. 6. 9. 14; Klaproth, t&h\, hist. p. 78; dessen polyg^ta, ] . '^26; KAmplir,
GescL u. Beschreib, t. Japan, 1777. L, 8. IM etc. — ') Kampfer, I, S. 174. —
») DeMailla, hist. gen. etc. II, p. 91 — 94. — *) Ebcnd. p. 97. im. ^ ») Ebcnd.
p. 104 — 11 f). — •) Ebcml. n. 227. — 0 Khotul, I, 228. — •*) Klaproth, tabl.
p. 79. — •) Klapr. As. pol. p. 326. — i») Siebcld, III, Bdtr. z. Gesch. p. 102. 103.
- II) SitboldflH, a 101. 102.
§ 74.
Japan liataielil eine Religion, eondem drei, also eigen!-
lidi gar keine; d«in die ReÜgion enies VoUcee inmn wie die
da^a Menselien nur eine sein, und wenn daaaellie ndkrere
in gleielter Weise in sich trftgt, so erklM es damit, das« es als
Volk keine Relif^ioii habe, dass es sie Ii gleichgültig dagegeji
Terhalte. Damit ist a}>or sofort auch erklärt, dass Japau keine
weltgeschichtliche Eijtwirkeli!no;sstufe bildet, dass es keine
wirkliche Lcbensgestaltang der Geschichte ist, — denn es giebt
kern Volk ohne ein einiges BewoiSlsein; das Herz des geistigen
Lebens aller ist das GottesbewnMseha [Bd. I, $ 9]. Japan
Teiliilt sieii sn den VsUcem von geseUelitiieher'Bedentnag wie
ik mythologiscben Thiergeatalten zn den wiridlefaen Tliieren;
Japans Geistesleben bat drei KOpfe, nnd aneb die Glieder sind
TOD verschiedenen andern Geschichtsgestahiiiit;xii entlehnt.
Als die alte, den Japanern eigenthümliclie Heligion gilt der
Kami Kuhns, von den Chinesen 8in-too genannt, welcher
hauptsächlich in der Verehrung von Geistern, besonders der
Abnen*Seelen, Kami, besteht. Wie der alte reine Kami-Dienst
gewesen, wissen wir niebt, denn er bat keine Urkmden; der
ipMere, uns allein bekannte Knltas ist so sebr mit baddbi-
idsAcn md ehineoiaeben Elementen ▼ermiseht, daoo derselbe
gar niebt als eine beeendore Religion gellen iuinn$
was nacli Hinwegnahme dieser fremden Einmischungen übrig
bleibt, ist nichts als ein etwas abgeglätteter Dämonen -Dienst,
wie ihn die wilden V(')lker auch haben [Bd. l, § 51 etc.] Eine
innere Gedankenentwickelung können wir in den kindisch -phan-
tastiscben Träumereien eben so wenig finden , wie eine tiefere
fiiawirkmig anf das menaobliehe Leben. Die Religimi ist da
IV ein Scbnmn, der auf der Oberfliebe den Lebenn sebwiannt
« BsTylMonderseeiiderAwottangdenQnnaleiiAnnmhei^
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sehend gewordene Buddhisnivs eraelieiBt hier in einer sehr
ausgearteten Form, sowohl an den Kami- DiciiBt sich anschmie-
geiiü, als auch mit chinesischen und noch mehr mit brahma-
nischen Lehren vermischt. — Die Lehre des Kong-fu-tse
hat besonders unter den höher Gebildeten iiire auihkeichen
Anh&nger.
Der Kami- Kult soll die ReligioD der Uribewobner gewesen seb,
und das ist audi walirscheinlicli; doch ist nnsweifelhaft von des
westlicheo Einwsiidereni manches ans der ReiigioD dar Chinetao
▼orKoDg fii - tse, die ja auch eine Aimett • Verdmmg liatteii» hfaita-
gekommen. Was nus von den lierichterstatteru aU Kami -Kult
«»epebeD wird, hat noch einen ^nteu Theil buddhistischer Bei-
niiscluingen in 8ich. VjS ist auch ganz natürlich, dass der rohe
l>äiuouefd(ttit von dem viel höher steheodeo Buddhismus uoi^ illkur-
lieh vieles aonehroeu nwsste. ]>er Unterschied von diesem ist jet&i
in der Tbat sehr dSmmedg« wie sieb ancb die gottesdieostücbes
Gebftude der Kami- Verebrer von denen derfinddlüsten im insseis
fast nur dadurch nnterscbeiden» das» jene mK Sclundain und diese
mit Ziegeln gededtt sind. Es ist gaas fids^ aus dem jetzigen Kand-
Kult eine selbststäudige lleligionsform macheii zu wolieu. Et ist
schon längst nicht mehr die herrschende Religion, sondern von dem
Buddhismus weit liberflfigelt, aber vom Staate geschützt, und viele
seiner Gebräuche sind gedankenlose Volkssitte geworden.
Die verehrten Mächte sind theils übermenschliche Dämonen,
tbeils Seelen der Ahnen { die einaelnen Landschaften haben sich as
die Verebrong der vielen Geister getfaeilt; dbermeiisddidke Kand
werden jetst 492, menscbliobe gar 3640 gesShlt; aosserdem weiten
noch acht Millionen dienende Güster. Am höchsten verehrt whd
der S a n n e u - Dämon , ,,der himmclerleuchttiiidc grosse (iclst/* der
aber auch ein erzeugter ist; von ihm staaiiatdas Herrschergeschle( ht,
„ die Sonnen-Sohne,'" und in dem Kaiser waltet der Sonnen-Gott,^j —
einaufiailend anPeru erinnernder Gedanke, mitdemesaber wohl nicht
recht £rnst«ein nag, denn die Herrscher huldigen dem Karoi-IHeast
nicht mebri — sollte es Obeiban^t nicht vielmelir ein schwscb inn>
geinderter bnddbistlscber Gedanke sdn) Diese Ehdiehr des San-
nen-DSsMins in den Kaiser siebt eben gans so ans wie die indiacb-
baddhistlschenMenschwerduogen; die ihm erwiesenen Ehren erionen
sofort au den Dalai-Lama.
Auch eine Kosmogonie findet sich vor. „In alter Zeit, da Himmel
und Erde noch nicht geschieden waren, das Trübe (iu) und das
Klare (Joe) noch nicht getbeilt waren> war Tai-kijok [chines. Tai-ldJ,
der Uliiber." Jüess wiid biidlicb daignslottt als ein leerer lbei%
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,,Mb Himmel und Erde. Klare.'i und Trübes nii^bt geschieden wareo,
war ein Geraenge, gleich einem Ei. I>as Klare sehwebte als das
Leichle aacb aassen» nach dbeii, iimi w«rde Uimaiel; d*« ScJifr«i«»
Trihe» geraan Im Wasser zum Niedersdikig« nod wnrde Erd«;''
di«ss wM dtigtttteUt als ein «bao weisser, ia dar antern HilAe
•dmaner Kreis. „1S*A dar SdiaidBag das Gbaas enradis aas
dm Scblamne swisclieB Himel und Erde eine Pflanse, nad aas
dieser eine meuscheoähnllelie Ciastait, — ahi Wesen, welches die
Erde aui,bildete/'*) Die chinesische L r/.n eiheit, Yn und Yang, ist
hier deutlich vorhanden, [vgl. § 8], nur etwas nach indisrhen Vor-
steilungen modiücirt. Die weitere Eotwickelung veriäuit sich ins
Bodenlose.«) Die erste aas dam Cbaos entstaadeae Gottheit regierte
109>0OO MiUiooen Jahre, ebenso eiae sireile, waraaf sWi bewobn-
bires Laad bildete ond Menschea eatstaadaa ete. Dia bladlsdie
Phaatesie der Japanar geftllt alefa, adt BliUiaBeB vaa Jabrea am aicb
n weriBD wie mit RecbeapfesBiges, Etaraa Tieferea Ist Unter die-
0eo Trlnmereien nicht zu Sachen ; wir ddrfeii uns das Spezielle filg-
lieh ersparen.
Ein Leben nach dem Tode ist nicht ausdrücklich gelehrt,
aber auch nicht geleugnet in alter Zeit wurden nicht selten den
Gestorbeoen ihre Diener ins Grab nachgeschlachtet, oder diese
Hessen sich MwiUig mit begraben; in nanerer Zeit legt mm als
Eisats dafür IbHaaraa oder bOlseme Pappen bs Grab.0
]>er Kallas beatebt In Gebet, ia WalUabrtea sa beaoadeia
heiligen Kami -Bailea, besonders ta elaam Baase der Sanneoffett-
beit, — in Reinigungen und in Opferspenden. Wir finden in allem
ifiesem eigentlich nichts, was niciit auch l>ei den Schamanen schon
.seihe Stelle hHtte. Bei dem feierlichen Gebet an den heiligen Orten
wäscht Sick der Andächtige vorher in einem dazu besÜmmteu
Wassergeßiss, schellt dann in buddiiistiseher Weise an eiaer
ISIoeke» Jklatscbt dreimal Ia die Biade and veniebtat« an EIngaage
der Kapella atebead, mit gebengtem Kapf nad aasaaw^gelagtea
fliadaa adar aar die Erde nMaigawaifaB» abi aHllea Gebet«) Nar
rela darf der Mensch den beiligen Orten aaben aad He Speadea
briogen; unrein aber wird er besonders durch Berührung von Lei-
eben, durch den Tod naher Verwandten» durch Blatvergiessen und
Beflecining mit Blut, und durch den Gennss de« Fleisches von
llaiistbieren;'0 vielleicht sind hier indische Lehren im Uintergrund.
Die Reinigung geschieht, indem man sich in eine einsame Wofaaang
sarickxlebt, in Tiaaerhieider gebellt» Bart aad üaare wacbsea
llaat, dea Kapf badackt, TfaArea aad Peaaler verachliasst, dea
KBipm aad die Wobaaag nkAgt, sieb des Flaischea eatbüt, aar
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Reiss geniesst etc. Auch Üii)^e können unrein werden, und mÜBseB
durch Wasser und Salz gereinigt werden. Leute, welche Haos-
thiere scfalachteo, werde aU unrein gemieden. Niemand tbcilt deo
Platz imd das Feuer mit ihoeD, «ie niflssen in besoadereo Ddrfen
Wehnen f und bei den Stnuweo, welche dnrch ihr C9eMet flhmi,
wird die beCreffende ^trecke weder in der Meilevsehl nech in 4m
Poetgelde gerechnet *) — Ale Opferspeoden werden Speieen ud
Getränke dargebracht wie l>ei allen Schamanen; nur in sehr alter
Zeit sollen anch Menschen geopfert worden sein,
Die heiligen Orte sind weite, meist sehr schein aul Hügeln
und zwischen Hainen gelegene, mit Mauern umschlossene Höfe, 2u
welchen Pforten föhren, deren Querbalken nach unten gebogen ist;
in den Hdfen eiod Hallen fttr die Pilger und Wohovngen für die
Priester; Gartenaniegen ileren dae Ganze. Ihr elgeirtliche Tem-
pel ist Immer aehr einfach mid Ueln, von Heb gehant» das ebhie*
siecfa'BeltllInnSge Dach mit Schindeln gededtt) er eteht «nf PflMea
sechs Fuss über dem Boden; eine Treppe ßihrt zu der das Ge-
bäude unten umgehenden Gallerie. In der meist verschlossenen
Kapelle ist selten ein Bild, sondern wur ein Spiegel, l)ei (1«'m
Kuddhisten, ein Symbol der Seeienreiobeit, und das Go-hci, ein
Bnsch farbiger Papieratreifen, von noch unbekannter Bedeutung.
Awdä in ihren Biluem und Gärten liaben die KamI- Verehrer kleiae
Kapellen.
Fest- Zeiten sind viele; dHe meinten haben aber ihre retigiSee
Bedentang ganz verleren, nnd sind reht weltliche Lnnt- Zeiten ge-
wortleu. Der erste, fünfte und acht und zwanzigste Taa; jedes
Monat8 sind Festtage, an denen die Vornehmen einander, iiml die
Untergebenen ihre Vor*resetzlen besuchen, allenfalls auch ein Gebet
im Kami - Hufe sprechen; fünf grosse Jahresfeste werden vom gao-
zen Volke gefeiert, und haben eben darum ihren nnprfinglidiea
Kami«€harahter abgelegt« — denn die wenigsten Japaner gehMi
dem Kami -Klüt an; e« aind Natnr^Feete wie die des Nenjahra,
den FrahHngn etc.« mmi ThcH mit angenechelnMier Nachahmaag
der Chhiesen.' Enf»er mit der Religion hSngen die Jabreefente der
hedeutendeieti Kaini zusammen, an denen unter Musik und theatra-
lischen Aufzögen, das Lehet» des Gefeierten darstellend, die Reli-
quien desselben, seine Wafte», Kleider etc. in fliessendem Wasser
gereinigt, und seine Kapeile gesäubert wird; Tanz, Wettkioipfc
nnd Gelage achlleesen sich an die ernate Feier. »).
Die Priester sind nur Tempeldiener, md haben wmrfg Reden-
tnng« wie ihre ReHg^en. Sie sind verhefrathet, haben eine beson-
dere Kleidang; ihr Bemf ist meist nur die iossere Besorgung der
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CereiJionien an Festen, der i5>pt;iideu etc.; nur .in haheit FeflCHI
erzählen «ie auch luahrcheohaAe Sagen und iegen nie aus.
Di« Baddha-Ltlve kam zuerst im Jahre 6o2 nach Chr. wem
Korea ans Mch Japan, und terbreitete sich, dem 8chvv4i«hlicheo , ge-
daak6iil«mtt Ktm * DIeMl gegeiifib«r in gaiatigeiD Otogewidit»
aoodm in «lebaaleii uml acbten Jabrii. ao mftditig^ dasf acbga
danb «eMabnaU d«a Vofte« ihr lraUigte.M) Alier aie aawli«iot
iB sehr unreiner Form; wir fiaden da oabeD Buddha, desMii Name
rakjainuroi h\rr vSjaka hciü^t, fast die ^anze brahnianische («ütter-
welt. Brahma. Itjdra, Agni, fiva, Varuna, MuiiLi, Jama. 6onia,
die Trimurti etc., und sehr viel adbamaiiitfcb« Kleiueote« In Ja-
pan wird jede Religion schaal.
Die Lehre dea Kong-fa-tse, im eratoa Jahrh. nach Chr. nach
hftm gehommeo, iieiaat hier Sju-toe, war ver dem Bvddhie-
tm mehr verhteitel ele jatat« ud iet mehr Sache der Oeiehtten
ab dee Volkes ; jeae eher bekenaen Mh melet xtt ihr. Unter den
Sebildeteo herrscht auch i4el Freidenkerei, die sich von allem Glau-
ben an ein ÜbersinnÜchcs lu^tjeiiiK lit hat. Im Bereich der drei
herrschenden Ueli2:ianer! herrsrlil v«illine Freiheit desBekennfni.sses,
jeder kann sich nach belieben einer derä^elhen oder auch gar keiner
aDschtieeaee; da» Chriateatbum aber iat jetal hei Todeaatrale ver-
Mea.
*) aiebold, y, p. 3. 9, 17. — *) Bbead. V, p. 10; Slmpfer, I, S. m.
*)ftMd, m, S. IS. ft; SlAprodi, Ulk mj^fbol. dsc Uftm, p. 11. ^ «> XUp-
Bft, UM» p. ll^Sfti JMtt, BsL Bf%U d«t OriMtit 8. M sUs. ^ ») Sbbold« V,
p. SS. IS. ^ •) Si«1»ld, V, S. 35. ^ 0 Kbcnd. S. Ii; Gblownln, Begeh, in d.
Geiangenscli. H, 8. 33. — ") Siebold, V, 8. 13. — •) Sieb. II, d, S. 42. —
»•) Sic!). V. S. 34. — »») Sieb. V, S. 29. 35; V. tu!., ni. r,3; Kämpfer, I, S. 258 etc.
- "3 Sief V. S. 13 — 18; Ktopfor, I. S. 267. — Sieb. V. S. 34; Klmpfcr, I,
8.881. _ *♦) Sieb. V, p. 4. — »») Khcnd. V, p. 85. 88. 113 etc. n. die dazu ge-
!4i%mZafiBl«,r- *')£b«id. V,pw7iJüjUapfiv,I, &304.-. »0 Gtt^V¥a*Pt
§ 75.
IMa WU^ettacthaft, m weoig «na beluiiiiil» als lun sie
Mer beofdieUeD «i kBueiiy sokabt mehr den ChnMaes aaeh-
gelamtals selbstständig ausgebildet zu sein. — Die ludnstrie
ist wohl die glänzendste Seite des japanischen Lebens und in
einer bewunderungswürdigen Weise ausgebildet, die cbine-
iisehe, von der sie entsprungen, oit weit überllügelnd. Japans
geistige Thfttigkeit, aller höheren Interessen enaaiigeiiid, hat
sich haaptaäcblich auf dk Baha^Uehkcftt und Annehmlichkeit
deakdiaehan Labeaa gewandl, aad waa la dieaaa Bereiah ftUt^
Ma aiad. die Japaner Mcialer; «aaare fortgesohiitteiia .Inda-
zu
strie kann noch viel von deu Japanern lernen. — Der Kunst
fehlt die ideale Grundlage» weil Japan kein wirkliches reli-
giöseü Bewusstsein hat; sie ist unfrei, ujkI mehr Dienerin der
Industrie als freie üerrscherin; sie erscheint aar als Zierde
«Bd Putz, nicht um ihier lelbst willen. Die Erzeugnisse der In-
dustrie sind oft Uberans zierlich und sclMiiickreich, aber
MllMiMiidige Kimstvrerke feUoi; die Idee der SehOiilieit ist
nodi Dioht ans der harten HfiUe willklihrlieher Fotm bcMt
FfirWIssensdiaft mid fi^istige Bildung eberliaapt «eigen wenig-
steos die Japaner Ucr iNcuzcit viel Interesse. Lesen und Schrcibeo
ist bis in die nicdrigsteo Stände ganz allgemein bekanut; selbst die
gemeinen Soldaten bringen ihre freien Stunden meist mit Leseo
jni.1) Wie viel bei der ziemlich bedeutenden Aasbildung und Ver-
breltung der WisaeosclMfl auf den Eiufluss der friÜMr aa aükh-
tIgeaMisalofleD koninil» ISaat sich jetst noch nicht lieetinHMa.-~Die
Geeehiehtaehrelbuag ist In lUeierZeit Btihrcheiibaft , apitir
genau. DieVorgesehielito, d. h. die Zelt ▼or 600f whd durA tflunio
rische Mythen ausgefüllt, in denen auch alte chinesische Kaiser,
- wie Fo-hi, Uoang*ti, Yao, Schun etc. ihre Stelle erhalten.*) Später
sind ziemlich genaue Chroniken, 3j aber dürr und o^pistlos; von eioem
Zusammenhang der Ereignisse und einer Entwickelung der Ge-
schichte er&hren wir da nichts; wohl aber erfahren wir, dass dann «od
wann ein grosses Gewitter gewesen oder Schnee gefiUlen aei, dasa
efaie Schildkröte ndt zwei ^»pfym oder efai Hirsch oder eb Hase
■H achtFtlssen geborea undan den kniserllcbea Hof gesandt woidea
sei. Von einer Philosophie dw Japaner wissen wfr niditi»
können auch keine bei ihoeu suchen; denn ihr geistiges Leben wird
von keiner Idee getragen.
Auf die Erzeugnisse japanischer Industrie, die auf unseren
Welt- Ausstellungen einen ehrenvollen Plata eiooehmen wfirden,
kßnnen wir hier nicht niher eingehen. Wir verweisen auf das 1832
hegoanene und in diesem Augenblick noch nicht vollendete kostbare
Werk SIebolde, Abtheilung, H und IV. Alles neigt, dass die Ja-
paaer irerstehen^ sieh das Leben bequem und angeaeiui au amchea.
Von eigentlicher Run st Ist In Japan freilieh nicht viel so wm*
eben. Die Baukunst ist unentwickelt, den Chinesen nachgeahmt,
die Zeltform wiedergebend; alle Gebäude sind niedrige Holzbauten,
— der Erdbeben wegen; nur die Grundlage ist Ton Stein. Die
Häuser sind von aussen ohne alle Verzierung, die der Voroebmen
ohaeUa durch eine hohe Wand oder einen Erdwall dem Auge ent-
zogen. ^ Von japaaisdMT Poesie sind wir wan% anienlehtel:^
^Dns Tlieater ist eh gewihnficbesVergDagea der Js^er, dach
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Mi
wiMeo wir nur wenig davon; das Meiste sind wohl Tüaze, Auf-
zige ond iebende Bilder, nicht aber I>ranieD. ,
») Gokjwnin, T. R. 274; H, S. 25. — KSmpfer, 1, S, 163 — 172. — ^) Ebcnd.
DüB »iuliclt« Leben der JepMier kal wenig Eigenibi»
Uite; es eplegdt dw dmk de» MIscheB BnddliisiMU modift-
«irte eliuieefiBelMi wieder , ist aber 9 der tiefereii Ideea entbehrend,
flacbei. llire Milde und Freundlichkeit 'wird selbst von Ge-
fiiDgenon gerühmt;') ihre Höilichkeit gleicht der chinesischen.
Die Ehe ist weinc»;er tief erfasst als in China, denn sie spiegelt
nicht ein Gottesleben wieder. Nur eine Frau gUt als die recht-
nissige, aber Nehenfranen , bei Wohlhabenden gewilinliisfae
8Üe, sind erknbl. JHe £be der leibüdben Sdhreeter iet
vcibaten^ andere VnrwnndlechafbgHide aind geetantet, IHeBnb-
liiei aber lat ein «Amiieli gedoldeles, Tomfilaata fliisubiiyateii
Iii geordnetes Laster, in seltner Ansdehnung verbreitet.
Der Mann hat daa Recht, den bei seiner Frau ergriflenen Ebe-
brecher aui der Stelle zu tödten; dasselbe Recht hat ein Vater
^em \ erfiihrer seiner Tochter gegenüber. Kindcrmord ist ge-
setzlich verboten, aber sehr gewöhnlich; und die Regierang ist
Usslg.») Öffeotlicbe BahUiiaser, in Jeddo »it mrsUioban Pal-
iMea fai Ptacbt wetteübn^ babea bieweyeD iegea600Dliiiefl, und
üttBeeueh Ist fcehie Sebande; anf dea Laadslimaaea bat jedes
Whfbshaaa sebie INnien. Aach anaatttrUeba Laatar aind sehr ter*
breitet; eine durch die Schönheit ihrer Knaben berfihmte Pr»tins
treibt mit denselben einen bedeuten den Handel; solche unglückliche
Wesen werden au manchen Orten sogar Öffentlich feil geboten. 4)
*) Golownin, I, S. 166. 184. 318. 886; II, 19. — ^ Eb«sd. II, 64^ *) Bbnid.
0,18«;«.«) Sla9iBr,n,187.aft7.SS7} QokmaiB,II,Sl-^as.
S 77.
Dar- Siftat Ist bnaft aeinea Ursprungs ven dam ebiniaiaaben
iwemlicb TersohMeB. CbbM ist ^ nntirMeher Staat, Japan
ein Kuiiät-Staat. Chinas Staat ist aus dem Volksleben in Mitdr-
licher Lebensentrv ikelung erwachsen; Japans Volkslebcu ist eist
durch den Staat gemacht; Japan hat darin eini«^e Ähnlichkeit mit
Peru; sind doch in beiden Ländern die Herrscher Sonnen-Sohne
«d von übenMOSoblicher Bedeutung. Japans Staat eut&tand
durcb Evobeningi wAbnnd Cbinaa Staat dorob nad durch den
Chaiaktar'einea nalnrwAobaieen und iieiiwondlBatt Lebem^^r*
n. IS
i^iy u^Lo Ly Google
gaaiflMi «u iM Mgt» Ftoi mid Velk anlilaoliterdyigi «Mm-
mengefadreii und ein« giwie Famlilie bidati« «teht^iD Hpm
JerFünrt iem Volk ab onbesoliriidilsr SdtwtlbmKdMr gegen-
fiber, und das Volk ist an sich rechtlos und unterworfen. Des
Herrschers Wille ist alleiniges Gesetz, während in China das
Gesetz höher ist als des Kaisers Wille. In China ist ein gewalt-
samer Sturz eines Herrscherhauses mügiich und berechtigt, in
Japan unerhört, obgleich einiipe Harrscher äas#eiBl grwain
aaid firevelhaft regiartföi; Jafans Creachidbte bat nur eine Dy-
naatla. Eis den Hemdierbaaae atanunverwiiiidlef Adel vmfj^
mit bokeaVoirechten den Thron. Aber acluui.ln.svFdlfi«a J^br-
Imideft wwedB des Herm^en ObermeDseUiebea AasebD dadurcli
gebrochen, dass neben der überscb wenglich -ideellen Macht die
praktisch -wirkliche eines Heerführers sich im Staate ein cui-
scheidendes Ansehn zu verschaiTen wusste. und den Dairi
hnmer mehr in die zweilelhaite {Stellung eines gcistlidien Ober-
baaptes zurückdräagte. >) GegenwIUügial&at alle Gewalt that-
aäcblicb bu dem weitUobaa FürMn^ der das geiaüic4ie Haupt
aar noeb bei besoBdeta wiobtigeD Aagelesciibnieii befragt»
beaendera bei jeder Abiaderoni; beateheader oder EwflibraDg
neuer Geaetze; dnrdi beatiuunte HaldigungsforaieB and Ge-
schciikc bezeigt jener dem Daiii aber seiue ei^eiitlich unter-
geordnete Stellung. 2)
Der Sohii des 8onneii - Geistes , <l«r Dairi, hat eine unbe-
schränkte Macht; er ist nicht wie der cbiuesisdie Kaiser ein blosser
Mensch, welcher nur bedlnguogsweise ein ^StoUirertieter der Gott*
Iwit iai» aeadero er iai dieaa von liaaae aua, tat aa aUh die Ofiiea-
baniDg der Oottbeit aelbat; der BaMwMa bat dieae Tor-
ateüaag eatireder web mehr oateratttit» oder, waa adr irakr*
aeheiBttcber Ist, fiberbavpt erst erzeagt Der Dairi darf mit adoen
Füssen dii: Er Je nicht bcUetcn, wird daruni immer uetraL^en; die
freie Luft und die Sonne dürfen sein Angesicht nicht berfihren:
Haare, Bart und Niigel dürfen dem Himmlischen nur im Schlafe ge-
sdioitten werden. Früher mosste dar Dairi tüglich einigaiSItujBden, mit
der Krone bedeckt, anf dem Tiiraaa anbaiHgfcaltsea« weil dadurch
die Bäbe deaLaadea bedugt war; jetet iN^lUgl maaeb^b daeA die
Ki>ooa aaf den Tfafoa a« l^gea. Aüe Speitea JwOaM fkm hmmm
Geaddnea gefcacbt ead in neaeo Schfisaela au%eCra9aB mfn^lnn,
dann sofort zerbrochen werden. Kein Unterthan darf den
Namen des regierenden Kaisers fuhren, daher sind alle, weldie
mit demThroululuer gleichen Namen haben, verpflichtet, bei dessen
Ragieruiigsantriitt denseibfiB zu varäadera.^^) Zwi»lf OemahUBOo»
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machen nach Kltester fest l)('^tcliend<»r Sitte <]('<■ Kaiser« Tfan^üRtand
aus; abrr die eine hat den Vorrang al» Mutter des Throiitoigers.«)
In lest bestüninter Erbfolge geht die Herrschaft immer auf das
ilteste Ktod oder den nächsten Verwandten über, ohne Rücksicht
laf Aitn »ä&riGmMmiäi . anek Kinder nid. W«lbar eiiiCB den
Tknu.ff^.^TkM9mtMtiktiitm, Ue itmufidigokrlig« eidb MgaM,
ialkitwiddlelieSiB|»lm^, aiad »her deeh Torgekemien ; "r) A
WMaiBBig gewordener Kaiser wnfde Ton seinem Minister abge-
scUt;**) im vierzehnten Jahth. n uriien die rechtmii-ssigen Herrscher
eia halbem Jalirhundert hindurch von Usurpator« r» n t rdningt.^) Ge^eii-
wSrtig hat der weltliche Herrscher fast alle ii.iukflnflt6, der Uairi
■BT die eiaee fittnteodiuiiis. Jener besucht den geistlichen Henr«
idber tm selten, sdilck« aber eftGeMedteclMilleB «it««icbentai,
ntar detifl» eich dUe ^iei^kni ieuner «in von dem ireWieheii Fir»
ein eeÜMt ^hagmat i»eieeer Kreeieh mit edweneni Kupfe be«
Ilde» imieBr Diene ilaldigungen «Ind aiber ra efaNt bleene» Ferei
fevveiden ; tbatsächlich macht in der Verwaltung der weltliche Ftirst
(KuDilio-ISaraa) alles, was er will. Auch dieser iimiriebt sich mit
allem fillanze dor Macht: xweihurjdoi t J-ieibarstte Imbcii für seine
(vesuiidkeit /u soi|^, ansserdem aUe seine S()eisen zu überwa-
chen; sie mOseen z, jeden Keinkoin lülr dte kniseriiclie TMi
■it elDer Kaage ftseeaebmit^i)
Der M den penuudecbeii Inke^ Adel erianernde Jnpenieebe Adel
MS der Piiliie^den Bemchergesohlechln Ist ei» bcdcetmmer
üntornelM iron CMoe, wieicbe« einen nolehen «icbt kemiüt Jofinns
Reich beruht eben auf dem Herrschergeschlecht, Ohhia auf dem
Gesetze des Uimmels. Die Adligen, 2« den wichtigsten Ämtern
iierec'htigt, und den Hof des Dairi aitsnia' hond . itnterscbeideo sich
von dem Volke auch dnrcb eine besondere Xracht i^)
JMe Iiier nntSrlish nar von dem FOrnten aasgehende Gesetz*
gel^«ng Mgt an Tbeil necb den Chamkter der Relibelt «1 eich.
Wrimi|Ü>rir 1« Bw werden nackt an einen Pfald gebunden und dnrch
¥»nM ceHcrat gelegtes Feeer ians«an na Te4e gebmtee. m) Dan
Heetlndvias wird eft dtnrch grausame Fsitem erawnngen ; man linst
den Angeklagten z. B. auf einem stumpfen Säbel oder einer Stang«
Eisen knieen, und hän?t schwere Steine an ihn; dicss ist die ge-
> Kodeste Art Jedoch ist ausdrücklich die Folter nar dann nnxu-
weeden, wenn die Sebald dnrdi eebr gewichtige Grflnde nachgc-
wiesem ibt. H) Im Allgemeinee neigen nidi die Japener in der Bc
bnndkng Angeklngtor mÜd.
«) Kimpfcr, t, S. 220. — ♦) Golownln, II, S. 45. — ^ Kampfer, I, S. 175. — .
^ dvtow^ Ii Sae.— •) Kftmpfer , B. 177.^«) BIM a 17i^^^ «. 17«. f 16. 119.
14*
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1
Die Indier.
Dati chine&ificlie Dewussteeiii trägt durciiau^» den Cüaiakier
d^B Dualismus; es ist die Stufe des abstracten VeratMMlcis, der,
vott den luitllrliolicii D^ia auf deiNm iUnuidlagwi Mvfiakge*
lioiid, zoletet bei einer Ur-ZweilieU stehen liMbi» über waMhe
er webt hineiiB Ji;aini« Dee Mtlul&ebeJDeeeMi bM.dtawn Segen-
setz Ton Stoff und KraA in sich und besteht imr durch diesen;
und ^vcl von diesem Dasein in seinem Denken ausgehi, uud liur
dadurch zu dem unbedingte ü Sein gelan^n will, dass er von
dem Zufjilligen uud dem üe^onderen abstraliirt. und das allem ,
j^ift^ejljftpn au Umndc Liegende festliält, der ihonunt nothwaadig
zu einer Zweiheit» die in keine höhere Eiabeil? an%el|t» . .i>ie
£ittl^eit dqs Gijgei^tnee ist kk Gbpue aiebr ervcMlIt. vna .den
bdiclislen .Geisteni nnr geahnt iind gefordeelL Dm vavalüif-
Uge Bcsnken viU gK»d«»,4«£n£iBii den Sein» ecfteeen» ind
alles Dasein ist nnr insofern vernünftig, als es das Wesen der»
selben in sicii Ihl^I uiid in dcv Linlicit begrüßen werden kaan.
Der nothwendige ForUchritt in der Geistesentwiokeiung de»
lleidcuthums gellt über die des abstrahirendeu Verstandes
hinaus m der Stufe der Vernunft, von der Zweiheit siur £in-
beit. Der aliem natürlichen Dasein zu Grunde liegende 4Jige>
g^u^ats des padsirai StoüNi vnd der aativeft Kraft aoU fiberaea^
de^ ]virerden;, beide , Urgrtiiide sellea nieiil n^sn einander
bestehen» fendi^ni soUi^ in einer whrlrlfcfaentKinHeiteifiiest wer*
den* Alles ist Eins, und das Viele ist nnr aus dem Eineii:^^
d,^l'l;li das Eine. Es ist die Weltanschauung der Indier.
hei deit ( iunef^eii dämmert die Kinhfit aur bl«i$t!: im Hiiiler*
uriinde: ihr grüsster Pbiloi^opli, mit iudi^cliem Deiikeii \ertr;iut.
»teilt die ErrctchuBg der Eiubeil sogar als höchste ^u%ab^ der
FhUosophie hio; er hat die Auijgabe aber nicht gelltet ({ b). Die
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Einheit des Seins int bei den Chintvscn nicht Voraus^ützuug, son-
dern fi'e<fiiltat: Lrkratt uüd ürstoiV w erden erst ein« In der wirk»
lii'tieii Welt; ihr Ziisaaimentreten macht die Welt dar Uiage aus;
jedes eiDzelue Dasein ist eise Eioheit des UrgegMaatzes. Aber
4tese Einlielt haftet ibck nur an den einzeloen Diogea» exiatirt gkt6
is Mk ^9M^ Mooian wmin der Vioihel^ tlaa^ANü Gcfgu.
<Mvil9 kt diM VmgMmt» der vim d«D%?ehiiafti9eo Itakm
KaMMtm Blabeie; die VenNufteielielt ttegt den ed«'Ubr weMen*«
de* G«freiisftts sb Crruhde, die chitteshciie Eioheit hat daget^eu den
Gegensatz zur \ araussetzting; und darum eben, weil das mensch*
liehe Denken durch seine innere, wenn auch noch unhefiimsto Ver-
ninftigkeit zur Einlieit als der Wahrheit hingezogen wird, und tor
iem Zwiespalt sich abwendet, versenkt sich der Chinese mit solcher
iiiebe le die wMMe, «ioeliche Dasebr, eed weodet eicb glaiafa.
«««9 m te Ui«ried«i ab| der Gbiiieee LbI ebi HebsA der fie-
fMPttft, 4ee frafctMMB Lebeoe» will nlt dam OheieMIcbea
siebte ee tbae bebe», deoe dort gibiel Und «er der WMerspnich,
4e Sweiheit entgegen, in der handgreiflichen WirkÜchkoit abei liu-
det er uberall den versöhnten Gegensatz.
Der Indier dagegen -cht nicht von der <^inniichen Wahrnehniiing
au», and sucht nicht aus derselben durch Abstrahireu zu der letzte»
VorausseteQDg zu kflsnaeo^ eoedern er gebt vso 4ler unbedingten
ttabÜtiAe dwiVeiaiiteetoepg waHlblbar aee; er etellbdle i^esdai'
mfi^n 'Mmmfl M iMbUck' fab; die Elebelt f et, ued aar die
lhbil|-bit.iiiMiall; alle» Ci^eeta fcaüit we äen BUMk, ist
em^Folge. ''ie Cfaioa «tf'der Oepeneata d«e firele, die ßbriielt in
der concreten Einzelheit das Zweite; iu iudieu ist die Kiuheit das*
Ertöte, der Gegensatz erst das Zweite.
. . § 80.
'^'Dtir-itogeMMle nm Kraft und Stoff eoU aiti^ehoben wer-«,
tof eeii emi^eieiis aisfal dm^WuMf eondeniwt dai fLfmiii^
sHif»*^ deii wbeÖliigt Biiien .adMi km 4m vemioflige
Ifcwilwii ■usgeheifc W^mOim abev knüer aoeh kmt dte. Beden.
d» Hattir, tibfieoclven Idee. Das Natur -Sein eeH ide ein
eniiges erla&st vverdmi; Alles, was ist. ist iXatur, luid die ür-.
fiiiüieit kann eben auch nur iSatur- Ein Ii elf sein. ' ■
Die iNatur ist aber^seblechterdiugs in dem genannten Gegen-
sätze befanj^, und hat fiber demselben nichts, aus weichem
^mvAhe ^rst Eermleiten nräre. Seli Mier der Dualismus auf«
g»Meai> nikdeii^»e# kwän dtow mtf ijedeaci geweheheii j d^ee
eine Seilt 4ari'QK%taMttd»' 9orge»«h«bett^ «^ anden
i^iy u^Lo Ly Google
eines Gedankens willen, auf allei» Verzieht geleistet, was dem
Meiibclien »onsi lieb uml werth ist, — nnd das ist eine hohe,
sitlliehe Thai; — «Ue In^ier suai das tragische Vol|c des Hei-
denthuma.
4 ■
♦ i • * *
I. Das Brahmanenthain.
Erster AbscbnUL
Dad reli£;i<)se ]>befi*der In^er hat eine iftage imd relehe
Eiitwii'k<*lnii^. ist nicht, wia bei den Chinesen, von Anfang an
fertt*r. ('hina.s Religion hat so w( iiip; eine Gesehichte wie sein
Volksleben: alles goisfi^e Lohcii scliiesst da wie die Eisnadeln
plötzlich an, und ist im Augenbiick der Geburt auch fertig,
ttiüeiia Religion bat' eine' Creechichte, und wir müssen das FrA*-
hcfre tmd Spfttere. streng mmerselieidep* • in Cknia shfid die spä-
teren GeistiM-lfrkniiideii efgenillleh hut eine 'EMIiiMinif» dir
IHdiefeii^ life Indfen Stetten dIe'ScIldfleivideFTeriMittam Cd'
ten elM pme geistige LobemwnUrlfllEelung dar, «Ne^Oettnpt^' dle
voll«» Rlüthe, und das Absterben dei^idee. Die vier Veden in
allen ihren Theilen und d?)s Gesetebuch des Manu sind die
Haiiptfjnelle der anfangenden und dervolikommeh aHss^obildeteu
Urahnia-Heligion, die ihren wissensrehaftliehen Ausdruck In der
Vedanta^niik>ei»{»hiiGf geliiaidea'hftti. Die grossen Epen und
die Purrn^« Mig^n uns das irilkeiide reMgldee AeihwMn*
IHe- Veden geHes alsr «nMiMMMe ^atlMe OCMmraig, dl»
ef» etMA'Soleher AnsfliM»» ans der GottMi wM «He tWnf^Dhige
es sind;*) wir milssen auf diesen Oedanken sp&ter nkiehhiiariek'
kotnmen. fn der nachchrfkfffchen Zeit werden Einwirkungen
des ( iiristenthums. nrid sp itn <i(>s Islams »ehr meHcHchrdl^
frenfdem Rerührungen trugen dnzu bei, die bereite begonnene'
Setsetaunt^ drr brahmanischen Religion nur notih zu beschlea'^
nlglBn^ 'das Voüi' beütelt von ihr linr krankhall^phantasUselidb
AaslirMiigett^' iind df^^-Widetnden' nur des «hiii -MliM-^HIv«'
tMiekiiete'A«lle;">. • " . ' t. . . •
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235
Jeder (iüf vier Vedcü, — - Ric: Veda, Jadschur- V.. S;iiiia-V.
und A thar va-V., — besteht aus drei von einander sehr \ris( liir-
deoeu Abtheilungen, aus der Sanhitu, einer 8aiiiiiiiuog von Liicdem
«od Gebet«» (liaatm'sj, tarn 6m BrahmaDa's, von mehr liturgisch-
didacÜschera, zum Theil pbilo8opbi8cb«ak**liiluill» eigeoilldi die
IKtgmljk V«te ykimd, «ad «to den aiglMlidm «nl «Ita-
twdem Mra's. Za de* BnfauiMi'a gdMrao di» Meisten üf aal -
•ahadetos) (Sitzungen, Vetträge), wiaaeaaduMieiia aadphilaao-
pMache Abhandlongen. Die Veden, so #te ihre einzelnen Abthei-
iuu^eii äitid voü sehr verschiedenem Alter; am alte.steu ist jedeofalls
die liiedersammlang des Rig-V eda, über 100(1 Hymnen in etwa
. 1 lUUÜ Versen enthaltend, von welcher einzelne TheUe noch in der frü-
bereo Ueimath der lodier a» Indsa gadiditet sein mflasea, etwa im
fi«mh»ten JaMnadavt vat Chr.; gaaaMaalt wardaa dieaalben
MbracMolidl ba 7. JaM. Ter €hr« Dar Attorva* V. iat der ayMaate
der Her MUgaa Bülte; dia m ÜHa gahdrigaa UpatuaclMdea aat-
iMHea beraiia eiaa aasgaUdata PMiaapMa aad taMaa tMtwaiae
bis in unser Mittelalter herab. 3) Sehr viele Lieder und V erse
wiederholen sieh in den verschiedenen \eden: so sind fast allf
llMuuert lieü Sama-Ved.i, 154U an Zahl, aus Versen des Rigvciia
gebildet Üie Hymnen sind nicht durchweg religiöser Art, einige
gefaüren auch in die «raHlkka Paaaia, -aad batraiail aaibat daa Be-
Hat dea «dMnaa.«)
Naahat daa Vadan biUao die ßaaataliftaliat die Oraadkga
ftr daa gaMMaiMUiebe, aüilielia aod laNgillaaLabaa daa Volkes:
wm hadbalea in AaMm, den Vadaa fest gleich geschätzt, steht das
Ge&etzbuch dei* Alanu.^) ein wenig i^eordnetes Sammelwerk
der alten Gesetze, augenscheinlich aus nein verschiedenen Zeiten
und von verschiedenen Verfassern, und wie die Veden auf einen
guttJicheri Ursprung zurßckgeftihrt. Manu, d. h. der Verständige,
dMa der Mensch, ist salbal aia* mfüumibb Paräaav §Ut ala «u
Mn ader £akal jtoahao'a, ind aeH- vab Biakaa daa dasMs
- aiBiplaiigaa nd aa daaa aadata MaBaehen ^Mat Wbaa; etat apftter
anü daaadba adviftlieh- aaljsaiaieliiiat woidan sei». •} Dia Vellen.
daa9 daa Werke» ist wobl noch vor den Anfang des Buddhismus,
aUo vor das sechste Jahrhundert vor Chr. zu setzen. Die Über-
einstiraniung der Manu - (»esetze mit deti \ «den winl in denselben
sehr bestimmt hervorgehfkben ; ^) das reltgiüse, sittliche und {>oli-
tische Leben erschäint aber viel ausgebildeter als in dem grueaten
Tlieila dat Vadaa»' umä al* aia Miigti», abgaachbaaeaes Cfaaaa.
■.Wirhüg itC aatt-^aa apüteie diaMiakraifc iadlaaiiar, sam Thail
aaa Mia« adaf diaaM'Qlttllda tffiawiiartiaar daaataa ,,¥ajaaval«
uiyiii^cu by LtOOQie
2^6
kya'.s Cic>«cUbach/* 9) ivahrscbeinlich uns den ersten Jahrhunder-
ten unserer Zeitreehniiiii;.
Eine i»elir theologisch • cxcgüti^»che Erläuterufig und Aa«legong
der Veden als eine phiUsophbcho Begründung ist die sogeoMuite
PMiMophie der MlraaM«, 'deren Anfiioge bereite ia 4m epi-
ierea rar VedeeKlteratur gtthffrigeo SobiMkeii enthaltMi «M, Dm
eigeotliclie, mm den rei^HiiieD Lcfcran def Veden emwdMeM« vm
de» U|Muiiseliad6»«fid'Too Mftira bereits begründete pUloMpWeche
Sv8tcm der Indier . welches als der irfssenscbaftiiche Ausdruck der
Vcdcnlchre, als die eigentliche Brahmanen-Philosophie zu bctraili-
■ teil isl, ist das N\ slf 111 (]m Vprlanta. «lesseii bedeuterjdster Lehrer
- iSadkara iiuüiübenien Jahrb. nach Chr. lebte. >*) I>er \ edanta iftt
nicht eine Philosophie neben und ausserhalb der Theologie, son-
dern er ist die WiiiMechnftlich^ BewvsMeeiD der Veden-Religioa
eeibet» und ein VenrtiUdniflS dieaer Religio« ist ebne dl« Erkennt-
niM den Vednote nicht mSglkb. IHe Vednnta-Pbiloeepbie ist nicht
ein'System, nicht einen Denkers Werfe, sondern eine ganze phi-
lusophiiächc Volksarbeit, deren bedeutsame Anlange bereits in den
Vcden vorliegen, und die in Sankara nur ihren vollendete» Aus-
druck fand. Die spätere ITinueslaUuFig der Philosophie cutferntc
sich, zum Theil durch tremdartigen Eintluss, immer mehr von den
Veden; der Monothelmm der Mohamedaner und wabrscheißUcb
frfiher schon der Christen, wirkte ▼ielfacb ein, nnd ein eolghter
Deismns trat bimreilen an die SMle der indisoben fiinbeitB« Lehre.
Zu diesen FSlscbnngen nnd Ausartungen der ait*indlseben Lehre,
von denen manclie Forscher Irregeleitet wurden, wo nicht ^ar an
«ien in diesem Gebiet mehrfach vorgekommenen liüerarischen Be-
trugereien ^ehftrt die Kural des Tiouvalluvar, ein Werk, welches
die Kasten verwirft und einen strengen Monotheismu» lehrt.
Eine wesentlich andere Gestalt als in den Veden und der Vi»-
danta nimmt die brahmanische Religion In den beiden grossen Epen
iftama|ana und Mahabfaarata an, deren 2eit noch nicht beitiBMmt
angegeben werden kann. Das erntete, ?on einem Diehler «od
aus einem Gusse, ist jedenfalls das ftltere, und ist wuhrscbeniliGh
io das dritte oder «weite Jahrb. vor Chr. zu setzen. Mahabharata
hat eine mehrfache Überarbeitun*; ertVilnen und viele zum Theil
sehr ungeb«'»ri[fe , nb*»r ffir die Kenntniss iiidisclicn Altertbiims sehr
wichtige Zusätze erhalten. Die Knstebung und % uliendnng dessel-
k9m hat. in die einten Jahrhunderte vor Chr. bis in das dritte Jahrh.
naieh Ohr. au 'Setseut Zu den spfiteston Theilen gehört ohne
ai^ei&l die wicfcige fliUe^phiflche fipisede des Bfahabhannia Ma-
ga^ad-gita, die spliar sogar ala gMiche Offanbawg #1^
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837
wiewohl sie die eigentliche Vedaiilu- Lehre vielfach mit fremden
Gedanken vermischt, i'^)
Sowohl die Veden- Lehre als die der Ueldengedichte vogetirt
iBsartend und verwildernd fort in den Purana's, >s) tm denen die
IIMm erst im vmMtn und dreizdulmMtfii. aaob Cit^ geschrie-
ben aied. In ibeen we»itoa dis alltftgieflM Uee» mit
wiBHiiiefcett Phieteriea tfbenroeheft wti tot ewtkfct. Sie «ind
flr «IM fron voter^^rdneier Bedetttamgy dem eie MMuemn Mkt
mehr die eine Brahma 'Religion, sondern Torzugsueise die ein
lelneii Parllieiuni^en, heben die Auffassung dieser oder jeuer Sekte
hervor, und vermischen aurli wnhl (li(> u]vht /iisammencehorieen
Ansichten; sie ergehen sich in phantastischen mythologischen Üar-
Stellungen, die keine tiefere Bedeutung haben, und nnter iiweii
Hhiau aetMrt dte alte eiliebeiie EAMt «ler Welt k> eio «aer-
■»■■MfWe Heer r^n mtoigeeteltea.
Bie BerOhmg des idKediee CMetoe nit de« Chrislenthem
ichee to den eraten MnlMnidertoo let erat in neneeter ZeK gonoeer
kund geworden; und wir müssen dieselbe immer im Auge behalten,
wenn wir mchi in (j^iJaln kommen wollen, die chri.slliciien Anklänge
in späteren Srhriften iiii( der uitindiscfier) Idee vermischen. In
dischc Reisende brachten schon bUh Kunde vom Christenthum auiü
We.st- Asien oder Alexanf!nn, vtm welcher sich schon im Maha«
hhamtn Spnrca finden; nicbt nnwnhnclMinlich eradieinen Sporen
eher sehr alten ayrisdi-chriatlieben Mieaion Im aCidHdien Indien,
Die Nielnlcht von der VerUndlgung den Bvangeiinms darch den
Apostel Bartbolomaeos^i) iiat wenigstens nidits gegen sich;^«)
die vielfach hezweilL'Ue, meist gclougncte Predii^t des Apostels
Thomas auf der Ostküstd Indien«, ^^ o^l^r iillcnlinfi^s erst im vierten
Jahrli, sieli Kunde findet, und die niogliebern eise aul «'iner V er-
vrechselung mit einem Schüler des Manes beruht, scheint jedoch
gar nicht so unwahrscheblieh, and die Sage hat erst oeuerdinga
dareli die Übereinatinunang einen tob ihr aDgegebeaeaKODigaoaDieBa
ttit anlgefandeiien indo-ali3^aehen MHaaen neaea Halt geivon^»
aea.*^ Die noeh Im aeehas^aten Jafctii. von den Portngleaett In
Mtlahar gefundenen Christen flilirten die Gründung ihrer Gemeinden
auf den Apostel Thomas zurück, und Marco Polo erwUhnt das Grab
desselben im südlichen Vorder- Indien. Die iia sechsten Jahrli.
von Kosmas Indicopleustes bestimmt erwähnten Christengemeinden
in Indien <0) sind vielleicht von dieaer apostolischen Wirksamkeit
ibnieiten. Daa indiache Volk, desaen geiatiges Leben fast ganx
la die Rellgloo an^ag^ aad welebea die rellgiSae Idee ttefer erfaaate
^ Irgend ein anderen Volk deaHeideathawa, nraaate IQr Anfaalune
üigiiizuQ by CjüOglc
t
ehristlicfaer ElmniiiiiyHi «mpfanglichef sein als jede« aiuiere.
Wahrscheinlich ist Hie s|»;itcr an die Spit/e «ior N olksreligiüii tre-
tende V frehriing licfc« Krise hiia durch den EiuUu^iii christlicher
Nachrichten ausgehildet wordeti; hiervon {Später. Ob auch griechi-
sche Religion and Philosophie eingewirkt habe, ist zweifelhift;
«ichere Spurea Uamm «tob bis j^i iiiefat aageben; ?MlfiMbe kt-
Uioge indisdier PhMoMphie u grieobiacb« beweiM niebls, deni
det denkeiMfe Geial Urt fibevtll mv «staer.
Was spfttor in de» daicb inoattn Zailall aad danb fimde
Herrschaft unterdrfickten Indier-Tolke sich als religiöse Lehre
heraushiidete, kaim iiei der Betrachtung der indischen Idee wenig
in Betracht kommen. Die iiberans reiche ititiiüsciie Litteratnr hiHet
neben der gemeinsamen \VeUan8chauang besonders in späterer
Zeit auch viele abweicheode Aoaichteu und Dach mehr TräumereieB.
Auf dem verfanleDden Stanuae wuehert eine fippige Vagetaiiaa,^e
aber aiebt sdwQ deaahalb aar Flom dea Bauaiea gebÜH, weil de
aaa deaaen Fiidaiaa paraait&adi Mir Lebaa arhllt Dmeh daa A«f*
apeicbera allea geistigen Aaakekriehta« was sieh ia dea Daratelhn*
gen des indischen Geiätes vielfach findet, wird die geschichtliche
Erkeiiittniss eher erschwert als geRirdert, und sumsani muss aas-
geschieden werden , was in spaterer Zeil, durch frei ndartigea £i>'
fluss angeregt, als absonderliche Lehre aich hervortbut.
■) Benfey, die Hymatalta« Borna- Vcda, 1848. p. XV; Ookbrooke, EssaiBsnr
Iti philog. des Hindons, trad. pur FtatluiCi Paris 1833. p. 130. — *) Weber.
Ind. Studien, lä5U; I, S. 247. Karma-Mimausa hei C. J. IL Windischmann, Tkilo-
sophiü iiiiFoi tgang^ dorWelfq^csclucbtc. S. 1763. [Die L hcrsctzungcn iu dic?eni Werb'
sind von Fried. Windischmann]. — •) A. Weber, Ind. St. I, S. 2.12. 289; desMii
Vöries, flh. indische Litt. Gesch. 1P52. S. 7 etr.: 9R. ?i9. 148; Roth, zur Litt. n.
Gesch. der Veda, S. 1 etc.; 8. 14; Lfts^ea, Ind. Alt. I, S. 7:^9 etc., 74». — *) llytli.
a* a.0. S. 8. — WilL Jouet>, Isuiütut UiaUu Law, 1706; (Deutsch vuu UAttaer,
1797, fiOcbtiK); Deslongchaoipe, dsICaium, Fans 1888. — •) Mtnu, I, i fl-i
I, 85. 58; n, 9. 10. — 0 I<u8en, Ind. Alt I, S. 800. ^ «) Mann, H, 7. -
*) Hmusgegeben u. flbcraetat A. F. Stemdcr. 1849. ~ Lassen, II, S. 470.
510, — «i) ColelmMike, Eimii, p. 117 Fr. Wiadiachmana, Saacam, p. 97;
a J. H. Waä. FUtoa. 6. 174«. 176i. Gdtebraoka, flania, p. U»| Fa
dtfobmaoB, Sancara, p. 97; C. J. EL WindischnaDii, & 1751 etc. 1767. 1777;
Othmar Frank, Vacdanta-Sara von Sadananda. 1835. — Jonm. A^iat. 1848,
Nov. u. Dcc; Au.sluiul, 1849, No. 20; A. Weber, Indische Studien, I, S. 26.—
««) Lassen, Ind. Alt. I, S. 189. 491. 839; A. Weber. Vöries. S. 172. 180; Dcw^en
Indische Smd. II, S. 161 — 165. 404. — Lassen, Ind. A. II, 8. 494; Bhag. G.
f«c. Aug. (iuil. a Schlc}:^!, ed. JI, 846. — Colebrooko, Essais, p. 158.—
") Lassen, praef. zu Schlegels Bhag. Q. p. 3;J. — Lasten, Ind. A. 1, ß. 479;
E. Buruouf, Ic Bhagavuta rounina. 1840, I, prcl". ; Wiltoü, üic Vi.»>hnu Pnraiia,
1840, prei ; F. Hbvc, Ics Pouranas etc. 1852. — »•) Weber, Ind. Stnd. I, 400; Las-
aen, Ind. Alt II, 1098. 1099. Weber, Ind. 8t I, 491 ; II, 168 : vgl. dagegen
h$gm, n, im ^ •«> BaaeUi» F. bist V, lo. ^ «•) Lanea, a. a. O.
üigiiiZüQ by ^üOgle
Nler K. G. I, S 87 (3 Aufl.). Acta Apoeb spocr. Tia4ieii4oify WX.
ISO etc. Beinaml. Me'ni. sor Finde in *\. Moni, de riii>tirut nat. dcFnincc, 1849,
p. 95. - «•) M. Polo, m, c'^. ^ ••) In Mont&tfcon'» Colt. patromlT, l'^,1Sj
l7f,A;W, A. ' ^'''r
a) Di<f Teden-lteliM.
WftliraiKl wir ai Ghim das Gftttlidhe «Dler den Gegemte
TOB Kraft und StolT sehen, der sich in allen einzelnen Dingen
wicderlioU, legt die brahmanische Weltanschaiiiui»; den Nach-
liimkaiil'dic eine Seite jenes degeusatzes^ auf die Kruft; diese
ist das Krste, der Grund alles Daseins, ist das innere Wesen
aUer Dinge ; die Matefie ist erst das Zweite, das Gewordene, ist
•idit au sich schon, sondexo dardi die ÜJwA. Das wabm fim
in Kraft, iat Tluui, w4 Labeai da» nOiaBde Umn dngagaa mt
miäA aus aich aellwt, ist nur der Schatten des UiMfeil iil
dit SB sieh Unwalure. Die enFjaiMi Salle .des «atfirUohciD Sek»,
die ruhende Materie, kommt luer in scharfer Verfolgung der un-
bedingten AHeingültigkeit der Urkraft nicht zu ilirem vollen
Hechte, wird möglichst in den Hintergrund gedrängt; die ideelle
Seite der A'atiir wird als das ausschliesslich wahre Sein hinge-
stellt, das Ittalerielle bei Seite cpesoiiobeii» Die bralimanische
WekenscIumDg i#t eia reinet und oon^eqiMter Idealismus.
Das Daeela ist hier sehleel^terdfiigs kieui mbwadea^ fertiges
Sem, sondern ist dereh oad dmh Leben und Thätigkefl, ist
Bewegung, Werden; alles Ist eigentlich nieht, sondern alks
wird nur immciloLt. Das ist ein scharfer Gegensatz zu Chinas
Idee. Das starre Eis der chinesischen Weltanschauung ist in
der indischen Gedankenwelt e:eschniol/en zu einer in sich wo-
genden, weUensciiiageuden Jbiuih; der chinesische fertige und
Ueibende Krystall ist zu einem in sich bew^^n Leben gewor*
iM| waa in (bkiaa Leben ist, das iat ein nnwendelbares, beharr-
liches; es Ist das Leben des lUeiinielav <ter In ewigor Or^nag
neb bewegend dodi immerdar derselbe bleibt, nie stirbt and nie
geboren wird; es ist das mechanische, kosmische Leben, dessen
Wesen das unveränderte Bleiben ist und nicht das Werden; der
Himmel und seine Bewegung wird niclit, sondern ist allezeit
dasselbe, in Indien tritt das Bleibende, Feste, Ruhende s:mvA
zurück, das Leben ist in steter Verwandelung begritieu. in
China ist alles fest» beatinmit,. Ueibeiid, in Indien ist alles fldasi§r
entttdMid und vergeheui, ein sMw WelleiiMidag ron Gebul
und Tod. Der Chinese luit bei allem Dasein nnr den Gedanken:
68 ist, der Iiidier aber den dreii'aclien: es war uiclit, es ist
jetzt, es wird nicht sein. — Das Sein der Chinesen hai weder
Geburt noch Tod, hat weder Vergangenheit noch Znkanft, weder
Anfang noch Ende, es ist lauter Gegenwart, das Daaeia ist eioe
grade Linie, die ohne Anfang ins Endlose fortgeht; — dem lä-
dier ist das Dasein ein vorübergehender PanJct, der auf die Ver-
gangenheit aarfick- und auf die Znknnft hinweisi; die Line
des Daaeiiui ist nirgends grade, sendem soUlesst im Katstehwi
nnd Vergehen sieh in einen Kfeis Ensammen. Das wIrklieHe
Dasein der Dinge hat keine Ruhe; der reale Niederschlag der
rastlos wirkenden Kraft verdünstet sofort wied^ nnd wird in
den Lebenswirbel hineingezogen.
Das Dasein ist dem BrahmansM ein Bestehen eines Ent*
standen en und Vergehenden. An die Stelle der polarisehen
Zweiheit Quaas Ten Stoff und Knil tritt die in^ynche Drei-
heit des Lebens»
1) Das EntstebeB, die Gebvrt; es sondert «id IM sidi aas
dem einen nnd einigen Ursein ein einseines, besonderes
Dasein.
%) Das Bestehen, das seiende Leben, die Fortbewci:;un^
und Erhaltung des besonderen Daseins in dem einen ürsein.
3) Das Vergehen, der Tod; das einzelne Dasein kehrt in
das einige Ursein zuruok; das Eine bewahrlieitet sieh an
den £i»EelBein dadoreh, dass es dasselbe «afliebt
Diese Ist der ewig Teilende Kreldanf des Lebens, sanftite
an der Pflanse sieh darstellend; daher trägt die indisebe Wsil*
Anschauung vorherrschend den Charakter des Pflanzenlebeiis.')
Diese Drciheit zieht sich durch die ganze iiulische Gedankenwelt
hindurch, und kehrt in immer neuen (Testaltcn >vieder; sie i>(
der Inhalt jenes heiligen Wortes AUM, mit weichem jedes Gebet
nnd jede heilige Handlung beginnt, der Inbegriff md das Sym-
bol alles G«tdiehen imd aller Wahrbeiti^) es ist der Bnaikmi
des Atts und dessen buierea Weseii.
S. BnidtB, Oeteh. d. nük». etc. S. 90. 45 *) Miinit H. 79. 61.
In Indiens ältester Zeit ist das Hcwosstsein der Einheit des
Seins noch nicht bestimmt bervoro^etreten; da werden die g«^tt-
liehen Naturkräite noch als vereinzelte erfasst, nnd das indische
Bewnsstsebl streift da seheinbar sehr nalie an die irfosse Ver-
i^iy u^L^ Ly Google
Ml
ehrung der iNatur- Diiige [Bd. I. § 35. 39]. Die Einheit ist noch
webt klar erkannt« schwebt nur aU gealiut im HintergraBde» hal
lodi Bidit einen wirklichen Begriff and Ausdruck gewonnen*
Aber diese eimelneii ^ttUclieo Natorm&ohta laeeea eeUbet
Üieeteo VedeatheileD die höhere Idee der All-Einbeil bercüe
1Mm1ieefainiiDem$ sie bilden keine snfiUUge Crnippe, eondei*
es treten drei Haupt -Mächte vor den übrigen hervor, welelM
sich bald zu der ei<^cntlichen Dreii'altlgkeit der indischen Idee
gestalten, wiewohl sie zunächst noch nicht den reiueii («edauken,
sondern die sinnlich -concrete Erscheinung desselben darstellen;
— nur ahnend spricht sich anfangs die Idee der Einheit au«, die
sehr bald» eebon io den späteren Liedern des Rigveda, snn
ToÜfltt Bewnsstsein kommt
Die drely die Dreiheit des göttlichen All-Lebens znsäobst
mrsndeoienden Nalarmiobte der ältesten Veden sind folgende:
t) Die Naturmacht des Entstehens, die zeugende, leben-
erweckende Kraft, die Ursache des Kciaiens und Wachsens,
die Kraft des Lichtes, besonders als der lichtstrahlende Him-
mel, oder auch als Sonne vorgestellt, — Indra, der erste der
Gatter, Herr des Donnerkeils , welcher die dunklen Welken
lerreisst.
t) Die NaCormadit der Erhalt an g des ersengten Lebens,
die erallireDde, das Leben bewabrende mid ftrdemde, bewe-
gcMie Maeht Das bewegte and bewegende fltssi g e Element
der Loft vnd des Wassers, — fsraaa, der alle Lebensbewe*
guag ordnet und leitet.
2) Die Naturiiiacbt des Vergehens, des Zerstörens, die
lebensfeindliche Todesmacht, das die Einzcldinge verzehremle
Element des Feuers, — Agai, in der älteren Zeit vorzugsweise
als Opferllamme, die höchste nnd heiligste VerlreteHn des
Feaen, erfasst.
Diese drei Haupt« Gottheiten shtd die dreifiMhe Qrandge-
«laltnng der Natw-Kraft$ das MaterieUe, die Erde, hat hier
iccme Stelle, denn die Materie ist ftr den brahmanisehen Indier
grade das Untergeordnete, das Unwahre. Agni ist die dem
Indra gegenüberstehende Naturmacht; Indra erzeugt das Leben,
Agni verzehrt es; Indra beleuchtet die Erde, in Agni leuchtet
die Erde, der iStoff, aus sichlieraus, steigt zum Tlinnuel, zum
Jn^a auf, verwandelt sieh gleichsam in indra, in das Licht, die *
Natar kehrt in ihren Anlang zarück; das Leuchten des Himmeis-
Mbes ist die Urbedingnng, der Anlang deseinsehien Lebens,--
das ErgMhen« das Leuchten und Aumamman das Malsiieyen
u. w
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tet Hb Ende desselben. DasFeaer ist die sidi seliwtairf|(«lieMie,
in ihr Gegentheil, das Licht, übergehende dunkle Materie; im
Feuer wird sie über sich selbst hiiiausgerückt, streift ihr eignes
Wesen ab. bekomint Lichtcharakter, uiul zehrt sich glühend
selbst aui'. Agni ist nicht das Feuer überhaupt, sondern das
der Erde angehörige, welche das Irdische veraehrt; das himmli-
sche Feuer dagegen» der Blitz» wird ausser dem Agni auch dorn
indra nogeselirielien.
ladra^ nach Roth abgeleitet van isdb, idli« eataAodeD, leachfsa
lassen, also „der Leuclitende»**^) oder „der Hlauaeislielle»'^*)
Dach BenfeyS) ^on indu, ,,der Regnende,** ist der erste mid be-
ziehungsweise höchste doli im Kii^ - \ cda . j^eboren vnr den andern
Unsterblichen, der Gott des heiieii Hinimelsgewolbes, der Himmels-
kOoig, der Tauseudaugige, das Ur^ve.scn, thrunend jen8eits des
Luftiorelses , der Götterfürst, der Bergespalter, BlitzschleudefSC
Er fahrt die Sosne durch des Himmels Udheu ; er hat die aduraa-
kendo Erde fiaslgeaiacbt und die eisefafltterten Beige eiogeraauat,
er liat dem weltea LulUireis üsasse gegeben and den Himmel fest-
(begnadet,** ^ als lirelsende Sonne. Er Ohrt mit geldlarbigea
Rossen; sehte Walfe int der Donnerkeil; er spaltet die Wolken mit
dem Blitz, dass sie ihren Hei^eji geben; er ist das mit dem Dunkel
kftmpfende Licht. Auch in den andern Veden erscheiiit er alf> der
hdehste Gott^ als Himmel, regnend, blitzend, donnernd, stürmend.^)
,f indra rufen im Kampfe wir an» den btitoschleudemden Kamp£>
genoss.''*) „(kosm ist india von langber uns, HerrlidÜBeit sei dem
Donnerer, gross wie der Himmel ist seine Macht — Welche
Pfade am Himmei dir, auf weichen du raschrossig treibst**^
»»bdra ist unter deo Göttern der mftehtigste, stirimte, iMslet
reitendste.**«)
Meist erscheint er als der Kaiiipteiide, der Mannhalte« der Heid,
der Helfer im Streit, „der \ ritiatödter," d. h. der Besieger der
dunklen Wolke, in welche der Regen verschlossen ist, und die er
mit einem Blitzstrahl OlToet. Sehr oft heisst er auch „der Stier*'
ala Bild der befruchtenden Stärke, der EraSagungskralL Seine
soosligen Beinamen in den Veda- Hymnen shid: ^ Allgebieter, Ur-
afrfisglidbster, der rasche stete Wanderer, Herr der blben Rone»
der ErscfanlTende, Besaamende, der Pfaawnscbwansige [Stam-
reiche], Kunig der Menschen, aller Volker OiNMrherreclier, der
Heilige, Heiland, \ ertheiler des Iteichthums; " er hat der Sonne
das Licht verliehen, er breitete die Erde aus und stellte den Hini-
iiie! fpsf;*) bisweilen erscheint er auch als die Sonue selbst;**^)
deshalb heisat er auch Mder AUwissends»" ^i) ^ weil das Himmele-
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licht Oberail biu blickt. Obwohl er der „ Ur^iträuglicbste uod Ur-
eiv%e" ist, ist er doch erzeugt; ,,die Gdttiri Mutter hat dich
P^ft»*' — „reiodlos, Indra, bist dn gezeugt/^ i^) — Bei Manu
himU lodim »KOHlg 4er OOtter« deseeo Waffe «1er RegeDbogen,
dewea Eampt 1000 Augen hat;*' ") er sendet in den Regenmonaten
niddkke Waaaer nm flimmeL Er iat der indiacbe Juppiter;
er bat den Beinamen dlranpati „Herr des Hhnmefs" [vgl. diespi-
ter]. '*) — Indra.s Waffe, der Donnerkeil, hat die Gcistaft eines
Kreuzen. — nämlich eines steinernen Streithamiuers, bei dem der
Stiel durch die Öflnuug des Kopfes hindurchge^tückt ist; dass den
nordischen Dounergottes Thor Waffe dieaeJbe Geatalt hat, ist wohl
ucbt hUmm aufiülige ÄboUcbkeit. i«)
Var«na „hat der Senne die P&de gebahnt und herrorgetiie«
Im die neergleiehen FinHien der BirOme» Eirischen den unermess-
Men HhnMMln (nach den Commentaren: Himmel und Erde) ruhen
«ehie Oewalteti/* — denn er ist die bewegte Luft, die Atmosphäre,
welche oben die Bewegung d<;r Ntenie hci^ründet, den Regen herab-
sendet, und an der Erde als das aus i\ci LnK li(irai)i:esjrrimte Was-
ser-Element erscheint. JUer Mond wandelt nach seinen Gesetzen: ^'')
besonders in der Macht waltet seine Macht, weil in der Nacht die
stiiniie am helltigsteti sind und weil in der Nacht der Thau nillt; er
ist der Oett d«r hitmnliiclien Gewisse?; ^ er ist ausgebreitet
wie dn Oeean.1*) — ^,Er trilgt und hSit die tlttemden Geschdpre»
«Met Krankheiten «ad Tod/'») — weil hi der Luft die Krank-
hiilen sich verhteiten; sie sind ,,d{e Fesseln und Stricke/' mit
denen er die Menschen i>iii(lf3t.2i) Die \Viri<ln und die die Luit
durchfliegenden Vögel, und die da« Meer befahrenden Schiffe ge-
hören in sein Bereich ; 22) rauschender Wind ist VarunasHaueh. 23) —
Er ist ebenso auch Gott des Wassers, er „entsteigt den flutbeti-
dea Gewässern," 25^ n^^l ^ig^ dargestellt anf eaoem Meer-Ungeheaer
reüsad;**) die Flisse strtaen nach seiner Vorschrift» und er he-
ntfkt» das« die stets strtaenden dedi den Ocean nicht fWlen.^
Veraaas Redentung als des Geltes der Gewisser wurde besonders
b der spiteren Vedenseit heiTorgehoben. Das Wasser wird in den
Ältesten Hymnen auch \vohl als die Urgcwässer gepriesen, aus
denen «illeü Leben entsprang; sie heinseu darum „die iMüttci , *
«nd enthalten das Anirlta, den UnsterhlichkeitHtrank. 28) Das
Wasser ist daher dem Indier heilig, man darf es oicht veruureioigen
darch Schmutz, Blut, Gift oder lTrrn.29)
Ik Varvuia die bewegende Macht des AUs ist, ood die Bewe*
gnegsn eidnend MCet, so hat er auch eine sittliehe Bedeutang als
Wiohtor der sittMien W^ltaidaung, der gerechten Vefgekmg;
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imil hieran, so wie arulrerseits an dtis wechsclv uUe Walten (Im
Varuiia knäpft mch wahrscheinlich der Ciu^tand, dass Sflnden-
scfauld grade ihm geklagt, und voti ihm Verleihung erbeten wird.^)
Es scheioty als ob In Indiens Ur?.eit, wo noch der gemeinsame C!ei-
stescbarakter des indogeraianischen Stammes atftrker hervordat»
Tarana eine mebr geistige als natfirlicheBedeutang und iRehOdMle
Stelle uDter den Göttern geliabt habe, stammveiwandt dem
griecbiseben Uranos:3i) jcdocb gebOft dieser Sebimmer «hier gei-
stigeren W cltaijj^chauung jedenfalls nicht in die eigentlich indische
Gotteslehre.
Agni 3*^) ist nicht sowohl der (Jntt oder Schutzherr des Feuerst,
als vielmehr die verzehrende FcucrÜaramc selbst, vor allem die
heilige OpferBamme ; erheisstdaram Her Opferer, ein Opferpriester,
KOnig der Opfer; „Agni, konnie aum Mahie herl>ei, zu Opferspesde
unter Lobgesang« alsOplerer sitz, auf dem Altar; da» o Agai, bist
emgesetzt als Opfeier jeder Darbringung/* s^) — A. wird als
Flamme ,,dareb Reiben von HOlaern vom Priester erzeugt*'^) uad
ruht in dem Holze. „Erzeugt ward der ErwQnschte bei Tagesao-
Ijj uch, geleert der Strahlende auf untergelegtes Brennholz; in Haus
für HjHis (iie 8chStze spendend iiess Agni sich hernieder , der Iioch-
geehrte.**36} Bisweilen werden die zwei Keibhölzer poetisch als
zwei Personen voigestellt| durch deren Begattang das Kind Agni er*
aevgt wird.M)
„Agni mit scharfem Glänze mag Diederbfindigea Jeden Febd.
A« mag spenden Relehthimi uns. A., segne, gross bist du^ koimnc
zmn gutterliebenden Volk. A. , schtitze vor Bosheit uns mit defaKn
faeissesten Flammen, o Gott, verbrenne ewig jeden Feind. A., der
weise, der Herr der Kralt, hat die üjder nnischritten rines, Sch;it/.e
spendend dem Oj^fernden. 37^ — ,,Lob8iiige ihm, des Himmels
Herrn, die Gütter sandten ihn als nimmermüden Gott, das Opfer
bringst du gotterwärts/'^) — „Loblieder sing ich diesem Gott, der
Erd' nnd Himmel hat gezeugt, dem weisesten, treaoplrigen, gelleb*
ten Schfttzespender, Geist, er dessen erhabne Gestalt Im Opfer
Strahlen leuchtete, schuf aus dem Glans den Hhnmel, der gold-
armige, schOn opfernde." s») _ ,,Der Welten Sciitltzer ist gesengt
[beim Opfer], der wachende, der starke Agni, zu erneuter Selie-
keit; der hutterglänzende erstrahlt, der Ltuichlende, zum IliiiuncI
ragend, heil; — du wirst, gerieben, mit mächtiger Krafterzeugt."***)—
,,Mit den Zungen rings .schwankend, — mit der Giuth flarameod,
leuchtet Agni in den Bäumen/**!) — „Verehrungswiirdig, anbe-
luagswerth, erblickbar durch die Dunkelheit, wird Agni, der Spen-
der, angeweht, ^ Deine, des Angezündeten, hehre Fhmuiiei,
i^iyui^Lü Ly Google
0 Leuchtender, Agni, die reinen, steigen auf. — I>er hehre naht,
befolget von der hehren [MorgenrOtheJ , <ler Nchwester [Nacht]
geht nach wie eiu Verlieiiter; Agni, den schon erleuchtenden
Glauz entfaltend, bewältiget die Nacht mit rother Farbe. —
„Die Pflanzen tragen den Agni als keim; die Mütter, die Walser
haben den Agni mengt, [das Feoer stammt nach vedischer Ansieht
ans dem Wnsser» ▼telleicht wegen des BUtses], ond ihn gebfiren
anch wahrhaft die Bimne und Kr&iter, mit ihm schwanger^ alle
Zeit'* ,»Der Sohn erzeugt die Mutter; Agni, vieler Gewisser
Erzeuger [dureh den Blitz], gebt selbst hervor aus der Wasser
Schooss; . . in der Luft erzeugt er die hewe^liche Woge, durch die
Wogen rdTnet er die Erde ( im Hegen], alle Speisen trSgt er im
Üchoo»», er ist im Innern der Pflanzen."-^)
Agni wird in den Veden sonst noch genannt: der Leuchtende,
der Erleiichter, der Strahlende, der Schätzespender, Herr des
Reichthimu, Sohn der Kraft, Bote der Gdtter, der sie aum Opfer
nH, Gast in jedem Hause, des Hauses Herr, der Reiniger der
Menschen. Weil aus dem Opfer aller S^en fllesst, so wird A.
▼«rzug.sweise als segnend, als „der mitleidigste unter den G^t-
icrn"^^) gepriesen; die feindselige Bedeutung des zerstörenden
Elements tritt in den Veden ganz zunick. — Bisweilen erscheint er
auch als das Sonnen - Feuer. .,Agni, du hast den ewigen Stern am
Himmel, du, die Sonne erhöht, den Kreaturen verleihend Licht/'
nWtt entafinden, o Agni, dich, Gott, den strahlenden, ewigen,
ibrwahr debe preiswürdigste Flamiae glinset am Hinmiebaelt'*^)
Da Agni tob den Menschen hehn Opfern immer von neuem er-
Mgt wird, so steht er dem Menschen niher als andere Götter,
ist gewissermassen in ihrer Gewalt; man spricht daher in vertrau«
llcherem Tone zu ihm, und erbittet wohl auch seine Hilfe gegen
atitlere Götter. „Agni niög uns >( !iützeij vor dem Leid Ton Varuna
[vor Krankheit], vor Leid vom grossen (»ott."**)
Das Feuer ist daher den lodiern beilig;, man darf es nicbt nüt
dem Munde blasen, darf nichts Schmntaiges ins Feuer werfen und
meht die FOsee daran wirmen.««)
Bisweilen ersdielnen andere Namen als die der drei hüchsten
Gatter, aber das Wesentliehe ist da«selbe} so Sur ja, die Sonne,
Vaju, Gott des Windes, und Agnii^^o) aie beiden ersten fallen
ihrem Wesen nach rolt Indra und \ aruDi zu.sanimen; besonders
hio^ erscheint Vaju an Varuna's Stelle neben Indra und Agni. ^>)
<) Roth, ht Zellera JabrK 1846, 8. 8. 351 ff. — *) Kuhn» Zeltiebr. l mgL
BpiMfal I, 198. — •) OloMsr mm 8i2naT«aa, p. S5. — *) Both, a. a. 0.
mj^ des BlbhaTaf, p. 88. etc. ^ Samav. (r, B«i%) I, 4, 9, 4; I, 9, 1, 8$
uiyui^ed by Google
E46
I, », 2, S; u-oft.— «)8uuv.I, i, 1,4.— •)8MMMr.l, i,a,3.— •) ikitinq».
BrahniHUi, nadi Bofh. — *) BSigr* I, b. 4. 5. 7. 9. 10. 1 1. 93. 33. (Rosen). Samsr. I,
l,3.4j 1,2,2,3.4; 1,3,2,3; 1,4,1.4. 5: 1,4, 2. 2. 4. Samav. I, 2, 1,4;
I, 3, 2, 4; I, 5, 2, 3.— »>) Samav. 1, 4, 2. 2 v. 1 u. 6. — ' '') Saraav. n. 4, 1. 16;
n, 9, 1. 14, 2.— '») Manu. HI. Pfi; IV, 39. '*) IX, .304. — l.a.«sM'a,
Ind. AU. I, 75'). — Kuhn in llöfcrs i^citsrlir. f. d. Wis.v der Sprache, II, 17«.
IT) Rifiv. b. IU»th, lu H. O. S. 35."^. — »") Ui^'^. I, h. »4; Saraav. I, 4, 2. 4. —
>•) Saniav. 1, 6, l, 4. — l%v. 1>. UutU, a. a. 0. — lloth iu d. Z. d. D.
Morgenl. G. 1852, VI, 72. — ") lligv. I, h. 25. — •») Roth, a, a. O. VI, 71. -
*«) Bcnfey, Glossar s. Sbumy. p. 115; Mann, III, 86; IX, 808. Rigv. II, 3.
bei Vkftt myfhe des BibhaTM, p. 189. — *<) Asiat. Bca. I, p. S91; — BoA,
ind.Z.d.D.lLO.VI, Tl. - Wgv. I, h. 29 <Boieii> — ••>llaim, IV, S«. -
BoOi, a. ft. O. TI, 72. — •») Bbeod. 76.
•*) Botli, in Zellen Zeitachr. 1846. 8. 954; Klvc, a. a. O. p. 24. 44. 50. —
•») SaaWT.I, 1, 1, 1; vgl. Rip-. I, b. 12. 14. ^ ««) Rigv. T h T2 Samav. I,
1, 1, 1; I, 1, 2, 2. — »») Rig>-. III, 8, 12 (Benfey). — »•) Roth, Nirnkt*,
S 154; Weber, Ind. Stud. I, 197. — '0 Samav. 1 , 1 . 1 . 3. - »•> 1 . 2 . 1 —
« } 1 , 5 , 2 , 3. — «») n, 3, 1 , 6. — * ' ) RigY. VI, 3, 3ü (Bcnfey), vgl. 1, h. 58. —
Öamiiv. II, 7. 2, 2. 3. !S. — ♦•) ü, 9, 2, 3. — «♦) Rigv. 1, h. 95. — ♦») Aiia-
reya-Brahraautt, VII. v. Roth, in Wcbtrs Ind. Stnd. 1, 461. — «•) Samav. II.
7, 1, 15. — «0 I, 5, 1, 4. — *•) Rigv. U, 1, 15. [Beafcy]. — «•) Mauu, IV,
53. — »0) A. Weber, Ind. Stnd. I, S. 78; II, 81. — »') Kcncscbitam - Upao.
b. Wind. 8. 1699.
Ausser diesen drei hervorragendeD gOttUdieii M lebten er>
scheinen in den Veden noch viele andere, welche fast duicbweg
die am meisten ins Au^c fallenden Naturgewalten darstellen,
ziint Theil mit jenen drei Hauptgottheiten zusammenfallend, xum
Theil ihnen untergeordnet, zum Theil auch ohne sichtliche Bezie-
hung auf dieselben; die Senne, einige Sterne, [selten der Mond,]
die Morgenröthe, — dann die Stürme, Wolken etc. ersdieweD
als gdttlicbe M&ebte. £s ist darin nocli keine Ordnwig ud
Klarbelli man kann und darf kein System daians maelm; ais
der Öde der.Gedankendftfl9niening tdnen nar einselne Laute der
grossen Weltharmonie in das Bewusstsein herüber , sie sind noch
unverbunden und ohne klare Unterscheidung. Die ganze Ge-
dankenwelt der äUe.sten Veden ist noch sehr kindlich — unreif
und unklar; die einzelnen Gestalten sind noch ganz nebelhaft,
grau in Grau gemalt, verschwimmen dämiaerig in einander;
Unbestimmtheit und Widersprüche sind da ganz natürUcb; die
bunten Vorstellungen sind ja nicht eines Menseben Diditwg,
sundern die der dicbtenden WiUldlr Vieler anbeimgefaUeBen
Gebilde, welebe die noeb nicbt erkannte, sondmi nur geubnle
Idee in der Entfernung umkreisen. Die auch jetzt vielfach aus-
gcbprochene Ansicht, dass die älteste Veden -Religion wahrer,
erhabener und männlicher sei als die später entwickelte, tiefer
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Mystik volle , yerkeDDt das Wesen der rel%iÖseii Idee. Das Ein-
fachste ist nicht immer da^ Tiefste, imd Jas Handgreifliche uicht
das Geistige.
Das Verschwimmen der verschiedenen Götter in einander,
and das Umtauschen ihrer Bedeutungen erhielt später aoch
darin eine tMere Begründong , dass alle einaelnen Götter nur
die TeTsehiedenen Daseinaweiaeii eines einigen Urgottes sind.
Wir düffen nns daher gar nieht wandem^ wenn wir bald Indra,
iMÜd Wiacbnu , bald Agni , bald Rudni oder iig end einen andern
Gott Mtk f&r die einige Gotdieit erklären adien, aus der alle
aodern, und in der alle aiideni begriÜeii sind.
Bei allen vedischen Göttet (i ist die Natur- Bedeutung unbe-
dina^t das wahre und innere \\ esen; und die Personification ist
uur oberüächlich und äusserlich; besonders tritt das Licht-
Eleoient als die höchste Offenbanuig des Göttlichen in den Vor-
dergnmd; der sanskritische Name der Gottheit, Deva, bedeutet
»daa Gltaende» Liebte.« «)
Die wilden nnd dem menaehtiohen Leben ÜBindaeligen Natnr-
■ächte, Stnrm; BUta, Hagel etc., eraeheinen als bftae Gott-
heiten , bei denen erst in späterer Entwickelung ^u dem Natur-
bnsen ein sittliches Element hinzutritt. ^) Sie gehören natürlich
mir (lern populären ßewusstsein an, da in der höheren AulTas-
bttug alles Seiende nur eine Offenbarung des einigen Guten ist;
■nd selbst der verneinende C<ott, Agni, ap&ter ^iva^ den Be-
grif dee Shtlieh-Bdaen schlechterdings aossehliessl.
Wir kteaen aicbt auf alle BiaaelbeiteD der apielendeB INehtnag
IbealerMt etagebea; wir dirfen nur das Wiebtigere berOhrea. An
«eisteB Iritt die Soaae als gMtHdie Hackt hervor; sie gebürt dem
Bereiche des Indra an, der ihr das Licht verliehen ; aber auch Agni
wurde bisweilen als Sonnenfeuor gedacht. Die Sonne erseheint
noter verschiedenen Namen als (lotthett, besonders ais Sur ja oder
Sora, als Savitii (Erzeuger), Puscbao (Ernährer), Vivasrat»
fihima, wovon das slaviscbe Bog.^) „Ffirwahr, o Soooe, bist gross
aa Bahm, isuner» o Gitüa , bist da gross» der GOtter lebendiger
▼orsifser deich M^estit, em herrlich» «nmletaUoh Licht Sie
bciasi „iütt MinBeisplbeade» die Wlkhteria alles Festen wie Waa-
dtladen, die alles Schauende» Recht und Uarecht unter dea Slerb-
Reben schauend/* — ,,Er hat den Himmel und die Erde und die
Luft erffiHt, Siirja, die Seele von allem.'*'') „Es nahe sich der Gott
»Siuitri, au Köstlichem reich, von Ixosscri lio/oiieii , in der Hand
balteud vieles, was dem Menschen lieh, emptangeo uad gebären
lücbtad die Creatareo." •) Aaoh Aditya ist dis Soaae. »«Adüya
MS
Tcnefart «ebt MMwte blodarch das Wacaer dudi «eiM Stnlil.^«)
1» der Utesfe« indwclieo Grappiniiig der Vedeo-GOIter sieiMn
Ganzen, in dem Nimkta, nimmt die Sonne ohne weiteres Indn*! ;
Stelle als erste Gottheit ein;*9) die Verschnielziini; beider Gott- '
heiten begreift sich leicht, und ist schon inx RiL'-Veda mehrfach an. '
gedeutet; daher auch das Ur* Brahma durch die 6oHoe siiiül)ii(Ukii
dergestetlt wird. i
Des Hiramels Tocliter, Uschas, die Morgeriröthe, von der
Nacbt geboren und des Uimmels Thore öffoend, wird hocb geehrt; ")
ebesso die reaselenkenden ZwÜliDgebHIder A^vlo^ts) des |
Meeres Söhne, der MorgenrOtbe Gelehrten« dem Bfensches dis
Liebt hrfaigend, in Stürmen den Schiffern bq Hille eilend, — nadi i
F/mitjefi die der Morgenröthe voraufeilenden Lichtstrahlen, ")
leitlit aiid) der Morgen- und Ahendstern; sie heissen auch divo
napata, die (iottesenkel, (\ Dioskuren). — Die Apsaras, spiilcr
die himmlischen Huld- und Liebesgottinnen, die leichtfertigeu Tan*
serinneu desHininiels,!^) sind ursprünglich dieStrahlen der Morgen* |
rSthe,)*) nach Kuhn aber jNebeiwollcen und die Gefilbrtinnen der
Gandbarven.i'') Die letztem , urspriteglidi in der Eiozabl , hiU
Kuhn nicht ohne Gmod flbr stammverwandt mit des gritchiscbeB
Kentauren, und erldSrt sie als die bwler den Wolken verboigsse
^onne und als das in den Wolken verborgene Feuer der Sosse
oder des Blitzes; die Bedeutunij scheint aber zweifelhaft ;
Sorna oder Tschund ra, der liott des Mondes innl diilicr ics j
l- ritchtsegcits, der zeugenden iSaturkraft, '^j erscheint in crsterer |
Bedeutung erst in der späteren Vedenzeit und bei Manu;^^) früher
Ist Som mehr die das All durchsiebende Lebenskraft; wir werden
von ihm beim Opfer noch besonders au spreehen haben. — IMs
Planeten erscheinen in der Vedeuseit noch niclit als wnkMe
GottesmSebte.
Unklar i^t die Bedeutung des mit Indra vielfach zusammen ec*
nannten, zum 1 heil sogar iiüt ihm zusammenfallenden Brihaspati
oder Hrahiiiari.'ispati, .,Herr des Gebets. ' der später als Götter-
priester und aU das schützende Haupt der Hrahniaoenkaste erscheint,
ursprfinglich aber jedenfalls eine Naturroacht ist, an einigen Stelleo
ofibnbar der Blits» „der gtensende, goldfarbige/' und sebie Stbrnne
ist dann der Douner.^) — Auch das Wesen des in den Ältestes
Hymnen oft erwldmten Mi tra, d. b. derHolde, FreundHebe, ond des
Arjaroan, d. h. derEhrwlfrdigeoderWobltbStige,23) i 8t noch dunkel,
und scheint auch unbestimmt gewesen zu sein. Jedenfalls gehören
diese beiden Gottheiten, imUigvcda sehr hochgci<tellt, zu denLicht-
mftshteo; bisweUen scheioeo sie Beinamen der Sonne au sein, öfter j
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•ie TOI ihr iuitenieUedeii.M) Da «eil? lilnfig die Drei-
iieit: Varuna, Mitra und Arjaman, als höchste Göttergruppe ange-
führt \\ ird,*5) an Stelle Arjanians aber In dieser Dreiheit bisweilen
Agni, hisweflen Ixiidra gesetzt ist, 20) .«o scheint mir die ADuahnic
Dicht tero 2U Uegeo, üa^s Mitra im Aligemeiiieu mit hidra, Arjamau
Biit Agni zusammen fallt. Auf die Bedeutang beider Götter in der
pcraiscbeDReiigioii kSoneiiwir erst bei dieser selbst eiDgebeu.^^ ln
«cbiraakeMlem Sinne ersdieint anch der Name Pradecbapati,
MÜerr der Creatoren, bald etoer» bald drei oder aiebeot eder sehn
oder noch mebr. P. ist onr ein Beiname bedigestellter CUKter, be-
sonders der Urgottheit, des Brahma; in den ältesten Vedeutbeilen
kommt der Name nicht vor, später aber sehr häuJig.*^) —
Die Wiüde^gütter, die Maruls,^») sind dem Indra als dnii
Hioimeläherrscher unterworfen; der Wind erscheint auch als Einheit
unter dem Namen Vaju, der bisweilen an Varuna's Stelle auf-
trittst) Der Vater der Maruts, der Tetderfoeobringende Gott des
Statmes, ist Rodra, „der heidende/' eb MenschenTertÜger, avcb
ib Gott der heulenden, prassehiden Feaerflamine« md so mit Agni
YerBchwimmeod und ein Obergang von diesem zu dem spSteren ^i*
va;)o) Agni wird wohl auch selbst Rudra genannt. ^i) Indem Kudra
al^t Sturmwind die Nebel und iiiiseii Dfinste verscheucht, und die
Ojifernüinme anfacht oder auch als diese selbst erfasst wird, er-
i^cheint er bisweilen auch als ein wnbltbätii;er, heilender, gnädiger
Gott, und als Beschfltser der Opfer. ^'^) Doch tönt auch bei dieser
Bsdentang in den an ihn gerichteten Geiieten die Furcht und der
WoDseh naeh Schonung hindorch.'*) Als Sturmwind ist Rodra anch
„Herr der Wftlder/' und wahrscheinlich hingt damit sehie Bedentung
tb „Herr der Hemmschweifenden, derRinber, Morder nod Dlelie"
lesaromen. Der Gott der Diebe wird in den Dramen oft erwähnt.
Die Adit\as. d. h. die Ewigen, ursprünglich ein allgemeiner
Name ffir die höchsten MSchte. für Varuna, Mitra, Arjanian etc.,
wurden später zu Monatsgöttern herabgesetzt. 3f>) — Vischuu, der
später so wichtig geworden, hat in den Veden nur eine uiitergeord-
tele Bedeutung; wir werden später auf ihn zurückkommen.— Him-
mel nnd£rde werden in den ältesten Vedenhymnen als gOttUche
Mächte nnr leise herährt
Jama, der Tod es -Gott, Herrscher der Unterwelt, der in der
epischen Zeit eine hervorragende Rolle spielt, ist in der älteren
Zeil ziemlich selten erwähnt,- ) , Der den Weg, welcher aus der Tiefe
*u den Höhen führt, für Viele aufschloss, den Versammler der
Menschen, Jama, denKönig, feiere mitGahe; Jama zuerst hat einen
Oti geiwidefl, eine Uelmalb, die man uns nicht nehmen kann; wo-
i^iy u^Lo Ly Google
IM
Mii ▼ormals turnen Viter alpMiiiedeR, dalilii Mrt auch die Gehör-
ne» ihre Bahn." Er gilt da, wie es scheint, als der erste
Menecb. der den Weg des Todes err.lTt)ete, ua<l nuu der Kuoig
der Seligen im Himmel ist; andere Sagen deuten ziemlich sidier
darauf lun; seil) Name bedeutet Zwilliog, und eia Zwilliogspair,
gezeugt von den Licht und dem Wolkendeakel, war der Urspraig
dee MeoecheDgeflchlechte;**) er ist der erete-„Stei1ifidie'* ge-
weees, ved wohnt nun in der GOtter GemeiiMchaft ud scfcaiitf
mit ihneD unter dem Dache eines schSn belaubten Baumes; er n/h
leiht den Gestorbenen einen Ruheort, geschmfldct mit Licht sad
Dunkel und mit Gewässern. Später tritt Jama sehr häuüo^ auf.
und wird unter die gössen Gutter gerechnet; er ist da offenbar
verwandt mit dem Wesen des Agni, und eic^entlich eioeModification
desselben. In den Epen ist er io mythologischer Weise pcrsoni'
ficirtnad mit lebhallea Farben gemalt; er sendet meist nur seioe
Boten, in wichtigeren Filleo eher holt er sich selbst die dem Tode
geweihte Seele. Er erscheint dann «,sch5n gestnltol; gelocht» sosm-
ihnlichen Glanses, ein Mann in rothem Gewsode, schwars und
gcib, ro^iugig, fiirchterregend , einen Strichln der Hand/' nil
dem er deiiGeiiit des Gestorbenen bindet und in sein Reich filhrf.*^)
Unter den bösen NaturmHchten ra^t hervor Vritra, ,,der Zu-
rfirkhaltende, " die den Hegen zurückhaltende Wolke, auch ,,dcr
Schwarze'' genannt. Die Wolken werden als eine Art Schlaudi
vorgestellt, welche den Regen in sich verbeigen; Indra zerreisit
diese Hülle mit seinem Blitsstrahl und besiegt den Vritie; dieser
Kampf desLicht- und Blitsgottes mit dem Gotte desWelheodunhab
wird aller Augenblicke erwihnt. In Erweiterung der ursprilsgliches
Bedeotang wird auch anderes Obel dem Vfftra sugeschrieben , «rie
Krdbebcn und Ungev\ Itter; doch wird er noch nicht aul das sittliche
(webiet herübergezogeo. Wir haben in diesem Kampfe der Natur
gewalteu offenbar das Urbild des persischen Dualismus. — Andere
hose Gewalten sind die von Agni bekämpften Asuren und Rack*
scbasa. Bei den Opfern verlangen sie einen Antheil und waMflS
gelobt sohl, »»denn wer ehien Berechtigteo des Ihm lutimunaniliw
Theils beraubt, der wird durch Ihn besdildigt; weuu der Opferor
aber die bOsen Geister lobt, so soll es mit murmefaMler Stimme gc*
echehnt das Mvrmehi Ist die verborgene Stimme, und vetborgea
sind auch die bösen Geister,"*») — Bisweilen erscheinen in dualisti-
scher Weise die Asuru und Deva als die bösen und ahnten, ein-
ander bckäni|ifenden Wesen; jene stören dann die Werke der leti&tern
durch Einmischung des Bdsen.-^) Der ursprtinglicbe rein natdrüche
OegensaU des Lichtes und der Finsteniiss nahm aUm&hlieh ehnn
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251
mehr luy tili) logischen Chnrnktf r an, nndl ging auf da»* .sittliche
Gebiet über; im tielcren 5inne geschah die Vergeistigung dtei«eM
Gegensatzes erst in Persien; in leichterer, hfi iq^elender
Weise in den iodis€hea Mythen, ifie Sd den gFOSsen Epen ihre
poelMbe Vellendong flnden.«*) ]>er Name Aenren hat flbrigenn In
der litenlen Zeit nicht die Bedeutoog hOeer GStter, Int Tidaiebr
renraadt mit dem peralaebefi Ahnra, In den Hymnen des Rlgveda
da Beiname des Varuna, Indra, Savitri und anderer guten Götter;
er bedeutet ur.sprünnlich ,,der ficbendipe" oder der Belebende**,
dann „der Held, Besieger*' und erst in späteren VedeutheUen einen
bosei» Gott.***)
Über diePitri s, die Seelen der Ahnen, die ebenfalls durch
Airafiing vnd Spenden geehrt werden, weiden wir apKter noch
sprechen*
Nnr aehen f nden wir die indhHsheGStterwelt In bestfanrnteRang-
rtafen gruppirt; aber diene ZnaanunenatelluDgen erscheinen alegana
wiflkOrlich, und stimmen mit einander gar nicht überein ge-
wöhnlich werden drei, acht oder zw»!f Gatter als höhere bezeichnet.
Roth, Z. d. D. M. G. 1. C6. - Kuhn, Zeitschr. f. vorpl. Sprnrhf. I. 199. -
*)fägf. I, h. 35. 42. 50: N^e, lübh. p. 29. 30. 46. — *) Rigv. I, h. 89; Weber ind.
Stod. I, S. 93. — *) Samav. II, 9. 1, 9. — üig^. I. h. 35 (Hf)scn); V, 5, 1, 2.(BeQ-
kjf>— ")Eben<i.I,U5, 1.— ")Rjgv. V,4, 12, l.(ß.)— *)Maiiu,LX,305.— ")La88en,
1,770, — ") BigT. I, h. 92. 113. 117 — 120. — ") Rigv. I, h. 22. 34. 92. — ") Roth,
i. «. 0. S. 851; Lasaea 1, 8. 762. — Benfey, im Sama-Veda, Olosfar» p. 18. —
**) A. r. Sehlege], Bamayana I, 4S; II, 10. — *•) Weber lad. 0lad. n, 804. —
**)Ua, Z,twm^Bpmibt I, 51« «le. — *')B»Maa. m etc. — >*)R»ve,BiUiavas,
p.4ft- M)]|iiia 111,111. IZ, 80a.~«>IHgv. I, h. ia.40.— «)BodHi. d.Z.d.]Xlf,
G. 1847. S. 71 et«. ^ *0 Bolh, Z. d. D. M. G. VI, 74. — «0 LasieDtlod. A. I, 761;
Bip-. T. h. 115;' Samav. I, 6, 1, 2. — '*) Kip. I, h. 26. 36. 41. 90 (Rosen). — ^«)Rijrv.
I,h. "1. 75. 94. 95. 115 35. lOfi; 43. — '-«•) Ncve, Ribh. p. 296. 299. CtC. Mnnii TTI,
P«. — '») RigT. I, h. 6. 19. 20. 33. u. oft. — Rigv. I. h. 23. — Rigv. I, h. 114;
Weber Ind. Stnd. II, 19; KHe, Uibhavas, p. 11.— Sanmv. I, 1, 1, 2. — ") Rigv
1, h. 43. Weber, a. a. 0. 20. 32 etc. ; Kuhn, Z. f. vergl. Sprach!. I, 199. — Rigv.
I,h. 114. — '*)(,'atarudriyam-Upan. III, b. Weber, a. a.O. 35. — '*) Roth in d.Z. d.D.
M. G. VI, 68 CtC, — ") Rigv. I. h. 100. 103. 105. 112. — Rigv. I, h. 35. 38. —
*•) Rigv. M, X, 1, 14 (Roth). — »•) Roth. a. a, O. IV, 425. — ") Rigv. M. X, 1, 10.
14; X, 11, 7 ; Holli a. a. O. 496. 427. — *^ Savitri, T, 7. (Bopp). — Aitaieya
MnMaa, II, M IM, VMm^XU^**) OmäogjmAJ^ I, 2,KWlDd. 1665.
— ^ S. Bolh L d. Z. d. B. 11 O. n, 216 etc. — Benfoy, GImmt b. fla^wreda,
f. 19; JStkff, RibbaTea, p. 40; Leeeen, Ind. Alt. I, 522, 2. — **) Webeia Ind. Stod*
n, 222. etc.; Manu IV, 162. 188.
§ 8 ,
Die alten V edeji- («öfter sind nicht Geist, sondern ?Natiir;
sie herrsciieu meht etwa als persönliche Geister über die
Natvi Bmdflfii sie sind die NataTMlbst» die^ietur beelekt ans
uiyiii^cu by LtOOQie
den CkktteMäohteii; wo der Menaoh nw liinbllekt, da tritt ttn
das göttliche Sein entgegen, dessen hervorragende Spitzen in
dem Frühmorgen des indischen Lt^bens zuerst allein beleuchtet
werden. Der blasse Selummer einer geistigeren Erfassung der
göttiicbcn Mächte ragt zwar aus der Urzeit des alt-arischen
Völkerstammes noch in die älteste Vcdenseil kerilber,*) aber
erscheint nur in sehr schwachen Andeutungen, und TeMchwuidet
bald in den mAehtiger eich ansbüdenden NatoralisainB. lanltlen
der growarkigsten Maehtentfaltang der iadiselien Natnr winile
der Btoisclk wie yon seUwt ze diesem Natnrkultas liingeaogvii.
Die Hymnen der Veden zeigen ein noch sehr beschränktes
Bewusstsein; von der Gottes -Idee ist nur die äusserlichste Hülle
erfasst; nur was den Sinnen als gewaltig sich zeigt, i^t verehrt;
der Götter Wesen und Wirken ist sinnlich -oberflächlich, und
der Umkreis ihrer Herrlichkeit »ehr gering. Die Hymnen bringea
dieselben Lobsprüche in steten ermädenden Wiederbolungea;
gepriesen aber wird an den Göttern nor, dass sie MchtvoU aeisa»
und siegreieh, und leuchtend ^ siralüend, donnernd^ bttlmd
und brausend, dass sie reich seien an Schälaen» und da»
sie die Quelle aller Macht und alles Reichthums; von einem
sittlichen Walten in Gerechtigkeit und Gnaile ist kaum die Rede.
Die Kohheit der Gedanken wird nur gemildert durch das schim-
mernde Licht einer oft hochpoetischen Hhantasie , die aber immer
nur den äusseren Glanz der verherrlichten Mächte im Auge hat.
Der Gedanke , dass die Einzelgötter reine Naturwesen sind,
ui<dit auf sieh selbst beruhender Geist, spricht sieh aneh daris
ans, dass sie an sich Tergänglich sind and ihre Fortdaner nir
dem Gennss des^CJnsterbliehkeitstrankes, Amrita, verdankea,
welcher gefrissermassen das Blut und der Lebenssaft der Natur
ist. Wesentlich damit zusammenfallend iat schon in den ältesten
\'eden der Genuss des boma- Trankes, äber den wir später
sprechen werden.
Amrita, da» Nicht-Sterben, die Unsterblichkeit, das Uosterb-
lidie» daoD das Mittel zur Unsterblichkeit, ist eio Trank durch des*
ses Genuas die GStter eio dauerndes Leben bewahren. Frtber
ist diese VorstelluDg bereits darin gegeben, dass das Sona^Opfer,
das schoD im Rigveda ebenfalls Amrita gesannt wird , ^) die CSettsr
cnftbrt und krftfläget, und dass auch ausser dem irdischen Sosia eb
blmsdischer Somatrank erwähnt wird, den die Götter geniessen,
wahrscheinlich die Nehelwolken.*) In der episch -mytholojisrlien
Zeit geuiiiiit der (Jedaitko des Amrita eine sehr bestimmte Form;
die Giitter bereiten- sich da selbst diesen Trank, sind nicht mehr
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auf (las durch die M<»nschen gespendete Opfer aogewieseo. Die
HimniUschcn, ihre Sterblichkeit fühlend, wühlen und rättelii das
milchige Meer zHeimal tauseod Jahre dorchebander, und es tau-
chen Tmohiedene Gestatten aus den umgerüttelteo Wogen ttmi,
TaiMoade ton Nymphen, die reisemle GMn des Segeee, Lakahmt,
«-> die aeiiaiiiiieiitaproaaene Aphrodite lodiena, — und auletzt dae
Anrita, dorcb weidiea die GOtter die UnaterbHebkelt erlangten.
Iffohtia dem Einzelwesen ist das wahre» bleibende Sein, sondern
hr dem allgenieinen INatursein, nicht in sich haben Uie Götter die
fii u.ihr tler Unsterblichkeit, sondern ausser sich, in (l#*riNatur; alier
in <ier iNatur ist das Unsterbliche" auch nur die allgemeine, dem
hesondem Daeein zu Gnuide liegende Substanz; darum muss
dM Meer ningerittelt werden, alle Unterschiede, alle besondem
Stoffs und Theile mAssen verschwinden, alles nrass eine glelcfaar*
t^ Masse werden; dieser allgemeine Stoff» dieses mücliige Cbaos,
itt das Bleibeade, und dasselbe geaiessend gewmaen die lebenden
Wesen Unsterhiickeit. Die Vorstellung des in dem Wasser ver-
borgenen Aniritii ist übrigens schon in deutlichen Spuren in den
Sltesten Veden enthalten: „in den Wassern ist das Auirita, in den
Wassern ist dn« Heihuittel."«)
») Roth, I. 1 7. (1. D. Morg. G. 18ftS, 76. — •) Chando^rya-Upao. III, 6; bei
Wmdiächm. p. 1511 ; Ndve, mythc d. R. p. 229. — ») Rigv. I, h. »1, 18. — *) Kahn i.
d. Z. fär rergl. Spracht I, m. ^ ^) BuDa^aaa, I, 46. (8chle8«l> Bigr. I, h.
Auf der ersten Stafe ^es brahmanfschen Bewusstseins tritt
uns aJi»o zunächst eine Mclnlieit ii;4ittlitlier Natunniiclitf ent-
gegen, deren Einheit aitiangs mehr geahnt als gedacht iiial
ansgesprochen ist. Aber das Wesen des indischen Geistes ist
die Einheit alles Sems^ iiihI diese Einheit, schon in der älte-
sten Zeit als tiefe Ahinuig vorhanden» kommt m der Penode
der Reife des brabmanisehen Geistes ssnrn ToUen BewQMlsein.
Die sp&teren Vedenthdle, besonders die Upanischaden» ans-
Midem Mann mnd die Vedaata-Pl^osophie sind die Urkunden
dieser Ferfode der rollen Reffe der indisehen Idee. Die ab spA- '
teiei Zusatz in das Mahabliarata eiiigcscliobcne philosophische
Bhagavadcrita dürfen wir, insoweit sie mit iler Vedauia- Philo-
sophie üficreinstinimt, zur Erläuterung hier schon berüeksich-
tigen; iiire Abweichungen von der alten Lehre werden wir später
berfihren.
Jene DreiheH gdttKeher HaoptmAekte, — Indra, Vamna»
Agaly Llelity Lnll, Feuer, aeagende, erhaltende vnd aer-
üigiiizuQ by CjüOgle
884
Störende Kraft, — i«t die dreifache Weise eines Lebens, sind
drei Zustände eines lebenden Seins. Das Entt»tehen. Bestehen
und Ver*^ehen fordert ein Sein, welches entsteht, besteht und
vergeht; dieses Sein ist itieht eins von jenen dreien, sondern hat
jene drei als Zust&nde an sicli; jene drei sind also nicht etwas
an sich, sondern nnr an einem Andern; und dieses Andere ist
eins» and liegl jenen dreien sn Grande. Die drei sind eins» vd
das Eine ist in dreiladier Weise wirklidi» denn das Eine ist
Kraft» und j^de Kraft ist ein Leben» nnd jedas Leken lieilelit
iu jener dreifachen Äusserung.
£s ist ein einiges Sein, an welchem jt;ne drei Seiten des
Lebens sind, ein Sein, welches diese unifasst uuö an sich Tor-
übergelien lässt, welches als einiges eben nicht eins von den
dreien ist, also nicht entsteht, nicht als entstandenes besteht,
und nicht vergeht; und doch auch wieder alles dieses zugleich
ist» Das einige Sein ist verschieden von den drei gOttÜdna
Natorrnftehten» insofern es eins ist» en ist eins mit ihnen» inso-
fern diese an ihm sind, nnd insofern es in diesen sieh offenbsil
Dieses einige Sein, die in die verschiedenen Naturinächte sich
ausbreitende Urkraft, istMahan- Atma „der grosse (ieist,*- daa
Brahma, ,,da.s (Crosse, Erhabene," das ., Seiende,** das .,Es"
(tad) oder das Auiu; bisweilen wird der erste der drei Haupt-
mächte» ludra, oder auch dessen glAaaendste Erscheinuog,
die Sonne, bildlich statt des Ureins gesetzt; wir dürfen aber
das Bild nicht mit dem Gedanken verwechseln« — Tiefer wird
bisweilen das Ursein das »»durch sidr selbst Seiende also des
Absolute genannt. Die einzehien €f6tter, wie Indra, Agni de*
sind nnr Creaturen , nnd haben alles Sein und alle Macht von
ilem einen Urbralium >).
„Drei sind die Gottheiten, Lide, J^ult und Himmei ihre Gebiete,
Agni, Vajii [an der Stelle Varuua'iüJ, Surja [die Sonne, an Her
Stelle lodra's] lauten ihre Namen. Der Kusaniniengefasste ^'ame
der drei ist „Herr der Creatureo [Pradscbapati] ; *^ da» Wort Aum
besiebt sich auf alle drei Gottheiten, oder auf die bSobste» Bnbna.
[Der lotete Punkt fehlt io einer Handscbrift, und ist vielleicbt ipi^
terer Zusate]. Wegen der Versduedeaheit ihrer Weibe babes aie
▼erscbiedene Benennungen und verschiedene LobgesXnge. Es iit
nur eine ei n / i 14 e (i o t th ei t , der j^rosse Geist(Malian-Atiiia); fKc*
ser wird aucli ►'Sdijne genannt, denn sie ist der Geist alier Wesen.
liieOrfenharuugen ihrer Macht sind die an(i(»rn (iottheiten.'*2) — ,,|||
Brahma werden alle Götter verehrt, iveil sie in ihm ihre Substanz uiMi
ihre Üegetstui^ haben; dean er ist nach den Veden alle Gatter.^*)
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tSB
Das Wort Aum ist wie das tad (es oder dieses) die möglichst
unbestimmte lU'/eichniincr eines an sich zunächst völlig leeren Be-
piäß. . Aum oder om ist nicht mehr aus dem Sanskrit , sondern aus
den Ahp^rsischen su erklifea» tmd isl aus avam, , Jenes", zu-
saUMmgaiogf.*) Ml>erljantsiim ist sowohl «iasUr-Brsiiiiui» als das
davsa venehMeiie [la dleBesondeihsit eiBgagaagaoeJBfahmi;*'!)
er anlasst das Welt- AU; •) «,es mhea darin drei der GKtter,
diel der Wellen, dreiderVeden.^^ »»WieCymbeiscliaU nndOloeiieD-
l^laog verklingt zu sanfter Harmonie, also auch Aum zur ÜScclenruh
dient dem das All Ersehnenden; wenn denn nun dieser Laut ver-
kliügt, HO lost er sich im Brahma auf; denkt ewi^ man das Brahma
sieb, erreicht man die Unsterblichkeit" ^} — ,,Aaiii, diese ist das Uo*
feigiagliehe ; diess All ist seine Erklärung. Was gewesen, was Ist
aad was seio wkd» diess aUea iat das Wert Aam, uod was es sonst
aoeh gieH iber die drei Zeitee eiliabea, anch das ist das Wort Avm,
dean es ist das gante Brahma.*'*) »Das, woiaiif alle Veden sieh
nchten^ was alle heiligen Askesen aasdricken, was an erlangen man
die Brahroanenpflichten übt, das ist das Aum; dieses Wort ist das
eirige Brahma, dieses Wort ist das Unvergängliche und Höchste; wer
dieses Wort erkennt, erlant^t alles, was er begehrt."'®) — ,fDie
keilige, ursprfiDgliche ^Silbc von drei Buchstabe», in welcher die
Tedische Dreiheit enthalten ist, soll verborgen gehalten werden als
^ Eweiter dreifacher Veda. Wer dieseSilbe erkennt, der erkennt
dea Veda. Das einsilbige Wort tob drei Bnehstabea ist die
hOthstedottheit''»)
Der splter allgemein gehranchte Name Brahma für das gStt*
Me Urseia findet sieh bereits in den Hymnen der Veden. & wird
da neben Agni undX aruüa genannt,'*^) und als der höchste und erste
der Götter erklärt. „ Das Brahma ward zuerst gezeugt vor Allen,
<lie leuchtenden entstrahlt vom Haupt die liebe [die Sonne]: die
tiefsten, höchsten Stellen hat entfaltet, des Neins und JNicbtseins
ächooss dieselbe." i^) Brahma scheint hier mit der Sonne ebenso
msanmensnIalleB, wie sonst Indra. Inig ist wohl Beofey's Erkli-
mag, Brahma sei hier so Tiel als Oebet oder Lobgesang, in
dettseihen Hymnus wird gleich darauf vom ^»hochmSehtigen BMti-
idblenderer" gesprochen, was offenbar Indra ist, so dass Brahma
Wahrscheinlich mit Itidra zusammenfallt. In einem andern Hymnus er-
scheint Brahma als der huelisle G(»tt; „der (iöüei ürahma, der Prie-
ster Rischi [Heiliger] , des Wildes Büffel, der Vögel Falk, schreitet
Sorna [der Opfertrank] durch deu Durchschlag." An Brahma
mihst l»t kein Hymnus gerichtet; der Grund wird aus dem Folgen*
erhellen» Tob Brdlma ahi Neutrum Ist das ilascnÜnnm
Google
256
Bi all Ilm zu uoterscheidcn, welches die wirkliche, mythoUifiiscIie
Eii)/('l£jottheit ist, die in der£|)enzeit als eine der drei übercu (iütter
erscheint!') — Der Name Brahma bedeutet ursprunglich Gebet,
in dem Sinne eines angestünieD Bitten« uod Foidenis, denn die
Wiuriel brih bedaatet „anstrengeo, mitAostr^ngaiigbewegeii'S brah-
na also luoicliBt woU „Aiiatmgiiiig« BnwfafltteraDg,<^ dam „iSe-
beV aad weiter ^jheiligeHandlaDg^ fiberhaupt; >^ von der wettm
Bedeatmig der Wvraei: „erheben^ i«) iat wabrscheiolicfa die Bedeu-
tung brahma als „das Erhabene'' abzuleiten. —
Als absolutes, auf sich selbst beruhendes Sein erscheint Brahma
sehr oft; z. B. ,,Es (tad) athmete \ \ov der Welt] ohne zu hiiucheu
allein mit iSvadha, (iSelbstsetzung) weiche in ihm enthalten iit.
Attsaer ihm war nichts, was später war/'^^) — „Brahma ist der
aüeaDiirehdriogeade» der ganaUnerforachtef das voo aelbat Seiende,
der Pradadiapati/<«») — Bet Bfaott beiaat Gott oft der ,,dveb lidi
aelbat Beateheode.*'») Bfaa vereinte „dnfch VenieigBBg d«o
Gott, welcher durch aicb aeibat daa Baaein hal^**)
Alles besondere Dasein, also auch alle Einzelgutter sind ats
dem Einigen entsprungen. — „In uferlosem Meer, der Welten
Mitte, errösser als das Grosse, mit seinem Glanz dutchstralileod
alles Licht, weilt Pradschapati [Herr der Creaturen] im lunero dria-
nen; in den diese All eingeht, aus wieder atrablet, ui den die
Gotter aileaammt verweilea, dieaa iat, waa iigend war oad was
aeio wM, ea wobnt im hUehaten anwandelbareD Äther; dareb wel-
cben die Sonee breant mit Feuer and Glans , den dfifmea in der
Welten Meer die Weiaea schaveti, wie In dem Hndiaten wieder die
Geschöpfe, der da den Götteni leuchtet stets, der früher als die
Gutter war, Verneinung sei dem Brahmalicht.****) — „Alle Götter
ruhen in dem höchsten Gott, von seinem Schoosse geht die Sonne
auf» und kehrt beim Untergang zu ihm anrfick; über ihn geht nicht*«
bmaua."**) — ^,j)er bSehate Regierer aehnf viele GAUet uad viele
Gefater.«"«»)
>) KcQcschit&m-Upaa. h. Wind. 16&9. — Anakramanika, t. Colebrookein
Asiat. Res. VIH, p. 396; Lassen, Ind. Alt. I, S. 768. — ') Ananda bei O. Frack.
Vcdanta-Saro, S. 51. — *) Windischmann, Sankara, p. 128; Jen. Litt. Z. 1834, p.
1 U ; BcTifcy. GLtsnr z. S. V. p. 41. — ») Prnijna-Upan. III, 1, inWebcr's Irvl ??tnd.
I, 452. — *) Afhiirvaijikha- Upaii. Ebcnd. TT, r>5. — ^) Brnliniaridya-Üpaii. i. Kl>ond.
IT. r>S. — •») Bnihniavidya-Upan. 12. 13. in We>>ors Ind. St. II, 59. — •) Mmvhikvft-
Up. I, 1, fbeml. II. Iü7. — Kathiika-Upau. il. 1.'). 16, nach WindisrimiHun , p.
1712, u. Püley, p. 12. — »>) Manu, .11, 2(i&; U, 83. — ^'') Samav. I, 1, 2, 5. —
>•) Samav. I, 4, 1, 3. — >«) Olosiar s. Saroar. p. 1S8. — >■) 8maT. H, 3, 1. lt.
0. VedanU^ara, p. 72. 73. Roth. Z. d. D. M. O. I, 69. — «0 »oü»
s. m. O.; u. deasea cnr Litt u. 6. d. W. 86. — **) Bcafey, Olomar s. & p. 19^
»•) Bigr. In Aiiat B«f. THI, p. 404. — tfahuiaraTittia-üpaa. 79, 18, ia W«b«»
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tS7
lad. Stud. n, 97; vgl. KatUakü-üp. IV, !. — »•) Manu, I, 61. 92. — »») YajOÄ-
Tilkya, UI, 3;J5.-- »») Mahanarayaim-Upaii. i, 1. 2. 3. 15, ui Webers InU. St. II, 80.
- •«) KaOiÄka-üpMi. IV, 10. (Poley) — « ») Manu I, 22.
Dm UffieiD iit «cUeohterding» »Mto aaderas, als die dler
VWbflifc m Gnade liegende aiieHttele Einheit, iai daa Eoie; waa
ia dem VIeleti ist; in aUem besthnmten Sein ist daa einige Sein ;
*Jiei>e& ii>t aber eben deshalb nicht bestimmt, hat nicht irg:end ein
PrSdtcat. Alles bestimmte, mitEip^enscharteii begabte Sein gehört
üei Welt der Vielheit an, dem iNicht- Einen; dem einigen Ur-
gründe alles Seins kommt eben darum keine £igenschaft zu;
das Ureiaa iat daa adilechterdings Bestimroungalose, ist nickta
ab daa leere, nackte Sein. Daa Ureina iat aiekt irgend £twaa
mi MbH k^emi wie, aendern daa Gegendbeil von allem, waa
ab toalimmea Baaein gedaekt werden kann.
Von dem gdttHehen Uraei», dem Mahan-Atma oder Brahma,
kann man also nicht ^>a<:;en, was es ist, — denn es ist alles das
sieht, was mau sagen kr»nnte, — sondern man kann von ihm
nur sagen, was es nicht ist; es ist also in keiner Weise vorzu-
stellen, in keiner bestimmten Weise denkbar, ist vielmehr an
mh das Unbegreifliche. Darum iat daa am wenigsten nagende
Wert, der Aaadniek dea aUerleeiatenBegrilEi, tt^ daaaelbe die
paascndate Beaeiclnnnig, alao daa Sa (tad), Janen (Anai) der
groaae Hanch , (Atma oder Pomaeha) ; ea hat kein WeH, ea iat
das schlechterdings Namenlose. Um dieses reine Sein zu be-
greifen , rauss sich das Denken jedes bestimmten Bcgriftes ent-
ledigen, muss nichts denken; so lange ich noch etwas denke,
denke ich das reine ürsein eben nicht; nur wenn ich selileeh-
terdtngs gar nichts denke, also etwa im tiefsten Schlafe, da
habe ich den rechten Begriff der einigen Gottheit. Der Grand aUer
WabMt beatabt abo in der abaolnten Salbatvnriengniing dea
Deakena, in den Abweiaen jedea wirklidien and heatimmten
CMankena. Wie Jemand daa reine JAekt niaht dann aieht, wenn
er einen beleuchteten Körper sieht, well da daa Lieht immer
gellrbt, bedingt, mit Schatten vermischt erscheint, sondern
nur dann, wenn er in die reine Urquelle des Lichts, in die Sonne,
an verwandt sieht, — und dann aber auch in Wirklichkeitnichts
steht, — ao bt es auch mit dem Menschen, der von allem be-
atiannten, endtiaken Daaein absieht, und seinen Geistesblick
av Üsat and onrerwandt anf das reine einlache Sein rieluet, —
üm wird da aneh aekwara TOr den Aagen, nnd er sieht niehta, —
iat «tdi da niditB M aehani daa iat ab^dem ladSer grade
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258
^fe rechte Weisheit. Mit unverwandtem Blick in ilii; Sonne
sehen, ist dem Brnlimanen der Weisheit höchst es Symbol.
„Worin man nichts uuderes sieiit, nicliU anderem hurt, uichts
anderes erkennt, das ist das Grosse/' — ^Wir erkenoen oicbt,
wie meB Jenes Brahma lehre. Ee ist ein anderes als das Gemisste,
ee let aueh fber das UogeinMete. Bae, waa aieht doreb die Me
ausgesprochen wird« dnreh welchen aber die Rede aaagespiedim
wird, dieses wisse als das Bralmia. Das, welches nicht denkt
durch das Gemutli, wodurch aber i^daelit wird, dieses wisse als
das Brahma: dasi wa« nicht sieht durch das Auge, durch welches
alu*r das Auuc sieht, dieses wisse als das Brahma, u. f^- f. . . AVciin
da meinst, dass du es wohl wissest» dann weisst du iii der Tiiat
wenig TOS Brahma. Wem es unbewnsst ist, [wer es nicht als eb
Bestimmtes weiss»] dem ist es hewosst» wem es aiier bewusst ist
[als bestimmter Begriff], der weiss es nicht Van dem Efkemmodas
wild es nicht eiiamntt T0tt'4lemNichtnlDeBtNBden wM es mlmnnt*'*)
,,BMhma ist oasichtbart nngreifhar« van sich selbst seiend, ohne
Farbe, ohne Auge und Ohr, ewig, all durchdringend , sehr feifl.
das Uuvergar)«liche. die Quelle der Wesen.** ,,(;rosiS ist Brahma,
gottlich, von uinleiikiiavt r (•estalt, feiner als das Feine. Durch das
Auge wird es nicht ergritten, nicht durch das Wort, nicht durch die
andern Sinne.'* ^) — „Nicht durch das Wortlunn man es erreichen,
nicht durch das Gemftth, nicht dnrch das Ange« Nnr .ven Mm wImI
es erreicht, der da sagt: Ea ist Bs iiA» sa ist* es wahrmmchann,
nnd nach sebnr Wesenheit Die Wesenheit eisdiBfait« wenn ans
es als Es ist wahrgenommen hiit" ^) „Das Seiende ist die Wer«
zel aller €reaturen; das Seiende ist ihre Ruhestätte, das Seiende
ist ihre (itundlaffc."®) — ..Üer Paraniatma ist das, worüber man
mit Einhnllon des Athems. mit Abwernlong der Sinne, mit Afi-
dacht etc. nadizudeokeu hat; er wird [an RaumlosigkeitJ nicht er-
reicht dnrch den hunderttausendsten Thcil eines Reiskoma, einer
HaarCiS|liliet er wird nicht erschant^ ward nidit geboren, stirii
nichts er Ist eigenscbaitabs, SSeage [der Ewigkeft], rein, olsc
Glieder, theWos, nnterscbledsios, ohnd Ton, ohne Gestell dft»
ohne Wandel, ohne Sehnancbt, allea erfiillsad; er Ist undenkbsr,
farblos, er ist ohne Handlung, für ihn giebt es keinen Schmuck.'*^)
ßra}iin;i ist ..weder denkbar noch undenkbar, und doch denkbar uRti
inifictikliar /iii^leirh; uutiieiibar, nicht wiil crKcheidliar, ohne Trsache
und ohneÄlinlichkeit.*'^) — „Diess Brahma istcndlos, oluic. Ucukeii
denkend, ohne Leere, in der Leere, über die Leere doch hin-
ans| nicht Sinnen ist ea und sinnend- nicht, nidit Sbmbac, aber doch
«nah shialar^ «od ellee is^s, daa btelMle Lee»e» hiher ala'dsi
-I
158
Hficbste ist «». undenkbar ist es, u'whi orkeiint man es/*®) ,,Das
kdchsle ßrahnia „int weder erkeiiiieuii noch nicht erkennopd, uoge-
«•hm, unbegreiflich, ohne Meikottl and oho« Zeichen, undenkliar,
MÜg, ohne ein Zweitee«^^)
h der Mutg«bil4et»a Vedniita-PUlowipiiie i«t da« üreins ^,der
agelMNe, aeiende, «od von der Rede ood deoi Ventande nicht
enMbare Creiot, der Träger dee Alls, der Cteiaf , der die Kwe}>
hell (iberwunden hat — Es ist ein ungetheiltes Wesen, von einer-
lei Beucha fTenheit, seiend, . . «>hne ein Zweites."**) Es wird nirht
berührt von den V'erMndeiungeu der Welt, wie der reine krystail
durch eine rotbe Blume gefärbt erseheint, und doch durchsichtig
bleibt; es ist in sich ohne Unterschiede und ohne Veränderung,
Mialich rncfat wahmebmbar^ ohne Geatalt, lichtvoll , onaterblich,
MV dvreh geialige Erkenntniaa erfaaaiich. Seibat ohne Gestalt,
Maat ea acfaebbar ebe Geatalt an (hi der Welt], wie era Sonnen-
fMd va» wathiedeiwii Ceynatiinden veraehiede» anröckge^rorfeo
wird, und wie die eine Sonne im bewegten Waaser viell'ach er«
acbeint. >*) — .,Ich bin das grosse Brahma, das ewiji ist, rein, frei,
eint, beständig glücklich, seiend, ohne Ende. i>ei. der nichts An-
fferes heimeiltet, der sich in einen einsamen Ort xurückzieht, dessc«
Begierden vMichlet, und dessen Leidenschaften uQterjfcht «ind^
der begteiftf dsM dar Croiat enief nod ewig tat £in Waia«r miMi
•HeaiwiiiiihflftDhigeMidein CMate verniehtap und imver nir den tiim
Gfiat httnocMaOy der d«m reinen Ratt«e gleieht. , . Brmbm
iitohaeOr9f»e, Bigenacbaft Ciiarakter, ist ohneZwethelt[ohneinne«>
reo Unterschied)'';*^) der letztere Ansdruck, die innere Bestimniungs*
losigkeit be^eicbend) kehrt sehr oft wieder. — „Gross ist der, in dem
»ichts anderes geseheu oder etkanot wird; aber das, in dem etwas
cesehen oder erkannt wird, iat Idbin» . . Ailfla wa» ial, iat Aua dam
Äther 9 te.iUhar aber ist aus dem Wesen, welches immeif dii»^
Mibe tei.vnd onvwiiHMHib, oiabt didc« nioht dünn, iMd faatb»
oirirt lang.*^ H).^ Wie doa Feaet im Hobe vtfriwDgen IM «od €m
ioM B«lbmi betonegelifckt whdy «o iatBrahm WMlwMiar^ dbit
weiHi man ilm diirf4i den heiUgen Laut Audi denkt, ao sielilmna
CrOtt: %vie das Ol iiu Samenkorn, uie die Butter in der 3Iih;li{ das
Feuer liu HuUe, so wird der Atom erta^^t vo» denif «iar ihn. 4Nlt
ivahrer Busse crMhnnt ^)
Das Göttycbe kann nur durch Abstreifen jeden AagrifTea, jedes
Gfiliiiibittriahidira «fiwat werden* »«Wer ao wacht, wie Jeniand»
dbr ^ aaMift, «id di» Z««Mt{ikn Dieroobkd der m^l nMtt
• 'iMt, .obgleich «t mo n&ebt, der oihennt den Geiets er gelaiygf,
lli0Uaiii.aabi.Mnfc vntiargegangeii In dam ahm fiNhata» BtuhiMi»
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260
in (las unsiniilichc», mit einer Eicenschaft bcgahto, von allem Schein
der Theilung hefrcite qanze Brahma.'' ..Her Herrscher über
Alle, der da feiner ist als ein Atom, kann von dem Geist nicht anders
erkannt werden als in dem Schlafe der tiefsteo Betmchtaag.^<^
I) Chattdogya-TTpaniichad» TU, S4j Windisehmtiiii. FhllM. eiß. 8. 1889. «
•) Keneschitam-Üpan. b. Wind. 1696. — ») I. Mondaka-Upan. I, 5 (Wind. 1699,
u. Polcy). — *) in. Mumlaka-Up. I, 7. 8. (WimL, 1704; Poley). — *) Kathak«-
DpuL VI, V2. 13 (Püloy p. 21 u. Wind. p. 1717). — •) Chandojivn - Upan. VI, 2,
b. Winil. 17'?8. — Atmu-Upan. in Webers Stud. II, 56. — *) Amritarindu-
Üpan r, 8. 'J; ohend. II, 60. — •) Tejonudu - Upan. 9—11. cbend. II. 64. —
«•) Mandukya-Up. I, 2; ebcnd. H, 107. — »•) VHanfn-Sara, bei Wiml.
S. 1777. 1775. — Colebrooke, Essais, p. 186. — baukara, Atuia- Budliii,
ac. as. 39. 6ü. G4; in Colcbrooke, £i«atd, p. 266 etc. — **) £beQd. p. 169. —
> 9Feta9YatararUpan. I, 13 ele. ia Weben LmL Stod. 1, 494. — > *) Vedanta-Siii
hei Wiiidiicfanu 8. 1444. — Uaan, XII, 122.
Da» bralmaiiiBoke Uneia fsl Mdikcirterdiags nfcsto «nderga
1^ fffana leere eine Sein. Aber in der kalten Ode der
radikalsten Abstraction h< es der Mensch nicht lange aus , und
es ist fttr ihn ein Bedürfniss , dem völlig Farblosen eine Farbe
nnd dem Gestaltlosen eine Gesfalt zu leihen, um sich das Gött-
liche näher zu bringen, um Etwas scu haben, welches ihn an
das an sich völlig Unbegreifliche erinnert. An die Stelle des
kahlen s^Es^* oder „Jenes,*^ dieses „ich weiss niekt wae«^
aetal der Indier gern ein Etwas, üUlt sieh den leeren Ramn des
rdnen Seins gern ndt einem Bflde ans« wie die Maler die leere
SenBenselieilNi mit efanem Mensekengesiekt filtten; *- wiket er ist
8ich dabei wohl bewusst, dass diess eben nur ein Bild ii»t, und
nicht mit der Sache, d. h. mit dem Bestimmungslosen verwech-
selt werden dar!'. Man greift da zunächst zu dem am wenigsten
Sinnlichen, zu dem, was dem leeren Räume am nächsten liegt,
dem Äther (Akasa), den unsichthareu und feinsten' Stoff, ans
dem dnrek Verdioktimg alle andern Stoffe entsteken nnd der als
Lebenriwnek fai allen Wesen waltet. Mokstdem Metet sfok das
Liekt, dessen eenerete Eraekefamg wfedto dfo Sonne iit, ab
efai Bild ftr das ürsein dar. Aber alles dies* sind seiileeliter^
dings nur sinnliche Bildei iür das an sich Unsiiinliche , sind
nicht das Librahma selbst, nur des.sen für uns wahrnehmbare
Offenbarungsformen. Statt des im Schoosse der Erde verborge-
nen Keimes nimmt man die hervorsprosseuden Keimblätter, statt
der dnnklen GebnrtssCitte des Quells sein kervorsprndelndes
Wasser, statt des ürgrnndes alles kesÜBunlen i>asefais akanrt
mnn dessen Anfang, statt derwislskibai'en Bdlieic deren srale
i^iyui^L^ Ly Google
ersckeinende EntfiEiltuiig ; so fasst man das Ureins als Urlicht, der
Welt erste £rscheii)iiiig. Damm kann India und die Sonne an
die Stelle der Urguttheit treten. Die ludier verehren die
Sonne, aber nicht so, dass ihnen dieselbe die Gottheit selbst
wäre, aber aack ucht so, dass die Sonne bloss ein willkürliches
Synbol fär die Grotlheit wäre, sondern in der Sonne offenbart
ikh Bitthna weMiaft und wirklich, sie ial eine firecheinuig»-
fm Bkalone*«, aber eben darvm nleht das gaaae Bratuna» iat
■iebt Brahma in seinem wahrhaften Sein; die Senne ist mid
bleibt eine Creatur, wenn auch eine der höchsten Creatoren;
sie ist ein Spiegelbild Brahma's, der selbst verborgen bleibt
Bis in die Gegenwart ist die Sonne ein ( roi^^enstand höchster Ver-
ehrung; das tägliche Gebet richtet sich an sie zuerst; und stun-
denlang unverwandten Blicks sie anschauend glaobt der Weise
in die TidSen der Gottheit an schalten.
»Was ist der Bestand diasor Weit? der Ätlrar. Denn alle We-
•an sststebes aas dem Äther» geben uster lo des Äther; der Äther
bt älter als sie; der Äther ist das Ziel; er ist vseodUch." >) Der-
selbe Äther, wie er draussen im Weltraum ist. ist auch innerhalb
deä Herzens» und der Himmel und die Erde sind in dem Äther ent-
halten, und rl.is Feuer und der Wind und die Sonne und die Sterne; . .
er mi Brahmas Wohnung, in welcher alles enthalten ist; er ist der
Geist, Atma/'^) Als Äther durchdringt die (Gottheit alle Dinge,
m Ist der „UmuA,*' ptass» der alias Lehes in sich sehhesst. ^ Aas
dos Atom eastebt dieser Haneh; wie der SelrntteB hier an Men-
sdbse» so wird an jenen diese eotfidtet Der Baach brennt als
Feser, er Ist die Soaoe, er der Regen, er der Wind, er ist Erde,
Stoff. Gott, Seiendes und Nichtseiendes, und was unsterblich ist.
Wie die Speichen in der Hade.snal>e, ist im Hauche alles l'estgc-
Aiirt. Als Pradschapati vurksf du im Embryo, du eben wirst wie-
der geboren, lodra bist du, o Hauch» ao Kraft, du bist Rudra,
der Beschützer; Vischnu bist du; da wandelst in der Luft als
Soase, da der Lichter Herr. . . Diese altes ist in der Gewalt des
Hauches; was in den Dreihfannel weilt"*)
^Agai ist Lieht, Licht Ist Agni; Indra Ist Licht, Licht Ist In-
des; üe Sanne Ist Licht, das Licht ist Sosne.''«) — „Das reine
Liebt, von den drei Guna umhflllt, ist die Ursache alles Hervor-
hiiiigeDs;.. das Licht, \\<>iaits alles hervorgegangen.**
,,Aditya [die SonneJ ist der Himmel. Aditya ist die Luft, A. ist
die Mutter und der Vater und zugleich der Sobo; sie ist alle Göt-
ter^ iat das Gehörne und was künftig geboren wird/'^^) »»Brahma
lethfegl sich nicht vor dir; er ist b der Gestsit des Sosseslich«
i^iy u^Lo Ly Google
tes dir sichtbar. Das Licht der 8onne ist die fircbtalt des grossen
I/ichtcs.'* „Üie »Sotiiio ist die Pforte <les Himmels,". . sie hmt^
die Frommen „auf dem Strahlenuese ihres Lichtes zur Weit den
Brahma. Darum Preis und Verehrung der Sonne/*«) — „Die
8Mltle ist Glanz, Kraft, Stärke, Auge, Uhr, Geist [alnui], ^Mte
[maots], Wiod, Äther «te., das UaerfonMdite» Liebe, „JtaM*^
[tMl], da« Wahre, unsterblich^ lebeacKg, alle« duvthdihifead« hMtt
selig, Ist jenes aus steh aelbet seiende Brahma, jener moStefblMM
Pnrascfaa, Jener Oberherr der Wesen. Vereinigung und gtelchtn
Wohnsitz mit dem Brahma erlangt und gleiche Kraft, wer nlso
iveiss."®) Diese herrliche i.ohjM t'isiiii«^ deiner, o glanzvolle
Mono«, brlnu^Mi w'n dir dar: oiitnu an dies** iikmui" Kedet nSfiere
dich dieser verlaugendeu »Seele, wie ein liebender Mann die Gattin
«iucht. M<ige diese Sonne, welche aile Wetten schaut und durch*
blickt, unser Beschfltzer sein. Lasset uns nachdenken über das
anhetnngswQrdige Licht des gdttUehen 8avUri, mSge es unsere Ge>
danken leiten etc.|" so lautet das uralle, aus dem Rigveda sIsm»
mende, tftglich gesprochene Hanptgebet, Gajatri, genannt
Dte 8onne ist „die Seele von allein, was fest ist oder beweglich:
lifuss der 8unne, dem Lichte, o Brahma, Licht des Durchdrin-
gers, der Erzeuger dos Weltalls."») Am gewöhnlichsten helsst
die 8üunc ,,aiics überschauend und durchblickend, Zeuge der
Handlungen der Menschen.** '*'*) Diese Verehrung der Sonne n)s der
Urgottheit erhielt sich bis in die sp&test» Zelt; „diess Weltdl,
heiest es in einem Pnraua, int ausgegangen vou der Sonn«,
es wird sEurflekgehen in die Sonne, um in Ihr seine Vemichtnng
SU finden/'
') Chandogya-Upan. I, 8. bei Wind. 1718. — •) Ebend. a. h. U. 1356. —
•) Tra^na-Upan. II, 1; I, 1 ete» in Weben Ind. Sttid. I, 445. ^ Sana- V.II,
9, 2, S. — Upfui. des J«4|iUTeda b. Wind. 1618. — •) Higv. I, h. 89. — ^ Ifas-
dnkjra'lIlMW' bw Wind. 1818. — «) Ebend. 1317. — *) Mahanaraym-Upen. XV;
in Webe» Ind. Stnd. II, 94. — Asiat. Ret. Vm, 400; ygh Nonv. Jonm*
At. XTV, 89; Wlndiflehm. 799. — ") Wind, a. a. O. — <•) Liiasen, Ind. A. I,
919. ^ 1«) Bei Wind. 868.
§ 89.
Das Brahma ist nichts ik die auf ihre ElalMiil antfiokge*
führte Natur, das Natür- Eins, die ehdiriClMie Graadlage aller
natürlicben IHnge, ibi iticht mehr und nicht wmiger. Gott ist
der in sich bestimmnnpjslose Weltkcim, die unenifaltete. in
ihreii einigeu (»rmid /urücki^esctzte die li,iiih( it. aus wel-
cher die Vielheit sich ciitlaltct. Gott und Welt sind noch dem
Weseo nach eins, es ist zwischen ihnen nur eUi Untensdned der
I6S
Fem; €M ist die ■niHMincngnfiiltctQ Wdto, tmä die Welt in
dermriMttdergefallete Gott
Dieser Gedanke iiiuss klar nud scharf gefas^st vvciileii; er
ist wesentlich verschiedeii von der chiuesisclieu Idee, 8o
wie von der den ludiern so oft. luiil vrdlip; irrig zugeschriebenen
Idee de^^ Monotheismus, hi China entialtet die Urkraft nicht
sieh, sondernden Urstotf, der neben und ausser ihr ist, und die
wiiidklie Well ist nickt die aus einandergerollte ürkrefti
Medem daa leeiaaiider der Kraft und des Stoffe. In ladieii
dagegen iat die Welt grade nur die entialtete Urkraft; es iet in
der Wek sehleeiiterfliugs niehts, was DSeht sobon in dem Ur-
ue'm wäre, nur in anderer Form; neben und ausser dem gött-
iicben Brahma ist nichts, und in dem Brahma ist auch kein
Unterschied, keine „Zweiheit. — Im Monotheismus ht die
Weh etwas wesentlich Anderes als Gott, ist nicht bloss der
entfaltete Gott, sondern von Gott ihrem Wesen nach unter-
schieden. Gott ist da nicht bloss das Wesen der Welt, ist aiacli
nieht bloaa der Oraad für die Welt^ soodem ist etiiras au sieh
uad flr aick; das indisoke Brakma ist dagegen nar Gtimd
ftr die Welt^ kt niehts an sick ond nickts filr sieh, ist aiekt
seinetwegen da, sondern nur um der Welt willen. Im Mo-
iK >t}K'i.«inius ist Gott als ein für sich bestehendes Ursein wirk-
licher, persdnlicher Geist, welcher die Welt lVe> schafft, ohne
üidi selbst zu verändern und sich an sie auizugeben. Das
indische Brahma verwandelt sich in die Welt; Gott ist die
Einheit, die Weit ist die Siunme der in ilire Bruchtiieile zerlegten
£iBiieil» jedes Ding ist ein Brook Gottes; und die fitolieit ist in
der Summe aller Bnieklkeile wokl vorkanden, aber eben als
ebe gebrochene. Das ist das reine Gegentkeil der monotheis-
dichen Idee.
Das Brahma ist Geist nur in dem niedrigsten Sinne des
Wortes, nur insofern <s nicht Stoff, sondern wesentlich Kraft
ist, — es ist aber nimmermehr Geist als selbstbcwusstes, den-
iuades und wollendes Wesen, ist nickt Persönlichkeit;
alle an sol<die geistige Prädieate anklingenden Bezeichnungen
Urwasens sind dem ganzen Znsammenkang des indischen
Bewassiwtino gemäss nnr als .poetisebe Personifioation, als bild«
Geier Ansdrnck au fassen » sind eine die -Natnreinkeit verber-
s;ende Maske. Wenn die Sonne als die alles wissende er-
scheint, so bezeichnet das niclu ein wirkliches ÜLWu^stscin,
sondern nur die alh s «iure iidringendc Macht des göttlicheu
üchtsSy ivobüi .ireiUch noch das reügiüse iUement Innautrltt,
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SN
dass Uekt ab eine gdtiltehe Meebt in eine widUinfce Le*
bcihsbezichung zu den Dingen tritt, dass alles, was geschieht,
im Bereiche des g(>ttlichen Lebens geschieht, und dasselbe
berührt. Diese innere Lebeiisbeziehung ein \V ii»seu und Fohlen
und Wollen zu nennen, liegt der Vorstellung sehr nahe, wir
dürfen aber schlechterdings nicht unseren höheren Begriff des
Geialee auf diesen Natargeist übertragen. Die völlige T.eer-
helC dea indlsohen Gottesbesriffes gewlUirt freilieh Gar jede
tragung bequemen Ranm, vnd die den gans ebetraoten Begriff des
leeren Sems dem Bewasstsein nflher bringenden bildllehen Vor-
stellungen sind als bildernde Dichtung sehr geeignet, auch fremde
Gedanken in sie einzulegen; aber grade deshalb müssen wir uin
so zurückhaltender sein, und nicht unseren Ideeukreis in den
so ganz fremdartigen indischen liineinschieben.
Dass es mit den Prädioaten des Wissens und WoUens nicht
Emst ist, geht schon daraus hervor, dass das bestimmte £r-
kennennnd das Selbstbewnsstseiannd der beatimnite Wille nieht
der wahre Zustand des mensehUehen Geialea sindy aondeni
grade das» was nieht sein soll; alles Erliennen und Wollen
setzt Unterschiede voraus und gehört der Welt der Vielheit an,
und Gott würde durch ein wirklichem AUc^ wissen in das Gebiet
der Vielheit hineingezogen werden, und diess weist der Brah-
mane entschieden zurück. — Untergeordnete göttliche Mächte,
die in das Bereich der Creaturen gehören , mögen selbstbewusste
und frei wollende Wesen sein; das göttlk^e Wesen ist es nicht,
oder ist ea nur in dem Sinne, daas es in allen denkenden
Wesen wohnt und deren denkender Geist selbst ist; in den Crea-
toren kommt Brahma aum Bewasstsein*
Nach dem Auftreten des Christenthums finden wir aller-
dinp^s in den indi&ehen Schriften bedeutsame Spiirei» eines christ-
lichen Eiiißusses [§ 82]. Da treten Gedanken aiil , welche über
die aUe Lehre weit hinausgreifen, ohne aber den pantheis-
tischen Charakter abzustreifen , und ohne die Idee des absoluten,
persönlichen Geistes, Schöpfers Himmels und der Erde wirk-
lieh au erftasen.
„Das Brahma hat swei FenneD, gestaltet [als Welt] ued
gestaltlos [als Gott], steibBeb und uosterbHcfa, feststehead und
gehend, seiend [als wirkliches, bestlawites Natoiaeio] und jeaea
(tjad)."0
Von einem Alhvissen des Brahma ist, besonders iti der
nachchristlirheii Zeit, oft die Rede. Er ist ailcrkeanend. Er.
desseo Geist weilt lo der Luft, der im Gemüthe Walteade, der
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Ftker AAiema und dw Leibe», der da gegenwirtig int in der
Nabrnog, aod das Herz lenkt/^^) Die richtige Bedeutung diese«« All-
Husens geht 6chon liaraus hervor, dass dasselbe vorzugsweise der
Sonne beigelegt uird»^) der ,,strahleudeii, glauzvoUeu Sornie. wel-
che alles schaut und durchblickt" „Sechs Mauate hindurch
hei ihrer südlichen Wandennig, giesst die Sonne Wasser aus; drei
lloMte könnt der Regee von ihr bereb, drei Monate giebt sie deo
Tlra« Id den eecbe Meoateo Ihrer DvrdliclMNi liVeiideiuDg von der
. Kllto dwch Ae Blmneexeii bie inr heebetea GÜath beiset ele die
Allee-Wieeeede.'**) Ahm dw so biege ist sie aliwissead, als
sie nicht von Wolken bedeckt ist; diese Stelle ist wichtig für die-
sen Bec^rr.
Das» iu der späteren atythuiogischen Zeit bis^v rik-n am h auf
das Urbrahma die bei den Mythen-Göttern vorkommeudeu geistigen
Eigenschaften übertragen wurden, darf ans nicht wundern; und wenn
io der sp&teren Veclanta-Pliilopiiie, auch bei Sanicara, viel von
tbtmk ^nkeoden nnd allwissenden*' Bnimia gespfoohen wird/) so
wird diese Geistigkeit durch die gfeiebzeltigenErkllrungeo über die
vSUigelieere des einheitlichen Brahma wieder angehoben; und der
ivabrscheioliche christliche Kinfluss macht ohnehin diese späteren
Gedanken in Besieboog aui die Beurtheiluog der indischen Lehre
iweifeJhaft.
In den meisten Füllen besteht Brahmas Feistigkeit einzig in seiner
Bedeutung der einheitlichen Urkraft, in seiner reinen, stofllosen
iinbeit, und sein geistiges Walten ist nur das Vernnnftgemlsse der
is der Welt waltenden gOttUcbenKraft, ttad eigentliches Denken und
Wollen keamt ihn nur in dem Sinne sn, dass er in allemDenkenden
«He wesentiidbe Madit ist; des Menschen Denken ist Brahmas Den-
ken, und da die creatürlicben Gotter eben nur menschliche Wesen
TOD höherer Vollkommenheit sind, so ist der denkende Geist der Einzel-
gotter auch der Geist und das Denken Brahma's; aber das ist nicht
Bfahma in seiner Wahrheit, sondern in seiner i^ntiusserung. Dieser
Uiteischied muss festgehalten werden , wenn wir die vedische Idee
vemtebea weJlen. In seiner Wahrheit ist Brahma nicht denkendes,
keies Selbeflieivasstsein) er ist es aber in seiner creatOrllcben £nt-
fidling. — »Was ist dieser Geist;» dtss wfar Ihn yerebren mOgen?
bt er das, wodnreb der Mensch sielit, bSrt etcf Ist er Empfin-
dong, Kraft, Begreifen, (iediirhtniss, Wunsch oder Verlangen etc.?
— Alles dieses sind nm verschiedene Namen des Bepreifens; aber
dieser Geist, bestehend in der Kraft des Begreifens, ist der
Brahm4, er ist Indra, istPradschapati; diese Gdtter (deva) sind Er ;
«boMe sbid es die füinf Elemente, etcj alles, was iigend lebt and
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geht oder fliegt oder «ras «nben eglich iet« diese let des Aage
der Erkenntniss fdurdb damtefbe vrird Bralmift erimmit]. Aef Ver-
stand ist iculiches Ding gegründet. Die Welt ist dai* Autye des
Vrrstaiidi s, und Verstand ist ihre Orutuiiage. Erkenntniss ist der
UroMse (Brahma).**«)
WichtM^ ist hierhei die Art, wie Manu, der sich, fem von philoso-
phischer Tiefe, am liebsten in volksthfimlich-concrelee Anmiräekea
bewegt, also die Penoeificatioo der NatnmiStbte stark Iiervtnrlieht,
Gottes Wissen Ketrachtet. „Die Sfleder sagen ni ifcresi Hema:
Niemand sieht ans; aber die GOtter beobachten sie, ebenso der Geist
f Pnroscha], der in ihnen wohnt; die fiehtttxgOtter des HiflNselj) etc.
kennen die HandliTiiacii aller WcHcii. Wenn du sagst: ich bin allein mit
mir , Sil w nlwit in ilciiieni Herzen immerdar jenes höchste Wesen,
als auluicrk-Hamer und sehweij^ender Beoharhtpr von allem (inten
und allem BOsen; dieser Richter , welcher in deiner 8eele wohnt,
ist ein strenger Richter, ein nobeugsanier Vergelter.'*''') Also die
creatArii<jhen GWer, peisoaifidrt, sind die Wissenden, das Brahnui
aber nur Insofern es In memehllcbenflenen wohnt, also als die im
Menscben lebende Gottessthame, das Gewissen; nur in sctaerVefen-
zeluug undEntSvsseningfsl Brahma wissend, nlefat als Gott aa sich.
In ncirlier W^oise einiije Schriften aus der Zeit, ^vo die Indicr
mit dem ( liristentUum in Berührung gekommen, die alte Vedenl<*hr.
gestalten, davon giebt die ^«veta^vatara-Upanisehad^; ein Beit»pici.
,,Es die («russe Gottes in der Welt, wodurch diess Brahmarad
[der Weltkreis] sich rollend dreht. Ihn, den liOcbslen liemi der
Herren y die hOcbste Gottheit der Gottheiten, laset uns erbBanca;
niebt glebt es lllr ihn ehi SrsebafTeMS noch ein SdHiireades; nicht
whrd ersohaiit ein Ibm Glelcber oder BßlMrer; sein ist die bSehste
Kraft; Tersdrieden wird sie [in der BrBeheiminfl besebiieben, die
von Natur ihm eigene, durch Wissen tind Kralf wirkende. Er ist
der eine (intt, in allen Wesen verhorgen. des Alls Ertüller, aller
Wesen innere Seele, der Oherlierr der Thaten, alle Wesen he-
wohneod, der ^euge, der Ali-Einige. Eigenschafltslose; den Wei-
sen, welehe diesen bi der Seele ruhenden erkennen, denen ist
ewige Freude. Dieses (tad) Ist Dieses, so danken sie aabe*
scbfeiUfcb das bdehste GHiek; wie sollte leb dIess erbeoaea, ob es
lenktet oder nidit leocbtet? . . . ibm, den Leacbtendea, leaebtet
alles naeb, ton setneni Liclit ist alles diens eriettcbtets .. erlst
das Feuer, thronet in dem Wasser; .. er schalli alles, weiss alles,
entstanden durcfi sldi seihst, der in der Zeit zeitlos ist und alle
Eigenschaften spendet, alles Wissen; er ist der Herr der Aiatur und
der fiinaeiseele, vertbeilt die Eigensebaftea etc*"«) Als AMgott
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pli Ii in I*u«li»i Das ist nicht christlicher Motmthißi^iniu^, aber auch
nicht inohr fciiier intliscfier .Naturalismus: zu jetipru fehlt die Aner-
kennung (icr Wirklichkeit und den :$elh8tiltäiidigcii Bestehens der
Welt, sowie der unzweideutfitere Be«?riff der wirklichen Geistfigkeft
Miw. JOAsUrtMl über dieEntwicketung derGotteitidee bei denln-
■diMtt wM abrigen» dadurch sebr einschwerf » das« wir Ober die Eni*
«tebasgftzeH der eincehieB Vedentheile, die ja bevtinunt um mebr als
eieJcbrIauend auseiiMiider liegen, iiocb Mbr inUngewimbeit Kbid.
Brahmanen der Netiseit erlauben sieh manchmal, die ganze alte
Lehre allegorisch lieiitiMxl als reinen Monotheismus zu fassen. 'o)
') Brihad-Arfuijaka IT, .1. 1 ; La« "n I. 8. 7 75. — II. Mundakii-Upan. II, 7. 8.
(Wind. 1703. Poley): unu soiüt oft, i. B. Kio;v. iM.X. 11. — ') Rigv. I, h. 35. 50.—
*) i'ii^ua-UptiD. b. Wind. S. 1300. — ^) VwlaiitH-Suftt v.Utnmur Frank, S. 1. 6. 7. 88;
TgL Wittdiachiu. S. 1775. — iViurcya-Aruiyaka 1». Wind. 1590. — ') Manu, VUi,
9k 86. 91. 92. — ') Webers I]id.Sta(L I. 420. — *) VI, l. 7. 8. 11. 12. U. 16. 17. 18.
«.«.0. 6. 437. — **) Ratn-Mohnn^Koy In ColebrdoM Ewais, p. 377.
b) Die Lobre der Epen und der «pätecon Zelt.
§ 90.
hl dein Zeitalter «l^r grossen Epen «jelit ilie mehr den ob-
jectivcn Nntiii eharakter des göttlichen Seins lesthaitende X'eden-
lehre in eine die Natiirmächte mehr vermenschlichende Mytho-
logie über; die aus demTIrsein enseugten, frülier nur in blasser
ndTerediwimiender Pevsonlficiriitig auftreteadeii Mädue 'WW*
doi sdrihfer diid sinnlich tesbarer ansgefirftgt) ans dem rein
gegenstindttobeM Natursein mebr in das Menscblicbe faereinge«
iQgiBiS der fandiai^e Pantbeismus erbAtt einen scbwadk poly«
dicistiscbeii Anfing; das blosse Natnrlebeii gebt in eine einiger*
massen geschichtliche(icsraltung übei ; an dieStellc des blossen
Wahens von Naturkräfte« treten Handlungen; aus der Kosmo-
2:onie ^vird eine Mythologie, an die Stelle des Gedankens tritt
die dichtende Phantasie , die Theologie wird von der Dichtung
getragen. So gestaltete sich die Religion in der Masse des
VoUlsss iii den Kreisen der lieler Forsebenden erbieh sieh frei*
Üeb der reinere Gedanke der Vedenseit» der selbst in der hoeh-
geprfemien, seltsam elngeileefatenen Episode snm Mababharata,
der Bbagavadgita, scharf und bestimmt sieh ansspriebt, ondandi
Her eigentliche Kultus bewahrte die alten Ideen; aber das Volk
selbüt entfremdete sich diesen immer mehr, und ergriff die lass-
lieheren Bildungen der dichtenden Phantasie. Die Theologie der
epischen Gedachte ist nicht eine höhere Kntwickeluiig der Ve-
denlehre, sondern eine durch das Hervortreten dar sinnlrchen
Veistellaig Umkki» VeraeMtmig der tieftiMrisnn CMnokeD,
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<68
doe proftne Vermlflicliiiiig des Ofaerweldidieii, eine VeikSr*
fierang^ des UnklSrperiidieD, — wie ja die VeikOiperuiigen Vi-
bcliim's den Hauptinhalt dieser Dichtungen bilden; es ist eijie
Auffassung der Gottheit vom Standpunkt desLaienthums, beson-
ders der Kriegerkaste, im Gegensatz zu dem vom Standpunkte der !
Brahmanen ausgehenden Vedeniehre. — Diese Umgestaltung der
alten Veden -Lehre beginnt in der ImA vob 600 vor Chr.; die
ältesten buddhistiseheii Schrüken Jcenneo aoeli dea ladra als
kdohstenGott«) I
Das göttliche» einige Uiseia, jeder Diobtaag aad Yerw
menscbliehaag sieb eateiebend, bleibt aaeh in der episcben Ver-
stellung das übcrweltliche, unsichtbare, nicht ofTenbarwerdeude
Brähiiia oder Parabralnua. in sich verschlungen iii heiligem
Dunkel ruhend; an dieses ewige Ureins wagt die bilderndc Dich-
tung sich nicht, es bleibt im geheimnissvoUeu Hintergrunde
verborgen; es hat keine Mythologie , keine Tempel and keiaea
Kult. 2^
Dieses Brabma entfaltet sieh naeb der der iadisdieo Idee
eignenden Drei<igkeit; nvr treten an die Stelle der alten» eat-
weder gar nieht oder nnr sehr schwach personificirtoi Natar^
mächte bestimmter gezeichnete Göttergestalten, im Namen und
in der Form von jenen verschieden, im Wesen mit ihnen eins.
Die alten Vedengütter liabeu in der epischen Mythologie zum
Theil eine andere Stellung eingenommen , die ehemals höchsten
werden Götter des zweiten Ranges, und andere treten in ihre
Geltang ein; der schwankende Charakter der gaaa^ Tedischaa
Göttergrappirvng ist der dichtenden Willkür j^rdsgegebea. Die
entfaltete DreilUtigkeU ist aaa folgende:
1. Die Gottheit des Entstehens, des Anünigs, des lichtes,
des Himmels, der Sonne, — derBrahmä, — entsprechend
dem vedischen ludra.
2. Die Gottheit des Bestehens, des lebendigen Daseint», der
Lebensbewegung, der Luft, der Oberwelty — Visehau» — ent-
sprechend dem vedischen Varuna.
%. Die Gottheit des Vetgehens, des Zerstöreas» des ladea»
des vefsehreaden Feaers« der danklea Unterwelt, 9^^^
entstaaden aas dem yedisdien Agni«
Diese Trimarti, spater syad^oliscb dargestdlt als ein Leib
mit drei Köpfen, — findet sich weder ifi den Vedeu noch bei
iVIanu, sondern gehört der Epcuiseit an. Vischnn and ^iTa
haben in den Veden eine untergeordnete Steiiuiig.
Aasser diesen drei hervorragenden Göttern £adea wir in dea
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160
Epen eine groBHe Zahl anderer, wtlclie theils aus derVcden-
Lehre überkonunen sind, theüi» neu auftreten. In Jra erscheint
immer noch als Himmelagott und als Fürst über andere Götter,
iber steht doch niedriger als jene drei. Die Gdtlerwelt tritt in
«IrainKeli-aiwchavlidier Weise auf; dem Sfonengeaim wM
nchvii ffinmel gehvMigt; die Gandharveiiy die hfanmlisehen
Mesiker «nd TAnaer, Bnd die Apsaras, die üppigen Nymphen
der Lust, spielen dabei eine bedeutende Rolle. ')[§ 84]. Diese
GiiUcr. — das Urbrahma natürlich ausgciioininen, — sind von
dem Menschen nur <]ein Cirade, nicht dem Wesen nach unter-
schieden, und die Frommen treten in ihre Reihen; sie haben
einen feineren Kdrper als der Mensch, einen Ätherleib, dem
Menschen an «ich nnsichtbari mühelos, ohne Schweiss und die
£rde nieht berfUnrend;*) oder sie lenehten ala die Sterne am Him*
nd.^ — Ber Anfentiiak der Götter wird mit den gühendsten
F«ben der Slmriiebkeit gesehildert. «) — Niedere Geister sind
ttUreich überall, gute sowohl, die Suren, als böse, Asuren.'')
Neben jeden der «grossen Götter tritt in der späteren Mytho-
b^e eine weibliche (>ottheil (Sakti). Diese in Veclen nur
sehr selten und nur andeutungsweise berührte Vorstellung ent-
spricht ganz dem Wesen der späteren Religion. Die Tcdisohen
G5tter stdkn üiNiraU nnr die ideelle Seite der Natur, ihre
Kräfte dar, wlbrend das Materielle gana in den Hintergrand
liiit; IMit, Lnft, Feaer, das sind die gUttliehen Wesenheiten;
dm Dasein hestebt ftst gaua aas Krillen olme KOrperiiehlceit;
mir die active Seite der Natur wird erfasst. Die Auffassung
der epischen Zeit bringt diesen Idealismus der fassbaren Wirk-
lichkeit näher; die materielle Welt kommt mehr zu ihrem
Rechte; es tritt hier neben die active Kraft auch schon eine
^sive SeHSy ein ruhendes» weibliches Dasein; die Natur wird
hiadhMeher, vorstellbarer, stellt sehon mehr einen Gegen-
•ata te, and die Einlieltsidee der Veden erhält eine sehwach
daalistisehe Sdkattining; jeder mimiHehen Gmtermacht ge-
SaMer eradieint eine weüiliclie, empfangende, passiTe» den
ObaralUer des ruhenden Seins zeigende Gottheit.
1. Der BrahinUl, Itidra's Stelle als Himniels- und Notiiieii*
gottheit erHcheinend, i.nt des l^rbrahmaV eri*te wirkfirhe Erscheinung,
iüfil «ich aber uuch nicht »charf von ihm, sondern verschwimmt bis*
weilen diromerig mit demselben. „Brahmft, der ewige, bestfindige,
ravetgSagliche« ist aas dem OherMdicfaen entsprangen;«*) er ist
das eiste Sladlani la der EatlhllaBg der Uifatthelt, Ist der Giand
ilr aHe folgende GalwicfcelaDgf asd daher WeMMMser, „der €hoss-
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f^mter der Weit,*«») „GHimler uwi Ledlrer der Weie^o) Br
steht unter den epUcheu Göttern noch am meisten in tler Feme dci»
blasnen Hintergrundes, tritt am wenigsten ein in das bewesrltehe,
farUenreiche lieben, int nicht eiu:cntlich Va)ksg:ott gcwortleo, und
VOD des Mytbeabtidung fast i^ar nicht berührt; er hat ^ehr settea
einen Tempet und AJtftr; wiewohl einiger Kult und Feste ihm lu
TMI wurde»} dftB tigltoli «i die Sonae gencbtale «cMit
doch aufdi si Bralmi sellut eine BMiiehiwg f^babt £u faabeii; aiHi
die a|KKteren>40Qwl«ro Brahaavmbrar aldbeft ia der aii%ebeadcii
Sonne «eio bftehetee Symbol, i«) Brabma wird dargeetoUt nit ficr
Köpfen, nodurch wahisrheiniieh seine üetiscbaft über die Tier
Weltcfeijenden hezei< Imet w kil.
Wie Hrahnii) .seihst als das erste OlVenharwerden des IJrhrabitia
erscheint, das Licht aus dem duni&len Urgründe, so stellt setue
iveibliclM Seitei «eine SalUii Saraavati« «obon ia deo Vedeu ge-
naiHitv'ft) das enteprechende paaehr« Monmt ,4ar» daaReaoitat
jener thitigeo Kraft. Sie iat daa beeoaderle, gelbeiite ead lae«*
aer Tbeilttng geerdaete Daaelai eie lel die GOMb der Offdaug,
der Harmooie, die Gütih de» Ebenmaaaaea ia allen Hingen, daher
auch der Poesie, der Hcdckunst, der ISprache und der klaren Er-
kenntni^s üb(;i haupt. Wo ein unterschiedenes und in seiner Tbei-
lun^ geordnetes Da?^crii i«t, daisi Resultat des W irkens Brahma>. »! *
atelU «ich die Sarasvati dar. Sie gilt noch jetxt als die Güttiu iler
Sprache; man ruft sie an, wenn man die Kinder reden oder leseo
Miren will; auf fittdern hat «ie eui 6«eh aller eiaJiflaibiaelwMWit
ia der Hand, i^)
2. WShrend der BimbinA daa Llchtwerden dee dnoble» Cfeeial^
daa aafangeiide Daaein auadrficbt, tat Vlacbaa daa wtrfaMi ge-
wordene, bestehende« lebendige Dasein, die selbstständige Lebeeft'
gestalte lir ist die GoUiieit des heu eete« Lebens in jeder Be-
^leutuns: <les Wortes. Danim ist er aiuh \ (ilksjljiinilictier ai«
der Ürahiaft; er verschwimmt nioht mehr mit dem leeren Lrbrahma,
aondero stellt die färben volle, wogende WirhUchkelt selbst dat;
die VedaotapbMoaopbae wflrde JM da» Biabaia im acMier ^Oesten
EntSuaaernng, ia aeiaei>.tMwabietaa.Oe«lallii«liaeo„ difi-CMlbaii
welche daa epiOallAteUfwife.iadleeerfiutraUM Viacbaa
hit eigenUkdi der der vitkllebeit Welt ebrnrohaeade fietl lai.fiiigea-
Satze 2U dem überwcltlielien cini!?cn IVeott: er ist es. der »ieh Är
die Welt der Dinge interes^ji t. und ihr L>a.>»eiit üaj;t und be>v.ihrt,
ist <lcr erhaltende Gott. Wird da« All als ein Kreis «redacht, so
ist das Urhrainna der Mittelpuaht., der Uruhma ist der \uii diesem
aaageheude äitnihl oder Uadiaa» und ViiadMNi laA die an atoer con*
tti
twtei TOAliifcheit giFOftoie F<ripli6tte> ller&iliiamliltneh
«'VigplüM, wie fo «MMr«ni Welteyston die Senne zun Pkneten;
mir auf dem letztern ist das aus dem Gegeoc»atze von beiUeü «ich
eotwickelude organische Leben.
ZunHcbst ist Visclinu tiie i>«ttheit des brw ei;tefi Elementes, der
Lnütund des Wassers, wie Varuria; so ächoo in den Vedeu. iSeiu
Nase bedeutet „der i>arehdringer/' »^um grossen Viedmu,
den Unrat •umgebenen y sMg euer Snng, «loi MelitigM» auf,
im Ofiferer, nehto veneirenden» nmn Sterken, der ntvnnbmrir-
kedden C^nte.''i») — Sr wird späler identüekri nit dm ▼oriier
ülkiitetlndig «rnekeinenden Marajana, dem Geist, der l»eleliend
Acr den Wassern schw ebt und in ihnen hildernl wirkt. 20) [u |>ild.
liehen Darstellungen erscheint er lniiiim ll^läu ; 21) er fahrt einher anf
«lern Garuda, einem Voißel mit tjoldenen t'ittigen, wahrsciieiniicli
ilen Wolken, oder er ruht aul' einer grossen, susammengeroilten
Schlange,^) wnimralieielieli den bewegiolMn Kfolelaiif.den iielienn
kweieknend«
Dann aker iet VkKdnm aiidi die die Hkmeinbewegnng leitende
md alle Lebenaentwickeinog tragende Senne, und in dieeer Be-
denfnng ernelNint er/ wiewohl melet ata untergeordneter Gott,
bereits in dLii iiitesten Vedeutheilen, und wird auch isputcr uusdr&ck-
lit'li ^jonne erklärt.**) In dieser Bedeutung; heisst er „der weit-
hin Schreitende, 2^) .,der Gott der drei Schritte. 20) der mit drei
Schritten [im Aufgant;, in der Mittagshöhe und im üntergangej die
Welt dnndiadireitet. ,,IMeie Erde bat V. durc^Micbritten, dreimal
leCüe er nieder den Wmm^ «db«liet. int nie in eeinen Staub [ihm
anteiwniinD]) drei Sdirittt lut Viedintt genttcht, den Indra gleich-
«tehender Cenma, Jenen hOehnten Sita diaa V. adiaufm kaatindig
die Weinen an, der wie eki Auge aa^Hfannel ateht''*^ ,,Kein
Crebomer begreift, o strahlender V., deiner Grilsse iiusserstes Ende;
den gci^tirnten , G^ron.seu Xiiiuuiel bai*t du oben befestigt." 28)
In den Epen und ihrer Zeit erhSit nun V. eine viel bestimmtere
nytbologiscke GofttAlt, wird mehr in das bewegte Leben niit\vir-
keod bineingeaegeni er überragt an Volkstbümlichkeit den Brahmi
k0i weitem; er glll ak» ,»Herr und Heifaeher«' (Ifvwa) den Alla;««)
aed wieweU er an aiek nur Natmmaeht iat und nur eine mytkolegi-
ecke Hatte der PemoniAdiitng «rhftit» kann er dedi wirklielwa Ein*
aelweeen werden, indem er akik als Bfeeadhen oder als Tkier
geboren werden lässt, eine bestimmte Verkörperung, Avatära
d. b. He rabsteigunc eingeht, und da«lurcli der eigentliche
Gott der Geschichte, des beneg^eu Meoacbenlebnns wird, liier
aKiiMea..wir ai^tef apreobein
»78
Vischno erscheint unter mannigfaltigen Namen, so als Vasadeva,
Bhasfavatf Ptirnscha, iNarajana etc.; jedoch werden diese Beioa-
men zuni Theil nmh andern Götter» beigelegt.
Die weibliche ^>eit<^ de;» Vischnu ist ^ri oder Lakscbrai, die
Güttin der Liebe, derUuld, der Fruchtbarkeit, derKhevad des Reich-
Hioms. Sie ist dem Gotte des bevregten Lebeae- geseafkcr die
HermoBfe in der Bewegnog, da« Blelbeede, des, was die wiM
strebende Kraft lusaumranhftlt, dan frledHcbe Blemeot in dem
Ringen, die Liebe im Kampfe, da» Rnbeade in dem Umedbwoiig.
ihr geheiligt ist die fruchtbare, Nahrung spendende Kuh, die als
das Symbol der zeugenden, lebensschwangeren Natur bei den lo-
dierrt hnrh verehrt wird; das Fest der Ernte, der Errungenschaft
der ttiätigen Natur, ist das Fest der Lakschmi^i). ihr Symbol ist die
Lotosblume, als die DavsteUnog der zeugenden Natarirraft, ein
In Tielaeitiger Deutnng aagewandtee Bild der Weit; die Bbune \A
daa rahende, üriedliebe Reanltat der 'vorangegangenen LebenaHi*
tigiceit, der ana dem Keime sich emporariieitendeB nnd riiq^endes
Kräfte. In Vf sehnn nnd seiner TV«ibliolien Seite gelai^ die Wei(>
entvrickelung zu ihrer Blüthc.
^. ^iva, d. h. „der (ijiädige," ist schon in den älteren Vcden-
theiier» ein haulige.s Beiwort des Agni und des Rudra,S2) «nd be-
zieht sich auf deren wohlthätige Wirksamkeit als Opferflanme ttinl
reinigender Wind. Als selb^^tstündigc Gottheit (ritt er erst be-
stimmter in den Epen auf. Fremdartige fileneate am den Vw*
stellnngen nntetworfener Stfamne haben wahrteheinlich amf -dfo
weitere AnaMMang des ^ivahnltea Ehrfhiaa gehabt vieles Ua-
hlare hi demselben i«t dvreh «pXtere Theotieen nleht ansgegMebas;
wir haben es jedenfalls nicht mit einem rein entwickelten Gedanken,
wie sie in den Vederi auftreten, zu thun.
ZunSchst erscheint ^iva in der gesteigerten Bedeutung des
Hudra und des Agni, als die dem Einzelleben feindliche Macht;
er ist der Gott, der das Lebendige opfert, die Nichtigkeit der ead«
Kchen Dinge bewahrheitet > indem er ale dem Tode weiht; er oIVBa"
hart da die lenitSrende Kraft dea Fenera oder den einigen Stam*
Windes dea Hfanalajagebirgea, wo er seinen SHa hat Die Nidiüg*
Mf ist das Wesen der Welt, nnd Indem er aHe Wesen, irod «neb
die Eit»/.(ilgOtter nnd zuletzt sich selbst opfert, und so das einige
Irscin als das allrin wahre otlcnbart, ist er eine Macht über den
anderen GCtterri, und heisst darum l^vara, Herrscher," — Maha-
deva« „grosser Gott," — Devadeva ,,(iott der Götter" etc.,**) und
die andern Gntter ftirchten sich Tor ihm. — Er ist ein Freand
der atrengen Selbati|ual, durch welche eben dfrMenacb sefn efgaes
i^iy u^Lo Ly Google
Da«eiD Terneint, legt nie selbst sich auf, und ist den strcngoti
Asketen bold und freundlich, denn sie wirken, das SelUst ertödteod,
in seiaeni SiMie und zu seinem Ziele hin. INach einer spfil^cwiSage
acUägt (^iva alle Jahre dtm Bnhmh den Kopf 9b uo4 trigt wm «ei*
M Hak eiae Kette wm deesee MiiMa;*^ eine Aadentiiiig
Mf da« JÜRÜdie Stcrbea der Natar; dieae Sage fehOrtattgeo-
■dwiaBdi ifoa nMliehea HocMiaden aa.
Als der Gott der ZerstSmng wird er in grauenvoller Gestalt
dargestellt, mit gro.sj^cn Z ilmpn, Schlangen und eine Schädelkette
um den llal», und Zer8tüiMJii[:sv\ erk/euge in den Händen, hesonders
den als sein Symbol geltcudeu Dreizack,^») vielleicht auf die drei Wel-
tes aicb beziehend. — Das dritte Aage, auf der Stirn, wabrscbein*
Heb die Obanll hiobltckeode Macht aadeatead, bat er mit Radra
gcaMslaeaHii*^) Auf aeiae Gmadbedentaag weiat ea Ua, weoa er oft
adt eiaer Feaeriaaraie auf der Haad abgebildet wM^o) « Dur eat*
aprecheode dialeie, bia iaa Oraaeavelle aficb aleigetade KaNna dea
(^iva wird spSter erwähnt werden.
Nur io^e ndt seiner Bedeutung als der zcrblürenden Macht hängt
die andere der Zeugung^krat t /-n.«»animen : er tritt hier vielmehr
io das Wesen des vcdi^cheu Souia und des Mondes, der bei fast
allen Völkern aU Beförderer der Zeugung und des Wachs thums
gilt, ein. Der Tod ist in der Natur allerdiaga die Gebartaatfttte eiaea
mmm Lebeae, und die Veienaaalaaag deaaelbea; die Zengnag
■eMiat eis Mbatatt%eben dea euaehea Lebeaa, «ad ttktkmm
Welkeii der KvafMIle, uad ^hf% eiecbeinl ao ala der Satam» der
fort und fort Kinder zeugt und wieder verschlingt; er aofaalft sieb b
seinem Zeugen immer wieder den Stull des Todes;— — indess ist es
wohl c^ehr zweifelhaft, ob dieser (TcJanke den mehr phantastischen
«I0 tiefen Mythen der spätem Zeit zugrunde liegt, und ob nicht diese
zweite am spätesten eiatretende Bedeutung aMbr durch Eiodriagea
frnwdDr Velka¥on4elhiagen als daroh eiae innere Entwickelung an
4He ecatere aageteibt iat Wenigateaa ▼enrabtea aidl die wirk*
HelmBrafaiBaiieo aebr entaeUeden gegea dieaea Zeagaagagott, aad
fceiictan aie einea Tempel, wo deaaea SlaaUld aa%eatellt iat^^)
In dieser zweiten mit dem Sorna und dem Monde veradnaebee-
den Bedeutung hat ^iva den Moml nls Zeieheu auf seineui Haupte,
und den Stier /u seinem Thiere^^) Sein höchstes, in den Tempeln
der (^ivaverehrer beilig gehaltenes Sinnbild ist aber der Lingani,
die ZeugangstheBe beider Geschlechter vereinigt darstellend, meist
voB^Steia aaf etaem Faa^iealali aeakrecbt atebead, ia weaip: kennt-
Heber Fem;«») die Aablager der f ivaaekte tragea dieaa« Zekbea
Mcb aa ibier Stira; ja ea wkd aegar der aatflrttebe PhaOiM der
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^irs^Aslibt«» «I» li€Hlf9T«r^lNrt mtä v«d ^it iMimmPilgerB, odfcrt
van den Weibei u . bei ührt.'^) Indess ist der ganze Liogamktilt citic
sehr späte Ausurtuog, nur iti einzelnen 'J heilen Indiens vorbanden,
besonders in dem von dem Hauptsitz der V edenreli^ion enilernten,
und vielen fremden Voffftteiluugeo der ürbewofaner zugänglidieii
H&den, vatd den Veden und den Epen selbst vullig firemd. Die ve-
deDkandigen Brahmaoeo verabacbeuett diaaea ZaidM,^) Aoah ist
aa aahr MhrachaiDlIch, daaa die geacMecktliclie Bedentaag dea Lia-
fan aich erat apAtav aa eia adhoa vorhaadaaea Sy labol von ganaanie-
rer Bedenhaig angelebat bat. Der Nene bedeutet ,,Leib'% ood der
Lingam erscheint in der alteren Form als ein länglich runder Stein,
der mit der ervi'fihnten Beilrntung kaum eine entferote Ähnlichkeit
hat, vielmehr den gestaltlosen, oocb nicht uU'eubai gewordeaes
ürgott zu bezeichnen scheiol,^)
fiva*8 Gattb, oft mit ihm zu einer Peiaoa Terelaigt« aa 4mu
die efaie S^te Mma, die aodere Weib iat, eatapitebt, mter Fer-
acbiedeaea Namea, aeiaer mebr&ebea BedeKtaag: Wlbread^iva
ia deai Charakter dea Rudra eraeheiot« als Terbeereader Stnfmiriad
der BergeabUheo, ist aeiae Gattin Durga, d* b.^ aebwer Za-
gängliche . ^V) aut die wilden Bergklüfte hioweisend; in seiner Be*
deutunj? aVs Ai^iii entspricht ihm die Kali, d. h. die Dunkle, nr-
Hprüoglich eine der sieben Feuerzungea,^*) also mit Agui wesent-
lichen eins; und in diesem Sinne finden sich die Grundlagen ihre«
■Ktttaia bereits in deil Upaaiaehadea daa Jadschinveda,'^'») Ab Kali
'irffd ale «bgdbttde«» aiit fiaatma SQgea« acbwaaeA, nit WImmm
an^ditobm Oeaicbi^) ^ Daai Zeagaagigotte entapridit die Par*
vatI e4er Bhav'aai, die groaae Matter^ die GMtbi dea j&eugens
und des Gebärens; sie trägt da«Zewbea«dea Msadea aaf der Stirn;
der Lotus ist ihr ISyiiilial, und der befruchtende Ganges ihr seueiht.
Die bildliche Darstellung der drei höchsten Gotter als e i u e üe-
stalt mit drei Köpfen, alt» Trimurti (Dreileibj, gehört einer spa-
teren Zeit aoy and findet sich auf den Büdwerkeo sehr oft vor; aber
nicht aiie aa geatalteteu Bilder beaeiabaen die erwldnle Diaiheit.
Die Übrigen CMWer dieaer apitesen Zeit babea, well ainbr dar
wWkOrilchenDidiilQagila demCManbea an^ebing, ttrdie Wiaaea-
aabaH wenig Wartb; wb*' nennen aaa Mr »it der ZeÜatah aieig«ra>
den Zahl nur wenige. Jama tritt als Herrscher des Todteorai<bei
viel häutiger und hunter gezeichnet auf als vorher; Ganesas, Ü>obn
de« f^iva, mit eineni Elephantenkofif. als hchütf.er de«? Hau.^wesens
jetzt viel verehrt, ist eine noch ziemlich unklare Gestalt. Aiian-
gas oder Kamadeva, der Gott^ler Liebe, welcher die ilerzen an-
Ibagt mkd beaaabett» in Büdern anf einem Papagei reüaad, enwa
' ' ,1
m
Pfeil in der HaiMj,^^^ erinnert an dcu griechischen £ro6; in 460
ßpen ist er oft erwähnt. — Böse Geister, RakRchasaji, |1«B«
•dne plai«iMl« wenien in Mtitm Wwtben gMohildart
BibL n, 431. 4#S. *) BoHP^ AidMhw'f Wae, 13. — Hilw»
JS.— •) Bopp, Arüsch. Reise. S. 3. - «) Sbeod. S. 4 ete.— 'JEbend. S. 41.—
•)lUiDay. I, 7Ü, 19. (Schi.) — ») Mahabh. V, Qr, v 3502; Lossen, Ind. A. I, 777.—
'•)IUinaT. I, 2. 25. ^ '<) Roth, in d. Z. d. D. M. O. I, f»4; vgl. Asiat. Res. XVI,
•98. - J») Las*«»n. T, 695. — »») Wilson in A^. Res. XVI. 14. 15. — Riimny. I,
i,IJ(8chl.) iii^v. I, h. ;J. — BoJalßn, lud. I, 202.— » ') Sunm rut,R. I, 131.
«•)Benfey, GloKKar z. Sai»av, 174. — Süioav. I, 5, 2, 3 (^Ueufey). —
**) Lfttoeu, lud. A. I, G82. ;7 7. — ") Lauglcß, Müuuincuts de l'Hinduf*tan, T, 102,
ttb. — •*) Lftssen, I, 787, — »«) Langlüs, a, a. O; Sonnerat Reise, 1, tub. 41». —
Bumottf, Bhag. Pur. m, pfrÄ p. 2i. — •») Rig^-. I, h. 90; ygl. Manu, XII,
m. — *•) BniiMnif, «. A. 0. p. 81. — R{fr. I, h. SS. (Bomh); n. Snunr. H,
flSgr, V, t, M (BoBftjr).^ ••)Miait1ih. V, 96» r. $B09.~< M) ynok«
iad.AUkdpJia7«r.AM.; phOos. KL, H, 916. •<) I<MMn,I, 786; Afbt. Bm.
Vn, 263 ; Bohlen, I, 204. 209.
•») Weber, Ind. Stud. U, SO. r^2. ^ ••) Stevenson in .Tourn. of Übe R. At.
8oc. Vin, 330 etc. — •*) Lassen, lod. A. T "«l ; Wrber, Ind. Lit. 44. — Ra*
nwTaoa. I, 37, 8 (Schi.) — »•) Ramay. I. 37, 27 (Sclil.) - - '0 Bnldinis, Bcschr. d.
ottiBd. Ktste, 1673. 8. 438. — a-^j Sonncmt. Reiio 1, tab. 51. ~- Lju«f5cn, T,
:n. Hunuud, M^m. siir Tlüde, p. l'JO. — «<>) Langlds, I, 148. tab. — *') Steven^«»»
ft. U. Vni, 337. — LangMs, Mon\im. I, 179, tab.; Sonnerat, Uü,. M. — •
**) Langlds, i, iTö, tub.; Süunerat, I, tah. 54. — **) Kuunerat, I, S. i:)3. —
Steyenioil/ a. a, O. 335 etc. — *•) 0. Frank, fn d. Abb. d. bayer. Akad. phil.
CtaM 1 8IS. ^ «0 I<«Mra, lad. A. I, 7tl. ^ «•) t tfimaakft'Upaa. U, 4 ; Wc.
l^.liiLBil, MIH.!, S87; vgLn, 16a BauMrat»
I»tih. IS» ^ »0 O. IPniA^ 6, s. 0.. 778( LuigNip, n, tab. 78; Smvn*, tob, 3ir
5 »I.
In der epischen Form der brahniaiHScben Gotteslehre ver-
liert dieselbe iiire Tiefe; mag auch die Hlteste VedenrcUgidn
noch sehr ro)> und unentwickelt sein, sie barg doch in sich die
Macht einer reichen und tiefj^innigen Kntwickelung. Die An-
8dM|iiungen der Epenzeit sind bunter, phantasievoller, aber arm
AB geistigem Inlialt. Die Vedenlehre arbeitet mit gewaltiger
GeiiokeiikrBft mr £u»lieU des Seins hio^ die epische Lehre
eK|sl|t sloli l^eliaglieh unter dem Sehatten der mannigfaltigen
Wjiilichkeit; jene opfert /uletst die Welt der Vielheit der gros-
sen Idee der Einheit auf, diese opfert die Einheit im Interesse
der Vielheit. Die vcdische Religion verzichtet auf die Wirklichkeit
des einzelnen Daseins, die epische ilap;<'p;on lässt sich die Dinge
nicht nehmen; unangezweifelt steht ihr da.s iJaheiu der \Mrklicli-
b^fest; und während dem tieferen Vedenbewusstsein die far-
beiTilKi^ Welt, der Dinge. in dem einigen Lichte Brahmas ver^
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276
bleicht, verschwindet hier der Glanz des Urgottes vor den bun-
ten Gebildi n (1( r l)pwegtcn Welt. Das Urbrahnia zieht sieb in
nebelgraue Fcnic zurück, und auch seine erste Offenbarung, der
Brahm& erscheint nur als blasse Gestalt, während Vischnu imd
Qiva, in den scharfgezeichneten Vorderg;nmd treten. Beide sM
das Wesen der Wirklichkeit, jener die positiTe, dieser die
negative Seite derselben, nnd beide setsen die wiridiche Existens
der Dinge vorans , Vischnv hftlt dieselbe fest, und ^iva Ittut sie n
ihrem Ende. Da Vischnu aber das bewegte, also sich veräudemde
Leben darstellt, so ist ^iva in der That seine Ergfinzun«», nicht
sein feindlicher Gcj^cnsatz; aus dem Tode sprosst innncr wieder
neues Leben, neue Bewegung. Daher werden Vischnu und ^iva
nicht selten als vereinigt dargestellt, als eine Gestalt, deren
zwei Seiten die zwei Götter darstellen; 0 und angerufen wird
„der Visclmu-gestaltete i^ivB, nnd der fiva-gestaltete Visclmn^.*)
Von beiden Gottheiten ragt aber in der Epenzeit Vteekra
entschieden hervor. Als die Macht des bewegten Lebens, der
geschichtlichen Tliatkraft. nuisste er einer für Kampf und Helden-
thum sich begcisienideuZeit als der höchste Gott erscheinen. Der
Brahmane dor Vcilciizeit verhielt sich »ler iroarenstHndlichni ( ^ot-
vi?
tesmacht gegenüber wesentlich passiv; er erkannte die (vottheit
als das allein \vnhrf^ Sein, nnd alles andere und sich selbst aU
nichtig , seine Religion war wesentlich lyrisch; — der Brahmne
der Epenzeit interessirt sich melir ftr das wiridiehe, gesdiii^
liehe Leben, för den Kampf der starken Kraft; seine Rdigfea
wird episch, und der Crott der Bewegung, Visclmn, tritt an die
Spitze des Lebens. An die Stelle der stillen, in sich versun-
kenen Betrachtung tritt das Ringen und K/iiiipf< n, an die Stelle
des Gefühls und des sinnenden Gedankens die starke Willens-
kraft. Das Volk der epischen Zeit interessirt sich nicht mehr
für den dm^klen, rahenden Hintergrund des Daseins, sondern
ffir die Mächte des unmittelbar anschanlichen, wechselvoUen
nnd frischen Lebens. Die Vcdenlehre interesslrte sich meiir ftr
den Grand alles Seins, die epische mehr för die concreto Kte*
zelheit ; jene hat mehr ontologischen , diese mehr gescMchtllislM
Charakter. An die Stelle der Natur iritt der Mensch, an die
Stelle des ruhenden Seins das thatige Handrlu, etwa wie in
der cliristllclK ii Kirche auf die christcdoH;iNcheH Kampfe die
anthropologischen folgten. Versenkt sich in der früheren Zeit der
einzelne Geist in das einige All, so tritt hier, wiewohl in schwa-
chen, unsicheren Zügen, ein sobjecCires Element herror«
Die epische Anffassvng verhält sich anf dem Boden der hNÜsclMn
i^iy u^L^ Ly Google
«TT
Mee Bsr tedkiliai wie der Fetisddeaie« mr Vevehmiig der
i\a[unliii<5c (Bd. 1. §36. 45). Die Vedeu richten Wen Blick auf
den Anfang des Daseins . flehen auf den Grund der Wirklichkeit,
schauen in die verborgenen liefen der Din^i^e; das Epos richtet
Blick und Thaikralt auf die Gegenwart, stellt sich thätig soiiaf«
fend in die Mitte des Daseienden , schaut mehr die Anssenseite
flter Dinge an, als in ihr loneres hiDein; die Vedenlelire ist mehr
ijeÜHiinig, epeevUitiy, metaphysisch, die epische mehr praktisch;
jeneist mehr die Anffassimg von Seiten der Brahma- Menschen,
der Brahmanen, diese mehr die der Vischnn- Menschen, der
Xatrija; und die cigentiichea Brahmauen hielten in der That im-
meran der alten Vedenlehre fest, wälueud das Volk sich den
ülBslicheren Anschauiinp,cn der Dichtungen zuwandte.
Die Lehre der Epen beginnt luit ihrem Interesse für das be-
wegte, geschichtliche Leben, mit ihrer Richtung auf das Sobjeot
beieils fiber den reinen indischen Gedanken hinausziigreUen*
ilwr sie iieginnt aneh nur; der liier anfdftmmerade Gedanlse
des freien Subjectes foleiht in dem Dänunemngsselialten, brieht
lUt aas der Knospe hervor. Es ist da nnr ein Embryo eines
geschichtlickeii Lebens, noch nicht ein solches in Wahrheit.
Die epische Mythologie zeigt das Aufleuchten eines subjecti-
?en Elementes auch noch von einer anderen Üeite. In der
Vedeniehre schaute der Mensch das Göttliche eben nur, ent-
weder draussen in der sinnlich faasbaren Natur, oder in sinnen-
der Betraehlang in sieb selbst Das GOttliehe bot sich dem
Mnasohen ¥on selbst dar, und er erfiwste es unmittelbar«
bi der mytiiologiseiien Zeit bildet das menschliche Subject
frei dichtend die gegebenen Gottesmächte wn; sie tragen das
Gepräge menschlicher Kuii^t; das Ali ist hier aus seiner reinen
Ol^ectivität mehr in das subjective Gebiet herubergerückt ; der
Mensch ist nicht mehr ganz passiv, sondern an der Gestaltung
der Götterwelt thätig betheiiigt, er bildet sich und seine Vor«
Stellungen in die gegenständliche Welt ein; der Eindruck, den die
gMidieNalar auf ilm macht, bleibt nidit in dieser ernten, nnmit-
tdbaren Gestalt, sondern amalgamirt sieh mit der snbjeetiven
Thätigkeit; das rein natfirKehe Wesen des Alls nimmt so emen
«ehr menseiiBehen Charakter an; das Natmiebai wird aar My-
thologie, dei en Naturhintergrund aber noch deutlich genug hin-
durch schimmert.
Die Gottheiten HerKpen steigen in Wirklichkeit wie in ihrem
Wesen atiim Menschen herab , sie kämpfen unter den Menschen
«nd gegen sie, siegen vnd werden besiegt Die Götter besn-
chen di« MeftsebeB, umi die MeiMdiaii bemuAeii St Gm&t, iXt
G(VUpr sind auch nicht grade sittlich über die Menschen erhaben;
wiewoiil würdevoller als der eiiuitülchtc ^ritcliisciiu Olymp,
laden dot-h die (iiitter oft schwere Schuld auf sich, und kla2:en
einander derselben an; ludia begeht Ehebrueh imd Moffvl, uftd
eikemt «eine Schald auch an,
O. FtaDk, L d. Abb* d. bayer. Akad. pbÜ. CImm, II, S07. ^ ^ MabaliklD,
St,m7; Lmsm Lid* A. I, 704.
§ 92.
Indem in der epischen Perlode der reltf^idse Gedanke an die
Willkür -Dichtung der Phautasie überging, iimi die concreto
Vielheit der Götterge&talten die abstracte Einheit der Vedculelire
überwucherte, war damit auch de r bunten Manin^faltiirkeit tlor
dichtenden Vorstelluxig freier Spielraum gegeben; die becten*
bildung dieser Zeit>) bekundet die beginnende Zeraetsung det
brahmaniachen Bewnaetaeins» Die Sleeten nliten danuif, d«»
die alte Idee der Einheit eicb in der Weiae anasptaeii» daae eiae
beliebig erwählte Gottheit ala die hftohate Spitae der GdMerM*
heit erfaest wurde.
Es sind in diesem Zeisctziinsisprozess nur drei llaupt^e-
stalten möglich, die auf den Trimurii' (süttern beruhen. Die
an Brahmi\ sich ansohlie^seiidenlJrahmr'^nen sind eiE^eiitlich die,
weiche die alte Vedenlehre treu festliaiten; diese iiichtung ist
daher aneh mehr bei den gelehrten Veden kundigen als bei dcai
Volke» welches sich lieber aik die leliendigeren Geatnllen der
Diehtnng hdit; BrahnA iat ja aber eb die Gottheit deaErsengeni
mehr jenaeita den wirkUehen Seine »ala in ihr. Die Vdlhi*
religion sofaied aich daher in der Zeil naeh den Epen mehr in dii
zwei Hnuptgruppen der Vischnu- und dur ^ i va- Verehrer. Die
drei llauptnchtuugen untersclieiden sich im Grunde nach der
Auflassung des wirklichen Dasehjs; die Brahmax rchier sagen:
das Priucip des Daseins ist das einaig Wahre, aber die Ding«
selbst existiren nicht wahrhaft; die Viaohnu- Verehrer sagen;
die Weit iat wirklich, imd sie soll auch sein, denn der Gotldea
beweglenLehcna iit der hAohale Gott; die ^ivi^Verehrer engen:
die Welt iat wh^lksh, aber aie aoUmefat aem» darun mnaaek
an%dioben werden. Der Gedanke der eigentliehen Brahml*
Verehrer, der am schärfsten in der Vedanta-Philosophie ausge-
sprochen ist, die ideelle Verneinung der Welt, steht dem Volks
bewusstsein zu fern, als dass er im Volke grossen Anklang
finden künnte« Die dem gewühnlichen Meuachenveratande am
i^y u^L^ uy Google
nächsten liegentle and darum auoh dievolksthümliulistelüchtiuig
ist die der N ifsciinu- Verehrer; aber der Gedanke der ^^iva-
Scctcn entspricht mehr <ler eisrentlichen itulischen Idee; und der
^ira-Kult i.st in der That auch seit der Lpenzeit viel mehr ver>
breitet ah der des Vischnu.^) Während die ersteroo alle Sekii^
im des brah manischen Gedankens abgeschlÜen^ idle vevinHH
tMottSpteen deaeelben abgebrochen haben, naA sich die alten
holen Geilanken in behaglicher Wekfabek nnt^eebl gelegt haben»
sind £e letaleren bis an den granenhaftesten Cenaequennen der '
Verneinung des Daseins fortgescbrilteu, die wir später noch er-
wähnen müssen^
Viul \v/ihreii(i si( Ii <lie Einseitigkeiten fioiinnfr Secten bis
Sur Verzerrung steigerten, breitete sicli zugleich eine Abwen-
daigvon dem religiösen Leben, ein grober, sinnlicher Materia-
ksnms ans; und inmitten dieser einige Jahrhunderte nach Ghr*
beginnenden FAnlnias erhielt sieh die alte \ edenreligion nur
asdi ala eine ▼tetroofcnele Mnnde bia in die Gafpenwart.
Wir können die Vedenpariode die des Brahmä nennen 9 die
epische die de» Vischnu, die spätere die des ^iva; diese drei
Gottheiten treten nicht nur in dieser Reih<!idolge an die Spitze
iltT jedesmaligen Religion, sondern die ganze AufTassun» und
l^rscheinung der letzteren trägt den Charakter dieser drei Götter.
Die Lehre der Veden versenkt sich in den Grand nnd Anfang
de« Dnaeina, die der £pen in die wirkliche Gegenwart, die der
spliar heraaehenden ^ivaaecten in daa £nde der Dinge; die
entere aeliant} die sweite handalt , die drille wtwMrt» In der
enten Periode überwiegt die Einheit dea Seins und aaeh der
Religion; in der zweiten der (regensatz des Kampfes, in der
dritten die in TöUige Anilösnng der einen Religion übergehende
Vielheit; die erste ist die dos Gedankens, die zweite di(^ des
Willens, die dritte die der verzehrenden Sinnlichkeit, oder wie
ifielndier ea anadrficken wurden, die Perioden des Kopfes, der
Brust und dea Iteterleibea, oder derBrahmanen-^ der Xatr\^- und
der Vafiigakaate« In der evatan Pariode gilt nur die Gottheit, und
teMenaabuMaa aich in der Andaefat an ihr erhebeni in der
•weiten iat die Menaehhait der Sohaiiplata dea wahren Lebens,
Bod die Gottheit steigt zu ihr licrnicder. um in ihr verkörpert zu
whken, in der dritten waltet ^iva s Todesmacht, und derMeiisch
legt im frommen Eifer die niordtindc Hand nu si< h selbst. Die
Religion der Veden ist erhaben, die der£peu i'arbengliüiend, die
der letzten Zeit grauenvoll und yeraerrt. Der Vedenbrahmane
hat der Gottheit Bild nnr in der atralilendenä»onne oder imGlanae
uiyiii^ed by Google
der Morgenröthe oder im Brausen des Starmwinds, der Indier
der Epen in dem menschlichen Hiildeu, in wcIcIr iii der GoU steh
birgt, der indier der letzten Zeit in Uiigeheueriiclien Fratsen-
bildem. Die Religion der Veden ist ein reines Licht, die der
Ef6D ein bewegtes Meer, die der dhttea Periode eia venil-
rendes Fener; dort betet der Mensch n den Gdttem, d«
ktapft er dieeen sur Seile oder anck gegen sie, «ad xolitt
f^ebt er venweiMnd eich selbst auf. In den Veden wird te
Wissende der Herr der Welt und den Göttern gleich» in doi
Epen wird es der miithige Held, in der späteren Zelt feUt Wissen
und Muth. Die EuUvickelung des indischen Grottesbewusstseius
geht seit der Vedenzeit abwärts.
Die Verehrung Vischnu « war mehr in den mihlen östlicheo Lin-
dern , die des i^ivu mehr in den rauheren und milderen Gebieten des
Westens osd Nordens.*) Die GreadUgeo der Seeten sind schon in
den ^en gegeben.
Das AnftieCen einender drei BaaptgOtleraisb^ehstenGotleswiri
bisweUen dadurch ausgedrOekt, dasa sein Bild dreiK«pfe orhlk, 00
das« Ml in ihm dieDralfaltiskelt des guttHehen Daseins vereint, ab«r
HO, dass eben das eine Moment an die Spitze tritt; wenn also ^iva
mit drei Köpfen erscheint.*) so ist er eigentlich der InbenriTf aller
drei Götter, aber unter der Herrschaft des verneinenden Elemente;
als höchster Gott erscheint er schon im Mahabharata.^)
Die Uauptgnippen theilteo sich wieder in kleinere Secten, je
nachdem die eine oder die andere Seite der Gottheit herrorgehoben
wurde. ^ Neben diesen Gruppen hahea sich noch nnnelra andere
gebildet, welche alch untergeordneten GUttem anwandten. Die
Verehrer der Sonne*) sdielnen nur eine VaHatinii der andern
HawptsecteTj /u .sein, besonders wohl eine populäre Gestalt der
eigentlitben lirahnia-Verehrer. — Wilson zählt als gegenwartig vor-
handen 43 Beeten ausser den eigentlicheti Bekennen) der allen
Veden -Religion. In alteren Zfoiten werden abweichende Secteo»
Lengner des Tedischen Glaubens, nur selten erwAlmt.*)
VerSehter der Religion, den sinnllchett Gennas Ufr dns H6eh«te
haltendy und daa tellgtöse Bewnsstseln offen aagrelfend, olnd in
nnseieni Mittelalter achon aehr xahlrelch durch gans Mien. oNur,
waa man sehen leann, liat Wahrheit; mit dem Tode Ist alles aus;
ein anderes Leben giebt es nicht; nnd Umarmung eines schönen
Weibes ist besser als Kasteiung des Körpers;"*®) das ist die
Weisheit der Gottlosen aller Zeiten und Völker*
^Ison, Bdigiou aeoti of the ffindm, fai AdatioBfla. t XVI a. XVII; Scubr,
fjik den OfiMMn» IM ele.^<)LaMeB, 1,780; 11,1088 «> Bkend. H, & 1008»
- *} Shmd. n, 1089. — •) Ebend. 1, 784. — •) Wilson, a. a. O. XVL p. 12 etc. —
')jBM. p. Ift. *) EM. p. M. <- *) k. B. Muia, II» 11; XU, — Tio*
MkfCaiaiidroda/ii, [v. Goldstfickerl 184S, S. 64. 85.
n. iie Welt,
§ 98.
Dm nidiMhe Bitthaui ist meht um seiaer aellMl wUkn da,
wiiiin MiF, «ni der GfOMl ftr dk Welt sn sefai) der Keim der
Weh hat sein Wesen darin, sich zur Welt zu entwickeln. Brahma
ist für sich nichts, sondern nur, insofern er für die wirkliche
Weh die begründende Voraussetzung ist. Die Welt iM nicht von
Gott durch einen Willensact geschaffen, sondern ist aus ihm
entfaltet Brahma breitet si^ aus der Einheit snr VielMt cos,
Welt ist der ao^erolkey aii%ediaaete Gott.
Dm Weidflü der Welt tat ein Hervortretwi yon UtttmeUe-
tak den ÜDievsehiedaUMeii» ein Anltaaehen tod besümmteiii
DMb in dem refaien, beetomiingsloaeB Sein, Auftreten Ten
Farbe und Schatten in dein reinen ürlicht, eine Trübung der ur-
sprünglichen Klarheit. Die reine Einheit kann zur Vielfachheit
df.«i Daseins nur dadurch werden , dass sie sich selbst aufgiebt,
aus ihrer klaren Einheit in eine trübe Vielheit abergeht, die Welt
wird nur dadnrch, dass Gott aufhört, reiner, einfacher Gott sn
sein, daan er eleli selbst aufopfert« Wir sind hier bei einem
Widenpmehe angelangt. Das indiseke Denken hat sicli in efaie
Otts der Abstraetlon emporgearMtety von der ^s keinen Rflek-
weg mdnr findet In dem reinen, leeren Urscin ist gar kein
Anknüpfungspunkt für eine Weh. ja es ist dieses Ursein das
^ade Gegentheil jeder Welt, beide vertragen sich gar nicht mit
einander; ist das Brahma, so ist nicht die Welt, und ist die Welt,
NO ist das Brahma nicht; die Welt kann nur dadurch werden,
dass das Brakma, also der Grand der Welt, aufgehoben wird.
So stelMB oigentiioh die Saeken; der Indier saokt für die Welt
den Urgrund, nnd kat er £esen gefanden, so kann er daraus
siekl OMkr sor Welt ntrflek. Und der Indier ist sibk dieses
tdmeidenden Widerspraeks aoeh sehr wohl bewnsst Die Welt
hat in dem reinen Sein keine üegründujig, sie hat ein unbegrün-
detes Dasein, sie soll eigentlich nicht sein; denn sie kann
nur dadurch werden, ilass Gott sich selbst widerspricht, sein
wahres Dasein aufliebt.
Der Indier ist aunfichst nicht gesonnen, das Dasein der
Well mdmopimi er bemhigt sitdi Yorlänfig damit, jenen Wider-
iptwk in DTlkiseker Weise «nsnerkeiinens die Weil wkd, sagt
uiyiii^L-Li by Google
er, daihircli, dass Brahma sieh selbst rerlevgnet,. sich selbst ka-
steit, sich selbst Gewalt aiitliut. oder dass er geopferu zur
»tuckeU wird: — oder die Sache geistiger erfassenf?, erkiart er,
in Brahma sei ein unrechtmässiger Trieb, über siel» iiinauszu-
geheiiy eine ^ebDSucht» sein eignes, wahres Sein verlassen
und in einen anderen, unwahren iäustand sich zu begeben, eiae
«AttdUohe LiMt» sieh Iber Min watbre« Weaan binirBgiiueiMD, u
sieh selb«! vre so werden. Brainn tftnaehtmch flberatdinllil,
»dem er eieh m Welt entCahit. Da» ist jene Blacfat der Tla-
sciiiing in Brahma, jene SehnoMht der Liebe nn etwas, «•§
nicht ist, zu einem Nichtigen, jene unguttUchc Lust in ihm, die
ihii) nicht Ruhe lässt, eine Zcugungslust, deren er sich ei^nt«
lii'h. wie der Mensch der seinigen, schämt, — die Maja. E«; ist
die Seite der Weltiiehkeit in Brahma, die Mutter der Weit, der
Eros der Gnechen. Cm die Welt aus Gott zu geun'Tmens bleibt
nichts übrig, als in das vüUig entieerte üreeiii das McHhent der
Welülobl^eit wieder hjnejanneetaen; dm diese aber mr ein Nelb-
bebelf iat| nnd eigenUiebniehtseiB sollte, drttokt der Inrfterdt*
dnroiiaaa, dass er dieses weltliche Mementals ein sa»dliebesi
unrechtes erklftrt
in (Ici) V edeii ist die Voiwtelliiiii? der Zerntückeiuiig Brahmas
/.m Welt nur sch^vach an£;edeiitet, wir \\ erden diese Andeutungen
noch weiter unten anführen. Oie spHtcre iMythenbildung aber führte
diese in einem Hymnus des Kigveda bereits erwähnte VorsteUuog
in sehr bestimmter Weise ans. Die WelteatstelmRg ist da 4ie
Opfernag BralMsa*«; Braluaa wird ?od den sneist eatataadenei
Weibnftcbtea» den Gttttera, zerstM^ und wie ein Opierthitt fwe^
Heb aerlegt, ans seinen Gliedern wird die Weit gebildet Wh
|[omnien hieravf, se wie anf die SehOpInng durch 8elbsti|osl, spä-
ter zurücii.
Der Gedanke der Maja rri«cheint in Hen .«Heren Thf^ilf't) der Ve-
den noch sehr bla^s als ein V eriaiicjen sich zn eDtlalteii. ,.Ua-
luals war nicht tSeieudea, noch Michtseieodes, nicht Welt
nach Himmel, noch etwas filier ihm; nichts ircrendwo, eiabfillend
oder enigebaUt« noch Wasser, tief und geCMirvoU; Tod war ntcbt^
noch Unaterldiehlceit, nicht CntersolNidnng Ton Tag nnd Nacbt
Aber Es (tad) atbmete, ohne tu hancben. • Finsteiniss war da*,
esse AU war hi Pinstemiss gebellt nod •nanntofscbeidbaroa Was*
«er; aber die von der Hülle bedeckte iMasse wurde durch die Kraft
der Betrachtüne: hervorgebracht, (hiervon später]. Verlangen
(kania, Liebe) wurde zuerst in .seinem tweift»te gebildet , uixl ilf*».ses
wurde der ursprüngliciiei scbvpferascbe Same, welcbeo die Weisea
i^iy u^Lo Ly Google
§88
dareh die Eiüt.i<ht als das Nichtsein erkennen, welches die Fes-
sel des Seins isf;'' fcli( \ iclhert entsteht durch da^ Eintreten der
Begränzung, <i( s iSichtseins . in das Slmti] .I*»doch vertieft sich
der Veda noch nicht genug In diesen Gedanken, flüchtet sich liei»ei
Isoter die UobegreUlIciikflit; „wer kann erklären, föbrt die Vcden-
•talle Ibit, weher vad wem dieee SebOpfoog tMi tadl Die €töt-
ter «bd spiter «le die HervoHbcbgmig dieeee AlU. Wei eI«o kaan
iriMo, woher diese hervorgeht, wd ob diese Welt gehsMee werde
dweb ihre eigenen KrÜle oder nicht?"«)
Maja ist io der Sprache der Veden der nach aussen &ich wen-
dende« der sich offenbarende Gedanke, das» ^»trcben desselben, eine
äu)<iseriicbe Gestalt und Wirklichkeit zu i?ewinnen, sich in der Welt
der Gestalten au erzeagen ; der ÜegriH der Täuschung ist erst ein
apilerer, abgeleiteter, und ruht eben dsranf, dass die wirkliebe,
kegriaste Welt, die durch jene Bfaja gesengt wird> als etwas Un-
wahres gUt^ Weiter gsheo schon die Upeeisehaden« Vor allen
Orealnren wnr M aj a , hl ihr war Dunkelheit, In welcher daa Ver-
laagen mht Nidits sonst war noeh, alles ▼emehhingen in der
Macht des Dunkels. Brahma war vertlelt im Verlangen; nicht wir-
kcnd war er, nicht gewirkt; der Mensch wahnt, Brabma wirke und
»verde i^e\\irkt, aber er ist frei von beidem; er ist ganz er selbst;
wieaoUte er wirken, wie gewirkt sein}" ^) Dieses innere Verlan-
gen, der Trieb ans sieh heraussngehen, geht von Braluna auch an
die von ihn ansgegangeaen ersten WelMhdite Ober« Das von
BfahcM enengte 9, Feuer wfinsehte, Ich mOga fielfiMh sein nnd sen-
gen; die CrewlMer wtfnsehten» wir mCgen Tiellaeh eain und sengen,
nsd sie sengten die Nahrmig, ete/*^) Es ist da an kein bewnssfes,
geistiges Wollen zu denken. „Er [das Ürwesen], von der Maja
bethurten Geistes, körperlich werdend, schafft alles: durch Wei-
her. Speise, Trank und andere verschiedene (»enüsse wird wachend
er gesättigt; im Traume dann geniesst dieser Ijebendige Lust und
Schmerz in der durch ««eine eigne kraft entstandenen ganaen Welt;
b der Zeit des Schlafes, wenn alles sich aniSst, erlangt er
RabeL''*) ,,Bmhnia in der Eraignng mit Maja hat die Welt hervor-
gcbmcht, indem Maja fünlkig Gestalten angenommen. . . Die Maja,
welche das Verlangen Brahma's ist, ist ewig; nicht ewig, sondern
vergänglich ist jene, welche die Willcnslust der Lebendigen ist.
L>ie Brahraamaja ist < in i\Ieer mit mächtigen Wogen und a^ewaltigen
^triimungeTi; sie int die Fülle des Lebens, und zugleich der Ab-
grund, worin alles versinkt» ein Meer von Licht, Schatten und Fin-
sterniss, die Lebendigen wftken in dessen Wirbeln so lange sich,
ab sie sich vom Geiele, der alles bewegt, gasendert wiasenb''«)
i^iy u^Lo Ly Google
SM
Wie die OiudMede NiditetkenitaiMi eieeii Sfiiolr flir ^
Schlange liält, und so in seioer getäusiJbten Einbildung die Schlange
liervorbringt, „ho lässt auch die Nichterkenntniss bei dem durch sie
unihfillton Geist tlurch ihre eigne Kruft die elementarische Eotw ick-
lung, den Äther u. s. 1'. 2um Vorschein icommen; so gross ist ihre
C^nvalt. Die Kral't der Verwecliseiung [Täuaduuigv Maja]
eelMfü «He Weit Der in der UewiMeiiheit iieÜMigeoe (Moeirfo)
• ' Met iet dardi eeioe eigne Natur wirkende Ureeehe [die wlr(-
iieiie Gmodlage der Welt], deich die Netnr «einer Tineciuif iiC
er materielle Utaadie [Veranbcmg, dann jener Oraad b Eit-
faltung zur realea, materiellen Welt wlrlcsani ist] , so wie die Spiooe
in Bezug aul ihr Gewebe ihrer eignen INahii nach [als lebendige«
Thier] wiricerido , der Natur ihres Kürpcrs niu:)i materielle Ur^aclic
ist. { Vermöge ihrer Körperlichkeit macht die iSpiniie ein wirkliches
Gewebe; das Materielle, Reale am Gewebe ist durch die Körper-
lichkeit bedingt; daas aiier dieae KürperÜc^keit fikerliattpt wiikl;
uad ein aolcbea beaümnitea Gewebe iienrerbringt» daven liagt der
Gnind nicbt im KSrper» aondern in dem Lelien, in der OrgaalaatiMi;
und so liegt in der Einheit Brahmas der Grund der Welt» in der
Maja die Bedingung ihres Wirklichwerdens, die Veranlassung la
ihrem Hervortreten |. Aus dem durch die Täuschuug, in welcher
das Dunkel \ orhcrrschend ist, bedecktem Geiste entsteht «Icr Äther,
aus diesem der Wind, aus dem Winde das Feuer, aus dem Feuer
das Wasser, aus dem Wasser die Erde/'^) Ahnlich reden die Pa*
. ranaa. »,Daa höchste Wesen bat in Wahrheit keine EigeaachafteB;
eher er nhnmt sie an dnreh die Biacht der TinsdMmg (Maja), am die
Oreatttren an eneagen, an erhalten nad an aeratwien/'*) Oed
das im Geiste der Vedanta geschriebene philoaophische Drama
Probodha Cbandrodaya aus dem zwdlften Jahrb. nach Chr. erklirt:
,,Maj;i ist unbegreiflich. Gleich einer unzüchtigen Dirne läüst sie
den höchsten Geist Dinge sehen, die gar nicht existiren, uud
täuscht ihn so. Der Göttliche, dessen Glanz dem Krystalle gleicht,
der niemals sich verändert, ward durch sie. die Unehrbare, in hef-
tige Gambe veraetat £r, der Wissende» hing naklaren Phantasien
nach» und da er in den von der Mija hereiteten Schlummer fiel, er-
blickte er betäuht vielgeataltige TrSsme: ich hta, dieaa lat meto
Vater, dieaa mefaie Mutter, diese mein Feld , mein Relchlhum u. s. w.
— * ¥^ ein See in den Tmggebilden der Mittagssonne erscheint,
entfaltete sich das fleckenlose Licht aus unrichtiger Erkenntolss
als Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde."«)
In späten Cpaniscbaden nimmt der Gedanke der Maja bis>^ ei-
len» in der DarsteUuog wenigstena, einen daaliaMieD Charakter an;
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Ma]ft erscheint da ab der weibliche Gruiul des Sein», und Hrahma
crzeulit mit ihr die Welt: (ioeh ist diesK der alten Lettre tremd.
. Da» Moment de^ Unrorbtes oder des Nündticheii, welches in
dem Gedanken der Maja liegt, gewährte selbst einen Attkiißpfiingci*
fvnki fär das BegreiÜBn desBSs«» in der Well; ie dem Majegedeo»
Kegt an sidb eehon eine Zweilieit; eienat ntaNdi ietMija nnd
dM dmcli «ie Eraengte gOMUcb» aleo gat; aadrerselta aber lalnie
Mb aitcb wieder die SebatteaeeHe BraboM'a, dae Unreebt in Ibm;
und diese Doppelseite offenbart sich nun In einer Doppelgestalt der
Creatnren; ist die Creatur einerseits cut. andrerseits nii lit .nit, so
treten diosr zu Seiten auch In der Wirklichkeit al« liestiriinite und
besondere Erscheinungen auf; der Doppelsette der Maja entspre*
den gvte nnd bdee Creatnren. „lo Pradschapati war ebi awei-
faebes Verlangen; ana dem einen werden die Deva, ane dem
andern die Aenra. Deva eind die» in weichen fiibenntalan md
WeAe in EfnUang laH dem Ved« anaammenetinmien, Aanra jene,
deren Sinn, dem Veda wldef elehend , auf Ibve Lffefe vnd Regierden
gerichtet ist: von jenen kommt das Oute und Keine, diese hält
Willkiir nnd Gelüste fest."") So erhalt die popnlSre Vorstellting
von hösen MSchten in den späteren Vedenttielleii eint' ticlVre Grund-
lage. Indess ist diese AuiTassting nur vereinzelt, und gehört auch
nicht dem höheren Gedankenkreise an, in welchem die dualistische
Aneelianttngaweiee deannphilosopliiscben Veratandea dardiana aaf-
gehoben lat« In der nachrediechen Zelt wnrde Maja an einer wirb-
Heben Get^eit, welche mi Oebet um Glück angeralbn wurde.**)
<) m^-Yeda, Mand. X, 11,*) in A^iat Bes. Tm, p. 404; No«r. Jobal Aiiat
XI, p. sei. WiadMoi. im, *) H^, ICyAa dw BOhafiM, tWl «ICl ^
•) lfateai«ni*llp. tei Wbid. a isift. — •) ClHaid«8|ft-UVM» VI» «. » •) Kafc-
nij^^Vpmu IL Ii; ja WsWn lad. 8t. H, 11. ^ *) Vpm, dM Jt4|tiiT«da» b. Wiod.
U14* ^ ') Vcdiata-Sazm bei Windi«chm. S. 1782. •) BbAgarata-Fniaas, ia
KoQT. Jonm. A«iatX, p. 359. 367.» *)Prob. Cliandr. [v. GoldstQcker] S. 52. 55. 41.
— Qvcta^pratarft-Üpnn. IV, 5 etc. in Webersind. Stud. I, 425. — '0 Vriha-
dan^aka-Upaa. h. Wind. 1055. -> *>) BkRgavata-Pioraiia, U, 3, 3. (Baraoof).
Dil bei den Hjmnen des Kgreda eine Tefadiiedene ElathsOüng {^ehraucht
«iiü, fluie in acht A«chtaka, und eine in zehn Mandala, deren weitere Theiiang
rberifalls verschieden sind . bis jetzt aber nur ein geringer Thcil gedruc kt vorliegt, 89
-hi«l \% ir bei den spfttcren, unr in Bruchsii\c ki ii bekannt gewordene« Theilen g» n5tbigt,
die verschiedenen CitimngBweisen beizubebalten ; wir bezeichnen die zweite durch ein
WliaMliaia ILy die «nto and val^re gar nicht.
§ 94.
Die Welt ist ohne Berechtigung, besteht nur mit Unrecht;
das Brahma, das leere, unterschiedslose Sein ist das einzig Be-
feelitigte; alles Andere iai an sich nichtig. Dieser ans der in-
dtodieii OnuidaD8ebiinni|^iiathwendig folgende Gedanice affMt
m
Mk m te VwAtrikHig d^r Maja nnr iii^MlriBftugellMfttr Wfln
aas. Die Mt^ itl nur ein naeligtebigee Zngeslfednisft an das
volki^tliümliche Bewusstseiii des go.sundcii Mensch tu Verstandes,
der sich die Wirklichkeit seiner Welt nicht t auben lassen will.
Das ist aber eine Halbheit; das populäre Bewusstseiii mag; sich
mk einigea Widersprüchen zureehUinden, das tiei'ere phtiosophi-
scbe kann es nicht. Hat die Welt kein reohtm&ssigeS) vemiUitfg
begrftndeles Dasein, so hat sie überhaupt keins. Und diasen
Oedanlm dar UnwabriieU Welt ÜMel der pUloeiiipbiMhe
Vedania tief und eeharf «of, imd eohreltel mit kftkner Gedanktn-
Imfit bieaar aofaneidendeten Conseqaena Art. Die Batwiakehag
dieses Gedankens ist etwa fol«;ende:
Braiuna ist das allein w ahre Sein, das Sein schlechthin, also
alles Sein, ausser ihm ist kein zweites: in ilim aber istabsolate
Einheit, keine Zweiheit, kein Unterschied. In ihm, dem
sehlechterdiags einigeii aadaal^biglaB $eln, ist also kein Grund,
aas ^ch heimaesagelmja» ia ein anderes« aiaht einiges, also nicht
widirea Sein llberaagelisa. Brahma hat ia sieh keiaea Graad,
sieh aar Welt sa entfaltea. Diese GniadksigkeU der Welt
spricht sieh eben ia der Veratellang von der Mija aas; Brahaui
begeht ein Unrecht, wenn er sich zur Welt der Vielheit entfaltet^
er giebt sich selbst und seinen allein wahren, göttlichen Zustand
auf; die Welt kann nur durch eine Täuschung Brahnia's, durrh
eine Versündigung an sich selbst eutetelien. Das ist aber iu
sieh widersprechend; die Vorstellung der Maja ist nur als ein
aniiernünftiges Monneat willkürlieh in das Wesen Brahma'a bia-
eiageseheben« dem ea sdilachimrdiags wideiapriehl; in dam tei*
aea» antersehiedaloaeB Brahma ist ftr eia aeielMS aa^MBelMs»
anWahres Streben nicht die geringste Möglichkeit gegeben. Die
Maja ist ein Phantom; wahr ist an ihr nur der Gedanke, dass die
Well uurechtniässig exibliii, eigentlich nicht sein solL Aber
soll Mie nicht sein, dann ist sie auch wirklich nicht Es ist
die Natur der Täuschuns^, dass sie sich selbst aufhebt. Hapten
wir anfangs: die Maja täuschte das jUralima, errogle in iluu die
böse Lust, sich selbst anfsagebcn and za entfalten, — so wendet
sich jetat die Sache am; die T&nsehung bethOrt aicbt das
Brahma, sich aar W^elt der wirklidien Diage an eatialtaiiy mm^
dem sie bethart uns, dass ivir die Welt för wkklieli halten;
Brahma, sondern wir werden Ton der Maja irre geführt
Die Welt ist wirklich uiciit. schcini nur zu hciii, und dieser
Schein ist die Maja. Die Wolke, welche vorhin die Ur^onne
lua4Cy»teji:te^ so.ilai^ «ie ein ^iü^iMik^ üoih SAch «asstrabUet
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m
käfUkjßtU wmt EtdB üMergesenkt «id gaukelt uns in phan-
tastischen Nebelbildern eine Welt vor. Diese IMaja, die uuserii
Geibt berückt, ein Traunibikl iür eine Walulieit zu ImlteDy wird
Ton der erkennenden Weisheit durohbrooheu, und wir wissen es
nun; Brahina allein esLislii't, das leere, einige Sein, und alles
Andere acheint nur zu extstiren« die ganne Welt ist ein
TrauailbUfl» aber nicht Brahma. IräaM 0«, flendern wir» die
UairiMoitf eft» Weiaheit isl «s^ la enraeheD.
„Ba eaiatift kefii andeEaaWaaaa ala Bcabaia; — ar iat.gaas
•lleia»<«<> — daa finaeliaade Spiel eiaea Oanklara blosser
Schein, so ist das Schauspiel der Welt ein Schein ohne iSeiu-
Wie dieTraunm elt eioe Täuschung ist, so tat auch die Welt desWa-
cbeu» eifietn Traume gleich." — ,,Ausser Brahma ixt nichts. Alles
ausser ihm zu existireo öcheiot, ist eine Täuschuug, nie der
Scbeio des Wassers in der Wfiste. Die Welt scheint nur ao Jaage
wirididi ao aai», bla Brabna bagri0en ist, dar la allaa Jüagea «n-
«etbeät wabal, ao wie «iaa P«rla van Silber aa aeia aabeinl/*«)—
Jht aoheUer Lebeadige hüt diaae acbeiabve Welt för wiiJUieh;
4fr wlibBchLebeadlge [derErkeaneade] aber Air falacbt er ecbeaaC
w» die Eiobeit mit Brahma für wirklich; uichts anderes wird
gesehen; es wird nur durch Unwahrheit gesehen.*'*) — «Die
LnnisMeuheit hat eine doppelte Maclit: Verhülluog und Ver-
dickung. Die Macht der V cihüUuug besteht darin, dass, wie
eine Wolke die viele Meilen weit ausgedehnte Soonenscbaibe durch
dM VeiepanNMi des Wegea den 4ugaa des Beobacbim yeideckt,
as die Uawiaaetibeijfc dea «agetbeilten, den Weltuiatrieb niebt ualer«
wvlinea Mat depcb die Verapemag der Vermuift dea Bett aeh-
tenlea verdeekt; ao grosa iat ihre Kra^ Wie der, deaaea Ge-
Mit durch eine Wolke bedeckt ist, die Sonne ftlr' wolkenbedeckt
uud des dianzes beraubt hält, hüchst hciliört, so ist <'s mit dem
Geiste [Brahma ] . welcher dem, dessen AuEje bethürtii»t, wie ge-
buiideD [an die EodlicbkeitJ erscheint. Für den Geist, der durch
diese T&nachuDg bedeckt ist, entsteht die Einbildung [Vorstellung]
der Weltttoiwälzung, d. h. des Wirkens, Geaiesaens, dea Glficka
aad dea Uagidcka. Die Macht der V erw ecb aelu ag aber besteht
diiia: wie maa. vaa Tftaaelittag unlaAgea elaeo Strick flir eiae
Mdaige aoalebt» «ad ao dareb die Euibiidung eiae Schlange et-
lea^, so lässt auch die Täuschung (das Nichtwissen) fUr den
von iljr umhüllten Geist die Etitwickelung der Lleiueotc, tleu Äther
U- s. C Eum Vorschein kommen. Deswcneii iicisst es: die Kraft der
Verwechselung schallt die Welt [zunächst uls Maja bei Brahma,
vgl I IM» «tea bei dem niaascblifiiea Geislej. " ^> Der lii^W^^iat
üigiiizuQ by CjüOglc
also theils negativ, indem dem metigoMidMi CMste da» wahre We-
sen verdeckt ist, tiieils positiv, indem der Mensch ein faUckes
Sein sich einbildet, das wahre Wesen mit deui laischen vet'
tauscht. Die Täuschung des örhrabmas und die des menschii-
eben (feistes lattfea übrigens in den Darstellunge» oft io einander,
Qod diese werden dadarch zweid«utig$ je klarer aber der Ge-
danke überliaiipt gefasst wird, im so mehr vessobwindnl diese
Zweiheit; der betrüditeAd* MenMheagtlst fiUN }s aOt BnluBa
sammen. „We Unteivciieidung zwiseheo dem Leliendigeii [din
einzelnen Geist] und dem höchsten Herrn [Brahma] ist nur dnrfh
falsche ErkeniitiHSS bewirkt^, nicJit an si( Ii seihst wirklich vorhanileii.
Es ist nur ein höchster Herr, ewig, eint;i(h; vielfach ist er uar
durch bethureiide Unwissenheit/' 0^ — „Wenn durch dasW^ort: Das
bist Du fd. b. der Mensch ist von Brahma nicht verschieden] er*
kannt wird, dass kein Untersckted ist [zwischen dem Urweseo und
der Vielheit], dann yemefafrfodet hei den eSoaelnen Leliendigen die
Notkweadigkeit, der WaHnnwIkrang nntenrotfen « Mio> v»d hei
Brahma das Selmifen, well der ganse Vorgang der flertlieihing [der
Urelnheit], dvrch falsche Erkenntniss hervorgerufen, durch dierkh*
tige Erkenntnis» aufgehüben wird. Woher also die Nchüpfung? Die
* Weltumwälzung ist ein Irrthum, hervorgebracht Hndurch, Hass
man nicht unterscheidet die Masse von Täuschungen von JNaiueo,
' Gestalt u. s. w., welche alle durch die Unwissenheit entstanden
sind. Sie hat keine hdhere Wirklichkeit [als die des Seheines]. " ^)
Der Brahmaknndige sieht die sinnlicke Welt „siebt als wirkilck
an^ so wie der, weleher weiss: das iet ein tiktsdiendesKiinststiek,
wenn er sneh dieses Kiroststlek siebte es deck nidit als wirkHek
sieht, wegen der Sehifftstelle: Mit Augen ist er wie ohne Angen,
luit Ohren wie oline Ohren."*)
') Culehr Kssnis siir la phil. 18B. — ^) Muitrftjitni -Upan. b. Wind. !^98. —
') Sankara, Aitnii -B rdlia, 63. 7» h. ColcUr. Esfmis p. 266. etc. — *) Lehrfüitxe lieü
YedÄUta, 41 — 4a. b. Wind. 177G. — •) Vedantu-Saia hei Wmdischm. 1781 ; vgl. Ve-
danta-Sara v. 0. Frank, S. 6. lü. 11. — ^) Fr. Wiudischniann, Saucaru, p. ~
Sukaia b. Wfaid. 1767. ^ ") Vea«nta-Sara, ebeod. p. 1444. ^
$95.
So selireitet die brainnanisclie Einbeitslebre io den Mge-
ricbHigeii Gange der Entwickelung bis zur kühnen Verneiftmig
der Welt. Dns vernünftige Denlccii wollte über die Zweiheit
und Vielheit .sich zur Einheit des Seins eiit{)orarbeiten. und es
errang auch in der Thnt diese Einheit, aber um eleu Preis der
ganzen Welt;— -das ist dem lädier nicht zu theuer erkauft;
wmm er nur jene bet, so frigt er nlditn imeb ÜMOinel «ad
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289
Erde; und wenn er darnach frägt, so Findet er sie nicht mehr.
An seinem Ziele augekommen, weiss er seinen Weg niclit mehr
Sur Weh zurück zn finden; er hat des Welten.stromes Quelle auf*
gegrabeiij und da er bis zur GeburUNsUUle der Flalhea hiadiirth-
gedrungen, giebt die Quelle kein Waem mahr; von der gansen
nkktü WeUfiUie bteibi den Bnlraumeii nlolit» als di« fiiobeit
•UarfliMmiiwei— ; die Untcraehiede aollan niehl «rtwmt a<mdeni
fenaial wanl«ii$ am die Well der Viellieit«B begreifes, aaehts
dtr riDgeode Geial die Einheit, und da er sie gefunden, ver-
schwindet ihm die Welt. Die Chinesen hatten die wirkliche Welt,
dcDii sie <»;in^en mui der Voraussetzung]^ der Lizweiheit aus, der
ürkraft 1111(1 der L rniaterie; die Brahiuanen wiesen die weibliche
Lrioaterie zurück, behielten nur die männliche Urkraft , aber diese
blieb ewig unfruchtbar. Mit dem Gedanken des leeren einigen
^eins endet die indiach - brahaiaaiache Geistesarbeit; sie iai flitt
der Welt yolUtftndig fertig geworden; die Weltlat iort, und
da iit weiter aiebto iMhr sn danlm und sn begreflen» diHin allea,
was ieh aonat noch denken and begreifen aellte , ia t ja niebt. Die
erwähnte Mythe, welche im Volksbewusstsein die Welt retten
will, lässL die («ottheit um der Welt ^\ illeu als Opfer zertheilt
werden ; die consequente IMiilosopliie bringt die \V elt der Gott-
heit zum Opfer. Die Einheit ist die Errungenschaft der indi-
sehen Geistesarbeit, und bei dieser Errungenschaft endet sie
auch; sie hat Ihre weltgeschichtliche Aufgabe gelöst ^ und andere
Velkier nehmen die Arbeit dea Gedankena da wieder auf» wo
der indlaeha Gelat aeinen Stab niederlegte« Wir dfirto jenen
errungenen Gedanken ja niebt an niedrig «naehlagen, ao hart
seine Erscheinung auch ist, denn hier zmn ersten Male iat dem
vernünftigen lle\s usstseui, welches unbedingt die Einheit des
Seins fordert, sein Hecht zu Theil geworden; und grade, dass
diesem Gedanken das höchste Opfer s^ebracht wird, was der
Mensch bringen kann, die Wirklichkeit der ganzen Welt, daa
Ist daa Grossartige in dem indischen Gedanken.
08a Volkabewnaetaein folgt xwar nicht der Philosophie in
Ibra kttine Yenieinnng der Welt, ea bAlt daa Daaein der witk*
ficban Dinge sunicbet ÜBat, aber eine tiefe Abnnng von der
nmem Nichtigkeit der Welt dorehalebt alloe indlucbe Sivnen
und Denken, und dieses Trauer geföhl bricht dareh die firoheelen
Töne indischer Poesie immer wieder hervor; der ganze mdischc
Kultus athmet diese Ahnuna;, und was die Philosophie keck und
rücksichtaloa ausspricht, das raaclU sich als innerer Drang im
Volknieben prakiiaeb knnd«
IL f
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Jene düster«, den Lebeosfirohsinn uoheiniHcli nnd s^hreckeni
HmgariieHtie und niederbeugende Idee, gross unil külm in ihrem In*
halt, aber dnreh ihre Einseitijjjivcit unwahr, und dem Menschen die
Frende amDaseio verkünmiemd und verargend, zieht sieh durch
das ganse EewuMtaeiii der lädier hindurch. In immer wiedfl^
kahfeadaii, «anft schwennStlitgan Klugen briebt «das wehnfitMgt
TraaatgaMt daa Hindv Uber daa IWcMga der Walt, Ober die
gSagÜcbkeK'allaa Baaeiaa, nfcbt blofla des ainalf üben,- avab dwl
den Laut der Freude Mndareh. Alles Ist eitel ntid aHea vairgeiit,
nicht;« l)le!l)t als das bleiche, unleberidit^e ßrnlinia; alle« Lebenüd
Leben^lrohe, — es ist alies vom V\)iA und deiii Tnde geweiht, alle*
wird verschlunuen ir« das j^rosscMeer des stunnnen Allst und Uibüü-
sterrtd durchzieht auch da^i tVohestclsefühi de« I ndrers der O danke:
es ist doch alles eitel, alles Schein. Still, sanft und schwermöthig
der Charakter des Volkea ist aehie Peeirie. In dem acbOaaten l^ande
der Erde wird der Mebaeh »dikea DaMas nitebt frtib; ,,$n ^aw
scbreekliehen, fort und fort gelirendenfUnitrllKaffg derWeaea^tM^*)*
„Wie nur gereiften Baum£rOchtcu vor dem Falle zu bangen brnacht,
So nur dem, der erzeugt wurde, vor ilctn Ttxle /u lüin^^eu braucht.
Die Tage der Bterhlichen flich'n bald vorüber in dieser Weh,
' Vewehren eilig die* LebtMi . wie GewftiBer der Sonne Glntb. '
Über dicU selber nur jauimere, über Audre waä jammerst du^
Da ja deiu I^ebeu luiiwli^d«^ du st^hu od^er wandclix auch!
BCit xaiB wandert der Tod iianer, mit luu webet and ist er stets,
Wenn wir ferne auch forteilten , mit uns ltduet der Tod snrück. —
Wie im Ueere eia SolttpfitMr la dem andern gelanged mug^
• Ünd aediher wieder ir^ellca, war er aal kdna-Ztitvsntei,
80 amb die Qaltia« Bbitefireoiide, Söhne und jeglicher Besita,
Sie entiliehn uns; unausweichlich bleibet unaiaunar.ihr YerlBit.**^
„Ein Tropfen, der am Loto^blatte zittert,
So ?:st das flftcbt'ge Leben schnell verwltterti'—
Acht Urgebirpe nebst den sieben Mforr?i ' ' * **
• Die Sonne . -wie die Gölter bclbst . hchri iK ■ ., . »
Bichl mich, die Welt, — die Zeit wird all - ^. rtrümmem, . •
Warum dcuu liier »icli uu<^li luii ngeuU cuvuö kummeriii'"*) , , » ,
Daa ist der Obieräll benrorkliagende Toti^ «ad aacb>die^'beiteie
Poeaie der Indler iat darcbwoben ▼on MtteiB iMsbwetniMbigaM
Haaebe; bnmer wieder ridbtet sich vondeml«baf deM<'va«dedarWik
bin auf „den zitternden Tropfen ath Lotoshiatte," ein unaufWfr-
lieh wiederkehrendes Bihi tl('s menschlichen Lebens. Es ist eben
nicht bloss (Iiis Gefühl der \ Cr:: ?ne??ehkeit. sondern das ahnenide
Ben'us>(Meiri von der innere» VVe»cwiosiglteit aller l>ioge, was deoi
liidicr alle Freude an der Welt TerlrtiniBiert « . ' •>
>)Ba8iiO«aa»II»75.-«)6aalmAtM3liuS^n:BltflBr. ' * " '
Digltized by Gono
S9l
Das religiöse Volksbewusstsein , obwohl die DUohtigkeil
der Dinge ahnend , leugnet dochnicht ihr Dasein, sondern hAll
«n üirer Wiridlolikefit fisMly und sucht eben in demOedanken der
Maj^ die Vermitteltail; den Wlderepi^chs zwleehen den mkUk^
whiedeleeen Uraein nnd der Tielfkcben-WeH* Ist diese Kluft
finmal dareh einen ktthnen Sehmin»; übersprungen, ist in der
Maja das weltliche Element in Brahma gebetet, so eifol^t die
Entwiekelung der Welt aus Brahma in unbehinderter Entfeltuiig.
Diese wird zwar in den Heligionssehriften und in der Philosophie
in sehr Terschiedener Weise dargestellt, aber durch alle Ko^
megonieen , — ein Liehlingsgegenstand ^indiseker Literatur,
geht doch derselbe Grandlott hliidiifvh# Dan ÜHyrahn» ist seinem
Wesen nach das In- eine khtre, ^rehsfehtige Müsohnng- anlgS'*
ÜMi All» in wdeher alle GegensftlBse nnd ünlersohiede nentra-
Kshi nnd avfgehoben i^nd : <^ wir sprechen hier nidrt von einenl
materiellen Chaos; — in iliescr hellen unterschiedslosen Auflö-
«raus: bewirkt (ier elektrische Funke rl rr Maja eine Scheidung;
«lie Miscliiirtir trübt sich, und die aufi;elt>st(n iiestantltheile trefrn
auseinander, krystaliisiren oder schlagen sich nieder. Oder
Brahma ist der Keim, aus weichem sich der ganze Baum der
Welt entwickelt. Das ist bildlioh der Grunddurakter der indi«-
sehen Kosmogoilien. In den einaielnen Dafstellnngen verdeekt
viel PkantaeMisiclies' den eigentKoken Gedanken.
Die Weltschftpfiing ist eine blosse Ansbrsitnng des TJvu
Wesens; wie eine Spinne ihr Gespimist aus sich selbst zieht,
und sich so «gleichsam selbst ausbreitet, wie die Schildkröte
durch Adssti ecken ihrer (ilieder sich selbst ausdehnt und aus
ihrer eiiilacheii Gestalt in eine viekei:;liederte übergeht, so
dehnt sich Brahma zur Welt aus. Die Weltschöpfim^iist eine
£inanation. „Wie die Funken Aus der Flanmie oder einem
gllBienden Elsen herroiigehn tausendfach, so gehn alle Wesen
befroransdemUnveriinderfielMn, uddkehrenlftdieseannKlek.^* t)
' Die»er Gedanke der Entfaltung Brahmali als des Wel^
keimsistder Kern der »j^anzen brahmanischen Weltansehaming;
er kehrt überall wieder, und wir müssen ihn scharf und bestimmt
erfiissen. Was sich entfaltet, das ist in zwei verschiedenen
Zuständen doch wesentlich dasselbe; das Nichtentfaltcte ist
dettt Wesen uÄch eins mit dem Entfalteten , nur die Form ist eine
andere. Däs Zweite ist in dem Ersten schon vorbanden, mt
nothialeht'afaaelnaiider gelegt$ nnd der Keim gehl andermeits
fftrl^r in*«eittiS EuMtung. Da« iMiere tritt nach' ansäen, '^•M
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292
st lieiiibav L iUci -scliiedslose rollt sich auf, das reine r^rlichtzertheilt
sich in seine Farben. Die Welt ist der Bach, der aus der Gottes-
quelle strömt; das Wasser ist in beiden dasselbe, nur euimal ver-
borgen, das andre Mal hervorsprudelnd luid auseinander iliesseud»
Die indische Welt verhAlt sich za Giott nicht wie die geschaiieae
Welt im Monotheismus zu Gott sich verhält, sondern vieleher, iHe
sidi in der chrUtÜchen Dreieinigkeit derSohn nnm Vater veriMUL
Bei diesem Ausströmen oder Ausstrahlen der Welt aus Girtt
Hegt der Gedanke sehr nahe, dass die dem ausstrahlenden Mit»
telpunkt näher liegenden Creaturen das göttliche Sein in hö-
herem Grade in sich tragen als die entfernteren. Je nu-lir sich
der Urstamm verzweigt, um so schwächer werden die Z\\eige,
je weiter das Licht strahlt, um so mehr vcrblasst es. Die ersten
entstandenen Wcltwosen hatien das Göttliche am intensivstes
in sich 9 es sind die G Otter, die in der eigentlich indischen
Lehre unbedingt als Creaturen au betraditen sind» Ahnlidi
den Engeln in monotlieistischen Lebren. Alle Weltbildung durch
Entfaltung geht abwärts; die uuletzt entstandenen Wesen sind
die unvollkommensten. Sehr gewöhnlich ist der Gedanke, dass
die zuerst entstandenen Abzweigungen des göttlichen Urstamms
sich nun ihrerseits ebenso entfalten und verzweigen wie tiieser,
also als dcmiurgische Mächte auftreten. Es ist dabei ziemlich
gleichgültig, ob diese ersten Weltmächte als IS a tu r- Elemente
auftreten oder als Geister, denn aller Geist trägt hier dach
noch Natur -Charakter an sich.
Der Gedanke der Miga aber^ dessen leiste Folge die Auf-
kebung der Welt war» ersckeintauf dieser Stufe der mehr Tolks-
liifimliclien Auifassung in dem Gedanken wieder, dass Brahma
die Welt durch Sclbstpeinigung, durch Askese [tapas] erzeuge;
das Brahma muss sich in der That selbst ticwalt antiiun, muss
sicli iii seinein waljren Sein verleugnen, wenn die Welt werden
soll; die Weltbilduug ist eine Qual für Gott, denn er geht aus
seiner Wahrheit in einen unwahren Zustand über. Dieser von
der ältesten Zeit bis in die spätesten Pnrana hinab inuneiiört
wiederkehrende Gedanke muss in seiner ganaeii schweren
Bedeutung genommen werden» er ist durohaus der Indisflkoii
Waltansehanung wesentlieh. IMe Qual, weldie das Temfinftige
Denken erleidet, wenn es aus dem leeren Einen die Welt der
Vielheit begreifen will, spiiclu ^icll in dieser Qual aus, welcher
das Bralmia selbst sich unterzieht, wenn er die Welt bildet.
Damit hangt ein anderer, scheinbar eutgegengeüctztcr Ge-
danke ausammen. Die WeltbUdnng ist nur eine fliohiiget ober-
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flSehliche Ver&ndemiig in Gott, ein leicht vorübergehender
Traum, es wird mit ihr niemals redit Ernst. Spielend gleich-
sam wirkte er dicss:" das heisst nicht etwa: die Weltbildung war
dem Brahma leiclii, sie ist ihm ja viel eher eine Qual, sondern:
et ÜUD nicht £ro6t damit, es kommt zu nichts Rechtem, die Welt
gelangt niehi zu euiem berechtigten, wirklichem Dasein, sie
U«lit faimer nnr ein leichtes, sweddoses Spiel, ein KM der
Lame» iMÜdigem Veneliwinden geweiht.
„Wie die Spiooe die FSdeo ans sich beravsgelieD ISsst imd sie
rarttekzieht, M vne die P6aDseD ans der Erde spriessen mid wie
ans dem lehendeuMenschen dieHaare entwachsen, ebenso entkeimt
diüi,i. Wrüall dem ewigen Wesen." 2) „Wie der ^^cidenwurm aus
seioem eignen Speiehel den Faden nuu lit. so iicbafTt der Geist pjich
selbst an verschiedenen Geburtsstütten. ' ^) «^Wie die Wellen und
der Sehaoni in dem Meere entstehen und wieder zcrfliessen, so die
Wek ans dem Brehna ; nnd wie Milch sieh verwandelt in K&se, nnd
Ei« in Wasser, so verwsndeit sich Brahma in die WeltgestaHnn-
gen/'*) Die SdiSpfung ist „eis HervortreteD von Nanen nnd 6e«
■taHen in dem brahmagestaltlgen Wesen, wie das Entstehen des
Schaumes im Meere.***) — „Einer ist der Lebensgeist [bhiilatnia],
der rings in ullcji Wesen ruht, einfach und vieffnch zeigt er sich,
wie iu des W'asHcrs h liehe der Mond; und wie der in einem Getasse
vorhandene Äther bleibt, auch wenn der Krut: zerbricht, t>o ist der
Leiiensgeist: wie solcher Krug zerbricht fort und fort alle Gestalt.
80 lange er [der Geist] roitName» and Form begabt ist [wiedasTao
des Laotae» f S6], so lai^ wellt er Im Irrthnm; wenn durehbmcben
du Dunkel Ist» erschaut die; einsige Einheit er/««)
Eine der SHestea Kosmegonleen der Veden Ist folgende: ,,Die
iSonne ist das Brahma; so ist die Lehre, diess ihre firkUlrung: Im
Anfanc w dv dieses All nicht seiend; Das war seiend; es verän-
derte sich, CS ward eirj Ei; diess lag ein Jahr; es spaltete sich;
die bf^ifleri Schalen waren Gold und Silber; das Silber ist die Erde»
das Gold der Himmel."?) 0ie im Texte folgenden dunklen Gedanken
sind deutlicher in den verwandten Steilen ausgedraekt Der Grund-
gedanke Ist fiberall der, die wirkikdie Welt Ist nicht etwas Anderes
als das Brahma, sondern ist dieses seihst; dasBrahma verwandelte
sich hl die Welt, wie der Kehn In die Pllanse.
..Zuerst war ein Geist, von deiu alles erzeugt ist. Dieser, in sei-
ner Einsamkeit unbefriedigt, hetrachtete sich selbst; er w(,llte, das»
er viel und verschieden sei. Da erschien er als VieK s und Ver-
schiedenes, und die Gestalten verschiedener Art wurden hervorge-
taciit Diese waren starr wie die Stehie» und ohne Lebeoshauch
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>rie troduR BAjume. Der (leivl, noch unbefriedigt, wellte» da« «
' in sie eiDgebe» und dem Wiede glekb geworden ging er in ei^ enr,
nndbekiiCe den Leib. In die E9hle [des Heraens] eiagegaogeo
[als «^inKeloerMenscIiengeist], wnsdte er: iob habe niei» Weib Doch
itirhl V ullhrjiclil. Sa l'as.ste <*i darni J^u^t, uutiÄer m< Ii zu «ei«, uud
wirkf« die fünf Snine und di<i Oiyauc der Thätigkoit, uiid^ mmiic
^>träilieu uus dicken iu sich i^uiiic knehuieDd [durch die Sinne uttd
durch die Handlungen die Auti^enwelt enipfindeudj geno^j^s er «i^ur
Udw Lust, und 4liu Welt war für ihn vollendet. Auf solche Art iüt
dieeer Gei«^ an eich nUes umfaeaend und begreifend, in die Femeio
der gttteo «nd baaen Werke gefiiUen [ala Einaeiaeele]; er ecacbaiiit
getheüt und Yerachiedeiu er« der an eich feasellee iat. Der Unbe-
wegte, Mühelose eracheint beweglich und beachfiftigtB")
Göttlich , gestaltlos ist der Geist [PurustliaJ. das Innere und
Äussere der Weesen durchdringend , ungeboren . rthue Atheni, ubric
Herz ftnanas], tilänzenU, erhohen über das HTm und Unver§n-
dedlohe. A^is ihm eotsteht der Lebenahauch, da« Geiuütit und ailc
Sinne etc. Das Feuer mi sein Hanpt, 8ooue und Mond seine
Augen, iUe Weltgegenden «eine Obren* der Wind seinAfthein elo/*')
^ bat Tauaende von KOpfen, [Pornacba« der GeiaC] Tanaende
von Ai^en, Tauaende vod Fteen; «nd au. gleicher Zeit, wo er
gänzlich die Erde dercfadriagt, bewohnt er [hn menacbttcben Körper]
eine Höhlung von zehn Zoll Höhe. Purnscha ist alles, wat^
ist, nas gewesen ist, was sein winl; er ist der Sj^ mler der Un-
sterblichkeit; deoi) er i^t'?«, wolrher durch die Nahrung [w rh fje in die
Geschöpfe eingeht] aus sieh heraus in die Entt'aUuüg geht. Sieh
aeine Grösse! Aber Puruscha ist noch mehr,. die. Geaamintbeit der
Creatureu ist nitr der vierte Tbeil aeinea Weaenag die drei andern
Tbeile aind.unaterbUcb im Hunmel; eich zu drei dieaer Theile ja^ic
Hohe erhebend, bleibt Pprimbe aueaailiail» der. Welt« der vierte
Tbeil bleibt hier unten [um geboren zu n-erdeo und zu aterbco]
wecbaelaweiae; dann sich yervielfaltigend durchdringt er, was dfh
nährt «nd was^ ohne INahrung l>e*<tebt, . Als die Götter, den
l^uruseha /um machend, die Ojiferuni^ vollbrachten, ... wurtk'
aus seinem iMunde der Brahmane, seiae Arme wurden der köoig-
liohc ^tapdi aeioe iicbenkel wurden zym Vaiija, der^udra eatataod
aua seinen Füssen : der Mond entaprang aua aeinem Herzen, ana
aeinen Augen die Sonne, aua aeinem Munde Indra und daa Feuer,
aua aeinem Athem war4 der Wind* Aua aeinem Nabel entatand der
Lnftkreia, der Himmel aua aebem Kofif , die Erde aua aemen Füs-
sen, der Raum, ona aeinen Obren; so bildeten sie die Welten; —
»P opferten die Götter dem, der das Opfer splbst ist"»«) Uicpelbe
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V«mtflllng» mir oIm «»«Mcklkdie ErwKhiiBBg^flr Offerung kownt
MtMit «II fpr». ^,I>ie.£rde ist aM 0mlimVs FüMen eDtspruo-
fi;en, atii» «einem Kopfe der Uiiumcl, uun der Nane Her fiauch, aus
4leiti Ohr<» die HimmcIsijegüiKleri, aus den» Augt; «lie Biotine** etc.'*)
Die Ivojiiiiogouie der zum Kigvcda gehürigen U(»ant9chade A i ta-
rejtt- Aruüjaka iai iolgaude: „im Aui'ang war (tad) ailoiu, der
.Geist: nichts W0€ir Tliätige» <Hler Ruhende«. Erdachte: ich
will Weiten üptluwen; pipd er «ntliess Welt«ii; WaMer^ Licb^, Ver-
gi^güdifl» and die CieirSeeer. Weeiper war über depn HinuMl,
tweiefcor- es- UBgjki der lai&ki^ malaast Lkht» d(e Erd^ da# Ver-
gängliche; in 4ci; Ticilfe eiad.iGewäaeer. Er dachtf^: dae sind wirk*
fieh Welten; ich will H0ter der Welten maeliea. Da bildete er
aus dca (icvvässern <leii Puruschi» [Gei>t] , ein gcätaltctes Wesen.
Erschaute es au, uud des Angeschauten iMund affnctc sich ivic cinEi;
ausdeniMundc t^ing hervor Rede und aus der Rede Feuer. Aus der
^ase uebete üauch , ^ud der üaudi breitete «ick «ui Luft. Es
ifibetea «ich die Aiigert^ iiiid aus deu i^ugeii; eotsprapg ein Licht-
gfalDs, .und .ane dem Olaase ward .di« fi^pope. 'iQe thateo eidi auf
di« OhttB, und «MdeB-Ob^ea kam^da« Horea»,vad den USreo
eatfeltffte eicli der Rauin. : Es 4^neten «icb' die Porei^ der ümt,
■nd ave der Haat sprcissten Haare, and aua den Haarea wnrdea
IMIaiizeu. Es Olfuete sich die Brust, und aus ilor IJrust trat hcr-
%or das Herz, und aus dem Herssen ward der M o n ti Es barst der
Nabel, und aus dem Nal)el kam der vnr/clueuile Hauch und aus
dtesem der Tod. Es ufTuete «ich das Zeuguag^glicd, und es ergoss
•Mk daraus aeugender Same» und aus diesem eatotandeii die G e-
trftMer.'" -^ PeriSian dieaiia« .aech aienlich rob geieielwetea Bil-
4m» daaeeii. eias^lae' Zfige mtjki alknudhaff erwogea werdea
«iPfea*; iat 'der;, dai Ureiaa eattteaa aas iiicb eleiBBOtare Naiar-
BUiSSb, verwandelte eich ia Natur, lireitete aick in rXandiehea StoflT
au^; vorher gestaltlos und leeres Eins, gewinnt es nun Gestalt und
Vielheit; dajii gestaltete liruhma ist eben jener so oft wiederkeh-
rende Punischa, vorbestellt unter niciisctjÜclier Gestalt; er ist der
aflaoiiare, der sinnlich uud cancrct gewordene Gott; > und dieser
yerviandeit sieb nun iu die wirklichen Ilaturdinge, währead die
atayrtlaglicheii Eteeate nocbgaaa foiailaa^ ehaetiacbe Obeigaaga-
araaeii warea. Der Puraaaha iat nkdit »ehr da* abatracte Urowa«
aeadM dai^eoige, wMk^ die VidMt keieita. m Bkk trägt. Um
wea Bfataa aar Welt aa gelangea, mnaa erat das einige Brahma
sich selbst io ein vielfaches, gestaltetes umwandeln, muss erst zur
Weltbildung zurecht gemacht werden, denn an sich ist es dazu
vittig unhraachbaii es wird gewisaenaassen einem cbemisebeo
i^iy u^LJ Ly Google
»96
Ptoces« rnilemoffen, erst in allgemeine Elemente ad
8chteHi»t (iaiJti uls uestaitetes, krystallisirtes Wesen an: und id
dieser Gestalt eignet «ich das Brahma erst zur Welthildimg. Der
Puruscba ist nicht mehr das leprf Fr Ei ()er Welt, sondern in ihm
ist Brahma zu einem hereiti^ gegliederten Welt-Fütus ge*
wordcito» an dem alle Weltgestalten bereite embryonisch YoriMUitlen
' aind» Die Hanptaache iat die: die einaelnen Welt- Blemeate «lad
' nicht dnrch Brahma frei geaehafVbn, aondern sind ans Ihm geirar-
den, indem er sich selbst in sie verwandelte. — Der Vedeateit
iidirt fort: „Diese Gßtter [deva, nämlich die genannten Natnr-file'
mente], so gebildet, fielen in das ungeheure Meer [aus welchem
Pnruffcha aufgestiegen: sie hatten noch keitie selbststSndige Haltung
rn dem noch rhaotisohen Urzustand], und zu Ihm [Brahma | traten
sie mit Hunger und l>urst und spachen: Gieb uns eine Gestalt, in
n eichcr wohnend wir Nahrung geniessen mögen. Er bot Ihnen die
Ciestalt der Knh; sie sagten: diese genügt nns nieht; er neigte
ihnen die Gestalt des Resses; ^e sagten: aneh diese genflgt m»
nicht; er neigte ihnen die Menschengestalt; da riefen sie: wohl|e-
macht; o wnnderbar! Deswegen ist der Mensch all^ Wohlge-
stalt. Er gebot ihnen, ihre angemessene Stellung einzunehmen.
Feuer ward Rede und giii|^ ein in den Mund: Luft \h ;ird Hauch und
ging in die Nase; die Sonne ward Gesiilit und durchdrang die
Augen; der Raum [Äther] ward Gehör uud nahm seine Stelle im
Ohr; die Pflanzen wurden Haare iirnl bedeckten die Haut; der Mood
ward Herz (manas) und ging in die Brust; der Tod ward venehrea-
der Uaneh nnd durchdrang den Nabel; Wasser ward seageoder
Same nnd erAlllte die Zengungsglleder/« ~ Das in ^e Matur-Ble-
mente certheilte Üihrahma» das ist der Sinn, saaunelt seine Glie-
der, vereii^gt alle seine Strahlen in einem Rnnkte, der das OrMt
wicdcrspiegelt; der Mensch ist das Abbild des Weltalls, der
Mikrokosmos. Der in den Elementen aus sicli h« i ausgegangene
Puruscha i^pstaitet sich im Mensehen von neuem in Weise der Eif!-
/clheit; der Mensch ist das Kbeübild Gotte.*^; in ihm kehrt die Gott-
heit ans ihrer Zerstreuung wieder zu sich znrficfc. Der Ursame hat
sich xn einer vollen Pflanse entwickelt, aher diese kehrt wieder sam
Ssmen zarfick, den sie seihst eneogt* Der Mensch ist nicht infacs
gleidier Linie den andern Creatnen, sondern Ist das Piodact
sSnuntlichcr kosmischen Factoren; die Natnr Ist ganz ebenso der
awseinandergelegte Mensch , wie der auseinandergelegte L'rgolt,
ntid der Mensch ist die suf» jrctiv gewordene Natur : die Lleroeote
sind iWi' f)l»jectrveu Sinne, und die Sinne sind die subjectiv gewor-
deoou Elemente; das Ange und das iiicbt sind gleicheo Weseos,
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noi daram eben nind me fSr pfnnnder rln. Dieses Verhältniss den
Menschen iinH dos INafiir- Alls /u oinaiificr ist ein hei den Iiidiern
überaü anerkannter Gedanke , der aber nicbt ihnen allein gehört,
MMlern auch bei deD andern Volkern des indo • germanischen Stam
»es wiederkehrt. — „Er dachte; das sind Welten iind Herreo der
Wehes; für sie wHi ieh Nahrang bilden. Er eebaute die [telMns-
Mihwaogerett] CiewSeeer an, and aas den angeaebantea Gewiseern
ging eine Gestalt lienror, und Nahrang Ist die erzeugte Ck»talt. So
^eMMet, wandte nie sieh weg und sachte zu entfliehen. Der Mensch
suchte sie durch Rede zu Irt.H.sen," — dann durch .seinen Athem,
sein« 0 Blick, sein Gehör etc., aber er vermochte es nicht; — ,>xu-
leut suchte er sie durch den verzehrenden Hauch [apana, eigent-
lich der berabfflhrende Hauch, der Weg nach unten, im Nabel oder
Baache wohnend] zu ergreifen und auf diese Weise verschlang er
m." Die Nahrang spielt In der rodischen WeltMre eine grosse
lUHe, and bat ebe tiefer gelieade Bedentang. GStter and Men-
schen bewahren ihr Leben nnr dnrch die Nahtvag; es Ist diese die
Aslsahme des dnreii. das Weltalt aasgebreiteten GMtlIciien in das
einzelne Dasein, das Trinken aus der Quelle der Gottheit selbst:
fler Mensch ist zwar an sich seihst schon von güttlichem Weser»,
und aus dem Gottessein hervorgegangen, aber weil er ein vergäng-
liebes Einzelwesen ist, so bedarf er der steten Erneuerung dieses
seines göttlichen Elemeates; und in dem Nahrm^sstoffe der Natur
ist Me Gottheit in ?erstfirktem Maasse, eancentrirt vorhanden;
Nahrai^' nehmend liegt der Measeh wie ein Kind an dea Brüsten
der gMtiieiien Mutter and nimmt den gUttilehen Lehenstoff In sich
asC WeH ein Mensch, sagt der lädier, ohne Nahrang alle Kraft and
aMes Bewusstsein verliert, so ist die Nabmng die Qoelle aller leib-
lichen und geistigen Kraft, i^) Wir nifissen diese Auffassung im
Auge behalten, wenn wir die Opfer -Idee der ludier verstehen
wollen. — „Er [atnia| bedachte: wie kann dieses fder i^eib | he-
ateben ohne mich i Trennend die Nath [des Schädels] drang er hin-
eb auf diesem Wege. . . So eingegnngen [als beseelender Geist]
nstsischied er [erkennend] die Elemente: was sonst als Es ist hier
whiadea? Uad er hetraehlete die weite Aasdehnang, aasrafend:
Es luihe Ich gesehen; darum helsst er Mamdra [Es-sehead] oder
iidia [eiaa spStere, allegorische Heatung]/* So die Upanisehad.
Ist das Weltall Oberhaupt das entwickelte Brahma, so ist es
der menschliche Geist in einem eminenten Grade, ist der in der
Welt potenzirte ürgeist. Die Parallele mit der Menschen Schöpfung
der Genesis liegt uahe. l>ie Stellung des Measchengeisies zur
ihiigeB Welt wardea wir spftter eHMern.
298
,,8eieii4 war Wbbb, o Ckiter, tod Asfcag» Eise« ohne Mm^
tes. Eioige [die »BiHldhisleaf } Mgeo: NicbUeiMd fr«c-dfM
alleM von Anfang, Eines ohne Zweites; ans (Kesem Nichtoeieoden
wurde (las Seiende erzeugt. Wie kann dies«» aber so seio? Wie
krHiiilc aus dem ^iiehtseienden das Seiende erzeugt werden? —
8«ieDd vi ar Es aui Anfange, Eines ohne Zweites; es wünschte: tcb
■idge %ielfach sein und zeugen , [das Moment der MajaJ. £s eot*
lies» BM sieb da« Feuer. Das. Feoer wünschte: ich Mdge viellach
■ein iwd sengen; e« xeegie das Waase«; deabalb» wo iinaadeia
Mensob scbwttat [Feuer in eich batj» da eaMbl.Wasstf, Dm
Wasser wfioscbte: tcb aiSge vIeUacb sab uad seagfts-^ es aeagte
die Nahrung; deshalb ist da, wo es regnet, die «eiste Nahnuif:
aus dem Wasser entsteht die iSahruug." — ,»A>is Brahma ging
zuerst hervor der Äther, aus dem Ätiier der Wind, au«* dem Winde
das Feuer, aus dem Feuer das Wasser, aus dem Wasser die Erde,
ans der Erde die Gewächse, aus den Gewächses die Kabmsg» iss
der NiOsrung der MciisCb and fjle Thiere.^ J9)
»,Bibhiaa be^ebrlSB: nSge ich «$el aefai, mfife iob gebmn noar-
den. Er bflsste Bnüie» nnd naehden er gebisst« scbttf er dbwcs
AN; nad als er es gescballoa , dtttcbslitote er es, «ad ^ war et ge*
staltet und gestaltlos, wlrbUeb nnd nnwbrfcÜcb; er ward AHes, was
da isf. Nichtsciend uar dieses (die WeltJ im Aufaog, daraus ent-
stand das Seiende; jenes luaehte sirh selbst.*'")
„Diess war früher Geist, menschliche Gestalt tragend, [als der
oben erw ähnte PuruscfaaJ. Hierauf um sich blicicend sab diaass iir>
«pringllche Wesen aiebts als sich selbst, and es sagte snevst:
„leb bis lcb/< Deswegen Wtt sein üaoies leb; nnd jelst nscb
antwortet man« wenn maft gemfea wird: M.bln es, «nd daaa glabt
ntan seinen Namen an, den nMn frSgt*^ Das llrwesftn faasi; Mi
als reine, antersehiedslose Einheit, %velches gar alcbls andews
ausser oder hinter sich haL und keim* \ crschiedenheit in sich; es
ist weiter iilt lits E»; es ist nicht irgend woher, das« es den
Grund seines Seins in et^vas anderem hätte, es hat nichts neben
Mcby von dem es sieb unterschiede, es hat nicbts ia sicb, was hmi
ihm selbst oder einem andern Momente in ibai ▼evacbleden witS)^
Ifiast sieb van ibm dnrehaas beia Piidkat aageboa, waÜBbes ant
dsfl» Sufcjeet niebt sasannieniieb, * Sabjaet.nnd Ptidiaat Mbn
ebb, and sein Begriff ist reine Tantsldgie; dsbor sagT eai „M
bin lcb,«< d. b. leb bin nnd bisss leb hin, nnd b;h Mb weltsr nlAts
als reines Sein, habe nichts in und ausser und liber mir, was etwas
anderes wfirc. als reines, prädicatloscs, cifHücs Sein. Der Mensch
nun ist die iudividualisirte UreiobeU; .also einerseits das mit dem
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«99^
Unwesen, mi ebenso jenes lih, wie dieses selbst; «laher nennt er
weh leb als identiscli nui df^iw Lt - 1 c b , dem Ursein; audrerjieits
- er ai»cb lodividuuni , also unterscbieden. nicht das Ursein. und
als solches liMUviduuiii bat er eineii bedondero Namen, ich ist
. iUeo Blanseh«« gemeiDsani, dadtueb iwteviclieideii sie «€h nicht;
In Ihn Üüle« m0 *nKt ihfen Uigni^ auMümea; 4» N«m aber
üBlMcMdet «k. Ußn «if hi bid^t* daas 4Aemt Begriff der Ich-
bQÜ eiiii.gaa«« «adaior.ial, «Ja der uaarige» dass er dorchana aicht
mit dem BflgrilT dar PetilliDUchkaU saaaaMiepailt, vielaiabr die-
Mcrki cutgcgengesetzt i«t. Wenn daher dem tJrwesen das Prädtcat
kb zugeschitebeit su ist das nichts weniger als persOoüch-
freies Dasein. — Der \ eda fährt iort: „Es eniptand Furefit, urid
deswegen fürchtet mok der Mensch, wenn er allein ist.** Das
ist aichts als der etivns modificirte Gedanke der Mi^; daa Gefühl
der üahahagUrhIriat, des Unbe6Migtaahia daaürwaaaaa m aaaaem
• leem 0aaa)i; die Loat der iat ater vdn ihrar Dagathren Saite
t^ftiant; dielMl aadh elwaa aoderam acMieaat die Üaluat ao deai
eignen Znathnde ia sich ; oad iai di» Idaja ho etaeaseit» dar Trieb
des Lrwcsens, aus sich berausxdkomnien , so ist sie andrerseits
ilie Langeweile in dem leer(^i), inhaltslosen Dasein des Hiaitnia.
Es ist da ein amlerer iiei]',iul*: Im Fliütd Ljninde : dass das Urwesen
. siidi in seiucni leeren iSeiu nicht befriedigt fühlt, das heisst
eigeotlich, das.s diaaer Begriff des Ufwesens als eines Unterschieds-
loeea Saiaa daa maaaahliishe Denheri. alchl lieftiedige, aicht die
Foidaraag ehier ia Bkh mbaaden ilftd ahaolutei, dsram aettgea and
vaUkaBHaeaaayJebeadiieii ITcairfMvt eAlle^ daaa die reehte £ia-
heit «och aicht gefuade» i«k. .„^kberlEai dachte, da alehta aaaaer
mir ist, warum sollte ich mitih lohten? So wich die Furcht
»■on ibai, denn ua« sollte e?» lürehteu, da Furcht von einem
Alldem kommen iniis»^ — Es fühlte mdit Fremde , imd iles-
halb freut sich der Mensch nicht, iveun er uUeiu ist. Es Hüiischte
ein AitAatißf und alsobald wurde es ein solches: Mann aad Weib
ia ünalipiiMi^ £r lieas sein eignes Seibat in sfrai ittUleo zerfallen,
aad inirde*ao Mann vad Welbi jpesbilbrwar .dieser {miaaUche] Leib
j^aichaaH^" aar ebe anyollataadiga iHtfta von ibaa; und dieaer Maa*
idi iratde daseh daa Weib eigftatti Gtf «ahla ihr, aad ao mnden
laenschlichc Wesen enseagt/' — Die wetbüeiie HSlfle nahm 'dann
die Gestalt eiüci Kiih an. und der Mann die eines Stiers, und sie
erzeugten Rinder, ii. h. f. So er/.eiigle er alle Wesen bis zu den
kleinsten Inseiiten. Diese etw as phantastische Darstellunt? zeigt
kka den indisohea Cifttadgedanken. Das ürwesen schafft nicht
Wjltiadiw^W» Faldera vterwaadeltaich hsan^' Mar iadtaiea
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selbst dfe OesteH eliim bentimmfen TMotm wiinwit, Ist di«Ms
Thier in der Welt wirklich gew ordert, und seine weitere Zeug«ng
•gegeben. Nnr Indem es jsich scH>i»t in ^lanti und Weib zertheilt,
ist der Gcschlcchtsuntersehied in die Welt t^esetBt.
Die Kosmogonie bei Manu, dein äaiua- Veda nachgebildet» lau-
tet »02 J.Einst war diese;- AU Fiosteniiw, unerkannt, ohne Keno*
xeidieD» Dteht uartcracheidlwrj wie graz io Schlaf versenkt Di
ofleniiarte sieh 4er doreh steh selbst Seiende, der SeOge,
der Unentfaltete, entiaiteod «Ue Gntodisicbte der Welt «d du
Andere; er, dessen Mseht waltet, eflMiarte steh, Tersdwndhead
die Finsterniss. Er, nicht durch die Sinne zu erfassen, der Vjnsiciit-
bare, der üncntlaltrif , ILuigc, aller Wesen .Seele, der L^lje-
greifliehc. Er ütrabitc hervor. In Betrachtung vertieft, crschafTen
wollend aus seinem eignen Leibe luannigfache Wesen, schuf er im
Anfang die Gew&sser, und legte in sie zeugenden .Samen. Der
Same wurde ein golden glänzendes Ei» ao Glame gleidi dem Tia-
sendstmiligen [der Sonne]. In diesem ward Brahma seihst gaho-
ren, aUer Weiten Vater« Narajana heisst er, der auf den CiewiiMni
schweht Der aas jenem Seienden, Uoentfiilteten, Ewigen, dem seim-
den dod doeh nidit eracheinenden Urgründe entlassene Pnmseha
[der real erseheinende, zur Weltfülle sich gestaltende, lebendige
Geist] wird in der Welt der Brahma genannt, — Huhend in diesem
Ei ein Jahr war Brahma. Dann in Betrachtung zertbeilte er das
Ei. Aus den Hälften bildete er den Uimmei und die Erde; io der
Mitte die Luft und die acht Weltgegenden, und der Gewässer ob-
vtrginglidie Wohnuig. Ans sich seihst daranf lless er herrstgeko
die Seele [nmnas, animns], deren Wesen Ist sn s^ und auch rieht
sn sein [theils mit dem Ur-Seienden eins, theHs der Welt der Viel'
heit verfallen], und aus der Seele die lehhelt, die st«»be, herr-
schende, und den grossen Geist, [den im Menschen wohncodeo
ürgcist, die Vernunft | und alles mit deu drei Eigenschaften Be-
gabte, und die fünf JSinne. — So bildete Brahma alle Wesen. ^
£r tbeilte seinen Leib selbst in zwei Theiie, und wurde so zur
HSlfte Mann, zur Hälfte Weib. Hierdurch eraesgteer den Viradscb,
den Brahma als Erstgesehallenen, Dieser Mann VSiadsdi, nachdem
er m veraehreader Andachtmliith sieh gepeinigt^ welchen er da ent*
Kens, wisset, der hhi Ich (Mann), der Schöpfer des Alls. lA
tron Sehnsneht die Creatnran an ««^ITen erflUH, ersdmf, nachdem
ich schwere Selbstpeinigung vollbracht, die zehn Herren der We-
sen. Diese von grosser Kraft, erschufen sieben andere Manus und
die himmliscbeu Geister, und die W\)hnungen derselben, die guten
und die bSsen Geister, Büta und Donner, Welken und Indras
^ kj .- L,d by Googl
301
Miren lioijeii. iStürmc und die (lestirne. So wurde dies alles, das
Beu ( gliche und Uribeu etliche nach meiner Aiiordriuiig von jenen
Weiieo durch V' ertiefung in Aodacbt und Selbst^einig^iin!; nach allen
Vewchiedenhcitpn gebildet. Alle die Wesen, von vieigestal-
tigou Dankel umkleidet, dem Lohn ihrer Werke [in einem frdberen
Leben] » sind nit fiewoselsflia begabt Frende £lbüpd and Scbmera ;
ibns WaDd«ls Anfang iat Brahma, ihr Ende mit dem LebloaeDy
UobeweglicheB, ia der furchtbareo« fert imd fort geheitdeo Umwil-
taug der Weaeo. Als er, deaaen llaeht unbegreiflich iat» entlassen
hatte diess All, zog er sich nieder zurück iu sich. Wenn er waclit,
Er. der Gtddiche, dann lebt auf diese Welt, doch wenn er be-
ruhigten Her/riis schläft, alsdann schliesiset das All die Augen zu.
— Wenn in diesem höchsten Geist alle Wesen untergegangen,
dann schläft ntler Wesen Geist ruhig, befreit. . . So mit Wachen
und Schlaf wechselnd ruft er ina Leben dieaa AU, £r, der aelbat
nawaaddhar. . . Tanaendmal taiuead Jahre heiast ein Tag dea
Bfihma« nod ebenso groaa iat die Nacht . . — Uailhlige SehSpfan*
gen giebtTa «ad ZetatOrnngea. Spielend gleichaa» wirket er dteas,
der Erhabenste , für und för."»*) — Jenes Dunkle des Anfangs ist
das Urlirabma selbst, welches dann sich zertheilend zu einer Welt
»ler Vielheit wird, Gestalt und Licht in dieses Dunkel bringt, d. h.
in sich selbst. Er wird selbst ;£ur \ ielheit, wird selbst in sie hin-
eingeboren, nimmt Weltcharakter an; Brahma wird in dem Welt«fii
seibat geboren. Der Inhalt dea Eies, sein Wesen, daa iat Brahma
■elbat Brahma iat so daa Wesen der Welt; uad dieae etgeatUch
Mr die Schale dea Eiea, daa Anaaere, Unweaentllche, die Um-
hOIhnig Bcahmaa, »eine Peripherie, daa Materiell* Weltliche« daraiia
macht er sertlMHend Himmel und Erde.
Dass Brahma die Welt durch Selbstpeinigung (tapas) er/eui;!,
i>t «'in üljerall wiederkehrender Gedaijko. und auii» die niederen
ttotüieiten bilden in dieser Weise die Welt weiter aus. „Die er-
sten Weltgeister sagten zu dem Herrn der Schüpfuag: Wie können
wir Geschöpfe bilden? Er antwortete: Ebenso, wie ich euch er-
schaffen, dvrch Selbatpeinignag. Sehet, wie ich» ia der tiefen
BetnuAtiiag daa Blittel, die OeachOple sn Tcrvieiaitigei». Sie
thon es» fiben Selhatqnal. vad bringen elae Knh hervor/'^*)
Eine andere Form, an Taohii«iil'a chineaische Anffaeaiiag er>
innernd , ist die Kosmogonie in der Pra^na - Upanischad , einer der
spätesten: Fradscbapati [der Herr der Geschöpfe] war uaeli Ge-
schöpfen begierig; er büsste sich kasteiend, daranl erzeugte er ein
Paar, Stoff und Hauch [pranamj, indem er dachte: die beiden
weadea mir vielfach Cieachspfe bereiten« Die Sonne mm^iet der
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302
H<inch [ist hSohsfer wirklicher Aufdruck der activen Seite des Da-
seins], Stoff ist der Mond, etc.: der ciiinesisrhe (Jrgegeosatz
ist aber hier aus* einem einigen Urijrnndc hpTs^ofeitet
Das Spielende, Tranmartige , Zwecklose der WeHb'ddun; wird
oft noch be«t!inmfer als bei Manu hervorgehoben. „Wie lUe
HnndliiDgen eines Klhiigs» der seine Wflnscbe erreieht hat, wie hi
Spiel geschehen bei Lust nnd Eilioliing, ohne sich «m ^neo beiOD-
dem Zweck m bemflhen, so ist auch die ThitlgtceiC des Htffra oliBe
Rtldrsicht aaf einlBn andern Zwedr Von- selbst wie im Spiel; — er
kaiiii bei der Hervorliringun!? der Welt keine Ah 81 cht gehabt ha-
ben, weil er alle seine Wünsche schon erlangt hat."**)
^) II. Muiiflaka-rv'n.i. T, 1; (Poloy. n. Wuul. ITOl); M.imi.XTT. 15: Tainar.
III» 67. — ^) I. MuiKiaka 1, 6 (Poley u. Wintlisohm.) - -) Yajnav. III. U7. 148.
— *) Sankuni, b. Cülcbr. Ewais. 166. 178; Wiml. 1769. 1851; Fr. WimiiaN^in.,
Saukaru, p. U6. — *) Lehrsätze d. Vednuiu, 14, h. Wind. 1774. ') Aiiiritaviinin-
Upan. b. Weber, Lid. St. II, Ol. — *) Chandogyarüpau. V, 19. in AVebers lad. SlI,
261. — ■) lAaitraJani-Upan. b.)Wind> 1595. — Mundalta-Upan. I, S etc. tlnL
1700, u. Poley. — ") IGgr. VHI, 4, 17. (Bnrftoid; BhagT- ^» h P^Äl p. iU: I81.>
T^nar. m, ItS. ^ OMxntike io Ariat Hei. VIH) 4fll; fTW.
& IfiS»; ISoan Joon. Aa. XI, m; ^ X» m.Bw» CqsjQ»4|IMi d. MvM^
spr. S. 301. — ") Chandogya-üpajL b. Wind 1693. — ") CfaaildiQ83r»*G{>»i*^
2; bei Wiml. S. IG17. — Ebend. 1618. — '«) AuaiuluvalH-rimn, in Webers lod.
St. IT, 221. — Vrihaduranjakn, b. Wind. 1622; Bopp Conjugatiun*y>t. S. 284.-
«•) Mnnu I, :. — 80: Windischm. S. 15^9. 542. 1576. — Tadst-Inir-Vcila, hi
A^i it lies. VIII. 4.V2. - Fra^üÄ-üp. I, I, i« Webölt lud. öto<tl,44«.-
«•} baukara, b. Wind. 1771.
Die entfaltete Gotdieit ist die Welt; — In de» eingebe
Ursein ist eine innere UnteimeliekKino; eingetreten, ist vW-
Ibeh, veränderlich geworden: die \\ elt ist das Nicht Kine, das
Viele. Brahma ist der Grund, die Welt dns Begrüiidptr. Die
Welt ist also nicht aus sieh, sondern 'ins eim Andern, i-^l mein
ein st^lbstständiges. sich selbst tragendes 8cin, sonder» ei»
i;r wordenes. Das Wesen der Welt ist das Werden. Das
Werden enthält, wie jede Bewegung, ein Dreifaches: 'An-
fangen, ^ein« Aufhören. Die Welt hat aUe «frei Mlea»
drei Grund - Eigenschaften , O nu a genannt. Wir ' sind • hier bi
der Entwiokelung der Welt-Idee wieder da angelangt, wo wir
als bei den ersten Gntnd^edanlcen des indisehen RewasstseiBf
au.s^ingcn; denn diese drei »Seiton der Welt sind <;ar nichts
anderes als jene drei gfittlicheii T'rmft<»lite: hidra, Varnna.
Agni, oder der späteren Hrahmn, Visclinn tind ^iva. in der
wirklichen Welt als einer sich verändernden »md ^berali
Digiiizca Ly Gu^.' . i
S03
(frei Momente Torkanden, an jeder einiüdben Creatur so wie am
Die Sacke hat uoch eine andere Seite. Die Welt als Ans-
sCrdmiHig as8 Brahma hat das Brahma zwar in sieti, ist doch
Kber an Arerseits i^der nicht die Gettheh in ihrem wahren Za-
ittnde. Eb wÜrnA an der Weh alto zwei SdtBi i
1) SIehiÄ dfaa- enlfiiltete Brahnla, hat dessen Wesen aa
Alfen ffnlialtr OeM tot die 8«%8lans deir Welt; sie ist eine
Brahmnwdf , eine göttliche, eine Lichtwelt, hat das wahre Sein
lü ihrem Wesen. • • ■ ■ •
2) Die Welt ist das entf'altrt«' Bralnna . ist ans ihm ausge-
flössen; d. h. sie ist nicht das reine, ungetrübte Urbrnhma
selbst, sondern ist dessen Zertheiinng und Entftntoerang; sie ist
der geopferte Gott, das Gegentheil des einen, imteraehieds-
losen Urwesens/ die^lVfibiing des reinen Urilelites; rnid so Ist
<te Welt eine ungdttfiehe» sie ist das Nichtsein des wahren
Seh»; md das Nlefctsehi ist ihr Wesen.
Nun sind aber beide Seiten in der Welt, sie messen also ihre
Einigung finden, sich gegenseitig durchdringen; mid diese Ver-
einigung beider Seiten liegt zwischen jenen iieü;fn%htzen: da
eine Welt, in welcher Sein und Michtsein, Licht und Fin-
stemiss zugleich sind, ein im Kampfe der Gegensätze bewegtes
Leben. Es stellt also die Welt in sich eine Dreiheit dar:
f) Die Weh des liiehtes, des reinen, tnigetrübten* Seins , die
gtfttliehe, die CMitterwelt« der'Hlnfm'el, — sie Ist zngleleh
die Welt Indra's , der ^rseageiiden Madht , oder desBrahmft.
2) Die Welt des bewegten Lehens, des Kampfes, die Welt
der Geschichte, die Oberweit, dei Schauplatz der Mensch-
heit, - - die Welt Varuna's^ des bewegten Elements, oder
des Vischnu.
S) Die Welt des Ungöttlicfaen , des Nichtseins , der Finsterniss,
des Todes, des starren, leblosen, nrateriellen Seins, die
Wdt der Materie, die Unterwelt, die Welt Agai's,
aefiBt6renden Elements, oder des Qiva.
Das ist die Drei*Giina- Welt, die Weh der drei Eigen-
sebaften, wie sie uns In allen kosmologischen Darstellungen der
ßrahmanen in steter Wiederholung entgegentritt, und auch
angedeutet wird in dem Laute AUM. — Die drei Guna sind nun
bestimmter fol^-oiido:
1) Die (iuna Satva, die göttliche Seite der Welt, der Brah-
macharakter dei^elben; die Eigenschaft des Lebenschaffens,
BnMgens, £rleiiehl6ns, das Licht, verwIHdicht in der Licht-
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wdt des Hinuiiebi derBNunaregioa , d^ Aalmduiit te GOitr;
die oberste Region der Welt; in den einseinen Dingen ist es
die Giitc, die (lOtUlhnlichkeit, am Menschen der erkeimeude
Geist; am Kfirper dargestellt dmcli den Kopf.
2) Die (iuua Rads eh as; die Vereinigung der gottiicheii i
und ungöttlicheii Seite der Welt, der Kampf des Lebens, das i
£rhaiteu des Entstandenen, der lebendige Pulsschlag von Wer> |
den und Vergehen; die Welt des Ringens and Kämpfens, der j
Gesohiohte» des bauten bewegten Lebens i des Wechsels swi*
sehen Tag und Nacht, zwischen Licht and Flnstemiss« verwirk-
licht In der Oberwelt, in der Mitte swischen Hiauael und Unle^
weit; in den einzelnen Wesen ist es die Begierde, zu bewegen,
nach aiib^eu zu wirken, der Lebenstrieb, das Gcltendmachen
des individuellen Seins, daher auch uLs Leidenschaft, Selbi»t-
sucht; am Menschen ist es der Sinn für die Welt und für sich
selbst, die Selbstheit, der Wille, das Gefühl; amKörpsriüe
Brust, der Sitz der Gefiilile and der Leidejischaft.
3) Die Gana Tamas; die nngdttlicbe, Tcn dem götttiches
Mltlelponkte am meisten entfeiate Seite der Welt, die gyMe
Entftnssemag des Urwesens; das einhettshme, in anendUdie
Atome theilbare und aertheilte Sein, das rein Ungeistige, >U>
terielle, der finstere, todte, luheiide Stoff; das Aufliören des
Lebens, das Vergehen, — das sterbende Thier, die verwelkende
Pilanze zerfällt in Staub, — das reine Gegenthcii der göttlichen
Einheit, lauter Stoflatome ohne Einheit, ohne ZnsammeDhai)»;; -
die zerstörende» verzehrende Eigenschaft der Welt, das verzeh-
rande, lebenvernichtende Feuer, hervorbrechend ans dem
finstera Stoff, die Einheit des Lebendigen aafhebend, es ia
Staab sersetaead, die Welt des Todes. Verwirklicht ist diese
Gnna in der Innern Erdwelt, der finstem, und doch fieaerbefges-
den Unterwelt, der Weh des todten. starren, lebeoverscidis»
f!;enden Seins, der untersten Weltres;i(*ii; in dcii einzelneu Eili-
ge» ist es das Iräge , Schlaffe, Kranke, Unreine, im Menseben
der Körper, und ii» dirsem der Nabel, der Unterleib, die Re-
gion der thienschen Sinnlichkeit; im Geiste die NifhtfrlfSMtf«**f'i
Verblendnng, das Unsittliche, Schändliche. >)
Nach diesen drei Welten grnppiren sich ihre Bewohner:
I) die Wesen der Lichtwelt, — GOtter und Geister;
t) die Wesen der Oberwelt, ^ die.filenscheni
a) die Wesen der materiellen Erdenwelt, — Thiers
und Pflanzen.
Diese drei WeUeu gehen aber au ihre» Gränzen iu einsmier
305
Über; div Menschheit ragt in ihren Spitzen in die Lichtwelt hin-
auf, während ihre niedrigerem Geschlechter unter die Thierwelt
gereiht erden.
Jede dies^ drei Weiten lerfilHt fai derselben Weiae wieder In
drei AbtheihiDgen.Ton Weeen, die bei Bfann siemfich wiHkflbilleh
geordnet werden. Der Weit des Satva gebOrt nioberst Brabmt an,
der groMe Geist; er erüffhet die Reihe der einseinen Wesen, er
ist das erste Wesen in der grossen Reihe, mit den andern von
gleicher iNatur, nur dem liianse tind der Drdnuiig nach von ihnen
verschieden. Hinter Brahma kommen die grossen Naturgeister, die
Sterrigeieter und andere, ferner die frommen Bfiaser, Bettler nnd
Brahmanen nehst einigen untergeordneten Getstem. Per Welt des
Radscbas gehören niederere Geister« die Pfirsteo nnd die Krieger
' an, nnd alle, welche den Kampf lieben. Dem Tamas eignen die
TCnser, Musikanten, VOgei and GanUer, Slepbanten^ Pferde, Tiger,
wilde Schweine und die ^ndras, die Baibaren, das Wild,- die
Schlangen, Fi«che, Würmer, Insekten, Pflun/en und Steine.*) Darin
ist ti'ichi viel Ordnung; das aber i<»t hei varzuhcbcn , dass die Men-
schen hier in vorsrhiedene WeHMtulcn unter die andern Wessen, die
^udras «ogar unter die Thiere gestreut sind. Der Mensch gehört
mit' io die Reihe der übrigen Ge.'^rböpfe, unterscheidet sich nicht
wesentUcfa tou ihnen, «,AUe Geschöpfe, gelcleidet in vielgestaltige
FinstemlsSy sbd mit Bewnsstsein begabt, Freude Ahlend nnd
ficfcwera"; nnd dazn^werden Thiere and PHanxen gerechnet') Die
gewabnliche Anordnung der lebenden Creatnren Ist ven noten anf
diese: die von Naturtrieben geleiteten Thiere, die Menschen , die
Gandharven und andere dienende Götterwesen, die eigentlichen
Götter, — fiber alle ist die eine ürgottheit.*)
') Mann, XTI, 26, cto.; Nntiv. Journ. Asiat. X, 359; Colebr. Essais, p. —
♦> M inu, XII, 40—50. — *) Manu, I, 49. V> 40, vg^ XII, 56, — •) Bbag»-
§ 98. ^
Zvrisehen den lebenden Creatoren ist nicht ein Untenehied
d69 Innern Wesens 9 sondern nnr des Grades; zwischen den toU-
kommneren Menschen und den Einzelgöttem ist kein grösserer
Unterscliicd als abwischen den verscliiedeneu Stufen der Mensch-
hdt selbst.
Ein Wesensunterschied von Natur und Geist ist in Indien
^oeli nicht anerkannt; der Indier hat von der Idee des Gei.stes
not das Moment der Einheit erfasst; der Gedanke, dass der
Geist freie«, «nf sreh selbst bemhendes» sich selbst schlechter^
4tUkgß btiMhnmendes Sein, dass er PetnOnlichkelt ist^ ist noelk
IL to
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SM
nickt begriffe«. Dar Mensoh ist in die Kette der NMHinge ein*
geiciht, und ist aus dcv Natur erzeugt. Zwar ist sich der ludier
eines tiefen Unterschiedes zwischen Leib und Seele bewusst, und
macht viele sinnige L>üobachtungcn über das Seeleniebeu, aber
dasselbe ist noch nicht in seinem Grunde begriüen; der Geist
wird wahrgenoninen» aber nicht erkannt, noch weniger aner-
kannt In dem gansen Gedankenayatem der Indier ist kein Punkt
«n&ufinden, Ton welchem ans das Wesen des Geistes begriffen
werden k5nnte; sie kommen liber den gans obevflAehliehea Ge-
gensats von Emlieit und Vielheit nieht hinans; das Eine ist Geist,
das Viele ist Nichtgeist; jedes Einzelne ist also, insofern es von
dem cineii Wesen verschieden ist, uiige istig, ist materiell; inso-
fern aber andrerseits das eine Brahma in allen seinen Eutfal-
tungen ist, ist jedes Einzelne auch des (icistes theilhaftig, ist
beseelt; alle Naturdinge sind Leib und »Seeie. Das ist wohl
em schöner Gedanke, aber das Wesen des Geistes wird damit
nicht erlumnt Je wenigar tirf derselbe erfasst wird» um so
mehr geht er fai die Breite. In dem Geiste, dar ja grade ene
vnendlidie LebensHUe Ist, erkennt der Indier sdileohteidiqgs
keinen Unterschied an, sondern eben nnr die kahle Einheit
Damit bleibt nicht nur der göttliche Allgeist anbegriffen, sondern
es wird aucli der einzelne Geist gradezu verneint. Das Wesen
des persönlichen Geistes, die freie Selbstbestimmung, das
Selbstbewusstsein , ist für den lirahmanen ^^radc da«; Unwahre,
ist das, was dem Brahma gegenübersteht, also unberechtigt ist
Was am Menschen hier als das wahrhaft Geistige anerkannt
wird, daa iat daa reine Gegentfaeli der Ichlieit, der PersOaUch-
kelt, Ist die nnterschiedslose Einheit mU Brahma» In welehar
das wirkliche Dasein des einaelnen Geistes gradea^ aufgehoben
wird; das ist nicht die aittliohe Sänheit mit Gott, ni<^€ die
christliche Versühuuug, sondern das völlige Aufheben des ein-
zelnen Geistes.
Im Menschen wiederholt sich die Dreigunawelt; er ist der
Mikrokosmos. Der Geist, die Seele und der Leib entsprechen
den drei Welten, so wie den drei höchsten Göttern; in dem „anf
dam iiotosblattc zitternden Thautropfen*' spiegelt sich dieSotnn«
der göttlichen Dreifiiltigkeit. Der Geist des Menschen abac
flrt;qi|qbr ajb cüi9iiitgelblld, Ist 4ao In d^ Menschen wchnenda
ein Theil des einen, In sieh einigen
Urgeistes. Bei demBrahmanen sagt die Gottheit nicht: „wir
werden zu ihm kommeu, und Wohnung bei ihm machen, der
ijBjhQb liebt^'^ sondern: „ich bin in dem Meaachen von Gebiut
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4
«Dy Utk ein wecken tlicher Theil von ihm, und er ist meine Woh-
nmg ohne sein Wissen vnd ohne seinen Willen; nn^ er ist mein
Betiliy der nimmer yon mir weichen kann.** Der Menseh ist
Gottes Eigenthnm nicht dnrbh Gnade, sondern Ton I9atnr;
aber Gott ist anch des Menschen Etgenthnm Ton der Gebort an.
Dieser im Menschen wohnende Brahma, der Geist des Men-
schen, ist mit dem lirgeist gleichen Wesens, d. h. reine, unter-
scliiedslose Einheit; der Geist denkt nicht, fÖhlt nicht, will
nicht irgend etwas anderes als das reine Eins; er hat mit der
Welt der Vielheit und mit aller Wirklichkeit nichts zu thun,
gleidigültig und stumpf gegen aUes Ffihlen, Wollen und Denken
versenkt er sich aliein in die Betrachtong des efausigen Gedan-
kens: yyich bin Brahma;^^ a!les| was darüber ist, ist TomObeL
Je weniger er yon sich und Ton der Welt weiss , nm so mehr
ist er Brahma, ist er Geist; nnr wenn der Mensch im tiefeten
Schlafeist, oder so wachcjid. als ob er im träum- und bewusst-
losen Sclilafe wäre, nur rlaim ist er wahrhaft Geist, daist er von
sich zu der wahren Einheit gelangt.
Der Menseh gehurt seinem Ursprung nach durchaus in dieReihe
der reinen Naturwesen; er ist nicht erzeugt durch das Eingehen des
Geistes in die Natar; der Geist kommt filierall erst aus der Natur.
Der erste Meosdi, meist Manu*) [Mensch, elgeotttek der Messende,
ämi der DeakeDde,^ ofleabar TerwaDdt mit dem deatsdien Man-
OOS«)], in ältester Zeit auch Jama, [der Zwilling, der spätere
Todesgott] genannt, ist Sohn desVivasTat, — „de« Leuchtenden*',
wahr^jcheinlich der Sonne oder des Sonnenlichts. Als Jama*s
Mutter n-ird Saranju „die Eilende, Stürnii-sche'* genanut, die dunkle
Stnrmwolke, die mit ihrem Gatten Vivasvat das erste Zwillingspaar
erzeugt;») der Mensch ist ein Kind des Lichtes und des Dunkels.
Die Terschiedene Vollkommenheit der Menschen, der Pitri ^
(Geister der Unrftter) und der Götter wird unter andern auch
80 angegebene- ein Tag der Pitri dauert einen Monate der Voll-
nend ist Ihre Zelt des Wachens, der Neumond Ihre Nacht> ein Tag
der GOtter dauert eto Jahr der Menschen , und der Wiater ist ihre
Nacht. ^
Die drei Grundeigenschaiten der Welt zeigen sich am Menschen
ia folgender Weise :
1. Die Guna Tamas, die Finsterniss, die Eigenschaft der
Materialitnt, die von Brahma am meisten ahgewandte Seite, stellt
sieh dar im Kftfper, in der Sinnlichkeit. Der Korper gilt dem
Brabwanen als das, was Toa der Vollkommenheit des Unresens am
weHeMea entfernt, der Einigung des Geistes mit demselben Im
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Weec steht. Da!i( r üieFeindseligIccit gci;cn den Leib in den gmss-
artigen Büsäungen. Der Leib ist das für den Weisen zu Veruüi*
nciide; er hat keine Berechtigung, nur ein zuQUUges, vorübergehen-
des Daseio. Er zerfilUt oacli deo drei Giua wlederam ia drei
TbeHe:
a) die Guiia des Lichtes, der Erkennfnfas, die in der Wdtioder
olleren Himmelsregion sich darstellt, — der Kopf.
b) die Gnna der Bewegung, des Lebens, des i^ätlg erregten and
erregenden habeiis; — die mittlere Region, — die Brust
c) die Guna den Dunkels, der Sinnlichkeit, — die unterste Region,
der Sitz des eigentlich tliici lsch - sinnlichen Leb^is, — d<»
Bauch, mit seiner verzehrenden Tbätigkeit. ^)
2« Die Guna Radschas, die Eigeoschail der kämpfenden
Bewegung, die Vereinigung des Göttlichen und Unguttlicheo, die
mittlere Region , das eigentlich Menschliche im Mensches , di«
Persönlichkeit, das was den Menschen an einem bestimmten, lebes-
digeo» menschlichen Einseiwesen macht , die Seele, „das was ist
nnd nicht ist," d. h. sowohl dem einen als dem entfalteten Brthtta
angehört, also nicht reiner Geist, und darum auch ein feiner
Korper genannt. Die ünterscheidunp; der Seele vom Kor; »er wird
sehr bestimmt beobachtet „Wie diu' Klementc wirklich sind, «>
ist auch die äeele wirklich. Wer würde sonst das, was er mit dem
einen Auge gesehen hat, auch mit dem andern sehen? oderircr
wtirde eine Stimme, die er gehört hat» erkennen, wenn er sie wie*
der hört? oder irer wflrde eine Erinnerung an Vergangenes habest
oder wer bewirkt den Traum?''«) Hier kehrt die Draifscbhcit
wieder. >o)
a) Die Eigenschaft des Lichtes; die FShigkeit, die Weltweseo sn
crkciiiieri, die LikenuiiiisAj, der Verstand, ünddlii; er ist
nicht die Erkenntniss Brahma's, sondern der einzeln en Welt-
diiige, das Auflassung« vcrmögeo, die Seeleqtbätigkeit des
Kopfes.
h) Die Eigenschaft der Bewegung, des pnlsfeeaden Lebens, die
Seeienthitigkeit der Brosts des Hertens, das passive Gettbi
nnd der acUve Wille, Manas, dasGemflth, das Hers, nsiM».
c) Die Eigenschaft der Entfernung von Brahma, der Absondening
von ihm, die Vereinzelung, — das Behaupten der Elnselheit
gegenüber der All-Kinheit, die liczieltuui; des Menschen auf sich
selbst, das Selbstgefühl und die Selbstliebe, Ahankara,
das Wissen von nich als eines seibststandigeu Daseins, w elches
von anderem Dasein und dem Einen untersdiiedea ist, and
das Feslhalten dieses Unterschiedes. Es ist das» wm den
309
HeMdieii n dKiem iMatinrntenBidselvreseii» «i einer Peireon
madit, aber eben dämm aneh das, was ihn von dem Urwesen ab-
sondert und entfernt hält, die Selbstheit, — ein BegrifT,
der das vernünftige Selbstbcwns^tsein zwar ein«chliesst. aber
anch nicht «rafiz mit demselbet» /.usammenföllt. Dieses Ahankara
ist dem lirabmanen dasjenige Moment der menschlichen Seele,
welebes deoMenschen von seinem Urgründe nnterscheidet, also
iKe Grundlage des Bdsen, der Entfemung ¥on Gott, es Ist
das, was nickt sein soll; keinesweges aber ist darunter bloss
die wirklidi uosittlicke Selbtsvebt la versteben, sondern die
Tendena ttberkanpt, sicbalseinaelnefreiePersOnlicbkeit geltend
Ett machen. Der indier in seiner auf da« Objective gerichteten
WeltatiocljaiuHi^ ist nicht im Stande, die freie Person dem <>h-
jectiven All gegenüber als wahr und bcrerlitinf fest/nbalten; dag
Einzelne und Besondere, und darum vor allem die Person muss
verschwinden , um die £inbeit des ewigen Seins zu behaupten.
Ahankara gilt als etwas Unrechtes, Tadelnswerthe s ; das Selbst-
gelUil erscbeint dem Indier als Stolz, nndderMeoscb soll sich
▼on ilimlosauicben; die Selbstbeit bleibt daher auch nicht, son«
dem geht mit dem Körper unter.
3. Die Gmia Satva, die dem Brahma sngeiirandte Seite des
Menschen, die Geistigkeit, die Einheit, der dem Menschen ein-
wobnencie firafinia: der Geist, Puruscha oder Atma [Wesen-
heit]. Der Geist aileiu erkennt Brahma, weil er mit ihm wesentlich
eins ist, wahrend Buddbi, der Verstand, auf die Welt der Vielheit
sieb richtet, mid daher von Brahma abfiihrt. Was im Menschen
ven den fenen und groben KOrper [Seele nnd Leib] verschieden
ist) «— so lehrt Sankara-Atscharya, — das ist der Geist; .. verw
BdMeo von den Sinnesorganen und von der Erkeantniss (bnddbi)
nnd dem Geflihl. Er steht In seiner wesentlichen Beslebung znm
Irbrabma der bewegten Welt gleichgültig und theilnahmslos gegen-
über, wird von den Verflndcrungen derselben nicht berührt, v iii
Lust und Sdiiiierz, von Begierde und Leidenschaft nicht ^)e\^ egt.
„Er betrachtet die Handlungen von Allen, wie ein König die Hand-
hmgen seiner Unterthanen. Die Unwissenden wähnen, der Geist
ssl das Bewegende in der Th&tigkeit der Sinne, — wie sie glauben,
dass der Mond sich bewege, wenn Wolken an ihm vorllbersiehn.
Der KUiper« die Sinne, das GeflIhI, der Wille und der Verstand
thmt das Ihrige, anr so vnterstfttst dorch den Geist« wie die Meo-
sehen ihre Geschäfte verrichten mit Hilfe des [davon nnherfihrten]
Sonnenlichte». Gefühl, Verlangen, Lust und Unlu.<»t !?ehr»ren der
Seele an [und diese der Welt der Vielheit]; im tiefen Schlafe sind
I
aio
ile akht TorliaDdaD [dso nicht bMbeiidy wie dar Die a«
dero menschlieheD Elgenicluifteo and KrSfte sind ¥od eber llflclrti-
gea Gestalt» gleidieiid den Lnflblasen Auf der Oberflidie dee
Wassers; aber ich [der Geiet] hin Brahma, dessen Wesen ton
dem ihrigeo verschieden ist. Ich, der ich uuteröcliiedeu Ijin vuju
Körper, erfahre uicht Geburt, uicht Wachsthum, nicht loil^ und
von den Sinnesorganen gelöst, bin ich von ihren Gegenständen un-
abhängig« Des inneren Sinnes [des Gefühls und des Wollens] eot*
befarend, empfinde ich nicht Schmerz, Verlangen oder Neid, deon
. ich erkenne» da» ich nicht das Leben bin and nicht das Heis
[manaa]« eendem dasa ich ein reines » durchsichtiges Wesen bis.
Ich bin ohne Eigenschaft und Th&tigl(eit» unvergänglich, glflcUicb,
nnverSnderlich, ohne Gestalt» ewig frei und reb. Idi bin wie der
Äther, der überall verbreitet ist, und das Äussere und Innere der
Dinge durchdringt, ich bin derselbe in allen Dingen, rein, unwan-
delbar. Ii h Ijin iler grosse ürahma, der ist, rein, frei,
Giüs; die beständige Erkenntniss, duss ich Brahma selbst bin, ent
fernt die aus der Unwissenheit entstehende Verwimmg etc.""}
[vgl. S. 259J,
Im Geiste sammelt sich das aus seiner Zerstreuni^ nurflcklLek*
rende Brahma in einem Punicte wieder; er ist ein Theil desgnssos
Geistes (Sfahan-atma). »Der Creist» den du suchst» der bist ds.
Der Geist ist jener, der im Leibe weilt, und bei dessen Weggebe!
der Leih leidet, wahrend er selbst nicht leidet. Er ist reine Wonne
an seiner 8ch'.t»heit, unsterblich, gestaltlu«. unbewegt, Itbcfniig,
ohne von aussen angeregt zu sein, unwandelbar, nicht erzeugt,
durch die Sinne nicht erfasslich, unsichtbar. jSein I'iame ist l- uru
scha. Er ist im Leibe der Bewusste, der, welcher Ich sagt*,
[nicht in dem Sinne der Selbstheit» der Vereinseteng» der Per-
sonlichkeiti nicht das Ahankara« sondern grade das Bewusrtww
der Einheit mit Brehm, das was mich Ton andern Geisten und v«
Brahma eben nicht untersdieldet; s. S. 289]. Zuerst war nar ein
Geist, von dem alles erzeugt ist; in seiner Einsamkeit ii[tl)efriedift,
wollte er viel und unterschieden sein. — So erscheint er getbeilt
und verschieden, er, der an sich bestiraroungslos ist. Der Lube-
wegte. Mühelose erscheint beweglich und beschäftigt, liefreit aber
[durch tiefe Selbstbetrachtung des Menschen, durch Rückkehr aos
der Sinnenwelt] ist er der ruhige Zeuge des Schauspiels der Welt
Er ist mit sich selbst in sich aUeisw" Der im Menschen sich dar-
stellende Theil des Allgeistes ,,ist von der Natur dberurti^gt» in
die Gunawelt eingegangen« und vergisst seiner «elbstt uid
wird doeh nieht en&ttigt Ton dieser ganze« Dreiguaawelt, soadsn
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will uinl sucht immer neuen Genuss. Durch dieses Terlangen wird
er [an die Welt] gebunden, und jener Unbewegte erscheint bewej»t,
jener Beharrliche schwankend , jener Jiegierdelose erglühend io
Begierde yjeDer Irrthumalosc irreud, jener, der frei von Stolz, stolz
Qod antnassend, in die Fesseln des Ich und Mein, in die Fessein
der Seliistbelt gefaUeo, Det G^M an «iah wl mgetheUt, der
ThellgeUt (Bbiitatma) eradielDt wegan aeioerThaUnaluiie an den
drei Gimaa vlelgvtliettt — Wie ala Trankeaer der Yeraiiiift beraiabt
ist, so der ▼om Wein der Lnat Beraoaebte, Oberwtltigte. — Wenn
gleich der Mensch das JSinnlich-Walimehmbare als Güter betrachtet,
hat er doch keinen Gewinn an ihnen, da das Selbst durch die
^ erliin(iim'_r mit ihnen rlcs Geist<?8 vernissl. Die Sehrisucht des
Lebendigen, den Bhutatma [den an die Vielheit duhingcgebenen»
einaefai seleaden GeiatJ zu verlassen, and mit dem Geiste, Atma,
aidi m ^algea» komnt au« der Kerataiaa dea Veda, aod aas dem
Handeln aaeb aeioer VmcbHIt Dieas vereinigt den Lebend%en
mit dem Ziel aelnea Teriaageaa. Zur Zelt^ da aeln Hen rSUig
gereinigt ist [voo irdischen Gedanken] erreicht er die Satva"
Giina, nnd wenn das Liebt in seinem Herzen ganz aufgegangen
ist, wird er scistw i=;scnd : den Geist wissend aber hat er Geistes-
gestalterlangt, undfnrfan ist er iiiclit mehr gesondert vom Gerste."
Der Geist ist so das Moment, wo der Mcusch aus seiner Einzelheit
SHTfickkehrt in das Allgemeine, die Tendenz, ana der Welt in Gott,
aas der Peripherie ia den Mittelpankt zu gelangen. £bie ehneke*
peTSOnliche Vernunft ImUnterachiede von dem Kinent ebe aelbaC-
«tindlge Me PeraOnlicbkeit, lat dem Mler fremd, fan Gegeneafae
sa der «nbfeetlTeD WeHanacbanvng, wo Ae Perne n daa aa alch
Berechtigte und Festzuhaltende ist. Der Geist ist dem Hindu nicht
bloss das Ebenbild Gottes im Menschen, sondern er ist der dem
Menschen einwohnende Gott selbst, ein Aufleuchten des in der
Welt iFcrdflsterten Urlicbts an einem einzelnen Punkte; das Licht
dvrehbricht hier die Finstemiss, ist nicht bloss ein Abglanz dea-
selben. „Der Lebendige [Einzelgeiat] and der Herr stehen in dem
VesrliÜtoisa des Tbells «nd dea Gänsen;., der Lebendige ist
Ida Tbeil dea bdcksten Geistes, wie der Fmke ehi TbeB der
Flanima; . • an sieb ideht verschieden Tom Herrn, wird er dnrcb
seine Vcfbfaidang mit dem KOrper an Erkennlniaa and Rerrachaft
beschränkt, . . wie beim Feuer, so lange es im Holze verborgen
oder von Asche bedeckt ist, die Eigenschaften des Brennens und
Licuchtens beschränkt werden." i?) — Der menschliche Geist ist der
,,in der Huhlung des Herzens wohnende Urgeisf „Feiner als
das Fefaie, gr^isaer sis das Gtesae iat Jener G^» niedeigeiagt fai
uiyiii^cu by LtOOQie
81«
te Halle der Gveatnr/'M) der OlUe des HeiMM weint die
«nsterbliclie Pereoo, gros« wie eie Damnen. Dieee Person ist klar
[unterschiedslos] wie eine rauchlose Flamme , ilcrr der Viir^angCD«
heit, Gegenwart und Zukunft, der heute ist, und morgen sciu wird;
in dieser Hohle ist Brulunas \V Ohuimg, eine kleine Lotosblume
[das Sinnbild des Alis], eine Wohnung von kleinem Raum, der von
Äther (Akasa) erfflllet wird/* — „Der Geist ist ioeaerlkh tiod
innerlich. Dereelhe Geist (Pumecha)» der io der Sonne Istt der
Licfatgeetaltiget Allschsnende, mbet nncb im Hernen/'i«)
Darin eben beet^t der Anliing and da« Ende der Weisheit, das
ist die höchste Ericenntniss, dass der Mensch weiss: ,,!ch bin
Brahma," ^'^) mein Geist ist ein ungetrennter, unveränderter Theil
des allgemeinen Gei.<ites. „Der ewige Gott ist nicht verschieden
von dir [der menschliche Geist ist angeredet], und du bist nicht
verschieden von Gott; die Maja stellt euch nur als besondere We-
An dar, aber ihr seid verschieden nur wie die Sonne und ihr Wie*
derschein hn Wasser/^ i^) Was das höchste Brahma Ist, der AU-
geist, der grosse Stfttapunkt des Alls, feiner als das Fefaie, hesündig;
das bist dn, du ist das [tad], das Brahma* wekhes ersdienit als
Wachen* Trarnn, Schlaf nnd b andern Entfaltungen. Dieses Brahma
bin ich; wer dies» erkennt, wird frei von allen Fesseln. In mir
ist das AU entstanden, in mir geht alles unter; dieses Brahma,
weiches ohne ein Zweites, bin ich. Kleiner als das Kleine bit) i( h,
grösser als das Grosse; ich bin dieses mannigfache All, ich bin
Vischnit und bin die Gestalt des ^ivsl; ich bin ohne Hände nad
Ffisse nnd doch von nndenkbarer Gewalt, ich schaue ohne Augeo,
bore ohne Ohren; « . ewig bin ich. Ich bin der* der dorch die Ve-
den erkannt wird, and der Vedenkandige bin ich; ich habe weder
Tagend nodi Sdnde, für mich sind weder Untergang, noch Gebart»
weder KOrper, noch Sinne, noch Erkenntniss; Erde, Wasser, Fencr
sind nicht lür mich, noch Luft, noch Alher. Wer so erkenut lien
die Gestalt des Paramatma tragenden , verborgenen, urithellliarcn,
einigen Zeugen des Alls [den Geist], für welchen es weder GutCi*
noch Böses giebt, der erreicht ihn, den reinen, den die Gestalt
des Paramatma tragenden [wird wahrhaft Geist]." „Das höchste
Wissen istt diess Brahma bin ich; was aller Wesen Wohnong ist
And selbst In allen Wesen wohnt, alles mit Liebe omlassend, das
bin ich.''«>) — fJRln LIchttioplen ist das hOdiste Denken, das, fiber
alles erliaben. In dem Berxen thront, aniheilbar klein, selig , mich*
üg, was das Höchste ist, das ist es; /u fassen und zu gewinnen
schwer, zu schauen und zu nahen schwer, mi wissen und zu erkenocn
schwer ist dieses Dookea für W eise selbst» ein hohes Gebeimoiss
313
ist dieser Ort, das unerkannte, absolute Brahma, dem Äther gleich
uritheilbar fein: eieenschaftslos ist dieser Ort, der Sprarhc und der
Seele [mauas] entrückt, fasabar durch Selbstbegreifung nur, über
aHe Beinamen hioiiis, — OMchaubar, ohne Gebart and Tod, frei
m «ilen GeUteKrcirnngcn , ewig, fest, iioergelitftterliclt'**^)
Oer Geist dee Meescfaen hat nidite mit eioem bestimmten
Gc^eostMide des Eikenneos oder Wollene ra tlran, er eikeMit die
Wdt der Vielheit nieht» — < das ist Sache dee Bnddhi, — er seigt
sich ab gleiehfraltiger , mitliStlger Zuschauer hei allem bestimmten
[■^mphiitlen, Dcrikrn iiiul Wollen; er tritt vielmehr dann hervor,
wenn die Eindrückr dor iiatürlicbeo Welt und die Thätigkeit des
coocreten Denkens /»rück treten, wenn er unberührt bleibt von der
Wifidkhkeit« weon er gaoz in sich selbst versenkt ist, und von
enem andern Dasein gar nichts weiss, im Zustande der vulligen
BemuMflosigkeit, — im tiefsten Sehiafe offenbart sich der
Geist; wenn der Mensch Ton der Welt und von sich als Einael-
wesen niditB weise» wenn das Bewosstsein schlemmert, — da ist
der Mensch im Znstande der Bestimnongslosigkeit, da wacht sein
wahres Sein, der Geist, da erkennt der Geist sich selbst, da erkennt
er Gott; denn der Geieit ist eben <i(*t tes W^csen seihst. Im tief-
nIci) SrhInlV? ist der Geist in seiner \\ ahrbcit. Der Geist offenbart
sich nicht durch Thätigkeit, sondern durch Ruhe, nicht durch eine
Denkarbeit, sondern durch HiorichtaDg auf das leere Eins, d. h.
dnrcli gar niobts Denken. ,«Der in den Schlafenden wacht« der
Geist« der Ist das Reine, der ist Brahma, der beissl nnsterb-
jldb^Mity ^ „Yiean der Mensch scbllft, dann ist er begabt mit
dem Seienden; er ist hinweggegangen su dem, was sein eigen
wt"^) — „Wenn der Schlafende keinen Tranm sieht, dann wird
er irj (jem Geiste eins [ohne Unterschiede]; dann geht zu ihm zu«
n)< k (ile Uede mit allen Namen, das Gesicht mit allen Gestalten,
das* Gehör mit allen Tönen, alle Beuicrrlen des Herzens und ihre
Gegenstände. Beim Erwachen erscheinen sie alle wieder gleich
den Funken aus einer glühenden Kohle/' ^) — ,,Wie über einen
8ciB»tiy der in der £rde verborgen, der Mlcbtwissende hinweg-
^dgeltet ohne ihn an finden, so wissen die Mensehen niebt, wohin
sie sehen» imd mit wem sie snsammenkommen alle Tage« wenn sie,
im liefen Schlaf Tersfaikend, whrklicb sn Brahma gehen nnd einkeh-
ren in jenen innern Äther. — Wenn der Sdilafende l>enihigt kein
Traurabtld sieht, das ist der Geist, das ist unsterblich, das ist
Brahma/'-^) — „Beim Verschwinden der Selbstheit Im tiefen
Schlafe ist auch der Körper empfindungslos; durch die Entfaltung
der Mhetheit entsteht der Tranmschlaf; ist sie aber gana, so ist
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3M
Wachen." 2«) — Der Schlaf also, in welchem der Geist allein
wacht, ist der tiefste, in welchem anch das Selbstsefühl, das
Bewnsstsein aufhört. Das in dor Welt ausgebreitf^ti^ lirahma hat
Tier Zustände; der erste ist der des Wachens, wo der Geist nach
aoMieD sich richtet, der zweite der des Tratimes, wo er nach inneo
'flieh kehrt« aber doch noch eine Mannigfaltigkeit in sich trSgt; der
dritte Zustand ist der, ^W9m der Scblsfeode fcehieriei Woifch
hegt, kefaierlel Traum hat, im tiefoten Sehlafe rahesd, gaos io
sich eingekehrt, und so reines EriKennen ist; diese ist der Herr des
Alls, diese ist der Allwissende, dies» der innere Leiter, diess der
Qnell des Alls, deun er ist Ursprung und Ende der Wesen; tief
viertr Zustand ist der des absolut* n Brahma.*^) Diese vier Zu-
stände des Dschtvatma [des lebendij^en Einzelcjeistes] , Wachen.
Traum, Wonneschlaf und Vereinigung mit Brahma, werden sek
oft erw8hnt.>8) Das Nichtsein des Traumgesichtes ist der Wonse-
sehlaf,... der das Aolhl^ren aller Eritenntniss des Unteiseiiiedes tor
Eigenschaft hat;... dann Ist er ndt Brahma vereinigt, dann berikt
ihn keine Sfinde mehr/'**) — „Gleichwie die Strahlen der mter-
gehenden Sonne alle irieh in ihrem Flammenirreise Tereinigen, nad
beim Aufgange wieder ausstrahlen, ebenso wird beim Schlafen alles
diess [alle Sinne] in dem höchsten ^5innc, dem Innern Sinne, ver-
einif?t, darum hört «Ici Mensch dann nicht, sieht nicht etc.: mir die
Uauchesfeuer [der innewohnende Äther] wachen in dieser Stadt
[dem Leibe]. . Wenn aber dieser Gott [der innere Sinn] von dem
Fener ganz bewältigt wird, dann sieht er keine Trinme. CUeichirie
VSgel nach dem Baome hinfliegen« wo sie ihr Nest iiahen* m
hat alles dieses seinen höchsten Halt hn Atma, Erde, Waaser,
Feuer, Äther, Auge, Ohr etc.; denn er [der Pvrasdia], der di
sieht, hurt, riecht, schmeckt» erkennt, handelt etc., findet Halt
in <k'm höchsten unvcrcänsrlichen Atma, er vereinigt sich mit die-
sem. Wer nun diesen Schattenlosen, Knr|ierlosen, Uuvergang*
liehen erkennt, der wird allwissend, alles seiend.** so)
Das Wesen des Geistes ist es also nicht, die wirkUcbe Welt
der Vielheit xu erkennen, nicht, sich thätig in die Welt zu Temas*
ken, sondern vielmehr in rnhen, in reiner Unth&tiglEeit ehennv
an sein; er ist tber die Verlndernng der Dinge, ffher Terhrngen,
Stieben nnd ^nrken erhaben; nur so weit er In die Kdipeillchkeit
versenkt und an sie gebunden, also in seinem nnwahren Znslande
ist, ist er, mehr scheinbar als wirklich, für die wandelbare Welt
cm]»fänglich und thätig, — seine Bestimmung aber ist es, sich aus
diesem, seiner unw ürdigen. Zustande stolz zurückzuziehen, und an
seiner eignen leeren Einiachheit sich geoOgen an lassen. Wie eSa
315
1
Zünmermann sein Beil weglegend in Rulie bleibt, so ist auch der
Geist iinth.itig und ruhend, wenn er, wie er seinein Wesen nach soll,
die Körperlichkeit mit der der Vergänglichkeit angehörigen emfin-
dendeo und begehreDden Seele von sich thut, es sei buq im tiefen
Schlafe oder im Tode,*') £c hängt mit der io Mcb OBirahren Welt
wm teck die «beiiM nwabfe Si— Hchkdt bumumw», die ihn wie
eine tSwebeiide Bli^ megieM. Die Seele geeiewt die Welt, der
Geist echent gleichgültig zo. „Zwei Vagel« eotreenliaie Fremde,
bewobeeo deoaeNben Bem; der ehie won Mdee i^nleMt dee Ben»
mes süsse Fruchte, der andere, nicht essend, schaut zu.''^')
») Manu. XII, 24. — Nevc, llibhavas, p. 68 etc. — ") Weber, Ind. Su I,
194; B^nfey, Glossar, p. 153. — *) Grimm, D. MythoL 8. XXIX. S. 318. .'i41. 544.
— *) lioth, Z. d. D. M. G. IV, 424 etc. — Bigy. M. X, 2, 1, 1>. iioth, a. a. O.—
^ lüura, I, 66. 67. — *) AJiar. Araaj. hi Atbt. Bes. Vm, 4SI ff.; Uaim
1 , 15 IL ; Yedaata Sa» bei mtdiacbm. 1782. ^ Tajnav. m, 149. — Maav 1,
14 ele.; YBa«rt»*8am Ui midisdna. 178». 1786 «le.; Ssliitkft-Ü]wii. elvoid.
1718; Vosv. Joam. As. XI, 489; SukM», Ataui Boddlift, 11 ft hi Oofaiir. Baäs,
106; Lahn. dM Yadnta» Wad, 1778; Maitni^Mptt., ebeod. 1597 ; W. v. Hun.
bodt, in Schl^;dt lad. Bibl. II, 332 fiF. — Atma Bodha v. Sankara in Colchrooke
Essais p. 266. — Maitraj. Upanisch. bei WimlischnL 1595. — ") Sankara, b.
W-iifl. 1418 £f. — Kathaka-Upan. b. Wind. 1712. — Ch.midonrrn-Upan. b.
Wind. 1363; Kr^rTinka-üp. ebend. 1715. 1717. — ") Maitraj. Up. ebcnd. 1616. —
»0 Vedaiit.i-Sarrx, rbend. 1791. 1787; Colcbr. Ess. 188. — ") rrol>odiia Chnndrod.
8. 141; wo i uiuociia ganz falsch als „Urgeist" übersetzt wird. — Kaivalya-
Upan. in Webers Ind. ist. 11, 12. — Aninuivindu-Upau. ebend. II, 02. —
Tcjovindu-Upan. 1. 2. 5. 7. 8. ebend. II, 63. — Kathaka-Up. b. MTrnd. 1718.
— <•) Chandogya-Up. ebend. 1737. — KfttuebitaU'TTp. ebend. 1849.— **) Chan*
dogL-Ufft. 1887; 1658. -~ ^ LeMlw Aee Tedanta, 10, h. WaA, 17T8.
•^Mmdvl^üptti.l, 1, IB Webe» Lid. Stil, 107. ~«>8«kkMftb.Whid. 1487;
lfaÜK^aiii.Up«L ebend. 144S. — **) Seaku» b. Wind. 1411 ^ 1488. — '°> Fn^a*-
üjMUL n, 2« Weber, Btnd. 1, 449. — *0 Colebr. Beials, pw 180— 188. ^ *^lSLUnk-
dak»>XJp«iL I, 1.
§
Wie die ganze W eit in eine Drei^estaltung sich gliedert, und
der einzelne Measeh in Geist, Seele mul Leib diese Gliederung
wiedeviiolt, so muss ancb das MeiMchen^esdüeeht aelMt ein»
dreilacke Gestalt an sidi tragen» jener Dreignnawek entgpre-
fihnad Zorn MensehengesAIechl gebftrt aber in Waturhelt Dort
irer «Im liraliaiaiiiaehe BewasstBem in siek trägt , die radte Ev^
keuntniss hat Wer von der vedischen Weiskeit naberdhrt Ist,
steht ausserhalb des Heiles, ausserhalb der wahren Menschheit
Diese Menschheit in der wahren Bedeutung ist ebenfalls eine drei-
gestaitete Welt. Diese, iricbt durcli Zufall oder Eroberung oder
BialriT hfligrfiadete» sondern aas dem Wesen der indiaohea Welt-
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AiMliainnig Bodnrendlg folgenie GBedenmg, die üiliwehii
diuig des Volkes in Kasten, ist folgende:
1. Die Menschen der Liclitwelt, die göttliche, reine,
heilige Seite der Menschheit, das Haupt, den Urgeist am
Tollkommensten offenbarend, die Biüthe, die ideelle Seite des
Menschengeschlechts, die Himmelssöhne, die Menschen indra's,
den erkenneiiden Geist darstellend, die Erkenntniss und Weis-
heit bewahrend und pflegend, — die Kaste der irehMieii efai
priesterliches Geschlecht, alle VoUkomnenheiten des MeasdNS-
geschlechts in sieh ▼ereinigend.
t. Die Menschen der bewegten Oherirelt, der ndtdorea
Wcltregion, die Menschen der j^cn'altigen Thatkraft. des Rin-
gens und Kämpfens, die Menschen Varuna's, den Willen darstel-
lend, — die Kaste der Xatrija» — ans ilir sind alle Helden and
alle Regenten, und alle» weiche in der Gesdiichte als thatkriftiy
M&nner aufh*eten.
8. Die Menschen der unteren Weltregion » die eigentliehea
Erd-Menschen, welche die Erde anfwülden» den Acker hanea
nnd die Schätse der Erde heranfholen ; die Menscfaea Agni'e» dn^
wie Pluto , auch die Reichthümer giebt, die MensiAien des Be-
sitzes , welche der Erde und ihren Gaben leben, Reichthunier
erwerben, die Menschen, welche im (jegensatz zu den ganz
auf das Göttliche gerichteten Brahm mu n sich in die Welt der
Vergänglichkeit versenken, die Einzelheit, die Selbstheit re-
präsentiren, — die Menschen der sinnlichen Weit, dieErwtf*
benden, — die Kaste der Vaicjt.
Diese Kasten bemhen nicht sowohl an£ bflrgerlidien vad
geschichdichen Verhältnissen, — so sehr sie von solchen aneh
berOhrt nnd gestütst sein mOgen, sondern sind Nainr-Stftnde,
sie gelten als in der Nator der Welt bemhend , sind kosmiscber
Art. Die Kasten stammen daher nach der Brahnuinen lehre auch
gar nicht von einem Menscheupaar , sondern sind neben ein-
ander aus Brahma entsprungen. Nach jener mythisclien Vor-
sleiluttg von der Bildung der Welt aus der meuschlichen Gestalt
des Urwesens sind die Brahmanen ans Brahmas Haupt, die Krie-
ger ans seinen Armen, die Erwerbenden aus seinen Schenkeia
enlaq^ningen« t) Diese Vorstellang kehrt sehr hinfig wieder.
Die Kasten stehen nicht in gletehem Range neben einander,
sondani bilden dr^ ▼erschiedene, streng gescUedsne Rang-
stufen, die nicht bloss nach ihrer Bedeutung, sondern nach ihrer
geistigen und sittlichen Befähigung unterschieden sind. —
Der Mensch kann sich seinen Stand nicht wählen, er ist daaa
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geboren; er kann wohl durch unwürdige Handluiigen in eine
niedrigere Kaste sinken, aber in dem gegenwärtigen Leben
sieht in eine höhere aufsteigen. Aneh dftrieB die Karten sich
aidit derch die Ehe mit einander Yennisohen.
AoMeiliaib des lurabiiiaiiieelieik Bewusstaeins stehend, als
Fireaidlhige Im Volke lebend, und dsram anch eigeatHeh nteht
n dem Mensehengescbleeht gehörig, sondern in der Reihe der
Gesehöpfe zwischen die Elephanten, L5wen und Tiger p;esetzt
[§ 9], sind die rechtlos nur zum KnechUdieust bestimmten ^udni.
Ausgeschlossen von der reli2;iÖsen Erkenntni^s und von dem
Gottesdienst, sind sie gar nicht zu dem brnhmanischen Volke im
weltgeschichtlichen Sinne zu rechnen , erscheinen als überzäh-
lige Fremdlinge, und grdfen in keiner Weise in das geistige
VelkslebeB ete. Eine gränsenlose Veraehtong trennt sie Ton
den drei aadem Kasten. Während das Wesen der ersten Kaste
„die Heiligkeit, die der amilen „Ae Maoht,« die der dritten
,,der Reichüinm** ist, ist das der ^ndras „ Veraehtawg mid Unter-
Uiüidgkeit***) Die drei ersten sind W'iedei geborii Cj'- durcli
die Veden- Weisheit und eine besondere Weihe in die geistige
Menschheit aTif*]^enommcn: die Cudra sind nur einmal geboren,
sind bloss natürliche Menschen. Über die Bedeutung der
Kasten im Staate, so wie über ihre gescUehtticheEntstehiinp:, —
hl den Ältesten Veden sind sie noch nicht, werden wir sp&ter
Bodi si^eohea« Hier haboi wir sie mir in ihrer kosmiseh-an-
thf opologischen Bedeutung zu betrachten, als die lelatea Glie-
der in der dreÜGMshen GHedmuig des allgemeinen Natarlebens.
Diese Gliederung gestaltet sich nach dem Bisherigen so 2
(Seele:)
(.Körper:)
Das sich eatfaifende Brahma
Entstehen
Bestehen
Vergehen
Gebart
Leben
Tod
Sitve
Radschas
Temas
Lieht
Luft
Feuer
Himmel
Oberwelt
Uotemrelt
fndra
Varuna
Agni
Brahmä
Vischnu
Götter
Menschen
Thiere
Geist
Seele
Körper
Selbstheit
Gemülh
\ erstand
Kopf
Brust
Bauch
BmhmsMi
Xslr^
318
Bei MaDUy der liir (licscii (^ccrcnstand die Haupti[uelle Ist, wer-
den meist nur (ii et Kasten aonaunt ufid mit den drei Welten, drei
Vedeo etc. vcrgHckeu. Die ^udra werden seltner ert^ähnt. „Die
Priestcrklasse« die Krieger und die Erwerbenden siod alle drei
wiedeigeboren; cKe ▼ierteKlasse hat oar eioe Geburt; es giebt
keine flnfte iUasse. <) Ale zweite Geburt gilt die Weibe Or die
Kaste, und die dtait bewirkte Avfbebme In dae eigeatÜdie Bidi*
■wneDTolb. Diese Weibe bestebt in dem AbscbneideD des Haaret
und der Umgürtuog mit einer Schnur, nnd wird vom 8. Iiis ivn
24. Jahre vollzogen;*) die Gürtelschniir ist bei den verschiedenen
Kasten verschieden. Auch beid'lädcheD werden ähDÜche Gebräuche
vollzogen. ^)
Der verschiedene Werth der Kasten spricht sich in den ver-
schiedensten Besiebiwgeo aus. „B^i den Brahmanen bestimnit iidi
die habere Alterswürde nacb heiliger Wissensebaft, bei den Kris-
gern nadi Tapferkeit, bei deoEvwerbeadeo naebReichtiim, bei dn
yadrä aliein nacb den Jabren.^^ Bei einem Vergehen « wa desaen
8(lhminf ein Brahmane 10 Tage der Reinigung bedaff^ brancbtaiB
Xatrija 12, ein Vai^ja 15, ein ^udra SO TaL^o.'')
,,In allen Klassen sind nur diejenigen, u eiche in grader Linie
von Frauen, die aus derselben Klasse w ie ihre Männer sind und zur
Zeit ihrer Verehelichuog Jungfrauen waren, geboren wurden, at«
Mitglieder derselben Klasse zu betrachten.^*)-- Die Verroischunsren
der veiscbiedenen Klassen dnicb Eben weiden sehr gemiashliligt;*)
^ bewirkea entartete Zwisdienstnfen, «id die BfiscbBsge taa
efaieM fiidra und einer BrabmanenliNm, die Cbandila, geltan ab
die verwerfensten aller Menseben, weU der anf guten Acker geid-
lene hose Same noch verderblichere Fruchte trägt als der auf
schlechten Acker gefallene; doch ist dieser Ursprung der zahl-
reichen und auch kürperlich sich von den höheren Kasten sehr unter-
scheidenden ChandÄIa höchst wahrscheinlich nur eine abschreckende
Erdichtung, und jene sind ein besonderer Volksstamm.i*) Sie sind
von allen Menschenrechten ansgsscbiosseni sie dfiifen liea bohar
Strafe liebten andern Measdwn ancb nur leise berilbreto, sie maasan
aosserbalb der Stadt wobnen, ddifen nar Klnider von Todten tta-
gen und nar serbrocbenes Gescbirr benfitaen; sstr Elsen darf ihr
Sefanradr sein, und Niemand darf mit ihnen umgehen. Sie niaaea
die Leichen derer begraben, die keine Verwamlten mehr h.aben, und
die zum Tode Verurthcilten tiinricfiteu, deren Kleider mid Bettes
ihnen dann zufallen. Von den Kesten der Opfer wirlt man Speise auf
die Erde „fär die Hunde, CiiandAla und Krähen/* i^) Später wurde
der KaflMiaaab aaf andere maxiitete VoikskiaBsaa tibertragen.
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Die Klasse der ßruhmaiten vertritt die Erkenutiiiss. dio Wis-
>en'-<ljalt. den Kult im; das \'eder»8tudiimi und der CiuttCüdictist
siüii ilu (iesi'liiilt. iJer iName lietleutet Einen, doi heilige Hand-
loDgeu, ticbet und Opfer verrichtet, i^t also nicht vaa dem Gotte
Brahma abzuleiten. — Sie sind eigeaUich die Herren der Erde und
liier Wesen auf ihr; „derBrahmane geaieMt seio Eigenes und giebt
Mb Eigenes« denn die übrigen Menschen geniessen ans der MUde
dei BtnhMBen;'***) sie mfissen mit gtOsserer Achtung behandelt
weideD als seihst ein Fflist, ond ein Xatrijn soll eben Brahmanen
Jederzeit als seinen Vater betrachten, wire jener auch 100 und
die&er 10 Jahre alt. i^) „Da der Brahmane aus dcta vortrefflu hstcii
Theile [ÜrahmasJ ent8j)rungen, und da er zuerst geboren wurde,
und da er deo Veda besitzt, so ist er von Rechtswegen
das liaapt der ganzen Schöpfung. . . Der Brahmane wird gebo-
ren, SB die Gerechtigkeit 7m befördern « und GlAckseligkeit auf
firde» m verbveiten»^* >•) „Meine Oiilter« ^ segt b eber My-
the der Uigett» sind db Brshnwnenj ich kenne heb Wesen«
weldies e«ch gWAt, o Brahmenwi« diieh deien Mnnd leh
esseete.'*««)
Der Xatrija soll das Schwert fflhreo, der Vaigja Handel und
Gewerbe, Viehzucht und Ackerbau treiben. Diu Xatiija haben
ihren Naiiicn von xatra , die Stärke (verwandt mit x^oetog)» also die
lätarkcuy ^lächtigeu. Der i\anie Vai^a kommt von vi(, die Ge-
meinde und die Ortschaft (verwandt mit vicua, übuis}» hedentet nbo
db Mensehen der Gemeinde^ die Barger. to)
Dar Untersehbd der Kesten bt nicht nur eb nstOilieher, 9mh
dm n«eh eb gebtig-sittlicher. Db Menschen der nnleren lünssen
sind Ten Nnter weniger weise und weniger gut ab die der hSbennt.
,JMan mnaa denMeosehen, welcher eber niedrigeo Klasse angehört,
an seinen Handluui^en erkennen. Der Mangel an edler Ge^innunL;.
die Robheit seiner Reden, die Grausanikcit und die VcmachlSssi-
gitog der Pflichten bezeichnen den Menschen, welcher a^in Dasein
einer venK^itHflgswürdigeo Mutter verdankt frevel-
hafte GesinnoDg beisst eine ()udra>Ge«nnnng. ^) — Die^udra sind
▼OD dem geistigen Leben des Volkes ansgcschbsseau Db Veden
•B^ dbCbsetse dfirfen Ihnen nicht gebhrt oder voigebsen werden,
— dbss Ist ein Veihiechen» der tb&ten HSlb wfiidig}^) ^ and
nie darf ein i^udn den Veda anssprecheo ; höchstens aus den
Puranas darf er seine Erkcnutuiss schöpfen.**) Ein Brahmane darf Ih-
nen Ivcioeu Rath erthcilen, und vou dem Ueste eines Feieruiahls
nie etuas geben. 20) Selbst die Leiche eiucö ürühmanen darf von
iittti^"* f^odra Jünaosgetrageo werden» durch sebeBertUming wt|rde .
ato
flie Terasfeioigt wetdeo.*^ Die f adra aiiid ton Dimt Ar die
wledergelK>ni6ii Klassen bestfnmt
Mann, I, 31 . 87 ; Vajuav. III, 12b ; Bkag. ParailA,II, 5, 37. — *) Muiiu, U, 31. 32.
— ») Manu, X, 4. — «) M. n, 36 — 46; Yjyiuiv. I, 14. 39. — M. IL 66. —
•) M. n, 155. — ^ AL Vt 88. — ■) M. X, 5. «) McgasdMUM, IndUca, iragm. 38,
IS; 83, 12 (Schwanbeck). H. X, 67—71. — ^0 LasMii, Ind. Alt 1, 407. —
<•) 11 X, 7 etc.; S6. 51—56; YiyiiaT. 1, 93. 103. II, S34.— >•) Lassen, Ind. Alt ü,
8. 468.~>«) M. I, 88.— t*) Both, Z. d. D, IL 0. 1, 69. — I, 99 — 101.»
1^ K. 185. — >•) K. I, 93. 98. — i») BbagftT«l»ChiiMi% V, 5, M.-~ •«)
Z. d. D. M. G. I, 83. — » >) M. X, ÖT. — *•) Aitareya-Brahmana iü Webers lad.
Stud. I, 463. — » >) M. IV. 80. 81. — •«) ÄL X, 127. — «*) BoBnoai, Bhag.J?Är.J,
pciil. p. 20. — M. m, 249. — M. Y, 104.
S 100.
Bei der Frage nach dem l-rsprunge der Kasten müssen
wir den mtteren Grund und die äussere Verfinlassuni; sireiif; von
einander unterscheiden. Jener ist schlechterdings kein anderer
als der ganze Lebensorganianras des indischen Greistea; weil die
Menschheit ein Zweig an dem grossen Weltbaum, darum muss sie
auch den Gnmdcharalrter der Welt, die Dreifaltigkeit der Goaa
an sich tragen; drei Welten nnddreiMenaehenklaatfen» niclit mdir
nnd niein weniger. Aber diese Dreigestelt ist nieht sdion am
Anfang des indischen Lebens da, sondern hat sich erst sp&ter
entwickelt, ist die Fruclit dus gercifteii Volkslebens. Nur ihre
Elemente, Priester, Fürst(Mi und Volk, sind cnibryoniscli schon
in den ältesten Zeiten da, und haben sich sehr allmählich und in
gesunder, natürlicher Entwickelung zur Yoiien Kasten - Gliede-
rung herausgebildet. Das ist ein geschichtlicher Fortschritt und
nidit ein Sinlsen, wie man gewdhnlidi annimmt Was i» Wesen
der Idee eines Volkes liegt» das mnss aack in die Erseiieinwig
treten» nnd ärgerliche Phrasen fiber „ Priesterdünkel, kcimliahe
Rinke, llerrsclisiieht<< etc. gewähren kein Verstandniss der
weltgeschichtliclieii Kntwickeluiig des Völkergeistes. Eine so
grossartige sittliche Erscheinung, wie die des auf allen Lcbens-
genuss verzichtenden Brahmnneulobens. wie es in der «i^nnzi n
heidnischen Welt nicht wieder vorkommt , sollte doch wahrlich
gegen kleinliche Verdächtigungen geschützt sein.
im Ragveda shid noch leeine wirUHeben Kasten; derHymas«
desseibeo» wo die SdiSpfung der vier Heaseheoklaaseii aus Bnb-
mas Himde, Amen, Seheokeb nod Ffissen erwilbnt wltd«^) ge-
hört ia eine spätere Periode.") Es ersehenen die Priester, Psto-
hita, noch nicht als ein abp^eschlossener Stand , sie haben aber hohes
' Ansehn und Bind die Uathgeber der Pörsten. Die För.<Jten. radMl»
oder radachan [verwandt mit regere ^ lex, RiebterJ, auch vi^pati,
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321
„HciTRcher d«r vi^, Volk«gemeinde, *' sind der üfspnins^ der
Kriegerkaste, die vic, Waboenden/' im Gegensatz zu den
WanderstimmeD, geben den Ursprung der Vfti^Ja.') Die wirkHche
KmateBbildoDg vollendet Mk erat gletel»«itig mit 4ot AiuMMnog
des Mischen CMteebevraMiieeiDS in der Zeit, wo die Indier In der
<kttigeeebeiie elie Meibeede-Hehoftik gewoBoeii hetle», «ed iet In
de« epileten VedeoiMlen TeHetindig Torimadeo.'*) Ann den Pn-
rohita, deren W^rde erblich wurde, bildete sich mit dem ent-
wickciteij Kultu.s d'w Klasse der Brahtnanen;*) die Bewahrung der
Hymnen und das iStiidiuin dt r IvcligioiLslehren machte sie immer
mehr zum Stande der Intelligenz, und eine lange Lehrzeit der
Schüler wiirdf^ Bedingung zur Erlangung der Stnadenwarde. Falsch
aher ist die Aieinnng, eis bitten sie sich den ansscUiessÜcben Be-
nili des OpIMieasles and der Vednieenntniss nngeeignet; ^felnehr
wM beides meh als einRecht wie eis eine Pttcht niler drei Stlnde
eihlirt,*) dieBmiunuien «acbten beides nvr el»en nn ihtem besonde-
ren Lebensberuf; von einer Geheimlehre einer Kaste ist keine Rede.
Das Maha-Bharafa crzShlt von alten KSmpfen zwischen den
Brahmnnen tind Xatrija, die mit dein Siege der ersteren endeten;'')
es ist das aber selbst nach der äusserst iihantastischen Sage eicht
ein Kampf mit den WalTen, sondern mit der Zaubermacbt, die durch
gewnNige Bnssttbvngen errangen wird; es Üegt der nebelhaften
dnge «Mb gewlM Icehi InsserlleberKnaipf na dmde, — die Brah-
MM» beben ideWnflbn f«Albrt^ -» sondem nnr ein geiziger Streit
mm de«' Vervmng ini Staate; nod des StreMes Fracl^ war dieSieber»
stellunGT der Lehre: „nicht den Xatrija wird die Macht zugesdirfe-
ben; mächtii;er .sind die Brahmanen*, die Macht der Brahmaueu ist
göttlich und stärker nl«« die der Xatrija."
Aus äusserlichen Gründen lässt sich die Kastengliederung,
Tor allem die hohe Macht des Brahmanenstandes scUechterdings
«idit begreifiMi; diese wiM geistig gerielrtet seb; ^oe so grossar-
llge weitgesebicbtllehe ^sebehrnng lisst sich nicht hi die Rnhrihen
INMsefaer ScUanhelten oder KOMde bringen; dieVetsnehe solcher
Sihlirmig sind sehr ir«ningliekt. Oder gewKbrt es wirklich ein
"Verständniss, n enn wir huren, dass die Kämpfe der Fürsten um
die Oberherrschaft die Brahmanen zu einer mächtigen Kaste mach-
ten, dass ,,in dieser Gfihruntr und Verwirrung' die Gewalt am natür-
lichsten in die Hände derer fiel, welche eine nur mittelbar h et Ii eil igte
Macht waren/' in die Hände der Priester?») — in solchen Zeiten
^es KHeges und des Ringens im Herrschaft kommen sonst die
Ktieger atf die Spitse der Macht; das schont das allein Natür-
liche; hnFtMen, Olehf faiKitogmidStreit, eihebt sich die Macht der
B. M
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m
ti von Reibst aus der indischen Weltanscbauuna, und es ist eine sehr
•K irrige Audassunfir, wenn luau in (lemGauzeo nur das Walltiii niedriger
Leidenscbaitcn und bo^fhafterllänkc »iebt, und u eno man die an sich
\ unglaubliche Erncbeiuuug, dass der Staad der Stärke, derkficgageübt
: • il»eWft(£w£|lift^sichwiUeoltofeM8laiiiMlh6tAbdfttdraul^^
• voll demt def waHbii&m Ihm ^^^utthenMf;, mM gur diir«li 4eo
^eDftMrvtadtnEiDflMi«' d«a isdisdfcttKliiiula ««. aiUlian wüifbt
Indieas glotrehsiiateHddeiiMjt ftllt grad« mltldtr toUenAttaUMMg
•.' def KlMteogliederaog' stMammeft, «nd wedtor die gewaltige Tlrndtiift,
wie sie un*i in der Satjcrigesehichte eutgegenleuclitet, noch die hohe
. geistige Ent^viciielnn^ in Kunst und Wissen»« haft U^s^en von einem
„entnervenden'* EinOuss eine Spur blicken, liio Zeit, wo nrtch keine
' Karten wareo, iseigt nur eiae rohe KnUit) Moeo aehr bescbraDkieo
Gedankenkreis und überhaupt eine sehr geHnge Bildung; — die
Biathe d«i VnlUebfa« b^nnt nlt der Mdiiifier kfgtmtMlm4n
OBedMng: dM. Volk««. Es hk' da8.£4«tMWfM» «IJeidwl» «m
. aoeh ni^rige AtilIaMi»g der MdnicUiqit» . Ist «iNir auf lodiflit
• CMeleaBtale grade da« NfttarUdie und Gedmide; und eoMden iicb
einmal in einem Volke, welches die Bedeutung der freien PeraoB*
lithkcit uQch nicht kennt, di« IMenscheo nach Nalur«täiidcn, so ist
es eine vernünftige Gliederung, wenn der Stand der Intelligenz
> über die Stande der rüheii GewaU und; der materiellen Iptere^eo
benefibl;-iiDd es verdient das Volk nn^eve bohe Anerkeunoog, wd-
' dhiM dickt die MrniM ^mMitOmk, mmdftti» durob^di» geiidis»
" Madrtdenld^^eidilrffgierfseittfei DMilteWe430«od<kf»i» mIMvpIw-
t'-; Beepotibinle oiid kifttaroMeelMv KM«el»eg' dm» VettEM«' m)9kn diKb
nachgrade» in der WisseuMhaflweif^elewl« verklungen «ei». . Vio
Dicht der Geist herrscht, da regiert die Kobheit; und der Geist
bricht bei den Vülkern der uutcri^n vStulcn iimuer nur an einzelnen
►SteH<»n hcrvdr; in jedem gesunden Volksleben aber weideu dieje-
I »igen au der Spitze des Lebens /stehen, weiiche. des Voikea QfSMt
I am höchsten entwiekett.io sick tragen; bei den Natur vülkem iit
difeu de aekarf ftt«efoedttrler ^laad; ka^.dua kOkw» V«lkm ist
ir . ea daa S«bj«Gt
Sie Viidra gebffrao gav oiaki , vm idgiMitWbMi .kml^miaiM
.! Velke, und die lädier aelkat toennea nur .die drei ebere» Klaasea
Arja;*) schoe die Gesichts- und Kürperbildung der ^udra nnfcr-
. scheidet tiie von df^n andern Kasten als ciucii truiiuieotSft^niru« nicht
' /um arischen VOlkergescIdecbt gehörig; sie sind viel duukier,
Herdeil sogar sebwarz geuam^i^P^. und. wohnten Mirs|ff09gU<4i i^i'*'''
■ .:ackaiailfsk am lad««» w t«p dm^imilMIP MHmmimr«|feD
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worden. Alexander fand am untern Indns noch ein Volk det
fndra, weldie Diodor £6dlfm nmvt,^^) Sie sind also die am fiHhe-
steoUntenwÜMieD, und wurden daher bei der camt «fiäter höher ge«
Blelgedeli stoatlicliett Blldf ag viel eqger mit 4em gamea Volkatham
TfliMpll ale die «pSier in der CraDgeaebeoe uod dem attdlieberen
Men vaterwoffeneo Urbeyrobaer» weldie aie Pariah ganz anaaef« ,
halb des Vollsiebena stoben.
') Ri^-. M. X. 7, 6,—*) Bouini>uf, ■BTin^avnta-rurftna, T, prt f. p. CXV ctf. —
Lüäcn, Ind. Alt. I, S. 784 j "NVebtir, lud. Litt, S. 18. — *) (^Jitttpatlia-Biahmaua
l d. Z. d. D. M. G. IV, 301. — •) Roth in d. Z. d. D. M. 6. 1, S. 77 etc. — •) Manu,
X, 79; I, 90. — ^) Lauen, I, 8. 714 — 736. — *) Itoth, 2. d. D. U. G. I, 81.
')L«iBn,Ind*Alt. I, S.^- Manii,X, 18; Lbsmii, 1,407.— '■)BoiiTii<nif ünNovr:
taiL As. XI, p«. MB} Sotii, kl ZeUei» Jahrb. 1846^ a, & 85») Laastn,' Ind. Alt. U
mde.; mre, qi^dis d-lObb. p. »)piodor,Z:7II> lOS; Iia0wal,799; JI» 174»
III. Ycrbaltalss Gsttcs ua4 der Veit su eiaaader«
§ iw.
Ist in China zwischen dem zweifachen göttlichen Urgründe
der Weit und dieser selbst doch inuner noch der wesentliche
Unterschied, dass die Welt rln.s reale Froiluct beider Urfac?
torcn ist, und darum ein berechtigtes, gcwissennas^on »ogar
btter entwickeltes Dasein hat, aia das der einzelnea Urgrümt«
iit, — so föllt litliidten dieser Unterscjbied gam fort, und kis^
619 «pi adcker imb byea|ehtf ißt er eii| .iiiiberci^liitigter$ dto
Walt iat Bicbil- ebi bOkf c ep^ick^^ Prodoet gOtiHebeic Ffie-
immf aoii4eni leiae Veridfiaterting , eine Auaartong d^a eineO}
allein berechtigteo Urseins. Gott und Weltaind dem Wesen
nach eins, nur in der Form verschieden. Es ist in der Well
schlecliterdiugs uicbt^, was. lU^^Gottc^ Wef^en unf) Si^bst^
selbst wäre.
Die Welt hat aber zwei Seiten» einmal ist sie ihrem. W^sei^
nach aui Jßrahma eii)8|, mH liim zusnmmenfallend, iwoitena
aber ist iie^alf ^ £iiitftiip3erang Brohma'if» als der fniaaicl^
bcnm^gegangfaie^ vefSttdevte md verwandelte Gott» anoh
«iader Hiebt das Brahma, »t weoigstena nlafit Brabiaa iii
«abier wabren Gestalt, ist von dem wtrkKcbeo Urebis nocbi
niiterschieden, so dass die Well und Brahma sich nicht völlig
decken; Brahma ist zwar in der Welt, und alles, was in ihr ist,
gehiin 2« Brahma, und die Gottheit p^eht in die Welt über, —
aber gebt doitb nicht ia aie auf» die ganze Welt ist zwar Brah-
ma's Sein und Wea^il, aber sie ist nicht das ganze Brahma;
das einige, in sieh iiiiteraf|dedaio$e Ufsein reieht noch fiber die
Weljt der Vl^fliieit Unaoai Jomc aa a^iaer ,pberjßlteb(e wird daf
üigiiizuQ by CjüOgle
324
Meer der Gottheit '/um unrulicvollcn Wcllenschlas^e der Welt
erregt, in der Tici'e ist alles still und regungslos. — Diess druckt
der Indicr bisweilen so aus^ dass Brahma nur 7.nm vierten
Theile in die Welt sich verwandelt habe [S. 294]. Schärfer
erscheint dieser Gedanke in der Vedanta- Philosophie. Bt ist
Brahma, durch den alle Dinge erleuchtet sind, der nüt seinen
Licht die Sonne nnd die Sterne leachten lisst, der aber doeli
nicht durch ihr Licht offenbar wird,"i) h. der in der
Welt nicht in seinem wahren einfachen Sein, sondern nur in
seiner unwahren, cntdusserten Form erscheint. Denn Ver-
änderung kann nur in der Welt, nicht irgendwo in Brahma seia.
Brahma allein ist das ewige Sein, alles von ihm Verschiedene
aber nicht ewig;" Brahma's Unwandelbarkeit wird nicht gestflrl
durch die Verfinderangen in der Weit, so wenig die SoAse
dadorch bewegt wird, wenn ihr Bild im Wasser sich bewegt^
So ist anch in den einzelnen Dingen selbst ein zweifaches
Wesen. Was an ihnen als Vieles, Unterschiedenes, Änsser-
liches, also als Gestalt erscheint, das ist das von Brahmas
wahrem Wesen Unteiscliiedenc, ist das entäusserte, ent^:'"»-
lichte Brahma; was aber in ihnen das Vielfache zur Liiihcit
zusammenfasst, das Innerliche, Un körperliche, die Lebenskraft,
die Seele, das ist das Brahma, das Göttliche in den Dinges*
Brahma ist die Seele in der Welt wie in den Einzelwesen,
,',er ist geflochten und gewoben in die Wesen als ihr Herr.'^
Darum sind alle Dinge beseelt, denn Gott ist in allen. Dashst
freilich einen andern Sinn als der ähnliche Gedanke bei des
Chinesen; in China ist die Urkraft die Seele in dem ihr fremden
Körper; in (ndien ist Brahma die Seele in derjenigen Leiblich-
keit, weiche es selbst aus sich heraus entäussert hat, die es wie
das Schaalenthier sich als Schaale selbst gebildet hat.
' Das Brahma ist aber nicht in allen Creatoren in gleicbef
Weise nnd in gleichem Maasse; dici höheren der beseelten
Wesen sind mehr von ihm erflllt als die niedrigen ond lebÜDsen.
Im menschlichen Geiste ist Gott am vollendetsten ofFenbsr;
In ihm, dem Erkennenden, kommt er znm Bewusstsein von sich,
kommt aus seiner Entäusserung wieder zu sich selbst, wäh-
rend er in allen niederen Wesen, so wie in dem nicht erken-
nenden Menschen ausser sich ist. Brahma wohnt nicht etwa
als eine Kraft in dem menschlichen Geiste, sondern es ist dieser
unmittelbar selbst; es ist in und an dem Geiste nichts, was
nicht Brahma wäre; nnd das Ziel nnd der Gipfelpunkt aUer
Weisheit ist, das« der Mensch etfcemit: „Ich hin Brahma*'
SM
[§ 9S]. Dieser fort und fort wiederkehrende , zur höchsten
(ilaubc'Jisformel gew ordene Ausdruck dca rciiibten Pantlieismus
wird bei dem Indicr in seiiier ganzen schweren Bedeutung
genommen, und es \vir(1 voller Emst mit ihm gemacht, in
(»choeidendem Gegensätze zu dem Paatbeisinus , welcher ans
der Fäahoiiüs eines religiAsea Lebene empordufteW Nicht ich
n wmm EinaeUieit, In mtiiier freieii) «elbitbewiUMtMi Per-
lAidielikeil, mit neliieit iMonderen EmpfiodiiBgeii^ ümgimgeik
nnd Gedanken bin Brahne, eondem bin eo yielmehr das reine
Gegentheil ▼€« ihm, das Ungöttliche, Unwahre. So lange ieb
mich als ein besonderes Dasein, als eine selbststiindige i^ersün-
lichkeit weiss, so lange gehöre ich der Welt der Täuschung an,
liinl'ern von Gott. Nur wenn ich mich sell»sr völlig aufgebe, nicht
etwa bloss meine sundlichen Gedanken und Begierden, meine
Selbstsucht und meinen Eigenwillen , sondern mich als selbst-
stlndigca Basein überhampt» wenn ich lülr mich gar niehts mehr
Mb^ gar kein beeonderesy fersOnliches Dasein haben willf wenn
kk alle meine Neigungen und alle Gefühle des Sehmeiaes nnd
dsr Freude, alle Werke nnd alle Gedanken ansser dem einen
der leeren Einheit schlechterdings aufgehe, wenn ich meine
geistige Persönlichkeit ertödte, und niclits mehr denke als den
einen Laut Aum. als den (ledanken: nur das Eine ist, und aller
Unterschied ist nicht, und auch ich bin nicht, sondern nur
Brahma ist, — so habe ich den Punkt erreicht, wo ich sagen
kann : Ich bin Brahma. IndiesemSal^ istaber nicht das Brahma in
das Ick hereiageaogen» sondern das leh in das Brahma Ter«
icUangen » wie der Wassertropfen eins ist mit dem Meere. Der
m^s^e Pantheismus ist nicht Selbstvergötterung, sondern
Stibstv^ernichtung.
,,W er das ur8|)riiniili( Ii dnrrh göHliche Büssung erzeugte [zur
Wirklichkeit, zur Welt i^ewordenej ^Ves(!n, erzeugt vor den Ge-
wässero, froboeod io der Uuhluug [des UeneosJ und alle Wesen
durcbdringCDd, erkennt^ der erkennt Brahma... Alles was Hier
[m der WeltJ ist« das ist avch dort [in Brahma]« nnd was dort ist»
ist aach Uer; wer diess Air Terscbiedea wibat, st0nt m des Todes
Tod; es ist hier ninaier eine Vevsebiedeoheit Daamengroas wohnt
der Gellt [Brahma] nitten im HeiBsn, der Herr des Vergangenen
Qud Zukiiiiftigen. Wie Wasser, auf der Berge Gipfel regnend, an
den Seiten niederläuft, so wird der Mensch, wähnend, da*js der
einige (ieist in den Wesen verschieden werde, an die Einzeiljcit
gefesselt. Wie reines Wasser in reines GeCass gegossen, in Keiu-
heit Maibti so dst Cicist des eikeBnesdeo ▲slrntea £veis|Dkt nicht
In die FeM«lo det- VeMuliitdaalmit «öd filoKtilMt]« Dtr UogebMtte
hewohnt eine Stedt ndt elf thvtmi [dee meeMhliehea hM\. Er
krt der ZeretSter [nelck« du fii«ie|MD aifkebt], woliDt ini Hin*
niel [als Soime), irthnt ie den Lvftkveis [aU Wind], als Opftret
[Feuer] in der Erde, als Gast ergiesst er sich in die Opferfichafe
[als Sonja]; er i«t die IMaiiiieski.ift if» den Menschen , ist in den
Göttern und crföllt d« n Äther; er ist alles, im W u.sser erzcucrt
wird und auf der Erde; er ist die Wahrheit, er die Majestät Voo
ollen Güttero gehuldigt wird dem, der in des Benees Mitte in
2wef ggeetelt weilet • • Der in den Klirper eingegangene €iebl^
der in den ScMafenden iracbt, des inl Bmhnin, diees das Costaib-
lidie; in ibn mben alle Welten. So wie das einige Feuer , eiage»
gangen in die Welt, m verschiedenen Geetatten ereebelnt, so niMit
auch aller Wesen einiger Geist aller Gestalten Gestalt an und wird
änsserlfch. Wie die iSonnc, des Weltalls Auge, nicht berührt uirJ
von <l*.'s inriis( Iilirhcn Auijcs Fehlern, 8o hieibt unberührt von dem
•Schmerze der Welt der einige iu alleo Wesen wohnende Gei^t. Er
ist wandellos in den Wandelbaren Er strahlt, und das Weltaii
gUnat wieder seinen Glanz $ darch sein Licht erglftnat dieaa alle».
Anfwlfta die Wuraeln, abwärts die Zweige atabt Jener ewige Fci-
genbaum [die Welt ote^t auf au Gatt» wie Golt aar Welt hernieder,
beide sind eina]; er betest Braluaa, der Unaterbliebes In lb«i labea
alle Welten, niemand gebt Ober dieas Unaaia* Das Weltall webt ia
jieinem Lebcnshauch."*)
,.AVic ein Wassertr(»i)r('n in eine Wasserraasse geworfen, ni fit
herausgenommen werden kann, so kaini der mit dem Soiendeu
[Brahma] vereintgte Lebendige [der Einzelgeist] nicht aus demsel«
bea beravegehen» . . £a giebt [aber eigentUchJ kein lebendiges
Wesen» das Tom Uucbsten so verschieden w&re wie der Trepin
von der Wasaermasae, Das Seieade lat bloss dnteh Zntrilt der
Timchuag lebeodlges Wesen/'*)
„Der Weise betrübt sich niebt mehr, wenn er erkannt hat dea
Geist, den Grr)sseii, den Allgegenwärtigen, den Kürperloseu uod
doch in den Körpern uolinond, den Bcständiqcu in (Km Wandel'
baren.*'«) — „Wirf Salz ins Wasser und tritt morgen vor mich hi«.
— • So tbat der Schfiler. — Bringe her das Salz, welches da gesten
ins Wasser geworfen. — Jener suchte, und fiind es nicht; es wer
ati%elest Koste das Wasser, wie schmeckt esl — Salaig« — '
Wirf dieses weg und komme so mfar; das Seiende sidbst dn olcbt,
tto ist aber wahrlich hier. Von solchem [uBwahroehmbareo] Weeea
Ist dieses alles; dieses ist wahr, dieses ist der Geist, dieses bist
du. '7) — „Vom Herrn durchdrungen ist dieses Ali, und alles
da ht, was in der WcU »i«h regt."«) — Der Geist [Purosclia] ist
die iiHicrc Seele des AI!«. „Aus ihiu nlfes, ans ihm das
Meer und alle Herge» aus ihm strtimeii die Flüsse; aus ihm alle
JÜHvterj bei den KteineiiteD verharrt er als der innere Geist. iGoUt
i0C «Mes; Mit, das Brahma« Er, das hOdMto GfttÜicktt, wer
ikutmkimit IB <kt MM» [des tta»iewi; itiia «InriblMIkb awsh der
Weltdtnge] r«Keiid, der wiiH «b «tte Feeeelo der DowiMmMt«"*)
,,]BrilHHft Ist eto vfMeeei Meer, ndtten I» der Welt «nd ttiee dem
Miaimel. Orusser als alles Grosse ist es eingegangen [in die Welt],
leuchtend in ailem durch seine Kralt, Herr der Lebendigen, verbor-
fff'Fi in alleiii, Iii der >I i M allrr Dinge. Alles uelit aus von ihm, ist
in ihm, gebt ein in Es, und alle Gutter, als den Herrn es anerken-
nend , sind in iliek Was gewesen ist, was sein wird, was gesehen
wM [dee tiegeowirtiee]» ~ ellee iet £s. Was ofieuber nnd wee
yeibeigeii Ist, Ist aüae in diwew wdiee ifber, dem meogelhieeD.
Dtese tuBe [ted], wte dee Attier« de» fitinmel mid die Erde* le
sich «neamaudlauii Dleee iet fie, wae elee fei mU dem Meere
der Maja [mit der Welt der Vielheit]» alle Dinge wehend end
hegrSnxend, bindend und l5send: feiner aln das 1 eijiijtc, hoher als
da« Hrfrh«?tf!, vAu/Jv: "nd ^^rbo^^?(»n, zahllos gestaltet und ohne
Gestalt, älter als das Alteste, von der Uimissenheit nie /u errei-
chen. Fener ist Es, Sonne ist £s, ehenne die Luft und der Mond»
waA jenes reine Brelmia» vnd jene GewSeeer und jener Herr der
dieetuien. AngcnMkfce [SeitantemcMede] gingen Imi'rQr nee dem
yRlneenden OeUt fPmuwka}, den kein Meneeb ctgreilen Imnn«
•hen, ringsum eder In der MHte. Er Int 4er €tott> der elfte Regio-
nen durchdringt, er ist der Erstgeborne, er Ist Im Mstleilefte, er
wird gehören und wird ffernerbin] erzeugt werden. Er verharrt ein-
xelo und nlliicuicln hpi allen Tvebendigen. Er, ror ivelchem nii bts
geboren war, und der zu allen Wesen wurde, brachte, au
Zeugnng sieh freuend, die drei Leuchten hervor [Sotiiie, Mond,
Fetier].— — Der Weise betrachtet dideeo g^^molssroUe Weeen,
M weMmm den Welteil-Upt« «IMi anf dlenki«tnddlng» benbend.
in ihm tereeberibd«! iMe Welt« mm Ihm «etbpifi^ nfo) die
genebCpfa inl e# ▼eiAncbten mid yerfrehen miMr mannigficben fie*
stalten des Daseins* Der Weise preise jenes unsterlriicbe Weeen,
das gebeiiiuiis.s\ (»II Seiende und den lunnnigfaltigen Kaum. — — .
Hifnniel, Erde und Luft als ihti erkenneud, die Welten [als ihnj
wiesend. Kaum und Sonnenkreis als ihn anerkennend, betrachtet
der W^ee JCne.^ Wcses« firwird jenes Wesen, nod eins mit ihm,
Mem er den feieriicbe Opfer relleMtet.*« ^} ^ «,Wie der eine
Atber m TeiecbiedeBen GalÜeeen vereinselt whrd| 00 Ist Mit ein
eimlg^r eb^lfiMfc«r, wie teSouie fo veiaaliMia«iWMer-
behältero." ") [Vgl. S. 293].
Gott ,»Ut ia allen Dingen verborgen; wer ihn als den eio^igcn
Herrn erkennt und ais den, der das All umfa^st, der wird nosterblich.
£r ist aller Wesen Mund« Kopf uod UaU, er woliot ia dem Uorzen
aller Wesen; er erfüllt das All; er ist aUgegeBfrärtig; er, teCiiift
[Pmuckajt «r «ier Beweger des Seine, er Ist Licht und uevergliig-
Ütki danmcBgfoee wohnt der Geist hestin^g im Henen Mm»
sehen, nnd giebt dnrdi das Hen, das Wollen «nd Desires ridi
lumd. Der tsuseodkßpfige Geist, alt tnvsend Augen, tnosend Fisns
die Welt ganz umfassend, wohnt in dem Herzen; er ist alles Seiende
uud was gevveiscri ist uud sein wird; überall hat er »eine Hände and
Fusse, überall seine Augen, Haud und Mund; . . . ohne Augeo siebt
er, hürt ohne Ohren; er weiss alles Wissen, Niemand aber hi,
der ihn ergründet/' i') — „Nachsinnend gelsagt der Denker in dcsi
Urqnell der Dinge; Er ist der Bralunn, er ^iva, erlndra, er no-
▼eigingllch der höchste Selbstherr; er Ist Vteehmi, et der Haneli
er die Zelt, das Fener, er der Mond; er Ist sUes, was geweses tsl
wss sein wftd ewigVch, Ihn erkennend iheindveitet mnn des Toi;
kein asderer Pfiul ist cor ErlCsaog; den Atma In allen Wesen oad
alle Wesen im Atma erbcliauuiul erreicht man das hucha^te Hrahma/*")
„W^oraus alle Wesen entstehen, wodurch nie leben, in neltbes
sie beim Sterben eingehen, das ist das Brahma. Die iSahrung ist dai$
Brahma, denn aus ihr entstehen alle Wesen und leben durch sie, uad
sterbend werden sie wieder svr Nahrung. Der Usuch ist dasDiahBij
denn n«s denillsiiehe entstehen nlle Wesen etc; ; das Wollen(nMSii)
ist des BmhM, denn eto.; des Erkennen Ist das BmhM eta.; dh
Seligkeit [nlinUch des Eiusgefmils] Ist des Bfnhnis, denn sns der
BeÜgfcett entstehen alle Wesen etc." ^*) „ Dreifach ist der Puraseha,
äusserlicb und leiblich, innerlich aU Seele, und al^^ Urgeist, Faram*
atma.** — „In den lebenden Wesen sLhluinmert der Uriyott unter
dem Namen Puruscha und unter der Form der lebenden Seele [dbiT-
atnia]; er wohnt mehr oder weniger vollständig im Innern derkbw-
den Wesen, und im Menschen am vollstfisdi^ea." „DerfranoM
Asket betnchte dieees ginse WeltnU in selnet Seele ein iitaniiwh
nrft den nnverinderiishen Wesen, und sieh sehst eis idsnlischsä
de» höchsten BfshBM.'<s«)— ^ Wer die Wesen sehnnet fai siel,
«od sieh in alten Wesen, der ist fortan nicht geneigt, irgend etvras
zu ^ erachten. Wenn alle Dinge gewordei» »ind wie sein Selbst
[untertichiedöluti in Brahjua verlliessend] , welche Bethorung oder
welcher Sehnen ksm £tir ihn seia^ der die £iolieit der Dis(c
henntl''i7>
^ kj .- L,d by Googl
m
Natürlich kann auch bei dem iDeinaoderfliesgen der Einzclgotter
l§ 84] jeder derselbi n dasselbe von sich »ngeo. S») sagt Riidra:
„Alles was ist, bin ich, und alles was nicht ist, das bin ich auch;
ich bio Brahma und blo der ürapning aller Dioge. . . Hude» ist
Brahma, Viscbnu, lodra, dl« flemeote , Sonne, Mond und Stenie»
A% SUe'it, der Tod« 4ä9 L«b«i. er Ist dM AUi ihm Mi ABfcetiwg.'«
Um Obttgefceo aad EfcigehM Gott«« w die Oeatafeiii beeoo-
den Itt den M eoedbeo, wlid aneh wefcl in
Mer Weise dargeatellt. INe Smm iet das Bralinia; dnreli die
Soonetistrahlcn und durch den ebenfalls von Brahma komniciulcii
Resen entstehen die Pflanzen: durch dit si; wird der Leib genährt,
uihI entwickelt sich der in die Creatur ettigegangenc hininiiiache
StoK weiter bis zum eriieoDeiiden ireiate. „Er ist die einige
Seele aller Creatareo} von ihm geht aus das Feuer, durcii weMies
die SesM gfiosl; mm den Heed entstellt der Regen, aes dienern
die PflnHea, der MaM [dnrch diese genifcrt] Muclitet dan Weib
dnrch den SnMn; no werden viele Creatnren ans dem hOcbnten
Geiet emengt.^M) Dan vom Monde anngeiiende gSttlicbe Sein,
welches durch den Hegen auf die Erde koiuiut, wird bisweilen auch
6oina ^enannf )
JVJag auch die Epen-Zeit das Zeitalter des Vischnu sein, und
neise Verehrung an die Spitze des religiösen Lebens treten, mag
seine im Vergleich mit dem Urgott ohnebin schon nebr concreto
Centnh dmob eelne ▼teUadien wirklieben Eracheinnngen anf Erden,
bsnoodew in nennebttcherFonny eich von der Üelefen brabmaniscben
Idee wmA weit entfenen nnd dan fiber die UntemeUede erbabene
GStfliclM mit den reichen Gebilden der PhanCaaie nmranfcen« dan
reine Urlicht in bunten Farben spielen lassen, das Oberraetiocbliche
ID den Kreis menschlicher Be.si;ljraiiUt}ieit hcrabzielicn, — so bricht
«las tiefere Bewusstseiu (li rniocli durch alle diesf* Hullen deutlich
gemig hervor, und die weitgrettcodsten Ciledanken der indischen
AH-Eioheitslehre tönen durch alles GerSoneh der bewegten Viscbna«
Wdt Mnicb. Die Spinede des Mnbabbarata, die spiter den Ve-
dies last gkio^geaclMlate Bhagavad-Gita,«) spriebt den Ve-
4«rtn-Pnnlheisnns In nchneidendar Scbitfe ans, wiewebl sie -
spätere und fremdartige Oedanben beimisdit und aneb die mytbolo-
git^chc Forui nicht vers( liinaht. — „üas einfache, untbeilbare Sein,
das. ist die höchste Uotfheit." — „Oer Weisheit theilhaftig er-
blickst du aiies Seiende in dir selbst und dann ifi mir." — „Der
Fromme erkennt den Geist, der in allen Wesen wohnet, und alle
Wesen k dienern Geist begrirfen, uod siebt obecall dasselbe;
wer micliniebt fiberaU naddanAU m mir, ans dem entweiebe icb
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330
nidit, und er wdMt nfdrt aw ndr/'M) ^ „Eide» Wswcr^ Fet«r,
Luft, Äther, Seele, Oeitt und SeSlM«geRlhl, hi diese Welieo
ist achtfach zerthellt mein Wesen, dtm iiiedrigere; aber erkeDne
aoch mein amlere» höheres Wesen, ileii liebensgiuud, «tiif den die
Welt »ich gründet. I< Ii liin des Weltalls Ursprung und sein Unter-
gang; ein Höheres als ich ist nicht. An mir hängt dieses AU, wie
an der Schnur der Perlen R^he; ich bin der Saft im FlGsaigen, das
likbt bin ich in der Sonne und faa Monde, der Schall im Äther, die
Menneekrtfl In den Menechen; • • idi bin der QUni i« der VinaitM
und das Leben In allem Lebenden md die Tngendfaraft In den As-
keten, . . der Weinen Weisheit nnd der Tapfein TnpfeiWt bfai ich,
und der Staricen Stftrke.^^) — ,,Ich binden Wellafla Ursprmig, nsf
mir entspross das All; — ich hin der GeiAt, der im Herzen iüler
rreaturcn wohnt; ich bin der Creaturen Anfang, Mitte, Ende; ich
bin der Vischnu unter den Adityas, die strahlende Sonne unter
den Sternen, Indra nnter den Göttern, die Seele in den Sinnen,
die Erkenntninn in den Lebenden, • • iob bin Meni unter der Bci^
Gipfel j . . unter den Waanem der Oeeaa,«. nnter den Laoten dia
einnilbige Wort [Ann],« . der heilige Feigenbean unter den Bin-
roen; . . nnter den Geachoseen bin icb der Bllts, «id lurtnl den
wilden Thieren bin ich der Lüwe, . . der Ganges bin ieh unter den
Flüj^sen, . . des höchsten Geistes Erkentitniss unter den Kenntnissen,
die Rede der R( dnor hin ich; unter den Buchstaben bin irh das A,
und die Verbindung in der Wortverbindung; ich bin die uncrscfarupfte
Zeit, der alles schauende Erhalter, ich bin der Tod, der alles
raubt, der Ursprang des Zukünftigen; ich bin der GtanS der GUn*
senden« ich bin der Sieg, die Kraft dar KrftftigeD; ieh bin aier
Wesen Same; nichts Lebendes nnd QicbtB Todtes ist dme mkhs
was herrlidi Ist und glacklieli oder hervorragend,- das Ist roh mei-
nem Glanre entsprossen, s^) Was su erlbennen ist, will ich verkio-
den; wer diess erkannt, geniesst Unsterblichkeit; ohne Anfang ist
die höchste Gottheit, weder scirnd ist sie. tioch au< fi r)ioht«pienfl;
überall ist sie, mit Händen und Füssen begabt, und uberaii Augcu,
Haupt und Mund besitzend, überall mit Gehdr begabt, alles nnh
fassend; . . nicht sertheilt in die Creaturen , und dseb gileiibBUi
* nertbeilt In ihnen wohnend ; der In die Natur eigossene GeisI nimmt
Tbell an den natflrilcben Elgenseballon; wer nsm 4m bldislgn
Herrseber in allen Creatnren wohnend sieht, der Hei Ihrem- Tode
nicht stirbt^ der sieht die Wahrheit; . . wer der Creatoren Einzel-
uesen in eine Einheit Äusammen2:efasst betrachtet, und nHederoni
von da aus entfaUet. der crlnuirt die (iottbeit; jener höchste ixcisU
weil er des Anfangs entbehrt, und frei ist von Eigenschaften, ist
831
keiner Verderbiiiss ausgesetzt, sellist wenn er im K*»r[)er «ohlit; et
wirket nicht, und wird nicht befleckt; so wie der alles durchdringende
Äther seiner Feinheit wegeo makellos bleibet, so bleibt makellos eli-
fooftl der mit dem Kfirper Tereinigte Geist; eo wie eine Sonne daii
giüse'Weltall dnreblenchtet, so darchlevchfet der des IvdiaeheErken-
* neede dae gesammte Irdlsebe.**) So wie im Atber webet die all-
▼crbreftete endlose Lnft, so wolieen atleCreatnren ?n mir; alte lieliree
an der Zeiten Knde in mein Wesen zurfick, und ich entlasse sie wie-
der am AiilVüii^e einer neuen Zeit; ieli bin die Ilnsterhliciikcit und der
Tod, ich ijiri (ias Stiiii und das Nirlitselii. — Er^ von dein das
Weltall sich entfaltet, wird nie geboren und stirbt nie; so wie ein
Mensch die al^enätzteo Kleider ablegt and oeve anzieht, so legt er
die abgeofitsteo KOrper ab, mid zieht fai neee ein» der Oeisf **)
1) Sflnkam, Atm-Bodlia, 61. — *) Xiehnitia det T«d«ntii, 19. hd WbA,
a 19r4. im$ OoMnr. XmwIi, fi. 18t^ •) liihnMt^.DjpaL I, Wdier.
- «) XslMa-Upmb IV, 6. 10 — 15; V, 1-3. 8. 9. 11. 13. 13; VI, 1. 2. bfi
WindiBChin. S. 1714, Poley. — •) Sankara b. Wind. 1426.— «) Katliaka-UpML
II, 22. — ^) Chandog)a-Upan. b. Wind. 1710. — «) Isa-Upan. b. Wind. 1696. —
•) Mnn'laka-Üp. b. Wmd. 1701. — lo) Jadjusvcda b. Wind. ir,l«i; vgl. Bopp,
Conj. St;,!. 280. — Yojnav. III, 144. — »«) rrptarratara-Upaii. III, 7 — 18,
in Webers lud. Stnd. I, 426 etc. — »») Kuivalya-Upan. 7 — 9. Ebend. U, 11. —
BhriguvaUi-Up. 1 — 6, cbond. II, 2.32. — »») Atma-Upfin. ebend. Ind. St.
II, 56. — •»•) Bhagav.-i'ur. VJLI, 14, 37. 30 j VII, 13, 4 (^liumouf). — *0 isa-Upa-
ttischadc, bei Wind. S. 1697. Othmar Trank, Vjasa, I, S. 33. — Athanra^^lrafl-
Upan. in Wehera Lid. Stad. I, 384. vgl. 426. — Mahaaaraxana-Upnn.
eftead;n, 96; Tgl. Yi^nar. HI, 119 ff. — «•) n. Hnndaka-Upan. n, 4. 6$ Potey,
tt. Wind, im — *0 Cli«iiogy»-üp«B» b. Wind. 1674. — W. t« Hmlnl^
tedie Bbfgnr. ia d. Abb. d. Bwl. Aluid. 188». ^ Blui. O. Vm, 8; IV, 86;
VI, 29.30.— **) Vn, 4-11.— «*)X,8. 20 — 41.— »•) XHI, 8.18.13.16.
21. 87. 30—38. — IX, 6. 7. 19. — ") H, 17. 20. 22.
In dem Verhältnisse Gottes nnd der Welt zu eiuauder fölk
alle Wahrheit in den enteren, und die letztere ist ihrem Wesen
naok niektlg and anwahr* Das beetimmtei einselne Dasein, der
MeBseh nkiit aasgeBomment ^tt gsns In den fiiatergnind, ist
eie nifUliges nnd nnreehtmässiges, hat dnrohans keine Selbst-
slSndigkeit imd kcrin Reoht. Spfe^end enseiigt bleibt er ein
ein Spiel der Gottheit. ludern das iiKlisclie liciikeu zur Einheit
drin^9 geht ihm die Vielheit vtM loi t n.
In dem bralim?iiiisc])en üewusstsein ist darum auch kein
Raum für die Freiheit des persönlichen Geistes. Die ireie
BaraOailichkeit ist grade das, was nieht sein soll und darf, weU
ckM «ntoksb^ der Weisheit hdebstes Streben ist Alles, was
dm MibslaliMttgSB Ma la mk ist, aniss vsmeinl wcrdeni be^
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•tehett darf In mut w, wm das «iiia Bnluna selber ist Uad
iaclem Brahma die Seele ia allen lebenden Wesen ist» Ist er enbii
der unmittelbare YoUbriaf^r dessen » was dorch sie gaseUdn. —
Das Volks thümliclie, praktische Bewnsstsein , wie es in den
Gesetzbüchern, iik den i^peii, Fabehi und aliuliclieii Dichtungen
liervüi tritt, folgt freilich nicht dem brahmanischeu Gedanken
bis zu seiner letzten Spitze, und maclit dem natürÜcheu Bewusst-
sein der WiUeusfireiheit grosse Zugeständnisse; aber diese
Nachgiebigkeit gegen das unmittelbare Bewasstein hat keines
Anknfipfongspankt In d«n fintwiekelangagange der indisdisa
Idee, and widerstreitet ihr gradean» Das schAder and kühser
entwickelte Bewasstsein des Vedanta sehreitet über diese aalAr-
lichen Geföhle mit der stolzen Strenge innerer Berechtignng
hinweg, und spricht klar und entschieden den der iudi^cliCii
VVeltansicht durchaus eignenden Gedanken aus, dass der Mensch,
als eine Theiiülfenbarung des Urbrahmas, wesentlich mit ditaem
eins, kein eignes freies Wirken habe, dass all sein Thim
schlechterdings Glottes That sei; Gott wirket in ihm das Allge-
meine wie das Besondere, und nach das ▼ermelntliche BOseirt
nnmittelbar Brahnms Wurknng and Twlierl dadatch sagleld
seine sittliche Bedeatung, weil die Sittlichkeit scUeciiter-
dings der Freiheit angehOrt Durch den Menschen und in ihn
wirket lirahiua aliein, niclit ein inenschlieher freier Wille; von
Brahma sind alle Begierden, er reizt zur Lust, zum Guten wk
zum Bösen: jede sclilechte That, der Vateiiuord, .selbst Ermor-
dung eines Brahmaucn, — das höchste aller Verbrechen ^ — das
ist alles die That des in dem Menschen wirkenden Brahma, nicht
Sebald des Menschen; — and die christUohenMissionärei wei-
che yon dem in der sittlichen Freiheit warzelnden Bewawtiefai
der Sflnde aad der Sebald aasgehen» finden jetat nooh bestiadig
sich dem stolsen Brahmanenbewasstseiu gegenüber: ich habe
weder Sünde noch 8cl)uhl , denn Brahma wirket alles in mir.
Fr. Windwduuuuu, baucora, IH. 116} Oiij^o^liat, II, p. 100. 64». 342.
») Om scUt« VerkiitvM dar QoltlMit m «ton McMdMk
§ m.
Das Aafgefaen alles Daseins und Lebeas ia Gott nimmt hi der
weniger tief gehenden Ansdmaaag des Yolkea ebie sehr abge- i
aehwftefate and anbestimmte Gestalt an ehieiaeits lAsst man die
sinnlichen oder als Geister vorgestellten creatürlichen Gdtter sich
in zufällig individueller \\ eise um das menschliche Thun und
Lassen sich kümmern» Tugend und Laster gerecht Tergtltefi)
Digitized by Google I
333
den Flehenden beistelicn. die Feinde niederschlagen, oder niidi
in ()fe meuschlichen Leidenschai'teii partheivoll sich mischen^
nit liebe und Haas menschlichem Streite sich geseUeo, allen*
felis aocli Gott gegen Gott in honierisefaer Weise anffareten, —
M besonders in den Heldengedieliten; — andrerseits wird die
4vreli das ganze Reidenüram sieh liindvrelisieliendey Ton der
ei(|;eirtiiehen Velksreligion vndbhAngige Idee eines gereeiht wal-
tenden Schicksals [Bd. I. § 60], welche auch hier, besonders
in der Lehre von dcrSceleuw ajiderung und von dem Leben nach
dem Tode tibcrliaupt, mä( htig liervortritt, bald an «las scöttliche
Ürbrahma, bald an die Kinzclg;ötter angeknüpft. Aber diese An-
knüpfung ist so locker, schwankend und unsicher, dass schon
bierans herrorgeht, dass diese mächtige Idee nicht ans dem
bmbmanischen Gfottesbewasstsein entsprangen , sondern, ans
emer höheren, fiber dasselbe weit hinansragenden Ahnung enl-
Btanden, nnr an dasselbe angelehnt ist. Die tiefer gehende
Lehre kann freilich diesen Schicksalsgedanken nicht zugeben ;
Jas menschliche Tluin wird tla nicht bloss «jeleitet und vers;nlton,
sniideni ist das göttliche Thun unmittelbar selbst; die waltende
(lerechtigkeit aber kann sich nicht, wie bei der Schicksals-Idec,
darin zeigen, dass in das als wirklich und berechtigt anerkannte
Bisein ein Temünftiger und sittlicher Zusammenhang gebracht
wffd, sondern darin, dass alles Dasein als ein nnberecbcigtes anf*
gekdbea wird« Das leere nngeistige Urbrahma gewihrt chvehin
lir ein gerecht Tcrgeitendes Schicksal keinen wirklichen Anhalts*
pvnkt, nnd die einzelnen creatMiehen Götter keine Gewälur.
Die Form des Schicksalsglaubens ist schwankend; die
Deutung des Scliickj^als aus den Sternen erscheint bald als un-
fromm, bald als bereehtip^t. DerEid und die Gottes-Oericlite,
aus der Idee des Schicksals entsprungen, haben besonders spä-
ter sehr bestimmte nnd die Wichtigkeit dersdbeii beaeogend«
Fbrmen*
Als ein hKodes nnd rileicsichtskises erschelai das Schicksal nnr
hl der spSteren ausgearteten Zeit. Früher fesate man es mehr als
efti gerecht Tergeltendes auf. Krankheit, hohes AHer, frifher
Tod etc. werden als Vergeltun«: des .sTttlichcn Lelieris betrachtet.
Am liebsten aber wird de?« Menücheti Sr ksal. hesondtii s dasschn e-
rerzu erklärende, auf die Thaten desselben in einem früheren Lehen
vor seiner jetzigen Geburt zu riickgeföbrt. „Vum Schicksal und von der
That des Menschen hfingt dasGeNagen einer Unternehmung ab. Das
Sdbicfcsal aber ist offeniwr mirdieTbatde«Meo8cheo in eioem frtfae.
iwitCheB« Wie dnrcheiaRad detOaog desWagiMs nicht saStasds
Digitized by Google
8M
komm^, 80 gebt obM ü^' Tlutt d^*If«D8dheD 4m SflUdcail «id4 ■
ErfülluDs:. 1) I>er Uitopadesa tritt dem Glauben an ein bliodes
Schicksal sehr ernst cuts^egen. »,Wie luau wohl zu sagen pflegt:
„„(l(_> l^ehens Dauer, Glückügilter, WiAsenschaft, Werke. Todesart,
bpstimuU s'md fliege fünf Dinge Sterblichen schon im Muttcrscboo&s.
Was sieht sein soll, geschieht nieniaU, und was seio ssll^ ^/amkUkt
g^wjuMSS DshiDt doch dieses Anaeiiuittel , jeglicher Sorge Cepn-
glft."" Das siod mir die aus Tiägheit herrfibrendso Redenaartei
eisiger Lente, die Jede Habe scbeoeo^ Bese an das Schkhiili
Gewalt glaubend attss docb Jeder sich selbst bemfllwi oba* ei|BK
Mühe gewinnt Niemand nShrend 'öl aus dem Sesamom. Den liiM^
der rüstig strebt, gesellt ty'n h Lakschuii [Uie Güttin des Glücks].
Der Faule spricht; das Schicksal inuss es sehen. Dium kampre
mit dem Schicksal; strebe männlich. Miä.slitjgt es dann, so hini
du nicht zu tadein. Scbicksal ist, was man vor der Geburt gethm*'*)
Die vergeltende Cferecbtigkcit geht auch auf Kinder und Eokel
über. „Die Stinde, begangen in dieser Welt, bringt wie die JEidi^
nicht sogleicli ihre FrGcbtej^ aber alfaalihiich wachsend, stfirslaiadfla»
der sie begangen. Trifll die Strafe nicht ihn selbst, so dach seiaa
Kinder, wenn nicht seine ICinder, so doch sene Enkel, aber aaab*
wendhar. Die begangene Sünde ist nie ohne Folge für den Urheber;
(hin 1» L ngerechtigkeit gelangt er für einige Zeit zum Glück. al*t.r
7J! letzt geht er zu GcuuUe mit .«einer Familie und mit. alleiu, wa«
ihm gebort. ''3)
Traumdenterei wird in der späteren Vedenzeit erw&bot oad
gebilligt,^) aber wenig Werth 4aiiuif gelegt — CHOdüielHi aad aa*
gldckUelie Ti^ and Stunfifsn werden wie m Chiiia snrgftli% heuchlet
liei allen wichllgeii llnteraehnMii^io, wie hei der Naiaangebang du
Kinder. 0) Sterndeuter wenlea nadr ^Uumo) deaQjftia
als anwürdig ausgeschlossen; und erst seit dorn fünften Jabfh.
' nach Chr. lä^st s'icU eine Avirkltche astrologische Wissenschaft
nachweisen.'') In neuerer Zeit spielt die Astrologie eine srosi^e
Holle; die fast iu judem Dorfe aasässigcn, lueiüt erblicheo Astro-
logen werden bei allen wichtigen Dingen um Rath gefragt, bei der
Gehurt eiaes Kindes, bei Ueiratbea etc. Sia emiitteia die Stelling
der Sterne in einem beatiinaiten Zaitpuak^ and geben nach ahiaa
Tabellen die sh erwartenden Schickaale so» die glflcklichea vad aa*
glQcklicbea Tage, die Mittel« dem bemstebenden Uaglflok aane-
weichen, die Personen, mit welchen der Menseb Umgang haben, dhi
Geschäft oder eine Liie eingehen kann etc.; ausser deu Sieroen
werden ancli andere Wahrzeichen lieachtet,
Die Gottes- Gerichte Brscfaeiyeo j^mächat aja.die ^rundiig^!
des Eides, über den schon bei Mantt^) ft^r bentfmnite Voradirif-
ten geareben sind; es wird d;ibei aul eiuWi3>;si:;ii ih r (.-"ittir von dem
Thun der Menseheji lesen , und Meineid luil <leii iiartestea
: §ttttiicheD iiStrafea luMU^oht; ein Mciucid hahL alles Gute auf, wa#
der Meoseb seit se'ioer Geburt gethau. Die eigeaUieb^ Gottes-
tiMifhi« aM Mkm 19 den ältereo rpanischaden aogeordnet»
n^äm&a M tacften i»H gebaatajo» fiftD^es £ühien feie W liei; er h$t
yatoMi»! iMftditiBeAxtgtoheodfllriki. Wem «r der Tb&ter 2«^
4m Mchi er M edhat «nwelir; uuvTelir, «Ich ^ lifige hüllee^
nimmt er an die glühende Axt; er yerbrennt sieh vmd mlrd <Uud« gtr
tudtet. Ist er aber unschuldi<?, so wird er nicht gebrannt; alsdaon
wird er losgelassen. " ^o) ResliaHuter spricht Manu; bei wichtigen
Fälleo blasse der Hicbter Feuer (mit der Hand) nehmen von dein-
- . jeuigen, welcher e^iui beweisen will, oder er Usse ihn in Wasser
iMiArni, oder die Häupter seiiierKiBder und eeioer Gattin berübreo»
^mjßiagi, weldiee die Flamme eidil tireent, dee das Waeeer
ebeaeef echirlMieD Üett« ued dem mcht eofert eie UegMlflk xq-
etleel, eeU ie seiiiemfiide als welv eeetkenat werde«.«' «»We§^
Feuer, Wa^iser, Gift und das Weihwaeeer aled die CSottemrÜMile
«ur Reinigunif: diese werden bei wichtigen Anklagen angewandt,
wenn der Kläij. r zu üiner Geldstrafe [im T lU er Unrecht hatj bereit
tat Einer der zwei nach Gefallen soll die I*r( I)e machen, der An-
dere zm.StnS^ bereit sein; audkjo^oe d^e Strafe soll er sie machen
M ^mtm miwtm^ Verbreolien. l^ie Wege ist für Frauen, Kio-
d«, Mee, BIMe, JUim, »ebaM^ev und Kwlw; das Feuer,
Weaeer md die «lelm> W^lmkOroer » die fedre." Der Vow
IdagteaaHlQdieWeteateigm, «eioGflwABk^wdbe*iiq|iaet5 dasAai;
. wiirLs oder Abwärtsgehen det Wag« bei eiaenoizweite» Besteigen lie^
zfichiiet dielJnschuld oderSchuld; d ie Sache ist nicht klar dafgeeteilt.
; liei der Feuerprobe wird nach ciuoiu Gebet eine gUdionde Kugel
dem Angeschuldigten in die Haud gelegt, die er eine bcstiiniute
2eit lang» ebne sich zu verbrennen, baitea muss, wcau er ai»i un-
l)rM<^ «eiiiiybep.eell ^ der Waaserprobe tafiehi der Mensch
(rioBei.Aiwufaii dee Veraea wter dee Waeser, während eio
mMrtWteaiiTrr ümvi eieea ia deneellMe Aegepblie^e abneecboaee-
■aeMdl epiiokMt» Ml jei^r 90 leage en^» jap iat er neediiddifr ^s)
«> Ti^T. I, SiS. 86a — «) A. W. Y, Schlegel, W«rlie, m, S. 65. — ») Manu,
IV, 17^ — 0 Saakar», b. Wind. U17. — •) Mwift, Tl. - •) M. HI, 162. vgl.
leaoelilt 80.'— Zeitichr. f. K. d. 11 IT, 8. 831. - ») Hügd, KaBchmir, IV,
94t. eae. «•.«st. Tgl. MtgÄsth. frngm. 38. - •) VIIL 79 etc,-io) Chnndogya-
Vpmu TOI, VWni» lad. »M- i, JHan% VtO, * «) Xw»v.
II -in.
^ ..L o i.y Google
sae
§ 104.
Von einem besonderen Einwirken der Gottheit auf die
menschliche Seele oder den Körper kann in der klaren Bralmia-
iien*Lekre keine Rede sein, denn der menschliche Geist ist ja
an sich schon die dem Menschen einwohneBde Gottheit actel;
Brahma ist nicht ausser dem Menscheii; alles Denken und
Wollen isl el^dieh Brahmas Werk. Daher werden die Veden
auch nieht einer besonderen Inspiration zageschiiebettf son*
dern mehr als unmittelbare göttliche Offenbarung betraehtet h
der Inspiration bei den subjectiven Völkern empfängt der
selbststliiidige menschliche Geist das göttliche Einwirken; in In-
dien ist das wahre menschliche Denken schon unmittelbar selbst
die göttliche That, nur ist dasselbe eben nicht in allen Men-
schenwahr; was aber der wahrhaft Weise denkt und spricht, das
ist qnmch schon GottesWort ; mensohllches Denken nnd göttüebcs
Wirken sind da schlechteidings nitdit Ton einander nntendde-
den. Wfthrend bei den satjectiTen Vdikem der wo Gott mier-
«chledene Mensch sich im Gebet zu Gott wendet, nm demca
Geist zu empfangen, hat sich der Indier nur von allem Nicht-
göttlichen zu reinigen, um das (Göttliche iinverdunkelt schon zu
liaben; dort wird der menschliche Geist von dem göttlichen er-
leuchtet, hier leuchtet der göttliche Geist aus dem Menschen ?oii
selbst heraus, und es bedarf nur, dass die Terdankelnden Nebel-
dfinste der SInnliclikeit weggehancht werden; — dort ^t dl»
Ctottbegeistenmg das Nicht «NatMIche, das OfoematfirlldM» -
hier ist sie das ganz Natfrliehe. Die ^nlichen VortieHmigeB
^der Poesie nnd des gemeinen Volkes Ton einer immiHeliMra
Einwirkung der nntergcordjicten creatiirliclien Geister, der p»»
ten so^vohl als der böscu^ aui die Menschen, steht damit uichi
in VVidei?spnich.
Der pnntheistrsche Charakter des inclischen Bewusstseios giebt
der göttlichen OfTeobarung eine sehr eigenthfimliche Bedentoog.
Es ist durchaus kein wirklicher und weseetliclier Uotersohied wf/U
sehen der €h>tftheit, welche sich effenbart,- dem Meflscheoj dem «te
aScfa offenbart, und demMlttel, durch welches sie olKndmriviid;-iKe
drei snid an sich eins, und der Unterschied Ist ein blasser, sdittlm*
hafter, nur scheiidiarer, der Maja angeliürig. Diesen Gedaniceo
entwickelt besonders die eii^entlichc Veden-Erklärnnc;, dieMimaosä.
Brahma ist da mit seiner Ütlenbarung wesentlich eins; der Lant
Id dem er offenbar wird [Aum], ist ewig, und ist Brahma selbst,
nicht bloss ein wHIkahrliches Zeidien lür Ihn; der Lant» das Wort,
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m
ut gewissermasseo ideellste Ofrenbaninc:s\vefse, ^vie dielNatur-
welt die siditbare; aber w ie die Natur nicht eto bloaaenW^k,
«D Abbild Brnbma's ist, sondm dieM« mHmI; mr tungewaodel^ m
litancb da« Wort Picht mm U ■Mgeijpf oitwtteg, ,,i8t nickt benroift^
w« ab» 4m WoM «rlBtMt md eiÜMMü» li»t It dlaMi aalbit
•Am disBralMMi; Mier da« groio Gewicht, wddiM «vf AmBiAml
iM ifli Avmpredwa dwirfbeii gelebt wird. Die eranze Sprache der
Weßsclien aber ist gar nichts anderes, ;ils die Entfaltung undAuKeiii-
anderleeung jenes ewigen L rwortes*, der sprechende Mensch macht
das an sich einige zum vieilachen, so wie da« einige Sonnenlicht
in den Thaotrapfen in banten Farhea sich bricht und tausendfach
fiicli spielt. Die Sprache ist ehie ans Bfihm grad««o «otfiMrtt
Wlitio Um N«tVf IbI nicht vmt Mo— chw itfindM, Modem vttt
Mriht^ ngnaadt [vom Msiaehc») whd er ehe» eur iwgesprocbeep
ikht enrt mht Ssleleiix ^ebie^t* Ht dee Veihee is eMisil sieh dss
SoDDenlicbt, in den Wellen das Meer; ebenso wird der einfache,
ewige Laut, wenn er vernommen wird, umgewandelt und vielfach.
Die Bnchstaben sind Anklant;e des ewigen Laiitos, c^vii; wie die
BedeatttDg der Töne selbst, niemals neu; nur ihre Offenbaning ist
■eib Iher «bfarhe Laut ist Brahma , und die Welt ist Name [ein
MMSeeprecheaee Wofrt].<«i> Der Meoeoh het eke ewr m iaeeehei
ImI» «od die e» eehi Ohr eeUi^eedeB Wellen eaTenehnee; dttieli
dto All «Ist Oettee Steflie, «ed ee hedeff eer eeiplltaglteher 8^
4e SU erfiMsen; — und die Veden sind der Ausdruck fttr dfeseo
Gotteslaut, sind ebenso UTimittelbare l«otteserschei»uHg wi(^ die
Natur; 3) wer zur rechten Ibinheit mit Brahma gekommen» bedarl
ihrer freilich nicht mehr.
') Weben laL MU I, & tl7. ^ «> Sanaa-lfimaBM K Wind. & mi.'-^
^ A«Mh litt.
'Ii icr tewegterea EpeaMÜ tmd der oMel folgendeii aäaaät
im Vktmkkm Gottes «vf M Well noeb eine andere, vUA
bestiiniiitere Geetall en. Die Welt ist in dieser Periode Tiel «eh»
als sonst als Wirklichkeil erfassl, und auch die Gottheit wird
anscbanlicher und menschlicher. Freilich das Urbrahma offen*
hart stell auch hier nicht, zieht sich eher vor dem L^rm der
BfirnheToIlen Kanpfüa^ in noch grauere Feme zurück, aber
die Einzcklgötter treten um so kräftiger in den Vordergrund und
Ii «Imi lehhnftea Verifielir mit den Menielien. Und besendeiB
n. tt
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I
ist es der Gott des bewegten, ^scliiohtlidieo Lebens , Vischnu,
welcher mch mit hohem Interesse um die menschlibheu Angele-
genheiten küHuuert, und helfend und rettend in »le eiogreifl. [
Wenn bei dcu an sieh dem geschichtlichen Leben fremden
Indiern eine schwaohe lUgnog eiiftes solchen auftaucht, da ist !
BS mcht der Mensoh, tondeni der Gott, welcher das Rad der
CSaseUdhfte n Bevuegsng wm. AvalarM [8. §71], ftat
immer amr dem ViMshmi, eelir-selteii «ad i>i1meheieliiih mar
mleNkelmlmMdigdiam^irasageaoliHelm bntniehiimi des rtib
gi5se Leben der e][H8chen Zeit Sie sM im der Vedensseitiiielit
vorhanden, sind auch ila gar nicht möglich. Das später stärker
hervorti^eteude sobjective Element, die schärfere Unterachei-
dung des Menschlichen und Göttlichen, im (ic^ensatze za der
atoee VedeniollEe, und die selbstständigere SteUong des Meii-
■iiten maeiien auch eine schuldvolle Entfernung des Menschen
rm Gott wid eine GefiUudiieg der AleeeehlMk tmüt^ßoL De
IfcM der Gott deeLebmm vettend ein bi die Geeddiobte« tritt
eelbet fai dieselbe, mmmt eieen kdieeliett Kitfper an, glsidnid
eb idiien Thi^* oder efaiea Meaeehenlelb, vnd eiedMH ab
kräftiger Helfer, als Held in den Känipfen den Lebens. „Zwar
ungeboren, — spricht Vischnu, — unwandelbar, und aller Wesen
Herrscher, Herr meiner eigenen Natur, werde ich doch durch
meine geheinmissvoUe Kraft geboren. Wenn in der W eit die
grdmmigiteil smlf t and gottlos Wesen aimimmt , so lasse ich mich
selbst geboren werden.'« ^ — Wem die £mbeit 4ea MeamlMB
mit 4er GolOMit dereb Sebald geeMM and eiae S^ameia» «in-
gtMten fei» dtan erfolgt ein Übetgreifea dee waÜelMfeaGftM
fa.dieronitoeidieBtfiiriimeieMeneddieit, umdie.meiiemM
Em ibrem Urgründe zurückzuführen. Die Avataren sind
zweites Auästiömen der Gottheit in die aus ihr entfaltete, aber
ihr frenul gewordene Welt, eine Wiederholung der ersten Ent-
faltuno^, eine Verstärkung des göttlichen Elementes in der krank
gewordenen Menschheit. Dieses J^intreten in das geschichtliche
Ihebeaiiel^Mtteiail'äldbeingeetaUaagy nicht eine obeifläcbhche
Vemaadlmigf efwdmeiaaged^ieiwk WisUicblfaili.. 2te Gut
emMa^ alekl Haee ^lAbeirgebead^ a>mdf wi : mM. yabarea>
W9A lebt die :gaiia« aieneobnelie Eatwicfcelung dtaaiäir:.ev^
W Geschichte^ wie er in den Vedea aur JNatur geworde». ■
li)ie höchste dieser Avataren ist die Erschcijiung des als
höchster Gott auftretenden Viscl»iu als Krischna9") der tlcu j
köpfenden Helden liilfreich zur Seite steht, und aagleaUi
Verfaftadiger der Juicbaiaii jkkenntniee eregbeiatt ^ . -
, ■
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330
In der aUeaten Darstellung der Avataren, im Mahabharata «iod
dereo zebo erwähnt 9) Später siod deieo zwei uod ciraozig; so
erscIiiaB Vischnn als biasender Brahmane, als Eber, welcher die
SMk utm der Tiefe de« Absroads hervmMit» «Ja Fia^ als ScUld»
krfüs, als Maaa-LOwe, aod k ▼eiadiiedaiiar Maasehea- oad
Kriaebaa» io aadMhriallkii«r Seit Ltebliaiirsgegeostaad der
reUgfCseii DMitiiDf , gilt als Kdnigssoho ; seine Mutter ist Devaki,
d. h. die liottliche. Da wein Oheim ihm nach dem Leben
trachtete, worde er von seiocni \ ater Vasudeva über einen Flosa
getragen, ~~ man wird hier an Christophoros erinnert, und unter
flürteii erzogen. Seia erst in späterer Zeit aad oft schlüpfrig ersibU
ler, verliebter Ungaag OMt den Hirtinnen wird mehrfach voa tdyill-
adM IMabtaagaa (OUagovfiada) daigeatellt; Jedoeb liegt etwaa
Titfaaa iai HbMgnBde, da der Scbaaplals biaweilea ab der
HfaBBal eMMat, aad Kiiasliaa dnrdaraa als mHoiv der Welt,
Sitopfer, Haff des Brabma, Viaebaa-aad fhra««*) eracfaeint; er
tritt aoefa als Besieger too Riesen und eines Drachen auf. Später
▼ob einem Jager am Fusse verwundet, ging er in den Himmel zurück,
wo er mit i^rossen £hren empfangen wurde. ^) — Das Hervortreten
des Krischna als des höchsten Gegeustaodes des Kultes tälit erst
in die Zeit des blabeaden Baddbismns, ood acbaiot durch des
Gegensatz zo dieaam beaeadeie eatirlebelt werdea an aetn. ^ Die
fiaddbwtes batlea awar kebea Clett, aber elaea «bar aeiae GlAi-
Ugaa auhltiüBd walteadea Baddba; dieser war wiibMMr Meoach
geweaan, atand dea Olinbigen alber, war TOB fbreai OeacbleefaC
aad Wesen; dieser wirklichen, verehrten PersOnKchkelt gegenüber
hatten die Brahmanen alle Veranlassung, ihre iiebelhalte abstra( te
Gottheit in einer mehr fass liehen und anschaulichen Weise als
Gegenmacht hinzustellen; Vischnu muss als Measch geboren wer-
den; Krischoa ist der brahmanische Buddha. Da fibrigeos die
grossere Ausbreitung und höhere Eotwickelaag der Krischna«
Verebraag erat im filaftea Jabrb. aaeb Cbriato aacbweiaUeb iat,
Md dte batMflaadea Mhb doa Mababhamta aaawMIbaft aaa
aarbBiiiiÜiibfii Mt h&nüktm,*) nebrare aaa Kriatbaa'a Ld^
araihhn Sagea« beawdafa Aber aebe Mbnrt voa der „80lllicbaa<r
Matter und fiber scaoe Verfolgungen , sein Aufenthalt unter den
Hirten, und das Bild des Krischnakiodes und seiner Mutter auf-
fallend an die christlichen Er/ahlungen erinnern, und da lerner
in der Krischoa<Lehre ein frdher uobekaooter monotheistischer Tob
aaklingt, so bt es gar nicht unwahr5;cheinlich, dass hier Berübrun*
fn awl d«r cbii^UleiMa Geaahücbte stiügsfiindtw haboi,
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dass einige Kunde von Christi Leben In die Sage von dem nameo««
verwandten Krischna sich verwebte. — krischna war nreprflne-
■ lieh uDzweifelhatt ein menschlicher Heros, der erst später in die
Mythe hineingezogen wurde. Ob der von Megasthenes erwähnte
indische Herakles dieser Krischna gewesen, i>) ist mehr als zweÜBi-
haft; und wiewohl ami dem Schweigen eines SehrtfMetten tas
* den fünften JaM. nadi Cht. flher Ktiedma nicht, wie Mnind
geschloeaen werden kann , 4ase er dannle noeb nidil veiebt
' wofden aei, so sind doch andi kehie irtcheren Spmen elaea tMfg^
• bildeten Krischnakültes vor dem vierten Jahrb. nach Chr. nachwekdttr.
Wenn es nun auch sehr walirischemlfch ist, dass die Ausbildung
des Avatara-fciystems in dem Sinne, dass Viscbnu sich um eines
sittlichen und erlösenden Zweckes willen als Mensch geboren
werden lässt, durch einen christlichen Einfluss erzeugt wor-
' den , alao ala ein iremdartiger Gedanke zu betrachten ist, so ist
doch eben imr dteae alttliehe Seite der WMBeanWt 4B» wäg^
nonnnene -fremde Element» welches sieh leicht «nd mtgeimp^n
' dBe rein Indiaehen Oedanken anachMennen kennte^ Ist diMh hi
Chrande jeder Menach eine Eraghefnung Clotlaa; vnA »aiali» ia
der epischen Anschauung, ein höheres Interesse flSr das wirkliche,
geschichtliche Leben aurtauchte, als es in der folj»erichtigen Brahn»-
' lehre der Fall sein konnte, so In*? muh ein, so zu sagen, potCMir-
tes Erscheinen C^ottes in dieser Geschichte sehr nahe.
0 Bhagavadg. IV, 6. 7. — •) Bhagnvadg. TV, 6; VH, 6; VIH, W? XI, 24,
n. oft; Burnonf, Bha?^. Pnr. I, pref. p. 128; Bohlen, I, 2»8 ff; Laasen, I, 6H£
693 ff. — «) Lassen, 11, 1109. — «) Blmgavata-Pnrana I, c 3. (Bumouf). -
•) Stenzler, Brahma- Vaivarta-Purani sper". p. 23. 36. 47. 48. — •) Laasen, In»?.
Alt I, 704. — ') Lassen, Ind. Alt. II, 44ü. — •) Ebcnd. I, 623. — •) \Scber
In d. Z. d. D. M. Oos. 1852, VI, 92 etc. — " >•) Weber, Ind. Stud. I, 400. —
tUhMinibMk. Heg. p. 44. ^ <•) W«ber, Ind. St. n, 409. Mte. «r
riBde,p. m.^ *«)Wdb«, ia&,8t.n« m.fm\ vgl dagegia&MNa, u,ii0r.
■ p
h) IKa active Besichnaf dta HsasdMn anf das GMUchei dfjfr KslL
§ 106.
Der Kaltns der brabmanisehen Indier hat zwei von moand«
sehr venM^Mene Stttfea, die wohl anseinander gehalten weP>
wMen; auf dir 4raleir Stoib rah« 4er K«k «Mi» «af
Viefe dar Mdiacliett Idiee, da hat ar ea iiielil nil jtedm CUaakMi
aa tfma« In dea alle« Eiaaddaaeha aalj^dit,' aoaderii aaradtdcn
areatfirUdien Gdttem, die der sidnlichen Anschauung viel aiher
stehen. Es ist sehr imtürlich, dass das ganz abstractc , inlialt-
leere Lrcins dem menschlichen €remiith Icalt und i'remd gegen-
- 6ber tntt, und Liehe weder giebt no^ eraseugt, dais dagegen
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fcwlithflii mä «■■chmlidltti IftMglgiUer dem Menschen
befreundeter entgegenkommen , dass das menschliche Herz We-
her tiiescn bestimmteren Gestalten sich zuwendet, und sie im
Kultus an sich heranzieht, denn da ist Fleisch von seinem Fleisch,
und Bein von seinem Bein; in dem Urbrahma ist doch so gar
amkn^f was den ■jenachlichen GeisI betehiltigeB^ dm Bäkm
enpimen könnte.
DerKakw mtf dkMrStnie, dter «nf dieeinselMi GMter gerioh*
Mfat, wild» ndt frflheroi Eeligkm»tiifim ejgintlkh gnatonmen*
mm, ^ mit im Vcrdmmg dar Natnrdinge (Bd. I. § U. SS)
lMH»fern dIeTereiiiteD Götter blosse Natnrmächte sind, — oder
niit dem Dämoneukult (cbend. § 37. 51), insofern sie als Geister
gedacht werden, — wenn nicht eben jener einheitliche Hinter»
grnnd wäre. Die indische Religion ist, selbst in ihren niedrige
stenEntwiekelnngsstnfen, schlechterdings kein wirklicher Poly*
theism», und der Indier ist sich sehr wohl bewosst, dag» diese
tinnihUB Götter nicht vott £wigkeit mnd und nkkt rmk sieh
Müit, dtM sie Oreataroi wmd wie er ialbtt, daM er ihsen
«benMrtig gegenfibenteht, — - und er Itet sie dieta ftUoo.
Anth mm£ dieser niedrigeren Stufe tritt er vor seine Gött^ nicht
wie das Geschöpf vor seinen Schöpfer, sondern wie (] er jüngere
Bruder Tor den älteren und stärkeren. Das ist ein Gedanke,
der bei den erwähnten früheren Religionsstofen nicht walten
konnte. Die Verehrung dieser Götter ist also nicht eigentlicher
Kultus, ist nur Ehrung und Anrufung, fast ganz so wie die
Verehrung der Heiligen und Engel in der katholischen Kirche.
Mier fiaden wir hier ehie Erscheinung des Ksltas» die wir
hl dsr Usheilgai GsscUdite nieht gefimden haben, und weldiey
soMd man jenen dnigen Hintergrund aiMser Aditlissty gfadem
siMdoserseibebienniastat aber in der indischen Wehansebanung
grade ihre Berechtigung hat. Der Indier kniet nicht demüthig
flehend Tor seinen Göttern, sondern er tritt trotzig und fordernd
ihnen gegenüber; er dient ihnen zwar, aber nur unter der Vor-
aussetzung, dasK sie ihm wieder dienen; er preist sie und spen-
det ihnen, aber er fordert sich ohne weiteres auch sofort seinen
Lohn dafür; er thut den Göttern kein Gutes umsonst, sondern
supi'aiah an ihnen in das Verhältniss eines Tauschhandels*
Dia GMtsr.baban YSDdeniManselieD nichts na fordern; gisbt er
ihasn and lobt.ar sie, so will «r auch etwas daftr haben, Zug
«nZug, nttd «r Ibrdcrt inmitten des gesteigerten H^fnmenpreises
sich sein Entgelt mit der naivsten Offenherzigkeit; die Götter,
scheint es, woUen ernstlich erinnert sein. — Die Gebete in
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den VeiBB, ba die i^iwelaew GMer güfafeM, prcimn «Hwii<o
die Macht, den Gittas, die Siege, die hflfreiebe FremdUeUEmC
dcrbctbeu, oder wo sie bitten, verlangen sie Reichlhum, Bei«
stand im Kriege, Unterwerfung der Feinde, fast nie bitten sie
um Weisheit oder gar um Vergebuiig der Sünde; das sittliche
Moment tritt völlig zurück; der Mensch hat siek vor diesen
Göttern, die ja seines Gleichen sind, nicht in den Staub zn wer-
fen, knt von ihnen keine VeneUmiig und Gnade zu erbittti^ mr
iiiren Beiitand kam er btanoheB) und er fiiirdeit ihn In iMgeili
mer Weise. Die Geliete sind fibanm ebKMdg, wiBderbeto iMl
vnd fort dies^lien beeekrflakten Gedanken, »ad aefgen muM
wenig Tiefe nnd Wftnne, woU alier cnien glikenden Fenida»*
hass; Vernichtung der „Hasser und Neider der persüjiliclieii
Feinde, ist das Lieblingsthema der Gebete.
„Hier ist der honig:9iisseste Sorna, in Opfern ausgepresst, den
triokt» o A^vifis; spendet »Schätze dem Opferodeo. Wenn iodra,
ick m vielen Guts Beherrscher wär*, als du gebeutst, wahrlich, dea
Singer ftzüge ick^ Sckatependeoder ! nicht Hess ich ihn der Dfitfl*
keie«>) y^Gepreasten Tmake kibaiagen w» 4k, lata» m
SdmtskeaitBer« Speiae an emflaagen;. kiiqg Giler nna» wie Kd»
■er je beaeaaan, waa, naaenn Staaun» giek fiiag in defaMBi Stkiiw
, Ergrifleii kaken wir, lodm, delae Rechte, nach Sehfitsen gierig,
der Schätze Schatzgebieter; . . entsende hehren, segeosreicheo
Schatz uns."*) — „Was, Jodra, mir noch nicht von dir geschenkt i>-t,
Blitzschleuderer , die Güter alle, Schatzspender, bringe mit beideo
Uäodea uns herbei ; . . mit mächtigem Heichthum fülle mich , mit
stierereMMm» dena dn bist gross/' ^) — „Iodra wird des Reichen
SdiMze kfingea naa^ an watea dario bin an die Kaie,***)
GeMkeilan kalten ea fifr eiae ScWd, deai Opleradan den Waaicfc
an erfliliea» ia weloiiett er die Opfeigalie Iniagt*'^)
INeLehgealageveiiaikeB den GetteraKnftnnd Hafk ».Mm
Stitke nnd deiae Macht, deineQ kerriidieB I>oenerkeil schärft Lob-
gesaog.*' ^^Deti Indra machten Gesänge siegreich, ihn, den evrigco
Kuoig." „Welch Lied \\\rd jetzt dem grossen Gott angestimmt?
deon diess vennehrt aeiae Kraft** Mladca, der dosck reiaea»^si|g
eistMkt''^)
Das ganz allgemeine uralte Gebet an die Somie, Geyatri
genannt, wekkea tagUck gebetet wird» iat ftikar ecken erwihet
(S. 3^}; dieaaa Geket iat Mckt lilr jeden kidier« »AMa M
die WiedaikaluDg der Gnyakrl bann ein Baehaaae 4Tifliiniilighdr
. eaiplakBy er mag dob andere rel^iSse Handlangen verrfcklea «iw
tddil; ^ Des Morgeos in der Dämmaruog soll er die Gayatn
343
MtkiM StaM üilMwi wiMuAtBi Ms er 4ie Shmak äM, und
sind. Wer ^ Gayatri Ib der MorgeodSniBieninf^ utehend hersagt,
entieriit jede verboigenu nächtliche Sünde, und wer sie in der
Abenddämmerung ritzend wiederholt, vertilgt die FieckeO| weiche
er oboe seio Wissen den Tag Aber cmpfanifeD/'ß)
Statt des Befnusatseins einer Schuld finden wir in den Ciebetea
Mrfjgü'dMi der Unschuld. „Wie ein Knecht will ich den Speadcr
«InttdbM» dm eifrigeii Mi Uk SiadlaMr.«'»} Die^flüteMa
MMn, dl» ii» SiiiiiitoiiaMilaatn riMcHtetwii, verlMtgtaaMl
• A ChMd« wd Vaqgrtiuf , «oiidM eiae Miir nieeluMdaeiM
ader Ikat phyalach ■> r h aniaeto RajaigiBng; ao wM daa Feuer, Afrni,
ar)£;eriilefi, ,,dass unsere Sünde entfernt werde;" ij^ii Gcuiu»-
6ern betet man: „entfernt alles, was uchuldvoU au mir ist/'^^)
Die ünsicherlielt den dem Gebete zu Grunde liesienden Bewnsst-
•eina zeigt .«ich auch in detugevvübniicheo «Sichwankea zwischen den
Gütern , zu welchen gebetet fdnk' Oaa Gebet fahrt oft haaüg ml
mmtäi§Mmmdbm; la eineii -nd dbnarifew A^lMSMDtg^njflmail
die Tmdiiedmiataft.iiickto^ift, wa§mkm,* waUia die liebllsa aet.
Knaith M awahriat dia«a ÜaaiahtrMt in «iaer Stfi»« #o der
. ftaMan» Be*ir Tau drar Mttan aalNr fanoMr im^ eiaaia ato dwwan^
daro gewieaen wird, der andere aei der rechte, der helfen könne,
. bis er so die ganze Götterreihe herumkommt. — Später ordnete
man die Sache, und die Bereiche jeder Gottheit wurden schärfer
bestinimt; um langes Leben betete man zu den A^vins, um Sdion-
heit zu den Gandharvaa, ata« Anch iv urdea für die Gebete wie
.fik.dle Opfor aalir yaae, aiveh daa Miairfidiaf lievflekMitisaada
HilaaiaevackiliMa ^lagalMD.
DtoaMt WtadiiMittig mf^Mm WaitB^ b«ioad«t« da« 8e^
. Mnaab daa Ate, iat kMua wAa Cfabat an rsobaia.-
») Samav. I, 4, 1, 2. (Benfey). — «) Ebcnd. I, 4, 1, 8. — • •) I, 4, 2, 1.
OH» 1,1, 1.^ »)<pa«Hiallia«9Mhiin, fa&ZL4'0.11OklV^ •)Sf^
laifr n, s., i, nj n, 9, 1, i, a, 1, 4,— ^ i, 4, 2, 4. — •> Mum,
n, 87. 101. lOfi, — *) Blgr. y, 6, 6» 7 (Biofey). ^ Bigr. I, b. 97, 1 «tc, ^
Bigv. I, K fid, •<) Aitareya-Bndmuuia, TU, 16. (Both). — Blug.-
Ihaüuiy II, 8, 8.
§107.
M<i'ki»aMligeg.MOcli owcfcfliBt das VtMMam des IfeMehen
MtemdiflrliilibiiGOtimiiiiOpfttv. Diese CUMer MHhrfen
^b'Gcadbflffa dar AMnog «ad Emilmiig wie alle aadeni eul^
lieb dl W csen; undderMenaoh spendet ihnen kräftigenden Trank
wiid.N^lmiog9 und rühmt sich dessen vor Urnen) daiuU diese auch
M4
wkemHiidi •etente da» cmpfiaigeae Imlid. DtoCHMInr lMta
wirklich etwas von dem Offer» ätte Knft wM enMvt «ad evMl,
lind der opferiKlc Brahmane giebt einen Beitrag zu dem Wachs-
Ümm (kr InUterkraft, zahlt eine Actie auf dieselbe, und bittet sich
dafür eiue reichliche Dividende aus. Ja der das Opferfeuer ent*
zündende Priester erschafft den Agni immer wieder van neaem«
Diese wirkliche Nährung «nd KrftÜpug» ja £rzeagung der
GdUer Ut^ise YoMtellung, die dem eigentlichen Kultus in jeder
Religkin TOUtg frend ist (Bd.L$80), und das imiiwhtOyfcr
auf dieser Stufe ist als» dwas {^aas aadsfes» als was dst mwk»
VuAutm Opfer- Idee elgast Das wahre Opfer ist Aecall eis
Haldigen oder da Anfopfern , jedenfalls eine thatsAoklidie Er-
kläruiJ^; der cigiiea üiitervvürligkeit und INiclitigkeit, derGoUlieit
gc&;enuber; — bei den alten Indiern sind die Opferspenden eher
eine Erklärung der eignen Macht und Grösse; der Mensch ^ebt
da wirklich etwas, was er vor dem Gotte voraas hat, und dec
Gatt empAagt etwas» dessen er bedarf; der Gott wird nicht
▼eisliliat» soodem besetieakt, and er sehealrt daakkar wisder»
Sieg, Ptode^ Kfilw, Gewina im Spiele etc.«)
Dieser Gedanke Isitt var alleai bedantaan liarvar ia in
SoBia-Opler, fiwt die ^naige Fenn des Oplsrsin der iltBiii
Vedenzeit, und die Hauptsache der ganzen GStterverehran^;
die ll3rmnen dci^Sama-Veda beziehen sich fast alle auf da^^selbe.
Bei diesem Opfer der Milchsaft einer Pflanze von bma-
schender Wirkung ausgepresst, und nach einiger Zubereitanf
gespendet und von den Opfernden selbst getmokan. Der So-
dMMaft wird oft gradezü als mächtige Gottheit betraehtet ondss-
gerafea, als »der Belebende, der LebenslMMrti dar Slirkslid% der
Lebensqneli, der kraftbegabte Gdtteroianager;** er wiidaeka
Agni gestellt; in naakvedasaber Zeil ist er der.Gett des.Moadsi
Dieser gespendete Saft beranseht den Indra und die sadMi
Götter, giebt ihnen Muth, höhere Lebenskraft und UosterbÜdi-
keit, durch ihn begeistert verrichten sie ihre grossen Thatenj ujid
die Götter drängen sich wohl gierig zum Opfer herbei
Die Bedeutung dieses aufiallenden Opfers ist höchst wahr-
sckeinlich folgende. Die Götter haben Dasein und Leben am
dem einen, allgemeinen Ufgmnde derMatar, und sie sinrl ver-
gAaglidie Natavwasen, der Emenmnng ibier hbifimigen Ew6
bedirfUlg. Dotab die ganne Matar aber ist das Bmdnan aaiga*
breitet, es ist die Seele der Welt, im Mansnban ist es derGeH
im Thiere die Seele, in der Pflanze der Lebenssaft; und dw
Milchsaft der äomapUaw^e ist die Unmlnh der Welt, iai gewis-
Stf
sermassen Brahma's Samen , aus dem das AH entstanden, und
der noch in dem lunern der Natur sieh birgt, ist der immanente
GoU. Und dieser Milchsaft berauscht und kräftigt; in dem
geifitigen Getränk erscheint der Lebensgeist der Natar, er
Mdii JUebens^pMlU alles Daseins, die Sterbenden trinken ihn
vor den Tode; — er ist der Nektar» der dem Genieieendett ün^
«isMifllikeilTeileiltf. Der ü^ter eitfbel dfeee Lebnequefle,
«d«te er teFeMrenMedend den Agni Leben gleirt, eneogl
<r» d— BiiBMi pieeeead, de» GMenmene , höhere LebeDskreft;
•r befreit den in die Bande des Irdischen gefesselten Gottessaft
aus seinen Fesseln, und lässt Ihn strömen zum freien Genuss der
GöUer. Die in der Schöpfung in die entferntesten Adenj der Natur
ausgeströmte Lebeuskraft kehrt im Sorna -Opfer im vollendeten
foiainnf des Lebens zu den höchsten Vertretern der Gottheit
awieks Sebfipfimg nad Opfer sind der Biatmiaaf des Alls in
teAfleiisiaaAd VeMa. Der äomaiet deavea deaiMeiieebea
lieAHe AmHUf ^latdeBaaebteBpeii ^dea.6MIM
iritat bwaHelia waiiailHah i^liiiebai 1%,
Da «Ne Katar ¥m göHliebeai Weeea iel, eo iet aaeh Ihr
LeLieii.ssalt göttlich, und Soma darum eine mächtige Gottheit;
die Einzelgütter werden getränkt durch die allgemeine Lebens-
gottheit; ja Soina \v ird aueh folgeiioht% ohne weiteres als das
lirbrahma selbst erklärt.
ibfn deeehalb» weil der Soma der-Sameaflaft der Natur ist,
«wde er später zom Giott dee Mondes, denii 4er Mond gilt bei
tel aUflt ceiaala&lwiM Vdlkeni ala der Eiieager ^ Fraebl-
MuÜ, alaBelMerer dea Weebetbaaii aad der BeftaehtMg.
ia te ttaebfadiacbiB Zeil tritt fldroaepftr nebr aar«ek,
md an seine Stelle tritt in einei* wrinaebeiaHeb'eehr abalicben
ßedeutuiifj; die Spendung der geschmolzenen Butter, an die Stelle
der iS omamilch die ihierische Milch, die Nahrungskrelt der hei-
ligen Kinder and das koetbarate Prodact des ViehiKuelU Dalben-
den Volkes.
Aas aach von den Opfernden goaeeeenc Somaopfer erinnert
eafini aat daa ebnaiMclie Saananent des heiligen Abendmahls,
aMlaa-ialamib M dar Tbat ein gMoher Graadgfidanlra bei bei-
imh AafmdMaa des götdiebe» Sabie in dea Meveehea dnreb
ein ainnliekea Medbmk Der groeea Dnteraebied ietaber der,
dass das Somaopfer durchaus Natureharakter trägt, dee ebrist-
liche Abendmahl aber Geistescharakter ; der Soma ist der gött-
liche Lebenssaft schon an sich , und ist durch die Natur ausge-
bnoiali In dam.Abeadmahl sind ficoi and Webi.Mnla an eich
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j^chon das Göttliche, ^on^ern me werden es erst dardi die Tki»
tigkeit einer geschichtiiclieii Macht, der Kirche; dort ist d^r
Snft, so wie er ist, auch schon das Blot Gottes selbst, hier sind,
und zwar in allen Kircdien, die elementaren Stoffe niir die TrS^er
4tß Göttlichen, siod das, wednroti die CSegeawart deseelbei
8«me^ Ten «tseHgeo, gebirae« [dakereMs, Mw« n*^
tri« die SoDoe als Enengeiio], dsMi: den Saft awaproesea, hüduaHt
»»ein Wesen tod finuMiefer Befeochteng, od ist stMiWUHmil
mit -^ftTjv ; das HaoiBS des Seodavesta ist Hit den Sssm HisssUhi
eins. 2) Der Soroasaft heisst auch Indu, Tropfen; er ist der Saft
des Cynancbuni viminale oder Asclepias acida oder Sarcoirteniroa
. vimin.; er bat eine narkotisch- berauschende Wirkung. f)re
Pflaoze wurde in raondhelier Nacht auf Bergen gesanunelt , mit iler
Wocsel «usgehobest veo des JUitlero gereinigt und stnacben Stei*
ses gepresst) dann wurden die xen|uetiH:hten Stasgsi vlt Waaser
ipsspieiigt^ Qsd des Hündss 4sfeii eis Meli gsjpMSSty dsf AsH
mit gel^llrter Bntter oder MeUws is aOrssg gAissISi miAämmm
de» drai Tageasetai gespendet ssd nw des BnAsisses gesssses.^
Vielfach eiselieisl Smn als der eiiesgende Ursame der WeH
„Du hast diese Pflanzen, o Soma, alle er/.euget, du die Gewässer,
die Kfihe; du hast den weiten Iii mm ei ausgespannt, mit delnea
Liebte, [welches aus der von ihm erzeugten Sonne strahlt] hast dn
. die ITinstemisse bedeckt"^) Von Idenschcn getrunken encheint
das Sona wie bei den QSttsm als Anirita [Trank der UnsteiMid^
iB6il]»<> ssd iMissl der »yUastsMsMeit Ursssbs,^^ wie Is dir
psislselies ReligisD das tmsssilü Bttsns, ,,4» 4stf fbd UiHt&h
Mds.'^t) ^UmA ddss Opltr» s Smm, mvdss dto Olltsi ss-
steMeb.^ »,Disk tnidbes ssr UsslerbMMtdIe Ofll«r;<'«)f9«ss
' Hanu den von den Mensdien zu essenden Opferrest Amrita nennt, ^
so tut diess wahrscheinlich der Sorna. Der in den chinesischen
Geschichten eine ho grosse RoNe spielende UnsterbUddraitalraak
der Tao-tse [S. 82] ist obne Zweifel der Sorna -Trank.
Dass der Soma die der Natur einwolsiende Urgottheit seifMt ist»
die in sichtbarer ülestsitsteb offenbarende lialsrseelst 4si aus vie-
les £rldiiiisgss gans nmveMlisfti Is eiser Sysss lis das
MUSS iMlssl es: „Oer Lsbes spesisi «sd IMto glsU» desns
€ebot slls iMlblgen, ssd die «itter sseh« welcfc ssiieü €lst>i
srHes irit isU Opfers mdMsT CMtosersls weMsrMseir Ist gebe»
ren, der da tlie Wclteo alle hat durchdrungen, Pradsrlmpati . Kich
an der Srböpfung freuend, nährt die drei Lichter fAcrni , ^ «'»ju,
rya], isdra, Varanay sie iiaben dich geuMisen eiast im Aoiuigi
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Uiren Gennsu ^eniess ich nacli, das gSttlidie Wort, geoiesse des
Soma: <]enn dieser (iott füllt alle Regionen, er ward zuerst tjebo-
reo, weilt im äcboo««e driiioen; er ist's, der sich entfaltet jetzt,
wuk ^ dar «ich entfalten wh-d; «Ugegenwirtig weilt er überall, der
erseogeiMle eine Gott.'* >o) Das Urhrahma weilt ,,als Gast*' in der
OpCemWe [dto« Soaa].>i) ^ ^IM Etile ^üiditig» ich [da«
OnreMs] vd «Ute dl« TUm dmh smIm Krafts idi emilire
•llePiMo, aridi f«rwiiideliid la ikr#B aOt«'
WkMf i«t W«iM jJgcMa Stelle elMr VpenMedes der
Sorna, im Monde als „Speise der Götter^ enieagt, verwandelt sich
In Re£r<en. dieser geht in die Ptlunzcn, also in Nahrung über, diene
venvarMielt ^tch genossen in aninialischeii IS amen , d<^r, v<ui dem
Weibliehen empfangen, zum Keim wird, i^) Schot) in den älteren
VedeotfaeUea ist Gedaniie auisgesprochen , dass der Soma ur-
ij^rdaglieii an BaMiiel ial, nod durch den Regen auf die Erde
kaMri;H) ^ ia des fioiMMeft evecheint da vOHfser Kreislaef dea
dank das iJI aaagefcieiNlaa Leiaaeelcaiaolaa; alaigt er im Regea
aar fiade Widadai, m ate%fr er lai OfCer aam HinMBcl aaipar ead
alfert wMar die SaHaleGlMa. Dar Ibaprung dea SaflM lal alaa
weder ^ai Monde, noch ie der Pfleaae, Medoiu beide dad nur
Durchgangspunkte, ^\ie für das Blut das Herz und die Luniien.
^IXer Ailgestaltige [HrabuiaJ ist das Opfer und der Herr der
Creatoren; in der Gestalt der Nahrun!? wird er zum Opfer. Durch
0{ifer wird die Sonne genährt, aus der Sonne entspringt Hegen,
aoa diesem Kriuter, und diese als Speise werden in der Gestalt
ve« FlOssigkeit zar Sameni—chÜgiidi. Die vpfiflgiwhe FMadg-
Wl^ üekhe eea dar DaiMagug aInaOegaaalaadae an dle^Mtter
eeiapriogt, wM, aatfcilf aie die OSMar erAael ead dea Opfere*
dee dee IieliB veranhaill^ dvali dea WM am Heed getragae» eod
fe» da daMk die fliiahia« aoai €llaaae der Saaee, Die Seeae
ächailt aus ihrem eignen Kreise das herrliche Amrita, welches
der Ursprung aller Creaturen ist Aus dieser Speise wird wieder
das Opfer , dann wieder Speise und wieder Opfer. So dreht sich
dieser Kreis ohne Anfang und £ode herum. Aus der Ver-
gidchoog laH daai Voiigao erhellt die Eioerlelhett des Amrito und
deeSiMDa« Bemeifceaawerth ist dabd, dass wie bei der Berdtong
dea himdlarhee hm^ daNb die Wtler [a MS] die Lekadyni,
dto ttüfe die Sageaa^ aea Am gcfca— a daa ndkMgeo Maarea
toaeii«dgt, ee aoaeh aa« der la daa Waaaer gegeaaeaea Opfer-
apende von gelMerter Baller oed MMl, Tetweadt arit deai
Sorna, — welche die ans der grossen Flutb geretteten Menschen
daitotciiten, die eegenbringende Gdttin des Gebetes* Ida, herauf-
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steigt und dann die Matter des jetzigen MeoscheoG^eschiechtes
wird;**) — da» MUchmeer, die i>omamilcli, die thierische Milch,
das ist alles wesentlich dasselbe: alles Leben aus der ürmilch. —
Zu der uiederholtcu Beziehung des Sorna oder Amrita zum auimali*
sehen Samen ist auch oocb die die Zeugungsicraft weckende Kraft
des persiflciien Heema m TergleicheD. — Voe dlem Sorna • Aaata
itt lieade aptmtm umh aoch Phiums; „Dar Bieml wM Mb
Zunehmen mit Anottn snfittlt, behn Volfanona beten dia GmUm ihn
eine liaeht hindorcfa an, und dann trinken nie alle achat den PHrfi
nnd maebto einen Fingerirat voll« bin niehta mehr da1at«ia>
Auch in den Veda-Hymnen wird Sorna wiederholt für eine Gott-
heit erklärt „Es trank der BiifO l [Indra], der vielkräftiffe, deo
gersteugemischten Somatrank mit Vischnu freudig; er hat berauscht
den grossen, breiten [indra], grosses Werk zu thnn, er hat, der
Gott, den Gott geehrt, der wahre Inda den wahren Indra.^* «.Reio
ntrSme, Gott» als Lebenehort, es geh' dehi lUanch in Indra eia.^
„ümk Prinntara Draek gavciaigt, af^ondat aaban Saft dar.fiott
den CMtttarn»^«!^ „Er at«bt geiebdge «bar ^daa WM» aleiaait,
fioma, glahdiwto dar Saanengott,'' ^ ,,abi Ckilt 4an fllttaw mag^
presst;"^) er wird m der GütterMibe neben der Senna» Vnmna
und den A^?ins aufgeführt, ^i) und ist „der Götter Vater, des
Himmels und der Erde Zensier, des Agni und der Sonne Zeoger,
des Indra und des Vischnu Zeuger/* def HimmeLs Trasrer, Herr
der Welten, Herr der Fluth, der Götter Brahma, Lebensqueil, der
. Unsterbliche, des Himmels Haupt, aller Welten Kynig^ und Kom
jeder Oraalnr.as) Man betet zu ihm umfielahtbttm und Kraft. ^)
f^Da^ fltoma^ Ittraat nna den taabtoa Wag}«« dn^ nteiii dniabdalaa
6«iriie, allwiaaaiid, « . daa Minnem PaiahHmm apandandt wte dw
Kiialga Vamna Tbatan iriaddla dalnan; gmaa.nad'eiiabcmi o Samai
ist deine StibbA... Du Wal der FrooMm Barr, dn KMfrvnddsa
Vritra Überwinder; du, o Sorna, bist für uns de*» Lebens (Quelle,
wenn du es wolltest, würden wir nicht sterben, du, der PÜanzen
Herr. Bewahre uns vor jef^rtrheni Verderben, o Glänzender, niebt
gebet unter dein dir ähnlicher Genoss. Diess Opfer, diess Gebet
io Crnade emp&og«id, komm* o Soma^ aef uns zum Heil»., nai
naba ^bidlg nna. . . Glfiiiaeadar Soam, war Xbail an dir bat, wem
dftgäidig' biat,< der Staibliabe jat:a«Mb imd we&ae^ Dar Faiade
fim^er, d«r Onateabllrbkair QqaUli, o Seau^ bn ObuMl gawibra
betfliaba Spate «w»^« Dhsb, den Unbaalagtaa, der Mbdm Wüb-
' ter, den Im Opfer Geborenen, erfreuen wir, o Soma.^***) — ,.Agiil
und Sorna, hüret auf mein Kulcü, nehmet gnädii^ auf mein Beten,
gewütet eurem Verehrer Heil. • . Agni und iSoma,. ihtiJmbt im
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gemeinsamen Werk diese Lichter am Himmel befestigt; . * Ihr, dnrch
das Gebet zmtehmeod, habt des Opfert« n egen die weite Welt
gemacht. Aijrii und Som,T, esset von der Speise, die euch gereicht,
und seid uns gnädig, (inadenüpender.^**) — Sorna erscbaMii Mich
b deo Veden als ein durch 4m AU ansgebreilttler Lebeosocean,
,/m ¥M gehm, gleich Vimn Idem Wmmt] v«rtMlet, ein
Oceev; der Omo «Mal n dem hachotoe Tiiger [BnhMa],
GMdbBpfe lemeeJ, eb du Welt fieUetar, <br 8eM, wMMg,
ftiisgeiHMiet dhnch fiteloe^«' „Mit fNwMta AHeat seogend in die
taoe.**M)' Er tat die Unallcb, dae Urwaeser, mtm welehem alle
Creaturen entstanden. „Diess Grosse hat vollbracht der Herrscher,
Sorna, als noch des Wassers Schoost» vcrhfiHt die Gr»tter, gereinigt,
legte Starke in den Indra, und in der Sonne zeugte Licht der Indu."
„la deioem JUeth trägst» Soma, du das All.** AUdurchdhogend
strSmat da, SetM^ do leuchtest als Gebieter aller Schöpfungen." ^f)
ficia'g KttÜ» ,,wohMi im HfaMnei Oed auf der Erde, hi de» Ber-
gen, Pfleeiee «ad Itewieeew ued he Opfer dee See» weiden
Ahheege der Beige kl der WeiM [fedt a] denh .Opler gezeugt^*
Ale Ooilh^t wird Seiiia eft mit Agni ■eeftnieeiigeslollt i ^) das
aus dem Holze auflodernde l'euer ist ebenso wie der aus der
gepreKsten Pflanze träufelnde Saft die Erlösung eiaer Getteaioacht
aas den Fessebi der Einzelheit.
Der Somatraok berauscht und kräftigt die GCIter.^^) Be-
iztet ist der Somatrank, o lodra, dir; nahe, tapferster Sieger, Kraft
erfttle dich» wie die Seaee eut ilureo Strahlen die Trinke den
heiekeieu* > den tmBiiiien ÜBelaililhAfceit i niieiheei nnd er«
ftwani.**!*) ledni epitaMi edMtttehde Winde hat der Trank
mUk wtgm9Mi$ hi*e kh denn Senn getranbenf Der Trank het
eddb ee%er«ltelt wie flffchtige Pferde den Wagen/' ,,EBts«rQiiie
aU kraftvollendender den Gütieni ^^uniTratik, zuai Rausch." ,,Trink,
o Indra, diesen Trank, den hehrsten, unsterblichen Rausch." „Ihn,
den f ndra . erstarken wir tai des 2;e\valtj^eTi Vritra Mord; dasOpfer
gab dem Indra Kraft, als er dieErd' umhüllete. Walken schatlend im
Uiamielmnni.'^M) — „I>ie Gefthrten, o indra, sclieeen, Sorna hal-
lend» nach dir aher» dieh nihrend einem. SdcMigleiok'« „Der
tan» indra^iel dir gepreeet» er Utile didi ait Kraft» ee ««ie die
Senne die Well Mit ihfem Strahl; derSeae iet geprenet» totWeane-
Mk, e Opfeitor.«* „ Bieeer eieee» henoecheedele war hier»
deeeeh Mra ireok^ war in der VritreeehhHdit. " m) Der raeche
lodu [Sorna] strömt im Milchgewoge, Indra mit Rausch und Kraft,
deräknBa, füllend, . . verbreitet Segen, er der Stärke Künig/'^?) —
*
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too
fltory ilff 8mm f^■c^^ bdim. bagdvt flamtniiilg» ftmto,
die Falbes ikd gesdtel» « mlit 4er ViUnttdler M.*" ^iKe
GOtter eüen nn Preeeendee, «Inner aU. sie den Mriife heU,
verzuglos kommen sie zum Rausch."**)
Id dem Bewu^stsein seiner werthvollen Gabe Habt sich dier
Mensch den Cuttern weniger in scheuer Ehrfurcht als in eeraöth-
licher Vertraulichkeit „Komm her, wir haben tur dich gepresst,
trink f ledni, dieseo Somatraok, setz' dich auf meine I>Mhe bier."^
- ^Stesse, o Indra, uns nicht lurflck» erscheine bei nneem Opfer-
mM, deon ds bist wafailkb «eeer fleit» biet fimder me.«« „Ukr,
o Gvter« iat Ttetdc gepieeet, trink dfa* deven des Beadi leobt M
dir, e Forabdoeer, apeodee wir.''«») „Udm^ «tinbe alt Lwt na
Gepreeetee, denn de« Hergenopfer iet deb erster Tresk, bemeecbe
dich, o Held, die Feinde zu tüdten. ***<>) Zum Lohn für die Spende
fordert sich der Mensch solort auch Hilfe gegen Feinde, Reicfathtim
etc. „Wer leiert. Arvins, euch, den von tödtendem Huncer ver-
zehrten, mitSomatrank, und doch umsonst t Hier ist der houigsuifte
Saft, den tibiiit, o Agvlss« «sd speedet Schätze den Opfcraden."
„Indra biisge stt INsbraiig uns, zu reichem, iibctgeirsitigcn GvA,**
«^Beiebtfann ebne ins diePisde alle derllQinerer.'<«<} „Vtntkii
selss «IIa ttssM FeUe» diass sei nsseres Opto FfBeiiil>''4t)
Nicht alle G5tter dilrfes fibrigess des Soraasaft gedesses, fe-
w8bnlieh rar die bSbereii, nsd als sacb einer Sage des Mabdbbafslt
ein grosser Asket den beiden Gutterärzten , den A^vins» &us I^nk
für wiedererlangte Jugend, Soniatrank spendete, ergriflf der erzürnt«
Indra den Donnerkeil, um den Opferer niederzuschmettern.
Noch in der späteren Puranazeit kommt da« Trinken des Sorna
ver, und das Bhagavata • Purana weist eineüAUe denjenigee a%
„weftebe neeb dem TrisksD des Somasafles berasstobesde GeMdw
. geolesseD|"M) «ad fas sidfitbea bdiea nM dar Sobmi Jatataeeb
fetmäkes} das frkklithe O^fm daroelbea waide adno m Mass*«
< Mt aaraeck an Jahressckkns grfeiart«^) aad tiat spStar kHMi
mebr sarffek. Statt dessen ersdielntSoisa vorherrschend akiMead-
gott, die befruchtende Macht den Alls;-^^) — diese iiedeutnog bat
er in den älteren Vedentheileo noch nicht, wohl aber in den späte-
ren. und er ist da als solcher der ,JbLeri der llnntsrfeiiTblftit^***)j
aiso wesensgleich mit dem Amrita.
Die bis Feuer gegossene Spende gescbmoisener Butleir<lat be*
leitsni den Vedea eiwihat,«») und erachsist bei Manu alt daa wich-
< «gatlaOpfin, nad ia gaw ihalfoher Baiwitang wie der teMa. «.Die
bi aeFkihna yageeseae BHar steigt büRaack aar geaaa msd, asd
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3Sl
kehrt im Reg^ wieder zur Erde zurück, und durch diesen ent«
springen die PflaDzeo, und von diesen nähren sich die Thiere.''^) .
TÄjiiÄT. I, 261 ff. — *) Fr. WindiPoHmann, m ä. Abb. d. phll. Cl. d. bayw.
AkKL 1847} IV, 2, S. 128. — >) Ebond. 129. — *) lii^^v. I, h, 91, as. (Rosen). —
») Smiät. n, 7, 1, 7. — •) Eig^'. I, 91, 6. 18; hcve, Mythe d. E. p. 137.
WO. 381. — Ta^, ün Jouru. abiat. IV. Serie, VI, p. US. — •) Samav.
n, 4, 2, 3; II, 5, 2, 17. — ») Manu, III, 285. — «•) Mahanarayana-Upon.
i; tl. m, M— M. tk Ind. Btad. n, SS. — >*) Kathaka-Upan. V, 2. —
HifiilJgiU, ZT« IS* Ghiiidog7«4Jp. V} b. WML 1174. — - m^Uib,
kitihilifet TgLBpactt I, »S^-^- >*>X|iiMnt.zn, I«. ^ «•) Qa-
UfttämMmuu^t in Weben lad. St I, U*.-- Wiodiiduuiiii» a. O.
8L Ui. — Ii) Yaja-Fnr. inWiJaan'aTheeter d. H. 1, 96. — i»)SeineT. 1, 5, S, 3, 5;
i;«,!, 4. — •») Samar.n, 1, 2, 16; U, n 1.5.— »«) Blgv. I, h 99 »•) 8»-
■ir.I, 5, 1, 5: r, 6, 1, 4; I, 6, 2, 2. 4; H, 3, 1, 19. u. a. — »») Kigv. I, h. 43. —
•*)ligT. I, h- 91. — »»)Rigv. I, h. 93. — Snmnr. I, 6. 1, 4. 5. — «t)!, 6, 1, 5;
1,5,2, 4; n, 3, 1, 1. ^ •«) lügv. I, h. 91. — »•) Samav. I, 2, 1, 4. — •«>) Rigr. I,
h. 93. — «») Eügv. I, k 9. 14. 16. — •«) Rtgr. I, h. 84. — >») Rig^-. M. X, 10, 7.
(Roü»). — »•) Samar. I, 5, 2, 4; I, 4, 2, 3; I, 2, 1, 3. — •») I, 2, 1, 5; I, 4, 2, 1.—
^) RigT. IV, 7, 30, 2 (Benfcy). — •') Samav. I, 6, 1, 5. — Samav. I, 4, 1, 2;
n, I, 2, ^•>8eilli.T. I, 2, 2, 5; I, 3, 2, 2; I, 2, 1, 8.— ••) Rlgr. Vm, 6, 12, 1.
(Mr>-- *0 8«MmI» 4» 1, »; I, S, 1, l( I, », fl, ~ «»yAMr. I, 1*.
«•)a4lnuai,XBd» fiafn 1, **) Bhif. Pur. 96, 99, ^ 96{
TiVUT. 1, 195. — «•) Mum, m, 8ft; Fr. Windiflclua. e. e. 0, & 199i ^ «0 JEU>th,
Hindcti, p, \47.— ««) Kaaschitaki-Up.n, 5,hiWebenXnd. St 1, 406.— «*>^S^*
k48^ K. — Uaiw, m, 70. 76.
§ 108.
Um gana tmim wmä den «c^MtlMeB O^erbesifff
ttBkr ttüfMckende Bodnrtuifr iMit im wealgw lUMg6y splter
ia6 §MM abgiMteflle} «Nr in aHer Sek doeli In bedenlen^m
Aatdni ntohcngte TliUr^Opfer, feesoadm d«r RMsr vnd
Pferde. Da liegt dentlioh der Gedanke zu Grunde, daM die
Creator zarückkebren müsse zu ihrem Urgrund , das Einzehie
aufgehen müsse in das Allgemeine; die Schuld, die an dem Men-
schen , wie eigentlich au allem einzelnen Dasein , haftet , darum
weil er als ein tob Brahma unterschiedenes Wesen existirt, und
diain dem gafenültrai Bewusstsein duroh die völlige Seibstent-
Mgnng des Menachen, doreh die Opfening; seiner MMMt ge-
slhnltriid'^ wird Mar in insntrlfah' atellimnnnbiar Andeutung
tank dinn Xhleittplbr nn sMmn gaanoiil;. nnd wia der ftfenech
faeh' die goeleig^fte Seibatepferung in der gmnsiasten Aakese
za göttlichen Höhen aufsteigt, uiul den Göttern ebenbürtig wird,
80 sind auch die Thieropfer die LeUer zum Himmel. Das Thier-
opfer tritt als symbolische Abschwächung der tiefer gehenden
Idee an die Steile der Selbsopferung, der Mensch „kauft sich
dnrcii dnwnibe him** von der An&Nrdanng» sieh «slhsi in setem
ganzen Wesen au das allein zu Recht bestehende Brakua iüa-
zugeben.
Die ileii Ahnen gebrachten Spenden von Wasser, Reis,
Fleisch etc., sehr oft erwähnt, i) gehOren eigentlich mehr in das
Gebiet der Familienliebe als in das des Kultus.
Durch das Thier -Opfer gehiDgten nach der Sage die Gittoris
deo Himmel« niid in der BeaeigDiss.« die Menecheo kfiiiMee
ÜDieB MchmaclieD, .midiien ri» diesen das 0|iflftr «smliiyBh ni
msdMD« «id sehlvgen dam den Opferpf^diler, der Ter d«mOpfBr
mit geseftmolKener Butter gesalbt wird, — >erkeYirt in den Balm*
Die Menschen waren aber ^clilaUj gruben den Pleiler wieder ans
und kehrten ihn um. 2) Der Pfeiler deutet auf das Streben üuch dem
Hinmiel. Die Bedeutung des Thier-Opfers spricht sich in dem
Aitsreys - Bratimana deutlich aus. „Allen Gottheiten sich darza*
' briagen ist derjenige im Begriff, welcher das Opfer rüstet. Ag»
ist gleich allen Gottheiteot Sorna isl gleich slieo Gottheiten; der
Opforade» weleher des AgDi*Soms* geireOite Thier dsrbrisgf, knft
dsmil TOD allen Gottheiten steh Iss. Sr esse sieht tsd dem Agv>
Soma- geweihten Thiers; vom liesscbeo Terselirtder, weleher fsn
diesem Thiere rerzehrt, denn mit demselben kauft der Opferade
sich selbst los. "3) Es wird also der Meni»ch auf das Thier über-
tragen, in der Opferung geht dann das Thier in seine Urelemeote
zurück, und wie die Welt aus Brahina's KörpertheÜen entsprun^i n,
und der Mensch wieder, aus den Elementen entstanden, ai8«Ufiiül<i
• der Welt erscheint (S. 295), so itehrt derMenseh io dem Opfer, doroh
des Thier vertreteo, wieder In die Ui^eands aortsh, ^asr 8osM
hisset dss Av^b gehen. In den Wind entlssast selasa Alliem^ Is ^
Luft sein Lehen, an den Htemdsgegenden das Ohr, «aar Erda doi
Leih.'*«) ^ Aneh hei Hsmi nnd hi des Epen werden dl^OfArvai
Pferden mid andern Thieren als sehr wichtig' erwähnt.^) — Tbie»>
opfer bestanden noch im dritten Jahrhundert vor Chr., MegaöÜieoes
erwähnt derselben; die Opfertbicre wurden da nicht geschlachtet
sondern erwürg, „damit der Gottiiett nichts Besch&digtes darg^*
- bracht würde. *' «)
me wirkliche Bedsatnng des. Opfers ist auch nw def Mimanm
sehr' fiehtig an^efiuat worden» »Ofkn lat die Tieäauaf ¥So -elser
' Sashe> damit äs der Getthait sagiwandt wmrie, In 4er AhsWbl,
dleseNm ati irersMnien;'^ sie'nntersdhaidet dabei Bmsdopfor, 9fm^
> deo nad Scldashtoprer.'') Paa fitoma*Opfer hat migmiwaiainlith eins
ganz andere Bedeutung. ' * •
•) 7. "R. Mfinn, TTT, 248. 266 ff.; Tftjnav. I, 218. ff. — AitÄrcra-BralunMlS,
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3sa
-•)MAnu, V, 39. 53; XI, 260; Ramiiy. I, 13. (Sehl) — •) MegMth. lüfiL fragm.
fit IL (SchwaaU) — ^) KAmm Mimao^« b. Wiod. 1765« . ' . '
§ 109.
AUe* diese» aber kt mir die erste Stufe der brafamuikicta
Wiuiftwlekeittiig, Stafe der Unreife i der Terwaltendea
äaeMehea Ansd^snnng) diese Oebete md diese Opfer siad
Mit aas der Tiefe des indischen Bewusstseins entsprungen,
imd ragen aach nicht hinan zu der Höhe der indischen Gottes-
ideei nicht zu dem Ür-Brahma steigt das Gebet und der Opfer-
rauch empor, sondern nur zu den dem Menschen ebenbürtigen
creatärliehen Gdttera; der wahre Gett ist dem Wogenschlag
des bewegten Lebens entnonmieB; er bedarf des SoaiaMa-
hes wkMf Siek sa berausciiett and KrUle aa gewiaaea» vad
afefeai kam der Mensdi nieliC taaseben Gabe am Gabe; das
Bnbaia eaipftngt kebie Gebete and kein Opfer, bat keine Tem«
1»ci «ad keine Altfire; ein höherer Knlt ist ihm bestimmt; Brahma
Terlangt jHcht das Blut der Rinder und Pferde, und nicht die i;c-
schmolzene Butter ius Feuer gegossen, erfordert denMenschcn
»eibst in seinem Dasein und seinem Thun und Denken.
Wie die Welt eine Abweichung Gottes von seinem wahren
ftsietp, von sefaier Einheit ist, und daram an sich ein Übel, ein
tnbereebtigtes, so ist jedes Hervortreten der Efoseibeit, jedes
Mndaiaekett der PeM9aliclikeit vom Obel. Der Mensdi ist
inmi wefl er eia leh ist, ein efaisehies Dasein bat, in einem
iawakren lastende , ist b^se von Natnr ; und wie es die An^alw
jedes Kultus ist, die Trennung des Menschen von Gott aufzu-
beben, ihn mit Gott zu versöhnen, so kann diese Aufgabe bei
dem Brahmanen nur darin besteben, dass er dieses sein einzel-
nes, persönliches Dasein auDiebt; denn nicht irgend eine began-
gcaeSfiade, sondern seine Selbstheit, seine Einzelheit trennt
k von Gott, der ita anbedingtEine ist Der Mensch soll ans dem
nhaekmaDasehi faisAllgemelneaarftckiiebren, aas dem bestiona-
ttaSebilo das besUmmangslose, aus seiner Pers6nliebkeit in das
Mbeke, aatersekleMose Ursein; der Mensch mvss sieh
selbst opfern; — das ist die gesammte sittliche Aufgabe der
lädier, und die Sittlichkeit geht hier im Kultus auf.
Den Weg, welchen die Welt aus dem Ürwesen heraus ge-
nickt bat, muss sie wieder zurückmachen, und diese Rückkehr
in das leere Sein voUbringt die Natur an sich selbst in dem
Tode, der überall in ihr waltet, und dem sie einst völlig ver-
fetten wird, — vollbringt dar Mensck im Kaltas. Was fOr die
n. IS
Hatar naHMkth» n»l {fll^ im hü ffardflo Mmeheii^feU-
gids-sittliche Zweck. Wie Brahma aus seiner reioen, durcb-
sichtip^en Einheit sich losmacht, und in eine bestimmte, verein'
zpXiv Vielheit sich entfaltet, so soll der Mensch wieder aus sei-
Aem vereinzelteu Dasein sich lasmaehen und sich in die Einheit
Biirück falten. Der indische Kultus ist die nmgekelirte Opfe«
rasg Brahma's. Wie Bratoa sich zur Welt zertheilte, $tn^
wi^m Mb Hur Offerte» «o mU d«r Meimb, 4er WeHibdtBlMte
BUdie» Min Deeeiii dem Brahaie opfern» ens 4«r PenflMneipt
CeBtnm suraekkelovii.
Aber das Meeselieiiopfer der friOieren Stufen [Bd*^
§ 82] genügt der indischen Gottesidee nicht; niclit ein Menseh
für die andern, sondern der Mensch muss sich opfern. Aber
niclit die leibliche Opferung kann die Idee erfüllen, — den Leib
fordert die Natur schon selbst zurück, — ist's ja docjh grade die
^ele, welche die Unterscheidung der Creatur tou Gott in der
«»Selbstheit^' an sehneidendsten durciifülnt (S* aOS). DcnKu^
per eUcott m KdteA iet nur eine rohe AufiGmemog dier »diM^
Opforidee, und gehdrt nnr der «pAtereii Aneattoag an; die alle
Religion kennt noch den eigeatUehen Mbatmerd als Kallii*
bandlnng nicht, — - wokl aber die apfttere in grauenhafter Ans-
dehnung; — i^eistig suli der Mensch absterben, — nicht etwa der
Sünde lind diren Werken, auch nicht bloss der sinnlichen VVeli
um einer höheren geistigen Welt willen, sondern sich selbst soll
der Mensch absterben, sein Ich soll er schlechterdings auf-
geben, soll aufhören, freie, bestimmte Persönlidüceit zu seiOf
welche denkend und wollend eich selbst bestimmt , soll darch
unbedingte Selbstverlengnmig» dnirch ylUligea Ven^ii^len id
allea eigne Gafohl, auf alle Gedanken und a^f j^s Wollip
T^ig in Brahma Terflieaaen* Dieaa iat daa Opfer, welebes im
Braluna gebfihrt» und alle andern Opfer sind eitel Schanni, »oä
kindisch -unreife Versuche, sich vor der verzehrenden Gewalt
der machti<;Gii Idee zu retten. Man sagt gewöhnlich, nrahma
habe gar keinen Kult; Bralmia aber hat grade den liöchsieii
Kultus, die einzig wahre Verehrung. Die$e.UpfeiriiJ)g{des eigaen
Selbsts isl^es, welche man gewöhnlich Bussnngen nennt; d4S
ist aber ganz falsch; nicht für eine dnrdiijBnndenaf alfhge^4m
Schuld hat der Bxahmane ssu btoen» •pfidWk liffeliatm die |
Sfinde firahma'a» der eich zur Welt ea^t^s SßmPj^Binu^
Bind Tugend» die nicht die Sfinde» aondem die PenMnlichkeit
abalreifen will» um in daa aUein wahre Dasein» in jUraluua» wd-
nweehen.
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%
888
Um eigentliche Menschenopfer luMumt böi den Indtern in der
j^eschichtlichen nHen Zeit nicht vor; In der Torgeschichtlicheu mag
es wohl \oiUogm worden sein ; eine Uijideutuog darauf scheint in
dar Sage von Quiiah^epa enthalten zu setn. fiki kinderloser Xatri-
jer geMi 4«m \wamf tOi de» FaM« das« Ihm ein Soho gdboren
wmä», ^Bmtäm ibm mm opfern $ «od Taim f«tdert duia wMIch
dl« BiMioiig 4taBM GeMlbde»; der beiMgeiraehMoe Min erknaft
•ich ab StaUvertreler eineo Brahnweiieoiii für hmdett Rahe, und
diever sott nun geopfert werden; und da man keinen Schlächter fin-
det, erbietet sich der Vater des Schlachtopler.s tür eiuerj jjleichen
Preis den Sohn zu schlachten; dieser betet /u deti (iöttoni und wird
von thoen befreit; seines Vaters That aber wird für eine oieht zu
•fihnende erklärt. Darin liegt wohl ebeoBowdd titte firiaDerang
an frühere Menschcaapfiar ala die EiUinibg« daaa daaaelho nicht
Mhr GaHaag haha.
üi der apftterea Zelt jedoeb« wa die Ebsailigkeit dar Saktea •
aUh tatdräugte/ hildata Mi hl ^ef IhlgarichÜgaa Batnridtahoig dea
^fvaknltiis atoch das Menschenopfer aas, mi^glicherweise durch
de» einheimischen Kult unterworfener Völker veranlasst, wahr-
scheinlicher aber aus dem iudi.schen Oedanken in natürlichem Fort
gange entwickelt. Wir sprecheu hier zunächst nicht von der zum
niddichea Selbstmord gesteigerten Askese, sondern Ton der Opfe-
rung laderar Meaaehaa im Sinne der Stellvertretaag«. Diasea
Opfcr hat aich fai aaaeram MitialaHar iai Dienafa dea fiva vad
aaiaar Gatlhi KaB odar Dnrga in fareiilharar Gaatak heianagabildet
Daa Kallha*PwaBa<) giabt Thaana aad Aawaiaung flOr daaaelha
,JKe Liial der CrMUn an dem datgelirachteii Blute derftadie dauert
einen Monat, an dem der wilden Thiere neun Monate, au dem eines
Tigers hundert Jahre, an dem Blute desLuwen, Hirsche»« und des
Menschen tausend Jahre. Durch das Meoschenopter wird die Guttin
tausend Jahre beiried^, durch drei Menschen hunderttausend
Jahre; ahie Darbriogaag daa Bltttes ist dem Güttcrfranke gleich.
firaluBa md aUa CMttar maaamela äkk baL-dem (^er, aad war
•ler Gaopferta ab noch ao groaaer Sfladar , mo wird er rda ton
Sfindea»*' lai Bhi^afsta-PaMaa^ dem Viadsnhdt aagah8rig,
Witt eiafiHha-Hilnptling, Kinder begehrend, der Kali ein MeaaGfaea- .
opfer bringen, aber die waltende Gottheit lässt daa Sehlaehtafer
entkommen; die verfolgenden ^udra ergreifen einen zufällig ange-
troffenen Brahmaneoknaben, bekränzen ihn, kleiden ihn in ein neue»
Crewand, reichen ihm Speise und verrichten feierliche Gebräuche,
■wmA der Piiealar des jQudra- Häuptlings ergreift das Schwert, um
doB ](Aahea ^at epIeriL »»Aber -hehn. AMhak. dieaar «aailanhten
tt*
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356
Cirausamkeit Terliess die Gottin, von dem Glänze des Brahmancn
yilifizerisseo, ihre Bildslinle, voll Zorn uod Wutb die rothen Augen
rollend und ihre Zähne zeipiend, grSssHch lachend; und aus dem
Innern ihres Bildes hervortretend schlug sie mit dem Opferschirerte
' seflMt die KOpfe der Ruchlosen ab, trank das noch warme, ana
ihren Halse «trlhnieiideBhity und beraiweht durch «Be««« Truk lag
de VD nit aller Kraft an achreieti» au taaaen oad mit daa abge-
aehlagenea KUpfea Ball au apleleo.'**) DIeaa lal ana freilich che
eigentfailBiliclie Art, daa Menacheaepfer aa mlaabilligeD ; die Sfdle
zeigt jedenfalls, dass der besonders in den unteren Volksschtchten
verbreitete ^ivakult das Menschenopfer begünstigte, utid dasi» die
Vischnuverehrcr dasHclbe verabscheuten. Bei diesen Opfern scheint
das menschliche Biut die Bedeutung des Somasafles aDzuochmeo,
und fn Foli^c desaea acheiat bei den Menscheoi^feni aveh das ge-
opferte Fieiach gegeasea aad daa Blut getraakiea worden zu sein.
IHuiaelhe Paraaa welat weolgateaa eiae tob dea elaaBdaaraariK
HOllea denjenigea aa, „welche MeaadieBopfer briagea nmd die ge*
opfertea Meaachea freaaea; dieae werden in der Hole tcb ihrea
Scblachtopfern gequält, die ihnen die Glieder einzeb abschneiden,
Ihr Blut trinken und dann vor Freuden tanzen, wie es aufEnlen
diese Menschenfresser machten."**) — Auch in den Dramen wcrdrn
die Menschenopfer erwähnt, und „die Schreckensgottheit, die an
Menschenopfera sich hoch ergOtat, wie ihrelMeoer sagen.^'^) Bei
den Verehrern des Zersturungs- uad Zengnagagottea gebt eiae
wilde WoUaat Hand la Hand adt graneaToliaa MeaaiAeaoiiliBia; äie
gehen aackt daher» mit ehiem Draiaack oder elaem Sk^wett« eiaea
Todtenadiftdel hi der Hand ala Tfbkgelltoa, aar Sfameaiaat wie aar
wildesten Granaamkeit gleidi sehr geneigt; Mdes ahiA oar
echiedene Seiten desselben Gcdaukeus. „Mein Schmuck, eagteio
Kalidiener, ist gemacht aus Menschenknochen, meine Wohnung ist
der Kirchhof, aus Menschenschiideln esse ich, . . Wir verehreo deo
erbabeneo Schreckenagott, ihm Menschenopfer darbriogead, und
achwelgend Im Blute, wekhea aus ftiach durchschaitteoeo, wähl*
gealfarten Kehlen iUeaat. ^ Veigadgen empindet am nicht ohne
Sfamllchkeitv und daa Lebea heateht nur, wenn ea frei ist von Bat-
aagung. Wer dem halhmondgeaierten Gotte gleicht^ lat aeBg« weaa
er eniatckt in den DiaiamniBgen aeloer Gdiehtea adiwdgi**^^
In das Bereich der Menschenopfer der^ivaverehrer gehören aocb
die zur Lebensaufgabe erhobenen I^Inrde der grauenvoller) Sekte
der Thags, die in nnserm Mittehilter entstanden zu sein scheinen,
aber noch jetzt sehr verbreitet sind. Im Dienste der Kali durch-
aiehea ate ia Banden oder ala einaelne Pilger daa Land« und er-
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fcoMthf wumß «ie hdbkill vaifai ktai«a» iifl4 lN«elmi
ScUachtopfeni den Rückgrat dnreii; n jeder Uoteroebmung be-
reiteu sie «»ich durch Gebet, Fasten u»4 Waschuitgeit vor, und
die ErmordaDgeii selbst geschehen unter bestiinmteo, feierlichen
Formen; Frauen, Brahmanen, naisi auch Eurnpaer werdcnTerschoot;
I^ÜMiaDd wird lo den Bund aulgenomiueo, welcher qicbt eine schwie>
lige ErdroMelung «U Jieieterstücic aufweiaeo kim; die Knaben
weiden nut 14 Jahreo vbl deo ZOgeo mitgeiioiiuieii; biawetten vet*
MgMi äe ihve Sdüachtepfcr wocMai«« bis eie den gtetigen
MtßMsk d«e Cberlalli eripibe»} deeo wr la der üolfa laM»
ale aicli In eiim Mämfi eia; aaeb aof dem Ganges aeoben aie au
SehifTe ihre Beate. Sie betrachten ihre Meide als heilige Handlung,
uod vor Gericht erscheinen sie ohne Scliuldbcwnüi^tsein. In neue-
ster Zeit hahcu äiich viele muhamedanischcHäuber zu ihnen gesellt;
und dadurch sind sie in derThnt vielfach zu gemeinen Kauhmurdern
aasgeartet. Von 1831 bis 1857 wafdea von dec engliachee Um-
glernng 3260 Tbaga Yerbaftet«)
Die Opder »erdes den Mbigebeeden Vnd(yiaebiiABn aiie-
JiifbKiib nie etirneünleifnagdnetee beaelebnei wan bei der ItOhem
Sinfo der Biiminlaien ab^eetreill wird. »Wer nicbt nebr opfert
der aebant d« Oeintea Gritoee dotak den SdMpfem Gende, and
seine Traurigiceit entweicht."*)
Die wirltliche Bedeutung der geistigen Selbstopferung spricht
si^ in Folgendem aus: „Wenn sie den Höchsten in Banden legten»
den Einigen zur Vielheit tbeilten und den ewigen Herrscher iu kur-
peittcbes Dasein warfen nndsn der^Stofe der Sterblichkeit brachten»
ao wmd^ieb eine Busae feNbringen, die dem Leben dieser Biali<-
. .m^iwUnr einfinde mneht nnd Ihn wieder in neiner Sinbeit Mit*« ^)
*) jJtswya-Bmhii—s« VH, U d&T. Bolh ia Wsbnslal Sind. I, 4M. sie.
^ 0^ Ut» VaaiafaM, I, Bl. (8clikiil> — *) Atfst Bsi, Y» S71 tla ^ 0 Bb«.
?«;Y,9.(BBni.II»p. m9to.)'-*)Eh«aä, V, e. S6, 81.— ^Wi]wa»TbMtw» IIp !•>
vgl. I». 60. — *) Asiat. Res. VII, 381 ; XVL 17. — "0 Probodha Chsndrodsya, S. 86.
519 ^ >) Orlkh, Ikhe in Ostind. 1845. 151 — 17S. — •) Kslhaka^üpta. U, SO).
§ 110.
WÜHEMd BralMM» durch die Maja nmgaukelt, eine bunte
W«U Ter sich aeh, nnd nie als wirklioh darstellte, und darin
eben «In Unrenht Im^Ii^, soU der Mennoh die Maja, die i^n
mMrIÜUkI» und ihn In din Welt den SeheiMe herabmeht, d«roh-
breeben, soll die Welt ain Tännchang betraehten, nie iMit
gelteii lassen, sie völlig liegenlassen, sich Ihr entatehen, aeil
.aicb. inttto^^iid ver^eukeu iu daa grus^ie, ieete All-£iiuä. Die
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im
S^nde, dfe Bmlmia begangen, ittdm er die Wek selsf, m\i
der Meiiscli wieder s;iit machen, indem er sich wieder in Brahiua
zuriickfülirt. Im Christenthnm opfert sich der Gottessohn für
die Sünde des iNrenschen, im Brahmaneuthum opfert sich der
Mensch für die Sünde des Gottes. Durch Täuschung wurde die
Welt aus Gott, durch Enttäuschung geht die Welt im Menschen
in Gott zurück. Die A«%ebe des Koitus wiid deiBgeaita eine
sweifiiehe sein:
1) Die Ideelle Seite, des Strebe» naob der Ealliiiseheiig
deroh Erkenntnis«« mhend auf dem Vedenstndinni) lar
Vollendmig gelangend in derRflekkebr des meneciiÜeben CMstes
in seinen einigen Mittelpunkt, in dem Versenken alles Sinnens
und Denkens iti das einige leere Sein, in und an dem schleckter-
dings nichts zu denken ist, — in der Andacht
2) Das praktische Streben, aus der täuschenden Weltlier-
auszukommen, sich tob ihr dorcli die That su be&eieiif — die
Askese.
1) Die l^kenntniesii Der Mensdi soll die bfahanniis^
6ottesidee erkennend in sich anftiehnient denii mir «ns diaMr
firkunntniss Gottes and der Niebtigfceit der Wolt kami ^ Kat-
sagnng berrorgehn; er- soll das nstfirÜebev selbstische, un-
wahre Bewusstseiii opfei ji und tiie Idee des einigen Seins in sich
aufnehmen aus der reinen Oflfenbarung Brahma's. Die Erkenut-
nissbeginnt mit dem Autnehmen der in den Veden geoffeiibartcD
and von den Brahmauen bewahrten Lehre; der Mensch moss
erat lernen, ehe er zur wahren Erkenntniss gelang Das^rl-
gesetste Lesen der Veden ist eine Knitueliandhnigi vm mitCM
eins an werden, mnaa der Mensdi aeiii Wort in sieb miftiffcnifn
Die Erkemilniss der gOttliehen Wabibeü^ ist dieChmdlage
alles frommen Thani. „Ünter allen Werken lst die £rkeiMMBlis
des Geistes das Höchste, diess ist das Vorzüglichste in aUen
Wissenschaften, denn sie fülirt zur l iisteiblichkeit.*'*) Der
Indier leQ;t einen sehr grossen ^Vertll auf das Erkennen, ähulkh
wie im l hristenthum der religiöse Glaube als die Grundlage des
Heils betrachtet wird. Aber aller Erkenntniss Gipfel und ^^ei
Ist das Bewosstsein, dass der Mensch nicht verschieden sei tob
.Mhma;^) Das istnbernnr eine besondere Fora des Gedankaae:
Bbabma ist das Einemd Alles, es ist mar ein eintgea Sefai»-»!
dttes Andere ist ni^l. Wer diese eii^nt, derhat-dia M;
ndt'Brabma eins geworden, bat er attes'afcgestt^ift, was Dia -von
demselben trennt; durch die rechte Erkenntniss wird die Sünde
deti Menschen aufgehoben; er bedarf keiner auderan Sdkmu^,
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denn indem er alles, was ausser Brahma ist, für nichtig erkennt,
bat anch die sÜMiiliche Tkat keine Wirklichkeit mehr; er liebt
sie nicht bloss nicht mehr^ sondern sie existirt für ihn ebenso
Wiiii^9 wie irgend ein anderes von Gott verschiedenes Dasein.
Aber die Erkanntniss dar WaMieit ul «oh wer, und
w^ige shid ihrer, die sie emin^aB» üam nwt durch eine gft"
9imßk%Ai^t.uUS^ filfetl n ihr d0f
Weg. Dnrdi blotfseii Lernen , bliwses VedaatMÜmii wird sie
MAmivMbtf soiidm dirdnrdi dasselbe belebrieud aa^eregte
Mensch muss sich non in steh selbst versenken, mnss all sein
Sinnen, Jbühieii und Denken in den einen Gredanken Gottes ver-
schUngen lassen. Die Andacht dei linlier ist ein yölliges Ver-
zichten auf jeden bestimmten Gednnkeuinhalt, ist das Denken
der leeren Einheit, was also ungefähr so viel ist als gar nichts
teken , — der reine Gegeasatz jedes wirklichen Nachdenkens,
irOU%e Eatkeesaiig des Geistes. Die Vedea seUea dam
Mtecbea seisea* dsss die Weh der Vielheit niehtlg ist, — die
iHssta Vademheile thtta diass freilieh Bieht;«^iiad er
ämm adnnlat, eell er sdaeOedankea ato der Welt der Vielheit
beransztehen , auf alle Vorstellungen und Gedanken verziehteu,
nur immerfort das Line denkend und in den unergründlichen
Abgnind des reinen Seins sich vertiefend. Nur Inder tiefsten
Kohe der Seele wird des Geistes Stimme vernehmbar. Denkend
itet sieh Gott nicht erreioheii, sondern dadureh^ dass der
Mit aiok alles Inhalte entledigt. Das wahre firkfloaea bat aiebt
fiiaaaeraiessliehesJr'eldTor sieb, sondembataar elAen Gegpn-
ilMid» CUitf » aad Aefer etee ist weitet niidits als Blas* Die
Aadaehl de» Mietf ist elipas i^aaa aaderaa als die sbtisitliebe»
welche eine ganze imerraesslidie Weh v^ Gotteriiebe vor sich
häi; die brahmanische Andacht ist das Denken des reinen Ur-
seius, ist ein Nicht- Denken, denn alles, was ivir denken
können, ist in der That noch etwns mehr als das blosse Sein;
sie ist ein^ipedankeuloses Uindämmeru des Geistes in der unun*
terbrocJieaaii Betraditung des leeren Eins, ein dorch Willens-
kcaft etraB^ütteir Sehiaf des Geistes im waeheu Zustande» Und
ffissM ajahUiAtoda Deakaa, diese Andacbt 4er abselaten Ge-
dsakenlosigkeit» Vereinigt dea Measebea milk Gotii denn er ivfr*
SH^« Üeli iki' der Andacht geistig ia das gittttUeba Wesea Wie
durch das Gaukelspiel der Täuschung die Weit gebildet wurde,
80 wird der einzelne Geist durch Abweisung aller Vorstellungen
luid aller t^estimmten Gedanken aus der tauschenden W eit zu
dsBLyahrotf&ftin aaxai^kgafiibrt* Dipse graasfuae ymk^bruqg 4es
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riditige Folgttuiig aus der iDdiaabeii Gotleiklee» DI« Mf «inen
Puikl, der aucli nicliU w^let Itl ak da blMner Pwikl« Ubp
gerichtete Betrachtung stellt mdi auch äusserilck angedeutet dar,
indem der 3Iensch mit unverwandtem Blick auf eineu Puükt
liiostarrt, etwa auf seine Nasenspitze, oder besser in die SonaCf
die ja die höchste sinnliche OiFenbarung der (vottheit ist
„Ihn erkeaaend, der da ist der Hauch [des Lebeosj, und der
io alieo Weaen erglänzt, wird der Mensch ein Weiser, ein in ä/k
aelbat apieleDder, ia alch aaUbet nfiMaaar. Dwch WiMaiftiit
der Oeiat m fiMaeoi daich TBUigea Etkeaaea «ad dudi Baaii,
dareb Entsagung/'«) — ««Edcenaiaisa der Veda oad Baasem !»•
keaataisa und Bestiunoag der Siaae iat daa liScliata fleligawmiisaiBi
Bussandacht und Wissenschaft sind für den Brabmaneo das
hSchste Seligmachende ; durch Bussandacht t6dtet er die K>ü&iie,
durch Wissenschal t geniesst er Unsterblichlveit.'**) — ,,Oie Vollen-
dnngsmittei sind: 1) Unterscheidung des beständigen und nichtbe»
ständigen Wesens, — Brahma nur iat das beständige Wesen; 2) £r-
behaiy flbet die Begiefde dea Gaaaases dar Thitaafrlahte Mm aa*
dMTt, ^ hier die Irdiaeliea OaaUsae» dart die Wtiafi»Biaa el&;
3) RalM aad SelliallieWnnwhaag; 4) Teilaagea aadiBaMang vm
dem UBl»estlnagea/' —
DasVedenstudiuro wird als die ersteBedingung der Weisheit
und Glfickseligfceit erklärt,^) und wird unter sehr genau ▼orge-
srhriebenen Formen betrieben. Vor dem Lesen der Veden inuss
man sich waschen, reine Unterkleider anziehen, eine würdevolle
Stellung annehmen , die Sillie Aam leise sprechen und des Athen
dieianJaahalten; bann Leaea aniaa ama die lüada laü^i.^ „fiia
' Brabnaae aaU die Vedea faniaer deatlMi aaaiipfadMBd wi wM
geii9rlgea Betoaaag leaea, aller aia Ia CMgeawait aiaea (alNu*<)
»Wer [davcfa Versealiea fa dea Gedaakea Aam] eneidil hil
Wesenheit, der lasse all sehi Wissen [des Stadiums] schwindeii,
wie Jemand, der eiuc brenueude Fackel io der Hand tragend, bic an
dem Orte niederlegt, den er im Dunkeln suchte und nun gefunden
hat/'^) „Ein Wunder ist, wer Gott verkündet, wer ihn erfasst, ist
tief ericennend, und wer ihn ganz begreift, ist der Waader giisi
les.«<io) _ Das Brahaia ,,iat fehMt als das Feinste, mtm kam Sf
aicht dareh Foracfaaag errelcliea, aiekt darA UfiiiwfBlmwif
eniasea.««") ^Wer aaraUg Ia sieb Irt, weaaea Mit akklarf
* daaHSdwte fgMkt^ ist, weasen Heia aicht dea tfafalMMste
bewahrt, der Irami es nfeht erkennen.** i>) Wenn die Anf Sinne fe^
schlössen sind in den tieist« wenn die Vernunii niclit thäi^
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861
Msdera id Rube, dann ist der Menaeh Huf dem htkhsten Wege und
aaf der hüchsteu .Stufe; das verschafit die Einigung (Joga) mit dem
Brahma; dann ist man unbetbort.*^ — „Weon das Herz völlig
gereinigt ist, erreicht der Mensch die Gana des Lichtes; aod wenn
das Licfat im Heneo ihm aufgegangen ist, wird er geistfrlsseiid;
gctetirieNad hmt er Geisteegaatait erkuigt, und von da an endet
MkM Tftmnnig tMi Oebtt.'* — »Eigreife deo Bogeo dar Upm»
aMHito [OlTeBbaraBg]« die grM«e Walfe, Mage iki init dun
PM, geaekiiftdMbNMUealicii» sptDoe ilui dnteli deaCMMdiaD,
dev mf dM Sei» gwlehlctep, «iid wtose^ dasZiel fat das ewige Sein*
Die beilige Silbe ist der Bogen, der Pfeil der Geist [atma], dan
Ziel das Brahma; uro es zu treffen, mass der Mensch frei von Be-
tbumng sein und auf dasselbe wie ein Pfeil gerichtet .sein.****) —
^Wer den Geist nicht erlceoDt, geht aus dieser Welt, seiaar aeUbat
nicht mächtig, «ad ziehet aus, den hmhn dar Werlte zu emplaagaa«
4mt 1km geUUnrt; «iiar voa Idar waggahan, daaGeiat arkeMead«
die galiaa iker nritahtig «ad atapteg^n ewiga» Laha* Wer dea
Mut cneidit» dw aielilt wana ar aadi aichta aialit; ihn wird die
19ecM lam Tage, er iat aieb afiTeabar, aad dieae offaabare Gegea-
wart ist die Welt des Brahma. . . Wenn er sich von aller Anhäng-
lichkeit an die Sinneniust geschieden liaty ist er wahrhaftig" [well
eins mit Brahma].
jfVerbargen in allen Wesen, erscheint nicht jener Geist; die aber
driogea bis znm Feinsten, die erkennen ihn durch die aaf einav
Paakt gerichtete ErkeaalDiaa [baddhij. Die Weiaea TerkOadea,
dasa der Weg aar Eikenatalaa aehwer aa beacbreiteB, gleich dea
Sdbeemeaaeia Schaeide.*'*''^— ,Jlaaitsend acfaaa er die Naaea*
apHse aa aad achlieaae Hiade aad FHaae saaamaieo; dea GeiaCToll-
at&adig sammelnd dann, sinne er nach Aber das Aum, und denke
uoverrückt daran, ins Herz schließend den höchsten Üerm — und
wisse: „dieser Name Auro, welcher Brahma selbst ist, bin tch/'i')
Der Fromme übe stets sich im Verborgenen, einsam, die Ge-
danken hemmend, ohne Wunsch und ohne Gesellschaft; den Leib,
dae Haopt aad dea Macken unbeweglich haltend, fest, aablickend
mlae Waiaapitae, aad alchl hieHda aad detthla achaaead» wahig
«Ml Anchllea, daa Oenrtth imZaane hal«aad» addi wm deahead»
aüse der frQfaaae. Beattadigheit eiattehead werde er haner
ruhiger in seinem Herzen, gewOhne aeieea Geist» sich ia alch
aa Terseoken , und denlie gar nichts."*®)
„Wie eine brennende Flamme das Hol/: verzehrt, so vertilgt
derjenige , weldber die Veden weiss, alle seine SüTfden darch das
' FeMV aelM BiheaatBiaa>*' j»Wer lalak eikeoBt» apochlJadaay
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an
defM Wdt^wlid imch kelbe [b^e] IVt vMidM» lOcM.'Mi
'MotlorBMit«! nnä vMkt ^mA VstenMid, nidittedi IMebeteU, nodi
durch den Mord eines Hrahroanen; ihm weicht vom Angesicht nicht
der Glanz, welche Sünde er auch begehen rao^e."») „Wer diese
üpatJißt'had !5*».st, wird von allen Sfinden frei."^-^) „Wfirst du iler
grOsste Frevler unter allen, du eiltest auf dem Fahrzeug der Er-
keDOtolM doch fiher der Frevel volles Meer hinweg. So wie dbs
Pencir ver wandelt Uols in Asche« so wauMt 4m Erkeni^siM Smu
' kl Asdie alle Tfaatea; es gieht «affintes kefc gislahas Kejnigslf»'
mittel wie die Erkenstiilss.««^) • ^Ob bsi^eglekir die SMa M
ersiieeket viele Meilen weit, sie wird gesfMJton dniek des Skmnm
Andacht.**^) „Die fi» Tausenden von Leben begaogen^ Sftide
schwindet fort dem Erkennenden, und in dem Sinnen erkennt mau
den besten Rettungspfad der Welt."*«) ,.E!ti lirahniane, welcher
den ganzen Rigvcda auswendig künnte> würde von Schuld fre%e*
/'Sprochen, seihet weon er die Bewohner der drei Welten erschlagii^
' end iSpeise geooisme kitte voq den' wnreioäteB Bind - •
^ Muiti, Xn, 8ft, TgL I, 8S{ V» 50. ^ AaufttnÜda-V^fca. ti-hi Mm
Ub8tII,«U'->-*>liandaki^üp«i.ia, 1« belWIacli 9. 17Q4.->'9MMm,XII,83.
104. — . ♦) Wanta-Swa v. O. J'rank, 8. 3. 4. — •) M«m, SU, 86, — ^ Mftn% jQ,
70 — 7$. — M. rV, 99. AmritAnada-Up. b. Wind. 1459. — ^'') Kutluki-
Upan. n, 1. — Ehcnd. U, 8. 9. — ") Ebend. H, 24. — Ebonf^. TT. 10.11.-
Miiitrajani-Up. bei Wind. S. 1598. — ") U Mnndaka-Üpan. H. '2. h. NYind. 1702
u. b. Foley, S. 34. — *«) Chandogya-Up. h. Wind. 1357. — KatliÄka-lTpan. IH,
12. 13(Poley u. Wind.)--^") Yoga^ixa-Upüu.2.3,inWcb«rsInd.St.H,47. — ")H4a-
sauÄtU-Upau. b. Wmd. 1470. — Bhag.-Gita, VI, 10. 13 — 15. 25. — «') ^Kfaiui,
XI, 246. — KaiuchitakUUpMi. HI, 1 , in Weber's Ind. St. I, 41Q, —
jana-Up., cbenC 361.—**) Bliag, Glta, IV, 36—38. — Dbyanavihda-trp. K We-
ber, Ind. St. n, S. — ^ Toga^ixo-TTp. ebend. It, 4$» — ^ Maua» Xl^-M1.
) ^ IN^'Volleiidvig ies Koko^-Q^fi^
der Entwiokelnng der Vollkommenheit ist das Abstreifen aUes
dessen, was den Menschen als Einzelwesen an die Welt der
Vielheit fesselt, das Able^^en des ganzen sinnlichen Lebens, und
des Seibsts überhaupt, die gräosenlose Verachtung der Welt und
des eignen besonderen Daseins, — die Askese [tapas] SBge-
dentet in dem Anhalten dte ikthems b^i dem Gdbet» ^ »Mtadti
in dem «igettllielieii Eamtsa^lgM^ der Bamimüm.
Die lidls^ Ashaw betekft »iBMiit in tai v^tUt«o
Veniekten anfalle BdHed%iiii§ der anbiMiMi NaM^^^ao.wle
auf jeden aus endKcben Dingen entsprossenen Geness^ nicht alt
ob die Natur im Gegeusatge zum menschlichen Geiste besonders
bMe w&TOi^ aottdecn weU der Menaeli in ftonac aiiuiiij^i^« JKaIv
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Bich als Einzelwesen f^lilt und betbfttigt, weil das Wesen der
Naiur die Vielheit, und alle \ iellieit vom Übel ist; der Fromme
verlässt seine Gattin, und lebt in strengster Enthaltung. Voll«
koDunene Gieicligfiltigkeit gegen alle Geföhle der Freud«
wie des Schmerzes soll jode Bekmdinig des Selbstes verniolitra*
Diu ftmü» das Tfilfige VeisMlen mti da» WIrIrra kk
ptkMmk LebiMi, seltot auf die WbAb de» FlefMee wd Mr
IMei ^ Mm alle WeHie seMren ja der «MMm, iMir«»
gongsvalle» Weit an, und wollen wirldiol»es Dasein sdbafllni;
Der wahrhaft Fioniine verzichtet auf alle weltliche Thätigkeit.
Wer die Welt verleugnen will, muss auch den Werken entsagen;
tbatlose Ruhe allein mTicht dem ewip: ruhenden Urbrahma ftimlich^
and fuhrt zum VerÜicssen in dasselbe.
Damit nuNnnmenh&ngend, als eine Verleugnung des seliwU
ständigen memeiüidien Daseins, ist das Beiteln eda «etea
Kiitaduttitf ang) der Heuaoli legt ia den Bettela selaa aalaM
aslfaitkenilidiide PeraBidleMselt ab» t^süakdit elae>a«ii^ra«i«t*
Ifelie Selbat««rleiigii«Big$ er eiUftt daiatt 'ilMiiBdelilieii, tdaaa
er kein wirkliches, selbstsfändiges , sondern nur ein geliehenpea^
unberechtigtes, nur aus BQrndier7T«;keit gefristetes Dasein habe.
Das Dritte aber ist, sich alle Freude an dem wirklichen
Dasein zu rauben, gegen seine eigne Individualität positiv
anzukämpfen, und zagleieh das natörliche Ende seines Lebena
dadurch herbeizuführen » dass sieh der Mensch der Qual libv-
gfabtb Daa itaiire Sein im Meaac^, das Btabma ia üiaii dar
aar das Eine desliaiide 6dat, kann nielit gequilt werden^ daaa
er ist itt aieli aeibatvetaeliiangeii, ist das eiiMige Sein;«*- was
aber Schmerz empfinden kann, das soll ilft aaeh zu fMilea
bekommen, denn es i^t ein eitles, unwahres, unberechtigtes
Sein. Das göttliche Sein kann nicht Schmerz empfinden, und
nur das göttliche soll sein. Ausi2,ebTannt soll werden am Men-
aehen, was brennbarer, vergänglicher Stoff iai) fitmg bleib!
dttsn das reine Gold des reinen Geistes«
DaalafrdarSiBn der ImbtlMffcm y^BAsam^en,«* diaiM
bisaen, soadem bloss ertddten sollen 9 waa ateiMiek ists «i»ldaid
Aaa«okiadtanig des gedlegen^i 6eistia aas den Seidäekett
des skntHelieii Daselss. Mff 1>VUh»iricrall and iBnera^wie ia»>
sern Mitteln soll die Persünlichkeit mit allen Gefühlen und Be^
gierden niedergehalten werden, der Zusammenhang mit der
SVek soll zemssen, das Gefühl für sie aufgehoben werden. Der
Indier vollbringt diese „liussungen^^ wobi, um besser zu
fmdM/ aber nlalit,^iim sIek Iftr eine eigna Mmld eino^aBafa
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S64
«telegen ud dfttooh einer gOMiolMB 8ta«£a hl fMrtytw»
eesdern vm deeiG^ttUelmiitiierBiikoaiaieipi dkee SeUwipei-
nigung blickt Dicht auf das Vergangene, sondern auf die Zuküift,
und sie steigt nicht mit der Giö&se der begaugeueii Sünde, son-
dern mit der Grosse der vorhandenen Frömmigkeit; grade die
Frömmsten und Heiligsten sind die grössten ,,Büsser^^; — die
Askese hat nicht sowohieinen sittlichen als vielmehr einen kosau-
sehen Charakter; nicht des Meneehen, sondern Brahma's SchnU
arMtiabsebfiesl.^^ DasSchaldbewnaelBeiD tritt bei denBrataanw
mMgß üurer imUieuitieohan Aoffaawmg lekr ia den Hinlecsrvi^
dem In Gnuide lel ja deeh Bnihm ajlea aa allem» aed iiteedi
der Haadelade la an« eelM* I>alier oft eia eebr laihaeGeflkl
der Sicherheit und der Schuldlosigkeit grade bei den geistigeres
Persönlichkeiten. Je höher des Christen Bevvusstsein sich stei-
gert, um so schärfer tritt vor seine Seele der Gegensatz zwi-
schen seiner schuldvollen Wirklichkeit und dem heiligen Gott,
am so lebendiger wird die Erkenntniss der Suade;— je höher
dealadiers Bewnestsein sich steigert, ameo nnkt verschwindet
Sm ieia Uatersehied von Gott, aai eo aiebr TerflAoMgl ildi
aalae aeltatatftadige Peveftalielikeifc, aad am ao aiebr
iekwiadal ihm damit aeia Sdinldbewaaeteeai,
Die Aaabildaag des aaketisdiea Lebeas gehOrt aieht to
älte&ten Vedenzeit an, sondern der Periode der vollen Reife,
wie sie in den Upanischaden und bei Manu erscheint, und hängt
genau mit der Kastenbiiduug zusammen; bei Mann ist das Kni-
sagungsleben bereits vollständig durchgebildet und zu einem
System geworden; die Anfänge reichen jedenfalls viel weiter
hineaf — Obwohl dasselbe vorzugsweise Pllieht der Brahamam
lal» 80 gelangen doch aaah die «ndera Kasten dareh.Aakctte m
VaUkommanbeit
I]|eSlaicerungderSidibe%eiB%aagbieaawirUieliemSalbei>
m o r d , iwreiaielt l^hoa »e Alezaaders Zeit ywkommend , ist der
älteren Zeit fremd, erreichte aber später, besonders im yivakuk,
eine immer grössere AosbreiUing und eine bis ins Graaeahafte
gesteigerte Höhe.
Der Ausdruck fiir die indische Askese ist tap as , „ die Glath,
daa. Brennea,^S voa der Wurzel tap, breaaeatö und bea^hMl
des vaneiaeade, daa einzelne Daaem veraelureade Wesea der-
aelbeft; lapae iai eigeatlleh der yeigeiatigie» aar ^tilichea Tfail
•gawovdaae Agni oder (■▼«k. Agai verariiat.daa amtarirfla Seia,
ttM ea a«a:eiaigea Vra^ aarllek, — die Glath der Selbalpel-
Irigaagjiebt das geistige Eii^^eldaaeln |iuf , and «eint es. mit dem
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MS
einigen Brahma. In der £rkenntni6s der Andacht wird die Seite
des Indra oder Brahmft im Manschen (S. 308) aufgehoben 9 'indem
alles Wissen des Einzelnen schwindet; in der Entsagung aller
GeflUe nd aller Werke wird Iftr den Mensdien die Welt Vnnt-
m's oder Visehmi*« anj(|ilioben) end in der eigeafliebeii Mlurt-
qnal offmbarC sieh Agni oder ^bn als 4kt Maebly iki ialeCnl anf
den Trümmern des Daseins thront.
„VcrutÄndüiss der Veden, . . Verraeidiinc; des Anblicks und der
ümannunj? der Frauen, das Verlassen der Angeiiüngen, dasTrageo
alter Gewänder, EDtbaltuog derSinoe von deo siofolicheD Dingen, ..
Erl^enntniss der Sunde in aller Thiligkeit, Freiheit von Leiden-
schaft, BegierdelosigiLelt med Ruhe, 4mnk diese Bftttol wivd der
alt Wahrheit Begabte vesterbttdi.^)
Bei jeder Aadseht, besonders beha Aes^fechen oder Benlras
des Avm nad der Gajatrit den Athem möglichst lange anaefaal*
ten, gilt als hohe FrOnnniglreft,*) and wird als hoehwfchtlger
Bestandtheil der Andacht fort und fort gefordert.*) Es ist das
ohne Zneifel ein Symbol des vüiligen Aufgebens de^ natür-
liebeo Lebens, ein Zeichen de« Stillestehens alles Lebens in
dem ewigen Brahma. „Wie deich Ausbrenooog der Erzschlackea
das reine Ooid und Silber gewonnen wird, so wird dnreh daS Aih
halten des Atheas die nsstemiss der Sisae ausgebianst'**) Za*
gleleh kowst die tief«re Bedeutmig des Haaches [Pisna} als ali>
gemeiner, das All eifllllender Ldwnsgeist, so dass der Itoseh
elaathmend die Gottheit in sieh aafelramt, nad de» AAem anhaüead
sie in sich bewahrt.*) — Das Hände falten beim Vedalesen'') hat
nnsweifelhaft ebenfalls die Bedeutung, dass der Mensch seine Be-
sooderhett anfijiebt.
Die Zügelung der Sinnlichkeit als religiöse Handlung er-
si^eiDt hier in ihren Terschiedensten Formen. Ffir den Brahmanen*
Stand bestehen sehr besttauate and oft iasserst idshdiche Spelse-
geaetaei^ TSlhotea sisd Zwiebel, Kaobkaefa, Mae, BOIeb roa
KuaeeieB oder tob solcbea SingetUereo, deieaHaf eicht gespahea
Ist, ferner tob wilden WaldAleren, TonliVaae», das meiste (Nsse,
«ras in saure Gährung fibergegangen ist, das Fleisch Ton Raub-
vögeln und von Vögeln, welche in benohnten Ortschaften sich auf-
halten , von den genannten SStigethieren , von rahmen Schweinen,
die meisten Fische etc. Das Fasten ist schon in den Veden bei
dem aus der grossen Flutfa geretteten StammTster des Mensches*
geechlechts erwfthnt,*) and wird fai sehr spAter Zeit noch streng
geübt ab Vorbeieitaag saai ISebet, aar KnelcbaBg elaes Wnaaohes
inn4ea ONteirn etcwtfl)
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366
Die Enthaltung von den Weibern wird in mehreren Frille n [je«
fordert, so am Tage des Nemnouds und Vollmonds, und am achten
und vierzehnten Tage des Monats,'*) ,,Weim ein Mann, welcher
einem Opler beigewohBt, an demselben Tage das JUaget «bei
.Waibes theilt, so mfissen seine Vorfahren einen Monat lang auf
dM Küthe dieM Weihet lii«eD/« ») _ JBheUüigkelik wW iv
Ton der letzten Stafe des frommen LebM gefeidert; es whrd tM*
flMkt heaefkt, deee vide teneend Brihmanei^ weldie der 8hiDlidi-
keÜ eett ihrer Jogeed eeteagtee ond keine Kinder ftintcriieMeo,
dennoch in den Himmel gekommen sind;"'') — also nur ein Trost
und nicht eine Mahnang. Dem Menschen aber, welcher ia die Reife
de» geistlichen Lehens eintritt, entschwindet die Ehe; nnd der
Asket muss auch von seiner Gattin scheiden. Doch kommt ca
auch Tor, dassXatrija-Aaketen mit ihren Fiaaen in derWaldehisan-
ktoit ehelich leben/'»)
Vüllige Qleichgaltigkeit gegen aUe Freade und gegen tOei
Sckneis i«t 35eifdfeen frommer WeiebeÜ »Wer einem Blinden gleidi
nicht flUl^ einem Tanken gleich nickt hOrt, dem Heise gleiek ebne
fimpfhidaRg wid Bewegung ist, ?on dem wiase, dass er die Ruhe
erreicht hat. Der Jogi [derAsketJ, der in die Erkenntnis» versenkt
ist, ßchauet weder aufwärts noch abwärts, w eder-recht« noch linlcs;
er ist ruhig und ohne Regung.*'*^) Zweifach die Seele [manas]
nennet man, aU rein und dann als unrein auch, unrein, wenn wünsch-
• bethort sie ist, und rein, wenn frei von Wünschen sie; die Seele
ann den JHenadien iat Unaeh an Baad und Freiheit aoeh; au Band,
ftAngt-aa dem Avasern nie» IVei gilt nie^ wenn FemÄnanem Mi «—
drum von dem Amern wende ah die Seele» wer Befteitmg wfinnebt.
Wenn, abgekehrt derAvssenwelt und In demHersen in aidi gekehrt,
die Seele ihrer selbst vergisst» das wisse als den hSchstes
Grad; so lange ist eiiizuhaiten sie, bis sie hu ilcr/^en untergeht;
das ist Wissen, und Denken das, alles andre Bücherweisheit nur:
und so erreicht das höchste Brahma man/*^^) „Wer alle Begierden
Ton sich weist, die das Herz bewegen, aidi auf sich selbst zonlck-
alehend, der steht fest in der Weisheit; wer,- jeder Qefillhlsreguog
ledige in CUflck nnd Unglack weder eich freni noob ^WMtt, bei dem
bt tet g^irindet die Weisheit Wer nicht an einidiekea Bingen
«hd. an -den Werken hängt» jedem . Streben naeh Vortbell eolMigtt
■ der.iat stir Fnlmmigkeit gelangt. )?) Beseer fIMrthr als Aibeitn*
ileiss ist das Wissen , höher als das Wissen steht <lie Andacht,
h4her als die Andacht die Entsagung, und der Entsagung xunichst
kommt die völlii,n; Hnhe. Wer »ich im:hi freut unr! vor nichts
Abaeigung hat» wer über nichts trauert uod.oaisb JMfihtB fficUngt)
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««obekfUnmert am «m glfleklichea oder tin^fickliclies Eode, der ist
mk lieb; wer gleicbii:üiti£? Feind und Freouü, gleichgültig in
• Ehre und )ScUiuacb, l^ei Hit/.» und Killte, hußt uod Scbmerz,
firei TOD Eiirbegierde, «ich gieicbbleiheod bei Tadel wie bei Lob,
wAnnagsam, mkt dhm.aaÜMidtUp iolob Fromner i»t mir lieb.**is)
f,1Hm BnhmtL «mklit ji«, ir«r Zorn «od HuDfer hat keafegl» .ße*
MÜigheie.vKi 8hm:,muik, wer M in« Biiii»6ii4ng iid4 M tod
MMtr wwmmUm wd jai^cRfifikilnlii bim» aiditoO^lc» «od iMite
BiMi ant«*»)) „Der sMiMlMe K|ifp«r Ivt owlit gtmqbt Ittr
diese elenden Freuden, welche mit ihm die irfedrigsteo Tbiere tbet-
leo. Güttiiih ist das tapas, welches, untrere INatur reinigend, uns
des ewigen Glii( kes Bralinin's versichert. Der Kalt der Weisen ist
die Pforte des Heils; die Weisen sind diejenigen, welche Gleich-
SMrtfa der Seele besitzen, ruhig sind, frei von Zorn und tugendhaft;
es sind die, welche keinen andern Zweck haben als die Mßjk^ fdr
tdA [dM «nd keine IKeigiiog iMbee eki CUoevater mit
efaMm Welbe^ nltKiDdem .aad alt Bemti m lebe», ond die eUein
ieewrelt la derWelt leben^ «Je «• •f]bleeilt9irdleg8 ootiiweBdig' ist. . .
Der KS^pcff iet die Qvelte der Cbel» . . Die Vereinigung desBlannes
luit (lern Weibe Ul für beide ein Herzeusband; durcii »ie empiindet
der Mann beim Anblick »elneH Hauees, »eine» Weihes, seiner Kin-
der, seinem Besitzes das Gefühl der Kntfremduag von mir und dem
Meinigeo; wenn dieses Band lockerer wird, dann wendet sich der
Meoscfa voD dieeer Verbindung ab, er eU| befreit akb mit dem bach-
eüii Weaeo an vereiefln» Die Verelmg meleer» dies F«^eio
veajegllchir LMt die Hellte Ruhe bimllte.der Geyeitee [tod
Fremde ned 3fihmc|s]> die.Clewiselieits dfUM ee Air des Veeeclies
Ammll fdebts giebl eis fikiid, dae Sttelbee nach Srkeontsise« • die
Thatlosigkeit, das feste Streben, darauf zu Terzichten, ich zu
sagen und mein, die Liebe zur Einsaiukeit, das völlige Anhalten
des Athems, der Sinne und des Hen^ens, die stete Keu^-chheit,
Scbweigen« . • das sind die Mittel, durch welche der Mensch sich
mm dem fieinen Korper [S. 30bJ befreien kann, deo pHD dee)cb
MünfM) „Der Weise veisklitet auf das Verlai^eii zu leben und
EelilHhiwi M beelteee, wel.chee mir Vmrpbe. einengt Tbatfoei .be*
ifes aur der ZvUH Keferl» • mid bleibe^
wm$ mt$ aMte eulmsml, fienr meiner selbsl, einige Tage lang
liegend Ifie die grosse Sch hinge; ich esse bald viel, bald wenig,
Ciotes oder ^Schlcclitcji; ich kleide mich mit dem ersten Besten,
was ich finde, immer zufriedenen Geistes; ich sclilate auf der £r4e,
auf BlHttfirn, Steinen, auf Asche, dann wieder auf einem Bett etc.
Der I^Mäedler« «leMiec j#e . WefifMeU eAeeet» . iüeet «W^ .thetioe
368
nieder ia den Scbooss des Geiste«, mit dM 9«w«mMb^ iu»
dieser eben nichts anderes sei ab er selbst.*'*') ««Der Mensch
niuss sich allmählich losmachen von seinem Weiliey seioeo Kiadero,
Ton seinem Körper, von allen Gütern, die ihn von selbst verlasseOf
wie eio Mensch bei seinem Erwacheo sich von soiimn Traume be-
freit. Er betraofate wie eeiae Kinder die wildee Thiere, Esel, Ailea»
•BiMee, SeUengen, VSgel eed FUegee; wm iet deM^IÜr eieUelv
edled swiedien eeioen Kiede» end dleeen Wem?- Wm ist
deea Aeeer eleede KSrper, der leietit is Wflimem, Meder ud
Asche wird? was dieses Weib, die dem KOrper eteiiilflfce Leil ge-
währt? was ist d'itaa alles in Vergleich zu der äieele, die deo
Bimmel erfallt?''»)
Als &asseHfcber Ausdruck für die gänzliche Abwendung von
allem Weltlichen und fQr die vdllige GleiehgiUtigi^eit gegen alle
■ OeAUe ist andi die Necktheit der Asiceten zu betrachten; die
greeeeeieee Veredilaiig des KSrpeni mid ellee SkmMkm echHewt
die Scbam a«a; der Meeech bedeckt «ieh eieht etwa Uoee, weil er
«leh seiner Sinoliehkelt schämt, senden weibelÜRn mOegSMtie
nmn TMere die simdidien Triebe eine hlllim sluyi^ Weihe tia«
gen, ond dem Heiligthume der Ehe, aber n icht der OffentlicUeit
gewidmet sind. Der indische Asket \vei.st alles Sinnliche als ver«
ächfliche Nichtigkeit von sich, kümmert s\ch nicht im mindesten um
dasselbe; er braucht nicht zu verhflüen, was Tür ihn nicht melir ist.
Die zweite Seite der Aslieee, die Boteagung auf alle
Werlce, tritt oft sehrseharf hervor. Oes frenuae Werk Hr das
VetsOgHchste haltend erheneen die BekbOrtea nkhl das aadere
Bessere [das Ahweaden von der Welt]« Die aber, weidie dm
Selbstpeioigtiog nnd der Andaebt hn Walde sicli hingehen , raUg ia
ihrem Herzen, erkennend, Almosen bettelnd, dieM geheSy von
Begierden befreit, durch die Pforte der Sutine dahin, wo jener
unsterbliche Geist ist. "Wenn der Brabmaoe eingesehen hat, dass
die Weiten durch die Werke gesammelt wurden [durch eine Thä
tigkeit Brabma's and der Geschöpfe], so gehe er zum EntiTisseo
[Nirveda; oder zum Freisein tob Begierde},* ist keine Welt,
die sieht dareh Werfte hereHet wflrde,««») [und deahaihviniiale alle
terglflgUck}. ^Dareh die Clegenwart der Brlnflerasg des walvea
' Wteens, • . dareh Untergang dev Thal ev« . kemil Ae AadaiAt
• sa 6taade.^*>) „CKelehwie eine Lampe, ehe sie YSiÜsekl» ent
• alles verzehrt, und dann sich auflöst, SO vernichtet all© Thateo
der Jogi erst und löst dann sich auf." 2^) — „leb kenne einen ver-
gänglichen Schatz, spricht Jama, das ist die Frucht die Werke,
denn daa ewige Wesen wird nicht durch Hinfiüiiges erraidit*^^)
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868
„Die von den Veden empfohlene Lebensweise ist eine doppelte,
die eine Ist ein Thun, die andere ist ein ^ichtthuo; jene verschalTt
dem MeDScheo Leben, dieae versichert ihm die Uoste^bUchkeif
„Yiel gefiDger als des Herzens Andacht sind Mb Weike; die An*
dwhtiioliep, der Wetlte Lohe vete ahillieudi , . , golenges der
MHe dee MUieteB Heye.«*«)
DsM Beitel« iel flir jeden BrelMiaaeii, eo wie ftr die Aekefeo
der andern Kaalee eine KvHashandhmg; jenen ist es befohlen,
diesen gestattet. ^^Ein Brahmanen^ehülcr inuss alle Tage seine
Nahrung dnrch Betteln ans den Hänsern solcher Menschen empfan-
gen, welche wegen der Erfüllung ihrer Pflichten berühmt siod;*^
aber er darf Lebensmittel nicht erbetteln bei seinem und seines
Lehrers Verwandten, und nie von mwm einxigeD Meoecbea; das
Betteln nrass sckweigeDd-geschebeD.M)
h Beslehneg wmt die wiiUiebe SelbstpeieigiiBg wetteifert
die IHcbtuug mit der WMdidikelt SeMMerMgeii grosMrtiger
Asketen sind LlebKngBgegeBstand der IMchtungen, nnd tn'Ninen
erscheinen die Itieale der Jogi. — Nach dem Ramayana uird die
Ganga [der Ganges, vorher am Himniel :ils Milchstrasse] durch ge-
waltige Busse Tom Himmel auf die Erde herabgebracht. Ein König
„stand mit erhobenen ArmeD inmitten der iSof Feuer [vier Feuer
tingsuroher, und die brennende Sonne], nnr einmal jeden Monat
Speise geniessend, ndl gebindigten Sinnen, im l^tnter seliiafend
flttf neektem Beden, In iler Regenseit weilend nnter dem freien ittm-
meL - Als er einige taesend Jskre in selek grAnsnmer Selbstpein
ireriksrret, werde Ifim geneigt Bmlnnn, der ffeir der Oesefc^pfe/*
Um aber auch noch des ^ava Einuilligung erlangen, der das
Bimalajagebirge beherrscht, musste die Askese von neuem begin-
nen: .,(!a stand der KririiL!; ein Jahr lang, die Fusszehe eingrabend
in den Erdboden, mit emporgestreckten Armen, ohne Stütze, Luft
statt der Speise geniessend, ohne Obdach, unbeweglich wie ein
Bnnstsinni, schinlles bei Tage nnd bei I^inekt*'*«) <^ »,Mit empor-
gdsIMlitett Amen tt^te Msins, svf etoen Fnsse stnbend, sttenge
ginnse Busse, des Hnnpt gesenkt, nil feslea, nnrerwnndtsnt'Bick,
IBiSfe sfekfeefcilcfce Bnsse eine Isnge Retke-Tmi Jskreb.*«*^—
in der Sakuntala erscheint ein Büsser, welcher „in Termitenhaufen
halb versunken, die Brust umschnürt mit einer Schlangenhaut, den
Hals treu wilden SchlinggewKchsen gleich einer Mankenschntir qual-
voll umwunden, mit einem Uaargeflecht, das rings vom Scheitel
zur Spalter reicht, besetzt mit Vogelnestern, dasteht, und die
Sonne anstiert, und sich nickt rflkrt eis wie ein Baumstamm/'
YMme nelttst« «I» Asket «nflretend, gnk nki kskes «VorMM der
n. M
Digitia^
rechten Selbstqual, „Nackt, die }!aare veruinrt, ähnlich einem
WahnstnnigerN c'mg er a!s Bettler cinlirr. gleich einoiii Biodstnoigen,
Blinden, Stummen oder Tauben, keine andere Kicider tragend als
sofefae^ welche ttab wegwirft, stets schweigend, selbst wen« mae
ibo awedete; . . wo er enehien, da fielee ^e niedrigetee MeMchea
ihn an, wie die Fliegen einen Elephanten, «ebnihti», eriiiwpftfa
und »chhigeo ihn, waffin ihn mit Steinen xmä Ke(h; • • hdid ahnte
er die Schlange nach, beiBSaaen nad Trinhen awf derSfflo liagaod,
hald das Beispiel der Ktihe, Anlilo|ien efc;*"^
Solchen Vorbildern der Sage entsprechen die Clesetze. Die
Brahmanen sind nach Vollendung ihresi Berufs als Haasväter zm
Askese verpflichti t. Mit dem fünfEigaten Jahre etwa beginnt die
dritte Periode dejs ßrahniancnlcbens. »»Wenn der Haasvater seine
Haut sich runzeln und sein Haar sich bleicheo siebt, und seiner
Söhne Kiader achant, ao siehe er aioh ia den Wald awOch; ver-
sichtend aif alles» was er bealtst« nad aefaie tettin seiseB Sttaea
anTertravend« gehe er allein» eder er lasse aaA s^we Mtin iba
begleiten.^ Br geht in den ehMamsttn Wald , nar gewstttss Fsner
und OpfergerKthe niit sich nehmend, uod lebt da nur ton wflies
Wiir/.elii, Kräutern und Früchten, in Thierfelle oder Bastkleider
gehüllt, läset Haare. Bart und Nägel wachsen, in tiefste Betradi
tung versenkt und die Veden lesend. Der Speisen muss er immer
weniger sa sich nehmen, täglich nur eiomnl. oder nur alle vier oder
acht Tage einmal. „Er aoü aaf d#ai Bodos sich wäUen, oder
tagelang aaf den Fnssapitsea slshe», eder hesündig ahwechseiid
aalatehoB «ad aicb wieder satsan. In der Mssen Jahteanait soll«
er sHsea ia dar OInth Tsa ftaffeMra (viar am Iba, and die Soaae
vea shan); in Regen soll er (Commenfar: gans naeht^ den StHtaMa
-der Wolken sich au^üctzcn; in cier kältet) Jahreszeit soll er nasse
Kleider tragen. Durch trduUiuug iiiiiaer härterer Peinigungen lasse
er seinen sterblichen StofTsich verzehren. Er «oU leben ohne häus-
liches Feuer, ohne Obdach, in völligem vSchweigen, frei von jeder
' sioolichen ]>9eigung, keusch wie ein SsMecy scblafend aaf der
. «Mfcton JErde« haasaad aolar daa BaniHral^ala. IM waaa aaa
Siacbthaai Iha «rgiulft^ aa masha er aink aaf, und «threita Ia gnrfv
Richtna^ aaeh Noidoalea fiirt, afeh attvaad faa Waasar aad l«ft»
hls seia aterhüehcr Leib svsaauaeahricM «ad aaiaa Saela aiah t«^
eint mit Brahma. Wenn er seinen Körper so allmähÜcb serstörtbat,
und Ire* vo» kuamier und Furcht geworden i^t, so wjrd^ iu ti^r
Wohnung Brahnia's mit Eiiren aufgenommen. "
Gelingt es dem Brahmanen aber durch solche Qualen nicht, ^<
l^iasaidasew m ertfidtea, as tritt ar.io aeiaa mwkt Mtä^ is die
371
des GreiscnalterB. Da vorwand^jit sich die nctivo Selbstpeinigung
in eioe pa^tsivü; der liraiHnane wird vullig L;loic}igiiltig ^egeo alles,
auch gegen die Kultushandiungeo; er tut nicht mehr Mensch, er
tat Pflanze; er brii^t keine Opfer mehr, „ruht gänzlich in dem
b^obrtea Wesen« entsagend jeglichem Gefühl;" er ist ein Le]i>endig-
Miar; er hat die jSdiidd des DaaeiM ahgetngM« fiir üm iat io
A&r Wdt ■kbt» nelr um thmi lUHjgf er Iii Ittr alle» abgealsrIieD;
»er vfMMke aiebt de« Tod, er wtteedie lUt dee I.ebea.'< Mit
Meeeai Waeaergeite «ad eioeai Stabe waadelt er, iimner allem,
bettelnd umher, schweigend und ohne die Dinge um sich her anzu-
blieLeo, nur das einsilhige Wort ^tili murmelnd und betrachtend.
Ohne Feuer und ohne Behausung £;ebt er, wenn der Hunger ihn
quält, in die Dorfer; gleichmütbig gegen alle«, was ihm begegnet,
betifibt er »Ich nicht, wenn er nichts erhält, und freut sich nicht,
wenn er babooHBt« iwd aelgjk beim Betitln nie eine Aebeade Jdiene.
ImM«» «eiee ScMtle lefai, betvaeblcad, wo er aebeii Feea bin*
ästet (wm alebte Lebendea n tfidtee)« imd das Wasser, welebea
er tibbt, eaüie er duroli eb Meeatncb. Beleidigungen aell er
gleicbmtithig ertragen, Nienand hassen ned Niemand verachten;
einzig über die höchste Seele nachdetiLend, ritzend, tjirhts bedür-
fend, frei von jee^lichcm sinnlichen Verlangen, völlig einsam, lebe
er so in Erwartung des ewigen Heils; er vermeide e^, irgend einem
ielbeaden Wesen ein Leid zu thun. Wer sich so allmählich von
aller Liebe zur Weit befreit, und uneayfiadlich geworden ist liftr
■IkM, irird Ob ktammt Teracblengee le Bmbeia/'
Geea ibeliohe Vcneebrlftee gebe» apftteve Cleeete. „Im SoA-
ner entebee ftal Feaein rerweUead, In der Rd^audt auf dem
0|»fen^etse rabend, im Winter fai aeaae Gen^Ander gekleidet, ibe
der Einsiedler Busse. Ob ihn Jemand mit Dornen stiebt oder mit
Sandel salbt, unerzürut und unerlreut, gleichmiithig ^esen dieses
und jenes, Iiänfe Feuer auf sich, wohne unter Bäuiuen, essa
wenig; — Ton der Luit lebeod gehe er io Doidüsilicher Richtung,
fai» nein KSrper aufgerieben Ist/*»?) — „Der reebte Weiae.ist,
^trer Tülilg aaobt» eatpindaegslos, kms mi dee Weg zum wahren
Brebma gericblet, eer «m eebi JLebee ae IMee bettell* flelebgül-
ob er flipeiee eiWl oder nkbt, bl eleem leere« Haeie wohnt
e4ar b ebMm Tempel oder am feetfe ewea Banee oder an einem
Ameiaeahiigel oder in einer HOble oder in einem boblen Beome,
oiine irgend ein Begehren, ohi^e iriiend einen Besitz, auf dem
hTichsten Pfade des reinen i^innens in die Betrachtung vertieft und
durch l^tsagung seinen Korper ganz aufuielit. " ss) — „Weleher
Weg ie( fib die JogH ^ Sehe, Weib, Freunde etc., das ;$tudium
u*
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der Schrift und alle reli^insen Gebräuche aufgebend, und das
Brahma -Ei |ilie Welt] verlassend, nur einen LendensrfifTtel. rineo
Stock, eine Decke und einen Top! tragend, bettle er sie ii so viel
SpeiRe al8 gemig iflt, um sein Leben fristen m können. Aber
«Ätt ^ann Ist tit noch nicht auf der hUchsteo Stnfe; aidi liei liOi-
^engMel, dea QMk, die Deeke, des Topf gel» er auf) weder
Kilte noch Hltaet weder Frende eock Sebmets, weder Bhre Mch
Acbteog berflbreo Ifce; Tadel, Stok, Neid, Hass, Unleet, Wuuch«
Zorn , Freude ete. «elen flmi fem; er belraebfe seinen Leib all ^
stinkendes Aas, halte seine (iedanken von allem Irdischen fern,
und hiefte sie stets auf den Atma allein, seine Identität wiit dcmwl«
ben (erkennend, — — Die L\ift ist sein (ieivand: nicht verneigt
er sich vor deo Gottero, noch ehrt er die Pitar (Vorfahren); er
lobt die Menschen nicht und tadelt sie nicht; Denken^ Betea ader
irgend eia Ziel ist aiebt iät ibo da, er iat weder lob noeb Ihi.
Md «od detgleicben aebve er nkbC» vud <eba«e ea €lMrbailpt gar
nicht aa; wenn er ea aaacbaiiC mit Begier, so begeht er %lae gleicle
Sttsde, ala eb er eine» BrabameB getddtM tiMle. — ^ Alle
Wgnsebe halte er sidi hm, im Sielmeni werde sein Geist afcit
beweist, im Wohlsein freue er sich nicht; stets sei er gleichgültig
in^S!;pn Gutes iind l^^»ses und beherrsche alle seine Sinne; er rnht
im Atma allein, und in dem Gedaakeo: icb tun eins mit dem
Brahma, iat er zufrieden/'
„Wer seine Gedanken behenracbti frei Ten JegUeber Attblns*
liebkeit 9 eioaam lebt In abgeiegwier CSegend, nicbta gemleeat als
Wae daa Alaeaen Ibn bietet, Iat ela Aettler; er akae «n eines
reine» Orte grade« mbew^glleiiy hniner In deMeiben MNong, and
wiederhole daa Ama; er hemme «einen Atbem tmd tfehte nebe
Augen auf seine Nasenspitze, bis sein Herz aul jedes Begehren
verzichtet. . . l>cr Asket, welcher sein Herz beständig solchen
Übungen unterwirft, gelangt schnell dazu, es zu vernichten,
wie ein Feuer, dem man das Holz entzieht. Das Herz, welches
nicht mehr berührt wird von der Begier oder von irgend einer Lei-
denacbaft, in welefaem Jede ThMigkeit erieecben let« Iat feneibln
' aiebt mehr im fitaade, ateh jmi erbebea/'^)
Die delbatpetnigang Iat QbrlgeDa uMit bleea ala die liMMe
«ad leiste» daa Leben abaehKeiamide fttafb dea BiahmaoenUheaa
anf^eordnet, «ondern man fibt sie anch zur Erlangung eines Wun-
sches von den Göttern \ nriihergehend aus, und kehrt nachher wie»
der zu seinem gewöhnlichen Leben zurück.^
DaRs diese Vorschriften ihre Erfillluog fanden, w^rd durch
Zeugen au« alter und neuer Zeit hekoadet — Megaatbene» iMikb-
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373
tet, das« „die Weisen in einem Haine vor der .Stadt Icbeu, auf
Stroh und Feilen sich lagermi, >?ieh alles Lebende« und des Bei-
schidüfr eatbaltend/'^^^) Der liraluiiaue MaDdanis erklärte deoBoteo
Aiexauders, die he§iQ Laiire sei die, welche Freude und Schiuen
?«• .der Seele entfiirMli} und aU man Umi tan fiUdo-atea nod andern
gvMiinclien Wekn» «pmdib nntwofleto er: „ich glbalie geni, daM
nie Aber aUen Andere vfminftig dachten; in einem aber fohtleii aie,
di^n, dana nie die 6itte Ober die Natnr netetea; aonat liStten sie
aich picht geschämt, nackt wie leb eioherzugebeD uod von schlech-
ter Kost zü leben;" dann >vird das Betteln als gebräuchlich
erwähnt. "^^Ji <Strabo erzählt nach Aristobul, dass die Brahmanen
sich nackend der Sontie und dem Regen aussetzeo, oft den ganzen
Tag abwechselod auf eioem Beioe stehend ein schweres Uoia mit
heideBllinden ,em|K>rh alten nach PÜnina atnben die Gymnoso-
ffcinlen tegiiang anl^. einer Sidiet mit - nnferwandtein Blich, die
Mmmt aMhamendU*^ INe Amber berichten ton indiacbeo A^^e-
Um,^ iviMe ihNn- Urfttr mit einem eiaemen Reif umgürten, ein«
aiedleriaeh leben nnd gana naekt gehen,
Iii oeuer Zeit haben die Asketen, besonder«» im Dienste des
^iva, in scltöuni erdachten Selbstquälereien eine traurige Berühmt-
heit erlangt. Bekatiut sind die Hakenschwenkungen , wo niau öich,
eiaea eiaerneo Haken in den Rücken eingebohrt, an einem Seile
fiber einem Fener hin und her schwenkt*^) Wir «rw&hnen nur
.eiMge von Amgennengen beknadoAe Pefangnngen anderer Art £in
Bdahmabe» nur von BlUch und wenig FrOdMen lebend, aaaa Tag
andNailit» ancfc im Schlaf, anf deraeiben Stelle,. Idee mMvmelnd,
etniita aMi biawdlan halbe Stnaden lang anf den Kopf, hing sich
mit den Füssen verkehrt ganz nahe über einem Feuer auf, über
welchem er sich eine halbe Stutide lang hin und her sclnvenkte und
es mit den iländen anschürte; ein anderertrug ein vieruiid/\v an/i^
Pfund schweres eisernes Gitter um die Schultern, das senkrecht
ai»er aainep Kopf hinausragte; aadere scbleppleo schwere Eisen-
fctfiteo an dea Füssen oder auf den Schnltenif gingen In Sahuhen,
iD ^^nen eieeme Spitien hbMinrehgeachiagnn waren, ao daaa jeder
nrhritt BIntepliitn anrOeblieaa; einer hatte nich mit einer Kett^ an
efaien Btam angonrhrnindet;*») bei einem andern« der die' Arme
beständig über dem Kopfe hielt, waren die Migel in <fie Finger
gev* acbsen.**) — Ein Jogi sass vier/Ji^ Tage lang /wischen „den fünf
Kencrn" unter grossem Zulauf von Menschen; bei SonnenaufKung
setzte er sich auf ein Gerüst und betete, stellte sich dann auf" ein
JBein und blickte starr in die Sonne, wübreud au den vier Jbiicken
im Cierüatea f^nelr angckOndel wurde«, jeden hinaticbend, nm
Digitlzca Ly Gu^.' .
374
einen Ochsen zu braten. Dann stellte er sich aaf den Kopf, mit
grade in die Luft streckten Beinen, und blieb in dieser StelloDg
drei Stunden lang, und sass dann mit gekreuzten Beinen bis Sonnen-
untergang. 60) — Tavernier berichtet von Asketen , welche jahrelang
Dtekt unter einem Baume standen, und beim Schlafen sich nnran
ein von dnem Ante hemüterliftogended DoppeMl ieiintea, oder die
Arme no lange in die Htihe gentreekt hatten« daae nie nie aieht
melit lieniBterbfiDgen iLonnten and die Migel ao lang wie die Hager
vraren ; andere ataadea immer fort auf einem Feaaei die Nalraag
wurde ihnen Von andern Lenten in den Mund gereicht — Mie>
bnhr er«ählt von einem Brahmaueu, der viele Jahre in einem Gitter*
käfig sass, die HSnde gefaltet io die Höhe haltend; dass sie
zuletzt fast bewegungslos erstarrt waren; in den letzten Jahren
' hatte er kein Wort gesprochen, und stets die Augen auf die Erde
gerichtet; ein anderer trug stets eine schwere Kette mit eineni
Steine, «s) Nach Tarnera Bericht leiatete ein Aaimit daa Oaiilda,
awalf Jabr# bhidardi obne Ueteibieohaag a« aCahen ; «ad er Mite
dieaa wirlrlidi doreh; naddber wanderte er, die Araw über dea
Kopf, darob einen groaaea Tbett von Aaleni die Atme warea, elf
Tomer ilin sah , ganz znsarnmengeschrumpd und unbiegsam. ^) —
Die nackten, »cbmutzig und verwildert aussehenden Asketen, denen
es in neuerer Zeit niohaniedanische Schwärmer nachmachen, triltl
man iu allen grösseren indische» StÜdteo, in den wuoderlichstco
und unnatürlichsten Stellungen, sich schlagend etc.; in Benares
allein siad aber 7000 indiache Aei^etea (Faltire) und BetHer.M)
(ivadiener eradieiBen an Featea mit aii%eachlitaten Lippen aad
Zangen, weiia lieeeer atacimn, den Leib mit lebendigen fihüaagea
' wnwuBden.Aft) Bei einem Feate geilt eine PiraeeaBion gegen 40 faaa
weit l>atlbB8 auf gifibeadea Kobleb.^«)
Die bis in die Gegenwart oft vorkommende Sei bsttödtnng,
als letzte Stufe der Selbstpeinigung, ist den Veden uml dem Manu
- fremd. Am tjärhsten ao dieselbe anstreifend ist Manu's Ccbnt:
„wenn sich sein Ende nähert, so ttbergebe der König seinem Hohae
die Regierung and suche seinen Tod in einem Kriege, "^t) wobei
der Commentator liinzull^ft: ,,oder weaa kein Krieg iat, «laibeer
darck Hanger;** aad für die Selbatrerbimmang ala eiaea Opfeia
aehefait die Mimaaaa eiaige Anknüpfimgapaakta geboten aa kabea ^
^ Daa aiteete, wirkiloh bekundete Beiapiel dea reÜgiaaea Mbst-
mordea iat die beirannte That des Brahmanen Kalanos, welcher
den Alexander nach I^ersien begleitete, und in Pasargadae ,.nach
väterlicher Sitte den S<-hciter}iaufen besteigend, starb." Ein
anderer Bralunaoe» der mit einer deaandtacirnft aum Auguatui»
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375
reiste, ».verbrannte sich in Athen, indem er lacherMl uud nackt auf
eiuen Scheiterhaufen sjiran»;** ''O) und Strabo berichtet: ,,K.raiik>
heiteo des Leibecr baiteo sie lür das Schimpflichste; wer «eiche ao
■ick bemerkt, entzMl sich dem Leben durch Feuer; er errichtet
eiMB jScMteilMiite» eelbt eich^ und Terhreoel eld^, oluie eich la
rümti.''*!) lodeee eikUbrt der kvodlgele der gfiedbischeii Berichs
eratatter, M^eetbeeeet ^ ISngere ZeK in Indteo lebte, es eei
,,olclit eine Lebre bei deo bdiecheo Weiseo, eich eelbet zvt tSdten,
%ieiniebr wurden diejenigen, welche diess thäten, für unreife Jüng-
linge gehaiteij; sol« lic% die von Natur hart ^ind, stürzen i»icb in ein
Sclnvert oder in einen Abgrund , diejenigen aber, welche die
Schmerzen scheuten, spriui:« r» in Waasertiefen; andere erhängen
eich oder stürzen sich ins Feuer; zu dieseo gehurte Kalanos, ein
nagesfigelter Menech ImtaXuOtog], der an Alexanders Tafeln
beebtedieMte tbft|^ daber wiinle dieeer getadelt.'« — > Der reli-
gitae Selbetnerd wer elee im viettee Jabrb. ?or Cbr. oicbt selteo,
w«rde aber oocb ab Aneartoog betraditet; und als eolcbe galt er
deo ViecbeoTerebreni oocb io oDaerem Mittelalter. ,,Der Asket
verlange nicht den unvermeidlichen Tod, sondern er erwarte den
Augenblick, welcher durch die Zeit bestimmt ist."ö3^ — Der König
Sodraka im zweiten Jabrh. nach Chr. verbrannte sich, 100 Jahre
alt, seihst, und diese That wird in dem Drama Mrichchakati seht
gelobt.^) — Der arabische Schriftsteller Massudi (nach 0 00 j be-
achtet ale geiifirt» „dass die lodier oft von weither an deo Gange*
fVBiMbfarton, an acbroffen Feleen, an defen Abi»Bg Schwerter nod
Dolche anfgeriditet werden, sich hlnabstSnen and so serfleisclil
I» den Ganges stOnen.*'^} Andere Araber bestätigea es, dass die
Indier sieb oft selbst Terbrenoen oder sieb in den Ganges stiirsen. ^)
la neuer Zeit haben die freiwilligen Tödtungen eine solche Aua-
dehniing erreicht, dass die englische Regierung dagegen einschrei-
tet; besonders pflegen sich bei der Procesßion des Dschaggernat
£lürischua] die Frommen von den Hadern des heiligen Wagens, auf
dem das Götzenbild steht, zermalmen zu lassen; und noch 1847
nmsste die bewaffnete Macht einschreiten» um die unter die Räder
mUh diAngende Mfl»ge aeridaabalten, nnebdem Hlnf Menschen
' barelts «iler AamAang das Vischnu sich hatten sermahMn lassen. <^
IKMelbe Sitte wird bereits tos einem Reisenden des Tiersebaien
JabrhiMiderts beriditet; „bei beben Festen ftUirt man den Gatzen
auf einem prächtigen Wagen umher, und viele werfen sicli unter
<1en Wagen oder tüdten sich in anderer Weise, oft bis rweüuuidert
Menschen." es)
iJass bei ausgearteten ^vasektea die grausame äeibstqiUUerei^
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m
duMli fr«ldi6 der dott der VerneiMlg getfirt wird, mußt liUweUeo
hk wilde Uiuniebti welche eieh &«f eeiae Bedenlwg aleZeaguegilgeCt
besieht, amsehlageo km,«») liegt ie der Natur der Sadie; iadeM
findet sich dtess selten erwähnt, und zum Tbeil zweifelball.
*) Benfey, G1n<;sRr z. Samav. S. 78. — ») YajiiÄV. HI, 15«. — •) M. II, B3.
in, 217. — *) Maudnkya-Upaa. b. Wind. 1450. — ») Amritaniuiu - Upüu. b.
Wind. 1459. — •) Eben^. 1459. — Maua, II, 71. — •) Ukdxl V, 5 flf.; Y^il I,
167 etc. — ') (>tapatfift.Bra]imaii», in Weben Ind. Stnd. I, 168. **) WOm,
Theeter d. E. I, 91. — ii) M. IV, ISS. — <*) M. m, »SO. ^ >•] ▼> 19*«^
<«) Snrlttl n, ft; m, 9. 17 ete. — IPn^-UpM. b. WM. (i. IStei ~
••)Aiiiifta!vfaiA«-XIpsa.t— 6hiWebanLiA.8t.n, 60. ~> Bbi8.GilA,]1, 17;
VI, 4. — »•) Bbciil. Xn, la. 17—19. — Tejovinda-Üp, 8. 4, in Webers
Ind. Stud. n, 63. — •») Bhagavata - Puraua , V, 5, 1 — 12 (Burnouf, tom. II,
p. 345 etc.) — »0 Ebeml. VII, 13, 33—44. — »») Ebond. VIT, 14, 4 — 13. -•
•>) I Mundaka-Upan. II, 12. b. Wind. S. 1700 etc. u. Polcy. — **) YnjnaT. m, 160.
— «») Xurika-UpaTi. 34. in Webers Ind. St. II, 173. — ■•) Katbaka-Up. II, 10. —
•») Bhagav. Purana, VIT, 15, 47. — *•) Bbag. Gita, II, 49. 51. — ••) Manu,
n, 190.— «o)Manu, Ii, 183— 190.— Kamay. I, 43, 14. 15; I, 44, 1. 2.
(Schlegel). — •*) Bopp, Sündflotb, 3. 4. ~ •>) SakuntaU, y. Meier, 8. 148. —
•*) Bbo«. Por. V, 5, S8^34. — ICann, VI, 1 —9«. — »•) Kmiu, VI, 33 — Bl.
~~ •«> Tii^iMT. m, 58—55. <- *•) Jebala-tTpML b Webers Ind. Stnd. H, 77. —
<•) ParanabaiiM-ITpeiL Sbend. n, 174$ tgL 178. — Bhigttr. VU,
fli. 18, 80—35. — * I) 8«w!til, 1 (Bopp). — «*) Utgu^ iam. 41 (Sohraih.) —
«») Strabo, XV, 1, 615. — Ebend. XV, 1, 61. 63. - ♦») Plin. h. nat. VII, 8.
^ «•) K inaufl, Mem. 293. — *») Abr. Roger, Offene TbOr z, d. Terborg. Hö-
dcnth. 1CG3. S. 393; Sonnerat, Reise I, 204; Orlich, Reise, II, 184. 271. —
*«) Roger, S. 408—412. — *») Bald&ixs, Beschr. 1672. S. 493, — »<>) Fryer,
travels, p. 103. Mill, Gesch. des britt. Ind. I, 295, — »») Tavemier, voy. 1679,
n, 421. — »«) Niebnhr, BeiBebeschr, n. Arab. II, 72. 73. — »») Tnrner, R, n.
Butan, T. Spreagol, S. 113. — •*) Ürlich, Keisö'iu Gäimd. I, 54; H, 142. 137. —
Ebend. II, 271.— Sonnerat, R. II, 807. — «0 Kftna* IX, 323. —
Colebrooln, Essais, p. 146. — **) Strabo, XV, 1, 64^ 68; Anten, Exp. Vn,
8. 8; ICegasth. fragm. 44. 46. 55. (Schwanb.) — **) Sinbo, ZT, 1, Tl.—
•t) SbeBd« XY, 1, 68t. — **) Fh«iB. «4. — •*) Bhag» Por. Vü» 18,
•«) WOsoa, Tbmu d. EL I, 77. 80. » ••>BetaMid, Ute. wt Ktad«» ÜOl —
•*) Ebend. 396. — Sonnerat, Reisen, I, 190; AaslanA,. 1847, & 1051; Odieh,
Reise n, 183. — ««) Mandeville (1372) in RecnjeU des TOj. im Tart 1789, p. 18. —
•*) Wilson, in Asiat. Bes. XVU, 284. 228.
§ 11«.
Die bisherigen Kultushandlungen bezogen sich schlechter-
dings nur auf das Verhältniss des Menschen als eines Einzel-
wesens zu Gott als dem Allsein, und gar nicht auf seinen sittiichea
Zustand. Sic wollen eine Versöhnung, aber diese ist von kos-
mischer, nnd nicht Ton sittlicher Art; nicht ein durch sittliche
Sohllid entetändener Zwiespalt swieche» dem MenMiien and
eeinein Gott soll gesfihnt werden, sondern der im Weeen der
Weltbüdong liegende Untenchied xwieelieii dem «ragtUichea
977
EiBBeifPMffii aad äm »Im UfgtwAe s4itt aufgehoben , und die
Klult zwischen Gott und der Cicatur ausgefiilU werden. Diass
geschieht aber durch Aufhebung des Einzeldaseins. Von einer
Verscfaaldnng des Menschen kann hierbei keine Rede sein; der
Mensch büMt wht £ur «eine äiinde» sondera hüchAtens Hur
sein Dasein*
Ganz verschieden von dieser Selbstaofopfenmgy die mit
lern aMtfiaheii Znataiida dea Menaehen gar Bichla te Ünuk hat»
kt widdieha Baaae für begangene Sfiade. Freilieh tritt das
Schridbewnaafeip yar jener anderen kesniisehen Selbatver-
leognong sehr in den Hintergrand, freilich verschwindet vor
dem Unrecht des Daseins das Unrecht der Gesinnung in blasse
Farben, — und der schärfer durchgeführte Gedanke der pan-
theistischen Weltanschauung hebt zuletzt so<!;ar den Begriff der
Sunde überhaupt auf [§ lOS], aber das volksthümlichere, na-
tirliche Bewusstaeia wird denn doch durch die aohnekieBde
Scharüa dea Syatema nidii ertSdtet, and der Indter wM aich
iner aittUehen Schnld viellaeh bewmt. Filr die Bfleiangen
•okhar Schnld bleibl ailenünga kanm noeh etwaa andeiea fibrig
ala aymlioliaehe Andevtangen, da die eigentliohe Aakeae alle
Weisen der Selbstpeinigun^ bereits f&r sich in Beschlag genom-
men, und die wirklichen, auf einer Schuld beruhenden Büssuu-
gen fallen daher der Form nach vielfach mit den asketischen
Handküigen xoaammen, aber die innere Bedeutung ist doch eine
gana verschiedene. Da übrigeaa nur die wenigsten Menaehen
iKa wirUaohe Askese vollbringen» so bleibt für die Menge die
Aawendnag qu&leader Bfleanngen fifar aittliehe Sehnld anr Ver-
fögung, wAhiaad die eigentüefaen Aaketen ala Tagendideale gar
Iceiae Soh«ld abaabteen haben; ao daaa hi Whrldiohkeit die
Bedeutung der verschiedenen Selbstpeinigungen sich nicht leicht
verwirren kann. Die Sache steht also so: die strengen Brah-
manen büssen für keine sittliche Schuld und bedürfen der Busse
nicht; wer aber für wirkliche Schuld büsst, ist kein wahrhaft
frommer Brahmane; was ein weiser Brahmane etwa Sündlichea
gedban, daa wird anfgehoben mit der rechten Erkenntniss, dass
«MMer Bmhna allea niehtig iat [$ 110]$ der Weiae bedaif keiner
andeute Bnaae ala derErlienatniaa; dAe Bfiaanngen gehören nur
den aar^sen Volke an, daa noch nicht anf der WBike der
Eifcenntnisa steht
Die ßüssungen bestehen theils in symbolischen Handlungen,
das Ablegen der Sündhaftigkeit andeutend, — die Reinigun-
gen^ den nieiatenKakaahandlnngen al« weihende Vorbereitungen
378
Torangehend, — theils in wirklichen, freiwillig übernommenen
Bus SS trafen, einer Zahlung an die waltende Gerechtigkeit.
Von der eigentlichen Askese unterscheiden sie sich dadurch,
dass jene einen mehr negativen, diese einen positiven Charakter
luilieiii in der Askese eatsagt der Meneoh siek seUwii in te
Busse straft er sieh«
Die Relaigungen bei alleo religiSsee Hsedlasgeii sM le den
Ciesetriiieheni sehr genau vergesehilehett. i) Bei der CSehmt, dos
Sabnee aad dem Tede eiaes Kindes» se wie bei der Anlbabai« dee-
selheo in die Kaste müssen seine Verwandten soldie Reini^nfKen
vuniehmeD; ein Toilesrall macht alle ArjL;eliorii^en auf zehn Tage
unreto; ferner verunreinigt die Bprnhruno: piner Leiche, Sameo-
ergiessung, die monatliche Reinigung der Weiber, Berührung einet
Cbandala oder einer Frau, die eben gebaren bat etc.^) DasHaa^
mittel der Reinigung ist meist Waschen und Badeni beiltge Tekbt
[ürftba] sind an diesen Zwecken sabMeb angelegl;<) an heehstai
gilt das Badeo In dem heiligen Gaogesj — oder oiao nbmni Wassar
bi des Huad, beslreieht sieb mit Kahmist, eder man berthrt eias
K«b« die als 8y«ibol der zeogeffdea Nateikvaft betllf Ist, oder asa
sieht in die Sonne etc.*) — Auch für die eigentlichen Büssungen
gelten selir ij:rri<'iiie \ orschriften;^) wir geben nur einiges daran?;
die in Par(Mithrsrn gesetzten Worte 8?nd spätere Ziisiifze und ErkLt-
rungen der Comiuentare. „Der (brafamanische, ohne Absieht lian
dclnde) Todtseblfiger eines Brahmanen soll sich eine Hütte in
Waide baoea» uod darin zarOlf Jafaie wahaea, (eiaXatrija 24<iabieb
ein Valfja M Jabre, efai 9*dra 48 Jahre) ebnig van Ahtesealebesd»
aad alsZcncbea seiner Sebald den Sckftdel des GetOdbBte» Ifageed;^
sder(wean derSchaldige ehiXatvIfa Ist aad eloea abalebtlleheaMtid
begangen hat) er biete sich Bogenschfltzen als Zielsebeibe dar, «ler
werfe sich drei Mal (oder bis zum Tode) in ilammendes Feuer, oder
(wenn absichtslos, und wenn der Getodtete werthlosj er nantlero
zu Fuss hundert Meilen, einen Vedentext hersagend, wenig essend
ItOd seine Sinne bezuingend, oder er gebe alian sebiea Besitx
' iiaeni redenlEnndigen Brahmanen , . . oder er saehe« ehMMi nah»
■ aendf aar den KOhea aad dea Bfafamaaen Gates m Üm, aad aai
' eine Kuh oder ilfaien Bnbmaoea so rotten , oj^fiire er aabedeshMi
sein Lebeai derfenlge, weleher eise Kah oder elaea Bnkmum
gerettet, sübnt die Sflade^ ebien Brahmanea getSdtet wm habea.^^
Er kann auch (wenn er selbst tugeudbal't, der («etodtete aber scbledd
war) seine Sünde dadurch sühnen, dans er dieselbe in einer Ver-
sammlung von Brahmanen uud Xatrijern heini Rossopfer verküüdigt
and akh mit den andsra Brabmnen am £nde dea OpSeu iuMi
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379
wobei man ihm eine Basse auflegt. 8) Für den Mord eines Xa-
trija, V ai^ja und (^'iidra betrairt die Busse uur den vierten, achten
und sechszehüten Theii der angegebeoeii. ^) — „Wer (einem Brah-
maoeo} Gold ^cstohleo, soll zum KOuig eilen, ihm seine Schuld
bekemieD maA apt eelMo : Herr strafe mich ; und der Kümg soll eine
EiMMtuige nebmoi und ihn ehimal damit sehiageB; darek den
Schlag iat der Scbtddige tod seiner Sdinld befreü"^ — „Wer
die Fran seines geistlidieB Vaters bescUafen» soU, seine Sflnde mit
lauter Stimme Terkfindendt sidi selbst auf ein Bett von glühendem
Ei£»eu legen, und ein eisernes, glühendes Frauenhild umarmen; nur
durch den Tod wird er gereiniift; oder er schneide sich selbst die
Schamtherlc Ljäri/Jl( h ah, halte sie in seiner Hand und gehe in gra-
der Kicbtuog nach ^>üdwest, [wo die Unterwelt] , bis er todt oieder-
„Wer (nhsichtslos) eine Kah getudtet, soll mit gänalisb
geackaroMm Kopfo eiaan Monat laag GersteabrAhe trUea «od
ddk atof eiaarKniMreida nMeitasaan, bedadrt mit dem Falla elav
KiA| er waacbe nleb ndt dam Hata aiaer Knb» begleite awei Ma-
aato laag alle Taga die KOfaa, atbme dea Staab, den sie msehan,
bediene and begrflsse sie, setze sieb In der Nacht zo iboeo, uro
sie zu bevvailieri, bleibe, wo feie hleibei», lolge ihnen, wohin sie
auch geben, setze sieb, wenn sie sich legen etc.;" nach drei Mo-
naten solchen Dienstes wird er entsühnt. — Ein Brahraane,
welcher e'm tadelnswertbes Geschenk angenommen, muss die Gft^
tri 3000 Mal hertagen , und einea Monat lang auf einer Kabweide von
MUdi leben. mWcbb aia wladergebarner Mann basatMobeada
Getflakagatiankea, ao aoll er na^mebr aagaiffaidetan Sj^iritaa odar
kaciMad bafanaii IMa aber Kab oder belaaea Waaaer atc triBk«a«M)
Aadeva Baaaaa, malst Ar garingera Yai^ilian, siad folgeade: ge-
lindes und strenges Fasten von drei Tagen bis einen Monat, ^ drei
Tat*e lang schweigend und nur heisses Wasser, heisse xVlilcb und
heisi^e Biittor ijeniesscD, hundertmal den Atheni anlialten, — einen
Ta§^ lang ein Gemisch von Butter, Milch, Kuhmist und Kuhharn
geoiessen, und dann 24 Stunden fasten, — tausendfache Wiedar-
iiuimag beatfaamler Gebete, ufleatUobes Bebeoatniss, in die iSoana
aHwa, Afaaaaea gebea^ — - aocb labbafie Renamid die tete AbsbAt»
dl« fiftida aialit mabr an tboa, ») — Oaa bScbsta BaialgnaBmaittal
abmr bleibt das Vedenstadiam aad die Erbanataisi (S. 901}.
Wer nir seine Sflnde keine Busse getban, mit dem soll Niemand
Gemeinschaft haben; aber nach vollbrachter Busse soll ifirn kein
Vor^vurf irf'niacht werden; wer aber Kinder, Frauen, Schutzflc-
kende getüdtet, dessen Gemeinschaft soll selbst nach seiner Busse
geniMea wardm» >«) — Ufte gerichtiahe Biatiaftii% absicbtttcber
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880
Verhrechen wird darch die Basse nicht aufgehoben, uod oui bei
unwissentlich begangenen beireit di6 Busse von der geseisUcbeii
Strafe.
>) Manu, V, 57 £f. — «) M. V, 58— 8ft; Yajnftv. I, 182 fif. — ») n<^mm({.
Mim. 286. — •) Manu, V, 87. — *) Manu, XI, 71 etc.; Ye^am. III. — *) Maau,
il, 72; Y^ju. m, 243. — ') M. XI, 73 — 81. — ") XI, 82 — 85. — •) XI, 126. -
") XI, 99. 100. — ") XI, 103. 10 t; vgl. Yajnav. HI, 259. — XI, 108-116-
— XI, 194. — ") M. XI, 90. 91. — ") M. XI, 211 — 227. 230j Yajnar. HI,
306. 312. — M. XI, 189. 190. — ") Yajnav. HI, 22«. •
c. Die KMie.
§ tl3.
Da8 geschichtliche Resultat des activen VerhäLtuis&es zwi-
schen Gott uDd dem Menschen, die Gestalt des geschichtlich
wirklich gewordenen religiÖMA Lebens, die Kirche, mu&s bei
den brahmanischen iBdiarn ganz anders aAi|i als bei den €hi-
neaeiiy aber aacfa gana .andern ak bei den weetaaiatkrebei Vel-
ken« In Catiaa lat die nnouttelbere Wirkliehkek angleicii das
Ideale, das Gotteereieh ist im Staate gegebeoi zwisehan Kinfce
und Staat, swfsehen Hellfgera und Pro&nem fot da kmm Uiter-
schied; die Versöhnung des Menschen mit Gott ist schon von
Natur gegeben, das Reale ist die ganze und volle Wahrheit; —
in Indien ist die Einheit des Menschen mit Gott von Hause aus
verneint, das Reale ist an sich schon das Unwahre, ist ausser-
halb des idealen, und nur dieses ist das Wahre. Das ist die
andere Einseitigkeit. Die Chinesen haben keine wtckliehemrcbe,
mil sie kein Ideales in die Wickiiohkeit kinbinnabttden» kda
Gottesreiek na vebtoM kaben, denn alles WiiU&clM ist schon
idealy ond alles Dasein ist sehen im Reiche Gotles; — die Indier
haben auch keine wirkliche Kirche, weil sie das Ideale in die
Wirklichkeit nicht hineinbiiden mögen und können, vielmehr
alles Wirkliche hinausbringen wollen, indem es nur dadurch
dem Göttlichen geeinigt wird, dass es aufgehoben wird. Die
Indier haben zwar ein grossartiges religitees Leben , ja fast ihr
ganzes sittliche und staatliches Leben geht in den Kultus aaf,
aber sie Imben hieht ehie eigentlinhe gesehiidifeKeke'CreslaksBg
dieses religiösen Lebens, nieht eine eigentliohe Kirahe» dieak
bleibendes nnd wahrhaftes Resnitst desselben na betrashm
•w&re, denn der Sinn del* Indier geht ja grade aus der wirkliches
.Welt hinaus in das übervveltliche Ursein, und das wahre und
letzte Resultat des Kultus ist !j;rade das Aulhebeu des weltlichen
Daseins. Die indische hLirche ist nur ein blasser Schattet» itu
Veii^leifik mit der uageheucen Olacht der.reügi^iiea Idiee.
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S8t
Reich Gottes ist hier nicht nur nicht von dieser Welt, soad^m
Mibcriiaiiptinclltiii der Weit, kt schlechter^ttgs ImMfer
selbn, ffatMigt mtk mil allem weltlidien Sein jgu oioltl; m
kMMBl irfflbft in die Well, eoadeni ee fingt grade.da «n, im
diese auftSfti an' aae den Trftmme» der Weh eriianC stell M
walire KMie. fiel im CkrlirtentiHmi Gott die Well aifto ^liebt,
dem er ihr seinen eingebomen Sohn gab, so liebt das Bialiniu
die nichtige so wenig, da&s es seinen Geist aus ihr zuFÜckzlühu
Eine Kirche ist eine a;eschichtliche Wirklichkeit, aber der Indier
wendet von dieser sich ab, Juit kein Interesse für irgend etwas
Geschichtliches.
iadesa ist auch Mev im Volksbewusstsein die Schärfe des
TerneineBden Gedankens abgeatonfft; «ad wie das Volk Iroli
aar WeMengnmig fthrenden Idee denaocik die Welt ala
wnklieli anerka— t, se erkennt es nach eine kiceMieba GtoataU
tnng des reÜgtAsHi Bewnsstseias an; es wird damit ireiKidt ntdbt
Emst, und der innere Widerspruch gewälui der Kirche nur eine
kümmerliche Entwickeiung.
1) Die Menschen, welche den Kultus und die daraus her»
Torgehende kirchliche Thätigkeit vollbringen, die pries ter-
liehen Personen, sind in der Consequenz des Gedankens
aUcrdinga alle Mensehen, denn alle sollen in Brahma anica^
gekani ^ aber aaeh Mer hat die Praiia die Idee dakin abge-
tehwieht, dass nnv ein Tbail der Mensehen den Kalt var*
sagsweise za seiner Lebensan%abe amebt, die Kbato der
Brahmanen. Aber er ilült ihnen nicht ausschliesslich zu; die
Brahmanen sind zwar als Kaste ein ausschliesslicher Stand, aber
in Beziehung auf die eigentlich religiöse Thätigkeit sind sie nicht
die einzig Berechtigten, stehen nicht als Klerus dem Volke
gegenüber; sie haben nur den Vorzug, dass ihnen das aar
besonderen Lebeneaa%abe wurd , was bei den zwei andern „wie»
dergebetM^ Stenden mir Mebensacba iat; aUe wiedei^<>
bsnen Menaeben dfiifen, ja aoUan den Knltaa Tdlkiahen, 'die
V^dmileaeli, OpiBrbHngenanddieAdceseaaafibaBM)-«^jaaalbat
sto erlangt dnndi die strengen Bassfibbngen eise» iiöherci
fitand bei der neuen Geburt; Opfer darf er freilich nicht ¥oll-
bringen and die Veden nicht lesen und nicht huren; woher ihm
also die Erkenntniss der Idee kommen soll, ist schwer an sagen;
die spatere Zeit gewährt ihm die Purana.
Die Brahmanen, als Priester betrachtet, sind nicht. aigeait»
Heh Ar dia andern Menschen ^e Vermittler. aWiaoben ihnen and
Clatt, foiidQsn aind- Iftr ein mebr die Mnfger . and Ideaia} Ulf
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• —
relig^ftses Thtin bezieht sich a«ch in der That nur zum gerin-
geren Theile auf andere Menschen, zum gröbsten Theii aber
«af aie selbst; sie wollen srar Wahrheit gelangen, iiess ist ihr
Hauptsweek; das Volk zn belehren steht erst in zweiter Luuey
ist Ittr sIs BOT eine moralische, nicht ehie Aaite*PIUcht Der
tiagescikieiitliehe Charakter des indischen Geistes, weiehersich
sieht in die Wirldiehkdt hmeini sondeni ms der WiikHchk^
heraasarbeiten will, zeigt sich aneh darin, dass trotz der gross-
artigen Kraft des religiösen Lebens dennoch aus dem Brah-
manenstande kein wirldiciier kirchlicher Organismus erwachsen
ist. Die Brahmanen stehen vereinzelt, ohne ein in sich i^eglie-
dertes und lebendiges Ganze zu bilden; es ist da wohl ein scbarier
Unterschied von Lehrern nnd Lernenden, von geistlichen VA*
tern nnd ihren Sohfilem , al>er sonst sei^ sieh in dem Brahmases-
stende kdne wirküdie Gcstslteng. Die Brshwinea veiftetes
anr eine Idee, sind nielit die Glieder eioer lehendigen Kkehei
sie sind ehi Stsnd, aber keine Corporation.
Da .sie die Vorbilder und Ideale der Menschheit sind, ist
die Erziehung nnd das Benehmen der Brahmanen durch die
(tesetze mit peinlieh- kleinlicher Genauii^keit vor£^esclirieben.
jUurch sittliche Würde, Selbstbeherrschung und äusseren An-
stand sollen sie als die Biithe der Mensehheit sich darstellen.
Dk Bralunanen bilden nur den innersten Kreis des gewoh-
ten» dem Profimen entnommenen Volkes; die nwei snderss
Kesten bilden den weiteren Kreis, der sidi zn der ihrigae
MensehhMt Ähnlich vcrhÄk, wie dieBndinmen zn ihnen. Uma^
liehe arische Indicr, also die der drei eigentlichen Kasten, em-
pfangen eine Weibe, werden von der übrigen, der Erkemitniss
beraubten Menschheit «ils die Erkenneiulen und Wiedergebo-
renen^* unterschieden, während jene nur einmal geboren sind.
Das ist ein hier snm ersten Mal auftretender Gedanke; l»ei den
Chinesen war er nnmö^eh) bei diesen ist alles Wirkiirimse
sich- venninftignnd gewnikt; bei den Indferaist dasselbe an aiih
eigentlich nnrnnfinlüg nnd vom Obel, nnd der ßednnkey die
Erkenntniss des waiu*en fiehw, steht lllier dem wfarkliehen B»*
sein. Der natürliche Mensch vernimmt hier nichts vom Geisit
Gottes, er muss erst die Erkenntniss empfangen, muss in iias
Bewusstsein einer Idee aufgenommen, muss geistig von neucin
geboren werden, ehe er wahrhaft vernüniltig wird. Die Erinne-
rting an den christlichen Gedanken liegt nahe; der gewaltige
üntecschied iet aber der^ dass die Idee, in weldie der wiedefr
gcberae Ohcise angenommen wied, cfam sehleehlesdings
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tfTe, die indische dagegen eine reiji verneinende ist, dass der
christliche (veist das wirkliche Daseitt iieiiigcai und TaEkiAmit
der indische aber es aufheben will.
* Fernbaltung alias UoreioeB, lUieiligeo» Gemeiaan« Bew<igaog
der fimlichkai^ Sfraager (lelieriatt and fibrfardbt gegen dielislwer
aadgaoaneBafalgug aller rdlgiSaeaPliehleB ms h ia darFana aiad
dto aiaptsaclie der Lakliogseniehwig; Bettab fal des Sehfl-
leiaPiiebt; er nosa Taat, Gesang, Saitenspiel «ad aedre Ver-
gnügungen meiden, muss strenger Keuschlicit huldigen, datT nur
eionial des Tages essen, aber weder Fleisch noch Silssigkeit; Blu-
men unH Wnhlgerüche dar! er nicht um «ich haben, Salben, Schuhe
uod Sonnenschirme und jeder PuU sind ihm versagti er daif keia
belebtes Weaeo bescb&digen oder li»dieB»'>
l)aa Beaabaien dea SebOla» gegea aalaaa Lelirar iai bis ia die
gailagata fiiaaelMt votgeadbtiebea» Der SdiOler darf aar aMaad
aad mh aaasaoiaBgeleglaa Hiadea wm aelaeia Lehrer s|MreaheB, aad
aaiaa ibni dsM iaa Gealcfct aelMi; er aiass eher aafs4«heo, später
zor Ruhe geben, weniger essen als der Lebrer; wenn er über den-
.seihen tadelnde Äu^iseruii^eo lu^rt, »(* ^»oll er fortgebeo oder sich
die Ohren zuhalten, darf ni<; dessen Gano^, Sprechweise oder son-
stige Manieren uaebäiTen; er darl i» des Lehrers (iegenwart nichts
heimlich sprecbeo, und obae seine EHaubniss selbst seiaea leib-
Kchea Vater alcht begrOssen. Des Lehrers Gattk aad Verwaadte
Biaaa «r ehaaao hebaadab wie jeaaa seihst. Waaa er will, darf er
Ua au aafawM Tode ha Haasa das Lahrera dieaead hleibaa; wena
er Ihn vetUtast« soll er ibai wo aiOglkdi ein Geschsak gebea.^3
Aua dem Stande des Lernenden tritt der Bewfibrte in den Stand
des wirklichen Hrahmanen als Hausvater undLheguUc; liettcln i^t
erlaubt, aber au<h viele andere Erwerbzweige stehen dem Brah-
maoeo in diesem Stande oiTea. Der Kultu#t in seiner ganzen Aus-
dehnung ist seine Pflicht; Verbreitung der Vedenkenntniss ist ihm
eoipMlen; aber nie darf er fflr seinen Unterricht Bezahlung anneh-
jnea»^) Er nasa groaaa £othaitsanUceit ftbeni tlglich die V.eden
laaea nad Opfer hrbotgen; er darf akdi sieht waltÜahea Soiseo and
Geachiftea fiberlassea.
Die arateErfordemiss Jedes Brahmanen ist unbedingt dieVeden-
kenntniss; „ein ungelelirter Brahiuauc ist \^ lc einEIephant aus Holz
oder eine Ati(il()[)(j aus Leder; alle drei haLer» eben nur den Na»
mcD."^) Überall Hpricht sidi die tiefste Verachtung gegen un-
wissende Bratunanen aus. >,£iu Brahmane, welcher nicht in den
holligen Schriften oaterrichtet ist^ rerÜscbt in einem Augenblick,
«i»' eia Faser aas trochaaea Gmaa; iba darf kaia Aathail vom
Digitizcü by G«.jv.' vic
3S4
^Opfer gegeben werden." •) Ein Brahmane muss „den ganzen Veda
miilliesooders die heiligen Upatiischadcn unter vieUaefaeo Andtcbt«-
Übungen und den angeordneten Casteiuugen lesen." ^) „Btn Mann
ist nieht deshalb alt, weil sein Haar grau ist, sondern die Götter
halten den für att, welcher trotz seiner Jugend den Veda versteht;
«in vogelehrter Maim Ist la der That ela Kind, md- wer tt» des
Yeda lehrt, lat sein Vater; ehi Bfahmaae« weldrar vom Gladhea
xeogt md die l^iichten lehrt» whd inSt'RecIrt der Vater ^ves aHea
Mamies genannt, obgleich er seÜMt nw^ ein lün(>ling ist. Cktoe
erlaugt man nicht durch Jahre, nicht durch Ueichthuia etc., soDfiern
wer dieVeden gelesen, der ist gross unter uns."8j — Die wirkliche
Brahmaiieinvflrde wird nicht durch die Geburt erlangt, sondern der
geborne Brahmane muss sie erat doreh Erlcenntniss erringen.
Beim Lesen der Veden muss er bestimmte feierliche Forroeo
beeiiaebtee) er daif tAe ottht lesen helNacht, hei Sturm ederSiMib-
wMehi, bei Regen, dewHter eder StetDschmtppeafall, hei Bid-
hehen oder andern ungewOhnttchen Eradieinungen; nicht hei Nehcl
eder In der Binmerang; er darf sie an keinem Orte lesen, we es
flbel riecht, wo ein Leichenzug hiiuiurchkommt, uud auch dann
nicht, wenn ein lasterhafter Mensch zugegen ist, wenn Jcnmiui
weint, wenn Hunde bellen oder Esel und Karoeele schreiin, nicht
bald nach dem Essen, oder bei Unwohlsein, nicht H^nd oder mit
gekreuzten Beinen etc.^
Ven aUem ¥^eltlicben mss ein Brahmane sieh abwenden} »ar
soll Jedenelt weltliche Ehre wie Wk meldetty ond N^rlMB^
scfaStsung, als oh es Nektar wirOi suchen ; ^ er daff nie viel mit
der Welt umgehen, um seinen Lehensnnteihalt su gewfamea; er
darf nie lleichthuni durch solche Künste zu erwerben suchen, wclcke
verfahren, wie Gesang und Musiilc, und mag er reich oder arm sein,
darf er nie vom ersten Tiesteu Geschenke armchmen; wenn er il' in
Hungertode nahe ist, darf er die Freigebigkeit eines Fdrsten, eines
Opferers oder seines Zöglings anflehen, aber keines AtMleni."**)
Kr dsrf weder Ackerbau noch ein Handwerk treiben, kein GeU
'aurSinhe» leihen^ darf nicht mit Vieh handeln dod nl«^ bei «law
Fflrsten In IMensthatkelt sein.
'Auf den Süsseren Anstand* und die ftehih^H der firsdielnnDg wird
sehr genau geachtet. ,, Eines Brahmauen Haare, Bart und Nig«I
müssen geschnitten sein; er soll weisse Kleider tragen und rein
nm KHrper sein: er soll in keiner Stadt hieibeo, welche von pflicht-
vergessenen Menschen bewohnt ist, oder wo viele Krankheiteo
Sind; er darf nicht attetn reben, darf nie bis adr ToUen Sittignog
easen und nicht zvl frdh am Morgen und nicht su spftt am Abesd{
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385
er soll keine unnütze ArbeitToniehmen, und das Wasser nicht au8 der
hohlen Hand trinkeD, — ^oli nicht luitVVürielu spielen, tanzen, sin-
gen odvj ein lostrument spielen ausser in den von den heiü'^en
htchriUeu vorgeBcbriebeuen Fküeo, darf nicht von ciueiu zerhrocbe-
IM Teller essea» kebM Kleider und keioen Sobmiick tragen, die
schon ein Aoderor getragta liat ISva fehlerlose, gnl ansseheode
Thiere 4arf er wm Reitea gobmaGheay daiCiiie aber wm geUnd aiit
4iet PeUflcho abtreihe«; er aoU picht aaf de» Bette li«igMid eaeen«
nie gaoi nacht acfalafea, soll sScht an geUhrKcfae Oiiß geben und
nicht über einen Finna ndiwininien; nelliat Siier die niedtigaten
natürlichen Verrichtungen sind genaue Anstandsregeln gegeben. Er
darf nüt keiujeni unehrUcheo und erniedrigteo Menseben Umgang
haben. ^)
Von einer Gemeinsamkeit der Brahmanen, einer ürgauisirung«
finden sich nur in spStero ScbnOten sehr achwacbe Spuren ?or; „ein
KdMg aoU in der Stadt ein Haue «richten, und Brahaanen in daa-
•elbe aetien« ala ?edenkandife KSrpemchaft, denen er ihren Unter-
halt anwebt etc.;''<*) daa wire aüo eme Art Kleater, vielleicht
den baddhiatiacfaea fiinriehtangeD naahgebildet
Alle IViedergehomen werden nnr dadnroh anr Weihe befUiigt»
dass sie von dem religiösen Bewu^stsein die nOtbige Erkenntnisfi
ernint:en haben. „Ein wiedergehorner Mann, welcher tlen \ eda
nicht studirt hat, und viele Sorgfalt auf anderes weltliches Wissen
wendet« gerätb schnell in den Zustand eines ^udra. Die erste Ge-
hurt geschieht durch die natürÜcbe Mutter, die zweite durch das
Umbindeo des Gdrtels; . . die Gajatri ist seine Matter, and nein
Lehrer iataeitt Vater. Ehe er in die UntemoheAdungweichen neiner
Klaaae ehigekleidet iat, darf er keinen heiligen Lehiania anan^
chMt mit Tor aeiner Wladefgabart nicht heaaer ala «a (ndra
lat"<«) ^Unter den iwel Vitem, van welchen der eine daa natOr-
liehe Dasein, der zweite die Erkenntnis« der Veden giebt, ist der
letztere hoher, denn die zweite oder göttliche Geburt sichert (Jem
Wiedergebornen das gwiiih Ltben zu."i^ Die erste Weihe oinea
Menschen aus den allein zu der Theiinahme an dem relii^iuseu Le-
ben berufenen dr^ Kasten derDwidja, »»zweimal Gehörnen", findet
ia den ersten dcei Lnhenigahrao statt, und besteht in einer Ton.
anr.<>) Nadidem etwaa apitar der Knnhe in aeine Kante an%ep
nemniea iat, wird dar JflngKi« durch eine heanndere Ceremonie
[S. 318] eingeweiht) der Brahmnae sp&teateaa alt 16, der Xafrtja
mk 22» der Vai^ja mit 24 Jahren. »)
xiusgeschlossen von jeder Vedenkenntniss sind die ^udra nnd
die Pariab; nur die drei wiedergebornen Klassen sollen die heiligen
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886
Schriften sfdUm, ftbef «tu PrriiMMe mM vi« fliM*M»l«gen'«dl
kein Anderer;"^) und auch nur diejenigeu aus den drei Kasten
dürfen Unterricht cnipfanc^eri, welche desselbeo würdig sind; „unter
dem grossen Hauieo soll ein fjelclirtcr Hrahmane thun, nls ob er
stomm wäre; er soll lieber mit seiner Wis^eoschaft sterben, als sie i
in voikvchtbareD Bo^ea sfteo ; " wm «ich die Kecntniss der Vedeo
oluie Üe EiowiUignng eeioes Lehrer« erwirbt, macht «leh de« Dieb-
«tibb «chuldig aad wird an den Ort der Qaai kodiiim.si) Wer
•toem ^iiilra die Teden kund thut, den aotl die Zuge «mge-
MhalttoD werden.^
•) MAnn, I, 88 etc. — «) Mwiu, II, 41 ff.; 108 fL; 175 ff: — *) M., II, IM^M.
«) M. m, 156; IV, IM. ") M. n, U9« m, 168. n, 16«. ^ *) n, lü
16S. 150. IM. •) IL lY, 101 — 121{ Tiyiiar. I, 149 «Ce. ~ ^ Ilt M "
•>) IV, 11. Ii. as i Xt 7« £ — m, «4, — it IV, 85. «0. et. 64. es. »4. -
**) IV, 67. 68. 75. 77^ 79. ~ >*) T^nar. U, S8S. ~ «•) Mura, H, 168. 169. 171 - \
«») IL n, 146. — »•) IL n, 35. _ »•) n, 36 — 39. es. 169; YajoÄT. I, 89.-
Idaav, X, 1. ^ • i) IL U, 1 10. 1 18. — •>) Wüm», TbMttr 4 H. I, IM.
§114.
%. Heilige Orte« Der rei^BraliaMie liedafff keines be-
eenderen lieiiigeB Ortie»; amr ein Ort ist Iteflig» daa ist da»
Bralim; und «iles, wae der Mensdi iMraen fchon, ist aiclitig.
Das Fehlen des Interesses an irgend einer geschichtlichen Wirk- '
Hchkeit verträgt auch kerne der Zeit trotzenden Tempel; der
wahre Tempel für die Gottheit ist der einsame Wald, nnd das
Allerheilis^stp ist das Innerste des Herzens, wo die Gottheit
selbst gegenwärtig ist; der Weise schaut nicht in riesige Tempe\-
liallmi oder auf ideale Götteriiilder, aendeHfanf aekieNaeeii-
apUro «nd in sich hinein,
Al>er anch hier wird in dem epAieren Y olkabewnantsehi die
Soliflrre desGedankena abgceelnrfteht} «md dieHühe dea Idaali»-
«a niehl erreiehend, bleibt daa Volli in der Veriialle der leiaea
iBtalmialdee; nnd wie man an die Stelle des einen, reidea
Brahma die creaturlicheii Güiter setzte, so setzte man auch an'die
Stelleder „Höhlong desHerzens'S in welcher der ürgeist wohnu
die IlÖlilungen der Tempel. Die indischen Höhlentempel, ohne
ftnssere Gestalt in den Fela gebaaen, oder ans einem Feiseu
innerlich nnd äiisserlieli auagehanen, ohne Fenster und «to»
Licht, in tiefste Nacht gehilkand ihre eft veiohen Bildww*ke nar
4iei Faekelaehein darbietend, aind ain Symbol dea ^ttUchea
Seine, ein Ansdmek dea finateren, leeren GeHea^ in wnldKai
Mr davdi den Gankala^ein der Maja efaie btlderreidie Well
m den Sahalten der Nacht hervortritt — Der Indier bat eine
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38y
Aimeigiiiig vor gebauten, aus Steinen zusammengefügten Tem-
pCllo; <Jie Vielheit ist das Niclitip;c , und nur das Einige ist wahr,
im All so wie in den Tempeln, die eigentlich nur ein kultivirtes
Feisstück sind. — Über das ArchitektoniAcbe später. — Die
Tempel gehören überbanpl mt einer apitecen Zeit a|i; sEor
BÜtheBeil des Vedeabewieileeais opferte «an auf Alt&ren unter
frekm HuBmels eelbei in den Epen werden die Tempel nur eel-
leo und dnnkel erwähnt.
S. Bilder Ton Gittern giebt es in der Vedenseit gar nicht;
noch bei Manu werden Priester, die bei Bildern dienen, Ton den
Opfern aus;2;e.schlo6sen; ^ und selbst in dem iNlahabharata wer-
den sie nur au einer einzigen Stelle erwähnt. 2) In einer Zeit,
wo die grossartigsten Naturerscheinungen die Zeichen derGottes-
iMcbt waren, und wo das einige, gestaltlose Brahma tief erfasst
wurde, wnaafe jedes Gottesbild yom Übel ftein. Die Götterbilder
fekdr^ eanunt nnd aondena einer anag^artelen Zeit an » wo die
iBdiaehe |^ee ih/ee Letienataaft vedeiPen hatte.ii|id nn dAvren Ge*
itaban ^ingetr^net war»
Der allen JNatarsynibolik mehr entspreehend als die Bilder
ist das heilige Feuer, welches, bei>ünders in den Kinsiedler-
hütten, unterhalten wurde, — ferner die heiligen Bäume, die
man noch jetzt in last allen Ortschaften hochgeehrt antrifft. Der
indische 1^ eigenbaum (ticus indica) ist schon in den Veden ein
fiild d^f Alle; seine vielen Verzweignngettf die wieder Wnrael
•ehlUgtUf «eine leider etelen V erjüngung durch die Zweige un-
MntMwn Dimer»*) geben die Entfaltung Brahma'« nur Welt
friedar*
Üfrifcualadicay Bai^aoeabaum, wird viele hnndert Jahre all;
and nimmt durch seine aus den ZiTeigen wieder aufwaehseodeo
SliijD»ie oti uiü grosses Gebiet ei»; iler grösste bekannte Uaiini
dieser Art hatte 4300 NebenatSmme, in deren Mchatteühailt'n sich
Ueere von GOOO — 7000 Mann lagerten; unter diesen Bäumen ver-
richteii noch jetzt oft dieBrahmaoen ihre Selbstpeiniguageo. Derdamit
verwandte ficnsreligioaa atehtin übnlidierVerefaiuDg.^) Als Bild des
AUaiateriaf^on frOher erwfihatC&326); beatimmteieradieintei^iiie
BedeatiB^g ii| folgender Stelle: ^»AiafwIrtB treibet die Worseb, «h-
. i7ifta,d|e«{EiWeiga der hei%eFeigeahaB»t der uDvergiaglicbe, • •
wer jlvi;eKMlwt> verataht die heiligen SehrüleB. AhwSrts nnd auf-
wfirts breiten siehaus seine Verzweigungen, genührt von den Eigen-
schaften, sprossend aus der Sinnenwelt, und alju iirts breiten sich
aus die Wurzeln, die mit den Banden der Werke das Menschenge*
afhieclit /^^. Schwer begre^W^h ist ^leine Gestalt auf Jff^ea
1111(1 sein Ende und sein "Bau. Wenn dieser weithin wurzelode h^.
ligc Feigenbaum gefällt ist mit dorn scharfen Beile des Gleichnatbs,
dann ist jene Stätte zu erreichen, von wo keioe Rückkehr nebr
nothwendig.^^6)
«) Mann, m, 158. *) Mfthabh. TT, 113, 5208. — *) Lanen, Ind. A. 1, 95S.
-> V) LasMD, I, m. — •) Bhag. Qita, XV. 1— S.
d. Das Uell.
Die in der Idcc gesetzte Einheit des Menschen mit Gott wird
im Kult praktisch als ein Ziel erstrebt. Der natürliche Mensch
in seiner Einzelheit ist von Gott s^etrennt. gehört der Welt der
Vielheit, also dem Nichtigen an; und diese Trennung soll auf-
gehoben, der Mensch dem natürlichen, unwahren Zustande der
Nichtigkeit entnommen und in die Einheit mit Gott aufgenommen
werden $ was der Mensch seiner Idee nach Ist, das soll er aaeh
In Wirklichkeit werden. Das ist keine Versöhnung im sitittch»
ehristllehen Sinn, sondern hat eher eine kosmische Bedevtoog:
es wird keine sittliche Schuld gesühnt, sondern nur das £ia-
zelsein in das ürsein zurückgeführt.
Diese Einigung mit (iott, das Heil, als ein Ziel des from-
men Strebens, was also nicht an sich schon da ist, sondern
durch bewusste That errungen werden soll, ist in der bisherige»
Entwickelung der heidnischen Religion ein ganz neuer Gedanke.
In China ist derselbe unmöglich, denn da ist der Mensch aehoa
TonNator mit Gott ebis, ist an sich gut und ImBesitae des
Heils; er kann es verlieren, aber nicht erringen. In Indien iit
der Mensch in seiner Natürlichkeit Ton Gott verschieden, weiss
sich als ein besonderes, der nichtigen Welt angehöriges Ein-
zelwesen, hat also zur Aufgabe, sich mit Gott eins zu machen;
der natürliebe Zustand der Unwahrheit soll aufgehoben werden;
die Aufgabe ist nicht an sich schon vollbracht, sondern sucht
er^ ihre Lösung.
Der Gedanke des Heils in der Einigung mit Gott bat nhet
andi wie das Gottesbewusstseia seihst sunkverscMedene Stufen:
die des abgeflachten Volksliewusstsehis der shmlMen Aa-
achanung, und die des tieferen Bewusstselns der vedenkundlgea
Brahmanen, des wirklichen Gledankens. Wlelnder^etis^-popm«
lären Anschauung der epischen Zeit die Vielheit der Einzel götter
trotz der Einheitslehre der Veden in den Vordergrund tritt, und
die sinnliche Weh als wirklich bestehend anerkannt wird, so
Usst die Anschauungsweise auch in dem GedaakendesHeils diese
Digiiizca by Liu^.' .
iHmlfcbe Wtrklichkett unrl die Einzelheit nicht aulgehen in das
eine Brahnifi, sondern hält ble in der Einigung mit iknhiiia noch
mit grossem Eifer fest. Die Saclie stellt sich auf dieser Stufe so:
Der Btoiftch ist kraft der wahren Erkenntniss von dem
einigen wahren Sein und kraft des Kultes nicht mehr an die
Hditige Welt der Vielheil {^efeeeell, wird ihr gegenüber eine frefe
Nedity wtiurend er andrefedle mit der Gotüielt eich emigt» ihr
Weeen m eiehau&iimnt, ohse aber in ele unterzugehen; er JiftU
sein einselneB Dasein fest, IM sich aber Ton der niditigen
iiatüriichen Welt, und tränkt sich mit dera Wesen der Gottheit;
er schwebt so als eine übernatörliche Macht über der Natur,
nimmt Gottesrhnrnkter an, aber bleibt doch ein einzelnes Sub-
ject Für den wahrhaft Weisen , vor allem für den , der iu grau-
samer Selbftpeinigung alle Natur von eioh abgestreift ha^
beginnt dienen Gottwerden eehon in dem gegenw&rtigeii Leben»
nnd der strenge Mket eehwingt sieh in seiner Macht selbst Aber
die EiBMigOtter enf or wd bedroht ihre Throne. Das ist nnn
iMieh nieirt der volle Brahmanengedanke, der das Ehiaelseui
schlechterdings anfhdbt und in Gott anflehen iSsst, ist aber die
sinnlich- concrete Andeutung des Gedaiikeus; der Mensch wird
zwar nicht in den Gott verschlungen, aber er wird doch ein
Gott. Das Verschwimmen in die Einheit ist nur die letzte Schärfe
des Gedankens; und das Volksbewusstsein verweilt lieber iu den
diesem letzten Ziele vorhergehenden Regionen, in der Vorhalle
dss Allerheiligsten» in welchem, wie in dem der Hebräer, keine
gflttliehe Gestalt sii sehen ist$ ehe der JHensch nur Herrlichkeit
des ewigen VerscUnngenseins in Brahma gelangt» hat er noch
ttDige Stefen u ersteigen, und auf disaen höheren StnUm der
Verbindung [Joga] mit Brahma erhübet sich ihm noeh ein
leti^ter licrrlicher Blick auf weite Landschaft des ir*Usclien
Daseins, ehe er in die Wolke hineinsteigt, welche ewig des
Bernes Gipfel TiniluiÜt; und diese Mittelres^ion zwischen den
Tiefen der natürlichen , wirklichen Welt und den luftigen Höhen
der einen Gottheit ist, vom voUen Farbenglanae indischer Phan-
tasie erleachtet, ein Lieblingsgegenstand der malenden Dich-
Inng. Zwiaeheo dem aalArliehen Menschmi nnd dem Urbrahma
siadnoeh viele Milteistofen; die Getsler and die Götter schweben
aeeh 1lber:dem Mensdien, nnd der Mensch, der durch den Ent-
sagungskult zu Brahma hinstrebt , g;elangt erst in diese höheren
Regionen der creatürlichen Welt; die beginnende Verei-
niarnn^ mit Brahma schaff! «Icia doch immer noch als Einzel-
wesen besteheftden Menschen eine übema(^lifijbe UerrUchkeit,
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m
und vor cfetn Verlöschen in die Nacht Her ^frthdif blitzt das
ersterbende Lieht der IH'rsr>tilichkeit noch cinmül lieli auf. Der
Mensch hört da bis zu einem gewissen Grade auf, einzelner
"Mensch zu sein, trftgt das Göttliche in einem höheren Matisse
in sich als andere Wesen, ist ein Jogi, d. br. ein mit Gott Ver»
Inmdener; er erbebt sieb kraft der fai ibm macbtipoll wirbeodcn
Gottheit tiber den natfiflidken Mensdien, €t ninimf IPbeil an 4er
alle Dln^^ leitend dnrcbdrfngendeft Welteeele, empföngt Recht
nnd Macht über die dem Brahma nntergemrdnete Natur ,^ — efaie
Zauberkraft. Je leerer und durchsichtiger die Persönlichkeit
des Menschen wird, je mehr sie in den granen Hinteri^rand dw
ürwesens verschwiriimt, um so mehr ist der Meiisc]i jiber die
wirkliche Natur erhaben, nnd von der eignen Körperlichkeit
nicht mehr gebunden, ist er auch an das Natarsein ausser Übb
nicht gefesselt; er bethätigt die Niehtigkeit der Ncc«r^ wie
an sieb sdbsf, so ausser sieb, er laset der Katar Ibre TiMibe*
recbtigung fählen, faidem er ihre Gesetdte bi eigner NaebtroD'
kommenbeit dorebbricbt; Die Welt, fbrCkitt dn fl^U Ist ei
auch illr den mit der Got^eit eins gewordenen Jogi; nnd wie
Brahma im täuschenden Traume eigentlich zwecklos dte Welt
schuf, *sü Olfen hart sich der innere Traunicharakter des Baseias
aucli darin, dnss der mit Gott verbundene Mensch in träanie-
rischer Willi^ür mit ihr spielt. Während bei den Chinesen dkt
in ihrem Dasein berechtigte Nator in ewig gleichm&ssiger Ordnong
sieb bewegt, nnd jedes Wmid^iiaAe als eine nnreeliCMiissige
dtOrang erscheint, bAlt dem Indier die Natnr nirgend» SMadi
sie wogt mistftt Irin nnd her, nnd neigt ein scilillenidet
benspiel ohne innere Ordnung und Nelbwendigkciit
Der durch das Veden- Stadium , durch Andacht luul Askese
mit Gott geeinte .Mensch schwingt sich liber alle Creatnren em-
por, selbst über die durch Gebete und Opfer verehrten (iötter;
die Götter furchten die Frommen, und indra's Thron wanket,
wenn die furchtbare Selbstqual vollbracht wird. Die Sagen sind
voll von dieser Allgewalt der ßt^ser, und veu der Angst isr
Gotter vor ihnen, nnd von den Versnebnngen, dareli wcleba dit
GtHter die Bfisser wieder bi die SbrnlbMelt m TOrioclMI
sneben* Dnrcb den KaHns erzwingt der Brabmane sieh
götdiebe Macht, wird eins mit ihn er ist nteht ein Flehen «i
eine Gnadengabe, sondern ein Erarbeiten der Götterwfirde*
Die göttliche Zauberkraft ist die Dfimmerungsperiode zwi-
schen dem hellen Tageslichte der Wirklichkeit und der X?»cht
des einen Brahma; nnd in der Dämmerung walten die gesfea-
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»1
stigea €efelld» ^«r PlMnHwi«. • E0 krt dabei zwischen dieser
Gottesivürde in dem gegenwärtigen Leben uucl der uacU dem
Tode kein wesentlicher Liiterächied; hat der Mensch die Natur
nicht mehr zur Gebieterin 9 sondern herrscht vv über sie, so ist
aach der Tod keine Macht mehr über ihn; er lebt fort, >venn er
auch körperlich stirbt. Das Übergehen des Menschen in die
Reihe der Götter gehört schon der ältesten Vedenaeit an; die
Pitri, die- Seiden der Alww, sM den Götlexii weaeiMtUch
gleidIgeflIeUl»
idae mehr inteeiliebe Enchekmng des Gedankens , dass
der Mensch darch den Kult' die Ctottheit in sich anfnimmt und
über die Natur umi ihren Tod sich erhebt, bietet sich in dem
Trinken des S oma- Trankes als des Trankes der Unsterblichkeit
(S. 346); der Mensch ist dabei der Tisch^enosse der Götter.
Die Zauberkraft frommer Asketen wird in allen Zeiten behaup*
tetO „ Verscbwinden/ Schüobeit, die FSbigkeft den eignen Kör-
per sa . verlasseh und io eioen abdern eiozugeheo. Schaffen von
Halfen nn^ .pdlidiijp« da« «ii^i die Beweise voi^ VolleDda^g der
Andadit'^) ^ j^Wer sidi In diese BeteeMusr vertieft:. ich
Ud die SesMt «Her Wesen» ieli halie [als eis« mit Braliiufailes
hervorgebracht»"'' der vermag eine Welt, dieser gleich» zu
schaffen." ^ „Ein Jugi, keiner üechenschaft unterworfen und
Boabhaogig [von etwas auderem], kann jede höhere Kraft ausüben,
wekhe der der GottlieU ^ntspriobt ood zum seligen Geauss
beiträgt."
Dnrch den grossen Asketen VismanütKa im Mahabbaratfk' «r vrde
«Ast de« BiBBselsgett Isdra geilbrdelt
»'VlHMaiini, dsr aiMisd«» ttie m gtSMW BmmWnkt
PMft 4« Kjieig dar Mstafftfhsar» Itidra« gfiw^tfti Msrob «in^beilb.!
OsM oidit des HsUea Aadachtvglnth ihn «rNb&ttr« ^pn amamn ^lp.f>,, ,
Der Büsser wurde so mächtig, dass
»S«m Glans die Welt eotäaniincd , sein Kma die Erde erguhättcrn inH|jp,
Bc zersctuaettera denB«rgMerii, leicht verwirrcu die Rävine kaaa.f ,
hidfa beaagstigt mit ein Mwiiseiies M&dchen tietbei: - -
»FmMer tu t^an, v<m fMfemMit, WwMt in grimmigerBtet* er itelei
Beie vat iMSsMit JMio »da ThnM» gebe s« Ann gewisse ibSj
aeb» Msy wo errBseea ibi» Ibw üo bnfcHi Mebrf arfg>
Bldhend in der Schöne der Jagend und mit iitjbelq^fg Worte Laut,
Feiel' ihn apcb mit der Frendea Hais» wende voa seiaem Werk iba, ab.«
Das Mädeiiep enbpheist vor yisnuunitra, tanzt verfiUveiipcb vor
ii. rDu «qgtiff iba d«c i^ieigoag QUOb» fiel er ia defc Begierde Macht.«
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I
392
Fr or/ engte mit ihr die Sakuntala.*) Ganz ahnliche Erzählnngen
kommen noch mehrfach vor, nnd gewöhnlich sind es ♦Vie Rnize
hhnDilischer Nympheo« durch weiche die Büssenden tob deo geäag-
steten €Ottera an« ihrer Aekefle geliracht wette. «)
Ton zwei Heldenhrüdem erzShIt das Mababliarata:
»Zu eroliern den Drei-Himmel nahmen sie «ich im Geiste vor.
Als üie Opler vollbracht liattcn, nahten V'indjaa , dem Ucrgc, sie,
Und übten daielbat Basie, die «elttodcScIute, Mbr lang« Seit,
Hungernd» dontend, in Banvrinde geklddal, ndt w^nflukm BbuSi
Die GÜed«r dut^ dm G«jpft Und'gead, aUmlMi aich WiWe aar.
So ihr dgaiiea Fldscli opferad, ttaadoi na anf dta ZalMa da,
Bie beidaa Anne anMtreckcnd, dreheten sie die Aagea nie.
Und die Götter cr^if Schrecken, als «ie die strenge Bosse sahn.
Zd stnrrn diese Selbstqualen sachten anf nuiche Wose sie,
Barch Edelsteine anretxen^ nnd dufdi Fraaen das RrtTcYerpnar»
Aber dem Vorsatz treu jene, unterbrachen die Bosse nicht
Wieder schufen sodann Tüntchung den GroMgeist'^en die HimmUsc^en:
Schwester. Mntternnd Frnu'n schienen nnd VerwiimUsrhiifc den BuMesdes
Geachrecket und verfolgt jetzo von bewaffaeten Hieaen dort;
Ihrer Creschmeid* und Haarlodk«i entblftsst, ihres Gewandes eatblesst,
ErheWa sie den Ruf alet ^Httfb, HUfol'' eo «chrlesa ato.
AImv deai Vorsala trea jene, nntnrbfaslieB dia Beste aUit«
Kr erscheint nun der Welten Urvater, um ihren Wünsch me
fragend; sie verlangen, unbesiegbar zu sein gegen Götter und Men-
schen, und Dar durch gegenseitigen Todtschlag unterliei^en su kSn*
nee; Brahma gewährt den Wuoeeh, nnd die tieideo Bt&der lehlee
fortan io üppigster Schwelgerei, seretOrten alle Altlre, tSdtelae die
PifeetCTf Terttlehen die Bflseenden und Jagten die Mtler me des
Hhunel, die sieh m BrahnaB Welt snHIdaogeo ; Hirainel ondMe
waren voll (Miel nnd Verwüstung. Auf Bitte der GStter sandte
Brahma eine Nj^mphe auf Erden , dcreci Reize die Brüder iu Streit
und zu gegenseitigem TodtKcliIa-^ l)rachte.'0
Ardschuna, von Irtdra mit einem menschlichen Weibe erzeugt»
erlangte nicht durch seine hall»güttiidie Geburt, sondern durch die
strengste SettistpelnigaDg die Vergünstigung, dasa Indra ihn anf
seinem .Wagen nach seineai HaaMSelspalbst hcachfte 1i«d ihn alle
HecdicbJ^eiten des Hianmela sohanen und gemessen Jiase. i»Wer
dureh Basse nicht fimd Ltetemg, ham den UsMniischeo Wagea
nicht ansehen oder anrMiren, Um besteigen viel weniger/^
Wiederholt wird ensShlt, vrie man durch strenge Selbstqual m
den Gottern seine Wunsche erreicht, z. B. Kinder,
Die frommen Asketen können es daher mit den Gottern aulueh-
men. Als Indra einen solchen, der den A^vins, den Uimmelsärzten,
Sona spendete, mit dem Doonerkeü sereefattetteni weilt», Ischls
der ()|>ferer, uod Hess „durch seiner Bursc Gewalt" aus des Feuer«
GlutU ensfehen einen 'furchtbaren Riesen, der bi« zum Himraei
reichte, und der den Indra „fressen" sollte; der vor Schredc
erstarrende Indra lies« sofort dem züraendeo Opferer «eioeii WUkNr}
■o erzählt das Makftbharata«>o)
Biaw«ileD wird «ach ohoe weitere» die Gottheit aMer GOtter ftle
eine dsreh Aekeea emngeDe erUirt oi^n^h Bfise&eg erbagteB
4ie Gdller Im Anhegieo dte Gottheit, dmch Btoang fiurfeo die
Rieehi dee Himmal a«f.^ Dm Ohergehen vee Meeeehei» hi die
Reihe der Gutter ist schon in einer oft wiederlcehrenden Mythe
de» Uigveda gelehrt. Drei Brüder, die Ribhavas, wurden in
Fo!s:e ihres fronmicn und tut^endhaften Lebens unter die Gotter auf-
gcoomnien, als ludra's Genossen, sitzend auf seinem Wagen, wie
dieser Opferspenden empfangend und den Somatrank trinicend ; >*) sie
erheltee eher folgerichtig mit der Gottheit »vgleich einen Natur-
dnrakter nnd die Bedeatnng von Sonneaetrnhieo.>^ Spiter führte
wma ihre GMtenrMe nkht «Mhr anf Ihre Tugeod In AUsemeinen
mich, .flondem anf Ihre Mbstpelmgung (tapas). ») — Die PI tri
(die Viter, patres], die Seelen der Urviter, besoiidera der Helllgett
(Riachi's), werden ohne weiteres zu den mit Gebeten und Opfer-
spenden zu ehrenden GOttern gezählt; ja sie sind „geboren vor den
Göttern," und „von den Heiligen (Risehi) entstanden die Pitris, von
diesen die lievas (Gütter) und durch die Devas ist allmäblich die
ganze Welt gebÜdet irorden/' Sie empfangen Speise and Trank
als Spenden ; es werden ihnen an hesthnmten Monatstagen Feiem
gehahen^'*) and die Ihnen so verrichtenden Feferlichheiten soHen
hoher gehalten werden als die Afr die Gatter. En werden den
„Viteüm'^aach gVttBche Werhe angeechriehen; nach einer, wiewohl
etwas swelfeAaften, SteHe des Rigveda haben ale sogar ,,dcB Htm-
Biel mit Sternen geschmückt."*")
» ) Colebrooke, E^«?^?« , p, 196. — •) Y^jnav. HI, 202. — •) Vrihadaranjakar
üp. h. Wind. 1623. — *) Sankara, ebend. 1874. — ») Mahabh. b. Pr. Sehlegel,
Sprache u. Weish. d. Ind. S. 312 etc. — •) A, W. Sclilcgei, lud« BibL I, S. 266. —
») Bopp, Ardflch. B. S. 37 ctc, — ") Ebend, S. XVII; S. 1 etc. — •) Sawitri, 1.
(Bopp). — <o) Holtnnamit Ind. Sagen I, 40 ete. — ^0 Mahanarayaiia-ITp. 79, 3,
iS We'btts M. 8t H, 95. — <*) N^e, MyÜie des BibhaTM, p. let-'Sld. —
»•) Staad, pb aee. — üttfeTs^BnluiaDa, ebend. p. MB. ^ Blgr. I,
k. les; UmuLj in,' 194. ^ >•) Msaa» m, »1. Ml. — Mhm, m, 18;
Bopp, AhUchsnas Beiie. B. 3. 35. 36. ~ Manu, m,. 117; IV, 190.
«•) m, m — *«) Botb i. 4, Z. d. D. M. Q. J, 76.
§ 116.
Die übrigen Vorstellungen des ankündigen Volkes und der
fib» das Leben nach de» Tode kiagen noch loaer als
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4ie eMr(Ülaiäem ftdi dm ki^aolMii GöttttbewmiMiiiMMiMi,
und haben wenig inneren Werth. Die ältesteu Vorblelluiigen
Iiigen zum Theil lioch aus der Lrzeii des noch uDgetrennteu
indogerinanischeu V5lkerstainmes tierüber und finden in dem
höheren Bewussfsein keinen Anknüpfungspunkt. Der Gedanke
•iner gerechten Vergeltung wurde, besonders in der apiteren
apischen Z^eit, dem bunten Spiele der Phantasie auheimgegeben»
uskd GftiftkaeUglKeit nid VerdanniDlM mi den FarWa dether
Stm^iehkeil gienMÜi, und toonders hAifig aind dw HöUmi aiit
ktimer Ecfindttog einer dfisleren ErobÜdinigakraft genaiclmtt,
In der filtestee Vodenxeit fiaden wir viele spater veracbwnsdeDS
• Vorstelluncsen. Selten nur ist die Vorstellung, dass die Sceleo
nach dem lode ein trauniarti4i,eti Schattenleben fuhreu, etwa wie
in den» griechischen Hades, i) haufiirer die, dass dieselben in Luft sich
verwandeln oder in einen iultartigeu Körper eingehen*^) Gewubo-
lieh aber dichtete man sich in ziemlich sinnlicher Weise ein Lebet
voliXiaat uad f reodei eine wenig veikUMe Feitieiaaag das jetijftB,
taiier der Uemchaft Jaiaa'a» des EaMÜaga nater dea Caatetfciaao.
la der Mitte dealiuamela ist die Woliawig ftr die fieltgen, ela Ort
der Rnfae «ed dm Fmde, «eedunOcht mit licht ned Pankel asl
mit Gewässern, we ale mit den Göttern sduaaBsen Im Scbattes
scbönbelauhter Bäume. ^) „Wo uuvergäugliches Licht ist, wo der
äonuengianz wohot, dabin bring' mich, o Sorna, in die unsterbiicbe,
unrerletzliche Weit; wo der Sohn des Vivasvat [Jama] als Kuois:
gebietet» wo das innerste des Himmels ist, wo jene grossen Wal-
ser wohoea^ o dort laae mleh aesterhlich sein; in des DreibimoieU
GesrftUie, wo »aa aleh reff uad lebt aaeh Im!» wo die tichtvattei
RiaMe alnd« e dort laaa mkk naaterhilell aeiai wa- Waaesli aad
Sehasneht vecwellen, Wo die etiahleade Saaae aMt» wa SeV^teK
ist nad Genüge, o dort las« mich aaatefblieii aela; wo FrÜtliAkeit
und Freude ist, wo die Lust und EntKiicken herrscht, wo sUe
Wünsche erfüllt sind , <> itoi t las» luich unsterblich sein.^^*) Die
Seligen sind in Verkehr mit den Gittern, nie segnen und schützen
die Frommeu und geben Besitz und Ueichthum. Zwei Hunde mit
vier Augeo hüten den Pfi^d xa Jama's Wohnung, auf dein 4ie
Geatodbeaea aa den Wohnungen der V&lar eiiea« aU schfilsiais
Wnshter.«) Jama als Herrscher der Uaterwelt, aplait apüffr des
groaae RoHe (S. 949); er holt aleh aeihst oder daMh aelaa Bsini #
dea Gebt« »dea danmeoagroaaea/^ aaa dem meaadUkAea KUipar,
aad bindet ihn mit Stricken.«)
Die ält^t^n Vedentheiie berühren übrigens zieiaUch selten das
FoiUeben aasb Am». lodc^ /sie heaehü/Btigen ilfli^ahfi mk #
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hnndsrreffliclbeii Ge^wart. Eine Stelle des SamaTecf n : „über
die Brücke streben wir, die acbwer JiogliigKebe , de» Heile , b#^
friWgen deo reebbeen IHeb [Viftn],**'-— erieoert avfliUmd
' te die alte pavaleebe IielN«. — • In dem epltewe- Vellndbefr— toefa
fet der Gfaebe an ehi 'k4hiftig;ee Leben eo miebtig, daas Mtmm die*
„welche offenbar kein künftiges Leben glauben," Ton den Opfern
ao^geschlossen wissen will,») und die Epen scbildern das Leben
der Seligen in Indra's Himmel nnt allem Glänze des siniilichi^tei»
Wohllebens.») — Die Schilderung der UüHen, — meist werdeo
deren einandzwanzt^ gezählt, — »ind in nachvedischer Zeit hiuigi
eine bestimmte Ordnang ist in ihrer Aufzfihlnng nicht zu findeB;
ndr werden die Qnalen den einaelnen Artev der Sieden ftn^e»
paeet; wer t. B. irleffllsnige Tbiere oder V8gel tBdtet» knoinit in
eine BMIe «xill siedenden Oles; wer aelnen Tnier oder einen Btali*
maoen tfldtet, tn eine flMle iron Kupfer, dnren Beden glSbeod ist«
Hurer werden in ein Meer von Schraotz and Koth geworfen, von
welchem sie sich niihren mris^en; Rätiber, Giftmischer u. a. werden
von 720 Hunden, Jania s Boten, mit diamantenen Zähnen, zerrtsscn?
wer nach dem Genuas des Somatrankes berauschende Gelränke
trinkt, dem wird geschmokenes fiiseo in den Mund gegossen; wer
Meoscben opfert, wird von seinen Schlacbtopfern gliederweisa aer*
ndioltten ete. *i) Pener inden flicfa iwcbemln, salaige Flatheo den
' BMIeontimen^ Cieler-ndt elemeii SclHilbeln>iod aiBdere die Ver*
dtaiinten nerflelscheBden lUnbtblere, IMder, hi denen die BiiM
sdineidend« Scirwerter tragen ete.
') Weber, Ind. f^tud. 11, 206. — ») Ebcnd. 229. — •)lHgv. M., X, 1, 14. 15;
X, 11, 7; Botb, L d. Z. d. D. M. O. IV, 427. — «) Btgr. M., IX, 7, 10; Roth,
»fc O. n, 22^i IV, 4$7. — •) B%v. If., Z, 1, 14. 15, a. a, Q. IV, 4S9. —
*) 8snftri. V, 16b^ O 8, 1, a. — •) Mann, m, ISl.— •) Bopp»
iaML B.'8. 3 iL — Haan, IV, 88 tLi Tf^nav. m, 9SS & » >i) Bbagav.
Pknaaa, 28, tom II, p. M)7 ff. (Boznoof). — **) Webtr, Ind. 8t. 1, 899.
S 117.
INtM Feethahen des elmelnen Snbfeeie» in dem Lebea
Meli dem T^de, in der Vereiniswig mk ISott» dteees Gütttcii-
«re«^ de« Hellsehen , gebOrt ab« mtt der Btedrigerca Slnfe
der firkenntiriss an , hat den Gedanicen nur in einer staric sinnli*
eben, die Reinheit desselben sehr trübenden Form; die Weisheit
ist ßo noch nicht erreicht. Der wahrhaft Erkennende wendet
sich laicht bloss verSchtlich von dieser Welt ab, sondern von
jeder Welt, erkennt in dem Göttlichen nicht mehr eine Vielheit
an, sondern ntir die nnbedingtc Einheit; er findet keine Rohe in
der htesen VerUAnmig ider Bhieeliek, eemicn in der AmShm*'
886
bnn^ derselben; das vOlHge Untergehen des Menschen in
Brahma, das Verfliesseu des Tropfens mit dem Ocean. das ist
das Heil, diess das letzte Ziel aller Weisheit. Keine anrlere
Seli§;keit giebt es als die ewige iiuhe in Gott, die aber Niemaud
gMiesst als Gott selbst, — als das Verlaschen jedes besondem
DalMinsy die yemiehttuig der Fer»5iilielikeit. Die reehlefirkeniit-
bIm hebt die Etnoellieit de« Mensolien auf, Ifissl tha in BrabM
unterQ^ebeD, and mit der PeretVnliehkeit verüscbt die Sünde.
Der Mensch wird hier nidit dnreh eine göttÜche GnadenAat
erlöst, sondern er erlöst sich selbst, indem er seine eigene Per-
sönlichkeit viilii^ opfert. Die Unsterblichkeit des Geistes
erscheint von diesem Standpunkte aus p^anz anders als vorher.
Der eigentliche Geist im Menschen ist Brahma selbst, hat
nicht ein selbstständiges, persönliches Dasein; die Selbstheit,
welche sich als Eii^elwesen eben festhalten will, ist das Ua*
reehte» soll niedergelialteii werden; in diesem Festlialten des
eigenen Selbstes liegt gerade die Entfremdung Ton Bnduna, and
die rechte Weisheit liestelit darin ^ dass inh weias: Brahma ist
das Einzige, was in mir wahrhaft ist Nur dieser sich selbst
völlig verleugnende (leist, welelier mit Bialmia ganz und gar
ssnsammenföllt. hat das Recht des Bestehens, alles andere ist
nichtig und muss untergehen : nur der Geist, der der Welt voll-
stftndig abgestorben ist, von iiir und von sich nichts mehr weiss,
se«dem allein von Brahma» and sich eins weiss mit Braluas,
der reine, dnrcbsichtige, von allen Geföhloi und besUnnaten
Gedanken entleerte Geiste der weiter nichts denkt als daa ebe
reine Sein 9 dieser Geist alleia ist unTergänglieb, unsterblich.
Das aber$ was den Mensehen an diesem bestimmten Menaeben,
zu einer Person macht, das Ich, gehört der Welt der Verg&ng-
lichkeit an und muss untergehen. Das bestimmte Sein vergeht,
das leere, inhaltlose Sein ist unsterblich. Die tiefere indische
Lehre kennt keine persönliche Unsterblichkeit, sonderu nur ein
Bestehen £rahma*s, ein Verschwimmen des Menschen in
Brahnm, wie der Regentropfen mit dem Meer verschwimml»
Der Msnsck gebt ToUsltodig aaf in das einige Leben Brabma'a.
Disaes Verllieaaen in daa Unrasen» diese AnflflsMg in ekmel-
nen Geistes in das leere Ursein ist die indische Seligkeit Die
eHmelne Persönlicbkeit kann nnm Gamms der Seligkeit nieht
gelangen, sie ist gerade das an sich Unselige, der Welt der
Wandelbarkeit verfallen; selig ist nur die Seele, die sich
selbst völlig aufgiebt, nicht mehr einzelne, seibstständig för sich
besteilende Beeie ist, sondern in das endlose Sein Bniiima's
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gftmfieh anfleht. Die Frage imeh der Unsterbliclikwk Ideum tAso
wohl für das niedere Volkbbeu usstscin zweifelhaft beantwortet
werden, für den tiefer Blickenden birgt sie keinen Zweifel. IVlag
immerhin von denen, die das Leben noch lieben . der Trank der
Unsterblichkeit getrunken werden, mag die dichterische An«
sehaanng der späteren Zeit in die bimtesten Phaatasieen bildem-
der Diehtiiiig hiBeingreifiBn, ^ der Weise yereelmifilil das
Ifi^tige.
„V9ma der Lebeed^je [der le die Creeter elogegaogeoe Met]
den Baum TerliMt, deoe vertredraet dieser; der KOrper, vom Bele-
ber verlassen, stirbt, oicbt aber stirbt der Beieber selbst. — *
„Wenn der Mensch c^estorbca ist, dann ist er, sagen die Einen;
er ist nicht mehr, sagen die Andern; dae. wiinsche irh von dir
EU erfahren;" — mit dieser Frage wendet sich ein junger Briifi-
Baoean den Todesgott, Jama, selbst. „ „Aach die Gdtter selbst/' '
astv^ortete dieser » ,,,|babeaiDfrilbmrZeit bierhigeiweirelt; nicht
leickt ist diew su erfaeeee, eehr fein leC dieee Secbe; wftble dir
eiee aadere Gabe, btude diicli eicbt ae nefai VatejirecbeB, erlaee
adr diese Fiage.'*«' „Die G9tter aelbat hebea hierin geswatfbll.
wie da gestehet, ead niebt leklit ist diese ze erkenaen; end doch
ist kein anderer Meister, der dir gleicht, inul kcific Mtidere (^abe
ao Werth dieser gleich oimI." — „„Wöhle dir Kindei und kindeskin-
der, wähie Keichthunt an Vieh, Eie|dianteri und Gold, wähle weite
Ländereien und langes Leben, wie dein Herz es wdoscht, sei ein
mächtiger KSntg auf Erden , leb will zum Geeiesser aller deiner
Wiaeebe dkh aiacbeo; die Apearae [S. 248] tod reheoder ScbOn*
bell, aef Wagea fabread mit bimnUaeber Musik, aelieo tob mfar dir
geedienht, delae Dleaerioaee aela, — aar Irage adch aiebt laebr
tter dea Tedl*"« du, der alleM Slerbilebea ein Ende macht.
Jene aebeell entfliebenden -Wesen machen schnell alternd der Shrae
Kraf^; alles Leben ist kurz; lass deine Wa^en, deinen Tanz und
Gesang; durch Reichthnm wird der Mens( Ii nicht belriediget; wer
dich leeschaut, künn der nach lieichthum lerner trachten? Ich
bestehe auf der Gabe, die ich gewählt, und wähle keine andere/*
Nachdem Jama den Frageaden gelobt ob selaer Weisheit, welche
die inMacbea Geaflaae veracbmftbte, spricht eri »«Wie BUade von
BKadea geMrt, htea alellea umber die Tberea; <He Zulnmft wird
akbt koad dem Tbüriebtea» der roa Gier aach Releblham alcb ver-
ieckea llset Diese Welt allahi ist wirklieb» es gisbt kelae andere,
ee deekt er, and immer von neuem [in der Seelen wandereng] kommt
er in uiciue (Gewalt, . . Der Sterblirlie , welcher die i^ehre gehurt
und er&sat hat» erlangt jeoen feioeu Geist [das Brahma] und he-
Digitiz
m
. iwMiikBflteuiVWttli, Der.W«!«* «irdokslit Ivoo Aeuem] geb*-
. reo und stirbt nicht, er ist nicht irgend Einer irgend wober [ist nicht
■ melir Einzelwesen]; utigeboren, Lteliarrend, ewig, wird er nicht
petodtet in dem getodteten Leibe. Wenn der Tödtende zn tödien
glaubt, und der Getüdiete sich getudtet wabat, so erkeneeo sie
' lieide nidii; er tudtet nicht und er wird nicht g«|4dtet. Feiner aU
dus Feinste und grösser als das GrOsste ist jener Geist [fiMiIhwil
ip«Iimm4 io ilShb [dts MmeiHi]/' JiMBft.beWM IlMi pnn fib«
imB Waseo der GiitdMil, w^lolia d«« All dunMritgt uad «1» CM
io dkm SlM9cli«iilierMtt irobnt« «ad «piidii daaii ▼«o d«r St^Jen*
watdefnng, die mir den Ubfrommeii m Tbeil weide. ,,Wa9Aliie
•Laut ist, ohne Berührung und Geschmaclc, Gestalt, Geruch, ewig,
uovergäuglichf ohne Anfang und Ende, • — der Mensch, der das
erkennt, ist aus des Todes Rachen befreit. . . Die Ihoreo,
welche ihren [von dem Einen] abgewandten Begierden f«4geii« stör*
sea in die überall ausgeiireiteten Netze des Tode»; . . wer ihi
erkennt, der in dem Menscheo wehot« Ut befreit [voo der Wieder-
gaburi]« , . Wae Ueibt «br% von d^m la der .atmblidMa HiUe
wohaeadflOyJyi deo Koiper eiagegansaaea Mtt IdamBnkm}, wcaa
«r beMt dea KOrper Terllaat? • . 0eaeB, welebe Uta» dea Wta*
delloeen io dem Waodelbareo, erkenoen io dem meoscblioben Geiste,
ist ewige Ruhe, und nicht den andern. Sie schauen das hHchste
Wesen, das unbeschreibliche, h«>ch8te Glück; wie aber soll ich es
erkennen? Nicht gliinzt in diesem Brahma die Sonne, nicht der
Mond und uicbt die Sterne, diese kSlrahlen leuchten nicht dorthin...
Wenn er alle Begierden abgelegt, die «ein Heci ariiiüteo, daaa
wird der Sterbliche unsterbllcb» deaa geoleaet er Br^hoHi'j. reines
, WeeoBf w«aB «Ue Baade«, .die die IIe».biodea,.9«Mat abid,.diaa
vrird der Stcrbliebe uaatarbttdi. Ab dar Biabmie:di«in Edwpot-
aiaa ariaagt dareb Jaau^» wurde er vereiaigt aaM Brabna, iedieB-
.loa» oboe Tod; und so geschieht es jedem, der diess erkeooi'*')
„Das Studium der Veden , Opfer etc., macht den Körper tÄch-
tig 2ur Vcr^chliognng in das gütUlclie AVeseo.'^ f.Ein Brahmane,
welcher die Gesetze ertiilit, die heiligen Schriften keunt, befreit
. «lob foa aller Sünde, und erringt den Ruhm, für immer wscklun-
gen £0 werden in das göttliche Sein.'* 3) Wer in seiner aigaacB
Saela die hdebale Seele wiedeterkeoot, die ta ailaa Waaaa M»*
wMig ist, eai^ftngt daa glflcUkba Scblefaaalt.snißiat rataeUaag^a
. .M wardoo la Brabna."«) ,,Ib Bcabna gebea die Waiaan aaler,
«raleba daa BOaa voa aicb ttaa; wen da lur Weiebeit beanat, wird
alabt balMrt, aad vrar in WelabaU ^t, verlUcht iu Gott, J>er
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3»
buchst« Frledeti tst ^erj^ehen in Gott und anrt ihm eiuB aa wer-
den/**) ,,Dcr BrahmakunHige von fester Einsicht ruht unböirrlyar
fiD Brahma.^ 0) ,,Die drei Guoas: das Erkenoen der Dinge [buddhi],
äw Wille [maoss] aad die SelbatlieU [ehanhira] sind die Zeichen
de»€MMid«Melu In 41» Well]; mA dam ma befreie»« M dae
2MeB BsSrmtmgi'^^ '-^ itM Bintdkviraistidiir'is^ «ke tias
«Mnfcra Sd». »»Btodi -da« Wort Amn^ Tbraiaige mm «idtniit
-da» AIm; dieM iat die groeae Lehre, * der OOttor ^yebeminlaa;
wer dieeee alao weist , der erlangt die AlAjestSt dea firahaia.^' *)
„Wenn die Weisen den Atiaa orreicht haluMi, duntj sind sie befrie-
digt in der Erkenntniss; ihr Geist i.ot vollendet, ihre tiegierden
sind Terschwunden , sie sind in Huhe; erreichend das alldurchdrin-
gaode Weaeo, gehen aie selbst eia ia das.^oaae Ali, ihren Geist
darein versenkend (Comin. wie eines zerschlagenen Gelasses iReom
di^ht io deo weiten JEUm). • . Wie die naah dem Ooeao iieaieD>
den fllitae ki deiieelbeB ▼tMAwtaden mid Atdn Namen end Ihre
Geeidt 'mMmktnk, sebenee geht der Eri^eoMnde^.Teii-MhMin Natten
«ad eehier Geatalt befreit, ein In den huehaten, e#igen •Geist. Wer
^eaea höchste Brahma 'itennt, wfad seihst Bralima; er legt ab den
Kummer und die Sünde; beireit von de» Banden des K(»rj>er8, wird
er unsterblich." •) — „I^ic Vedakundis^en, welche wissen, dass
alles Lebendige und alle Welten in Brahma verschwinden, ver-
schwinden seibat in ihm, befreit Fon den Fesseln des Daseins. . .
Wer den Einen erbeoDt, ist von jeder voHlheiigehflnden Geburt in
«ideres Welleo und rem Tede eriHel, 'k4inunt'tr«der cur Welt der
Gttteto oocb tu der der Vertvorfeneni er rerb« rrt faumerdar in der
Licfatwelt des Seienden.*^ w)
Ein ewiges Leben im diriatlicbmi Siiiae, eine endloae Fortdauer
der Persufliichkeit, muss von dem weisen Indier unbedingt abge-
. wiesen werden: nur wer dns Ewige noch nicht erkennt, kann die
Creatur immerdar bleibend wähnen. „Brahma allein ist das ewige
Sein, alles von ihm Verschiedene ist nicht ewig/' Diese Erkennt-
niss ist die erste Volikommenheit des Weisen; die aweite aber .ist
„die Leidenaobailtsloaigkeit im Genuss irdischer nad Jeneeiti^or
Fiecbt« die bestitodige Gleichgtitigkeit bei teaelbe», da wie die
iidSscbee €enflase vetgSngliditaind^ weil dnrtb iWerke erseagt; so
«Mb die jenseitigen GeDÜsse« wie das Attrita «tcj''»)<H^ »»Wer
• fvabie Gotteserkenntniss besitfet, geht nicht dniteb dieselben Wae*
demgastufen wie die Andern, er ^eht i^rade zur Vereinigang mit
dem höchsten Weesen, mit dem er eins wird, wie wenn em Fluss
ins Meer peht. Sehie Lebenslahigkeit hört auf; alles, was das
■ipnachiiche Jüoaeiweaen bildet, iat veraebrt, ^ame aad Geatalt
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HO
t
▼«ncWfvden; er wird «Mterblich olioe seine TMIe, wie Waaier
auf einea glüheudeii Steiü geträufelt, versclnvindet." „Gleich-
wie die nach dem Meere hinstrebenden Stninje, wenn sie das Meer
' erhingt haben, untergehen, und ihr ^anie uud ihre Gestalt aufh("rt,
ebenso geht die EiozeUeeie, oacfa dem Geist hiostrebend, den
Geist erreicheDd, uster, und ihr Name uod ihre GestiH Ik&rt anf;
Goud lieieet sie deoo, sie wird daon» frei tob Ural ■echeiifcii
TbeileDy iinsterlilicli."U) — ^Der Met, der hier hu Meiecboi,
und der dort in der Smme weiltj dee ist Einer; wer eeldiee wiiaai
der vereinigt eieh, wenn er ava dieser Welt fortgeht, den
Atma/*>«)—- Wer wahrhaft innerlich erleuchtet ist, der FrooM
gelangt zum Verloschen in Gült, der Gottheit tbeilhaftig. errei-
chen das Verloschen in Gott die Weisen, nachdem ilire Sünden
getilgt; . . . wer von Begierde und von Zorn frei geworden» kundig
des geistigen Seins, dem ist nahe das Verlöschen in Gott.^^) —
Wer sich der Andacht weiht nnd sein Gemfith Im Zaume hfilt, ge-
langt snr Rnhe« die l»ei mir wallet» an dean hohen Zustand dei
Veri8scheas.">«)
>) Chandogya-Upan. b. Wind. 1987.-^ •) XalhdEa*trpia. I, 19 ««a; llt
la. 17— S0{ 1^»; IT, S; Y, 1.4. M— 15t VI, M. 16. 17} iMfc
WindiMhuaim (S. 170S «tc) o. Pol^. — •) Um, m, 28$ IV, 96e. — «) Ihn,
301, 25. — ») Bhag. Gita, V, 24; VI, 25. 15. vgl. H, 51. 48. — •) IXhjm^
Yhidn-Up. in Webers Ind. St. II, 2. — ^) Maitraj. Up. in Nouv. Joum. As. XI. 459.
— •) Mahanarayona-IJpan. 79. 20 — 22, b. Weber, IT, 100. — •) in Mtin<bks-
Upan. n, 5 etc. b. Wind. 1705; Poley, 38. — *») üpan. des Jadjusreda, b. \Viüd.
1614. — »<) Vcdanta-Sar», b. Wind. S. 1778. — «*) Sank&ra, in Cokbr. Kwaii,
p. 193. — «•) rra9na-üpan. m, 2, in Webers Ind. Stud. I, 456. — >•) Auamla-
valli-Upau. Ebend. II, 223. u. Bhriguvalli-UpÄa. 12. übend. 235. — i*) Bhan-
GitÄ, V, 24. 25. — »•) Ebend. VI, 16, vgl 26.
S 118.
Aber niur diinsli yölllge Verläugnang seiner PenMiriidüseSl»
darch Aufheben seines Ichs gelangt der Mensch zn dem OHtelCf j
In die All -Einheit aufzugehen. Je weDiger der Mensch diese '
Verleugnung geübt, je mehr er noch ein besonderes Ich, eine !
Persönlichkeit ist, um so weiii<]^er ist er reif, in das Brahma za
Terschwimmen , und muss darum noch als Einzelwesen fortbe- •
stehen. Der Mensch ble i b t in der Welt so laaf e, bis er för die •
Unweltlichkeit herangereift kt; er muas so lange mhelos in der
wandelbaren WeU waadernt bis er Ittr die ewige Bnhe des
leeren Seins sieh wtrdig gemacht Da nun thaMcfaUch 4er Tod
die Meisten erreicht, elie sie noch bis m jener TeUkenNnenes
SellMtTerleagnuiig gekommen sind und jene ünpersöiiliohkeit
erlangt haben, wo sie von sich und der gana^n Weit uichtä mehr
I
!
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wissen nnd wo sie nichts mehr fühlen und wollen als das einige
BnluBay so ist auch ihr Geist noch Mcht wahrhaft Greist, ist noch
an diese Welt gebunden, kann noch nicht zur Urquelle des Da«
aebeivrfiokkeliren, sondem miise wieder eine weltliehie Ge-
steh annehme», wie sie seinem bisherigen Verhalten nnd Stre-
ben angemessen ist; swisdien mensehlidiem KOrper nnd dem
derThiere oder Pflanzen ist dabei kein wesenüicher Unterschied.
Diess ist die Lehre voii der Seelenwanderuii^, die erst in den
späteren Theilen derVeden^) vorkommt. Die wirkliche Seelen-
wanderung ist also nur eine Strafe fiir ein thörichtes, söndliches
Leben. Der Tugendhafte aber und der Weise, welcher das
Wesen der Seele erkannt hat, wird nicht wiedergeboren. 2)
Die Seelenwnndening hftigt mit der indischen fintfahangs-
khie eng ausimmen; ein Strom des Lebens waUt durch alle
Brnge» nnd alle sind nnr nnselbstständige Formen ehies einsigen
Lebens, nnd twisdhen den efnsdnenCreatwren ist nnr ein Unter-
schied derStnfe, nicht des Wesens; Pflanzen, Thiere, Menschen,
Gotter sind mit einander innig verwandt und verschwimmen in
einander. Eigentlich ist doch nur eine Seele in allen lebenden
Wesen, die in die einzelnen Körperformen sich verzweigend
ergiessty and sich ans denselben auch ebenso wieder zurück-
ziehen und in andere einströmen kann. Thiere und Pflaoaen
imd dem Menschen ebenbftrlig, nnd es ist dem Indier völli-
ger Emstf wenn er den ^udm in die Reihe der Thiere setst; die
Thiere shid gewissermassen nnr eine niedrigere Kaste als die
andern, und wenn ein Mensch nach dem Tode als Schwein wie-
dergeboren wird, hO ist das nur eine ciiil'acLe Ausstossung aus
einem höheren Stande in einen niedrigeren.
Da den Indiern der Körper nur etwas Unwahres, Zufälliges
ist, und entweder mit dem Tode ganz abgestreift oder mit einem
anderen vertauscht wird, so haben sie keinen Grand, die Kör-
per der Crestorlranen l>esonders heilig sn halten nnd an bewahren •
aie balsamiren sie nicht ein, bauen ihnen keine kostbaren Grab-
nale, Ja setnen ihneniiiekteinmalDenksteuie; dieLeichen werden
hl der Ältesten Zeit gewöhnlich begraben, bisweilen verbrannt,
und beide Sitten erhielten sich auch in der Folge. 4)
„Sich der tiefsten Betraciitung iiingebend, beobachte der
Mer)s( fi die Wanderung der Seele durch die verschiedenen Körper
\<>i\ der höchsten Stufe bis zu der niedrigsten. Wer die rechte Er-
keontniss hat, wird voo den Werken [der Vergänglichkeit] nicht
gefesselt; aber beraubt des [geistigen] Sehens föllt er der Welt-
amwllnmg aabefan/'^— •„Wehshe Welt ein Jeder sieh ersehnt und
n. ae
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_ 40«_
'.wonach errerlangt, diese Welt erreicht er urj<1 jene Wflnefche/f*)
^ „Nach dem Tode uaunt die Seele desMaoscheny welcher bö9B
Tbatei) vollbracht, eioen andern Kurper an, welcher bestimmt ist,
den QvalM d«r HllUe raterwoito z« «ev«" Maflk Bnfalldiisg d«
TOD Jama auferlegtes Strafe» kamnit die fi^eele, jmit etaem dim
Körper begaM, entweder ia dieReili« der aeligen (Mater eder.wiid
▼oa aevem aaf der firde gebaren.') ^Wer in den Tode» Staadt
mein ^denkt [spricht diehuchste Gottheit], der gebt von hiermcber-
lieh in mein Wesen ein; welches Wesen ein Mensch im Herzen
trS!»t bei seinem Tode, zudem gelangt er, wenn er stirbt. Bis zu
Brahma s Himmel gtebt es aus allen W^elten eine Hüdikcbr, doch
wer £U mir [dem Urwcsen] gelangt, der wird nicht mehr geboren.
• „Wer recht erkennt meine Gehurt [in der Welt] and mein Werk,
der gebt naeb seinem Tode sieht atir Wiedet^elniTt, aondani
mndr.'*»)
,,Wer obneEikeantniaa Ist, nsd weaseoBlert serstrtstist [ia die
weltReh^ Dinge] and nnrein, der erlangt nicht jene bSehste Stufe,
und kehrt zurück in die vergängliche Welt; wer aber tlieKrkenntnis»
besitzt, und gcsammclf^ii Herzens ist und rein, der erreicht jene istule,
von M O er ni( Iii \\ j^'doi in dio Welt j»eboreii n inl. — • Die [nicht er-
kennenden] Menschen kehren zurück in den Mutterleib, um einen neuen
Kürper zu empfangen; andere ^chen ein in Uniebendige«, je niich
Ihren Werken/' — „Als Eins den AAsa erkense sm Im WacbeSr
Trlmnes wai ba Schlaf; wer Ober diese drei hinweg [Atsui's Elshak
erkannthat], Wiedergeburt wehtdrnbet deiB.">o)-^,J>ieTolil|onimeae
Befreiung ist nsbedingt ; es giebt beifaeRdckkebr der Seele ans ibiesi
ginidiehenVerschlangensetn in das giHtliche Wesen^ um, wie früher,
weiteren Wanderungen unti oilen zu «ein/'**)—- .,iN'ach mehreren
auf einander folgenden Geburten kehrt nicht mehr in diese Weit
zurück der Mensch, welcher sich selbst opfert."**)
„Wer den iseist erkennt» rein und bezübrat ist, Bosse übt, die
Sinne zugek, Tngeod ausübt, und die Erkenntnis» der VfdnS be-
sitzt, imet sMt dsrfiügenschaaiderlWdbvhsit (Satvac) Bfefsbls wi«d
ala eia CKstt gebsaen. Wef aicbt a» «sttin Ibfitsn-liist hat^'nabe«
' stKiidig ist^ an der Sfnnacbheit bSngt, JHeser flit Cder filgenseiaft
der Leidenscbad Begabte wird als Mio n seh uledergeboreo. Wer
. schläfriiiist, grausam handelt^der Gierige, Gott Leugnende etc., dieser
mit der Eigenschaft der Finsterniss [Tania*»] Begabte wird als
Thier wicdnrtfchoren.'' J'^) „^adi lliieti Thaten wenden die Men-
schen geboren, dunmi, stumm, blind, taub, missgestaitet: wer »»eine
^ȟnden nicht abgebOsst hat, der wird dann bei seider Geburt un-
«hei&v^tte Zekdaen tragen.«!«) mit Vemtina begabtes imtt-
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m
schupfe empf&Dgeo Loiiu oder Strafe für die geUiigen HaodiuQg^o
ao ikrem Geiste» für die Handlungen der Hede an den Organen der
Rod«, fär die des Körpers am Kürper. Fflr die körperlichen Ver-
geben geht der Mensch nach dem Tede In den Xpetand der iehleeen
IXege» Ar 41« Steden der Rede eoipOogt et die Gtietalt eines
Vegeb edcf ehrae vietfltotjgen Thleree, flbr geistige SQndeo wird er
in den niedrigsten roennchKcheD Klassen wieder geboren. Wenn
eine Eigenschaft [Guna] im Meijsdjon besonders überwiegt, dann
iiKuht sie diesen Bekurperten di^öer Eigenscimft vorzugsweise
tlieilhaftiLT. Der Morder eines Krahmanen sjeiit in den Leib eines
Hundes, Ebeci^ £sels; ein Brabmane, der geistige Getränke ^iokt,
wird ein Wurm, ein iosekt oder ein AaKvogel; ein Brahmane, wel-
cher geetsMon, wird eine Spinne, Schlange n. e. w. Wer das Ehe-
bett eeinee geistigen Lehrern befleckt^ wird 6ms oder eineSchliog-
ptaeie; wer Oetielde gestolilen» wird eine Ratte, wer Waeeer« wird
«ine Ente, wer Sak» wird sur Heiuchrecke; eio Salji>endleb wird
eine Bisamratte, ein Pferdedieb zum Tiger, ein Obstdieb zum Allen,
— ein Frauendieb /um liärcn u. s. w. ., Mit w elcher Gesinnung ein
^Ipi!.s( I) diesem oder jenem Werke nuilitrat htet, mit einem diee^er
eotsprecbenden Leibe geniesst er diesen oder jenen Lohn.**'*) • —
„Wer einen Brahmauen mit Absiebt und im Zorn auch nur juit einem
Grasbabn scblägt, eoil während einundzwanzig Seelenwandeninf^en
in dem Ijeibe eine« unreinen Thieree wiedergeboien werden.*' Wer
«b TUer todtet und lesti oline daron eine Spende »u bringen ^wird
bei eben «o viel anf «i&andec folgenden Geburten euiee gewaltnunen
Teden aterben, ale er Haare auf «einem Kopfe hat.**
„Ein Mensch dagegen > welcher die Tugend zu seinem höchsten
Ziele macht, und dessen Sünde duixh strenge Gollessluicht vertilgt
ist, wird auf der SteHc in die himmlische Welt versetzt, leuchtend
im Lichtglanz und bekleidet mit einer göttlichen Gestalt." „Wenn
flia wiedergeboroer Mann seine Lehrjahre . rieb tig voUlwingt, so wird
er nach dem Tode in die erhalKo^teRegion Tersetzt und nie wieder
in die««« Welt geboren „Nachdem dim Menschen, al« eine
ihrer Theten würdigen LolU' den Zustand eine« TU«r«« emfiaDgen
li«b«n, werden sie im Laufe der Z«it wiedergeboren «In arme, nie-
drige Mnencben; dann (rai von Sünden geworden* werden «ie in
hohen Familien geboren, reich an Genüssen, begabt mit Wis-
sen und mit licichthum. Wie der Schauspieler seinen Körper
lüH Farben bemalt und verschiedene Gestatten arinimmt, so nimmt
der Geist die aus seinen Tbaten entsprungenen Körper an" [als
unwesentliche, Susserliche HOlIen]. Die verschiedenen unver-
«chnldeten Sehjckaale d«f Menschen, ihf^ hüh^r« od^ niedrigere
ff
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404
Geburtetc. werden daher sehr oft durch das frühere Leben der Seele
erklSrt.i^) „Mir gedenket kein Leid irgend, das ich irgend wm
Mgethan ; wahrlich aas frffberem Leben bfiM ich jetso ein pna
Vergehn/' klagt Damajanti.«!)
Der Übergang der Seele in eben neoen Leib wfait nach BWgio
90 erklirt; daaa dieselbe mittelst eines feinen, lafUgen Lellras kidca
Mond aufsteigt, und ron dort durch den Regen lienra4erkonnt aad
so in die Pflanzen und durch diese in die Thiere oder Menschen
eingeht") „Di*" Wissenden, welche im Walde als Asketen leben,
gelangen . . . zur äonne, aus der Sonne zum Mond, aus dem Mond
zum Blitz, und dieser führt »ie zn Brahma; das ist der Weg der
Gütter. Die aber, welche an bewohntem Orte fromme Werke and
Gaben ehren« die gelangen . • . snm ither» aus dem Äther samMend,
wo aie die Speise derGOtter, das Sorna, genleaaen. Madidem sie dort,
an lange sich gebührt, gewohnt, hehren sie denselben Weg wieder
cttHIck, anf dem sie gekommen,'' durch den Äther, Wind, die WolEea
und den Regen; „diese wenlen liit r Reis oder GerstCj Kräuter etc.
[Nahrung] ... Diejenigen, wel( ho hier schön wandeln, erhalten
eine sch5ne Mutter, werden von einer Brahmanen- oder Xatrija
oder Vai^a- Mutter empfangen. Die aber hier schlecht wandeln,
erlangen eine schlechte Mutter; eine Hunde- oder Schweinemotter
et€/<») Merkwürdig iat eine Daratellang der Kanachitrid-
Üpan.*^ Die Seelen der noch nicht Erkeanenden kehren mit dem
Regen ans dem Blonde wieder mr Wiedeigebart in Würmeni,
V9geln, Tigern, Fischen, Menschen etc. svrffdr, Iiis sie die richtige
Erkenntniss Brahma*s haben; dann gehen sie auf dem G^itterwege
durch die acht unteren Welten bis zu der neunten, der Brahma- Welt
Der Brahmä, — unterschieden von dem iiberw eltlichen Brahma —
fragt ihn: wer bist du? £r antwortet: ,,Ich bin die Zeit, und Wt-is in
der Zeit ist, bin ich« aus dem Äther bin ich entstanden» aus de»
Lichte desBrahma; da biat die Seele (atman) des Veigaogenen, Oe*
genwSrtigen, Znlcünftigeny wer du liiat, der bhi ich.*» Brahma (ragt
welter: wer aber bfai ichl „Dn blat das Wahre, daaSetoad^was
von den [erozelnen] GSttem and Seelen Yerschiedeb iaf - IHmaf
spricht Brahma: ,,diese meine Welt hier ist dein**; und der Text fügt
hinzu: ,,(lie Hohheit, die Gewalt desBrahma erlangt, ueralso weiss."
Chandogya-Upan. VIT, 3 etc. b. Windischmann. S. 1673 ctr. t^l. 158^. —
*) Ynjnav. Hl, 109. — ») Higr. KL, X, 1, 15 ; Roüii. d. Z. d. D. M. G. TV, 428. 433. —
*) Megttstheues, fragm. 26, 1; 27, 9. — •) Mona, VI, 73. 74. — •) Iii Muuüdka-
Upan. I, 10, bei Wind. 8. 1705; Polcy, 37. — "*) Maau, XH, 16— tf «> Bbag»-
Tadgitm vm, &. «. 16i IV, 9. — •) SsduMTpan. m, 7, 8; V, 7 (Pole/ a. Wind.)
— **) A]iiriUTiiida«irpatk. 11, In Weben Ind, St. n, 61. — * 0 Sinksra, h. TM.
ms. ^ i«) Bhigar. Pnr. Vn, l&, 55. — >•) Ti^iMTsIkyA m; 187 — 19»; vgl
Digiiizca by Gu^ -l
4116
>*).]f. 17, 166; Y, 86. ^^^)M.TV, S48; II, 84». — >•) Ti|f]|»r. HI, 817. 818.
162.— Wilson, Theater d. Hindu, I, 223. Bopp» Nalas u. Damiy. XHL—
•*) KaoBhitflki-Upan. I, 2, in Webers. Ind. Stud. I, 39^. — * *} CSbMadiOgf% 'XJf&ä.
T, b. Wind. 1676. — **) 1, 8 in Weben &id. fiüid. 1, 395 «IC.
§ 119.
Wem- es des Menschen höchstes Ziel ist, nnlerzugeheii in
die einige Gottheit» so g|U diess noch viel mehr von allem übri-
gen Dasein. Die wmAoftige Creatnr trügt doch das GdttUche m
emeai viel höheren Grade in sich als alle andern, und hat danun
ein iriel grOeseres Recht des Das^ns als diese« Wenn aber die
höch&te Vernunft in dem Bewusstsein besteht, dass alles ein-
zelne Sein, und darum auch der menschliche Geist, nichtig sei
nnd aufgehen müsse In (lOtt, und vvenu der Welse diesen Weg
des ewigen Todes mit vollem Bewusstsein und freier, sittlicher
Selbstrerlengnang geht, — so steht allem andern Dasein dieselbe
Auflösung bevor, und yergeblich sträubt sieh das Lebendige
gegen die alles besiegende Mäobt des Todes« Das Heil der
Welt ist ihre Veniehtnng.
Die Welthat an aidi l^emReeht ihresDasetee, ist niehtwahr-
hafte Wirklichkeit; es heisst hier nicht, Gott sah an alles, was er
gemaclit liatte, und siehe eswai .sehr gut, — sondern Gottes Werke
sind hier an sieh vom Übel, sind ein Erzeiigniss seiner Schwäche,
seiner Täu.schun«;, seines vSelbstvergessens. Gott kann kein
wahres Interesse für seine in Sünden empl'angene und gebome
Weit haben, fUr das im Wahne der Mt^a erzeagte Dasein ; er
Mise aas seiner «nrnhcen Entänssening f^ieder so sieh seihst
aericlÜDshfen, und diess mdit bloss an euwelnc« Pnnkteni wie
etwa im Geisle des erlfiennenden Wdsen, sondern im Gänsen $
trnMBfls das All wieder In sich surttcknehmen, si^ ^eder in
sich zurückfalten, wie er sich in der Schöpfung entfaltet hat.
In dem Erzeugen der W^elt erscheint das üi we2»en als Indra oder
Brahma, in seiner thätigen und erhaltenden Beziehung zur Welt
als Varuna oder Vischnu; — er muss sich aber auch als Agni
oder Qlva offenbaren, indem er das unwahre Sein aufhebt und
das allein wahre Eine bestehen liest. Der frühere Gedanke: das
Brahma ist als Bede in den Dingen, nnd ist das allein Wahre an
ihnen, und die Weh hat ihre Wahrheit nor in Brahma, s^ägt
sefert in den andern nms die Welt hat das, was an ihr nnwahr
ist, an das einzig Wahre aufzugeben, muss in das Brahma un-
tergehen. Das Wcltlebei» ist wie der Kreiülaui der Dünste j
sie steigen auf aus dem Meere, — Brahmä, — bilden sichtbare
406
WbIkeD, ^ VMmiiy — mid kelmn ab Regen wieder mm Vhm
zurück, — ^iva, — and es bleibt nnr das einige spie gelglatte Meer
des rrbraliina. Die Welt ist !inr eine i^tlaiizu aus dem Boden
des Brahnin, und kehrt wtlkeiid wieder zu ihreu» Uoden zurück.
In d<'ni ^aiiz scharf durcliii;( liilirten Gedauken des Vedanta
kauu weder von einem positiven noch einem negativen Verhältuiss
Gottes zur Welt die Rede sein, denn die Welt ist gar nichu
Aber in der gewdhnlichen Lehre ist dieser folgerichtige Gedanke
abgesohwfldit; die Welt wird als wirklich bestehend anailniiali
ist sie nun aber, so ist sie eben nur als eine Entansssnng
€h)lles; nnd darans Iblgf wieder, dass Gott ans diesem aebtn
unwahren Anstände, aas dieserKeipstrentheit in sich znrGckkehre.
Die iSichtigkeit der Welt, welche in der Schärfe der indischea
Idee als ihre Nichtexistenz auftritt, wird in dem volksthomlichen
Bewusstsein als das innere WescTi der Weit eriasst, weichei
sich erst in der Zukunft bewahrheiten soll.
' Es Hegt fiberdiess in der Natur der indischen Eatfidtongs-
lebM, dass die weiter selireitende\Ve1t nicht vollkommener wild,
sondern sinkt; das ansstrablendeLieht wird mk der waoliseadfln
Entfetnang immer blasser, and mit dem lAngeren Verweien is
der Entaasserang wAehst avek die EatkrAfbag des Ton seinoai
liebensmitteIpnnkCe entfernten Daseins. Die Wehentwiekelun^
ist ein grosser Verfaulungsprocess; und je länger die Weh be-
steht, am so rascher schlägt der Pulsschlag des Lebens seiner
Vernichtung zu; darum bildete sich in der späteren Zeit so
schneidend und furchtbar der Kultus des Gottes heraus, der stets
verneint. Das Weltall ist nur ein spielendes Wolkengebilde,
welches der Wiod verweht, und es bleibt niekts als der reise,
Mane flimmeli und selbst die Gdtter alla gehen onter in der
all^meinen Vemlohtong, denn andi (rie skid niektige Creatarta.
Mdglioll« dass aas dem grosSenTodeeinneaeB Spiel derBnffeliBag
'begtnnt, um eben so sebneD wieder hinweggelwnekt an werdea.
„Aller Wesen Anfane; ist liiuhnia, und ihr Ende in der iurcht-
baren, fort und lort gehenden dnvvli!«ang der Wesen. . . Wcon
er heruhigten Herzens Ächlaft, <!ann schlieast das All die Aucen
zu. So mit Wachen und Schlaf wechselnd ruft er ins Ldbeo die^
AU. .. UoB&hitge Schupfunges giehU und Zerstörungen; spielend
' gleichsam wirket er diese, der firhabeae ttr and filr.^') — „Die
' Brde wird veigeliea und der Oeeaa und die Gatter, wie asU die
• sdiaamShnlieheWeit derSterbHobea eicht vefgefceal">)^Bfalms
' aHeis ist das bestandige Weses, alles« wes vea ihm fenobiediB
* Mibt, 4it das lttchlbeslindige.^' >)
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r.ilgBiOffiifliifffctgaDtohanuDg ^r«rcteii wir bei der GesdMile spreohen.
' > 1) Manu 1, 4». 50. ^) Yü^oav. Iii, 10. — -*).TedMita^Saa, v. O. Krank, p. 4.
Zweiter AbschnUL
Dag wisseusehaftllche Iiebm.
Itti^s sieht laehr im VoUb». gesprpclien» nur noch d<9ii,giilfi^WPD
BrabmaneD bekannt, ist eine der ret^isten «ndvolUcenimen^teu.
iyiti bildet 5 dem iiido-germunLscIkeu Spracli^»tami9e angehöng,
eioen scharfen (icgensatz zu der cbiiiesiscben, die starr und
todt, liciiie lebendige Kntfaltuug, nur eine niecbaniscbe Anlü-
keuut. Das Sanskrit ist eine Flexious-Spracbe; au«
einer Wurasel, fast durckweg eiiiiilb%» entMtet^ich ^ne zabl-
moheJramilie abgeleiteler Wörter« die sich zu jener yerbal/^
wie dte aüftBcaküa ealMtelen Diiig^ dioeemiiirmUrgrwide;
Md diese« eigaaiicbe LebeM-dev Spreohe ie Ali)eitiiiug, Zqef»i«
oicnieteeDg und Seagimg bet aieh au* einer Imben YoUl^oteiiiifi^
beit entwickelt. Der Wdrterscbatz entspricht dem Reichtbum
und dem Charakter des GeisteslelKMis; die Spracbe Ist mehr
^eisti^ als sinnlich , an schnlinachabmenden Wörtern sehr arm. ~
die Sprache gebt wie die Worter nicht von aussen nach innen,
ifltttdern von innen nach aussen, — arm auch au Besbeieiuipipg/Qji
Ar dee bewegte Leben, für Streiten, Kämpfen etc., reieb
dagegen en Anadt9ßkm&ap das iim^liobe , beschaiUiehe iieben«
iic^sitt geial^e Begriffe» iiir Neebdenlcen, Betraohten^ WissepDp
hAn» eHu, ibefcmdsBd den Bang zur atiilea JMmeilioUceit
Und da 4eei Indier i» smaer organiseb sieh cntfaiteDden
Sprache ein Wiederbüd des sich entfaltenden iirahma entge-
gentritt, so hat er für diese Spracbe selbst ein hohes Interesse.
Ja die Sprache und ibi Geist ist ihm niclit bloss ein liild. soii-
derfi eine wirkliche OÜenbaruug der waltenden Gottheit; in die
Sprache sich vertiefend lauscht er dem Weben der Gottesmacht;
die Spiacbe selbst Ist das Wort Gottes» ^ie ist von dem Men-
eebea aicbt etlaiidea, soedem aar veraomoiea; sIs ist aar eine
ÜnlUtaag des einea ewigen Laates, der Ton Brahma ausgeht
«ad Braiinia selber ist» Die Spraehe ist grade so eine Offen-
baning oder, yielmehr €xa» unmittelbare Erscheinung der Go^beit,
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408
wie die Nalnr; in.te SpfadM Ist BmIumi gnde m» wfrUkh
▼orhanden wie m der Ifator; wer eie erkeaiity erkeml BnÜMM.
[§ 104]. — Und wie kein fainerer UnCerachied ist zwischen
Gott üiid seiner üftenbarung, also zwischen Brahma und dem
Worte, so ist auch keiner zvviijchen dem Laute und seiner Be-
deutung; beide sind eins, wie Gott eins ist mit der Welt; die
Grammatik ist ebenso pantbeistisch wie die Keligion. Der Sinn
eines Lautes ist nicht irgendvrie durch menschliche Bestimmunf^
demselben erst beigelegt, sondern jeder Laut hat an sieh schon
einen nodiwendigen Sinn, der reel^ eigenllieli das inwoluiende
göttfiche Element Iii. Wer also die Spiadie erfoisclit, exfimcbl
die Gotdieit ,,Der Lnnt Ist ewig, ist firahma, «nd die Bneb-
staben sind Anklänge des ewigen Lautes, ^^i) Daher das lebhafte
Interesse, welches der Indier für die geistige Betrachtung der
Sprache, iür die Sprachwissenschaft hat, die er wenigstens
in Beziehung auf den, so zu sagen, ontologischen Theü des
Hprachlebens, auf die Betrachtung des Sprachstolfes, der
Wörter und ihrer Bildung und Zusammensetzung, na einem Grade
von VoUkonmenhelt entwickelt hat, wie ihn sor die spilem
Grieehen nnd ROmer und Araber erreidit haben. Die Syote,
gewiaeemiaesen der geechleiilllebe Tkdl der Sfnieliet Ihie
wirkliehe Erscheinnng, ist, wie alle WlMeneeliaft de« Wiilc-
licheii, weniger entwickelt.
Das Sanskrit derVeden hörte schon einige Jahrhunderte vor
Chr. auf, Volkssprache zu sein; die ältesten Sutra der Buddhis-
ten sind jedoch noch im Sanskrit geschrieben. Später drängen
sieh Dialekte vor. ^) Die Sprache der erkennenden Brahmancn^
vor allem beimKnhue, soUaber die altebeilige Vedenspraehe adn.
Die 8shrtft| ven den indieiB aelbatatfliidig erfonden, «ad
nidit ans Bildereehrift entstanden, aondem «rsprttngUcli «diea
ans reinen Lautaeicben bestehend, aiao geistiger- als dsn
ehizelnen Begrilf nnmittelbBr beeeichnende chtneeiiehe 8dirift,
wird, wie «^lles Geistige, auf Brahma selbst zurückgeführt, und
gehört zn den vollkommensten Schriftarten. Die Zeit der Ent-
stehung ist unbekannt.
Die voD Jaska'8 Nirukta schon ziemlich ütufungsreich bearbei*
iete Grammatik erhielt in Pani ni, nach Bubtlingk um 330 vor Chr.,
nach Weber wahrscheiolicher im sweiten Jahrb. naob Gkr», ihre
wisseaschaftiicbe Begründung, su weldier die spiCeren Katjajsss
nad Patandschali nur die voHkemmnere Entvrickelung oadEnrei-
terang geben. Der hohe Werth der Gnunmstll^ fir die lodlsr
erhellt daraus, dass die Sage den Panini die Erkenntniss dersetbea
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m
▼MI (hra tecb schwM A«ke«e Mtioseo Itot, und «qcIi des fol*
geoden GramMtikern aiM tfberDAtflrlidM OffeiilMiruiig zoscinreilit
Grammatik ist eiuUauptgegeniitaDd des brabroaniachen Unterrichts. 3)
Das 8ai)skrit, stammverwandt mit dem Persischen, Griechi-
schen, Lateinischen. Deutschen uud tilavisrhen, und für die Er-
forscbuog dieser Sprachen ungemein >vichtig, übertrüTt, die grifi-
chische ansgenommeo, die andoro Schwesterapnchen an Rticfatbiiiii
umI BMii«skrafU Am den mehr aU 2000 VtribalaOMM Wid«!
•ick «ndl Vmeteiuig von 18 PwtikslB, ^ d«i Piipi^tiaM to
wmwwMm Sptacho in Klang nad Badaotnag eaCapieAaBd, ^
aiae raMe Flttle vm aeM WMaia. Die Canjugatioa der VeihaD
ist sehr reidi aa Ealfidtiiiig der Modi nad K^d; jede Zeit hat
ihr Particip und einen Dualis, welcher aber im Unterschiede vou
dem griechischen auch lür die erste Person eine besondere Fonii
hat. Die Grammatiker stellen die dritte Person zuerst und die
erste zuletzt, weil der Geist früher das ubjective 8eio ak sich
aalkat erfasse; da»f ist dem indischen Gaiatesstandpankt ▼ölÜg
ealapreckeod. lUa Dacliaatiaa kat eiaaa ▼olIat&adigeD Daalia and
acht Gaaaa» asaaar den aeeka kekamtea aKadidi akiaa Laea4lf«a
aaf I» «nd ebea laaUmaataKa. — Dank daa VamaitaB dea A^Lca>
«aa wird die Spracka etwas ekitMg» «ad atokt an WaUklaag dar
grfacbiscfaen naek.
Das Sanskrit ist die Sprache der heiligen Schriften und die
Grundlage verschiedener Dialekte; die später am meisten im Volke
verbreiteten heissen Prakrit, d. h. .^abcreleitet,"^) «ad der bei
den Buddhisten gebräuchliche beisst Pali.
Die 8chrift wird von liat» aaeb rechts geschrieben» kaaeickaat
die Vakala keaaadera «ad geaao, and enthält 49 Bacbstaben. *^ Die
rMe aad alte LHtemtar mMkt efaie frtke Ertadnag der Sdhrlft
aekr wakrackeiattck. Zar Zait der Maaedanfier war jedenlalb dte
Keaaiaiaa der Sckrift adwa aekr Teifareilatt da Wagiraiaer odt
Angabe des Orte« and der Entfermmg aa dea Straaaen standen;^)
uüd nach Nearch's Berichte schrieben die Indier Briete auf dicbtge-
schlagenein Haumwollen? eitge jedoch sollensich die liichter keiner
geschriebenen Gesetze bedient haben.') Meist schrieb man mit
GHfleln io BaumbUtter» wie anek ia den älteren Dramen erwäkat
Wird.s)
Kanna-Mb&aosa, b. Wiad. 1761. — ^) La^en , Ind. Alt. n, 8. 486 — 498;
Weber, Ind. Lit. 166 ff. — >) Lassen, Ind. Alt. II, S. 471 — 48G. n 53 ; Roth, z. Litt,
a. CJ€sch. d. W. 14. 20. 53; Weber, Lit. 199. — *) Lassen, Instit. lin-. Pr p. 23 S,
— •) Mr^Tftsth. fragm. 34, 3 (öchwanb.) — •) Strabo, XV, 1, 67. — Ehavl XV,
I, 66 ; Mogastb. fragm. 27, 3. — *) Sakuntala r. Meier. S. 56; Wilson, Theat«r d.
IL X, ai9.
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410
§ 121.
Wie dtoSpMohe, &• wirfk «idi die Wlm«iitk«ft m-
scliiedcuer Vorliebe auf die Iiiuerlichkeit des Geisteslebeuü.
Was die äussere Welt, und wie sie sei. das läasi deu Indier
gleichgültiger, wiewohl auch hierin in dem Bewusstsein. dass
tn allem Wissen doch eigentlich zugleich das Göttliche ge<
wnsst werde , vieles Anerkeanmigfiwerthe geleistet warde; die
Hauptnehtnog ging doch immer auf das Religiöse md Philo-
eophiseliet ging eas der Vieibell de« UaeeiM.fla deeee» finkeit
«nrftek, aber eine die Vielbeil aas der Kalieit aa bc^seifea «od
aa reehtlnrtigea; der dem Daaeia aufgeprägte Charakter der
Nichtigkeit im Oegenaatee aa dem eiaea Uraeia Ueas keia so
hohes liUeiesse für die Wissenschaft des Wirklichen aufleben
wie för die über dasselbe hinausfuhrenden religiüseit Gedanken.
Die spätere Zeit, mehr der ^^ irklichkeit zugewandt, hut auch
in den profanen Wissenschaitcn eine sehr reiche Litteratur ent-
wickelt. Beacktangswertk ist es, dass in fast allen Wisses-
achaften ein regeres Leben erat nach der Zeit eintritt» wediekidicr
mit den Grieohen' in Berölirang gekomoMB waren* Sie luibea
aber Ton denaelbea keiaaawegeanur angenommen« aiadviehaelir
meist in krftftiger Selbatatfindigkeit Torgesohritteni das höhere
geistige Leben der GrieclitB , apiler aaeh anderer Volker, wtr
nur der belebende i unke, welcher das im Keime verborgeoe
Leben zu reicher Entfaltung brachte.
Die Mathematik, dem auf das Abstracte geriehteteu Cha-
rakter des indischen Geistes entsprechend, ist hier früh, selbst-
stftndig and bedeutend entwickelt worden; die Algebra und das
•dekadiaeke Zahlensj^m ist von denlndiam evdaokt wd ven
iknen erat za den Aralftera gekommen.
Die llalir«Wltteaiobaft kann kiar makt fiigliak an eioer
kdban Entwkkelnag gedeike»; iat auek dem Btakmanaa die
Gotdi^t weiMtotliek Natnraein, ao feklt dock daa hilerasse fiir
die wirkliche Natur; die spielend erzeugte Natur ist auch
ein Spiel für die Phantasie, nicht iilr die ernste GedautLenfor*
schung; wir hnden viele schöne Aatursckilderuii^^en, besonders
reizend die Bilder aus der Pllanzenwelt, i) zugleich aber die
beim ersten Anblick seltsame Ersclioiuiing, dass ein geistig hoch-
begaktea, tiefsinniges Volk inmitten der berrlichsten Natnr den-
nock ebe Terkftltniaam&saig nnr geringe fintwickelong der
Natarkenatiuaa darbietet; die Indier beben ein lebkaftea ^atar»
Geflibl, aber eine minder aaagebildeteNatar^Wiasenaeblift
Diqiti?ed bv Google
Trotzdem dms die Sonne die 1i9clisle Offenbarong Bnilimas ist,
ist doch die Astronomie erst durch fremde Anregmif^, zuerst
durch die Chiiieseu, später durch die westlichen Völker, bedeu-
tender entwickelt worden; vielleicht ist aber grade die religiöse
Anfiassui)^ des rein Natürlichen der wirklichtti^ berechiMaden
Wissenschaft hindernd entgegen gctretta.
Die «nsige MatnrwuMBsehafti welche einen bedettlenden
AitfMliwiiiig genommen, iai die Araiieikiiade. Mag anek daa
wirUidie Lebea filr den fronunen BratMumen alehi einen aon-
dwilclien Werth haben, so iai doch daa Leiden, daa ana der
Natur fliesst, nicht ein wahrer Z«atand, ist yielmehr ver*
doppelte Unwahrheit des wirklichen Daseins., und soll darum
eiitfenit werden. Der Froninie niae sich iunnerhiu in tugend-
hafter Entsa«!;nng von den Freuden des Lebens abwenden, aber
er iiat keinen Beruf, sich von der Natur noch Leiden auflegen
lassen, l^nd i$t das hinimliache Amrita und der indiaehe
Iboma, (S. 252. ^4) der Lebenstrank der Götter und Menschen,
aSeht daa Urhüd «nd Vorbild der Aianei? Der SeaM iaI der daa
All dachatrtaende Lebenaaaft Brahniaa« iat die keaauache
Aranei llit die höheren Urweaen? und die Hettkonal ialnsr daa
erweiterte Sorna- Opfer, angewandt auf die einzelnen Leiden
des menschlichen Körpers. Haben die Götter das Streben . ihr
Leben dauernd zu machen, w^arum sollte es dem Menschen ver-
*»a^t sein, sein Leben durch die Heilkräfte der Natur, s^leirhsam
dorck das in ihr waltende Brahma , von den Leiden .des LiuzeU
daseins zu befreien? Die Arxneiknnde hat so, wie es una
aeheint, einen religiOean Hinl^rgrand. Sie wird natirllok nar
f OB den Brakmanen anagefibt, wiewokl die Ärale votk dan beim
efgntfiehcnLKnltna beedhftAigteo «nterachieden weaden«
An haabatoo geachtet war in lodiea jedenek die f eliglOae
ErkeDDtniss; alle anderen WlMenschafteo traten gegen diese ki den
Hintergrund. ,,\Ver heilige Erkenntniss der Veden giebt, ist ein
ferehrunffs würdigerer Vater als der, welcher nur das natürliche
Dasein «ziebt, da die zweite oder göttliche Geburt den Wiedertje-
bomen nicht bloss io dieser Welt, sondern auch suktioftag das
ewige Leben Msicbert Was die filtern zu ihrer gegenseitigen Lust
eiaeai Weaea adttheileat ist anr meaachHebe Geburt« alMr die
Cebnrty welche der Vedea*Lebrer adtthellt, iat eine wahre Gehurt,
der weder Tod noeh Alter aehadea kann. Wer Jemaadeai die
Wohlthat der heiligea EHceaatnlss giebt, aie sei groaa oder gering,
der soll Gflm oder Terebningswflrdiger Vater genannt werden wegen
dieser himmlischen VV uhltfaat.^*')
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412
DaM 4itt Matlkenatllk dm Inaieni MUsMItodig m «iür
Mien StafSs to AnsbiMnog gebradil woideii, and da« die Ambar,
welche in Aiiiiereii WIxe— chaftea ▼ielÜMk die Lelirer deieelbeo
vrurdeo, hierin ihre Schüler naruii, i^t uicht zu beztveiieh). ^) Die
arabischen Zahlzeichen sind wie das damit zusammcnhängeade
dekadische System indischen Ürsprungü, uod sie Ijezeichoeten, wie
es scheint, zuuäcfast die Anfaogsbucbstabea der Zablivörter selbst;
wafuBcheiDlich erst im neunten Jahrh. nahmen die Araber diesclbeo
• BU, mmd daroh diese besonder» verbreiteten sie sieb drei Jelubiia-
derto epSter im dvistiicbett fiarepe,*) vHewehl bedaolMM SpoMi
vorheoden sind,' dMS iboUdbe ZaUbestimmogen «cbea viel Mbar
i» Europa in Anfrendnag wann.*) Auf Gnind dbsea Systeiae iit
die indische Arithmetik b bobem Grade eatwiclceit worden, and die
Algebra schliesst sich ihr ehciibiirtig an. Die (ieoiiieUie tritt etwas
mehr /.urück.<') Als bedeutendster Begründer der Mathematik
erscheint Arjabhatta, f]er im dritten oder vierten Jahrb. nach
Chr. lebte«'') berechnete bereits das Verhältniss des Kreis-
dorebmessers znr Peripherie, und seine Angabe, 20,000:62^832
komml dem wahren Verliftitnisa aebr nahe* eheaaa der ans seiner
' M eaanng «inea Merldiangiadea aieb ergebende Cmtog der Erde vea
55d4 geegrmpbiaeben Meilern •) Dan «igeatlicbe defcadiacbe ZUfcr-
syatem findet aieb bei ihm noch nicht 9 wiewohl er die Boebstabeo
in sinnreicher Weise xar ZahUwzeicbnang verwendet; die wirkUelie
Ausbildung jenes iSystems lässt sich mit Sicherheit erst um 500
nach Chr. nachweisen.*) Die Indier berechneten Glcicbnni^en des
zweiten und unter Umständen auch eines höheren Grades, und on-
bestimmte Gldchungeo des ersten and zum Tbeil des aweiten
Grades.
Ala Naiar^filameate geltaa dorcbweg dieae üBaf: Älber, [Aba^a]
Lall, Fener oder Llelit, Waaaer, Erde; die wiibtteben Dinge «iad
aaa ibnea aoaaBuaeageaetst; der menacbKcbe Leib beatebt aas
allen aoaammen. Die fiioC Eiemeate entsprechen den ßtof SXn-
nen, die Krde dem Geruch, das Wasser dem Geschmack, die Laft
der fühlenden Haut, das Feuer oder Licht dem Sehen, der Äther
dem Gehör. Der Äther durchdringt alle liinge, ist unsichtbar; er
scheint besonders zur Erklärung des Tons angenommen zu sein, da
wohl der Ton, aber nicht die Luft durch dichte Korper hiodureh*
dringt i>) Licht, Feuer und Wfirme erscheiaen immer als eioi;
daa Sonnenlicht und die tbieriacbe W&rme werden anf daaselbe
Elemeot murfickgefilbrt. ») Die Ffialtabl der Elemente iat so allge>
mein anerkannt, daaa es ein volkathtalicber Anadrack dr den Tod
ist, „ia die Ffiniheit geben/' ^)
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4ia
IMe Astronomie i>) hat io der eigentlichen BlÜthekcH^lMliens
keine bebe AwMhnig gewonnen. Der Lauf der Sonne iiad des
Monde« werden ivrar» rnn filr den Knlt eine feste Zeitredurang so
gewinnen» nchen h9k beeliaefctet, nnd* das Jafcr m BM Tagen ge-
liMt, id^ als Sonnenjahr lierechnet, and a«cb d^Msehaner
werden In der iredlacliett Mt etwilmt; i'') aber an efaer geoaneran
Berechimng der Bewegungen der Sterne scheint man es in alter Zeit
nicht gebracht za haben. Die Eintheilung der Mondbahn in 27 oder
HSiiser,^8) ist auch vielleicht von den Chaldäerfj, '») oder, wie
Biot wiUy^) aber weniger wahrscheinlich, von den Chinesen über*
kommen; indes« bietet sich diese Eintheilung so leicht dar, daas
die Indier dieselhe weht aach selbstständig gemacht haben kSnaen«
Von Planeten sind is der Vedenneit enr Venns and Jupiter btnflger
erwifcntp^ und erst nach Mann werden als Gegeastaad der Ver-
ebntng nenn Planeten erwftbat» anseer den gewShuHcben sieben
nämlich noch die zwei Sieme fan Kopf und Schweif des Drachen.«^)
Unter den Sternbihlern wird in Veden der grosse Bar aLs die Woh-
nuüL^ von sieben Rischi oder Heiligen erwähnt. — Das Jahr thellte
man in sechs Jahreszeiten , den Monat in zwei Hälften, in die lichte
and dunkele, den Tag in dreissig Stunden. Die wirklich wissen-
schaftliche Gestaltung der Stemiitinde ist. wie jetst nicht mehr
beawelfeH werden Iouni« erst von den Griechen an den indlem
gekommen; die aatroaomlsohen Scbrillen setgen nkbt mir attgen-
scbeiaHcb die griecMediea Vorbilder, sondern die IndSer erkllren
es auch ansdritcklich, dass sie Ihre Astronomie Toe den „ Javana,,
gelernt, was in älterer Zeit immer die Griechen sind; der indische
Thierlnreis ist wahrscheinlich erst von den Griechen zn den Intli» rn
gelangt, 2*) vielleicht auch unmittelbar von <fen Bahyloniern ; 2&) auch
die noch jetzt tihHchen rSamca der Wochentage sind von den Grie *
(li«_-Ti entlehnt. Das Aufblühen indischer Astronomie durch den
£inliuss der gilechischeo fand besonders seit dem vierten Jahrb.
nach Chr. statt *^ Hervonagead in dieser Blflthenperiode sind
ausser Aijabhatta noch Varahamtbira um 500 nach €hr. nnd
Brabmagnpta im siebenten Jahth. Herkwtlrdig Ist, dass Aija-
bhatta bereits wie Arlstareh von Samos den Gedanken aussprach»
dass die Sphäre der Sterne unbeweglich sei, und die Erde sich täg-
lich um ihre Axe drehe, wfthrcnd die spateren Astronomen diese
Ansicht verwarfen; er lehrte auch, dass die Planeten und der
Mond ihr Licht von der Sonne erhalten, und er kannte die Ursache
der Sonnen- und Mondfinsternisse und das Fortrücken der Äquinoc-
tialpankte.^) Die poetische Voimsage läset den Mond bei seinem
Zunehmen durch die Sonne mit dem Amrita flillen, welches dann
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414
T<)te den Gittern getrunkeo wird, bis er nieder seineo Glanz ver-
liert Auch Id der AetroDomie iiabeu die Araber viele« ?«» deo
• ItdierD gelernt.
Die den Blito aniiehende Kraft der Metalle, und ihre Anwendang
m HliliwUeiteni war den lodiftm rar CrriedieiNieil vielleidbt beUMt;
UtnmM beriditet v«b Sohweftera» ir^che. b die Brie gwteckt,
die Qewitter abwendeten Jedeeb kano das ancb «i«e Möwe
Xaubei«! daratellee, die nit deia Blitiablei«« mir ralUlige AbaM*
keit hat. Was die Iiidier io dert Chemie geleistet, läaat sieb
jetzt noch ultlit hostinimeü. 32)
Die Heilkurt .st reicht bis io die letzte Vedenzelt hinaut;"^) zur
Zeit der Macedonier war sie schon bedeute od ausgebildet, und viele
medicioische Schriften waren vorhanden;'^) auch die Gesetzbücher
enthalten oft viel Medicioisches und Anatonuaciiea»M> und apSter
#itd dla ZaU nedieiaiaclMr SehiiHaa ttbetapa gnisa, dia einaaehr
raldha Srlalraig.beinndeo.n) Dia fitatüclia WiaaanadAft» Ayir-
vada, wird wie die Baligloa aof guttllolMB Uiaprwig awMge-
. ttbrt Zn den sHeata» Wedkaa diaeer Art geMrt der Ayorveda
des Su^ruta, welcher bciciU eine sehr entwickelte Kenntnis»
zeigt. Die AriDahrae öbriijens, dass das Werk in das achte bis
zehnte Jahrh. vor Chr. zu setzen sei,^») irrt veriauthiich um ei»
ganzes Jahrtausend.'^) Das Werk handelt sehr ausführlich vou
den medidniaeliaB Principien, von der Pathologie, dar Aaaiaoiie,
von der Zavgiingf Therapie der ohinirgBaaliaa und inneren Kraokhei-
taa uad van dea GUlas uod G^^wofgittML**) la dem. aUgameneo
TfaeHe werden dia fliar Natnr^Eleaiaate, Atbaft Laft, Fener,
Waaser » Erda, aiieh ala dia Graadlage der Aatbropologie adge*
fasst, ihaea entsprecbea die (tinf Sinne, Gebtir, Geföhi, Gesiebt,
Geschmack, Gi^rueh. Die Zeugung beruht in Uer Vereinigung des
durch den lAIinm vertretenen Wa.s^*er- Element« mit dem vom Weibe
vertretenen Feuer- Element; das Ciierwiegen des einen oder des
.aadern giebt die beiden Geschlechter, diis seltene Gleicbgevvicbt
die Zwitter. Das Blut durchströmt den gaazao.Kurper und setzt
dia drei Graadalfte ab» die Galle» daa Phlegma und die Mgauisabe
<1>all^ aaa deren Vardedbniaa dia mbiatan KvanfchaÜeo entatehee.
Der JNabvangaaleff wird daa dar Habraag von feia«D,BflhraDgafltos-
eben eingesogen, ia der Laber in adrUicbea Blat yerwaadalt» «el*
ches von da in das Herz strömt, und von hier nach allen Seiten bb;
der Unterschied des ilunklen und hellrothcn Blutes winl anerkannt:
aus dem Blute wird das Fleifstli und au.s diesem die andern fe^^teii
Stütlc. Die alle Theiie durchdringende Lebenskraft bat ihren
TKäger in den JMerven. Die Pathal«gia aeigt aiaa übecatta eat-
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wickelte Beobachtung. Am meisten ausgebildet aber ist die Chi'
nirt^ic;*') wir finden da die Herstellnnsf einer verlornen Nase durch^
das einge.sthiiitten*' und herübergezogene Wan2;enflftisrb, den Stein-
«chnitt etc., eine sehr aiuBgebildete Oeburtshilfc bis zum Kais^r-
^rYinitt bei schwanger Verstorbeoeo. Als Heilmittel werden 760
Pflansen anfgeslblt« iiimI in den verschiedensten Formen nnd
< MbitwMftiu «ngeiTMA; A6mhm, Biotegel und 'KAjrstii« : sind
bduiMit Ancb die UpMiedMideB heac1iftil%en iriili mit dem
Iflipperllchen Leben dee Heneckeii» Ass dem Itafeungssaft witd,
m lehren nie, das Biet, ans diesem in stekrender Eiitlirlcleliing>
das Fleisch, dar)ri Fett, Knorpel, Knoclien , Mark und aus diesem
znletzt der Samen; diet^cr, mit dent Blute des Weibes sich
mischend, bildet den Fötus; die Ent« ickclunj^ desselben wird
dudl alle Monate hindurch verfolgt; daa Überwiegen des Samens
Aber das weibliche Hhit giebt einen Knaben , das Umgekehrte ebi*
Midche», deft^OAeiehgeiiteht efnen iKwÜteii eine Mbe Seelen-
slimmnnK bei ^Mk Zmgmtif bewtrlrt lUiNi^Bburleii} der KQrper Imt
m MMkeb> Mtt Knecfami» 45 Mülonen Ibete.««) — Dnieh «e
Yon desiMlem lernenden Araber sind riele medicmlscbe Keimi"
nisse der ersteren bn' IVtittelalter nach Europa gekonimea.^ < ■
^) A}. V ITumboldt. Kosnrn« , IT, S. 38. 114. — ») Manu, II, 146— 140.
») Weber, Ind. Lit. S. 228; Humb- ldt, Kosmos, II, 368. *) Libri, bist, ties
scicncts matlj. 1838, I, p. 119 etc.; Kcinaud, M^. sur Tlnde, in d. Mtm. de l'Inst.
ML de i xaace, XYIII, 1849; p. üuö etc.} Jjr. Rosen, Algebra oi Mühammcd Beu
Mdm, pref. p. IX; Brockbaufl in d. Z. f. K. d. Morg. IV , 74 fll — . ') Humboldt,
Xmidos, n, 263; 454; den. Sn Crelb Jounial, IV, 205 ff., bes. 8l9'flL; ChaalMlit
Gomplet read. a. a de VAead. XVI, 14« IL ; St6 f.; XTII, 14S ate. ) XXZIV, 891.
^ •) Ctldmfca, Algdbfa wtth AiMnaslis täte. UmA, is». -**.0 OoMmke,
•.«^a^IXi aCUato— •>Bb«nd.ii.¥SXVIII} LMMa, Ind. Alt. H, S. tU9.
— •) lAssen, II, 1139«— »») Colcbrooke, p. XIV.— »>) Garbha-Up^lL in
Webersind. Stud. U, 66. — »») Max Mfilki 1. d. Z. d. D. M. G. \T, 16 etc. —
") Kbond. S. 22. — »*) Kbcnd. S. 24. — »») Colcbr. M!sc. "E^s. II, 321 etc. De-
larnbre, hi§t, de raßtronomic, I. 400 ff.; Brntlpj-, bist, view of tbr T7tT\f1n Aptrf»!!,;
Stuhr. Unters, ftb. d. Sternkunde unt. d, Ciiiu. w. Ia4- 1831 _ i«; Weber, ii^d.
iMtti I. si); n, 237. — >0 Ebcnd. I, 100; dessen lud. iätt, Qcsch. S. 28. —
**) 3 Kaschmir, IV, 2ä2 ff.; Ikiuaud, Mein. j>. 354. — Weber, Iiul.^
Lii. 221. — *«>) Lassen, Ind. Alt. I,' 742 j H, 1115?— ^»yEb^nd. I, 825, ~
■*) t^ajnaralkya, I, 2tf4 Wc; Wijber, lad. BtoÄ, It, S88. — StnhrV e7. i-*
'^'Btead, IMa. e«s «tcv »6i «le. Weber, Ibd. 8fcr n, m SM etei^ H«lli^
m^ftV. d. 9dbc|unin«viNI bilMfoTlil^^ i,84IUi a«Q|ir» 1914; *m
**) Imm»^^ JUtH, 8. USS iL M) W«i)er, a. a. 0* ^ 'OX*eMe°> U, 1 130.,
— »») Colcbrooke, a. a. O. p. XXXVIÜ^ Alisc Ess. n, 392. — Vaya-Pu-
rana in Wilson's Theater der UlvAxx, I, 96. — Ilumboldt, Komos, II, 259. —
*»)KtPsifis. Ind. e. 4, p. 24S (B&br), v^'l. HumholfU . Kosmos, II, 417. — Hum-
^xMt. Knsnion, tr. 4.->n — 8S) Weber, Ind. Litt. S. 30. — Mp^rJutbencB, od.
äcbjffkub^» |t IMU — »»J X4nMa» in<t Ail. II, — ."J X<tt;^v. lU, 71 #19.
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4M
^ tt» fti JBmÜKf im d. CM. Aas. d. Baj«; AJukL ia5S, Bik 4» — «•) WilVt
Idt m; Stttttlar im Jaiiiia I, 441 ff. rgl Hcviingw, «bend. m, 107. — >
HMiltt, A. a. 0. No. 4. 5. — «*) A. a. 0. S. 43. — 04lUiA-Upl&. 1-4,
in'Wdbefi bd. 8t. Ii, «7. ^ **) Beinand, Blüm. 81«.
§ m.
Dar Indier, 4er nH niissmfitliigem Auge aaf dk ifkldiohe
Wdt UnWokt, weU sie olbne Berediligvng kai mMkk
kernen Siiui fifar die €eiekfelitei er erkeral keiiien periline
Zweek ellee Geedtelme », k^ne £atwiekeleiig der M«Mdh
heit zu einem wirklich voUkommencD Zustande, sondern alte
Geschichte rollt ihm der Vernichtung zu, und alles Lebens Ziel
ist nur der Tod. Er lauscht mit peinlicher Gier auf die Zeichen
der nahenden Auilösung, und seine geschichtliche Forschung
▼erkftadet nur die eine Wahrheit: die Meaechheit eilt dem Unter-
gaage entgegen. Nicht aufwärts, eondem abwM» ^etrM
Geeehfchte, mm beld in BralnM*« endlosen Oeenn wa märnätm
Die vier grossen Perieden der Gesdiiclilis» die die bdier uillk-
ren» sind ebenso^el grosse Stnfim der von der faOcIinlen VslU
koramenheit bis zum tiefsten Elend sinkenden Menschheit
Es ist mit der Geschichte wie mit der Schöpfiing; die zuerst aus-
g^trahlten Creaturen, dem Urgott am n&chsten stehend, siiid
die vollkommensten, die später geschaffenen tragen das Gött-
liche am wenigsten in sich; so ist auch der Strom der Geschidrte
an seiner göttlichen Quelle am reinsten; je weiter er fifesst, m
so trfilwr nnd solüanmiiger werden seine Gewisser.
Almr aneb diese Tier Zeilaller sind eitel Dicblaag; flr dai
Brahma ist die Sckdpfiuig ein spielender Tranm» Ar 4en Mca-
sehen ist auch die Geschichte ein solcher; der Indier hat so
wenig wie sein Gott Sinn für objective Wahrheit. Indien hat so
wenig eine Geschichte wie China, aber aus dem entge^^enge-
setzten Grunde. Chinas Geschichtsbücher enthalten lanter Tliat-
sachen, lauter Chronik, aber keine Geschichte, lauter Atome
ohne Leben; der Geist dringt nicht in die Geschichte; der
Clunese weiss, was geschehen ist, al»er er denkt sich nidits
dabei, bewältigt die objeeüve Tkatsadie niehindt seinem Geitit.
in Indien kommt nmgelKhrt did Geseldeiite nickt in den Geiste
der Indier denkfr sich viel, weiss aber nickt, was gesebeken ist»
es entgeht ihm die objective Tliatsache, denn efhat kraft seiner
(lottes-ldee keinen Siiin für die wirkliche Welt. Die Geschichte
ist bei dem Chinesen rein äiisserlich , blosser Kür|>er oln»"'
Seele, — bei den Indiern rein innerlieh, blosse ^eale ohne
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417
Körper; Oiinas gesdiichtliebe Personen sind Statuen, die indi-
sehen sind Crespcnster. In China giebt die Geschichtschreibnug
ein fixirtes Lichtbild 3 sehr genau, aber ohne Leben, in Indien
ein Phantasiestück, sehr bunt und lebendig, aber olme Wahr-
heit. Die GesdUehte k/t vorherrschend Dichtung, AmI gnns
aik dma £p«s MMMMamtfkltoBd, die ThatMehea in Attegovic^D,
die Fhatiiriaan im ThalsaeiMB Tefwaadaindl; GMer uMl Men-
•eben lanllni da iMut dwoMnaAder ; ^ toh den, waa wirklich
gesaMien tat, geben «bs die Indier fhst gar keine siehereKaeh-
richt, die Litteratur hat kein einziges, wirklich gescliiehtliches
Werk; bei Fremden miisseii wir fast alici« einige dürftige und
serstrente Ang;nbeTi über indische Gcschiclite suchen, in China
können wir seit vier Jahrtausenden die Thatsachen fast Jahr fiir
Jahr Tcrfolgen, — in Indien verschwimmen die Jahrhunderte in
wirre Bilder. — Diese Sndiaebe dichtende Geschichte ist keine
abalakUicke SvdidKaiigs der lodier iat viefanehr nadi aateer
gaucD Gaiatoarichlang gradesandiclUiigt, die olif|eclfvca Thal-
aaahcB icfai «ad scharf arnftarfhaaen; daa Leben ist ihm eimnal
ei» Traam, darum träumt er auch von Rechtswegen sich seine
(icschichte. Er vertieft sich lieber in sein Inneres als in die
Aossenwelt.
Da Indien nie ein einiges I^eicli war, so geben die Sagen
auch nur die geschichtlichen Spuren der Einzelreiche; und auch
da achen wir nur die llacaarUcfasten Hüllen der Geschichte, kein
Eingehen auf daa ianara Lehen dee Volkea. Die EintheUnng der
Gcaehichtc m drdcder i4er gfoaac 2citii«niey ivga, Ist gana
nyUmhflft, and devtet daa AbwftrtdlleaaeB der GeachlchCe vcn
der höchsten VoOkommeiihelt Ma zum ErsteHben derselhen an.
Die Sage von der grossen Fiuth ist in sehr alten Urkunden und
sehr entwickelt vorhaiulen.
Die geschichtlichen Haiijjt-Perioden der Indier s( lilicsscii sich
io ihrer abwärts gebenden Eutwickeluog genau an die trüber erwähnte
Dreifaltiglceit des Dasews an (§ 83. 97]. Der Ayor-Veda beseiehael
drei solcher Perioden:
1. Die Periode de« Safva, der VoUltemaienheit; da waren
die McaachCB geistig aad kOrperHeh voHkoamea, waren gebtreidb»
MdaaaehaMoa und M voa allen kVrperfidien MSogelD.
2. Die Periode des Radsehas, der TrObnng; es brechen Üa-
bestSndtglceit, Anmnnsung, Falschheit, Sinnlichkeit etc. über die
Meoscben herein, und daniit auch viele Krankheiten.
3. Die Periode de» Tanias, der Verfinsterung; da tiiramt
Cieistesverwumaog undBosheit überhand, und die Krankheiten brei-
n. t7
418
lim ilifc ntL >!■ nKik inMumiiMiMMiiiltihl h inFMi «M
^^iBV I^^V^^VH ^v^^^^^B ^^^^^ ^«^^^^^^■^^^W ^^^^^y^^^^^^^^^^^^^T^^^^Jy^W^^^^^^w^^^^^^^^y ^^^pp^^^ ^^^^^^^ ^^^^^^w^n
gcv wmL BfttitMH» L«Me« »I Gmnde geht I» der MlMiFtMt
herrscht daa Äther«Elenient, io der zweiten die Luft, io der dritten
die Erde. An diesem Verfatilungsproceä» der Geschichte nirunit
die ganze Natui- XheilJ) — „1ü derZeit der vorherrschendeD Satva-
Qwu^t wo £iiii^iaug mit deo Veden herrscht, siegen die [guten]
Deva, und die [böiesj Arnum unterliegen; in der Zeit der Torhea-
HdModen TamM-Ctou« wo 4i6 Ii«h«iidigen ihrer Wülkii «ad ibrai
IMMtti Ihleieii, wagen die ibtii», und 4w D«va iwkflkyii.*'^
Dm gelitige leibliche SinlceB de* M— ■cbaneieMe^Irte» eh»
laktoffleifl die Periodetts anoli da« Lehe—etter Mkii iafttipi ^
ten die Meoechen 400 Jbhve; in den ffdgenden Periedee wird wM
dem EuUttelieu vou Kr^ukiieiteo aucli die Let^eo^auer immer meht
verkürzt^)
Gew ohnlich wird die erste Periode in zwei zerlegt, von deneodie
erste gewissermasaen einen vorgeschichtlichen, idealen Zustand der-
•teilt, so dmalfo vier Jugasiod, deren letzte, das Kalijuga, 3102
vorChr.hegMiii; die erste Periode deneKeljaSillO^Miim dieairete
UOiMKM)» die diitle864,000MRe^ wid di« leiste «dl439g00IIJihN
daieeoi.*) Dieee Zehleii eiad 1« dea. Taaeaadea die Pcadaele m
432.4, 432.3, 432.2. , 432. l;432aberieteiDProdaetvoBS.3.a.4.4k
oder 3. 12. 12. Die erste sichere Erwähnung des bestimmten Aiifaiu^
des Kalijui^a findet sich bei Arjahhatta, unbestimmte Erwähnungen
der Juga schon in den Veden.^) Die ijrosseii Zahlen der früher«»
Perioden tinden sich erst einige Jahrhunderte nach Chr. vfN^gehiteD
also der Zeit der ausartenden Mythenbilduog an.^)
l>ie älteste aas bakaonte iodiaeheFluthsage isC iadem Qe*
lai^atba^Brabiaaaa» BiaotttderSlaaiBwatec AeeMoiediiagawhiarblai
fand ehwl ia aelaen Waachwaeaor etaea Fiacb« dar apiaclb antat
„pflege Blich, ich wHl dich retten; eiaa Flatb.wird aNa dkae €e*
mMfi% fortfllbreB.«« Er will in der Scbtaiel aafbewahrt werdet,
uad weon er grGsser werde, in einer Grube, und dann solle ihn
Manu ins Meer tragen. Bald ivuchs er gross; da j<prach er: „d.i:>
und das Jahr da wird die Fliith kommen, dann magst du ein ScbiiT
ximmern und zu mir dich wenden [im Geiste] ; wenn die FInth sidi
eilMbt« OHigst du das SchitT besteigaa» dann will ich dich rettes."
Bfaau aiauaerte ein SchiO^ uad bestieg ea bei dar hwekbtaclbfndrii
Flath« tfi^t Flach acbwanua aa ihm hera«; aa deanaa fieia band
Haaa daa Taa daa Scbiflea, damit aetate der Flach tlhar das aSfd*
lichea Berg [Himalaja], aad apiadi: ich habe dich garettaii bWt
daa Schiff aa ehien Baam» damit dich nicht, obgleich du aaf dam
Berga tust, das Wasser forts|>üit; wenn das Wasser lalleii arlrd,
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419
dann magst du auch hinabsteigeu. Er M\e^ nnn nn allmlihlieh hinab
Die Flatb nun führte alle diese Greschöpie fort; Manu blieb hier
allein fibrig. Er betete dvd und faltete, und indem er geklärte
Bottar^ dieke Milch undM«llHMi.ifMiWaner opferte» eatatieg dicüem
WaMer nacli etoeniJUMra ebWeüi, als Msm^v Tac&tw» Ida« idas
OpIwBdbtt, ganaaat; ■dllhr «n^iigte er da« jaliige Gaachtodit^
' Im MrtiMiirata Ist dteaeüie Sage, a%er ahraa abiraMmid. Bfaaii
arwIiH Mk dfa die göttliche Huld dnreb jahrelange strengste Askese;
„mit eraporgestreckten Armen übte er, auf einem Fusse stehend,
atreoge, grosse Busse; dan Haupt gesenkt, mit festem, unhewei;-
tein Blick, hüsste er schreckliche Busse eine lange Reihe von
Jahren/' Ein kleiner Fisch scbwimoit an ihn heran, bittet ihn um
Schutz gegen die grossen Fische, und verapilcht dafKr dankbar zu
aaiik MaMt that i» ia aio deOtaa nit Waaaer, aad ala dem aahaell
wMfcaaadaiB daaMiba aa idaia warde, aatala Ihalfasia In aiaata Saa^
ahar aaah aialaa Jahraa war dam flach aach der See Mch an Uata,
aad worda aitf aaina BIHaa b daa CSaagaa «ad inlatal hi daa Maer
getragen. Da sprach der Fisch zn ihm: ,, Erhaltung; hast du mir
gewährt; wa« du zu thnn hast, wen» (He Zeit crenaht, Ternimin von
mir. In kurzem wird die«s irdische Feste um] 15e\\ etliche ganz und
gar in Überschwemmung geratbeu. . . Ein »Schifr hast du zu bauen,
abi tetes, seÜTersehenaa; ia dieses aoUil da mit den sieben Wet«
aan tagleich hiaaiaatalfaos nad dIaSamea aa<ii alle bringe io dies»
Sahiff» woUvarwahraty abgaaoadert; aad iai Schlia aeknd, aiab
■k* ealgegta, aiadaaB waiia iah aahaa, gaMM, darha arkaaahar^
a Blaaar«^ 8a saachah aa aachi Hma liaad ab Sali aa dea
PMIaa Kopf, aad dieser zog das SehNf fort Über die FhitWenj
„Weder die Erde war ^ichtluir, nach die Weltgegenden; alles war
Wasser nSmIich, Luft und Himmel. So zog viele Reihen von Jabren^
jener Fisch da« Schiff onermüdet in jener WasserfaHe, und welches
vomUimavan der höchste Gipfel, dahin zog alsdann das SchifT jener
Fisch. Hierauf sprach dar Fisch : auf diesem Gipfel hiada fest dasr
MMu Maas that diaaa, aad haehate CHpfei ilaafliai«?aB haiaat
attUaia wNn^aadhaaiiB" d. h. MifUlolMig. Daaa apNMsh dar
nach: JA Um 4ar Harr der OeachSpfa« Brafaaia{ HOharaa ab icü
gMM aa aichCa; ia Flschgestah haha Ich aadi voa diaaar dalihr
befreit; tod Maau aber sind die Geschöpfe alle, nebst GOttem,
Asuren und Menseben zu schafTcn und alle WelteiJ. iM-wegltch:
Qsd anbewegiich ist; durch überstrenge Busse %vir(] dicss in Er-
fiilfaiog geben.*' Darauf verschwand der Fisch, und M.niu .schuf
dann nach vollbrachter Selbstpeiniguag die GoachOpfe. ^) Die Abn
aMttoaaaii, daaa diaaa Fhifthaaga arat apiter tcb dan Sasüci^
IT*
üigiiizuQ by CjüOgle
4M»
ZU den Indiern gekommen sei.^) wird durch das Vorkammeii der-
selben in den Veden «ehr nnu ahrscheinlich. 'O)
Als StammvSter der liidier gelten die sieben Weisen oder
Rischif in deo Vedeo sehr oft erwähut^i^) und werdsa fpller iBtt
4eD wkhen Stefoen des gtMm Bftteo idenlifioirt,
*) Sinler b 4. Gel Ans. d. baytr. AktA. I$5S. Fo 4. *) VrilaJiHnlito»
irp«Lb.Wiiid.S. 1655. — ') Mann, T, 83.»«>lfua,I,68 ff. ; LaMm,Iiid.AlL L4»9:
Mill, Qe«ch. des briL Ind. I, 115 ff.; Warren, KaUSankalita, p. 17; Bcnüej 'mM'i&i
Res. VI, 537 etc. 586. — ») Lasen, I, 507; Weher, Ind. Stud. I, 283. — •) Hügel,
K fi5chniir, IV, 263, narh Bcntley. — ^) Weber, Ind. St. I, 1*'!^ etc. — ') Bopp, Sfind-
tluih, V. 3 - 55. — •) Bhagavnta-Purana, pr^f. p. XXHI etc., XUX. — »•) Weber,
ft. ft. O. S. 162. — Ebead. 8. 166.
^ 1 i^3a
Der Philosophie neigt sich der indische Geist mit ent-
sdiiedener Vorliebe z«; ein BewnsolMki, frekiMS im demEiih
leldaaeia nicht befhDc;€B bleibl) sondeni too demselbeB n der
ehi^en Gnindlage demelbeii aiAteigC^ hat «ohon an jrioh phäo*
si^hischen Cbandtter, und das gaiiae raligltee BawnatMia der
Indier ist von Philosophie getragen and darehEogen ; wir klhneo
da gar keine scharfe Unterscheidung zwisclien Religion und Phi-
losophie machen, beides ist hier noch wesentlich eins. Eue
wirkliche Unterscheidung beider Seiten des (M isteslebens tritt
erst da ein, wo das freie Subject sich selbstständig dem gegen-
ständlichen Dasein gegenüber erliält, wo es sich als freien Geist
erfasst. Da tritt einerseits der weiUiehe Cliaffaliter des rehgiflsea
Glaahens, der aichdeai GdtHiohen gegeattm omplhiigeBd' iad
liebend Teriiält^ ia einen Unterschied an dam mfinnHolien Wesea
dar frei ans aldi selbst sieh eiseagenden Philosophie; andarar-
selts hat da aoeh wieder die Religion den Cimrakter Cneler Liebe
«nd sittlicher Wahl , walu end die Philosophie das Wesen objec-
tiver Nothweiidigkeit an sicli trägt, und somit die freie Wahl
aasschlies.9t und so von der Relisrion sich nnterscheirlet. Wo
aber, wie in Indien, der freie Geist überhaupt noch nicht aner*
kennt ist, da kann auch kein wesentlicher Unterschied zwischen
Religion und Philosophie sein) der Menseh Teriiäit sich in bei-
den noch nnirei, and es lässt sidi hMialens efai üntepoehied ia
dam Grade vnd in der Form der Srkenntnias aalhtellett, aiefat
aber in dem inneren Wesen. Es giebl hier keine Theologie» iSe
Ton der Philosophie Tcrschieden wäre, und es giebt anderer-
seits nur eine bereclitigtc Philosophie, der mit der Theologie
identische Vedanta. Diese Einheit der Philosophie mit der
Religion ist nicht eine Abhängigkeit der einen von der andern,
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60 dass bieh die eine nach der andern zu richten hätte , sondern
Sü ^vic der Indier sich zum religiösen ErkeiineD erbebt, hat er
au sich schon die Philosophie; und da ihm das Erkennen die
Voraussets&ong des religiösen Xiebens ist) ao wkii die Pliii^
i»yhie aus^ittUeben Pflicht.
Uk ikmm Zusammenfallen der Philosophie mit dem raligld«
mm Pe visiltsto ^mekt der nudische Geist dem chfaes iadwai bei
beidea Vattrewi iit .dee iume Ijebea des mensoUieben CSeietet
seidi ensu&S4lii»iidAs göttliebe WaksD, ist eise Wafavb^ Ist
ie mA mMbwendig, nod sdiKesst den freien , sittlichen Glauben
ebenso aus, wie die Mugiiclikcit von wesciitiich verschiedenen
Philosophieen; jeder vernünfVige Chinese muss dieselbe Welt*
aijschnuung sjewinnen, und jeder vernLiiiltii;e Hrahmane dieselbe
indische; — der gewaltige Unterschied beider Völker ist aber
dar» 4mm des Gbioese in der unmittelbaren Wirklichkeit auob
mkm die «ollei iiB«ttli«bte WabiMt ba^ der Indier aber bi ibv
f^tdm 4m eamfera iMlet. Der Cbbisis bite im Hcndgretf-
licbe fest, und braucht es niobt erst denkend tn dab aligemebi«
Sein Mdbiiiiaeiif er wirft sieb nnt vidier Zeyersieht m die Wogen
des wirklichen Lebens und lAsst sich von ihnen behaglich tra«
gee; der Indier wendet sich in verachtender Entsagung von dem
£inzeldasein ab, zieht sich in sieh selbst znrüek, und hat die
Wabrbeit nur in der Aoilösung alles endlichen Seins. Der
Chinese ist in der Philesophie realistisoh, der Brahmane idea*
listiscb; jener beobaebtet mit Interesse die Wirklichkeit, dieser
tbiinebwt vm ibr? jener sagti die nwsgebreinte Gottheit ist das
W^tf«, .dteer sa^tt des bi sieb ebigeblUlte Brabmn kt dns
mabPB.Mni nnd daa ansgnbreitete ist ein llnreebt, «Ine Tta*
scbnng. Bei den dünesen ragt daher die Brfbhrungnwlisen*
Schaft weit über die Plülosopliie hinauf, bei den IiuJiern die
Philosophie Über die erstere; der Chinese hat keine sonderliehe
VefanlassuDL:;, über das eiiizehic Dasein denkend hinauszuge«
ben; der Indier kennt so lauge gar keine Wahrheit, als er noch
mcfat Aber die ooncrete Wirkliehkeit hinwegschreitet; jener bat
dia W^heit ui jedem Dinge» dieser allein im Gedanken, und
smekMr im.CManken dar grenain Einbeit, welebet den Gbine*
san Tdlllg fremd ist Die Jndisr haben dumm eine bei weitem
bÜMT entwiakaka PbUasapbia als die piaktlseb^Terstlndigen
Chinesen.
Ist nun auch die Freiheit des selbstbewussten Geistes bei
den Indiem noch nicht anerkannt, und trägt darum auch das
idiilatafhiefhe Wissen mehr al^eetiven Cbaraiuer als den der
Digiii^ca by Gu^.- .
I
freien Tliat 4m Sdhjtete», ist w iMfcr alu-fiftam abtii
beiten, so tritt deiuioch das Moment der SelbstthätigkeU bei der
Philosophie eiiiigermassen mehr hervor als bei der Religion; i^t
fUe sclbsUUiiidige Geistesarbeit auch idcht eigentlich im Bewnsst-
sein, so ist sie doch vorhaoden; der Weise, der in Betrachtang
verftonken die Wahrheit zu schauen ^Mibt, erzogt sich
Muieoh in der Thal di^elbe.* ifl «bo der Geist bei der pbi»
kMfJÜMilMB AsMt ia etwat tibrtiltodiger tfiälig nie bddi»
rdigHtatn Be WMtseoi , so trUt «och die MOgfidkkelt gttoer«
IfailiiiiBMligkttit in der Weise imt DenkdOUiBkeH lMrr«n «
sind verediiedene Systeme mO^Heli, dem IblMdle naeh fl€iei^
fler Fonn nacli vurscLieden. Freilich will der strengere Brah- j
iiiaiie von dieser Maimigfaltig^keit nichts wissen, und die VedaaU-
Philosophie belmU unter allen Umständen die höhere Grehang,
indessen werden einige andere Gestaltungen der £rkenntni88
vteigstens d«Mnigsweise aaerkannli wAkraad andere abwei-
cbeade LehMü von gtria^evem Anklang «Ja Mrimechiligi abge-
wssaan Warden* I
. Wir hamiaii drei wfrkliah bwdMWWiiaaha SyslBMS dlar PIdi»
Sophie aatataalisiisii, dia allaidings niakt In gldahluilmGalta^
sieben; jedes derselbe ers^elat in doppelter Gcatait, die «iat
ist mehr formeller, logischer Natur, die andere ist mehr real,
eoustruirend , so dass man wohl auch sechs Systeme annimmt.
I
Wir müBsen uns auf das Allgemeine beaebrönkeny da dia U^el-
lau noch wenig zugänglich sind.
Das erste System ist die Mimansa (Forsebnng) in MÜS*
M Skne» die eig^tliaba Vedenpiiilosoplils» dia laiittie idtsea»
aahafmalie Ofbabarong dar Bralnunraligiimf aia aiadheial it
BmMMiider aiginaeiideiilSaatakaiii dia4Parva* odar Karat- i
lüniaBaa» btawaliatt aeUaalitwag BÜMMOiaa genamil (8. IM)« iM
mehr formell, und giebt den Weg zur Erkenntniäs der Vedca
an; — « die /weite, die L ttara- oder Brahma-M., gewöhnlich
der V^cdaiita °;enannt, ist die philosophische £rfas«:fins; der
Vedenreligion selbst, und in ihrer älteren Gestalt in den FpaBi-
Sfdiaden enthalten, am höchsten ausgahädet von Sankafa(&. täS);
wir habaB'dieaalba bei der Darstellung der letataran adhaa
glalab' bdiraaklel* md übargehaa aia liier daben
INa Parva-Mbaansa eatbllt sehr iMaa, waa aar la 41a BtUl^
raagawisaenacbafl der belügen Scbriftea gabürtt aad aa daa fsA*
geihaa TheÜ der Mümt bei aas gelteadea LogHr eri— oK; me
sucht aber doch auch eine philosophische Grundlage zu geben. Afo
' Erkenotoissquellen werden angegeben : die unmittelbare Anacbauiiiigi
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die Folgerung aus bekannten Gliedern einer Verbindung auf die n<»eb
unbekannten, die Analogie, die Vermnthutig, die Belehrung, beson-
ders die durrb da«? Vedernvort, welches als letzte i^ntacl^MiuDg
in zwdÜeihatlten FälJen gilt. Besonders beschäftigt sidb die
lÜMaiHi mit den Pflichten und Ihrer RrkenntniM. i) V .i
■ warn MiuMHMMilMgioik Dmtollwig pmmoBB» 'HCfegwiitmrf {4it
VcJapHa FMiMwiphie] i8t#e nkhmünmi%mMkBt^^*^nkSm»
htkmäigen ; . . Hir Sweck ist die A«ifb«biifig der aaf di« bu 1mmv«I«
sesde Einheit beztglicfaen Unwissenheit und die Erreichung der
fdeiD Geiste] elgenthflialichen Gestalt und Glück^^eligkeit, wegen
der Öchriftstelien : der Atmavissendc dberschiiTt allen Kummer,
aiid der Brabraawissende wird Brahma etc. — Wie man eine
Schlange mM mutm Strick verwechselt, m ist die Erbebang de«
Kichtdiog« im Dinge eine Venvechselong. Ding ist iM«ei««de»
iglHkkm»§By luigethellle Brmhma; NieMdlBg Ist dl« gftBM Mnm»
mm MfMOByuä VuwkamMHii ümHaigidwit «&«r Ist, iffMid
die EiAnettiitelM l&m Bliieii] hindert, mwtiiidlMi, «dt d«» dnd
iOiHMt'hegnht Isl, md wm afeht vwm SelciideB «od Rlehlielevdeii
gezählt wird [das beschränkte Dasein]/' 3) — AU letztes Ergebnis«
alle» Denkens, der Gipfelpunkt aller Weisheit, wird In steter Wie-
derholung der Gedanke erklärt: ,,l)as (tat) bist du;'**) oder ,.ich
hio Brahma," e« ist keio Unterschied «wisclieD Gott «od der
Crantor,
O CMmMm, lOfe. Em. I, 302; BiMit, f "V K.? Wind. 8. 175S ffi ^
•>IiMea, Ind. Ali I, «8^ ^ •) Vetats^a«», 4. M IlH. «o*
Das zweite Doppelsystem ist die Saftkliya-P1iito«opliie^
Slter als die späte&teii Upaiiischaden und als die Bhagavadgita.
Die eigentliche Sankhya des Kapila^) steUt den brahntaui-
sobeii Grundgedanken in einer von der Vedenlehre vielfach
abweiehenden Form dar. Der Gedanke des einigen, allein
wahren GotteaaeiBs und der der vielfachen, in sich unwahren
NaMwelt MaelieD I» ihrer geseneeiügea Beaiehang den Haupte
gegeMlni im SndlaeieD Bew«eeleeiii» ava; eme wirkKoha V«r-
Mmnag der awei eiaa»der widerayreeliendeD Gedanken iaf in
Indien niekt «fteieln, nnd üe Anfkeknng dee WIdenfmeka nur
durch die kühne Verneinung der Welt in der gereiften VedanCa-
Ichre erreicht. Das Volksbcwusstsein lässt aber Gott und Welt
neben einander besteben, und auch das wissenschaftliche Be-
wneitsein sucht daa Dasein beider dareb den Gedanken aw retten»
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4gi
99 4tm» 4a0 etMtqta wad dm mitntfaltato BnüiM n^ben
eüiamler bestehen.
Diese Zweibeit nimmt die Sankhya auf, und steik »ie so
sehr in den Vordergrund , dass die Eioheii darüber sehr zurück-
trilt, und die Darstellung bisweilen der Form nach nahe an den
•fauMMWcbeu Oualismufi streifu Das in sich vielfache Natursein
Wid der einige Bcfthmageitl sind neben einander gleich sehr
btreohtigU laft diess aber» so raas die ZweiliaU.Dielil eiat ehw
aligekileta und .imraohlnillssige aslnt aaate» aie ommm aehaa ia
dan Craeid aalbat Hagaa. Liß Vedawaligfim davlot diaaaUia ia
dam Godaaken der Maja an; dies« Ist nielift daa waM BndMia
selbst, sondern ist etwas Anderes in ihm, was eigentlich nicht
£u seinem \V eseii £j;chört. Die Sankhya hebt das Moment der
Maja als den wirklichen Grund der Welt, ^ nicht bloss als
die Veranlassung:: zu ihr, — noch stärker hervor; — es ist der
raale Katurgruiul an sich von dem ewig Einen imtacachiedeii,
and entfaltet sich in eigner Machtvollkommenheit aur vielfachen
Welt» welcher der Geist n«r Saal», aber aiobt Daatia Tsrkibt
Dkk Sankh^aldira ist die aani Siyttmi gamidaiie- VbialaUaag
dev'M^ ffihit «ber In der aiah Ti»diA»gaiideB'Zwaibatl ibat dss
luralinaaisclie Bewasatseiii bmaus, und aaoi BttddhianM hiaiber.
Das zweite Sankhyasystem ist die Joga des Patan-
dschali,^) im Wesentlichen die praktische Seite zu der Theorie
des Kapila. Ist „der Zweck des Sankliyasystems die unter-
scheidende Kenntniss der Materie und des Geistes," so ist der
der Joga „die Erreichung der Versenkung [in Brahma] durch
Abhalten fremder Eindrücke. ^'«) Zeigt die erste Sankhya, dass
dar Geist in den Faasaki dar Natur Terftbaifaliead balaagen ist|
ao lehrt die loga« wie er ana denselben befreit jUPird, «ad gitbt
afaia Thaori« Aakeaek ^ Dm Ahwreacfaungcn Jar Jogalehie
. Ifen dar ernten 'Sanldi^ in dem Staadpankt saiiat , daa HemN>
treten eines „ tbeistischen " Gedankens» ist vielleieht äul sp&-
tere christliche Einflüsse zurüekeuftihren« • ' ' -
In den spateren Upatiischadeo linden sich in Folge der «fhürfer
. HU^gebiideteo Vorstellung voo der weiblichen ^laja bedeutsaiue
'Anklänge an die 8ankhya- Lehre. ,,Die Eioe, Uogebome, roth-
.weiss-schwürze [d, h« in fiotsteben» Boataben, Vergehen], die fiele
.glelcbgestallete Gesbhapfi saugt» aammt der Siae» IJsgebtfac^
sieh etftaaead, Tariisst süiv naehdeai m sie gaaoeaüij als asAar
JIJi«6bofaer'< [als WellfaildDef].*) IMeaaa CMaakaa »ik die flaa»
. kbya nsi foigerichiig duicb«
Digiii^ca by
m
2Sel aller Weitbeit ist auch hier die Befreiung von den Leiden
dc8 Dasein8 durch die Erkenntniss, und die Saukhya-KariicaO) steltt
diesen Zweck «ofort an die 6ptUe de« Systems; alle ittdisehe Kr>
kenutoiss will nicht die Wirklichkeit geistig besitsen, ^adeiu sich*
ihr hflMeii. Alles DiMMiide jmftUl «i fierKlaMM: dv Eine
«Mag!» «ber wird nicht «nwigli — im Zmiü/ ewwgt md'ist
mengte «--dui ÜMm M «»«Kg«, fth«r>Mp0t Ml» — dMVkrte
MMgt Mit «Ml wWiMl«MMi8tv) WegMtiMcteJBMMi-
ItiDg M Mi. 8co«M Frfgwi itt hwn<die<M>wtfc«>) AU wl«bt «r-
teogt stehen «Ine Zwei an 4er Byitte des Dfenehi», ven denen das
Eine mch zur Vielheit entfaltet, das Andeic aber ohne Entfaltung iti
bkh verschlossen blciht. JencB ist Prakriti, der Grund der iSa-
lur, der lebensschvvanuerc Wcltkein) , erzeugend und nicht erzeugt,
sinnlieh nicht wahrzunehmen, nur in den Wirkungen ofleubar, io sieb
ohne Unterschiede, hestiromungslos, aber der wirkliche Grand von
•Mm bontaintea DIumId.«) Biener Mativgmd ist dvfcbwn nieht
die Mgev tos Male m bildeiHe MnMe» eiMdem die
ie eigtoer LebeMtoft aar Walt alch eatwkbebide Wailaebalwia,
•dufchaiia aelapiecbead de» aifb eatftdtandsB IMmbaia. Das
besttmmiingBlose Brahma ist um nichts mehr Geist als dieNatnr des
Kapila, und wenn man tiie Sanlvhya dos Kapila des^halb Im Gegcn-
aikU'. zur Vedalehre athpistiscii genannt bat, weil sie die Natur zu
ihrem eignen Urgründe macht, so beruht diess auf einer miss^er-
stAndtichen Auflassung des Brahma, als sei diess ein persönlicher
-Mar tMat« weldMr ebM Welt schallt; die Saokhya ist um nIchU
Mbrnad «an aiakta «rimigfli tUwieHarb ala die Vadaiebr«) Brabm«
iat aba» aaab nbr dar välig bMi«lm«agalaaa Welli^iiad DIaaer
liituffgBiai hat fcaiae aadem BaaÜaMiung ala die, abdi t» Walt a«
eatfOten; «bd «r «etlbltet aidh aadi daa diei.Oaaae [§'9T}; er ent-
wickelt sich nach aussen, wie eine Schildkrute ihre Glieder aus-
streckt. DielSatiir ist gai lüclii anders als in dieser Dreifachbeit, als
eine entfaltete; die drei Eigenschaften gehören zu ihrem BegrifT, wie
die Bäume zum Walde, wie die Farben zum Gemälde, und als eine
aatlaltete ist sie bestimmt, hegräozt» nnterschiedaa* wandelbar,
l»ewegt und tbfitig. Die erste Wesenheit ist Satire» da« Gate,
lilbte, firieaebMade, «IflcUleb«, die Umcbe dar Biba«itaiaa
aad dm Tagaad, daa Geiatiga, SabOae «ad dto Ofdauag bi
dar N«tnr «a* Im Miacbaa, INe aweite Mie dar I^ainr tat
Radaebas, daa Ben^egte, Cnatite, dargealellt io dar Lall, wie
das ^»atva im leuchtenden, nach oben flammenden Feuer, — der
eigentliiAe Grund des bewegten Lebens, des^Strebens, des Willens,
der Jüieidenjchaft, der Gefühle, der Lust und des 3cbiBai«aa, Die
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m
Trüge, da» ^eBewef^ung Hemmeode, nach «Uten sich liditead, dar-
gestellt in der Erde; im geistigen Leben ist es die Öelbsikeii, der
Stumpfsinn, die Unwissenheit
Die materielle Welt besteht aus fifnf Elemeoten: Äther [Aka^aJ,
Lmk, FWMTy WaMer, Erde, denen eben so viele passive Sisnea«
»rgaoe eiitspi«ehen ; das Oht nimmt den Ton, also den Äther, wahr,
• #B HmM 4m Dmk der Luft, ter Auge im lAAt, die awfsdM
• Ctaeehmeck« der dnidi dae Waeeer btJiegt wird» iie Bfue dw
OanmIi des fesItiB fiÜDflfiM** Der Atber bat ver ^ee filgeeeche^ das
Tee» die Left evrei, Ten vnd Dmcli, da« MMM drai, Tee, Dtvek aad
Farbe, das Wasser vier, ausser jenen noch den Geschmack, die
Erde ftlnf, nftmlich noch den Geruch; ebenso sind Tüitf active Or-
gane: dasSprediorgao« der Fuss, dieUaod, der After, daa2eogiM§a*
ergan. ^V)
Die Natur aber ist nicht ßlr sich da, sondern „em eines Anden
wiien, weleber ihr Zweck ist;" dieaea ist das Maieet der ver-
«ielligaa lUeit ie alten Vielfiiohee» yereeMedee vea Nitat
«od «neeer ihr, der Creiet [Pmeohe, AIm], eldil erMageed wrf
Mirfit erieugt, ewig, Immaterleli, eaverMeiMi, hmrmgmgäm,
■ von der !9atur unahhingig, bestimmnngslss.'') Dieser Geist, as
sich ( inii;, tritt in Verbindung mit denNatnrdingen , sie be»eelend,
lind (kidureh wird die Welt in der wirklich vorhandenen Weise; er
nimmt einen Kürper an, den er uieht hervorgebracht, sondera den
er vorfindet, und mit dieser Natur empfangt er sogleich Vidhett,
EhizelbewtieetaeiDy Erkeeelnisskraft (beddhl), die ja eicht den prä-
iKoatleeee Geiste, aeedem dem Katereeia eegehOM, laiA ahi eia
,;feberK5r|iei^ (Ihig«) eredbehee. Der «Mülilla Büi^tech.
ane paeefv, er vereeefct aidh Mt Ihitig in die wiridUe Witt, er
' Ist glelehgöltiger „Zenge ved SSeeeheeer;^ in ümi spiegeln sich
nur die natflriichcn Dinije, HieThlitlgkelt und dieliefäble; er selbM
ist bild- und farblos, und wird <hirrh nichts berfihrt und geändert;
er j«rh*»lnt im Körper thätiij zu seirr. w ährend doch nur die natür-
lichen Momente des Menschen, Erkenntniss, 8elbstheii« Sianlicii-
kelt, th&tig sind; er ist mit dem Kdrper verbunden, „wie eia
MHBermitelDeHiiiüedeet" aUeThMigkeit und eüee Lebe« fttHear
der Nftlereeife dee Bieoecbee wm\ ead ner dwcb diese Neliedis,
dwelrde» Klir|M«v Mht der Met in VeibbidiMg «d» der WeÜ;
dem Tede bUit alle Betiebneg aar Maler a«f.»>
Dereh ^leeeVereielgung des Geistes mit derNater bildet sich die
Vorhände II e Welt, nach den drei Gnnas sich abstufend. Oben in der
Lichlragion, in der GOtterweit, sind die Vedeegütter» Eialmia an der
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Spitze, die ebensogut natürliclie Einzelwesen aiiid w ia dieMenschen;
- — in derllitte, der Welt der Uurulie, ist derMenseb, in der Welt der
FinsteroisudicThiere, Pflaftr.en und Steine. Oer Geist io seiner Ver«
■»■iaigiiiigWHt der materielle» Natur ist in einem seiner nicht angemoMe«
wmn ^mmikenw, OBMÜgMJkistande ; mtddaaZiel der Weisheit muag
Mst MMM M ah^irfte mUm^ Mm «r mIü w aUm W«iaa
wiiifcl, die Vtm, wMm B— idate^ m1 « Kllr|Mn «ai «• Müke
•te CMU^ ab aiani waMailriaaaa Timb Mucket, iate er
sein persönliches Daaehi Tctneint, Mem er erkeiiiit: Ich bin nicht,
und oichts ist, yrsrn das Meine wäre, und das Ich ist nicht; und
nach Err^ehung dieses Wissens üodet der Geist, daas die
thätige Fnlmmiffkeit und die Tut»end nicht mehr nützlich ist; •— er
iahUlf nur noch eine Zeit lang seinen Iküqier bei, wie eio geschwun-
genee Rad aicii fortdreht'' i^) Andreraeits lieht aieli 4mm mmk die
Na*» -awflfik» lai T^Mtob ««Wie eiaa Tiaiaria aUi ma Tmb#b«.
{•doMt, aaeUeai pie aiali Ter ilar SwdMMVMage gaarfgl, ae
tUkt aidb 4i6 OiMlar sarttck, aaaUeai wUtUkätm «Mala giaaigt
Im Wmmt vaiaa Olaaae, aathiiBi aie taa IMaia vMMi gedient,
der ihr eicht dient; ihm, dem Eigenschaftslosen, brtegtaie, cBe mit
£igenschaften [gutiuj begabte« vielfuchcn Autzen, aber er nicht ihr.
Die Natur, gleich einem schamhulteti Mädchen, zeigt sich dann
nicht mehr dem Oeiste, nachdem sie von ihm geachaut worden. —
^MiaUl sich aber die Scheiduag des Geisten vom Kitpar veHeadei,
«kI (fia Katur sich »ariafcgeaagca hat» idaaa tat die walHnwaiina
BcMmg maialii;'«
IMa Saatty* ateirt, taato te fataiaMaa VcndMaaliail» dach
mmdk md Aaai JUkm der VadaMwa. iaaaa fladariti, daaa liia Wett
%m ihtar Viaihait wm daai liahaia an eich vatadbiadea aei» wA daaa
llieeea nor zum Theil in die WeH au^he, znm gtosaereo Theile
aber toh ihr ver^cidüden bleibe iii urientfalteter Einheit, wird hier
nur schirfer hervorgehoben. Das nicht in die Welt eingehende,
«oodern für aich bleibende, unentfaltete brabma ist der Geist
«lerSanichya; der in die Welt sich eatfaliaadaBtahroa Ist die I^rakriti.
HarCediahe Ist hier eiaafaaits lilarer, weil nun die unlösbare Frage
wm^filM, WM» Bfahaw tt«t «haiMaa u dia Welt thiigaha» aad
weaa aar ihaiiaraiae, waMi ar da tfhaihaaptaldl eaifelta; -»hier
Mr <lar WaNiniad) PiakrNi» danfcaaa aar WaHgrttad« vad gaht
gMB «ad gat'fai dir WaH daf, d* UAt akMa awfdc, «ai ^
freiet ist ausser dieser Welt, weil er mit ihr von Haoee ana nichts
XU thuü hat, und seine Vereinigang mit ihr nur eine zertwellige, zii-
fiUlige ietb — Auf der andern Seite gestaltet sich aber jetzt die
Digiii^ca by Gu^.- .
4M
ilteMr MiMlito l^ ffeMollklMBinlMU mlM« tmk ein
DualisiBtts hereinirUt, der nothweudig ivieder über sich sei trat liin*
ausdrängL Jenen unklaren Getlanken der Tbeilutig den Lr^csens
io einen < ntraltotcu und einen nicht eiUlalteten Tbeil bat die conte-
^aente Vedantaphilo«ophie durcb die Verleugnung der wirkiicbeD
W«lt, also des entfalteten Brafaniii aafgeb«beo, damit aber das in
BagMifiMile, die Welt, bei Seite geschoben. Die »uMifm^km^
«hmeoW dar WiiUidiktUdw Welt, «Ml da ale jitf eatoa
Seite dleBiiheit» deeMel» wdit wfiareii wm, ee Mit eia filr die
wiiUlelw, ■atfirieha Welt eiaeaCcgnud, daaeea weaMtlidbaBMliih
wamg es ist» alcii sit eatfaltea, ^ «d ihai gegeatfce» den eisiges
txeist, dessen BestimmuDg es ist, sicbDiehtzu entfallen. Wenn die
Vedeolebrt) die Wahl hat, entweder dicWcU zu verleugnen, dain dem
be«tininmngslosen Lreins kein Grund zu einerEnttaituüg gegeben ist
oder die Einheit, den Geist, zu verlieren, da da« Ureius süt der
Teodenz, sicli s« eatfeitee «od zu entäussern, stejj aelbet aafteht esd
aeOüH» fiieefl* «eie, so lust sich hier dieses DUemn ie mImi
Ubiee Gegeoeali aaf; heide DBifa—igaa» eiliger Cieiil «a eaii,
■ nai eich-sa eoHailea, irerdea aa awai ▼eMdüadeae üigHfalde fv*
- Mlt9 ^ die SaaUiya Ist die serlalleaa Vedalelire> wadl ehw ds-
Hmi inleht daeebans dem eigentlidMD -mtBscheD Bewnsstsein est-
Sf>recbend. DerPauthcismus der Vcden gebt iu cincuDualitüuUÄ über.
In der über das indische £iiiheitj$bewu8st8ein binausgebeodeu
€onseqoenz der 8unkhya rK<j;t der Übergang zum Buddhismus.
Die Vedaiehre legt den Uauptton auf das Geistige an dar iSator,
auf die Ehiheit, das Uaiecacfaiedsloee; das VieUache, UoCerscbie-
dina ha* die BeetiautBi«, aiebl xa eelo» ^oadarti aafanhiina> l>ic
•flaiUya hat awar aach: daa I)nte»MWaddlaaei 4m Qelat^ eher
ahcht, am daiaaa die]!«aiat aa tanftekeai cie htotaat die Natir, dw
¥ielfiwhe} Wae die. VedeMre aicM rebbt aa Ivegitadtoa ««Im,
• and dantm (itr imi>erechtigt erklärt, das sticht die Sankhya zn be>
gründen, io seioeiu Roehle nachzuweisen. Die Natur entwickelt
a'mh aus sich selbst, und der Gei^t wird nur neben sie gestellt.
Ist aber dadurch die Einheit des Bewusstseins aufgehoben, so ist
> die Fonlerang gegebeo» diesen Daalismus wieder aa&uhahea« —
und diess geschieht um so leichter, ale>eieii« geaalt ^MaHaea^ der
€Wat aam .VeratlidahM der Welt gar aicht aetkwaad|g aefgH er
a|Mt da aar eiaa ataaaae Bolla^ die Well eaiirldrall Miakaa fta,
aad ftraeiaa-Vathiadaag erit dar Ndtar Ui Iptia Craad irerfciidae;
. aad auai iadel-eleb nldit ^Pea% ^Üwmscht, waaa OMa aaek der
ohae den Geist m Claude gekommeueu BUdiiagder Weit aufdbi-
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m
Dtal eulef7.t anf den Geist als miissigeo Zuschauer trifift, der zu
tticbts dient, zu nidits führt als eben zum Zuschauen, und nach-
ten er die Natur angeschaut hat, uad 4hibei gleicbgültig geblieben,
wMer von üu scheidet uod in sein sweeUMe«»- fiolialtleere« 4iteia
wmäAgtkt Die toikbyaphilMoplile i«ft wo aot «Ine Ofciyga«
fltaii$ Uml* iMd flalBv dar «pller tnftgetoede i»d| wi» es
•cMst»- «OB den Mioom. dervelbMi eotipfnigeBe BttddUflM»» In-
dm «r dta cw«ddMeB<SkMalfireiat oad di^ Pnlrifi allflb iMini-
balten strebt
Die Joga, wissenf^cliaftlich ausgebildet von Patandschali, der
nach Lasseo im zneiten Jahrb. vor Chr. lebte,") zielit die prakti-
schen Folgerungen aus der Saukbyalehre, ist also vorherrschend
«Itlicher Art Der Menech, ineofera io ihm der Geiet da» Ho-
kcre iet» 0OU sich ans dem Natareein zurfickziehen, am sich
mH daat eiaen Geiste aa ▼eieiaigeai daa ist ene wieaaBedwH«
IM« Darfttollaag der Aakeae. Der Oaial Mest Itler laeata,
»der Herr^» «ad trigt elae achwaebe aMoetfielatiadbe FMviig.
„IsFara ist antereeMedea van den eteaalaeo Saelea, aaberidirl yoa
allenÜbelu, wie von gutüti oder bosenThaten; in ihm ist die hOcbste
Allwissenheit; er ist der Lehrer der ersten Wesen, der Götter,
unendlich, evrig.**«) — Die Betrachtung des Weisen steigt, von
der Wahrnehmung beginnend, iniaer hoher, „bis der Geist allein
geaehen wird, und die Befreiung von dem Stolze des getrennten
Daaeiaa [dea-Ahaakara] eiatritt, and- ae der Jogi kurperloa wird,"
— aad lalettt Merachetat dem Jogi aein besoadereaDaaeiaaeraedi
ala ein Scbattea; lavara dagegen offenbart eieb Im atrahlenden
Liebte, in deeaen Aaecbaauog der Meaacb veralakt. Alier TSllig
geschieden von der Natur ist er dann noch nicht Dieea errelebt er
erst im Zustande der AuHösuni^. Dann ver6th\\ indet jeder Schatten
de>^ iicirertiiten Daseins; das vSi{'litl)ar(; \^ ird ausgelöscht, Isvara ist
ganz offenbar im Geist, und dieser ist eins mit ihm. Das ist das
3IM der Joga und ist das ewige Leben. ** Dahin gelangt der Mensch
durch Aufgeben aller HoiTnangen auf weltliches Glück; er soll den
Wamw daa Hami aaanlbllirHeb betraabtea and ia aeiaeo Geiat anf-
aaboMa, ao gebt ar fai die Salvagaaa «hi; er -whrd lavaiagealai«
tig« iroa waitaratt GaboHeo» va« Kraakbeit aad allen -Obeh «ar*
iSat Er oraaa bei dieaer Andacbt den Atbem m>glhbat «n*MM
drücken, stets nur auf seine Nasenspitze hlidken u. s. f.
So sobwiadet nach und nach alle weltliche Begierde und aller
Schmerz; der Menscb ^\ \v^\ voHkommeo ruhig wie Jemand, der im
tiefsten Schlafe ruht, und geuicsst so die Wonne der Seligkeit. —
Der in die Batracblaag Ia?ara'a Veiaanbte erbtiebt- abendl aw di«
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•tt
- BMer der Gegenwart des Herrn, und auf der hltchsteo Stafe d«r
Erkeontojss sieht er nicht mehr Bilder, weiss nicht mehr Vernunft-
sehlflnse, nicht die Seihstheit, Rdmlrrn nur rlen Giaiiz Isvara's. Der
> Meaach denkt nun nichts mehr aU den göttlichen Namen [Aumj, aad
versenkt sidi «• In das göttliche Licht. Üb» ist der Zvstend der
- 'SeUwtvMidiimig. Des Mensch wird imner mehr befreit vee ädi
eelM, waä Iimmt mIht etreUt Imm'e Mm, wnä der MmtA
wM «iae mit ibn.t^) In dieser VereMgeog akeiil derMenedi TM
ao Isma's Macht, aed der Jogi wird sum Zauberer [rgl.S 115].^
Über den phftosophiscben Gehalt des Systems IdhMiee bei
der Dürfticlteit der Quellen uicht urtheilen; in dem, was bekaont
ist, ist allerdings nicht viel davon zu finden. Das» der Gedankeis-
vara*8 in der uns allein bekannten späteren Form durch christlichen
Einflnss ansgebiidet worden, ist ni5giich;*i) iodess iHsat sieb die
zierolich schwache menotheistische Färbung wohl aacb aas dem
biabaiaBisclieD BcfaroaelMio eibilrea. Mancbes evbiaert «a dte AiC-
faMungea der Bbagavadgita.
«) O. Vmkt YjmsI, U; IVMiNbBaaa FhHoi. a IMS. Mir, 4is cttM.
BiWiimUbai CbMaeshs MMlsasw Büsy^ M9. 1, mi
Aifsii mt la fbUos. «tt. trad. pwFpi^, p, Gdibr. Miie. Etab I, SM}
WiBdiMfam. 8. 1878. — *) HadhoBadana, i. d. Z. 4. D. M. 0. VI, 7. — MalMt-
rayana-Upnn. XII, 5. in "Wel>er« Ind. Stud. IT, 89; und gleichlantcrn! die (^vetiw^a-
Ura-Üpan. IV, 5, Ebend. I, 428. — •) Übers, v. Windiachra. in Philo«, etc. S. 1812,
r, TmtlAer luColeHr. Ksgnis f. lOI; Lassen. OymnoDophiit», Ifta?. ~ *> Slankhya-
KarikA, 3. — ") De divisione uut. II, c. 1 ; Y, c. 39. — •) Sank. Karika, 3. 8. Co-
lebr. Efisaifi, p. 17. 38; Frank, p. 48. ~ S. K. 2. 10 — 29. — ") S. K. 3. 22. ff;
Max Müller in d. Z. d. D. M. Oes. VI, 22. — S. K. 17. — ") S. Karika, 3. 44).
19. 20. 21. 62; Colebr. Essais, p. 22—24, 40—43. — ") S. Kar. 53. 54. — Colebr 17.
- «•) S. K». 64; Oolebr. S7. aS; Funk, Vjasa. 4B. -~ *•) Sitiks, 59'. 60. <1. M.-
»<)liii.AltI,8t8.— >0 CMibr.lllM.lHSit,LtBt$lin«i^ S4.W.^^Bii
WiadMbM.lMI**iaM. — *^Bbad.lS64— .IMtf Oatelir. «Msi^ ^ ta» SIL -
Webtr^Iiid. BM J» at.
im.
Die Nyäya von Götama und die Vai^dscliika von
Kinadai) stehen 2u einander in einem ähnlichuii Verhältm^e
wie die vorigen Doppelsyateme ; nnr tragen die bisherigen nielir
ivKgtds-sittltehen Charakter, diese aber melu* einen lagiscb-
Mta^yiiMhefi} der MWich «ad saiM FflteliiMi Mennahrhi
doi Binm^iimd tot der BemdUmg das Sitea ttoitaipt Die
Nyiya kl mekr §omM, die Vid(dw^ nalir «üerialli fm
gMU mlir «bie Logik, durae dne Fliysik; joie balfafctel du
Deuken, diese das objcctive Sein; jene ist mehr idealistiseh,
diese mehr realistisch. Indess ist dieses VerbAltniss beider
&yaleflie mur ai« verhemeband» nicht ak daialigreiiflnd
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4ai
betrachten, und vieles ist in beiden völlig gleich. Auf die
T^'yaya legen die fnilier einen hohen Werth, und sie ist sehr viel
bearbeitet worden. In den logischen Erörterungen stimmt die
Vai^eM^hika init derselben im Wesentlichen überein; sie geht
aber, wie es scheint, tiefer in das Wesen des Seienden selbst
ein. AfanrtklMBd wn Vedenlehre lässt sie die malerieUe
W«U «M AiMM enistflhMif Mk l»l «m IteM 4m Nihtre
n#flli wmifp bskaMMtt
Dit lilillmitpMaftfcMi Syaleaio atbea d«r VeihMlekre, so
scharfsinnig sie aaeh einneliie Seiten indischen GeislM ent-
wickeln^ stehen die^ser dennoch in der Tiefe des Gedankens und
der ranthigen Durchführung; einer grossen Idee bedeutend nach;
sie erscheinen mehr als einseitige Ausbildungen einzelner Mo-
mente des indischen Bewusstseins , währtfkd der Vedanta 4en
yiaweii. and v«Ueii Godanken dwralallt.
Nyaya, tos nl, Imelif «sd ay, fdhren, badantal ursprilog*
Kch MMtion, adav fMMs9(«) die Zeit den Gstam Ist sock awei-
feHbaa,*) Md das System not theilwaise Mcamt Znetst
heashftftigt sich die Nyaya alt den Beweiaea) es iM detea fier:
die sisnlielM Wafcmehmvag, die als aidit Irwead nMt nosb alaes
andern Heneises beUarl, — die F'olgerun|», „dreifach, nach dem
Früheren, nach dem Folgenden und nach der Allgeiueinheit (dem
Genieinsamen)/' — die \ ergleichun^r, indem aus der Oberein-
stinunui^ in einigen Eigeoschafteu mit einem Bekannten auf ein
Unbeluinote« gesdilosseD wird, — die Oberlieferuog.'^) Uaaa wer-
dea viele Defioitiooen logischer Begriffe gegeben. Zu einem vSlIi-
gM Sdilaaa ^Mten flbif Mamtiite: dls Behanptwigt der Graad
(der «igMiticiia B«ir«is), dta EiÜiOeiwig, «atirsder daidi aia Bei-
apial adet daMii den Gegeaaats des Bewlaaansa» dia Amvendaag
(des Beisfneis a«f daa sa Beweieende)^ der Schlosa, die Beliaap-
tuog v^iederboieud. ) Die sehr hm Einzelne gehende Widerlegung
der Skeptik<>) zeigt eine bedeotende Entwickcluog der Dialektik, —
Bemerkenswerth ist noch, dass die 6eelenuanderaog bi^ dsdureh
heH'ieseo wird, dass neugeboroe Kinder iScfamen oder Freede sei*
§ßm, naali Milcb begehren, und sl«o an eia fftthareii Leben sich
•rionero, imd dass „Mu Leideaaebaftslsser gelioraa wird.^'O IN«
Wifklichkeit dar Welt wird faatiBhallmis «ad die AhirMw« 4ea
CMalas ven dem fiinilohen aoi In gamlas%ter Weise galord^
Kanada Mrt aHea an dem D^mda an EifcemMnd« aaf aioM
Kategorieen (padartha) sarlck.*)
1. Dravya. das Gegenstandseiu, daa eigentliche Sein
dar JUia§«, die Ofuda des Aristo teieS| das Substrat» au welchem
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«81
alle Ailg«tt'B«gtMre ImIIsd. ,,WiiinRif umI Üfradi« Mklagen dri'»
vya nicht," d. h. alle VerSnderaiif^ berdhrt nicht das Sein, «sondern
mir die Bestimmuageo des Seins. Die Arten des Sein«! t«ind: Erde.
"Wasser, Licht, Luft, Äther [Aka^aJ» Zeit, Haiun« der tieiat
(Atma) und die Seele (Manas).
- 9. Guoa, die Qualit&t, welche, im Ueterschiede vom Von*
gen» geändert ond aufgehoben fverden kann; es aied: Ft^Ae, €le>
sdbmack, Genich etc., Zahl» Maas«, £ioxelMt, Veiknadeiiaib,
GetremiMt» Sdiwere^ FMasigkeit, Toa; dam die dem tieisto
angehorigent Preade, Maiers, Tugend ete.
5. Kanna, die Bewegung, gebSrt fNir der firde^ den ^^a^ei^
dem Lichte, der Luft und der Seele an; das Sein geht aus sich iierau«;
Kanada scheint die Bewegung nur räuialicli zu nehmen; er erwShnt
aU Arten: hinnut, liirumter, zusammen, auseinander und fortgehem}.
4. Sainanya, die Aügenieinheit; sie ist ewig, aber stets
' mehr als einem Dinge angehSrig; die höchste AllgeoMhiheit ist
„Selo;'' Aa aiedfigste ist die Gattaag «der die Art.
6. Vi^eacha, die Beeondet beit, die UateracUedeahelt, das
GegeHÜielf dea Verigea« daa, wedareh eio elaaelaea Ma fsi
einem aadern sieh uateraelieidet
6. Samavaya, die InblrevK, lintrennbarkeit, die nothwen-
dige Verbindung eines Begriffs mit einem andern; z.B. d^ Seios
und der Eigenschaft; es giebt iceine Eigenschaft^ die nicht an einem
Sein haftete, und kein Sein, das nicht Eigenschaiten hätte; ebeo&o
das VerhftJtoiss des Theils zum Ganzea, l>eide gebOrea netbiren*
dig zu einander.
7. AbbATa» d aa N i eb ta e ie, welchea ia vier Weiaea eracbeiftt:
a) daa NoiA-aldirt-aelii eder daa Seiofwerdeo; die Jetifge Zeit
iat daa Rocb*nlebf-aeln der Zabuafts dieaea Fikbtaeia bat kebm
Aafang, aber eki Ende, ea bOrt alndtcb^aarmllrdem Btattetee des
Seins; alles Anfangende hat sein Noch -nicht -sein hinter sich, ist
da«» AufhHren desselben. — b) Das Nicht -mehr -sein oder das
Gewesensein hat einen Anfang, nämlich wo das Sein aufhört, aber
kein Ende. — c) Das reine Nichtsein, die reine Verneinung eine.«)
Seiaa, z. B. aa dieaem Orte iat kein GefSss. — d) Das relative
Niebtaela, laf not die Vernelnang elaea bestiromtea BegriÜM vsa
elaeitt aadem, a. B. daa Geitaa iat aicbt eia Tadi.
Kaaada iieiebtfligt alch aua vemigaweiae ndt-dee SalwIaaMa,
ala dea Gnindlagen aller IKnge. Die eratea vier Sebdaaaea»
Erde, Waaser, Licht, Luft, smd ewig und vergSngllcb aagleicbi —
ewig, insofern sie als einfache Atome sind, vergänglich, insofern
sie zu wiritlichen Dingen sich gestalten. Jedes derselben erscbeiBt
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488
in tei wiifcfichcii. Dinge» in dreifacher Fenn, tiaergiuiiedi, eiga«
■iedi «iMl eis beemicleres Organ. Die Erde ist das feste Element,
und erscheint uiiorgaiiiscli als Thon, Steiu etc., organisch in den
lebenden Kurjiern; als w iikliches Organ er^tcheint sie im Geruchs-
organ, durch welche« der Duft wahrgenommen wird. Das Wasser
erscheint unorganisch als Fluaa- und Meerwaj»ser , organisch in den
Wasserthieren y ala Organ in dem Geschmacksorgan, der ZttDge.
Das Liebt ist UBorganasch im Feuer, am Blits, io der Wfirme und
ia den ans dem Feuer eatstaadenea Golde« organisch io den We-
sen des Beicbes der Sonne (derPlIanaen- und Thierwelt des Lan-
des?], als Organ in dem Auge. Die Luft ist unorganisch im
Winde, organisch im Reiche Vaju's, des Windes, [in den Thieren
der Luft?], als Organ in der Haut, welche die Kälte oder Wärme
der Luft fühlt. Der Atlier gestaltet sich nicht, ist ewig und durch-
dringt alles; ihm gehört der Ton an. Die Elemente gestalten sich
abo in den lebendigen Wesen zu den Organen, die sich auf sie
heaiehen; das Auge bat nicht bloss das Liebt als seinen Gegen-
stand» soodem ist das erganisirte Licht selbst, ujid es blickt nur
anf «ein dgenes Element hlnans; jeder Sinn ist das subjectiv gewor-
dene Elemeot, und tritt, nicht bloss empfangend, sondern atieh
aetiv mit scinsm gleichen Element in Verbandung; das Auge ergreift
so gewissermassen das Object sclbstthätig; dasselbe lebrt auch
Gotama. 1)< r 5iüu des Gehurs, den Äther als Ton aufnehmend,
scheint nach Obigem freilich nicht aus dem Ätlier ^gestaltet ZU seiOf
sondern macht wohl eine Ausnahme.
Zeit und Raum sind nach der angefilhrten Kategorieentafei auch
wirkliche« fär sieh bestehende Weseubciteo, sind nicht bloss etwas
an einem Sein, sondern sind selbst ein solches« an welchem die
> Unterschiede too heute, gestern, morgen, von hier nod dort sind.
Oer Gebt, Atma, steht auf derselben Lbfe, wie die Stoflf-Ele-
mente, ist elgeoflich nur ein höheres Element, ist grade so wie
die vier unteren Elemente in der Doppelgestalt des einigen büchsten
Atma und der verein^eiten vielfachen Geister. Da der Geist an
»ich dem Sinnlich-Vielfachen abgewandt ist, so ist die Seele, nianas,
die Vermittlerin zwischen Leib und Geist. Die vier unteren Ele-
mente und die Seele sind an sich in Weise von Atomen, die Seele
ist eitt Atom, welches aber nie sinnlich wahrnehmbar wird. Die
aadeni vier Urseiende», Äther« Raum, Zeit und Qeist, sind nicht
io unendlich klemeD Atomen, sondern sind an sich endlos gross und
ewig, und können, mit Ausnahme des Äther- Tones, nicht sinnlieh
wahrgenommen werden.
Der Geist ist das Erkenneode» die Seele (mauas) Ist nur die
n. s8
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Vefmltflefin des ErkeDoeoai. Dias«« ist eafireto ErlMwnng to-*
Btn, WM wir flchon wiaaen, oder AnllamDg einer neoeii fiAmI-
üiBS. Die letzte geschieht auf vierfache Weise: durch sinnliches
Wahrnehiiieii , durrh Schliessen, durch Vergleichen und durch An-
nahme auf Grund einer Gewährleistung, einer Auctoritäl; an
Werth stehen diese Weisen der Erkenntniss sich gleich. — Dat>
sinnliche Wahrnehmen wird durch die gegenseitige Verschlinguog
der Sinoe und der Objecte herrorgebreoiit^ und iet entweder allge-
meiDy s. B« wenn man engt: diese ist etwas» — und dann ist die
Wahmeiimiing bestlmint»^ oder eis ist eine liesendere» wie: diMs
ist ein Bralnnane, und dann ist sie nnbestiainit und sweilelhaftM)
Das 8cliliessen geschieht dadarch, dass tod <^in Dinge effrat
ausgesagt wiid, uas mit einem audercu zusammen ist, und dieses
letztere nun dem ersten beigelegt wird; z. B. wenn ich sage: der
Berg hat Rauch, so \Hi der Rnuch zusammen mit Feuer, denn wo
Rauch ist, da ist Feuer; der iSchiuss ist nun der: der Berg bat
Feuer. ift) Der Schluss, wie er in dnr Absicht, Jemand zu über-
zeugen, angewandt wird, hat fönf CrKeder, die Betiaaptaag: der
Berg ist fisnrig, — der Grund: wett er raucht, — das Beisfiiel aai
der Bi&lming: was raudit, ist fenrig, a. B. ebe Küche, An*
Wendung: der Berg randit, — Aasflihrung: dessbaUb ist er feurig.
Von diesem mehr rhetorischen ScbÜessen unterschieden ist das
Schliessen für uns selbst; „wenn man durch öftere Beobacfatuog
die Durchdringung [zweier litigriffe] erfasst hat, dass wo immer
sich Rauch zeigt, Feuer ist, und man dann zu einem Berge kommt
und den Rauch erblickt, so erinnert man sich daran, und erkennt,
dass dieser Berg feurig ist." Diese swei Sehlossweieea siad
nattirlicli nnr formeii unterschieden.
Die Enisteitang der Weit aus Atomen ist diesen Byslea
eigentliteKdi. Jedes Ding, sagt Kanada» besteht ans unlheii-
liaren kleinsten Tbelien; denn ginge die TheUtiafkeit endlos fett,
so hätten ein Senfkorn und ein Berg gleich viel Theile und wSren
also gleich gross. Die Zahl der Atome bestimmt die Grosse eines
Dinges, die Art ihrer Verbindung die Gestalt des.«ielben; seioe
Beschatfenheit aber wird bedingt durch die ursprüngliche verschic*
dene Beschaffenheit der Atome. Da die Atome untheilbar, so sind
sie auch unzerstörbar, und die Welt lost sich einst in Atome aat
diese aiier hieilran* Die Bildung der Weit geschali doreb eine vea
dem UnSiebtliaren lier?efgeiiraehte Bewegung der Atome, die da-
durch sieh nach ihrer gleicharligen Beschaffenheit veihanden» So
wurde die Natur; aber der Geist ist von ihr unterschieden, und
soll sich von ihr unterscheiden, sich nicht in sie verseukeu. Er ist
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43»
in dem Körper de*» MeDsehen, belebt ihn, aber bedarf seiner nicht.
Die Ichheit, das Bewuij4»tseiii des besonderen Daspins. c(^hort,
wie es im indischen Bewusst^eiii liberal) erscheint, der J^iatur und
Dicht dem Geiste ao; der Geist ist weseotUch unper«5ntich : das Ich
ist nicht elwaa ffir sich» sondern ist nur dann, wenn der Geist mit
den Kirper verainigt iat; t» ist eigeottich der Aoadrack der Selbst«
esltassetiiiig, der SlskOrpeniiig des Geistes, imd faOrt mit der
Tiesoosg der lieiden BestaodHieUe des Bfessdieii auf.
Diese Atoonslelire estfemt stdi Ton dem ▼edischen Bewvsst«
sein noch weiter als die Sankhya. Diese setzte dem nichtentfalte-
ten Geiste das sich entfaltende Natu rs ein entgegen, aber als Ein-
heit. Kanada afn r !üst die^e Einheit in eine endlose Vielheit auf.
Die Lehre der Vedcn findet die Vielheit durch Eottaltung des
Eises» Kanada durch ZusammeDsetsaog des unendlich Vie-
les; jeoe gdit Teo dos eioselneo Dasein zu seisem Urgründe, und
wesdet sich gerisgechttttesd ven dem fibselnes sb, IMel darin
dM Umrabre; die Atomed^re vertieft sich dagegen in das ein»
lehie Dasein, vnd macht die Vielheit an einer ewigen; Bios solehe
Abweicbung von der Vedenlehre mnsste notfawendig einen Gegen*
kämpf hervomifen, uttd die Veiiantaschulc führte ihn mit Ciier und
Gluck; Sankara bekämpft die Atotnenlebie meisterhaft")
Colcbr. Mise. Esg. T. 561; Windischm. S. 1895 ff.; Max Müller in d. Z. i1.
D. M. G. 1852; VI. — «; Max Müller, n. n. O S. 3. — •) Lawen, Ind. AU.
n, 509. — *) Kyaya-Sutra, I, 3 — 8, bei Wm l. S. 1904. — ») Ebend. I, 32 — 30.
— •) Wind. 1909.— 0 N>a>a-Sutra, III, l'J. 22. 25, ebeud. li>n.— •) Max
Müller, iD d. Zeitschr. der Deutschen morgcnl. Gcsellach. 1852; VI, 8. 10 eic. —
•) Bbod. S. 16 «tc — midSadim. 8. 19». — >>) Malier, 8. S4. —
«•) Btend. tS. — «•) SbsM. 8. aiO. — »«) 8. MT. — »•) 8. IM. —
>•) a Wl de. SM. ^ OoUbr.lilie»8«t.I,Sra£S67C| IMi,p.7lC —
<•) midiMhm. & 1981 iL
Dritter Abschnitt*
Die Arbelt.
§ m.
i)MÜpp% fruchtbare Land, w^cbesohne DäAgfuigjfthrlioli
iwei RM-Emten liefert, liprdert wenig sa mfihsameiB Aekerban
9^. Wir wia8«ii freOieli ans dem Altertbrnn lueräber weD%s —
aber 4a gegenwärtig aallNil in den Ton den Stirmen apiterer
Umwälzungen wenig berührten Gemeinden der Ackerlmit anf
einer sehr niedrigen Stufe der Eutvvickelung steht, 0 so dfirfen
wir annehmen, dnss bei diesem mit solcher Treue an seinen
^teii Sitten MngeiMien Volke der Aclcerbau auch früher nie
18*
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4a6_
eine Mbere AvsbildoBg erfahren habe ud jetofiilU «neb nicht
entfernt mit dem chinesiechen Terglicben werden Jd^nne. Sien
und Ernten ist die Hanptsaehe, das elgen^iebe Bearbeiten des
von selbst schon so freigebigen Uodens ist ganz ulibedeutend.
Tritt doch selbst die religiöse M eltanschciuung dem Ackerbau
hemmend in den Weg. Einige Menschen, sa^tiVlanu, loben dcu
Ackerbau, aber dieses Mittel des Unterhaltes [für die Brahmaoen
nnd Xatrija] wird Ton den EinsIchtsTollen verworfen, denn das
mit Eisen beschlagne Werkseuc^sersehneidetdenErdboden aad
die Tbiere» die er einscblieset«*«) War also anchi wie sieh bei
der zahhrdchen BeTöHcerong Ton selbst veistebt, der Ackorbai
sehr ausgedehnt, war er dnreh das Gesets» dass das bebaate
Land im Kriege nicht verheert werden dürfe,») auch geschützt»
so ist er doch in einem ziemlich rohen Zustande geblieben.
Die Vi ehzuch t war in der Ältesten Zeit unzweifelhaft die
Hauptbescliäitigung; die Veden und die religiösen Gebräuche
sprechen diese allenthalben aus; auch die Ccriechen berichteo
viel von dem grossen Reichthum an Heerden.
Dass die Indter anch die Rohprodukte des Erd-Inneni ia
ausgedehntem Maassstabe nnd schon frfih sa gewinnen wosstsa»
seigt die grosse Ausbildung der Melallarbeiten nnd der nnge-
henre Reiehthnm an Gold, Silber nnd Edelsteinen, weleher
bis zu den grossen Verheerungen durch die Mahomedaner
Indiens Tempel und Palläste füllte.
Die Industrie, die Rohstoffe verarbeitend, hat unter dem
JLintluss der Kastentheilung sc hon in alter Zeit einen hohen Auf-
schwung gewonnen. Von allen äusseren Störungen frei , au den
Kriegen nicht betheiligt und von ihnen selten berührt, konnten
die schon dnreh ihre Geburt zu einer bestimmten Thitigkeit
berufenen Vaifja den Besitz erblicher Erfahrungen in eineai
mit ihrer Familiengeschichte verwachsenen Berufe an immer
bftherer Vollkommenheit steigern; der Einselne trat nicht in eue
ihm fremde, zufallig gewablte Thätigkeit. sondern er war
gewöhnlich in eine solche von Kindheit an hineinversetzt; sie
war seine Welt, in der er geboi en nnd erzogen war. ITmgeben
von der üppigen Fülle der für die Bearbeitung geeigneten
Naturstoffe, und gelockt von den aus fremden Ländern zumEia-
lausch indischer Erzeugnisse hereinströmenden Reichthümem»
hatten die Indier alle Veranlassung , die Industrie au einer hohen
Ausbildung an bringen, ihre Metall -Arbeiten, beaoiideEB in
Elsen und in Stahl, dessen Bereitung die Indier erfiinden, so
wie in Ersy Gold nnd Silber, die Bearbeitung der Edelsteine,
Digiii^ca by Lj^j^ ^
4X
die liier Bur hHoluten VoUeiMUiiig gestiegene Batimwolieu- We-
berei, deren Erzeugnisse im Alterthiiai als» (heure Kostbarkeit
galten , haben der indischen Industrie einen geachteten IS ;ni)eu
versicliaii't. Die indischen Handwerker haben nur sehr ciutache
und anyollkoinmcue Werkzeuge , arbeiten daher seiir langsam,
aber durch Geduld uMi Geecbiokliohkeit scbaffiBn sie vortreff-
JicheArtwiteiL«)
Bau« Ind., n, 119 •> MttBn, X, 84. — •) ll«guA. Itigiii. 1, 38;
fr.a&a«. — <)Mi]«ii«n, li7ct«.— ») Nearch, U Stnbo^ XV, 1 , 67. Lmmo» lad*
Alt II, 518; 552 ff. 726. Bohlen, Ind. U, 116. Sonnerftt, BdM 1, 88 ff;
tat». 18 — 32. MiU» Qesdi. 11, 23 ff.
Vierier Abschnitt.
Die K Q n 6 t
i »7.
Die Kunst vriü der Natnr das Gepräge des Geistes anf-
drttcken; sie erkennt dieselbe inhcr als bestehend an, aber
nicht Iiis das Höchste und Letzte, sundeni niu , insofern sie
durch den Geist oder als der zu bildende Stoff für den Geist
ist: flre Natur hat fiir den Geist nur Werth, insofern sie sich als
dessen Erzeugtes beweist, sein Gepräge an sich trägt, im Mo-
notheismus ist die N^tur ein Kunstwerk Gottes, und darin allein
liegt ihr Interesse &a den Mensehengeist; die Natar, sofern sie
ds eftras dem Geiste Fremdes erscheint, Ist eine unheimliche
Macht Ke Kanst ist eine Wlederholang der Schfipfnng In der
Weise der Beschränktheit; sie erschaflt nicht, aber sieschaA;
sie giebt der Natur das Sieg;el des vernünfligen Menschengeistes,
sie setzt also das wahrhuite Bestehen der Naturdinge wie das
höhere Wesen des menschlichen Geistes voraus. Beides aber
fehlt bei dem Tndier; er erkennt weder das wahre Dasein in der
Natur an 9 noch die freie Persönlichkeit des menschlichen Gei-
stes; er will die Natur durch den Goist nicht bilden, sondern
aufheiyen, will nicht den Geist in die Natar hineinbilden, son*
dem ihn ans ihr heransaiehen; er hat dämm wenig Sinn Ar die
Krnist. Nor die am wenigsten sinnliche Kunst, die Poesicj
kann bisher ausgebildet sein, aber aneh diess geschah doch
wirklich erst in der Zeit, ^vo das reine Vedenbewusstsein sank
und wo die westlichen Völker in das indische Leben den Keim
einer fremden Bildunü; le«;tcn. Die übrigen Künste sind in der
Zeit ^ or der Berührung mit den Griechen wenig oder gar nicht
438
entwickelt, und der i^päter iiöhere, aber nirgends bis zu künst-
lerischer Vollenduii«; steigende Aufschwung ist grossenüieils
auf fremde Anregung zurückzuführen.
Die Kunstwerke tragen hier noch nicht das Gepräge der
Freiheit y denn der freie Geist ist noeh moht«rkannt; die Kunst
ist gefesselt^ der Geist ist nur angedealet, nielit doreb im
Kunstwerk anmlttelbar aosgedrfiokt. Der Gekt, seiiier MÜiet
noeh nicht mäditig, Ist aacli no^ nicht freie Bfsehl iher den
NaturstofT, und vermag ihn nicht an bewftltigen ; die Knnstweffce
können den Gedanken durch symbolische Andeutungen nur
veranlassen, nicht ihn wirklich ausdrücken und unmittelbar
erzeugen. Das wahre Kunstwerk offenbart von selbst den Ge-
danken, aus dem es ei*zeugt ist, es bedarf keiner Ausdeutung;
das indische Kunst>verk giebt nicht den Gredanicen, sondern
erinnert nur an ihn* ist ein Zeichen i welches zum Denken nv
anffordert, bei dem man sich aber anch vielerlei denken kam;
das Kunstwerk ist kein Bild» sondern eine Onffre» eine Hiero-
glyphe; die indisdie Kunst ist wesentlich aymbcllaclu Der
Gedanke ist hier nicht in dem Kunstwerk, sondern hinter dem*
selben, der Geist 60II nicht geschaut, sondern errathen werdeu;
das Kunstwerk will nicht genossen, sondern gelesen oder ent*
ziftVrL >\ erden; die SchOnheit tritt hinter das allegorische Zeichen
zurück; der unmittelbare Kindruck ist meist ein ganz anderer
als der beabsichtigte, der eben auch nur durch absichtUche
Deutung erreicht wird. Die Richtung auf das Symbdlsche tritt
der Schönheit hemmend entgegen. Das Natlirlidhe koaunt u
der Kunst so wenig wie In der ftussersB Welt au ihrem Reelle.
Wie die Zauberei als der habere Zustand des Menschen gilt
[§ 115], so ist auch das Unnatürliche in der Kunst für den Indier
das Wahre; der Künstler behandelt die Natur ebenso wie der
zu überiiatiirlicher Macht gelaugte Asket, er treibt mit ihr ein
phantastisf lies Spiel; je wunderlicher, um so schöner. An die
Stelle der maassvollen Schönheit tritt das Maasslose in der Masse,
in der Zahl und in der Muhe; das Hiesenbafte ist schdn und das
Ungeheuerliche erhaben, und die mftherolle Arbeit aihoM
Geduld tritt an die Stelle des leicht und firei schaitoden GeaH».
§ 12Ö.
Die niedrigste Form der Kunst, der Putz, stdit bei den
Indiem auf einer viel höheren Stufe als bei den bisherigen V6l*
kern» er ist nicht mehr unter die phantasielosen Formen des
messenden Verstandes gebannt, wie in Chuia, ist freier, natur-
430
Heber, wahrer geworden. Natürliche Einfachheit der Kieidang
eint tich mit Liebe va sierendem Geschmeide, welcher das an
edlen Nntimlaffen so reiolie Land und die gesehiekte Banrbei-
tnng derwlben aalgegenkam* Die Kleidung isl wie des Volk
ehao' Geoehfehtn; sie ist dwoh Jshrtansende im Wesendielien
dfonsÜM geiilMen.
Die Kunst der Bewegung, der Tanz, ist bei den Indiern
selir geehrt und j^iemlich ausgebildet, — ist ja doch ein Bild
.des raiitloi» iireisenden, vorübergaukeinden Lebens der \\ th.
Aber der Tanz geziemt nicht den Weisen, überhaupt nicht den
Männern, sondern nur dem weiblichen Geschlecht* Die Baja-
dnrontmitdemKnltnarinsehr fernemZusammenhang, in einem
niihfsnm mit. der erwerbenden Bnhlereii sind bis in die Gegen*
wart ein Bnnj^ttbeil fiffentlicber Ergttlsmigen* Aber mir wirldi-
ebon SebOnlieit bat sieb der Tnns idebt entwiekelti bOber dage-
gen die Bebendigiceit and Gelenkigkeit; daher ersebeint in sel-
tener Vollendung die Kunstfertigkeit der Seiltänzer und Jongleurs.
hm Kl^iidung besteht seit alten Zeiten meist aus Baunuvulie,
bei Reichen aus Seide; ein einlaches, bis an die Koie, oder bei
den Varoehroeren und bei den Brahmanen bis an die Knuchel rei>
chendes Gewaod, von einem Gürtel gehalten, eine über die linke
8cbnlier geworfene Toga, Ohrringe bei Männern und Frauen, bei
Jetfeteren avcb Am- «nd Knöchelrisge, oft mit Sehellen, ferner
HsaHtocbten nad SeUeiet, Babbisder ton Perlen etc. nacben das
Wesenittebe des Pntses aas.
Der Tans, und nicht bloss religitoer, ist bereits b des Vedeo
eruahot 1) — Die Bajaderen , — (aus dem Portugiesischen, balla-
deira4> = Tänzeriii) , — meist die jüngeren Töchter der Handwerker,
tanzen bei Processionen vor den (jlütterbildern, noch häufiger aber
in den Strassen und Häusern für Geld, — und verbinden damit ge-
ivoholich auch dea£iwerb der Bablerinnen ; ihre Kunst wird als nur
tbeilweise schon geschildert; bei keinem Feste und Iteiaer Feierlieb*
keH dirlwi sie feblea ; Paesterisnea sind sie aicbi^ haben aneb ausser
dem Tana anl dem Kult weiter nichts sa tfann,«) Wie slt diese Sitte,
ist nagewiss; im Ramajaaa weiden die Bajaderen» uad bereits mit
frivolem Charakter erwChnt. ») Die hinmiisebeo A paar as [S. 248]
scheinen ihre V orbilder zu sein in der Kunst wie in der Liebe.
Die GescLicklu hkeit der indischen Jongleurs und Seiltänzer
streift an das VVunderhafte, und »\e werden wohl von keioem Volke
i» ÜrUederfertigtteit und Gelenkigkeit ül^ertrolTeB.
«) Webcf , läL IM. — •) Somiera», Beise, I, 8. 34; tab. 9$ OiUdi, IMm,
lS4ft,i & S4. SU 149,'1I» ISf ; BioAntistor, Mähy 8. 146. — *) Bami^. I, •» ft ff«
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440
§ 129.
Die iankiBst^) gehört nicht der ältesten Zeit an; erst in den
Epen werden Pallästo nnd rr2;rlni<'lssig:e StMte erwilml. Fir
die Gottheit hatten die älteren Indier nichts m bauen, denn afiei
wirkliche Dasein ist Tom Obel» und soll nicht dauern sondou
aufhören. — Die ersten Tempel sind wahrscheHilieh ntchtllber
der Erde erbaut gewesen, sondern unter ihr als «rohitektonifeli
entwickelte Hahlen. Wie sich der Indier in seiner iKichstcii
Weisheit in sein Inneres znrnekzieht und den (ieist betrat htet,
der „in der Höhlii»i£:: des Hpvzons*' wohnt, so wifMleiholt lier
Tempel dieses Abwenden von der Aussenwelt, das Zrurückzie-
hen in das verborgene Dunkel der Höhlung. Wir miissen diese
Grottentempel , obgleich sie wahrscheinlich in eine Teihillniss*
mftssi^ spAte Zeit fallen , als die dem Brahmanembewussls^ an
meisten entsprechende Formdes Tempelbaues betrachten [S.t8l]*
Die Anregung zu einer höheren Entwickelnng der Baukunst ga-
ben wahrscheinlich die Buddhisten, welche, in grösseren geiaifi-
chen Gemeinden ziisauiinenlebnul . Bedurfniss und Kräfte zu
Bauten von Klöstern und Teni|i< In hatten; und die Nacheiferung
veranlasste annh brahmanisciie IJnüten.
Oft mit den Grottentempelji verbunden, aber auch vereinzelt
sind die freistehenden, aus einem Felsen ausgehanenen Tem-
pel nnd Monumente, wie jene ohne Fenster und ohne Licht
Spftter wahrscheinlich als diese beiden Tempelformen sind die
wirklich erbauten, pyramidenförmig aufsteigenden Pagoden,
welche, wie es seheint, noch nnmiltelbarer Tom Buddhismus
stammen als die andern Bauwerke. Hier ist das Innere Neben-
sache, und die Aussenseite ist in reichem äculpturschmuck
das Wiclitigste.
Von G^rieehischein Kinflnss zeigen s\c\i im eigentlichen In-
dien wenig und unsichere Spuren; es vcrptlanzt sich auch unter
allen Künsten aus naheliegenden Gnlnden die Baukunst am
schwersten; nur in Ka^mlra und den benachbarten CMoattn-
dem wurde jene Einwirkung sichtbarer.*)
Zu den wichtigsten der bekannten BaudenkmSler gefcSre« die
Grottentcmpel des Gbat> Gebirges an der Westküste Indiene in der
Gegend ron Bombay, besonders die Grotten von Carli und der
Inseln Elephauta nn<l Salsctto, und die Tempel von Ellora
weiter im Osten. 3) AII<» tlirs*» Momimentfi .sind höchst wahrsohein-
lirh ans der Zeit nach dem Anftrcteu dos Buddhisrans, dem ihre
Bildwerke theilweiae angeboren, und nach der Zeit der Epen; also
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MM dfltt letzten zwei Jahrbanderteo TorCkr.» oder, aodi walirfDMn-
lichflr moB den nicbatfoHgeiideii.«)
Bie Gffattoiit0Bipel «iod aus den Fels anagoliaae«, nMwt woU
mit BettAtmog vorliaMleoer oatSrllolier BtoUen; die KoMt mk mehr
iewendig ab answeBdig. Der Hauptraum ist meist vierseitig, und
kleioere Räume schllessen sich oft daran an. Das eigentliche,
für das Gütterbild IicstiiiuiUe UeilisTthum ist von dem Hauptrauni
entweder iian/ u< sondert, oder intHM-lialh desselben. Die Cirottc
bat fast immer eine flaclie Decke, getragen von starken, niedrigen,
'8cli>^ crfadtg ausseiienden Pfeilern oder Säulen, die in grader, recht-
wiaidig 8ich sebneidendeo Reihen oft so dicht an einander stehen»
das* der RaemkeioeoGesaauntemdreei^ gewährt WSademidDeelDeB
slad gefföhefieb mit Sealptoreo bedeckt, ebgleicb die Rfimne, weil
ohoePeaster, anist sehr dnokelskML Vor demEsagaagiadea Tempel
Ist ein freier Vorhef, in welchem die Teicke Ar die Wasehnngen,
8teinbäiikc fiir die Pilger, freistehende, an» dem Felsen «!;ehauene
Bild\verke etc. Die GroÜentemf»eI sind h'k lit einzeln, sondern fast
iiurner in einer Mehrzahl bei oin;ui(lor, eine utittTiiflische heilige
Felseostadt bildend; oft sind mehrere Tempel ivie ^Stockwerlie
Aber einander.
Die freisteheodea, ans dem Fels gebaoeaea Monumente haben
sehr veracbledane, wabmebeialich iren der anftlligeo Felaeaform
ablilBgige» oft sehr pbaatastiscbe Gestalt, aad babea biswcüen gar
keinen innefn Ramn, so dass sie nur Scbeingebinde sind; das
Ornament herrscht vor.
Die, nicht ans dem Fels gehauenen, sondern aus Steinen ge-
bauten Pagüderi gehören hau[itsili blich dem östlicberi Theile der
llalbinscl an. Die Grundform der Pagoden ist die pyramidale,
die Hohe Ubertrifllt aber die Länge und Breite der Basis bei wei-
tem. Dlier der GruodfScbe erhebt sich der tfaarmartige Raa in
fielen« — bis flin&ebn, *- senkredrten Stockwerken« von denen
jedes folgende kleiner ist und dnrob eine Wdllinng in den mttereo
▼efttnft. Pieüer oder ^len dienen aar arebiiektoniseben Ent^
wickelvm» der Stockwerke, nnd zahlreiche Scviptoren bedecken
meist (lif! von der Architektur freii^classenen Stellen. Die Spitze
ist meist kn|»[»elf<irmiu nusgehauen. uimI von einer Kugel überragt;
hei einigen ist die ^>pit^ce lacber- oder blumenfurraig. Die Utihc
■ «iteigt bis über 200 Fuss. Der Eindruck des Ganzen ist ein aiem*
lick schwerCaiKger, und durch das Überroaass von Beiwerk verwtr*
tend; dts Ornament bemcbt über die Bangestalt; die Scniptnren
sind angensebeiaKch erst an dem errichteten Bau bearbeitet wor-
den; an einer Pagode sind awei, 2T Fuss von ekiander entfernle
i^iy u^L^ Ly Google
Pfeiler durch eine steinerne Ketle verbunden, die mit dem Pfeiler
AUS demselben FelsKtück ausi^ehauen ist.") Der Bau ist mehr
äuKserlich als innerlich: inwendi» sind nur unbedeutend!^ finstere
Räume im untersten oder den zwei untersten Stockwerken, ohne
weitere künstlerische Aa«l^niog; dagegen schliessen sich aium
ttdle, mit Säulenhallen umgeben, an. Breite fcnpferne, stets blaiik
erhaltene BSnder ziehen sich oft quer um die Pagoden, dmi
Kappel auch manchmal mit rergeldetem Kupfer bedeckt
storartige Nischen an allen Stoekfrerken werden hei Festen mit
Lampen erleochtet. — Die meisten der ▼orfmndenen Pagoden rei-
chen nicht (Iber unser Mlüelaltcr liitiaus, nind also nicht mehr Ans*
druck des ungetrüiiten indischen Geiste«. — Von grossen Pal Iii sten
und scbon'gebauten Städten s|»rechen zwar die Epen'^) und die Dra-
men,») jedoch fehlen uns hinreichende Angaben über ihre Bauart
Lsngl^s, Montitnent^ de rHindoiistan, 1821; Kngler, Handb. d. Rnn-^t-
geech. 2. Aufl. S. 103 ff.; lloinbci^ u. Stöger, Gresch. d. Baukunst, 1844, 1,31 :l\
V. Bohlen, Ind. II. — •) Laasen, lad. Alu II, 1181. — ") Kitt^r, Asien, V, 669 £;
La«8Cii, Ind. Alt. II, 1167. — *) FcrgusBon im Jouni. of the roy. As. Soc. Lond.
Vm, p. 30 ff.; Lassen, II, 517. 1173, — *) Knglor , S. 108; Roml>. u. St. S. 39.
— •) Komb. u. St. 49. — ') Lassen, Ind. Alt. II, 514. — ») Wilson, Theater
d. H. I, 164 ff,
$ laa.
Die BildhäHerkuDst, fast nur die religiöse Baukunst beglei-
tend, im Dienste des Kultus und der mythischen Sai2;e, entbehrt zu
sehr der ruhigeu BctraclituDg der Wirklichkeit, als dass sie sich
freier Vollendung hätte erheben kdnnen. Die Wirklichkeit,
die dem Indier ihrem inneren Weeen nach ein Tranmgebilde
itty wM auch in der Knasl ah ehi iraiimartigesNebelbUd betraeii-
tet, welobes jeder Laone der Phantaiie aich figen muae« Die
tndisehe WelCanachanang hat kehien festen Boden nnter den
Füssen , gelangt nicht zu einem sicheren Blick in das \yirkliche
Dasein, und kaiin in demselben au« Ii keine W ahrheit finden.
Die sinnliche Welt ist als ein unwahres Sein nicht im Stande, die
höheren Ideen durch ihre Gestalten auszudrücken; die l^hantasie
maes das Unnatarlicke wäiilen, um Geistiges daraastellen; rie-
senhafte Grösee» mehrere Köpfe auf einem Körper, einElephan*
tenkopf aaf einem mensehlieheaLeibe» viele Arme bei den meisten
GMerWIdera müssen die Ubermensehlidie Macht anadrftcfcen;
an die Stelle der rmneii Gestalt tritt das widernatfirliche Syabolf
an die Stelle der Sehdnlieit pnmkender Sdimnek. Der tob ge-
schichtlicher Thatkraft wenig durclidruiigenc, mehr dem Allleben
passiv und weiblich sich hingebende Geist der Indier prägt sich
aoeJüi iu ikren BUd werken aus; nicht die männUche Kraft und
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443
Stärke, nicht das kühne Handeln und Vorwärtsschreiten wie in
den s^riechischen Bildwerken tritt uns hier entgegen, sondern
vielmehr die beschauliche Ruhe bewegungsloser, in sich ver-
snakener Gestalten; die weichen, auch bei M&nnergestalten
kalb weiblichen, kraftlosen Züge und Formen bilden keine
wübuMgkt Sehönheili nar weibUolMGeatall^n} aber die weiehen
FofHien ias Üppige assbilfkiidy erheben mA m kfinstleriMiMir
SchdBheü; der ganäerndlaOhe Geist ist weiUieh; weieheAaMlh
fihcrragt die Kraft.
Die bildende Kunst gehört natürlich nicht der viel mehr dem
Überj«iiinlichen zugewandten Veda Zeit an, sondern der epischen,
welche die abstracten Gedanken in die Sinnenwelt verkürjt<;rt(? ;
Mythologie und Sage ist der Gcgeobtand der Kunst. Wirkliche
Statuen «lad fast nur die eigentlichen dem Kult angehiteigeD Gitter-
bil|ler, maoehnial so keloasal, das« die Tempehnaoer erat am das
Bild heiam an^efthrt wefdea lansatai) Die meUten Bildweribe
waren al>er hohe Relielbilder, die an den Winden der Tempel aage-
braebt waren. Die menachfichea Figurea der ilteaten Bildwerke
sind fast alle nackt, nur mit reichem Sehmuck an Kopf, Hals und
Axmen. Au den weibliehen Gestalten treten die vollen Brüste und
die schwellenden HültiMj auffallend liervor, wie aiieh in der Poesie
die Schilderung der weiblichen Schönheit sich mit Vorliebe dieser
uppig-sinnlichen Seite zuwendet. 2) Der Schmuek der Götterbilder
datch Annringe, Ketten, Kapfochninck etc. von Gold und Edelatei-
aen war oft sehr kostbar; — Ae Bildwerke waten neist bnnt il>er*
ttalt Maaehe Soalptnren erlieben sieh an hober ktlastloriaeher
SohSnhelt*) nnd etfamem an grieehiseiie Kansti iswieweit lelitere
eingewirkt» ist naeh nicht ansanmaciien. Naebalnnottitea von
Thieren, oft im kolossalen Maassstabe aus dem Fels ijebauen,
zeigen bisweilen eine vollendete Kunstfertigkeit.
Die Maleret älterer Zeit, wahrscheinlich wenig entwickelt,
zuerst in den Commentaren des Manu erivähot,^) ist uns nur aus
nsneaterZeit näher bekannt,^) wo der fremde Einflnss bereite lange
eingewickt liat la dea Dramen weiden oft PortrSto erwähnt «nd
awar ie einst eine hohe Vollkommenheit voraassetaenden Welse* ^
0 Wilsnt, TfaMtcr dorBiiidni, B: 170. — *) Aidscbimali HImmiJBrehe, Bopp.
*)s^B.TkapMiet oftfa.B.ASp&IL--OMaiia,X, lOS.— *)Kiigier,K«iMt>
Qtteh. 8. IS« (S. Aug.); Bohlen, Indiea n, iOl. — *) Safiaiit t. Uti«, 8. ISS;
Wilion, a. a. 0. n, 18. S7. 147. m. 160.
§ 131.
Die lisik, meist mir als Gesang, ist beim Kult viel in An-
weudiiog, aifed Tom Volke geliebt» ') im Himmel selbst ¥Oii den
4M
Gaiidharven vertreten,*)— hat si^li aber dennodb, wie es scheint,
zu keiner hoben Ausbildung; ei hobei^^) nndSfinger und Musiker
werden selbst von Manu mit Verachtung genannt;^) Lelirbucber
über die Musik werden erwähnt, doch ist das r«iähere nicht
Mcaunt.
Die Psesie liegt dem Indier sehr nahe. In den waUendea
Nebeln der mdisdieii Weitanschauwig kaim die ioi|;elasieae
Phanlaaie hemmmigBloa schalten. Dem Chuiesen ist alles fest»
geordnet und bestimmt; das unmittelbare Dasein Ist die WalMr*
keit, er hat einfach es sefaanen and so beobaehten, nieht ehie
aiiilre, eine eig;ne Welt dichtend sich zu schnßen; der Chinese
ist durch uuil durch proi»aisch. Der lädier aber kann sich nicht
an das wirkliche Dasein vertrauungsvoU hingeben: w?is er
schaut, das ist das Wahre nicht; das Wahre ist hinter deo
Dingen; die Natur blickt ihm überall geheimaissvoll entgfgeo,
denn was er vor Augen hat, ist nmr die «nwahre Hülle eines
Verborgenen, was er eben nicht sieht; die ganse indisclMWelt*
betrachtttog ist mystisch. Das Wahre kann nicht geschant, son-
dern nur gedacht werden, es wird nicht emp&ngen, sondern
durch eigne Thfttigkeit des Menschen erzeugt; der Gedanke
aber unter sinnlich-anschaulicher Form ist schoit Poesie, und
diese tritt auch leicht ganz an die Stelle des reintn ('cJaiikens,
'/AI die.s(?rn sich verhaltend wie die sichtbare Welt zu dem unsicht-
baren Brahma, lind wie Brahma träumend die Welt erschafi^
so schafft sich auch der Mensch träumend und dichtend eine
eigene Welt. Das ganze indische Geistesleben uit Wahrheit and
Dichtung; filr ms» nicht för den Indier ist Poesie and Wissen-
schaft getrennt; die älteste Weisheit erscheint in poetischer
Form; Poesie nnd Philosophie TerschmehBen oftTdUig. Aach
in der Auffassung der (iresehichte eint sich die Wahrheit mit der
Dichtunp:; die (iestliicliic ist für ileu Imlier nur als Epos *
Ad eil in der i* orm fler Darstellung gehen Poesie nnd Pros»
in einander über, jene tritt am frühesten auf, diese ist in lien di-
daktischen Vedeutheilen, einlach, kurz, oft den Cacdaokeii nur
andeutend; in dem epischen Zeitalter aber tritt die Prosa fast
gans snrfieky und selbst rein philosophische Schriften erscheioen
in rythmischer Fora; in den Fabelwerken ist prosaiscbe and
poetische Form bunt gemischt.«)
Die indische Poesie beginnt mit der Lyrik, und geht durch
das Kpos zum Drama; die Didaktik zieht sich durch alle diese
Formell hindurch. Die Lyrik ist das dem weiblichen Charakter
der indischen Weltanschauung am nächsten Liegende; der
Digitizca Ly Gu^.' .
449
Mcusch fühlt sich von der objectiveii £!;öttUclien Macht getragen
and geleitet, er staunt die göLdiijh^u xNatunnachte an, jubelt im
Vollsrefühi ihrer Herrlichkeit, oder bittet um ihre Hilfe. Die
ältere Lyrik, die der V'eden, ist natürlich rciigiOs; sie ist sehr
eintönig, in einem engen Kreise von Gedanken sich bewegend,
«od fort und fort dasselbe wiedeilioleiMly kurz im Ausdruck, ab-
gebrosben» apriDgSBd, stflnsiscb, oll glfihend im Gelfthl und in
dem poetlsoben Bilde. Wir haben schon Beispiele da^on firfiher
gdiabt. Spftter entwickelte sich aneh eine weltliche Lyiik, oft
sehr innig und zart, oft lüstern und üppi^; jedoch sind die uns
bekannten Lieder dieser Art erst seit der Zeit iies Kalidasn.
Arrian. Exp. Ai. VI, 3, 5. — Ardsch. ilirumcisreisc, p. 7.11.-— Bohlen,
n, 19». — ♦) Manu, VIII, 159} XI, 65. — •) Weber, LdU 239. — •) Ebeod. b. 173.
§ 133.
Die epische Poesie, erst nach der Vedenaeit sich ent«
wickelnd, wo das emporbldhende Volksleben die düstere Gewalt
der alten , grossen Ideen etwas abgeschwächt nnd ein regeres
Interesse an der bewegten Wirklichkeit ersengt hatte, vertritt
gewisscrmasscn die Weltanschauung der beiden weltlichen
Kasten im Gegensatz zu der strengeren und geistigeren der
Brahnianen. Die Braliinanen werden zwar in den f^rossen Epen
mit höchster Ehrfurcht behandelt, und die himuielhezwingeude
Macht der grossen Asketen mit den lebhaftesten Farben ge-
schildert, aber diese du^keUGgurbigen Gestalten bilden docheigent-
\kh nur den hebenden Hintergrund für die bnnten und bewegten
Grappen des Vordergmndes, welche ein lebendiges Bild des
kffiftigsten Beldendiums geben; das kr&ftige Wesen des indo-
germanischen Völkerstammes rerlengnet sich selbst unter dem
glühenden Himmel der indischen Entsagungs-Weisheit nicht.
Die beiden g;rossen Epen, Rani ajana und M aha bhärata,
behandehi geschichtliche Stoffe, und stellen meist Helden-
kämpfe dar; die Uaupthelden sind aber Götter in Menschenge-
stalt oder Gdttersöhne. Das indisohe Bewnsstsein drängt selbst
in Heldengedicht den Menschen zurück; das göttliche 8ein ist
das Eine nnd Alles > und wo sich die dichtende Phantasie in die
Wogen des bewegten Lebens wirft» da Ifisst sie die Gdtter vom
Bunmel herahateigen , um die grossen Thaten zu vollbringen.
Bei Homer mischen sich die Götter auch in den Kampf, aber sie
sind nicht die Hauptpersonen, sie lieifen nur ihren Freunden aas
der Noth, oder spinnen lutriguc]), oder reizen dieMeiiächea zum
KAmpfeu auf, oder blami^n sich^ die measehlichen «Helden ste*
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446
hen entschieden im Vordergrunde; — in den indischen Epen sind
die Menschen nur der Tross, haben nur Nebenrollen, die Götter
führen den Hauptkampf. Mac (lal>er auch das zweite Epos viel-
leicht von Homer's Dichtungen nicht uuberülirt geblieben sein,
der Unterschied der indischen Dichtung von der grieelusdieii
bleibt doch immer ein wesentlicher. Die Darstellung, an poeli-
eeker VoUeodang oft mbedeiiklioli den lioaierisehea Ciesingai
sorSeile am stellen, farbeareidi, ansclianlich» maleriscli, kriftg,
oft Boiur Bart und naiy, ist In dem swelten Epos oft dardi
spftter ^ngeftlgte, zum Theil gans ungehörige Episoden unter-
brochen. Diese Epen bekunden vielfach eine hohe hittlicbe
Reife; edle Gesinnung und volle Gemüthsliefe; hier und da wer-
den aber üppige Bilder mit sichtlich verweilendem Behagen ge-
zeichnet.
Das didaktische Element verbindet sich schon früh mit dem
epischen in der dem indischen Geiste so natürlichen Thier-
f a be L So wenig wie swischen den mythologischen Gdttem nnd
den Menschen, so wenig ist anoh swischen den Mensdien nnd
den Thieren ein wesen^eher Unterschied; in allen 6esdi8pfen
waltet als das wahre Wesen das Brahma ; die Natordinge nnd
die geistigen Wesen sind nur dem Grade luwii unterschieden, und
gehen, besonders in der Seelenwanderung , in einander über,
au»» allen Naturweseii blickt dem Intiier Vernunft und 8eele ent-
gegen; daher spielen schon im Epos neben den Göttern auch
Affen und Eleplianten ebne bedeotende Rolle, nnd die epische
Ersählung umspannte eben so gut die Thierwelt wie die Gdtter-
welt £igenaich hat der lodier bloss Gdtter* nnd Thier*Epos,
und das rein menschliche fehlt fast gana. Die anprAaglidi gaaa
harmlose und <^e Absicht dichtende Thiersage ging aber bei
der sich sofort aufdringenden Verglelchang der scharf herror-
tretenden Thier- Charaktere mit den menschlichen ganz von
selbst in absichtliche lieziehungeu, in Parabel undl abel über, i?ie
ja auch die ursprünglich p^anz harmlose deutsche Thiersage all-
mühlich einen satyrisch -didaktischen Charakter annahm.
Die Epen sind in Slokas, Doppelverscn, jeder zu 10 iSilben in
SMrei gleichen Theileo mit vorhemchend jambiscbeiu Tonfall ge*
scbriebeow Das Ramaja&a [„Wandel des Rama'^J, 24000 Skku
eothaltead, von einem Dlehter (Vainnkl) herrfllneDd and dsrchms
ein eioigee, susammeehiogeDdes Ganse, poetisch h&her steheod als
das Mahabharata, ist oinfge Jahrlmnderte vor Chr. geditditet RasM
]äi eine Verkiirperunt; des Vischnu; das Epos schildert sci»m
Kriegs2ug,gegeu etaeu Iküuig auf Ceylo^^ der ihm seine Guttio
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naht hMe»*) — Da« BfohaMiarata, J^ngw «is da« f«i%a« wahr-
•cbeinlich einige Jahrhunderte vor Chr. hegoanen, aher In seinem
allmühlichen Wachethtini bis ins dritte Jahrb. nach Chr. .sich iün-
ziehenf1,3) enthält lOOüOO Slokas, und viele zum Theil i^ehr lieb-
iiche, aher manchmal sehr nngehoriee EpisoHen, zu denen auch die
berühmte Bbagavadgita gehört, eine lauge theoKophischeErörteniDg,
die seltsam genug im Angesicht zweier zur Sciilacht bereiten Heere
durchgeführt wird. Der Uauptinhalt dea eigentlichen Epos ist ei%
alter Kampf iweier verwandten Heldengeaehleebter, der Knrua tiad
der Pandas» nm die Herraehaft« Zu den schönsten Episoden ge.
bort das Gedicht Nalas.') Das« Homer*« Dichtungen an dieser Zeit
in Indien bereits bekannt gewesen und auf die Abfassung des Ma>
habharata einigen Einfluss hatten, Ist weder unmöglich , noch ud*
wahrsch ei n Ii eh . ♦)
Ein tieffs Geniüth und zarte sittliche Gcsinnune: spricht sich
rieliach in den epischen (ledichten aus; wir geben einige Beispiele
ans dem Mahabharata. Die fürstlichen Sühne Pandu s kommen mit
ihrer ahen Mutter auf der Flocht in einen Wald; Bhima«, der Starke,
wacht, wifarend die Brflder und die Mutter schlafen. Da spürt sie
Hidimba, der measchenfressendeRiese, und sendet seine Schwester
hby sie auacttspfthen; diese ahert von Liebe au Bhimas ergriffen,
beschliesst seine Rettunf?, und In sarte Menschengestalt verwan-
delt, warnt sie zärtlich deu Hcdrohten und verlangt ihn zum Gatten.
■Leib und Seele mir zwang Sehnsticht; mir, die holdf^^et, huldige!
Retten werd' ich dich, Machtvoller, vor dem Uieven, der>Ienffchen friMt.
Aot Hüh'n werdeu wir froh wohnen; sei uieio Gatte, o Trefflirher!
Ich durchwaudrc der Luft Rünmc , wo nitchs gelüstet, «ieh ich hüi.
tlnaossprechliche Lust kuite, hier und dorteii, mit mir vereint«
Bk.: »Miittery Brüder geiaramt, alle, wie dra ältesten, den jüngsten eo,
Werauiy, der «dien Sinn heget, die vsrlSMsn, oRletin, spridi!
Meines Glelebea wer nag echlafead dleae Brüder, die Mutter hier
Bnen Bieten als Speie' lasaend, firöhnead der Lnet Ton danaen geha?«
llMta: »Was dir lieb i«k,Tollsieh*n will Ich, wecke «ammaich die Schlafsndes,
Retten will ich sie alle gern ror dem Riesen, der Menschen frisst.«
Hl: »Die behagUob allhier schlafen, Mutter, Brüder^ o Riesin, wie?
Soli ich diese ans Furcht wecken deines Brinlrrs, de« prnnsfinifn?
Riesen Kind nicht, n Furchtsnme, fühig /u trafen meine Kraft.
Geh' oder bleitic nun , Ifnhlr! wns dir gefüllt , > nlllirintjc das;
Oder schicke mir ihu, Schlanke j den nienschcnlressenden Brader her!*'
Da stfirzt grimmig der Riese herbei 9 der untreuen Sehwester
den Tod.drohend.
Bh.! »Waram, Hidimba, denn wecken sie, die wonnigen Schlatt sich freunV
Aof mich stürze hernn. Schnöder, aUhald, Riese, der Menschen Feind,
Auf mich heran, den MuthvoUen, ein Weib wellest du tödten okhL
Digitizcd by G<.jv.' .ic
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€mt w&iehl hat jn gefehlt diese , hat ci|p Andrer an ihr gdTehlt;
Itt's doch nicht eigner Will' deren, wenn in Liebe sie mir geneigt
Ananga« [S. 874] hnt gewollt also, der zum Innern de« Leibe« dringt.
Mir stehe nun, o Buchloser! £io Weib wollest da tödteo mcfat.«
Es folgt ein (;e^valtis:esRiiigeo der Starken; Bbima uchleppt deo
Kiesen eine Strecke iort.
•Aber der Riese non Mnig, überwältigt vom Pandaras,
Mit den Annen ihn umschiiilgewl ttösst aus ein schreckliches CtonlucL
Draaf schleifet Bhimas ihn wieder, mit Gewalt der Gewaltige;
Keinen Lärmen > ihm xiirufend, schlafen hier meine Brüder aaiifit.
Also zogen sie sich beide ^ einander die Gewaltigen.«
Die Brfider erwaeheo «ad mripgen die R&npfeiideii, feuern des
Bruder an, aber luieclien sich ritterlich nicht In den Kainfif, und der
Riese ^virtl gcttidtet, und .sein Loicliriain von Bliinia.s niitten entzwei
gol)r(jchen. ^) — In einer nahet) Stadt ^vur(len die Flflchtlijcn von
einem amien Brahnianen gastfreundlich aulgcuommeu; diese Stadt
luusste eiuem in der^ähe hausenden Rieseo täglkb einen Meueclico
2um Fressen geben; die Reihe kam nun an den Brahmanen; Inui*
emd eitst die Familie« klagend ob iliree Sdiiclwala. DerBrahmaBe:
•Schmach dem Leben, dem wchvolleii, bestandloscn, in dieacr Welt,
Wurzel de« Leids ist s, abhängig, mit Drangsalen erfüllet gnnz.
Ein gewaltiger Schmers haftet am Leben; Leben ist nur Leid ;
Wer da lebet, der muM doUea die Scfamenen, die ilm nahen gewi«. . .
Kon iat mein eigner Tod nahe, denn ich könnte ja Itebesveg«
Binee der Meinen anfopfem, leltead selbst wie ein Bdeewldit
Vieh , die rechtUch geeinnt, Firomnie, stets der Matter vergtefdibar alr,
Die Ton den Güttcm als Freundin mir Bc8chied*ne, mein hSchitei M,
Welche die Eltern einst gaben als Gefährtin des Hauset noir,
Die eifelc un& sittsame, meiner Kinder Gcliärprin,
Ditli lf?uin Hill cif^iicn Selati FriNtting, die Gute, tlie kein T ftd gethas,
Ich dem Tixlc nit lit preisgeben, mein erffrTjpne», treues Weil».
Doch M'ie kann ich den Sohn lassen, ihm iiitt;i<:^en, der noch ein Kind,
In der Jugend ihn tiutü^fern, nocti eutblosst von des Kinne« Flaum f
Sie, die Brahma, der hochgeist'ge, für den Gatten gebildet hat,
Die ich selber geienget hebe, die Jungfrau, könnt* ich laesea sie?
Einige glaabea: dea Sehn liebet mehr der Vater mit Zilrtlichkeit;
Er liebt die Tochter mehr, andre; Ich aber liebe beide gIMi.
81«, welche Welten Irfigt in sich, Nachkommen, ewige Waane deae,
Meine Tochter, die Sundreine, wie könnte ich entsagen ibrf
In unendliche Noth sank ich, kann dem Unglück entrinnen nicht*
i) des Elendes! wo finde irh Zulhicht mit den MeinigcnV
Besser dass wir gesammt sterbe«! deno an lebeo ertrag ich nicht.«
Pie Gattin:
•Nicht mu«st du »Iso wehklagen , wie aus niedrigem Stande wer.
VatOHneidUch Geoddek bebchet, dass Menschen all deiu i vde aaha;
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Wm DiiTenneidlich ist aber, darum 7.1emt «irTiit rn l^lng^en nicht.
Gattin, Tochter und Sohn, all die«« wunsihet tu eigniiii Heil der MJUIB.
Darum hemme den Gram weise; «elber Vierde ich g;ehn dahin.
Der Gattin höchste IMlicht ist es, eine ewig^e, auf der Welt,
Dm« sie das Leben aufopfere, wo es des Gatten Wohl erlieischt.«
Sie seigt ihm, wie sein Tod den Uotergeog der Familie herbei-
fSMireo werde, eie werde als IlVittwe, scbwach, tob Mäonera um-
gUDt» den Pfad der Togend nicht bewahren, die Tochter vor Ver-
flIbroDg nicht schützen , nnd den Sohn nicht weise erziehen icanneo.
»Der Frnnen höchste« Glück ist es, ror dem Galten dm liehron Gaif
Zu gehn; zu leben frommt kinderu; dies» wisse n }'llichterfahrene.
Mehr als Opfer und Sclhstzahninni;. nis Rnss' und frommer Gaben viel
Ist der Gattin Beruf Sorge für ihn m Gatten Wohlergehn.
Lasse mich meiner Pflicht huld giii» und errette dich selbst durch mich.
Gish wir Bsfohl, o Ehnrirdiger, «nd eihall« iieKhider nehi olb«
Diese Bsde der Ftsn hSrend drfickle der Galle aie aa die Breil,
nriaea yergitiscad ailai8hlich> mit der GattiB belröbel sehr,
HierauT bietet die Tochter zum 0[»rer s'wU an; der Kinder Pfliclit
sei es, die Eltern zu retten; die Tochter s^e'i das wei thloseste Glied
der Familie; des Vaters beraubt, wflrde sie uotcrgeheo, deo Vater
aber rettend habe aie Urossas votlbraobt
Dieee Klage, die Tlelfillige, Temehmeod, wetnetan daeelbsl
VateTt Mnller, betefibl beMe, md et weinte die Techler aach.
Sahead dieie geeamml weinend, lag da* Sehachea aa reden aa,
Die beidea Aagen weit öffnend, lallt ee stotternd die Worte her:
•Vater, nicht weine! nicht, Mutter, o meine Schwester weine nidit!«
Und mit lächelndem Mund p;\ng <•« finzoln zu einem jeden hin.
Dann cini n Gra«}i.i,liii aufTicbrnd , R|)r;irh es entzücket wiederum:
»Hiermit will ich ihn todtschiagcti . rlru tiiescn, der die Menschen frts«t.«
ObwoFil bittrer Schmerz jene, iWv Hörenden, umfangen hielt,
Erfüllte «Jcuh des Kindes Lallt-n mit unendlicher Freude sie.«
Bhimas erbietet sich zur iülfe» bekämpft und bewältigt dann
den Riesen.
1b der £piaode desselben Epos Sa? itri,^ wählt die Tochter eines
Könige sieh den la Waldeseinsamlteit lebenden Sohn eines vertriebe*
nea hllndeo KSoigs suni Gemahl ^ obgleleh Ihr ▼erkundet worden,
er wctde nvr noch ein Jahr leben. Gattin geworden legt sie allen
Schmuck ab und kleidet sich in das Gewand der Einsiedlerinnen»
iD Liehe den Gatte n erlK iirnd. Aber alfti das Jahr seinem Ende
sich neigt, erföllt Ciram üh Herz Iii der Erinnerung an die Verkün-
digung, und sie vollbringt eine schwere Selbstqual. AI« an des
Jahres letaten Tage ihr Gatte in den Wald geht, Holz zu lallen,
begleitet s\ü sotgend denselben. Bald aber klagt er fiber Ermfi-
dnag und Scfamenea, und sein Uavpt anf Saritri*« Schooaa gel<^
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schlummert er eio. Jama sich nahend nimmt seiDe Seele von danaeo.
Sa?itri aber folgt ihm nach, seine Weisung zur Ruckkehr nicbf he*
achteod; ^«woliio gefilhrt wird melo Gatte, dahin habe auch ich tu
gebea*^; diau iatPiidit» eise ewige und obgleich Jama» vod Ihren
slDoigen Reden erfreut, ihr die ErflalluDg vieler WfiDsche gewlbrt,
Heilnng nndHerracbaft för ibres Gatten blinden und TertriebeDen Va-
ter, hundert Söhne für ihren eigenen Vater etc., ISsst sie dennoch
nicht ab, ihm zu folgen, und die Verheissiin? noch eines höchsten
"Wunsches einpfanscnd. spricht sie: „Als («uade wähle ich; es
lebe dieser Satjavau, denn n ie eine Todte bin ich ohne den Gatten,
leb begehre ohne den Gatten kein Vergnügen; ich beirehre ohne
den Gatten nicht den Himmel; leb begehre ohne den Gatten nichts
Liebe«; dea Gatten beraubt vermag ich nicht zu leben. ^ Und sie
erfaftit die Gewfihmog der Bitte. Savitri kehrte auiAckt wo ihres
. Gatten todter KGrper lag, aetate eich an ihm, und legte sein Haupt
auf ihren Schooas; „und Besinnung erlangte Satjavan, und sprach
zu Savitri, wie von einer Reise zurückgekehrt, mit Liehe auf-
blickend wieder und wieder: Sehr fange habe ich geschlafen, wn-
tum hast (In nii( h nicht geweckt? wo ist jener Mann, derSchuar7»\
welcher mich fortzog? — Sehr lange hast du geschlafen auf mciueiu
Schooss, Herrscher der Männer! Weggegangen ist der gluckselige
Gottj der Bändiger der Geschöpfe, Jama." Da es unterdess r^'aeht
geworden, und der Weg nicht mehr sichtbar ist» wehklagt filatjavia,
dass seine Eltern angstvoll seiner harren; sie suchen den Weg
durch das Dickicht, während der Vater« sehend geworden, und die
Mutter den Wald suchend durchstreifen; endlich kommen ^e Ver-
lornen in der Hütte an, wo die zurückgekehrten Eltern von den tr5-
stenden lirahiiuuicn umringt sitzen, mal Savitri macht ihr Gehcira-
ni.^s den Jubelnden kund; und Jaroas Verheissungen ertuiiteo
sich alle.
In einer andern Erzählung des Epos beschützt ein Kunig eiae
zu ihm sich flflcbtende Taube, die von einem Habicht verfolgt wird;
4iod als dieser auf seinem Anrecht an die Taube besteht, adweldet
endlich der KSnlg sich von seinem eigeueo Fleische fär &m Habkit
so viel heraus, als die Taube wog; aber die Taube wutde immer
schwerer, und der KOnig stieg suletzt selbst auf die Wage; da gab
sich der Habicht als Indra zu erkennen, und erhob den LiebevoUen
in den Hifumel. ^)
Die Thiersagc und die Fabel ist schon vor Alexander bcstinitui
vorhanden ;0) aber die uns bekannten Sammlungeit, von denen die
älteste das Pantschatantnim [das Funfthciligc], die bekannteste
aber der Hitopadeaas (freuodlicbe UnterweisttDg} ist» «ind «nl
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4SI
aiw dem Anfange ooseres Mittelalters. Die DarstelluDg des Uito-
padesas ist Prosa mit uutermiscbten Versen, oft sehr breit uod
weitfidiweifigj bieweilea treffend« oft aber auch lade und uaaatflr-
Kcb; der aatOrliche Charakter der Thiere iat nicht inmier beobachtet»
Von Indien ana verbreitete eich dteoer FaheU Stoff fiber das weat-
liehe Asien nod von da nach Griecbenlaad; viele unserer vollca*
thünltciisten Fabeln stammen ans Indien, lo) |)ie zum Tb eil in
IMährchen überttehenderi Fabeiu und die Epen gahen wahrschein-
lich die Ver;ujl.i«»suog und zum Tin il hm Ii den ütolT zn der von den
Arabern bearbeiteten Älahrcheiiäamuitiiug (ier „1001 ^iacht.**
») Lassen, Ind. Alt. 1. 482 ß".; II, 499; A. Weber, Ind. Litt. S. 180; Bohlen,
n, 336. — •) Wcb<^r, In i. Sttifl. II, ini cxc. 404; des». Infi. Litt. S. 172; Lassen,
L S, — •) N. cd. liujip: ilout.<cli V. l\.u-'',L'aitcn, v. Boi»i»; frei ülicrarbcitct von
Rückert, frei und vtikür/t v»>ii Uukznniuu. — *) Weher, lw\. Snul. n. n, O. —
•) Bopp, Ardschnna's Bcisc, S. 15 etc. — •) Ebend. S. 29 etc. — ^) Bopp,
&ib StiklMi» im. 8. tl flie. ^ 0) HoltsaiMBi, lad. Bogen, I, S. 61. *) La»-
MB, lad. Alt I, 639; 501. — i«) Bbcnd. II, 6S8 ft ^ Biinaad, Mte.
mr lind«, p. 134.
§ 133.
Das Drama, aus den mit Gesängen begleiteten Tünzcu bei
religiösen Fi ic i liciikeiten eiiihprunnjcn,') uuti in den dialogi-
schen »Stütkeu der Epen bereits angedeutet, ist erst sehr spät,
wahrscheinlicb erst uacli Cbristi Geburt, vud uicbt unwahr-
•ebeinlich durcb Anregung tod Seiten der im westliclte» Indien
«nd Ia Baktrien ausässigeo Griechen wirkliob ausgebildet
worden; einer sehr schnell vor&bereUenden Blülhe gii^ ein sehr
geringer Anfang vorant und ihr folgte ein schneller Verfall; der
hochpoetische K&lid&sas hat keine bedeatsamen Vorgänger
und Nachfolger; das erste uns beknnnt gewordene Drama,
Kalidäsas Sakuntala, ist auch das \oliküinmenste. Die Mytho-
logie f^pielt dabei natürlich, wie im Epos eine bedeutende ilolle.
Das Dr<niia bat einen stnrk liervortretendcn lyrischen Cha-
rakter, weniger Eutwickeiung als KSchilderung, weniger lland-
Ittng als Ereignisa, weniger Thatkraft als Gefühl; das Zärtliche
iMCTseht vor* Das Trauerspiel fehle Das indische Gooiüth
MJg(t awar aar Wehmuth, aber das iat eine weibliche; znr
eigentlichen Tragödie iahlt dem Indier das ToUe Bawnsstsein
der starken Persdnlichkeit, welche in eigner Kraft nndlSelbst-
stSndigkeit mit dem allgewaltigen Schicksal ringt; der Indier
J.«»t nieiir entsagend als handelnd, mehr leidend und f&hlend als
w idcrsttihend. Das Dnuii i Schauspiel, das Ende tin versöh-
nendes; Trauri£?< s und Komisches in iSiiakspeareschcr W eise
^emiaGhtider $toiluieistiacbc» oAausiler m^tkologiscben »Sage
ts*
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45t
entnommen » in leichteren Stücken auch aus dem gewöhnUcheB
Leben. Zur Zeit des Verfalles wurden in Tölliger VerkeDniug
der Poesie auch philosophische Dramen gedichtet» in denen
«Mracte Begriffe^ wie Vernnnil» Tugend» £rkenntniMy Ent-
sagung etc. in peraonifidrter Weite anfireten« Viele Spiele
waren blosse Schanstfieke» ftr das Auge bereelinet» wobei die
Rede Nebensache war.
Die ältesten indischtMi Dramen gehören alle dem westlichen In-
dien an, wo die BerähniDg mit den Griechen lebhafter war; leicht
möglich, dass die vorhanflcncn liramatischen Elemente sich durch
die Anschauung griccbUcber Dramen entwickelten. Wilson zählt
im Ganseo 60 indische Dramen» von denen aber die meisten our
dem Namen nach liekannt siod.') — Kalidasas lebte wahrscheiaUcb
am finde des sweiten Jsbrii. na eh Chr., vielleicht auch noch etwas
später»*) der Brabmaoeolcaste angehSrig, am Hofe eines mich-
tigen Königs; seine Saknntala aberragt an SchOabeit ein anderss
üun angeschriebenes Drama: »»die dnrch Heldeoltraft gewonoeae
Urva^i;" nocli älter vielleicht ist das Drama Mrichdiakatika von
unbekanntem Verfasser.*)
Die Dramen zeigen meist einen zarten Sinn für da« Srfiit kliche;
Tod oder Mord soll den dramatischen Regeln nach nicht dargestellt
werden, eben so wenig aber auch K^sen, Essen» Schlafen etc.;«)
iodess finden wir in den Dramen selbst diese Regelo oi<Jit grade
l>eobachtet»^) nad wir sehen allenfalls einer Prinaeesfai sich seibat
Bvm Avibangen die Schlinge vm den Hals legen;*) auch die bini-
gen Sciillgerelen seheinen des Publiknms Beifall gehabt an babea.
Die Stflcke sind bisweilen sehr lang, bis finf Standen danemd; bei
den. grosseren sind ffinf bis zehn Acte, denen gewöhnlich noch ein
Prolog, meist in dialogischer Form, vorausgeht» in welchem der
Schauspieldirector meist nur Vorbereitungen zu der AufTührung
trifft» bisweilen aber in den Inhalt des Dramas einHOhrt; ein Segens»
wuosch oder ein Gebet beginnt denselben, und schliesst ebenso
das Stück. ^ — Die in den Ernst verflochtene Komik ist oft glüdi-
lieb. Ein ansgebentelter Spieler flieht a. B., da er nicbt besables
kann, In einen Tempel and stellt sieb ab eine GatterUldsaale aaf
einen Pfbller, wird aber von seinen Verfolgern erbaant and mSg*
Ucbsl geSngstigt; da er anbewegHcb bleibt, setzen diese sich Ms
nod wurfein, und alsbald springt der Spielfreund von seinem Fuss-
gestell, mischt »ich ins Spiel und wird festgenommen; da beredet
er leise jeden der zwei CilaufHL,'(T ihm die Hälfte der Schuld zu er-
lassen, und da es jeder einzeln ihm zugesteht, erklärt er» nun sei
ihm also die ganse Sebald erlassen , da jeder ihm die fiiifte der»
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45S
mXbeo gesdimikti^) Eine gewOhaHebe Ftgvr i& den grOMeren
Dramen ist die eines Imlb witiigen, halb IScheHlcfaen Komikerci, der
als Gelahrte eines Fürsten auftritt, eine Art Saneho Pansa, ein
Gemisch von witziger Schlauheit und gutmüthiger Eiofalt, merk-
würdigerweise immer ein Brabmane, ein Beweis, dans diese
Dramen schon einer Zeit angeboren , in welcher das religioae B«*
wii««t8eiii HD Sinken war. Aus späterer Zeit finden sich auch »
drige Possen vor» I» deoeo Brahnanen, Fürsten ete. verspottet
werden, nnd oft selir scbnmtaig sbd.>i) Bisweilen heirsdit die
Form des lyrisdien Gesanges so vor, dass das Drama in das
Singspiel flbefgeht ^) Der msprUngUclien Form des Dramas ent-
itprtcht wahrseheinlfeii das Idyll Gltagovinda, welches die Liebe
des KrisJchna zu einer Hirtin darstellt, oft sehr zart, bisweilen aber
ins Löstcrno fibergebend. >3) — Beliebt waren auch ►Schaustöcke,
bei denen die iiede Nplx^nsache war, und es vhcu mir viel zu sehen
gab, Erstürmungen von Städten, Schlachten etc.; sogar die Berel«
tnng des Amrita durch Umrühren des Oceans wurde dargestellt.
Diese Darsteilungen gehören mehr in das Gebiet der Pantomime
Qsd der Proeession als in das des Dramas. Wie sehr sieh nach
der entgegengesetzten Seite bin die Poesie verirren komite, iMwetst
das piiilosophische Drama Probodha«Chandrodaya, oder „die
Gehurt des Begrifls," wahrscheioKeh ans dem swSillen Jahrh. nach
Chr., — eine dramatische Allegorie, als Dichtung völlig veruo-
gluckt, und nur in wissenschaftlicher Hinsicht von Werth. ,
Die I)<ii>teIIunij der Dramen ist vorherrschend Prosa, nur bei
den gehobeneren und mehr lyrischen Parthieen werden Verse einge-
flocbten. Merkwürdig ist es, dass fast immer verschiedene Dta«
leicte in demselben Stfielre vorkommen; die Haupthelden sprechen
Sanskrit» die andern sprechen in Volksdlalekten, die (üx bestimmte
Rollen anch dnrchans feststehend sind; der Indier lieht einmal die
Menschheit in feste Unterschiede so gliedern; die Dialekte in den
Dramen sind gewissermassen ein sprachliches Kastenwesen.
Äussere 8ccnerie war, wie es scheint, sehr wenig, und das
Meiste blieb wohl der IMiantasie überlassen; besondere Theaterge-
bnude gab es nirht: die vStürke wurden in Hallen, Sälen, Höfen
oder ira Freien aufgeführt. Die vorhandenen Dramen scheinen oft
viel Apparat zu erfordern, wie in der Luft schwebende Wagen etc.;
indess mag hierbei wohl auch viel naive Zumuthung an des Zn-
schaners Phantasie gemacht worden sein. WeiUidie Rollen wur-
den meist anch too Schavspielerinnen gegehen, hisweüen aber
anch von Hinaem.**) Die AnflRliiTurjg ron eigentilchen Dramen
war nicht eh alltigliches Vergnfigen, sondern frad nvr hd giensen
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OfTentlichen oder PriTatfestlichkeiten 6taU; das Schaiupiei mMsa
flberbaiipt Dfteli«der kurzen Blüthezeit nur sehr yereiaselt vorgekom*
ineit seiii, deon die arabisciieD Berichteratattor des Bfilteiahers
erwäbeen nur TfiBze^ aber gar keine Sebanspiele.
WeoD» wie es wabrscheielich ist, das eigeotliclM Drama der
Indier durch Anregung toq Seiten der Griechen entstand, so hat
es sich dennoch selbstständlsr entwickelt; ein «o reich liegabtes
Volk «teilt zu hlossf'i rSaclialiiiuinü; zu hoch. Trolz vieler Anklänge
an «las eri«»rhisr)io Drainn in der Theorie und in der Ausführuni;
sind die Unterschied«^ doch aucli ganz wesentlich. Das indische
Drama ist weiblich, das irriechische niäunlicb, — jenes lyrisch und
schildernd, dieses handelnd, — jenes iiehtich, zart, sinnig, dieses
gewaltig 9 Jenes idyllisch, dieses gressartig; jenes in gtOhender
Farbenpracht einer hochwogenden Phantasie, dieses in emster ein-
ÜMsher Wfirde allen FHtter versehnifthend, in strenge GemessMibeit
das Furchtbare bindend; in jenem wecliselt feierlicher Bmst mit
witziger Komik ab» in diesem ist das Tragische und Komische Tel-
lig *;etrenrit. Da» indische Drania lileicht nielir dem neueren, wie
es diiK Ii Shakspeare sich hildcte, als dem klassischen. Auch die
äussere urnl IriTiore Einrichturii; des indischen Dramas ist anders als
bei den tiriecben. Die bestimmte Gliederung in Acte, die mit
Poesie untermischte Prosa» die Anwendung verschiedener Dialekte»
das Fehleo des Chores, die meist grosse Zahl der Personen, der
bunte Wechsel ?on Ort und Zeit — unterscheiden das indische
Drama sehr bedeutend von dem griechischen.
I#i0Ben, Ind. Alk n, 502 etc.; Bohlen, n, 896 etc. ¥nison, deaMr der
Hindu, 1BS8, 1, 8 ii: — *) Weber, Ind. Litt. & 199. — •} Wilson, Th. d. H.
I, 78. — LsMen, Ind. Alt n, 1156; Weber, a. a. 0. S. 187 etc. — •) Laieen,
n, S. 1157. — *) Tnieon, Theater d. H. I, U. — 0 8i«he ebcnd. I, US. S88. —
«) Ebcnd. n, 173. — •) Wilsou, I, 24 etc.; II, 198. — »») Wilson, Theater,
I, 122 etc. — ") Wilson, I, 20. — »») Ebend. I, 344. — '•) Git. v. Ln^scn,
Prolej?. — !♦) Wilson, T. 17. 18. — i*) DonfscTi [v. Goldstnckor J 1842. —
i<) Wil«on, 1,66.— 'O^b^'^« 16*— 'o)Eeinaiid, sur l'Iade,]». 231.
Fflnfter Abschnitt.
Das sUUiche Leben.
S isd.
Die Sittlichkeit der indier muss eine ganz andere sein als
die der activeii;, *ler (leisitesvöllier, aber auch anders als die der
Chinesen. Die Sittlichkeit will ihrer Idee nacli ein Reich des
▼ernäDfüj^en Ireien Gelsies» ein Retch Gottea» erhaueUf will
im gMläke Oatifa in frrier Aaefkeminng virwirUklitttf sie
getst also jedenfallfl das wabremid reehtmfiflaige IXaseln des ein*
zelnen, freien Menscheiigeistes und das der Creatur überhaupl
vorans: das Reich Gottes soll ja Dicht ein vorübergehendes
WoJkejigebilde, ein luftiger Traum sein, sondern soll wirklich
werden und soll dauern. Bei dem Indier aber ist die Dichtigkeit
das Wesen des Daseins, und nichts kann wahrhaft sein und
bieibett als die einige Gottheit, die nichts anderes duldet als sidi
selbst lud keiner CSrentur ein wirkliches Daseui giebt. Anf dem
rasflesen Wogenscbli^ des liebeas kann der Mensch wohl ffir
emm kane Fahrt ein sehwaehes Fahraeng sich baneni aber
keinen Baa fir die danmide ZniumA begründen; Brahma will
nicht die bleibende Creatur, und des Brahmanen Streben kann
nur daranf gerichtet sein, sich von dem unwahren Dasein zu
befreien, nicht aber, das Dasein zu einem wahren und volikomm-
neu gestalten zu wollen; es kann nicht ein Reich Gottes wirk-
lich werden, denn alles Dasein ist seinem Wesen nach ein
Unre^t; vnd die Sittlichkeit will nicht schaffen und bauen,
sondern aofldsen nnd befreien« Der christliche Gott sdmffit wohl
eine Wdt, nnd will» dass sie bleibe» weil aliesy was er ge-
sehnien, gnt war» nnd der Christ will darsm als Kind Gottes
eine geistige, sittliche Welt schaffen, einen Tempel Gottes» in
welchem Gott selber eine bleibende Stätte hat, — aber wie das
indische Brahma nicht wahrhaft eine Welt schallt, so kaijn der
Mensch auch nicht eine sittliche, wirkliche Welt schallen wollen,
wo ihm ja der Boden unter den Fiisseii fclilt. Der sittliclie Indier
will nicht einen geschichtiich wirklichen Zustand des Menschen-
geschlechtes erringen, sondern die Menschheit aus ihrer Wirk-
lichkeit in ihr ursprAngliches Nichtsein zurückführen. Die Chi-
nesen wollen erlialteir» die activen Völker wollen erbanen» die
Indier wollen anflOsen; die Chinesen haben die Wahrheit in der
nnmittdbaren Gegenwart nnd blicken mit behaglicher Zufrie*
denlieit auf dieselbe, — die activen Völker haben die Wahrheit in
der Zukunft und sehnen sich hofiend nach einer besseren \V irk-
liciikcit. al» die Gegenwart bietet, und hören begierig aul das
Wort der Wahrsagerund Propheten, ^ — die Indier blicken schinerz-
ToU in die Gegenwart, gleichgültig in die Zukunft, mit Befrie-
digung allein in die Vergangenheit, wo noch nichts anderes war
als das einige Brahma* IHe Völker des persönlichen Geistes
beten: »»dein Re&ch komme »<< die Chinesen: »,dein Bei^
bleibe »<< — die indier: »»das Ton dir GesdudTene vergehe.** Der
Chinese wmht ftr die Gegenwart» der- Mensch der «etiven
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V6lktr filr die Znkwift, dMT Ittdier wiriuA gir wkkt^ amämok
dMen und steilieD. Die aotivea ViKiker wollen den frelflBt
eittliebeii G^t in die Wirkliclikek hmembildee, -die Miw
wollen ihn aee ihr herauesieiieD; jene wollen das Daeem dareh
den Geist bilden und verklären, die^e den Geist von dem Dasein
erlösen; bei jenen soll die bea;cistctc Wirklichkeit m neuer
Lebenskraft wachsen und zanehmen, hier soll die entgeistete ia
btaub verfallen. Der Indier hat kein Interesse für die Wirklich-
keit, er blickt gleichgültig dem Wogen und dem Zerfallen des
Daseins zu. Der Chinese arbeitet enmig, der Meoeoh der Ciei-
stesvdlker kämpft» der Indier traaert oder aimit
Der lädier hat keine Freude am DasetB, dämm aaek kebe
am Handeln; er hat kein zu erringendea Ziel^ welokea eine
Wirkliehkeit wäre; sein höchstes Streben geht aaf das Daltt^
gehen in Brahma; alles Sclciulü ist nichtig, und der Tod ist
alles Lebens einzij^e Wahrheit; ein tiefes Wehmiiths^fükl zieht
sich durch das i^anze indische Bewusstsein [§95]; eine stille,
weibliche Trauer, sehr unähnlich dem mit gewaltiger Thatkraft
verbundenen, zur TragOdie sich entwickelnden männlichea
Schmerzgefühl der Griechen [S.45t], ist über das sittliche Leben
der Indier aoagehreitet Die Sitlüdikeit der Indier ist weihlidbi
— weniger kfihnea Streben nach hohen , adiwer aa eningaa»
den Zielen in der Wirklichkeit, weniger hohe, ritteriidbe Tkat*
kraft, ^ sondern Dulden nnd Entsagen, ^ stille» weibliche
Iluhe; — ihr Wesen ist vorherrschend verneinend, — du sollst
nicht begehren, — nicht etwa: deines Nächsten Haus, Weib,
Knecht, Vieh, sondern: gar nichts als das reine (iegentheil
von allem Dasein, das eine Brahma; du sollst dich nicht freuen
und nicht betrüben, nicht wünschen und nicht verabscheuen,
nicht lieben \md nicht hassen [§ III]. Die Sittlichkeit ist weni-
ger ein Schaffen als ein Opfern 9 sie geht wesentlich in den iüü-
tas auf [§ 109]. Da ist kein kräftiges, he«4scfaes Hbansgreifa
in die Welt; der Indier wendet sich theiloalunslos ab von der
Welt, die der Vemichtong nnansbleiblieh anheimfiUlt; er wMtdet
eich lieber dem einen Bleibenden zu, mit welchem aber er nicht
bleibt, sondern in welches er untergeht. Wenn auch in der
epischen /^eit eine höhere Tliatkraft erscheint, so wird doch
selbst in den Epen der höhere Werth auf die Entsagung gelebt
Höher entwickelt haben die Indier nur diejenigen Seiten der Sitt*
lichkeit, die weniger dermännlichenThatkrafl als deratUlenhiBer*
Hchkeit des Gemftthesangehdrca. ^ Der Indier ist sanft, müd,
üebevoU «ad liahanawäfdis, aber nicht kraftvoll, nicht grass.-*
4S7
Ihm kxißäfgmk aittlkhen Ringen tritt aber nocK etwas ande«
nt lian««Ml «fttgegen. Der Incliar hat kein labeodigea SchuliU
kewuaiaein; der GbineBe hal ea auch nieht» «bar ans claen
■adait» Gmodes bei diesem Ist allea Daaeiii gut, also aaeh der
Heaadi , — bei den Indier iet e^ da Unredit, aber er liat es nickt
Terschuldet, sondern Brahma. Der Indier trägt eine Schuld, aber
hat sie nicht. Er weiss sich in Sünden empfangen und geboren,
ater diese Sünde ist nicht durch des Menschen Schuld, sondern
sie haltet an allem creatüriichen Dasein; der Mensch hat sie
sich ia iteiner Weise zuzurechnea, Juuw sich aueh von ihr in
koner andern Weise befreien, als wenn er sein Dasein selbst aaf-
giebl; das Bewvsstseitt des Scbmenes wird nieht ^ Bsssge*
ftbl« Andrerseits kann das Bewosstsein der Selmld darnin nickl
Idiettdig werden 9 weil der Mensch nodi nieht irefe PenOnlich-
Init ist, sondern ein nnselbststftndig^s Organ, In welehem
Brahma wirkt; dem Menschen können weder seine Tugenden
noch seine Sünden recht zugerechnet werden, und in der Höhe
der Vedeinveislieit verschwindet selbst die Möglichkeit einer
Schuld [§ lU2j$ Brahma wirket alles allein, und was er wirket,
kaan nii^t des Menschen Schuld sein. — Mag; es immerhin
adkwer sein, die iidehste Vollendung des völligen Selbstaufge-
bcns an erreichen, so ist es doch nicht schwer, die wirkliehe
menschliche Tugend an vollbringen nndsAndenrein so bleiben;
das io ans Ton Natnr, nidit ana Gnade, in nna waltende Brahma,
ist wie hei den (äinesen die einwohnende Himmelsmaoht, der aar
Gerechtigkeit von selbst hindrängende Trieb; darum i^iebt es
wahrhnlt sündenreine Menschen; das Bekenntnis^ mukelloser
Reutheit spricht sicli olt i^enug aus.
Dass für den indier der Mensch aber dennoch nicht an sich
fidkon gutundsittUchist und das wahre sittliche Bewusstsein habe,
aoadem dass er dieses Bewusstsein erst erringen, durch Lernen
cmiplangen, dass er durch Erkenntniaa wiedergeboren werden
ortsse, dass also alle Sittlichkeit auf derErkenntnIss bernhe, ist
schon firfiher erw&hnt [S. 35S. 88^]. Der Umstand aber, dass die
Eikenntnias nicht nur als der Crmnd, sondern auch als das Wesen
der Sittlichkeit aufgefasst wird, dass sie das sittliche Thun nicht
bloss erzeugt, sondern an dessen Stelle tritt und dasselbe gi adezu
fiberflussi^; macht, dass „den Wissenden kein Werk berührt," —
tritt ijothwendig einer kräftigen Sittlichkeit heimnend entgegen.
Mtcht durch Werke, sondern allein durch die £rkenntniss wird
der Indier selig; und er fasst diess nicht so auf, wie Luther die
Lslme vom Glanben^ dass dieser ntetieh der Grund der Selig*
4B8
keil ebenso aol wie der Werfte, uad die letztefeo «ae dem
Glattben folgen » eondern so wie die von den Lnliieffeiieni ver«
worÜBne Lehre: die Werke eind eehädUeh aar SeliglLdt; der
wabrlieil Erkennende brancbt nieht nvr keine Werice an'thaa«
sondern er thaf sie grandsfttalieb nicbt [S. MS. 497], Indess
schlägt die.se (iering-schätziiii^ der Werke im Veii^leich zu der
Erkenntnisse dieser itlcnlistiselir (^uietismus, niemals in Ziigel-
losigkeit lim: die Erkonntniss macht zwar die W ei ke überllüssig,
und giebt Vergebung für die begangene Sünde, aber sie gestat-
tet nickt neue Sünde,* jede sündliche Begierde verdunkeU viel*
mehr sofort die Erkenntnis« » nnd GesinDUDg and Erkennen
bedingen sieh gegenseitig; nnr der Erkennende Jcann rein seia,
nnd nnr wer reines Hera«» ist^ kann die Wahrheit erkennen.
Das stille, io sich gekehrte« von der Ansseovrelt abgewudte,
sinnende Wesen, wna sich bt der Wiseensdiaft wie in praktisehes
Leben der Indicr ausspricht, ofl'enbart ;»ich auch iu ihren Spieicu.
Lärmende, rausehende Veramuenngeo, die Ansj^elasseidieit jugend-
liehri Krad /» iiron sieb rnir selten;') am h im »Spiele liebt «ier bi-
dier die Hube uod Innerlichiceit; die starken Vulker des Westens
tmnmelo sich in ritterlichen Kfimpfen , und ihr Spiel ist der Wett-
streit der unrnbigen Kraft, — der Indier sitzt sioaeod an Sehach»
brett oder gedaakenlos am Wflffeitlsch. Das Sehachapiel ist
Indische Erfindung, nnd seine Anordnung Ist die indieche Seblacbt-
reihe; es war, wie es scheint, schon aar Zeit des Ramajaoa erfan-
den.*) Die Glacksspiele w^en von den Indiem IddenflehaftM
tieliebt, obwohl sie vom Gesetz verboten sind, und die Dichtungen
sind voll von Heispielen dieser Leidenschaft, die bisweilen so weit
ging, dass die Spieler sich selbst zum Preis des Spieiei« setzten.
Verachtung des Daseinm, besonders des eigenen Korpers, ist die
Grundlage der indischen Sitf licbkcit. ,,Diese Wohnung, deren Gebäitie
Knochen sind, und deren Bänder die Muskeln, bedeckt mit Biet and
Fleisch, ▼erbiilH mit Uautj verpestet, voll Unrath, unterworfen
dem Alter und dem Gram, seacblairen von Krankheit» eine Bente
der Leiden aller Art, bestimmt som Untergange, eine solche
menschliche Wohnung werde verlassen/' „Sehnsucht nach
BelVcinng" von der vergänglichen Weit gehurt zu den vier V oll-
komnienheiten des Weisen.-*)
„Die TiiL,(Miden sind («elassenheit, die Zunirk/iehunsj des
GcmSths von den einzelnen Gegenständen, — Beiüüiuiunt;. die
Abwendung der äusseren Sinne von denselben, — Zufriedenbek,
. die Beruliigung der Siime, wenn sie von den Gegenständen abge-
weadet sind, — Gednid, die Fähigkeit^ die entgegeageaetslas
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4S»
CloMrae, wie Kilte vnd Hitee elc., sa ertragen» BeiHMhtaiigi db
Yemeiikuiig de« Ton den Dingeo «nrSckgeiogeneii Genifitliee io de«
Hvren [der Vedenlelire]» Glaube, das Vertranea aaf die Worte
des fjebrere ond der Lefire.*'*) Etwas Anderes ist das Heil,
etwas Anderes die Lust: beide fesseln den Menschen; wer das
Heil erwählt, wird vollkommen; wer dl«» l^ust ercreift, verfehlt das
Ziel. Heil und Lust nahen dem Menschen; der Weise, sie wägend,
uoterscheidet sie, und wählt das Heil, der Thor die Lusf^)
Dass Menschen ganz rein von Sünden sind, wird oft erwähnt.
^Aber von Kindheit an hab' ich keiae ^ttnde begangen doch durch
Thon, Deokeo und Reden, dass dieses Hissgeschicli »ich traf/'
spricht die nnglflcklicbe Damajanti.'') — Hierin stfanmen die Indier
mit den Cbioesen ilberein [S. 124] ; andrerseits alier nebmen es jene
mit der sittlichen Pflicht viel emster als diese; die Idee steht ihnen
über der Wirklichkeit, und diese darf darum nie jener als berech-
tigten Macht i:e«ienüber gesetzt ^verden. Darf si< h der Chinese io
der Notli Verletzung der Pflit iit erlauben [S. 124], so steht dieses
dem Indier nicht frei; ,,iu welcher INoth der Mensch auch sei bei
Ausübung der Tugend« dennoch darf er nimmermehr sein Herz zum
Mllechten wenden; — die Sünde ist schrecklicher als der Tod.'**)
Jede Sünde Terdttstert die £rkenntniss. »Wenn ein einsiges
Gfied des Menschen sfindigt, so verliert er dnrcb diese Sflnde seine
Brkenntniss von Gott ebenso» wie sich das Wasser dnrcb eine einaige
OlTnung ans einem Geftsse verliert" — „Wenn ein Brabmanen«
schulcr seine Mannheit freiwillig verseh wendet, so steigt alles
gottliche Licht, welches ihm der Ved;i mitgethcilt hat, zu den
Gottern auf." >o)
>) Wie in WiUoni Theater d. H. U, 137. — ») Rnmaj. I, 5, 12. n. : Heinand,
MAn. p. 132. — •) Mann, VI, 75. 76. — *) Vedanta-Bara , b. Windischmnun, 1778. —
•) Ebend. 177*J. — •) Küthakü- l'pan. II, 1. 2. — Bopp, Nnlas u. D. XJLXI. —
•) Manu, IV, 171; VII, 53. — «) Manu, Ii, l>9. — M. XI, 122.
S 185.
Die iadieebe Sittlichkeit hat wesentlieh einen kosmischen
Charakter, sowohl in Beziehung anf ihren Gmnd ale anf ihr
Ziel. Ihr Grund ist die Natar und deren Nothwendigkeit, nicht
die Freiheit ries persönliclien Geistes. Für den höheren Weisen
giebt CS gar keine Freiiieit, sondern Liraham wirket allein in
dem Menschen als seineniwillenlosen()rgane[S. SSlliflnsVolks-
bewusst^ein läs.st zwar diese Schärfe des Gedankens Jiicht gelten,
und gesteht dem Menschen Willensfreiheit zu, aber doch nur in
besehr&nkter Weise and in yerschiedenen Graden. Das BOsö
etamat nicht äaa den freien Gdste, aondcm aaa der Matnr^
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■ I
460
dtten Ursprung ond Wesen ja das Unrecht ist Die Ent-
wickelnng der Natur ist zugleich der Gnuid des Sittlichen; toh
den drei Weltstofen [S. 803] Ist nur die eine rein und gut, die
untere nnd die mittlere ist der SItn des Bösen i), und dieses liegt
nothwendig in der Natnr, ist dem Mensdien ohne seine Sohold
anerschalien. Da nun die Naturstiifen im Menschengeschlecht
sich wiederholen, so sind die verschiedenen Kasten auch von
Natur schon sittlich verschieden; und während der Brahmane
im Vollbesitz der «z;eis(igen und sittlichen Kräfte ist, ist der
^ndrs seiner Natur nach lasterhaft und vermag nicht das Gute
zu thun. Es glebt darum auch gar keine allgemeine mensch-
liche PiUcht, sondern nur Kastenpflichten; der Begriff des Men-
schen Ist dem Indier verloren gegangen; er kennt BralimaneD,
Xatrija etc«, aber keine Menschen; und wenn er von der Sitten-
lehre redet, so nennt er das nicht Pflichten „der Menschen,**
sondern „der Kasten.*'^) Die Menschen haben verschiedene
sittliche Kraft und verschiedene PiUcht. lusoiern aber die Kaste
der Brahinanen die höchste ist, müssen wir die Siuliclikeit der-
selben als die hiVchste Stufe des sittlichen Lebens der liKÜer
betrachten. Die sittliche Idee bea^ieht sich in ihrer Vollkom-
menheit nur auf die Brahmanen , die andern Stände dürfen sich
mit einer geringeren Sittlichkeit begnügen , und die der Qudca
besteht eigentlich nur in der einen Pflicht des unbedingten Ge-
horsams gegen die ,,8weimal gebornen*' Menschen.
So wie die verschiedenen Natnrstände ganz verschiedene
sittliche Anlagen zeigen, so entstehen auch aus den verschie-
denen Al ten der lilieii solche Verscliieiieiilieiteii ; sittliche Kraft
und Schwäche werden den Kindern angeboren, aber in einem
anderen Sinne als bei der du istlichen Lehre von der Erbsfinde:
bei dieser bewegt sich alles auf dem geistig -sittlichen Gebiete,
dort mehr auf dem Boden der Natur.
Kbeiiso ist das Ziel der Sittlichkeit nicht ein geistiges^ son*
dem die Natur; der Mensch besieht sich vorzugsweise auf seinen
Urgrund 9 der eben die auf die Einheit zurAckgefilhrte Natur ist;
sein Blick ist auf den Boden gerichtet, auf dem er erwachsen ist,
und in den er zurflckkehren soll. Sein freies Thun bezieht sieh
viel weniger auf den Menschen als auf den Scliüpfei uihI auf die
Natur, in der er ja überall das Brahma wiederfindet; dalier HilU
sein meistes Handeln in den Kultus. Und in der Natur sieht der
Braliniane seine Mutter, er liebt sie ehrfurchtsvoll als das entfall
tele Brahma, während er zugleich ihre innere Nichtigkeitanerkea-
nen muss; er vennag es, einigen Widerspruch dabei xa ertragen.
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461
„Wie die sechs Jahreszeiten ihre KeoDzeichen von sich selbst
aonetuneDf so sind jedem bekorperten Geiste seine Handlungen tod
Natur zugesellt. "3) — „Es wies Brahma denen, welche von sei-
Dem Muode« seinen Armen» Ufiften und FdMen entspioeeteD» ihre
besoBdern FflichteD an. Die Pflichten » welebe er den Brabmanen
auflegte, aind: den Teda an lesen , ihn Andern lehren, su opfere.
Andern hei den Opfern heusnatehn, Allrooaen zu gehen, wenn aie
reich sind, und Gaben anzunehmen, wenn sie arm sind. Die Pflich«
ten der Xatrija ühid. das \ Klk zu vertheidisfcn , Allmosen zu geben»
zu opfern, den Veda zu ieseu und sich \ or den Rei/en der sinn-
lichen Lust zu hüten. Dem Vaigja ist bclohlcn oder erlaubt Vieh-
heerden zu halten, Geschenke zugehen, zu opfern, die Veden zu
leaen, Handel zu treiben, aufZIn$:cn zu leihen, das Land zuhauen.
Dem ^udra legt Gott als hdchate Pflicht aof« den andern Klassen
la dienen, ohne ihre Wflrde an beeintrlcfatigen."*) ««Die dem Brak*
maoenstande gegebenen Vorschriften sind bis in die aeltsamstte
Elebiigkeiten des Anstandest derOrdnung, der Diät etc. genau fest*
gesetzt, an talmudische Gesetzlichkeit erinnernd. Es liegt darin
der Gedanke, dass der Mensch von INatur (ieiu (ie.sctü: fremd ist,
dass er es schlechterdings lernend zu em[if.u)gen habe.
Die ausser den Kastenunterschieden dem Menschen durch die
natürliche Geburt anhaftende Sfindhaftigkeit wird öfter erwähnt, und
es beateben besondere Reinigungsgebr&uche für »,die ans dem Sa-
men und dem Mutterleibe eutsprangenen Sflndeo«"^) Ans den vier
ersteoEben [} 141] werden SObne geboren« welche dareb den Veda
erleuchtet sind, mit ScbOobeit und mitGflte gescbmtickt, reich, be-
rflbmt; sie erltBllleo alle Pflichten und leben hundert Jahre; aber in
den anderen vier Ehen werden Sohne geboren, welche grausam
handeln, Unwahrheit reden und ilie Veden hassen."
Damit hiingt es zusammen, dass mau fremde Schuld in dersel-
ben Weise sich aufbürden kann, wie man Ton einer Krankheit anf^e*
steckt wird; es ist eben hier zwischen Geist und Natur noch kein
wesentlicher Unterschied. «^Derjenige, welcher ohne Berechtigung
die Zeichen eines Standes trKgt» ladet alle Sauden auf sieb, weiche
von den diesem Stande Angehörenden begangen sind;" wer sich
an dem Badeorte eines Andern badet, ladet einen Theil Ton dessen
Sflnden auf sieb; wer den Wagen, den Stnbl, das Bett ete. eines
Andern ohne Erlaubniss benutzt, auf den geht der vierte Theil der
Schuld des Besitzers ßber;'') und ein nielnMider Krieger ladet alle
sclilf'rhtcn 'l'haten seines Anfülirer.s .uifsicli, und alle seine guten
Thaten werden io einem andern Leben diesem letzteren zuge-
rechnet''
462
') Mftuu, XU, 2ü ff. — «) Yajimv. I. 1. — Mjuiu, l, 30. — *) Manu, I, 87.—
•) Manu, U. 27 ; Yojndv. I, 13. — Manu, IH, 39— 4S. — Manu, IV, 200— SM«
■) M. Vn, 94, vgl Yujnav. I, SS4.
§ 136*
Da die indische Weltanschauung nooh nicht eine wahrhaft
geistige ist) sondern das Geistige fiberall mit dem NatfirlielieB
Terschwimmen Ifisst, so hat aueli die Sltdiehkeit nodi nicht
einM rein geistigen Charaltter; Sinaliciies und Unsinnliches
sind mit einander verwaelisen ; wo sich aber der Indier Öber <Ias
Natürliche erhebt, da verneint er es sofort, währenil der wahr-
halt geistige Mensch sich und sein Thun zwar von dem Naiui-
sein nnterscheidet, aber die iNatur nicht autliebt, sondern alsein
Product des göttlichen Geistes anerkennt. Für das consequcntc
Bewusstsein der Indier giebt es keine andere Sittliehkeit als die
vollständige Verneinimg des einzelnen Daseins 9 wie sich die-
selbe in der Askese anssprieht. Aber die populäre MittelregioD
Kwiseben dem bloss natürlichen Dasein des Mensoben und jener
eonsequenten Entsagung giebt die Welt nicht so ohne weiteres
anf, hlüt sie Tielmehr fest, und Ifisst das sittliche Leben asr
theilwcise von jenen dem natürlichen Dasein feindsehgcn ist'
danken durchdringen; und ehen in diesem Bereich popnlarü'
Sittlichkeit ist jenes unklare Verschwinnnen des Natürliclicii tiiiH
Geistigen vorherrschend; da wird als Ziel der Sittlichkeit nicht
jene asketische Weltverneinung angegeben » sondern der WeU-
gonnsswird als der berechtigte Zweck des menschlichen Strebens
anerkannt; Reichtham nnd langes Lehm gelteii als ersehntes
Ziel nnd als Lohn der Tagend in den Vedenhymnea wie bei
Maaa;i) jedodi wird der eigentlich sinnliche Genuas uheiaU
der Zügelung durch die Vemonllt empfohlen 1 selbst möglichste
Bekämpfung der Sinnlichkeit gerühmt.
,, Einige setzen das höchste zeitliche (»ul in Tiicrend und Reich«
thuni, andere iti Reichthum und erlaubte Lujst, amb^re in Tugend
aliein, andere in Roichthuni allein, aber das höchäte dut anl <l»'r
Erde besteht in allen dreien zusamiuen.''^^ — Y^Elifi BrahiHanc,
welcher Vermehruns^ des Reicbtboms ivüoscbt» verachte nicht ciuen
lüitrija ete.^^*) MDiejeoigeo, weiche uDenuttdlich dieses Gesetz-
buch bewahren y werden in dieser Welt Ruhm erlangen aod
in den HUnmel emgebeo; weoo sie nach Wissen streben, erlangen
sie Wissen f wer Reicbthum winscbt, eriaagt Reichtham, wer
Glficic, erlangt grosse« Glück ete.*««)
„Wer seine Glieder an sinnliche Vcrgnüijungen hirulct, ist
strafbar, wer sie aber gänzlich iiu idaume hält, wird hiaimh<»cbe
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46S
Wonne geBi«SMii. Daa Veriangen wird sie durch den Genuss ge*
•üilt, ao weoig das Feuer mit Butter gelöscht wird, sondem nnr
hefÜger «UVamiiit UDterdrückung der sioDlicheii Begierden iet viel
IraMier als ihre Befriedigung. Wer sich über anDliche L«st oder
Schmera weder sehr freut noeh sehr hetrfiht, der ist wirklieh Sieger
über seine Sinne." ,,Ein Bralinmnt' ergehe sich nie mit Leiden-
schaft sinnlichen Freuden: er wende alle Kraft «eines Geistes an,
uro eine zu grosse iSciptinir zu solchen FreiKicn /\\ untordrückeu.*'
— Der Trunk ist streng verboten; unwürdig ist, an den Opfern
Tbeil zu nehmen, „wer starke Getränke trinkt,"'') und unfähig, in
Indras Himmel einzugehen ^) , und die Bereitung solcher Getrfinlw
macht ehrlos«*) Die araliiscbeB Schriflstelier rfiluneD die grosse
Nüchternheit der Indier, und ihre Enthaltung tob shinlicber Lust^)
Hm», IV, ISS. 158. » <) Mann, U, 224. ~ *) IV, 1$6. — «) Tajnav. in,
8Ml »1. *) )L n, 98. ^ •) IC IQ, 16. ^ 0 ^ QX« ^ ") Bspp,
AidKk. B. & 4. ^ •)M. IT, 85. — BeinsiKl, m^n. S07.
S t37-
In Bezieliung auf midcre Mensckeii wird den Indiern
grösste Friedfertiglceit, Geduld, Sanftmutliy ^'acbgiebigkeit, Be-
scheidentieiiy HOflichlceit, Ehrerbietung vor Älteren, und Wahr*
baftigkeit sar Pfliebt gemaobti) Gaatfrenndacbaft gagen
Fremde*) nndWoIilthätigkeit gegen Arme') aind heilige Pflichten.
Feindealiebe ist unbekannt, und die Hymnen der Vedea aithmen
oft fi^ltiienden Hass gegen die Feinde; indess geben dieEfien und
die Dramen auch Beispiele von Edeliiiutli ^egeuFcinde und noch
mehr von l.interer Ehrenhaftigkeit. — Aber alle jene Togenden
ermans^eln dejinoch der wahren I^iebe, sie rulieii mehr auf äusse-
rer Gesetzlichkeit, auf Biiligkeit und Gerechtigkeitssinn, auf der
weiblichen Vorliebe für ungestörten Frieden , für die Stille der
fiirgeiüchkeit, als aof eigentlicher persönlicher Liebe* Rechte
Liebe ist nur da, wo die PeraOniiehkelt wahrhaft mm Bewnset-
sein gekommen Ist; dieses fehlt aber in Indien. Der Mensch
wnrvl nrnt als Natnrwesen geliebt, and steht in gleicher Reihe mit
den uugeistigen Natnrdingen. Nicht das Persftnlldie Im Men-
schen wird geliebt und gcachlet, sondern nur das in allen Men-
schen gemeinsam vurliandene Naturrein, das Gegentheil der
Persönlichkeit. Dass der Andere ein Zweig von demselben
Baume ist, von dem ich bin, das giebt ihm Anspruch auf Mitleid
«nd Gerechtigkeit, nicht aber, dass er eiBYon mir verschiedenes
petadDÜches Dasein hat.
Ohaehm hat bufier wenig Sin» £&r 41« OeselMiafti
464
einsam ist ilev Weise und nur mit dem Br?»linia beschäftigt; Ton
semein eignen Dasein in Verachtung und Schinerz abgewandt,
kann er keinen Werth auf die Beziehung za andern legen; je
mehr sich der Mensch in steh selbst aarückzieht, je weniger er
durch die Banden der Liebe an andere gefesselt ist, um so aiher
ist er seiner Befreiang*
Und wie die Plltehten der einzelnen Kasten versehiedea sind,
so auch die Pflichten gegen dieselben; derBrahmane ehttetse
Kuh mehr als einen ^udra; es giebt hier keine Menschenrechte,
nur Kastenrechte ; der Indier hat schlechterdins;s keine Pflicht
gegen den Menschen, sondern nur gegen den lirahmanen, den
Xatrija etc.; und was er allen Menschen schuldig ist» das ist
er ganz ebenso den Thieren schuldig.
„Niemand beleidige den Aadero, weder in HandloogeD noch in
Gedanken; niemand spreche ein Wort» welches seinen Nichsleo
. betrilben könnte; — man ▼ermeide es, irgend ein lebendes Wetm
XU betrflben/'*) — > 0ie Friedfertigkeit, die Sanffanutfa, der strenge
Gehorsam, der noch heute den Indiem nachgerühmt wird, istfw-
hunden mit zartem EhrgefElhl; der Sinn für Gehorsam ist nicht
Knechtessinn , sninJeri) weiblicher Ordnungssioo; während beiden
englischen Soldaten in Ostindien die körperliche Züehtii?iifi!r noch
unentbehrhch scheint, ist sie bei den iodischeo Truppen der eagÜ*
sehen Regierung abgeschafft.
In Beaiehung auf Bescheidenheit und Höfliddceit gelieo die Ge*
setsbacher genaue Vorschiiften; jeder Mensch aus einer oiederea
Kaste soll Ehrerbietung beseigen den Höheren; und der Säagm
' Tor dem Alteren; indess wird auf die Achtung vor dem Alter vid
weniger Nachdruck gelegt als bei den Chinesen; dem die fifkeoat-
iiiss und nicht das natürliche Alter bestimmen hier des Mensches
Werth; und Megasthencs herirhtetc schon: „Sie zollen dem Altw
der Greise keine höhere Ac}ltl^l^^ wenn sie nirht durch Weisheit
hervorragen 0) die Gesetzbücher sind über die Ehrfurcht vor deo
Greisen sehr schweigsam, während sie wohl hervorheben, dasi
ein erkennender Brahmanenjftnglkig höher stehe als ein nicht eikeo»
nender Gicis [S. 384].
mEIs Brahmane sage Immer die Wahrheit, aber er sage
Dinge, welche gefallen, und spreche nicht uaangeoehme Wahr*
heiten aus; indess soll er auch keine vortheilhafte liüne sa*
gen."*') — Die Griechen rühmen die Wahrhaftigkeit und Ehr-
lichkeit der Indier;«) ebenso sagt Marco Polo: ,,Dic Bralirulneu
sind die besten und ehrenworthesterj Kaufleute, welciie mau liuden
Icaoo; durch nli^ts kOnneo sie veranlasst werden, eine Unwahrheit
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465
2tt Mgeii, mIM wenn ib? Leben davon «bbaage. Wenn ein frem-
der Kanfniaiw« Hofcvndig der Landengesefse, einem derselben die
Besorgung seiner GencfaSfte anvertrant, ao wahren die Brabminen
seine Güter, verkaufen sie und geben redliche Ixeciieuschaft über
den Fortgang des Handels, i^obei sie den \ orlhcil des Fremden
auls eifrigste wahrnehmen, und keine lielobuiini]^ für ihre Mühe
nehmen, wenn man ihnen nicht Irciwiilig ein Geschenk macbt.^*^) — •
l>iesein Charakter den Volk« widerapricbt es natürlich nicht, ivenn
wir io den Dramen von einer grossen KnnatfertigiLeit der Diebe und
einer fast ayatematischen Auabiidimg der Dieberei lesen.
Attch dem Feinde gegenüber gelten die Gesetse der Ehrenhaftig-
keit; aelbat imKampfe gegen etnenRiesen mischen sich Bhima^sBrfi-
der nicht in den furchtbaren Zweikampf [8. 448], und dem tapferen
Feinde \vir(] ituhia iiud Ehre, und dem S( liutzüuheiidcn darf nichts
zu Leid L^eschehen.'^) Ein selbst iinlHulrK }it gegebenes Versprechen
soll heilig gehalten werden; „ist einmal der Schutz Tcrsprocben, muss
»
ergebalten werden, wenogieicfader Ausganguns Verderbenbringf
„Ein Hausvater lasse nie einen Gast in seinem Hause weilen^
ahne dass er ilim mit der ihm, gebührenden Aufmerksamkeit einen
Sitz« Nabmflg, ein Bett, Wasaer etc angel»nteo hfitte; • • wenn
der Gast ein Bralimane iat, und nicht mit geaiemender Achtnng
aufgenommen wird, so eignet er sich selbst alle Belohnungen der
früheren Tugenden seines Wirthes zu [vgl. S. 461]. Des Abends
sende ein Hausvater keinen Gast fort, denn die untergehende .Sonne
sendet ihn, und er darf nicht ohne Erquickuiis? im Hanse
ia«seu werden, er mag nun zu gelegener oder ungelegener Zeit
iBNamcD." Die Gäste mOssea nach ihrem Stande i»ebandelt wer-
den; aelbst yudraa mflsseo gastlich aufgenommen werden ; ist der
Gast ein Bratunaoe, so darf der Hansvater, obgleich seihst ein
Brahmane, nur essen, was der Gast fibrig ISsst
Es ist nicht die Selbstsucht, sondern die Entsagung gefflhmt«
wenn Mann sagt: „Man Termeide sorgfaltig jede Handlung, welche
von der UnterstLitzuni; eines Andern abhängt; al^cf man bestrebe
sich solcher Handlimi^en, welche von uns aliein abhängen; alles,
was von einem Andern nbhängt, verursacht Leid."
Derselbe Indier, der gegen seines Gleichen sanft und liebevoll
ist, und der für die kleinsten Insecten sorgendes Mitleiden hegt,
sdieint kein Geftthi filr die rechtlosen Kkssen an haben. Wird
schon der f ndra hamn wie eb Mensch bebandelt, ao steht der
Pari ah faat unter dem Thiere« Die Pariah sind von aller Obrigan
mAMiehlMshen GessUschalt ansgeadilosaen, nie mnissen fem von den
Ortschaften ihre Hütten haben, dürfeu nicht aus dem Brunnen eines
Ji. sa
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4M
Miera icMpfeD, «ad Um eigoeo Qnellan wMmM «v Wammg flir
Andere mH ThlericDoebe» elo^fAMC fleh. Ve? einem Brahmteeo
muas er schon von weitem sich /.urückzieheii , denn wer zufallig
einen Pariah berührt, seihst ein f udra, niuss sich durch Badeo
reinfs^en: er darf in kein Hans einrs indter«? eiutreten und nicht aus
dem VVassergetass desselben trinken; uuü kein iudier würdo einen
in Todesgefahr schwebenden Pariah zu retten sieb nnterfangen.
Jeder Europäer gilt aUi Pariah; und die iodiechea Diener der fiog-
ISader koefaen eleh ininier ibr Eaaeii abfeModerti und weiM eio
Fremder Ibrem Heerde nabe keaunt, werfen sie, aelbet Un grteetao
Hnnger» das dadnrcb mpeatete Eseen forti*) Ab ein knibver-
hnnf^ertes BetteHrelb wen einer EnglSnderin ein Stflck Brot crbielt,
brückeite .sie von dcnisi'Ihen sorgfuUig alles ab, Hab et»a von der
Unreinen berührt sein kunnte.
>) Manu, n, 119 £f.; 1&4; X, 63. — •) Manu, IV, 29 ff.; Tajnar. I, 107. ff.
— •) Manu, IV, J26 ff. — ♦) Manu, II, 161; IV, 238. — ») Orlich, ReU«,
I, aee. 268. — •) Mt-g. fragm. 27, 9. — ^) Manu, IV, 138. — ») MeKasth.fr.
27, L — •) Marco Polo, III, c. 22. — »•) WiUon, Th. d. iL I, 142. -
11) Ebeiid. n, 182. — >•) Ebend. I, 274. 276. — Hricfachik. in WÜmo*!
ThMter d. H. i 900. — > •) Mann, IV, 29 ; m, 100. 104. «*) K. HI, 107-^111.
IL IT, 197. — »0 taamt. BiiM, I, 47. — ••) Orücb, Bukt»
I, IM. «77.
Eben SO hoch wie den Menschen, zum Theil selbst hölier,
mnss der Indier alle Naturdinge lieben und ehren; sie sind
dem Menschen ebenbürtis;, sind Fleisch von seinem Fleisch,
und tragen ebenso wie er das Jürahma in sich, wie sie ja auch
in der Seelen waademiig vdUig in das Bereich des menschlichen
Lebens hineingcsogeo werden. Alias Natnrsein fordart die
aarteate Schomug^ und eia Brahnane soll auch niehl dne
ErdachoUe ohne Grund aerbreolieii. i) Ein Thier darf eigendldi
nur anm Opfer get94ltet werden 9 vad wn solches Fleisdi» too
welchem den Göttern gespendet worden , darf gegessen wer-
den. Die Gesetze wurden spater immer ütrcnger, und sclion bei
Manu wird Enthaltung von allem Fleisch als besonders fromm
gelobt; indess wurde dies.s nicht p;efordert, nnd nur von den stren-
geren Brahmanen , natürlich vor allem von den Asketen , aus-
gefibt. Irgend ein Thiery selbst das geringste, zwecklos tödtea»
ist ein sdiwer an bfissender Fre^el^ und den lebenden Weaea
wohltlMDi eine hohe Togead« Diese airtliche IM» des Indien
wä den Nstorwesen aehrt aber seme Liebe wini Measdien bedea-
tend auf; er hat die Blensdieidklassett ndt den Natarweaen baat
gemischt, und die niedrigsten Menschen sind ihm nur noch
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4OT
redende Thier«, Besonders heilig gehalten wurde die Kuh,
ein Srotibild der Fruchtbarkeit, die Helferin des AekerlNiueSy
die ÖpeAderiu der zum Opfer dieneudeu Butter.
„Kein Leid anthaeod den lebendfgeD VVeaeo gelangt man
n dkm huebsten Ziel"*) ,,Wer euen £sel, «io Pferdt eia Ka-
ned, €iMO Hinrah, «Im Ekpliavt, etae XAtge, «i» Sctef, aiMn
FiMii, «Im fifriihiige ote «Imd Biflel «Mal, wird mit Abs-
•Ii— Bg in eine aiadrige Kaste bestraft;^' „da laseot, «iaen
Warn «der eiaeo Vogel tMten ist eine dem Diebstabi gleichste-
hende JSüntie.***) „Wer Thicre gegen die \ orsclirift tudtet, wird
so Tiele Tage in fürchterlichen Höllen wobnen, aU das Thier Haare
zählt."*) ».Wenn man einen Gast empfangt unter (Uw verordneten
CerenuiDieQ und wenn man ein Opfer bringt, darf man Tbiere seh lach -
Im» aber nicht bei jeder anderen Gelegenheit; kein sweimai Ge-
isiaer darf irgaaA eiaea Mard aa eiaem Tbiere begdiea obae die
Verseliiift der Vedea, selbst aicbt im Faile der Netb; wer bein
lebeDdea Wesen gefangea failt oder tOdtet, «ad daa Wohl aller
Cfeatarea erstrebt, geniessl danernde GIfickaeligkett««») TOdtung
TOD Tbiereo erfordert schwere Bassen; für einen gctüdteten Papa-
gei muss der Schuldige an die Brahmanen einen zweijährigeii btier
geben, für einen Habicht eine Kuh etc.jo) „wer tausend kleine
Thiere getudtet hat, welche Knochen haben, oder eine ü.arrc[]-
iaduDg voll knocbenloser Tbiere^ muss diesellie Busse thuo wie liir
des Mord ehies (udra.**'') Wer an der Tudtung eines Tbteras aaeh
aar mitfenit betbeiligt ist dareb Beibillb oder Beiatimmmg oder
Kaif, mass taelbe Bosse tfam. wie der, weleber tftdtat«) ^
Wbsd die Criechea bericbitea, dass Ftirsteo grosse Jagdea abbiel-
teo, so besieht sieh diess aualdwt allerdings nar auf den Faag von
Elepbanten und auf das Tudten von Kaubthieren, indess erzählen
die Dichtungen doch oft genui? auch voti Jagden aul Kehe, Gazellen
und andern harmlosen Thieren, bisweilen mit tler Rüee de« Un-
rechts. >') Die Strenge des Gesetzes wurde also wohl nicht immer
beachtet. — Marco Polo berichtet von den Indierri, ,,ste berauben
kerae Creatur ihres Lebens, selbst nicht eine Fliege, eioea Flob
oder eiae Lsas, deoa sie glaabea, dass sie eise Seele babea.^
^Jler awelmal CMborae ealbaite aidi jegUcber Art des Fleisebes;
wer beb Fleiseb isst, erwirbl sieb Liebe ia dieser Welt, qd4 wird
fea keiner Kraakbeit belallen. Es giebt «ater dea Steiblidma bei*
oen grSsseren Sünder als den, der sein eignes Fleisch zu vermebren
sucht durch das Fleisch anderer Creaturen, ohne vorher die Manen
ond die Gotter zu ehren. Derjenige, welcher hundert Juhre iiin-
doreb jilirlicb das Rossopfer bringt« aad detjeuige, weicher sein
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468
Leben lant; kein Fleisch isst. werden j^le'ichen Lohn (ilr ihr Ver-
dienst empfanden, Es wird niirh im .ludern Leben dasjenige Wesen
auffresseu, desaeo Fleisch ich hier C£»se. ist zwar nicht äüude.
Fleisch ca eMen,. . die Neigung des Menschen fuhrt dahin, aber
«ich dessen zu enthalten, ist verdienstlich/*") kana ädi
nicht Fleisch ▼erachafTeD, ohne den Tbieren Scfaaen wa bereiten,
«od die Tedtan; eines Thieres ▼eracMiesst den Zugang nu GlOdc-
neÜgkeilt dämm enthalte man sich Tom Fleisdk^^i*) „Ein awei-
mal Geborner darf Fleisch essen, wenn es snm Opfer gespendet nnd
durcli die (icltete geheiligt ht, oder wenn es Brahmancn ihu
beissen, oder Ix'i religiösen Cerenioiiiei) , wnnn das Gesetx es vor-
*?chreibt, oder wenn sein Leben in Gefahr is^t. ' i») — - Schlarhtereien
sind unehrliche Orte , nnd von einem Schlächter darf ein lirahmane
nie etwas annehmen, i^) Zu Marco Polo's Zeit assen die Indier
awar Fleisch, das Sehiaohten aber tlberliessan sie den Mnhi-
nedanern.i^)
Ein Brahmane darf nie eine Kuh in Trinken stOren, nie auf deoi
Rücken eines Rindes reiten , darf eise Kuh nie mit ungewaschesea
Hfinden berühren, und ,,nie beleidigen seinen Lehrer, Vater . . .
und die Köbe. — Eum Kuh oder einen Brahmanen betrügen
Ist gleiche Sünde. — fn manchen Gegenden verüben die voo
Niemand gestörten Aden den polizeiwidrigsten Unfug in ungezügel-
ter Ausgelassenheit, decken Dächer ab, tirecheo die PflaaiCD
ab et&, und Niemand wehrt ihnen ; sie essen gemeinsam mit den
Kindern. SO) — Aueh Sehhingen sollen geschont und geehrt wer-
den der Cffund ist aweifelhaft; Vemmtlningen liegen nahe.
Die Thiers werden aber aneh gepüegt; fromme Biahmaaeo llt-
tem die Aber den Weg Inriedieoden Ameisen mit SSncker;^«) in Sa-
rate sab Niebuhr ein Hospital für alte und kranke Pferde, Kfibe,
Schafe, Kaninchen, Hfibner, Tauben etc., welche bis an ihren Tod
darin gepflegt werden sogar zahlreiche Krokodile werden in
Teichen sorgfaltig gepflegt und mit Ziegen etc. gefüttert 2^)
„Wer tragende FruchtbSume, Str&acher, kletternde Pflanzen etc.
abschneidet, mn^^s hundert Crebetc aus dem Rigveda wiederholen;
wer ohne Zweck Pflansen, welche von seihst in einem WaMe
wachsen, aosreisst, soll einer Kuh einen gaonen Tag lang folgen
und nur Ton ihrer Blllcfa sich niliren;'*^) und gerühmf wird der
fromme Brahmane, der, „pflfl«^ er eine Bbme nur, den sartea
Stengel an sich zieht behutsam, um ihn nicht rauh der Bliithe zs
berauben, der niemals mehr als eine abbricht nnd unberiibrt die
jungen Knospen !a8st."'<^) HocbjHietisch ist dto z.irt)5rh«f* liicbe rn
der Natur in der /Sakuotala geschildert; äakuntala bat «Ue Bäume
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46»
der Einsiedelei „lieb wie eine Schwester," und sie c:Iaiibt sich
selbst zu veri^essen, nenn sie ihre [iluim n vergässe; und als sie
Abschied nimmt von ihrem Andacbtshaiae , „sie, die niemals daras
dmebte selbst 2a trioken, wenn nicht Bie [die Biuaie] aUznmal ge<
tmiBMi hatteo, die, eimrolii sie gani skli aebmOcIite, d»eh m
ZIrtlicUcelt fllr sie sie aidb ehieii Zweig gebmdben/' traiiert a«cli
der AeilftcbtebeiD; »den Beb entftllt der Bieeee Cime, die PfaeeD
bSreo aef sn taue», imd von dea Seblinggewlcbeen fallen gleich
Thränen gelbe Blätter ah;" and trauernd hält ihr Gazellen weibcbcn
die Scheidende am Kleide ie.st.-''')
•) Manu, IV, 70. — •) Manu, VI. 75. — ») Manu, XI, 68. 71. ~ ♦) Yaj-
M7. 1, ISO.— •) Manu, V, 41 — 4r.. — •) Maou, XI, 132 f?. — XI, 140. —
•) M. V, 51. — •) Mcgasth. k&gm. 27, 17. 18. — '«>)». B. Sakuntahi v. Meier,
8. 6. — >») Ebcnd. S. 8. 33. — »«) IkL Pulo, III, c. 22. — '») Muuu, V,
49—56. Ä3.; vgl. Y^nav. I, 181. — ") M. V, 48. — »») MftllQ, V, 27; vgl.
T^nar.I, 179.-- <•) M.1T, 89. ^ ^0 MaMoPolOp m, e. S9. — <•) Mina,
IV, 59. 7«. 149. 16S. — >•) WOwB» Tbealer d. H. I, 145. — Otlkh, BriM»
n, 147. — *«> ICsM, nr, »Sr U6. — ••) OrUcb, I, 6«. — Klsbohr,
BeiKbeMbr. u. Arab. U, 72. — *•) Orlich, I, 83. — •») Manu, XI, 149, 144. —
**) WilMO, Theater d. JL X, 948. 950. — •*) Sak. t. Meier, S. 18. 77. 80.
Dae Familienlebea.
§ 139.
Uie Frauen Imbeu zwar eine viel höhere Stellung als bei
den wilden Vülkern; sie sind nicht mel^r flie SlLlavinnen ohne
Beeilt und Sebiitz, sie heben vielmehr den Sohuta des Gesetaes,
haben Theil am Knltui» können, aneh Spenden Ar die Ver*
slorbenen nnd ftr die Götter bringen, sind nicht vor den
Mtmieni nbgeeperrt» nioht von der freieren Geselligkeit
geschlossen, und erscheinen auch ausser dem Hause nn-
verschleiert ; ^) Achtuns: vor ihnen und rücksichtsvolle Be-
handlung derselben wiid von den heiii*i;en ^Schriften empfohlen
und gefordert, ui»d vieleßeispiele zarler Liehe und Anerkeiniung
der edlen Weiblichkeit geben die Epen und die Dramen ; — dcn-
eoch aber ist ihre Stellang in der Familie und in der Gesellschaft
noch ein« sehr untergeordnetei die hohe Achtung der deutsohen
VdUc«r vor den Ffanen findet «loh hier nicht; «urlere Liebe er-
•eheint erst in späterer Zelt; die alten Hymnen kennen nnr die
sinnliche Liebe. Dem Gatten oder den Brüdern an strengetem
Gehorsam Terpflichtet, bleiben die Frauen ihr Leben lang un-
mündig, dürfen selbstständig nirgends auftreten; ja bei Manu
werden die Frauen uüt einer aulfallend ärgerlichen Gering-
seh&tuiog behandelti sie sind da die stet« xiun Leiohteian und
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zur Üppigkeit geneigten VerfülireiTnneii der Männer, vor denen
sich diei»e sehr in Acht zu nehiuen haben; sie sind die AnstiAe-
rinnen des meisten Unheils, haben wenig sittUohe Festigkeit,
lieben nur Mussiggang, Spiel und sinnliche Lust, sind selten
treu und müssen darum immer sehr sorgfältig bewaclU werden;
die VedenkejmtBlM toli ihneii TerschlosaeA Meiben.
jBDgftevon wmm tan goMÜ^iea ÜBgMgB mjtMimwni «rar
nidit entiogen, aWr Ar «McUekBdi galt m fiir «ie, nit Miwen
vidi »t sprecheD; und In dtmDnm&a vemaidin «ie mükH mit ihm
Geliebten ohne VennitteloDg zu reden. VerMmAele Wtnm
ivaren in dem Urogaoi^e mit Mlnnero weaig behindert.
Manuls Mtsstraueii sprirlit eiidi olt unzart aus. .,MaD mnss sich
bemühen, die Weiber vor sehlechten Neigungen zu bewahren;
wenn sie nicht überwacht sind , so bringen sie Unheil über ilic Fa-
milien."') „Weiber sind von ^atur inimer zur Verföhroog der MiMMi
geneigt; wahrlich , ein Weib kuo nicht nur einen Thoren, eonden
selbst einen Weisen vom rechten Wege ebsiehen end ihn ser U-
denseheft entBsnmien; daher mm» dn Mann selbst nicht mit seher
nächsten Venrandten an einem ehwamen Orle sitaen/'f) Umbu
vergleicht das Weib mit dem Acker, den Hann mit den Saam;
die wachsende PlSanze gleiche aber dem Samen und nicht dem
Acker, jener also sei die Hauptsache.^) .,Ein MSdcheo, eine Jmig-
frau, eine Gattin soll niemiils etwas nach ihrem eignen Willen thun,
selbst niclit in Ihrem Hause. Während ihrer Kindheit soU sie
von ihrem Vater abhängen, während ihrer Jagend von ihren
Manne, md als Wittwe voo ihren Sühnen; ein Weüi darf mt
sich seihst nach WillkOr leitae.«'») MeikmMg ist Uesbei, du»
die Venchrill des KeBg4ii-tse last wOrdioh daitft «MreiasIhMBt
[S. 185]; es kann diess sohwerlich anftUIg sehk ^ b BeaiehBif
auf das CMslesieben werden die fVaven hi sptteter Seit mit des
<^udra anf gleiche Stufe gesetzt: ,,die Weiber und die ^udra haben
kein Recht an den Veda; sie erlangen Brahraa's Keontniss nur
darch die Puranrxs und ähnliche Bücher."'^) —
In den Dichtungen erscheint die Liebe oft in der zartcistenliie*
statt, mit fenrigster Oiuth vereint; und diese gemfithvollen . an die
flrfttelalterliche Minne erinnernden Klinge hüden eiaen grellen €«e-
trast gegen die kaüe, ate Weiblichkeit gerhigsehitoendeVwUadss
fiehtnng der Cesttohicher. Indese »Isefat sich in jene »uten, slk
ffetaend geseUiderlen Gefthle anch nanchmit ein es siaik skm-
HcherSeg, das« unser Cl<rf)fthl davon veiietat sich abwendet: nad
das ist der grosse Unterschied von der Minne des christlichen
Mittelalters; in dieser ist die Liebe hoch emporgetragen von der
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religif^sen Idee, i^t in verklärter Reinheit oft fast der Erde entrückt,
— die iudi«M2lie Liebe bewegt «icb aiu»j$erbalb der Religion, welche
Hr sie keiaeo Rami gewährt, ist rcioe Natur, — darum aber auch
la stater Cielbhr, ans deo huchsten HSbeo de« &urtgefuhU plCtsUcii
die «flMiiMta fimücMwil ImalMHUtlliMn; die Indwcha Uebe ist
«fiie iMot acfattlcnide StäS&Mmae^ die awi den lieUieliateD Farben-
epiel angeoblUdieb ie eineD edbMtiigee Tiepfeo aaeammepflieMt
Der Verwurf übrigens, den man den ladieni so oft gemacht,
dass sie in Wort und Bild das Obscüne liebten, gebührt um dem
spätesten. geHunkeneii Geschlecht; die syrnbolischen Bildwerke an-
stosiiiger Art sind alle dem älteren litilien fremd; und oft scheint
aelbst des Beschauers i^ohÜduiig das Obacuae erst gescbaffea
av haben.
^) YiynsT. I, 86. 253. — R^inaud, Mem. sur 1' Inde, p. 233. — ») Manu, IX, 5-
— *) M^nt!, n, 213. — ») M. IX, 33. — •) M. V, U7. 148; Tgb YnjiL 1, 85. — ') B«
Barnoof Bhaj^vata Furana, pr(U» p. 20.
f 140.
Bei der Ehe hat der brabmaBkiche Indier wie in seinem
gaiizcii praktischen Lebcii einen zweU'acheu Standpunkt dei Auf-
fassung. In der vollen Schärfe der indischen Idee muss der
Indier die Khe jedenfalls als etwas l'nreclitnnissiges zuruck-
weiaeiiy denn durch sie wird die Welt der Unwahrheit anerkaiiBt
wmd yermebrt; aller Kult will ja daa wirkliche Dasein iu seinen
Ursprung zurückrollen und aufldsen , die £be aber hält an der
WaMiait dea eiaaeliien Daaeiiia ISatt aod wiU aeoea Daaein
acfcaüan» Datan wmm folgaviobtig der firomma Aaket aaf die
Ehe ▼eiaiahten, mnaa Gatda und Kinder iHr inuaar ▼erJaaaen*
Aber die Wahrheit wird nicht mit einem Sehlage gewonnen ;
sie wird nur durch verseliiedene Stufen hindurch errungen ; da&
Entsagung&leben tritt erst anf der letzten und hüchstenStufe des
frommen Lebeni» in sein volles Recht, auf den vorhergehenden
gilt noch nicht die volle Forderung der Weisheit; da hat daa
FamiUenleben noch seine rechtmässige Geltung, aber eben nur
eine yoriibergehende« Auf dieaen früheren Stufen des llaila-
wa^aa gib die £ha aogar £nr ame holia aad hciliga Pflicht» und
eiaea Solmea Eraeogaag ala daa hlkdiala Erdenglualc« In dar
Voilialla za dam fileiligthnm der hOohaten Brahmanenweiaheit
haben noch die Götterbilder der Familienfreude ihre Altäre.
ist einmal als eine vorübergehende Stufe die iuhc zu Hecht
anerkannt, so tritt im Geg^enaatz zu der höchsten Einbeits-Idee
der andere Gedanke in den Vordergrund, dass die Ehe ja eine
Wiadaiäolaag dar Walteneagiiag iat. Wia £rahiaa aaa aich
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selbst herausging, und in der Wek eich wieder eia^lc» loer-
zeugt der Vater sieh selbst im Sohne wieder. Diesen Cfedanken
nimnit der Indier sehr enist, und durch iliii einpfanfi,! die Kiie
eine li<die , last sacraiiieiiiale Weihe. Der Sühn veriialt nith zum
Väter wie die Welt ziidott; und wie dicWelt das Götth'che selbst
ist, nur in einer anderen Form, so ist in dem Sohne der Vater
selbst von nevem geboren, und wird so in fortgehender Ge*
' schlechtesfolge unsterblicli. Der pantheistische Gedanke klingt
aaeh sehrhell in demBegriff der £he wieder. Selange der indier die
Welt noeh als wtrkHeh ansaerkemien vemagi so lange hat ihm
anch die Ehe eine heilige, die Weltenengong in sich trageade
Bedeutung; und die indische Weisheit gestattet die Anerken-
nung der Welt dem, der noch in den Jaliren der Juii;endkraft ist,
gestattet ihm, von den reineren Freuden des Daseins zu gemes-
sen, — aber in den Jahren der ^er( iften Krkenntniss muss jedes
farbige Bild des Lebens fallen vor dem Gedanken dessen, der
dem leeren Räume gleicht» Die durch den religiösen Grundge-
danken Aber die Ehe ausgegossene Weihe giebt» in Verbindang
mit der dem Indier eignenden Gleniäths-Innlgkeit, dem FamiiisB-
leben eine hohe WtanCf und in den Dichtangeu spiegelt sieh cA
die aarteste Gatten- nnd Elternliebe.
Fortpflanzung i^t erhabene Pflicht, so sprechen die Brahnt-
nen."*) ,,Der Vater, welcher nicht v^rmRhlt [die Tochter*!, ist ta-
delhaft, tadplliatt flpr(«atte, welcher nicht nahet [derGattiii | : und
wer seine Tochter nicht zur Ehe giebt, der ladet bei jeder oiunat-
lieben Reinigung derselbeu die Schuld eteer Tedtmig der Leihet*
firucht auf sich.*)
f,üor Vater zahlt im Sohn die Schuld, crlnni^l in iiiin Unsterblichkeit.,
Wenn dnea Bciigehoram Sohl» l«bend'<!:cs Angcaidit or adinaC.
So Tiele Luvt flr die todwpfe die Brdc gicbt, dw Twnm giebi,
So vielo IiBtt die WoMor glÄt^ — sock maivo bot der Tttac im floks.
Der Mann geht in die CSottin ein nnd rabt nla Keim fan Nnitonehooaa,
IJnd wird von ihr als neuer Mensch im sehnten Mond zur Welt gebnclli
\ur dann iat wirklich Weib daa Weib, wenn er in ihr f^cborcn wird,
Das Wesen Ist erneut , nicht neu , das sie in ihrem Schoosse trägt.
Die Göüer haben «ie <lio weif^m . mif irrrtfisen Ehren nM«<?^'PsrhmÄek|;
Die Götter sprachen zn drin ,M;inri: v;<'luirrn null slo dirh lOrt.in,
Die Kinderlose hat kein UetiU liii, das fuhlcti \\ oh\ diu I iilcrc dcIbsL
Und daher kommt ea, dass der Sohn dieiMutter (ludälcUwxster überragt**^}
„JHm [Iq den Meefloben eingegangene] Unreeen ist xdefet in
Manne der Urketm oder beftvehtende Same, welcher die aea allMi
GHedem den Leibes gezogene Wesenheit Ist. Weno er Uhi aaa*
giesat b das Weib , dann bringt er hervor jeoeu Keim, und so Ist
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478
dessen ert»te Geburt. Der Keim wird eins mit dam Weibe, md
seiend wie ihr eigoec I<eib y zerttirt er ale nicht Sie pflegt iiobe*
voll de« MaoBM eignes SeUmt» so aii%eneinMn in eie eelbei; und
dm ele ihn «milirt, nnMe sie tittiicfa gepflegt wefden.^) jtUae
nur ist ein voUkomnener Hann, weUer ane drei Penwnen lie«
niebt, ana aich aettiat» aeiner GMn and aeinem Sohne; der Mann
wt mit seinem Weibe nur ein und dieselbe Person/''')
Kulthoff, jus matriTHonii vot. Tmloruin. ih29. — "^^ S?i\vitri. I, 12 (B(»pp). —
*) Ebeutl. I, 32. — ■•) Yajuav. I, 6-4. - - *) Aitnreya- Bralmuuui, VII, 13. v. U<.»th in
Weben Ind. 8tua. I, iö8. — *} AiUre) a-iUooj. b. Wind. S. 1588. — '') Maou IX, 45.
§ 141.
Die dnrcii atrengea Verbot voii Verbiadimgen «nler Bähen
VerwaadteD vor chleriadber VerwiMernng bewahrte Ehe, — in
welcher die Vielweiberei erianbt» aber nieht dae GewöhnUehe iat,
— Übst die Frav Iceineeweges in der ehriatlieheti Bedeutung der
Persöiiliclikeit erscheinen, sondern als fast unbedingtes Eigen-
thüin des Mannes; das oii erwähnte Bild des Samens und des
Ackers [S. 470] giebt das Wesen der indischen Ehe; der Ackei
ist nur um des Samens willen da, und dieser allein hatLebeu
und Werth; und nicht die Fraa, sondern nur der Mann wird im
iÜBde wiedergeborea. <) Die geistig niedrige Stellung der Frau
geht aehoa aoa dem gew5hnlichen AUaraTerhAUnias der Galten
hcrror; 9,ein dreissigjähriger Mann aoU ein M&dehen von awölf
Jahren hevathen, and ein Mann Ton Tienuidswanzig Jahren ein
Mädchen von acht Jahren acht Jahre aind das gesetzliehe
Alter desM&dchens beim Heirathen, aber „einem jungen vorzüg-
lichen Manne von angentlimem Äusseren darfein Vater seine
Tochter schon vor diesem gesetzlichen Alter zur Ehe geben. '-^l
Die Ehe ist ein rein bürgerlicher Vertrag und ruht ganz
allain anf der Übergabe des Midehena doreh ihren Vater oder
älteaten rotonlichen Verwandten an den Rfaan« oder aaeh aar
anf der gegenseitigen Einwillignng; die religiöse Einsegnung ist
eine Neliensaohe; die Ehe and die BeiacliUferei Tersehwimmen
in miaader. Darin aber wird die Wtrde Weil>ea geaehtet»
dass der Vater für seine Tochter wohl Geschenhe, aber keinen
fCaufpreU nelimcii darf, nnd dass die Tochter, welche das ge-
setzliche Alter bereits um drei Jahre überschritten, auch selbst-
ständig einen (intten sich wählen darf; nur darf sie dann aus
deni elterlichen liause nichts niitnehnien.'*)
« DieKasten mässen streng beobaehlet werdea, and die e r s t e
vop afcahfflfftn GattiaBaB soU unnar aaa deiadbaD Kaate aehi.
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474
nur die folgenden dürfen aus niederen Klassen sein; wenn ein
Braliinane ein ^udra-Mädclicii zur ersten Gattin macht, so ist
er aus der Kaste ausgestossen; ) aus einer höheren Kaste als
der des Mannes darf die Gattin nie genommen seu!» und reibst
ein König darf keine Brahmaneiitochter freien«
Vielweiberei findet aidi «cImni Iii den Hymoeo des Rigveda.«)
Bei Mana ist meist mir von einer Fien die Rede« «ed er empieMt
dem Bfssoe, ,»er sei Immer mit ilir aliein sn&ieden;^'') aneh Hsico
Polo sagt, dsss die Bralimsnen sehr keusch seien nnd snfrleden m
Besitze einer Wen.*) Indens dnd gesetiUeh mehrere Frsnen g«-
i«tattet, urjJ weuii diese aus verschiedeneo Kasten sind, so sollen
ihre Behandlung und ihre und ihrer Kinder Rechte nach ibreniRang«
Terschiedci) sein;*) überhaupt scheint bei mehreren Frauen Vcr
8chiedeabeit der ivasten, alc^o auch eine über- und uotergeordoeie
Stellung derselben am meisten empfohlen zu sein; der BrahaanQ
kann dann vier» ein Xatrija drei Frauen haben; der (ndra nsM osr
eine Fun, nsMrüeh ans seiner Kaste h«i»en|i«) Wenn eise
fndfsffMi flSr einen Bfann «in höherer Kaste sodi erhMhl ist, m
wird sskhe Ehe doch nicht gern gesehen.
Das in der epischen Safte Torkonmiende Beispiel Ton VielaSs*
nerei, indeiu dieDraupadi die idiii i^andav a-Brüder genieinsamer
Ehe hatte, gehurt unzweifelhaft nur in das Gebiet der Mytben-
phantasie; und reihet die Sage sucht dai> Widernatürliche dit^eü
Verhältnisses dadurch zu miidero, dass sie der Bcasipadi jedes der
fOnf Bffäder für den fünften Theli des Jahres als ansschUesslicbeo
Galten gewährt, nnd dieselbe nvlscfaen jedem Gnttemrechssl drei-
nml durch ^n Fener gehen Utast, wn sich for der Bintechnndssn
bewahren.»; Dsss hei 4m, dem ichten Indierieheo sehr eni-
fremdeten Sikhs jelat FiUe TSchesHieD , dass mehrere Brider ciie
Bnhlerio, — denn Ehefrau kann man dies« nicht nennen, lyesitzeo,)*)
gehört gar nicht iu da^» Bereich iiidii>€hea Lebens, und ist wahr*
scbeiDÜch ein von den Indo- Skythen [§ 160] geerbter Gebrauch.
Verboten ist die Ehe und jede Vermischung mit der Scfan csfter
von derselben Matter, mit der Tochter von des Vaters oder der
Matter Schwester, mit der Tochter von der Mntter Bruder« nmli
einem hestfanmieren €knete die fihe eines Mnnnas mil VerwiBÜM,
„dte Tsn neinen Vorfiüuren der Hteriichen oder irtttlMikhes Ms
Us ins sechste Glied abstammen oder denseihen Namen mit
ihm Mren. »)
Bei der Schliessung der Ehe soll aneh die Reiheuibi^^e tler Gt-
«chwister heobarhtct werden, nnd wenn ein jün^rer Bru<ler rniht i
aA« seni älterer heiiathet, so werden b^nk von der Thcilnabnif an
Digitizca Ly Gu^.' .
m
den Opfern ansgeachlossen; eben diess gilt von einem Mädchen, die
vor der älteren Schwester sich verehelicht. Die Sitte, dass die
Mädchen noch als Kinder verlicirathet werden , cjilt noch jetzt all-
gemein; die Männer wollen sich dadurch ihrer Junglräulichkcit ver-
sichern; es kommt vor, dass siebenzig|ilirige Greise mit vierlib-
rigen Mädchen eine Ehe sdiliessen.
Die Geselsbidier geben eebt Aften Ton Ehen ae, von denen
eber die svrei leisten der Brabmeneiihsste verboten abid; die vier
enrteB Arten anterstiheiden tkk ner wenig voa etoanderi der Vater
wiMt da selbst den Bräntigaro , und fibergiebt fbni seine Toditer
nnter bcätimmten Feif*rli( Ijkeiteii ; er stattet sie aus, cmpfaugt aber
hücli(ens einige Rinder zum Geschenk. Die fünfte Weise der Ehe
besteht darin, dnss der Bräutigam sich da« Mädchen iVei wählt, und
ihr und den Eltern reichliche Geschenke nach Vermögen giebt.
^ Die sechste Weise, „die Vereinigung etoes Mädchens und eines
JangUags in Felge gegeaaeitigeB Wnaaehea, lieiaat die Gaadlmrver-
Sbe; aaa dem Verlaagea eatsf^niagan, hat aia die Freadea der
Liebe aon Zwecke der viteilidie Segen iat dabei Neheaaache. »)
Aia rncUaa geÜea die aarei leistea Arten der Ehe, „weaa ama eia
MiddieD mit Gewalt aus dem väterlichen Hanse schleppt, nachdem
man die sich Widersetzenden getodtet oder venvundet« und
wenn ein V erliebter heimlich das schlafende oder berausdite oder
wahnsinnige Mädchen umarmt/' Ffir unwilrdig wird es erklärt,
wenn ein Vater för die Verheirathung seiner Tochter auch nur
das kleinste Geschenk nimmt; eis solcher sei ein VeikiaHir aeiaea ^
iüadea; aar die Oherreichaag ehiiger Riader Iat geatattet.**) —
M der Hochseit fladet aielat eiae Eiaaegaaag aad ehi Opftr atatt,
aai das CttOck dar Oattea an aiehm; Meaa Iat die MMgUl der
Ehe aar vsa der vevtragamlsBigen (^rgalM der Braat dareh dea
Vater oder dessen Vertreter an den Bräutigam , und hei der Gan>
dbarver-Ehe nur \ori der ge^nseitlgen Einwilligung abhängig;^*)
bei gefallenen Mädchen sind Einsegnungen untersagt. ^2) Manu be-
handelt die Eheu unter dem Abschnitt von den Contractu Verhält-
nissen. Aus der ganzen Darstellung geht hervor, dass der Indier
keinen wesentlichen Uotersdded zwischen der Ehe aad der aatdr-
ÜdMa Oeachlechtaveibiadaag MM^t«
1a der Regel wihlt aidht daa MSdchea Irel, aaadeia der Vater
gielit aia daeai Maaae, ohne ale areüer an fragen. Aasest deai ge-
seCalMi besthamten Falle, dass eine Jotigfiraa 4rel Jahre nach ttirer
Mannbarkeit ilie freie Wahl dejs Gatten erlangt, durften auch in älte-
rer Zeit, seihstnoch in der Epcnperiode, vornehme Töchter sich selbst
den Gatten wählen; die Freier wurden su einem Feslmabt geladen,
i^iy u^Lu Ly Google
476
bei wcichetü <las Madehen iltrcni Ervväblteo eiiicu Kränz um den
Nacken wart' (Nal und Uaiuajautt). '^^)
») Mann TT. — ») M. IX, 94. — ») M. TX, 89. — *) M. TX, 90; Yajnar.
I, 64. — •) M. m, 14—18; YAjnfiv T, 56. — •) Eijfv. I, h. 105, 8 (Rosen). — ') M.
Hi, 46. — ■) Marcorolo, III, c 22. — ') M. IX, P5. 149; Ynjnav. I, .')7. Mmd,
ni, 12; Yiynav. I, 57.— »') Boi.p, AKlsdi. K. p. Xlü; Draap. lU, 5. ~ Baldaw,
Rwhrcib. etc. 1672, S. r)4f>. ^ ' ) Oilirli, Krise, I, 176. — Miinu, XI, 58.
170 — 172. — M.1UU, III, 5, Yajnav. 1. :»3. — M. III, 154. 160. 171.-
Sounerat, Rebe, I, 57. 58. — ") Manu, III, 20 — 34; Y^nav. I, 58, ff. — »•)VgL
Saktint. 8. 60. — •«) 1^ ni, 51. 6S ; IX, M. — •>> IL Y, IM* — IC VUl, SS€.
» «>) WQfQii» TbMMr H. 1, 396.
S 14«.
Ab Muster der indischen Ehe mu^s die der Brahmaueii
betrachtet werden ; da sind »dion Där die \\ abl der Gattin sehr
bestimmte Varordoangeii gegeben, und die Gesetze sorg;cn nit
Canteoliaft äog^Uielier Sorgfalt dafür, data eiim BrahiaaM
Gatda untadalig sei an Kdr^ aod Geiat «ad Sittes« Die Ehe
soll itt strengster Ehrbarkeit geflUirt werden, die Ar die Brali-
manen bis in seltsam kleintielie EinaeUieiteii hinein verge-
tjchni^beii ist; selbst die physische Erfüllung der ehelichen
Pflicht unterliegt der strengen Bevormundung; des Gesetzes.
Strena^ste ünterwärfigkeit und unbedingter (iehorsanu selbst
gegcu den wunderlichen oder unsittliciien (hatten, und Treue i
bis in den Tod und über dea Tod hinaus ist des Weibes hei- I
llgste Fflieht>) Die Witt wen müssen ihrem Gatten kemebe
Traoe bewahrans unwürdig and verabsohent ist die Wittwe,
die einen awaiten Gatten nimmt» geringgeaehätat die, die ihren
Gatten keine Kinder gebaren« — Das Verbrenn en der Wtttwei
ist noeh aa Mana's Zeit gana nnlielLanttt, hat aber in spttwer
Zeit eine tra2;isch- grossartige Entwickelung genommen. Wählt
eiiu! W ittwe aber nicht den Flammeijio<] . so i^it sie zu steter
sti e[i^st( r Zurückgezogeuheit und Entsagung auf alle Freuden i
verpilichtet. ^) '
Ein Brahroane soll sich kein Weib tvählen aus einer Familie,
die ihre reUgi^feeo Pflichten verabsianit, in welcher die Vedea nidit
gelesen werden etc., kein MüdcheO) weiches dickes Ussr saf «ka
KSqper hat, oder zur Schwindsucht, Epilepsie, Aasssts , soUediter
VecdaBasg etc. neigt» oder welche rOthliches oder xa wenig Uku
hat oder irgend ein ungestaltetes Glied, oder die von Natar kritak*
lieh ist oder sehr geschwätzig, die entzündete Augen hat, dertn
Name unangenehm klingt oder eine garstige Bedeutun«^ liat ; er snW
sich vielmehr ein Mädchen wähieo von tadelloser Gestalt, vou a»
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geDebmem INamen. deren ZSfin«' u\r]\i /.n uross und deren Kürper
sehr weich ist, „deren Gang voll Anstand wie der eioes Flamingo
oder eines jungen Eleplianten ist; ^) noch jetst werdeo di« Töchter
bmI Sdhoe Miseher Föraten im Gaoge eioes filepliMliti uiter-
ridiCat«)
Achtung aid sarle Behaiidliiiig der FnieD wird etreog eupM-
leit. „WeoD die Fmaen io fihreo gdMilten vrerdes, da ist Wohl-
gefidien der OVtter, aber wo sie vevaciitet werdeo , da eiad alle
Kaltusbandiungeo vergebiich; wenn die Frauen, denen man nicht
die gebührende Achtung erwiesen hat, über nrn ilaus einen Fluch
aussprechen, so eeht es mit allem, was da/u tijehört, unter; daher
müssen IVlantier, weiche reich werden wollen, die Weiber immer
mit Schmuck, Kleider und Nahnii^ versorgen/^
0er Mann soU «icli aeioem Weibe zu der för die Schwaageiiaeliaft
geeigaeteatea Zeit alhem ; aa aedia iNieklen in jedem Momte iat die
Umarmnag ooteraagt; wegea KwwwMitfit beUt wevdea aber die
Mioaer, die ancfa aoch to aodera aebtNKabtea aioh eatbattan;')
wibrend ibrer monatlieben Reinigung mnm der Mann die Frau an-
berührt lassen, iiiui dait niit ihr nicht aui demselben Hett schlafen,
ja soll mit ihr dann selii^t nicht reden. Ein lirahnidiie soll mit -
seinem Weibe nicht aus derselben Schüssel essen, soll sie nicht
aoaeben, während sie isst» gäbst oder io oacblfiMuger ätelluag •
■ital« eatblösstist etc.^)
^Oegeaaeitige Treae bm aa dea Tod ist die bOebate Pflicbt bei-
der GaÜea«*«») ,,Ibrem Maane aoll ela Weib mit Acbtnng tbr Le-
bea laag dieaaa und llmi aacb nacb aeinam Tode aocb aaiiiagea} — -
nad wenn aaeb der MaaB aleb tadeloawertb betrage and aaderer
Liebe steh zuwendete nnd guter Eigenscbaflen ledig wire, so soll
ein tugeiKlliaft t»s Weih ihn dennoch immer wie einen Gott veieliren;
sie darf niclits thun^ was ihm misüstaüt, weder bei seinem Leben
noch nach seinem Tode." ^o) ,, Der Gattin höchste Pflicht ist es,
eine ewige auf der Welt, dass sie das Leben aafopfore, wo es des
Gatten Wobi erbeischt." i^)
Die GattiB war aber dem Maaae gegenüber beiaeswega recbt-
laa^ aad nicbt aeiae Skbvifl; die Dicbtnagea der ftlteatea wie der
apitoraa Zeit gebea ibr eine ehraabafte SteUaag na Uaaae» ja in
ebiem Drama wirft sieb eia voa seiner Gattin bei elaem Idelieaabea«
fever überraschter Konig ihr zu Füssen, und mnss mhig 7,usehen,
wie sie seinen Freund und Helfershelfer, einen Hrabmanen^ an
einem JStricke um den Nacken davonschleppt und einsperrt.
1>fe Wittw e ist zu strenger Treue gegen ihren Mann verpflich-
tet. ^) Von den Opfern als nawlirdig aasgescldoasen ist der iSohn
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m
wnA d0r Bli6tt>iiii 6h€v iwb swvilMi Miil veriMnUbtfteu Vtin*'*)
„Eioe Wittwe spreche nie auch nur den Namen eines uiidern Man-
nes aus; eine Wittwe, welche sich sjanz konsch erhält, geht ijradc
Elim Himmel ein, seihst wf-nn .sie kinderlos wäre; aher eine\Vittwe.
welche aus Begierde, Kinder zu haben, ihrem Gatten untreu wird,
wird hier veracbtet und tod dem himmlischen Aufenthalt ausge-
schlossen, wo ihr Gatte ist; eine tageadhafte Gsttin liat in lEetoen
Falle da* Recht, eineo swelIeD llam so neluM;" dagegen >»datf
ein Bfansy welcher Air seine gestotbene Gmttio alle LeidMafeiet'
lichkeiteB erflillt hat, sieb wieder iFereheBehen/* ^Grttse
Sfinde begehen Frauen, welche knüpfen den «weiten Bm^,"^)
Auch jetzt noch ist es unerhiirt, dass eine Wittwe, «elbst wenn
sie noch Jungfrau wäre, wieder heirathe. ") Die aus diesefi
Oesetzen hervorgegangene Ahnelcjunc; der Männer, Wittwen 7.u
heiratben, erleichtert letzteren ihre Pflicht. Ais in neuester Zeit
ein den alten Gesetzen abgeneigter reicher Hindu einen Piais tob
10,000 Rupien [k % Thaler) lir denjenigen Uindn anssetete» wel-
cher dne Wittwe eheÜdite» land sieb kein Beweiher «n dlewn
Preis.»)
Dos Verbrennen der Wittwen Ist Immer IrelwIlKg nnd eine Hand-
lang hoher Liebe: abgeschmackte ErklSningen, wie die, dass
durch diese Sitte die Frauen abgeschreckt wurden, ihre Minner /u
vergiften etc., i») haben viele Nachsprechcr gefunden. Zu Alexan-
ders Zeit galt bereits die Sitte, jedoch noch iu geringer Aus-
dehnung; hei Manu ist sie noch gar nicht erwähnt, wohl aber ia
den £pen<<) uad in den filteren Dramen. 22) Wenn fan Rig%eda
einige Andentangen des Wittwenverhcennens verkonuDen,*^ «•
sind diess wahrscheinlicb spStere Znsfttze.M) Spiter wmds
diese 8ltte InSner allgemeiner , wiewobl die Aasdehmmg demdbei
vieUacb ühertiiehen werde; nach amtlkdien Bericbten ▼erbnumle»
sich in Kalkutta und dessen nächster Umgebung ron 800,000 Ein-
wohnern von 1815 bis 1823 in den einscelnen Jahren 253, 2bÜ, 442,
544, 421, 370, 392, 328, 340 Wittwen ; ■^ ■) in anderen Gegenden
war die Zahl bedeutend geringer, lo Bengalen wird die Wittwe mit
der Leiche an einen Pfahl gebunden , und ring« um sie Bambusrakr
anigescbichtet; in anderen Gegenden ist der Scheiterhaufen in etoer
tieÜBn nnd weiten Grabe, nnd die Wittwe spibgt in die aoisdcw
den Flaonnen; in anderen sitst die Gattin anf dem Scheltefbasfcsi
mit dem Kopfe des fibegatfen anf Ihrem Scbeosse.**) Die bi feier-
llchem Aefirage nnd nnter Mnsik svm SeheiteibaiifeB edweHesdc
WHtwe vergiesst keine Thränc und lässt keinen Klageruf verneh-
men. Als einst ein Engländer eioer aas der Feuergluth wieder her-
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4T9
ausstflrzenden Wittwe sidi annahm, nnd ihr Verbrennen hinderte^
w'urtJe er von ihr am fulgeiitlcn 'J age mit den bittersten Vorivürfen
öberhäufl, dass er sie um ihre .Seligkeit crehrorlit hal>c, und sie
nun verJasfien und verachtet umherirreo müsse. Bei der Lei-
dMiifeier eines Ffirsten in Labore in nevevter Zeit verbrannten sieb
?ier «eiaer Fmes «od sieben Slcla?inn«ii. Unter Masilc und Kano*
neadonoer wiifdeo die Treuen in feieilioher Prooeeeion berbe^gefiUhft;
der Lekhmm war eitsend siviecben hoch an^sebtafte Heliecbidbten
gebiuidev. «»Zwei der Fnmw, erst eecbneba Jabr alt, ven bin-
reieeender SehOnbeit, acMene» eelif , Ihre Reise vom erstell Male
der Menge üfTentlich zeigen zu können. 8ie nahmen ihre Icostbareu
Juwelen ah, verschenictcn sie an ihre Freunde, Hessen sich einen
Spiegel gehen^ und girtgen langsamen Schrittes in die Feuergluth,
bald in den Spiegel sehend, bald die Versamnilung aDblicicend, und
da]»ei besorglicb fragend, ob eine VerUodemag in ihren Gesichts*
sigeo wahrzunehmen sei. loi Augeobltclc waren sie von den Flammen
erfasst und dnrcb Hitse und Raiieb erstiekt Wea%er freadig und
will% neigten sieb die anderen Fraven; es war ibnen der Scbaner
aaaiiseben« der sie bebe AnbHeke des fttrditbaren Elementes ergriff;
indess sie wnssten, dass ein Entkommen niebt möglich sei, und erga* •
ben sich freiwillig iti da« Iiarte Schicksal."'*) — Nur die Wlttneu
der Brahroanen und Xatrija pflegen sich zu verbrennen;**) iu eini-
gen Gegenden, wo die Leichen uicht verbrannt werden, lassen sich
die Wittwen lebendig mitbegraben. ^) In den muhamedanischen
Staaten ist diese Sitte gans vnterdrackt, w&brend die Engländer sie
nv erscbweren. <
O Mann, BC, 78. 79$ T^jnsr. I, 77. — •) OMr. Wae, Bm. I, 117.
•) ICin, ft^lO. — «) Orliek, Heise, I, 305; II, 10. — ») Mann, IQ, 56— 59.
— •) M. in, 4:-. ff. ; IV, 28. 128 , Yajnav. I, 79. — ») M. IV, 41. — •) M. IV,
48—53. — •) M. IX, 101. — »0) Manu, V, 131. — >») Bopp, Ardsch. S. 32. —
<•) Retnavali, in Wilsons Theater d. H. U, 175. — >») Colebrookc, in Mise. Eas.
I, 114 S. — Miiin, III, l-^r. 166. — >») M. V, 157. 160 — 162. 168; vgl.
Yajn. I, 75. — i«) Ardsch. B, v. Uopp. S. 34. — »») Sonne.rat, I, 6«. — »") Aus-
land, 1846. 8. 752. — >•) DiiKlor Sic. 17, 91; 19, 33, buabo, XV, 1, 30.—
•*) ijtrabo, XV, 1, 62. — •*) Bopp, Ardsch, K. p. X; Lassen, lod. Alt. I, 493.—
••)Kriehch. K Wilson, Theater I, 276. •*) Colebr. Mise Em. I, 114 ff. —
*«) SaUholi; p. 91. ^ •*) Quaterly miflw, 1687. Pebr.; Bohlen, 1, 801. — Or*
Beiw, 1, 189. — «0 Orfieh, a. a. 0. OrHcb, 1, 184; vgl 18». 190. —
8onnnat,|L 1, 80. — EM. 81.
Die TreniiQng der Ehe ist zwar des Maimee Reebt, da er
der Besitzer ist, uiid das persönliche Uccht des Weibes noch
nicht ericannt ist, — aber die W illkür wird doch dadurch sehr
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beiciiriiikty daM der Mann, der ahne triftige Gründe Mine
Gattin entfiest, derselben den driitten Tbeil seines Vemog«
geben , jedenfiüls aber sie emfthcen mnss«
Der Ebebrueh wird, da die tiefere Bedeutang der Ehe
fehlt, nur als eine Eigenthumsverletzung betrachtet, die gesetz-
lichen Strafen für denselben sind meist nüld, und nur dann
hart , weiiii ein Mann der niederen Kaste die Ehe einer höheren
Kaste entweiht hat.
Wegen der Erhaltung der Familie und wegen der den
Vorfahren zu bringenden Spenden ist in solchen Füllen, wo
eni Gatte i^eine Kinder zo erseugen Yennag oder kinderiot
gestorben ist, die Erzeogong eines Kindes dnreh dan
niebsten männlichen Verwandten desselben vorgescbrielicii;
diese Levirats »Ehe Ist strengen und feierlichen Fonaes
unterworfen.
Ein Mann darf sich von seinem Wtilje tiejuieii, wenn diese be-
harrliche Alincigung gegen ihn zeigt; ferner ,,ein trunk:iüihiiue>i
Weib» und die von schlechten Sitten ist und zänkisch^ oder mit
eioer unheilbareo Krankheit beliaftet, verschwenderisch etc., trott
entlassen werden; ein uDfrachtbares Weib darf ini acbteo Jakra
entlassen werden; dle^ deren Kinder alle gestorben sind« im idm-
ten, die, welche nur Tucbter gebSrt^ im elften» die« welche Laster-
reden spricht, sofort. Wenn aber eine kranlce Frau tugendhaft ist;
darf sie nur mit ihrer Bewilligung durch eine andere ersetzt nnd nie
iieringschalziL: behandelt werdenj**') eine ehebrecherische fiau,
oder die eine schwere Sünde begangen, soll anf der Stelle entlassen
werden; aber wer ein Weib verlässt, welche seineu licfehlen ge-
horcht, willig ist, treffliche Söhne gebärt, and freondiich apridit.
soll den dritten Theil seines Vermögens bezahlen, und vresii er
unvermögend, jedenfalls die Frau crnühren/^s)
»yEagiebt nichts in der Welt» was so sehr ein langes Leben Iud-
dert als das Weib eines Andern liebkosen/' ^Der König ver*
bannne diejetiii;eii , welche die Weiber Anderer verftihren, oaehdea
er sie mit schmachvoller Verstümmelung Ijestraft. FJn Mann, wel-
cher sich heinilii !i mit der Gattin eines And<^rn unterhält, und schon
wegen schlechter Sitten beschoUeu ist, soll zu einer Geldstrafe
verurtheiit werden. Ein Weib auf eine unzieineude Weise berühren
oder sich von ihr berühren lassen, sind ehebrecherische Harn)*
Inngen;''*) ja ein Mann darf eine Fran selbst nicht mit dem Kleide
anrühren.*) Ein Vaifja wird ttfegen Ehebruch mit einer Braboui-
nenftan, wenn diese betracbt war, mit einem Jahre CrcfluifeMfli isri
mit Einsidning seines Vermögens bestraft; ein sdinldiger XatriJ»
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981
muss ebe hohe Geldstrafe zahlen, sich den Kopf scheereo und mit
Eselsbani begiesscD lassen; war die Frau Dicht bewacht, so wird
mr ehe geringe CSeldatrafe verbftngt; dagegen wird unter ecschwe-
reoden Umntlbiden, besonders bei dem Ebelinieh mit einer Fkan
«os iAberer Kaste Todesstrafe Tetblngf ; Mr die mebteit FaUe ist
aber nur Geldstrafe bestimint. «) Sbebtnch mit der Gemaidiu des
Königs wird mit Verbrennen hei Strohfeuer bestraft.'^) Wenn ein
Brahmanenschiiler die Gattin «eines geistlichen Vaters umarmt, wird
er an derStirti mit (1( tu Zeichen der weiblichen Scham i?ebrandmarkt:*)
die ^eiwUlige Busse für diesen Frevel i^t viel härter (S. 379).
Die schuldigen Franen werden mit Abschneiden der Ohren etc.
bealtaft.*) Bei Manu werden jedoch Männer enrfthnt, „ weiche mit
der Scbande ihrer Weiber ein Gewerbe treiben/' «>) — Ehebmdi
mit der Gattin eines Freundes, mit der Gattin des Solnies oder
eines andern Verwandten wnrd mit dem Absebneidett des Gliedes
und mit dem Tode bestraft; aueh die Frau, wenn sie eingewilligt»
wird hinsferichtet. **) „Wenn eine vornehme 1 rau ihrem Gatten un-
tren \\'\:[], so soll .sie der KTiniir anf ofTeTitlichem PlaUe von Hunden
zerreisseu lassen; und den mitschuidigeo Ehebrecher soll er auf
ein eisernes giOfaeodes Bett legen lassen ^ bis er verbrannt ist/'>^)
,yiem Jemand kefaie ICinder hat, so Icann die Gattin mit
Erlanbnias des Manoes mit dessen Bmder oder anderen nahen
Verwandten beischlafen» um Nachlcommen znersieleo;'' derBeanf-*
tragte soll sieb das« durch Besprengung mit flOssiger Butter beson-
ders weihen, und in der Nadit und schweigend der Frau sieb
nähern, bis sie schwanger ist; aber er darf nie einen zweiten Sohn
erzeugen, und nie die Pflicht zur Lust v orkehren; sonst Ist er als
Ehebrecher zu betrachten '3) Einer \Vitt^^ e wird dagegen solche
Gemeinschaft von Manu schlechterdings untersagt;!^) spätere Ge-
eetze jedoch erlaui>en sie ihr, wenn der Brahmaneniehrer seine
Einwilligung glebtp') und diese Auffassung ist aiicb tod spiterer
Hund in BiMm*« Gesetie selbst eingescboben worden, i«) so dass
sich diesellien widersprecben* Nur wenn der Hann sogleicb nach
der Hochzeit stirbt, soll sein Bruder die Wittwe wirklich beira-
tben, sich aber nach Erzeugung eines Sohnes iiir den Bruder
• von ihr enthalten.")
») Manu. IX, 77 — 82; v-1. Yajnav. 1, 73 iT. «) Yajnav. I, 76. — •) M. IV,
134. — *) M. Vlir, 352. 354. 358. — Wilson, Theater d. H, I, llfV. —
•) M. Vm, 359 ff.; 375 ff.; Yajn, IT. f\\ — Yajü. II, 282. — ") Mauu,
rX, 257. — •) Y^nav. U, 286. — M. VlU, 362. — »») Yajn. in, 231 flf . —
•») M. vm, 371. 372. — »•)Manu, EX, 59 — 03; 103. 143 ff. 1G2. - ««)M.IX,
64 — 68. — ' ») iyjUttV. 1, 68. — « •) M. IX, 60. — ^ ') M. iX, 09. 70,
Sl
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48t
§ U4.
Da die Ehe selbst noch nicht auf der Idee der Persön-
lichkeit ruht, soudero ein blosser bürgerlicher Vertrag ist und
itt das Bereich des Besitzrechtes föUt, die höhere Bedeutung
BOT abtnngsweiae andeutend, nnd da ale die Vielweiberei ein-
aehlieaat, ao lat die avaaereheliche Gemeiaachaft der Ge-
aeMeehter kein Unreeht« aobald dabei nicht in ftemde Rechte
eingegriffen whrd. In Mann'a Gesetabuch wird Unsacht aller
Art oft erwähnt, und im Allgemeinen nur mild oder gar nicht
bestraft; und die indischen Dichtungen zeigen oft, dass vielfach
eine sehr leichtfertige Auilassung der Geschlechtsliebe galt.
Während der fromme Asket alle Sinnlichkeit von sich weist,
nimmt es das Volk, welches nur in der Vorhalle der religiösen
Idee stehen bleibt, mit derselben viel weniger streng; die wahre
Keaaohheit beniht auf der Idee der geiatigen Peraftnlichkeit,
welche ai^ der Natnr gegenüber frei and aelbatMndig erliilt;
der Indier hat dieae Idee ncch nicht, — er weiat die PasaSa-
liehkeit grade ebenao aarAek wie die SinnKchkeit; hat er aber
einmal auf die Strenge der reinen Entsagungslehre verzichtet,
so hat er auch ge^en die Anforderungen der Sinnlichkeit keine
reclitmässige Gcgenkiaft» und wirft aich uDgeacheut ihr in
die Arme.
Das bahlerische Lebeu der Bajaderen ist schon erwShnt. Maaa
erwähnt Hurenbäuser als ehrlos.*) Zur Griecbeoaeit schon galt
Bttblerei als eiae erlaubte Sache, und b dee Dramen, auch im
ftlteatCBf finden wir dieselbe bereits fai einer Weise auageliildet,
dasa aie aa die Blfitheaeit des giiecbisdiea Hetirenweseaa eriaaert
In dem Drama BIridichakatika ist eine SfrentHche Bnhierln die roa
dem Dichter mit der grössten Liebenswürdigkeit ause^estattete und
als weibliches Tugendideal gezeichnete Hauptperson. Sie wohot
in einem prächtiiiert Pailast, hat eine Menge Diener und Dienerinnen,
hLuche und Eicphaoten, und ist von dem üppigsten Luxus umgeben;
IVIusikchSre unterhalten die bei ihr sich versammelnden reichen Wfist>
Uage, Juweliere und Parfünieurs sind zahlreich in ihreh Dienst; ein
ganzer flirstlicher Hofstaat bildet das Hans der BohleriD, priditage
GArten mit Wasserbassins und seidenen Schankeb unigelien des
Pallast > nnd ein besucheader Braimiane glaubt hier in „ladra's
Hfanmel" su sein. •) Und diese Bnhierin ▼eriiebt sieb fai ^sso ehr-
würdigen, hochgearhteten lirahmanen, welcher sich nicht im min-
desten 8cheiit. ihre Neigung an/.unclineu und sie in seine Wohnung
au fahren, und auch öffentlich seineu Umgang mit ihr kuodzuge-
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«8»
heu, uod niemand nimmt ADs,to86 daran. Ihre Treue gegen den
Geliebten in allen Anfecbtnngeo Uni der Gegenstand des Drama«.
Wm würdige Gattin des Brabmanen hat keinerlei Bedenken Aber
4ttD UiDgaog ihres Gatten mit der Bnblerin; diese aeedet ihr, als
Ihrer „verehrten Schiv^eeter** ein koatbareaHalabani lam Geschealr,
eiBipIkagt ee aber xvrttch mit den Wortens ,,Dii biet l»«gflnatige(
▼OD dem Sohne meines Herrn [d. b. meines Gatten]; es sehiekt
sich nicht für mich, ilas Halsband aiizunehnien ; dusn raein
Gatte der einzisre Schmuck ist, der für mich Werth hat/ In die-
sen Worten zeiut sich zwar ein stiller Schmerz und ein edler »Stolz,
aber zugleich auch die Ansicht, dass die Buhlerei rechtmässig sei.
Als der Brahmane, fUlschlich angeklagt, die Buhierin ermordet ztt
haben y sim Tode geliihrt vrird» besteigt seine Gattin den Scheiter*
haate; nnd als eie nach LOeimg derlmmg noch im lotsten Augen«
httch von ihrem Gattea dem Tode entrissen wird» vmarmt ä« ihren
Gatten «id anch ^e BnUerin, und begrünst sie mit dem Worte:
willkommen , glückliche Schwester;" und diese wird die zweite
(lattin des Brahmanen,') Wenn in anderen Dramen die Frauen e:ar
nif ht so sanft darein sehen, wenn ilir Gatte eine zweite I;i«'l»e hal.
vielmehr sehr harte Scenen berbeitülireu,-^) so ist das die Eiler-
socht der Leidenschaft und nicht der Zorn des Rechtes.
Von grosser Entsittlichung zeigen die vielfaclien» sum Theil gans
annatOrlicben Arten von Unzucht, von Pftderaatie ete.> die bereits
von Hann envAhnt and aar mit leiebteD Strafen oder Baaacn be-
legt werden.*)
») M. IV, 84. 85. — •) Wilson, Theater d. H. I, 120 ff. 135. lür, ff. —
•) Ebend. 246 fF.; 149. IW. S76 ff. — *) Ebend. I, 335; II, 160. 17L 175. 193. —
*) iL XI, 67. 173. 174.
§ 146.
Da6 V' erhältniss zwischeu Eltern und Kindern, eni Abbild
des Verhältnissea fisakna'a zur Weiti iat zwar auch hier wie in
Ckäma «in hoeh «od heilig cpahaiteneS) vad die Kinder sind den
EHeiB mm tiefstea Gehonam «nd sor elnteehtayollen, auch
■I ÄMBBerm in elvengen Formen sieh kund thaenden LIelm ver»
liflfehftet, *) aber dieees natürlich*slttliche Verhftltnies, Ui €%iaa
das heiligste auf Erden, tritt liiei (lenuocli zurück vor dem
höheren Bande, das den Schüler an seinen geistlichen Vater
knüpft; dieser muss dem frommen Jun^linii; Ijöher stehen, als
der, weicher ilim nur das natürliche Leben gegeben [S. 383 ];>)
nnd dasFamilienband als ein natürliches wird^ in demBrahmanen"
mmmiQ. «enigeCoM» gnmdatelieh dmwli die Erasiciiang hei dem
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484
fremden Lehrer gelockert. Der Brahmaiienknabe bleibt nur
in seiner Kindheit im elterlichen Hause, und tritt dann in dem
höheren Stande des Lehrlings in das Haus seines geistlichen
Lehrers, der fortan sein höherer Vater wird. Das ist etwas den
Chinesen gans Fremdes; dort giebt es fiber der Kindesliebe
gegen die aatürllehen Eltern nichts Höheres, eben weil m der
natfirliohen Whrldichkeift auch alles Ideelle schon gegeben ist
In Indien ist ein höherer Gedanke. Die natürlichen Familien-
banden sind wie alle wirkliche Natürlichkeit an sich noch
etwas Unwahres; nur durch Erkeinilnibs der W eisheit pelnngt
der Mensch zu seiner Vollkommenheit; aber diese Erkeiiiituiss
ist nicht dem Menschen schon von Natur eigen, sondern will
schwer errungen sein. Das natürliche Wesen des Menschen
maXk abgestreift werden und angesogen ein neuer, geistlicher
Mensi^; — noch aber steht in Indien die Idee nnTersöhnl dar
Wirklichkeit gcgenfiber; die natürlichen Banden müssen aQ%e-
IM werden 9 wenn der Mensch eintreten soll in das geistliche
Sein. Wie das Ideal noch jenseits der Wirklichkeit steht, so
ist auch der geistliche Vater noch ein anderer als der natürliche
Vater; und wie der fromme Asket seine Gaüin und seine Kiiif^er
Terlässt, um die höhere Stufe in Waldeseinsamkeit zu erringeni
so miiss der Knabe seine natürlichen Eltern verlassen, mna emes
geistlichen Vater zu gewinnen.
Auch hier steht die Idee hdher als die Wirklichkeit War
dem Chinesen in den Eltern die GesammUieit der Pflichten gleicii-
sam TCrkdrpert» war er ihnen zum unbedingten Grehorsam ver-
pflichtet [§ 52], so steht dem Indier die Idee, die Pflicht, h5hcr
als die Kitern, und er hat zuerst zu fragen, was die Tusrend,
und dann erst, was die Eltern fordern; „Vater und Muüer
werden den Menschen nicht in die andere Weit begleiten^ die
Togend allein bleibt ihm.^'s)
Die Erziehung ist in den Gesetzbüchern Bwar sieinyeli
genau behandelt, selbst die der Sftnglinge, aber es wird dabei
feat nar der Brahnanenstand ins Ange gefasst Und diese Br*
nehnng ist gans anders als bei den Chinesen. Der Chfaiess
ersieht för das praktische Leben, der Indier für das MccOs^
jener für die Erde, dieser für den lliniiael; jener er/ieht de»
Sohn zum Fortkommen in der Welt, dieser zum Forlkünnnen
aus der Welt; jener erzielit ihn zum Ihirf^er, dieser zum l^rie-
ster, jener zum Wirken, dieser zum Wissen; jener lehrt ihm
das Staatsgesetz, dieser das Wesen der Gottheit; jener fuhrt
den Sohn in die Welt, dieser ihn aas der Wek in sieh hhiaiai
Digitizca Ly Gu^.' .
48B
jener lehrt ihn erwerbeo und gemessen, dieser betteln und
entsagen.
Die indische Urei faltigkeit, die durch das All btodurchgeht, wie-
derholt sich aach hier; für das Kind slüd Mutter, Vater und geist-
licher Lehrer das Wiederbild der guttlichen und weltlichen Dreibeit;
und diese drei werden verglichen mit den drei Welten , den drei
Kasten« den dreiVeden etc;; der geistliche Vater ist das BOchste«*)
„Wenn der Knabe aeioe Mutter ehrt, gewinnt er diese inUscheWelt»
wenn er seinen Vater ehrt, die mittlere Welt, «renn er seinem geist«
lidben Vater immer mit Achtung begegnet, empfangt er Brahma^s
hininiÜsche Welt;** so laiig«^ diese drei lelinii. soll er nicht sich,
sondern dirst u angehören, und lair ihren VV uijü.i[ien zu dienen stre-
ben.*) An tien Opfern darf als unwfirdii]^ nicht Theil nehmen, wer
mit »einem Vater zankt, oder wer grundlos seine filtern verlässt*)
Ancb die ausserlichsten Formen der Ehrfurcht hat der Sohn zu be-
achten. „Eon Brabmane darf nicht absichtlich über den Schatten
seines natlirliehen oder geistigen Vaters schreiten.'*^
Der ältssle Sohn geht den übrigen Kiodem im Erbe vor und soll
?on den Geschwistern nach des Vaters Tode wie ihr Vater he*
trachtet werden; er ist das Haupt der Familie. 8)
^) Manu, II, 227 fl". — «) M, ü, 225. — ') Mann, IV, 239. — •) M. H, 229 fE.—
•)1L U, 233. 234. — M. III, 159. — Q M. IV, 130. — •) M. DL 108 ff.
Sechster Abschnitt.
Der Staat
S 146.
Der Staat mxtsn bei den Indieni BOthwendIg euie gans andere
liedeuUuig und eine andere Gestalt haben als in China, der so
verschiedeneu Weltanschauung entsprechend. — 1) In Cliina
ist der Staat schon an sich das Reich Gottes, ist die nothwendige
und durchaus rechtmässige Otienbarung des himmlischen Le-
bens selbst; zwischen dem wahren göttlichen Walten in der
Well und zwischen dem Staat ist kein Unterschied; der Staat ist
an sich gut und gOttiioh, und alles himmlische WirlLen in der
Menschheit fUlt in den Staat; es giebt ausser ihm nicht noch
etwas Höheres in der Menschheit; der Staat ist zugleich die Kir-
che , und der Kaiser der höchste Priester, und die Regierung ist
Kultus, und die Mandarinen sind seine Diener; die Staatsgesetze
sind auch Beligions- Pilichten , und Geliorsam gegen den Kaiser
ist Gottesdienst* AUes ideale faUt in das wirkliche Dasein ^ und
486
der Ciiiiitsa wM steh dämm mit gaiaer «ad Yoller SeeltMf
das staadidie Leben. — In Indien gebOrt der Staat dem an ildi
unbereehtigten nnwabren Sein der Welt an; die Wahrbeit liegt
jeuseitä der Welt; das wirkliche Volksleben ist niebt das Ideale,
ist nicht das Wahre und Göttliche, sondern gehurt der Welt der
Maja, der Täuschung an. Dan binnen und Trachten des Indiers
geht über die Welt hinaus; die wahre Weisheit besteht in dem
Abwenden von ihr. Darum kann der indier, — der Brah«
mane wie der Buddhist, — wenig Interesse für den Staat habeo;
das Retdi selaer Idee ist nicht von dieser Weit; das bunte
Treiben des Staatslebens ist ihm gleicbgfiltig, denn das ist alles
eitel; nicht anf dem Thron ist der wahre Weise an finden^ senden
in der Waldes-Einsaaikeit und in der Klosterstilles imd bodi
gerühmt ist es, wenn ein Fürst sein Scepter niederlegt und als
frommer Asket in die Einsaiukcit geht. Hat doch der höchste
der Stände, der Stand der vollkommenen Menschen, mit der
Herrschjift nichts zu thun, — die Brahmanen sind nur des Für-
sten Rathgeber und die Vertcetec der sittlichen Idee den eio-
seinen Staatsbürgern gegenüber, — als Richter; sie haben
nur an sprechen, nicht an handeln.
§ 147.
In China ist ein Himmel und eine Menschheit, ein
Staat und ein Kaiser; der wahre Staat kann da nur ein einiger
St ill; China kann nicht einen zweiten berechtigten Staat neben
sich anerkennen; und wo, wie in Japan, sich die chinesische
Weltanschauung, wiewohl abgeschwächt, wiederholt^ da ist
ganz dieselbe Ausschliesslichkeit; auch Japan weiss sich als
den einzig möglichen und berechtigten Staat. — In Indien ge>
hart der Staat nieht dem wahren, gattiichen Seui, senden
der unwahren Welt der Vielheit an, und mnss dämm aneh die
weltliche Vielheit an sich tragen. Die güttliehe Seite der Well,
das Idesle in ihr, die wahre Erkenntniss der Idee, und der Aae-
druck derselben in der Menschheit, — in den Brahma-Menschen,
dem Brahmanenstande, — diese freilich ist Einheit; dasselbe
gesetzliche tiimJ staatiiche Bewusstsein und derselbe einige
Brahmauenstand durch ganz Indien; was aber der Wirklichkeit
des weltlichen Daseins angehört, das wirklich politische Lebea,
das gehört der Vielheit an ; viele Staaten, von derselben Idee ge-
tragen und yon demselben Brahmanenstande geistig beralhen,
das ist die Erscheinnag des indischen Staatdebens; Indien ist
nie ein einiger Staat gewesen. <) Chhia's Staat ist das AbbiU
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48!r
des Kosmos; Indien ist das vegetabilisch sich entwickelnde Le-
ben, — viele Exemplare derselben Pflanze spriesseu gleichgültig
neben einander auf.
Weon bei Mann Torherrschend wie von eioem i^taate gcspro-
ehen wird, so ist damit weder et» ebiger indischer Staat gemeint,
■och mm bestimmter dw vidMi« sondem der indiftche Staat fiherhaopt
Daas aicbiora Staaten neben einaader waren , wb^d aber aiehrlaeh
aagedeatet;*) er apriebt von den besonderen Geselaan der «ia-
aeiaan Liader» deaaa die allganiehieB GeaatabSebar ala Oraadlage
aad BiditadUHir dienen sollen.
Die einzelnen indischen Staaten waren oft sehr reich und iiiäch-
tig; der mit Alexander befreundete Taxiles sandte ihm als Geschenk
3000 Stiere, über 10,(JOü Srhaafe. 25FJephauten und geeen 200 Ta-
lente ^ijlbe^.*) Her mächtigste Küuig, mit dem Alexander bekannt
warde, Porös, — ein Geschlechts- und nicht ein EigeDDame,^) —
—hatte dreibaadert Städte, aad föhrte io die Schlacht über 200 Ele.
pbaatea, gagaa400 Wagea, über 400Reiter und gegaa öO^QOOMaaa
FaaavoHc«)
*) lim, GsMb. d.biitt.Iiia.11, USft — •} If. VH, IM. 174.101. — *) 11.
▼m, a. — ^ IsaNa, bd. JUt. n, 144. — *) Ebaad. I» 7S8. — •) lEbtaa. n, 147.
§ 148.
3. Eben darum , weil der chinesische Staat ein Abbild des
Kosmos ist, und desshalb nor den einfachen Gegensatz des Uim-
mels und der Erde ausdrückt, hat Ghiiia auch nur einen Kaisar
aod ein in sich selbst aus lauter gleichartigen Theilen bestehen-
des Volhu Der iadiache Staat iat daa Abbild der indiacban Welt,
die daa aich entwioJLelnde Brahma ist; tob einem MittelpuadU
MS aatfiütet sich da daa eine gMtUehe Sein in immer weiteren
mod immer schwftcberen ooncentris^en Kreisen. Die Keim-
entfaUuiig schafTt nicht gleicliartige, sondern migleicliai ttge
Wirklichkeiten. Clünas Menschheit ist eine in sich einrörmige;
Indiens Menschheit ist in naturlich nothwendi<»;e Stünde s^eglie-
dert, die eben solche conceutrische Kreise um den Urmenschen,
— welcher Brahma aelbat iat, bilden. Jenes mythiache Bild,
daaa Bnabaui alch sa einer menaehlichen Gestalt entwickelte,
and nnn ana aeinen yenehiedenen Gliedern die Kaaten bildete
[S. §94] , ^riefal dieaen Gedanken aehr aeharf ana» Die Kaaten
aM aber niebt ana dem Staate, aondem ana ^r religiöaen
Weltanachanimg; aie aind vor dem Staate da, der Staat bildet
sich aus ihnen, und vei waiidelt iur bich die kosmisch - liotlnven*
digen iuisteii in Staate -Stände; und während in dem religiösen
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I
BeranutlseiA die ^dm avsseilMlJb dm wahm feligi&MB Vslkai
»landen, nimmt der der Welt angelitfrige Staat aadb dieae Kmtt
als ein wesenllidies Element ndt in meh auf; — religiös giebtet
eigentlich nur drei Kasten, politisch vier; der Staat beJarf eben
dieses rein materiellen, weltlichen Bodens der ^adra, während
die Religion, — wie in der Theologie keine Gottheit der Erde,
so iu der Menschheit keine berechtigte Kaste dea rein materiel-
len Lebens hat.
Die Bedeutung der Kasten für den Staat iat nan folgende.
Die Brahmanen sind jenaeits dea Staates» wie daa Bralnu
jenaeita der Welt; sie kdnaen wie diesea nar über ilun seiiwe-
ben nnd geistig ihn darchdringen, sie aind keine sichtbare Ge-
walt im Staate; Brahma hat keinen Tempel und die Brahmanen
keinen Thron, aber ans jenem entströmt die Welt, und von
diesen aus strömt die Macht und die sittliche Bedeutung der
Herrschenden. Der Zahl nach sind sie viel geringer als die
anderen Kasten,
Die Xatrija sund wie Visclma die in der wirklichen Welt
siehtbar waltende Mftdit, die ansföhrende, weltliob regie-
rende Gewalt; sie sind die Fürsten und Heeil&liieri ihr Wille
ist überall das Entscheidende; aber dieser Wille soll sieh rich-
ten nach der Erkenn tniss der Brahmanen; Wille nnd Erkenat*
niss fallen hier noch auseinander; die Itulier haben den Men-
schen nur zerüieilt, nicht als in sich geschlossene PersonliclikeiL
Die Herrschenden sollen dein Rathe der Brahmanen folgen,
aber diese haben keine äussere Macht, jene zum Gehorsam
zn zwingen; es ist die Macht der Idee alleui) welche regie-
ren soll.
Wie die Xatrga die eigentliche regierende Mai^t sfaid, so
shid die Vai^ja das eigentliche regierte Volk, die Staatsbfii^
ger, selbststftndig erwerbend, des Staates Nihistand, wie die
beiden vorigen Kasten der Lehrstand und der Wehrstand.
So weit die Brahmanen über den eigentlichen Staat hinaus-
ragen, so weit reichen die (^tulra unter denselben hinab: wäh-
rend jene ideell den Staat leiten, ohne in ihn als wirkliche (ilieder
einzugehen, sind diese andererseits im Staate wirkliche und
nothwendige Bestandtheile, ohne eine ideelle Bedeutung, en
Recht in denmelben anhaben; jene wirken als Madit imStaa^
aber sind nicht in ihm; diese sind in ihm, aber haben ksiM
Macht; die Brahmanen sind nnr mit ihrem Geiste fan Staate, die
^ttdra nnr mit ihrem Körper; jene schweben als leuchteader
Äther über der lebendigen Well, diese liegen als dunkler £rd-
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489
Mn «Btor dmeliMii, «Ad der «igenllkte Slttl^t IM swiMhen
MdflB, aber beider beditlend.
fai religiucer BeiiebüDg «lad eigentlich eer drei Kasten [§. 99],
uod die ^udra sieben eigentlich ausserhalb des geistts^en Lebens;
politisch aber werclon zur Zeit des ausgebiidetcn Staates immer
Tier Kasten geoannt,*) uud da **ind die(^ndra ein sein wesentlicher
Tbeil des Staates. Die Beschäftigungen uod Wirkungskreise der
l^asten sind gesetzlich sehr genau abgegränzt, und wenn ein Mensch
der niederen Kaste in deo Beruf der höheren eiogreift, begeht er
eb TerbrecheQt end weae ein Meoacb der httheree Kaate» aaaaer
im Falle der Noth^ die BeechSftigung der olederee ergreift, verliert
er aeiae Kaate.')
Seit Alexanders Zeit komnt die s^esetzllcbe Gliederung des Volkes
etwas aus den Fugen; iler Einflu.ss des gegen dieselbe wirkenden
liuddhisnniK konnte nicht wirkungslos sein; ein mächtii?es Fürsten-
haus um die Zeit Christi war ans der Brahmanenkaste,-^) und zwei
andere frfihere waren gar aus den unteren Kasten , irabrscheinlich
fudra;^) uod eine mächtige Dynastie der nSdiaten Jahrhanderte
nach Chr. war a«a der Vai|ja-Kaste.«) Dieaa aetal VerwimiDg vot^
aea, vad mveste neue eraevgen. bdeaa enrifaiit beteita Mann Ilm«
ttcbeFille; »»ein BrahflDaee aoll nicht wohnen in elaer Stadt» welche
ala Pfiraten einen f!edra hat; von eiaem aolchen FSvaten darf er
nichts annehmen."'')
Die Brahmanen stehen auch im Staate hoher als der Konig.
„Hüte sich der König, auch in der t^ri'isster) iNoth, den Zorn der
Brahmanen zu reizen» denn sie vermögen im Zorn ihn zu vernicfateo
aammt seinen Trappen nnd Rfiatuagen; wer konnte ungestraft den
Zern deijenigen feisen, yao denen daa allverzehrende Feeer ge*
aehaflen wurde [Agni ie der OpferÜamniet aogleleh HInweiaang auf
Ihre Elnbeit mit Brahma und auf Ihre Zanbeikraft] etc.; . . wer,
dem das Leben lieb ist, kann die beledigen, dereh deren Hilfe
Welten und Götter dauern [durch das Sorna - Opfer] , deren Reich-
thiini die göttliche Krkenntniss ist: ei[) Brahmane ist eine macht-
volle Gottheit: sie haben io sii h etw as überaus Göttliches. ** —
Der König ist verpüicbtet, den ßrahniaiicn einen angemessenen Un-
terhalt zu gewähren, und sie in ihren Rechten zu aehtttzen.«)
]>ie Frage^ wamm die Brahmanen die Regiemng nicht selbst
Qhernommen, beantwortet alch aea dem Weaen dea indiachen
Staate« ?on aelbat; die Idee nnd die Whhitchkelt fallen hier ebee
aaaaer einander, nnd die Brahmanen gehOren der Welt der Idee an.
Abgeschmackt ist es, so kleinliehe Beweggrflnde nnterznaehieben,
wie etwa der ist, dass die Brahroauen die liebchwerdeu sicheuten
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4M
•o4 die RilMyditM»«») — oder gar a«, dees die BetbeUnag 4«
Brabmaaeo tob der Herrachaft ««ein Mittel geweaea aar Efbalteii
der BraimiBeoiaaeht; dena wie h&ttea die Brabalaea eiaea Bnl-
minenrajah beschränken wollen wunderlicher h&tte das
wahrlich nicht ausgedacht werden kennen,
^) Megasthcnes, fragm. 32, 1 ; 33, l. — ') Rnmiii. T. 12, 19 (Sohl.) — ') Msna^
X, 79 ff. — *) Lassen, Ind. Alt. n, 351. — ') Ebon i. II. 9(i. 197. 471. — •) Ebend.
II, 750 ff., 1110. — ^) Manu, IV, 61. 84. — •) Manu, IX, 313—319. — •) M. XI.
6. 22. 33; VII, 134. — MiU, Geach. d. briU Ind. 1839. 1, 161. — Heeren,
Wfifce, Xn, 802.
L Das Recht.
S 149.
Die Geaetzgebang, als die ideelle Seite dea StaateMeas,
kann natürlich nicht auf der willkürlichen Bestimmung der Xa-
trija-Fürsten beruhen, sondern muss von dem jen&cits des
eoncreten Staates liegenden, von den Brabmanen getragenen
Bewusstsein ausgehen; sie ist keine rein bürgerliche, sondern
sogleieb wesentlich eine religiöse. Aus den Gedankea der Ve-
den hemia bildete sich daa ala güitliohe OffeDbanmg geltende
alte Geaetdmob dea Maua, welchea allen folgenden Geaeli-
btteheni sin Grande liegt nnd in allen raaeinen Staaten Geltang
hatte; die Fftreten ahid da nor die VoUatveelcer dteaer filier die
einzelnen Staaten hinausgreifenden Gesetae. Die C^etsbfioher,
so weit sie uns jetzt bekannt, geben kein geordnetes System,
sondern sind eine nur oberflächlich gruppirte Saminlung Ton
wirr durch einander gestellten, aus verschiedeneu Zelten staiu-
nienden und nicht selten einander widersprechenden Vorscbrif-
ten» die eich nicht bloss auf das eigentliche Staatsleben beiiehea,
afmdern auch auf Kult, Sittlichkeit, Anatand, Höflichkeit, aaeh
wohl gute Rathaohläge bei der Hans- nnd Landwiithaehaft gebea«
Es werden imGaazen 52 Geaetsbücher (Bharmafiaatra] tod rar*
aehiedeaea Verfaaaera genaaat; aber aar die dea Haan oad dei
Yafnavalkya sind «na genauer beltanntO Tajnavalky« zeigt
eine viel weiter fortgeschrittene Entwickelung des I? echtes», giebt
scharfe nnd bestimmte Hegriffsbe.HtinimungeTi, und setzt eine
grosse Recht.serfVilirung voran.s: indcss ist auch das Gesrt/hurh
dea Manu in der uns vorliegenden Gestalt bereits die Frucht etaer
laogenRechtsentvi'ickclung; es gclit oft sehr in die Eiaaelbeiten der
Rechtsvoriiältaiaae ein; a. B. in den Gesetzen über die Schaidea
aad Caatracte, über Grfiaiatreitigfceitea vad Beacbidfgnagea; er-
Mert wird» wer die bei dem Umwerfen eiaea Wagena vorlrBnBaiia
dea BeachädiguDgen an tragen habe etc.*) Die gegenwiitife Ab*
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•riamng Mm ist woU «be dttrdi di« spitmn ÜMidschriften
▼crwirrlo; die üemeVAe laufen bihvveilen so buul durch eiiiamler ,
das» selbst ein erster rohrr Versuch sie besser t'Lcirdnet hätte.
Mchrlache W l^lorspnu Ii'» /eigen auch, dass »päterö Zusätze und
AnderaogCD gemacht sind, und manche Beatimnmogen rofissen aui
•Ipitmr Zeit sein als die, in welcher Megasthenes schrieb.
Als die Qaelie dM Rechte gelteo die Veda, die Recbteliicher,
die Sltteo gnter MenedieD, und das eigne aaf OberlegvDg ruhende
UffbeiL«)
0 Btaul0r,ia WibtnfiiA Stad.1, Ut Me. «46. rgL Yi^oav, 1,4.—«) M. Vm,
ttOlL — *) M. vm, S94 E — «) T^n. 1, 7.
a) Dat Becht des Staatoli&rgera dem Staat gegeanbw.
§ 150.
Während in China die Staatsbürger dem Staate gegenüber
in dem Verhältniss der Gleichheit unter einander standen, ist
die Ungleichheit vor dem Gesetze der Charakter indischeii
Rechtes; jede Kaste hat ihr besonderes Hecht, and selbst das
Smlrechl hat för die Kosten gasB verschieaene Strafen. Der
Indier liat nicht ein menschliches» sondeni ein Kasten-Reeht
Der Mangel der Anerkennung der PersÖnliohkelt seigt sich
nicht nnr auf dem Gebiete der Religion in der Kastengliederang,
sondern auch auf dem (lebiete des Staates in der Sklaverei.
Die Sklaverei ist nicht das natüiliclie Verhäitniss einer Kaste,
sondern ein rcchtliclies, welches durch äasserliche Veran-
lassougen entstanden ist und auch wieder gelöst werden kann;
es k(toen die unfreien Sklaven ans allen Kasten sein» den
Brahmanenstand ansgenommeni wiewolil die meisten uatOrUch
dem ^udrastand angehdren, wdcher der Sldaverei Vorbild und
Vorbereitung war.
Die ÜDgleicbheit vor dem Gesetze spriebt sich in den Rechten
wie in den Strafen aus; ^vir werden weiter unten noch Beispiele fui-
den; die Vergehen der Brahinancn Avctden meist milcier bestraft als
die der Andern; „der König hüte .sich ^v(»hl, einen Brahmanen hinzir
richten, hätte dieser auch alle möglichen Verbrechen begangen; er
mag den Verbrecher aus seinem Reiche verbannen, aber ohne sein
Eigenthum aoantasten und ohne ihm das miodesteLeid aozatbuo.** >)
£in Brahmane darf auch nie körperlich gesachtigt oder verstänuaelt
werden.*) Die Brahmanen sind abgabenfrei;,, wenn der Kunig
auch stirbt vor Mangel, soll er dennoch kerne Steuer von den veden-
knndigen Brahmanen erheben, und er ^Ide nie, dass ta sttlaem
Laude ein Brahmane Hunger leide. "
uiyiii^cu by GoOglc
^ I
IM
^Bliolar CtohowMin gegeo di« BeMl« der f^dsolmdigeBBnA-
nanen iat die hOclMite Pflicht eines ^udra.***) Er kann alier Mcb
den iiiedern Kasten dienen, und sein Herr Ist verpflichtet, ihm hin-
reichenden Unterlialt zu tjebeo, deu Rest der Speisen, alte Kleider
und altes Hausgeräth et< . ^) ,,Ein ^udra, sei er verkauft odt*r
nicht verifauft, darf von einem Brahmanen gezwungen werden, Skla-
venarbeit zu tbun , denn ein solcher Mensch ist von dem von sich
seliwt ezistirenden Wesen geschaffen au dem Zweck « deo Braiuu*
Den au dienen. Ein ^udra, welcher von aeinem Herrn freigelaain
wjrd« ist dennoch nicht aua dem Stande der Knechtachaft befreit, dflna
dieser Stand ist ihm natürlich; wieluinn eralao befreit werden
Die (udra sind aber doch nicht von Hause aus eigentliche SkU*
ven, sondern werden es nur andere Menüclien durch besooiiere
Umstände; indcsä gaben f>ie nohl die grüsste Zahl dcrseiben. „Es
sind sieben Arten von Sklaven: 1) Kriegsgefangene, 2) solche,
weiclte sich des Doterbalts wegen in Dienst begeben, 3) die von
einer Sklavin imUavae dea Herrn getK»ren aind, 4) gekanfte Sklarea,
d) anmCreachenk empfangene, 6) geerbte, 7) solche, welche rar
Strafe Sklaven aind,^ — nach dem indiachen Gommeatar: Mwegea
einer Geldschald/' Manche verkaafen sidi attch wegen Scholdcs
selbsfi) r^iemand durfte einen Sklaven ans einer höheren Kaste ait
der seinigen habeo.^) Auch Sklavenhandel wird bei Manu erwähnt;
er war aber den Brahraanen und Xatrija schlechterdings verbo-
ten. •) — „Wer mit Gewalt zum Sklaven gemacht und wer von
Käubern verkauft worden ist, soll freigelassen werden, ebeoso
tv (!r seinem Herrn das Leben rettet oder wer sich losltauft"
Die Sklaven aus der fudrakaate haben kein Eigenthumsrecht, io-
dess darf ein Brahmane doch mir im Falle der Noth das BesittthsBi
seines Sklaven angreifen. ")
Die Caatraten, die in China eine so bedeutende Rolle s|Nelen
[S. 162], gehfiren in Indien mir sehr spftter Zeit, besonders der
l^^emdherrschaft an; die früher erwähnten '2) sind wahrscheinlich nicht
absichtlich verstümmelt, sondern sind es von Natur, Dr.untMt ms
dem achten l>is zwöllteu .fahrh. nach Chr. erwähnen die ,.\Vi*he
Verschnittener bei einer vornehmen Jungfrau« und „unmäanlidie
Eunuchen'' als Diener, is)
Die Sklaven wurden, wie es scheint, im Allgemeinen als Faai-
lienglieder betrachtet, und gut behandelt; der sanfte Indier neigt
nicht surGraosarokeit. Daher erklärt sich vielleicht die irrige Nack*
rieht des Megasthenes: «»alle Indier sind frei und niemand ist eia
Sklave; bei den Indiem ist kein Fremder Sklave, geschweige deaa
ein Indier. ' i-^}
Digrtized by Google
408
') UUI% Vni, 380. — •) M. Vm, 124. 1«5. — ') M. \TT, — ") M. DT, 334.
— •) M- X, 121 ff. — •) M. Vni, 413. 414. — 0 M. VlU, 41:». Wil on , Theater
d. H. 1, S. III. 126. — ■) Yajnav. U, 1Ö3. — «) M. X, 86. — Yajnav. II, 182.—
««) M. vm, 417. — M. IV, 20&. ftll; IX, 201. — «») Wilson, Theater d. H.
n, 25, 149. — *«)EbMkL J, 162. — <*)Ueg. frag. 26, 5; 27, 13; 41, 11.
i 151.
Das Eigenthnnis-Rechti) ist sehr entwickelt; der Besitz
ist dem SlaaUUürger durch die Gesetze a^esichert, die Verfügung
aber denselben nur durch das Recht der Familie beschränkt;
diese soll, als die Grundlage des Staatslebens, in ihrem Ver-
mögen ungeschiBälert erhalten werden*^) — Das Erbrecht
ist durch sehr specielle Verordnungen geregelt; der älteste
Sohn erUt gewi^bnlieh , aber nidit inmery ein grOseere» £rb-
theil; die Töchter beeiben die Mutter. — Ül>er Oootraete, An-
leihen, ZiDseii, PfiiDdreeht etc. geben die Gesetzlificber Tiele
einen eelnr entwickelten Verkehr bekundende BeeHmmnngen.
Als Tauschmittel galten die edlen Metalle und Kupfer, die in
gestempelten Stücken schon früh ein wirkliches Geld bildeten.
Geprägte Münzen aber in unserer Weise hatten die Indier nach
den Berichten der Griechen nicht, 3) und haben dieselben wahr-
scheinlich erst von den Griechen gelernt; die ältesten solcher
Münzen sind ans dem zweiten Jahrhundert vor Chr.^)
Naeh dem Tode der Elteni tbeUea sieh dIeBrOder uater deuBe-
sits; der älteste Sohn erhält gewöhnlich das meiste« die äbrigeo,
wenn sie ron derselben Mutter, erbalten unter einander an gleichen
Theileo; sonst richten sich die Aothelle oaeh der Kaste der Motter.
Bei (^'udras theilen sich alle Brüder gleich. Die Brüder können
entweder yni.^animen leben oder sich trennen; der Erstgcborue bleibt
jedenfalls da.s Haupt der Familie. 5) Die Sf.fine Hinä die ersfen Er-
ben« uod nur wenn keine da sind, erben die Eitern und Brüder des
Gestorbenen die Tdehter erben das Vermögen der Mutter.'^) Siod
gar keine Verwandten eines Bfahmanen da, so fällt das Erbe an die
vedeDhnadIgeu Brahmanen« nie an den KOnig, der bei den andern
Kasteil hi'gleiehem FaUe der rechtmässige Eibe ist«) UnflAig nun
Erben sind Eunuchen, Bünde, Taubstumme, Blädshinige,' Wahn-
sinnige, KHippel und [aus der Kaste] Ausgestossene; sie mässCn
aber von den Erben unterh.iiten werden.'*)
Herrenlo-scs gefundenes (int imiss vom Könijje nach nffentlicher
Bekanntmachung drei Jahre lang aufbewahrt werden, und darf erst
nach Ablauf dieser Frist, wenn keio Eigenthümer sich meldet, einge-
zogen werden. ^) — Wenn ein gelehrter Brahmane einen Schats
fiadety — natärlieh einen herrenlosen, — so darf er Hm gans be«
Digitizca Ly Gu^.- .
4M
halten; findet ihn ein Anderer, soU er den sechsten Theil i]cni
Könis? sieben, findet ihn der KOnig, so soll er die Uäifte den brah-
manen geben. ^9
Für Anleihen an einen Ümhmaiien dürfen, wenn ein Piand ge-
geben wird, monatlich P/g Proceut genommen werden, ohne P£uid
2Proeent; bei eieeni Xatrija dttrfee 3, bei eioem Vaicja 4, bei einen
^^re 5 Proceut meeetttch genoamen wetdee. Höhere Ziosee
eM Weoher , und «M rechlüdi itiigal%. u) Weoe die Zieeeo Ür
GeM eieht meuetlieh« eendera In emer Geeamntsainne heeiMt w•^
den, so dfirfen sie nie des Doppelte des Capftals Sbeischretteii, dte
Zinsen für (ictreitle, Vieh etc. nie das Fünl'fadic ; Zinseit von Zin-
sen dürfen nicht i^enonuiK n w erden; wenn jedoi li nach Abiauf de«
Contractes dieZiii^sen norli nicht bezahlt wiricJ, so kOnncn bei derEr-
aeueniftg desselben die t^lügen Zinsen zum Cl^Mtai geschlagen
werden. <*) Wenn die Angabe des Mogeathenee» dass die Indier
Dicht aef ZiDBeD aiielieheD«M) richtig wXre» eo wirdee diese Be*
•tismengen dee Geeetsbacbee in viel epfttere Zeit fellea.
Ebe Flau bieacht nlcbt die tod ihrem Menne eder Sehne ge*
machten Sebalden xe besahlen» anch nicht der Mane die der Vn»,
und der Vater nicht die des Sohnes ; der Sohn jedoch haftet fiir
die Schulden des Vaters, mit Ausnahme der Spiel- und Triiik-
schulden und der den Buhlerinoen etc. {remai Ilten V ersprechuueen.^^)
* — Der Gläubiger ist berechtigt, seine äcbuld alleofalls auch durch
List« wie durch Entleihen, durch Ettdchaitni^ eines Depositum«,
eder durch Gewalt, wie durch Eiosperniog des ScbuidBers oder
eehier Vnm^ eeinea Sehaee oder aeinee Viehes» eder auch dorch
phyalaehe Gewalt» elaceeieheD.*^ Seltsam Ist die Art» wie atch
hantigea Tagea Biahaanen, biaweUen aadb §8jt Andere» SehnUes
eintreiben« Der Biahmane stellt aieh mit Giit oder einem DoldM
vor die Thür des Schuldoers, und droht, wenn derselbe sein Hans
verlassen wolle, sich sob>it zu todten; die Schuld dieses Mordes
liele dann auf den »Schuldner; dieser ist also in seinem Hause ge-
fangen; der JBrahmane fastet, woran ergewtibnt, der Andere nui^s
es aua ÜK»mmer Pücht eben£üifi tbon; ae avingt soletst der Bläh-
maae den Andern aar ZaUaog. i«)
Fremdes Elgenthnm» sl B. ein Pfand, wird ducch Verjik-
rang nur dann anm Beaila dea Inhabera, wenn devaelhe es scMi
Jahre lang hat» ohne daaa der Beaitser, obgleich er ea aieht» da-
gegen Einsprach erhebt» Torausgesctzt, dass der Besitaer iM
schwacli&innig oder unter sechszehu JaJjrc alt ist; unbeueglicbe»
Gut verjährt unter gleichen Umständen, jedoch erst in iwaujcig
«lahreu.
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m
CoBtraete und andere eiogegugene Verpflichtuogeo «iad u«
gflltig, wenn sie gonadit werden tod einem BetruDlteDeo, ineo,
Ktaaken, Leibeigaei» eiDem Greise oder eiaeni Kinde» oder wenit
du Beirag oder ela Zwang dabei atattiadet*») Contrade werden
acftriftlleh geaacht «lit Zonieiung Ten Zeagen and einee Notare;
Sdinldecbefaie eind jedodi aodi ohne Unterachrifl von Sengen gül-
tig. Zu dea CoiUracten gehören auch die Ehen, voü deren sitt-
licher Bedeutung schon früher gesprochen wurde. Wer bei der
VerheirathuiiL? seiner Tochter ihre an8tö««Rigen Fehler verschweigt,
a. B.« daas sie geisteskrank oder aussätzig, oder nicht mehr Jnag*
fran , ninss eine Geldstrafe zahlen.
Über Maaaa and Gewicht aiad aehr bestimmte, die achSrfsle
GeannigWt behndende Geactee gegeben; alle aecha Monate soll
der KBoig die Anweadnag deraelbett aoteiaachen;*«) ebenao wird
der Marktpreia alle BIbaate efaiige Uale von der Regierung
festgesetzt."»*)
1) Colcbrookc, a digest ol Hindu Law on coalractü and saccessions, 3 vol. 1801.
— •) (Hallied), Gentoo Laws, pref. p. 54. Orüuino, trait<^ des succch^ious etc.
ib44, p. 43 etc. — ■) TausauiAS, IH, c 12, 235 (Siebel). — La«$ea, Ind. Alt.
H, 46. 47. S74; TgL Bohlen, H» ISO. — *) Hann, IX, 104 ff.; 148 ff.; 156 ff.
Ti^oar. n, 114. 1S5. Oiiaane p. 50 ff. 108. — •) U. IX, 186. 0 Y&jn. U, 117.
- •) 11 IX, IM. 189.^ •)itix,soiff. — >*)M.7m, 30.-- «OK.'vni,
8. 37. 33« n, 34. 36. — i>) IL YUl, 140-*- 148« 16«; n, 37.
>») IC Vm, 161—156; Yiyn. H, 33. — »*) Meg. fr. «7. — >*) Y$in, H, 46. —
VTU, 159. 160; Yt^n. ü, 47. — M. Vm, 49. — '•) Ä«i&t Bes. IV,
332.— 1«) M. vm, 145—148; Yajn. II, 24. — «o) M. VTH, 163 ff.; Yajn.
n, 89. — »>) Yajnav. H, 84 fl. — «») M. VIDC, 884. — «•) M. Vm, 131 ff.;
403; Tl«ll. I, 361 ff. •«) M. YIU, 402.
b) Dm Aecht dee Staates dem Biurger gcgeaäher.
§ IM.
Dan Straf «Rech t) trotz deaaulden Charakters der Indier
Im Aügimeine» hart md graaaa«, zeigt ia aobroffan Gegeaaata
gegen dia zehr milde zitgarmantiche Gczetzgebung, welabe
aaf dem ▼oUez Bewnsalaeia der Pendnlichkeit rzht» dzaz daa
abatracte Recht, nicht ans der Anerkennang der freien Petadn-
lichkeit hervorgehend, als eine rein objective Macht iiiit der
Tollen Gewalt des Schreckens dem einzelnen Menschen gegen-
über tritt; in einem Staate, wo jenes persönliche Bewusstsein
fehlt) ist jedes Vergehen eine Empörung, ein Majestätsver-
breahen, denn der Einzelne ist unbedingt unterworfen. Wo
aiiar dza Reaht avf dem Bewaaataaia der freien Persi^chkeit
wukif da izl daz Geaelz mild» and die Eiire tritt an die Stalle
m
dM 'S^hraokenk) mid ElireMtrafn - treten liei gerliig»fli«to Ver-
gehen an die Stelle der rohen Züchtigung. Indien kennt wirk-
liche Eiireiistrafcii sehr wenig; die einzige l onu derselben ist
die roheste, dah BratiiJ marken an der Stirn. Im Allgemeinen
gilt bei deu Strafen der Grundsatz der strengsten VergeUang}
Auge um Auge, Zahn um Zahn.
,,Ds8 Recht ist von Brahma in der Gestalt der Stiafe ge*
Bchafreii.'« <) Sttmfe ist ein krsft?«ller Herrsdwr, en gesckkkter
R^ersr» «m weiser Verwalter des Gesetses; Stimfis regiert das
menseiilicke Gesdileeht^ Strafe sUeb besehatst es, die Stiafe
wacht« wShrend alles scMfift« die Strafe ist die Gerechtigkeit.
. Ware ilei König nicht rastlos bestrebt, zu sfi atVu den Schuldigen,
so Wörde der Starke tleu .Schwachen rüsten, gleich einem Fische am
Spiesse; Strale regiert das ganze Menschengescldecht» deao eiovoa
Natur schuKIIoser Mensch ist kaum zu finden. "3)
Als Arten der Strafe werden angegeben: Rüge, Geldstrafe, Braad-
marinng» kOrperiieheZfichtigniig, Gefangeuschaft, Verkst der bfliger-
lidieD Rechte, VerbaDonngy Verstflmraelung eud Todesstrafe^ Die
Geftogoisse sollen an derSfTeiltlldieD Strasse Hegen« damit die Ver-
brecher YOD allen gesehen werden.^ Die Todesstrafe wird toU-
streckt durch Ertränken, l»ei Frauen, durch Verbrennen, darch
Spiessen, oder die .S« liuldigcn werden von Elephanten zertreten,
von Hunden zerrissen < (< . — Merk^rfirflig ist die Nachricht Marco
Polo's, dass zum Tode verurthciite V erbrecher im südlicfieu ludie»
sich selbst zur Ehre einer Gottheit tudten dürfen; öffentlich und unter
grossen Feierlichkeiten stüsst sich der Verurtheilte zwölf Messer ia
die Hüften, in die Arme, in den Bauch und das letzte ins Hen; soiae
Gattin Terbrennt sich dann mit der LeiclM^s*) wem diees bei biab*
mitnischen Indiem vorgeleommen sein sollte, so wSre es eine Ass-
artunft; die Gesetzbücher gewähren keinen Anhalt hierzu. '
Wer eiiicni xMädchcn, ohne es beweisen zu können, nachlast
' sie sei nicht mehr Junglrau, inuss cIih' Geldstrafe zalilen.^) Be-
leidigungen der höheren Kasten durch niedrigere Menschen wird hart
gebäsat; einem ^udra, der einen Zweimalgebomen beleidigt; soil die
Zunge abgescboitteo werden, und wenn er einen Brabmatfen sduaibt,
soll ihm ein giftbender Dolch in den Mund gestosseo werden, sad
wenn er ihm hl Beziehung «uf seine Pfllcbten Zurecbtweisangea
' giebt« soll itMi siedendes öl in den Mund gegossen werden.
>Leh;b<e Injurien, Vorwerfen körperlicher Fehler efc. werden ost
Geldstiaien belegt.'^) „Wer Reden fuhrt, welche dem K luis:*' nnaa*
genehm sind, oder wer ihr» ladclt oder seine Ratiiscbl (l" ;ius-
schwatzt, dorn soU der König die Zunge auascbnekien und ihn »er-
Digitizca Ly Gu^.' .
bftliiieii."^) Fd Betreff der Unzucht sind ficlir genaue Gesetze
g^ebeo, Unehelicbcr B^AcUaf mit Personen derselbeii Klasse bei
gpgfgoitiger £ivfriHiga»g ist ausdrücklich atraflos;*) Öffentliche
•iNniMi werden aogar, weaa slo nach Empfang des Oeldes den Um-
gang verweigern, mit 4er doppelten Geldstrafe lieiegt.*<>) Auf
NothaMrtigung erCoigt kurperHebe Sflditigting, Abhanen der Hand,
uDil >venn die Verletzte ein Brahmaneninüdchen , der Tod, wenn sie
al>cr Sklavin, eine »ehr geringe Geldstrafe J ') Blutschande for-
dert Anschneiden des schuldigen f*licdes oder Todesstrafe; in
8chwercn FuUcn wird auch das schuldige Weih hingerichtet, Un-
natürliche Unzucht, "w'ie Sodomie etc. , wird bestraft mit Abhaaen
■ der Finger, Peitsdienhiehen , ofTentÜcher Schanstellung auf einem
Esel» oder anch nur mit Geldstrafe.
Bei kOrperKebea Verletzungen mnss der Sdnildige die Heiinngs-
kosten tragen nnd ektc Geldstrafe sahlen; nnr wenn ein Mensch der
andern Kasten einen Rrabmanen tkiltlleh beleidigt, soll ihm das Glied,
mit welchem er ihn berührt , ahu< liaiicn werden. Die von Me-
gasthenes berichtete strengere \ erueltung des (Uleichen mit Glei-
chem, besonders das Abhauen der Hände, 'S) bezieht sich nach
Manu nur auf die Verletzung e'iüGS Monschau aus höherer Kaste
durch einen Niedrigeren Auch niisslungenc BesauberaDgeo wer*
den mit Geldstrafe belegt. >^ Ungeschickte Arzte nnd Chimrgen
mflssen Strafe zahlen,
Mord wild hn Allgemeinen mild gestraft, dareh Brandmarkang,
Verlust der bfirgerilclien Ehre, and nnr In schwereren Fallen durch
Hinrichtung.»») ,,Eine Frau, welche Ihren Manu tSdtet, soll, wenn
sie nicht schwanger ist, ins Wasser geworfen weiden, nathdeni ihr
pin Stein an den Hals e« hunden," oder nach grausamer Verstiim-
nielnng getudtet werden, ^o) Auf Abtreiben der Leibesfrucbt ist
nnr Geldstrafe gesetzt.«')
Kothwehr bis zur Tödtung des Angreifers ist gegen Jeden,
seihst gegen Brabmanen erlaubt, sowohl bei eigner Vertheidigung
wie bei der einer Frau oder eines Brahmanen.*^
Wer in Gefahr desRaubes, bei einem Dammbmch etc. seine Hilfe
versagt, wird mit Verbannung oder einer Geldstrafe belegt. *3)
Für Ii e s c h ii d i g IUI ^ d e s E i e II t h u m s muss ausser dem Scha*
denersatz eine gleich grosse Stiafsummesjezahlt werden; gemein-
schädliche Vergehungen dieser Art werden mit Geldstrafe oder\ er-
bannuDggestrart;25) Brandstifter werden mitStrobfeuer verbrannt.20)
Über Betrug, WaarenverHilscbung etc. sind sehr genaue Be-
stimmungen gegeben; meist Geldstrafe oder Züchtigung merk-
würdig, und wabfMrheinlich Ülterer Zeit angehSrig ist das rohe Ge-
n. 91
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498
ceU: einen trügcrisclien Guldgchmied soll der Kunig mU Scheec«
messero in Stücke schneiden lassen/' 2^)
Bei einfiiclieni and kichteoi Diebstahl nnee der INeb des^
lilohlene aurOckgebeii und eriiftlt kSrperlidie Kiobtigiiiig, oder mu»
den ddppeltea oder mebtfadMn Wenk als Strafe beaftblen. Irt er
: aber ein Brahnaoe, so wird er gebraMdmailKt ned veibnBt*^ iKe
OeMiifrafe steij^ nit' der Kaete; der eehuldige Xatrija bat vtenml
iniil der Hrabniauu achtmal mehr als der ^udia yLU zahlen, weil die
, ,S( l.uftl der ersteren eine sclnverere sei;30) dies» ist einer der sei -
It'iieri Kaiici. wo die Strafe dor höheren Karten hlirter ist, Gei^alt-
' sanier Diehstahl leichterer Art wird mit Geldstrafe von dem doppel-
ten Werth der Sacbe belegt, heim LSui^nen von dem vietfiichen.si)
Schirerer und gewaltsamer Diebstahl wird mit Abbauen der Hesil
oder ebes halben Fusees oder beider Hfinde bectnift.^) Ootc^
stdtsnDg desDiebstahls dnrchHeblerei ete. gttt demlMMfahlvillif!
gleleh.^) Erbrechen des OfTentlichen Sehatabansee, emes Aiieeel«
- dder eines Tempels ufid anderer gewaltsamer schwerer DiebstsM
wh-d mit dein Tode bestraft,**) nach Manu wird der Schuldige v«n
tili phantcn zertreten.^*) — Kaub, d. h ,,vvenn etwas mit Gewalt
vor doo Augen des Besitzers genommen wird/'**) wird in «chwe-
' rercn Fällen mit dem Tode bestraft.
Glücksspiele und Wetten, von den Indiera Ifidifiiiiehlftlidi ft
liebt [S. 458], sind nach Mann bei hoher Stmfe vetboten, und al»
Diebstahl betrachtet; auch die Wiitbe der Spielhinier ^verden kir-
perlich gezüchtigt; <s) spSter dagegen fiiidmn ea einCrigliehef ^ die
SpieihXuser an beateoera und dafilr die BeeebQtiong md Beief-
üichtigune: derselben zu tibernehmen.
Ein Trunkenbold w ii<l au dci »Stirn mit einem .ISäuferzeichen c»'
brandmarkt, und Verkäufer von berauschenden Getränken svUeu
der Stadt verwiesen werden.^)
*) Ti^nttv. 1, 858. — ■) Mann, VH, 17 ^ 92. *) M. DT, 988. Maico
Polo, m, c. 20.— ») Mnim, VTH, M5. — •)M. Vm, 270 -572. — •) M. Vm, 174;
Yftjn. II. 204 ff. — •) Yftju. U, no2. Will, .'104 tV. - Yt^n. U, -
'«)M. VIII. aG4. Ynjn. U. 288. 201. — » •) Yiyn. IlL 231 — 233. — » ») M. Vni.567.
3C.U ff.; Yujn. II, 2h'.<. 293. — »*) M. VIII, 287; Yajii. II, 213 ff. — i») Meg. fr.
27, 12. »«») Miinu, Vin, 279. — M. IX, 290. — "») M. IX, 284; Yojn. H, 24S.
— M. IX, 237; Tain. TT. 273 ff. — »<>) Yojn. II, 278. 279. — ") Tnjn. H
277. — tt) 1^ VlU, o4y. 0.10. — «») IX, 274i Ya^n. II, 234. — M. Till.
288. — ••) IX» 284. 289. ~ Y^n. U, 282. — »») M. IX, 286 ff. ; YjtfB- ^
245 ff. — AL IX, 992,—»») Yjyn. II, 270; Manu, VIU, 319 «c— »•) Bt Vm,
337. 338. — TiiiiL n, 230. — M. Till, 320 — 328. 334; IX, S76 — 2?;.-
»») M. IX, 978; Tom. H, 97«. - •*) M, IX, 280; Yiijn- H, 287. — »•) II, Yfll,
34. - M) M.Vin, .H,12. — •») M. vm, 823. — M. IX, 220 fl: — Td»-
II, 199—208 *•) IL IX, «91. 988. ♦
Digitizca by Gu^.- .
4g9
JSkn «agemMiea Siafltalabtti gehftven aar swet Stüsde
wittniiieii.'ftw» die XAti4ffi als dit Regiereildefi vnd «He Vakja
als die Regierten. Da alle» Dasein von liiahnia als dem einigen
31iUelpunkt ausfliegst, so ist auch alle Re^ierungsgcwalt von
Braiima entsprangen, geht nicht vom Volke aus; allen Leben
in der Natur wie im Staate geht vom Centrum nach der Periphe-
rie- Da» Centram im All ist aber Einheit, darum auch die Rc-
gtermig; ein König (Kaja)! Bleibt aas dem Volke uud nicht
d«x«k«iiw.V4^» eeiid€n vim Gotleswegtfa regiere ala VerbreCer
4er GelAeiiii dae Volk, »iraelien Braluna md dem VoUce ste-
llend« l>eir KdBig, erMicbi .ond diureb eine veA BrahmaneD
wMmpme Salbung oder Weihe in den Beaita dee Tluronea ge*
setzt, ^) ist niplxt bloas ein KOnig von Gottes Gnaden, sondern
von Gottes Wesen, zu dem Vuike sich verhaltend wie die crea-
tärliclien Gatter zu den Menschen. Die re^uiblikanischen Ver-
fassungen, welche die Griechen im iudusgebiete fanden,^)
felMirten nicht denvcvigentiiclien indischen Volke ans*) die iadi'
•duni üikmden.henpeq nur Aiooaceluen.
MJ>er KfiqKif euiee KiSolg« besteht aus Tketleo, wekhe ausge»
teeeea sind eue den achtBUteni der Welt [de« höheren Qdttere];
d^ae 9fkt wehaen io der Peraeo dee Königs; er kaen nicht unrein
seh), debn diese Sdraizgeister bawirkea die Reinheit der Sierh-
liehen."'^) ,,£iii König ist gi^bildet ans den cnigen Theileo der
oberäteri GOtter, und ist darum über alle Sterbliche a» Majestät er-
haben; t»leioli der Sonne blendet er Augen und Herzen; kein
Mensch kann sciueu Anblick ertrageu; er ist das Feuer uud die
Laft, die SoBoe, der Mond, der Herrscher der Gerechtigkeit» Herr
dee Reicbtbaipa, der G.ewäs«er und der Uinuneisveste. fiiseai
KMget «elbat wena e? eia Kiad ist, daff aieht ohne UrAiraht be-
isfttet werden, ala sei er eia bloeeer Meaacbj dem er ist ebe
aiohtige Qetthaif^ eracbeineBd ia meoeeblielier Geetalt Das Feaer
reraehrt nnr einen Einzelnen , welcher sorgles ihm genaht, aber der
Zur» üine.s Kiinigs verzehrt eine ^;ui/u Familie mit all ihrer Habe.
Wer Uass zeigt 2,oiifn ileu KTmig duich Wahn, wird sicher untergehn,
denn der König >vird sein Herz wenden zu seiaem V erdti Iten. * *)
Der Künig und die Königin haben den Beinameo der ,,Guttli€heii.'\^)
Idit- der ji|J|^rmeuschlicheo Bedeutung der Könige hängt es zu-
saauBaa^.daaa sie^iieBiaeht.babeft, bfiee Geister «i bekäaa|»lee;
St*
und Indra, ohnrnSchtig deo DSmoDeo gegCDflber, ntft woU eiaeii
Könif? zum Kamiile L;eu;en sie auf.')
Meikw linliL' ist, dass ein altersschwacher Kouig zur Thronent-
sagung vurpilichtet ijst; „wenn sich sein Ende nahet, so übergebe er
den Brahmnnen aile aus des g^setzmässigen tieldsUaÜeo gefiossenen
Beichthümer, überlasse seinem SeliBedle R«glmiig wmd Mdie 9ol*
neo Tod io «ioer öcUaciit/»»)
>) Lanoi, Ind. j(Ut. I, 811. — ■> Aate» H; e. Uf vtfl. mUtA.
JmL ingm, 1, 8t. — >) Ikiiati, lad. iJt X, 8il; II, Ifif7. 17t «ICb r-
y, 96. — )1 711» 4— 9. lt. — *) WiliOR, theMWi !• ^7. '0 Untak,
T. Meier, a 46. 188. 14^ 144. — ') Mua, 2X, 8tS.
§ 154.
DerKöni^, der hier so wenii^ eine freie Persdnlichkeit ist
wie der Luterthan, der nicht seineu Willen, sondern das ewige
Gesetz Brahma's durchzuführen und zu vertreteii hftCy hat hn
Staate ein doppeltes VeziUtttBlss, nacii oben, ni*^n #b«rte
Staate steheaden Bfakauuieo aaid der von üuieii vetifeleiie&MM^
und aaeh uaten» au dem regierten Volkes
Der Fttrst, der VoUatrecker einer Idee, niekt cSnea j^enAi*
lieben Willens, bat au seiner ersten und heiligsten Mlekl die
Selbstverleugnung, das Verzichten auf seine eigene, besomkre
Meinung und seinen besoiidei-en Willen; er soll scliiechterdiDgs
nur das Organ einer über dem Einzelnen stehenden Idee, der
Vollzieher des göttlichen Gesetzes sein; er ist nur ausfuhrenile.
aiobt gesetzgebende Gewalt; er steht nicht über, aondem unter
dem Gesetz. Die Idee selbst aber wird getragen yon dem Stande
der firkenntniaa, Ton den Mcnaeken Brabma'ai' die wm Siaate
selbst niebt minittelbar betbeiligt smd. Das •Bdwinatpebi des
Volkes ist noeh ausser dem Volke. Darum maas der POrst ia
allem, was er thut, dieses über dem Volke schwebende Bewusst-
sein befragen, mnss die vedenkiindigen Brahmanen als seine
beständigen Rathgeber um sich haben, miiss ihrer Erkcnntniss
sicli unterordnen, ihren Aussprüchen Geiiorsani leisten; lier
König verhält sich zu den Brahmanen, wie Indra zu Brahma.')
Der Fürst ist unfrei, wie jeder Indicr es ist; aber bei dem Mäch-
tigen tritt die Unfreiheit noch siebtbarer hervor. Das Leben
ebies Kdnigs ist von den strengsten, die WiHkAr beadkritaiken-
den Formen umgeben und selbst bis In die klalnliehstefiinnellieit
genau Torgesebrieben ; ein Wiltkflrherrsefaer Ist ebt Frevler
gegen Brahma's Gesetz, und er soll undmnss fallen, nicht durch
eine zuchtlose KnijMirung, sondern durch Brahma's waltende
Gerechtigkeit Väterliche Milde ist schönste FArstentugend.
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«,Eio Kfioipr ist ilazii ffCsrhalTcn, dii^m er cUt Srhiif/er aller
I Stände »eh.. er benehmt: sich als ein Vater «einer Untertltaneo.
Der unsinnige Färst, der »tune üuterüianen durch Ungerechtigkeit
aiterdrfickt, wird bald seine« Reiches um! seines Lebois beraubt
. wmtAtm."^') ^£li^KOB|g «•!! den Mra e«c. aaelmbneii; irie iMira
Regsd« M aoU er Mf mIo Volk WiibllfcateD b«nb«tKtaMi iass«»;..
«In Uug« 4er «ab Volk nlckl scbtttit» gebt nfteb seuiem Tode
fradtowegs anr HAiht*'*)— »Der Ronig \mn% von de» Vedookon-
digCD die heilige Lehre, er lerne die Gesetze etc. . . er unterrichte
sich in den verschiedeDen Arbeiten und (iewerhen. . . B€rinis( hriide
i»#»tränke, Spiel, Liebe iüi Weiber nnd (iie Jacrd, sollen von ciiiem
Fürsten als die verderblichsten Laster betrachtet werdeo.'*^) —
■ ,,Ein Kuoig, welcher das Heil seiner Seele erstrebt, niuss immef
nachsichtig sei», woon Kläger, Kinder, Greise oder Kranke g^eo
Iko BdeMignDgeo-aaBOtoeseo; derjooige, weleker den Leideoden
BeleliigiiBgoe Mneibt, wird daflir Im Bimmel belohnt werden,
Oker wer an« flemeberetols Racbegeflibl hegt, wird ra die Hftlle
kommen/'*)
Vcrtrcbcn eines Königs verfallen dem Straftresctz; umi bei
Jciuselbcn Vergehen, m'o ein ^ndra eine Gcltistrate zu zahlen bat^
mitss ein F'ürst das Tausendfache !»eben.
^Ein Künip: wähle zu seineu Käthen weise Manner von guter
Herkunft j oiaodbafte nnd «nhescholteae, mit ihnen überlege er die
' RegjlerOBg, dami .mit einem Bcabmanen, nnd dann «itaeheide er
^MmU^^ Mit dieaen Ministem soll er sieh fiber alles beratbeo,
Meinung jedes einzelnen bSren, nnd dann erst seine Ent-
ssMtensnng fassen. Der erste Minister mnss immer ein Brabmane
8cin. und jeden Morgen soll sich der Ki^nig von gelehrten Brahiuanen
unterweisen lassen.*)
«) M^n, V, 98. — •) Mann, VH, 37 ff; Yiyn. I, d08 ff. — ■) M. VD,
S5. PO. in. vjjl. Yajn. T, n40. — *) M. DC, 30n; YIII, 307. — *) M. VIT, 43. 50.
— •) BT. vm, 312. — ') M. ym, »6. — «) Yi^ I, Sll; Mann» Vfl, 54. —
*) M. VU, 54fir J42.a7£
MMi uton, kiBealelning auf das Volk, ist der KKnig
wMmdtofMMr Gebieten Bohmnken der WÜlkCr geben
nicht von dem regierten Volke, sondern von der «ber den
Kdnigen als geistige Mneht waltenden Bralinmiien <nis. Der
Fürst muss wie eine mricbtif:;e (iottheit geehrt werden, mir] seine
Befehle verlangen nnbediiigtcn Geliorsam; nicht dem Volk,
iMideffn ikr gMlKoken (äerecbtigkeit ist er verantwerüioli. In
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502
spaterer Zeit wurde diese Gewalt oft sehr jieiidicli cuipfuiiden,
/ur Blütliezeir der indischen Geschichte aber waltet das Ver-
häitniss der Liebe himI Anliäi)ü;lieiikeit vor. I
Als Brahma & Stellvertreter ist er eigentlich der alieioige
Besitzer alles Bodens and seines Ertrags, und alle Ländereien
sind eifj^tlieh Lehen. Ziemtich hoch berechnete j^bfpabeB find
also aidit sowohl Sleacm warn freiem fiigeBthiiiii, söndsn
PaehftsohluJig rom dem geUehenen. Die strenge EtascMftkMig
der ftrattichen WiliUr Itesi aber dieses VerhAlbrito üiihl als '
ein drückendes ersdbeineiir und das thatsftebliche Besitircdit
der Lnterthanen ist durch die (besetze hinieiclieiid gescliülst
Die Haiipteiokünfte eioeH Küiiig.s sind .seine iiesoiideren Domä-
nen. Au Abuaberi ♦*rhblt er den sec-hsteti Tlieil der Land(»-
früchte; in drini^enden Fülle» darf er auch den vierten fheil
nehmen. -) Auch die Uandn erker und Kaufleute sind besteuert uiit
% bis d Proceut de» ßewinoes.«) BUnde, Bifidsiosige, Miipfel,
70$&hri^ Greise sind stSnerfrei«*) .Aseb indiMte Steasni Msi
sich schon in alter Zeit; Reisende süid mit einem Zell belegt» mf
Aesnshme der GeisMichea, der asketischen Bettler oad der
schwaogcrsD Fratten , ^) und «af den Mliktso wardo ys« dem Ver-
kauften oin Zehnt erhoben.*)
Mit dem den Steuern zu (irundü liei^endcn Gedanken« das*
alle« Land eineuÜieh dpin Kniiii*c eigen gehöre, h?ini:t es zusammen,
daSs wer durch Vertiacbla^fiiguog seineu Acker beschädigt, bestiaft
werden kaon,'') denn er Tericfirat ja. des Königs Bigenthonit
OMflOQ, VXX, 80. >>) tt. Vni, ad8< X ItS; SÖg^. fir. i; 4S; SS, 4; 9S, i.
s) M, X, ISO; Vn, \W. ISSi-ttflgirtL-fr. S», 7. ^ *} Ui YBI, SK-
») Vm, 40S. 497. . ?) Mwi|.4riS4, Ä-e.^ '>]t7qi,a«s^
§ 156.
Drei Haupt -Aufgaben hat der indische Regent: die Voll*
Streckung des Hechtes, die eigentliche Verwaitting .iiod diu
Vertheidigung des Lauiles als Anführer des Heeres.
Als oberster Richter hat er das Recht zu wahren; alle
Rechtspflege ^) geschieht im Namen des Königs. Aber da der
KMg aitht diß.Qoeisie des Gesetzes , <a«kidaRl mnr dessen Voll-
strdeker ist» ao darfcfir »ie'iiftch aeiaer oigtfiii Kiiisk>ht dlm
etttscMden^ Boodem m«sa gesatatokwadi^BwiWitiis» afarM-
altfeer Imuamhen»') dia ihm oinA , Wana er ValWndart ist»'W
trafen können* Der Kdaig iat bei dte Emseheiditag anaog M
das Gesetz gebunden, und wenn er angerecht bestraft, so brt
er dun Brahmanen eine schwere Sühne ila voUzieheu. Ijei
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•W8
' #oiw»CTgft VeriNteclHD «tawto das IMiea jedeafidls dem Könige
▼orgelegt werden, dem das Reelit der Beguadi<^iing zustand. 3)
Die Weise der Untersuchung ist genau vorgeschi it'b( n . ilns
ZeogenTerhür gesetzlich geordnet; in zweifelhaiten i^aUeu ent-
Mheidet der Eid und das Gottesgericht |§ 103].^)
Vedenknndige Braiimanen. vom köDig gewühlt, btMen deu
4»«nclilBbof; eioer derseibeo führt deu Vurslt/.^) Sie sind aber
iWiiM ICtaigilSteUvcrtreter, der eigeoUich seUist dt» Cierialit;/ib*
kaliea soll;«) bei dem erweiterten Umfang der Regierang luiDDte
' ätmm mtSriidi nm m wkhtigeD Fällen tlian. Die Entseleldong
aeU stra«^ nadi dem Geseta erfolgen, und wem der Konig- selbst
richtet, soll Ibra ein vedeekmidiger llfaDn das Gesetz auslegen.^
An den KOnisf Jconnte appellirt werden , und wenn derselbe ein Ur-
theil, in weUfi'Mu (»cldstrafe verhäiif^t war. für u/ireriit (Tldärtc,
„so sollen die Kicliter und »lie l^iirtei, die vorher ue\M)rin''ii , das
doppelte der bestimmten Strafe geben; n enn aber derkönii; treibst
' wirechtniässig eiai6 Geldstosie erbeben hat, so soll er das Drelssig-
' faebe den .Bralmianes geben;*'*) wer im letslevee Falle sn -eot-
scheidee bsl,. ist sieht gesagt
Zeugen dftfen nnbeschoKeBe Meoschto aus allea vier Kasten
seb) einige BenillBartea gekeo aber an sich liir liesclKiitea und
-schliessen daher ▼um Zeagenreoht ans, wie niedrige Uandwcrke,
Schauspielerei; ehetiso :^ind Menschen aui<» (hm vermischten Kasten
ausgCNchlfKSKeu. Dagegen soMen wejjen der Höhe und Heiligkeit
.»ihres Standes nicht beruten v^( idoj ^'ür.steu, uelehrte l*^ie^t' r und
• Asiceteo. ^) Frauen dürfen nur bei Frauen zeugen, <^udra nur bei
' ^dis) wo niGglich sollen die Zeugen von derselben Kaste seui wie
4er Aageicbttldigto' Bei Vorteilen jedoch, welche ■ ioaerbalb ^
' eines Ubiiaes ,eder «Ines Waldes geschehen sind« nnd'bel einem
• ' Mocde dArf jederi, welcher mgegen geweaea, Zeuge sein. Zum
gültigen- Zenggiisi gehoben wenigsteBS drei Zeugen; nur im Neth
fsdl rdehi eines als acbthar betrannten Mannes Zeagniss hin. i'^) —
FiilfochCö Zeußuiss wird mit schwerer göttlicher Strafe in di*!seni
Leben und na« h dem Tode bedroht, '•^) tiber gerii liüi< h mir mit
iicldstrafe belegt;**) der Jxichter hat «lie Zeugen %orher zu Ver-
i warneailind sie auf die Strafe im künftigen Leben für den falschen
Zeugen biDxuweisen. Ist ein falscher Zeuge aber bestochen,
•'J«#4H>Uiei'daa J>of^lte der streitigen Summe xejbles) ein Brahmaoe
,1« flM*«eilttani rDle: Kac^iebt des Megaatheaes» dass Meioeid
dureii ClledeBabscbieldeB bestraft Wierde«*?) wird dtitob die
Oesobiblelier eicht bestätigt; Megasthenes seheiet andi hier die
• ältere Bestimmung zu geben. Äusserst seltsam Ist die Bestimmung :
„wo der Tod eiiief lienadieii da?»« ahlUtaigl» da soM 4if Imgfi
unwahr reden; zur Reinigung soll er ein Opfer liTiBgea;*^*^) diew
kann nur eine milde Nachsicht gegen da* ^Mitleiden sein; und der
Siuw de«! iiesctzes kann schlcchtcrdines keine Empfelilang eines
falschen Zewgiiis8e8 sein, du sinnlos iväre, sondern jene«
Sollen, kann nuhedingt nur in dem äinne des „Durfeno" auljgo-
fasst werden. — Der £idsebu-or ist nur dann zulisaig, ^enn
Zeugen feUen, deren Auaeage alao aiolit beeidigi wiid^ — » «od nie
bei geringen Sacken.
Die Beweiafiibmiig iat maachnal aellaaai geaog aad aicbfa
weniger ala aclilan. Wenn z, B. Jesand der AnücldMltaBg eines
DeposÜnma angeklagt ist, und keine Zeugen vorbanden sind, so
darf der Richter dem Bekia^tiii durcli geheime Helfer ein Deposi-
tum ubergeben lassen, und wcrm dasselbe dann hei der Rückforde-
ning verkürzt ist oder gar verweigert wird, so i^it der Angeschul-
digte oia überfAbrt zu erachten, Ein Mensch, „der von einer
Stelle zur andern geht, in beiden Mundwiokelo umberleckt, de wen
Stira achwitzt and deasen eeaicht aidi en«Mrt» der a^l tmbaflt,
atotternder Stimme viel Widerapredwadea aptieht, dar Anrede vd
Anblidt nicht erwiedert, and die Lippen veitiebt ete.» iat aia wi
falacber Ankläger oder Zenge bezeichnet Ebeaaa wird ea ant
Beziehung auf daa Gotteanrtbeil als ein Beweis falschen Zeug-
nisses gesehen, wenn ein ZLuy,ü innerball) einer Woche voa
eioer huraukheit oder einem andern Unfall betrctITen wird.^^)
f>ie I2:anze Verhandlung uar in alterer Zeit mündlich; ja liic
Richter bedienten sich selbst nach den Nachrichten der Griecbeo
nicht einmal geschriebener Gesetze; diess l>edeutet wolü nicht,
dass die Indier iieine Creaetzbacber gehabt, aaadem ▼iehwahr, da«
die Richter dieselben aaawendig waaatea.^) dpitar iadaea
den aduriaiicbe Prolokolle geAlbrt;») jedoch iat die AbaMga der
Griedien unaleher, da Megaslhenee aneb irr|g bebaaptet, die Mier
bedienten «Idi keiner Zeugen. 2«) Beim Civilprocess darf der Ange-
klagte, SU lang« er die Auscliuldigung nicht widerlegt, keine Gegen-
klage einbringen; '^7) leugnet er eine Schuld ab, and wird er über-
/ührt, so muss er ebenso viel, als er dem Kläger zu zahlen hat, auch
dem Könige zahlen; wer dagegen eine falsche Klage erhebt,- mfli
das Doppelte der geforderten Samne als Strafe zab4en.>*)
Bei Verbreeben haftet die VerailtwortliabMt auf daa GamMe*
aitfeebem. „Wenn ein Todteobbg ader eb Olebaltbl geädUcbd
so mUt die Schuld anf die Anfabher daa Oitea, weaa die SpwaM
dem Orte heranaftlhrt{ welin daa Verbreeben aaf derLaiidatmue
geacbab» eo föllt die Schuld auf die Aulseber des Ortsgebietes*,
505
und <lcr Ort soll de» 8cliadcii ersetzen, in dessen Glranzcu es t^e-
tjcbah, oder uohii» die Spur führt." 29) liie sehr ähnliche Einrich-
Uing bei den Peruanern (lid. (. S. 32H) ist zu bemerken.
Wichtig für die Keuntuiss des indischen Gerichtswesen i^t die
itikiD Drama Mnchebakntik* geg»^oe Schilderung einer Gericht«*
in «iMT Halle yertanmieU «icfa <lBr QmkMtMt mtt
M OMem beateieiid; tlia mUang offootlicli; fyMtmfimmt
«Mtaa die Otima$. Em Kilver neMet eieee begHngiiie« Moni ;
' geegen weiden veililMt Aber die Anaeagen ein acbrillÜcfcee Pfet#-
koU gef(!hrt; der Angeklagte ist ein Brahinane; todem er vorgela-
den werden aoii, erhält der Gerichtsdiener den Auftrag, iliui zu
melden, „die Obrigkeit wünsche ihn, mit nücr schuldij^er» Ehrfurcht,
Dach seiner Bequemlichkeit, hlec '''U ."«ehen." Kr wir4 hüilich
eni|iingen, man bringt ihm eiAeo •Stts; als jedoch schwerer Ver-
dbdit gegen ihn kund wird, muss er sicb/enf die Erde setzen. Das
Veriiür int nickt eonderiicb echaiieiiinig; und der Ge^dHelHiCiielit
raUgsa, ab devAaUigev ndt ehMmEotlaatnBgafeeusea lnSehlKgerei
geridt« :illt dem nchahibaBaa BekeantafaB dea Aagelihglifla» :aniai
ndll «rpreant dnrek Androlmng von Hleiieai endKgl dle Uater-
sudiong; ,,das Urtheil fallt dem Ktini^ anheim/^ Obwohl der Rich-
ter erklärt, ..dass der Angeklagte ein Brahniane nicht getudtet,
«Mindern nur mit unverletztem E^genthum ans dem Reiche entfernt
werden kann," wird er vom Könige deonocli geseticwidcig zum
Tide venntbeilt nmae damals schon viel ReditiSnnliig getrie-
han- worden sein; der unschuldig angeklagte 'Bsahnmii& spricht:
,»8e ii4e eb Meer.aieht der Cleiiditahof ada. . IMe aiDkiaclM
fradtar atod diB*«ildao nd angaaUman iWeUen; «dlaa.:Bmt wtili
' Ungehniani ahid die ifUdan Tklanv dld giknaeto :ddrt, dee Tidtti
Die aeraihail } • AHW<ite . aefcirbnnien eken enf wie •Seklangen^ «nd
feile Klüger lauern ivie der Kihitz , der über seiner Beute kreist und
pl5tzltch auf sie heiabstürzt, wilden, raschen Flu^; das Ufer,
die t Gerechtigkeit, i^t rauh, unaieber «lud zeiffisseft vou.dear Stilr-
' 'Oieo der UBterdfOckuog/'
t , • ■
'1' /^ Cglebrookc, üu Hindu Courts of Justice m Tiuusacu ul ihc B. Aa. Soc. 11,
166 ete. ^ *^ Maua, YIII, 1 ff; Tajn. II, Wihoi^, Theater der ffindn,
'S: J54. — ' Man«, VDI, 8S. <44; Tajn. H, S2. — »> ITVIH; IV— •) Tajn.
Hfl»; lämM, 'Tin, e. 1«; — ^u,ym^ *>»v4iu«(> lit'M aoti^M.
Ji^^a.^if)'ibMaivV0r, Tele, n, la A tt« i4>M. ymf
n, 69. — »0 M. vni, 69. — ") IL vm, eo. e«. 775 s». — »•) m.
•Vin, 82 ff 03. ~ »«) Vm, 120 ff. — 1») y^ln. 11, 73 ff. — »•> Ynin. TT si.
— »^) Meg. fr. 27, 12. >«) Yi.jn. 11,83; Mnnn. VIII, 104. 105. — '«) M. VIII,
TOO— in,^ M. VIII, -™ 13— 15. — »•) M, VHI,
108. — *•) Megostb. ts, %7, 9\ iNearchos bei Strabo, XY, 1, «*) Lauen,
Digiii^ca by Gu^.- .
«7, 6. — •») u, 9. — ") Tign, n, u. ijt — »•) n, -
Wilson» Tbent^r a. Hntda, 1, ^» et«,
§ 157.
9* In der Verwaltung stehen dem Könige ebenfalls die
Bfahmanen als Uathgeber und Minister sur Seite , und ohne
ihren Betralh darf er nichts ausführeo; ikm aber gebührt die
leiste . Eotidieiilnig« Die Verwaltung geeeiiieht derek eiae
Verdieilwig der Gewalt aeeli der Zebeeahli jeier der «flier-
geordneten MaehdMber wiederfaelt die Bedevtnng des Fdntoi,
nur in einen ideineren Bereiche, und iet dem Ftalen TetM-
wortlich ; jeder Statthalter bezieht alle Einkünfte seines Grelnetes,
bestreitet aus dieser alle Veru altunarskosten, und nur . der Über-
schuss wird an den nächst höheren Beamten abgeliefert. Die
Centralisation der VerwftltuBg tritt liier im Vergleicb mit Ghuia
mehr aserfick.
Der letzte Ausl&ufer dieser Venweigung ist die Orts-
gemeinde, die in einem «»f genetuMuaev Arbeit nnd gemein-
samem Ertrage rollenden, eng in etoanddr gefügten «nd naeh
anesen abgeeehloseenen, jcgemnen nnd geintAlielien^fitiinehee
den eigentüdien Kern des ittdiecAien Staetelebene bildet hi
China dr&ngt alles viel mehr nach deifi Mittelpunkte; der Chi-
nese geht ganj& in den Staatsbürger auf. — der indische ünter-
than, nämlich der Vaic^jn. ist wesentiich nur Ortsbürger: i»
China träs^t der Staat mehr einen kosmischen Charakter, jetin
einzelne Funkt bezieht sich unmittelbar auf das Ganxe; — iu
bidmk bat der Staat mehr emen vegetabittsoheil Charakter; die
BiAtter an den ietnen Vertetelangen* dun Bnhimre hingen ner
necli leeker mit demeelhen anaenNnen. ,Bie GcifcBindMn k$m-
-mem sieh wenig am den fibrigeu Staat, «nd der.Slaal ktbamert
sieh wenig uro die Gemeinden; diese lebdn aiemüehaelbstslAndig
Dir sich; es ist, als ob schon germanischer Gemeindesinn hier
waltete. Der Indier hat liit den Staat im Grossen wenig Inter-
esse; er ergreift von ilnn nur das Zunächstliegende, was srhleth-
terdings zur Lebensnotlulurft gehört; zu der grossartigeii Slaat^-
biidaog CliiiMis hat es Indien nie gebracht; es bleibt iu kleiuereü
Kreisen stehen. Eben desshaib aber iet euch der Staatluer nicht
•bis an der peinliehen Bevormnndang des VeMLsaiibrtgeeqhiittülf
wie es in China der Fall war.
Pie Staats-Beamten sind dem KM^ Terantwortlidi, and
er fiht die Ao&lcht tiber sie dercb besondere Aalseher aas, fie
ausseriialb der Beamteu- Gliederung stehend, ebtio uui ak
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VV^üchter der Ilegierung dastehen. Von den chinesischen Ko-tao
[§ 68] unterscheiden sie sich dadurch, dnss .sie nicht das Gesetz
des HimnipJs auch ilein Fiirsten j^egenüber zu vertreten haben»
diese Aufgabe fällt hier dem ganzen Brahiuaneustaiide zu.
Bio iMMoWichen Einkünfte des Staats dienten rat AUge-
■flhiOD mehr «ir tetaächlichen , durok afai Marius Heer gsttra*
gSMB Mackt, mm HerrtohorgkaBa and aar firhaltniig des
Kvkaa «nd dar Bralftaiaifln ak ad gi^iaaa Staala-AsbaiM. Der
Im aekwr Ckaieinde sieh adU eiaapiaMode iadler iMit sa^waaig •
Skln för das Volksleben im Grossen . als dass solche Unterneh-
mungen, wie Chiint im nusgedehntehten Maassstabe sie aufweist,
hier Anklang faudeii: China lenkt die Volkskräfte massenweise
nach einem Punkte hin, Indien zerstreut sie mehr; Chinas Staats-
bauten, aeine Strasaten, Brücken, Kanäle ete. iiiideu sich iu
Ittdiaii aar in sehr Terring^^rteni Maasaatabe Terf iMir die zu bei*
Ugeo Wall&hrttKirlaii liUiraadaB StraaaeD wlvett aeigfiUtig ge-
iMMk vmä ad* üeiliargaai itarseka*.
lüa « eia6 gäta Oidonng *im Staate aa. wtaHpa» «oll der
KMIg'Ar Bwec» dtbi, Maf oder boadert <ktacMlea Ate Maar
' Waeben besteHen, befehligt durch saveiiSssige Fdlirir, welche
über die Siehe iIj ei t des Laudcb zu wachen habeu. Ausser dic-
•sem mUitärisehen Schutze „bestelle er einen Vorsteher für jede
Oeroetnde. nnd einen hühcreü liir zelin <renH^iii(!en , dann cirren für
20^ lUÜ uod tür lüütt,'* ^ ganz nie in Peru [ßd. 1, S. 32ö}; diese
Voiateller>iBlissen ' zu bestimniteii Zeiten uod Iii wielidg|8k^«i'lUen
bnMi aa daa aftebat baterea Betidrt eiaialtea. t>
. . MegaMhedea gkbi die» Artev 9ob. ,,Afchoatea*« aa^ ^1. Die
d}ia^aaiifNiit 'Ivelehe Air die AaaaMiMiBg'dei LSadarciea'vad filr
die Ragallning der Bew#Baet«ih|p ad aoigea «ad sd waeiiaa haben;
aie ordaea-lbiBer dle«Ai»frabeii bnd-zieheB'ele'ein; ^.sie roaehen ge-
bahnte Strassen, und alle zehn Sta<lieii scUen sie eine Säule,
welche die Wege und die E))treriiutiL'en anzeigt.'* 2. Die €<6ru-
vofioi in mehreren AljtheHufjgen; die einen heaufsichtigen tiie Ge-
werbe und Arbeiteo, andere sorgeo für die Fremden, weisen ihnen
' fcaii'Aafentbaltsort an, jrra Üann den kranken Freiudlingea Pflege,
aad begraben die geetorbeaeii, aad aeaden deren Hiatcrlassenscliafl
Saa'ibw AagUhtoigaiiiS addeM ieiahaea iBe'Manrtaa aad dte Todes-
. UM aaO abdere beaafwcbügea dbo Klebibbadel aad'dan Vaibafar
teil LdMMdtMla, die. Aadreadaag' dds ricbtigea Maai^pta aad
' 4hiwlcbtes etc., aAdere den Verbaaf von aaderea Waareai necb
ahdere ziehen den Zehuien von den verkauften Dingen ein. 3. Die
niiiitäfiaeiien Beamten in vielgegUederter Stufeofolgei«^) -«^ Die
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•M
t BeauffiidiiaDg «^es MarlitveilceliM eratr^ckte aich ttttch auf dea mi^
■ uatlicU einige iVJalc vom Küiiigti festsrie^et/.tcii MarktproJs. 3)
Das Interesse des Volkes am iStaate beschränkt sirli ciLontlitli
auf die Gemeincie; und wenn Me£>:a.stbene8 nie avtovofwt, neüut,*)
80 findet sieh die verbäUuitismiisäig grosse Selbststlodigkeit der
. G«neNiden auch dosdi die bis jetzt gebliebenen Einricktvogmi be»
•tätigt^ wnrkeimtta dieMaGeneioilfilelieo hauptaidilkk aus naMMi
Berictoa, AbereaataflUBlgewus am aahr alCaiMt, ä^Mmhäm
• M ilrai altaa EtarifililwigaD feathaltoD. Elna OttiftmiMie ktk
' «iaenv nrapräoglioli vaü Kfinig geMteteo, jatil aller «Ifi»
. eben Vorsteher^ welcher Verwalter mid Friedeasriehter lugleiih
ist, einen Aiifsehei" uud luehreie andere Heamten, dann einen Brtb»
liianen, der gewohnlich auch als Astrolog dient, einen Sclnnied,
: einen Zimmermann und einige andere Handwerker, einen Arzt, eioen
üirteu, auch gewübnltch Musiker und Tänzerinnen. Der Acker and
ijieiD Ertng gebott der Geni«»de; aebald die Ernte volleadet ltl|
erhalten zuerat atamtliche Beafltfi& und jeae tHaaJ^eifcef a» w.
Ihren beetiiMDtee Aathell; von den OhifgUeiheedee gehSrt die
Uilfte dem Kwaig iiad die aadere Hüfte den BBneni.A) .Maa
Nearcih berichtet, y^daae hei ehdgea indiadiea VMem die MI*
fruchte gemeinsam nach Verwandtacbaft bearbeitet werden, und
von dem .Zusammen&^ebrachten jeder seinen liedarl zum Unterhaitc
hinnegiiebme/' ^) Diese Gemeinden sind in ihren eigenen AngC'
iegenhciten ziemlich selbststSndii^, sie ^enraiten sieb selbst und
achlielitjea ihre Streitigkeiten imter sieb; und in dieser in aieh ge-
schlossenen Selbatetändigkeit hahea sie alle VerSademugea das
' eigebtlichea Staatea tlberdaaert. 0er Staat fordert yoa der €e*
. mehide jmneiat aar deiae Sieacr, fttr die-aie gemeiafm/haftct, la
flhilgea üiherlKaal er aie akh aelhat Der.kIhdgUche Anthell ed«
• die Abgabe jeder Gemehide raa eh^ta l^eaeaderea Beantea
. in Empfang genommen, welcher sein bestimmtes Gehalt davon vor-
her eotliimmt; jede Ortschaft bestreitet ilue \ crwaltungskostco und
liefert nur den Üherschus« an den nüchst bühercn V erwaltiingsbc-
. amteO) und so wird immer nur der Überscbusa weiter eingeliefert,
so dass in den kuaigUehea Seinta iler INette^firtri« ahgrile
' «lert wird.iV - ■ i. .
Büti'der garfagMn-Bemattiadnag daa Vclkea- bflagt aweh die
gMi^em Vemi4ir«itiddldt^ dha KIfaiga ttt dea Volkee. WeU ia>
i «aai^». In €UU M allea> Vetdleeat mad aHe Meld avf d«
i' Kaber, in Indftea taigt: der. JUaig aar elaen Theil> „der aechala
Theil des Verdienstes aller tugendbaflen Handlungen des Volkes
wird dem König zagerechaet, welcher seu Violk bescbötzt; tiod
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der Bccliste Theil aller Vergehen wird dem kOnige zugerechnet,
der nicht über das Wobi seines Volkes wacht; '^^) ^ „was die
•unbeschätztcu Uiiterthanen irgend Bdses thun, davMi WU dl«
liilite.Mr.deBK««ig, w«ti er dioAbgahen nlimit'^») i -
^Bm Oms stdl« in celBMi ganBoi Mil«ts klog^^Mier ai^
..««Ma 4m EwAmm daffinigia ati prIlfMi iMd an hawuwhaa fca'
> ta, wdch«i»DMUIeteKM9a«iML**«o) ob J«der gtttnMa
• .üi&dt soll av alaia OfmaiifiMihoi 'Ubav cdte OcadhXfta aMxfüi« '^nmi
hcrv (jrra<;eridem liang und umijclieri vou Glan/. ; diet*ei soll alle
anderii lieainten persöniicli bouuisic htigen, und der KOnig soll sich
von der Führung aüer seiner iJcamten genauen Bericht erstatten
laaseDy denti da die Diener des Mioiga laeiat Buben sind, welche
-nehnaa,' waa Aadem §9hl0it, ao atÜ ar f«r aalchaa aaln Valk
Aach eiae geliai«e Paliaal tat adMia bai Maaa anitMle«;
dia Paüaaiapiaa« babea gioaae geaataKdie Bafagpiaaa; ale aoUaa
•Ich TavUaMet ttater die Vetdialitigoa latadiea, ala diiten Oaaoaaen
sich stellen, sollen besonders an besuchten Orten sich aufhalfen,
an Brunnen, bei Bäciicreien, in Speise-, Trink • und Uurenhäuscrn,
und sollen den Versammlungen nnd Srhauspielen betirohtien; be-
sonders vielerfahrene Diebe sollen für diesen 8piondienst gewonnen
werden, die sich daaa aaier Ihre Genossen niiaebeti und zu ge-
höriger Zait aie varrathen;is> auch MagaatbaDea bariebtat aebr
baatiauat vaa diaaar Siariabtaag. ^
>> Maatt, Vn, ita— lir. » •> Utg, fr. a4, 8^9; 1, 57. (flehwMih.) —
•) if. vm« Mi. «) Mag. fr. 31, 4. 10. 11. — •) Mtt, CMkit a an ft ;
BtphhistoM, history ot ludia, 1841, 1, p. 118 E 477 ff. — «) StraLo, XV, l^B«. _
») Min, S. 152; vgl. Manu, VII, 118. 119. — ") M. VIII, 304; Yajn. I, 334. —
•) Vajn. I, 336. — i«) M. Vit, 81. — »•) M. VU, Ul — 123. — Mann,
IZ, 261 ; YltfO. I, 828. — > ') Meg. fr. 32, 10^ 33, 10.
§ 15d.
8. Der König ist der Anfilfarer des HeereSf hat das Volk
gegen Auaaere Feinde %n achfitzem mid im Innern Ordnung^ m
«iknllBii. Dil Raglafwidön aind nn alch edion die Anftkrer»
dem sie gehören der Kriegerfcaste an; die chineaiaetie Miei-
dnng rem CivtU nnd MWtftifmmlen ist hier nieht; jeder Regie-
mngshesnite tat euch BefeMshaber sehier Untergebenen. Baa
Heer hat hier eine 2;aiiz andere Bedeutung als in China; es ist
hier weder angeworben noch awsfj;ehoben , sondern es ist als
Kaste von Hause ans da: und wie dem Heere sein Anfiihrer, so
iat dem Anführer sein Uecr von Geburt gegeben. Der König hat
w den drei Kaaten ehi drei&chea VerhAltnisa; er hat dem Lehr-
Digiii^ca by Gu^.- .
Staad «a gelMmiMn, de» Nfllmtitmid za regieren, Wehr*
biaiui /.u befehligen. Das Heer beruht hier weniger auf der äus-
seren Noth als auf dt III iiinern Oro^auismus des Volkes; und es
scheint in der That manchmal, als ob nicht das Heer um des
Kriegei^ willen, sondern der Krieg luu des Heeres willen
wttsen w&re. Uie höhere Ausbildung des Heerwesens faud
natürlich tm deji wMÜdMiu Grensläudern statt , wo fremde
V^IImt iilwttW«luM wMBs doft iuideD ^ tirieolieB •um hohe
«Krie^imat und wtohiige Hmic. Das Heer .ist hier eeintr Ni-
liilriiaeh ageatlieli tio stebeiMlea»^) umm aneli. Ae Krieger m
FiMemiseiteD wahnehseinlieh melu' Benurevi letleiif eie er-
hielten Besoldung;.-) Die Kriegskunst späterer Zeit erscheint
roh. Festungen, oit durcii umgebende W üsteneien stärker be-
schützt, siiul sctioii bei Manu für höchst wichtig erklärt, und der
Kiiuig soll immer in einer solchen wohnen.
Die Uauptbestandtheile des Heeres sind das Fussvolk, die
Wageo, die Reiter und die Elephanteo;^) die Anordmuf^ der
9eUaohli«ihe irt meist .dieeelhe wie die des Seheehepiele« luieBre
,»KMi^<* hedeutet den emtee Feldherm; der JKHeigaell eidi ie der
MitteelDeeHeeHiaefens aafhallieD^ vetedtfedeee Steihmgee^ Marack-
Qfdniingen und. Verhaitangsmaaestegeln , oH sehr weaderÜdl, siad
schon bei Manu angeführt.-*) Auf dem Waagen stand ein Wagcn-
• lenket und ein m\er zwei Hogenschfltzen, und auf jedem Elephaufen
deren drei; beiden \VafT(Mi«jathin^<*ii war Fuss\<)lk zar Bedcckuitg
beigegeben;'') Kiopbanten und Wagen wurden schon iu derältcj»tcn
Vedenzeit im Kriege gebraucht Porös stellte io der Alezande^
Schlacht seine 200 Elephanten in die yorderste weit aesgedebi)«'
Reihe, jeden 50 Schritt von dem andern entfernt; hinter ibaea stwd
in «Weiter Linie daeFiissTolk so, dass awiachen je awei fiiephaal«»
150 Mann standen, an jedem FIfigei waren 2000Reiter and 150 Wa-
gen aufgesteUf) — Auf den grossen Strümen werden aadi Flottw
gebraucht.*) — Die grüssto Kntw ick( Inng des Kriegswesens wtr
unzweifelhaft iu den westlichen Liuidern, wo allein Angriffe voa
aussen möglich waren, und hier land Aiewidcr. eioeu liussertitftt'
aäci^igen Wider6tand. ^)
Der Kdnig soll wohnen „in einer Stadt ^ welche vertheidigt ist
^r«^ ei»>e Wfiate nm sie her oder daMh iSleimr&iAe .oder dmA
. Vaaae^^en oder durch Wftider oder darch befv«aae%» MImiV
«der dnr«h Berge; ... ein efamiger BogensebMa aaf elaea
gosteUt baan bendert Feinden dieSpibie bieten, and bimdertbiiaBi
gegen tausead sich halten; desshalb ist eipp Fiitwig ««a'Mcit
^V^rjlh.- >o) ....
^ kj .- L,d by Google
SU
») MlUiu, Vn, 103. — *) Megaslheues. iragin. l, 49; 32. 9; 33,9. — *) Manu,
Vn. Isi5. — *) M. VII, 164 ff. 18S ü. ~ Mcgaithciics. iragm. 34, 9—15. Lassen,
lud. Alt II, 720. — *) Ebuud. i, 811. — ') Droyseü, Gesch. Alex. d. Gr. 1833.
S. 394 ff. — ") Lassen, II, m.— •) Heeren. Wnke, X, 375 t — >»>ltVII, 70. 74.
tes nacsfa aussen si»d die Verhältnisse der indischen Staaten
uütcr einander von dem Vcrhähuiss derseibcu icu it emdcii
Völkern zn unterscheiden. Um fremde Völker haben steh die,
durch ihre Lage sf) .streng abgeschlos.seiicn liulier weiii^ i^eküm-
mert, weder im Frieden noch im Kiiege. Obwohl überaua
gewerbthätig und im Besitz der kostbaren Erzeugnisse des reich-
Mtt Laadesy haben sie nach aniaeo Terhältnissmässig wenig
•elbsMldUigen ttftndeJ getrieben; fremde Kanflente habe» aich
vielnelir die viel gesochten Waaren ans Indien abgeholt^ amper
Landes aa den Terworfeaen Pariah gehen, mit ihnen i|i frennd«
lieber Beziehung stehen , das ^viderstreitet za sehr der indischen
Weltanschauung; Selülier i;eh(jren zu den vcrachtetsleii ."Men-
schen, weil bic eben mit 1 reanieit verkeiircn; Indiens Handel ist
vorherrschend passiv. Auch Krieo;e haben die Indier nach
anasen fast gar nicht geführt , und die wenigen JbLämi^e dienten
mir zur Vertheidigung.
Ualer einander liaben die indischen Staaten keine wiik>
liflha eagare Verbindang gehabt; aie waren nie ein Gaaaesi
aie eia Baadeaataat aad nie ein Staatenbund; daa emsnge swi«
schall, ilu»n bestehende Band war ein rein ideelles » die Ton
dem allen Staaten gemeinsamen Brahmanenstaade getragene
gleiche Idee , das gleiche Gottcisbewusstsein, die gleiche Welt-
anschauung, die gleiche Gesetzgebiuig; in allen Staaten waren
die Vcden die heiligen Urkunden, in allen Manu's Gesetzbuch
die höchste Kechtsquelle, in allen die vedenkundigen Brah-
nanea die höchsten geistigen Vertreter des gemeinsamen Be-
waastseins. Wenn daher einerseits ein lebhafter geistiger und
SMtcrieUer Varkefar awischen den indischen Staatea stattfSaad»
io war doch , andrerseits die MOgtichkeit and Gelegenheit sa
Kriegen anter denselben Torhanden; nnd solche Kriege sehei-
nen oft genug vorgekommen zu sein ; die Epen besehftftigen sieh
mit ihnen, und die Gesetzbücher geben behr umständliche
VorsciihAen für dieselben, merkwürdiger^veise, ohne jemals
den Gedanken einer über den Stnaten stehenden Bundesgewalt
zu fasseiiy um .jeden Streit durch £riedliche Entscheidung zu
aribUcblea; ja .es scheint bisweilen fiut, als fordere Mann sa
^ L o i.y Google
612
Eroberungskriegen auf, um auf diese Weise einen einigen
Staat zu eizeugen.
Dia von den Uesetzbüchern für die Krjro;o f^egebeuen Ver-
haltangsregeln athmendorchausden Geist milder Menschlichkeit;
es werden eben in den Feinden die brfiderlichen Volksgenossen
gesehen.* Es ist bei diesen K&mpfen nicht aosserAdit sn lassen,
diu» sie 'dasVoK als 'Ganses gar nichts angingen , dass ^
eigentlich liur der Kampf einer Kaste waren, deren Beruf ja eben
der Krieg war; die indischen Kriege sind also nur als Fehden
zn betrachten; das Volk selbst war daran nicht betheiligt; der
friedliche Bürger sollte nach den Giesetzen dabei ganz Yerscbiml
werden.
Der Hände! ist allein der Vaicjakaste« und nur in grosser Noth
auch den Xatrijero und Brahmaneo erlaubt <) Der innere Handel
war« nach der sehr entwickelten Clesetzgebnngsu scfafiessen, fibcr-
' aus lebendig;^) bei dem austrfirHgen Ifendel, besonders demsnr
' See , verhielten ^ch die Indler mehr passir; es werden %war h den
'Epen und den ältesten buddhistischen Schriften Seereisen er-
wähnt; 8) aber dieser Handel wird enls( hicdcn i^emissbiliigt. Von
den Opfern ist nusser (jlirtnii.schcrn und Mordbrennern etc. anch
* „ein Schiffer auf dem Meere** als unrein ansgeschlossen. ^) Der
Scehandel lag also unter dem Drucke der Veraehtuncr; der Land'
' handel nach aussen war aber durch die geographische Lage auf
s^hr wenige Wege besebrftnki<) Cs stand Indien zwar bevdls
Sn Ältester Zeit in Handelsverblndung mit China und besonders nit
dem Westen, aber die Indler selbst fährten die Waareo nicht ms,
sondern die Fremden holten sie ah ; die Phönizier kamen schon f er
Zeit Salomoiis nach Indien.®) Später, besonders seit der Gricehcn*
zeit, trieben die Indicr allerdings Sc liirfalirt , am frfiliesten natii
Ceylon, spffter nach Hinterindien,''') und standen besonders in Ver«
* kehr mit dem südlichen TheÜe von Arabien; ») aber so lange nicht
durch die fremden Eroberungen die Blüthe des indiscben Lebens
geknickt war; wurde der auswftrtige Handel doch nur sHeftnGtter*
lieh behandelt Die rechten Indler sehen zu verSchdiift auf dfe
' unrelnon Barbaren herab, als dass sie mit Ihnen einen regen V«r>
kehr unterhalten mochten. Noch heutiges Tages scheuen (Be doi
alten Sitten trcugcblicbcncn Hindu die See; sie dürfen auf dw
Schiffen keine ISahrnni» kochen, und die Ensjländer können nur indi-
sche Soldaten aus den untersten verachteten Klassen in See geben
lassen.^)
Über den Krieg sprechen die Gesetzbücher sehr ricl. Ein
ehrenvoller Tod in der Schlacht gilt dem höchsten Opfer gleidi und
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CI3
reinigt den Menschen von aller Schuld, und führt ihn zur hüchsten
Seligkeit; >o) aber die „guten Werke dessen , der fliehend getödtet
wird, Dinmt der KM§^^ ") [eie werden dieMm sngereciine^]. Er-
obenng wird gelobt^ „dmellM Verdien«!, welches fiHr den KSnig
in der Beeehttsaog telnee Reiches liegt, erwirbt er Tellkonunen,
wem er ab fremdes Reich in seine Macht hringt'*) Das Volk
selbst liKeb Tom Kriege sfemUch nnherfibrt; die Ackerleute bauten
mbig neben den kämpfenden Heeren ihr Land, und blieben ganz, un-
gefährdet, denn beide Theile betrachteten den Landmann al« ihren
Wohlthätpr: Verwüstungen des Landes durch Feuer, Abschlagen
der Bäume etc. waren untersagt; i^) Manu verlangt kidess dieZerstu-
mng der feindlichen Vorr&the nad ailes dessen, was dem Feinde
Merllch sein ieOMite. ^}
Die Ktlegsgesette athaen hohe Menschlidbk^; denn es han-
delt sich fast immer mir um Kriege anter lodiem.* „Kein Krie-
ger daiif gegen seine Feinde eintese WalTen gebrauchen, ge-
zähnte oder Tergiftete Pfeile oder feurige Geschosse, er darf nie
[wenn er zu Wagen ist] einen Feind angreifen, der zu Fu^ase ist
keinen, welcher [flelif:rid| dleHafide iultt'rid. keinen, welcfnir (('(uiin».
ror ErmüduDg) sitzt, keinen, welcher sagt: ich bin dein Gefange-
ner, keinen Schlafenden, keinen, dem der Panzer fehlt, keinen
l<ittekten oderWafieolosen, keinen Zuschauer, keinen, der mit einem
Andern im Kampfe ist; er darf nie angreifen den, dessen Wafib aer*
hfoehen ist^ keinen iron Sdhmem Bedifagten, Mnen schwer Ver*
wwdeten, kefaH» Ermatteten «nd keinen Fliehenden.^ „Wenn
ein Fürst ein Land eroliert, 84» ehre er dIeOKtter, f natürlich die indi-
schen], und die tu*»cndbaften Hrahnianen. vertheile Geschenke und
erlasse BeliaTintinachurjgen , um allo Furcht zn entfernen."'"^ Er
soll dem untenvorteuen Lande einen Fürsten setzen, und soll die in
demselben herkömmlichen Gesetze und £ioricbtuDgeo UDangetastet
liflseo;s^
*) Ifura X, 83. — *) Lassen, Ind. Alt. n, 57S £ — *) Ebcnd. 578, vgl 1, 746.
^ ^ Mami, in, 158. — ^ Laasco, H, BSD IL— *) Lüsen, 1, 748. 858; IT, 581 ff.—
^ LassoB, n, 415. B4S & 8tD. — *> Sbeol. SSI; Bsanst Wart», Xn, S8l flL —
•) <MidH Site, I, «8» M. V, 98; Tnin. 1, 333. - ") Ytjß. I, 324. - ") Yajn.
I,S41. — **)KiBgUtii.fr. 1, 14; 18, 5| 33, 5. — ")M.Vn, 195 — '*)M,ViI, 90— W,
Tiyii. 1, 985. — IL Vn, 801. ^ 1^ M. VU, 802; Yajn. 1, 342.
SS
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Siebenter Abschnitt.
Die «eseliiehteb
S 160.
Eia Volk, welcbes keine Geeehichte sekreibt, bat aecb
keine. Die Indierkaben eben so wenig eine wirkUebeGeedidtte
wie die Ckineeen« Die Chinesen leben nkkti&rdte GenefaicIrte,
sondern für die Gegenwart, nicht für eine zu erringende Idee,
sondern für sich selbst; — die fndier leben nicht für die egen-
wart und jjiclit für <lie (ieschichte, sondern fiir die Autlosnug
beider; die Gesciiichte will eine Idee verwirklichen, ein gei
fitiges Reich auf Erden erbauen, die Indier aber finden das üeil
nur in der Verneinung.
Die Geeohichte ist fiberkanpt nur da mö^^ioby wo ein Be-
WiMStsein der Mensobkeit ist; jede Gesehickte ist ihm
Wesen naeh Weitgesehiebtes ein Volkkal an und lOr sieh ssoh
nickt Gesekiobte^ es tritt in dieselbe erst mit dem GedenlEen, die
ganze Menschheit umfassen zu wollen; jedes geschichdiche
Volk ist v\ cUerobernd. So wenig Jemand, der nur an sich
denkt und nur sich will, wirklich Mensch ist, so wenie: ^üi
Volk, welches es nur mit sich zu thun hat und nur hich will,
ein gesokicktUckes« £iu geschiohtliehes Volk will nieht blstt
fiir Siek sein, sondern will dieMensokbek in das Gebiet seines
Geistes sieben , will skk ssu «nem wesentlicken Glieds dar
Mensekkek niecken. Jede Gescblebte wkd von enier Idee
getragen als Ton ihrer Seele; jede Idee aber tritt nil dem.Cba«
rakter der AUgemeinkeit auf , will die Mensobkeit umfaues,
weil jede Idee vernünftig sein will, und das Vernunftige uus ist
mit dem Menschlichen; es giebt keine römische und keine
russische Vernunft, nur eine menscliliche. Jedes Volk, welches
eine geschichtliche Idee trägt, will ihr die Menschheit unter-
werfen; Weiteroberung ist das Wesen jeder Geschicdite. Das
triti minftohst neck in der gwinroken Weise auf, dass-eoi Volk
über die andern zu berrsoben strebt, spflter so, daea em VsUl
die andern zu wesentlichen und 'berecktigten Gliedem desselbea
Staates gewaltsam macht; — der Gedanke der Welterobersng
Stelgert sieb mit der Entwickelnng der Geschichte, bis er bi
Rom zum Sybiem und zum höchsten Ziele des ganzcji Siaats-
Itibeiis wird, — und bis in dem Christcnlhume das Panier tilio-
beu wird, vor dem sich beugen sollen die Knie aller, die asf
BIS
Mm Die mime Cttohicihte im J«r bhni^ im
CMsles, der 6tm Mbwert iiioiit fiikrt^ vor dem aber jedes
Schwert sich senkt; in der geistigen Welteroberung gelangt die
Geschichte zu ihrer W aluiicit.
Die Indier wis^jeu nichts von Welteroberung, wissen nicilits
von der Menschheit; sie stehen für sich da, kümmern sich um
4ie iifaffige Weit nicht im mindesten; sie lösen sick Hiebt bUmt
von der «Mgen Mensofabeil» soadecn sie sfMden mck «ooh i»
«Ml «eltet in wMdlQke Mmirnkm «nd in die »^eimat .gelnirDea^
MMe, die den Tiliflven gleich elehem. BSm Velk, irdehee luiiflie
MeiMicititieif kewt, eendem avKaeitan» kaum kewe^eiMliidbAe
Iiakee« Die Indier lebra Mgentifeh nnr, nm m sterben 9 aber
nfoht um für die Mcoschlieit eine hüliere ^V'i^klicllkc^t schon hier
auf Erden zu schaffen; das indisehe Leben hat nur Jb^reignisse,
aber keine wirkliche Geschichte. Alle Geschichte ist hier in-
nerlich, ist eine weibliehe, ist keine Geschichte der nach aussen
drängenden Tluit» Zur Xliat werden die.Iadier nmr von «Mean
yidiiocti 4rie Tertiketdigea sich gegen andere Völker, aber
^ttÜHi jie Bioln "an; rti moheo ucki jGeaohiekte^ eendem
eeiaen eiiek gegen dieiAe nr Wehr.
Die kMtter keken noch nickt wiikllcke -Geeekkkle» 4ikcr
doch eine Ahnung von ihr; ^e dringen zwar ntcfat welterobemd
nach aussen, aber sie sind in l'ortwahreijider ßewci^nnig unter
sich. Diese inneren KäiDpte trotz des einen gemeinsamen Geistes,
trotz der gemeinsarnen Religion und der j^!eic)ien Gesetze, selbst
begüDfitigt von den alten Gesetabüchem, sind in der Xiiat nichts
anderes als die Ahnungen einer wirklichen Geschiohtetkaty.cAiid
dl» e^ieiende Geaehiekle in der Jugend der Menscbhdl, ;den
«I^Uaren Emst det Menneeikal in &eft amtkwUliger Sbweek-
IM^ßuMf msWch aber ki »Oder Hifodoeigkeit effenberand, ^
j«Hn des jnnge^eebtkier in etfnem S^ele den kinfiSge* ern-
steren Kampf vorbildet. Dem Indier und seinem Gott ist alles
ein Spiel , selbst die Geschichte.
Bei den Indiern ist also mehr innere Geistesgeschichte nls
geschiehtliche That; statt dieser hnden wir mehr nur Ereig-
nisse, — för die Chronologie, das Knochengerüste der Ge-
schichte, oft sehr wichtig, aber es iai kein Fleisch und Blut
diMy Juin lebenavoUer Inbait« Und selbst diese ffeignisse
aini ans nnr ala aemtfeale» ana dem wicren Gkaee kerver-
lagende Pankte bekannt, grossentbeüadniehftemde SmiUer;
denn dieilndier selbst dkkten, nber beriehten ntekta. Da mv
es aber nicht mit chronologischen und genealogischen For-
ts*
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616
schun^n zu thun haben, sondern mit dem Leben des Cfeistes,
dürfen wir diese Ereignisse eben nur berühren.
Eben desshalb aber, weil die Indier nicht eine Geschichte
thatkräftig geschaffen liaben , haben sie auch eine so unverwüst-
liche Dauer trotz aller über sie hereinbrecheii4«ii Mnse;
wie ein geschmeidiges Rohr beugen sie sich unter dem gewal-
tigeii Wehen d^Gwcfaidite, aber sie breebea nielil. Die wtkt-
halt gesi^cMtehen Vdlker sind eins mit ilver GesdMiile, nie
der Leib mit semer Seele » sie leben mid sterben ndt Ov» -»dai
einzige Yelli der Hebräer ansgenommen, die TOlKg saln^
schieden daslelicu von allen andern Völkern der Geschichte; —
das indische Volk erstirbt nicht, %veun eine fremde Geschidite
es in sich hineinzieht. Die Indicr haben nie in der Geschichte
gelebt, und bleiben friedlich unter jeder fremden Macht; sie
sind nur innerliche Gestalt wie ilire Felsentempel , und kdnaeB
80 wenig wie diese yon den Flammen fremder Gewnk wmtüri
werden. Wie schon im Alterthnm die indisdiett Bauen ntlen
den kämpfenden Heeren rahig ihr Feld bestellten [S* 519] se M
sie immer Im Angesidrte der über sie herclnbirecheadsn
schichte rahig in ihrem ahen Wesen geblieben ; dem indiscbea
(leiste f!;efz;enüber ist nur der (»eist eine Macht: und nic^t das
Schwert ^lahomeds, aber das geistige Wort des Evangelium»
vermag die Felsen dieses Hetdenthums na sprengen Wid «sf
ihren Trümmern eine Kirche zu erbauen.
Wir kOoneo die Lebensdauer des iudiechee Velkes, — so ni9«9eii
wir eigeDtUch seise Geschibhie nesoeD^ aar sehr nnlinsiimml ii dnw
Perioden theüea, gewissenaasssa der DreiM%kelt 4m Dnsrfm
nbeihaapt eatq^teehead, uad das Eatitahea» Bestehen nnd Ve^
gehen danteDead, oder Brabma, Viseba« und ^va.
Die erste Periode ertobi^ot fai der Zeit der Siteren VedeotheUe;
da ist das Volk erst iiitWerden^ hat noch viel mehr von dem gemein-
samen Wesen des indogermanischen Stammes an sich, nnd triicl Ȇ^
Ziii?p dos vollen Charakters erst in schwachen Andeutungen. Diese
älteste Zeit gehört mehr dem westlichen Indien an; die lädier ivareo
aaerst ha lodasgebiet, in viele kleine StSmme zertheilt» ohne iaas-
rea Zasammeahaag^ vlelniebr ia JKlmpfea gegea elaaadler.
▼iehncht «od Ackerbaa war ftat die efanige BsssblH>igM^^Bi>
Kastea sind noch lüebt aasgebildet; jederBanavater ist aadiOpfcr
piiester, aad aar bei gemehisanMn grr>aaerea FelerÜthkeiaBa Mos
wir aaeh besondere Priester. >) — Die geschicbtlicbeo Tbatsaebea
selbst sind so sehr in den Nebel mvlhischer 8afe gehflüt, dass &t
wohl jichwerlich jemals daraus klar werden gelöst werden kömiett-
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Kämpfe der verschiedenen Ueiche unter einander bilden dettÜMipt-
inbalt; ein besooderos Resultat wird nicht erzielt. Die größten
Epes «ntiMheii vieles gmhkihtliithen Stoff, der «inh aber wm der
IHditwg knm nwk 19mb Itet*) Ein vod dcp ladrani Bui^ekge*
■cfciif ewer Angilff der Aasyrer eeMst «1« geeehiditUche Tbatoehe
Die siir#iie Perlode« die der geseUcbtiidbeii Reife und Selbst-
aläodigkcit, wie sie io Manu und den späteren VetlentlH>iI<;n sich
F,ctgt, ISsst eich in ihrem Anfange chronologisch iiuch lücJit hcsiim-
meii ihm] l eicht bis zu den Erobennigen der Muhamedaner herab.
Der vStaat, auf Gruud dc^ Kasteusytems, wird follstftndig ausge-
bildet; eine regere Thatkraft, wiewohl meist nach innen gewandt,
mmA in den episcbea Jüehftungen poetisch sich apiefelod, that oich
fcuad; iKeRAligioB entfaltet eich au idarer Selbstetikiditkeit und wird
die Seele dee LebeM» ^ INeee Periode aeiftllt deutlicb in drei
EpecfceUf deren erste bis lur geecbidttlichen Macht des Bnddhis-
mm jp^ebt, welche in der iwelten Epoche eine tiefgehende Spaltung
lind Verwirrunp erzeugt, aus der die brahuianische jMatlit in der
dritteii i^eriode duvch die Verdrängung des Buddhismus aus last
ganz Vorderindien isiecfreich hervorgeht.
Auch in dieser Periode schwebt über deoXbatsacbeo, soweit sie
nicbt durch Fremde berichtet werden, noch grosses Dunkel. Die
aweüe fipoeb^ gewissennaraen die Mitte der indischen Gescliicbte,
ist eine Zeit dee Kampfes und der Bewegung im Inoeru wie
wmh anssen, ein reobtes Zeitalter des Varuaa oder des Vischnu;
MIen entwidielte hier eine Kraflf wie nie wieder» aber io dieser
Zeit der Bewegung entfernte es sich auch weit von seinem eigcut«
liehen Wesen, welches die Ruhe iliir Irinorlicbkeit ausprägt. Im
Innern ist es zunii« list <ler geistige K;uii[)l mit der neuen Macht des
BuddhismuH, von dem wir nachher sprechen werden. Theils damit
xusammenhängend, theils unabhängig davon siud vielfache Kriege
und Reichsveränderuni^cn im Innern. Trotadem erreichten Wohl-
sttnd und Bildung eine hohe Stufe; M^gantlienes bann die ZaU der
Stidte ibrar Mengp wegen nicht aggeben,^) und dieGriisse mancher
dereeUfen muae, aas den Geeetaen Aber den atSdtischen Verkehr au
schliesaen[S. 50T] bedeutend gewesen sein. Die GrOsse und Macht
der Staaten erhellt aus dem (gössen Heere des Porös. — -
Merkwürdiger noch ist in ilieser Epoche die Beziehung zu der
Aufisenwelt; das indische Volk selbst geht zuar nicht aus sich
heraus, denn es ist an seineu ßoden gebannt, aber die andern
Volker gehen nach Indien hinein, und machen dem Volke eine
Geschichte. Die frühere Besitsnalime einiger Geldete durch die
Perser 6) wwt von geringer Bed^tttmig^ aber AlsntfidM w» ilie
Oränzläodcr betreffender AngrifT war rofi weHyelfetifleii Folgen ; die
inneren Reiche wurden /war nicht unmittelbar davon berührt, aber
die Nähe der griechischen Herrschaft, die sich an der j^anzenWest-
gränze entlang, besonders aber in liaktrlen behauptete, erzeugte
einen lebhaften Verkehr, dessen geistigen Einfluss wir in der
Wissenschaft und Poesie in deutlichen Spuren antreffen. Es waren
von eioem höheren Volke belebende Geistestaken in das indiacke
Leben gefaUen« und en&eugten dort helle, welter greUsode Flamm.
Von dieaem Verkehr sengen die vielen griechiaehen BeiMte tber
Indien. Ala bald nach Alezandem Tode der ab VaaaB fort regie-
rende Porös 317 von den Maeedonlem meuchlings ermotdet weide,
stellte sich Kaudragupta, von niedriger Herkunft, vielleicht ein
f.udra, an die Spitie der erbitterten Indier, verdrängte die Macedo«
nicr, und errant; j«irh durch seine ErobeTuni»en im Indus- und Gan-
gesgebiet das grösste bis dahin existirende indische Heicb. Mega-
sthenes wurde von Seleakos als Gesandter an seinen Hof geschickt
Sein zweiter Nachfolger trat znm Baddhismus fiber. Das Tor
230 von dem Selenkiden-Relche abgetrennte Orlechiaeh-Baktrische
Reich, welches durch Mlihrtdates aefaiEnde faad, eratWMlite ifch
attdi theilwelBe auf die westlichen Gebiete von Indien.^ In letrte*
ren erhielten shsfa noch seit der Mitte des sweitenJahihimderts Ms fai
den Anfang des ersten Jahrb. vor Chr. griechische Könige , deren
neun genannt werden.
Die Ausbreitung des Romerreiches nach Osten rief die Parthcr
in den Kampf gegen den Westen und cntblr»8ste dadurch die ust*
liehen Gebiete von Iran; dadurch wurde der Weg für die in dieser
Zeit unruhig gewordenen nördlichen Homadenvulker frei. Im strei-
ten Jahrb. vor Chr. nSmllcb veranlassten die tOrkischen ffioogsa
[Bd. I, S. 210] eine Wanderung mehr<irer VSlker in IHtfel-
aalen, die sich nach Westen und Bilden wandten, and bereüsm
120 vonBaktrieil ans In Indien erobernd eindringen;*) nach Elaigea
waren diese Jueitschi, ^o) gewohnlich ,Jndo-Skythen" genannt, ger-
manischen,^)) nach Andern ulier türkischen Stammes ; sie drangen
kurz vor Chr. Geburt nach weiter vor und heberrschten das e^nic
i'cndscbab, Ka^mira, und unter dem raSchtigen Kaniscbka in (i r
ersten Hälfte des ersten Jahrb. nach Chr. das Gebiet bis sum mite
leren Laufe des Ganges, und im Sflden wahrscheinlich bis cur Halb-
insel Gnserat.^*) Im Anfange des dritten Jahrhunderts serfiel Ihre
UernfCbail; sie haben aber Im westlichen Indien viele Spvrea flnes
Daseins anriickgelassen, und ein grosser Thell der 9IUI staMt
unswelMiiaft von ihnen ab. i*)
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919
Vm die Bütte de» sweiteo Jahrh, oach Cbr. gründete die milch-
t%e Dynutie der Gapta ans der Vai^akaste eip storkea uod bitt-
beede« Reieb, daa bis um 300 aicb erhielt, und den grussten Thcil
des nürdlichcti Itidienn uinfasstc; sie vertfat zwar vorzuirsw eise das
brahmanischc Bewusstseio. aber unterstutzte doch aucli dea liud-
dhismiif«: sie liJrdertf» die Wissenschaft und die Dichtkunst.'-^)
Die Einfalle kricgeriüchcr Vulker Turait»> und der iNachbarländer
ame Koidwesteo wiederholten sich; und 004 dringen bereita Muha-
medlmer aiegreich in Indien ein ; lo) aber erat am Anfange dm eUlea
MilMndette faaaan aie hier featen Faaa, Terfolgeo heftig die Reli-
ißa», aaraCSreii viele Städte und richteo groaae Yeibeemogen an-f).
IMt beghmt die dt i tte Periode, die dea Terfalia. Mit der atei-
genden Maebt steigt anob die btatige Verfolgung dea Heideothums.
Noch furchtbarer waren die Vcnvtistungeu des muhamed^uiischen
Mongolen Timur, am Anfang; des vien^ehoteo Jahrhnndt rts, dessen
Nachkomme Baber 152(> auf blutigem leiden den giäiizcndcMi I hron
derGroaamogulD ioOelbi errichtete, die zumTheil mild und gerecht
regiettea; hervorragend ala trefflicher Herrscher ist Akbar, der
Omae, aalt 15oü regierend, doldaam, edel nod weiae. Im Anfang
dea Teiigea Jabibuaderte aaak mit Aureagieb'a Tode (1707) die
Macbt der Gieaaiaogiib; Madir« der Scbacb von Peiaien eroberte
and iretbiaoate -DelM; uad 1705 worden die Britten dea Reiebea
Herren. Sie ehid es jetzt thaMehllcb in faat gana Indien; euro-
päische Bildung, weniger gewaltsam als die iiiuliamedaniscbe, nlu-r
• um «(i tiefer greifoiul, driingt die alten Ideen immer mehr zunit k.
und greift in schnell steigender Macht das indische («eschichtsiehen
ia der innersten Wurzel au. Die gew altige Macht des indisciioo
ßcwusstseins wird nicht durch die Verheerungen muhaniedaniacber
Watb vemiditet, aondera durch die bOhereMaebt chriatUcher Ideen;
aebneller aber und gewaltiger würden dieae wirken, wenn den In-
dier« mehr der Chrfat ala der g^nnatfcbtlge Kaofiiiaan entgegen-
Irite» md die Britten Mt fSr dte Seelen der lädier ebenao intereSs-
' strten wie ftlr ihre Schfitze.
') Weber, Ind. Lit« S. 37 ff.; Lassen. lad. Ah. L 732 IT. — ^) Lmmh, Tn<!. AU.
I, f^^n ff. — ») Lawcn. T. 858 ff. — ■•) Mi-?, fragm. 2«',. 2. ~ ^) Laasen, I, 860; U,
in. 113. — •) Lnsspn, Tl. 11)6—213. — ') Vhmd. 288 — 321. — Fboiid. 322—344.
— •) Abel E^musHt, Foc-Kuuc-Ki, p. 83, Laasen, II, 352 ff. — ^") Klftproth, tabl.
W»t, 132. ff. — *') A- K^mus. Bcch. s. log langnes tart. I, p. 327; Kalling, Gc«ch. d.
Skythen, I, 325. — »•) Laasen, H, 359. — »•) Ebond. 809 — 879. — ««) Ebend.
874 ff. — »») Lassen, H. 937 — 988. — »•) Elphinstone, hiätory of India, I, 501.
— «O^nd. BS» IL
Digiiizca by Liu^.' .
SM
II. Do* BuildIii»iU0.
§ 161.
Die Buddha- Lehre wurde geetifiei von dem Kdnigssoha
f akjamani im sechsten Jahrh. vor Chr., wahisdiflkiUeh im
BÖrdUcheo Indleki, schseli yerbreitet, und war bereits im eislen
Jahrh. nach Cht. in China mttehtig, wo sie als ReliguMi desFo
eine Nebenbuhlerin der alten Reiehsreligion wurde , und spSier
sogar unter mannigfachem Anschmiegen an chinesische Vor-
stellungen und vieler Ausartung und Verflachung die Mehrheit
des chinesischen Volkes für sich gewann; im sechsten Jahrh.
kam sie nach Japan, und wurde auch dort über die alte Religion
herrschend; und indem sie allmählich Hinterindien , Tübet, fast
alle indischen Inseln , später fast das ganae Mittelasien bis nseh
Sibirien hinein in ihre Gewalt Bog» wurde sie bald der brahnt-
nischen Religion an Zahl der Bekenner bei w^tem öfoerleges,
wiewohl dieselben in einem seit dem fünften Jahrb. naeh Chr.
heftig entbrannten, mit geistigen und ungeistigen Waffen geführ-
ten Kampfe von den ßrahmanen aus Vorder-Indien fast ganz ver-
drängt wurden. Die heiligen Sciiiiften der Buddhisten sind erst
in neuester Zeit und nur theilweise uns bekannt geworden; das
früher über dem Ganzen schwebende Üalbdaukei gab den weit-
greifendsten Träumereien günstigen Raum.
Olier die Zeit der fiotstehniig des Buddhknns wetehen die m-
diseheu mid diinesischeD Aogsbes sehr ves etnander ab» Die alii-
licheo Buddhisten (in Ceylon etc.) setsea übefebiatimmesd dm
Tod des Buddha in das Jahr 544 oder 543 vor Chr.; die nSidCdMo
(in Tfibet etc.) geben sehr rerscfaiedeiie Zahleo, die zvrischen 2432
und 54() liegen; die Chinesen, Japaner und iMongoien haben meist
die Zahl 950 oder 949 als Todesjahr; die gewichtigsten Grunde
lassen das sechste Jahrh. für das Leben Buddha'ä ab das Wahr-
scheinlichste annehmen;!) indess bat auch das Ende des fünfleu
Jahrh. einige Aoseichen för sich. 3) Der Buddhisaps hat sich
nicht vor oder neben der Brahma- Lehre , sondern ans ihr ent-
wickelt In den Veden ist gar keine, bei Nanu wenigstens Mae
sichere Spur der neaen Lehre, ^) dagegen werden in den altfls
Bnddhaschriften überall die Lehren der Veden und die GOttsr d<r
späteren brahmaniscbeo Mythologie als bestehend voraufl^esetzt;
8M
die brahmanischen Götter erscheinen aber in untergeordneter, »lie-
nender ^telluDs;, und Buddlia seibat Ut lortwäbreod iu älreU iiiit
deu Brahnmnen.*^)
Buddha, d. Ii. der Erweckte, Erleuchtete, der £rkeiiiieii4e»
WeiflB» — [¥0D der Wurael bndh = emvdct werd^] — von den
driMMB Fo«tftt Foe» Fo oder Fu gMMst, hieas oigeBtUeli (ra-
■UM-GMi«te, ote aveh f akjamn&l, d. b. 4er WämAMsr in»
dM GewUadMe der ^9kjß^ «rar eiu KfieigMoliii, also ava der
JMnya*Kaate, In der Stadt Kapila.*) Seine Geliert war awir von
wvnderlMifleii Breehelmitiifea begleitet, — Erbeben der Erde, gel-
iliger Lichtclanz um das Kind etc.,*) — jodocli erscheint er in den
ältesten Ndiiiften sonst durchaus als blosser Mensch, und erst
riel spatere, durch fremde Vorstellungen er/,eugte Sagen machen
Ulli zu einer OOenbarung des Vischuu und weben um «ein Leben
eineo nytiuscben Schleier.^) Juog mit drei Frauen vermählt, ver-
bräche er seid Leben anfange in allen GeoOeeen der Welt; aber in
eeieem neuneodawanaigeten Jabre sog er aieb in die ElaiainkeH an«
rSck, twd lebte eeobe Jabre laeg als brabnanisdMr Binsiedler, die
streaytee Voischrlfteii der Entaaguog erfttlend« aacbdenkeed Aber
die Leiden der Menschheit und fbre Erlösung. Jedoch bald von der
ünEulängiicbküil dieses Wcifcs überzeugt, trat er als Verküjuiiger
einer oeueD Lehre aiil\ sammelte bald Schüler um sich und durch-
wanderte lehrend die indir^ehen Länder. Das Ungewöhnliche dieses
Aullretens, — denn nie vorher gab es in Indien Volkslehrer,—
aeri sein Wohlwollen und seine Sanftmiitb« nach späteren Sagen
Mdi eeiae Weader» veraehafl'ten iba grossen Anhang im Volk und
greeee Feipdseball bei des BiabmaoeD, £r starb, oacb awanaig-
jibrigeai Waadera und Lebrea mehr in die einsame Rnbe sieb au*
rttekslebeed, in seineai acbtsigsten Jabre, um das Jahr $43. Sein
Leichnam wurde mit fürstlichem Pomp verbrannt, und seine Asche
ineiner goldenen Lrne vorw ahrt, spSterahtr au aehtStädte vertheilt.®)
I>al(l nach ^akjamuui'.s lutle ver^aniuieUen sich 500 seiner vor-
ztiglichsten Schüler zur Bcrathung über die Gestaltunt^ des neuen
Geistes; sieben Monate tagte die Versammlung, setite die heili*
gen Schiüten fest und regelte die DiscipUn.») Streitigkeiten über
die letsleire Teranlassten das aweite, viel zahlreichere CoacÜ,io)
Aief dem diltten, neun Meaate daaetadea CovcU im Jabre 246 vor
Chr., werden mehrere betserlacbe Abwekbaagen von der reinen
Lebve Bnddbas abgewieseo und die Ansbreltuog dieser Lebre doreb
Missionen beschlossen; und bald nachher gingea Sendboten nach
Norden, nach Süden und nach Osten; Ka^mira wird für den
Baddhiemus geyronne% aad bald darauf auch Ceylon.
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BfA in die letzten Jahre kannte man den Boddhlsmii« nur aus
unsicheren Nachrichten; was J. J. Schmidt berichtete, war nur
der ausgeartete mon^r. 1 1 s ( he Buddhismus. Ahe! Remusat'*)
folgte cbiuesischen Quellen, die nur ein getrübtes Bild g^eben.
Andere Nachrichten geben nur Bruchstücke. Erst in neueste Zeit
aiiMi UM die alten ReKgions- Urkunden der Buddhisten bekannt ge«
wotden. Hodgsön, engÜMber Residwt in N«pal, Und^ wut
gTMaem Bifer OMii der alteD Uttemtiir des BnddMnm», dflf «ich
in diesen Gegenden dtosseite des Hhnaleyft Bodt eiludtett hat
fi. Burnouf bat angefangen, die toq jenem nach Eoropa geenndten,
in Sanskrit geschriebenen UHaroden des nSrdliehen BnddMsmns in
Uiufasaeiideü Auszflgen zu bearbeiten; i^) sein Tod hat tlas Werk
unterbrochen. Zum Verstrindniss der Bud(?hnlehre dffrfte woiil der
hinreichende tStolt vor Ii rLicri ; (leiiii der Mcenkreis der Buddhisten
hat einen geringen Umfang; dieselben Gruodgedanken kebrea ia
unanfhurlichen Wiederholungen wieder; die Ricbtmg a«f das
Prai^tiacbe Ist überwiegend.
Die buddhietieebe LHteratnr iet eebr bedeutend; die h«il%M
Rel^iooesobriften allein aollea 108 etarke Binde «nfiaeen; mmm
war in der Anfbewabrang derselben sehr sorgföltig; auf den drei
OondRen wurden sie festgestellt i<) Ober das Verhtitniss der
Schriften des südlichen Buddhismus, wie er besonders in Ceylon
blühte, zu denen des ii Mdlicheu lässt sich noch wenig bestimmen.
Die eigentlicher» alterj Ivciigions-Ürkunden heissen iSutra; »ie eni-
halten die Heden und Aussprüche des Buddha, mit später hinzu-
gefSgten Erläuterungen , werden von den Buddhisten dem Buddba
selbst zugesebriebenj sind aber unswellelbaft ans den AofiEeichun«
gen, vielleicht selbst nur ans den nritodiichen ÜberUefemngen seiner
Scbflier entstanden; die ilteeten Svfra sind In einbdMr Prssage*
sebrieben mit einseinen eingestrenten Versen ibr jetaigei Text
gefaürt erst In das erste Jabrb. nacb Chr. Andere beilige Scbfülen
stellen in mehr geordneter Weise die Disciplin und die Dogmatik
des Buddliisuuis dar. Die zahlreichen l{eligions«»clirijten nacb
der dritten grossen Synoflr }>is in neuere Zeiten geben bereits Ver-
mischungen der reinen Lehre mit brabroanischer Mythologie mid
mit Vorstellungen und Gedanken fremder VGÜnr. Seit dem früheren
Mittelalter ist auch christlieber fiinduss, irabvscbeinlidi durch
nestorianiscbe Sendboten, in niebf fachen Spuren fcbnntiidi; ae ia*
det sich s. B. das Gleldiniss vvm Terlenien Sohne seiv besÜBBi in
Buddhaschriften;!^ in Mbet scheinen cbiislllehe BerflhnBigen mm
stärksten gewhktf« haben; bierron spiter.
Die frflhereu Phantasiespiele mit der Buddha -Lehre sind oll
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in
«eltjiani genug. Man fand in ihr den reio8teit MonolhelsmiM und
die reinste VenMHift-llfeimi; mao machte sie wm Üf^fmlüh feet aller
fweiitinliiliwi Migioiieii, and Mitle elme weNem da« OnM
ni Dodona, meli daer Lenirl Bedoss, dea dentMlMD Wod«iy ja
dbi Wert bet«b eelM vm BiiMmi Fflr eeleke Ctangeii
dee hvHmw fet die Bell viMfMe^«
Laescn, Ind. Alt. II, S. 51 etc.; Bumouf, p. III, u. 587; Stuhr, Rol. Syst.
4es Orients, a m eto. 907. — *) Web«, Lit SU. S63. — •) Muut, lY, 61. IftS;
XQ, 95. 96k ^ O BimiMf, iDlfod. p. ItO «to. 171« 184 6la. atk ^ •) Bwfto^
?lj Anaalen d«r Djnwtie Soi Ton Neamaiui lAlUg«» Zehsdh. m, 8, IM; Lutea,
Ltd. Alt n» 66. — Barn. 883 ete. — Bun. 888; Sunaag-SBetsen, 8. 18. 810;
Sdunldt, Forvehangen, 8. 171 ete. — > *) Born. 885; LasMa, Alt IX, 68 eto: —
Lassen, IT, 98. Las««n, n, 65. — >0 Ebend. SS9. — i*) £bencl.
8. S3&. 1 •) Forscfamgea aas d. Qabiet d. alteren BUdiingsisrcsch. d. Volker Mi«*
lel-A«. 1824. Gesch. il. Ost-Mongolen von Ssanang-Ssetsen etc. 1829. ^ '*) Mo-
Uagea Asiat. ; Mclangos rostlmmcs; FoC-KouP-Ki, ou Belatioa dos ruyaumcs houd-
dhiques. 1836. — ") Introduction U Thi^toire du Buddhismc Indien, tom I. Par. 1844.
— »•) Bumouf, p. l^n. 43. 15. :)T8. Spiegel, in d. Allg, Moimtspch., Halle 1852.
8. 552 etc. — »») Burn. 35. 70. 103 etc. — ") Ausland, 1847. & 678. —
F. Che. Banr, SjmboUk n. Mythol. I, 8. 888. 814. 846.
Erster AbschnilL
0a« religiöse Leben.
S 16».
Voll den) in China zum llcwusstsein gekommenen Urgesen-
satz des Daseins, — Kiiiheit uih! Vit^llicit, Kraft und Stoff, Bewe-
gendes ni\(\ Ruhendes, — hat die Brahnnuienlehre, um die Ein-
heit der Weltanschauung zu gewinnen, die erste Seite des
Daseins als das allein Wahre auf^efasst , die Kraft, die Einheit,
das in eigener Thfttigkeit sich bewegende Ursein. Die andere
Seile Uber, der Stoff, dea Rolieiide, daa Vielfiielie, daa Be-
grftbEte vhä dämm mit der Yemeinang Beliaftete, tat daa Niebt-
Wahre, und liat dämm eigmllich kein Reeht an aein, iet nur
ein Min einer Tftnsebnng, ans einem Dnrecfaft dea Urbrabma
her^'orgegangenes vorfi hergehendes Traumbild. — Der Buddhis-
mus erlasst nun die andere Seite jenes chinesischen Urgegen-
Satzes; er will eben«io wie die Braiinialcliie den Gegensatz in
der Welt verschwinden lassen, und das Dasein als ein in sich
|;leichartiges und einiges erfassen , wirft sich aber in dem noth-
wendigen Umsehlagen dea dnreh die einseitige Brahmalelm ani
iiiiiem Gleidigewtehle gebracliteii ytanflaftigeii Geduütcne ätf
^ ..L o i.y Google
S24
4ie entgegengesetzte Seite. Der StoO, das in sich Vielfache,
mit licr Grande uod ^ ei neinung darcbzogene endliche Sein ist
da& alleinige Dasein; jene einige, das Viele «iw «ch enrfaUende
ürkraft der Brahmanen aber ist niebt.
Der brahmanisclie Gedanke gellt yah der VieUieit des Da-
seins a«f eine su Grunde liegende Fiinlifit mMki von dlcr Pen*
pheiie nnf des CenCrnm, «nd hül dieees als das allein Walm
fest, nnd kenn eigentUcli yon dem Centnnn ntelrt wieder mmt
Peripherie gelangen, erklärt sie, die Welt der Vielheit, Ar im*
wahr. Die ßuddhnlehie bleibt dagegen in dei l*eiipliLiie, liäh
diese als das einzig Wahre fest, das Centmm existirt gar nicht;
das All ist nichts als Vielheit, in sich zei tlieiltes, überall mit
dem iNichtsein durchzogenes Dasein. Hei den Brahmanen ist
das wahre Dasein nor ein Penkt, bei den Buddhisten eine Blase.
Jene erfassen nur das reine, einige Sein; das nn entfaltete
Brahma ist das einzig Wahre, das entfiütete ist nur Schehi; —
diese erfassen nnr das entfaltete Sein, das nnentfoltete Ist gar
nicht* Die censeqnenle Brahmalehre verneint die Welt, — die
Baddhalehre yemeint Gott$ es ist da kein einiges göttliches
ürseiu, kein Weltkeiiu, aus dem sich die Welt entfaltet hatte;
Ton einem geistigen Weltschüpier kann ohnehin nicht die
Kede sein.
Im Buddhismus ist nur das vielfache, in sich begränzte,
nach Zeit und Raum endliche Dasein, welches also das Nicht-
sein als seine Bestimmung an sich trägt. Und dieses Niehl»
sein nadi allen Sehattimngnn desBegrüfes ist des wahre Wesen
der Welt, denn die GrAnae, das Niehtseln, macht alles Dasein
Bu emem beslinunten, wirklichen, nad eb aneh das Viele hi Ibi^
wühlendem Wechsel vergeht, das Nichtsein ist auch in dem
Wechsel ^ urlianden. Der Brahniaue kommt bei seinem Denken
überall aui' das eine Sein, der Buddhist überall auf das Nidit-
sein. Jener sagt: nur was keine Beschränkung an sich hat, ist;
dieser sagt: was keine Beschränkung an sich hat, ist nicht, und
nnr das Beschränkte ist^ und es ist nur durch die Besehr&n-
kung; — and da, ^ diess ist ein nothwendiger Feitgang des
Gedankens« — daa an sich Beschränkte nach Zeit nad Ranm
einen Anlang und ein Ende hat, alsQ irgendwo und irgendeiMsi
nicht ist» so hleibt als das überall nnd immer Besteheade das
Nichtsein. Alles ist aus dem Nichtsein und geht in das Nicht-
sein zurück, uud alles ist von dem Nichtsein umfangen. — Der
Brahmane sagt: das Sein ist, und nicht das Nichtse in, also
aucl4 nicht djle Weit; der Buddhist »agjLi das X^ichtseiji ist» und
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5S5
nicht das reine Sein, also anch nicht Gott. — Dem BralifnaneB
gilt nur das allprenicine Sein, dem Buddhisten nur das ver-
einzelte; jener hat das reine Sein oiine bestimmende Eigen»
Msliaften, dieser eigentlich nur die bestiionie&den Eigenschaftes
okM te S«in; jenem ist Bvainna eine SomW) die a«r seheinbar
LMt veriw»dtel, aber dabei doeh bleilit , wae ei» iel, alcht yMb-
Vcdi dae Lieb« ron eieb anetMiDeB lieet; dfeeen iel dae WeltaH
«Ü Liebt erittll» ippelehee aber nlebt tod einer Seaiie ausgeht;
— jener hat nur die Kraft, die Wirkung ist nur Schein; dieser
hat nur die Wirkung, aber die Kraft ist nur Schein; jener hat
den Grund für die Weit, aber nicht die Welt selbst, dieser liat die
Welt, aber keinen Grund dafür. Der Brahmane hat eine ewig
ruhende Gottheil) die es zu nichts bringt, — • der Baddhist eine
fyri ond fort wogende Welt, welche es aber anoh za lEeineni
Bfntaade btisfils jener bat ein Sein ebne WerdeUf dieser ein
Wevden oline Sebi; das Daaein steht dem BuddUaten nlrgenda
•tili; allea flieset, «od das büebste Symbol dea AUs s»d die
iHm Wind oder Waaser getriebeaen Gebetsrider.
Der Buddhi&t bringt es eben so wenig /ai einem wiriüichen
Bestehen der Welt wie der Bialmiane; denn nu der wirklichen
Welt ist Sein und Nichtsein zui^leicli; jener aber begreift nicht
das Sein, und dieser nicht das Nichtsein; bei beiden hat -die
witkliebe Weh darum kein Recht zu bestehen, hei l»eiden ist
sie ein Yorfibergeliendes Traumlnld, bei dem Brabmaaen daram,
wail das Werden ein Bdieia lst| alao aaeh die ganae Wdt, —
bei dem Baddlikten, weil ea in allem Werden kein bkibendea
Sein gialpt, aoadem daa Niditscai das Weaen von Allem ist
S i6a.
Das Wcihie Wesen alles Daseienden ist das Nichtsein, die
Nirbti^keit ; die Voraussetzung der Welt ist nicht eine Gottheit,
eine Urkrafi, sondern die absolute Leere, das reine Nichts.*)
Alles wurde aas Nichts und darch Nichts, und wird wieder zu
Üieiits? denn ea ist Ten Heese aas niehtig. Alles ist eitel im
Himmd uad aaf Erdsn, and der Himmel and die Erde aelbst
ahd eitel, and anf den TrOmmera der zaaammenlireabenden
Welt Afont ewig bleibend daa Miebtseia.
Das ist wohl reiner Atheismus , und dennoch ist der Buddhis-
mus Religion, ja ist die höchste und sitdicliste Religion der
ganzen objectiven Weitaus ciiauuug. Dass die Nichtigkeit die-
ser Weltanschauung zum Bewusstsein kommt, dass es gedacht
and aasgespKoeheawicd: wenn dasJiataramn das aUein wahre,
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m
b
dm» f^Mlidie Sein ist, fto nt Alles nichtig, imd ^iese Gottheit
ist das leere, trostlose NiclitB, — das ist die üefc ^\'al)^llt'it des
Budfihisnms , der diesem Gedanken eine waiirhait tragisciie
Entwickelun«; gegeben hat. Die ßuddhalehre macht es mit cler
Natur - Heiigion Emst, und dieser gewaltige Jblriist ist der furchU
bare Gedanke der Nichtigkeit alles Seins. Der Buddhismus
iit Religion ohne Gott; Mioe GotAmi iat die Niehtigkcil» nd
erwMaich ia ▼oUant lüaatie bcwwaty mseft mk4imm Gi^
danken a«f aidi lu/k% er #pfert demselbai Min gannea Bataia;
■nd fai dieser grossart^en SetbafeteiiMignfnip» «ioer Id«e dar-
gebracht, kommt dben das tief Religiöse der Buddhalehre sor
Erscheinung.
Der Buddhismus ist schlechterdings nicht mit dem moderne«
materialistischen Atheismus auf t;leiche Lioie 2U setze!», ist bei
weitem energischer» tiefer, sittlicher. Der vulgare Materialismus,
der sich immer nur wie der Schimmel an ein v/arfaulendes
Gslatesfcshea aasetst, immer erst da auftott, wo reUgMaasoiir
ein pUlosophiaches VoUrnlehea Im .Almtedbaa jbsfiifiaB ist, M
dmck nad dusch den GhanJoter eiata modang geffMdaaSD» ia As^
Iflsmog begnffeDen Lebens; er ist das leioeCkgeotheil ahmt wshtwi
philosophischen Ge^tesaiheit, ist das Ahweleen des Credankens, das
Ergreifeoder Dtuge, uiesieebea den Sinnen sich hieten, oline denkend
in sie eitizudrincen und über sie hinauszugehen. Dem Miiterialismus
ist es gar nicht um ein Verstehen der W elt /,u thun. sondern bloss
um ein bequemes Iguorireu jedes tiefereu Gehaltes derselben, — er
setzt die tiefere Geiste8art>eit, das hfibete religifiae und philosopbi-
sche BewusstseiB akbt foct^ aeadern ▼orattS9«**-am ihm wirürhüti
denRficfcen zu kehren» er ist durch und durch unsittlich, wfihrssd
der Buddbismus weseatfich sittlich ist — Der Materialist bleiU
l>ei dem unmKtalbar -ClegebeMa, M .dem flandgidÜfibeB .alehes,
und sagt, ee ist, weil *— es ist, wid es ist nur das» was ich selMS
und tasten kann, nebst eitui^en iDwohnenden abstracten, nicht weiter
zu eiklftrenden sogenaufttun Naturgaieteen ; das sinnliche, be
schränkte, endliche Dasein ist. und ist !»ar)z aileiji , und soll auch
ganz allein sein. Der Buddhismus aber i'asst seine Welt bei weitfl«
emster und tiefer, ist nur das Begräozte, Endliche, das mit der
Verneiouug Beiiaftete; aa iat eben diaaa Verneinung dasWeseadsr
IM*. Das withttebe D^o alas» ia wakbma daa-KIcbMia ssr
an dsm Bein aufliilt» weichss alao aash ia dssSwaibeÜlMbbeWait,
•ist niahl das^Wahre^ es soll «Mit sshi. Per JkiddhismBa.mfassl
die WsH se gut als wswalH*, als nabereehtigt, wie die Reahmaaea-
dabtCy Dur.aus dem eotgegengesittsteii Grunde; diese, — i»reil die
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Welt nicht reines Sein ist, «oodern auch das Nichtsein, die Be-
praiiziing an sich hat, — jener, weil die Welt nicbt bloss Veroei-
oung. Dicht blosses INicfatsein, sooderu auch ein Sein an sidliliat.
Der Buddhist geht fibef da» wirkliche, sinaUcJM PaMio JiiMIWt so
gut wie der Braten«, — der Meiorialial dagqyai Ut grade an der
mUlcUbett DDd alMnigea WaMelt dae SUuMieD feat« hbrMg^
Mk M dflM BMleiielleB, »aiMdiea Sein, B^elehea »or lo der Zwel-
Mt der Faotom bestebt, in Penfiireni nad Negatifem, in Sein und
Biiehtsein; hier bleibt er befriedigt stehen, ohne nach dem Grande
(lerZwetheit zu suchen ; der Buddhist aber geht muthig weiter; er will
die Einheit, und nicht den unversöhnten, un\ erstandenen Gegen-
satz. Der MateriaUsmus aber will die Welt, nur nicht — «ie ver-
steheo; der Haada iriil sierereteheatUadgiebftaJbPreia daiSlIraie
aeUMt
Eil gMOktei UiaelB» wie daa Bralvaa, wiiA vea dea Baddhi-
alen tbcila anadfOckllcli geleagnet, flieila M der Aafiaasvag der
Weh atilleebweigeod bei ßelte gelaaeea. lo den Salra nnd den
wicMgatea aadem ReÜgioiHMebrlfleA Int keine Spur eines blieb-
sten weltbildenden Wesens. 2) Mau findet den Gedanken eines
einigen weltbildenden Grundes unverträglich mit der ihatsSchlich
Forbaudenen Veränderlichkeit der Welt. Während die Brahnmnen
sclilossen: weil das Brahma eins und unverfinderlich ist, darum
Icann nichts Verfinderliches wabrbafit existiren, so scbliesat der
Baddhisi 'amgelbelHrt: weil die Dinge der Welt veränderlich sind»
dämm l^8anflll aie atcbt eiaen an sieb uaverftnderlicbep Gmad liaben,
aaaaft nüaate aacfa die Welt «averftnderlidi aefai« weii die FoJge
4ma Cbiiade eniapredbett moaa. MDieDnge,-«Mgt eue alte recbt>
glSnbige Buddbasebfift, — sind niebt gesobafTen dareb «kieo Geft,
(Isvara, Herr), nicht durch den Geist (1*umjs( lia) , nicht durch die
[ewige] Materie [^^ie die iSaukliyn IchrtJ. Wenn Gott wirklich die
alleinige llrisache wure. oder der Geist, oder die Materie, so miisste
durch die einzige Thatsache der Existenz dieser Ursache die Welt
in ihrer Gesanuntbeit auf ein Mal geschaffen sein, weil die Ur-
aaebe nicht seia Inan^ ebne dass ihre Wirkung esiBtiieu Man, siebt
aber die Dbig^ nacb einander ia die Welt luMnnie«t die einen aus
dar Mutter, -die atadera aaa ebem Kebne. Darana mnss van scidies*
aea« dass ee ehe Reibealblge reo üraaeben gebe» .und dasa afebt
ein Gott die alleinige Ursache sei. Aber, erwiedeit man, diese
Vielheit von Ur«*aiheo ist die Wirkuner des Willens Gottes, der
gesagt hat: ein solc-he.s Wesen eiit.stehe jetzt und ehe/isu na« hher
ein anderes; so erklärt sich die Aufeinanderfolge von Wesen, und
Gelt ist dabei dock di« UcMfihe. Darauf ist su /autwMten» dann, jso-
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5Z8
bald mehrere Willensacte in Gott angeoommen werden, auch meh-
rere Ursachen zntjcstanden werden, umi so der erste SatÄ umge-
st<> SS en wird, dass mir eirip TTrsacho sei. Ferner kann diese
Mehrheit von Ursachen auch nur einziges Mal hervorgebracht sein,
weil Gott, dieQa«Ue von bestimmten Willeostbätigkeiteo, einzig «ad
nntheilbar ist; UMW müsste auch zugeben, das« lUe Welt nil eittcoi
MMe geschaffeii Mi. Aber die Salme des (ialB)a halte» fest aa im
GiQDdMts, dass der WeltlavT ketDeo Aafaeg gehabt habe."«) —
Ein bnddhistiselier Oberprieater lo Ära alhMe n eiaeni Schrei*
ben an eine» IratholiadieB Bischof mter die sechs Tenretflkh-
sten Ketzerelen auch die Lclirc, dass eiu Wesen sei, weiches
die Welt geschaffen habe und anzubeten sei.**) Die Entstehunie der
Welt aus Brahma gilt schon in alter Zeit als einer der griisüten Irr-
thümer.^) Die älteste und reinste philosophische Schule der Bud-
dhisten, die Suabbavikas,*) die an den Sutrae sieb verbüi
wie die Vedaata m deo Veden, ▼oraehit mit der Idaralea fialNhie-
'«denbdt die Eiistena einea gelatigea Weltgniades. Ea ialt ae fahrt
sie» nSchta aaderea ala die Natar, [daa bi sieb viaHiBhc» aach
Raum und Zeit uateraebledene Sein] ; der ia der Saniiiy»*Philo-
sophie neben dieselbe zwecklos gesetzte Geist [S. 4*26] wird hier
klarer und folgerichtig lortirelaiisen. Diese INalui existirt in zwei Wei-
sen, in einer positiven und in einer negativen. In tler ersten Weise,
in Pravritti, der Existenz, ist sie thätig, lebendig bewegt; in der
• zweiten, in Nirvritti, der Ruhe, dem Michtleben, rnht die Natur,
ihr Leben hOrt auf. Zwischea Wachen und Schlaf, zwischen Le*
hea nad Ted» swiachea Bewefiaag and Rahe geht daa Paaaia der
Natar la ateter Abwechaelaag dabb« ahsbt aaeb dem Willea elaes
▼OB Ihr vera^iedeaea Weaeaa, aoadem dnreb ibre elyae Hmft
Schöpfung und SerstOrung des Alls sind die Wirkang des aaaa^
hürlichcn Aufciijaodeilulgeas der zwei Zustände der Natur, de«
steten Pulsirens des Naturlebens, nicht die des Willens einesGottcs,
der nicht existirt. Dem Znstand l^ravritti gehörnn die mjtterieilen
Formen der Natur an, sie sind vorübergehend wie aite ErscbeiDua-
geo. Die belebten Wesea, aa deren Spitze der Mensch steht, sind
Adlig, darob eigae Aaatreagaeg hi dea Zostaad Nimltti an gab»*
gea , d. h. sie bHaaea aicb voa der Notbweadigkelt befralea, ia dir
bewegten Welt der WbfbMbait wieder an amheiaeB^) Ka ist
bieraaeh akfat belreaidlMi, weaa die Brabawaea dea Baddysiss
Atheismus vorwerfen, — wie diese umgekehrt jenen AkosnMais
vorwerfen k(innten.
Allerdings hat «ich dif! ki'ilino und folgerichtige Durchbildung def
Baddha-Uee nicht überall gezeigt oder erhalten ; wir fiaden Misch-
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Kogparteien, die fremdaTÜge Vorstellaogen, besonders ans der
Brahmaneolehre hereiDziehen; aber diese Anslcbten einzelner
Sekten siad nur eine spfttereTerwirrong der reinen Lehre. Hierher
gehQrt eine theistische, Seilte in Nepal, welche an die Spitze des
Daseins einen unendfleben, darcb sich selbst ext»firenden, alhvis-
scnden, ive!tschr»j>feri seilen ür-liudilli a , Adilnnldlm, setzt, —
irahrscheinlich cnst nach dem zehnten Jalirh. nach ( hr. entstanden:»)
in den chinesisch -huddhistfschcn Schriften findet sich Iceine Spur
davon,*) — und ihre philosophische Sch^vcster, die Schule der
Ai^Ta-rikas, die einen ü hersinnlichen, geistigen Gott, Adibudiiha,
anaehmen» aber ihm die Leitung und Regierang der Welt ab*
sprechen, der Natur ein ven ihm unabbSagiges Lebeo und Ent-
wickeln auachreibeo, — ihalich der brahroanhwhen Sankhya. lo)
Das eigentliche buddhistische System ist als onichts weniger
als Monotbeismns, wie man oft, die erwähnten Sektenlehren mit
der alten Buddhalchrc verwechselnd, gemeint hat; und eben so
wenij ist es ein Dualismus, wie andere aus den noch unzuläng-
lichen Quellen schliessen wolUcnJ^) Der indischciGeist neigt sich
grade von der Zweiheit ab zur Einheit hin, und nirgends in der alten,
reinen Buddhalehre ist auch nur eine Spur dualistischer Weltan-
schauung. Künnte sich das indische Bewnsstseln mit der Zweiheit
der Weltfactoren vertragen» es hStte wahrlich nicht die ungeheure
Kraflanstrengung in der Festhaltung der auf die Einheit gerichteten
Idee gegen alles natürliche und persOnlicbe Interesse entwickelt. Der
Chinese ruht sich in seinem dem populären Verstände zusagenden,
keine Entsagung irgend einer Art, keine Unterdrückung eines natür-
lichen (JL'fühls oder Strebens fordernden Dualismus hoquon» ans. —
der Dualismus ist praktisch, nur nicht verounfltig. Der indicr opiert
alles» was demMenschen lieh und theuer ist, um der Forderung der
Vernunft zu genBgen, die über die Gegensätze hinaus zur VersOh-
mmg strebt. Mag nun die Einheit gesucht werden durch Ver-
leugnung des einen oder des andera Factors, so ist doch der anti'
dualistische Charakter klar und scharf gegeben.
') Ssanang-Ssctsen, \). 302 etc. Abel Rcipußat. Mcl. jK)sth. p. 104 rtc — *)Buni,
p. 118. 120. Schmidt, rorschuiigcn. S. 18t). — ^) Ya9omitra, bei Buni. 572. — *) Asiat.
Kte. VT, 2G8. — *) Foc-Koiit -Ki. |>. 137. — •) Neumann in Ilgens Zcitschr. 1833,
HI, 2, 119. — Buni. 411 : Iln l^-oii m Asiat Res. XVI. 423 f. — •) Biimouf, 117.
119, Not. 2; Hodgeon a, a. O. ; — ') Neuumiin u. a. 0. S. 119. — Bum. 442
**) Abtl BteuAt, Melange« posth. 1 17 f., — vgL Fee-Kone-Ki p, IST. Bhod«^
Hiada, I, 385; Bolilen, Ind. I, 323; Baur, d. n^aidiiiachs M, S^fft 484. 4»»;
ddisn duiilL Gnona 38. L
n.
$4
Digiii^ca by
530
§ 164.
Ans nichts wird nichts; wo das Nichts die Voransseteong
der Welt ist, da ist diese unbegreiflich. Das Wahre ist die
nnendliehe Leere; thatsäcblich aber ist eine .aeteode Weh; diese
kann aus dem tdossen Nichtsein nicht begriffen werden; iet
Urspnuig der Welt ist dämm Gkt den Buddhisten etwas seUecfa-
terdings Unbegreffliehes; alle Fragen dinmaeh werden als na^
antwortbar zurückgewiesen.*) Ist das Denken einmal über diese
nicht zu überbrückende KluH hinaus, ist man aus dem Nichtsein
in das Sein durch ein salto mortale hinübern:elan2:t. so kaiiu
man sich unp:ostr»rt in plianfastischcn Kosmogonieen ergehen,
die derBaddhismiiSy wiewohl natöilicb meist aus fremden Quel-
len 9 aneh anfiiaweisen bat
Die Welt selbst mnss hier einen gans undem ChnralEter
tragen als in der Brahma* Lehre; wfihrend in dieser die centnle
Einheit als das einzig wahre Sein gilt» die Vielheit also ftbeiall
snrückgedrängt wird» entbehrt die peripherische Vldheit der
Buddhisten der wlrltlichen Einheit, und die Vielheit des
Seins, — das Vorherrschen der Gränze, des A ich ts eins am
Sein, — ist hier der Charakter der Welt. Die Brahmrmen er-
fassen die IJiK ndliclikeit als absolute Einheit, die Uinldhiston
als absolute Vielheit. Bei den Brahmanen wird alles vicilache
Sein in das eine lirsein verschlungen» bei den Buddhisten siehi
sich das Ur-INichtsein als das Wesen der Welt in das swar
unbegreifliche» aber doch thatsAchliche Sein hinein und sprengt
dasselbe ui eine endlose Vielheit auseinander. Die Zahiea
der Buddha-Lehre in Betreff der Welt sfaid in der That komisch-
erhaben , und kehl anderes Volk hat je soweit in dieZaUes-
wüste hinausgegriffen. Statt der wahren ITnendlichkeit des sieh
selbst erzeugenden Geistes ist hier nur die sehlechte (Jneüd-
lichkcit der Zahl erfasst, die endiuse lanj^u eilige \\ iederliolanj^
desselhcn einzchien Dnseins: und dieses öde ImmerfhisM ll)e-
ist der Charakter des ganzen buddhistischen Geisteslebens; Lan-
geweile ist der Ausdruek des Kultus und der Kunst, langweilig
das Leben, langweilig die heiligen SchriAen» langweilig die
phantastischen Bilder des Erhabenen.
Zahllos sind die neben einander bestehenden WeMss»
snhllos aneh die naeh ehiander entstehenden.' Die gmwfles
entstandenen Welten Torgehen wieder, und beknnden damit die
Nichtigkeit als ihr Wesen, und neue entstellen dann wieder
ebenso grundlos, und ohne irgend einen Zusainmenliaiig unter
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531
eiDander za haben, daim Jedei' innere Zusammenhang, jeder
gemeinsame Zweck würde eine Einheit des Vielen bilden; aber
dia Kiolielt ist eben nicht. Die Welten kommen und vei^chwin-
den wie Wasserbiasen aaf dem Swofif ohne das« die folgeDdeD
Welten die Fortaetenng der vorangegaogaMa nvftrai. Mit dem
Ualeigaiiga jeder Welt geht Alles unter; jede neve Wek ist
gaiis neu; niebta arht von Welt su Welt aieh fort als die Nieli-
tfgkeit und innere Zwacklosigkeit.
Die verschiedenen Kosmogonieeo, meist mit brahmanischen, bis-
weileo auch persisfheii Vorstelluriejen durchzogen, haben keine
sonderliche Bedcuiuug, da «de eines i'riucipes entbehren und nur
Phantasien sind. 2)
Die einzelnen Welten werden gewühnlich wie bei den Brahma-
oen dreifach oder neunfach vorgestellt Unten ist die materielle
Welt» die dar Begiefdea, ioseehaStafeoabgetbeiUs über ihr iat die
farbige Welt» wealger stoflartig, aber da«h inmer Doch eiae Welt
der ^Goitaltan/' dea Eiateldaeaina, ia achtseha Stafea; oben iat die
farblaae Welt» in wekher alle Uatecachiede» alle Gastaltaa auf-
huren« wo keine Begierde and Unruhe mehr ist: auf der hdebstaa
ihrer vier Stufen hört alles ein/.cluc Leben, üUcä* Erkennen auf, da
ist das INichtscin in seiner \ uliendung. Diese Welt« u.stufen neh-
men an Grösse nach oben ins Phantastisch -Ungeheure zu. so das«
das ganze eine umgekehrte Pyramide bildet in den höheren Stu-
fen, aber nicht in den höchsten, werden aach oft die brabmaniachen
GGtter aataigebracbt, die patflrlkb voa aliea aadera Creatnrea alebt
weaaBtlich veEBcbiadea aiod.
Daa iat aber nar eine ebaelDa Welt; und die Pbaataeie der
Bvddhietaa ergeht «tch in groaaartigan Zahlea von Wetteareibea.
So ruht, nach cbinesiscfaen DarttelJungen , jene ungebente Walt
auf einer Lutosblunie, die aus dem Meere der Düfte aufsteigt, und
die aussei jener vieifacben Welt noch zaiillui,e andere ebenjiü
grosse und ebenso gestaltete Welten trägt; aus jenem Meere der
Ddüta aber steigen so viele Lotosblumen auf, dass deren Zaiil nach
naaarem Zahlensystem mit 4^^ Millionen ZüTern geschrieben wer-
den mfisata» die in gewi^baliciier Schrift eine etwa awei deutsche
Mellen lange Zabi |^n| uad jede dieaer Lotoablaman trügt eben
M viele Welten; — j«nea Daftneer aber iat nar ein kleioer Theil
dea Alle, nad aebea Ihm aind grade ebeaao viele mit weltaatragaa*
dea Lotosbhmien angeCHllte Meere» ala die Zahl der Bbimaa faa
ersten Meci e licti iitjft, — und so geht» In's Bbae fort*) Mit den
Zelt -Zahlen >iud dcu nach einander entstehenden Welten wird ein
gleiche ;^|iiel getrieben. ^) So spricht eioe Sa|^e von einer Be^^e-
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bcüheit, welche geschehen ist vor 10 Quadrillionmal 100 Quadffl-
lioTi Zeitaltern (kalp is). d^ ren jedes 1344 [Millionen Jalire enthiiU/')
Auch lü andereo Dittgen zeigt sich diese langweilige Maasslosig«
keit der ZaUen; z. B. Buddha Hess aus jedem der 80*000 Scbwei^s
> IScber seines Körpers einen Lichtstrahl henrotsdilesseii, viMl auf
der Spitie jedes Strahls bHdete sich ebe Bliunet vaA snf jete
Blume sass ehi lebresder Buddha mit seinea Bebidero,^
1) 8«MUing-8iat8eii} p. 3. SOS. 48t. — > ■) Buol Bnmen, p. 5. SOt. 48t; Ihs-
bmnU, BfliM n. Chios. m, 84t. SchsiiAt, Bnwbnaean ato. 148 eioi ^ •) Ahel-
Bteuaty UbU ponh, p. 80. 87; Saanaiig Bmtmi, ^ 9^ 801. 80SL 864. M. ^
«) A. BäDual, a. a. 0. 69. 98 etc. — •) Bhend. III. 116. — •) IToe-Kooe-Kit
I». 118. — ') Schmidt, FoEMhnngen, 8. t74. vgL Bancfof, I, p. 184.
§ 165.
Konnte schon die Brahma-Lelire den persönlichen Geist
nicht begreifen» to kann es noch weniger die Buddha- Lelm;
4er Oeiet Ist überall das die Vielheit einigende Moment, ober
grade die maaMlose Vielheit ist liier das Weaen der WtAL Der
bewnatte Geist ist wohl als Thatsache anerkannt^ aber nlefat
begriffen; in der ganzen Lehre Ist kein Punkt, an den ein gei-
stiges Dasein angeknüpft werden könnte; die alten Baddha-
Schriften sciiweisien über den Ursprung der menschlichen Seele;
Der Buddhismus briny^t den Geist wob! aus der Welt hinaus,
aber nicht in sie hinein. Die alte Lehre kennt auck eigentlich
keine andern Geister als die roenschUchen, aus denen erst durch
Fortentwickelnng die Geister höheren Ranges werden. Ber
mongolische 9 mit dem Bchamanentfinm stark getrSnkte Bed-
dhteiBQS wimmelt von Geiatein,!) nnd amdi der ofatoealsdie nfamt
deren viele an;*) das ist aber grossenthells eine Ansartong. Bio
Brahma-Lehre hat wenigstens den Gtlst in seiner embryonischen
Geslalt, die Buddhalehre hat aber e;ar keinen, den sie irgendwie
begreifen könnte. Der Mensch bleibt liier also ein ungclüstOB
R&thsel. iVeiiicli kein <z;i iisseres als die Welt überhaupt
Begreift der Buddhismus den Menscken auch nicht, so
mnss er dennoch die Stellung desselben in der Welt ganz anders
erfassen ab die andern Indier. Hier entfaltet sieh keHi gOltlidier
Weltkehn m einem weit verfistelten Weltbanme; es kuin in der
endlosen Peripherie kein Theil das gOtdkdie Centram in sttr»
kerem Ilaasse in sksh tragen ab ein anderer, denn es gieiit
kems; kein Mensch kann von Natur etwas Höheres sein als ein
anderer, die IMenschbeit kann sich nicht zu Kasten entwi-
ckeln; alle Menschen müssen von gleichem Wesen sein; die
einen stehen einer Gottheit nicht näher ab die andern. Ber
Digitizca Ly Gu^.' .
S38
Buddhismus hat keine VerzweiguDg, sondern nur eine Zer-
spreugimg des Seins; es bildet sich kein Pilanzeuwuchs , sou-
derD nur ein Sandnieer, in welchem alle Kunier Aich gleichen»
Alle Unterschiede unter den Menschen gehen von dem freien
flmdelB desselben an«» and nihen nielit ««f einer Natnrbestini-
ming. Bs können aUenfalls woU die Kast^ als Ihatsftelilicli
bestehend anerkannt werden» dann werden sie aber als ein Obel
erklärt, welekes henrorgebraebt ist durch He Sünde, und wel-
thcs durch sittliches Leben wieder aufgehoboii weiden muiss.
Die ßrahmanen erklären die Stände durch die Entfaltung Brali-
ma's, die Buddhisten darch den Sündenfall des IMensclieii ;
aus diesem, an die biblische £rzählun<; niehrfacli erinnernden
iSundenfall wird überhaapt das meiste Elend hergeleitet. Jedoch
scheint diese Erzählung nioht der ältesten Zeit anzugehören.
Wenn aech Buddha anfasgs die Kastea eher bei Seite liegen
Hess als bdcimpfte, alletifaUs dieselbeo aus dem sittlichen Verbal-
teo la einem frOberen Leben als einen ▼nrfibeigehenden Zustand au
erkliren, aber nicht au rechtfertigen suchte,*) so hat Aöth die wei«
(ere Entwickehincj des Buddhismus das Kastenwesen ganz aulge-
hobeii; dasselbe hatte hier keinen Sinn mehr. ,,Mein Gesetz^ sagt
Buddha , ist ein (icsetz der Gnade für Allf»;'* selbst die ^udra
koooen zu den bücbsten Stufen menschlicher Vollkommenheit ge-
lai^en, nod werden unbedenklich in den geistlichen Stand auf-
genoBimen.^) Die ersten vier Nachfolger Buddhas in der ober-
sten Leitung der neuen Religion sollen aus allen vier Kasten
gewesen sein.*) WSren die Kasten , sagen die Buddhisten« In
der Natnr tiegrfindet, so misste man auch Natnranterschiede unter .
ihnen nachweisen kennen, wie läch der Fuss eines T igera ymn dem
eines Elephauten unterscheidet, aber die ^udra haben keine andern
Fös8e als die Brabnianen. Nur da, ^vo der Buddhismus sich
nichl will erhielt, sondern uüt brahiiiaiiisithen Vorstellunoren sich
mischte, (Inden sich auch später noch Kastenunterschiede in ge-
mässigter Form vor; so in Ceylon« wo aber doch die Brabmaaen-
haste wegfallt, weil diese hier ganz unmöglich.'') '
Die En&hlung Ton Sfindenfall bei den tübetiscben Buddhi-
sten lautet aadi ihren heiligen Schriften so; An&ngs hatten die
Wesen „einen Leib ohne Mngel, mit ungeschwlcfaten Sinnen,
sehSn; sie strahlten Licht aus, wandelten in der Luft, nihrten sich
von der Freude und crreiclitcn ein hohes Alter;" die Erde war da-
mals ganz mit Wasser bedeckt, nnd auf demselben schwamm wio
Rahm, vom Winde zusammengetrieben, der Saft der Erde, an
Farbe der Butter gleicbi an Geschmack dem Honig [vielieicbt su-
Digitizca Ly Gu^.' .
834
sainmcnlich'nirend mit dem brahmanis» heri Amrltnj: es cab zu der
Zeit aut der Welt weder ISunne noch Mond, keine Sterne, weder
Macht noch Tag, . . keiee Jahresseftcn und keine Jahre, keine Wei-
ber' nnd keine Blänncr; es gab nur Weeeti und We^cn. Darauf
kostet» eioA der Weaea, von Natur Ifiateru» mit der Ffaigerapitie
den Saft der Erde; sowie es denselben gekostet, enrucbs ein Ver*
langen nach demselben, und nun begann das W«sen sfieh bissen»
weise von demselben su nftbren. Andere Wesen sahen diess, und
meinten, dass der Saft gut sei;" und sie assen anch, und dadureli
„erlangte ihr Körper Härte und Schwere und verlor seinen schoneii
Glanz: worauf in der Welt Finisternis.s entstand. ** Nur» ei»ts.taiitlun
auch Sonne, IVIofn! nnrl Sterne und die ZoJ(: die Wesen aber nahr-
teo sich von jener Speise und erreichten ein hohes Alter; die aber
zu viel davon assen. wiirden hässlich; und die Bchoneren veracbte-
ten diese, und so erhielt der Stolz die Oberhand, und «s irerschwand
der Saft der £rde. Es entstand aber dafilr ein Erddl von treffliefaem
Geschmack y und die Wesen, dasselbe geniessend, errelchtten ein
hohes Alter; wer aber su viel davon genoss« wurde bSssHch; Stola
nahm wieder ftberhaod, und das Erd8l veracbwand. Dasselbe
wiederholte sich hei dem Aufwachsen einer SchlmgpflanEO. Nachher
entstand Reis, der alle Tage von neuem i^eschüittcn werden kormte,
ohne irgend einer Pfleire zu bedürfen. Durch den Genuss desselben
schieden nU-h t^ s* liktlitcr, und jManri und Weib cattetcD sich;
aber diess war unsittlich und wurde von den Andern getadelt; nach-
dem sie einmal genossen, konnten sie sich nicht mehr enthalten, und
sie bauten sich Häuser, um in denselben den unerlaubten Handlun-
gen nacbangeben. Die Wesen holten sich jeden Morgen und jeden
Abend ibreo Reis; bald aber wurden einige trige, und holten sldi
Vorrath (ttr mehrere Tage; dadurch wurde der Reis hier und da
verwfistet Da bestimmten die Wesen die GrSnxen und sprachen;
„diess ist dein, und diess ist mein." Bald aber geschahen Ein-
griffe in fremden Reis; zur Erhaltunf? der Oiditung wählte man
einen König, dem man einen Antheii von dem Ertrage gab; diess
ist der rrspming der Xatrijafcaste. Einige von Krankheit und Kum-
mer geplagte Menschen zogen sich in die Jbliosamkeit zurück, und
kamen nur in die OOrfier um zu betteln; sie verfass ten Gebete und
die Veden etc,, so entstanden die Brahmaaen etc.*^
0 8mii..8MtMa,. 8. 3ft9L — •) SelioU« a SOO. — «) Bnmonf, I, ^ StOele.
— «) Ebend. p. 198. 205—211. — ») A. Bcnms, Jroe-Koue- Ki, p. 78. 1«$. —
•) Spiegel, im Ausl. lP4fi, S, 506. — ») Bnm. 212 etc. Spiegel, a. a, 0. —
") Schiefner, im Bulletin de 1h clussc des sciences biat» dB l'aead. de 8t. PetMSboUIg.
1658. t. IX. p. 1 etc. Tgk Ssaa. SeeUea, p. 4— 7. .
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535
§ 166.
Die B«ddlialebre lielsst die Lehre „von derNichtigkeil
des AUs,**^ ,,die beseligende Lehre des Nichtigen/* Das Ziel
aller Lehren ßiuldha*« As ar , „dass das innere Wesen des Vor-
hand ein a die Vergänglichkeit sei." 0 Tiefer und sclivvei nuithi-
ger als bei den Brahmanen wird hier die Mchtii^keit alles Da-
seins gedacht und eniplundeii. Dort ist die Welt eine Kntäiisse-
mng Brahma' 89 des einen göttlichen Seins, und kehrtin dasselbe
snrück« itt den höchsten Gegenstand des Denkens und der
Verefarmg, in das wahre Sein; hier aber ist die Welt eine
Tribnng des reinen Nichts und i^ehrt in das reine Nichtsein
snrficis. In beiden indischen Lehren wird die wirkliche Welt
i;loich sehr verneint; der Bralunane behftit aber bei dem Atifhe*
ben der Welt das ehie wahre. göttUohe Sein, der Buddhist behält
das Nichts; in der Ürahnialchre muss ich darum, weil ich end-
lich hin. ein bestimmtes, einzelnes Dasein habe, aus riiesein
unwahren Zustande in den allgemeinen Urujrund zurückkeh-
ren;— in der ßuddhalelire bin ich darum in einem unwahren
Zustande, weil ich überhaupt bin, ein Sein habe, und bin als
ein Seiendes unberechtigt, muss in das Nichtsein zurficlckehren.
Altes Leben ist ein Sterben , und gleicht der Schanmblase auf
der Waaserfläche« Dieser Gedanke ist viel schoeidender und
tragischer als jener erste, wenn auch beide znletat auf dasselbe
hinanslanfen, — und mit tieferem Schwermuthsgefülil giebt der
Buddhist dem Gefühle der Nichtigkeit sich hin. Alles Ist eitel
und nichtig; das ist das fort und fort wiederkehrende Tliema
buddhistischer Weisheit; untl es fehlt hier auch noch cier Trost
der Brahmanen, dass aus den Trunnnern der Welt das eine
wahre Sein siegend cntporsteigt; ausser dem Linzeldasein giebl
es hier gar kein Sein; nicht Gott ist, nicht ein unsterbliches
Leben, nur das Vergängliche ist, und weil es yergftnglich ist,
soll es nicht sein, muss untergehen.
Die Weit anll nicht sein, und doch ist sie, ^ darum aber
ist aie vom Übel^ alles Dasein ist ein Unrecht, alles ist von
8chmerz durchweht, 2) und das tiefste Gefühl des erkennenden
Weisen ist ein grosser, allgemeiner Weltschmerz. Ein gewal-
tiger, tragischer Gedanke «hirehzieht das £:anze Bewusstsein
der lUiddliisten , bei \\ ( it( iii ti aii^iselier als bei den Griechen. In
Griechenland ist es die ein/.( Iiio Person, die in freier, edler
Thatkraft vergebens rijigt, dem stummen, kalten Schicksal
gegenüber das Recht der freien^ sittlichen Persönlichkeit dorch-
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886
zuseteen ; hier aber ist es die ganze Menachhelt» die dem grossen
anheilvollen Schicksale des SchmeizensdaseiDS und der Ver<-
ttiehtung unterliegt; die gauze Weltgpescbichte ist hier ein
grosses Trauerspiel, und erst wenn alle Helden gefallen, sinkt
der Vorhang des grossen Unbeils. In tiefem {Schmerze windet
alles Lebendige sich, bis es dem Tode erliegt, und das Be-
wusstsein dieses Schmerzes ist der Anfang und das Ende aller
Weisheit.
Ein vierfaches Elend ist der Charakter der Welt: die Oe<
burt, das Alter, die Krankheit, der Tod;') und die Schil-
derong dieses Elends ist ein Lieblingsthema der heiligen Schrif-
ten. Mit der Erkenntniss des aUgemeinen Elends begann
^akjamuni seine grosse Laufbahn; von tiefem Schmerae dureh-
drangen entsagte er dem Glänze des Fürstenthrones und zog
sich in die Einsamkeit zurück, um über des Lebens Schmerz
uachzudenkeu. Vor diesem Mittelpunkte buddhistischer Weis-
heit treten die tieferen philosophischen Fragen der Brahmanen
ganz in den Hintergrund; nur was auf den grossen Weltschmeiz
Beziehung hat, interessirt den Buddha -Weisen» alles andere
gilt ihm nichts.
Bisweilen, obwohl selten, schreitet das Bewnsstseln der
Dichtigkeit alles Daseins bis zn der Verlengnnng desselben fort;
das Dasein ist nicht, sondern scheint nur za sein; alles Leben
ist nur ein Traum; in dieser Höhe des Gedankens begegnet sich
dann der Buddhismus mit der Vedantalehre [§ 94].
„Wenn man Himmel und Erde sieht, so soll man denken, daiij»
sie nicht ewi^ ü^ind: wenn man Berg urnl Thal sieht, so soll man
deniven, dass sie nicht ewig sind etc. wenn man auch deu Urb€*
standtheilcn des Körpers Sein beilegt, so sind sie deonocb wesea*
los, denn da ihr Sein nach kurzer Zeit aufhört« so sind sie wieTmg-
bilder. — ,,Wi6 lange wShrt das menschliche Leben?" fragte
Buddha eloen ^^amana; dieser antvrortete: es w&hrt etwa sehn
Tage/' ,fl Sohn, da bist noch nicht auf dem Wege gelSnIert" — Er
fragte einen Zweiten, und dieser sagt: etwa so lange als eine Mablieit
dauert. — Geb, auch du bist noch nicht geläutert. „Der Dritte
aber «sprach: ,,so lange, wie nöthig ist, nm aus- und einathmeo lu
küooen." „Buddha erkannte diesem die rechte Erkenntniss zu."*)
„Die Begriffe Geborenwerden und Sterben dürfen nicht ge-
sondert werden. Der Inbegridl' alles Angesamraelteo ist Daaer-
lo»igkcit und Vergänglichkeit Betrachtet euer jetiiges Daseio uod
cuera Wandel als eben Tranm. Die LeheMjabre haben Md
Wahrheit und nicht Wirklichkeit, sie verschwbden« ohne ebe
üigiiizuQ by LiOO^lC
I
/.iinu k/jilassen, w ie der Regeobo^^cti am Hinmiel. Aiuh tias Wovi
mt ohiic Wahrheit and Wirklichkeit, %'erhailt \mc der Dunner iii
der Luft. Der Korper ist nichts ab cioe aui kurxe Frist cmpor-
schiesseode Blume. Betrachtet daher oner jetzt!;es DaMio als
ein Bild , das euch der Spiegel zeigt, Ahnlicii dem Blitze am Hm*
awl ist die Endlielilroit das Lebeia; . . Mhlel euer DimIb dem
Wamraduunne gleicli/*^„AJle eigeDtbtaUcben Bedtegeegea [die
BeechafMbeit des Daaeina] lebfea: Ich bla aicbt EtkflMet die
Niditiglceit dea Seiaa; alle Ivaaere« BeslefcuDgen aind okae Wahr-
bett. Erkennet in eurem Gemfltbe, dass alles von Grund aus eitel
and leer ist, so wird die Zauberei der den Sinnen fühlbaren Dinge
euch Jiiciit berücken, und iiir werdet den aus den %ier trfigen und
lästigen Elementen bestehenden Körper als etwas Verwerfliches be-
trachten. Alle natürlichen Bedioguagen [BescbaffaabeitenJ sind
aielMs ab Zauber«, Verw andlun^en und Täuschungen. Im Rauaie
der unwahren, ttaacheadea SiaaeBweit giaabt ntaa Aoaeba, Eigea-
acbalt und Faibe aateracheiden so kOBaen» ea rersdiwiadet aber
alles und hnterllsat naa mir die Oberaeegaag« daaa allea nicfata
lat"«) — „Dieser KSfper ist dem Scbaome iballcb; die Empfiadaag
des Wadieaa Ist den Wasserblasen, and das Bevnisstsein des
Denkens den Wasserringen gleich. Unwahr, gleich dem Abbilde
der Bäume im Wasser, sind die Handlungen, den Tfiuscbuugeo
magischer Verwandlungen gleich ist das Wissen,"*)
Als^akjaiuuni als Büsser sich /um Begründer einer neuen Lehre
aosbildete, empfing er als die tiruodlage seiner Weisheit nach der
moagolischen Sage folgende Lehren: ,»AlIe Schätze untcriiegea
dem EfachSpleB, alles Hohe dem Falle , allea GesaoMMlte der Zer-
stremiag, alles Lebende dem Tode; ailea Siebtbare veigebt; alles,
was geboren wird« bat ein kligliebea Ende; jeder Glaube gWcbt
dem Reiche dea Nichts; alles besteht aar in der EiabUdaag.'''')
Wenn, nach einer alten Legende, durch Bnddha's Lächeln
Lichtstrahlen durch den Hinnncl leuchten, so ertunt jedesmal cino
Stinjme: das ist vergänglich, das ist elend, das ist leer, das ist
wesenlos.*'^)
,,Es giebt, — nach oft uicderholter Darstellung der ältesten
Schriften, — vier erhabene Wahrheiten: der Schmerz, die Erzeu-
gmig des Srfimerzes, die Vernichtung desselben, und (!cr Weg, der
aar VemicbtaBg des Schmerzes Aihrt,*'*) — Die drei Wellen sind
voD TieliaGben Ursachen des Elends gefesselt „lu der Unterwelt
sfod es die Leiden, zu deaen der dem Feuer ausgesetate KOrper
verdammt iat, uater deaThieren die Schrecken, die ibaen die Furcht
elaivsst, von einem andern verzehrt au werden, unter deoMeascbea
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die Unraben elnw IHseb« roll vod PUmb mid Aostreogungen.
unter den GOttern die Furcht, von ihrer Wfirde herabzusinken und
ihre Gläck8el!i*^kcit /u verlieren. Gequält von Scliinerzeu de»
Geisten; untl des Körpers i*nhen die Frommeu iu den BestaiMllheileii
und Eigeuscbaitcn des Da»ewH wahre Henker, ... nie seheu die drei
Welten verzehrt durch das Feuer der Unbeständigkeit . • . Welch
eiae Freude kann das Herz der Frommen linden iu den sinnlicbea
Gesenetlnden, eie» die an die kOnftigea Sehreckeo des Todes dee-
ken. der sieh wfthtend mehrerer hundert Eiistenzen [in der Seeleo-
Wanderang] wiederholt! Wie kSiinten die Dinge Anhinglichkeil
ihrem Herzen einflössen, die nar an Befreiung denken, die b den
Dingen Feinde und Morder sehen, fSr die der KSrper nur eine ao^e-
BÜndete Wohnunc^ ist, und welche dit^ Wesen liir \ Lii^äuLi^üch halten?
Und wie sollte Befreiung ihnen nit lit \M;i<lt'ii, ihnen, die nur
nach ihr sich sehnen, die sich abwemlen von dem Dasein. d<*r»Mi
Herz nicht mehr hängt an der Lost als der Wassertrop£efi an «Icui
LotosUatt?"io)
„Wer zur huheren Einsieht gekommen, der weiss, dass allcf
ein grosser Traum ist.*'") „Die Zustände eiistiren nur sot disi
sie nieht wirfcHeh existiren; desshalh nennt man sie Avidya» d. k
' das Nicbtexistirende oder das IViehteikennen; die gewShnÜoken,
unwissenden Menschen steHen sieh dieselhen als eztstirend vor,
obgleich keiner existirt; sie stellen sich vergangene, zukünftige,
gegenwärtige Zustünde vor, .. Namen und Gestalt, von denen doch
nichts existirt; darum kennen nie nicht den wahren Weg. . . Dif
Gestalt ist die Täuschung, und die Täuschung ist die Gestalt; die
Wahrnehmung und der Gedanke selbst sind Täuschung; die Cr-
keontniss ist Täuschung, und die Täuschung ist die £rfcenotoiM.*'
„Ich soll, spricht ein Bodhisattva, die Creaturen som voUkiB*
meneo Üiirvana [Verloschen] Aihren» und doeli ezietiren weder Ot»>
tnren, die dahin geföhrt werden sollen, nech Creaturen» welche dort-
hin filbren. Das Wesen der Täuschung ist das innerste Wesen der
seienden Dinge, welches sie zu dem macht, was sie sind; es ist
so, wie wenn ein geschickter Zauberer eine Menge Menschen er-
scheinen und wieder verschwinden lässt. .. Der ISame Buddha > i»i
nur ein Wort." Buddha selbst gleicht einer Täuschung, uud seine
. Zustände gleichen einem Traume/^ >3) Diese idealistische Veraei-
mmg des Daseins geliürt aber nur einer philosophischen Conaequenii
und nicht den eigentlichen Religlonssehrlften au,
Ss. Ssct8cn, p. 271. 463. 15. — Klnproth im Nouv. Jonm. Asiat. V, 31Ö.
— *) Ssan. Ssctscn, p. 313. Nouv. Journ. As. VII. 178 etc. Foc-lC K. p. 204 ff., »gl
eiebold,.Nippon, I, p. 164. *) Sutra der 42 S&tso, voa Sohie&er isA BsIMb *
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l'ac&d. de Peter&b. bist. t. IX, p. 72. 7S. — ^) Schmidt, bsa&ang SäCtsen, 366. 243.
438. 439. 445. — *) Ebond. 445. — '') Tünkowski, BcUc n. China, HI, 406. — ") Bor-
amtf, — BuxBimf, 629, vgl 487. — Ebcnd. 418. — Tsiog-tu-uen,
Scbotk, «. «. O. S50.^ i*)Prii4jna paramito bei Bnra. 478. 474« 478. 482. — i«) Vi*
uya Sntr», «bend. 483.
Von einer BesEehiiiig des GdttKehen nä M eneeUieliea auf
einander kaan hier »lebt wolil die Rede sein, soBdem mir toh
eioem Verhältniss der Dinge und des Menschen zu einer Idee.
Die göttliche Macht in iler Welt ist t ii^fMitlich die Macht des To-
des in allem Leben, das Dräno^eii uud Kiiigen alles Daf^einb zur
Vernichtung hin; iiiicl dies*is (iiittiiche. diese Mee bethätigt
sich an der VV^elt dadurch, dass dieselbe zuletzt untergeht, und
der Mensch bezieht sich als frommer Weiser darin auf das
Odtttiche, dass er dieMielitigkeil alles Seins anerkennt und dar-
aaeh bandelt. Das fromme Bewasstsela ist hier das tiefo Gefühl
des' anendliefaen ScbmeraeSf and aller Kuh beaiebl sieb
tteranH
Ehlen Knltns In dem 8lnne, dass eise wirklieh seiende
Gottheit verehrt wird, kann es hier natürlich nicht geben, es ist
hier eigentlich nur ein Kultus der Idee, und das ist der merk-
würdigste und grossnrtigste im «ganzen Heidenthum. Was ge-
wöhnlich für den Kultus tler Buddliisteii gehalten wird, die Ver-
ehraag Buddha's, ist gar nicht der eigentliche Kultus, sondern
nur enn dankbares Andenken an den menschlichen Lehrer der
hOi^isten Waisheit, höchstens ein Anrafen des vorlftufignoeh
In TerklMer Gestalt hn flinunel lebenden and ala acdifltaender
Geiat Iber seiner Gemeinde waltenden, oder, naeb sehr spä-
ten VorftdhuigeB — In menschKeher Gestalt wiedergeborenen
Menseben Baddha; aber diese Verebning ist eben so wenig eia
wirklicher Kult, ein wirkliches Anbeten, als das Anrafen der
katholischen Heiligen eine wirkliche Anbetung sein soll. Buddha
ist nie zu einer Gottheit erhoben worden, ist und bleibt Mensch,
lind jeder Mensch kann und soll zti seiner Wurde aufsteigen.
Buddha's Tempel sind wie die des Koug-fu-tse nur Erinnemngs-
hallen; seine Reliqaien sind in späterer Zeit ein heilig verehr*
tes Andenken, aber von einem Gott gpebt^s eben keine Rehfoie».
Blumen und Rauehwerk werden unter Musik and Lobgesang Tor
dem Bildniss Buddha's dargebraeht; aber die ganze Feier bleibt
dnnteus in den Gränaen einer blossen dankbaren Erinnerung;
und die Buddhisten nennen auch diese Darbringung nicht
Opfer (jadöcluia) öouderii Verehrung (padächa). Eine
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m
Spende iii's Feuer giebl es nidtt» noch weniger ein Thier-
opfer. ') —
fiemalte oder plastische Bildoissc Buddha s finden steh fast in
allen sogeiiauuten Tempeln, in einigen viele zugleich, oft in liolos
saler Gestalt. Die Darstellaog Buddhas ist da» ifo sich nicht
fremde Elemente störend eingemischt haben, immer rein mensch*
Wehf oiuie alle oomitarliclie iSymboliky imd die Boddhlateo lege«
eia groeees Gewicht auf die SehSnheitea der menschliehefi Gertilt
Bttddha'a; e« iat eben Buddha da« Ideal der MeaschheU« md es
iet aa ihm durebaua nichia Obermeaaeblicfaes, welchea dnrch fremd»
artige Symbole ausgedröckt werden müsste. Buddha erscheint
fast immer niit weichen, vdllen. dem Weiblichen sich niilicrnden
Formen, mit grossen horabiiängcnden Obren, mit gektcu/.tctrljei-
nen »itzend, den Biicic gesenkt, mehr nichts denkend als iiachdeo-
denkend , das Bild vollkommen gleichgültiger Hu he und derLaageii*
weile. ^) — In (!cr chinesischen Ausartung dea Buddhianss geltet
liiaweileii die Bilder als die Wohaang dea aaweaeDden Schate-
geiatea. »•Hat der Betende heilige Bilder vor aich, so mas» er
deaheOf Bu^^ha ud die HeÜigeo eaieo in deaaelhea leihllch.aB-
weaend» empfiiqgoo aelae Huldigung nad hOren aefaie freamea
Wünsche.***)
Die kürperiichen Cliei restc ßuddha's, ursprünglich in aclil
lirabmäliler, Stupa, rertheilt, und die Kopicen der letztern, die
sieb sehr zahlreich vorliudtjn, sind Gegenstand hoher Verehrung,
«od die Keliquienzelle iat in jedem Tempel der iieiligate Ort, liift-
weiieii aaa Edelsteinen gemacht.*) Sdion Clemens Alex. 6pri<M
voiWu Pyramiden der Buddldaten, unter welchea die Geheiae eines
Gottea begraben liegen." — Auf Ceylon iat ehi SchnlleiheiB deft
Bnddha« an andern Orten adgt man emen SehideUmaehe^,«) eiMi
Kaaehen ana aefnem Halae, etnaelae Haare und Haaclochea, SiM»
seiner Nägel etc. — Berühmt vor allen andern Reliquien aber iit
ein Zahn des iWiddha,») — (dtir linke Auge[i/;nhn}. — Schon
in alter Zeit he\vo<j; «lie Wiinderkraft tlicses Zahnes ein ganzes
iicer, den Buddhisaius anzunehmen; ein brahmanischer Kanig
aacbte die heilige Reliquie zu vernichten« liesa nie in'a Feuer wer-
fea, anf eiaem Amboaa mit einem Hammer aerseUagen, in die Erde
veignaben, nnd dieaelbe van Elephanten feattralen, liesa dea Me
ia mnen moraatigen Kanal werfen ete.; aber ailaa war nmnoad,
er erachten immer wMer, meiat auf einer Lotaablome; da be»
hebfte aidi der KUnig, legte die hoadmra Reii^ale hi ein goldenac
KSstcben und baute ihr einen Tempel.^) Es wurden blutige Kriege
um den heiligen Zaiiu geführt Im Jahre 3^1) nach Chr. wurde der-
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841
selbe nach Ceylon gebracht, und als hrichnter Schatz der Insel auf-
bewahrt, und mit grossen jährlichen FesteiT £»efeiert. Der
Besttser des Zahnes gilt als Uerraeher too Ceylon; ]5()() erbeu-
leteo ilm die Portagiesen; iiod dlessmal sdiien der WoBdenahn ^
«eliie Mmekt iMf beirttren su woIIob; der porteglevMie flltett-
halter, dem der KOalg voa Pegn ebe nageheare CreMsrnnnie flir
den Mm bot, wies da« AaerMetea anriiek» Meaa dea Sahn in Bfleot-
Ikher Versammlung in einem Mörser zo Pulver xerstospien und dann
verbrennen.*') Indcss kam der Zahü balii witMler zum Vorschein;
und erschien, uie man s.ii^ff. auf einer fiotoshliime. Später
kamen die Engländer in seinen Besitz, uud gentatteten lange Zeit
nicht, dass er nftentlich gezeigt wQrde; in nenerer Zeit dagegen
iai dieas Verbot aulgehoben, and die Feate werden in Gegenwart
' dea engHacben Gottvemeiira mit gtOaatem Pomp gefeiert. Der Zabn
ttegt, In aedia goldeaea nad ailbemen init Edelateiaen reich ge-
aduDtickten Behfiltem eingeacfaloaaen , In einem Tempel an Kandy
aaf eiaem silbernen Tlache; das Volk ftllt vor Ihm betend anf die
Knie, und neun er in ieierlichcr Procession auf einem Klephanten
duidi (iie StinU cjeführt wird, fallen die in zwei Reihen vor dem
Tempel aiilgesteliten Elejdiantcri auf die Knie; reiche Geschenke
werden dem Zahne gespendet. Er soll weiter nichts alt« ein Stück-
ehan Elfenbein sein, i^) Ein anderer Zahn Buddha's wird in China
aafbewabrt aad Mater eiaem Gitter rerateckt gabaltea; er iat gegen
aeeha Qnadmtaoll groaa;*') auch an anderen Orten werden 2lbne
aafbewabrt. <*) «— Von andern Reliquien Bnddha'a findet aich der
Topf, in welchen er alcb aeiae Nahrung bettelte; auch nm dienen
worden Kriege geführt; i^) — ferner sein Wanderstab, sein Rock,
der in Zeiten der Noth gezeigt und durch Kniebeuguntr verehrt
wird. - — An sehr vielen Orteu werden Fu ss.stapfcn Bu^ldha «,
in Fel.sen eingedrückt, von sehr verschiedener t^rösse, als heilige
St&ttcn geehrt^'') Auf der Spitze des Adamspik's auf Ceylon, in
einer Höhe von faat ftOOO Fuss, ist ein herühmter Fuaaatnpfc dea
Baddha, drei Foaa lang; Tausende von Pilgern klettern auf lebena-
geftbrlfohen Steigen ^rlicb hlnatff.^*) Am aeltaamaten aber Ist
ea, dasa hier und da auch aeln znrQckgelaaaener Schatten gezeigt
wirft. Da man auch flelfhch brahmantache Sagen in die Buddha»
lehre mengte, und die Avataren des Vischnu anf Bnddha übertru!r,
oder auch nur die Seelenwanderung auf die Sagengeschichte Buddha s
anwandte, so wurden auch, nach chinesischen Berichten, Spuren
von seiner Erscheinung als Lowe gezeigt» nämiich Abdrücke der
Tatien und des Schweifes. *o)
Hochgeehrt wurde der Baum» unter welchem (Blr)amuni tu
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tiefes NMUeokM ^mmtkm mm m MkMiB EikemtaiM
der Nichtigkeit des Daseins gelangte; es ist ein ficut indica, und
heis^t der Budiü - Baum, d. Ii. „Baum der l>i^ollntüiss.*' rvachkom-
men dieses Baumes ü»det man nu »ehr vielen Orteu.'^*) Das Zu-
sanmientrclieii des Nameus mit (ieiu Pacadiesesb^ttia fissMoseaiftt
sehr wabrscbeiulich nur /Ml'älWg.
Diese ganze Reliquien- Verebning ist iui Brabmaneiilluuii ooariig*
liob; der Menscb tritt da gSAS vor dem GCttUcbeo svrAdE; wd
wesn biabmaniscbe GVtter dsc nessuhllcbe Gestalt «anebnes, io
ist diese bot eioe scbebbare. Des Materielle gebart bei deoBufc*
maoea nicbt sa der wabrea EzisteBa, wird tob ibaen scblecbtsr-
diags ▼eracbtet; bei den BoddUstea aber Ist alles iriridicb
Elxiatirende materiell.
Bunwmf, 339. 340; Foe-K. K. p. 41. — ') EuniuiiT, \t. 345: Fw-K. K.
p. 4L 172. 21Üi TimküWfki, iieise, III, S. 3ö7. — •) Thiiig-tu-uen, b. SchoU,
in d. Jahrb. d. berL Akad. 1844, S. 244. ~ «)F(>c-K.K. 240; BuruuiU', p. 348. 372. 390;
Lassen, Ind. Alt n,.S. 78. 265. 4S6; Spiegel, im Ansland, 1846 » 8. Ml ft-
*) Clem. Strom, m, 8, p. 451 (Sjlb.) — •) Fde*K. K. 77. 85. 856. ^ ^) Spiegel, !n
Ausland, 1846, & 466. 508. •) Foe-K. K. 86. M. — *) Tniaoor, bn Joan.«!
«be Ai. fioe. of Bei«. ¥1, 856 ff. ^ Tomoar, a. ^ 0. 867; tuma, laAiJL
n, 1013; Spiegel, im Ansland, 1846, 201 ff. _ u) Lafitau, bist, desdeoom-
tes etc. des Po«. 1736, IV, p. 232. — . »«) Spiegel, a. a, 0. 20 1 ff.; Tcanent, dtf
airistcntlmm in Ceylon, isr^l , S. 115 u. Taf. U. — »«) Ausland, 1849, S. 1061.-
»*) Foe-K, K, 27. 77. 8fi. 333. — i») Foe-K. K. 27. 76. 82. 351. — Ebend.
86. 93. 356. i») Foc-K. K. 45. 49. 255. 261. Lassen, Ind. Alt. H, 267.-
Knox, Gey lau. Reise beschr. S. 169; Hofiineister, Briefe ans Indien, S. 115 L —
>•) Foe-KK. 45. 77. 67. Ü4. 356. — Kcumami, b. Illgcu, HI, 2, 171.—
*>) Born. p. 77; Foe-K. K. 843; Laasen, II, p. 850. 423; Spiegel, im Aaslsvl,
1846, p. 495. 50S| SIebold, Nippon, I, 182.
§ 168.
Der eigentliche Kultus aber wird einer Idee davgebiacbt}
der Idee der Miehtigkeit; wid ihr darf ntchta Geringerea geoffaft
werden ab allea» was daist Fretllcth bedarf es bler mditener
wirklieheD Opferbandlungy dean die aUes dundiWBbeade Macbt
der Vendohtmig erfaast alch ihre Opfer selbst mit sicherer Uasd,
and gestattet auch keine Abschwächuug der Idee durch Stell-
vertretung;— aber der Mensch hat sich im Kultus an jenen
Gedanken des grossen Schmerzes hinzugeben, sich von ihm
völlig durchdringen zu lassen, hat sich loszureissen von aller
Liebe, die dem wiridichen Dasein zugewandt ist, zu vendebtea
auf alle irdische Lust; nur ein Geföhl geolemt dem frommen
Weisen, das GelüihL des wuiemibaren Schmerses. Das Isl eoi
Opfer, so gross «ad so tragiseh, wie fceia anderes im gaases
HMeadmaia
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6Aa
la diesen Kult ^eht fast alles sittliclie Streben auf; fast
alles Thun und Lassen des frommen Baddiiisten bezieht sich auf
die Idee der Nicbtigkeit und auf den grossen Weltschmerz; för
dtt pcMntiT flittUehea HandelD, weiches ein wirlriirhm B«ieh der
ShllkUMift in der Mensehheit erbanett will, bleibt JulnInlaBeeee
mktt der Baddbiel strebt» sieh ans der Welt des Selmtnm
ItowMuvbeiieDy triebt «Beselbe s« einer Temfiiiftigen Wirklieh-
keit zu gestalten. Alles Wirkliche ist unvernünftig; uud es
ist mit der Wirklichkeit auch weiter nichts anzufangen, als dass
man ihr den Rücken kehrt. Dns Wirkliche soll thatsächlich
rerleugnet, der Idee des einzig Wahren, des Nichtseins, ge-
opfert werden^ das ist aber nicht eigentliche Sittlichkeit, son-
dern Knlttis, und dem Gebiet des sittlichen Handelns ist wellig
mehr ibrig geblieben eis der eof desseibe fidlende Sohatteii des
Kaltes, Dieser der Idee gewidmete Kultus aber ist seinem
Wesen naeh ein dreifacber wie bei den Brahmanen.
1. Der Menech mnss sieh die Erkenn talss der Nichtig-
keit erringen durch tiefe Betrachtung. Die Quelle der wah-
ren Erkenntniss ist aber iiier üicht irgend uiiie lieilige Schrift,
denn der Mensch trägt die Idee der rsichtigkeit in sich selbst,
und sie tritt ihm überall, wohin er auch blickt, in den Zii^^en
des aUwaltenden Todes entgegen. Die heiligen Schriften sind
hier nur die Bekenntnisse dessen» was jeder Mensch schon
durch eigne Betrachtang erkeimen kann» während sie bei den
Brabmaiien ans dem gdtüichea Urbrahma selbst berflossen» Bei
den Buddhisten wird nur der Tod offenbar, nnd dieser bedarf
keiiMr SebriÜt» Die Veden rind stillsebweigend bei Seite ge<
schoben worden. Die Erkenntniss gilt aber darum nicht weniger
aiis die Gruxidia^u alles Heils, und ilirc Er^verbung durch A'ach-
deuken ist die erste That des Kultus; olme Lrkenntniss giebt es
keine Ijeiieiuncr von dein Scliinerze:') — und die verschiedenen
Stufen menschlicher Würde ruhen aUein auf den verschiedenen
Graden der Erkenntniss. 2) Erst in sp&ter Zeit legten die
Buddhisten ihren heiligen Sebriften ewen last eben so hoben
Wertb bei, nie die Bfahmaoen 4tn Veden.
t. Das Gebet» — das an keine venielunende Gotd&eit ge-
ticbtat werden kann» — ist hier noCbwendig sm eUenr blossen
Wunsch oder einem Bekenntniss der Idee abgeschwächt;
aber diese Idee ist rein verneinend, und des Gebetes Inhalt daher
seiir arm, und es offenbart in seiner uuaufhürliciien Wiederho-
lung die Todeslangeweile der buddhistischen Weltanschauung.
Die fiekenntnissionneiA wsriieu «ehr bald Zauhßirioianeltt; das
544
Gebet erhielt an sich eine reinigende Wirkung, selbst wenn es
nur mit dem Munde gesprochen wird; es gilt als gute, erlösende
That „mit dem Munde,*' die auch den Willen allmähUch bessert
und den Menschen dem Heile näher führt. ^) Und als in der
apÜMren amartenden Lehre Buddha und andere Menseheagel»
«ter mehr als froher m den Vord6i|;niiid des Kultus tmea,
«nd waltende Sdratigelaler wuden, so nakn das Gebet wmk
allmfllilieli meihr den Charakter wirklieher Anraftuig an; aber
da« hAehete Gebet bUeb doch fanmer nur Bekenntaias.
„Wenn ehi Mensdi ffn Folge der Seeleowanderang] so Tftele
Male seiu Lehei) <,'eoplcrt liiitte, als der (xangastrom ^aadkurner
xählt, so erwörlie er noch nicht den Grad derSeli^kt if, nie jemawl,
der diesei» Buch iiliiubic aufnimmt; denn jener cmp[aii^;t nur welt-
lichen, also vergäoglicbeo Lohn, dieser aber macht den Anfang zar
Ertvecloing seiner wahren Natur,*' — sagt eise der heUiges
Schriften.«)
Die ahe Lehre kennt statt des Gebetes sur den Wooscb; wenn
s. B. jemand eine ▼erdleostHclie HaadfaiDg tbut, so veibiadet er da-
mit oft den Waasch: „mScbte ich derefaist um dieser Hudlaag
willen ans dem Jammer erlltet werden und alle Wesen befraiea
kiinnen."*) Wo von wirklichem, anruleiidem Gehet die Kede ist.
da ist dasselbe natiirli( h uur an die „Geister" gerichtet, die de«
Mensehen ebenbürtig sind, und eben nur vorläufig eine etwas gros-
sere Macht haben; besonders wird ^akjauuoi in solcher Weise
geehrt; natdrlich finden sich die^e Gebete vonrags weise ia der ti-
betisch -mongolischen Form der Lehre.«)
Des Morgens soll jeder Mensch ein Gebet sprecbeo, beslefcsil
in einem banen Bebenntnlss an Baddba, Ia frommen Wttmcbes
flir das ewige Heil etc.; die inifaen Formeia sollen tebanml siit
flach sosammengelegten Hgoden wiederholt weiden, 'f) Jeder geist-
liche Mensch soll vor dem Mittagsmahl iiinl Gebete sprechen,
welche einen Dank (ur alles cenossene Gute, ein Versprechen
tugendhaften Wandels, eine Versicherung, Speise nicht aus
Stnnesiust, sondern nur zur Stärkung zu sich nehmen, ausspre-
chen ; das ist nun alles mehr Bekenntoiss als wirldiches Gebet
Die Ctobete von bestimmtem Inhalt haben ihre bestbamten Standsst
mid dOrfen «ebleebterdings nicht IHlber oder spSter ges|usciea
werden.*)
Die spflter oft mZanbersprfleben gemtssbrauchtea Bebeestsiis*
formelo (Dharani^ mongolisch Tarni) finden sich noeh niclit in den
hlt€:>ten Sutra, spielen aber schon in der n.i< listen Zeit eine grosse
Rolle; die Bedeutung der meisten ist rerioren gegangen, und die
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S4S
rauüos gewordenen Laute erfitülten um so besser den Zweck der
2«dl6t€MiMlo. 10) Wer in der Todesstunde zehnmal spricht „An-
MtDg «el dem Amita BiiAdiia {enem der bichten Gei«ter]/' der
gdwigtnnrSeligk^t") •
EIb BanptMetsadAeU des KMam ist bie mr Ifidtonden
Langenweüe wtedericdlifeiideAiMwpfeelien der vielgedenfeten, noeh
zweifelb al ten und von den jetzigen Buddhisten s€»lbst nicht verstande-
nen Forme! : Om m n i jjailiiK? hom.i2) Man übersetzt nieit«t: „Heil
dir, kostbare Lotoshiunie; dieüe Formel wird mit dem Rosenkran?;
gebetet, der aus Holz, Kernen , Knochen u. s. \v. besteht, und von
jeden frommen Baddhisten getragen wird. Dieselbe Formel findet
Ml dwdi die genie Tstarei tt»d ia Tübet auf Deokmileni» über
des VUre» der Hiaser und Tempel, csf Bänme etageaclmitteay auf
flCeiae as der (9fMaae nod avf hohe Feleeo eingegraben oder ge-
fdMeben, zamTbeil adt rteseobafteDBodbatebeo; mao siebt eieaaf
Thier- und MenscfaenaebSdeln und aadem Knochen an den SeHea
der Wege, tausendfach auf StK'ilen von Seide ui»d au(l(;n'nv Mate-
rial, die von einem Bauinn /um andern, über Flüsse und hoch über
Thäler hinwegreichen; man schreibt sie auf die sogenannten Gebets-
rSder; sie ist nnanfhSrlich im Munde der Frommen, das Kind lernt
sie zueiat, sie eotfliebt den Lippen des Sterbenden; Reisende und
WalMabrer mormehi oder aiogea eie beetttndig; der Hirte singt sie
bei aebMr Heerde, ala ttbertM das Getimmel der HUibtei^aie ist
derLaat derAogstfa Gefidir, das Kriegsgesebrel im Kampfe; mit
ibr beginne» alle religiösen Cetemoaleeii, sie eiseballt bei allen
Festlichkeiten. Vom japanischen Meere bis an die persische Grffnze
vernimmt man fort und lort die sechs Laute; sie sind dasSchiboIctb,
die Loosmig aller Schüler (^akjamunis, weniger ein (iebct, als viel-
mehr im Symbol, ähnlich dem bekannten Spruch derMoliamcdaner.
Die ddire Laageweile des buddhistisches Geistes tritt ans auch in
dieser «adlssea Wiedetbohiog einer anverstandenea Formel eot-
gegea.
Der Sbm dieser aas dem Sansbilt stanmiendea Worte ist awei-
felball; Abel Mmosat bitt aie fllr ein Symbol der Bmanatlon der
WeH aas€k>tt, — aber dle Baddbfsten benaeii weder «Inen 0ott
noch eine Emanation; Schott»») muthmasst in der Formel eine An-
mfeng des in der Mongolei und in Tfibet als Verkundiger der
Boddhalehre gefeiertpo Hodhisattva riif>tms( him. dessen Bild die
Lotosblume ist. Die Bedeutung derselben ist aber wahrscheinlich
viel allgemeiner. Die aus dem Wasspr aufsteigende Lotosbiume
ist den Baddhistea ganz allgemein ein Bild der ans dem Meere des
. MItbteeiaa «nfttsisaaden WeH; aHe Welten steigea ja „tmt dm
n. 95
048
Meere der Düfte ^ aut LotosbiumeD auf; Buddha erecketot ftof eber
liotosblame, ebenso dri bellii^e Zahn; — wo eti^^as Heiliges sich
ofTenbart, da int auch die l^tosbluine dia Ufille oder die tiniod-
Inijp. Soll die Nichtigkeit der Welt ausgedrfickt werden, so ist
4ie Waaserbtase das gewuhDUcbe Bild, nod die hsiÜgmi Bastes
der Boddhisteti steVen die Waseerblasee dar; ^ eoll die WiildlA-
keit der Welt hervoi^ebebco werden, eo Isl die LoteeliliUM, fs^
Übergehend praogend auf der leeren FlAclie, oline aidiAersa HsH
sich scbaulrelnd auf den nnstStee Wellen, das beliebte Symbol.
Und wie für die Welt, .sie e.s atich für da*» menschliche Leben i«s-
besondere; aus dem Nichts auitauchend, durch verjscbiedeoe Ge-
stalten hindurchgehcmi, eine auf den Wogen schaukelnde Bltime,
fcebrt der Mensch zuletzt zurück in die öden Wogen des Nichtssist;
die Lotoabhime ist so ein Büd des dueh die Seelenwandenng cb
veHlbefgebendes Dasein gemessenden Msneciienlebenji; nnd jene
Formel dvfickt also dan Innere Wesen den Dnseinn ma^ ist bicb«
nies CManbeonbebemitnins.
Mit dtoser Formel en^ anmmmenliängeiidlst der In dennMUdb«
LSfidem allsremeine Gebrauch der Gehetsr&der, [tsciiakra].
Diese Kad( i sind cylintiei förmig, leicht beweglich, und auswendig
oder inw endig jene Bekenotntssfarmcl vieliach aufgesc^iebeit ent-
haltend; «ie stehen in den V orhallen der Häuser, wo sie von jedem
Cinlretenden an Begrissung gedreht iverden, oder auf den ÜÜebelo
der Hlinser, wo sie vom Winde ^ oder fliier dem Heerde, wo ms
rem Bauche getrieben werden , oder aüi IHesnnnden Waaner wie
WannomllUen, oder man trigt sie wie einen Rsneiihrsw In 4m
fUmL^) Ucheriich int e», diene Kader nie Hcboinmnniiinss as-
mineben« durch welclM sidi die Lente das' Beten be^piMn msAm
wollen. Es sind vielmehr die Sinnbilder des in endlosem Kreisbsf
uiJ8tiU roilcodea Lebens, dae» nie zur Ruhe gelaugt und nie wn
Ziele, immer in f<einpn Anfang zurückkehrt, und immer flietsend
doch nie weiter kommt. Alle äussern Gestaltungen des buddhi^ü-
ncbeii Lebens sind von dem Gedankai der jNicbtigkeit getränkt
Kinc Beziehung auf die Seelenwanderang liegt dM CUnpdgmhuikea
nahe. Der Bnddhiet liebt ab nsiner W^tnnechannng cnftiptMhBstl
* nUest ww eich lastfoe drehte Ton Bnddha'n AniMen glll dirnto*
hende Avednichi diebte dan Bmi der Lehre}** dan Bid
kehrt nie Symbol In den maunlglaKigsten Beniehnngen wMsrf^
und das geistige Leben überhaupt heisst Umdrebang." >*) b
• Indien selbst und im 8üdcn finden «ich die Gebetsräder nicht
») Laasen, Ind. Alt. II. S. 268. 450. — ») Ebend. 451. — ») Taing- tu-"«,
bsi ßdiott, a. a. fi. M54 ^ «) Kb«-ikm*kb>g» b4 Mmi» «M» ^ >>8QbMt,
• Diqitized by Google
&47
S, 218. - «) Sobotl, 218 ff. — 0 Tsing-ta-ucu, bei Schott, 243. — «) Kat. d.
bcbaxnanen, v. K. F. Nenmann, in ÜJgens Zeitsclir. IV, 1, p. 44. — *) Ebciid. S. 46.
— 10) Schott, 220; Burnouf, 121. 540. — >i) T«ing - tu - ueu , b. SchoU, 254. —
*') SchmiiU, S.-aiiuug Ssictsea, \i. 319. Tinikowski, Reise, III, Anhang.; Abel-
Bdmiisat, Melanges poeth. p. 98.; Gabel, im Ausland, 1847. K. 275.; Schott,
«. a tSL — i*> ft» a B. ttl. Poe-K. K. VI, S8. 189. 179; Qabet»
§ 169.
3. Die praktische Seite des Kultus, das Opfer, die that^
»ichhrhr JUiugabe des an sich Nichtigen, spricht sich liier in
te* eonsequeut durchgeführten Venichtleistiing auf alle Freude
Ml iter WiiUichkeit aus, in der verachtenden Abwendung vmi
der edunmacEilliten Welt Wir finden liier den Gedenken der
Weltfftleegniing in einer ans bialier iinbekaiinten Sfftrke en»-
getproeben^ vnd werden beim ersten Anbliek an cie ebriediehe
Weltanschauung erinnert. Auf den früheren Stufen der Geistes-
entwickelung koiiute sirli der Mensch bei dem Dasein der Welt
beruliigen ; aber in der iiHÜschen Weltanschauunp;, vor allem in
der bnddiiistischen, gelangt der Gedanke dahin, dass er sich bei
der Wirklichkeit nicli^ mehr beruhigen kann, keine Befriedigung
bei ihr findet, daae er sich von ihr entsagend nnd verächtlich
abwendet Bei den wilden Völkern nnd bei den Chinesen blieb
der einaeba Blenaeb la aefaier Eniaelheit nngefitturdet, wenn aneb
anfref; Mer aber greift das religiöse Bewnsstsein tief in das
Dasein* des einaelnen Mensdiett ein. Der Menscb weiss sich
hier in einem Zuätaailc, in ^velchem er nicht sein soll, nnd es
ist nun seine Aufgabe, sich aus diesem unwahren Zustande her-
auszuarbeiten. In der Brahmalehrc konnte das ganze Gewicht
dieses Gedankens noch nicht offenbar werden , weil da derselbe
durch den andern Gedanken, dasa in allem Dasein Brahma
selbst lebt und waltet, einigennassen aufgewogen ^varde. in
Bpddlialehre ist diesen Gegengewiebl niebt; alles, was da
isi» iat dafom, weil ca ist, anbeHvoU, alles Daaeui ist ElMid»
aml 4sr MensA bat im der fromme That, ist Kaltas^ diesen
Blend fftr sieh anfiiidbeben, sieh über dasselbe emporan^
sdbwingen, und diess geschieiit eben in jt^ner Weltverleug-
nnng. Im christlichen Bewusstseiu ist die Menschheit auch
in einem Zustande, in welchem sie nicht sein soll, und
der Mensch soll sieh ans demselben emporringen und soll
dar verderbten Welt entsagen. Der Unterschied ist aber de%
dass daa in» Cihristentbum voransgesetste Obel ein duvcb dos
Mamchsa venduddalo» ist» m BnddbiaMoa abw ist as
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648
ein kosmisches Übel, eine Erbsünde der Welt, welche ron 3em
Dasein gar nicht za trennen ist Dort soll das Elend der
SüDdc nicht sein, wohl aber die Welt ohne dieses Elend; hier
aber soll die Welt nicht sein, weil sie nur mit dem £lend sei»
kann. Die Welt kann nicht gel&ntert und gebessert, sondern
nnr yerleognet, höchstens erträglich gemacht werden^ dal
Böse ist die Substanz des Dasehds. Dort kann und soll das
durch freie Verschuldung entstandene Unheil durch eine freie,
geschichtliche That wieder aufgehoben, und die Menschen von
demselben befreit werden, — hier aber kann es nur mit dem Da-
sein zugleich aulgehoben werden, mit welchem es verwachsen
ist, denn der Schmerz ist das Wesen des Seins. Dort kommt
das Heil in die Welt, hier ist das Heil nur in der VemichtuBg der
Welt, und Annäherung an dasselbe nur in der Tdlligen Ent-
sagung der Weh; der Christ entsagt nur dem sündigen Dasoit
der Buddhist dem Dasein überhaupt In der Ton dem Gdttfidten
entleerten Welt f^ftlt sich der Mensch heimsMes, findet keine
Ruhe und keine bleibende Stätte; das leere Nichtsein istsehü
Zukunft, und die Verzichtung anfalle Freude seine Gegenwart
Diese Selbstopferung, die WeUvei leugnung, ist bei den Bud-
dhisten, wenn auch nicht in der äusseren Form, doch in dem in-
neren Wesen viel tiefer greifend als bei den Brahiuanen. Bei
diesen ist der Mensch, — in seiner Wahrheit in der BrnhmnneTt-
kaste erscheinend, Ton Haus aus heilig, und soll diese HeüigiMit
in sich eben nur bewahren; bei den Buddhisten ist der
Mensch von seiner Geburt an unkeilig, unh^voll, well <f
existirt, und soll sich aus dieser angebornen OshelUgkelt h*»
ansarbeiteu zur Heiligkeit — des Nichtseins.
Der Buddhist hat in seiner Gedankenwelt keinen Grond für
das wirkliche Dasein [§ 163]; er sielit die Welt als existirend,
Lcf,^! <jift aber ihr Dasein nicht, weiss für sie keinen Gnmd, k«»in
Hecht. Da wirft sich der Gedanke, der Grundlosigkeit der Welt
sich bewusst, nicht wie bei den Brahmanen auf cBe VergMgei*
heity um da einen Grund ftr die Welt aufadhiden» sondern er
wiift sieh auf die Zukunft, um da die grandios existireiide Welt
in ikt Nichts zu Gnmde guh«n su lassen , dem Nldits seui geWfe*
sendes Recht m Tcrschafibn , die Wdt eu verneinen. Die WflN
hat keinen Grund, darum soll sie verneint werden; fiat jnM9,
pereai tiunidus. Der Mensch soll sich nicht in sie versenken, den»
sie taugt von Hans aus nichu, sondcF ti soll sich aus ihr heraus-
arbeiten. Die ^^ eltentsagung hat so einen kosmischen C4ia-
irakter; sie geht nicht von dem Standpoiikta der f enrtnfioM»
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649
Freiheit aus, sondern von «lern Standpunkte des blossen Daseins,
von dem liewusstseiu, «in wirkliebes Dasein zu haben, und doch
nicht haben zu sollen; sie ist darum nicht sowohl Sittlichkeit, als
vielmehr Kultus; der Menscli arbeitet an der grossen Weltarbeit
Mit, diese aber geht aus dem Nichts durch das Sein zum Niehts.
i>itt iHiddliistisebe WeUentsagaag bt von der brahmani-
sehen ihrem Wesen iMch yerochieden. Da bei der letsteren
dodi imMr noeh dev trOstende Gedanke im Hintergründe
sdliwebt, daes der Menseh in das böehste Sein, in Brahma,
zurückkehre, so stürzt sich derBrahmaiic wohl in Besreisteruns
für das liohe Ziel beldeiiinüthi<j^ selbst in den Tod, cü Ist eine
stürmisch-männ liclieW cltentsagung; — der Buddhist liarrt still
und geduldig, in müder, weiblicher Weise. Der Brahmane
iai in der Entsagung mehr activ, der Buddhist mehr passiv; je-
ner Steigert sie wohl zur thätigen Selbstvernichtmig, dieser er*
tr&f;t das Elend des Lebens in stunmem Sehmene» — - aber
beide wollen das TorhandeneDasein niebt Der Brahmane greift
wohliittgediddigüber dasselbehinans nndzerstOrtes; derBaddha-
Schüler wartet sehasachtsvoU, bis es verfUlt; eine stiUe sanfte
jI l auer breitet sich über die buddhistische Weltverleugnung,
denn der Gedanke des leereu Nichtseins kann zu keiner mSnn-
lichen That begeistern. Der fromme Buddhist ergreift den Tod,
weun er sich ihm bietet, aber er legt nicht die Hand an sich selbst^
achreitet nicht bis zum Selbstmord vor und kennt nicht die graa*
samen Selbstquälereien der Brahmanen;^ er darf den Schmerz
dteDaseine nioiil selbst noeh erhöhen, darf sich nur gleichgültig
V4in der Welt fem halten« Der Mensch hat die Aufgabe , sich
im Kalt ans dem Schmerze des Daseins herauszuarbeiten; aber
das Das^ hat das Elend zu seinem Wesen; der Mensch soll
daher alles Weitliche in sich tilgen, alles. \vas auf das
Dasein p^erichtet ist, alle Begierden und alles Wohlgefallen
an den Dingen, alle J^nst und allen Schmerz in sich auslöschen,
aoU kalt und gleichgültig bleiben gegen alles weltliche Dasein,
— und ein anderes giebt es nicht, — er soll in sich eine unge-
trübte Ruhe bewahren, nichts erstreben. Ober nichts sich freuen
oder betrftben. Er soll der Welt entsagen, nicht in demBewusst-
aoin einer höheren göttlichen Welt, eines ewigen Reiches Gottes,
sondern aus Verachtung gegen alles Dasein, weil alles des
Unheils voll ist Der Buddhist verachtet die Welt nicht darum,
weil er sie mit der höheren liJee des freien, sittlichen Geistes
vergleicht, sondern weil sie ihm nichts bietet als Elend, weil er
nichte au ihr imt*
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Der Bnadhlst trinkt denBedier des JkamMmmm Ml aef deo
letzten Tropfen, und steht in dieser heMeninfldiigeii Oonseqeen
hoch über den naturalistischen Anschauungsweisen neuerer Zel-
ten. Dass die Buddhalehre den (iedankcn eines bloss endlichen
Daseins ohne einen ewigen UrG^rund bis in seine tiefsten Tiefen
verfoli^t, und von der nichtige n W eit sich auch mit Schmerz imd
Verachtung abwendet, und sich nicht lüstern geniessend in sie
versenkt, das ist das wahrhaft Sittliche in dieser tragischen
Lehre. Der Buddhist zieht ans seiner des Gottes eBlbehieadea
Weltansehannng nicht die Folgerung: y^Lasset ans essen wtA
trinken« denn morgen sind wir todt;^< er ist edel gensg, das
wahre auch nicht geniessen» nnd dnroh den Gennas ancrhenaea
zu wollen; er mag die als nichtig erkannte Welt nicht; mit
edlem, sitUichein Unwillen stü8st er das Vergün gliche von sich,
ohne ein Ewiges zu kennen, und darum eben waltet so mächtig
das Schmerzgefühl. Der Irrende, der in seinem Irren sich nicht
glücklich fühlt, und der, das Göttliche entbehrend, die Öde
Leere empfindet, und das entgöttliclite Dasein unwillig Yen sich
stdsst, der ist nicht fem vom Reiche der Wahrheit
^alE|amani natenog sieb zwar anfangs den brahmaaMwi
BflsBaogeDy aber eikaiMite bald, ds^s diess nicht der recht« W«g
sei; 2) der Baddhist ist sa sehr in des LebmisSdtanen verfielt, als
dass er durch SelbstqnSlerei denselben noch erhohen dfirfte, tSe
hat liier gar keinen Sinn mehr. Der Brahroane will in der Selbst-
peiniiixinGr seine Einzelheit abstreifen und nur als allgfemeines Sein
noch gelten; hei den» Buddhisten ist aher das Sein überhaupt Tora
(Ihel, und die Einzelheit gar nicht schlimmer als das Allgemeine.
Der wiridiche Selbstmord aber, der ohaelifiS auch nur in den späte-
ren AnsartaDgen der firabmaneniebte Torkomml, wl^e ja aar «m
achnidvolle Erhöhung des einen der ? ier grossen Leidesi das Tote,
eine VeratSrknng der ia der Welt walteadeaMicfatigfceft» Iber weiebs
der Bttddbist so sehr trauert Der Baddhist mag also inuaeihhi wa-
schen, von dem Dasein des Elends befreit sn werden, darf aber den*
noch nicht den Tod /.uin Morde steigern. Nach den heiligen Schriftea
begegnete ein Frommer einem Jäger, der auf ihn üein Geschoss
richtete; jener, sein Gewand abwerfend, sa^te: ,,Dii, dessen Miene
Güte verkündet, schicsse hierher, zu diesem Ende bin ich foo
fem hierher gekommen." Wenn ein frommer Weiser „«eine ab-
geschandene Haut als Paj^ier, die Splitter seiner Knochen aU
Griflel« sein Blut als Diäte gebrauchend» das Gesets Baddba*s «e-
derschreiben" so bezeichnet das nur die lasseiste Mbsiver*
leugnung um der Wahrheit wUlen. Wenn der FronuBesicftoilBeWids^
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SSI
0tottd wildea Thieran xenreuMen IfiMt»*) so Ist das Didit Selbst-
Mrdv soadern eis freudigeslllttgebeii de« wertblosen Seins, ist Dur
ein VcraMbten auf Gegeswebr. Der Beddliist weielii dem Tode
nicht ans, aber er seeht ibti nicht; er verachtet das Daseb und sieht
CS willig schwinden, aber er vernichtet es nicht.
Von jeglicher Gestalt muss sich der Weise sas^en: „sie ist nicht
Ich, ist nicht meine Seele:" ... der wahrhaft W»Mse „verschniiiht
die Gestalt, vertichiuübt gicicherwci^e die Wahroebmuug, deu Ge-
dssirm , die Begriffe und die Erkeiintniss; und sobald er diese
vMchmibt» ist er von Un«n gelAst, und sobald er gelost ist, ist
er befreit;^ dann sagt er, aar reehten Erkeantnisa gelangt: «»daa^
Oaaeia ist ftr mich venikhtet; Ich habe erfiÜH die Pflichten dea
fmanaeo Lebeaat ich habe gethaoj was ich an thnn schuldig war;
iah werde kein neaes Dasein nach dem jetzigen sehen."*) „Sebald
ein rechter SchülerBudiJha's bei der Betrachtung stehen bleibt, doss
tie: Km per heständii^ iintenvorfen ist der Gehurt und dem Tude,
dann ist alle Liehe. Anhaii^lichkcit, aller Gefallen und alles Gefühl
ffir diesen Kürpcr durch seineu Geist besiegt, und besteht für ihn
oiehl mehr.** — ,,Der ikSrper, desseaEnde im Grabe ist» ist nicht
OMihr Werth als ein brennendes Hans« oder als ein ins Wasser Ter*
«ealUarSehata; der fait ein Weiaer» der awiachea demKorper ehMs
EüialoD sod da» einaa Sklaven keinen Uateraefaied iadet; • . der
Körper hat weniger WeNh ab ehiefileraehab.'« •) Wim Kfoig iKaal
aich« am den Üaiseith dea awnachlidien Körpern an hevreiaeD, Thier*
köpfe uud einen Menscheukopf bringen, und alle dann Terkaufen, aber
den Monschciilvnjtf mag niemand umsonst/'^)
„Für einen Frommen ist ein Feiod oder er selbst, seine Gattin
oder seine Tochter, seine iMuttcr oder eine ilure ganz dasselbe, i**)
„Am dem Trachten entsteht die Anbiinglichkeit, aus dieser der
Schmerz. Wer erkannt hat, dass der Schmers aaa der Anliäni^Iich'
kalt ealapriagt» dar siebe aich» wie daa Maaheri, anrftek la die £ln-
Muaksllr** ") ^Icb beobachte, » aprieht da FroUBer, das CSe-
aela and habe keine AahfegÜchkeit för irgend eine Art der fiziatens.
Beawungen durch den Helden unter den Meaachea, der aich aelbst
bej(»'ungen hat, herahigt dordi diesen Weisen, der selbst «af den
Gipfel der liulic s;ekoHimen ist, hin ich bclrcit von den ßaiulen der
Existenz durch den, der befreit ist, von den grossen iScbreckcn
der Welt/ ' ')
>) Burnonf. I, p. 160. — •) Bnm. p. 154 ff. — ») YMud. 8. 254. — Ein
chiucs. Sutni h. Schott, 174. — ßuni. 159. — ») Buni. 509. 510. — ') Bum.
4äy. — BurxL 375. 376. — Dura. 374. — Bum. 558. — Bum. 54. —
»*)Bum. 37a
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55«
§ 170.
Der Kultus der WeHentsagung kann hier nickt mehr einer
Kaste anschüren, denn es gicbt kciuc mehr; alle Menschen
sollen zur Erkcniitniss der Nichtigkeit gelangen, und aus dieser
Erkenntnis^ foIi^L dnr Kult von selbst; alle Menschen sollen der
Weit entsagen. Diese Entsagung ersclicint zunächst darin, dtm
sieh der Mensch von der Gesellschaft und ihren Freuden so-
rdckeieht, dass er als Einsiedler lebt oder heimathlos «nhflr-
wandert Dann mnss der Fromme schlechte Kleidnng tn^oiy
denn aller Scbmnck ist eitel; — aber die Nacktheit brshauni-
scher Bllsser wird yerabschenty denn das Smnlidie nnd seine
Reize sollen fiberhanpt nicht Tor die Augen treten. Bart and
Haupthaar scheert sich der Fromme ab, auch der naturliche
Schmuck des Menschen mnss fallen. Allem Besitz entsagend
wandert er bettelnd umher, verzichtet auf jede personlicbc
Geltung; verächtlich ist alles Dasein, verächtlich soll auch des
Menschen Erscheinung sein. Von allem Sinnlichen sich abwen-
dend, versichtet er auch auf die Ehe und die Banden des Fa-
milienlebens; die Ehe ist schon durch ihr sinnliches JUeaeat
Tom Obel» and noch mehr dadorob^ dass dnreh sie nenes mensoh-
llcbes Dasein, also nenes £lend eraevgt wird; gebt doch alle
Weisheit darauf bin 9 den Menschen aas dem Scbakene des
Daseins hinaus zu bringen , aber nicht in denselben hinein. Das
Göll bat liegt in dem innersten Wesen des Buddhismus. Aller
Entsagung Kern aber ist die völlige veräclitiiche Abwendung
von allem, was der Welt angehört, die kälteste Gl eich gül-
tig keit gegen alle Freude nnd allen Schmerz, die Todesrabe
des Gemüthes.
Das einsame Leben im Walde oder ia etaer Eiadde, fem fst
den Menschen, ist avsdrftclüidies Gebot ^akjsamai's an aeiaeSebA-
' 1er; lo bewohnte Orte soHtea sie aar gehea» am sich Nabraag sa
erbetteln; s^e oDmittelbaren Schiller waren anr seitweiae bei
ihm, und lebten dami wieder In der Einsamiceit Während der
Regenzeit kehrten sie in die Ortschaften zurück, i) Das frQminc
Lehen besteht darin, „dass die Meeschen ihr Haar und Ihren Bart
scheeren, gelbe Kleider [das Bettler^ewaiidJ anziehen, ihr Haus
verlassen und das Bettlerieben ergreifen; und wenn der Mensch die
Weihe erhalten hat, so fühlt er in sich die Überzengang: die Ge-
bart ist fiir mich verniehtet, ich habe erfiillt die Pfilcbten des fraa*
men Lebens« ich werde kein nenes Daseb nach diesem sebea.**>)
Die frommen Baddhisten naaaten sich daher sehen frtfh BbiksebSy
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d. h. BettlcT, oder framaiia, li. h. Aakelen.S) Die Bhikseha
„müssen die (niter der Welt verlassen. Gaben eiiisammelti ^tihri,
in der Mitte des Tages einmal essen, unter einem Baum ibriN'acht»
ia§er balteu."^) Beim BeUelo solleo die Bhiicschu nicht in wehniü-
th^cm imd idagCDdem Tone »prechen, und oieht zn viel von heilige«
DiogeD reden, um sie nicht za entfreifaen, «ollen über reichliche
Gabe nicht viel Prende, und fiber geringe nicht VerdruB« zeigen,
•eilen in kein Haue gehen^ in welchem kein Mann iat^) Der Bhikaehu
darf aeteen KSrper nicht salhen, aeinen Kopf nicht bedecken, <>)
darf me Fleisch geniessen» sondern nur Reis mid Mehlspeisen.'')
Der rechte Weise „verlässt sein ilau«^, e»eiü Weib urul seine Kin-
der, verzichtet auf alle zSrtlichen Gefühle und unterdrückt alle
Neigungen; er ist unbewegiidi \\ ie die Erde.'*^) „Oer Bettler soll
woboeu an eioem stilleo Orte; diess ist das Mittel, die Unruheo
desCtoiates zu entfernen; er aoU stets aefaie Nahrung sich erbetteln,
■Bi alle aehie Begierden aoszuluschen; er darf von nietnandera eiao
finbdnng wmehmen; er darf keine» Unterschied in der erhaltenen
Speise machen, sei sie got oder schlechCt noch irgend eine» Grott
eropfiodeo» wenn nao sie Ihm Terweigeit« sondern soU Jederadt
▼oa vollkommenem Gleichnratb sein. . . Die erhaltene Speise mos«
er io drei Tlicilc sondern; einen Theil soll er geben dem, den er
hungern siolit, den zweiten soll er aul einen abgelegenen Ort auf
eiiR'ii Stein legen für (]ir Vö^e! ninl uiblen Thiere, Er soll nie
nach irgend einem Schmuck trachten, sondern er nehme zu ^seiner
JKIeidiing alte weggeworfene Lumpen, wasche sie und mache sich
daraus die Kleidnng, die nuthig ist, um ihn vor Kalte am schützen
uad eelDe Bifisse mi bedecken;^ drei Gewiader darf er nmr haben;
er soll Hei zwischen CMbem sich snfhaiteD, «a das Schanspiel
des Todes redrt ofl n sehen, ond nnter einem Banrne naehden-*
liend «af der Erde altien, aber nicht liegen.
„Grosser ist die Gefahr des durch Kind und Weib und Reich-
tbum ii?hI Haus Gebundenen als die Gefahr eines im Getangniäs in
Ketten und Fesseln liegenden Mannes; während dieser durch einen
giäcklichen Zufall aus dem Kerker befreit werden Icaun, sind die
an Weib und Kind etc. hängenden wie im liacben eines Tigers, uud
können nicht befreit werden.io) — „Begegnet ihr einem Weibe, so
«Hmnet sie nicht an and sprechet nicht mit Ihr;*' maa soll die Wei«
bcr aar als HAtter oder Schwestern betrachten. *9 Buddha*
bettler darf nie ehi Weib aarihren. Als ia efaiem Drama ela solcher
▼oa einem MSdchen, die ans einer durch rersudite Efdroasehmg
bewirkten Betäubung erwachte, um Hilfe angefleht wurde, so reichte
er ihr, der er die höchste Dankbarkeit für genossene Wohitbat
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554
«eMdete, nicht die Hand, sondern sagte: „Stehe anf, Herrin,
schleppe dich bis ku jeociii liautne ui)(l lasse die Schliügpflanzc;^
und er beugte diewe zu ihr nieder, damit sie sich daran aufrichte J^)
') Bumouf, 284 ff. 311. — Bei Barn. p. 4ßl. — «) Ebcnd. 276. — *) Sti-
Ira der 42 Bitze, von Schiefher im Bnilctiii de THcad. de Pctersh. t. IX, p fi«. —
*) Katccb. d. Schamanen, 8. 63. — •) EbcaU. S. 25. — ') EUcnd. fe. 43. —
") Foc-K. K. p. 207. — •) Ebcnd- 60 — 62. — »<>) Sutra der 42 SaUe, a. ». 0.
8. 72. — »0 Ebcnd. p. 73. — >») Wilson, Theater d. H. I, 233.
Wird di€se Kaltas*ldee rein durchgeführt, so geht aUet
Volksleben in den Kultas auf; Staat tind Kirche sind dann völlig
daisüclbc; alle IM eii sehen sind geistliche, uiul eigentlich das
ganze Leben ist ein p;eistliclies Handeln. Aber die Schärfe des
Gedankens brach h an der HHrte der Wirklichkeit ; die bud-
dhifitische Anschauung hebt sich in der Consequeuz von selbst
auf; nicht alle Menschen können betteln, und m<^t «ile könM
imCölü^at leben, so lange wenigstens nicht, als noch snrBe-
kehtnns der gansen Menschlieie das Bestellen einer iNidAh
stischen Gemeinde nodiwendig ist Es bUdete sidi daher in der
Praxis, die notfawendiger Weise nilder sein mnssle als dsi
Princip, eine weniger strenge Klasse Ton Frommen, die zwsr
die allgemeinen Grund.sätze der Lehre festhielten, aber doch
nicht die letzten strengen Folgeningen für das praktische Leben
daraus zogen, sondern in der menschlichen Gesellschaft thätis;
wirkten und in der Ehe lebten, eine Art Laiens tau d, eat-
(^rechend den unterai Kasten der Brahmanen. Dieser Laien-
Stand Ist aber dnrchans nicht in der reinen Lehre begfändct,
sondern eine sehr naCflriiclie Absekwäelrang derselben, «Am
Inoonsequenn, die einen sebr praktlsehen Grand liai. bides
ältesten Buddhascbiiften ist dieser Untersohied von GdsllÜDbai
und Laien seblechterdings nicht vorhanden, sondern nur eis
Unterschied von 1 lommen und Nichtfrommen; die eigentlichen
Buddhisten waren urspünglicli lauter Geistliche, und erst spatef
setzte sich allmählich an den reinen metallischen Kern auch ein
axydirter Überzug au, die grosse Menge derer, die einem
effossten Gedanken gern die Spitse abbrechen, nnd die Kisft
einer Idee durcli die betgemiscliten natirlielien Neignngen mA
Bediifiiisse absehwftcben. Dieser weitere Kieis von einer
scüaieren HaHang stebt aber an Imiersr WM^^keit nnd Hei*
ligkek den wahren Bnddbajüngem keineswegs gleich, und ge-
bmgt nicht dsrch Verdienst und A\'ürdigkeit, sondern dardieisS
Alt Gnade oder Aaehgiebigkeit su den hüheieti Staieu des Da*
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sems. Wer aber die rechte VoUkommenheit erreiolieii wUl,
muss Geistlicher sein.
Dieser Gegensatz von Klerikern utkd Laien, wenn man üui
so nennen ^vill, ist aber ein g$M anderer als bei Völkern, wo
ein wirkUehe» Ptleeterliiani iet; es tat gar kein ofganisokes «nd
BodiwenAges Vcrkiltniss Bwlseken beiden; der Kieme braneht
keinen Laien nnd der Lde keinen Klems; beide SiSnde sind
nidil flr einander da, sondern Jeder mir ftr sieh , sbid einander
nicht nothwendig; eigentlich sollten alle Meiisclicn Kleriker
sei«. Die GeistHchen sind durchaus nicht Priester, — es ist
da nichts vermitteln zwischen dem Menschen und einer Gf)tt-
heit, — sie sind eben nur fromme Buddhisten , die ihrer Idee
gemäss leb^; sie haben für die Laien nichts zu schaffen; jeder
bat es nnr mit sieh selbst zu thun. Die Znlil der Geistlichen
Ist sebt grois^ weil sie ja das eigentliebe Bnddba-Volk sbid,
tMA die priesteilieben Leiter eines ibrer geistigen Fflbnmg nnd
geistUelMi Vennillelnttg dbetgebenen Volkes«
Die GeMiehkeity Ton der sieb der scblafltere Laienstand
allmählich abschied, entwickelte sich bald, besonders seitdem
lier Kampf ge^en die iaimer feiiidscliger auftretenden Brahmanen
eine geschlossenere Haltung nöthig machte, zu einem organisch
gegliederten Klerus mit prcordnetcr Disciplin. Die Einsiedler
vereinigten sich, durch ihre Zahl genöthigt, in Klöstern, und
diese Abrten Ton selbst zu bestimmten Regeln und einer Glie-
demngy in vielen Stücken aoffallend an katholische £inrich-
toigeB erianenid. Da das geistllcbe Leben die Av%abe aller
MeMchen ist, so giebt es ebensowobl Nonnen* als MOncbs-
klMer*
In alter MC stellte sieb bei der gmndsifslleben Glefebbelt
aller Frommen die Einheit der Kirche ii) den Synoden dar;
die Beschlösse der vier nilgemeinen sielten als hüchste Aucto-
rität. Die Versammlung der (geistlichen ist die höchste Macht
nnd die Bewahreriu der Lehre; vor ihr wird auch die Beichte
der sfindigen Mitglieder abgelegt. Dieses Hervordrängen der
Gemeinsamkeit, die Gliedenaig des Klerus und diese Beichte
sind ein wesentKeh neues Element In der indiseben €reistesent-
wfdcehing. Der Beddbist liebt die grossen Venanualnngeni
4m Leben In der gronseif geordneten Vielbelt Der Bnbmane
siebt sieh ans der übrigen Mensebbelt nffflck; er bat es nnr mit
£>ich und dem Brahma zu thun; die Einheit gilt ihm allein, die
Vielheit nichts. Der Buddhist dagegen hat keine Einheit; das
wabro ist ihm nnr Vielheit; — er kennt das Göttliche nur
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BW
im der Zerdi^iiDg; der Brataume vereeakt sieh elnMiid ia dae
einige Brahma, der Baddhist weiht eiek der noetergemelnde;
die (h in L' lüde ist ihm die Gottheit. Was hei den Brahnianeu
das Gebet ist, das ist dem Buddhisten die öÜcntlichc Beichte;
dertn ausser dem menschlichen Geiste giebt es keinen andern,
der das Bckeuntniss empfangen könnte. Die Brahmanen haben
keine Gliederung der GeistUcJikeit, weil die V^<^^^c>t das Un-
wahre ist; die Buddluaten haben sie volikoiuiiieii durchgebüdel»
weil alles GOltUcfae aar von der Vielheit getragen wkd.
Am weitesten hat sieh die Orgaaisiraag des Klems ia
TfibetO entwickelt; jedooh ist die AaabUdang der Tiel^ei^
derten Lama-Geistiüehkeit nteht auf dem reinen Bodea der
alten Lehre erwachsen, fällt in späte Zeit, hat ifkizweifelhaft
christlichen lieiüluungcii Einlluss gestattet, ist mit vielen abge-
schmacktcn Vorstellungen durchzogen, und 2um Theii als eine
Ausartung der reinen Buddha- Kirclie /.n betrachten.
Die religiös • sittlichen Anforderungen an die Laien sind
yiel m&ssiger als die au die Geistlichen; Geschenke und Al-
mosen an letztere sind natfiriich eine hohe Tugend» War eiasMi
das Prineip dnrchbrochen, welches keine Laiaa geatattel, so
war der Verwässernng der Idee üreier Banm gewttrt» la dar
bequemen Laien -Frömmigkeit sehen wir die Aaaartnng der
reinen Lehre.
Der alte jName für die geistlich lebenden Buddhisten L>.t Ilhi-
kschu [S. 5u2J, seltner ^rani au a, was urs|»rünglii;li die Be-
nennung der bruliiuaiiischen Asketen war; -) In dem Pnli- Dialekt
hoisfit diesem 5an$kritn*ort Samaua, daher die Bezeichnunt^ Sana-
nen oder Schamanen, io China Scha-meo, für die buddhistt«dim
Geistlkbeo» nicht su verwecbselo mit den Schaosaea, die prie•te^
liehen Zaalierer des Dftnoaenimits, wie besooders bei den tnogna*
sehen Völkern.'). Der von . den Europäern den chinesischea nd
japanischen Buddha -Crststiidben beigelegte Nanm der Bensen iit
eine Verstlmswlung des chinesiedMa Wortes Fan «seng» japanlicb
hoD-8u, d. h. Geistlicher.-^)
Die Klojster (VihAra) entstanden \vahr<!»cbeinlich daraus, Hans
«He Einsiedler wahrend der Rej^ennionate in die Wohnorte zurück-
kehrten; tür die qemciusanie Belehrung und Förderung war eto
gemeiassmes Wohnen zweclcnJIssig, und so entstanden die Grup^
pen von geistlichen Wohnungen, und geistÜohe' tvemeioden uotsr
bestimaiten Regeb nnd Leitern, 6) Ais maa diese hiMsiitchis
OrtschsAen in Wildem erbaute, fiel das Kinsledleilehtti glas Ibrf;
. nad die BUhsebv blieben immer beiaaamieo; jeder wohsia eben Ar
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SSI
Bich in einem besoiidereTj HfuisVhen: der Ort war also eii^entlich
eilte Gruppe ¥on Eitisiedcicien, ott mehrere tauseod umfasseod.^)
Die GenehMMBilrait gehört durchaus zum geistlichen Leben, und
• Versammlungen iter Cveisttteiien sind sebMi in den Sutra die
CfffBadkge dM kircMkAMn {«ebeni. In Ceyhm wofcien die BUhsdra
In der Begenseil in den SlOetern; im Senmet wobnen nie in leidi-
ien ÜMm, dte ihnen die Laien etiMlen.'')
We iMete iMdentende OrganlehiiDg der bmMhietliefaen Geist-
lichkeit geschah unter A^oka in der Mitte des dritten Jalirh. vor
Chr., welcher hesoiidere Beamten einsetzte zur Aufsicht über das
Gesetz, zur Aus^breltunü; der Lehre und zum Scliutze der Buddhi-
sten in fremden Ländern.^) Auf Ceylon waren zur Biütbezeit vier
Stufen der Geistlichkeit unterschieden.^) Beiden übrigen Bvddbieten
efnd bald mebr, bald weniger Stufen, die sich oaofa den • Altar «nd
der EflBenntnina nnd der aitdichen FHhmng gttedem; aUgeaehi
über und adten tn debr alter Zeit waren drei Haoptatuta; ana der
•niaialeü » den Nevfadat, linnnte man erat nach den swaBa%äten
Jahre fn die Zefal der eigenHiefaen Bhiksebii aufgenommen werden,
über deren verschiedene Rang- und Altersstufen als besonders aus-
gezeichnet dorch Erkeniȟiis8 und Wuoderkraft die Arbat als
' höchste Stufe sich erheben.
IHe %uni geistlichen Stande bestimmten SOhne werden meist
nchoin ala Knaben lo'a Kloster gebracht Die Lehrlinge werden
eehr atreng gehalten; aie m^aen ihren Lehrer mn firlanbniaa Ira-
' gen, wean ale anagehen wollen, ein nenea Gewand aaadnlien oder
ifgeud etwaa untemehHien woHeo; ale nHleaen aMen« • waa aie
ifgead WIchtigee liOreii oder aeheo, ihm berichten; ") aHe binali-
rben Dienste mdssen sie dem Lehrer verrichten. ^ Auigeachloenen
aus dem geistlichen Stande sind Leute, die mit unheilbaren Krablr-
heiten behaftet sind, Krüppel, AussStzige, Zwitter, Verbre*
eher. Leibeigne, Leute, die wegen Schulden verfolgt sind. Zum
- EinMt In den geistlichen Stand gehOrt ein Alter von zwanzig Jah-
vea- «nd die BInwIlligung der Eltern. Die Aufnahme geschieht
inmer vor der ▼eraamneiten Geiatiichheit, nie dnieh eltaenfihiaelnenf
oad^ Torangegangener 'PrtAing. ui>
Strenge Regehi ordnen daa Leben; Kult und* Benchifligiing
iM genati'Torgesehrieben; die MaWadten' aiad gemeinaani; Bhe-
losigkeit, Keuschheit, Annuth und (vehorsam sind Hanptpfltch-
ten;**) versaininelt wurden die GeiRtlichen schon in sehr alter Zeit
' durch Ans ( }i lagen einer iMetail|ilat(c, Der Austritt ans dem Klo-
ster ist nicht verwehrt Schon in der ältesten Zeit galt die wahr-
• adteinliah von ^jannd aelbat ehigefiUirt» Pttefat d^
^ ..L o i.y Google
558
Beichte als etn Mittel der SündenverfebuDg. Durch das vor der
Versaniinlung mit lauter Stimme abgelegte reuige Bekenntnis« wer-
de» die Sünden des Gedankens, der Worte und der Hand(un»en
gesühnt. Die Tage des ^eumoodeä und des Vollmondes waren zu
iMiIchen Beichten fecigesetzt; dUe VersaauBbuig l«gte Strafen auf,
und aoliloaa in sclnreren Fällen den Schaldigett von der Gemeia-
•cfaaft aii8.M) Solche Bekeantoieee mia Sfibsug k»mea aeck Mma
anftli bei den Bn1in«ieD vor [& 379]; es l«l Aweifirilnll» eef wd-
cber Seile der |]repnuig; de die Bcehmeiiee eber weriger gewtia-
san lebten, eebeliit der bvddhMecbe Urapnuig wehtechetalWher;
dauu wäre die Erwähnung der Beichte wie ao vieles Audeie bei
Manu ein späterer Zusatz.
Die ^geistlichen Versanimliiti^fMi sind die Grundlage der Syno-
den» die in der älteren Zeit oft sehr gross waren; auf der driite«
allgemeinen Synode waren 1000 Bhikschu. Nach einer Verordoang
dee Kdeige A^eke im dritten Jebrb. vor €br« eolftte ie adaen
Reicbe eile flinf Jabie eine grOeeere Vereaieedaeg der OrietHibwi
gebellee werdeo^ wobei efee Beichte etaMedee end die Leke
ertaUiiitt weideo eoilte; dieae iBiiQährigen Synodee Iwfcae ädi
eeoh ausser Indien erhalten. Die Beddhisten lieben aberfaaiipt
grosse Versamml Hilgen; 18) mit der Aufhebung der Kasten und der
Nationalität sind die trennenden Sei» ranken der Menschheit gefallen:
zwischen den buddhistisi;hee iiäedern iat iminer eia sehr lebeadiger
Verkehr gewesen.
GMeftttobe Freuen, Bhikschuni» als Einsiedlerinnen oder als
Neeeee» gdkffree ecben der äUeetee Zelte ee; und NoeuoiAtealfr
fferdeiindeniteMtear iedlaebeeDremenetirlbetM) DleVMrtHi
«ed GeeetM der BbHufcbaei eind deeee der Bbifaiebe eeiapicfbwiH.
Sie mllaeen keoecb nnd ebelae leben eed atwee beltoie.») DieZikl
der geistlieben Frauen und ihrer Klöster ist indess bei weitem ge-
ringer als die der Männer; die Nonnen können auch keine hofcere
Würden erlangen, sie stehen niedriger als die Mönche, und Fbr-
furcht vor diesen ist ihre erste Pflicht. '^-i) Ein Mfidchcn, iveidies
ine Kloster treten mÜI, muss vorher im elterlichen HaQ«e.ein Probe-
jahr bestehen; sie darf während desselben an keiner weltticbeo
Leet J'kmk nebmfn» wM bart behandelt, «rbftit geriege SpeiM,
mmm «leb eelbet bedienen ele^; wenn' ele edcb AUeef dte Mm
In ibieni Vereetie bebent, ee wird sie vMet hßlOUhKi Miraw
geMiebenNetine eiWit;*«) imKteeter eMdielieenen entor atm-
^er Zucht; jedoch dHrfen aic ausgehen und Bosvcbe machcu; ^
cbiiiciii^ichen INonuen sieben in ui>lem Rufe.
Dtie Ueiütiidke untefecbeMkn «kb ym deu JUeiea «nob kum^-
4
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8sa
Uch durch die Tonsur und durch die BekieiikiDg; lange weisse,
graue, gelbe, braune oder rüthliche (iewänder, (i'\n Üo^enkranz am
Gflrtel eftc macbeo sie den christlicheu Alöucbeu auflallead ähoÜch.
Die büiheren GeistUeben tragen meist eiaeQ goUfCstiekteD Ober*
fvnrt Die N0M60 gflim io ikolidier TiMhl| 4m Hmt wif4 Uhmb
flIckfcfclU ■hgonihftiiii.
Ib Tib«t« «e mA BiMywnMi im aedisteii «od «iebeateD
Muk, Bach Gbr. BiaMtete, waree «üb boMiSBÜMlieB Smdbotep
zugleiob- die geisUgea Bikber dm VoHbcs md hatte» dam» ▼on
Hause aus ein geistiges Übergewicht fiber dasselbe, daher bildete
sich die Macht der (loistlichkeit hier mehr als midctswa aus. Die
GeistlicheD heisscD hier Lama, d. h. „Obere;"^-^) über die Be-
deutung der obersten Lama können wir erst nachher sprechen. —
In dem einen Drittheil von Tübet sind aUetn ^000 Kloster mit
84000 Lama; der dritte Theil aller Männer sind Lama; und in jeder
FaauUe noM tod mehrerea SOhnea jedealalb aaaer «la Geiatfieher
weideaw**) DIoKlOatar sind Bieiat Grappe» van Lamawahaaagaoy Klo-
■taratMte; io eiaer diaacr „lamtmtrien" leben 4000 LaoMH in aber
«adem 8000. Ab der Spkie Jedtr LBaaBeii« ateht ab Gmbs-
Lama, und unter diesem verschiedene andere h^ere Würdenträger.
Jeder Lama hat einen oder einige Schüler, die zugleich seine Diener
8ind; Nahrung und Bekleidung erhalten alle vuu dem Kloster; in den
von Huc un<l Gäbet besuchten Lama.serien hatte jeder Lama ein be-
sonderes Uäus'clien, von einem Garten umgeben. Diese Pflege der
Gärten erinnert wahrecbeblich aadaa aiaprfingliche Leben im Waide.
Über die vieieD weissen, in Straeaea geordneten Häuser ragen die
Vampel heirer; mim Oebat weiden db Lanm daieh Glechea eder
davch Bbaen anf fieemuaehelB gerafea. -Die Lama lind etaat,
nehweigaam, mild vod liteimdfich« Ihie IMaeipliD aehr abreag; aaf
den geringale» DfebetaU iat Braadmathnng an der Stitn dareh ein
glühendes Eisen gesetzt Manche Lama leben auch als Einsiedler;
viele leben aber auch in Gemeinschaft der Laien. — Die gegen-
wärtige Gestalt des grossten Theils des Laroawesens stammt aus
dem vierzehnten Jahrhundert, wo ein fremder Lama „aus dem
inoaten Westen'* nach Tibet kam, und der Lehrer des Tsong<*Kaba
wurde» weiebet nach dam Tode dea Ifemden Lama ab Reformator
b Hbaaa anßfat« von wo aich db aenen fiiariebiangeB bald Ober
da* «hrigd Tobet verbveMetea. TaeBg4CBba wird noeh Jetst ab eia
■eOiger vetahrt, aad eebe Lebhe b ebom Kbater ab kBOtbare
Rnli^aie anfbewalirt Cr iaderie an den Gmndbhran des BnddUa-
mus nichts, verschärfte aber die Disciplio, änderte den Knltus und
föbite neue Ltturgieu ein; nod die katholi^eu Missionare üue und
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CUM fiurfen «el&dMWt nit dem inlMMieiiblilMMltttf.
fallend. Sehr wahrscheinlich war jener Lama aus dem fernsten
Wf'stüti ein Christ. — Die cbiiie«i«eheü BudUhakluster sind den
tübetischen sehr iihnlich.
Die Laien, (Up&saka, d. h. Gläubige, Verehrer) waren von der
Ehelosigkeit, dem Betteln und der strengen DiseipAin entbnndeo,
»her verpfliditet in einem sittlichen md estlMÜlsamen Leben ; der
OfuM geitrt^ Getrinke ist Ifanen intenMgt.M} F«r die Laien
wnrdeo le dem iieigemrteten mongeUsdien und cbinedsdien Bnd^
dlhiemM die Fordeningen der FiOmmigbeit bis auf ein Kleinslee lier*
abgesetat «nd des HeÜ selir [eidit genselit; BekennfnissfimetB
traten an die Stelle ernsten Ringens. ,,Die Bewerbung um die
Seligkeit erfordert keinen ganzen Tag, sündern nur \veüiLi;e AiiL'nii
blicke jeder Morsrenstunde und besteht ir> einem zehnmal zu wieder-
holenden Gebete; sie ist also für keinen Menschen sciiwieris orid
stört keinen in seinen weltlichen Geschäften." 2®) — Es fritt
alimäihlich ein der alten Baddhalehre fremdes Element herein,
der Gedanke einer Seligkeit dvrel» veneiliende Ooade, «im
Seligkeit in Folge des Uessea Belcenntnisses, Mn^ inmieriiln b dv
schlUlslen Biehmalehre die reckte fiikenntnlss aHeSOnde« anlkelwB»
so hatte das seinen gnten Grand, and war IceiBe Begnadigung dnrd
einen veraeihenden Gott, sondern ein einfaches Verleugnen aHei
u irklichen Daseins. In dem spateren Buddhismus ersclu ^int Buddha,
oder lielinehr ein anderer, ihm nächststchcnder Geist [AmitaJ aU
Heiland, der aus Gnade die Menschen zur Seligkeit führt. „Wenn
ein grosser fi^Ander dem Tode nahe ist, so tritt ihm das Bild der
UuUe schon vor die Augen. Kaan er daim mit Inbrunst „„Anbeteng
sei Amita finddha^** spreoheD, und diese sehnmal wiederkelen, so
venvandelt sieh jenes Bild fn eben Lotes» mid er witd in den Ort
der StfigkeH entrilokt Buddha Icaon solches Bemrkeo« da seite
BarmlMrzigkeit «nd selbe Wanderkrafit unendlich' gross Ist. ... Wff
' aofBoddha sein Vertrauen setzt, der gelangt in das selige Land, wie
schwer auch die Last meiner Sünden sei; wer aber Buddha's Schuti
verachtet, der muss zurückbleiben, hütte er auch wenig j^esuodigt
Ein kriechendes Insekt, welches kein Stadium znrückleijen kann.
iLaou auf dem Körper eines iMenscheri sitzend, tausend Stadien weit
gelangen; ebenso ist es mit dem Menschen, welcher auf Buddha ver*
tra»t. Wenn jemand « der sein Leben iaag BCses gethan, lebende
Wesen getadte^ seine Mitmenschen gektinkt und heeintrSdit%t ktt,
Adelst TOT selbem Tode Buddha anruft, dSr eiwiiiit deonsch iBe
SeÜgheil.'^iC») Buddha kann alle IfensdieB reUen, aber kehieB» den
der«fU«he Mit >0 Hervorkehren einet PeMQolichhri^
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661
als gnadenroller Retter, diese Bescligung durch den <«iauben allein
ohnß Werke ist ganz cegen die alte Buddhalehre und unfron das in-
dische Bewu9stBeiti überhaupt; die alten Sutra wii<^en davon nichts.
Die frühe Verbreitung des rhristenthums bis nach China und die
wahrscbeisHdie Ankunft dnistlicher Sendboten in Tfibet bringen die
VermutfavBg «ehr nahe» d«M wir es hier mit einer VermischiHig mit
ebfietlidMa EtioMniiigeR m tirao heben.
•) MbH, hl «. AbhaadL d.Btri. Akad. 1844, Tfailol. 8. U5 ff. — «) Ber-
■sei. 1*9. t7i. m, 9M; LaiMn, Ind. Ali. D, B. S«8. 449. — •) 8«bott, «band.
184S: hitlor. SlatM, B. 461 elo. «) Saholfc, s. a. 0. 1844, & 178. ^ ») Bern.
ISS ff. — •) Foc-K, K. 350. — ») Spiegel, im Aoshod, 1848, 8. 4W. — •) La«,
•en, II, S. 237. — •) Bura. 293 ff. — i«) Bumouf, I, p. 876. etc. 286. 298.;
Laasen, TT, 4'i(). ^9. 422. — •») KAtecTiismus der Scham an(>n , r C F. Ncumaon,
Ml liigeua Zeitschr. IV, 1. S. 66. — i») Tiurn 577 ~ »») Bani. 33S. 27ri. —
>*) Buxn. 320. 331. — Tennent, das Christenthum in Ceylon, 106. ^ ' •) Bnm.
29« ff. — »») Lassen, Ind. Alt. II, 228 ff; Foe-K. K. 26, — >•) Liuwien, II. 423.
— >•) Bum. 278. — •») Wikon, Theater d. U. 1, 234. — •>) Bum. 278; J?oe-
Koea-Ki, III. — Spiegel, in d. AUg. tfonatidirift, 1858, 8. 5S8. — •«) Tran,
tat Aodaad, 1848, 8. 700. — *«) Schott, a. a- 0. 198. — C. F. Kenmain, im
Awland, 1848, a 88. 88; Hoe n. Gäbet, ebeod. 1850, 8. 881. *•) Antlaad, 1850,
&. ose Jl; 1848, a 88; 1847, a 1088. — Asihmd, 1890, 698 ft »•>Bwa.
879; Foe-K K 67. ISS. — Tting-tn-uMi, bd Sdiott, Wk — EiMMt
854. — •*) EbeBd.841.
Da der buddhistische Kult nicht einer wirklichen Gottheit,
sondern eigentlich nur einer Idee gewidmet ist. und alles geist-
liche Thun und T.cben aus der Frkernitnlss der Wahrheit von
selbst folgt, 60 ist die einzige kirchliche Thätigkeit die Be-
lehrung. Diese kirchllehe Lebrthätigkeit onterschcidet sieb aber
von der der Brahmanen nach zwei Seiten hin. Einmal ruht sie
nicht wie diese auf heiligen Offenbarangis-UrkQndenydiettnr dnrch
e« ernstes nnd dsuemdes Stadiom erdffhet worden, sondern
snf dem einladien nensehliehen Bownsstsdui jedes Einzelnen ;
die Wahrheit brancht hier nicht hi der Tiefe gesnoht an werden«
sie iiegt überall oüen zu Tage; das Elend des Daseins verbirgt
sich nicht, es braucht nicht durch gelehrte Forschungen er-
kundet zu werden. Der Mensch bedarf also niclu einer tief-
gehenden Unterweisung, sondern nur einer Anregung; es brancht
seaii Ange nur auf den richtigen Punkt hingelenkt zu ^vcrden,
nnd er sieht sofort alles von aelbat* Während wir dalier bei den
Brahmanen ein jahrelanges ernstes Stndiam finden, ist hier nur
eine gana leichte, Tolksthfinütehe, keines tieferen Forsehena
hedflrfenda Bekhrwig; kvrse, lelelit fassliehe SStae, Sitten««
D. as
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_ m_
sprach? wid eUtfiiohe LDbensregebi ftlUMi «iuigMlilMlt
dieser Lehre. Die Qeletlichea sind daher aneh nieht die Ver-
treter einer höhoren Wiseensehaft, sie haben nur einen aehr
einfachen Gedanken praktisch in ihrem Leben darzastellen ; sie
sind daher meist sehr unwissend, im Gegensatz den meist
hochgebildeten und gelehrten Brahmanen.
Zweitens gehört hier die Fj-kenniniss nicht einem Stand»*
allein an. Alle Meuscheu sind in dieser VVeitauschauiuig von
Matur einander gleich; keiner bat vor dem andern etwas Ter»
aas; alle sind aar Erkenntniss der Wahriieit berofen* Das
ganae Volk moss dämm belehrt werden , und eigentlich sollte
es ja gana in die Creistlichkeit aufgehen. In alten Zeiten zogea
Wanderprediger im Lande umher and belehrtep in Städten and
Dörfern das Volk; das war miter den Brahmanen unerhört Alle
fQnf Jahre wur<Ic das Volk jeder grosseren Gemeinde versam-
melt und die wesentlichen Lehren und Vorsciirilten ihm voraie-
trageii. ') Die grosse Kinfaehheit der in ihrem YCrneinenUe»
Wesen sehr inhaltsarmen J^ehre hedurltc einer häufigeren Be-
lehrung nicht. Auch Inschriften auf Säulen dienten dem Zweck
der Volksbclehrung«^)
Folgerichtig war die Beiehrang auch nicht auf ein einziges
Volk beschränkt, sondern hatte die Menschheit zu ihrem
Gebiet* Nicht eine Kaste, nicht der Indier, sondern der Mensch
soll die Nichtigkeit alles Daseins erkennen uemI in dieser Er»
keuiitniss die Weisheit erlangen. Nacli dem Beschlüsse des
dritten aligemcinen (\>iicils 1246 vor ( lir.| solitin Sendboten aus-
gehen in alle Well und lehren allen Vtilkern des Erdkreises tüf^
beseligende Lehre der Nichtigkeit. ^) Dieser Gedanke des L ui«
versalismus und der Missionen ist in der bislierigea Knt-
Wickelung des Heidenthums etwas ganz Neues, war vorher
auch gaaa uiimüglich. Die Wilden vriaaen rm der Menschheit
noch gar nichla^ die Chinesen wisscB nur von sich ab der
wahren MenacUieit; si^ begreifen nur dlis 'Fertige; die wahre
Mennebheit kann nicht erst werden» aondem sie nrnss schon
sein, rouss eine bestimmte Gestah haben, und diese ist eben
die des chinesischen Staates; die Vfdkcr ausser China gehores
nicht zur wirklichen Menschheit, sonst hätte ihnen der Himmel
auch (Chinas IMhlnng gegeben; da aber China und der Himmel
keuie Geschichte haben , so kann es auch beider Aufgabe nicht
sein» die Barbaren allmählich in das chinesische Bewusstsein
hineinzuziehen; d^nn dami wfire ja eben das Uinimelreich nocä
sieht fertig) in China aber ist aUes toh Hansa ans fertig» M
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MS
den Bnluttaiieii aber sinil MteioMii »odi wtaigar dcaUbar« Die
Meneehhcil ist da in Teraditedener VoUkenmenlieit §n$ dem
göttlichen Uriceime Imansgewaelieeii , und das Veilf Gettee kann
eeifie natflriichen Votaige keinem andern Volke mtttheilen; aus
dem (^udra iiiu] aus dem Fremdling kann so wenig ein Brahmane
werden, wie aus der Distel ein Feigenbaum werden kann; was
hilft alle Erkenntniss dem, dernicht berufen ist? Bei den Brab-
manen ist es danim ein histerliclier t'revei, die göttliciie Wahr-
heit dem Unberufenen mitzutheilen , — bei den Buddhisten ist es
beiligate Pflicht, und sie sind das einzige heidnische Volk,
welches den Gedanken eifnasle, durch friadliohe Mlsaienen die
ganae Menachheit an einem Bewnaataein an bekehren. Ea ist
diess wieder einer der vielen Bertthmngspunkta des Baddhiamns
mit dem ChrialeaAam. So ist es gekommen» dnaa dar Bnd-
dhismas an Kahl seiner Bekenner htäd alle flbrigen heidnischen
Religionen iveit überflügelte, und dass er ganz allein in der Ge-
schichte des Heideiithums uielit eine Beligion ^iiies \ oIkes.
sondern eine Religion der Menschheit p^eworden ist; Indier,
Chinesen, Malaien und Mongolen reichen in dem Bekentituiss
der Nichtigkeit alles Daseins einander die Hände.
in den Klrtstem findeo regelmSssige Vorlesungen and ErlSute-
rangen der Cvesetse staitl;*) das Leseo der Sutm ist dea 4a^iaiti^
eben voigeschrlebeD; iadess sind die Snira ketaesiregs als dia
wabre Qnelle der Erkenotniss an betiacbtea, sind aidbt OIRmbanaigf
sondern jeder Henseh braacbt nur einfiich in sich selbst ond ins
Leben an schauen , so hat er nmnittelbar die Wahrheit.
^akjamuni erklärte niederholt, dans seine Lehre für alle Men-
schen bestimmt sei.«) „Wer ein alle Wesen rettendos Her/, he-
KitiKt, der fühlt den Drang, sie alle und nicht sich allein (zimi Heil)
hinflberzufübren. . . Jeder denke: wenn Andere von dieser Lebro
erfahren, so will ich mich freuen, als oh ich selbst sie erst kenne»
lernte; wenn Andere nichts von ihr wissen, will ich mich betrüben«
als brachte es mir selber UnglOok Gross ist unser Vetdienst»
wena es uns geliagt, aiebrera Seeleo sa rettea; grtsser nschi wenaf
wir heiiriiken hConen, dass die dnrdi uns fSnnnihlgten wieder
Andeire ennuthigen und die Lehre um Unendliche fiiripiaaxea. 'S»
kann die Lehre vom Hell elnat alle Welt umfassen, und alle We*
seil im üceun des Jammers kunnen gerettet werden... Der Mensch,
i\('u ich ermuntert, das Heil /.u erstreben, wird als Buddha unzali-
liu'*' Wesen hinüberlülirnn ; urul dazn bin ich einst die Veranlassnnt»
gewesen." ^) Der immer ucuo Wurseeln aehiageude indische Feigen-
hama ist ehi EUd dieser Misshmsthatigheit
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Der geringe Uaififtiig 4er BuddlMlelve umI ihr melir oegatnrer
als poeithrer Chmkter gestattete eine gcwisae fiesoUiDeidigkeit hu
ihfer Verbreitung; sie trst asderen Religiisien nicht nrit sturer
Festigkeit und scharfer .Ansschliesslichkeit gegenttber, stNidcni
fiigte sich biegsam ihnen an. Lernt der Mensch durch die redite
Erkenntoiss erst Hie Nichtigkeit alles Daseins kennen, so nrird er
das Interesse ni) positiven Lehren schon von seihst verlieren. In
China lehrten die Buddhisten : „was Foe gelehrt hat, ist von iler
Lehre des Kotig -tse nicht verschieden; der iVarae allein ist ein
anderer»" und die Buddhalehre ergänzt nur jene^ denn ,,die Lehre
des Kong-tse ist nur för dieses Leben berechnet, sie befreit als»
nicht ven der Seelenfranderang; die Buddbaielire aber ist auch lär
jenes Lehes «sd liefreit von der Seelenwanderasg/'*)
*) BacBouf, m; LasMn, lad. Ak. II, 168. — *) LaiMn, Ind. Alt H, S56 elt.
«) BbMid.n« SS9. »4 «le. 441. ^ «) Kat d.8ch. a47. - ^Xta«. 4t.-
*) Bvm. les. 199. 0 Tting-ta-aen, bei SehoCt» S47. 9M. IM. ^ *> Tkiaf>ta-
M b. Sehotk, m, SS& 997.
§ 1^.
Das Ziel des frommen Lebens, des Kultus, das Heil, ist
eine immer grössere Aufhebung der sinnlichen Kinzelhcit, eine
doreh viele Stufen hindurchgehende Befreiung von den Ban<Ien
des wiridichen Daseins und seinem Schmene; und der Mensch
gelttogt daam daroli die hdehsteEriLenitniss und Weitentsagung»
wem wkhii aehon in seinem ersten Lelien, so doch dareh die
LAtttemngen der Seeleawanderang» die um so Iftnger sich
wiederholt, je weniger fromm der Mensch ist 0 Auf der hdeh*
sten Stufe menschlicher Vollkommenheit in dem irdischen Le-
ben, die sich in der Würde der Arhat offenbart, ist der Mensch
von den Fesseln der Natnrnothwendigkeit befreit, das nntürliclie
Dasein und die \\ irkliclikeit überhaupt hat für ilm kein Recht,
keine Geltung mehr, und Ihre innere Nichtigkeit und Unwahr-
heil wird von dem Erkennenden nicht bloss gewusst und ausge*
sprochen, sondeni auch thatsächlich dadurch bekundet, dass er
ihre Gcsetae nnd ihre Macht nicht mehr ab zn Recht bestehend
nncikcnnt, sie dnreh seine willlLurlichc WUlensniheht dnreh«
bricht, mit der Nntnr spielt, das Wirfcllehe als nicht wirfcliefay
. als unwahr anfiseigt; diefis ist der Gmnd der den höchsten
Weisheitsstufen zugeschriebenen Wundermacht, die hier also
eine ganz andere Bedeutung hat als bei den ßrahmanen. Bei
diesen ist sie der positive Beweis der in tleiu l 'minnien wal-
ieiulen ßrahmamacht über dif Crcatur, bei den Uuddbistrji hat
sie einen verneinenden Charakter, hat nur die Unwahrheit,
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S6&
die Haltlosigkeit des Daseins zu zeigen , welchem» dem gewöhn-
lichen Beu usst.M in als fti»t und wahr Diese Wandermacht
weudet dtr ftumrne Weise dazu an, den Schmer/ des Lebens
den Meij>.clitii /AI tTicichteri). Dieses Thema wurde besonders
s^ter der spielenden Phautasie eiu sehr ergiebiges Feld.
Die höchste Stufe, die der Mensch aa erstreben hat, ist die
Bnddäa-WMe; wer ihrer theilhailig wird» ist dem WeekMi
der Gestalten und der Seeletfwenderiuigp eatiionuiiens »»In Bud-
dha» der die Bedingungen des GelNireawerdene «ad Sterbeaa
mnMohtet hat» nimait dae Sterben ein Ende; w0tk Allen» welehe
dteseir Bnddhawfirde nocli nicht theUhaftig geworden, g^ebt es
Keinen, der nicht dem Tode unterworfen wäre.**') Die Buddha-
wurde ist nur erruni;ci), nicht urspfHinglich einem Wesen
eigen; ein Buddha ist nicht ein Gott, der sich in die U elt herab-
senkt und seiner Gottheit sich entäussert, sondern er ist ein
Mensch, der sich» der Welt entsagend, über die SchranlLen des
natürlichen Seins emporgeschwungen hat; „alle Boddlia's sind
es wahrhaft geworden/^*) Bei den Brahmanen werden die
Gatter a« Menselien» bei den Baddhiatea die Mensehen gewisser*
massen an CvOttem; dert geht dieLebensiMwegung des Alle Ton
Ceaftrom naeh der Peri|^rie, von oben naeh nnten, hier von
unten nach oben, von der Peripherie zum Centruni; aber das
tyentmm ist hier gleich Nichts.
Atle Menschen sollen Budtiha's werden; aber es gelten
auch in den höchsten Kreisen nach späterer Lehre noch Kang-
unterschiede; ^kjamuni ist gegenwärtig der höeliste Buddha,
gewieeer messen der Schutzgeist seines Volkes, aber niehl ein
Gottr — viele tausend gleich grosse Buddha's gingen ihm Tonui
«nd werden ilun noch folgen;«) die belehrende und leitende
Thitigkett fakjannint'a ist eben nur über die Gränaen des irdi-
schen Lebens hinaus erweitert, bleibt eher dennoeh refai meneeh-
lieh, und Buddha wird dadurch ebenso wenig zu einem Grott, als
CS etwa ein Schutzheiliger ist. Endlichkeit und Vergänglich-
keii ist das Wesen alles Daseins, auch Buddha's selbst.
Zunächst unter dem höchsten Buddha wurden später die
Bodhisattva gesetzt, welche die höchste Erkenntniss errungen
iiaben und als hÜfreicfaeSchntzgeister in den höchsten Geistlichen
wiedergeboren werden, um »»alle Menschen ohne Ausnahme
der BnddhawMe theilhaftig an machen.** ^) Der Dalai-Lama
ia Tfibei gilt als eine solche mensehliehe WiedeigelMn eines
Bodfalsattirn» seltener nnd Inoonaeqnenl ala eine Gebart des
fehjamnei selbst. «) Die hrahaanieehen Avataten [S. f7L tt7]
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I
llegeM au^eiisdi^lMi dtaett MeMckwörtoee» der Biidhi.
gastcr OT Chninde.
Ton Wundern wiMen die BuddhamsbrifteD viel su eniUen,
• iiidst luit dem gowühnlichen Charakter de« Maasslosea. Die buch-
sien Geistlichen, die Arhat» niüsseit JuUc (>< stall annehmen können,
iiiüsscn auch die icisc^tcn Tunc hürcn. <lic Gedaiikcn Anderer und
> ihr (iehcti \ov ihrer licliurt erkcinicu und auch tiie entferntesten
ÜInge sehen, das Vergangene und da« Zukünftige schauen. 7) Die
frönimen Bhikdchn können sich verwandelD, Jk/Haoeo einen einsigiea
' käekh in 1^000 venrielAltigen und die«« dai» wieder in ein^ ver«
■ uamleln, [eh aehr beliebte« BIM], <— bßimen in Rame liagaa
' diMi Beirge und Felaen biadorch, Ina Waaaer nad ia die Erde aidk
■enlfenf^ wenn ein BUkaehu 'Wandet tbat» erbebt jedesBMl die
£rde.^) An den ZauberlcrXftea nebmen aacb die ^eiatttebett
l'rauen Theil.') — Die Sutras hetrachtcn die Wunder als ein wich-
tiges Mittt^l. der f^ehrc l.ingatig m verschaffen; „die durch ciuc
iilteriiaturiit he Mnchl bewirkten Wunder ziehen schnell die ge^vithn-
liclieii Menschen an." i^) Von ^akjaniuni seihst erzählen die hei-
ligen Schriften viele phantastische Wunder. Buddha, mit den Brak-
' maneu einen Wcttkampf eingehend, der vor vielen 100,00(1 Menschen
•irtatlindet, aeadet den Boten, der Ihn auf den Bdwaplata «kboll,
' ikifloh die liuil surOek) lAacbt das m Flanuacn atebende Gebiade
durch seinen bloaaen Willen, Ifiast eto die gaaae Welt erleaebtea-
' dea Licbt^eiacbeiBeD» maebt dureb AofaCaiapfeu ndt dem Vaaae m
Erdbeben'» Loteablnmen fallea ana der Luft, und Umnilacbe Har-
. nioirien crtfincn, iStrahlen gehen von seinem Körper aus; er ver-
. ^('Inviiidei jiiöulich von seinem SitzQ und erscheint schwebend in
<ler Luft, sitzend, gehend, stehend, liegend, bunte iStralden um
sich ausbreitend; von dem untern Thcile seines Korpers gehe»
tflaaunen, von dem oberen Itei^en aus» einem VeratimiueUen setzt
er die abgehauenen ÜSade und Fdsae wieder an, u. s. f. Zuletzt
eracbeineu lauter aitaende Buddha'a aeben and über einaader hia
eaipor. Baddba fordert nua die Brabnanea auf« ein
Olelches au tbtta; da atnaat lauacr Biaer deo Andern aa: Geb da,
' du bfat an der Reibei aber Keiner effaebt aicb. Da Yeracbwiadet
• ^daS 'CkbSode, unler welebem aie Mtzen, «nd^ werden rmr ebeai
i'latzregen überschüttet, ^v;ilircnd die um Buddha Versamiaelteo
' ohne Regen bleiben; die Brulimanen fliehen, ^i) -
» Die Scelonu aiulernng wird in den Budd haschritten mehr als
' anerkannt betrachtet als begründet. Wie ein 6piegel, abge^visi ht
und gereinigt/ klar wild, und die GegeaatÜade in ihm deutlich zum
i VövAcbeia kmoMii, ae konmt «mfa, wem die Leblnoacbaft fiaa-
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507
lieh bej»eitigt ist, und mau uiu-h dem iieüei/. der i\iehtii;keit wan-
delt, die ErioaeniMg an die fräliere Existenz ** ^'*) „Dem Mensdieo
wird hieiiiedeD fergoUen, was er tu einem früheren liasein ge-
tiian/' <s) ,,Der Meaach stirbt efgentlidi niemalf«. Die Seele nfanmt
in eMeai Kj|fp«r llne Beliavnng und Mehl Ihn ehe Zelt lang;
<ieeo -neoet man gehören werden «ad leben; eie Teriiaat den Klir-
per wMer, dieaa nennt man Sterben. Dan fCemmen uAd daa Oeben
der Seele sind Wirkungen früherer Ursachen. Veriyeltiinii IVir Tin-
ten; ist die N crgeltung für ihre früheren 'l'liatrii i rsrhöpK, so wini
die Hülle aerstort, und nn.scrc Sccl<! wird \uu i\or \ pv»iAiuuv, lür
die Thatcn dienet» Lebens in eine andere VVohnMUilte getrieben;
diese iai.Netnrgeaetz: um aber der Hoelenwanderung entrückt und
von allem Jammer crIoKt ku iverden. bewerbe sich der Menach um
dba ÜeaL^-M) iincb die VeracMedeakeit der Kanten wurde anfange
mam der jSeelenwanderung eHAlirt. 1^) Die Seelenwanderang wird
ancb auf daa Thierreleh anagedebnil irie bei den Brabmanen; ein
bwddbieliMea Volk x. B« war rorbcr ein Miwarm wÜder Bienen;
bSüc Mcnselien werden Schbuigen , Skorpionen etc., weniger b<iae
i%erdon lvlc|jhant<ni n. a.
Mit jlcr lichrc von «Icr Neclenivanderuni; \i'rliiiMli»t »irli am Ii die
aus der iiraiiiualeiire eritn<imnHMr(* Vors(<'lluri^; von inclirertMi tlül-
loa»*^) und in den nu'hr genii»icbti>ii Lclir^iystenien die einei» wonnigen
HimmelH für die Guten. In letzterer ergeht sich bef^onders der
tibetiache und chlneab^che Huddhismus, malt die Zukunft mit den
Inckeadeten Farbe*, ein Leben in beatfindiger Jagend In einem Pa-
radiene voll Qold und Bdelateinen» die Luft mit Woblgerdcben
gefiilll und «ronnevoUen Uarmonieen, die ailberaen Bfiume
voll kontbarer Frflebte, die Menschen waehaend aua LotoaMnmen
u. s. vv.;**') dic9H sind «her fremdartiGre Venini*ta Hungen der reinen
l^ciue^ die «elbait in ( liina iimi i übet mmi <Ipti tiefer Erkenncndon
eulNf'hti-tlcn verivorfen werden; .^es giebt nur ein l'aradie» de»
Herfens ; aut»tier ihm Int keins.''
.,AUe Mennchen können Hnddba*M werden; dai^ Ziel alier \si
die ßnddba»'firde;'^M) dann haben sie die bücbste Erkenutnlas and
MaAty lind sind der Qnal/der ^Seelenivanderung entnommen; sie
wirken .afcigeieligeiläeht'e flir daa Wohl der Menseben« dem ^^akja-
mMt an Knbg vfilMg gleicb.«) — Buddba*s Sebutawatten wird bis-
weilen^ -mit emeii Aaflugie von brabmaninchem Pantfieiamua als ein
Gittitohnen desselbeh In dem Menäeben vorgesteNt; „lluddba's
Her/. Mohut in alien Wesen und lä^st .sich darum aus den Wethen
ziehen wie der Rahm ans der Milch.**«*)
Au den Uedankeu steigender VoUkommenbeit der Frommen
Digitlzca Ly Gu^.' .
M8
scblieas« Mt 4ie VoratolkNis too Sekntsgeisfeftt wflklM
arsprfingllcli Menccben, ■achlier mn bSkeren Stute der VoHhaai*
iiienheit aufgcstiegeD, den Menschen beistehen; — oft werden, in
Erinnerung uii tlic hrahmanische Gottcblchre, drei hübere Geister,
— niedriger als Buddha, — besonders hervorgehoben. Die
höchstf»n dieser waltenden und helfenden Geister siini die Bodhi-
aativa, d. b. ,,daa Wesea der Krkenntniss Besitzende/' weiche aber
^•n der SeelenwaDdeniug noch nicht befreit sind, vielmehr zum
Segen der MeoeelieD wieder geboren wenlee* Es ist die Dsich-
gangsstofe znt eageotlielien Baddbawfinle.M) — > !■ deai titeUeihea
«ad noflgellaclieD uiid fibolich im ehioeaiachea Buddymiis Mei
sich auch michtige b9ae GeUter« die aar Sincle verandieB, abo
Widersacher des Buddha sind, die Mara oder Schitpn, (ehinesiscb
SL-hiu);2^) dici^äi gehurt unzweifelhaft den schaniani^ichcii Bei-
niisehnngen zu der reinen Buddhulehie an, die davon nicht«« wei«s.
Die Menschwerdung der höheren Geister ist nichts anderes
als eine Seelenw anderuug , deren Zweck ein criuseoder ist lier
f .amaismus hat diese Seite des Buddhisraus besonders entwickelt
Wenn ein Bodhisattva von einer Mutter empfangen und wenn er
von ihr geboren wird, entsteht ein grosses Brdbeben, ebenso wem
er in den Himmel surflclAebrt.^^) Diese Menadiwerdongeo spieles
besonders in Tfihet eine wichtige Rolie. In Tfibet sind etgeotlich
immer swei geistliche Obeihaapter, in derea Jedem eia Bodiiisattr«
Mensch wird; der eine dieser sich verlcoriiemden Geister siebt
hoher als der andere, und i.st zwar nicht ^akjaiuuni selbst, aber
mit iiini in engster Verbindunt?. Beide OberhSupter weihen ein-
ander gegenseitig; der {xditistli bedeiitsrxmerc ist der Dscha-nitso-
Jjaiua, [lübetisch = Weltmeer der LuniaJ, bekannter unter dem
gleichbedeutenden, halbniongolischen Namen Dalai-Lama. Die
%veltliche Herrschaft der Oberlama schreibt sich erst von der Ad-
Ordnung des Mongoienherrschers Knbilai her» der 125) Tibet
eroberte.*^) Aach das geistiiehe Oberhaupt vieler LamaklSSler
gilt als ein menschgewordeoer Bodhisattva, Bei dem Tode eise»
Oiier'-Lama n*«rde sonst die neue Verkörperung des waftesdes
Bodhisattva durch eine Art Oral(el verlrflndigt; ein Kegenbogei
oder ein anderes Zei<;heii /eii^te den Weg /ti dem Orte, wo der
wSchntzgeist wieder Mensch geworden. Der bezeichnete Mensch
musütc «ich einer Prüfung unterwerfen, und den Beweis seiner Ein-
heit mit dem Cvestorbcueii fuhren, indem er dessen Bächer, GerSlh-
schaftcn etc. aus anderen herausinden, oder Angelegeaheites, die
Jenem beluuint waren, wissen masstew Bei der Wahl des Dalai-
Lama verOhrt maa jelit viel einfaeher; es worden dieNemea daer
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Mi
Anzahl in der Todesstunde des letzten Lama geborenen kimben in
ein goldenes Gefiisa gewurfen, uod nach einem finrhfltcr wird im Bei*
•ei» des duoestcbeo StAlfthaltere der Olane des neuen Lanu Uer-
wegoloeei; eA werden nur Kinder von soldien FaMÜieii ta die Wafcl
geiogee, «reiebe die chieeeieche Regiermig begfaMigii die Biel»*
fwweedtee der hebe» LeM eied aM«gesclileeeee»M) IMeeetLaM-
eystem IM mr i» Tibet »ad in deai deTon ebbiegige» tteogetteeben
BeddMeeM», oed weder in €Ub» noch in andern LXadem. Scboo
lange ist dasselbe in entscliiedenem Sinken uud gilt vielfach nur
nocb alö politische Handhabe der cliinesischen Herrschaft. Die
Lama selbst sind nicht immer die (liäubic^en. Die Missionäre Huc
und Gäbet reiften zirei Wochen lang mit einem achtzehnjährigca
Oberlama, dem eeiee steife Wfiide «ehr schwer wurde; die Gläo«
bigen fielen vor iftm auf die Knie; er plauderte aber lieber b» Zelle
geertMbIluh «ad beltor bH dea ^Laiaa de» Weateae;«« wea» am
ib» Iber eetee MeaaebweidaBg befragte, wvtde er tetb «ad aegte:
„epreebt Mir »lebt vea diese» Dfaig«B, ibr aiaebtaM inuu<g.">«)
*) BnnKmf, I, p. i:>2. Sduaidt, SM&ang SMtoen, p. 4M. *) 9mm,
SwlMB, p. 348j Hoer. ^vmoL At. VH, f. 177. •) M Maid*, fli. ^ ase-
— «) flcMli, Foneb. & 171. 179^ Foe-Sona-Ki, p. 19«. — M Scbnudtt
8t. SfltfMn» 8. 419. 439 «Ic^ 809 elc; Foa-K. K. 134 «le.} fidwtt, a. a. O.
169. 170. — •) Schmidt, 8«. St. p. 414. 93S etc. SS7; dattelben Tonchungcn,
S. 209; Foc-K. K. p. 118; Schott, 185 ff. — ') Born. I, p. 294; Foe-K. IL
30. 3«. 9^. 207. — •) Foe-K. K. 217. — •) Wilson, Theater d. H. II, III. —
»«) Bnrn, lys. — '») Born. 153. 164. 171 — 185. 195. 262, »») Sutra der 42
SAuc, V. JSt hielncr, n, a. 0. p. 71. — *•) Bei fcichott, a. a. O. '^24. — »*) Tsiiig-
tu-ucu, bei Schott, 25u. — '») Burn. 211. — Töiug- tu - ucn , b. Sviiud,
257. 271. 2 7ti. — Burn. 2ul; Foc-K. K. 296; Taing- tu- uvn, bei Schott,
330. 345. — FalUs, histor. Kachr. II, 64; Schott, 211 (t; 9S6w 989. 989. —
>•> Mv-ta^M, bei SAoll, 990. — BInuL 948. ^ «0 iM. 901
Ibe^X. K. 190. ^ »B moeiaHwhw KatacUnnwi M 8«sboM, a 188. —
*•) Sofeeti, 990i — *<) Bm. 109. 110; Soa-K. K. 9. 10. 90. 88. 87. 190 ff. ^
*•) Klapioth im Foe-S. K. 947 ; Schott, a 188. 971. — *•) Klaprodi im Foa-K. X.
917. — *0 Schott, S. 192; Neumann, im Ausland, 1846, S. 51. 53. ^ **) Schott,
198; Hae and Gäbet, im Antlaad, 1850, 8. 880. — A. a. O. 880.
S 174.
Ein F o r 1 1 e b c n deaMenaoben MMdi dem Tode wird also zwar
M9 der Fom der SeeienwaBdemag eus derBrabraalelire karObdr«
geooanaeB, md es werde» die TeraebiedeBem NetwaBtege» und
Sebidksele desMeBseben ia den gegcnwirl^eBLebeB elie dieser
VMdelHing hergeleitet, i) — aber wie eelieii ia der BrabaMdebre
die Seelenwandemng ein untergeordneter und vorfibergeheader
Zustand war, und eigentlich als eine Strafe für die Ujifrommca be-
trachtet wurde» so gilt diefiolbe im Baddhkmns aoeli viel mehr
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S70
als ein unvollkomincner, voi ülu rs^eheoder, nur den (Juweisen
treiieriiier Zustand, hat zum Zieh- die Erreichaii§; der höchsteu
Erkern itniss and Sittlitüikcit und damit zugleich das Kiiigeheu
itt das Nirväna, das reine Nichtsein, in das voUkom-
mme Verloschen in Vichts. Das inneffe W«mi 4et Welt
iai 41a Nicirtigkeil, und diaaaa Wesen nmss'MlaM ^ick' alles
mmtSm Daaein IriodarelMkiiigen, iii«as.alie Form» das Mas
▼Ott aich aMrelfen; und wie i» der Brnkmalahre alle Welteau
wieferimig zo eiaer AaflAauag in daa eine Brahma hinflUiHe, so
muss im BuddhistiHis alle Entwiekeiiing zur Aiifl(>sung in da»
Niehls hinfüiiieii; denn alles ist auä» dem Nichts ent>»t{indcu und
alle« wird zunichte; der Sitom des Lebens l ausehi der Ver-
nichtung zu, und zuletzt wird alles. \vi(: es atn Anfang war. —
die grosse Kulie des ISiciits. Mit der Gehurt ist auoh der Tod
gegeben, und die Wahrheit alles Lebeadf^en liegt darin, da^is
seia Pulssdilag dem ewigen Tode «iitgegenschldgt. Alias lie-
ben iai ein Sterben, aUes Waeliaen ein Veitelent «bw&ris
alidmen den Daseins Wellan; jede Mgende Periode dea Weltea-
lebeoa trägt kennlKolier die Züge daa Xodea nndi Immer hastiger
eilt es der Vemfehtmig «n.- Der Thdr mir htit die Dinge ftr
bestehend, und alle Weisheit ruht in der Krkemitniss, dass
alles niülitig uiui eitel, alles ein Üüchtiger SchauiU) ein trüge-
risclies Scliattenbild ist
Mag iuimerliin dicßuddhawürde ein glänzendes Ziel mensch-
lichen StreUens sein; auch jeder Buddha veriiiUt dem grossen
Schicksal, und es kommt der Tag, wo aneh diese HerrUehkeit
zerstiebt, und der Buddha eingeht in das grosse Nichtsein.
Aües Weltlebeo geht abwärts, verliert unmer mehr aehie Voll*
konaneDheit; moehte oneb» aach aiaer opMarea Sage, daa I^ebao
der ersten Meoschen so viele Jahre daaem, als die Zahl der Heiscu-
tropfen betraget! würde, wenn es auf der ganzen Erde ilreiJabrIang
utumlerbrochen K ^ncte. — iku U Auderri dauerte es 84000 Jalire,
.Sil sinkt (Iiu li lij (Irti iolfjcndcn Geschlechtern die fjebcnsdaucr im-
mer liiolir. iHid tias l(;t/l(i Mensehengeschlec'li t w'ud nur hmcIi lOJ.ilne
alt, worauf die gegenwärtige Welt untergeht^) — »«Jeder liutidlia
binterUsst, wenn er in das Piirvana eingeht, eio Gesetz, welcb«^
den folgenden Geschlechtern verkaadigl wtrti ; dieses Gesetz zer-
ttUt m dreiStalBBt die vellkflnaneae, die scbeiabaie and die JMilsf
«ean di» Iblale vergaagea iat, wecdea die Bfaasebea dämm werdm
nad dem Btea-nnebhaagea; and Ihre Lebenaaait wird vea sisigm
KNMMMI iafarsB ao vetlilmt, daaa die, welche des Morgen» gdhsfss
werdea, dea Abeada Wieder steihtfa."*)
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S71
»«Uer SftBftira l^die wtrkliehe Weit] iat aetner WMWlitit MMOh
leer, seioer Form nach trdgeriach, seinen Wirkongen mmIi ▼«r«
Jcrhüdn fiirvikaa bt mmIi Miaer Wetenheit nach lear, «b«r «t
v«rdohletj6il«liMKtoiiS«irfb6ridtVDBalle»ÜM NMAm
heJewtet M <kdi ds» AaaliseheB^ wm «Iom F«aM, «In spar«
l0«Mi V«ndnviate «Ibm veifcer VoriMatooB.^ „Dm pam
wHBodato BaAdkiy MidkihBi 9t allo PIMMMmi elMM Ba^dHHi
erfällt, wurde, (gleichend einem Fener, dessen Nahrung auC-
gexehrt ist» ganz vernichtet in das Element des Nirvana, wn
nichts mehr ührig bleibt von dem, was die Existenz auMmarht.
Uie iet^icrc t orniei Itebrt oft wieder, oder wechselt mit ähnlichen
ak, wie: „wo nichts von den Elemeoten 4er Eiiatawi tiärtg bleibt,
W9 ktiii Einzeldasein mehr ist, wo F«nn, Gcfahl^ €Maali«i
BftHMBtaiai aafliiiw/' lUe abMinl« Laere»^) SMgo waaigar
pww^aiwte Mcteo «ad SiMeo faaaea sivar daaNlnraa* aef laaara
Waiae ala daea Sfiaataad aagaatflrtar, aahawcgter R«la$ aber dto
fciawiaa aad airengereaBkbtaagea lebrea aiit aataebMaaer flUor«
am Ziele aebioa Lebeos in 4ie paewiKcba
Leere versinkt, in die ewige Vernichtung: nnd diese Vcrnichtong int
eioOewinn, ist das höi liisttctiut, well sonst der Mensch fort un<l [ort
die Gestalten der Natur <1i]r< lilaufen mffssto, iiud besser als dic.'^es
int das Garnich t8e in. Ein individueile^ ewiges Fortleben nach-
iksm Teda kaan au 1' dem Standpunkte der objeelivao Wcltan-
sdiaauag aar aaf ilaa untoraa IMofen Geltung babeo, wo die W<dt
#liorbaa|it aar aaler der Form der IndivMaaHtlt erlkaat iat; ei«
Faftlabw der Mea FeraüallcbkeU aber ^Ort dieaer Wallan.
achaaa^g flttafbaa|il okht aa.
Bnmoiif, 1, 105. 414 etc. — •) Schmidt, Forsch. 8. 182; Ss. Ssctsen, S. .102.
A. 'BLcmnstii', mcl. po«th. p. 108 { Foe-Kouo-Ki, p. 389. — *) AninUeti der Bai t. lieii-
nMD ta niewi Z. III« 2, m - «) Mii^tvL iUtwb. b. B«bslt, 191, Bwa.
18} TgL Scholl, im — •) Bnn. 590; TgL 78. — ^} Biira. M9. 59S. 009« ftl9. —
*) Bonm. 442.
Zwdter Abschnitt.
WlMeuwliall.. AirML Mnmt
§ 175.
l>ejr Buddhismus batia Beziehung auf di» Witweniahaft Moeh
girilyre Hemnniaae als daa BgahiMi*BewmgUi^> fotaaliifaiid
diMe9k4Miclida8JiiteMMaiider Well, so bliab d^^ui«»«»
ktfimi imiermie «n Gott; os w«r oiii fMüiver lliltelpwkl if».
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_i7E_
Daseins da, und alle ciiizcinei) Dinge aui ileiiselbeii zu beziehen,
war von hoiier Bedeutung; der Brahmane vcitieft »ich e^ern iu
das Übersinnliche, und sein iiüist beschäftigt sielt viel mit den
Gedanken über das Göttliche, über den Ürisiprung der Weit, über
die Rückkehr aller Dinge zu Gott etc. Der Buddhist aber eul»
bclurt iKeses Mittelpunktes} aiies Theologische AUt aus daaiB«-
fciohe dott Denkens imr^ nnv dnn EinroliMtM Münk «Mg;
aber ans dieaem liliakt aberali der Schneen ilun eRigegea, «ber-
all stitaat am das Elend aurOnk} ee iat nieirta da^ In waa «r aidi
mit Freade vertiefen Mimte; anr sn klagen vermag er über die
Welt, nicht sie mit ernstem Eifer zu erforschen; nllc;s, was er
an ihr erkennt, ist ja nur Elend. Der Buddhist hat darum kein
Interesse für die Wissenschaft. Selir reich zwar ist seine Litte-
ratur, und alle Klöster fast haben ihre Bibliotheken, aber der
Inhalt aind meist nur Betrachtungen Aber die Nichtigkeit aller
Dinge, aittUebe Regeln nnd Diac^Unar-VeraehrilVen für die
Geiatlichen^ oder ptontnatianfaelkiwnareie« Aber dis BiaMiiI
nnd die Bnddha^e* Die Litteratnr, die nna ibri^ena nadi apirikb
bekannt lal» hat nnck in dar Synrake dna nationilb^£leaMnt ab-
gestreift der nrs^ftngUohen Sanakrflapeaeke kaben aiek .später
die Sprachen alier der Völker beigesellt, welehe dem Buddhis-
juus huldigten.
Was uns vüii philosophischen Scliritten genaiuit \vird,')
ist uns zu wenig bekaiint, um darüber hinreichend urtlieilen zu
klonen; sie scheinen aber wenig mehr als vereinzelte Bamffkw-
gen zu enthalten; eine wirkliche Philosophie ist hier kanm mdg*
iick, denn alle Philosophie begreift das einnekM^Seni nnr in den
nnbedmgten raigen Sm; der Bnddbiamna aber yemeint diaHs
Sein «nadrieldich; aerriaaen wie die witkliehft Weh kann ancb
nnr die Gedankenweit der Bnddbiaten sek^ wo kein Gott isi»
iat auch keine Philosophie. Das Denken, welehes durch die
JSchalc des Daseins hindurchdringt, hndet hier kuinen Kern,
sondern nur hohle Leere. Das Nichtsein ist alles Seiendeii m
nerstes Wesen; die Philosophie begreift aber nur dasSein; .,alle
Systeme der Denker sind eitel, denn das Mioktige iat ihr In-
balt; wozu also denkend forschen?
Die Geachichte sckeint die einzige Wiaaenachaft zusein,
welobe Ton den Bnddbiaten mit liebe gefiAegt wnrde, im üatsr*
aehiede von den Brabnanen. Der Buddhianraa atammt niebftwie
dnn BrMnantnIkBtt ans grauer Ikneil, aendem Iftt dnrck eise
geaeüchtiiebe Tbat geworden; nnd er bat eine geadieUM«
An%ai^9— er will die Mensobheit sich unterwerfen. DerBttkr ^
Digiii^ca by Gu..- .
S7d
maße wird in seine Idee hineingeboren , der Buddhist muss sich
erst za ihr« bekehren ; sie hat einen bestimmten gttefaiofatliches
Anfang und ein gescluchtliches Zi^ filaheriBteresiirea aloh dii
IWaitoteBwidiMhr.abdieBnihiMMftediaG«« b
iie aiMi die emiigeii MfiMshen Qaellen fiir ihm Velkes Gef
•dMite, ^newolil 4» MgenhafteChanikter auch hier yorwaltet
Das zu den heiligen Schriften gehörige Buch Abhiiiharnia^)
wird buddhistische Philosophie betrachtet; es scheint aber
mehr thcologi.«che Ert5r((>rur>i7«n, als wirkliche philosophische Oe»
dankenentwickeluog zu enthalten. Es werden auch verschiedeoa
phüo MO phische Schulen genannt}'*) die <este derKclben, die der
jSoabhsfikas, scheint nach den unzur^dienden Nachricblaa ailt
der twmwiinrhon Mihy».nUoflephie hb WeMn ms s» Mb,
dm» Coose^ei» die Baddhalebre su belnditeB ist [8. 428); ei
ist UDS aber über diese Sdralen noch su wenig boha^t^ uai Iber die
Asktsündigkeit der buddUstischeB Hllssofills uHfcsÜSD su l^Sii.
neu. Es scheint wohl, dass sie durch den geistigen Kampf mit den
Brabmanen die Disputirkunst f^tMleutend entv%'ickelt habe» ob sie
aber darüber viel hinausgekonimrn , ist sehr zu pÜVIhaft.
Die Geschieh tschreibung beschäftigt sich natürlich Vorzugs«
weise mit dem Leben des Buddha und mit der Entwickelung seiner
i^irehe; und die iHesten Sutta sind darin ziemlich nichtern und be«
sflOBCiit nsd mt spKtsr eigelit sieh sOgsttss die diehtesde Sage.
Der dM BnddblMos auf Ceyisn asgehOrige MahsTaasa^) ist das
Iwdeutesdste indische GesehbdiCsirefh. Wa» ver ^afcjaMni ge-
schab, ist natürlich aseh in den buddlrfstuicheB Erelldungen Sage.
Krmig A^oka (seit 263 vor Chr.) Iies.s geschiehtlicbe Nachrichten
und Gesetze auf Naulon und Felsen eingraben; die davon aufgefun-
denen sind für Indiens Geschichte sehr wichtige Anhaltspunkte.
') Lassen, Ind. Alt. II, 455.— Tsinf^-tu-ncn, b. Schott. 258.— Biirn. 40 ff.;
43" ff. — *) Csoma im Joun». of thc As. Soc. of Heng. VII, p. 142 cU;.; liiirii. 441 ff.
Hodgsou, iu Aüiut. lks. X \ I, (T. — *) M. i>y Uphain, III t.; M. by Turiioui-, I,
1837, Lassen, Ind. Alt. Ii, 12 11. — Jonrn. of thc As. Soc. uf Beug. iU, 1U5. 481.
IV, 121 ; VII, 219. 435. 865; Lassen, II, 215 ff.; 257 f.
S iw.
Die Indwatrie» satfitlich »«r den Laien angehörig, iuMin
el»endesshalb tos dem buddhistischen Geiste nicht geholMiiwiir*
den sein; er ist ihr iVeiud . und duldet sie nur schweigend.
Anders verhält es su h mit der Kiiiist. die, nach einer Seite
wenisistens, sich über die der lirahmanen er)»ohrii liat. Die der
Gescluchte dienenden Künste, die BauJs.anst und die sie beglei*
i^iy u^Lo Ly Google
574
temie Bildhauerkunsl, müssen mit dem höheren Interesse,
welches die Baddhisten för die Geschichte haben, auch höher aU
bei den Brahnianen entwickelt sein. Das Leben in grösseres
klusterliohMi GcMeiiiMluiikeii, das Bedfirfiiiss grosser Woho*
nmd Versammlinigsrfianie woBaH/t nolhweiidfp: dia Bwitiml ke-
bett. Dwr oeaii Glaabe» dcar sieh mkmn Botet emt mbem
antMte, Idtole aellMt daia» aeiaeii geaehieliiiichen 8kt§m
«aeh darch groaaartige Beaten gesdMitfUe Deakaiiler n
eetaea. Die bedeoteadeten Benwerke Mleae eM Teti dea Bad-
dhisten erbaut oder ihnen nachgeahmt. Aber zur freien Schön-
heit gelangt weder die Baukunst noch die Bildnerei; jene geht
völlig in das Jsymbol aut, und diese verwirft VA^ar die Unnatur
der GOttersymbole, weil sie keine Götter, nur Menschen kennt,
und bildet ihren Buddha in rein menschlicher Gestalt, aber der
Gesteh feblt der Geist, dein des Verldeehen des Geistes ist
bfther sie seiae Ersdieiaang.
Ober die baddhielieehe Mueik kKnnea wir noeb doht er*
tMlea. Die Poesie beeehriaki eieb» wie es sdueiat, aaf
religiöse SagendhdMaag; TOn aadorsu Diehiaugea ist wenig be-
kannt; die trübe, entsagende Weltanschauung begünstigt sie
nicht; den Geistlichen, also dem eigentlich geistigen Volke, ist
das Lesen Ton „poetischen Werken und Romanea»*^ wie sie
ijbina so sahireich bietet, verboten.
Die Baukunst nahm ihren Ausgang von den acht Behliltcrn ftir
die kCrpeiüaben Überreste Bsddka's [S. diaj , S t n p a (Topcn) i. k.
Erkdbaegen» in €eykm Dageps genannt; Necbküdmigsa im*
seibea finden stcb ki alles Bnddkaliadeni,*) In and nasser
Teeyeki. Die grüeseren arcbltekfsoiseken, laH Qoeiere geksales
Nacbkildangen, bis S90 Fuss Hebe, roode, dicke, oben kanielMs
gewcMossene , Reliquien oder andere beiltf»« Dfnge einseMlesseicle
tücbliude stellen KUgleieh das Bild des AiU in zwei vcrsehiedeoeB
Weisen dar; eiiinial ist die kuirelfiirmigc Kuppel ein Bild der Was-
serblase, des allgemeinen Nyinljols der nichtigen Welt, — dann
aber haben auch die ganz einfachen Gebäude u enii^^tens tunerlich
off neun Stockwerke, die neun Weltstufen [S, 531] bezeichnend;
oft sind sie ganz^eKchlossen, nild sind also nur Grflfte oderDeok-
adUer, niekt Tempel. 3pMer tfsten diese Stockweifce aaeb BmBtr
Neb aMkr kenror^ aad es eatstaiideB pytamIdenOfaiige sean*
drelaeknslOckige Tbtao, wie sie Jetnt besonders kiCbkie ysriMÜit
siod; der bekannle Pomellantbarm ron Nankhif gebSrtaadi kier-
' her. Die dreizehn Stockwerke beziehen sich auf die Lebenspeda»
■ den de» Buddha Us zum Nu-vona. Man stellte auch, besonders in
Digiiizca by vi^^
China, den Baum der Erkenntnii«», outer ivelcbem Buddha mbs, ar-
f'hitektiMiijsch tlar, entweder a)s «rntnches Schirmdach auf einer
S.iiflt', oder man vorband dieses Symbol mit demTliurmhau, und gab
jedem Stockwerk ein ueit vorstellendes Sehirmdach, in welches
dann auch die frühere Kuppet überging. Mau erbaute dergieicbea
tiab&ude meist an Orten, die durch das Leben des Buddha oder
dnnoh eie aadeiee Eraigeisa aus der buddbictiediee Ceediichtt aie«
Bedentaag erlaagt hatteo. — Kiteig Agoka hat Mt auch oai.4toA«a»
UIAmb der BaakMMt aelv veidicat gMiaeht{ er eilMNiAe vieUStapa
aad Vikira(IUMer);«) vad aach Ja dea aUfdlidiea Liadem.werdea
grossartige Kloaterbanten erwähot.*) Auf Ceylon wurden besondeta
grusele liautcu errichtet; der im zweiten Jahrh. vor Chr. erbaute
„Eisenpal last", 22;! Fuss bocb, und eben so viel unten im Geiiertt
hatte neun Stockwerke, iu deren jedem 100 Zellen lür die (ieint-
lichen waren; in der Mitte war eine von Säulen getragene Halle latt
relcheD Bildwerkea. Die Stockwerke gaben zugleich die Saag^
atalsB der in ilmea wolaMaden GetstUcbeo ao. Das Gebiade atirBle
aber bald aaiaMen and wurde nur tbeilvf eine wieder beigeateUt«)
Von eineia bald darauf erbaatea greaaen Stapaaind Jetet aocb atatt*
ikbe Obesreata Yorbaadea.^
Aach Felaentem^el wurden dardi Bnddbifltea ansgehauen, zum
Theil auch als Klöster dienend;^) diese Räume, als Versanmdnngs-
(irtt- der geistlichen (tcmeinde dienend, sind meist geräumiger als
die der Brahmancn; und im AiiRebbiss an die Kuppel- oder Isiasen-
form der Stupa badet »ich luer auch diu Deckenfonu des Toaaenge»
wiilbe.'« vor.e)
Die Büdbaaerei acbad't wenig freie Gestalt; der sitzende, ia
akb vetauakeae, faat sehlafeade Buddha iat iW Höobatee. Wo die
BaddbBlehre aüi brabnaabchen Bleneiten aebr getrflbt iai, a. R
ui Cbiaa und Jafun, da imdaa aicb ancb vielkSpfige uad viebunalge
Uanealalten aeben dei rein aienacblkbee BUdung. «>)
') Katech. U. Schamnnrn, S. 49. — ») Bum. n i<». n49. ar)5; Foc-K.-K. 19.
'»r, ff. 91. *) 0 llifn r 'mi (1. Momiteher. d. Borl. Akml. .1. Wiss. 1847, S 13 IT.;
Fuo-K.-K. -.11. NT, - *) LaMcn, II, 305. — i?üe.K. -K. IG. - •) Mahav. by
Uphttnif l, p. 14 7 Ii. Lassen, II, 421 IT. ; 4.30.— •) LaHseu, 11, 423 Ü.— ') Ltu^en, II,
514 j Tcnneiit, a. Chri.stt utli. iu Ceylon, l.'i. IGj .limrn. of tlic Iloy. Ah. 8o(*, VIII, 34 ff.
— *) Rombcrg n. Stöger, Gench. d. Batik. I, 41. GS; Kii^'lcr KiM).stgc.«>ch. 112. ^
Braam, Reim d, Genaiidtscli. I, 947. S48. 266. 267; TvMi, im Aasland, 1846,
ft.ea6.
*
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976
Dritter Abschiiitt.
Das sittliche Leben.
Die Sittlichkeit der Baddkwten muss sich yielfach anden
gestalten als die der Brahmanen. Bei diesen beruhte alles Leben
eigantittek in dem Urbrahma, dlaa in allen Menaehen waltet; der
einnelne Menadi hatte da nnr die Aufgabe, aeiae Kinsellieit aad
PersOnliclikeit sn verleagnen 9 aieli an das einige BialinMi Ina-
zugeben. Im Bnddhismns tfint dagegen der Urgeist niehts, denn
es ist keiner; alles Thun und Leben auf geistigem Gebiete ist in
die Hand des Menschen gelegt, hat sich hier aus dem Centrnm
in die Peripherie gezogen. Bei den Brahmanen geht alles Leben
wie beim Thier vom Herzen aus, <1 essen l^lsschlag auch in dem
entferntesten GUede wiedergeftihlt wird; — bei dem Buddhismus
int alle Lebensentwickelung an die Auseeneeite gedrängt; ia
Innern ist alles hohl und leer. Der Schwerpunkt des brahma»
niaehen Syatema mht in Geftt, der den bnddÜatiaehen im Mea-
achen; dort waltet das theologieche Denken, hier das praictische
Wirken; bei den Brahmanen waHel die tbeorelisdie Lehre, bei
den Bnddhisten die Discfplin; das Dogmatische nut seine«
dürftigen Inhalt tritt in den iiinlergrund.
Aber das praktische Leben der Buddhisten wirft sich wcnisrer
auf das (iebiet der eigentlichen Sittlichkeit, als vielmehr nufdas
des Kultus. Der verneinende Charakter der ganzen Welt ge-
stattet keine kr&ftige Eatwickelung des sittlichen Lebens. Die
Sittliehkeit will ja etwas schaffen, die Menschheit als eiaaia
sich yemfinftige Wiriüidikeit darstellen; der Bnddhismns aber
will seinem Wesen nach nicht das Sein venttnllig gestaltest
sondern will über das Sein liinaoagelangen, voa ihm Iwfrelt
werden; er will nicht das wirkliche Sein bloss anders maehea^
er nia^ es überhaupt gar nicht, denn es ist durch und dofdi
um eclif und büse. Unter dem eisigen Hauche des trüben Ge-
dankens der 2;rossen Nichtigkeit muss die lebendige Pflanzen-
welt der Sittlichkeit veikümraeru, kann nui- eine niedripje. dürre
Steppen- Vegetation erzeugen. Die buddhistische Sittiirhkcit
liat nothwendig einen verneinenden CharalUer; Entsagung
nnd Nicht wirken ist ihr eigen.
Die SittUchkeit der Buddhisten mht nicht aof der Liebe,
sondern anf dem Schmefz; nnd wenn viele Erachebnngea der*
selben anffaDend an das Christliclie arimieniy so ist doch dse
i
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677
kmere Wesen ein ganz anderes. Das bloss natorliche, nnge-
MKgte Wollen des Bf ensohen ist im Cliristeiifhuin ebenso sflnd-
Uch als im BndiHiiamits; der Christ aber vtrseiilct sich daram
■idit in das SfamfielM, weil er ein Höheres kennt und liebt,
der BnMiist dämm nicht, weil er das Sinnliehe als nichtig
ericennt; der Christ thut Niemandem Unrecht, ueil er den Nach-
s(en liebt, der Bnddhist darum ^ weil er den Menschen bemit-
leidet. Der Christ gewinnt in dem Entsagen immer eine liöhere
Wirkliclikeit, der Buddhist entsagt rein, ohne ein Höheres dafür
einzutauschen.
In dem Nicht wollen, Nichtgeniessen, Nichtthnn geht fast
alle buddhistisdie Sittlichkeit auf, und alle positive Thätigkeit
will inun?er pnr einen Schmers, ein Obel abwenden. Die Sitt«
liehkelt wfll hier nicht ein Reidi des Geistes er ha nen, sondern
das Reich der WhkKchkeit anflOsen; die Sittengesetze sind
Ihst alle verneinend, ein stetes „Da sollst nlcht;^ die Tugend
besteht wesentlich im Unterlassen. Die fünf allp:i'nicinen Gebote
für alle Menschen sind: Du sollst nichts Lebendiges tödtcn,
du sollst nicht stehlen, du sollst nicht T^nznclit ti( ilteii, du sollst
nicht Unrecht thun mit dem Munde, du sollst nicht berauschende
Getränke trinken. Für die eigentlichen Frommen oder Geist-
lichen gelten noch fünf andere Gebote ; sie sollen das Haar nicht
wohlriechend machen , den Kdrper nicht salben, an Musik, Ge-
sang, Tams und Schauspiel nicht Theil nehmen, nicht anf wei-
eliem Polster sitzen oder liegen, nicht zu unrichtiger Zelt essen,
nidit Gold oder Silber oder KostbarkeKen besitzen. Diese
Gebote finden sich bei allen buddhistischen Völkern. Der
Mensch soll sich eben von dem Dasein zurückziehen, sich nicht
in die Freuden desselben versenken, denn sie sind nichtig; die
Natur soll nicht durch den Geist gebildet, sondern der Geist
Ton ihr getrennt werden.
Beide indische Religionen zeigen eine sehr weit gehende
Schonung der lebenden Wesen, aber ans sehr verschie-
denen Grfinden; der Brahmane hat eine scheoe Ehrfurcht vor
all^ GesdhUipfenV weil Brahma in allen ist, der Buddliist hat
tiefes Mitleid mit ihnen, weil alle an dem Schmerae des Da-
seins Theil haben* Diesen Sdimerz nidit zn vermehren, sondern
ihn möglichst zn erleichtern, ist heiligste Pflicht des Bnddhisten ;
daher geht hier eine giänzenlose Weltverachtung Hand in
Hand mit der sanftesten Milde gegen alle (ieschöpfe; nichts
Lebendes darf gef[n?ilt oder getödtet werden ; -) — der Tod gehört
ja auch zu dem Elend der Nichtigkeit. Die Buddhisten sind so
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578
das mildeste Volk des HcidendiHms gewoidan; es ist das aber
eben nicht eine Müde der Liebe, sondern des Schmerzes uud
der Glcichj^'iltigkcit, ist nur eine negative Tugend, ein Sclione«,
ein Unberülu'tlassen. Geduldiges Ertragen desSchmeri^,
auch der höciisten Beleidigungen, ist ein Hanptaug des bud-
dhlstiaehen Charakteis, — ein aeiiarfer G^egensaCz zn der oft stur-
mlsclien Weltentsagung der Brahmanoi. Um frenden 8elmen
zu erieichterB, soll sieh der fromme Buddhist sellwt des Todes
Btdit welgem. Die stumme Ertragung des Sehmevses, die gleieh*
gültige Hinnahme von Freude und Leid und die kalte Geduld
sind nicht ilcr stoische »Stolz einer starken L'er^oiiiichkeit, son-
dern das weibliche Dulden eines durch den Sohmerz gebeugten
Herfens.
Mit der Sunde, selbst wenn sie nur im Ged&nken oder im Wort
be£rangen, nimmt es der Buddbist sehr ernst. Welcher Mensck
ist jemals im Stande, Sieh von allen Sünden an befreien? Ein ein-
siger unrechter Gedanke, ein einiiges unrechtes Wort, eis Blick
auf eine unrechte Gestalt ^ das einmalige AahSieo eines unreckias
Lautes, — ist schon Obertretung und Sfinde.***) — foneie nid
Süssere Wahrhaftigkeit wird sehr ernst gefortlert In dem (Sebsle:
.,(1u sollst nicht Unrecht thun mit dem Munde," sind vier Sünden
zurückgewiesen: Luge, nnniitxe oder geroeine Reden, Verleum-
dung und Doppelzunirii»keit.-*) Die Lüge int mIm p J:uiti erlaubt,
„wenn sie geschieht, um einem schweren Verbrechen vorzoheugeo,
oder aus Mitleid und Erbarmen. ^)
Enthaltung von sinnlichem Genuss ist hohe Pflicht; und seilet
das WohlgefiiUen an der Schönheit gilt als afiodlich. ^ScMMit
und Reichthum slad wie Honig auf einer Messerschaeide; wo«
Knahen ihn kosten, so verwunden sie. ihre Zuage." ^ nWer sich
der Leidenschaft hinglebt, ist wie Einer, der eine Leuebts h die
Hand nimmt «nd gegen den Wind gehen will; — er wird sidldis
Hand vcihicmieu." ^) — Unter den Leidenschaften ist die ander
Schönheit hilnirende stärker als die andere; es giebt keine grr>s^re
Leidenschaft als diese; wenn Jemand von Leidenschaft fTlr die
Schönheit erfasst wird, so kann er in der Weit nicht auf des W<9
gelangen«
Die verboteneo lierauscheodei^ Getrftnke, Aiak, Rum, Tisa-
beawein etc., dflrien aar bei Kranitheilen als Araoei geaesssa a«r-
den; sonst darf man nicht einmal dania riechen und isich aat ksiscM
MensdieB zosammensetsen, welcher sie trialct Slafer hoiMMS
In eine mit Koth und Schlamm gefüllte Holle, oder wefdes sb
Blödsinnige wiedergehoreu. Jene (xetrünke <»iud acidimaisr si*
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919
dift, «mI li«lMr der MmmIi geMdnpolseM« En trioken
ab «ie.«)
Die sanitmüthige Geduld in Ertragung von Sclimerz und l nbill
wird in Lehre und Beispiel iiisu eilen ins Cbertriebene gesteigert.
„Wenn ein Frommer von Menschen besehimpft wird, so dnikt er:
t.,,es sind gute Leute, weil sie luicli nicht schlagen/"' Schlagen sie
ihn mit der Faust, so deolU eri f»,,sie sind gat und sanft, weil sie
tiiclit alt dem Stocke eohlagen; " " schlagen sie mit dem Stocke, so
epiidit er: »„»«ie eied eaaft« weil sie »ich nickt todt ecUegcp;''*'
toilteo «kl ike» eo deakt er: n,»aie eM gut, weil sie nkk mil so
wenig Sckmen tdo diesem «itrelDeD KOrper befreien.*'" 2u dem,
der eelGbee bekennte, strack frendig (akjamuBi: „ Geke Beireiter,
befreie; du, am andern Ufer Angekommener, mache, duss auch
die Andern ankommen; Getrösteter, tröste, zum iNiivana Gelaug-
ter, lass anch die Andern dahin gelangen."®) Diese Sauftmuth
ist nun allerdings weder natürlich noch auf höhererem Standpunkte
sittlich, weil nie in sich unwahr ist, sie ist aber eine nahe liegende
Folge der ganaen buddhistisdieu WeltanscJiannDg. Ckriatas beiehlt
awar dem Petrus daa Sckwert einzustecken, aber den Kaeckt, der
ikn vor dem Uokeapiieater acklag, eikllrt ,er kelneawega iDr „gut
und aanft," kllt ikm vieknebr aeb Uareebt in atrengen Worten tor.
Die Wobltkittgkeit im weiteatea Sinae dea Wortea» ekie
keke Pückl der Fremmen, bat ebenfoUa den Zweck, da« Leiden der
Geschüpfc zu mildern; sie bezieht sich auf Thiere ebenso wie auf
die Menschen. Schattenreiche und fruchttragende Bäume und heil-
same Krauter an die Wege pflanzen, Brunnen graben, Gebäude zu
Herbergen für Vieh und Menschen errichten u. s. f. sind Tugenden,
die an Frommen hochgeruhmt werden. «>) — „Alles, was eis Frommer
des Weaen eiaeigt, das erzeigt er dem Buddka aelber, und die
W«fleu erfireuead erilUt er Buddka mit Giitteffteuden.« „Die
den Wandel [der Wakikeit] Erlemeeden mflasen «Ick. der Milde
und Barmkeiaigkeit beieiaalgea und Gaben auathellen, Daa Ver-
dienet, daa man akb durck Gaben erwirbt, ist «ehr greaa." >') . „Du
sollst freundlich und wohlwollend sein gegen jegliche« Wesen; dn
sollst Frieden in der Welt ausbreiten, wenn du irgend ein Wesen
todten siehst, soll deine JSeele von Mitleid und Bedauern bewegt
sein."*«) — - Nach einer tübetischen Legende Hess sich ein i iühi-
mer aeiaeUaut fär einen andern, der ihrer bedurfte, abziehen,
Gastfreundschaft ist heilige Pflicht der Budd|iistco;i&) liei-
«ende ohne Uatemokied werden in den Klostern immer aekr wohU
waUead an%eaeflMneD; und ckriatlicke Mlaaienlre wurden mit eiuer
Uekeveilen Aektuag behandelt, al« wären «le unter den lbrigen<>«)
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Eine alte, an geschtehflSebe Tbaieadbe« aieh aalelmeiide Reb-
liehe Sage, dichterischer Darstellung werth, giebt uns ein treuesBild
lichter huddhistischer Lebensweisheit, noch unberührt von späterer
Entartung. Des grctssen KHiii^s Ayoka Sohn, KunAla, ein Jüng-
ling von wunderbar schönen Augen, wnrdc frflh schon Ton einem
Weisen über die Vergänglichkeit alles Irdiscbeu belehrt £r lebt
sehr einsam, flieht d<u< Geräusch des Hofes, und sinnt gern dem
Gedaokeo der VefgfiagUehkeit Dacii. Da wird des KSaigs svreite
GemahÜD van Liebe an dem Prinxen entiammt; aber nmaonst and
ibre Versoehe aar VerAUnrang, umaonst aelbat ibre Drohnngen, iha
tSdten an laaven. ,»0 meine Motter, aprtcbt Kmala, lieber ater-
ben «nd bei der PIlicbt verbarren und rein bleiben; ein Loliea voU
Schande mag ich nicht.** — Die rachedfirstende Verschmähte
bewegt den König, den Prinzen zur Uekänipiung einer lernen im
Aufstände begriffenen Stadt zu senden; der Pnnz aber beschwich-
tigt durch seine Gegenwart die Empörung, und erwirbt sich bald
die Liebe den Volkes. Da beredet sie den König, den sie von
einer schweren Kranidieit gläckUeb geheilt, ihr die Herrschaft auf
sieben Tage.abButreten« Sie empföngt sie, aber nicbt daa kBoig*
Hebe Siegel. Jetat fertigt nie einen Befebl ai», dem Prinaen die
Avgea ausimeiMen, nnd entwendet dem acbiafenden KMjg« der
von Kvnala'a Sdiicfcsal ebnend träumt « daa Siegel, und nntersie-
gelt den Befehl. Webklagen ermilt die Stadt» ata der Befehl
bekannt wird; niemand wagt ihn zu vollziehen, kein Henker will
die Hand an den Prinzen mit den w underbar schönen xVugen legen.
Und erst als Kunala endlich selbst den Henkern grosse Belülimin-
gen verspricht, findet sich ein Mensch, ruchlos anzusehen, bereit,
seinen Willen zu thun. „Siehe, spricht Ktmala« diese ganze Welt
ist vergänglich, niemand bleibt in adaer Lage mwandelbar. Wenn
ich die Ve^SnglicIdceit aller Dinge betraebte» ao aittere icb niebt
mebr bei dem Oedanlcen an diene Strafe« denn Jcb weias, da»
meine Aegen etwas Vergfinglicfaea sind/* — Er nfarnnt daa ernte
ibm anagerisaene Auge In aeine Hand, nnd aehavt ea lange an.
Warum alebat du nidbt mebr die Geatalten, die du so eben aoeb
aaiiHt, grobe Kugel von Fleis« li ^ Wie thöiicht und vcrüclitlieb sind
die Losinnigen, die an dir hängen und 8ageu: das ist mein! Die
aber, welche dich nur befrachten als ein verglingHchLs Organ, die
sind vor Unglück sicher." — Als ihm auch das zweite Auge ans*
gerissen war, sprach er: „Um Auge von Fleisch ist mir entrissen,
aber ich habe die vollkommneren Augen der Weisheit erlangt \ch
bin Ton der bOcbaten GrÜaae geaunken, die mit alob bringt an viele
Beigen nnd Sehmeis» und ich habe eilmigt die Hemcbaft den Be-
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581
«eteeti, das aUen Schmerz und Kummer «ofliebt — Als er die
Rinke der -racbeeilditifeD KSnigin erfobr, sagte er: „Möge sie
iMge noch Gtäek uod Macht goniessen, sie, die mir ein so grosses
Heil cjöbracht hat." Seine jammernde Gattin trSstet er mit den
W orteu: „Erkenne, dass die Gefichöjtiti zum Elend verdanmil «ind,
wisse, dass die Menschen bestimmt sind, um diejenigen sich ent-
rissen zu sehen, die ihnen theuer sind; darum darfst du keine
Tbränc vcrgiessen." — Als Bettler wandert er nun mit seiner Gat-
tin, und k(»mmt bis zu des Königs Pailast; er setzt sich auf des
Uäiises Schwelle, und siogt zur Laufe: „Der Weise» der mit der
reioen Fackel der ErkenDtuiss das Auge sieht und die andern Sinne,
Ist befreit von dem Gesetae der Seelenwanderung. Wenn deuie
Seele, der Sfinde ergeben, gequält ist durch die Schmenen des
Daseins, und wenn dn nach ONlek dich sehnst in dieser Welt, so
eile fiir immer, <len sinnlichen Dingen zu entsagen." — Der Krmig
erkennt seines Sohnes Stimme, erinnert s'u U sfjiues frühercH Trau-
mes, lä.sst den Kunala rufen, und erkennt ihn nur mit Mühe wieder.
Nach dem Urheber dieses Unheils gefragt, antwortet der Blinde:
„Kein Wesen kann entfliehen der Frucht seiner Werke; ich habe
in einem früheren Leben eine Schuld auf mich geladen, — [fiSnf-
hundert Gazellen die Augen ausgestochen] — and darum bin Ich In
diese Welt wiedergekommen, ich, dessen Augen die Ursachen
meines Unglücks sind/' Er wehrt dem erzflmten KSnig, der die
Frevlerin martern und tOdien will: „Es wfirde nicht ehrenvoll Air
dich sein, sie zu tödten; es giebt keinen höheren Lohn, als den
für tias Wohlwollen." Er föllt dem Kiinige zu Füssen, und spricht:
„O Könis, ich tühle keinen Schmerz, und trotz dieser grausamen
Behandlung föhle ich nicht das Feuer des Zornes; mein Uerz bat
nur Wohlwollen für meine Mutter, die befohlen hat, mir die Augen
auszureissen« Könnten zum Zeugniss der Wabriielt dieser Worte
meine Augen wieder werden, wie sie waren!'* — und «ie waren
wieder da.^^ Die der Sage zu Grunde liegende Begebenheit Mit
in die Jahre 330—227 vor Chr.
Die Schonung der Thiere wird hier noch weiter getrieben als
bei den Brahmancn. „Nichts Lebendiges soll getödtet werden, sei
es ein Mensch, sei es \ atci oder Mutler, sei es eine Heuschrecke
oder das kleinste Ifisckt; oh jemand mit eigner Hand todtet oder
einem Andern zu tüdten bcliehlt oder auch nur dem Tiidten mit
Wohlgefallen zusiebt, — das ist alles gleich sehr verboten." —
„Das vornehmste aller Verbote ist die Todtung eines Wesens, und
Schonung alles Lebeoden ist die heiligste der 250 Pflichten eines
Geistlichen; der Mensch bedenke, dass er sich selbst nicht t<idten
i^iy u^L^ Ly Google
58ä
darf, und das« andere Wc8cn ebendo ihr Danein haben, wie er das
scliiigc. Nichttudtcn wird vergolten roü einem lai^^en Lebes«
Tödten aber mit einem kuneen. Tödtet maD ein Thier , um eiieo
Gast damit tn bewirtben, ao ist die Sflade danim nicht geringer.^
Der mSchtige Künig A^lia nabm daa Verbot^ Tbiere sv tfidten»
untor die Staatagesetse auf; das anf eine Sitile ebigegrabeiie Edict
Ist noeh vorbanden. ^) — Seibat !m eUneaiachen Bvddfaiaraw gelten
INIcüfiJcbcu, welche auch nur die geringsten Thiere, z. B. Krebse,
zum Schlachten verkaufen, aU „Menschen der Holle;'*»*) — und
oligleidi die Seideri/:ucht in China eine der am hiichsten trechrtcn
üc*>chiiftigungen ist, lehren die chine-sisrhcn Buddhatfchriften:
Buddha untersagte i»eiuen Schülern, sich in seidene Stoffe la
kleiden und Schuhe oder Sandalen aus Leder zu tragen, weil man
diess not duicb Tddtnng lebender Wesen erbAlf»*) — Nach der
Sage warf sich Bnddba einer bnngernden Tigerin vor, und da aie
KU matt war, Iba an aerreiaaen, rias er sich aelbat die Hant aaf,
lieas aie daa BInt lecken md sich dann von Ihr xeitelaaen; dies«
Beispiel fand Nacbabmung. Ein anderes Mal Hess er aftch, in einen
Fuchs verwandelt, «la.s Fell lebendig abziehen, um dem Jäger die
Sunden des Mordes zu ersparen.^*) Ferner erziiiilt die S;igp, dass
er ein.Ht im Winter eine Laus in Seide eingehüllt und in rim ni
hohlen Baume verborgen und sie ernlihrt habe; „er filtrirte das
Wasser au wiederholten Malen, um nicht ein Insekt zn ver-
schlocbea; so mitleidsvoll war sein Uerz für alle Wesen. ***^) —
Man mnas ein brennendes Licht so halten, dasa kein Insekt in die
Flamme Iiiegen kaan.**) — Ja die spätere FMmmigfceit wHI, mit
Besag auf die Seelenwaaderang, auch die Thiere in die SeMgkcit
fiihren; ,,es ist meine Pflicht, ebenso Ar BefreHrog der Thiere alt
der Menschen zu sorgen; so oft ich tbierischen Mitweseu, sei e«
Vou,cl «»der Säugethier oder Wurm, begegne, soll ich Amita [ein
Bodhisattra] wiederholt anrufen, und den Wanach daran knüpfen,
dass alle diese ficschnpfe durch mich hinubcrgefShrt uerd^n
mögen; ^'20^ vind wenn sich ein Seid^nzüchter seines Generbe^
nicht EU enthalten vermag, so soll er wenigstena renig den Wunsch
avaspredien, alle von ihm getöteten Raupen abist au erlösen.
— Die Schonnng gegen die Natnr geht so weit, dann man anf kein
abgelSillenea Blatt treten darf, aondern ea bei Seite legen mass.*")
Die strengeren Geaetae flbr die Geistll ch en , also fttr die eigeot-
lieben Bnddhajfinger , heroben wesentKcb 'anf dem €ledanken der
VVeltentsagung, sind die modilicirtc brahnianischc Askese. Der
Gcistlirhe darf mircrcdie, bau I ne Kleider (rügen, mitkcioer thierischeti
Wolle vermischt, weil kein Xhier gctüdtct werden dar^ darf keiuem
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»88__
8ciuiu«piel und Tiaiiz beiwohnen, weder Würfel nuch 6cliacli spie-
len; Meine Bettstelle darf nur acht Zoll hoch sein, und von unaoge-
stricbenein Holz und ohne Zierde und Sehnitzwerk ; seidme Decken
4aiCer nicbt brnvehen; nadi Mittag darf er oieto mehr eeseo, «ad
aberbanpt nur eine MaUaeit halten. Diene Voraeiiriften fttr daa
Lehen der GeiatÜcheo werden in weitlSafigen Schriften hin in die
l^leh>liehate Elnaellieit angegeben; jede Bewegung ist dnrch daa
Gesetz bestimmt, der Freiheit nichts überlassen; z. B. ein Scbfi*
Icr darf sich nicht auf den Stuhl des Lclii er<6 setzen, und ihm auch
dann ni< ht w sprce hen, wenn dieser etwas Falsches sasjt; heim
Abtragt 11 oiiio.s riricies yull er nidit in denselben liineiiiselien , s«dl
tttcb in Gegenwart des Lehrers nicht an die Wand lehnen; wenn er
mü aeinem I«ehrer ausgeht» soll er weder nach rechts nuch nach
lioks sehen» aondem daa Haupt zur Erde hevgen. Ein Geistlicher
aoU nicht ana der Feme nit Jeaund laut reden, soll beim Waschen
" nicht an viel Wasaer gehiaachen, aoU l>eim Ansapneken aich In Acht
nehmen, daaa er niemand anapneirt, aoU nicht die Naae au laut
schnXusen, und wenn er gähnt, soll er sich den Ärmel vor den
Mund halten, bei Tisch sich nicht den Kopf kratzen, nicht mit
vollem Munde sprechen, soll eine im Essen mitgekoehte Fliege
nicht dem Nachbar zeigen, nieht von einein Sit?; aal <len andern
rücken, nicbt zu schnell und nicht zu langsam kauen u. s. f.; er
soll auf der Strasse nicht müssig gatlen, nacht die Weiber anbliu>
sein, bei SclMUspielereien gleichgültig vor€bergeben , In keine
Pfiitae treten, nur in NotbljÜlen reiten » daan aber daa Pferd nicht
peitadwn; und viele andere wohlgemeinte, aber konische Anatanda-
regeln. M)
0 Kstiduianw der Sduunancn« G«Mts l — lO*, Foe>K..-K. p. 104; 8ifr>
twld, Hip^poD, I, 171. ^ ') Bumool, I, p. a39; LMten, II, S. ^
») T»ing-tu-uen, b. Schott, 252. — *) Kat d. Scham. S. 18. — *) Ebcnd. 10. —
•) Sutra der 42 Sfttze, v. S, hf- fncr, a. a. O. p. 69. 72. — ') Ebend. p. 72. —
•) Kat. il. Sch. S. 22. 23. — *) Bam, 252. — ' ") Lassen, Ind. Alt. II, 240. 2S8 cto.
— »') Chines. Sutra, b. Schölt, 176. — '*) Sutra der 42 Sfltze, v. Schicfncr,
rt. i». O. 69. — »») Kat. d. Scham. S. 13. — '*) Schott, 17«.. — ' Burn, 335. —
»•) Yvttu, im Ausland, 1846, 692 Ii. — • ^) ßiuu. 403 S; vgl. Lassen, U, 270. —
«") Kat. d. Scham. 8. 13. — »•) Taing- tu- urni, b. Schott, 246 OrBch,
Rehe, n, 19. » **) TsiDg-tn-nea, bei Schott, S45. — **) Ebend« 269. _
Sehnidt, Fomh. 184. 189.; Foe-K.-K. ^ 50. 74. 75; Bnmouf, I, 159.—
•«> KaL d. Sehn. 8. 19. ^ *•) Ebend. 41. — T^ing-tanien, b. Sehott, 357. —
tt) Eboid. 989. — *•) Kit. d. Sek 41. — *•) Kat. d. Soh. 8. 35. 3«. 88. 30. —
s«) Ebeod. S.39.-64.
§ 178.
Die Clie ist dcMii r:;cistUc1ien liaddhajünger versagt; Dasein
efxeogtiiiti, Ut t»ie ihrem Weseu nach vom Übel, bie iai bei dem
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584
Laien, wie das ganze Laienthum, mir geduldet, und hat darum
auch keinen aus dem buddhisLi&cheu Staudpunkte etwa iliesseu-
den eigenthü in lieben Charakter; sie richtet sich nach brahma-
nischcu und chinesischen Begriffen. Ein wirkliches Interesse
für das Familienleben kann bei der maasslosen Veracbtnng alles
Wirklichen nicht vorhanden sein; wo dem Frommep Gattin.
Tochter, Matter grade so viel gelten soll wie eine Bure, >) da
Ist die Familienliebe ohne Gmndlage; an die Stelle wahrer kind»
liehen Liebe tritt nur der mehr den Charakter der Selbstrcr^
lengnnug tragende anbedingte Gehorsam gegen die Eitern.*)
Die iMilde des ganzen Charakters lässt aber den Maugei des
FaiuiUeubcwussU>eius ^\ cniger fühlbar hervortreten.
y,Der Esstrieb und dot Geä.chlcchtstrieb sind die beiden groisseo
Gelüste des Menschen; wer beide in dem Grade bewältigen kano,
dass sie für ihn gar nicht vorhanden sind, der ist ein Heiliger; wer
sie zügeln kann, ist weise." ,^Die Gesetze für die (veiatÜchea
vcrbleteo geschlechtliche Begierden gimdicfa; der geriagsta Ver<
kehr des einen Geschlechts mit dem andern ist dn Brach der 6e-
setse."*) Indess wird vor fanatiseher Obertreihang gewarnt; als
ein Mann, der seine Leidenschaft nicht bSndigen kannte, sich est-
nuinnte, sprach Buddha zu ihm; Besser ist es seine Gedanken zu
entfernen als sein oiännHches Vermögen ; ist der Geist, welcher Herr
ist, gebändigt, so werden auch seine Diener von selbst abgehalten
werden; was hilft es, wenn das männliche VermugCD« nicht aber
der verkehrte Sinn beseitigt wird.
Das Weib hat «war eine höhere Stellung als bei des ficah-
manen, and hat an dem geistlichen Leben eiseo viel bedettteaderes
Antheü als bei diesen; indessen ist die Achtnng der Weiblichkeit
doch inuDer noch gering; „den Worten Baddha*s geaiiss kosunt
die Seele dessen, der sinnlichen Lfiaten ergeben war» in eisen
weiblichen Korper das Weib steht also ihrem Wesen nach sitt-
lici) iiiedriger als der Mann.
Vielweiberei ist dem Laien natürlich gestattet; indef»c» be-
gnügt man sich gewohnlich mit einer Frau. — Trennung der Ehe
ist ganz leicht, und die Willkür ist wenig beschränkt. — iSeltsafli
ist die in Ulassa seit 200 Jahren eingeführte Sitte, dass die Fraasn
auf der Strasse nicht anders erscheisen dürfen als ait schwaia as«
geflirbtes Gesichtern, damit sie nicht zu rebend aussebes«^)
') Born. 5Mw — Lassen« II, 8SB; Bnrn. ^ 0 TMna-tn-aan, h, ScM»
jVs. — «) Kat d. Sch. S. 16. ^ Sutm der 4S filtee, a. a. O. 74. ^ Ttiss-Si»
ucd; b«i Scbott, S67. — Hne v. Gäbet, uu Auahuid, 1850, 8. 638.
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585
Vierter Absciiiiill.
Der St« a t.
§179.
Zum Staate wethäH sieh die bnddliiaiieche Wellaaecliaiiiiitg
ebenso wie aar Ehe, sie adilieast in ihier Coeeeqneaa beide aaa.
ist ee ftr jeden Meaeebea Pflkh«, sicli yrni der Welt TSlIig aa-
rückzuziehen, in einsamer Entsagung zu leben, so kann es keinen
Staat geben. Der .Staat schafft ja eine geistige Wirklichkeit in
die natürliche, der iluddhist aber erkennt huv das Nichtsein als
die Wahrheit an. Der T^iiü!; dieser Weltanschauung geht aus dein
Slaa taleben hinaus; derFroiniue kann sich nül dem weltliclien
Treiben nicht befassen; rfihmend Mrifd es darum erwähnt, wenn
ein König die Regiening niederlegt und sich in die Einsamkeit
aaifleiniehl; es ist also das Ziel der Weisheit^ den Torbandenen
Staat aafimlOaen» aiebt aber einen neuen an eraeogen« Es giebt
keinen wabrball Imddhisliseben Staat
Aber aneh hier ist in der praktischen Wirklichkeit die reine
Idee vitli'ach abgeschwächt worden; gab es einmal ausser den
wirkliche)] Frommen auch noch Laien, gab es Ehe und Besitz,
hatte einmal die inüchttge Strömung der p^rossen Idee an ihren
Ufern eine breite Sumpfniederung erzeugt, so erwuchsen aus
dieaer sofort viele Gewächse, welche der eigentliche Strom in
nch nicht daldete, ond auch ein Staatsleben erwuchs oder blieb.
Der Staat baddhistiscber Völker nrass, obgleieh er nicht aus der
Idee ist, doch von ihr getrinkt sein vnd aioh VielfiMsh anders
zeigen ids der brahmanisehe.
1. Der Staat kann hier keinen natttrlichen Unterschied der
Meiisclicii an Recht und Rang anci kennen; es giebt keine Ka-
sten mehr, alle Menschen sind gleieh berechtigt [§ 165]; damit
ist das Wesen des brahmaiiischen Staates vernichtet, die ganze
NaturgÜederung mit der Verschiedenheit der Hechte und der
PiUehten durch die Verschiedenheit der Gebort ist aufgehoben;
die Baddhisten kennen keine Hochgebome und Niedriggeb orne«
t. Ans der Gleiehbereebtigang aller Mensehen in Beaie«
^hang anf ftre Geburt folgt ÜHrner die Aufhebung der P^ationa-
litftti der baddhiatisehe Staat ist kebi Natleiial -Staat; da gilt
kein hdier nnd kein Ghteese, kein Mongole und kein Tftbetaner«
sondern alle können kommen und iheW nehmen an Boddha's
geistigem Reiche. Wer die \\ ahrheit erkennt, gehört dem
Buddha- Volke an; dieses hat also keine naturüohe, sondeca
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eine ideelle Bedeutung; der chinesische Staat kann nur iuCbioa
sein» uod der brahmanische nur in Indien ; der buddhistische kuui
öberalL sein, wo der Gedanke der Nichtigkeit alles Daseins er-
fimt ist Gleiebgüitig gegen die natArlichen ünterselnede der
V5lker» kann der Staat aneh wenig Werth legen anf eine be*
sliinnite nationale Staatsform; der Baddbismns sduniegt sieh ge-
fügig jeder beliebigen StaatsbUdnng an, so lange nur nlclrt seine
wesentlichen Grundsätze über das Wesen des Menschen und
seiiiei' Pllichten angetastet werden; cv lügt sich, nicht weil er
Interesse am Staate hat, sonileni atis (rleichgültis^keit; es liegt
ihm wenis? daran, ob der Staat so oder s(t ist, es ist doch «ilie«
eitel. l>ie Buddhisten machen keine Hcvolution. lassen sich
Bmtk eine fremdartige Regierung gefallen . sie hetheiligen sich
aber aueh selbst nicht dabei, sie sind die Stillen im Lande^ die
sieh um das Treiben der Welt nieht kfimmem.
8. bnddhistisehe Staat ist daldsam gegen alle fuem-
den Elemente, auch gegen die Uaglinbigen. >) Freilich sollen
alle Menschen die Wahrheit erkennen , aber da Aese Wahrbeil
vernein eil der Art ist, nichts scliairt äondtrii aufhebt, so ist kein
Grund zur Verfolgung der Nicht- Erkennenden. Intolerant ist
jodp Idee, welche eine geschichtliche Wirklichkeit scliafit,
ivclche einen Staat und eine wirkliche Kirche bildet, denn da
stdrt jedes fremde Element das Leben des Ganzen; jedes Le-
bendige scheidet naturgemäss alles Fremdartige ans sich aoSi
«ad ist in krankhaftem Zustande, so lange diess niohl geaehehMU
Der blosse CUanbe reifolgt nieht, sonden die reala Gestaltmg
desselben im Volke, die eine weltHehe Maehl gewardstt, ako
Staateeharakter bat; eine verfolgende Klrohe hat das Elemcat
dc$ Staates in sich; und eigentlich ist es nur der Staat, welcher
verfolgt. Der Buddhismus aber schafft weder einen wirkiiciieii
Staat nocli eine wirkliche Kirche; das thatsächliche Auftreteu
beider ist sclioi» ninc Abscliwächung der Idee; er kann aiso auch
seinem Wesen nach nicht verfolgen. Ausserdem ist es ja die
höchste Pütcht jedes Frommen , den Sdunerz des Dasefas nicht
s« vergrOssem; aneh der UngiAabige ist, ohne daas ^ es recht
eikennt, von dem allgemeinen Elend nmlangen; — sollte der
Fromme ihm nooh mdir Elend bereiten, nmr daaMi ,er es eribense?
Die Bnddhislen sfaid aneh nodi jelst iberans Mdsam gegm
fremden Glauben, und nehmen christliche Missionäre mit Im*
Ucher l rcuiidiichkeit bei bicii auf.
4. Die einzige aus der, wiewohl bereits abs^e.schwacbten
Idee des Buddiüsmus entspringende Form des Staaten ist <he
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' 587
tirilige fifniieft toq KHtAie und Staat» der geiatHoli« Staat
Sollen alle Mensdien fromme „Bettier** sein und der Welt alK
sagen, so kann es aneh kein staatliehes Leben neben dem geist-
liehen geben; und lebten die Frommen nicht mehr in völliger
Einsamkeit o<ler aLs wandernde Bettler, schaarten sie sich in
Klöster, in geistliche Coloiuecn, mussten sie also naturgemäss
Kicli aticli äiisserlich organisiren, so war der Staat fcrtip::, der
alierii von selbst aus der Buddhnlehre entspringen konnte, aber
nicht musste, — ein Klosterstaat. Dieser freilich sehr ideelle
Staat, aanftchst auf blosse Gemeinden bescbrftnkt, und auf der
allgemeinen l^leichheh der Meneehen beruhend, eraohtanbo
nraprlngtlck als Vielheit, deren Einheit nur sehr looker In den
Goncilien sieb darstellte, In welehen sieh die republikaniaohe
Gnuidansohaanng der gansen Bnddhalehre anssfHrielrt. Aber
mit allen diesen Dinsen konnte es nicht rechter Ernst werden;
der fromme Bettlei aiusste sich von jedem stärkereu Auftreten
der Susserlichen CJestaltniig eines Kirchenstaates zunickziehen;
die grössere Ausbreitiin«}; *ler T.ehre machte allgemeine Goncilien
unmöglich, das überwiegende Klernent des Laienstandes hob
auch thatsächlich die völlige Gleichberechtigong der Gläubigen
und die reine Erscheinung der Idee auf; der geistliche Staat
artete in eine verweltliehle Hierarchie ans; der Staat de«
Dalai*Lama in Tflbet kann schlechtetdingB nnr als eine Vemrll^
derung des reinen Bnddlia-Bewnaatielns betraditet werden. £•
Hegt aber Im Weeen der Saehe, daae, wo fai Ba4dha*V(llkem
oidi ein wirk 11 eh es Staatsleben bildet, j«ser refai ide^e Klo-
stei&taat aufgehoben werden muss.
Die Sache steht also so: eigentlich gar kein Staat; — dann,
wenn einmal eine äusserliche Erscheinung, ein rein geistlicher
Staat in der Weise der klösterlichen Coloniecn, — endlich,
wenn denn doch um des Bestehens der Gläubigen willen ein
wirklicher, machtvoller Staat sein muss, ein gleichgültiges
Ergreifen jeder grade sich darbietenden Staatsform, ein gednl-
digea UaCorwerfen nnter eine sieh yotfindende Staatsmachl,
die eben nur von der Buddha- Idee eine eigenthimUehe FAr-
b«ng 'erhält.
• 5. Der eigenthümliche Geist, mit weldmn die Bnddha-
Idee die ihr eigentlich ireniden Staatsformen durchdringt, ist
der Geist der Milde und Menschlichkeit. Der Buddhismus
macht zwar keine Frommen zu Fürsten, aber die Fürsten zu
Frommen; und haben auch aus naheliegenden Gründen nur we-
nige „erkenu^de'^ FfirsteusiobzuderUölieaulgesobwiiBgen, die
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ÖS8
Krone mit dem Betüergewand za vertauschen, und gestattet die
Abschwäohuiig der Idee danu auch den Fürsten den Throii, wie
den übrigen Laien das £hebeU| -so haben doch alle die Ver*
pflichtung, die Grundsätze der ams dem tiefsten Mitleiden hervor*
gehenden Milde za beobaehten. Der Ffirst ia ewem buddbisti*
sehen Lande jel» den Greaa-Lama.ansgenoinnten, freilich sieht
Herr der Kirche, aondern nnr primos inter pares, aber alt
eoleher der erste Schnfsherr des Glanbeos, nad ist ▼erpffiehiet
zum fronnnen Leben. Sein ganzes Streben muss darauf gerich-
tet sein, den Schmerz des Daseins zu mildern, als ein Vater
über alle .seine LI nterthanen zu walten, sie zur Tngend und /.ur
Erkcnntni.ss zu führen, ancli in der Gerechtigkeit die raügiichste
Müde zu zeigen, alle grausamen Strafen, auch die Todesstrafe
abtnschaffen, wi^thätige Anstalten, wie Herbergen , Hospüft'
1er etc. zu errichten, jeden Krieg sa Tenneiden, es sei denn sur
A^oka [263^i26 vor Chr.], eio michtiger K5n^ ha nMfidai
lodies, ist der gefeierteste Herrscher der BuddMsten. Er trat
tu der neaeo Lehre über, und zeigte grossen Eüer in ihrer Aw-
breitung und Anwendung. Oa» Oh'ick seines Volkes in jeder Be-
ziehung zu Pirdern, ^var .sein (irund.sat/. „F.s giebt, so sa«jt plr»c
seiner Inscbrirten. keiiu; höhere Pflicht als das Heil dei eanzeri Weit.
Mein ganzes Bestrehen ist, dass ich die Schuld gegen die Gc-
schupfe abtrage und siehienieden glücklich mnchc, und dass sie jen«
■ seits den Himmel sich gew innen." Seine Käthe durften zu jeder Zeit
vsd an jedem Ort ihm iu Regiemogsssgelegenheites Vertrag hailea.
Er erliess keine Verordoung, die sieht vorher im filiaistenatbe er-
wogen irar; er sorgte daflir, dass die Gesetze tfberali gehStig ver-
kfisdigt würdes, and steHte in des DOrfera beeosdere Beamte an»
die von allen An^elecenheiten des Volkes genaue Kenntoiss seit«
nien und ihm inif Hnth iind Mahnung heistehen sollten. Auf die
Bekanntmachun<4 lit r <h setze durch Vcrkffndiffer und Inschriften
wird ein sehr hoher W oi Iii i^ele^t; das Buddha-Volk ist ein [iricstcr-
liches» es soll nicht mehr von einer besonderen Kaste geistlich ver-
treten werden, sondern soll mit Bewusstsein bandeln. A^oka lie«8
die Wege mit schattenreichen und mit fruchttra inenden Bäumen be-
litaasen, Brnonen graben und Herhergen füt Thiere and MessdM»
errichten. Er betrachtete sieh als Vater seines Volkes; „Jeder gste
M easch Ist meb Sohn«<* Sehie Unterthaaea aad seise Febde be-
handelte er sehr müd; er schaffe die Todesstrafe fär diemeistcs
Verbrechen ah; und hei jedem tler seltnen TodesurtheHe mswls
die VuUfitreckuDg drei Tage verzögert werden, walircnd derer gc-
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98»
wöhuiich die Üegoadiguug erfolgte; die Hegnadigteo mussten ein
asketisches JUeben filiren. Seine grosse Freigebigkieit gegen die
Geistlichen wurde seht geriihnit ; ja er schenkte ihnen sein gantet
Reidi und ktefte et ihteii wieder ab. Darin liegt eigettlieh der
Gedanke» data der von der fürehe getrennte Staat naberecbtiget
tei.*)* — Ein Kteig anf Geylen erricbteie aditiehn KraiAen»
bospitaler. •*)
Wiilkarherrschafl gilt als hoher Frevel, und Fürsten und ihre
Diener, vi-elche ihre Gewalt missbranchen. werden nr»< Ii ihrem Tode
als !^!e<»ruugeheuer wiedergeboren, in deren lioili eine Menge Wflr-
iner nagen. ^) Ua aber die Verpflichtung des Königs zu einer mil-
den und gerechten Regierung eine rein moraliKebe ist und von kei-
oem machtvollen Prieeterttande rTnferKtatxt and geleitet wird, so
hat Sick, in €e3rion wetigstens« die Föitteninaebt oft genng in fet-
telioter Wilftar bewegt.«)
Der Krieg wird nur dann gerechtfertigt, wenn er aar Verthei-
digung geführt witd; nnter Buddhisten ist er natttrlieh nnerianbt. —
Als ein Konig auf Ceylon einen Gegner besiegte, zeigte er grosse
BetrObniss, das« m<» viele Menschen auf feindlicher Seite getodtet
seien; die C«eib'tli< lien trüsteten ihn damit, dass die €refalleiien ja
keine Buddhisten seien.'')
*) Bumoiif, I, p. 49S. — *) LaMea, H, S, S6S. — *) Bumonf p. 365 ete.;
IiMBen, Ind. Alt , II, S. 214 etc. 223. 240. 255 etc. — *) Lassen, II,p. 419. — ■)D8aig*
Lm [tObeliMhJ b. Scbstt, 175. — *)8lii«gel, im AMluid, lt46» & 607. — ^Lmmd,
11,418,
Fünfier Abscbniit.
Die Gesehietite.
§ 180.
Alle Entwickclung des Lebens geht abwärts, alles Leben
ist ein Sterben» ein Hineilen zum Tode, so auch die Geschichte
des Buddhismus. ]>ie neue Lehre theilt das Schicksal der
Menscbheit tberhaapt. Bei den actiteii Vdlkeni geht die Ge-
scUdite aufwärts 9 bei den Cldnesen steht sie still, bei den Bnd*
dhlsten gelit sie abwirts; llire Perioden aeigen das Waehstham
der Aasartong. Die erste, bis an der leisten der Tier grossen
Sjmoden in der Mitte des ersten Jahrh. nach Chr. reichend,
ist die der geschichtlichen Begründung des neuen Bevvusstsoins,
und zugleich der reinen Gestaltung: die Lehre und die Ver-
fittsong wurden festgestellt; der Glanzpunkt ist die Regierung
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Af okft'«, ien mimi Firsten, der sieh flBr des BwUttenis
erklärte. Iiidei /.weiten Periode, bis in unser Mittelalter i eichend,
gewinnt dcrBuddlusmiis innerlich iiml äusserlicli au Ltreite. aber
nicht an Tiefe; die heiligen Schriften werden erläuternd veri»eicii-
tet, die neue Lehre weithin verbreite:, besonders in China, aber
m hartem Kampfe von den Braluuaueu aus Indien selbst fast
ganz verdrängt. In der dritten Periode verkumniert die idee
aus Mangel innerer GeisteakcalOt und durch VerwftdbniBg mit
vielen firemdartigeii Elementen; die HäUe iat geblieben, der
Geiat gewiehen$ der Buddhiemna iat jetat eine Mnmie.
^IcfanittBi soll nach cUnesiacheo Berichten selbst diese ab-
wKrtsgehende Gesebidite vorausverktlndigt haben; „%venn icb in
das Nirvana eingegangen bin, wird die voUkoininene Religion
öüü Jahro (l uiern, die folgende scheinbare 1000, und (ii«' let/te
i^eriode 3U00 Jahre.'^'^) Aiifanirs liirlt sich der Buddliisniij> im
nurdlicheo Indie»; vier Synoden, von •denen die letzte in kagmira
gehalten wurde, klärten und befestigten die neue Idee. A^oka, aus
deni mächtigsten der damals in Moid-iDdien regierenden Herrscher-
geacblecbter, breitete» 259 aa der peueoLebre beicefart» dieselbe mit
grossem Eifer, aber nur In friedlicher Weise ava, nsd orgaaisirte
die Kirche.') Nach seinem Tode serfielseln Reich in mehrere klei-
nere. Auf der aweilen Synode, im Jahre 246» war die AnssendaRg
von MissionSroB beschlossen worden , und seitdem verbreitete sich
schnell die Lelire nach iNaiden, Osten ujui iSiidcn. Schon iui zwei-
ten Jahrb. vor Chr. landen tlie ChincsrMr in Mittelasien den Buddhis-
mus überall verbreitet.*) Ceylon nurdo seit der Mitte des zweiten
Jahrh. vor Chr. der Mittelpunkt de» südlichen Buddhismus, der von
hier nach Hinter -Indien gelangte. Aber schon im zweiten Jahih.
hatte der Buddhismus Un nurdlicheu Indien eiae harte Verlbl|piBg
durch einen Farsten su erdulden; Kloster wurden aenitiirt, as4
Geistliche ermordet')
Die Buddhisten erschienen sam ersten Male ia Cbiaa aater der
Regieraag des Schi-boang-ti^ 217 vor Chr., wurden aber aarüflligs-
wiesen; hundert Jahre spitter finden sich bereits vereinzelte Spams
von Buddhismus in China; int Jahre (')1 nach Chr. aber Hess ein
x:hinesischer Kaiser buddhistische Priester aus Indien kommen und
gestaltete den buddhislist Ikm) KultUiS in Cbina.6) P> breitete sicli
bald iilier das ganze Land uuf», und im fünften Jahrh. hatte fast j«^
de^ Dorf errt buddhistisches Heiligthum.'') Oft verfolgtt werde «1er
Buddhismus nicht auHgerottet. und zu andern Zeiten wurde er wieder
sehr begünstigt [{ 27].») In China aber bUdet der BuddbissHü
kerne Cleacbicbte, soadera geht *m die cbiaeeisebe ehi; er tslwr
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891
als Religion, nicht als Staat, und selbst jene erscheint imr in ge-
trübter uiid «ekbter Ge«taU «od obue bedeutoiide bierarchUche
GliederoQg.
In JapaOf wobio der Baddbianitt« im sedwtea Jabrbnodert
dnngf Ist d«r«elbe fiberua verflacht und mit vielea frevulea» be-
aondcra biabmaaiacbea Etcneateo veroiiacbt [S. 223].
Id seiner ftuaaerlichea Geataltung, eben dam» aber nicht
• In seinem Wesen — hat der Buddhismus seinen vollen Glans la
Tübet erreicht. Hier trat er als eine holie geistige Maclit lic^valti-
gcnd irj oiii iiuch rohes Vollc^ utiii wurde für dasselbe der Anfang und
die Quelle alier geistigen und sittlichen liildung. Die frenuien Send-
boten %varcn für die Tfibetaner eine höhere Auctorität, und nir-
gends hat «ich darum so scharf die Souderung der Geistlichen vom
Volke beraiiageblldety and so hoch der erateren Macht erbeben ala
bTflbet Ea erinnert dieaeEntiriekeInng an die'Stellai^ der Geiat-
lidiea In Mitteleurapa bn früheren Mittelalter, Ea gewinnt hier der
Bttddhiamna einen K9rper, und verhält sich au seiner ursprang-
liehen Gestalt etwa wie die epische Gestalt der Brahma-Religion an
der veilischeii. Durch Tschiugijskhau's Enkel KuUilai wurden 12G0
die obern Lama zu w irklichen Herrschern eingesetzt und in ihrer
Macht iiefcstiget, und die clilne.sischen Kaiser, unter deren AhhSn-
gigkeitTübet nachher kam, bestätigten diese geistliche Herrschaft.®)
^'ach einigen, durch die Schwäche der chinesischen Kaiser hervorge-
rufenen Schwankungen wurde die eine Zeit lang bei Seite gedrängte
geistliche Macht der beiden höchsten Lama 1754 wieder bestätigt,
aber bald durch chlnealache Statthalter bedeutend geschmälert;
gegenwärtig Ist alle wirkliche Regierungsgewalt in den Händen der
letatereo.io)
Zu den Mongolen kam der Buddhismus bald nach Tscbingiskhan ;
dieser selbjst wuUte nichts da\<jti wissen: ..die Ilo-scliaui; [LamaJ
und Tao-tse, sagte er, sind /u nichts nütze; sie wiegeln vielmehr
das Volk auf; alle sollen des Landes verwiesen n erden. ' Aber
ein Enkel desselben nahm die Buddhalehre un ; Kubilai • Kbao
begünstigte sie, und setzte selbst in Tübet geistliche Regenten
ein. Aber mit dem Fall der Macht der Moogoleo verwilderte
auch ihre Reiigien wieder, und erat in der aweiten Räifte dea
aechasehoten Jabdmnderts gewann der Bnddbiamua unter den
Mengolen durch Sendboten aus Tfibet wieder ein neues und rege-
res Leben.
Während sich der Huddbisnius nach allen Seiten hin siegreich
aasbreitete, hatte er in meiner Heiinath einen harten Kampf zu be*
aleiieak Das brabmarusche \ ulk war bivh bewusst gewordeo, dass
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SM
die Lehre «ein lonersles Weeeii angriffe; was laaeiMeli est*
gemMigesetzt war, musste auch geschichtlich sich scheiden. Der
buddhisnius gehört nicht einem Volke, sondern der IVIcnscbheit aji,
hat tiiclif ein Land, sondern d*H' Frde /nr licimath; das Brahmaneo-
tbum aber ist an den indischen Boden gclcssclt. In diesem Kampfe
koDDte die EotseheidaDg nicht zweifelhaflt sein. Blieben die Bod*
dhisten im Lande, so masste das brahinanische Leben nntergeheo,
wSlirend jene aasser Landes ilberaU eine Heimath fanden. Die
Brabmanen gebranchten das Haosrecbt, am ihr Dasein ztt retfes;
die HeioatUesen werden aas Indiens Grinsen Yerdfiogt bn
filnften Jabrbundert begann der gewaltige« zam Tbeil Mutige
Kampf, und zog sich , nachdem er bald zu Gunsten der Brabmanen
sich wendete, in .späten Nachnehen bis ins vierzehnte Jahrhundert
Der Vedanta-Philosriph Sankara selbst | S. 23^"] war ein llaupt-
gegner der neuenLehre und ein eifriger Betorderer ihrer \ erlolgnn^.
Nur am Fuss des Uimalaja, in Nepal, erhielt sieb der Buddiusmos.^)
BarMid; I, p. &85.— *) Nemnum b. Dlgcn, III, 2, 120. ISO. — *) L«»en, M
Alt. n. S. Si4 etc.; 44S. — *) Nenmaiin b. Illgen, IH, 8, 188. — *) Burooiir, I,
p. 4S0. ~ *) Foe-Kone-Ki, v. Abel-Banmat, p. 41. 44. — ^ De Maffla, fai«L gw.
V, 48.— ')Bbtlid. 50; Vi, 488; 686 n. oft. ~ •) Sehott, 184; ll•n1llSnll^ bn AmL
1846, S. 51. ^ Schott, 187. 188; Neumann, a. a.0. 52. 56; Hac u. Gäbet, ebeod.
1850. 6.19. — Schott, 193. 194. — ") Schott, 195, — >*) Abel-B^nmt, Mel«-
get Asiat l, 125; Büro. 5a&; T^aiuact. I, 550. 558.
8 e b 1 1 8 8.
§ 181.
In dem indischen Geiste ist die objective Weltanscbanong
zu ihrem Gipfelpnnkt gelangt; aber dieser Gipfel ragt in awei Spi-
tzen empor* Beide Erscbeinangen des faidisehen Geistes gflhMn
zu einander als die zwei Seiten eines lebendigen Gänsen. Dcf
Brahmane legt den Haoptton anf das Sein, der Buddbist mS
das Nichtsein; jener erfasst die Einheit, dieser die !^cbrankcn-
losc Vielheit; die brahmanische Idee ist positiv, die buddhi-
stisclic negativ; dort dehnt sich das Centrum des Alls in wei-
terhin immer mehr abnehmender Kraft zur VVeltperipheric aas
nnd zieht dieselbe wieder in sich hinein; hier ist das Centnini
ganz und gar in die Peripherie übergegangen , hat aidi voll-
ständig ausgebreitet; jene ist centripedal, diese centrifi^iai*
Die Brahmanenlehre yerlierC die Welt, behält bloas die Gott-
heit, ^ die Bnddhalebre verliert die Gottheit, nnd behtitbhwf
die Welt, 4ie ihr aber aneh unter den Hiiiden wieder w
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MS
BcbwinMf 4it endlose Umkreis zerstiebt. Dort ist das wahv0
Mn jensails to Weit, Mer iit alles Sein in der Welt, aber
das Sein Ist nieht daa Walire. Der Bnlnnane will ans der Weit
den Seheina in daa eine Sein snriek» dar Buddhist will ans d4r
aalenden Wek in das KIcbtMin anrAck; beide aber ftblen sieh
in der wirklichen Welt unbefriedigt. Jener will sicli und die
Weh in und aas dem einen Sein erfassen und begreifen, dieser
will sich aus dem Dasein erN^sen; jener erfasst denkend das
Sein, dieser wird von dem nichtigen Wesen des Alls erfasst,
nnd empfindet den Schmerz des Daseins; jener feradit und
sehant, dieser föhlt; die Imhnianlselie Weltanschauungisiepiseb,
die bnddMatiaehe Ijriaeh, Jene mabr nlnnlinb, diese meba
welbticli. Der Bnbnane bat ea dielir mit Gatt zn 1km ala mil aieh
•nd mit dar Welt , der Bnddblat bal ea narndt aieh nad der Wall
xn tbmi, nicht mit Gott; jener ist mehr theoretisch, dieser meha
praktisch, jener mehr do<;maliäcii, dieser mehr moralisch. Der
Brahmane eriasst die Welt als eine Entäusserung, eine £rnie-
driguug Gottes, der Boddhistals eine Überhebunc^. als eine An-
massung der Dinge, sein zu wollen, bei beiden aber ist sie vnm
Cbel. Jenem ist sie einentfolteter Keim, diesem eine einheitslose
Vielheit; dort ist eine organische Verzweigung, hier ein Zer-
miebcn daa Seina bi Atome« Dia WeHanachannag daa Brak«
manen iai atreng monarebiaeb, Gatt ist Allan in Allem; die de$
Baddbiatan ist damekratfaich , die Menge Wt daa ekisig Wakra; ^ -
dart kommt alles Gate und Grosse tou oben herab; die Gfltter
werden menschliche Helden; hier steigt alles von uulen auf ; die
menschlichen Helden werden Gottesmächte.
Die brahmanische Welt ist ihrem Ursprung nach gut, ihrer
Wirklichkeit nach böse; die buddhistische ist ihrer Wirklichkeit
nach auch bOse, aber ihre Wahrheit rubt in Uirem Ziele, in
Ikrer Anflftanng in niabtai daa brahmaniaeha Bewusstsein wirft
daher nrit Vailiabe «af den Anfimg, daa bnddkistiscba anf
daa Ende; jenen liebt die Kosmogonie, diaaea die Eaohatelegie»
BaMa Tori^eilbn daa Dasefo; der Brakmane TemcbteC ea, weB
er es an dem höheren Sein Brahma's misst; der Bnddkkt he-
tnvert es, weil er die Dichtigkeit als ihr Wesen erkennt; jener
findet in allem Dasein Gott, und wirfl jenes als die leere Schaale
fort, dieser findet in allem Dasein das Nichts, und mag das In-
haltsleere nicht. Der Brahmane ist Idealist, und verwid't das
Reale, weil es nicht die Idee ist; der Buddhist ist Realist, und
aerwirft trotadem das Reale, weU ea eben nicht wahrhaft real ist.
' im Bmkmaoenthnm aneidil das okfeetive Haidantknas den
n. as
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Höhepunkt seines aufsteigenden Lebens; im BaddMsmtia kommt
es zur Zersetzung: Volk, Staat, Sprache lösen sich auf: di«
nationale Begränzung wird in den Univeraalismus aufgehobeo,
aber das ist ein Universalismaa der Verzweiflung. — Das Brafah
laaiienthiim mtnä der Buddhisnas Inhalten ifich. äibBKch aa •»
ander wie das Jadentbiini . anm Ghifatenthinn. - Die Btahauuieft
wie dieHebrier betraehfeen aicbiids daa anatebHeasliebe Volk
Gottes; der Beddbismiis and das Gbrisleatlinni oaifadsea die
Menschheit; — jene beiden haben ein bestimmtes Priesterthain
und strenge priesterliehc Formen, un<I das Priesterthum herrscht
über das Volk; bei den andern beiden ixt ein iirieskriiches \ olk.
uufl (1( r Kult ist nielir innerlich als iiusserlich; bei flen ersien
beiden beherrscht eine starre Gesetzliclikeit das ganze Leboi,
tfnd das Gebot ist iMirt und drohend » bier henicbt nüdeJM»
and die Berabigvag det Vergebung»
Ersdiemt so der Baddbismas als 4er. reine Gegensata an
Beabaanentbum, ao aeigt er sich andrerseits als die klare ÜNh
sequeaa der brabaiantscben Idee. Der Brainnane aelat ia dM
an sieh vöUi«; leere Brahma einen Lebensprocess, ohne für die*
sen irgend* einen Grund aufzeigen zu können^ n cslialb die eon-
secjuoiitere Vcdenta die entschiedene Richtung lümnu, diese
ganze Entlaltung fiir eine Täuschung zu erklären. Die Kiifirfba-
iehre geht klarer auf die Sachlage ein; sie. ninunt die wiricliclie
*Welt der Vielbek, weil sie sich, unmittelbar darbietet, als
wirklicb an, iSsat aber jenen Uigruad^ im weteben der Bnb*
mane die Emtwiekeinng aar . Vielheit- aaeli jnur'etni^Btey sink
durch sie wirklich begründen konnte, ala.eiMi dtefWirldiflb*
keit nii^ eeklirenden ganz fallen ^ lAssi jenen' müsri^sb Bllte^
grund fort. Weil der Ihahnianc aus Brahma die Weltesel
nicht l>e£!,r eifen konnte, und sie daher in der tieferen Eat«
Wickelung des Gedankens leugnete, so hält der liuddhist lieber
an der zu erklärenden Welt fest, und weisi jenen nichtis^en
Grnnd zurück. Der Brahmane hat den Grund ohne \^ei^
der Buddhist die Weit ohne Gnnid. Wo der Brahmane da«
Brabna sieh wirkkoh aar Wck entlUten lissl, dasgsschieht es
aar so» dass in das Bratnaa die Ge^easlUae Lebens scbos
bineingesetzt, das Weltlkshe: In das Obenvmlflkhe eiatd<gij
das rekie UrKcbt dureh die Beimwebnnf tob ÜKtersebiedea ga*
trübt wird. Der Buddhisnnis nmcht diese paitielle Verfissterniig
nur total, erfasst den veiu titlichten, in das Bereich der D«ti^
lieben Lebeiis( lUwirkoluno; von Sein, Werden und Auniören
hineiageaogenea Gott £o»%eriGktiger als die Wek selbst, und ver-
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schmäht den Schein eines begründenden UrseinSy welohflt
BMhta begrto^at Der Buddhiamiis hat daher elM gmadlose
Weit, ^ wid ditse» Ohanikter der GnmdlosigkeH fBkgi etAv-
lieh und waoker dorofa. Die Web hat kainen Gimd, und danim
kd» Baolity sl^ sdll nidrt «ein$ imd weil m dennoch ist, so ist
sie vom Übel, ist ein Dasein des Elendes, und meine Aufgabe
ist es, mich verachtend von ihr abzuwenden. Das \at eine edle,
' fiiitlicbc Sprache, ein muthiges Fortgehen in der erfassten Idee,
unendlich erhaben über die gemeine Gesinnung der matenaU$ti<
ndiea Weltanschaumig, die den geistigen Grund der Weit
Ifivgnety die Welt nioht TemänIUg begreifen will, aber doch in
das naniitlelbafe Dasein geniessend sieh versenkt, darin die
WaMMk an liaken ¥efnMuiend.
Sekea wir ans den^Gnadonterseiited der beideD Indiseheii
AnfTassongsweisen genauer an, das Urseln derBratnaaMa aad
das Lr nichts der Buddhisten, so verschwindet uns derselbe
grade in seiner tiefsten ^ uizel. Das völlig bestimmun^slose,
reine Sein der BrnliTnanen und das ebenso bestininiun^blose
reine Nichts der Buddhisten fallen in dem schärferen Gedanken
Töllig zusammen; und grade je tiefer die Brahinanenidee ver-
folgt wird, um so kiarcr tritt der Punkt hervor , wo das reine
Brataa in das Niehts der Bnddlialelire naischUlgt* Das leere
MaristdasNiehts.
Das-eUnesisehe vnd das indisehe Geistesleben ididen eSnen
aduivfen G&egensata, der nnf der Grandlage des dibesisdien
Dualismus und des indischen Monismus erwachsen ist. Die
chinesische Weltanschauung; ist verstiindig, die indische ist ver^
itiinftig; jene hält die Wirküclikf it nis das schlechterdings Wahre
und Rechtmässige fest, und kommt nicht über dieselbe hinaus
zu einem einigen Urgtonde; diese erbebt sieh üher die Wirk*
iiolilMit zu ihrem Grunde und Wesen; «dber anOihig den Grund
deaf Sfeinä als Geist an eitosen» vermag sie «aeh die WkkUk*
keH'idtitt als begrOadet aa:begrelftn and- verwirft die letaler^
nie aMbeieahtigt. Der ChlneBe ist piakclacb, ddr Mtor speoa«
lativ; jener ist tifiiditem radonaKstfSch, dieeermystls<di| jcaar
begreift nur das Hand<2;reifliche, dieser erfasst nur das Ideale.
Der Chinese lebt in voller H(;frie(liti;ung in den wirklichen Zu-
standen, der Indier Avcndet sich grollend von ihnen ab; jener
greift rastlos thätig in das bewegte Leben mitwirkend ein , die-
ser aneht sich in die Wälder oder ins Kloster zurück; jener rich^
tet sieh auf der firde behaglich euiv dieser stösst das Irdisclie m
eüeni ümaatk va« sieb, and ringt aar naefa denifiw%en; jaaar
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will den irdischen Genuss, dieser die Wahrheit; jener ist an*
ermüdlich beschäftigt, (xenusaund Besitz und Rang zu erlaogen,
dietifT entsagt der Welt und ihrem Glänze; jener schaut Uig
uud berechnend um sich^ dieser sinnend in sich hinein.
Im uidi»oli60 Bewusstsein aber vollzieht 4er Buddhismus die
leiste CoDHeqnelis 4es|enigen Heidenlfaums, welches dnsGdtt-
liehe in der JNatar <^bliokl$ und er nohreilet wak eülUeiier WIW
len^Erall bin a« dem Pnnkte Tor 9 wo liogiende Geilt eikeuMi
nnee: leb liabe allen verloren 1 wen ieli Terainfiig nn boritifln,
nn begreifen elrebCe. hn BnddUerann ist daher der Obergang zn
ein^r höheren Stufe gegeben. In der objectiven Weltanschnnang
vei senkt sich der Mensch in die gegeuständliche Welt, lindel
in ihr das allein Wahre. Die Arbeit des menschlichen Geiites
ist aber auf folire richtigem Wesre dahin *!;elans^t, wa die einsei-
tige Kichtuug von selbst umbiegt, um in die eatgef^eDgesetite
aroaneeblagen. Indem der Geist sich in das gegenstindliche
Daaeitt vertieft» and In der Natur das Göttliobe anabte» bat sich
Um' dieeea Daaebi aelbat an%elBat, aiaeiaer inneni Unwebibdt
gerieigit. Weil er eben daa Natnreein einantig nur flbr sicher
faaste» konnte er nicbt nn den Plinkte gelangen, von wo an» er
dasselbe in seiner Wahrheit und Berechtigung ergreifen könnte,
und es muss ihm als in sicli völlig grundlos und unberechtigt
erscheinen. — In der gegenständlichen Welt suchte der ^lenscli
die Wahrheit und das Heil, und vor seinem suchenden Blicke
zerfälirt das Bild in nichts; er wähnte eine Göttin zu umariuen,
und eine Wolke nniDlngi seine Braat* Die heidniache Geistes*
arbeil kenwit an dem entgegengesetzten Ende demen an, tob
wo ale nnogegangen war» Der Menaeb veraenkte aiob aafiMh*
nend und geaseaaead in die Bbitar, aber er werde dabei dts
Genaftaea nlobl firob, Domen • «nd Diatebi tiiig ibn der Acker^
Ünn, der da meinte, im Paradiese die'Fmcbt dce Lebens ge-
messen zu künnen. Die Welt verbleicht dem sie sehnsfichtig
Umfangenden zu immer matteren Zügen, und der Mensch
kommt zuletzt bei dem reinsten (TOG-entlicile alles frohen Lebens-
genusses an, wo ihm alle Freude am Dasein verargt, wo ihm
alles Tersagt wird, was dem lebensfrischen Herzen lieb mid
thcner ist. Statt des frohen JEvgreiDens der lebendigen Wirklich-
keil.oio webaiAthigea Entsagen f atott der Fronde am Dasein dei
Sobmem der Niobtigkett. Im Bnddbiemna aobUlgt die fk»
religioB in Unnnlnr nm, ui daa klare Gegenibeil ebieo in dieltatar
«ob veremilBendetty von ihr getragenen Lebenai alloe Natflr*
Uebe »Ida vom Übel» istUnrecht, ist zu verachten, anfliebfln«
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Dfts Datda, dem der Mensch sidi Ungegeben» atAsst flm
seUbsl Ton lieli lorflek; je baetiger mid lilstenier er nacli ihm
hascht, am so weiter flieht es vor ihm zarfick, und er hat zaletzt
um sich nichts als die Ode Leere. Die Welt weist selbst den
Menschen von ihr ab, weist ihn auf sein eigenes Bewnsstsein hin;
er findet ili ihr nichts von dem, was er suchte; er wird auf sich
selbst zurückgewiesen; — der erste Anfang eines erwachenden
Selbeibewusstseins mht darin, dass der Mensch den Blick
▼on dem ebjectiTen JDaaein abwendet Und dieaea ist im Bud-
dbianma emingen; in ihm iat der Gipfel etreiehl» wo der bocb-
atdgende Gedanke aicb «nwendet, nnd eine neue fUoihtnng sieb
Bahn Inricbl. Dranssen in der Anssenwelt hat der Mensch nicbta
mehr zu suchen; trauernd verlässt der ia seiner Ei vvartung gc-
t&nschte Mensch die ihm ungetreue Natur, and sucht eine neue
Heiniatb, in der der Geist mit neuer, frischer Kraft seine Arbeit
wieder beginnen kann. Bettelarm fühlt sich der Geist auf
der Stufe des Buddbismnai — daa ganze Leben dea Buddhisten
prftgl diese Demüthigong ana» nnd aein Bettlergewand verkün-
det die Iroatloae £nttänacbmig in der Verfolgnng dner ebiaeiti-
gen Ideei das neue Amerüca taacfat aber dem aebnafichtigen
Blicke dea weltentsagenden, von der Heimath geschiedenen
Bnddiiajüngers noch nicht auf; noch fährt das Fahrzeug auf dem
gränzenlosen Meere; hinter ihm ist die alte Welt versunken,
und vor ihm zeigt sich nur das leere Nichts. Die alten (lötter
sind untergeg:aiigen, die alte Freude am Dasein verschwunden,
aber die neue Welt des freien persönlichen Geistes harrt
noch in mibewiiaatem Schlummer.
Dmck vvn C U. Storch b Cwmp. in BmlM.
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